Wie konnte es nur soweit kommen? Dabei war es doch meine erste Mission und meine Befehle standen fest. Wer sieht gern tatenlos zu? Was war es, das mich trotzdem dazu trieb, einen Befehl zu missachten?
Keine Rettungsaktionen.
''Keine Alleingänge! Und keine Rettungsaktionen! Und wehe, ihr missachtet meine Befehle! Dann könnt ihr euch gern persönlich beim Hokagen beschweren, warum das eure letzte Mission war! Ihr hört auf mein Kommando!'' Fest entschlossen schaute der Teamleader uns an. Unser Team bestand aus 5 Personen: Shikamaru, Kiba, Sakura, Lee und ich. Und doch war jeder auf sich gestellt, wir handelten nicht wie ein Team.
In einem guten Team arbeiteten mehrere Personen eng miteinander zusammen. Sie haben ein gemeinsames Ziel, gemeinsame Werte und Regeln und sind duch ein Wir-Gefühl verbunden.
Heißt das, wir sind ein schlechtes Team?
Manchmal muss eine erfolgreiche Mission Opfer bringen. Oder muss es das gar nicht?
Keine Rettungsaktionen...
Ich hielt mich hinter einem großen Baum versteckt und starrte geschockt zu einem meiner Partner rüber, der regungslos auf dem Boden lag. Die anderen waren bestimmt schon längst in Sicherheit. Nur Wir...
Er nicht.
Ich könnte die anderen holen.
Keine...
Oder ich...könnte ihm helfen. Unser Feind müsste längst über alle Berge sein. Keine Anwesenheit spürte ich im näheren Umfeld.
...Rettungsaktionen...
Ich rannte los. In die meiner Meinung nach richtige Richtung...
''O-oi!!''
Als ich mich hinhockte, versuchte ich den Braunhaarigen wach zu rütteln, der anfing, stark Blut zu husten und langsam aber sicher zu sich kam. Seine grüne Jonin-Jacke war übersät mit frischen Blutflecken. Ein Horror-Szenario für jemanden, dessen erste Mission das ist.
''Was ist passiert? Wo sind die anderen?!''
Mit einem kühlen Blick schaute er zu mir rauf:''E-ein...Hinter..-halt..'', versuchte Kiba mir ächzend zu erklären. Man merkte seine Anstrengung beim Reden deutlich. Zitternd griff er in seine obere Jackentasche und hielt mir eine Schriftrolle hin, die wir vom Feind zurückholen konnten. ''..Nimm die hier bitte.. und renn!''
KEINE... KEINE...
Mich durchbohrte sein Blick. Er meinte es toternst. Er war bereit, zu sterben und dieses Opfer zu bringen, was die Mission mit sich brachte. Wenn Opfer bringen eine erfolgreiche Mission auszeichnet, dann wird das meine letzte gewesen sein.
''Ich lass dich..garantiert nicht zurück!'', ''U-uzumaki..!!'', krampfhaft versuchte er mich auf etwas aufmerksam zu machen und schaute hinter mir.
RETTUNGSAKTIONEN!
''Baa~ka.''
Ich spürte nur wie eine hauchdünne Klinge sich von hinten fein durch mein Fleisch drängt. Im ersten Moment merkte ich nichts. Als sich Bluttropfen auf meinen Fingern sammelten, starrte ich runter, wo ich nur verschwommen wahrnehmen konnte, wie sie aus meinem Bauch wieder ein Stück hervorstach. Erst jetzt macht sich ein stechender Schmerz bemerkbar, der sich netzartig in meinem Körper ausbreitete.
''Armseelig genug, um dich für deinen Freund zu opfern, der es eh nicht durch schafft.''
Wir brachten wohl nun dieses Opfer, was die Mission verlangte. War das diese Verbundenheit..? Welches Wir ist hier gemeint...
Während ich Blut spuckte, fasste ich zur Klinge, die vorne rausschaute und hielt sie fest. ''Ahhn..'', schwer atmend versuchte ich mich zu beruhigen und schluckte kräftig.
''Uzumaki~'', fing er an zu reden, gefolgt von einem spöttischen Lachen. ''Irgendwelche letzten Worte deinerseits?~''
Mir blieb plötzlich der Atem weg und ich schnappte kurz nach Luft. Der Schmerz verging für eine Weile und ich bekam mit, wie sich meine Kräfte sammelten. Noch hatte ich genug Chakra, was ich ausnutzte, um einen Doppelgänger hinter meinem Gegner hervorscheinen zu lassen. ''Das sollte ich eher sagen..''
Kurz darauf hörte man einen dumpfen Aufprall auf dem Boden. Und danach noch einen lauteren.
Mein Doppelgänger hatte seinen Kopf erbarmungslos abgetrennt, sodass dieser und der Restkörper ihren Platz fanden, wo sie hingehörten. Mithilfe von ihm konnte ich die Klinge aus mir herausziehen, weshalb ich mir einen kurzen Aufschrei nicht zurückhalten konnte.
War es vorbei?..
Keine Rettungsaktionen.
Mein Double löste sich auf und mein noch immer regungsloser Partner konnte sich ein verzweifeltes Lächeln nicht verkneifen:''D-da hat er dich wohl...voll erwischt.. dabei ist das deine e-erste Mission... wie alt bist du..?'' Nun zeichnete sich auch auf meinen Lippen ein leichtes Schmunzeln. So eine Frage in solch einem Moment.
Vielleicht ist das so.
Dass man sich lächerliche Fragen stellt, wenn man dem weißen Licht naht. Ich war definitiv der jüngste in der Gruppe und so richtig untereinander kannte man sich nicht.
Abweichend schüttelte ich nur den Kopf. Was spielte es für eine Rolle, das zu wissen? Für eine Mission tat man Leute zu einem Team zusammen, die sich nicht kannten. Nur um diese sogenannten Rettungsaktionen und Alleingänge besser zu vermeiden. Wenn man von seinen Gefühlen getrieben wird, handelt man schon eher aus Nächstenliebe.
''Sch-schon okey..'' Vorsichtig zog ich sein schwarzes Shirt hoch nachdem ich den Reißverschluss seiner grünen Jacke aufmachte. Eine tiefe Schnittwunde nach der anderen kennzeichneten seinen gesammten Oberkörper. Aus jede von ihnen sickerte das Blut aus seinem Körper. Noch war er nicht ganz verloren.
Ich nahm meine ganze Kraft zusammen und fing an ihn mit einem speziellen Jutsu zu heilen. Eigentlich lernte ich sowas nie richtig, ich habe es immer nur mal kurz beobachten können. In der Hoffnung, dass es die Blutung wenigstens stoppen würde bis wir wieder bei den anderen sind.
''Der Teamleader, Nara.. er hat gesagt, keine Rettungsaktionenh.. das war ein-'', ''Ein Befehl?'', erneut verzog ich meinen Mund zu einem Schmunzeln. ''Es hörte sich eher an wie eine Bitte..'' Sofot musste ich die Heilung unterbrechen und kniff ein Auge zu. Es war ein Zeichen dafür, dass ich meinen Körper an meine Grenzen brachte. Dabei hatte ich sie schon lange überschritten.
''V-versprich mit bitte..dass du niemanden hiervon erzählst..'', kurz deutete ich auf meine Wunde.
''W-wie..?''
''I-ich werde noch eine Weile durchhaltenh.. ganz so schnell kann ich nicht sterben, also bitte- erzähl niemanden hiervon.. Ich kann noch..von Nutzen sein..''
''D-das kann ich nicht-'', ''Ich flehe dich darum an!!'' Entsetzt schaute ich ihn an. ''B-bitte..''
Er wusste genau, warum ich das von ihm verlangte. Er wusste, dass es für mich keine Chance mehr gab, also ließ er locker. Denn dies war keine einfache Verletzung, da die Klinge in Gift getränkt war. Ein Toxikum, das sich erst nach einigen Minuten im Körper ausbreitet, nachdem es mit Blut in Berührung kommt. Dann kann es sich nur noch um Stunden handeln.
Letztendlich nickte er mir zu:''Da-dafür, dass du mein Leben gerettet hast....'' Ein erleichtertes Seufzen entlockte sich aus meinem Mund und ich begann die Heilung erneut. Es schien zu funktionieren, die Blutung stoppte für einen Moment. ''Es ist nur eine Frage der Zeit, aber mir kann man nicht mehr helfen..e-es breitet sich bereits aus. Dabei wollte ich doch nur, dass alle wieder heil zurück kommen..'', ''Du weißt, dass das nicht das Ziel einer Mission, oder?'' Natürlich wusste ich das. Es war nicht das Ziel einer Mission, aber es war mein Ziel, dass wir wieder zurückkommen. Es gab schon viel zu viele sinnlose Tode in dieser Ninja-Welt.
Der Inuzuka konnte sich langsam aufsetzen, wenn auch nur mit voller Anstrengung, ich stützte ihn etwas. ''Was ist mit deiner Wunde?'', musternd blickt er zu meinem Bauch runter. ''Mach dir wenigstens einen Verband um, wenn du nicht willst, dass die anderen das sehen..'' Man hörte sein Mitleid ganz genau aus seiner brüchigen Stimme heraus. Ich nickte und griff zum restlichen Verband, der noch über war, um ihn um meine Wunde zu wickeln, zog diesen auch sehr fest. Viel Blut war noch nicht zu sehen, da es aussah wie eine kleine Schnittwunde. Umso besser konnte man sie aber nicht direkt sehen. Wie auf's Stichwort bekam ich plötzlich Kopfschmerzen und verkniff mir ein schmerzerfülltes Stöhnen.
Mit einem Mal ertönte eine Stimme, die immer näher kam:''Oo-i!! Ist alles in Ordnung mit euch?!'' Es war unser Teamleader, der auf uns zugerannt kam.
''Mich hat es..fast erwischt..wäre Uzumaki nicht gekommen, dann...''
''Du..'', wütend starrte Shikamaru zu mir. Er packte mich am Kragen hoch:''Ich habe gesagt, keine Rettungsaktionen! Was fällt dir überhaupt ein, dich mir zu widersetzen?! Ich hoffe für dich, dass du dafür eine anständige Erklärung hast sobald wir wieder zurück sind!!'' Er klang wohl sehr aufgebracht. Ich hingegen nahm es mit einer lockeren Miene. ''Ja, ja.. es ist doch alles gut'' ein Lächeln konnte ich noch künstlich hervorbringen.
''Mensch..'', schnaubend ließ er von mir ab und ging zum Braunhaarigen, der offensichtlicher verletzt war als ich, damit er ihn hoch half und einen seiner Arme um sich legte, um ihn zu stützen. Kiba schaute deutlich beruhigter als davor. Wahrscheinlich war er froh, dass er doch nicht das Opfer spielen musste, wer wäre das nicht? ''Wir gehen zurück zu den anderen! Kommt!'' Die Beiden gingen langsam voraus während ich mich nur schwer vom Boden drücken konnte. In mir machte sich eine unangenehme Kälte breit als würde ich Fieber bekommen. ''J-jetzt reiß dich zusammen..'' schoss es in meinen Gedanken auf und meine Füße bewegten sich. Es war sehr schwer gegen das Gift anzukämpfen, das sich ausbreitete.
Kurz warf der Inuzuka mir einen besorgten Blick nach hinten zu, ohne, dass Shikamaru etwas davon mitbekam. Ich sah ihm an, dass er am liebsten jeden Moment das Ungesagte ausplaudern wollen würde. Auch, wenn wir uns nicht kannten, fühlte ich mich wohl dabei, dass er sich Sorgen macht. So erkannte man, dass es vielleicht doch eine gewisse Verbundenheit innerhalb des Teams gab.
Das ist schlecht.
Meine unerwartete Rettungsaktion hat ihm nun eine völlig neue Sicht verschafft. Er ist wirklich davon ausgegangen, dass man ihn liegen lässt..
Sakura riss mich aus meinen Gedanken, die aufgelöst zu uns kam. Anscheinend sind wir schon da. ''Man, wo habt ihr euch rumgetrieben?! Ist alles in Ordnung mit euch Beiden?''
''Natürlich.. mich hat's nur ein bisschen schwer erwischt.. Uzumaki hat mich gerettet.'', das pinkhaarige Mädchen schaute prüfend zu mir, in der Hoffnung, eine Verletzung zu finden. Da sie nichts sehen konnte, beachtete sie mich nicht weiter. ''Komm erstmal mit, wir verwunden dich ordentlich'', sie nahm Kiba mit sich in eines der Zelte, das unser Lager definierte. Sie hielt wohl nicht sonderlich viel von mir. Was sollte sie auch überhaupt von mir halten? Sie kannte mich ja nicht. Sie wirkte auf jeden hier so distanziert und ist trotzdem immer die erste, die sich krank vor Sorgen machte. Das würde sie aber nie offen zugeben. Schon irgendwie süß, oder?
Für einen Moment schaute ich den beiden nach, anschließend leicht erschöpft weg. Es wird echt eng...
''Ruh dich aus, es war eine ganz schöne Aufruhr nach dem'', er war weggedreht von mir und fässt sich zum Hinterkopf. ''Danke trotzdem, dass du ihn gerettet hast. Eigentlich bin ich sogar echt froh, dass du nicht nach meinen Befehlen gehandelt hast. Ich finde das nämlich..genauso schwachsinnig..''
''Das System ist wohl echt zum Kotzen, oder?'' Der Teamleader musste bei meiner Aussage kurz lachen. Also, dachten wir im Prinzip alle genau gleich.
Das war kein Befehl von ihm. Es war ein Befehl von hoch oben. Er führte nur aus, was man von ihm verlangte. Aber ich bin froh, dass ich am Ende doch noch erfahren habe, dass ich nicht der einzige war, der nach eigenen Willen handeln würde, wenn es darauf ankommt.
In dem Moment konnte ich mich nicht mehr halten und brach zusammen. Durch das Geräusch, was der Aufprall auf dem harten Boden verursachte, drehte sich Shikamaru erschrocken zu mir um. Noch habe ich nicht ganz das Bewusstsein verloren und merkte, wie meine Teammitglieder zu mir rannten, abgesehen von Kiba, und sich vor mir hinhockten.
''NARUTO'', schrien sie aufgebracht und in unregelmäßigen Zeitabschnitten. Meine Augen waren geschlossen und ich konnte nicht mehr reagieren, so nahm ich nur die Stimmen und Berührungen von ihnen wahr. Eine Hand legt sich auf meine Stirn nieder und ich spürte wie sie zusammenzuckte. Wohlmöglich merkte der Besitzer der Hand dadurch, dass ich hohes Fieber hatte.
''Wie ist das passiert?!'', ertönte eine weibliche Stimme von meiner rechten Seite, die nur zu Haruno gehören konnte, da sie das einzige Mädchen in der Gruppe ist.
''Er ist einfach zusammen gebrochen! Dabei hatte er doch keine Verletzungen'', kam es von meiner Linken. ''Bitte nicht..'', ihre Stimme zitterte, als würde sie etwas Schlimmes ahnen. Erneut spürte ich, wie eine andere Hand mein schwarzes langärmliges Shirt hochzog, das eng an meinem Körper lag. Ein angenehmes warmes Gefühl bekam ich in der Nähe meines Bauches zu spüren. Ich vermutete, dass sie alles in ihrer Macht stehende versuchte, mich zu heilen.
Das Letzte, was ich dann nur noch mitbekam, war ein schmerzerfülltes Schluchzen. Schließlich verlor ich völlig das Bewusstsein.
Das, was mich am meisten verwundert hatte, war, dass sie mich zum ersten Mal bei meinem Vornamen nannten.
~~~~~~~~~~~~
Piep, piep, piep, piep...
Es kam mir vor als würde mich jahrelang dieses Piepen in meinen Ohren verfolgen. Es hörte einfach nicht auf. Am Anfang war es noch erträglich, dann wurde es immer nerviger und mit der Zeit wurde es so nervig, dass es plötzlich angenehm war. Und das blieb auch so.
Piep, piep...
Sah es so aus? - Das Ende eines lebenden Menschen? Oder war es das Ende eines toten Menschen?
Der schwarze Schleier vor mir verschwindete und es tauchte ein grässlich stechendes Licht in meinen Augen auf. Das Licht bestand aus verschiedenen hellen Gelbtönen. Immer wieder versuchte ich die Augen zuzukneifen, doch konnte ich einfach nicht wegsehen von diesem Lichtspektakel. Es hatte etwas Lebendiges an sich bis es langsam zu anderen Farben verschwamm. Mit einem weiteren Blinzeln entdeckte ich nun die Konturen der einzelnen Farben und es tauchte plötzlich eine sehr dunkle inmitten der vielen hellen auf. Erneut schlossen sich meine Seelenspiegel, welche ich kurz darauf wieder öffnete.
Die Konturen verschärften sich.
Ein sehr bekanntes Gesicht trat zu mir ran und schaut mir tief in die Augen.
Anschließend wurde ich in eine feste Umarmung gezogen.
''Naruto! Ich bin so froh, dass du wieder wach bist! Du lagst für Monate im Koma und-...'', er stoppte und löste sich von mir. In seinen gläsernen Augen konnte ich erkennen, dass er kurz davor war zu weinen. ''E-egal.'' Mit einem kurzen Abwinken macht sich sein typisches unschuldiges Lächeln auf seinen Lippen breit.
Dann war es also...
...das Ende eines toten Menschen.
''Tzk..'' Keuchend versuchte ich mich mit seiner Hilfe aufzusetzen. ''Übertreib doch nicht gleich wieder.'' Mein Gegenüber schaute mich besorgt an während ich mir an den Kopf fasste. Diese Schmerzen machten einen wahnsinnig.
''Die Mission-'', ''Vergiss doch erstmal die Mission, du solltest froh sein, dass du wieder unter den Lebenden bist!'', fiel er mir ins Wort. Das tat er schon immer sehr gerne.
Schließlich war er mein bester Freund und wir hatten selbst nach der Akademie regelmäßigen Kontakt. Ich musste jetzt auch lächeln. Er war der einzige, auf den ich mich immer zu 100% verlassen konnte.
''Was ist mit meinem Team?'' Wenigstens darauf beharrte ich sehr auf eine Antwort. ''Du meinst Shikamaru und die anderen? Die sind wohl auf. Sie haben die Mission abgebrochen'', ''A-abgebrochen?! Wieso??''
Fragend blickte er mich von der Seite an. ''Du erinnerst dich wirklich an gar nichts, oder? Ich weiß nichts Genaueres.. Aber Sakura wird nachher nochmal vorbeischauen, um nach dir zu sehen, dann wird sie dir mit Sicherheit alles genau erklären.''
Direkt musste ich nicken, denn ich war sehr gespannt darauf. Ich wollte wissen, wie es allen geht und vor allem wollte ich wissen, was mit Kiba ist. Ich hoffe, ihm geht es auch wieder besser.
''Außerdem ist noch jemand hier, der dich schrecklich vermisst hat..'' Sai verschränkte die Arme vor seiner Brust.
''Noch jemand? Aber wer..''
Die Tür öffnete sich wie aufs Stichwort.
Ein schwarzhaariger Mann mit blasser Haut kam reingerannt und fiel mir um den Hals. ''Idiot! Immer musst du mir solche Sorgen bereiten!''
Alles schien mir dabei so real. Vielleicht bin ich doch nicht unter den Lebenden und ich träumte einen endlosen Traum.
Mit geweiteten Augen saß ich da und konnte gar nicht richtig reagieren. Langsam löst er die Umarmung, sodass er mich anschauen konnte. ''Wie geht es dir?'', fing er an zu fragen und fässt mir dabei kurz an die Wangen. ''Ich hab dir was zu essen besorgt, du musst bestimmt Hunger haben. Ich habe dir sogar dein Lieblingsessen geholt.''
Daraufhin hielt er kurz eine Tüte mit den Nudelboxen hoch.
Woher wusste er das?
Flüchtig wanderte mein Blick zu der Tüte, nur um dann wieder perplex zu ihm hochzustarren und keinen einzigen Ton von mir rauszubringen.
''Jetzt freu dich doch mal...oder erkennst du mich nicht wieder?'', grinsend beugt er sich zu mir runter und kam mir immer näher. Was zum Teufel hatte er vor?!
Nur wenige Zentimeter trennten unsere Münder und im letzten Augenblick hielt ich ihm enfach den Mund zu während ich mich mit meiner anderen Hand hinter mir auf dem Bett abstützte, um Abstand zu ihm zu gewinnen.
I-in welchem Verhältnis stand ich zu diesem Mann?!
Sai betrachtete die Szene, die sich vor ihm bot. Still schaute ich dem Typen, dem ich noch immer den Mund zuhielt, in die pechschwarzen Augen. Was zur Hölle war in ihm gefahren? Habe ich irgendwas verpasst als ich weggetreten war? Hilfesuchend blickte ich zu meinem besten Freund rüber, der aus dem Staunen nicht mehr rauskam. Der Mann lehnte sich nun zurück und schaute emotionslos zu mir runter. Auch, wenn ich weggedreht war, merkte ich wie er mich musterte und den Blick nicht eine Sekunde von mir ließ. Ich fühlte mich in dem Moment sehr beobachtet. ''Das ist gerade ein ziemlich schlechter Zeitpunkt für deine Späße, Naruto!'' Eine etwas gereizte Stimme brachte mich dazu, wieder zu dem Mann hochzuschauen. Er war mindestens ein Kopf größer als ich und war recht schlank, dafür aber unnormal gut gebaut. Auch wenn er sehr jung aussah, war ich mir ziemlich sicher, dass er einige Jahre älter als ich sein musste. Das verriet mir besonders die Art, wie er redete und seine Körperhaltung.
Na super, jetzt kannte er nicht nur mein Lieblingsessen, sondern auch plötzlich meinen Namen! Wenn das hier wirklich kein Traum war, dann brauchte ich hier und jetzt eine Erklärung. ''Sai, wärst du so nett und könntest uns alleine lassen?'' Er schaute nur unglaubwürdig zum Mann rüber, doch erhob sich dann von seinem Stuhl und verlässt das Krankenzimmer.
Nun war ich mit ihm allein und eine ziemlich unangenehme Stille machte sich breit. Er nahm sich einen Stuhl, setzte sich auf diesen und schaute mir diesmal durchdringlicher in die Augen. Sein Blick machte mich ziemlich nervös und ich schaute aus Reflex zur Seite. ''Bist du sauer auf mich oder warum spielst du so mit mir?'' Wieso sollte ich sauer auf jemanden sein, den ich nicht mal kenne? ''Wir hatten vielleicht einen kleinen Streit bevor du zur Misson gegangen bist, aber ich dachte du würdest keine so große Sache daraus machen.. jedenfalls, wenn dir das wirklich so wichtig ist, dann tut es mir leid.''
Na sicher, von der Mission wusste er natürlich auch noch.
Das wird ja immer besser.
Langsam fand ich es echt lächerlich. Irgendjemand versuchte mich doch hier auf den Arm zu nehmen. Ich seufzte, da ich nicht wusste, was dieser Mann von mir erwartete. Ich bin gerade erst aus dem Koma aufgewacht und werde direkt mit so einem Mist konfrontiert, dass mir nur so der Kopf brummte. Daraufhin fasste ich mir an diesen und erwiderte seinen starren Blick erneut. Ein wenig unheimlich war es schon. ''Hören Sie, ich weiß absolut nicht wovon Sie reden. Vielleicht verwechseln Sie mich mit jemanden.. Ich habe Sie in meinem Leben noch nie gesehen'', ''Naruto...'', an seiner Stimme konnte man erkennen, wie ungeduldig er wurde, da er den letzten Buchstaben meines Namens relativ lang zog. Ich hasste es so, wenn man das tat. Es erinnerte mich an meine Schulzeit zurück, allerdings wurde mein Name dabei noch eher geschrien, wenn ich jedes Mal was angestellt hatte.
Sein Blick wurde ernster. Schnell fügte ich noch was hinzu, weil mir ein ungutes Gefühl aufkam:''E-es tut mir schrecklich leid.'' Sollte das hier wirklich real sein und er mich wirklich kennen, muss das für ihn genauso verwirrend sein.
Mit einem kurzen Klopfen wurden wir unterbrochen und die Tür öffnete sich. Sai linste um die Ecke zu uns rüber. ''Sorry für die Störung, aber... Sakura möchte dich unbedingt sehen.'', ''Macht nichts, wir sind hier eh fertig.'', kam es monoton von meinem Gegenüber, der gleich aufstand. ''Ich habe keine Lust mehr auf den Kinderkram.'' Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und schon betrat Sakura den Raum. Sie lief zu mir und empfing mich zuerst mit einer kurzen Umarmung. Hingegen schloss Sai von außen wieder die Tür. Während sie sich auf den Stuhl setzte, wo der Mann vorher saß, machte ich mir immer noch Gedanken darum, was sich eben vor meinen Augen abspielte. Vielleicht kann mich Sai da ja aufklären. Nun widmete ich meine volle Aufmerksamkeit der pinkhaarigen. Sie erzählte irgendwas von einem Hinterhalt und einer abgebrochenen Mission. Ich hörte ihr nach einer Weile nicht mehr ganz zu, da mich ihre grünen Augen faszinierten. Mal ganz abgesehen von ihrer ungewöhnlichen Haarfarbe fand ich sie unheimlich hübsch. Ein Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit und nickte kurz damit sie das Gefühl bekam, ich würde ihr zuhören. Da wir uns nicht kannten, war ich am überlegen, warum sie sich überhaupt die Mühe machte, hierher zu kommen.
''Und weil wir genauso wenig jemanden sterben lassen wollten, sind wir zusammen wieder zurück nach Konoha gegangen, sodass Tsunade-sama im letzten Moment das Gift aus deinem Körper holen konnte. Sie meinte, dass unser Team sich unbedingt nochmal mit ihr auseinander setzen soll, da wir die Mission nicht beendet haben. Sobald du also entlassen wirst, sag mir bitte Bescheid.'', ''Verstehe... das wird dann wohl für uns alle Konsequenzen haben.'' Erniedrigt schaute ich runter. Da habe ich mich schon in Lebensgefahr gebracht nur damit sie die Mission beenden konnten und trotzdem hat es nichts gebracht. Es schien wohl alles für die Katz' gewesen zu sein. Man, wie ärgerlich!
''Konsequenzen hin oder her! Ich bin einfach nur froh, dass du weiterlebst.. und Kiba auch. Er hätte nämlich genauso verbluten können.'' Mit einem besorgten Blick schaute sie mich kurz an und holte darauf einen vollen Korb mit kleinen selbstgemachten Medizinkugeln hervor. ''Denk nicht, ich wäre umsonst hergekommen. Die werden dich schneller als dir lieb ist, auf die Beine bringen also nimm so viele wie du kannst zu dir, damit du wieder zu Kräften kommst.'' Sakura stellte den Korb auf ein kleines Schränkchen neben meinem Bett ab. Ich kannte diese Medizinkugeln leider nur zu gut.
Tsunade hat sie mir jedes Mal gegeben, wenn ich in der Schule auf der Krankenstation lag, weil ich mich entweder geprügelt hatte oder trotz Fieber zur Schule gegangen bin bis ich zusammenklappte.
Die Dinger waren echt scheußlich, aber umso erstaunlicher war ihre Wirkung. Es heilte einen nicht vollständig, aber nach wenigen Minuten fühlte man sich deutlich besser. ''Vielen Dank, Sakura. Das bedeutet mir viel.'' Leider stand sie in dem Moment auf, beugte sich aber nochmal zu mir runter und kniff mir in die Wange. ''Du bist echt niedlich, weißt du das? Wärst du ein wenig älter und nicht vergeben, dann würde ich sogar mit dir ausgehen'', kurz streckte sie mir frech die Zunge entgegen und ging in Richtung Tür. Was sollte das denn? Woher weiß sie denn, dass ich vergeben bin?
Moment mal..
''Ich bin doch gar nicht vergeben!'' Bevor sie dieser Satz erreichte, war sie schon lange verschwunden. Wiedermal brummte mir der Kopf. So langsam glaube ich, dass ich Migräne entwickelte.
~~~~~~~~~~~~
''Du machst wirklich keine Witze, oder? Dass du ihn vergessen hast..'', ''Natürlich nicht! Was hat er denn auch überhaupt mit mir zu tun?'' Beleidigt schaute ich zu den Kugeln. Mir überkam plötzlich ein Hungergefühl und ich erinnerte mich an die Nudeln, die der größere Schwarzhaarige mir vorbeibrachte. Leider nahm er sie wahrscheinlich aus Wut wieder mit sich. Mist! Ich hätte vielleicht einfach mitspielen sollen, dann könnte ich jetzt was richtiges essen!
''Naruto,wenn er dir schon dein Lieblingsessen bringt und dich küssen wollte, was kann das wohl sein?'' Mit einem Schmunzeln schaute er mich an während ich überlegte. ''Fast jeder meiner Freunde weiß, dass Nudeln mein Leibgericht sind. Also ist er wohlmöglich ein Freund. Aber küssen, tut man doch nur seinen Partner, also...'', mir schoss das Blut in den Kopf und ich schüttelte diesen dann unverständlich. Die Vorstellung, mit ihm zusammen zu sein, ließ mich nur noch mehr erröten und ich verdeckte mein Gesicht vor Scham. ''Na siehste. Du kommst ja doch selber drauf.'' Ein selbstgefälliges Grinsen entlockte er nun aus sich. ''Bitte sag mir nicht, dass das wahr ist!'' Aufgebracht raufte ich mir meine blonden Haare. ''Hast du überhaupt gesehen, wie gut er aussah?! Und er ist ein Mann und ich keine Frau, also-'', ''Genau deswegen liebt er dich ja. Und du ihn..eigentlich. Ihr seid seit fünf Jahren zusammen und dann plötzlich von dem eigenen Freund zu hören, dass man ihn nicht kennt..'' Ich dachte für einen Moment, es wäre allein schon Rechtfertigung genug zu sagen, dass er gut aussah. Mir fiel es schwer zu glauben, dass so ein heißer Typ sich für mich interessieren würde. Bei ihm mussten doch die Frauen Schlange stehen und da sucht er sich gerade einen Naruto Uzumaki aus. Ja, ich hielt mich schon für sonderbar - aber eher in negativer Hinsicht. Ich war ein ziemlicher Chaot, hielt kein Blatt vor dem Mund und tat immer das, worauf ich gerade Lust hatte. Da fragt man sich doch glatt, was genau ihn dazu brachte, sich in mich zu verlieben. Der Charakter kann es ja nicht gewesen sein. Und das Aussehen...naja, reden wir lieber gar nicht erst drüber.
Wir diskutierten noch sehr lange darüber, wie es möglich war, meine eigene Liebe zu vergessen. Bis Sai einen Entschluss fasste:''Am besten du lässt dir von Tsunade-sama einfach den Kopf durchchecken. Vielleicht entdeckt sie ja etwas Ungewöhnliches.'' Ich nickte nur zustimmend, denn darüber zu spekulieren, brachte uns nicht gerade weiter. Dass ich auch immer mal aus heiterem Himmel Kopfschmerzen bekam, machte mir schon ein wenig Sorgen.
Als er sich dann auch von mir verabschiedete, da es mittlerweile abends geworden war, ließ ich den ganzen Tag nochmal Revue passieren: Fünf Jahre sind schon eine lange Zeit. Dann war ich ja schon mit 13 Jahren mit ihm in einer Beziehung! Schließlich bin ich jetzt 18 Jahre alt. Falls das überhaupt noch mein richtiges Alter ist.. Ich würde auch gerne wissen, wie wir uns überhaupt kennen gelernt haben. Ich kannte ja noch nicht mal seinen Namen!
Ich verzweifelte innerlich in meinen Gedanken. Noch konnte ich keine Ruhe finden, um einzuschlafen. Es ist nicht unbedingt viel passiert, aber das, was passiert ist, war schon stressig genug für mich. Mittlerweile stellte ich meine ganze Persönlichkeit in Frage. Irgendwie wünschte ich mir auch, nicht gerettet worden zu sein. Es tat mir im Nachhinein sehr weh, meiner eigentlichen Liebe, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken zu sagen, dass ich ihn nicht kenne. Und diese Nudeln, die er wieder mit sich genommen hat...herrgott nochmal, diese Nudeln wollte ich so unbedingt!! Auf jeden Fall wusste ich, was ich als erstes machen werde, wenn ich hier raus bin!
Angespannt lag ich nun da und wurde von mal zu mal entspannter, je weniger ich mir um all das Gedanken machte bis ich schlussendlich einschlief.
Am kommenden Morgen ging es hektisch im Krankenhaus zu, was ich daran hörte, dass ein ziemlicher Trubel vor meiner Zimmertür herrschte, wovon ich natürlich auch wach wurde. Es war mittlerweile 8 Uhr und ich hatte ziemlichen Kohldampf seit gestern Abend als ich aufgewacht bin. Soweit ich weiß, wurde gegen 7 Uhr immer das Frühstück in die Zimmer gebracht, aber selbst als ich mich umschaute, sah ich nichts Essbares. Nicht mal ein Glas Wasser fiel mir auf, als ich merkte, wie trocken mein Hals war. Ich konnte nicht mal in Ruhe ausschlafen und Hunger habe ich auch, das war für mich eine doppelte Belastung. Und das ist absolut nicht gut für mein Gemüt. Denn sobald ich am Verhungern war, konnte ich richtig zu einer Furie mutieren. Ein lautes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken ans Essen und ich schaute zur Tür. Ohne, dass ich auch nur ein Wort gesagt hatte, wurde sie geöffnet. Ich blinzelte ein paar Mal auf, da ich meinen Augen als erstes nicht traute.
Dieser Mann...
''Hey.. du musst sicher Hunger haben, also dachte ich, ich bin mal so frei und bring es dir persönlich vorbei.'' Er stand da mit einem vollen Tablett und trat heran, um es neben mir am Tischchen abzustellen nachdem er den Korb mit den Medizinkugeln runterstellte. Ich legte meinen Kopf schief an als ich ihn anschaute. ''Sie..arbeiten hier?'', vorsichtig versuchte ich mich an ihm ranzutasten. ''Eigentlich müsstest du wissen, wo ich arbeite und was soll diese förmliche Anrede?'' Hat ja super geklappt mit dem vorsichtig rantasten..
''Ich wiederhole mich nochmal: Ich kenne Sie nicht, also wären Sie so freundlich und würden mich dementsprechend auch siezen?'' Es regte mich irgendwie richtig auf. Als wäre es meine Schuld, dass ich mich nicht mehr an ihn erinnern kann. Ich war beleidigt und verschränkte dadurch die Arme. ''Können Sie jetzt gehen?'', fügte ich noch hinzu als ich keine Antwort von ihm bekam. ''Das ist also der Dank dafür, dass ich dir das Essen bringe?'', noch immer duzte er mich, was mich nur noch mehr reizte. Ich funkelte ihn böse an bis sich dann aber mein Magen zu Wort melden musste und laut knurrte. So schnell wie ich zu ihm schaute, blickte ich direkt wieder beschämt weg. In diesem Moment dachte ich über das gestrige Gespräch nach, was ich mit Sai hatte und mich plagten wieder Schuldgefühle. Diese ganze Situation ist doch echt beschissen! Würde er wenigstens ein bisschen feinfühliger sein, so wie das unter Liebenden eigentlich sein sollte, würde ich deutlich angenehmer zu ihm sein. Bevor er sich aber erneut entschied, aus Trotz das Essen wie gestern wieder mitzunehmen, kam ein leicht murmelndes ''D-danke..'' von mir.
Schweigend stellte er sich ans Fenster. Mir den Rücken zugewandt, betrachtete er die Landschaft. Zumindest glaubte ich, dass er das tat, denn er sah sehr nachdenklich aus. Daran zu denken, mit ihm eine Beziehung zu führen, war unvorstellbar für mich. Egal wie gut er aussah, die Chemie zwischen uns war alles andere als das. Für einen Moment konnte ich ihn ungestört beobachten und ihn genauer mustern. Er trug, genauso wie am vorherigen Abend auch, ein schwarzes Hemd, das er an den Ärmeln bis zu seinen Ellenbogen hochgekrämpelt hatte, kombiniert mit einer ebenfalls schwarzen lockeren Jeans. Dadurch, dass das Hemd an ihm recht eng lag, konnte man genau sehen, wie gut er gebaut war. Er wirkte durch das Schwarz noch blasser als er es ohnehin schon war, was allerdings einen unheimlich charmanten Kontrast gab. Während ich damit beschäftigt war, über sein Aussehen zu grübeln, bemerkte ich gar nicht wie er den Kopf zu mir gedreht hatte und mich anschaute. Erst als sich auch sein Oberkörper zu mir wandte, blickte ich zu ihm rauf in die Augen. Kurz musste ich schlucken, denn er schien mich dabei ertappt zu haben wie ich ihn beobachtete.
''Willst du nichts essen?'', fragte er mich dann. Mein Blick wanderte zum Tablett neben mir. Überwiegend war nur frisch geschnittenes Obst und Gemüse drauf zu finden. Der Rest bestand aus ein paar Reisbällchen und ein Glas Wasser. Für mich nicht gerade ansprechend und das würde mit Sicherheit nicht ausreichen, so groß wie mein Hunger war. Abgesehen davon aß ich nicht so gern Gemüse. ''Doch schon, nur ich habe gerade kein Appetit darauf..'', ''Du musst was essen, damit du wieder zu Kräften kommen kannst, Naruto. Ich mach dir einen Vorschlag'', er lehnte sich an das Fensterbrett und fuhr fort:''Wenn du das bis Nachmittag aufgegessen hast, bring ich dir Nudeln vorbei.'' Meine Augen blitzten förmlich auf als ich das Wort 'Nudeln' wahrnahm und starrte begeistert zu ihm rüber. ''E-echt jetzt?!'' Er nickte mir zu und kurz darauf nahm ich auch schon das Tablett zu mir, um das zu essen, was mir angeboten wurde. Dabei hörte ich kurz, wie er leicht lachen musste. ''Was ist so lustig?'', ''Du hast dich kein Stück geändert, obwohl du dich nicht mehr an mich erinnerst..'' Verwirrt blickte ich zu ihm rüber. Wenn ich mich nicht geändert habe, dann muss es wohl wirklich an meinem Charakter gelegen haben, dass er sich in mich verliebt hat. Noch bevor sich ein leichter Rotschimmer auf meine Wangen bemerkbar machte, schaute ich weg. Jetzt, wo ich weiß, in welchem Verhältnis ich zu ihm stand, denke ich andauernd daran und konnte es immer noch nicht ganz glauben. ''Jedenfalls muss ich mich jetzt auf dem Weg machen, die Arbeit ruft.'', hörte ich ihn von meiner linken Seite sprechen. Er ging auf die Tür zu und schaute nochmal kurz zu mir als er sie öffnete. Seinen Blick konnte ich nicht genau definieren, aber er sah auf jeden Fall ein wenig betrübt aus. Ich war mir ziemlich sicher, dass ihn die ganze Situation mindestens genauso überforderte wie mich. Nach unserem kurzen aber recht intensiven Blickkontakt, verließ er wieder das Zimmer. Wo soll das alles noch hinführen?
Gegen Mittag hatte ich bereits, wenn auch etwas widerwillig, das Frühstück aufgegessen. Zu groß war meine Sehnsucht nach Ramen und mir kam es so vor, als würde die Zeit extrem langsam vorbeigehen. Ich erwischte mich dabei, wie ich gefühlt alle zehn Sekunden zur Uhr blicken musste, die sich direkt neben mir an der Wand befand. Das Ticken beruhigte einen ziemlich, da mich das ständige Piepen vom EKG mittlerweile wieder richtig nervte. Erst zum Nachmittag wollte er wieder vorbei kommen, aber ich wusste nicht, ob ich so lange durchhalten konnte. Je später es wurde, desto nervöser wurde ich, was sich daran bemerkbar machte, dass ich an meinen Fingern rumspielte, da ich sie offensichtlich nicht still halten konnte. Mich machte der Gedanke nervös, dass der Mann heute wieder hierher kommen wird. Dabei wäre es mir viel lieber, wenn Sai sie mir vorbeibringen würde. Warum hatte ich ihn auch nicht einfach gefragt? Ich Dummkopf!
Ein Klopfen ließ mich zusammenzucken und ich starrte hoffnungsvoll zur Tür rüber. Das könnte er doch noch gar nicht sein, oder? Mein Blick entspannte sich als ich sah, wie Tsunade den Raum betrat. Irgendwie war ich traurig, aber gleichzeitig auch erleichtert, dass er es noch nicht war.
''Wie ich sehe, bist du wohl wieder einigermaßen auf den Beinen. Dafür, dass es sehr knapp war..'' Sie trat an mein Bett heran und fasste mir direkt an die Stirn. Nachdenklich musterte sie mein Gesicht. ''Mir wurde etwas sehr Beunruhigendes erzählt. Wie fühlst du dich gerade, Naruto?'', fragte sie mich mit einem skeptischen Blick.
''Eigentlich kann ich mich nicht beklagen, abgesehen von dem Hunger.. und den Kopfschmerzen.''
''Kopfschmerzen? Wie oft und wo genau?'' Dabei hatte ich eher gehofft, dass sie mehr auf meinen Hunger eingeht als auf meine Kopfschmerzen, die mich gerade so gar nicht interessieren. Ich seufzte und zuckte kurz mit den Schultern. Da zähl ich doch viel lieber, wie oft mein Magen knurrte als die Anzahl meiner eintretenden Kopfschmerzen. ''Keine Ahnung, auf alle Fälle mehrmals am Tag und hier...'' Ich fasste mir mit meiner Hand an meinem Hinterkopf, um ihr die Stelle zu zeigen, wovon ich die Schmerzen vernahm. Ich wusste zwar nicht, was sie damit genau anfangen konnte, aber Ärzte wussten wohl immer sofort über alles Bescheid.
''Dann muss ich dir wohl Blut abnehmen..'', schlussfolgerte sie, woher auch immer, daraus. ''Man hat mir gesagt, dass du dich nicht mehr an ihn erinnerst. Und ich möchte sichergehen, dass das Gift keine bleibenden Schäden hinterlassen hat.'' Sie wusste also auch Bescheid über uns. Das kann ja dann nur Sai ausgeplaudert haben. Auch, wenn ich gegen eine Blutabnahme nichts einzuwenden hatte, stellte ich ihr trotzdem die Frage:''Ist das wirklich nötig?'' Ich beobachtete Tsunade dabei, wie sie alles sorgfältig vorbereitete. Anschließend schob sie meinen Ärmel hoch und antwortete:''Ja, ist es. Denn was wäre, wenn es sich verschlimmert und du dich irgendwann an gar nichts mehr erinnern kannst?'' Bei dieser Aussage musste ich erstmal kräftig schlucken. Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Ich mochte mir ja nicht mal ansatzweise vorstellen, was wäre wenn...
Ich nickte ihr einfach zu, um ihr zu zeigen, dass ich bereit bin. Sie desinfizierte die Stelle und ich spürte nach kurzer Zeit einen kleinen Pieks. In dem Moment fiel mir das Ticken der Uhr wieder auf und ich wandte mich zu ihr. Es war schon fast später Nachmittag und man konnte schon erkennen, dass es ein wenig dunkler draußen geworden ist. Zu dieser Jahreszeit war es auch absolut kein Wunder. Ob er wirklich überhaupt noch kommt? Vielleicht hat er es ja auch vergessen oder keine Lust auf eine weitere Diskussion mit mir wegen meinen Erinnerungen. Warum machte ich mir eigentlich Gedanken, es kann mir doch egal sein, was mit ihm ist. Für mich zählte das Hier und Jetzt und nicht, was einmal war.
Aber sollte ich so darüber denken? Denn mir kam es immer noch wie ein schlechter Scherz vor..
Dadurch, dass ich wieder in Gedanken versunken war, bekam ich kaum mit, dass Tsunade schon längst fertig geworden war und alles zusammenpackte. Sie zog meinen Ärmel wieder runter nachdem sie ein Pflaster draufgemacht hatte und wuschelte mir durchs Haar. ''Vielleicht solltest du nochmal das Gespräch suchen mit ihm. Denn schließlich war er für dich das Allerwichtigste im Leben. Das wirft man nicht einfach so weg!'', sprach sie mich auffordernd, aber dennoch mitfühlend an. Ein toller Vorschlag, wenn man dabei bedenkt, dass alle Versuche, mit ihm zu reden, ziemlich nach hinten losgingen. ''Ruh dich den Rest des Tages aus. Es ist viel los heute, also ruf mich bitte nur im Notfall, ja?'' Kurz deutete sie auf den Schalter, der auf meinem Bett lag. Als sie zur Tür ging, ergänzte sie noch:''Ach, und überleg mal, was du tun würdest, wenn Sai sich nicht mehr an dich erinnern könnte..'' Mit diesen Worten ließ sie mich einfach im Zimmer wieder alleine.
Was ich tun würde? Das liegt doch klar auf der Hand!
Ich würde alles in meiner Macht stehende tun, damit er sich wieder an mich erinnert. Völlig egal, was ich dafür tun müsste, ich könnte ihn niemals aus meinem Leben radieren.
Und da fiel mir auf, dass dieser Mann gerade genauso denken musste. Nur mit dem Unterschied, dass es sich um eine Beziehung und keine Freundschaft handelte. Darauf wollte Oma-Tsunade also hinaus und ließ mich deswegen frecherweise mit diesem Satz alleine. Zwar konnte ich mich gut in Personen hineinversetzen, aber bei sowas Kompliziertem brauchte selbst ich einen Denkanstoß. Trotzdem wusste ich nicht, ob ich sie dafür hassen oder ihr danken sollte, denn jetzt war ich viel verwirrter als davor.
~~~~~~~~~~~~
''Am besten du tust gar nichts. Leb einfach weiter. Gefühle scheinst du für ihn ja nicht mehr zu haben beziehungsweise generell nicht mehr auf Männer zu stehen, was? Und solange Tsunade-sama noch keine Blutergebnisse hat, bringt dir das nichts..''
Es ist mittlerweile Abend geworden und es war stockduster draußen. Fest drückte ich meinen Kopf in mein Kissen und starrte zur Decke rauf während ich den Worten von meinem Freund lauschte.
Traurig schaute ich zu ihm rüber. ''Aber was ist mit diesem Mann? Ich hab ihn mit Sicherheit verletzt.''
''Oh ja, und wie du das hast'', bestätigte er mir etwas provokant. ''Na ja, entweder du lässt es so wie es ist oder... du versuchst, dich zu erinnern.'' Seine Vorschläge waren wie immer wenig hilfreich.
Blieb mir überhaupt eine Wahl?
''Ich weiß doch gar nicht, wie...'', murmelte ich leise vor mich hin und vernahm ein erschöpftes Seufzen von meiner rechten Seite. ''Ausgerechnet ihn vergisst du, aber alles andere nicht? Du weißt, wo du arbeitest, wo du wohnst?''
''Ja, in einem Café und ich wohne alleine in-''
''Du wohnst nicht alleine. Du wohnst bei ihm.'', überrascht starrte er mich an. Dann war es nicht nur er, den ich vergessen hatte, sondern alles, was mit ihm zu tun hatte. Mir schien es so, als würde ich ursprünglich in einem Paralleluniversum leben, wo es diesen Mann nicht gab.
''Andere Frage: Wie alt bist du?''
''18..''
''Wie alt bin ich?''
''Komm schon, jetzt lass den Blödsinn! Das hilft mir auch nicht gerade weiter, weißt du?!'', erhob ich meine Stimme gegen ihn. Mir wurde die Ausfragerei echt zu viel, wo sollte das hinführen? Dadurch kamen nur noch mehr Fragen auf und mein Hunger reizte mich ohnehin schon genug.
Ich glaube, ich kann sowas von vergessen, dass er nochmal hierher kommt, nur um mir Nudeln vorbeizubringen. Wenn man so naiv ist wie ich und alles glaubt, sobald auch nur einmal das Wort 'Nudeln' fällt, dann bin ich wohl selber Schuld. Ich bestand extra nicht auf das Abendessen vom Krankenhaus, weil ich davon ausging, er würde kommen. Aber falsch gedacht, jetzt kann ich wieder eine Nacht hungern!
''Wenn du nichts herausfinden willst, bitte, ich versuche dir nur zu helfen...'', kurz legte er eine Pause ein bis er wieder anfing zu reden:''Es ist spät genug und morgen gehts für mich früh raus, also werde ich jetzt gehen. Und ruf mich an sobald du was Neues von Tsunade-sama weißt!'' Sai verließ daraufhin das Zimmer und ich musste erschöpft vor mich hinseufzen. Es regte mich auf und ich verschränkte meine Arme hinter meinem Kopf. 22 Uhr war es bereits und ich war nicht mal ein bisschen müde. Ob ich diese Nacht überhaupt schlafen konnte vor Hunger, war ich mir nicht ganz sicher. Ich wandte meinen Kopf langsam zum Schrank neben mir, wo der Korb mit den Medizinkugeln stand. Noch hatte ich keine davon zu mir genommen, weil ich versuchte, ohne diese wieder auf den Beinen zu kommen. Kurz danach musste sich mein Bauch erneut melden und knurrte laut auf. Das war irgendwie abzusehen. Langsam nahm ich eine der Kugeln zwischen Daumen und Zeigefinger und betrachtete sie. Ihre Konsistenz war an sich hart, aber sobald man etwas zudrückte, gingen sie an den Stellen ein und zogen sich wieder in die ursprüngliche runde Form zurück - wie ein Marshmallow, bloß etwas fester. Sie waren geruchlos, aber ihre schwarze Farbe ließ mich zögern, sie in den Mund zu nehmen. Es kam mir so vor als hätte man sämtliche Arzneimittel reingetan, ohne wirklich darüber nachzudenken. Wie als wenn man alle Farben miteinander mischt, um am Ende ein 'ekliges' Schwarz herauszubekommen. Es half sowieso nichts. Wenn es einen schnelleren Weg gäbe, hier wieder rauszukommen, dann ja wohl durch diese Dinger. Während ich meine Augen zukniff, nahm ich sie in den Mund, wagte es aber nicht, draufzukauen. Ich öffnete sie wieder und schmeckte nichts.. noch nichts.
Meine Backenzähne bohrten sich langsam in die Kugel rein, sodass ein klebriger Saft austrat, der meine Zunge berührte. Schlagartig wurde mir speiübel und rupfte ein Taschentuch aus der Tüte neben mir, um es wieder auszuspucken. Ich fing an zu husten und hielt mir die rechte Hand vor dem Mund wobei ich mein Gesicht verzog. ''Bah.. die sind ja noch widerlicher als die in meiner Schulzeit!'', fluchte ich leise vor mich hin. Das Taschentuch knüllte ich zusammen und warf es mit angewidertem Blick vom Bett aus da, wo es hingehörte, hin: in den Mülleimer.
~ Treffer! ~
Da verhunger ich lieber als diesen Mist runterzuwürgen. Beleidigt drehte ich mich von der Tür weg und murmelte mich zusammen. Ich hielt meinen Bauch krampfhaft fest und versuchte gegen meinen schon halb rebellierenden Magen anzukämpfen. Ich aß immer sehr viel, deswegen war er es absolut nicht gewohnt, mit einem Mal so wenig zu bekommen. Das ist alles seine Schuld!! ''Pah, vonwegen Geliebter, so einem Idioten würde ich nicht mal mit meinen Arsch angucken!'', kam es empört von mir.
''Ach? Ist das so? Ich kenn deinen Arsch besser als du denkst..'', ertönte plötzlich eine Stimme am anderen Ende des Raumes. Schlagartig drehte ich mich um und erkannte nur die schwarze Silhouette dieser Person, da alle Zimmerlichter im Krankenhaus bereits ausgestellt worden. Die Gestalt trat heran und wurde durch die einzige Lichtquelle beleuchtet, die durch das Fenster schien. Durch den Mondschein konnte ich sie nun ganz erkennen und hielt meinen Atem an. Was ich gerade geäußert hatte, hätte ich am liebsten wieder ungeschehen gemacht. Verflucht!
''Du bist spät! Außerdem ist die Besuchszeit vorbei, also kannst du gleich wieder gehen!'', beendete ich die unangenehme Stille, die sich breitmachte und drehte mich wieder weg von ihm.
''Soweit sind wir also schon, dass du mich duzen kannst? Wird dir das nicht zu intim?'' Mir fiel gar nicht auf, dass ich ihn geduzt habe, was mir in dem Moment auch egal war, weil ich so sauer auf ihn war und ihm am liebsten dafür eine gescheuert hätte. ''Bild dir bloß nichts darauf ein, meinen Respekt hast du jedenfalls verloren!'', versuchte ich es so zu erklären als wäre es Absicht gewesen, ihn nicht mehr zu siezen.
Mir überkam mit einem Mal ein sehr bekannter Duft, der mich wahnsinnig machte.
Er hatte sie tatsächlich mitgebracht.
Meine Nudeln..
Aber das Letzte, was ich wollte, war, klein beizugeben, weil er sein Wort nicht gehalten hat. Scheinbar brauchte ich das auch gar nicht, da es sich wie von selbst klärte. ''Es tut mir leid, dass es so spät wurde, aber ich hatte noch ein Geschäftsessen bis eben und konnte da nicht so schnell weg..'' Hörte ich da etwa ernsthaft Mitleid aus seiner Stimme heraus? Dies ließ mich wieder zu ihm drehen und ich setzte mich auf. Erst nach einer Weile schaute ich immer noch beleidigt zu ihm hoch. In seinen Augen nahm ich die Traurigkeit, die sich in ihnen spiegelte, wahr, allerdings sah er auch sehr zugenommen aus. Seine Augenringe verrieten mir, dass er sehr müde sein muss und trotzdem ist er noch hierher gekommen. Jetzt war ich derjenige, der Mitleid bekam und verschränkte die Arme. ''Vergiss es einfach..'', nuschelte ich mit einem gereizten Unterton. Ein Grinsen machte sich plötzlich auf seinen Lippen breit während sein trauriger Blick verschwand und er ziemlich selbstgefällig zu mir runterschaute. ''Weißt du eigentlich, wie sexy du sein kannst, wenn du so wütend bist?'' Er streichelte meine rechte Wange. Ich konnte gar nicht so schnell realisieren, was er gesagt hatte, da mich zu sehr der Geruch vom Essen ablenkte. Erst als ich ihm unbemerkt eine knallte, schallten seine Worte in meinen Ohren nach und ich lief rot an. ''Sag mal, geht's noch?!'', kam es empört von mir. Ich konnte nicht fassen, wie vertraut er mit mir umging, obwohl er wusste, in welcher Situation ich mich eigentlich befand. War es so schwer, sich zurückzuhalten oder macht er sich immer noch ein Spaß draus? Bei ihm durchzublicken, war alles andere als leicht. Zum Glück bekam das Gespräch niemand mit, sonst wäre ich vor Scham im Boden versunken.
Er hielt sich die Wange, aber grinste mich immer noch so unverhohlen an. ''Jetzt hab dich doch nicht so. Das war schließlich ein Kompliment.'' Leise seufzte er vor sich hin. ''Das kann ja echt noch was werden...'' Er stellte die Nudelbox neben dem großen Korb ab und war bereit, wieder zu gehen, doch ich hielt ihn am Ärmel fest. Er wagte es ernsthaft, einfach wieder abzuhauen nach der Aktion? Abgesehen davon fühlte ich mich dank Oma-Tsunade verpflichtet, mit ihm zu reden.
''Was ist noch? Ich habe keine Erlaubnis hier zu sein und für dich bin ich nur ein Fremder.'', sprach er monoton und machte sich nicht mal im Ansatz die Mühe, sich zu mir zu drehen. Sein Grinsen war auch verschwunden und seine freudige Stimmung von eben war wie weggeblasen. Als hätte er gerade nicht versucht, mich anzumachen. Falls man das als Anmache bezeichnen konnte. Ihm scheint wohl völlig im Klaren zu sein, dass ich mich an ihn nicht erinnerte, denn zu Beginn tat er es noch als schlechten Witz ab.
Da kamen mir mit einem Mal so viele Fragen auf. Fand er sich damit ab? Wollte er überhaupt noch was versuchen? Vielleicht hatte er mich auch einfach aufgegeben. Warum stell ich mir überhaupt diese Fragen, die sollte er sich gefälligst stellen! Es war zum Verzweifeln..
''Ich sollte...''
Nein.
''Wir müssen miteinander reden..so kann das doch nicht weitergehen, findest du nicht auch?'' Seinen Kopf drehte er langsam zu mir und er schaute mich emotionslos an. ''Wow. Ich glaube, das ist der erste vernünftige Satz, den du seit langem von dir gegeben hast.'', klang er unbeeindruckt. ''Aber schön, reden wir. Zu der Uhrzeit sind wir wenigstens ungestört.'' Er setzte sich auf mein Bett und saß mir nun im Schneidersitz gegenüber. Ich hatte für ihn meine Beine rangezogen, um ihm mehr Platz zu machen. Es war mir ein wenig unangenehm, dass wir so nahe zueinander saßen, dass wir uns auch anschauen mussten. Allerdings klebte mein Blick mehr auf meinen Knien vor mir als an ihm, aber ich spürte trotzdem, dass er mich anschaute. Ehrlich gesagt, wusste ich nicht genau, was es zu klären gab und womit ich anfangen sollte. Doch diese Ungewissheit nahm er mir zum Glück ab.
''Du kannst dir vielleicht denken, dass ich keine Ahnung habe, wie ich mit dir jetzt umgehen soll. Du dachtest zu Anfang ich nehm dich auf den Arm und ich dachte es genauso von dir. Wir beide fühlten uns vor dem Kopf gestoßen und das alles hier ist für uns beide nicht einfach zu realisieren. Aber ich denke das Beste ist, wir sollten Beide das tun, wonach wir uns fühlen.'' Langsam wandte ich meinen Blick von meinen Knien ab und schaut zu ihm. Das tun, wonach wir uns fühlen? Wenn ich wüsste, was er genau damit meinte..
''Worauf willst du hinaus?'', fragte ich ihn neugierig. Daraufhin rückte er noch näher an mir heran und schaute mir tief in die Augen. ''Darf ich?'' Ohne zu wissen, was er meinte, nickte ich ihm einfach stumm zu und er griff vorsichtig zu meiner Hand, um sich sanft mit ihr zu verhaken. Ich schaute zu unseren Händen und fühlte, wie groß und weich seine war. ''Ich tue das, weil mir gerade danach ist. Wenn ich alleine bin, muss ich an dich denken und auch so würdest du mir nie aus dem Kopf gehen. Deswegen werde ich dich nach all den Jahren ganz sicher nicht aufgeben nur weil du mal eben die Erinnerung an mich verloren hast.'' Er lächelte mich liebevoll an. Er drückte es so aus, als wäre es für ihn absolut kein Hindernis. Aber ich wusste, er würde mit Sicherheit irgendwann daran kaputt gehen, wenn er mit seinen Bemühungen keinen 'Fortschritt' sieht. ''D-das ist doch verrückt..!''
''Nenn es so wie du willst, aber warst du nicht immer derjenige, der jedes Mal das tat, worauf er Lust hatte? Völlig egal, was die anderen dachten?''
Das stimmt. Ich ließ mich nie von meinem Weg abbringen und es gab auch nie Tage, wo ich darüber nachdachte, aufzugeben, weil es mich glücklich machte, mein Leben so zu gestalten, wie ich es für richtig hielt. Es war vielleicht sehr oberflächlich von mir nur an mich zu denken, aber man lebt schließlich nur einmal und ich möchte jede einzelne Chance nutzen, mein Leben in vollen Zügen zu genießen. Denn das war der springende Punkt. Es machte kein Sinn, sich zu verstellen, da man sowieso irgendwann auf Leute traf, die einen so akzeptierten wie man ist.
''Also? Wonach fühlst du dich gerade?'' Meine Augen weiteten sich, da ich nun verstand, worauf er hinaus wollte. Ich war in letzter Zeit so verwirrt wie schon lange nicht mehr und ich wusste gar nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Tsunade hat mir geraten, mit ihm zu reden während Sai eher meinte, ich soll es dabei belassen. Beides verunsicherte mich so sehr, dass ich nie wirklich darüber nachdachte, was ich wirklich wollte.
Ich will...
''Ich will dich unbedingt kennen lernen!''
Selbstverständlich schien mein Gegenüber ziemlich verwundert über meine Aussage zu sein, denn damit hatte er wohl nicht gerechnet. ''Bist du dir sicher, dass du das willst?'', fragend musterte er mich.
''Schon von Anfang an stellte ich mir so viele Fragen über dich.. wer du bist, was du beruflich machst, wie du dich ausgerechnet in mich verliebt hast. Du weißt gar nicht, wie deprimierend das ist, wenn ein Fremder fast alles über einen weiß und man selber absolut gar nichts. Ich kenne ja noch nicht mal deinen Namen!'', gab ich peinlich berührt zu. Ich wusste zwar, dass ich nichts dafür konnte, aber es wurmte mich sehr, dass weder Sai noch Tsunade seinen Namen nicht ein einziges Mal in den Mund nahmen.
Er schmunzelte mich an und ließ meine Hand wieder los. ''Spielt mein Name denn so eine große Rolle?'' Ich nickte ohne zu zögern, obwohl ich nicht verstand, warum er so ein großes Geheimnis daraus machte. ''Ich mach dir einen Vorschlag..'', fing er wieder damit an.
''Bitte nicht wieder einer deiner leeren Versprechen.'', ''Keine Sorge, diesmal halte ich mein Wort. Ich verrate ihn dir, wenn du mich küsst.'' Er will sich wohl unbedingt wieder eine Ohrfeige einfangen. Er hielt meine Handgelenke fest, bevor ich überhaupt meinen Gedanken zu Ende bringen konnte und schaute mich sehr ernst an. Ich unterbrach den Blickkontakt, indem ich kurz mal auf seine Lippen schaute. Das konnte er doch nicht wirklich ernst meinen.
''Zählt auch die Wange?'', fragte ich hoffnungsvoll, doch ich wurde mit einem ''Nein.'' direkt abgewiesen. War ja klar.
Ich befreite mich von seinem Griff und verschränkte die Arme. ''Darauf kannst du lange warten!'', gab ich dann beleidigt von mir, was den Schwarzhaarigen ein kurzes Lachen entlockte. Für einen Moment dachte ich, mich doch mit ihm verstehen zu können, aber meine Hoffnung nahm ich sofort wieder zurück. Ich mochte es absolut nicht, wie er mit mir umging. Im Prinzip sind wir vielleicht ein Paar, was ihm aber noch lange nicht das Recht gab, solche Sachen von mir zu verlangen! Abgesehen davon hat er nicht einmal die Miene verzogen und starrte mich so durchdringlich an als er das geäußert hatte und trotzdem war ich mir nicht ganz sicher, ob er sich damit nur ein Scherz erlaubte. Er war schwierig zu durchschauen.
''Jetzt nimm nicht alles immer so toternst. Als würde ich sowas von dir ernsthaft verlangen wollen in so einer Situation..'' Somit bestätigten sich gerade meine eben gedachten Worte. Er tätschelte mir auf dem Kopf und lächelte mir entschuldigend zu. So. ein. Idiot!! Das muss gerade derjenige sagen, der es mit voller Ernsthaftigkeit ausgedrückt hat!
Schmollend würdigte ich ihm keines Blickes, da ich gerade zu beleidigt war. Ich machte genauso wenig die Anstalt, mit ihm weiterzureden, weil ich das Gefühl bekam, dass er mich nicht für voll nahm. Und wenn man das nicht tat, wurde ich richtig ungemütlich in jeglicher Hinsicht. Das Anschweigen war in dieser Hinsicht sogar noch harmlos, obwohl es weniger ein Anschweigen war, sondern mehr ein Ignorieren. ''Ich denke, ich sollte jetzt wieder gehen und du legst dich bitte schlafen. Es ist spät genug und du zerbrichst dir so schon den Kopf. Wir werden später noch sehr viel Zeit haben zum Reden, aber jetzt konzentrier dich erstmal darauf, wieder auf den Beinen zu kommen.'' Er erhob sich vom Bett und deutete nochmal kurz auf die Nudelbox, damit ich sie nicht vergaß. Pff, als würde ich jemals meine Nudeln vergessen! Noch immer gab ich keinen Ton von mir und funkelte ihn etwas böse an, um ihm zu zeigen, dass er eindeutig eine Grenze überschritten hatte. Ich vernahm ein kurzes Seufzen von ihm. ''Einmal eine Zicke, immer eine Zicke, was?'' Plötzlich beugte er sich zu mir runter und ehe ich auf das von ihm Gesagte eingehen konnte, spürte ich kurz etwas Warmes auf meiner Stirn.
''Gute Nacht, Naruto...'', flüsterte er mir noch ins Ohr bis er dann wieder die Anstalt machte, das Zimmer zu verlassen.
Ich war wie gelähmt als er diesen Spruch von sich gab und mir auf einmal so nahe kam. Er ging so locker mit mir um als wären wir Seelenverwandte. Meine linke Hand wanderte zu meiner Stirn und meine rechte an mein Ohr. Ungewollt hatte sich eine feine Gänsehaut breit gemacht und so langsam realisierte ich auch, dass er mich gerade auf der Stirn geküsst hatte.
Er hat zwar gesagt, dass er es nicht ernst meinte, aber seinen Namen hat er mir trotzdem nicht verraten. Also war es doch kein Witz?
Ich blickte gar nicht mehr bei ihm durch...
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Nach einer Woche gab es leider immer noch nichts Neues von meinen Blutergebnissen, dabei kann das doch gar nicht so lange dauern. Oma-Tsunade hat zwar gemeint, es ist in letzter Zeit viel los, aber es wäre doch nicht zu viel verlangt, kurz mal bei mir reinzuschneien, um mir Bescheid zu geben. Es sei denn, sie hat irgendwas darin gefunden und fühlt sich noch nicht bereit, es mir zu sagen, aber.. wollen wir doch lieber nicht gleich den Teufel an die Wand malen.
Die Tür ging abrupt auf und ich blickte von meinem Handy auf, was ich in der Hand hielt. Freudestrahlend kam mir die blonde vollbusige Frau entgegen und stemmte die Hände in die Hüften. ''Ich habe gute Neuigkeiten für dich, Naruto. Heute darfst du das Krankenhaus mitsamt deinen Sachen wieder verlassen.'' Sie klang so als würde sie sich darüber freuen, mich wieder loszuwerden. Und gleichzeitig hörte es sich so an, als gäbe es nicht nur gute Neuigkeiten. Dennoch konnte ich mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, da ich es keinen Tag länger mehr hier aushielt. Es war die letzten Tage so langweilig, Sai konnte nicht mehr jedes Mal vorbeikommen aufgrund von Missionen und dieser Mann ließ sich bis dahin auch nicht noch einmal blicken. Dabei müsste gerade er doch so fixiert darauf sein, mich zu besuchen. Aber meine Gedanken mit Sorgen zu verschwenden, hielt ich gerade für ziemlich unwichtig, denn das Wichtigste ist, dass ich endlich wieder nach Hause konnte. ''Du wirst heute Abend abgeholt, nur für alle Fälle'', fügte sie noch hinzu. Damit hatte ich kein Problem. Lieber auf Nummer sicher gehen als nochmal eine dicke Lippe zu riskieren.
''Ach und deine Blutergebnisse werde ich erst nächste Woche haben, mir ist etwas dazwischen gekommen, was Vorrang hat. Und bitte vergiss nicht, dich die kommenden Tage mit deinem Team in meinem Büro wiederzufinden. Es muss noch einiges geklärt werden bezüglich der Mission.'' Und schon war sie wieder aus dem Raum gegangen. Mit dieser Frau war echt nicht zu scherzen. Dass wir nicht ganz ungestraft davonkamen, hätte ich mir denken können. Wenn ich recht überlege, ist das Ganze meine Schuld gewesen. Hätte ich Kiba nicht geholfen, dann würden wir jetzt nicht so blöd vor dem Hokagen stehen und wahrscheinlich sogar die Mission beenden können. Allerdings hätte ich es nicht verantworten können, zuzusehen, wie ein Mensch stirbt, wenn es die Möglichkeit gab, es zu verhindern. Und das konnte ich schließlich auch.
Ich bekam ein ungutes Gefühl zum Abend hin. Da ich mich endlich unbeschwert bewegen konnte, ohne gleich wieder Kreislaufprobleme und Kopfschmerzen zu bekommen, habe ich meine Sachen, die mir immer mal gebracht wurden, in eine große Tasche gesteckt. Nun saß ich auf meinem gemachten Krankenbett und wartete auf meinen 'Abholer'. Durchaus war mir bewusst, dass es nur Sai sein konnte, der mich nach Hause begleiten würde, denn er war zwischendurch zu Besuch da während sich dieser Idiot nicht einmal innerhalb einer Woche blicken gelassen hat. Mir war das egal, denn so konnte ich mir auch diese Diskussionen mit ihm sparen. Da wäre sowieso nichts Vernünftiges bei rausgekommen.
''Na, bereit wieder nach Hause zu gehen?'' Etwas erschrocken schaute ich zur Tür und sah jemanden um die Ecke linsen. ''Ach, du bist es nur. Kannst du bitte gehen, ich werde gleich abgeholt.''
Wie immer tat der Schwarzhaarige genau das Gegenteil von dem, was ich von ihm verlangte. Er ging auf mich zu und schwang meine vollgepackte Tasche über seine Schulter, wodurch ich zu ihm verwirrt raufblicken musste. ''Stell dir vor, du wirst gerade abgeholt.'' Ehe er schon zur Tür gehen wollte, packte ich ihn am Arm, um ihn davon abzuhalten und riss ihm meine Tasche aus der Hand. ''Ich gehe nicht mit dir zu mir nach Hause! Ich warte bis mein Freund kommt und-'', ''Zufälligerweise ist dein Zuhause auch mein Zuhause, also macht es mehr Sinn, wenn ich dich begleite.'', schnitt er mir gereizt das Wort ab. Das hatte ich sogar schon fast vergessen. Sai hatte mir den Tag gesagt, dass ich nicht alleine, sondern mit ihm zusammen wohnen würde. Das darf doch alles nicht wahr sein. Warum musste ich ausgerechnet das verpeilt haben?
''Tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber ich wohne garantiert nicht mit einem Fremden zusammen. Also, wärst du so freundlich, wieder das Weite zu suchen?'' Ich musste mich ziemlich anstrengen, nicht gleich ausfallend zu werden, weil er mich auch nicht gerade mit Samthandschuhen anfasste. Keine zehn Pferde brachten mich dazu, mit dieser Person unter einem Dach zu leben. ''Dir bleibt keine andere Wahl. Sai ist auf Mission und sonst hast du auch Niemanden, bei dem du mal eben schnell unterkommen kannst. Außerdem will Tsunade-sama, dass ich ein Auge auf dich habe. Also, hör auf dich quer zu stellen und tu einmal das, was man dir sagt!'' Erneut nahm er mir die Tasche ab und hielt sie fester im Griff. Er hatte zwar Recht, dass ich sonst keinen habe, bei dem ich mich melden könnte, aber das wollte ich nicht einfach so hinnehmen. Ich sah dem Schwarzhaarigen nach, wie er dabei war, das Zimmer wütend zu verlassen während ich noch dastand wie angewurzelt und mit meinen Gedanken rangte. Wenn ich dort gewohnt habe, wo er wohnte, dann werden mit Sicherheit alle meine Sachen auch vor Ort sein. Jetzt wusste ich, warum ich so ein ungutes Gefühl bekam.
Schließlich musste ich mich doch dazu überwinden, ihm zu folgen. Auf dem Hinweg zu 'unserer' Wohnung schwiegen wir uns tot. Keiner wagte es, auch nur einen Ton von sich zu geben. Ich ging vorsichtshalber hinter ihm und blieb etwas auf Abstand, da ich bisher kein richtiges Vertrauen zu ihm aufbauen konnte. Wir liefen ziemlich lange bis wir in einer sehr ruhigen und schönen Gegend ankamen. Viele Einfamilienhäuser standen an der Hauptstraße nebeneinander, die meisten hatten sogar einen Garten, einer schöner als der andere. Für einen Moment kam mir die Frage auf, was wir in einer so schönen Gegend machten bis ich gegen etwas Hartem lief, oder besser gesagt gegen Jemanden. Ich ging ein paar Schritte zurück, um aufzublicken und entschuldigte mich direkt. Ich war so verzaubert von dem Umfeld, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass er angehalten war. Wie zu erwarten, reagierte er nicht darauf und ging auf eines der Häuser zu. Das ist jetzt gerade echt ein schlechter Zeitpunkt für einen Besuch. Die ganze Warterei hat mich schon hundemüde gemacht und ich wollte einfach nur noch in mein Bett. Ich verschränkte die Arme und betrachtete ungeduldig das Haus vor mir. Es bestand aus zwei Stockwerken, die Wände waren von außerhalb in einem trüben Hellblau gestrichen während das Dach in einem schlichten Schwarz gehalten wurde. Der starke Kontrast ließ es sehr teuer, schon fast edel wirken. Eigentlich das perfekte Haus für so jemanden wie ihn. Dieser Kontrast erinnerte mich sehr an den Schwarzhaarigen, da er fast immer nur dunkle Sachen trug und seine blasse Haut bewirkte den Rest. Als ich einen Schlüsselgeräusch wahrnahm, wandte sich mein Blick zu ihm rüber. Inzwischen hatte er die Tür dieses Hauses geöffnet und ich konnte mir ausmalen, wie dumm ich aus der Wäsche geguckt haben muss. ''Erkennst du es nicht wieder? Jetzt komm schon rein, schließlich ist es auch dein Haus.'' Der Mann schmunzelte mich an als würde er genau wissen, was ich gerade dachte. Kurz blickte ich mich unwohl um, da es in meiner Sicht immer noch ein fremdes Haus war. Nur langsam überwandt ich mich, zu ihm zu gehen. Er hielt mir freundlicherweise die Tür auf, ließ mir demzufolge auch den Forttritt und ich trat in einem großen geräumigen Flur rein, der links direkten Zugang in die dreifach so große Wohnstube verschaffte und das Zentrum bildete. Ein kurzes Knacken vernahm ich hinter mir als er die Tür wieder schloss und seine Schuhe auszog. ''Willkommen Zuhause, Naruto.'' Nach einem kurzen Wuscheln durch meine Haare, ging er durchs Wohnzimmer zu einer Treppe, die schlangenartig nach oben führte. Noch immer stand ich im Flur, gar nicht darauf klar kommend, wie toll es hier aussah. Ich war einen viel anderen Standard gewohnt, da ich nicht viel zum Leben brauchte. Ein Blick in den großen Spiegel, der im Flur hing, ließ mich wieder in die Realität zurückkommen als ich sah, wie blass ich war. Mehrmals klatschte ich mir mit beiden Handflächen auf meine Wangen, um wieder zu mir zu kommen. Das war gerade etwas viel für mich. Ich rutschte aus meinen Schuhen, schob sie ordentlich beiseite und ging in den Wohnraum. In der Mitte stand eine sehr lange Couch, die zur Wand gerichtet war, wo ein großer Flachbildfernseher hing. Vor der Couch stand ein kleiner brauner Teetisch, der auf einem Teppich seinen Platz fand. Es führten viele Türen von der Stube aus in andere Räume, die allerdings geschlossen waren. Die Küche knüpfte direkt ans Wohnzimmer an, was ebenfalls genug Spielraum für ein Esszimmer bot. Definitiv konnte man hier alles andere als schlecht wohnen.
''Und? Kommt dir etwas bekannt vor?'' Der Schwarzhaarige stand am Treppengeländer. Anscheinend stand er da schon eine Weile und beobachtete mich, weil er sich ans Geländer lehnte. Ich schüttelte den Kopf. Natürlich kam mir nicht mal ansatzweise was bekannt vor. Das würde auch an ein Wunder grenzen. Meine Füße bewegten sich in Richtung Kamin, worauf mehrere eingerahmte Bilder standen. Mir blieb die Luft weg als ich die Personen, die drauf zu sehen waren, erkannte. Auch der Größere trat heran und stellte sich neben mich. ''Tja, das muss ziemlich komisch sein, Bilder von dir zu sehen in einem fremden Haus, hm?'' Es waren tatsächlich viele vereinzelte Bilder von mir und von ihm eingerahmt. Doch eines der Bilder fokussierte ich besonders und nahm es in die Hand. Kurz darauf musste ich schlucken, da wir beide auf diesem Foto zu sehen waren.
Wir standen draußen und hinter uns waren Menschenmassen, die festlich gekleidet waren. Sowohl er als auch ich trugen einen traditionellen Kimono. Vermutlich waren wir auf eines dieser Feste, die fast jedes Wochenende in der Dorfmitte statt fanden. Das, was meine Aufmerksamkeit allerdings mehr auf sich zog, war unsere Pose. Wir standen seitlich zur Kamera und ich umklammerte seinen Nacken während er mich, mit seinen Armen unter meinem Po, hochhob, sodass wir uns küssten. Man konnte erkennen, dass er in den Kuss hineingrinste wobei ich mit meinen roten Wangen zu kämpfen hatte, unsere Augen waren dabei geschlossen. Ich denke, es gab keinen besseren Beweis als diesen hier, dass wir gefühlt das glücklichste Pärchen auf der Welt waren. Ich stellte das Bild wieder ordentlich zurück und fasste mir mit der rechten Hand an meinen linken Oberarm, da ich mich mit einem Mal so unwohl fühlte. Nicht er war der Fremde in diesem Haus, sondern ich. In diesem Moment wünschte ich mir einfach nur, Kiba damals nicht gerettet zu haben. ''Wenn du möchtest, stell ich sie auch weg..'', ''Nein, das bleibt bitte so. Wir sehen so glücklich aus...'', etwas wehleidig drückte ich mich aus als würde ich am liebsten die Zeit zurückstellen, um der Naruto zu sein, der auf diesem Bild abgebildet war. Doch eine Hand legte sich auf meine rechte Schulter und drehte mich zu sich, womit ich aus den Gedanken gerissen wurde. ''Möchtest du dein Zimmer sehen?'', fragte er mich so unerwartet, dass ich gar nicht so schnell mit meiner Reaktion hinterherkam. Vermutlich wollte er nicht, dass ich mir länger darum den Kopf zerbreche und lenkte auf etwas anderes. ''Unbedingt!'', klang ich etwas verunsichert, da mich das Bild immer noch beschäftigte. Direkt steuerte ich auf die Treppe zu, denn schließlich lag mein Zimmer...
...wo lag es...
Augenblicklich musste ich anhalten und starrte perplex die Treppen hoch. ''Weißt du etwa, wo es lang geht?'', hallte seine hoffnungsvolle Stimme im Wohnzimmer nach. Ich fasste mir an den Hinterkopf, da ich leichte Schmerzen bekam. Mit zitternder Stimme antwortete ich ihm:''D-das war gerade echt komisch...ich wusste es eben für kurze Zeit..'' Ich konnte selbst kaum glauben, was gerade geschehen war. Für einen Moment dachte ich kurz, mich an etwas zu erinnern. An etwas Wichtigem. Oder doch nicht?
''Ist doch schon mal ein Anfang, oder?'' Er nahm mich an die Hand und ging voraus die Treppen hoch, da er anscheinend Angst hatte, ich könnte das Gleichgewicht verlieren, denn ihm ist nicht entgangen, dass ich mir ruckartig an den Kopf fasste. ''Hier ist es.. und ich schlage vor, du legst dich direkt schlafen.'' Wir betraten den Raum und er führte mich gleich zum Bett, um mir dabei zu helfen, mich hinzulegen. ''Du hast morgen den ganzen Tag Zeit, das Haus unter die Lupe zu nehmen. Noch bist du für die Arbeit krank geschrieben, also tu mir den Gefallen und denk nicht mehr diese Nacht daran.. Wenn die Kopfschmerzen schlimmer werden, ruf mich bitte. Ich bin noch eine Weile wach.'' Sanft fuhr er mir dabei durchs Haar und mir klappten die Augen sofort zu. Ich hatte ganz vergessen, wie müde ich eigentlich war und das Bett war unnormal weich, genauso wie die Decke und das Kissen. Die perfekten Voraussetzungen für einen endlosen Schlaf. Mein Gegenüber nahm die Hand von meinem Haar und drückte mir, wie vor einer Woche im Krankenhaus, ein Kuss auf die Stirn auf. Am liebsten hätte ich ihm dafür wieder eine knallen können, aber er war mit einem Mal so fürsorglich zu mir - eine Seite, die ich von einem Idioten nicht erwartet hätte - und abgesehen davon, hatte ich keine wirkliche Lust, mich zu bewegen. Als er das Zimmer mit leisen Schritten verließ und ich ein Geräusch am Fenster wahrnahm, welches durch ein leises Nieseln verursacht wurde, das immer lauter wurde, sagte mir das nur eins: Ich war noch nicht bereit, einzuschlafen.
Die Uhr auf meinem Handy verriet mir, dass es bereits eine Stunde nach Mitternacht war und noch immer lag ich totmüde in meinem Bett. Mein Körper war bereit für den lang ersehnten Schlaf während mein Kopf mich immer noch auf Trab hielt. Ob mich dieses Bild dazu brachte, mich kurz an etwas zu erinnern? Ich war mir sicher, dass der Mann bereits eingeschlafen sein muss, denn es war nun drei Stunden her, als er mich ins Bett brachte. Vorsichtig drückte ich mich aus meinem Bett und leuchtete mit dem Displaylicht meines Handys mir den Weg zur Tür. Nachdem ich sie leise öffnete, schlich ich die Treppen hinunter und stand wieder vor dem Kamin. Ich nahm das Bild mit uns Beiden in meine Hand, nur um wieder schnurstraks in meinem Zimmer zu verschwinden und mich aufs Bett zu setzen. Ich beleuchtete das Foto, um es weiter betrachten zu können. Es war mit Sicherheit nur ein Bruchteil unserer gemeinsamen Zeit, der abgebildet war. Ich wusste ganz genau, dass es in den fünf Jahren eine Menge gab, was wir erlebt hatten. So viele Emotionen breiteten sich in mir aus, je länger ich es anschaute. Mir kam es so vor, als hätte ich die Hälfte meines Lebens vergessen.
Und zu welchem Preis...?
Es verwirrte mich so, dieses Bild anzusehen und nichts davon zu wissen und ich hätte nie gedacht, was für ein Ausmaß das noch alles haben konnte. Das werde ich wahrscheinlich sowieso noch früh genug erfahren, denn das war mit Sicherheit noch nicht alles. Still lauschte ich dem Regen und blickte überlegend zur Tür. Er schlief bestimmt schon, was mich aber nicht davon abhielt, mein Zimmer zu verlassen, um seins zu suchen. Auch, wenn er meinte, er ist noch eine Weile wach, die Weile dauerte definitiv keine drei Stunden. Ich hatte Glück, denn ich erwischte direkt das Schlafzimmer, in dem er auf dem Bett saß. Die Nachttischlampe war gedimmt, da er noch in einem Buch las. Er schien so vertieft, dass er gar nicht mitbekam, wie ich die Tür öffnete bis ich sie geräuschvoll hinter mir zumachte, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, was auch geklappt hat, da er jetzt zu mir aufschaute. Ich erwiderte seinen Blick und wir hielten diesen für eine Weile, ohne ein Wort zu sagen. Meine Füße trugen mich zum Bett, setzte mich auf dieses und krabbelte an ihm heran.
''Und ich dachte ernsthaft, du würdest mal auf das hören, was man dir sagt, aber was mach ich mir eigentlich noch für Hoffnungen..'' Mit einem Schmunzeln kam er mir entgegen und legte das Buch beiseite. Nun hatte ich wirklich seine volle Aufmerksamkeit. ''Du bist doch genauso immer noch wach, also beschwer dich nicht..'' Er seufzte gelassen.
''Ich bin immer noch wach, weil ich mir Sorgen um dich mache.'', ''Ich bin nicht der einzige, um den man sich Sorgen machen sollte..'' Unsere Blicke trafen sich erneut. Scheinbar hatte er mit allem gerechnet, nur nicht damit. ''Verstehe...'' Er wandte sich von mir ab und widmete seine Aufmerksamkeit nun dem Fenster zu.
Da es sich um ein Doppelbett handelte, nahm ich mir die Erlaubnis, mich neben ihn hinzulegen. Das bekam der Schwarzhaarige sogleich mit und starrte mich daraufhin verwundert an. Ehe er was sagen konnte, konterte ich seinen Gedanken mit einem murmelnden ''Frag nicht.'' Schweigend machte er es sich unter seiner Decke gemütlich und schaute mich an.
''Du konntest damals noch nie alleine einschlafen.. Du bist am Ende immer zu mir ins Bett gekommen bis wir es unser Bett nannten. Na ja, bis du es unser Bett nanntest.''
''Stört es dich?''
''Das habe ich damit nicht sagen wollen, außerdem ist das meine Frage. Wohl eher im Gegenteil... als wäre es das erste Mal, dass wir zusammen schlafen.'' Schlagartig schoss mir das Blut in den Kopf und ich blickte beschämt nach unten. Der Gedanke daran, was wir alles in diesem Bett schon gemacht haben mussten, ließ mich erschaudern. Natürlich war es alles andere als unnormal in einer Beziehung, die Vorstellung fühlte sich nur seltsam an wegen ihm. ''Deinen Namen verrätst du mir immer noch nicht?'', versuchte ich auf ein anderes Thema zu lenken. Erneut grinste er mich an. ''Geht das schon wieder los?'', fragte er in einem spielerischen Unterton. War es überhaupt möglich, an ihm ranzukommen? Jedes Mal, wenn ich versuchte, etwas Näheres über ihn zu erfahren, blockte er ab. Dabei könnte das meinem Gedächtnis doch auf die Sprünge helfen und er ist so fixiert darauf, dass meine Erinnerungen wiederkommen. Was machte ich mir die Mühe, ihn zu durchblicken, jede meiner Fragen beantwortete er mit einer Gegenfrage. Ich musste da anders rangehen.
''Ja, es geht wieder los. Du warst derjenige, der gesagt hat, wir reden weiter darüber, wenn ich entlassen werde.'', versuchte ich ruhig und gelassen zu formulieren. ''Dann kannst du dich mit Sicherheit bestimmt auch genau an meine Forderung erinnern.'' Also, meinte er es doch ernst? Das würde logisch erscheinen, weil er sich immer noch davor streubte, mir seinen Namen zu verraten. ''Und was willst du dafür, wenn ich deinen Beruf wissen will? Soll ich dann mit dir ins Bett steigen, oder was?'' Wiedermal konnte ich nicht ruhig bleiben. Er verkaufte mich wohl für ziemlich dumm, aber nicht mit mir. Manchmal war er richtig lieb zu mir und zur selben Zeit konnte er ein richtiger Idiot sein! Ehe ich auf eine Antwort von ihm wartete, drehte ich mich beleidigt in die andere Richtung. Wäre ich mal lieber in meinem Zimmer gelieben, es half ja alles nichts.
''Seh ich für dich etwa aus wie ein Zuhälter?''
''Ja.'', antwortete ich ihm knapp, ohne zu zögern, denn was er konnte, konnte ich ja wohl schon lange. Ein leises Seufzen nahm ich hinter mir war. ''Ich dachte nur, dass dir das weiterhelfen kann. Wenn wir uns nahe sind, kannst du dich vielleicht an irgendwas erinnern, wie bei dem Bild. Es ist doch nur ein Kuss..''
''Ja, für dich ist es ja nuuur ein Kuss, aber für mich heißt es immer noch, dass ich einen Fremden küssen muss und dazu auch noch einen Mann!'', drückte ich mich ein wenig ungeschickt aus. ''Aha. Das ist also die ganze Zeit dein Problem: Ich bin ein Mann.'', kam es eiskalt von ihm. Wohl ein wenig seeeehr ungeschickt. ''N-na ja...'', versuchte ich zu erklären, doch er kam mir zuvor:''Du widerst dich also vor mir?''
''S-so meinte ich das eigentlich gar nicht..'' An seiner Tonlage wusste ich ganz genau, dass ich einen Wundenpunkt getroffen hatte. Er redete so schon monoton genug, aber das war noch ein Stückchen schlimmer. ''Natürlich nicht.'' Nun drehte auch er sich von mir weg. ''Nacht'', gab er nur noch von sich und beendete somit schnippig das Gespräch.
Warum bin ich auch nur so dumm?! Innerlich könnte ich gerade platzen vor Wut. Ich hatte nichts gegen Homosexuelle, ich war ja anscheinend selber mal einer. Wer hätte auch gedacht, wie sehr er mich beeinflusst hatte, dass sich selbst meine sexuelle Orientierung änderte? Und wieder einmal stellte ich mir die Frage, wie wir uns kennen gelernt haben. Einerseits würde ich gerne meine Erinnerungen wiederhaben, andererseits kann er mich genauso schnell abschreiben, wenn ich weiterhin so unvorsichtig bin. Es störte mich ja gar nicht, einen Mann zu küssen, aber muss es wirklich auf dem Mund sein? - Natürlich, wer würde denn auch Gefühle entfalten bei einem einfachen Wangenkuss..
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Unruhig kaute ich am Frühstückstisch auf meinem Marmeladenbrot rum, nachdem ich ein Stück abgebissen hatte. Es war bereits 9 Uhr und ich saß alleine im Esszimmer, weil ich gegen 6 Uhr nicht mehr schlafen konnte, aufgrund unserer Dikussion in der Nacht, weshalb ich mich in der Zeit so vertraut mit der Küche machte, dass ich bereit war, ein ordentliches Frühstück zuzubereiten. Es machte verdammt viel Spaß, in so einer großen Küche zu kochen. Nervös blickte ich zum leeren Platz. Ob er immer noch sauer war?
Plötzlich hörte ich immer lauter werdende Schritte und mein Blick wanderte direkt zur Treppe. Er war wohl schon seit einer Weile wach gewesen, denn er hatte sich schon frisch gemacht, allerdings schenkte er mir keine weitere Beachtung und ging geradewegs in den Flur, um geräuschvoll seine Jacke und seine Schuhe anzuziehen. Inzwischen erhob ich mich vom Platz und folgte ihm. ''G-guten Morgen, möchtest du nichts essen? Ich habe uns extra Frühstück gemacht und sogar-'', ''Super Idee, aber schade, dass ich keine Frau bin, sonst würde ich echt gerne mit einem gleichgeschlechtlichem Menschen essen, aber bevor du dich wieder vor mir anwiderst, geh ich lieber gleich zur Arbeit. Bis heute Abend.'' Die Tür fiel laut ins Schloss als er das Haus verließ und ich stand nur wie angewurzelt weiter im Flur. Und wie sauer er war. Da habe ich wohl echt Mist gebaut. Ich raufte mir meine ohnehin schon zerzausten Haare an den Seiten und lief im Wohnzimmer auf und ab. Wenn ich nicht aufpasse, entferne ich mich nur noch weiter von ihm. Das war aber auch echt unfair von diesem Idioten! Er konnte mich immer ärgern und reizen, wie er wollte und wenn ich mal die Grenze überschritt, stellte er gleich auf stumm. Dachte er etwa, er hätte das Sagen in der Beziehung?
Ein kurzes Klingeln ließ mich zusammenzucken und ich schaute zum Flur. Ich wäre jetzt ziemlich dankbar, wenn er vor der Tür steht, dann würde ich mich gleich bei ihm entschuldigen können. Als ich sie öffnete, zerplatzten meine Hoffnungen, wie immer, denn zum Erstaunen stand Sakura vor mir. ''Guten Morgen, Kleiner, ich hoffe, ich störe nicht?'', kam sie mir lächelnd entgegen. Warum nannte sie mich Kleiner? Das war so erniedrigend für mich, weil ich schon ein gewisses Interesse an ihr hatte. ''Guten Morgen, Sakura-chan. Das tust du nicht, aber woher weißt du, wo ich wohne?'', ''Tsunade-sama hat es mir gesagt und sie schickt mich. Unser Team muss sich sofort bei ihr im Büro melden, die anderen sind schon da, nur noch du fehlst.'', erklärte sie mir. Anscheinend war es nun soweit, die Stunde der Wahrheit.
Etwas aus der Puste standen wir vor dem Büro, Sakura klopfte kurz an und wir wurden mit einem strengen ''Herrein'' hineingebeten. Zu fünft standen wir nun vor dem sitzenden Hokagen. Kiba hatte mir beim Reingehen kurz auf die Schulter geklopft, da er besonders froh war, dass ich wieder auf den Beinen war. Auch die andern beiden, Lee und Shikamaru hatten mich erleichtert angelächelt, als wären sie ziemlich glücklich, mich wieder so lebendig zu sehen. Das muss damals bestimmt kein schöner Anblick gewesen sein. So schnell man mich allerdings freundlich empfang, so schnell kippte die Stimmung als sich Tsunade räusperte. Wir alle waren gespannt und bannten unseren Blick auf ihren roten Lippen. Die Unruhe machte einen schon wahnsinnig.
''Nun'', fing sie leise an, gab ihrer Stimme dann aber deutlich mehr Kraft:''Dass das für Alle die letzte Mission war, ist jedem von euch klar, oder?'' Keiner wagte es sich, ihr zu widersprechen, somit nickten alle, wenn auch mit einem entsetzten Blick auf dem Boden. Nur ich meldete mich zu Wort:''Es war nicht ihre Schuld, Oma-Tsunade. Selbst, wenn sie ohne mich und Kiba weitergegangen wären, hätten die anderen die Mission nicht weiterführen können. Es waren definitiv zu viele Feinde!''
Sie schmunzelte mich an als würde sie wissen, was ich vorhatte, nämlich die Schuld auf mich zu lenken, damit die anderen ungestraft davon kamen. ''Naruto, ich weiß deine Loyalität zu deinem Team wirklich sehr zu schätzen, aber-'', ''Es ist die Wahrheit! Das hat nichts mit Loyalität zu tun. Kiba kann es bezeugen! Ich war derjenige, der ihn freiwillig gerettet hat, womit ich mich nicht nur den Befehlen von Shikamaru widersetzt habe, sondern auch von Ihnen! Stimmt's, Kiba?'' Flüchtig warf ich einen Blick zu ihm rüber und schaute den Braunhaarigen durchdringlich an, in der Hoffnung, er würde mitspielen. Er erwiderte meinen Blick, wenn auch sehr unsicher, da ihm nicht ganz wohl bei der Sache war. ''Ja, das ist wahr! Hätte er mich liegen gelassen, hätten sie es zu Viert noch durchgeschafft..'' Nun schauten auch Lee und Sakura etwas verwundert zum Inuzuka rüber. Anscheinend waren sie genauso überrascht wie Tsunade, dass er es bestätigte. Aus diesem Grund warf die blonde Frau den Blick herausfordernd Shikamaru zu. Da er bisher in jedem Team der Anführer war, schätzte sie ihn am meisten und hatte vollstes Vertrauen in ihn. Wenn man auf jemanden zählen konnte, dann definitiv auf ihn! Allerdings würde das auch heißen, dass er mir und Kiba nicht zustimmt, weil er wusste, dass sie es auch zu Dritt geschafft hätten, ohne Kiba und mich.
Er war viel zu ehrlich dafür, sie anzulügen. ''Stimmt das? Du hast deinen Bericht noch nicht abgegeben, also kann ich es nicht nachweisen.'' Er holte kurz Luft und nutzte die kurze Zeit, um darüber nachzudenken. Je länger er nämlich mit der Antwort wartete, desto misstrauischer wurde sie. ''Es stimmt'', kam es schneller als erwartet aus seinem Mund während wir krampfhaft versuchten, nicht die Fassung zu verlieren. Immerhin mussten wir die Fassade halten, sonst würden wir auffliegen.
Nach einem erschöpften Seufzer lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück, sie hatte es wohl geschluckt. ''Dennoch kommt ihr dadurch nicht alle ungestraft davon, da ihr schließlich ein Team wart. Für euch Vier spreche ich ein Verbot aus für Missionen und das für die nächsten zwei Monate. Außerdem werdet ihr für ein Jahr lang keine Missionen kriegen, die den S-Rang haben.'', mahnte sie ausdrucksstark. Auch, wenn sie jetzt zwei Monate lang nicht auf Missionen durften, stand ihnen die Freude wie ins Gesicht geschrieben. Während sie dem schlimmsten Albtraum eines Ninjas, mithilfe unserer Lüge, entgehen konnten, war dieser für mich Realität. ''Naruto Uzumaki, ich verbanne dich hiermit von sämtlichen Missionen, die mit Konoha Gakure in Verbindungen stehen. Dir wird dafür noch ein Brief zugeschickt, den du unterschreiben musst als Bestätigung.'', ''J-jawohl..'' Irgendwie hatte ich ja doch noch gehofft, dass sie ein Auge zudrückte, aber diese Chance hatte ich mir schon verspielt. ''Da das geklärt ist, dürft ihr wieder gehen, aber Naruto, du bleibst bitte noch kurz hier. Es geht um deine Blutergebnisse.''
Erleichtert schaute ich den anderen nach, wie sie das Büro verließen und musste meinen Blick schnell zu Tsunade wenden als ich ihre Aussage wahrnahm.
''Meine Blutergebnisse? Ich dachte, sie bräuchten noch eine Weile?''
''Das tu ich auch, aber mir ist etwas Beunruhigendes aufgefallen.. hast du immer noch diese Kopfschmerzen?'', prüfend musterte sie mich von oben bis unten.
''Erst gestern Abend sind sie wieder aufgetreten, als ich Zuhause ankam.'', ''Verstehe'' Sie kauerte auf dem Ende ihres Kugelschreibers herum. Ich hatte sie noch nie so nachdenklich gesehen, was mir überhaupt kein gutes Gefühl gab. ''Kamen sie einfach so oder wurde es durch was verursacht?'' Natürlich brauchte ich da nicht lange überlegen, denn es lag klar auf der Hand. ''Um ehrlich zu sein... Sie traten auf, nachdem ich alte Bilder von mir und ihm gesehen habe.'', meinte ich traurig, da ich mich an die heutige Nacht erinnern musste. Sie holte aus ihrem rechten Schubfach eine runde, durchsichtige Dose hervor und legte sie auf dem Tisch. Es handelte sich bestimmt um Tabletten, so klein wie die Kugeln in der Dose waren. ''Ich möchte, dass du jedes Mal in dem Moment eine zu dir nimmst, wenn du wieder Schmerzen hast. Wenn es nach genau 45 Minuten nicht besser wird, nimmst du noch eine.'' Ich nahm an, dass es sich hier um Kopfschmerztabletten handelte, aber so wie sie es ausdrückte, steckte viel mehr dahinter. Langsam nahm ich die Dose an mich und betrachtete die kleinen blauen Kugeln darin. Was da wohl alles drin war? Das erinnerte mich direkt an die Medizinkugeln, die mir Sakura vorbeibrachte, nur sahen die hier deutlich genießbarer aus und die brauchte man anscheinend auch nur runterzuschlucken. ''45 Minuten. Keine Minute länger und keine früher, hast du mich da verstanden?'', erhob sie ihre Stimme. ''Verstanden..'' Etwas beängstigt schaute ich ihr in die Augen.
Ich wusste, sie versuchte alles, um mir zu helfen, aber trotzdem hätte ich gerne erfahren, was das sollte. Allein schon, dass sie sagte, dass sie 'etwas Beunruhigendes' gefunden hätte in meinem Blut, hätte ich gerne näher erläutert bekommen. Wieder in Gedanken versunken, trat ich in mein Haus ein und kickte meine Schuhe grobe beiseite, nachdem ich sie auszog. Es war bereits Mittag. Zu der Zeit hätte ich längst im Café arbeiten müssen, aber ich war ja leider noch krank geschrieben. Enttäuscht von dem Tag, wie er begann, ließ ich mich auf der großen Couch nieder und machte den Fernseher an, um mich abzulenken. Viel konnte ich einfach nicht alleine machen, nicht mal Aufräumen war möglich, da das Haus in jeder noch so kleinen Ecke blitzeblank war. So ein unbeschwertes Leben muss doch echt langweilig sein. Und ob ihr es glaubt oder nicht, ich schlief auf dem Sofa sogar vor Langeweile ein.
Von einem völlig schwarzen Raum umhüllt, blinzelte ich ein paar Mal auf, um eine bessere Sicht zu bekommen, doch es half nichts. Mir war immer noch schwarz vor Augen als ich mich hochdrückte und umsah. Verzweifelt tastete ich mich auf dem Sofa ab, in der Hoffnung, ich erwischte mein Handy, doch das einzige, was ich zu greifen bekam, war die Dose mit den Kopfschmerztabletten drin. Sie musste mir wohl aus der Hosentasche gefallen sein im Schlaf. Vorsichtig drückte ich mich hoch und ging in Richtung Flur, wo die Lichtschalter sein mussten. Kurz stolperte ich über etwas Weiches, machte dadurch eine ruckartige Bewegung nach vorne, sodass ich gegen eine Wand knallte und das Licht breitete sich in den Räumen aus. Anscheinend bin ich wohl wirklich richtig gelaufen. Schnell musste ich mir meinen linken Oberarm reiben, der durch den Aufprall ein wenig weh tat. Ich vernahm ein lautes Knacken zu meiner Rechten, wo die Haustür lag, die sich sogleich öffnete und der Schwarzhaarige herein trat. Er musterte mich wundernd als hätte er nicht mit mir gerechnet. ''Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen. Warum bist du überhaupt noch wach? Es ist spät genug.'' Das war nicht wirklich sein ernst, dass er immer noch mies auf mich zu sprechen war, oder? Dass man so nachtragend sein konnte..
Nervös fasste ich mir an den Hinterkopf während ich mir eine Ausrede überlegte. ''Ich wollte nach der Post sehen..''
''Um die Uhrzeit?'' Spektisch blickte er auf mich herab. Ich wusste nicht wirklich, wie spät es war, wahrscheinlich sogar schon kurz vor Mitternacht, so duster wie es draußen war. Mit einem Mal holte er einen großen braunen Umschlag hervor, worauf mein Name stand. ''Muss ich mir Sorgen machen?'', fragte er belustigt und hielt ihn mir hin. Große, braune Umschläge bedeuteten in den seltensten Fällen etwas Gutes. Ich schüttelte nur unsicher den Kopf, weil ich für einen Moment überlegen musste, ob ich ihm davon erzählen sollte, dass ich meinen Weg als Ninja vergessen konnte, nahm ihn aber eher schweigend an mich. Seine Schuhe und seinen dicken schwarzen Mantel zog er aus und mir fiel auf, wie er wieder dieses schwarze Hemd trug, diesmal aber mit einer roten Krawatte. Diese versuchte er zu lockern, war allerdings nicht wirklich in der Lage dazu, da er anscheinend schon sehr müde war, was ich anhand seiner Augenringe vermuten ließ. Schnell legte ich den Umschlag auf den Flurschrank, um an ihm ranzutreten und seine Hände beiseite zu schieben. ''Lass mich machen..'', drängte ich ihm meine Hilfe auf und entband seine Krawatte. ''Ist etwas passiert als ich weg war oder warum bist du auf einmal so?'', ''Darf man nicht einmal nett zu dir sein, ohne eine spitze Bemerkung von dir zu bekommen?'' Nur vorsichtig wanderte mein Blick zu seinen Augen, die recht träge aussahen. Bei sowas konnte man doch nur Mitleid haben und außerdem war Hilfsbereitschaft mein zweiter Vorname. Zumal ich mir dadurch erhoffte, dass er nicht mehr sauer auf mich war, denn ich mochte diese Anspannung zwischen uns noch weniger. Es war ohnehin schon ein unangenehmes Gefühl, in seiner Nähe zu sein mit dem Wissen, wir wären ein Paar. Ein Streit brauchte nicht auch noch dazu beitragen. ''Kannst du das bitte lassen und mir einfach aus den Augen gehen? Damit wäre mir eher geholfen.'' Wie aufs Wort nahm ich die Hände von seinem Hals, wobei ich gerade dabei war, seine Krawatte abzulegen. Er schien wohl alles andere als einen guten Tag gehabt zu haben. Wenn er so spät noch arbeiten war, fragte ich mich, in was er wohl tätig war. ''Denkst du etwa, ich merke deinen Blick nicht?'' Meine Augen wanderten direkt von ihm beschämt weg. Was war denn nun schon wieder sein Problem? ''Darf ich dich jetzt nicht mal mehr anschauen, oder was?'', ''Die Art, wie du mich anschaust, ist das Problem. Und wie du von mir denkst. Wenn du nur aus Mitleid so handelst, kann ich auf deine Fürsorge verzichten!'' Er schob mich grobe beiseite, um nach oben ins Schlafzimmer zu verschwinden. Mir wurde langsam klar, dass ich es so nur noch verschlimmerte und ich musste mir ganz schnell was einfallen lassen, um unser angespanntes Verhältnis ein wenig zu lockern. ''Tzk..'' Scharf biss ich mir auf die Unterlippe während ich einen pochenden Schmerz am Hinterkopf wahrnahm.
Es fing wieder an..
Dabei hatte ich so gehofft, sie würden mich für den Rest des Tages verschonen. Anfangs war es ein sehr leichtes Pochen, doch der Druck verschlimmerte sich binnen Sekunden, sodass ich mir an den Kopf fassen musste. Irgendwie ging mir dieser Mann dabei nicht aus dem Kopf. Er war fremd und trotzdem ist er mir tatsächlich ein wenig wichtig geworden. Zumindest konnte ich mir nicht vorstellen, gar keinen Kontakt mehr mit ihm zu haben. So viele Fragen schwirrten in meinem Kopf sobald ich ihn nur anschaute oder seine Stimme hörte. Mir machte der Gedanke Angst, meine Erinnerungen plötzlich wieder zu bekommen. Was, wenn wir uns bis dahin komplett auseinander gelebt hatten und er mich völlig aufgegeben hat? Dann war die ganze Anstrengung umsonst gewesen und ich wäre wahrscheinlich derjenige, der einseitig liebt. Ich fühlte jetzt nicht mal sowas wie Freundschaft für ihn, dazu fehlte mir das Vertrauen. Er ist viel zu plötzlich in mein Leben aufgetaucht. Und diese Gefühle, die ich für ihn damals empfunden hatte... Es wäre eine schlechte Idee, sie zu erzwingen.
Ich senkte meinen Kopf und schaute in meine rechte Hand, die die Dose aus meiner Hosentasche kramte. Anschließend nahm ich einer der blauen Kugeln heraus und zögerte, denn irgendwas hatte ich vergessen. Meine Uhr. Mit der linken Hand holte ich mein Handy hervor und suchte die Stoppuhr heraus. Das hieß dann wohl, dass ich im schlimmsten Fall für 45 weitere Minuten wach bleiben musste, obwohl mir jetzt schon fast die Augen zuklappten. Somit beschloss ich, die Kugel wieder in die Dose zu packen. Bisher hatte ich auch sonst nie Probleme mit Kopfschmerzen gehabt ohne diese Dinger. Wenn ich sie ein weiteres Mal weglasse, dürfte auch nichts passieren.
Inzwischen saß ich auf meinem Bett, mit dem Umschlag fest im Griff, und rutschte etwas unruhig hin und her. Zwar wusste ich, was sich darin befand, aber es gab mir trotzdem ein sehr ungutes Gefühl, es zu öffnen. Zumal ich mir darüber nicht zu sehr den Kopf zerbrechen sollte, weil ich das Gefühl hatte, dass die Schmerzen dadurch schlimmer worden. Widerwillig legte ich den Umschlag unter meinem Kissen und versuchte einige Male, einzuschlafen. Manchmal funktionierte es bis ich nach 10 Minuten wieder aufwachte, das wiederholte sich solange, bis es 7 Uhr war, und ich nicht von meinen Kopfschmerzen geweckt wurde, sondern durch eine warme Hand, die langsam durch meine Haare fuhr. Müde blickte ich in ein schwarzes Augenpaar, das mich musterte. Ich setzte mich etwas quängelnd auf, da mich mein Kopf so zu schaffen machte, denn dies war mit Abstand die schlimmste Nacht in meinem Leben. Erst jetzt realisierte ich, wie der Mann vor meinem Bett hockte und mich besorgt anstarrte. ''Ist alles in Ordnung?'', fragte er dann. ''Du hast komische Geräusche gemacht, deshalb bin ich in dein Zimmer gekommen. Aber du bist nicht aufgewacht..hast du schlecht geträumt?'' Ich schüttelte nur den Kopf. Wie konnte man auch etwas träumen bei einem zehnmütigen Schlaf? Wahrscheinlich war es das nicht mal, sondern mehr ein Halbschlaf. Ich wusste gerade selber nicht, um was ich mir jetzt mehr Gedanken machen sollte: entweder über meine Kopfschmerzen oder darüber, wie er gerade mit mir umging. ''Es ist alles ok...'', sagte ich noch, als ich merkte, wie er noch auf Etwas wartete. Mit einem skeptischen Blick fing er an, mich zu mustern. ''Sicher? Wenn es dir nicht gut geht, kann ich auch zu Hause bleiben und auf dich auf-'', ''B-blödmann! Ich sagte doch bereits, mir gehts gut und außerdem bin ich kein Kind mehr!'', fing ich an, zu protestieren, was ich im Nachhinein lieber hätte sein lassen sollen. ''Dann nicht'', kam es, wie in letzter Zeit auch immer, emotionslos von ihm. Er erhob sich und ging zur Tür, um mein Zimmer zu verlassen und vermutlich wieder zur Arbeit zu gehen. Das gibt es doch nicht. Dabei wollte er mir doch nur helfen und ich vermassel es schon wieder! Ich glaube, das war das letzte Mal, dass er so nett zu mir war. Ich fasste mir angestrengt an die Stirn und stöhnte erschöpft aus, da ich meine eigene Dummheit gar nicht fassen konnte. ''Wieder bei null anfangen...'', dachte ich laut und verkrümelte mich wieder unter die Decke.
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''Und dann gab es da noch diesen Teamführer, der mir direkt unsympathisch war, weil er nicht einmal gelächelt hat. Wenn du mich fragst, ist der erste Eindruck trotzdem wichtig, egal ob es nur für eine Mission ist...''
Er wird mit Sicherheit wieder erst abends zurückkommen. Vielleicht könnte ich ihn mit einem Essen überraschen oder sowas. Und wenn er wieder vorhat, mir aus dem Weg zu gehen, dann geh ich ihm einfach nach oder halte ihn fest. Dazwischen muss noch eine Entschuldigung kommen, aber wie fang ich damit an? Oder schreibe ich doch lieber einen Brief und leg ihn auf seinem Schreibtisch? Ich glaube, ich trau mich das nicht.. Dass verliebte Männer mindestens genauso kompliziert sein müssen wie Frauen, ist ein echtes Unding. Ob ich damals auch so war? Oh Gott, ich hoffe nicht!
''...jedenfalls musste ich gut aufpassen als unser Stützpunkt angegriffen wurde, da wir umzingelt waren...''
Hauptsache, wir verstehen uns wieder gut und können vielleicht neu anfangen? Ich darf es aber nicht übertreiben, sonst macht er sich am Ende mehr Hoffnung als ich eigentlich wollte. Kann man nicht erstmal eine normale Freundschaft aufbauen bevor ich mir um sowas Gedanken machen muss?! Und kann er nicht einmal normal reden wie ein normaler Mensch, dass man nicht gleich tausendmal um die Ecke denken muss bis man merkt, dass man am Ende doch nur in eine Sackgasse steht, wo es keine Ecken gibt? Was ist das auch für ein dummes Sprichwort. Ich kann nicht um die Ecke schauen, wenn ich nicht an der Ecke bin! Es sei denn, ich mach Doppelgänger, aber was nützt mir das in so einer Situation? Denken kann ich trotzdem nicht.
''Naruto?'' Er schnippte kurz mit den Fingern vor meinem Gesicht und ich starrte ihn perplex an. ''Hörst du mir noch zu?''
''Ja, klar!''
''Ach ja? Was habe ich gerade gesagt?''
Ich räusperte mich. ''A-also... dein Teamführer war dir direkt sympathisch und.. meiner Meinung nach ist mir der erste Eindruck auch egal bei Missionen, weil man sich ja eh nicht kennt..'' Verständnislos schüttelte mein Gegenüber den Kopf. ''Netter Versuch.'' Sai und ich saßen unten im Wohnzimmer auf dem Sofa. Es war bereits Nachmittag und da er seine Mission erfolgreich absolviert hatte, ist er direkt zu mir gekommen, um davon zu berichten. Nur leider interessierte mich das momentan absolut gar nicht. Sonst hörte ich ihm immer gerne zu, denn er hatte jedes Mal etwas Neues zu erzählen. Vor allem war es für mich sehr spannend, weil ich zu dem Zeitpunkt noch auf keiner einzigen Mission war. Besonders jetzt sollte es mich eigentlich interessieren, da ich sowieso auf keiner mehr gehen kann, aber ich war alles andere als in Stimmung dafür. Ich war froh genug, dass die Kopfschmerzen endlich ein Ende gefunden hatten und trotzdem fühlte ich mich nicht wirklich wohl. ''Du bist schon die ganze Zeit so abweisend. Lass mich raten, es ist wegen ihm. Ihr hattet wohl schon euren ersten Ehestreit nach so langer Zeit, was?'' Mit einem verspielten Blick schaute er mich an und seine Lippen formten sich zu einem breiten Grinsen. Anscheinend machte er sich daraus nur einen Spaß. ''Vonwegen Ehestreit'', murmelte ich beleidigt vor mich hin und verschränkte die Arme. ''Ach, komm, so schlimm kann es nicht gewesen sein'', ''Er denkt, ich widere mich vor ihm, weil er ja ein Mann ist.. nur, weil ich, und das vielleicht ein bisschen ungeschickt, gesagt habe, dass ich einem Mann nie auf den Mund küssen würde.'', ''Ich nehm alles zurück.. bist du wahnsinnig?!'' Wütend guckte ich in sein geschocktes Gesicht. Die Reaktion war, meiner Meinung nach, viel zu übertrieben.
''Wenn man so empfindlich ist...'', kam es kleinlaut von mir, wobei ich mit jedem Wort immer leiser wurde. ''Das hat nichts damit zu tun. Im Prinzip hast du ihm damit klar gemacht, dass du nicht mehr auf Männer stehst.'', schlussfolgerte er daraus. ''Ja...und...?'', fragte ich übervorsichtig, da es sich irgendwie schlimm anhörte, wie er es aussprach.
''Dein Ernst? Du und er - ihr wart das Traumpaar schlechthin. Ihr seid beide komplett verschieden von Grund auf und passt deshalb so gut zusammen, weil ihr euch perfekt ergänzt. Du hast immer von ihm geschwärmt! Er war für dich alles und du hast selbst die Schule aufs Spiel gesetzt, um mit ihm zusammen zu kommen.'' Eine kurze Stille kehrte ein, da er mir Zeit gab, um das Gesagte zu verdauen. Und ich brauchte eine Menge Zeit. Zugegeben stellte ich mir das ziemlich süß vor, so, wie er es formulierte. Und wenn ich an das Bild von uns Beiden dachte, sah das auch so aus.
''Das hört sich irgendwie romantisch an..'', fiel mir dazu nur ein, wobei mir ein leichter Rotschimmer auf den Wangen nicht erspart blieb. ''Idiot, wir reden hier von dir und ihm. Er war drei Klassen über dir, natürlich ist es verdammt romantisch gewesen!'' Er ließ sich nach hinten in die Lehne fallen und seufzte laut auf. ''Gott, wie verknallt du da warst.. er hat's dir komplett angetan.'' Nun war mein Gesicht mit Sicherheit hochrot angelaufen. Er drückte es so selbstverständlich aus und so ernst. Zumindest wusste ich schon mal ein wenig mehr. Wir gingen auf dieselbe Akademie und ich hatte Interesse an einem, der drei Stufen höher war als ich. Demzufolge vermutete ich auch, dass er jetzt ungefähr um die 21 Jahre alt sein musste. ''Aber spielt ja jetzt keine Rolle mehr, nicht wahr?'', prüfend warf er mir seinen Blick zu als würde er versuchen, herauszufinden, was in meinem Kopf vorging.
''Das Mindeste, was du tun kannst, ist, dich zu entschuldigen. Ich kann vollkommen nachvollziehen, warum er nun so zu dir ist. Wenn meine Freundin ganz nebenbei erwähnen würde, sie steht nicht mehr auf Männer, würde ich erstmal aus allen Wolken fallen und die Schuld bei mir suchen. Wobei das mit dir wieder was ganz Anderes ist, weil deine Erinnerungen auch eine große Rolle spielen.''
Ich denke, mir blieb auch keine andere Wahl.
Der Tisch war zum späten Abend hin gedeckt und ich gab mir sogar extra Mühe, ausnahmsweise mal keine Nudeln zu servieren. Da wir damals ein Paar waren und das mein absolutes Lieblingsessen war, ging ich davon aus, dass wir das schon oft genug gegessen haben mussten. Es standen noch zwei Doppelgänger von mir in der Küche, die das Chaos, das ich dadurch in der Küche fabrizierte, wieder in Ordnung brachten. Still beobachtend stand ich vor dem großen Spiegel im Flur. So langsam breitete sich die Aufregung in mir aus und ich machte mir ernsthaft Gedanken darum, ob ich in den Klamotten bleiben sollte. Tatsächlich überwindete ich mich wirklich dazu, mich umziehen zu gehen und löste meine Doppelgänger auf, nachdem ich wieder die Treppen runterkam. Ich entschied mich für eine schlichte schwarze Hose und ein dunkelrotes Shirt, was ein wenig eng geschnitten war. Vielleicht doch ein wenig zu anzüglich? Beruhig dich, Naruto! Es ist kein Date, sondern nur ein Essen. Ein ganz normales Essen. Ich hätte bei meinen alten Sachen bleiben sollen, ich zerbrach mir so nur unnötig den Kopf. ''Hast du vor, noch wohin zu gehen oder warum der Aufzug?'' Völlig aus dem Konzept gerissen, drehte ich mich zur besagten Person um. Er stand wie immer locker da und lehnte am Türrahmen mit verschränken Armen vor seiner Brust. Wie zur Hölle habe ich ihn nicht kommen hören? Die Tür war direkt neben mir! Und die noch viel wichtigere Frage: Wie lange stand er schon da?
Seinen Blicken nach zu urteilen, konnte er kaum die Augen von mir lassen und das gab mir auch die Bestätigung, dass es definitiv zu viel des Guten war.
Jetzt nur nicht die Nerven verlieren...
''Es hat keinen besonderen Grund, obwohl...'', ich geriet ins Stocken, denn ich war gerade dabei, ihm die Wahrheit zu sagen. Schließlich war er auch der Grund, warum ich mich umgezogen hatte, aber ob ich das so einfach sagen sollte? Ich verschränkte die Arme hinter meinem Rücken und lehnte mich etwas schüchtern zu ihm vor. ''Ich habe es für dich getan..'' Wenn das mal nicht zu dick aufgetragen war..
''Tch, mach dich nicht lächerlich.'' Er trat nun ganz hinein, um endlich die Tür schließen zu können und seine Schuhe auszuziehen.
Nur.nicht.die.Nerven.verlieren.
''Verrätst du mir jetzt, wo du hin willst?'' Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er ins Wohnzimmer, wo er direkten Blick ins Esszimmer hatte, was ihn wieder zum Stehen brachte. Mit dem Essen hatte er wohl nicht gerechnet. Anstatt sich aber darüber zu freuen, drehte er sich zu mir und warf mir einen ungeduldigen Blick zu. ''Was hast du diesmal angestellt?'' Er hob eine Augenbraue an und stemmte seine Hände in die Hüften. Inzwischen war ich dabei, auf ihn zuzugehen und ihm in die Augen zu schauen. ''Du bist immer so erschöpft, wenn du nach Hause kommst, deswegen wollte ich dir damit eine kleine Freude machen - ohne Hintergedanken!'' Für eine Weile musterte er mein Gesicht, wandte danach seinen Blick kurz zum gedeckten Esstisch und dann wieder zu mir. Man konnte durchaus sehen, wie schwer er sich damit tat, mir zu glauben bis er einen angestrengten Seufzer von sich gab. ''Das ist wirklich nett von dir, aber ich möchte einfach nur noch in mein Bett fallen.''
Nicht die Nerven verlieren...
Ist ja nicht so als hätte ich drei Stunden in der Küche verbracht, um das alles vorzubereiten. Mal ganz zu schweigen von dem Chaos, das ich hinterher noch aufräumen musste. Immerhin hat er gesagt, dass es nett von mir wäre. Es war ein Anfang. ''Tut mir leid, aber ich fühle mich gerade nicht danach..'' Mit diesen Worten ging er in Richtung Treppe während ich ihm still nachschaute. Wieviele schlechte Tage konnte man denn hintereinander haben? Vor allem bei so einem tollen Haus. Zugegeben sah er ziemlich arrogant aus und wenn man das hier alles sah, gab er das perfekte Bild eines reichen Schnösels ab. Das war der erste Eindruck, den man von ihm hatte und auch ich habe so gedacht, doch wenn man ihn so sah, fühlte man, dass er trotz all den Sachen nicht glücklich war.
Tag der Veröffentlichung: 21.01.2018
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