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... sie winkten sich noch eine Weile zu bis das Auto hinter einer Kurve verschwunden war und Lilly nicht mehr zu sehen war. Mila stand regungslos auf dem Bürgersteig vor dem Familienhaus und musste erstmal realisieren, was da gerade passiert war. Lilly, mit der sie alles erlebte fuhr gerade einfach so weg. Stellte sich nur die Frage, wohin es ging. Selbst Lilly hatte keine Ahnung. Christian wargte noch keinen Blick nach hinten, weil er sie jetzt einfach nicht anschauen mochte, um in ihr das zu sehen, was der Grund war sie weg zu bringen. Ein neues Leben anfangen zu lassen und zu hoffen, dass sie endlich zur Vernunft kommen würde.
Mit Kopfhörern im Ohr und die Musik so laut gestellt, dass sie um sich herum nichts hören konnte, starrte sie nach draußen in die Ferne und beobachtete schläfrig die an sich vorbei huschenden Bäume, die alle unterschiedlich groß und breit schienen. Die bunten Grafifimuster an großen Betonwänden, die sich rechts und links an einer Brücke entlang zogen, faszinierten sie sehr. Allerdings konnte und wollte sie den anderen im Auto die Faszination nicht spüren lassen. Dazu spürte sie zu viel Hass und Abscheu für ihre leibliche Mutter Andrea und ihrem Stiefvater Christian. Und obwohl er nur der Stiefvater war, betrachtete er sich selbst als der Vater, der sie erzog. Da Carsten - der leibliche Vater - sich nach der Geburt Lilly und Milas aus dem Staub gemacht hatte und seitdem nichts von ihm gehört wurde. Kein Lebenszeichen. Die Fahrt ging ins Unendliche, dass es ihr schon fast wie eine halbe Ewigkeit vorkam. Dennoch waren es nur drei Stunden zu dem Düsseldorfer Flughafen. Sie konnte einfach immernoch nicht fassen, dass sie woanders hin verbannt wird. Christian und Andrea hatten es immernoch nicht geschafft ihr zu sagen, wo es hin ging. Nichts dergleichen war ihr bekannt. Denn das würde ihr erst später gesagt. Unglaublich wie viel Gedrängel hier auf den Parkplätzen des Flughafens herrschte und sogar beim betreten der großen Halle musste man aufpassen nicht angerämpelt zu werden. Es war so laut, dass Lilly es durch ihrer lauten Musik hören konnte. Das war eigentlich unmöglich, dachte sie und verdrückte ein Grinsen. Und wie ging es jetzt wohl weiter? Andrea und Christian würden sie in dieser Situation bestimmt schnell los werden wollen. Aber wie? Schließlich konnten sie Lilly nicht einfach so da stehen lassen, so dass sie von jetzt auf gleich auf sich alleine gestellt war. Dennoch hatte sie keine Ahnung wie es jetzt weiter ging. Schließlich war sie nur einmal in ihrem Leben mit einem Flugzeug geflogen, und das nur im Kindesalter. Christian und Andrea schauten sich weiter um bis sie sich endlich orientiert hatten und es nun ans Einchecken ging. Lilly schleppte ihre beiden Koffer auf einem Gepäckwagen mit. Es fiel ihr schwer den Wagen durch die Menschenmenge zu ziehen. Es hieß so, es waren ihre Koffer und, also konnte sie alleine zusehen wie sie sie beförderte.
Die Warteschlange war ziemlich lang, aber es war unfassbar wie schnell sie auch schon einchecken konnten.
Eine Frau mit blonden kurzen Haaren begrüßte sie herzlich an dem Düsseldorfer Flughafen und bat sie nach Kontrolle des Ausweises das Gepäck auf dem Band zu legen. Die bekamen noch ein rotes Bändchen, damit man sie auch ja nicht verwechseln konnte und schon ging es weiter Richtung Zoll. Von dort an war sie wieder auf sich alleine gestellt. Aus neugier und Langeweile wegen der erneuten Warteschlange schaute sie auf das Ticket wo groß zusehen war: "Tennessee"
Sie konnte ihren Augen und Ohren kaum glauben, als eine weibliche Stimme aus den vielen Mikrofonen erklang. Fassungslos blickte sie zu Christian und Andrea, die sich wieder Orientierung suchend umblickten und erst los gingen, als sie den Zoll für die nach Tennessee reisenden entdeckten. ,,Hallo ...", erklang es aus Lilly, die entsetzt immernoch einfach so da stand und auf eine Antwort hoffte. Die beiden wandten sich - als sie realisiert hatten, dass es Lilly war, die da etwas sagte - zu ihr herum und blickten sie fragend an. ,,Was ist?" Christian klang genervt und verärgert, was niemanden in dieser Lage wunderte.
Ja, daraus konnte man dennoch so einiges schließen. Genervt, weil sie ihn nervte, als sie gerade zu dem Zoll herüber gehen wollten und verärgert, weil sie so viele Fehler gemacht hatte und es leider dazu kommen musste sie wegzuschicken. ,,Wieso nach Tennessee? Da ist doch nichts los ...", vollendete sie ihren Satz und wartete eine Weile auf eine Antwort. Von wem sie kommen würde, war egal. Hauptsache sie drehten sich doch nicht wieder um und gingen ohne ihr eine Antwort gegeben zu haben. Doch dann fing Andrea an zu sprechen und dies klang nicht gut in Lilly's Ohren. ,,Du gehst nach Tennessee, weil es da größten Teils nur Wald gibt und du in ein Camp für schwer erziehbare Kinder gehst. Dort wirst du erzogen, wie du etwas anfasst ohne, dass es kaputt geht." Und sowas von einer Mutter?! Unfassbar.
,,Ein Camp für schwer erziehbare Kinder?" Schock ... Christian nickte und drehte sich wieder in Richtung Zoll. Andrea stumm hinterher. Ich fasse es nicht, dachte sich Lilly und stampfte hinter ihnen her. "Tennessee" las sie wieder auf einen riesigen Monitor und ging schnurstracks daran vorbei. Und nun, nach einigen Stunden kam der Moment des Abschiedes. Gar nicht so schwer für Lilly, sich von den Eltern zu verabschieden. Freunde waren ihr im Moment wichtiger, weil die sie nicht einfach abschoben. Und sich jetzt noch nicht mal bei ihnen verabschieden konnte.

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Tag der Veröffentlichung: 12.10.2011

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