Cover

ℓσѕт ∂єѕтιηу

 

What we feel for each other, isn't true.

What we know about love, is false.

What we should do is stay away, but we can`t.

Desires are our sins of our live.

 

Unsere Blicke begegnen sich, mit einem gesunden Misstrauen. Seine Augen sind unergründlich, fast schon hypnotisierend. Doch ich kann ihnen wiederstehen!

Aber ob ich auch genug Kraft aufbringe, um seinen Lippen zu entgehen?

„Alles in Ordnung?“, fragt er mit rauer Stimme, so schön, so verlockend.

„Ich glaube, etwas in meinem Blut fordert etwas Unbekanntes in dir heraus. Wir ziehen uns anscheinend einander magisch an.“

Ich schüttele den Kopf, es kann nicht wahr sein, es muss eine Lüge sein.

„Ich fühle mich bestimmt nicht zu dir hingezogen. Ich liebe dich bestimmt nicht!“

Was würde passieren wenn ich es immer wieder zu mir sagen würde? Würde ich es irgendwann auch glauben? Sein Mund verzieht sich wieder zu diesem verschmitzten Lächeln und sein Gesicht sieht fast schon glücklich aus, wenigstens sah er mich nicht mehr mit dieser traurigen Mine an, er wirkt nicht mehr so traurig, so leblos.

„Ich verspreche dir, dass ich dich nicht enttäuschen werde…Dir niemals wehtun werde. Dich nur küsse, wenn du es auch selber willst.“

Ich hörte den Klang seiner Stimme, sie zitterte, er war nervös oder hatte etwas zu verbergen. Doch woher sollte ich wissen was auf mich zukam? Was mit mir passieren würde wenn ich mich nicht darauf einließ?

„Du weißt es ist unser Schicksal!“, sprach er seelenruhig weiter, als wäre es nichts ungewöhnliches, als hätte er sich damit abgefunden, mich aufgegeben.

„NEIN!“

Ich wollte es nicht hören. Meine Hände zitterten, aber mir war alles andere als kalt, doch sie zitterten wie Espenlaub. Mein ganzer Körper bebte. Jeder Atemzug schmerzte in meiner Brust.

Aber welchen Grund hatte ich dazu?

Ich wusste doch auf was für ein gefährliches Spiel ich mich einließ und nun würde ich die Rechnung dafür bekommen. Wir waren eben nicht füreinander bestimmt!

¢υяѕє σƒ ∂αякηєѕѕ

Name: Lilith Neela Arteus

Alter: 16 Jahre alt

"Liebe ist uns bekannt. Sie steht für unsere Familie. Doch wenn sich das Licht spiegelt sieht man die Schatten. Liebe ist böse, unberechenbar. Es gibt keine Bösen Engel, nur geblendete durch die Liebe. In den Hinterhalt gelockt."

 

Wer ich bin? Ich bin eine Amazone und zwar die dir so richtig in den Hintern treten wird! Also Vorsicht ist angesagt!

 

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ MY THOUGHTS ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬

 

George: Do you honestly believe in me? Or are you playing with my feelings?

 

Kain: Do you really think you could leave me? Do you really think you could survive without me? I'm the one. I'm the one who made you. You are my little doll!

нєяσ σƒ тιмє

 Name: George Herondale

Alter: 18 Jahre alt

 

"Liebe und Begehren sind zwei unterschiedliche Dinge. Mein Herz liebt zwar dich, doch ich verlange nach einer Anderen!"

 

Guten Tag. Mein Name ist George Herondale. Ich komme aus London, um genau zu sein aus dem alten London als ihr noch nicht gelebt habt. Ich lebe das Leben eines ganz normalen M…enschen, mit ein paar kleinen Ausnahmen. Ach was soll’s lernt mich doch am besten selber kennen!

 

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ MY THOUGHTS ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬

 

Lilith: Dear Love, what have you done with me? My heart is beating so loud, only when I'm thinking you are lieing in my arms. Kissing me. Oh Dear what have you done with me?

 

Ilaria: If you wish to be someone, than you have to work on it! Not to dream about it!

мємσяιєѕ тнαт ι нανє ℓσѕт

Als die Hitze verschwand folgte ihr die Kälte sogleich. Der Sommer war vorbei und der Winter brach ein. Die Nacht wurde zum Tag.

Die Zeit? 

Ein einzigartiges System aus Sein und Vergehen.  Mittendrin. Bin ich gefangen. Allein!  Kopflos.  Körperlos. Gedankenverloren.  Alles ist leer.  Zerfressen von der Stille.  Der Einsamkeit. 

Ich bin so allein.

Wo bist du? 

Wieso hast du mich zurück gelassen? 

Was geht nur in mir vor? 

Wo ist mein Herz hin? 

Meine Seele… Wo ist sie? 

Wo ist er? 

Wo ist mein Liebster? 

Liebster?

Nein! Es gibt da niemanden. Nur mich. Ich bin allein! 

Langsam und behutsam öffne ich die Augen. Alles ist weiß. In einem weißen Licht getaucht. Kahl. Leer. Verlassen. 

Vögel zwitschern…

Vorsichtig drehe ich den Kopf.

Sehe lauter Goldene Käfige, in denen die kleinen Sänger sitzen, ihre traurigen Augen schreien nach Hilfe. Traurig. Das sind sie. Gefangene. Sie sitzen im selben Boot wie ich.

Aber warum hält man sie gefangen?

Ich laufe zu ihnen. Öffne alle Türen.

"Nun seid ihr frei!", höre ich meine zarte Stimme flüstern.  Glücklich flattern sie aus ihrem ewigen Gefängnis, prallen jedoch gegen die unsichtbare Mauer. Sie sind Tod!

Erschrocken eile ich zu ihnen, hebe einen auf, wiege ihn in meiner Hand. Doch es ist bereits zu spät.

Was habe ich nur getan? 

Nur wegen mir sind sie ins Reich der Vergänglichkeit gelangt, dort, wo es kein Entrinnen und kein Glück gibt. Dorthin wo ich niemals Zutritt haben würde. Egal wie sehr ich mich danach sehnte. Sie würden mir keinen Zutritt gewähren.

Ich drehe meinen Kopf in die andere Richtung. Blicke weg.

In einer Ecke des Zimmers entdecke ich ein Himmelbett, in dem ich wohl geschlafen hatte.  

Doch für wie lange war ich weg? Tage? Wochen? Monate, oder vielleicht sogar Jahre. Ich konnte mich daran nicht erinnern.

Nun erst erkannte ich dass ich ein dünnes weißes Nachthemd trug. Die Schamröte stieg mir bei dieser Erkenntnis ins Gesicht.

Hatte ich das schon immer an? 

Eine Kette mit einem Anhänger, in Form von zwei ungleichen Flügeln, baumelte an meinem Hals. Meine Finger tasteten zum Amulett. Ich wollte es abnehmen, damit ich es genauer betrachten konnte, aber es ließ sich nicht öffnen, egal wie fest ich daran zog.  Daher beließ ich es lieber dabei. Es war wahrscheinlich sowieso sinnlos. So wie meine Lage. Ich würde es tragen müssen, so wie ich wohl hier mein restliches Leben verweilen müsste.

Mit kalten Fingern fuhr ich über die liebevoll handgeschnitzte Verzierung am Fußbrett meines Bettes. Meine Finger zitterten. Die wundersame Geschichte eines kleinen Mädchens war eingeritzt. Das außerhalb von Zeit und Raum lebte. Von einem atemberaubenden Abenteuer.  Von den Gefahren der Welt und der Liebe. Eine süße Legende, welche gerne von Müttern ihren Kindern erzählt wurde.  Diese Legende handelt von einer Prinzessin, ein uneheliches Kind, was damals unverzeihbar war. Die Eltern des Mädchens hatten keine andere Wahl als ihre kleine Tochter in die Obhut eines alten Vertrauten zu geben. Welcher das Mädchen groß zog, ihr alles lehrte was sie wissen musste um zu überleben. Die Schnitzereien erzählen von einem Tag, an dem sowohl die Sonne als auch der Mond miteinander vereint waren. Der Tag an dem sich alles ändern sollte.  Denn an ihren 18 Lebensjahren der Prinzessin sollte man die Klingen erheben und sich gegen den schwarzen Mann stellen. Sie sollte ihre Klinge führen und ihn umbringen, so wie es ihr all die Jahre gelehrt wurde. Doch sie konnte es nicht. Denn ein Blickt hatte genügt um ihr naives Herz zu erobern. Stattdessen täuschte sie nur seinen Tod vor. Sie flüchteten zusammen. Verbrachten Tage und Nächte zusammen. Assen gemeinsam, schliefen gemeinsam und liebten gemeinsam.  Jeder kannte diese Legende. Es war eine der beliebtesten Gutenachtgeschichten die man kannte, es handelte um Liebe und Verrat.

Ob ich auch irgendwann einen Mann finde, der mich liebt?

Ich lehnte mich ans Gitter  meines Fensters und versuche einen blick hinaus zu erhaschen. Ein Hof erstreckte sich vor meinem Auge, bis hin zur nächsten Mauer. Geschäftiges Treiben herrschte dort, Mägde und Knechte liefen mit ernsten Mienen hin und her. Und sie alle waren anders, als normale Menschen. Unter ihnen lebten sie. Friedlich und Verborgen. Zum Schein.

Bestimmt hielten sie mich hier gefangen, wie die kleinen Sänger. Meine Geiselnehmer. Sie mussten zu ihnen gehören. Er war bestimmt einer von ihnen. 

Auch wenn sie so friedlich unter den Menschen lebten sie waren es nicht. Sie waren Monster. Werwölfe, Vampire, Sirenen, Feen und die schlimmsten von ihnen Dämonen.  

Ein räuspern ließ mich erschrocken herum fahren. Er stand vor mir. Mein Peiniger. Ein Name schoss mir in den Kopf. Doch ich kannte ihn nicht. Ob es sein richtiger Name war? 

Ohne ein Wort kam er einem Schritt auf mich zu. Panik bereitete sich in mir aus.

Was wollte er von mir? War es wieder soweit? 

Nein. Er drehte sich einfach um und ging. Ohne Fragen zu stellen folgte ich ihm, den diesmal eilte er nicht hinaus sondern schleifte sich langsam hinaus. So als hätte er keine Kraft mehr.  Als würde seine Macht schwinden.

Wohin führte er mich? 

Der Geruch von Schwefel überkam mich. Übelkeit. Doch ich durfte es mir nicht anmerken lassen. Meine Mine blieb eisern.

Unser Gang endete in einem kleinen schnuckeligen Garten, der von einer Glaskuppel überdacht war, damit es nicht hereinschneite oder ich fliehen konnte. Meine Flügel ausbreiten und davon fliegen.

War das unser Schicksal?

Waren wir deshalb hier gefangen?  

Vielleicht war es so, doch ich würde nicht so schnell aufgeben.

Denn mein Herz sagte mir das er  für mich kommen würde! 

Es war so schön hier. Zu schön für ein Gefängnis. Es muss eine riesige Arbeit sein, die Pflanzen am Leben zu erhalten und ich wollte gar nicht erst wissen, wie er das angestellt hatte. Denn in der Mitte des prachtvollen Gartens stand ein Springbrunnen mit glasklarem Wasser, dahinter entnahm eine wunderschöne Weide ihren Lebenssaft, aus den kleinen Ritzen der Gemäuer des Brunnens. Unter den langen Armen des Baumes lagen riesige bunte Kissen, auf denen man sich niederlassen konnte. Eine Schale mit Weintrauben stand daneben. Sollte das eine Einladung sein?

„Setz dich.“, forderte der schwarze Mann mich kalt auf und nahm sogleich mir gegenüber Platz.  Er hatte kurzes dunkelbraunes Haar, wobei sie an den Seiten kürzer waren als in der Mitte, sein Gesicht war nicht kantig viel mehr hatte es die Form von einem Ei, doch seine Augen faszinierten mich am allermeisten, sie waren Bernsteinfarben. Sie waren so wunderschön und doch so furchteinflößend sogleich.

Er nahm sich ein paar Trauben und schob sie sich zwischen die Zähne. Sie strahlten in einem unnatürlichen Weiß, doch viel wichtiger seine Eckzähne waren nicht spitz. Er war kein Vampir.  Weiterhin sah ich stumm zu ihm, bis er wieder das Wort an mich richtete. 

„Ab heute wirst du hier an diesem Hof leben. Seh es als dein neues Zuhause an."

Seine Augen wirkten immer noch so kalt und herzlos,  was beunruhigender war sie ruhten auf meinem leicht bedeckten Körper.  Doch ich wollte nicht dass er meine Angst sah. Weshalb ich ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen fragend ansah. Mein Kopf fühlte sich auf einmal so leer an.  So schwer.

"Was war vor heute? Lebe ich nicht schon immer hier? Bitte mein Herr klärt mich auf. Bringt Licht ins Dunkle.", hörte ich wieder meine hauchdünne, zarte Stimme. Es war wie verhext. Ich wollte nicht reden, dennoch Tat ich es.  Als würden seine Augen mich hypnotiesieren und zum Reden zwingen.

Er lachte auf. Leicht verärgert und leicht amüsiert.  

„Ich hätte nie gedacht, dass du sprichst, wie ein ergebener Diener. Und dabei wirst du eines Tages Königin sein.“, stellte er nun sachlich fest.

„Königin?“, ich sah ihn kopfschüttelnd an, „Bitte Herr, scherzt nicht mit mir.“

Das konnte er nicht ernst meinen. Ich und eine Königin? Niemals!  

Er schnaubte verächtlich auf. Sein kalter Blick ruhte immer noch auf mir. Es missfiel mir doch verärgern wollte ich ihn auch nicht, also sagte ich lieber nichts, wobei ich mir sicher war das er meine Gedanken lesen konnte – so wie seine Augen mich durchbohrten.

"Die Zeit ist noch nicht reif! Denn im Moment bist du nicht mehr wert als eine lausige Magd."

Mit diesen verachtenden Worten erhob er sich. Wollte sich schon von mir abwenden.  Doch verharte einen Augenblick, bevor er sich wieder seufzend an mich wandte.

"Doch wenn du erst gereift bist du bestimmt eine wunderschöne Königin abgeben mein süßes Engelchen!"

Verwirrt fasste ich mir an den Kopf. Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. Es raste. Mein Herz fühlte sich so an als wollte es aus meiner Brust springen.

"Ihr müsst euch täuschen. Ich bin ein ganz normales Mädchen..." 

"Schluss jetzt!“, fuhr er mir harsch dazwischen, „Es ziemt sich nicht deinem zukünftigen Gemahlen zu widersprechen!"

Mit Missachtung in den Augen winkte er mich fort. Als wäre ich nur eine von vielen.

"Nun geh!", fuhr er mich schon an als ich immer noch da saß. Wie versteinert.

Doch wohin sollte ich gehen?  Ich wusste es nicht. Ich wusste gar nichts mehr.

"Bitte...ich möchte nicht."

Etwas von mir wollte hier nur weg. Es fühlte sich so falsch an. Langsam erhob ich mich und sah ihn mit großen Augen an.

"Wieso haltet ihr mich hier gefangen?"

Seine Augen funkelten auf. Ich schien ihn verärgert zu haben, denn er packte mich grob am Arm. Seine Hände waren rau, von der Arbeit vielleicht.

"Gefangen nennst du das hier? Ich biete dir ein besseres Leben und das ist der Dank dafür?"

Seine Stimme war hart, rauchig und maskulin. Sie passte nicht zu seinem Äußeren.

"Gut dann wirst du auch wie eine Gefangene leben!" , ein britischer Akzent war herauszuhören als er mich anschrie.

Er zerrte mich zurück in mein Gemach. Warf mich ins Bett und griff nach meinem Bein. Seine Mund war zu einer dünnen Linie verzogen. Fest drückte er auf meinen Knöchel, ich keuchte vor Schmerz auf, doch er hörte nicht auf bis sich eiserne Ketten um mein rechtes Bein legten.  Magie?

Dann Schritt er einfach davon. Meine Finger zitterten als ich mir über meine feuchte Wange fuhr. Ich weinte. Ich ließ etwas Zeit verstreichen, bevor ich mich erhob und zum Spiegel sah, welcher direkt gegenüber von meinem Bett stand. Meine Haut war so blas, als hätte ich lange nicht mehr die Sonne gesehen. Meine goldblonden Engelslocken vielen leicht über meine Schulter. Meine hellblauen Augen waren feucht, sie erinnerten einen an das Meer so wie sie glitzerten. Genauso wie meine glitzerte,  leicht an der Tränenspur entlang.  Meine Haut war weich.

Warum war ich nur hier? Wieso ich? Wieso hatte er so geredet, als sei ich nicht immer hier gewesen? Als wäre ich eine Fremde. Was verschwieg er mir nur? Und um Himmelswillen was war dieses seltsame Gefühl in meiner Brust? Als ob mir etwas sehr wichtiges fehlte! So als sei ein Teil von mir abhandengekommen, oder mir entrissen worden.

Ich presste meine Hand auf meine Brust und horchte in mich hinein. Etwas in mir schrie ganz laut. Ich konnte doch nur das beschleunigte klopfen meines Herzen hören. Ich schloss die Augen, versuchte mich zu beruhigen. Aber seine Worte jagten mir große Angst ein.

Ich sollte seine Braut sein?

Ich liebte ihn doch gar nicht. Wusste noch nicht einmal seinen Namen. Zumindest glaubte ich es.

Müde legte ich mich wieder ins Bett. Die Käfige waren leer, wo einst die Sänger saßen und ihr wunderschönes Lied zum Besten gaben, nun waren sie einfach nur noch mehr leer.

Die kleinen Vögel waren Frei, aber auch wieder nicht. Sie waren nun gefangene der Unendlichkeit. Sie waren Vergänglich, doch ich nicht! Ich würde leben auch wenn sie starben. Ich konnte nicht anders.  Denn sonst würde ich nie erfahren was mein Schicksal war.

So endete der Tag wie er begonnen hatte. Meine schweren, müden Glieder fielen aufeinander. Und weg war ich. Ich fiel ins Land der Träume. In meine eigene kleine Welt! Wo ich Frei war, von allem. Von der Last. Von der Sünde. Und von ihm!

мι∂ηιgнт ηιgнтмαяє

~  Flashback Starts here :

Die Party fand in eines dieser schicken, abgelegenen Villen am Stadtrand von New York statt. Gerade dort wo man unerwünschte Leichen schnell verschwinden lassen konnte. Weit und breit kein Nachbar. Einfach perfekt!

Sie war eindeutig sehr protzig, in einem hellen sogar sauberen Weiß. Große Fenster. Die Grundfläche war riesig, selbst für meine Verhältnisse. Das Gras in einem saftigen Grün. Der Gastgeber musste wohl sehr viel Wert auf Äußerlichkeiten geben.

Doch wem die Villa gehörte, hatte ich längst wieder vergessen. Es interessierte mich eigentlich gar nicht wem sie gehörte, denn meine Aufmerksamkeit galt den beiden Gorillas vor dem Eingang. Die beiden grimmig aussehenden Herren in ihren zu eng anliegenden schwarzen Anzügen kontrollierten von jedem Partygast die Eintrittskarten, ganz genau. Verdammt! Ich musste irgendwie da hinein kommen. Nur wie?

„Na, mein kleines Täubchen, suchst du einen Weg hinein?“, hörte ich eine rauchige, kehlige Männerstimme direkt an mein Ohr flüstern. Nervös bis ich mir auf die Unterlippe. Das konnte doch nicht wahr sein! Mein Herz begann so heftig zu schlagen, dass ich das Gefühl hatte als würde es mir jede Sekunde heraus springen. Ich senkte meinen Atem um mich wieder zu beruhigen. Er durfte meine Angst nicht riechen, so wie er es sonst tat. Die Furcht vor ihm, seinem Zorn und Groll, ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. Eine Gänsehaut breitete sich über meinen ganzen Körper aus. Der Geruch von Schwefel, welcher von ihm aus ging, machte die Sache nicht gerade einfacher. Ich wusste wer er war, denn ich hatte ihn bereits an seiner Stimme erkannt.

Mein Erschaffer! Die Person, die ich am meisten verabscheuten, zumindest mein Verstand riet mir dazu, denn er war wie Gift für mich.

Zu lange stand ich schon da, die Stille wurde unerträglich. Meine Muskeln hatten sich angespannt, so wäre er der Teufel höchst persönlich wäre. Nein, er war nicht der Teufel. Er war noch schlimmer!

Die Blöße wollte ich mir nicht weiter geben und drehte mich langsam aber bestimmt um. Ichblickte in seine blau, grünen, leuchtenden Augen.  Ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen, umspielte sein Gesicht. Abwartend zog er die Augenbrauen in die Höhe, auch sein Mundwinkel rutschte weiter nach oben, so als ob…Verdammt! Meine Augen funkelten verräterisch in einem satten Blutrot. Ich konnte ihm die Genugtuung von der Nasenspitze ablesen. Es brauchte keine Worte um zu wissen was in seinem kranken Kopf vorging. Bestimmt machte er sich über mich lustig, weil ich es nicht verbergen konnte.  Aber was konnte ich dafür wenn der Verursacher dafür mit solch einem perfekten Gesicht und atemberaubenden Augen ausgestattet war. Seine goldblonde Mähne, vereinfachte die Sache nicht, denn der Drang in mir stieg. Ich wollte mit meinen Fingern durch sein weiches Haar fahren, ihn zu mir ziehen, mich an seiner Brust schmiegen. So wie ich es einst durfte.

„Na, kommst du Darling?“, hörte ich seine Stimme wieder in meinem Kopf und erwachte aus meinem Tagtraum. Hatte ich schon erwähnt wie sehr ich ihn hasste?

Bitte, bestrafte mich nicht, meine Göttin, Kriegerin des Mondes und der Liebe, aber ich habe keine andere Wahl. Weshalb ich ihm folgte. Wieder verfluchte ich ihn dafür, was er war. Oder doch wer er war?

Die beiden Wachposten beim Eingang überprüften ihn noch nicht einmal sondern ließen uns beide einfach passieren. Unglaublich! Bestimmt fürchteten sie sich ebenfalls vor seinem Zorn. Doch jeder tat es. Jeder der wusste wer mein Erschaffer war.  Wer kannte ihn auch nicht?

Na toll, ich war schon wieder zu sehr in meinen Gedanken versunken, denn ich hatte ihn bereits verloren. Die Mühe ihn zu suchen machte ich mir erst gar nicht. Die Feier war wirklich gut besucht, hier tummelte sich alles was das Herz begehrte und in solch einer Menge würde ich ihn niemals finden. Es wäre wie aus dem altbekannten Spiel, die Nadel in dem Heuhaufen suchen.

Sowohl Schattenweltler als auch Schattenjäger hatten sich hier eingefunden. Seltsam. Sollten sie sich nicht bekriegen? So wie sonst auch?

Unwichtig! Lieber hielt ich Ausschau nach meinen Schwestern, sie sollten hier sein. Wehe, der Menschenhändler hatte gelogen und meine Schwestern waren nicht an den Besitzer des Hauses verkauft worden. Einem Hexenmeister wenn ich mich richtig erinnerte. So etwas Teures wie uns konnte sich auch nur ein hohes Tier, wie mein Erschaffer, leisten. Also war Vorsicht angesagt, man wusste ja nie was Schattenwesen für einen parat hatten. 

Die Villa war von innen noch größer und protziger als von außen. Aber ich hatte einen großen Fortschritt gemacht, ich fand eine meiner Schwestern.  Von der ich über einen Geheimplan erfuhr, wie sie aus den Fängen ihres Meisters entkommen konnten. Ich musste zugeben dass ich mich fast kurz vergessen hätte, denn ihr Plan war irre. Er konnte nicht klappen. Was wenn etwas schief ging? Aber ich konnte auch nicht einfach Abwarten und Tee trinken, wie ein jämmerlicher Mundi.

Schon wieder war ich zu tief in meine Gedanken versunken, dass ich wie ein gewisser anderer Jemand, nicht auf den Weg achtete. Wäre ich nur aufmerksamer gewesen. Denn prompt stieß ich mit einem leichten Knall, gegen eine andere Person.

„Oh…sorry…“, murmelte der vermeidliche Übeltäter. Die Person welche mich fast umgestoßen hatte, stellte sich als ein ansehlicher junger Mann, mit kurzen goldenen Haaren, heraus. Viel älter als ich durfte er nicht sein, zumindest verrieten seine harten, doch männlichen Gesichtszüge nicht viel, zumindest nicht so viel dass ich ihn besser einschätzen konnte. Doch der Geruch von Alkohol klebte an ihm, was bedeutete er war eindeutig kein Kind mehr. Vielleicht auch älter als er aussah?

Sein Blick ruhte auf meinem Körper. Langsam fühle ich mich in dem eng anliegenden, weißen, kurzen Kleid nicht mehr so wohl. Weiß wie die Farbe der Unschuld. Wahrscheinlich hielt er mich für einen Engel, mit meinen blonden, schulterlangen Haaren, wären da nicht meine roten High Heels und nicht zu vergessen meine Augen. Sie hatten immer noch die Farbe des Blutes.

Ich zauberte mir schnell ein falsches Lächeln auf die Lippen, versuchte so freundlich wie möglich zu wirken. Nicht das er noch Verdacht schöpfte und ich aufflog.

„Es ist nichts passiert“, erklärte ich ihm mit einem Zwinkern, woraufhin er mich leicht verwirrt ansah doch dann ein, „Gut…“, sichtlich erleichtert über die Lippen brachte. „Ich muss dann weiter.“

Wollte er gerade tatsächlich einfach so verschwinden? Nicht mit mir Freundchen!

Leicht angespannt biss ich mir auf die Unterlippe, hielt ihn am Arm fest, meine weißgoldenen Armreifen mit roter Gravur klirrten, als sie sich gegenseitig berührten.

„Warte doch mal…willst du mich nicht zur Entschädigung auf einen Drink einladen?“

„Einverstanden“, meinte der Blonde schließlich, ich hakte mich mit meinem charmantesten Lächeln bei ihm ein. Zusammen gingen wir zu der Bar, die mein Begleiter wohl vorhin erst verlassen hatte.

„Was willst du trinken?“, fragte er mich leicht angespannt.

„Einen Mojito“, erklärte ich ihm so freundlich mit einem kleinen Lächeln.

„Einen was?“, er sah mich verständnislos an.

Männer wirklich…

„Einen Mo-ji-to. Das ist ein Cocktail. Weiß du wenigstens, was ein Cocktail ist?“

„Klar. Ich bin zwar blond, aber nicht dumm“, meinte der Fremde grinsend und bestellte bei dem Barkeeper zwei Mojitos. Auch seine Muskeln hatten sich angespannt, was man sichtlich erkennen konnte wenn man genauer hin sah. Ob das an meiner Person lag?

Lustig…

„Das merke ich“, kam es nur noch schmunzelnd von mir, was mehr an seinem Auftreten lag. Er wirkte leicht verunsichert. Machte mich stutzig. Hatte er auch etwas geplant? Einen Angriff auf jemanden oder hatte noch nie mit einem Mädchen geredet? Versteckte er sich vielleicht auch nur vor jemanden?

Das nun folgende Schweigen wurde erst wieder von dem Barkeeper unterbrochen, der uns unsere Cocktails hinstellte. Zum Glück! Hätte es noch länger gedauert und ich wäre eingeschlafen.

„Also dann… Prost!“, und stieß zum allersten Mal in meinem Leben mit einer Person an. Immer noch ließ ich ihn nicht aus den Augen, beobachtete wie er vorsichtig an seinem Mojito nippte. Ich tat es ihm gleich und nippte leicht an meinem Glas, der Cocktail hatte einen leicht bitteren Geschmack, aber er schmeckte trotzdem gut. Das musste man ehrlich zugeben. Da war tatsächlich kein Gift drin.

Plötzlich hörten wir einen lauten Schrei und mein Gegenüber sah automatisch in die Richtung, aus der der Schrei kam. Was war das? Es klang so, als wäre etwas Schlimmes passiert. Nur was könnte es gewesen sein?

„Es ist Mitternacht“, verkündete ich ihm seelenruhig und ließ mich von der nun entstehenden Unruhe um uns beiden herum nicht aus der Ruhe bringen.

„Mitternacht?“, fragend, mit einem Tick Verständiglosigkeit, sah mich Blondchen an. „Eine wirklich seltsame Art, Mitternacht anzukündigen.“

Vielleicht dachte er das gehörte zu dieser Party. Als eine Art Gag oder so. Wahrscheinlich hätten das viele andere auch gedacht, wenn nicht jemand im selben Moment „Amazonen!“ gerufen hätte. Endlich wurde er auch hellhörig. Ich konnte mir schon vorstellen was er dachte.  Amazonen? Hier? Wie kam es, dass er keine gesehen hatte? Mit ihrer knappen Kleidung waren sie doch gar nicht zu übersehen. Dachte er sich ganz bestimmt, aber er war ja genauso ahnungslos wie der Rest.

Die Partygäste in der Bar eilten nach draußen und mit einem Schlag war die Bar bis auf ihn und mich leer. Es war seltsam. Wieso rannte er nicht wie die anderen Weg?  

Ich fing seinen verwirrten Blick auf und beugte mich leicht nach vorne zu ihm.

„Es hat mich gefreut, dich kennen zu lernen. Doch jetzt sag gute Nacht!“, flüsterte ich ihm ins Ohr, während ich meine Saigabel lautlos unter meinem Kleid – welchen ich mit einer Strapse befestigt hatte - hervorzog und ihm damit über den Oberschenkel fuhr.  Sein Blick war köstlich, geschockt sah er mir in die Augen, was mir ein breites Grinsen übers Gesicht zauberte.  Leicht angespannt sah er zu seiner Hose und erblickte die Saigabel in meiner Hand.

„Du…“

Jaja, von wegen Unschuldsengel! Nicht? Traue niemals einem blonden Mädchen - auch wenn sie noch so hübsch war - in einem weißen Kleid. Schon gar nicht, wenn diese noch dazu blutrote High Heels trug und blutrote Augen hatte. Er hatte wohl seine Lektion spätestens jetzt gelernt, doch das würde ihm nicht mehr viel bringen. Er war erledigt!

Mit einer blitzschnellen Handbewegung packte er meine Hand und zog mich näher zu sich heran.

„Unterschätze mich mal nicht, Kleine…"

Süß. Wollte er mir damit nun Angst einjagen? Da hatte er sich aber kein leichtes Opfer ausgesucht.  Immer noch vergnügt grinste ich ihn an und watete gespannt darauf was er als nächstes tat.  Eigentlich sollte es mir keinen Spaß machen, doch es war einfach zu amüsant. Männer waren allgemein witzig. Aber leider war es uns, meinen Amazonenschwestern und mir, verboten. Der Kontakt mit den Zuchthengsten war uns untersagt.

„Ich würde an deiner Stelle vorsichtig sein...es gibt so viele zwielichtige Gestalten auf dieser Party.", eine kleine Warnung war angebracht, nicht das er sich noch überschätzte. Das wollten wir doch alle nicht, es könnte schnell böse enden.

„So wie du, oder? Wer bist du und was willst du von mir?", richtete er seine Frage etwas lauter an mich und befestigte seinen Griff um mein Handgelenk.  Langsam wurde die Nähe zu mir doch zu viel, weshalb ich versuchte mich vergebens aus seinem Griff  zu befreien.  Es fehlte nicht viel und unsere Lippen würden sich berühren…

Ekelhaft! Nie und niemals!

"Ich habe leider nicht viel Zeit zum Spielen...", versuchte ich ihn nun stattdessen mit einer Provokation aus der Bahn zu werfen. Er fiel auch schon auf meine kleine Falle herein, denn er zog mich noch näher – was eigentlich unmöglich war – zu sich, was ihm auch schon zum Verhängnis wurde.  Denn ich trat ihm kräftig mit den High Heels auf den Fuß. So dass er seinen Griff lockern musste, nütze meine Chance und schlug zu.

Um Haaresbreite hätte ich ihn gehabt, doch statt ihm hatte meine Saigabel den Tresen getroffen und steckte auch noch fest.

„Verdammt...", fluchte ich diesmal laut, als ich versuchte, meine Waffe vom Holz zu lösen.

Plötzlich stand der blonde Adonis hinter mir, versperrte mir meine Fluchtmöglichkeiten, packte meine Hand und verdrehte diese so dass man selbst meine Armbänder laut klirren hörte.

"Du hast deine Deckung nachgelassen…“, flüsterte er mir leise ins Ohr. Wieder beschleunigte sich mein Herzschlag, so dass mein Brustkorb langsam schmerzte, Gänsehaut machte sich breit. Furcht…vorm Versagen. Nein! Ich würde nicht so einfach aufgeben. Nicht mit mir!

"Ach wirklich...", zischte ich zurück und erwischte ihn diesmal, mit meinem Dolch, den ich mit meiner freien Hand unbemerkt unterm Kleid hervorgezogen hatte, an der Hüfte. Spürte, wie er meine Hand losließ und nutze diesen Moment, um ihn von mir zu stoßen.

„Du solltest auf deine eigene Deckung achten“, erwiderte ich siegessicher, während ich seelenruhig mit dem Dolch in meiner Hand spielte. „Und du solltest deine Gegner nie unterschätzen. Erst recht keine Frauen!“

Mit diesen Worten stürzte ich mich auf ihn, doch im nächsten Moment wirbelte ich auch schon durch die Luft und krachte unsanft gegen den Tresen. Der Aufprall tat weh, so dass mir kurz die Luft weg blieb. Unterdrücke den Schmerz, wies ich mich in Gedanken an.

„Wie war das nochmal? Du solltest deine Gegner nicht unterschätzen?“, fragte er mit diesem wiederwertigen Grinsen im Gesicht. „Mag sein, dass man Frauen nicht unterschätzen sollte, aber solche wie mich sollte man erst recht nicht unterschätzen. Schon gar nicht, wenn sie so gut aussehen wie ich.“

„Du verdammter…“, knurrte und funkelte ich ihn wütend an.

„Was denn?“, fragte und musterte er mich prüfend. „Achso…ich verstehe. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin einmalig in der Welt.“

„Gleich nicht mehr“, antwortete ich ihm in einem bissigen Tonfall.

„Warum bist du so biestig? Weil ich mich vorhin verteidigt habe? Was hast du erwartet? Das ich-“

Weiter ließ ich ihn gar nicht erst kommen, denn ich warf nun alles auf ihn, was ich auch nur in meine Hände bekommen konnte. Flaschen. Gläser. Aschebecher. Alles, was man mit einer Hand werfen konnte.

Mister Unwiderstehlich brachte sich mit einem schnellen Hechtsprung zur Seite aus der Schusslinie, doch ich reagierte ebenso schnell wie er, so dass er unter einem Tisch Deckung nehmen musste. Wie konnte er es auch nur wagen?

Endlich würde er wissen wie es sich anfühlte wenn jemand auf einem jagt machte, so wie er wahrscheinlich auch auf mein Volk. Daher drehte ich den Spieß nun einfach um. Was er wohl keineswegs gewohnt war. Aber ich! Schließlich war ich die Jägerin und nicht die Gejagte. Er war mein Opfer, nicht umgekehrt!

Es ging nichts mehr zu Bruch…

Als er vorsichtig unter dem Tisch hervor kam, unter welchem er Deckung gesucht hatte, blickte er direkt in meine blutroten Augen.

„Überraschung!“, grinste ich ihn von oben herab an. „Ich wusste schon immer, dass solche wie du jämmerliche Feiglinge sind. Da ist es auch egal, ob sie blond sind. Ihr seid doch alle gleich. In einem Kampf setzt ihr eure Kräfte ein, statt richtig zu kämpfen und ihr verkriecht euch wie die Echsen, anstatt sich dem Kampf zu stellen.“

„Ich bin kein jämmerlicher Feigling“, korrigierte er mich nun mit ruhiger Stimme.

„Sondern?“ Gespannt hob ich fragend eine Augenbraue. „Beweis mir doch das Gegenteil und stell dich diesem Kampf, statt davor wegzulaufen. Oder hast du etwa Angst, dass du einer Frau im Kampf unterliegen wirst? Das wirst du, keine Sorge. Sogar sehr schnell. Dafür werde ich sorgen.“

„Da muss dich leider enttäuschen. Ich laufe nicht weg. Du hast mit Gegenständen auf mich geworfen und ich musste in Deckung gehen. Außerdem habe ich keine Angst, gegen eine Frau zu kämpfen.“

„Sag das nochmal, wenn du auf dem Boden liegst und mich um Gnade anflehst. Du wirst winseln wie ein Hund. Das verspreche ich dir“, meinte ich grinsend und stürzte mich erneut auf ihn. Langsam machte es echt spaß…

Doch leider reagierte er schneller und in weniger als ein Bruchteil einer Sekunde stand er wieder auf dem Boden - neben meiner Wenigkeit. Er packte mein Handgelenke und drückte mich auf einen Tisch in unserer Nähe. Langsam wurde das echt schon zur Gewohnheit. Dann beugte er sich etwas zu mir runter.

„Genug gespielt, Kleine. Jetzt ist Feierabend.“

Mit diesen Worten nahm er meine Saigabel aus der Hand und musterte diese.

„Wie ich sehe, hast du deine komische Gabel hier vom Holz lösen können“, bemerkte er dann und rammte die Saigabel – mit voller Absicht - dicht neben meinem Ohr in das Holz.  Wobei ich dabei kurz zusammen zuckte, ich sah ihn erschrocken an, was ihm wohl Genugtuung verspüren ließ, denn er grinste mich wieder an.

„Ich habe leider genauso wenig Zeit wie du zum Spielen.“, spottete er nun über mich, weshalb ich ihm meine Knie - ohne Vorwarnung - zwischen seine Beine und stieß ihn dann von mich weg. Das Blondchen taumelte mit einem schmerzerfüllten Gesicht rückwärts. Weshalb ich nach meiner Waffe griff und sie mit einem Ruck aus dem Holz befreite, mit dem Griff schlug ich nun auf ihn ein, so dass er zu Boden ging.

„Du hast Recht. Jetzt ist Feierabend. Es wird Zeit das du gute Nacht sagst!“

Wieder beugte ich mich über ihn, hob die Hand, um meine Saigabel in sein Herz zu stoßen. Doch ich zögerte. Zwar hatte ich schon mehr als einmal getötet, doch nie ohne Grund. Er würde mein erstes Opfer werden. Am falschen Ort zur falschen Zeit. Ich würde ihm den Gnadenstoß verpassen. Es war meine Aufgabe. Ich war eine Amazone. Amazonen, töteten Männer. Es sollte mir leicht fallen, doch das tat es nicht.

Er schloss seine Augen…

Ich sollte es kurz und schmerzlos machen…

Nein, ich konnte es einfach nicht. Ich hatte versagt. Schande über mein Volk gebracht. Und wofür? Für nichts.

Langsam ließ ich meine Waffe sinken, wollte von ihm runter gehen als ich Schritte hörte.

Jemand versuchte in meine Gedanken einzudringen! Doch dafür reagierte ich zu schnell, blockierte den Zugang und blickt zur Tür. Ein Junge mit schwarzen kurzen Haaren stand da, sah mich hasserfüllt mit seinen dunklen Augen an. Seine Muskeln waren angespannt, er war bereit zu kämpfen. Für seinen Freund hier?

Wieder erfasste mich etwas Unsichtbares und ich wurde weg geschleudert, diesmal krachte ich gegen eine Wand, höllischer Schmerz überkam mich.

Schwärze…

~  Flashback Ende

 

„Das ist also sein London…“, stellte ich sachlich fest und blickte mich in der grauen verschneiten Gasse um. Es wirkte nicht viel anders als von der Welt in der ich ihn kennengelernt hatte. Nur etwas älter und verlassener.

Tief atmete ich die kühle Luft ein und wieder aus, versuchte meinen Puls zu senken, welcher bestimmt schon weit über dem normalen Durschnitt war. Beim Ausatmen bemerkte ich eine kleine Wolke, welche aus meinem Mund kam. Lustig. Auch in meiner Welt konnte man den eigenen Atem sehen im Winter. Vielleicht unterschieden wir uns doch nicht so sehr. Aber vielleicht war auch alles nur eine blöde Idee gewesen. Wie um Himmelswillen sollte ich ihn hier finden? Ich konnte ja doof herumlaufen und jeden Fragen wo er wohnte.

„Das hast du dir ja gut überlegt Neela!“, flüsterte ich leise, während ich mich an einer Mauer anlehnte. Aber zurück wollte ich auch nicht. Also blieb mir nichts anderes übrig.

Ich zog meine rote Kutte fester um meinen Körper, damit er diesen auch schön warm hielt, atmete noch einmal tief aus und verließ die Seitengasse – in welcher ich gelandet war.

Der Schnee hatte die Straße überdeckt und kaum Menschen waren unterwegs. Vereinzelt spielten Kinder, in der Nähe ihrer Häuser. Bauten aus dem Schnee witzige Figuren. Das schönste aber war das keine dieser furchtbaren Monster, wo Menschen drinnen saßen, hier herum fuhren und die Luft mit ihrem Gestank verpesteten.

Das Institut! Genau, ich würde einfach danach fragen, irgendwer musste es ja kennen.

Auf der anderen Seite der Straße erblickte ich auch schon mein erstes Opfer, ich würde sie nach dem Weg fragen. Die Dame wirkte etwas älter, dennoch freundlich, nicht wie diese Hexen aus den Märchen – also eine Oma ohne Warzen.

Langsam ging ich auf sie zu, damit sie sich nicht bei einer plötzlichen Bewegung erschreckte und da passierte es auch schon. Ich hörte das Wiehern von Pferden…

Fast wäre ich über rannt worden! Grundgütiger…

Mein Gehirn hatte einen Moment lang ausgesetzt, denn der Mann welches die Pferde steuerte schrie mich an. Doch das einzige was ich heraus bekam war nur ein „Es tut mir Leid...“, aber auch nur mit heißer, krächzender Stimme.

Ein Mann in meinem Alter stieg aus der Kabine, hinter den Pferden, wo der Reiter drauf saß, lachend aus. Er hatte kurze braune Haare, ein schönes Gesicht, auch wenn er gut bedeckt war, konnte ich seine Muskeln erkennen. Er erinnerte mich an jemanden und etwas ganz wichtigem.

„Miss sind sie aus einem Sanatorium entlaufen, so wie der Fahrer es behauptet?“, wendete der Brünette sich nun belustigt an mich.

„Aus einem was?“, nun war ich diejenige die nun verwirrt und regelrecht perplex war durch die Worte des Fremden.

„Sie ist übergeschnappt mein Herr!“, beschwerte sich der Fahrer nun bei seinen Herren. Der Mann wirkte etwas älter, vielleicht Mitte 40, ein paar weiße Härchen waren zu erkennen. Nicht mehr der Jüngste und wahrscheinlich auch nicht mehr ganz fit. Nichts Besonderes war an ihm.

„Von wegen!“, gab ich jetzt bissig zurück und funkelte den Fahrer finster an.

„Aber, Miss, sie müssen zugeben dass es schon seltsam ist das sie wie aus dem nichts vor eine Kutsche rennen. Was suchen sie den bei diesem Wetter in solch einer gefährlichen Gegend?“, sprach er ruhig zu mir. Seine grauen Augen musterten mich einmal von Kopf bis Fuß. Abwartend.

„Ich suche das Institut…“

„Und was suchen sie im Institut, Miss?“, fragend hob er eine Augenbraue, so als wäre er überrascht dass ich wusste was das Institut war.

„Jemanden.“ Ich hatte bestimmt nicht vor ihm viel mehr zu verraten als notwendig, weshalb ich ihm leicht pampig antwortete. Ein kalter Wind wehte an uns vorbei, brachte den Frost. Worauf hin ich mich kurz schüttelte, langsam wurde es wirklich kalt. Und wenn ich nicht bald das Institut fand, was dann? Würde ich erfrieren? War es das mit meiner Reise?

„Mein Name ist Kyle Crawford. Kommt. Ich werde euch zum Institut bringen.“, bot er mir freundlich an. Was ich mich jedoch störte war diese kleine Geste, von wegen ob, ich würde ihm sowieso folgen. Er ging einfach schon zur Kutsche, so als ob es selbstverständlich wäre. Aber hatte ich eigentlich eine andere Wahl?

Dennoch setzte ich mir ein Lächeln auf, ging auf ihm zu und nahm dankend seine Hand an, stieg mit ihm in die Kutsche. Von innen aus war die Kutsche in einem hellen Lila gehalten. Das Holz schien alt, fast schon morsch.

„Möchtest du mir wirklich nicht verraten was du im Institut suchst?“, wieder  sah er mich mit den großen Augen an, diesem Dackelblick, er wollte vertrauenswürdig wirken. Doch in mir weckte es nur misstrauen aus. Meine Muskeln spannten sich an. Das Lächeln wich aus meinem Gesicht.

„Ich suche Mister Herondale…“

ρσιѕσησυѕ ραяту

 

Anmerkung: Sorry wegen der Verspätung, doch dieses Kapitel ist mit meinem Handy entstanden, daher bitte verzeiht die vielen Fehler, ich werde es so bald wie möglich korrigieren. Dennoch wünsche ich euch sehr viel Spaß beim Lesen! Danke ~

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~ Flashback starts here:

 

Ich wusste nicht wann mein Kopf sich das letzte Mal so schwer an gefühlte hat. Mein Rücken schmerzte, bei jeder kleinsten Bewegung. Es dauerte einige Sekunden bis ich realisiert hatte was gerade passiert war.

 

Mist!

 

Ich war bewusstlos geworden und hatte ihn entkommen lassen, hoffentlich hatte es keine der anderen Partygäste gesehen, so wie das folgende auch.

 

Meine Knochen knacksten als ich mich wieder versuchte zu Recht zu biegen, es hatte ein Vorteil so zu sein wie ich war. Mein Heilungsprozess war beschleunigt, weshalb mir die Wartezeit verkürzt wurde, man konnte es sich so ähnlich wie bei einem Vampir vorstellen, besonders praktisch wenn man mal unwillkürlich Bekanntschaft mit der Wand machte. Doch leider blieb einem der Schmerz dabei nicht erspart. Besonders nicht wenn man jeden Knochen erst einmal einzeln an seinen Platz bringen musste. Es war sogar mit höllischen Schmerzen verbunden!

 

Nur langsam richtete ich mich wieder auf, um dem unvermeidlichen Schwindel zu entkommen, was mir jedoch nicht vergönnt wurde. Mein Schädel brummte. Keine Zeit zum Ausruhen, wiederholte ich mir immer wieder im Gedächtnis.

 

Nur mit viel Mühe rappelte ich mich auf die Beine. Denn immer noch fühlten sie sich an wie flüssiger Gummi. Mein Schädel fühlte sich so an als wäre es mit Steinen gefühlt, was natürlich unmöglich war. Wahrscheinlich trübten die Schmerzen meine Wahrnehmungskraft, denn selbst einen klaren Gedanken konnte ich nicht mehr fassen. Doch ich musste weiter. So stützte ich mich an einem Stuhl und atmete tief ein und aus. Mein Magen rebellierte, den neben dem Schwindel wurde mir auch noch übel. Weshalb ich meine Augen schloss,  alles ausblendete.

 

Durch einen lauten Schrei öffnete ich erst wieder meine Augen, blickte mich um, immer noch herrschte großes Chaos in der Villa. Kein Wunder wenn ein paar Amazonen angriffen und alles verwüsteten. Unser Volk mochte klein sein, aber wir hatten starke Kriegerinnen. Drei von ihnen waren letzte Woche gefangen genommen worden, als man uns aus dem Hinterhalt beim Jagen angriff. Diese verdammten Feiglinge, mit ihrer Magie. Wir hatten damals keine Chance geben sie, aber das würde nicht noch einmal passieren. Sie würden dafür noch bezahlen! Sie waren unsere Feinde, doch die größten Feinde unserer Nation waren wohl die Menschenhändler, sie versuchten uns immer wieder in einen Hinterhalt zu locken und gefangen zu nehmen. Unsere Frauen waren allesamt Schön. Stark. Man wollte uns besitzen, weil wir uns nicht einem Mann unterwarfen. Wir hatten alle einen Willen. Aber ist es nicht unser gutes Recht selbst zu bestimmen was wir wollen?

 

Nachdenklich musterte ich meine Umgebung, in meinem Weg lagen einige der Partygäste, neben ihnen Scherben, von den Sektgläsern. Ob sie da zum Spaß lagen? Ganz bestimmt nicht, der Sekt musste an dieser Begebenheit schuld sein. Eine andere Erklärung hatte ich dafür einfach nicht. Aber wieso hatten sie mich nicht vorgewarnt?  Was wenn sie gar nicht die Verursacher waren? Aber wer könnte Profit aus solch einer Aktion ziehen?

 

Er…

 

Nur er könnte so etwas Grausames anrichten, ohne mit der Wimper zu zucken, so herzlos sein. Manchmal fragte ich mich ob er wirklich ein Herz besaß, doch was wenn er wirklich kein Herz besaß, was war ich dann? Eine weitere Puppe in seiner Sammlung?

 

Aber was sahen meine Augen da?

 

Mein neuer Freund hatte sich zu einer kleinen Gruppe begeben. Überwiegend aus Männern. Um genau zu sein standen genau mit ihm eingeschlossen 4 Männer bei zwei Frauen. Eine der beiden Frauen lag in den Armen eines älteren Mannes. Sie schien weggetreten zu sein wie die anderen Partygäste. Vermutlich hatte sie auch von dem Gift getrunken. Meine Augen weiteten sich als ich die spitzen Eckzähne von einem der Jüngeren erblickte. Vampire.  Aber was machten Vampire bei ihren Jägern? Sie waren doch Feinde? Wie wir auch.  

 

Was geht hier nur vor sich? Ich musste mehr herausfinden.  So schritt ich langsam auf sie zu. Ich hatte immer noch dieses Gefühl im Magen, etwas war an diesem Bild sichtlich falsch. Doch man hatte mich gelehrt nicht voreilig zu urteilen. Also musste ich mich wohl oder übel in die Fänge des Löwen begeben.

 

„Das Mädchen wird bald tot sein. Das Gift beginnt schon zu wirken“,  gab ich nun meinen Senf dazu, als ich nahe genug bei ihnen stand damit sie mich hören konnten, doch auch weit genug entfernt, wenn sie einen Angriff wagen sollten, ich mich verteidigen konnte.

 

Der Blonde drehte sich nun angespannt zu mir um,  funkelte mich wütend an. Die Brünette Dame rechts neben ihm sah mich nur misstrauisch an, sie musste wohl noch sehr unerfahren sein, denn sie hatte immer noch eine recht entspannte Haltung welche ihr noch zum Verhängnis werden konnte. Töricht!

 

„Gift?“, fragte mich der alte Mann, mit dem rothaarigen Mädchen im Arm. „Was soll das heißen?“

 

Ich wendete meinen Kopf zu ihm, musterte ihn nun genauer. Er wirkte sichtlich verzweifelt, so wie er das Mädchen an sich drückte.

 

Sie musste ihm etwas bedeuten.

 

Seine Stirn war gerunzelt, Falten hatten sich abgebildet.

 

Er musste einiges durchmacht haben.

 

„In jedem Sektglas war ein besonderes Gift und alle haben unterschiedliche Wirkungen. Sie…“ Ich zeigte dabei auf die rothaarige schlafende Schönheit „…hat offenbar ein Gift abbekommen, das einen langsamen Tod herbeiführt. Einen langsamen und qualvollen Tod. Aber ich kann ihr Leiden kurz und schmerzlos beenden.“ Dabei zog ich meine Saigabel und ging ein paar Schritte auf die beiden zu, doch ich kam nicht weit.

 

„Vergiss es!“

 

Gab mir mein alter Bekannten zurück und stieß mich – in einem unachtsamen Moment - unsanft auf den Boden, nahm mir meine Saigabel ab und hielt mir diese an meine Kehle.

 

Wie süß…

 

„Du sagst jetzt sofort, wo wir ein Gegenmittel herbekommen!“

 

Natürlich stellten sie meine Aussage nicht in Frage, als wäre ich der Übeltäter. Sie waren wohl zu sehr damit beschäftigt den Schuldigen zu suchen, anstatt die wahre Gefahr zu erkennen…doch ich nicht.

 

„Jace…mit Gewalt wirst du nichts erreichen…“, kam es erschrocken vom Ältesten, der befürchtete, dass Jace mich wohl töten würde, ohne dabei mit einer Wimper zu zucken. Es würde aber dem rothaarigen Mädchen nichts nützen, wenn ich jetzt starb, ohne ihnen zu verraten, wo sie das Gegenmittel fanden. Und nur ich wusste, wo sich das Gegenmittel befand, nach welchem Mittel sie suchen mussten. Ich kannte dieses Gift. Amazonen verwendeten Gifte, mitunter dieses seltene Gift für Notfälle. Doch sie würden hier doch nicht…Nein!

 

„Du solltest auf ihn hören“, meinte ich grinsend zu Jace und ließ mich weder von der Saigabel an meiner Kehle noch meinen Gedanken beeindrucken oder irritieren. Es gab schlimmeres, weit aus schlimmeres.

 

„Warum sollte ich auf dich hören? Du wolltest mich umbringen!“, knurrte Jace und sah mich wütend an.

 

„Und das hätte ich auch, wenn dein Freund dir nicht geholfen hätte“, gab ich ihm nun gleichgültig zu. Wobei ich natürlich log, denn ich hatte gezögert, doch zugeben würde ich es in hundert Jahren nicht. Nie und nimmer. Niemals. Nein, ich würde ihm an der Genugtuung nicht teilhaben lassen. Ihn nicht über mich spotten lassen. So dumm würde ich nicht sein.

 

„Rück endlich mit dem Gegenmittel raus!“, knurrte er leicht ungeduldig, seine Zähne knirschten, während er mich immer noch so ansah als würde er mir am allerliebsten ein Schwert ins Herz rammen. Sein Engelsschwert? Ich hatte schon so viel von ihnen gehört, doch niemals eines zu Gesicht bekommen.

 

Ich war neugierig. Ich wollte ihre Waffe sehen. Noch besser, es selber in der Hand halten.

 

„Warum sollte ich? Du kannst mich ruhig umbringen. Ich habe keine Angst vor dem Tod.“, kam es nun gleichgültig aus meinem Mund. So monoton das ich fast selbst an meine Worte glaubte, nicht an ihnen zweifelte, sie für die Wahrheit hielt.

 

Doch schienen die Götter mit mir zu sein, denn mein blonder Freund schien sich auf einmal nicht mehr wohl zu fühlen. Er ließ meine Waffe aus der Hand fallen, er hätte eben nicht so viel Alkohol trinken sollen. Aber wer seine Grenzen nicht kannte, dem bestrafte eben das Leben. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Stieß ihn von mir und drückte seine Handgelenke auf den Boden. „Ich glaube, zu viel Alkohol ist nicht gesund für dich, nicht wahr?“, flüsterte ich ihm ins Ohr und grinste ihn schelmisch an.

 

„Schluss jetzt!“, kam es von dem Ältesten und man konnte an seiner Stimme erkennen, dass er kurz vorm Explodieren stand und er sich nur noch mühsam beherrschen konnte. Man konnte es ihm nicht verübeln – schließlich lag wahrschlich seine Tochter im Sterben und er wusste nicht, wie lange sie noch leben würde. Er hatte keine Zeit für einen unsinnigen Streit. Im Gegensatz zu mir. Ich hatte noch alle Zeit der Welt.

 

„Das Gegenmittel. Bitte.“, flehte er diesmal fast. Aber nur fast, immer noch konnte man seine Wut heraus hören.

 

Jace sah mich nun leicht besorgt an. Mich. „Du solltest ihm lieber das Gegenmittel geben. Ich will lieber nicht wissen, wie er drauf ist, wenn seine Tochter stirbt. Aber ich schätze mal, das es dann ziemlich ungemütlich für dich werden wird.“ Er warnte mich tatsächlich vor, obwohl ich versucht hatte ihn zu töten. Aber ich hatte recht, es war seine Tochter.

 

„Bist du schwerhörig? Ich habe keine Angst vor dem Tod.“ Doch ich ließ von ihm ab und wandte mich dem besorgten Vater zu. Mir war es egal, ob seine Tochter starb. Er war ein Mann und hatte es verdient, zu leiden. Ich erinnerte mich an eine Amazone, dessen Tochter nach einem Überfall durch Männer im Sterben lag. Sie hatten das arme Mädchen so zugerichtet, ihrer Ehre beraubt. Sie wollte sogar sterben. Das kindliche Licht war aus ihren Augen erloschen. Zwar wusste ich nicht was sie ihr genau angetan hatten, doch es musste schrecklich gewesen sein, dem war ich mir sicher. Auch wenn der Mann vor mir keinerlei Schuld daran hatte…er war ein Mann. Ein Magier. Genau wie dieser Jace. Meine Blicke richteten sich zu dem rothaarigen Mädchen, ich sah zu ihr, der es sichtlich schwer fiel, nach Luft zu schnappen. Warum sollte ich ihr helfen? Sie gehörte ebenfalls zu denen, die ich hasste. Und doch…da war etwas an ihr, was ich einfach nicht ignorieren konnte. Sie war eine Unschuldige. Was wäre gewesen wenn die Männer damals Mitleid mit dem Mädchen hätten? Wäre alles anders gekommen?

 

„Ich habe das Gegenmittel nicht“, erklärte ich schließlich wahrheitsgemäß den beiden Männern, welche mich eindringlich ansahen. „Ich kann es zwar herstellen, aber dafür brauche ich eine seltene Blume, die Frosta Magnefica. Eine magische Blume, die nur in einer Eislandschaft wächst.“ Doch leider hatten sie nicht mehr viel Zeit um diese magische Blume zu finden. Wenn sie die Blume überhaupt fanden.

 

„Mit anderen Worten…wir müssen in die magische Welt…nach Iceland…“, murmelte der Älteste  nachdenklich. Man konnte ihm ansehen, dass ihm das nicht gefiel. Wer konnte auch wissen ob ich überhaupt die Wahrheit sagte? Doch er hatte keine andere Wahl als mir zu glauben, denn nur dort würden sie den Schlüssel zur Rettung seiner Tochter finden.

 

„Dann sollten wir keine Zeit verlieren“, meinte Jace und sah zu dem anderen. „Ich werde mit der Amazone die Blume suchen gehen.“ Er sah kurz zur Rothaarigen. „Ich bringe euch beide noch schnell ins Krankenhaus und mache mich dann sofort auf dem Weg.“ Wir durften keine Zeit verlieren.

 

Moment mal…

 

Ich sollte ihn begleiten? Hatte er noch alle Tassen im Schrank? Bei ihm konnten nur einige Schrauben locker sein. Wieso sollte ich ihn begleiten? Welchen Grund hatte ich dazu?  Wie kam er auf diesen absurden Gedanken?

 

„Ich werde euch begleiten, Jace“, meinte der Brünette ernst an Jace gewandt.

 

„Aber…sie braucht dich…“, versuchte Jace ihn umzustimmen. Er brauchte uns nicht zu begleiten. Es war besser, wenn er bei seiner Tochter blieb. Doch er schüttelte den Kopf, seine Augenlieder senkten sich, als fühlte er sich plötzlich unsagbar müde. Die Zeit lief ihnen davon und er hatte anscheinend diese ganze Diskussion satt.

 

„Ich traue euch beiden nicht“, meinte er und hob eine Hand, als Jace was sagen wollte. „Ihr geratet zu schnell aneinander und ich befürchte, dass ihr dabei euer Ziel aus den Augen verlieren werdet.“ Vermutlich hatte er recht. Doch er konnte sie auch nicht alleine lassen,  nicht jetzt.  Jace nickte leicht, denn er hatte recht mit seiner Argumentation. Aber er konnte es nicht.

 

„Außerdem will ich nicht untätig herumsitzen, während meine Tochter im Sterben liegt… Ich will ihr helfen. Und das kann ich nicht, wenn ich untätig herumsitze…“ Das konnte Jace vielleicht gut verstehen, denn wahrscheinlich saß auch er nicht gerne untätig herum, während sich andere in Gefahr begaben. Er wollte helfen. Genauso wie ich.

 

„Das ist falsch. Sie können Maira helfen, indem Sie bei ihr sind und ihr zeigen, dass sie nicht alleine ist. Ein Vater sollte für seine Tochter da sein“, mischte sich nun die brünette Dame, neben Jace, ernst ein. „Vor allem in so einer Situation.“

 

„Ich muss ihr zustimmen, Keith.“, gab Jace zu und sah Keith an.

 

„Bleiben Sie bei Ihrer Tochter. Falls sie…“, legte ich nun ein, doch verstummte, sah leicht verwirrt zu Jace, der sich räusperte. „Du solltest dann bei ihr sein. Ich werde mit der Amazone schon klarkommen. Wir werden unser Ziel nicht aus den Augen verlieren. Das verspreche ich Dir.“

 

Keith nickte leicht. „Okay, okay. Überredet. Am besten, ich bringe Maira ins Krankenhaus.“

 

Er sah Jace und mich ernst an. „Ihr beide solltet euch jetzt sofort auf dem Weg machen. Es gilt nun, keine Zeit mehr zu verlieren. Dazu ist sie viel zu kostbar. Am besten, ihr nutzt ein Portal.“

 

Moment mal, ich sollte mit einem Magier durch ein Portal?

 

~ Flashback ende!

 

„Miss geht es ihnen gut?“

 

Wieder wurde ich aus meinen Gedanken gerissen als ich eine Männliche Stimme hörte, nah an meinem Ohr, erschrocken fuhr ich zusammen als ich den Übeltäter neben mir sitzen sah. Meine Augen funkelten leicht auf. Mein Herz hatte kurz ausgesetzt.

 

„Oh…Ich wollte ihnen keinen Schrecken einjagen, verzeiht mir.“, entschuldigte sich Kyle bei mir, was ihm sichtlich leid tat, denn sein Blick ruhte ruhig auf mir. „Doch wir sind da…“

 

Leicht verwirrt sah ich zu ihm bevor ich aus dem kleinem Fenster sah, bemerkte das die Kutsche still stand, eine kleine graue Kirche erstrecke sich vor uns. Sie wirkte von außen verlassen. Doch ich wusste dass sich der erste Eindruck täuschen konnte.

 

„Kommen sie Miss?“, belustigt hörte ich Kyles Stimme, blickte zu ihm. Er war bereits ausgestiegen, hielt die Tür weit geöffnet, mir eine Hand entgegen, damit auch ich aussteigen konnte.

 

Leicht nervös biss ich mir auf die Unterlippe, nahm jedoch seine Hand – es wäre auch unhöflich gewesen sie auszuschlagen – stieg dann vorsichtig aus der Kutsche. Lächelte ihm dankend zu, denn reden konnte ich nicht mehr. Ich war einfach zu aufgeregt.

 

Kyle führte mich zur Tür, grinste mich an, dann klopfte er an.

 

Oh Gott, es war so weit. Ich…nein wir würden uns wieder sehen. Endlich war es soweit. Der große Augenblick. Er bräuchte nur die Tür aufmachen. Ich fühlte mich gerade wie ein richtiger Flummi, am liebsten würde ich auf und ab springen, aber es würde echt seltsam kommen. Also stand ich wie die Ruhe selbst da, richtete sogar noch einmal meine Haare, wie eine dieser Mädchen aus den schwarzen Blechkisten.

 

Die große Flügeltür knarrte, als sie langsam auf ging. Gespannt blickte ich zur Tür, um ihn zu sehen. Da stand jemand, ich konnte eine Silhouette ausfindig machen. Ob er mich wiedererkennen würde? Das war egal, ich freute mich nur ihn zu sehen…

 

ƒяσѕтα мαgηєƒι¢α

~ Flashback starts here:

Ein fürchterlicher kalter Wind zog an uns vorbei, nicht genug das es war eiskalt war, nein, es musste auch noch schneien. Bestimmt herrschten hier Minustemperaturen wie in der Antarktis. Doch es war typisch für die unzähligen Eislandschaften von Iceland, denn hier herrschte das ganze Jahr über Winter. Alles war mit Schnee bedeckt und die Sonnenstrahlen konnten nicht durch die unzähligen dunklen Wolken durchdringen. Es war zudem still hier. Denn keine Menschenseele lebte hier. Wer wäre auch so dämlich hier her zu ziehen? Hier fror man sich den Arsch ab, wie ich gerade. Mein Kiefer klappte immer wieder runter und rauf. Meine Zähne schlugen immer wieder aufeinander. Man hörte nur das Geräusch meiner Zähne, sonst herrschte Totenstille. Für meinen Geschmack viel zu still. Jace und ich stampften nun schon seit einer gefühlten Ewigkeit durch den tiefen Schnee. Von der Frosta Magnefica war weit und breit keine Spur zu sehen und langsam fragte ich mich ob das überhaupt eine gute Idee war mit ihm her zu kommen. Vielleicht waren wir ja umsonst hier, vielleicht hab es diese seltenen Blumen nicht mehr. Ich zumindest erblickte nur weiß, wo ich auch nur hin sah. Außerdem war mir kalt, meine Füße schmerzten und ich war müde. Meine Augenlieder waren schwer, so schwer, ich wollte mich nur noch hinlegen und schlafen. Jace - der neben mir lief - blickte mich leicht verwirrt an, er war ungewöhnlich still, seit wir hier waren. Doch ich achtete nicht weiter darauf, ich konnte nur noch gerade aus starren. Ich rieb mir weiter meine Arme aneinander um mich wenigstens ein wenig aufzuwärmen. Meine Lippen waren schon leicht blau, meine Sehkraft ließ nach, ich sah alles nur noch verschwommen. Immer wieder sank ich unter dem Druck meines Gewichtes im Schnee ein. Es reichte ja nicht dass ich hier fast erfror.„Was soll das?", fragte ich überrascht, sah ihn fragend an, als ich bemerkte wie er seine Jacke ausgezogen hatte und mir über meine nackten Schultern gelegt hatte.„Du hast sie nötiger als ich", meinte Jace nur und sah sich nach etwas um. Vielleicht nach einem Ort wo wir uns ausruhen könnten. Zumindest etwas. Vielleicht nach einer Höhle? Hier in den Bergen musste es doch auch Höhlen geben, irgendwo musste man ja Unterschlupf vor dem Schnee finden. Das Glück meinte es gut mit uns, denn er entdeckte schließlich in unserer Nähe eine kleine Höhle, in der wir uns kurz ausruhen und aufwärmen konnten. Holz konnte er anscheinend nirgends entdecken, aber wozu gab es ihn und seine Fähigkeiten sonst? Kurze Zeit später saßen der blonde Zuchthengst und ich um ein kleines, magisches Feuer, das uns beiden etwas Wärme spendete.„Wieso hast du mir deine Jacke gegeben?", fragte ich ihn nach einer Weile und sah mit leicht großen Augen zu Jace. „Ich meine...was ist mit dir? Du brauchst sie doch. Was hast du davon?", die Skepsis war in meiner Stimme deutlich zu hören.„Ich halte das schon aus. Aber du warst bereits halb erfroren und ohne dich werde ich diese Blume niemals finden", antwortete Jace und musterte mich nachdenklich. Aber mein Verdacht hatte sich bestätigt, denn er handelte nur aus eigennutzen. Nur weil er die rothaarige Schönheit retten wollte, nicht weil er sich sorgen um mich machte. Wenn wir uns wenigstens wärmere Kleidung mitgenommen hätten, zumindest ich... Aber die Zeit drängte und jede einzelne Sekunde zählte. Wir hatten es nur noch in den großen Garten der Villa begeben und durch ein Portal waren hierher nach Iceland gelangt, was nun schon ein paar Stunden her sein musste, seitdem wir hier gelandet waren. Ich hatte nicht mehr viel Kraft, weshalb ich nur leicht nickte und weiterhin schweigend in die Flammen des magischen Feuers starrte.„Sag mal...tut es eigentlich weh, wenn sich zwei Menschen küssen?" Jace starrte mich an, als hätte ich völlig den Verstand verloren. Kein Wunder bei dieser Kälte. Oder doch an etwas anderem? Aber woher sollte ich das wissen, ich war doch nur eine ganz normale Amazone. Da war doch so eine Frage selbstverständlich. Ich hatte noch einen Mann geküsst, geschweige denn mit dem männlichen Geschlecht gesprochen. Es war uns untersagt. Zwar hielt ich mich nicht immer an die Regeln. Doch ich musste ja irgendwie lernen zu foltern. Meine Frage war berechtigt und vollkommen ernst gemeint. Er räusperte sich kurz. Bevor er wieder weiter sprach. „Warum willst du das wissen?", fragte er und musterte mich mein blonder Begleiter. „Bist du sicher, dass du kein Fieber hast?"„Beantworte einfach meine Frage. Tut es weh oder nicht?", gab ich ihm leicht gereizt wieder. Ich konnte mir vorstellen wie er sich innerlich über meine Unwissenheit lustig machte.„Du kannst es ja gerne herausfinden", meinte Jace nun geheimnisvoll und rückte etwas näher an mich heran. Hatte er den Verstand verloren, vielleicht hatte er ja Fieber? Ich starrte ihn nur verwirrt an.„Du machst das wohl gleich mit jedem fremden Mädchen, dem du begegnest, oder?", genervt verdrehte ich meine Augen.„Nein. Wie kommst du darauf?", ein breites Grinsen hatte sich auf seinem ganzen kantigen männlichen Gesicht ausgebreitet.„Vergiss es einfach, okay? Warum sollte ich einen Magier wie dich küssen?", kam es nun von mir, bevor ich mich räusperte und leicht zur Seite rutschte um eine gewisse Distanz zwischen uns zu bringen.„Weil ich einfach unwiderstehlich bin?", schlug mir Jace wieder grinsend vor.„Unwiderstehlich? Ich würde eher sagen, unzivilisiert. Du bist nicht besser als alle anderen Männer. Im Gegenteil. Du bist das beste Beispiel dafür, wie Männer sind." Er und unzivilisiert? So was von! Er konnte sich nicht benehmen, hatte keine Manieren, war aufdringlich. Musste ich noch mehr erwähnen? Nein. Er war eben ein Mann. Abartig. Widerlich. Pervers. Mir fehlten einfach die Worte, er war aber auch mysteriös, rätselhaft und hatte etwas an sich was mich davon abhielt ihm an die Kehle zu springen, lieber wollte ich viel mehr erfahren, über seine Welt, seinen Traditionen und über ihn. Nicht das ich nicht blind war, er sah wirklich gut aus für seine Rasse, aber er war nicht anders als sie, so war er auch wieder uninteressant für mich. Typisch Mann. Typisch Magier. Er war genau das wovon ich mich – üblicherweise -  fern hielt. Einst hatte man mir erzählt, das alles was schön war auch gefährlich war. Wenn nicht sogar tödlich.„Wie sind wir Männer denn?", er hatte eine Augenbraue in die Höhe gezogen und sah mich gespannt an.„Ihr denkt immer nur an euch und euer Vergnügen. Euch ist es doch ganz egal, wie wir Frauen uns fühlen. Wir sind für euch nichts weiter als Spielzeuge, das ihr nach Gebrauch einfach weg werft und in einer Ecke verkümmern lässt!" Dieser Jace musste sonst was von mir denken, doch ich sagte nur die Wahrheit. Nichts als die Wahrheit. Bis jetzt hatte man in unserem Dorf nur schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht, meine Schwestern hatten mir so viele grausame Geschichten erzählt, egal ob nur um mich von unseren Sklaven fern zu halten, oder ob sie nun wirklich der Wahrheit entsprachen, ich wollte es nicht herausfinden. Nicht am eigenen Leib. Klar Amazonen waren stark, doch ich hatte genug von Männern, sie waren hinterhältig und manipulativ. Alles Schöne hatte auch ihre Schattenseiten. Einem Magier darf und sollte man nicht vertrauen, eine Lektion für das Leben, früher, damals als noch die alten Römer lebten, damals, ja zu dieser Zeit waren Männer nicht besonders gut auf kämpferische Frauen zu sprechen, sie wollten uns als Sklaven oder vernichten, damals, sie kannten keine Gnade. Männer waren in meinen Augen nur Dreck. Man durfte ihnen nicht vertrauen, wer dennoch so töricht war dies zu tun, dem bestrafte das Schicksal, ihr Leben wurde ihnen genommen. Weshalb mir der Gedanke gar nicht gefiel hier auf ihn angewiesen zu sein, doch auch er würde ohne mich nicht weit kommen. Zumindest glaubte er es.„Lass uns weitergehen", meinte Jace nur und stand auf, anscheinen hatte er keine Lust darauf, oder wusste nicht, wie er mit einer Amazone über Männer und deren Verhalten zu diskutieren, sprechen hatte. Vielleicht wollte er mich nicht verärgern. Aber wir hatten auch keine Zeit dafür, schließlich hatten wir eine wichtige Mission zu erfüllen, von der Mairas - der rothaarigen Schönheit - Leben abhing!„Feigling! Kaum geigt man euch mal die Meinung, geht ihr dem Konflikt aus dem Weg, anstatt sich ihm zu stellen. Willst du wissen, warum? Weil ihr Männer euch für die Stärkeren hält und eure Fehler nicht einsehen wollt!", hörte ich mich weiter keifte, obwohl ich es doch gar nicht wollte, während Jace die Höhle verließ. Ich spürte wie mir die Tränen kamen.~ Flashback Ende! Die Erinnerungen, welche ich versucht hatte zu verdrängen, überkamen mich,  Stück für Stück drängten sie sich in mein Gedächtnis zurück. Mein Herz raste, während ich wie erstarrt zur Tür blickte. Die braunen Haare waren dieselben, doch die Augen, sie waren anders, sie waren nicht gleich, verwirrt blickten sie mich an, ich sah wie sich der Mund bewegte, doch ich konnte die Worte nicht hören, zu geschockt war ich über die nüchterne Erkenntnis. Er hatte es versprochen. Wieso war er dann nicht hier, bei mir, so wie er es einst gesagt hatte, immer und immer wieder, er hatte es versprochen. Er hatte sein Versprechen gebrochen.

Alles leere Versprechungen, seine Worte hatten nichts bedeutet, sie waren unwichtig, genauso wie ich ihm nichts bedeutet hatte. Er hatte mich nur angelogen.

Wieso hatte er mir das getan?

Wieso ausgerechnet ich?

Warum hatte er mich ausgewählt?   

War ich ihm ein viel zu einfaches Opfer, welchen er ohne Mühe um den kleinen Finger wickeln konnte?

Oder hatte er einfach nur das Interesse an mich verloren und mich vergessen?

Aber was hatte ich auch erwartet, dass er tatsächlich sein Wort halten würde und auf mich warten würde, wo ich doch diejenige war die ihn damals abgelehnt hatte. Es war meine Schuld. Vielleicht wäre alles anderes gekommen, wäre ich nur mit ihm gegangen. Wäre ich bei ihm geblieben.

Oder war nur das Schicksal so grausam zu mir?

 

 

~Flashback starts here Mit eiligen Schritten lief ich mühselig hinter ihm her, ich musste ihm ja folgen. Doch musste er so rennen? Immer noch trug ich seine Jacke um meinen Schultern, jedoch viel Schutz vor der Kälte gab sie mir nicht, weshalb ich immer noch an meinen nackten Beinen fröstelte, noch milde ausgedrückt, aber aus den Augen verlieren wollte ich ihn auch nicht. Deshalb folgte ich ihm. Es missfiel mir, dass er mich so eiskalt ignorierte, so als hätte ich ihn tatsächlich verletzt oder gar beleidigt.„Spielst du jetzt die beleidigte Leberwurst?", fragte ich ihn leicht außer Atem.„Ich bin nicht beleidigt!", erwiderte er nur leise, so dass ich ihn fast nicht gehört hätte, doch er antwortete mir.„Doch, das bist du. Du solltest dich mal anhören." Jace drehte sich zu mir herum, sah dabei in mein Gesicht, um mir wahrscheinlich zu sagen, dass er nicht beleidigt ist, als im selben Moment etwas Großes über uns hinwegflog. Sofort sahen Jace und ich hoch und ich konnte gerade noch eine Schwanzspitze ausmachen, die kurz darauf verschwunden war. Was war das? Irgendetwas flog da oben umher und das gefiel mir ganz und gar nicht. Aber was sollte ich machen? Fliegen konnte ich nicht und wenn ich den Magier fragen würde, dann würde er mich bestimmt nur auslachen, also konnte ich das vergessen, wir mussten weiter gehen, was anderes blieb uns nicht übrig. Leider. Wachsam würde ich bleiben, denn was auch immer da oben war, es würde bestimmt wieder kommen. Wir mussten also schnell weg von hier. Kein Risiko eingehen, denn das könnte sowohl sein als auch mein Leben kosten, was wir ja beide verhindern wollten. Doch im Gegensatz zu unserem Magier hier kannte ich die schaurigen Märchen über dieses Land. Die Verbrechen. Wusste das wir uns hier im Land des ewigen Eises befanden, dem Gefängnis von gefallenen, ihrem Untergang und vielleicht auch meinem Untergang, wenn ich nicht wachsam war. Es könnte mein Gefängnis werden. Das musste verhindert werden, ich war keine Abtrünnige. Ich war nicht wie er. Keine Gefallene, keine Abtrünnige, ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Man musste den blonden Magier nicht fragen, ob er wusste, dass wir in Gefahr waren, er musste es wissen. Er musste es ahnen. Ohne dass er mich dazu aufforderte, setzte ich unseren Weg fort. Ihm zu folgen kam für mich nicht weiter in Frage, stattdessen huschte ich leise durch den Schnee, so war er gezwungen, mir zu folgen, nicht umgekehrt. Aufmerksam sahen wir uns stumm um, konnten aber niemanden entdecken. Wahrscheinlich war die Gefahr vorüber, aber es war besser, sich nicht in Sicherheit zu wiegen. Was auch immer da oben umherflog - es würde mit Sicherheit wieder zurückkommen. Und bis dahin mussten der blonde Hengst und ich diese verdammte Blume finden. Die Frosta Magnefica. Auch wenn meine Beine schmerzten, versuchte ich immer noch mein Tempo zu halten, setzte einen Schritt nach dem Anderen.  Meine Gedanken schweiften ab, zu der Party. Was wäre passiert wenn ich ihn umgebracht hätte, wenn ich es wirklich übers Herz gebracht hätte. Er wäre tot. Was wäre dann mit mir passiert, hätten sie mich verurteilt? Wäre das dann mein neues zuhause? Wieso hatte mich Jace nicht getötet, als er die Möglichkeit dazu hatte? Verdammt. Es brachte sich doch nichts über etwas nachzudenken was bereits passiert war, viel lieber sollten wir zusehen hier heraus zu kommen. Außer wir wollten erfrieren. Meine Blicke wanderten zu meinem Begleiter, der an Tempo verloren hatte, auch er zitterte leicht. Ich hatte ja seine Jacke. Er durfte aber gerade jetzt nicht nachlassen, er durfte nicht schlafen, dass wäre sein verderben. „Hey Prinzesschen! Beweg mal deinen Arsch etwas schneller hier rüber!", forderte ich ihn leicht gereizt auf.  Ja, ich nannte ihn Prinzesschen. Er war in meinen müden Augen ein weinerliches kleines Mädchen! Eine Provokation. Jace brauchte eine Motivation, das war eben meine Art ihn zu motivieren, meine Art mich zu entschuldigen. Auch wenn er nicht glücklich aussah, trotzdem eilte er schnell zu mir, wo ich auf einem Hügel auf ihn wartete. Moment. Wieso wartete ich auf so einen arroganten, narzisstischen, blonden Magier? Anscheinend konnte selbst Jace seine Augen nicht trauen, aber es war wahr, ich wartete auf ihm, zwar ungeduldig, aber immerhin. Wer hätte das gedacht? Selbst seine wärmende Daunenjacke hielt ich ihm hin. Er wirkte überrascht, glaubte er wirklich ich hätte ihn einfach so in dieser Kälte zurück gelassen. Nya, zumindest hatte ich zu Beginn unserer Reise den großen Wunsch, ihn einfach stehen zu lassen, aber ich war froh darüber es nicht getan zu haben, ohne seine Hilfe würde ich hier niemals heraus kommen, wir waren aufeinander angewiesen. Er auf mich wegen der Blume und ich auf ihn wegen dem Portal. Lieber vertraute ich dem Magier hier als meinen Erschaffer um Hilfe zu bitten. „Bist du schon so halb erfroren, dass du einen Jungen nicht mehr von einem Mädchen unterscheiden kannst?", fing der blonde Magier an, kaum dass er mich erreicht hatte. „Ich bin kein Mädchen und schon gar keine Prinzessin!"„Ach nein? Du benimmst dich aber wie eine Prinzessin!", konterte ich angriffslustig und sah ihn herausfordernd an. „Ach ja?" Jace hob eine Augenbraue. „Wie benimmt sich denn eine Prinzessin?"„Eingebildet! Wie du! Und sie wird schnell beleidigt wie ein gewisser Jemand hier. Sicher, dass du in Wirklichkeit kein Mädchen bist? Es soll ja Männer geben, die in Wirklichkeit Frauen sind." Unterdrückte den Drang zu lachen, doch ein kleines schiefes Grinsen lag bereits auf meinen Lippen. Meine Augen funkelten, wieder in einem leichten Rot. „Ich bin kein Zwitter!", kam leicht empört von meinem neuen Freund. „Und wieso benimmst du dich dann wie ein Zwitter?", herausfordernd hab ich eine Augenbraue. Jace wollte mir gerade klarmachen, dass er verdammt nochmal kein Zwitter war, als plötzlich ein starker, eiskalter Wind aufkam, der keines natürlichen Ursprungs war. Augenblicklich spannten sich meine Muskeln an, bereit zu kämpfen wenn es sein musste, bereit der Gefahr entgegen zu blicken, meine kristallklaren blauen Augen färbten sich Blutrot. Als wir uns nach der Ursache für den Wind umsahen, entdeckte Jace als erstes den Übeltäter, bevor ich genau in die Richtung sah wo auch er hinblickte, ich erblickte einen blauen Drachen, nur ein paar Meter von uns entfernt am Himmel. Dessen Schwanzspitze kam mir bekannt vor...natürlich! Hier hatten wir die Lösung auf das Rätsel, was vorhin über uns herumgeflogen ist. „Ein Eisschlangendrache...", kam es überrascht mit zitternder Stimme aus meinem Mund, den Drachen ließ ich nicht aus den Augen. „Wenn du mich nicht abgelenkt hättest, dann hätte ich ihn bemerkt.", motzte ich ihn an. Meine Angst hatte sich in Wut umgewandelt und Jace war derjenige an dem ich alles ausließ. Natürlich. War er der Schuldige, er hat damit angefangen, mein Wort in Frage zu stellen, auch wenn ich angefangen hatte ihn Prinzesschen zu nennen. "Dich abgelenkt? DU hast MICH abgelenkt!", stellte er leicht gereizt richtig.

Er hätte den Drachen bestimmt nicht gehört, nicht so wie ich, wenn dieser blonde Kerl mich nicht abgelenkt hätte. Die bissige Antwort, welche ich ihm ungeniert liefern wollte, wurde von einem lauten Wirbelwind unterbrochen, mit welchem der Drache uns beide angriff. Offenbar hatte er noch weniger Geduld für uns beide Streithähne, als ich selber. Aber der selbstverliebte Magier konnte einem auch wirklich auf die Nerven gehen. In Gedanken überlegte ich gerade ob nicht Magier ist nicht gleich tot mein neues Motto werden sollte, oder blond ist nervig, so wie dumm ist gleich Magier, als mir einfiel, das wir gerade hier in Gefahr waren. Außerdem war ich selber blond, also entweder Haare färben, oder ihn ignorieren. Zweite Wahl, bessere Wahl! Glücklicherweise - oder sollte man lieber Pech sagen? - nahm der blaue Eisschlangendrache mir die knifflige Entscheidung ab, ob ich meinen Begleiter doch nicht über die Lippe springen lassen sollte, denn er näherte sich und ließ seinen Schwanz auf Jace niederschlagen. Anscheinend hatte er vor, ihn vom Boden zu fegen - wie Dreck. Aber Jace war kein Dreck. Vielleicht ein dreckiger kleiner Magier, doch kein Dreck. Im ersten Moment dachte ich er wäre schlau, doch statt sich blitzschnell in den Schnee zu werfen, warf sich Jace auf den herankommenden Schwanz und hielt sich daran so gut es ging fest. Wie ein Irrer. Genau im richtigen Moment, denn als der Drache ihn bemerkte, versuchte er ihn natürlich mit aller Kraft abzuschütteln. Aber Jace ließ nicht locker, sondern zog sich langsam am Schwanz hoch. Zentimeter für Zentimeter. Töricht, als wollte er sterben, oder er war durch die Kälte verrückt geworden, so wahnsinnig dass er dachte er könnte...Nein. Als der Wirbelwind herannahte, tat ich das, was bei so einer Situation wohl am Vernünftigsten schien: Ich schützte mein zartes Gesicht mit Jaces Jacke - welchen er nicht angenommen hatte - und versuchte mich dabei auf den Beinen zu halten. Eine gefühlte Ewigkeit schien es zu dauern, bis der Wirbelwind an Stärke verlor und schließlich nachließ. Endlich. Das Erste, was ich bemerkte, nachdem ich Jaces Jacke von meinem halb erfrorenen Gesicht zog, war das grüne Gras um mich herum. Offenbar hatte der Wirbelwind den meterhohen Schnee weggeweht und das Gras darunter freigelegt. Und was war das? Dieser blaue Eisschlangendrache war offenbar ein echter Glücksfall, denn nicht weit von meinen Füssen, nur wenige Schritte, entfernt, blühte die Frosta Magnefica - eine Blume mit glänzenden, blauen Blüten, dessen Substanz das Leben von Maira - wahrscheinlich allen Partygästen - retten konnte. Man musste daraus nur noch das Gegenmittel herstellen. Wo war eigentlich dieser Magier abgeblieben? Man könnte meinen, er hätte sich einfach aus dem Staub gemacht, als der Drache angriff. Typisch. Das war ja mal wieder so typisch für einen Magier wie ihn. Sie waren wirklich alle Feiglinge. Doch hatte er nicht vorhin versucht einen Drachen zu bezwingen? Aber vielleicht hatte der Drache ihn am Ende aufgefressen? Wehe ihn, wenn er sich wirklich von einem Drachen fressen ließ. Denn ich wollte ihn doch töten. Leicht frustriert nahm ich einen meiner Saigabel und schnitt die Frosta Magnefica einfach ab. Behutsam. Die Blume würde keinem etwas bringen, nicht wenn ich die Pollen wegen meiner Aufregung und Hektik verlor. Eine Bewegung am Himmel ließ mich schnell herumfahren - und erstarren. Was ich sah, war ein wirklich seltsamer wie faszinierender Anblick. Meine Sorge um Jace, das er von dem Drachen gefressen wurde, löste sich schlagartig in Luft auf. Nicht, das ich mich ernsthaft um ihn Sorgen gemacht hätte. Was war schon das Leben dieses nervigen Magiers wert? Aber der Anblick, der sich mir gerade am Himmel bot, war ebenso atemberaubend wie gefährlich. Wie hatte er es überhaupt geschafft, da hochzukommen? Wusste er denn nicht, wie gefährlich und tödlich Drachen waren? Er war lebensmüde, doch er hatte es geschafft. Der Drache konnte noch so viel tun, um ihn abzuschütteln - er saß sicher auf seinen Rücken. Der glatte Rücken hatte ihm zwar das Vorwärtskommen erleichtert, aber im Nachhinein wären ihm Schuppen wahrscheinlich lieber gewesen. Daran konnte man sich wenigstens festhalten, aber jetzt musste er sein Gleichgewicht halten, um nicht vom Drachen herunter zu fallen. Es war atemberaubend. Mir hatte es schlichtweg die Sprache verschlagen. Jace konnte nicht anders als triumphierend mich von seinem hohen Ross an zu grinsen. Er fühlte sich gerade wie einer der legendären Drachenreiter, die vor Jahren im magischen Reich Elysien existierten. In meinem Reich, wo mein zuhause lag, mein Dorf, wo ich groß geworden war. Leicht traurig blickte ich weg, zu Boden, denn ich vermisste es mit meinen Schwestern im Wald laufen zu gehen, den frischen Wind an meinem nackten Körper zu spüren, das Gras an meinen nackten Füssen. Im Fluss, im Mondschein, zu baden. „Hey Blondie!", ertönte nun meine weibliche Stimme irgendwo unter dem blonden Drachenreiter...öhm Magier. Die Amazone. Nur ich nannte ihn Blondie. Jace sah an den Leib des Eisschlangendrachens vorbei nach unten und sein Blick traf den erstaunten von mir. Seine Augen erblickten etwas Blaues in meiner rechten Hand - eine Blume, wie er feststellte. Ob das die Frosta Magnefica war, dachte er sich bestimmt. Der Drache riss mich als auch ihn unvermittelt aus den Gedanken, als er zum Angriff auf mich überging. Geschickt wich ich seinem Angriff aus und zog dabei gleichzeitig leicht nervös meine Saigabel. Gerade wollte ich die Spitze meiner Saigabel gerade in den Körper des Drachen rammen, als Jace sich plötzlich zu mir vorbeugte und nach meinem Handgelenkt mit der Frosta Magnefica griff. Im ersten Moment war ich zu überrascht, um mich zu wehren, aber dann versuchte ich mit meiner Waffe in der freien Hand wütend nach Jace zu schlagen.„Lass das!", zischte Jace mich an und packte auch meine andere Hand. Mein Herz raste. „Oder willst du dir unbedingt dein Genick brechen? Das wird nämlich passieren, wenn ich dich loslasse..." Ohne auf meine wütenden Proteste zu achten, zog er mich vor sich auf den Rücken des Drachen und half mir, mich aufrecht hinzusetzen. Mein Brustkorb bebte und immer noch zitterte mein Körper, während ich gerade aus starrte. Brauchte Zeit um mich zu beruhigen. „Wieso hast du das gemacht?", murmelte ich leise vor mich hin, versuchte immer noch angestrengt mir die Nervosität nicht anblicken zu lassen. „Was denn? Sag bloß, du bist mir nicht dankbar dafür, dass ich dir dein Leben gerettet habe." Er lachte auf, männlich, genauso wie seine Stimme, hart, mit einem Hauch von Herzlichkeit. „Das meine ich nicht, sondern den Drachen. Wieso steigst du auf einen Drachen? Weiß du nicht, wie gefährlich das ist?", lenkte ich panisch ab. Was war nur mit mir los? Mein Herz raste, wollte sich nicht beruhigen. Nicht in seiner Nähe. „Na und. Andere kapern ein Schiff. Ich kapere einen Drachen. Was ist schon dabei? Außerdem kann sie uns schnell zum Portal bringen. Ist doch ziemlich praktisch, oder?" Jace deutete auf die Blume in meiner Hand, welche ich immer noch fest umschlungen hatte. „Ist das die Frosta Magnefica?"„Sie?", fragte ich stattdessen und ignorierte Jaces Frage nach der Blume. „Woher willst du wissen, dass dieser Drache hier weiblich ist?"„Sie hat es mir gesagt", erklärte Jace und grinste, als ich ihn nun geschockt ansah. Damit hatte ich ganz und gar nicht gerechnet, mit allem, doch nicht mit so etwas. Hatte er es ihr mit Absicht verschwiegen? „Du kannst mit Drachen reden?"„Sieht wohl so aus. Ich war selber überrascht, als sie mich ansprach. Aber umso besser für uns. Sie wird uns zum Portal bringen. Die Zeit drängt und wir haben alles, was wir brauchen." Seine Worte drangen in mein Ohr, doch ich konnte, wollte nicht verstehen, wollte nicht wissen was hier vor sich ging. Moment...wieso störte mich das? Er war nur ein Magier. Weder ich bedeute ihm etwas, noch er mir, unsere Wege würden sich wieder trennen nach dieser Mission. Was hatte ich auch erwartet? „Hat sie auch einen Namen?", in meiner Stimme schwang unwillkürlich die Eifersucht nicht. Nein. Bestimmt hatte ich es mir nur eingebildet. Ich und eifersüchtig? Nein. „Hat die Amazone denn auch einen Namen?", fragte Jace, ohne den Eindruck zu machen, eine Antwort auf meine Frage zu geben.„Mein Name ist Neela und nicht Amazone." Zwar war das nur mein Amazonenname, doch das sollte erst einmal reichen.

„Auch gut. Ich bin Jace", erklärte er und deutete dann auf den Drachen. „Und das ist Yaira." Yaira flog so schnell wie sie konnte in die Richtung, die Jace ihr genannt hatte. Sie hatte verstanden, dass es hier um Leben und Tod ging. Um einen Wettlauf gegen die Zeit. Endlich kam das Portal in Sicht und sie landete vorsichtig auf dem Boden, um ihre mehr oder weniger unfreiwilligen Passagiere absteigen zu lassen. Jace rutschte von Yairas Rücken herunter und hielt mir eine Hand hin, um mir herunterzuhelfen. Leider wusste ich keine Möglichkeit, um schnell genug von Yairas Rücken herunterzukommen, als mir von ihm herunterhelfen zu lassen. Kaum berührten meine Füße den schneebedeckten Boden, ließ ich prompt Jaces Hand auch schon wieder los. Schnell stapfte ich durch den Schnee auf das Portal zu. Was die Zeit betraf, sie drängte wirklich, da war sich Jace bestimmt im Klaren. Auch ich konnte nicht sagen, wie viel Zeit hier in Iceland vergangen war und wie viel Zeit in New York. Zeit war für mich unbegrenzt und hatte keine große Bedeutung. Aber das Portal hatte eine begrenzte Dauer und würde bald schließen. Dann würde ich zusammen mit Jace und dieser Yaira für immer hier festsitzen. Kein schöner Gedanke. Ein Albtraum! Als ich nichts hörte drehte mich nach Jace um, der Yaira ansah. Oh Gott. Wenn Abschied wehtat... Fehlten nur noch die Abschiedstränen...Eine Mimose war er. „Also Jace. Du kannst auch gerne bei deiner neuen Freundin bleiben. Mir ist es egal. Aber ich hatte geglaubt, dass du deinem Freund Keith und seiner Tochter helfen wolltest. Da habe ich mich wohl geirrt...", versuchte ich ihn durch das Portal zu locken, weg von Iceland, raus aus der Kälte und weg von dem Drachen. „Wir kommen ja schon", erklärte Jace genervt und ging auf mich und das Portal zu. Wir? Gerade wollte ich ihn fragen, seit wann er von sich in der dritten Person sprach, als sich Yaira plötzlich vor meinen Augen in einen Menschen verwandelte. Genauer gesagt, in eine Frau mit weißen Haaren, die ihr bis zur Schulter reichten. Als wäre es nicht schon schlimm genug, das sich der Eisschlangendrache als weiblich herausgestellt hatte. Nein, jetzt stellte sich auch noch heraus, dass der Drache menschlich war. Was hatte er mir noch verheimlicht?„Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie ein Mensch ist?!", fuhr ich ihn mit viel zu höher Stimme empört an, kaum dass er bei mir angelangt war, wollte ich ihm eine Ohrfeige verpassen, beließ es aber leider dabei.„Reg dich ab. Es ist alles in Ordnung." Lässig zuckte er nur mit seinen breiten Schultern und sah mich gleichgültig an. Mein Herz setze einen Moment lang aus, schmerz breitete sich aus.  Ja, für ihn mochte alles in Ordnung sein, aber für mich war es das nicht. Seltsam. Seit wann kümmerte es mich, dass er mit anderen Frauen sprach? Es konnte mir doch egal sein, was Jace und Yaira machten. Mit wem er abhing, oder seine Zeit verbrachte, wem er vertraute und was er sich für billige Puppen anlachte.„Wenn er etwas macht, was dir nicht gefällt, dann sag es mir", wendete ich mich dann mit aller Kraft freundlich zu Yaira und setzte dabei ein falsches, aber nicht künstlich wirkendes Lächeln auf. Keep your friends close and your enemies closer! Ja, genau das praktizierte ich schon seit Jahren, wieso auch nicht bei ihr. Vorsichtig, so als wäre sie wie Gift für mich, nahm ich Yairas Hand und zog sie durch das Portal, bevor Jace auch nur den Hauch einer Chance hatte zu reagieren.

Kopfschüttelnd sah Jace uns beiden nach.  Bestimmt versuchte sein Erbsenhirn alles zu verarbeiten, denn ich als Amazone musste ja etwas Hinterhältiges planen, da war er sich bestimmt ganz sicher. Warum sonst war ich plötzlich so nett zu Yaira? Aber war das nicht egal?  Schließlich wartete Keith auf das Gegenmittel. Wir mussten uns beeilen, sonst wäre alles umsonst gewesen. Entschlossen folgte er  uns beiden durch das Portal, welches uns alle sicher und behutsam wieder nach New York brachte.~ Flashback Ende

 

 

Leise und benommen lauschte ich dem kalten Windzug, welcher an uns alle vorbei zog, mich frösteln lies, mich an die Zeit zurück erinnerte, an eine Zeit ohne Schmerz und Leid. Vor meinem Verrat. Was hatte ich nur getan?

Wie erstarrt blickte ich nun zu Kyle, seine männliche Stimme drang in meinen Kopf, welcher versuchte mich aus der Trance heraus zu reißen, aber die Ernüchterung, die Tatsache dass auch er mich verlassen hatte. Es war einfach zu viel.  Langsam gaben meine Beine unter meinem Gewicht nach und ich sank in den Schnee, mir fehlte es an Kraft, so dass ich mich nicht mal mehr aufrecht halten konnte. Wie tief war ich nur gesunken?

Meine Augenlieder fielen müde aufeinander, schlossen sich und ich blendete alles aus, auch dass mich der Fremde schüttelte und mein Körper bebte, ich sah nichts außer die Schwärze welche mich einholte.  Die Stimmen in meinem Kopf verstummten.  Es wurde still, unheimlich still, angenehm still, so als wäre ich tot und doch nicht.

Mein Körper war taub, ich fühlte nichts mehr, außer wie sich zwei starke Arme um mich legten, wie mir der Boden unter den Füßen weg gezogen wurde. Nichts mehr. Leere.

Impressum

Texte: Das Copyright liegt ganz alleine bei der Autorin, also mir!
Lektorat: None
Übersetzung: None
Tag der Veröffentlichung: 09.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich meinen lieben Lesern und Leserinnen, welche mir mit viel Kritik geholfen haben überhaupt so weit zu kommen. Vielen Dank!

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