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Prolog:

Es herrschte rege Betriebsamkeit in der Stadtmitte Wydon-Oras.
Alle liefen hektisch durch die kunterbunt mit Ständen geschmückten Straßen, um sich an der neusten Mode zu erfreuen oder ihren alltäglichen Dingen nachzugehen. Den wöchentlichen Markt besuchten die verschiedensten Gesellschaftsschichten. Manchmal sah man über alle ragend eine der vielen Droschken, die versuchten sich einen Weg durchzubahnen, um ihre Fahrgäste an den gewünschten Ort abzuliefern.
Jeder würde sich über das Gewimmel an Kleidern und Taschen wundern. Sich aber gleichzeitig an der Kauflust beteiligen und sehen in welch farbenfrohe Stadt er doch gekommen war. Mitten darin versanken die Bettler und Straßenkinder in den Schatten der hohen Häuser. Ihre Hände glitten jedoch gleichzeitig in die Mäuler der Geldtaschen und kamen mit einer reichen Beute wieder heraus.
Ebenso wie die anderen Notleidenden kauerte in Lumpen ein fünfzehn jähriges Mädchen an einer Häuserfassade. Sie hatte sich dick in das zerfledderte Tuch gewickelt und starrte stur geradeaus, wobei sie fordernd einen Metallbecher hochhielt. Erst beim näherem herantreten sah man, dass ihre Augen silbergrau waren und sich stumpf ein wenig Licht darin brach.
Das Mädchen war blind.
Sobald jemand dies jemand bemerkte ließ er seufzend einen Kupfertaler in den Becher fallen und kehrte ihr mitleidig den Rücken zu. Es schien sie nicht zu kümmern, denn sie blieb weiterhin reglos sitzen. Wie hätte das junge Ding auch die Bitterkeit in deren Blicken bemerken sollen. Wo ihre Augen das Sehen doch verwehrten.
Sie hieß Auran.
Nun bleibt nur noch die Frage, war sie denn wirklich blind?
Hier ist ihre Geschichte....

Kapitel 1.

Ich zitterte am ganzen Leib. Kein Wunder bei dem dünnen, rauem, billigem Stoff, den man mir angedreht hatte. Wie jeden Tag saß ich auf dem kalten Boden und bettelte nach ein paar Kupfertalern. Auf dem Markt war immer viel los und ich bekam genügend zusammengekratzt um mir etwas zu essen zu holen. Mit klappernden Zähnen stellte ich den Becher auf dem Boden ab und versuchte meine Hände auf zu wärmen. Was jedoch kläglich scheiterte.
Scheppernd fiel eine Münze in das metallene Gefäß. Ich tat weiterhin so, als ob ich blind wäre und starrte auf den Boden, wobei ich meine Hände anhauchte. Es war wahr, dass ich silbergraue Augen hatte und dass das Licht darin nicht wieder zu finden war. Aber ich konnte sehr wohl sehen. Nur eben auf andere Art und Weise. Schon früher hatte ich gelernt mein Geheimnis zu wahren, denn als Kind konnte man noch behaupten, dass es kindliche Fantasie war was ich erzählte. Mit den früh reifenden Jahren jedoch, wurde es merkwürdig und ich galte lange Zeit als verrückt.
Mein Blick war nicht trüb oder schwarz. Nein. Ich sah sogar mehr als ich sollte.
Nur die Gegenstände, Häuser und Gesteine, also alles was nicht lebendig war hatte für mich keine Farbe. Sie waren alle in verschiedene schwarz-weiß-grau Farben getaucht, sodass ich die Helligkeit noch unterscheiden konnte und in einer Gasse nicht gegen die Wand lief. Was mir, nur nebenbei bemerkt, schon mehrere Male passiert war. Was war mit den Menschen?
Sie sah ich ebenfals wie in einem altem schwarz-weiß Film. Jedoch umgab sie ein merkwürdiger wabernder Nebel, die sich kräuselten und sich in verschiedenen Farben präsentierten. Ob man glücklich war oder traurig, ich konnte ihre Gedanken lesen. Wie schwebende Zeilen eines Buches gaben sie mir ihren Sinn zu verstehen und flüsterten eine leise Melodie, die über ihr Leben erzählen wollte. Eindringlich drangen sie in mich hinein und wollten, dass ich alles las, was sie preisgaben. Ich musste die Menschen nicht berühren, nicht ansehen weder kennen. Anfangs war es ziemlich anstrengend gewesen auf das alles achtzugeben. Das Leben der anderen schien sich mit meinem zu vermischen. Nach vielen mühsamne Jahren hatte ich jedoch gelernt meinen Geist vor der Gefahr, in einer anderen Persönlichkeit zu verschwinden, zu schützen. Schon komisch. Da ich eigentlich als blind angesehen werde. Ich weiß nicht ob ich es als Gabe oder als Bestrafung sehen soll. Was kümmerte mich das. Ich brauchte einfach nur Geld, so wie jeder andere auch. Und ob ich blind war oder nicht interessierte sowieso niemanden.

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Texte: Dieser Text darf nicht kopiert oder anderweitig verbreitet werden!Ich danke außerdem teetrinkerin für das Cover, das sie mir gemacht hat^^.
Tag der Veröffentlichung: 19.02.2011

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