Er schlang seine Arme um meine Schulter und wir lauschten gemeinsam „the Lucky one“, dem neu im Kino erschienenen Liebesfilm, der alle Mädchenherzen zum schmelzen brach, und die Männer die Chance bekamen sich näher an dem Mädchen heran zu schmiegen. Ich konnte das nicht ab. Nicht bei David. Er war „ein“ Freund, und nicht „mein“ Freund. Das verstand der Gute aber nicht. Er denkt wahrscheinlich „was ein wundervolles Paar wird doch sind.“ Nichts „Paar“, alles war nur Claires Schuld. Sie versucht sich auch überall einzumischen. Ich wusste es, sie fand es überhaupt nicht gut, dass ich seit Wochen vielleicht auch Monaten nichts mehr unternommen hatte. Ja, was würde sie wohl in meiner Situation machen ? Wohl kaum sich köstlich amüsieren, und daran zu denken, wie sehr man ihn doch nur vermisst, und weshalb es denn soweit kommen musste. Es war so weit gekommen, dass wir uns trennten. Es war nicht ein einseitig, noch nicht mal ein zweiseitiges Trennen. Ich hatte Bilder gesehen. Er mit ihr – im Irak. Wer war dieses blonde Etwas nur ? Wie sie sich leidenschaftlich umarmten und das Lächeln auf ihren Lippen der Höhepunkt des Bildes war. Es war Schluss mit getrauer, obwohl ich ja wirklich geliebt habe. Ich tue es immernoch, verdränge aber dieses, da es für uns beide und vorallem für mich das Beste war. Es tat nur weh, weiter über die Vergangenheit nachzudenken. Es war aus, und Claire hatte Recht, ich konnte mich nicht Monate lang in meiner Wohnung zurück ziehen und mit alte Videos oder Bilder reinzuziehen. Das würde nur meine Stärke schwächen. David glitt mit seiner Hand ganz langsam in meinen Nacken. Keine Ahnung, was er damit verursachen wollte. Auf jeden Fall fand ich es nicht so berauschend. Ich empfinde auch nichts weiter als Freundschaft für ihn. Ich war so froh, dass der Film wenigstens sein Happy End hatte und wir aufstehen konnten. Das ganze Gefummel raubte mir ehrlich gesagt die letzten Nerven.
„Hey, Kate. Warte !“, rief David, als ich schon fast den Ausgang des Kinos erreicht hatte. Ich hatte geeilt, wie ich es noch nie getan hatte. Es war nötig. Ich wollte einfach nur weg.
„Was ist denn los mit Dir ? Hat es Dir nicht gefallen ?“ Er blickte traurig drein. Naja traurig konnte man es nicht nennen. Sagen wir „gekrängt“ Er zog seine Mundwinkel schmollend nach unten, und offte womöglich einfach nur kein Korb von mir zu bekommen. Aber was sollte ich machen, wie lange sollte das hier sonst weiter gehen ? Ich konnte nicht anders.
„David hör zu ...“ Ich schaute durch die Halle, in der Hoffnung mir würden schnell die passenden Worte zugeflogen kommen. „... ehm. Es ist ja wirklich schön, dass du mit mir diesen wirklich wundervollen Blick ansehen wolltest ...“ Ich unterbrach den Satz, um weiter nach Worten zu suchen. Seine Miene war nicht die, wie vor meiner Beichte. Sein Mund schien sich in Richtung Lächeln und glücklich sein zu bewegen. „Ich empfinde nichts für Dich, David. Es tut mir wirklich leid. Weißt du, du bist ein toller Freund wirklich -“
„Spar Dir das Kate. Versuch Dich da jetzt nicht noch schön zu reden, okay ? Lass es einfach !“, fiel er mir brüsk in den Satz, wandt sich ab und eilte stur und krampfhaft an mir vorbei. Nun war ich die, die den Korb erhalten hatte. Das war jetzt nicht gerade das, wo ich hinaus wollte. Ich wollte ihm wirklich nichts böses. Aber ich hatte nur mal diese direkt und manchmal verletzende Art. Wenn ich in den Komplikationen zwischen Jake und mir mal so drauf bin, dann nimmt er es so hin. Naja wir lassen uns dann eine Weile in Ruhe. Er nimmt mich halt so wie ich bin. Aber so Menschen gibt es leider nicht oft im Leben. Mein Blick fiel zu Boden, meine Gedanken konnte ich nicht sortieren. Ich hatte hier einfach nur noch den Faden verloren. So, dass ich nicht bemerkte wie Blicke an mir vorbei schweiften und einige Personen etwas vor sich hin tuschelten. Vielen Dank für diese deprimierende Situation gerade. Ich war fertig mit der Welt. Nicht, weil er mich hier nicht so nahm, wie ich denn bin. Sondern, weil ich Jake vermisste. Ja, dank David vermisste ich Jake noch mehr wie vorher. Ich würde alles für unsere vergangene Liebe tuen, um den Menschen wieder zurück zu bekommen, in den ich mich auch verliebt hatte. Aber das ist schon ein halbes Jahr her, und es konnte sich alles geändert haben. Dazu kommt noch die Blonde mit auf dem Beweis Foto, das, dass einzige war, was mich jetzt wirklich verletzen konnte. Ich kam in die Realität zurück und rannte zu meinem kleinen Golf, der immer für mich da war, in jeder Situation. Genau wie, Jake. Aber er war nicht hier. Ich wusste nichts anderes zu tun, als jetzt nach hause zu fahren, mich unter eine warme Decke zu kuscheln, Musik anzuschalten und die Augen zu schließen.
Gerade bei so einem Sau Wetter. Es schüttete wie aus Eimern, und selbst bei dem kurzen Stück ins Auto, habe ich einiges an Wasser abbekommen. Ich fuhr die dunklen Straßen herab, die mit einzelnen Laternen rechts und links verteilt die Straße beleuchteten. Auf der Straße war schon fast Aquaplaning. Nur aufpassen nicht auch noch einen Gott verdammten Unfall zu bauen. Das würde mir den letzten Rest geben. Ich konnte gut drauf verzichten. Gerade zuhause fing es heftig an zu blitzen und zu donnern. Das war ja ganz schön so Gewitter. Aber es ist nur schön mit anzusehen, wenn man auch daheim ist, und tun und lassen kann, was immer man möchte. Ich kramte in meiner schwarzen Handtasche nach meine Haustürschlüssel, der sich wohl während des Kinoaufenthaltes von meinem Autoschlüssel entfernt hatte und jetzt irgendwo in meiner Tasche herum schwierrte. Naja ich hoffte es ja. Denn ohne Schlüssel, keine gemütliche Wohnung. Traurig aber war. Gut das dieser Tag noch etwas Glück für mich bereit hielt, denn der Haustürschlüssel befand sich noch in meiner Tasche, so dass ich endlich rein konnte. Ich stampfte mit klitsch nassen Klamotten die Treppe hinauf, nicht zu laut, da die anderen Mieter teils schon älter waren und den Schlaf benötigten. Ich hörte bei der Stille, wie der Regen von meinen Klamotten auf die Fliesen tropfte. Stieg aber auch direkt unter die Dusche. Raus aus den nassen Klamotten, rein in die trockenen. Und, da ich schonmal dabei war mich wieder wohlzufühlen. Steckte ich mein schwarzes Haar zu einem Dutt zusammen, damit mir die einzelnen Locken nicht im Gesicht herum schwierrten. Ich schlüpfte in einer warmen Jogginghose, legte mich mit einem schönen Buch unter eine warmen Decke auf die Coutch, drehte die Musiklautsprecher ein klein wenig lauter. Nicht so laut, dass sie mich zu sehr vom Buch ablenkte, sondern so laut, dass es noch erträglich war. Binnen von Minuten war ich auch schon in der Thematik des Buches versunken und konnte mich genau in der Protagonistin hinein versetzen.
Meine Augen öffneten sich erst einen kleinen Spalt. Dann kniff ich sie auf Grund des plötzlich hellen Lichtes wieder und ließ meine Augen erstmal an das Licht gewöhnen. Ich musterte den Raum. Hmm, das Buch lag rechts neben mir in der Ritze der Couch. Die Musik des gestrigen Abends war verstummt, da die von mir eingelegte CD schon durchgelaufen war. Die Vorhänge waren immernoch zugezogen. Genauso, wie vor meiner Nachtträumerei. Ich legte mir das Lesezeichen erneut in das Buch. Zum Glück wusste ich noch wo ich aufgehört hatte. Dann spähte ich auf meine Armband Uhr die 11.33 Uhr anzeigte. Halb zwölf ? War ich etwa so platt gewesen, dass ich so lange schlafen konnte ? Noch nie kam das vor. Aber gut, jetzt war ich wenigstens fit und konnte etwas zu Frühstück essen. Mit noch halb zuen Augen schlenderte ich einen Raum weiter in die Küche, die ich genauso vorfand, wie ich sie auch verlassen hatte – aufgeräumt. Ich ging an den Kühlschrank holte mir eine Packung knuspermüsli und Milch heraus. Es sollte kein aufwendiges Frühstück sein, wie ich es mit Jake immer erlebt hatte. Wieso denke ich bloß immer an ihn ? Das kann doch nun wirklich nicht wahr sein. Es war lange her, und der Gedanke verfolgt mich immernoch. Ich konnte einfach nicht anders, und womöglich hatte ich zu lange über das Alles nachgedacht, dass es sich wiederholte. Also ich konnte es schon fast wie eine Sucht bezeichnen. Man wiederholt es immer wieder und kommt hinterher so gut wie gar nicht mehr von los. Und ja, ich war eindeutig süchtig – nach Jake. Aber ich musste ihn wirklich vergessen, es tat sonst einfach nur noch mehr weh. Ich stopfte mir einen Löffel mit Müsli in den Mund und kaute eifrig drauf rum. Ich kaute so lange drauf rum, bis es endlich so klein genug war, so dass ich es runter schlucken konnte. Womöglich musste ich das alles mit Jake auch so klein kauen, dass ich es einfach runterschlucken/vergessen kann. Aber wenn es schon seit einigen Wochen nicht klein zu kriegen war, wann sonst ? Ich versuchte mich ein wenig mit dem Radio abzulenken. Gerade lief 1 live. Kein trauriges oder nerviges Lied, nur die Moderatorin, die da etwas erzählte. Das war doch mal erträglich. Ich lauschte der sanften klaren Stimme der Moderatorin, die gerade auf das nächste Thema ansprach. „Wen haben wir hier in der Leitung?“, sie klang so freundlich, dass es kaum auszuhalten war. Ich würde bei soetwas wirklich die Nerven verlieren.
„Hallo, ich bin Jake Blake“, erklang eine Stimme aus der anderen Leitung. Bitte was ?! Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Jake Blake ? Der, der mich betrogen hatte meldete sich bei 1 live im Radio ?! Ach du meine Güte. Mir rutschte fast das Herz in die Hose, vorallem schon allein deswegen, da ich nicht wusste, weshalb er im Radio ist. Ich drehte den Kopf des alten Radios noch lauter, damit ich noch mehr verstehen konnte und lauschte mit beiden Ohren.
„Hallo Jake“, begrüßt die Moderatorin.
„Hallo, bin ich hier richtig bei dem Thema „Liebe auf ewig“?
„Ja, genau. Also Jake erzähl mal.“ Es lauschten womöglich so viele Menschen, und alle konnten ihn hören. Kaum zu glauben, dass es ein Telefon im Irak gab. Ich konnte nicht anders, als das Radio noch einen ticken lauter zu stellen.
„Also, ich befinde mich gerade im Irak und nun zu der Frage „Liebe auf ewig“. Ich glaube fest daran, dass es sie gibt.“ Er schien fest entschlossen. Aber wovon sprach er da nur. Die Moderatorin setzte an. „Was macht Dich so sicher Jake ?“ Sofort fuhr er fort.
„Nun ja, ich wurde hier her versetzt und musste Freunde und sogar meine Freundin zurück lassen. Monate war ich nicht mehr in meiner heimat. Ist es möglich, dass ich über all den Monaten trotzdem noch Gefühle für meine Freundin habe, obwohl wir uns lange nicht gesehen haben ?“ BITTE WAS ? Wovon sprach er denn da nur ? Redete er gerade von uns beiden ? Oder hatte er mich schon vor seiner Abfahrt mit diesem Weib da betrogen ? Mir fiel alles in die Hose, was mir nur in die Hose fallen konnte.
„Ja, dass ist gut möglich, Jake. Wie lange seit ihr denn nun ein Paar.“ Möglich, dass mir jetzt meine Frage beantwortet würde.
„Drei Jahre“, antwortete klarer Stimme. O mon dieu. Er sprach von uns !! Ja, drei Jahre waren wir ein Paar gewesen. Wäre da nicht dieses „gewesen“, würde es die ganze Sache wohl etwas erleichtern.
„Drei Jahre ? Na das ist wirklich eine lange Zeit. Also gut Jake. Zu Deiner Frage. Höre auf Dein Herz. Und lausche dem, was es Dir sagt. Wenn du so viele Monate nicht bei Deiner Freundin warst, aber trotzdem noch das Gefühl hast etwas zu empfinden, dann solltest du nicht lange zögern und die Chance ergreifen zu ihr zurück zu kehren.“ Also das reichte mir vollkommen. Er ? Zu mir zurück zu kehren ? Ich wollte keine Antwort seinerseits, ich wollte garnichts mehr hören. Ich schaltete das Radio aus, und ließ mich auf den nächst gelegenen Stuhl fallen, da meine Beine sich gerade wie Wackelpudding anfühlten. Als hätte man mir den harten Boden geklaut und ihn mit Gummi ersetzt.
Plötzlich wurde mir ganz komisch. Ich wusste nicht wieso und weshalb. Ich stand auf, fing an zu schwanken und fiel direkt wieder zurück. Was war nur los mit mir. Meine Hand lag still auf dem Tisch, der aprupt anfing zu vibrieren. Ich blickte um micht herum, um zu sehen was denn da so vibrierende Geräusche von sich gab. Bis ich dann letzendlich bemerkte, dass es mein Handy war. Ich zog es zu mir herüber um zu sehen weshalb es so war. Ein Anruf. Das vibrieren verstummte und der Display zeigte an „entgangener Anruf – Liz“. Ich sagte es leise vor mir hin. Das tat ich immer, wenn ich irgendwie am nachdenken war. Ich tippte mit meinem Daumen auf den grünen Hörer, da ich schon gerne wissen wollte, weshalb sie mich anrief. Als sich dann etwas an meinem Handy tat, legte ich es mir ans rechte Ohr und lauschte dem, was sich da tat. Ein paar Sekunden später ging sie dann dran. „Ja ?“ Ja, es war Liz' Stimme. Sie war meine beste Freundin und hörte sich doch schon ein wenig fremd an. Es ist schon länger her, dass wir uns trafen oder telefonierten, da ich ja lange nicht aus gewesen war.
„Hey, du hattest angerufen ?“
„Ehm, ja denke schon. War vermutlich nur ein versehen.“ Ich verstand nicht. Ein versehen ? Es schien mir anders, als nur ein versehen. Ich kannte sie, und genau deswegen wusste ich, dass es nicht so war.
„Aber schön, dass du zurück rufst.“ Hörte ich da etwas Freude in ihrer Stimme ? Ich konnte sie nicht sehen, aber was ich hörte klang nett. Obwohl wir so lange nichts mehr mit einander zutun hatten. Wieso konnte es nur so kommen ? Unsere Freundschaft sollte so stark sein, dass uns so ein paar Monate nicht auseinander ziehen können. Das dachte ich zumindest. Sie war immer für mich da gewesen, auch nachdem Problem mit dem Jake, der sich so verändert hatte. Und ich war einfach zu stur, um ihre Hilfe anzunehmen. Das stand mir eigentlich gar nicht.
„Ja.“ Ich bekam nicht mehr raus, als ein „Ja“ ? Was war das denn. Plötzlich hörte ich nichts mehr. Keine Hintergründe, die sich durch die Leitung hörbar machen könnten. Kein Atmen ihrerseits. Ich schaute fassungslos auf mein Display „aufgelegt“. Vermutlich nur wegen diesem einen „Ja“. Nun beschloss ich mich fertig zu machen. Ich brauchte kaltes Wasser um wieder wach zu werden, und richtige Klamotten um mich wieder 50% wohl fühlen zu können. Und zu den anderen 50% brauchte ich meine Freunde, die mich wieder zum lachen brachten. Das brauchte ich jetzt ganz dringend. Ich schlenderte mit einem Gähnen ins Badezimmer, schaltete das Licht an, welches aufeinmal zu flackern anfing. Was ich mir nicht erklären konnte. Vermutlich nur ein Wackelkontakt. Ich schlüpfte in einer schwarzen Röhrenjeans, die ich mit einem Gürtel rutsch fest machte, einem weißen trägerlosen Top. Ich löste meinen nicht-mehr-schön-aussehenden Dutt und bürstete mir richtig die Haare. Ich beschloss sie mir offen über die Schulter liegen zu lassen, da sie besser wie erwartet aussahen. Und nun zu meinen schläfrigen Augen. Ich nahm mir einen Waschlappen und machte ihn mit kaltem Wasser nass. Damit wusch ich mir ganz doll das Gesicht. Es fühlte sich danach anders an. Viel besser, und erst recht, wo ich geschminkt war. So fertig. Jetzt musste ich noch etwas gegen meiner schlechten Laune unternehmen. Ich nahm mir also meine Tasche, die ich am vorherigen Abend irgendwo im Wohnzimmer geschmissen hatte, schaute nach, ob auch alles da war was da sein sollte. Schlüssel, Handy, Autoschlüssel, Portmonee. Jap ! Alles war da. Ich schloss die Tür hinter mir und hüpfte die Treppe hinuter. Ich blickte direkt in die strahlende Sonne und kniff meine Augen zusammen. Wieder mussten sie sich erst daran gewöhnen. Dann schaute ich mir die Gegend an. Besonders viel war hier nicht los. Kinder spielten in einigen Vorgarten, die Eltern saßen auf einer Bank unterhielten sich und verloren die Kinder nicht aus den Augen. Dann gab es noch einen Nachbarn, der jeden Tag an seinem Auto herum bastelte. So konnte man sich die Zeit auch vertreiben. Ich schlenderte den Bürgersteig entlang, in der Hoffnung mir würde jetzt etwas sinnig Spaß machendes einfallen. Und, da kam mir auch schon eine Idee. Ich ging die Straße runter, so weit, bis ich den Strand erreichte. Durch meine Sonnenbrille störte mich die Sonne herzlich wenig, obwohl man von hier aus eigentlich nicht wirklich gute Sicht auf den Strand hat. Ich stampfte über den weichen Sand, der wirklich weich war. Keine Steine, die unter den blanken Füßen schmerzen konnten. Ich ging zu einer Stelle, wo ich früher immer mit meinen Freunden abhing. Die holz Brücke sah genauso aus wie vor einiger Zeit. Es war schön wieder hier zu sein. Obwohl das auch schon lange Zeit her ist. Vertraute Personen tobten auf dieser, sprangen aus Spaß von der Brücke, lachten und bemerkten mich gar nicht. Als sei ich für sie unsichtbar. Oder sie hätten einfach im Leben nicht mit mir hier gerechnet.
„Hi“, begrüßte ich sie. Erst schien keiner zu wissen woher diese Begrüßung kommt. Doch, dann wandten sie sich alle zu mir um. Erst ohne irgendetwas zu sagen. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Schien als stände ich im Mittelpunkt. Ihre Mienen waren eis kalt. So nach dem Motto „was macht die denn hier ? Sollte die nicht weiter in ihrer Bude im Selbstmitleid versinken ?“ Nein, sollte ich nicht. Es war die richtige Entscheidung gewesen.
„Kate, hey. Sieht man Dich auch noch ?“ Endlich eine Reaktion. Meine Freundin Tina kam mir in die Arme gerannt. Es rührte mich wenigstens eine Freundin nicht verloren zu haben. Aber was war mit den anderen ? Wollten die noch etwas mit mir zu tun haben ? Ich schaute zu ihnen herüber, hielt die grinsende Tina im Arm und war froh darüber. Die anderen fassten sich auch endlich. Sie kamen zu mir, machten coole Handschläge oder umarmten mich. Sie waren immernoch die Alten, wie ich gehofft hatte. Doch einer schien sich nicht zu freuen, dass ich wieder da war. David stand mit vor der Brust verschränkten Arme in der Ecke und schaute zu Boden, oder wusste manchmal nicht wohin er schauen sollte.
„Wie geht es Dir ?“ Das kam von Claire, die mich grinsend und zu gleich nicht wirklich „fro“ ansah. Beziehungsweise nicht glücklich darüber mich zu sehen.
„Gut. Doch, ich bin über Jake hinweg. Mir geht es gut.“ Und ich hatte gelogen. Ich war nie und nimmer über ihn hin weg gekommen. Womöglich wollte ich die anderen nicht nochmal verlieren. Ich nannte es auch eine Notlüge. Wir ließen unsere Beine die Brücke herunter baummeln, lagen in den Armen und freuten uns einfach nur wieder vereint zu sein. Ich mich am meisten, weil ich alle wieder hatte. Die anderen hatten sich ja schon.
Wir hatten so lange Spaß, bis die Sonne unter ging, der Bademeister feierabend machte und uns nach hause schickte. Okay, er tat nur sein Job. Denn hätte er nicht so gehandelt, und einem von uns wäre etwas passiert, wäre er sein Job los geworden. Aber wir gehorchten, weil wir nichts auf die Probe stellen wollten. Zumindest nicht die normalen. Da gab es natürlich auch noch ziemlich unnormale Personen.
„Hey, Alter was soll das ?“ Und da kam der aufgemotzte Delvin. Der immer ein auf Draufgänger machen wollte. Und er machte alles kaputt.
„Hey, ich habe lediglich gesagt, dass ihr den Strand verlassen sollt, weil hier niemand mehr ist, der die Sache hier mit eurem Alkohol im Auge hat.“ Ich fand den Bademeister recht cool, weil er sich schon sorgte. Aber das lag wohl daran, dass es seine Pflicht war so zu denken. Er hatte braunes stoppeliges Haar, das ihm recht gut stand. Dazu trug er bloß eine schwarze Badehose. Der Bauch war frei. Ehrlich, ich konnte richtig gut seinen Sixpack erkennen. Er war gebräunt wie kaum einer hier von uns. Aber klar, wenn man den ganzen Tag in der prallenden Sonne auf seinem Hochsitz sitzt. Also der Typ verdrehte jedem Mädchen die Augen. Wenn ich so in die Runde schaue, sind die meisten sehr interessiert. Delvin machte jetzt richtig ein auf hart. Ganz klar, er hatte zu viel Alkohol in sich. Der verträgt das einfach nicht. Möglich, dass er einfach ausnahmsweise mal der Coole sein wollte. Er kam mit breiten Schritten auf den Bademeister zu und drängte ihn von uns weg. „Ey, was willst du ? Das geht Dich zum Teufel einen Scheiß an, wie lange wir hier bleiben und was wir trinken: Verpiss Dich einfach mal. Ey, wenn du denkst Deine Arbeit nicht erledigt zu haben Mann, dann vergiss es. Alles korrekt, richte das Deinem Chef aus.“ Delvin war einfach nur ein Arsch. Er machte ihn schon richtig fertig. Ich konnte es in seinen Augen sehen, uns mit ansehen konnte ich es nimmer mehr.
„Ey, Delvin“, ich schubste ihn von dem Bademeister weg, der schon wirklich zu bereuen schien uns weg schicken zu wollen. „Du hast eindeutig zu viel getrunken. Lass uns einfach gehen, okay ?“ Jetzt konnte ich ihm zeigen, wer hier wen fertig macht. Nicht, dass ich ih fertig machen wollte. Ich wollte nur, dass er das Machogehabe ablegte, und wir ganz in Ruhe gehen konnten. Doch womit ich am aller wenigsten gerechnet hatte, dass er ein Mädchenschläger war. Denn er gab mir so eine Backpfeife, wie mir noch nie jemand eine gegeben hatte. Ich spürte nur noch, wie mir der Boden unter meinen Füßen weg gezogen wurde. Ich realisierte nichts mehr. Meine linke Wange fühlte sich taub an, dennoch lag meine Hand schützend auf ihr. Dann kam der stechende Schmerz, der sich ins Kiefer und in den Nacken zog. Er zog sich hinauf in meinen Kopf, so, dass ich vor Schmerz aufschrie und mich krampfhaft zusammen zog. Ich schloss meine Augen, da ich den Schmerz zu kontrollieren versuchte. Um mich herum meine Freunde, die in Angst versetzt versuchten mit mir zu reden. Doch ich schaffte es nicht zu antworten. Ich bekam kein Ton heraus. Ich lag reglos am Boden und schrie vor Schmerz. Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, aber der Schmerz war da und meine Lippen fühlten sich nass an. Blutete ich etwa aus dem Mund ? Ich tastete meine Gesicht nach irgendwelchen Wunden ab. Tatsächlich Blut. Es floss meine Hand hinuter und tropfte mir auf dem Dekoltee. Allerdings floss es mir nicht aus dem Mund, sondern aus der Nase, die sich urplötzlich auch taub anfühlte. Als sei sie mir eingeschlafen. Aber konnten Nasen einschlafen ? Ich zweifelte an dem Gedanken, hoffte es aber. Ich blickte in den verdunkelten Himmel, in der Hoffnung, der Schmerz würde bald nachlassen. Der Himmel war auf Grund der vielen Köpfe, die mir die Sicht versperrten behindert.
„Kate, Kathleen. Ist alles in Ordnung ?“ Ich konnte nicht zu ordnen, wer mich dieses fragte, aber ich nickte einfach nur. Und ich log, weil eigentlich nichts in Ordnung war. Es tat weh, alles. Womöglich Nacken -und Nasenbruch. Oder Zähne wurde mir rausgehauen. Arm ,-Beinbruch. Ich wusste es nicht. Aber ich nahm mir alle Kraft zusammen und ergriff die nächste Hand, die mir aufhalf. Ich schwankte einen Moment, was nach einigen Sekunden wieder in Ordnung war. Dann blickte ich mich nochmal um. Entsetzende Gesichter in jeder Richtung. Der Verursacher ? - Nicht zu sehen. Das Opfer ? - Stand auf einer Stelle und wusste nicht wie es weiter gehen würde. Der Bademeister stieg wohl erneut in seiner Schicht ein und verheilte die Wunden, die unbedingt verheilt werden mussten. Dazu musste ich mich aber auf die Brücke nieder lassen. Ich lehnte mich erschöpft an einen Pfeiler. Er tupte mir sanft das Blut von der Nase. Gut, dass hier jemand war, der sich mit sowas auskannte. Und vorallem, es auch sehen konnte. Es tat gut, das kalte Taschentuch auf meinem Gesicht zu spüren. Obwohl der Schmerz so gut wie gar nicht nachgelassen hat. Nach ca. Zehn Minuten (ich schaute auf meine Armbanduhr, die auch ein paar Bluttropfen abbgekommen hatte) ließ er mich erneut aufstehen und testete meine Orientierung. Beziehungsweise meinen „Nasenbruch“. Er nahm sie in Daum und Zeigefinger und bog sie langsam (, aber wirklich langsam) nach rechts und links. Wenn ich vor Schmerz aufkeuchen würde war alles klar – Nasenbruch. Aber dem war zum Glück nicht so. Ich hatte zwar Schmerzen, aber womöglich nur von dem Schlag. Das andere würde sich von selbst regeln. Ich wusste nicht wohin der Schlag ging, aber irgendetwas würde sich im Laufe der Tage noch bemerkbar machen.
„Du musst das unbedingt kühlen. Das Auge hat auch einiges abbekommen, zumindest ist es sehr rot. Es könnte blau werden. Deine linke Wange ist nicht ganz verschont geblieben. Auf jeden Fall alles kühlen.“ Ich bekam nur ein Nicken zu Stande. Aber das sollte wohl
reichen. Da Delvin sich ja schon schön verkrochen hatte, konnte ich so wie es aussah lange auf eine Entschuldigung warten. Nicht, dass ich hoffe, jemals eine zu bekommen. Aber ich bin ja nur ein Mensch, und der hat auch Hoffnung. Pia, Tina und die anderen begleiteten mich nach hause. Ich wüsste auch nicht wie es ausgegangen wäre, wenn sie mich alleine hätten gehen lassen. „Glück im Unglück“. „Glück“ überhaupt überlebt zu haben, oder mehr oder weniger, dass mir nichts wirklich schlimmes passiert ist. „Unglück“, wenn ich noch beispielsweise vorm Auto gelaufen wäre, oder Delvin nicht genu kriegen konnte. Es dauerte etwas länger wie auf dem Hinweg. Aber die Zeit verging für mich wie im Fluge, weil ich sowieso damit kämpfen musste nicht irgendwie umzukippen. Ganz gut ging es mir gerade nicht.
„Soll ich mit rein kommen ?“, fragten mich Pia und Tina. Und, weil ich wirklich null Bock auf Stress oder so hatte konnten ruhig beide mit rein kommen. Obwohl ich wirklich gerne alleine sein wollte. Sie hielten mir die Tür auf. Pia kramte mir einen Schlafanzug aus dem Schrank und Tina klebte mir Flaster auf die Schlürfwunden, da ich echt falsch aufgekommen war. Erst brannte es einen Moment, als sie mir die Wunden desinfektierte, aber dann ging es. Sie kramte mir ein Kühlakku aus dem Gefrierfach, so, dass ich mich (nach dem ich umgezogen war) schön auf die Coutch legen und kühlen konnte.
„Soll ich noch hier bleiben ?“, echoten die Beiden wie abgesprochen im Chor. Ich wollte sie ja jetzt nicht enttäuschen, aber ich bestand wirklich darauf, jetzt erstmal alleine zu sein.
„Sorry, Leute. Ich wäre jetzt echt gerne allein“, beichtete ich ihnen. Gekrängt schauten sie drein, aber es ging nicht anders. Ich wollte es auch nicht anders. Als beständen sie wirklich darauf mein Babysitter zu sein. Aber dann gaben sie nach.
„Na gut“, begann Pia. „Aber ruf an, wenn du irgendwas brauchst oder hast“, vollendete Tina den Satz. Sie waren wirklich die besten Freude, die man sich nur wünschen konnte.
„Danke Leute.“ Wir umarmten uns nocheinmal und schon war ich wieder alleine. Es war ein harter Tag und mir ging es nicht besonders. Wirklich ich hatte schmerzen, wo ich nur schmerzen haben konnte. Und genau deswegen schob ich mir eine Tablette Ibuprofen ein, und der Schmerz ließ ein wenig nach. Ich war wirklich k.o und beschloss ein wenig die Augen zu schließen.
Es war kurz vor Mitternacht und ich lag still im Bett und lauschte dem Geschnarche meiner Kameraden, die ihren Schlaf fanden. Ich konnte einfach nicht aufhören an sie zu denken: Kathleen Smith, die die mir mein leben verschönerte. Zwar mit vielen verschnörkelungen, aber schön. Wie lange würde ich bloß nur noch hier festsitzen ? Wann würde ich sie endlich wieder sehen ? Ich starrte nachdenklich zur Decke, die schon einige Risse erlitten hatte. Und immer wenn es im Stock über uns laut wurde, kam Schmutz von der Decke. Heikle Sache, vorallem wenn alle schlafen und auf einmal die Decke über uns einbricht. Aber wir sind starke Männer und sind alles gewohnt. Ich zog mir leise meine Tasche unter dem Bett hervor und kramte etwas für mich sehr wertvolles heraus. Ein Fotoalbum, was mich sehr an die frühere Zeit erinnert. Es ist ein Album, wo man auf der Vorderseite noch ein Foto reinstecken kann. Der Ausschnitt ist herzförmig und auf dem Bild ist Kathleen mit mir zu sehen, wie wir uns leidenschaftlich küssten. Und sie ist so wunderschön. Die nächste Seite war voll mit ihren Fotos ausgestattet. Die Seite ist sehr groß, aber sie schafft es einfach immer wen zu unterhalten. Auf jedem dieser Fotos auf der Seit zog sie verschiedene Grimassen, wo ich jetzt schon zu Grinsen anfangen musste. Ich blätterte weiter, und bin fasziniert wie immer, wenn ich sie sehe. Sie ist eine Traumfrau, hat schwarze lange Locken. Dieses Bild ist sogar noch so alt, da hatte sie noch schulterlange Locken. Ihr Gesicht ist makellos. Kein einziger Kratze schädigt ihrem Gesicht. Kate ist schon immer einer der kleinsten in unserer Clique gewesen, aber auch eine der frechsten. Sie ist schlank, aber für mich genau passend. Ich liebe einfach alles an ihr. Die Nacht ging schneller um, wie ich gedacht hatte. Womöglich, weil ich meine Zeit mit dem Album verbrachte. Die ersten öffneten schon ihre Augen und standen auf. Sie schlenderten schläfrig nacheinander ins Badezimmer um sich für den großen Tag fertig zu machen. Dies war der große Tag, weil es wieder nach Hause ging – endlich. Ich war so heil froh, obwohl ich mich wirklich erstmal umstellen muss, wenn ich wieder daheim bin. Im Moment heißt es früh aufstehen und sofort Training. Aber heute nichts.
In dem großen Esssaal war schon einiges los, um sieben Uhr. Alle sind schon hell wach und unterhalten sich eifrig. Als hätten sie in der Nacht etwas erlebt anstatt zu schlafen. Komisch, dass man sich da so viel zu erzählen hatte. Die Tische standen in Reihen mit großen Durchgängen. An jedem Tisch passten ca. zwölf Personen. Ich nahm nun eines der vielen Tabletts und suchte mir etwas halbwegs essbares aus. Das Essen hier entsprach nicht wirklich meinem Geschmack. Deshalb hatte ich auch schon einige Kilos abgelegt, plus der viele Sport am Tag. Die Frühstücksrunde dauerte mindestens zwei Stunden, bis wir alle im großen Gemeinschaftssaal zusammen gerufen wurden, und bekannt gegeben wurde, dass wir nach Hause konnten. Ich war erleichtert, dass ich es hier so weit geschafft hatte, dass ich trotzdem noch in der sogenannten Auswahl war. Ich rede da nicht gerne drüber. Aber Deniz mein bester Kumpel hier ist vor ein paar Wochen wegen einer vergrabenen Handgranate ums Leben gekommen. Ich war nicht genau dabei, aber ich hatte ihn gesucht. Und keiner meiner Kameraden hatte mir auch nur ein sterbenswörtchen gesagt, wo er denn nur sein könnte. Keine Vermutung nichts. Bis ich dann von dem General die verlangte Antwort bekam. Ich leide sehr unter den Verlust meines hier besten Freundes, aber man lernt damit unzugehen. Ganz zu Anfang wurde uns hart gegen den Kopf geworfen: „Ihr müsst lernen mit dem Verlust euerer Kameraden klar zu kommen. Ihr seit auf euch allein gestellt, sonst überlebt keiner von euch ! Es wird eine harte Zeit auf euch zukommen. Also achtet darauf, dass ihr nicht eine sonderlich große Bindung zu jedem von uns aufnimmt. Damit das klar ist ?“ Wochen danach, sprachen kaum welche miteinader. Nur wenn es nötig war. Bis ich dann Deniz näher kennen lernen konnte. Und das war dann mein Pech, mein Gehängnis. Wir hatten nun nach dem vielen drum rum gerede eine Stunde Zeit um unsere Sachen zu packen. Ich benötigte nicht viel Zeit. Dann ging es auf. Wie ich mich freute.
Kathleen Smith, Montgomery
Die Nacht war Horror. Ich hatte kaum Schlaf bekommen, weil ich nicht wusste wie ich liegen sollte. Ich bin wirklich müde, und schon fängt mein Handy auch schon wieder an zu vibrieren. Es war wie erwartet – Pia. Natürlich ging ich ran.
„Ja ?“ Plötzlich fing mein Kopf wieder an weh zu tun. Ich nahm es ihr nicht übel, aber sie sollte mir nicht so sehr ins Ohr schreien.
„Hey, Süße. Du ich habe eine super Idee Dich abzulenken. Heute Abend Party am Strand. Dein süßer Bademeister macht da auch mit.“ Sie hatte halt ein lautes Organ.
„Mir ist nicht so nach feiern zu Mute.“ Ich rümpfte die Nase, wo sich aufeinmal wieder ein Stechen durchzog.
„Doch, Kate. Keine Widersprüche. Das wird so genial. Also ich hole Dich um acht hier ab. Bis dann.“ Na wundervoll. Party. Die verstehen es auch wirklich nicht. Aber sie wird mich umbringen, wenn ich (wenn sie hier auftaucht) nicht fertig bin. Ich ließ mich wieder auf die Couch fallen und hoffte einfach nur, dass das ein böser Traum ist. Das einzige was ich jetzt brauchte war eine Dusche, und zwar eine kalte. Ich wusste nicht wieso, aber genau danach hatte ich jetzt einen Drang. Mir war einfach nur so warm, dass es gar nicht mehr auszuhalten war. In einem Badetuch eingewickelt und einem Handtuch um den Kopf wühlte ich in meinem Kleiderschank nach etwas schönem. Ich hatte eigentlich viele schöne Klamotten, aber nichts für einen Abend, was auch noch richtig chic sein musste. Eins war klar: „Shopping time“. Ich brauchte eindeutig neue Klamotten, und zwar bis heute Abend. Und da Tina ja bestimmt auch noch etwas neues brauchte rief ich sie direkt an.
„Hey, du“, begrüßte ich sie direkt als sie dran ging.
„Hey, geht es Dir besser.“ Ich nickte, bevor ich bemerkte, dass sie es gar nicht sehen konnte. Also antwortete ich mit einem „Ja“.
„Also Tina. Ich muss shoppen. Pia zwingt mich heute Abend mit auf so eine Party zu gehen. Also entweder wir gehen zusammen shoppen, oder du hilfst mir so weit, dass ich nicht mit auf die Party muss.“ Ich war schon irgendwie raffiniert. Und es viel mir passend in der letzten Sekunde ein. Jetzt nur noch auf eine Antwort warten. Ich hoffte auf Letzteres.
„Ne ne, Kate. So geht das nicht. Wir gehen shoppen. Ich bin in einer viertel Stunde bei Dir.“ Sie legte auf. Doof gelaufen für mich, aber es sprangen neue Klamotten für mich heraus. Schließlich blieben uns noch fünf Stunden zur party.
Und genau eine viertel Stunde später schrillte auch schon die Klingel und Tina kam die Treppe hoch. Mit Sack und Pack. Nun schnappte ich mir meine nötigen Sachen und schloss die Tür hinter mir. Wir waren fünf Minuten von der Innenstadt entfernt. Und eine so schlechte Auswahl gab es hier auch nicht. Ich wüsste auch nicht, was ich ohne Tina machen sollte. Das erste Geschäft was uns in den Augen fiel sollte es sein. Und das war es auch. H & M. Da gab es die besten Klamotten. Nur fand ich den Verkäufer, mhm ja … komisch. Es schien, als werfe der Verkäufer immer wieder Blicke auf jungen Mädchen. Ehrlich, ich fühlte mich hier nicht wohl. Aber wenn Tina hier hin wollte, dann soll es so sein. Ich ging jedes Regal entlang, in der Suche nach schönen Kleidern. Hier war auch sehr viel schönes, aber der Verkäufer schien mich des öfteren belästigen zu wollen. Ich warf Tina einige flüchtige Blicke zu ,,Lass uns gehen", flüsterte ich. Sie warf einen Blick zu dem Verkäufer, der uns schon wieder so komisch anstarrte. Sie griff mich bei der Hand, als wüsste sie was jetzt gleich kommen würde. Und zwar, dass er uns noch komischer Kommt. Wir rannten aus dem Laden und brauchten erstmal eine kleine Verschnaufspause, weil uns das alles gerade wirklich komisch vorkam. Ich stützte mich auf meinen Knien ab und atmete tief durch. ,,Was war das denn ?" Diese Frage stellte ich eigentlich mir selbst, aber Tina antwortete, ehe ich es konnte. ,,Ich glaube, er fand uns einfach nur sexy." Plötzlich brachen wir beide in Gelächter aus, als hätte uns gerade jemand einen dämlichen Witz erzählt. Die Shoppingtour war aber noch nicht vorbei. Deswegen hielten wir nach dem nächsten Geschäft ausschau. Da mussten wir nicht lange suchen. Also gute Geschäfte hatten wir hier schon. Wir betraten gerade das große Kaufhaus und wurden auch schon von Damenklamotten nur so überschüttet. In der ersten Etage direkt. Also wenn wir hier nichts finden würden, dann wüsste ich auch nicht. Ich durchstöberte alle einzelen Gänge. Auf der Suche nach etwas passendem.
Wir verließen das Geschäft mit jeweils fünf Tüten. Also das war ja mal ein Erfolg unter Frauen. Und es blieb noch genügend Zeit, um sich für den bevorstehenden Abend zu stylen. Tina kam direkt mit zu mir, dann konnten wir uns gegenseitig Tipps zu unserem Aussehen geben. Ich wusste nicht wieso, aber es schien mir, als müsste ich mich besonders für diesen Abend chic machen. Als sei dies nicht ein besonderer Abend. Aber was sollte an dem Abend überhaupt besonders sein ? Ich dachte eine Weile darüber nach, bis mir klar wurde, dass ich gar nicht lange drüber nach denken müsste. Weil es nichts zum drüber nachdenken gab. Ich wusste nicht, was der Abend so bringen würde. Aber eins war klar, meine Frage blieb nicht ungeklärt.
,,Kate. Wie sieht das aus ?" Tina kam aus dem Bad gestürmt, während ich mir die schwarze Schleife um die Teile hinten zubund. Ich hob den Kopf, so dass ich sie von unten nach oben musterte. Und ich musste sagen, so kannte ich sie nicht. Sie trug zwar kein Kleid, aber einen schönen Hosenanzug. Und er stand ihr richtig gut. Ihre glatten dunkelblonden Haare wellten sich über ihre Schultern.
,,Wow." Mehr brachte ich nicht heraus. Als ein wow. Sie sah wirklich toll aus. Dann half sie mir noch bei meinem Style. Ich bund mir einen seitlichen Zopf und ließ meine Haare gelockt nach links über die Schulter fallen. Dann noch das passende Make-Up. Und wir waren fertig.
Tag der Veröffentlichung: 11.07.2012
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