Cover

Lächelnd blickte sie in den strahlend blauen Himmel über LA. Teure Sportwagen und Cabrios rasten an ihr vorbei und dröhnende Musik schallte aus den Boxen.Die Reise war hier beendet, aber ihre Mission hatte gerade erst angefangen.
Schon als Kind hatte Allison davon geträumt eines Tages nach Hollywood zu gehen, sich eine teure Villa in Beverly Hills zu kaufen und eine Rolle in einem Blockbuster zu bekommen und vielleicht eines Tages einen Oskar überreicht zu bekommen.
Nie hatte sie diesen Traum aufgegeben, auch dann nicht, als alle versucht hatten es ihr auszureden. Allison hatte immer schon gewusst, was sie wollte. Während der Schule und während dem Studium. Letztendlich hatte sie es allen gezeigt und hatte einen Teil ihres Traumes wahr gemacht. Sie war Schauspielerin geworden, hatte in einigen kleinen Filmprojekten mitgewirkt.
Doch das war nicht genug, sie wollte nicht nur in lokalen Filmen mitspielen, die kaum jemand kannte und niemand außerhalb der Landesgrenze jemals sehen würde.
Also fasste sie einen Plan. Seit Jahren schon hatte sie sich Geld gespart und auf ein Konto abgelegt und nun war die Zeit gekommen es auch zu benutzen. Mit ihren 22 Jahren war es an der Zeit, das Leben in die Hand zu nehmen und zwar so, dass ihr Traum wahr wurde.
Nun war sie hier, in Beverly Hills, aber es war noch ein langer Weg bis dahin, wo sie hinwollte.
Zu allererst musste sie Kontakte knüpfen. Und wo ging das leichter als auf einer der Partys, auf denen die Stars ihre berühmten Eskapaden hatten?
Das perfekte Kleid hatte sie schon mal und es schadete vermutlich auch nicht, dass sie im Hilton Hotel eingecheckt hatte. Mit ein bisschen herumfragen hatte Allison am Vortag schon herausbekommen, wo die großen Partys stiegen und wo was los war.
Für Allison stand fest: Sie würde auf die Party von Scarlett gehen, sie hatte gehört, dort würden sich einige der ganz großen Stars treffen.
Es kostete sie ein ganzes Vermögen, doch letztendlich schaffte sie es hineinzukommen.
Auf der Party befanden sich nicht nur Schauspieler, auch Produzenten, Drehbuchautoren und eine Menge anderer Leute waren dort, wanden sich auf der Tanzfläche oder nippten an ihren alkoholischen Getränken. Es war genauso, wie Allison es sich vorgestellt hatte.
Sie konnte gar nicht aufhören zu starren, überall Schauspieler, die sie aus dem Fernsehen kannte. Doch da sie selbst auch eine war, riss sie sich zusammen und tat so, als wäre sie in ihren Element, als gehöre sie hierher. Niemand sollte sie für einen lästigen Groupie oder Fan halten.
Es dauerte nicht lange - zwei Drinks und einen Tanz - bis ein älterer Herr an sie herantrat.
"Ich bin George Mitchell. Dich habe ich noch nie gesehen. Wie heißt du?"
So, als wäre es selbstverständlich für sie, meinte Allison: "Allison Clark, Schauspielerin. Ich bin derzeit auf der Suche nach einem neuen Projekt. Wüssten sie da etwas?"
George grinste so schleimig, dass sie sofort eine Gänsehaut bekam.
"Zufällig bin ich Produzent und arbeite gerade an einem Projekt. Wenn du willst, kann ich dir eine Rolle besorgen. Allerdings müsstest du natürlich etwas dafür tun."
"Oh, ich tue alles, was Sie wollen."
George lachte und hielt sich seinen leicht gerundeten Bauch. Allison musterte den Mann genauer. Er musste so um die 50 sein, vielleicht etwas älter, aber das ließ sich schwer sagen.
"Wirklich alles?" Jetzt war sein Lächeln nicht länger schleimig, sondern ekelhaft anzüglich.
Allison wich unwillkürlich einen Schritt zurück. "Was genau wollen Sie, dass ich tue?
"Na ja, du und ich, eine halbe Stunde allein. Ich kenne Scarlett persönlich, sie überlässt uns sicher eines ihrer Zimmer."
Allison keuchte schockiert auf und wollte gerade dankend ablehnen, als George sich nach vorne beugte und mit seinen Händen ihre Brüste umfasste und zudrückte.
Mit einem entsetzten Schrei sprang sie einen Meter zurück. Keiner in ihrer Umgebung drehte sich zu ihr um, es war so, als würde keiner etwas bemerken oder mitbekommen. Waren die Leute hier alle blind? Merkte denn niemand, dass sie gerade belästigt worden war?
"Was fällt Ihnen eigentlich ein?" fuhr sie George an.
Dieser schien jedoch durch ihr Verhalten und ihre Worte nur erzürnt zu sein. "Du Miststück! Wenn du eine Rolle in meinem Film willst, musst du auch etwas dafür tun!"
"Danke, aber dann verzichte ich lieber."
"Dann hast du keine Chance! Niemand schafft es aus purem Talent. Wenn du etwas werden willst, brauchst du Kontakte und Kontakte bekommst du, wenn du dich durch die Produzentenreihen schläfst. Ich biete dir einen Start an und alles, was ich verlange ist ein schneller Fick!"
Allison schnaubte ungläubig. "Mag sein dass Sie das so sehen. Aber ich schaffe es auch ohne mich zu verkaufen."
Ohne George noch eines Blickes zu würdigen drehte sie sich um und ging zur Bar, um sich noch einen Cosmopolitan zu kaufen.
Sie war noch keine fünf Meter gegangen, als sie jemand mit sehr, sehr langen Fingernägeln an der Schulter packte und zu sich herumwirbelte.
Vor ihr stand eine große, umwerfend hübsche Frau Mitte 40 und funkelte sie aus hasserfüllten Augen an.
"Du Miststück! Was fällt dir ein dich an meinen Mann heranzumachen?"
Allison schnappte empört nach Luft. Das war doch unfassbar, was diese Frau ihr unterstellte.
"Entschuldigung, aber ich war nicht diejenige, die Sex als Gegenleistung angeboten hat. Ihr Mann hat mich betatscht, ihn sollten Sie anschrein, nicht mihc."
"Wr glaubst du dass du bist? Du bist ein Niemand. Ich kenne dich gar nicht! Niemand hier kennt dich! Wie kannst du es wagen so eine Unverschämtheit meinem Mann anzuhängen?
Hör mir mal genau zu, Miststück: Wenn ich dich noch einmal auch nur in der Nähe meines Mannes sehe, dann bist du auf weig ruiniert und du hast keine Chance mehr auf einen guten Ruf. Ich warne dich nur einmal. Halt dich fern von George!"
Die wild gewordene Furie ließ Allison allein und vollkommen verdattert zurück. Was war das hier? Auf einmal zitterig und vollkommen durcheinander wollte sie nur noch zurück zu ihrem Hotel und schlafen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen hierher zu kommen. So toll, wie sie es sich vorgestellt hatte war es gar nicht.
In jeder Ecke trieb es ein Paar an die Wand gepresst oder auf einem Sofa, an der Theke zogen sich einige der bekannteren schauspieler eine Line und am Boden kroch Lindsey Lohan in ihrem eigenen Erbrochenen. Wenn das eine typische Hollywoodparty war, konnte sie gerne darauf verzichten. Das, was hier geschah erinnerte eher an eine Orgie.
"Hey, Schnecke. Willst du auch n bisschen Koks? Ich spendiers dir!"
War das etwa Pete, Kate Moss Ex? Großer Gott, er hielt ein Tütchen weißes Pulver in die Luft und winkte ihr zu. Seine Augen waren bereits blutunterlaufen und er sah total high aus.
"Lieber nicht."
"Dann willst du fickn?"
Auch da antwortete Allison mit einem Nein.
Ein wenig weiter hinten weinte eine Schauspielerin weil sie mit ihrem Leben als Berühmtheit nicht klar kam und im Badezimmer schminkten sich zwei Frauen frisch, um vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, wie sehr sie ihr Leben hassten. Wer hätte gedacht dass Naomi Campbell sich am liebsten von einer Brücke gestürzt hätte, so unglücklich wie sie war?
Oder dass die Beziehung zwischen Angelina Jolie und Brad Pitt nichts anderes als ein PR-Gag war und die beiden sich in Wahrheit bis aufs Blut hassten?
Als Allison aufgebrochen war nach LA hatte sie geglaubt hier war alles besser. Die Leute führten den Traum eines jeden. Doch in Wahrheit waren sie alle unglücklich und einsam. So wollte Allison nicht werden, so ein Mensch wollte sie nicht sein. Sie wollte nicht einsam sterben, weil sie nicht über ihre Rolle hinwegkamen.
Sie würde wieder nach Hause gehen und lieber die Kleinstadtschauspielerin bleiben, die sie gewesen war und dafür eine gute Ehe und ein Leben ohne Drogen, Alkohol und Sexeskapaden führen.
Allison atmete erleichtert auf, als sie die Party endlich verließ und die nächtliche Straße entlanglief, zurück zu ihrme hotel.
Sie hatte ihr ganzes Geld rausgeschmissen und wofür? Für ein Angebot, dessen Gegenleistung Sex beinhaltete, eine Drohung von einer eifersüchtigen Ehefrau und jede Menge Drogen und Alk.
Todunglücklich und desillosioniert schlenderte sie die Straße entlang, als sie plötzlich in einen jungen Mann, kaum älter als sie selbst, rannte und fast hinfiel.
"Hoppla, ist alles okay mit Ihnen?"
Allison blickte auf und sah in die schönsten und ehrlichsten Augen, die sie je gesehen hatte. Der Junge sah nicht besonders hübsch oder einzigartig aus, dennoch hatte er etwas, das sie anzog. Sie hatte an diesen Abend dutzende berühmte Schauspieler gesehen, die Schönsten der Schönen und die Reichsten der Reichen. Doch keiner hatte sie in ihrem Inneren so berühren können wie dieser Junge.
Allison lächelte ihn an. "Ja, jetzt ist alles okay."


Fortsetzung folgt, wenn ihr wollt.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.02.2011

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /