Bald weile ich unter Euch
Bald weile ich unter Brücken im Sand,
bald an der Baustelle nackter Wand,
doch nirgend finde ein Ruhe ich.
Von einem Ende zum Anderen der Stadt
treibt man mich, den Obdachlosen,
stoßt man fort und heißt ihn weiter
ziehen. Ist doch nicht schön
anzusehen vor den Touristen heile
Welt Bild der Neonlichtern über
flutenden Auslagen, wie weit ist
die Himmelsgüte hier auf der Erde
wenn das Kirchenhaus versperrt,
man keine Bank zur Ruhe gewährt,
was bin ich als Mensch noch wert,
dreht sich meine Welt nicht mehr
rund. Bin Reich oder Schön bin ich
gern gesehen, bin ich Arm und Krank
werde ich sogleich verbannt,
vielleicht werde ich im Narrenkleid
anerkannt.
Bald weile ich auf der Wiese am See,
bald an der Tanne im dichten Wald,
doch nirgends finde Ruhe ich.
Von der Kälte vertrieben in der
Gesellschaft übrig geblieben weiter
ziehen. Ist doch nicht schön
anzusehen vor den Touristen heile
Welt Bild der Neonlichter über
flutenden Auslagen, wie weit ist
die Himmelsgüte hier auf der Erde,
wenn das Bankhaus versperrt, man
keinen Kredit zur Selbsthilfe gewährt,
was bin ich als Mensch noch wert,
dreht sich meine Welt nicht mehr
rund. Bin Reich oder Schön bin ich
gern gesehen, bin ich Arm und Krank
werde ich sogleich verbannt,
vielleicht werde ich im Narrenkleid
anerkannt.
Bald weile ich unter Euch ihr Toten
man hat mir eine Grube angeboten,
weit ab vom Kulturgetriebe der
Stadt, ganz am Friedhofsrand, dort
sei meine Ruhestätte ins Armengrab
hat man mich verbannt, in der Kiste
verbrannt, das Narrenkleid darüber
gespannt.
Tag der Veröffentlichung: 23.12.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Text von Renato Franco