Dieses Buch ist ein Roman. Dessen fiktive Personen sind frei erfunden, tatsächliche Orte, Organisationen oder Geschehnisse entstammen der Fantasie des Autors.
Die Orte sind rein zufällig gewählt und sollen dem Leser nur einen Eindruck des Geschehens vermitteln. Am Ende des Buches findet sich ein Teil der Koordinaten, die bei Google Earth eingegeben werden können.
Und nun wünsche ich viel Spaß beim Lesen!
Der Wecker klingelte um 6:00 Uhr. Benjamin Weber drückte instinktiv auf den Aus- Knopf. Es war Montag, eine neue Woche im Paradies – heute hatte er keinen Auftrag und wollte früh Wandern gehen. Er führte sein allmorgendliches Training durch – Liegestützen und Sit- Ups. Auf die gewöhnliche Joggingrunde verzichtete er.
Benjamin war 1,82 Meter groß und hatte stahlblaue aufgeweckte Augen, die einen fesseln konnten. Sein schwarzes dichtes Haar war ordentlich und relativ kurz geschnitten. Inzwischen war er Anfang 30, doch sah bedeutend jünger aus.
Die Sonne war gerade aufgegangen und er frühstückte kurz um direkt aufbrechen zu können. Sein Ziel war es, heute von seiner Finca auf Mallorca nahe Manacor nach Cala Ratjada zu wandern und sich dort am Mittag mit einem Freund zu treffen. Ben, wie seine Freunde ihn nannten, lebte seit einer Weile auf Mallorca und verdiente sein Geld als selbständiger Detektiv.
Er war von dem sonnigen Inselwetter braun gebrannt und relativ durchtrainiert, dabei aber recht schlank gebaut. Er achtete auf seine Ernährung und darauf, in der Woche genug Sport zu machen.
» Komm Jack, heute haben wir mal wieder ein paar Meter vor uns «, rief Ben seinem Hund, einem kleinen Jack- Russel Terrier zu.
Er hatte den Hund vor drei Jahren in Palma aufgelesen und seitdem war Jack sein bester Freund und Bewacher der Finca.
Damals in Frankfurt arbeitete Ben nach abgeschlossenem Wirtschaftsstudium in Mannheim bei einer internationalen Consulting Group, die kurz ICG genannt wurde. Er hatte dort während des Studiums ein Praktikum absolviert und war als Projektleiter eingestellt worden. Er war für die Beratung von großen Wirtschaftsunternehmen hinsichtlich der effizienteren Gestaltung der Geschäftsabläufe oder bei Betriebsübernahmen und -zusammenlegungen zuständig.
Eigentlich hatte er in Frankfurt alles, worum ihn viele seiner Freunde beneideten – einen nagelneuen Porsche 911er, eine 120m² Penthouse Wohnung mit Blick über die Innenstadt und ein immer volles Bankkonto. Die Frauenwelt lag ihm zu Füßen und auch im Job konnte es nicht besser laufen. Doch vor drei Jahren merkte er, dass er seinen Luxus gar nicht richtig genießen konnte. Er arbeitete fast rund um die Uhr, machte eine Menge Überstunden und seine Liebschaften waren auch nie sehr beständig und tiefgründig. Irgendwie war ihm dieses oberflächliche Leben schnell zu viel und langweilig geworden.
War das alles, was er vom Leben erwarten sollte? Eigentlich hätte Ben gerne mehr seine Hobbys genossen, im Studium liebte er es zu lesen, zu wandern, zu schwimmen oder mit dem Mountainbike durch das Gelände zu fahren. Außerdem reiste er gerne.
Ben kündigte bei der ICG, auch wenn sein Chef ihn nicht gehen lassen wollte. Er versprach ihm einen weiteren persönlichen Assistenten zur Entlastung und eine Gehaltserhöhung. Aber alles half nichts, ihn umzustimmen, seine Entscheidung stand fest. Er träumte schon lange von einem ruhigeren Leben. Nach reiflicher Überlegung machte er einen Intensivkurs zum Detektiv beim ZAD. Nachdem er den Kurs erfolgreich abgeschlossen hatte, verkaufte er alles, was er in Deutschland besaß und zog kurzerhand nach Mallorca.
Er kaufte sich von seinem kleinen Vermögen eine schöne Finca auf dem Land circa drei Kilometer nördlich von Manacor und ein Audi A3 Cabrio. Anschließend erkundete er ein wenig die Insel, die er schon aus seiner Kindheit von vielen Reisen mit seinen Eltern kannte. Während seiner Schuld- und Studienzeit hielt er sich oft mit seinen Eltern auf der Insel auf und kannte noch die ein oder anderen Freunde und Bekannten seiner Eltern. Die ersten zwei Monate verbrachte Ben mit Behördengängen und damit seinen Hobbys nachzugehen und etwas von seinem anstrengenden Berufsleben abzuschalten. Als er in Palma unterwegs war, fand er einen kleinen Welpen, den er zu sich nahm – Jack.
In dieser Zeit traf er die alten Freunde seiner Eltern und bat Claudia, eine alte Schulfreundin seiner Mutter und inzwischen Immobilienmaklerin auf Mallorca, eine Wohnung in Palma für ihn zu kaufen. Diese nutzte er seitdem als Deckwohnung oder als Unterkunft, wenn er einen Auftrag in Palma zu erledigen hatte. Dann musste er immerhin nicht jeden Tag von Manacor bis in die Hauptstadt fahren. Die Wohnung war zwar klein aber traumhaft. Sie lag im Herzen von Palma in einer kleinen Seitenstraße und er hatte einen traumhaften Blick über die Altstadt von Palma. Für seine Überwachungsaufträge kaufte Ben auf der Insel einen alten Ford Mondeo von einem Einheimischen, dessen hintere Scheiben er für seine Zwecke abdunkelte.
Aus den Urlaubstagen mit seinen Eltern kannte Ben eine junge Spanierin, die inzwischen zu einer wunderschönen Frau herangewachsen war und eine Boutique für Touristen in Plama besaß. Sie hieß Carmen. Nachdem Ben sie auf Mallorca endlich wiedergefunden hatte, traf er sie regelmäßig und erzählte ihr natürlich auch von seiner Idee, sich als Detektiv auf der Insel niederzulassen. Die beiden hatten sich viel zu erzählen, immerhin hatten sie sich inzwischen fast zehn Jahre nicht mehr gesehen. Carmen freute es natürlich, dass Ben nun dauerhaft auf Mallorca bleiben wollte und half ihm, seine ersten Aufträge an Land zu ziehen. Freunde von ihr waren in Bredouille geraten, als ein Bauunternehmer mit Hilfe von Schlägern versuchte, sie aus ihren Geschäften am Rande des Zentrums von Palma zu verdrängen. Er wollte den Straßenzug abreißen und ein Einkaufszentrum bauen. Ben schaffte es aber einen der Schläger zu überzeugen, die Seiten zu wechseln und sorgte so dafür, dass er gegen seinen ehemaligen Boss bei der spanischen Polizei aussagte. Carmens Freunde waren gerettet. Aus Dank bot sie ihm an, ihn ein wenig zu unterstützen und sie half ihm dabei, Anzeigen in den lokalen Zeitungen aufzugeben und nahm telefonisch Aufträge für ihn an, die sie dann an ihn weiterleitete.
» Komm Kleiner, lang ist‘s nicht mehr. «
Ben hockte sich neben Jack und gab ihm einen Schluck Wasser aus einer kleinen Feldfalsche und nahm dann selber einen kräftigen Schluck. Dabei ließ er seinen Blick über die traumhafte Landschaft schweifen.
Das Handy klingelte und beendete den Moment des Genießens der Natur die vor ihm lag.
Er zog es aus seiner Hosentasche und schaute auf das Display – Carmen.
» Soll ich rangehen? «, fragte Ben seinen treuen Wegbegleiter, der ihn erwartungsvoll ansah.
Natürlich wusste er, dass Jack Recht hatte und nahm den Anruf entgegen.
» Buenas Dias Carmen, was hast du für mich? «
Die Antwort kam prompt: » Ja ich hab dich auch lieb, ich weiß du bist Wandern und ich will dich auch gar nicht lange aufhalten, aber du hast einen Auftrag aus Deutschland! «
» Was ist es diesmal? «, fragte Ben gelangweilt. » Wieder ein untreuer Ehemann den ich aufspüren soll? «
» Du hast es erraten, was sonst. Wenn es kein Timesharing- Betrug ist, dann ist es doch meistens ein untreuer Geschäftsmann oder Familienvater. «
Wie sehr Ben das hasste. Auf der einen Seite genoss er das leichte mallorquinische Leben, aber auf der anderen Seite hoffte er, dass er nicht jedes Mal eine ähnliche Aufgabe für seine Detektei bekam. Der junge Detektiv wusste schon genau, was auf ihn zukam: Wieder einmal mehr würde er einer armen Ehefrau in Deutschland Beweise für die Untreue ihres reichen Mannes erbringen und dafür von seinem Bankkonto bezahlt werden. Das Übliche halt.
» Klar, schick mir die Daten einfach per Mail rüber, ich checke das, wenn ich zurück bin «.
Lachend antwortet Carmen ihm: » Okay – klar, aber denk dran, du schuldest mir noch ein Abendessen. Und dieses Mal löst du dein Versprechen ein, ja? «
Nachdem die beiden aufgelegt hatten, war der neue Auftrag Ben erst einmal egal. Zuerst einmal wollte er nun den Tag genießen und machte sich auf den Weg zum nordöstlichen Touristentouristenort Calla Ratjada.
Nach der circa fünf- stündigen Wanderung kam er am Stadtrand von Cala Ratjada an und ging direkt die Promenade entlang bis zum Hafen. Dabei genoss er den malerischen Anblick der im Wasser liegenden Boote und Yachten. Sein Freund Alejandro war gerade dabei seine Motoryacht zu beladen. Ben blieb auf der Pier am Landungssteg des Schiffes stehen und winkte seinem Freund zu. Dieser erwiderte diese Geste freudig und rief: » Hey Ben, como estas mein Guter? «
Alejandro war ein alter Seebär. Er war Ende vierzig, 1,85 groß und seine Haut war braungebrannt von der gnadenlosen Sonne des Mittelmeeres. Er hatte leicht schütteres Haar und einen Dreitagebart, der ihn älter aussehen ließ. Meist trug er einfach nur eine Shorts und meistens ein T-Shirt oder aber ein kurzärmliges Hemd.
Er liebte das Meer und seit seiner Kindheit fuhr er mit seinem Vater Touristen an der Küste Mallorcas entlang und zeigte ihnen umwerfend schöne Buchten und Badestrände. Als er dann 18 Jahre alt wurde ging er zum spanischen Militär – er trat, wie sollte es auch anders sein, der Marine bei und fuhr ein paar Jahre zur See. Nach der Marinezeit setze sich Alejandros Vater zur Ruhe und sein Sohn übernahm das Boot und die Ausflugfahrten. Alejandro hatte jeden Cent aus seiner Militärzeit gespart und fuhr noch eine Zeit lang weiter mit dem Boot seines Vaters. Während seiner Zeit beim Militär hatte der alte Seebär ein paar zwielichtige Kontakte geknüpft und wusste wie er an Waffen und ausgemustertes militärisches Gerät herankam und durch den Weiterverkauf seinen Verdienst aufbesserte. Nach ein paar Jahren verkaufte Alejandro das in die Jahre gekommene Boot von seinem Vater, erstand davon und von seinem Ersparten eine gute gebrauchte Sunseeker Camargue 50 HT und eine schöne Wohnung mit Blick auf den Hafen von Cala Ratjada. Er mietete sich ein kleines Büro in der Nähe vom Wasser und bot von dort aus Charterfahrten für gut betuchte Touristen an. Für sie bot er Touren um die Insel herum an, betreute Tauchtouren und natürlich führte er sein lukratives Nebengeschäft weiter.
» Hey Alejandro, soweit gut – und dir? Ich bin mit Jack von der Finca aus bis hierhin gewandert. Ein wenig meine Ausdauer trainieren und dabei abschalten. Was macht das Geschäft? «
» Es läuft – wie immer. «
Alejandro sah Ben grinsend an und dieser wusste natürlich, dass sein Freund nicht nur die Bootstouren meinte. Immerhin war es schon September und die Touristen, die noch auf Mallorca unterwegs waren, betrieben kaum noch Wassersport oder unternahmen Bootstouren, da das Wasser schon zu kalt war. Sie besichtigten vielmehr Sehenswürdigkeiten, wie die Kathedrale von Palma, kleine Klöster, den Leuchtturm am Cap de Formentor oder sie genossen einfach die traumhafte Landschaft der Baleareninsel.
Diese war auch der Grund dafür, warum sich Ben zu einem Leben auf der Insel entschlossen hatte. Nicht der Ballermann und die überwiegend deutschen Touristen hatten es ihm angetan, sondern Land und Leute.
» Wo geht es heute hin mein Freund? «, wollte Ben wissen, neugierig wie immer. » Je nachdem fahre ich mit dir raus. «
Ben wusste aber eigentlich jetzt schon, dass er nicht mit Alejandro fahren würde. In die Waffengeschäfte seines Freundes wollte er nicht verstrickt werden.
» Ich fahre heute Richtung Süden in die Nähe von Porto Christo. Ich muss dort eine Speziallieferung abholen. «
» Geschäfte also…. Na dann will ich dich nicht stören. Aber Zeit für einen Kaffee hast du bestimmt für deinen alten Freund oder? «
» Eine halbe Stunde bis ich ablege, na dann komm an Bord, ich koche uns einen. «
Ben ging über einen kleinen Steg auf das Heck der Sunseeker, Jack folgte ihm und wedelte vor Freude mit dem Schwanz, als er von Alejandro mit ein paar Streicheleinheiten begrüßt wurde.
Ben und sein alter Freund begrüßten sich wie immer mit einer herzlichen Umarmung und klopften sich dabei auf die Schultern.
» Dann geh ich mal unter Deck und hole uns den Kaffee. «
Der braun gebrannte Spanier drehte sich um und ging die Treppe nach unten. Ben und Jack waren ihm bis in den Ruderstand gefolgt und Ben setzte sich auf die gemütliche Passagierbank, während sich Jack zu seinen Füßen legte. Damals fuhren Bens Eltern öfter mit ihm aufs Meer hinaus und der kleine Junge war in seiner Kindheit immer schwer beeindruckt von der Leichtigkeit, mit der der Spanier sein Leben lebte und die Sonne der Insel genoss. Seine Eltern luden Alejandro nach den Ausflügen sogar ab und an zu einem Abendessen ein, als Dank für die schönen geheimen Stellen, zu denen sie immer wieder von ihm gefahren wurden. Alejandro kannte die Küste Mallorcas wie seine Westentasche und konnte seinen Gästen die tollsten Buchten und Schnorchel- Stellen zeigen. Später als Ben auf die Insel zog, fuhr er öfter zu Alejandro, der ihm immer als Freund zur Seite stand. Ob Ben nun als Detektiv einen schwimmenden Untersatz brauchte, oder er eine seiner Errungenschaften mit der Schönheit der Küsten beeindrucken wollte, der Captain der Sunseeker war immer ein zuverlässiger Skipper. Die beiden trafen sich natürlich auch so. Entweder besuchte Ben seinen Freund einfach so, oder aber lud ihm zum Grillen auf seiner Finca ein.
Ben rief durch die Luke in das Innere herab: » Bringst du bitte eine Schüssel Wasser für Jack mit. «
Innerhalb weniger Sekunden schaute Alejandros Kopf durch die Luke und er streckte Ben grinsend eine Schüssel gefüllt mit kalten Wasser entgegen und witzelte: » Bitte! Der arme Kleine musste schließlich das ganze Stück mit dir wandern, meinst du wenn ich uns Kaffee koche lasse ich Jack leer ausgehen? «
Sobald Ben die Schüssel fest umgriffen hatte, war Alejandro schon wieder unter Deck verschwunden.
Ben stellte die Schüssel vor seine Füße. Jack sprang sofort auf und trank sie leer.
Drei Minuten später kam der gut gelaunte Bootsbesitzer mit zwei Tassen schwarzem Kaffee wieder nach oben und reichte Ben eine davon.
» Du kommst immer seltener vorbei Ben, das müssen wir mal wieder ändern. «, sagte er leicht vorwurfsvoll, lächelte aber dabei verschmitzt. » Wir haben schon lange keinen mehr drauf gemacht, so wie in der guten alten Zeit. «
» Klar, ich habe gerade einen neuen Fall bekommen, aber danach das Wochenende können wir gerne mal wieder etwas planen. «, entgegnete Ben ganz gelassen. Er wusste, dass er das nicht hundert prozentig versprechen konnte, aber Alejandro war so ein ausgeglichener Mensch, der einem nie etwas lange übel nehmen konnte. » Kommen momentan noch viele Touristen, oder meintest du eben deinen „Nebenjob“? «
» Den Nebenjob natürlich. Sobald das Wasser etwas kälter wird, werden die Touristen gleich wasserscheu. Ab und an wollen ein paar Leute ein wenig die Küste entlang fahren, oder aber zum Foto schießen raus fahren, aber den Großteil der Woche ist es ruhig. Aber was soll’s, da habe ich etwas mehr Zeit für mich oder für die andere Sache. «
Dabei grinste er ganz verschwörerisch und zwinkerte Ben zu. » Wie geht es deinen Eltern? Die beiden habe ich ja auch ewig nicht mehr gesehen! «, fiel Alejandro noch ein.
» Die beiden genießen das deutsche Herbstwetter… in Amerika. «, lachte Ben. » Sie sind vor zwei Wochen nach drüben geflogen und wollen noch zwei weitere Wochen dort bleiben. Dann fliegen sie noch eine Woche nach Mexiko weiter. «
» Ja das Rentnerleben hat schon seine Vorzüge, nicht wahr Ben? «
»> Ja, aber das ganze Jahr wäre mir das zu langweilig, trotzdem, nach Amerika will ich demnächst auch mal. «
Alejandro sah Ben direkt an: » Du, sei mir nicht böse, aber ich muss gleich los, du hättest vorher anrufen sollen, dann hätte ich mehr Zeit gehabt. Oder kommst du doch noch mit? Würde mich freuen! «
» Nein Danke, aber es ist kein Problem mein Freund, ich sonn mich einfach noch etwas an der Promenade bevor ich mich auf den Rückweg mache, aber mitkommen kann ich leider nicht. Ich muss mich auch noch auf morgen vorbereiten. «, schwindelte Ben. Er stand auf, bedankte sich für den Kaffee und verabschiedete sich von Alejandro genauso herzlich, wie die beiden sich begrüßt hatten. Dann ging er aus dem Steuerstand und kletterte über den Steg zurück an Land. Jack war aufgesprungen und ihm gefolgt.
» Gut, aber vergiss das nächste Wochenende nicht! Und grüß deine Eltern von mir, wenn du etwas von ihnen hörst! «, rief Alejandro ihm noch nach. Ben nickte und winkte ihm zum Abschied zu.
Nachdem er sich noch kurz zur Erholung in ein Café an der Promenade von Cala Ratjada gesetzt hatte und er und Jack wieder bei Kräften waren, machten die beiden sich auf den Heimweg zu Bens Finca.
Zurück von seiner Wanderung nahm Ben erst einmal eine heiße Dusche und gab Jack etwas zu fressen. Dann setzte er sich auf die gemütliche Terrasse und genoss die Aussicht und den langsam beginnenden Sonnenuntergang.
Nachdem er eine Weile so gesessen hatte, holte er sich seinen Laptop und schaltete ihn ein. Über den Tag verteilt waren ein paar Mails aus Deutschland von alten Freunden und seiner Familie gekommen. Ansonsten ein paar Werbemails auf Deutsch und Spanisch und natürlich die Mail von Carmen.
Eine Beate Maier wusste, dass ihr Ehemann angeblich geschäftlich auf Mallorca zu tun hätte und in dem gemeinsamen Haus in Port Andratx nächtigen wollte. Er hatte wohl eine Immobilienfirma in Deutschland mit Zweigstelle auf Mallorca, die er aber nun verkaufen wollte. Der Unternehmer hatte seiner Frau erzählt, er müsse ein paar Geschäftstermine auf der Insel wahrnehmen und sich mit Interessenten treffen. Sie wollte zwar eigentlich mitkommen, aber er hatte ihr gesagt, er wolle lieber alleine Reisen, sie solle sich keine Sorgen machen. Es wäre sicherlich viel zu langweilig für sie, da sie bei den Verhandlungen eh nicht dabei sein könnte. Sie solle lieber die Geschäfte in Deutschland überwachen.
Da der gute Herr Maier allerdings schon einmal eine Affäre mit einer Angestellten hatte, vermutete seine Ehefrau das Schlimmste. Es war schwer für sie ihren Mann an das Telefon zu bekommen und immer wenn sie sprachen war er komisch und irgendwie abwesend! Sie stellte ihn immer wieder zur Rede, doch er versicherte immer und immer wieder, er sei alleine auf der Insel und sie solle sich keine Sorgen machen. Sie sähe Gespenster und solle ihm doch endlich wieder ihr Vertrauen schenken. Er sei nur so abwesend, da er geschäftlich so gefordert sei.
Frau Maier hatte nach einer Woche der Unsicherheit im Internet recherchiert und die Telefonnummer von Bens Detektei herausgefunden – und rief an.
Carmen, die das zu der Nummer dazugehörige Handy für Ben immer bei sich hatte, sprach mit ihr und versicherte ihr, dass wenn es etwas gäbe, Ben es schon herausfinden würde. Er hatte schließlich schon viel Erfahrung mit dem Ausspionieren von untreuen Ehegatten auf der Insel. Nachdem sie Frau Maier Bens Preis genannt hatte und Frau Maier um äußerste Diskretion gebeten hatte, bat Carmen sie darum, ihr das Ganze noch einmal per Mail zu schicken. Mit allen wesentlichen Details und Daten für Ben….
Die weitergeleitete Mail enthielt außer der Situationsbeschreibung noch ein Foto von Herrn Maier, so wie die Adresse der Immobilienfirma in Palma und der Villa in Port Andratx.
Ben grinste und murmelte vor sich hin: » Erledigt. «
Er wusste, dass sich ein solcher Fall schnell erledigen würde, zumal der Geschäftsmann ja eh in einer Woche wieder abreisen würde. Bis dahin hätte er alle wichtigen Informationen beschafft und den Fall entweder im Positiven oder Negativen für seine Klientin abgeschlossen. Leider wusste er aus Erfahrung, dass es selten ein Happy- End gab.
Ben aß zu Abend und plante die nächsten Tage. Im Internet recherchierte er ein wenig über die Firma von Herrn Maier und rief die Freundin seiner Eltern an, die auch im Immobiliengeschäft tätig war. Claudia kannte Herrn Maier und wusste natürlich, dass dieser sein Büro auf Mallorca verkaufen wollte. Die Konkurrenz auf der Insel war sehr groß geworden und da der Schwerpunkt von Herrn Maiers Firma in Deutschland lag, wollte er sich von seinem Büro auf der Insel zu einem guten Preis trennen. Auch sie hatte Interesse an dem Büro und wollte ihn zwei Tage später zu einem Geschäftsessen treffen und Ben danach über alle Einzelheiten informieren – falls das dann noch notwendig sein sollte.
Sie verabschiedete sich mit den Worten: » Sieh bald mal wieder bei mir vorbei und wenn du mit deiner Mutter sprichst, grüß sie lieb von mir. Sie soll sich doch mal wieder melden. «
Ben legte auf und überlegte, sich eine Strategie. Am nächsten Tag wollte er nach Port Andratx fahren und einmal sehen, wie sich die Villa beschatten ließ. Er musste wie immer unauffällig vorgehen, damit der Beschattete keinen Verdacht schöpfte. Dann wollte er das Büro von Herrn Maier in Palma aufsuchen – natürlich in Verkleidung – um sich auch hier von der Lage ein Bild zu machen.
Wenn er den Mitarbeitern ein paar Informationen entlocken könnte, würde ihn das vielleicht auch auf eine Spur bringen. Ben ging von der Wanderung müde zu Bett und schlief schnell ein, ohne sich groß weitere Gedanken über den Fall zu machen. Schließlich war an diesem Fall nichts Besonderes. Während er einschlief freute er sich über die anstehende Prämie und überlegte noch während er einschlummerte, ob er von dem Geld nicht einen kleinen Urlaub machen wolle….
Den nächsten Morgen startete Ben wie immer. Er stand auf und zog sein straffes Sportprogramm durch. Heute joggte er trotz seines Muskelkaters von der Wanderung seine übliche fünf Kilometer Strecke über ein paar Feldwege und kleine Straßen, duschte lange und heiß. Er rasierte sich, zog eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt an und ging in die Küche. Erst einmal frühstückte er mit Jack zusammen. Anschließend stellte Ben Jack einen Napf mit genügend Futter und einen mit Wasser für zwei bis drei Tage auf die überdachte Terrasse und verabschiedete sich liebevoll von seinem treuen Freund und Bewacher seiner Finca.
Er wäre am liebsten mit seinem Cabrio gefahren, die Sonne schien und es war für die Jahreszeit angenehm warm. Aber heute musste er schließlich erst einmal Informationen über Herrn Maier einholen und die Lage ausspähen. Vielleicht hatte er ja Glück und sein Auftrag erledigte sich heute mit ein paar guten Fotos. Also lud er seine Kameraausrüstung und einen hellgrauen Anzug in den Kofferraum seines Ford Mondeo Kombis. Er wusste zwar, dass er mit diesem in die Jahre gekommenen und an einigen stellen verbeulten Wagen nicht direkt vor dem Immobilienbüro vorfahren konnte, aber für die restliche Planung des Tages war das Fahrzeug perfekt. Er sah aus wie das heruntergekommene Auto eines Einheimischen und fiel nicht weiter auf. Da er die hinteren Scheiben abgedunkelt hatte eignete sich der Wagen perfekt zur Beschattung.
Ben fuhr von dem Grundstück seiner Finca und schloss das Tor ab. Dann fuhr er den Feldweg bis zur Hauptstraße und bog auf die PMV- 3320 ein, die nach Manacor führte und fuhr dann die C 715 bis nach Palma. Als er gegen 11:15 Uhr in Palma ankam, bog er nach der Kathedrale nach rechts in die Avinguda d’Antoni Maura ein. Er parkte kurz nach dem kleinen Kreisverkehr in einer freien Parklücke und ging zu Fuß zu seinem Stadtapartment. Den grauen Anzug nahm er für den nächsten Tag mit, an dem er dem Immobilienbüro einen Besuch abstatten wollte. Er schloss die Tür zu dem Wohnhaus auf und holte die Post aus dem Briefkasten. Da die Wohnung nur eine Deckadresse für seine Aufträge war, brauchte er nicht einmal die Post durchsehen, es waren eh nur Werbeflyer und Gutscheinzettel für Restaurants und Cocktailbars. Dann ging er zu Fuß in den dritten Stock, wo seine Wohnung lag. Er schloss die massive Holztür auf und betrat seine Wohnung. Diese hatte Ben dank der Freundin seiner Mutter, Claudia, sehr günstig gekommen. Sie hatte sie von einem Bekannten an Ben vermitteln können. Sie stand schon länger leer, da der ehemalige Besitzer eine Baufirma in Berlin unterhielt und sich auf Grund des Erfolgs eine Villa am Rand von Pollença gekauft hatte. Er war kaum noch in der Wohnung gewesen, da er im Norden expandierte und hatte das Interesse deswegen an ihr verloren. Letzten Endes überredete Claudia ihn dazu, sich von der Immobilie zu trennen. Da er eine Schwäche für sie hatte und ihr auch noch diverse Gefallen schuldete, konnte sie ihn dazu überreden, den Preis stark zu senken.
Ben hängte seinen Anzug direkt an der Garderobe auf und ging ins Wohnzimmer.
Die Dreizimmerwohnung war knapp 80 m² groß und war auf zwei Etagen verteilt. Dazu hatte man von der oberen Etage einen traumhaften Ausblick über die Altstadt von Palma mit Blick auf die Kathedrale von Palma und Zugang zu einer 20 m² Dachterrasse. Natürlich hatte der Bauunternehmer an Materialien nicht gespart. Schon im Eingangsbereich waren teure Marmorfliesen verlegt und im Arbeits,- Wohn- wie auch Schlafzimmer war schönes altes Holzparket verlegt und aufgearbeitet. Ansonsten hatte Ben die Wohnung recht spartanisch eingerichtet. Auf der unteren Wohnfläche befanden sich neben dem Eingangsbereich ein kleines Gäste-WC und das Wohnzimmer. In diesem stand ein großer Holzesstisch, der Platz für acht Gäste bot, eine Couchecke mit Couchtisch und in einer Ecke war die offene weiße Küche. Aus dieser konnte man eine kleine Loggia betreten, die einen Blick auf die Gasse bot, in der das Haus stand.
Als Ben gerade nach Mallorca gezogen war, hatte er die eine oder andere Touristin in den Bars der Altstadt oder am Strand abgeschleppt und sie mit in die Wohnung genommen. Schwer beeindruckt von dem charmanten Ben und der Schönheit seiner Wohnung, folgten sie ihm in der Regel über eine Holztreppe aus dem Wohnzimmer immer auf die obere Etage um den von Ben versprochenen Ausblick von der Dachterrasse zu genießen. Natürlich endeten die meisten dieser Abende in Bens Schlafzimmer.
Sobald man im oberen Stockwerk ankam, konnte man von einem kleinen Flur in zwei Räume gehen. Links befand sich der knapp 20 m² große Schlafraum, der einen direkten Zugang in das Badezimmer hatte. Hier konnte Ben in einer schönen Whirlpool Badewanne mit Fensterblick über die Stadt, Doppelwaschbecken und Dusche entspannen. Natürlich hatte der Bauunternehmer auch hier schönsten Marmor verbaut. Im Schlafzimmer stand ein luxuriöses weißes Bett und an der innenliegenden Wand stand ein langer Kleiderschrank. Gegenüber von dem Bett stand eine weiße Kommode und darüber hing ein LCD- Flachbildschirmfernseher. Auf der anderen Seite von dem Kleiderschrank befand sich eine über die ganze Wand verteilte Fensterfront mit Zugang zu der großen Dachterrasse. Spätestens an dieser Stelle brauchte sich Ben keine Sorgen mehr über den weiteren Verlauf des Abends machen. Es reichte, wenn er seine Eroberung nach draußen bat, sich einfach hinter sie stellte, während sie mit weit geöffnetem Mund auf der Terrasse stand. Ben brauchte dann nur noch den Arm um sie zu legen. Überwältigt von den Eindrücken endete das Ganze dann mit einem oder mehreren Küssen und dem Weg zurück ins Schlafzimmer in sein Bett….
Aber inzwischen war Ben ruhiger geworden und hatte sich auf seine Finca zurückgezogen. Darüber hinaus sollte die Wohnung ja zum einen dem Empfang von Klienten und zum anderen als Geheimunterkunft dienen und somit war es unklug, mehrmals die Woche fremde Frauen mit dort hinzubringen.
Rechts neben dem Schlafzimmer befand sich noch Bens Arbeitszimmer. In dem Raum standen ein schöner Glasschreibtisch mit Schreibtischstuhl und ein Aktenschrank, in dem er einen Teil seiner Ausrüstung und seine Detektei- Unterlagen aufbewahrte. Über die Jahre hatte sich inzwischen eine Menge Papier angesammelt.
Ben ging nach oben in sein Arbeitszimmer und griff nach seiner Laptoptasche. Diese wollte er bei seinem Besuch im Immobilienbüro bei sich tragen, um noch mehr nach solventem Geschäftsmann auszusehen. Dabei dachte er sich, dass er mal wieder ein Wochenende in der Wohnung verbringen sollte. Es würde ihm sicher gut tun, wenn er mal wieder unter Leute kommen würde. Einfach mal an die Promenade und etwas in einer der Cocktailbars trinken, mit Einheimischen, Auswanderern oder Touristen aus der Heimat sprechen. Danach am Wasser entlangschlendern, anschließend ein heißes Bad nehmen und auf der Terrasse die Kathedrale im Mondschein betrachten.
Es war erst Dienstag, wenn er den Auftrag schnell erledigte, konnte er zurück zu Jack und diesen danach das Wochenende mit zurück nach Palma nehmen um den Charme der Inselhauptstadt zu genießen.
Doch jetzt rief erst einmal die Arbeit. Mit der Laptoptasche unter dem Arm ging er wieder nach unten und stellte sie auf den Boden im Eingangsbereich unter den Anzug. Er wusste nicht, wie lange die Beschattung heute Abend dauern würde und er wollte für den morgigen Tag alles vorbereitet wissen. Er nahm sein Smartphone aus der Hosentasche, trat auf die kleine Loggia von der Küche aus heraus und suchte im Internet die Homepage von Herrn Maiers Immobilienbüro auf Mallorca. Er drückte mit dem Zeigefinger auf die dort angezeigte Nummer und übernahm sie in sein Wahldisplay. Ben wollte unter seinem „Decknamen“ Martin Faßbender einen Termin vereinbaren, um das Immobilienbüro ausspähen zu können. Vielleicht erwischte er ja Herrn Maier dort inflagranti.
Es klingelte am anderen Ende.
» Immobilienbüro Maier, Palma de Mallorca, hier spricht Frau Enders, wie kann ich Ihnen weiterhelfen? «
» Guten Tag, hier spricht Faßbender, ich bin gerade geschäftlich in Palma und suche eine Immobilie, da ich nun öfter auf der Insel sein werde. Herr Maier wurde mir von einem Freund wärmstens empfohlen, ich würde gerne einen Termin vereinbaren. «, log Ben. » Vielleicht findet Herr Maier morgen ja Zeit für mich? «
» Moment da muss ich nachsehen…. Nein, morgen ist schlecht, er ist nur gegen Mittag kurz im Hause, hat aber da keinen Termin frei. Vielleicht nehmen Sie aber mit mir Vorlieb? Dann könnten wir Ihre Wünsche besprechen und dann finden wir bestimmt etwas in unserem Bestand. Wäre Ihnen 10:00 Uhr Recht? «
» Das ist zwar sehr nett von Ihnen, aber ich würde wirklich sehr gerne mit Herrn Maier zusammenkommen, mein Bekannter hat so viel Positives von ihm berichtet. Bei mir ginge es übermorgen um 12:00 Uhr, wenn dort ein Termin frei wäre. Ansonsten habe ich leider geschäftlich zu tun. «
» 12:15 Uhr könnte ich übermorgen für Sie einrichten, wäre das in Ordnung? «, antwortete die Sekretärin leicht kühl.
Ben spürte, dass er die Angestellte des Immobilienbüros offensichtlich verärgert hatte und sagte zu, entschuldigte sich aber noch einmal dafür, dass er nur mit Herrn Maier sprechen wolle und nicht auf ihr Angebot, sich um sein Anliegen zu kümmern, einging.
Nachdem das Gespräch beendet war, googelte Ben noch die Adresse des Maklerbüros auf seinem Smartphone und stellte fest, dass es nur circa zwei Kilometer von seiner Wohnung entfernt in der Innenstadt lag. Er könnte also am übernächsten Tag zu Fuß dorthin gehen. Anschließend verließ er seine Wohnung und kehrte zu seinem Mondeo zurück.
Ben fuhr gegen 12:00 Uhr aus Palma heraus auf die Autobahn Richtung Port Andratx. Auch wenn er geradeaus nach Andratx die Autobahn hätte nehmen können, verließ er sie bei Paguera und fuhr dann weiter über die traumhaften und kurvigen Landstraßen vorbei an Es Camp de Mar. Von dort fuhr er weiter in Richtung Port Andratx. Es war ein schöner Septembertag und Ben dachte sich, dass er eigentlich viel lieber wandern oder mit dem Mountainbike eine dieser Straßen entlang fahren würde. Aber man kann es sich ja nicht aussuchen, dachte er sich.
Die Straße in der sich das Haus der Maiers in Port Andratx befand, hieß Camí Sant Carles. Er fuhr die letzten Kilometer an der Küste entlang und als er von der Carrer Castanyetes rechts in seine Zielstraße einbog, konnte er schon das Meer zwischen den Häusern hindurch sehen. Die Camí Sant Carles war eine sehr enge Straße, auf der gerade einmal zwei Autos aneinander vorbei passten, man jedoch immer wieder hinter parkenden Autos warten musste, damit der Gegenverkehr passieren konnte. Ben fuhr die Straße circa 200 Meter entlang, dann hatte er sein Ziel erreicht. Die Adresse befand sich auf der linken Straßenseite mit dem Blick zum Hafen von Port Andratx. Während den letzten Metern dachte er sich, dass es gerade abends traumhaft sein müsse, wenn man die heimkehrenden Jachten von der Terrasse aus beobachten würde. Das Grundstück war komplett uneinsehbar, da es mit einem blickdichten Zaun umgeben war und direkt dahinter mit schönen dichten Sträuchern bewachsen war. Ben parkte sein Auto 50 Meter entfernt von dem Haus zwischen anderen parkenden Autos, nahm seine Kamera, eine Canon EOS 700d, stieg aus und schlenderte die Straße entlang. Als er an der Adresse der Maiers vorbeikam, schaute er kurz auf das Namensschild unter der Klingel, um sich zu vergewissern, dass er das richtige Haus im Fokus hatte. Auf dem Schild stand der Name Maier in versilberten Buchstaben. Er ging an den nächsten zwei Einfahrten vorbei und bog dann nach links ab. Ein kleiner Pfad zwischen zwei Grundstücken führte nach unten zum Wasser. Vielleicht könnte Ben von dort aus das Grundstück unauffällig observieren.
Doch zu seiner Enttäuschung war das Grundstück zur Linken bis zum Wasser hin umzäunt und so konnte er kaum etwas davon sehen. Er sah nur die äußere Mauer.
Ben dachte kurz nach. Er könnte natürlich im Auto warten und den Eingang beobachten. Aber auf dieser engen Straße würde ein schräg gegenüber dem Haus geparktes Auto auffallen, in dem den ganzen Tag über ein Mann saß. Außerdem würde er zwar vielleicht ein Foto von dem vermeintlich untreuen Ehemann mit seiner Geliebten machen können, allerdings was würde es beweisen. Herr Maier könnte das gemeinsame Verlassen des ehelichen Urlaubsdomizils jederzeit mit einem geschäftlichen Meeting erklären können oder behaupten, die Frau habe ihn „nur“ abgeholt. Die bessere Idee wäre allerdings, Alejandro zu bitten mit seinem Schiff nach Port Andratx zu fahren, so dass man das Haus in den Abendstunden vom Meer aus beobachte könnte. Vielleicht hätte Ben ja das Glück, dass Herr Maier und seine Liebschaft den Abend gemeinsam auf der Terrasse verbringen würden.
Während er zu seinem Auto zurückging und einstieg, nahm Ben sein Handy und rief Alejandro an.
» Hey Alejandro, sag mal, kannst du mir vielleicht behilflich sein? Ich muss ein Haus nahe Port Andratx observieren. So ab den frühen Abendstunden. Meinst du, du kannst hier rüber schippern und mir dabei helfen? Von Land aus ist das nämlich nicht möglich. «
Ben wusste, was jetzt kam…
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Sascha Schäfer
Bildmaterialien: Sascha Schäfer
Lektorat: Jessica Zimmer
Tag der Veröffentlichung: 11.06.2014
ISBN: 978-3-7368-1977-1
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch ist meiner Großmutter gewidmet, die zum Zeitpunkt der Fertigstellung im Sterben lag.