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Kapitel 1

 

 

Als ich langsam meine Augen öffnete, spürte ich einen kalten Windhauch auf meinen abgedeckten Zehen. Als ich auf meinen Wecker starrte, bemerkte ich, dass heute Mittwoch war. Ab diesem Moment wurde mir klar, dass ich in der ersten Stunde Mathe, dann Englisch, und danach Latein hatte. Ich wusste nicht, welches dieser Fächer schlimmer war. Als ich wieder auf meinen Wecker starrte, merkte ich, dass ich fünf Minuten meines Lebens damit verschwendet hatte darüber nachzudenken, wie blöd der Tag werden würde. Nachdem gefühlte zehn Minuten vergingen, konnte ich mich doch noch dazu überwinden aufzustehen. Ich spürte wie meine nackten Füße den kalten alten Holzboden berührten. Sofort wollte ich wieder in mein warmes kuscheliges Bettchen zurück, doch genau in diesem Moment hörte ich meine Oma rufen: „Amanda! Komm runter und zieh dich an! Du kommst noch zu spät zur Schule!“. Da ich wusste, dass meine Oma eine vorgetäuschte Krankheit merken würde, versuchte ich es erst gar nicht und zog mich an. Meine Oma war keine typische Oma die ihr Enkelkind verwöhnte und tonnenweiße Kekse backte. Sie war eher eine etwas ältere Mutter, dass vielleicht daran liegen könnte, dass sie ihre eigene Tochter durch einen Autounfall verloren und mich großziehen musste. Ich gebe zu, dass ich kein leichtes Kind war und schon gar keine leichte Teenagerin, doch weshalb auch immer, meine Oma hielt immer zu mir. Seitdem meine Mutter tot war, hatten wir zwei es nicht leicht. Meine Oma musste mich alleine großziehen und ich wurde in der Zwischenzeit das Mobbingopfer von der Stadt Seariver. Das ist auch der Grund, warum ich eine Einzelgängerin bin und mir nicht viel aus dem Gerede anderer Menschen mache. Natürlich hätte ich gerne eine BFF mit der ich über meine Probleme reden kann, aber was soll man machen, so ist das Leben.

 

 

Kapitel 2

 

Ich hörte die Schulklingel und dachte mir nur: „Scheiße! Ich komme fix zu spät in den Unterricht und dann kann ich gleich mal das erste Mathebeispiel rechnen“. Da ich das nicht wollte, rannte ich, so schnell ich nur konnte zu dem Klassenzimmer. Zu spät, der Lehrer war schon in der Klasse und beobachtete mich genauso wie meine ach so lieben Mitschüler mit ihren neugierigen Augen. Mein Blick schweifte über die Klasse und blieb bei genau einer Person stehen. Ashley Montgomery. Ich sah ihr in ihre großen blauen Augen und bereute es auch gleich wieder. „Das Pummelchen lässt sich auch noch blicken! Wir dachten alle du hättest heute in der Früh einen Schock vor dem Spiegelt erlitten, weil du selbst mit so viel Hässlichkeit nicht klarkommst.“. Als Ashley diese Worte aussprach und die anderen Mitschüler in ein großes Gelächter einstimmten, war es schwer meine Tränen zurück zuhalten. Nur dieser Gedanke konnte mich davon abhalten, wie ein Wasserfall zu weinen: „Nicht weinen, Amanda! Sie hat schon schlimmeres gesagt und getan. Lass Ashley nicht gewinnen!“ Als der Mathelehrer die Klasse wieder unter Kontrolle gebracht hatte, sagte er zu mir: „ Du kannst gleich mal zur Tafel kommen und ein Beispiel rechnen, Amanda.“ Als wäre das vorher nicht schon peinlich genug gewesen, gab mir der Lehrer noch die Chance mich an der Tafel zu blamieren. Danke! Als ich das für mich unlösbare Beispiel ansah, sagte Ashley: „ Hey Fetti, wie wäre es wenn du die Angabe isst. Du frisst ja sonst auch alles in dich hinein!“ Das war zu viel für mich. Ich fühlte mich dank Ashley wiedermal vor der ganzen Klasse gedemütigt. Dieses mal konnte ich nicht anders, ich rannte aus dem Klassenzimmer hinaus auf dem Schulhof und weiter bis ich nicht mehr konnte. Ich hatte kein Ziel, aber ich wusste dass ich soweit es meine Lungen ertrugen, laufen würde.

 

Kapitel 3

 

 

Als ich spät am Abend zu Hause ankam, wartete meine Oma schon auf mich. Anscheinend hatte

die Schule sie angerufen und ihr erzählt, dass ich in der ersten Stunde davongerannt bin. Ansonsten würde sie mich nie mit diesen bösen, aber auch mitleidigen Augen anschauen. Als sie endlich begonnen hat zu reden sagte sie zu mir: „Wo warst du? Was ist passiert? War es wieder wegen diesem Mädchen namens Ashley? Rede mit mir Amanda! Ansonsten kann ich dir doch nicht helfen.“ „Du kannst mir aber nicht helfen Oma! Verstehst du das nicht? Mir kann niemand mehr helfen, mein Leben ist ein einziger Witz!“ „Hör auf, so etwas zu sagen, Amanda! Du bist ein wunderschönes und kluges Mädchen.“ „Ach, hör doch auf. Wenn ich so wäre wie du mich siehst, würde ich nicht gemobbt werden und von allen Pummelchen oder Fetti genannt werden!“ und mit diesen Worten rannte ich auf mein Zimmer. Ich verschloss die Tür und sprang mit Tränen in den Augen auf mein Bett. Ich konnte vor lauter Weinen nicht mehr richtig Luft holen. So sehr am Boden war ich noch nie in meinen Leben, nicht mal als meine Mutter starb. Ich wollte so ein Leben nicht mehr führen und da stellte ich mir die Frage: „Wer würde mich vermissen, wenn ich sterben würde?“ Niemand. Meine Oma würde sich endlich ihr Katze kaufen, die sie sich schon solange wünschte, aber sie nicht haben konnte, da ich eine Allergie gegen Katzenhaare habe, und alle wären glücklich.

Kapitel 4

 

Es war eine recht kühle Nacht für diese Jahreszeit, als ich beschloss es zu tun. Es musste Mitternacht sein, als ich leise den langen Gang in das Badezimmer schlich und hoffte, dass meine Oma so tief schlief, dass sie nichts hörte. Ich ging mit riesigen Herzklopfen zum Badezimmerschrank, wo meine Oma ihre Schlaftabletten versteckte und immer noch dachte, ich wüsste nicht, dass sie sie dort versteckte. Ich öffnete den Schrank und suchte nach diesen Tabletten. Nach einer gefühlten Ewigkeit, hatte ich sie gefunden und nahm die Tabletten aus der Verpackung in meine Hand. 1,2,3,4,5,…,14,15 Tabletten sollten reichen. Ich nahm eine nach der anderen ein und nach jeder einzelnen spürte ich wie mein Körper schwächer wurde, bis ich nicht einmal mehr stehen konnte und auf den kalten, harten Boden fiel. In diesem Moment sah ich mein sechzehn Jahre altes Leben an mir vorbei ziehen. Ich sah alte Erinnerungen mit meiner Mutter und welche mit meiner Oma, leider auch die Geschichten mit Ashley. Ob meine Oma mir verzeiht, was ich getan habe? Ob sie darüber hinwegkommt? Ob sie meine Entscheidung versteht? Das waren meine letzten Gedanken, bevor die Müdigkeit mich ganz eingenommen hatte.

 

Kapitel 5

Ich öffnete meine Augen und bemerkte, dass die Sonne dabei war, meine Haut zu verbrennen. „Na toll, jetzt bekomme ich auch noch einen Sonnenbrand. Jetzt hat Ashley wieder einen Grund mehr, mich zu mobben“, dachte ich mir, als ich wieder zu mir kam. Ich schaute mich um und bemerkte, dass ich mir den Himmel so nicht vorgestellt hatte. Als ich meinen Blick wieder durch den kalten, leeren Raum schweifen lies, erkannte ich, dass ich mich in einer Bar befand. Ich dachte über den letzten Abend nach und merkte, dass etwas eindeutig schief gegangen sein musste. Ich sollte tot sein und nicht in einer Bar liegen. Als ich genug Kraft hatte, aufzustehen und auch stehen zu bleiben, kam eine Person in die Bar.

Ich konnte nicht genau sagen ob es ein Mann oder eine Frau war, doch eines wusste ich: Seiner Reaktion nach zu urteilen, hatte er nicht mit mir gerechnet. Ich verfiel in Panik und wusste nicht was ich machen sollte, als ich bemerkte, dass er auf mich zukam. Vielleicht ist er ein Axtmörder und will mich umbringen? Als meine kranke Axtmörder Fantasy den absoluten Höhepunkt erreichte, sagte ich schnell und ohne nachzudenken: „Bleiben sie wo sie sind, ich habe Pfefferspray und bin durchaus in der Lage, es zu benutzen!“. Schon wie ich die Worte ausgesprochen hatte, bereute ich sie auch gleich wieder. „Ganz ruhig Hübsche! Ich tue dir nichts. Was macht ein so schönes Mädchen wie du an einen so schönen Tag alleine in einer geschlossenen Bar?“, sagte ein Junge mit dunklen Haaren und den schönsten blauen Augen, der ganzen Welt. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden, so schön war er. „Glotzt du nur oder redest du auch?“, sagte er mit einen schiefen Lächeln zu mir und sofort spürte ich wie auch er mich von oben bis unten musterte. „Ich weiß nicht was ich hier mache, gestern wohl zu viel gefeiert“, log ich da ich wusste, dass es nicht sehr passend war, einen wildfremden, gutaussehenden Jungen zu sagen, dass man einen Selbstmord versuch hinter sich hatte und danach nicht mehr wusste, was passiert ist. Daher beschloss ich, das Geheimnis für mich zu behalten. „Wahrscheinlich, aber hey, du solltest jetzt langsam verschwinden, ich muss meine Arbeit erledigen“, sagte er mit dem gleichen Lächeln wie vorher.

Plötzlich hörte ich, dass sich die Tür öffnete und sah Ashley. War ja klar, ich sehe einen heißen Typen und zu wem gehört er?! – Ashley. Doch etwas war anders an ihr. Als ich sie mit meinen Augen ansah, wusste ich, was es war. Sie weinte. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich diese Person weinen sah und ich musste zugeben, dass sie mein Mitleid sicher nicht bekam! Wahrscheinlich hatte einer ihrer vielen Ex-Freunde mit ihr Schluss gemacht und sie wollte ihren Kummer im Alkohol ersticken. „ Ich kann nicht mehr Lukas! Wenn du wüsstest was in der Schule passiert ist. Ich konnte nicht anders, als von dort abzuhauen.“ Warum kannte sie den Namen von dem heißen Typen? Wieso nimmt er sie jetzt in den Arm und tröstet sie?! Sie ist doch nicht das Opfer! „Beruhige dich, Ashley“, sagte Lukas mit sanfter Stimme zu ihr. „Und wer ist das Mädchen, Lukas?“, fragte Ashley ihn und sah mich dabei mit ihren verweinten Augen an. Sie kannte mich nicht? Ist sie etwa betrunken? Als keiner von den beiden anzeigen machte zu reden, antwortete ich: „Hallo, mein Name ist Amanda und ich geh dann mal schnell, anscheinend ist das hier was ernstes und naja, wisst ihr, ich hab selbst schon genug Probleme, also bis dann.“ Ich gebe zu, dass es nicht die eleganteste Art war, abzuhauen, aber ich wollte nicht länger mit Ashley im gleichen Raum sein.

 

Kapitel 6

Als ich gefühlte fünf Stunden ging, wusste ich weder was gestern Abend passiert war, wo ich hier war, warum ich noch lebte, noch warum Ashley mich nicht erkannte, doch eines wusste ich genau. Ich musste herausfinden, was das hier sollte.Ich schlenderte durch die mit Menschen gefüllten Straßen und versuchte herauszufinden wo ich war, leider ohne Erfolg. Als es Abend wurde, überlegte ich mir, einen Passanten zu fragen wo ich hier bin, leider hatte sich die Menschenmasse vom Nachmittag auf einzelne Personen verkleinert, was es für mich umso schwieriger machte, eine geeignete Person zu finden.

Plötzlich packte mich jemand am Arm und nuschelte irgendwas, was ich in meiner Panik nicht verstand. Ich drehte mich zu meinen Angreifer um und schlug ihn mit meiner Faust in sein Gesicht. Durch das Adrenalin in meinem Körper, spürte ich nur einen leichten Schmerz in meiner Hand. Mein Angreifer fiel zu Boden und schrie: „Was ist mit dir los?! Zuerst bist du mitten am Tag in einer geschlossenen Bar und später schlägst du einen nieder, der dir helfen will? Bist du von allen guten Geistern verlassen?“. Er redete weiter und weiter, doch ich bekam kein einziges Wort mehr mit was er zu mir sagte. Ich sah in sein perfekt geformtes Gesicht und hätte schmelzen können, wenn er nicht gerade dabei gewesen wäre, mich anzuschreien. Als ich wieder klar denken konnte, stellte ich mir nur eine Frage: „Wie konnte er mich finden und wiedererkennen?“. „Deine rote Jacke ist halt sehr auffällig, ist in unserer Stadt nicht üblich, so eine Jacke zu tragen“, sagte Lukas, während er mich mit seinem schiefen Lächeln zum dahin schmelzen brachte. Ich wusste nicht was er zu mir sagte, bis ich merkte, dass er meine Gedankenfrage beantwortet hatte. Hatte ich sie wirklich laut ausgesprochen? War ich so von seinen Augen geblendet? „Was meinst du damit, dass sie hier nicht üblich ist? Wo bin ich denn?“. „ Du bist in Seariver, aber solltest du das nicht selber wissen? Schließlich kommt ja keiner in eine Stadt, wo er den Namen nicht weiß, oder?“, sagte Lukas. Seariver?! Nie im Leben. Warum erkannte ich die Stadt, in der ich seit meiner Geburt lebte,  nicht wieder? Ich antwortete darauf: „ Ich bin halt nicht wie die anderen Menschen.“.   „ Das gefällt mir. Da du jetzt weißt, in welcher Stadt du dich befindest, brauchst du jetzt nur noch eine Unterkunft für die Nacht. Willst du mit mir kommen?“. Das fragte der Junge doch nicht im Ernst?! „ Meine Eltern haben ein großes Haus am Stadtrand. Wenn du willst, kannst du im Gästezimmer übernachten.“. Sollte ich mit ihm mitgehen und riskieren zu sterben oder sollte ich auf einer Parkbank übernachten und dort riskieren, zu sterben? Ich entschied mich für das warme Zimmer.

Wir gingen schweigend einen Weg entlang, bis ich die tödliche Stille nicht mehr länger ertrug. „ Und wie heißt mein Ritter in goldener Rüstung, der mich vor der Kälte der Nacht rettet?“, sagte ich, damit wir ein Gesprächsthema hatten und die peinliche Stille verschwand. „Mein Name ist Lukas Montgomery und ihrer, meine edle Prinzessin?“„ Montgomery? Bist du mit Ashley Montgomery verwand? ... Aja, meine Name ist Amanda Morgan.“„Ashley ist meine jüngere Schwester. Der Name Amanda ist wirklich schön. Ich mag Mädchennamen, die mit dem Buchstaben 'a' enden.“Seine jüngere Schwester?! Nicht in Panik verfallen, Amanda. Ein und Ausatmen. Ich konnte es nicht fassen, wie konnte ein so netter Junge ihr Bruder sein?" Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte, also sagte ich kurz und knapp; „Aso.“„Wir sind da. Willkommen in unserer kleinen feinen Hütte.“ Ich wusste nicht recht über was ich mehr staunen sollte, mein gutes Timing oder das riesige Haus in mitten einer Millionestadt.

Kapitel 7

 

Lukas stellte mich seinen überaus netten Eltern vor, die aussahen als wären sie selbst noch jung. Wir zwei gingen die Treppen hinauf und einen langen Gang entlang, wo Kinderfotos von ihm und seiner Schwester Ashley hingen. Alles an Lukas was perfekt, bis auf die Information, dass Ashley seine Schwester war. Diese Sache zerstörte einfach alles. Wenn ich in seine liebevollen Augen sah, sah ich nur Ashleys Grausamkeit und Arroganz. Ich wünschte mir nichts mehr, als dass ich einmal Glück in meinem Leben habe. War das zu viel verlangt? Lukas zeigte mir mein Zimmer für die Nacht und das Badezimmer, wo ich mich frisch machen konnte, für das bevorstehende Abendessen mit den Montgomerys.

Als ich aus dem Badezimmer kam, lag ein schönes blaues Kleid ohne Ärmel auf dem Gästebett. Es kam mir so vor, als hätte das Kleid die gleiche Farbe wie Lukas Augen. Zusammenfassend war es das schönste Kleid, was ich je in meinem Leben tragen durfte. Sobald ich das Kleid mit den passenden Schuhen anhatte, machte ich mich vorsichtig auf den Weg zum Speisesaal.

Da ich es nicht gewohnt war in hohen Schuhen zu gehen, stolperte ich mehr als dass ich ging. Lukas musste es bemerkt haben und half mir zum Tisch, indem ich mich in seinen linken Arm einhacken durfte. Ich kam mir blöd vor, ein Junge musste mir helfen zu gehen. Das letzte mal als ich beim Gehen Hilfe brauchte, war nach dem Autounfall meiner Mutter, den ich aus unerklärlichen Gründen überlebt hatte. Als diese schmerzhafte Erinnerung an meine Mutter kam, versuchte ich sie so schnell wie möglich zu verdrängen. „ Amanda! Sie sehen fabelhaft aus! Ein Traum in blau.“, sagten die Eltern liebevoll zu mir, während sie mich anlächelten. Auch Ashley lächelte mir zu und sagte freundlich: „Ich bin froh, dass dir das Kleid passt. Mir ist es ja zu klein oder ich bin einfach nur zu dick dafür.“ Sie und zu dick?! Ashley gab mir ein Kompliment zu meiner Figur? Falsche Schlange! „Du siehst wirklich bezaubernd aus, Amanda.“, sagte Lukas mit einen Lächeln zu mir. Sofort fühlte ich, wie ich rot wurde und sagte: „Du siehst auch nicht schlecht aus.“ Ich konnte nichts dagegen machen. Der Junge hatte mich in seinen Bann gezogen.

Wir saßen alle zusammen an einem großen Tisch und aßen einen Braten, den Mrs. Montgomery gemacht hatte. Ich fühlte mich wohl, obwohl Ashley dabei war und mich lächelnd musterte. Doch aus irgendeinem Grund war mir das egal, ich war glücklich.

Als wir alle mit dem Essen fertig waren, half ich Mrs. Montgomery mit dem Abwasch und bedankte mich nochmal für das gute Essen. Da ich müde war, wollte ich nur noch ins Bett. Ich verabschiedete mich und ging die Treppen hinauf. Vor der Tür zum Zimmer blieb ich nochmal stehen, da Lukas meinen Namen rief. „Hast du noch kurz eine Minute, Prinzessin?“ Ich nickte und schärfte meine Ohren, weil ich kein Wort was er zu sagen hatte, verpassen wollte. „Ich weiß wir kennen uns noch nicht lange. Also eigentlich erst einen Tag aber…Was ich sagen will ist… Du bist ein ganz besonderes Mädchen Amanda und seit dem Augenblick in der Bar, wo ich dich das erste Mal gesehen habe, kann ich dich einfach nicht mehr vergessen. Und in der Stadt dann, wo ich dich wieder gesehen habe, da wurde mir klar, dass das kein Zufall sein konnte. Also mache ich es kurz…“ Ich wartete auf eine Liebeserklärung, doch das was kam, war 100 Mal besser. Er küsste mich leidenschaftlich und gab mir das Gefühl, gewollt zu werden. Ich küsste ihn zurück und wollte, dass dieser Moment nie endete. Nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit schauten wir uns in die Augen und uns wurde klar, dass das nicht das letzte Mal war. „Ulalala Lukas, keine Sorge ich sage es schon keinem. Fühlt euch nicht gestört und macht da weiter, wo ihr aufgehört habt.“, sagte Ashley zu uns und ging mit einen zwinkern in ihr Zimmer. Lukas sah mich mit seinem schiefen Lächeln an und ging mit dem Blick noch immer auf mich gerichtet, in sein Zimmer.

Nachdem er in seinem Zimmer verschwand, ging ich ebenfalls in mein Zimmer. Was war das?! Ich war so glücklich und hatte gefühlte 100 Schmetterlinge im Bauch. Ich war so richtig verliebt in einen Kerl, den ich seit ungefähr 22 Stunden kannte und der Bruder meiner schlimmsten Feindin war. Das erschreckende war aber, dass es mir egal war! Ich war glücklich und das konnte mir keiner nehmen.

Kapitel 8

 

Ich lag in meinem Bett und lies meinen ersten Kuss noch einmal Revue passieren, ehe ich einschlief und von mir und Lukas träumte.

Es war ein wunderschöner Sonntagnachmittag. Lukas und ich saßen auf einem kleinen Hügel, wo er für mich ein kleines Picknick organisiert hatte. Er fütterte mich mit Erdbeeren, die er vorher in Schokolade getaucht hatte, weil er wusste, dass ich nur mit Schokolade Erdbeeren esse. Am Ende des Hügels spielten unsere zwei Töchter mit ihren Puppen und sahen so glücklich wie nie aus. Sie lachten und tanzten mit ihnen, als gäbe es kein Morgen. Für mich als Mutter gab es keinen schöneren Moment, als mit meiner Familie zusammen zu sein. Plötzlich kamen dunkle Wolken auf, die einen gefährlichen Blitz nach dem anderen auf die Erde schickten. In diesem Moment hatte ich Angst um meine Familie. Ich rannte mit Lukas zu meinen Kindern, in der Hoffnung, sie beschützen zu können. Lukas hatte einen großen Vorsprung und nahm das jüngere Mädchen und rannte mit ihr in ein Haus. Ich versuchte mit Lukas mitzuhalten, doch schaffte es nicht. Ich konnte meine zweite Tochter nicht retten. Ich kniete mich auf den Boden und begann zu weinen. Ich hörte Ashleys Stimme die zu mir sagte: „Du hast mich nicht gerettet. Du hast versagt!“

Mit Tränen in den Augen und schweißnass wachte ich auf und musste erstmal tief Luft holen. Geschockt von meinem Traum, fiel mir das Atmen schwer.

In dieser schlaflosen Nacht versuchte ich zu erfahren, was mein Traum zu bedeuten hatte. Hatte er überhaupt etwas zu bedeuten und wenn ja was? Da ich sowieso nicht schlafen konnte, stand ich um 3:00 Uhr morgens auf um mir etwas zum Trinken zu holen. Ich ging durch den dunklen leeren Gang hinunter in die Küche. So leise wie ich nur konnte, schenkte ich mir etwas zum Trinken ein, trank das Glas aus und stellte das abgewaschene Glas wieder zurück in den Schrank, wo ich es herhatte. Als ich die Treppen hinter mir gelassen hatte, sah ich, dass das Licht in Ashleys Zimmer brannte. Ich hörte eine leise Stimme sagen: „Sie können mir auch nicht mehr helfen. Sie wissen ja nicht wie es ist, gemobbt zu werden und die Lachnummer einer ganzen Stadt zu sein. Ich will nicht länger eine Belastung für diese Welt sein!“ Nach diesem Satz war das Gespräch aus und das Licht wurde abgedreht. Geschockt über das was ich erfahren hatte, ging ich schnell in mein Zimmer.

Will Ashley Selbstmord begehen? Von wem wird sie gemobbt? Wo bin ich hier nur gelandet?

Kapitel 9

 

Am nächsten Morgen waren Ashley und Lukas schon unterwegs und ihre Eltern sagten zu mir, dass ich solange bleiben konnte, wie ich wollte. Anscheinend haben sie das von Lukas und mir mitbekommen und wollten mich deswegen nicht so eiskalt rauswerfen. Oder sie mochten mich wirklich. Ich nutze den Tag, um mir die Umgebung anzuschauen und meine Oma zu suchen. Wenn ich in Seariver war, musste meine Oma auch hier sein.

Ich kaufte mir eine Stadtkarte und machte mich auf dem Weg zu meinem zu Hause. Die Wohnung sah von außen aus wie immer, auch der kaputte Zaun, der vor fünf Jahren kaputt ging, war kaputt. Ich läutete an der Klingel und wartete darauf, dass meine Oma die Tür aufmachte. Nach zwei Minuten öffnete ein alter Mann die Tür und sagte: „ Ich will nichts von Ihnen kaufen.“ Und war dabei die Türe zu schließen. „Was? Nein! Ich will nichts verkaufen! Ich suche meine Großmutter Allison Morgan!“ „Deine Großmutter sagst du?“ „Ja, kennen Sie sie vielleicht?“ Der alte Mann begann zu lachen und sagte: „Ob ich sie kenne? Ich liebe sie! Sie ist seit 45 Jahren meine Ehefrau.“ Das soll mein Großvater sein? Er ist doch tot! „Ich glaube wir haben viel zu bereden, wenn das stimmt was du sagst, junges Mädchen.“ Ich nickte und folgte ihm in die vertraute Wohnung. „Allison kommst du bitte kurz. Da ist ein Mädchen was behauptet, sie sei unsere Enkelin.“ Als die Frau kam, die genauso aussah wie meine Oma, war ich so glücklich sie zu sehen, wie kein anderes Mal. Sie sah mich an und sagte: „Wir haben keine Enkelin, tut uns leid, dass muss ein Fehler sein.“ Geschockt von ihrer Antwort sagte ich: „Ein Fehler? Nein ich bin Amanda Morgan und meine Mutter, Anna Morgan, war ihre Tochter.“ „Meine Tochter ist vor langer Zeit gestorben genauso wie unsere Enkelin. Ich finde es nicht witzig, dass Sie sich darüber lustig machen. Verschwinden Sie jetzt!“, sagte sie so ernst wie noch nie zu mir. Ich ging aus der Wohnung und verstand die Welt nicht mehr. Meine Oma kannte mich nicht und sagte ich sei tot? Und wer war der Mann bei ihr? Hatte sie ihn nur gefunden, weil es mich in dieser Welt nicht gab? Ich hatte so viele Fragen und niemanden, der sie mir beantworten konnte.

Kapitel 10

 

Nach dieser Enttäuschung musste ich erst mal richtig durchatmen und spazieren gehen. Immer wenn mich etwas aufgeregt hatte, musste ich erstmal ein bis zwei Stunden spazieren gehen, um mich beruhigen zu können. Meistens war der Auslöser für solche Spaziergänge Ashley und ihr gemeine Art gegenüber mir gewesen. Heute war es anders, es war meine Oma, die mich nicht wieder erkannte. Wie konnte das nur sein. Ich befand mich in der gleichen Stadt und doch war alles anders. Ich empfand noch nie in meinem Leben eine so erdrückende Angst in mir, die sich immer mehr ausbreitet bis sie die Oberhand über mich hatte.

„ Mrs. Morgan, warten Sie kurz. Ich muss mit Ihnen reden!“, hörte ich jemanden sagen und als ich mich umdrehte, sah ich den Ehemann meiner Oma. „Es tut mir leid wie das Gespräch verlaufen ist, Sie müssen wissen, dass es Allison nicht leicht hatte in ihrem Leben. Aber davon will ich nicht anfangen. Ich möchte über Sie reden. Wie haben Sie uns gefunden?“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte, da ich selbst keine Ahnung hatte was passiert ist, also begann ich ihm die Wahrheit zu erzählen.

„Interessant…Und Sie wissen wirklich nichts? Ich habe es! Es gibt in unserer Stadt eine Frau, die Ihnen vielleicht helfen könnte…“ Er beschrieb mir den Weg zu dieser Frau und da ich noch genug Zeit hatte bis zum Abendessen, beschloss ich gleich dort hinzugehen. Ich wollte antworten und ich war mir sicher, dass diese Frau sie hatte.

Es war ein großes, modernes Gebäude und ohne zu wissen was mich erwartete, ging ich hinein. Vor meinem Selbstmord hätte ich sowas nie gemacht, aber dumme Situationen erfordern dumme Maßnahmen. Der Raum war nur eins: Grau. Ich konnte mir nicht vorstellen hier zu arbeiten, es war alles so einfarbig. „Mrs. Morgan, Kara Develop erwartet Sie bereits, wenn Sie mir folgen würden“, sagte eine auffallend attraktive Frau, der sogar die Farbe Grau passte. Ich tat was mir befohlen war und ging mit ihr. Da ich nicht wusste was mich erwarten würde, stieg meine Aufregung mit jedem Schritt, den ich machte. Die Frau näherte sich einer großen Tür und gab ein Passwort ein, damit sich die Tür öffnete. Muss wohl ein wichtiger Ort sein, wenn sie Passwörter benutzen, war mein einziger Gedanke in der Sekunde. Ich folgte der Frau in den ebenfalls grauen Raum und sah eine blonde Frau mit einem blauen Businessoutfit hinter einen großen Schreibtisch stehen. „Hallo Amanda, ich habe dich bereits erwartet.“

Kapitel 11

 

Die Frau hatte ein herzliches Lächeln, doch irgendwas an ihr war komisch. Ich musterte sie von oben bis unten, doch ich wusste nicht, was ich an ihr komisch fand. Sie sah nicht perfekt aus und hatte kleine Falten beim Auge, die sich verstärkten, wenn sie lächelte. „ Du hast sicher Fragen an mich und glaube mir, ich werde sie dir alle beantworten können.“ Woher wusste sie von mir? Ich hatte Angst mich zu bewegen und zu atmen. Es war eine komische Situation und am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. „ Nicht so schüchtern Schätzchen, trau dich mal was.“ Wenn das stimmte, was mein Großvater sagte, musste ich sie fragen, um antworten auf meine Fragen zu bekommen. Mir blieb also nichts anderes übrig. „Woher kennen Sie mich und wie bin ich hier hergekommen?“ „Ich beobachte dich schon lange, Amanda Morgan, du bist ein kleines Experiment von mir. Als du gestorben bist, hast du dich zu mir teleportiert, damit du deinen Auftrag aufnehmen kannst. Du musst Ashley Montgomery vor ihrem Selbstmord retten.“ Jetzt verstand ich die Welt wirklich nicht mehr! „Von was reden Sie da bitte, ich war eine normale Teenagern, ich hatte eine Familie, ein Leben!“ „Das stimmt schon, Amanda, aber das hattest du alles nur, weil ich es so wollte. Ich habe dich so erzogen, damit du dich umbringst und zu mir kommst. Meine Welt hier braucht dich, Amanda!“ „Sie haben mir mein Leben schwer gemacht, damit ich mich umbringe?! Damit ich meine Feindin rette?! Geht es Ihnen noch gut?!“ Ich kochte vor Wut und verstand nichts. Wer war diese Frau und welches Recht hatte sie, mein Leben zu zerstören? „Ich weiß, dass das sehr schwer für dich sein muss, aber du bist ein Protector. Protector gibt es schon seit sehr vielen Jahren auf unserer Welt. Sie helfen Menschen, denen es nicht gut geht und damit sie gute Protector werden, müssen sie selbst ein schwieriges Leben geführt haben, ehe sie am Ende Selbstmord begehen. Ich, Kara Develop, bin die Leiterin der Protector und meine Aufgabe ist es Protectors in anderen Welten zu suchen und in unsere Welt zu bringen.“ In meinen Augen war diese Frau geisteskrank, doch aus irgendeinem Grund vertraute ich ihr. Normalerweise war ich ein Mensch, der nur schwer anderen vertraute, doch bei Kara war es anders. „Ich bin also ein Protector und meine Aufgabe ist es, Ashley vor ihrem Selbstmord zu retten? Wie soll das gehen? Ich habe doch keine Erfahrung bei so was!“ Kara lächelte mir aufmunternd zu und sagte: „Du musst es auch nicht alleine schaffen und ohne Ausbildung. Jake wird dir helfen.“ Ich sah in die Richtung, wo Kara hinschaute und sah einen gut trainierten Körper auf mich zu kommen. Jake musterte mich von oben bis unten, mit einem kalten, starren Blick. Ich musterte ihn ebenfalls und musste mir eingestehen, dass er, obwohl er mich wie ein Idiot ansah, ziemlich gut aussah. Er hatte keine Ähnlichkeit mit Lukas, weder vom Aussehen noch von seinem Gang her. Jake hatte blonde Haare und strahlend grüne Augen. Ich musste erstmal schlucken, als Kara zu mir sagte: „Amanda, darf ich dir vorstellen, dein Trainingspartner und Coach, Jake Parker.“

Kapitel 12

 

Kara bestand darauf, dass Jake mich nach Hause zu den Montgomerys brachte und, da sie der Boss war, führte er den Befehl ohne ein Wort aus. Jake kam mir nicht schüchtern vor, sondern einfach wie ein Junge, der nicht gerne redet. Da ich nicht so war, begann ich zu reden. „Wie lange bist du schon ein Protector?“ „Seit meiner Geburt“, sagte er mit normaler Stimme. „Wie alt bist du und kommst du aus dieser Welt oder so wie ich, aus einer anderen?“ „Ich bin 16, so wie du und komme aus dieser Welt. War es das mit deiner Kennenlernquatscherei?“ Anscheinend redete Jake nicht gerne von sich und, da ich mit ihm zusammenarbeiten musste, akzeptierte ich die wenigen Informationen die ich von ihm hatte, ohne ein weiteres Wort. Wir erreichten schon bald das riesige Haus der Familie Montgomery, als er zu mir sagte: „Du musst mir jetzt gut zuhören, okay? Du darfst niemandem von uns erzählen und auch nicht wo du heute warst. Wenn sie fragen, sag einfach, du warst shoppen, das passt ja zu euch Stadttussis. Hier ist ein Plan, geh den gekennzeichneten Weg und du wirst zu unserem Trainingscenter kommen. Wenn du dich verläufst, schau auf der Karte den richtigen Weg nach. Wir sehen uns morgen um 8:00 Uhr morgens. Bevor ich es vergesse, zieh was Bequemes an.“ Nach diesen Worten verschwand Jake in der Dunkelheit. Da es schon kalt war, ging ich schnell in das Haus.

Nach dem Abendessen duschte ich mich und legte mich ins Bett. Ich hatte Lukas den ganzen Tag nicht gesehen und vermisste ihn auf eine schöne Art und Weise. Ich lag noch Stunden wach im Bett und dachte über die Informationen nach, die ich heute erhalten hatte. Ich musste Ashley retten und ab sofort mit einem Jungen zusammenarbeiten, der mich nicht leiden konnte. Mein Leben kann ja nur noch besser werden. Ich hoffte nur noch, dass ich Lukas morgen sehen würde und er mich so küssen würde, wie das erste Mal. Ich schloss meine Augen und schlief ein.

Kapitel 13

 

Der nächste Tag begann wunderschön, ich wurde von singenden Vögeln geweckt und von dem Duft frischen Brotes. Mit neuem Lebensschwung stand ich von meinem Bett auf und war erleichtert, mich im Spiegel zu sehen. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich nicht wie die hässlichste Person auf der Welt und das bedeutet bei mir was. Trotzdem kämmte ich mir meine Haare zu Recht und trug ein bisschen Make-Up auf. Ich wollte für Lukas gut aussehen und nicht wie ein Troll der keine Ahnung von Schönheit hatte. Nachdem ich mich ein letztes Mal im Spiegel kritisch beobachte habe, beschloss ich runter zu der Familie zu gehen.

„Guten Morgen Nicole, hast du gut geschlafen?“, fragte mich die Mutter von Lukas während sie mir frische Pfannkuchen mit Sirup in die Hand drückte. Anscheinend war den Leuten in dieser Welt ein gesundes Frühstück nicht so wichtig- Ich mochte diese Welt irgendwie immer mehr. Es gab tolle Typen und gutes Essen. Was will man mehr? „Ich hab sehr gut geschlafen, danke der Nachfrage. Mhmmm lecker Pfannkuchen. Ich liebe Pfannkuchen.“ Antwortete ich mit leerem Magen. „Dann lass es dir gut schmecken“, sagte Lukas der gerade hinter mir vorbei ging und meine Schulter streifte. Ich wusste, dass es kein Versehen war und wurde noch glücklicher. Wäre da nicht die Sache mit der Schwester von Lukas und dem Training heute, wäre es der beste Tag in meinem Leben gewesen. Da ich nicht zu spät zu meinem ersten Training kommen wollte, beschloss ich schnell aufzuessen und dann sofort los zu gehen. Da die Familie selbst außer Haus musste, war es kein Problem zu dem Training zu gehen. Weil ich spät dran war, fuhr ich mit dem Taxi hin und versuchte mir den Weg halbwegs zu merken. Ich wollte schließlich auch wieder heil zu Lukas.

„Nun wir sind da, sind Sie sicher, dass sie hier aussteigen wollen?“ Als ich aus dem Fenster schaute, notierte ich seine Frage als berechtigt. Es war keine Gasse es war eine Gosse.

Perfekt für einen Mord

Ich nickte dem Fahrer freundlich zu und stieg aus dem Taxi aus. Wahrscheinlich war ihm die Gegend selbst unheimlich, da er so schnell wegfuhr. Ich ging mit schnellen Schritten zu der von Jake genannten Adresse. Tolle Gegend für ein Trainingscenter. Hier kann man das drinnen gelernte gleich draußen anwenden. Da ich wusste, dass ein Leben auf dem Spiel stand riss ich mich zusammen und trat in das Gebäude ein.

Kapitel 14

 

Das Gebäude sah von innen um einiges besser aus, als von außen. Auf der linken Seite standen einige Box Säcke und mir unbekannte Sportgeräte. Ich dachte schon, dass es schlimm wird, aber ich wusste nicht wie schlimm.

Als ich meinen Blick über den quadratischen Raum schweifen lies, entdeckte ich Jake. Er kämpfte mit einem anderen Jungen und es sah so aus, als hätte der Junge keine Chance gegen Jake, er war viel zu gut. Jake verpasste seinem Gegner einen ziemlich heftigen Kinnhacken und ich spürte wie mein Unterkiefer zu schmerzen begann.

Wenn ich gegen Jake kämpfen muss sollte, ich mir schon einmal einen Grabstein aussuchen!

Der Junge fiel zu Boden und alle anderen Personen im Raum, die ich erst jetzt bemerkte, begannen zu jubeln. Jake feuerte die Menschen im Raum an, weiter zu jubeln und hörte erst dann damit auf als er mich sah. Sein Blick war wie versteinert.

Hatte er etwa unser Training vergessen? Passte mein Outfit nicht?

Zu meiner Verteidigung, ich trug eine Jogginghose und ein langärmliges T-Shirt, welches sehr bequem war.

„Es ist 8:05. Du bist zu Spät. Das macht 10 Liegestütze extra.“, sagte er mit einem sehr ernsten Blick. „Was?! Ich war doch pünktlich. Du hast doch bis jetzt eben gekämpft! Und was heißt da 10 Liegestütze extra?“, fauchte ich ihn an.

10 Liegestützte extra! Ich schaff nicht einmal einen!

Aber das wollte ich ihm in diesem Moment nicht sagen.

„Gut du hast ja Recht, dann machen wir 20 Liegestütze für dich. Natürlich ebenfalls extra.“, sagte er, während ein kleines Lächeln auf seinem markanten Gesicht zu sehen war. Ich verdrehte nur die Augen und versuchte ihm zu folgen.

Rennt der oder geht er noch?

Es fiel mir ziemlich schwer, Jake zu folgen, vielleicht lag es daran, dass er größer war und somit längere Beine hatte. Oder weil er besser trainiert war als ich. Um meinen Stolz nicht zu verlieren, kam mir die erste Variante besser vor.

Kapitel 15

 

„Streng dich mehr an, Amanda! Das ist doch nicht schwer! Was ist an diesem Parcours so schwer?!“

Keine Ahnung, vielleicht ja 20 Liegestütze und danach 10 Räder hintereinander?!

„Okay, warte Amanda, ich wusste nicht wie schlecht du bist. Vielleicht kann ich ja etwas verändern. Natürlich wird es jetzt mindestens 3 Wochen dauern bist du mal Anfängerin bist, aber wenn es nicht anders geht...“

Bis ich einmal Anfängerin bin? Was bin ich denn jetzt? Eine Kakerlake oder was?

Da ich nicht völlig ausrasten wollte, nickte ich nur und schwieg. „Heute hat es eh keinen Sinn mehr zu trainieren, du kannst gehen. Vergiss aber nicht morgen pünktlich zu kommen!“ „Werde ich nicht.“, rief ich Jake zu, als ich schon die Ausgangstür erreichte.

Es musste mindestens schon 19:00 Uhr sein, als ich das Haus der Montgomerys erreichte. Dafür, dass ich mich öfters als mir lieb war verlaufen hatte, kam mir der Heimweg kurz vor. Ich klopfte an die Tür und wartete. Lukas öffnete die Tür und ich spürte sofort meinen viel zu schnellen Herzschlag. „Abend Amanda, wo warst du den ganzen Tag?“

Was soll ich ihm sagen, ich muss ihn anlügen. Aber wie nur?

„Hier und da, du?“, sagte ich so ernst ich nur konnte. „In der Schule, wo du auch hättest sein sollen, oder?“, sagte er mit einem durchdringenden Blick. Ich fühlte mich wie bei einem Verhör. Aber er hatte jedes Recht zu fragen, schließlich wohnte ich bei seiner Familie umsonst. „Ich musste etwas erledigen, deswegen konnte ich nicht in die Schule.“ Lukas nickte nur und ging dann in das Haus hinein. Ich folgte ihm und schwieg.

Na toll! Jetzt ist er beleidigt. Aber ich darf ihm ja nichts sagen.

Ich fühlte mich elend. Ich wollte ihn nicht verletzen. Er darf aber auf keinen Fall von den Protectors erfahren.

Nach dem Abendessen ging ich schnell ins Bett. Erstens wollte ich nicht Lukas niedergeschlagenes Gesicht sehen und zweitens schmerzte mein ganzer Körper. Es dauerte nicht lange, bis ich in den Schlaf fiel und meine Schmerzen nicht mehr spürte.

 

 * * *

„Bitte Kara, Amanda ist ein hoffnungsloser Fall. Sie kann nichts!“

„Hör zu Jake, ich habe dich ausgewählt, weil ich weiß was du kannst. Du kannst aus jedem Kätzchen ein Raubtier machen. Also streng dich mehr an. Vielleicht solltest du es bei Amanda nicht mit Schreien probieren, sondern mit netten Komplimenten. Vergiss nicht, dass Amanda ein Mädchen ist und kein Hund, der dir nicht gehorcht.“

„Ja, ich werde mein bestes Versuchen“

Kapitel 16

„Was wollen wir hier, Lukas?“

„Nach was sieht es denn aus, Schatz?“

„Nach einem kitschigen Picknick.“, antwortete ich mit einem zärtlichen Lächeln auf dem Gesicht.

„Dann passt es ja.“ Wir setzten uns auf eine perfekt angerichtete Picknickdecke und aßen die besten Schokoerdbeeren, die ich je gegessen hatte. Nach dem Essen tanzten wir zu „Because you loved me“ von Celine Dion und ich fühlte mich wie auf dem siebten Himmel mit Lukas. Ich lag in seinen Armen und sang leise in sein Ohr.

„For all the joy you brought to my life. For all the wrong that you made right. For every dream you made come true. For all the love I found in you…“

 

„Was singst du da bitte? Bist du krank?“ Als ich die Stimme hörte, wachte ich sofort vor Schreck auf. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich einen gut trainierten muskulösen Körper vor meinem Bett stehen. Der Schreck stand mir ins Gesicht geschrieben.

„Was zum Teufel..“, versuchte ich zu sagen, bis Jake seine Hand auf meinen Mund drückte. „Pssst, sei leise Amanda, sonst weckst du noch wen.“

Ich starrte ihn fragend an.

Was macht Jake hier? Es muss nach Mitternacht sein.

„Bist du bereit für dein Training?“

„Mein was? Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Wie spät ist es überhaupt?“

„Ja es ist mein voller Ernst und ich sage dir, es ist Zeit zu trainieren.“

„Wenn du meinst...“, murrte ich widerwillig.

„Ich muss mich umziehen, ich kann ja schlecht in meinem Pyjama raus gehen.“ Jake nickte und drehte sich weg von mir.

Ich wusste nicht wo wir hingingen oder was wir machten. Das einzige was ich wusste, war, dass ich müde war. Ich wollte nichts mehr, als in mein Bett zurück, doch leider hatte Jake andere Pläne für mich gehabt.

„War das eigentlich dein Liebesbeweis an mich, also das was du gesungen hast, als ich bei deinem Bett stand?“, sagte er mit einem gemeinen Lächeln im Gesicht. Ich war so geschockt über diese Frage, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte, also sagte ich „Ja klar, noch nie ein Mädchen im Schlaf gesehen? Viele Mädchen singen im Schlaf.“ Obwohl ich wusste, welchen quatsch ich da sagte, brachte ich es sehr überzeugend rüber.

„Dann bin ich sehr froh, ein Junge zu sein.“, antwortete Jake wie immer knapp.

Wir fuhren mit dem Bus auf die andere Seite von Seariver und trainierten am Feld einige Kampffiguren. Natürlich sah ich total bekloppt aus, wenn man Jake und mich miteinander verglich. Trotzdem war ich froh, nicht so oft wie Gestern von ihm angeschrien zu werden. Wer weiß, vielleicht hatte ich ja einen positiven Einfluss auf Jake.

Nachdem wir für meine Verhältnisse wieder viel zu hart trainiert hatten, lud mich Jake überraschender Weise auf ein gemeinsames Frühstück ein. Da ich einen riesen Hunger hatte, sagte ich nicht "Nein". Zum Schluss brachte er mich um ca. 6:00 zu meinem Haus zurück und sagte zum Abschied: „Da wir heute schon trainiert haben, hast du heute frei. Aber wir sehen uns morgen wieder, pünktlich um 8:00 im Trainingscenter.“ Ich nickte nur und ging völlig erschöpft die vielen Stufen zu meinem Zimmer hinauf.

 

 

 

 

Kapitel 17

 

„Hallo Jake, schön dass du wieder mal nach Hause kommst.“

„Ich bin nicht wegen dir hier, Susan. Ich brauch nur ein paar Sachen, dann bin ich auch wieder weg.“

„Jake, lass uns doch bitte reden. Ich kann dir alles erklären. Ich will dich nicht auch noch verlieren.“

„Ich kann jetzt nicht, okay? Ich muss arbeiten gehen. Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass uns Reden hilft. Ich brauch Abstand.“

„Glaubst du, dass du bei Kara Develop besser aufgehoben bist, als bei deiner Mutter? Du weißt was ich von dieser Frau halte, Jake!“

„Und du weißt was ich von dieser Familie noch halte.“

Nach diesen Worten trat Jake aus dem Haus und ließ seine Mutter zurück.

 

* * *

Als ich aufwachte, war ich hundemüde. Da ich noch immer nicht wusste, was ich Lukas sagen sollte, beschloss ich erstmal im Bett liegen zu bleiben. Meiner Meinung nach war es die beste Option. Ich musste immer wieder an Lukas denken, wie er mich mit seinen strahlend blauen Augen ansah und die Wahrheit hören wollte.

Warum darf ich ihm nicht die Wahrheit sagen? Wie soll unsere noch nicht vorhandene Beziehung funktionieren, wenn ich sie auf Lügen aufbaue?

Und was sollte ich von Jake denken? Zuerst war er der Macho und dann lud er mich auf ein gemeinsames Frühstück ein? Ich musste mir über einiges klar werden. Doch zuerst musste ich Ashley von ihrem Selbstmord abhalten.

Wieso muss ich sowas machen? Ich konnte mich doch selbst nicht davor abhalten.

Nach reichlichem Überlegen entschloss ich mich dazu, Ashley um einen Mädchentag zu bitten. Ich stand auf und machte mich zurecht. Nach ungefähr 10 Minuten war ich fertig und bereit, Ashley zu fragen.

Ich stand vor ihrem Zimmer und musste dreimal klopfen, bis sie mir die Tür aufmachte.

„Hallo Ashley, hast du Lust auf einen Mädchentag? Du weißt schon, Shoppen gehen und so weiter.“ Ashley überlegte lange, bis sie sagte, „Ich weiß ja nicht so recht. Eigentlich mag ich diesen Mädchenkram ja nicht, aber da ich nichts Besseres zu tun habe, geht’s.“

Ashley mag keinen Mädchenkram?! Anscheinend hat diese Ashley hier nichts mit meiner alten gemeinsam. Wer weiß, vielleicht wird der Tag doch nicht so schlimm werden...

Wir gingen also in die Mall und kauften uns ein paar T-Shirts. Da wir beide ziemlich erschöpft waren, setzten wir uns in ein kleines Café und tranken leckere Cocktails.

„Sag mal Ashley, du und Lukas, steht ihr euch als Geschwister nahe?“

„Näher als andere Geschwister. Lukas ist mein großer Bruder und er beschützt mich immer.“

„ Vor was beschützt er dich?“

„Ähm…also… da gibt es so ein paar Mädchen in meiner Schule. Aber das ist jetzt unwichtig. Ich will dir nicht den Tag vermiesen.“

„Das tust du nicht, Ashley. Ich glaub, ich kann dich sogar ziemlich gut verstehen. Ich wurde in meiner alten Schule auch gemobbt.“

„Das glaube ich dir nicht, Amanda. Du bist wunderschön und jeder kann dich gleich leiden!“, sagte Ashley mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck.

Da ich wusste, dass ich durch diese Reise einige Kilos verloren habe und kaum noch Pickel im Gesicht trug, verstand ich ihre Reaktion.

„Doch wirklich, ich habe, bevor ich hier her gekommen bin, abgenommen und meine Ernährung umgestellt.“, während ich das sagte, hörte ich eine nervige hohe Stimme hinter mir sagen:

„Da ist ja unser hässliches Entlein! Mädels, kommt her! Begrüßen wir sie doch alle gemeinsam: Quack, Quack!“

Die Mädchen brachen in ein großes Gelächter aus und ich hatte zum ersten Mal Mitleid mit Ashley. Da ich das nicht auf mir und Ashley sitzen lassen konnte, sagte ich mit schroffem Ton: „ Was glaubst du, wer du bist?! – Die Queen von Seariver! Glaub mir Püppchen, während du noch deine Beliebtheit nutzt, nützen viel klügere Mädchen ihre Zeit zum lernen. Denn wenn sie auf einem guten College sind, werden sie gutaussehende und kluge Männer finden, mit denen sie sich dann ihre Zukunft aufbauen. Und währenddessen wirst du in diesem Einkaufszentrum mit deinen billig lackierten Fingernägeln, Toiletten putzen!“ Dem Mädchen stand der Mund offen, ich nutze die Zeit und packte Ashley am Arm und ging mit ihr davon.

„WOW Amanda, das war….TOLL! ... endlich hat ihr mal wer die Meinung gesagt. Ich hätte mich das nie getraut!“, sagte mir Ashley, während sie mich mit großen blauen Augen ansah. Erst da bemerkte ich, welche Ähnlichkeit sie mit Lukas hatte.

„Kein Problem, Ashley“, war das einzige, was ich sagen konnte, weil ich selbst nicht glauben konnte, was ich da gesagt habe. Normalerweise sagte ich nie meine Meinung und blieb im Hintergrund.

Vielleicht ist das eine Fähigkeit von den Protectors?

Da Ashley sofort Lukas davon erzählen wollte, fuhren wir schnell mit einem Taxi nach Hause. Im Taxi spielte es gerade „Welcome to my Life“ von Simple Plan und erst durch den Text des Liedes bemerkte ich, dass sich mein Leben verändert hatte.

„ Das ist gerade mein Lieblingssong“, sagte Ashley, bevor sie begonnen hatte mit zu singen:

„ Do you ever feel like breaking down? Do you ever feel out of place? Like somehow you don´t belong and no one understands you. Do you ever wanna run away? No you don´t know what it´s like when nothing feels alright … You don´t know what it´s like to be like me. To be hurt. To feel lost … Welcome to My Life…”

 

Kapitel 18

 

Die Nacht war schwül und ich plagte mich mit Albträumen. Kaum war einer vorbei, kam der Nächste. Schließlich stand ich um 5:00 Uhr früh auf und ging duschen. Ich spürte wie das noch kalte Wasser meinen Rücken runterfloss. Normalerweise hätte ich geschrien und sofort wärmeres Wasser fließen lassen, doch ich war zu müde und zu erschöpft. So stand ich mindestens 10 Minuten in der Dusche und dachte über mein Leben nach, anstatt über diese große Wasserverschwendung.

Ashleys Lieblingssong war auch meiner bevor ich… ich… Selbstmord begangen hatte.

Warum hatte ich nur Albträume heute Nacht? Ich muss unbedingt Jake fragen was das soll, vielleicht ist es ha wirklich eine Fähigkeit von den Protectors?

Ach Jake… seine muskulösen Arme und wenn er sich mit seinen Händen durch das schwarze Haar fährt...

Ich konnte nicht aufhören an Jake und an seine unglaublich grünen Augen zu denken.

Dieser Typ sieht so gut aus! Aber natürlich ist er bei diesem Aussehnen auch unglaublich arrogant und von sich selbstüberzeugt! Hätte ich die Kraft, würde ich ihn so richtig fest schlagen!

Plötzlich hörte ich jemanden in das Bad kommen und ich konnte meinen Augen nicht trauen. Lukas! Wie aufs Stichwort stand er mit seinem gut gebauten Körper vor dem Spiegel und frisierte seine dunklen schwarzen Haare.

Was macht er um 5:00 Uhr im Bad?! Okay – blöde Frage… was mache ich wohl im Bad.

Ich wusste nicht was ich machen sollte. Still bleiben und riskieren, das er mich nackt unter der Dusche sieht? Das konnte ich nicht! Diesen Anblick konnte ich selbst nicht ertragen, also wollte ich es ihm nicht zumuten und sagte schließlich: „Ähm…Entschuldigung aber ich bin auch hier.“

„Oh sorry! Ich wusste nicht, dass du auch so früh duschen gehst, Amanda. Ich bin gleich wieder weg.“, sagte er mit zarter beruhigender Stimme.

Seine Stimmer wäre perfekt für solche Beruhigungs-CDs.

„Ach übrigens Amanda, Ashley hat mir erzählt wie toll du sie gestern in der Mall verteidigt hast. Danke, das bedeutet mir echt viel. Du hast sicher schon mitbekommen, dass es Ashley nicht leicht hat in der Schule hat und ich versuche immer, sie zu beschützen, aber immer geht das halt nicht. Ich hab nur Angst… dass ich sie nicht gut genug beschütze.“ Zum ersten Mal sah ich eine Träne in Lukas Augen. Natürlich streckte ich meinen Kopf raus aus der Dusche, damit er nur meinen Kopf sehen konnte. Am liebsten hätte ich ihn in die Arme genommen. Er sah aus wie ein geprügelter Welpe.

„Hey Lukas, Ashley weiß was du für sie tust. Du hättest hören müssen wie sie gestern von dir geschwärmt hat! Du bist ihr großer Bruder und sie liebt dich über alles. Ashley ist ein starkes Mädchen, sie steht über diesen Mädchen.“ Ich konnte es zwar überzeugend sagen, doch ich war nicht davon überzeugt. Ashley war am Ende. Ich musste irgendwas unternehmen, damit sich beide Geschwister wohl fühlen.

„ Ich hab gestern gesehen, dass hier irgendwo ein Vergnügungspark ist. Wollen wir drei da heute hingehen?“ Ich sah Lukas blaue Augen leuchten. Er sah mich an, als hätte ich ihm die Lösung aller Probleme gesagt.

„Das klingt perfekt, Amanda!“ Mit diesen Worten verließ er das Badezimmer und ich konnte mich endlich abduschen.

Kapitel 19

 

„ Kann ich bitte kurz mit dir sprechen Jake?“

„Was gibt’s, Kara? Wegen Amanda?“

„Nein, es geht nicht um Amanda. Es gut um Susan Parker, deine Mutter.“

„Was ist mit ihr?“

„Ich weiß nicht wie ich dir das sagen soll, Jake… Deine Mutter ist… Sie wurde heute von der Polizei tot in ihrer Wohnung aufgefunden.“

Jake stand der Schock ins Gesicht geschrieben.

„Susan… Meine Mutter ist tot?! Was wurde ihr angetan, Kara?!“

Jake raste vor Wut. Er ging im Raum auf und ab.

„Ich kann dir zu dieser Zeit noch nichts Näheres sagen. Sobald ich neue Informationen habe, werde ich sie dir mitteilen, Jake. Ich glaube es wäre besser, wenn du Amanda sagst, dass heute kein Training stattfindet. Ich möchte nicht, dass du in diesem Zustand mit ihr trainierst.“

Jake ging ohne ein weiteres Wort aus dem Raum.

* * *

„ Mir ist etwas dazwischengekommen. Ich sag dir, wann wir wieder trainieren.“ Ich las die SMS, die mir Jake geschickt hatte und war froh, dass heute kein Training war. So konnte ich länger im Vergnügungspark bleiben.

Nach einigen Runden „Autotrom“ und Achterbahnfahren, wurde es ruhig. Die Kleinkinder gingen mit ihren Eltern heim und die Jugendlichen begannen sich zu besaufen. Da ich wusste, dass ich keinen Alkohol vertrug, bestellte ich mir ein Mineralwasser an der Bar. Lukas und Ashley tranken ebenfalls keinen Alkohol. Wir saßen alle drei an einem Tisch, in einem sehr großen Festzelt und genossen die angenehme Atmosphäre.

„ Hast du vielleicht Lust zu tanzen?“ Sagte ein Junge in unserem Alter zu Ashley bevor die beiden in der Menge verschwanden. So blieben nur ich und Lukas übrig. Er trank verlegen aus seinem Glas und schaute immer wieder kurz zu mir rüber, als würde er schauen ob ich eh noch da bin. Um die Stille zu stoppen, sagte ich zu Lukas: „Hast du Lust zu tanzen? Ich liebe diesen Song.“

Ehrlich gesagt kenne ich den Song nicht. Ich will nur in seinen Armen liegen, während wir engumschlungen tanzen.

„Gute Idee.“ Sagte er, bevor er meine Hand nahm und mich auf die Tanzfläche führte.

Es war ein magischer Moment. Wir tanzten und ich fühlte mich wie auf dem siebtem Himmel. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und bemerkte zum ersten Mal, wie gut er roch. Es war ein typisch maskuliner Duft. Doch obwohl er typisch war, roch er an Lukas einzigartig. Wir tanzten engumschlungen zu einem mir unbekannten Lied. Obwohl ich es nicht kannte, wusste ich sofort, dass es zu unserer Situation passte.

Everytime our eyes meet, this feeling inside me is almost more than I can take.

I have never been this close to anyone, I can hear your thoughts, I can see your dreams.

I don´t know how you do what you do.

I´m so in love with you.

It just keeps getting better. Every little thing that you do, baby, I´m amazed by you.”

Wir sahen uns an und, als wüsste er was ich sagen wollte, beugte er sich zu mir hinunter und küsste mich wie bei unserem ersten Kuss. Dieser Kuss war hundert Mal besser als der erste. Er war zärtlich, doch trotzdem spürte ich, wie sehr mich Lukas wollte. Ich wollte, dass dieser Kuss endlos ist.

„ Du küsst diesen Vollpfosten, Amanda?!“

Ich drehte mich um und konnte meinen Augen nicht glauben.

Warum? Warum habe ich nie Glück? Es war doch so perfekt!

„Was machst du hier, Jake?! Wieso bist du sturz besoffen?“ Als ich diese Worte aussprach, sah mich Jake mit einem verständnislosen Gesichtsausdruck an. Ich spürte wie Lukas seine Hände zu Fäusten machte und wusste, dass er selbst gegen den betrunkenen Jake keine Chance hatte.

„Wer ist das, Amanda? Bitte sag mir nicht, dass das ein Freund von dir ist.“

Was hat Lukas gegen Jake? Gut, Jake sieht unglaublich gut aus, aber trotzdem. Man sollte Menschen doch nicht nach dem Äußeren bewerten. Ich korrigiere mich, bei Jake ist das so besser. Jake sieht nun mal gut aus und ist innendrin ein Arschloch.

„Lukas, das ist Jake, ein Bekannter von mir. Wenn du uns kurz entschuldigst...“ Lukas sah mich an, als hätte er ein Alien gesehen. Trotzdem musste ich mit Jake reden! Ich wollte wissen, was los ist. Wir gingen hinter ein aufgebautes Zelt und redeten.

„Was machst du hier, Jake? Du sagtest, du hast einen Termin.“

„Das geht dich nichts an. Was machst du hier mit diesem Typen engumschlungen auf der Tanzfläche?“

„So geht das also. Wenn du mir meine Frage nicht beantwortest, beantworte ich dir deine auch nicht!“

„Boah… Ich bin auf einem Stadtfest und wollte Spaß haben, reicht das?“

„Ich habe mit einem äußerst netten Jungen getanzt, das war’s“

„Und ihn dabei gleich deine Zunge in den Hals gesteckt?“

„Das geht dich überhaupt nichts an, okay?!“, sagte ich verärgert.

Was glaubt er was er ist? Kommt betrunken zu mir und macht eine riesen Szene!

„Tut mir leid Amanda. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht, dass du auch einen scheiß Tag hast.“

Er Entschuldigt sich? Wow! Vielleicht ist er doch nicht so schlimm, wie er sich gibt.

„Was meinst du damit, Jake? Was ist passiert?“

„Das ist eine lange Geschichte und ich glaub nicht, dass ich sie in diesem Zustand erzählen kann.“

„Verstehe. Soll ich dich nach Hause bringen?“

Jake hat Recht. Es würde nichts bringen, ihn in diesem Zustand auszufragen.

„Ich wohne im Trainingscenter“

Ich fasste diese Antwort als „Ja“ auf und ging mit dem betrunkenen Jake zum Trainingscenter. Ich vergaß Lukas und Ashley und brachte Jake sicher nach Hause.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.02.2015

Alle Rechte vorbehalten

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