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Prolog

Man sagt, Mamoria wurde von einem Gott in der Gestalt einer gewaltigen goldenen Echse mit riesigen ledernen Schwingen, namens Immortalis geschaffen. Er beherrschte alle Elemente.
Feuer, Wasser, Erde, Luft, Eis, Donner, Licht und Dunkelheit. Und das Mächtigste von allem - Die Zeit.

Immortalis erschuf Flora und Fauna, die Menschen und nach seinem Abbild die Drachen.

Nachdem er die Welt erschaffen und das Leben auf ihr, Jahrtausende von der Göttlichen Ebene, beobachtet hatte, wurde er langsam schläfrig. Yanimn, Immortalis´ s schwarzer Bruder, beobachtete ihn Jahre lang voller Neid, wegen seiner Gabe zur Schöpfung. So hat er ihn langsam, hinter seinem Rücken, seiner Kräfte beraubt. Als Immortalis durch den Kraftverlust schließlich einschlief, nutzte Yanimn seine Chance und stieß seinem Bruder ein schwarzes Schwert durch die mit goldenen Schuppen bedeckte Brust. Die Waffe sollte Immortalis mit einem von Yanimns dunklen Kräften erschaffenen Zauber bannen. Als das Schwert durch die starken Schuppen, das muskulöse Fleisch und das durch Knochen geschützte Herz drang, brach ein Licht aus der Wunde und spaltete sich in acht verschieden farbige Lichtstrahlen, die alle in andere Richtungen von der Göttlichen Ebene nach Mamoria flogen...

Damals wusste ich noch nicht, was dieses weiße Licht, dass ich am Horizont sah, mir – geschweige den meinem zukünftigen Gefährten sowie seinen und meinen Freunden – bringen sollte.




Kapitel 1 Nachtjagd



Wenige Stunden vor Immortalis´ Fall...



Knack!!!
Ich schreckte wie von der Tarantel gestochen aus meinem Bett hoch und schaute mich verwirrt um. Meine Augen versuchten angestrengt die Dunkelheit in den hinteren Ecken meines kleinen Zimmers zu durchdringen. Sie schafften es nicht. Schnell knipste ich meine Leselampe auf meinem Nachtisch an um das Gefühl der Bedrohung zu Vertreiben. Zu meiner Erleichterung versteckte sich niemand in den Schatten und es sah alles genauso aus wie immer. Alle Möbel standen noch an ihrem Platz und beide Fenster, sowie die Tür, waren geschlossen. Ich brauchte einige Minuten bis ich mich wieder beruhigt hatte, dann schaute ich nach links und aus meinem Fenster.
Der Mond war von dicken umher wirbelnden Gewitterwolken verhangen, die nur mäßig das Mondlicht in mein Zimmer ließen. Die paar Bäume die draußen im Garten standen wiegten sich ächzend im stürmischem Wind.
>>Das war bestimmt nur ein Ast der draußen abgebrochen ist...<<, redete ich mir gut zu. >>...oder doch ein Genick, das gerade gebrochen wurde!<< Ich musste unwillkürlich schaudern, als die Beklemmung zurückkehrte. Also verzog ich mich wieder unter meine warme Decke, schaltete das Licht aus - da ich ja jetzt wusste das sich kein Killer in meinem Zimmer befand - und grübelt nach.
Irgendwas lag in der Luft.
Das war auch einer der beiden Gründe, warum ich mich so unwohl fühlte.
Erstens:
Schon seit Tagen spielte das Wetter wie verrückt. Es stürmt, hagelt und gewittert und das mitten im Sommer! Vor einer Woche war Daichi sogar ein Tag lang vollständig zu geschneit, dass niemand aus seinem Haus konnte. Und das wollte was heißen! Schließlich waren wir von einem tropischem Wald umgeben.
Jeder, in Mamoria, konnte diese aufkommende Bedrohung spüren. Etwas würde sich schwerwiegend verändern, aber was das war, vermochte ich nicht zu sagen. Es würde aber kommen, so sicher wie das Amen in ein von Immortalis´s Kirchen.
Und Zweitens:
Dieser immer wiederkehrende Traum, der mich auch heute Nacht wieder heimgesucht hat. Diese erschütternde Angst UND dieses wunderbare Schutz bietende weiße Licht.
Es war absolut und mit hundert prozentiger Sicherheit immer wieder der selbe beängstigende Traum. Ich rannte und rannte vor der Bedrohung davon, die mich jedes Mal beinahe in den Wahnsinn trieb, durch den Wald der hinter der großen Mauer wuchs.
Ich holte mir zahllose Kratzer, Schnitte und Schürfwunden beim Lauf durch das Dickicht, bei dem ich dauern Strauchelte. Die Büsche und Pflanzen schienen ihre Ranken und Äst nach mir auszustrecken und mich absichtlich zu Fall bringen zu wollen.
Aber ich rannte nicht zu dem kleinen Haus, meine Mutter, Sonja, das wir bewohnten, sondern davon weg. Was ich sehr verstörend fand.
Schließlich war mein Zuhause immer ein Ort der Sicherheit und keiner der mich vor Furcht beinahe wahnsinnig macht.
Der Albtraum ist aber nur solange ein Albtraum bis ich das weiße Licht erreiche. Diese Reinheit und Güte, die das Licht besitzt. hält die Monster – oder was auch immer der Ursprung dieser Bedrohung sein mag – wie ein Schild davon ab mich zu töten.
Jedes Mal wenn ich durch den Lichtschild trete, fühlt es sich an als hätte ich einen lang verschollenen Teil meiner Seele, meines Selbst wieder gefunden, denn der weiße Drache, der dort auf mich wartet, scheint zu mir zu gehören, wie die zweite Seite einer Medaille.
Vielleicht war ich ja ein Seelenhüter – eine Sterbliche mit der Seele eines Drachen - und wusste es nicht. So was kam schon mal hin und wieder vor, aber das letzte mal war auch schon wieder dreihundert Jahre her, dass man einen Menschen mit einem Drachen sprechen gesehen hat, was die Haupteigenschaft eines Seelenhüters ist.
Vielleicht, aber nur vielleicht, wollte mir dies der Traum sagen.
Es würde mir aber nicht viel bringen, schließlich macht das aus mir noch lange keinen echten Drachen.
Sobald der Drache mich mit seinen goldenen Augen schier durchbohrt und ich ihn berühren will... fahre ich jedes Mal mit einem Ruck aus meinem Bett.

Was ich mich aber immer noch frage... und was mir der Traum nicht beantwortet,... was passiert mit meiner Mutter und meiner Schwester... die mir nicht folgen... und immer noch in unserem Haus sind... vor dem ICH immer wieder mit solche Panik fliehe...

>>Amy! Lucy! Auf Wiedersehen, ich bin dann jetzt auf der Arbeit<<, rief meine Mutter zu uns herauf. Die Tür fiel unten dumpf ins Schloss.
Ich wälzte mich genervt im Bett herum, um auf meine Digitaluhr zu schauen.
8:37. Ich fluchte unterdrückt, rollte mich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
Dass Mutter sich so lautstark verabschiedete konnte nur eins bedeuten: Aufstehen und Hausarbeit machen; Sofort! Bei dem Gedanken, das warme Bett zu verlassen und runter an die wartende Arbeit zu gehen, musste ich gähnen.
Die Tür zu meinem kleinem Zimmer wurde mit einem Ruck aufgestoßen.
>>War ja klar, dass Mama uns nicht ausschlafen lässt. Man könnte doch meinen, dass wir uns mal ausruhen dürfen, da wir jetzt Sommerferien haben. Aber NEIN, wir müssen ja die Hausarbeit machen!<< Lucy, meine kleine, aber manchmal durchaus nervige Schwester, war mal wieder am Meckern.
>>Morgen Lucy. Du sprichst mir aus der Seele, aber ich wäre dir durchaus verbunden, wenn du nicht unbedingt meine Zimmertür schrotten würdest!<< Ich warf ihr einen finsteren Blick zu.
So wie sie da stand, sah sie richtig süß aus. Mit ihren braunen Ringellöckchen, die ihr um das herzförmige Gesicht fielen, dem beigem Nachthemd, das ihr bis zu den Knien reichte und den pinken Kuschelhausschuhen. Dieser Eindruck, des süßen kleinen Mädchens, konnte aber ziemlich täuschen. Lucy hatte es faustdick hinter den Ohren.
Sie konnte schon ziemlich aufdrehen, wie zum Beispiel an ihrem Geburtstag vor einem Jahr. Wegen Mutters nicht besonders ertragreichem Job, als Kassiererin in einem Supermarkt, war chronischer Geldmangel an der Tagesordnung; weshalb eine schöne Feier auch nicht in Frage kam; deswegen hatten Sonja und ich schon einen Monat zuvor mit dem Sparen auf die Plüschkatze dann endlich bekam war sie so Überglücklich, dass sie Stundenlang durch unsere schäbige Wohnung rannte und voller Glück mit ihrem Plüschtier spielte und kuschelte.
So war sie eben klein und verrückt.
>>Upps, das wollte ich nicht, aber das würde doch sowieso keinen Unterschied mehr machen. Ob diese Bruchbude einen Kratzer mehr oder weniger hat, oder? Amy? Bist du wieder eingepennt? Was meinst du?<<, fragte meine kleine Schwester.
>>Sei froh, dass wir überhaupt ein Dach über dem Kopf haben und nicht auf der Straße leben!<<
>>Ja, das bin ich auch, ehrlich! Aber sag mal was meinst du; würde es einen Unterschied machen?<<
Ich musste kichern. >>Wahrscheinlich nicht, aber-<<
>>Siehste hab ich doch gesagt!<<, fuhr Lucy mir ins Wort.
>>Verdammt noch mal, lass mich gefälligst aus reden, Lu!<<, blaffte ich sie an. >>Wahrscheinlich nicht, aber trotzdem muss du doch nicht alles mutwillig kaputt machen! Wenigstens haben wir etwas. Dir geht es wohl zu gut!<<
>>Kann sein<< Sie grinste gerade zu von einem Ohr zum anderem.
>>Ja, ich glaub´s auch<<, meinte ich ironisch und musste unwillkürlich auch grinsen.
Wir mussten lachen. So unterschiedlich wir auch vom Typ und vom Verhalten her waren; unsere Denkweise war die selbe, weshalb wir uns auch meist ohne Worte verstanden; das konnte schon praktisch sein.
Ich stand vom Bett auf und streckte mich erstmal. >>Geh und zieh dich erstmal an und dann Fang schon mal unten an. Ich komm gleich<<, befahl ich ihr. Ich nahm Kurs auf meinen Kleiderschrank.
>>Okay ...<<, Lucy war schon auf dem Weg nach unten als sie stehen blieb und sich ruckartig zu mir umdrehte um mit dem Finger auf auf mich deutend los bluffte: >> MOMENTMAL! Und was machst du?! Ich mach auf keinen Fall die ganze Arbeit alleine! Das kannst du vergessen!<<
Mir entfuhr ein Seufzen. Warum mussten kleine Schwestern unbedingt schon am morgen so energiegeladen sein? Warum?! >>Nein, du musst das nicht alleine machen. Wir machen das zusammen, aber ich muss mich erst mal fertig machen und ich brauch halt länger als du. Und jetzt geh und zieh dich an! Je länger du herum meckerst, desto länger brauchen wir und ich will ehrlich gesagt nicht den ganzen Tag mit Putzen verbringen, sondern auch mal was anderes machen. Wolltest du, außerdem nicht heute bei einer Freundin übernachten?<<
>>Ach ja, stimmt!<<, fuhr sie auf und sauste aus dem Zimmer. Und fort war sie.
Mir entfuhr ein weiterer Seufzer. Ich blickte ihr einige Sekunden nach, dann musste ich über die einfachen Mittel, Lucy zu begeistern, lächeln. Kopfschüttelnd suchte ich in meinem Kleiderschrank nach meinen Lieblingssachen. Einer Röhrenjeans; einem weißem Top und zum Überziehen eine weißes Sweatshirt, dann setzte ich mich auf meinen Stuhl und zog mir noch ein Paar Socken an. Ich ging ins Bad, wusch mir mein Gesicht, putzte mir die Zähne und kämmte mir das lange Haar.
Ich betrachtete mich im Spiegel.
Welcher Kerl auf der Welt könnte jemals jemanden wie mich attraktiv finden? Diese durchschnittlichen braunen Haare; diese durchschnittlichen braunen Augen und das durchschnittliche Gesicht. Wenigstens hatten meine Klamotten keine Löcher, was die Situation nur noch verschlimmert hätte. Obwohl mein sozialer Status war ja sowieso schon im Keller.
Ich ließ meine Haare offen, machte mein Bett und ging noch zu meinem Nachttisch und legte mir meinen wertvollsten Besitz an.
Eine Silberkette mit einem hellblauen Topas, dazu zog ich mir noch einen goldenen Armreif mit zwei Kugeln an beiden Enden und eine Digitaluhr an.
Die Kette und der Armreif waren beides Geschenke von meinem Vater zu meinem zehnten Geburtstag gewesen. Er hatte damals zwei Jahre auf dieses Geschenk gespart.
Fünf Tage danach starb er bei einem Unfall.
Das war jetzt auch schon wieder sieben Jahre her, man die Zeit verging wirklich schnell.
Ich griff nach dem Topas und drückte in einmal ganz fest... und ging dann runter; zurück in die Gegenwart.
Lucy war gerade beim abspülen. >>So lange hast du doch jetzt gar nicht gebraucht.<<, merkte Lu an.
>>Ich hab mich auch nicht geduscht, sonst hätte ich länger Gebraucht.<<
>>Stimmt.<<
Wir waren in eineinhalb Stunden mit der Hausarbeit fertig und Lucy war schon zu ihrer Freundin Emilie gegangen.
Ich zog mir meine Schuhe an und wollte raus gehen um hinter der großen Metallmauer Obst, Beeren und andere Früchte zu sammeln. Das machte ich schon zeit ich zwölf war. Wir behielten das Gesammelte oder verkauften es. Es brachte zwar nicht viel ein aber besser als gar nichts. Ich schnappte mir noch einen Korb und ging dann nach draußen.
Ich schloss unsere Haustür ab und ging hinten in unseren kleinen Garten. Ich blickte die mindestens siebzig Meter hohen Mauer nach oben entlang hoch. Das riesige Ding aus Metall und Eisen sollte die uns feindliche gesonnene Natur fern halten.
Seit der Klimakatastrophe 2010 kam die Spezies Mensch nicht mehr mit der nun übermächtigen Natur klar. Die Temperatur nahm gerade zu tropische Ausmaße an und der Meeresspiegel stieg unaufhörlich; bis von dem ehemaligen Superkontinent Mamoria nur noch die Hälfte übrig war; plus einige vereinzelte Stücke. Die normalen Laubwälder wurden nach und nach durch tropische Urwälder ersetzt, in denen nur noch wenige Säugetiere, dafür um so mehr riesige Reptilien und Amphibien leben. Selbst die Wissenschaftler unserer Zeit konnten den Artenreichtum in den Wäldern nicht genau schätzen; das lag zum größten Teil daran das es einfach zu gefährlich war die Urwälder zu betreten. Und das sogar schwer Bewaffnet! Die Wälder waren zwar schon immer wegen den dort lebenden Drachen und saurierähnlichen Reptilien gefährlich gewesen, aber jetzt 2273 war es glatter Selbstmord einen Fuß in die tropische Natur zu setzten, weswegen sich auch der größte Teil der Weltbevölkerung in die Sicherheit der Großstädte und Städte zurück zog und große Mauern baute um die tödliche Natur fern zuhalten. Aber ein kleiner Prozentsatz der Menschen lebt immer noch in den Wäldern; sie leben dort im Einklang mit der Natur.
Die Menschheit hatte schon seit zweihundert Jahren keine Kontakt mehr zu diesen Menschen, was mir persönlich ein Rätsel war, denn wir alle Glaubten an Immortalis und gehören einer Spezies an. Aber auch niemand wussten wo sie sich befanden, diese Völker könnten überall sein und wie gesagt es war einfach zu gefährlich.
Ja, es war schon gefährlich was ich tat; draußen hinter der Mauer etwas essbares zu sammeln. Ich wurde wegen dieser Tatsache auch schon immer in der Schule schief angesehen, dass wir unser Essen am Rand der Stadt zusammen sammeln mussten, aber es half alles nichts.
Ich ging zu einer leicht angerosteten Metallplatte in der Wand und schob sie beiseite. Dahinter kam ein mittelgroßes Loch zum Vorschein. Ich steckte erst den Korb durch das Loch, vor ich selber durch schlüpfte, danach zog ich die Metallplatte wieder so vor die Öffnung das ich sie nachher wieder auf bekam.
Ich drehte mich um und betrachtete prüfend die Umgebung. Es sah relativ ruhig aus, aber das konnte täuschen. Ich durfte mich nur nicht zu weit von der Öffnung und der Mauer entfernen, dann war es halbwegs ungefährlich. Ich ging lange im Wald umher und sammelte alles was ich an Früchten kannte und wusste das es essbar war.
Ich war gerade damit beschäftigt ein paar Beeren zu sammeln als meine Armbanduhr anfing zu piepsen. Ich schaute auf meine Uhr; 18:45; ich war jetzt schon acht Stunden unterwegs. Wie die Zeit vergeht. Ich musste jetzt aber dringend zurück, Mutter mochte es nicht wenn ich zu lange außerhalb der Mauer blieb und wahrscheinlich war sie auch schon zu Hause, um mir darüber eine Standpauke zu halten, wie gefährlich es außerhalb des Metallungeheuers war; denn Nachts gingen die Markars auf die Jagd.
Reptilienartige Wesen mit einem Rasiermesserschafen Schnabelfortsatz am Maul und scharfen Krallen. Sie waren ungefähr so groß wie ein Pony und jagten in Rudeln, von bis zu fünf Tieren.
Ich war nicht darauf erpicht ihnen über den Weg zu laufen, also machte ich mich auf den Weg nach Hause, um meiner Mutter nicht noch mehr Sorgen zu machen.
Auf halben Weg bekam ich plötzlich ein ganz schlechtes Gefühl; und blieb stehen. Das Gefühl kam mir bekannt vor, ich wusste aber nicht wo ich es einordnen sollte. Diese dunkle Ahnung schien weit hinter mir ihren Ursprung zu haben und breitete sich explosionsartig aus. Wie aufs Stichwort verdunkelte sich plötzlich der Himmel. Verblüfft schaute ich nach oben. Keine Sterne. Nur dichte Gewitterwolken. Ich hatte das Gefühl als würde mich etwas beobachten. Aus einem Impuls heraus drehte ich leicht den Kopf und linste über meine Schulter. Nichts. Kein Anzeichen von einem Raubtier, oder so was.
Ich schüttelte verwirrt den Kopf und ging besorgt weiter. Erst ging ich nur schnell, dann fing ich an zu rennen. Das Gefühl der Bedrohung wollte einfach nicht verschwinden. Es wurde sogar nur noch stärker.
DA! Die Öffnung...
Schlitternd blieb ich stehen. Mein kleines Schlupfloch war verschwunden, stattdessen klaffte dort jetzt, einer Fleischwunde gleich, ein riesiges Loch.
Vorsichtig näherte ich mich der Öffnung und spähte um die Ecke. Keuchend stieß ich den Atem aus; der Korb fiel mir aus der Hand, und die Beeren und Früchte hüpften davon.
Wie der Öffnung in der Mauer war es auch unserer Gartentür nicht besser ergangen; die halbe Wand war herausgerissen worden. Der Garten war total zerwühlt und über all waren große Pfotenabdrücke. Blutige Abdrücke. Genauso wie das Blut, auf dem Boden, vor der ehemaligen Hintertür.
Total geschockt machte ich ein paar zaghafte Schritte in Richtung Haus; ich kam aber nicht weit, denn ein bedrohliches Knurren lies mich erneut innehalten.
Zwei gelbe Augen glühten in der Dunkelheit unseres Hauses auf und ein Markar, gefolgt von zwei weiteren, trat aus dem Loch.
Die Bedrohung ging von ihnen aus und die blutverschmierten Krallen und Mäuler waren eine eindeutig Warnung an alle; und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen; mein Traum war gar kein Traum sonder vielmehr eine Vision gewesen und jetzt hatte ich eine eindeutige Vorstellung davon, was sie getan haben mussten, was sie meiner Mutter angetan haben mussten. Mir schossen die Tränen in die Augen; und die Bedrohung der Markars war dieselbe Furcht die ich immer jede Nacht in meinen Träumen durchmachen musste.
Dann musste irgendwo das Licht sei ...
Plötzlich schoss ein helles Licht über uns hinweg, in Richtung Wald, und beleuchtete die Szenerie taghell. Die Markars blinzelten und fauchten verwirrt. Ich nutze die Gelegenheit und rannte so schnell ich konnte durch die Öffnung in der Metallmauer in den Wald.
Einer der Markars brüllte gefährlich und ich konnte hören wie sie los rannten. Ich musste das Licht unbedingt vor den Markars erreichen andernfalls wäre ich tot, denn schneller war ich auf keinen Fall.
Aber wo war das Licht?
Meine Lunge fing an wie Feuer zu brennen, während ich durch das Gestrüpp brach und mir die vielen Äste der Bäume heftig ins Gesicht schlugen.Schwere Pfoten schlugen immer schneller und näher hinter mir auf den Boden. Ich verfiel in Panik, denn ich konnte die wachsende Bedrohung hinter mir fühlen. Ich rannte und rannte und schlug die Äste aus dem Weg, um überhaupt eine Chance zu haben zu dem Licht zu kommen, dabei holte ich mir immer mehr Kratzer und Schürfwunden.
Und wenn das nun die Falsche Richtung war?
Plötzlich hörte ich ein gefährliches Knurren direkt hinter mir. Wie in Zeitlupe drehte ich den Kopf und sah wie ein Markar sich auf mich stürzte. Ich würde nicht mehr ausweichen können und ich sah es in den Augen des Jägers, dass er das ganz genau wusste. Genau eine Sekunde bevor sich der scharfe Schnabel in meinen Hals bohren konnte blieb ich an einer Wurzel hängen und stolperte. Dadurch beugte ich meinen Oberkörper nach vorne um den Sturz abzufangen. Der Markar segelte über mich hinweg und landete krachend an einem Baum.
Ich kümmerte mich nicht darum und rannte weiter.
Die zwei anderen Markars stürzten sich auf mich und verfehlten mich nur um Haaresbreite.
Plötzlich sah ich einen Lichtstrahl, nicht weit vor mir, im Wald aufblitzen. Ich rannte sofort in diese Richtung.
Die böse Energie wurde wieder stärker. Das gefährliche Knurren wurde lauter und kam immer näher.
Zugleich wurde das Licht immer stärker und intensiver...
Ich konnte hinter mir hören wie eine der Bestien sprang.
Da! Endlich!
Krachend brach ich durch zwei Äste und landete auf einer Lichtung. Ich versuchte mich mit einem Hechtsprung hinter das Lichtschild zu retteten, aber dieses mal hatte ich weniger Glück. Bevor ich ganz hinter dem Lichtschild verschwand, riss das Monster mir mit seinem Schnabel die Wade auf. Ich spürte wie der Muskel zerfetzt wurde. Es tat höllisch weh.
Ich schlug mit der Schulter zuerst auf. Ein zweiter Schmerz explodierte in meinem Körper. Außer Atem blieb ich einfach liegen. Mir war es egal ob diese Scheißviecher hier herkamen. Ich konnte nicht mehr. Ich war am Ende, also kniff ich die Augen zu und wartete auch auf das Ende...
Nichts geschah.
Vorsichtig öffnete ich die Lieder um zu schauen ob die Markars nicht doch verschwunden waren. Zu meinem Pech waren sie noch da, aber sie kamen nicht durch das Lichtschild. Sie sprangen immer wieder dagegen, kamen aber nicht hindurch.
Jetzt wurde mir auch erst bewusst, dass das Gefühl der Bedrohung verschwunden war, stattdessen fühlte ich mich absolut sicher und geborgen.
Langsam setze ich mich auf und lies die Markars dabei nicht aus den Augen. Meine Verfolger knurrten unheilvoll und warfen mir bösartige Blicke zu. Ich wusste ohne Zweifel was sie mit mir machen würden, wenn die Barriere verschwinden würde. Aber ich hatte so ein Gefühl, dass diese böse Energie sich nicht mit der Reinheit dieser Energie messen konnte, in der ich mich befand; und die Markars schienen auch intelligent genug zu sein um das zu spüren. Sie zogen sich langsam in den Schutz des Waldes zurück. Ich konnte ihre Anwesenheit aber dennoch so deutlich spüren, wie meinen linken Zeh.
Ich beachtete diese Tatsache nicht weiter, beschloss aber dennoch sie im Hinterkopf zu behalten. Ich fing an mich um meine Wunde zu kümmern. Beim Anblick meiner Verletzung lief es mir eiskalt den Rücken runter. Sie sah schlimm aus und blutete stark. Ich zerrte an meiner Lieblingsjeans solange herum bis sie kurz oberhalb meiner Wunde abriss, dann zerriss ich dieses Stück in kleine Stücke. Ich band die Jeansstreifen zu einem langem zusammen und wickelte es dann straff wie einen Verband um den Schnitt um die Blutung zu stoppen. Vor Schmerz kniff ich die Augen zusammen.
Als der Schmerz etwas nachgelassen hatte, stand ich vorsichtig auf und prüfte ob ich das Bein belasten konnte. Es ging. Es tat zwar weh, aber es ging. Ich wischte mir das Blut an der Hose ab. Die konnte ich sowieso nicht mehr anziehen.
Jetzt schaute ich mich zum ersten mal um.
Die Lichtung wurde durch einen hell glühenden weißen Stein beleuchtet; etwas Schöneres hatte ich in meinem ganzem Leben nicht gesehen. Er war ungefähr so groß wie ein Straußenei und sah aus als ob er aus Schnee gemacht wäre. Der Kristall, oder was es auch war, glitzerte und brach das Licht, in seinem inneren schienen helle Lichter umher zu tanzen. In mir wuchs der Drang den Stein zu berühren.
Er war wunderschön wie er da mitten in der Luft schwebte. Er schwebte mitten in der Lu...? >>MOMENTMAL! Er SCHWEBT?<<, fuhr ich aus meiner Trance. Verdutze blinzelnd trat ich ein paar schritte näher. Ich fuhr einmal mit der Hand unter dem Stein entlang. Zweimal. Dreimal. Viermal. Fünfmal...
Aber da war nichts. Kein Sockel oder so was. Er hing einfach mitten in der Luft. Aber so was ging doch gar nicht? Oder?
Ich musste träumen, es konnte nicht anders sein. Ich wollte mich gerade zwicken als mein Blick auf mein verletztes Bein fiel. Nein, ich war Wach, dafür war das alles zu real. Ich betrachtete den Kristall, wie er da in der Luft hing, argwöhnisch. VIEL ZU REAL!
Der Wunsch den Kristall zu berühren wurde dennoch immer stärker, obwohl ich nicht wusste, was ich von der ganze Situation hier halten sollte.
Ich sah mich noch mal um, das Lichtschild war noch da, auch die Markars konnte ich noch spüren.
Aber wo war der Drache aus meinem Traum mit dem ich mich so verbunden fühlte? Obwohl vielleicht war er auch in dem Kristall eingesperrt? Von ihm ging nämlich dasselbe Gefühl aus.
Ich streckte langsam die Hände nach dem Kristall aus.
Der Stein schien genauso ein Teil von mir zu sein, wie das schöne Biest in meinen Träumen.
Meine Hände kamen dem Stein immer näher und dieser leuchtete immer heller...
Als meine Fingerspitzen auf den Kristall trafen, schoss dieser urplötzlich auf mich zu. Das Juwel schlug mit voller Kraft auf mein Brustbein auf, so das es mir den Atem aus den Lungen trieb. Ich konnte spüren wie er sich durch mein Sweatshirt und mein Top in meine Brust brannte. Mir wurde sofort schlecht durch den Geruch des verbrannten Fleisches. Durch die Wucht des Schlages fiel ich auf den Rücken. Der Schmerz war unerträglich und der Stein bohrte sich immer weiter in meine Brust; verschmolz mit meinem Körper. Ich fing an zu schreien bis meine Stimme versagte. Der Kristall schien meine Atome frei zusetzten bis ich explodierte und nichts mehr fühlte; außer Todesqual.

Ich wusste nicht wie lange diese Qualen anhielten. Ich wusste nur noch, dass ich sterben wollte. Ich wollte nur noch frei von diesen Schmerzen sein. Doch zum Glück wurde mir irgendwann schwarz vor Augen und ich fiel... in einen Abgrund...

Impressum

Texte: Alle Charakter in diesem Buch gehören mir und auch nur mir!
Tag der Veröffentlichung: 05.10.2009

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