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Hey. Ich bin die, die dich liebt!

Kurzgeschichte

 

 

Die Frau im Spiegel

 

 

 

Wieder einer dieser Tage.. Man öffnet die Augen und weiß wie mies der Tag werden würde.

Verschlafen schwang ich meine Beine aus dem Bett. Antriebslos begann ich in mein Badezimmer zu schlurfen. Das einzige was man zu genießen schien, war am Morgen das heiße Wasser, das einem vom Körper perlte, in der Hoffnung das alles damit herunter rann und im Abfluss verschwand, doch so einfach war das Leben nicht. In einem Handtuch gewickelt schritt ich zum Spiegel und starrte hinein. Ich betrachtete die Frau, die mich dort traurig durch das beschlagene Glas ansah. Ich streckte meine Hand nach dem Spiegel aus und wischte darüber. Nichts an Ihrem Blick änderte sich. Monoton griff ich zu dem Fön und beobachtete die Frau im Spiegel, wie das Haar wirr wie Ihre Gedanken um sich schlug. Ich betrachtete die Frau noch eine Sekunde und wollte gerade nach meinem Kajal greifen, um mich ein wenig auf zu hübschen, so wie jeden Tag. Ich starrte vom Kajal zum Spiegel und wieder zurück. Nein! Nein, heute nicht. Wütend pfefferte ich den Stift in die Ecke und stütze mich einen Augenblick auf dem Waschbecken ab und blinzelte die Tränen weg. Nein. Heute würden auch Sie nicht gewinnen. Nein.. Heute nicht.

Es würde mich eh niemand sehen. Niemand würde die verdammte Frau im Spiegel sehen, so wie jeden verdammten Tag.. Niemand würde mich bemerken, wie an jedem anderen Tag! Er würde mich nicht sehen.. Er sah mich nie, wie ich gesehen werden wollte! Niemand sah mich so, wie die Frau im Spiegel gesehen werden wollte.

Ich schlüpfte in meiner schwarzen Hotpants, zog mein blutrotes Top und meine schwarzen mir immer treuen Chucks über. Ich warf mir meine Tasche über die Schulter und rannte die Treppen hinunter. Ich beachtete weder meine Nachbarin, noch meine Familie, die mit Ihr am Tisch saßen. Beinahe durch den Flur rennend, betrachtete ich die Frau im Spiegel für eine Sekunde, bevor ich die Tür hinter mir lauthals ins Schloss warf.

Ich wusste was ich heute wieder sehen würde. Ich wusste das man mich heute wieder nicht sehen würde. Genauso wusste ich das ich nichts dagegen unternehmen konnte. Ich rannte die Straße herunter und blieb am Ende stehen, nur einen Moment. Er sah einen Augenblick auf und nickte. Ich starrte einen Augenblick hob die Hand und wollte schreien; Hey. Hey! Ich bin die, die dich liebt! Doch ich ließ den Kopf sinken und rannte weiter. Ich wusste, es würde alles wie jeden Tag sein und ich wusste es würde nie anders sein, da die Frau im Spiegel nie etwas unternehmen würde.

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Tag der Veröffentlichung: 17.09.2015

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