"Hope, komm endlich", rief mir Emilia zu. Ungeduldig tippte sie mit ihren Fuß am Boden um mir zu verdeutlichen, dass ich mich beeilen sollte. Die Hände hatte sie dabei vor der Brust verschränkt. Im Spiegel betrachtete ich sie genauer. Sie war eine klassische Schönheit, groß, blonde lange Haare die ihr bis zur Mitte ihres Rückens fielen und ein makelloses Gesicht mit feinen Zügen. Ihre blauen Augen drückten ihre Missbilligung darüber aus, dass ich schon wieder so lange brauchte.
"Hope komm schon. Ich möchte endlich los." kam es da auch schon wieder von ihr.
"Ich bin gleich so weit Emilia" gab ich zurück. Es kann ja nicht jeder nach nur zwei Minuten so umwerfend aussehen wie du fügte ich in Gedanken hinzu. Heute trug sie ein Paar Jeans, die enger nicht sein könnten. Ihr Oberkörper steckte in einem engen schwarzen Top, welches ihre Kurven noch einmal betonte. Ihre Füße zierten schwarze Riemchensandalen mit einem schwindelerregend hohen Absatz, die ich selbst für viel Geld nicht anziehen würde, da ich nicht riskieren wollte mir den Hals zu brechen. Dafür hing ich dann doch zu sehr an meinem Leben und meinen Füßen, denen ich diese Tortur nur allzu gern ersparte.
Bei den meisten Menschen würde dieses Outfit beinahe nuttig aussehen, doch Emilia trug es mit so viel Eleganz, dass es einfach nur umwerfend aussah.
"Man Hope, Steven, Oliver und Lucy warten schon auf uns" quengelte Emilia noch einmal. "Ich habs gleich" warf ich zurück und betrachtete mich noch einmal in meinem großen Wandspiegel, der in unserem kleinem Bad hing.
Große braune Augen starrten mir aus einem leicht blassen Gesicht entgegen. Ich habe schon oft zu hören bekommen das ich damit aussehe wie ein verschrecktes Reh. Ich hatte ein normale Jeans, ein weißes T-shirt und darüber einen grauen Kapuzenpulli an. Meine Füße steckten in meinen heißgeliebten schwarzen Chucks, die ich um nichts in der Welt gegen Highheels eintauschen würde. Ein letztes mal zupfte ich an meinen Haaren herum, die einfach nicht so wollten wie ich. Mit meinem Outfit gab ich mir keine große Mühe, das zeitaufwendige waren allein meine Haare. Normalerweise sind sie sehr pflegeleicht, doch dauert es nach dem ich sie trocknen ließ immer eine Weile um sie überhaupt in eine annehmbare Form zu bringen. Und auch heute war es nicht anders. Ich versuchte meine kastanienbraune Mähne noch einmal zurecht zu zupfen, gab mich dann aber mit einem seufzen geschlagen und band sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen.
"So Emilia ich bin fertig lass uns gehen" meinte ich. Auf Emilias Gesicht breitete sich ein euphorisches Lächeln aus. "Na endlich", grinste sie "Dann mal los" Ihre Freude war ansteckend und so breitete sich auch bei mir ein kleines Lächeln aus. Eilig schob mich Emilia aus der Tür. "Komm Hope, beweg dich. es ist schon neun. Ich will auch noch was von den Typen haben", schmollte sie. Worauf ich herzhaft lachen musste. So war sie meine Emilia. Sie war nicht umsonst meine beste Freundin seit der Grundschule. Eins muss man ihr auf jeden fall lassen, für so eine zarte Person war sie wirklich stark.
Zusammen verliesen wir unser Apartment und machten uns auf den Weg ins "Fridays". Schon von weitem hörte man Musik und Gelächter, was auf einen lustigen Abend schließen lässt. Es war Mitte Mai, trotzdem war es hier in Tralee um diese Uhrzeit recht kühl, aber was konnte man in Irland auch anderes erwarten. Es war unser letztes Wochenende bevor wir uns auf das lernen für unsere Abschlussprüfungen stürzen müssen. Ehrlich gesagt würde ich diesen Abend lieber zu Hause verbringen, gemütlich auf der Couch mit einer Decke auf den Beinen mit einem guten Buch in der Hand und einen dampfenden Tee vor mir auf dem Couchtisch. Aber ich glaube niemand kann sich gegen Emilia Sophie Montgomery zur Wehr setzen, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Denn sie war nicht nur atemberaubend schön sondern auch wahnsinnig intelligent. Manchmal war das schon gruselig.
So stand ich jetzt also mit eher gemischten Gefühlen vor dem Fridays. Ich war nie eine große Trinkerin. Alkohol schmeckte mir meist einfach nicht und wenn ich nur daran denke was er aus den Menschen machen konnte, lief es mir kalt den Rücken herunter.
"Na endlich, wir dachten schon ihr kommt nicht mehr" wurde ich unsanft aus meinen Gedanken gerissen. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir schon angekommen waren.
Oliver zog mich in eine feste Umarmung. Er war wirklich groß, so dass ich in seiner Umarmung versank. Auch ohne ihn anzusehen wusste ich das er grinste. Wodurch sich kleine Grübchen auf seinen Wangen bildeten. Seine blonden kurven Haare fielen ihm in die Stirn und ließen ihn sympathisch und jungendhaft wirken. In seinen blauen Augen blitzte der Schalk auf, wenn er wieder was ausheckte.
"Als hätte ich eine Wahl gehabt", gab ich grinsend zurück. "Irgendjemand muss sich ja darum kümmern das du mal unter Menschen kommst" bemerkte Emilia nebenbei. "Jaja schon verstanden Mama" Manchmal dachte ich wirklich sie wäre wie meine Mutter Alice. Sie war genauso fürsorglich und großherzig und wenn jemand ihrem Schützling zu nahe kam wurde sie zu einer angriffslustigen Löwenmutti, die bereit war sich auch nur bei dem geringsten Anzeichen von Gefahr auf einen zu stürzen.
"Lasst uns rein gehen es wird langsam kalt" mischte sich nun auch Lucy ein. "Kein wunder ohne Jacke" bemerkte ich grinsend worauf sie mir nur die Zunge entgegen streckte.
Lucy war etwas kleiner als Emilia aber immer noch um fast einen halben Kopf größer als ich. Von Oliver wurde ich immer liebevoll Zwerg genannt, was ich im Gegensatz zu ihm zu meinem Leidwesen auch wirklich war.
Ihr ebenfalls kurviger Körper steckte in einem kurzen olivfarbenen Rock welcher sich eng an sie schmiegte und eine graue Bluse. Genauso wie Emilia trug sie Highheels, wodurch ich aufschauen musste um ihr ins Gesicht zu sehen. Ihre kupfernen schulterlangen Haare trug sie offen und umrahmten sanft ihr Gesicht. Ihre grauen Augen strahlten und ihr Mund war zu einem Lächeln verzogen. Sie war zwar vom Aussehen her etwas ungewöhnlich, aber genau das machte sie so anziehend.
Ich ließ meinen Blick weiter zu Steven schweifen. Mit seinen warmen braunen Augen, seinen ebenso braunen Haaren und seinen femininen Gesichtszügen sah man ihm schon bei der Nasenspitze an, dass er nicht an Frauen interessiert war. Vielleicht war das auch der Grund warum er mein bester Freund war, oder einfach deshalb weil er eine so warme und offene Art hatte. Auch er schlang seine Arme um mich
"Na Prinzessin, wirst du diesen Abend überstehen?" "Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig, oder?" fragte ich mit einem Lächeln im Gesicht. Vielleicht wird der Abend ja doch nicht so übel. Arm in Arm betraten wir das Fridays, bereit uns in die Menge zu stürzen.
Nach meiner dritten Margaritha meldete sich meine Blase. Als ich mich aus dem Griff von Stevens Arm wand stand ich auf. Hui, ich sollte wirklich nicht so viel trinken. Alles drehte sich und ich brauchte ein wenig um mich wieder zu fangen. Als sich die Welt aufgehört hatte zu drehen lehnte ich mich zu Emilia rüber. "Ich geh schnell mal zur Toilette " sie nickte mir zu und schenkte ihr Aufmerksamkeit wieder Olivers Erzählung.
Ich richtete mich wieder auf und torkelte ein wenig während ich mich auf den Weg zur Toilette machte. Diese befand sich im hintersten Eck der Bar, sodass ich ein wenig Zeit brauchte um bis dorthin zu gelangen. Ich starrte in den Spiegel der sich über dem Waschbecken befand. Meine sonst so blassen Wangen sind leicht rötlich und meine Augen schimmerten trüb. Gott, ich werde Steven umbringen. Nur weil er meinte ich müsse auch einmal Spaß haben, gibt es ihm noch lange kein Recht mich abzufüllen. Er wusste, dass ich eigentlich nicht trinke und auch nichts vertrug. Aber ganz unschuldig bin ich ja auch nicht, ich hätte die Margarithas ja nicht trinken brauchen. Ich hätte auch nicht erwartet, dass sie mir schmeckten.
Ich spritzte mir ein wenig Wasser ins Gesicht und wusch mir die Hände. Das kalte Wasser wirkte wie ein Wunder und mein Verstand wurde wieder ein wenig klarer. Ich schwankte auch nicht mehr so stark. Ich trocknete noch meine Hände ab und fühlte mich bereit für den Rest des Abends.
Als ich die Toilette verließ und gerade um die Ecke biegen wollte, hielt mich jemand am Arm fest und zog mich nach hinten. „Hey Süße“ hörte ich eine schmierige Stimme hinter mir. Ich drehte mich so weit es mir trotz der Hand an meinem Arm möglich war um und starrte in trübe blaue Augen. Der Mann hatte ein süffisantes Grinsen im Gesicht und musterte meinen Körper mit einem lüsternen Blick.
Seine braunen Haare fielen ihm in die Stirn und ließen ihn noch beängstigender wirken. Er war sehr groß und hatte breite kräftige Schultern. Ich war ihm wirklich nahe und nahm den starken Alkoholgeruch der von ihm ausging, wahr. Ich wollte ein paar Schritte zurück treten, doch der Mann zog mich immer näher zu ihm. Ich versuchte mich zu wehren und sträubte mich, doch er war stärker als ich.
„Na na Süße, wir wollen doch nur ein bisschen Spaß haben“ erklang schon wieder seine schmierige Stimme. „Nein, lass mich los“ Ich versuchte meine Stimme fest und ruhig klingen zu lassen, doch das Ergebnis war eher ernüchternd. Meine Stimme zitterte stark und zeigte meine Angst. Er zog mich ganz nah an sich und drückte mich gegen die Wand.
„Hör auf, lass mich los, ich will das nicht“ doch er kam mir immer näher, drückte seinen Körper gegen meinen und fuhr mit seinen Händen meinen Körper entlang. Es war das erste Mal, dass mich ein Mann so berührte und es fühlte sich grauenhaft an.
Er soll mich los lassen.
Mir traten Tränen in die Augen, die mir dann auch sogleich über die Wangen liefen. Ich wollte das nicht ganz und gar nicht. Ich wand mich zwischen ihm und der Wand, doch es brachte nichts. „Bitte lass mich los“ brachte ich mit erstickter Stimme raus. Doch er lächelte einfach nur dreckig weiter. Er beugte seinen Kopf zu mir hinunter und wollte mich küssen doch ich schüttelte meinen Kopf, sodass er mich nicht küssen konnte. Er packte wieder mein Handgelenk und drückte schmerzhaft zu. „Halt still, verdammt“ doch ich wand mich immer weiter.
Nein, nein, nein. Ich will das nicht.
Plötzlich war der Mann weg und ich rutschte an der Wand hinunter. Ich sah auf und erblickte, durch meine Tränen nur verschwommen, wie der Mann von einem anderen Mann geschlagen wurde und gegen die Wand taumelte, an welcher er dann hinunter rutschte und sitzen blieb. Ich wand meinen Blick ab und starrte auf meine Hände. Ich zog meine Knie an und weinte leise.
Ich spürte Arme die sich unter meine Knie und meine Schultern legten und versuchte mich zu wehren als ich hochgehoben wurde.
„Es ist alles ok. Ich bring dich hinaus. Ich tu dir nichts“ hörte ich eine sanfte und zugleich raue männliche Stimme sagen. Ich sah nicht auf, ich nickte einfach nur leicht und hörte auf mich zu wehren. Ich nahm seine körperliche Präsenz deutlich wahr und zog seinen Geruch ein. Er roch nach Leder und Holz und er strahlte eine solche Wärme aus, dass ich mich gegen ihn lehnte und mein Gesicht zu seiner Brust drehte. Ich nahm kaum wahr wie wir hinaus in die Nacht traten und uns ein wenig entfernt auf eine Straßenbank setzten. Ich saß auf seinem Schoß und er drückte mich an sich. Ich weinte leise an seiner Brust, die Tränen wollten einfach nicht aufhören zu laufen. Der Mann strich mir beruhigend über das Haar und den Rücken und flüsterte immer wieder „Alles wird gut. Es ist ok“.
Nach einer Weile wurden die tränen weniger bis sie endgültig versiegten. Ich atmete ruhig durch und wand meinen Kopf nach oben um zu sehen wer mir geholfen hatte. Ich blickte direkt in zwei grüne Augen die mich besorgt ansahen.
Er hatte markante Gesichtszüge, die ihm eine gewisse Härte einbrachte. Doch seine vollen, geschwungenen Lippen gaben seinem Gesicht auch etwas Weiches. Sein Gesicht wird von etwas längeren schwarzen Haaren umrahmt. Er hatte breite starke Schultern und man merkte schon im sitzen, dass er sehr groß war. Er sah wirklich sehr gut aus und ich konnte meinen Blick gar nicht mehr von ihm abwenden. „Ist alles ok?“ brachte er mich in die Gegenwart zurück. „Ja. Ja, danke“ brachte ich stammelnd hervor. Na klasse Hope peinlicher geht’s doch gar nicht mehr, schalt ich mich in Gedanken selbst.
Plötzlich wurde ich mir der Situation bewusst. Ich saß immer noch auf seinem Schoß und durch das Weinen sah ich sicher fürchterlich aus. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und lief sofort rot an. „Es tut mir Leid“ stammelte ich. Gott war mir das peinlich. Ich drehte mich weg von ihm, ich wollte gar nicht wissen was er von mir dachte und fuhr mir schnell über meine Wangen um die restlichen Tränenspuren zu beseitigen. Gott sei Dank schminkte ich mich nicht, das wäre das reinste Desaster.
„Dominik“ hörte ich ihn hinter mir sagen. Ich drehte mich zu ihm um und sah in sein lächelndes Gesicht. „Hope“ gab ich zurück.
„Hope, Hoffnung ein wirklich schöner Name“ Ich schenkte Dominik nur ein schüchternes Lächeln, da ich nicht wusste was ich darauf antworten sollte. Für einige Zeit starrten wir uns einfach nur an. Ich musste zugeben, dass er wirklich gut aussah und dass ich mich für ihn interessierte, was mich selber sehr erstaunte, da ich nie irgendein anderes Interesse an Männern hatte als im freundschaftlichen Sinne. Nur bei Dominik hatte ich ein anderes Gefühl. Ein Räuspern ließ mich aufschrecken und brachte mich zurück in die Gegenwart. Dominik schaute mit einem Grinsen im Gesicht zu mir herüber, ich musste ihn die ganze Zeit angestarrt haben ohne es wirklich zu bemerken. Prompt lief ich wieder rot an. Das war eine meiner dummen Angewohnheiten. Ich sollte wirklich besser aufpassen und nicht so oft in Gedanken versinken, schalt ich mich in Gedanken selbst. Als Dominik das sah wurde sein Lächeln noch breiter. Es war ein so bezauberndes Lächeln, dass ich dahin schmelzen könnte. Stopp, was sind denn das für Gedanken? Komisch die hatte ich doch sonst nicht.
"Hast du was gesagt?“ versuchte ich mich wieder auf Dominik zu konzentrieren. „Du scheinst in Gedanken ja ganz wo anders zu sein“, bemerkte er und ich lief schon wieder rot an. „Du siehst wirklich süß aus wenn du rot wirst“ worauf meine Wangen noch eine Nuance dunkler wurden.
Darauf konnte ich nichts erwidern. Flirtet der etwa mit mir? Kann ich mir nicht vorstellen. So jemand wie er, würde nie mit einer Frau wie mir flirten. „Ja ich hab dich gefragt ob dir nicht kalt ist“ Verwirrt schaute ich ihn an, und erst jetzt bemerkte ich wie kalt mir eigentlich war. Ich schauderte, es war wirklich kalt und ich hatte nur mein Tshirt an, meine Jacke lag noch in der Bar. Er schien es zu bemerken, stand auf und hing mir sein Jackett um die Schultern. Es war mir viel zu groß, aber sofort umfing mich angenehme Wärme und sein Geruch. Ich kuschelte mich in sie hinein und zog sie fester um mich.
„Danke“ brachte ich ohne auf zu sehen heraus. Ich fing an, an der Jacke herum zu zupfen, es machte mich nervös, dass er so nah vor mir stand. Ich starrte auf seine trainierte Brust um ihm nicht ins Gesicht sehen zu müssen. Er hatte nur mehr ein dünnes weißes Hemd an, welches sich geschmeidig um seine Muskeln spannte. Bei diesem Anblick musste ich automatisch die Luft anhalten. Er sah wirklich umwerfend aus. Auf einmal spürte ich eine Hand unter meinem Kinn, die mich zwang auf zu sehen, geradewegs in Dominiks Augen. Seine grünen Augen hatten einen Glanz in den Augen, der sie regelrecht strahlen ließ. Und schon wieder in nur wenigen Minuten konnte ich meinen Blick nicht abwenden.
„Dominik, bist du hier?“ hörten wir eine Stimme aus Richtung der Bar rufen. Sofort trat ich einen Schritt zurück und betrachtete verlegen meine Füße. „Ich bin hier Riley“ rief Dominik ohne den Blick von mir abzuwenden und schon wenig später hörte ich Schritte hinter mir. „Hier bist du, ich suche dich schon seit einer halben Stunde.“ Sprach Riley und überging einfach dass ich auch noch anwesend war. „Emilia sucht ihre Freundin und geht dann nach Hause, ich denke wir sollten auch langsam gehen.“
„Das bin dann wohl ich“ entgegnete ich. Erst jetzt schien Riley meine Anwesenheit zu bemerken. „Oh tut mir Leid, ich habe dich gar nicht gesehen. Dann musst du wohl Hope sein, ich bin Riley“ lächelnd streckte er mir die Hand hin die ich zögerlich ergriff und schüttelte. Riley war mir auf Anhieb sympathisch. Er strahlte eine Ruhe und Gelassenheit aus, wie ich sie noch nie gesehen habe. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen als mir ein Gedanke kam. „Und du verstehst dich gut mit Emilia?“ Rileys Augen begannen zu strahlen, so wie die von Dominik vorhin schoss es mir durch den Kopf “Oh ja, sie ist toll und wunderschön, wir gehen demnächst essen“ Viele Leute schätzen Emilia als ein dummes aber hübsches Blondchen ein, welches man leicht ins Bett bekommen kann. Erst wenn man sich mit ihr unterhält merkt man, dass das dumme Blondchen nicht dumm sondern sehr intelligent war. Mit ihrem scharfen Verstand wird sie die Abschlussprüfungen in drei Wochen sicher mit Bravour meistern. „Ja, sie ist etwas Besonderes“ stimmte ich ihm zu und fügte noch hinzu „Tu ihr weh und du bekommst es mit mir zu tun.“ Riley sah mich an und nickte nur.
Ein Räuspern hinter mir ließ mich auf schrecken. Ich hatte ganz vergessen, dass Dominik noch hier war. Eine leichte Röte überzog mein Gesicht. Man ist mir das peinlich. Dominik sah wieder mit einem Lächeln im Gesicht auf mich hinab, er war um fast einen ganzen Kopf größer als ich, so dass ich meinen Kopf ein wenig in den Nacken legen musste um ihn anzusehen.
„Ich sollte mal zurück zu Emilia, nicht dass sie sich noch sorgen macht“ meinte ich schnell. Unter Dominiks stechenden Blick fühlte ich mich schutzlos und wollte nur noch so schnell wie möglich weg.
„Warte noch kurz“ brachte Dominik mich vom Gehen ab „Gehst du morgen mit mir einen Kaffee trinken?“
„Nein“ gab ich ohne zu zögern zurück und merkte wie sein Gesicht einen enttäuschten Ausdruck annahm und warf noch schnell hinterher „Ich trinke keinen Kaffee, aber wie wäre ein Tee?“ Sofort hellte sich sein Blick auf „Ja gerne“ Er reichte mir noch eine Visitenkarte „Meld dich morgen einfach wann es dir passt“ Er kam mir noch einmal ganz nahe und flüsterte mir, so dass seine Lippen sanft mein Ohr streiften zu „Wir sehen uns morgen Hope“ Seine Stimme ließ mich erzittern. Sie war plötzlich etwas rauer und ließ mein Herz schneller klopfen.
Ich sah ihnen noch hinterher bis sie hinter der nächsten Hausecke verschwunden waren und warf dann einen Blick auf die Visitenkarte „Dominik Andrew O`Conner“ stand dort in geschwungenen Buchstaben „CEO O`Conner Enterprises“. Ich zog die Luft ein, Ihm gehörte eine Firma? Und er hatte sich gerade ernsthaft mit mir verabredet? Mit schwirrenden Gedanken ging ich langsam zurück zur Bar.
Emilia nahm mich gleich vor der Bar in Empfang. „Hope, wo warst du denn? Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Es ist schon nach zwei Uhr morgens.“ Müde und ausgelaugt vom weinen wie ich war, wollte ich mich jetzt keinem Verhör mehr stellen.
„Es geht mir gut, ich erklär dir morgen alles. Ich bin einfach nur müde und möchte schlafen.“ Emilia musterte mich mit besorgtem Blick und blieb dann an Dominiks Jackett hängen, welches immer noch um meine Schultern hing. „Ok, ist gut, aber morgen bist du nicht mehr sicher vor mir, es scheint als hättest du einen netten Abend gehabt.“ Bemerkte sie schmunzelnd und wir machten uns auf den Weg nach Hause. „Tja du aber auch“ grinste ich „Ich habe gerade Riley kennen gelernt.“ Ich machte eine kurze Pause und sah zu Emilia. Ihre Augen begannen zu Strahlen und ihre Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. „Er scheint nett zu sein. Aber lassen wir das bis morgen“ Ich hatte irgendwie keine Lust mehr mich großartig zu unterhalten. Schweigend liefen wir die letzten Meter zu unserer Wohnung. Jede in ihren eigenen Gedanken vertieft.
Im Augenwinkel sah ich Emilia immer wieder leicht Lächeln. Sie hatte es wirklich erwischt. Riley musste wirklich Eindruck bei ihr hinterlassen haben.
Meine eigenen Gedanken kreisten um den heutigen Abend, doch ich konnte keinen einzigen direkt fassen um mich darauf zu konzentrieren. Mir schwirrte der Kopf. Ich konnte mich nicht entscheiden ob der heutige Tag gut oder schlecht verlaufen war. Ich denke ein wenig von beiden.
Endlich zu Hause angekommen ging Emilia gleich ins Bad um sich fertig fürs Bett zu machen. Ich hingegen ging gleich in mein Zimmer um mich Bett fertig zu machen und zu warten bis Emilia mich ins Bad lies. Ich zog mir eine kurze Shorts und ein Top aus meinem Kasten. Das sollte genügen. Ich nahm Dominiks Jackett von meinen Schultern zog noch einmal seinen herrlichen Geruch ein und hängte es dann über die Stuhllehne.
Ich sah mich in meinem Zimmer um. Es war nicht sehr groß und spärlich eingerichtet, aber dafür sehr gemütlich. Ich würde es mir aber auch gar nicht anders wünschen. Am Ende des Raumes stand mein Bett, es war nicht sehr groß, aber ich brauchte beim Schlafen nicht viel Platz und da das Zimmer an sich ja nicht so groß war, passte das perfekt.
Rechts an der Wand befand sich mein Kleiderschrank, welcher hauptsächlich mit T-Shirts, Jeans und Kapuzenpullovern gefüllt war. Ich war kein Mädchen das sonderlich viel Wert auf Mode legte und wenn ich doch mal ein Kleid oder etwas Elegantes brauchte, konnte ich einfach zu Emilia gehen und mir etwas borgen. Was, Gott sei Dank, nicht allzu oft vorkam.
Gegenüber stand ein großer, massiver Schreibtisch aus dunklem Holz. Es war ein Familienerbstück. Ich würde ihn um nichts in der Welt hergeben. Im Augenblick war dieser überfüllt mit Ordnern und Büchern. Was auch kein Wunder war, immerhin standen die Abschlussprüfungen an. Als ich daran dachte, seufzte ich laut auf. Ich hatte schon ein paar Bewerbungen ausgeschickt. Doch hier in Tralee und Umgebung konnte man nicht davon ausgehen einen Job als Webdesignerin zu bekommen. Deshalb hatte sie vor allem Bewerbungen nach Dublin geschickt, doch bis jetzt noch keine Antworten erhalten.
Mein Blick schweifte weiter auf meine Fotowand. Sie war voll von Fotos von Emilia und mir. Oliver, Steven und Lucy waren auch oft zusehen. In der Mitte hingen Fotos von meiner Familie und mir.
Meine Mum und mein Dad in der Mitte, vor ihnen stand ich und lächelte breit in die Kamera. Links und rechts neben mir standen jeweils zwei meiner Brüder Damian und Jadon hatten die Arme um mich geschlungen und grinsten ebenfalls breit in die Kamera. Simon und Christian, die ganz außen standen, hatten die Arme um unsere Eltern gelegt. Jeder meiner Brüder strahlte um die Wette.
Ich musste schmunzeln als ich an diesen Tag dachte. Es war im Sommer vor vier Jahren, damals war ich gerade erst 16. Wir hatten gerade ein Picknick an einem See gemacht. Es war ein herrlicher Tag. Mein Lächeln wurde breiter als ich mich daran erinnerte wieso meine Brüder auf dem Foto so verschmitzt grinsen. Kaum war das Bild geschossen, packten sie mich und warfen mich in den See. Das Wasser war eiskalt aber es war einfach zum Todlachen. Kurz nach mir landeten auch die anderen im See.
Das Foto erinnerte mich auch daran wie ähnlich meine Brüder meinem Vater sahen. Alle hatten sie dieselbe breite Statur und waren um mindestens einen Kopf größer als ich. Sie waren muskulös und hatten alle dunkle Haare, wobei man hier aber durchaus Unterschiede erkennen konnte. Da Jadon und Simon einen rötlichen Schimmer in den Haaren hatten, Damian fast komplett schwarze Haare und Christian ein tiefes Braun als Haarfarbe hatte.
Ich hingegen sah eher meiner Mutter ähnlich. Klein, zierliche Gestalt und auch von der Persönlichkeit her war ich mehr wie sie. Ruhig und mehr ein Beobachter als ein Mensch der im Mittelpunkt steht. Nur bei meiner Familie war ich anders.
Ich seufzte wieder. Ich vermisste meine Brüder. Sie waren alle älter als ich und sind für ihre Arbeit nach Dublin gezogen weshalb ich sie nur mehr selten sah. Ich hoffte wirklich einen Job in Dublin zu bekommen, dann könnte ich wieder mehr Zeit mit ihnen verbringen.
Ich schrak zusammen als ich die Badezimmertür zufallen hörte. Gut, Emilia war endlich fertig. Ich machte mich auf ins Badezimmer und nach kurzer Zeit befand ich mich wieder in meinem Zimmer. Ich legte mich in mein Bett und wartete darauf, dass der Schlaf mich übermannte. Der letzte Gedanke bevor ich einschlief galt Dominik. In meinen Träumen verfolgten mich wunderschöne grüne Augen.
Als ich am nächsten Tag erwachte, war ich völlig ausgeruht. Ich sah auf meinen Wecker der auf einem kleinen Nachtkästchen neben meinem Bett stand und erschrak. Es war schon halb zwölf. Na gut ich war auch erst sehr spät ins Bett gekommen, trotzdem war es ein Wunder das ich so lange schlief. Normalerweise wachte ich immer sehr früh auf, egal wie spät ich schlafen ging.
Ich stand auf und trottete zu meinem Schrank, nahm mir eine Jean und ein dunkelblaues T-Shirt heraus und bewegte mich Richtung Badezimmer. Als ich das Zimmer verlies sah ich schon Emilia die in der Küche stand und kochte.
„Morgen“ grüßte ich sie. „Morgen Hope, ich mach gerade Frühstück, möchtest du auch etwas?“ fragte sie mich fröhlich. Ich betrachtete sie kurz, sie trug nur eine Jogginghose und ein T-Shirt, sie hatte wohl nicht vor heute noch nach draußen zu gehen. „Ja bitte, ich bin ganz schön hungrig“ „In 10 Minuten bin ich fertig, geh schon mal ins Bad, und nachher reden wir dann über gestern.“ Der letzte Satz kam ihr mit einem Schmunzeln über die Lippen.
Ich grinste und schlüpfte nun endlich ins Badezimmer um mich zu duschen. Als ich munter und frisch wieder hinaustrat war der Tisch fertig gedeckt und Emilia kam mit zwei Tassen auf mich zu. „Hier dein Tee. “ Dankend nahm ich die Tasse an und nahm direkt einen Schluck. Der Geschmack von Schwarztee breitete sich in meinem Mund aus. Ich stöhnte genussvoll auf. „Also ich versteh ja nicht wie du das Zeug trinken kannst aber mir soll es recht sein“ bemerkte Emilia mit einem angeekelten Blick auf mich. Ich grinste nur und setzte mich.
„Also“ begann Emilia, „Was war gestern los?“ Ich erzählte ihr in allen Einzelheiten was gestern passiert war. Als ich zu dem Teil kam wo mich der Mann angefasst hatte, sprang Emilia auf und lief fluchend durch die Gegend. „Emilia, mir geht es gut. Dominik war ja Gott sei Dank da.“ Da horchte sie auf. „Dominik?“
„Ja Dominik“ ich musste Lächeln als ich an ihn dachte. „Oh mein Gott du magst ihn“ quietschte Emilia erfreut und sah ihn eindringlich an. „Oh nein Emilia, fang erst gar nicht mit diesem Blick an.“ Wenn Emilia einen mit diesem Blick ansah dann hatte man schon quasi verloren. „Du streitest es nicht ab. Du magst ihn.“ Konnte ein Mensch eigentlich noch breiter grinsen. „Emilia komm mal wieder runter. So etwas Besonderes ist das doch nicht“ bemerkte ich. Doch Emilia wiedersprach mir sofort „Nichts Besonderes? Dir hat noch nie ein Typ gefallen“ beharrte sie.
Damit hatte sie eigentlich recht. Mir hat noch nie ein Typ gefallen. Es war irgendwie noch nie einer dabei der mich interessiert hatte. Weshalb ich auch noch nie eine Beziehung hatte. Ich zuckte mit den Achseln und erwiderte darauf nichts. Was sollte ich schon sagen. Sie konnte meinen Standpunkt. „Das ich das noch einmal miterleben darf“ Emilia war wirklich aus dem Häuschen. „aber ich versteh gar nicht wie du auf Sex verzichten kannst. Ich würde das wirklich vermissen“ Ich schüttelte nur den Kopf. „Wie soll man etwas vermissen was man noch nie ausprobiert hat“ gab ich nur zurück. Ja ich war noch Jungfrau. Es machte mir nichts aus mit Emilia darüber zu reden, nur bei anderen Leuten hatte ich ein Problem damit. Es war mir ein wenig peinlich mit fast 21 Jahren noch Jungfrau zu sein. Aber ich wollte auch nicht einfach mit irgendwem schlafen. „Ich finde ja eigentlich, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast, dass du nicht einfach mit irgendwem ins Bett steigst. Du weißt ja wie es bei mir war“ meinte Emilia schnaufend.
Oh ja das wusste ich. Emilia hatte ihre Jungfräulichkeit an ihre damalige Highschoolliebe verschenkt. Im Endeffekt erwies es sich als Fehler, da sie einfach noch nicht bereit war, sich aber von ihm drängen ließ. Sie hatte große Schmerzen und war einfach nur froh als es vorbei war. Was tat ihr Liebster danach? Er machte mit ihr Schluss und meinte dass er erreicht hatte was er wollte. Emilia war am Boden zerstört und heulte sich tagelang die Augen aus. Was ihr damaliger Freund aber nicht wusste, war dass Emilias Eltern geschäftlich sehr oft auf Reisen waren und sie deshalb täglich bei mir zu Hause war. Sie gehörte ebenso zu unserer Familie wie ich und meine Brüder sahen in ihr ihre zweite kleine Schwester. Und man verletzt lieber nicht die kleine Schwester von vier großgewachsenen trainierten jungen Männern die einen ebenso großen Beschützerinstinkt haben. Ich bin kein Freund von Gewalt, aber als Emilias Exfreund am nächsten Tag mit einem blauen Auge in die Schule kam und sich bei ihr entschuldigte war ich einfach nur stolz auf meine Brüder.
„Und was war gestern noch mit deinem Dominik?“ riss mich Emilia aus den Gedanken. „Er ist nicht mein Dominik“ bemerkte ich wobei sie nur die Augen verdrehte. Ich erzählte ihr schnell was sich am Ende des Abends noch zu getragen hatte.
„Hast du ihn schon angerufen?“ wollte Emilia sofort von mir wissen. „Nein hab ich noch nicht. Ich weiß noch nicht einmal ob ich ihn überhaupt anrufen soll“ gab ich dann leise zu. „Hope“ rief Emilia schockiert „Natürlich rufst du ihn an“ sagte sie mit voller Überzeugung zu mir. „Du kannst dir doch nicht den Mann entgehen lassen, für den du dich, endlich einmal, interessierst.“ Ich lies mir das gesagte durch den Kopf gehen und brachte dann den Gedanken hervor der mich am meisten an der ganzen Sache störte. „Aber was ist wenn er gestern nur betrunken war und sich gar nicht mit mir treffen will oder sich sogar gar nicht mehr an mich erinnert.“ Ich starrte auf die Tischplatte. Ich wollte Emilia einfach nicht in die Augen sehen. „Hope, kam es dir irgendwie so vor als wäre er betrunken? Ich glaube nicht, dass er dich vor diesem ekelhaften Typen beschützen hätte können, wenn er betrunken gewesen wäre.“ Hoffnungsvoll sah ich zu ihr hinüber „Meinst du?“ brachte ich hervor. „Nimm das Telefon und ruf ihn an“ Es war schon mehr ein Befehl als eine Aufforderung, die Emilia mir an den Kopf schmiss.
Ich erhob mich also vom Esstisch und stapfte in mein Zimmer um seine Visitenkarte zu holen, die ich noch vor dem schlafen gehen gestern auf dem Nachtkästchen abgelegt hatte. Ich strich vorsichtig über das teuer wirkende Stück Papier und machte mich wieder auf den Weg zurück zu Emilia. Wenn ich Dominik wirklich anrufen wollte, brauchte ich ihre Unterstützung. „Soll ich wirklich?“ fragte ich noch einmal als ich die Nummer in das Telefon tippte. Emilia nickte nur und deutete auf das Telefon. Gut. Ich atmete noch einmal tief durch und rief ihn an.
„O´Conner“ meldete sich Dominiks tiefe raue Stimme nach dem dritten Klingeln. „Äh… Hi hier ist Hope“ brachte ich stotternd hervor, wofür ich mir schon wieder die Hand auf die Stirn schlagen konnte. Konnte ich den nicht einmal normal antworten. „Hey, ich dachte schon du rufst gar nicht mehr an“ „Ja, Nein“ Gott dieser Mann verunsicherte mich „Ich meine ich hab lange geschlafen…“ Ich hörte ein leises Lachen am anderen Ende der Leitung. „Kein Problem. Wann hast du denn Zeit um mit mir einen Tee zu trinken?“ Ich überlegte kurz „Um drei Uhr im Stadt Café, würde dir das passen?“ Jetzt war ich wirklich stolz auf mich, ich hatte einen geraden Satz herausbekommen ohne zu stottern. „Ja das würde…“ und auf einmal war seine Stimme weg und man hörte nur noch ein leises genervtes >Hey< im Hintergrund.
Es knisterte und raschelte kurz bis ich eine andere bekannte Stimme hörte. „Hey Hope, hier ist Riley kannst du mir vielleicht Emilias Nummer geben?“ Seine Stimme hörte sich schon fast flehend an sodass ich kurz auflachte. „Ich hab sogar was besseres“ antwortete ich und reichte das Telefon ohne Kommentar an seine Angebetete weiter. Diese nahm das Handy und sobald sie hörte wer dran war strahlte sie übers ganze Gesicht. Ich war wohl mit meinen Gedanken kurz abgedriftet, da ich von ihrem Gespräch nur mehr „Ja… Bye“ und „Bis später“ mitbekam.
Mit fragendem Blick sah ich sie an.
„Wir haben jetzt ein Doppeldate“ erklärte sie mir strahlend. Mir klappte der Mund auf. Es war mir schon peinlich, dass ich mich wahrscheinlich vor einer Person blamieren würde. Aber bei gleich drei, das würde ich nicht überleben.
„Oh nein Emilia, nein, nein, nein! Ich werde auf keinen Fall zu einem Doppeldate gehen“ vertrat ich meinen Standpunkt. Doch Emilia wäre nicht Emilia wenn sie mir das einfach so durch gehen lassen würde.
„Und ob du das wirst Hope! Ich habe Jahre auf diesen Augenblick gewartet, also schwingst du dich jetzt in dein Zimmer und machst dich hübsch, wir müssen in einer halben Stunde los.“ „Aber“ war das einzige was ich hervor brachte bevor sie mich in mein Zimmer schob.
„Kein aber! Und ich muss mir ja schließlich den Typen ansehen der dich so zum stottern bringt“ lachte sie leise. Ergeben ging ich zu meinem Kleiderschrank und nahm mit einen meiner Kapuzenpullover heraus, kämmte mir die Haare und überlegte ob ich sie zu einem Zopf binden sollte. Entschied mich aber dann sie offen zu tragen. Ich packte noch schnell meine Tasche und wartete im Wohnzimmer auf Emilia, die dann auch recht schnell fertig war.
Sie hatte einen schwarzen Faltenrock und ein sonnengelbes T-Shirt an und sah wie immer umwerfend aus. Im Gegensatz zu mir war sie geschminkt und trug, wie eigentlich fast immer Highheels.
Ich musterte sie noch einmal und blickte dann an mir herunter. Mit meiner langen Jeans und dem Pullover könnte man meinen es wäre Winter oder Herbst aber definitiv nicht Anfang Sommer. Doch das war mir egal. Ich fühlte mich wohl in meinem Gewand und zu heiß würde mir auch nicht werden, da es in Tralee nie wirklich heiß wurde.
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass wir los mussten. Da das Stadt Café nicht allzu weit entfernt lag machten wir uns zu Fuß auf den Weg.
Tag der Veröffentlichung: 17.05.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner kleinen Schwester, die immer für mich da ist und mich unterstützt. Ich liebe dich