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Prolog


Ein schwer vergessener Mann nahe der Eingangstür, den Rücken in ihre Richtung gerichtet. Er hatte ihr schon den ganzen Morgen keines Blickes gewürdigt und wirkte somit noch interessanter und geheimnisvoller, dass sie ihn wirklich nicht vergessen konnte. Worüber er wohl gerade mit seinem besten Freund sprach? Wahrscheinlich wieder über Computerspiele, die ihm wohl sehr wichtig waren. Trotz der komischen Freizeitaktivitäten, die eher einem Grundschüler ähnlich waren, bekam sie ihn nicht aus dem Kopf. Er hatte mehr Macken, wie Stärken, wenn sie sich daran erinnerte. Er war anders, als die anderen Jungs an der Schule. Die Jungs, die sich über das andere Geschlecht unterhielten und gerne auf Partys gingen - die beliebten Jungs. Er zählte eher zu den „Gamern“ der Schule. Die den ganzen Tag nur sinnlose Spiele spielten und somit einen geregelten Tagesablauf hatten. Die beliebten Jungs, die gerne Fußball oder Basketball spielten, standen auf Mädchen wie Velarie, mit braunen fast schwarzen lange Haaren, dazu noch die natürlichen Locken, die über ihre Schultern fielen. Die dunkelblauen Augen, die eigentlich genau diese Typen anhimmeln sollten, was bei Velarie nicht der Fall war.
„Valerie, Val.“ Erst jetzt realisierte sie ihre beste Freundin, die womöglich schon eine ganze Weile neben ihr stand, es aber nicht schaffte, ihre beste Freundin zurück in die Realität zu holen.
„Vergiss ihn“, riet sie ihrer besten Freundin und legte einen Arm um sie.
„Du hast doch keine Ahnung“, Valerie sah sie nicht an. Nur ihn. Ihn und seine verletzende Anwesenheit. Dann schrillte es auch schon wieder zur nächsten Stunde. Mathe stand an. Ihr Hassfach. Und blöderweise war Stefan in ihrem Kurs. „Mist“, fluchte sie nur für ihrer besten Freundin Ina hörbar.
„Hey, Leute.“ Ina setzte sich an ihren Tisch und begrüßte die beliebten Jungs der Schule. Valerie hingegen kam erst jetzt zur Tür herein und wirkte plötzlich ziemlich schüchtern. Die ganze Sache mit Stefan zog sie runter, dass auch ihr Selbsttbewusstsein etwas abnahm.
„Ey, Ina. Wieso steht sie auf so einen Looser?“ wollte Tim ganz plötzlich wissen. Nicht, dass ihm diese Frage schon seit einiger Zeit quälte.
„Tja. Auch Mädchen wie Valerie haben Geschmacksverirrung“, steuerte Ina nachdenklich bei, während sie Stefan eine Weile musterte. Valerie hatte dazu noch das Pech fast neben ihm zu sitzen. Dank Mr. Bremer, der nicht länger mit ansehen wollte wie Ina und Valerie ins Unglück liefen und in Mathe noch schlechter wurden. Da die beiden in den letzten Wochen zu sehr damit beschäftigt waren, über ihre Freizeit zu quatschen, statt dem Unterricht zu lauschen. In dem Fall meinte er natürlich nur Valerie, da diese mehr abgesackt war, wie Ina. Ina schaffte es währenddessen noch die Kurve zu kriegen.
„Aber damit müssen wir jetzt einfach klar kommen“, waren Inas letzte Worte, bevor Mr. Bremer den Raum betrat und sofort mit Mathe begann.
„So, wer von Ihnen kann mir sagen, was wir letzte Stunde gemacht habe? Das war wohl am Mittwoch.“ Er zögerte nicht lange und richtete sich an Valerie. „Ms Valerie Conwall?!“ Erst jetzt bemerkte sie, dass ihr Name da gerade gefallen war. Sie sah auf.
„Ich habe mich aber nicht gemeldet.“ Sie war genervt. Und das zu recht. Nicht immer müsste sie in Mathe bei ihrer Träumerei erwischt werden. So langsam fühlte sie sich schon echt so, als hätte er sie voll auf den Kicker.
„Ich weiß. Und genau deswegen dürfen Sie jetzt der ganzen Klasse erklären, was wir letzte Stunde gemacht haben.“
„Maßstabberechnung“ Wie konnte sie das vergessen. Und sie konnte es gar nicht. Also wenn er ihr jetzt noch eine Aufgabe geben würde, die sie an der Tafel zu berechnen hat. Sie würde im Dreieck springen. Dachte sie sich, während ihre Wangen sich röteten und ihr Kopf zu pochen anfing.
„Sehr gut. Möchten sie uns dazu noch eine Aufgabe berechnen?“
„Nein, bitte nicht“, bat sie so übersensibel, dass sie alle Kraft in diese Bitte steckte nur um nicht dem Gelächter der Klasse ausgesetzt zu werden. Aber diese amüsierte sich schon prächtig über Valeries Leiden.
„Na gut.“ Wow, so einfach war das also um nicht an die Tafel zu müssen? Okay, sie hatte sich schon echt Mühe gegeben und Hoffnung darein gesetzt, damit ihr das erspart blieb. Aber eine korekte Antwort hatte sie schon gegeben. Ein Blick zu Stefan gab ihr wieder zu erkennen, wie die Chancen bei ihm waren. Gleich Null. Am Ende der Stunde war sie so ziemlich die Erste, die die Klasse verließ. Um nicht noch länger seiner Anwesenheit ausgesetzt zu werden. Ina folgte ihr sofort.
„Valerie. Hey, ist alles okay?“ Valerie drehte sich um und blickte in ein besorgtes Gesicht. Und zwar Das von Ina.
„Ja, mir geht es bestens.“
„Ey, die checkt es einfach nicht. Nur, weil sie nicht das kriegt, was sie möchte ist sie gleich eingeschnappt.“ Gelächter dicht neben ihr. Das Gelächter von Stefan und seinem besten Freund. War sie etwa damit gemeint? Arschloch. Schluss mit dem ganzen!, schwor sie sich tausende male. Und kein einziges Mal hatte sie den Willen es wirklich durchzuziehen.
„Hey. Ich bin der Neue.“ Valerie wandt sich um und hätte vor Wut fast platzen können. Schon wieder ein Anmachspruch?! Wäre da nicht dieses „Ich bin der Neue“ gewesen.
„Was willst du?“, gefrustet gaffte sie auch noch den Neuen an.
„Äh, entschuldigung. Ich wollte nicht-“
„Geh doch bitte.“ Sie hätte vor Wut platzen können. Aber was konnte jetzt der Neue dafür?
„Was sollte das denn jetzt?“ So langsam wurde Ina sauer. „Der hat Dir doch gar nichts getan!“ Sie wandt sich ab und ging in die entgegengesetzte Richtung, so dass Valerie nun wieder alleine da stand.

Das Quatal


Gedankenverloren schwebten ihre Hände über die Tastatur. Was sollte sie nur schreiben? Sollte sie ihm denn schreiben? Verdammt, was tat sie hier nur. Sie hatte sich doch geschworen ihm nie wieder eine Nachricht zu hinterlassen. Aber es brannte ihr in der Lunge. Ein Wort noch mit ihm wechseln, eine Nachricht hinterlassen. Sein Profil hatte sie sich schon zu oft angeschaut. Daran lag es wohl, dass sie plötzlich so einen Drang verspürte. Es wurde ihr schon zur Gewohnheit. Facebook war das große Netz. Und er stand immernoch in seiner Freundesliste. Sie schaffte es noch nicht mal ihn aus der Liste zu löschen. Oh Gott, wie armeslig, dachte sie sich. Sie schloss den Chat loggte sich aus und klappte die Klappe des Laptops runter. Es war anfangs nur eine Begierde, die sich schon zur Sucht entwickelte. Ging das eigentlich, süchtig nach einer bestimmten Person zu sein? Aber der Gedanke an ihm würde es auch nicht besser sein, also knipste sie das Licht aus und schloss die Augen. Ihr Gehirn versuchte, die Bilder von ihm zu löschen. Doch gelang es ihm nicht. Erinnerungen blieben, Taten ebenfalls.

Doch der Traum des schönen makellosen Lebens, was sie zu träumen versuchte, verwandelte sich in ein schreckliches Alleinleben. Ihr wird vor Augen gebracht, wie sie im hohen Alter alleine auf der Veranda ihrer alten Villa sitzt und sich ein Fotoalbum ansieht. Auf keines der Bilder ein Mann, der ihr sanft die Lippen küsst. Keine Enkelkinder, die im Sand spielen. Graue Falten zeichneten ihr Gesicht. Die erste Liebe, der sie ewig nachtrauerte. Die sie die ganze Zeit nur bewusst verletzt. Und sie ihr immernoch mit einer Rosabrille hinterherrannte.

Mit einem lauten Schrei schreckte sie auf. Schweißperlen liefen ihr über die Wangen. Das Herz pulsierte in einem schnelleren Rhythmus. Doch der Traum war dazu da, ihr die Augen zu öffnen. Sie soll mit offenen Augen durchs Leben gehen, und sich nicht nur auf eine Person fixieren.

Doch die Gedanken an ihn. Sie konnte sie einfach nicht abstellen.
Plötzlich ein helles Licht in Mitte des dunkeln Raumes. Was war das? Schnell knipste sie die Nachttischlampe an. Ihr entfuhr erneut ein Schrei, nicht wegen des Traumes, sondern wegen der Person, die plötzlich in Mitte des Raumes stand. Ihr Mund blieb offen stehen und ihre Hände krallten sich ans Bett.
„Oh, entschuldigung. Ich wollte Dich nicht erschrecken.“ Eine sanfte Stimme versuchte ihr die Angst zu nehmen.
„W-Wer bist du?“
„Oh, entschuldige. Ich habe mich noch nicht vorgestellt. Ich bin Liebchen, die Liebesfee, die Dich zurück auf den Boden holt.“ In ihrer rechten Hand hielt sie einen glitzernden Herzstab, wedelte ein paar Mal damit. Glitzernde Herzen flogen durch die Gegend, bis sich ein großes Quatal öffnete.
„Na los steig ein.“ Sie lächelte so liebevoll, dass Valerie unter ihre Decke hervorkroch und sich dem Quatal näherte. Sie setzte eine Fuß langsam vor dem anderen, bis sie nun direkt davor stand. Ein Schritt und sie wusste womöglich nicht mehr wo sie war. Aber sie war so in Trance, das sie in dieses helle Licht stieg und ihr Körper nicht mehr zu sehen war. Liebchen folgte ihr durchs Licht und das Quatal schloss sich kurze Zeit später.

Ein großer Tunnel zog sich bis ins unendliche. Doch es schien ein Ende zu geben. Sie näherte sich dem Licht, welches immer näher kam.
„Wow“, entglitt es ihren weichen Lippen. Die Farbe Rosa fiel ihr ins Auge. Ihre blanken Füße setzten auf den rosa Boden, der sich wie Wolle unter den Füßen anfühlte. Ein leises Geräusch und das Quatal hinter ihr war verschwunden.

Wie im Paradis


„Viel Glück, Liebes.“ Liebchens Stimme rauschte durch ihr Ohr, bis sie nun wieder ganz alleine war. Aber wo war sie hier? Nach ein paar Sekunden Starre erkannte sie, dass es hier keine anderen Farben, wie Rosa, Rot und weiß gaben. War das hier die Rosa-Rotwelt, oder wo war sie? Was sollte sie hier? Und wie lange würde sie hier bleiben? Die Fragen überschlugen sich in ihrem Kopf. Dann schaute sie an sich herunter. Was um himmelswillen trug sie? Ein rotes Kleid schmiegte sich an ihrem blassen Körper. Es war etwa knielang und hatte Spaghettiträger. Ein förmlich schönes Kleid. Ein breiter Bund befand sich unter ihrer Brust. Sie blickte an den Himmel, wo sich hellrosa Wolken an dem weißen Himmel in die entgegengesetzte Richtung bewegten. Teilweise hatten sie die Form eines Herzens. Genauso wie die Bäume, die nicht grün sondern ebenfalls rötlich waren. Alles hier trug die Farbe rosa-rot. Nur in verschiedenen Tönen, die blass und auch stark sein konnten. Die Krone der Bäume bildeten ebenfalls ein Herz. Um ihr herum erkannte sie Menschen, verliebte Menschen. Und all diese küssten sich. Sie trauten sich wirklich verliebt vor Valerie herumzulaufen. Auch wenn niemand wusste, in welcher Phase sie sich der Zeit befand. Aber was sollte sie nun hier? Sollte sie davon Zeuge werden wie schön Rosa die Welt doch war? Oder sollte sie einfach nur noch deprimierte werden und sich mehr und mehr in das Loch der Singleleber verkriechen? Aber sie beschloss hier, da ihr das alles so unbekannt war nach vorne zu blicken. Schließlich war Stefan nicht hier, um ihr weiter den Kopf zu verdrehen. Sie grinste. „Ein Leben ohne Stefan. Ohne Qual und Tränenausbruche“, dachte sie sich. Und ging durch die Menge. Schließlich musste sie sich doch mehrere Eindrücke der komischen Welt verschaffen, auch wenn sie Stefan schon echt vermisste. Und wie sie es sich gedacht hatte, alle Menschen hier waren verliebt oder hatten bereits eine Familie. Zumindest erkannte sie gerade niemanden, der alleine durch die rosa gassen lief. Doch plötzlich stand sie vor einem großen Gebäude, zu welchem sie sich plötzlich hingezogen fühlte. Es machte optisch einen sehr guten Eindruck und war scheinbar ein Hotel oder wohnhaus, da Liebespaare dort ein und rausgingen. Einige zogen wohl gerade ein, andere aus. Hier ging das aber echt flott. Valerie musste grinsen und betrat das Gebäude, welches wohl den Namen „Hotel des Herzens“ trug. Ach, was ein Zufall, das es auch nach das „Herz“ in den Namen beinhalten musste. Da wäre sie ja nie drauf gekommen. An der Rezeption begrüßte sie ein Mann mit gräulichen Haaren, der schon vom ersten Eindruck her nie traurig wirken würde.
„Hallo, junge Dame. Wie kann ich Ihnen helfen?“ Er verbeugte sich leicht und lächelte sie ohne Unterbrechung an.
„Äh, ich suche ein Zimmer.“ Irgendwo musste sie die Zeit hier ja verbringen.
„Ja bitteschön. Hier ist ihr Zimmerschlüssel. Wir heißen sie herzlich Willkommen in Living lovely.“ Er reichte ihr den Schlüssel entgegen, welches sie sehr verwunderte. So schnell ging das?
„Ehm muss ich nicht noch bezahlen?“ Kein Mensch würde soetwas sagen. Jeglicher würde sich freuen umsonst irgendwo wohnen zu können.
„Liebes, hier bezahlt man mit LIEBE.“ In der Luft forme er ein großes Herz, welches mir sagen sollte, dass die Liebe der Stadt das Einzige war, was man hier benötigte. Womöglich ging hier niemand arbeiten. Aber das waren auch schon die ersten Vorurteile. Sie musste sich womöglich erstmal einen eigenen Eindruck machen, ehe sie sich ihre Meinungen bildet. Sie bedankte sich bei dem Herren im Rosa Jackett und stieg die Treppen rauf. Zimmer Dreizehn Sie verglich die Zahl an der Tür mit der Zahl auf dem Schlüssel und schloss die Tür auf, die auch die Form eines Herzens hatte.
„Wow.“ Ihr Mund blieb offen stehen, als sie ihre Blicke durch den Raum schweifen ließ. Es war einfach nur wunderschön. Als erstes blickte sie in das Wohnzimmer. Ein riesengroßer Flachbildfernseher hing an der weißen Wand. Und auf dem roten Sofa ließ sich extrem gut sitzen. Dann testete sie das Fernseh. Oh Gott, sie konnte es nicht fassen. Die Farben grün, blau, Lila, schwarz... gaben sich zu erkennen. Endlich mal Farbe. Und die wundervollen Blumen, deren wundervoller Duft den Raum erfrischte. Einfach nur großartig. Valerie ging einen Raum weiter, welches wohl das Badezimmer war. Und auch hier blieb er der Mund offen stehen, so dass sie die Schreie unterdrücken musste. Eine Wanne mit mehreren Stufen zum Einstig, die einem Wirlpool ähnlich sah. Eine Sauna? Was war das denn für ein hochmodernes Land?! Sie konnte sich vor Freude kaum halten und betrachtete den riesengroßen Spiegel über das ebenso große Waschebecken. Aber das war noch längst nicht alles, welches ihr Herz begehrte. Schlafzimmer und Küche blieben noch übrig. Die Küche war auch sehr viel größer, wie die in ihrem Elternhaus. Denn das betrug schon die normale größe. Und die Küche hier hatte alles. Einen riesigen Kühlschrank, Backofen, Herd und die Küchengeräte, wie Toaster, Sandwichtoaster, Waffeleise und noch vieles mehr. Jetzt, womöglich das Beste von allem. Das Schlafzimmer, das wollte sie sich für zu Letzt aufhalten. Als sie dieses große Zimmer betrat blickte sie sofort auf die zwei Schrägen, rechts und links der gegnüber liegenden Wand. In Mitte der Schrägen ein großes Fenster und davor ein großes Bett, über welchem sich rosa Schleier legten, die an den Schrägen befestigt waren. Moment mal, sie hatte ein Himmelbett? Welches, was sie sich immer gewünscht hatte, es aber nie bekam, weil das Buget der Eltern nicht der Vorstellung ihrer entsprachen. Okay, sie war erst siebzehn, da durfte man sich noch wünschen. Aber, ob man es bekam, was eine andere Sache. Ein Schreibtisch sichtete sie rechts nahe der Tür.

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Tag der Veröffentlichung: 22.10.2012

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