S
taubkörner tanzten im fahlen Licht der Laterne. Ein Falter, dessen Flügel wohl schon zu oft gegen den heißen Lichtkörper geschlagen hatten, flatterte sinnlos immer wieder seinem Ende entgegen. Stille.
Ja, sie hatte Angst. Vermutlich war sie paranoid. Aber die Situation war jedenfalls typisch. Es war vier Uhr nachts. Dunkelheit lockt Verbrecher an. Dann der Ort selbst. Eine einsame Bank auf dem Bahnhof West. Nicht, dass das gänzliche Fehlen von Leben, mal abgesehen von dem irregeleiteten Falter, vorhersehbar gewesen wäre. In einer Stadt, in der sich die Menschen ob Tag ob Nacht gegenseitig auf die Füße treten, nein, das war sicher kein gewöhnlich anmutender Zustand.
Warum stand sie nicht einfach auf? Sie traute sich nicht, nach links oder rechts zu sehn, sie sah nur auf ihre Hände, die unruhig in ihrem Schoß lagen. Wenn Sie aufsah, sah sie vielleicht etwas, was sie nicht sehen wollte. So, wenn sie nur ganz still dasaß und abwartete bis der Zug einlief, wenn sie einfach das schreckliche Gefühl unterdrückte, kam sie unter Umständen unbeschadet davon.
Tatsächlich war es Unsinn, sich alles Mögliche auszumalen. Sie hatte sich selbst in diese Lage gebracht. Es war ihre Entscheidung gewesen. Ihre flüchtig gepackte Tasche, deren Reißverschluss aufgrund der höheren Gewalt der Masse an Kleidung, Kosmetika, Schuhe und so, so vielem mehr, gerissen war, lag ein paar Schritte von ihr entfernt. Erst jetzt wurde sie dem McDonald's-Becher gewahr, dessen Inhalt sich in einer schönen kleinen Pfütze gesammelt und ihr Bündel erreicht hatte. Sie hätte aufstehen können, retten können, was noch zu retten war. Sie starrte weiter auf ihre Hände, die jetzt feucht aneinander klebten. Ein banaler Grund und der Streit war ausgelöst. Zurück konnte sie nicht. Wollte sie nicht.
Falls ihr jetzt etwas zustoßen würde, würde es ihn stören? Oder wäre es ihm gar egal? Wäre er traurig? Würde er dann sogar bedauern, was passiert war? Würde er den Himmel anschreien, warum sie ihm genommen wurde? Endgültig?
Sie blinzelte, das Licht der Laterne flackerte. Wenn das Licht nun ausginge, wäre das wieder ein Zeichen?! In einem Film käme eben dann das Böse näher, immer näher.
Lächerlich. Sie war in keinem Film. Alles war real. Außer Ihrer Einbildung. Es würde nichts passieren. Sie würde leben. Einfach weitermachen. Was war schon dabei, sie war noch jung. Wie ging noch der Spruch? Auch andere Mütter haben schöne Söhne.
Sie zitterte. Ein kalter Windhauch hatte sie gestreift. Nichts Ungewöhnliches. Der Frühling ließ auf sich warten. Sie wollte schreien. Nicht aus Angst. Sie war wütend.
Ein Knacken.
E
r war hier. Es gab kein Zurück.
Er hätte überall sein können. Er hatte das “Was“ geplant, aber nicht das “Wo“. “Plan“ war an sich auch ein zu großes Wort. Es war eine Entscheidung gewesen, eine schnelle Entscheidung. Eine Reaktion auf das was kommen würde.
Es hatte nicht viel zu überlegen gegeben. Dafür bedurfte es keiner Anleitung. Anregungen gab es genug. Dafür sorgten schon die Medien. Ob beim Zappen in der Werbepause oder in der Morgenzeitung.
Er hatte Angst. Weder Angst vor diesem Ort, noch Angst vor seinem Handeln. Angst hatte ihn hierher gebracht. Verzweiflung. Eine Kurzschlussreaktion, würden sie später sagen.
Eigentlich hatte er es sich anders vorgestellt. Die Apotheken hatten zu. Da fiel die Überdosis schon mal aus. Im Radio kam eine Meldung über Steinewerfer auf der Autobahnbrücke. Damit war auch das gelaufen. Er brauchte keine Gesellschaft. Sein Auto war in der Werkstatt. Kein Baum würde leiden müssen.
Leiden würde seine Familie. Seine Freunde. Verdrängung.
Er zog die Jacke fester um sich. Der Reißverschluss war hinüber. Hätte schon längst repariert sein können. Der Wind pfiff. Ein Geräusch, was man nur in solchen Momenten wahrnimmt.
Was gäbe er gerade für eine Zigarette. Das war der richtige Zeitpunkt das Nichtrauchen aufzugeben. Gesunde Ernährung. Gesund leben, hätte man ihm seine Zukunft früher vorhergesagt, hätte er anders gelebt. Andererseits hätte er dann wahrscheinlich bloß schon viel früher getan, was kurz bevorstand.
Wie hätte er damit rechnen können? Das Ergebnis hatte ihn nicht vom Stuhl gehauen. Einen Moment war er starr gewesen, dann hatte er gelacht. Kein hysterisches Lachen. Er war nicht hysterisch gewesen. Die Worte des Arztes klangen in seinen Ohren wieder. Es ist nicht vorbei. Man kann damit gut leben. Mit der richtigen Therapie kann ihre Lebenserwartung, der eines gesunden Menschen gleichen. Kein Todesurteil.
Natürlich, die heutige Medizin macht’s möglich. Wenn es denn so sein soll. Und wenn nicht? Pech gehabt, doch nicht noch mal mit dem Schrecken davon gekommen. Grotesk. Ihm war nicht zum Lachen zu Mute. Auch nicht zum Weinen. Seine Entscheidung stand. Kein Abwegen. Keine Zweifel.
Wie war er hierhergekommen? Die Stadt der Tausend Möglichkeiten. So hatte es erst neulich in einem Artikel gestanden. Egal.
Logischer Weise wäre das der Zeitpunkt, sich die üblichen Fragen zu stellen. Warum ich? Womit habe ich das verdient. Warum nicht der Nachbar, dem keine Frau entkommt, auch dann nicht, wenn Sie bei fünf auf dem Baum ist.
Das Warum war so unwichtig. Das Ist zählte.
Der Zeiger seiner Armbanduhr schien sich unendlich langsam weiter zu schleppen. Sein Fußwippen begann ihn selbst zu nerven. Hatte er etwa mit Pünktlichkeit gerechnet. Ohne Bedeutung, eine Verspätung, würde das Unvermeidliche nicht verhindern. Lediglich unerträglich verzögern.
Schmiss er sein Leben weg? Wollte er nicht, nach einem erfüllten Leben, umringt von seinen Lieben, dankbar für alles, sich verabschieden? Dankbar wofür? Dass es ihn getroffen hatte? Für die bange Erwartung des Elends? Die Selbstzweifel?
Unsinn, war er ein Mann oder ein Memme? Ein echter Mann tut es einfach.
Eben nicht!
Wann kam endlich dieser verdammte Zug?
E
r sah sie, zusammengekauert und steif. Es war vorbei. Wäre es wenigstens das verflixte siebte Jahr gewesen. Dann hätten sie wenigstens ein Klischee erfüllt. Der Streit war sinnlos entstanden, an den Haaren herbeigezogen. Sie hatten wohl beide nur einen Grund gesucht, sich zu streiten. Die Luft war raus. Da waren keine Kinder, kein abzuzahlender Kredit, nichts was sie aneinander binden würde. Sie war nicht fremdgegangen. Er auch nicht. Der Sex war nicht überragend, aber auch nicht besonders schlecht gewesen.
Sie hatten vermutlich zu viel erwartet. Es war keine Liebe auf den ersten Blick gewesen. Und doch, mit ihr wollte er alt werden. Daran hatte es keinen Zweifel gegeben, bis jetzt.
Wie abwegig und albern. Er war nicht sauer. Es gab keinen Grund wütend zu sein. Traurig war er auch nicht. Froh und erleichtert hätte er sein sollen. Sie war geflohen. Hals über Kopf. So hatte es zumindest ausgesehen oder aussehen sollen. Das war also ihre Art den Dingen, ihrer Beziehung aus dem Weg zu gehen. Trotz allem, es war noch immer eine Beziehung gewesen. Keine Aufregende zwar, dennoch ist gemeinsam einsam nicht besser, als allein zu sein? Sie sah das augenscheinlich anders.
Hätten sie noch daran arbeiten können, wie in ihren Frauenzeitschriften beschrieben? Und hieß es nicht in guten wie in schlechten Zeiten? Sie waren nicht verheiratet.
Es gab nichts, an dem sie hätten arbeiten können. Sie hatten sich nicht verändert. Auf jeden Fall nicht großartig. Er hatte nie eine rosa Brille aufgehabt. Es gab nichts, was sie voneinander nicht wussten. Denkbar, dass hier das Problem lag.
Warum waren sie überhaupt solange zusammen geblieben? Hatten es nicht beendet, nachdem jede Hoffnung auf einen kurzen Durchhänger versickert war? Sie hatten sich nicht an diese Beziehung geklammert, sich gar sonderlich Mühe gegeben, sie zu retten. Sie waren ein Paar gewesen, die Zweisamkeit war zur Selbstverständlichkeit geworden. Das kam gewiss in jeder guten Beziehung vor. Nur was war, wenn dieser Zustand einem der beiden Partner bewusst geworden war? Dann war es an ihm, was er daraus machte. Er hatte nichts daraus gemacht.
Das Licht der Laterne hatte geflackert. Die Angst hatte sie gepackt. Sie las gerne Krimis und konnte danach nicht schlafen. Sie musste denken, sie war allein. Zu ihr hinzugehen, war keine Lösung. Dann müsste er mit ihr sprechen. Sprechen, über Dinge, die zu lange unausgesprochen geblieben waren.
Es war kein Zufall, dass er sie hier gefunden hatte. Er war ihr gefolgt. Das würde einen Sinn machen, hätte er vorgehabt, mit ihr zu reden. Doch das hätte er bereits viel früher tun können, vor diesem Streit, vor langer Zeit.
Sie hätten eine Paartherapie besuchen können. Bedauerlich, wenn es einer solchen Maßnahme bedarf, obgleich man sich tagtäglich sieht. Reden kann man auch im eigenen Wohnzimmer.
Er wusste, weshalb er hier war. Als er ihr gefolgt war, war es ein Impuls gewesen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er seinen Schweinehund überwinden und seinen Mann stehen müsste. Zeit die er nicht hatte. Hoffentlich hatte der Zug Verspätung. Er hatte sie verloren. Er wollte sie nicht wiederhaben. Nein.
Er musste sie wiederhaben.
D
er erste Impuls war aufzuspringen. Ihr zweiter, sich zu beherrschen. Der dritte, aufzuspringen.
Sie zitterte, nicht vor Kälte. Es schauderte sie. Würde sie sich umdrehen, war sie überzeugt, wäre ihr Leben vorbei. Bestimmt stand er da. Hatte ein Messer in der Hand. Oder ein Axtmörder? Zugegeben, das war dann doch zu abgedreht.
Wer sollte sie schon umbringen wollen? Was hätte derjenige davon? Naja, sie würde schreien, sie würde fliehen, rennen, stolpern, kriechen, panisch um sich schlagen, treten, beißen, kratzen. Das perfekte Opfer, die perfekte Show. Zum Glück wusste er das aber nicht. Er?
Worauf wartete Sie? Dass er sich von hinten anschlich und „Buh“ rief? Quatsch! Totaler Unsinn, entweder sie drehte sich um, oder sie ließ es bleiben und ergab sich ihrem Schicksal. Sie wünschte er wäre hier. Ihr Freund. Exfreund! In diesem Moment sehnte sie sich nach ihm. Er taugte nicht zum beschützen. Aber seine Anwesenheit würde ausreichen, sie zu beruhigen. Der Mörder hätte dann eine weitaus schwierigere Aufgabe. Zwei statt einer. Zumal sie gewiss in getrennte Richtungen davonlaufen würden. Er war nicht der geborene Kämpfer. Sonst hätte er für ihre Beziehung, für das was sie hatten, gekämpft. Als sie ihn das erste Mal sah, war es nicht sofort um sie geschehen gewesen. Es war auch keine Sandkastenliebe gewesen. Noch waren sie beste Freunde. Sie konnten sich nicht alles erzählen. Sie wusste alles von und über ihn. Umgekehrt dachte er, es gäbe nichts, was er nicht wusste. Weit gefehlt.
Zeige nie einem Mann alles von dir, sonst gibt es für ihn irgendwann nichts mehr zu entdecken. Sie hatte leider den Zeitpunkt verpasst, wann das „nie“ sich auf ihre Beziehung wie eine schwere Last gelegt hatte. Wie hätte sie ihm erklären sollen, dass sie nie ganz offen zu ihm gewesen war. Da war keine dunkle Vergangenheit. Doch gegenseitige Offenheit ist eine der Grundlagen für eine glückliche Partnerschaft. Sie hatten eine gute Beziehung geführt. Zwar ohne Schmetterlinge im Bauch, jedoch mit dem Wissen, dass da jemand ist, wenn du nach Hause kommst.
Wie armselig. Sie war in Lebensgefahr. Sollten das ihre letzten Gedanken gewesen sein?
Nur keine hektischen Bewegungen. Auf keinen Fall durfte sie zeigen, dass sie ihn bemerkt hatte. Und, wenn alles Einbildung war, um so besser. Dann konnte sie ja viel später einmal über ihre eigene Dummheit lachen.
Nach vorne sehen, einen Ausweg suchen. Die Augen schweifen lassen. Die Gedanken sammeln. In der Ruhe liegt die Kraft. Wollte sie Yoga machen oder um ihr Leben rennen?
Vorsichtig ohne den Kopf zu bewegen, richtete sie Ihren Blick nach vorn, auf die Gleise. Klar, die waren da nicht aus dem Nichts aufgetaucht, doch ihr Geist war wo völlig anderes gewesen. Tief durchatmen. Das hatte er hoffentlich nicht bemerkt.
Sie sah ihn.
D
er dämliche Plastikdeckel, sicher von einem dieser Getränke „to go“, auf den er getreten war, war in der Mitte gebrochen. Sie war aufgeschreckt. Starr vor Schreck.
Nicht rühren. Nicht bewegen. Rückzug.
Er zweifelte. Hatte ihre Beziehung noch eine Chance? Und falls ja, sollten Sie es nicht besser beenden, bevor sie beide diese Zweisamkeit völlig anödete? Sie hatten es beendet. Wozu aufwärmen, was längst verloren war?
Ein Grollen in der Ferne. Ein leichtes Vibrieren. Der Zug kam. Sie würde einsteigen und weg war sie. Aus seiner Sichtweite, aus seinem Leben. Er konnte eine neue Liebe finden. Dafür war es nicht zu spät. Sie war nicht seine erste große Liebe gewesen. Er würde sie nicht vergessen.
Verdiente sie nach allem was gewesen war nicht wenigstens wohl gemeinte Worte des Abschieds? Sie war abgehauen, nicht er.
Er zögerte.
„
H
IV positiv“ und dein Leben ist vorbei. Ganz so leicht war es dann doch nicht.
Nichts im Leben kriegt man eben geschenkt. Sarkasmus, war das seine Art mit der Situation umzugehen? Er hatte nicht vor mit irgendwas umzugehen. Deswegen war er hier. Um zu handeln und nicht um damit klarzukommen.
Seine Hände waren schweißnass. Er fühlte sich wie vor seiner Abschlussprüfung, oder dem Führerscheintest, nur viel, viel schlimmer. Er fühlte das Adrenalin. Es gab ihm die Kraft, den Mut. Er fühlte die Angst, ihm war schwindelig, so heiß.
Einen Schritt nach dem anderen. Einen Fuß vor den anderen. Er hatte die Schienen fast erreicht. Nicht auf den Zug achten. Ausblenden. Nein. Dann würde er den entscheidenden Augenblick verpassen.
Ein Schritt.
E
s lief ihr eiskalt den Rücken herunter. Nicht wegen ihm. Er war auf der anderen Seite der Gleise. Er konnte nicht hinter ihr stehen und ihr von hinten die Kehle durchschneiden. Sie sah ihn. Also konnte er sie auch sehen. Moment. Wenn er sie sehen konnte, sah er auch, wer oder was sich an sie heranschlich.
Sie versuchte Blickkontakt zu ihm aufzunehmen. Auf die Entfernung eine Kunst. Würde sie ihm winken, würde der Angreifer hinter ihr, ihn hoffentlich auch bemerken und flüchten. Oder denken, dass es ein dummer Täuschungsversuch ihrerseits war. Dann wüsste er, dass sie von ihm wusste. Sie probierte ihn telepathisch zu erreichen. Hoffnungslos, genauso wie die Chance von Aliens entführt zu werden. Was war schon die Aussicht nach zig Jahren ohne Erinnerung wieder zurückzukehren, gegen die Vorahnung eines brutalen Ablebens?
Aufatmen. Der Zug war in Sichtweite. Es war an der Zeit für ein Stoßgebet. Vorausgesetzt der Angreifer war nicht total bescheuert, würde er sie kaum abmetzeln, wo die Wahrscheinlichkeit groß war, dass Passanten ihn ausmachen könnten.
Der Mann ihr schräg gegenüber machte keine Anstallten sich zu bewegen, geschweige denn ihr zu helfen. War sie ihm überhaupt aufgefallen? Er stand viel zu dicht an den Gleisen.
Entweder war er nicht ganz richtig im Kopf oder lebensmüde.
Er ging einen Schritt vorwärts. Konnte es denn wahr sein? Er hatte doch keine Tomaten auf den Augen! Er wollte sie retten!
Er blieb stehen.
E
r konnte unter Druck nicht denken. Sie hätte ihm die Entscheidung abnehmen können. Sie musste sich nur umdrehen.
Er wünschte, er könnte die Zeit anhalten.
E
r fühlte sich, wie sich ein Boxer beim Einmarsch zum entscheidenden Kampf fühlen musste. Er hörte förmlich, wie sie sein Lied einspielten. Zu blöd, er hatte kein Lied. Warum war kein Ohrwurm da, wenn man einen brauchte. Er zählte die Sekunden.
Er wünschte, es wäre vorbei.
S
ie wünschte, die fliegende Untertasse würde kommen.
M
ist. Der Zug.
V
ater unser im Himmel.
„
N
eeeeeein!!!“
D
ie spinnt!
...
„
S
cheiße!“
S
agt man nicht. Was sagt oder tut man denn in so einer Situation am besten? Ein kleiner Schritt. Keine Zeit zum Überlegen. Entscheidend für ein ganzes Leben. Für drei Leben. Entscheidung über Leben und Tod.
Was war vorgefallen? War sie auf die Gleise gesprungen und hatte ihm das Leben gerettet? Hatte sie nur entsetzt aufgeschrien, ihr Leben nicht riskiert und war er zur Besinnung gekommen? Hatte ihr Exfreund sie erreicht und festgehalten? Lag sie nun tot auf den Schienen und er lebte? Hatte er es nicht mehr rechtzeitig geschafft, dem Tod von der Schippe zu springen? Und wenn doch, war er glücklich damit? Wenn sie nicht paranoid gewesen wäre, sich längst umgedreht hätte, hätte sie ihn dann registriert?
Was kam danach? Trauer, Verzweiflung, Wut und Zerstörung? Freude, Glück und Erleichterung? Ein Kranken- oder Leichenwagen?
Eine neue Liebe? Eine alte durch einen Moment oder auch mehrere des Zögerns für immer vergessen? Für eine Schnulze realistisch, für die Realität zu schnulzig?
Viele Fragen, viele mögliche Antworten. Unwichtig? Wichtig? Was zählt ist die Geschichte.
J
a?
N
ein?
...
Wer wissen möchte, warum ich die Geschichte so und nicht anders erzählt habe, bitte umblättern.
Nachwort:
Das Ende habe ich offen gelassen, da die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist. Es ging mir nicht darum, wer mit wem oder wer lebt und wer stirbt. Stattdessen wollte ich aufzeigen, dass nicht die gut überlegten, lange im Voraus geplanten, sondern die spontanen Entscheidungen über uns und unser Leben entscheiden.
N. U.
Tag der Veröffentlichung: 22.03.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle Quer-um-die-Ecke-Denker