Gedanken zu Allerseelen
Dumpfe Glockenstimmen durch wehende
Lüfte schwimmen läuten es in alle
Weiten, der goldene Herbst raschelt
durch das bunte Laub, für die Seelen
wir wieder schön gemacht, so ein
Treiben auf dem Friedhof zum Glanz
der Toten, da entflieht die Ruhe
über die Mauer und sucht im nahen
Wald sich ein stilles Plätzchen.
Zurück vom Friedhof an einem grauen
Novembertag die Grabeskälte lässt
die Hände noch zittern vom Besuch
der Verschiedenen, auch wenn viele
Jahre schon verstrichen, der Schmerz
des Abschieds zuckt in des Herzens
Adern, suchte ich die Ruhe vor dem
wärmenden Kamin und entschlief im
Gedanken an mein Leben.
Im Schein des Feuers versank mein
Geist von tanzenden Flammen umringt
blätterte er im Buch der Erinnerung.
Die Mutter und der Vater auf dem
Hochzeitsbild, groß war ihre Liebe,
sie schenkte fünf Kinder das Leben
um so schmerzlicher der frühe Tod
durch schwere Krankheit, es sind
ihnen gefolgt auch zwei Brüder in
jungen Jahren auch sie mussten der
Krankheit sich ergeben.
* * * * *
Beim Sterben
Die Wahrheit einer Unheilbarkeit
und das Elend der Hilflosigkeit,
ein Mensch wie du und ich, nur
ängstlich und zweifelnd, erfüllt
von einer Sehnsucht, als Mensch
behandelt zu werden und mit der
Bitte im Sterben zu erleben eine
wärmende Nähe in Geborgenheit.
Die Wahrheit einer Unheilbarkeit
und das Elend der Hilflosigkeit,
ein Mensch wie du und ich, nur
sterbend und scheidend, erfüllt
von einer Sehnsucht, als Mensch
behandelt zu werden und mit der
Bitte im Sterben zu erleben eine
wärmende Nähe in Geborgenheit.
Die Wahrheit einer Unheilbarkeit
und das Elend der Hilflosigkeit,
ein Mensch wie du und ich, nur
isoliert und aufgegeben, erfüllt
von einer Sehnsucht, als Mensch
behandelt zu werden und mit der
Bitte im Sterben zu erleben eine
wärmende Nähe in Geborgenheit.
Die Wahrheit einer Unheilbarkeit
und das Elend der Hilflosigkeit,
ein Mensch wie du und ich, nur
dem Tod Ausgelieferter, erfüllt
von einer Sehnsucht, als Mensch
behandelt zu werden und mit der
Bitte im Sterben zu erleben eine
wärmende Nähe in Geborgenheit.
* * * * *
Beistand
Wenn es so weit sein wird mit mir,
wünsche ich mir einen Engel um mich
der Bleibe still neben mir, in dem
Raum, nimmt die Angst, die mich
schreckt, aus dem Traum, singt ein
Ave Maria vor sich hin, das ich mag,
seit ich Denken kann und dann erzählt
er mir von dort Oben, wie der Himmel
für jeden einen Stern anzündet.
Wenn es so weit sein wird mit mir,
wünsche ich mir einen Engel um mich
die Stimme verstummt, die Tränen
versickern und das Gesicht wird starr
mein Engel nimm mit den letzten
Lebenshauch und bewahre ihn gut für
mich auf, bis wir auf die Erde
wiederkehren.
* * * * *
Aufrecht durch das Leben gehen
und aufrecht dem Tod entgegen
sehen. Aufrecht durch das Leben
gehen und aufrecht dem Tod
gegenüberstehen.
Engel der Hoffnung lass mich in
den letzten Stunden meines Lebens
nicht allein.
Engel der Hoffnung bleibe bei mir,
wenn mich Zorn, Angst, Traurigkeit
und Verzweiflung heimsuchen.
Engel der Hoffnung, hilf mir, zum
Frieden hindurchzugelangen. Denke
nicht, wenn Du ratlos an meinem
Bette sitzt, dass ich tot sei.
Engel der Hoffnung erzähle mir was,
was es mir leichter macht, mich zu
trennen.
Engel der Hoffnung halte meine Hand,
so vieles, fast alles, ist mir jetzt
nicht mehr wichtig.
Engel der Hoffnung küss mir die Stirn,
weil ich noch Zeichen deuten, kann
es ist mir wichtig.
Engel der Hoffnung ich wünsche mir ein
Gebet mit dir, kein Klagen nur einen
Dank an das Leben.
* * * * *
Rechte des Lebens und des Sterbens
Recht auf Gefühl und Recht auf Emotion
Recht auf Entscheidung und Recht auf
eigenen Willen
Recht auf Liebe und Recht auf Hoffnung
Recht auf Wahrheit und Recht auf
Antworten
Recht auf Individualität und Recht
Zeugung
Recht auf Widerspruch und Recht auf
Zuspruch
Recht auf Leben und Recht auf Sterben
Recht in Würde behandelt zu werden.
Recht auf Frieden und Recht auf Sein
Recht in Würde behandelt zu werden.
Recht auf Akzeptanz und Recht auf
Anerkennung
Recht auf Hilfe und Recht auf Beistand
Recht in Würde behandelt zu werden.
* * * * *
Es wird still
Es ist so still, seit du gestorben bist,
kein morgendlicher Kuss so furchtbar
still, bis auf die Wanduhr, ist den ihr
viel zu lautes Ticken eine Drohnung, du
wirst die nächste sein, die nächste sein,
die nächste.
Die Stunden am Tage, wo du zur Arbeit
warst, hatten für mich die Möglichkeit,
es dir schön zu machen, du liebtest
geordnete Sachen, die Zeit, die übrig
blieb, war ich gern allein.
Nun kann ich tun und lassen was ich will,
wie teilte ich nach deinem Gehen den Tag
mir ein und jede Stunde zu viele Minuten
hat, gibt es doch nichts, was mir Freude
breitet, all unsere Gemeinsamkeit, heute
bin ich nicht gern allein.
Es ist so still, seit du gestorben bist,
kein morgendlicher Gruß so furchtbar
still, bis auf den Wasserhahn, ist den
sein zu lautes Tropfen eine Drohnung, du
wirst die nächste sein, die nächste sein,
die nächste.
* * * * *
Trotzig und Kalt
Die Einsamkeit
hat keinen
Sekundenzähler
und auch keinen
Rückrufwähler
und sie kennt
auch kein
vielleicht
und kein
bis dann.
Sie ist nur
trotzig und kalt
grimmig und alt
wie die knorrige
Eiche abseits
vom Wald.
Die Einsamkeit
hat keinen
Wärmespender
und auch keinen
Herzenssender
und sie kennt
auch kein
vielleicht
und kein
bis dann.
Sie ist nur
trotzig und kalt
grimmig und alt
wie die knorrige
Eiche abseits
vom Wald.
* * * * *
Allerseelen
Man sucht im Tränenblick die Hoffnung
auf Trost, der Tod hat das Leben
genommen und das Grab gibt die Hülle
nicht mehr zurück. Die Stätte der
Trauer und des Abschieds wird eines
Tages zur Stätte des Wiedersehns, bis
dahin wandelt man mit festem Glauben
hier auf stiller Bahn und der Himmel
schickt sein Licht voran.
Man sucht im Tränenblick die Hoffnung
auf Trost, wir weinen um die
Verstorbenen, den verwaisten Hüllen
und Seelen ihr Geist schwebt ihr über
unseren Erinnerungen. Allerseelen, Tag,
aller Bußen, aller Schwermut und allen
Leides, Gebete an des Friedhofs Kreuz,
schwere Herzen verweilend am beblümten
Grabesrand.
Ja, ich glaub an Engel, wie an
den Sonnenschein, wenn sie
erscheinen, dann und wann, daran
glaub ich wirklich und das mir
dann nichts passieren kann.
Ja, ich glaub an Engel, wie an
das Morgenlicht, wenn sie
erscheinen, dann und wann, daran
glaube ich wirklich und das mir
dann nichts passieren kann.
Denkt an die Toten, ihr Schicksal
hat einen Namen die auf Friedhöfen
und die auf dem Meer und die unter
den Gletschern und die anonym liegen
begraben.
Denkt an die Toten, ihr Schicksal
hat einen Namen die das Leben hinter
sich gelassen haben, weil ihr Dasein,
ein langsames Sterben, sie nicht
Leben ließ.
* * * * *
Es ist Winter in mir
Schleicht eine Stille
durch die Gasse aus
Eis und Licht, nein
geträumt habe ich
das nicht.
Es ist Winter in mir,
ja Winter in mir
ein Schneesturm kam
und wirbelte mich durch
die eisige Luft und
ließ mich fallen
auf gefrorenen Stein,
so fühlt es sich an
allein, allein,
gelassen sein.
Schleicht eine Stille
durch die Gasse aus
Eis und Licht, nein
geträumt habe ich
das nicht.
Es ist Winter in mir,
ja Winter in mir
liegt Schnee breit
bedeckt auf Dach
und Stein, es kann
nichts Schönes sein,
den Frost streift
meine Haut,
ich bin allein.
Das ist der erste
Winter allein.
Im im Dunklen
verloschen
der Kerzenschein,
es leuchtet nur
der Schmerz über
den Verlust in mir.
Es ist Winter in mir,
ja Winter in mir,
mir ist eiskalt,
du bist nicht hier.
Es ist, als ob
alles schliefe,
alles Gefangen
in des Winters Fängen.
Schleicht ein Stille
durch die Gasse aus
Eis und Licht, nein
geträumt habe ich
das nicht.
So fühlt es sich an
allein, allein
gelassen zu sein.
Tag der Veröffentlichung: 25.10.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Text von Sandwich
Bildquelle; Kirche.at
Maria mit den armen Seelen