Weiße Haare
Erinnerungen an die Eltern der Eltern
Wieder einmal sitze ich in der Abendstille
bei Kerzenlicht, Trauer im Zimmer eine
stille Einsamkeit, hinblickend nach den
Bildern an der Wand, worin die Lieben
der Familie abgebildet sind und denke
wehmutsvoll mit leichtem Schauer an sie
und meiner Kindheit schöne Zeit, und freue
bei dem schlichten Paar in Tracht, ganz so,
wie bei dem Klang der Sonntagsglocke
die Frommen auf den Kirchweg sich gemacht.
Schon rief die Turmuhr den Wechsel im Geläut
schallen die Glocken, die Mitternacht. Doch
wie ich länger nach dem matten Blauen der
Augen sehe, wird es mehr und mehr beseelt,
und mich erfasst ein leises Geistergrauen,
worin sich die Freude und stille Scheu
vermählt. Ja, dieses glanzlose starren
der Augen schauen herüber schon aus einer
andern Welt. Ihr Blicke, wie gut und bieder,
so leben sie noch fort in unserer Erinnerungen
Mitte, wenn auch der Tod die Teuren früh
entreißt und lächeln von der Wand die
stillen Schatten, fast als wären sie Nah.
Bilder einer "Heilen Welt" und Bilder einer
Zeit des größten Verbrechens mischen sich
in dem vergilbten Alben der Großeltern.
Für uns Kinder war der Zweite Weltkrieg
nicht im Bewusstsein, außer das alle im Krieg
waren.
Der Großvater Väterlich Seite
Bei den Besuchen der Trafik, es gab außer
Tabakwaren und Zeitungen wie Zeitschriften,
Gruß und Postkarten, auch Schulsachen zu
erwerben, darum kamen wir ab und zu vorbei,
erzählte uns der Besitzer immer wieder
die gleichen Geschichten vom Großvater und
ihm, er war Kommandant und der Großvater
sein Chauffeur, und es klang immer heraus
als sei es die schönste Zeit gewesen.
(Was wir Kinder damals nicht verstanden
und heute nicht nach vollziehen können)
Und der Tabakgeruch seiner Pfeife.
Der Großvater auf Besuch
Er kam immer zu uns, wenn er es zu Hause
nicht mehr aushielt (erfuhren wir erst
Jahre danach von der Mutter), weil seine
Frau ein nicht einfacher Mensch war.
(Verharmlost ausgedrückt) und blieb,
solange es ging, half der Mutter im
Haushalt und las stundenlang Zeitungen.
Und stets hatte er eine hölzerne Kiste
bei sich in der befanden sich Zigarren
aus Marzipan für uns Kinder. Er starb
im Alter von 73. Jahren und für uns
Kinder viel zu Früh, dadurch blieb
nur die Erinnerung eines Gütigen
Großvaters, der wenn er bei uns war,
eine glückliche Seele.
Großvater Mütterlicher Seite
Vor der Tür stand ein alter Mann mit
dem weißesten Haar, das ich je gesehen
habe, bis heute. Er fragte nach der
Mutter, die uns Kinder gleich nach
draußen schickte zum Spielen. Wir
dachten nicht darüber nach was das
Stunden später ging die Mutter auf
die Sparkasse und nahm uns mit,
sie legte auf den Schalter Geldnoten,
die wir zuvor nie gesehen haben.
(Es waren D-Mark) es dauerte einige
Minuten dann kam der Kassierer mit
Schillligen, ein ganzer Haufen,
wir Kinder staunten.
Zu dieser Zeit lebten wir mit der
Mutter schon allein
Am Abend besuchten wir den Eisverkäufer,
der sein Geschäft in einer Garage betreib,
in einer Garagengasse, und einige Tische
aufgestellt hatte. Es war das beste Eis
auf der ganzen Welt und es gab es nicht
jeden Tag, aber von diesem Tag an, als
der weißhaarige Mann uns besuchte,
öfters. In den nächsten Jahren kam er
einmal im Monat, es war der Vater unserer
Mutter, also unser Großvater, doch mit
uns Kindern gab er sich nicht ab,
die beiden sprachen immer allein, und
wenn er wieder abreiste, ging die Mutter
immer auf die Bank. Später erfuhren wir
das er erst als der Bauernhof übergeben
war und er seinen Austrag hatte, uns
besuchen konnte, als wir etwas größer
waren, führen wir mit den Rädern über
die grüne Grenze zum ihm in sein kleines
Haus. Es gab uns immer viel zu viele
Jausen mit. Doch in das Große Bauernhaus
kamen wir nie.
(Als unsere Mutter 16 Jahre war wurde sie
Schwanger und die Familie brach mit ihr
man schickte sie Fort. Und sie kam in
ein Hotel zur Kochlehre das Kind in ein
Heim.)
Großmutter die Hexe
Die Großmutter väterlicher Seite war
eine kleine schwarzhaarige Hexe, und
das ist die Wahrheit, nach dem Tod
ihres Mannes war ihr ältester Sohn
unser Vater für sie ein und alles,
darum mochte sie uns Kinder nie, wenn
sie mal, und das war selten
(Gott sei Dank) zu Besuch war oder auf
uns aufpasste, weil die Eltern ausgingen,
erzählte sie uns die schauerlichsten
Geschichten, (und das Tat sie mit großem
Vergnügen und purer Absicht) sodass wir
ängstlich kauernd unter der Decke auf
die Rückkehr der Eltern wartenden.
Großmutter die Einzelgängerin
Die Großmutter mütterlicher Seite war
eine große weißhaarige Frau, getrennt
von ihrem Mann lebte sie unterhalb von
Maria Plain, in einer kleinen Wohnung,
ich lernte sie er mit 12 Jahren kennen,
weil sie mit der Familie gebrochen hat,
und mit ihrer jüngsten Tochter unserer
Mutter schon als diese 16 war. Sie
arbeitete in eine Fabrik und war in
der Partei, ich besuchte sie danach
öfters und ich mochte sie gerne, leider
starb sie 3 Jahre später.
Beim Schreiben viel mir auf das Unsere
Großeltern beider Seiten keine glücklichen
Ehen hatten. Und das durch den frühen Tod
unserer Eltern, unsere Kinder keine
Großeltern haben, unserer Seite.
Sind Lügen jemals Fair?
Der Großeltern Mähr.
Es wird den Kindern so viel erzählt und
viel verschwiegen, weil man der Meinung
ist, dass es nur gut für die Kinder ist,
doch Kinder werden größer und fangen an
nachzufragen oder nachzuforschen, was
die Wahrheit ist. Sogenannte Familien
Geheimnisse können oft Katastrophen
auslösen oder die Seele von einer
Lebenslüge befreien.
Natürlich hätte ich meine Großeltern gerne
länger gehabt, aber so ist halt das Leben.
Wir hatten eine schöne Kindheit, weil wir
die tollste, stärkste, lustigste und
liebste Mutter hatten.
Texte: Renato Franco
Bildmaterialien: Zeno.org/Postkarte/LiezenzGemeinfrei
Tag der Veröffentlichung: 06.03.2012
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