Namasté! Willkommen zu meiner kleinen Reise durch Indien!
Nur ein kleines Stück dieses riesigen Landes, habe ich gesehen. Indien ist immerhin der siebtgrößte Staat der Erde. Die ungefähr 1,3 Milliarden (!) Einwohner leben auf rund 3,3 Millionen Quadratkilometern in 28 Bundesstaaten. Im Norden wird das indische Territorium durch den Himalaya begrenzt, im Süden vom indischen Ozean. Ein Land - das Wüsten, Berge, tropischen Dschungel und herrliche Strände zu bieten hat.
Kein Wunder, dass so ziemlich jeder, der gerne reist, auch davon träumt, einmal Indien zu besuchen. Mir ging es da nicht anders. Als sich die Gelegenheit bot, habe ich sie genutzt. Acht Tage Indien – ein Wahnsinn. Ja, es ist anstrengend und viel zu kurz – aber ich musste einfach dabei sein!
Zum Einstieg und mangels sonstiger Reisebegleitung, habe ich die Standard-Route und die Standard-Reiseart gewählt. Außerdem war das die einzige, noch buchbare, Tour über Weihnachten. Nordindien, genauer die Rajastan-Rundreise, mit einer Reisegruppe. Alles organisiert, geführt, das Rundum-Sorglos-Paket.
Wer zum Sonnenaufgang in Neu-Delhi ankommt, hat einen besonderen ersten Eindruck dieser pulsierenden Metropole.
Verlässt man, nach nervenaufreibenden Einreiseformalitäten („Ich schwöre, ich bin keine Terroristin!“) und Zollkontrollen, das Flughafengebäude, ist man endlich da. Der farbenprächtige Himmel, die Rufe der Muezzins, die Geräusche einer erwachenden Großstadt und vor allem – der Duft! Der betörende Geruch nach Weihrauch und verbrannten Kräutern. Zu dieser frühen Stunde kann ich das noch alles wahrnehmen und weiß sofort – ich bin in Indien!
In der Ankunftshalle werde ich schon erwartet. Der Reiseleiter stellt sich knapp vor. Er macht einen etwas übellaunigen Eindruck. Muss daran liegen, dass er in Deutschland studiert hat. Vielleicht ist er auch genervt, weil die letzten Gäste zwei Stunden zu spät eintrudeln. Dafür kann aber keiner was, das liegt an der Fluggesellschaft und am Schneesturm in Istanbul.
Wegen der Verspätung des Fluges reicht die Zeit nur für eine sehr kurze Erholungspause. Unser Reiseleiter verkündet: „Ihre Rundreise beginnt - jetzt!“ Na großartig!
Ich bin so müde, ich könnte im Stehen schlafen. Obwohl ich mich unheimlich freue, endlich da zu sein, würde ich jetzt lieber ein paar Stunden schlafen. Indien wäre später auch noch da.
Die am Flughafen in Empfang genommene Reisegruppe wird durch ärmliche Gegenden zu einem Hotel kutschiert.
Wenn man so, völlig übernächtigt, durch das industrielle Delhi fährt, ist man erst mal erschüttert.
Ganze Familien kampieren da unter Brücken und auf Müllhalden! Überall nur grauer Beton und Dreck, Dreck und nochmals Dreck. Durch die vielen Abgase (es gibt in der Regel keine Katalysatoren wie bei uns), fällt es draußen schwer, überhaupt zu atmen. Die schwüle, schwere, stinkende Luft erinnert einen außerdem daran, dass man sich in den Tropen befindet. Vom Kräuterduft der Morgengebete ist inzwischen nichts mehr zu merken.
Dann der krasse Gegensatz in Form des Touristenhotels. Hier eine weitläufige, gepflegte Gartenanlage, plätschernde Springbrunnen. Saubere Zimmer mit einem Luxusbad aus edlem Granit. Je zwei Personen bekommen ein Tageszimmer zugeteilt.
Durchatmen. Eine kühle Dusche. In luftige Klamotten schlüpfen. Beim nachfolgenden Frühstück aufmerksame Ober, die einem den Stuhl zurechtrücken und Kaffee einschenken. Ein riesiges Buffet mit Köchen, die mir gerne Omelette oder Würstchen frisch zubereiten. Purer Luxus!
Einen Moment hat man noch ein schlechtes Gewissen, wegen der Armut da draußen, vor den Toren. Dann ergibt man sich der Erschöpfung der Anreise. Wir lernen unsere erste Lektion. Die Inder akzeptieren das Leben, in das sie hineingeboren werden, daher müssen wir als Gäste, das auch tun.
Man nimmt die Gegensätze als „indisch“ an. Alles ist Kismet!
Wie vom leicht missmutigen Reiseführer Jay angedroht, geht es tatsächlich nach dem Frühstück sofort los. Indien ruft und das Programm muss erfüllt werden. Nach der kurzen Pause, dem leckeren Frühstück und frisch geduscht, fügen wir uns. Wir wollen ja auch auf nichts verzichten, sondern alles sehen, was dieses Land zu bieten hat!
Vor dem Hotel erwartet uns der Reisebus. Wie uns versichert wird, ist dieser, für indische Verhältnisse, ultramodern und bequem. Für indische Befindlichkeiten ist das wahrscheinlich tatsächlich so. Europäische Bandscheiben sollten sich jedoch warm anziehen, das ist uns allen auf den ersten Blick klar. Da wir jedoch alle abenteuerlustig und nicht rückengeschädigt sind, lassen wir uns davon die gute Laune nicht verderben. Unsere Kutsche hat ungefähr dreißig Sitzplätze, also zumindest reichlich Platz für die kleine Gruppe.
Wir sind siebzehn Reisende. Das ist eine angenehm überschaubare Anzahl. Allein acht Personen davon gehören zu einer Familie, mit Eltern, Teenagertöchtern, Geschwistern und
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 02.12.2020
ISBN: 978-3-7487-6669-8
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