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Kapitel 1

Ich stehe wieder einmal hinter der Bar im Metro. Ein angesagter Club in Berlin. Die Musik dröhnt laut und gut aus den Lautsprechern und die Menge tanzt im Rhythmus. Die Leute an der Bar müssen schreien, so dass ich ihre Bestellung auch verstehe. Und da steht schon wieder dieser Typ, mit den blauen Augen und dunkelbraunen Locken, die ihm widerspenstig in die Augen fallen. Ich muss grinsen und konzentriere mich wieder auf die nächste Bestellung. Ein Typ mit schwarzen Haaren fragt über die Musik hinweg „Schnecke, darf ich dich auf ´nen Drink einladen?“

„Nein, aber danke.“ Antworte ich genauso laut. Ich habe mir vorgenommen, während der Arbeit nichts zu trinken, was wir auch eigentlich nicht dürfen, aber manche machen es trotzdem. Ich halte mich strickt an die Regel. Als ich von dem Drink auf schaue, den ich gerade gemixt habe, steht der Junge mit den blauen Augen vor mir. Er grinst mich an und ich sehe die Grübchen, die wirklich gut aussehen. Er bestellt ein Bier und ich gehe zum Kühlschrank und hole eins für ihn. Als ich es ihm reiche, zwinkert er mir zu und macht sich wieder auf den Weg in die Menge. Irgendwie habe ich ein flaues Gefühl im Magen denn ich flirte mit anderen Leuten obwohl ich einen Freund habe. Und vor allem dieser Junge mit den blauen Augen hat es mir angetan. Er war schon öfters hier und jedes Mal schaut er mich an und schenkt mir dieses umwerfende Lächeln. Ich grinse vor mich hin und als mich Amy mit der Hüfte an schubst, merke ich erst, dass das Glas übergelaufen ist, in das ich gerade eingeschenkt habe. Ich schaue auf die Uhr. Schon gleich drei Uhr in der Nacht. Meine Schicht ist also gleich zu Ende und ich gehe schon mal nach hinten in die Umkleide und ziehe meine normalen Sachen an. Fürs Metro habe ich immer eine lange schwarze Hose, schwarze High Heels, eine weiße Bluse und eine schwarze Weste an. Aus meinem Sind nehme ich meine Handtasche und küsse an der Bar Amy auf die Wange und umarme sie zum Abschied. „Bis morgen, Süße. Treibe es nicht zu wild!“ sage ich zwinkernd. Sie knufft mich und grinst mich an. Dann laufe ich nach draußen und atme erst einmal tief ein. Ich finde nachts riecht es immer so gut. Als ich ein Stück gelaufen bin, sehe ich schon den roten Mini meines Freundes und laufe darauf zu. Er ist an die Fahrertüre gelehnt und sein Blick gleitet über meinen Körper. Als ich bei ihm bin küsse ich ihn und flüstere „Hey, Jaro.“

„Na, meine Hübsche? Wie war’s?“ fragt er.

„Laut! Aber sonst gut.“ Grinse ich. Von dem Typen sage ich nichts. Wir steigen in Jaros Auto und ich schnalle mich an. Dann machen wir uns auf den Weg zu unserer WG. Die in Wedding liegt. Eine ganze Ecke zum fahren. Als wir am Eingang zum Metro vorbei fahren, sehe ich wieder den Jungen mit den blauen Augen. Er schaut mich an und seine Hand fährt zu seinem Hinterkopf und dann senkt er den Blick und läuft davon. Ich würde gerne mehr über ihn erfahren.

Der Verkehr ist zäh, auch noch um diese Uhrzeit und es dauert zwanzig Minuten bis wir angekommen sind. Ich steige aus und krame in meiner Handtasche nach dem Hausschlüssel. Als ich ihn gerade ins Schloss stecke haucht mir Jaro „Du bist so sexy!“ ins Ohr. Ich muss grinsen und drehe mich zu ihm um. Dann küsse ich ihn. Dann laufen wir die Treppen nach oben und in der Wohnung drückt Jaro mich sanft gegen die Wand, stützt sich mit beiden Händen neben meinem Kopf ab und küsst mich. Ich lege meine Hand auf seine Brust und drücke in leicht weg. Seine Hände fahren zu meinem Po, doch ich nehme seine Hände weg und sage „Nein. Du weißt das wir nicht alleine sind.“ Jaro verdreht die Augen und antwortet „Leon und Ella schlafen doch schon lange.“

„Nein Jaro.“ Ich wende mich ab und gehe in mein Zimmer. Ich ziehe mir eine Boxershorts an und ein Tanktop und lege mich in mein Bett. Als ich hier in die WG kam, hatte ich mich sofort in Jaro verliebt. Ich denke auch bei ihm war es Liebe auf den ersten Blick, denn eine Woche später sind wir zusammen gekommen. Seid drei Jahren lebe ich nun in Berlin und solange bin ich auch mit Jaro zusammen. Doch jetzt bin ich mir meinen Gefühlen für ihn nicht mehr sicher. Seid ich diesen Jungen mit den tollen blauen Augen und den süßen Grübchen gesehen habe. Die Nacht im Metro war anstrengend und so schlafe ich schnell ein.

Kapitel 2

Am Morgen wache ich spät auf. Es ist schon halb zwölf. So lang schlafe ich sonst nie. Noch immer schlaftrunken laufe ich in die Küche und mache mir eine Schüssel Müsli. Als ich ins Wohnzimmer laufe sitzt Jaro auf dem Sofa und schaut auf als ich mich neben ihn setze. Ich schiebe mir einen Löffel Müsli in den Mund und schaue Jaro an. Als ich fertig gekaut habe, frage ich „Alles okay?“

„Nein.“ Antwortet er einsilbig.

„Was ist los?“ frage ich genauer nach.

„Es kommt für mich so rüber als würdest du mich nicht mehr so richtig lieben.“

Ich bekomme große Augen. In gewisser Weise stimmt es ja, aber es kann auch nur ein Hirngespinst sein, daher sage ich „Nein. Wieso denkst du so?“

„Du bist abweisend.“ Sein Blick ruht auf meinem Gesicht. Seine grünen Augen schauen erwartungsvoll, als ob er etwas Bestimmtes von mir hören will. Doch was? „Ich liebe dich schon noch. Nur wenn wir uns jeden Tag sehen, dann ist das etwas anstrengend, denn ab und zu brauche ich auch Zeit für mich. Verstehst du?“

„Klar, aber wenn wir später mal heiraten und zusammen ziehen, dann sehen wir uns auch jeden Tag.“

„Du denkst so weit voraus. Wir sind gerade mal neunzehn. Das hat alles noch Zeit.“ „Du hast immer für mich gesungen, aber wenn ich dich jetzt darum bitte, dann blockst du ab.“ Flüstert er, kaum hörbar. Ich senke den Blick und löffle mein Müsli fertig. Die Schüssel stelle ich auf den Boden und setze mich in den Schneidersitz, Jaro zugewandt. „Mir fehlt einfach gerade die Motivation. Wenn ich die Bands im Metro höre die ab und zu auftreten dann kommt es mir so vor als sei ich nicht gut genug!“

„Du hast Talent. Du darfst deine große Leidenschaft nicht einfach aufgeben. Bitte.“

Ich stehe auf und schüttle meinen Kopf. „Das ist meine Entscheidung.“ Mit diesen Worten laufe ich in mein Zimmer und suche Klamotten zusammen, die ich nach dem duschen anziehen werde. Meine Handtasche ist schon gepackt und es ist schon fünfzehn Uhr. Mit Jaro habe ich kein Wort mehr gewechselt, da ich es jetzt gerade nicht mehr aushalte, ihn zu sehen, geschweige denn mit ihm zu reden. Schnell mache ich mich auf den Weg zum Metro. Ich laufe gerne dort hin, denn es ist mal etwas anderes, als sich ständig mit der U-Bahn zu fahren oder mit dem Auto.

Im Metro ist schon Amy und wischt die Theke ab. „Hey Süße.“ Begrüße ich sie. Nun blickt sie auf und umarmt mich. „Hallo Schatz.“

„Wie war es gestern Abend noch?“ frage ich interessiert.

„Die Nacht war kurz.“ Grinst sie. Ich verdrehe lachend die Augen und stelle ein paar Gläser zurück in das Regal. „Ach genau, bevor ich es vergesse. Da war gestern noch so ein Typ da, der nach dir gefragt hat. Er heißt Samuel. Sagt dir der Name etwas?“

Ich überlege kurz und muss dann verneinen. „Wie sah er aus?“

„Groß, dunkelbraune Locken und blaue Augen glaube ich. Er hat nach deinem Namen gefragt und wo du hin bist. Ich hab gesagt das du Schicht Ende hast und draußen bist.“

Ich reiße meine Augen auf und lasse fast ein Glas fallen. „Ich habe den schon mal gesehen. Dann war er das gestern...“ total in Gedanken versunken murmle ich das vor mich hin. „Ist noch alles okay zwischen dir und Jaro?“ fragt Amy besorgt.

Ich schaue sie an und kann einfach nicht lügen. „Ich weiß auch nicht so richtig. Ich bin nicht mehr so sehr verliebt. Es flaut einfach alles immer mehr ab, umso häufiger ich diesen Samuel sehe.“

„Ich weiß, dass du die richtige Entscheidung triffst. Und jetzt mach dich mal nützlich und träum nicht vor dich hin!“ Amy gibt mir einen sanften Schubs mit ihrer Hüfte und wir fangen beide an zu lachen. Als wir alles wieder aufgeräumt haben, setze ich mich vor das Klavier, das auf der Bühne steht, auf der auch das Schlagzeug steht und klimpere etwas darauf herum. Daraus wird dann die Melodie von Lights von Elli Golding. Dazu summe ich denk Text und verliere mich ganz darin. Erst als mich Amy antippt und ich mich erschrocken umdrehe, höre ich auf zu spielen. „Du solltest wirklich mal hier auftreten. Das wäre spitze. Du hast wirklich Talent.“ Sagt sie. Ich schüttle den Kopf und antworte „Das war nichts richtiges. Und den Text kann ich auch nicht auswendig.“ Das ist eine knallharte Lüge. Amy verdreht die Augen und nun sagt auch Adam, unser Türsteher, „Du warst klasse, Lisa. Du solltest dich das wirklich mal trauen. Und sag nicht, du kannst den Text nicht.“ Er grinst mich an und nun sehe ich, dass noch mehr hier stehen. Der DJ, sein Name ist Ben, und auch die zwei anderen Barkeeper, die heute Dienst haben. Sie heißen Justin und Leon. Ich stehe auf und schüttle den Kopf. „Nein, das mache ich nicht.“ Ich laufe in die Umkleide und hole meine Arbeitsklamotten aus dem Spind. Die schwarze Röhre, die weiße Bluse und die schwarze Weste. Zu dem noch die schwarzen High Heels. Dann nehme ich das kleine Schminktäschchen heraus und schminke meine Augen etwas stärker. Nun ist mein Outfit perfekt. Amy kommt auch herein und zieht sich um. Als sie ihre hohen Schuhe an hat, komme ich mir mit meinen 1,56 m noch kleiner vor, als sowieso schon. Amy küsst mich auf die Wange und fragt „Bereit für einen weiteren Abend voller Party?“ sie grinst über das ganze Gesicht. „Wieso bist du zur Zeit so gut drauf? Liegt das an Leon?“ frage ich mit einem Lächeln. Amy springt vor Freude auf und ab und antwortet „Ich habe am Montag ein Date mit ihm. Ich freue mich so!“

„Oh Schatz! Wieso hast du mir das nicht gesagt? Ich freue mich für dich!“ ich küsse sie auf die Wange. Irgendwie wusste ich doch, das zwischen den beiden was läuft. Die ganze Zeit diese Blicke und dann macht sich Amy auch immer besonders hübsch wenn sie gemeinsam Schicht haben. Ich schaue auf die Uhr, die über der Türe ihren Platz hat und stelle fest, dass gleich schon die ersten Leute kommen werden. „Hopp hopp Amy, wir sind spät dran.“

Schnell zieht sie noch ihre Lippen nach, mit dem knall roten Lippenstift, den ich ihr zum Geburtstag geschenkt habe. Sie lächelt mich an und zusammen stellen wir uns hinter die Bar. Und da kommt auch schon die erste Gruppe. Ich denke manchmal, ob manche Menschen nichts Besseres zu tun haben, als um neunzehn Uhr schon in eine Disco zu gehen. Aber naja, ist ja ihre Sache. Und gerade als ich schon den ersten Cocktail fertig gemixt habe, sehe ich Ihn. Er sitzt auf einem Sofa, gegenüber der Bar. Sein Blick ist auf mich gerichtet und ich frage mich, wie lange er da schon sitzt. Ich gebe einem Mädchen, ihr Bier das sie bestellt hat und schaue dann wieder zum Sofa hinüber doch Samuel sitzt nicht mehr dort. Unauffällig schaue ich mich um und plötzlich steht er vor mir. Ich zucke zusammen und frage „Was darf es sein?“

„Ein Radler.“ Seine Augen sind auf mein Gesicht gerichtet und ich kann mich kaum abwenden, denn sein Blick hält meinen gefangen. Amy stupst mich in die Seite und dann hole ich endlich das Bier. Bei der Übergabe berühren meine Fingerspitzen die seinen und ein Gribbeln fährt meinen Arm hinauf. Fast hätte ich die Flasche fallen gelassen. Er muss gespürt haben, dass er mich aus der Fassung bringt, denn er hat nun ein leichtes Grinsen im Gesicht. Schnell strubble ich meinen Pony um die Verlegenheit zu überspielen. Samuel bleibt an der Theke stehen und beobachtet mich, wie ich den anderen Leuten ihre Bestellungen aushändige. Es werden immer mehr Leute und die Musik dröhnt aus den Lautsprechern. Durch den ganzen Lärm und die Hektik bekomme ich total Kopfschmerzen und nervös bin ich, denn Jannik steht noch immer da. „Amy, ich muss kurz an die frische Luft!“ rufe ich ihr zu und halte mich an der Kante der Arbeitsfläche fest, um nicht umzukippen. Amy nickt und schaut mir besorgt hinterher. Ich gehe durch den Hauptausgang und als mich Adam sieht stützt er mich und ich setze mich auf den Boden, abseits der Türe. Meinen Kopf klemme ich zwischen meine Knie und durch die frische Luft werden die Kopfschmerzen auch gleich schon etwas besser. Ich spüre, dass sich jemand neben mich setzt. Als ich aufblicke, traue ich meinen Augen kaum. Es ist Samuel. „Geht’s dir gut?“ fragt er leise. Ich nicke und antworte „Geht schon wieder. Ich muss wieder rein.“

Ich mache Anstalten aufzustehen, doch er hält mich zurück. „Warte noch kurz. Ich wollte dich was fragen.“

Also bleibe ich doch noch kurz sitzen und frage „Was wolltest du wissen?“

„Triffst du mich morgen in Kreuzberg in der Kneipe Ohne Ende?“

Er will mich treffen. Ich werde total hibbelig und vergesse meine Kopfschmerzen. „Ich... Ja, okay.“

Er lächelt mich an und hilft mir beim aufstehen. Noch immer etwas wackelig auf den Beinen, falle ich gegen ihn. Er fängt mich auf und schaut mir in die Augen „Wirklich alles gut?“

Etwas unsicher nicke ich und dann laufe ich wieder nach drinnen. Samuel begleitet mich und verschwindet dann mit einem Augenzwinkern in der Menge. Dieser Junge macht mich noch verrückt. Also mache ich mich wieder an die Arbeit. Doch nach einer halben Stunde geht es mir so schlecht, dass ich zu Amy gehe und frage „Süße? Kann ich gehen? Mir geht’s grad irgendwie nicht so gut.“

Mit großen Augen antwortet sie „Sicher. Ruh dich aus und wenn es dir morgen Abend nicht besser geht, ruf mich an! Wir haben morgen ja keinen Dienst!“

Ich nicke und mache mich auf den Weg in die Umkleide, doch ich schaffe es nicht mich umzuziehen und nehme nur meine Tasche aus dem Spind. Draußen bleibe ich kurz stehen und krame in meiner Handtasche nach meinem Handy. Jaro geht aber nicht hin, auch nachdem ich ihm fünfmal auf die Mailbox gesprochen habe. Adam schaut mich besorgt an. „Kleine, alles okay? Soll ich jemanden holen, der dich nach hause bringt?“

„Danke Adam, aber...“ weiter komme ich nicht, denn Samuel steht plötzlich neben mir und spricht für mich zu Ende „Danke, aber ich mache das.“ Er schenkt mir ein Lächeln und dann führt er mich zu seinem Motorrad. Er reicht mir einen Helm und sagt „Zieh den auf. Wo wohnst du?“

„In der Brunnenstraße 111c in Wedding.“ Antworte ich leise. Ich bekomme den Helm nicht zu und fummle nur blöd daran herum, bis Samuel mir hilft. „Das klemmt ab und zu, warte.“ Ich schaue in seine Augen und als er meinen Blick erwidert, schaue ich schüchtern weg. Verdammt, was macht er nur mit mir? Er grinst und dann sitze ich hinter ihn auf die mattschwarze Maschine.

Die Fahrt vergeht schnell und vor meiner Haustüre steige ich ab und ziehe den Helm aus. „Danke...“ nuschle ich und umarme Samuel kurz. Er grinst mich an und sagt dann etwas ernster „Wenn es dir morgen Abend nicht besser geht, dann ruf mich an. Wir können das treffen auch verschieben. Wie darf ich dich nennen, wenn wir uns wieder sehen?“ fragt er und gibt mir einen Zettel, auf dem seine Handynummer steht. „Lisa, und wie heißt du?“ möchte ich wissen. Er antwortet „Samuel, aber nenn mich bitte Samu!“

Ich zwinkere ihm zu und gehe dann nach oben. Noch im Treppenhaus höre ich wie seine Maschine aufjault und er davon fährt. Was ist nur mit mir los? In der Wohnung brennt Licht in der Küche und ich folge dem Klappern von Geschirr. Ella steht an der Spüle und hantiert mit mehreren Tellern. Ich lege meine Tasche ab und setze mich an den kleinen Tisch. Ella dreht sich zu mir um und ich sehe, dass sie Tränen in den Augen hat. Sofort stehe ich auf und frage was los ist. Sie antwortet „Ich bin nicht mehr mit Leon zusammen.“

Ich bekomme große Augen und frage „Was? Wieso nicht? Das tut mir so leid!“

„Er hatte was mit einer anderen und gerade eben hat er mir gesagt, dass er hier ausziehen wird und er hat Schluss gemacht. Ich hasse ihn. Wieso muss immer mir so etwas passieren? Ich habe das nicht verdient.“ Sie fängt an zu weinen und ich nehme sie in den Arm. „Niemand hat so etwas verdient!“ flüstere ich leise in ihr Ohr. „Ich werde jetzt ins Bett gehen. Machst du das fertig?“ Ich nicke und lasse sie los. „Wenn du reden willst, ich bin für dich da. Komm einfach oder ruf mich.“

Sie zwingt sich zu einem Lächeln, dann läuft sie aus der Küche. Ich schaue in die Spüle und da liegt ein kaputter Teller und ein Topf, in dem die angebrannten Überreste von irgendetwas liegen. Also kremple ich meine Ärmel nach oben und fange an die Scherben aus der Spüle zusammen zu klauben und in den Müll zu werfen. Den Topf weiche ich ein und gehe dann auch in mein Zimmer. Schnell schlüpfe ich aus meinen Klamotten und lasse mich total erschöpft in mein Bett fallen. Ich sehe, dass mir der Zettel von Samu aus der Hosentasche gefallen ist und nehme ihn zur Hand. Er hat einen Smiley dazu gemalt. Ich muss grinsen und speichere die Nummer in mein iPhone. Ich schreibe ihm eine Sms in der steht Hallo, danke für das nach Hause bringen. Wir haben gar keine Uhrzeit ausgemacht, wann du mich morgen abholst. (: Lisa

Mit einem leisen ploppen schickt es die Nachricht ab. Kurz darauf kommt auch schon die Antwort Hey Kleine, ich hol dich um achtzehn Uhr ab. Ist das okay?

Ein Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht und schnell tippe ich Klar. Und wehe du versetzt mich :D

Sofort kommt die Antwort Werde ich nicht. Ich verspreche es! <3

Er hat ein Herzchen hinter seine Nachricht gesetzt. Was hat das zu bedeuten? Mein Herz flattert und in meinem Bauch kribbelt es. Dieses Gefühl habe ich schon lange nicht mehr gespürt. Ich schalte mein Handy aus und setze mich ins Wohnzimmer. Ich will wissen wieso Jaro nicht an sein Handy gegangen ist, obwohl er mir versprochen hat immer hin zu gehen. Denn ich rufe ihn nicht oft an, dafür immer wenn ich dringend seine Hilfe brauche. Die Tür geht auf und jemand stolpert in die Wohnung. Ich laufe in den Flur und sehe Jaro, der seine Schlüssel fallen lässt und versucht sie wieder aufzuheben, doch er ist zu betrunken und verliert immer wieder beinahe das Gleichgewicht. Er murmelt etwas und lässt die Schlüssel dann einfach liegen. Als er mich sieht fangen seine glasigen Augen an zu leuchten und er lallt „Da ist ja mein sexy Biest. Komm her und besorgs mir!“

Ich kneife die Augen zusammen und schüttle meinen Kopf. Er grapscht nach mir, aber ich schlage seine Hand weg. „ Du bist betrunken. Geh ins Bett und schlafe deinen Rausch aus.“

„Ich gehe nur mit dir ins Bett du heiße Schnitte. Los komm!“ Er packt mich und will mich in sein Zimmer zerren, doch ich befreie mich und schubse ihn weg. Jaro schaut mich böse an und murmelt „Du Miststück.“

Das reicht. Ich mache einen Schritt auf ihn zu und gebe ihm eine Ohrfeige, dann mache ich auf dem Absatz kehrt und schließe mich in meinem Zimmer ein. Womit habe ich das nur verdient? Er ist nie so.

Ich lege mich auf die Seite und wische eine Träne aus meinem Augenwinkel. Immer größer wird das Hassgefühl in meinem Bauch für Jaro und seine Taten. Langsam werden meine Lider schwer und ich weine mich still und heimlich in den Schlaf.

Kapitel 3

Die Sonne blendet mich, als ich meine Augen aufschlage und ich reibe mir den Schlaf aus den Augen. Schnell werfe ich mir ein paar Klamotten über und laufe in die Küche um mir eine Schmerztablette zu nehmen, gegen meine starken Kopfschmerzen. Ella schlurft in die Küche und fragt vorsichtig „Alles okay? Ich habe dich und Jaro gestern gehört. Geht es dir gut?“

Ich drehe mich zu ihr um und nicke nur. Ich rede nicht gerne über meine Probleme. Schnell verschwinde ich wieder in mein Zimmer und setze mich an meinen Laptop, ich suche das Lied Not over You gesungen von Max Schneider. Er macht wirklich gute Cover. Ich singe mit und baue so meinen Frust ab. Nach einer Weile stehe ich am Fenster und schaue einfach nur hinaus. Mein Handy brummt und ich sehe nach wer mir geschrieben hat. Samu. Na du, geht es dir wieder besser?

Ich schüttle den Kopf und überlege was ich schreiben könnte. Was ich dann abschicke ist eine Lüge Ja mir geht es bestens. Weiß gar nicht was da gestern los war. Danke nochmal fürs nach Hause bringen.

Ich werfe mein Handy aufs Kopfkissen und verschwinde unter die Dusche. Dort rutsche ich an der Wand nach unten und dicke Tränen laufen über meine Wangen und vermischen sich mit dem Wasser aus dem Duschkopf.

Zitternd ziehe ich meine Klamotten an und wische die letzten Tränen weg. In meinem Zimmer werfe ich mich auf mein Bett und checke mein Handy. Samu hat wieder geschrieben Okay, dass ist gut! Freue mich auf heute Abend (:

Ein Lächeln huscht über mein Gesicht und ich lege mein Handy wieder weg. Leise klopft es an meine Zimmertüre. Dann steht Jaro vor mir. Etwas verlegen und mit Reue in den Augen fängt er an zu reden „Lisa, ich... Gestern Abend, dass tut mir so leid. Ich will dich nicht verlieren. Du bist das einzige Wichtige in meinem Leben. Ich war mit ein paar Leuten etwas trinken, hab mich aufgeregt wegen unserem Gespräch gestern. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt. Wirklich.“ Seine Augen glitzern verdächtig. Es zieht in meiner Brust und ich spüre, dass ich ihm noch mal eine Chance geben will, doch das wäre dann schon die dritte.

„Jaro, ich habe dir bis jetzt jedes Mal verziehen, erinnerst du dich? Doch jetzt weiß ich nicht was ich machen soll. Jedes Mal habe ich gedacht, es kommt nicht mehr vor und dann hast du die gleiche Nummer einfach noch mal abgezogen und ich hab mich einfach nur verarscht gefühlt.“ Meine Nase kribbelt und ich weiß, dass gleich schon wieder Tränen fließen werden. Jaro schließt dir Zimmertüre und setzt sich zu mir aufs Bett. Er möchte mein Knie berühren, doch zieht seine Hand wieder unschlüssig zurück. „Ich weiß, dass ich jedes Mal aufs Neue Scheiße gebaut habe. Aber du bist mein Leben. Ich kann nicht ohne dich. Du bist so wunderschön. Deine Augen, dein Mund, dein Haar, alles an dir.“

Und schon kullert die erste Träne. Jaro streicht sie sanft beiseite und nimmt mich in den Arm. Ich lasse es zu, denn genau das brauche ich jetzt. „Ich liebe dich. Immer.“ Murmelt er in mein Haar. Ich atme seinen Duft ein und ich weiß, dass die Liebe für ihn noch nicht ganz versiegt ist.

„Jaro? Ich treffe mich heute Abend mit einem Freund. Ich werde nicht allzu spät nach Hause kommen, okay?“

Sofort sind seine Ohren gespitzt „Ein Freund? Kenne ich ihn? Wo geht ihr hin?“

„Ich sagte, er ist nur ein Freund, nichts weiter, okay? Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein. Wir gehen nach Kreuzberg in eine Kneipe. Ein bisschen unterhalten, mehr nicht.“

Jaro entspannt sich und streicht mir durchs Haar. „Ich lasse dich ungern gehen, dass weißt du!“

„Ja, ich weiß. Es wird nichts passieren, okay? Ich hab doch dich!“ grinse ich und küsse ihn sanft auf die Wange. Er grinst und mit zwei Fingern an meinem Kinn, dreht er meinen Kopf zu sich und küsst mich.

„Weißt du, dass Ella nicht mehr mit Leon zusammen ist? Er wird übrigens auch ausziehen!“

„Was? Wieso sind die beiden nicht mehr zusammen?“ erschrocken schaut Jaro mir ins Gesicht.

„Leon hat eine Andere. Und jetzt ist es eben aus. Ella tut mir so leid.“

„Ja, mir auch. Wie geht es eigentlich dem Leon aus dem Metro und Amy? Sind sie endlich zusammen?“

Ich muss grinsen und antworte „Sie haben ein Date. Also könnte es klappen!“

Auch Jaro küsst mich und steht dann auf. Er sagt „Ich muss los. Muss noch in die Werkstatt. Ich bin heute Abend wieder da. Soll ich dich dann abholen, in Kreuzberg?“

„Okay. Nein brauchst du nicht, Samu bringt mich wieder her, aber danke!“

„Gut. Bis später, hab dich lieb mein Schatz!“ er gibt mir noch einen letzten Kuss, dann läuft er aus meinem Zimmer und kurz darauf höre ich die Haustüre zuschlagen.

Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass wir schon gleich siebzehn Uhr haben. Schnell springe ich auf und föhne meine Haare. Ich fische mir eine hellblaue Röhre aus meinem Kleiderschrank und ein gelbes T-Shirt dazu. Meine zwei Lieblings Kleidungsstücke, aus meinem Schrank. Vor dem Spiegel schminke ich mich noch dezent und ziehe dann schwarze Pumps dazu an. An meinem Arm prangen meine vielen Armbänder, die ich nur selten abmache. Sie passen gut zu meinem Look. Gerade als ich meine kleine Umhängetasche von Eastpack in die Hand nehme, klingelt es an der Türe. Ich schnappe mir noch eine beige Jacke und renne die Treppe nach unten. Samu steht direkt vor der Haustüre, sodass ich fast in ihn hinein laufe. Wir grinsen bei etwas schief und umarmen uns dann zur Begrüßung. „Kann es los gehen?“ fragt er.

Ich nicke und gemeinsam laufen wir zu seinem Auto. Eine mattschwarze Corvette. Ich staune nicht schlecht über den Wagen. Samu ist so aufmerksam und hält mir die Türe auf. Als wir im Auto sitzen schaut er mich an und ich erwidere seinen Blick. „Du bist hübsch!“

Ich schaue auf meine Hände und sage „Danke!“ ein Grinsen stiehlt sich dabei in mein Gesicht. Dann steckt er den Schlüssel ins Zündschloss und fährt los. Mein Blick huscht immer mal wieder zu ihm. Er sieht heute anders aus. Verwegen und geheimnisvoll. Seine Beine stecken in einer schwarzen Hose und er hat ein rot kariertes Hemd an. Seine schwarze Lederjacke macht den Look komplett. Seine Locken fallen ihm widerspenstig wie immer ins Gesicht. Ich habe den Drang, die Locken aus seinem Gesicht zu streichen, doch ich beherrsche mich. Die Fahrt ist meiner Meinung nach viel zu kurz, denn wir sind schon in Kreuzberg. Samu findet schnell einen Parkplatz und wir laufen in die kleine Kneipe. Uns schlägt sofort der Geruch von Zigaretten entgegen, aber was mit auffällt, sie haben einen eigenen DJ, der sehr gute Musik auflegt. Samu grüßt ein paar Leute und dirigiert mich dann zu einem Tisch in einer hinteren Ecke, auf dem ein kleiner Zettel liegt. Auf diesem steht Reserviert. Ich setze mich nach hinten auf die Bank und Samu sich mir gegenüber auf einen Stuhl. Sofort kommt ein Kellner. Samu begrüßt ihn „Hey Finn, hast du heute Schicht? Ich hab gedacht Jannik hat heute?“

„Hey, wir haben getauscht.“

„Ach so, okay. Für mich ein Radler, was möchtest du, Lisa?“ sein Blick ruht auf meinem Gesicht und Finn grinst mich schief an. Ich bestelle das gleiche. Finn läuft zurück zum Tresen und Samu und ich sind wieder alleine. Mein Blick ist auf die Tischplatte gerichtet. „Wie lange arbeitest du schon im Metro?“ fragt er mich. Ich schaue ihm kurz in die Augen dann wieder zurück auf den Tisch. „Seid zwei Jahren. Ich bin mit achtzehn hier her gezogen.“

„Ah, okay. Und, wie findest du den Job?“ seine Augen blitzen mich an und ich muss grinsen. „Wirklich toll. Man lernt nette Menschen kennen.“ Bei diesem Satz schaue ich in seine Augen und mein Grinsen wird breiter. Nun muss auch er grinsen. „Als was arbeitest du?“ frage ich neugierig. „Ich jobbe hier nebenher und gehe auf die Kunstschule hier in Kreuzberg.“

„Hört sich interessant an. Was möchtest du danach machen? Nach der Kunstschule?“

Er schaut verlegen auf die Tischplatte und antwortet dann „Weiß ich noch nicht. Mal schauen.“

Finn bringt und die Radler und zieht sich dann einen Stuhl zurück. Fragend blickt er uns an „Darf ich?“

Ich nicke ihm lächelnd zu und auch Samu stimmt zu. „Lisa, dass ist mein chaotischer Mitbewohner. Wir wohnen in einer WG zusammen.“ Finn muss grinsen und antwortet „Du bist auch nicht viel besser!“ er haut Samu leicht auf die Schulter und die beiden fangen an zu lachen. Auch ich lache mit. Die beiden sind mir sofort sympathisch, auch wenn ich sie nicht wirklich kenne. Wir reden noch eine ganze Weile und wir haben es wirklich lustig.

Finn steht auf und verabschiedet sich „Ich packs dann mal. Hab auch noch eine Verabredung. Hat mich gefreut dich kennen zu lernen, Lisa. Hoffentlich treffen wir uns mal wieder!“ er zwinkert mir zu, drückt Samus Schulter und läuft davon.

„Er ist nett!“ sage ich und lächle Samu dabei an. „Ja, deswegen hab ich ihn auch in meine Wohnung ziehen lassen. Wir haben uns auf Anhieb verstanden.“

„Wo hast du eigentlich die Corvette gekauft? Die kostet doch ne Menge, oder?“

„Die hab ich von meinem Vater geerbt. Er ist letztes Jahr gestorben. Deswegen bin ich auch hier hergezogen. Ich wollte nicht immer an den Tod von meinem Vater erinnert werden.“

„Oh. Tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten!“ etwas verlegen knete ich meine Hände im Schoß. Samu winkt ab „Nicht so schlimm, konntest du ja nicht wissen!“

Nach kurzer Zeit des Schweigens schauen wir uns in die Augen und lächeln uns einfach nur an. Sein Blick ist so intensiv, dass ich fast in seinen wundervollen blauen Augen versinke.

Samu lässt es sich nicht nehmen, unsere Getränke zu bezahlen und so gebe ich klein bei. Als wir vor der kleinen Kneipe stehen, fragt er, ob wir noch eine Runde um den Block drehen. Ich stimme zu, denn ich genieße die Zeit mit ihm. Also hake ich mich bei ihm unter und gemeinsam laufen wir los. Die Straße ist beleuchtet und ich denke, dass dieser Moment nie vergehen sollte, denn es ist gerade total romantisch. Wir reden nichts und nach einer Weile frage ich „Was denkst du gerade?“

Er schaut mich kurz von der Seite an, grinst und sagt dann, als er wieder auf den Boden schaut „ich denke vieles.“

Auch ich muss grinsen und antworte „Definiere, vieles!“

„Ich habe überlegt, ob ich dich um ein weiteres Treffen bitten sollte.“

Ich schaue zu ihm auf und sage leise „Ich hätte schon Lust, aber es wäre eben nur ein Treffen unter Freunden.“

„Besser als nichts, oder?“ flüstert er.

Ich höre die Trauer in seiner Stimme und auch ich bin traurig. Wir laufen zurück zu seinem Auto und wieder hält er mir die Türe auf. Wieder sitzen wir schweigend da und mir kommt es so vor, als ob Samu etwas sagen möchte, aber dann steckt er seinen Autoschlüssel ins Zündschloss und fährt los. Das Radio dudelt vor sich hin und ich höre, dass ein gutes Lied kommt. Schnell schalte ich das Radio lauter und wir hören Grenade von Bruno Mars. Samu schaut mich an und singt leise den Refrain mit. Ich verdrehe die Augen und grinse ihn an. Er macht es mir wirklich schwer, mich nicht in ihn zu verlieben, denn er flirtet mit mir und ist einfach total anders vom Charakter her als Jaro. Aufgeschlossener, für jeden Mist zu haben, lustig.

Als wir vor meiner Haustüre stehen, bleibe ich noch sitzen und knete meine Hände. Samus Blick ist auf mich gerichtet und mir fällt ein, dass in Filmen jetzt normalerweise geküsst wird, aber ich darf das jetzt nicht zulassen, so gerne ich auch möchte. Ich lächle ihm zu und sage „Danke für den tollen Abend. Das müssen wir unbedingt wiederholen.“

Er nickt und sein Mundwinkel zuckt. Es sieht etwas gezwungen aus, aber immerhin versucht er es.

„Tschüss!“ flüstere ich und greife nach dem Türöffner.

„Bis dann.“ Sagt er und dann werfe ich die Türe hinter mir zu und umrunde das Auto. Das Lächeln das bis jetzt auf meinem Gesicht lag, ist wie weggewischt. Die Haustüre öffnet sich mit einem Klicken und ich schaue die Treppe nach oben. Jaro steht im Türrahmen. Ich knipse das Lächeln wieder an und gebe ihm einen Kuss. „Wie war dein Abend?“ er hört sich vorwurfsvoll an. „Wir hatten es lustig. Waren in Kreuzberg. Wie war es bei dir?“

„Hat alles geklappt. Ich habe doch gesagt, dass du nicht zu spät kommen sollst. Wir haben schon gleich ein Uhr in der Nacht.“

Ich verdrehe die Augen und sage „Jaro, ich bin doch jetzt da. Also schiebe bitte keinen Stress.“

Er wirft die Hände in die Luft, schüttelt den Kopf und dreht sich wortlos um. So eine Nervensäge! In meinem Zimmer setze ich mich auf mein Bett und lege meine Tasche neben mich. Dann atme ich einmal tief durch und laufe rüber ins Bad. Ich stütze mich am Waschbecken ab und betrachte mein Gesicht im Spiegel. Mir geht das Gespräch mit Samu im Kopf herum. Der Abend war wirklich super gewesen. Doch wieso muss er jetzt auftauchen, wenn ich einen Freund habe? Er hätte doch schon viel früher in mein Leben treten können.

Ich nehme ein Abschminktuch in die Hand und wische mein Gesicht sauber. Zähneputzen und das wars. Ich verkrieche mich in mein Bett und wünsche mir, man könnte die Zeit zurück drehen. Wenn ich mit Samu zusammen bin, fühle ich mich so schwerelos, frei. Meine Probleme treten in den Hintergrund und alles scheint erreichbar zu sein. Bei ihm kann ich so sein wie ich will. Wenn ich mit Jaro zusammen bin, muss ich immer alles richtig machen und muss besonders darauf achten, wie ich mich ausdrücke. Bei Jaro habe ich immer das Gefühl in meinen Problemen zu ertrinken und die Probleme werden immer mehr.

Ich seufze und drehe mich auf den Rücken. Leise summe ich das Lied das wir im Auto gehört haben. Dann schlafe ich ein.

Kapitel 4

Mein Handy reißt mich aus meinen süßen Träumen. Eine Sms von Amy. Du hast heute Schicht. Kommst du? Emma hat die Schichten anderst gelegt... Ich freue mich... :*

Emma, unsere Chefin, macht das häufiger mal und dann müssen wir uns danach richten. Und heute hätte Amy ihr Date mit Leon aus der Bar. Also schreibe ich zurück Okay. Ich komm gleich. Bist du schon dort? Hat Leon heute auch Schicht? <3

Ich stehe auf und nehme meine Klamotten mit ins Bad. Auf meinem Handy lasse ich Musik abspielen. Ich singe gerne unter der Dusche. Bei dem Gedanken daran muss ich grinsen. Meine gewaschene Arbeitskleidung packe ich in meine Handtasche und mache mich dann auf den Weg ins Metro. Ich nehme die U-Bahn.

Leon hat heute tatsächlich Schicht und steht schon hinter der Bar. Ich gehe zu ihm und umarme ihn zur Begrüßung. Er trocknet gerade Gläser ab. Ich frage ihn „Ist Amy schon da?“

Er nickt in Richtung Umkleide und sagt „Sie steht hinten.“

Ich lächle ihm zu und laufe zu Amy in die Umkleide. Sie steht mal wieder vorm Spiegel und macht sich hübsch. „Das tut mir leid, dass dein Date ins Wasser fällt.“

Sie dreht sich zu mir um und umarmt mich. „Wir haben das Date auf morgen verschoben. Du hast mit Justin morgen Schicht.“ Sagt sie.

Ich verdrehe die Augen und wir fangen beide an zu lachen. „Aber es hat auch was Gutes heute. Die Band Undercover spielt heute. Kennst du die?“

„Nein kenne ich nicht. Sind bestimmt wieder solche Möchtegerns.“ Ich grinse sie an.

Als wir dann endlich das Chaos vom Vorabend beseitigt haben trifft Adam ein. Unser Türsteher. Er kommt zu mir, umarmt mich und hebt mich dabei hoch. Zu ihm habe ich schon von Anfang an ein gutes Verhältnis. „Ist meine Kleine wieder gesund?“

Er neckt mich immer mit meiner Größe. Ich gehe ihm nicht einmal bis zur Schulter deswegen nennt Adam mich immer Kleine.

Nach neunzehn Uhr trudeln schon die ersten Gäste ein und wie jeden Abend ist die Hölle los. Die Gäste trinken viel, es wird geflirtet, die Musik ist laut, die Luft ist stickig und es ist warm. Aber die Stimmung ist wie immer der Hammer. Und ich suche Samu in der Menge. Und da ist er auch schon. Er schiebt sich durch die Menge Richtung Bar und zwinkert mir zu. Über die Theke hinweg geben wir uns gegenseitig ein Küsschen auf die Wange und ich drücke ihm ein Bier in die Hand.

Kurz bevor die Band Undercover auftreten soll, kommt Amy zu mir gerannt und schreit mir ins Ohr, damit ich es verstehe „Die Band kommt nicht. Hat kurzfristig abgesagt. Das ist deine Chance, dein Talent zu beweisen. Los.“ Amy zieht mich mit in die Umkleide und gibt mir eine samt - schwarze Maske, dazu einen roten langen Mantel. Ich binde sie mir um und werfe den Mantel über, dann rennen wir nach draußen zur Bühne. Ich kann nicht wirklich protestieren, denn dazu bleibt überhaupt keine Zeit. Amy spricht ins Mikrophon „Hallo Leute, guten Abend. Wow. Hier tritt nun ein Künstler auf, den noch niemand je zuvor gehört hat. Hier ist die atemberaubende Miss Undercover.“ Mit diesen Worten übergibt sie mir das Mikrophon und ich stammle „Äh... Hallo. Ich... hoffe euch gefällt mein Gesang...“ ich stelle meine Stimme tiefer, damit mich niemand erkennt, was ich hoffe, denn sonst wird es peinlich. Ich stecke das Mikrophon in den dafür vorgesehenen Ständer und setze mich vor das Klavier. Ich klimpere erst darauf herum und dann fange ich an, das Lied How to save a life von der Band The Fray. Ich blende alles um mich herum aus und konzentriere mich voll und ganz auf die Musik. Meine Finger fliegen nur so über die Tasten und ich lege total viel Gefühl in meine Stimme.

Als ich dann mit dem Song fertig bin, öffne ich meine Augen und schaue hinüber zu der Menge an Menschen. Sie jubeln und sie rufen im Chor „Zu-ga-be, Zu-ga-be!“

Ich muss lächeln und stimme schon das nächste Lied an. Es ist Breakeven von der Band The Script.

Ich habe noch nie vor so vielen Personen gesungen, wie heute Abend. Es ist beängstigend, man hat die ganze Zeit verschwitzte Hände und man ist sehr darauf bedacht, sich nicht zu verspielen oder etwas Falsches zu singen.

Nachdem ich noch drei weiter Lieder gesungen habe, stehe ich vom Klavier auf und verbeuge mich vor der Menschenmenge. Ich lasse meinen Blick schweifen und bleibe an Samu hängen, der genauso mitjubelt. Ich schenke ihm ein Lächeln und drehe mich dann weg um von der Bühne zu gehen. Adam und ein weiterer Türsteher machen mir Platz, damit ich durch die Menge komme. In der Umkleide setze ich mich erst einmal auf eine der Bänke und nehme die Maske ab. Amy kommt durch die Türe gestürmt und umarmt mich. Sie fragt „Was war das?“ Sie hat ganz große Augen und ich zucke lachend mit den Schultern. Aber dann fällt mir ein, dass sie ja dafür verantwortlich war, dass ich mich fast zum Affen gemacht hätte. „Amy, wieso musste ich da auftreten? Am Anfang war das total peinlich.“ „Aber du warst der Hammer! Wirklich. Aber wieso hast du deine Stimme tiefer gemacht, als du am Anfang geredet hast?“

„Ich wollte nicht, dass mich jemand erkennt. Das Mikro lässt meine Stimme zwar schon etwas anders klingen, aber nicht arg. Deswegen. Ich glaube aber Samu hat mich trotzdem erkannt...“

Amy setzt sich neben mich und legt den Arm um meine Schultern „Süße, du warst spitze. Ist doch egal, ob dich jemand erkannt hat oder nicht. Derjenige kann zumindest nicht sagen, dass du schlecht warst. So und jetzt gehen wir raus und arbeiten weiter.“

Ich ziehe den Mantel aus und lege ihn mit der Maske zusammen in meinen Spind. Amy zieht mich an der Hand nach draußen und wir schenken wieder Cocktails aus.

 

Kapitel 5

Ich sitze bei Samu in der Wohnung auf dem Sofa und er sitzt mir gegenüber. Wir schauen uns an, sagen jedoch nichts. Irgendwie reicht es, wenn wir nur beieinander sind. Seine Augen fixieren mich und ich schaue ihn fragend an. Dann schießt er los „Wie fandest du die Sängerin gestern? Sie war wirklich gut.“

„Sie war... gut. Wirklich. Ich hab aber nicht alle Lieder mitbekommen. Leider!“

„Ich hab dich gesucht. Was hast du gemacht?“

Shit. „Ich war draußen. Ich hatte Kopfweh. Habe ich zur Zeit öfters. Wahrscheinlich trinke ich zu wenig.“ Ich muss meinen Blick abwenden, denn ich hasse es, Menschen anzulügen die ich mag. „Das hört sich aber nicht so gut an. Ein Mensch muss mindestens zwei Liter am Tag trinken!“ „Ich weiß. Aber egal. Was ist das da für ein Armband?“ ich deute auf sein rechtes Handgelenk. Er schaut hinunter und fängt dann an zu grinsen. „Das habe ich aus kaputten Kopfhörern gemacht. Hier.“ Samu reicht mir das Armband und ich schaue es genauer an. Es ist einfach geknüpft und der linke Ohrstecker wird durch eine Schlaufe gesteckt und so hebt das Armband zusammen. Es steht ihm, denn seine Haut ist gebräunt und ich finde so etwas gut an Männern. Lederarmbänder ganz besonders. Ich reiche ihm das Armband wieder und er legt es wieder an. Ich schaue Richtung Flur und deute fragend auf das Klavier, dass dort steht „Wieso habt ihr ein schwarzes Klavier hier stehen? Kann einer spielen?“

„Nein, Finn kann nicht spielen und ich auch nicht. Aber mich fasziniert das Instrument und ich bewundere die Menschen, die es spielen können.“ Samu grinst mich an und zwinkert. Dann fragt er „Kannst du spielen?“

Soll ich es ihm sagen? Überlege ich und nicke dann. Ich erhebe mich und setze mich auf den Hocker vor das Klavier. Ich frage „Was willst du hören? Mal schauen ob ich das kann was du willst.“

Samu kommt zu mir rüber und sagt „Kannst du von Marlon Roudette das Lied New Age?“ Ich nicke und fange an zu spielen. Das singen verkneife ich mir, so gerne ich auch will. Als ich fertig gespielt habe, nehme ich meine Finger von den Tasten und hebe meinen Blick. Samu schaut schnell weg, als ich seinen Blick auffangen will und sagt dann ganz neutral „Du hast es wirklich drauf. Respekt.“

„Lass uns noch was unternehmen. Oder eher nicht?“

„Hm... eher nicht. Lass uns aufs Dach gehen, komm.“

Ich schaue ihn fragend an, doch er nimmt einfach meine Hand und gemeinsam laufen wir ins Treppenhaus und nach oben. Vor einer grauen Türe bleiben wir kurz stehen und ich drehe mich um und schaue das Treppenhaus hinunter, ob auch niemand da ist, der uns sehen könnte.

„Komm!“ sagt Samu und ich folge ihm aufs Dach. Ich habe keine Ahnung wie er die Türe aufbekommen hat, ich will es auch gar nicht wissen. Und dann stehen Samu und ich nebeneinander auf dem Dach und genießen die Aussicht. Ich setze mich hin und atme tief durch. Die Geräusche die von der Straße hinauf zu uns wehen, sind nicht all zu laut und man kann die Ruhe genießen. In Berlin hat man nie Ruhe, denn die Stadt ist den ganzen Tag beschäftigt.

Samu setzt sich neben mich und legt seine Ellbogen auf seine Knie. Ich schaue ihn von der Seite an und frage mich, was ihm wohl gerade durch den Kopf geht.

Die Sonne geht langsam unter und ich stütze mich auf meine Arme. Der Himmel verfärbt sich von blau in orange gelb und geht immer mehr ins rosa über. Ich muss lächeln, denn das ist der erste Sonnenuntergang den ich hier in Berlin genießen darf. Mit einem so wundervollen Menschen wie Samu. Dieser Augenblick hatte etwas Intimes und als Samu und ich die Treppe nach unten laufen und er meinen Blick auffangen will, weiche ich ihm die ganze Zeit aus. Wieso ist er mir nicht schon früher begegnet? Ich atme tief durch und laufe die Treppe nach unten. In seiner Wohnung setze ich mich so auf das Sofa, dass ich das wunderschöne Klavier sehen kann. Meine Gedanken kreisen um Samu und darum, was gerade auf dem Dach passiert ist. „Willst du was trinken?“ bringt mich die Stimme von Samu zurück in die Realität. Ich schaue ihn perplex an und lege meinen Kopf leicht schief. Er hält ein Glas mit Wasser in die Höhe und jetzt begreife ich. Ich nicke und merke wie ich erröte. Schnell wende ich meinen Blick ab und setze mich anders hin. Samu setzt sich zu mir und reicht mir ein Glas. Ich lächle ihn dankend an und frage „Wann kommt Finn heute nach Hause?“

„Weiß ich nicht. Er hat ja jetzt ein Mädchen am Start und bei ihr ist er die meiste Zeit. Ich weiß zwar nicht was er an diesem Mädchen findet, aber okay.“

Ich muss lachen und schüttle meinen Kopf. „Du bist komisch.“ Sage ich kichernd.

„Wieso bin ich komisch? Und was war an dem, was ich gesagt habe so witzig?“ doch auch er kann sich ein grinsen nicht verkneifen. Ich zucke nur mit den Schultern und antworte „Keine Ahnung was da lustig war. Und ich weiß auch nicht wieso du komisch bist. Aber ich mag komische Menschen.“ Spielerisch knuffe ich ihn gegen die Schulter und muss schon wieder lachen. Er piekst mich in den Bauch, dass nehme ich als Kriegserklärung und stehe auf. Dann piekse ich ihn zurück, aber viel öfters. Auch er steht auf und versucht selber Treffer zu landen. Geschickt weiche ich ihm aus und treffe genau in seine Rippe. Nun packt er sich meine Hände und ich komme nicht mehr frei. Samu klemmt sich meine Hände in seine linke und mit der rechten attackiert er meinen Bauch. Ich krümme mich und muss lachen. „Ah das ist gemein! Ich hab nicht so viel Kraft wie du. Du bist link!“

„Tja. So ist das Leben. Es bestraft die Schwächeren und belohnt die Starken.“ Er lacht los und zwinkert mir zu. Ich mache ein paar Schritte auf Samu zu und ramme ihn, sodass wir beide auf dem Boden landen. Ich liege auf ihm und in der Schrecksekunde, in der wir beide den Halt verloren haben, hat er meine Hände losgelassen und nun kann ich ihn auf dem Boden festnageln. Ich beuge mich über ihn und flüstere „Bist du sicher, dass das Leben die Stärkeren belohnt?“ Angriffslustig schaue ich ihn an und er verdreht grinsend die Augen. Ich lächle ihn an und lasse seine Arme los. Dann stehe ich auf und streiche mein T-Shirt glatt. Auch Samu steht auf und schlingt blitzschnell seine Arme um meine Taille und wirbelt mich umher. Ich muss laut lachen und als er mich wieder absetzt, drehe ich mich zu ihm um und schaue in seine Augen. Ein leichtes lächeln umspielt seine Mundwinkel und seine eine Hand ruht noch immer an meiner Taille. Mit diesem Mann scheint alles so normal und ich habe das Gefühl, als ob wir uns schon ewig kennen. Ich versuche dieses Gefühl in meinem Herzen zu speichern, denn bei ihm fühle ich mich angekommen. Ich kann sein wie ich will und er versteht es. Das bedeutet mir viel und mach Samu nochmal ein Stückchen interessanter.

„Bock auf einen Film? Ich brauche jetzt etwas Entspannung nach meiner Niederlage.“ Er zwinkert mir zu und ich muss grinsen. Gemeinsam gehen wir in sein Zimmer und setzen uns auf sein Bett vor den Fernseher. Die Wände sind dunkelblau und knallgrün gestrichen. Es steht noch ein matt schwarzer Schreibtisch unter einem Fenster und ein Kleiderschrank direkt gegenüber der Türe. Es ist nicht viel, aber es ist gemütlich. Samu geht zu dem Regal, das direkt links neben der Tür steht und holt Stirb Langsam heraus. Einer meiner Lieblingsfilme. Er schaut mich fragend an und ich nicke begeistert. Er legt die CD in seine Playstation 3 ein, stellt alles ein und dann lehnen wir uns gegen die Wand und fangen an den Film zu schauen.

Es ist spät, als ich sage, dass ich dann mal nach Hause gehen sollte. Nach dem Samu und ich den Film angeschaut haben, haben wir noch gemeinsam Spaghetti gekocht und nebenher herum gealbert. Ich stehe von dem Hocker vor dem Klavier auf und drehe mich zu Samu, der vom Sofa aufsteht und zu mir kommt. „Ich fahre dich.“ Sagt er und lächelt mich an. „Oh, nicht nötig. Ich laufe einfach.“

Er schüttelt den Kopf und nimmt meine Handtasche. Dann scheibt er mich zur Türe. Schnell schlüpfe ich in meine Schuhe und gemeinsam laufen wir die Treppe nach unten. Samu hält mir die Türe seiner Corvette auf und wieder einmal muss ich darüber schmunzeln. Es gibt nicht viele Typen die das noch machen. Auch Samu steigt ein und reicht mir dann meine Handtasche. „Danke.“

Er schaut mich von der Seite an und sagt „Kein Problem. Mache ich gerne.“ Dann schenkt er mir in süßes lächeln und startet den Motor.

Die Fahrt vergeht viel zu schnell. In der Auffahrt stellt Samu den Motor aus und unentschlossen bleiben wir sitzen.

„Der Abend war super. Hat wirklich Spaß gemacht. Ich finde das könnten wir mal wiederholen. Was meinst du?“ frage ich etwas schüchtern.

Er grinst „Auf jeden Fall. Hat wirklich Spaß gemacht. Und das müssen wir wiederholen, denn da ist noch ein Kampf nicht ganz ausgefochten.“ Um den letzten Satz zu unterstreichen stupst er mich gegen die Schultern und ich muss kichern. Ich schaue in Samus blaue Augen und er hält meinen Blick fest. Doch das klingeln meines Handys reißt uns aus unserem Schweigen. Schnell krame ich in meiner Tasche und nehme dann den Anruf an.

Lisa, wo bleibst du?

„Jaro, ich stehe unten. Bin gleich oben.“

Okay gut.“ Dann legt er auf. Ich schaue mein Handy etwas perplex an und stecke es zurück in meine Tasche. Dann schaue ich Samu an. Er hat den Schlüssel schon ins Zündschloss geschoben. „Also dann. Wir schreiben uns oder?“ frage ich. „Ja klar. Bis demnächst irgendwann.“ Er schenkt mir ein lächeln und ich beuge mich zu ihm rüber und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Er küsst auch mich auf die Wange und dann steige ich aus seinem Wagen uns laufe zur Türe. Oben an der Treppe wartet Jaro schon. Ich küsse ihn und laufe dann gleich weiter in mein Zimmer. Er folgt mir und lehnt sich gegen den Türrahmen. Ich streife meine Schuhe ab und setze mich dann auf mein Bett. „Wo warst du so lange?“ fragt Jaro ungeduldig und ich merke das Ärger in der Luft liegt.

Ich seufze und dann antworte ich beherrscht „Ich war bei Samu. Wir haben ein bisschen geredet und eben den Tag verbracht.“ Ich spüre wie die Stimmung kippt und vor Anspannung fast zu zerreißen droht. Jaro reibt sich mit der Hand übers Gesicht und antwortet gefährlich ruhig „Wieso warst du schon wieder bei ihm? Ich mag das nicht. Ich will auch mal wieder Zeit mit dir verbringen. Ich vermisse dich.“

Ich kann seinen Worten keinen Glauben schenken „Weißt du, es ist meine Sache mit wem ich mich treffe und mit wem nicht. Er ist nun mal ein guter Kumpel und seine Freundschaft bedeutet mir viel. Und du bist verdammt nochmal immer weg. Entweder in der Werkstatt, bei deinen Freunden beim saufen oder dich anderweitig begnügen. Weißt du eigentlich nicht, dass ich das nicht mitbekomme?“

Seine Augen werden groß „Ich habe dich noch kein einziges Mal betrogen, falls du das meinst. Ich bin immer ehrlich zu dir. Denn du bist mein Mädchen und ich will dich nicht verlieren.“

Ich atme tief durch und weiß nicht was ich sagen soll. Sein Blick ist auf mich gerichtet und seine Arme sind demonstrativ vor der Brust verschränkt. „Weißt du, du tust mir mit deiner Abwesenheit weh und ich weiß das ich gesagt habe, dass ich Freiraum brauche, aber wir unternehmen nichts mehr zusammen. Jeder lebt sein eigenes Leben und ich glaube das ist auch besser so. Das mit uns hat keinen Sinn mehr, verstehst du?“ Endlich habe ich es gesagt. Der Knoten ist geplatzt und endlich fühle ich mich befreit. Jaros Gesicht wird hart und ich weiß, dass ich ihn verletzt habe. „Du willst also Schluss machen? Einfach alles wegwerfen was wir so mühsam aufgebaut haben?“ fragt er.

„Wir haben einfach zu schnell gehandelt. Nach einer Woche waren wir zusammen und haben nicht mal richtig auf die Gefühle gehört. Wir haben nur gehandelt, ohne nachzudenken.“ Sage ich. Und es fühlt sich richtig an. Doch Jaro scheint das gar nicht zu passen. Er tigert in meinem Zimmer auf und ab und murmelt „Das darf doch nicht wahr sein. Das kann es einfach nicht.“

„Jaro, nimm das bitte einfach so hin und schlaf eine Nacht drüber. Es tut mir aufrichtig leid, aber das musste einfach mal gesagt werden.“

„Weißt du Lisa, ich habe gedacht wir haben eine Zukunft zusammen. Ich habe gedacht wir werden zusammen alt und all das. Aber du trittst alles einfach in den Dreck.“ „Wenn du nicht da bist, dann kann unsere Liebe auch nicht bestehen bleiben. Verdammt nochmal!“ ich merke das meine Stimme lauter geworden ist. „Dann musst du mir das sagen und nicht erst wenn du beschließt, Schluss zu machen.“ Auch seine Stimme wird lauter. „Geh einfach. Bitte.“ Flüstere ich. Die Tränen kann ich zurück halten, doch nicht verhindern, dass mein Kinn bebt. Jaro schaut mich noch einmal an, schüttelt den Kopf und verlässt dann mein Zimmer. Er schlägt meine Türe zu und kurz darauf höre ich auch die Haustüre ins Schloss fallen. Ich atme tief durch und bin stolz auf mich, dass ich es geschafft habe. Es ist schon gleich zwei Uhr in der Nacht und erschöpft schleppe ich mich ins Bad und schminke mich ab. Dann ziehe ich meine Kleider aus und schlüpfe in ein zu großes T-Shirt. Schnell klettere ich unter die Bettdecke und krame mein Handy aus der kleinen Handtasche. Diese schiebe ich dann vom Bett und schaue ob ich eine neue Nachricht bekommen habe. Ich muss kurz lächeln, denn die Nachricht ist von Samu. Er schreibt:

Gute Nacht Kleine. Freue mich schon auf nächstes Mal. Hoffe bei dir ist alles gut.

Ich verdrehe ironisch die Augen und schreibe zurück:

Ja, alles gut soweit. Dir auch ne gute Nacht. Bis nächstes Mal (:

Dann schiebe ich mein Handy unter das Kopfkissen und wische meine Tränen weg. Ich muss stark bleiben. Das war nur ein kleiner Stein, den ich in meinem bis jetzigen Leben in den Weg gelegt bekommen habe. Ich schaffe das. Langsam schließe ich meine Augen und bald darauf schaffe ich es auch einzuschlafen.

Kapitel 6

Als ich am Morgen aufwache ziehe ich als erstes mein Handy unter dem Kopfkissen hervor. Es ist Donnerstagmorgen und wir haben neun Uhr in der Früh. Ich richte mich in meinem Bett auf und schiebe die Decke von meinen Beinen. Dann schreibe ich Amy eine Nachricht: Brauche unbedingt Ablenkung. Erzähle dir dann was passiert ist. :*

Ich laufe ins Bad und stelle mich erst einmal unter die Dusche. Danach schaue ich auf mein Handy und sehe, dass Amy zurück geschrieben hat: Bin auf dem Weg zu dir, fertig mit allem? :*

Gerade als ich zurück schreiben will, klingelt es an der Türe. Ich husche aus meinem Zimmer, drücke auf den Türöffner und öffne dann leise die Haustüre. Amy kommt perfekt gestylt die Treppe nach oben. Ihr besorgter Gesichtsausdruck bereitet mir ein schlechtes Gewissen. Sie umarmt mich lange und dann laufen wir in mein Zimmer.

„Was ist los?“ fragt Amy. Ich verkrampfe meine Hände und antworte leise „Ich habe mit Jaro Schluss gemacht.“

„Shit. Und wie hat er reagiert?“ Sie greift nach meiner Hand.

„Er war sauer und ist dann später aus der Wohnung geflüchtet. Ich weiß nicht wo hin und wie lange er noch weg ist.“

„Du hast wegen Samu Schluss gemacht, oder?“ Amy streicht mir über das Haar und nimmt mich in den Arm. „Ich weiß auch nicht. Samu ist in meinen Augen mehr als nur ein Freund, aber ich weiß auch nicht wirklich was ich will.“

„Dann geh zu ihm und rede mit ihm. Vielleicht empfindet er ja gleich?“ schlägt sie vor. Ich seufze und zucke bloß mit den Schultern. „Okay, leichter gesagt als getan. Du hast Recht. Aber hör auf Trübsal zu blasen. Wir gehen jetzt shoppen. Wir fahren zum Alexanderplatz, kaufen ein paar sexy Kleider und machen uns einen richtig tollen Abend. Los, zieh dich an.“

Da man Amy besser nicht widersprechen sollte, ziehe ich mir eine Jeans und ein richtiges T-Shirt an. Schnell noch in meine Schuhe schlüpfen und die Handtasche mit nehmen und schon laufen wir nach unten und steigen in Amys gelben Twingo. Die Fahrt verläuft schweigend, denn ich starre nur aus dem Fenster und blase Trübsal. Ist es wirklich mehr als nur Freundschaft bei Samu?

„Komm Lisa, aussteigen. Jetzt geht’s los.“ Amy schlägt ihre Türe zu und wartet bis ich auch ausgestiegen bin. Irgendwie schafft sie es immer einen Parkplatz zu bekommen. Wir laufen los und sofort zieht mich Amy in den erstbesten Laden. Doch dort gibt es keine besonders schönen Klamotten, in unseren Augen. Im nächsten Laden sind wir schon fündiger. Es gibt schwarze hohe Schuhe für mich und für Amy welche in rot. Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht. Ja, genau das war es, was ich jetzt gebrauchen kann. Einfach eine Auszeit von allem.

Und dann, im vierten Laden, finden wir das ultimative Kleid für mich. Es ist schwarz, Trägerlos und hauteng. An der rechten Seite ist es mit knall pinken Streifen versehen und auf der linken Seite sieht man meine Haut durch ein paar extra Schlitze. Amy ist sofort hin und weg und sagt „Damit bekommst du ihn hundertprozentig rum. Noch ein bisschen schminken und dann krallst du ihn dir.“

Doch ich schaue sie skeptisch an „Ist es nicht ein bisschen zu kurz? Und wen meinst du?“

Ich zupfe an dem Kleid herum und betrachte mich im Spiegel. „Du weißt wen ich meine!“ Amy zwinkert mir zu und betrachtet sich selbst dann im Spiegel. Sie hat trägt ein knall rotes Kleid und es ist ebenfalls hauteng. Sie sieht richtig sexy aus. Ich frage „Wie steht es eigentlich mit Leon?“ „Wieso habe ich ausgerechnet heute vorgeschlagen, dass wir shoppen gehen und dann richtig Party machen? Wir gehen natürlich ins Metro denn er hat heute Schicht. Heute schnappe ich ihn mir.“

Ich muss grinsen und kann mir denken, dass Leon total verrückt nach ihr ist. Und vor allem wenn sie heute Abend so vor ihm steht.

Wir bezahlen unsere Kleider und fahren dann zu Amy in die Wohnung. Ihre Eltern sind etwas wohlhabender als meine und deswegen kann sie sich eine eigene Wohnung leisten, denn ihre Eltern steuern dazu bei.

Amy schaut auf die Uhr und sagt dann „Also wir schminken uns jetzt und dann sind wir so in zwei Stunden fertig. Dann haben wir zwanzig Uhr und dann fahren wir ins Metro. Ich bin so aufgeregt.“ Sie klatscht in die Hände und deutet dann auf den Stuhl vor ihrem Schminktisch. „Setz dich, ich schminke dich. Du sollst doch unwiderstehlich sein.“

Und dann fängt sie an. Es dauert eine halbe Ewigkeit. Ich darf mich nicht im Spiegel anschauen, da ich erst mein Kleid anziehen soll und sie meine Haare dann noch machen wird. Amy schminkt sich selbst, in der Zeit ziehe ich mich um.

Sie sieht wirklich super aus. Amy hat ihre braunen Augen orange golden umrahmt und nun zieht sie ihr Kleid dazu an. Sie sieht richtig Hammer aus. Dann setze ich mich wieder auf den Stuhl und Amy arbeitet mit viel Haarspray.

Und dann darf ich endlich das fertige Ergebnis betrachten. Amy hat mir smokey eyes geschminkt und das Kleid mit den hohen Schuhen sieht verdammt sexy aus. Nein, die Kürze von dem Kleid macht nichts mehr. Es steht mir. Und meine verwuschelten Haare machen den verführerischen Look perfekt. Amy hat ihre Haare zu Locken gedreht und ein bisschen nach oben gesteckt. Sie schaut mich an und fragt „Bist du bereit, du sexy Biest?“ Ich schüttle lächelnd meinen Kopf und antworte „Lass uns gehen du heiße Braut.“

Gemeinsam fahren wir zum Metro und laufe an der Schlange an wartenden vorbei. Manch einer von den Typen pfeift uns hinterher und Amy dreht sich dann immer um und wirft demjenigen einen flirtenden Blick zu. Adam küsst uns jeweils auf beide Wangen und lässt uns dann hinein. Wir lächeln ihn dankend an und drinnen begrüßen wir erst einmal die Leute hinter der Bar. Amy lehnt sich bei Leon ziemlich weit über die Theke und er lässt seinen Blick in ihr Dekollté wandern. Ich muss grinsen und schaue mich um, wer noch so alles hier ist. Und dann steht er vor mir. Samu.

 

Kapitel 7

Sein Blick gleitet über meinen Körper und ich setze ein verführerisches lächeln auf. Meine Verlegenheit überspiele ich und ziehe Samu näher zu mir, um ihn zu fragen „Was machst du so alleine hier?“

Sein Atem stockt kurz, aber er lässt es sich nicht anmerken und greift nach meiner Taille und zieht mich noch ein Stückchen näher zu sich. „Bin ich wirklich alleine hier?“ haucht er fragend in mein Ohr und sofort bekomme ich am ganzen Körper eine Gänsehaut. Mein Blick huscht in sein offenstehendes Hemd und mir gefällt die Sicht. Samu hat eine breite Brust und sie ist durchtrainiert. Dann schaue ich wieder in sein Gesicht und ein lächeln umspielt seine Lippen. Ich schüttle den Kopf und antworte „Nein, du bist nicht alleine hier.“ Nun grinst er und zieht mich auf die Tanzfläche. Davor schaue ich mich aber nochmal nach Amy um. Sie steht noch immer an der Theke und flirtet mit Leon. Das wird nicht mehr lange dauern, bis die beiden sich irgendwohin zurückziehen werden und wild knutschend aufzufinden sind.

Samu lässt seine Hände wieder an meine Taille gleiten und zieht mich zu sich. Wir stehen voreinander, sein Blick ist fragend, doch mit einem kurzen lächeln gebe ich ihm zu verstehen, dass alles okay ist. Dann fangen wir an, uns im Tackt zu bewegen. Schon bald stehe ich mit dem Rücken an seiner Brust und meine Hand fährt in seinen Nacken um ihn noch näher bei mir zu spüren. Er drückt sich an mich und ich genieße es, auch wenn es nicht richtig ist. Ich habe gestern mit meinem Freund Schluss gemacht und flirte schon wie wild mit dem nächsten. Ich schließe kurz meine Augen und versuche in mich hinein zu hören. Ja, es ist nicht richtig, gleich mit dem nächsten zu flirten, doch Samu ist anders. Er ist etwas Besonderes. Bei ihm fühle ich mich geborgen und er gibt mir das Gefühl, gebraucht zu werden. Das war bei Jaro total anders, vor allem gegen Ende unserer Beziehung.

Ich drehe mich zu Samu um und schaue in seine Augen, dann zeige ich mit dem Daumen hinter mich und laufe los. Raus aus dem Metro. Samu greift nach meiner Hand, um mich nicht in der Menge zu verlieren. Als seine Finger die meinen berühren, fährt ein Kribbeln meinen Arm hinauf und breitet sich in meinem ganzen Körper aus. Es ist einfach unglaublich was diese eine Person mit mir anstellen kann. Draußen fragt Samu „Alles okay?“

Ich nicke und frage „Können wir woanders hin? Mir ist das gerade alles zu viel.“

Samu greift nach meiner Hand und zieht mich zu seinem schwarzen Motorrad. Er hilft mir beim aufsetzen seines Helms und dann setze ich mich hinter ihn auf das Motorrad. Meine Beine überschlage ich und muss darauf vertrauen, dass Samu vorsichtig fährt, denn ich kann leicht nach unten rutschen. Ich schließe meine Augen und erst als Samu vor mir absteigt und mir von der Maschine hilft, öffne ich sie wieder. Gemeinsam laufen wir zu Samu in die WG und gebe ihm seinen Helm zurück. Auf dem Sofa im Wohnzimmer lasse ich mich nieder und ein tiefer Seufzer entfährt mir.

„Es läuft gerade nicht alles rund bei dir, oder?“ fragt Samu und stellt ein Glas Wasser auf den Tisch vor mir. Dann lässt er sich neben mir nieder und stützt seinen Ellbogen auf der Lehne ab. Ich ziehe meine Beine an meinen Körper und schaue auf den Boden, dann schüttle ich den Kopf. „Es ist alles gerade etwas schwer. Aber ich werde es schon irgendwie schaffen!“

Er legt seinen Kopf schief und schaut mich abwartend an. Ich hebe meinen Kopf und meine Augen huschen zu dem Gesicht von Samu. Er schaut gutmütig und drängt mich nicht, ihm etwas zu erzählen. Ich darf selbst entscheiden ob ich darüber reden will oder nicht. Dann senke ich meine Lider und sage leise „Naja, die Beziehung mit Jaro ist hinüber. Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Und nun war ich mit Amy einkaufen und sehe so billig aus in dem Kleid und dann flirte ich sofort wie wild mit dir und...“ ich merke wie ich erröte und drehe meinen Kopf in die andere Richtung, so dass Samu es nicht sieht. „Du sieht wunderschön in deinem Kleid aus. Und das mit Jaro renkt sich schon wieder ein. Das braucht jetzt eben Zeit. Zerbrich dir nicht so den Kopf darüber. Versuchst du es für mich?“ Seine Finger gleiten zu meinem Kinn und sanft dreht er mein Gesicht zu sich. Ich schließe kurz meine Augen und schaue ihn dann an. Mit einem nicken gebe ich ihm zu verstehen, dass ich es versuchen werde. Dann rutscht Samu neben mich und nimmt mich in den Arm. Das ist genau das, was ich jetzt gebrauchen kann. Mein Kopf liegt an seiner Schulter und ich atme seinen Geruch ein. Auf einmal bin ich total müde. Meine Lider sind schwer und ich bin total träge. Ich frage leise „Kann ich heute Nacht hier bleiben? Ich will nicht nach Hause...“ Samu lässt mich etwas los und antwortet „Na klar. Du kannst in meinem Zimmer schlafen wenn du willst. Ich schlafe hier auf dem Sofa.“ Er hilft mir auf und führt mich dann in sein Zimmer. Samu gibt mir ein T-Shirt und eine Jogginghose von sich, dazu sagt er „Ist vielleicht etwas bequemer als in deinem Kleid zu schlafen.“

Wie in Trance ziehe ich mich um als Samu aus dem Zimmer geht und dann verkrieche ich mich in seinem Bett. Es duftet gut nach Waschmittel und nach ihm. Und dann fallen meine Augen zu.

Kapitel 8

Als ich aufwache, schaue ich mich erst einmal im Zimmer um. Es ist unordentlicher als das letzte Mal. Vielleicht weil er nicht wusste, dass er Besucht bekommt. Auf dem Schreibtisch liegen Papiere wild durcheinander und auf dem Stuhl stapeln sich Klamotten. Ich strample die Decke weg und schwinge meine Beine über den Bettrand und stehe auf. Leise öffne ich die Zimmertüre und spähe in die Küche. Niemand dort. Also laufe ich weiter in das Wohnzimmer. Dort liegt Samu auf dem Sofa mit leicht geöffnetem Mund und wirren Haaren. Ich setze mich ihm gegenüber und betrachte ihn. Die Decke ist ein bisschen nach unten gerutscht und ich habe freie Sicht auf seine nackte Brust. Seine Beine sind zu lange und so schauen sie etwas über das Sofa hinaus. Als ich meinen Blick wieder zu Samus Gesicht wandern lasse, erschrecke ich kurz, denn er hat seine Augen geöffnet und beobachtet mich. Sofort schüttle ich meinen Pony und vermeide den Blickkontakt. „Na, hast du gut geschlafen? Geht es dir besser als gestern Abend?“ fragt Samu und steht vom Sofa auf und läuft in die Küche. Ich folge ihm und antworte „Ja, danke. Alles okay soweit. Danke das du da warst gestern.“ „Klar gerne. Für gute Freunde mache ich so etwas. Auch wenn du mich vom feiern abgehalten hast.“ Er grinst und knufft mich. Ich verdrehe die Augen und ein Blick wandert wieder seinen Körper nach unten. Er macht keine Anstalten ein T-Shirt zu holen. „Willst du etwas frühstücken?“ fragt er mich. Ich zucke mit den Schultern und antworte „Ja okay.“ „Ich hätte Lust auf Rührei, du auch?“ Wieder ein nicken meinerseits. Also fängt Samu an Rührei zu machen und ich setze mich an den kleinen Küchentisch und schaue Samu gespannt von hinten zu. Bei jeder seiner Bewegungen spannen sich die unterschiedlichen Muskeln an. Ich könnte von diesem Jungen einfach nicht genug bekommen.

Als das Rührei fertig ist, verteilt Samu es auf zwei Teller und stellt mir einen vor die Nase. Lächelnd bedanke ich mich und Samu fragt „Was unternehmen wir heute?“

„Ich weiß nicht, auf was hättest du denn Lust?“ frage ich. Samu grinst schelmisch und ich verdrehe die Augen. Sofort wehrt er ab und sagt „Nicht das was du jetzt denkst. Wie wäre es mit Filme Tag?“

„Hast du denn so viele Filme da?“ Samu nickt. Plötzlich höre ich mein Handy klingeln. Sofort springe ich auf und renne zu meiner Tasche. Als ich ran gehe, bin ich überrascht. Meine Mutter ruft mich an. „Ja Mama?“ „Hallo Schatz. Ich wollte fragen ob du jetzt eigentlich zu uns kommst? Zwei Wochen wären wir da und dann würden dein Vater und ich eine Reise machen.“ Etwas perplex antworte ich „Ähm... Klar. Ich hab das schon im Metro geklärt aber ich muss jemanden finden der mich fahren würde.“

„Klar, kein Stress. Kann dich denn nicht Jaro fahren?“ Da ist es schon wieder. Dieses Thema. „Nein, wir sind nicht mehr zusammen. Aber ich finde jemand anderen.“ „Oh, okay. Wir müssen wann anders mal weiter reden. Ich muss los. Machs gut mein Schatz.“

Bevor ich etwas erwidern kann hat sie aufgelegt. Meine Mutter ist einfach etwa verrückt. Sie ruft immer in den unpassendsten Momenten an. Das habe ich ja mal total vergessen, dass ich zu meinen Eltern fahre. Ich laufe zurück in die Küche und Samu fragt „Wohin muss man dich denn fahren?“ „Ähm... Runter an den Bodensee, aber ist nicht so wichtig. Vielleicht schaue ich mal im Internet nach einer Mitfahrgelegenheit.“ „Ach was. Ich kann dich fahren. Wann gehst du denn?“ „Ich muss noch schnell ins Metro und meinen Plan abholen. Ich weiß nicht ob Emma das jetzt berücksichtigt hat. Und ich muss ein paar Sachen aus der WG holen. Ich möchte da ausziehen, da ich Jaro nicht immer sehen will...“ „Okay. Ich würde dich gerne fahren, wenn es dir nichts ausmacht. Dann hättest du schon einen Punkt auf deiner Liste abgehakt.“ Ich lächle ihn dankend an und stelle dann den Teller in die Spüle. „Ich würde dann jetzt schnell ins Metro gehen und das abklären. Emma müsste heute eigentlich da sein. Kommst du mit?“ Samu nickt und ich hole den Schlüssel aus der Tasche und stecke diese mit dem Handy in eine Hosentasche. Das Kleid liegt noch immer im Zimmer von ihm doch ich lasse es hier. „In zwei Tagen wollte ich eigentlich zu meinen Eltern, aber das wird ein bisschen knapp für dich oder?“ frage ich als wir in Samus Auto steigen. Er zuckt nur mit den Schultern und antwortet „Ach was, dass bekommen wir hin.“ Er zwinkert mir zu und fährt dann los. Bei mir in der Einfahrt dann, atme ich tief durch und steige dann aus. Ich habe Angst Jaro über den Weg zu laufen. Als ich dir Türe zur Wohnung auf schließe atme ich auf denn sie liegt verlassen da. Schnell husche ich in mein Zimmer und packe das Nötigste in eine Reisetasche. Dann laufe ich wieder nach unten und werfe die Tasche auf den Rücksitz. Samu fährt los und nach einer halben Stunde sind wir beim Metro. Samu parkt auf dem Parkplatz der Mitarbeiter und gemeinsam steigen wir aus und laufen hinein. Amy steht hinter dem Tresen und redet mit Leon. Die beiden sind glaube ich noch immer nicht zusammen. Ich küsse Amy auf die Wange und umarme dann Leon. „Ist Emma da?“ frage ich. „Nein, sie ist vor einer viertel Stunde gegangen.“ Antwortet Leon. Erst jetzt bemerkt Amy das Samu hinter mir steht und umarmt auch ihn. Sie schaut mich vielsagend an und ich merke wie ich leicht rot werde und zurück grinse. Dann schüttle ich aber den Kopf und gebe ihr so zu verstehen, dass wir nicht zusammen sind. Sie zieht eine Schnute und ich zucke mit den Schultern. Dann zücke ich mein Handy und rufe Emma an. Sie geht sofort ran „Hallo?“ „Hey Emma, ich bins Lisa. Ich wollte fragen ob das in zwei Tagen klappt, dass ich Urlaub nehme?“ „Ähm.. Ja klar, habe dich glaube ich ausgetragen.“ „Okay, danke. Bis dann, danke!“ sage ich und lege auf. Glücklich nicke ich Samu zu und er grinst zurück. „Gut, dann bin ich schon wieder weg, muss noch ein paar Sachen packen. Amy, wir sehen uns in zwei Wochen?“

„Ja klar. Feiern wir deinen Geburtstag dann nach?“ fragt Amy. Shit, den wollte ich ja hier feiern. „Auf jeden Fall feiern wir nach. Ich freue mich schon!“ ich gebe Amy ein Küsschen und umarme Leon und dann laufe ich mit Samu zu seinem Auto zurück. „Also fahren wir jetzt sicher zusammen? Noch habe ich Zeit jemand anderen zu suchen!“ frage ich Samu. Er schaut mich an und lässt seine Hände vom Lenkrad fallen „Klar fahre ich mit. Ich kann dich ja dann auch in zwei Wochen wieder abholen, wenn du nicht willst, dass deine Eltern mich kennen lernen oder so.“ „Ach was, du kannst sicher ein paar Tage bleiben, würde mich freuen. Vor allem wenn ich Geburtstag habe.“ Ich lächle ihn an. Auch er lächelt und nickt dann. Dann fahren wir zurück in seine Wohnung und packen schon ein paar Sachen für die Fahrt zusammen und schauen was wir noch alles brauchen.

 

Kapitel 9

Am nächsten Morgen gehen wir noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen und machen dann den Filmtag. Wir schauen bestimmt die hälfte der Filme die er da hat. Und wir albern die ganze Zeit herum. Es ist so unglaublich entspannend mal keinen Freund an der Backe kleben zu haben und einfach nur Kumpelhaft mit einem Typen abhängen, auch wenn ich vielleicht mehr empfinde als er. Das trübt die Stimmung ein bisschen, aber sonst ist alles gut. Am Abend als wir gerade etwas zum Essen gemacht haben frage ich „Soll ich euch eigentlich irgendwie dazu zahlen? Ich komme mir irgendwie blöd vor wenn ich hier schlafen darf und ihr mich durchfüttert.“ Samu winkt ab und antwortet „Ach was, du weißt unsere Hilfe zu schätzen, das reicht.“ Dann grinst er und knufft mich. Ich lasse fast meinen Teller fallen und schreie leise auf. Samu läuft nur lachend voraus in sein Zimmer und lässt sich auf seinem Bett nieder. Ich setze mich schwungvoll neben ihn und eines seiner Brote fällt vom Tellerrand. Jetzt lachen wir beide aus vollem Halse und ich schüttle den Kopf. Ich genieße die Zeit mit ihm. Er ist einfach so unglaublich lieb zu mir und ich kann ihm alles anvertrauen. Er ist in dieser kurzen Zeit zu meinem besten Freund geworden. Und das sage ich auch „Du Samu, du bist mein bester Freund, weißt du das?“ ich grinse ihn an und er bekommt große Augen. Mit vollem Mund sagt er „Jetzt fühle ich mich aber geschmeichelt!“ theatralisch legt er sich die Hand aufs Herz und dann müssen wir wieder lachen. „Nein, ernsthaft, ist wirklich so!“ sage ich und grinse auf meinen Teller. „Finde ich cool, wirklich. Du bist auch so ziemlich meine beste Freundin, denke ich.“ Er zwinkert mir zu und steht dann auf um den nächsten Film einzulegen. So klingt der Abend langsam aus und als ich mich müde in die Kissen von Samus Bett kuschle und schon fast eingeschlafen bin, spüre ich eine sanfte Berührung auf meiner Stirn von Samus Kuss und dann flüstert er „Gute Nacht, kleiner Stern.“

Mit einem lächeln auf den Lippen schlafe ich dann ein.

Am Morgen weckt mich Samu sanft und kurz darauf stehe ich auf, ziehe mir frische Klamotten an und drücke mein Gesicht noch einmal kurz in die Kissen um Samus Geruch in mich einzusaugen. Noch immer verschlafen schlurfe ich in die Küche und Samu drückt mir eine Tasse mit dampfendem Kaffee in die Hand. Ich bedanke mich mit einem grinsen und schaue ihn über den Rand der Tasse an. Er lehnt an der Arbeitsplatte und hat auch eine Tasse in der Hand. Sein Kopf ist leicht schräg gelegt und er mustert mich. Dann sagt er „Fahren wir am besten bald los damit wir nicht so spät ankommen. Holen wir noch frische Wecken beim Bäcker?“ er lächelt mich an und irgendetwas ist anders in seinem Blick. So hat er mich noch nie angesehen. Doch ich kann es nicht heraus finden, denn er stellt seine Tasse ab und läuft aus der Küche in sein Zimmer. Ich folge ihm und lehne mich gegen den Türrahmen. Er zieht ein frisches T-Shirt aus seinem Schrank und als er es anzieht, sehe ich wie sich die unterschiedlichen Muskeln auf seinem Rücken spannen. Ich könnte so etwas stundenlang beobachten. Dann nimmt Samu die Tasche die auf dem Boden steht und stellt sie in den Flur neben meine. Mein Handy vibriert und ich gehe es holen. Amy hat mir geschrieben, ich soll ihr sofort alles erzählen, falls da was zwischen Samu und mir passiert. Ich muss grinsen und schüttle den Kopf. Dann trinke ich meine Tasse leer und stelle sie in die Spülmaschine. Gemeinsam laufen Samu und ich dann nach unten und werfen unsere Taschen auf den Rücksitz. Bei dem nächsten Bäcker springt Samu schnell aus dem Auto und kommt mit einer vollen Tüte zurück und reicht sie mir. Ich spähe hinein und es gibt noch warme Brezeln und Wecken. Ich schnappe mir einen und reiße ihn in der Hälfte auseinander. Das eine Stück reiche ich Samu und dann geht die Fahrt los. Neun lange Stunden liegen vor uns. Wir überbrücken diese mit Radio hören (die meiste Zeit singt Samu falsch mit und bringt mich so zum lachen, ich summe nur ab und zu mit) und sonst reden wir. Umso mehr ich mich in der Gegend auskenne umso hibbeliger werde ich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich so sehr auf daheim freue. Und als wir dann endlich vor dem Haus geparkt haben springe ich aus dem Auto und renn zur Türe. Auf mein Sturmklingeln hin öffnet meine Mutter die Haustüre und wir fallen uns in die Arme. Ich habe meine Mutter so sehr vermisst. Als wir uns wieder los lassen, fällt ihr Blick auf Samu. Er ist ein paar Schritte von uns stehen geblieben und hat ein grinsen im Gesicht. Ich winke ihn zu uns und meine Mutter fragt „Du bist also ihr neuer Freund?“ Ich merke wie ich erröte und Samu antwortet „Nein. Wir sind nur Freunde!“ Meine Mom nickt wissend und sagt dann „Sie bringt nicht oft junge Männer mit nach Hause, nur wenn sie ihr wirklich viel bedeuten.“ Ich werfe Samu einen entschuldigenden Blick zu und zucke mit den Schultern. Dann sage ich „Mom, es reicht. Lass uns doch erst einmal nach oben gehen.“ Sie verschwindet die Treppe nach oben und ich laufe mit Samu zurück zum Auto um unsere Taschen zu holen. „Tut mir leid. Meine Mom redet sehr viel wenn der Tag lang ist.“ Die ganze Zeit weiche ich seinem Blick aus. Samu kommt auf meine Seite des Autos und lässt mich nicht vorbei. Ich lasse die Tasche auf den Boden fallen und verschränke meine Arme. Samu nimmt mein Kinn zwischen seine warmen Finger und zwingt mich so, ihn anzusehen. „Wie viel bedeute ich dir denn?“ fragt er leise. Ich schließe meine Augen für einen Moment und antworte dann „Viel.“ Er muss sich mit dieser Antwort zufrieden geben und lässt mich durch. Wir laufen die Treppen nach oben und als erstes zeige ich Samu sein Zimmer. Es liegt im zweiten Stock, wie meines. Im ersten Stock ist die eigentliche Wohnung. Hier haben meine Eltern ihr Schlafzimmer und hier gibt es ein großes Esszimmer mit einem großen Schrank am Ende des Raumes. Er hat riesige Türen mit schwarzen Glas, davor steht ein E-Piano und ein großer Esstisch. Dann geht es noch in ein kleines aber gemütliches Wohnzimmer und natürlich eine Küche wenn man zur Türe herein kommt, direkt am Ende des Flurs. Gemeinsam mit meiner Mutter setzen wir uns an den Esstisch und dann fange ich an zu erzählen, was gerade so in Berlin los ist.

Kapitel 10

Als mein Vater endlich nach Hause kommt, essen wir zu Abend und erzählen noch einmal alles aus Berlin. Als wir dann fertig mit essen sind stehe ich auf und helfe den Tisch abzuräumen. Samu hilft auch, dann ziehen wir uns an und machen uns auf den Weg in die Stadt. Auf dem Weg erzähle ich ihm eine Menge über meine Freunde. Er hört aufmerksam zu und lächelt hin und wieder über einen Witz den ich über sie erzähle. Mein Handy piept und ich fische es aus meiner Hosentasche. Meine beste Freundin Marisa ruft an. Ich werfe Samu einen entschuldigenden Blick zu und gehe ran.

Lisa! Du bist in Friedrichshafen?“ kreischt sie und ich hebe das Handy etwas von meinem Ohr weg. „Ja bin ich. Wie geht’s dir so?“ frage ich. „ Ich vermisse dich. Ich rufe an, weil wir morgen eine Party machen. Im Jugendraum vorne. Willst du kommen? Alle kommen und sie würden dich gerne wieder sehen. Mittags gehen wir vielleicht ins Strandbad.“

„ Ich würde jemanden mit bringen, ist das okay?“

Klar, ist Jaro dabei?“

Stimmt sie weiß es ja noch gar nicht. Das ich mit ihm Schluss gemacht habe. Ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich es ihr noch nicht erzählt habe.

„Nein, jemand anderes. Aber siehst du ja dann morgen.“

Jetzt machst du mich aber neugierig. Sieht er gut aus?“

„Ja er sieht gut aus. Aber lass dich überraschen.“ Ich werfe Samu einen Blick von der Seite an und er grinst mich verschmitzt an. Ich spüre wie mein Gesicht warm wird und wende mich wieder ab. „Du Marisa, ich laufe gerade in die Stadt mit diesem Jemand. Wir schreiben oder?“

Ja machen wir. Viel Spaß noch.“ Sagt sie und lacht. Ich bedanke mich und dann legen wir auf. Samu fragt sofort „Ich sehe also gut aus?“ Ich verdrehe die Augen und antworte „Vielleicht? Aber ich denke eher nicht.“ Wir lachen und er boxt mich leicht gegen die Schulter. Nach dem wir eine halbe Stunde gelaufen sind, sehe ich endlich den Bodensee mal wieder. Samu war noch nie hier und bleibt erst einmal stehen um seinen Blick schweifen zu lassen. „Und wieso bist du nochmal nach Berlin gezogen? Wenn ich du gewesen wäre würde ich hier niemals weggehen.“ „Ich habe mal etwas Neues gebraucht. Deswegen bin ich nach Berlin.“ „Du hast dir diese Aussicht entgehen lassen?“

„Ich vermisse es sehr oft, wenn ich es zugeben muss. Aber dann hätte ich all diese wundervollen Menschen nicht kennen gelernt. Amy zum Beispiel oder Adam, Leon und Ella. Und natürlich dich.“ Ich lächle ihn schüchtern an und er lehnt sich gegen das Geländer. Sein Blick ruht auf mir und ich schaue zu den Bergen hinüber die man über den See hinweg sieht. Die Sonne geht langsam unter und färbt das Licht um die Berge rosa und orange. Es sieht wirklich schön aus. Auch Samu dreht sich wieder um und beobachtet das Schauspiel. Dann sagt er leise „Ich bin froh, dass ich mit gekommen bin. Ganz ehrlich.“

Ein lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. „Lust auf ein Eis? Die beste Eisdiele ist gleich da vorne.“ Ich zeige in die Richtung und Samu nickt. Wir laufen zu der Eisdiele und er lässt es sich nicht nehmen, unser beider Eis zu bezahlen. Ich bedanke mich und wir setzen uns auf eine Bank die Richtung See ausgerichtet ist. Es ist ziemlich viel los, da es Sommer ist und wir Wochenende haben. Als wir fertig gegessen haben machen wir uns langsam wieder auf den Weg nach Hause, da es allmählich ganz dunkel ist. Daheim fragt Samu nach dem Bad und ich zeige es ihm. Dann setze ich mich auf mein Bett und nehme meinen Laptop aus der Tasche. Es dauert nicht lange dann ist er hochgefahren und ich gehe ins Internet und schaue ob mir Amy geschrieben hat. In Facebook hat sie mir einen Link geschickt. Ich klicke ihn an und traue meinen Augen nicht. Das ist ein Video als ich im Metro meinen großen Auftritt hatte. Sofort schreibe ich ihr zurück Ernsthaft jetzt? Oh mein Gott!!!! Das hat ja schon mega viele Aufrufe! Sie schreibt zurück Schau, du warst gar nicht so schlecht wie u immer denkst, wie läufts mit Samu?

Ich antworte Alles gut. Sind heil angekommen und er ist froh das er mit gekommen ist, ich freue mich voll, aber ich rechne mir keine großen Chancen bei ihm aus...

Sofort die Antwort Ach klar, hab Geduld, da passiert schon noch was, ich glaube fest daran! Hast du gesehen wie er dich immer ansieht? Aber Süße, ich muss gehen. Wir schreiben ein anderes Mal wieder. Hab dich lieb und pass auf dich auf :** Dann ist Amy offline. Samu kommt in mein Zimmer zurück, seine Haare sind nass und kleben ihm an der Stirn, auf seiner breiten, muskulösen Brust sind noch ein paar Wassertropfen zu erkennen. Er trägt kein T-Shirt und so kann ich meinen Blick nur schwer von ihm losreißen. Seine Beine stecken in einer schwarzen Hose und er trägt keine Socken. Wie kann man nur so unverschämt gut aussehen? Samu wühlt in seiner Tasche und findet dann ein rotes T-Shirt. Ich bin etwas traurig, als er sich dieses überzieht. Dann setzt er sich neben mich und fragt „Was ist jetzt noch geplant?“ Ich zucke mit den Schultern und antworte „Eigentlich nichts. Willst du noch ein bisschen Fernseher schauen?“ Er nickt und wir strecken uns aus und ich schalte den Fernseher an, danach reiche ich Samu die Fernbedienung und er soll das Programm auswählen. Wir einigen uns auf den Film Rocky 1. Wir strecken uns aus und liegen dicht nebeneinander, da das Bett nicht so breit ist. Die Fahrt war wirklich anstrengend und meine Lider sind schwer und ich merke wie ich langsam weg drifte. Mein Kopf sinkt gegen Samus Schulter und dann bekomme ich nichts mehr mit.

 

Kapitel 11

Am nächsten Morgen wache ich auf da sich Samu neben mir bewegt. Nur schwer bekomme ich meine Augen auf und als ich mich erheben will, merke ich, dass mein Nacken ein wenig verspannt ist. Ich frage „Alles gut? Tut mir leid das ich eingeschlafen bin.“ Er lächelt mich verschlafen an und sagt mit brüchiger Stimme „Kein Problem, bin sowieso kurz nach dir eingeschlafen. Ich wollte dich nicht wecken. Tut mir leid. Schlaf weiter, wir haben erst kurz vor sieben Uhr.“

Ich drehe mich wieder um und spüre wie Samus Gewicht vom Bett verschwindet und wie er leise aus dem Zimmer geht. Wahrscheinlich muss er nur auf die Toilette. Also ziehe ich die dünne Decke über meine Schultern und drücke mich so eng an die Wand wie nur möglich, damit Samu, wenn er wieder kommt, genug Platz hat. Als er dann leise wieder zu mir tappt, bin ich froh. Er hebt die Decke an und schlüpft zu mir ins Bett. Als er neben mir liegt spüre ich seinen Atem in meinem Nacken und ich bekomme Gänsehaut und ich muss lächeln. Ich finde der Sonntag fängt gut an. Dann döse ich wieder weg und als ich später erneut aufwache, spüre ich Samus Arm über mir liegen. Mein Rücken ist gegen seine Brust gepresst und ich spüre die Wärme die von seinem Körper ausgeht. So nah war ich ihm noch nie, denke ich. Vorsichtig drehe ich mich zu ihm um und mustere sein Gesicht. Seine Lider zucken ein bisschen, sein Mund ist leicht geöffnet und er sieht vollkommen entspannt aus. Die Locken fallen ihm in die Stirn und er wirkt so viel jünger. Man kann einen Schatten auf seinen Wangen und seinem Kinn erkennen von seinem wachsenden Bart. Ich horche in mich hinein und spüre eine Welle der Zuneigung aufsteigen. Ja, mit diesem Mann könnte ich mir eine Beziehung vorstellen, vielleicht sogar mehr. Aber wir sind noch so jung und es kann noch so viel passieren. Und außerdem weiß ich nicht einmal, wie er über mich denkt. Klar, wir sind beste Freunde, aber hat er auch schon einmal über eine Beziehung nachgedacht?

Mein Blick gleitet über sein Gesicht und bleibt an seinen vollen Lippen hängen. Wie gerne würde ich sie auf den meinen spüren. Ich seufze und schließe meine Augen um meine Gedanken zu ordnen und einen klaren Kopf zu bekommen.

„Hey Kleine. Wie lange bist du schon wach?“ höre ich Sams verschlafene Stimme und er streckt sich erst einmal. Dann wendet er sich wieder mir zu und schaut mich fragend an. Ich öffne meine Augen und antworte ihm leise „Ich weiß nicht. Nicht so lange. Hast du gut geschlafen?“

„Klar hab ich gut geschlafen!“ er lächelt mich an und die Schmetterlinge in meinem Bauch schlagen wild mit ihren Flügeln. Dieser Mann macht mich verrückt. „Möchtest du was frühstücken?“ frage ich. Doch er schüttelt den Kopf und zieht sich die Decke bis unters Kinn. Dann sagt er „Lass uns lieber noch ein bisschen faul im Bett liegen. Ist gerade so entspannt.“ Seine Arme schließen sich um meine Taille und er fängt an mich zu kitzeln. Ich kichere und versuche mich aus seinen Armen zu befreien, aber er lässt mich nicht los. „Samu, hör auf, ich bekomme keine Luft mehr!“ ich kann mich irgendwie umdrehen und schaue ihm nun in die blauen Augen. Von ihnen geht ein Strahlen aus was mich sofort verzaubert. Er drückt mich an sich und ich spüre seine Wärme. An den Stellen wo sich unsere Haut berührt kribbelt es und ich bin versucht ihn zu küssen, doch ich beherrsche mich und schaue nur in seine Augen. Aber als sein Blick zu intensiv wird wende ich mich ab und merke wie mir die Röte ins Gesicht steigt. „Du bist süß, wenn du rot wirst.“ Lächelt Samu und streicht mit einem Finger über meine Wange. Davon werde ich jedoch nur noch röter, wenn das überhaupt möglich ist. „Ich bin nicht süß.“ Sage ich und schüttle meinen Kopf. „Und was bist du dann?“ lässt er nicht locker. „Ich bin geheimnisvoll.“ Sage ich verführerisch und Samu zieht eine Augenbraue hoch, lächelt jedoch. Und meine Wangen sind noch immer heiß. Er muss sich ein lachen verkneifen und fragt „Und was ist denn so geheimnisvoll an dir?“ Ich zucke mit den Schultern lächle geheimnisvoll.

Kapitel 12

Als wir endlich aufstehen sind meine Eltern nicht mehr daheim. Gemütlich machen wir uns was zum frühstücken und setzen und an den großen Esstisch. Die Schüssel mit dem Fruchtmüsli ist schnell leer, da sich Samu andauernd etwas davon klaut. Vor ihm steht eine dampfende Tasse Kaffee und auf seinem Teller liegen zwei Scheiben Toast mit Nutella. Schelmisch grinst er mich an und Ich muss zurück Grinsen. Als wir fertig sind verräumen wir alles in die Spülmaschine und richten unsere Badesachen. Dann frage ich meine beste Freundin wo sie genau liegen im Strandbad. Sofort antwortet sie, dass alle bei der Uhr liegen. Ich nicke Samu zu und gemeinsam laufen wir zu seinem Auto. Als aller erstes lässt er die Fenster nach unten. Dann fahren wir los und ich beschriebe ihm den Weg. Die Fahrt dauert nur zehn Minuten und nur schwer finden wir einen Parkplatz aber Samu hat Glück und gerade fährt eine Frau aus der Parklücke. Samu parkt und gemeinsam laufen wir zum Eingang. Die Schlange an der Kasse ist ziemlich lang und so stellen wir uns hinten an und warten. Ich schaue zu Samu auf der mit seiner Pilotensonnenbrille sehr lässig aussieht. Seine Beine stecken in einer weiß-blau gestreiften Badehose und ein weißes Tanktop hat er an. Seine Armmuskeln fangen immer wieder meinen Blick ein. Als ich wieder in sein Gesicht schaue lächelt mich Samu an und stupst mich sanft auf die Nase „Alles gut?“ Ich lächle ihn auch an und antworte „Klar, wieso?“ „Nur so. Wie sind deine Freunde so?“ Wir sind an der Reihe und wir zahlen. Dann laufen wir nach drinnen. Der See glitzert uns entgegen und überall auf dem riesigen Gelände liegen Menschen. Wir schlängeln uns unseren Weg zwischen ihnen hindurch und derweil beantworte ich Samus Frage „Sie sind cool drauf. Du wirst dich mit ihnen verstehen.“ Aufmunternd lächle ich ihn an. An der Uhr angekommen springt Marisa sofort auf und fällt mir um den Hals. „Hey Süße!“ kreischen wir gleichzeitig und fangen an zu lachen. Auch die anderen sind aufgestanden und einzeln umarme ich jeden. Dann zeige ich auf Samu „Leute, dass ist Samu.“ Marisa schaut mich an und bekommt große Augen. Ich weiß schon, dass sie gleich eine Frage stellen wird und sage als „Ja, dieser Jemand von gestern.“

Sie sagt nichts mehr, bekommt nur große Augen und ich weiß, dass dieses Gespräch sofort weiter geht wenn die Jungs nicht mehr da sind. Ich breite mein Handtuch aus und ziehe meine Klamotten aus. Dann lege ich mich erst einmal auf hin. Ich habe einen perfekten Ausblick auf den Eingang. Samu legt sich neben mich und dann fangen wir an zu erzählen. Wie wir uns kennen gelernt haben und das Samu zwei Wochen bleibt und wie ich mit Jaro Schluss gemacht habe und all das. Nach einer Weile springt Flo auf und sagt „Genug gequatscht, mir ist das jetzt zu heiß hier. Wer geht mit ins Wasser?“ Alle Jungs erheben sich, doch die Mädchen bleiben liegen. „Hey Lisa, komm schon.“ Sagt Samu. Doch ich lache nur und schüttle den Kopf „Wir müssen noch Mädchensachen bereden. Geht ihr nur.“ Samu schüttelt grinsend den Kopf und rennt den anderen dann hinterher. Mein Blick folgt seinem gut trainierten Körper und wende meinen Blick erst wieder ab als ich ihn nicht mehr sehen kann. „Also, was läuft da mit Samu?“ kommt sofort die Frage von Marisa und die anderen Mädels schauen mich auch schon gespannt an. „Hm naja, wir haben uns eben auf Anhieb voll gut verstanden und er hat mir auch geholfen die Trennung mit Jaro besser zu überstehen und so.“ „Und zwischen euch ist noch nichts passiert?“ fragt Ramona. Ich muss grinsen und schüttle den Kopf „Da ist nichts, jedenfalls nicht von seiner Seite aus.“ Marisa schüttelt den Kopf und sagt „Ich denke da ist schon auch was, aber er kann es noch nicht zeigen weil du erst seit kurzem wieder single bist.“ „Vielle...“ ich werde mitten im Wort unterbrochen denn plötzlich ist mein ganzer Rücken nass und jemand liegt auf mir. „Samuuuu....“ kreische ich los und versuche ihn irgendwie von mir herunter zu bekommen. Dann endlich rollt er sich von mir runter und fängt nur an zu lachen. Ich schüttle den Kopf und rolle mich auf den Rücken um ihn zu trocknen. Dann reicht mir Samu die Sonnencreme und fragt „Willst du mich mal kurz eincremen?“ Ich verdrehe die Augen und setze mich hin um ihn einzucremen. Absichtlich benutze ich zu viel Sonnencreme und sage „Ups, war ein bisschen zu viel.“ Samu funkelt mich gespielt böse an und zuckt dann mit den Schultern. Ich lege mich lachend wieder auf den Bauch und sage „Jetzt kannst du mich ja eincremen.“ Also cremt mich Samu auch ein und Marisa grinst mich an. Ich verdrehe die Augen und muss grinsen.

 

 

Kapitel 13

Wir sitzen in der Sonne auf einem Floß und lassen uns trocknen. Die Jungs fangen an sich gegenseitig ins Wasser zu schubsen und zu rangeln. Wir Mädchen können nur darüber lachen, doch plötzlich wird jede von uns gepackt und über die Schultern geworfen. Wir fangen an zu kreischen, doch die Jungs kennen kein Erbarmen und nehmen Anlauf. Sie springen ab und mit einem riesigen Platschen landen wir alle im Wasser. Nach Luft schnappend tauche ich auf und ich blicke in das lachende Gesicht von Samu. Ich muss grinsen und drücke seinen Kopf unter Wasser. Er taucht ab und kurz darauf wird mein Fuß gepackt und ich werde auch nach unten gezogen. Und wieder heißt es auftauchen und nach Luft schnappen. Samus blaue Augen funkeln mich an und schüchtern schaue ich zur Seite. Marisa ruft nach mir und ich drehe mich um „Lisa, wir gehen zurück zu unserem Platz, kommt ihr auch?“ Bevor ich antworten kann, ruft Samu zurück „Wir kommen gleich.“ Dann schenkt er ihr dieses unwiderstehliche Lächeln und Marisa nickt uns grinsend zu. Samu schwimmt zu der Leiter von dem Floß und ich ihm hinterher. Oben setzt er sich auf das warme Holz und klopft neben sich. Er fragt „Wir gehen doch heute Abend auf die Party oder?“ Ich nicke und antworte „Ich denke schon, wieso?“

„Ach nur so. Ich finde es cool, dass mich deine Freunde so gut aufgenommen haben. Sie sind echt nett.“ Er lächelt mich an. „Ja, finde ich auch. Das freut mich.“ Ich schaue ihm in die Augen, doch er schaut an mir vorbei. Langsam folge ich seinem Blick und bleibt an einem dünnen Mädchen hängen. Sie sieht sehr gut aus, ihre braunen Haare reichen bis zu den Schultern und ihr lila Bikini hebt ihren Teint hervor. Sie grinst Samu an und zieht eine Augenbraue nach oben. Ich wende meinen Blick ab und schaue Samu an. Er lächelt sie an. Ich packs nicht, jetzt flirtet er knallhart mit einer anderen während wir reden. So ein Idiot. Ich stehe auf und schlängle mir einen Weg durch die Menschen. Am Rand hole ich kurz Schwung und springe dann mit einem Köpfer ins Wasser. Schnell erklimme ich die Stufen vom Steg und stelle mich unter die kalte dusche um das Seewasser etwas abzuspülen. „Alles okay? Was ist los?“ raunt mir Samu ins Ohr. Ich drehe mich zu ihm um und sage „Nichts, was soll sein?“

„Du bist einfach abgehauen. Alles gut?“ fragt er noch einmal.

„Du hast doch selber gesagt das wir gleich zu den anderen gehen, also, jetzt ist gleich.“

„Rede doch mit mir. Ist es wegen dem Mädchen das du angeschaut hast? Wir haben uns doch nur angesehen.“ „Und wie wild geflirtet. Aber hey, geht mich nichts an. Ist vielleicht nur nicht so angebracht wenn wir gerade reden. Mach was du willst.“ Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen und marschiere den Steg entlang. „Lisa jetzt warte doch.“ Er läuft neben mir her und fragt „Ist da etwa jemand eifersüchtig?“ Lachend stupst er mich in die Seite und ein lächeln kann ich mir nicht verkneifen. „Ja also bist du, gib es zu.“ Und nochmal ein Stupser. Ich laufe kreischend vor ihm davon doch kurz bevor wir an unserem Platz sind schlingt er seine Arme um meine Taille und wirbelt mich im Kreis umher. Als Samu mich dann endlich wieder nach unten lässt, schüttelt mich ein Lachkrampf und ich lasse mich auf mein Handtuch fallen.

„Und ihr seid sicher, dass da nichts läuft zwischen euch?“ fragt Marisa spitz. Ich strecke ihr die Zunge heraus und muss grinsen. Ramona schaut auf die Uhr und sagt „Sollten wir nicht langsam mal gehen um uns noch zu richten für nachher?“ Als ich auf die Uhr schaue erschrecke ich, denn es ist schon kurz vor sechs. Die Zeit ist jetzt aber wie im Flug vergangen. Langsam verschwinden wir einzeln in den Umkleidekabinen und packen unsere Handtücher zusammen. Als wir dann alle vor dem Eingang stehen, verabschieden wir uns und ich frage noch kurz „Wann fängt es da vorne denn an?“ Ramona antwortet „So gegen sieben. Wir müssen uns ja auch noch richten und dann noch alles aufbauen. Aber spätestens um halb acht ist alles hergerichtet.“ Ich nicke und dann trennt sich unsere große Gruppe. Gemeinsam mit Samu laufe ich zu seinem Auto. „Weißt du schon was du anziehen wirst?“ fragt er mich.

„Uff... Irgendwo muss ich noch ein Kleid haben. Vielleicht das. Und wenn nicht dann eben eine Hose und irgendein passendes Oberteil.“ Samu grinst nur. Er dreht die Musik auf und dann fahren wir los. Die Fahrt ist wieder ziemlich kurz und daheim gehe ich erst einmal in die Küche. Dort liegt ein Zettel. Meine Mom und mein Dad sind noch unterwegs. Dan schenke ich mir etwas kaltes zum trinken aus dem Kühlschrank ein. Ich drehe mich zu Samu um. Er beobachtet mich mit schräg gelegtem Kopf. Fragend blicke ich zurück, doch er fängt nur zu grinsen an und fragt „Wer duscht zu erst?“

Sofort stelle ich mein Glas auf die Arbeitsplatte und stürme an ihm vorbei und renne so schnell wie möglich die Treppe nach oben, doch Samu ist schneller und überholt mich. Er stürmt ins Bad doch ich bin ihm auf den Fersen und quetsche mich noch durch den Spalt der sich schließenden Türe. Samu schaut mich an und lacht. Dann hebt er mich hoch und stellt mich vor die Türe, doch ich kralle mich an seinem Arm fest und ziehe ihn aus dem Bad heraus. Dann dränge ich mich an ihm vorbei um wieder ins Bad zu gelangen. Schnell schließe ich die Türe und lehne mich dagegen. Doch Samu schiebt sie ohne große Anstrengung wieder auf und ich weiche zurück. Dann steht er mir gegenüber und grinst „Ich hätte einen Vorschlag.“ Skeptisch schaue ich ihn an und mache eine Handbewegung, dass er fortfahren soll. „Wenn wir beide als erstes duschen wollen, wieso duschen wir dann nicht einfach zusammen? Dann sind wir gleichzeitig dran und es gibt keinen Ärger.“ Ich muss loslachen und schüttle energisch den Kopf „Samu, da muss ich deine Fantasien leider beenden, aber so kriegst du mich nicht rum. Lass dir was Besseres einfallen.“ „Oh Lisa, ich weiß doch das du nur darauf gewartet hast um mit mir zu duschen, zier dich nicht so, ich erzähle es auch nicht weiter.“ Schon wieder muss ich lachen und knuffe ihn gegen die Schulter. Auch er muss lachen und fragt stattdessen „Ach, und wie könnte ich dich herumbekommen? Eifersüchtig habe ich dich doch schon gemacht, dann kann ja nicht mehr so viel fehlen oder?“ „Jetzt wirkst du aber eingebildet. Geh duschen, du darfst auch zu erst. Aber hör auf so einen Schwachsinn zu reden.“ Sage ich und schiebe mich an Samu vorbei aus dem Bad. Er hat mich voll erwischt.

„Ach komm schon Kleine, mach dir nichts draus. War doch nur Spaß.“ Er berührt mich kurz am Arm und ich drehe mich zu ihm um. Wieder legt er seinen Kopf schief und fixiert mich mit seinen blauen Augen. „Du denkst also ich stehe auf dich? Das du dich da mal nicht täuschst. Du bist doch in mich verliebt oder? Hast du uns beide nicht etwa verwechselt?“ Samu fängt an zu grinsen und schüttelt den Kopf „Du hast gewonnen. Ich gebe auf.“ Er hebt die Hände und ich grinse. „Gut, der Gewinner geht zu erst duschen.“ Ich strecke ihm die Zunge heraus und schließe die Badezimmertüre. Drinnen lehne ich mich erst einmal gegen die Türe und atme tief durch. Er darf nicht herausfinden was ich für ihn empfinde. Er macht sich sonst nur über mich lustig. Vergiss ihn Lisa, er ist eine Nummer zu groß für dich!

Ich brauche nur zehn Minuten zum duschen. In ein Handtuch gewickelt trete ich aus dem Bad und laufe in mein Zimmer. Ich suche Unterwäsche aus meiner Tasche und rufe Samu zu „Du kannst duschen gehen. Bin fertig.“

„Okay.“ Kommt es zurück und dann höre ich wie er die Türe schließt. In Unterwäsche stehe ich da und krame in meiner Tasche nach dem Kleid. Als ich es herausziehe bin ich mir nicht sicher ob ich es wirklich anziehen möchte. Es ist schön, aber passt es wirklich zu heute Abend? Also krame ich noch ein zweites Outfit hervor. Eine rote Hose, ein schwarzes elegantes Oberteil und schwarze Pumps. Samu braucht auch nicht so lange im Bad also rufe ich „Samu? Ich brauche deine Hilfe!“ schnell halte ich noch das Kleid an meinen Körper, damit er mich nicht unbedingt in Unterwäsche sieht. Als er in mein Zimmer kommt trägt er nur eine Boxershorts, die sehr tief auf seinen Hüften sitzt. Mein Blick gleitet über seinen Körper, seine starken Arme über seine breite muskulöse Brust und weiter hinunter zu seinen Beinen. Als ich mich wieder fange und mich von seinem Anblick losreißen kann frage ich „Also das wäre das Kleid. Ich weiß nicht ob ich das anziehen soll oder das andere Outfit.“ Ich deute auf die Hose und das Oberteil. Fragend schaue ich Samu an und sehe wie sein Blick über meine nackten Beine wandert. „Zieh doch beides einmal an und dann sage ich was dir besser steht. So kann ich es nicht so gut beurteilen.“ Sagt er. Ich nicke und öffne den Reißverschluss des Kleides. Schnell schlüpfe ich hinein, damit mich Samu nicht zu lange sieht. Ich wende ihm meinen Rücken zu, damit er das Kleid zu macht. Er tritt hinter mich und streicht sanft meine Haare aus dem Nacken, damit er sie nicht einklemmt. Samus Atem löst eine Gänsehaut bei mir aus und seine Berührungen jagen mir kleine Schauer den Rücken hinauf. Vorsicht zieht er den Reißverschluss zu und dann drehe ich mich zu ihm um. Sein Blick gleitet über meinen Körper und irgendwie wünsche ich mir, dass er der Mann an meiner Seite wird. „Das Kleid finde ich gut.“ Sagt er.

„Soll ich das andere dann noch anziehen?“ frage ich und muss mich kurz räuspern, denn meine Stimme versagt. Samu nickt und öffnet mir dann wieder das Kleid. Ich frage „Ähm... Könntest du dich kurz... umdrehen?“ Er fängt zu grinsen an, macht es aber. Schnell streife ich mir die anderen Kleider über und ziehe die hohen Schuhe gleich dazu an. Dann schaut Samu mich wieder an und scheint zu überlegen. „Also wenn du mich fragst, ich fand das Kleid besser. Aber du siehst in beidem echt gut aus. Was für Schuhe würdest du zu dem Kleid anziehen?“ Ich lächle ihn dankend an und spüre wie sich meine Wangen färben. „Ich habe gedacht... Warte!“ schnell suche ich die Riemchensandalen heraus. „Die hier.“ Samu nickt lächelnd und sagt „Dann zieh das Kleid an. Das sah süß aus.“

Also ziehe ich mich noch einmal um und Samu schließt mir wieder den Reißverschluss. „Danke.“ sage ich leise und Samu erwidert „kein Problem, immer wieder gerne.“

Dann verlässt er mein Zimmer und ich stehe alleine da. Lass das nicht an dich heran, das hat alles keine Bedeutung. Er hat nicht einmal gemerkt, dass du Gänsehaut bekommen hast. Sonst hätte er sich hundertprozentig wieder lustig gemacht, also hör auf mit deinen blöden Gedanken. Schnell schlüpfe ich in die Sandalen und atme noch einmal tief durch. Ich stütze mich auf meinen Knien ab und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. „Wie kannst du nur so dumm sein?“ frage ich mich leise. Ich muss über mich selber den Kopf schütteln. Am liebsten würde ich gerade losheulen doch ich reiße mich zusammen und atme wieder und wieder tief durch. Samu kommt in mein Zimmer und fragt „Dieses Hemd? Oder doch lieber das?“ er trägt ein rot-kariertes Hemd und in der Hand hält er ein türkis-kariertes. Sofort stehe ich auf, streiche meine Haare zurecht und schaue ihn an. Sein Hemd ist offen und er trägt nichts darunter. „Zieh mal noch das andere an.“ sage ich. Also zieht er sich um und ich entscheide sofort „Das sieht besser aus.“ Also wirft er mir das andere zu und fängt an sich sein Hemd zuzuknöpfen. Ich schaue ihm dabei zu. „Wieso hast du eigentlich keine Freundin?“ platzt es aus mir heraus. Samu schaut mich an und hört auf sein Hemd zu knöpfen. „Ähm... Ich hatte ja eine am Haken aber dann bist du einfach gegangen und ich musste dir hinterher. Sonst hätte ich die auf dem Floß schon klar gemacht.“

Ich verdrehe die Augen und er setzt sich neben mich. Dann wird er ernst „Weiß nicht. Weil ich nicht die Richtige finde vielleicht. Oder weil die Mädchen sonst nur mit mir spielen und nichts Ernstes wollen. Ich weiß nicht.“

„Okay.“

„Wieso fragst du?“ fragt er leise.

„Ich weiß nicht. Hat mich interessiert, weil du einen echt tollen Charakter hast und ich mir nicht vorstellen kann, dass du keine abbekommst. Denn du siehst verdammt gut aus und bist der Typ von so ziemlich jeder, oder nicht?“ Ich erschrecke kurz über meine Worte, doch ich merke, dass ich das Richtige gesagt habe und bin stolz. Samu zuckt nur mit den Schultern und sagt „Bin ich das wirklich? Ich glaube nicht...“ seine Stimme ist leise und er blickt mich nur kurz an. Ich lehne mich gegen seine Schulter und er legt seinen Arm um mich. Dann sinken wir nach hinten und ich kuschle mich an ihn. „Ich denke schon, du merkst es vielleicht nicht.“

„Wollen wir da jetzt wirklich drüber reden?“

„Ja, mich interessiert das jetzt. Außer es ist so eine Qual für dich.“

„Naja, das jetzt nicht aber ich will dich damit jetzt nicht voll labern.“

„Ach wo. Wir sind beste Freunde, die reden über so etwas. Ich höre zu.“ Gebe ich zurück.

„Naja, es gibt schon Mädchen die mir gefallen, aber eine ist etwas besonderes, nur das sie nichts von mir will. Sie ist unglaublich hübsch und versteht mich in allem, aber ich glaube nicht das sie mich so wahrnimmt wie ich sie.“ Er wirkt geknickt.

„Kannst du mir einen Namen nennen?“ frage ich hoffnungsvoll.

„Ich könnte, aber ich weiß nicht ob es nur eine Schwärmerei ist, deswegen möchte ich nichts überstürzen und behalte ihn erst einmal für mich.“

„Okay, aber ich denke sie mag dich genauso wie du sie. Auch wenn ich sie vielleicht nicht kenne.“ Versuche ich ihn aufzumuntern, obwohl mein Herz schrecklich weh tut. „Genug geredet. Sollten wir uns nicht fertig machen?“ wechselt Samu das Thema. Ich murre und wir bleiben noch etwas liegen. Meine Stirn liegt an seiner Wange und ich genieße den freien Einblick in sein Hemd. Meine Hand malt kleine Kreise auf sein Schlüsselbein und er streicht sanft meinen Arm auf und ab. Ich genieße seine Körperwärme und will am liebsten nie wieder aufstehen. Lisa, Lisa... Was tust du da? Er ist in eine Andere verliebt und du bist nur seine beste Freundin. Vergiss ihn. Du findest jemand anderen. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich versuche den Schluchzer zu unterdrücken der meinen Hals hinauf kommt, doch zu spät. Sofort fragt Samu „Hey, was ist los? Alles okay?“

Ich versuche es herunter zu spielen und antworte „Ja klar, alles gut. Tut mir leid.“

Samu setzt sich auf und zieht mich auch mit. Er schaut mich an und flüstert „Rede doch mit mir. Was ist los? Wenn alles okay wäre würdest du nicht weinen.“ Er hält mich an den Schultern und schaut mich an, doch ich kann seinen Blick nicht erwidern. „Ich weiß nicht was los ist. Ich bin gerade etwas sentimental, tut mir leid. Ich wollte nicht anfangen zu weinen.“

„Ich hätte nicht davon erzählen sollen, tut mir leid, ich bin Schuld. Ich weiß, dass es dir gerade nicht so gut geht wegen Jaro und jetzt komme ich mit meinem Liebeskummer zu dir, obwohl du selber genug am Hut hast...“ nimmt er die Schuld auf sich. Ich schüttle meinen Kopf und flüstere „Ich wollte es doch wissen, dich trifft keine Schuld. Ich weiß auch nicht was los ist... Ich wollte nicht weinen! Tut mir leid.“ Energisch wische ich meine Tränen weg und atme tief durch. Du bist selber Schuld. Du hast keine Chance bei ihm. Ihr werdet immer beste Freunde bleiben.

„Hey Lisa, wir müssen nicht zu dieser Party gehen. Wenn es dir nicht gut geht bleiben wir einfach hier.“

„Ach was, wir machen uns jetzt fertig und dann gehen wir, wir haben ja schon zugesagt.“

Ich will aufstehen doch Samu hält mich zurück. Sanft streicht er mir die Tränen aus dem Gesicht und blickt mir tief in Augen. Er sagt „Sei ehrlich, was ist los?“

Sag ihm die Wahrheit. Los! Du wirst niemals wieder so eine Gelegenheit haben! „Ist wirklich in Ordnung. Weiß nicht was los ist, ich hab mich gleich wieder gefangen.“

Mein Blick gleitet zu seinen Lippen doch bevor irgendwas passiert wende ich mich ab. „Okay, wenn du das sagst. Aber ich höre dir zu. Immer!“ sagt er und ich nicke. Dann schnappe ich mir mein Schminktäschchen und verschwinde ins Bad. Ich beuge mich über das Waschbecken und schüttle den Kopf. Wie konnte ich nur so dumm sein und denken, dass er das mit dem ständigen geflirte ernst meint? Langsam krame ich die Wimperntusche und den Kajal hervor. Als erstes spritze ich mein Gesicht mit kaltem Wasser ab und trockne es ab. Dann wieder ein langer Blick in den Spiegel. Samu klopft an die Türe und kurz darauf kommt die Frage „Alles okay? Ich warte unten, wir haben schon halb acht gleich.“ Ich bekomme große Augen und antworte „Okay, alles gut. Ich komme gleich.“ Ich höre wie Samu die Treppe nach unten läuft und nun fange ich endlich an mich zu schminken. Nur dezent. Dann laufe ich auch nach unten. Samu wartet schon und schaut mich an als ich die Treppe nach unten komme. Er lächelt leicht und sieht so verdammt gut dabei aus. „Können wir?“ frage ich und setze ein fröhliches Gesicht auf. „Klar, wenn du so weit bist?“

Ich nicke und schnell packe ich noch einen Schlüssel in meine kleine Tasche. Dann laufen wir los. Es dauert keine fünf Minuten, denn der Jugendraum ist unter der Kirche und diese ist keine dreihundert Meter von meinem Zuhause entfernt. Als wir unten ankommen ist die Party schon in vollem Gange. Ich trenne mich von Samu um all meine Freunde zu begrüßen. Als ich dann zu Samu möchte, kann ich ihn nicht finden und so hole ich mir ein Bier aus dem Kühlschrank und geselle mich zu einer Gruppe von Jungs die ich nicht kenne.

Kapitel 14

Der eine sieht gar nicht mal so schlecht aus. Ich denke er hat grüne Augen und blonde längere Haare. Er grinst mich die ganze Zeit an und flirtet mit mir. Als mein Bier leer ist, löse ich mich aus der Gruppe und gehe zum Kühlschrank. Dieser Junge folgt mir und bleibt dicht hinter mir stehen. Er redet leise, doch ich verstehe jedes Wort „Kommst du mit raus? Ich möchte gerne mit dir alleine reden.“

Also nehme ich mir ein Bier und folge ihm dann nach draußen. Wir setzen uns auf die Steine und er fragt „Du heißt Lisa, oder?“

Ich nicke und frage „Und du heißt?“

„Ben.“ Er lächelt mich an und auch ich muss grinsen. „Du siehst hübsch aus heute Nacht.“ Flüstert er. Ich spüre wie ich erröte und wende meinen Blick ab. Solche Worte brauche ich gerade, auch wenn sie von dem falschen Jungen sind. Ich frage „Wie alt bist du?“

„Was schätzt du denn?“ fragt er schelmisch grinsend. Ich überlege kurz und frage dann „Vielleicht zweiundzwanzig?“ „Nah dran, einundzwanzig.“ Antwortet er. Ich knuffe ihn gegen die Schulter und sofort greift er nach meinem Handgelenk. „Haben deine ganzen Armbänder eigentlich eine Bedeutung?“ fragt er. Ich schüttle den Kopf und antworte „nein, eigentlich. Ich hasse einfach meine nackten Handgelenke.“ Ich muss über meine eigene Aussage lachen und nehme schnell einen Schluck von meinem Bier.

„Okay.“ Er grinst mich an und lässt mein Handgelenk wieder los. Unschlüssig sitzen wir herum und wissen nicht was wir reden sollen. „Na komm, gehen wir wieder rein. Lass uns drinnen tanzen.“ Sage ich.

Ich trinke mein Bier aus und nehme die leere Flasche mit rein. Das Bisschen Bier macht sich schon bemerkbar, denn auf leeren Magen trinken ist nicht so gut. Ich bekomme von Marisa ein Glas in die Handgedrückt und sie ruft über die Musik hinweg „Lass uns anstoßen, darauf, dass du hier bist.“ Ich rieche kurz an dem Getränk. Malibu mit Kirschsaft. Unsere Gläser klirren als wir anstoßen und dann trinken wir einen kräftigen Schluck. Marisa wendet sich wieder von mir ab und ich gehe mit Ben auf die Tanzfläche. Er stellt sich sehr dicht hinter mich und wir fangen an, uns im Takt der Musik zu bewegen. Er presst sich gegen mich und seine Hände gleiten meine Taille entlang. Ich genieße die Wärme seiner Finger. Und presse mich noch näher an ihn. Sein Atem streift mein Ohr und ich bekomme eine Gänsehaut. Ich schaue auf das Glas in meiner Hand und stelle fest, dass es schon wieder leer ist. Also mache ich mich auf den Weg auf die Bar. Dort steht Ramona und sie trinkt mir den Jungs, bei denen ich vorhin stand, Shots. Ich werde auch eingeladen und flirte mit den Jungs. Wir trinken drei Runden bis ich mich zum Kühlschrank auf mache um mir ein neues Bier zu holen. Meine Beine sind ganz schwer und meine Augen sind schon ganz langsam. Ich bahne mir einen Weg durch die Menschen um an die frische Luft zu kommen. Draußen setze ich mich wieder auf die Steine. Ein paar sind beim Rauchen und reden aufgeregt. Ich lehne mich zurück und schaue nach oben in die Sterne. Plötzlich setzt sich Samu neben mich. Ich schaue ihn an und er fragt „Alles okay bei dir? Du trinkst ganz schön viel.“

„Na und? Darf ich doch.“ Die Antwort klingt schroffer als beabsichtigt und ich kann nicht ganz verhindern zu lallen. Samu zieht eine Augenbraue nach oben und sagt „Mach mal ein bisschen langsam.“

„Samu, lass mich doch trinken so viel ich will. Ist doch meine Sache. Ich bin alt genug.“

„Aber ich bin in gewisser Weise für dich verantwortlich, also bitte beherrsche dich etwas.“

Ich schüttle den Kopf und stehe auf. Torkle die Stufen nach oben und laufe hinter die Kirche. Ich lasse das Bier fallen und setze mich auf Stufen die zu den Eingängen von Gärten führen. Doch ich bin nicht lange allein und Ben sitzt neben mir. „Alles okay bei dir? War das dein Freund eben?“

„Ja alles gut. Nein, ich habe keinen.“ Antworte ich. Ben fängt an zu grinsen und setzt sich neben mich. „Du bist mir sofort aufgefallen als du den Raum betreten hast. Du siehst so umwerfend in deinem Kleid aus. Du bist voll mein Typ.“ Er beugt sich langsam immer näher zu mir und plötzlich liegen seine Lippen auf den meinen. Ich bin zu überrascht um zu reagieren. Ben küsst mich immer stürmischer bis ich die ganze Situation begriffen habe und dann erst schubse ich ihn von mir. „Was sollte das?“ frage ich aufgebracht.

„Wolltest du es nicht auch? Du hättest mich doch schon längst wegschicken können.“ Antwortet er. Ich kneife meine Augen bedrohlich zusammen und bohre ihm meinen Finger in die Brust „Ich wollte das nicht. Ich kenne dich doch überhaupt nicht und nur weil wir ein bisschen geflirtet haben heißt das gar nichts.“ „Mach doch keinen Aufstand jetzt. Du bist einfach verklemmt.“ Gibt er zurück. Aber das hätte er nicht sagen sollen. Ich erhebe mich, kicke ihn gegen das Schienbein und dann kommt meine flache Hand mit einem lauten Aufklatschen auf seiner Wange zum stehen. Er brüllt los was das soll und erhebt die Hand gegen mich, doch ich habe keine Angst, mache auf dem Absatz kehrt und stolziere so arrogant wie möglich weg. Er ruft mir böse Beschimpfungen nach aber ich zeige ihm nur einen Mittelfinger und renne dann die Treppen nach unten. Ich schließe mich im Behindertenklo ein und kotze mir die Seele aus dem Leib, denn von der Aktion ist mir richtig schlecht geworden und mein Abgang war etwas zu schnell. Als ich sicher bin das nichts mehr kommt erhebe ich mich und spüle mir meinen Mund aus. Als ich mich im Spiegel anschaue erschrecke ich. Die Wimperntusche ist nicht verlaufen, aber meine Haare stehen zu berge und ich habe Augenringe. Schnell spritze ich mir noch Wasser auf die Wangen und trockne mich dann ab. Als ich die Türe wieder aufschließe sehe ich wie Samu nach draußen geht. Er setzt sich zu den Rauchern und trinkt einen Schluck aus seiner Bierflasche. Ich habe Schuldgefühle ihm gegenüber. Ich hätte ihn nicht so anpflaumen dürfen. Er wollte mich nur beschützen und hat es gut gemeint und ich war so gemein. Ich laufe in den Jugendraum und hole meine Tasche. Als ich auf mein Handy schaue erschrecke ich kurz. Wir haben schon gleich halb zwei. Dann fällt mir auf das die Musik schon sehr leise ist und sehr wenige nur noch da sind. Ich setze mich auf ein Sofa und atme tief durch. Als die Pärchen um mich herum anfangen zu knutschen bin ich die einzige ohne Freund und stehe resigniert auf und mache mich auf den Weg nach draußen. Samu zieht nur eine Augenbraue nach oben als er mich sieht und schnell laufe ich weiter und steige die Stufen hinauf. In meinem Kopf dreh sich noch alles und ich muss langsam machen. Aber ist mir egal, ich laufe weiter und gerade als ich am Brunnen angekommen bin fragt er „Du willst wirklich gehen?“

Ohne mich umzudrehen antworte ich mit erstickter Stimme „Ja, was will ich noch hier, unten sitzen lauter Pärchen, du bist sauer auf mich und die anderen sind alle so weg, dass es sich nicht lohnt mit ihnen zu reden.“

„Lisa, ich bin nicht sauer, nur eben enttäuscht. Hey, schau mich mal an.“ Samu dreht mich um und ich schaue ihm auf die Brust. Sanft legt er zwei Finger unter mein Kinn und ich muss ihn anschauen. „Klar bin ich enttäuscht, aber ich weiß, dass du den Fehler nicht mehr machst, da du es bereust, ich sehe es in deinen Augen. Hat dir der Typ irgendwas angetan?“

Ich druckse herum „Naja, er hat mich geküsst und als ich gesagt habe, dass ich das nicht will und so hat er gemeint ich sei verklemmt und dann habe ich ihn gekickt und er hat mich auf das Schlimmste beschimpft, aber das macht mir nichts.“

Samus Kiefermuskeln spannen sich an und ich nehme sogleich seine Hand. „Lass mich nur kurz mal mit dem reden.“ Presst er zwischen seinen Zähnen hervor. Doch ich ziehe an seinem Arm und sage „Lass uns einfach gehen, dass hat doch keinen Sinn.“

Ich sehe wie Samu mit sich kämpft doch dann verschränkt er unsere Finger und gemeinsam laufen wir zu mir. Ich schäle mich aus meinem Kleid und lege mich ins Bett. Die Decke ziehe ich bis zum Kinn nach oben und schließe meine Augen. Doch genau in dem Moment kommt Samu in mein Zimmer und setzt sich zu mir ans Bett. Ich setze mich auf und schaue ihn an. Leise sage ich „Samu, es tut mir leid, ich hätte auf dich hören sollen, habe es aber nicht getan. Ich wollte nicht das alles so kommt...“

„Hey, ist schon in Ordnung. Du bist eben ein kleiner Rebell und hörst nicht gerne auf Regeln oder Tipps.“ Sein grinsen lässt mein Herz schneller schlagen und ich nicke. „Aber jetzt hast du ja daraus gelernt oder?“

Ich nicke und rutsche näher zu ihm um meinen Kopf auf seine Schulter zu legen. Sanft nimmt er mich in den Arm und gemeinsam legen wir uns hin. „Mir kommt das jetzt schon wie so ein kleines Ritual vor, dass wir gemeinsam einschlafen und nebeneinander wieder aufwachen.“ Flüstere ich und atme Samus Duft ein. Er riecht nach Deo und etwas nach Zigarettenrauch. „Aber es ist doch ein schönes Ritual, oder?“

Ich muss lächeln und nicke. Er küsst mich auf die Stirn, zieht die Decke über uns und aneinander gekuschelt gleiten wir in die Traumwelt hinüber.

 

Kapitel 15

Als ich aufwache, liegt Samu nicht mehr neben mir. Aber ich habe noch keine Lust aufzustehen und so drehe ich mich nochmal um und ziehe die Decke über meinen Kopf. Doch die Ruhe hält nicht lange an und plötzlich bekomme ich kaum noch Luft weil jemand auf mir liegt. "Saaaaaamu!" Rufe ich und er fängt nur an zu lachen. Dann rollt er von mir runter und hebt die Decke an. "Na los kleiner Maulwurf. Wir haben schon gleich zwölf Uhr. Steh endlich auf." Ich muss lachen und ziehe die Decke nach unten, so dass er mich nicht mehr sehen kann. "Ich will noch nicht aufstehen." Murre ich und mache mich noch kleiner. Doch Samu zieht die Decke weg und wirft sie auf den Boden, schön aus meiner Reichweite heraus. Dann nimmt er mich auf seine arme und rennt ins Bad. Erst jetzt wird mir klar was er machen will. Er lässt mich runter und dreht die Dusche auf. Ich stehe direkt unter dem Wasserstrahl. "Samu, wieso musstest du das machen? Du bist doch verrückt!" Wir lachen beide los und ich ziehe ihn zu mir unter die kalte Dusche. Er rutscht aus und stützt sich neben meinem Kopf mit seinen Händen ab. Ich lege meine Hände an seine Taille und schaue seinen Körper an. Das weiße T-Shirt klebt ihm nass an der breiten Brust und man sieht all seine Muskeln. Ich ziehe ihn näher zu mir und schaue in seine stahlblauen Augen. Er beugt sich zu mir runter und kurz bevor sich unsere Lippen berühren schüttelt er den Kopf und flüstert "ich denke das ist keine gute Idee!" Ich schaue ihn fragend und ungläubig an und frage "wieso das?" Samu richtet sich auf und tritt unter der Dusche hervor. Stellt sich auf den Teppich und kratzt sich am Hinterkopf wie damals vor dem Metro. "Naja, du bist noch immer nicht ganz über Jaro hinweg und dann die Sache mit Ben hat dich auch nicht wirklich kalt gelassen, auch wenn du es nicht zugibst. Und ich möchte nicht einfach nur ein weiterer junge sein, mit dem es nach einer Nacht vorbei ist." Ungläubig schaue ich ihn an und frage "hast du das jetzt ernsthaft gesagt? Was bist du eigentlich für ein Arschloch? Ich habe gedacht wir waren Freunde. Aber wenn du so über mich denkst?" Ich laufe aus der Dusche, remple Samu mit meiner Schulter an und verschwinde in mein Zimmer. Dort ziehe ich mir trockene Sachen an und packe eine kleine Handtasche. Dann Eile ich aus meinem Zimmer und will gerade die Treppe nach unten laufen als Samu ruft "Lisa..." "Lass gut sein, hab schon verstanden." Ich renne die Treppe nach unten und schlüpfe in meine Skaterschuhe. Samu kommt hinter mir die Treppe nach unten und will mich aufhalten "Jetzt warte doch mal." "Nein, lass mich einfach in Ruhe. Das ist doch totaler Bullshit was du hier laberst. Ich war mit Jaro zusammen und dann war das gestern mit Ben, ja aber das war das erste Mal. Das zeigt mir einfach, dass du mich nicht kennst." Samu nimmt mein Handgelenk und zieht mich zu sich. "Hör mir doch zu. Ich kenne dich, aber ich habe Angst, auch wenn du es nicht glauben magst." "Dann stell mich aber nicht als Schlampe hin." Ich hin so wütend. "Das wollte ich nicht und es tut mir Leid, aber verstehst du mich denn nicht?" "Mach einfach dein Ding und ich mach meins. Dann kommen wir uns nicht in die Quere. Und vergiss, dass ich dich küssen wollte. Du warst nur noch einer, den ich auf meiner liste haben wollte." Ich musste es ihm einfach Nichteinhaltung rein drücken, dann renne ich die Treppen nach unten und raus aus dem Haus. Meine Beine tragen mich einfach davon. Weg von meinem alten Zuhause. Ich will nicht mehr. Ich laufe zügig am Wald entlang Richtung See. Mein Kopf spielt die ganze Zeit die Szene durch die sich erst gerade eben abgespielt hat. Ich komme einfach nicht damit klar, dass Samu so schlecht über mich denkt. Er hat mich einfach in diese Schublade gesteckt und da komme ich jetzt nicht mehr heraus. Wenn das ein einziges Mal passiert, dann ist das doch nicht schlimm und außerdem hatte ich keinen Freund, also darf ich ja rummachen mit wem ich will. Das mit Ben wollte ich ja eigentlich auch gar nicht. Er hat mich ja geküsst und ich habe es sofort unterbunden.

"Lisa?"

Abrupt bleibe ich stehen und schaue wer mich aus meinen Gedanken gerissen hat. Ich muss zweimal hinschauen, bis ich sie erkenne. Das sind Alexandra und Vanessa, zwei sehr gute Freundinnen aus meiner Realschulzeit. Sie kommen zu mir rüber gelaufen und umarmen mich sehr lange.

"Wie geht es euch?" frage ich mit einem ehrlichen Strahlen im Gesicht.

"Wir vermissen dich, aber sonst ist alles gut. Wir gehen oft feiern und lernen neue Leute kennen. Und bei dir so?" antwortet Alex.

"Ich bin jetzt für zwei Wochen da. Hab mich in der Zwischenzeit von meinem Freund getrennt und mache mir Hoffnungen bei einem Falschen aber alles gut."

Beide schauen mich betroffen an und Vani legt mir eine Hand auf den Arm "Das tut uns leid, Süße. Wieso lohnt sich der andere nicht? Sieht er nicht gut aus?" ein grinsen huscht über ihr Gesicht. Ich will gerade antworten, da vibriert mein Handy. Ich hole es aus meiner Tasche und schaue auf das Display. Samu ruft an. Vani und Alex schielen mit auf mein Handy.

"Ist er das?" fragt Alex und deutet auf das Bild, welches mit angezeigt wird. Ich nicke und drücke ihn weg.

"Wir haben aber gerade Streit, deswegen habe ich keine Lust mit ihm zu reden." sage ich dazu.

"Aber er sieht echt verdammt gut aus. Du bekommst immer solche heißen Typen ab." schwärmt Vani. Ich muss grinsen und zucke mit den Schultern. Alex schaut auf ihr Handy und stellt erschrocken fest "Vani, wir haben schon voll spät. Wir verpassen noch unseren Bus. Los komm! Lisa, hast du noch dieselbe Nummer?"

Ich nicke nur und werde von meiden auf die Wange geküsst, wie früher immer. Dann rennen sie kichernd los und ich winke ihnen hinterher bis ich sie nicht mehr sehen kann. Jetzt fühle ich mich plötzlich leer, als ich alleine bin. Langsam schlage ich den Weg in Richtung Schlosskirche ein. Dort setze ich mich auf die letzte freie Bank mit Blick auf den See und die Skyline der Berge. Wieso nur musste alles so schief laufen? Samu ist einfach zu schnell eifersüchtig. Manchmal ist es ja süß, aber das war zu viel. Meine Gedanken drehen sich immer um das Selbe. Wie soll ich ihm später denn nur unter die Augen treten? Samu wird mich bestimmt hassen. In meinen Augen sammeln sich Tränen und ich versuche sie wegzublinzeln. Ich kann nicht länger still herumsitzen und so stehe ich auf und laufe ziellos durch die Stadt. Langsam schlage ich den Heimweg ein und umso näher ich meinem Zuhause komme, umso schlechter wird mir. Als ich vor der Haustüre stehe, ist es inzwischen dunkel und ich kann mich nicht dazu durchringen die Türe zu öffnen. Ich krame gerade in meiner Tasche nach dem Schlüssel als die Türe aufgerissen kommt und Samu fast in mich hineinrennt. Erschrocken weichen wir beide zurück.

"Da bist du ja, ein Glück. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Du gehst nicht an dein Handy und kein Mensch weiß wo du bist, nicht das ich viele Leute fragen konnte."

"Du hast dir Sorgen gemacht? Das ich nicht lache." antworte ich sarkastisch und drücke mich an ihm vorbei. Samu schließt die Türe und folgt mir die Treppe nach oben.

"Lisa, bitte. Können wir das nicht einfach hinter uns lassen? In einem Streit sagt man Dinge die man vielleicht gar nicht ernst meint und..."

"Samu, lass gut sein. Ich habe keinen Bock mehr darauf. Lass mich einfach in Ruhe, bitte!" unterbreche ich ihn und laufe hinauf in mein Zimmer. Ich verkrieche mich unter meine Bettdecke und lasse meinen Tränen freien Lauf. Es tut weh Samu so zu sehen, mit seinem sorgenvollen Blick und die Reue die er zeigt. Aber wenn er so schlecht über mich denkt, oder all das einfach gesagt hat weil er sauer war, dann muss er sich schon mehr ausdenken als eine billige Ausrede. Es tat zu sehr weh so etwas aus seinem Munde zu hören. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und schaue darauf. Zehn entgangene Anrufe von Samu. Und eine Nachricht von meiner Mutter. Sie haben gerade Essen gemacht und ich solle doch bitte hinunter kommen. Zwar habe ich keinen wirklichen Hunger, stehe aber trotzdem auf und schaue in den Spiegel. Man sieht nicht allzu sehr das ich geweint habe und so laufe ich nach unten. Meine Eltern und Samu sitzen schon am Tisch und unterhalten sich angeregt. Ich setze mich an den mir zugewiesenen Platz von Samu und nehme mir eine Scheibe Brot.

"Alles okay, Lisa?" fragt meine Mutter und ich merke das sie aufgehört haben zu reden und sie mich alle anschauen. Ich nicke und zwinge mir ein lächeln ins Gesicht. Also redet meine Mom weiter auf Samu ein und stellt Fragen über seine Familie und was er denn gerade so macht. Ich esse mein Brot und als ich fertig bin stehe ich auf und räume mein Geschirr in die Spülmaschine. Ich kann es nicht länger ertragen wie Samu so tut, als sei nichts gewesen.

"Lisa, wir sind noch nicht fertig. Es gibt noch Nachtisch. Magst du den nicht?" ertönt die fragende Stimme meiner Mutter.

"Nein, habe keinen Hunger mehr und bin total fertig. Ich gehe hoch." antworte ich.

"Aber Samu erzählt gerade etwas so spannendes. Komm schon!" wieder meine Mutter.

Genervt verdrehe ich die Augen und antworte pampig "Interessiert mich nicht." Mit diesen Worten schließe ich die Wohnungstüre und laufe nach oben in mein Zimmer. Mein Bett ist so schön kuschelig das ich nie mehr aufstehen will und so schlafe ich ein.

Als es leise an die Türe klopft, schrecke ich hoch und schaue zur Türe. Da steht Samu und kratzt sich verlegen am Hinterkopf.

„Können wir reden, Lisa?“ fragt er und tritt weiter in mein Zimmer hinein. Ich setze mich in meinem Bett auf, schlinge die Bettdecke um mich und antworte „Es gibt nichts zu reden.“

Samus Gesichtszüge werden hart und er sagt „Willst du jetzt wirklich alles vergessen? Unsere Freundschaft, alles was zwischen uns passiert ist?“

Ich überlege und antworte dann leise „Nicht alles, unsere Freundschaft nicht, aber die ganzen bösen Worte und die Tatsache, dass wir uns fast geküsst hätten. Ich will...“

Samu unterbricht mich „Ich will das nicht einfach vergessen. Ich will nicht das es einfach normal weitergeht.“

„Samu, unsere Freundschaft ist alles andere als normal. Wir haben uns von Anfang an verstanden und wir sind beste Freunde, wir erzählen uns alles. Wir müssen einfach weitermachen wie davor.“

Er kommt zu mir und setzt sich auf den Rand meines Bettes. Seine Nähe lässt mein Herz schneller schlagen und ich spüre wieder dieses Verlangen, seine Lippen auf den meinen zu spüren.

Kapitel 16

Als ich aufwache, ist es bereits zwölf Uhr mittags. Schnell schnappe ich mir meine Klamotten und verschwinde ins Bad um zu duschen. Währenddessen denke ich an gestern Abend. Samu saß noch eine Weile bei mir am Bett und hat mich verwirrt, denn er meinte, er sei sich nicht sicher, was er für mich empfindet, denn er ist komplett durcheinander. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir einen Tag Abstand halten um uns über alles klar zu werden und dann machen wir normal weiter. Klar, wir werden es versuchen, da bin ich mir sicher, aber ich habe das Gefühl es wird schwer und auch irgendwie steif.

Als ich aus der Dusche heraustrete, trockne ich mich ab und ziehe mich schnell an Kurz hänge ich noch das Handtuch auf und gehe dann zurück in mein Zimmer. Ich nehme meinen Laptop aus der Tasche und setze mich auf mein Bett. Für heute habe ich noch nichts geplant und so ruhe ich mich noch etwas aus. Die Musik läuft und leise singe ich mit.

Gegen halb zwei klingelt mein Handy. Ich schaue darauf und ein lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht. Vani und Alex fragen ob ich mit ihnen ins Strandbad möchte. Ich schreibe zurück und frage wann wir gehen. Sofort kommt die Antwort, dass sie mich abholen werden. Und so klappe ich mein Laptop zu und packe meine Tasche. Den Bikini ziehe ich gleich drunter. Dann schnappe ich mir noch mein Handy und laufe aus meinem Zimmer. Vor Samus Zimmertüre bleibe ich kurz stehen, denn sie ist geöffnet. Ich spähe ins Zimmer und merke das es leer ist. Ich seufze und wende mich ab. Im Treppenhaus stehe ich vor dem Spiegel und ziehe meine Schuhe an. Kurz betrachte ich mich und schaue dann auf den Boden. Zu viele Gedanken schwirren in meinem Kopf umher. Da öffnet sich die Wohnungstüre und ich schrecke zusammen. „Oh, hey.“ Dringt seine Stimme an mein Ohr. Ich versuche gefasst zu wirken und antworte ebenso mit einem Hallo. Er hält eine Eisteeflasche in der Hand und nimmt einen Schluck. Als er die Flasche absetzt fängt sein Blick den meinen auf und ich fühle mich schlecht. Alles was wir gestern besprochen haben geht wieder durch meinen Kopf. Ich wende meinen Blick ab und schiebe mich an ihm vorbei zu Treppe. Ich bringe es nicht über mich noch etwas zu sagen und so schließe ich die Eingangstüre und seufze. Da hupt auch schon jemand von der Straße aus. Ich schaue auf und sehe Vani und Alex jeweils auf einem Roller. Mir wird ein weiterer Helm gereicht und ich steige hinter Alex auf. Dann düsen wir los in Richtung Strandbad. Alle Parkplätze sind voll, aber Alex und Vani finden einen Platz und dann laufen wir durch den Schalter. Etwas baff bleiben wir stehen, denn überall sieht man Handtücher oder Sonnenschirme. Aber wieder haben wir Glück und finden noch ein kleines Plätzchen in der Nähe der Uhr. Wir laufen dorthin und breiten unsere Handtücher aus. Dann ziehen wir uns aus und legen uns in die Sonne. Neben uns liegen ein paar Jungs. Ich schaue hinüber und mein Blick bleibt an einem Typen hängen. Er kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht woher und so lasse ich meinen Blick weiter wandern. Alex und Vani wollen nun endlich die ganze Geschichte über Samu hören. Und so fange ich an zu erzählen. Wie wir uns kennengelernt haben und die Trennung von Jaro und wie Samu dann geholfen hat. Und auch davon, was jetzt gerade zwischen uns vorgefallen ist. Es tut gut, meine ganzen Sorgen von der Seele reden zu können. Also ich dann fertig bin zu erzählen schauen mich die beiden an und Alex meint dann "Wenn er sich nicht sicher ist, dann denke ich schon das er mehr fühlt als er zugibt. Er muss einfach in dich verliebt sein, denn wie du ihn beschrieben hast und was ihr alles schon gemacht habt zusammen. Außerdem schläft ihr in einem Bett zusammen, hallo?" Ich muss lachen und verdrehe die Augen. Auch Vani sagt ihre Meinung dazu "Ich denke eigentlich auch wie Alex. Er muss einfach auf dich stehen. Auch wenn es gerade nicht so einfach ist werdet ihr das schon schaffen, ich glaube daran!" Sie lächelt mich an und tätschelt meine Hand. Ich nicke nur und frage dann "Wollen wir und abkühlen gehen?"
Die Mädels nicken und wir stehen auf und laufen zum Steg. Es ist doch viel wärmer geworden als erwartet. Doch wenn der Körper so aufgewärmt ist, ist das Wasser ganz schön kalt, aber wir überwinden uns und schwimmen zu einem Floß. Da beide sehr überfüllt sind finden wir keinen Platz und schwimmen wieder zurück. Als wir den langen Steg zurück laufen kommen uns die Jungs entgegen die neben uns liegen. Der, der mir bekannt vorkommt lächelt mich an und ich grinse zurück, dann zwinkert er. Ich Strecke ihm die Zunge raus und er muss lachen. Meine Mädels schauen mich an und wir alle fangen auch an zu lachen. Am Platz schütteln meine Mädels die Köpfe und meinen "Du bekommst immer die geilen Typen ab." Doch sie grinsen dabei. Ich sage ihnen "Ich habe das Gefühl ich kenne den irgendwo her. Bin mir aber nicht sicher."
Beide zucken nur mit den Schultern und stecken sich die Kopfhörer in die Ohren und ich mache es ihnen nach. Dann sonnen wir uns einfach eine Weile und genießen das Wetter. 
Plötzlich werde ich angestupst und öffne überrascht meine Augen. Der Junge von drüben sitzt neben mir und grinst mich an. Ich ziehe die Stöpsel aus meinen Ohren und richte mich auf. Ich sage grinsend "Da hast du mich aber gerade erschreckt!"
Er muss nun lächeln und entblößt strahlend weiße Zähne. 
"Das tut mir jetzt aber leid." Sagt er nicht gerade glaubwürdig und stupst mich nochmal an. Nun setze ich noch ganz auf und wehre seine weiteren Versuche ab und beginne ihn zu stupsen. Nach dem kleinen Krieg, den ich eindeutig gewonnen habe fragt der Junge lachend "Ich glaube ich kenne dich irgendwoher. Deswegen bin ich auch rübergekommen. Wie heißt du?"
Ich muss grinsen und antworte "Lisa und du?"
"Ich heiße Phil." Sagt er und streckt mir die Hand entgegen. Ich ergreife sie und frage "Warst du nicht mal bei mir in der Grundschule oder so?"
Phil muss lachen und antwortet "Ich glaube eher, in der Realschule."
Jetzt geht mir ein Licht auf. Er war der picklige Junge mit der Zahnspange und war pummelig. Ich bekomme große Augen und Phil muss lachen. Er hat sich total verändert, seine Zähne sind gerade, er hat abgenommen und ist gewachsen und er hat Muskeln. Seine Pickel sind auch verschwunden. Als ich Phil anschaue, fächelt er sich gerade Luft zu. Er fragt "Wollen wir uns abkühlen? Es ist verdammt warm geworden." 
Ich nicke und schaue zu meinen Freundinnen. Sie haben unser Gespräch gespannt belauscht. Sie grinsen mich an und ich verstehe die Augen. Also stehen wir auf und Phil pfeift seinen Jungs zu, damit sie mitkommen. Ich sehe wie Alex und Vani zwei Jungs von Phil angaffen. Der eine hat blonde Locken und blaugrüne Augen. Der andere hat hellbraune Locken und dunkelgrüne Augen. Beide sind groß und haben breite Rücken. Auch die Jungs staunen nicht schlecht über die beiden Mädels. Ich muss grinsen und schüttle meinen Kopf. Phil stupst mich an und fragt "Was grinst du so vor dich hin?" 
Ich zucke zusammen und antworte "Siehst du denn nicht, wie sich meine Mädels und deine Jungs gegenseitig angaffen?"
Nun merkt es auch Phil und grinst ebenso. Als wir dann mit den Füßen im Wasser stehen bin ich versucht umzudrehen, doch Phil steht hinter mir und lässt mich nicht nach oben. Er lacht nur, stellt sich direkt hinter mich, so dass seine Brust gegen meinen Rücken drückt und er schlingt seine starken Arme um mich und zusammen fliegen wir ins Wasser. Schwer atmend tauche ich auf und suche nach Phil. Er schwimmt etwas weiter weg von mir und lacht nur. Ich schwimme auf ihn zu und versuche ihn unter Wasser zu drücken, bin aber nicht stark genug und er drückt mich wieder nach unten. Dann schwimmt er davon. Ich tauche lachend auf und schaue mich um. Vani und Alex hängen bei den Jungs rum und sind schon fast beim Floß. Ich bin die letzte und versuche die anderen einzuholen. Als ich dann die Leiter nach oben klettere, sitzen sie schon an der Kante und lassen ihre Beine über den Rand baumeln. Ich setze mich neben Phil und schubse ihn leicht an. Er fängt nur wieder an zu lachen. Ich frage "Sind die beiden eigentlich Brüder?" Ich deute auf die Jungs von Alex und Vani. Phil nicht und antwortet "Ja sind sie. Sie sind aus Amerika hierher gezogen. Sie sind voll in Ordnung."
Ich lächle ihn an und schaue auf ihm in seine Augen. Das eine ist braun und das andere ist bläulich-grün.
"Lisa, hast du morgen schon etwas vor?"
Ich schüttle meinen Kopf und schaue ihn fragend an. Er lächelt und redet weiter "Meine Jungs und ich wollten wieder hier her vormittags und dann abends in einen Club. Würdest du und deine beiden Mädels mitkommen? Ich würde mich freuen und meine Jungs bestimmt auch." Er lacht. Ich stimmt mit ein und antworte "Ich denke schon. Würde mich freuen." 
Phil nicht und schaut dann rüber zu seinen Besten. Ich frage Phil "wie heißen deine Leute eigentlich?"
Phil muss schon wieder grinsen und antwortet "Also der mit den hellbraunen Haaren heißt John und sein Bruder Dustin." 
Ich nicke dankend und schaue in seine Augen. Sein Blick hält den meinen fest und ich merke wie sich etwas zum Guten wendet, zwischen uns. Er hat ein halbes Lächeln im Gesicht und ich merke wir mir die Röte ins Gesicht steigt. Schnell wende ich meinen Blick ab. Phil sagt leise "Du hast dich ganz schön verändert zu damals. Natürlich zum Guten. Und es gefällt mir." 
Mein Gesicht glüht noch mehr, wenn das überhaupt möglich ist. Ich nuschle ein "Danke." und kann ihm nicht in die Augen schauen. Aber ich Ringe mich dazu durch, ihm genauso meine Meinung zu sagen "Du hast dich auch verändert. Du sieht gut aus." Ich muss schmunzeln. Wir bleiben dann noch eine ganze Weile sitzen und erst als wir ganz getrocknet sind schwimmen wir zurück. Als wir ins Wasser springen ist es sehr kalt. 
Die Jungs ziehen ihre Handtücher zu uns rüber und natürlich liegen Alex und Vani jeweils neben ihren Jungs. Ich liege neben Phil. Sein Kopf liegt auf seinen verschränkten Armen und er schaut mich an.

 

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Tag der Veröffentlichung: 21.01.2013

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