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Prolog


Dumbledores POV:

Verbittert sitze ich in meinem Zimmer und hänge meinen Gedanken nach.
Warum musste sie genau jetzt die Kontrolle verlieren? Warum musste meine Mutter genau jetzt so alt sein? Jetzt, wobei ich doch eine Weltreise mit Elphias machen wollte. Nicht dass ich unbedingt mit ihm diese Reise hätte machen wollte, aber ich wäre jetzt gerade sehr gerne in einem anderen Land, um von anderen Zauberern zu lernen, anstatt hier in meinem Zimmer sitzen zu müssen.
Ich lege mich auf mein Bett und starre die Decke an. Ich sollte wohl eher trauern als mich hier über meine Reise aufzuregen, oder?? Aber ich bin einfach so sauer deswegen! Wieso immer ich und wieso immer zu den schlechtesten Zeitpunkten?!

Schon als mein Vater diese drei Muggelkinder angegriffen hatte, war dies auch zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt gewesen. Denn kurz darauf war ich dann auf die Schule gekommen. Natürlich habe ich meinen Namen wieder reingewaschen können und viele Bewunderer bekommen. Aber ich hatte niemanden gefunden, von dem ich sagen könnte, dass ich mit ihm auf einer Wellenlänge wäre. Natürlich ist Elphias Dodge ein sehr guter Bekannter und wahrscheinlich auch ein guter Freund, aber ich könnte mit ihm nie meine Probleme besprechen, genauso wenig wie mit meinem Bruder Aberforth.
Ich seufze auf. Mich scheint wirklich jemand bestrafen zu wollen.
Kurz darauf höre ich stampfende, schwere Schritte vor meiner Tür und schon klopft es auch schon an meiner Tür.
„ALBUS?! Ich weiß, dass du da drinnen bist!! Also mach, dass du deinen ach- so-talentierten Hinter zu Ariana bewegst! Sie will dich sehen!!“

Da ist ja auch schon der Teufel, wenn man gerade nur mal kurz an ihn denkt. Er ist total von Ariana besessen. Ich kann ihn wirklich nicht verstehen, er könnte sicher sehr gut in der Schule sein, wenn er nicht ständig unsere Schwester im Kopf hätte und auch mal ein Buch aufschlagen würde. Aber stattdessen saß er hier und strickte mit ihr!

Seufzend quäle ich mich von meinem Bett und begebe mich wie befohlen in den Keller. Schneller als mir lieb ist, stehe ich schließlich vor der schweren Eisentür, die meine kleine Schwester vor der Außenwelt bewahren soll.
Seit diesem Tag, an dem die drei Muggelkinder, an denen sich mein Vater später gerächt hatte, weil sie Ariana belästigt hatten, da auch die drei ihre „Tricks“ damit meinten sie ihre Magie, die sie vollführte, lernen wollten und es einfach nicht konnten.

Wie auch? Sie waren eben nur normale Muggel gewesen. Aber anstatt aufzugeben hatten sie meine Schwester beschimpft und versucht es ihr auszutreiben. Danach wollte Ariana nicht mehr zaubern, aber sie konnte es weder kontrollieren noch aufhalten und das bringt sie mittlerweile um den Verstand.
Durch diese mangelnde Kontrolle hat uns nun auch Mutter verlassen.
Ich atme noch einmal tief durch, setze ein Lächeln auf, schiebe die Riegel beiseite und betrete den Raum, der nur durch das Licht der Lampen und eines knisternden Feuers erhellt wird.

Ariana sitzt auf dem Bett und summt ein Lied vor sich hin.
„Hallo. Ariana. Stimmt was nicht?“, kommt es sofort von mir, als ich eintrete. „ Hast du Hunger? Willst du mit mir zusammen etwas zu essen machen?“
Sie dreht ihren Kopf zu mir und schüttelt nur lächelnd den Kopf, dass ihre langen, blonden Haare hin und her fliegen.
Sanft sagt sie: „Ich habe dich einfach nur vermisst. Mehr nicht.“
Ich nicke langsam. Ich kann ihr Verhalten zwar nicht ganz verstehen, weil ich erst vor einer Stunde hier war.
Aber alleine würde ich hier auch nicht sein wollen, wobei ich dann sicher vor Aberforth meine Ruhe hätte und ohne Unterbrechung nachdenken könnte.
Sie mustert mich immer noch lächelnd und flüstert leise: „Ich finde es schön, wenn du daheim bist.“
Ich stutze kurz. Ich wäre jetzt eigentlich seit einer Woche im Ausland und jetzt kommt sie damit, dass es ja schön ist, wenn ich zu Hause bin? Ich schürze die Lippen.
„Ja. Ich freue mich auch bei dir zu sein.“, antworte ich ihr leicht zögerlich.
Sie lächelt noch breiter und ihre Augen beginnen zu strahlen. „Können wir zusammen einen Kuchen backen?“
Ich nicke nur, gehe auf sie zu und nehme vorsichtig ihre gebrechliche Hand.
Sie steht auf und zusammen gehen wir in die Küche, in der wir uns auch schon ans Werk machen.

Kuchen backen statt Weltreise, was für ein fairer Tausch.
Frustriert bearbeite ich grob den Kuchenteig und backe diesen zusammen mit Ariana nach ihren speziellen Vorstellungen, um sie nicht wütend zu machen.
Als ich den Kuchen in die Röhre schiebe, klingelt es auf einmal an der Haustür. Ich rufe nach Aberforth, der langsam die Treppe hinuntertrottet und sich sofort liebevoll um Ariana kümmert, während ich zur Tür gehe und diese öffne.

Eine alte Bekannte steht vor der Tür, Bathilda Bagshot.
Sie war die einzige Freundin meiner Mutter oder mindestens denke ich, dass sie eine Freundin war. Auf jeden Fall war sie die einzige, mit der sich meiner Mutter gelegentlich unterhielt, neben uns natürlich. „Hallo.“, begrüße ich sie freundlich und sehe sie an.
Bethilda lächelt milde.
„Hallo, Albus. Komme ich gerade ungelegen?“
Ich winke ab. „Nein. Ist schon in Ordnung. Kommen Sie doch herein.“
Ich lasse sie eintreten und erkenne hinter ihr einen Jungen mit blondrötlichen Haaren.
Bathilda zuckt zusammen, als sie meinem Blick bemerkt, der auf den rothaarigen geheftet ist. „Oh! Das hätte ich ja beinahe vergessen. Albus, das ist mein Großneffe Gellert Grindelwald. Gellert, das ist Albus Dumbledore. Der Junge von dem ich dir erzählt habe.“
Der Rothaarige nickt mir höflich zu und streckt mir die Hand hin.
„Nett deine Bekanntschaft zu machen, Albus.“, lächelt er.
Sein allzu breites Lächeln irritiert mich etwas und so schlage ich einfach ein und schüttle seine Hand.
„Ja, auch nett dich kennenzulernen.“, entgegne ich, wenn auch etwas irritiert.

Ein seltsames Gefühl bereitet sich in mir aus. Ein Gefühl des Unbehagens, aber gleichzeitig auch noch ein anderes Gefühl.
Ein Gefühl der Vertrautheit.
Das scheint mir ein unsicheres und ungutes Vorzeichen zu sein.

1

 

Ich bemühte mich die letzten Tage richtig dem Ideal als großen Bruder zu entsprechen, auch wenn ich wirklich mehr als gelangweilt war und mich wirklich frage, wie lange das jetzt noch so weitergehen sollte. Es ist wirklich lästig, natürlich habe ich immer noch Kontakt mit einigen genialen Leuten, aber auch das kann mich nicht trösten. Die fast täglichen Briefe von Elphias über seine tollen Erlebnisse lassen meinen Frust nicht gerade weniger werden.

 

Den ein oder anderen Brief habe ich auch schon verbrannt. Was hatte ich davon, dass er Chimäras entrinnt und sehr interessante Experimente gezeigt bekommt?! Schließlich kann ich sie nicht sehen.

 

Natürlich kümmere ich mich nicht nur um Ariana. Das würde meine Würde nicht zulassen. Ich versuche auch so viel wie möglich mit den verschiedensten komplizierten Zauberbüchern und Geschichtsbüchern zu lernen. Hier und da finde ich wirklich interessante Details und ich erkenne neue Zusammenhänge.

 

Ich starre auf die Stapel von Büchern, die sich mittlerweile um meinen Schreibtisch herum angesammelt haben.

 

Ich schätze ich muss das auch einmal ein bisschen ordnen.

 

Seufzend lehne ich mich in meinem Stuhl zurück.

 

Ich muss wirklich mal anfangen mich mit meiner Situation abzufinden, sonst bekomme ich noch schlimme Depressionen.

 

Ein leises Klopfen an meiner Tür reißt mich aus meinen Gedanken.

Mit einem Schwung meines Zauberstabs öffne ich die Tür und blicke in die blassblauen Augen meiner kleinen Schwester, die etwas hüstelt.

Ich springe auf, haste auf sie zu, hebe sie hoch und trage sie zu meinem Bett, auf dem ich sie vorsichtig ablege.

 

Besorgt streiche ich ihr über die Haare: „Wieso bist du denn nicht unten?“

 

Sie krächzt: „Ich wollte dich sehen.“

 

Sie schenkt mir ein warmes Lächeln: „Du bist hier so alleine in deinem Zimmer, da habe ich mir Sorgen gemacht, ob du vielleicht traurig bist.“

 

Sie streckt eine ihrer zierlichen Hände aus und streichelt über meine Wange: „Du solltest nicht immer so viel arbeiten.“

 

Plötzlich beginnt sie wieder heftig zu husten.

Ich nehme ihre Hand in meine Hand und drücke sie sanft, während ich mit einem weiteren stummen Schwung meines Zauberstabes die richtige Medizin herfliegen lasse.

 

Wie kann sie sich in ihrem Zustand Sorgen um mich machen?! Ich bin wirklich eine Niete als Bruder.

 

Als endlich die richtige Medizin angekommen ist, flöße ich sie ihr schnell ein und ihr Husten lässt langsam etwas nach.

 

Sie lächelt erneut: „Schau doch nicht so besorgt. Das steht dir nicht. Ich mag dein Lächeln viel lieber.“

 

Ich nicke nur und zwinge mir ein Lächeln auf. Wieso habe ich das Gefühl, dass meine kleine Schwester in manchen Momenten viel stärker ist als ich?

 

Sie flüstert: „Kannst du mir etwas vorlesen?“

 

Ich nicke: „Was willst du denn hören?“

 

Sie schaut verträumt an die Decke: „Das Märchen von den drei Brüdern.“

 

Ich suche das alte zerfledderte  Buch hervor und schlage es auf der richtigen Seite auf.

Ich beginne sanft das Lesen und Arianas Blick schweift abwesend in meinem Zimmer umher, als würde sie in ihrer eigenen Welt sein und ganz neue Dinge entdecken.

 

Als ich mit der Geschichte ende, lächelt sie immer noch: „Denkst du das diese Gegenstände existieren?“

 

Ich schaue sie über meine Brille hinweg an. Eine solche Frage von einer 14 Jährigen ist schon ungewöhnlich: „Nicht wirklich. Allerdings ist es natürlich nicht unmöglich, dass so etwas Ähnliches existiert.“

 

Wobei ich ehrlich gesagt darauf hoffe, dass sie existieren und auch schon ein bisschen darüber nachgeforscht habe.

 

Ariana schaut mir nun direkt in die Augen: „Ich glaube sie existieren. Sicher existieren sie.“

Ihr so fester Blick überrascht mich.

 

Ich nicke nur kurz und rufe nach Aberforth, der sich wieder rührend um Ariana kümmert, während ich auf den Friedhof gehe.

Ich bleibe vor dem Grab meiner Mutter stehen und schaue darauf hinab.

 

Wo dein Schatz ist, da wird dein Herz auch sein.

 

Welch passende Worte, die ich da gefunden hatte.

Wie ich doch wünschte, dass diese Frau einfach wieder da wäre, dann wäre mein Leben viel freier.

 

Ich seufze kurz, hebe meinen Blick und lasse ihn über die Gräber schweifen. Gelangweilt mache ich eine kleine Runde um ein paar Grabsteine und entdecke einen etwas älteren Grabstein. Neugierig beginne ich den Namen zu lesen. Ignotus Peverell.

 

Peverell, soweit ich mich erinnere ist das eine alte Zauberer Familie. Ich habe schon einiges über diese Familie gelesen. Dieser „unbesiegbare“ Zauberstab scheint auch zu der Zeit aufgetaucht zu sein, als dieser Ignotus Peverell gelebt hat. Ich beuge mich weiter über das Grab und entdecke ein Zeichen. Ein Dreieck, in dem ein Kreis und ein Strich sin, erinnert etwas an ein Auge das in einem Dreieckt steckt. Ich mustere das Zeichen genau. Es kommt mir bekannt vor. Wo hatte ich es nur gesehen?

 

Eine bekannte Stimme lässt mich aufschrecken: „Oh, hallo, Albus.“

 

Ich fahre herum und blicke in das grinsende Gesicht von Gellert Grindelwald. Ich zwinge mir ein Lächeln auf und nicke: „Gellert.“

 

Ein sanfter Wind kommt von hinten und weht meine längeren braunen Haare in mein Gesicht. Gellert streckt die Hand aus und schiebt mir meine Haare hinter mein Ohr. Er lächelt: „Wie ich sehe interessierst du dich für das Zeichen.“

 

Er zeigt auf das seltsame Gebilde auf dem Grabstein. Ich nicke langsam.

 

Er fährt fort: „Ich glaube, dass das das Zeichen der Heiligtümer des Todes ist.“

 

Der Wind weht kräftiger und man hört das Rascheln von Blättern.

 

Die Heiligtümer des Todes. Könnte es sein? Könnte es wirklich sein, dass er sich auf die Geschichte aus den Märchen von Beedle dem Barden bezieht?

Sollte so etwas wirklich existieren?

 

Er hebt sein rechtes Handgelenk und ein schwarzes Lederarmband mit genau diesem Zeichen kommt zum Vorschein.

 

Da hatte ich es also schon einmal gesehen gehabt.

 

Meine Neugierde war nun geweckt. Wenn diese Gegenstände wirklich existieren sollten, wirklich hier auf der Welt sein wollten, dann könnte ich meine Mutter wieder zum Leben erwecken und wäre wieder frei. Ich könnte meine Weltreise sorgenfrei antreten.

 

Diese ganzen Möglichkeiten, die sich mir dadurch bieten würden! 

 

2

Ich weiß nicht genau wie lange wir noch dort auf diesem vereinsamten Friedhof gestanden sind, aber es muss eine ganze Weil gewesen sein, da Bathilda Gellert ungeduldig zum Abendessen ruft, wobei es doch noch früher Nachmittag gewesen war, als ich den Ort betreten hatte.

 

Wir hatten kein weiteres Wort gewechselt. Kein einziges, aber irgendetwas hat mich so sehr an ihm fasziniert…

Er hatte diese spezielle Aura. So mächtig und gefährlich, aber gleichzeitig so ebenbürtig….fast auf eine verdrehte Weise vertraut.

 

Total in Gedanken und schon zugegebener Maßen recht verwirrt, gehe ich wieder nach Hause.

 

Dort angekommen entdecke ich meine Geschwister fröhlich Abendbrot essend. Als sie mich erblicken begrüßen sie mich und geben mir auch etwas ab, auch wenn ich nur total abwesend die angebotene Nahrung in mich reinstopfe. Danach verschwinde ich sofort wieder in mein Zimmer.

 

Ohne groß nachzudenken, hole ich mein Briefpapier hervor und schreibe hastig einen Brief an Grindelwald.

Es waren nur ein paar Worte, eigentlich nur die Frage, was er wusste.

Ich vertraute meiner treuen Eule den Brief an und schickte sie los zu Gellert.

 

Lange musste ich nicht auf die Antwort warten, denn schon wenige Minuten später kommt meine Eule mit einem kleinen Zettel wieder, auf dem nur stand: „Morgen. 10 Uhr.“

 

Ich ließ mich auf mein Bett fallen. Morgen also.

Was würde er mir wohl alles berichten? Glaubt er wirklich, dass die Heiligtümer des Todes existieren?

 

Die gesamte Nacht habe ich nur sehr wenig Schlaf abbekommen, da ich einfach irgendwie aufgeregt war, was ich erfahren würde, welche neuen Erkenntnisse ich bekommen würde.

 

Nachdem ich irgendwie ein wenig Rührei und einen viertelten Toast runtergewürgt habe, bin ich sofort rüber zu Gellert.

 

Länger warten stand außer Frage. Ich bin mir sicher, dass ich ansonsten noch verrückt geworden wäre.

Pünktlich klingle ich an der Tür und eine höchst überraschte Bathilda öffnet mir die Tür.

Freundlich lächelnd frage ich sie: „Ist Gellert zu Hause?“

Sie nickt langsam, tritt bei Seite, um mich hinein zu lassen und ruft nach Gellert, der sofort wie aus dem nichts hinter ihr auftaucht.

Er grinst mich an und führt mich in sein Zimmer.

 

Mit leuchtenden Augen berichtet er mir von seinen Erkenntnissen über die drei ersehnten Gegenstände, die dem Besitzer unglaubliche Macht gewähren.

 

Sein gesamter Enthusiasmus und seine Begeisterung springen auf mich über und ich kann nicht anders als in eine hitzige Diskussion mit ihm zu geraten.

 

Seine Ansichten scheinen so logisch, so selbstverständlich, so in sich perfekt, dass ich nicht mal annährend daran denken kann, sie zu hinterfragen.

 

Wie könnte dieses hübsche Gesicht böse sein?

Wie könnte dieser wundervolle Mensch jemandem wehtun?

Wie könnte dieser Charakter falsch liegen?

 

Erfreut jemanden in der Nähe zu haben, der genauso wie ich festsitzt und meine Gedankengänge nachvollziehen kann, ohne ständig nach Erklärungen zu fragen, kehre ich wieder nach Hause, wo mich mein grummeliger kleiner Bruder gleich im Flur abfängt: „Wo warst du? Ariana hat nach dir verlangt! Sie war ganz alleine daheim!“

 

Ich zucke kurz zusammen und baue mich dann zu meiner vollen Größe auf, um meinen Bruder von oben herab ansehen zu können, was mittlerweile dank seinem enormen Wachstum gar nicht mehr so leicht ist: „Ich schulde dir keine Rechenschaft. Ich werde gleich zu ihr gehen.“

Aberforth packt mich grob am Arm: „Vergiss deine Pflichten nicht!“

Ich schüttle ihn ab und schnauze ihn an: „Wie könnte ich nur so etwas weltbewegendes vergessen.“

 

Mit diesen Worten gehe ich langsam in den Keller hinunter.

Meine Freude war vergessen. Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals.

 

Wieso ich? Wieso konnte ich nicht wie alle ganz normal diskutieren ohne an die Zeit denken zu müssen?

Wieso musste ich so eine Familie haben? Wieso? Wieso sind meine Eltern nicht wieder da?

 

Ich muss, nein wir, müssen unbedingt diese Gegenstände finden.

Dann können sich meine Eltern wieder um Ariana kümmern und ich bin frei.

Frei von dieser Last, frei von allem.

Ich kann die Welt bereisen, neue Sachen kennenlernen und das ganze zusammen mit Gellert machen.

 

Gellert….ein blonder Engel, der meinen Leben wieder eine Sinn gegeben hat.

 

Mit den Gegenständen sind wir nicht zu besiegen und  wir können endlich dafür sorgen, dass die Welt in die richtige Richtung gebracht wird!

 

Wieso müssen wir uns verstecken? Wieso müssen wir unsere Kräfte vor Muggeln geheim halten?

Warum können wir nicht einfach dafür sorgen, dass wir über ihnen stehen? Wenn diese Ordnung gewesen wäre, dann hätte meine Schwester nie ihre eigene Magie gefürchtet, mein Vater hätte nie Rache verübt, wäre nie nach Askaban gekommen, wäre nicht gestorben und meine Mutter wäre auch noch nicht tot.

 

Wir würden glücklich zusammen leben.

 

Aber mit dem Stein könnte ich es wieder in Ordnung bringen.

Wenn wir zusammen unser Ziel erreichen, dann kann ich die Ordnung in der Welt richten. Ich kann alles korrigieren, sodass es perfekt wird.

 

Warte nur, Mutter, Vater, ich bringe euch zurück. Es war noch nicht eure Zeit zu sterben.

3

Die Gewohnheit hat sich eingeschlichen, dass Gellert und ich den gesamten Tag miteinander verbringen, Bücher wälzen, Theorien erstellen und Pläne über den Verlauf machen.

 

Nachts tauschen wir uns weiterhin mit Briefen aus, falls einer von uns einen weiteren Einfall bekommt.

 

Mein Bruder wird immer nerviger, da er es nicht versteht.

 

Wieso versteht er es nur nicht? Sieht er denn nicht, wie wichtig es ist? Erkennt er denn nicht, dass das was wir vorhaben, alles zum Besseren bringen wird? Wieso muss er mich immer wieder zurückhalten und in diesen Keller bringen?

 

Warum versteht er nicht, dass wir dafür sorgen werden, dass es für Ariana nicht mehr nötig ist in diesen Keller zu hausen?

 

Wie gewohnt kommt Gellert zu mir hinüber und wir gehen auf mein Zimmer, dass mit Blätter und Büchern vollgestopft ist.

 

Der Plan ist fast fertig gestellt.

Es fehlen nur noch hier und da winzige Details.

 

Wir lassen uns auf mein Bett nieder und ich will gerade Gellert meinen morgigen Einfall berichten, als dieser mir auf einmal immer näher kommt.

 

Verwirrt blinzle ich ein paar Mal und starre ihn an.

 

Sein Gesicht ist direkt vor meinem, er schließt wie in Zeitlupe seine Augen, während er die letzten Millimeter zwischen uns überbrückt und sanft seine Lippen auf meine legt.

 

Ein unglaubliches Kribbeln, wie bei Brause, breitet sich von meinen Lippen überall in meinen Körper aus.

 

Irritiert aber eindeutig zufrieden, schließe ich ebenfalls meine Augen.

 

Was ist das? Soll das heißen, dass ich Gellert liebe?

So wirklich liebe liebe? Geht das? Kann das sein? Es ist Gellert. Dieser Engel ist mein Licht in diesem beengenden Gefängnis. Wäre nicht verwunderlich, wenn ich ihn wirklich liebe…

4

Gellert und ich haben unsere Zeit verdoppelt. Mittlerweile übernachten wir auch bei dem jeweils anderen.

Zum großen Missfallen meines Bruders.

 

Er scheint irgendetwas gegen Gellert zu haben, was ich gar nicht nachvollziehen kann. Er ist ein Engel. Vielleicht hat er ab und an ein paar andere Gedanken, aber die hat jeder, richtig?

 

Er ist ein wundervoller Mensch und er macht mich glücklich. Mit ihm zusammen scheint alles möglich. Mit ihm zusammen ist sicher alles möglich.

 

An einem Abend, an dem Gellert wieder bei uns übernachten sollte –wir haben schon Kleidung bei dem jeweils anderen gelassen, was uns ständiges packen erspart- rastet mein Bruder vollkommen aus: „Am besten, du gibst es jetzt auf. Ihr könnt sie nirgendwo anders hinbringen, ihr Zustand verbietet das, ihr könnt sie nicht mitnehmen, wohin auch immer ihr gehen wollt, um eure klugen Reden zu halten und zu versuchen, euch eine Gefolgschaft zusammenzutrommeln!“

 

Ich spüre wie Grindelwald neben mir beginnt zu zittern.

 

So hatte ich ihn noch nie gesehen. Sein Gesicht wirkte verzogen vor Hass, nur noch minimale Züge erinnern an das engelsgleiche Gesicht: „DUMMER KLEINER JUNGE! Stell dich nicht in den Weg von mir und deinem genialen Bruder! Verstehst du nicht, dass deine Schwester sich dann nicht mehr verstecken muss, wenn wir unser Ziel erreicht haben?!“

 

Auf einmal zieht Grindelwald voller Hass seinen Zauberstarb und führt ohne ein Wort an meinem Bruder den Cruciatus-Fluch aus.

 

Aberforth wand sich am Boden vor Schmerzen und ich versuchte meinen Freund davon abzuhalten ihm weh zu tun.

 

Nachdem ich das irgendwie erreicht habe, hören die beiden aber nicht wie vernünftige Menschen auf, sondern schleudern sich gegenseitig die wildesten Flüche zu, während ich versuche einfach zu verhindern, dass einer der beiden verletzt wird.

 

Doch auf einmal taucht Ariana auf und….fällt tot zu Boden.

 

Geschockt hören wir alle drei auf und starren den leblosen schmächtigen Körper an.

 

Meine Schwester…sie…ist…

 

Stumme Tränen rennen über mein Gesicht und Tropfen zu Boden, während ich wie eine Statue erstarre.

Aberforth fällt neben Ariana auf die Knie, schluchzt immer wieder ihren Namen und schüttelt sie an den kleinen Schultern.

 

Mein Freund dreht sich zitternd um, geht in mein Zimmer und verschwindet.

 

Enttäuschung macht sich in mir breit. Hat er mich jemals geliebt?

5

Ich habe mit keinen der beiden seit mehreren Tagen auch nur ein Wort gewechselt.

Von Bathilda erfuhr ich, dass Grindelwald weggegangen ist, sie aber nicht wisse wohin.

Unsere gemeinsamen Notizen, Bücher und Pläne hat er alles mit sich genommen.

Wieso? Musste das auch noch passieren?

 

Aberforth schaut mit leerem Blick immer auf die Kellertür und schenkt mir ab und an hasserfüllte Blicke.

Er musste nichts sagen. Ich konnte mir vorstellen, was er dachte.

Und ich konnte ihm nicht widersprechen.

 

ICH war derjenige, der Grindelwald vertraut hat und in unser Haus ließ.

ICH habe zugelassen, dass der Streit beginnen konnte.

ICH habe mich nicht mehr um Ariana gekümmert.

ICH habe versucht diesen wahnsinnigen Plan mit ihm durchzuführen.

Es könnte ICH gewesen sein, der Ariana umgebracht hat.

 

Ich konnte nicht sprechen, nichts essen und schließlich kommt es zu ihrer Beerdigung.

Es sind nur Aberforth, Bathilda, ein Pfarrer und ich anwesend.

Langsam wird ihr Sarg in das Grab hinuntergelassen.

 

Ausdruckslos beobachte ich die Zeremonie, während mein Bruder schnieft und mich auf einmal wutverzerrt anschaut.

 

Er brüllt: „DAS IST ALLES DEINE VERDAMMTE SCHULD!“

 

Seine Faust landet auf meiner Nase.

Ich habe keinen Elan mich zu verteidigen.

Er hat Recht. Es ist meine Schuld.

Ich sollte jetzt in diesem Sarg liegen, nicht meine Schwester.

Ich höre das Knacken meiner Nase und spüre das Ziehen, während das heiße Blut mir aus der Nase läuft.

Ich habe das verdient.

 

Stumm halte ich das Blut davon ab die Blumen, die für Ariana bestimmt sind, zu beschmutzen und warte darauf dass die Prozedur abgeschlossen ist.

 

Nach der Beerdigung packt Aberforth einfach seine Sachen und verlässt das Haus.

Ich frage nicht, wo er hingeht.

Wenn ich er wäre, würde ich auch gehen.

Nicht einmal ich selbst kann meine Gesellschaft ertragen.

 

Die Nase lasse ich von selbst zusammenwachsen, wodurch sie eine richtige Hakennase wird, was mich nicht im Geringsten kümmert.

 

Nach ein paar Wochen erhalte ich einen Brief, in dem ich das Angebot bekomme, in Hogwarts als Lehrer zu arbeiten, was ich annehme, in der Hoffnung junge Zauberer und Hexen von solch einem Schicksal abhalten zu können.

 

Die Angebote auf den Posten des Zaubererministers konnte ich nicht annehmen.

Was wenn alte Gewohnheiten aufkommen? Was, wenn mir die Macht wieder zu Kopf steigt und ich wahnsinnige Dinge mir ausdenke?

Nein. So etwas durfte ich nicht annehmen.

 

Ich hörte immer wieder, dass Grindelwald Angst und Schrecken verbreitet.

Ich wollte ihn nicht sehen.

Ich wusste, was er vorhatte.

Wie könnte ich das nicht wissen?

ICH war es gewesen, der alles mit ihm zusammen geplant hat.

Der ihn bestärkt hat, dass das das Richtige ist.

 

Manche drängten mich, dass ich ihn doch aufhalten solle, da Gerüchte aufkamen, dass er wegen mir nicht nach England käme.

 

Ja, ich bin ein brillanter Zauberer. Sicherlich bin ich etwas geschickter als er und habe keinerlei Angst vor dem Tod.

Doch, was wenn er ganz genau weiß, wer Ariana getötet hat? Was wenn er mir sagt, dass ich es war? Könnte ich noch gegen ihn kämpfen? Könnte ich überhaupt mit diesen wissen Frieden finden?

 

Menschen starben durch Grindelwald wie Eintagsfliegen.

Ich konnte nicht mehr darüber hinweg sehen und ging schließlich zu ihm.

Stellte mich in seinen Weg, wie es einst mein Bruder bei uns beiden getan hatte.

 

Er hat mich aus Augen mit einer Mischung aus Wahnsinn, Reue, Angst und etwas, das ich von ihm von damals kannte angesehen.

Dieses klitzekleine Funkeln, das mir so viel Freude geschenkt hatte, das mich dazu brachte ihn zu lieben.

Ihn zu küssen und mit ihm noch weiterzugehen.

 

Und ich spürte wie sich ein Kloß in meinen Hals bildete.

Niemals würde ich diesen Mann schwer verletzen können.

Ich atmete tief durch und der Kampf begann.

 

Wir hatten uns beide weiterentwickelt. Wir beide hatten auch den ein oder anderen selbsterfundenen oder weiterentwickelten Zauberspruch.

 

Es war ein harter und langer Kampf, der damit endete, dass Gellert seinen Zauberstab verlor, wodurch der Kampf beendet war.

 

Keuchend meinte er: „Er gehört nun dir. Erkennst du ihn. Es ist das, was wir beide ersehnten.“

Traurig blickte ich zu ihm und wispere: „Ich weiß.“

 

Das Verlangen nach diesem Zauberstab machte sich in mir breit.

Es ist gut, dass ich nicht die Position des Zaubererministers angenommen hatte.

Zitternd hob ich den Zauberstab auf und schaute zu dem am Boden liegenden Grindelwald.

 

Mit einem Schwenken meines Zauberstarbs wurde Grindelwald in die Luft gehoben und schwebte neben mir her, während ich nach Nurmengard ging.

 

Jubelrufe kamen mir entgegen.

Alle gratulierten und dankten mir.

Ich fühlte mich wie ein Betrüger, ein Lügner.

Diese ganzen Menschen hatten keine Ahnung, dass sie nicht nur durch seine sondern auch durch meine Pläne in diese Misere geraten waren.

 

Grindelwald schrieb mir eine Nachricht in der stand:

Es tut mir Leid.

Ich konnte darauf nicht antworten.

Ich wünschte das alles wäre nicht passiert. Ich wünschte ich hätte auf eine Stimme, die ich damals verbannt hatte, gehört und Gellert aufgehalten. Ihn den richtigen Weg gezeigt.

Dann hätte wir zusammen glücklich leben können.

 

Die Jahre vergingen.

Ich erkannte immer wieder, was ich für ein Narr war.

Die alten Gedanken schien ich immer noch nicht ganz losgeworden zu sein.

 

Ich wusste nun, dass bald mein Ende kommen würde und ich einen wundervollen Menschen, der so viel Leid erdulden musste, mit noch mehr belasten würde.

 

Als ich dann endlich die Erlösung durch Severus erhielt, sah ich das lächelnde und funkelnde Gesicht meines Engels.

6

Grindelwalds PoV

 

Ich war abgemagert. Aber der Gedanke an ihn hielt mich am Leben.

 

Ich konnte diese traurigen Augen nicht vergessen.

 

Er hatte nicht gegen mich kämpfen wollen.

 

Er hatte das alles nicht gewollt.

 

Ich hätte damals nicht einfach gehen dürfen.

 

Was ich getan hatte, was ich mit ihm zusammen geplant hatte, war reiner Wahnsinn gewesen.

 

Ich konnte nur noch eines für diesen wundervollen Menschen tun.

 

Sein Grab beschützen.

 

Dieser Mann, der ähnlichen Wahnsinn betreibt, den ich getan hatte, soll nicht erfahren, wo es ist.

 

Er soll nicht in das Grab von ihm einbrechen, um es zu holen.

 

Wenigstens jetzt im Tod soll er seinen verdienten Frieden finden.

 

Wie erwartet kam er, Voldemort.

 

Ich konnte nur lächeln. Jetzt würde ich gleich zu dir kommen Albus. Im Jenseits können wir vielleicht noch einmal einen Neuanfang starten.

 

Ich krächze: „Du bist also gekommen. Ich wusste, dass du kommen würdest… eines Tages. Aber deine Reise war sinnlos. Er war nie in meinem Besitz.“

 

Bloße Wut lag in dem schlangenähnlichem Gesicht und er brüllte: „DU LÜGST!“

 

 Kurz darauf kam ein grüner Blitz und alles wurde schwarz.

 

Albus, ich komme.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.12.2012

Alle Rechte vorbehalten

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