Da es draußen geschüttet hat, bin ich zu Hause geblieben und hab versucht meiner Dienerin auf die Nerven zu gehen. 2 Uhr morgens. Ich gebe auf. War leider nicht erfolgreich. Darum schlafe ich jetzt auf meinem neuen „King-Sessel“ im Wohnzimmer, den sich meine Dienerin vor kurzem besorgt hatte.
5. 45 Uhr. Ich wache wegen eines störenden Hungergefühls auf. Strecke und schüttele mich. Oh! Ein unsichtbarer Fleck in meinem strahlend weißen Fell. Den muss ich umgehend wegputzen. Steigere mich in die Säuberungsaktion hinein und kann schließlich nach einer halben Stunde immer noch nicht aufhören. Dennoch überwiegt nun endgültig der Hunger.
Laut vernehmlich rufe ich nach meiner Dienerin. Höre ein schläfriges Stöhnen aus dem Schlafzimmer. Dann wieder Stille.
Empört rufe ich nun dringlicher.
Die Dienerin hat zur Stelle zu sein! Der Kater des Hauses verlangt nach Futter!
Bekomme nach langem warten um 6.20 Uhr Futter. Dienerin geht völlig übernächtigt ins Bett zurück.
Springe nach meiner Mahlzeit elegant auf den Tisch. Werde von Langer Weile gequält.
Überlege, was ich machen könnte. Mein Blick fällt auf den hohen Hibiskus auf der großen Arbeitsfläche der Küche. Wie sieht es wohl von da oben aus…
6.25 Uhr.
RUMS!
Habe den Ausblick nur kurz genießen können. Ganzer Pflanzentopf kippte aus unerklärlichen Gründen um. Dessen Inhalt verteilte sich in der ganzen Küche.
Konnte mich gerade noch so auf dem Küchentisch retten.
„REMUS!!!!!“
Das laute Poltern hat offenbar meine Dienerin aufgeweckt.
Zuckte zusammen beim Klang meines Namens. Rückenfell sträubte sich. Dienerin kam etwas schlaftrunken, aber dennoch wütend in die Küche. Wollte weglaufen doch dann ändere ich meine Taktik. Setze mich völlig entspannt auf dem Küchentisch hin.
Oh! Moment. Nicht der Küchentisch! Darf eigentlich auch da nicht hin.
Setze mich völlig lässig auf das Fensterbrett und beobachte Dienerin mit einem vorwurfsvollen Blick. Hoffe den Eindruck zu erwecken, dass der Topf von alleine umgekippt war und ich zutiefst beleidigt von dieser Ruhestörung bin. Dienerin betrachtet mein Meisterwerk, sah mich an und gab ein entrüstetes „Toll!“ von sich. „Ganz, ganz toll! Du hast mal wieder den maximalen Schaden angerichtet!“
Mist. Sie kam mir auf die Schliche.
Mache mich schnell aus dem Staub.
14 Uhr. Habe bis eben geschlafen. Bin durstig und halte nach Trinkmöglichkeit Ausschau. Bekomme leider nur eine zu Gesicht. Auf dem Küchentisch. Sehe mich um. Dienerin außer Sichtweite. Sprang mit ungeheurer Dynamik auf den Tisch und schlenderte mit hoch erhobenem Schwanz zur Vase. Stille meinen Durst an ihr.
Stelle fest, dass ich plötzlich muss. Zufällig war das Fenster der Balkonküche offen. Es regnet im Moment nicht, also kann ich einen Schritt hinauswagen. Sehe plötzlich die fünfköpfige Elsterfamilie, auf die ich es schon immer abgesehen habe. Diesmal krieg ich sie!
Gehe hinter der Glasscheibe in Deckung. Aus einem mir unerklärlichen Grund fingen die Elstern an zu schimpfen. Wahrscheinlich eine andere Katze. Mich konnten sie ja hinter der Fensterscheibe nicht sehen. Bin schließlich perfekt getarnt. Warte den passenden Moment ab.
Und da! Mit einem gewaltigen Satz sprang ich eine vorbei fliegende Elster an. Habe sie beinahe erwischt. Haben nur noch 2 Meter gefehlt. Gehe im Sprung leider leer aus und falle…
…ins Leere!
Stelle fest, dass ich der Gravitation ausgesetzt war. Bin so schockiert, dass an ein instinktives Umdrehen meines Körpers, sodass ich auf die Füße falle, nicht zu denken ist.
Lande jedoch weich in der großen unter mir befindlichen Kletterpflanze. Bin sofort wieder der Alte. Höre Dienerin von oben entsetzt meinen Namen rufen.
Nutze die Gelegenheit und gebe keinen Laut von mir, um sie noch weiter auf die Folter zu spannen. Kletterte gelassen herunter. Sehe auch schon die Dienerin vor mir stehen und mich begutachten. Lasse mich von ihr wie einen Helden wieder hinauftragen. Wieder habe ich eine Gefahr ohne Probleme meistern können.
18 Uhr. Habe nach langer Zeit mal wieder geschlafen. Bin hungrig. Sehe die verschlossene Champignonpackung in der Küche liegen. Völlig unbewacht. Noch war sie verschlossen…
18.30 Uhr. Ertrage die lauten und gleichzeitig überraschten Schimpftiraden der Dienerin, nachdem ich alle Champignons, die Leberwurst und den Quark verdrückt habe.
Stehe auf der Arbeitsfläche, auf der noch ein paar Erdkrümel vom Ereignis des Morgens lagen. Vernehme plötzlich einen widerlich beißenden und unerklärlichen Geruch. Beobachte Dienerin, die beim Schimpfen plötzlich innehielt. Ihr Gesichtsausdruck wechselte von Wut in Verwunderung und dann in Entsetzen. Dienerin springt auf mich zu und schlägt meinen hoch erhobenen Schwanz von der Kerze weg, die ich bis eben noch nicht bemerkt habe. Erschrecke ebenfalls und begutachtete meine verkokelte Schwanzspitze. Meine Gesichtsentgleisung habe ich sofort wieder im Griff.
Verdammt! So etwas darf einem Profi nicht passieren!
20 Uhr. Habe ärgerlicher Weise kein Futter bekommen. Wahrscheinlich wegen der Pilze…
Dienerin warf Kaninchenfell-Spielzeugmaus mit Glöckchen daran durch die Gegend. Will mich offenbar zum Spielen ermuntern. Habe keine Lust und ignorierte Maus konsequent.
24 Uhr. Verspüre plötzlich riesige Lust mit der klingelnden Spielzeugmaus zu spielen und werfe sie wild in der ganzen Wohnung umher. Dienerin, die schon wieder schläft, kommt irgendwann aus dem Schlafzimmer gewankt und nimmt mir die Maus weg.
1.30 Uhr. Enttäuschung muss unerwartet der Müdigkeit Platz schaffen.
2 Uhr. Zeit, Schlafen zu gehen. Muss aber pünktlich um 5 wieder aufstehen, um nach Futter zu verlangen…
Texte: copyright by Remus
Tag der Veröffentlichung: 03.08.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Meinem geliebten Kater, ohne den der Alltag nur langweilige wäre.