Die Dornen der Rose
Was nährt dein Bangen und nässt
dein Auge, trübe und sorgenschwer
zur nahen und fernen Zukunft hin,
es schwebt ja noch der Engel
reiner Liebe und lässt aus Tränen
hehre Perlen entstehen, habe
Vertrauen zu ihm, und lass das
bittere Sorgen. Des Engel Weg
ist lauter Güte und Licht.
Wer weiß, wie nahe dir ein schöner
Morgen, erlebe dich, Seele, und
verzage nicht, ja, stehe fest in
deinem Glauben und will es dir
auch scheinen, als ob der Unmut
sich dir verschwor, der Engel Gnade,
sie verließ noch keinen, wenn nur
das Herz ihre Glut nicht verlor.
Wo die Geduld zu Hause ist, trägt
die Seele freudige Zuversicht,
dann wird dir es nie an Trost und
Hilfe fehlen, gibt es doch ohne
Dornen keine Rose und keinen Morgen
ohne nächtliches Fragen, sind auch
die Gemüter gemischt, wie vergänglich
ist das Erdenlos, Spiel und Gesang.
Was nährt die Geborgenheit, als
der Gleichmut einer Seele, nach
Mühe und Kampf, nach Jugend und
Alter, darf man das Leben erst
nach seinen Dornen beurteilen.
Des Lebens Gleichgewicht, ein
nehmen und geben, ein lieben und
achten, ein Schaffen und bewahren.
Lass die Flamme von Zweifel sich
niedrig halten.
Wer weiß, dunklen Tage fliehen,
bald wird es anders werden,
Regenbögen lassen die Sonne
erst so richtig glänzen.
Ein steter Wechsel ist auf Erden,
auch wenn die Rosenblätter welken
und die Dornen fallen, nur wenn
die Wurzel stark ist, lebt sie.
Wo ein Vertrauen wird, aufgebaut,
ebnet sich ein Weg, wie nahe stehen
sich Glück und Pech, Freude und
Trauer Schönheit und Verfall,
Rosenstolz und Dornenstich, es
wird ein neues Erblühen geben, was
himmlisch ist, bleibt ewig neu,
was irdisch ist, ist vergänglich.
Was nährt die Engel, die Reinheit
der Liebe, ein schöner Morgen im
neuen Licht, ist wie eine Geburt,
eine Rose ohne Dornen ist nur
oberflächlich, denn der Dorn gibt
der Rose erst ihren Charakter,
so wie unsere Schwächen unserem
Dasein eine Persönlichkeit schenken.
Texte: Renato Franco
Bildmaterialien: piqs.de/fotos/Rosenensemble
Tag der Veröffentlichung: 02.03.2012
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