„Fünfzehn Mann auf den toten Mannes Kiste.. Yoh Hoh, und 'ne Buddel voll Rum!“, hörte man die tiefe Stimme des alten Mannes vor sich her singen, als er durch die Straßen ging. Es war noch früh am Morgen, ein paar Kinder die auf dem Weg zur Schule waren, gingen ein Stück mit ihm, als sie ihn eingeholt hatten.
„Erzählst du uns eine Geschichte?“
„Bitteeee~“
„Eine mit Piraten, ja?“
Der alte Mann seufzte leise.
„Also schön, eher werdet ihr wohl keine Ruhe geben... Ich erzähle euch von Davy Jones, der-“
„Nein, eine Andere!“
„Also Black Beard war-“
„Nein, die nicht!“
„Captain Hook?“
„Nein!“
„Wie wäre es mit... Jack Sparrow?“
„Wir wollen eine wahre Geschichte!“
„Also schön, ich erzähle euch von einem jungen Piraten namens Sam...“
...Kalt bließ ihm der feuchte Wind um die Nase, doch es machte ihm nichts aus. Er liebte die See und alles was zu ihr gehörte. So blieb er freiwillig auf dem Ausguck, solange man ihm Essen und Rum brachte, fühlte er sich hier oben wohl. Nur die Seeluft, das Schiff und er. Tage, wenn nicht gar Wochen waren sie nun bereits unterwegs, ohne auf ein anderes Schiff zu stoßen. Die Anderen langweilten sich, doch ihm machte es nichts aus.
Er war zwar mutig, flink und ein guter Kämpfer, doch er genoss auch die Ruhe, die sich ihm gerade bot. Er hörte nichts, außer dem Wind, das Meeresrauschen und leise ein paar Stimmen vom Deck. Lange Zeit war es so ruhig, bis er plötzlich etwas sah. „DA IST JEMAND!“, informierte er die Anderen. Eine einzelne Person trieb im Meer, schien noch zu leben da sie sich an einem Holzstück festklammerte, doch weit und Breit war weder ein Schiff zu sehen, noch Rauch von einem Möglichen Kanonenkugelwechsel. Sam kletterte von seinem Ausguck herunter und scheute nicht davor, in seine geliebte See zu springen. Doch was war das? Das war kein Seemann, weder ein Pirat, noch ein Marineoffizier. Die langen Haare kamen ihm schon eben verdächtig vor, doch diese wohl geformten Rundungen zeugten davon, dass er sich nicht geirrt hatte. „EINE FRAU!“, rief er den Anderen zu, als sie ihn langsam an Bord zurück zogen, zusammen mit der Fremden.
Aufgeregtes Gemurmel ging umher. Eine Frau an Bord bringe unglück. Sie sei aber doch wirklich hübsch. Und sie lebte noch, obwohl sie lange im Meer gewesen zu sein schien.
„Sie bleibt an Bord. Alle zurück auf ihre Posten! Außer du, Sam, du nimmst sie in deine Kajüte und kümmerst dich um sie. Finde heraus wer sie ist und was passiert ist.“
„Aye, Käpt'n!“
Langsam öffneten sich die Augen der jungen Frau.
„Sie sind wunderschön, Miss...“, hauchte Sam ihr entgegen. „Ist Ihr Name genau so hübsch wie Sie?“
„Isabell Montegue. Und Sie sind...?“
„Sam.“
„Wo.. bin ich hier?“
„Auf einem Schiff.“
„Auf wessen
Schiff?“
„Dem vom Käpt'n.“
„Sie sind Piraten, nicht wahr?“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Ihre Kleidung, Ihre Art mit einer Dame umzugehen, das Branding auf ihrem Arm, … Soll ich Ihnen noch mehr Gründe nennen, 'Sam'?“
„Ich denke, dass Iher Auflistung lang genug war, Isabell. Wo kommen Sie her?“
„Isla de Donde Eres.“
…. Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.
„War das etwa schon alles?“
„Das soll die tolle Geschichte gewesen sein?!“, fragten die Kinder ihn aufgebracht.
„Eure Lehrerin heißt es sicher nicht gut, wenn ihr dank mir wieder zu spät kommt...“
„Wir wollen aber hören, wie es weiter geht!“
„...“
„Ach, komm schon!“
„...“
„Tss... Gehen wir halt.“, legte eines der Kinder fest und sie machten sich auf den Weg zur Schule.
„Erzählst du den Kindern schon wieder Schauergeschichten?“
„Keine Schauergeschichten. Eine Liebesgeschichte.“
„Ging es um Piraten?“
„Auch.“
„Du sollst aufhören damit, das habe ich dir schon oft genug gesagt! Es sind noch Kinder, Sam! Verdirb' sie nicht!“
Der alte Mann grummelte etwas unverständliches, während er sich auf den Weg zu einer Bar machte.
„... Trinkt aus, Piraten, YohHoh!“
Tag der Veröffentlichung: 24.09.2010
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