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The lights tell me, when it´s time to go

Genau 100-mal war es jetzt schon gewesen, dass ich „Blue Foundation“ durchgehört habe. Und jedes Mal bin ich ein Stückchen mehr in mein Federkissen gerutscht. Wie lange war es her gewesen das ich einmal so viel Zeit für mich übrig hatte. Ständig war ich am hin und her laufen um es allen Freunden und Familienmitgliedern recht zu machen. Ich tat es gerne, denn so ein Unmensch war nicht einmal ich gewesen. Die Stelle in meinem Bett auf der ich lag war mittlerweile ziemlich warm geworden, also schob ich meine eiskalten Hände unter die Oberschenkel um sie ein wenig zu wärmen. Am hals war es jetzt zu warm gewesen. Ich nahm meine schwarzen Langen Haare zusammen, holte mit einer Hand ein Rosa Gummiband vom Nachttisch und band sie zu einem Knödel zusammen. Schon besser. Als ich so an die Decke starrte und darüber nachdachte was wohl Chairo gerade tat begannen meine Knie an zu zittern. Ich und er, also wir, wir sind uns neulich ziemlich nahe gekommen.
„Nanami!“, rief mich jemand von unten. Die Träumerei musste für einen kurten Moment inne halten. „Ja?“, antwortete ich erschrocken. Dabei war mein Oberkörper leicht nach vorne gebogen. Ich träumte das Sofa an und wartete mit leicht geöffnetem Mund auf eine Reaktion von unten. „Hier ist jemand an der Tür, ein gewisser Chairo möchte dich Sprechen.“ Nun wusste ich, es war meine Mum gewesen die so laut rief. Ich stand auf, legte den Ipod bei seite, zog meine Gorilla-Hausschuhe an, und rutschte nach unten. Wegen der Treppe musste ich leicht abbremsen, sonst wäre ich dorthin geflogen. Ich entwickelte eine gewisse art „Lust“ jetzt den Boden bis zur Tür langzuschlittern. Und das tat ich. Angekommen im Flur wo sich Chairo befand. Seite strahlenden Augen wurden durch das leicht gräuliche Licht das der trübe Winder hinein schien noch heller und glänzender. Er hatte ebenfalls schwarze Haare. Etwas länger nach oben gekämmt und zu einer gelungenen, lockeren Frisur mit Haarspray fixiert. „K-Komm doch mit in mein Zimmer.“, ich überlegte kurz. Er nickte. Wir gingen nach oben und wurden etwas langsamer im gehen. Ich merkte wie seine Blicke langsam meinen Körper abtasteten. Mir wurde etwas mulmig im Magen. Wie setzten uns auf mein Bett. Beide starrten wir in entgegengesetzte Richtungen. Plötzlich entdeckte er meinen Ipod auf dem Kissen liegend und nahm ihn in die Hand. Er steckte sich die Stöpsel in die Ohren und verdrehte die Augen. So ein Mist! Jetzt wurde ich das Gespött der ganzen Schule. Nur weil ich Twilight Musik höre? „Schöne Musik.“, gab er zu. Puh…was für ein Glück. „D-Danke.“, brachte ich nur schwerwiegend heraus. „Schönes Zimmer.“, beteuerte er mein Reich. Ich war stolz gewesen das er sich langsam wohl fühlte. Als er die Stöpsel wieder aus seinen Ohren nahm, fiel mir ein, das ich ihn gar nicht angerufen, geschweige denn gebeten habe hier her zu kommen. Wie kam er nur dazu? „Warum bist du eigentlich hier? Nicht, das es mir was ausmacht.“, fragte ich ihn stirnrunzelnt. „Nun, ich hatte einfach mal Lust, eine gute Freundin zu besuchen.“ Frech grinsend schlug er seinen Arm um meine Schultern. Ich wurde rot. Ein wenig komisch war es ja doch gewesen. Ich zuckte zusammen als das Telefon klingelte. Ich starrte auf meinen Schreibtisch der am anderen Ende des Zimmers stand. Ich warf noch einen kurzen Blick zu Chairo als ich auf stand und dachte, er würde auf mein Hinterteil glotzen. Ich nahm ab, “ Hallo? …Hallo???...Ist da jemand?“ Mein Herz pochte. Im Hintergrund hörte ich nur jemanden weinen. Es hörte sich an wie meine beste Freundin Zaida. Ich schluckte, dann begann sie zu reden. „Nanami, Es ist, E-Es ist…Chairo.“ Und schon wieder begann sie zu weinen. Langsam hielt ich es nicht mehr aus. Mir kullerte ebenfalls eine leichte kleine Träne die Wangen hinunter. „Chairo…er ist tot!“ „Mach keine Witze! Chairo sitzt gerade auf meinem Bett! Er kann gar nicht tot sein!“ Ich drehte mich verwundert um. Ô.O „Chairo?“, sagte ich leise und verdutzt als ich niemanden sah. Ich ließ den Hörer fallen und hörte nur noch die leise und piepsige Stimme die nach mir rufte. Langsam, Schritt für Schritt ging ich zum Bett. Ich krümmte die Zehen ein und drückte die Hände gegen mein Gesicht. Bitterlich fing ich an zu weinen. „Neiiin!! Chairo!!“, schrie ich so laut ich nur konnte durch meine Hände die das ganze ein Wenig nuschelig gestalteten. Das war das Ende. Wie konnte das nur sein?? Wie konnte es sein, das Chairo bei mir war? Er war eben noch bei mir! Eben gerade! War ich jetzt verrückt geworden? War ich das? Auf jeden Fall wusste ich mir jetzt nicht mehr zu Helfen. Immer noch saß ich da und weinte tränenweise meine Hände nass. Ich wischte sie an meiner Jeans ab und schaute verheult rüber zum Telefon. Der Hörer baumelte immer noch vom Schreibtisch hinab in der Luft. Ich trottete Zielunsicher dort hin und hielt ihn ans Ohr. „Ich muss jetzt auflegen.“, schniefte ich immer noch weinend und legte auf. Ich ließ mich fallen. Am Boden eingekrümmt liefen mir die Tränen gar nicht mehr an der Wange entlang, sondern fielen gleich zu Boden. Gleichzeitig zerriss ich mir den Kopf darüber wie es angehen konnte das Chairo eben noch hier war und gleichzeitig auch tot. Das kann gar nicht sein!
Eine Woche später
Das Telefon klingelte. Chairos Mutter war am Apparat. „Nanami, [sie schluchzte] um 16 Uhr ist die Beerdigung. Ich würde mich freuen wenn du kommen würdest.“ Bis es 16 Uhr war wartete ich stumm und still auf der Treppe sitzend. Ich träumte die Heizung an. Ich könnte schwören, dass er hier war. Darüber zerbrach ich mir jetzt schon seid einer Woche Den Kopf und ich wusste mir immer noch nicht zu helfen. Ich zog mir Schuhe und Jacke an, nahm schnell einen Bissen des heutigen Mittagessens in den Mund, beachtete meine fragende Mutter gar nicht die mich ständig nach meinem Befinden fragte, und ob ich nun schon darüber hinweggekommen war. Natürlich war ich nicht darüber hinweg! Ich liebte Chairo doch! Er war bei mir und ich spürte seinen Arm um meine Schultern. Ich war mich tot sicher.
Ich nahm meine Mum in den Arm und dann machte ich mich auf den Weg zum Friedhof. Mein Schwarzes, knielanges Kleid wehte im Winderwind. Eine kalte Briese davon durchzog meine Frischgekämmten schwarzen Haare. Ich ging heute mal zu Fuß um etwas frische Luft einzuatmen. Tief ein- und ausatmen. Als ich den Friedhof betrat sah ich schon von weitem den mit vielen bunten Blumen bestickten Trauerkranz und die vielen weinend Darumherumstehenden. Ich stellte mich zu ihnen. Es war tatsächlich wahr gewesen! Er war tot. Nur konnte ich mir nicht erklären wie er zu mir gekommen war. Ich weinte mit ihnen. Der Himmel warf ab und zu durch die kleinen Löcher in den Wolken helle Sonnenstrahlen heraus. Jetzt schien einer auf mich. Nur auf mich. Ich blickte nach oben. Einer der Wolken bildeten fast das Gesicht von Chairo nach. Ich blickte wieder nachdenklich zum Grab wo der Pastor langsam ein wenig Erde über den Sarg streute und dabei redete. Eine nach der anderen Träne rollte mir das Gesicht entlang und zeichneten immer wieder sie selben Linien nach. Chairo…er… er wollte sich von mir verabschieden. „The lights tell me, when it´s time to go.“, flüsterte ich so leise vor mich hin, dass nur ich es hören konnte. Die Lichter sagen mir, wenn es Zeit zu gehen ist. Und da die Sonnenstrahlen grade in dem Moment meinen Körper erwärmten, drehte ich mich um und ging in trauernd Richtung Horizont.

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Tag der Veröffentlichung: 28.11.2009

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