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Der Vampyr




Der Vampyr


Blütenweiß die Haut, die erinnert an des Mondes schein.
Pechschwarz die Augen,die des Sternen Licht widerspiegeln.
Blutrot die Lippen, die er getränkt hat in des Opfers Blut.
Leise und geschmeidig der Gang, der der Katze ähnelt.
Schwarz seine Kleidung, die seine finstere Seele wiederspiegelt.
Geheimnisvoll sein Wesen, das sich in der dunklen Nacht zeigt.





Einleitung



Monster in menschlicher Gestalt, sind sie vielleicht doch mehr in meinen Augen, als nur die blutsaugenden Monster?
Vampyre leben mit uns im Einklang, sie arbeiten genau wie wir, sie essen dasselbe wie wir, sie gehen genau wie wir zur Schule. Sind sie etwa doch menschlicher als ich gedacht hatte? Kann das den wirklich sein?
Ich habe nicht viel gemein mit den Vampyren. Alle fanden sie von Anfang an toll, nur ich war schon seit meiner Kindheit skeptisch gegenüber diesen Wesen.
Sie tauchten einfach so aus dem nichts auf und baten um Unterkünfte und Essen. Da niemand etwas böses von ihnen erwartete nahm man sie auf und die Folge war, dass sie sich auf der gesamten Welt verbreiteten, wie eine unaufhaltsame Pest die alles ausrottete. Das ist jetzt schon um die 145 Jahre her und die Vampyre wurden immer mehr und gliederten sich in unsere Gesellschaft immer besser ein. Ich weis immer noch nicht was ich von ihnen halten soll. Ich bin zwar mit ihnen aufgewachsen, aber ich traue ihnen immer noch nicht über den Weg. Okay, ich muss zugeben, dass sie schon wunderschön waren, sowohl die Frauen als auch die Männer. Sie waren einfach makellos perfekt und das war es auch, was sie so unheimlich anziehend machte. Aber auch wenn sie noch so schön waren, ich kann ihnen einfach nicht mein Vertrauen schenken. Ich glaube, dass ich das auch gar nicht möchte. Ich will einfach nur in ruhe mein Leben leben.





Die Nacht in der das Unheil begann...




Die Nacht in der alles begann




Es war eine dunkle Nacht. Draußen schien der Mond und man roch noch immer, dass es am Tag geregnet hatte. Sie war gerade erst richtig eingeschlafen, als sie schlagartig die Augen aufschlug. Sie hatte einen dumpfen Schrei gehört. Sie seufzte. War bestimmt nur Einbildung, dachte sie und ließ sich wieder in ihren Kissen nieder. Sie schloss die Augen und versuchte zu schlafen, doch ihre Gedanken hinderten sie daran. Sie sah eine rote Blume. Diese Blume, sie roch nach…. Ja, nach was roch sie denn eigentlich. Wie ein Blitz durchfuhr es sie. Jetzt wusste sie nach was die Blume roch, sie roch ernsthaft nach Blut. Halt, dachte sie. Woher weis ich eigentlich wie Blut riecht? Bei dem Gedanken an Blut lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sie lag auf dem Rücken als sie ihre Augen öffnete. Ihr Gesicht war kreidebleich, sie ließ einen grausamen Schrei los. Etwas fiel sie an. Was war es gewesen? Man hatte nichts gesehen. Das einzige was in dieser Nacht zu sehen war, war das Blut des Mädchens, das eben noch in ihrem Bett geschlafen hatte. Man fand keinerlei Anzeichen darauf, dass dieses Mädchen blutrünstig ermordet wurde. Das Blut befand sich nur an der Stelle, an der in der Nacht der Hals des Mädchens gelegen hatte.

Sie war nicht das erste Mädchen gewesen, das in der Nacht in ihrem Bett angefallen wurde und ohne Hinweise verschwand. Das einzige, was der Polizei bis jetzt aufgefallen war, war die Tatsache, dass die Mädchen alle zwischen 13 und 14 Jahre und alle etwa gleich groß waren. Gab es zwischen diesen Fakten einen Zusammenhang?




† Eins †



Gestern Abend verschwand, wie einige andere Mädchen vor ihr, ein 14 Jahre altes Mädchen. Sie heißt Chleo Evans, ist etwa 1.68 m groß und ging auf die Connecticut High School. Hinweise über ihren Verbleib können sie unter der unten eingeblendeten Nummer an uns richten. Sie können sich aber auch direkt an die Örtliche Polizei wenden. Für jeden Anruf sind wir ihnen sehr dankbar. Und nun zur Wetter… .“
Ich schaltete den Fernseher aus und seufzte wütend.
„Diese Idioten von Polizei! Das ist doch glasklar wer das den Mädchen angetan hat! Vampyre haben die Mädchen erst ausgesaugt und dann haben sie ihre Leichen beseitigt um die Spuren zu verwischen!“ Ich presste mir ein Sofakissen in mein Gesicht. Hinter mir hörte ich ein stöhnen. Ich wusste sofort, dass es Clara war. ,,Über die Theorie mit den blutrünstigen Vampyren müssen wir dringend noch mal reden!“ Sie ließ sich neben mir auf dem Sofa nieder. Ich verdrehte genervt die Augen. ,,Wie wäre es denn mit dieser Theorie. Ein aus dem Irrenhaus entlaufener Geisteskranker sucht nachts jugendliche Mädchen auf um sie am Hals zu verletzen, zu entführen und weiß der Geier was mit ihnen zu machen!“ Sie nahm die Fernbedienung von dem Sofa und schaltete den Fernseher wieder ein. Wie immer überschaltete sie die ganzen Nachrichten, in denen von dem verschwundenen Mädchen berichtet wurde und entschied sich dann für MTV, wo gerade MTV Home lief. ,,Aber ich sage dir, dass es definitiv die Vampyre waren. Und nicht irgendein geisteskranker perverser Penner!“ Ich feuerte ihr das Sofakissen in ihr Gesicht, stand auf und lief in die Schülerküchen. Mein Name ist Scarlett Arriett und ich bin 14½ Jahre alt. Ich lerne und wohne jetzt seit 3 Jahren im Ever Blood Internat. Auf das Ever Blood Internat (kurz: EVI) gehen nur Kinder von reichen oder angesehenen Eltern, die z.B. Autor/in oder Sänger/in sind.
Ja, und ich bin ein lebendes Beispiel für ein Kind dessen Eltern erstens ewig auf Tour sind, und zweitens nie Zeit für ihre Kinder haben, weil die Arbeit ja viel wichtiger als ihre Familie ist. Ich weiß, ich sollte meine Eltern dafür hassen, dass sie mich einfach in ein Internat abgeschoben haben. Aber ich bin hier echt glücklich, ich habe neue Freunde gefunden und ich teile mir mit meinen zwei besten Freundinnen Clara und Sweet ein Zimmer. Ich ging zu einem der vier Kühlschränke
(1. Getränke 2. Obst 3. Frühstück 4. Süßes) und holte mir eine Dose Cola, natürlich light, weil normale Cola viel zu viel Zucker (und so) hat und ging dann zum Sofa zurück. Ich war nur wenige Sekunden in der Küche gewesen und schon war mein Sofaplatz besetzt. Es war Sweet ( Eigentlich heißt sie ja Samantha Sheppart aber sie ist so gerne Süßes, dass wir sie einfach Sweet nennen mussten!) die sich auf meinem Platz breit gemacht hatte. ,,Mach mal lauter Clara! Das ist mein absolutes Lieblingslied!“ Aus dem Fernseher dröhnte gerade von Seed ,,Ding“. Sie sprang auf und begann wie wild zu tanzen. Ich seufzte und schnappte mir ein Kissen von einem der Ecksessel. ,,Hey, Sweet!“ In dem Moment als sie sich umdrehte, feuerte ich ihr das Kissen geradewegs ins Gesicht. Mit der Wucht meines Wurfes fiel sie nach hinten, stolperte über die Sofalehne und fiel auf Claras Beine.
,,Hey, dass tut doch weh! Geh runter Sweet!“ Clara schuppste sie runter und Sweet landete auf dem Boden. ,,Aua! Das war doch nicht mit Absicht Clara!“ Sie rieb sich wütend ihren Po und sah dann zu Clara hoch. ,,PGH!“ Arrogant hob sie ihr Kinn und schaute mich belustigt an. Ich versuchte einen Lachanfall zu unterdrücken, doch es gelang mir nicht und schon prustete ich los, was das Zeug hielt. Verdutzt sahen die beiden mich an. „Ihr könntet sehr gut eine Comedy-Show aufmachen!“ Und schon begannen sie auch laut zu lachen.





Er hatte sie seit Monaten beobachtet und musste sich jetzt entscheiden. Würde er sie auserwählen? Würde er sie auch, wie viele andere vor ihr zu einer von ihnen machen?! Aber die Entscheidung lag nicht alleine bei ihm, denn auch der große Rat musste einwilligen. Aber er wusste bereits, dass sie nicht NEIN sagen würden. Sie war intelligent, sehr gut in der Schule und sie war wunderschön. Das was ihm an ihr am besten gefiel, waren ihre Saphirblauen Augen und ihr langes, gewelltes schwarzes Haar. In Kombination mit ihrer blassen Haut wirkt sie fast wie eine Göttin. Er war der Meinung, dass sie keine Schminke braucht um aufzufallen. Damals, als er sie das erste Mal gesehen hatte, da war er schon fasziniert gewesen, wie vollkommen sie doch war. Genaugenommen war sie das genaue Gegenteil von ihm. Er war überhaupt nicht schüchtern, aber sie war unheimlich schüchtern. Er war nicht sehr sportlich, aber sie konnte dagegen alle jeglichen Sportarten, die es gab. Er hatte nur wenige beziehungsweise keine Freunde, doch sie war beliebt und hatte sehr viele Freunde. Aber der größte Unterschied zwischen ihnen war, dass er ein Sohn der Nacht und sie eine Tochter des Tages war. Oft stand er in der Nacht vor ihrem Fenster und beobachtete sie beim Schlafen. Wie zart und zerbrechlich sie doch wirkte, dachte er. „Wie es wohl sein wird, sie immer um mich zu haben?“ Er sah zum Mond auf und atmete die kalte Nachtluft ein.





Wir hatten uns für den Abend ein paar Gruselfilme ausgeliehen und hatten mindestens 8 Packungen Popcorn gekauft. Ich stand in der Schülerküche und legte 3 Packungen in die Mikrowelle. Ich musste an letzte Nacht denken.

Ich wurde einfach so wach und setzte mich in meinem Bett auf. Plötzlich hörte ich eine leise Stimme. Erst dachte ich Sweet würde wieder im Schlaf reden, aber da wurde mir klar, dass das nicht Sweet’s Stimme war, sondern die eines Jungen. Ich setzte mich auf die Bettkante und sah mich im Zimmer um. Es war niemand im Zimmer zu sehen, dass wunderte mich sehr. Ich dachte, dass ich mir das nur eingebildet hatte und versuchte wieder zu schlafen.

„… Wenn du nicht bald kommst Scar. Fangen wir ohne dich und das Popcorn an!“ Durch Claras laute Stimme wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. „Ja, ich komme schon!“ Ich schnappte mir das heiße Popcorn aus der Mikrowelle und füllte es in eine Schüssel, die ich zuvor rausgestellt hatte. Dann ging ich noch schnell an den Kühlschrank und holte mir eine Dose Cola light heraus. Mit der Schüssel in der einen Hand und meiner Dose in der anderen rannte ich zurück in die Wohnstube. Dort hatten wir um den größten Flachbild- Fernseher einige Sessel und Sofas drum herumgestellt. Außer Sweet, Clara und mir, hatten wir noch drei andere Mädchen aus unserer Klasse eingeladen, mit denen wir uns gut verstehen. „Nerv nicht Clara!“, sagte ich, während ich ihr die Schüssel mit dem Popcorn in die Hand drückte. „Ich nerve doch gar nicht!“, sagte sie mit dem Mund voller Popcorn. „Spinnst du eigentlich, ich will auch noch was von dem Popcorn abhaben!“ Sweet stürzte sie auf Clara und kämpfte mit ihr um das Popcorn. Die anderen Mädchen und ich mussten lachen. Ich sagte doch, sie sollen eine Comedy-Show aufmachen. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten und der Kampf um das Popcorn beendet war, schob ich die DVD in den Player und drückte auf PLAY. Wir schauten gerade Scary Movie 4. Gerade waren Aliens in riesigen Spinnen/Tintenfisch Robotern aufgetaucht und randalierten in einer kleinen Stadt, während die Bevölkerung verzweifelt um ihr Leben rannte, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich zog die Luft scharf ein und dann hörte ich eine Stimme, die mir eigentlich so vertraut war, aber ich bemerkte es in diesem Augenblick nicht. „Komm mit mir! Folge mir in den Tod! Ich wäre froh, nicht mehr so alleine zu sei!“ Ich merkte wie mein Körper stocksteif wurde und drehte mich dann ganz langsam um. „Buh!“ Ich gab einen kleinen und leisen Aufschrei von mir, weil ich mich erschreckt hatte und atmete dann tief durch. Er war es nur gewesen. „Man, bist du überhaupt noch zu retten, du Spinner!?“ Jetzt wurden auch die anderen auf ihn aufmerksam, aber nur kurz, dann war der Film doch wieder interessanter. „Entschuldige, kann ich dich mal kurz sprechen Scarlett?“ Ich blinzelte ihn überrascht und auch ein bisschen verlegen an. Eigentlich war ich nicht gerne alleine mit ihm, weil ich wusste, wie nervös ich in seiner Gegenwart immer wurde. „Ähm … ja klar.“ Ich flüsterte Sweet ins Ohr, dass ich gleich wiederkommen würde und sie sagte nur, dass ich gleich noch mal Popcorn mitbringen solle. Ich kletterte über die Kreismauer aus den Sesseln und den Sofas und ging dann mit ihm in die Küche. Achso, er heißt übrigens Jackson Connery und ist auch in meiner Klasse. Alle Mädchen außer Sweet und Clara, die beide schon einen Freund hatten, waren in ihn verliebt einschließlich mir. Er war groß, schlank, sportlich und unheimlich beliebt. Als ich neu an diese Schule kam und ihn zum ersten Mal gesehen hatte, habe ich danach immer davon geträumt, wie toll es doch sein würde, wenn ich mit ihm zusammen wäre. Mit der Zeit habe ich diesen Traum und die darin steckende Hoffnung aber aufgegeben, weil wir nun gute Kumpels waren. Ich packte die Tüten mit dem Popcorn in die Mikrowelle und stellte sie an, dann drehte ich mich zu Jackson um. „Also, was liegt dir denn auf dem Herzen? Warum wolltest du mit mir reden?“ Ich sah ihn fragend an. Als er mich im nächsten Moment ansah, direkt in meine Augen blickte, merkte ich, wie nervös und wie mein Gesicht rot wurde.
„Ich …“, begann er stotternd. „Ich glaube, ich, ich … ich habe mich in dich verliebt Scarlett und, und ich weiß nicht, ob das jetzt ein Fehler war und ich jetzt unsere Freundschaft zerstört habe!“ Ich begann zu zittern und spannte deswegen meinen Körper an, damit er es nicht mitbekommt. Dann schüttle ich langsam meinen Kopf, weil ich nicht weiß was ich sagen soll. „Ich wusste nicht, wie ich dir das sagen sollte! Jetzt … jetzt merke ich, dass das ein Riesenfehler war.
Und, … und du mich überhaupt nicht liebst! Nein. Wie dumm von mir, du wärst ja sonst nicht meine beste Freundin, wenn du mich lieben würdest! Tut mir leid! Das war wirklich ein Riesenfehler!“ Er drehte sie zur Tür um und wollte sie gerade öffnen, als ich seine Hand packte. „Was redest du Jackson!? Woher willst du wissen, dass ich dich nicht liebe?“ Er drehte sich zu mir um und sah mir in die Augen. Er forschte an meinem Gesicht, wie ich das meinte. „Du hast den Kopf geschüttelt, als ich dir gesagt hatte, dass ich dich liebe!“ Ich sengte meinen Blick und sagte dann: „ Ja, das war aber auf das zweite gerichtet und nicht auf das erste!“ Ich trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Und außerdem, war ich überrascht, dass du das plötzlich gesagt hast. Ich meine, es war unerwartet!“ Ich lächelte ihn verlegen an. „Was meinst du Scarlett?“ Er trat näher an mich heran. „Ich mag dich schon sehr lange! Besser gesagt, bin ich schon seit dem ersten Mal, als ich dich sah in dich verliebt. An meinem ersten Tag, du warst wie der traumhafte Prinz auf dem strahlend weißen Pferd, den ich nie mein eigen nennen könnte und das was eben geschah, war einfach wie ein Traum für mich Jackson!“ Ich merkte wie sich meine Augen mit Tränen füllten und schon wenige Bruchteile später rollten die ersten über meine Wange. Er hob mit seiner Hand leicht mein Kinn an und betrachtete mein Gesicht. Seine Züge waren hart und kantig, sie waren ängstlich. Plötzlich wurden seine Züge weicher, er schüttelte seinen Kopf und zog mich in seine warme und schützende Umarmung. Er umklammerte mich so fest, als ob er Angst hätte, ich würde mich nach diesem Gespräch auflösen. „Ach Scarlett. Meine liebste Scarlett, du bist einfach zu schüchtern, weist du das eigentlich?“ „Ja, ich weiß, aber dagegen kann man nun mal nichts machen, stimmt’s?“ Ich sah ihm direkt in sein freundliches Gesicht. Ich dachte fast für einen Moment, dass seine Augen fast so stark leuchten wie diese unerreichbaren Sterne am blauen Nachthimmel, doch ich merkte das sie nicht unerreichbar waren, denn sie leuchteten wegen mir, ich strahlte sie an.
Und ich war definitiv nicht unerreichbar, stimmt’s?







Nicht alles ist immer so wie es erscheint ...



,,Nicht alles ist immer so wie es scheint“
In unserer Gesellschaft haben die Vampyre einen festen Platz. Obwohl sie Blut trinken und Nachtaktiv sind, haben sie sich schnell in die Gesellschaft der Menschen eingegliedert. Alle Mädchen waren ihnen hoffnungslos verfallen, alle außer mir. Ich habe die Maske der Vampyre durchschaut. Sie freundeten sich mit den Menschen an und schon kurz darauf verschwanden sowohl der Mensch als auch der Vampyr auf mysteriöse Weise. Sie sehen zwar unheimlich niedlich aus, sind auch sehr hilfsbereit und nett. Doch ich weiß, dass das nur ihre äußere Hülle ist. Sie sind Monster in Menschlicher Gestalt.




† Zwei †


Wir lösten uns voneinander und er lächelte mich glücklich an. Plötzlich hörte ich einen Knall und noch einen. Ich zuckte erschrocken zusammen. ,,Oh man, dass Popcorn raubt mir noch den letzten Nerv!“ Ich blickte die Mikrowelle wütend an und tat so, als könnte ich sie mit meinem bloßen Blick wegbeamen. ,,Du bist so leicht zu erschrecken Scarlett!“ Jackson begann zu lachen und ich boxte ihn spielerisch in die Seite. ,,Echt, dass ist nicht witzig!“ Ich öffnete die Mikrowellentür, holte eine Schüssel aus dem Schrank und füllte das Popcorn aus den Tüten in die Schüssel. Plötzlich merkte ich, dass Jackson seine Arme um meine Hüfte schlang. Ich rührte mich nicht einen Zentimeter von meinem Platz weg. Als er merkte wie nervös ich war, nahm er seine Hände von meiner Hüfte, schnappte sich die Schüssel mit dem Popcorn und lief in die Wohnstube. ,,Hey, warte Jackson!“, rief ich ihm nach und rannte dann hinter ihm her. ,,Macht es euch was aus, wenn ich mich zu euch setze Mädels?“ Jackson beugte sich über eines der Sofas, auf denen sich die drei anderen Mädchen gesetzt hatten. Eines der Mädchen drehte sich zu ihm um.
Es war Lucy. Sie hatte blonde lange Haare und war schlank.
,,Ähm, eigentlich nicht!“ Sie grinste ihn fröhlich an. Mary, das schlanke, große Mädchen mit den langen braunen Haaren und Emily, das schlanke kleine Mädchen mit den kurzen blonden Haaren, drehten sich zu ihm um, zuckten nur mit den Schultern und sahen dann wieder zum Fernseher. Als ich beim Kreis ankam, hatte Jackson schon ein Sofa für uns zwei besetzt. Ich setzte mich zögernd neben ihn und als er dann seinen Arm um meine Schultern legte, sahen mich alle verdutzt an. Als ich bemerkte, dass Clara und Sweet sich zufrieden angrinste und ein High-Five machten, wusste ich, dass sie etwas mit dem Geständnis zu tun hatten. Nach den Filmen, war es etwa 11:30 Uhr nachts und alle halfen noch schnell die Sofas und Sessel wieder an ihren Platz zu schieben. ,,Wir gehen schon mal vor, Scar! Lasst euch ruhig Zeit!“ Clara und Sweet zogen die anderen drei mit die Treppe zum Mädchentrakt hoch. Und schon waren Jackson und ich wieder alleine. ,,Ähm, Scarlett….“ Ich drehte mich zu Jackson um, der bereits an der Treppe zum Jungentrakt stand. ,,… Wir sehen uns dann Morgen im Unterricht Süße!“ Er gab mir noch schnell einen Kuss auf die Wange und rannte dann die Treppe hoch. Verdutzt blieb ich in der Wohnstube zurück. Dann lief ich zu meiner Treppe und lief nach oben. Im großen Flur brannten nur die künstlichen Fackeln und es war fast totenstill. Als ich ins Zimmer kam, packten mich Clara und Sweet am Arm und schuppsten mich auf eines der Betten. ,,Und, wie war es?“ Platzte es aus beiden gleichzeitig heraus. Erst jetzt bemerkte ich Lucy, Mary und Emily die mich erwartungsvoll ansahen. ,,Ähm, was meint ihr denn überhaupt?“ Clara und Sweet sahen sich böse an und Clara sagte: ,,Also hat er dich nicht geküsst? Feigling!“ Bei dem Wort geküsst musste ich mir an die Wange fassen, dorthin wo er mich geküsst hatte. ,,Er hat dich auf die Wange geküsst, stimmt doch oder?!“ Lucy grinste mich an. ,,Ja, hat er.“ Ich wurde rot und plötzlich feuerte Emily mir ein Kissen ins Gesicht. ,,Du Verräterin, wieso bekommst du immer die süßen und beliebten Jungs und wir gar keinen?!“
,,Ich weiß nicht, ob das wirklich was Ernstes ist!“ ,,Klar ist das sein ernst. Er liebt dich und daran solltest du nicht zweifeln!“ Ich bewunderte Clara wie Klug und Weise sie doch war.
,,Du hast recht, vielleicht habe ich das noch nicht in meinen Schädel rein bekomme, dass wir jetzt zusammen sind!“ Nachdem die drei gegangen waren, gingen auch wir drei ins Bett. Draußen vor dem Fenster schien der Vollmond hell und beängstigend schön.


Ich versuchte zu schlafen, aber ich konnte nicht. Ich hatte das Gefühl beobachtet zu werden.





Auch in dieser Nacht zog es ihn wieder zu ihr. Er stand vor ihrem Fenster und versuchte sich zu konzentrieren. Er versuchte in ihre Träume zu gelangen.





Ich träumte von einer Vollmondnacht. Vor mir lag eine riesige Wiese, auf der rote Blumen wuchsen. Ich nährte mich einer der Blumen und pflückte sie. Sie war wunderschön. So rot wie Blut erschien sie im hellen Mondlicht. Ich roch an der Blume und versuchte den Geruch irgendwo zu zuordnen. Es dauerte eine Weile bis ich wusste nach was sie roch. Der Geruch war metallisch und etwas süßlich. Sie roch eindeutig nach Blut. Schockiert lies ich die Blume fallen, als sie auf der Erde aufkam verwelkte sie sofort. Plötzlich hörte ich hinter mir leise Schritte. Blitzartig drehte ich mich in Richtung der Schritte. Vor mir lag nun ein vom Schnee bedeckter Wald. Etwas zog mich dazu in den Wald zu gehen und ich folgte diesem Etwas. Der Wald war ziemlich dicht bewuchert, aber etwa in der Mitte des Waldes lag eine wunderschöne Lichtung. Der Vollmond lies die weiß bedeckte Lichtung golden schimmern. Plötzlich bewegten sich die Bäume auf der anderen Seite der Lichtung und ich zuckte zusammen als daraus ein Junge trat. Er war schlank, groß, größer als ich, hatte schwarze Haare und gelbe Augen, wie kann jemand überhaupt gelbe Augen haben? Ich beobachtete ihn, wie er zu mir rüber gelaufen kam. Fasziniert sah ich, dass der goldene Schnee unter seinen Füßen weg schmolz. ,,Endlich kann ich mal mit dir reden!“ Ich zuckte zusammen als ich seine Stimme hörte. Sie klang laut, kräftig, grob, bedrohlich, aber trotzdem lag in ihr eine beruhigende, höfliche und fröhliche Note. Endlich fand ich meine Stimme wieder und antwortete mit ruhiger Stimme. ,,Wieso, endlich? Sollte ich dich irgendwoher kennen?“ Ich weiß ja, dass es unhöflich ist jemanden an zu starren, aber ich konnte nicht aufhören ihn von oben bis unten zu betrachten.
,,Tja, du musst halt nicht immer alles wissen Kleine!“ Er kam ein paar Schritte auf mich zu, ich machte ein paar Schritte rückwärts.
,,Wieso nennst du mich ,,Kleine“ ?“ Ich sah keinerlei Regung in seinem Gesicht, deswegen redete ich weiter ohne ihn antworten zu lassen. ,,Wo bin ich hier eigentlich? Denn ich weiß, dass das kein normaler Traum ist! Antworte! Und wie heißt du eigentlich?“ Jetzt hatte ich es geschafft ihn aus seiner coolen und machomäßigen Fassung zu bringen. ,,Du fragst entschieden zu viel Kleine!“ Sagte er barsch und redete dann in einem selbstsichereren Ton weiter. ,,Also gut, dass hier ist meine Weise dir endlich näher zu kommen. Ich habe mich in deinen Traum geschlichen um dich besser kenne zu lernen!“ Er machte eine kurze Pause, die ausreichte um ihn zu unterbrechen.
,,Wer bist du? Bist du auf meiner Schule? Ich… .“ Er unterbrach mich mit einer kalten und barschen Aussage. ,,Klappe! Du hast echt nerven! So Widerspenstig hätte ich dich mir gar nicht vorgestellt!“
,,Ich bin nicht Widerspenstig!“ Ich brüllte ihn wütend an, wobei ich, ohne es zu bemerken, ein paar Schritte auf ihn zu lief, ein gewaltiger Fehler. ,,Ach nein und was war das dann gerade?“ Er grinste, wobei er hämisch lachte. Erst da bemerkte ich es. ,,Du… du, d-Du bist ein… “ Ich konnte es nicht aussprächen, es war ein zu großer Schock. ,,Ja, sehr wohl! Ich bin das, was du im Allgemeinen als Monster in Menschlicher Gestalt bezeichnest! Ich bin ein Vampyr, dein schlimmster Alptraum!“
Er begann belustigt zu lachen. Ich sah ihn erschrocken und schockiert an. ,,Ich, ich es tut mir leid, ich wollte dich nicht beleidigen!“ Ich machte benommen vor Angst ein paar Schritte nach hinten und stolperte über meine Beine, die wie auch meine Arme bleiartig und fehl am Platz wirkten. Ich kam hart auf den Boden auf und musste leise und schmerz verzogen schreien. Dann merkte ich wie mir die Augen voll Tränen liefen und ich versuchte verzweifelt sie wegzublinzeln. Es gelang mir nicht und Bruchteile später rollten die ersten beiden Tränen, auf beidem Wangen herab und fielen wie in Zeitlupe zu Boden.
,,Scarlett!“ Ich hörte ihn etwas sagen, aber ich verstand keines seiner Wörter, als ob sie fremdartigen Sprachen angehörten. Jetzt ging auch mein restlicher Körper zu Boden. Ich wurde bewusstlos, doch ich merkte sehr wohl, dass er auf mich zu rannte und mich in seine Arme schloss. ,,Scar, wach auf!
Hey, bitte! Scarlett! Scar, kannst du mich hören?!“ Erst dachte ich, er sei es der mich förmlich anflehte aufzuwachen, doch dann erkannte ich, dass es Sweet und Clara waren. Ich schlug schlagartig meine Augen auf und musste nach Luft schnappen. Sweet und Clara halfen mir mich hinzusetzen und Clara rannte bereits zur Tür, rief Sweet noch etwas zu und verschwand schnell auf dem Flur. Ich wusste nicht, was sie gesagt hatte aber ich wusste, dass jetzt gleich unsere Hausmutter ins Zimmer stürmen würde und ängstlich fragen würde, wie es mir denn gingen und, und, und.


Wenn man weiß, wer er ist ...




Selbst wenn man es dann weiß, was er ist, man kann es doch nicht realisieren. Monster in menschlicher Gestalt, so hatte ich sie beschrieben, doch aus irgendeinem Grund bin ich nun anderer Meinung. Ich habe ihn kennen gelernt, ich konnte seine Aura spüren, sie war sanftmütig, fröhlich und ängstlich. Er war nicht einer der typische Vampyre, dass wusste ich jetzt. Er war anders als die anderen Vampyre, bei ihm wusste ich irgendwie, dass Er niemanden je etwas Schlimmes angetan hat. Ich wusste es einfach. Doch das Wort Vampyr äußerte, dass es nicht so war.




† Drei †

Unsere Hausmutter (Misses Hutsan) kam in das Zimmer gerannt und als sie am Bett stand, sah sie mich besorgt an. Ich wusste nicht was sie mich fragte, aber ich würde sagen, dass sie mich fragte wie es mir ginge. Mir war noch etwas schwindelig und schlecht und ich rang auch noch nach Luft. Langsam verstand ich auch schon wieder einzelne Wörter aus ihren Sätzen.
,,Sie… geatmet! … wussten nicht, … tun sollten!“ Ich hatte aufgehört zu atmen? Wieso das denn? Was ist eigentlich passiert? Da war jemand gewesen, jemand der mich kannte, aber ihn kannte ich nicht. Er war süß gewesen, sehr süß, doch dann sagte Er mir, dass Er ein Vampyr sei. Ich wollte rennen, doch ich konnte nur ein paar Schritte nach hinten machen. Ich stolperte über etwas und verlor das Bewusstsein. An mehr konnte ich mich nicht erinnern. Doch dann fand ich endlich meine Stimme wieder und fragte: ,,Habe ich wirklich aufgehört zu atmen?“ Ich setzte mich gerade hin, sodass mein Rücken sich an die Wand lehnte. Clara, Sweet und Misses Hutsan sahen mich erschrocken an. ,,Sie kann ja doch noch sprechen!“ Sweet setzte sich neben mich auf das Bett und schlang ihre Arme um mich. Unsere Hausmutter atmete erleichtert aus und setzte sich dann vorsichtig auf die Bettkante. Sie musste ihren Kopf leicht zur Seite neigen um in das Hochbett zu passen. Sie legte eine Hand auf meine Stirn und die andere auf ihre eigene.
,,Du hast leichtes Fieber, es wäre besser wenn du heute mal im Bett bleibst und dich schön ausschläfst.“ Sie stand auf und lief in unser Bad.
,,Man, was machst du denn für Sachen Scar?!“ Clara setzte sich neben mich auf das Bett und legte ihre Hand auf meinen Kopf.
,,Echt, denkt ihr denn das ich das absichtlich gemacht habe?!...“
Ich wollte noch etwas sagen, doch ich wurde von einem Hustenanfall unterbrochen. ,,Alles Okay?!“ Sweet klopfte mir leicht auf den Rücken. ,,Geht schon!... habe mich nur Verschluckt!“ Ich musste wieder husten. ,,Das klingt aber gar nicht gut! Hier nimm das Scarlett!“ Misses Hutsan gab mir ein Glas mit Wasser und zwei Tabletten, die sie gerade aus unserem Badschrank genommen hatte. Ich wusste nicht einmal, dass wir solche Tabletten hatten. Ich nahm einen Schluck Wasser aus dem Glass und nahm dann die erste Tablette, dann nahm ich noch einen Schluck und die zweite Tablette. ,,In etwa einer Stunde sollte es dir etwas besser gehen! Wenn etwas ist komm einfach in mein Zimmer!“ Unsere Hausmutter ging zur Tür und verschwand im Gang. ,,Da wird es wohl nichts mit dem Date!“
Sweet tätschelte mir tröstend den Kopf.
,,Was für ein Date?“ Stotterte ich verlegen. ,,Na ja, ich zitiere >>Wir sehen uns dann Morgen früh im Unterricht Süße!<<, dass Date meine ich!“ ,,Scheiße, dass hatte ich total vergessen! Ich kann nicht im Bett bleiben!“ Ich musste heftig husten. ,, Nichts da, du bleibst schön im Bett und wirst wieder gesund, wir sagen Jackson bescheid!“ Ich sah zu, wie die beiden sich anzogen und ihre Schulsachen packten. ,, Du schläfst dich schön aus Scar, verstanden?!“ Nachdem die beiden gegangen waren, setzte ich mich wieder in meinem Bett auf und musste mir den Kopf in die Hand stützen. ,,Scheiß Migräne! Jetzt reiß dich mal zusammen Scarlett!“
Ich setzte mich auf die Bettkante und musste mich am Bettkasten festklammern um mich nicht vor Schwindel zu übergeben. Langsam stand ich auf und lief schwankend zu meinem und Sweet`s Kleiderschrank. Es ist ein großer altmodischer (vielleicht antiker) Schrank der außen mit Bildern verziert war. Er war eigentlich auch schon so sehr groß, doch jetzt durch den Schwindel und durch das Fieber wirkte er nun riesig. Mit zitternden Händen öffnete ich eine der Flügeltüren. Unerwartet rollte eine Lawine von T-Shirts und Röcken auf mich herab. ,,Sweet!!“, grummelte ich wütend. ,,Ich habe dir doch schon tausendmal gesagt, dass du deine Wäsche ordentlich einräumen sollst!“ Ich wollte mich gerade bücken, als mir total schwindelig wurde und mich auf den nächstbesten Gegenstand setzte. Vor meinen Augen verschwamm mein Sichtfeld zu einer einzigen großen schwarzen Fläche. Ich merkte noch wie ich von dem Stuhl oder was das war kippte, aber ich konnte nicht reagieren und merkte, dass mein Kopf hart auf den Boden aufkam. Ich weiß nicht wie lange ich auf dem kalten Laminatboden lag, aber es erschien mir unendlich lange gewesen zu sein. ,,Oh Shit! Scar wach auf!“ Ich wusste es war Jackson gewesen der fluchte und öffnete langsam meine Augen. ,,Nicht fluchen, dass passt einfach nicht zu dir.“ Ich stützte mich auf meine Arme und blinzelte um wieder klar sehen zu können.
,,Sorry Scar! Alles Okay?“ Er sah so süß aus, wenn er besorgt war. Unwillkürlich musste ich ihn anlächeln. Er stand kopfschüttelnd auf und räumte ein paar der Sachen wieder ein. ,,Verdammt, was tut man in so einem Fall? Komm schon, deine Freundin ist gerade umgekippt und lächelt die so an, als ob du ein sprechender Fisch wärst, was wirst du tun?! 1, 2 oder 3, letzte Chance vorbei!“ Ich sah ihn an, besser gesagt seinen Rücken den er mir zugewandt hatte. Ich sah wie sich sein Körper ruckartig versteifte. Er drehte sich zu mir um und kniete sich vor mich. ,,Mmm… Wer bin ich?“ Ich blinzelte ihn verwirrt an. ,,Jackson, was soll der Scheiß?“ Ich musste husten. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und hob die andere hoch in die Luft. Erst dachte ich er wolle mich schlagen, aber er streckte nur ein paar Finger in die Luft und fragte:,, Wie viele Finger zeige ich?“ Ich wusste nicht was das sollte. ,,Was zum…? 4 Finger, wieso?! Oh, klar! Denkst du etwa ich wäre nicht mehr ganz klar im Kopf! Ich- ich was soll der Scheiß?“ Jackson atmete erleichtert aus und zog mich an sich.
,, Bin ich froh, dass es dir gut geht Süße!“ Er küsste mich auf die Stirn und sah mir dann in die Augen. Wort wörtlich versank ich in seinen Augen. Ich merkte wie meine Augenlieder immer schwerer wurden und wie ich schließlich in einen tiefen Schlaf fiel. Ich träumte von nichts, ich konnte nicht, ich musste aufwachen. Ich versuchte es und endlich konnte ich meine Augen wieder öffnen. Ich lag in meinem Bett und blickte an die Decke. Sie erschien mir so weit entfernt. Plötzlich merkte ich wie mir ein paar Tropfen die Wange runter liefen. Erst dachte ich es wäre Schweiß, weil es mir nämlich verdammt heiß hier drinnen vorkam. Ich setzte mich auf und merkte, dass es keine Schweißtropfen waren sondern Tränen. Ich weinte. Ich hatte im Schlaf geweint. Erst jetzt fühlte ich, dass mir alles wehtat. Meine Arme und Beine fühlten sich wie Blei an und mein Kopf brummte. Ich hörte Stimmen aus dem Gang und versuchte heraus zu finden, wer sich da unterhielt. Eine Stimme hörte ich klar und deutlich raus. Es war Jackson. Ich würde seine starke, grobe und doch freundliche, einladend wirkende Stimme überall erkennen. Er klang angespannt und wütend. Ab und zu hörte ich aber auch etwas Angst und Verzweiflung heraus. Die andere Stimme kannte ich nicht. Ich erschrak, als plötzlich jemand an die Tür schlug. Nur einmal, ganz kräftig. Erst wollte ich sagen ,,Herein!“, aber ich ließ es bleiben, weil ich gerade erkannte das niemand geklopft hatte. Es hatte jemand aus Wut oder Verzweiflung dagegen geschlagen. Ich setzte mich auf meine Bettkante und überlegte was ich jetzt tun sollte. Sollte ich zur Tür gehen und beide fragen, wieso sie so einen Krach machten, sollte ich mich einfach wieder hinlegen oder sollte ich mir was anziehen gehen und mich im Bad fertig machen. Ich entschied mich ins Bad zu gehen. Ganz schlechte Idee. Im Bad angekommen wäre ich beinahe zusammen gebrochen. Mein Magen zog sich krampfhaft zusammen und ich musste mich zusammen reißen, um mich nicht auf den Boden zu übergeben. Ich setzte mich auf den Rand der Badewanne und hielt mir vor Schmerzen den Bauch. ,,Oh Shit! Ist das etwa ein Nebeneffekt von den Tabletten?!“ Ich rutschte an der Außenseite der Wanne auf den Boden. Jetzt wurde mir auch noch Schwindelig, schlimmer konnte es doch nicht mehr kommen. Oder? Als ich hörte, dass jemand ins Zimmer kam, stand ich auf, auch wenn es echt schmerzhaft war. Ich unterdrückte einen Würgereiz. Schnell nahm ich zur Tarnung eines der Gläser vom Beckenrand, füllte es mit Wasser aus dem Wasserhahn und ging zurück in mein Zimmer. Jackson hatte sich auf meine Bettkante gesetzt. Er sah zu mir auf als ich näher kam.
,,Süße, setzt dich hin!“ Er klopfte an die freie Stelle neben sich und ich setzte mich an die Stelle. Ich trank schnell einen großen Schluck Wasser aus dem Glas und stellte es dann neben mich auf meinen Nachttisch. Jackson sah mich erleichtert an und zog mich dann an sich. Seine starken Arme umschlungen mich, aber trotzdem wirkte er nun wie ein verletzter und zerbrechlicher Junge. Ich erwiderte seine Umarmung und konnte meine Tränen, die von dem Schmerz entstanden waren nicht mehr zurück halten. Er strich mir sanft über meine Haare und flüsterte mir ins Ohr: ,,Das wird gleich wieder besser!“ Als ich fast aufgehört hatte zu weinen, hielt er mich ein Stück von sich weg und betrachtete mich eindringlich. ,,Alles okay Scar?“ Ich nickte stumm und fand wieder Zuflucht vor dem Rest der Welt in seinen Armen. Als ich schließlich ganz aufgehört hatte zu weinen stand Jackson auf und lief ins Bad. Er kam mit einer Schachtel Tabletten und meiner pinken, mit kunstdiamanten besetzten Haarbürste wieder. ,,Darf ich Prinzessin?“ Er kniete sich vor mich und sah mir in die Augen. ,,Ähm…ich…ja, aber nur wenn du aufhörst mich Prinzessin zu nennen!“ Er setzte sich hinter mich auf das Bett und fing an meine Haare zu kämmen. ,,Sehr wohl Majestät.“
Ich verdrehte die Augen und gab dann einen entspannten Seufzer von mir. Es lag eine lange Zeit Stille im Raum. ,,Hey, Scar!“ Er beugte sich über meine Schulter und sah mich dann an. ,,Wie geht es dir jetzt?“ Ich sah ihn an und musste dann wegschauen, weil ich merkte wie mir die röte in Wangen stieg. ,,Schon- schon besser! Schon besser!“, murmelte ich vor mich hin. Er legte die Bürste neben uns und Umarmte mich dann von hinten. Wie ein Blitz durchzuckte mich ein warmes Gefühl. Ich lies mich nach hinten in seine Arme fallen. Er seufze zufrieden und lehnte sich gegen die Wand. Wir waren lehnten ineinander verschlungen an der Wand und ab und zu gab einer von uns einen Seufzer von sich oder … stöhnte. Oh mein Gott. Was tun wir denn da gerade. Ich meine, an sich war es ja nichts illegales, aber irgendwie machte mich der Gedanke an sich schon, an. Naja ich meine nervös und hibbelig. Oh, oh! Falscher Zeitpunkt, ganz falscher Zeitpunkt. Reiß dich zusammen Scar. Ich wurde jetzt richtig unruhig. Ich begann mich aus seiner Umarmung zu winden und auf die andere Bettseite zu grabbeln. Ich hätte seinem traurigen Blick nicht standhalten können, deshalb sah ich ihm nicht in die Augen.
,,Wieso Scar?“, flüsterte er in den Raum. „Ich weiß es nicht ich, ich denke dass ich nicht will, dass du mich so zerbrechlich und hilflos siehst! Ich… du weiß das ich dich wirklich liebe, aber, ich weiß auch nicht was mit mir ist, ich liebe dich Jackson!“ Mir traten die Tränen in die Augen.
„Es tut mir leid.“, flüsterte ich zwischen zwei Schluchzern.
„Schon gut Süße, ich habe gerade überreagiert, es war nicht deine Schuld. Ich liebe dich auch Scar und das weißt du genauso wie ich weiß das du mich liebst.“ Er setzte sich neben mich und zog mich dann in seine geborgene und warme Umarmung. So blieben wir ein paar Minuten, bis es plötzlich an der Tür klopfte. Wir erschraken beide so dolle, dass ich fast vom Bett gefallen wäre.
„Ja!“, rief ich und schupste Jackson spielerisch, nicht böse gemeint vom Bett und lehnte mich dann gegen ein paar Kissen die ich mir schnell aufgestapelt hatte. Es war Sweet, die es vor Sorge nicht mehr im Unterricht ausgehalten hatte und nach mir sehen wollte.
„Jackson, was machst du denn hier?“ Sie sah zwischen uns beiden hin und her und blieb dann an meinem Grinsen hängen. „Ohoh, ihr zwei, ganz alleine in einem Zimmer! OMG, tut mir ja so Leid Süße, ich bin gleich wieder weg. Aber vorher, wie geht es dir jetzt?“ Sie sah mich besorgt an. „Schon besser als heute Morgen! Aber… halt, hast du gerade gedacht, nein das haben wir garantiert nicht gemacht!“ Sweet musste anfangen zu kichern. „Ach komm schon, nicht so schüchtern, ich weiß doch das ihr voll aufeinander fliegt!“ Ihr kichern wurde zu einem hinreisenden Lachen. „Hä, wo von zum Teufel redet ihr da gerade?“ Jackson sah uns verständnislos an. Ich sah ihn mit verstörten blick an und merkte wie mir die röte in die Wange stieg.
„Sie meint, naja du weißt schon mhmhmh!“ Mir war es peinlich das Wort au zu sprächen. Ich meine es ist ja nicht so, dass ich das Wort generell nicht sage, aber die gesamte Situation war peinlich und ich wünschte ich könnte mich jetzt ganz klein machen. „Achso, oh, aber, nein, haben wir nicht. Das würden wir nie machen!“, gab er kleinlaut bei und sagte dann so leise das nur ich es hören konnte: „Noch nicht, wenn es nach Scar gehen würde! Aber bald!“ Ich musste etwas wütend aber auch angespannt grinsen. „Na gut, wenn es dir besser geht, dann können wir beide ja jetzt zu Unterricht gehen!“ Sie packte Jackson am Arm, hievte ihn hoch und zog ihn mit sich zur Tür. „Warte mal kurz Sweet!“ Er riss seinen Arm los und setzte sich neben mich auf die Bettkante. Er sah mir tief in die Augen und nahm dann mein Gesicht in eine Hand. „Ich hab dich lieb Scar!“ Gerade als ich sagen wollte, dass ich ihn auch liebe presste er seine Lippen auf meine. Ich berührte kurz seine Hand die an meinem Gesicht lag und schloss meine Augen. Als wir Sweet genervt seufzen hörten, lösten wir uns voneinander. Er grinste mich zufrieden an und küsste mich dann noch mal schnell auf meine Stirn. „Schlaf dich jetzt erst mal richtig aus, nach dem Unterricht komme ich noch mal vorbei!“





Wenn man richtig glücklich ist ...



Wenn man richtig glücklich ist, vergisst man selbst die schlimmsten Geschehnisse, selbst wenn sie wirklich noch so schlimm sind. Ich habe nach unserer Begegnung nicht mehr an ihn gedacht. Ich hatte ihm so nahe gestanden in dem Moment der Erkenntnis, dass ich keine Zweifel mehr hatte wer er wirklich war. Hatte ich mich im ersten Moment blenden lassen? Waren das meine waren Gefühle gewesen, als ich mich von ihm angezogen gefühlt hatte?
Konnte das wirklich sein? War ich denn wirklich so naiv? Wer war er für mich, welche Beziehung hatten wir zueinander?




† Vier †


Er stand auch diese Nacht an ihrem Fenster. Langsam aber sicher wurde ihm bewusst, dass er sie jetzt vielleicht für immer verloren hatte. Würde sie ihm je wieder trauen können? Es war ja nicht so, dass sie das auch schon vorher getan hätte, aber er wollte sie nicht verlieren, er wollte nicht, dass es ihr so schlecht erginge nur seinetwegen. Er liebte sie wirklich von tiefsten Herzen, aber würde sie das je können. Er wollte sie wirklich nicht verlieren, er brauchte sie. Er würde sie so gerne im Schlaf beobachten, aber sie hatte aus Angst das Fenster fest verschlossen, einen Stuhl davor gestellt und dann auch noch die Gardinen fest zu gezogen. Wieso tat sie das nur? Ihm war ja klar, dass sie jetzt wahrscheinlich höllische Angst vor ihm hatte, doch der Gedanke alleine brach ihm schon das Herz in tausend Stücke. „Wenn mein Vater wüsste, dass ich mir es mit meinem Mädchen das ich will schon vorher verscherzt habe, würde er mich direkt in die Hölle schicken!“, sagte er zutiefst verunsichert, denn er wusste, dass sein Vater, wenn er Pech hatte bald davon erfahren würde. Er wusste, dass sein Vater spätestens dann davon erfahren würde, wenn er sie zu einen von ihnen machen könnte. „Ja, dass würde ich wahrscheinlich tun, aber ich bin heute mal ausnahmsweise gut gestimmt, nach dem Snack den ich gerade hatte!“ Als er sich umdrehte sah er genau in das Gesicht seines Vaters. „Dad, dass hast du nicht wirklich getan, oder? Nicht dein ernst, du kannst nicht einfach irgendein Mädchen von der Straße schnappen, es aussaugen und es vergewaltigen! Spinnst du jetzt total!?“ Er sah ihn wütend an und doch plötzlich blieb sein Blick an dem Mundwinkel seines Vaters hängen. „Was, habe ich irgendetwas im Gesicht?“ Er funkelte seinen Sohn belustigt an. Dann leckte er seine Lippen ab und seine Pupillen wurden durch die Wirkung riesig. Dann blinzelte er um seine Augen wieder normal wirken zu lassen und sah zu seinem Sohn. „Was, willst du auch? Ich habe noch was übrig, ich habe sie nämlich nicht getötet, weil ich dachte, dass du auch was haben möchtest!?“ Er deutete mit seinem Kinn hinunter zu einem Gebüsch, was nicht weit entfernt war, dort bewegte sich etwas. „Dad, nein, dass darfst du nicht! Was wäre gewesen, wenn dich jemand gesehen hätte? Nein, ich fasse es nicht! Du bist so ein Trottel, du riskierst damit dein gesamtes unsterbliches Leben, nur um einen kleinen winzigen Snack zu bekommen!“ Er sah ihn wütend an und sprang dann zu dem Gebüsch hinunter. Dort lag im Schatten eines Baumes ein kleines verstörtes Mädchen. Er kniete sich neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Erschrocken drehte sie sich um und schrie vollen Halses ihn ihren Knebel den sein Vater ihr angelegt hatte. „Ganz ruhig, ich werde dir nichts tun!“ Sie blickte ihn an und fing dann an zu schluchzen und kurz darauf liefen die ersten Freudentränen über ihr kreide bleiches Gesicht. Er legte eine Hand auf den Knebel, nickte ihr zu und riss das Klebeband dann von ihrem Mund. Sie gab einen kleinen Schmerzensschrei von sich und begann dann richtig zu weinen, da weile öffnete er ihre Fesseln an Händen und Füssen und zog sie dann so hoch das sie vor ihm am Baum lehnte. „Geht’s?“ Er nahm ihr Kinn in die Hand und drehte ihr Gesicht nach links und dann nach rechts, um zu sehen ob sie auch nicht schwer verletzt war. Dann plötzlich blieb sein Blick an den zwei kleinen Löchern in ihrem Hals hängen. Sie nickte nur stumm, rieb sich ihre wunden Handgelenke und wischte sich dann die Tränen vom Gesicht und aus dem Augenwinkel. „Danke, ich verdanke dir mein Leben!“ Sie sah ihm in seine gelben Augen und musste dann lächeln, doch es war nur von kurzer Dauer, denn sie musste vor Schmerzen keuchen, denn auf ihrem Gesicht prangte eine blutende Narbe. „Nein, ich muss mich bei dir entschuldigen, denn ich muss wirklich der Versuchung widerstehen dich zu beißen!“ Er stand auf und half dann dem kleinen verängstigten Mädchen sich hin zu stellen. „Ich… nein!“ Sie schüttelte leicht den Kopf. „Nein, ich bin dir trotzdem dankbar, dass du mich beißen willst ändert nichts an dem, was ich dir verdanke!“
Er sah sie überrascht und auch ein bisschen dankbar an. „Komm, ich bringe dich von dem Verrückten da weg!“ Er deutete mit seinem Kinn zu seinen Vater und hielt dem Mädchen dann seine Hand hin. „Danke.“, antwortete sie und legte dann ihre Hand in seine, damit er sie von hier weg bringen konnte. „Hey, ich dachte du bist mein Fleisch und Blut und würdest mir nicht meinen kleinen Mitternachtssnack wegnehmen um ihn dir selber rein zu ziehen!“ Er drehte sich zu seinem Vater um und sah ihm dann in seine blauen Augen. „Was?“ Sein Dad zuckte mit den Schultern und lehnte sich dann an die kalte und nasse Rinde der alten Eiche. „Ich werde sie nach Hause bringen und sie nicht anrühren! Sie ist ein kleines verängstigtes Mädchen und ich werde sie vor dir beschützen, nur damit du es weißt!“ Er legte einen Arm um ihre Schulter, zog sie an sich heran und lief dann mit ihr in Richtung des Kiesweges der nicht nur hell Erleuchtet war, sondern wo auch einige Schüler nach Hause ins Wohnheim kamen. Doch einen Baum vor dem Weg hatte sich sein Vater dazu entschieden ihn nicht einfach mit seinem Snack gehen zu lassen. „Halt, sie trägt mein Zeichen auf ihrem Hals, also gehört sie immer noch mir alleine, und laut dem Gesetz darfst du sie mir nicht ohne meine Erlaubnis wegnehmen!“ Er flog förmlich an ihnen vorbei und schnitt ihnen somit den Weg ab. Das Mädchen gab einen kleinen Schrei von sich und klammerte sich dann an ihren Begleiter. „Schon gut Kleine!“ Er küsste sie auf der Stirn und lies sie dann alleine stehen, während er sich fauchen auf seinen Vater warf. Dieser war zwar älter aber nicht unbedingt der stärkere in diesem Kampf. Knurrend wurde er von seinem Sohn an einen Baum geworfen, so dass dieser nachgab und umknickte.
Als sein Vater fluchend aufstand und sich die Kleider abklopfte war er schon wieder bei dem Mädchen lief mit schnellen Schritten zu dem hell Erleuchteten Kiesweg. Dort endlich angekommen, gab er dem Mädchen sein Versprechen, dass er auf sie aufpassen würde und küsste sie noch einmal flüchtig auf die Stirn. Es war ein tolles Gefühl nicht gefürchtet zu werden, dachte er und ging dann schweigende an seinem Vater vorbei. „Danke!“, hauchte sie hinter ihm in die dunkle Nacht. „Danke, mein geliebter Sohn!“, zischte sein Vater hinter ihm her. „Bitte, dass mache ich doch immer gerne Dad!“ Er drehte sich zu seinem Vater um und grinste ihn fröhlich an. Dann war sein Vater schon weg um sich ein neues Opfer zu suchen.


„Ich möchte nicht wieder hinter dir herräumen Dad, ich habe bessere Sachen zu tun, ja!“ Auch er verschwand nun in der völligen Finsternis. Er hasste seinen Dad für das was er getan hatte.





In dieser Nacht konnte ich kein einziges Auge zu tun. Ich hörte andauernd irgendwelche Geräusche von draußen. Und außerdem war Becca heute Abend nicht zurück ins Wohnheim gekommen. Die Lehrer hatten sofort eine komplette Ausgangssperre verhängt und hatten außerdem einen Suchtrupp von Lehrern und Polizisten los geschickt. Ich hatte Angst, aber nicht nur um Becca, sondern auch, dass dieser Junge von letzter Nacht etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben könnte. Aber so wie er aussah, hatte ich bedenken, weil er mir eigentlich ganz nett vorkam. So mit der Zeit, die bis jetzt vergangen war, hatte ich nicht viel an ihn gedacht. Doch als wir alle von Becca`s verschwinden hörten, musste ich ihn mit sofort wieder in mein Gewissen rufen. Konnte er wirklich etwas mit ihrem Verschwinden zu tun haben? Wieso wollte ich ihn eigentlich schützen, oder es nicht wahr haben, dass er böse ist? Hatte ich etwa Gefühle für ihn oder hatte er mich so manipuliert, dass ich Gefühle für ihn habe? Ich konnte ihn nicht lieben, er war ein Vampyr. Ich wollte nicht verschwinden, so wie die anderen Mädchen.





Er hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen, um dort über die letzten Tage und über diese Nacht nach zu denken. Vielleicht sollte er Scarlett einfach vergessen und stattdessen das Mädchen von heute Nacht nehmen, sie hatte nämlich keine Angst vor ihm. Er liebte Scarlett wirklich von ganzem Herzen, doch sie hatte unheimliche Angst vor ihm. Vielleicht, dachte er sich, vielleicht kann ich ihr ja noch beweisen, dass sie vor mir keine Angst haben muss.





Schließlich konnte ich dann doch einschlafen, aber lange sollte ich nicht ruhen können. Es war ein total verrückter Traum, der real und unecht verschmelzen lies. Ich befand mich wieder auf der großen Wiese, mit diesen merkwürdigen Blumen die nach Blut rochen. Diesmal bemühte ich mich erst gar nicht stehen zu bleiben, sondern ich rannte sofort den Weg durch den Wald, den ich das erste Mal auch genommen hatte. Ich kam schließlich auf der großen Lichtung an, doch das was ich dort sah, war nicht das was ich erwartetet hatte. Mitten auf der Lichtung stand ein alter Mann und sah in meine Richtung. Eigentlich hatte ich erwartet, den Jungen von vorletzter Nacht zu treffen. Als der Mann meinen suchenden Blick sah, lächelte er nur kurz und schritt dann langsam auf mich zu und plötzlich wusste ich, dass er ebenfalls ein Vampyr war, denn unter seinen Füßen schmolz der Schnee, genau wie bei dem Jungen. „Ja, du siehst ganz richtig, kleines Menschen Mädchen! Ich bin dasselbe wie mein junger Neffe, den du vor kurzem begegnet bist.“ Seine Stimme klang rau und brüchig und ich musste mir gleich überlegen, wie alt er in Wirklichkeit wohl war. Dann endlich fasste ich meinen ganzen Mut zusammen und begann zu sprechen. „Wer sind sie?“ Er war nun bei mir angekommen und erst jetzt merkte ich, dass er fast einen ganzen Kopf kleiner war als ich. „Mmm, ich weiß nicht so genau, ob ich dir das wirklich sagen soll.“ Er sah belustigt zu mir auf und musste dann wieder zu Boden schau. Als er dann noch mal kurz zu mir aufsah, als ich zu sprechen begann, sah ich wie sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrte. „Wieso wissen sie das nicht?“ Ich machte einen Schritt nach hinten, damit er nicht mehr so hoch sehen musste. „Ach, ihr jungen Leute seid doch immer gleich, ihr wollt immer schnelle und genaue Antworten!“ Er sah mich wütend an und stützte sich dann auf seinen Gehstock. „Es tut mir leid, ich wollte sie nicht verärgern. Ich, … es ist nur so, dass ich nicht vorhatte die ganze Nacht hier zu bleiben, wissen sie.“ Ich schaute zu Boden und merkte, wie ich mich tatsächlich schämte. Wieso entschuldigte ich mich eigentlich? Ich hatte doch nicht einmal was getan, was ihn hätte wütend machen können. „Na gut, du scheinst ziemlich in Ordnung zu sein meine Kleine! Komm, ich bringe dich zu ihm!“ Er streckte mir eine seiner Hände hin. Ich sah ihn solange an, bis ich mir sicher war, dass er mich nicht auffressen wollte und legte dann meine Hand in seine. „Gut Entscheidung Kleine! Du brauchst keine Angst haben, ich habe nicht vor dir etwas zu tun und fressen werde ich dich garantiert nicht“ Er lief mit mir durch den immer dichter werdenden Wald. „Sagen sie, können sie etwa Gedanken lesen oder warum wissen sie das alles?“ Ich wurde langsamer, als auch er an Geschwindigkeit verlor. „Hättest du mehr Angst wenn ich dir sage, dass ich Gedanken lesen kann oder hättest du weniger Angst als vorher?“ Er drehte sich zu mir um als er stehen blieb. Ich musste nur kurz überlegen und antwortete dann: „Ich denke, dass ich dann nicht mehr so viel denken würde, wenn sie mir sagen, dass sie meine Gedanken lesen können!“ Er blinzelte kurz und lächelte mich dann an. „Gut gesprochen Kleine, aber ich glaube du hast meine Frage nicht beantwortet!“ Er sah mir in die Augen und ich musste schlucken, weil ich plötzlich das Gefühlt hatte, er würde mir die Kehle zudrücken. „Ich würde sagen, dass ich dann wahrscheinlich … mehr Angst vor ihnen hätte.“ Nun verschwand das lächeln aus seinem Gesicht und er antwortete: „Ich würde sagen, dass ich dich also anlügen muss, denn ich kann Gedanken lesen. Ich habe nur ein Problem. Du bist anders als die meisten Menschen Mädchen die ich je gesehen habe, denn bei dir kann ich nicht so einfach die Gedanken lesen!“ Er drehte sich um und lief mit schnellem Schritt tiefer in den Wald. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis sich der Wald etwas lichtete und der Mann nicht mehr so schnell lief. Als er schließlich so langsam wurde, dass er fast stand befanden wir uns auf einer weiteren Lichtung. Auf den ersten Blick sah sie nicht anders aus als die, auf der wir gerade gewesen waren, doch dann sah ich etwas, dass mich total irritierte. Etwas weiter hinten stand am Rand der Lichtung eine kleine Holzhütte.
„Los, geh zu dem Haus und klopfe. Ich bin sicher mein Neffe wird mir dankbar sein, falls nicht, sag ihm nicht wer dich hier her gebracht hat und wer dir den Weg gezeigt hat, Ja?! Kannst du mir das Versprechen?“ Ich wandte meinen Blick endlich von dem kleinen Haus ab und sah den alten Mann an.
„Ja, ich verspreche es ihnen.“


Was will er?



Ich bin so leichtfällig, so bescheuert. Wieso suche ich eigentlich nach diesem Jungen? Ich kann ihn unmöglich mögen, schließlich ist er ein Vampyr. Er ist ein Monster in menschlicher Gestalt. Vampyre, versuchen sie uns absichtlich in ihren Bann zu ziehen oder passiert das von uns aus? Ist es unser vorbestimmtes Schicksal oder Zufall? Wie dumm, wie einfältig ich doch bin. Es gibt keine Zufälle, es ist alles vorherbestimmt. Aber Schicksal, ja, Schicksal gibt es. Aber wenn Schicksal vorherbestimmt ist, dann frage ich mich, wieso es viele Leute gibt, die sagen man könne sein Schicksal verändern. Wie stehen diese beiden Aussagen zueinander? Was soll ich noch glauben? Ist vielleicht beides richtig oder kann nur ein was stimmen? Ich bin verwirrt und gleichzeitig frage ich mich, wieso ich klare Gedanken haben kann, wenn ich doch verwirrt bin. Ich verstehe es nicht mehr. Was soll das alles heißen und wieso mache ich mir eigentlich so viele Gedanken um diesen Jungen, ich kenne ja nicht einmal seinen Namen?



† Fünf †


Ich drehte mich kurz zu der Hütte um und wollte dann den Mann noch etwas fragen, doch als ich mich zu ihm umdrehen wollte, war er nicht mehr da. „Alter Herr, wo sind sie?“, rief ich, doch als Antwort bekam ich nur eine unheimliche Stille. Ich atmete tief ein und drehte mich wieder in Richtung Hütte. „So Scarlett, das hast du jetzt davon, du wolltest ja unbedingt zu ihm! So ein verfickter Mist!“ Okay, ich sollte nicht fluchen, dass passt einfach nicht zu mir. Ich weiß auch nicht, aber ich war schon immer dieser Typ von Mädchen die nicht Fluchen und sich auch mit sexy Kleidung zurück halten (halt, der typische „Nonnen“ Typ). Also, faste ich all meinen Mut zusammen und lief auf die Hütte zu, hinaus aus dem schützenden Wald. Als ich näher an die Hütte kam regte sich nichts, man konnte nicht einmal das rascheln der Bäume wahrnehmen. Die Lichtung lag einfach nur still liegen, als ob sie im Winterschlaf liegen würde. Erst jetzt bemerkte ich verwundert, dass auf der Lichtung überhaupt kein Schnee lag. Was war das nur für ein merkwürdiger Ort? War er nun real oder nur pure Illusion? Ich ging weiter auf die Hütte zu. Als ich soweit an der Hütte war, dass ich in eines der Fenster blicken konnte, räusperte ich mich und rief: „Hallo, ist da jemand?“ Ich war erstaunt darüber, wie ruhig meine Stimme doch war, denn ich fühlte mich überhaupt nicht ruhig. Ich blickte zum Fenster und versuchte aus der Entfernung etwas zu erkennen, was sich innerhalb der Hütte befand.





Er blickte still zur Decke hinauf. Er wollte sie, und das wusste er selber ganz genau, aber er wusste auch, dass er nicht mehr so lange zusehen würde, er würde handeln müssen. Plötzlich hörte er Schritte von draußen und blieb regungslos liegen. Er versuchte sich zu konzentrieren, aber heraus zu finden, wer dort draußen war, machte ihn nur müde und er ließ es bleiben als er die Stimme hörte. „Scarlett!“, flüsterte er glücklich und erleichtert, dass es kein anderer Vampyr war, in den Raum. Er wusste nicht, ob sie es gehört hatte, aber draußen war es still. Er stand leise und geisterartig von seinem Feldbett auf und lief zu einem der Fenster.





Ich wartet eine lange Zeit, als sich plötzlich die Gardine des Fensters hob. Ich bleib wie erstarrt stehen und sah einfach nur zum Fenster hinüber. Er war es, dass war der Junge von jener Nacht, er war es tatsächlich. Auch wenn ich nur den Umriss seines Gesichts sehen konnte, dass durch das Licht eines anderen Fensters von hinten beleuchtet wurde, wusste ich, dass er es war. Ich muss total bescheuerte aussehen, wie ich ihn einfach nur anstarrte. Ich kam mir total blöd vor und fragte mich auf einmal, was ich jetzt eigentlich vorhatte. Wollte ich ihn denn überhaupt sehen? Die Gardine wurde wieder fallen gelassen und ich hörte das Klappern von Schlüsseln die im Schloss umgedreht wurden. In mir stieg Panik auf und ich machte mich auf eine Begegnung mit dem Jungen gefasst. Doch es geschah nichts. Niemand öffnete die Tür, niemand kam zu mir raus und niemand fragte, wieso ich hier wäre. Ich wusste nicht was ich tun sollte, also machte ich mich bereit noch einmal zu überprüfen ob er da war. „Hallo, ist da jemand?“, rief ich noch lauter als zuvor. „Ja ja, ich habe dich gehört, komm doch endlich rein oder denkst du ich habe aus Lust und Laune die Tür aufgeschlossen! Herr Gott noch mal, mach schon Scar!“ Ich wusste sofort, dass diese Stimme zu ihm gehörte, also ging ich näher an die Tür heran und legte dann meine rechte Hand auf die Türklinke. Okay Scar, du wirst jetzt da rein gehen und mit diesem jungen vernünftig reden, ansonsten zerre ich dich jetzt sofort an deinen Haaren da rein. Ich drückte die Türklinke runter und öffnete die Tür. Als ich eintrat musste ich erst mehrmals blinzeln um etwas zu sehen, da es in der Hütte viel weniger Licht gab als draußen auf der großen Lichtung. Als sich meine Augen an das Licht etwas gewöhnt hatten, sah ich mich in der Hütte sorgfältig um, damit ich im Notfall einen Fluchtplan hätte. In der Hütte standen lediglich ein Tisch, ein Schrank, ein Schaukelstuhl (OMG der Junge hat einen Schaukelstuhl im Zimmer stehen) und ein Bett. Er fiel mir erst jetzt auf, wie er da auf dem Bett saß, mit den Beinen übereinander. Er stützte sein Gesicht auf die linke Hand und schaute mich an. Als ich ihm in die Augen sah, merkte ich, wie ich ein wenig rot wurde und er lächelte mich an. Als er seine rechte Hand hob, ging danach alles so schnell, dass ich nicht einmal mitbekam, wie er die Tür zu machen und mich an sie pressen konnte. Geschockt blieb mir der Atem weg. Er sah mir einfach nur in die Augen und machte nichts, er regte sich nicht und ich glaube er blinzelte auch nicht einmal. Ich fasste allen meinen Mut zusammen und wollte gerade zum Sprechen ansetzten als er einen Schritt nach hinten machte und mich mit einem erwartungsvollem Blick ansah. Ich räusperte mich. „Ich, ich möchte mit dir reden Vampyr.“ Er sah mich irritiert an und lachte dann aus vollem Halse. Sein Lachen wurde von den Wänden zurückgeworfen. Aus seinem lauten lachen wurde schnell ein richtiger Lachkrampf und er musste sich vor lachen den Bauch halten. Als er sich wieder aufrichtete wischte er sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Ach Scar, habe ich etwa vergessen dir meinen Namen zu sagen?“, sagte er mit einem spielerischen Unterton. Ich blinzelte ihn wütend an. „Was sollen die Spielchen du Nerd? Du bist doch total krank!“, schrie ich ihn wütend an und drehte mich zur Tür um, um zu gehen. Doch das war vergebens, ich bekam die Tür nicht auf. Und wieder erhalte sein Lachen quer durch die Hütte. „Denkst du etwa, ich lasse dich so einfach gehen?“ Er grinste mich an. „Also Scar, erstens bin ich überhaupt kein Nerd und zweitens bin ich auch nicht krank, ich bin kerngesund. Scar, glaub mir, ich werde dir nichts tun, also schalt mal nun gang runter und setzt dich.“ Er drehte sich um und lief zu dem Schaukelstuhl der in der Ecke stand und zog ihn zum Tisch. „Komm!“ Er deutete auf den Stuhl. „Ich will mich nicht setzten, ich möchte endlich wissen, was du von mir willst?“ Ich lehnte mich gegen die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. Er zuckte nur mit der Schulter und lies sich in den Schaukelstuhl fallen. „Gut, dann lass uns noch einmal neu anfangen. Freut mich dich kennen zu lernen Scarlett Arriett. Mein Name ist Leyes Devlin, aber du kannst mich auch Ley nennen, wenn dir das besser gefällt.“ Er hielt mir seine rechte Hand hin. „Leyes? So einen Namen habe ich noch nie gehört.“ Ich sah ihn misstrauisch an und überlegte mir, ob er mich anlog. Er lachte laut auf und sah mich dann wieder an. „Ach Scar, das ist doch ein stink normaler Name, ich würde dich nie anlügen und das weißt du auch ganz genau.“ Er grinste mich an. „Wer hat dich eigentlich zu mir geführt Scar?“ Er schlug seine Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust und sah mich erwartungsvoll an. „Ich Ähm, das kann ich dir nicht sagen, aber das spielt jetzt auch keine Rolle. Ich möchte endlich wissen was du von mir willst!“ Jetzt sah ich ihn erwartungsvoll an. Er lachte wieder laut auf. „Scar, du kannst mir ruhig sagen, das dich mein Onkel hierher gebracht hat. Ich bin nicht so doof wie ich auf den ersten Blick aussehe.“ „Ach ja?“ Ich sah ihn zweifelnd an. Plötzlich musste ich lächeln und ehe ich mich versah, brachen wir beide in lautem Gelächter aus. Als wir uns etwas beruhigt hatten sah ich ihn an und fragte: „Woher weißt du eigentlich das dein Onkel mich hierher gebracht hat?“ Ich lief durch die Hütte und sah mich ein bisschen um. „Das hat dir mein Onkel auch schon erklärt.“ Ich hörte ein leichtes lächeln in seiner Stimme und drehte mich zu ihm um. „Du meinst also, dass du auch Gedanken lesen kannst und das bei mir nicht ganz so einfach klappt, hab ich recht?!“ Ich betrachtet sein Gesicht, es schien einer steinernen Maske zu gleichen. „Naja, so könnte man das ganze ja auch ausdrücken. Aber ich kann deine noch leichter lesen als das mein Onkel bei dir kann, er ist schon zu alt für so etwas.“ Er stand auf und lief auf mich zu und unweigerlich machte ich ein paar Schritte zurück. „Ach komm schon Scar, hast du etwa immer noch Angst vor mir? Wir haben uns doch gerade so gut verstanden oder siehst du das etwa anders?“ Er sah mich traurig und niedergeschlagen an. „Gut verstanden? Nur weil wir gemeinsam gelacht haben, heißt das nicht, dass ich mich mit dir nun gut verstehe.“ Ich sah ihn an und bemerkte, dass er denselben Gesichtsausdruck hatte, wie in der ersten Nacht, als ich erkannte was er wirklich war. „Scar, bitte glaube mir doch, ich werde die nie etwas tun, was du nicht auch möchtest. Scar, ich … ich brauche dich.“ Er klang wirklich verzweifelt. „Aber Ley, wenn ich dir wirklich vertrauen soll, dann sag mir doch endlich, was du eigentlich von mir willst!“ Ich lief um ihn herum und ließ mich in den Schaukelstuhl fallen. Ich war total erstaunt als ich merkte, dass der Stuhl fast so weich war wie ein Marshmallow. Ja, da kann ich Leyes schon nachvollziehen wenn er als Junge so einen Stuhl hat. Das Ding war nichts im Vergleich zu den harten Stühlen die wir in der Schule haben. Als ihm wieder ins Gesicht sah, grinste er mich an. „Der ist echt cool, stimmst?“ Sein grinsen wurde noch breiter als ich zustimmend nickte. „Ich habe auch immer gedacht, dass ich in einem überdimensionalen Marshmallow sitze.“ Er begann wieder zu lachen. Als er mich dann wieder ansah, funkelte ich ihn wütend an. „Was, habe ich irgendetwas Falsches gesagt?“ „Könntest du bitte aus meinen Gedanken verschwinden Ley, die gehören immer noch nur mir ganz alleine. Wärst du bitte so nett?“ Ich stieß mich mit den Füßen vom Boden ab und schaukelte ein bisschen hin und her. Hey, das ist echt entspannend. Er blinzelte mich an und antwortete: „Ja, das würde ich gerne, aber dann wüsste ich nicht mehr ob du vor hast mich gleich zu pfählen oder mich gleich zu küssen.“ Na toll Scar, schon wieder so ein totaler Überflieger der denkt, dass er so toll ist und das deswegen ihn alle Mädchen küssen wollen. Toll, ganz toll! „Hey, ich bin kein Überflieger, bei euch Mädchen ist man sich ja nie sicher, was sie als nächstes machen.“ Er lief zum Tisch und setzte sich auf ihn. „Du hast schon wieder meine Gedanken gelesen! Ich finde das gar nicht witzig, du brauchst gar nicht schon wieder anfangen zu lachen.“ Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und starrte ihn nur an, während er weiter lachte. „Kannst du jetzt mal aufhören zu lachen, dass nervt mich nämlich langsam!“ Ich stand auf und lief wieder zur Tür zurück. „Warte!“ Er packte meinen Arme so plötzlich das ich mich nicht dagegen wehren konnte, als er mich zurückzog. „Lass mich los!“, brüllte ich ihn wütend an. „Scar, warte bitte noch, bitte bleibe noch ein paar Minuten!“, flehte er mich an, aber ich hatte genug von seinen Spielchen und riss mich von ihm los. „Nein, mir reicht es jetzt langsam! Egal ob du ein Vampyr oder ein Mensch bist, lass mich einfach in Ruhe!“ Ich versuchte wieder verzweifelt die Tür zu öffnen, doch er hatte sie immer noch irgendwie im Griff. „Du kommst sowieso nur hier raus, wenn ich es möchte, als sei nicht so störrisch du Idiot!“ Er drehte sich um lief zu seinem Bett. Ich versuchte mich nicht aufzuregen, aber es gelang mir einfach nicht. „Ich bin kein Idiot! Der einzige hier im Raum, der sich wie ein Idiot aufführt bist du Ley!“ Ich merkte wie mir ein paar Tränen in die Augen stiegen. Verdammt, wieso heule ich jetzt wegen ihm?! Was ist denn los mit mir, sonst weine ich doch auch nicht wegen so einem Kinderkram. Ich muss mich zusammenreißen. Er hatte es nicht bemerkt und kramte in den Schubladen seiner Kommode, die neben seinem Bett stand. „Hab’s!“ Er hielt einen kleinen Brief in der Hand und funkelte mich zufrieden an. „Was hast du? Jetzt hab ich es, du hast dein Gehirn wieder gefunden stimmt’s, oder hab ich recht!“ Er sah mich wütend an. Jetzt hatte ich es gewaltig übertrieben, oder? Ich war total überrascht, als er plötzlich seufzte. „Nein, ich habe was Besseres als mein Gehirn gefunden.“ Er stand vom Boden auf, wo er sich zum Durchsuchen der Kommode hingekniet hatte und kam wieder zu mir herüber. „Hier, der Brief ist für dich, es ist eine Einladung zum Maskenball, der dies jährigen Wintersonnenwende. Ich würde mich sehr freuen, wenn du kommen würdest!“ Er lächelte mich fröhlich an und hielt mir die Einladung hin. „Ähm, ich weiß nicht, ob das so gut wäre!“ Ich nahm die Einladung aus seiner Hand und betrachtete sie. Ich merkte, dass sie aus ziemlich alt aussehenden Papier gemacht wurden war. Vorne drauf, war mein Name in einer wundervollen Schrift geschrieben, aber ich könnte mich nicht daran erinnern, so eine Schrift je zuvor gesehen zu haben. Als ich die Einladung umdrehte, war ich total überrascht. Sie war mit einem Wachtropfen versiegelt wurden, in dem eine kleine Fledermaus, von Rosenranken umwickelt abgebildet war. Irgendwie kam mir dieses Bild von der Fledermaus bekannt vor. Ich hatte aber keine Ahnung woher. „naja, du musst dich ja nicht sofort entscheiden, denn die Wintersonnenwende ist erst in eineinhalb Wochen, also hast du noch genug Zeit um dich zu entscheiden.“ Er ging an mir vorbei zur Tür und öffnete sie. „Aber, wie soll ich die Einladung lesen, wenn du sie mir in meinem Traum gibst?“ Er drehte sich zu mir um und lehnte sich an die offene Tür. „Ach Scar, du hast doch selber gesagt, dass das hier kein normaler Traum ist. Also, es könnte ja sein, dass sie wenn du aufwachst neben dir im Bett, auf deinem Kissen liegt!“ Er lächelte mich freundlich an, doch plötzlich wurde sein Blick besorgter als er mir in die Augen sah. „Scar, hast du etwas vorhin geweint?“ Er stellte sich vor mich und hob mein Kinn mit seiner Hand leicht an. Es war merkwürdig, wenn er dasselbe wie Jackson machte. „Ich bin nicht wie er!“, sagte Ley scharf und wischte mit seinem Ärmel eine Träne von meiner Wange. „Nein, du bist ein Vampyr und kein normaler Mensch.“ Ich schaute auf die Einladung in meiner Hand und wünschte mir, er würde endlich aufhören meine Gedanken zu lesen. Ich wusste, dass er das jetzt auch gehört hatte, aber so sollte das ja auch sein. Plötzlich hob er mein Gesicht mit beiden Händen an und küsste mich. Wieso tat er das nur? Er treibt mich noch in den Wahnsinn, dieser Vollidiot. Ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte, aber ich gab mich seinem Kuss hin, mit dem Gedanken daran, dass das Jackson sowieso nie erfahren würde, also war es egal. Als ich meine Augen schloss, merkte ich wie mein Körper wieder so schwer wie Blei zu werden schien und ich konnte mich plötzlich nicht mehr aufrecht halten. Ich merkte, wie ich in Ley’s Armen zusammen sackte und einschlief. Ich werde immer so plötzlich aus meinen Träumen gerissen, so dass ich mich unweigerlich langsam fragte, ob das mit Absicht war.


Mögen



Mögen. Leute die so einfach sagen sie mögen jemanden, wie können sie das so leichtfertig sagen? Ich mag das nicht, wenn mir jemand einfach so sagt: Ich mag dich. Warum sagen sie das? Was ist mögen eigentlich? Ist es ein Gefühl, ein Zustand oder eher eine Empfindung? Was hat mögen für eine Bedeutung in unserer Welt? Ich mag dich, so was werde ich der, nur dieser einzigen Person sagen.
I love you! Ich liebe dich!
Es gibt diese Worte auf der ganzen Welt. Es gibt unzählige Sprachen, aber es gibt nur eine Bedeutung dieser Worte und diese versteht jeder, selbst wenn er nicht dieselbe Sprachen spricht. Wenn man jemanden sagt, dass man ihn mag, dann heißt das doch, dass man ihn liebt oder? Ich liebe vieles, aber etwas lieben oder jemanden lieben, dass sind zwei komplett verschiedene Dinge. Wenn man jemanden sagt, dass man ihn liebt, zeigt man ihm damit seine Zuneigung oder etwa nicht? Deswegen bin ich nicht so leichtfertig wie andere, ich sage nicht einfach, dass ich jemanden mag. Aber ich habe Jackson gesagt, dass ich ihn liebe und habe mich dennoch einem Kuss eines anderen Jungen hingegeben. Wenn das alles meine wahren Ansichten sind, dann frage ich mich wirklich, wieso ich mich von Leyes hab küssen lassen. Ich habe nicht nur mir selber weh getan sondern auch Jackson.




† Sechs †


Als ich meine Augen wieder aufschlug, hatte ich das Gefühl mein Kopf währe riesig. Er schmerzte höllisch und im ersten Augenblick wusste ich nicht einmal wo ich war. Ich setzte mich auf und versuchte mir das Pochen aus den Schläfen zu massieren. Es war unerträglich, dieser grauenvolle Schmerz, der wie winzige Nadeln in meinen Kopf eindrang. Ich war nun wieder bei klarem Verstand und wusste wieder wo ich mich befand. Ich saß auf meinem Bett und starte in die Dunkelheit. Im Hintergrund hörte ich Sweet im Schlaf reden, sie erzählte irgendetwas von Schokolade und das sie keine mehr essen könnte. Ich setzte mich auf den Rand meines Bettes und stütze meinen Kopf in die Hände. Okay, mir ist jetzt total schwindelig und die Kopfschmerzen wollen auch nicht aufhören. Ich stand auf und lief schwankend ins Bad. Als ich die Tür hinter mir abgeschlossen und das Licht angemacht hatte, ging ich zum Waschbecken und lies mir ein bisschen Wasser in die Hände laufen. Ich spritzte es mir ins Gesicht und trocknete mich dann mit meinem Handtuch ab. Danach legte ich es neben den Waschbeckenrand und sah hoch in den Spiegel. Ich sah miserabel aus. Was war passiert, warum kann ich mich nicht genau an das erinnern, was in diesem merkwürdigen Traum passierte? Mein Gesicht war noch bleicher als sonst und mein langes schwarzes Haar klebte mir vom Schweiß am Gesicht. Ich zitterte am gesamten Körper und überlegte, wieso es mir nur so scheiße ging. Was hatte ich in meinem Traum erlebt, was war geschehen? Ich merkte wie ich kippte, doch ich konnte mich noch rechtzeitig am Waschbeckenrand festhalten, bevor ich auf dem Boden aufkam. Was war bloß los mit mir? Ich stellte mich wieder gerade hin und lies mir ein bisschen Wasser in mein Glas laufen. Leyes hatte mich geküsst, dass war es was ich noch ganz genau wusste. Ich setzte das Glas zum Trinken an und kippte mir den gesamten Inhalt auf EX runter. Ich war so total wütend auf mich selber. So ein Mist, kaum war ich mit Jackson zusammen und schon hatte ich ihn mit dem erstbesten Vampyr betrogen, wie dämlich kann man denn überhaupt sein? Ich schloss die Badezimmertür wieder auf und ging zurück zu meinem Bett. Erstaunt musste ich feststellen, dass Leyes nicht gelogen hatte, denn die Einladung lag auf meinem Kopfkissen, so wie er es versprochen hatte. Dieser verfickte Vollidiot!! Shit, ich muss wirklich aufhören so abfällig zu sprechen. Ich setzte mich auf die Bettkante und stellte mein Glas Wasser, was ich aus dem Badezimmer mitgenommen hatte, auf meine Kommode. Ich betrachtete den Briefumschlag erst einige Zeit und nahm ihn dann von meinem Kopfkissen. Er war immer noch so schön, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Ich drehte ihn noch einmal kurz in meiner Hand und öffnete ihn dann vorsichtig. In dem Briefumschlag befand sich eine fliederfarbene Einladung. OMG, wieso war die Einladung gerade in meiner Lieblingsfarbe gedruckt? Sie war feinsäuberlich zusammen gefaltet und die Oberfläche fühlte sich weich und samtig an. Ich nahm sie heraus und legte den Briefumschlag neben mich auf mein Bett, dann nahm ich mir die Einladung vor. Ich faltete sie ganz langsam und vorsichtig auseinander und betrachtete die Schrift. Durch das wenige Mondlicht was durch das Fenster fiel, konnte ich die Schrift nicht genau erkennen, aber ich war der Meinung, dass das dieselbe Schrift war, wie die, in der mein Name auf den Briefumschlag geschrieben wurde. Ich rieb mir die Augen und musste gähnen. Okay, es war definitiv noch zu früh um aufzustehen, also legte ich die Einladung zurück in den Briefumschlag und legte diesen in meine Kommode. Bevor ich mich zum Schlafen hinlegte, ging ich noch einmal kurz zum Fenster und öffnete es vorsichtig ein Stück. Wie hatte er das mit diesem Traum und der Einladung nur gemacht? Ich starte in die Dunkelheit hinaus und schaute ob dort jemand war. Aber ich sah niemanden, also schloss ich das Fenster wieder und zog die Gardinen fest zu. Vielleicht, dachte ich, vielleicht war er ja derjenige, den ich immer gespürt hatte wenn ich zu Bett ging? Ich war zu müde um mir jetzt mehr Gedanken darüber zu machen, also ging ich zu meinem Bett zurück und legte mich schlafen. Doch mich machte eines stutzig, wieso hatte ich auf einmal eine so wundersame Leere im Kopf?





Er war bestimmt wieder zu weit gegangen, damit, dass er sie geküsst hatte. Er war gerade erst wieder in seinem Zimmer zuhause, als es an der Tür klopfte. „Herein!“, rief er und zog seine Jacke aus, die er dann über seinen Schreibtischstuhl warf. Als die Tür sich öffnete drehte er sich zu ihr um. „Hey Ley! Ich habe gerade gehört, dass du wieder zuhause bist und dachte mir, wir könnten doch was zusammen machen?!“ Ein Mädchen mit Po langen Haaren trat in das Zimmer. Ihre Haare waren strohblond und zu einem Zopf geflochten. Sie hatte wunderschöne Grasgrüne Augen. Ihr Gesicht war ziemlich blass, doch es passte irgendwie. „Hey Jessie! Kannst du mir bitte erst einmal ein paar Minuten geben, ich möchte mich noch umziehen, aber ich komme dann gleich runter, wenn ich fertig bin, ja!“ „Okay! Ich warte dann unten, beeil dich aber, die Nacht ist ja schließlich nicht unendlich lang!“ Ich verschwand aus dem Zimmer und schloss hinter sich die Tür. Er zog sich sein T-Shirt über den Kopf und schmiss es auf sein Bett. Dann ging er zum Fenster und öffnete einen der dicken schwarzen Vorhänge. Die Nacht ist noch jung, dachte er und schloss den Vorhang wieder. Er musste an Scarlett denken, wie sie sich wohl jetzt fühlte. Er überlegte, ob sie es bemerkt hatte oder nicht.
Noch bevor er zuhause ankam, ereilte ihn die Nachricht, dass ein Mädchen vom Ever Blood Internat verschwunden war und jetzt nach ihm gesucht wurde. Ohne das sie ihren Namen erwähnten, wusste er das es sich um Becca handeln musste. Und er wusste auch, dass sein Vater definitiv die Finger im Spiel hatte. Wie konnte er nur immer so etwas tun, er hasste ihn wirklich abgrundtief. Er ging zu seinem Schrank und nahm sich ein neues T-Shirt raus, dann machte er das Licht aus und verlies sein Zimmer.
Als er unten im Wohnzimmer ankam, wo seine Schwester Jessie wartete, sah er, dass sich alle Leute im Raum stark unterhielten. Er wusste natürlich um was es hier ging. Er setzte sich neben Jessie auf die Couch und schlug die Beine übereinander. „Weist du schon das von dem Mädchen? Sie verdächtigen einen aus unserem Wohnhaus, dass weis die Bevölkerung jedoch nicht, die Polizei hat es für klüger gehalten, sie nicht in aufruhe zu versetzten!“ Sie kuschelte sich an ihn und sah zum Fernseher, wo gerade die Nachrichten auf dem Vampyr Sender liefen. „Ich weiß, aber das ist gar keine so falsche Vermutung, bloß das sich diese Person nicht mehr oft hier blicken lässt. Ich kenne das Mädchen, weist du!“ Sie blickte überrascht zu ihm auf. „Du kanntest diese … warte, Becca?!“ „Ja, wenn auch nur seit einem Tag! Ich habe sie schon einmal vor diesem Arschloch gerettet, doch anscheinend hat er es noch nicht aufgegeben und es diesmal auch geschafft, sie mitzunehmen.“ Sie sah ihm in die Augen. Sie beide waren nur Halbgeschwister und hatten beide dieselbe Mutter, doch diese war bereits seit 3 Jahren tot, ermordet von einem Menschen. Sie senkte ihre Stimme während sie sagte: „Wir reden hier über deinen Vater oder? Ich frage mich ob du ihn noch länger decken willst?“
„Nein, ich will ihn keineswegs decken, ich möchte doch auch, dass er seine Strafe erhält, für das was er getan hat, aber er ist immer noch mein Vater! Ich, ich weiß nicht mehr was richtig und was falsch ist!“ „Es ist wegen diesem Mädchen, wegen dieser Scarlett, nicht wahr! Sie beeinflusst dich viel zu sehr!“, sagte Jessie und setzte sich gerade hin. „Nein, es ist nicht wegen Scar, sie ist keinerlei der Grund für irgendetwas von dem, was mein Dad tut, der ist einfach nur ein selbstsüchtiges Schwein!“, sagte er und fügte dann leiser hinzu: „Aber er ist dennoch mein leiblicher Vater und egal wie viel Mist er auch baut, tief in mir habe ich ihn auch noch ein bisschen lieb!“


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Als ich wieder aufwachte, war mir ganz komisch im Magen.
Es war nicht das Gefühl, als müsste ich mich übergeben, nein es war etwas ganz anderes. Ich stand auf und lief ins Bad. Irgendetwas war komisch. Ich trocknete mein nasses Gesicht ab und sah in den Spiegel. Mein Gesicht war etwas bleicher als sonst und meine Haare waren etwas zerzaust, aber ich sah nicht so aus, wie ich mich fühlte. Dann ging ich zurück ins Zimmer und sah, dass Clara und Sweet auch bereits wach waren. Sie zogen sich gerade an, als ich in das Zimmer kam. „Guten Morgen!“, sagte ich und ging zu meinem Schrank. Ich kramte in den Schubladen und zog meine Uniform unter einem Wäschehaufen hervor. „Morgen!“, gaben beide etwas mürrisch von sich und packten ihre Taschen zusammen. Etwas war definitiv komisch. Ich zog meine Uniform an und lief zum Schreibtisch. Ich nahm meine Hefter, Bücher und Hefte aus meiner Schreibtischschublade und packte sie in meine Tasche. Als wir alle drei fertig waren machten wir uns auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, um uns dort mit Jackson zu treffen. Wir waren gerade erst unten angekommen, als Jackson die Treppe runter gerannt kam. „Morgen Mädels!“, rief er uns zu und kam zu uns herüber gerannt. Jackson wollte gerade los laufen als sich Clara meldete. Clara räusperte sich und sagte: „Jackson, hast du nicht irgendetwas, ich korrigiere irgendjemanden vergessen.“ „Hä?!“ Jackson drehte sich zu ihr um. „Was meinst du Clara?“ Er sah sie verdutzt an. „Ich meine, korrigiere mich, wenn ich falsch liegen sollte, aber ich glaube du hast deine Freundin vergessen!“ Sie sah ihn wütend an und zeigte dann auf mich. „Ach Scheiße, Scar tut mir leid, wenn das jetzt falsch rüber kam!“ Er kam auf mich zu und zog mich an sich heran. „Ich liebe dich Scar!“, flüsterte er dich vor meinen Lippen und küsste mich dann. „Ich liebe dich auch!“, gab ich leise zurück und verschränkte meine Finger mit seinen. Ich liebe ihn wirklich, aber ich habe das Gefühl, dass da noch etwas anderes in mir ist, etwas was einen anderen Jungen begehrt, doch was ist das?
„So, geht doch, oder war das jetzt so schwer für dich?!“, sagte Clara mit einem Lachen in der Stimme. Ich grinste sie verlegen an und harkte mich bei Jackson unter. Gemeinsam gingen wir vier zur Mensa, um uns ein ausgiebiges Frühstück zu gönnen. Als wir die großen, alten Eichentüren erreichten, hörten wir es schon. Die aufgeregten Unterhaltungen drangen bis hier hinaus, bis zu uns in den Flur. Als wir in die Mensa traten, verstummten die Gespräche kurz, doch kaum hatten alle gesehen, dass wir es waren, fingen die Unterhaltungen wieder lautstark an. Wie gingen zu den anderen Mädchen aus unserer Klasse an den Tisch und setzten uns erst einmal.
„Was zum Teufel ist denn hier los?“, sagte ich und sah Emily fragend an.
„Hast du gerade, ich zitiere >>Was zum Teufel…<< gesagt?“
Emily sah mich überrascht an und räusperte sich dann.
„Du kennst doch diese Becca, oder?“ Jackson, Sweet, Clara und ich nickten. „Okay, die war doch seit gestern Abend verschwunden, dass wisst ihr doch?!“ Wir nickten wieder. „Naja, jedenfalls, hat man sie heute Morgen vor den Schultoren gefunden, sie war blutüberströmt und total weggetreten!“, sagte Emily und legte eine betrübte Mine auf.
Becca, sie war wieder da, aber was hatte das mit dem blutüberströmt zu tun? Was war diese Nacht mit ihr passiert? Was war vorgefallen? „Wie geht es ihr?“, fragte ich über die Stille hinweg, die sich an unserem Tisch gebildet hatte. Emily sah zu mir auf und schüttelte den Kopf. „Sag nicht, sie ist tot!?“, sagte ich schockiert. „Was, nein, ist sie nicht, sie lebt noch, aber ihr Zustand ist sehr kritisch. Sie hat ziemlich viel Blut in dieser Nacht verloren, aber weil es ein ziemlich starkes Gewitter in der Nacht gegeben haben soll, wovon ich keine Ahnung habe, kommt wegen umgefallenen Bäumen kein Krankenwagen her und außerdem, ist der gesamte Kontakt zur Außenwelt abgebrochen, wir können weder telefonieren, noch können wir Nachrichten sehen! Die Lehrer meinen, wenn die Leitungen nicht bald wieder aufrecht stehen, wird Becca noch in den nächsten vier Stunden sterben!“ Emily stiegen die Tränen in die Augen und Lucy versuchte sie zu trösten. Ich starte fassungslos in die Luft und merkte nicht, wie mir ein paar winzige Tränen über die Wange liefen. „Hey, alles okay Scar?“ Jackson betrachtete mich mitfühlend und legte seinen Arm um meine Schulter. „Ja, es geht schon!“, sagte ich, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und lächelte ihn an. „Du siehst aber überhaupt nicht so aus, Süße!“ Er strich mir sanft über die Wange und küsste mich dann. „Ihr geht es bestimmt bald besser Scar!“, sagte er leisen und zog mich näher an sich heran. Emily hatte sich jetzt auch wieder beruhigt und sah uns vier an. „Das schlimmste kommt erst noch, jemand soll behauptet haben, dass das, dass Werk von Vampyren gewesen ist!“, sagte sie und betrachtete ihre Schale Müsli. Ich sah sie nicht an, ich konnte es einfach nicht. „Ich glaube nicht, dass die Vampyre so etwas machen würden, dafür sind sie viel zu nett und hilfsbereit!“, sagte Emily und sah uns an. Ich wich ihrem Blick aus und sah aus dem Fenster, das sich zu meiner Rechten befand. Jackson sah mich betrübt an und sprach denn für uns alle, obwohl er mich hätte auslassen können: „Wir glauben auch nicht, dass die Vampyre etwas damit zu tun haben, aber wer, beziehungsweise was soll es dann gewesen sein?! Ich glaube schon daran, dass alle Vampyre gut sind, aber es war wohl kaum ein wilder Wolf oder so etwas in der Art, die gibt es nämlich nicht mehr bei uns!“ Jetzt hatten wir auch die Blicke, aller der, die um uns herum saßen auf uns gerichtet. „Jackson, es kann nur so sein, dass das ein wildes Tier oder ein kranker Penner war, die Vampyre würden uns nie etwas tun, nicht denjenigen, denen sie ihr Leben verdanken! Wir haben sie damals aufgenommen, als sie sterbend umhergeirrt sind! Wir haben ihnen ihr Leben geschenkt!“, sagte Emily und schlug bei jedem Satzende, als Bekräftigung auf den Tisch, so das die Milch aus ihrer Müslischale spritzte. Ich sah immer noch aus dem Fenster und versuchte es zu vermeiden, in das Gespräch verwickelt zu werden. „Emily, dass alles ist jetzt knapp 145 Jahre her! Die Vampyre sind mittlerweile so viele geworden, dass ein Aufstand gegen uns Menschen, sogar für sie zu einem Sieg führen könnte! Scar hat das schon lange erkannt, sie hat den Vampyren schon immer nicht richtig getraut, und das ganze hier ist doch der beste Beweis dafür!“, sagte er und sah mich entschlossen an. Toll, jetzt bin ich aber voll in das Gespräch gekracht. „Was? Scar, ich dachte du findest die Vampyre auch toll?!“ Alle sahen mich verdutzt und fragend an. Was sollte ich ihnen nur antworten? Wenn ich sage, dass Jackson lügt, werde ich ihn verlieren, und wenn ich sage, dass ich die Vampyre verabscheue, werde ich fast meine gesamten Freunde verlieren, wenn nicht sogar alle! Was sollte ich bloß tun?
Plötzlich merkte ich, wie mir total schwindelig wurde und ich rücklings von meiner Sitzbank rutschte.
Ich hörte aufgeregte Rufe, hilflose Angstschreie und ich hörte Jackson, ich merkte wie er mich in seine Arme schloss und mir immer wieder sagte, dass er mich beschützen würde und dass er mich liebte.

Gerade als ich es endlich geschafft hatte, meine Augen ein bisschen zu öffnen, drückte sich ein schmerzhafter Schüttelfrost an die Stelle, wo gerade noch Schwindel und Übelkeit regiert hatten und brachte mich zum Weinen. Es tat alles so furchtbar dolle weh, es war als hab man einen ziemlich starken Kater vom Sportfest bekommen, weil man sich nicht genug aufgewärmt hatte. Ich versuchte mich verzweifelt an Jackson zu klammern und nicht wieder in Ohnmacht zu fallen, doch schon hatte ich das Gefühl, einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen zu haben, und schlief fest ein.

Ich merkte wie ich fiel, fiel so tief, wie nie jemand zuvor.
Ich versank in der stechenden Umarmung der Finsternis, des Dunkels Tochter. Ich konnte nicht mehr das so vielheißende Licht vor mir sehen, ich sah nur ewig wehrende Finsternis.
Des Dunkels Reiz, es packte mich mit eiskalten Klauen, fiel über mich her, zerrte mich in den Schlund der Dunkelheit.
Wie lange sollt ich fallen, wie lange sollt ich verwelken, bis mich das Licht befreit? Was sollt ich andres tun, als fallen und schreien, bis tief in des Monsters Schlund.


Könnte ich je wieder das Licht sehen?



Könnte ich je wieder das Licht sehn? Mit all seinen bunten Farben, mit seiner doch so vertrauten Wärme und Sanftheit. Ich wollte nicht, wollte verhindern weiter hineingezogen zu werden, wollte nicht in der Dunkelheit verloren gehen.
Man sagt, wenn eine Seele endgültig von der mächtigen allumschlingenden Finsternis verschlungen wurde, dann ist sie für immer und unwiderruflich in der Finsternis verloren.
Wenn man in der Finsternis versinkt, wie kann man es dann stoppen?
Ich werde verschlungen und sterbe, spüre die eisige Kälte an meinen Gliedern zerren, spüre wie sie an meine Nerven dringt, an meinen Knochen nagt.
Letzten Endes wird es nichts mehr geben, was noch an mich erinnert, ich bin es nicht wert in Erinnerung zu bleiben.
Was ist diese Gefühle?
Es hindert mich daran zu gehen, was ist das nur?




† Sieben †


Ich erwachte in unserer schuleigenen Krankenstation. Im gesamten Raum war es still und ich hörte nur den leisen Wind, der durch die Blätter des Baumes, der vor dem Fenster stand wehte. Alles wirkte in diesem winzigen Moment so fern und fremd. Ich versuchte mich aufrecht hinzusetzten, doch es gelang mir nur sehr schwer. Ich lehnte mich in mein Kissen zurück und sah mich im Raum um, es war niemand zu sehen. Von weiter weg hörte ich gedämpfte Stimmen durch den Spalt unter der Tür dringen. Sie waren aber zu weit entfernt, als das ich sie verstehen könnte. Ich war immer noch leicht benebelt, und schloss langsam wieder meine Augen. Die Welt um mich herum begann sich in Bewegung zu setzten und verschwand in der starken, mir so bekannten Umarmung der Finsternis.
Als ich wieder zu Bewusstsein kam, schlug die Woge von gleißendem Licht über mir ein und umschmeichelte meinen Körper liebevoll. Es war wie eine freundliche Umarmung die mir sagte, dass man sich freute, dass ich wieder in das Licht zurückgekehrt war.
Ich musste blinzeln um klar sehen zu können. Als sich die großen schwarzen Gestalten am Rand meines Blickfeldes wieder zurückzogen, stellte ich fest, dass jemand meine Hand hielt. Als ich mich leicht zur Seite drehte, sah ich ihn.
Ich hatte erwartet, Jackson neben mir vorzufinden, doch stattdessen war er es. Er saß mir gegenüber auf einem der Stühle, die an meinem Bett standen. Er hatte den Kopf gesenkt und sah stumm auf meine Hand. Seine Finger waren mit meinen verschränkt und seine andere Hand umschloss unsere beiden.
Ich betrachtete ihn eine ganze Weile ohne etwas zu sagen, ich bewegte auch meinen Körper keinen einzigen Millimeter, ich sah ihn nur stumm an. In der Zeit, in der ich ihn beobachtete, bewegte er sich keinen Millimeter. Ich entschloss mich etwas zu sagen.
Gerade als ich zu sprechen ansetzten wollte, blickte er auf. Er sah mich einfach nur, er sagte nichts und er bewegte sich auch nicht. Er betrachtete mich einfach nur. Plötzlich wurde mein Mund ganz trocken und ich musste schlucken.
Ich öffnete meinen Mund und wollte ihn gerade fragen, wieso er hier war, als er mich kopfschüttelnd betrachtete und mir einen seiner Finger auf die Lippen presste. Ich war total irritiert und fragte mich, was das solle. Er nahm seinen Finger wieder weg und strich mir mit seiner Hand sanft über meine Haare, mit der anderen Hand hielt er immer noch meine. Er sah mir direkt in die Augen, so unverwandt wie bei unserer allerersten Begegnung. Ich sah ihn ebenfalls nur stumm an. Wieder wurden meine Augen vom Augenrand ausgehend schwarz und die kalte Dunkelheit und der behütende Schlaf senkten sich über meinen Körper und über meinen Geist.
Als ich abermals im Krankenzimmer unserer Schule erwachte, fühlte ich mich anders als zufuhr. Mein Körper war nicht mehr so schwer und schmerzhaft wie zufuhr, sondern so leicht wie eine Federn. Ich setzte mich im Bett auf und betrachtete den Raum. In keinem der anderen Bett lag jemand, der Raum war leer, bis auf …
Leyes der auf meiner Rechten Seite lag und … Jackson, der auf meiner Linken Seite lag, beide schliefen sie tief und fest. Wieso, lag Leyes hier, wieso war er mit Jackson im selben Raum?
Ich dachte an die letzte Begegnung mit Leyes zurück und erschrak, als dieser abrupt den Kopf hob und mich ansah.
Sein Gesicht sah blasser aus als sonst und um seine gelben Augen prangten dunkle Augenringe. Er sah mich an und versuchte dann zu lächeln, doch irgendwie endete es damit, dass er sein Gesicht zu einer Grimasse verzog. War mit ihm alles okay? „Geht schon Scar, ich habe nur zu wenig Schlaf in den letzten Tagen bekommen, und der da drüben ebenso!“, sagte er, strich mir sanft übers Haar und nickte leicht zu Jackson herüber, der immer noch tief und fest schlief. „Wieso bist du hier Leyes?“, flüsterte ich, weil ich nicht sicher war, wie viel Kraft ich zum lauten reden hatte. „Ach Kleine Scarlett, das muss dich im Moment nicht beschäftigen, es wird alles wieder gut!“, sagte er und beugte sich leicht über mich. „Ich habe dich lieb Scarlett!“, flüsterte er leise in mein Ohr und küsste mich dann auf die Stirn.
„Nicht! Jackson?!“, brachte ich flüsternd hervor.
„Schon okay!“ Leyes stand auf, lief um das Bett herum und beugte sich neben Jackson. „Hey Alter! Komm wach auf, sonst ist deine Freundin schon wieder eingeschlafen, wenn du aufwachst.“ Er schüttelte Jackson an der Schulter und ging dann zurück auf die Seite, auf der er gerade geschlafen hatte. Ich sah zu Jackson und bemerkte, dass er sich leicht bewegte. „Ach komm Alter, du hast mich gestern Mittag auch schon verarscht und gesagt, dass sie wach wäre.“, sagte Jackson und richtete sich langsam und leicht verschlafen auf. Er rieb sich die Augen und gähnte. Als er mich blinzelnd ansah, musste er nach Luft schnappen. „Scar, was machst du immer für Sachen?!“, sagte er und fiel mir um den Hals. Er lockerte seinen Griff und hielt mich ein Stück von sich weg. „Du hast uns allen so einen riesen Schreck eingejagt. Du bist einfach so von der Bank gefallen.“, sagte er und umarmte mich wieder. Wir schraken beide zusammen, als Leyes sich räusperte.
„Ich will euch ja wirklich nicht stören ihr beiden Süßen, aber ich wollte euch nur noch mal daran erinnern, besser gesagt dich Jackson, dass Mister Coleman uns darum gebeten hatte, sie in sein Büro zu bringen, wenn sie aufwacht.“, sagte er zu Jackson und sah mich dann mitfühlend an. „Auch wenn es dir garantiert noch überhaupt nicht gut geht, musst du leider zu ihm. Wir kommen auch beide mit, stimmt’s Alter!?“
Er lächelte mich noch einmal kurz an und sah dann zu Jackson. „Klar Alter, ich lasse meine Kleine doch nicht einfach alleine zu diesem durchgeknallten alten Mann gehen!“, sagte er selbstsicher und stand dann vom Bettrand auf. Sie sahen sich Beide an und drehten sich dann zu mir um. „Hier Scar!“, sagten sie beide wie aus einem Mund und hielten mir ihre Hand hin. Ich blickte ihnen beiden in die Augen und nahm ihre Hände. Sie halfen mir mich hinzustellen und liefen gemeinsam mit mir zur Tür.
Ich hatte es bis jetzt noch nicht gewagt etwas zu sagen, und sah sie Beide nur stumm an. Ich verstand die Welt nicht mehr, ich wusste nicht mehr um was es ging. Hatte Jackson vorhin etwa wirklich gesagt, dass Leyes ihm schon gestern verarscht hatte, und ihm gesagt hatte, dass ich wach sei? Wie lange hatte ich denn eigentlich geschlafen?
Während wir immer noch den Gang hinunter liefen, überlegte ich, was hier eigentlich vor sich ging. Schließlich befreite ich mich von Leyes und Jacksons Händen und blieb stehen. Abrupt drehten sie sich beide zu mir um und sahen mir verwirrt an.
Ich räusperte mich und begann zu sprechen. „Jackson, ich muss dich etwas fragen…“, ich drehte mich zu Leyes.
„euch beide!“ Jetzt sahen sich die Beiden verwirrt an.
„Ja, frag ruhig, um was geht es denn Scar?!“ Jackson sah mich fragend an, und Leyes tat es ihm gleich, aber in seinem Blick lag etwas Wissendes. Er wusste was ich fragen wollte.
Wieder räusperte ich mich und sah beide an. „Wie lange habe ich geschlafen Jackson? ...“, fragte ich und drehte mich zu Leyes. „Und Leyes, was tust du eigentlich hier? Warum tut ihr hier so, als wärt ihr die engsten Kumpels?“ Meine Stimme wurde immer angespannter und ich merkte, wie langsam die Kopfschmerzen einsetzten. Ich rieb mir kurz die Schläfen und sah die Beiden dann wartend an. „Scar, ...“, setzte Jackson zum Sprechen an, aber Leyes unterbrach ihn, mit einer einfachen Handbewegung. „Bist du dir sicher, dass du das alles wirklich wissen willst?“, sagte er und betrachtete mich eindringlich. „In deinem Zustand, …“, er brach ab als ich zu sprechen ansetzte. „Ja, ich bin mir ganz sicher, dass ich das alles wissen will!“, sagte ich, wobei meine Stimme stark zwischen laut und leise schwankte. Jackson trat vor und hielt mich an den Schultern. „Scarlett, beruhig dich jetzt erst einmal! Okay?“ „Nein, ich will mich nicht beruhigen, ich will jetzt endlich wissen, was hier vor sich geht!“, ich schaute ihn wütend an und sah dann zu Leyes, als der zu sprechen beginn.
„Du hast zwei Wochen lang geschlafen Scarlett, und in der zwischen Zeit bin ich auf diese Internat gewechselt. Ich bin im selben Zimmer wie Jackson untergebracht, deswegen führen wir uns hier so auf, wie die besten Kumpels!“
Zwei Wochen lang? Ich habe tatsächlich zwei Wochen lang geschlafen?!
„Stimmt das Jackson?“, ich sah ihn an und merkte, wie er in meine Augen die Unsicherheit und die Angst sehen konnte. Meine Augen fingen an zu brennen und mein Sichtfeld verschwamm durch die aufsteigenden Tränen.
„Ja Scarlett, das was Leyes gesagt hat ist vollkommen richtig. Als er meinem Zimmer zugeteilt wurde, erzählte ich ihm von meiner Freundin, die schon seit einigen Tagen schlief, als er mich dann fragte, wie sie denn hieße antwortete ich natürlich sofort mit deinem Namen. Leyes sah mich nur überrascht an und erzählte mir dann, dass ich euch kennt, dadurch wurden wir schnell Freunde und wechselten uns immer mal damit ab, dich zu beobachten, falls du aufwachst.“ Ich merkte wie die Kopfschmerzen immer stärker wurden, als mich dann letztendlich die betäubenden Schmerzen umrissen. Ich stolperte nach hinten und wurde zum Glück von zwei starken Armen angehalten, bevor ich auf dem Boden aufkommen konnte. Leyes hatte meine Hände ergriffen und hielt mich nun stützenden in seinen Armen. Ich sah zu ihm auf und merkte dann, wie mein gesamtes Sichtfeld schwarz wurde.
Es war, als wollte mich jemand zu sich in die Dunkelheit rufen. Ich wollte nicht, ich wollte bei Leyes und Jackson bleiben, ich wollte nicht wieder ...
Plötzlich schossen mir fremde Erinnerungen durch den Kopf.

Wir kamen gerade in die alte Mensa, als wir Emily mit Tränen bedeckten Wangen vorfanden. Sie erzählte uns davon, dass Becca in der letzten Nacht gefunden wurde.
Laut der Angaben eines freiwillig helfenden Schülers, hatte man sie bewusstlos und blutüberströmt vor den Toren der Schule gefunden. Man vermutete, dass sie ein wildes Tier angefallen hatte. Es gab aber auch einige, die im geheimen vermuteten, dass es die Vampyre waren.
Aus irgendeinem Grund wurde mir dann plötzlich schwindelig und wurde Ohnmächtig.

Diese Erinnerungen waren komisch, wieso hatte ich mich nicht schon vorher an sie erinnert? Hatte ich sie einfach nur vertränkt? Ich konnte einfach nicht glauben, dass ich wirklich zwei Wochen geschlafen hatte, wie sollte das denn überhaupt gehen.
Wenn jemand meine Erinnerungen absichtlich verdrängt hatte, wer hätte denn die Macht dazu gehabt so etwas zu tun?

Leyes ...


Wer ist Leyes wirklich?
Ist er wirklich der, den er vorgibt zu sein?
Kann ich, nein nicht nur ich, können wir ihm trauen?
Wieso ich?
Ich will Antworten, Antworten auf diese Fragen und noch viele weitere.


Warum belügen Menschen einander?



Warum belügen Menschen einander, wieso kann niemand zu seinem Gegenüber ehrlich sein. Jeder Mensch lügt, doch wie oft und in welchen Situationen entscheiden einzig und alleine wir selber. Ab und zu, zu lügen ist zwar nicht in Ordnung aber akzeptabel.
Manche Situationen erfordern mal eine kleine, eine winzige Notlüge, aber wer anderen über längere Zeit etwas vorgaukelt, anderen ein nicht reales Leben vorspielt, vorlügt, der ist einfach nur zu verachten.
Viele sagen, lügen ist etwas was schon von Natur aus da ist oder bzw. eine schnell erworbene Fähigkeit ist.
Lügen ist also etwas ganz natürliches??




† Acht †

Ich merkte wie mich jemand hochhebte und mich an sich drückte. Leise Stimmen drangen an mein Ohr. „Ich werde schnell einen Lehrer holen, pass auf sie auf Jackson!“, hörte ich Leyes sagen. „Ist klar Alter, sie ist ja schließlich meine Freundin!“ Ich hörte wie Leyes rannte, seine Schritte entfernten sich immer weiter. „Alles wird gut Scar, ich werde nicht weggehen.“ Ich merkte wie Jackson mich Langsam auf dem Boden absetzte und sich dann neben mir nieder lies. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und versuchte mich ein bisschen zu entspannen. „Scar, bist du wach?“, flüsterte Jackson fragend und legte einen Arm um meine Schultern. Ich versuchte etwas zu sagen, doch es gelang mir nicht. Ich schmiegte ich noch enger an ihn. „Scar, wenn du wach bist, dann antworte mir, bitte!“ Ich versucht wieder etwas zu sagen, doch es gelang mir schon wieder nicht, das einzige, was aus meinem Mund kam, waren ein paar unterdrückte Schluchzer, ich hatte Angst. Ich merkte wie die ersten Tränen über meine Wange rollten. Langsam versuchte ich meine Augen zu öffnen und es gelang mir. Ich sah Jackson ängstlich an. „Was hast du?“, fragte er mich. Wieder versuchte ich etwas zu sagen, aber auch dieses Mal versagte meine Stimme komplett. „Scarlett, alles wird wieder gut, dass verspreche ich dir! Scar, …“ Er zog mich näher an sich heran und sah mir ins Gesicht. „… ich liebe dich!“, fügte er hinzu und küsste mich.


 


„Sie sind dahinten lang!“, rief einer der Polizisten und zeigte in Richtung Stadtmitte. Ohne sich umzuschauen folgten die anderen ihrem Kollegen. In einer kleinen Seitenstraße hörte man nur ein `plop´ ansonsten war es in dem gesamten Viertel ruhig.
Eine Gruppe von Leuten stieg eine der Treppen zu der Kanalisation hinunter, darunter waren fünf Frauen und acht Männer. „Wie dumm könne Polizisten eigentlich sein! Erich spielt seine Rolle wirklich glaubwürdig, nicht das er uns noch auf die Seite des Staats wechselt!“, sagte eine der Frauen lachend und fuhr sich durch ihr zerzaustes und schweißnasses Haar. „Keine Sorge Linda, der Junge hat ja nur von dem Besten gelernt!“ Einer der Männer löste sich aus der Gruppe und lief auf die Frau zu. „Chef!“ Die Frau sah zu ihm auf. „Linda, Kleines. Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich Frank und nicht Chef nennen sollst!“ Er stellte sich neben sie und legte seinen linken Arm auf ihre Schultern. „Männer, …“, setzte er an, worauf hin die Frauen ´hey` riefen. „… und Frauen, Leute ich war noch nicht fertig! Das heute war wieder einmal eine Glanzleistung!“ Es ertönte Applaus aus der Gruppe der Männer und Frauen. „Immer doch Chef!“, kamen bestätigende Rufe aus der Gruppe. Frank lachte und räusperte sich dann. „Wir ihr wisst, haben wir es aber noch nicht ganz geschafft, wir müssen unsere Beute schließlich noch bis nach Hause bringen!“ „Ja, Chef!“, ertönte es aus der Gruppe und alle bewegten sich vorwärts. Längere Zeit liefen sie nur gerade aus, bei der ersten Biegung liefen sie nach links und etwas später nach rechts, nach knapp einem Kilometer ging es wieder nach links in einen mit Gaslaternen beleuchteten Tunnel. Nach einander kletterten sie einen schon ziemlich alte Wartungsleiter hoch, bis sie in der großen Eingangshalle des Bahnhofsgebäudes heraus kamen. Von dort aus begaben sie sich in das kleine Schaffnergebäude der Eingangshalle.
Sie betraten das kleine Gebäude und legten ihre Mäntel und Jacken ab. Einige setzten sich vor den großen Flachbildfernseher, der rechts von der Tür an der Wand stand. Davor wurden mehrere alte Sofas platziert. Andere gingen in die kleine Küche und machten sich Essen oder schenkten sich etwas zutrinken ein. Auf einem kleinen Tisch wurden mehrere Bildschirme platziert, davor saßen drei Männer und betrachteten die Aufnahmen, die die Videokameras im Moment machten. Einer der Männer drehte sich zu Frank um, stand auf und kam auf ihn zu. „Chef, da sind sie ja wieder, wir haben uns schon sorgen um sie gemacht, sie sind heute alle ziemlich spät dran, nicht wahr?!“ Er nahm seinem Chef den Mantel ab und hängte ihn an die Garderobe, die sich gleich neben der Tür befand. „Ja, sind wir das? Naja, es gab einen kleinen Zufall, aber für so etwas haben wir ja unseren guten Erich. Sag mal Kevin, hast du von ihm eigentlich schon was gehört?“, fragte Frank und lief in die Küche um sich einen frisch gebrühten Kaffee zu holen. Während er sich mehrere Zuckerwürfel und einen guten Schuss Milch in seinen Kaffee gab, folgte Kevin seinem Beispiel und schenkte sich auch einen Schluck Kaffee ein und trank ein wenig davon. „Nein Chef, Erich hat sich bis jetzt noch nicht bei uns gemeldet. Sagen sie Chef, vertrauen sie ihm eigentlich noch wirklich?“ Frank lief zurück in den Gemeinschaftsraum und setzte sich dort auf den Stuhl, auf dem Kevin zuvor gesessen hatte. „Wieso sollte ich ihm denn nicht mehr trauen?“, fragte er und trank einen großen Schluck Kaffee. „Chef, meinen sie nicht, dass er seine Rolle nicht ein wenig zu realistisch spielt? Mittlerweile trägt er sogar hier im Hauptquartier seine Polizeiuniform. Ich habe den Burschen wirklich gern, er ist schon ein feiner Kerl, aber er ist auch sehr ehrgeizig. Wenn er etwas anfängt, will er immer alles bis ins kleinste Detail richtig machen. Er könnte unsere direkte Freikarte ins Gefängnis sein!“, sagte Kevin nachdenklich, nahm einen Stuhl vom Esstisch weg und setzte sich neben Frank. „Vergiss nicht Kevin, auch ich habe diesen Job damals gemacht, als ich zu euch kam, ich musste mir euer Vertrauen erst hart erarbeiten und trotzdem bin ich nicht auf die Seite des Staats gewechselt!“ Er trank noch einen großen Schluck Kaffee und legte dann seine Füße auf den Tisch hoch. „Aber Chef, bedenken sie doch, wenn er sich auch nur einmal verplappert, sind wir alle dran und nicht nur er alleine.“ Kevin ließ sich auf einem Stuhl neben Frank nieder und trank einen Schluck Kaffee. „Kevin, mach dir nicht immer so viele Gedanken, es wird schon alles klappen, ich vertraue dem Jungen. Und jetzt Schluss mit dem ganzen Scheiß, ich will meinen Kaffee endlich in Ruhe trinken.“




Als ich aufwachte befand ich mich in einem Zimmer, das ich überhaupt nicht zuordnen konnte. Es war wesentlich gemütlicher eingerichtet als das Krankenzimmer und ich lag auch nicht auf einem Bett sondern auf einem Sofa. Ich richtet mich vorsichtig auf, als mich ein stechender Schmerz in meinen Schläfen zurück sinken ließ. Ich schloss kurz meine Augen, um den Schmerz etwas vergehen zu lassen. Doch als der Schmerz wich, trat ein starker Würgereiz an seinen Platz. Warum immer ich? Ich setzte mich, so schwer es mir auch fiel auf und beugte mich vorn über, damit ich nicht auch noch auf meinen Schoß kotze. Ich unterdrückte den Würgereiz und wünschte mir, dass Ley`s jetzt hier wäre. Warum wünschte ich mir das eigentlich, ich müsste mir doch eigentlich wünschen, dass Jackson hier wäre?!
Ich atmete einmal tief ein und aus und lehnte mich an die Sofalehne
zurück. Der Raum war ringsum mit Bücherregalen gefüllt, an der gegenüber liegenden Seite der Tür, befand sich ein riesiges Fenster. Davor stand ein riesiger alter Schreibtisch mit so einem Bürostuhl, wo man sich immer einen Gangsterboss drinnen vorstellt. Mehr stand in dem Zimmer nicht.
Ich verdrängte den Würgereiz, stand von dem Sofa auf und lief zu den Fenstern. Erschöpft schaute ich heraus und konnte über den gesamten Campus sehen.
Wo zum Teufel war ich hier bloß?


Impressum

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Tag der Veröffentlichung: 23.07.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meinen Mädels (Ich habe euch alle ganz ganz dolle lieb) und meinen "tollen" Klassenkameraden

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