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1. Kapitel

Es ist ein Morgen wie jeder andere auch. Irgendwo macht etwas ein störendes Geräusch. Ach ja, mein Wecker. Noch total verschlafen schlage ich nach ihm, doch als er immer noch nicht aufhört zu klingeln, nehme ich ihn und renne zum Fenster, reiße es auf und werfe den Wecker hinaus. Allerdings habe ich vergessen, dass genau vor meinem Zimmer der Pool liegt und somit der Wecker klingelnd darin versinkt.
Soll er doch rappeln bis die Batterien leer sind! Ich muss einen Lobesbrief an die Firma schreiben, die ihn hergestellt hat, denn das Klingeln höre ich immer noch, obwohl ich das Zimmer im dritten Stock habe. Das wären dann ungefähr 15 Meter...? Ich bin schrecklich in Mathematik, dazu gehört auch das Schätzen. Aber ja.. wer hasst denn Mathe schon nicht, außer ein paar Strebern, aber die sind eine Kategorie für sich. Sie sind langweilig und…
Mann, ich schweife vom Thema ab. Was war denn das Thema?

Ach ja, ich muss zur Schule und da ich eh schon wach bin, kann ich mich auch gleich fertig machen. Ich gehe in mein(!!)Bad, doch das was ich dort sehe, ist nicht wirklich schön: Dort steht mein Bruder mit dem Rücken zu mir, nackt, und hat einen Rasierer in der Hand. Ich denke, ich brauche nicht wirklich zu sagen, was er dort tut. Moment mal, das ist meiner! Wieso hat der meinen Rasierer in der Hand? Der ist doch pink! Ich denke, dass das wohl alles aussagt, nämlich, dass der mir gehört. Außer natürlich, die Jungswelt hat ihren Geschmack geändert und ist auf Pink umgestiegen. Ich hoffe, dass ich jetzt nicht auf Blau oder so was umsteigen müsste, denn das wäre schlimm. Blau… ich mag diese Farbe nicht, außer einem schönen dunklen Ozeanblau, da könnte ich eine Ausnahme machen. Warte! Ich schweife schon wieder total vom Thema ab.

Ich räuspere mich einmal kurz, um die Konzentration meines Bruders auf mich zu lenken. Erschrocken dreht er sich zu mir um, was aber ein fataler Fehler war. Jetzt habe ich eine schöne Aussicht auf sein… Mann! Er ist mein Bruder! Aber er sieht auch nicht schlecht aus. Er hat schwarze Haare, die ihm verwuschelt in alle Richtungen stehen, grüne Augen und Muskeln, so wie ich das jetzt sehen kann. Klar habe ich ihn schon öfters oben ohne gesehen, aber da bin ich meistens noch nicht so weit mit meinen Gedanken gekommen. Ähh... wieder zurück.

„Was tust du da?“, frage ich wieder mal überflüssigerweise, da ich es ja eh schon weiß.

„Was meinst du?“, stellt er ganz unschuldig eine Gegenfrage. Hat er das jetzt wirklich gefragt? Mann, ich weiß, dass mich alle für blöd halten, aber so blöd??

„Wieso bist du bin meinem Bad, und die Betonung liegt auf MEINEM, und nicht in deinem?“

„Weiß nicht, wollte mal deine wunderschöne Einrichtung begutachten.“ Wow, das ist mal eine gute Ausrede. Sarkasmus lässt grüßen. So nett wie ich nun mal bin, spiele ich mit.

„Nicht wahr? Und weißt du was? Dad hat gesagt ich bekomme so eine schöne Regenwalddusche. Das wird dann einfach nur perfekt. Obwohl, diese hier gefällt mir auch schon total, aber man muss halt auch etwas geben, man kann nicht immer nur nehmen! Denn sonst bekommt man es manchmal 3fach zurück.“ Dabei schaute ich ihm ganz fest in die Augen, um zu verdeutlichen, dass ich von Rache rede.

„Schon verstanden Schwesterchen, ich gehe. Das bleibt unter uns...?“ „Klar Brüderchen, hab dich auch lieb.“ Er hasste es, wenn ich ihn „Brüderchen“ nannte.
Damit schiebe ich ihn aus dem Bad. Iihh, er hat den Rasierer hier vergessen. Schnell nehme ich ein Handtuch, hebe ihn auf, werfe ihn ins Klo und spüle herunter.
So, jetzt wird es Zeit für eine lange Dusche. Ich schlüpfe aus meinem Pyjama, der aus einer Hotpants und einem T-Shirt von meinem Bruder besteht, das ich vorher natürlich oft gewaschen habe. Auch wenn mein Bruder 18 ist, und somit zwei Jahre älter als ich, ist er ein ziemlicher Chaot. Aber lieb habe ich ihn trotzdem. Ich stelle mich unter die Dusche, die ich schon warm gestellt habe, und lasse das heiße Wasser an mir runter laufen. Gleich entspannen sich schon meine Muskeln; ich werde ruhig und schalte meinen Kopf ab. Als ich nach einer viertel Stunde aus der Dusche steige, wickle ich mich in ein Handtuch und putze mir die Zähne, danach kämme ich mich noch und schminke mich dezent mit Wimperntusche und Kajal. Ich gehe in mein Zimmer, in meinen Schrank. Jep, mein Kleiderschrank besteht aus einem „kleinen“ Zimmer. Ich suche mir eine schwarze kurze Hose raus und ein grünes, etwas weiteres T-Shirt. Fertig angezogen, natürlich auch mit Unterwäsche, stelle ich mich vor den Spiegel und betrachte mich. Meine blonden Haare gehen mir glatt fast bis zur Hüfte. Durch mein grünes Oberteil stechen meine ebenfalls grünen Augen besonders heraus, meine vollen Lippen habe ich zu einem kleinen Schmollmund gezogen. Ich bin sehr schlank, obwohl ich sehr viel esse, habe einen runden, knackigen Po und eine schöne, nicht zu große, Oberweite.

Ich finde mich hübsch und das bestätigen auch alle Jungs, nach ihren Blicken zu urteilen. So wirklich habe ich mich noch nie mit einem Jungen eingelassen. Ich weiß nicht wieso, oder doch? Keine Ahnung, denn ich weiß, dass Jungs einen immer nur verarschen und das beste Vorbild ist natürlich mein allerliebster Bruder, Jack. Er bringt jede Woche ein oder zwei verschiedene Mädchen mit nach Hause. Am Anfang wollten meine Eltern die Mädchen noch kennenlernen und mit ihnen reden, doch mittlerweile nicht mehr, denn das alles wurde ihnen zu viel und sie gingen einfach aus, wenn mein Bruder wieder eine mit brachte, oder sie beachteten sie gar nicht. Das geht schon alles so seit ich 14 bin, das hat mich immer eingeschüchtert, wie dann immer die Mädchen zu uns kamen und sich bei mir ausheulten. Ich will nicht auch so enden, deswegen halte ich mich von Typen generell fern. Die Mädchen habe ich dann einfach immer wieder weggeschickt, als es mir zu viel wurde. Jep, mit diesen Aktionen verlor ich das Vertrauen zu Männerwelt.

Ich blicke auf meine Gucci Armbanduhr und stelle fest, dass ich noch eine ganze Stunde habe, bis die Schule anfängt. Gut gelaunt gehe ich die Treppen herunter in die Küche und begrüße meine Eltern, die am Tisch sitzen, beide mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Meine Mutter sieht eigentlich noch recht jung für ihr Alter aus, sie ist 40, hat kurze dunkelblonde Haare und grüne Augen. Eigentlich sieht sie so aus wie ich, nur in „älter“. Im Gegensatz zu ihr hat mein Vater schwarze Haare und braune Augen und auch manche Falten, da er fünf Jahre älter als sie ist. Kurzerhand setze ich mich zu ihnen mit einer Tasse Kakao in der Hand (ich steh' halt nicht so auf Kaffee) auf einen freien Platz an den Tisch. Wie immer reden wir nicht viel, doch sie betrachten mich hin und wieder mit seltsamen Blicken. Ich verstehe nicht, was sie damit erreichen wollen, doch es bewirkt, dass ich sichtlich nervös werde und somit in das Wohnzimmer gehe, damit sie es nicht bemerken. Dann schalte ich den Fernseher ein und zappe im Programm herum.

„Alex! Komm jetzt, die Schule wartet nicht!“ Wäre zu schön, wenn es so wäre. Schleppend stehe ich auf, ziehe mir meine hüftlange Lederjacke an, nehme meine Tasche mit den Schulsachen und folge Jack aus dem Haus. Draußen fährt er schon seinen heißgeliebten Ferrari vor und lässt mich einsteigen.
Okay, um eines mal klar zu stellen. Ihr habt sicher schon öfters gedacht: Mann, sind die reich?! Meine Antwort lautet: Ja. Das sind wir. Es liegt hauptsächlich daran, dass meine Eltern beide Anwälte der Reichen und Schönen sind und somit sehr viel Geld verdienen.

Das Geschehen von eben ist schon längst vergessen. Jack lässt laute Musik aus den Boxen klingen, natürlich nur, um anzugeben. Er und ich sind sozusagen die beliebtesten Schüler der gesamten Schule. Das ist natürlich nicht nur mit Vorteilen verbunden, sondern bringt auch Nachteile mit sich, da es genug andere gibt, die uns von unserem „Thron“ stoßen wollen. Dann ist das Leben nicht mehr so leicht, doch haben wir viele Freunde, die zwar immer nur auf unser Geld aus sind, doch dafür alles tun, um uns zu beschützen. Beschützen.. wie das klingt. Als ob man in der Schule Gefahr läuft, getötet zu werden und man somit Bodyguards braucht, die sich vor uns werfen, wenn es brenzlig wird. Aber so schlimm wäre das doch nicht mal. Ich kann mir schon vorstellen, wie ich in die Schule komme, mit zwei starken, heißen Bodyguards, die mir nie von der Seite weichen. Mir überall hin folgen und überall helfen, wo sie nur können… Ja, das wäre schon ein Traum.
Doch irgendwann muss einem das doch auf die Nerven gehen, oder nicht? Was ist, wenn du mal für kleine Mädchen müsstest? Würden sie dir dann auch dorthin folgen? Zugegeben wäre das dann nicht so nett. So kann man nicht mehr allein auf die Toilette gehen. Man wird rund um die Uhr beobachtet… Irgendwie gruselig diese Vorstellung.

Mit einem Ruck bleibt das Auto stehen. Ich habe nicht einmal gemerkt, dass wir schon angekommen sind, so versunken war ich in meinen Gedanken. Jack ist schon ausgestiegen und läuft gerade auf seine Clique zu. Natürlich hält mein lieber Bruder es mal wieder nicht nötig, auf mich zu warten. Ich steige auch aus und schon gleich liegen alle Blicke auf mir. Die Jungs schauen mich sehnsüchtig an und die Mädchen sind eifersüchtig. Auch ich steuere auf meine Clique zu, die mit mir aus vier Mädchen und aus drei Jungs besteht. Gleich kommt das erste Mädchen auf mich zu und umarmt mich stürmisch. Eigentlich mag ich das nicht, doch bei Cleo mache ich eine Ausnahme, denn sie ist meine allerbeste Freundin.
Sie hat auch blonde Haare, die sie sich zu einem Bob geschnitten hat, und blaue Augen, ozeanblau, deshalb liebe ich sie so sehr. Dazu ist sie ebenfalls sehr schlank und ein sehr offener Mensch. Dennoch kann ich ihr all meine Geheimnisse anvertrauen. Die anderen Mädchen sind eher nur Durchschnitt, sehen alle gleich aus: braune Haare und braune Augen. Sie sind nur in meiner Clique, da sie über alles in der Schule Bescheid wissen und mir bei meinen Hausaufgaben helfen. Vielleicht mag das nun eingebildet herüber kommen, denn eigentlich bin ich nicht so eine zickige „Schoolqueen", die für alles zu faul ist. Ich nutze nur das aus, was sie mir geben. Die Jungs sind in meiner Clique, da sie die heißesten auf der Schule sind, abgesehen von denen, die in Jacks Clique sind. Und einer, Alec, ist dabei, da er mit Cleo zusammen ist.

Es klingelt und wir gehen gemeinsam in unseren Klassenraum. Dort haben wir unsere erste Stunde. Mathematik. Wie schon gesagt, liebe ich Mathe. Wer’s glaubt… Unser Mathelehrer, Mr. Brown, betritt den Raum und fängt an, die Aufgaben für die Stunde zu erklären.
Jetzt ehrlich mal: Er hat einen Dachschaden. Er gibt uns Aufgaben, die wir nicht einmal können, bei denen wir immer Formeln anwenden müssen, die er uns nie erklärt hat. Außerdem glaube ich, dass er eine Affäre mit unserer Direktorin hat. Warum ich das weiß? Keine Ahnung. Vielleicht hat es mir Cleo mal erzählt, aber es gehen auch massenhaft Gerüchte über dieses Thema um. Also weiß es keiner ganz genau. Aber ich bin mir sicher, dass ich Stimmen gehört habe, als ich am Direktorenzimmer vorbei ging, um etwas zu holen. Diese Stimmen gehörten der Direktorin und Mr. Brown, wenn ich meinem Gehör vertrauen kann.
Aber das kann ich eigentlich schon, denn ich bin mal mit meiner früheren besten Freundin Dana, die ich jetzt abgrundtief hasse, in den Keller gegangen, um für eine Party alles herzurichten, und auch da hörte ich auf einmal Stimmen. Sie sagten etwas von: „Wow wie sieht die denn aus...“ Ich habe selbst keine Ahnung wieso sie das sagen sollten, aber ich habe es gehört! Und da bei Dana das ganze Haus, auch der Keller, mit Kameras ausgestattet war, hatte ich auch noch einen Videobeweis! Das ist der Grund, dass wir nicht mehr befreundet sind. Okay, das ist nicht der einzige, aber doch ein entscheidender, denn ich habe solche Angst wieder in diesen Keller zu gehen…

„Alexandra, kannst du mir sagen, wie die dritte Binomische Formel lautet?“ Zum Glück hat Mr. Brown meinen Namen genannt, denn sonst hätte ich nicht einmal hochgeschaut. Natürlich weiß ich die Antwort nicht. Ich weiß, ich weiß, solche Formeln lernt man schon viel früher, doch da hatte ich etwas Besseres zu tun. Ich weiß zwar nicht mehr, wieso ich damals nie so wirklich aufgepasst habe, doch ich weiß, dass ich zu beschäftigt war, um dem Unterricht zu folgen. Und jetzt ist es nicht wirklich anders.

„Ich nehme mal an, dass du die Antwort nicht weißt, da du nicht mit mir sprichst.“, stellt mein Lehrer wahnsinnig klug fest.

Was kann ich denn dafür, dass der Unterricht so scheiße ist? Da muss man sich einfach ablenken!
Plötzlich fangen alle zu lachen an. Und Mr. Brown schaut böse- Was habe ich denn jetzt schon wieder verbrochen? Erneut lachen alle, obwohl sie sich gerade erst wieder beruhigt hatten.

„Du bist die Beste!“, sagt Cleo begeistert und drückt mir einen dicken Schmatzer auf die Wange. Ich schaue sie mit einem fragenden Blick an.

„Du merkst es wirklich nicht!“
Bestimmt schaue ich jetzt noch bescheuerter drein, denn sie lacht noch einmal auf. Was hat sie denn? Wieso lacht sie mich aus? Ich dachte sie wäre meine beste Freundin? Da macht man sich doch nicht über den anderen lustig, oder? Sie soll nur mal erleben, wann ich lache….Sofort formen sich Gedanken in meinem Kopf zu einem Racheplan… Der Lehrer unterbricht diese aber, indem er Cleo ermahnt, ruhig zu sein.

„Du hast deine Gedanken mal wieder laut ausgesprochen!“, hilft sie mir dann endlich auf die Sprünge.
Ach so, das erklärt natürlich einiges. Ich habe nämlich die Fähigkeit, meine Gedanken laut auszusprechen und zwar dann, wenn sie am allerwenigsten erwünscht sind.
Der Rest der Stunde, sowie der gesamte Schultag, verlaufen ähnlich. Manchmal spreche ich erneut meine Gedanken laut aus und wieder lachen sie alle. Als endlich die Glocke klingelt und die Schule aus ist, nehme ich meine Tasche und setzte mich hinter dem Schulgebäude auf eine Bank. Cleo ist natürlich immer mit dabei. Nur der Rest der Clique hat sich schon verabschiedet. Zum Glück, denn die gehen mir meistens nur auf die Nerven.

Die tun echt alles, um an ein bisschen Geld zu kommen. Alec hat mich heute gefragt, ob er denn nichts für mich tun könnte und dabei schleimig und vielsagend mit den Augenbrauen gezuckt. Hallo! Wie kann so was nur passieren? Ich meine, er ist der Freund von Cleo, meiner besten Freundin! Dann kann er doch so etwas eigentlich nicht tun, oder? Vielleicht haben sie ja, kurz bevor sie zusammen gekommen sind, ein Abkommen getroffen, dass jeder tun und lassen kann was er will, nur nicht in der Öffentlichkeit... Aber DAS konnte eigentlich jeder sehen, ich hoffe nur, dass es trotzdem niemand mitgekriegt hat. Cleo ist meine beste Freundin... doch ihr traue ich alles zu, auch, dass sie Alex auf mich angesetzt hat, um zu testen, dass ich sie als beste Freundin nie betrügen würde!

„Du hast ihn auf mich angesetzt!“

„Wen?“

„Alec.“

„Was? Was soll ich getan haben?! Was hat er getan?“ Wow, sie dreht bald durch, so wie sie mich anschreit. Meine Gedanken sind wohl doch ein wenig zu… wie soll ich sagen… zu fantasievoll?
Wie kann ich mich da wieder raus reden? Ich brauche eine Ausrede. Ausrede, wo bist du?? Ich brauche dich!!! Versteck dich bitte nicht! Halt. Ja, ich weiß. Ich bin verrückt.

„Nichts. Schönes Wetter heute, nicht?“ Was soll denn das jetzt sein? Ich wollte eine Ausrede und keine Top Ten Antwort von einem der Idioten. Ja, ich geh mal wieder mit meiner Fantasie durch.

„Ja. Wunderbar dunkel. Es schaut auch aus, als ob es regnen könnte, oder? Mit diesen vielen Wolken. Ich geh mal Mama fragen, ob ich später noch draußen spielen darf, oder ob ich dann nass werde. Ach komm schon, ich weiß dass du mir etwas verheimlichst!“ Mann, das liebe ich einfach so an ihr. Immer die dümmsten Antworten parat.

„Du verschweigst mir auch etwas“, versuche ich es nun-

„Okay, es stimmt. Ich hab ihm gesagt, er soll dir ein Angebot machen.“ Ich wusste es!! Ha! Ich wusste es! Ich konnte meine ABF durchschauen! Yea-a-a-a! Ich bin die Beste, die Tollste, die Schönste und Schlauste... Warte! Das stimmt jetzt nicht! Ich bin nicht wirklich schlau! Aber typisch blond (wie es so schön heißt) bin ich dann auch wieder nicht.

„Ach vergiss es! Wir sehen uns um neun Uhr beim Videochat.“ Sie hat etwas gesagt? Mist...ich muss wirklich besser zuhören.

„Okay, bye!“, verabschiede ich mich, da ich Jack gesehen habe und ich mit ihm wieder nach Hause fahren muss.
Wir reden nicht viel während der Autofahrt, deswegen kann ich wieder mal meinen Gedanken nachhängen, was ich eigentlich den ganzen Tag über schon mache. Ich und Cleo chatten jeden Abend um neun Uhr auf Skype. Auch wenn wir ständig miteinander reden und das nicht wenig, haben wir immer noch etwas, was der andere nicht weiß.

Als wir zu Hause ankommen, rieche ich, dass gekocht wurde. „Mum, Dad. Wir sind jetzt da!“, begrüße ich sie wie jeden Tag nach der Schule. Meistens bekomme ich von beiden eine Antwort, doch es war auch schon ganz oft der Fall, dass keiner zu Hause war und wir uns selbst etwas zu essen machen mussten. Heute aber sind beide daheim. Wir gehen in die Küche und setzen uns an den Tisch. Mhm.. ob das Essen heute genießbar ist?? Ihr müsst wissen, meine Mutter hat nie wirklich kochen gelernt, deswegen macht sie immer solche Experimente, um zu schauen, was sie kann und was nicht. Einmal hat es geschmeckt wie ein toter Fisch, der schon seit Jahren tot ist. Ebenfalls konnte man den Haferbrei und das viel zu viele Salz schon am ersten Bissen erkennen. Und wie das Schicksal es wollte, waren natürlich mein Bruder und ich die Testpersonen.

„Ich weiß, was wir Mum zu Weihnachten schenken. Einen jahrelangen Kochkurs!“, murmele ich leise und doch so laut, dass meine Mutter es mitbekommt. Diese wirft mir einen bösen Blick zu (von denen ich mittlerweile schon genug geerntet habe) und Jack einen belustigten. Doch als das Essen auf dem Tisch steht, fällt mir auf, dass es gar nicht mal so schlecht ausschaut und ich es als essbar definieren könnte. Meinem Bauchgefühl vertrauend, schöpfe ich mir etwas auf meinen Teller und probiere davon. Tatsächlich, es schmeckt gut! Sie muss wohl ein Kochbuch benutzt haben. Da es so überraschend gut ist, nehme ich mir noch einen Teller Nachschlag. Zwar weiß ich nicht, um was es sich da genau handelt, doch so schlimm wird es schon nicht sein.
Am Nachmittag hüpfe ich in den Pool, da es so warm ist. Natürlich mit einem Bikini. Sonst wäre es ja doof. Obwohl, einmal bin ich schon mit meinen Klamotten hineingesprungen, aber das nicht freiwillig. Die haben mich dann so hinunter gezogen, dass ich nicht mehr hochgekommen bin, da ich zum meinem Unglück auch noch Pumps trug konnte ich mich auch nicht wirklich geschickt vom Boden abstoßen. Also musste mich mein Bruder nach einer gefühlten Ewigkeit aus dem Pool ziehen. Sicher war ich nicht gerade erfreut darüber und habe meinen Bruder angeschrien. Aber gleichzeitig war ich auch erleichtert, dass ich mit Cleo immer Wettkämpfe gemacht habe, wer länger die Luft unter Wasser anhalten kann und jetzt schaffe ich schon fast 2 Minuten.

Als es schließlich 8 Uhr ist, mache ich mich Bett fertig und schalte meinen Laptop ein.

2. Kapitel

Kaum bin ich im Chatprogramm, kommt auch schon eine Anfrage von Cleo, mit ihrem Nickname: eyeswideshut. Ist schon ein lustiger Name. Sie will mir nie sagen, was das heißt. Ich bin ja nicht blöd und habe es auch schon im Internet gesucht, doch irgendwie finde ich es nie. Egal. Ich klicke auf annehmen, und schon erscheint meine beste Freundin auf dem Bildschirm.

"Hey, was hast du denn da an?" Sie blickt schockiert auf meine Kleidung. Sie hat mich eben noch nie mit Hotpants und einem riesigen T-Shirt gesehen.

"Was denn? So gehe ich halt schlafen! Da sieht mich eh keiner. Außer es würde sich ein Wurmloch auftun und ich käme dann in die Zukunft, um einen Weltkrieg zu verhindern. DA müsste ich was anderes anziehen, das stimmt."

"Hää?? Was hast du denn für Gedanken? Hast du das wirklich ehrlich gemeint? Das glaube ich jetzt nicht. Jeder weiß, dass du ein bisschen plemplem im Kopf bist, aber so...“

"Woher soll man das denn wissen? Wer gibt denen den Grund und überhaupt das Recht dazu, das zu wissen?" Vor Schreck habe ich jetzt auch noch mein Nagellackfläschchen umgeschüttet.

"Jetzt ist alles pink." Ich weiß, dass ich überreagiere, doch ich bin eben sehr bestimmend.

"Bist du ein Schussel! Das passiert auch nur dir! Und um auf deine Fragen zurückzukehren: Jeder hat das Recht, das zu denken, was er will, und du stellst dich auch so ungeschickt an, dass es jeder weiß!"

"Stimmt."

"Aber jetzt zurück zu dem Thema, über das ich mit dir eigentlich reden wollte. Dein Geburtstag. Also, wir planen da eine Art Überraschungsparty im 'Nobel'. Da kommen alle Angesagten hin und so. Du bekommst Geschenke und wir feiern bis in den Morgen hinein!", erzählt Cleo ganz erfreut.
Ihr fragt euch jetzt sicher, warum sie mir mitteilt, dass ich eine Überraschungsparty bekomme. Zum Einen bin ich schon mal an meinem Geburtstag überrascht worden, und das tat den Gästen wohl nicht so gut. Ich habe nämlich so laut geschrien wie ich nur konnte, weil ich erschreckt wurde und habe auch den Nächstbesten geschlagen. Und das war nun mal Jack. Da ich auch erst 10 Jahre alt war und er schon immer groß gewachsen… ich habe leider genau dahin getroffen, wo es am meisten weh tut. Jack musste dann ins Krankenhaus... doch das wissen nur Cleo und ein paar meiner anderen Freunde…

Zurück jetzt. Zum Anderen bin ich ihre beste Freundin. Und.. em.. halloo, beste Freunde erzählen sich immer alles, denke ich mal. Ich hoffe doch, dass sie mir alles erzählt. Aber ist ja auch egal, denn.. ..Ich habe über-übermorgen Geburtstag!!! Das wird Wahnsinn! Ich werde 17! Ich habe mich schon immer auf die 7 hinter der 1 gefreut! Ich weiß zwar nicht wieso, aber ich weiß auch, dass das etwas Großes mit sich bringt. Ich habe da so ein komisches Gefühl im Magen. Und auf meine Empfindungen konnte ich mich schon immer verlassen. Vielleicht heißt das Gefühl auch nur, dass ich mich am nächsten Tag total speiübel fühle, da ich mich so volllaufen habe lassen.

"Bist du noch da?", fragte Cleo.

"Emm, ja klar. Ich bin nur so aufgeregt!"

"Glaube ich dir. Und vergiss ja nicht, deine schauspielerischen Fähigkeiten einzusetzen! Es muss so aussehen, als ob du nichts gewusst hättest, ok?"

"Jaja. Hab ich es schon jemals versaut? Ich denke mit 6 Jahren Übung kann ich schon einiges.", erwiderte ich stolz.

"Ja stimmt. Das hast du Recht."

"Ok, sag mir wann und was es gibt. Und natürlich, wer kommt!", fordere ich sie auf. Cleo erzählt mir noch alles genau bis ins kleinste Detail. Inzwischen ist es 12 Uhr geworden und ich lege mich schlafen. Natürlich habe ich mich noch verabschiedet.

Die nächsten Tage werden immer besser. In der Schule hängen überall Zettel von meiner angeblichen "Überraschungsparty". Aber wenn meine Freunde Flyer verteilen, wie soll es dann eine Überraschung sein? Egal. Meine Eltern sind unter einem Vorwand für einen Tag nach Paris. Ich bin mir sicher, dass sie mir dort mein Geschenk kaufen. Uiii, das wird so toll!

 

3. Kapitel

 Endlich ist der heißersehnte Tag da! Ich hüpfe aus meinem Bett. Hey, ich bin so früh dran, dass der Wecker noch nicht mal geklingelt hat. (Ich habe nämlich einen neuen bekommen:D) Ich gehe ins Bad, um mich fertig zu machen, dann in mein Zimmer, um mir etwas Schönes zum Anziehen zu suchen. Ein kurzes rotes Kleid? Ja, das müsste passen. Und dazu am besten noch schwarze Pumps und den Blazer in der gleichen Farbe. Kritisch betrachte ich mich im Spiegel. Zugegeben, ich sehe hammermäßig aus. Und wie meine Augen strahlen, einfach Wahnsinn. Man merkt, wie sehr ich mich auf diesen Tag freue. Meine Haare lasse ich offen und locke nur die Spitzen ein bisschen.
Ich schlüpfe aus meinem Zimmer und hüpfe die Wendeltreppe in die Küche hinunter. Dabei summe ich leise irgendein Lied vor mich hin, das ich mir wahrscheinlich gerade selbst ausgedacht habe. Unsere Küche ist übrigens von einem berühmten Designer, dessen Namen ich mir aber nie merken kann. Sie ist, wie fast alle Räume in diesem Haus, in schwarz-weiß gehalten, bis auf ein paar Fliesen, die in Knallrot erstrahlen. Am Anfang habe ich gedacht, dass das überhaupt nicht zusammenpasst, aber irgendwie verlieht es dem Raum ein gewisses Etwas.

Ich bin allein in der Küche, da ich so früh schon wach war. Schnell mache ich mir einen Kakao und schmiere ein Nutellabrot. Als ich fast fertig bin, kommen auch meine Eltern. Sie fangen spontan an zu lachen, als sie mich so strahlen sehen.

"Was denn? Ich freu mich eben so auf diesen Tag!", rufe ich und fange dann ebenso an zu grinsen. Jack kommt in die Küche und schaut verwirrt drein. Hat er wohl meinen Gebrtstag vergessen und fragt sich gerade, wieso ich so gut gelaunt bin? Endlich hat er es verstanden, kommt zu mir und umarmt mich dann stürmisch. Leise flüstert er mir 'Happy Birthday' ins Ohr.

Dazu sagt er noch: "Du musst lernen, deine Gedanken bei dir zu behalten!" Auch er lacht jetzt. Ups, ich hatte schon wieder laut gedacht! Kann man das nicht irgendwie abstellen?? Es muss doch Tabletten geben, die gegen meine Fähigkeit helfen, immerhin gibt es heutzutage gegen jeden Mist ein Medikament. Wieso sollten diese Wissenschaftler dann nicht auch Tabletten gegen mein Problem erfinden? Aber egal.

Meine Eltern kommen auch zu mir und umarmen mich. Inzwischen ist mein Bruder fertig mit dem Frühstücken, und wir sind schon auf den Weg in die Schule. Diese ist nicht wirklich groß, und doch geräumig genug, um darin vieleSchüler zu unterrichten. Ich könnte zwar auf die Schule verzichten, aber das geht eben nun mal nicht. Das Gebäude ist in beige gestrichen und die Fenster- und Türrahmen sind gelb. Eigentlich ziemlich hässlich. Aber nicht jeder hat so viel Geld wie ich und kann sich somit alles leisten.

Jack hält mit einer Vollbremsung vor der Schule, auf unserem Stammplatz. Brutal werde ich damit aus den Gedanken gerissen, weil seine Bremsung mich nach vorn schleudert.

"Mann, kannst du nicht aufpassen?", schnauze ich meinen Bruder an. Die Freude von vorhin ist schon verschwunden.

"Chill mal. Ist ja nichts passiert, außer, dass deine Frisur jetzt perfekt sitzt", lacht er. Ich sehe mich im Spiegel an, den ich immer in meiner Tasche dabei habe und es stimmt. Meine Frisur sieht jetzt erst wirklich perfekt aus. Und schon ist meine gute Laune wiederhergestellt. Ich steige aus und werde lachend von meiner Cleo empfangen, die mich, wie jeder aus meiner Clique auch, umarmt und beglückwünscht. Irgendwie lacht heute jeder ein wenig zu viel.

Ich freue mich, dass alle wissen, dass ich Geburtstag habe. Aber eigentlich ist es auch kein Wunder, denn es steht ja überall und Cleo sorgt auch dafür, dass es auch keinem entgeht. Die Stunden ziehen sich hin. Selbst die Lehrer schenken mir ein kleines Lächeln, das ich mal als positiv einstufen würde. Sehr viele Leute aus der Schule gratulieren mir und ich bekomme sehr viele Komplimente für mein Outfit, die mich noch glücklicher machen.
Irgendwann an diesem Tag plage ich mich gerade durch eine Aufgabe von Spanisch, als die Schulglocke klingelt und somit das Ende der Schule verkündet. Juhu!

"Ich erwarte dich um 19 Uhr im Club!" sagt Cleo noch zu mir und ist dann auch schon verschwunden. Ich laufe zum Auto von Jack und lehne mich daran, um auf ihn zu warten.

Plötzlich bekomme ich Bauchschmerzen. Ich krümme mich vor und glaube, dass ich mich übergeben muss. Mir wird kalt und warm zugleich. Die Sicht verschwimmt vor meinen Augen. Ich stelle mich schon auf das Schlimmste ein. Doch so schnell dieser Schmerz gekommen ist, so schnell ist er auch wieder weg. Komisch, das hatte ich noch nie. Ich habe auch noch nie von so etwas gelesen… Schließlich kommt Jack, steigt ein und öffnet mir die Tür. Ich tue es ihm gleich und schon sind wir uns auf den Weg nach Hause. Die vorherigen Schmerzen sind schon längst wieder verschwunden und ich denke auch nicht weiter darüber nach. Viel zu sehr freue ich mich auf heute Abend. Wir kommen zu Hause an und Jack geht gleich in die Küche. Doch ich kann einfach nichts essen, weil ich so aufgeregt bin. Stattdessen gehe ich in mein Zimmer und schlüpfe aus meiner Kleidung, um mir etwas Bequemeres anzuziehen. Hüpfend gehe ich in meinen Kleiderschrank und fange an meine Sachen zu durchwühlen, um ein passendes Outfit für heute Abend zu finden. Dabei habe ich drei Stapel gelegt. Einen für die Kleider, den zweiten für Röcke und den dritten für die Oberteile. So, jetzt kann die Modenschau losgehen.

Ich habe immer große Probleme damit, ein passendes Outfit zu finden. Ihr fragt euch sicher, wieso ich nicht Cleo um Hilfe frage, doch hat sie leider einen völlig anderen Modegeschmack als ich. Nach gefühlten Stunden des Suchens und Anprobierens habe ich endlich ein passendes Kleid gefunden. Es ist tiefgrün und geht mir bis zur Hälfte meiner Oberschenkel. Dazu hat es einen großen Ausschnitt, den ich mit einem Push-up BH noch mehr ausfülle. Hinten geht der Ausschnitt bis zum Ansatz meines Hinterns, ist also sehr gewagt. Doch mir gefällt es. Dazu ziehe ich noch schwarze High Heels an und nehme eine schwarze Clutch. An meinem Arm hängen noch ein paar schwarz-grün Reifen. Dazu trage ich große, grüne Ohrringe. Ich habe mir Smokey eyes gemacht und ein bisschen Lipgloss aufgetragen. Nun muss ich bloß noch meine Haare kämmen und bin dann auch schon fertig.

"Fertig!", schreie ich durch das ganze Haus so laut ich kann und gehe in den Flur. Jack fährt mich nämlich in den Club. Er kommt aus seinem Zimmer, das meinem gegenüber liegt. Er trägt ein schwarzes T-Shirt, das eng anliegt und somit seine Muskeln betont. Dazu hat er noch eine normale Jeans, die ihm aber perfekt steht, und schwarze Chucks an. Er schaut auch mich an und dabei bildet sich ein schiefes Lächeln auf seinem Gesicht. Zusammen gehen wir hinunter und steigen in ein schwarzes Cabrio ein. Unsere Eltern sind arbeiten und kommen erst morgen gegen Abend wieder. Gut für mich, dann kann ich feiern, solange ich will.

Nach zehn Minuten kommen wir im 'Nobel' an. Vor dem Eingang ist ein Türsteher postiert, und davor hat sich schon eine Schlange von Menschen gebildet, die anscheinend darauf warten, hineingelassen zu werden. Klar, wieso sollten sie denn sonst da stehen? Jack führt mich an der Menge vorbei, direkt auf diesen Mann zu. Dermacht macht die Tür vom Club auf und lässt uns hinein treten. Der Club ist groß. Auf beiden Seiten der Tür führt eine Treppe hinauf auf eine weitere Tanzfläche, die im ersten Stock liegt. Die Treppe führt noch weiter hinauf, um dort nur zwei Meter weit hinauszugehen, sodass die Mitte frei ist und man über ein Geländer schauen kann. Das Gleiche ist dann auch noch einen Stock darüber. Doch weiter oben gibt es dann schließlich die VIP Lounge, welche über die ganze Fläche verläuft und einen Boden aus Glas hat. Also kann man alles darunter sehen. Von der Tür geradeaus befindet sich das Mischpult des DJs, rechts davon die Bar, die an der ganzen rechten Seite des Clubs verläuft. An der linken Seite sind Tische und Sitzecken. Ja, der Club ist riesig.

"Aleeex! Du schaust Wahnsinn aus!", so kommt meine beste Freundin angerannt. Ich merke auch an ihrer Stimme, dass sie schon etwas angetrunken ist. "Danke. Du siehst auch nicht schlecht aus!", schreie ich über die laute Musik hinweg zu ihr. Es stimmt, was ich sage. Cleo trägt ein knallrotes, sehr knappes Kleid, bei dessen Ausschnitt ebenso wie bei meinem nicht gespart wurde und sehr hohe High Heels. (Daran merke ich auch, dass sie heute jemanden abschleppen will :D) Überraschenderweise sind schon sehr viele Leute gekommen. Sie tanzen schweißgebadet zum Rhythmus der Musik. Auch ich will gerade auf die Tanzfläche zusteuern, als Cleo mich an der Hand fasst und Richtung Treppe zieht.

"Wir gehen in den VIP Bereich!". Nach etlichen Stufen sind wir endlich oben angekommen. Doch als wir durch die Tür treten, ist es stockdunkel. Hää?? Wieso ist es hier so dunkel? Wieso ist hier kein Licht? Ich bekomme langsam Panik. Was geht hier vor sich? Cleo stößt mir einen Ellbogen in meine Rippen. Ach ja! Meine 'Überraschungsparty'. Habe ich ja ganz vergessen! Okay, ich muss mich jetzt sammeln und überrascht tun.

"Überraschung!", schreien auf einmal viele Leute und fangen auch an, 'Happy Birthday' zu singen, während das Licht endlich wieder angeknipst wird. Die ganze Zeit über stehe ich im Türrahmen neben Cleo, die auch mitsingt. Kaum haben sie fertig gesungen, sage ich gespielt erfreut:

"Wow, danke. Ihr habt eine Überraschungsparty für mich gemacht. Das hätte ich nicht erwartet. Danke Leute, echt nett!". Anscheinend geben sie sich damit zufrieden, denn sie wenden sich wieder ihren Gesprächen zu. Die meisten Leute die hier sind, kenne ich nicht mal persönlich, doch ich glaube, dass sie alle von meiner Schule, oder zumindest von den Nachbarschulen sind.

"Komm, deine Geschenke warten nicht!", lacht Cleo.

"Yeii, Geschenke!" Wir gehen auf einen großen Tisch zu, auf dem viele Päckchen liegen. Kurzerhand reicht Cleo mir das erste und ich mache es auf. Es ist eine schöne Kette darin, die mit viel Gold verziert ist. Aber auch die anderen Geschenke sind der Hammer! Als ich alle ausgepackt und mich bei allen bedankt habe, sage ich zu Cleo, dass ich mal kurz auf die Toilette müsse. Ich bin auf dem Weg nach unten, als mich jemand anrempelt. Ich achte nicht sonderlich auf ihn, sondern sage nur kurz 'Sorry' und gehe weiter in Richtung des Klos.
Aber kaum bin ich durch die Tür, kommt der Schmerz vom Nachmittag zurück. Er sticht in meinem Unterleib wie ein Messer. Es tut so weh! Immer heftiger wird der Schmerz. Es hört nicht mehr auf. Ich falle auf meine Knie, weil ich mich nicht mehr auf den Füßen halten kann. Mich durchfährt immer wieder ein starkes Stechen. Immer und immer wieder. Mich schüttelt es durch vor Schmerz. Ich unterdrücke nur schwer einen Schrei, doch die Tränen kann ich nicht mehr halten. Zum Glück ist keiner hier.

"Au!" Das flüstere ich zwar nur, doch für mich hört es sich an, als ob ich schreien würde. Was passiert mit mir?! Womit habe ich das verdient? Schon wieder durchfährt mich ein Stechen, doch dieses Mal direkt durch mein Herz. Meine Sicht verschwimmt und ich nehme alles nur noch verschwommen wahr. Der Schmerz hört nicht auf. Es fühlt sich so an, als ob ich innerlich verbrennen würde, als würde mich etwas auffressen. Inzwischen blute ich schon aus der Nase, weil es so weh tut. Ich kann es nicht mehr aushalten und schreie meinen Schmerz heraus. Zum Glück ist die Musik so laut, dass mich keiner hören kann. So schreie ich immer wieder und immer lauter. Doch der Schmerz hört einfach nicht auf. Nach ewigen Minuten, liege ich auf dem Boden und weine nur noch, da ich keine Kraft mehr zum Schreien habe. Ich spüre meine Zehen und Finger nicht mehr. Es fährt immer weiter hoch, bis ich meinen ganzen Körper nicht mehr fühlen kann. Alles ist taub, doch es tut noch immer weh.
Was geschieht mit mir? Was habe ich nur getan? Wieso? Die Dunkelheit schleicht sich immer mehr hervor. Bis jetzt habe ich noch versucht dagegen anzukämpfen, denn ich weiß, wenn ich nachgebe, ist alles vorbei. Doch sie lässt mich einfach nicht mehr los und zieht mich weiter hinunter. So bleibt mir nichts mehr anderes übrig, als mich geschlagen zu geben. Meine Augen schließen sich und ich höre nichts mehr. Ich gebe mich voll und ganz der Dunkelheit hin, denn dort ist kein Schmerz.

Das Letzte, was ich noch denken kann, ist 'Shit'.

4. Kapitel

Verdammte Scheiße! Was soll das?! Wieso kann ich mich nicht bewegen?! Mit diesen Gedanken wache ich auf. Es stimmt, ich kann mich wirklich nicht bewegen! Als Erstes will ich meine Augen öffnen, um zu sehen was hier los ist, doch auch das geht nicht. Stattdessen spüre ich starke Schmerzen am ganzen Körper, doch am meisten am Kopf. Oder in meinem Kopf? Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin und ich weiß auch nicht, was passiert ist. Es ist alles so verwirrend.
Ich versuche immer wieder, meine Augen zu öffnen, doch leider ohne Erfolg. Langsam spüre ich Kälte, die über meinen ganzen Körper kriecht und anscheinend nicht mehr verschwinden will. Aber es hat auch etwas Gutes an sich, wenn ich diese Kälte spüre, nämlich, dass ich dann weiß, dass ich nicht tot bin. Doch wäre das auch nicht mal so schlimm gewesen, weil mich die momentane Situation, in der ich einfach nur liegen kann, unheimlich stört und ich nicht fähig bin, etwas zu tun. Aber.. nein. Ich will nicht sterben und ich bin auch nicht gestorben, also geht es weiter. Ich glaube mein Kopf platzt gleich, so stark ist jetzt der Schmerz. Einfach nur unerträglich. Am liebsten würde ich mir die Hände an den Kopf halten und schreien, so laut ich kann. In der Hoffnung, dass mich jemand hört oder einfach nur, dass es endlich aufhört, so weh zu tun. Aber es ist wohl nur verschwendete Kraft, daran zu glauben. Ich muss doch etwas gegen diese Starre tun können!

Ich schneide mit meinem Gesicht eine Grimasse, jedenfalls glaube ich das. Und siehe da! Ich kann meine Augen wieder öffnen. Yipiiieee. Geht doch! Doch das, was ich sehe, ist nicht gerade erfreulich. Ich liege auf dem Boden, auf kalten Fliesen. Das muss also die Kälte gewesen sein, die ich gespürt habe. Liege ich in einem Bad? Und dann fällt mir wieder die ganze Geschichte ein.
Die haben mich doch gar nicht mal bemerkt und einfach auf dem Boden liegend im Klo vergessen! Das kann doch nicht wahr sein! Habe ich denn etwa keine Freunde? Wütend schaue ich mich um und sehe, dass alles nur beschmutzt ist. Ich liege also auf dem beschissenen Boden eines Klos! Aber bewegen kann ich mittlerweile wieder. Vorsichtig versuche ich erste Regungen und siehe da: mir fehlt nichts! Meine Wut ist verschwunden und an ihre Stelle tritt Freude, weil mir nichts Schlimmeres passiert ist. Aber bereuen würden „meine Freunde“ es dennoch, mich einfach hier vergessen zu haben! Schnell setze ich mich auf, für meinen Kopf leider etwas zu rasch, weil er nun noch mehr als vorhin pocht. Ich halte es nicht mehr aus und schließe meine Augen für Sekunden, Minuten, bis es mir wieder besser geht. Als es soweit ist, beschließe ich, nach Hause zu gehen.
Doch vorher schaue ich noch in den Spiegel, um mein Aussehen zu überprüfen. Dort sehe ich nicht wirklich mich, sondern eine junge Frau mit absolut zerzausten Haaren, zerrissener Kleidung und verlaufener Schminke. Das Schlimmste kommt, als ich ihre Augen sehe: Sie sind rot! ROT! Scheiße! Aber sehen sie auch nicht so aus wie nachdem man Drogen genommen hat. Nein, meine Augen sind feuerrot! Das kann doch nicht sein! Vielleicht hat mir jemand Drogen untergeschmuggelt und ich habe dann geweint! Das wird es sein! Aber wann soll denn mir jemand Illegales verabreicht haben? Als ich bewusstlos auf dem Boden lag? Getrunken habe ich ja nichts. Ja, ich glaube so wird es sein! Und die Schmerzen habe ich mir nur eingebildet, bis auf die im Kopf, denn die kommen von den Drogen. Das rede ich mir immer wieder ein und schlussendlich stehe ich einfach auf und versuche zu vergessen, was passiert ist. Weil mir so etwas eh nie wieder geschehen wird.

Entschlossen von diesem Gedanken stehe ich auf und gehe aus dem Bad. In dem Club ist alles dunkel. Die Lichter sind ausgeschaltet. Sie haben dicht gemacht und niemand schaut in die Toilette!? Wahnsinn! Ich spüre etwas in meiner Tasche vibrieren. Mein Handy. Ich schaue auf das Display, das gerade hell aufleuchtet und stelle fest, dass es sieben Uhr morgens ist. Auch steht da, dass ich 5 verpasste Anrufe und 21 SMS habe! Mich hat wohl doch jemand vermisst. Da ich keine Lust habe alle durchzulesen, lösche ich sie einfach und hoffe, dass da nichts Wichtiges drin steht. Momentan habe ich wirklich größere Probleme. Wie komme ich hier raus? Mithilfe meines IPhones gelange ich zur Vordertür: verschlossen. Dann zur Hintertür, die ist zum Glück offen.

Glauben die Besitzer wirklich, dass eine verschlossene Vordertür die Einbrecher aufhält? Schnell gehe ich hinaus in die kalte, frische Morgenluft. Ich atme tief ein und mache mich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen betrete ich als Erstes die Küche, um mir ein Sandwich zu machen, das ich mehr oder weniger hinunterschlinge. Dass ich total wirklich hungrig bin, fällt mir erst jetzt auf. Deswegen beschließe ich, mir ein paar Nudeln zu kochen. Ich weiß, was ihr jetzt denkt: Nudeln am Morgen? Igitt. Und dieser Meinung bin ich eigentlich auch, doch ich habe einfach zu großen Hunger und irgendwie Lust, sodass mich niemand mehr von meinem Vorhaben abbringen kann. Die Nudeln kochen dahin, langsam. Deshalb entscheide ich mich, mich umzuziehen.

Ich gehe in mein Zimmer und bleibe vor Schock im Türrahmen stehen. Schock! Sehr großer Schock! Ich bewege mich kein Stück. Ich kann es einfach nicht fassen! Da liegt doch tatsächlich mein Bruder mit einem fremden Mädchen auf MEINEM Bett! Ich drehe gleich durch! Wie kann er nur? Wenn er schon seine Schlampen hierher bringt, dann doch bitte in sein Zimmer und nicht in MEINS! Ich kann es einfach nicht fassen! Anstatt sich Sorgen um mich zu machen, weil ich nicht mehr aufgetaucht oder so bin, fickt er heilig ein Mädchen in meinem Bett!
Doch da ich heute einen meiner 'guten' Tage habe, überrasche ich sie einfach mal. Ich habe nämlich auch schon einen guten Racheplan... Da ich weiß, dass mein Bruder einen sehr tiefen Schlaf hat, denn ich habe einmal Trompete gespielt... ach, das ist eine ganz andere Geschichte. Jedenfalls weiß ich auch, dass man nach einem One-night-stand entweder gut oder schlecht schläft, und ich hoffe mal, dass dieses Mädchen schlecht geschlafen hat und deshalb schnell aufwacht, sonst müsste ich meinen Plan ändern.
Ich klopfe an die Tür, die ja bereits offen steht und räuspere mich kurz. Und siehe da: Sie wacht tatsächlich auf!

"Hey! Na, gut geschlafen?", frage ich ganz höflich und scheinheilig (das ich eigentlich überhaupt nicht bin) und tue so, als sei ich ehrlich an ihrem Leben interessiert.

"Emm.." Oh, armes kleines Ding, sie ist verwirrt und weiß nicht, was sie sagen oder tun soll. Da muss ich ihr doch ein bisschen weiter helfen!

"Kannst ruhig Ja sagen. Ist ja nicht schlimm, dass… ist auch egal." 

"Ja. Und was?". Anscheinend hat sie ihre Sprache wiedergefunden und somit auch ihr Selbstbewusstsein.

"Dass du mit meinem Freund geschlafen hast…" Peinlich berührt unterbricht sie mich.

"Shit, tut mir leid. Das wollte ich nicht! Ehrlich! Es tut mir so leid. Bitte." Wenn sie es tut, dann darf ich es doch auch!

"Still! Lass mich ausreden. Dass du mit meinem Freund geschlafen hast und das auch noch in meinem Zimmer und Bett ist schon mal nicht gerade erfreulich. Aber dass er das tut, gleich nachdem er mit mir Schluss gemacht hat, ist wirklich eine Frechheit. Ich wusste nicht, dass ich ihm so wenig bedeutet habe. Ich bin nur noch eben hergekommen, um meine Sachen zu packen, da wir erst kürzlich zusammengezogen sind.", erzähle ich ihr mit Tränen in den Augen. Ich sehe, wie sich etwas in ihr tut und sie sich beschließt sich anzuziehen und mich zu umarmen. Ich erwidere ihre Umarmung, alles andere wäre ja unhöflich! (:D)

"Komm, ich mache dir einen Kaffee und dann reden wir miteinander" sagt sie traurig.

"Klar." Sie scheint Schuldgefühle zuhaben. Aber das wäre bei mir nicht anders, wenn ich mit dem 'Freund' einer anderen geschlafen hätte, oder zumindest mit einem Ex-Freund. War nur ein Witz… ich hätte keine Schuldgefühle. Ich würde nur darüber lachen und denken: Tja… Pech gehabt, Süße. Zusammen gehen wir in die Küche, wo sie mir tatsächlich einen Kaffee macht.

5. Kapitel

Ich mag eigentlich ja keinen Kaffee, aber würge ihn trotzdem runter. Währenddessen haben wir kein Wort gesprochen und darüber bin ich auch froh. Wenigstens kann ich jetzt meinen Gedanken nachhängen.
Wieso soll Jack es nicht bis in sein Zimmer geschafft haben? Das ergibt keinen Sinn. Seines ist meinem gegenüber, also... fünf Schritte entfernt? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es nicht weit ist, denn als ich klein war, bin ich immer in sein Zimmer gerannt, wenn ich schlecht geschlafen habe oder mitten in der Nacht aufgewacht bin. Dann habe ich mich zu ihm gelegt und unter der Decke an ihn gekuschelt. Meistens hatte ich auch noch mein Lieblingskuscheltier vergessen und Jack musste aufstehen und es holen. Ohne meine grüne Kuh konnte ich einfach nie einschlafen. Sie ist weiß und grün gefleckt mit zwei süßen Hörnern auf der Stirn und einem Glöckchen um dem Hals, das aber nie klingelt. Warum und wieso weiß ich auch nicht. Ich habe sie immer noch, sie liegt neben mir in meinem Bett.

„Viel Glück noch. Und noch einmal: Es tut mir unendlich leid.“ Dann höre ich nur noch eine Tür zuschlagen und das war es.

Hä? Was war das denn jetzt? Egal. Ich muss mich mal umziehen gehen, denn ich stecke ja immer noch in diesem verdreckten Kleid. Aber irgendwas ist doch noch! Ich habe etwas vergessen, aber mir fällt einfach nicht ein was! Was habe ich denn vergessen? Egal. Wird mir schon wieder einfallen. Ich gehe die Treppe rauf zu meinem Zimmer und öffne schwungvoll die Tür.

„AU!“ Was ist denn jetzt? Ich mache die Tür zu und schaue mich im Zimmer um, wo das Geräusch hätte herkommen können und da sehe ich Jack. Warum Jack? Er liegt auf dem Boden hinter meiner Tür, die ich vorhin aufgeschlagen habe. Wahrscheinlich habe ich ihn getroffen. Was macht er hier?...
BÄM. Da trifft mich die Erinnerung. Wieso bin ich denn nur so vergesslich? Ich wollte doch meine Rache planen und jetzt? Alles vorbei. Ich kenne ja nicht mal die Adresse von seiner Bettfreundin und den Namen auch nicht. Vielleicht kann ich es aus Jack rauspressen... Jemand räuspert sich, um sich meine Aufmerksamkeit zu verschaffen, weil ich sicherlich wieder mal total bescheuert in die Leere gestarrt habe, wie ich es immer mache, wenn ich meinen Gedanken nachhänge. Ich schaue zu Jack, der sich in der Zwischenzeit aufgerichtet hat. Er trägt nur eine    Boxershorts und will, so wie es aussieht, aus meinem Zimmer verschwinden. Aber so leicht lasse ich ihn nicht davon kommen! Ich spüre schon, wie die Wut in mir hochsteigt. Heute wird wieder mal so ein Tag, an dem ich meine berühmte Rede halte.

„Du hast wirklich in meinem Zimmer mit einem fremden Mädchen geschlafen? Mir wäre es ja egal, wenn du das in deinem Bett machen würdest, aber in meinem?? Ich verstehe das nicht. Wie konntest du nur? Es wäre nicht weit in dein Zimmer gewesen, aber nein, du musst ja unbedingt mit ihr in meinem Bett ficken! Kennst du sie überhaupt? Nein sicher nicht, denn wenn dich jemand besser kennenlernen würde, könnte er niemals im Leben mit dir schlafen, weil du bist.. du! Das ist schon Grund genug es nicht zu tun. Was fällt dir nur ein, es in meinem Bett zu tun? Wer hat dir überhaupt erlaubt, in mein Zimmer zu gehen? Nenn mir gefälligst einen guten Grund, wieso du es getan hast, sodass ich dir nicht an dir Gurgel springe?!“ (Ich weiß, ich übertreibe gern.)

In mir staut sich so viel Wut an, am liebsten würde ich losheulen, warum weiß ich auch nicht. Mir wird ganz warm, so als ob ich innerlich brenne, nur tut es nicht so weh, es ist eher ein... angenehmes Gefühl. Klar, viele werden jetzt denken, dass das gar nicht angenehm sein kann, aber ich weiß es ja auch nicht. Es ist einfach so. Meine Augen brennen und mein Herz fängt schneller an zu klopfen, als ob es etwas erwarten würde.

„Bei mir war so ein Chaos, da dachte ich mir, dass es dir nichts ausmachen würde...“, sagt Jack langsam und vorsichtig. Ich glaube, er spürt auch meine Aufregung und versucht, mich jetzt zu beruhigen. Aber das kann er vergessen, schließlich hat er es ja auch nicht anders gewollt.

„Hey, es tut mir ja leid, aber du schuldest mir noch 20 Euro und ich dachte, das hier wäre eine gute Gegenleistung, sodass du mir nichts mehr zurückzahlen musst..?.“ Okay, das war jetzt zu viel. Wie kann er nur?! So eine Scheiße zusammenlabern und dann auch noch etwas, das überhaupt nicht stimmt! Ich habe ihm das Geld erst vorgestern zurückgegeben! Ich kann es einfach nicht fassen. Jetzt ist Schluss, er hat eine Grenze überschritten, er ist zu weit gegangen. Meine Hände fangen an zittern und mein Bruder reißt seine Augen weit auf, doch darauf kann ich mich jetzt nicht konzentrieren. Ich weiß zwar nicht wieso, aber mein Verstand hat sich verabschiedet, mein Körper hat allein die Kontrolle über mich übernommen.
Ich.. was passiert mit mir? Aber ich kann es mir nicht beantworten, denn alles in mir schreit danach, hinausgelassen zu werden. Wohin? Keine Ahnung. Was? Weiß ich nicht. Da ist nur das Gefühl. Mir wird ganz heiß, ich fange immer mehr an zu zittern und die Hitze steigt. Meine Hände strecken sich in Jacks Richtung aus, der sich inzwischen von mir fortbewegt hat, dabei hingefallen ist und somit jetzt auf dem Boden sitzt. Er hält die Hände vor sein Gesicht und doch kann ich sehen, wie sich in seinen Augen der Schock widerspiegelt. Ich schreie nach Hilfe, doch kein Wort verlässt meinen Mund. Diese Hitze macht mich verrückt! Sie ist so heiß, aber doch irgendwie angenehm. Meine Hände bewegen sich immer weiter in seine Richtung. Genau wie meine Füße. Jack rutscht auf dem Boden weiter nach hinten, bis er an die Wand stößt und somit keinen Ausweg mehr hat. Ich will das doch auch nicht! Ich will meinem Bruder nicht wehtun! Aber mein Körper hört nicht auf mich, so viel ich mich auch gegen seine Handlungen wehre. Meine Füße bleiben stehen, als ich ungefähr einen Meter, oder zwei?  hinter mich gebracht habe. Ich bin stehen geblieben, das heißt doch, dass mein dämonenbesessenes Ich wieder auf mich hört, oder? Nein. So ist es leider nicht.
Denn plötzlich steht mein Zimmer in Flammen. Was? Das geht nicht? Ich liebe mein Zimmer! Wo soll ich denn die Möbel wieder herbekommen? Die waren Einzelstücke! Auch meine Arme fangen Feuer. Ist es nicht schon genug, wenn nur mein Zimmer in Flammen steht? Nein? Ich sehe an mir herunter. Ich stehe in Flammen! Wie..?! Aber meine Kleidung ist noch dran und unversehrt. Das geht doch nicht, das hat doch alles keinen Sinn! Das ist physikalisch unmöglich. Das Feuer im Zimmer wird immer größer, nur ein Platz steht noch nicht in Flammen, nämlich der, wo mein Bruder sitzt. Meine Augen reißen sich auf und brennen. Es ist ein Gefühl, als ob ich weine, doch das, was aus meinen Augen kommt sind keine Tränen, nein. Es ist Feuer, das spüre ich. Und plötzlich steht auch mein Bruder in Flammen und schreit sich die Seele heraus. Er brüllt so laut und so schmerzverzerrt immer wieder meinen Namen. Wie kann ich nur? Meinen eigenen Bruder töten! Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Lass es aufhören! Bitte! Jack schreit immer noch und dann ist es still. Das Feuer an mir ist verschwunden. Das Zimmer ist wie immer, auch die Möbel sind unversehrt. Und Jack ist verschwunden. Das darf nicht sein! Schon wird alles finster um mich herum. Vor Erschöpfung gebe ich mich der Dunkelheit hin und falle um.

Impressum

Lektorat: Regina Meißner
Tag der Veröffentlichung: 04.04.2013

Alle Rechte vorbehalten

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