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Kapitel 2 Ein neuer Anfang?




Dunkelheit.
Es war alles dunkel. Ich konnte nichts sehen. Wollte ich das überhaupt? Ich wusste es nicht mehr. Oder wollte ich es doch? Ich hatte keine Ahnung. Von nichts. Okay, das war gelogen. Ich wusste, schon was mir passiert war, aber ich hatte Angst die Augen zu öffnen. Ich wollte nicht wissen, ob ich schon tot oder noch am Leben war. Hauptsache war, dass die Schmerzen weg waren. Ein komisches Gefühl hatte ich schon, mein Körper fühlte sich so schwer an. Ich konnte mich auch nicht bewegen. Vielleicht war ich ja doch tot? Wäre da nicht das stetige Pochen meines Herzens gewesen, hätte ich´s sogar geglaubt. Es schlug ruhig und gleichmäßig in meiner Brust, was mich beruhigte. Apropos, was war mit meiner Brust, beziehungsweise, was war mit dem Stein, passiert? Ich konnte ihn spüren; er steckte anscheinend immer noch in meinem Körper. Es tat aber zu Glück nicht mehr weh. Ganz im Gegenteil, er tat mir gut und vertrieb die Dunkelheit, die meine Gedanken trübte.
Ich öffnete langsam die Augen, blinzelte. Ich sah nur Schwärze, aber der Kristall half mir, er lichtete den schwarzen Nebel und ließ mich wieder klar sehen. Naja fast, meine Sicht war immer noch leicht verschwommen. Trotzdem nahm ich war, dass die Erde auf dem Kopf stand. Ich lag auf dem Rücken. Ich versuchte mich auf die Seite zu drehen, scheiterte jedoch. Ich war einfach zu schwach, auch nur einen Muskel zu bewegen. Meine Arme und Beine verweigerten strickt ihren Dienst.
Ich schaute mich um, was anderes konnte ich ja nicht tun. Ich war immer noch auf der Lichtung. Logisch. Es war noch nicht hell, also konnte ich nicht ewig bewusstlos gewesen sein. Vielleicht vier oder fünf Stunden. Ich wusste es nicht, ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Was hatte sich noch verändert? Der Lichtschild war verschwunden. Auch Logisch, der Stein hatte ihn vermutlich erzeugt. Mit entsetzten stellte ich fest, dass mich die Markars jetzt wieder angreifen könnten. Ich musste hier sofort verschwinden. Aber wie? Ich konnte mich nicht bewegen.
Ich schloss wieder die Augen und konzentrierte mich. Es musste eine Lösung geben. Vielleicht hatte ich ja noch eine Chance. Ich konnte hier schon Stunden liegen, also würden mich ein paar Minuten auch nicht umbringen. Falls ich nicht querschnittsgelähmt war und hier liegen blieb. Ich riss mich zusammen und versuchte meine Kräfte zu mobilisieren. Es klappte nicht. Ach verdammt.
Doch der Stein half mir wieder, denn plötzlich durchströmte mich eine schwache, aber stetig stärker werdende Energie, die eindeutige von dem Kristall aus zu gehen schien. Sie gab mir neue Kraft; durchflutete mich mit ihrem Licht.
Stöhnend drehte ich meinen Kopf zur Seite, öffnete die Lider und rollte mich vorsichtig auf den Bauch.
Es war merkwürdig anstrengend. Mein Körper fühlte sich merkwürdig und für normale Verhältnisse viel zu schwer an, aber jetzt war zumindest die Welt wieder richtig herum. Dafür lag ich jetzt unbequem auf meinem Arm. Ich zog ihn mühsam unter mir hervor und bekam einen Schock. Mein Arm sah nicht mehr so aus wie vorher. Er hatte sechs Zentimeter lange Krallen, war weiß, viel muskulöser und mit lauter kleinen Schuppen bedeckt, die leicht im Dunklen schimmerten, und am Ellenbogen hatte ich drei verknöcherte Auswüchse, die man als Hörner bezeichnen könnte. Ich bekam Angst, in was für eine kranke Geschichte war ich hier bloß geraten?
Ich betrachtete auch meinen anderen Arm; der genauso aussah. Ächzend stütze ich mich auf meine vorderen Gliedmaßen und rappelte mich auf; um mich in Gänze zu begutachten.
Auf wackligen Beinen musste ich erst mal inne halten - da mich es sehr anstrengte senkrecht stehen zu wollen – bevor ich überhaupt was anderes machen konnte als keuchend Luft zu holen.
Ich wusste nicht was ich gehofft hatte zu sehen. Aber es war blöd von mir an zunehmen das sich nur meine Arme verändert hatten.
Stattdessen hatte sich mein ganzer Körper verändert.
Ich war viel größer; was ich ausschließlich daran bemerkte, dass sich mein Blickwinkel verschoben hatte und ich mich scheinbar nicht ganz gerade hinstellen konnte, weswegen ich komisch nach vorne gebeugt da stand. Trotz der gebeugten Haltung blickte ich auf alles herab. Ich blickte auf meine Brust, in der sich der Kristall befand. Der Stein war immer noch genauso groß, und so schön, wie vorher. Misstrauisch tippte ich mit einer Kralle dagegen, um zu prüfen ob er noch schmerzen würde. Es tat nicht mehr weh, dafür leuchtete er auf, sobald ich ihn berührte.
Als ich anfing mich weiter zu betrachten und versucht auf den Beine zu bleiben, weil mein Körper mir immer noch nicht richtig gehorchte und ich leicht von einer Seite auf die andere Schwankte, glitt mein Blick nach unten.
Meine so gewöhnlichen Füße waren zu großen Pranken mit langen, leicht gebogenen Krallen geworden. Auch meine Beine und Beinhaltung hatte sich verändert; ich stand da wie ein Saurier.
Die anfangs verspürte Angst fing an in Panik um zuschlagen. Hektisch untersuchte ich den Rest meiner neuen Gestalt und was ich sah gefiel mir gar nicht.
Ich ließ meine neuen Vorderklauen meinen Hals entlang wandern, weil langsam in mir ein Verdacht auf keimte, was aus mir geworden war. Meine ehemaligen Hände glitten immer weiter meinen Hals entlang bis ich meinen Kiefer erreichte. Ich betastete meine Kopf, der länglich nach vorne gezogen war und zwei elegant geschwungene Hörner besaß. Selbst meine Zähne hatten sich verändert, mein normales Gebiss war durch messerscharfe Reißzähne ersetzt worden. Sie waren so scharf, dass ich zusammen zuckte, als ich mit meiner Zunge darüber glitt; und auch auf meiner Schnauze konnte ich die selben kleinen Schuppen sehen, wie auf meinem Arm und am ganzen Rest meines Körpers.
Ich schloss die Augen, weil ich Angst hatte nach den letzten zwei Beweisen zu schauen die meinen Verdacht zur Gänze bestätigen würden. Ich traf eine Entscheidung und drehte den langen Hals nach hinten, um zu sehen ob ich die zwei Dinge besaß, die mein Schicksal besiegeln und gleichzeitig verändern würden.
Zu meinem Verdruss, besaß ich sie.
Ich betrachtete meine eingefalteten Flügel, die sich jeweils an beiden Seiten meines Körpers befanden. Ich musste zu gehen das mich das Gefühl vielleicht Fliegen zu können – nun ja - Beflügelte. Mein langer Schwanz zuckte hinter mir durchs Gras als wollte er dies gutheißen.
Trotz dieses Gedankens ließ ich den Kopf hängen, den jetzt gab es nichts mehr, das dagegen sprach. Ich war ein Drache!
Wie war das möglich? In der Geschichte ist immer mal wieder die Rede von den Seelenhütern, diese konnten dann die Drachen auch verstehen, aber nie ist es jemals vorgekommen, dass sich ein Mensch in einen Drachen verwandelt hat. Noch nie!
Aber wie heißt es so schön, sag niemals 'nie'.
Mir schossen vor lauter Verzweiflung die Tränen in die Augen und ein Schluchzen entrann sich meiner Drachenkehle, das sich in einer Art knurren äußerte.
Was sollte ich nur tun?
Mein ganzes Leben hatte sich von der einen Sekunde auf die andere verändert!
Ich beschloss mir erstmal einen sicheren Unterschlupf zu suchen, denn heulen konnte ich immer noch; und sonst wusste ich nicht, was ich sonst machen sollte. Heim konnte ich in dieser Gestalt auf keinen Fall, das wäre zu gefährlich. Man würde mich einfach erschießen oder noch schlimmer, einsperren und für irgendwelche kranken Versuche missbrauchen.
Und außerdem war ich fürchterlich müde und jede noch so kleine Bewegung kostete mich sehr viel Anstrengung. Zum Glück würden jetzt die meisten Tiere einen groß Bogen um mich machen. Obwohl, die Markars könnten mir immer noch Schwierigkeiten machen.
Ich wollte gerade los laufen als mir etwas Glänzendes am Boden auffiel. Es war meine Lieblingshalskette; sie lag zusammen mit meiner kaputten Armbanduhr in den ganzen Fetzen meiner ehemaligen Klamotten, die bei meiner Verwandlung das Zeitliche gesegnet hatten. Dabei musste wohl auch meine Uhr zu Bruch gegangen sein.
Ich wollte gerade nach meiner Kette greifen, als mir auch auffiel, dass ich noch meine Armreif trug. Er saß viel zu eng um mein Handgelenk, das jetzt viel massiger war. Ich bog in vorsichtig auf um ihn nicht kaputt zu machen, und um die Blutzufuhr meiner Hand zu gewährleisten. Danach hob ich meine Halskette auf. Wenigstens hatte ich noch Daumen, sonst könnte ich sie nicht so einfach aufheben.
Leider war ein Teil des Verschlusses beschädigt, sodass ich die Kette nicht mehr schließen konnte. Sie hätte sowieso nicht mehr um meinen Hals gepasst und hier konnte ich nichts aufbiegen...
Mir kam eine Idee.
Ich zog den Topas von der Kette und bog das kaputte Ende auf. Dieses schloss ich um die Öse des Topas. Dann wickelte ich die Kette, um eines meiner Hörner und Schloss den Verschluss um eins der anderen Glieder der Kette.
So konnte ich trotzdem das Geschenk meines Vaters tragen; ohne dass ich es verlieren würde. Das hoffte ich zumindest.
Als ich noch mals die Kleiderfetzen am Boden anschaute, und die blutverschmierten Jeansstreifen sah, fiel mir ein das einer der Markars mich ja am Bein erwischt hat. Ich verrenkte mir den Hals um meine Wade zu begutachten. Sah aber zu meiner Verwunderung nur einen dünnen roten Strich, der sich zwischen den kleinen Schuppen rankte.
Wahnsinn! Die tiefe Wunde war binnen weniger Stunden wieder verheilt und ich wettete, dass der Kristall dafür verantwortlich war. Nicht dass es mich gestört hätte, dass er meine Verletzungen kurierte.
Auch egal, schließlich war ich immer noch ein Drache.
Ich setze mich in Bewegung um ein ruhiges Plätzchen zu finden, wo ich schlafen konnte. Meine Schritte waren noch ein bisschen unbeholfen, - ich müsste mich erstmal an meinen neuen Körper gewöhnen - führten mich aber zu meiner Stadt zurück; ich konnte es hören. Selbst mein Gehör hatte sich verändert und meine Augen wurden auch immer besser; ich konnte die Armeisen sehen wie sie auf dem Boden wild hin und her wuselten.
Beim Laufen durch den Wald viel mir auch auf, dass meine Füße kaum ein Geräusch verursachten. Ich war zu einer richtigen Jägerin geworden. Dieser Gedanke ließ mich meine Lefzen zu einem leichtem Lächeln verziehen; das aber sofort wieder verschwand, als ich an meine Familie dachte. Ich blieb stehen und ließ den Kopf hängen.
Ich konnte nicht mehr zurück.
Zum Glück war Lucy bei dem Angriff in Sicherheit gewesen. Bei meiner Mutter war ich mir aber nicht so sicher; meistens war sie so gegen halb sieben zu Hause.
Mir standen wieder die Tränen in den Augen. Ich schüttelte den Kopf; Immer positiv Denken! Obwohl nur eine geringe Chance bestand, dass meine Mutter noch am Leben war.
Jetzt liefen mir die Tränen in Strömen an meiner Schnauze herunter. Sie perlten an meinen unzähligen Schüppchen ab und fanden sich zu kleinen Rinnsalen zusammen die schließlich an meinem Kinn, wie von einem riesigen Wasserfall zu Boden stürzten.
Meine Mutter war wahrscheinlich tot. Ich war ein Drache, und konnte nicht mehr zurück; und wessen Schuld war das? Die des beschissenen Steines!
Zorn stieg in mir auf und ließ die Tränen nur noch heftiger fließen. Wütend betrachtete ich den Stein. Am liebsten hätte ich ihn mir raus gerissen!
Warum versuchte ich das nicht gleich mal? Ich versuchte es, aber es ging nicht. Ich riss und zog an dem Kristall aber dieser saß bombenfest und meine Klauen fanden keinen Halt an dem Juwel.
Rasend vor Zorn brüllte ich meinen Frust über den Gegenstand heraus, der mein Leben zerstört hatte. Ich konnte hören wie alle Tiere im Umkreis von einem Kilometer das Weite suchten.
Wutschnaubend setzte ich meinen Weg fort.
Ich wusste nicht, wie lange ich durch den Wald lief, aber irgendwann verrauchte mein Zorn und ich konnte wieder klar genug denken, um mir einen Schlafplatz zu suchen.
Ich kannte mich hier nicht sehr gut aus, was das größte Problem war. Zum Früchte sammeln blieb ich immer nah an der Stadt und Karten von den Urwälder gab es nicht, weil es zu gefährlich war die schützenden Städte zu verlassen.
Mir fiel etwas Kleines auf die Nase. Es waren Regentropfen. Dem ersten folgten drei weitere und diesen noch mehr. Mist! Es fing an zu Regnen! Ich beschleunigte meine Schritte, fand aber nichts.
Jetzt fing es richtig an zu schütten und der Duft des warmen Regens stieg mir in die Nase.
Pfützen bildeten sich, in die ich klatschend trat.
Die Nässe rann mir über die Schuppen; immer weiter lief ich, bis ich an einem kleinem Fluss heraus kam. Das Fließgewässer war kaum größer als ein Bach, aber die Umgebung ähnelte immer mehr einem Sumpf. Beim Blick ins Wasser fiel mir auf wie hungrig und durstig ich war; ich hatte schon seit mindestens acht Stunden nichts mehr gegessen oder getrunken.
Ich beugte mich herab und schnupperte an dem Wasser; es roch nicht faulig und es war auch schön klar.
Als mein Maul die kalte Oberfläche durchbrach, stellten sich mir die Schuppen am Hals und Rücken vor Kälte auf. So sah also bei Drachen die Gänsehaut aus.
Ich trank das Wasser in gierigen Zügen.
Als ich mich wieder auf richtete, leckte ich die letzten Tropfen von den Lippen.
Der Hunger musste wohl noch warten, damit wollte ich mich auch jetzt nicht befassen. Natürlich wusste ich was Drachen fraßen. Fleisch. Und um das zu bekommen müsste ich wohl, Zwangs halber, Jagen gehen.
Ich war zwar kein Vegetarier, aber trotzdem würde ich kein Tier töten, wenn es sich vermeiden ließe. Ich wollte kein Monster sein und schließlich war es nicht das erste mal, dass ich hungerte. Ich konnte meinen Hunger gut unterdrücken. Das tat ich auch jetzt.
Ich blickte mich um. Aha, hier war doch was.
Etwas weiter hinten auf der anderen Seite des ‟Flusses“ stützten ein paar große Steine einen anderen riesigen Felsen, der aus der schräg aus Erde ragte. Da runter befand sich eine Öffnung; sie war ungefähr so groß wie eine Tür. Vielleicht war das ja der Eingang zu einer Höhle.
Ich sprang auf die andere Seite; beziehungsweise ich machte einen großen Schritt - der Fluss war ja nicht sonderlich breit – und rutschte auf dem schlammigen Ufer aus.
Ich klatschte Kopf voran in den Schlamm. Wütend rappelte ich mich auf und rutschte gleich wieder aus. Diesmal fiel ich auf die Seite.
Ich wurde immer wütender – was für mich völlig untypisch war, ich hatte mich eigentlich immer gut unter Kontrolle – Weshalb ich erst einmal liegen blieb und wusch mir den Schlamm von Gesicht und Schuppen, danach stand ich vorsichtig auf und kletterte ans Ufer.
Zornig knurrte ich den Fluss an. Der Fluss antwortet nicht.
Das erschreckte mich. Ich war doch kein Tier! Ich sah zwar so aus, aber das hieß noch lange nicht, dass ich mich wie eines benehmen musste.
Also stellte ich das Knurren wieder ein und untersuchte das Loch.
Es war tatsächlich eine kleine Höhle. Zum Glück, der verdammte Regen ging mir mittlerweile ziemlich auf die nerven.
Bloß die Öffnung war für mich zu klein, also grub solange bis ich mich einigermaßen hindurch zwängen konnte.
Ich machte mich dabei wieder dreckig, es war mir aber egal; ich war zu müde.
Die Höhle war klein aber für mich alle mal groß genug. Überall wuchsen Moose und Pilze, die ich nicht kannte.
Ich legte mich auf die Moosdecke und rollte mich zusammen. Denn Kopf auf die Vorderklauen gebettet und die restlichen Gliedmaßen eng an den Körper gezogen, um mich warm zu halten. Es war kühl in der kleine Höhle und ich fing schnell an zu frieren. Zum Schutz legte ich noch meinen Schwanz um mich; lang genug war er jedenfalls, er reichte mir sogar bis zum Kopf.
Ich wusste nicht wie lang ich dort lag und vor mich hin fror, aber irgendwann übermannte mich die Müdigkeit und ich schlief ein.

Beim Knurren meines Magens öffnete ich die Augen.
Gähnend und aus gehungert stand ich auf. Ich blickte an mir her runter, es hatte sich aber nichts verändert. Ich war immer noch ein riesiges Monster. Voller Verzweiflung betrachtete ich meine goldenen Klauen. Ich war Gefangen.
Gefangen in einem Körper der mir vollkommen Fremd war.
Gefangen in einer Welt die ich nicht wirklich kannte. Naja, bis auf den kleinen Teil des gigantischen Urwaldes den ich erkundet hatte um ein paar Früchte zu sammeln.
Ich quetschte mich durch das Loch nach draußen und streckte mich erst mal, danach wand ich den Kopf und betrachtete den Höhleneingang.
Gefangen... War ich das wirklich? Oder konnte ich mich vielleicht genauso aus meinem Gefängnis, namens Schicksal, zwängen wie aus der kleinen Höhle?
Ich kannte die Antwort auf diese Frage nicht, aber eins wusste ich; ich würde mich nicht einfach kampflos meinem Schicksal fügen!
Ich würde zurück nach Daichi gehen!
Schon allein aus dem Grund, dass ich nicht wusste ob meine Mutter noch am Leben war und ob meine kleine Schwester sich in Sicherheit befand. Wahrscheinlich wäre es das letzte was ich täte, wenn mich irgendjemanden zu Gesicht bekommen würde.
Pff… Ich konnte es schon vor mir sehen, wie die ganzen Reporter und Polizisten herum wuseln würden, sich gegenseitig auf die Füße traten um den gefangenen Drachen zu Fotografieren und zu Betatschen. Wie die Armeisen. Total Chaotisch aber doch Strukturiert.
Aber das würde nicht passieren! Zumindest hatte ich es nicht vor; lieber würde ich mich mit Zähnen und Krallen wehren, statt mich einsperren zu lassen.
Das erneute Knurren meines Magens erinnerte mich daran das ich noch ein anderes Problem hatte, aber wenn ich schon zurück ging konnte ich mir bestimmt irgendwo was stibitzten.
Doch was sollte ich machen nach dem ich mich vergewissert hatte...
Ich schüttelte meinen großen Drachenkopf um das auf keimende Bild meiner toten Mutter zu verscheuchen. Immer positiv Denken!
Stur darauf konzentriert, sich solche Gedanken nicht zu erlauben, horchte ich die Umgebung aus.
Da! Die fernen Geräusche des Stadtlebens kamen von rechts. Sie war garantiert einige Kilometer entfernt. Also Los.

Ich lief schon einige Zeit lang in Richtung des Stadtlärms... als ich endlich die riesige Eisenmauer über mir, durch die Bäume, aufragen sehen konnte, die ganz Daichi umringte.
Also war ich nur noch wenige hundert Meter von meiner Heimat entfernt. Ab ihr sollte ich mich wohl etwas vorsichtiger Bewegen, schließlich wollte ich ja nicht entdeckt werden. Da ich keinen blassen Schimmer hatte an welchem Punkt der Mauer ich mich befand, denn Daichi´s Tore wurden immer schwer Bewacht.
Ich verlangsamte meine Schritte und schlich mich bedächtig näher. Die Ohren gespitzt.
Aber zum Glück konnte ich nichts beunruhigendes hören, außerdem üblichem Getöse der Stadt.
Als ich meinen Kopf durch ein paar Zweige schob, stieß meine Schnauze direkt an das kalte Metall des Schutzwalls. Ich blickte einmal links und rechts an dem Stahlriesen entlang, sah aber nichts was mir sagte in welche Richtung ich musste. Leider war da kein Schild mit der Aufschrift ‟Hier entlang!“
Mir entfuhr ein Seufzen. Wenn ich jetzt den falschen weg nähme, würde ich Zwangs läufig an dem bewachtem Tor vorbei kommen, wo die Wachleute mit Infrarotsensoren nur darauf warteten das irgendein dämliches Vieh sich den Toren näherte.
Während ich noch mit meinem ‟Links oder Rechts-Konflikt“ haderte, erwachten meine Instinkte in mir zum Leben. Mein Geruchssinn meldete sich mit aller Kraft und wies mir den Weg.
Ich atmete tief ein und bemerkte einen schwachen Kupfergeruch, der sich wie ein unsichtbarer Faden durch die Luft zog. Es war der Geruch von geronnenem Blut. Schwach aber unverkennbar und er kam eindeutig von Links.
Der Gedanke von wem das Blut wahrscheinlich war schnürte mir die Kehle zu. Aber zu Glück war mein Drang nach Gewissheit stärker als der andere Drang, einfach vor allem davon zulaufen.
Also zog ich mich wieder ins Gestrüpp zurück und lief nach Links; immer meiner Nase nach.
Es dauerte auch nicht sonderlich lange bis die Fährte immer stärker wurde. Um so intensiver der Geruch wurde desto langsamer und vorsichtiger wurde ich.
Der Odeur aus geronnenem Blut, Müll und dem Schweiß der anderen Menschen war nun so stark das er mich zum Würgen brachte. Vorher, als Mensch war er ja noch gerade noch erträglich gewesen, aber JETZT mit dieser Supernase musste ich mich schon zusammenreißen um nicht auf der Stelle das Bewusstsein zu verlieren.
Ja, man merkte ganz deutlich das ich in er nähe meines Zuhause war, es hatte an dem Punkt wo ich zuerst auf die Mauer traf nur nicht so gestunken, weil das vermutlich der Nobelteil der Stadt war.
Mit gerümpfter Nase schlich ich trotzdem weiter.
Ich fragte mich was wohl mit dem Loch in der Mauer passiert war. Das könnte nämlich zu einem Problem werden wenn es wieder verschlossen worden war oder Bewacht wurde.
Die Antwort auf diese Frage fand ich schnell.
Als ich, dem Gestank folgend, durch das Blattwerk späte konnte ich ganz genau sehen, dass...
...man das Loch notdürftig verschlossen hatte.
Na Toll und was jetzt? Ich war eindeutige zu groß, um ich durch die paar verbliebenen Lücken zu zwängen. Dennoch ging ich näher um durch eine Spalt zu Linsen.
Da hinter sah es noch genauso aus wie vorher, als ich vom Früchte sammeln zurückkehrte; der Rasen war total durch wühlt und die schäbige Gartentür, von der die Farbe abblätterte, hing immer noch schräg aus den Angeln, dazu waren überall die dunkelroten Pfotenabdrücke der Markars. Das einzige was neu war, war das knallgelbe Absperrband der Polizei mit der Aufschrift ‟Keep out“.
Also so hatte die Bullen meine Mutter gefunden. Das Entscheidende war nur: Tod oder Lebendig? Ich hoffte ja letzteres.
Sonst konnte ich aber nichts mit Herzschlag entdecken, was mir Schwierigkeiten machen könnte.
Ich trat zurück und horchte und schnupperte die Umgebung ab, dass sich nicht doch irgendwo etwas versteckte, aber ich war allein.
Ich blickte an dem eisernen Koloss empor und überlegte.
So... wie kam ich da jetzt rein?
Wenn ich das Loch einfach wieder aufriss – genügend Kraft hatte ich ja jetzt bestimmt - würde man mich hören. Ich könnte mich aber auch unten durch buddeln... obwohl wenn man mich trotzdem bemerkte würde könnte ich mich wahrscheinlich nicht schnell genug unten durch quetschen, um abzuhauen. Und fliegen? Das sollte ich glaub ich noch etwas verschieben. Ich war nämlich nicht so sehr drauf versessen eine Bruchlandung hin zulegen; und außerdem wurde der Luftraum über der Stadt bewacht.
So ein Scheiß aber auch! Als Mensch könnte ich mich locker durch so eine Lücke, in dem schlampig verschlossenen Loch, schieben. ABER als Drache! Keine Chance.
Das durch Buddeln war wohl die bessere von den zwei Optionen. Also machte ich mich an die Arbeit. Ich bückte mich herunter; schlug meine Klauen in die feuchte Erde und schaufelte sie beiseite. Es ging schnell. Meine langen Krallen durch schnitten mühelos fingerdicke Wurzeln die sich wie ein Netz durch das Erdreich zogen. Immer weiter grub ich. Die Metallplatte, die angebracht worden war um die Öffnung zu verschließen, war zu Glück nicht sehr tief in den Untergrund getrieben worden. Weswegen ich ziemlich flott schon einen Arm unten durch strecken konnte.
Von meinem schnellen Erfolg angespornt wühlte ich mich immer schneller durch den Boden.
Komischerweise wurde ich nicht müde, was wahrscheinlich daran lag das der Kristall, vorne in meiner Brust, immer noch einer gleichbleibende Energie ausstrahlte, die mir Kraft gab. Zudem nahm ich es dem Stein nicht mehr ganz so übel das ich jetzt ein Drache war. Schließlich war ich ja so dämlich gewesen ihn an zufassen. Das hatte ich jetzt da von!
Aber ich musste zu geben, dass mir das nicht mehr so viel aus machte wie vorher; als ich feststellen musste das ich ein riesiges Reptil war. Man konnte ja schon fast sagen, dass es mir gefiel und das war nicht gelogen.
Und da, als ich mir dieser Tatsache bewusst wurde, sandte das Juwel in meiner Brust plötzlich eine Energie stoß durch meine Drachenkörper, der mich zurück Taumeln ließ. Mir wurde Schwarz vor Augen und ich drohte das Bewusstsein zu verlieren. Auf wackligen Beinen torkelte ich immer weiter zurück in den Urwald, denn was immer auch jetzt geschah, man durfte mich auf keine Fall zufällig finden.
Schwankend krachte ich in eine Baum, als erneut eine Energiewelle durch meinen Leib raste. Die Sinne schwanten mir und ich ging keuchend in die Knie. Mein ganzer Körper fing an zu kribbeln, angefangen bei dem Stein. Kraftlos lies ich mich weiter an dem Baum herunter gleiten, bis ich aus gestreckt am Boden lag.
Verzweifel versuchte ich zu sehen ob ich mich weit genug im Geäst befand, dass mich auch niemand entdecken könnte. Aber ich sah nur Schwärze.
Die Schübe kamen nun in immer kürzen abständen. Überfluteten mich. Das Kribbeln war jetzt so stark, dass es sich anfühlte als wäre eine ganze Horde von Armeisen über mich her gefallen. Und es wurde immer schlimmer; was als Kribbeln begonnen hatte wurde nun zu einem dumpfen Schmerz.
Die Pein verdichtete sich um den Kristall herum und strahlte spitzte Wellen von Energie aus. Ich krümmte mich zu einer Kugel zusammen, die Zähne gefletscht. Alle meine Muskel waren zu zerreißen gespannt und zuckten unkontrolliert.
Und plötzlich merkte ich, wie sich mein Körper veränderte.
Wie ein Ballon aus dem die Luft heraus gelassen wird, schwanden meine Muskeln, Krallen, Hörner und Schuppen. Die Flügel zogen sich in meinen Rücken zurück. Ich bog den Rücken durch, bis der Schmerz verebbt war.
Keuchend lag ich nun am Boden. Meine Sicht kam nun auch langsam wieder zurück. Mühsam stemmte ich mich auf die Füße, mich am Baum abstützend. Schwer Atmend stand ich, mit wackligen Beinen, aber Senkrecht.
Schnaufend blickte ich an mir herunter... und stellte erschrocken fest, ... dass ich nackt war! Ach du Scheiße!
Hastig bedeckte ich mich notdürftig mit den Händen – eine Hand über meine Brüsten, die andere über meiner Scham – obwohl mich niemand sehen konnte.
Warum war ich -
Ach ja, stimmt ja... meine Klamotten hatten sich ja bei meiner ersten Verwandlung verabschiedet. Naja, bis auf meine Jeans die hatte ich ja schon vorher als Verband missbraucht.
Als ich an mir herunter sah, bemerkte ich auch meine Halskette und den Armreif. Ich hob sie auf und streifte mir den Reif wieder über´s Handgelenk, das Geschenk meine Vaters behielt ich in der Hand.
Ein kalter Wind fuhr mir durch die Haare und mir fröstelte.
Kein Wunder; schließlich war ich ja auch splitterfasernackt... wenigstens hatte das einen Vorteil.
Jetzt war es kein Problem mehr durch das Loch zu kommen, dass ich gegraben hatte.
Bevor ich aus dem Wald lief, sah ich noch ein mal nach Rechts und Links, dass auch Niemand in der nähe war. Nach dem ich mich Vergewissert hatte das ich allein war, ging ich in die Knie und späte durch die Öffnung. Hier war auch Keiner zu sehen. Gut.
Ich zwängte mich unten durch; wobei ich mir schmerzhafte Kratzer an Bauch und Brust holte. Ich kümmerte mich aber nicht darum.
Als ich auf der anderen Seite war Bedeckte ich mich wieder mit den Händen und rannte schnell zur Hintertür unseres Hauses.
Unser Garten sah jetzt aus wie nach einem Bombenanschlag. Überall lagen großen Dreck- und Rasenkluppen herum, den ich aus wich.
Auf der Veranda schnappte ich mir erstmal ein altes Handtuch, dass dort schon ewige Zeiten auf einer klapprigen Holzbank vor sich hin vegetierte. Ich wickelte mich ein und verzog angewidert die Nase; all die Jahre hatten nicht unbedingt zum wohl Geruch des verdreckten Frottees bei getragen. Kurz: Es Stank zum Himmel!
Aber besser als nichts.
Ich tapste über die Fliesen, Richtung Tür, wo bei ich aufpassen musste, dass ich mich nicht an kaputten Kacheln schnitt.
Vor der schief hängenden Tür blieb ich stehen und riss erst mal das knallgelbe Absperrband weg...
Es fiel achtlos zu Boden, als wage es es nicht mir den Zugang zu verweigern.
Ich legte die Hand auf den Türgriff und... tat gar nichts.
Ich hatte Angst... Angst vor dem was hinter dieser Tür lag.
Ich hatte Angst... vor der Gewissheit, dass jetzt nun auch noch mein zweites Elternteil tot war; und Lucy und ich ganz alleine waren... und ich hatte Angst, dass sie jetzt auch noch weg war! Vielleicht hatte sie ja doch nicht bei ihrer Freundin übernachtet und war Zuhause gewesen!
ACH VERDAMMT NOCH MAL! Hätte, wenn, würde, wenn! Hier draußen rum zu Grübeln bringt dich auch nicht weiter!
Mir selbst einen imaginären Arschtritt versetzend, zog ich die Tür auf...
Sie schwang mit einem lautem protestieren der Scharnier auf und gab den Blick auf das Innere frei.
Mein Herz schaltete schlagartig einen Gang rauf; schlug heftig und unangenehm gegen meinen Brustkorb. Der Schweiß brach mir aus. Meine Beine fingen an zu zittern, bis ich mich einfach auf den Boden sinken ließ.
Der Anblick der unsere Küche bot, schien direkt einem Horrorfilm entsprungen. Überall war Blut; auf den Schränken, dem Fußboden,... Esstisch; und an den Wänden... Es sah aus, als wäre ein roter Farbeimer geplatzt.
Das Schlimmste aber war, der weiße Strich am Boden... in Form eines Menschen. Meine MUTTER! Mitten im einem Meer aus Rot. Ihrem Blut!
Das Zittern wurde stärker. Der Ansturm meiner Gefühle war einfach zu Stark. Der Kummer war wie ein Schwarzessloch in meiner Brust. Ein alles verzehrender Abgrund. Eine Verdichtung von Trauer und Hoffnungslosigkeit. Reines Nichts.
Ich krümmte mich zusammen und fing an zu Schluchzen, außerstande meine Tränen weiter zurück zuhalten. Sie liefen mir in Sturzbächen über die Wangen; durch weichten den blutgetränkten Boden mit neuer Feuchtigkeit.
Ich weinte so lange bis ich nicht mehr konnte. Schniefend und immer noch Zitternd hob ich langsam den Kopf vom Boden. Meine Augen waren ganz verschwollen vom vielem Weinen, weswegen ich alles nur verschwommen sah. Mit dem Handgelenk rieb ich mir die Augen. Mühsam kam ich wieder auf die Beine.
Wie betäubt betrachtete ich die Szenerie vor mir.
Schniefend versuchte ich die Situation etwas positiver zu sehen. Schließlich hätte meine Mutter noch hier liegen können und ich war mir sicher: Diesen Anblick hätte ich nicht verkraftet. Das war aber nur ein sehr geringer Trost.
Ich schloss die Augen. Sie taten mir höllisch weh vom vielen Heulen. Ich ging ein paar Schritte weiter nach vorne und zog hinter mir die Türe zu, ohne die Augen wieder zu öffnen. Der Geruch innen war ekelerregend. Es stank nach Verwesung und Tod. Durch meine verbesserte Nase war der Mief einfach unerträglich.
Ich blieb ein paar Minuten so stehen und hoffte das ich mich an den Odeur gewöhnte. Was nicht passierte. Der Gestank hing wie eine Dunstglocke im Raum. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und drückte mir das Handtuch auf die Nase. Was ein bisschen besser war. Ich öffnete die Augen ein wenig, um mich zurecht zu finden.
Ich wüsste zu gerne was hier genau passiert war. Außerdem musste ich unbedingt noch heraus finden was mit meiner kleinen Schwester geschehen war. Ob sie in Sicherheit war? Ich hoffte schon. Am Besten war es sicherlich zu erst bei ihrer Freundin zuschauen... aber so wie ich jetzt war ging das nicht. Ich musste mich erstmal an ziehen.
Das Massaker, so gut es ging, ignorierend ging ich zur Treppe nach Oben. Ich suchte mir ein paar den wenigen Stellen aus, wo noch frei von Blut waren, auf die ich trat. Ich wollte nicht, mit dem schrecklichen Beweis für den Tod meiner Mutter in Berührung kommen. Ich wollte es nur Verdrängen.
Selbst auf die Treppe war Rot. Blutige Handabdrücke waren an den Seiten und auf den Treppenstufen, wo meine Mutter versucht haben musste in den zweiten Stock zu fliehen. Ich musste schlucken.
Ich legte meine Hand auf einen der dunkelroten Abdrücke. Warum hatte ich nicht hier sein können und ihr zu hälfen? Warum meine Mutter und nicht ich? Warum hatte das Passieren müssen?!
Fragen über Fragen... und keine Antworten.
‟Das Leben ist Scheiße und dann stirbt man!“ Dieser Spruch hatte doch wirklich was Wahres an sich. Doch ich wünschte echt ich könnte mit der Frau tauschen die mich auf die Welt gebracht hatte. Ich hatte ihr so viel zu verdanken; und doch fehlten mir die Worte, mich für alles zu bedanken. Mir kullerte eine Träne über die Wange. Die Letzte, die ich noch hatte.
Schweren Herzens ging ich hoch.
Im Obergeschoss sah es zum Glück noch normal aus. Als ich am Bad vorbei kam, blieb ich wieder stehen. Ich hatte plötzlich so ein dringendes Bedürfnis mich im Spiegel zu betrachten. Ich hatte keine Ahnung woher es kam, aber ich ging in das kleine Badezimmer und zum Spiegel. Ich glaube es war der Drang sich zu vergewissern, dass ich nun dar ich wieder ein Mensch war, auch noch nach der Selben aussah... Tja, falsch Gedacht!
Mein Spiegelbild war der nächste Schock.
Ungläubig berührte ich eine Haarsträhne, die auf meiner Schulter lag. Meine Haare waren nicht mehr braun wie früher sondern... weiß. Schlohweiß! Sie hatten jegliche Farbe verloren. Das war aber noch nicht alles was sich verändert hatte. Auch meine Augenfarbe hatte sich gewandelt. Der Blick meines Gegenüber war Golden. Ich hatte jetzt eine hell goldene Iris. Was ging hier zum Donnerwetter noch mal ab!
Das war nicht mehr ich selbst! Das konnte unmöglich sein! Meine jetzige Gestalt war schön! All die viele Alabasterhaut. Diese weißen Haare und diese goldenen Augen, die gerade zu von innen zu leuchten schienen.
Aber ich war NIE schön gewesen. Da mit hatte ich mich auch ab gefunden, irgendwann. Schließlich musste es ja irgendeinen Grund geben warum mich in der Schule alle mieden. Und nicht nur in der Schule, auch niemand von den Nachbarn konnte mich leiden. Ich hatte keine Freund. Alle – bis auf meine Eltern und Lucy – hatten mich immer wie eine Aussätzige behandelt. Weil ich keine Ahnung hatte warum mich alle so behandelten, schob ich es auf mein Aussehen und die Verhältnisse in denen wir leben mussten. Immerhin, wer wollte den schon was mit einem Mädchen zu tun haben, dass am Rande er Stadt in einer Bruchbude lebte. Zum Glück hatte ich damals meine Familie, die mir wenigstens Aufmerksamkeit schenkte. Worum ich auch sehr dankbar war.
Aber jetzt! Jetzt war wahrscheinlich niemand, außer meiner Schwester und ich, mehr von meiner Familie übrig.
Und warum war das Passiert? Ich wusste es nicht. Aber es musste irgendwas mit diesem mysteriösen Stein auf sich haben. Da war ich mir sicher. Am liebsten hätte ich ihn weg geworfen oder irgendwie anders los geworden. Aber das ging ja nicht. Blöder weise.
Ich mustern den Kristall in meinem Spiegelbild. Dieser war nun nur noch so groß wie eine Pflaume; und saß mitten auf meinem Brustbein. Er leuchtete sanft. Ich lies meine Haarsträhne fallen und berührte das Juwel. Es blitzte auf. Ich fuhr mit eine Finger darum. Die Haut außen herum lag glatt an dem Stein an. Sie war mit ihm verbunden und doch auch nicht.
Es war merkwürdig.
Weil mir langsam immer kälter wurde ging ich in mein Zimmer um mich an zu ziehen. Denn ich hatte ja noch etwas zu erledigen.
Ich lies das Handtuch fallen und legte erstmal meine Halskette und den Armreif auf meinen Nachttisch. Da nach ging ich zu meinem Kleiderschrank. Ich verhüllte mich mit irgendeinem BH und irgendeiner Unterhose, die überhaupt nicht zusammenpassten. Schlüpfte in eine alte abgewetzte Jeans und in ein verwaschenes Kapuzen-Sweatshirt, dass mir viel zu groß war. Ich stopfte meine weißen Haare hinten in den Pulli und zog mir die Kapuze über den Kopf. Danach ging ich wieder zu meinem Nachttisch und steifte den Goldreif übers Handgelenk und lies den Topas in die Hosentasche gleiten, dabei fiel mein Blick auf die Digitaluhr. Wir hatten jetzt genau 17 Uhr. Ich wünschte, ich könnte Zeit zurück drehen und das alles ungeschehen machen was in diesen rund 32 Stunden passiert war. Der wo die macht hat die Zeit zu kontrollieren, war allmächtig. Doch leider konnte dich die Vergangenheit nicht ändern. Ich gab das Grübeln erst mal auf und zog Socken und Schuhe an. Anschließend ging ich ihn das Schlafzimmer meiner Mutter. Die Schalosien waren an dem Fenster runter gelassen, weswegen es ziemlich düster war. Ich holte eine Sonnenbrille - mit sehr dunklen Gläsern - und einen schwarzen Schal aus ihrer Kommode. Den Schal wickelte ich mir mehr Mals um den Kopf, das er mein Gesicht bis zur Nase verbarg, dann versteckte ich noch meine Augen hinter der Sonnenbrille. Der Grund dafür war ja wohl logisch.
So würde mich vermutlich keiner draußen erkennen.
Als ich an dem Fenster vor bei ging, von dem man aus in die kleinen Gasse vor unserem Haus schauen konnte, schnappte ich gerade ein Gesprächsfetzen auf. Gerade war den Name meiner Mutter gefallen. Der Dialog kam von dem anderem Wohnblock schräg gegenüber. Ich blieb stehen und schielte durch die Lamellen der Schalosie. Das Fenster unserer Nachbarn war gekippt. Ich konzentrierte mich darauf das Gesprochene zu verstehen; und tatsächlich verstand ich plötzlich alles, wie als hätte man einen Lautsprecher auf gedreht.
>>...furchtbar was da passiert ist!<<, hörte ich eine Frauen stimme sagen. Die Antwort war blechern und etwas verzehrt; sie musste von einem Telefon herrühren und selbst mit meinem jetzigen Supergehör verstand ich es nicht.
>>Ja, ja. Ich sehe das ganz genauso! Mhm. Ich bin ganz geschockt, schließlich war Sonja meine Nachbarin! Es hätte uns ja auch träfen können!... Natürlich weiß ich das es gefährlich ist so nah am Rande der Stadt zu leben! Es gibt in letzter Zeit so wie so viel mehr Einfälle in die Stadt als früher... Weg ziehen?!... Ja, sofort, wenn ich es mir leisten könnte! Glaubst du ich lebe gerne in dieser Gosse!?... Mhm, ja... Stimmt, sie sollten wirklich mal die Befestigung der Mauer verstärken, dann würden diese Viecher auch nicht mehr so leicht hier reinkommen. Aber Nein! Wir sind ja sowieso nur der letzte Dreck, um die armen Menschen die am Rand der Stadt leben müssen, weil sie nicht genügend Geld haben, brauch man sich ja nicht zu kümmern, die Verrecken da irgendwann ja von alleine, wenn man sie nur lange genug Ignoriert! Aber ich jammere zu viel... Mhm... Ja, du hast recht...<< Ein Seufzen. >>Vor allem Bedauere ich die Kleine... Ihr Name ist Lucy. Echt Schlimm. Sie ist jetzt ganz alleine auf der Welt... Nicht das ich wüsste... Sie hat noch eine Schwester, aber niemand weiß wo sie ist... Wahrscheinlich wurde sie von diesen Monstern verschleppt... Jedenfalls hat die Polizei sie als Tod eingestuft und es ist sowieso unwahrscheinlich das sie da draußen überlebt, vorausgesetzt sie ist den Markars entkommen... Pff, geschieht ihr ganz recht!<< Ich ballt meine Hand zur Faust und ein Knurren stieg in meiner Kehle auf. >>Warum ich so was sage? Dieses Kind war schon immer merkwürdig. Ging alleine durch die Straßen, lungerte irgendwo rum. So weit ich weiß hatte sie nicht mal Freund. Was mich eigentlich nicht wundert. Jedenfalls sah ich sie immer nur allein... Die ganze Nachbarschaft denkt so wie ich. Sie hat was an sich das war einfach... gruselig!... Nein, Nein, nur Amy war so, Lucy ist ein richtiges Goldstück!... So weit ich weiß, soll sie jetzt bei Tessa Roth bleiben. Sie will sie Adoptieren... Ja das find ich auch. Hoffentlich reicht ihr der Unterhalt, wenn sie jetzt auch noch ein Waisenkind auf nimmt... Hör mal ich muss jetzt Schluss machen mein Mann kommt bald nach hause und ich muss noch Essen kochen. Du kennst ihn ja, er wird immer so griesgrämig wenn er Hunger hat... Ja, dir auch. Also bis bald!... Bye.<< Als ich hörte wie das Telefon auf die Gabel gehangen wurde, trat ich wie benommen von dem Fester weg.
Ich setzte mich erst mal auf das Bett meiner Mutter. Denn ich musste genau über legen was ich jetzt machen sollte. Eins war jedenfalls klar; ich musst zu erst mal Lucy aufsuchen und schauen wie es ihr ging. Aber was dann? Emilie´s Mutter würde Wissen wollen was passiert war. Aber wenn ich es ihr erzählen würde, würde sie mich für verrückt halten. Das würde ich an ihrer stelle ja auch, wenn ich es nicht selber erlebt hätte. Vielleicht sollte ich ihr den Stein zeigen? Schließlich war das ein Hieb und Stich fester Beweis für das was ich erlebt habe.
Jetzt mal angenommen Tessa würde mir Glauben. Was kam da nach? Könnte ich bei ihr bleiben? Wollte ich das überhaupt? Nein. Ich wusste nicht woher dieses ‟Nein“ kam, aber es war die Wahrheit. Ich fühlte mich so los gelöst. Dies war nicht mehr der Ort wo ich sein Wollte und auch Hingehörte. Mein Schicksal lag wo anders. Woher ich das Wusste? Keine Ahnung! Ich wusste es einfach.
Aber könnte ich einfach so los ziehen und alles hinter mir lassen? Nein. Auch das wusste ich. Zuerst musste ich nach meiner Schwester sehen; und ihr und mir versichern das ich lebte. Mein jetziges Ich war irgendwie so... Surreal. Nicht greifbar, obwohl ich mich noch nie so deutlich meines Seins bewusst war.
Also war es jetzt beschlossene Sache. Ich würde zu meiner Schwester gehen, schauen das es ihr gut ging, dort wo sie jetzt war, und dann würde ich von hier verschieden, irgendwo hin.
Ich hatte zwar noch keine Ahnung wo hin, aber mich zog es weg von hier. Das konnte ich fühlen. Meine Bestimmung lag wo anders, aber nicht mehr hier.
Ich erhob mich vom Bett. Diese Entschlossenheit die mich jetzt erfühlte, machte mich für alles bereit. Und das würde ich brauchen.
In 20 Minuten war ich fertig. Ich hatte eine große Tasche aus meinem Kleiderschrank gezehrt und dort alles rein gestopft was ich brauchte und mit nehmen wollte. Hauptsächlich Kleidung, Badeutensilien und Konservenbüchsen, die wir in unserem Vorratsschrank aufbewahrt hatten. Dazu noch die übliche Campingausrüstung: Messer, Taschenlampen, einen Dosenöffner und Besteck und um das Essen überhaupt warm zu kriegen eine kleine Camping Gaskocher und ein Feuerzeug. Dann nahm ich auch noch in paar Erinnerungsstücke mit: Ein Bild von unsere Familie, wo sie noch komplett war, den Digitalwecker meiner Mutter – schließlich war er auch in gewisser weiße ein Erinnerungsstücke – er zeigte und ein altes Plüschtier, einen Drachen. Dies Tiere waren schon immer meine Liebsten gewesen, obwohl man sie als Monster abstempelt.
In im Grunde fand ich es auch nicht mehr schlimm, das ich ein Drache gewesen war, schließlich war ich jetzt wieder ein Mensch. Und mir würde es auch in Zukunft nichts mehr aus machen wieder ein Drache zu werden, so lange ich mich jeder Zeit zurück verwandeln könnte.
Ich zog den Reißverschluss der Tasche zu. >>So alles drin<< Das einzige was mir jetzt noch fehlte war ein Schlafsack oder etwas ähnliches. Und Geld, auch wenn ich in die Wildnis ging, man konnte ja nie wissen. Ich schnappte mir meine Kreditkarte und steckte sie mir in die Gesäßtasche.
Ich sah zu meiner Tür. Auf keinen Fall würde ich unten raus gehen. Das Massaker unten stand mir sowieso noch zu deutlich vor Augen. Ich schielte zu meinem Fenster. Ja, das dürfte funktionieren.
Die schwere Tasche schulternd ging ich zu meinem Fenster. Ich öffnete es mit einer Hand so weit es ging und lies die Tasche so weit mit meinem Arm herunter wie es ging, dann schwang ich sie ein bisschen hin und her und gab sie frei.
Mit einem dumpfen Geräusch kam sie unten auf; gut zwei Meter entfernt von dem Punkt wo ich landen wollte. Zum Glück lag mein Zimmer nicht so arg hoch. Ich kletterte durch das Fenster und setzt mich auf die Kante. Ohne noch mal nach unten zu schauen sprang ich. In gebückter Haltung kam ich unten an.
Ich rückte erste mal Schal, Sonnenbrille und Kapuze wieder zurecht die durch den Sprung etwas verrutscht waren, dann warf ich mir den Tragegurt meiner Tasche über die Schulter und ging los.
Auf meinem Weg traf ich so gut wie keinen, bis auf ein paar Penner die Besinnungslos in einer Ecke lagen, ein paar Weinflaschen neben sich. Hier in der Stadt war es wesentlich dunkler als draußen, das lag vor allem an der engen Bebauung. Die Hochhäuser waren dicht an dicht gebaut und warfen lange Schatten, nur im Nobelviertel war es natürlich viel lichter; dort konnte man auch mal aus den Fenstern sehen, ohne die Fassade des nächsten Gebäudes gleich zu knutschen.
Also lief ich zuerst zur Bank, die Schatten der Hochhäuser nutzend. Es dauerte nicht lange bis ich dort war. Ich versuchte so unauffällig zu sein wie es ging, schließlich galt ich als Tod; und es würde nur unnötige Fragen geben, wenn eine vermeintliche Leiche auf einmal durch die Straßen von Daichi lief.
Als ich in das Bankgebäude ging hielt ich den Kopf gesenkt und huschte schnurstracks zu einem Bankautomaten. Ich holte meine Karte aus der Gesäßtasche und steckte sie in den Automaten. Gab den Pin ein und hob das ganze Geld, was eigentlich für mein Studium gedacht war, ab. Es war für unsere Verhältnisse relativ viel. Ich trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die Auflage, während das Geld gezählt wurde. Als der Geldautomat meine Kreditkarte auswarf, packte ich diese und verfrachtete sie wieder in meine Hosentasche, ein paar Sekunden später spuckte der Bankautomat auch die Scheine aus. Ich schnappte sie mir und verließ die Bank schnell.
Mit einer beträchtlichen menge Scheine in der Hand machte ich mich auf den Weg zu dem Wohnblock von Lucy´s Freundin. Ein paar Blocks weiter blieb ich neben einer dunklen Gasse stehen. Ich überlegte kurz und ging dann hinein. Die Seitenstraße war leer. Ich stellte die Tasche ab und drückte mich in die Schatten.
Ich schob mein Sweatshirt hoch und verstaute das ganze Geld in meinem BH. Dort war es sicher, vorausgesetzt mir ging niemand an die Wäsche. Aber der, der das wagte, würde dann sowieso nicht mehr gerade aus gehen können, dafür würde ich schon sorgen.
Ich schlich wieder aus der Gasse und ging zügig über die Straße. Auf Autos musste ich nicht achten. Hier konnte sich keiner so was leisten. Und falls sich doch mal eins hier hin verirrte sollte man sich da von fern halten, denn meist waren das irgendwelche Drogendealer oder Zuhälter die neue Kunden suchten und ‟anwarben“.
Es dauerte noch fünf Minuten, dann hatte ich das mehrstöckige Hochhaus gefunden, in dem Lucy war. Ich ging zur Tür und suchte die richtige Klingel an der Gegensprechanlage... hier! Ich drückte einmal kurz und wartete. Es dauerte einen Moment bis etwas passierte. Dann gab es ein klicken gefolgt von einem >>Hallo?<<.
Okay, wie sollte ich jetzt die Situation erklären... beziehungsweise wie fing ich jetzt am besten an.
>>Hallo? Wer ist denn da?<<, dass war die Stimme von Tessa Roth.
>>Äh ... Ich bin´s.<<, stotterte ich, weil ich nicht wusste was ich anderes sagen sollte.
>>Und wer ist ‟Ich bin`s“? Falls das irgendein Klingelstreich sein sollt dann-<<
>>Nein das ist kein Streich. Ich bin´s. Lucy´s Schwester!<<
Es blieb still in der Leitung. Ich bekam soll lange keine Antwort, das ich schon dachte sie würde gar nichts mehr sagen.
>>Amy?<<, Tessa´s Stimme klang fassungslos. >>Bist du das Wirklich?<<
>>JA, ich bin es wirklich! Ähm... würdest du bitte aufmachen?<<
>>Tatsächlich, das ist deine Stimme! Aber... WIE?! Was ist passiert? Geht es dir gut?<< Sie wurde ganz hysterisch.
Ich unterbrach sie. >>Lass mich erstmal rauf kommen, dann beantworte ich alle deine Fragen. Versprochen.<<
>>Entschuldigung, natürlich, komm erst mal hoch.<< Es gab ein Klicken und die Eingangstür sprang auf. Ich schlüpfte durch die Tür und fuhr mit dem Aufzug in den elften Stock. Ich stieg aus und wollt gerade anklopfen, als die Tür auf gerissen wurde und Lucy mich beinahe umrannte. Ihre Beine schlangen sich um meine Taille und mit ihren Armen erwürgte sie mich schier. Sie klammerte sich Heulen und Schluchzend an mich und vergrub ihr Gesicht an meinem Hals. Ich legte meine Arme um sie und trug sie erst mal rein. Emilie´s Mutter schoss die Tür hinter uns. Umständlich stellte ich die Tasche im Flur ab, damit Lucy sich nicht von mir lösen brauchte. Ich schaute mich um wo ich mich hätte hinsetzten können; aber nicht weil sie mir zu schwere wurde, sondern rein aus Bequemlichkeit. Komisch eigentlich, früher wurde sie mir immer schnell zu Schwer.
Als ich den Raum nach einer Sitzgelegenheit sondierte, bemerkte ich die Blicke der andern Zwei. Tessa und Emilie – die in der Tür zu ihrem Zimmer stand - schauten mich mit einer Mischung aus Erleichterung und Unglauben an.
>>Äh...<<, etwas verlegen wand ich mich an Tessa. >>Ich erzähl euch gleich was passiert ist. Aber zuerst...<< Ich blickte auf meine kleine Schwester, die sich immer noch an meiner Schulter aus weinte. >>Könnte ich mich erstmal hinsetzten?<<
>>Natürlich<< Sie ging voran und führte mich ins Wohnzimmer. >>Hier, setzt dich auf die Couch.<<
Ich setzte mich und streichelte Lu über den Rücken. Sie beruhigte sich auch langsam wieder. Als ihre Tränen endlich versiegten; war mein Pulli schon ganz nass. >>Ich bin froh das es dir soweit gut geht.<<, flüsterte ich und küsste sie auf den Scheitel. >>Ich hatte schon befürchtet dir könnte auch etwas passiert sein. Das hätte ich nicht ertragen.<<
Meine kleine Schwester zog hörbar die Nase hoch. >>Ich auch nicht... Bitte lass mich nicht allein!<<, ich konnte sie kaum verstehen so leise sprach sie. Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte. Wo ich anfangen sollte. Schließlich musste ich gehen. Mich zog es weg von hier. Von ihr. Lucy drückte mich noch fester; wie als wüsste sie das ich nicht hier bleiben konnte. Das ich weg musste. Und sie wollte mich nicht fort lassen.
Ich blieb still und sie drückte mich immer doller, als wollte sie mit Gewalt eine Antwort aus mir raus quetschen.
Ich musste seufzen. Was sollte ich tun? Hier bleiben? Oder doch gehen? Wenn ich ging würde ich Lu, damit weh tun. Aber wenn ich blieb würde ich irgendwann Schwierigkeiten bekommen, denn ich konnte schließlich nicht ewig Geheimhalten was mit mir passiert war; der Grund dafür war offensichtlich.
Was sollte ich nur tun?
Auf der suche nach einer Antwort lies ich meinen Blick schweifen, und stellte fest das ich mit Lucy allein war. Ich hatte gar nicht mit bekommen das Tessa uns ein bisschen Privatsphäre gegönnt und die Tür geschlossen hatte.
>>Hör mal, Lu-<<, fing ich an.
>>Du lässt mich doch nicht alleine, oder?<<, fragte sie schnell; und fuhr mir zwischen rein, so wie sie es immer tat. >>Ich will einfach nicht alleine sein... Jetzt wo auch noch Mama weg ist... Hab ich nur noch dich.<<
>>Aber du bist doch nicht alleine. Auch wenn du Mutter nicht mehr sehen kannst, so ist sie doch immer noch bei dir. Genauso wie Vater. Außerdem hast du immer noch deine Freunde. Du hast immer noch so viel.<< Im Gegensatz zu mir. Ich hatte nur noch Lucy.
>>Und was ist mit dir? Dich hab ich doch auch noch!<< Sie blickte auf. Ihr Lider waren ganz verschwollen vom weinen; wie es auch meine vor kurzem noch waren. Doch als sie mich sah weiteten sich ihre Augen kurz. >>Amy, warum trägst du Mama´s Sonnenbrille und warum hast du überhaupt so vermummt? Und warum bist du so arg Blass<< Sie setzte sich gerade hin und griff nach der Brille.
>>Nein! Nicht!>> Ich hielt ihre Handgelenke fest vor sie die Brille erreichen konnte. >>Warte, es ist besser, wenn ich die Sonnenbrille auf behalte.<<
>>Und warum soll das besser sein<<, frage sie misstrauisch.
>>Vertrau mir einfach es ist besser so<<
>>Nein, ich will jetzt deine Augen sehen!<< Sie zappelte und versuchte sich aus meinem Griff zu befreien. Komischerweise hielt ich sie ohne große Mühe fest. >>Jetzt komm schon! Ich will doch nur deine Augen sehen. Was ist daran den so schlimm?<<
>>Gar nichts<<, sage ich schnell. Vielleicht war das etwas zu vor eilig.
>>Also, dann zeig sie mir doch! Oder verheimlichst du was?<<
Ich wand den blick ab. >>Nein<<, dass war ja mal glatt gelogen.
>>Also?!<<, sie dehnte das Wort in die Länge und schüttelte ihre Handgelenke. Ich seufzte ergeben und gab sie frei.
Sofort griff sie nach der Sonnenbrille und zog sie mir von den Augen.
>>Machst du deine Augen auch auf?<<, ihre Stimme war plötzlich ungewöhnlich Sanft.
>>Ach Lucy<<, seufzte ich. >>Du wirst mir niemals Glauben, was mir passiert ist.<< Ich behielt die Augen noch immer geschlossen.
>>Das Glaub ich weniger.<< Sie machte eine kleine Pause und ich konnte hören wies sie mit den Bügeln der Sonnenbrille spielte. >>Schließlich weiß ich das du nicht verrückt bist und jetzt mach die Augen auf. Ich glaube mich kann nun nichts mehr überraschen.<<
Ich schnaubte. >>Das glaub ich weniger, aber... Nun gut.<< Ich öffnete langsam die Lider und blickte sie direkt an.
Lucy glotzte mir fassungslos in die goldenen Augen und öffnete ungläubig den Mund.
>>Denkst du immer noch dich könnte nichts mehr überraschen? Denn ich finde du siehst jetzt schon überrascht aus.<<
Sie kam mir ganz nahen und betrachtete mich aus nächster Nähe. >>Sind das Kontaktlinsen?<<
>>Nein<<
>>Aber wie ist das passiert? Und vor allem, was ist alles passiert nach dem ich zu Emilie gegangen bin?<<
>>Ich erkläre schon noch alles, aber ich will nicht alles doppelt und dreifach erzählen. Deswegen will ich das Tessa und Emilie mir auch zuhören.<< Sie kletterte von meinem Schoss, damit ich auf stehen konnte. Ich war gerade auf dem Weg um Emilie und ihre Mutter zu hohlen, dass ich alles erzählen konnte, als Lucy noch was fragte. >>Wart mal, hast du dich sonst eigentlich noch verändert? Oder warum trägst du die Kapuze und den Schal?<<
>>Ja, es hat sich noch ein bisschen mehr verändert, aber wie gesagt: Ich erkläre gleich alles.<< Naja, ein bisschen war vielleicht etwas untertrieben.
Ich ging zur Tür und rief nach Tessa.

>>Diese Geschichte klingt total verrückt!<< Tessa saß mir gegenüber in einem Sessel, passend zur Couch, und starte mich an. >>Würde ich den Beweis für diese Story nicht direkt vor mir sehen, würd ich glauben ich sein verrückt!<<
>>Glaub mir, mir ging es in diesem Moment genauso, wie dir jetzt. Ich konnte auch nicht Glauben, was mit mir passiert war!<<
>>Also ich find du bist wunderschön!<<, sagte meine kleine Schwester. Emilie nickte zustimmend, >>Ja, das find ich auch!<< Seit ich Kapuze und Schal, vor gut einer dreiviertel Stunde abgelegt hatte, starrten mich die Zwei schon die ganze Zeit wie gebannt an.
Was bestimmt auch an meiner unglaublichen Geschichte lag. Nachdem ich, der Freundin meiner Schwester und ihrer Mutter Bescheid gesagt habe, dass ich ihnen jetzt gern alles erzählen wollte, hatte ich ihnen beinah alles haarklein geschildert was mir passiert war. Bis auf das kleine Detail, dass ich zu Hause gewesen war um meine Sachen zupacken und durchzubrennen. Ich hatte ihnen sogar erzählt das ich nach meiner Ohnmacht als Drache auf gewacht war. Daraufhin hatten sie mich alle Drei so angeglotzt als wäre mir gerade noch ein zweiter Kopf gewachsen. Eins standfest, hätte ich bei der Polizei darüber aussagen müssen, was mir passiert war. Die hätten mich ohne große Umschweife in eine Gummizelle verfrachtet. Und ich könnt´s ihnen noch nicht mal zu Vorwurf machen!
Zum Glück hatten sie auf gehört mit wie eine Verrückte zu behandeln, nachdem ich ihnen den Stein gezeigt hatte.
Naja, zumindest fast...
>>Okay, jetzt noch mal langsam... Du kamst vom Beeren sammeln außerhalb der Stadt zurück, als die Markars gerade aus eurem Haus kamen.<< fasste Tessa zusammen.
>>Ja<< ich nickte zustimmend.
>>Und dann hast du diesen Lichtstrahl gesehen, worauf du seiner Flugbahn gefolgt bist, weil du im Traum dort bei diesem Licht sicher warst und vermutet hattest das dieser Kristall dich retten würde. Hab ich das so weit richtig zusammenfasst?<<
Ich nickte wieder.
>>Gut, also... wo war ich stehen geblieben... ach ja! Nachdem du dar warst und diesen Stein berührt hattest... verband er sich mit deinem Körper?!<<
>>So unglaublich es klingt, aber so war es<<
Sie betrachtete mich etwas entgeistert, bevor sie weiter sprach, >>Und da nach bist du als Drache auf gewacht...<<
>>Als weißer Drache<< Ich wusste nicht, warum mir das plötzlich so wichtig war, aber mir kam es irgendwie sehr bedeutsam vor das ich weiße Schuppen hatte. Mal ganz abgesehen von der Tatsache das Weiß meine Lieblingsfarbe war.
>>Ein weißer Drache, Entschuldige, jedenfalls bist du dann ein bisschen im Urwald herum gestreift, weil du nicht wusstest ob so du zurückkehrte solltest. Als du dich endlich entschieden hattest und vor der Mauer überlegtest wie du rein kommen solltest, hast du dich zurück verwandelt. Bloß waren deine Haare und Augen verändert, was du erst später bemerktest, als... du zu Hause warst, um?<<
>>Ich hab mir ein paar Sachen zusammen gepackt, weil ich gehört hatte das Lucy immer noch bei dir war und ich wollte natürlich wissen wie ihr es ging. Und außerdem war es ziemlich kalt ohne Kleidung, wenn du weist was ich meine<<
>>Äh... ja ich weiß was du meinst. Gut jetzt müssen wir noch-<<
Mein Margen gab ein so dermaßen lautes Knurren von sich, das ich meine Arme um meinen Bauch schlang und rot anlief. Ich blickt Tessa flehend an.
Sie schmunzelte nur und meinte lächelnd, >>Ich hold dir mal was zu essen. Schließlich soll es ja nicht heißen ich wäre eine schlechte Gastgeberin. Also, was hättest du denn gerne?<<
>>Mir egal! Hauptsache etwas essbares, aber vielleicht... irgendetwas mit Fleisch, bitte?<<
>>Ich hab ein paar Würstchen da, die bring ich dir. Hat sonst noch jemand Hunger?<< fragte sie in die Runde.
>>Nö<<
>>Nein, danke<<
Sie stand auf und ging in die Küche. >>Ich hab auch noch ein paar Kartoffeln, die bring ich dir auch.<< Nach ein paar Minuten hörte man ein Piepsen das von einer Mikrowelle herrühren musste, und Emilie´s Mutter kam zu meiner Begeisterung gleich darauf durch die Wohnzimmertür. Gefolgt von ein einem umwerfendem Duft von Essen, der mir ein sehnsüchtiges Stöhnen entrann.
>>Hier, lass es dir schmecken.<< Ein Teller der gerade zu überquoll vor Würstchen und Kartoffeln wurde vor mir abgestellt. In dem ganzen Chaos hatte ich meine Hunger komplett vergessen. Aber jetzt war mein Hunger wieder mit aller Macht zurückkehrte, und selbst wenn ich versucht hätte in zurückzudrängen – was ich nicht vor hatte – wäre mir das jetzt nicht gelungen.
Innerhalb kürzester Zeit hatte ich den ganzen Teller plus einen ordentlichen Nachschlag verputzt. Ich legte mich zurück und leckte mir die Lippen. >>Das war wirklich Köstlich! Aber jetzt bin ich Babbsatt<<
Ich stand auf um mir ein wenig die Füße zu vertreten. Vorm Fester blieb ich stehen und schaute nach unten. Viel sah man nicht; es zog schon wieder zu und die dicken Wolken ließen nicht viel Tageslicht durch. Mir fehlte das Licht irgendwie. Es war viel zu Düster für diese Jahreszeit. >>Meine Güte! Wir haben Sommer und es ist jetzt schon um...<< Ich schaute aus Gewohnheit auf mein Handgelenk, bloß dort war keine Armbanduhr. Die war bei meiner Verwandlung zerbrochen. >>Äh... wie viel Uhr haben wir?<<
>>Viertel vor Acht<<, sagte Emilie.
Ich schnaubte.>>Normalerweise wäre es jetzt noch hell!<< Mich störte es, dass es so Dunkel war. Am liebsten hätte ich jetzt die Wolken bei Seite geschoben um die Sonne zu genießen. Doch lieber noch wäre ich selbst hoch geflogen und durch die Wolkendecke gebrochen, um unseren gleißenden Feuerball zusehen.
Bei diesem Gedanken fing meine Haut um den Kristall an zu Kribbeln. Das Gefühl war das gleiche, wie als ich mich zurück verwandelt hatte. Das Kribbeln breitete sich aus. Oh Gott! Ich hielt mir meine Hand vors Gesicht und sah geschockt zu wie meine Finger lange Krallen bekamen. Ich presste mir meine Arm an die Brust. Ich durfte mich jetzt auf keinen Fall verwandeln. Ich suchte mir eine Fixpunkt, und konzentrierte mich auf diesen, und versucht die Verwandlung und das Kribbeln zurückzudrängen.
Nach einer Weile verschwand es und ich atmete auf. Ich hob meine Hand. Die Krallen waren verschwunden. Was für ein Glück!
Jemand berührte mich am Arm. Ich gab eine Schrei von mir und machte einen Satz zur Seite. Lucy schaute mich ganz erschrocken an. >>Wahnsinn, deine Augen leuchten! Kommt das davon das ich dich erschreckt habe?<<
>>Äh... Kann sein.<< Es war wohl eher wahrscheinlich, dass das Leuchten von meiner Fast-Verwandlung herrührte, aber das würde ich ihr jetzt sicherlich nicht erzählen.
>>Cool! Das muss ich öfters machen.<< Ihr blick fiel auf meinen Arm, denn ich immer noch an mich presste. >>Warum hältst du dir den Arm?<<
Ich lies in fallen. >>Ach, einfach so.<<, entgegnete ich ausweichend. Sie hatte immer noch leicht verquollene Augen. Ich wusste, durch ihre fröhliche Art wollte sie nur ihre eigentlich Traurigkeit überspielen. Auf einmal wusste ich nicht mehr ob ich sie einfach hier lassen könnte, obwohl es ihr bei Tessa und Emilie zweifellos gut gehen würde. Aber ich musste gehen. Es ist besser so.
Ich ging noch ein bisschen hin und her, um die restliche Anspannung los zu werden, als mein Blick auf den alten Fernseher fiel. Es war noch einer mit Bildröhre, fast das gleich Model das wir hatten. >>Tessa!<<, rief ich. >>Dürfte ich den Fernseher einschalten? Ich würde gerne die Nachrichten sehen.<<
>>Natürlich. Die Fernbedienung liegt auf dem Couchtisch. Die für den Fernseher ist grau und die für den Receiver ist schwarz.<<, ihre Stimme war gedämpft durch die Entfernung. Sie machte gerade den Abwasch.
Ich nahm die Schwarze und die Grau und schaltet die Glotze ein und suchte einen Sender wo gerade Nachrichten liefen.
Ich fand einen. Und genau zur richtigen Zeit.
>>...die Einschlaggebiete werden der Zeit noch von Wissenschaftlern untersucht. Dafür Berichtet jetzt Martin Höffner live vor Ort, wo gleich zwei in eine Wohnung einschlugen.<<
Es wurde ein Bild von einem älterem Mann mit bereits lichter werdendem Haar ein geblendet. Hinter ihm konnte man einem ab gesperrten Bereich sehen, in dem eine menge Leute in gelben Plastikanzügen rum wuselten und irgendwelche Messungen vor nahmen.
>>Guten Abend liebe Zuschauer.<<, begann er lächelt. >>Ich bin hier vor Ort in, unserer geliebten Hauptstadt, Aika-férfi. Einer Meteore schlug direkt in eines der Ferienhäuser der Familie Ravenstone ein. Tragischer weiße erschlug einer der fallende Himmelskörper, den Milliardär, Marek Ravenstone. Die beiden Söhne, Shrukan und Seacs Ravenstone, die sich nach den Aussagen des Chauffeurs zur dieser Zeit ebenfalls dort auf hielten, wurden glücklicherweise nicht verletzt, stehen aber unter Schock, und sollen sich nun hier in einem Penthouse verbarrikadiert haben. Der Verbleib des Meteoriten ist ungewiss. Die Gesteinsbrocken müssen nach den Einschlaglöchern zu urteilen und dem Autopsiebericht, die Größe eine Straußenei´s haben. Trotzdem hat man nichts gefunden. Der einzige Beweis für seine Existenz liefern Augenzeugen. Und ein stummer Zeuge, der seine Wucht abbekam. Ich geben zurück ins Studio.<<
Der Reporter wurde wieder aus geblendet. >>Vielen Dank. Das war live vom Unfallort.<< Die blonde Frau die die Nachrichten präsentierte, schaute kurz auf ihre Notizen bevor sie fortfuhr. >>Die Meteorologen sind sich nicht ganz sicher woher der Meteor kam, denn als der Stern hernieder ging, spielten alle Messgeräte der Wissenschaftler verrückt, weswegen er nicht bemerkt und abgefangen werden konnte. Es wird immer noch darüber debattiert ob es ein ein einziger, der in unsrer Atmosphäre zerbrach, oder acht verschieden Meteoriten waren.<<, während die Dame das erklärte, zeigte man in einem kleinerem Fester neben ihr ein Bild von einem Meteoriten. Dieser spaltete sich in acht kleinere auf, dann verschwand die Einblende wieder.
>>Weit mysteriöser ist allerdings, dass an keinem der acht Einschlagskatern, die vermuteten Meteore gefunden wurden. Es ist aber auch zu erwähnen, dass drei der Kometen außerhalb der Städten, Agios, Brakil-trembur und Daichi einschlugen und so leider noch nicht geborgen werden konnte. Wie uns aber mitgeteilt wurde, werden zur Zeit kleinere Militäreinheiten zu den genannten Städten eskortiert, die den Einschlagort finden und den, wenn vorhanden, Meteor bergen sollen.<<
Die Blondine nahm ihre Notizen und verabschiedete sich dann. Davon bekam ich aber nicht mehr viel mit, ich war ganz in meinen Gedanken versunken. Lauter Fragen schossen mir durch den Kopf...
Waren die Ravenstone Brüder jetzt auch Drachen? Hatten sie die Meteoriten berührt, genau so wie ich? Schaften sie es auch sich wieder zurück zu verwandelt und hatte sich ihr menschliches Aussehen auch verändert? Und das wichtigste: Wenn es acht Kometen gab, wo waren dann die anderen fünf Steine? Leider hatte ich den Anfang des Berichts verpasst, da hatte man bestimmt die anderen Absturzorte genannt, aber die Nachrichtensprecherin hatte gesagt, das nur drei außerhalb der Städte auf geschlagen waren. In Agios, Brakil-trembur, Daichi und Aika-férfi. Daichi konnte ich streichen, diesen Stein hatte ja ich gefunden und berührt, dummer weiße. Dann waren zwei in Mamoria´s Hauptstadt, also drei, plus einen in der Wüstenstadt Agios und einem in Brakil-trembur, der Tempelstadt im Norden. Das waren dann fünf. Also musste ich nur noch heraus finden wo die anderen drei Steine waren.
Ich stützte die Ellenbogen auf die Knie und und hielt meinen Kopf in den hohlen Handflächen. Die weißen Haare fielen mir seitlich von den Schultern ins Gesicht, und fokussierten meinen Blick, wie Scheuklappen.
>>Über was denkst du nach?<< Die Stimme kam von links. Ich blickte auf. Tessa stand ihm Türrahmen und musterte mich aufmerksam. Ich hatte so ein Gefühl, als wusste sie, dass ich nicht lange bleiben würde.
>>Ich denk über den Fernsehbericht nach.<<, sagte ich so beiläufig wie möglich. >>Ich glaube nicht, dass das Meteoriten waren, sonder eher solche Kristalle, wie ich gefunden habe.<<
Sie nickte wissend.
Ein leichtes Lächeln huschte über mein Gesicht. Ja, sie wusste es. Sie wusste ich würde auf die Suche nach den anderen Steinen gehen. Und ich sah es in ihren Augen, das sie auf Lucy achtgeben würde. Hier war sie gut auf gehoben.
Lucy kam herüber zu uns und blickte irritiert zwischen Tessa und mir hin und her. Ich zog sie in meine Arme. Es fiel mir zwar schwer sie hier einfach zurück zulassen, und ich wusste auch das es gewissermaßen Grausam war was ich tat – Erst verlor sie ihre Mutter, und dann ging ihre große Schwester auch noch fort – aber mein innerer Zwang war stärker. Meine Instinkte sagten mir, dass etwas schreckliches passieren würde, wenn ich hier blieb.
Auf ein mal wurde ich unglaublich Müde. Die Last der letzten Ereignisse machten sich jetzt auch bei mir Bemerkbar.
Lucy kuschelte sich an mich und gähnte, sie war genau so erschöpft wie ich. >>Komm wir gehen ins Bett.<<, schlug ich vor und musste auch gähnen. >>Ich bin auch auch fürchterlich Müde.<< Ich zog sie von der Couch und schaltete den Fernseher aus.
>>Ihr könnt in Emilie´s Zimmer schlaffen. Sie wird bei mir schlafen.<<, meinte Emilie´s Mutter. Ich nickte nur schläfrig. Und meine kleine Schwester und ich gingen in ein Zimmer am ende des Ganges.
Die ganze Nacht hielt ich sie ihm Arm und wachte über sie.

Impressum

Texte: Alle Charakter in diesem Buch gehören mir und auch nur mir!
Tag der Veröffentlichung: 12.06.2010

Alle Rechte vorbehalten

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