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Traum oder Wirklichkeit? - Jane

Ich stand in einem ganz und gar schwarzem Raum, konnte nichts sehen, nichts hören und nichts riechen. Es war eine vollkommene Leere und doch hatte ich gleichzeitig das Gefühl von dieser erdrückenden und beeinflussenden Schwärze eingenommen zu werden. Die Stille wurde von einem heiseren und lauten Lachen durchbrochen. „Willkommen, Jane! Ich habe dich schon erwartet …“ Ich spürte einen kalten Luftzug. Etwas bewegte sich direkt neben mir, ich spürte einen heißen Atem an meinem Hals und als das heisere Lachen erneut erklang war es direkt an meinem Ohr. Mein Herz fing wie wild in meiner Brust zu schlagen, drohte sie zu sprengen. Ein starkes Gefühl der Panik ergriff mich. „Schnell“, rief es mir zu. „Du musst sofort von hier verschwinden. Schneller, schneller, schneller!“ Aber wohin sollte ich denn laufen?, fragte ich mich, begann mich im Kreis und um mich selbst zu drehen, konnte jedoch nichts entdecken. Ringsherum erblickte ich nur diese niemals enden wollende Leere. Erneut tauchte diese ängstliche und panische Stimme in meinem Kopf auf.: „Schneller, schneller! Du musst fort von diesem Ort! Du musst fliehen!“ Auch wenn ich keine Ahnung hatte wohin, und was auf mich zukommen würde rannte ich mitten durch die dunkle schwarze Leere, in der Hoffnung doch noch einen Fluchtweg heraus aus diesem schrecklichen Alptraum zu finden. „Wo willst du denn hin?“, hörte ich erneut die heisere Stimme erklingen, dieses Mal musste sie aus der Richtung etwas weiter hinter mir gekommen sein. „Es ist ausweglos. Du wirst nicht entkommen, dafür werde ich schon sorgen“, flüsterte die Stimme, die mit einem Mal wieder erschreckend nahe gekommen war.

„Schneller, Jane“, hörte ich eine raue männliche Stimme nach mir rufen .Ich versuche es doch, dachte ich verzweifelt, ich kann nicht mehr, meine Kraft schwindet … „Wir kommen noch zu spät zur Schule!“, rief die Stimme, in der ich meinen Bruder Jack wiederzuerkennen glaubte. Verwirrt kniff ich meine Augen zusammen um sie kurz darauf so weit wie möglich aufzureißen und blickte mich zögerlich, ängstlich und unsicher in meiner Umgebung um. Die schwarze Leere wurde mit einem Mal von gleißendem Sonnenlicht ersetz, das aus dem Fenster neben mir zu kommen schien. Langsam fing ich an zu verstehen, ich musste geträumt haben, jedenfalls hatte ich damals noch gedacht das dies nur ein Traum gewesen war … Mein Herz raste immer noch wie wild und wollte sich einfach nicht beruhigen. Erneut ließ ich meinen Blick suchend umherschweifen. Ich befand mich eindeutig in meinem Zimmer, dies erkannte ich an den vertrauten weißen Wänden, meinem weichen blauen Teppich und den Mahagoni Schränken. Rechts in der Ecke sah ich meinen mit allen möglichen Dingen überfüllten Schreibtisch stehen. Ein Laptop, verschiedenfarbige Stifte, alte Hausaufgaben, außerdem stapelten sich allerlei verschiedene Bücher auf einem großen Haufen. Ich las für gewöhnlich meist Fantasy Bücher, was an sich eigentlich viele Leute taten, doch es gab eine Sache, die mich eindeutig von diesen Leuten unterschied: Ich glaubte tatsächlich das dort draußen etwas verborgen lag, etwas das anders war als wir, und um unendliches mächtiger, zwar anders als in meinen Büchern, aber doch ähnlich, jedoch erzählte ich niemals jemanden von meinen stillen Vermutungen, weil feststand, dass wenn ich dies täte mich alle für verrückt halten würden. Was ich jedoch nicht war … oder? „Jane?“, rief Jack erneut. „Steh endlich auf sonst schaffen wir es nicht mehr pünktlich!“ Mit einem tiefen Seufzer hievte ich mich aus meinem wunderschönen und unglaublich gemütlichen großen weißen Himmelbett, welches für mich mein ganzes Leben lang immer ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit war, jedoch jetzt nicht mehr. Nicht nach diesem unglaublichen Traum, der mich noch immer vor lauter Angst zittern ließ. „Ich komme ja schon.“

Ich spürte unendliche Erleichterung bei der Vertrautheit dieser Worte und versuchte den Traum zu verdrängen, schließlich war dies nicht das erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Albtraum hatte, auch wenn dies mit Abstand der Schlimmste war. Eilig machte ich mich fertig und rannte die Treppen zur Haustür hinunter, Jack hatte mir eine Nachricht auf einem Zettel hinterlassen: „Ich bin ausnahmsweise schon einmal vorgegangen, da ich heute eine wichtige Klausur schreibe und unter keinen Umständen zu spät kommen darf.“ Das hieß dann, dass ich wohl oder übel alleine zur Schule gehen müsste. Als ich hinter mir die Haustür verschloss hatte ich das merkwürdige Gefühl beobachtet zu werden. Die roten und braunen Blätter die von dem großen Laubbaum neben unserem Haus gefallen waren wurden durch einen kräftigen Windstoß aufgeweht und wirbelten um mich herum. Das Zwitschern der Vögel, dass ich noch vor ein paar Sekunden vernommen hatte, war mit einem Mal verschwunden und auch von den vielen Autos, die um diese Zeit unterwegs sein sollten, gab es keine Spur. Mit einem Mal bekam ich wieder eine schreckliche Gänsehaut und fing an zu zittern. „Jane“, säuselte eine Stimme im Wind, die mir auf eine grausame und angsteinflößende Art unglaublich bekannt vorkam. Es war die Stimme aus meinem Albtraum. „Ich bin wieder da, Jane.“ Mein Herzschlag setzte einen Moment aus, als ich diese Worte vernahm, als ich diese Stimme wieder hörte, so real, so echt … Träumte ich etwa noch? Nein, ich musste mir das eingebildet haben, da war nichts. Der Albtraum musste mich anscheinend doch ziemlich mitgenommen haben. Ich hatte eindeutig zu viel Fantasie … „Unser Spiel beginnt erneut …“, säuselte die Stimme. „Merke dir meine Worte.“ Dann war es mit einem Moment vorbei, ich wusste nicht wieso aber diese erdrückend und beängstigende Atmosphäre verschwand mit einem Schlag. Die Vögel fingen wieder an zu singen, ich hörte wieder die Autos auf er Straße ein paar Meter entfern wieder fahren. Alles kehrte wieder zur Normalität zurück, bis auf mich. Ich stand noch immer vor der Haustür und konnte mich nicht bewegen, war zu geschockt von dem was gerade eben passiert war. Ich würde zu spät zur Schule kommen, aber das war mir in diesem Moment vollkommen egal. Alles war egal. Denn ich musste etwas tun … etwas, das viel wichtiger war ...

Die Ankunft - Caroline

Es war so weit, heute war der Tag, an dem er kommen würde, um sie zu begrüßen. Ich hatte dieses ungute und unheilvolle Gefühl, dass heute etwas Schreckliches passieren würde. Und bis jetzt hatte ich dieses Gefühl nur gehabt, wenn er seine Finger im Spiel hatte. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er uns dieses Mal so schnell finden würde und war vollkommen unvorbereitet. Ich saß an meinem Stuhl, es war mitten im Matheunterricht, und ich hatte nicht die geringste Ahnung wo Jane war. Eigentlich hätte sie jetzt hier auch hier sitzen müssen, da wir in dieselbe Klasse gingen, doch sie war nicht da. Ich hatte jedoch einfach angenommen, es ginge ihr heute nicht so gut, oder sie hätte einmalwieder verschlafen. Ich hatte mich von unserem schönen und glücklichen Scheinleben täuschen lassen, ausgerechnet ich, die dafür da ist, dass das nicht passieren kann. Aber es ist passiert. Ich habe versagt. Das größte Problem für mich schien in letzter Zeit zu sein, mit wem ich auf den Ball gehen sollte, all meine Gedanken kreisten nur um dieses eine Thema. Dabei habe ich das eigentliche Problem aus den Augen verloren, habe aus den Augen verloren, dass ich nicht hier bin, um meinen Spaß zu haben, dass ich ernst bleiben muss, todernst … sonst könnten die Folgen verheerend sein. Ich musste Jane sofort finden.

Unbegründete Sorgen? - Jack

Irgendetwas hatte heute Morgen nicht mit Jane gestimmt. Mit einem Mal hatte ich ein ungutes Gefühl im Magen, hätte ich vielleicht doch lieber auf sie warten sollen? Es war bereits Mittagspause und meine Klausur schien einigermaßen gut verlaufen zu sein, jedoch hatte ich Jane seit heute Morgen, wo sie so verstört gewesen zu sein schien, kein weiteres Mal mehr gesehen. Was war nur mit ihr los gewesen? Am Abend zuvor schien sie noch so glücklich gewesen zu sein, wir haben beiden zusammen gegessen, gelacht und geredet, wie wir es immer taten. Jane hatte mir erzählt, dass sie heute zusammen mit ihrer besten Freundin Caroline noch in die Stadt gehen würde, da sie sich noch ein Kleid für den diesjährigen Herbstball, ihren allerersten Ball, kaufen musste, auf den sie schon so lange wartete. Was kann in den paar Stunden in den sie doch eigentlich hatte schlafen müssen groß passiert sein? Hatte sie einen Albtraum? Aber warum beunruhigte es mich so sehr, wenn sie einmal schlecht geschlafen zu haben schien, obwohl dies doch das normalste der Welt war und bei jedem immer mal wieder vorkommen konnte? Ich schüttelte den Kopf, ihr musste es gut gehen, ich war nur einmal wieder zu übervorsorglich, wie ich es, was sie betrifft schon immer war und wohl auch immer sein werde. Trotz alledem sah ich sie den gesamten Tag kein einziges Mal in der Schule …

Es ist soweit - ???

Sie ist noch immer so hübsch wie damals, so naiv und so unschuldig. Ihr schlanker und zerbrechlich wirkender Körper, ihre durchscheinende elfenbeinfarbene Haut, ihre langen, welligen blonden Locken und ihre großen funkelnden blauen Augen mit den langen Wimpern, die mich ängstlich und verstört angeschaut haben. Auf den ersten Blick könnte man fast glauben, sie wäre ein Engel. Doch das ist sie nicht. Manchmal lässt sie mich für einen kurzen Moment, nur eine Sekunde an dem was ich tue zweifeln, doch dann muss ich daran denken, wer sie wirklich ist, was sie getan hat, was ich ihr niemals, niemals verzeihen werde, bis in alle Ewigkeit nicht … Nie wieder werde ich mich von diesen betrügerischen Augen, die keine Grenzen kennen verzaubern lassen.

Sie müsste jetzt ungefähr um die 18 Jahre alt sein, ist in einer geborgenen Familie aufgewachsen, obwohl ihre Eltern sie vor zwei Monaten wegen einer geschäftlichen Reise mit einer Dauer von ganzen zwei Jahren verlassen mussten ist sie trotzdem nicht einsam. Sie telefoniert regelmäßig mit ihren sie liebenden Eltern, außerdem schicken sie auch hin und wieder ein paar Pakete mit hübschen Dingen um ihre kleine Tochter die Zeit alleine etwas zu verschönern. Des Weitern hat sie einen sich andauernd um sie sorgenden Bruder, der für sie so gut wie alles tun würde. In der Schule hat sie viele Freunde, welche sich auch um sie kümmern und ehrlich um sie sorgen, besonders ihre beste Freundin Caroline. Sie hatte bis jetzt ein sehr schönes Leben, ein wunderbares Leben, ein nahezu perfektes. Es wird Zeit, dass auch sie endlich lernt was Trauer, Schmerz und Leid sind …

Geheimnissvolle Begegnung im Wald - Jane

Alles war egal, ich vergaß alles um mich herum, die Schule, meine Freunde, meine Familie, sogar wer ich selbst war, es gab nur eine Sache, einen Ort zu dem ich musste. Wie von alleine trugen mich meine Beine, an einem Ort von dem ich nichts wusste, zu dem ich aber trotzdem musste, jedoch auch ohne zu wissen weshalb oder warum. Ich musste trotzdem dorthin! So lief ich in Richtung des großen Waldes, den ich noch nie zuvor betreten hatte, weil ich mich zu sehr davor fürchtete, ging ohne auch nur das geringste Zögern in den großen, erschreckenden Wald hinein, den es verboten war zu betreten. Ich musste trotzdem dorthin! Ging tiefer und tiefer und tiefer in den dunklen Wald hinein, aus dem bis jetzt niemand der ihn betreten hat jemals wiedergekehrt ist …   Ich musste trotzdem dorthin!

Plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, war ich umgeben von riesigen, gewaltigen und mächtigen Tannen, die alles überragen könnten, was ich je in meinem Leben gesehen habe. Außerdem war ich umgeben von einer kompletten Stille, die mir Gänsehaut verursachte, etwas stimmte nicht, irgendetwas hörte man immer, auch wenn es nur das Rauschen des Windes oder die kriechenden Insekten die sich unter dem Laub verbargen waren. Doch hier war nichts. Ich versuchte zu rufen, doch als ich meinem Mund öffnete kam kein einziges Wort heraus … Was ist nur passiert? Wo bin ich? Und warum? Langsam blickte ich mich um, doch ich hatte meinen Orientierungssinn komplett verloren. Es musste doch einen Weg geben, hier wieder heraus zu finden … Plötzlich nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr und drehte mich um. Es schien, dass ich doch nicht so alleine war, wie ich bis eben noch geglaubt hatte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.11.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine süße kleine Schwester Anni :D

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