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Götterkind

Kapitel 1:

Es begann , wie es immer begann. Ich stand auf einer Waldlichtung. Tagsüber spielten hier normalerweise viele Kinder , doch in meinem Traum war es immer Nacht. Ich hatte keine Jacke an und fror erbärmlich , dabei war es doch Sommer. Ich wusste , dass er auftauchen würde. So war es immer. Obwohl ich ihn nie sehen konnte, hörte ich dennoch seine Stimme , wenn er nach mir rief. Ganz deutlich war seine Anwesenheit zu spüren , obwohl sie nicht greifbar war. Auch heute hörte ich ihn wieder meinen Namen rufen: „Ellena , ich warte auf dich“. Normalerweise wachte ich an dieser Stelle immer auf. Doch dieses mal war irgendetwas anders. Er kam mir näher , als es sonst der Fall war. Ich drehte mich im Kreis, in der Hoffnung endlich die Augen öffnen zu können, doch es kam mir vor als hätte mein Traum ein Eigenleben entwickelt. Ich konnte nicht aufwachen! Langsam geriet ich wirklich in Panik – was sollte ich jetzt tun? Da nahm ich hinter mir in den Büschen eine Bewegung war und wusste noch im selben Moment, dass ich nicht mehr alleine auf der Lichtung war. Mit geschlossenen Augen wartete ich darauf , dass die Person , wer auch immer es sein sollte wieder verschwand. Als ich sie wieder öffnete , musste ich nicht lange überlegen. Ich wusste sofort , dass er es war , der , der mich immer rief. Er hob eine Hand und berührte mich an der Schläfe . Er sagte etwas in einer Sprache, die mir vollkommen fremd war. Aber ich hatte ihn doch immer verstanden, wenn er zu mir gesprochen hatte? Auf einmal hallten seine Worte in meinem Kopf wieder und in meiner Schläfe begann es zu kribbeln: „ Du gehörst mir und ich werde dich finden!“. In exakt diesem Moment öffnete ich die Augen. Ich saß schweißgebadet und kerzengerade in meinem Bett. „Es war nur ein Traum , ganz ruhig Ellena...“ sagte ich um mich selbst zu beruhigen. Ich ließ mich wieder zurück in mein Bett sinken und schloss die Augen. Ich hatte so ein Gefühl, dass er in dieser Nacht nicht noch einmal in meinen Träumen erscheinen würde. Ich kuschelte mich unter meine Decke und schlief sofort wieder ein. Den Rest der Nacht hatte ich keine weiteren Träume. Dafür war das Erwachen am nächsten Morgen umso schlimmer. Ich hatte verdammte Kopfschmerzen und musste auch noch in die Schule, dass hatte mir gerade noch gefehlt. Ich betrat murrend das Badezimmer – und dachte ich bekomme einen Herzinfarkt! Von meiner Schläfe bis zu meiner Schulter zog sich ein verschnörkeltes Muster. Ich musste dringend irgendetwas tun! Ich kämmte notdürftig meine Haare nach vorn , so dass das Mal oder was auch immer das darstellen sollte fast unsichtbar war. Ich zog mich schnell an, frühstückte etwas, huschte nochmal schnell ins Bad um mir die Zähne zu putzen und machte mich dann auf den Weg zur Schule.


Kapitel 2:

Ich hatte es noch gerade rechtzeitig geschafft , das Klassenzimmer zu betreten und mich auf meinen Platz zu setzen , da kam auch schon die Lehrerin herein und schleppte den neuen Schüler hinter sich her. Das hatte ich ja ganz vergessen. Frau Meier hatte uns ja schon in der letzten Stunde darauf hingewiesen, dass am nächsten Tag ein neuer Schüler zu unserer Klasse dazukommen würde. Doch als er sich um wandte und das Gesicht der Klasse zudrehte wurde mir spei übel. Das war der Typ aus meinem Traum!„ Sei so nett und stell dich bitte vor während ich die Arbeiten korrigiere.“ , meinte unsere Lehrerin beschäftigt. Er zuckte die Achseln und begann zu sprechen. Er hatte eine ruhige melodische Stimme , doch ich wollte mich nicht einlullen lassen. „ Guten Tag, ich bin Darius. Ich bin gerade erst mit meiner Familie hier her gezogen und freue mich, diese Schule besuchen zu dürfen.“ Die Mädchen in der letzten Reihe begannen sich die Mäuler über ihn zu zerreißen , als ob er gar nicht anwesend wäre. „ Setze dich doch bitte dort hinten neben Markus“, wies die Lehrerin ihn an. Frau Meier war eine der strengsten Lehrerinnen der Schule und unter normalen Umständen, würde niemand wagen ihr zu widersprechen. Und was tat dieser Darius ?? Er reckte das Kinn heraus, nahm seine Tasche und setzte sich auf den freien Platz neben mir. „ Na gut , du kannst dich auch neben Ellena setzten , vielleicht hat sie ja einen positiven Einfluss auf dich...“, murrte sie. Ich musste ihn nicht mal anschauen um zu wissen, dass er mich die ganzen Stunden lang anstarrte. Als es dann endlich zum Schulende klingelte packte ich meine Sachen , die ich mir schon im Voraus zusammen gesucht hatte und verließ fluchtartig das Schulgelände.„ Hallo, ich bin wieder da. Was gibt’s denn zum Mittagessen?“ , mittlerweile hatte riesigen Hunger. Ich nahm meiner Mutter den Teller aus der Hand und ging in mein Zimmer. Nach dem Essen wollte ich mich noch ein bisschen hinlegen, aber just in diesem Moment klingelte das Telefon. „ Hallo, wer ist dran?“ . „ Hey Elli , ich bins Theresa“. Theresa ist meine beste Freundin aber manchmal , konnte sie einen echt nerven. Vor allem, wenn sie mich davon abhielt zu schlafen! „Was ist denn Tess?“
„Hast du jetzt dann Zeit? Ich muss mit dir über was reden!“. „ Na gut, in 10 Minuten bei der alten Scheune, ok ?“ „Ja, ist gut. Bis dann.“. Ich hatte zwar überhaupt keine Lust darauf, sie zu treffen und würde viel lieber schlafen, aber da ließ sich wohl nichts machen. Ich stand wieder auf und zog mich an. Nach 5 Minuten Fußmarsch hatte ich die Scheune erreicht. Ich schob das alte Tor auf, ging hinein und kletterte die Leiter zum Heuboden hinauf. Oben wartete Tess schon auf mich. „Hallo Ellena. Ich muss unbedingt mit dir reden. Weißt du noch heute in der Schule? Der neue da , dieser Darius der ist ja so heiß! Marianne hat nach der Schule allerdings eindeutig klargemacht, dass sie ihn haben will. Maaaan die ist so eine dumme Kuh! Wie findest du ihn denn?“ „ Naja, es geht schon...“ „ Es geht schon?? Sag mal hast du sie noch alle? He, was ist denn das? Dreh mal deinen Kopf zu mir!“ Verdammt nochmal! Ich hatte vergessen das Zeichen wieder zu überdecken! Ich dachte gerade daran was ich ihr wohl sagen könnte , da lieferte sie mir selbst eine Antwort „Wow was für ein tolles Tattoo. Wie hast du es geschafft deine Eltern zu überreden, die Zustimmung dafür zu geben??“. „Das hat lange gedauert,“ ich lachte mich innerlich halb tot, „ ich dachte schon, sie geben mir nie die Erlaubnis dazu, aber anscheinend habe ich mich geirrt. Aber jetzt hab ich echt keine Zeit mehr!“, ich stand auf, drückte sie noch kurz und ging dann nach Hause. Dort legte ich mich direkt in mein Bett und schlief sofort ein. Dieses träumte ich nichts besonderes. Es klopfte... es klopfte zum zweiten mal... es klopfte zum dritten mal. Scheiße, ich hatte verschlafen! Ein Glück, das meine Mutter kam um mich zu wecken. Ich sprang mit einem Satz aus dem Bett rannte zum Schrank und zog ein T-Shirt heraus. Gerade als ich es zur Hälfte anhatte merkte ich : es war mitten in der Nacht! Anfangs hatte ich gedacht, dass es nur so dunkel war, weil alle Rollläden noch heruntergelassen waren. Doch nun als ich mich drehte konnte ich durch das geschlossene Fenster hinaus in den Garten sehen. Dem Wecker nach war es gerade 3 Uhr morgens, aber... wenn meine Mutter mich nicht wecken wollte, wer hatte denn dann geklopft? Ich öffnete die Tür und schaute in den dunklen Flur hinaus, es war niemand zu sehen, also schloss ich die Tür wieder. Ich wollte mich gerade wieder in mein Bett legen, als ich am Fenster ein Gesich entdeckte. Ich rannte sofort an besagte Stelle und riss das Fenster auf, doch auch draußen war nun weit und breit nichts mehr zu sehen. Ich schloss es wieder und verriegelte das Fenster so fest wie möglich. Dann legte ich mich in mein Bett und war sofort wieder weg.
Die nächsten Tage vergingen wie im Flug und nichts besonderes passierte. Ich versuchte Darius so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, doch am Dienstag passierte das unvermeidliche, was mein Leben für immer verändern sollte. Die Schule war schon leer, ich hatte besonders getrödelt und hatte auch nun noch nicht vor mich zu beeilen. Als ich an einem der vielen Klassenzimmer vorbei lief schimmerte ein goldenes Licht durch den Spalt unter der Türe. Die Tür war nur angelehnt und so konnte ich ohne größere Probleme hindurch linsen. Und obwohl ich alles sehen konnte, konnte ich dennoch nicht glauben, was ich dort sah. In dem Raum befand sich nur eine einzige Person... wobei ich ihn in diesem Moment nicht direkt mit einem Menschen in Verbindung brachte. In der Mitte des Zimmer stand Darius doch er war... wie sollte ich das nur beschreiben?? Er war irgendwie körperlos! Er glänzte golden und flimmerte.. was ich mit Flimmern meine? Wenn
man an einem heißen Sommertag eine lange gerade Straße entlang läuft und sie in der Ferne langsam zu verschwimmen und zu Flirren beginnt. Ja, so konnte man dieses Flimmern gut beschreiben. Ich hatte keine Ahnung, was er da tat und ich hatte auch nicht mehr Zeit um genauer darüber nachzudenken, denn als ich mich leise wieder zurück ziehen wollte stieß ich mit dem Fuß gegen einen leeren Eimer den wahrscheinlich die Putzfrau aus versehen hatte stehen lassen. Es kam wie es kommen musste: der Eimer fiel um und mir kam es so vor, als könnte man das Scheppern im ganzen Schulhaus hören. Darius drehte sich um und raste in übermenschlicher Geschwindigkeit auf mich zu und durch mich hindurch! In diesem Moment wurde mir schwarz vor Augen und ich fiel und fiel in ein schwarzes Loch, das gar nicht mehr enden wollte.


Kapitel 3: Es schaukelte mich hin und her. Ich wollte die Dunkelheit nicht verlassen. Dort war es so schön ruhig und friedlich. Aber irgendwann hielt ich es dann nicht mehr aus und öffnete meine Augen, doch im nach hinein denke ich, es wäre besser gewesen, ich hätte sie geschlossen gelassen. Ich saß auf einem Pferd! Langsam drehte ich meinen Kopf und wünschte erneut, ich hätte es lieber nicht getan. Überall um mich herum befand sich nichts als Felsen, roter harter Sandboden und dann und wann ein kleiner verdorrter Busch. Erst jetzt realisierte ich, dass ich nicht alleine auf dem Pferd saß. „Wach geworden?“, fragte der vor mir. OH NEIN !! Diese Stimme kannte ich doch.. das war dieser Darius! „Ganz Ruhig, das ist alles nur wieder einer deiner bescheuerten Träume Ellena!“ , murmelte ich so vor mich hin. „ Nein, das ist keineswegs ein Traum. Alles hier ist real.“, sagte Darius. "Der spinnt doch", war mein erster Gedanke, bevor ich überhaupt realisierte, was das zu bedeuten hatte: Ich saß mitten im Nirgendwo auf einem Pferd mit dem größten Volidiot der ganzen Welt oder stand unter wahrhaft schwerem Drogeneinfluss. Ich begann zu schreien und um mich zu schlagen. Durch meine Unruhe begann das Pferd unter mir zu scheuen und bäumte sich auf. Ich fand keinen Halt und schlug in einigen Metern Entfernung hart auf den Boden auf. Erneut wurde mir schwarz vor Augen. Diese Ruhe währte aber nicht lange. Ich setzte mich schlagartig auf und fasste mit meiner Hand an meine Wange, an der sich fünf rote Fingerabdrücke abzuzeichnen begannen. Dieser Scheißkerl hatte mich tatsächlich geschlagen! Ich sprang auf und wollte ihn schon zu Rede stellen, als ein stechender Schmerz an meinem Knöchel mich wieder zu Boden brachte. „Pass auf! Du hast dir deinen Fuß verstaucht.“, sagte er seelenruhig. „Danke, dass ich das auch mal erfahre!“, zischte ich durch meine zusammengebissenen Zähne zurück.

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Tag der Veröffentlichung: 04.02.2011

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