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Ein Tag am Ende des Verstehens

Angekommen, endlich, die Fahrt über Baustellen
durchschnittene Autobahnen und dann weiter auf
verschlungenen Landstraßen. Ah, der Parkplatz.
"Und, was sagt Du." Meine Schwester wieder, die
mich gefahren hat, was soll ich schon sagen.
"Ist doch schön hier." Das Weiß sie doch gar nicht
wir waren ja noch nie hier.
Ich bleibe noch einen Augenblick sitzen im Auto
um mich ein reges Treiben, anscheinend bin ich
nicht der Einzige, der hier abgegeben wird.
"Komm schon." "Ja, ich komm ja schon." Diese
Euphorie möchte ich auch mal haben.
Eine hässliche Architektur, viel zu breite und
lange Gänge und die Wandfliesen viel zu Dunkel.
"Setz dich, ich gehe zur Rezeption." Ja ich setze
mich. Ein Betrieb wie auf dem Bahnhof, Koffer
werden auf Wägen gezogen, kinder laufen umher
ein Getuschel und Gemurmel. Abschiedsküsse
und letzte Grüße.
"Du musst jetzt zur Aufnahme in die Ordination
wir sehen uns später." Meine Schwester drückte
mir Formulare in die Hand und brachte mich bis
zur Tür.

"Haben sie vor Selbstmord zu begehen?."
Was fragt mich der Doktor da, ich musste
Schlucken. "Ich versteh die Frage nicht"
entgegne ich. "Wir müssen wissen, ob sie
suizidgefährdet sind, wenn ja, müssten sie
stationär aufgenommen werden." Der Arzt
sah mich eindringlich an. Das laute Ticken
der Wanduhr zählte die vergehende Minuten.
Ich fand die Frage so absurd das ich keine
Antwort darauf geben wollte. "Nein." Sagte
ich um das Gespräch weiter gehen zu lassen.
Es folgte das Übliche, Krankheitsbild und
Medikation.

Als ich endlich die Ordination verlassen
konnte, kam auch schon meine Schwester
auf mich zu. "Na, wie war´s?" Ach, das
musste ja kommen. Mit dem Kofferwagen
einer Angestellten und meiner Schwester
im Schlepptau ging zwei Stockwerke tiefer
zu den Zimmern.

Allein, endlich und im Gleichen Augenblick
fing ich an zu heulen und wusste nicht warum,
wahrscheinlich musste es raus.


Abgestellt auf dem Parkplatz des Lebens
nach einen Tag von Tausend hohlen Fragen
und leeren Antworten. Ich bin hier auf
Therapie, weil ich musste und wusste ich
schaffe das. Und doch bin ich nach Vier
Wochen gescheitert an der Frage bei der
Aufnahme am ersten Tag. Ob ich mich hier
umbringen würde, es löste in mir was aus,
was ich nicht kannte und damit auch nichts
anzufangen wusste. Die Therapie wurde
abgebrochen, da ich nicht stabil genug
war.

"Jeder Tag ist ein kleines Leben."
Und der Tag, an dem mir die Frage
gestellt wurde ob ich mich hier
im Therapiezentrum Umbringen
wolle, weil man mich dann nicht
in einem Zimmer unterbringen
könne, sondern stationär aufnehmen
müsse, kostete mich ein kleines
Leben.

Ein Tag am Ende des Verstehens.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.04.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Text von Sandwich

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