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-Robin-



„Hey, Also mein Name ist Robin Maltesź. Ich bin 17 Jahre alt und ich bin mit meinen Eltern hier hergezogen, weil mein Vater hier einen neuen Job bekommen hat.“ Das war der erste Satz in meiner neuen Schule. Meine neuen Klassenkameraden guckten mich alle ein bisschen misstrauisch an, weil naja… weil ich einfach ein bisschen anders aussehe als andere.
Ich bin nicht gerade groß, gerade mal 1,55 m und ich hasse hohe Schuhe, eigentlich hab ich nur zwei Paar Schuhe- ihr werdet jetzt bestimmt denken, oh mein Gott wie kann ein Mädchen nur ZWEI paar Schuhe haben???- aber ich besitze nur meine zwei Paar heißgeliebten All Star Chucks. Und was an mir wirklich seltsam ist, sind meine Haare. Ich habe rabenschwarze Haare mit dunkelgrünen Strähnen. Und diese dunkelgrünen Strähnen sind natürlich! Ich weiß nicht warum meine Haare so sind, aber so sind sie schon seit meiner Geburt.

Der Lehrer, dessen Namen irgendwas mit Dab… nein Dob… ach ja jetzt fällt es mir wieder ein, sein Name war Herr Dobnitzki, seltsamer Name, aber er war ja auch Mathelehrer da war das ja kein Wunder, sagte ich sollte mich hinsetzten. Der einzige freie Platz war in der vorletzten Reihe neben einem düster guckendem Junge. In diesem Kurs waren circa 20 Leute.
Und nur zwei Mädchen, die nebeneinander saßen, also musste ich mich wohl doch neben den seltsame Jungen setzten.
„Hey, ich bin Robin.“ Der Typ starrte weiterhin auf sein Blatt, das er mit seltsamen Zeichen bekritzelt hatte und wollte wohl nicht mit mir reden. „Naja, egal. Es gibt bestimmt auch nette Leute hier. Nicht nur so arrogante Arschlöcher", dachte ich mir. Auf einmal blickte der Junge hoch. Direkt in meine Augen. Oh… wow. Seine Augen sind unbeschreiblich.
Sie waren grün und so tief und klar wie ein See. Mein ganzer Körper war wie elektrisiert. Ich stellte mir grade vor, wie er aus einem See steigen würde seine Haare schütteln und… „Oh mein Gott. Robin, hör auf", murmelt ich vor mich hin.

„Robin, würden Sie uns bitte sagen, wie man diese Formel berechnet?“ Herr Dobnitzki stand auf einmal direkt vor mir. „ Ich… ich… ähm.“ Ich hatte natürlich keine Ahnung. Plötzlich spürte ich, wie mich der Typ gegen den Fuß tritt. Er schob mir einen Zettel hin, auf der die Lösung stand.
Also ähm… die Lösung. Achso ja hier.
Ich sagte ihm die Lösung und er ging wieder zurück nach vorne zu seinem Lehrerpult. Als ich mich grade bei dem superheißen, geilen Typen– „Oh Gott Robin, hör auf! Du fängst ja gleich an zu sabbern", Schimpfte ich mit mir selbst in meinen Gedanken.- bedanken wollte, klingelte es und als ich grade etwas sagen wollte und mich umdrehte, war er weg.
Also packte ich meine Sachen und ging ohne mich bei… Ich weiß noch nicht mal wie er heißt… zu bedanken.

Ich guckte auf meinen neuen Stundenplan und sah, dass ich jetzt eine Freistunde hatte. Ich guckte nach draußen und überlegte ob ich mich nach draußen setzen sollte, aber es regnete und sah ziemlich ungemütlich aus, also ging ich los und suchte den Aufenthaltsraum.
Diese Schule war echt klein. In meiner alten Schule, gab es 4 Stockwerke und zwei Sporthallen. Hier gibt es grade mal 2 Stockwerke und einen kleinen Sportraum.
Ah... endlich. Da ist der Aufenthaltsraum. Ich ging hinein und setzte mich an einen Tisch. Nach circa 10 Minuten dummen rumsitzen beschloss ich, mir was zu essen zu holen. Als ich aufstand und gehen wollte prallte ich volle Kanne mit einem Mädchen zusammen.
wollte prallte ich volle Kanne mit einem Mädchen zusammen.
Sie war 2 Köpfe größer als ich und hatte rote, also wirklich rote Haare, die ihr in langen Locken den Rücken runterfielen. „Oh, ich… tut mir echt leid“, stammelte ich und wurde natürlich knallrot im Gesicht. Sie guckte mich an und fing an zu lachen.
Sie bekam zwei süße kleine Grübchen in ihrer linken Wange und ihr ganzes Gesicht war mit Sommersprossen bedeckt. „Ach, ist schon okay. Passiert doch jedem Mal“, sagte sie und guckte mich prüfend an. „Hey, du bist neu hier oder? Ich hab dich noch nie gesehen. Ich heiße Niko. Also eigentlich Nikola, aber das ist so ein schrecklicher Tussenname? Findest du nicht auch.“ Sie redete weiter ohne Punkt und Komma. Ihr Blick blieb an meine Haaren hängen.
„Oh wow, wie hast du denn DAS hinbekommen?“ fragte sie mich. „Achja, wie heißt du überhaupt? Ich laber dich hier zu und du kommst noch nicht mal zum Luft holen.“ Ich fing an zu lachen. „Ich heiße Robin und ja ich bin neu hier. Ich bin letzte Woche mit meinen Eltern hier hergezogen. Und naja, meine Haare sind natürlich so. Sie sind..." Sie unterbrach mich und guckte mich mit großen Augen an. „Wow, natürlich? Das ist ja geil.“

„Ich wollte gerade was essen gehen. Hast du Lust mitzukommen?“ fragte ich sie und zusammen gingen wir in die Cafeteria und holten uns jeder ein Sandwich. „Ich bin Vegetarierin. Ich weiß nicht ich find es schrecklich, wenn man süße kleine Tierchen ermordet um sie dann zu essen.“ Niko war wohl sehr gesprächig, naja dann hatte ich nichts zu tun, das ist doch auch gut. Also saßen wir da und aßen unsere Sandwichs. Niko redete und ich hörte ihr zu. Als wir dann gehen wollten, kam der Typ von eben aus Mathe und setzte sich an den Tisch neben uns. Als ich mich unauffällig umdrehte, starrte er mir genau in die Augen. „Niko, wer ist DAS?“
„Ohh, das ist Lucas Turner. Er ist verdammt geil. Und er sieht aus wie aus einer Modezeitschrift entsprungen oder so! Robin? Warum starrt er dich an?“ Niko riss theatralisch die Augen auf. „Robin, Lucas starrt dich an...Immer noch.“ Sie war richtig entsetzt.
„Ich weiß. Er sitzt in Mathe neben mir. Und ich wollte mich bei mir bedanken, weil er mir geholfen hat, als ich… naja, abgelenkt war. Um ehrlich zu sein. Ich hab ihn die halbe Stunde lang angestarrt und mein Kopf hat naja… Sachen gedacht. Du verstehst was ich meine, oder?“ Sie fing an zu grinsen. Okay, sie hatte verstanden was ich meine.


„Oh Gott… Robin! Er kommt her!“ Jetzt war sie richtig entgeistert. Aber sie hatte Recht, Lucas war aufgestanden und kam direkt auf uns zu.
„Hey“- Oh mein Gott. Alleine von seiner Stimme kriege ich ja gleich einen Orgasmus. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. - Seine Stimm war tief und sexy. Sie war weich wie Honig.- Ich glaube ich könnte anfangen zu schnurren, wenn ich ihm zuhöre.
„Hey...Danke, dass du mir eben in Mathe geholfen hast. Ich war ein bisschen abgelenkt.“ Ja, genau Robin. Du warst abgelenkt. Du hast ihn in deinen Gedanken ausgezogen. Stopp! Nicht schon wieder solche Gedanken!
„Ich heiße Lucas Turner. Tut mir leid, dass ich eben in Mathe so unfreundlich gewesen war.“ Er streckte mir seine Hand entgegen. Als sich unsere Hände berührten geschah etwas Seltsames. Mein Körper war wie elektrisiert. Es war wie, als er mir eben in die Augen geguckt hatte. Ich versank fast in ihm. Das Einzige was mich noch hielt, war die Berührung unser Hände. Seine Augen waren Smaragde. Ich war wie elektrisch geladen.
Dies alles spielte sich innerhalb von 5 Sekunden ab. Und als er seine Hand wieder von meiner löste, war es, als wäre etwas von mir verloren gegangen.

Ich war total verwirrt. - Was ist denn da grade passiert?- dachte ich mir und Niko und ich gingen aus der Cafeteria, denn die nächste Stunde fing gleich an und ich wollte ja nicht zu spät kommen.
„Was war DAS denn grade?“, fragte Niko mich neugierig. „Oh Gott Robin du bist ja ganz bleich im Gesicht. Komm setz dich erst Mal und trink ein Schluck.“
Niko sah mich immer noch fragend an. Sie erwartete wohl eine Antwort. „ Ich, ich, ich hab keine Ahnung", stammelte ich. „Als wir uns berührt haben, hat es sich so angefühlt, als ob tausend Stromstöße durch meinen Körper fließen und jetzt, jetzt fühle ich mich leer. Es ist, wie wenn mir irgendetwas genommen worden wäre.“
Niko gab mir fürsorglich ihre Wasserflasche und ich trank einen Schluck. „ Als er deine Hand losgelassen hat wurdest du kalkweiß im Gesicht. Es war, als ob dein Herz ausgesetzt hätte oder du keine Luft mehr kriegen würdest. Und das seltsamste war, dass deine grünen Strähnen, du weißt schon, die in deinen Haaren, angefangen haben zu leuchten, als würde jemand Strom hindurch jagen. Und seine Augen sind riesig geworden.“
Niko sah mich immer noch aufmerksam an, wie wenn sie denken würde, dass ich gleich umkippen würde.
„Ich weiß auch nicht was da eben los war. Aber ich möchte es eigentlich nicht nochmal wiederholen, deswegen lass uns schnell gehen, bevor Lucas hier auftaucht und wieder irgendwas Seltsames passiert.“
Niko und ich gingen schnell weiter in unsere Klassen, aber vorher tauschten wir noch unsere Handynummern aus. „Ich ruf dich nachher mal an okay?“, sagte Niko noch im gehen.
Der restliche Tag verlief problemlos. Ich musste mich in jedem Kurs neu vorstellen, was nachdem dritten Mal echt nervig war, aber ich hatte zum Glück keine angsteinjagenden Begegnungen mehr mit Lucas.
Als die Schule dann endlich vorbei war, ging ich zum Busbahnhof und wartete auf meinen Bus, weil mein Auto noch nicht hier ist, da ich es in unserer letzten Stadt aus Versehen gegen einen Laternenpfahl gefahren habe und es noch in der Werkstadt war.

Ich musste mich ein bisschen beeilen, denn ich war mir nicht so sicher wo mein Bus genau abfahren würde, doch so viele Busse wird es hier ja nicht geben. In einer „Stadt“ mit 3000 Einwohnern.
„Wie war dein Tag, Schätzchen?“, fragte meine Mum mich, als ich zu Hause die Tür aufmachte und meine Sachen von mir schmiß. „Anstrengend. Aber ich hab ein nettes Mädchen kennen gelernt. Sie heißt Niko und redet wie ein Wasserfall", Sagte ich und lachte bei dem Gedanken, wie Niko mich den ganzen Tag zugelabert hatte.
„Das ist schön, Schätzchen. Das Essen ist auch gleich fertig, wenn du bitte Tisch decken hilfst. Micael ist noch nicht zu Hause. Er kommt erst heute Abend.“


Ich ging nach oben in mein neues Zimmer um meine Sachen abzulegen. Ich hatte das größte Zimmer im Haus bekomme, mit eigenem Balkon und eigenem Bad. Doch das genialste war, dass ich ein riesiges Himmelbett bekommen hatte. Es steht genau in der Mitte und sah einfach wunderbar aus. -Was ich alles mit Lucas auf diesem Bett machen könnte. Wir kön... STOPP! Befahl ich meinem Gehirn, das schon angefangen hatte sich Bilder auszumalen was wir beide alles machen könnten. Auf diesem großem, gemütlichem Bett... STOPP Robin, was tust du da?- Ich musste diese Gedanken ganz dringend aus meinem Kopf bekommen.
„Schatz! Das Essen wird kalt, komm doch jetzt bitte.“ „Ich komme sofort ich muss kurz nochmal ins Bad“, rief ich nach unten.
Ich ging noch schnell ins Bad und schaute kurz zur Kontrolle in den Spiegel und meine Haare waren total verzuppelt. Sie standen in alle Richtungen ab, so als ob ich in die Steckdose gefasst hätte. – Seltsam... Was hatte Niko gesagt? >Deine Haarsträhnen haben geleuchtet.




-Lucas-




„Ich musste weg. So etwas ist mir nie noch nie passiert, Josh. Was soll ich denn jetzt machen. Ich muss morgen wieder in der Schule sein. Aber ich kann da nicht hin. Wenn sowas nochmal passiert. Es war als ob wir verschmelzen würden. Als ich sie losgelassen hab, da ging etwas in mir verloren.“
„Lucas! Wo bist du?! Wir haben dich gesucht. Den ganzen Tag lang. Sag mir bitte, dass du noch im selben Land wie wir bist. Wenn ich das Mum erzähle rastet sie mal wieder total aus. Du weißt doch wie fürsorglich sie immer ist.
Versprech ihr wenigstens, dass du das nächste Mal anrufst wenn du einfach verschwindest.
Sie hat gesagt sie bekommt sonst noch einen Infakt. Was ja eh nicht geht, aber das tut hier nichts zur Sache. Also! ALTER WO BIST DU?!“
Joshs Stimme wurde immer energischer. „Josh, es ist okay. Ich bin in der Ukraine. Ich musste laufen. Ich musste irgendwo hin, wo mich keiner sehen kann. Ich musste es aus mir raus lassen. In mir hat sich eine Tür geöffnet, als ich Robin berührt hab. Und ich muss diese Tür dringend wieder verschließen. Verstehst du was ich meine?“
Natürlich verstand er es nicht. Er war noch nie in so einer Lage gewesen. Er hatte noch nie dieses Gefühl in sich, das sich anfühlt, als ob irgendwas einen innerlich zerreißen will.
„Dann mach aber, dass du bald wieder hier bist. Mum bringt dich sonst um. Das weißt du. Werd mit deinen Gedanken fertig.
Ich werde mit Dad reden und ihn fragen ob er weiß, was mit dir passiert.“ Josh redete noch ein bisschen über dies und das, doch Lucas konnte ihm nicht zu hören. Seine Gedanken kreisten ganz alleine um Robin. Sie war so wunderschön, so klein und zerbrechlich. Es würde sie zerbrechen, wenn er sie anfassen würde.
Er rannte noch den ganzen Tag. Er konnte an nichts anderes denken, als an Robin. Sie beherrschte alles in seinem Kopf. Als es dann dunkel wurde sah er ein, dass er nach Hause musste. Sonst fingen die Menschen noch an Fragen zu stellen. Und Fragen waren das einzige was er und seine Familie jetzt noch gebrauchen könnten.







Ich habe lange nicht mehr geträumt. Und das ist auch gut so. Denn jedes Mal, wenn ich etwas träume passiert etwas... etwas Schreckliches. Doch diese Nacht hatte ich einen Traum. Es ging um Lucas und er war in Gefahr. Er wurde gejagt und er konnte sich nicht wehren, denn irgendetwas fehlte ihm. Ich hatte das Gefühl, irgendetwas war aus ihm rausgerissen worden. Und es war etwas, was ihn zum Menschen machte. Denn Lucas sah anders aus. Seine Haut hatte seltsame Schattierungen, es sah aus, als ob er mit Fell überzogen wäre. Und seine Muskeln waren noch ausgeprägter, als sie eh schon sind. Er sah aus wie ein Gott, ein Gott gepaart mit einem Leoparden.
Doch all das konnte ihn nicht retten. Denn seine Verfolger waren schneller als er. Sie hatten ihn fast eingeholt.
Gerade, als sie ihn fast eingeholt haben, wachte ich auf. Ich war wie gerädert. Wer hat noch mal gesagt Schlafen tut gut und reinigt die Seele? Wenn ich den Typ irgendwann in die Finger bekomme, dann bring ich ihn um.
Als ich auf den Wecker guckte merkte ich, dass ich schon viel zu spät war. Also sprang ich auf, rannte ins Bad und wollte nur noch schnell unter die Dusche. Als ich einen kurzen Blick in den Spiegel warf und wie eingefroren stehen blieb.
Meine Haare hatten vollkommen ihre Farbe geändert. Gestern waren sie noch ganz normal gewesen, abgesehen von den grünen Strähnen. Aber heute... Sie sind dunkelgrün. Fast Moosgrün.
Ich war geschockt. Wie sollte ich jetzt noch unauffällig bleiben?!
Klare Sache. Mütze her! Machen wir einen auf Bad Hair Day!
-Was zum Teufel?!-

Da meine Haare auch nicht wieder ihre normale Farbe angenommen haben, nachdem ich sie zwei Minuten angestarrt habe, sprang ich schnell unter die Dusche, damit ich nicht noch irgendjemandem erklären muss, warum ich schon an meinem zweitem Schultag zu spät komme. Meine Haare waren auch nach dem Duschen grün.
Ich hatte es mir wohl doch nicht eingebildet.
Es brachte alles nichts. Ich suchte noch schnell irgendeine Mütze in meinem Chaos von Zimmer, was mich daran erinnert, dass ich dringend wieder aufräumen muss.
Hier findet man echt nichts mehr, zwischen den halb geöffneten Kisten und ich musste ganz dringend shoppen gehen. Ich hatte nichts mehr was ich anziehen konnte, was nicht so aussah, als ob ich es mir aus der Kleidersammlung von vor zwei Jahren geklaut hätte. Okay, nein soo schlimm ist es nicht. Aber ich muss shoppen gehen! Shoppen beruhigt mich.
Ich guckte noch einmal schnell auf die Uhr, um fest zu stellen, dass ich es nie pünktlich bis zur Schule schaffen würde.

Trotzdem versuch ich es, indem ich mich auf mein neues Fahrrad schwang und los fuhr.
Irgendwie hab ich es dann doch geschafft nur zwei Minuten zu spät zu kommen und bin zum Glück noch vor dem Lehrer da.
Niko sitzt schon auf ihrem Platz und als ich rein komme winkt sie mich zu ihr.
„Wow du siehst aber richtig beschissen aus. Warum hast du so ne hässliche Mütze auf?“, ist das Erste was ich heute zu hören bekomme. Kein >Guten Morgen, wie geht´s dir? <, sonder ein fröhliches >Wow, du siehst aber beschissen aus.




-Lucas-





Josh hatte mich überredet doch in die Schule zu gehen. Denn der Codex befiehlt uns so zu leben, wie normale Menschen. Wir durften nicht auffallen. Das war das Wichtigste. Das Wichtigste um zu überleben. Und ich durfte meiner Familie nicht noch mehr schaden. Alleine, dass ich gestern weggelaufen bin war sehr schwierig zu erklären. Doch irgendwie hatten sie es geschafft.
Ich wollte grade aus meinem Auto steigen und rein gehen. Doch da sah ich sie. Sie saß mit dem Niko unter dem Baum hinten auf der kleinen Wiese.
„Ich muss widerstehen. Ich darf mich ihr nicht nähern. Das bringt alle nur noch mehr in Gefahr", es war wie ein Mantra in meinem Kopf. Also machte ich das, was ich immer machte. Ich hörte nicht auf meinen Kopf und ging zu den Beiden.
Ich merkte erst zu spät, dass es nicht gut war, was ich mir vorgenommen hatte. Dass ich es nicht durchhalten würde. Es ist zu nah an der Oberfläche und ich kann es nicht mehr bändigen. Doch ich stand schon hinter ihr und nur um ihren Duft zu riechen, würde ich alle Regeln brechen. Alle Gefahren auf mich nehmen. Jetzt merkte sie, dass ich hinter ihr stand und langsam dreht sie sich um:

„Hallo Lucas“, sagte sie. Und ihre Stimme war noch schöner als ihr Duft. Sie war ein wenig rau, was mich auf Gedanken brachte, die sie wahrscheinlich umbringen würde, oder bei denen sie, wenn sie sie erfahren würde schreiend wegrennen würde.
Doch mein Schwanz hörte nicht auf mich, sondern auf ihn und natürlich auf ihre Stimme. Er würde wahrscheinlich alles für sie machen. Und er war mehr als bereit. Ich würde den restlichen Tag mit einem Ständer durch die Schule laufen müssen. Doch das störte mich gerade herzlich wenig. Sie war der einzige Gedanken der meinen Kopf ausfüllte.
Und der Leopard war zu nah an der Oberfläche um ihn zu verdrängen.
Niko starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an.

Verdammt! Ich starrte Robin seit fünf Minuten an. Ich musste was sagen. Doch alles was in meinem Kopf war, war in etwa sowas, wie „würde es dich störe, wenn ich dich jetzt hier auf dem Boden nehme.“Und das konnte ich natürlich nicht sagen. Also sagte ich einfach nur „Hey“. Mehr als das kam nicht aus mir raus.




-Robin-






Ob er wusste, wie geil mich seine Stimme machte? Sie war noch schöner als beim letzten Mal, als er mit mir geredet hat. Sie war rau und sie projizierte mir Bilder in den Kopf, bei denen mir ganz heiß wurde. Sachen, von denen ich nicht wusste, dass ich dazu im Stande war, oder geschweige denn, überhaupt daran denken würde. Doch er würde mich wahrscheinlich nur auslachen, wenn ich ihm das sagen würde, was gerade in meinem Kopf passiert. Es würde sich in etwa anhören wie: „würdest du mich bitte jetzt und hier nehmen.
Auf dem Boden. Und zwar hart. Es ist mir scheiß egal, dass ich noch Jungfrau bin und du wahrscheinlich eine Freundin hast. Aber dann wäre ich wenigstens nicht mehr so geil auf dich!“ Und das geht ja mal gar nicht. Ich wurde sofort rot im Gesicht.
Wie kann ich sowas auch nur denken?!
Das ist doch nicht mehr normal, oder? Was passiert nur mit mir? Meine Haare sind dunkelgrün und ich bin verdammt geil auf irgend so einen dahergelaufenen Typen! Er starrt mich an. Ich musste irgendwas sagen. Das ist ja echt megapeinlich! Ich merkte wie ich noch röter wurde. Ich wollte zu einem „Na, wie geht’s dir?“ ansetzten, doch er kam mir zuvor.
„Deine neue Haarfarbe passt sehr schön zu der Röte in deinem Gesicht. Das macht dich sehr zum Anbeißen.“ Er drehte sich um und ging.
Ich starrte ihm entsetzt hinterher. Niko fing an zu kichern. „Hat er gerade wirklich gesagt, dass er mich zum anbeißen findet?!“ fragte ich sie entsetzt. Meine innere Robin hüpfte beinahe im Kreis vor Aufregung. – Er findet mich scharf. Er findet mich scharf.
Er findet mich scharf. – Niko konnte nicht mehr an sich halten und fing schallend an zu lachen. „Ich würde mal sagen er steht auf dich!“ Mein Gesicht wurde noch röter, als es eh schon war. Niko musste so lachen, dass ihr beinahe die Tränen kamen.
„Also, ich muss ihm Recht geben. Du siehst echt sehr süß aus, mit deiner „neuen“ Haarfarbe und deinem, ich muss es sagen es tut mir echt leid, aber es ist wirklich so, tomatenrotem Gesicht.
Ich musste auch anfangen zu lachen, es war echt zu lustig. Ich schlug spielerisch nach Niko, doch sie wich gekonnt aus.

Ich guckte auf die Uhr. „Komm du Blöde. Wir haben jetzt Französisch. Das hatte ich noch nicht, das heißt ich sollte wenigstens zur ersten Stunde pünktlich kommen.“
Niko und ich nahmen unsere Sachen und rannten zum Französisch Unterricht. Madame Hammerschmid war schon da und guckte uns missbilligend an, als wir in den Raum kamen. Wir waren wohl doch zu spät.

„Sie scheinen wohl die Neue zu sein, Mademoiselle.“
Und sofort wusste ich: Ich und diese Frau. Wir werden uns hassen.
„Guten Morgen“, nuschelte ich im Vorbeigehen und wollte mich nach hinten in die letzte Reihe setzen, doch Madame Hammerschmid war wohl anderer Meinung. „Mademoiselle. Würden Sie sich bitte erst einmal vorstellen. Und bitte ziehen sie diese alberne Kappe ab, so etwas ist in meinem Unterricht nicht erlaubt“, sagte sie etwas nasal, als ob sie irgendetwas im Hals hängen hätte.
„Also. Mein Name ist Robin Maltesź, ich bin 17 Jahre alt, bin mit meinen Eltern hierher gezogen und nein meine Kappe werde ich nicht abziehen.“ Ich ging nach hinten setzte mich in die letzte Reihe neben Niko und hoffte, dass Madame damit zufrieden sein wird.

„Nun, wenn Sie ihre Kappe nicht absetzen wollen, bitte ich Sie doch am Ende der Stunde noch ein wenig dazu bleiben, damit wir über Ihr unangepasstes Verhalten reden können“
Damit war es amtlich. Ich hasste diese Frau jetzt schon.
Ich wusste echt nicht was ich die nächste halbe Stunde noch machen sollte. Ich überlegte mir, was ich noch alles erledigen müsste, wenn ich zu Hause bin. Ich guckte aus dem Fenster das genau auf die kleine Wiese hinausging, auf der Niko und ich eben Lucas getroffen haben.
-Da hinten, da steht doch jemand und guckt in diesen Raum- dachte ich mir. Und als ich genau hinguckte, sah ich wie Lucas nach oben guckte.
Es war, als ob er mir genau in die Augen gucken würde. Auf einmal guckte er weg, stieg in sein Auto und fuhr weg.
„Mademoiselle Robin. Würden Sie bitte nach vorne kommen und uns das hier bitte mal näher erläutern?“
Ich fuhr erschrocken hoch. Ich hatte keine Ahnung, worum es ging und als ich Niko anguckte, sah sie genauso ratlos aus wie ich. Also musste ich wohl nach vorne gehen und raten.
„Ich...ähm... also, äh ja. Das ist ähm…“

Direkt in der ersten Reihe saß ein Mädchen, das eifrig ihren Arm hochstreckte und um Aufmerksamkeit bat.
„Ich weiß es nicht. Aber nehmen Sie doch die hier vorne dran. Sie weiß es ja wohl.“ Sagte ich und ging wieder nach hinten. „Sophia, würdest du uns bitte erklären, was Robin uns nicht erklären konnte?“ „Aber natürlich Madame Hammerschmid“, säuselte sie.
Ich sah sie mir an, wie sie nach vorne ging. Sie hatte einen Jeansminirock und ein weißes Top an. Sogar hier hinten konnte ich noch erkennen, dass sie unter dem weißem Top einen pinken BH anhatte. Der BH drückte ihre Brüste so nach oben, dass sie beinahe rausfielen.
Ihr Minirock ging ihr nur knapp bis über den Arsch und man sah genau ihre pinken Leotanga. Die Krönung des Outfits war eine transparente schwarze Strumpfhose und zehn cm hohe pinke Plateau High Heels.

Alles an ihr schrie: Schlampe!
Alle Jungs starrten ihr auf den Arsch.
Ich hasste sie. Einfach aus Prinzip.
Ich war wieder bei Niko angekommen und setzte mich zu ihr. Sie gab mir einen kleinen Zettel wo drauf stand:
>Du und Ich? Nachher shoppen gehen? ♥<
>Gerne, aber wo?




-Lucas-






-Sie hat mich gesehen!- War der erste Gedanken, als ich fluchtartig in mein Auto stieg und den Motor anmachte. –Sie hat mich gesehen!-
Ich fuhr nach Hause. Das musste ich Josh erzählen. Sie hätte mich nicht sehen dürfen. Nicht in der Sphäre. Kein normaler Mensch kann einen Leoparden sehen, wenn er in der Sphäre ist. -Denn wenn sie ihn wirklich sehen würde, würde das ja heißen, dass sie kein Mensch ist… Aber das kann doch nicht sein. Sie riecht wie ein Mensch und sie ist auch viel zu tollpatschig um ein Gestaltwandler zu sein.-

Lucas war so in seinen Gedanken versunken, dass er die Einfahrt verpasste und wieder drehen musste. Heute war wirklich nicht sein Tag. Josh stand schon an der Tür, als ob er auf ihn gewartet hätte, was er natürlich auch getan hatte.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte er mich als ich auf ihn zu lief. „Warum ist der Leopard so nah an der Oberfläche? Wie hast du ihn so aufgeregt? Du weißt doch, dass du noch nicht die volle Kontrolle über ihn hast. Das du ihn noch nicht richtig steuern kannst.“ Vorwurfsvoll sah er mich an. Er war zwei Jahre älter als ich und hatte diese Zeit schon überstanden, die Zeit, in der der Leopard so nah ist, man ihn aber noch nicht kontrollieren kann.
„Ich hab Mist gebaut", sagte ich als ich bei ihm angekommen war. „Ich konnte mich nicht von ihr fern halten. Sie ist einfach so verlockend. Sie stellt Sachen mit mir an, mit meinem Körper und mit meinem Geist. Und auch er ist ganz wild auf sie. Ich kann mich nicht von ihr fernhalten.“
Er sah auf mich herab, auch wenn ich schon groß war, er war wirklich groß. Er war fast 1,95 m groß. „Was hast du denn gemacht?“, seine Augen waren nicht mehr so hart. Doch ich konnte den Leoparden in ihm sehen. Er war da und er ist nicht zu bändigen.
Denn wir können ihn nicht bändigen. Er ist für immer an uns gebunden und er ist auch unser bester Freund, aber wir wissen so wenig über ihn.
Denn er ist auch unser größter Feind.




-Robin-





„Ich bin zu Hause, Mum!“, rief ich, als ich die Tür aufmachte und meine Sachen in die Ecke schmiss. „Ich muss gleich wieder weg. Ich treff mich mit Niko in der Stadt. Wir wollen ein bisschen shoppen gehen. Ich nehm mir ein bisschen Geld aus der Schublade, okay?“ Ich ging noch schnell zu ihr. Sie war grade im Garten und arbeitet an ihrem neuen heißgeliebten Blumenbeet. „Hallo Schätzchen. Nimm dir ein bisschen was. Du brauchst mal wieder neue Klamotten, Süße. Habt Spaß und komm nicht so spät nach Hause, ja?“ Sie gab mir noch ein Küsschen auf die Wange und wandte sich wieder ihren Blumen zu. Ich ging schon los, doch mir viel noch was ein und ich drehte mich noch einmal um.
„Ach, was ich vergessen hab? Wann kommt Dad eigentlich wieder nach Hause?“, fragte ich sie. Aber sie hatte mich wohl nicht gehört, denn sie reagierte nicht.

Ich dachte mir nichts dabei und ging nach oben um mir meine Haare neu zu machen und mich noch einmal zu schminken. Ich überlegte fieberhaft, was ich mit meinen Haaren machen könnte. Doch mir viel nicht wirklich etwas effektives ein. Vielleicht hatte Niko ja eine Idee was ich machen könnte.
Draußen vor meiner Tür hupte es. Das war bestimmt Niko. Ich griff noch schnell nach meiner Tasche und lief die Treppe runter. Niko wartet schon vor der Tür.
Mir blieb der Mund offen stehen, als ich ihr Auto sah. Es war ein roter Audi S5 Cabriolet. Es war wunderschön.
„Na komm schon. Steig ein. Sie wird nicht schöner, wenn du sie anstarrst.“ Niko blickte mich an und lachte. „Komm schon.“
Ich stieg zu ihr in dieses wunderschöne Auto und sie fuhr los. Es war, als ob man fliegen würde. Es war genial. „Niko, ich liebe dieses Auto!“ rief ich gegen den Fahrtwind. „Es ist ja auch meins“, kam ihre Antwort prompt.
Wir überlegten, wo wir als erste hin gehen sollten. Da ich mich noch nicht wirklich in der Stadt auskannte überließ ich Niko die Führung. Sie parkte auf einem großen Parkplatz vor einem riesigen Shoppingcenter, das danach schrie, in ihm viel Geld zu lassen.
Ich machte die Autotür auf, holte meine Tasche raus und wartete, bis das Dach des Traumautos hochgefahren war.

„So Süße“, sagte Niko und grinste mich frech an, „jetzt gehen wir erst mal in den Beautysalon und gucken, was wir mit deinen Haaren machen, du kannst ja nicht ewig mit grünen Haaren rumrennen.“ Wir gingen in das riesige Ding hinein und Niko führte mich direkt zu einem kleinen, in einer Ecke verstecktem, Beautysalon. Sie kam hier wohl öfters hin, denn alle begrüßten sie herzlich.
„Süße“, begrüßte ein junger Mann sie, nahm sie in den Arm und küsste sie links und rechts auf die Wange. „Was für ein hübsches Ding hast du uns den hier mitgebracht?“, fragte er sie. „David, darf ich dir vorstellen, das hier ist Robin, sie ist erst letztens hier her gezogen und hat jetzt, sagen wir mal, ein Problem. Aber dafür sollten wir nach hinten gehen.“ Sie ging einfach an David vorbei in einen kleinen abgegrenzten Beautyraum. „Och Gottchen Süße, was ist denn los? Haben wir ein XB12?“, fragte er sie geschockt. Ich schaute Niko skeptisch an. Wo hatte sie mich den hier hin geschleppt?
Also vergewaltigt werden wir hier schon mal nicht. David war eindeutig stockschwul. Das bestätigte auch sein Aussehen. Er hatte ein enge lila Röhrenjeans und ein schwarzes enganliegendes Oberteil mit tiefem V-Ausschnitt an. Auf seiner Brust blitzte ein goldenes Tattoo raus. Er trug eine dicke Nerdbrille und seine Haare waren, wie zu einer kleinen Tolle, an seinem Kopf hochgestylt.
„Nein nein. So schlimm ist es nicht, glaube ich zu mindestens. Ich weiß es nicht…“ Sie sah mich fragend an, als ob ich wissen sollte worum es geht, aber ich hatte keine Ahnung. „Robin! Zieh die Kappe ab", sagte sie, fast schon gebieterisch. Dies hier war ihr Territorium und ich musste ihr wohl oder übel gehorchen. Also zog ich meine Kappe ab. David sah mich mit großen Augen an. „Wie hast du denn das so gleichmäßig hingekriegt?“, fragte er mich verwundert. „Ich wollte das gar nicht, es war einfach irgendwie da. Und ich will es nicht es soll bitte wieder weg“ „Und da dachte ich, du könntest uns helfen. Du bist ein Genie!“ Niko sah ihn schmeichelnd an.

„Na gut. Ich kann es versuchen, aber ich kann dir nichts versprechen. Wie willst du sie haben? Wieder schwarz?“ Ich fragte mich gar nicht erst, warum er wusste, dass ich normalerweise schwarze Haare hatte. „Ja, bitte! Ich kann so nirgends rum laufen, ohne, dass mich alle komisch angucken.“
„Dann Süße setzt dich mal hier hin und entspann dich. Ich werde alles machen, was in meiner Macht steht“ „Und das ist echt viel“, flüsterte Niko mir ins Ohr. „Du musst wissen, er ist wie ein Gott.“
David ging um seine Utensilien zu holen. „Niko? Verrätst du mir, was ein XB12 ist?“ Niko fing laut an zu lachen.

„Das weißt du wirklich nicht? Ein XB12 ist ein akuter Befall von Beharrung in allen Regionen des Körpers.“ Sie sah mich grinsend an und ich musste auch lachen. -Das wird ja noch ein lustiger Nachmittag, wenn das so weiter geht- dachte ich mir und lies mich in den wundervoll weichen Stuhl nieder. Der Stuhl umschloss mich, als ob mich jemand in den Arm nehmen würde.
„Du Niko? Ist David schwul?“ Ich sah sie fragend an. Niko konnte sich nicht mehr halten vor Lachen. „Süße, wer denkst du macht so wunderschöne Augenbrauen?“ Sie sah mich mit erhobenen Augenbrauen an. „Ich mach das ganz bestimmt nicht selbst! Natürlich ist er schwul. Ich würde doch keinen männlichen Grobian an mich lassen!“ Ich sah sie an und lachte. Sie war so süß, wie sie da stand und mich mit erhobenen Augenbrauen ansah und versuchte ernst zu bleiben. Aber irgendwie hatte sie trotzdem was von einem Bären. Sie ist so groß und trotzdem trägt sie High Heels. Sie ist einfach SIE.
David kam mit einem riesigen Koffer wieder. Er stellt ihn neben mir ab und pumpte meinen Stuhl so hoch, dass wir auf Augenhöhe waren. Er sah echt nicht schlecht aus. Das einzige was ein bisschen übertrieben wirkte waren die Haare und der schwarze Lidstrich, aber wenn man davon absehen würde, dass er schwul ist…
-Aber so gut wie Lucas sieht er nicht aus!- Der Gedanke schoss mir durch den Kopf und ich hätte mich selbst dafür Ohrfeigen können, aber ich musste mir selbst leider Recht geben. So gut wie Lucas sieht keiner aus.
Ich versuchte mich auf das zu konzentrieren was David sagte, aber in meinem Kopf war nur Platz für ein Bild von Lucas, wie er nass aus einem Pool kommt und seine Haare nach hinten wirft. – Oh Gott! Ich kann ja bald mit meinen eigenen Gedanken einen Porno drehen! So jetzt konzentriere ich mich auf David, der will mir nämlich helfen! Doofes Matschgehirn!-
„So Süße, mach jetzt bitte die Augen zu, wir wollen ja nicht, dass du das Kunstwerk sehen kannst, bevor es fertig ist.“
Okay, er ist echt schwul. Ich hätte Niko gar nicht fragen müssen. Irgendwie strahlt er es aus. Mich würde es nicht wundern, wenn er mit einem Schild auf der Stirn rum laufen würde. Aber das würde mich bei Niko auch nicht wundern. Ein Schild wo drauf steht: >> Ich bin verrückt! Und ich steh dazu! << Sie würde es mit Stolz tragen und es wäre ihr wahrscheinlich noch nicht mal peinlich. Ich musste kichern. Der Gedanke an Niko mit so einem Schild auf der Stirn war einfach zu lustig.
„Süße? Du bist fertig. Du kannst die Augen jetzt aufmachen.“ Ich war wohl so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass ich schon eine halbe Stunde auf dem Stuhl gesessen hatte. Vorsichtig öffnete ich die Augen.

Meine Haare fielen mir in meinen Naturlocken -die ich eigentlich nicht mag, aber WOW… David hatte irgendein Wunder mit ihnen angestellt- den Rücken runter. Es sah einfach wunderschön aus. Und das wichtigste war. Sie waren nicht mehr grün, sondern wieder schwarz. Ich drehte mich zu David um und gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange. „Du bist genial! Du bist echt ein Schatz!“ Ich stand vom Stuhl auf und fiel ihm um den Hals. „Jetzt mal langsam Süße.“ Er lächelte mich an. Niko starrte mich mit offenem Mund an. „Also ich wusste ja das du hübsch bist. Aber wenn du deine Haare immer zu einem Zopf trägst kann man sie ja nie sehen!
Du siehst einfach wunderschön aus. Deine Augen kommen wunderbar zur Geltung, wenn du deine Haare so trägst. Ich werde dir ab jetzt jedes Mal, wenn du einen Zopf trägst das Haargummi aus den Haaren reißen!“ Sie grinste. „Also wag dich! Trag nie wieder einen Zopf!“ Ich grinste sie an: „Ja, Sir!“ „David? Wie viel kostet mich das?“ Ich sah ihn fragend an. „Schätzchen. Dafür musst du gar nichts bezahlen. Du siehst wunderschön aus“ „Oh… Okay… Bist du dir sicher? Ähm… Danke!“ Ich gab ihm noch mal einen Kuss auf die Wange.
„So Süße. Wir gehen jetzt shoppen!“ Niko hakte sich bei mir unter und zog mich aus dem kleinen Hinterraum. „David Süßer. Danke. Du warst wundervoll!
Wir kommen nachher bestimmt noch mal vorbei. Ich bräuchte mal wieder eine neue Maniküre.“ Kritisch guckte sie sich ihre Finger an. Sie gab ihm noch ein Küsschen auf die Wange und zog mich weiter.
„So Süße. Wir gehen jetzt SHOPPEN! Mach dich auf was gefasst. Wenn wir hier fertig sind kannst du nicht mehr laufen. Das ist fast so gut wie Sex“, sie grinste mich an und zog mich zur Rolltreppe. –Oh Gott- dachte ich mir nur. – Der Tag kann ja noch lustig werden. Aber dafür hab ich jetzt wieder wunderschöne schwarze Haare. Und eine super geile Frisur. -

Niko schleppte mich von Geschäft zu Geschäft. Ich glaube so viel Geld hab ich in meinem ganzen Leben noch nie an einem Tag ausgegeben!
In jedem Geschäft blieben wir stehen und guckten uns hier ein Top an und da einen anderen Rock. Niko zwang mich in jedem Geschäft etwas anzuprobieren.
Und in jedem zweiten Geschäft zwang sie mich, das was ich anprobiert hatte, auch zu kaufen, weil es so „verdammt mega geil und sexy“ aus sieht. (Nikos Ausrufe änderten sich je nach dem Teil, was ich grade an hatte, aber im Endeffekt lief alles auf diese Aussage aus.) Bei jedem weiterem Geschäft in das wir gingen fing die nur noch mehr an zu strahlen.
Sie ging richtig in ihrem Element auf. Ihr könnt euch das so vorstellen: Ein circa 1,80m großer Wirbelwind mit langen roten Locken fegt durch ein Geschäft nach dem anderen und sieht dabei trotzdem immer noch total elegant und leichtfüßig aus, was man bei mir nicht behaupten könnte, wenn ich auf 10cm Stöckelschuhen durch die Gegend rennen würde.

Nach gefühlten zwanzig Stunden meinte Niko, sie hätte langsam genug Geld ausgegeben. Mir wurde schon der Arm schlapp mit den vielen verschiedenen Tüten aus so vielen verschiedenen Geschäften. „Komm, wir gehen nochmal zu David. Ich muss mir noch die Fingernägel maniküren lassen“, während sie das sagte warf sie einen prüfenden Blick auf meine Hände.
„Das könnte dir auch mal gut tun“, dabei lächelte sie mich so an, dass ich es überhaupt nicht erst böse aufnehmen konnte. Sie nahm mich an der Hand und zog mich hinter ihr her.
Als wir auf der Rolltreppe standen hatte ich das Gefühl, als ob mich irgendjemand anstarren würde. Ich drehte mich um, doch ich sah niemand.
– Hab ich mir wohl doch nur ein gebildet, langsam leide ich ja wirklich an Verfolgungswahn… - ich schüttelte den Kopf.


-Lucas-



Ich ging ins Haus und Josh folgte mir. „Mum will mit dir reden. Sie ist immer noch sauer wegen dem, was du gemacht hast. Ich würde mich an deiner Stelle beeilen, sonst musst du noch die nächsten zwei Jahre Küchendienst machen, oder so.“
Josh grinste mich an. „Wir reden später darüber, okay?“ er sah mich verständnisvoll an. „Klar. Ich sollte wohl besser zu Mum gehen, sonst reißt sie mir noch den Kopf ab.“
Ich rannte los um so schnell wie möglich in der Küche zu sein.
Mum war wirklich sauer auf mich. Das sah ich ihr an. „ Lucas Arthur Turner! Was zum Teufel hast du dir dabei eigentlich gedacht?! Weißt du was ich für Angst um dich gehabt hab? Nein! Das kannst du ja nicht wissen! Denn du bist ja nicht Mutter von zwei wildgewordenen Söhnen! Mach das NIE wieder! Haben wir uns verstanden?“ Sie schaute mich böse an.
„Ja Mum. Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht was mit mir los ist. Es ist alles so verwirrend. Der Leopard war noch nie so nah an der Oberfläche.
Ich weiß nicht was passiert ist, aber dieses Mädchen, es macht irgendetwas mit uns beiden. Es ist, als ob er sie erobern möchte, als ob er sie besitzen muss“
Mum sah mich traurig an. „Lucas, ich muss dringend etwas mit dir und Josh besprechen. Etwas sehr wichtiges, was euch beide, was uns alle angeht, es geht um euren Vater. Geh bitte deinen Bruder suchen.“

Ich ging auf die Veranda und rief nach Josh.
Wir trafen uns alle in der Küche. „Also. Josh, Lucas. Ich muss euch etwas erzählen.
Wie ihr wisst, seid ihr Gestaltwandler, euer Vater auch. Ihr könnt euch in einen Leoparden verwandeln. Diese Gabe ist wundervoll. Sie ist ein Geschenk, doch gleichzeitig auch ein Fluch. Denn ihr seid nicht frei. Nicht so frei wie Menschen. Jeder Leopard ist geprägt. Geprägt auf ein anderes Wesen. Meistens ist es ein anderer Leopard.
Doch manchmal ist es ein anderes Wesen. Bei mir und bei eurem Vater war es so, er ist ein Leopard und ich bin ein Mensch, wir liebten uns sehr, doch wir hatten einen schwere Zeit. Ich war 20 als Mathis in meine Stadt gezogen ist. Sofort spürten wir, dass irgendetwas Seltsames zwischen uns beiden passiert. Ich wusste zu dieser Zeit noch nicht, dass es andere Wesen als Menschen gibt, wenn mir das damals jemand erzählt hätte, hätte ich mir nur gedacht, dass er eine lebhafte Phantasie hat und ein bisschen verrückt ist.
Doch dann lernte ich euren Vater kennen. Er war gutaussehend, jung, sportlich und ich verliebte mich sofort in ihn. Nachts hatte ich Träume. Träume in denen eurer Vater vorkam, er sprach zu mir. In einen dieser Träume verwandelte er sich in seinen Leoparden.
Er war wunderschön. Sein Fell glänzte im Licht und seine Augen leuchteten wie Sterne. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, dachte ich mir nichts bei diesem Traum. Wieso auch? Mathis und ich trafen uns fast jeden Tag und irgendwann waren wir ein Paar.
Wir liebten uns so sehr. Er verriet mir sein Geheimnis und verwandelte sich vor meinen Augen. Er war geprägt auf mich. Doch er war ein Leopard und ich ein Mensch. Der Rat der Leoparden billigte so eine Beziehung nicht. Also flohen wir.
Wir flohen aus meiner Heimat, wir flohen vor dem Rat. Wir versteckten uns hier in dieser Stadt. Nach einem Jahr wurde ich das erste Mal schwanger. Ich war 23. Euer Vater und ich, wir liebten uns so sehr. Doch der Rat war uns auf der Spur.

Als du, Josh, ein Jahr alt warst, wurde ich wieder schwanger. Die nächsten zwei Jahre liefen wunderbar. Wir waren eine Familie. Euer Vater liebte euch abgöttisch. Er war so glücklich, wir waren so glücklich. Doch dann entdeckte der Rat uns. Mathis musste fliehen. Er wollte uns nicht im Stich lassen, doch er musste uns schützen, denn wenn, der Rat entdeckt hätte, das wir Kinder hatten, das wir euch hatten, dann hätte er uns alle getötet. Deswegen, kennt ihr euren Vater nicht.
Deswegen habe ich keinen neuen Mann. Denn ich liebe euren Vater immer noch sehr. Und ich weiß, dass er da ist, irgendwo ist er und wacht über uns.
Aber Lucas, was mit dir grade passiert, ist gefährlich für dich, ist gefährlich für alle. Doch du kannst es nicht unterdrücken, nicht wahr? Es ist zu viel. Der Leopard sitzt zu nah an der Oberfläche und wenn er nicht bald das bekommt, was er verlangt, wird er mit dir kämpfen, in dir wird sich eine Kluft auftun, eine Kluft in die drohen wirst zu stürzen. Ich hoffe für dich, dass du und das Mädchen nicht so enden werden wirst, wie ich und euer Vater. Ich hoffe für euch, dass euch etwas Besseres gegönnt sein wird“, Mum sah uns mit großen traurigen Augen an. Tränen standen ihr in den Augen.
Sie sah so klein und verletzlich aus. Wir nahmen sie in den Arm. „Danke. Danke Mum, dass du uns das erzählt hast. Ich habe immer gedacht, unser Vater war ein feiger Arsch, der dich mit zwei kleinen Kindern sitzen lassen hat.
Jetzt wissen wir, was er wirklich war.“, sagte Josh mit bedeckter Stimme.

„Aber, was soll ich jetzt nur tun? Ich kann mich dem nicht entziehen, dass weißt du ja aus eigener Erfahrung. Und woher weiß ich,
ob sie auch auf mich geprägt ist? Was soll ich tun, wenn sie mich nicht will?“ In meinem Kopf schwirrten so viele Gedanken herum, das musste ich erst einmal alles sinken lassen. Unsere Mum nahm uns in den Arm.
„Du schaffst das, Lucas. Ich weiß das du das kannst. Ich liebe euch, Jungs! Ihr seid das Beste, was mir je passiert ist. Was sollte ich nur ohne euch machen?“ Ihr standen die Tränen in den Augen. „Wir lieben dich auch Mum!“

„Um die Stimmung ein bisschen zu heben, hab ich mal eine Frage, bevor wir gleich wirklich alle zu heulen anfangen. Was gibt es den zum Essen, ich sterbe fast vor Hunger!“ Josh fing an zu grinsen. „Josh! Das war ja so klar, dass so was von dir kommt!“ Ich schüttelte den Kopf. Wir fingen alle an zu lachen. Mum löste sich aus der Umarmung. „ Ich überlege mir etwas, ihr Fresssüchtigen!“ Sie tätschelte mir und Josh den Kopf, was ein bisschen schwierig war, da wir beide mehr als ein Kopf größer als sie waren.

„Ich geh nochmal raus. Ich brauche ein bisschen Zeit zum Nachdenken.“
Ich machte mich auf den Weg zur Verandatür. „Ich komm mit!“ rief mir Josh hinter her und stand schon neben mir.
Wir gingen zusammen nach draußen. Es dämmerte schon, doch das machte uns nichts aus. Es war sogar gut, denn im Dämmern sind nicht so viele Wanderer im Wald, dann können wir unseren Leoparden freien Lauf lassen. Wir liefen in unserer menschlichen Gestalt los.
Josh guckte mich von der Seite an. „Zeig mir mal was du kannst. Wir machen ein Rennen! Wer verloren hat muss nachher Mum in der Küche helfen“
„Gut. Gebongt! Dann mal los.“ Lachend warf Josh den Kopf nach hinten, sodass seine Locken nach hinten flogen. Er rannte los. Ich rannte ihm hinterher und hatte ihn innerhalb weniger Sekunden eingeholt. Josh war zwar schnell, aber ich war gelenkiger, ich kannte den Wald in und auswendig. Wir liefen nahe an der Straße entlang, als ich ihren Geruch spürte, ich spürte, dass sie in der Nähe ist. Ich wurde langsamer und war ganz nah an der Straße, als ein Auto vorbei fuhr. Es war ein roter Audi S5 Cabriolet. Ich versteckte mich schnell hinter den Bäumen, doch ich wusste, dass sie in diesem Auto gesessen hat. Und ich wusste, dass sie mich auch gespürt hatte. Sie hat mir direkt in die Augen gesehen. Ich rannte wieder los und versuchte Josh einzuholen, doch da ich an der Straße gestanden hatte, konnte ich ihn nicht mehr einholen. Das alles hat nur zwei Minuten gedauert, doch ich war wie erstarrt.





-Robin-



Als wir wieder unten waren und auf dem Weg zu David liefen wir Sophia über den Weg.
„Na du Freak? Gibst du mal wieder Daddys Geld aus?“, fragte sie Niko. Niko guckte sie böse an. „Wenigstens habe ich das Geld für richtige Klamotten und muss mich nicht von jedem Typ in der Schule bezahlen lassen, dass ich ihm einen auf dem Klo blase, um an das Geld zu kommen. Schlampe!“
Niko warf ihre Haare nach hinten drehte sich um und zog mich hinter sich her Richtung Davids Salon.

„Das ist doch die aus Französisch heute Morgen, oder? Ist die immer so drauf?“, fragte ich Niko, als wir in Davids Hinterzimmer saßen und uns unsere Fingernägel machen ließen. „Ja. sie ist immer so. Und das sie es jedem Typ in der Schule auf dem Klo besorgt war auch nicht gelogen. Sie hat meinem Ex-Freund auf der Mädchentoilette einen geblasen. Als ich vor dem Spiegel stand und mich am schminken war. Danach ist sie aus der Kabine gekommen und hat mir gesagt, sie könnte mir gerne erklären, wie sie es gemacht hat. Da ich es ja wohl nicht so drauf hätte.“
Ich starrte Niko an. „Ernsthaft?!“ „Was eine Schlampe!“
David kam gerade um die Ecke und brachte uns die Farbpalette. „Redete ihr von unserer kleinen Schlampe Sophia?“ „Niko. Wenn du willst, könnte ich ihr das nächste Mal die Augenbrauen falsch zupfen und die Haare verfärben. Das weißt du“
„Danke David. Ich weiß, dass du alles für mich machen würdest“ Sie gab ihm ein Küsschen auf die Wange.
Wir waren fertig. Ich betrachtete meine Hände. David war echt ein Künstler. Eigentlich mochte ich keine modischen Nagelkunstwerke, aber das was David mir gezaubert hatte war echt schön. Es war schlicht, aber trotzdem nicht altbacken sondern passte genau zu mir.
Wir nahmen unsere vollen Einkaufstüten und gingen zu Nikos Auto.
„Komm ich zeig dir noch ein bisschen was von der Umgebung, du bist ja erst seit 3 Tagen hier. Es fühlt sich für mich so an, als ob wir uns schon ewig kennen würden.“, Niko stieg auf der Fahrerseite ein und setzte ihre Sonnenbrille auf. Sie sah aus wie aus einem Film entsprungen. Ich hatte nichts dagegen noch ein bisschen mit diesem wundervollen Auto durch die Gegend zu fahren.
Wir fuhren vom Parkplatz weg in die kleine Stadt hinein. Sie war auch kleiner als mein Zuhause. Stopp. Das hier ist jetzt mein Zuhause. Also nochmal, wir fuhren in die Stadt hinein, die jetzt mein Zuhause ist.
Niko zeigte mir den Marktplatz, auf dem ein großer Brunnen stand, an dem viele “super coole“ Jugendliche standen und rauchten und Dosenbier tranken.
„Das hier sind die Supercoolen. Sie machen das jeden Tag und immer wenn sie die Polizei sehen rennen sie weg. Sie sind soo erwachsen und soo cool. Wenn ich mich betrinken will, dann stilvoller als DAS da.“, Niko sah die Typen die am Brunnen saßen verachtend an.
„Hey Süße. Komm doch mal her. Ich zeig dir mal, was ein richtiger Typ mit dir anstellen kann.“, rief uns einer der Typen hinterher und machte dazu obszöne Bewegungen.
Niko zeigte ihm den Mittelfinger rief ein „Fick dich!“ über die Schulter und fuhr brausend davon.

„Das war Markus. Ich habe mal auf einer Party fast, ich betone FAST- mit ihm rumgemacht, ich war ziemlich betrunken, musst du wissen, aber aus irgendeinem Grund, hab ich es dann doch nicht getan. Zum Glück! Wer weiß, was ich mir da für Krankheiten eingefangen hätte.“ Niko schüttelt angeekelt den Kopf, sodass ihre Locken nur so durch die Gegend flogen. „Mehr gibt es hier eigentlich nicht zu sehen. Also… TADA. Das ist jetzt dein neues Zuhause.“ Sie grinste mich von der Seite an, während sie die Hände lässig auf dem Steuer liegen hatte. Wir fuhren auf einem anderen Weg zurück zu meinem Haus, als wir gekommen waren. Niko bog in die Straße ein, in der ich wohnte. Vor meinem Haus bremste sie scharf und blieb direkt vor der Haustür stehen.

„Willst du noch mit rein kommen?“, fragte ich sie. „Ich mach uns noch einen Tee und ich zeige dir mein Zimmer.“
Irgendwie fühlte ich mich schon wieder beobachte. Ich drehte mich um, konnte aber nichts erkennen. „Ist was?“ Niko sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Nein, nein. Ich hab nur das Gefühl, dass mich jemand beobachtet. Oh, Gott. Ich leide ja schon an Verfolgungswahn.“ Ich lächelte gezwungen und drehte mich nochmal um, aber da war eindeutig nichts. Komisch. Vielleicht sollte ich heute Nacht früh schlafen gehen, der Tag war anstrengend.
„Naja, egal. Komm rein.“ Ich öffnete ihr die Haustür und wir gingen zusammen hinein. Es war stockdunkel, meine Mum war wohl nicht zu Hause. Komisch. Niko folgte mir in die Küche und ich machte uns Tee. Niko schaute sich mit offenem Mund um. „Wow. Dein Haus ist echt geil!“
Ich wurde ein wenig rot, ich mochte es nicht so gerne, wenn mir jemand Komplimente macht. „Ähm. Danke! Ich finde es eigentlich auch ganz schön“ Niko grinste mich an. „Und jetzt zeig mir dein Zimmer! Es ist doch bestimmt oben oder?“ Während sie das sagte lief sie schon flink die Treppe hoch. Was für eine Freundin hatte ich nur da gefunden? „Äh. Ja, es ist oben. Aber geh doch ruhig schon mal hoch“, rief ich ihr hinterher, während ich zwei Tassen aus dem Schrank holte und den Tee eingoss.

Ich balancierte die zwei Tassen die Treppe nach oben. Niko hatte es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht und inspizierte grade den Rest meines Zimmers. „Ist ja geil! Du hast einen eigenen Balkon?“ Niko starrte mit glitzernden Augen auf die Balkontür. „Perfekt um nachts unbemerkt von einer Party zurück zu kommen!“, sagte sie und grinste mich an. Ich guckte sie verständnislos an. Ich hatte nicht so wirklich verstanden, was sie von mir wollte. Deswegen nickte ich nur und sagte einfach gar nichts.
Ich ging zur Balkontür und guckte nachdenklich nach draußen. Ich kenne Niko erst seit drei Tagen, aber es fühlt sich an, als ob wir uns schon ewig kennen würden.
Auf einmal stand Niko neben mir und wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht rum. „Hallooo! Erde an Robin! Jemand zu Hause?“ Ich zuckte zusammen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sie vom Bett aufgestanden war. Ich war wohl müder, als ich dachte. Das erklärt auch das komische Gefühl verfolgt zu werden. „Wie bitte?“ Ich sah sie irritiert an. Sie hatte wohl irgendetwas gesagt, auf das sie eine Antwort wollte.
„Hast du schon etwas am Wochenende vor?“ fragend sah sie mich an. „Nein, ich glaube nicht. Wieso?“

Naja. Du willst doch bestimmt noch ein paar mehr Leute kennen lernen, oder? Am Samstagabend feiert eine Freundin von mir ihren 18. Geburtstag. Wenn du willst ist es bestimmt kein Problem, das ich dich mitbringe. Und Klamotten hast du ja jetzt genug“ Sie sah verschmitzt zu den vielen Tüten, die sich neben meinem Bett türmten. Fragend sah sie mich an. „Ich überlege es mir. Aber ich muss auch noch meine Mutter fragen. Also sei nicht böse, wenn sie nein sagt.“ Niko nickte heftig mit dem Kopf, was mich leicht an einen dieser Wackeldackel-Hunde erinnerte, die alte Menschen immer hinten in ihrem Auto sitzen haben. Ich musste grinsen. Niko blubberte vor sich hin und es störte sie überhaupt nicht, dass ich ihr nicht antwortete. Ich sah auf die Uhr und stellte mit Schrecken fest, dass es schon 22 Uhr war. Ich gähnte und merkte, wie müde ich wirklich war. „Du, Niko. Ist es sehr schlimm, wenn du jetzt nach Hause gehen würdest? Ich bin nämlich total müde und würde liebend gerne schlafen.“ Sie lächelte mich an und nickte. „Klar. Kein Problem. Ich bin auch schon ziemlich müde. Versprich mir nur, dass du deine Mutter fragst wegen Samstagabend, ja?“
Ich nickte und sagte brav ja. Zusammen gingen wir nach unten und ich wartete draußen noch, bis ihr rotes Cabriolet um die nächste Ecke gebraust war.
Fröstelnd zog ich meine Strickjacke zusammen, auch wenn es immer noch Sommer war, wurde es abends schon kalt.

Ich hatte immer noch das Gefühl, beobachtet zu werden. Ich sah mich noch einmal genau um, entdeckte aber nichts, was irgendwie verräterisch aus sah. Als dann auch noch eine Windböe durch meine Haare fuhr drehte ich mich um und ging ins Haus. Ich schloss die Haustür hinter mir und ging in die Küche um mir noch einen Tee zu machen.
Mit meinem Tee ging ich nach oben und rief meine Mutter an. Es klingelte zehn Mal, aber es ging nur ihre Mailbox dran. „Hi Mum, warum bist du denn noch nicht zu Hause? Es schon ziemlich spät und ich hoffe, du machst bald Schluss auf der Arbeit. Ich gehe jetzt schlafen, weil ich morgen schon um 8 Uhr in der Schule sein muss. Ich habe dich lieb. Mach bitte nicht mehr so lange. Bis morgen Mittag. Tschüss“
Ich hinterließ ihr diese Nachricht und legte mein Handy auf meinen Nachttisch. Ich nahm mir meinen Schlafanzug und ging in mein Badezimmer. Nachdem ich mir die Zähne geputzt hatte guckte ich mich im Spiegel an. Ich war nicht hässlich, aber ich fand auch nicht, dass ich besonders hübsch war, eher gewöhnlich. Das einzige besondere, oder eher merkwürdige Merkmal, an mir, waren meine Haare. Schwarz mit, jetzt wieder, dunkelgrünen Strähnen. Ich ging einen Schritt zurück und betrachtete meinen Körper. Da ich keinen BH zum schlafen trug, sondern nur ein Top, konnte man meine Brüste gut erkennen. Sie waren nicht grade groß, aber auch nicht zu klein. Irgendein betrunkener Idiot auf einer Party hatte mir mal gesagt, dass sie winzig wären. Aber das lag vielleicht auch nur daran, dass ich ihn nicht an mich ran gelassen hatte und er abgeblitzt ist.

Ich lächelte mich selbst an, machte das Licht aus und ging in mein Zimmer um mich in mein Bett zu legen.
Als ich aufwachte, war es stockdunkel in meinem Zimmer. Ich stöhnte, drehte mich um und versuchte wieder einzuschlafen, aber irgendwie wollte es mir nicht gelingen. Mit meiner rechten Hand tastete ich nach dem Wecker auf meinem Nachttisch. Die Nachtfunktion leuchtet auf. Es war 3 Uhr morgens. Ich weiß nicht mehr warum ich aufgewacht bin, aber ich glaube ich hatte einen schlechten Traum.
Na toll! Noch 4 Stunden bis ich aufstehen musste. Murrend schlug ich die Decke zurück und stand wieder auf. Ich ging runter in die Küche um mir ein Glas Wasser zu holen. Die Treppe knarzte als ich mich auf den Weg machte.
Sonst war alles ruhig. Doch auf einmal, gab es einen lauten Knall. Ich fuhr erschrocken zusammen. Das kam von unten, genauergesagt, aus der Küche. Ganz langsam ging ich weiter die Treppe hinunter. Irgendetwas, oder irgendjemand war dort unten in der Küche. Ganz langsam öffnete ich die Küchentür. Meine Augen weiteten sich vor Schreck. Das was dort in der Küche stand hätte ich nie in meinem Leben erwartet.


-Fortsetzung folgt- :)


Impressum

Bildmaterialien: Lieben Dank an teetrinkerin für das neue Cover :) an teetrinkerin für da
Lektorat: Vielen Dank an lilolein, für die Korrektur und für die die noch kommen werden ;)
Tag der Veröffentlichung: 01.11.2011

Alle Rechte vorbehalten

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