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Kapitel 3 Die Besessenen




Es war ruhig. Alle schliefen noch in Tessa´s Wohnung. Alle, bis auf mich.
Ich stand vor dem Bett in dem Lucy schlief. Ihre Brust hob und senkte gleichmäßig, und während ich sie so betrachtete, wusste ich nicht mehr, ob ich wirklich gehen konnte oder nicht. Aber mir blieb keine andere Wahl, ich würde sie auf keinen Fall in Gefahr bringen. Ausgeschlossen!
Ich seufzte traurig, und ging in die Knie, streichelte ihr übers Gesicht und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
>>Es tut mir leid. Ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen...<<, flüsterte ich und wischte mir ein paar Tränen weg.
Meine Tasche schulternd stand ich auf. An der Tür blieb ich noch mal stehen und sah zu meiner kleinen Schwester. Falten bildeten sich auf ihre Stirn, als sie sie im Schlaf runzelte. Sie sah ziemlich unglücklich drein. Mir brach beinahe das Herz sie hier zurück zulassen. Aber ich konnte es nicht ändern.
Meine Hand umklammerte den Türrahmen so fest, dass er protestieren knackte. Ich drehte mich weg und ging leise zu Tür.
Ich schloss sie vorsichtig und rief mit einem Knopfdruck den Aufzug...
Von unten blickte ich noch einmal die Betonfassade hinauf, ich musste mir die Augen reiben. Aber dann, holte ich tief Luft und ging Richtung Stadtausgang. Im Gehen zog ich mir die Kapuze über den Kopf. Meine Augen wurden bereits von der Sonnenbrille verdeckt, die ich auch gestern zur Tarnung benutzt hatte.
Während ich zum Ausgang lief, hing ich ziemlich drüben Gedanken nach. Wie sollte ich es allein durch den Dschungel schaffen? Und war ich jetzt ein Mensch oder ein Drache? Oder Beides zugleich? Würden mir die anderen glauben? Oder war ich doch die einzige der so was wieder fahren war? Wie sollte ich Leben, wenn es so war? Versteckt oder Normal? Aber was war momentan schon normal?
Ich war so in Gedanken, und beschäftigt mit den ganzen Fragen in meinen Kopf, dass ich etwas zu spät merkt, das ich verfolgt wurde! Und das dieses böse Energie wieder da war!
Mich packte das blanke Entsetzten und es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. Konnte es sein das die Markars einen Weg hier rein gefunden hatten?
Ich behielt mein Schritttempo bei und lief weiter. Die Bedrohung machte mir sehr zu schaffen, sie trieb mir den Schweiß auf die Stirn. Mein Atem beschleunigte sich, und alles an mir bereitete sich auf einen Kampf oder aufs Abhauen vor. Meine Sinne wurden schärfer, auf einmal sah, roch und hörte ich besser. Es war ein berauschendes Gefühl, es machte mir aber auch Angst.
Als ich an einer Kreuzung an kam, blieb ich wie angewurzelt stehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite trat eine Gruppe von Männern aus den Schatten. Von ihnen ging die selbe Bedrohung aus wie den Markars. Ich späte über die Schulter, der Ursprung der bösartigen Energie hinter mir war ebenfalls eine Gruppe von Kerlen. Ihre Blicke waren merkwürdig leblos und starr.
Ich runzelte die Stirn. Was wollten die von mir? Wahrscheinlich keine Kleingeld für den Bus. Meine Augen sondierten die Umgebung, suchten eine Möglichkeit um hier raus zu kommen. Ich wollte einem Kampf aus dem Weg gehen, aber wenn es sich nicht vermeiden lies...
Die Kerle kamen näher. Ich versuchte mich nicht von ihnen einkesseln zu lassen. Die Bösartigkeit umgab sie in einer wallenden Aura. Sehen konnte ich sie nicht, aber umso deutlicher spüren. Sie grinsten schmierig, und zu meinem entsetzten, bemerkte ich das sie Waffen bei sich trugen...
>>Amy! Warte! Geh nicht!<<
Mein Kopf schnellte herum. Oh nein! Lucy kam aus der Straße links von mir. Mit Tränen überströmten Gesicht rannte sie auf mich zu, ihre Schokolade braunen Locken flogen wild um sie herum, während sie lauthals nach mir rief, und sich so unfreiwillig in Gefahr brachte.
Mit entsetzter Stimme schrie ich ihr zu sie sollte Verschwinden. Aber sie hörte nicht auf mich. Rannte einfach weiter. Mit einem schnellem Blick zu den Männer rannte ich auf sie zu. Ich konnte aus dem Augenwinkel erkennen wie der Vorderste der Gruppe fies Lächelte, und seinen Kollegen befehle zu brüllte.
>>Verdammt noch mal! Warum bist du hier!?<<, sagte ich Wutendbrand als sich meinen kleine Schwester gegen mich prallte. Ich zehrte sie von meiner Taille und schob sie schützend hinter mich. Sie trug noch immer ihren Schlafanzug, aber sie hatte sich wenigstens eine Jacke drüber gezogen.
Lucy immer schützend hinter mir haltend ging ich Rückwerts. Mist! Diese mysteriösen Kerle versperrten mir den Weg. Sie hatten uns eingekreist. >>Verdammt! Warum bist du nicht bei Tessa geblieben!<<, flüsterte ich wütend über die Schulter.
>>Ich will nicht das du gehst!<<, sagte Lucy ebenfalls leise, nur klang ihre Stimme gebrochen.
>>Du siehst doch, dass ich dich nicht mit nehmen kann! Es ist zu gefährlich!<<, ich behielt die Männer jede Sekunde im Auge. Sie unterhielten sich in einer Merkwürdig klingenden Sprache, die ich nicht kannte.
>>Bitte! Geh nicht! Ich will nicht alleine hier bleiben!<<, sie schniefte heftig hinter mir. Mir tat es im Herzen weh, dass sie so traurig war. Aber es war einfach zu riskant sie mit zu nehmen.
>>Wir besprechen das später. Das ist der falsche Ort und der falsche Zeitpunkt!<<, sagte ich bestimmt.
>>Was sind das für Leute, Amy? Die machen mir Angst!<<, sie klammerte sich von hinten an mich.
>>Ich weiß es nicht.<< Das werden wir aber bestimmt bald raus finden, fügte ich noch in Gedanken hinzu.
Ich musterte sie. Sie sahen alle samt wie ganz normale Leute aus. Ein paar von ihnen hatte ich sogar mal auf der Straße gesehen. Da hatten sie aber noch nicht diese Aura von Bedrohung aus gesandt. Ich lies meine schwere Reisetasche auf den Boden sinken, um mich besser Bewegen zu können. Ich konnte zwar keine Karate oder Jiu-Jistu, hatte aber mal einen Kurs in Selbstverteidigung gemacht, und mich in der Schule immer gewehrt, wenn es sein musste. Man konnte durch aus sagen, dass ich nicht ganz hilflos war.
Der Stein in meiner Brust, denn ich schon fast wieder vergessen hatte, leuchtet auf, und sandte eine Energiewelle durch mich hindurch. So als wolle er mir seine volle Unterstützung zeigen. Was, was ich zugeben musste, mich sehr beruhigte.
Als der Kristall auf blitzte verstummen die Männer und grinsten gemein. >>Sie ist es doch.<<, sagte einer von ihnen.
Mir gefiel gar nicht was hier abging.
Die Reihe straffte sich und ein Mann mit schwarzen Haaren trat vor. Der Kerl betrachtete mich mit seinem schmierigen Grinsen. Ein sonores Klicken war zuhören, als sich die Waffenläufe auf mich richteten.
Also eins stand fest... DAS gefiel mir ganz und gar nicht!
Der Mann der vorgetreten war, ergriff das Wort: >>Gib uns den Seelenstein des Lichts, und wir versprechen dir, wir werden dir und deiner Schwester nichts tun!<< Sein Grinsen wurde nur noch breiter, als ich die Augen zu schlitzen zusammen zog, und ihn scharf musterte.
Ich glaubte ihm kein Wort! Der konnte viel erzählen, wenn der Tag lang war. Die Boshaftigkeit die ihm aus jeder Pore strömte, war Beweis genug, um ihm nicht zu trauen!
Er wollte also den Kristall...
Ich linste auf meine Brust. Seelenstein? Das hatte ich irgendwo schon mal gehört. Wusste aber nicht mehr wo.
Als ich keine Anstalten machte, ihm das gewünschte Objekt auszuhändigen, ging ein weiteres kollektives Klicken durch die Gruppe aus Männern. Das Geräusch von entsicherten Waffen!
Unwillkürlich fing ich an zu knurren. Auf keinen Fall würde ich ihn hergeben! Er gehörte nun zu mir! War mein! Ich hatte keine Ahnung, wo plötzlich dieser Besitzergreifende Gedanke und dieser Entschluss herkam, aber ich wusste, dass es der Wahrheit entsprach. Das Juwel hatte mir mehr Leid gebracht, als viele Dinge vor her... Aber trotz dieser Tatsache wollte ich ihn nicht hergeben!
Selbst wenn ich gewollt hätte, was nicht hieß das es so war, war ich mir nicht sicher ob es möglich war... Schließlich hatte ich schon ein mal probiert den Stein zu entfernen... und hatte kläglich versagt!
Während ich diese Entscheidung traf, den Seelenstein, wie sie ihn nannten, zu behalten, und damit mein Schicksal zu besiegeln, passierten zwei Dinge...
Der Vorderste der Gruppe gab eine kleines Zeichen, dass mir aber nicht entging, und das Geräusch des dritten Klickens klang durch die Straße, als sich die Kugeln aus den Mündungen lösten.
Die Zeit verlangsamte sich... und ich konnte jedes kleinste Detail meiner Umgebung plötzlich wahrnehmen! Ich hörte das leise schaben des Projektils, dass an dem gerillten Waffenlauf seine Drehung bekam. Ich roch die Angst meiner kleinen Schwester und den Schweiß der Kerle, schmeckte die Abgase und Staubpartikel in der Luft, die ich einsog. Ich fühlte die Boshaftigkeit der Männer nur noch um so deutlicher. Die Informationsflut war erdrückend, und der Kopf schwirrte mir davon. Doch zu meiner erneuten Verwunderung klärte er sich schnell wieder. Auf einmal konnte ich mit der Masse an detaillierten Information um gehen, und filterte die heraus die für mich überlebenswichtig waren, und das im wahrsten Sinne des Wortes!
Mir fiel auf, dass ich fixer Reagierte als früher, zwar nur ein wenig, aber es reichte aus um mich um zu drehen, Lucy und die Tasche zupacken. Ich drückte sie schützend an mich, holte mit meinem Gepäck Schwung und rahmte es dem Mann, der mit am Nächsten war in den Bauch, dieser war von meine Schnelligkeit überrascht, und ging ächzend zu Boden.
Ich war heilfroh, dass es nur veraltete Schusswaffen waren, und keine LB-Blaster (Laser-Beams-Blaster); diese Art von Feuerwaffen waren nämlich deutlich schneller und gefährlicher als die Waffen, die diese Gruppe hatte. Denn wäre dies der Fall gewesen, hätte ich es niemals geschafft...
Der Stein leuchtete hell weiß, als ich über den Kerl hinweg sprang und um mein Leben rannte. Schüsse knallten hinter mir, und Kugeln schwirrten mir um die Ohren; ich zog den Kopf ein. Das Gewicht von meiner Schwester und des der Tasche, hätten mich eigentlich bremsen müssen, oder mich ermüden lassen sollen, taten es aber nicht. Ich war fitter den je, und schneller den je!
>>FAST SIE!<<, brüllte der Anführer hinter mir. >>SIE DARF UNTER KEINEN UMSTÄNDEN ENTKOMMEN!!! ODER WOLLT IHR, DASS ICH DEM MEISTER VON EUREM MISSERFOLG BERICHTE!<< Auf diese Ansage folgte wildes Fuß getrampel hinter mir, und stampfende Schritte kamen näher.
Ich versuchte noch mein Tempo zu erhöhen, aber wie es aus sah würde ich bald meine Grenze erreichen. Das Gewicht merkte ich langsam immer deutlicher, während ich im Zickzack, mal rechts mal links in Straßen lief, aber trotzdem in Richtung Ausgang. Das hoffte ich zu mindestens...
Weitere Schüsse lösten sich, und eine sauste direkt an meiner Wange vorbei. Sie brannte, und ich wusste, das sie mich gestreift hatte. Ich konnte den schallen Kupfergeruch des Blutes riechen.
Was mich aber wunderte war, das alle Straßen wie ausgestorben waren. Kein einziger Mensch war zu sehen, nicht einmal irgendein Obdachloser.
Ich wollte gerade um die nächste Ecke biegen, als sich Projektil direkt in meine Seite bohrte! Ächzend nach Luft japsend geriet ich aus meinem Schritt und presste mir die Hand auf die Wunde. Ich konnte nicht mehr weiter, schwer atmend drückte ich mich an die Wand, immer noch die Seite haltend. Ich konnte deutlich, denn warm feuchten Fleck unter meiner Hand spüren, der immer größer wurde...
Die Wunde saugte mich aus, nahm mir die Kraft. Meine so schaffen Sinne schwanden und meine Sicht verschwamm. Ich hatte gerade noch genügend Geistesgegenwart, um mich schwankend von der Wand zu lösen und Lucy hinter mich zu ziehen, die ich wie die Tasche losgelassen hatte, als meinen Schwung verlor...
Meine Schwester starrte entsetzt auf die Wunde, und wurde bleich, als auch schließlich die Männer um die Ecke kamen und ihre Waffen auf uns richteten. Mist! Jetzt war die Situation sogar noch schlechter als am Anfang!
Der scheinbare Anführer trat wieder nach vorne. >>So...<<, sagte er gedehnt und grinste wieder fies. >>Endstation, Mädchen! Und jetzt rück den Seelenstein raus! Sonst geht die Sache etwas schmerzhafter für dich aus, und ich kann dir versprechen das du dann etwas mehr, als bloß eine Schusswunde haben wirst!<<
Mein Atem pfeifte beim ein- und ausatmen, und ich war zu abgelenkt von meinen Schmerzen, dass ich zu spät reagierte. Als ich es schließlich tat, hatte einer der Kerle schon meine Schwester gepackt und hielt ihr ein Messer an die Kehle. Ich knurrte, stehle es aber sofort wieder ein, als ich deswegen einen heftigen Schmerzensstich spürte. Ich krümmte mich zusammen.
Der Anführer lachte nur dreckig. >>Also gib in uns. Oder willst du das deiner kleinen Schwester etwas passiert... wenn nicht... Tja!...<< Sein zunächst gelangweilter Tonfall wurde auf einmal fest. >>Dann schneiden wir erst sie in kleine Scheibchen und dann dich. Glaub mir, einige von den Jungs hier, würden das zu gerne machen... unter anderem...<<
Zur unter Streichung, nickte er, und der der Lucy festhielt, drückte das Messer etwas fester an ihren Hals. Sie schnappte vor Schreck hörbar nach Luft. Ein dünnes Rinnsal von Blut ran aus dem Schnitt, und eine nie gekannte Wut explodierte, wie ein Leuchtfeuer in meinem Kopf, und vertrieb alle halbwegs klaren Gedanken. Die rasende Wut und der mächtige Beschützerinstinkt vereinnahmten mein gesamtes Denken. Etwas derartiges hatte ich noch nie verspürt!
Er fing an mir haarklein zu erläutern, was er mit meiner Schwester vor hatte, und ich wurde bei der Beschreibung, immer wütender. Der Zorn und der Hass auf diese Grausamkeit wurde immer stärker, sie wand sich wie ein lebendiges Tier in mir.
Ein Marker erschütterndes Knurren, kam aus meiner Kehle. Das Geräusch quetschte sich durch meine gefletschten Zähne, und hallte durch die Gasse, einige der Männer wechselten besorgte Blicke, als der Kristall sich durch mein Oberteil brannte, so stark leuchtete er! Ich konnte auch wieder diese vertraute Energie spüren, sie durch strömte mich und gab mir Kraft, vertrieb den stechenden Schmerz, denn die Schusswunde auslöste.
Meine Hand glitt an meiner Seite herab, fiel von der Verletzung. Mühsam beherrscht, knirschte ich mit den Zähnen, als der Anführer der Gruppe mich mit zusammen kniff Augen, die leblos und leer waren, aufmerksam Musterte.
Ich krümmte die Finger zu Klauen. Meine Augen mussten hell leuchten, denn ich konnte goldenen Schlieren auf ihren Gesichter und in ihren Augen sehen. Ich blickte durch die Reihe, erwog meine nächsten Handlungen. Ich blieb an dem Anblick meiner kleinen Schwester hängen. Sie sah mich total entsetzt an, starrte auf meine Arme, und ich sah darauf irritiert an mir herunter...
Meine Hände hatten sich, in große Krallen bewerte Klauen verwandelt, und über meine Arme zogen sich dichte kleine Schuppen.
Ich hatte die Verwandlung noch nicht mal bemerkt! So abgelenkt war ich von meiner Wut gewesen!
>>Ich habe jetzt lange genug gewartet! Scheide ihrer Schwester was ab! Das wird ihr auf die Sprünge helfen!<<, schrie der Anführer. Es braucht nicht mehr, als das diabolische Lächeln des Kerls, und mit mir gingen die Pferde durch!
Eine heiße Energiewelle schoss mir die Wirbelsäule hinauf, und versengte mir die Synapsen... ich verwandelte mich binnen weniger Sekunden, es ging so schnell das man nur einen Lichtblitz sehen musste! Mit einem lautem Brüllen, entgegen Himmel, schrie ich meine Wut und Kampfansage heraus. Mit gefletschten Zähnen und erhobenen Klauen ging ich auf die Männer los.
Ich bot einen furchterregenden Anblick! Ich konnte in den spiegelten Fassaden der Häuser, meine Augen vor Morddurst leuchten sehen. Meine perlweißen Zähne reflektierten das Mondlicht, und ließen sie noch gefährlicher aussehen und der Stein, vorne in meiner Brust, glühte wie eine eine eigene Sonne, erhellte die ganze Straße Taghell!
Die Kerle ergriffen schreiend die Flucht, als wäre der Leibhaftig selbst, hinter ihnen her... was teilweise auch stimmte! Der Mann, der meine Schwester festgehalten hatte, lies sie los und rannte um sein Leben, nahm reiß aus vor meinen Wut und meinen umher schlagenden Klauen...
Ich wolle, die vor Angst erstarrte, Lucy schon packen und hier weg bringen, aber der Anführer der Gruppe bekam sie vor mir zu fassen und schleppte sie davon. Meine Fokus verschob sich augenblicklich, und ich stürmte dem Kippnepper brüllend hinter her!
>>Schisst, verdammt noch mal!<<, schrie er. Ich hoffte, man würde seinem Befehl nicht folgen, denn ich wusste nicht, ob meine Haut die Kugeln ab halten konnte.
Ich jagte ihm hinter her und jeder meiner Schritte lies die Erde zittern, als mehrere hundert Kilo Muskeln auf Astfall trafen. Ich kam rasch näher und sperrte das Maul auf. Ich war Wild entschlossen das Schwein in Stücke zu reisen, aber das konnte ich nicht, so lange er noch meine Schwester trug. Deswegen machte ich einen kräftigen Satz und sprang direkt vor ihn. Er bremste Schlitternd ab und prallte gegen meine Brust, verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten.
Ich ragte über ihm auf, fixierte ihn. >>Gib mir meinen Schwester!<<, knurrte ich, meine Stimme war fast die selbe, nur war sie etwas tiefer und sonorer.
Als ich zum ersten mal meine Stimme, als Drache hörte, war ich schon ziemlich geschockt, schließlich hatte ich gedacht, ich könnte nicht sprechen. Allerdings hatte ich auch bisher keine Ambitionen, mich sprachlich zu äußern. Mit wem hätte ich den sprechen sollen? Es gab ja in diesem Dschungel nichts, außer wilden Tieren und Pflanzen!
Ich lies mir aber nichts an merkten, meine erbarmungslose Mine blieb, verriet nichts von meinem Schock. Lucy und der Kerl sahen mich genauso überrascht an, wie ich mich fühlte. Aber leider kam der Anführer etwas schneller zu sich als ich...
>>JETZT! SCHIESST!!!<<, schrie er und Glasscherben prasselten von oben herunter, als die versteckten Soldaten über mir, die Fester der Hochhäuser einschlugen und auf mich schossen.
Mit einem Brüllen hob ich meine Klaue und schlug den Schreihals, aus dem Weg. Er klatschte wie eine Fliege gegen die nächste Hauswand und blieb besinnungslos liegen. Eine kleine Blutlache bildete sich um seinen Kopf.
Ich hielt mich nicht lange damit auf, ich krallte mir meine Schwester und presste sie mir dicht an die Brust, schirmte sie mit meinen Armen ab und zog selbst den Kopf ein. Die Projektile hagelten auf mich ein, aber zum Glück prallte der größte Teil an meinen Schuppen ab. Aber trotzdem trafen mich ein paar und bohrten sich in die ungeschützten Stellen, wie meine Flügel.
Ich ignorierte die Schmerzensstiche und rannte zu meiner Tasche, die noch an der Stelle stand, an der ich mich verwandelt hatte. Ich schnappte sie mir und streifte mir den Tragegurt über den Hals, dann rannte ich los. Schoss um Ecken, stieß Müllcontainer um und sprang über Autos. Ich hatte keine Ahnung, wie ich hier raus kam...
>>Amy, du musst fliegen!<<, schrie Lucy, ihre Stimme war gedämpft, weil ich sie so sehr an mich drückte.
>>Das kann ich nicht!<< Meine Stimme bekam einen Hauch von Hysterie, bei dem Gedanken zu fliegen.
>>Doch, du musst!<<
>>Ich kann nicht! Ich kann nicht! Ich kann nicht!<<, ich wieder holte es wie eine Mantra. Hoffte es würde sich eine anderer Ausweg finden!
>>Natürlich kannst du! Du bist ein Drache! Alle Drachen können das!<<, beharrte sie.
Verdammt noch mal! Sie hatte doch recht! Ich war kein Mensch mehr, zumindest nicht ganz! Ich war jetzt zur Hälfte ein Drache! Also konnte ich das!
>>Los flieg!<<, brüllte sie, als sich vor uns eine Barrikade auf tauchte. Die Männer wuselten um her und waren damit beschäftigt ihre Maschinengewehre zu laden... Jetzt oder nie!
Ich spannte zum aller ersten mal meine Schwingen auf... die ledrige Haut spannte sich, und bedeckte die gesamte Fläche meiner riesigen Flügel. Schon einer allein war fast so lang wie ich selbst von Kopf bis Schwanzende! Sie waren gigantisch!
Ich knickte die Schwingen leicht ein und hob sie hoch, dann schlug ich sie nach unten, und machte da bei einen Satz in die Luft, um überhaupt ab zu heben.
Ein Ruck ging durch meinen Körper und ich wurde von meinen Flügeln einen Stück weiter nach oben gehoben. Ein weiterer Schlag und noch ein Stück. Meine Muskeln arbeiten, als hätte ich das schon mein ganzes Leben lang gemacht. Ich war dafür Geboren! Und so fühlte ich mich auch. Die pure Begeisterung durch schwappte mich und ich lachte Schallend. >>Du fliegst! Du fliegst!<<, schrie Lucy genauso euphorisch wie ich mich fühlte.
Immer höher flog ich, über die erstarrten Soldaten hinweg, die fassungslos hoch glotzten. Sie zuckten alle samt zusammen, als der Kerl von vorhin, der Anführer, aus einem Pickup stieg und Befehle brüllte. Die Gruppe zog ihre Pistolen und feuerte.
Ich schlug ein paar mal kräftig mit den Flügeln, und brachte mich so aus ihrem Schussfeld. Der Anführer sah mit gefletschten Zähnen zu mir auf, und unsere Blicke trafen sich. Ich hatte so ein Gefühl, das ich ihn nicht zum letzten mal sehen würde...
Als ich den Blickkontakt löste, durch zuckte mich ein beängstigendes Gefühl, als würde ich dem schlimmsten und blutrünstigsten Tier, dass es gab, den Rücken zu drehen. Aber ich ignorierte es und machte das ich davon kam! Ich flog in einem steilem Winkel nach oben, haarscharf an Hochhäuser vorbei und in einer Schraube um sie herum, immer weiter nach oben. Bis ich endlich über die Metallmauer sehen konnte.
Die Sonne ging gerade auf und ich kniff die Augen zusammen, drehte mich nicht weg, sondern flog auf den großen Feuerball zu...

Ich flog hinein in den Sonnenaufgang...

Weg von den... Besessenen...
Weg von meinem altem Leben...
Weg von allem was ich kannte...

Und hinein...

in ein neues Leben...
Voller Wunder und Dingen, die ich bis dahin für bloße Fantasie
gehalten hatte...
Dinge, die ich aus Büchern kannte, aber nie für war hielt...
Wunder, die so schön und unbeschreiblich sind, dass man sie kaum
glauben kann...

Und eins dieser Wunder, war für mich das Fliegen! Ich schloss die Augen und genoss jeden Flügelschlag...

Impressum

Texte: Alle Charakter in diesem Buch gehören mir und auch nur mir!
Tag der Veröffentlichung: 03.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

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