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Ein kleiner Überblick

Wer hat diese wundervollen Geschichten geschrieben?                      

  

Die Titelgeschichte Fienjan und der Farbenvogel wird von Martina Laurenz erzählt und stellt die Abenteuer eines ganz besonderen Gartenbewohners vor.

Susanne Verschakelen berichtet von einem Königskind, das von seiner Mutter so lange schon ersehnt wurde, während Lisa Tandler jemanden nach seiner Persönlichkeit suchen lässt, von dem man es gar nicht vermutet.

Einen wunderschönen Gedankengang verfolgt Juliana Fabula, in dem sie davon spricht, dass auch zwischen den unterschiedlichsten Menschen eine Brücke der Freundschaft entstehen kann.

In wunderbarer Weise verschmilzt Christine Bouzrou ein ‚altes‘ mit einem ‚neuen‘ Märchen und gibt ihm dadurch eine erfreuliche Wendung.

Wir kennen alle die vier Jahreszeiten – doch kennen wir sie wirklich? Mehr dazu verrät F. Riedel in der Geschichte über das Königreich des Herbstes.

Einen König, der alles zu besitzen scheint und dem es dennoch an etwas fehlt stellt Sonja Jeziorowski vor.

Zu Maras Geburtstagsfeier lädt Erika Hemmersbach alle Kinder herzlich ein, die dann auch gleich die abenteuerlichen Ferien mit dem Pilzwichtelmädchen verbringen können.

 Was es wohl mit den geheimnisvollen sieben Seiten eines Buches auf sich hat? Das ist in der Geschichte von Josephine Kerutt zu lesen.

Dass eine kleine Kesselspinne große Taten vollbringen kann, beweist die Autorin Raphaela Patrizia Glanz mit ihrem zauberhaften Märchen über Cindy.

Das Geburtstagsgeschenk von Mia ließe bestimmt viele Kinderherzen höher schlagen und warum das so ist, das erfährt man von Gisela Steinbrück.

Keine Neuigkeit ist es, dass Schweine klug sind – doch was so ein gescheites Tier alles erlebt, hat Paul Sanker für euch aufgeschrieben.

Sonnenklar, dass Lamas spucken – oder? Wie es dazu kam, darüber berichtet Janos Teleki.

Eine ganz andere Geschichte weiß Claudia Piotrowsky für euch, nämlich jene von dem Kind, das auf einem Eisbärenfell geboren wird.

Was schimmert in allen denkbaren Blautönen? Es wird in dem Märchen von Chrissy Lazemare verraten.

Jutta E. Schröder vermag nicht nur wunderschöne Bilder zu malen, sie verpackt auch die Albereien eines Zauberers in eine märchenhafte Geschichte.

Ab wann ist man für Märchen ‚zu groß‘? Eine interessante Frage, die Reni Zawrel hier stellt.

Auch das schönste Märchenbuch ist einmal zu Ende und was könnte besser passen als eine Geschichte von Sonne und Mond, die Jasmin Ickes geschrieben hat.

Leseprobe zu Fienjan und der Farbenvogel

Fienjan und der Farbenvogel

Martina Laurenz

 

Morgendlicher Sonnenschein ergoss sich warm und hell über den Garten und kitzelte nach und nach dessen Bewohner wach. Auf dem Flieder reckten Schmetterlinge ihre nachtfeuchten Flügel in die Strahlen, während die Bienenkinder durch die Blütenkelche tobten und eine feine kleine Staubschicht aus Pollen hinter sich herzogen. Zwei Marienkäfer wuschen sich in den Tautropfen auf dem Buchenblatt, als unter ihnen im Gras ein ungleiches Paar seines Weges ging.

Die Nacktschnecke Fienjan und ihre Stiefschwester, die Weinbergschnecke Alea. Auch wenn die beiden grundverschieden aussahen, war ihre Abenteuerlust doch die gleiche. Einst hatte ein Reiher Fienjans Eltern als leckeren Happen verzehrt und die Weinbergschnecken hatten den einsamen Jungen aufgenommen.

 

„Komm schon, Alea“, lockte die Nacktschnecke, „gucken wir, wer am weitesten auf den Grashalmen hochkriechen kann.“

„Fienjan, das dürfen wir nicht“, erwiderte die Weinbergschnecke und schüttelte bedächtig den Kopf. „Da oben könnten wir gesehen werden. Die Gefahr ist zu groß.“

Doch Fienjan war hartnäckig. „Von hier oben kannst du über den ganzen Rasen schauen. Wir haben alles im Blick. Das ist nicht gefährlich.“

Wesentlich argwöhnischer argumentierte Alea: „Und was ist mit dem Mädchen, Fienjan? Es entführt uns Schnecken. Vater hat uns ausdrücklich verboten, aufzufallen. Wir sollen unter dem Grün der Pflanzen versteckt bleiben.“

„Für die Menschen ist es noch zu früh, Alea.“ Die kleine Schnecke ohne schützendes Haus auf dem Rücken gab nicht auf. „Jetzt sei keine Spielverderberin und komm rauf.“ Grinsend wippte Fienjan auf seinem Grashalm.

Wie gerne wollte Alea mitspielen, aber die Worte ihres Vater ließen sie hadern. „Ich bin mit meinem Haus viel schwerer. Die Halme werden mich nicht tragen.“

„Das stimmt nicht“, widersprach Fienjan. „Ich bin viel breiter und größer. Du wiegst mit Haus nicht mehr als ich. Na los, komm endlich. Das macht Spaß.“ Augenblicklich schwang die Nacktschnecke noch heftiger auf dem Halm und jauchzte vor Freude. „Jipieeh, lauf mein Rasenpferd. Jipieeh.“

Überredet. Lachend kroch Alea den benachbarten Grashalm hinauf und gemeinsam wippten die beiden Schnecken auf den Rasenpferden davon, dass die Tautropfen nur so in die Gegend spritzten.

 

Tief in ihr Spiel versunken bemerkten die Freunde nicht, wie sich ein dunkler Schatten bedrohlich über sie senkte. Und schon passierte das Unglück.

Eine Hand pflückte Alea behutsam von ihrem Halm. Sie schrie auf, versteckte sich blitzschnell in ihrem Schneckenhaus, während Fienjan ihr wie erstarrt hinterher schaute. Alea wurde von einem Mädchen nun sachte in eine durchsichtige Box gelegt.

Fienjan hörte die Weinbergschnecke weinen, als das Kind in die Hocke ging und sich mit dem Gesicht langsam seinem Grashalm näherte. Panik erfasste ihn. Er ließ sich fallen, um sich am Boden voller Angst klein zusammenzurollen. Vielleicht würde sie ihn nicht sehen, hoffte er, aber es war zu spät.

Von zwei Fingern hochgehoben, kniff er die Augen zu und blinzelte nur. In der Luft schwebend, sah er in das angewiderte Gesicht und hörte das Mädchen sagen: „Weißt du, Nacktschnecke, schön bist du nicht, aber sterben sollst du auch nicht.“ Mit diesen Worten warf sie Fienjan wie einen Kieselstein in hohem Bogen über den Gartenzaun.

Schreiend versuchte Fienjan sich zusammenzuziehen, damit die Landung nicht so hart würde. Er schlug auf dem Boden auf und kullerte weiter, bis der tief hängende Zweig einer Trauerweide ihn aufhielt. Traurig und erschrocken kroch die Nacktschnecke unter dem Zweigenvorhang der Weide hindurch, lehnte sich an den Baumstamm und weinte bitterlich.

Ein Rascheln über ihm schreckte Fienjan auf. Er blickte angestrengt in die Zweige hinauf und sah einen großen Vogel von Ast zu Ast springen. ‚Der Reiher!‘, schoss es ihm durch den Kopf. ‚Er kommt, um mich zu holen. Wie Mama und Papa.‘ Rasch zog die Nacktschnecke sich zusammen.

Eine freundliche Stimme beruhigte den Ängstlichen. „Na, na, mein Kleiner. Du musst keine Angst haben, ich tue dir nichts. Ich habe dich weinen gehört. Hast du Kummer?“

Obwohl Fienjan die Worte verstanden hatte, beschloss er zitternd in seiner Haltung zu verharren.

Der Vogel sah und spürte die Angst der Schnecke. Vorsorglich zog er sich ein paar Schritte zurück und sprach mit sanfter Stimme: „Mein Name ist Kleur und ich bin ein Farbenvogel. Meine Art ernährt sich ausschließlich von sehr bunten Pflanzen. Du brauchst dich wirklich nicht vor mir zu fürchten. Verrätst du mir deinen Namen?“

Vorsichtig hob Fienjan den Kopf. Meinte der Vogel ihn? Konnte das tatsächlich sein? Da begann Fienjan sein Gegenüber genauer zu mustern.

Kleur war ein kunterbunter Vogel. Groß und von schlanker Statur. In seinem Gesicht leuchteten zwei rabenschwarzen Augen und sein Schnabel glänzte von sattem Gelb bis hin zu Feuerrot. Die Schwanzfedern lagen wie eine Schleppe hinter ihm auf dem Boden.

 

 

Wie sich diese Geschichte weiterentwickelt, erfahrt ihr in der Märchenanthologie

FIENJAN UND DER FARBENVOGEL

erschienen im Verlag Sarturia

ISBN 978-3-940830-23-4

 

Erhältlich im Buchhandel, bei Amazon und natürlich im Sarturia Buchshop http://sarturia.com/buch-shop/

 

   

 

 

Impressum

Texte: Verlag Sarturia e.K. Autorenservice
Bildmaterialien: Verlag Sarturia e.K. Autoren Service
Lektorat: Autorenteam Sarturia
Tag der Veröffentlichung: 04.11.2013

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