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Ich sitze hier in meinem Zimmer. Irgendwelche Gedanken steigen mir durch den Kopf. In meinen Ohren, die Kopfhörer, die mit lauter Musik versuchten, die Gedanken zu ordnen. Doch, die waren so durcheinander geteilt, dass es nicht mal eine schöne Musik hinkriegte. Was für Kopfschmerzen, die sich urplötzlich breit machten und mein ganzer Kopf zu hämmern schien. Irgendwas war in mir nicht in Ordnung. War es der Liebeskummer, der mich schon fast zerstörte? Oder war es einfach nur der ständige Stress mit meinen Eltern und auf der Arbeit? Vielleicht brauchte ich einfach nur mal eine Auszeit von allem. Urlaub! Ja, ich brauchte Urlaub. Am besten drei Wochen, so lange es ging. Schließlich arbeitete ich schon sehr lange hier im Heilig-Geist-Stift, wo ständig irgendwas zu tun war. Und wenn ich erstmal Urlaub habe, fahre ich weg! Ja, weg von Eltern, Arbeit und meiner großen Liebe, die zumindest schien es zu sein. Ich zweifelte etwas an unserer Beziehung, und befürchtete, dass sie bald in die Brüche gehen würde.
Ich hatte jetzt zumindest schonmal einen Plan gekriegt was ich machen wollte, um den ständigen Stress - der mich schon versuchte ganz aus der Bahn zu werfen - für ein Weilchen aus dem Weg gehen konnte.
Also ging ich am nächsten Morgen, vor schicht Beginn zu der Betriebsleiterin Anja und beantragte einen (wenn möglich) vier-wöchigen Urlaub. Ich war überrascht, denn sie erlaubte mir diese Auszeit gütig. Mit dem Arument, ich hatte ja schon lange keinen Urlaub mehr gehabt und könnte mir diesen sehr wohl erlauben. Ich verstand auch, dass ich diesen erst in zwei Wochen nehmen konnte, da, da der Monat Juni anfing, und sie dann schonmal mit planen konnte. Ohne widersprüche, das wäre mir zu lange, ich bräuchte ihn jetzt startete ich meine Frühschicht, die morgens schon um 6.30 Uhr anfing und duschte schonmal eine Frau, die schon hellwach durch den Gang marschierte. Ich fing sie ab und begleitete sie den Gang zurück zu dem Zimmer auf der linken Seite in das große Badezimmer, dass von zwei Bewohnern genutzt wurde. Das war manchmal sehr kompliziert, aber es ließ sich regeln. Ich bat die Frau, sich an einer Wand festzuhalten, damit ich ihre Hose herunter ziehen konnte. In der Zwischenzeit stellte ich schonmal den Duschstuhl unter die Dusche, damit sie sich dort gleich hinsetzen konnte, und ich sie ohne Probleme duschen konnte. Dies erledigte ich, ohne die auf der Toilette-sitzende-Frau aus den Augen zu lassen. Da sie auch sehr unruhig war und immer wieder aufstehen wollte. Sie tat mir schon leid mit ihrer Krankheit, aber sie schien damit gut leben zu können. Sie leidete an einer Erbkrankheit, die sie ganz veränderte. Es gibt immer irgendwelche Schubs, wo die Krankheit sich verschlchtern kann, aber nie gibt es welche, wo es besser wird. Es kann sich nur verschlechtern. Sie läuft sehr wackelig und hat wenig Gleichgewicht. Es gab auch schon Tage, wo sie gestürzt ist, und durch dem Markoma, dass sie täglich bekommt bekommt sie sehr schnell blaue Flecken. Um so einen Vorfall nochmal zu verhindern hatten wir sie mit einem Gurt an ihren Stuhl fixiert, dass sie nicht mehr (wie sie es gerne macht) durch die Gänge laufen kann. Es tat mir leid, soetwas zu machen, aber es geht ja nur um ihre Sicherheit. Diese Phase ist aber zum Glück wieder vorbei. Denn jetzt wird sie entweder vom Zimmer zur Küche oder von der Küche zum Zimmer beleitet.
,,Sie können sich jetzt hier auf den Stuhl setzen", sagte ich ihr und passte auf, dass sie nicht das Gleichgewicht verlor.
Das Duschen selber, geht schneller und ist ordentlicher. Ich schamponierte ihr schulterlanges blond-graues Haar richtig ein und ihren dünnen Körper auch. Beim eincremen half sie sogar selber mit und hob die Füße, damit ich nicht allzu weit runter musste. Ich sah sie gar nicht, wei eine stark kranke Frau, die schon viele Schube erlebt hatte, sondern eher wie eine nette Bewohnerin, mit der man sich gut unterhalten konnte, und die auch sehr freundlich war. Sie erzählte mir oft von ihrem Mann, der sie täglich besuchen kommt. Sie ist also eine stolze Ehefrau mit 70 und stolze Mutter eines Sohnes. Es freut mich immer zu hören, dass sie noch eine Familie hat. Weniger erfreut es mich zu hören, dass jemand keine Familie mehr hat. Diese Fälle gibt es hier leider auch öfter. Auch wenn die Leute fragen, wo ihre Familie denn ist, wann sie kommt. Es tut weh, die Wahrheit sagen zu müssen. Aber ich tue alles für die Bewohner, dass auch die noch ein schönes Leben führen können ist mir wichtig. Es freut mich sie lachen zu sehen, wenn ich ihnen etwas gutes tuen konnte. Es sind wirklich liebenswerte Menschen, auch wenn es manchmal verrückte Fälle gibt. Aber das ist ja das schöne daran.
Nach ungefähr vier Stunden konnte ich mich hinsetzen und etwas ausruhen. Alle Bewohner waren fertig und saßen an ihren Stammplätzen an den zwei großen Tischen, die verteilt im Raum standen, und aßen ihr Frühstück, dass liebevoll zubereitet wurde.
Ab und zu ging ich mal rum, und guckte wer noch etwas zu trinken benötigte. Hier war es sehr wichtig, dass sie viel tranken. Da einige Nierenprobleme oder andere Krankheiten hatten. Dann setzte ich mich an den Computer, den die Mitarbeiter des Bereiches benutzten und trug ein, wer war getrunken oder gegessen hatte. Oder wenn ich gepflegt hatte. Natürlich trug ich nur da ein, wo ich es auch wusste.

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Tag der Veröffentlichung: 18.11.2011

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