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1. Advent


Der Winter war hereingebrochen. Draußen war es schon kälter, die Einwohner Konohas liefen
größtenteils in Wintermänteln und Stiefeln herum. An einem Sonntag wie diesem befand sich kaum jemand mehr auf den Straßen. Die Meisten waren bestimmt bei ihren Familien zu Hause und saßen vor ihrem Adventskranz. Vielleicht singend, vielleicht betend, die erste brennende Kerze anstarrend. Und sie alle fühlten sich wohl in ihrer Haut. Die Weihnachtszeit war angebrochen. Und heute war der erste Adventssonntag.

Ein schwarzhaariger Junge streifte noch durch die Straßen. Er hatte keine Eile. Zu Hause wartete ja sowieso niemand auf ihn. Seine Familie war vor vielen Jahren gestorben. Schuld daran war sein Bruder, welcher sich kurz darauf selbst das Leben genommen hatte und den sieben Jahre alten Jungen zurückließ.

Mittlerweile war dieser aber darüber hinweg. Es waren immerhin auch elf Jahre vergangen. Doch dennoch hatte die Zeit Wunden hinterlassen.

Trübsal blasend zog er durch die kalten Straßen. Über ihm hing eine dichte Nebeldecke. Der Schnee fiel lautlos in sein Haar und auf den Boden, welcher dank der dünnen Schneedecke bei jedem Schritt knirschte.

Auch, wenn ihm kalt war, wollte er nicht nach Hause. Dort war es genauso kalt wie hier draußen. Nicht, wegen der Raumtemperatur, denn die lag bei angenehmen fünfundzwanzig Grad. Eher wegen der stetig herrschenden Einsamkeit und dem damit verbundenen Unbehagen. Auch wenn Sasuke, so hieß der Junge, die Stille mochte und es genoss, alleine zu sein, bereitete es ihm doch ein melancholisches Gefühl. Und gerade zur Weihnachtszeit, wenn alle mit ihren Familien feierten, verstärkte sich dieses Gefühl.

Manchmal aber, wenn er alleine draußen unterwegs war, sah er ihn. Einen blonden Jungen, dem es noch viel schlechter gehen musste als Sasuke selbst. Denn der blonde Junge besaß nichts weiter als ein orangefarbenes Hemd, darüber einen zerschlissenen Jogginganzug, der ebenfalls orange war. Sasuke fand diese Farbe schrecklich, er selbst bevorzugte Blau. Der Schwarzhaarige hatte bemerkt, dass der blonde Junge kein zu Hause hatte und sich tagtäglich auf der Straße aufhielt. Dort schien er zu leben, oder besser gesagt, versuchen, zu überleben. Denn die Leute hassten den blonden Jungen. Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben. Der Grund dafür war Sasuke schleierhaft, denn der Blonde sah ganz normal aus, wie ein gewöhnlicher Junge. Bis auf die sechs Narben in seinem Gesicht. Doch der Schwarzhaarige fand, dass dies dem Fremden ein katzenartiges Aussehen verlieh.

Und auch heute traf Sasuke wieder auf ihn. Scheinbar war es Schicksal, dass sie sich heute begegneten. Und doch hatten sie noch nie ein Wort gewechselt. Sasuke wollte dies ändern, er wollte mit dem Blonden sprechen und ihm dieses eine Mal helfen, nur, um einmal im Jahr eine gute Tat vollbracht zu haben.

Der Blonde saß in einer kleinen Gasse, zitternd vor Kälte und blass. Sein Gesicht war ausdruckslos und seine Augen schienen leer. Doch das Klappern seiner Zähne war deutlich zu hören.

Langsam näherte Sasuke sich. Er ging vor dem Jungen in die Hocke und schwieg vorerst. Der Blonde hob den Blick. Azurblaue Augen trafen auf Pechschwarze. Keiner von beiden sagte ein Wort, doch der Junge begann zu lächeln. Es war nicht schwer zu erkennen, dass dies ein falsches Lächeln war, eine einfache Facette. Er schien diese Maske zu tragen, um selbst nicht den Mut und den Willen zu leben zu verlieren.

Nach einer Weile brach Sasuke die Stille, welche aber keineswegs unangenehm war.
„Wie heißt du?“, fragte er den Jungen. Doch er wusste gar nicht, ob dieser ihn verstehen würde. Oder ob der Junge sprechen konnte. Doch das wurde ihm schnell bestätigt.
„Ich heiße Naruto. Und du?“ Zuerst klang die Stimme heiser und leise. Ein Anzeichen dafür, dass er lange nicht gesprochen hatte.
„Sasuke.“ Seine Antwort fiel sehr knapp aus, doch das war eben Sasuke. Er war noch nie ein Freund von vielen Worten gewesen. Und das würde sich auch nicht ändern.
„Freut mich, Sasuke. Aber warum sprichst du mit mir? Du solltest besser bei deiner Familie sein.“
Narutos Stimme war mittlerweile lauter und etwas kraftvoller geworden. Doch er zitterte noch immer.
„Ich brauche keinen Grund um mit dir zu sprechen. Ich tue es einfach.“
Sasuke wusste ja selber nicht, worüber er mit Naruto reden sollte. Doch dann kam ihm eine Idee. Auch, wenn er sich selbst nicht wirklich damit anfreunden konnte.
„Komm mit Naruto“, sagte Sasuke, während er den anderen am Handgelenk nahm, welches dünn und eiskalt war. Er zog ihn auf die Beine, der Blonde wehrte sich nicht und sagte auch nichts dagegen. Es war ihm wohl ausgetrieben worden sich zu widersetzen.
„Wohin gehen wir?“, fragte Naruto vorsichtig, bedacht darauf, Sasuke nicht zu verärgern.
„Wir gehen zu mir nach Hause. Du kannst dich dort aufwärmen. Frag einfach nicht nach.“
Auch, wenn Naruto gerne nachgefragt hätte, warum Sasuke das tat, ließ er es bleiben. Immerhin war er froh, dass ihm geholfen wurde. Auch, wenn er nicht wusste, wieso.
„Danke“, flüsterte Naruto, diesmal ehrlich lächelnd.
Die beiden kamen ziemlich durchfroren bei Sasuke an. Dieser ließ Naruto eintreten, welcher sich sofort brav die Schuhe auszog.
„Du solltest dich heiß duschen. Frische Handtücher liegen auf einer Kommode. Ich zeige dir, wo sich das Bad befindet. Du kannst trockene Sachen von mir anziehen.“

Wortlos starrte Naruto Sasuke an. Er verstand nicht, wieso jemand nett zu ihm war. Er wurde schließlich von allen gehasst. Und auch Sasuke schien ihn nicht sonderlich zu mögen, denn er hatte einen kalten emotionslosen Blick aufgesetzt und sah ihn immer nur kurz an. Dennoch half er ihm. Und so folgte Naruto seinem Helfer ins Bad, wo er erst mal eine heiße Dusche nahm und ein paar Minuten später in Sasukes Klamotten in dessen Wohnzimmer saß.

Sasuke drückte ihm sogleich einen Tee in die Hand und setzte sich ihm gegenüber in einen Sessel. Er schien also doch etwas von ihm zu wollen. Nur was, war ihm unklar.

„Erzähl mir mal etwas von dir“, forderte Sasuke ruhig. Naruto sah ihn fragend an, ehe er zu überlegen begann. Sollte er einfach so mit Sasuke reden? Er wusste es nicht…

2. Advent



Lieber entschied er sich dazu zu schweigen. Er hatte ja nichts zu erzählen aus seinem Leben, was einigermaßen erzählenswert gewesen wäre. Und so saßen die beiden eine ganze Weile lang schweigend im Wohnzimmer. Die Stille wurde nur vom Ticken der Uhr an der kahlen Wand und vom Atmen der Jungen begleitet.

Nach einer Weile brach Sasuke dann das Schweigen.
„Ich gehe davon aus, das heißt, du willst mir nichts erzählen. Auch gut. Dann schweigen wir uns eben weiterhin einfach nur an“, meinte der Schwarzhaarige kalt und emotionslos. Er hatte sich von dem so lebhaft wirkenden Blonden eigentlich erhofft, dass dieser etwas Leben in die alte Villa bringen würde. Doch dieser saß stattdessen nur da und schwieg.

Naruto war normalerweise ein aufgeweckter Junge, der es schaffte, in allem etwas Gutes zu finden. Doch er brauchte trotzdem eine Weile, bis er Vertrauen fasste. Und aus Sasuke wurde der Blauäugige einfach nicht schlau. Warum um alles in der Welt er ihm half, würde ein Rätsel bleiben. Denn Sasuke schien nicht sehr gesprächig zu sein. Ein Seufzen entwich beiden im selben Moment, was Naruto schmunzeln ließ.

Den ganzen Tag hatten sie kein Wort mehr gewechselt. Sie hatten sich einfach schweigend angestarrt. Naruto bemerkte irgendwann, dass es schon dunkel war. Deshalb sprang er auf, meinte er müsste gehen und zog sich eilig an.

„Du kannst die Nacht hierbleiben Naruto. Das macht mir rein gar nichts aus. Ich habe genügend Platz.“ Sasuke war auch aufgestanden und Naruto zur Tür gefolgt. Doch dieser winkte ab, gab ein knappes „Bye“ von sich und verschwand in der Dunkelheit. Sasuke verweilte an dem Platz, wo er gestanden hatte, eine halbe Ewigkeit. Bis er doch irgendwann wieder zu sich fand und kopfschüttelnd die Türe schloss.

____

Heute war Samstag. Sasuke hatte sich vorgenommen gehabt, Naruto zu suchen, da es ihm nicht passte, dass dieser einfach so verschwunden war. Doch in ganz Konoha war er nicht zu finden, was wirklich seltsam war, denn Naruto hatte Konoha noch nie in seinem Leben verlassen. Das konnte sich der Schwarzhaarige einfach nicht vorstellen.

Langsamen Schrittes streunte Sasuke durch Konoha. Der Schnee knirschte unter seinen Füßen, bei jedem Schritt, den er tat. Eisiger Wind wehte ihm um die Ohren, welche schon ganz kalt und rot waren. Bei jedem Atemzug bildete sich eine weißliche kleine Schwade vor seinem Mund und seiner Nase. Er hatte noch gar nichts für Weihnachten eingekauft, denn etwas Geborgenheit vermochte er sich doch zu schaffen. Auch, wenn es nicht viel half. Die schlichte Weihnachtsbeleuchtung war seit Jahren Tradition. Auch, wenn keiner von seiner Familie mehr lebte, wollte er sie fortführen, um sich nicht in seiner Einsamkeit zu verlieren. Auch er war nur eine Seele, welche sich alleine durchzuschlagen versuchte. Immer auf der Suche nach Zugehörigkeit und Normalität.

Nach einem ganzen Nachmittag in der Stadt kam Sasuke völlig durchgefroren und müde zu Hause an. Er hatte sich vorgenommen, heuer selbst Kekse zu backen. Und diese vielleicht zu verschenken. Wenn denn seine Klassenkameraden vorbeikamen um ihm ein Frohes Fest zu wünschen, was sie, seit er alleine lebte, bisher immer getan hatten, vor allem die weibliche Gesellschaft.

Da er heute keine Lust mehr hatte, noch irgendetwas anzufangen, ging er zu Bett. Am nächsten Tag wäre der zweite Advent. Er hoffte, Naruto wiederzufinden. Mit einem leisen Seufzen driftete er schließlich ins Land der Träume.

Frierend und weinend saß Naruto an dem Platz, wo Sasuke ihn vor einer Woche angesprochen hatte. Seine Woche war sehr anstrengend gewesen. Am liebsten würde er all das einfach nur vergessen. Doch das ging nicht. Das würde niemals gehen. Und es würde auch niemals besser werden. Klar wäre er gerne bei Sasuke geblieben, doch es ging nicht. Er durfte nicht bei ihm bleiben und womöglich eine Bindung zu ihm aufbauen. Eine Bekanntschaft alleine war schon viel zu riskant. Naruto verstand das nicht, doch es wurde ihm immer wieder gesagt. Soziale Kontakte waren ihm untersagt worden. Doch, wie Naruto dabei fühlte, war allen egal. Niemand konnte oder wollte ihn verstehen. Niemand hörte ihm zu.

Vor einer Woche hätte ihm jemand zugehört. Und dieser jemand war Sasuke gewesen. Doch Naruto hatte geschwiegen. Und das nicht ohne Grund. Er wollte ihn beschützen. Beschützen vor dem Schicksal, welches der Blonde Tag für Tag, Woche für Woche erleiden musste. Sasuke sollte es nicht erfahren, sollte sich selbst nicht damit belasten, wo er doch schon genug Probleme hatte.

Der nächste Morgen brach an. Und wie das Schicksal es wohl wollte, trafen die beiden erneut aufeinander. Diesmal war es Naruto, der in Sasuke gelaufen war. In diesem unachtsamen Moment gelang es ihm nicht mehr, sich vor dem Schwarzhaarigen zu verstecken.
„Da bist du ja endlich. Ich dachte schon ich würde dich nicht mehr finden“, begrüßte Sasuke ihn mit ruhiger Stimme.
„Du sollst wissen, dass ich es hasse, wenn man so mit mir umgeht, wie du es vorigen Sonntag getan hast. Ich verlange eine Erklärung.“ Naruto starrte ihn eine Weile einfach an. Dann aber nickte er. Da der Blonde schonwieder durchfroren war und seine Klamotten nass an der Haut klebten, tat Sasuke dasselbe wie die Woche zuvor. Er nahm ihn mit nach Hause, ließ in duschen und kochte ihm Tee.

Mit verschränkten Armen an der Wand lehnend sah Sasuke seinen Gast eindringlich an und erwartete sich Antworten.
„Diesmal werde ich dich nicht einfach gehen lassen. Du bist mir eine Erklärung schuldig. Ob du nun willst oder nicht.“ Sasuke sprach zwar ruhig, aber es klang dennoch deutlich wie ein Befehl. Naruto seufzte nur und sah sein mittlerweile zum Freund gewordenes Gegenüber mit traurigen Augen an.

„Ich kann es dir nicht sagen Sasuke. Nicht hier und nicht heute. Möglicherweise irgendwann. Ich bitte dich, gib mir Zeit.“ Auch, wenn dem Schwarzhaarigen so keine Frage beantwortet wurde, akzeptierte er. Schließlich wollte er den Blonden auch nicht zwingen, wenn dieser es so sehr ablehnte.

„Dann ein anderes Thema. Hast du vielleicht Lust mit mir Kekse zu backen?“, fragte er dann leise. Naruto starrte ihn an, als hätte Sasuke gerade gesagt, er wäre ein Alien und wolle sein Gehirn aufessen. Er konnte nicht glauben, dass Sasuke es ernst meinte. Aber nachdem dieser es ihm mehrmals versichert hatte, unter Aufbringung vieler Geduld, begannen die Augen des Kleineren zu leuchten und er sprang überwältigt auf und ab, wie ein kleines Kind, welches seine Geschenke bekam.

„Danke Sasuke! Danke, dass du das mit mir machen möchtest! Ich liebe Kekse über alles! Das wollte ich schon immer mal machen!“ Narutos Schwärmereien dauerten bestimmt drei Minuten. In der Zwischenzeit suchte sich Sasuke, verfolgt vom Blonden, alle Rezepte und Zutaten zusammen.

„Naruto ich habe verstanden! Du freust dich, gut. Lass uns anfangen!“
Und so backten die beiden den ganzen Nachmittag lang Kekse, hörten Weihnachtsmusik, bei der Naruto ausgelassen mitträllerte, und hatten Spaß zusammen. Nach schier endloser Zeit waren beide einfach wieder Jungs, so wie es in ihrem Alter sein sollte. Doch war eins gewiss. Abends würde Naruto wieder gehen müssen. Dann wäre der Zauber wieder vorbei.

3. Advent


Die Weihnachtsmusik hatte die beiden in die richtige Stimmung versetzt. Auch, wenn Sasuke vorerst nicht sehr begeistert davon war, Naruto hatte es doch geschafft, ihn zu überzeugen. Der ganze Nachmittag verlief lebhaft und normal, so wie es zu Weihnachten Brauch war. Selbst Sasuke, der seit Jahren keine andere Gefühlsregung als Kälte zugelassen hatte, konnte sich zu einem Lächeln durchringen, als der übermütige Blonde sich dank seiner Ungeschicklichkeit etwas Keksteig auf die Nase geschmiert hatte und versuchte, es mit der Zunge abzulecken.

Naruto war schon immer ein Wildfang gewesen, der es brauchte, mit jemandem zu reden und aktiv zu sein. Denn sein Leben war alles andere als rosig. Und daran wurde er auch sehr bald erinnert. Als nämlich der Abend hereinbrach, sprang Naruto wieder auf und wollte schnell verschwinden, ganz ohne ein Wort zu sagen. Doch diesmal war Sasuke schneller.

„Keinen Schritt weiter“, meinte er kühl, als er dem hektischen Blonden den Weg nach draußen versperrte, indem er sich vor die Türe stellte. Naruto sah ihn mit Schmerz in den Augen an und schwieg. Sasuke jedoch würde gewiss nicht wieder zulassen, dass Naruto einfach verschwand und dann womöglich wieder eine Woche kein Lebenszeichen von sich gab.

„Sasuke, bitte lass mich gehen! Es ist wirklich sehr wichtig! Ich muss mich beeilen!“ Naruto trat nervös von einem Fuß auf den anderen und versuchte immer noch, an Sasuke vorbei zu schlüpfen. Dieser aber hielt ihn nun bestimmend an den Handgelenken fest und sah ihm fordernd in die Augen. Daraufhin wurde Naruto ganz klein und schluckte hörbar.

„Sasuke. Ich weiß es ist nicht gut, wie ich mich verhalte, aber ich bitte dich, wenn dir etwas an meinem Leben liegt, lass mich gehen.“ Als der Schwarzhaarige hörte, wie ernst es scheinbar war, veränderte sich seine Haltung. Er fragte nicht weiter nach, sondern zog Naruto mit in die Küche. Dort überreichte er ihm eine kleine Box mit einer Mischung aus den Keksen, welche sie heute gebacken hatten.

„Nimm sie wenigstens mit. Wenigstens die Kekse, wenn du schon nicht bleiben kannst“, sagte er mit ruhiger Stimme, doch ließ deutlich erkennen, dass er kein Nein zulassen würde. Naruto nickte nur und rannte dann blitzschnell davon, mit der Box in der Hand. Sasuke sah ihm ratlos hinterher. Was hatte der Blonde nur zu verbergen? Was war so schlimm, dass es scheinbar um sein Leben ging? Und warum um alles in der Welt, ließen diese blauen Augen den jungen Uchiha nicht mehr los?

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„Du bist zu spät.“ Eine eiskalte Stimme ließ den Blonden zusammenzucken, welcher sich noch immer verkrampft an die Box in seinen Händen klammerte.
„Ich weiß. Es tut mir leid. Ich wurde aufgehalten“, meinte der Junge halblaut und starrte auf den Boden. Deutlich war zu erkennen, dass er zitterte. Ob nun vor Angst, oder vor Kälte, machte keinen Unterschied.
„Du wurdest aufgehalten? Dass ich nicht lache. Du warst wieder bei ihm. Dabei hatte ich dir doch ausdrücklich den Kontakt zu anderen verboten. Du kleines Monster wurdest wohl noch nicht genug bestraft. Aber du willst es scheinbar nicht anders. Gib mir das.“ Der Unbekannte, welcher sich Naruto noch nie gänzlich gezeigt hatte, da er immer eine Maske trug, die sein Gesicht verdeckte, streckte die Hand aus und deutete auf die Box. Naruto schüttelte energisch den Kopf und drückte die Box fest an seine Brust.

„Schön. Wenn nicht so dann mit Gewalt.“ Und schon standen zwei Männer in dunklen Gewändern neben Naruto und entnahmen ihm gewaltsam die Box. Naruto gab keinen Ton von sich. Hilflos musste er mit ansehen, wie der Unbekannte die Kekse, welche die beiden Jungs so freudig gebacken hatten, einfach verbrannte und wegwarf. Eine kleine Träne stahl sich aus Narutos Augenwinkel.

„Ich habe dir schon einmal gesagt, du brauchst keine persönlichen Dinge, bis auf deine Kleidung. Und jetzt geh und mach deine Arbeit.“ Mit hängendem Kopf schlurfte Naruto davon. Er wusste, dass er dieser Schmach niemals entkommen würde. Also betrat er den dunklen Raum, in welchem er die meiste Zeit seines Daseins verbrachte, und machte sich ans Werk. Insgeheim freute er sich schon aufs Wochenende, denn er hoffte, Sasuke würde in wieder bei sich aufnehmen und mit ihm den Tag verbringen.

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Heute war Mittwoch. Sasuke hatte sich die ganze Zeit seinen Kopf darüber zerbrochen, wo Naruto wohl hingegangen war. Er konnte sich nicht erklären, wieso der Blonde sich so geheimnisvoll verhielt und so traurig wirkte, wenn er gehen musste, es aber dennoch schaffte, glücklich zu sein. Ein wahres Phänomen, wie Sasuke fand.

Der Schwarzhaarige hatte sich schon überlegt, was er nächsten Sonntag mit Naruto machen wollte, denn er war sich sicher, den Wildfang dort wiederzusehen. Die ganze Woche wollte er daran arbeiten. Und außerdem musste er noch ein Geschenk für ihn besorgen. Denn immerhin hatte er für sich beschlossen, Naruto auch zu Weihnachten bei sich zu haben. Er glaubte, dass es den Kleineren sicher freuen würde, da dieser ja schon bei den Keksen total ausgeflippt war.

Und heute, ja heute würde er den Weihnachtsbaum kaufen und ihn aufstellen. Nach langer Zeit wollte Sasuke wieder richtig Weihnachten feiern, wenn auch ohne seine Familie. Diese Zeit des Jahres war dem Waisen schon immer wichtig gewesen. Das Einzige, auf das er sich wirklich jemals gefreut hatte. Und es wurde ihm genommen. Von seinem Bruder, dem er immer noch nicht verziehen hatte, es niemals können würde.

Die trüben Gedanken wegschiebend, ging Sasuke zum Markt. Dort kaufte er den schönsten Weihnachtsbaum, den er finden konnte. Mit einem warmen Gefühl im Bauch, trotz der eisigen Kälte, ging er zurück nach Hause und stellte den Baum gut sichtbar im Wohnzimmer auf. Er stellte sich Narutos strahlendes Gesicht vor, wenn dieser die Tanne erblicken würde und musste lächeln. Zuvor hätte Sasuke geglaubt, er würde nie mehr fröhlich sein können, lächeln oder geschweige denn lachen. Und ein Straßenjunge mit blauen Augen und Katzennarben im Gesicht hatte ihm das Gegenteil bewiesen.

Spät abends klopfte es plötzlich an die Türe. Sasuke, der schon beinahe eingeschlafen war, erhob sich aus seinem weichen Polstersessel und schlurfte in bequemen Hausschuhen Richtung Flur. An nichts Schlimmes denkend öffnete er. Doch was er erblickte, raubte ihm den Atem. Wie konnte das nur passieren?

4. Advent


Das, was sich da vor ihm ereignete, tat ihm weh. Vor ihm saß Naruto. Jedoch nicht so, wie er ihn gerne da sitzen sehen würde. Denn Naruto war voll mit einer roten Flüssigkeit, die der Schwarzhaarige erst einmal als Blut identifizierte. Sasuke erschrak bei diesem Anblick. Naruto saß auf dem Boden und schaute ihn mit großen Augen an. Jedoch schwieg er und blickte hinter Sasuke.

„Naruto! Wie siehst du denn aus? Komm her!“ Schnell hob er den Blonden hoch und setzte ihn im Wohnzimmer ab. Dieser wusste erst gar nicht wie ihm geschah und ließ es einfach über sich ergehen. Dann aber fing er an zu lachen, da er es witzig fand, Sasuke so geschockt zu sehen. Er lachte, bis sich kleine Tränen in seinen Augenwinkeln bildeten. Der Schwarzhaarige verstand das nicht. Wieso um alles in der Welt lachte Naruto, wenn dieser doch scheinbar lebensgefährlich verletzt war?

„Du siehst so witzig aus!“, sagte Naruto, welcher sich mittlerweile den Bauch hielt vor Lachen. Der Blonde merkte nicht, dass sich Sasuke ernsthafte Sorgen um seinen Gesundheitszustand machte. Und ebenso merkte er nicht, wie wütend der Uchiha grade in seinem Innersten wurde.

„BAKA!“ Das war alles, was der Schwarzhaarige von sich gab, ehe er Narutos Kopf mit einer Beule verschönerte, die er ihm durch eine Kopfnuss verpasste. Auch, wenn Sasukes Gesicht ausdruckslos war, und auch seine Stimme einen emotionslosen Klang hatte, war, wenn man genau hinsah, zu erkennen, dass sich auf Sasukes Stirn eine Wutader gebildet hatte. Am liebsten würde er Naruto gerade zusammenschlagen. Doch er konnte sich beherrschen, und so starrte er den scheinbar Verletzten nur mit einem eiskalten Blick an, der selbst einen erwachsenen Mann erschreckt hätte.

Doch Naruto erschreckte sich nicht, er lächelte nur und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. „Falls du denkst, dass das Blut ist, hast du Recht. Aber es ist nicht mein Blut“, meinte der junge Uzumaki ruhig. Sein Blick wurde schlagartig ernst und er schien nachzudenken. Die Kopfnuss machte ihm rein gar nichts aus, schließlich war er Schläge ja gewohnt, nur eben in anderen Ausmaßen.

„Wessen Blut ist es dann?“, fragte der nun selbst wieder ganz ruhige Sasuke und sah ihm fest in die Augen, denn er wollte unbedingt eine Erklärung haben. Naruto sah weg und biss sich auf die Lippe. Es war bestimmt ein Fehler gewesen, wieder zu Sasuke zu gehen und diesen somit noch weiter hineinzuziehen, doch er wusste, dass er die Hilfe von dem Schwarzhaarigen brauchte. Und dafür musste er ihm erklären, was Sache war. Auch, wenn Naruto bezweifelte, dass dieser dann noch etwas mit ihm zu tun haben wollen würde.

„Das ist das Blut eines toten Mannes“, sagte Naruto, wobei seine Stimme eiskalt klang. Und seine blitzblauen Augen, welche noch vor zwei Sekunden vor Lebensfreude gestrahlt hatten, wurden leer und fahl. Sasuke kannte diesen Ausdruck zu gut, schließlich sah er ihn jedes Mal, wenn er in einen Spiegel schaute. Dieser Blick war immer mit Schmerz und Leid verbunden. Also hatte Naruto bestimmt etwas Schlimmes erlebt. Doch das erklärte noch immer nicht, wieso der Blonde an einem Mittwochabend vor seiner Tür saß, blutüberströmt war, wie ein Irrer lachte und dann abwesend auf den Boden starrte.

„Den Mann habe ich nicht getötet. Nur zerstückelt“, meinte der Blonde mit belegter Stimme. Sofort wich Sasuke einen Schritt zurück. Hatte er gerade richtig gehört? Naruto hatte einen Mann… zerstückelt?! Und lachte danach auch noch so unbeschwert?

„Was ist denn mit dir verkehrt?! Also ganz ehrlich! Da kann ich verstehen wieso keiner etwas mit dir zu tun haben will! Du bist doch psychisch gestört!“ Die Worte, die Sasuke ihm an den Kopf warf, traf Naruto tief. Er wusste nicht, dass es diesem so viel ausmachen würde. Immerhin waren diese Menschen doch schon tot. Also könnte er sie doch auch zerstückeln. Oder nicht?

„Naruto was du machst ist falsch! Das ist ganz schlimm okay? So etwas tut man nicht und darf man nicht tun! Das ist verboten, krank und sehr böse! Wieso machst du so etwas?!“ Hysterisch werdend lief Sasuke hin und her. Er hätte niemals gedacht, dass Naruto eine pädophile Seite aufwies. Doch dieser schien gar nicht zu wissen, was er da tat.

„Falsch? Meinst du echt?“ Diese naive Einstellung zum Leben und genau zu dieser Sache raubte Sasuke den letzten Nerv. Aber anstatt sich weiter aufzuregen beruhigte er sich und setzte sich zu Naruto. Der Schwarzhaarige atmete tief durch und sah Naruto todernst an.

„Jetzt hör mir mal zu. Naruto so etwas ist sehr schlimm. Okay? Ich erkläre dir wieso.“ Eine ganze Stunde lang redete Sasuke auf Naruto ein, der immer geschockter aussah, zu weinen begann und sich schlussendlich mehrmals übergab. Danach saß er stark zitternd und verstört in einer Ecke und nuschelte wie im Wahn immer wieder „Ich bin ein Monster“ vor sich hin, wobei er schaukelnd hin und her schwankte.

Sasuke wäre gerne zu ihm gegangen, hätte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt und gesagt, dass er kein Monster wäre, aber das konnte er nicht. Immerhin stimmte es ja. Naruto war ein Monster. Skrupellos, mit einem steten Lächeln auf den Lippen, keine Ahnung von nichts habend. Und nun? Nun wusste er, was er tat. Denn die Art und Weise wie er handelte, glich der Fließbandarbeit, nur auf eine sehr abnormale und illegale Weise. Toten Mensch bekommen, zerstückeln, in Säcke packen, wegwerfen. Und das immer wieder. Und das schon seit Kindheitstagen. Jetzt wusste Sasuke, warum Naruto von allen gemieden wurde. Warum alle Leute Angst vor ihm hatten. Der Schwarzhaarige konnte nur den Kopf schütteln. Er fragte sich, was in Naruto wohl vorging und wer um alles in der Welt Naruto so beeinflusst hatte, dass dieser es als ganz normal empfand, so etwas mit einem menschlichen Körper zu machen.

Der Blonde saß noch immer an derselben Stelle, starrte aus dem Fenster, durchdachte gerade sein Leben und fing mehrmals von neuem an zu weinen. Da er nichts mehr im Magen hatte, übergab er sich nicht mehr, riss sich aber seine Haare aus. Jedes Haar einzeln, wobei er jedes anstarrte und zu jedem sagte: „Das ist das Haar eines Monsters.“ Dann warf er es neben sich und wiederholte es so lange, bis Sasuke ihm eine knallte, woraufhin Naruto mit dem Kopf gegen die Wand krachte und das Bewusstsein verlor. Sasuke nutzte diese Pause, wischte den Boden und entfernte Narutos Haare. Dann hob er den Blonden hoch, legte ihn aufs Sofa und dachte nach, was er nun mit ihm machen sollte. Das alles war doch auch zum Verrücktwerden!

24. Dezember - Weihnachten


Naruto war dank des Schlages auf den Kopf ohnmächtig geworden und lag nun auf Sasukes Sofa. Dort schlief er seelenruhig und gab keinen Ton von sich. Hin und wieder entwich ihm ein leises Schnarchen, aber die meiste Zeit ging sein Atem ruhig. Er war noch immer voll mit dem Blut des Mannes, von dem Sasuke nicht einmal den Namen kannte. Er fragte sich, wie es wohl sein musste, tagtäglich Menschen zu zerstückeln. Ob es Naruto wohl Spaß machte? Man konnte es bei dem Blonden ja nicht wissen. Sasuke traute ihm mittlerweile alles zu. Denn das, was er erfahren hatte, überstieg die Grenzen seiner Vorstellungskraft. Natürlich hatte Sasuke schon gedanklich Morddrohungen an die verschiedensten Menschen gesandt, aber er hätte niemals in Betracht gezogen, seine Gedanken umzusetzen.

Sasuke überlegte fieberhaft. Er musste mehr darüber in Erfahrung bringen. Naruto würde ihm wohl nichts sagen, der Schwarzhaarige bezweifelte, dass der Blonde ansprechbar war, nachdem er aufgewacht war. Der musste wohl gerade selber versuchen, mit den Umständen fertig zu werden. Sasuke hatte Naruto erklärt, dass es falsch wäre, einem Menschen so etwas anzutun, selbst wenn dieser Mensch nicht mehr lebte. Und Naruto hatte es nach etlichen Versuchen verstanden. Sasuke konnte sich vorstellen, welch ein Schock dies für den jungen Uzumaki gewesen war. Der Uchiha selbst war ja auch sehr erschrocken gewesen, obwohl er schon einiges erlebt hatte.

Zwei ganze Stunden hatte Naruto geschlafen, ehe er vom Sofa fiel und somit aufwachte. Stöhnend rappelte er sich hoch. Der Blonde war auf der Fernbedienung gelandet, welche er zuvor mit einer zuckenden Bewegung von der Lehne des Sofas geworfen hatte. Verschlafen setzte er sich auf und rieb sich den schmerzenden Kopf, auf dem er deutlich eine Beule fühlen konnte. Sein Bauch tat ihm weh, denn dieser war leer. Und auch sein Hals brannte wie Feuer. Er verzog das Gesicht, weil er einen ekelhaften Geschmack im Mund hatte. Dann aber schaute er auf und blickte in Sasukes Augen, die nun, wie bei all den anderen, Abscheu wiederspiegelten. Naruto zuckte zusammen. Er hätte nicht gedacht, dass Sasuke ihn einmal so ansehen würde. Der Blonde verstand auch nicht, wieso er dies tat, ehe ihm bewusst wurde, warum er eigentlich hier war.

Narutos gesamter Körper verkrampfte sich mit einem Mal und seine Miene wurde tieftraurig, schon fast melancholisch. Seinen Augen war der Glanz gewichen, matt war das Blau geworden, welches mit seinem Strahlen die Leute erfreuen konnte, wenn diese nichts von Narutos Vergangenheit und jetzigem Tun wussten. Der Blonde wusste, dass Sasuke eine Erklärung wollte und diese auch verdient hatte. Also stand er auf, wobei er leicht schwankte, da ihm schwindelig war und sah Sasuke fest in die Augen.

„Du möchtest bestimmt dass ich dir das erkläre richtig? Dann hör mir zu.“ Naruto atmete tief durch und begann Sasuke alles zu erzählen. Naruto hatte als kleiner Junge seine Eltern verloren, er wusste nicht einmal selbst wodurch. Doch seit er denken konnte, was der Blonde alleine gewesen. Er hatte niemanden um sich gehabt, der ihm geholfen hätte. Mit drei Jahren wurde er erstmals von einem Erwachsenen mit nach Hause genommen, wo er etwas zu essen bekommen hatte. Der Name dieses Mannes war Iruka gewesen. Iruka sah Naruto fast wie einen eigenen Sohn, doch leider war Naruto nicht lange glücklich bei ihm. Denn am zehnten Oktober, Narutos fünftem Geburtstag, kam Iruka ums Leben. Durch dieselben unerklärlichen Umstände wie Narutos Eltern. Die Dorfbewohner hatten dies natürlich erfahren und angefangen, den kleinen Jungen mit den großen blauen Augen und dem umschuldigen Grinsen als Monster zu sehen. Gerüchten zufolge soll Naruto seine Eltern und Iruka umgebracht haben, auch wenn dies völlig unschlüssig klang, denn wie sollte ein Neugeborenes seine Eltern töten. Die Gerüchte nahmen immer größere Ausmaße an, es ging schließlich so weit, dass die Leute dachten, in Naruto würde ein Dämon leben, der Unheil über alle bringt, die mit ihm zu tun haben. Die Angst, welche daraufhin entstand, brachte Konohas Einwohner dazu, Naruto zu meiden und ihre Kinder vor ihm zu verstecken. Die Kinder wurden so erzogen, dass sie schnell weglaufen sollten, wenn sie Naruto sahen. Sakura, ein kleines pinkhaariges Mädchen, hatte es doch einmal gewagt, mit Naruto zu sprechen. Die beiden Kinder verstanden sich auf Anhieb prächtig, doch als Sakuras Mutter dies erblickte, verpasste sie Naruto eine Ohrfeige, schimpfte ihn Monster und flüchtete mit der kleinen Sakura am Arm, welche nicht verstand, was Naruto getan hatte. Die beiden hatten sich ein paar Mal heimlich getroffen. Denn eigentlich fanden sie es ganz amüsant miteinander zu spielen. Doch als Sakura eines Abends nicht nach Hause kam, begann das halbe Dorf sie zu suchen. Schließlich fanden sie sie. Und zwar schlafend bei Naruto am Spielplatz. Sakura wurde schlimm bestraft und zum ersten Mal von ihrem Vater geschlagen. Seitdem war Naruto wieder ganz alleine gewesen. Und niemand von den Kindern wagte es mehr, mit Naruto zu sprechen. Dieser verbrachte seinen Alltag mit Streiche spielen und betteln. Manchmal, wenn er nichts bekam, stahl er sich etwas zu essen. Bei Ichirakus, einem Nudelsuppenshop, bekam er hin und wieder etwas geschenkt. Dadurch entwickelte sich auch Narutos Schwäche für Nudelsuppe. Aber eigentlich war der Blonde bis dorthin noch ein ganz normales Kind wie jedes andere, nur ohne Eltern und Freunde.

Der Horror begann erst, als Naruto in das Alter kam, wo er zur Schule gehen sollte. Er hatte kein Geld, um sich diese zu finanzieren, also würde er nicht mit den anderen lernen können. Jedoch fand ihn eines Tages ein Mann weinend auf dem Spielplatz sitzen. Er fragte ihn, warum er denn weinte. Naruto erklärte ihm, dass er gerne mit den anderen zur Schule gehen würde, aber kein Geld dafür hatte. Der Mann nickte nur lächelnd und meinte, er könnte Naruto für eine Gegenleistung die Schule finanzieren und ihm ein zu Hause bieten. Begeistert und naiv, wie Naruto war, weil er nicht die nötige Erziehung einer Bezugsperson genossen hatte, sagte er zu und folgte dem Mann. Dieser war anfangs ganz normal, doch dann begann er, Naruto Aufträge zu geben. Anfangs musste er nur Müllsäcke wegbringen. Das war ja nicht so schlimm. Einmal hatte Naruto aber einen Sack fallen gelassen und die Finger einer rechten Hand purzelten ihm entgegen. Der kleine Junge erschrak total, stopfte aber die Finger geistesgegenwärtig in den Sack zurück und fragte dann den Mann, welcher sich von Naruto nur Kakashi nennen ließ, wieso er denn Finger weggeworfen hatte. Kakashi grinste nur unter seiner Maske und meinte zu ihm:

„Tja mein Kleiner. Der Mann hat seine Finger nicht mehr gebraucht. Und deshalb habe ich sie ihm abgeschnitten. Keine Sorge das ist ganz normal Naruto. Eine ganz normale Arbeit. Aber du darfst es keinem verraten, weil wir sonst Ärger bekommen. Du weiß doch, dass du ein Monster bist, zumindest als solches gesehen wirst. Und wenn sie dich bei mir sehen wirst du sicher ganz viel Ärger bekommen. Also sei brav still und tu nur, was ich dir sage. Dann wird dir nichts passieren.“

Diese Worte hatte Kakashi oft wiederholt. Und immer, wenn Naruto nur ein halbes Wort darüber verlor, wurde er geschlagen. Die Härte der Schläge hing davon ab, was Naruto denn gesagt hatte. Einmal erzählte er in der Schule, er hätte endlich ein zu Hause gefunden, da hatte Kakashi ihn so lange verprügelt, bis Naruto reglos am Boden lag und erst am nächsten Tag wieder erwachte. Dabei meinte er, er wolle nur das Beste für den Blonden.

Je mehr Zeit verging, umso mehr Arbeit musste Naruto erledigen. Mittlerweile war er dabei, sie zu zerstückeln und wegzuwerfen. Das Umbringen von Leuten nahm Kakashi noch selbst in die Hand. Genau wusste Naruto nicht, was Kakashi noch so alles mit seinen Opfern angestellt hatte. Er hatte nur oft Schreie und andere seltsame Laute gehört, die der junge Uzumaki nicht zuordnen konnte.

Als Naruto sechzehn geworden war, durfte er selbst entscheiden, wann er nach Hause kam. Es war Kakashi egal, ob der Blonde nun zu Hause war oder die Nacht draußen verbrachte. Jedoch hatte er fixe Arbeitszeiten einzuhalten, in denen es von äußerster Priorität war, dass er anwesend war und seine Arbeit verrichtete. Und das ohne Pause. Lediglich an den Wochenenden hatte er Zeit, um zu tun, was ihm beliebte.

Kakashi hatte ihm auch verboten, persönliche Gegenstände, wie Bilder oder Ähnliches zu besitzen, denn er sollte sich nicht eines Tages von ihm abwenden. Narutos Leben gehörte - laut dem Maskierten - nur Kakashi, er hatte kein Recht darauf, selbst etwas zu entscheiden. Auch der Kontakt zu anderen wurde ihm strengstens untersagt, was für Naruto jedoch kein Problem war, da ihn sowieso alle hassten.

Sasuke war geschockt. Er konnte Naruto nur anstarren, welcher ihm gerade sein Leben erzählt hatte, und das, ohne ein einziges Mal seine Mimik zu ändern. Als er verstummte, kippte Sasuke fast um. Das war doch ganz schön hart. Er selbst hatte es auch nicht leicht gehabt, aber Narutos Leben schien um einiges schlimmer gewesen zu sein. Etwas jedoch verstörte ihn noch viel mehr. Und zwar die Tatsache, dass Kakashi für Narutos Zustand verantwortlich war. Sasuke kannte diesen Mann, schließlich war er sein Sensei gewesen, als er klein war. Niemals hätte der Schwarzhaarige den Verdacht gehabt, Kakashi könnte ein Mörder sein, wo dieser sich doch immer so nett und ruhig gab und dessen einzige Macke seine Schmuddelheftchen waren, die er in jeder freien Minute las.

Sasukes Herz schmerzte bei dieser Erkenntnis. Viel früher hätte er Naruto helfen können, hätte er das gewusst. Der Blonde war einen Jahrgang unter ihm in die Schule gegangen, so sahen sie sich sehr selten und wenn, dann nur flüchtig. Es interessierte den Uchiha auch nicht, was es mit Naruto auf sich hatte, denn der Kleine musste doch selbst mit dem Verlust seiner Familie klarkommen und hatte damals noch nicht angenommen, dass es einem anderen noch viel schlimmer gehen konnte. Jetzt jedoch zeigte sich, dass dies durchaus der Fall war.

„Naruto… Es tut mir ja so leid! Ich konnte ja nicht wissen, dass dir so etwas passiert ist. Warum hast du denn nicht schon früher mit jemanden gesprochen?“ Auf diese Worte hin zuckte Naruto stark zusammen. Er sah Sasuke entschuldigend an, ehe er zu sprechen begann.

„Das habe ich doch! Ich habe mit jemandem darüber gesprochen! Aber niemand wollte mir glauben und falls es doch jemand tat, so starb dieser jemand noch am selben Tag. Bei Kakashi sah ich diese Person dann wieder. Tot und bereit, zerstückelt und weggeworfen zu werden.“

Die Stimme des Blonden brach gegen Ende seines Satzes. Er hatte erneut begonnen zu weinen. Sasuke vermutete, dass Naruto an einem schweren Trauma litt und ihm deshalb nicht bewusst war, was er da tat. Er würde wohl psychische Betreuung brauchen, aber erst einmal war es wichtig, dass Kakashi zur Strecke gebracht wurde.

„Wir sollten zur Polizei gehen Naruto. Das wäre besser so.“ Doch der Blonde schüttelte nur energisch den Kopf. Wieder bildeten sich Tränen in seinen Augenwinkeln, doch diesmal weinte er nicht, sondern schaute Sasuke einfach nur ängstlich an.

„Verstehst du denn nicht? Sasuke, jetzt wo du davon weißt, schwebst du wegen mir in Lebensgefahr! Er wird bestimmt versuchen dich zu töten! Es tut mir so leid aber du wolltest es ja wissen!“ Mit diesen Worten blickte Naruto dann aus dem Fenster. Er hatte wirklich Angst, dass Kakashi Sasuke umbringen würde. Was sollten sie jetzt nur tun?

31. Dezember - Silvester !


Sasuke ging ruhig an diese Sache heran. Was sollte er sich auch unnötig aufregen? Das würde ihn nur wirr im Kopf machen und die beiden Zeit kosten. Allerdings mussten die beiden sich überlegen, was sie tun sollten. Sasuke konnte sich nicht vorstellen, dass er von Kakashi umgebracht werden würde, jedoch blieb Naruto fest davon überzeugt, und so gingen sie mit Bedacht vor.

„Naruto, du bist also der Meinung, dass er mich umbringen will? Das sollten wir verhindern, denn ich würde es bevorzugen, noch etwas länger zu leben. Okay, folgender Plan. Wir werden diesen Perversen ein für alle Mal aus dem Weg räumen. Zu zweit. Wir sind beide stark, und auch wenn Kakashi Untergebene haben sollte, es wäre ja nicht das erste Mal, dass du mit ihm sprichst, nicht wahr? Also machen wir das so…“

Sasuke erzählte Naruto seinen Plan, welcher natürlich erst einmal kein Wort begriff. Nach mehreren Anläufen hatte der Blonde wenigstens Ahnung davon, was sie gleich machen würden. Sie beschlossen, noch heute aufzubrechen, denn schlafen würde keiner von ihnen können. Zu groß war die Angst, dass einer der beiden nicht mehr aufwachen würde. Eine ruhige Nacht würde vorerst außerdem keiner der beiden so schnell mehr haben.

Die Sachen gepackt, zogen sie los, raus in den tiefen Schnee. In der Zeit, wo sie gesprochen hatten, hatte es zu schneien begonnen. Ein richtiger Schneesturm war ausgebrochen, welcher beide abbremste und ihre Sicht verschlechterte. Sofort waren sie durchgefroren, denn die Kälte kroch unter ihre Kleidung und verpasste ihnen Gänsehaut. Naruto war die Kälte ja einigermaßen gewöhnt, schließlich war er fast ständig draußen wenn er nichts zu tun hatte, Sasuke jedoch lebte in einem warmen Haus, war daher nicht abgehärtet. Seine Lippen trugen einen zarten Lilaton, welcher bald in ein dumpfes Blau wechselte. Ungewollt klapperte er mit den Zähnen, doch gab sonst kein Geräusch von sich und ließ auch in seinem Blick nicht erkennen, wie kalt ihm war. Ein anderer hätte die Arme um den Oberkörper geschlungen um sich zu wärmen, so aber nicht Sasuke. Dieser hatte die Hände in seinen Hosentaschen und fror stur vor sich hin. Naruto bemerkte dies nicht, er musste sich im Sturm konzentrieren, um den richtigen Weg zu finden.

Lange hatte es gedauert, doch endlich waren sie angekommen. Sasuke hatte sich geschworen, dass er Naruto von seiner Bindung befreien würde, um ihm ein normales Leben zu ermöglichen. Dafür war er sogar bereit, Kakashi, seinen ehemaligen Sensei, zu töten. Auch, wenn Sasuke es eigentlich verabscheute, Gewalt gegen andere Menschen zu verüben, Kakashi hatte eine gerechte Strafe verdient. Und diese war nun einmal der Tod. Sasuke würde niemals verzeihen, dass dieser kranke Mann ein kleines Kind so sehr verzogen hatte. Er war wenigstens froh, dass Kakashi sich nicht auch noch an Naruto vergangen hatte. Obwohl… Wusste er das eigentlich? Naruto hatte nichts dergleichen erwähnt.

„Du Naruto? Ich habe da eine Frage… Bist du eigentlich Jungfrau?“, fragte Sasuke, ohne sich darüber im Klaren zu sein, welche Fantasien er damit in Naruto auslöste. Spätestens aber, als der Blonde knallrot anlief und Sasuke ansah, als hätte er grade gesagt, er wolle Kinder mit ihm machen, bemerkte der Schwarzhaarige, dass der Blonde sehr seltsame Gedanken haben konnte.
„W..w..warum fragst du denn so etwas Sasuke? I.. i.. ich denke nicht, dass dich das etwas angeht!“ Sasuke blinzelte einmal, blieb aber völlig gelassen. Er seufzte leicht, zuckte die Schultern und meinte beiläufig:
„Ich wollte doch nur wissen, ob dich Kakashi auch physisch belästigt hat. Nichts weiter. Wofür hältst du mich denn?“ Naruto blieb der Mund offen stehen. Er hatte doch tatsächlich gerade gedacht, dass Sasuke vorhatte, ihm die Unschuld zu nehmen. Sich schämend scharrte Naruto mit dem Fuß im Schnee herum, ehe er den Kopf schüttelte, und so Sasuke bestätigte, dass er nicht ungewollt berührt worden war. Sasuke nickte und war froh, dass wenigstens das so war, wie es sein sollte. Ungerührt setzte er seinen Weg fort, gefolgt von einem etwas verwirrten Naruto, der sich nur langsam wieder fing.

Später standen sie vor einem großen Gebäude, das auf den ersten Blick ganz normal wirkte. Doch Naruto wusste nur zu gut, was sich dahinter verbarg und hatte eine ernste Miene aufgesetzt. Sasuke wusste nicht genau, was ihn erwarten würde, also schwieg er, so wie die meiste Zeit, und folgte einfach Naruto.

Naruto ging voran, dicht gefolgt von dem Schwarzhaarigen. Jedoch wurde diesem schnell mulmig zumute, als er durch die Hintertür schritt, durch welche Naruto eben verschwunden war. Es war dunkel in dem Raum, er fand sich nicht zurecht, glaubte, in einer Abstellkammer zu sein. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und Sasuke stand alleine in der Dunkelheit. Ein abscheulicher Geruch lag in der Luft und Sasuke glaubte, das Rascheln von Ketten zu hören. Ein schwaches Rotlicht konnte er ausmachen, nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und so konnte er nun auch Umrisse erkennen, die nur teilweise an Menschen erinnerten. Diese Gestalten schienen sich zu bewegen, jedoch nur schwach und langsam. Sasuke hatte keine Angst, dennoch war ihm mulmig zumute. Vorsichtig ging Sasuke zwei Schritte vorwärts, schien dann aber schon auf etwas zu treten und wich zurück. Dort begannen Hände nach ihm zu greifen. Der Uchiha zog scharf Luft ein. Er wusste nicht, wo er hier gelandet war.

„Wo bleibst du denn?“, ertönte Narutos Stimme dann vor ihm. Eine Hand packte sein Handgelenk und zog ihn weiter in den nächsten Raum.
„Sasuke das ist echt nicht der Ort um stehen zu bleiben! Da draußen, das sind alles Opfer, die Eindringlinge verschrecken sollen. Sie haben alle ein Virus, der nur per Spritze übertragbar ist, also keineswegs ansteckend, aber dennoch Angst einflößend genug, um ungebetene Gäste in die Flucht zu schlagen. Sie haben kein Bewusstsein mehr sondern sind an ihr Leben gefesselt, das Virus lässt sich nicht aufheben, diese Menschen sind dem Tode geweiht, und dennoch, ihre Instinkte zwingen sie dazu, zu flüchten.“ Als Naruto ihm dies erzählte, stockte Sasukes Atem. Er verstand immer weniger, wie ein einzelner Mensch so gestört sein konnte und dabei noch nicht einmal erwischt wurde. Der Schwarzhaarige zweifelte langsam an seinem Plan. Es war womöglich doch keine so gute Idee gewesen, unvorbereitet hierherzukommen. Naruto ging weiter in einen langen Flur, bei jeder Tür sagte er, was sich darin befand.

Hinter der ersten Tür verbarg sich ein Raum, der zum Empfang der Opfer diente, die den Raum betraten, um von Prostituierten verwöhnt zu werden, wobei sie nicht wussten, dass der Tod sie eine Tür weiter erwarten würde. Das war Kakashis „Spielzimmer“, wie dieser es nannte. Dort quälte er Männer und Frauen auf verschiedene Arten bis zum Tod. Eine Tür weiter befand sich dann die provisorische Leichenhalle. Und ganz am Ende des Flurs war Narutos Arbeitsraum. In diesen ging Naruto ohne zu zögern. Langsam folgte Sasuke ihm. Doch dieser weitete entsetzt die Augen, als er den Raum, oder vielmehr dessen Inhalt erblickte. An den Wänden hingen Geräte und Messer, wie man sie sonst nur in bei Gärtnern oder in Küchen vorfand. Einige Instrumente kannte Sasuke gar nicht. Und wenn er ehrlich war, wollte er sie auch gar nicht kennen. Im Raum roch es nach Blut und Verwesung, nur ein winziger Luftschacht brachte Frischluft hier herein, denn das ganze Gebäude besaß auf dieser Ebene keine Fenster. Sasuke war schockiert, dass darüber nichtsahnende Kinder mit ihren Familien wohnten und spielten.

„Ich glaube mir wird schlecht“, murmelte Sasuke und hielt sich eine Hand vor den Mund. Nur dank seiner Selbstbeherrschung widerstand er dem Brechreiz. Dennoch wollte er schnellstmöglich aus diesem Raum. Er konnte und wollte sich nicht vorstellen, wie Naruto hier seit Jahren solch eine grausame Arbeit verrichtete und noch einen so intakten Charakter besaß. Sasuke jedoch dachte, dass es nicht nur Narutos Naivität war, die ihn diese Arbeit so seelenruhig verrichten ließ, sondern dass der Blonde auch unglaubliche Kälte besitzen musste. Anders konnte Sasuke sich das nicht erklären. Eines war jedoch klar, sollte diese Aktion gut enden, würde er Naruto schnellstmöglich zu einem Psychiater bringen. Jedoch erst nach Weihnachten.

„Na wen haben wir denn da? Naruto, du bringst die Opfer nun schon selbst mit? Sehr gut! Dann habe ich ja weniger Arbeit.“ Diese eiskalte und abgehobene Stimme jagte Sasuke mehrere Schauer über den Rücken. Bisher kannte er sie nur warm, still und freundlich. So sehr konnte man sich also in einem Menschen täuschen. Niemals würde Sasuke verstehen, wieso Kakashi war wie er war. Jedoch vermutete er, dass dieser eine zweigespaltene Persönlichkeit besitzen musste. Anders konnte es nicht sein. Noch ehe Sasuke etwas sagen oder reagieren konnte, spürte er etwas im Nacken. Ein Schmerz durchfuhr seinen Körper und er ging zu Boden, als ihm schwarz vor Augen wurde. Das letzte, das er mitbekam, war ein aufgebrachter Naruto, der irgendetwas rief und auf ihn zulief. Dann wurde alles schwarz und Sasuke verlor das Bewusstsein.

Irgendwann wachte er wieder auf. Er wusste nicht, wie lange er ohne Bewusstsein gewesen war. Ob es nun Minuten, Stunden, oder gar Tage gewesen waren. Das Erste, was er spürte, war ein stechender Schmerz in seinem Rücken. Er keuchte auf, als er versuchte, sich zu bewegen. Schließlich ließ er es doch bleiben und wartete, dass die Schmerzen nachließen. Gedämpft vernahm er Stimmen, die sich näherten. Dann verstummten sie. Nur noch Schritte waren wahrnehmbar. Ungefähr parallel hinter Sasuke, der mit dem Kopf zur Wand lag, kam die Person zu stehen. Das Rascheln von Schlüsseln war zu hören, dann ein Schlüssel, der sich im Schloss drehte, dann ein Gitter, das quietschend aufging. Sasuke schloss schnell die Augen, wartete einen passenden Moment ab. Die Schritte näherten sich. Als Sasuke eine Hand an der Schulter spürte, wirbelte er blitzschnell herum, ignorierte die Schmerzen im Rücken und drückte die Person auf die Trage. Gerade wollte er mit der Faust zuschlagen, als er in Narutos verwirrtes Gesicht blickte. Sasuke bemerkte sofort seine leeren Augen und schluckte. Dann ließ er die Faust sinken und sah den Blonden irritiert an.

„Naruto was…“ Der Kleinere unterbrach Sasuke, zog ihn zu sich runter und küsste ihn einfach, mitten auf den Mund. Der Schwarzhaarige erwiderte den Kuss nicht, blinzelte erst und drückte Naruto dann von sich. Zuerst wollte er ihn schlagen, doch er hielt inne, als er Narutos Gesichtsausdruck sah. Der Blick war nicht schadenfroh, nicht liebevoll. Auf dem Gesicht des Blonden lag ein deprimierter, jedoch auch teilweise erleichterter Ausdruck. Sasuke verstand nicht, was das zu bedeuten hatte. Doch gleich würde er eine Erklärung von Naruto erhalten.

„Danke.“ Mehr gab Naruto vorerst nicht von sich. Dann begann er zu erzählen. Kakashi hatte gedroht, Sasuke umzubringen und ihm im bewusstlosen Zustand eine Nagelfeile in den Rücken gerammt. Naruto war daraufhin auf Kakashi losgegangen, doch als dieser eine Waffe zog, hatte der Blonde inne gehalten und besorgt zu Sasuke gesehen. Kakashi hatte Naruto befohlen, wenn er wollte, dass der Schwarzhaarige lebte, sollte der Blonde auch etwas dafür tun.

„Und was hast du getan?“, fragte Sasuke misstrauisch, noch immer irritiert von Narutos Kuss. Naruto sah durch Sasuke hindurch und erzählte, dass er den Job der Prostituierten übernehmen musste, für die schwulen Gäste. Sasuke wollte schon ausrasten, doch Naruto hielt ihn an den Schultern fest und schaute ihm in die Augen.

„Ich musste nur Tanzen und mich ausziehen bis auf die Unterwäsche. Nicht mehr“, versicherte der Blonde ihm. Sasuke fand das schon schlimm genug und einfach nur grausam und abscheulich, dass Kakashi so etwas mit Naruto machte, aber dennoch war er froh, dass nicht mehr passiert war. Jedoch erklärte das den Kuss nicht. Und darum durchbohrte er Naruto noch immer mit einem ernsten Blick, bis dieser endlich den Grund nannte.

„Nun ja, einige der Gäste wollten mich küssen, aber ich habe mich geweigert. Meinen ersten Kuss hatte ich noch nicht. Und bevor ich ihn an jemanden verliere, den ich nicht kenne, schenke ich ihn lieber dir. Auch, wenn ich nicht in dich verliebt bin, es ist immer noch das Beste.“ Für Sasuke klang das einleuchtend. Seinen ersten Kuss hatte Sasuke auch noch nicht gehabt, aber bisher hatte er auch nicht das Bedürfnis danach gehabt.

„Jetzt, wo du wach bist, können wir ja unseren Plan ausführen. Aber solange du bewusstlos warst, ging das nicht. Und bevor du fragst, du hast vier Tage geschlafen. Heute ist Sonntag. Also der dritte Adventsonntag. Wäre schon schön, wenn uns das heute gelingen würde, was?“ Sehr überzeugt klang der Blonde nicht, doch es motivierte etwas. Sasuke richtete sich nun wieder auf, ein schmerzerfülltes Keuchen unterdrückend, und zog Naruto auf die Beine. Dann nickte er ihm zu. Und so machten sich die beiden auf den Weg, ihren Plan zu verwirklichen.

„Du hast echt Timing, Sasuke. Heute ist Kakashi neue Waffen kaufen gefahren und hat so einem Typen namens Kabuto die Aufsicht übertragen. Aber den habe ich schon durchschaut, der starrt die meiste Zeit nicht auf die Überwachungsbildschirme, sondern in ein kleines Büchlein. Er meinte einmal, er würde da wichtige Aufzeichnungen machen. Auf der ersten Seite ist ein seltsamer Mann mit langen schwarzen Haaren und gruseligen Augen abgebildet mit einem Herz, ich habe nicht weiter nachgefragt. Aber wir haben nun freie Bahn!“ Sasuke, der insgeheim den Plan schon aufgegeben gehabt hatte, wurde hellhörig, als Naruto dies sagte. Das bedeutete also, sie hatten gute Karten. Sasukes Rücken schmerzte ziemlich, doch das kümmerte ihn nicht. Wichtig war, dass sie mit ihrem Plan vorankamen. Und das taten sie auch.

„Ich habe alles so gemacht, wie du gesagt hast, Sasuke. Es kann jederzeit losgehen. Ich hoffe, wir schaffen das rechtzeitig!“ Sasuke nickte nur. Er wollte nicht reden, lieber konzentrierte er sich. Jetzt mussten sie nur noch auf Kakashi warten.

Und Kakashi kam. Zwar etwas später, als erwartet, aber das spielte keine Rolle. Naruto stand, wie geplant, in seinem Büro. Als der Weißhaarige hereinkam, war er erst etwas überrascht, dachte sich aber nichts Böses. Er setzte sich auf seinen Stuhl und sah Naruto erwartungsvoll an.


„Was willst du jetzt wieder, du kleines Monster?“, fragte er ruhig und verschränkte die Arme vorm Kinn. Naruto grinste nur breit. In seinen Augen blitzte etwas auf, das aussah, wie der Schimmer nach einem erfolgreichen Schachzug.

„Ich will deinen Tod“, hauchte Naruto grinsend, während er auf Kakashis Stuhl deutete. „Da dran ist ein Bewegungssensor. Du explodierst, sobald du aufstehst. Zusätzlich habe ich hier eine Fernzündung. Das heißt, du hast keine Chance!“ Kakashi sah ihn erst verwundert an, dann begann er schallend zu lachen, was Naruto irritierte. Blinzelnd sah er zu dem Verrückten und fragte, was denn so witzig sei.

„Was so witzig ist? Ich bitte dich! Du weißt noch nicht einmal, wie eine Bombe aussieht, geschweige denn wie man eine baut!“ Nun wieder grinsend schüttelte Naruto den Kopf.
„Richtig, das weiß ich wirklich nicht. Sasuke dafür schon!“, meinte er mit einem siegessicheren Lächeln auf den Lippen. Aus Kakashis Gesicht wich die Farbe, was jedoch dank seiner Maske nicht zu sehen war. Doch seine Nervosität was deutlich zu spüren.

„Dummer Junge… Ich sterbe nicht so einfach!“ Naruto antwortete nichts mehr darauf, sondern rannte aus dem Raum. Kakashi blieb zwangsweise sitzen und schnaubte. Verächtlich schielte er zu den Kameras hoch und verfluchte Kabuto mehrfach. Naruto würde das nicht können. Er würde niemals auf den Knopf drücken und einem lebendigen Menschen schaden. Dafür war er zu feige, das wusste Kakashi. Also war es nur eine Frage der Zeit. Und bis zu Sasukes jetzigem Aufenthalt würde es nicht reichen.

Naruto war mittlerweile im Überwachungsraum bei Kabuto angekommen. Er meinte zu ihm, dass Kakashi befohlen hatte, dass er auf diesen Knopf drücken sollte, sobald er Sasuke erblickte, weil dieser angeblich geflohen war. Kabuto nickte nur und starrte doch auf die Bildschirme. Erleichternd seufzend verließ Naruto den Raum, machte sich auf den Weg hinaus. Dorthin, wo Sasuke auf ihn warten würde. Dieser ging gerade an der letzten Kamera vorbei, genau wie vereinbart, und brachte Kabuto dazu, auf den Knopf zu drücken. Die Explosion erschütterte das ganze Gebäude, löste auch noch zahlreiche Brände in den übrigen Räumen aus. Die Polizei hatte eine anonyme Meldung bekommen und das Wohnhaus darüber längst evakuiert. Sasuke wusste ja, was er tat. Er war froh, denn bis jetzt verlief alles nach Plan. Doch etwas sollte ihm den Brei vermiesen.

Denn Naruto wurde aufgehalten. Die Flammen versperrten ihm den gewohnten Weg nach draußen, so musste er Umwege nehmen. Doch der Rauch drang in seine Lungen und Naruto brach zusammen, ohne das Tageslicht zu erblicken. Seine Sicht verschwamm und er dachte an Sasuke, der nun in Sicherheit war. Ebenso an Kakashi, der seine gerechte Strafe erhalten hatte und nie mehr jemandem schaden können würde. Ein Lächeln bildete sich auf Narutos Lippen, dann wurde ihm schwarz vor Augen. Er hatte nicht gedacht, dass er einmal so sterben würde. Sein Leben zog im Schnelldurchlauf an ihm vorbei, wie ein Film, den er nicht stoppen konnte. Dann verstummten seine Gedanken und er driftete ab.

EINE WOCHE SPÄTER
Die Polizei hatte das gesamte Gelände abgesperrt. Die Familien wurden vorübergehend umgesiedelt, kamen bei ihren Familien unter oder wohnten in Hotels. Zahlreiche Tote wurden gefunden, ebenso die Leichen von Kakashi und Kabuto. Manche konnte man nicht mehr identifizieren. Viele Vermisstenanzeigen lösten sich jedoch auf. Ihre Familien weinten und trafen sich, um gemeinsam zu trauern. Dieser Vorfall machte Schlagzeilen. Ein Drama zu Weihnachten, nannten sie es. Keiner dieser Paparazzi würde je den Schmerz und das Leid verstehen, würde je verstehen, was es bedeutete, solche Qualen zu durchleben. Und was dies alles für die Hinterbliebenen bedeutete. Der Präsident erklärte live im Fernsehen, dass dies das schrecklichste Weihnachten seit vielen Jahren sein würde. Die ganze Welt erfuhr davon, doch niemand nannte Kakashis Namen, oder erwähnte Naruto, den Jungen, der so vieles ertragen musste. Und zwei Monate später sollte alles vergessen sein.

Sasuke ertrug dies alles nicht. Er war kurz nach der Explosion dort gewesen, wo Naruto rauskommen hätte sollen. Doch er kam nicht. Und als Sasuke hineinlaufen wollte, um ihn zu suchen, packten ihn zwei Polizisten und brachten ihn ins Krankenhaus, ohne ihm zuzuhören. Keiner von ihnen schenkte seinen Worten Gehör, er wollte doch nur seinen Freund aus den Flammen holen. Doch stattdessen wurde er in Handschellen gelegt und im Krankenhaus behandelt. Dort sollte er für drei Tage bleiben, dann würde es ihm erlaubt sein zu gehen. Da Konoha nur ein Krankenhaus besaß, war es ziemlich überfüllt, denn manche konnten doch gerettet werden, jedoch mussten die Meisten notoperiert oder sofort behandelt werden. Auf den Gängen war es rund um die Uhr laut.

Trübsal blasend sah Sasuke aus dem Fenster. Es hatte zu regnen begonnen. Und nun wurde der ganze Schnee einfach fortgespült. Nichts als Matsch blieb zurück, trübe Schneeklumpen, die jegliche Anmut verloren hatten und die Sicht auf das durchtränkte Gras freigaben. Sasuke fragte sich, ob es Naruto wohl gut ging, da wo er jetzt war. Ob er wohl seine echte Familie wiedersehen würde? Oder ob das alles gar nicht stimmte und er einfach tot war? Sasuke seufzte hörbar. Also war er wieder alleine, ohne Freunde. Dieses Weihnachten würde noch trostloser werden als die letzten Jahre. Sasuke hatte deswegen richtig schlechte Laune. Außerdem, auch, wenn er es nicht gerne zugab, war ihm Naruto ans Herz gewachsen. Und nun? Ja, nun war der kleine Blonde mit den strahlenden blauen Augen im Himmel.

Fünf Tage später durfte Sasuke dann endlich nach Hause. Der Arzt hatte darauf bestanden, ihn noch zwei Tage länger zur Beobachtung um Krankenhaus zu behalten. Sasuke ging erst einmal einkaufen, er wusste, dass er nichts essbares mehr zu Hause hatte. Mit den Einkäufen auf dem Arm und einem stechenden Rücken kam er schließlich an seiner Villa an. Dort räumte er den Kühlschrank leer. Sein Blick blieb an den Fertigramenpackungen hängen, die er für Naruto gekauft hatte, damit dieser sein Lieblingsessen hatte. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, als er die abgelaufenen Packungen in den Müll warf. Und eine einzelne Träne entwich ihm, als er bemerkte, dass er wieder unbewusst Ramen eingekauft hatte. Dabei könnte Naruto sie, dort wo er jetzt war, nicht mehr essen. Schweren Herzens schloss Sasuke den Kühlschrank und setzte sich im Wohnzimmer auf die Couch. Dann blickte er zum Weihnachtsbaum, der noch immer ungeschmückt war. Er würde es wohl bleiben, denn dem Schwarzhaarigen war die Lust daran vergangen. Seine Weihnachtsstimmung war gänzlich dahin. Da er sowieso nicht wusste, was er noch mit sich anfangen sollte, ging der Uchiha nun zu Bett.
Am nächsten Tag wurde er erst gegen Mittag wach, und das auch nur, weil jemand an der Tür war und nicht aufhören wollte zu klingeln. Murrend erhob sich der Schwarzhaarige, schlüpfte schnell in eine Jogginghose und ein weites Shirt, wuschelte sich kurz das Haar zurecht und öffnete dann. Ein Polizist stand vor ihm, mit ernstem Blick.

„Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen Officer?“, fragte Sasuke höflich, klang aber dennoch so, als wäre er gerade aufgestanden. Was ja auch so war. Der Polizist sah darüber aber gelassen hinweg.
„Also Sasuke. So ist doch dein Name, richtig? Hier ist ein Junge, der meinte, er würde hier bei dir wohnen. Ich habe ihm versichert, dass du alleine wohnst, aber er ließ sich nicht davon abbringen. Was soll ich nun mit ihm machen?“ Der Polizist trat zur Seite und gab den Blick auf einen schwarzhaarigen Jungen frei, mit ebenso schwarzen Augen. Die Kapuze seines Sweaters hatte er tief ins Gesicht gezogen. Der Fremde hatte einen emotionslosen Gesichtsausdruck. Sasuke hätte schwören können, dass dieser Junge sein zweieiiger Zwillingsbruder war, wenn er denn einen hätte. Den Blick wieder auf den Polizisten wendend, sagte er:
„Ja er wohnt hier. Ich habe ihn bei mir aufgenommen. Lassen Sie ihn ruhig gleich hier.“ Der Polizist nickte und drückte den Jungen sanft vorwärts. Langsam ging dieser auf Sasuke zu, schenkte ihm aber keine Beachtung und ging an dem Uchiha vorbei in die Villa. Sasuke schwieg nur und schloss die Tür, nachdem er dem Polizisten verabschiedet hatte, nicht, ohne ihm Frohe Weihnachten zu wünschen. Erst dann drehte er sich zu dem Jungen um.

„Ich verlange eine Erklärung“, meinte Sasuke kühl und sah den Schwarzhaarigen an, welcher bis eben noch mit dem Rücken zu ihm gestanden war und sich erst jetzt umgedreht hatte. Ohne ein Wort zu sagen, kam der Junge näher, mit ernstem Gesichtsausdruck, und blieb erst knapp vor Sasuke stehen. Dann aber breitete er die Arme aus und umarmte Sasuke stürmisch. Dieser lächelte nur und umarmte ihn ebenfalls.

„Sag schon! Wie hast du das geschafft Naruto?“, fragte Sasuke ihn, noch immer lächelnd. Er war froh, dass Naruto es doch geschafft hatte. Vor allem, weil er gedacht hatte, dieser sei tot. Doch noch ehe Naruto ein Wort gesagt hatte, wurde ihm die Kapuze vom Kopf gezogen und die Perücke abgenommen. Ebenso wischte Sasuke Naruto das Make-Up vom Gesicht, mit dem er seine sechs Streifen verdeckt hatte. Die Kontaktlinsen sollte sich Naruto dann selber rausnehmen.

„Wie ich das geschafft habe? Naja. Das ist eine lange Geschichte!“ Sasuke nickte nur und meinte, er würde sich alles anhören. Naruto begann zu erzählen, bewegte sich ins Wohnzimmer, erstarrte aber dort sofort. Sasuke fragte sich, was er so plötzlich hatte, jedoch wurde er im nächsten Moment von Naruto angesprungen und zu Boden gerissen.
„Du hast einen Weihnachtsbaum gekauft!“, rief Naruto mit strahlenden Augen. Die Kontaktlinsen hatte er sich schon entfernt. Sasuke konnte also wieder in dieses helle Azurblau sehen. Er nickte nur und auf Narutos Frage hin, warum der Baum noch nicht geschmückt war, deutete Sasuke auf die ganzen Schachteln daneben.
„Ich dachte mir, dass du das vielleicht gerne mit mir zusammen machen würdest.“ Als Sasuke dies aussprach, fing Naruto tatsächlich an zu weinen, weil er sich so freute. Aus drei Minuten Keksschwärmerei wurde eine zehnminütige Baumschmückschwärmerei. Sasuke verdrehte nur leicht schmunzelnd die Augen, ehe er Naruto von sich runterschob, aufstand und wieder Weihnachtsmusik anmachte.

Freudestrahlend begann Naruto den Baum zu schmücken, Sasuke half ihm hin und wieder, ließ jedoch Naruto das Meiste machen, weil es ihn faszinierte, mit welcher Begeisterung der Blonde das tat. Dass der Uzumaki ein zwei Kugeln fallen ließ, welche zerbrachen, nahm der Schwarzhaarige ihm nicht übel. Eine Erklärung, wie Naruto nun da herausgekommen war, bekam Sasuke nicht. Ebenso wenig verlor keiner der beiden ein Wort darüber, was passiert war. Sie hatten still vereinbart, erst nach der Weihnachtszeit wieder über Probleme zu diskutieren und sich mit der harten Realität auseinanderzusetzen.

„So, fertig! Er ist toll geworden Sasuke!“ Dieser nickte nur und ließ eine Knuddelattacke über sich ergehen.
„Du weißt schon, dass wir ab jetzt jedes Weihnachten miteinander verbringen werden oder?“ Sasuke schaute den Kleineren an, welcher erst überrascht blinzelte, dann aber lächelnd nickte.
„Sehr gerne sogar! Aber… Wo soll ich denn nun hin? Ich habe doch jetzt kein zu Hause mehr…“ Sasuke zog nur eine Braue hoch und ließ eine Hand leicht schweifen. Damit signalisierte er Naruto, dass dieser nun bei ihm wohnen würde. Wieder wurde der Uchiha umarmt. Er dachte, dass dies ab jetzt wohl noch öfter passieren würde und so fing er langsam an, sich daran zu gewöhnen.

„Weißt du, was jetzt noch fehlt?“, fragte Naruto strahlend. Sasuke schüttelte nur schweigend den Kopf. Naruto grinste nur und wies Sasuke an, zu warten, wo er stand. Zwei Minuten später kam Naruto wieder und nahm den Schwarzhaarigen am Handgelenk.
„Mach die Augen zu“, flüsterte Naruto. Sasuke seufzte nur und schloss die Augen. Er ließ sich von Naruto mitziehen, ohne ein einziges Mal zu blinzeln.
„So und jetzt mach die Augen wieder auf!“, meinte Naruto zu ihm und lächelte ihn sanft an. Sasuke wusste nicht recht, was das nun sollte. Aber als Naruto nach oben deutete, wurde ihm klar, was der Blonde wollte. Sie standen direkt unter einem Mistelzweig. Sasuke schmunzelte.
„Du lässt aber auch kein Detail aus, was dobe?“, fragte er, jedoch mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Naruto sah ihn nur nervös an und suchte nach einer Erklärung, wobei seine Wangen leicht rot waren. Sasuke lachte leise auf.
„Komm schon her du Idiot“, meinte er und zog Naruto an sich. Sanft trafen sich ihre Lippen, beide genossen den Kuss. Sasuke, der niemals geplant hatte, jemanden von sich aus einfach so zu küssen, ließ seine Anspannung fallen und ließ sein Leben einfach Leben sein. Was brauchte er schon, um glücklich zu sein?

Natürlich hatten beide eine schwere Zeit hinter sich, doch sie konnten nun gegenseitig füreinander da sein und das Beste aus ihren Leben machen. Keiner der beiden würde je wieder von der Seite des anderen weichen, ob sie nun beste Freunde oder mehr waren, spielte dabei keine Rolle. Die Bindung zwischen ihnen war gestärkt und sollte weiter wachsen.

Am nächsten Tag war dann der 24. Dezember. Also der Weihnachtsabend. Und sie verbrachten diesen miteinander, hatten viel Spaß und Freude zusammen. Für beide war dieses Weihnachten das Schönste, das sie je hatten. Und jedes Jahr, dass sie beisammen wohnten, sollte es genauso sein, genauso wunderbar, wie in dem Jahr, in welchem sie sich kennenlernten.

Epilog


Ich wollte mich eigentlich nur bedanken, dass ihr mein eBook gelesen habt und womöglich einen Kommi hinterlassen habt ^__^

Eigentlich hätte die Weihnachtsreihe nach dem vierten Advent enden sollen, doch ich habe meine Idee dann verändert, und so habe ich sie verlängert. Das Ende kam dann eben am 31. Dezember 2012.

Gutes Stichwort, ich wollte euch einen guten Rutsch ins neue Jahr 2013 wünschen und nachträglich noch einmal frohe Weihnachten! Viel Glück und Gesundheit euch und euren Familien. Und ich hoffe, ihr bleibt mir auch in meinen weiteren eBooks als Fans erhalten ^^

Vielen lieben Dank noch einmal

Ganz liebe Grüße, eure Sasa ^__^

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.12.2012

Alle Rechte vorbehalten

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