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I. Kapitel


"Finja hast du deine Sachen nun endlich gepackt? Wir wollen los", rief meine Mum. "Ja Moment ich komme gleich", entgegnete ich. Nachdem ich noch die restlichen Sachen in meinem Koffer verstaut hatte, war ich schon auf dem Weg zum Auto. Meine restliche Familie die aus meinen Eltern und meinem kleinen vierjährigem Bruder Max besteht saßen schon in unserer Familienkutsche einem alten silberfarbenen Opel Zafira bereit. Ich habe noch schnell meinen Koffer zu den vielen anderen Taschen in den Kofferraum gelegt und bin auch eingestiegen. Jedes Jahr in den Sommerferien fahren wir nämlich zu unseren Großeltern die 400 km von uns entfernt in der Nähe der Alpen wohnen. Sechs Wochen Familienurlaub in einem Örtchen wo man nicht mal Freunde hat, sowas ist einfach wundervoll und stellt jedes Jahr ein neues Highlight für mich dar. Ich habe schon endlose Diskussionen mit meinen Eltern darüber geführt, dass ich dieses Jahr hier bleiben und mit meiner besten Freundin Caprice nach Mallorca in den Cluburlaub fliegen möchte. Aber Diskussionen mit meinen Eltern sind so plötzlich beendet wie sie angefangen haben und meist ohne Erfolg. Finja du bist einfach noch zu jung um allein in den Urlaub zu fliegen, das kostet viel zu viel, Oma und Opa freuen sich jedes Jahr aufs neue wenn du zu ihnen in den Urlaub kommst, außerdem stärken Familienurlaube den Zusammenhalt innerhalb der Familie um nur ein paar Argumente meiner Eltern aufzuzählen, warum ich nicht mit Caprice in den Urlaub fliegen darf. Nachdem dann mein kleiner Bruder Max dann auch endlich angeschnallt war und sein Lieblingsteddy Balu ein grauer Bär mit einer karierten Latzhose und einigen kleinen Löchern in den Händen hielt konnten wir endlich Richtung Alpen starten. So sind wir also von Mainz in Richtung Fischen aufgebrochen. Die Fahrt kommt mir immer wie eine Ewigkeit vor. Mein kleiner Bruder ist mittlerweile eingeschlafen und meine Eltern unterhalten sich über irgendwelche Freunde die Heiraten wollen und wie wir das erste mal vor 12 Jahren als ich 5 war zu unserem ersten Familienurlaub nach Fischen aufgebrochen sind. Ich schrieb während der Fahrt viele Smsen mit Caprice und hörte nebenzu meine Lieblingslieder die ich mir extra noch vor dem Urlaub auf den Ipod geladen habe. Nach etwa zwei Stunden Fahrt, legten wir die erste Pause an einer Raststätte ein. Denn Max ist mittlerweile aufgewacht und quengelt die ganze Zeit rum, dass er Hunger habe. Nachdem wir dann alle ausgestiegen sind und in die Raststätte ankamen war das erste was von Max zu hören war "Ich will Pommes mit ganz viel Ketchup". Ich habe mich dann mit Max an einen der wenigen freien Tische gesetzt und meine Eltern haben dann die Pommes für Max und 3 mal Schnitzel mit Pommes geholt. Die Plätze sahen auch schon etwas älter aus. Es waren so silberne Tische die es bei BurgerKing auch gab und die Stühle sowie die Bänke waren mit rotem Leder überzogen, dass an manchen Stellen schon abgenutzte Stellen und kleine Löcher hatten. Außerdem gab es hier nur Selbstbedienung wie in den meisten Raststätten. "Guten Appetit euch allen", sagte ich. "Das Schnitzel und die Pommes sind richtig lecker", meinte meine Mama. "Mir schmecken die Pommes auch", antwortete Max mit vollem Mund. Nachdem dann alle aufgegessen hatten gingen wir zurück zum Auto und unsere Fahrt in Richtung Fischen ging weiter.
Während der Fahrt unterhielten wir uns über alles mögliche, über meine Ausbildung zur Industriekauffrau die im September beginnen wird, über die Dinge die Max im Kindergarten gemacht hat und darüber was wir Oma und Opa als Geschenke mitgebracht haben. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir dann auch das Örtchen Fischen erreicht. Meine Großeltern wohnen an einem kleinen See am Ende des Ortes.
Schon kurze Zeit nachdem wir in Fischen angekommen sind und auf dem Weg zum Haus meiner Großeltern waren ist mir ein hübscher dunkel haariger Junge etwa in meinem Alter aufgefallen. Er saß ganz allein auf einer Bank und schaute auf den See, welcher von Bergen umgeben war und kristallklares Wasser hatte. Der See war nicht weit von dem Haus meiner Großeltern entfernt. Wie er da so saß tat er mir schon Leid, so ganz alleine. Zuvor hatte ich ihn auch noch nie hier gesehen, obwohl ich ja jedes Jahr hier bin. Ich dachte mir vielleicht ist er ja hier auch um Urlaub zu machen, denn der Ort ist ja ein beliebtes Ferienziel oder wartet er etwa auf seine Freundin, oder möchte er nur mal Zeit für sich alleine haben? Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. Durch das ertönen der Hupe wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Und ich wusste jetzt sind wir auf dem Hof meiner Großeltern angekommen. Denn das ist schon ein Ritual meines Vaters, jedes Jahr wenn wir auf dem Hof ankommen wird erstmal ein Hupkonzert veranstaltet, damit auch die ganze Umgebung weiß wir sind da. Auf dem Hof meiner Großeltern gibt es viele kleine Ställe für verschiedene Arten von Tieren, ein Bauernhaus mit einem großen Balkon der einmal um die ganze vordere Hausseite geht. Am Balkon hängen viele Blumenkästen mit verschiedenen Blumen die in allen möglichen Farben leuchteten. Von Orange - Lila waren alle Farben vorhanden und es sah einfach wunder wunderschön aus. Hinter dem Haus befindet sich ein kleiner Wald. Daneben ist die Pferdekoppel, die mit einem weißen Zaun umrundet ist. Mir fiel auf, dass hier eigentlich noch alles genauso aussah wie letztes Jahr. Nur das Gemüsebeet neben dem kleinen Brunnen habe ich zuvor noch nie gesehen. Voller Freunde sprang Max aus dem Auto und stürmte laut schreiend auf Oma und Opa zu. "Oma, Opa da bin ich". "Och Max wie groß du geworden bist seit dem wir uns das letzte Mal gesehen haben", entgegnete Opa. "Du bist ja schon ein richtiger Mann geworden", sagte Oma lachend. "Hallo Oma, hallo Opa", sagte ich und umarte die beiden. "Hübsch siehst du aus", sagte Opa grinsend wie eine junge Dame. Meine Eltern begrüßten Oma und Opa so wie immer eigentlich ein kurzes Hallo und schon wurde das Auto ausgeräumt. Max ist währenddessen schon mal mit Oma und Opa in die Küche gegangen um zu schauen welchen Kuchen Oma denn heute gebacken hatte. Ich habe meinen Koffer dann gleich die steile Holztreppe nach oben in mein Zimmer getragen und wollte ihn gerade auspacken als ich plötzlich hörte wie jemand nach mir rief. Es war Opa der mich zum Kaffee trinken gerufen hat. Naja der Koffer kann warten dachte ich mir und hab mich also in Richtung Küche begeben. Nachdem ich dann dort am schön gedeckten Tisch platz genommen habe, wurde noch schnell der Kuchen und der Kaffee für Max gab es Kakao verteilt und schon haben die Großeltern mit ihrer jährlichen Fragestunde angefangen. "Du Finja sag mal du bist doch jetzt mit der Schule fertig was möchtest du denn dann für eine Ausbildung machen, du hast doch deinen Schuabschluss geschafft oder?", fragte Opa. Mir blieb vor entsetzen fast das Stückchen Kuchen im Hals stecken, ich dachte ich habe mich verhört. "Also Opa das war jetzt nicht dein Ernst oder? Denkst du etwa, dass ich meinen Realschulabschluss nicht geschafft habe. Seh ich denn so dumm aus", entgegenete ich. "Ach was Liebchen, dass war doch nur ein Spaß, ich weiß doch dass du deinen Abschluss mit einem guten Durchschnitt geschafft hast", antworte Opa lachend. Spaß dachte ich mir, was soll daran ein Spaß gewesen sein? Außerdem hasse ich es wenn man mich Liebchen nennt, aber mein Opa wird das wohl nie verstehen, denn ich war von klein auf sein Liebchen. "Dann hab ich ja nochmals Glück gehabt, dass das nur ein Spaß von dir gewesen war. Ich werde ab September eine Ausbildung zur Industriekauffrau machen", antwortete ich. "Waaaaaaaaaaaaaaas? Zur Industriekauffrau? fragte meine Oma mit entsetztem Tonfall. "Ja Oma zur Industriekauffrau ist das so schlimm? "Dann wirst du ja auch so ein Sesselpupser wie deine Eltern, antwortete meine Oma mit nicht mehr ganz so entsetzter Stimme. Sesselpupser ich wusste gar nicht, dass solch ein Wort sich im Wortschatz meiner Großmutter befindet. Natürlich liesen meine Eltern das nicht auf sich sitzen und wehrten sich vehement gegen die Vorwürfe von Oma dass sie Sesselpupser wären. Die Diskussion der dreien wurde dann auch recht schnell durch meinen kleinen Bruder unterbrochen. "Mein Kuchen ist alle, ich mag nochmal einen haben Oma der schmeckt sooo lecker", unterbrach Max. Deswegen stand Oma auf und holte ihm noch ein Stücken Marmorkuchen mit Schokoglasur und extra viel Smarties, denn das liebt Max ja und da er unser Nesthäckchen ist, wird ihm so gut wie jeder Wunsch erfüllt. Nachdem er dann sein neues Stück Kuchen hatte und anfing zu essen, ging die Fragerei in die zweite Runde. Dieses Mal kam die Frage wieder von Opa. "Liebchen wie sieht es denn bei dir in Sachen Männern aus? Du bist ja jetzt auch schon in einem Alter wo man seinen ersten Freund hat und alles was so dazu gehört. Ich dachte mir nur wieder ich weiß genau warum ich jedes Jahr aufs neue Versuche nicht mit zu meinen Großeltern zu müssen. "Nein Opa ich habe noch keinen Freund", entgegnete ich mit genervter Stimme und dachte jetzt hab ich ihm bestimmt alle Fragen beantwortet und er lässt mich in Ruhe und konzentriert sich auf den Rest der Familie mit seiner Ausfragerei. Leider falsch gedacht. "Aber Liebchen, hast du nicht auch mal das Bedürfnis nach Zweisamkeit, nach einer Person der du alles anvertrauen kannst, die immer für dich da ist wenn du jemandem zum reden brauchst, nach Zärtlichkeiten und gemeinsamen Ausflügen"? "Nein momentan nicht Opa". "Ich glaube für heute hast du Finja genug ausgefragt" meinte meine Mutter. Das war die beste Antwort die ich je aus dem Mund meiner Mutter gehört habe. Endlich war die Fragerei zu Ende und man unterhielt sich wie jedes Jahr über die Dinge, die ich und mein Bruder als kleine Kinder so angestellt haben. Die Geschichten kannte ich mittlerweile schon auswendig. Neue Geschichten von meinem Bruder wurden dieses Jahr jedoch verschwiegen, sonst würde die Rederei wieder bis zum Abend dauern und dem wollten wir entkommen. "Wir sollten mal unsere Koffer auspacken gehen", sagte mein Vater in einem Moment, als gerade der Rest am Tisch schwieg. Ich war von der Idee begeistert. "Ja das könnt ihr jetzt dann gerne machen, mit Kaffee trinken sind wir eh schon fertig, antwortet meine Oma. "Ich helfe noch beim abräumen", rief Max. Warum schreist du denn so, wollte ich wissen. Weil ihr alle so laut redet und man mich sonst nicht verstehen würde bekam ich als Antwort. Naja mir war es egal. Ich wollte nur noch meinen Koffer auspacken und Caprice eine SMS schreiben. Deshalb begab ich mich in mein Zimmer und fing an den Koffer leer zuräumen. Dieses Jahr ist mir zum ersten mal aufgefallen, wie schön mein Zimmer hier unter dem Dach eigentlich aussah. Direkt wenn man zur Tür reinschaut, kann man mein kleines rundes Dachfenster sehen. Auf der rechten Seite neben der Tür steht ein schönes weiß lackiertes Bett in Landhausstil und daneben das passende Nachtkästchen. Auf der gegenüberliegenden Seite stand ein weißer Schrank und eine hellbraune Kommode. Auf der Kommode hatte meine Oma schöne rote Blumen ich wusste nicht genau welche es sind auf jeden Fall sind sie aus ihrem Garten für mich in einer rosa Vase mit vielen kleinen Rosen darauf bereitgestellt. Von meinem Fenster aus konnte ich den ganzen Hof und sogar einen kleinen Teil des Sees sehen. Jetzt begann ich auch schon mit dem ausräumen meines Koffers.Nachdem ich alles im Schrank verstaut war und ich den leeren Koffer auf den Schrank gelegt hatte, legte ich mich auf mein Bett und schrieb Caprice eine SMS in der ich ihre von allen Eindrücken erzählt habe, die heute schon erlebt habe, unter anderem auch von dem dunkel haarigen Jungen, der alleine auf der Bank am See saß. Ich schaute immer und immer wieder auf mein Handy aber ich hatte immer noch keine Antwort von Caprice und deshalb begab mich dann langsam runter in den Stall. Denn mittlerweile war es Zeit für den Stall, meine Großeltern führen nämlich einen kleinen Bauernhof mit ein paar Hühnern, Ziegen und zwei Pferden Cookie und Muffin. Cookie ist ein Haflingerhengst mit wunderschönem Fuchsfarbenem Fell und richtig heller Mähne. Auf dem Kopf hat er ein Abzeichen in Form einer Blume. Muffin ist ein Apfelschimmel. Aufgrund seiner Rasse hat er in seinem weißen Fell noch hellere Flecke, die mich an kleinere Kreise erinnern. Immer wenn ich hier im Urlaub bin kümmere ich mich um die beiden Pferde. Die zwei sind mittlerweile schon 8 Jahre alt und ich kenn sie eben schon seit ich ein kleines Mädchen war. Mir macht es doch immer noch großes Spaß sie zu putzen und zu füttern. Ab und zu reite ich sogar mit ihnen aus. Im Pferdestall angekommen, sah ich auch schon Opa der den Pferden frischen Hafer und Wasser bringt. "Finja Liebchen möchtest du mir helfen?", rief mir Opa entegegen. "Gerne ich hol den Pferden mal ein bisschen Stroh", entgegnete ich. So machte ich mich auf den Weg in das hinterste Eck des Stalles, denn dort hat mein Opa immer einen kleinen Haufen Stroh für die Pferde bereit gelegt. Neben dem Strohhaufen stand auch die Mistgabel, mit der man das Stroh zu den Boxen transportierte. So griff ich dann zur Mistgabel und habe zuerst Muffin und dann Cookie Stroh in die Boxen gebracht. Während der Arbeit hätte ich Opa ja zu gerne gefragt, ob er vielleicht weiß wer der Junge ist, denn mein Opa kennt so gut wie jeden hier im Dorf,aber ich habe es mir dann doch verkniffen, nachdem er ja am Kaffeetisch schon so neugierig nachgefragt hat ob ich einen Freund habe, nicht das der gute Mann noch auf falsche Gedanken kommt.
Plötzlich kam Max angerannt und rief ganz aufgeregt: "Ihr müsst mitkommen ich habe etwas entdeckt bitte kommt schnell". Ich rechnete schon mit dem schlimmsten und mein Herz schlug bis zum Hals. Ohne mit der Wimper zuzucken, haben Opa und ich uns aufgemacht in Richtung Kuhstall. Max rannte voraus und wir zwei hinterher. Im Kuhstall angekommen zeigte Max uns, dass die Katze meiner Großeltern wohl heute Junge bekommen hat. Denn im hintersten Eck des Stalles im Stroh lag die Katze mit ihren 4 kleinen Kätzchen. "Oh wie süß die doch sind", sagte ich zu den beiden. "Darf ich die anfassen Opa?" fragte Max. Heute besser noch nicht bekam er als Antwort zu hören. Opa und ich gingen wieder zurück in den Pferdestall und versorgten die Tiere noch zu Ende. Dann war es auch schon Zeit fürs Abendessen. Als wir zur Haustür rein kamen roch es schon wunderbar nach Frikadellen. "Ihr kommt genau richtig", bekamen wir von Oma zu hören. "Soll ich dir noch beim herrichten helfen?", wollte ich wissen. "Ach was nein Finja du bist hier um Urlaub zu machen", sagte meine Oma lächelnd. Nachdem dann der Tisch wunderschön gedeckt war wie eigentlich immer mit frischen Blumen aus dem Garten und wunderschönen lila Servietten und alle Platz gefunden hatten, fingen wir mit dem Abendessen an. Das Abendessen ist immer die einzige Mahlzeit am Tag, bei der nicht gesprochen wird. Was für eine Wohltat dachte ich mir. "Darf ich noch ein bisschen Super RTL schauen", wollte Max wissen. "Natürlich mein kleiner Spatz", meinte Papa. Bevor man schauen konnte sprang mein Bruder vom Tisch auf und stürmte ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Ich habe dann angefangen den Tisch abzuräumen, als mir meine Oma das Geschirr mit den Worten aus der Hand nahm, dass ich ihr wirklich nicht helfen müsse, denn meine Eltern wären auch noch da und ich solle doch meinen Urlaub genießen. Na gut dachte ich mir auch nicht schlecht dann geh ich eben noch ein wenig hoch in mein Zimmer und schaue was es in Facebook neues gibt und hoffe dass ich mittlerweile endlich eine Nachricht von Caprice habe. Oben angekommen sah ich dann, dass sie mir immer noch nicht geantwortet hatte. Na gut dachte ich die wird wohl beschäftigt sein. Ich habe dann noch ein wenig im Internet herum gesurft und danach habe ich mich auch schon fertig fürs Bett gemacht, denn die lange Autofahrt hier her hat mich doch ganz schön ermüdet. Ich bin dann noch schnell runter ins Wohnzimmer gehuscht habe allen eine gute Nacht gewünscht und hab mich dann in mein Bett gekuschelt.

II. Kapitel


Durch das krähen des Hahnes wurde ich aus meinen Träumen gerissen. Langsam öffnete ich die Augen und merkte, dass mir die Sonne aufs Gesicht schien. Es war ein wunderbares Gefühl so schön warm und angenehm. Hatte es heute Nacht nicht gewittert dachte ich und stieg aus dem Bett. Ich ging zum Fenster und öffnete es um die schöne warme Sommerluft in mein Zimmer zu lassen und streckte mein Gesicht zum Fenster raus und atmete ein paar mal kräftig durch, ehe ich ins Badezimmer gegangen bin. Auf dem Weg dorthin bemerkte ich, dass der Rest der Familie noch schlief, weshalb ich besonders leise war. Nachdem ich dann im Bad fertig war, dachte ich mir ich könnte ja schnell zum Bäcker hier in der Nähe flitzen und Brötchen fürs Frühstück holen. Gesagt getan. So begab ich mich also nach draußen auf den Hof und von dort aus in Richtung Bäcker. Auf dem Weg habe ich dann bemerkt, dass es heute Nacht wirklich gewittert haben musste, denn überall auf den Straßen waren noch kleine Pfützen. Heute war noch nicht viel los hier im Ort, die meisten Leute schlafen wohl noch dachte ich mir. Nach kurzer Zeit habe ich die Bäckerei erreicht. Als ich die Bäckerei betrat, stieg mir sofort der Geruch des frischen Brotes und des Gebäckes in die Nase. Die Bäckerei hier im Ort kann man gar nicht mit der in Maiz vergleichen dachte ich mir. Hier ist alles noch so schön familiär und klein und zu Hause ist es genau das Gegenteil. Ich stellte mich also in der Reihe an und wartete bis ich dran war. Ich hatte Glück und es waren nur zwei Leute vor mir. "Was darf es denn sein", fragte mich die Verkäuferin freundlich. "Guten Morgen, ich hätte bitte gerne 4 Semmeln und 4 Brezeln und außerdem noch ein Schokocrotissant", antwortete ich. "Gerne, haben sie noch einen Wunsch", wollte die Verkäuferin wissen. "Nein das wäre dann alles". "3,80 bitte", sagte die Verkäuferin. Ich habe bezahlt, meine Tüte genommen und mich wieder auf den Heimweg gemacht. Verträumt lief ich die Straße zum Hof meiner Großeltern entlang, als plötzlich ein Rad sehr schnell an mir vorbei durch eine Pfütze raste und mich von oben bis unten nass gespritzt hatte.
"Spinnst du, kannst du nicht aufpassen", schrie ich dem Radfahrer hinterher. Der Radfahrer drehte sich um und rief mir grinsend ein kurzes Sorry zu. Bei genauerem hinsehen, konnte ich ihn erkenne, es war der Junge, der gestern ganz alleine auf der Bank am See saß und mir so Leid getan hatte. Im ersten Moment dachte ich mir wie konnte ich nur mit so einem Rüpel mitleid haben aber im anderen Moment musste ich an sein süßes grinsen denken und konnte einfach nicht länger auf ihn sauer sein. Sein grinsen und sein süßes Aussehen haben das kleine Missgeschick gleich wett gemacht. Naja dann lauf ich jetzt halt mit einer weißen Hose rum die von oben bis unten mit lauter kleinen dunkelbraunen Matschflecken versehen ist. So fing der Tag ja schon super an dachte ich. Zu Hause angekommen, wurde ich schon vom Rest der Familie erwartet. "Finja wie siehst du denn aus", wollte mein Vater wissen. "Ich war nur eben beim Bäcker Brötchen holen und dann kam da so ein Arsch auf dem Fahrrad und ist mit Vollgas durch die Pfütze gefahren, die direkt neben mir war. Und das kam dabei raus". "Das Arsch hab ich jetzt überhört, rief mir meine Mutter aus der Küche zu. "Arsch, Arsch, Arsch, sagte Max und lief an mir vorbei. "Max so ein Wort möchte ich nicht mehr aus deinem Mund hören, sagte meine Oma. Ich habe dann die Brötchentüte in der Küche abgelegt und bin erstmal nach oben gegangen um mich umzuziehen. Nachdem meine schöne weiße Short jetzt total dreckig war, zog ich mir eines meiner Blümchenkleider an und bin dann direkt runter zum Frühstück gegangen. "Was steht heute noch alles an", wollte ich wissen. "Mama und Ich fahren heute alte Freunde von uns besuchen da müssen du und Max aber nicht mit wenn ihr nicht wollt", erzählte Papa als er sich noch Kaffee eingoss. "Ich bleibe bei Opa und helfe ihm mit den Tieren", sagte Max. "Na gut dann weiß ich ja jetzt ungefähr was heute so geplant ist", antworte ich mit vollem Mund. Während des Frühstückes überlegte ich was ich denn dann heute machen könnte, denn nur zu Hause rumsitzen ist einfach nichts für mich. Nachdem dass Frühstück beendet war, bin ich erstmal wieder hoch in mein Zimmer gegangen und habe mein Bett gemacht. Die Sonne schien immer noch so wunderbar in mein Zimmer. Da kam mir eine Idee. Ich könnte ja heute Nachmittag ein wenig an den See gehen um zu schwimmen und mich zu sonnen dachte ich. Ja das werde ich nach dem Mittagessen machen. Aber jetzt lese ich erst mal noch ein wenig in meinem Lieblingsroman. Auf einmal klopfte es an der Tür. "Ja bitte"?, sagte ich. Die Tür ging auf und Max kam herein. "Finja du", sagte er. "Ja Max was ist denn?", wollte ich wissen. "Magst du mit mir einkaufen gehen? Soll ich dich von Oma und Opa fragen". Da ich gerade eh nichts besseres als Lesen zu tun hatte, dachte ich mir warum nicht. "Klar können wir zusammen zum einkaufen gehen", antworte ich. Gut dann sag ich Oma Bescheid bekam ich als Antwort zu hören. Omaaaaaaaaaaaa Finja geht mit mir einkaufen schrie er und rannte die Treppe hinunter. Ich klappte mein Buch zu und legte es auf die Kommode neben die Blumen die meine Oma dort abgestellt hatte. Die Blumen sahen immer noch wunderschön aus und als ich dran roch dufteten sie immer noch herrlich. "Finja komm endlich", quengelte Max unten an der Treppe. Also machte ich mich auf den Weg zur Haustür. "Hier nehmt den Korb mit. Ich habe euch einen Einkaufszettel geschrieben und ihn samt dem Geldbeutel in den Korb gelegt", sagte Oma als die mir den Korb in die Hand drückt. "Ok Oma alles klar,dann bis später", sagte ich. Auch Max verabschiedete sich und lief dann schnell hinter mir zur Haustür raus. Auf dem Weg zu Edeka fragte mich Max Löcher in den Bauch. Was war das für ein Auto? Wohin führt die Straße? Kennst du den Hund? Wie viele Leute wohnen hier eig? Um nur ein paar Fragen von ihm zu nennen. Ich war froh als wir endlich bei Edeka waren. "Max hol doch mal bitte eine Packung Eier aber pass auf dass sie nicht runter fallen", befahl ich ihm, während ich an der Fleischtheke einkaufte. So ging es dann noch einige Zeit weiter, bis wir den ganzen Einkaufszettel abgearbeitet hatten. Als dann alles in unserem Korb lag sind wir zur Kasse gegangen und wollten bezahlen. Dort angekommen konnte ich meinen Augen nicht trauen da stand er wieder, dieser wunderhübsche gut aussehende dunkelhaarige Junge, den ich am See sitzen sah und mir meine schöne weiße Hose versaut hatte. Ich musste ihn die ganze Zeit beobachten und fand, dass er jetzt noch toller aussah als dort am See. Er war gerade dabei zu bezahlen, als wir unsere Waren aufs Band legten. Nachdem wir dann auch bezahlt hatten, sind wir wieder nach draußen gegangen und haben uns auf den Heimweg gemacht. Die Sonne schien immer noch und es war total heiß. Man konnte die Hitze richtig sehen und auch riechen. Max und ich sind dann auf die andere Straßenseite gegangen, denn dort war es schattiger. Neben uns standen viele Birken dicht nebeneinander die uns wirklich gut Schatten spendeten.
Plötzlich hörten wir kurz bevor wir an der Kreuzung waren lautes Quietschen vermutlich von Reifen und ein paar Sekunden später folgte ein Knall und ein Schrei, der mir durch Mark und Bein schoss.
"Max schnell wir müssen dahin ich glaube dort ist ein Unfall passiert", rief ich während ich in Richtung Kreuzung rannte. Ich rannte so schnell ich konnte und Max hinterher. Ich rannte und rannte und fühlte gar nichts mehr. Ich wollte nur noch dorthin und schauen was passiert war, ich hoffte dass es nicht all zu schlimm war und ich helfen konnte.
Dort angekommen sah ich es auch schon. Auf der Kreuzung lag ein rot schwarzer Motorroller dessen Hinterrad eingedrückt war und daneben ein junger Mann, der einen Helm trug. Weit und breit war aber kein Auto zu sehen, dessen Reifen ich quietschen gehört habe. So schnell ich konnte bin ich zu dem jungen Mann hingelaufen. Jetzt erkannte ich ihn, es war der wunderschöne dunkelhaarige Junge aus dem Supermarkt, der so allein am See saß und mir meine weiße Hose dreckig gemacht hatte. "Hallo Hallo kannst du mich hören?", fragte ich ihn. Aber es kam keine Antwort zurück. "Ist er tot?", fragte Max. "Max an sowas darf man nicht mal denken", schnauzte ich ihn an. Ich lies Max erstmal samt dem Einkaufskorb mitten auf dem Fußweg stehen. Ich versuchte nochmal den Rollerfahrer anzusprechen, aber es kam immer noch keine Antwort zurück. Ich muss den Rettungsdienst rufen dachte ich und holte mein Handy aus der Hosentasche. Wie war denn nur die dumme Nummer überlegte ich. Nach kurzer Zeit viel mir die Nummer wieder ein und ich wählte so schnell ich konnte die 110. Am anderen Ende meldete sich eine freundliche Frau "Guten Tag was kann ich für sie tun",fragte sie mich. "Hallo hier ist Finja, hier ist ein Unfall passiert bitte kommen sie schnell", sagte ich. "Wo ist denn der Unfall und was ist passiert, wie viele Leute sind verletzt, wollte die freundliche Frau wissen. "In Fischen auf der Kreuzung, ich weiß nicht genau was passiert ist, ich hörte nur noch Bremsen quietschen und einen Schrei, als ich dort angekommen bin, lag da ein Rollerfahrer auf der Straße, er ist nicht ansprechbar, ich brauche unbedingt Hilfe, sagte ich mit zitternder Stimme. "Wir werden sofort ein Team zu dir schicken, bleib ruhig und versuch mit ihm zu sprechen, vielleicht ist er ja mittlerweile wieder ansprechbar, aber versuche auf keinem Fall ihm den Helm auszuziehen, das Rettungsteam ist in kurzer Zeit bei dir, bekam ich als Antwort zu hören. Ich habe dann so schnell ich konnte aufgelegt und bin wieder zu dem verletzen jungen Mann gelaufen. "Hallo hallo kannst du mich hören, sagte ich während ich neben ihm auf der Straße kniete. Und wieder bekam ich keine Antwort. Mitterlweile kam dann noch ein älterer Herr und fragte ob er helfen könne, ich erklärte ihm aber, dass ich den Rettungsdienst schon gerufen habe und der auch in Kürze hier sein wird, aber er könne meinen Bruder nach Hause bringen sagte ich zu ihm. Ich gab ihm noch die Adresse und so ging er mit meinem kleinen Bruder und unserem Einkauf in die Richtung wo sich der Hof meiner Großeltern befand. Ich habe nochmal versucht den jungen Mann anzusprechen. Dieses mal öffnete er seine Augen und frage mich: "Wo bin ich was ist passiert, mein Bein tut so weh. "Du hattest einen Unfall, der Krankenwagen ist jeden Moment hier", antworte ich. Ich erinnerte mich daran, wie ich einmal im Fernsehen gesehen habe, dass wenn jemand Ohnmächtig war man mit ihm am besten die ganze Zeit reden sollte, damit er bei Bewusstsein bleibt. Als mir diese Gedanken durch den Kopf schossen, fragte ich ihn gleich wie er hieß, wie alt er sei, wohin er mit dem Roller fahren wollte. Als Antworten bekam ich dann zu hören, dass er Alessandro heißt und 19 Jahre alt ist und auf dem Weg zur Arbeit war. Von mir wollte er dann auch nur wissen wie alt ich bin und wie ich heiße. Ich konnte ihm gerade noch sagen, dass ich Finja heiße und 17 Jahre alt bin. Kurz nachdem ich den Satz beendet hatte, konnte man den Krankenwagen hören und dann war er auch schon da. "Hallo", riefen die Sanitäter "Haben sie den Rettungsdienst gerufen", wollte einer der Sanitäter wissen während er auf dem Weg zu Alessandro war. Sie haben ihm eine Infusion angelegt und ihn gefragt, wo er denn besondere Schmerzen habe. Nachdem sie das wussten haben sie ihn auf die Trage gelegt und ihn in den Krankenwagen geschoben. Ich bin noch mitgegangen, bis die Türen des Krankenwagens geschlossen wurden. "Danke", sagte Alessandro noch mit geschwächter Stimme. Dann wurden die Türen geschlossen und der Krankenwagen fuhr los.

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Tag der Veröffentlichung: 26.08.2012

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