Prolog
Meine Tränen der Verzweiflung, fließend über die eiskalten Wangen meines Gesichts. Das Verlangen, nach Erinnerung, ein brennender Schmerz meiner Gedanken. Die Hoffnung, dies alles sei nur ein blinder Traum, so unglaublich stark um wieder aufblicken zu können. Den Schmerz fühlend, den er mir mit einem Messer tausendmal in mein Herz stach. Nach Hilfe schreiend, doch ungehört geblieben. Verschwinde! Lass mich mein Leben weiterleben. Lass mich vergessen, welchen Schmerz du mir zubereitet hast, auch wenn dieses Vergessen eine Tat der Unmöglichkeit ist. Reichen dir nicht die Schreie meines Leidens, dieses Leiden, welches ich dir zu verdanken habe? Ich weiß nicht, wer du bist, doch das will ich auch nicht. Ich will, dass deine Taten in die Vergessenheit fallen, tief in den Abgrund. Doch die Angst macht sich in meinem Herzen breit, dass du dieser Mensch bist, der mich in den Tod führt. Lass mich mit meinen Tränen der Verzweiflung alleine. Mit meinen trockenen Tränen und meiner Angst vor dir.
Elle Tyne
Die Straßen, die sich durch New York schlängelten, wirkten grau und unheimlich auf mich. Die Häuser schienen Nebelig und verschwommen. Ich versuchte mich aufrecht zu halten. Der Rausch des Alkohols überfiel mich, jedoch blieb ich standhaft. Ich erkannte das verschwommene Licht einer Straßenlaterne. Ich befand mich auf dem Weg nach Hause. Es war ein großer Fehler gewesen, mir auf der Hausparty meiner besten Freundin Charlene so ein Maß an Alkohol einzuflößen. Ich fühlte mich unterdrückt von dessen Rausch. Der Wind zog durch die Stadt und wehte mir durch mein geschmeidiges Haar. Das Geräusch, welches der Wind durch die Bäume hervorbrachte, klang nach wenigen Sekunden, wie gespielt. Mit vor Angst erwachten Augen schaute ich mich um auf die leere Strecke, die hinter mir lag.
„Hallo?“, rief ich in die Dunkelheit.
Ich konnte mich glücklich schätzen, als ich die Klänge meines Handys wahrnahm.
„Ja?“, fragte ich nach, da die Nummer des Anrufers unterdrückt schien.
„Elle, du wolltest bereits vor einer Stunde zu Hause sein.“, hörte ich eine warme, männliche Stimme rauschen.
Ein lautes Schnaufen brach aus mir hinaus.
„Tut mir leid.“, hielt ich mich kurz.
„Ich mache mir Sorgen.“, versuchte er mir zu erklären.
„Brauchst du nicht, Dad.“, wollte ich meinen Vater ein wenig beruhigen.
„Na, gut.“
Ich merkte, dass er ein wenig zögerte.
Nur die Vorstellung alleine, wie er den Rauch in seine Lungen sog, ließ mich seine Sorgen erkennen.
„Wie lange brauchst du noch, bis du zu Hause bist?“, fragte er mich jedoch nach diesem langen Zögern.
„Ungefähr fünf bis zehn Minuten bräuchte ich schon.“, sagte ich.
„In Ordnung, ich warte dann auf dich und Elle?“, fragte er mich nach meinem Namen.
„Ja, Dad?“, kam ich ihm fragend entgegen.
„Pass bitte auf dich auf.“, bat er um meine Sicherheit.
Ich versicherte ihm, dass mir nichts passieren würde und verabschiedete mich von ihm. Seit dem Tod meiner Mutter schien Riley, mein Vater, sehr besorgt um mich. Meine Mutter starb, als ich vier Jahre alt war, an Krebs. Dies war eine sehr schlimme Zeit für ihn, die er für sich alleine benötigt hatte. Noch heute machte er sich Vorwürfe, dass er ihr Leben nicht nach ihrem Wunsch, mit seinem da sein, ausgefüllt hatte. Meiner Meinung nach hatte Riley ihr eine schöne Lebenszeit geschenkt. Diese Vorwürfe, die er sich machte, waren unnötig. Er erzählte mir viel von dieser Frau, die mich das Licht der Welt erblicken ließ. Mit so viel Liebe und Zärtlichkeit, die er ihr schenkte, hatte er mir schon oft die Geschichte ihres Liebeslebens erzählt.
Riley hatte sie damals auf einem Dorffest kennengelernt. Nach ungefähr zwei Jahren, die sie zusammen verbracht hatten, zogen er und Valerine, meine verstorbene Mutter, nach New York. Valerine brachte mich mit jungen Jahren zur Welt. Deswegen musste mein Vater sein Studium unterbrechen und hatte sich einen Job gesucht. Er versicherte mir immer und immer wieder, dass es eine sehr schwere und komplizierte Zeit für sie war. Valerine sollte gezweifelt haben, mit ihrem jungen Alter ein Kind auf die Welt zu bringen. Es hatte mich damals geschockt, als ich dies erfahren hatte. Jedoch konnte ich es ein wenig verstehen.
Das lange Haar umarmte sanft meine Schultern. Es lockte sich wild zwischen meinen Schulterblättern. Die Lichtstrahlen einer Laterne stielen sich durch die dunklen Gassen der Stadt und ließen mein seidiges Haar in einem kalten Braun schimmern. Wenige Strähnen verschleierten mein Gesicht. Gefährlich spiegelten sich ihre Schatten in meinen braunen Augen. Dichte, schwarze Wimpern fächerten sich über diese, die in einem Glanz erstrahlen. Die weichen Lippen schienen in einem leichten rosa. In meiner schlanken Figur fielen zarte Kurven, die von vielen beneidet wurden. Mein Vater hatte mir schon oft von ihren braunen Augen erzählt. Diese meiner Mutter. Er war der Meinung, dass mir ihre Augen geschenkt wurden und er diese bewunderte. Selbst meine sensiblen Eigenschaften erinnerten ihn oft an sie, Valerine.
Ein Knistern, das ich hinter mir hörte, holte mich aus meinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Mit einem schnelleren Schritt lief ich die feuchte Straße entlang. Es drohte jeden Moment, dass kleine, nasse Tropfen aus den dunkeln Wolken fallen würden. Diese, die jeden Moment mein wildes Haar durchnässen und an meinen rötlichen Wangen hinunter gleiten würden. Wieder klangen die Töne eines Knisterns in den dunklen Gassen New Yorks. Es wirkte unheimlich auf mich und ich spürte, wie sich langsam die Angst in mir erweckte.
„Hallo?“, rief ich ein zweites Mal in die Leere.
Das Rascheln wiederholte sich immer und immer wieder. Meine Angst überrannte mich, doch ich versuche von meinem äußerlichen Wesen die Ruhe zu bewahren.
„Ist da jemand?“, versuchte ich es noch einmal.
Doch mein Versuch blieb unbeantwortet.
Eine Weile blieb meine Umgebung in einem ruhigen Zustand und ich atmete beruhigt auf.
„Ah!“, erschrak ich, als mich eine Hand von hinten packte.
Eine Dunkelheit breitete sich vor meinen Augen aus, als mir jemand mit seiner Hand die Augen zuhielt. Ich versuchte mich zu währen und das Pfefferspray aus meiner Handtasche zu holen, das mir mein Vater gegeben hatte. Jedoch war dies Zwecklos. Ich spürte, ein klebriges Gefühl an meinen Händen und merkte, wie diese mit einem Klebeband zusammengebunden wurde. Ich hatte keine Chance mich zu währen und musste ebenfalls mitbekommen, wie mir der Mund zu geklebt wurde, als ich nach Hilfe schreien wollte.
„Das hättest du dir wohl so gewünscht, meine Süße.“, hörte ich eine raue und unheimliche Stimme in meinen Ohren rauschen.
Ich versuchte mich noch immer zu wehren, doch der harte und schmerzvolle Stich in meinen Arm lies mich zu Boden gleiten.
In dem Rausch, der an mir vorbei zog, versuchte ich zu erkennen, was mit mir geschah. Jedoch währen konnte ich mich nicht. Ich hörte meine eigenen Schreie, als ich den Schlag einer Faust auf meinem Rücken spürte. Mit einer undefinierbar starken Gewalt wurde auf mich eingeschlagen. Ich wurste meinen Leib in eine hintere Ecke zu zerren, doch eine unbekannte Hand lies es nicht zu. Ich sah eine verschwommene Gestalt, die nackt auf mich zu kam. Mit schmerzendem Körper lag ich bewusstlos am Boden. Die Wahrnehmung und die Vorstellung, was mit man nun mit mir vorhatte, existierten in meinen Gedanken nicht. Es fühlte sich alles, wie in einem Traum an. Die Verschwommenen Zerrungen des Bildes versuchten mir diesen Gedanken einzuflößen. Jedoch konnte ich mir die Schläge nicht erklären.
Mit meinem Erwachen, fand ich mich in einem kleinen, dunklen Raum. Er schien unheimlich und der Dreck fiel regelrecht von den Wänden hinunter. Eine undefinierbare Flüssigkeit schlich sich um meinen Körper. Mir wurde Rot vor Augen, als ich wahrnahm, dass ich in meinem eigenen Blut lag.
„Ah!“, versuchte ich mich aufzurichten, fiel jedoch wieder zu Boden.
Der Schmerz meines Rückens erstach mich regelrecht. Blut, soviel Blut.
„Wieso?“, stahl sich aus meinem Mund.
Die Angst, die ich in diesem Moment empfand, umkreiste meine Gedanken. Ich war nackt. Ich lag nackt in meinem eigenen Blut. Alleine die Vorstellung an den Gedanken, was mit mir passiert sein könnte, verschlug mir die Sprache und lies mich in Tränen ausbrechen. Jedoch verfolgten mich die Erinnerungen an diese Nacht nicht, sondern ließen sich nur verblasst und verschwommen erkennen. Ich versuchte diese Erinnerungen hervor zu holen, doch scheiterte.
„Hallo?“, rief ich in den schallenden Raum.
„Hallo? Ist da jemand?“, fragte ich nach einer rettenden Hand.
„Hilft mir denn niemand?“, fielen meine Schreie weiterhin an den Wänden hinunter.
„Hilfe!“, lies dieses Wort das Fass zum überlaufen bringen.
Ich stand mit meinem nackten Körper auf und schaute mich in die Leere um.
Der Raum, in dem ich mich wieder gefunden hatte, schien dunkel. Meine Tränen der Verzweiflung flossen mir über meine eiskalten Wangen.
„Ah!“, wieder schrie ich.
Mein Bein knickte ein, bei dem Versuch zu dem Stuhl zu gehen, der in einer Ecke des Raumes stand.
Ich versuchte mich mit meiner Hand an meinem Unterschenkel zu stützen und erschrak, als ich wieder mein Blut an den Händen sah. Mein ganzes Blut lief an meinem Bein hinunter. Schauend nach einer Lösung, schrie ich nach Hilfe und ertrug den Schmerz meines Herzens.
„Mein Handy!“, sah ich mich mit einer Idee um.
In der Ecke, in der dieser einzige Stuhl stand, befanden sich auch meine Klamotten und meine Handtasche.
„Elle, entweder jetzt.“, begann ich den Satz.
„Oder du stirbst an deinem Blutverlust und den schreienden Tränen.“, nahm ich mir jedoch dann den Mut zusammen und versuchte mich aufzurichten.
Der Schmerz zog in meinen Rücken bei dieser Tat. Jedoch trieben mich der Mut und dieser Wille, hier aus diesem Raum hinaus zu finden, an und unterdrückte den Schmerz ein wenig. Fallend auf den Stuhl, atmete ich erschöpft auf. Greifend nach meiner Handtasche suchte ich verzweifelt mein Handy.
„Da!“, rief ich aufatmend.
Siebzehn Anrufe sah ich auf dem Display meines Handys und sie alle stammten von meinem Vater. Doch dieser interessierte mich zu diesem Zeitpunkt nicht. Ich brauchte Hilfe, von jemandem, der nicht gerade nach meinem Vater roch. Er hätte sich viel zu große Sorgen gemacht und die Polizei eingeschaltet, doch aus irgendeinem Grund wollte ich dies nicht.
„Null, sechs, eins ..“, murmelte ich die Nummer, meines besten Freundes vor mich hin und tippe diese in mein Handy ein.
„Elle.“, hörte ich Daniels Stimme, durch den Lautsprecher meines Handys, meinen Namen rufen.
„Daniel, bitte. Hilf mir.“, stöhnte ich in leisen Tönen.
„Elle? Ella? Was ist passiert?“, flüsterte er besorgt.
„Daniel, hör mir nun genau zu. Und rede mit niemandem darüber, ja?“, hauchte ich mit leiser Stimme.
„Ella, ich verspreche es dir, aber wo bist du?“, hörte ich seine Stimme klingen.
Ich versuchte auf zu atmen, um die richtigen Worte zu finden.
„Daniel, ich fand mich nackt in einem dunkeln Raum gefangen. Mein eigenes Blut fließt an meinem Bein hinunter. Mein Rücken schmerzt. Hilf mir!“, versuchte ich ihm zu erklären.
„Oh mein Gott.“, versuchte er sich auszudrücken, doch ich merkte, wie es ihm die Fassung verschlug.
„Elle, kleine. Weißt du, wo du dich befindest? Kennst du diesen Raum?“, fragte er mich mit einem Funken Angst, die in seiner Stimme lag.
„Nein. Daniel, bitte. Keine Polizei. Finde mich.“
„Ich.“
„Ich muss auflegen!“, unterbrach ich ihn und drückte auf die Taste, die das Gespräch beendete.
Die Schritte, die sich der Tür näherten, brachten meinen nackten Körper zum Zittern. Ich konnte nur noch auf die Hilfe von Daniel warten. Mit schnellen Zügen zog ich mir mein längeres Oberteil über meinen Körper, welches ich gestern getragen hatte. Sitzend in meinem Blut, welches sich in dem Raum verteilte, schlich sich die Angst in meinem Körper herum.
Angespannt starrte ich auf die Türklinke, die langsam hinunter gedrückt wurde. Halbnackt saß ich dort, alleine auf diesem Stuhl. Gespannt auf die Person, die dort draußen auf mich wartete. Mit meinem Gesicht in den Händen verschlungen, wartete ich und ließ meinen Tränen freien Lauf.
„Du kannst nun gehen.“, sagte eine ruhige und raue Stimme zu mir.
Ein Wunder stieg in mir auf. Ich war frei? Einfach so?
„Zieh dich an und geh jetzt!“, befahl ER mir streng.
Ich versuchte meine Augen aufzurichten und dieser Person ins Gesicht zu schauen.
Geschockt starrte ich auf eine Maske. Diese schien mir sehr unheimlich. Sie hellte sich, auf der linken Seite, weiß. Eine Linie trennte das Helle von dem dunklen schwarz, welches sich auf der rechten Seite erstreckte. Es schien ebenfalls unheimlich, wie dieses Wesen dort kerzengerade, mit dessen großen Gestalt, stand.
„Jetzt geh!“, schrie ER mich an.
Erstaunt starrte ich ihm nach, als er mit langsamen und schweren Schritten den Raum verließ. Noch immer geschockt von dem, welches vor ein paar Sekunden geschehenen, saß ich mit geweiteten Augen auf dem Stuhl.
„Lauf!“, dröhnte mir meine Angst durch meine Gedanken.
Mit Angst erfüllt zog ich mir mein Höschen an, ließ jedoch die Jeans vor Panik ausgezogen. Ich rannte, immer noch halbnackt, aus dem Raum. Ein langer Gang erstreckte sich vor meinen Augen. Da ich kein Fenster erkannte, schien der lange, aber schmale, Gang verdunkelt und unheimlich. Ich musste meinen Rücken krümmen, um nicht mit meinem Kopf an die Decke des Raumes zu stoßen. Halbnackt zitterten meine Oberschenkel. Als ich ein Licht am Ende des Ganges erkannte, fuhr ein Energiestoß durch meinen Körper. Rennend hoffte ich in wenigen Sekunden den Geruch der Freiheit zu erspüren. Auf dem sich lang erstreckten Fluchtweg, fand sich eine Frage in meinen Gedanken wieder. Warum hatte dieser seltsame Mann mich gehen lassen und warum hatte er mein Handy an gelassen? Was hatte dieser Mann mit mir vor?
Ich rannte, immer noch halbnackt, aus dem Raum. Ein langer Gang erstreckte sich vor meinen Augen. Da ich kein Fenster erkannte, schien der lange, aber schmale, Gang verdunkelt und unheimlich. Ich musste meinen Rücken krümmen, um nicht mit meinem Kopf an die Decke des Raumes zu stoßen. Halbnackt zitterten meine Oberschenkel. Als ich ein Licht am Ende des Ganges erkannte, fuhr ein Energiestoß durch meinen Körper. Rennend hoffte ich in wenigen Sekunden den Geruch der Freiheit zu erspüren. Auf dem sich lang erstreckten Fluchtweg, fand sich eine Frage in meinen Gedanken wieder. Warum hatte dieser seltsame Mann mich gehen lassen? Was hatte dieser Mann mit mir vor und vor allem, was hat er mit mir in jener Nacht gemacht? Verstört versuchte ich mich durch den dunklen und feuchten Wald wieder in die Stadt zu finden. Über das Laub und die Wurzeln der Bäume stolpernd, rannte & stürzte ich über jeden Stock und jeden Stein. Der Glanz meiner Augen verriet die Hoffnung in mir, als ich dem Licht, welches das Ende des Waldes zeigte, immer näher kam.
„Elle, mein kleines Mädchen. Du wirst so leiden, wie deine liebe Mutter mich leiden lassen hat!“, verrieten mich meine Gedanken und ein weiteres Mal stürzte ich den Hang des Waldes hinunter. Was hatte das alles zu bedeuten? Vom Gedanken verlassen wurde ich, als ich die Klänge des Polizeiwagens in meinen Ohren hörte. Mit Energie erfüllt nahm ich meine letzte Kraft und hangelte mich aus dem Wald, den Weg hinunter und fand mich in einer Seitenstraße New Yorks wieder. Schwindend sanken meine Sinne & ich merkte, wie mein Gewicht zu Boden neigte.
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