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Erstes Kapitel


New York City – Irgendwann in einer fernen Zukunft, aber trotzdem eine Zukunft, die voller magischer Wesen war.
 
Die Straßen waren voller Menschen im Stress, unter ihnen auch magische Wesen, versteckt von den Menschen, aber nicht so verdeckt, dass sie nicht ein bisschen auffielen.
 
Raelyn Chang-Dewin schlenderte als Formwandlerin im Körper einer hübschen Blondine über den Times Square. Sie stolperte immer wieder auf ihren silbernen Stöckelschuhen. Ihre Arbeit als Stripperin hatte sie geschlaucht, vor allem im Körper einer anderen sozusagen.
 
Sie zündete ihren Vape mit ihrer Feuerkraft an und zog daran.
„Hey, Blondie, gibst du mir was ab von deinem Stoff?“, fragte ein Passant sie frech.
„Ist nur Wasserpfeife, macht nicht high“, sagte sie und zeigte den Inhalt.
„Schade, schönen Abend noch“, zog der Passant weiter.
 
Die Drogen-Epidemie in der Stadt wurde immer schlimmer, bei den Menschen und bei Wesen. Sie war zu müde um diese Konversation überhaupt zu verarbeiten. Sie zog ihre Schuhe von ihren wunden Füßen und stieg in ihre Flip-Flops in ihrer Tasche bevor sie auf eine Plattform stieg, die sie auf das Gleis der High-Speed-Bahn brachte.
 
Tacy Orta rieb sich ihre Schläfen. Sie saß mit einem Kaffee ihrer Mitbewohnerin gegenüber.
„Sei nicht so laut, bitte“, murmelte Tacy während sie in einem alten Hexen-Buch auf ihrem Tablet herumschmökerte.
„Ich hab nichts gesagt, Süße“, wunderte sich Rae, die gerade ihren Nagellack von der Nacht zuvor mit einem Laser entfernte.
„Dein Hirn sagt aber so viel, teure Freundin. Gibt es eigentlich nen Grund warum du noch wie Barbie rumrennst?“, wollte Tacy wissen.
Rae sah sich in der Reflektion des Metalllasers an.
„Man, die Wandlung hält sich manchmal echt lang, wenn ich müde bin. Sorry“, verwandelte sie sich zurück in eine hübsche Brünette mit asiatischen Zügen.
„Du bist so viel hübscher, ich hoffe, du weißt das“, konterte sie.
„Weiß ich, aber ich studiere Medizin und keiner sollte erfahren, dass ich strippe, vor allem nicht meine Eltern. Geht nicht anders!“
„Geht schon anders, aber du willst ja nicht in einem Café arbeiten wie jeder andere Student“, erwiderte Tacy.
„Ist mir zu langweilig und ehrlichgesagt wie anstrengend es auch ist, es hilft meinem Sukkubus-Ich auch, wenn du verstehst was ich meine“, konterte sie keck.
„Oh ja, Gedankenleser-Kräfte, schon vergessen, ich muss nur so oft duschen, weil ich deine Gedanken lesen kann, glaub mir. Du solltest dir mal ab und zu mal nen Kerl oder ne Lady ins Bett holen, deine Dämonin ist ganz schön notgeil“, forderte Tacy sie auf und legte ihr Tablet weg.
„Immer noch hetero, ich weiß, der einzig strikt hetero Sukkubus in Nord-Amerika, kann ich nicht ändern, wäre echt einfacher andersrum und glaub mir meine Kusine hat mir schon so einige ihrer ehemaligen Lady-Freundinnen vorgestellt, nicht meine Sache, leider. Heute Abend will sie schon wieder in diesen Dämonen-Club mit mir gehen, mein einziger freier Abend seit Wochen und ich muss auf die Jagd gehen und nicht mal auf coole Vampirjagd wie meine Mutter, erbärmliche Jagd auf nen Kerl um mich an ihm zu laben, sozusagen, im Mittelalter durften wir die Menschen wenigstens noch verspeisen danach“, jammerte sie und Tacy starrte sie entsetzt an.
„Mittelalter, Tace, das war vor ner ganze Weile, da kann man heute Witze drüber machen“, schmunzelte sie.
„Du bist mir manchmal etwas viel Dämonin für meinen Geschmack, teure Freundin. Iss dein Frühstück, dass du mich nicht frisst“, bat Tacy trocken und ging in ihr Zimmer in der WG, die die Dämonin und die Hexe zusammen hatten.

Zweites Kapitel


„Du siehst müde aus“, begrüße Rune Dewin ihre Kusine an diesem Abend. Die hübsche Adoptivtochter ihres Onkels klimperte mit ihren goldenen Armreifen, als sie ihrer Kusine die Haare aus dem Gesicht strich.
„Ich schlaf vier Stunden die Nacht um mein Geld fürs Studium zusammenzukriegen. Den Rest des Tages bin ich in Vorlesungen oder in der Bibliothek. Seh ich gut genug aus um potentielle Kerle nicht abzuschrecken?“
„Kerle sind einfach, vor allem wenn du weiterhin diese Pheromone ausstößt, man, manchmal beneide ich dich dafür, ich hab grad für ne Sekunde vergessen, dass du meine Kusine bist“, entgegnete Rune und packte ihre Hand und verschwand mit ihr in einer Staubwolke.
Rae hustete.
„Sorry, du gibst was ab mit deinen Kräften, ich leider auch. Sand-Dämonin, wie du weißt. Wir kommen hier nur magisch rein und du bist ja leider na ja, nicht magisch“, entschuldigte sich Rune und Rae sah sich um. Sie standen in einer alten Flüsterkneipe, die jetzt vollständig in magischer Hand war.
„Cool hier, oder?“, fragte Rune.
„Sieht so aus, lass uns gehen, ich will ins Bett und dann muss ich den Kerl auch noch loswerden“, entgegnete sie und ging voran.
 
„Du bist zu wählerisch, Kusine, es wird spät“, ging Rune zwei Stunden später an der Bar und ihr vorbei.
„Dein Pan-Arsch läuft hier auch noch allein herum, Kusine“, murmelte sie genervt.
„Ich muss auch nicht, Süße. Da hinten, nimm den da hinten, der sieht gut genug aus“, schlug sie ihm jemanden am Eingang vor.
„Meinetwegen, seh dich morgen“, erwiderte Rae, Rune klopfte ihr auf die Schulter und ließ sie jagen gehen.
 
Der Tequila in der Bar hatte wohl etwas mehr eingeschlagen als sie dachte. Ein schwerer Arm lag auf ihrer Brust. Sie schob den leblosen Körper von sich und misste ihren Puls. Sie atmete auf, als sie einen Puls spürte.
„Morgen, ich brauch deine Hilfe“, klopfte sie an Tacys Tür.
„Ist er tot?“, fragte Tacy und öffnete die Tür.
„Hab ich jemals einen von ihnen umgebracht? Er ist nur ziemlich ausgelaugt, krieg ihn nicht wach“, murrte sie.
„Oh man, ich hol den Bananen-Beutel mit den Vitaminen, schau du nach seinem Ausweis, ich nehm mal an, du kennst seinen Namen nicht, oder?“
„Sukkubus, nicht Schlampe, na ja nen bisschen Schlampe, aber das kommt mit den Genen. Wage es ja nicht, meiner Mutter das zu sagen, obwohl nach der Trennung von Dad ist sie kein Kind von Traurigkeit“, erwiderte sie und sie versuchten ihn mit ihren kombinierten medizinischen Talenten auf die Beine zu bekommen.
„Wo hast du gesagt warst du gestern Abend nochmal?“, fragte Tacy besorgt, als sie ein Tattoo auf dem Kerl entdeckte, während sie ihm einen Tropf anhängte.
„Hab den Namen vergessen, war ne Dämonen-Bar, früher mal ne Flüster-Kneipe“, entgegnete sie behandelnd.
„Man, die kommen auch überall rein“, zeigte sie ihr das Tattoo.
„Ist das ein Warlock-Tattoo?“
„Genau dies. Ein schwarzer Zauberer, ernsthaft? Mächtig aber voll Mensch, du hättest ihn echt umbringen können oder er dich. Diese Wiesel haben immer irgendwelche niederrangigen Dämonen als Bedienstete, der oder die kann seinen oder ihren Meister sicher abholen. Such nach seinem Handy, er ruft diesen armen Dämonen sicher ständig an“, schimpfte sie mit ihrer besten Freundin und sie fand ein Smartphone.
„Ist leer, dachte ich mir schon“, entgegnete sie.
„Ich hol nen Ladekabel, ich glaub ich hab eins dafür“, ging Tacy in ihr Zimmer, als sie den Tropf angelegt hatte.
Rae sah den schwarzen Zauberer länger an, sie hatte noch keinen von denen im Bett gehabt, er war nicht schlecht gewesen, soweit sie sich erinnerte. Er wurde langsam wach und sie tätschelte seine Wangen.
„Man, keine Dämonen-Bars mehr, echt jetzt, die Drinks sind heftig“, öffnete der Kerl seine Augen. Er hatte schöne Augen, sie waren so Menschlich, weil er na ja, auch ein Mensch war.
„Morgen“, begrüße Rae ihn trocken und er schreckte zusammen.
„Was für ein dämonisches Ritual führst du da mit mir durch, Dämonin“, tönte er.
„Erstmal, autsch und zweitens, ist nen Vitamin-Lösung dass du auf die Beine kommst, fühl dich geehrt, meine Freundin kann nicht viele aus dem Krankenhaus, in dem sie arbeitet, rausschmuggeln, wir verbrauchen grad einen Beutel für deinen traurigen Hintern“, murrte sie gekränkt.
„Hm, sorry, hab mich nur erschreckt. Balthazar“, stellte sich der junge Mann plötzlich höflich vor.
„Rae. Sorry, hab dich nicht so auslaugen wollen, war wohl auch etwas zu. Keine Sorge, das Schaf hab ich heute schon für ein Ritual geschlachtet, du kommst davon“, kommentierte sie trocken.
„Gut zu wissen. Bin ich bei dir zu Hause?“
„Jup, Brooklyn, frag mich nicht, wie ich dich hier rausgebracht habe, ist alles gestern auch ziemlich verschwommen“, erklärte sie ihm.
„Du bist nen Dämonin, oder?“, wollte er wissen.
„Du beschuldigst mich, Rituale an dir durchzuführen, Hexen machen das seit Salem nicht mehr, muss wohl eine Dämonin sein“, entschied sie.
„Richtig, ich kann dich aber nicht richtig einordnen, will dich nicht xenophobisch klingen, aber da du asiatisch bist, nehm ich mal an Feuer-Dämon?
„Unter anderem. Trocken gesaugt hat dich aber der Sukkubus, sorry, war ne Weile her“, entschuldigte sie sich.
„Sukkubus, man, hab noch nie einen von euch getroffen, ihr seid selten geworden. Feuerdämon und Sukkubus, man, da schlummern zwei mächtige Dämonen in deiner Brust, die vertragen sich vermutlich nicht häufig“, war er überrascht und setzte sich auf.
„Im Fall meiner Eltern vermutlich nicht. Geht’s?“
„Die Vitamine helfen, danke. Man, ich war gestern so durch, könnte schwören, du hättest anders ausgesehen gestern“, rieb er sich die Augen.
„Hab auch nen Formwandler in meinem Gen-Pol, wenn ich nen Orgasmus habe, verwandle ich mich manchmal, passiert aber nicht häufig, musst mich gestern ganz schön auf Touren gebracht haben“, entgegnete sie flirtend.
„Ich könnte wieder, wenn du willst“, flirtete er heftig zurück und in dem Moment kam Tacy zurück.
„Sorry, hatte etwas länger gedauert, kam wohl zum richtigen Zeitpunkt zurück. Er ist wach, hat der dir schon was erzählt?“, fragte sie und steckte sein Handy ein.
„Nicht viel über seinen Bediensteten, aber er ist genau, wie ich mich einen arroganten Warlock vorgestellt habe. Weißt du die Nummer von deinem Sklaven auswendig, oder müssen wir auf dein Handy warten?“, fragte sie Balthazar keck.
„Er ist nicht mein Sklave, er ist ein Freund, aber nein, ich weiß seine Nummer nicht auswendig. Könnte ich etwas Privatsphäre haben um mich solang anzuziehen?“, bat er und die Frauen ließen ihn allein.
 
Keine halbe Stunde später kam ein junger Mann indischer Abstammung in die WG der zwei besten Freundinnen.
„Morgen, Yash, ich möchte Balthazar abholen“, stellte der junge Dämon sich vor.
„Morgen. Wir versuchen ihn grade auf die Beine zu kriegen. Komm rein“, ließ Tacy ihn rein. Seine Gedanken waren düster und er hatte eine dunkle Aura.
„Versuch es erst gar nicht, Dämon, bin ne mächtige Hexe und kann Gedanken lesen“, erklärte Tacy ihm deutlich.
„Sorry, Rakshasa-Dämon, hab aber getrunken, keine Sorge“, erwiderte er trocken.
„Das hoff ich mal. Rakshasa, man, ich hab auch so einen seltenen Dämonen zu Hause. Willst du vielleicht nen Kaffee?“, fragte sie und er nickte.
„Kriegst du. Setz dich da hin“, bat Tacy und ging in die Küche.
 

 

 

 


Rae stützte den geschwächten Balthazar zur Tür.
„Du bist vermutlich der Freund, Rae, sorry, hab deinen Hexer nen bisschen kaputt gemacht, er wird’s aber überleben. Wow, Rakshasa?“, musterte sie Yash.
„Yup, so wie er aussieht Sukkubus, nehm ich mal an? Ich hab keinen von euch seit Bangladesch gesehen“, konterte Yash genauso frech.
„Ja, hab gehört, dort hängen noch ein paar ab. Du musst ihn glaub ich stützen, sorry nochmal“, übergab sie ihm den half schlafenden Balthazar.
„Man, er stinkt auch noch wie ne ganze Brauerei. Da lass ich ihn mal zwei Stunden aus den Augen. Ich entschuldige mich für ihn. Schönen Tag noch, Ladies“, stützte Yash seinen Freund und ließ sie wieder allein.
„Jetzt hat er seinen Kaffee gar nicht getrunken“, murmelte Tacy. Rae nahm ihr die Tasse ab und trank den Kaffee auf Ex, dieser war noch kochend heiß.
„Man, manchmal hätte ich echt gerne Dämonenkräfte. Willst du was frühstücken?“
„Bin spät dran für meine Vorlesung, ich muss duschen und dann auch los“, erwiderte sie, drückte ihr die leere Tasse in die Hand und ging duschen.

Drittes Kapitel

 
„Tag, lebst ja noch“, stand Rune an diesem Nachmittag im Unirestaurant hinter ihrer Kusine, als die gerade überlegte, welchen Schokokuchen sie essen wollte.
„Ja, so halber, wie war dein Abend?“
„Sicher nicht so spannend wie deiner, siehst gut aus, war wohl echt mal nötig. Erzähl mal, wer war er!“
„Keine Ahnung, der Sex war gut, mehr ist mir egal!“
„Siehst du ihn wieder?“
„Hab nicht mal seine Nummer, vermutlich nicht. Hab ich gestern was verpasst?“
„Nicht wirklich. Du hast ganz schönen Hunger“, sah sie ihr über die Schulter. Rae hatte ihr Tablett vollgeladen.
„Hab letzte Nacht nen Haufen Kalorien verbraucht, hab ziemlichen Hunger. Das ist auch einer der Vorteile, dein Metabolismus wird extrem angeregt. Ich sollte das ausnutzen“, nahm sie sich gleich zwei Stück Kuchen und stellte die Teller auf ihr Tablett.
„War er wirklich ein Warlock?“
„Verdammt, Tacy sollte doch die Klappe halten, ja, war er, will aber nicht darüber reden, war nen Fehler“, bat sie, bezahlte und ging zu einem Tisch.
 
„Hast du deine Mutter angerufen?“, wollte Rune wissen, als sie zusah, wie ihre Kusine das ganze Essen in sich reinstopfte.
„Noch nicht, werde ich aber, versprochen“, mampfte Rae.
„Sie kommt in die Stadt“, erklärte Rune plötzlich und Rae sah sie mit vollgestopften Wangen an.
„Tut sie?“, nuschelte sie.
„Sie spricht bei einer Veranstaltung. Wirst du sie treffen?“
„Muss ich wohl. Kommen deine Eltern auch?“
„Ja, sie kommen zusammen her. Ich kann bei mir kochen und wir essen dann alle dort“, schlug Rune vor.
„Das wäre lieb, danke. Ich glaub, ich hol mir noch nen Milchshake“, stand Rae auf und ging nochmal zur Essenstheke.
„Sie ist echt zu beneiden“, murmelte Rune vor sich hin und aß weiter.
 
Als Rae an diesem Abend aus der Bibliothek zurückgekommen war und ihren Vape auf dem Balkon rauchte, erschien jemand neben ihr auf der Feuertreppe
„Miss Dewin, auf ein Wort“, stand ein älterer Mann in Robe vor ihr.
„Was macht der Rat hier? Ich hab nichts falsch gemacht“, fühlte sie sich beobachtet.
„Sie sind eine Dewin, Sie müssen sich über diese Tragweite klar werden“, entschied einer der Ratsmitglieder.
„Ich bin keine Hexe, ich bin gar nicht würdig für den Rat“, sagte sie unsicher.
„Wäre ich sonst hier? Sie können vor der Ratsversammlung vorsprechen, es wäre uns aber eine Ehre, Sie im Rat zu haben!“
„Äh, okay, ich überleg‘s mir“, wusste sie nicht genau, was sie darauf antworten sollte. Wortlos nickte das Ratsmitglied und verschwand im Nichts.
 
Es war spät in der Nacht, als es an Raes Schlafzimmertür klopfte.
„Rae, bist du wach?“, fragte Tacy vorsichtig.
„Jetzt schon, komm rein“, murmelte sie und setzte sich müde auf.
„Sorry, hab ich dich geweckt?“
„Es ist drei Uhr morgens, normalerweise schlaf ich da, ja. Was ist?“, fragte sie etwas grummelig.
„Ist wichtig, tut mir leid“, setzte sich Tacy auf Raes Bettkante.
„Ist was bei der Arbeit passiert?“
„Nein, die Arbeit war okay. Man, ich könnte jetzt nen Bier vertragen!“
„Ist welches im Kühlschrank. Was gibt‘s?“
„Du hast letzte Nacht mit einem Warlock geschlafen“, druckste Tacy herum.
„Ja, hatten wir schon festgestellt, wusste doch, dass da noch was nachkommt“ schien das Rae wenig zu stören.
„Hast du mich verstanden? Ein Warlock, wie in “seelenloser böser Zauberer““, entgegnete Tacy.
„Du hast doch keine Angst vor nem kleinen Warlock. Sie sind wie Hexer, nur nen bisschen unanständiger“, spielte sie es herunter.
„Ich bin ne halbe Hexe, wir vertragen uns nicht so sehr mit Warlocks, Süße“, konterte Tacy.
„Deine Mutter hat dir damals im Outback wohl zu viele Horrorgeschichten erzählt, du bist eine mächtige Hexe, du machst Warlocks zum Frühstück fertig, ich seh den Kerl auch nie wieder, keine Sorge. Sonst noch irgendwelche Sorgen, oder kann ich weiterschlafen?“, wollte sie schläfrig wissen.
„Warum war ein Ratsmitglied heute bei dir?“
„Du hast ihn gesehen, ich hab ihn nicht gerufen, wenn du das wissen willst. Du bist die beste Wahl für den Rat, das müssen sie hoffentlich eines Tages sehen. Mein Name öffnet Türen für mich, aber ich möchte das aber nicht. Ich bin keine Hexe, euch Hexen ist das wichtig, ich weiß. Ich weiß, dass du mich nicht helfen lässt also ignorier es einfach.“, erwiderte sie müde.
„Ich bin denen wohl zu viel Mensch“, sagte sie betrübt.
„Wissen die, dass du die Traumzeit beeinflussen kannst?“, munterte Rae ihre Freundin auf.
„Die sind der Rat, vermutlich. Dann lass ich dich mal weiterschlafen, verzeih nochmal, dass ich dich geweckt habe“, stand Tacy wieder auf.
„Tacy?“
„Ja?“
„Du bist was ganz Besonderes, vergiss das niemals. Scheiß auf den Rat, du weißt was du kannst, das ist, was zählt“, lobte sie sie.
„Hab dich auch lieb, Süße, gute Nacht“, sagte sie lächelnd und ließ sie weiterschlafen.
 
Balthazar stellte einen Sack mit Flaschen neben den Mülleimer der Bar, in dem er arbeitete. Das Klirren der Flaschen schreckte Yash auf, der eine Ratte in seinem Mund stecken hatte.
„Nein, Yash, was machst du denn? Wenn du Blut brauchst komm zu mir rein, meine Blutbank ist doch immer voll“, schimpfte er ihn wie einen Hund und er folgte ihm rein.
„Das Blut ist für unsere nachtaktiven Gäste, Balt, nicht für deinen Lakaien“, rief Esmeralda aus einem Eck, während sie ihre Abrechnung machte.
„Er hat ne Ratte gefressen, Mom, ich geb ihm nur nen Glas“, maulte Balthazar.
„Na schön, aber du bist dafür morgen dran neues zu besorgen“, grummelte sie.
„Bin doch eh immer derjenige, der es holt. Denk dran, Morgenabend geh ich mit den Jungs aus, besorg dir jemanden für die Bar“, schenkte Balthazar seinem Kumpel ein Glas Blut ein.
„Ja, sagtest du schon, hab schon jemanden. Jetzt macht fertig und verschwindet hier, ich schaff den Rest“, bat Esmeralda.
„Sind schon weg, trink aus, Yash, wir können endlich Feierabend machen“, konterte Balthazar und nachdem Yash sein Glas mit Blut ausgetrunken hatte, machten sie sich auf den Heimweg.
 
„Ich hasse es, wenn sie das macht“, schimpfte Yash über Balthazars Mutter.
„Hör auf, dich wie ein Tier zu benehmen, dann lässt sie das auch“, riet er ihm.
„In euren Augen sind wir Dämonen doch nichts Anderes. Ich musste ein Verlangen stillen, das kennst du ja. Was hat dich eigentlich geritten, einen Sukkubus zu nageln? Du kannst jede Hexe verführen, die du willst, sind die dir langweilig geworden?“, kam Yash nochmal auf die Nacht zurück die Balthazar mit der Dämonin gehabt hatte.
„So in etwa, war ne spontane Sache. So spontane Sachen lass ich aber in nächster Zeit, irgendwann in Stunde drei ist glaub ich kurz mein Herz stehen geblieben, die Libido eines Sukkubus ist unglaublich, dass war der beste Sex seit Ewigkeiten. Ist nur etwas schade, dass ich sie nicht wiedersehen kann“, dachte er laut nach.
„Hast du dir nen Zauber eingefangen?“, war Yash verwirrt seinen Kollegen so zu sehen.
„Bitte, ich gehör zu einer der mächtigsten Zauberer-Familien der Ostküste, ich bin doch nicht so blöd. Sie war auch keine Zauberin, oder Hexe!“
„Wir Dämonen haben auch Kräfte, das vergesst ihr Zauberer gern mal“, erinnerte er ihn.
„Keine Zauberkräfte, soweit ich weiß. Diese Frau war einfach, keine Ahnung, anders!“
„Verdammt, ich hab von den sexuellen Reizen eines Sukkubus gehört, aber das toppt alles. Du bist ja immer noch vollkommen high von ihr. Ich hoffe morgen im Strip-Club kommst du davon runter“, erkannte Yash ihn gar nicht wieder.
„Du hast Recht, scheiß Dämonen und ihre Kräfte!“
„Hey, jetzt fängst du auch noch an wie deine Mutter. Wir sind nicht weniger wichtig als ihr, verdammt, letzte Nacht hat dich eine Dämonin fast mit ihrer Vagina gekillt“, wurde Yash wütend.
„Nette Beschreibung, aber du hast recht, verzeih mir, alter Freund“, klopfte Balthazar, Yash auf die Schulter.
„Ach, leck mich“, ging Yash etwas voran, setzte sich auf seinen Motorroller und düste davon.
 
„Machst du dich fertig?“, kam Tacy am nächsten Abend ins Zimmer ihrer Freundin.
„Wollen wir das jetzt jeden Abend durchkauen? Ja, ich weiß, dass das schlecht für meinen Körper ist und ich das Frauenbild über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte zurückwerfe, aber ich mach das weiter und als mein Alter Ego ist das gar nicht so schlimm“, erwiderte Rae und verwandelte sich.
„Ich will heute Abend mitkommen!“, bat Tacy.
„Du wirst nicht strippen!“
„Ja, schon klar, ich will nur zusehen, vielleicht versteh ich dich dann besser“, plante Tacy.
„Okay, wen du das willst, aber ich werde nackt sein und die anderen auch, das ist dir hoffentlich klar!“
„Ich hab dich öfter nackt gesehen als mir lieb ist und ich bin Krankenschwester, ich komm klar damit. Ich hab nur noch eine Frage“, entgegnete Tacy.
„Sicher, du kannst mich alles Fragen, Süße!“
„Warum ist dein Alter Ego eine blonde Frau?“
„Keine Ahnung, hab ich nie drüber nachgedacht. Machst du dich dann fertig? Ich muss dann los“, bat sie.
„Bin fertig, wir können los“, versicherte sie.
 
Der Strip-Club war vollgepackt, als die zwei Frauen durch den Hintereingang durchgingen.
„Also, such dir einen Platz, ich bin in ca. 15 Minuten dran, setz dich am Besten in die Mitte des Raums, die Perversen sitzen entweder ganz vorne zum Grabschen, oder ganz hinten um sich einen runter zu holen“, riet sie ihr.
„Okay, eklig, aber ich wollte ja dabei sein. Was für einen Drink empfiehlst du mir?“
„Ich trink hier nicht, keine Ahnung, lass deinen Drink nur nicht aus den Augen, mehr kann ich nicht empfehlen“, erklärte Rae.
„Mach ich nicht. Viel Erfolg“, ließ Tacy sie sich vorbereiten.
 
Tacy hatte sich einen recht guten Platz ausgesucht, als eine Gruppe junger Männer schon ziemlich betrunken in den Club kam.
„Bitte, setzt euch nicht zu mir“, murmelte sie vor sich hin und sah zu den Kerlen. Natürlich setzten sie sich genau neben sie.
„Bitches zum Abschluss, das ist der perfekte Abend“, tönte einer der Kerle. Sie versuchte sich unauffällig zu verhalten, aber sie wurde gleich von den Kerlen entdeckt.
„Es gibt wohl auch Bitches im Publikum, hey Süße, was kann man dir austun?“, flirteten sie mit ihr.
„Nichts, danke“, bemerkte sie abweisend.
„Lass sie, sie ist doch eindeutig lesbisch, wenn sie in nem Strip-Club sitzt“, sah sie plötzlich in die smaragdgrünen Augen von Balthazar, der anscheinend mit seinen Kumpels aus war. Die toughe Hexe war plötzlich nervös.
„Lasst mich allein“, sagte Tacy zittrig.
„Die hat ja Schiss vor uns, was bist du, Pummelchen, ne Hellseherin? Wir tun dir nichts, wenn du brav bleibst, keine Sorge“, erwiderte einer der Warlocks angsteinflößend.
„Du bist eine mächtige Hexe, zeig ihnen was du kannst“, redete sie vor sich hin und jagte einen Zauberspruch ihm entgegen. Er erstarrte, konnte aber noch reden.
„Du weißt nicht, mit wem du dich anlegst, Bitch!“, wurde er auch wütend und wollte einen Spruch gegen sie anwenden, konnte sich aber nicht bewegen.
„Du auch nicht, versuch das ja nicht bei mir, du dreckiger Warlock“, machte sie eine Handbewegung und er konnte sich wieder bewegen.
„Alter, das ist ne mächtige Hexe, leg dich nicht mit der an“, mischte sich Yash ein.
„Ja, du bist zu betrunken, das könnte gefährlich werden, lass es“, mischte sich Balthazar ein und sein Kumpel lehnte sich zurück.
„Er hat Recht, genieß es einfach“, bat Yash und der andere Warlock entspannte sich.
 
Die Menge jubelte, als Rae in ihrem Alter Ego auftrat. Sie hatte ein paar beeindruckende Bewegungen drauf und schien wirklich zufrieden damit zu sein. Die Stimmung war allgemein anregend, sie musste sich zusammenreißen und sich immer selbst sagen, dass sich unter dieser “Verkleidung“ ihre beste Freundin befand.
Plötzlich kam Rae von der Bühne runter und setzte sich sexy auf Tacys Schoß, wo sie ihre Show abzog.
„Was machst du da?“, hauchte Tacy erregt.
„Sorry, dachte nicht, dass dich das erregt!“
„Du bist wie eine Droge, ich würde dich am liebsten inhalieren“, hauchte Tacy und berührte Raes Rücken.
„Okay, das war keine gute Idee, bin schon weg“, ließ sie sie wieder in Ruhe.
Tacy versuchte gerade wieder klar im Kopf zu werden, als die Zauberer und Dämonen, die mit Balthazar unterwegs waren an die Bühne kamen und anfingen, mit Rae Schindluder zu treiben. Die Dämonin schwebte über die Bühne wie eine Assistentin in einer Zaubershow. Sie sah nicht mehr so glücklich aus. Tacy stand auf. Sie wollte ihr helfen, aber gleichzeitig wollte sie nicht so offensichtlich ihre Kräfte benutzen.
„Jungs, das ist hier ne nur Anschauen nicht Antatschen-Politik“, kam sie zu ihnen hin.
„Was willst du dagegen tun?“, fragte einer der Hexer fies.
„Mach sie fertig, Tacy, das ist hier ne magische Bar, Menschen kommen hier nicht rein“, bemerkte Rae nur.
„Ihr habt die Lady gehört, ihr tut mir leid“, erwiderte sie mit seltsamer Stimme und die Hexer flogen im hohen Bogen durch die Bar. Rae plumpste unsanft auf die Bühne.
„Danke, wir sollten verschwinden“, rappelte sich Rae auf. Tacy sagte einen Spruch auf und Rae war wieder komplett angezogen.
„Diesen Spruch würde ich auch gern können“, rutschte sie von der Bühne und ging mit ihr an die frische Luft.

Viertes Kapitel

 
„Deine Bettgeschichte hat echt ein paar ekelhafte Freunde“, begann Tacy, als sie im Speedtrain nach Brooklyn saßen.
„Der Warlock, den ich in einer Untergrund-Bar kennengelernt habe ist nicht nett, was für eine Überraschung“, saß Rae nach vorne gebeugt im Zug, ihrer Freundin gegenüber, und knetete ihre eigenen Hände.
„Du kannst ruhig sagen, dass es dir nicht gut geht, das war heftig vorhin!“
„Gehört zum Beruf“, behauptete sie nur.
„Wenn das dazu gehört, musst du sofort damit aufhören!“
„Okay, zugegeben, es war nicht die übliche Nacht. Das muss man halt aushalten!“
„Deswegen bist du auch noch dein Alter Ego?“
„Bin ziemlich erschöpft, mach ich gleich zu Hause“, murmelte sie.
„Du versteckst dich, sie macht dich mutiger“, realisierte Tacy.
„Duh, ist ja ziemlich offensichtlich. Lass mich doch, wenn ich das schon kann!“
„Sag ja nicht, dass du damit aufhören musst dich zu verwandeln!“
„Er hat mich nicht wiedererkannt“, sagte sie plötzlich.
„Wen meinst du?“
„Balthazar, ihn zu sehen hat mich aus dem Konzept gebracht, so bin ich doch nicht, Ex und Hopp war schon immer meine Divise“, gestand sie ihr.
„Er ist ein mächtiger schwarzer Zauberer, tu das nicht, verlieb dich nicht in ihn. Übrigens, sieh dich mal an, er kann dich so nicht erkennen, wie du aussiehst“, bemerkte Tacy.
„Ach ja, richtig. Stehen die Lusanos nicht unter Beobachtung nach dem Massaker?“, redete Rae vor sich hin.
„Sie sind schwarze Zauberer, die tun vermutlich was zum Henker sie wollen. Er hätte dich töten können“, schien Tacy sichtlich besorgt zu sein.
„Hat er aber nicht, vermutlich sieht er in mir nur ein Spielzeug und den Aufwand nicht wert“, dachte sie laut nach.
„Du weißt aber, dass ich nicht so denke, wir Hexen sind nicht mal ansatzweise besser als ihr Dämonen“, entgegnete Tacy.
„Ja, ich weiß, danke“, ergriff sie ihre Hand. Tacy zuckte zurück.
„Ja, richtig, ich hab dich scharfgemacht, dass ist der Sukkubus, ich könnte auch nen Stockschwulen dazu bringen, mit mir zu schlafen, das heißt gar nichts. Ich wollte dich nur etwas necken, sorry, dass das so ausgeartet ist. Du lässt mich da nie wieder hin, oder?“, stellte Rae fest.
„Nein, du scheinst das gern zu machen, ich hoffe nur für dich, dass solche Abende wie heute eine Ausnahme bleiben. Ich weiß, dass du das mit den Hormonen nicht immer kontrollieren kannst, hat mich nur überrascht. Ich bin jetzt nur so …“, versuchte sie zu erklären.
„Geil?“, beendete Rae keck ihren Satz.
„Oh ja, die Kerle, die dir in die Fänge geraten beneide ich echt nicht. Warum ist mein heißer rumänischer Vampirjäger jetzt tausende von Kilometer entfernt?“, fragte sie frustriert.
„Du tust mir leid, ich zahl dir nen Callboy, wenn du willst!“
„Nein, schon gut, diesmal muss ich wohl selbst anpacken. Bist du wirklich in ihn verknallt?“
„In Brutus? Er ist mein Cousin!“
„Balthazar, du Scherzkeks!“
„Ich hab keine fünf Sätze mit ihm gesprochen, keine Ahnung. Ich hab heute Nacht seine wahre Natur kennengelernt, ist jetzt eh egal“, entschied sie.
„Tut mir leid für dich!“
„Schon gut, ich bin ne Dämonin, wir Kreaturen haben halt keine Liebe verdient!“
„Ne Benji, ne Formwandlerin, ein Sukkubus und ein Drachendämon, wenn einer dieser Kreaturen keinen Sex gehabt hätte, wärst du jetzt nicht hier“, konterte Tacy.
„Na toll, dann bin ich die erste Vollversagerin in der Familie, das baut mich jetzt echt auf!“
„Du bist keine Versagerin, du findest schon den richtigen Kerl“, versicherte Tacy ihr.
„Apropos richtiger Kerl, wie ernst ist es dir eigentlich mit meinem Cousin?“, wollte sie plötzlich wissen.
„Du kannst Fragen stellen, keine Ahnung, schon ziemlich ernst“, druckste sie herum.
„Sein Herz ist in Rumänien, ich verstehe, du bist dir nicht sicher. Ihr solltet darüber reden“, riet sie ihr.
„Ja, sieht so aus. Hey, da kommt unsere Station, drück mal den Halt-Knopf“, bat Tacy und Rae machte eine Handbewegung. Der Zug verlangsamte sich.
„Kannst du mir vielleicht bis Ende des Monats bisschen Geld leihen? Ich glaub, ich brauch ne Pause vom strippen“, bat Rae, als sie ausstiegen.
„Sicher, Süße, kriegst du von mir. Man, bin echt müde, wird Zeit fürs Bett“, erklärte Tacy und brachte ihre etwas verwirrte Freundin nach Hause.

Fünftes Kapitel

 
Sie schwitzte und zog ihre Decke von ihrem Körper.
„Schläfst du eigentlich immer nackt?“, hörte sie eine bekannte Stimme. Erschreckt zog sie die Decke wieder an sich.
„Verdammt Mom, wie kommst du hier rein?“, schreckte sie auf. Crow Dewin saß auf Raes altem Sessel neben ihr am Bett.
„Ich würde ja sagen Magie, aber wir wissen beide, dass ich das nicht kann. Tacy hat mich reingelassen. Wir müssen reden“, bemerkte die Dämonin trocken.
„Wolltest du nicht erst in ein paar Tagen in die Stadt kommen?“, wollte Rae wissen.
„Eigentlich schon, aber nach gestern musste ich hierherkommen“, entschied Crow.
„Was war gestern?“
„Lass uns dieses Spiel nicht spielen, ich wäre nicht hier, wenn nichts gewesen wäre!“
„Bist du enttäuscht von mir?“, wollte Rae traurig wissen.
„Nein, Schätzchen, bin ich nicht. Ich bin enttäuscht von mir, ich hätte die Anzeichen sehen sollen“, bemerkte die Vampirjägerin.
„Du wohnst weit weg und ich bin erwachsen, du hättest es nicht sehen können. Was magst du eigentlich gesehen haben?“, wickelte Rae ihr Laken um sich.
„Der Rat versucht gerade fieberhaft die Geschehnisse von letzter Nacht zu verschleiern, lass es!“
„Ich wollte euch nicht auf der Tasche liegen“, entschuldigte sich Rae bei ihrer Mutter.
„Du machst es auch gern, ich bin auch ein Sukkubus, ich kenn das Gefühl, das man bekommt. Also, was war tatsächlich los gestern?“, wusste Crow wie es war, diese Gefühle zu haben, hatte aber trotzdem Fragen zum Tag zuvor.
„Wenn du es so genau weißt, weißt du auch, dass ich Sex haben muss, ich hab mir also bei einem Dämonen-Treffen Abhilfe gesucht, leider ist mir ein Nachfahre des Schlächters von Manhattan in die Fänge geraten“, gestand sie ihrer Mutter.
„Er ist ein Lusano?“, war Crow entsetzt.
„Ich wollte ihn nie wiedersehen, aber dann ist er gestern im Club aufgetaucht und hat mich zusammen mit seinen Kumpels belästigt. Tacy hat mir nur geholfen!“
„Ja, ich weiß, aber mit den Hexenjägern auf ständiger Patrouille ist das ziemlich unvorsichtig gewesen“, ermahnte sie sie.
„Ich weiß, aber ich hab nichts damit zu tun“, murrte Rae trotzig.
„Eigentlich schon irgendwie. Sorry, dass ich sie reingelassen habe, sie kann sehr überzeugend sein“, kam Tacy mit einem Tablett mit Kaffeetassen darauf in ihr Zimmer.
„Dass ich strippe heißt eigentlich nicht, dass mir Privatsphäre scheißegal ist. Ich geh duschen“, wickelte sie sich fester um ihr Laken und ging ins Badezimmer.
„Sie weiß schon, dass sie wie ein weißer Bimbo aussieht, oder?“, fragte Crow trocken, als Tacy sich neben sie gesetzt hatte.
„Das ist ihr altes Ego, ich denke, sie benutzt diese Gestalt als Schutzschild. Ihr Leben als Sukkubus kollidiert mit ihrer Zukunft als Ärztin. Ich versuche sie zu beschützen, aber ein Dämon zu beschützen ist fast wie ein Kleinkind zu hüten, nichts für ungut“, erläuterte die Hexe.
„Ich weiß, wie du das meinst. Ich bin so stolz auf sie, sie wird die erste Frau in meiner Familie mit nem Doktortitel sein. Wenn sie die Eier dazu hätte, würde sie sich diesen Warlock als Schoßhündchen halten, das würde einige ihrer Probleme lösen“, konterte Crow.
„Das könnte sie?“, fragte Tacy mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen.
„Sie ist heiß und ihre Fähigkeiten sind noch heißer, ich kann es ihr beibringen, wenn ihr diesem Arsch eine Lektion erteilen wollt“, konterte Crow.
„Mach das, das könnte ihm auch zeigen, dass wir keine Angst mehr vor seinem Namen haben. Er steht vor unserer Tür“, sagte Tacy plötzlich und es klopfte.
„Ich bin jetzt schon so lang mit deinem Dad befreundet, aber eure Fähigkeit fasziniert mich immer noch. Dann schauen wir uns mal den Sohn des Schlächters von Manhattan an“, stand Crow auf und ging an die Tür.
„Guten Morgen, ich möchte zu Rae, ist sie da?“, war Balthazar verwirrt, Crow zu sehen.
„Unter der Dusche. Was kann ich Ihnen tun?“, fragte sie und musterte ihn.
„Heißt das nicht, was kann ich für Sie tun?“
„Ich weiß, was ich gesagt habe. Was wollen Sie von meiner Tochter?“
„Sie sind Ihre Mutter? Der Sukkubus, oder der Mensch?“, wollte er frech wissen.
„Wir sind so einiges Kleiner, ein simpler Mensch ist nicht dabei. Was willst du hier?“, fragte sie anzüglich und fuhr mit ihrem Handrücken über seine Schulter, was ihn sofort sichtlich erregte.
„Okay, blöde Frage. Ich wollte niemals respektlos Ihrer Gattung gegenüber sein“, schien er Respekt vor ihr zu haben.
„Das sollten Sie wirklich nicht, wir haben schon mit einem Handgriff Armeen gegeneinander aufgehetzt, das wollen Sie nicht erleben. Also, was wollen Sie hier?“
„Ich möchte mit ihr reden“, hoffte er.
„Dann warten Sie in der Küche, ich rede mit ihr!“
„Danke, Ma’am“, sagte er höflich.
„Bitte, dritte Tür links, ich schick Sie zu Ihnen“, entschied sie und er trottete in die Küche.
„Und so hält man sich ein Schoßhündchen, soll ich es ihr sagen, oder gehst du?“, fragte Crow, als Tacy zu ihr stieß.
„Ich geh zu ihr“, klopfte Tacy an die Badezimmertür.
„Ich dusche, Tacy!“
„Ist wichtig, kann ich reinkommen?“, hoffte sie.
„Ja, komm rein, Mom bleibt aber draußen!“
„Wird sie“, ging Tacy durch die Tür.
 
„Kann ich nicht mal fünf Minuten in Ruhe duschen?“, fragte sie genervt.
„Er ist in deiner Küche“, sagte Tacy beiläufig, während sie sich im Spiegel betrachtete.
„Was macht er hier?“
„Hab ich ihn nicht gefragt. Er will mit dir reden!“
„Über letzte Nacht?“
„Hab nicht mit ihm geredet!“
„Weiß nicht, was ich ihm sagen sollte“, stieg sie aus der Dusche.
„Dann spiel mit ihm, deine Mutter hat vorgeschlagen, dass du mit dem kleinen Warlock bisschen Spaß haben könntest“, reichte sie ihr ein Handtuch.
„Meine Mutter ist so viel cooler als ich, sie könnte das durchziehen, so bin ich nicht!“
„Ich war gestern bis drei Uhr morgens supergeil, du kriegst das hin, glaub mir!“
„Bis drei Uhr, wirklich? Ich meine, ich wollte mir immer ein Schoßhündchen zulegen. Hast du noch das Outfit, was du damals bei der Vampirjagd mit Brutus getragen und dann dich nie wieder getraut hast anzuziehen?“, plante sie.
„Das hab ich noch, bring ich dir. Der arme Kerl hat gegen dich keine Chance, was?“, schmunzelte Tacy.
„Er wird nicht merken, wie ihm geschieht“, versicherte sie.
 
Die schwarzen Stiefel klackerten auf dem Boden, als Rae im hautengen Lederoutfit, was aus einem schwarzen Top und Lederhosen bestand in die Küche kam. Eine leichte, lange Kreuzkette hing auf ihrer Brust.
„Was willst du? Sag bloß nicht, dass ich mich wegen irgendwas testen lassen muss“, setzte sie sich verkehrtherum lasziv auf einen Küchenstuhl.
„Man, bist du scharf“, konnte er nur von sich geben.
„Danke, bist du nur deswegen zu mir gekommen?“
„Nein, ich wollte mich wegen gestern entschuldigen, meine Freunde und ich waren echt fies zu deiner Freundin. Wir waren ziemlich betrunken“, konnte er nicht den Blick von ihr wenden.
„Dann red mit ihr, sie ist magische High-Society, ich nicht“, sagte sie vorwurfsvoll.
„Werde ich auch noch, ich hatte nur das Gefühl, mich bei dir irgendwie entschuldigen zu müssen“, erklärte er.
„Aus irgendeinem bestimmten Grund?“
„Weiß nicht, einfach so!“
„Ja, das solltest du vielleicht, Stripper-Ich ist ziemlich angepisst“, verwandelte sie sich wieder in die hübsche Blondine.
„Verdammt, hab vergessen, dass du das kannst. Es tut mir so leid, wir waren gestern wie schon gesagt ziemlich dicht und haben Scheiße gebaut, tut uns leid. Ich hab noch nie nen Formwandler getroffen, in was könnt ihr euch alles verwandeln?“, war er fasziniert.
„In alles was ich möchte, Tiere sind aber ziemlich kompliziert. Meine Urgroßmutter war eine Formwandlerin, keine wirklich nette, wenn ich das dazu sagen kann. Ihr findet euch ja so lustig, Tacy hat jetzt wirklich Ärger mit dem Rat am Hals, weil sie mir geholfen hat“, entschied sie und verwandelte sich zurück. Dabei durchfuhr sie ein unbekannter Schmerz.
„Alles in Ordnung?“, wollte er fürsorglich wissen.
„Ja, ist körperlich ziemlich anstrengend, sowas zu machen, ihr habt mich gestern auch ziemlich ausgesaugt. Du hast ekelhafte Freunde, wenn ich das mal so sagen darf!“, sagte sie unter Schmerzen und verwandelte sich wieder zurück.
„Ich weiß, aber ist schwer gute Freunde zu finden, wenn man so einen Nachnamen wie ich ihn habe mit sich rumträgt in dieser Stadt!“
„Und trotzdem hast du ihn nie geändert. Ist in deinem Metier wohl sowas wie eine Ehre den Namen des Schlächters von Manhattan zu tragen“, konterte sie nur.
„Du weißt also, wer ich bin!“
„Meine Mitbewohnerin ist ne Hellseherin, sie weiß so einiges, wir haben aber auch deinen Ausweis gefunden. Ich hab keine Angst vor dir“, stellte sie klar.
„Das ist schön. Ich glaub auch nicht, dass ihr Angst vor mir haben müsst, deine Freundin könnte mich töten, wenn sie wollte“, zeigte er seine blauen Flecken.
„Nicht nur sie, glaub mir“, formte sie einen Feuerball in ihrer Hand.
„Verdammt, in deinem Körper schlummern echt viele Dämonen, welches Wesen in dir kann die Elemente manipulieren?“, war er irgendwie fasziniert von ihr.
„Drachendämon, mein Dad ist einer. Er ist auch ein Cop, wenn du das Wissen willst!“
„Ein Drache? Wow, das ist ja fast noch seltener als ein Inkubus oder Sukkubus. Ich bin in Tokio mal einem begegnet“, erklärte er.
„Ich kenn sonst auch nur meinen Vater. Du bist nicht so nen Arschloch wie ich dachte“, realisierte sie plötzlich.
„Danke, denke ich. Ich muss langsam mit dem Studieren anfangen, ich wollte eigentlich schon viel früher aufstehen, aber das gestern hat mich in meinem Plan zurückgeworfen“, erklärte sie ihm.
„Was studierst du?“
„Medizin, ich werde Ärztin!“
„Bist du nicht nen bisschen alt zum Studieren?“
„Bist du nicht nen bisschen alt um dich so daneben zu benehmen?“
„Touché. Nicht viele Dämonen studieren, deine Eltern müssen stolz auf dich sein“, erwiderte er.
„Das sind wir. Sorry, wollte euch nicht stören, brauch nur nen Kaffee, war ne lange Reise hierher“, ging Crow an ihnen vorbei und machte sich nen Kaffee.
„Ich werde dann noch mit deiner Mitbewohnerin reden und muss dann auch zur Arbeit. Gut, dass wir das klären konnten“, stand er etwas aufgeschreckt auf und ging aus der Küche.
„Ich kann nur eine Sache gut und nicht mal die krieg ich hin“, legte Rae ihren Kopf frustriert auf den Küchentisch.
„Du musst dich gar nicht so anstrengen, er ist verknallt in dich“, schlurfte Crow an ihrem Kaffee.
„Blödsinn, wir sind zwei verschiedene Klassen, er würde sich niemals in einen Dämon verknallen“, erwiderte sie.
„Wir waren mal mächtige Hexen, das darfst du nie vergessen!“
„Ah, ja, dass, das glaub ich nicht so ganz!“
„Ich hab dir die Geschichten doch als Kind erzählt!“
„Das sind doch auch nur Geschichten“, erwiderte sie.
„Ich hab dir wohl den Eindruck vermittelt, dass das nur Sagen sind, aber die Dewins sind eine mächtige rumänische Hexen-Familie, mein Großvater gab seine Kräfte nur auf, um Tacys Ur-Großvater zu retten. Unsere Familien sind schon eine lange Zeit verbunden, wir waren auch Mal mit dunklen Kräften gesegnet, die mussten mein Großvater und meine Mutter irgendwann aufgeben, weil sie nicht damit umgehen konnten. Da wir sie jetzt los sind, kann ich dich dir das leider nicht beweisen, musst mir halt glauben. Wie auch immer, diese Kräfte kriegen wir nicht mehr, also ist das jetzt nicht wichtig. Umarm ihn zum Abschied, dann ist er ganz dein, versprochen“, versicherte sie ihr.
„Nichts für ungut, aber du bist geschieden, du bist nicht das beste Vorbild“, konterte sie.
„Ich hab deinen Vater geliebt, er nicht so sehr, aber mein Ehe-Aus sollte dich nicht davon abhalten dein Glück zu finden!“
„Wärst du wirklich glücklich damit, wenn ich einen Warlock heiraten würde?“
„Deine Kinder hätten zumindest ziemliche Badass-Kräfte“, entschied Crow.
„Das stimmt, ich geh zu ihm, wünsch mir Glück“, schmunzelte sie und ging zu Balthazar hin.
 
„Hey, bist du eigentlich Single? Ich würde gern mal mit dir ausgehen“, erklärte sie, als er gerade beim Gehen war.
„Ja, bin ich, offensichtlich, sonst hätte ich nicht so einen Blödsinn gemacht, mich mit einem Sukkubus einzulassen. Würde ich gern, weiß nur nicht, ob ich deiner Libido nochmal gewachsen bin“, schmunzelte er.
„Könnte sein, dass ich nen bisschen übertrieben hab neulich, war ne ganze Weile her, kann mich zügeln, wenn du das willst!“
„Mir hat’s gefallen, hat mich zwar fast umgebracht, aber das wäre ein schöner Tod gewesen“, gab er zu.
„Du hast dich aber schnell erholt“, realisierte sie.
„Meine Mutter hat mir geholfen, nicht ohne ihren Senf abzugeben, aber es hat mir geholfen“, erklärte er.
„Wusste gar nicht, dass schwarze Magie sowas kann!“
„Sie ist ehrlich gesagt eine weiße Hexe, sie tut aber alles um das zu verleugnen, also wenn du sie kennenlernst ist sie die schwärzeste Hexe, die du jemals kennengelernt hast, okay?“
„Okay, werde es mir merken. Hier ist meine Nummer, freu mich von dir zu hören“, entgegnete sie und ließ ihn gehen.
„Meine Süße braucht keine Hilfe, sie kommt gut allein klar. Der Kerl wird überhaupt nicht merken, was ihn gerammt hat“, beobachtete Crow ihre Tochter, die ihre Bettbekanntschaft verabschiedete.
„Ich bin da nicht so sicher, Tante, sie hat Gefühle für ihn, das kollidiert sicher mit ihren Racheplänen“, ermahnte Tacy sie.
„Du passt auf sie auf, oder?“
„Das mach ich doch immer, er ist schon heiß!“
„Das war sein Vater auch, das war genau das Problem, Rolando war ein echter Charmeur, ich hab ihn nie kennengelernt, nur von ihm gehört, aber sein Tod war spektakulär“, dachte sie laut nach.
„Ich bin zwar die meiste Zeit in Melbourne aufgewachsen, aber selbst ich hab davon gehört. Hat er damals jemanden getötet, den du kanntest?“
„Nein, Gott sei Dank nicht, aber Freunde haben Leute verloren. Da jeder in diesem Gebäude pulverisiert wurde, weiß niemand genau, was passiert ist, vermutlich nicht mal der Junge. Sie kann auf sich aufpassen, sie soll ihren Spaß haben, du holst sie aber sofort da raus, wenn es gefährlich wird“, erwiderte Crow.
„Ich hab’s gestern können und werde es auch in Zukunft machen. Du bleibst hier bis zu deinem Vortrag?“
„Ja, aber ich hab nen Hotelzimmer, keine Sorge. Du kommst hier klar?“
„Immer doch, geh zurück ins Hotel, sie sollte heute eh einiges lernen“, bat Tacy.
„Mach ich. Sorg dafür, dass Sam nichts von denen beiden spitzkriegt, Er geht sonst in die Luft, wortwörtlich, kennst ihn ja. Wenn du grad dabei bist, lass ihn nicht wissen, dass ich hier bin, ich kann nicht mit ihm umgehen“, plante Crow.
„Sicher, du warst nie hier. Ich komm übrigens zu deinem Vortrag, hab schon ein Ticket besorgt!“
„Du versuchst dich nochmal als Vampirjägerin?“, frotzelte Crow.
„Nein, das war ne vollkommene Katastrophe damals. Ich möchte Brutus nur näher sein und lernen, was er so macht“, konterte sie.
„Das wird ja richtig ernst mit Brutus und dir, wir werden wohl doch noch eine Familie nach all den Jahren!“
„Wir sind nicht verlobt, Tante Crow!“
„Noch nicht, sieht aber ganz danach aus. Ich freu mich zumindest für euch. Dann geh ich mal, habt noch einen schönen Tag“, umarmte Crow erst ihr Patenkind, dann ihre Tochter und folgte dem jungen Zauberer nach draußen.

Sechstes Kapitel

 
Sie saß in der Bibliothek, konnte sich aber nicht wirklich konzentrieren.
„Wo bist du mit deinen Gedanken?“, fragte Rune, die ihr gegenübersaß und lernte.
„Anatomie“, sagte Rae nur, ohne den Blick von ihrem Tablet zu nehmen.
„Ah, kauf ich dir nicht ab. Mit dir ist doch was, wir sind zusammen aufgewachsen, schon vergessen?“
„Ich hab nen Kerl kennengelernt“, gestand sie ihr.
„Hah, wusste ich es doch, Mensch, oder Dämon?“
„Mensch, nur leider ein Warlock!“
„Ein schwarzer Zauberer? Wir sind Dämonen und sollten nicht urteilen, aber hast du die guten Jungs schon durch?“
„Ich weiß, ganz dumme Idee, aber er scheint ganz nett zu sein. Ich versuche es, eigentlich versuch ich mich an ihm zu rächen, weil seine Kumpel und er mich letzte Nacht ziemlich mies behandelt haben, was auch immer, ich krieg Sex und muss nicht ständig auf die Suche danach gehen“, überlegte sie laut.
„Genieß es, aber pass auf, Warlocks haben ziemlich viel Scheiß drauf“, bat Rune.
„Sicher, Kusinchen, mach ich doch immer. Ich will heute nichts mehr lernen, wie sieht’s bei dir aus?“
„Ich war schon ewig in keiner Bar mehr, sollen wir was trinken gehen?“, schlug Rune vor.
„Das klingt gut, sollen wir gleich los?“
„Ja, lass uns die Sachen einschließen, dann können wir los“, plante sie und kurze Zeit später waren sie raus aus der Bibliothek.
„Die Bar hier sieht gut aus, was denkst du?“
„Ja, die können wir versuchen, lass mich nur nicht zu viel trinken“, bat sie und sie steuerten in eine Bar mit einem grünen Neon-Schild. Ein Scanner fuhr sie ab, als sie den Raum betraten, der schnell grün leuchtete. Eine zweite Tür sprang auf.
„Die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt werden auch immer seltsamer“, murmelte Rune vor sich hin, als sie ganz in die Bar eintraten. Ein Troll kreuzte ihren Weg.
„Das ist eine Hexen- und Dämonenbar, Gott sei Dank gehören wir zu denen, die hätten schon ein Warnschild aufhängen können“, realisierte Rae.
„Haben wir, können ja nichts dafür, dass ihr kein Sanskrit lesen könnt. So Ladies, was kann ich euch bringen?“, fragte der Barkeeper, als sie an die Bar kamen.
„Ich glaub, das ist fast 2000 Jahre her, dass meine Vorfahren das lesen konnten. Kriegen wir zwei Bahamas Mamas?“, bestellte Rune.
„Kriegt ihr, Mädels. Wenn ich das sagen darf, bei den ganzen Trollen und Hexen, die ich heute schon gesehen habe, seid ihr ne nette Augenweide“, konterte der Barkeeper flirtend.
„Danke, denke ich“, bedankte sich Rune höflich.
„Gern geschehen. Eure Drinks kommen gleich!“
„Das könnte meine Lieblingsbar werden“, schmunzelte Rune.
„Schauen wir erst mal, ob die Drinks gut sind. Zumindest fühlt man sich hier zu Hause. Seltsam, dass uns die Bar noch nie vorher aufgefallen ist“, konterte Rae.
„Sie liegt vielleicht unter einem bestimmten Zauber, was weiß ich“, überlegte Rune laut.
„Ich geh mal kurze für kleine Dämonen, bin gleich wieder da!“, verabschiedete sich Rae auf die Toilette.
Sie ging den Gang entlang zu den Toiletten. Laute Geräusche ließen sie kurz anhalten. Erst klangen sie wie Sexgeräusche, doch irgendwas war nicht richtig. Sie folgte dem Geräusch. Sie entdeckte einen Kerl, der von einer Vampir-Frau ausgesaugt wurde.
„Hey, Gräfin Dracula, Flossen weg von ihm“, rief sie der Vampir-Frau zu. Diese kam mit blutverschmiertem Gesicht auf sie zu.
„Bleib stehen, sonst muss ich dir was tun“, forderte sie. Blutlüstern stürzte sie sich auf Rae. Eh sie sich versah hatte sie die Vampir-Braut mit einem Feuerball in Asche verwandelt. Keuchend ging sie auf die Knie. Sie kam aus einer Familie von Vampirjägern, hatte aber nie zuvor einen getötet. Als sie hörte, wie das Opfer um sein Leben rang, eilte sie zu ihm.

 
 
Mit blutverschmierten Händen saß sie im Wartezimmer der Notaufnahme.
„Hier bist du, wolltest du nicht in die Bibliothek?“, kam Crow zu ihrer Tochter, die nur auf das Display an der Wand starrte. Die reagierte nicht.
„Raelyn, ich red mit dir“, riss sie ihre Tochter heraus.
„Mom, was machst du hier?“, sahen Crow zwei verweinte Augen an.
„Rune meinte, ich soll mal nach dir sehen. Was ist passiert?“
„Ich war in ner Bar und da war dieser Kerl, der wurde angegriffen“, begann sie zu erklären.
„Ist das dein Blut?“, wollte Crow wissen, aber Rae schüttelte den Kopf.
„Ist er tot?“
„Weiß nicht, ich hab den Notruf gerufen. Ich hab sie getötet“, stotterte sie.
„Warte, wen hast du getötet?“
„Vampir“, sagte sie nur.
„Du hast deinen ersten Blutsauger erledigt? Komm mit, erzähl mir davon!“, zog sie sie zur Seite.
„Ich wollte das nicht“, war die junge Dämonin total aufgelöst.
„Weiß ich doch, aber du hast dem Kerl geholfen, das war Notwehr. Also, wie hast du es gemacht? Die gute alte “Holzpflock ins Herz“-Methode, oder nen guter alter Genickbruch?“, fragte Crow furchtbar stolz. Rae formte einen Feuerball, ließ ihn aber sofort wieder verpuffen.
„Einäscherung, auch nicht schlecht, ist bei deinen Fähigkeiten ja die naheliegende Methode. Bin stolz auf dich, Tochter“, umarmte Crow sie.
„Ich hab ein Lebewesen getötet“, konnte sie nicht damit umgehen.
„Du hast jemanden gerettet, Mann, Süße, du könntest keine Vampire bekämpfen, wie mir scheint“, entgegnete Crow.
„Kann ja nicht jeder so Hardcore sein wie du, Kristin“, hörte sie plötzlich Sams Stimme und sie schloss die Augen.
„Natürlich musstest du mir über den Weg laufen“, drehte sie sich mit einem gespielten Lächeln zu ihrem Ex-Mann hin.
„Ich bin auf meinem Revier für die “Spezialfälle“ zuständig und ihr seid in meiner Gegend. Ich muss leider deine Aussage aufnehmen, Raelyn, geht auch ganz schnell“, erklärte Sam und wendete sich dann an seine Tochter.
„Muss ich dafür aufs Revier kommen? Ich seh aus, als hätte ich jemanden getötet“, war sie durcheinander.
„Hier geht es auch, wir suchen uns ein ruhiges Zimmer. War wie immer eine Freude dich zu sehen, Kristin, du kannst jetzt gehen, ich komm hier klar“, schob Sam seine Tochter weg und ließ seine Ex einfach so dastehen.
 
„Muss ich jetzt in den Knast?“, fragte Rae müde, als ihr Vater die Aussage in dem sonst leeren Warteraum beendet hatte.
„Nein, Süße, natürlich nicht, ich hab das Überwachungsvideo gesehen, der Fall ist klar. Du hast richtig reagiert und ich bin stolz auf dich“, ergriff er ihre Hand. Sie zuckte aber zurück.
„Oh Süße, ich nehm dich heute mit mir nach Hause. Soll ich dir was von zu Hause holen?“, fragte er fürsorglich, aber sie schüttelte den Kopf.
„Dann komm, war nen langer Tag für dich“, brachte er sie zu sich nach Hause.
 
Sam Chang öffnete seine Tür, nachdem es geklingelt hatte.
„Hey, Onkel Sam, gut das du angerufen hast. Wo ist sie?“, fragte Rune und umarmte ihren Onkel.
„Im Gästezimmer, sie hat schon den ganzen Tag kein Wort gesagt und kaum was gegessen. Vielleicht kannst du zu ihr durchdringen“, erklärte Sam.
„Ich werde es versuchen. Setz bitte mal nen Tee auf“, bat Rune und klopfte an der Tür des Gästezimmers.
„Ich hab keinen Hunger, Dad“, rief Rae heraus.
„Ich bin’s, Rune!“
„Komm rein!“
„Hey, hier verkriechst du dich, wir machen uns alle Sorgen um dich“, trat Rune ein.
„Mir geht’s gut!“
„Ja, so siehst du aus. Schlimm siehst du aus, deine Augen sind schon düster, du brauchst Körperkontakt, ganz dringend“, umarmte Rune ihre Kusine.
„Wenn du nicht mit mir schlafen willst, lass das lieber“, graulte sie fast wie ein Tier. Rune ließ sie ruckartig los.
„Okay, du brauchst Sex. Ich bring dich zu nem Kerl“, zog sie sie hoch.
„Ich hab keine Lust auf Sex“, murmelte sie.
„Das ist mal was Neues, leider hast du in deinem Zustand keine andere Möglichkeit. Willst du deinen Kerl anrufen, oder sollen wir im Colosseum vorbeigehen?“
„Colosseum, ich möchte ihn nicht verschrecken. Das heißt wohl Dosenfisch bis zum Ende des Monats, die Callboys werden auch jedes Jahr teurer“, entgegnete Rae.
„Dir geht’s wohl schon besser, wir gehen zusammen hin, ich hab diesen Monat etwas Geld über, erzähl das bloß nicht meinen Eltern“, bat Rune, während Rae ihre Schuhe anzog.
„Ganz sicher nicht, mein Dad erfährt auch nichts, okay?“
„Versprochen. Ich glaub’s immer noch nicht, ich geh mit dir in ein Bordell“, war Rune beinahe aufgekratzt, als sie voran durch die Tür ging.
„Das ist nen Ladies Club, Süße“, schlug Rae ihrer Kusine die Tür hinter der Nase zu. Sie hatte nicht vor irgendwo hin zu gehen. Als Sam, Rune erneut reingelassen hatte, war Rae bereits über die Feuerleiter in die Stadt abgetaucht.
„Was zum Henker ist mit ihr los?“, fragte Sam kopfschüttelnd.
„Wir haben noch ein größeres Problem, ist schwierig mit dir darüber zu reden, da du ja ihr Dad bist und so!“
„Ich bin 25 Jahre lang mit einem Sukkubus verheiratet gewesen, ich weiß, von was du redest. Wie sehen ihre Augen aus?“, wusste Sam Bescheid.
„Dämonisch!“
„Verdammt, wir müssen sie finden, ihre Mutter hat nach unserer Trennung auch am Abgrund gestanden, sie hat damals fast einen Jogger angefallen“, erklärte er ihr.
„Was hast du dann gemacht?“
„Was denkst du?“, schmunzelte er.
„Okay, so genau wollte ich es nicht wissen. Wir müssen sie finden“, war Rune besorgt.
„Wir werden sie finden, mein Dienstwagen ist ziemlich schnell“, erwiderte Sam und ging mit ihr zum Wagen.
 
„Hab sie, bleib im Wagen, ich muss sie vermutlich festnehmen, so wie sie gerade drauf ist, dass solltest du nicht mit ansehen“, hielt Sam seinen schicken futuristischen Wagen an.
„Du weißt schon, dass du sie wieder mit zum Auto mitnehmen musst“, konterte Rune trocken.
„Dann steig bitte aus, ich hol dich später ab“, bat er.
„Du schmeißt mich raus?“
„Das, oder du lernst eine Seite deiner Kusine kennen, die du nicht kennenlernen willst“, verhandelte er.
„Gut, aber ruf mich an, wenn das geklärt ist“, entschied Rune und stieg aus.
„Versprochen, jetzt geh, sonst verlier ich sie noch!“
„Bin schon weg“, ging sie um eine Ecke.
Er ging vorsichtig auf sie zu.
„Dad, komm nicht näher, ich weiß nicht, was ich tue, wenn du näherkommst!“
„Ich komm dir nicht zu nahe, habe Sukkubus-Erfahrung, wie du weißt. Sorry, dass ich das machen muss“, taserte er sie, bis sie ohnmächtig zu Seite kippte.
„Deine Mutter bringt mich um, wenn sie das erfährt“, lud er sie auf seine Arme und brachte sie in seinen Wagen.
 
„Du bist sicher, dass das funktioniert?“, fragte er besorgt.
„Nicht, wenn du mich ständig unterbrichst, setz dich da hinten hin“, forderte Tacy ernst und der alternde Cop setzte sich brav auf den Sessel in Raes Zimmer.
„Du wirst immer mehr wie deine Mutter“, murmelte er und erntete einen bösen Blick.
„Bin schon still“, entgegnete er. Tacy verstreute ein paar Kräuter auf dem leblosen Körper ihrer Freundin und sagte ihren Spruch auf. Rae gab seltsame Geräusche von sich.
„Ich glaub, du solltest rausgehen, das wird eklig“, erwiderte Tacy und Sam ging etwas verstört nach draußen.
Es vergingen zwanzig Minuten, dann kam sie mit zerzauster Frisur heraus.
„Und?“
„Ihr geht’s gut, muss weg“, wirkte sie aufgekratzt und verschwand ins Nichts.
„Man, ich hasse, wenn Hexen das machen“, murmelte er und ging zu seiner Tochter.

Siebtes Kapitel


Sie hatte großen Durst und ihr Körper fühlte sich seltsam an. Sie befeuchtete ihre Lippen.
„Hier, setz dich auf, ich geb dir was zu trinken“, hörte sie die Stimme ihres Vaters.
„Dad? Wie bin ich in mein Bett gekommen?“, wollte sie erschöpft wissen.
„Hab dich nach Hause gebracht, hab dich tasern müssen, tut mir leid!“
„Hab ich dich sexuell belästigt?“, fragte sie vorsichtig.
„Nein, aber hab nicht viel gefehlt. Wie konnten deine Gelüste so schnell aus dem Ruder laufen?“, wollte er wissen.
„Ich will mit meinem Vater nicht darüber reden. Warte, was hast du angestellt, dass ich mich jetzt besser fühle?“, fragte sie kritisch.
„Tacy hat dir Abhilfe geschaffen!“
„Was?“, war sie angeekelt.
„Mit nem Zauberspruch, keine Sorge, sie ist gleich danach verschwunden und danach nicht mehr aufgetaucht“, erklärte er ihr.
„Ist das Lavendel?“, nahm er einer der Blüten auf, die von ihr heruntergefallen waren.
„Sieht so aus, ich glaub, ich weiß, welchen Spruch sie verwendet hat und wohin sie gegangen ist. Ich komm hier klar, Dad, geh zurück zur Arbeit, bitte“, wollte sie allein sein.
„Bist du sicher?“
„Ja, du hast dich wunderbar um mich gekümmert, den Rest schaff ich allein“, wollte sie ihn loswerden.
„Okay, aber ruf an, wenn was ist und ach ja, ruf deine Kusine an“, ließ er sie allein.
 
„Hey“, rief Rae, Rune an.
„Na, flachgelegt worden?“, fragte Rune trocken.
„So in etwa, hab ich dich vielleicht sexuell belästigt?“
„Nein, nicht, dass ich wüsste. Wo bist du?“
„Zu Hause in meinem Bett, mein Dad hat mich getasert, das hat ziemlich gesessen. Entschuldige nochmal!“
„Passiert, aber wie konnte das so schnell ausarten?“
„Ich hab zwei Tage bei meinem Vater verbracht mit sehr dünnen Wänden, da konnte ich nicht viel tun. Ich hab sonst eigentlich länger ohne Sex ausgehalten, weiß nicht, was los war“, versuchte sie sich zu entschuldigen.
„Du hast Sehnsucht, hab gelesen das Inkuben oder Sukkuben, die verliebt sind, aber nicht zum Zug kommen, schneller austrocknen, wenn du verstehst was ich meine“, erklärte Rune ihr.
„Warum liest du Sachen über unsereins?“
„Mein Dad ist einer, bin nur interessiert. Du solltest deinen Lover öfters einladen, Männer lieben Sex, der wird gar nicht genug bekommen“, riet sie ihr.
„So einfach ist das nicht, mein Lover ist ein Warlock, wie du weißt!“
„Unsere Familie stammt auch von Hexen ab, was ist das Problem?“, entgegnete sie.
„Er heißt Balthazar Lusano“
„Lusano, wie der Schlächter von Manhattan?“
„Genau der, aber er kannte seinen Vater nicht wirklich gut, er ist irgendwie anders!“
„Dich hat’s echt erwischt, Kusine. Wie geht’s dir eigentlich nach der ganzen Sache? Wir hatten nicht mal richtig die Möglichkeit zu reden!“
„Muss das erstmal verarbeiten, ich bin ja nicht die mächtige Vampirjägerin, wie meine Mutter. Zumindest hab ich keine rechtlichen Konsequenzen zu erwarten. Ich hab die letzten zwei Tage überlegt zu der Vorlesung meiner Mom zu gehen, weiß auch nicht, vielleicht kann ich so damit besser abschließen“, erzählte sie ihr.
„Deine Mutter würde es sicher freuen. Was dagegen, wenn ich mich auch einschreibe?“
„Bist du eigentlich mit deinem Studium nicht ausgelastet, dass du so viel Recherche betreibst?“
„Bin nur neugierig, also?“
„Sicher, dann können wir zu dritt hinfahren. Jetzt muss ich nur noch jemanden finden, der meine Brandwunden versorgt, die Taserkabel haben meinen Rücken getroffen, da komm ich schlecht dran“, versuchte sie aufzustehen.
„Ich komm heute Abend bei dir vorbei und helf dir dabei!“
„Bist du sicher, dass du mich anfassen willst? Tacy habe ich beim letzten Mal echt verwirrt!“
„Will ich das wissen?“
„Nicht wirklich. Man, manchmal ist es echt ätzend, die einzige strikt Hetero-Frau unter Sukkuben zu sein. Auch mit Frauen zu schlafen würde so viele Probleme lösen“, bemerkte sie.
„Tut’s nicht, glaub mir!“
„Du bist da flexibler, ich weiß. Wie auch immer, ist lieb, dass du mir hilfst, bring nur Handschuhe mit, ich will nichts riskieren!“
„Hab ich für meine Experimente eh immer dabei. Dann schreib ich dir kurz bevor ich zu dir komme“, verabschiedete sich Rune und legte wieder auf.
 
Schnaufend stand sie auf. Die letzten Tage waren heftig gewesen. Sie zog ihr T-Shirt aus. Sie hatte ein großes chinesisches Tattoo auf dem Rücken, dessen Bedeutung nur Drachen-Dämonen wirklich bekannt war. Man konnte deutlich sehen, wo die Taser-Kabel gelandet waren.
„Oh Dad, hast mich voll erwischt“, sah sie ihre Wunden im Badezimmerspiegel an und dann betrachtete sie ihr Gesicht. Ihre Pupillen waren wieder schön golden wie zuvor. Wenn sie viel unter normalen Menschen war trug sie manchmal Kontaktlinsen um sich nicht zu sehr zu verraten. Ihr Smartphone vibrierte auf ihrer Konsole. Sie tippte etwas in dem Display in ihrem Spiegel ein und legte den Anruf auf den Spiegel.
„Hey, ich bin’s, stör ich dich grad“, war Balthazar am Telefon.
„Nein, hab Zeit, was gibt’s?“
„Ich würde dich gern heute Abend einladen, hast du Zeit?“
„Sei mir nicht böse, aber ich hatte nen heftigen Tag heute und will nur noch schlafen“, entschuldigte sie sich.
„Ist okay, schade, wie sieht’s Samstag aus?“
„Meine Vorlesung ist gegen sechs Uhr zu Ende, was hältst du davon, dass du mich von der Uni abholst und wir gehen was essen?“
„Das klingt gut, schreib mir noch die Details, freu mich!“
„Ja, ich mich auch!“
 
„Du hast tatsächlich ein Date“, hörte sie plötzlich Tacys Stimme, als sie aufgelegt hatte. Vor lauter Schreck setzte sie den Badezimmerteppich in Brand. Tacy löschte ihn schnell.
„Sorry, hatte ja versprochen, dass ich da nicht mehr mache. Bin bisschen aufgekratzt, schlimm siehst du aus. Kann ich dir helfen?“
„Du könntest mich in Ruhe duschen lassen, das wäre gut!“
„Sicher, Süße, tut mir leid, bin schon weg. Willst du nen Tee?“
„Kannst einen mitmachen. Du kaufst aber den neuen Teppich“, sah Rae auf den verkokelten Teppich.
„Ich besorg morgen einen. Soll ich dir nicht mit deinen Wunden helfen?“
„Du solltest mich nicht berühren, du stehst immer noch unter dem Zauber. Du bist übrigens verrückt, der Zauber ist verdammt gefährlich, in meinem Körper schwirren einige Dämonen herum, wortwörtlich, du hättest auch die falschen unterdrückten Gefühle erwischen können. Du hättest den Drachen erwischen können, diese Gefühle sind oft fast zu viel für mich“, ermahnte sie sie.
„Hab ich aber nicht und das war der Beste Sex den ich jemals in meinem Leben hatte, Brutus hatte ein Lächeln auf den Lippen, als ich verschwunden bin“, schmunzelte sie.
„Zumindest lebt er noch. Gehst du jetzt raus? Ich will danach noch lernen“, bat sie ernst.
„Ja, tut mir leid, ich hätte anklopfen sollen. Ich lass dich dann heute in Ruhe. Wenn ich dir mit den Wunden helfen soll, sag Bescheid“, ließ Tacy sie allein.
 
„Ich habe seit der High-School kein richtiges Date mehr gehabt, hab keinen blassen Schimmer mehr, was man heut zu tage so macht!“, redete Rae mit ihrer Kusine, als diese am Abend ihre Wunden mit Handschuhen an verarzte.
„Na ja, Sex hattest du ja schon mit ihm, alles andere gibt sich“, riet sie ihr.
„Das ist dein Ratschlag?“
„Eigentlich hab ich das für nen guten Tipp gehalten. Was weiß ich, bin genauso selten mit Kerlen, oder Ladies aus gewesen, wir Erddämonen sind nicht grade Glücksgriffe, wir haben zu viel Temperament und keine Geduld“, erzählte Rune.
„Ich bin Teil Feuerdämon, zumindest hast du noch nie während nem Orgasmus nen Kerl in Brand gesetzt!“
„Das ist dir passiert?“, kicherte Rune wie ein Schulmädchen.
„Ja, ist ne Weile hier, aber ist mir so passiert. Hab mich Gott sei Dank gleich an die Anweisungen aus der Grundschule erinnert. Der Orgasmus war schnell vorbei, als wir über den Boden gerollt sind!“
„Verdammt, das hätte ich gern gesehen, du hast nicht zufällig ne Aufnahme davon?“
„Nein, muss dich enttäuschen. Du machst das doch nicht etwa? Wir müssen aufpassen, die Hexenjäger sind zwar hauptsächlich hinter Hexen her, aber Dämonen wie wir kommen auch mal gern unter die Räder. Pass einfach auf!“
„Mach ich, keine Sorge. Sei beim Date einfach du selbst, er ist ein schwarzer Hexer, er wird schon einige Dämonen oder andere Geschöpfe der Nacht gedatet haben, er wird einiges erlebt haben!“
„Du meinst also, ich bin eine von vielen?“
„Das hast du gesagt. Er könnte der Richtige sein, oder nicht, das musst du selbst rausfinden. So, du bist verarztet, das solltest du in nächster Zeit vermeiden. Nen bisschen Spielzeug könnte dir vielleicht bei deinem kleinen Problem helfen!“, entgegnete Rune, während sie ihrer Kusine das T-Shirt über den getapten Rücken zog.
„Ich bin ein Sukkubus, Süße“, stand sie auf und zeigte ihre beachtliche Sammlung von Sexspielzeug.
„Wow, das ist echt ne Sammlung, ich hab dich ehrlich gesagt immer beneidet, dass du alles und jeden ins Bett kriegen kannst, wenn du willst, jetzt versteh ich erst richtig, dass das nicht immer Spaß ist!“
„Nicht immer nein, aber ich hab trotzdem noch Spaß an Sex. Ich würde jetzt gern über die Vampir-Begegnung reden, hast du noch Zeit?“
„Für dich hab ich doch immer Zeit, dachte schon, du willst gar nicht darüber reden. Also, erzähl, was willst du besprechen?“
„Nur allgemein, siehst du mich jetzt anders, jetzt, wo ich einen Vampir getötet habe?“
„Nein, nicht wirklich, ich war immer froh, dass du nicht den Weg deiner Mutter gewählt hast und bin auch froh, dass dich das nicht kalt lässt. Tante Kristin ist manchmal etwas unsensibel, was natürlich mit dem Beruf kommt, sie hat schon zu viel in ihrem Leben gesehen, ich will nicht, dass du so wirst!“
„Werde ich nicht, versprochen. Das Seminar mach ich nur aus reiner Neugier, ich werde keine Jägerin, ich werde Ärztin!“
„Ja, ich weiß, aber kann interessant werden!“
„Möglich, hoffe nur, meine Mutter versteht das nicht falsch“, überlegte sie laut.
„Musst ihr halt deutlich klarmachen, dass das ne einmalige Sache ist. Müssen wir uns eigentlich anmelden, oder können wir einfach dazu kommen?“
„Keine Ahnung, ich ruf sie nachher mal an und frag sie. Willst du nen Glas Wein?“, wollte sie wissen.
„Klingt gut, kann ich bei dir übernachten?“
„Sicher, kannst du doch immer. Kannst du mich nen paar Sachen für die Uni abfragen?“
„Ja, können wir machen, aber erst der Wein“, schmunzelte sie und sie gingen ins Wohnzimmer um zu studieren.
Sie bekamen noch einen Platz im Seminar von Raes Mutter, also gingen sie mit Tacy zusammen an dem Abend zum Seminar.
„Irgendjemand verfolgt uns“, sagte Tacy plötzlich, als sie zu der Bibliothek von Raes Uni liefen, wo das Seminar spät am Abend stattfand.
„Ja, hab ich schon gemerkt, sollen wir was unternehmen?“, fragte Rune, ohne sich umzudrehen.
„Wir drehen uns alle gleichzeitig um, jeder bereit?“, fragte Rae planend. Wie Superheldinnen drehten sie sich um und hatten jeder eine Fähigkeit parat.
„Wow, lasst stecken, Ladies, wir kommen in Frieden“, trat einer der Verfolger ins Licht der Straßenlampe.
„Onkel Kaz?“, fragte Rae plötzlich und löschte ihr Feuer.
„Ist ne Weile her, Raelyn, bist ja so erwachsen“, begrüßte sie der Vampir Kaz, der schon ihre Urgroßmutter gekannt hatte.
„Und du bist immer noch derselbe. Sorry, das war unbedacht, natürlich bist du noch der alte, bist schließlich ein Vampir“, plapperte sie. Die anderen Frauen ließen nicht locker.
„Ganz ruhig, Mädels, er ist einer der Guten. Nur deinen Freund kenn ich nicht!“, musterte Rae den Vampir, der neben Kaz stand.
„Er ist einer meiner Zöglinge. Anton, das sind Rae, die Enkeltochter meiner Ex-Freundin, Tacy, Padriacas Tochter und Rune, Rufus‘ Kleine. Mädels, Anton kommt aus der gleichen Stadt wie Raes Familie in Rumänien, er ist auch schon ne Weile ein Untoter, aber erst seit einem Jahr in meiner Obhut. Rae, deine Mom hat mich für ein Seminar eingeladen, weiß zwar noch nicht warum, aber du kennst Crow, die meiste Zeit macht sie was sie will“, erklärte Kaz.
„Du weißt schon, dass das ein Vampirjäger-Seminar ist?“
„Okay, ist wohl nach all den Jahren die Zeit gekommen, dass sie mich pulverisiert“, schmunzelte Kaz und Raes Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig.
„Das war nen Witz, Süße!“
„Sorry, ich hab vor ein paar Tagen aus Notwehr einen Vampir töten müssen, find das nicht lustig!“
„Du bist die Frau von dem Nachtclub? Hab davon gehört. Keine Sorge, sie war keine gute Person, offensichtlich, sie wollte einen Hexer töten. Er lebt, dank dir“, lobte Kaz sie.
„Ich hab einen von euch getötet“, konnte sie nicht verstehen, dass er damit einverstanden war.
„Hab ich auch, man wird als Vampir nicht so alt ohne sich irgendwelche Feinde zu machen. Jetzt bin ich ja eher ein Berater für Jung- und Altvampire. Wir sollten reingehen, bevor Kris mich doch noch pulverisiert, weil ich zu spät bin“, konterte Kaz trocken und sie gingen zusammen rein.
 
Crow kam ihnen in voller Jägerkluft entgegen. Sie trug sogar zwei Schwerter gekreuzt über den Rücken geschnallt.
„Wow, Mom, ist das nicht etwas zu viel des Guten?“, begrüßte Rae ihre Mutter.
„Ich will nen bisschen beeindrucken, das kann ich nicht mit Sandalen und Strickjacke. Keine Sorge, dass sind stumpfe Schwerter, will ja nicht wirklich Vampire killen“, erwiderte Crow.
„Das ist gut zu hören, Kris, kann ich jetzt erfahren, warum ich hier bin?“, fragte Kaz, der kurz nach Rae und den anderen Mädels in den Besprechungsraum kam.
„Kaz, hey, du bist gekommen, gut, wusste nicht genau, ob du kommen würdest. Du hast einen Freund dabei, prima, setzt euch bitte in je ein Eck des Raums“, bat Crow planend und Kaz und Anton trotteten davon.
„Darf man erfahren, was du vorhast, Mom?“
„Lasst euch überraschen, setzt euch“, erwiderte Crow und sie nahmen Platz.
„Jetzt ist es wohl soweit, meine Mom hat den Verstand verloren“, redete Rae vor sich hin.
„Ich glaub, ich weiß, was sie vorhat“, sagte Tacy mysteriös.
„Weist du uns ein?“
„Nope“, konterte sie breit grinsend.
„Manchmal hasse ich dich echt“, grummelte Rae.
„Nein, du liebst mich. Hör einfach zu“, schmunzelte Tacy und das Seminar begann.
Crow war eine angenehme Rednerin und die Teilnehmer hörten ihr fasziniert zu.
 
„Danke für Ihr Interesse. Nach all diesen alten Methoden möchten ich Ihnen jetzt noch neue Methoden der Vampirjagd vorstellen. Als Demonstrationsobjekt würde ich gern einen Freiwilligen haben, die hübsche junge Frau in Rot, wie wär’s mit Ihnen?“, deutete Crow auf ihre Tochter. Etwas beschämt kam Rae zu ihrer Mutter.
„Ich muss noch ein Jahr hier studieren, sei brav“, forderte sie.
„Keine Sorge, ich zeig nur, wie heiß du bist“, erklärte sie ihr und fuhr mit einem Smartphone-ähnlichen Gerät über Raes Körper.
„Sehen Sie, die junge Dame hat normale Körpertemperatur, wie man es von einem normalen Menschen erwarten würde“, deutete Crow auf das Display hinter sich, der Raes Körpertemperatur zeigte.
„Okay, alles in allem nicht sehr spannend. Jetzt werde ich Sie alle durchleuchten, melden Sie sich, wenn Sie was feststellen, was da nicht hingehört!“, kündigte sie an und scannte den ganzen Raum. Als sie bei Anton und Kaz ankamen, erschienen diese natürlich ganz blau und ohne Wärme. Leichte Panik brach unter den meisten Studenten aus.
„Keine Sorge, diese zwei Blutsauger gehören zu mir, ich hab sie eingeladen. Wenn Sie wollen, dürfen Sie meinen Freunden Fragen stellen, wenn Ihnen das hilft, Ihre Entscheidung bezüglich meines Gewerbes zu treffen. Hey, ihr müsst echt keine Angst haben, wenn sie gefährlich wären, wären sie längt der Inhalt meines Staubsaugers“, bemerkte sie cool.
„Das hättest du wohl gern“, rief Kaz ihr großspurig entgegen und Crow grinste.
 
Als sich die erste Aufregung gelegt hatte, trauten sich die Studenten mit Anton und Kaz zu reden.
„Ich muss sagen, ich war erst skeptisch, aber das Seminar war echt gut, bin stolz auf dich, Mom“, lobte Rae ihre Mutter, als sie den Studenten zusahen.
„Danke, hab das auch lang vorbereitet. Bevor ihr mich fragt, ja, alle Studenten wurde vorher kontrolliert, das sind gescheite junge Leute, ich würde mich glücklich schätzen, wenn ich einige davon trainieren könnte“, sagte Crow stolz.
„Du bist im Ruhestand, dachte ich!“
„Bin ich, aber da ich keinen Nachfolger habe, muss ich ausbilden!“
„Okay, das ging gegen mich“, murrte Rae.
„Oh nein, Süße, ich bin froh, dass du nen anderen Weg einschlägst als alle anderen Dewin-Frauen vor dir. Du bist die erste Frau die studiert hat, seit deiner Urgroßmutter. Ich würde dich viel lieber im OP sehen, als auf der Straße“, erklärte sie ihr.
„Ich werde keine Chirurgin, Mom, ich spezialisiere mich vermutlich in Allgemeinmedizin, aber ich muss erstmal mein Praktikum machen!“
„Das mein ich auch im übertragenen Sinne. Wie geht’s dir eigentlich?“, wollte sie wissen.
„Geht langsam wieder, hat Dad dir von meinem Anfall erzählt?“
„Dein Vater und ich reden kaum noch, was war?“, wollte sie wissen und Rae erzählte es ihr.
„Wow, ich bin fast sechzig und mir ist das noch nie passiert, du musst mit dem Kerl ja was Besonderes haben“, lauschte Crow der Story.
„Ich habe morgen mein erstes Date mit ihm, wie kann das sein?“
„Kismet, keine Ahnung, euch verbindet irgendwas Magisches, das ist wundervoll, aber auch gefährlich für dich. Wenn das nicht mit euch funktioniert musst du wenigstens ein Arrangement mit ihm treffen!“
„Dad hat es mir erzählt, Mom“, erwiderte sie keck.
„Verdammt, der Kerl hasst mich echt, ja, ich hatte auch vor kurzem nen Anfall, ich bin fast sechzig, nen Kerl ins Bett zu kriegen ist nicht mehr so einfach wie früher!“
„Ich verurteile dich nicht, ist mir ja auch passiert. Was denkst du, gehen wir zusammen noch was trinken?“, schlug Rae vor.
„Du willst mit deiner Mutter was trinken gehen?“
„Ja, willst du nicht?“
„Doch, würde mich freuen, sollen wir die anderen mitnehmen?“
„Schon, wir sind ja zusammengekommen, ist das okay?“
„Sicher, ich frag sie mal“, ging sie zu den anderen.
 
Die Frauen hatten einen amüsanten Abend in einer Dämonen-Bar, bis plötzlich ein Vampir an sie ran trat.
„Wer von euch ist Rae?“, fragte der Vampir und stellte sich breitbeinig hin.
„Wer will das wissen?“, stellte sich Crow neben ihn.
„Du bist nicht sie“, entschied der Vampir.
„Nein, bin ich nicht, aber erstmal will ich wissen, was du von ihr willst!“
„Sie hat jemanden getötet, der mir nahestand“, erklärte der Blutsauger.
„Ich bin Rae“, stand Rae auch auf.
„Nein, ist sie nicht“, mischte sich Crow ein.
„Das ist mein Kampf, Mom. Reich mir bitte das Schwert“, bat sie trocken und Crow zog eins der Schwerter unter dem Tisch hervor.
„Ihr seid Jäger-Bitches, jetzt wird mir einiges klar. Also komm, Schlampe, lass uns Tango tanzen“, konterte der Vampir und sie ging mit ihm durch den Hinterausgang raus.
„Wofür das Schwert, hast du nicht gesagt, dass das stumpf ist?“, war Tacy skeptisch.
„Ist es auch, aber sie kann ihn mit einem Feuerball erledigen. Ich werde ihr trotzdem helfen gehen, wer kommt mit?“, wollte sie wissen.
„Wir helfen, das wird lustig, wir können das Gelernte gleich in die Praxis umsetzen“, bemerkte Rune cool und Crow schnappte sich eine Flasche hochprozentiges, bevor sie die Tür des Hinterausgangs aufstieß.
 

Achtes Kapitel

 
Sam Chang präsentierte seine Detective-Marke.
„Tut mir leid, Officer, ich weiß nicht, wer Sie gerufen hat, aber es ist alles in Ordnung hier“, konterte der Türsteher cool.
„Sie haben ein Ungeziefer-Problem und wir wollen helfen!“
„Das ist geschlossene Gesellschaft“, ließ der Barkeeper nicht locker.
Sam zeigte seine dämonische Drachenfratze, die er sehr ungern zeigte.
„Ich hab ne Einladung“, bemerkte Sam trocken, als er sich zurückverwandelt hatte.
„Natürlich, Sir, treten Sie ein“, erwiderte der Barkeeper plötzlich freundlich und ließ Sam und seine drei schwerbewaffneten Kollegen in die Bar.
 
Sie marschierten durch die Bar und durch den Hinterausgang. Ein Kampf fand dort statt und die Mädels zwischendrin.
„Jeez, warum können die nicht einfach mal ausgehen wie normale Menschen?“, schüttelte Sam den Kopf und zog zwei Pflöcke aus seinen Kampfstiefeln. Mit Hilfe der in der Vampirjagd ausgebildeten Polizisten war der Kampf bald vorbei.
„Alle in Ordnung?“, fragte Sam in die Runde.
„Ja, danke, Dad, wer hat die Verstärkung gerufen?“, wunderte sich Rae aufgekratzt.
„Verstärkung? Rae, du bist eine Medizinstudentin, was ist hier los?“
„Da war dieser Vampir, der wollte Rache nehmen an der Bitch, die ich getötet habe und als ich mit ihm hier raus bin waren überall Blutsauger. Das war ein richtiges Schlachtfest hier, wir haben sie platt gemacht“, plapperte sie ausgelassen.
„Beim zweiten ging’s wohl einfacher, was? Kommt mit, die Party ist vorbei“, brachten die Cops die Frauen weg.
 
Raelyn Dewin-Chang war schon in den verrücktesten Plätzen wachgeworden, eine Arrestzelle hatte bis jetzt nicht dazu gehört. Ihre Mutter und ihre Freundinnen schnarchten neben ihr auf der Bank.
„Morgen, bist du wieder normal drauf?“, hörte sie die Stimme ihres Vaters.
„Oh verdammt, sag mir nicht, dass ich verhaftet bin, ich krieg nie ne Arztlizenz mit nem Vorstrafenregister“, war sie entsetzt.
„Ihr hab nur nen paar Blutsaugern gezeigt, dass sie sich nicht mit euch anlegen sollen, ich wusste nur nicht, wo ich euch hinstecken sollte, also hab ich euch heute Nacht hier übernachten lassen“, war Sam etwas amüsiert über die Situation.
„Danke, wir hatten wohl einen zu viel. Wir haben Vampire getötet?“
„Ja, wie kommt es eigentlich, dass du innerhalb von einer Woche von “Oh Gott, ich hab einen Vampir getötet“ zu einer toughen Vampirjägerin wirst?“
„Rum, zum größten Teil, Mom ist aber auch eine gute Lehrerin. Wir haben es übertrieben, tut mir leid“, kam sie an die Gitterstäbe heran.
„Nicht an die Stäbe fassen, sonst kriegst du wieder nen Stromschlag. Warte, ich stell es ab“, ließ er sie raus.
Für eine Minute standen sich die Drachendämonen schweigend gegenüber.
„Oh, Onkel Sam, nicht so laut“, wurde auch Tacy verkatert wach.
„Wir sagen doch gar nichts“, wunderte sich Rae.
„Onkel Sam sagt vielleicht nicht viel, denken tut er umso mehr. Ich sag lieber nicht mehr dazu, ich will Tante Kristin nicht so verletzen“, erwiderte Tacy und stolperte aus der Zelle zum Mülleimer, um sich darin zu übergeben.
„Wirklich nett, Mädels kommt, ich zahl uns das Taxi“, ging Crow voran aus dem Raum.
„Hey, ich hab nicht gesagt, dass ihr gehen könnt“, lief Sam ihnen hinterher.
„Ich hab ne Lizenz zur Jagd, ich hab sogar eine gottverdammte Kopfgeldjäger-Lizenz, alles ist gut“, blieb Crow genervt stehen.
„Deine Tochter und ihre Freundinnen auch?“
„Hör zu, deine Tochter hat sich mit einem Vampir angelegt und ich hab nur geholfen“, versicherte sie ihm.
„Du willst also unsere brave Tochter damit reinziehen?“, raunzte er.
„Sie hat recht, Dad, ich hatte nen bisschen zu viel getankt und dachte, ich könnte es mit ihm aufnehmen. Seine Kumpels und er waren da anderer Meinung. Tut mir leid, Dad, ich hätte dich anrufen sollen, aber Captain Morgan war da anderer Meinung. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich hab heute Abend ein Date und möchte davor noch etwas lernen und ganz viel schlafen“, verteidigte Rae ihre Mutter und ging weiter.
„Ich hab immer befürchtet, dass sie eines Tages wie du wird, Kris“, murrte er.
„Als wir noch gevögelt haben, hast du immer gesagt, du hoffst, dass sie eines Tages wie ich wird, Gratuliere, dein Wunsch geht in Erfüllung“, konterte Crow, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte hinter ihrer Tochter her.
„Autsch, der muss echt wehgetan haben. Ich möchte mein Messer wieder, das ist das einzige was ich von meinem leiblichen Vater noch habe. Komm, Tacy, du kannst draußen weiterkotzen“, ging Rune an ihrem Onkel vorbei und Tacy folgte ihr benommen.
 
Nachdem sich Rae in der Bibliothekstoilette hübsch gemacht hatte, ging sie nach draußen, um auf Balthazar zu warten.
„Hier bist du“, traf sie auf ihren Vater.
„Wo soll ich sonst sein? Ist meine Uni“, bemerkte sie kurz.
„Sei nicht frech, ich bin nicht gut auf dich zu sprechen!“
„Mach kein Theater, ist peinlich genug, dass du mich hier besuchst in voller Cop-Montur“, murrte sie.
„Ach ja, fast so peinlich wie meine Tochter, meine Ehefrau, meine Nichte und ihre beste Freundin besoffen vorzufinden, wenn man wegen Ruhestörung zu einer Bar gerufen wird?“, konterte er cool.
„Wir haben das nicht geplant, Dad!
„Das hoffe ich auch schwer. Hast du das wirklich angezettelt?“
„Ich würde ja sagen, es war der Alkohol, aber so betrunken war ich dann doch nicht“, versuchte sie sich zu erklären.
„Wirst du jetzt ne Jägerin, so wie deine Mutter?“
„Gott, nein!“
„Gut, sie ist kein guter Einfluss für dich!“
„Es reicht langsam, ja, sie hat dich betrogen, aber Mom ist immer noch Mom, sie ist keine Jägerin mehr, sie hatte nur mal wieder Spaß und wollte nur einen drauf zu machen. Sie ist immer noch im Ruhestand“, verteidigte sie ihre Mutter.
„Du hast sie doch gestern gesehen, der Virus hat sie wieder gepackt“, entgegnete er.
„Blödsinn, sie hat das hinter sich gelassen. Rede endlich mal vernünftig mit ihr über alles“, schimpfte sie.
„Ich bin der Vater, du bist die Tochter, ich habe das Sagen“, wurde er laut.
„Hey, Officer, was sie macht ist vollkommen legal, sie darf mit ihrem Körper machen was sie will“, hörte sie plötzlich Balthazars Stimme hinter sich. Beschämt schloss sie die Augen.
„Prostituierst du dich jetzt auch noch neben dem Strippen?“, fragte ihr Vater nur und sie riss die Augen auf.
„Bitte, als wüsste ich nicht, dass du strippst, ich bin bei der Polizei, Tochter!“
„Wupps, das ist dein Dad?“, entschuldigte sich Balthazar.
„Jep, Dad, das ist Balthazar, wir sind für ein Date verabredet, Balthazar, das ist mein Dad, er wollte gerade gehen“, machte sie deutlich.
„Du bist keine Nutte, oder?“, fragte Sam nochmal.
„Ich bin ein Sukkubus, keine Nutte, Dad, geh einfach!“, bat sie und er ließ die beiden allein.
„Ich wollte nen Gentleman sein, das ist wohl voll in die Hose gegangen, tut mir leid“, begrüßte er sie richtig.
„Kein Problem, ist eh nen schräger Tag heute. Also, wo gehen wir hin?“, fragte sie freundlich.
„Lass dich überraschen, komm“, war er erleichtert, dass sie nicht sauer war.
 
„Du hast nen Platz im Skycafe reserviert, das ist wirklich ne Überraschung“, war sie begeistert als sie mit ihm um den Restaurant-Raum herumging. Sie waren im 100. Stock des Cafés mitten in Manhattan.
„Ich kenn jemanden, der jemanden kennt, war selbst noch nie hier oben. Irgendwie kickt bei mir die Höhenangst nen bisschen rein“, gestand er und ging ein paar Schritte von dem großen Glasfenster weg.
„Du hast Höhenangst und bringst mich ins höchste Café der Stadt?“, schmunzelte sie.
„Im Nachhinein nicht meine beste Idee. Lass uns an den Tisch gehen, da geht es sicher besser“, erwiderte er und zog sie an ihrer Hand zu den Tischen. Seine Hand war so sanft und warm.
 
„Also, was willst du essen?“, durchforstete er mit dem Display auf dem Tisch die Menükarte.
„Das ist ne riesige Auswahl, such du was aus“, entschied sie.
„Knoblauchhähnchen und Risotto?“, fragte er. Sie grinste etwas.
„Ist das ein Ja?“
„Das klingt gut, der Knoblauch passt zu der Woche, die ich hatte“, dachte sie laut nach.
„Vampirproblem?“, wollte er wissen.
„Kann man so sagen, erzähl ich dir beim Essen. Bestellst du? Ich würde gern nach draußen gehen und etwas runterschauen“, erwiderte sie.
„Mach ich, sorry, dass ich dich nicht begleiten kann!“
„Nicht schlimm, ich kann so fünf Minuten mal nachdenken. Ich hätte gern ne Cola zu trinken“, stand sie auf und ging auf den Balkon heraus, der um den Wolkenkratzer herumging.
Als sie etwa eine Minute auf Manhattan heruntergesehen hatte, spürte sie einen kalten Windhauch und sie drehte sich um.
„Ernsthaft? War meine Woche nicht schon beschissen genug?“, sah sie in das sanfte Gesicht eines unbekannten Ratsmitglieds.
„Wir haben davon gehört, wir wollen aber darüber hinwegsehen, wenn du dich dafür entscheidest im Rat zu sein“, wurde ihr erklärt.
„Wenn ich nicht zusage werde ich also bestraft?“
„Nein, wirst du nicht!“
„Dann nein danke, ich geh jetzt zurück zu meinem Date“, bemerkte sie und ging wieder rein.
Als sie gerade das Knoblauchhühnchen genossen, fror die Zeit ein.
Rae blieb als einzige verschont.
„Du weißt schon, dass ich dich mit einem Feuerball vernichten kann, oder?“, stand sie auf und ging um den Zauberer herum, der die Zeit angehalten hatte.
„Du weißt, dass er ein dunkler Zauberer ist, oder?“, deutete er auf Balthazar.
„Ja, weiß ich, ich bin eine Dämonin, gibt kein Gesetz, was mir das verbietet!“
„Nein, tut es nicht. Ist er der Grund, warum du nicht in den Rat willst?“, wollte der Hexer wissen.
„Nein, ist er nicht, das ist mein erstes Date mit ihm und du störst irgendwie die Stimmung“, murrte sie.
„Ist es wegen der Hellseherin?“, fragte er weiter.
„Ist das jetzt ne Quizshow? Ich möchte einfach mein gottverdammtes Date weiterführen!“
„Also ist es die Hexe. Sie ist zu viel Mensch, die Entscheidung liegt nicht bei mir!“
„Meine Urgroßmutter war fast auch vollständig ein Mensch und war auch im Rat, was für ein blöder Grund ist das denn?“
„Stelle unsere Entscheidung nicht in Frage“, wurde der Zauberer laut.
„Nein heißt nein, solang Tacy nicht im Rat sitzt, werde ich das auch nicht“, sagte sie standhaft.
„Das hast du nicht zu entscheiden“, wurde die Stimme des Zauberers plötzlich dunkel und sie wurde von ihm in die Luft geschleudert. Sie konnte nicht mehr atmen. In dem Moment merkte sie, dass sie die ganze Zeit nicht von ihrem Rat besucht worden war.

Neuntes Kapitel

 
Ihr wurde langsam schwarz vor Augen. Sie kämpfte gegen die Besinnungslosigkeit. Gerade als sie wegdämmerte, war es als würde sie fliegen. Dann wurde es schwarz um sie.
 
„Sie wacht auf“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter.
„Gott sei Dank, ich dachte schon, die Kehlkopfverletzung wäre zu schwer gewesen“, hörte sie auch Tacys Stimme. Sie wollte etwas sagen, brachte aber nur ein Krächzen heraus.
„Nein, nicht reden, dein Hals ist verletzt. Willkommen zurück, Süße“, strich Tacy ihrer Freundin die Haare aus dem Gesicht. Sie schloss die Augen und versuchte zu denken, was sie sagen wollte.
„Cleveres Mädchen, du hast nen Angriff eines schwarzen Rats-Warlocks überlebt, wenn du das Fragen wolltest. Unser Rat schützt uns normalerweise vor ihnen, aber da waren sie wohl schlampig. Keine Sorge, deinem Lover geht es gut, wir haben ihn mit einem Vergessens-Zauber zu Hause ins Bett gelegt, er wird aufwachen und das nur für einen Traum halten. Du bist im Krankenhaus des Hexenzirkels von Brooklyn, hier kommen sie nicht rein. Ja, dein Dad ist auch in Sicherheit, ja, Rune auch, wir sind alle hier. Jetzt ruh dich aus, deinen Kehlkopf zu reparieren wird etwas dauern. Soll ich dir ein Schlafmittel spritzen?“, erklärte Tacy liebevoll und Rae nickte.
„Dann schöne Träume, wir sehen uns, wenn du wieder die Klappe aufreißen kannst wie früher“, sagte Tacy sanft und Rae nickte wieder weg, nachdem sie ihr einen Pen in den Arm gedrückt hatte.
 
„Sie wird doch wieder, oder?“, fragte Crow besorgt.
„Ja, sie wird bald die gleiche Nervensäge sein wie früher, keine Sorge. Wie konnte das passieren?“, fragte Tacy müde. Sie hatte immer noch einen Kater und auch eine 12-Stunden-Schicht im Krankenhaus hinter sich gebracht.
„Wir sind keine Hexen, keine Ahnung, das liegt außerhalb unseres Wissens und unserer Kräfte. Hast du mit deiner Mutter geredet? Sie weiß vielleicht was“, schlug Crow vor.
„In Melbourne ist es mitten in der Nacht, ich ruf sie in ein paar Stunden an. Ich werde euch von der Küche was zum Essen machen, erholt euch ein bisschen“, bat Tacy und ging den Gang weiter.
 
Das Noch-Ehepaar starrte sich nur an.
„Wage es ja nicht mir dafür auch die Schuld zu geben“, begann Crow.
„Tu ich nicht“, war Sam wortkarg. Die Sorge um seine Tochter stand in sein Gesicht geschrieben.
„Gut, denn ich steh kurz davor zu flennen und das will ich sicher nicht hier machen“, war auch die toughe Jägerin ein Häufchen Elend.
„Komm her“, nahm Sam seine Ex-Frau überraschend in die Arme. Ein Gefühl von Erregung durchfuhr ihn und er musste sie loslassen.
„Tut mir leid!“, sagte sie vorsichtig.
„Kannst ja nichts dafür. Du solltest etwas schlafen, ist es okay für dich, wenn wir uns ausnahmsweise für heute Nacht ein Bett teilen?“, fragte er.
„Was ist mit deiner Hexen-Freundin?“, war sie überrascht.
„Sie ist ne Anwältin und ein Mensch“, erwiderte er.
„Das ist ja fast das Gleiche“, frotzelte sie. Er grinste.
„Manchmal, ja. Ich bin nicht mehr mit ihr zusammen, ist schwierig mit einem Menschen zusammenzuleben“, erklärte er.
„Witzig, das Gleiche hast du auch über das Leben mit einem Sukkubus gesagt“, sagte sie trocken.
„Vermutlich liegt es an mir, aber das macht die Tatsache nicht wett, dass du mich betrogen hast!“
„Ja, ich weiß, ich verlange von dir auch nicht, dass du mir verzeihst, es wäre nur schön, wenn du mich wieder wie nen Mensch behandelst, ich fühle mich nämlich als wäre ich ein Tier“, entschied sie.
„Ich werde es versuchen. Können wir morgen weiter darüber reden?“, hoffte er.
„Sicher, lass uns erstmal schlafen gehen. Aber ganz platonisch!“
„Das hab ich auch gemeint, komm“, zog er sie hoch.
 
Raelyn wanderte in einer altmodischen Robe durch die Hallen des Hexen-Verstecks. Es war früh am Morgen und niemand war in der Nähe.
„Tacy, Bloody Mary wandert durch die Gänge“, weckte eine der Hexen die Krankenschwester nach einer kurzen Nacht.
„Rosa, es ist zu früh am Morgen für deine Horror-Visionen von Verstorbenen“, erwiderte Tacy müde.
„Keine Vision, ich seh sie auf der Überwachungskamera“, erklärte Rosa.
„Okay, bin wach, jetzt nochmal“, setzte sich Tacy in dem kleinen Bett auf. Rosa schob ein Display zu ihr.
„Verdammt, hab die Medikamentendosis wohl zu niedrig angesetzt. Geh zurück ins Bett, ich kümmere mich darum“, stand Tacy müde auf und ging zu Rae, die wie ein Geist durch die Gänge stolperte.
 
„Rae, Süße, du solltest doch im Bett sein“, fand sie ihre Freundin orientierungslos im Gang, wie sie an eine Wand starrte.
„Durst“, krächzte Rae.
„Wasser steht an deinem Tisch, Süße, komm, ich bring dich zurück ins Bett“, führte sie sie an der Hüfte zurück ins Bett. Das Gerät, was Raes Hals reparieren sollte, lag mit grünen Lichtern an im Bett.
„Gut, der Heilungsprozess ist abgeschlossen. Hast du Schmerzen?“, fragte sie, aber Rae schüttelte den Kopf.
„Gut, aber du solltest trotzdem noch etwas schweigen, ich weiß, wie schwierig dir das fällt. Leg dich hin, bitte“, bat Tacy und schenkte ihr aus einer Plastikflasche Wasser ein.
„Ich kann nicht mal ein einfaches Date haben“, schluchzte Rae plötzlich.
„Hey, du sollst nicht reden, vor allem wenn es so ein Mist ist. Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun. Er wird dich anrufen, ganz sicher“, versuchte Tacy sie zu beruhigen.
„Wie viel habt ihr von seiner Erinnerung gelöscht?“, dachte sie.
„Nur die letzte Nacht, er wird anrufen, ganz sicher. Jetzt musst du aber erst gesundwerden“, drückte Tacy sie sanft aufs Bett. Für einen Moment sah Rae ihre Freundin nur an.
„Du hast das Richtige getan, nur Gott weiß was passiert wäre, wenn du zugesagt hättest. Ich hab dich auch lieb, Süße“, las sie ihre Gedanken. Rae beruhigte sich langsam.
„Brauchst du nochmal ein Schlafmittel?“, wollte Tacy wissen, aber Rae schüttelte wieder den Kopf.
„Gut, dann schlaf noch etwas. Drück nächstes Mal einfach den Knopf hier, dann krieg ich einen Alarm im Schwesternzimmer“, bat sie und Rae nickte.
 
Voll angezogen kam Rae tags drauf ins Schwesternzimmer.
„Wie komm ich hier weg?“, fragte sie Tacy.
„Rae, hey, siehst schon viel besser aus, wo willst du denn hin?“, fragte Tacy freundlich.
„Ins Krankenhaus, ist mein erster Tag heute“, erklärte sie, als wäre das ein ganz normaler Tag.
„Ja, sicher, von was träumst du nachts, du bleibst erstmal hier!“
„Du kannst mich nicht festhalten“, entschied sie.
„Nein, kann ich nicht, er kann’s aber“, bemerkte sie und Rae drehte sich um. Hinter ihr stand ihr Vater.
„Was willst du machen, Dad, mich verhaften lassen?“, fragte sie mit krächzender Stimme.
„Wenn es sein muss, ja, du gehörst ins Bett“, forderte er.
„Das Medizin-Studium bedeutet mir sehr viel und es war wirklich schwierig dieses Praktikum zu bekommen, ich muss da hin“, sagte sie und hustete.
„Okay, aber ich begleite dich“, gab er nach.
„Nein, ganz sicher nicht!“
„Dann bleibst du hier!“
„Ich bin erwachsen, ihr könnt mich hier nicht festhalten“, entschied sie.
„Es tut mir leid, wir hatten gehofft, es kommt nicht soweit. Denk daran, dass wir dich lieben und das nur tun, weil wir das Beste für dich wollen“, stand Tacy auf.
„Was willst du mit mir machen? Denk dran, ich bin noch krank“, wurde Rae nervös.
„Keine Sorge, es wird nicht wehtun, ich liebe dich“, entgegnete Tacy und sprach einen Zauberspruch aus.
Durch ihre Ohren zischte es. Eine Wand rauschte an ihr vorbei. Sie saß in einem dieser hochmodernen Continental-Züge, die ins Ausland fuhren. Sie war verwirrt und sah auf ihren Arm. Sie trug ein Armband, auf dem das Ziel Galway als Schriftzug leuchtete.
„Ihr schickt mich nach Irland? Was soll ich da?“, versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen.
„Ach gut, du hast es überlebt“, hörte sie Tacy neben sich. Sie wollte sie angreifen, konnte sich aber nicht rühren.
„Wolltest du mich grad angreifen? Ich bin viel mächtiger als du, schon vergessen? Ich werde dich nach Irland begleiten, also benimm dich“, sagte Tacy mit ernstem Ton.
„Ich bin älter als du, behandle mich nicht wie ein Kind“, murrte sie kleinlaut.
„Ich weiß, wir müssen da weg, bis sich der Nebel gelichtet hat, ich glaube du hast den Ernst der Lage noch nicht so ganz verstanden. Wir werden als Ratsmitglieder ausgebildet, dank dir haben sie eingesehen, dass ich es würdig bin im Rat zu sitzen“, erklärte sie ihr.
„Gratuliere, aber ich will immer noch nicht im Rat sitzen. Ich bin keine gottverdammte Hexe“, wurde sie laut.
„Süße, wir sind hier nicht allein, senk deine Stimme“, bat Tacy und sah sich um.
„Das hast du ja klasse eingefädelt, ich sollte bei der Arbeit sein!“
„Ich auch, wenn es dich interessiert, ich benutze meinen Jahresurlaub für das hier. Also mir ist das hier wichtig und du bist mir wichtig. Du wirst da ne Weile bleiben und ich hab auch noch eine Überraschung für dich dort“, erklärte Tacy nur.
„Wenn dort eine Intervention auf mich wartet kann ich für die Sicherheit und dem Wohlbefinden von keinem da garantieren“, war Rae wirklich wütend.
„Ich hab deine Kräfte so abgeschwächt, dass du dir nicht mal ne Zigarette anzünden könntest, so viel Erfolg“, entschied Tacy trocken.
„Wir sind zusammen aufgewachsen und jetzt kommst du mit diesem Talent? Das hätte ich früher brauchen können“, maulte sie.
„Ich hatte nen bisschen Hilfe von zwei Hexen-Schwestern, so gut bin ich dann nicht, einem Dämonen ganz alleine die Kräfte stehlen zu können“, erwiderte sie nur.
„Ihr habt mir die Kräfte genommen?“
„Vorübergehend, du wirst deine Ausbildung ohne Kräfte absolvieren“, konterte sie.
„Das ist unfair und du hast deine Kräfte noch?“
„Mir werden sie auch weggenommen, ich habe sie nur noch solange wie wir hier unterwegs sind“, erläuterte sie ihr.
„Oh, wirklich? Das muss dir echt viel bedeuten, wenn du das machst!“
„Ja, das tut es, also versau’s mir nicht!“
„Mach ich nicht, hab ja fast mit meinem Leben bezahlt, dich da rein zu bringen. Letzte Nacht hab ich lang darüber nachgedacht, was passiert wäre, wenn ich ja gesagt hätte zu ihrem Angebot“, dachte sie laut nach.
„Dann wäre deine Seele verloren gewesen, denk nicht darüber nach“, bat Tacy ihre Freundin.
„Du bist wie eine Schwester für mich, ich hoffe, das weißt du“, sagte Rae plötzlich versöhnlich.
„Ja, das weiß ich, ich fühle genauso, deswegen sind wir hier, ich will dich nicht verlieren, nicht an die dunkle Seite, nicht an die Götter“, bemerkte Tacy.
„Das war echt knapp. Verdammt, ich hab in meinem Leben mit Trollen geschlafen und mit allen Arten von Dämonen, aber eine Nacht mit nem Hexer und das passiert!“
„Denkst du, Balthazar hat was damit zu tun?“
„Ich weiß nicht, ich war mit ihm aus, als das passiert ist!“
„Er hat nichts damit zu tun“, versicherte Tacy.
„Woher weißt du das?“
„Hast du wirklich grad gefragt woher ich das weiß?“
„Du hast ihn gründlich durchleuchtet, bevor du ihn verzaubert hast“, realisierte Rae.
„Natürlich hab ich das, er ist sauber“, erklärte sie ihr.
„Wusste doch, irgendwas stimmt nicht“, hörten sie plötzlich Balthazars Stimme. Er stand hinter ihren Sitzen. Seine Nase blutete.
„Kleiner, du hast dich in einen Hochgeschwindigkeitszug gezaubert, der fast 2 Meilen unter Wasser fährt, spinnst du?“, stand Tacy auf und verarztete seine Nase.
„Wusste nicht, wohin mich mein Weg führt, verdammt, ich blute“, realisierte er.
„Das seh ich, dein Hirn scheint nicht verletzt zu sein, dass solltest du aber nicht so schnell wiederholen“, untersuchte sie ihn.
„Glaub mir, hätte ich nicht gemacht, wenn ich es gewusst hätte. Wohin geht die Reise?“
„Warum willst du das wissen?“, fragte Tacy misstrauisch.
„Ihr habt mich mit nem Vergessens-Zauber belegt, dass schuldest du mir“, hielt er ihr vor.
„Wir reisen nach Irland, ist was Privates, hast du was mit ihrem Handy gemacht um sie zu finden?“
„Äh ja, sorry, irgendwas war faul und ich wollte sie finden. Ich weiß auch nicht wieso, tut mir leid, dass ich euch gestört habe. Das ist jetzt blöd, jetzt sitz ich hier fest“, dachte er laut nach.
„Hier, setz dich irgendwo hin und verhalt dich ruhig“, gab Tacy ihm auf magische Weise auch ein Ticket bis nach Dublin, die Station, an der der Zug als nächstes hielt.
„Wow, du musst nen Vermögen an Fahrtkosten sparen“, war er überrascht.
„Hinsetzen, still sein“, drückte sie ihn ein paar Sitzplätze weiter auf einen Sitz, schnallte ihn an und ging zurück zu Rae.
„Kann ich mit ihm reden, oder ist mir das nicht erlaubt?“, fragte Rae trocken, als Tacy sich neben ihr anschnallte.
„Du willst mit ihm reden?“
„Ja, das wollte ich damit ausdrücken, Also?“
„Gut, wenn du willst, aber denk dran, du kannst hier nicht weg!“
„Das weiß ich, vergess ich nicht so leicht. Mach mich frei, bitte“, sagte sie ernst, aber vernünftig.
„Okay, geh, wenn es dir so wichtig ist“, machte Tacy eine Handbewegung und Rae konnte sich wieder bewegen.
„Danke!“
 
„Hey, du bist echt verrückt“, setzte sich Rae neben ihn auf einen Sitz.
„Gut verrückt, oder “Lass mich bloß in Frieden“-Verrückt“, bemerkte er und sah sie an.
„Das erste, ich hab echt gedacht, du rufst mich nie wieder an. Deine Nase blutet noch“, wischte sie mit ihrem Ärmel seine Nase sauber.
„Ist halb so wild, du siehst schlimmer aus. Was ist neulich passiert? Ich weiß gar nichts mehr, dank deiner Freundin“, wollte er wissen. Ihr Hals war immer noch blau und etwas geschwollen.
„Ich weiß nicht, ob ich mit dir darüber reden sollte“, sah sie aus dem Fenster des Zugs in die Dunkelheit.
„Es waren meine Leute, oder?“, realisierte er.
„Weiß nicht, war zumindest ein schwarzer Zauberer. Er hat mich schon seit Tagen besucht und wollte mich in den Rat holen, ich dachte aber, dass er zu den weißen Hexen gehört. Als ich nein gesagt habe, hat er versucht mich zu töten. Ich hoffe, es war keiner deiner Freunde“, erzählte sie ihm.
„Meine Freunde sind alle Low-Level-Dämonen, ich häng nicht so viel mit Hexern rum, Ronan ist der einzige Hexer in meinem Freundeskreis und er war in der Nacht in Brasilien im Urlaub!“
„Du hast grad gezeigt, dass das nichts heißt, aber ich hab Ronan kennengelernt, er war der Kerl, der mich schweben lassen hat, oder?“
„Jep, sorry nochmal deswegen, er ist ein Arschloch, aber ich muss manchmal unter Meinesgleichen sein, deswegen häng ich mit ihm ab. War er es? Er bedeutet mir nicht viel, wenn er es war, ich werde ihn los“, stellte er klar.
„Nein, er war älter, so alt wie mein Dad vielleicht, leicht graues Haar, Narbe am Kinn!“
„Trug er ein keltisches Kreuz um seinen Hals?“
„Ja, du kennst ihn also?“
„Bedauerlicherweise schon, ich musste den Idioten für 5 Jahre Dad nennen, er ist der Ex meiner Mom, er ist echt gefährlich, meine Mom hat lang gebraucht, das einzusehen. Er war eigentlich schon ne ganze Weile aus unserem Leben verschwunden, ist wohl aufgestiegen, wenn er jetzt im Rat sitzt“, dachte er laut nach.
„Hat deine Mom noch Kontakt mit ihm?“
„Eigentlich nicht, aber meine Mutter hat in letzter Zeit nen Knall, wer weiß!“
„Weiß sie von mir?“
„Nein, aber ich stell sie dir vor, wenn du willst!“
„Du hast gelogen, dass sie eine weiße Hexe ist, oder?“, stellte sie fest.
„Ja, tut mir leid, ich wollte nicht, dass du denkst, dass ich nur der schwarze Hexer bin und nichts weiter!“
„Du hast mich noch nicht versucht umzubringen, für den Anfang bist du schon mal besser als Ronan“, konterte sie und lächelte ihn an.
„Leute, ich will euer Gespräch nicht stören, aber ich spüre einen #Hexenjäger kommen“, störte Tacy sie plötzlich.
„Was? Das kann nicht sein, wir sind mitten im Meer“, erschreckte sich Rae und sprang auf.
„Er ist wohl bei der letzten Station eingestiegen, wir müssen hier weg“, erwiderte Tacy genauso besorgt.
„Man, ich hasse diese Androiden, wir können uns hier schlecht verstecken, auf den Toiletten vielleicht“, stand Balthazar auf.
„Die sind verdammt eng“, konterte Tacy.
„Willst du von einem dieser Blechbüchsen gefilmt und gescannt werden?“, fragte er.
„Stimmt, lass uns gehen“, drängte sie und die drei versteckten sich in einem Toilettenraum.
„Habe ich sie hierhergelockt?“, wollte er wissen, als sie aufeinandergestapelt in einem Toilettenraum auf die Station Dublin warteten, wo sie aus dem Zug konnten.
„Er war schon im Zug, vielleicht hat ihn dein Blut angelockt. Zieh deinen Pulli aus, Rae, du hast sein Blut drauf“, bat Tacy und Rae zog ihren Pulli aus, unter dem sie nur ein kurzes Top trug.
„Ich hab sie hergelockt, ich wollte euch nicht in Gefahr bringen“, war er beschämt.
„Ja, hast du vermutlich“, entgegnete Tacy trocken.
„Er hat es nicht mit Absicht gemacht!“
„Das hoff ich mal, ich will nicht draufgehen, bevor ich mal im Rat gesessen habe!“
„Du wurdest in den Rat gewählt? Von den weißen Hexen nehm ich mal an!“
„Ja, natürlich, Rae wird auch ein Ratsmitglied!“
„Sie ist keine Hexe“, wunderte er sich.
„Auch Nicht-Hexen können im Rat sitzen, angefangen mit meiner Ur-Großmutter, sie war Halb-Mensch, halb Benji!“
„Du hast auch Benji-Blut?“
„Ich hab so einiges im Blut, unter anderem auch das, aber die Benji hat schon fast ein Jahrhundert nicht mehr geheult, es ist nicht erwähnenswert!“
„Meine Großmutter hat mir erzählt, wie deine Granny geheult hat damals!“, warf Tacy ein.
„Mir hat sie nie davon erzählt!“
„Dann kannst du sie danach fragen, das war die Überraschung, Glinda wartet in Galway auf dich“, gestand Tacy ihr.
„Meine Oma ist dort? Warum sagst du das nicht gleich, da wäre ich freiwillig mitgekommen“, freute sich Rae.
„Du schleppst sie gegen ihren Willen nach Irland?“, mischte sich Balthazar ein.
„Das geht dich nichts an, Blacky“, murrte Tacy.
„Ich kann dich hier wegbringen, wenn du das willst“, versicherte er Rae.
„Nein, schon gut, ich will bleiben“, entschied sie.
„Psst, er kommt“, ermahnte Tacy sie plötzlich.
„Du fühlst dich wohl als Chefin hier, was?“, wurde Balthazar wütend.
Sie sahen einen roten Laser, der durch das kleine Fenster der Toilette leuchtete.
„Fuck, er ist hier“, bekam Tacy Panik.
„Wir müssen hier weg, gib mir deine Hand“, bat Balthazar flüsternd.
„Das können wir nicht machen, zu gefährlich“, zischte sie zurück.
„Liebst du Rae?“, fragte er.
„Ja, das tue ich!“
„Dann lass uns das zusammen machen“, streckte er ihr die Hand hin. Rae nickte.
„Wenn ich jetzt umkomme, werde ich dich als Geist verfolgen, Blacky“, nahm sie seine Hand.
„Okay“, bemerkte er und zusammen mit Rae projizierten sie sich weg.

Zehntes Kapitel

 
„Wo sind wir?“, sah Rae sich um. Sie waren ein paar Minuten zuvor an diesen Ort projiziert worden. Tacy verdrehte die Augen und kippte ohnmächtig zur Seite.
„Verdammt, ihr geht’s nicht gut, hilf mir“, plante Rae, sammelte alles zusammen, was sie zu greifen bekam und legte Tacys Beine hoch. Balthazars Nase blutete wieder, aber er half ihr, bis Tacy wieder zu Bewusstsein kam.
„Bist du sicher, dass das nicht zu auffällig ist?“, wollte sie wissen. Sie lief neben dem blutenden Balthazar durch den Wald, in dem sie gelandet waren. Tacy war immer noch besinnungslos und er ließ sie hinter sich schweben.
„Wir sind mitten in einem Wald, ich denke nicht. Ich war nie in der alten Heimat, aber das sieht mir sehr nach Irland aus. Sie war wohl diejenige, die uns den Platz hier ausgesucht hat, ich hab eher an New York gedacht“, erklärte er.
„Das erklärt ihre Besinnungslosigkeit, du hast ihre Gedanken umgelenkt, das hat ihr Hirn gebraten. An eurer Teamfähigkeit müsst ihr noch feilen!“, entgegnete sie und ging einen Schritt zurück um nach ihrer Freundin zu sehen. Sie wurde langsam wach.
„Hey, da bist du ja wieder, wie geht’s dir?“
„Ich fühl mich, als würde ich schweben“, murmelte sie benommen.
„Das kann schon sein, das tust du, war für uns so einfacher, dich zu transportieren. Balt hat an New York gedacht bei der Projektion“, petzte Rae.
„Ja, ich weiß, ich hab es vor meinem inneren Auge gesehen. Warum denkst du, dass ich sie dahin zurückbringen will, wovon ich sie wegholen wollte?“, fragte Tacy.
„Ich wollte nur weg, tut mir leid. Wie geht es dir?“
„Mein Hirn wurde nicht gebraten, hilfreich war’s nicht. Lass mich runter“, entgegnete sie und er senkte sie sanft ab.
„Danke, sind wir schon in Galway?“, stand sie langsam auf.
„Sieht das so aus? Wo sind wir?“
„Ich hab eigentlich an Galway gedacht, ist wohl schiefgelaufen. Ich würde ja einen Lokations-Spruch versuchen, aber ich bin zu schwach“, erläuterte sie.
„Dann lasst uns bis zum nächsten Ort laufen und dort übernachten, vielleicht sind wir morgen wieder fit“, schlug er vor.
„Überlebst du überhaupt bis dahin mit deinem Nasenbluten?“, war Rae sichtlich besorgt um ihn.
„Da kann ich abhelfen und das ganz ohne Zauberei“, kramte sie in ihrer Tasche herum, zerschnitt ein Tampon und stopfte es in Balts Nase.
„So, wir können das wiederholen, wenn es nicht aufhört. Na ja, Irland scheint das schon zu sein, ich seh jede Menge Irrlichter“, sah Tacy in den Wald, in dem es langsam dunkler wurde.
„Irrlichter? Die waren doch in Irland fast ausgestorben, sind wir vielleicht doch woanders?“, fragte Rae.
„Was müssen wir finden, dass wir wissen, wo wir sind, einen irischen Kobold?“, fragte Balthazar trocken. Wie gerufen trafen sie bald auf genau diesen.
„Okay, das war unerwartet. Hey… Kumpel, kannst du uns sagen, wo wir sind?“
„Kurz vor Loughrea!“, sagte der Kobold mit tiefem irischen Akzent.
„Wir wollen nach Galway?“
„Da habt ihr noch einige Meilen vor euch. Macht in Loughrea eine Pause“, schlug er ihnen vor.
„Wir sind also in der Nähe?“
„Ca. 40 km weit weg von der Stadt. Ihr seht verloren aus. Warum hat der Hexer Damenhygiene-Produkte in der Nase?“
„Der Hexer kann dir wehtun, Kobold“, murrte Balthazar.
„Ich würde ihn nicht reizen, Kobolde sind mächtige Wesen, Balt!“
„Er hat angefangen“, maulte er wie ein Kind.
„Danke, Sir, für die Hilfe, könnten Sie uns noch sagen, wie wir nach Loughrea kommen?
„In etwa einer Meile kommt die Straße, die einfach langgehen, die führt in die Stadt“, erwiderte er und wollte weggehen.
„Na, hast du keinen Regenbogen?“, frotzelte Balthazar.
„Amis und ihre blöde Werbung, auf Nimmerwiedersehen“, ging der Kobold einfach davon.
„Wow, das erste Mal, dass ich einen irischen Kobold gesehen habe, er schien nett zu sein“, dachte Rae laut nach.
„Gut, du hast ihn auch gesehen, ich hab mir schon Gedanken um meinen Geisteszustand gemacht“, erwiderte Balthazar.
„Ja, haben wir alle gesehen, wir sollten weiter, wenn wir vor der Dunkelheit in der Stadt sein wollen“, bemerkte Tacy und ging voran.
 
„Es hat aufgehört, endlich, hab mir langsam echt Sorgen gemacht, dass du verblutest. Wie fühlst du dich?“, wollte Rae wissen. Sie saß neben ihm in einem altmodischen Hotelbett in Loughrea und untersuchte seine Nase. Tacy schlief bereits. Balthazar hatte endlich aufgehört aus der Nase zu bluten und sie konnte die Kompresse entfernen, die sie ihm um die Nase gemacht hatte.
„Gut, ich kann den Geruch langsam nicht mehr ab. Apropos Geruch, versteh das nicht falsch, aber du riechst irgendwie anders!“
„Sie haben mir die Kräfte genommen, ich stink vermutlich nicht mehr so nach Sukkubus!“
„Die haben dir auch noch deine Kräfte genommen? Was sind das denn für Leute, die so etwas tun?“
„Ich werde ein Ratsmitglied, das ist so eine Art Aufnahme-Ritus, wie mir scheint“, sagte sie nachdenklich.
„Das ist aber ziemlich drastisch, wirst du dann als Mensch weiterleben?“
„Ich bin schon nen Mensch. Sie haben die Kräfte nur auf Stand-By geschaltet, Tacey hat versprochen, ich kriege sie wieder“, erklärte er ihr.
„Sie dominieren dich ziemlich, hab dich nicht für ne Person gehalten, die sich dominieren lässt“, entschied er.
„Ich bin nur ein Dämon, ihr Hexen könnt alles mit uns machen ohne Probleme“, sagte sie nur.
„Ich hab auch einen besten Freund der ein Dämon ist, ich denk nicht so“, erwiderte er.
„Ich weiß, ich sag nur, dass wir anders gestellt sind als ihr. Tacy ist gefühlt wie meine Schwester, aber sie sieht auch manchmal auf mich herab“, erklärte sie ihm.
„Wir werden in unsren Hexen-Familien so erzogen, wir haben manchmal keine andere Wahl als so zu denken. Ich bin froh, dass ich sechs war, als mein Dad starb, er wäre ein schlechter Einfluss für mich gewesen, denk ich!“
„Vielleicht, ist trotzdem schlimm so früh ein Elternteil zu verlieren, vor allem wenn deine Mutter dann so Idioten datet wie diesen Hexer. Er hätte mich fast getötet, ich stand so unter Schock, dass ich mich nicht rühren konnte. Es ist verrückt, den einen Tag töte ich Vampire, den anderen komm ich nicht mal mit einem Zauberer klar“, entschied sie.
„Du tötest Vampire?“
„Das war ne heftige Woche letzte Woche. Ich möchte jetzt schlafen, dass solltest du auch, wenn wir morgen projizieren wollen, brauchen wir all unsere Kraft“, legte sie sich wie selbstverständlich mit ihrem Kopf auf seine Brust. Er entspannte sofort und legte sich auch zurück.
„Dann schlaf, ich pass auf dich auf“, erwiderte er und war kurz danach auch eingeschlafen.
Es roch nach altem chinesischem Essen, als Raelyn wach wurde. Sie lag im Arm eines Mannes. Das war ihr schon lang nicht passiert und sehr angenehm.
„Morgen, du hast verdammt lang geschlafen, hab nicht gedacht, dass du wieder wach wirst“, entgegnete Tacy, die auf einem Stuhl saß und etwas altmodisch mit der Hand schrieb.
„Was schreibst du?“
„Eine Nachricht an meine Mutter, nur im Fall der Fälle“, sagte Tacy mit einer seltsamen Stimme.
„Sind sie hier?“, war Rae plötzlich hellwach.
„Nein, wir sind sicher, sorry, das Erlebnis gestern hat mich nur nachdenklich gemacht. Ich will keinen digitalen Fußabtruck hinterlassen, deshalb schreib ich einen altmodischen Brief. Wir sind vermutlich schon wieder zu Hause, bis der Brief Melbourne erreicht, aber ich will nur paar Sachen loswerden“, faltete sie den Brief und tütete ihn ein.
„Mach das, aber alles wird gut“, versicherte Rae zufrieden.
„Hast du sie verzaubert?“, stieß Tacy den Zauberer an.
„Schon, aber nicht mit Magie“, lächelte er auch.
„Na wunderbar, schränkt das bitte ein, während wir unterwegs sind. Ich hab uns einen Fahrer besorgt, steht auf“, bat sie etwas genervt.
„Ja, wir stehen ja schon auf, was ist mit dir los?“
„Ich bin gestern fast erwischt worden, euch stört das vielleicht nicht, aber ich flippe aus!“
„Ich bin auch ein Hexer, vergiss das nicht, ich bin auch noch ein schwarzer Hexer, ich würde ganz öffentlich verbrannt werden um ein Statement abzugeben. Ich hab auch Angst, aber ich denke, dass wir hier sicher sind“, stand Balthazar wieder auf.
„Sind wir, aber das war verdammt knapp, ich hatte noch nie so Angst in meinem Leben und ich wurde in Rumänien von einer Gruppe Vampire gefangen genommen“, gestand sie.
„Was hast du in Rumänien mit Vampiren gemacht?“
„Mein Lover ist ein Dewin“, konterte Tacy cool.
„Die rumänischen Dewins? Stark wie drei Mann, aber dumm wie Brot?“, frotzelte er. Sie wollte ihm erst was antun, verkrampfte ihre Hand aber dann nur.
„Hey, das ist meine Familie, von denen du da sprichst“, boxte Rae ihren Freund in die Seite.
„Süße, das glaubst du doch selbst“, konterte Tacy, während sie ihre Habseligkeiten zusammenpackte.
„Tu mir einen Gefallen, solang du noch Kräfte hast, ließ bitte nicht meine Gedanken!“
„Ach, wenn ich das nur steuern könnte. Ich bin dir nicht böse, ein Einstein ist Brutus nicht, aber man ist der gut im Bett“, prahlte Tacy und schulterte ihre Messenger-Tasche.
„Ich bin deine Mitbewohnerin, ich weiß, anderes Thema, wer holt uns ab?“, wollte Rae wissen.
„Weiß nicht, irgendwelche Räte, Glinda schickt sie, also sind wir sicher. So, seid ihr soweit?“
„Ja, wir können, ich hab Hunger, wir haben das Essen verpennt“, bemerkte Rae.
„Hier, wir nehmen das Essen mit, bedien dich, ihr saht so friedlich aus deshalb hab ich euch schlafen lassen“, drückte sie ihr die Tüte mit chinesischem Essen in die Hand.
„Kaltes Dim Sum, ne, danke. Ich hoffe, wir kriegen da was zu essen“, folgte sie ihrer besten Freundin nach draußen.
 
Ein Kobold, der für die normalen Menschen wie ein kleinwüchsiger Mensch wirkte, holte sie ab.
„Morgen, ihr habt euch wohl verlaufen, was?“, öffnete der Kobold ihnen die Seitentür des Vans.
„Sieht so aus. Danke fürs Abholen!“
„Ist mein Job, springt rein, meine Chefin wartet schon auf euch“, erwiderte der Kobold und sie stiegen zögerlich ein.
 
Sie kamen vor einem großen Eisentor in einer Einfahrt in der Mitte von Galway an.
„Hier ist es? Ich hatte mir etwas mehr außerhalb vorgestellt“, war Tacy überrascht.
„Wir sind unter uns, keine Sorge, nichts Böses kommt durch diese Mauern seit der Zeit der ersten Zauberer“, versprach ihr Fahrer und das Tor ging auf. Rae wollte schon dazu den Mund aufmachen, als eine Sirene ertönte und die Seitentür ihres Vans aufsprang, während die Metalltür wieder zuging.
„Was ist los?“, fragte Rae irritiert.
„Wir haben einen ungebetenen Gast, keine Sorge, er wird sofort liquidiert“, sagte das Fabelwesen trocken und Balthazar wurde aus dem Van gezogen. Ein Kreis mit Magiern bildete sich um Balthazar, bereit zuzuschlagen.
„Nein, bitte, er ist in Ordnung“, stürzte sich Rae auf die Zauberer. Sie fühlte sich so hilflos in dem Moment.
„Ja, er ist zwar nen Arsch, aber er will uns nichts tun“, half ihr Tacy.
„Was ist hier los?“, hörten sie plötzlich Glinda Dewins Stimme.
„Gran, hilf uns, er ist mein Freund“, legte sich Rae beschützend mit den Armen über Balthazars Rücken, der zwischen den Zauberern kniete.
„Ich hab dich wohl zu lang mit deiner Mutter alleingelassen, wenn du jetzt nen schwarzen Magier datest. Lasst ihn in Frieden, seht ihn euch an, er ist harmlos, er hätte euch alle mit einem Handgriff töten können, hat er aber nicht“, bat die Seniorin und die Hexer lösten sich auf und ließen das Paar in Ruhe.
„Danke. Wir sind auch Dämonen, du und ich, ich weiß, du warst mal eine weiße Hexe, aber er ist nicht der Feind“, zog Rae, Balt wieder auf die Beine.
„Wie ist dein Name, Junge?“, musterte die ehemalige Hexe den jungen Mann.
„Balthazar, Ma’am, Balthazar Lusano“, sagte er kleinlaut.
„Lusano wie der Schlächter von Manhattan?“, drehte sich Glinda zu ihrer Enkelin.
„Ist sein Sohn“, bemerkte Rae vorsichtig.
„Deine Mutter weiß nichts davon, oder?“
„Ich bin fast 30 Jahre alt, Gran, sie hat das nicht zu entscheiden!“
„Ist das eine Art Rebellion auf Grund der Scheidung deiner Eltern?“, wollte Glinda wissen.
„Sie sind noch nicht geschieden und nein, ich hab einfach einen attraktiven, netten Mann getroffen, den ich mag, mehr nicht. Er hat zwar schwarze Hexer als Eltern und wenn schon? Ich bin bei zwei Dämonen aufgewachsen, verdient nicht jeder eine Chance?“, hielt Rae eine Rede.
„Wow, ich hab dich noch nie so enthusiastisch für was gesehen, okay, ich geb ihm ne Chance“, gab Glinda nach.
„Wirklich? Du musst ihn nicht ausbilden, er muss nur etwas untertauchen. Wir sind gestern fast Opfer von einem #Hexenjäger geworden“, erklärte Rae ihr.
„Das erklärt, wie ihr so vom Weg abgekommen seid, du musstest vom Zug aus projizieren, nehm ich mal an“, entgegnete Glinda und wendete sich nun an Tacy.
„Ich hatte etwas Hilfe von Balthazar, das war ziemlich heftig, aber wir hatten keine andere Möglichkeit“, erklärte Tacy der älteren Hexe mit Ehrfurcht.
„Danke, dass du sie gerettet hast“, bedankte sich Glinda bei ihr.
„Bitte, hab eigentlich auch meinen eigenen Hintern gerettet. Ich bin auch nicht begeistert von Balthazar, aber er hat uns in den letzten Tagen weder angegriffen noch verraten, also vertrau ich ihm“, erwiderte sie.
„Gut, dann hast du die Aufsicht über ihn, während er hier ist“, entschied Glinda.
„Okay, mache ich, aber er wird nicht lang bleiben, versprochen!“
„Er bleibt solang er muss. Jetzt komm erstmal her, meine Süße“, umarmte Glinda erst ihre Enkelin und dann Tacy.
„Ihr seht fertig aus, ich besorg euch Essen und saubere Kleidung!“
„Wir brauchen wirklich Sachen, wir mussten uns verstecken und haben unser Gepäck im Zug gelassen“, bedankte sich Rae.
„So seht ihr auch aus. Macht euch frisch, da hinten sind Waschräume, dort findet ihr Handtücher und andere Hygieneprodukte“, erklärte sie ihnen.
„Danke, das können wir jetzt wirklich brauchen, wir kommen danach zu dir“, freute sich Rae sich endlich richtig zu waschen.
„Eure Räume sind da hinten bei dem roten Schild, ich lass euch was zum Essen bringen. Nichts für Ungut, Junge, aber streune hier bitte nicht allein rum“, bat Glinda, Balthazar und der nickte.
„Ich sag das nur, weil meine Mitarbeiter nen bisschen sehr vorsichtig sind, habt ihr ja gemerkt“, versuchte Glinda zu erklären.
„Ja, du bist hier echt die Chefin“, stellte Rae fest.
„Was bist du so überrascht? Ich war jünger als du, als ich meine erste Firma hatte“, konterte Glinda.
„Bin nicht überrascht, nur begeistert. Ich werde dich suchen, wenn ich satt und geduscht bin“, ging Rae als erstes zu den Duschen.
„Du hast ihr die Kräfte genommen? Wie konntest du?“, schimpfte Glinda mit Tacy.
„Ich lass euch dann mal allein“, ging Balthazar ein paar Schritte weiter.
„Ich muss sie etwas überzeugen hierher zu kommen, sie hat Vampire bekämpft und wurde fast von einem dunklen Zauberer getötet, es ist außer Kontrolle geraten. Wie hast du gemerkt, dass sie ohne Kräfte ist?“
„Ich hab fast 50 Jahre mit einem Sukkubus geschlafen, ich weiß, was für eine Anziehungskraft sie haben“, entgegnete Glinda cool.
„Wie geht es dir so? Ich meine, die Beerdigung ist erst ein halbes Jahr her“, wollte sie von ihr wissen.
„Ich vermisse ihn, deswegen bin ich auch weit weg. Rufus sieht seinem Vater so ähnlich, es ist schön, dass er in ihm weiterlebt“, dachte Glinda laut nach.
„Und in Rae natürlich, sie ist ihrem Großvater auch sehr ähnlich. Sie ist keine schlechte Person, es scheint, dass sie das erste Mal richtig verliebt ist, wir sollten das unterstützen, aber ich bin wachsam, keine Sorge!“
„Gut, dann geh zu dem armen Kerl hin, er hat Sehnsucht nach ihr“, bemerkte Glinda und Tacy ging zu Balthazar hin.
 
Diese Dusche war so erfrischend, als hätte sie seit Wochen im Dreck gelebt. Sie wollte gerade ihre Haare ein shampoonieren, als Balthazar hinter ihr auftauchte.
„Hey“, sagte er anzüglich.
„Hey, du, ich will jetzt nicht. Ich hab nicht den Drang Sex zu haben“, versuchte sie zu erklären.
„Ich will ja nichts sagen, aber bist du nicht ein Sukkubus?“, verstand er nicht.
„Die Lady hat gesagt, sie möchte nicht, zurück in deine Duschkabine, Blacky“, hörten sie Tacys Stimme.
„Sorry, bin schon weg“, huschte er davon.
„Tacy, du hast mich kaputt gemacht“, kam Rae so nackt wie sie war zu Tacy in die Kabine.
„Rae, was hab ich dir über die Nacktheit gesagt?“, zog Tacy ihr Handtuch vom Rahmen der Dusche und drückte es Rae in die Hand.
„Du bist doch auch nackt“, erkannte Rae.
„Mädels, ihr macht es für mich nicht einfach die Flagge nicht zu hissen“, hörten sie Balthazar.
„Sorry, Süßer“, ging Rae in ihre Kabine zurück und sie duschten fertig.
 
Als sie endlich nach zwei Stunden richtig gut gegessen hatten, gingen sie zu dritt zu Glinda. Plötzlich hörten sie einen furchtbaren Schrei von einem Raum. Neugierig wie sie waren, machten sie einen Umweg und marschierten in diesen Raum. Zu Tacys Freude, aber auch Überraschung, stand ihr hochgewachsener Lover in dem Raum und ließ einen jungen Mann schweben. Der Chamäleon-Dämon schrie wie am Spieß und verschwand dann ins Nichts.
„Brutus“, donnerte Tacy bestimmt und das Wesen knallte mit voller Wucht auf die Matte vor ihm.
„Tacy, hey, was machst du hier?“, stotterte er mit breitem rumänischem Akzent.
„Ich werde zum Ratsmitglied ausgebildet, die bessere Frage ist, was machst du hier? Du solltest doch eigentlich in Rumänien sein“, entgegnete sie trocken.
„Ich bin ein Zauberer, ich kann überall sein, wo ich will. Ich bilde Zauber-Assistenten aus. Und das hier ist Conin Gwenhwyfar, Skunk komm mach dich wieder sichtbar, wir haben darüber gesprochen“, bat der Rumäne mit ruhiger Stimme.
„Er ist unsichtbar“, realisierte Rae.
„Er ist nen Chamäleon, das machen die gern, wenn Sie sich erschrecken. Kumpel, bist du ohnmächtig?“, ging Brutus in die Knie und klopfte in die Luft, wo er das Wesen erwartete.
„Au, hör auf mich zu hauen, ist mir nur peinlich“, hörten sie eine Stimme mit irischem Dialekt und das Wesen, was sie Skunk nannten machte sich wieder sichtbar.
„Du bist ein Chamäleon, du bist noch seltener als ich es bin“, half Rae dem Wesen hoch.
„Sie haben dir die Kräfte genommen, also bist du ein Dämon, oder ein dunkler Hexer“, erklärte Conin.
„Sogar mehrere Dämonen, aber ja, sie haben mir die Kräfte genommen. Dir wohl nicht!“
„Meine Kräfte sind zu harmlos. Du kannst ruhig fragen“, bemerkte Conin freundlich.
„Okay, warum zum Henker bist du schwarz – weiß?“
„Genetischer Defekt, passiert manchmal bei Chamäleons, vor allem, wenn sie sich mit Menschen paaren. Was bist du für ein Dämon?“
„Sukkubus-Formwandler-Drachen-Dämon, nen bisschen Benji ist auch dabei“, erklärte sie ihm.
„Du bist eine Benji?“, ging Conin einen Schritt zurück.
„Das andere stört dich nicht?“, schmunzelte sie.
„Wir Iren machen keine Witze, wenn um Benjis geht!“
„Ach komm schon, meine Granny war die letzte, die geheult hat, ich bin meine Kräfte auch los, schon vergessen?“
„Er ist ein Schisshase, das versuche ich ihm grade auszutreiben, der Assistent eines Zauberers muss Mut haben, die will ich ihm beibringen“, erklärte Brutus.
„Das sieht eher nach Folter aus, was du da machst“, war Tacy immer noch nicht so ganz überzeugt.
„Ich hab ihn darum gebeten, bin wirklich ein Angsthase. Sie killt dich mit einem Blick, Brut“, frotzelte Conin, als er Tacy sah, wie sie Brutus mit Blicken durchlöcherte. Brutus ging cool auf Tacy zu und wollte sie küssen, sie ließ ihn aber schweben.
„Ach komm schon, was willst du damit beweisen, das kann ich auch“, tat er dasselbe. Nun schwebten beide etwa einen Meter über dem Boden.
„Okay, wir lassen die beiden Mal allein, wir wollen grad zu Glinda, kommst du mit?“, fragte Rae den gestreiften Mann.
„Ja, ich komm mit, sind die immer so?“
„Ja, meistens, in fünf Minuten vögeln sie sicher auf den Matten“, sagte Rae trocken.
„Dann geh ich auf jeden Fall mit, das will ich nicht sehen. Also, du bist ein Dämon und sie eindeutig eine Hexe, was bist du, Kumpel?“, wendete er sich an Balthazar.
„Auch Hexer, aber ich bin nur zu Besuch hier“, sagte Balthazar kurz und streckte ihm die Hand hin.
„Wusste gar nicht, dass sie schwarze Hexer hier reinlassen, willst du überlaufen?“, fragte Conin. Er drehte Balthazars Hand herum und zeigte allen sein Mahl was an seiner Handfläche endete.
„Du kennst dich aus, das wurde mir nach meiner Geburt verpasst, ich komme in Frieden“, versicherte der Hexer.
„Das hoffe ich, aber falls du es nicht weißt, wir Assistenten können uns aussuchen, ob wir schwarzen oder weißen Hexern dienen, also falls du Interesse hast!“
„Gut zu wissen, aber ich hab schon einen Assistenten“, erklärte er ihm.
„Schade, aber behalt mich in Erinnerung. Ich bin noch nie einem schwarzen Hexer begegnet, du scheinst echt cool zu sein“, erkannte Conin.
„Danke, das hab ich noch nie gehört“, war Balthazar fast gerührt.
„Bitte. Der heiße Dämon ist deine Freundin, oder?“, sah Conin zu Rae, die etwas abseits ging.
„Wir haben noch nicht genau definiert was wir sind, aber ihre Liga bist du sicher nicht“, schmunzelte Balthazar.
„Ich werde den Teufel tun einem Hexer die Freundin zu klauen. Sie ist Madeas Enkelin, oder?“, wollte Conin wissen.
„Sie ist die Enkelin der Chefin, ja, bin ja froh, sonst wäre ich vermutlich hier schon rausgeflogen. Ich bin nur vorrübergehend hier, uns haben nur fast die #Hexenjäger erwischt auf dem Weg hierher und ich muss warten, bis die Luft wieder rein ist!“
„Verdammt, ich hasse die Dinger, neulich haben sie in Dublin einen Hexer erwischt, ging nicht schön aus“, erzählte Conin ihm und Balthazar schluckte.
„Er war auch nen bisschen dämlich und hat ne richtige Show abgezogen. Ein protziger Magier zu sein in der heutigen Zeit echt fahrlässig“, entschied Conin.
„Du kannst dich unsichtbar machen, das sagt sich so leicht. Manchmal können wir unsere Kräfte nicht kontrollieren“, erläuterte Balthazar.
„Also so was wie vorzeitiger Samenerguss mit magischen Kräften?“
„Genau, ich wurde nicht so richtig als Hexer ausgebildet, manchmal passiert mir, dass ich die Kontrolle verliere. Sag ihr das bloß nicht!“, bat Balthazar.
„Wenn ihr zusammen sein wollt, musst du es ihr sagen, dann kann sie dir im Notfall helfen!“
„Bist du mit jemandem zusammen?“, wollte Balthazar von Conin wissen.
„Mein Gen-Pool ist komplett durcheinander, es wäre unverantwortlich Kinder in die Welt zu setzen. Frauen mögen das gar nicht, also bleib ich Single. Und ach ja, ich seh aus wie ein Stinktier, ist ja nicht grad so, als wäre ich attraktiv“, erwiderte Conin nachdenklich.
„Das liegt im Auge des Betrachters, du bist zumindest einzigartig. Seid ihr mit eurem Kennenlernen fertig? Wir sind da“, mischte sich Rae ein, die zu ihnen aufgeschlossen hatte.
„Darf ich mit ihm allein sein? Dann kannst du etwas allein mit deiner Großmutter reden“, hoffte Balthazar.
„Dann spielt mal schön weiter, Jungs, wir sehen uns später“, schmunzelte sie und ging allein zu Glinda.
„Hey, Süße, da bist du ja, so siehst du gleich besser aus. Bist ja wieder angezogen. Dass du freizügig bist, muss nicht heißen, dass du auch so rumlaufen musst!“, musterte Glinda sie.
„Ich hab Balthazars Blut abbekommen, ich musste mein Oberteil loswerden. Ich bin nicht meine Mom, ich bin sonst ziemlich schlicht gekleidet“, versuchte sie Glinda zu erklären.
„Das ist schön zu hören. Ich war auch ne Wilde in deinem Alter, ich hab nen Sukkubus gevögelt, kannst ja denken, wie das war. Wo ist der Hexer?“, wollte Glinda wissen.
„Bei Skunk, du hast ein Chamäleon hier, sammelst du hier Artefakte?“, wollte Rae wissen.
„Er ist der Enkel von ner Freundin, armer Kerl, ich hoffe, er macht eine Karriere als Assistent, er hat es ja nicht einfach in seinem Leben. Ich weiß, die haben dich nicht ganz freiwillig hierher verfrachtet, aber jetzt hast du einen schwarzen Hexer, sowie die Androiden am Hals, du hast kaum eine andere Wahl“, erklärte ihre Großmutter ihr Ernst.
„Ich möchte Ärztin werden, ich sollte jetzt praktische Erfahrung sammeln, doch ich bin hier, mitten im Land der Kobolde und Trolle!“
„Du wirst hier Erfahrungen sammeln können, unser Heiler braucht deine Unterstützung. Wir gehen hier hart ran an die Teilnehmer und da gibt es öfters Verletzungen. Sie kommen von überall in der Welt, die Chinesen und Japaner werden froh sein, einen Arzt zu haben, der ihre Sprache spricht!“
„Ich sprech beide Sprachen zum Leidwesen meines Dads nicht besonders gut“, gestand sie ihr.
„Oh, okay, wusste ich nicht, sorry!“
„Schon gut, einfache Gespräche werde ich hinkriegen. Asiatische Hexer kenn ich bis jetzt auch wenig, es könnte vielleicht doch informativ für mich werden. Leider kann ich das später in der richtigen Welt nicht so verwenden, wie ich das möchte!“
„Bitte, kümmer dich nicht darum, das regle ich. Wir haben auch eine Bibliothek, wo du deine Kurse online fertigmachen kannst, du wirst Ärztin, dein Vater killt mich, wenn du das wegen mir nicht hinkriegst“, machte Glinda ihr Mut.
„Das ist gut zu hören, ich hab lang genug gebraucht mich für diesen Weg zu entscheiden. Balt hat sich mit Skunk verquatscht, du könntest mich gleich zum Heiler führen, wenn du willst!“
„Okay, du meinst sofort, kann ich machen. Willst du dich noch ausruhen, du siehst noch schlimm aus“, berührte Glinda den Hals ihrer Enkelin.
„Die Wunden sind nur äußerlich, das geht schon, ich kann arbeiten!“
„Das wird den Heiler freuen“, führte sie sie auf die Krankenstation.
 

 

 

 


„So, also was haben wir hier, ah, okay, eine Quetschung der Luftröhre, sag deinem Lover, oder deinem Trainer, dass er dich nicht so würgen soll. Hast du Brutus gehabt? Der unterschätzt seine Kräfte gern, muss mal mit ihm reden. Kannst du reden?“, untersuchte der Heiler Moon, der eindeutig indianische Wurzeln zu haben schien, abgeklärt seine Besucherin, als Rae in die Klinik eintrat.
„Die Wunden sind nur oberflächlich, man sagte mir, Sie brauchen Hilfe, ich bin Rae, Medizinstudentin im vierten Jahr, ich kann Ihnen helfen“, stellte sie sich cool vor.
„Mal wieder nen Kandidat mit zu viel Elan, hör zu, Süße, ich brauch keine Hilfe, mir geht’s gut“, entschied Moon abgelenkt.
„Meine Großmutter schickt mich, die Chefin hier, Glinda, kennen Sie doch!“
„Du bist Glindas Enkelin? Der Dämon?“
„Ja, ich bin die Tochter von Dämonen, was dagegen?“
„Nein, überhaupt nicht, bin auch zum Teil Werwolf, bin nur überrascht, bist der erste Dämon hier seit so langer Zeit“, war Moon irgendwie fasziniert von ihr.
„Sie haben mir die Kräfte vorübergehend genommen, keine Sorge. Also, brauchst du nun Hilfe, oder nicht? Ich brauch die Erfahrung“, sagte sie keck.
„Ich bin hier nen bisschen unterbesetzt, vor allem an den Vollmondnächten, deine Tante war ja auch mal nen Wolf, kennst das ja. Okay, wir probieren es, du hast zumindest mehr Erfahrung als meine letzte Assistentin. Wir kriegen in ein paar Minuten eine Gruppe unserer Anwärter rein, die sind Irrlichtern gefolgt, die Trottel, vermutlich haben wir Brüche und Prellungen zu behandeln!“
„Irrlichtern zu folgen, wie dämlich“, murmelte sie verdächtig.

Elftes Kapitel

 
Nach acht anstrengenden Stunden kam Rae erschöpft zurück zu den Zimmern, die für sie vorbereitet waren. Balthazar lag mit nacktem Oberkörper auf dem Rücken in ihrem Bett und schlief friedlich. Nachdenklich fuhr mit sie mit ihren Fingerspitzen über seinen muskulösen Rücken. Sonst wäre der Mann in ihren Händen längst durchgedreht, jetzt wurde er nicht mal wach. Sie küsste sanft seinen Hinterkopf.
„Hey, da bist du ja wieder, hab dich schon vermisst“, wurde er davon wach und drehte sich zu ihr hin. Er hatte so sanfte Augen, wie konnte er nur ein schwarzer Hexer sein.
„Ja, hab ich dich geweckt? Sie haben uns ein gemeinsames Zimmer gegeben, wie mir scheint“, setzte sie sich neben ihn aufs Bett.
„Ich hab ehrlich gesagt keine eigene Unterkunft bekommen, ich hatte gehofft hier unterzukommen, wenn das in Ordnung ist“, sagte er und berührte dabei sanft ihre Hüfte.
„Natürlich, sie wollen es dir wohl nicht so einfach hier machen, was? Ich kann hier mein medizinisches Praktikum machen, so verliere ich keine Zeit in meinem Studium. Das ist gut“, erklärte sie ihm.
„Das ist wirklich gut“, wirkte er nicht so glücklich.
„Tut mir leid, für dich ist es sicher auch hart hier zu sein. Was machst du eigentlich beruflich?“
„Alles nen bisschen, momentan arbeite ich in der Bar meiner Mutter. Tut mir leid, ich bin kein erfolgreicher Mann“, erklärte er ihr.
„Ich bin auch der erste Dämon in der Familie, der studiert, wir sind auch eine gewöhnliche Arbeiter-Familie. Konntest du mit deiner Mutter sprechen?“
„Nein, haben sie mir nicht erlaubt, aber ist vielleicht auch besser, wenn sie mal nen bisschen nicht weiß wo ich bin. Was ist mit deinen Eltern?“
„Ich möchte momentan nicht mit ihnen reden, also geht’s mir ähnlich. Was ist das?“, nahm sie seinen Arm unter der Decke hervor. Er trug ein schwarzes Armband, was er zuvor nicht getragen hatte.
„Sie wollten sich nicht mit schwarzer Magie anlegen, aber damit sind meine Kräfte blockiert, ich werde höllische Schmerzen haben, wenn ich versuche sie einzusetzen. Hatte ich auch nicht vor, aber wenn sie dann besser schlafen können. Du siehst fertig aus, komm ins Bett“, zog er sie an der Hüfte über sich drüber.
„Soll ich es wegen heute Morgen wiedergutmachen?“, setzte sie sich auf ihn.
„Hast du deine Libido wieder?“
„Nicht meine Sukkubus-Libido, aber meine menschliche Seite möchte dich heute Nacht“, säuselte sie und zog ihr Shirt aus.
„Wer bin ich, dazu nein zu sagen“, schmunzelte er, packte sie am hinteren Rücken und zog sie an sich.
 
Sie roch nach ihm, als sie wach wurde. Zufrieden drehte sie sich zur Seite.
„Langsam gewöhn ich mich an deinen nackten Körper“, hörte sie Tacys Stimme. Erschreckt zog sie das Laken an sich und legte dabei die Nacktheit ihres Bettnachbarn frei.
„Okay, das ist neu, herzlichen Glückwunsch“, entgegnete Tacy cool und Rae legte ihr Kissen auf Balthazars Gemächt.
„Der ist meiner“, grinste sie breit, wickelte sich das Laken um den nackten Körper um ging mit ihr ins nächste Zimmer.
„Also, was ist?“
„Nichts ist, wollte nur nach dir sehen“, erwiderte Tacy.
„Bitte, ich muss nicht Mal deine Gedanken lesen um zu sehen, dass was mit dir ist. Also?“
„Ich hatte nen riesigen Krach mit Brutus“, sagte Tacy traurig.
„Dachte ich mir schon, habt ihr euch getrennt?“
„Er ist einfach verschwunden, wortwörtlich, keine Ahnung. Du hattest da mehr Glück, wie ich sehe!“
„Ach, ist auch alles nicht so einfach, ich hab nur mit ihm geschlafen, dass er mich danach schlafen lässt. Ich hab keine Ahnung, wie man eine Beziehung am Laufen hält. Ich hab spätestens zu dem Zeitpunkt jemand neues fürs Bett gehabt. Ich mag ihn wirklich gern, ich will das nicht versauen!“
„Okay, dann reden wir über deine Probleme“, murmelte Tacy.
„Nein, Süße, wir reden jetzt über dich, wollte dir nur zeigen, dass bei mir auch nicht alles prima ist. Wie kann ich dir helfen?“, fragte Rae hilfsbereit.
„Du hast mir schon geholfen, indem du mir zugehört hast, den Rest muss ich selbst regeln. Jetzt zieh dich an, unser Training beginnt in einer Stunde“, bat Tacy.
„Jetzt? Ich mein, ich hab nen Kerl in meinem Bett und Moon wartet sicher schon auf mich!“
„Dein Boss weiß Bescheid und dein Lover schläft friedlich, du kannst mitkommen. Du willst immer noch nicht im Rat sitzen, oder?“
„Wäre schon schön, wir Dämonen sind nicht so groß vertreten im Rat. Ich zieh mich an“, entgegnete sie.
„Schön, dann sehen wir uns gleich. Danke fürs Zuhören“, ging Tacy zurück in ihren Schlafraum.
 
In einem Trainingsanzug stand Raelyn an diesem Vormittag im Trainingsraum im Rats-Trainings-Center. Ihre beste Freundin stand etwas weiß um die Nase neben ihr, sie hatten ihr nur eine Stunde zuvor die Kräfte genommen und das hatte sie nicht so gut vertragen.
„Bist du sicher, dass du das jetzt machen willst?“
„Ich muss, geht schon“, sagte Tacy erschöpft.
„Hier, trink was“, nahm die werdende Ärztin eine Flasche Wasser von einem Tisch und Tacy trank gierig daraus. Die Gruppe Japaner, die Rae den Tag zuvor behandelt hatte, verbeugte sich höflich vor den Frauen, als sie an ihnen vorbeigingen.
„Was war das denn?“, wunderte sich Tacy.
„Ich hab sie gestern behandelt, sind wohl sehr dankbar. Ich geh mal kurz zu ihnen und sag kurz hallo, setz du dich kurz hin, du machst mir Sorgen“, bemerkte Rae etwas abgelenkt und ging zu den Japanern. Sie war erst ein paar Schritte gegangen, als sie einen Dumpfen Schlag hörte. Sie drehte sich um und sah Tacy, die ohnmächtig auf eine Trainingsmappe geplumpst war.
„Man, nicht schon wieder“, entschied sie kopfschüttelnd und eilte zu ihr.

Zwölftes Kapitel


Sie hörte den schwachen Herzschlag auf dem Ultraschall.
„Sie ist schwanger?“, fragte Rae verwundert.
„Sieht ganz so aus, ca. 4-6 Wochen, vielleicht weiß sie selbst noch nichts von ihrem Glück. Lass sie etwas schlafen, sie muss sich erholen und geh zurück zu deinem Training, ich pass gut auf sie auf!“, versicherte Moon.
„Gut, aber meld dich gleich, wenn was ist“, stand sie auf.
„Mach ich, keine Sorge, sie hatte nur einen Schwächeanfall, den hab ich regelmäßig nach meiner Verwandlung. Wissen wir eigentlich, wer der Vater ist? Ist er auch einer von uns?“
„Ich nehm mal schwer an, es ist ihr Freund Brutus, er ist ein Vollhexer!“
„Dann hat das Baby vermutlich auch schon Kräfte, na momentan dann eher nicht, möglich dass die Blockierung der Kräfte deswegen so stressig für sie war. Warte, dein Cousin Brutus?“
„Über nen paar Ecken, aber ja, Brutus Dewin. Die beiden sind etwas verkracht grade, also wenn er hier Ärger macht, schmeiß ihn raus“, bat sie ihn.
„Ihn rausschmeißen? Du bist lustig, ich glaub der Hercules kommt vermutlich auch mit meinem Werwolf-Ich klar“, war Moon skeptisch.
„Du hast doch Betäubungspfeile, wend sie an, wenn es nicht anders geht. Er ist aber eigentlich ein Lieber, du kommst schon klar“, klopfte sie ihm auf die Schulter und ging zurück in den Trainingsraum. Brutus trainierte grade einen der Japaner. Sie schluckte, ging aber dann selbstbewusst auf ihn zu.
„Cousinchen, auch wenn du hier den Familienbonus genießt, wäre nett wenn du pünktlich kommen würdest“, kritisierte er sie.
„Sorry, war noch auf der Krankenstation“, murmelte sie und reihte sich unter den Schülern ein.
„Warum warst du auf der Krankenstation?“
„Ich arbeite da, war nen Notfall, mach ruhig weiter!“
„Okay, aber konzentrier dich jetzt, ich hab auch noch andere Sachen zu tun“, drängte er.
„Bin jetzt voll dabei“, versicherte sie und sie begannen das Training.
 
Nach dem Training wollte sie schon zurück zu ihren Zimmern, als Brutus sie an der Tür aufhielt.
„Warte kurz, ich muss mit dir reden“, bat er.
Sie fluchte leise.
„Brut, wenn du mit ihr reden willst, dann red mit ihr, mach das nicht über mich. Ich muss jetzt los, hab Moon versprochen noch etwas zu helfen“, hatte sie es eilig.
„Du lügst“, sagte er ernst, aber mit sanfter Stimme.
„Ja, tu ich“, wollte sie die Metalltür öffnen, er hielt sie aber magisch zu.
„Dann sag jetzt die Wahrheit!“
„Brutus Maximus Dewin, wag es ja nicht deine Kräfte gegen mich anzuwenden“, wurde sie wütend.
„Ich hab das gerade eben noch gemacht!“
„Das war beruflich, das hier ist jetzt privat. Lass mich gehen“, sagte sie wütend.
„Wo ist meine Freundin?“, wurde er schon lauter.
„Wenn du mich rauslässt bring ich dich zu ihr!“, zischte sie durch ihre Zähne. Der Druck verschwand und sie konnte die Tür öffnen.
„Geht doch, komm“, bat sie sanfter und brachte ihn auf die Krankenstation.
 
„Äh, hey, sie ist nicht mehr hier, sie ist nach Hause gegangen, ihr ging‘s schnell besser“, fanden sie nur Moon vor, der an seinem Schreibtisch saß und ein gutes altes Buch las.
„Was war mit ihr?“, wollte Brutus besorgt wissen.
„Brutus, hey, du bist da“, stotterte Moon und sprang auf.
„Keine Sorge, Wölfchen, ich tu dir nichts, dann geh ich zu ihr hin, lasst mich allein mit ihr“, bat Brutus und verließ das Arztzimmer.
„Weiß er es?“
„Nope!“
„Das wird lustig, was denkst du wie das mit ihnen ausgeht?“
„Ich bin nicht die Hellseherin, keine Ahnung. Sie kriegen das schon hin, ich glaub, Sie lieben sich sehr. Brauchst du heute meine Hilfe?“
„Heute nicht, danke, geh zurück zu deinem Freund, der wartet sicher schon auf dich!“
„Verdammt, den hab ich heute gar nicht so bedacht, ich sollte wirklich zu ihm. Danke, Doc, bis morgen“, eilte sie schnell nach Hause.
 
Rae kam durch die dunklen Wohnräume. Als sie in den Schlafraum kam, hörte sie Bollywood-Musik. Sie trat ein. Ihr Freund stand kopfüber an die Wand gelehnt und machte eine schwierige Yoga-Pose.
„Du bist also ein Yogi, ich lern jeden Tag was Neues“, schmunzelte sie.
„Ich war den ganzen Tag hier eingesperrt, hab mich bisschen klaustrophobisch gefühlt, Yoga hilft da“, sagte er tonlos und schwang sich wieder auf die Beine.
„Tut mir so leid, ich hab dich heute nicht so beachtet, wie ich es hätte sollen. Ich hatte nen seltsamen Tag. Was kann ich jetzt Gutes für dich tun?“, kam sie nah an ihn heran.
„Ich will raus, egal wohin“, hoffte er.
„Klingt gut, es ist schön draußen, lass uns laufen“, bemerkte sie, hakte sich bei ihm unter und ging mit ihm nach draußen.
Auf ihrem Spaziergang kamen ihnen Tacy und Brutus entgegen.
Sie liefen nebeneinander, schüchtern, wie bei einem ersten Date.
„Hey ihr, alles klar?“
„Geht so, wir reden morgen, okay? Momentan müssen wir beide allein reden“, erklärte Tacy ihr.
„Sicher, wir wollen auch ein wenig Zeit zu zweit verbringen. Wir sehen uns morgen!“
„Ja, morgen, bis dann“, entgegnete sie und ging mit Balthazar an sich gepresst weiter.
 
Sie konnte nicht schlafen. Der ganze vergangene Tag war aufregend gewesen, viele Gedanken schwirrten in ihrem Kopf herum.
Sie zog einen Pullover über und ging vor die Tür. Ihre Unterkünfte hatten eine kleine Außenterrasse. Ihre beste Freundin saß dort, ihre Beine an sich gezogen, in die Nacht starrend.
„Willst du allein sein?“, fragte sie vorsichtig, als sie zu ihr kam.
„Äh, hey, ne, setz dich zu mir hin“, erwiderte Tacy durcheinander und Rae setzte sich neben sie.
„Wie geht’s dir denn?“
„Geht, ich gewöhn mich langsam an den Gedanken ein Kind zu bekommen. Brutus hingegen hat so seine Schwierigkeiten. Ich hab ihm angeboten, dass er daraus kann, dass ich das alleine schaffe. Er will bleiben“, erzählte sie ihr.
„Das hast du nicht wirklich getan, oder? Er liebt dich sehr, das weiß ich, er würde immer bleiben, egal was kommt!“
„Das ist echt der verdammt schlechteste Zeitpunkt keine Kräfte zu haben, ich kann Gesichter nicht lesen, das musste ich nie, ich konnte immer ihre Gedanken lesen. Er sieht mich an und ich weiß nicht, ob er traurig ist, oder besorgt, oder sonst etwas. Bei dir genauso, ich hab gerade keine Ahnung, was du denkst“, war Tacy frustriert.
„Momentan denke ich, dass ich froh bin, nicht du zu sein“, schmunzelte Rae und streckte ihr die Hand hin. Sie nahm sie entgegen.
„Mach keine Witze, kann dir auch passieren“, konterte Tacy trocken.
„Ich hab grad erst ein neues Implantat bekommen, ich hoffe nicht. Ich hab fast jeden Tag Sex, da muss man verhüten. Du bist doch sonst auch immer so vorsichtig, du warst doch diejenige, die mich zu dem Implantat gedrängt hat“, entschied sie.
„Danke, als würde ich mich nicht schon schlecht genug fühlen!“
„Sorry, das wollte ich nicht sagen. Du weißt, ich bin immer für dich da!“
„Ich werde vermutlich umziehen müssen, unsere Wohnung ist nicht Kind-Gerecht“, sagte Tacy plötzlich.
„Das werden wir klären, wenn es soweit ist. Freust du dich ein bisschen auf das Baby?“
„Schon irgendwie, ich mag Kinder sehr gern und meine Mom nervt mich schon ne Weile damit. Ich würde so gern mit ihr reden, aber ich darf auch nicht“, war Tacy traurig.
In dem Moment klingelte ein Telefon.
„Ist das bei dir?“, wollte Rae wissen.
„Das ist ein Festnetz-Telefon, ich hab ganz vergessen, wie die klingen. Ich geh da dran, bevor es Brutus aufweckt“, eilte Tacy rein. Rae blieb noch draußen sitzen und genoss die frische Luft Irlands.
Ein paar Minuten später kam Tacy nachdenklich heraus.
„Und, was war?“
„Meine Mom ist hier!“
„Was heißt hier?“
„Vor der Tür, sie lassen sie grad ein. Scheint, sie kann sich nicht reinprojizieren, ich geh zu ihr hin. Kommst du mit?“, fragte Tacy nur.
„Sicher, sie hat Kontinent-Hopping gemacht? Deine Mutter ist echt Hardcore manchmal“, bemerkte Rae und ging zusammen mit Tacy zur Eingangstür.
Die attraktive Vollhexe wurde gerade von einem Wachmann durchsucht.
„Mom? Was machst du hier?“, begrüßte Tacy ihre Mutter Tate.
„Was meinst du wohl? Ich hab deinen Brief bekommen, war ne gute Idee ihn auf die altmodische Weise zu schreiben. Wie geht’s dir? Ist das Baby okay?“, umarmte Tate ihre Tochter liebevoll.
„Ja, dem Baby geht’s gut, du solltest nicht hier sein!“
„Du bist fast umgekommen, natürlich bin ich hier. Du machst das gleiche Gesicht wie dein Dad, als ich ihm gesagt hab das ich zu dir gehe“, musterte Tate ihre Tochter.
„Du meinst einen besorgten Gesichtsausdruck? Sag mir, dass du dich nicht hier her projiziert hast!“
„Nicht diesen Blick, ich bin nicht dämlich, natürlich nicht!“
„Warte, du hast meinen Brief jetzt schon bekommen? Das ist doch gar nicht möglich!“
„Ich hab einen Zauber ausgesprochen, der den Brief zu mir bringt, dein Dad hatte ne Ahnung, kennst du ja. Warte, du wusstest nicht, dass ich komme?“
„Ich hab heute Morgen meine Kräfte abgenommen bekommen, das ist eine Auflage hier für das Training!“
„Die haben einen Zauber an dir angewendet, während du schwanger bist?“
„Sie hat es verschwiegen, bis vorhin dachte ich noch, sie hätte es auch erst heute Morgen erfahren“, mischte sich Rae ein.
„Rae, es ist schön zu sehen, dass es dir auch gut geht. Ich hab von deiner Mom gehört, dass ein Hexer dich fast gekillt hätte, wie geht’s dir?“
„War ne schlimme Woche, geht aber langsam wieder aufwärts. Ich geh ins Bett, ist spät“, murmelte Rae etwas verärgert und ließ die beiden allein.
 
„Du hast es ihr nicht gesagt?“, kritisierte Tate, Tacy.
„Sie hat viel zu tun mit ihrem Studium, ich wollte sie nicht zu sehr ablenken. Du bist aber von Melbourne bis Irland projiziert, oder?“
„Bis Dublin, den Rest bin ich mit dem Zug gefahren. Du siehst echt schlimm aus, was für einen Zauber haben sie denn angewendet?“
„Das sind eher seelische Probleme, Brut weiß es jetzt und ist nicht grade angetan“, sagte sie ihr.
„Das tut mir leid, meine Süße, soll ich vielleicht mit ihm reden?“
„Bitte nicht, vor allem nicht darüber, dass du es schon vor zwei Wochen gewusst hast. Du hast ja gemerkt, dass Rae nicht grad begeistert davon war. Es ist spät, ich muss ins Bett. Such dir ein Bett zu schlafen, wir reden morgen“, entgegnete Tacy müde und ließ ihre Mutter einfach so dastehen.
 
„Du willst das wirklich machen?“, zögerte Brutus, als er seine Freundin trainieren sollte.
„Ich möchte ein Ratsmitglied werden, also ja, ich will das machen. Pass halt auf, das kriegst du doch hin, oder?“, fragte Tacy mit verschränkten Armen vor der Brust.
„Na gut, dann los“, begann er.
 
„Sie sollte das in ihrem Zustand nicht machen“, bemerkte Tate. Sie saß neben Rae auf einer Matte und sah ihrer Tochter und ihrem Freund beim Training zu.
„Das hast du auch gemacht, als du schwanger warst, Tante Tate!“
„Ja, stimmt. Die beiden wirken wie Fremde, er kann mit ihrer Schwangerschaft echt nicht umgehen. Es ist so schade, ich hatte wirklich gedacht, sie würden heiraten“, sah Tate ihnen zu.
„Ich auch, aber sie leben auf verschiedenen Kontinenten, es war auch vorher schwierig. Aber alles wird gut“, war Rae irgendwie mit sich selbst im Reinen.
„Geben die die hier Drogen?“, war Tate verwirrt.
„Was?“
„Du bist so relaxed, so kenn ich dich gar nicht!“
„Blödsinn!“
„Du bist verknallt“, entschlüsselte Tate, Raes Zustand.
„Meine Mom hat’s dir gesagt, oder?“
„Musste sie nicht, dein Schoßhund sitzt da hinten“, deutete Tate auf Balthazar, der den Frauen kurz zuwinkte, als sie ihn ansahen.
„Ich wollte das nicht, ist einfach passiert!“
„Das ist doch schön, du bist endlich verliebt!“
„Er ist ein schwarzer Zauberer“, gestand sie ihr.
„Oh, Süße, das ist nicht die Beste Wahl, aber wenn er dich glücklich macht“, verstand es Tate, was Rae verwirrte.
„Ich weiß nicht, ob ich eine Beziehung haben kann, was ist, wenn ich nicht treu sein kann?“
„Du bist nicht deine Mutter, Süße!“
„Ich bin mehr wie sie, als ich mir zugestehen will. Momentan sind meine Gelüste durch die Wegnahme meiner Fähigkeiten eingeschränkt, was sehr entspannend ist, aber bald wird mich das alles wieder einholen und was dann?“
„Oh Süße, jetzt habe ich dich traurig gemacht, genieß die Zeit die du mit ihm hast, die Zukunft wird zeigen was daraus wird“, riet sie ihr.
„Du bist auch so wie deine Tochter, ich fühl mich gleich besser, danke“, bedankte sich Rae zufrieden.
„Rae, du bist die Nächste“, hörte sie Brutus‘ durchdringende Stimme. Rae stöhnte genervt.
„Er mag das ein bisschen zu sehr für meinen Geschmack. Wenn sie herkommt, red mit ihr, sie braucht deinen guten Rat jetzt auch“, stand sie von ihrem Schneidersitz auf und ging zu Brutus hin.
 
„Morgen, Brutus hat euch wohl hart trainiert, was? Kann ich kurz mit dir reden?“, kam Glinda zu Rae, als sie ihre erschöpfte Enkelin am Tresen der Klinik sitzend sah.
„Sicher, was ist?“
„Du hast mich gar nicht gefragt, ob du deine Eltern kontaktieren darfst“, stellte Glinda klar.
„Ähm, ja, und?“
„Du willst nicht mit ihnen sprechen!“
„Nope?“
„Du weißt schon, dass sie dich über alles lieben und nur das Beste für dich wollen!“
„Haben Sie dich hier drauf angesetzt? Ich bin sauer auf sie, will momentan nicht mit ihnen reden, mehr nicht!“
„Oh!“
„Sag mir bloß nicht, dass sie hier sind!“
„Sind sie nicht, meine Güte, du willst wirklich nicht mit ihnen reden!“
„Sag ihnen doch einfach, dass es mir gut geht, ich hier studieren und arbeiten und trainieren kann und dass ich mich melde, wenn ich das will, okay?“, bat Rae etwas genervt von dem Gespräch.
„Klar, mach ich, sonst wirklich alles klar?“
„Meine beste Freundin hat mich wegen ihrer Schwangerschaft belogen und ich bin hier, weil meine Eltern über meinen Kopf hinweg entschieden haben, aber sonst geht’s mir gut, ja!“, zählte sie auf.
„Du bist hier nicht glücklich?“
„Doch, schon irgendwie, aber ich hätte es gern selbst entschieden“, konterte sie.
„Du wärst nicht hierhergekommen, wenn wir dich nicht gedrängt haben, gib‘s zu!“
„Ja, vermutlich. Aber das mit Tacy ärgert mich, seit wann vertraut sie mir solche Sachen nicht an?“
„Ich wollte dich nicht ablenken während deines Studiums, jetzt lenke ich dich ab, wie ich sehe“, kam Tacy in die Klinik.
„Alles klar bei dir?“, war Rae besorgt um ihre Freundin.
„Ja, Moon hat mich gefragt, ob ich hier auch etwas helfen will. Was machst du denn? Vielleicht kann ich das übernehmen“, bemerkte Tacy tonlos.
„Ich schreib Akten, wenn du willst, kannst du das übernehmen, dann kann ich noch etwas die Bibliothek auskundschaften“, reagierte Rae wirsch, legte die Unterlagen einfach weg und ging aus der Tür.
„Sie hasst mich“, erwiderte Tacy traurig und setzte sich müde auf den Platz, auf dem Rae vorher gesessen hatte.
„Sie hasst dich nicht, sie ist einfach nur Rae, du kennst sie ja. Dass ich das vorher wusste, sollten wir aber für uns behalten!“
„Oh ja, du wusstest es ja nur vor ihr, weil ich sichergehen wollte, dass es dem Baby gut geht, wenn sie meine Kräfte blockieren. Hat mich trotzdem umgehauen. Geht aber langsam aufwärts, nur Brutus redet momentan nur bruchstückhaft mit mir, also hab ich grad niemanden zu reden!“
„Komm zu mir, wenn du reden willst, meine Tür ist immer offen für dich“, versicherte Glinda ihr.
„Danke, du warst immer meine Ersatz-Omi, seit Oma Meira nicht mehr lebt“, gestand sie ihr.
„Das ist gut, das wollte ich immer sein. Ich vermisse sie jeden Tag!“
„Ich auch, vor allem jetzt, wo ich Mutter werde. Sie hätte es genossen, meine Mutter Oma zu nennen“, dachte Tacy laut nach.
„Ja, ich weiß, ich werde das machen, wenn du willst“, schmunzelte Glinda.
„Das wäre lieb, danke. Wo steckt meine Mutter überhaupt?“, wollte Tacy wissen.
„Sie unterrichtet ne Gruppe, dachte ich geb ihr was zum Arbeiten, dass sie dich nicht zu sehr nervt!“, schmunzelte Glinda.
„Du denkst wirklich an alles“, lächelte sie sie an.
„Ich brauche ärztliche Hilfe“, unterbrach sie plötzlich Skunk, der mit einer blutenden Nase zu ihnen kam.
„Oh ja, war das schon wieder Brutus?“
„Nein, bin gegen ne Wand gerannt, frag nicht, war nen Experiment. Also wo ist der Medizinmann?“, wollte das Chamäleon-Wesen wissen.
„Nicht hier, aber ich bin seit fast zehn Jahren Krankenschwester, ich krieg wohl noch ne blutende Nase gestoppt“, entschied sie und brachte ihn in den Untersuchungsraum.
Mit einem Sicherheitsmann an seiner Seite fand Balthazar seine Freundin in der Bibliothek. Sie war tief in ihre Materie vertieft.
„Hier steckst du, Danke, Dave, von hier aus darf ich wohl wieder alleine“, ließ er den Sicherheitsmann stehen und ging zu Tacy hin.
 
„Rae, Süße?“, fragte er vorsichtig.
„Sorry, war in Gedanken. Wie spät ist es?“
„Fast Mitternacht, brauchst du noch lange?“
„Mitternacht? Verdammt, ich hab die Zeit wohl nicht im Blick gehabt. Lass uns heimgehen!“
„Das hier ist nicht unser zu Hause, aber ich versteh was du meinst. Ich könnte grade sterben für ne frittierte Pizza aus der sechsten Straße in Brooklyn“, überlegte sie laut.
„Jeremy’s?“
„Ja, warst du schon da?“
„Ob ich schon da war? Ich hab meine Teenager-Zeit so gut wie da gewohnt, die Pizza ist unglaublich. Verdammt, jetzt will ich auch ne Pizza!“, erzählte er begeistert.
„Wir werden doch zurück nach New York kommen, oder?“, fragte sie plötzlich.
„Natürlich, Süße, hat dir schon jemand gesagt, wie lang deine Ausbildung dauert?“
„Sie haben mir die Möglichkeit zum Lernen und Studieren gegeben, vermutlich ne Weile. Du musst nicht bleiben, wenn du die Möglichkeit hast nach Hause zu gehen, tu das“, schlug sie ihm vor.
„Ich werde vielleicht eines Tages hier weggehen, aber momentan bin ich froh, weg von New York City zu sein. Diese Stadt konsumiert einen manchmal, meine Mutter hält mich auch eher wie einen Hauselfen, als wie einen Sohn. So war es mein ganzes Leben, zumindest seitdem mein Dad tot ist, ich seh vermutlich meinem Dad zu ähnlich“, erzählte sie und sie nahm seine Hand, während sie zurück zu den Unterkünften gingen und er aus seinem Leben erzählte.

Dreizehntes Kapitel


Die nächsten Tage blieb Tate im Lager, aber als sie merkte, dass es ihrer Tochter gutging, reiste sie wieder ab.
„Hey, können wir reden?“, fragte Rae, als sie Tate zusahen, die sich Richtung Straße drehte und davonging.
„Ja, können wir“, stimmte Tacy zu und sie setzten sich an einen ruhigen Ort.
„Wir sind uns die letzten Tage aus dem Weg gegangen, ich hab dich vermisst“, begann Rae.
„Ich hab dich auch vermisst, sehr sogar. Brutus ist weg, keine Ahnung wo er hin ist“, gestand sie ihr.
„Oh, Süße, das tut mir leid für dich. Wir Dewins sind wohl beschissen, was Beziehungen angeht“, entschuldigte sie sich für ihren Cousin.
„Wir beide waren nie für die Ehe bestimmt, wir leben in zwei verschiedenen Welten. Meine Mom hat mir gesagt, dass ich nach Melbourne zu Dad und ihr ziehen kann, wenn ich will!“
„Von wegen, du bist jetzt Amerikanerin, du bleibst bei mir, wir kriegen das zusammen hin“, versicherte sie ihr.
„Nichts für ungut, aber wenn wir wieder in New York sind wirst du 80 Stunden die Woche arbeiten, du kannst mir nicht helfen ein Kind aufzuziehen!“
„Ich werde nicht weiter studieren“, gestand sie ihr.
„Was? Das machst du doch nicht wegen mir, oder? Ich würde mir das niemals verzeihen!“
„Nein, ich hatte die letzten Tage Zeit zum Nachdenken, ich bin Mitte 30 wenn ich mit dem Studium und allem fertig bin, dann muss ich mich noch spezialisieren und dann bin ich vierzig. Ich will mit meinem Leben noch was Anderes anfangen als lernen“, erklärte sie ihr.
„Okay, was willst du dann machen?“
„Das werde ich hier rausfinden, ich entscheide mich noch nicht jetzt, ich werde weiter bei Moon arbeiten und die Kurse belegen, aber ich bin nicht sicher, ob ich in New York je wieder eine Uni betrete!“
„Überleg dir das gut, du hast so viel getan für dieses Studium. Ich möchte eigentlich auch nicht nach Australien zurück, aber sie können mir wirklich helfen mit dem Kind und allem!“
„Du wirst Hilfe bekommen, dafür musst du nicht ans Ende der Welt ziehen. Und wenn ich Brutus an seinen Eiern von Rumänien bis Brooklyn ziehen muss“, versicherte sie ihr.
Tacy grinste sie an.
„Manchmal vergesse ich, warum ich eigentlich mit dir befreundet bin und dann sagst du so was. Ich liebe dich auch, Rae“, umarmte Tacy sie fast weinend.
„Ja, für immer und ewig, ich bin ehrlich gesagt froh, mit dir hier zu sein und das hier mit dir zusammen zu erleben“, schluchzte Rae jetzt auch und so lagen sie sich eine Weile weinend in den Armen.
 
Zwei Tage später hatten die Frauen wieder Selbstverteidigung. Brutus stand in all seiner Größe und mit all seinen Muskeln breitbeinig auf den Matten, als wäre nichts gewesen.
Rae, die zuerst im Training war, schnaubte, ging auf ihn zu und rammte ihm wortlos ihr Knie ins Gemächt. Der Gigant ging keuchend zu Boden.
„Haben wir schon angefangen?“, fragte Skunk, der sich cool neben die vor Wut schnaubende Dämonin stellte.
„Ich bin für heute fertig“, keuchte sie und verließ den Sportraum.
 
Tacy fand ihre Freundin eine halbe Stunde später in der Küche des Zentrums vor, wo sie Kartoffeln schälte.
„Du weißt schon, dass es hier Leute gibt, die das hier machen“, begrüßte sie sie.
„Ja, aber ich muss meine Hände beschäftigen, also alles gut“, zischte sie durch ihre Zähne.
„Du hast ihn mit einem Tritt ausgeknockt, bin schon bisschen stolz auf dich“, sagte Tacy grinsend.
„Sorry!“
„Nein, du musst dich nicht entschuldigen, wenn du mir nicht zuvorgekommen wärst, hätte ich es gemacht. Er ist einfach so wiederaufgetaucht, als wäre nichts. Er hat mir gesagt, er hat das mit dem Baby seiner Mutter erzählt. Sie freut sich darüber, weiß nicht, was ich davon halten soll“, erzählte sie ihr.
„Ich hab sie nur ein Mal getroffen, aber sie scheint eine gute Frau zu sein!“, konterte Rae.
„Ist sie, das macht das alles noch schwieriger, vor allem, weil sie mit dir verwandt sind. Ich hab mich von ihm getrennt“, erzählte sie ihr.
„Oh Süße, das tut mir leid für dich!“, legte Rae die Kartoffeln weg und umarmte sie.
„Schon gut, ist besser so. Ich weiß nur nicht, wie ich weiter mit ihm trainieren soll, gerade möchte ich nicht hier sein“, sagte Tacy traurig.
„Dann lass uns hier verschwinden“, erwiderte Rae.
„Ja, lass uns hier rausgehen, hier riecht es irgendwie komisch“, bemerkte Tacy.
„Nein, ich meine weg aus der Station, das ergibt hier doch keinen Sinn“, schlussfolgerte Rae.
„Wow, wie bist du denn grad drauf? Ich hab nur grad zu viel davon, aber ich will das hier durchziehen. Ich könnte nen Drink vertragen“, wunderte sich Tacy.
„Du kannst nichts trinken, Süße!“
„Schon klar!“
„Warte, wir waren doch neulich auch betrunken, da warst du doch schon schwanger!“
„Ich hab den ganzen Abend alkoholfreie Cocktails getrunken, ich war doch diejenige, die immer den Nachschub besorgt hat, oder?“
„Clever, aber gut zu wissen. Lass uns hier mal im Eisfach schauen, Eiskrem hilft sicher auch“, erwiderte Rae und öffnete das Eisfach.
„Ich bin laktoseintolerant!“
„Ich weiß, kenn dich schon ein paar Tage. Hier“, streckte sie ihr laktosefreies Eis hin.
„Super, das kann ich jetzt echt gebrauchen. Also, was machen wir jetzt?“, begann Tacy das Eis zu essen.
„Was sollen wir machen? Wir machen einfach weiter im Konzept, du würdest mich hassen, wenn ich dich jetzt aufgeben lassen würde. Ich hab letzte Nacht nochmal nachgedacht, ich werde weiter studieren“, erzählte Rae ihr.
„Das ist gut, ja, wir machen weiter“, mampfte Tacy.
Sie hörten Schritte.
„Hier seid hier. Habt ihr euch verlaufen?“, hatte Glinda sie gesucht.
„Nö, eigentlich nicht“, nuschelte Rae in ihr Eis.
„Hat eure Aktion irgendwas damit zu tun, dass mein Cheftrainer mit geprellten Eiern auf der Krankenstation liegt?“, fragte Glinda und aß bei ihrer Enkelin beim Eis mit.
„War nen Trainingsunfall“, murmelte Rae.
„Du weißt schon, dass ich ein halbes Dutzend Zeugen habe, die was Anderes behaupten. Ich würde dir ja gratulieren, aber ich bin die Chefin hier, also muss ich dir auf die Finger hauen. Geh in deine Schlafräume“, bat Glinda ernst.
„Du schickst mich in mein Zimmer?“, stellte Rae ihr Eis weg.
„So wollte ich es nicht ausdrücken, aber ja, geh auf dein Zimmer“, forderte Glinda.
„Wenn’s sein muss, Gran, da muss ich wohl auf dich hören“, erwiderte Rae und ging aus der Küche.
„Du weißt schon, dass ein heißer Hexer in ihrem Bett auf sie wartet, oder?“, mischte sich Tacy ein.
„Bin ja nicht wirklich sauer auf sie, das ist ne Art Belohnung. Aber du, junges Fräulein kommst mit mir, wir müssen was klären“, zog Glinda, Tacy sanft am Arm weg.
 
Trotzig wie ein Kleinkind wurde Tacy halb geschoben in die Krankenstation verfrachtet.
„Redet miteinander, das ist ein Befehl“, drängte Glinda, Tacy mit Brutus zu reden und ließ sie allein.
 
„Der Tritt in die Eier hat fast so weh getan wie deine Trennung von mir“, bemerkte er nur.
„Könnte sein, dass ich ihr gesagt hätte, dass du mich vor zwei Tagen verlassen hättest“, sagte sie verlegen.
„Warum machst du denn so was? Ich bin in den letzten Tagen doch immer fair zu dir gewesen, oder?
„Ja!“
„Ich war sogar bei meiner Mom um ihr alles zu erzählen und sie hat mich fast mit einer Machete geköpft!“
„Das hast du mir gar nicht erzählt!“
„Wir sind getrennt!“
„Oh ja, das. Danke, dass du es deiner Mutter erzählt hast“, bedankte sich Tacy traurig und wollte schon gehen.
„Kannst du mir noch nen Gefallen tun?“, fragte er und setzte sich unter Schmerzen auf.
„Ja, sicher!“
„Sag ihr verdammt nochmal die Wahrheit, ich will nicht, dass unser Kind ein Einzelkind bleibt!“
„Mach ich“, murmelte sie und freute sich innerlich, dass er die Worte “Unser Kind“ benutzt hatte.
 
„Tut mir leid, ich will euch nicht bei was auch immer stören, aber ich muss mit dir reden, also zieht euch was an, ich komm jetzt rein“, platzte Tacy etwas später in Raes Unterkunft. Sie fand aber nur Rae vor, die eindeutig lernte.
„Das hab ich jetzt nicht erwartet“, kam sie vorsichtig zu ihr hin.
„Ich bin Studentin, wenn ich eines Tages Dr. vor meinem Namen stehen haben will, muss ich schon etwas lernen. Also, was gibt’s?“, legte sie das Buch weg, was auf ihrem Schoß lag.
„Wo ist der schwarze Prinz?“
„Keine Ahnung, war nicht hier, als ich hier ankam. Willst du was von ihm?“
„Nein, von dir, ich hab nicht so richtig die Wahrheit gesagt, was Brut und mich angeht“, druckste Tacy herum.
„Ich höre!“
„Ich hab mich von ihm getrennt, er war die letzten Tage eigentlich sehr zuvorkommend und lieb“, erklärte sie ihr vorsichtig.
„Ich hab ihm also ganz unnötig eine verpasst?“
„Ähm ja, sorry!“
„Na toll, jetzt muss ich mich auch noch bei ihm entschuldigen. Bleib einfach hier und versuch nicht noch mehr Chaos anzurichten“, murrte sie, stand auf und ging zur Krankenstation.
 
Als sie gerade zur Krankenstation gehen wollte, sah sie Balthazar, wie der an einem alten Münztelefon telefonierte. Sie lächelte. Sie hatten ihm wohl endlich vertraut zu telefonieren.
Sie ging auf ihn zu und wollte ihn liebevoll von hinten umarmen.
„Verdammt, sag Dad, er soll mich endlich hier rausholen, ich fühl mich wie im Knast“, schimpfte Balthazar und zuckte zusammen, als er die Hände seiner Freundin um seine Brust spürte. Sie ging entsetzt ein paar Schritte zurück.
„Rae, ich kann das erklären“, legte er vorsichtig den Hörer auf. Das Armband, was sie ihm angelegt hatten war verschwunden.
„Einmal schwarz, immer schwarz, was?“, fragte sie trocken und er hob versöhnlich seine Hände.
„Rae, hör mich bitte an“, bat er mit ruhiger Stimme.

Vierzehntes Kapitel


Vollkommen entsetzt sah Rae zu, wie zwei Wachmänner Balthazar, der nun Handschellen sowie Knebel und Augenbinde trug, der Station verwiesen wurde. Er wehrte sich nicht, was die Situation noch seltsamer machte.
„Hey, du konntest es nicht wissen“, wollte Glinda ihre Enkeltochter beruhigen, die dem allem zusah.
„Bitte lass mich … ich kann jetzt nicht …“, erwiderte Rae angespannt und ließ sie einfach dort stehen.
 
„Rae, Süße, was machst du da drin?“, fragte Tacy besorgt, als sie laute Geräusche aus ihrer Unterkunft hörte. Rae reagierte nicht. Sie schloss mit dem Chip auf, den Glinda ihr gegeben hatte.
Es wurde ruhiger, als sie den Gang langging. Sie fand ihre beste Freundin in einem Haufen von Schutt und Asche vor. Sie hatte das komplette Zimmer verwüstet.
„Geht’s dir jetzt besser?“, fragte sie vorsichtig und kam zu ihr hin.
„Für fünf Sekunden“, erwiderte Rae. Sie hatte Verletzungen an ihren Händen.
„Immerhin. Komm, das müssen wir versorgen“, zog sie sie hoch und brachte sie in die Krankenstation.
 
„Ich bring sie nach Hause, sie kann hier nicht bleiben“, diskutierte Tacy mit Glinda, als sie Rae in der Krankenstation abgeladen hatte und nun in Glindas Büro stand.
„Sie ist dort nicht sicher“, bemerkte Glinda ernst.
„Die Tatsache, dass er es geschafft hat hier reinzukommen zeigt, dass sie hier genauso wenig sicher ist. Ich hab ehrlichgesagt auch Angst um mich und mein Kind“, erklärte sie ihr.
„Ich hab nen Plan B, aber der wird ihr sicher nicht gefallen“, begann Glinda zu erklären.
 
4 Monate später
 
Rae stellte erschöpft die gespülten Gläser auf den Tresen. Sie stand im WhiteBride, einer Bar in der Heimatstadt ihrer Großmutter. Sie war mit Tacy dort untergetaucht und arbeitete jetzt als Barkeeperin in der magischen Bar.
„Feierabend, Rae, es ist spät“, hörte sie die Stimme ihres Bosses.
„Danke, Gnar, war nen langer Tag, muss echt heim. Nicht, dass es bei mir zu Hause weniger stressig zugeht. Kleiner Tipp, zieh nie mit deiner Mutter zusammen, wenn du schon erwachsen bist“, bemerkte sie müde.
„Trollmütter sterben meistens bei der Geburt ihrer Kinder“, sagte ihr Troll-Chef nur.
„Sorry, richtig, hatte ich vergessen. Wird echt Zeit fürs Bett für mich!“
„Dann geh und such dir noch nen Kerl vorher, deine Augen gefallen mir gar nicht“, riet er ihr. Ihre goldenen Pupillen waren übersäht mit schwarzen Punkten.
„Mir ist die Lust nach Sex nach meinem letzten Freund sowas von vergangen, dass mir das überhaupt keinen Spaß mehr macht. Haben wir hier noch irgendeinen noch recht ansehnlichen aber sehr betrunkenen Kunden da?“, fragte sie und sah sich um.
„Du lebst jetzt in einer Kleinstadt und es ist drei Uhr morgens, das glaub ich eher nicht!“
„Richtig, kann ich dein Gästeraum für heute Nacht haben? Ich brauch etwas Privatsphäre, wenn du verstehst was ich meine!“
„Sicher, bedien dich. Zieh nur nachher die Laken ab, die Reinigungskraft hat grad saubergemacht“, bat er.
„Ja, mach ich, danke, Boss“, ging sie die alte Treppe zu dem Zimmer hoch.
 
Sie wollte es sich gerade im Bett gemütlich machen, als Tacy plötzlich an ihrer Zimmertür klopfte.
„Echt jetzt? Kann ich hier nirgendwo Privatsphäre haben?“, murrte sie ihre Freundin an.
„Sorry, hab nicht gewusst, dass du nen Kerl hier hast“, erwiderte Tacy und kam in das kleine Gästezimmer.
„Hab ich ehrlich gesagt nicht, alles in Ordnung bei dir? Du liest doch nur meine Gedanken, oder?“
„Ehrlich gesagt nicht so wirklich, ich hab meine Kräfte wieder aussetzen lassen, ich mach meine Ausbildung weiter. Ich möchte, dass mein Sohn eines Tages stolz auf mich ist“, erwiderte Tacy und strich sich über den Babybauch.
„Dein Sohn wird auf jeden Fall stolz auf dich sein und ich auch. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich würde gern meinen Gelüsten nachgehen und das geht nicht, wenn meine beste Freundin mit ihrem Babybauch mich an meine Unfähigkeit als Frau erinnert“, konterte Rae.
„Wow, das ist ein seltsamer Gedanke, danke, dass du den Gedanken mit mir teilst. Ich lass dich allein, ruf mich morgen mal an, wir sollten uns mal wieder länger treffen“, murmelte Tacy und verschwand wieder.
„Na toll, jetzt ist die Stimmung weg“, erwiderte sie, machte aber weiter.
 
Am nächsten Tag bereitete Rae gerade den Ansturm der Gäste in der Bar vor, als die Tür aufging.
„Wir haben noch nicht auf“, begrüßte sie die Person an der Tür, ohne richtig hinzusehen.
„Macht mir nichts“, hörte sie plötzlich eine Bekannte Stimme. Reflexartig bildete sie eine Feuerkugel in ihrer Hand.
„Wie hast du mich hier gefunden?“, fragte sie nur und er kam näher.
„Bin nen Zauberer, war nicht schwierig, wollte dir nur etwas Zeit lassen, dich einzuleben!“, begrüßte sie Balthazar.
„Bevor du mich tötest?“, wollte sie unbeeindruckt wissen.
„Nein, natürlich nicht, ich bin verliebt in dich!“
„Den Scheiß hatten wir schon, netter Versuch. Also, was willst du?“, blieb sie angespannt.
„Dich, ich kann nicht mehr ohne dich leben!“, gestand er ihr.
„Gnar, wir haben doch eine Feuerversicherung, oder?“, rief sie in den Nebenraum.
„Keine Feuerbälle, Rae, der Vorhang war teuer“, rief er zurück.
„Ist dein Glückstag, verschwinde einfach“, löschte sie ihre Feuerkugel.
„Du musst mir bitte zuhören“, bat er. Sie nahm eine Flasche Bourbon, nahm einen großen Schluck und lehnte sich mit den Ellbogen auf den Tresen.
„Na los, amüsier mich!“, bat sie.
„Ja, mein Stiefvater hat mich auf dich angesetzt, er wollte mehr über deine Familie erfahren, aber ich hab mich in dich verliebt. Ich wollte damals nur aus der Station geholt werden, dass er nicht an dich und deine Leute rankommt“, erklärte er ihr.
„Er hat mich fast getötet, Balt, hast du mich damals bei unserem ersten Date deswegen dahin gelockt? Dass er eine bessere Chance hat so weit oben?“
„Er hat mir gedroht meiner Mutter etwas anzutun, wenn ich ihm nicht helfe!“
„Das ist dein Problem, nicht meins. Das schlimmste aber ist, dass ich mir eine Beziehung mit dir vorstellen konnte und das ist für jemanden wie mich verdammt kompliziert. Tu mir einen Gefallen, verpiss dich mit all deinen Problemen. Man, ich hab echt gedacht, ich fühl mich besser, wenn ich endlich erfahre, was dich dazu gebracht hat, aber nein, das tut noch mehr weh. Geh, bevor ich dich doch pulverisiere“, entgegnete sie wütend und schmiss ihn aus der Bar.
 
„Steck nicht schon wieder was in Brand, wir haben grade den letzten Brand überstanden“, kam Gnar zu ihr in die Bar.
„Ich brauch frei“, sagte sie nur zu ihm.
„Okay, wann?“
„Jetzt gleich“, erwiderte sie und ging mit der Flasche Bourbon in der Hand aus der Bar.
 
Balthazar war noch nicht weit gekommen. Sie war in Rage. Verärgert über die ganze Situation warf sie die Flasche nach ihm. Sie flog direkt in seine Richtung, aber er ließ sie kurz vor seinem Kopf schweben und trank den Rest, der sich noch in der Flasche befand.
„Du bist sicher ein gerngesehener Gast auf Partys. Du willst mich anscheinend wirklich töten“, erwiderte er und blieb stehen.
„Mein Dad ist nen Cop, wenn ich das machen wollte, würde ich das viel unauffälliger machen. Ich war zufrieden mit meinem Leben, weißt du? Nicht super glücklich, aber ich kam zurecht. Ich wollte, dass man mich Frau Doktor nennt eines Tages, nicht “Hey, Barschlampe“. Ich hab mich mit der Situation abgefunden hier, aber jetzt muss ich ja wieder weiterziehen. Bitte tu mir nur einen Gefallen und lass Tacy aus der Sache raus, sie kommt hier klar, versau ihr das nicht auch noch!“
„Ich werde dir hier keine Steine in den Weg legen, du hast deutlich gemacht, dass du mich nicht mehr willst, ich wollte nur, dass du das weißt!“
„Dann danke, jetzt verzieh dich, ich muss mein Leben in Ordnung bekommen und das kann ich nur ohne dich“, bat sie weniger verärgert.
„In Ordnung, wenn du das so willst. Pass auf dich auf“, sagte er traurig und ging mit der Flasche in der Hand davon.
 
Sie weinte. Sie hatte sich noch nie so gefühlt. Sie lief durch den Griffin Park, sie musste ihren Kopf klar bekommen. Sie stolperte über Stock und Stein. Der Staub der Erde mischte sich mit den Tränen in ihren Augen. Sie übersah einen Baumstumpf und fiel Gesicht zuerst in einen Busch.
Glitzernder Staub stieg auf. Sie fühlte sich benommen. Hatte sie sich ihren Kopf gestoßen? Sie betastete sich, sie fühlte kein Blut. Danach wurde es schwarz. Eine Fee, nicht größer als ein Baby stolperte aus dem Busch, in den sie gerade gestürzt war.
„Diese verdammten Wanderer. Können die sich nicht wo anders besaufen?“, schimpfte die Fee. Rae war vollkommen übersäht mit Feenstaub und lag neben dem Busch bewusstlos auf dem Boden.
„Man, sie hat die volle Ladung abbekommen, Süße, du hast mich erschreckt, da passiert sowas manchmal. Hey, Kleines, bist du okay?“, ging die Fee zu ihren Augen und drückte ihre Augenlieder hoch.
„Ne Dämonin bist du, hast dich wohl verlaufen? Schauen wir mal, wen wir anrufen können“, zog die Fee ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Als die Fee Leute kommen sah, flog sie davon.

Fünfzehntes Kapitel


„Zieh deine Handschuhe an“, ermahnte Channing seine Enkeltochter.
„Hältst du mich für bescheuert? Ich seh den ganzen Feenstaub, Grandpa, ich will meine Erinnerung nicht auf die erste Klasse zurücksetzen“, maulte Rune und zog Mundschutz und Handschuhe an.
„Sorry, aber ihrer Grandma ist das auch passiert damals, war nicht lustig. Rae war wenigstens nicht so dumm mit einer Fee zu schlafen, über eine zu stolpern ist aber auch keine Meisterleistung. Sie scheint sich nicht verletzt zu haben, sie ist nur ausgeknockt und das mächtig. Wie ich meine Tochter kenne wird sie mir wieder die Schuld dafür geben. Da ist Sunrise mit dem Wagen, gut, sie muss dringend in die Klinik“, wickelte der Werwolf die Dämonin in eine Decke und trug sie zu dem Van des Heilers.
 
„Das wird langsam zum Running-Gag in unserer Familie einen Dewin von Feenstaub zu befreien. Ich weiß gar nicht, ob ich lachen, oder weinen soll“, erwiderte der menschliche Nativ-Amerikaner, während er auch mit Schutzkleidung bewaffnet dem alternden Werwolf half, Rae in den provisorischen Krankenwagen zu laden.
„Ihr werdet ja auch alle Heiler, selbst schuld. Ich geh nochmal zurück und schau nach, ob es der Fee gut geht, oder ob sie nur Mus ist“, erwiderte Rune trocken und ging an die Stelle zurück, an der Rae gelegen hatte.
 
„Sie wird ein paar Stunden weg sein, wir werden erst wissen, wie viel weggezappt wurde, wenn sie aufwacht. Jemand ne Ahnung, was sie mitten im Park gemacht hat? Sie ist ja nicht grad der Outdoor-Typ“, erklärte Sunrise, Rune und der dazugekommenen Crow.
„Keine Ahnung, sie kam letzte Nacht nicht heim, aber ehrlich gesagt war das für mich praktisch, hatte männlichen Besuch gestern“, erklärte Crow.
„Das musst ich wirklich nicht wissen, aber okay. Geht mich zwar nichts an, aber warum ist sie hier? Studiert sie nicht in New York?“, wollte Sunrise wissen.
„Hast Recht, geht dich nichts an. Kümmer dich einfach um sie, bitte“, bat Crow.
„Mach ich, ihr könnt hier nicht viel machen, geht nach Hause“, riet Sunrise ihnen.
„Ja, wir sollten gehen, komm, Süße, du musst doch morgen zurückfliegen“, zog Crow ihre Nichte hoch.
„Verdammt, ich bin doch extra hergekommen um mit ihr ein ernstes Wort zu wechseln, jetzt muss ich schon zurück. Tu mir bitte den Gefallen und red mit ihr. Sie kann sich nicht ewig verstecken, ihr Leben muss weitergehen“, bat Rune, während sie die Klinik verließen.
„Das ist nicht so einfach, sie versteckt sich aus einem guten Grund hier. Ich werde mit ihr reden, versprochen. Hey, da ist Tacy, hast du sie angerufen?“, sahen sie Tacy, die hinter dem Tor stand, was vor ihnen aufging.
„Sie ist ihre beste Freundin, klar hab ich das gemacht. Hey, Tacy, ihr geht’s gut, sie ist nur ne Weile mit Feenstaub außer Gefecht gesetzt“, begrüßte Rune, Tacy mit einer Umarmung.
„Feenstaub? Was hat sie gemacht, ihn geschnupft?“
„Nein, sie ist auf ne Fee gestürzt, warte, manche Leute schnupfen Feenstaub?“
„Ich bin Krankenschwester in einer New Yorker Notaufnahme, Menschen und Wesen schnupfen alles, was Pulverform hat. Warte, Sie ist auf ne Fee gestürzt?“, konnte sich Tacy ein Grinsen nicht verkneifen.
„Lach ruhig, ist schon witzig. Aber hast du ne Ahnung, was sie im Park gemacht hat?“
„Sie redet gerade mit mir weniger als mit dir, keine Ahnung. Die Trennung hat ihr ziemlich zugesetzt, glaubst du, sie wollte sich was antun?“
„Indem sie auf eine Fee fällt? Das wäre schon eine selten dämliche Methode. Sie hat medizinische Kenntnisse, da wär ihr sicher was Besseres eingefallen. Wir werden es nie erfahren, wenn sie aufwacht wird sie alles vergessen haben. Ich weiß nur eins, ich werde diesem Idioten mal einen Besuch abstatten, wenn ich zurück zu Hause bin“, konterte Rune.
„Oder du könntest gleich mit mir reden“, hörten sie Balthazars Stimme und der junge Zauberer erschien. Blitzschnell hatte die Erd-Dämonin ihn mit einem Sandsturm ein paar Meter weiter geworfen.
„Nicht schlecht, Nichte, wirst immer besser“, erwiderte Crow, zog ihr Messer aus ihrem Stiefel und ging mit den anderen Frauen zu den am Boden liegenden Balthazar zu.
„Au, das war jetzt überraschend, ein arabischer Dämon, du bist weit weg von zu Hause, Kleines“, erkannte Balthazar und rappelte sich auf.
„Ich bin hier in dieser Stadt aufgewachsen, Idiot. Tante, willst du die Ehre haben?“, fragte Rune und schleuderte Balthazar auf seinen Bauch, so dass er wieder vor ihr lag.
„Ich weiß nicht, ob ich ihn töten sollte, so als Frau eines Cops“, kniete sich Crow mit einem Bein auf Balthazars Rücken und hielt ihm das Buschmesser an den Hals.
„Sam hilft dir sicher das zu vertuschen“, bemerkte Tacy.
„Wow, Ladies, ich spüre verständlicherweise ein bisschen Verachtung mir gegenüber, aber wollt ihr mich wirklich töten? Was würde sie davon halten“, verhandelte Balthazar um sein Leben.
„Der Kleine hat richtig Schiss, irgendwie süß!“, frotzelte Crow.
„Er hat so gar nichts von seinem Vater, fast traurig“, kam Channing zu ihnen. Er hatte gerade den Van neu beladen.
„Lust auf nen Appetithappen, Chan? Ist doch schon fast Vollmond, oder?“, fragte Crow cool.
„Oh nein, sein schwarzes Juju brauch ich nicht. Lass ihn los, Kristin“, bat Channing und Crow zog Balthazar auf die Beine.
„Was machen wir mit ihm?“, wollte Rune wissen.
„Hat ihn jemand gefragt, was er will?“
„Ich wollte nur mit euch reden!“, mischte sich Balthazar ein.
„Dann rede“, forderte Tacy nur.
„Ihr seid ihre Familie, ich bin verliebt in sie, aber sie will nichts mehr mit mir zu tun haben“, begann er.
„Scheint meine Tochter kann noch vernünftige Entscheidungen treffen“, konterte Crow nur.
„Okay, das war deutlich, ich wollte euch nichts tun“, versicherte er ihnen.
„Und weiter?“
„Ihr wollt mir also nicht helfen, sie umzustimmen!“
„Sieht ganz so aus. Geh einfach, bitte“, erwiderte Tacy ruhig.
„Na gut, ihr sollt nur wissen, ich bin keine schlechte Person“, murrte er und verschwand im Nichts.
 
„Das war ja was. Wir haben also noch mehr Probleme, als die Probleme mit ihr, was?“, versuchte Tacy zu verstehen was vorgefallen war.
„Sieht ganz so aus. Wow, ich hatte ganz vergessen wie tief ihr Tattoo geht“, murmelte Crow plötzlich.
„Was?“, war Rune verwirrt.
„Sie läuft da drüben nur im Krankenhauskittel rum. Zumindest trägt sie Unterhosen“, konterte Crow und zeigte etwas weiter weg. Rae war wachgeworden und wanderte auf der Wiese vor der Klinik herum.
„Verdammt, manchmal hat der Feenstaub die gleiche Wirkung wie Scopolamin, sie wandert wie ein Zombie herum, ich kümmer mich um sie“, hörten sie Sunrise rufen und er zog sie wieder durch die Klinik-Tür.
„Scopolamin?“, fragte Crow, Tacy.
„Willst du nicht wissen, ist ne eklige Droge, du läufst rum wie ein Zombie damit, ich hoffe der Feenstaub wirkt sich nicht so krass auf Rae aus. Ich geh nochmal zu ihr rein, geht ihr nach Hause, ich ruf euch an“, erklärte Tacy und ging zurück.
 
Rae drehte durch. Der Feenstaub in ihrem System machte sie panisch und paranoid.
„Tacy, gut, dass du wieder da bist, sie verträgt das überhaupt nicht gut. Bitte hilf mir“, bat Sunrise etwas überfordert.
„Ich hab ne ganze Weile als Notfallschwester gearbeitet, ich krieg das hin. Schließ alle Türen, sie soll nicht nochmal rauskommen“, handelte Tacy, zog einen Pen von einem Schrank und ging in das Krankenzimmer.
 
15 Minuten später kam sie wieder heraus.
„Sie schläft jetzt, schließ am besten die Tür auch ab. Wenn das so wirkt wie bei der Zombie-Droge wird es ihr bald bessergehen“, erklärte sie ihm erschöpft.
„Ich dank dir sehr, ich war grade etwas überfordert, offensichtlich. Hab nicht gedacht, dass sie so reagiert, ist nen bisschen ungewöhnlich, obwohl mit Feenstaub zu arbeiten immer etwas prekär ist. Mein Bruder ist der große Superheld in der Familie, ich bin ein besserer Heilpraktiker, mehr nicht“, bemerkte Sunrise durcheinander.
„Blödsinn, du bist das Herz und die Seele hier, du managst das hier alles alleine, da kann man mal überfordert sein“, versicherte sie ihm.
„Moon macht das auch allein!“
„Moon hat Hilfe gebraucht, ich hab kurz für ihn gearbeitet. Jetzt ruh dich aus, ich hab noch ein paar Stunden bis zu meinem Kurs, ich klär das hier schon“, beruhigte sie ihn.
„Das musst du nicht machen!“
„Ich will hier irgendwie nicht weg, lass mich dir helfen!“
„Dann dank ich dir, ich bin im Hinter-Raum und schlaf etwas. Channing wird den Van-Schlüssel zurückbringen, leg ihn in den Safe, der Code klebt unter der Tischunterlage auf meinem Schreibtisch“, erklärte er.
„Das krieg ich hin, erhol dich etwas“, konterte sie und er legte sich etwas hin.
 
Spät in der Nacht, Tacy war am Bett ihrer Freundin eingeschlafen, klingelte ein Telefon. Tacy hörte wenig Festnetztelefone in ihrem Leben. Sie ging durch die Gänge und fand das Telefon.
„Hallo?“, fand sie das Telefon und nahm ab.
„Ich komm in fünf Minuten mit einer Alkoholüberdosis rein, bereitet alles vor“, hörte sie eine unbekannte Stimme und sie hörte nur ein Tuten auf der anderen Seite der Leitung.
„Okay, das war seltsam“, murmelte sie vor sich hin und ging in den Hinter-Raum um Sunrise zu wecken.
„Sun, wir kriegen Besuch“, weckte sie ihn sanft.
„Es ist fast Mitternacht, was meinst du?“
„Da hat so nen Kerl angerufen, er hat nur gesagt, dass sie ne Alkoholüberdosis haben und in ein paar Minuten da sind“, erläuterte sie.
„Das ist Steve, er ist mein menschlicher Kontakt bei den Rettungssanitätern. Wenn er ein magisches Wesen, Hexen, Zauberer etc. in seinen Wagen bekommt ruft er uns an. Ist nicht so häufig, aber passiert mal. Du bist Notaufnahmeschwester, du kennst das Prozedere bei Alkoholvergiftung?“
„Leider fast im Schlaf, ich bereite alles vor. Zieh du dich um, das wird eklig“, konterte sie planend.
„Mach ich, ist nicht mein erster. Bist du fit genug?“
„Ich bin Drei-Nächte-Schichten gewohnt, ich komm klar“, versicherte sie.
„Jetzt bist du aber schwanger, ich will nicht, dass der Hulk mich umbringt, weil ich dich überfordert habe!“
„Der Hulk ist mein Ex-Hulk, ist nicht mehr sein Problem. Mir geht’s gut, hab geschlafen“, versprach sie und eilte in den Untersuchungsraum.
 
Wie versprochen kam Steve ein paar Minuten später ohne Sirene mit dem Krankenwagen bei ihnen an.
„Hey, was hast du?“, kam Sunrise nach draußen.
„Kein Ausweis, hab aber das Mahl erkannt, Hexer, oder?“, fragte Steve, als er den leblosen Körper aus dem Krankenwagen holte.
„Ja, hast ja doch zugehört bei meiner Schulung. Ich hab ne Krankenschwester hier, ich komm klar, leg ihn hier drauf, ich mach hier weiter“, schob Sunrise eine Trage an die andere Trage und sie hoben den Hexer herüber.
„Schwarzer Hexer, na ja, die brauchen ja auch Hilfe. Jetzt verzieh dich, deine andere Arbeit wartet sicher auf dich. Danke für den Anruf“, bedankte sich Sunrise, als er das Hexen-Zeichen sah und rollte den Hexer in den Untersuchungsraum.
„Ich hoffe, dir wird nicht mehr schnell übel, ist nicht schön, er hat sich schon übergeben“, erklärte Sun, als er in den Untersuchungsraum kam.
„Bitte, ich hab schon alles gesehen“, war sie cool damit und wischte ihrem Patienten die Haare aus dem Gesicht.
„Fuck, den Kerl kriegen wir wohl nicht mehr los“, bemerkte sie und begann mit der Behandlung.
„Ich leg nen Zugang, wo ist das Kochsalz?“
„Bring ich dir, nimmst du solang die Werte? Du kennst den Kerl?“
„Ist Raes Ex, wir haben ihn heute nicht nett behandelt, ist unsere schuld“, dachte sie laut nach.
„Du kannst dir nachher noch nen Kopf machen, jetzt müssen wir ihn erstmal retten. Verdammt, ich kenn den Blick, lass ihn uns drehen“, erwiderte Sun und sie drehten Balthazar, der sich auf ihre Schuhe übergab.
„Meine schönen neuen Schuhe, deswegen trag ich sonst alte Latschen bei der Arbeit. Aber alles was rauskommt ist gut. Zumindest dreht er nicht durch, ist vermutlich zu besoffen. Hol das Kochsalz, ich mach einen Bluttest“, plante sie und Sun ging zu den Regalen.
„2,6 Promille, wow, nicht schlecht, der wird ne ganze Weile schlafen. Die anderen Werte sind okay, den Rest schaff ich, schau du nach Rae, oder geh schlafen, ich komm hier klar!“
„Kann ich jetzt dran sein etwas im Hinter-Raum zu schlafen?“, fragte sie müde und rieb den Schweiß von ihrer Stirn an ihrem Babybauch ab.
„Sicher, du bist schwanger, du solltest echt schlafen. Soll ich dich wecken, wenn einer von beiden wach wird?“
„Nur, wenn du Hilfe brauchst, sonst lass mich bitte schlafen“, zog sie die Handschuhe an, die sie sich übergestreift hatte und ging müde davon.
 
Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht.
„Vorsichtig, du ziehst dir den Zugang raus“, hörte er eine Stimme die wie ein Maschinengewehr in seinem Kopf wirkte.
„Hast du Kopfschmerzen?“, wurde er gefragt und der nickte.
„Gut, Idiot“, erkannte er die Stimme. Es war Rae.
„Du bist gemein“, murrte er.
„Sag nur die Wahrheit. Ich erhöh dir mal das Schmerzmittel, also sei nett“, erwiderte sie und erhöhte die Tropfanzahl an seinem Tropf.
„Rae, ich seh das, die Dinger sind mit meinem Tablet verbunden. Du hast noch keinen Doktor vor deinem Namen stehen, also lass mich das machen“, hörten sie Suns durchdringende Stimme.
„Sun, schrei nicht so, wir haben beide einen Kater“, nörgelte Rae.
„Sorry, Süße. Trägst du die Handschuhe?“, wollte Sun wissen, der den Kopf in die Tür steckte. Sie hob ihre Hände. Die steckten in Stoffhandschuhen.
„Gut, Mundschutz trägst du auch, gut, gut. Willst du was trinken?“
„Ich glaub, wenn ich noch mehr trinke, ertrink ich in Flüssigkeit“, entschied sie.
„Ich meinte eigentlich deinen Ex-Lover, ich weiß, Tacy hat dich schon mit Flüssigkeit bis zum Abwinken abgefüllt!“
„Wasser“, bat Balthazar.
„Bring ich dir. Musst du dich wieder übergeben?“, fragte Sun freundlich.
„Momentan nicht, keine Ahnung, kann schon sein!“
„Eimer steht neben dir, fass Rae nur nicht an“, bat Sun.
„Ja, das habt ihr alle schon deutlich gemacht!“
„Gut, dass du das weißt, ich meine nur sie schwitzt noch ziemlich viel Feenstaub aus und ein Filmriss reicht dir sicher!“
„Du hattest Kontakt mit ner Fee?“, setzte sich Balthazar auf und ein Schmerz durchfuhr seinen Kopf.
„Du hattest Kontakt mit zu viel Alkohol?“, konterte sie trocken.
„War nen Unfall!“
„Bei mir auch. Du lebst noch, wollte ich nur wissen, bye“, stand sie auf und verließ einfach den Raum.
„Was auch immer du gemacht hast muss echt heftig gewesen sein“, schenkte Sun seinem Patienten einen Plastikbecher von Wasser voll und Balthazar trank diesen gierig.
„Wo bin ich hier?“
„Nennen wir das mal eine “Freie Klinik“ für euer eins, wir machen das schon seit mehreren Generationen, mein Urgroßvater hat schon Urgroßvater Dewin behandelt, also gehört sie auch zu meiner Familie. Was auch immer du ihr angetan hast, schäm dich“, entschied Sun und füllte das Wasser nach.
„Ist mein Beinah-Alkoholtod nicht schon Scham genug? Ich hasse mich dafür und wollte sie auch in Ruhe lassen, ich hatte nicht geplant hier zu landen. Erzählst du mir, was ihr passiert ist?“
„Arztgeheimnis. Ich stell dir das Wasser hin. Erhol dich noch, dann kannst du gehen“, bemerkte Sun nicht mehr so freundlich, misste nochmal seinen Herzschlag und ging hinter Rae her.
 
„Wie geht’s ihm?“, fragte Tacy, die im Aufenthaltsraum saß und an einem Tee nippte.
„Er wird es überleben. Freuen wir uns darüber?“
„Natürlich. Wieso fragst du?“
„Sie war nicht so glücklich ihn zu sehen, was ist zwischen ihnen passiert?“
„Keine Ahnung, ehrlichgesagt, irgendwas mit seinem Dad, sie hat seit unserer Flucht aus Galway nicht wirklich mit mir gesprochen, sie verschließt sich mir völlig. Deshalb versteck ich mich auch hier, ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll“, gestand sie ihm.
„Das ist nicht die Tacy, die ich gestern Nacht erlebt habe, du musst mit ihr reden, sie braucht dich jetzt“, riet er ihr.
„Ich hab mich auch von meinem Freund getrennt und sie hat mich einfach damit allein gelassen“, bemerkte sie.
„Sachen wie diese führen dazu, dass ich lieber hier bin als nach ner Frau zu suchen. Kneift eure Ärsche zusammen und seid füreinander da, verdammt noch mal!“, wurde Sun ernst.
„Du kannst doch nicht so mit mir reden“, fielen ihr die Worte.
„Oh, doch, kann ich. Los“, forderte er.
„Du bist gemein“, murrte sie.
„Ihr seid wie Schwestern, das kann nicht angehen, dass ihr nicht miteinander redet“, bat er.
„Bin schon weg, ich hab dich gestern echt gestresst, was?“, verstand sie, was er machen wollte.
„Ja, aber du warst auch eine tolle Hilfe. Wenn du mal nen Job brauchst bist du hier gern gesehen“, wurde er wieder netter und sie ging zu Rae hin. Die tigerte in ihrem Krankenzimmer herum.
„Hey, Süße“, versuchte Tacy vorsichtig ein Gespräch zu beginnen.
„Morgen, du bist ja noch hier“, begrüßte Rae sie.
„Ja, hab gestern Nacht noch geholfen, Balts Leben zu retten. Weiß nicht genau, wie du dazu stehst!“
„Ich danke dir“, sagte sie nur.
„Vermisst du ihn?“, wurde sie deutlich.
„Vermisst du Brutus?“, fragte sie gegen.
„Touché. Er ist da drüben, was auch immer war, wenn du wirklich verliebt in ihn bist, hol ihn dir zurück. Er scheint wirklich in dich verliebt zu sein, gestern hat er uns gebeten, ihm zu helfen dich zurück zu gewinnen“, entgegnete Tacy.
„Sein Stiefvater hat versucht mich zu töten, ich wache immer noch mit nem Husten auf, manchmal“, versuchte sie sich zu verteidigen.
„Das war nicht die Frage. Bist du verliebt in ihn?“
„Natürlich bin ich das, sonst wäre ich jetzt nicht hier. Ich bin nur im Krankenhaus, weil ich ihm gestern begegnet bin und ihn weggeschickt habe. Ich hab geflennt wie damals mit 16, bin gestolpert und in den Feenstaub gefallen. Das Scheiß-Zeug hat mir die liebsten Kindheitserinnerungen geraubt, aber solche peinlichen Sachen weiß ich natürlich noch!“, gestand sie ihr.
„Keine Sorge, ich werde sie dir wiedererzählen, wenn ich sie meinem Sohn erzähle. Wie viel ist weg?“
„Kann ich nicht genau sagen, von den letzten Monaten scheint noch alles da zu sein. Manche Sachen hätte ich gern vergessen. Ich werde auch noch etwa eine Woche Feenstaub ausstoßen, also kann ich diese Woche auch kein Sex haben. Mein Leben ist grad die reinste Freude“, beschwerte sich Rae.
„Ja, ist ja nicht so, als würdest du in ner fremden Stadt festsitzen, getrennt von deiner großen Liebe, schwanger und bei deinem Großvater lebend“, konterte Tacy nur.
„Tut mir leid, für dich ist hier auch alles nicht so rosig. Hast du in letzter Zeit mit Brutus geredet?“, wollte Rae wissen, aber Tacy schüttelte den Kopf.
„Oh Süße, ich würde dich jetzt so gerne drücken, ich darf aber nicht. Wenn ich dir den gleichen Tipp geben darf, red mit ihm, ihr kriegt das hin, ihr liebt euch, das weiß ich ganz genau. Ich möchte, dass du zu meiner Familie gehörst, offiziell, obwohl du das schon längst tust“, versicherte Rae und legte ihre Handschuhbedeckte Hand auf ihre Schulter.
„Ich hab keinen blassen Schimmer wo er steckt“, begann Tacy zu weinen.
„Sunrise“, rief Rae durch die Hallen der Krankenstation.
„Sie haben gebrüllt, Milady?“, kam er her getrottet.
„Kannst du mal bei deinem Halb-Bruder in Galway anrufen und fragen, ob Brutus wieder im Lager ist?“, fragte Rae.
„Kann ich machen. Noch irgendwas?“
„Umarm Tacy mal für mich“, bat Rae weiter.
„Was?“
„Arme um sie und drücken, sie braucht das jetzt“, forderte sie. Zögerlich tat er wie ihm geheißen.
„Danke, Doc, sag ihm nochmal, dass es schön war, ihn endlich mal kennengelernt zu haben und ich entschuldige mich, dass ich nicht gleich erkannt habe, dass er zu den Thunderclouds gehört“, erklärte Rae ihm.
„Technisch gesehen ist er ein Rainwolf, kein Thundercloud, aber ich richte es ihm aus. Wenn du dich fit genug fühlst kannst du übrigens ruhig nach Hause gehen, du hast sonst keine weiteren Verletzungen. Aber wenn dir irgendwie auffällt, dass du noch mehr vergisst komm bitte zurück“, entschied er und ging in sein Büro.
„Danke, aber was hilft mir zu wissen, dass er in Irland ist, zu ihm gehen kann ich momentan eh nicht“, bedankte sich Tacy und versuchte sich zu fassen.
„Aber du könntest wenigstens mit ihm telefonieren. Mach es für unsere Familie, ihr gehört einfach zusammen“, riet sie ihr.
„Du zuerst, geh zu ihm, ihr kriegt das hin“, erwiderte Tacy und Rae lächelte matt.
„Ja, mach ich“, entgegnete sie und ging davon.
Als sie zurück in sein Zimmer kam, war die Infusion entfernt und er war weg.
„Du Mistkerl hast dich nicht mal verabschiedet, so viel bedeuten kann ich dir dann doch nicht“, nahm sie traurig den Infusionsschlauch in die Hand und stellte den Tropf ab.
„Musste mich übergeben und hab die Infusion nicht so schnell mitnehmen können“, hörte sie plötzlich seine Stimme und sie drehte sich zu den Toiletten hin.
Balthazar stand an den Rahmen gelehnt völlig erschöpft da.
„Du siehst fast schlimmer aus wie nach der Nacht, in der ich dich fast totgevögelt habe“, erwiderte sie liebevoll.
„Ja, die Lektion musste ich auf die harte Tour lernen. Du siehst echt lustig aus mit deinen ganzen Schutzmaßnahmen“, erwiderte er und lächelte sie an. Sie lächelte zurück.
„Nur wegen dir bin ich in diesem Zustand“, sagte sie nur.
„Geht mir genauso. Ich konnte gestern einfach nicht aufhören zu trinken, mein Stiefvater hat Recht, ich bin für nichts gut“, versuchte er sich zu erklären.
„Dein Stiefvater hat versucht mich umzubringen, was hörst du denn auf den? Kannst du mir erklären, warum er das gemacht hat?“, wollte sie wissen.
„Ich weiß es nicht, ehrlich nicht. Ich sollte dich nur aushorchen, ich hab nicht gewusst, dass er dich schon vorher besucht hat. Ich hab dich auch nicht in das Restaurant gelockt, ich wollte dir nur was Besonderes bieten, ich hätte zwar den Rest den Monats Bohnen aus der Dose hätte essen müssen, aber das wäre es wert gewesen. Dieses Date war privat, ich hätte ihm nichts davon erzählt, was du mir erzählt hättest“, versuchte er zu erklären.
„Du hättest mich einfach dem #Hexenjäger ausliefern können, aber du hast es nicht gemacht. Wieso?“, fragte sie nur.
„Ich hab mich unsterblich in dich verknallt, schon in unserer ersten Nacht. Ich wollte das alles nicht machen, aber mein Stiefvater ist sehr mächtig und sehr angsteinflößend. Es tut mir leid, das wollte ich nur gesagt haben“, erklärte er weiter.
„Danke, dass du so ehrlich zu mir warst“, konterte sie nur darauf.
„Soll ich ihn für dich küssen?“, hörten sie plötzlich Tacys Stimme hinter sich.
„Von wegen, du hast ja schon einen heißen Zauberer. Also, was nun?“, drehte sie Rae wieder zu ihm.
„Kommst du irgendwann nach Brooklyn zurück?“
„Keine Ahnung, momentan ist da so nen blöder Zauberer, der irgendwas mit mir vorhat, was ich noch nicht rausgefunden habe“, konterte sie.
„Ich beschütze dich“, versprach er plötzlich.
„Das ist süß, aber ich huste immer noch unregelmäßig vom letzten Mal, als er mich töten wollte“, entschied sie.
„Er hat mich überrascht, das kommt nicht mehr vor, versprochen!“
„Sie wird hierbleiben“, sagte Tacy plötzlich.
„Auch wenn ich nicht gutheiße, dass sie mich wieder bevormundet, ich werde hierbleiben, vorerst“, stimmte Rae zu.
„Ich werde auf dich warten“, strich er ihr über die Schulter und verschwand im Nichts.
 

Sechzehntes Kapitel

 
Zwei Wochen später wollte Rae es versuchen und nach New York City zurückkehren. Tacy und Crow waren nicht glücklich über ihre Entscheidung, aber sie konnten sie nicht davon abhalten.
„Ruf sofort an, wenn du bei deinem Dad bist, okay?“, umarmte Crow ihre Tochter.
„Mach ich, ich werde bei ihm bleiben und wieder Kurse belegen, in der Uni wird Rune auf mich aufpassen. Ich hab also zwei mächtige Dämonen an meiner Seite, alles wird gut“, versicherte sie ihnen.
„Wenn du meinst, sei trotzdem vorsichtig“, bat Crow.
„Natürlich, Mom. Ich liebe euch, ich will nur, dass ihr das wisst“, erklärte sie ihnen und umarmte auch Tacy.
„Wir lieben dich auch, jetzt steig ein, sonst fährt der Zug ohne dich los“, drängte Tacy sie und Rae stieg in den Speed-Train. Sie hatte nicht viel dabei, die meisten ihrer Sachen hatte ihr Vater eingelagert. Sie zog ihre Mütze tief in ihr Gesicht, ein bisschen nervös war sie schon, dass wieder ein #Hexenjäger im Zug sitzen würde.
 
Am Abend kam sie an ihrer Haltestelle in Brooklyn an. Es war wesentlich kühler als in Nord Dakota, der Herbst hielt langsam in New York Einzug. Sie zog ihre Lederjacke hoch, um sich zu wärmen.
„Hey, Schätzchen, da bist du ja, wie war deine Reise?“, war Sam zu ihr gekommen und umarmte seine Tochter etwas verklemmt. Die beiden hatten sich fast sechs Monate nicht mehr gesehen und so steif war auch ihr Umgang.
„Gut, konnte sogar etwas schlafen. Du bist im Dienst, wie ich sehe“, bemerkte sie seine Waffe und seine Marke.
„Ja, ein Kollege ist ausgefallen, tut mir leid, aber ich bring dich noch heim, keine Sorge“, erklärte Sam.
„Gut, ich will nur noch ins Bett. Mein Kontakt mit der Fee beeinflusst mich immer noch ein bisschen, hab heute Morgen immer noch etwas Feenstaub ausgehustet. Das war echt das Peinlichste, was ich jemals gemacht habe, denk ich zumindest, meine Teenagerzeit ist immer noch sehr schwammig, weiß nicht, ob die Erinnerungen jemals zurückkommen“, erklärte sie ihm.
„Das ist traurig, wenn du Fragen hast, kann ich dir helfen, dich zu erinnern. Deine Mutter hat mir erzählt, dass das deiner Großmutter und Urgroßmutter auch passiert ist, aber dich hat es wohl am schlimmsten getroffen. Du bist ja auch mittenrein geflogen“, frotzelte Sam und grinste breit.
„Hat dir Mom erzählt, warum mir das passiert ist?“
„Ja, und auch das passiert. Du wirst ihn wiedersehen, oder?“
„Das werde ich sehen, jetzt werde ich mich erst wieder mal auf mein Studium konzentrieren, ich will Ärztin werden, jetzt mehr denn je. Ich brauch nur einen neuen Praktikumsplatz“, erwiderte sie.
„Den finden wir schon, jetzt geh erstmal zur Uni und red mit deinen Dozenten. Bin stolz auf dich, dass du trotz allem zurückgekommen bist und dich nicht einschüchtern lässt“, nahm er ihre Tasche und ging mit ihr zu seinem Dienstwagen.
Sie waren auf dem halben Weg zu seiner Wohnung, als ein Polizist auf seinem Display im Auto erschien.
„Hey, Sammy-San, wir haben einen 11-13 in Queens“, bemerkte der Polizist.
„Ich fahr grad meine Tochter heim, gibt es keine anderen Kollegen, die dem nachgehen können?“
„Keine die einen 11-13 handeln könnten“, bemerkte der Polizist.
„Na gut, ich brauche ne Weile, aber ich geh dem nach“, gab Sam nach und fuhr über das Display, der schwarz wurde.
„Du musst zu einem Einsatz?“
„Ja, tut mir leid, muss dich leider mitnehmen, vielleicht kannst du mir auch mit deinen medizinischen Fähigkeiten helfen“, wendete er den Wagen.
„Was ist ein 11-13?“, wollte sie kritisch wissen.
„Angriff mit Versuch eines Bisses eines magischen Wesens“, erläuterte er.
„Vampirangriff?“
„Kurz gefasst, ja, aber kann auch was Anderes sein, ist ja fast wieder Vollmond. Du bleibst zumindest im Auto, wenn wir da sind“, bat er ernst.
„Musst du mir nicht zweimal sagen, ich hab genug von Vampiren“, lehnte sie sich im Sitz zurück.
„Braves Mädchen“, bemerkte er und begann zu arbeiten.
 
Es vergingen keine fünf Minuten nachdem sie am Tatort angekommen waren, dass Sam zum Auto kam.
„Ich brauch dich, schaffst du das?“, fragte er etwas unsicher.
„Sicher, um was geht’s?“
„Ich weiß es nicht ganz genau und das muss nach dreißig Jahren als Cop in New York City was heißen. Du bist aber sicher, glaub ich zumindest, hier, steck das ein, für den Notfall“, zog er ein Messer aus einem Seitenfach.
„Ich kann Feuerbälle werfen, aber okay, ich steck’s ein. Hast du einen Erste Hilfe-Koffer?“, plante sie und steckte das Messer in ihren Stiefel.
„Hier, aber der Angegriffene ist nicht wirklich verletzt, nur durcheinander. Du musst mir eher mit dem Täter helfen, keine Ahnung, was mit ihm ist“, erklärte er ihr.
„Okay, jetzt hast du echt mein Interesse geweckt“, ging sie mit ihm mit.
 
Auf dem Bordstein saß Yash mit Handschellen an, graulend wie ein Tier.
„Rakshasa-Dämon, interessant, er ist weit weg von zu Hause. Ich kann ihm helfen, aber das wird dir nicht gefallen“, erwiderte sie cool.
„Wenn du ihm hier auf der Straße einen runterholen musst, will ich es nicht wissen!“
„Das nicht grade, aber es wird fast so schmutzig“, zog sie das Messer aus ihrem Stiefel.
„Was willst du machen?“, war er irritiert.
„Besser, wenn du das nicht weißt, bereit dich darauf vor, ihn von mir weg zu ziehen, wenn er nicht aufhören will“, entschied sie und schnitt sich in den Arm.
„Fuck, was machst du?“, war er entsetzt.
„Ich geb ihm Blut, das ist das Einzige, was ihn beruhigt. Du hast gesagt, ich soll ihm helfen, das mach ich hiermit. Keine Sorge, so wie ich geschnitten habe, wird er nur das notwendigste von mir kriegen, aber falls er zu gierig wird, mach, was du machen musst, versuch ihn aber nicht umzubringen, sonst wäre das alles ziemlich unsinnig, was ich hier mache“, hielt sie Yash den Arm hin und er trank gierig.
2 Minuten später sah sie zu ihrem Vater.
„Okay, Kleiner, die Bar ist geschlossen“, schlug Sam dem Dämon gegen den Kopf und der ließ sie frei.
„Gott sei Dank, hat langsam weh getan. Bring ihn in den Wagen, dann hilf mir das zu verbinden“, bat sie benommen und er führte ihn weg.
„Du bist genauso verrückt wie deine Mom, ich hoffe, das weißt du“, bemerkte Sam, als sie auf seinem Revier waren und er seinen Bericht schrieb, während seine Tochter O-Saft trank und ihm zusah.
„So was hab ich noch nie gemacht, aber du wolltest schnelle Hilfe, also hab ich schnell geholfen. Du musst ihn freilassen, er hatte keine Wahl, Rakshasas sind Bluttrinker!“
„Das weiß ich, nichts desto trotz muss ich das bearbeiten, er hat einen Menschen angegriffen. Er wird auf Kaution rauskommen, sein Freund holt ihn ab, den Bericht muss ich trotzdem schreiben“, tippte er weiter.
„Ja, sorry, ich lass dich jetzt in Ruhe. Darf ich zu ihm zu den Zellen gehen?“, fragte sie.
„Wenn du das willst, okay, aber bleib immer einen Schritt von den Zellen entfernt“, bat er und sie nickte, bevor sie hinging, wo sie hinwollte.
„Hey, wie geht’s dir?“, ging sie zu den Zellen hin.
„Besser, danke für die Blutspende!“, sagte Yash, der in einem Eck der Zelle allein saß.
„Bitte“, konterte sie.
„Ich hab nen Ständer, der nicht wegwill“, erklärte er ihr plötzlich.
„Sind meine Sukkubus-Hormone, sorry, müsste aber längst vorbei sein, du bist ja schon fast zwei Stunden hier!“
„Dann ist es dein Blut, hab davon gehört. Verdammt, mein Kumpel holt mich sicher ab, wie erklär ich ihm das?“
„Ist er einer von uns, oder einer von denen?“
„Wenn du mit denen einen Hexer meinst, Balt ist einer von denen“, erwiderte er.
„Balt holt dich ab?“
„Richtig, ihr kennt euch ja. Du kannst auch gehen, wenn du ihn nicht treffen willst!“
„Nein, ich red mit ihm, schon gut. Bleib du einfach hier, das kriegen wir schon geklärt“, versicherte sie und ging wieder zurück zu den Büroplätzen.
Es vergingen noch ein paar Minuten, dann tauchte Balthazar auf dem Revier auf.
„Officer, mir wurde gesagt, mein Kumpel wäre hier“, kam Balthazar zu Sam hin.
„Es ist Detective, und hinsetzen“, bemerkte Sam beschäftigt und deutete auf den freien Stuhl neben sich. Zögerlich setzte sich Balthazar hin.
„Ist was mit meinem Kumpel?“, wunderte er sich.
„Können Sie die Zeit anhalten, Junge?“
„Wie meinen?“, war Balthazar verwundert.
„Also nicht. Lassen Sie uns in einen gesicherten Raum gehen“, bat er und brachte ihn in einen kargen Verhörraum.
„Ich hab nichts angestellt“, wurde er nervös.
„Gut zu wissen, weiß ich. Hinsetzen“, forderte er und Balthazar setzte sich wieder hin.
„Hab echt nicht gedacht, dass das funktioniert“, verwandelte sich Rae zurück.
„Rae?“, war er jetzt total irritiert.
„Hab mich schon eine Weile nicht mehr verwandelt, wollte noch wissen, ob ich es draufhabe. Glotz mich nicht an, als wäre ich Santa Claus, ich wollte dich nur in einen ruhigen Raum bringen. Ich muss mit dir reden!“
„Du bist wieder in der Stadt?“, versuchte er zu verstehen.
„Bin grad erst angekommen, wollte dich noch anrufen. Ich muss mit dir über Yash reden“, bat sie ihn.
„Ich hab ihn vernachlässigt, ich versorg ihn sonst immer mit Blut. Ist ehrlichgesagt wegen dir gewesen“, entgegnete er.
„Du versorgst ihn mit Menschenopfern?“
„Mit Schweineblut, er ist ein Dämon, kein Monster“, erklärte er.
„Er trinkt also kein Menschenblut?“
„Nicht, wenn ich es verhindern kann. Warte, was ist mit deinem Arm?“, fragte er skeptisch.
„Du warst nicht da und er ist komplett durchgedreht, ich musste was machen“, sagte sie nur.
„Du hast ihn trinken lassen?“, war er entsetzt.
„Ich hab keinen Metzger in meinem Freundeskreis, ich musste improvisieren. Das bringt mich zu meinem aktuellen Problem“, begann sie.
„Er hat nen Ständer, der nicht weggeht?“, fragte er keck.
„Du weißt es?“
„Meine Mom hat mir viel beigebracht was Tränke und so weiter angeht. Ich kenn die Auswirkungen von eurem Blut. Du hast das nicht gewusst, oder?“
„Nein, sonst hätte ich dem armen Kerl das nicht angetan, meine Mutter hat mir eher die Jagd von Dämonen und Vampiren beigebracht, sowas nicht, tut mir leid“, entschuldigte sie sich.
„Nicht schlimm, ich hab alles zu Hause um das zu beheben. Kann er gehen?“
„Das musst du mit meinem Dad klären, meinem Alter Ego sozusagen“, bemerkte sie trocken.
„Das war dein Dad, in den du dich verwandelt hattest?“
„Ja, hast ihn nicht wiedererkannt, was? Du hast ihn ja auch nur ganz kurz mal gesehen. Er wird echt sauer werden, wenn er erfährt, was ich gemacht habe“, schmunzelte sie.
„Das stimmt, das bin ich. Komm raus“, hörten sie plötzlich Sams Stimme. Sie erschreckte sich furchtbar und verwandelte sich kurz zurück in Sam.
„Du kannst froh sein, dass keine Kamera oder Aufnahmegerät da drin an ist. Kommt raus“, bat der richtige Sam über die Gegensprechanlage und nachdem Rae wieder Rae war ging sie mit Balthazar zu Sam.
 
„Ich hab nur experimentiert, ich wollte dich nicht in irgendwas reinreiten“, entschuldigte sich Rae, als sie zu dritt vor dem Revier standen. Es begann zu regnen.
„Das war schon irgendwie beeindruckend, jetzt weiß ich auch, wie du in der Schule immer wieder aus dem Ärger rausgekommen bist, den du angestellt hast“, erkannte er.
„Das war ehrlich gesagt Moms Tun, sie hat mich da immer rausgeboxt. Das war das erste Mal, dass ich mich in dich verwandelt habe, ehrlich“, vergewisserte sie ihm.
„Gut zu wissen. Tut mir leid, Junge, wollte eigentlich auf dich warten, musste nur kurz für kleine Dämonen. Du kannst deinen Freund mitnehmen, pass aber besser auf ihn auf und sorg dafür, dass das nicht mehr passiert. Ich klär das mit dem Opfer“, wendete sich Sam an Balthazar.
„Vielen Dank, Detective, ja, Sir, das werde ich tun“, bedankte Balthazar sich höflich.
„Dann hol ich ihn jetzt her, komm, Rae“, erklärte er ihm.
„Ich würde gern kurz hier draußen bleiben“, hoffte sie.
„Okay, aber pass auf“, ging Sam wieder rein.
 
„Das ist echt ein schräges Zusammentreffen“, begann er.
„Im Vergleich zu unserem letzten Treffen war das gar nichts. Wie geht’s dir eigentlich?“
„Man kann mich wieder anfassen, Gott sei Dank, mir fehlt aber noch viel von meiner Erinnerung. An dich erinnere ich mich aber“, kam sie näher an ihn heran.
„Ich vermisse dich“, gestand er.
„Ich musste auch auf dem ganzen Weg zurück an dich denken. Ich hatte noch nie eine richtige ernsthafte Beziehung, würde es aber gern mit dir versuchen“, sagte sie plötzlich. Wortlos nahm er ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie lange.
„Das wäre echt schön“, freute er sich.
„Ich würde jetzt so gern mit dir heimgehen, aber du musst dich um deinen Freund kümmern!“
„Um zu deiner Frage zurück zu kommen, ja, ich kann die Zeit anhalten“, schmunzelte er, hielt die Zeit an und zog sie in eine Häuserecke, um sie dort zu verführen.
Mit zerzauster Frisur kam sie zurück ins Revier.
„Echt jetzt? Das hättest du auch zu Hause machen können, ich bin noch ne Weile im Dienst“, konterte Sam, der Yash gerade entließ.
„Weiß nicht, was du meinst!“
„Süße, ich hab jetzt fast dreißig Jahre mit einem Sukkubus geschlafen, ihr verströmt kurz danach einen bestimmten Geruch“, erklärte sie ihm.
„Tun wir gar nicht“, murmelte sie verlegen.
„Nein, tut ihr nicht, aber dein beschämtes Verhalten spricht Bände. So, Junge, ist alles erledigt, melde dich morgen früh bei dieser Nummer, der Rest wird geregelt. Hier, deine Jacke, die brauchst du wohl“, entließ Sam den Dämon und der machte, dass er wegkam.
„Das war nett von dir“, lobte sie ihn.
„Das war sein erstes Fehlverhalten und ich weiß durch die Frauen in meinem Leben, dass man das nicht immer steuern kann. Du bist also jetzt mit dem Hexer zusammen?“
„Sieht so aus, ich weiß, dass magst du nicht, aber ich bin wirklich verliebt in ihn“, erklärte sie ihm.
„Das seh ich, deine Mutter kennt ihn schon, nehm ich mal an?“
„Keine Sorge, sie mag ihn genauso wenig, ist mir aber momentan ziemlich egal. Keine Sorge, meine weiteren Pläne stehen weiterhin. Jetzt muss ich aber echt ins Bett, bin total fertig!“
„Das seh ich. Ein Officer wird dich heimbringen!“
„Danke, seh dich dann morgen früh, Dad“, konterte sie und ließ sich heimbringen.

Siebzehntes Kapitel

 
„Kannst du uns nicht heimprojizieren, das ist echt peinlich und schmerzhaft“, nörgelte Yash, als er seine Jacke vor seinen Schritt haltend in der Bahn saß.
„Ich will ihn nicht auf uns aufmerksam machen, wir sind ja gleich bei mir“, bemerkte er, konnte sich aber das Grinsen nicht ganz verkneifen.
„Immer, wenn ich denke, du bist einer der Guten kommt die böse Seite deiner Mutter zum Vorschein. Seit wann hast du Schiss vor ihm? Du kannst ihm mit deinen Kräften bestens entgegentreten. Deswegen hab ich dich mir ausgesucht, du bist ein mächtiger Zauberer“, konterte Yash.
„Das ist vermutlich mein Problem, er sieht in mir eine Bedrohung“, erwiderte er nachdenklich.
„Soweit würde ich dann doch nicht gehen, du bist gut, aber er ist besser. Wie soll das mit der Dämonin und dir funktionieren? Du versuchst alles, sie zu beschützen, aber er wird sie kriegen, das ist unabdingbar“, sagte Yash nur.
„Du bist wieder mal ein Quell der Motivation, danke. Ich bin froh, dass sie jetzt wieder in der Stadt ist, aber sie ist hier nicht sicher. Am liebsten würde ich sie wieder so erschrecken, dass sie die Stadt verlässt und sicher ist, aber dann werde ich sie für immer verlieren. Du bist mein Assistent, kannst du mir da nicht irgendwie helfen?“
„Ich musste gerade einen Busfahrer angreifen um an Blut zu kommen, ich kann mir ja nicht mal selbst helfen. Wenn du nicht mit der Tochter des Cops schlafen würdest, wäre ich immer noch im Knast. Ich bin kein Zauberer, schon vergessen?“
„Du musst kein Hexer sein, um großes zu bewirken. Sie ist es auch nicht!“
„Du bist echt verknallt, obwohl sie heiß ist und ihr Geruch einen wahnsinnig macht, sie hat keine Chance gegen ihn!“
„Sei einfach still“, murmelte er und starrte ihn die restliche Fahrt nur verärgert an.
 
Nach längeren Gesprächen mit ihren Professoren, bei denen Rune ihrer Kusine nicht von ihrer Seite wich, durfte sie ihr Semester wiederholen.
„Okay, Mittagszeit, gehen wir in die Kantine?“, fragte Rune, als Rae erschöpft zu ihr kam.
„Als würdest du mich was anderes machen lassen, lass uns gehen“, murrte Rae müde.
„Ich weiß, das nervt dich, aber das waren die Bedingungen von Tante Kristin. Du weißt schon, dass ich meinen kompletten Semesterplan umgeschrieben habe, um dich zu beschützen, oder?“
„Und ich dank dir dafür, sorry, mein Anatomie-Professor war ne harte Nuss. Sollen wir heute Abend ausgehen, wir haben uns lang nicht mehr gesehen!“
„Klingt gut, versuch diesmal nur keine Vampire zu töten, ich bin zu erschöpft für einen Kampf heute Abend!“
„Werde es versuchen. Verdammt, ich hab mich gar nicht bei meiner Mutter gemeldet, fällt mir grad auf, das war ne seltsame Nacht gestern!“
„So golden wie deine Augen leuchten hat die Geschichte mit Sex zu tun, oder?“, fragte Rune cool und schulterte ihre Tasche, um ihr zu folgen.
„Hat das nicht jede gute Geschichte? Erzähl dir alles heute Abend, jetzt lass uns erstmal essen gehen, hab richtig Hunger!“
 
„Und wie geht’s Tacy und dem Junior?“
„Den geht’s gut, denk ich, sie vermisst Brutus sehr, was ich verstehen kann. Es ist so eine Schande, dass die beiden nicht mehr zusammen sind, ich hab echt gedacht, die heiraten mal“, erzählte Rae an diesem Abend, als sie in einer Bar saßen und an ihren Bieren nippten.
„Ja, echt ne Schande. Ich hab ne Freundin seit kurzem“, erzählte Rune ihrer Kusine.
„Wirklich? Das ist klasse, wirst du noch brav auf deine alten Tage?“, frotzelte sie.
„Kann sein, ich mag sie wirklich. Sie ist ein Mensch, sie weiß aber von meinen Fähigkeiten. Ich hab sie bei unserem ersten Mal vom Bett gefegt, hatte keine andere Möglichkeit als es ihr zu sagen. Ist dir das auch schon passiert?“
„Ich bin ein Sukkubus, was denkst du? Ich hab zumindest noch keinen gekillt, Balthazar hab ich ja fast erledigt“, erwiderte sie nachdenklich.
„Gekillt von der Vagina einer tollen Frau, könnte mir nen schlimmeren Tod vorstellen“, hörte sie plötzlich die Stimme ihres Freundes hinter sich.
„Balt, hey, was machst du hier?“, war sie erfreut ihn zu sehen und er küsste sie auf den Kopf, während er neben ihnen Platz nahm.
„Ist mein Arbeitsplatz hier, das ist die Bar meiner Mom. Kann ich euch Ladies noch was bringen?“, fragte er cool.
„Momentan nicht, danke. Deine Mom ist also hier?“, wollte Rae wissen und er deutete auf die Bar, an der seine Mom stand und Gläser spülte. Die gutaussehende Hexe sah nicht viel älter aus als ihr Sohn.
„Sie ist echt heiß, was für ein Zauber ist das denn?“, war Rune neugierig.
„Willst du nicht wissen, Kleines, kein weißer zumindest. Ich bring euch ein paar Erdnüsse, geht aufs Haus“, stand er wieder auf.
„Wie geht’s Yash?“
„Immer noch mit Vollmast, mein Trank hat wohl nicht zu sehr geholfen. Er verflucht dich“, erzählte er ihr.
„Was ist eure Story?“
„Du hast es ihr nicht erzählt?“
„Was hat sie mir nicht erzählt?“, wollte sie wissen und Balthazar erzählte es Rune.
„Bist du wahnsinnig? Er hätte dich töten können!“
„Hat er aber nicht, er hat höchstens nen halben Liter getrunken. Hast du ne Ahnung, wie du ihm helfen kannst?“
„Sex?“, konterte er trocken.
„Also ich mach das nicht“, stellte Rae klar.
„Auf was steht der Kleine denn, Männlein, Weiblein, Android?“, plante Rune.
„Frauen, soweit ich weiß, er ist nicht grade ein Frauenheld. Willst du einspringen?“
„Meine Freundin würde das nicht gutheißen, glaub ich, aber ich kenn da wen. Ich ruf sie an, sie ist aber nicht billig!“
„Wir legen zusammen, wir müssen dem armen Kerl Abhilfe schaffen. Ist sie sauber?“
„Sie ist ne Sexual-Therapeutin, keine Nutte, Rae!“
„Nichts für ungut, aber wie soll sie ihm bei seinem Ständer-Problem helfen!“
„Als ich mir meiner Sexualität nicht sicher war, hat sie mir geholfen, nach den Gesprächen mit ihr hatte ich wochenlang keine Lust mehr auf Sex“, konterte sie.
„Klingt gut, ruf sie an. Danke, ich werde sie bezahlen, gebt mir das Geld, wenn es funktioniert hat“, bedankte sich Balthazar und ging zurück zur Arbeit.
„Die Sex-Seelenklempnerin war ne Idee deiner Mutter, oder?“, wollte Rae wissen.
„Nein, ehrlichgesagt meine eigene Idee. Hat mich nicht viel weitergebracht, aber zumindest hat es mich bestärkt mein Leben zu leben, wie ich es will. Was ist eigentlich mit dir? Therapie würde von der Uni übernommen werden, wenn du das machen wolltest“, schlug Rune ihrer Kusine vor.
„Ich brauch keinen Therapeuten aber danke für die Info!“
„Bist du sicher? Du bist dieses Jahr zwei Mal fast umgekommen und deine Eltern lassen sich gerade scheiden, ist viel zu verarbeiten!“
„Mir geht’s gut, danke!“
„Wie du meinst, war nur nen Vorschlag. Du hast dir echt nen heißen Hexer gekrallt, Respekt“, sah Rune zu Balthazar, der Drinks an der Seite seiner Mutter mixte.
„Ja, er sieht wirklich gut aus. Er hat mich gestern in einem Zeit-Loop vor dem Revier meines Vaters verführt“, erzählte sie prahlend.
„Er kann die Zeit anhalten? Unser Ur-Großvater konnte das auch, ist ne geniale Kraft. Du hast es in aller Öffentlichkeit getrieben? Du kleines Luder“, schmunzelte Rune.
„Ja, war das erste Mal für mich, und das muss was bei mir heißen“, sagte sie etwas stolz.
„Wer von euch ist Rae?“, kam Esmeralda zu ihren Gästen.
„Das bin ich, ist mir eine Ehre Sie kennen zu lernen, Ma’am“, streckte Rae ihr die Hand hin.
„Das ist kein Nettigkeitsbesuch, Dämon, lass die Finger von meinem Sohn“, zischte Esmeralda kühl.
„Ist das so ne Ödipus-Sache, da kann ich natürlich nicht mithalten“, zog Rae ihre Hand cool zurück.
„Nein, das ist eine “Du hast meinen Sohn fast umgebracht“-Sache, du bist nicht die richtige für ihn“, war sie mit ihrer Beziehung zu ihm nicht einverstanden.
„Ihr Ex-Freund hat mich fast umgebracht, also glaub ich nicht, dass Sie mir Beziehungstipps geben sollten“, war Rae nicht auf den Mund gefallen.
„Leg dich nicht mit mir an, das würdest du bereuen“, zischte Esmeralda und Rae packte die Hexe am Arm. Ein Schwall von Erregung durchfuhr die Hexe.
„Ich hab auch so manche Tricks in meinem Ärmel, Hexe“, bemerkte Rae nur und machte die Kerze auf dem Tisch mit ihrer Fingerspitze an.
„Nette Kartentricks, Kleine, glaub aber nicht, dass du eine Minute mit uns mithalten könntest“, murmelte Esmeralda etwas irritiert und trottete davon.
„Gratuliere, jetzt hast du gleich zwei Zauberer, die dich auf dem Kieker haben. Wir sollten hier verschwinden, wir wissen nicht, wie eng sie noch mit ihrem Ex ist“, stand Rune ruckartig auf.
„Ich hab keine Angst vor ihr“, blieb sie trotzig sitzen.
„Solltest du aber vielleicht, steh auf!“
„Du kannst gehen, ich bleib hier!“
Rune rollte mit den Augen, zerrte sie in einen Gang und transportierte sie weg. Hustend tauchte Rae im Wohnzimmer ihres Vaters auf.
„Verflucht, Rune, wie oft hab ich dir gesagt, warn mich vor, wenn du das machst“, keuchte sie, ging ein paar Schritte, nahm ihrem Vater das Bier aus der Hand und trank einen großen Schluck.
„Das sag ich doch auch, ich hätte Besuch haben können, Nichte“, nörgelte Sam, der nach seiner ersten Überraschung wieder Worte finden konnte.
„Bitte, du liebst Tante Kristin immer noch, die Anwältin war nur Rache-Sex, du möchtest mit ihr wieder zusammenkommen. Geh ins Bett, Rae“, forderte Rune ernst.
„Ich bin nicht müde“, trotzte sie.
„Was ist hier los?“, wollte Sam wissen.
„Sie hat sich grade mit einer mächtigen schwarzen Hexe angelegt, ich hab sie weggebracht, wurde zu heikel dort“, erklärte Rune ihrem Onkel.
„Ich hatte alles unter Kontrolle!“, nörgelt Rae.
„So siehst du aus. Sag ihr, dass sie verrückt ist, Onkel!“
„Sie ist nicht verrückt, nur wie ihre Mutter. War die richtige Entscheidung, Rune, auch wenn sie das anders sieht. Geht am besten beide schlafen, ich will den Porno fertig sehen“, bemerkte er cool und Rae sah auf das Display hinter sich.
„Wir hätten uns wirklich ankündigen sollen, sorry Dad, ist schon spät, lass uns schlafen“, erwiderte Rae und ging in die Richtung des Gästezimmers.
„Das mögen wir Frauen nicht so sehr, wie es in den Filmen dargestellt wird, gute Nacht, Onkel“, verschwand Rune wieder.
 
„Wenn du noch nen Schritt näher kommst ist das Vorspiel“, nörgelte Rae, als sie am nächsten Morgen an einem Automaten in der Uni stand und ihre Kusine Rücken an Rücken ganz nah an ihr stand.
„Du hast dir gestern ne neue Feindin gemacht, will nur sicher gehen“, ging Rune nicht weg.
„Wir sind hier in einem bewachten Gebäude und sie wird mir nichts tun. Er würde ihr das nie verzeihen“, zog sie eine Wasserflasche mit glänzendem Logo aus dem Automaten und trank einen großen Schluck. Ihr Hals war immer noch trocken.
„Du hast echt Vertrauen in ihn, das freut mich, ist aber auch ein bisschen dämlich. Er wird niemals dich über seine Mutter wählen, dafür hat sie ihn viel zu sehr unter Kontrolle“, entschied Rune.
„Werde bitte niemals Motivationstrainerin. Du meinst also, ich muss jetzt Angst vor zwei Hexen und einer Horde Androiden haben? Bis vorhin dachte ich noch, ich müsste mir nur Sorgen um mein Anatomie-Seminar machen. Apropos, muss los, du begleitest mich jetzt auch noch dorthin?“
„Ich muss eh ein paar Anatomie-Kurse besuchen für meine Scheine. Gehen wir“, bemerkte sie und folgte ihrer Kusine.
 
„Schach matt“, murmelte Rae, als sie an diesem Abend mit ihrem Vater zusammensaß.
„Wir spielen Dame, Süße. Na ja, eigentlich spiel ich Dame, was du machst, weiß ich nicht ganz genau!“, strich er ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht.
„Sorry, ich lern nebenher, ich muss so viel nachholen“, sagte sie abgelenkt. Ihr Smartphone summte auf dem Tisch neben ihr.
„Da will dich jemand unbedingt erreichen, das ist schon das sechste Mal, dass das klingelt“, entgegnete er.
„Ja, weiß gerade nicht, was ich zu ihm sagen soll, ruf ihn zurück, wenn ich es weiß. Ich geh in mein Zimmer weiterlernen, tut mir leid, ich muss mich jetzt darauf konzentrieren“, erwiderte sie konzentriert und ohne ihr Smartphone ging sie mit dem Pad in der Hand ins Gästezimmer.
 
Rae war schon eine Weile im Gästezimmer, als es an der Haustür klopfte.
Sam öffnete die Tür. Balthazar stand vor ihr.
„N’ Abend, Sir, kann ich sie sehen?“, fragte er höflich.
„Sie ist schon ne Weile im Gästezimmer, sie ist nach gestern etwas durcheinander, weiß nicht, ob sie mit dir reden will, Junge“, sagte Sam trocken.
„Was war denn gestern? Sie ist aus der Bar einfach verschwunden!“
„Sie hatte verständlicherweise Angst!“
„Was zum Henker war denn? Sagen Sie es mir!“
„Schon gut, Dad, lass ihn rein“, stand sie plötzlich im Türrahmen des Gästezimmers.
„Die Tür bleibt offen“, forderte Sam.
„Ist das dein Ernst?“, raunzte sie.
„Er könnte dich entführen, bitte“, bat er mit sanfterer Stimme.
„Ich werde ihr nichts tun, Sir“, versicherte Balthazar ihm.
„Wir lassen die Tür auf“, gab sie nach und zog ihn am Arm ins Zimmer.
„Was ist los? Ich dachte, wir haben alles geklärt“, zog er sie auf das Sofa neben dem Bett.
„Deine Mutter mag mich nicht!“
„Deine Mutter mag mich auch nicht, deswegen hast du Angst?“
„Sie hat mich gestern bedroht, ich soll bloß die Finger von dir lassen, meinte sie!“
„Die spinnt doch, das hat sie nicht zu entscheiden“, versicherte er erbost und ergriff ihre Hand.
„Sie ist eine mächtige Hexe, sie könnte mir gefährlich werden“, bemerkte sie nervös.
„Ich bin mächtiger als sie, keine Sorge. Ich kann dir helfen, wenn du willst“, erwiderte er.
„Du meinst magisch?“
„Ja, vertraust du mir?“
„Ja, das tu ich“, bemerkte sie.
„Ich aber nicht“, hörten sie Sams Stimme.
„Dad, halt die Klappe. Also, was muss ich machen?“
„Hast du ein Messer?“
„Ja, in der Küche!“
„Was hat er vor?“
„Sie können zusehen, Sir, ist zum Schutz Ihrer Tochter“, erwiderte er und zog sie auf die Beine.
„Willst du zaubern, Junge?“
„Ja, wird nen Schutzzauber. Ich werde mich dafür verletzen müssen, also wenn Sie mir nicht vertrauen, sagen Sie es gleich“, kramte er ein Küchenmesser aus der Schublade.
„Du machst einen Blutszauber? Das ist echt dunkle Magie“, realisierte Sam und seine Tochter sah ihn verwirrt an.
„Was? Ich kümmere mich jetzt um Wesen seit 25 Jahren, da schnappt man das eine oder andere auf. Vor allem von der dunklen Seite. Du wirst für die Prozedur vollkommen machtlos sein, soweit ich weiß“, erklärte Sam dem jungen Zauberer.
„Ich weiß, ich war dabei, als das mal gemacht wurde. Ich kann es auch lassen, ich mach nur, was ihr wollt!“
„Vertraust du ihm wirklich?“, wollte Sam von seiner Tochter wissen.
„Ja, das tu ich“, nahm sie Balthazars Hand liebevoll in ihre.
„Dann mach es. Ich tu alles, um sie sicher zu wissen“, bemerkte Sam trocken.
„Ich muss dich mit meinem Blut beschmieren, nur als Warnung“, erklärte er ihr.
„Okay, bisschen schräg, aber das ist schwarze Magie, solang keine Ziege involviert ist, komm ich klar!“
„Sei nicht albern, wo sollen wir um die Zeit eine Ziege herkriegen?“, konterte Balthazar trocken und Rae starrte ihn an.
„Okay, kein guter Zeitpunkt für Witze, verstanden. Gut, dass ich dafür nur mein Blut brauche. Kann ich ne kleine Schale haben?“, plante er.
„Für das Blut?“
„Ja, nur für ein paar Tropfen!“
„Ich hab die große Tasse die ich nicht mehr mag. Meine Ex wird wirklich wütend werden, wenn sie erfährt, für was ich die benutze“, holte er die Tasse.
„Dann sagen wir es Mom nicht. Ich werde schneiden, wenn das nicht die Prozedur stört, ich weiß wo ich schneiden kann und wo nicht“, plante Rae.
„Das kannst du machen. Dein Schnitt sieht ja auch gut aus!“, erkannte er und deutete auf ihren Arm.
„Das hab ich ehrlich gesagt im halbdunkeln gemacht, das krieg ich besser hin. Dann fangen wir gleich an, ich muss noch was lernen“, bat sie.
„Gut, dann los“, entgegnete er und setzte sich hin. Sie schnitt professionell in seinen Arm und das Blut tropfte.
„Ich hab nicht gedacht, dass mein Tag so endet. Ich geh raus, ist mir nen bisschen viel Blut. Wenn du sie tötest, bist du der nächste“, konterte Sam ernst und ließ sie allein.
„Dein Vater ist ein echter Charmeur“, murmelte er.
„Er ist nur besorgt um mich. Ist das gefährlich für mich?“, wollte sie wissen.
„Nein, nicht, wenn ich es richtigmache. Okay, das müsste genug sein, bind es ab“, bat er und sie verband ihn.
„Ich glaub echt nicht, dass ich das mache. Noch vor ein paar Monaten hab ich meine beste Freundin beschimpft, dass sie mich verzaubert hat, jetzt mach ich es freiwillig“, setzte sie sich ihm gegenüber.
„Ich werde dir nicht wehtun, du spürst vielleicht Hitze, oder Kälte, oder beides gleichzeitig, aber das geht vorbei“, entgegnete er und begann ihr Gesicht mit seinem Blut zu bemalen.
„Bin bisschen nervös“, roch sie sein Blut.
„Psst, lass es einfach geschehen“, entgegnete er und sprach den Zauber aus.
Wie erwartet spürte sie eine große Hitze.
„Es ist so heiß“, hauchte sie.
„Gleich vorbei“, versicherte er ihr und machte weiter. Kurze Zeit später sackte sie mit dem Kopf auf den Tisch. Liebevoll legte er seine Jacke unter ihren Kopf.
„Ist es vorbei?“, wollte Sam wissen, der in die Küche lugte.
„Sie braucht jetzt Ruhe, tragen Sie sie am besten ins Bett. Sie wird ihr jetzt nicht schaden können“, erklärte er ihm.
„Ich trag sie in ihr Zimmer. Ich hoffe, du hast das richtiggemacht“, zog er seine Tochter auf die Arme.
„Das werden wir sehen, wenn sie wieder wach wird. Danke, dass Sie mir so vertraut haben“, bedankte er sich.
„Das werden wir sehen, wenn sie nicht mehr aufwacht, werde ich dich finden“, sagte er mit ernstem Ton und brachte sie in ihr Bett.

Achtzehntes Kapitel

 
Etwas geschwächt ging er zur Arbeit. Seine Mutter wartete schon ungeduldig auf ihn.
„Wo warst du?“, raunzte sie ihm entgegen.
„Ich bin pünktlich, was nervst du mich?“, nörgelte er und ging hinter die Bar.
„Wo warst du?“, wiederholte sie.
„Bei meiner Freundin, was ist dein Problem?“
„Mein Problem ist das hier. Ich habe dir diesen Zauber nur gezeigt, um dich vor ihm zu beschützen, jetzt wendest du ihn gegen mich an?“, zeigte sie auf ihren Arm, wo sich eine Sichel gebildet hatte.
„Du bedrohst sie, ich beschütze sie, so einfach ist das!“
„Ich hab ihr nur etwas Angst einflössen wollen, ich tu ihr nicht weh“, versicherte sie ihm.
„Jetzt nicht mehr. Ich mag sie sehr gern, also lass sie in Frieden“, begann er den Bar-Computer hochzufahren.
„Du magst sie sehr?“, war sie erfreut.
„Ernsthaft? Du machst sie erst runter und freust dich jetzt darüber?“
„Ich liebe dich mein Sohn und will dich glücklich sehen. Du sollst es mal besser haben als ich“, entschied sie.
„Dann danke, denke ich, dann benimm dich, wenn sie das nächste Mal hier auftaucht!“
„Mach ich, tut mir leid!“
„Schon gut, du willst nur das Beste für mich, vor allem nach dem was in Nord Dakota passiert ist. Sie trägt keine Schuld daran, ich hatte mich nicht unter Kontrolle, das wird nicht mehr geschehen“, versicherte er ihr.
„Das hoff ich sehr, ich brauch dich hier, du machst einen guten Job“, erklärte Esmeralda ihrem Sohn.
„Okay, das war nen bisschen zu dick aufgetragen, was willst du?“, war er skeptisch.
„Nimm das Kompliment an, oder lass es sein. Ich geh nach hinten, der Lieferant müsste gleichkommen“, murmelte sie nur ging aus der Hinter-Tür der Bar.
„Als ob sie keine Hintergedanken hätte. Manchmal hält sie uns echt für blöd. Du siehst müde aus, alles klar?“, kam Yash auch zur Arbeit.
„Hey, hab nicht gedacht, dich hier zu sehen. Wie geht’s deinem kleinen Problem?“
„Besser, dein Mittelchen hat endlich gewirkt. Also, was hab ich verpasst?“
„Ich hab meiner Freundin einen Schutzzauber gegen meine Mutter verpasst, das hat sie mitgekriegt“, erzählte er ihm.
„Balt, du hast endlich Eier entwickelt, bin stolz auf dich. Hat sie die auch wieder verjagt?“
„Nein, diesmal nicht, diese hier kommt mit meinem ganzen Mist klar. Ich mag sie wirklich und meine Mutter wird das nicht zerstören“, erwiderte er.
Als Yash gerade darauf etwas erwidern wollte, erschien ein Schrank von einem Mann mit zerzaustem Haar und zerzaustem Bart und pechschwarzen Pupillen neben ihnen.
„Wer von euch Vollhonks ist der Depp, der das verbrochen hat“, raunzte der Kerl in rumänischem Dialekt.
„Man, das erste Mal bin ich froh, nicht du zu sein, Balt. Ich entschuldige mich dann mal“, bemerkte Yash und ging rückwärts davon.
„Das wäre dann wohl ich. Töte mich nicht, Brut, es tut mir leid“, entgegnete er und ging auch etwas zurück.
„Sie hatte schon einen Schutzzauber, Idiot, das hat wehgetan“, murmelte der Kerl benommen.
„Deine Kusine hat nichts gesagt“, verteidigte sich Rae vor Brutus.
„Weil sie es nicht wusste, ich wohn in Rumänien, ich wollte sie sicher wissen“, erklärte Brutus, riss den Verband von Balthasars Arm und drückte seine Hand auf seine Wunde. Seine Augen verwandelten sich zurück in Mandelbraun.
„Ah, besser, hör auf solche schwierigen Zaubersprüche zu verwenden, wenn du die Nebenwirkungen nicht kennst. Gib mir nen Bier aus“, klemmte er sich an den Tresen.
„Gleich, Hulk, ich muss nur meine Wunde desinfizieren, du hast da mit deinen blutigen Händen draufgefasst. Du hast den Spruch doch nicht neutralisiert, oder?“, fragte er und desinfizierte die Wunde und verband sie neu mit einem Erste-Hilfe-Koffer.
„Was bist du eigentlich für ein Zauberer? Nein, das hat nur mir geholfen. Ich hab nen Kater, also hat das verdammt wehgetan. Wo bleibt jetzt mein Bier?“
„Kriegst du? Du siehst übel aus, alles klar?“
„Ich war grad auf der Jagd, als ich für einen Moment meine kompletten Kräfte entzogen bekommen habe, mein kleiner Bruder war Gott sei Dank dabei und konnte das erledigen. Ich geh mir mal die Hände waschen, mein Bier steht gefälligst da, wenn ich zurückkomme“, murmelte er und trottete in seinen Army-Boots zu den Toiletten.
Während er den Computer für die Bestellung programmierte, rief er seine Freundin an.
„Sie schläft noch, Balt“, nahm Sam ihr Handy ab.
„Können Sie nach ihr sehen?“, fragte er nur.
„Ja, kann ich machen, was ist los?“
„Ich denke nichts, will nur sicher gehen“, entschied er und Sam ging ins Gästezimmer.
„Sie schläft ganz friedlich, was ist los?“, fragte er erneut.
„Gab nur nen paar Komplikationen mit dem Zauber, Brutus hatte schon einen Zauber ausgesprochen. Ich hab seinen Tagesablauf nen bisschen durcheinandergebracht. Könnten Sie sie noch etwas beobachten?“
„Ja, kann ich machen. Geht’s Brutus gut?“
„Ja, er ist hier bei ihm, ich werde ihn auch beobachten. Aber er konnte sich selbst helfen. Er hat anscheinend Ahnung was Magie angeht“, bemerkte Balthazar.
„Er ist ein purer Zauberer in der 18. Generation, er hat Talente, von dem du nur träumen kannst. Bin nen bisschen enttäuscht, dass er schwarze Magie verwendet hat, vor allem weil dieser Zauber anscheinend nicht so funktioniert, wie er das sollte. Er soll seine Ex anrufen, sag ihm das“, entgegnete Sam und legte wieder auf.
„So, wo ist mein Bier?“, kam Brutus von der Toilette wieder, legte sein blutiges Messer auf den Tresen und setzte sich wieder.
„Kannst du das wegpacken? Das ist auch ne Bar für normale New Yorker“, bat er und stellte ihm das fertig gefüllte Bier hin.
„Tut mir leid, ich wollte nicht so harsch sein, ist nicht die beste Zeit in meinem Leben. Ich werde bald Vater und werde nicht mit meinem Kind zusammen sein können“, begann er sein Bier zu trinken.
„Du musst dafür kämpfen, ich bin ohne Vater aufgewachsen, war nicht einfach. Ich hab deinen Onkel angerufen, ihr geht’s gut“, erklärte er ihm.
„Du hast ihm aber nicht von meinem Zauber erzählt, oder?“
„Schon irgendwie, er wollte wissen was los ist. Er wird sie noch etwas bewachen. Ich bin zwar ein Zauberer, aber das mit dem Zaubern hab ich nicht so drauf, ehrlichgesagt“, gestand er ihm.
„Ja, hab ich gesehen. Ich hab dafür kaum schwarze Zauber drauf, meine Mutter würde mich auch ohrfeigen, wenn sie wüsste, dass ich die auch anwende. Dein Stiefvater hat sie fast getötet, so erfolgreich war ich damit wohl nicht. Mein Leben ist allgemein ein einziges Desaster grade. Vor sechs Monaten wollte ich die Liebe meines Lebens noch fragen, ob sie mich heiratet, jetzt will sie nicht mehr in meiner Nähe sein“, jammerte er.
„Du wolltest sie heiraten?“, wollte Balthazar neugierig wissen. Brutus zog eine Kette unter der schusssicheren Weste hervor, die er trug. Daran hing ein wunderschöner Rubinring.
„Jup, sie hat sich aber vorher getrennt. Ich hatte sogar geplant hierher zu ziehen für sie, ich wäre nach meinem Urgroßonkel der erste Dewin-Vampirjäger gewesen, der hier alt geworden wäre. Ich hätte es für sie gemacht“, dachte er laut nach.
„Warum sitzt du dann noch hier und heulst in dein Bier? Dusch dich, rasier dich, zieh dir nen neues Hemd an und geh zu ihr hin. Ich hab’s gemacht und sie hat mich zurückgenommen!“
„In diesen romantischen Dingen bin ich noch schlechter als mit schwarzen Zaubersprüchen“, gestand er ihm.
„Dann helf ich dir, als Wiedergutmachung dafür, dass ich dich heute fast gekillt habe“, plante Balthazar freundlich.
„Das würdest du machen?“
„Ich bin zwar ein schwarzer Zauberer, aber kein schlechter Mensch. Komm morgen Mittag an diese Adresse, dann helf ich dir“, bat Balthazar an, schrieb seine Adresse auf einen Bierdeckel und Brutus dankte ihm stumm.
 
Die bizarrsten Träume weckten sie. Sie schwitzte. Sie wollte sich schon im Bett ausziehen, als sie ein Räuspern hörte.
„Verdammt, Dad, ich masturbiere manchmal im Halbschlaf, könnt ihr langsam mal aufhören, mich beim Schlafen zu Beobachten?“, senkte sie ihr T-Shirt wieder.
„Wie geht’s dir?“
„Ich riech immer noch sein Blut an mir, sonst gut. Ich muss duschen, bitte folge mir nicht auch noch dahin“, murrte sie und ging ins Badezimmer.
 
Später an diesem Tag rief Balthazar sie an.
„Hey, alles klar bei dir?“, fragte er freundlich.
„Denk schon, du klingst besorgt, alles klar?“
„Nein, alles in Ordnung, was machst du grade?“
„Sitze in der Bibliothek, was gibt’s?“
„Ich könnte ne weibliche Hand gebrauchen“, sagte er mysteriös.
„Das kannst du auch schön selber machen, Romeo!“
„Nein, nicht das, ich hab einen Freund da, der Hilfe bei seinem Aussehen braucht. Ihn auf Vordermann zu bringen ist schwieriger, als ich dachte!“
„Meine nächste Vorlesung ist erst heute Abend, hätte etwas Zeit. Bist du bei dir zu Hause?“
„Ja, ich hab dir die Adresse geschickt. Danke, hast was gut bei mir!“
„Du wirst mich danach abfragen, das würde mir schon helfen!“
„Das ist ein Deal, dann sehen wir uns nachher, freu mich schon, dich zu sehen“, erwiderte er und legte wieder auf.
„Rune, wir machen einen Ausflug“, bemerkte sie und fuhr mit ihrer Kusine zu seiner Adresse.

Neunzehntes Kapitel

 
„Hey, da bist du ja, du hast jemanden mitgebracht, gut, wir können ein paar Meinungen gebrauchen!“, freute sich Balthazar die beiden Frauen zu sehen.
„Wir haben das Unigelände verlassen um zu ihm zu fahren?“, kritisierte Rune ihre Kusine.
„Ja, schon irgendwie, ein Freund von ihm braucht Hilfe. Wird sicher nicht lang dauern, versprochen“, murmelte sie.
„Ich dachte, du wolltest dich jetzt wieder um dein Studium kümmern!“
„Werde ich auch, wir lernen auf dem Rückweg in der Bahn wieder, versprochen“, versicherte sie ihr.
„Meinetwegen, geh schon mal rein, ich komm gleich!“, bat Rune und Rae ging schon mal rein.
„Du brauchst nichts sagen, ich weiß, was du von mir hältst, hast du ziemlich deutlich gemacht“, erwiderte Balthazar zu Rune.
„Du hast dich nicht von ihr abgewandt, obwohl wir dich ausdrücklich darum gebeten haben. Gut gemacht“, lobte Rune ihn plötzlich, klopfte ihm auf die Schulter und ging auch die Tür.
„Weiber sind manchmal schwerer zu verstehen als aramäische Zaubersprüche“, sagte er kopfschüttelnd und folgte ihr in sein Wohnzimmer.
 
„Das ist nicht, was ich erwartet habe“, sah Rae sich bei Balthazar um.
Sein Wohnzimmer war sehr ordentlich, er hatte eine riesige Glotze, Sofa und einen Schrank voll mit Büchern, aber nichts deutete darauf hin, dass er ein Zauberer war.
„Brutus, sie sind da“, rief er und der Vampirjäger kam aus der Küche.
„Brutus? Jetzt bin ich total verwirrt, was macht er denn hier?“, sah sie ihren Cousin an.
„Lange Geschichte. Er will sich Tacy zurückholen, wir müssen aber noch etwas an ihm arbeiten“, erklärte er ihr.
„Oh ja, wir brauchen Rasierer, Seife, Shampoo und ein Manikür-Set für den Anfang“, umkreiste sie ihren Cousin.
„Das hab ich da“, ging er in sein Badezimmer.
„Das wolltest du schon lang, was?“, lächelte Brutus mild.
„Du glaubst nicht wie lang schon, du bist ein attraktiver Kerl unter all dem Schmutz und Haar, Cousin, das werden wir ihr zeigen“, drückte sie ihn auf einen Stuhl.
Zwei Stunden später hatten sie den wilden Jäger in einen anständigen Mann des 21. Jahrhunderts verwandelt.
„Wusste doch, dass du da drunter irgendwo bist, deine Mutter wird so froh sein, dich so zu sehen. So kannst du sie fragen, ob sie deine Frau wird. Der Ring ist übrigens wundervoll“, hängte sie ihm die Kette wieder um.
„Danke, ist nen Erbstück. Ich danke euch vielmals für eure Zeit“, bedankte er sich höflich.
„Bitte, jetzt hol sie dir, Kleiner“, schmunzelte sie und wuschelte ihm durch die nun kurzen Haare.
„Mach ich“, stand er auf. Er überragte sie mindestens zwei Köpfe.
„Kleiner würde ich nicht zu ihm sagen. Besorg noch Blumen“, riet Balthazar ihm.
Brutus sah seine Kusine an.
„Magnolien, aber nicht zu große“, bemerkte sie trocken.
„Danke, Süße. Jetzt geh zurück in die Uni, Onkel Sam knallt mich ab, wenn ich dich wieder von deinem Studium abhalte!“
„Ich komm noch pünktlich, keine Sorge. Jetzt geh zu ihr hin, sag ihr aber nicht, dass du von uns kommst“, riet sie ihm und er verschwand im Nichts.
„Ich komm übrigens zu spät, falls es jemanden interessiert“, bemerkte Rune in die Runde.
„Ich bring euch beide schnell dahin wo ihr hinwollt“, erkannte Balthazar und projizierte sie zurück aufs Unigelände.
„Das hätte ich auch machen können“, murmelte Rune etwas überrascht.
„Ja, aber bei ihm ist es weniger staubig. Geh in deinen Kurs, ich komm gleich“, versicherte sie und Rune eilte davon.
„Sie mag mich plötzlich“, sagte er, während sie ihr nachsahen.
„Schön, jetzt müssen wir nur noch Tacy und meine Mutter überzeugen. Mein Vater scheint dich auch ins Herz geschlossen zu haben“, schmunzelte sie.
„Wenn du damit meinst, dass er mich noch nicht abgeknallt hat, ja, dann hat er mich ins Herz geschlossen. Wie geht’s dir eigentlich, merkst du, dass was anders ist?“
„Eigentlich nicht, hat deine Mutter was gemerkt?“
„Ja, sorry, ich bin nicht gut mit der Zauberei, hab ich mal wieder festgestellt, aber sie meinte tatsächlich, sie freut sich für mich. Ich versuch noch rauszufinden, was dahintersteckt“, entgegnete er.
„Das ist wirklich seltsam, aber momentan sind wir froh, dass sie mich nicht töten möchte. Ich sollte langsam reingehen, ich hab morgen ein paar Stunden Zeit, gehen wir aus?“, hoffte sie.
„Können wir machen, kennst du das Tresano auf der Main-Street?“
„Nein, aber das kann ich raussuchen. Hast du um drei Uhr Zeit?“
„Ja, das klingt gut. Bis dann“, küsste er sie sanft und verschwand.
 
„Süße, kommst du mal runter?“, rief Leon in Nord Dakota die Treppe hoch.
„Grandpa, ich hab die halbe Nacht trainiert, ich brauch etwas Ruhe!“, rief sie von oben.
„Hier ist ein junger Mann, der dich sehen möchte“, erklärte er ihr.
„Ich hab jetzt nicht wirklich die Laune für Besuch, wer ist es denn?“, wollte sie wissen, während sie die Treppe herunterkam.
„Heilige Scheiße, was haben sie denn mit dir angestellt?“, realisierte Tacy, dass ihr um gestylter Ex und Vater ihres ungeborenen Kindes im Flur ihres Großvaters stand.
„Ich will mit dir reden, hast du ne Minute?“, fragte er vorsichtig.
„Für dich immer, lass und rausgehen“, sagte sie sanft und schob ihn aus der Tür.
 
„Warum verkleidest du dich?“, begann sie das Gespräch.
„Rune und Rae haben mich um gestylt, jetzt wo ich hier bin, fällt mir auf, dass das keine gute Idee war“, murmelte er vor sich hin.
„Das bist du nicht, ich mag dich lieber als verschwitzten Vampirjäger. Für bestimmte Anlässe ist es aber auch mal schön, dich so zu sehen. Wir haben uns lang nicht mehr gesehen, wie geht es dir?“, fragte sie liebevoll.
„Ich will nicht mehr ohne dich leben“, gestand er ihr.
„Ich hab momentan keine Kräfte, es ist schwierig für mich herauszufinden, ob das ein Liebesgeständnis ist, oder du uns jetzt beide umbringst, um immer mit mir zusammen zu sein“, sagte sie trocken.
„Ersteres, ich bin ein Wrack ohne dich, ich kann nicht essen, nicht schlafen und nicht mal die Jagd macht mir noch Spaß. Ich will dich heiraten, Tacy, und dass nicht wegen dem Baby, ich wollte dich schon vor deiner Schwangerschaft fragen, aber nachdem ich erfahren habe, dass ich Vater werde, hielt ich es für pathetisch dich zu fragen. Der hier brennt mir aber ein Loch in meine Brust. Ich geb ihn dir, überleg es dir, ich will dich nicht stressen, vor allem nicht in deinem Zustand. Ich liebe dich“, plapperte er.
„Geh auf die Knie“, bat sie weinerlich. Wortlos ging er auf die Knie.
„Frag mich nochmal“, bemerkte sie während sie mit dem Rubinring in ihrer Hand herumspielte.
„Tacy Leonore Orta, willst du meine Frau werden?“, wollte er erneut wissen.
„Ja, ich will dich heiraten“, schluchzte sie und steckte den Ring an. Sehr erfreut küsste sie ihn leidenschaftlich.
 
Rae lächelte. Sie hatte gerade über Text erfahren, dass ihre beste Freundin jetzt verlobt war.
„Rune, du kannst dich freuen, wir werden eine Hochzeit planen“, ließ sie ihre Kusine wissen.
„Er hat es wirklich geschafft? Sie ist wohl voll mit Schwangerschaftshormonen“, schmunzelte Rune.
„Ich bin froh, er ist der richtige für sie, es ist zwischen ihnen noch viel zu klären, aber das kriegen die hin. Wann lern ich eigentlich deine Freundin kennen?“
„Du weißt erst seit kurzem, dass ich ne Freundin habe, du lernst sie noch kennen. Ich muss nur was dazu sagen!“
„Spuck’s aus, was ist es?“
„Sie arbeitet möglicherweise in Onkel Sams Revier!“
„Du datest nen Cop?“
„Sie ist höllisch heiß“, verteidigte sie sich.
„Das glaub ich dir, hab nichts dagegen, dachte immer nur, du bist die kleine Rebellin, wirst wohl doch erwachsen“, freute sie sich.
„Ja, denk ich auch, sie tut mir wirklich gut!“
„Das ist wirklich schön. Noch ne Frage wegen Tacys Verlobung, finden wir das gut, oder nicht?“
„Wir haben stundenlang den Zombie in einen Mann verwandelt, dass sie ja sagt, hätten wir das vorher besprechen sollen?“
„Ihr seid nicht einverstanden mit unserer Verlobung?“, hörten sie plötzlich Brutus‘ Stimme und vor lauter Schreck ließ Rae ihren Kaffee aus der Hand fallen.
„Brut‘, verdammt, ich bin immer noch etwas sprunghaft, schleich dich nicht so an“, sah sie ihrem Kaffee zu, wie er im Rinnsal verschwand.
„Ich bin eigentlich nur hierhergekommen, um mich zu bedanken, aber ihr habt anscheinend schon die Entscheidung getroffen, dass ich es übereile“, entgegnete er und ging um sie herum.
„Nein, Cousin, wir sind glücklich, dass du Tacy und unsere Familie endlich vereinst nach alle den Jahren. Wir sind nur etwas besorgt, dass dein Sohn in dem Chaos in Rumänien aufwächst“, erklärte Rune.
„Ich werde nach New York ziehen, ich werde morgen mit meinen Brüdern darüber sprechen. Meine Heimatstadt ist infiziert von Vampiren, für wie blöd haltet ihr mich?“, murrte er.
„Gut, das ist toll, ich freu mich auch, dich öfters zu sehen“, stotterte Rae ertappt.
„Gut gerettet, also danke nochmal. Wir haben in nächster Zeit eine Verlobungsparty, kommt ihr?“
„Natürlich kommen wir, wir kommen dann zu viert, denke ich, wir müssen das noch mit unseren Partnern klären“, versicherte Rune.
„Du hast nen armen Kerl dazu gebracht, mit dir ne Beziehung anzufangen?“
„Nicht so ganz“, konterte Rune trocken.
„Oh, ich verstehe, gut für dich. Ist sie heiß?“
„Ne glatte zehn, wirst du sehen. Dann danke für die Einladung, meldet euch, wenn ihr nen Termin habt!“
„Machen wir. Hier, kauf dir nen neuen Kaffee“, gab Brutus, Rae Geld und verschwand dann wieder.
 
Die Klingel des Tresanos klingelte und sie sah erneut zur Tür. Sie war pünktlich, wo blieb er? Die Zeit fror ein. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sie sah sich um. Als sie zurück auf den Tisch sah, stand dort eine Vase mit Rosen darin.
„Soll das wiedergutmachen, dass du 20 Minuten zu spät bist?“, fragte sie ins Nichts.
„Meine Mom hat mich nicht gehen lassen, tut mir leid. Sei nicht sauer“, stand er plötzlich mit einer Rose in der Hand neben ihr.
„Bin ich nicht, war eher besorgt. Setz dich hin, dann können wir das Date beginnen“, nahm er lächelnd die Rose entgegen, er setzte sich ihr gegenüber und ließ die Zeit weiterlaufen.
Es wurde ein schönes Date, ein normales Date, etwas, was sie nach den Ereignissen in der letzten Zeit richtig genoss.
 
Zufrieden lag sie in seinem Arm. Sie war mit ihm nach Hause gekommen, aber sie waren einfach nebeneinander eingedöst, das war ungewohnt, aber ein tolles Gefühl für sie.
Ein Windhauch kam durch sein Fenster. Sie drehte sich zur Seite.
„Hey, Süße, schönes Bild euch beide so zu sehen“, flüsterte Tacy ihr entgegen. Sie erschreckte sich furchtbar. Sie weckte ihren Freund damit.
„Was, was ist los?“, murmelte er halb schlafend.
„Ich muss auf die Toilette, schlaf weiter!“, rutschte sie aus dem Bett und zog wortlos ihre Freundin ins Badezimmer.
„Du hast deine Kräfte also wieder?“, fragte Rae und wollte sich auf die Toilette setzen.
„Ehrlich gesagt nicht, er hat mich abgesetzt“, zeigte sie auf die Badewanne, in dem ihr Verlobter lässig saß.
„Verdammt, ich dachte wir sind allein“, bedeckte sie sich mit einem Handtuch und zog ihre Hose wieder hoch.
„Sorry, wir wollten uns nur persönlich bei dir bedanken!“
„Um drei Uhr morgens im Badezimmer meines Freundes?“
„Unser Plan war nicht so ausgereift, stell ich grad fest. Sorry, ich lass dich wieder allein“, murmelte sie.
„Warte, bevor du gehst…“, sagte sie nur und umarmte ihre Freundin länger.
„Hab dich auch vermisst, Süße. Geht’s dir gut, alles klar hier?“
„Ja, mir geht’s gut. Wann kommt ihr zurück?“
„In ein paar Wochen, dann ist mein Training abgeschlossen und ich krieg meine Kräfte wieder. Bis dahin bin ich da sicherer. Ich arbeite jetzt übrigens offiziell in der Klinik beim Häuptling und bin wirklich gerne dort“, erzählte sie.
„Dann bleib doch dort, du scheinst zufrieden zu sein!“
„Das kann ich doch nicht“, murmelte Tacy.
„Das ist ein Thema für einen anderen Tag, aber du siehst glücklich aus“, entgegnete Rae.
„Das bin ich, lieb dich, geh zurück ins Bett, wollte dich eigentlich nur sehen“, umarmte sie sie nochmal, nahm die Hand ihres Verlobten und beide verschwanden wieder.
„Ich brauch mehr menschliche Freunde“, murmelte sie vor sich hin.
„Ich hab nen paar menschliche Freunde“, hörte sie seine Stimme und sie drehte sich um.
„Ich hab dich geweckt, tut mir leid“, entschuldigte sie sich.
„Kein Problem, die haben dich ja geweckt. Alles in Ordnung?“, wollte er wissen.
„Ja, alles bestens, die beiden müssen nur mal lernen, was Privatsphäre bedeutet. Ich würde ja sagen, dass ist ne typische Magier-Angewohnheit, aber du machst es ja nicht. Ich sag ihnen, sie sollen bei dir nicht so auftauchen“, entschuldigte sie sich bei ihrem Freund.
„Schon gut, solang sie uns jetzt nicht stören“, umschlang er sie von hinten mit seinen Armen.
„Du genießt es einen Sukkubus als Freundin zu haben, was?“, drehte sie sich zu ihm hin und begann seinen Hals zu küssen.
„Schon, aber du weißt, dass du nicht selbstverständlich für mich bist, oder?“
„Ja, das weiß ich. Jetzt runter mit den Shorts“, schmunzelte sie.
 
„Wo ist er?“, fauchte der Zauberer Quinley.
„Bei seiner Freundin, vermutlich, er muss nicht vor vier hier aufschlagen, was ist dein Problem?“, raunzte Esmeralda ihren Ex an.
„Er soll sich mir zur Verfügung stellen, das war unser Deal!“
„Er ist erwachsen, ich kontrolliere ihn nicht, Q!“
„Das solltest du aber, er wird an meiner Seite im Rat sitzen, ob du willst, oder nicht!“
„Er ist nicht sein Vater, Q!“
„Richtig, er ist besser, er würde das überleben, was seinen Vater gekillt hat!“
„Mein Mann war mehr Mann als du es je sein wirst“, warf sie ein.
„Mein kleiner Bruder war ein Nichts, ein mieser Zauberer, der sich und unbeteiligte getötet hat, weil er es einfach nicht draufhatte“, reizte Quinley seine Ex-Freundin.
„Du bist ein Nichts, du Arschloch, deine Kräfte können nichts gegen mich ausrichten“, wurde sie richtig wütend und schleuderte ihn mit ihren Kräften gegen die Wand.
 
„Bist du sicher, dass sie mich sehen möchte?“, fragte Rae nervös und knetete seine Hand, die in ihrer lag.
„Sie freut sich für mich, keine Ahnung, sehen wir mal, wie es geht“, bemerkte er besänftigend und schloss die Hinter-Tür zur Bar auf.
Laute Geräusche kamen aus dem anderen Raum, als er das Licht mit einer Handbewegung anschaltete.
„Was ist da los?“, wunderte er sich und ging in den Vorraum. Er sah geschockt, wie seine Mutter und ihr Ex halb kämpfend, halb sich liebend auf dem Tresen lagen und die Bar dabei auseinandernahmen. Kopfschüttelnd ließ er die Zeit stehen und flüsterte etwas, um Rae von seinem Bann zu befreien.
„Was, was ist hier los?“, war sie verwirrt.
„Sorry, musste sein. Tut mir leid, dass du das sehen musstest!“, sagte er beschämt und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.
„Was zum Teufel? Da läuft noch was zwischen den beiden?“, versuchte Rae zu verstehen.
„Nein, vielleicht, keine Ahnung, sie kommen nicht voneinander los, ich hab das nicht gewusst“, erwiderte er stotternd. Quinley vibrierte, er versuchte seine Starre zu lösen.
„Verdammt, er ist stark, geh lieber, er soll dich nicht sehen“, bat er.
„Wie kann er deine Kräfte durchbrechen? Das geht nur, wenn man mit der Person verwandt ist, die einen verzaubert hat, wenn man die gleichen Kräfte besitzt. Er ist mit dir verwandt, oder?“, versuchte sie zu verstehen.
„Er ist der große Bruder meines verstorbenen Vaters“, gab er zu.
„Du bist mit dem Monster verwandt?“, fragte sie weinerlich.
„Man sucht sich seine Familie nicht aus, ich stehe für nichts, wofür er steht!“
„Und doch bist du sein Handlanger. Ich kann nicht, Balt, das ist zu viel“, war sie entsetzt und ging rückwärts mit geschocktem Gesichtsausdruck davon.

Zwanzigstes Kapitel


Sie lief durch die Gänge des Brooklyner Krankenhauses. Das Tablet lag schwer in ihrer Hand. Sie war müde, zu müde, um noch klar zu denken. Die 30. Stunde ihrer Arbeitszeit war angebrochen, in dem Moment musste sie darüber nachdenken, ob sie das regelmäßig durchstehen könnte.
„Miss Chang, da sind Sie. Beginnen Sie hier mit der Untersuchung“, bat der Oberarzt. Sie war wie in Trance in das Krankenzimmer gewandert, in der sie Visite machten sollte.
 
„Du hast Recht, sie ist kurz vor dem Zusammenbruch. So kann sie sich zwar ablenken, weiß aber nicht, wie gut das für sie ist“, kommentierte Rune, was sie dort sah. Sie war auf Wunsch von Tacy ins Krankenhaus gekommen.
„Ich geh bald in Mutterschutz, dann kann ich sie hier nicht mehr unterstützen“, fuhr Tacy über ihren kugelrunden Babybauch.
3 Monate waren vergangen, seit Tacy zurück nach New York gekommen war, sie wohnte jetzt mit ihrem Verlobten in der Nähe des Krankenhauses, in dem sie mit ihrer besten Freundin arbeitete.
„Ich weiß, aber ich kann nicht mal so schnell Medizin studieren, um hier zu sein. Ich werde aber “zufällig vorbeisehen“ so oft ich kann. Sie hat also immer noch nicht mit ihm gesprochen, oder?“
„Nein, nicht das ich wüsste. Ich bin aber ehrlichgesagt erleichtert, dass wir das endlich hinter uns gelassen haben, er war nicht gut für sie“, erwiderte Rune.
„Ich glaub das nicht, er war gut für sie“, murmelte Tacy.
„Ihr seid mit ihm im Kontakt, oder?“
„Ich hab ihm erst vor ein paar Monaten den Magen ausgepumpt, ich will nur sicher gehen, dass es ihm gut geht. Tut es übrigens, na ja, nicht toll, aber er lebt noch. Sag ihr das bloß nicht!“
„Mach ich nicht. Hat er nach ihr gefragt?“
„Ja, natürlich, er vermisst sie sehr. Ich will sie wieder zusammenbringen!“
„Sonst geht’s dir gut, gehen die Schwangerschaftshormone mit dir durch? Die beiden gehören einfach nicht zusammen“, entgegnete Rune.
„Seid ihr jetzt fertig über mein Liebesleben zu reden?“, wollte Rae plötzlich hinter ihnen wissen. Sie ließ ihr Tablet in eine Ladestation gleiten.
„Du bist schon fertig?“, stotterte Tacy.
„Meinst du physisch oder psychisch? Ja und ja. Fährt einer mit mir im Speedtrain? Ich bin zu müde um noch klar zu denken“, bat sie.
„Ich fahr mit dir, wir müssen ja fast an den gleichen Ort. Was hast du gehört?“
„Genug um zu wissen, dass du ein guter Mensch bist. Können wir gehen, ich brauch noch einen Kerl heute Abend und das kann ich nicht so wie ich jetzt aussehe“, erwiderte Rae vollkommen erschöpft.
„Darf ich dir heute Abend mal einen Kerl bestellen? Ich komm auch mit, nur zum Zusehen, nicht zum Anfassen, offensichtlich“, bemerkte Rune.
„Bin stolz auf dich, dass du diese Beziehung so ernst nimmst. Ich will aber nicht, dass du Geld für mich ausgibst, ich kenn Kerle, die ich immer anrufen kann, schon gut. Können wir jetzt?“, fragte Tacy müde.
„Ja, Süße, wir können. Du siehst echt furchtbar aus, alles klar bei dir?“
„Nein, nicht wirklich, aber komm“, murmelte sie.
„Wir reden im Zug darüber. Vorher kaufen wir dir aber noch nen Kaffee“, brachte Tacy ihre vollkommen erledigte Freundin zum Zug.
 
„Ruf ihn an“, begann Tacy, als sie im Zug saßen.
„Ich bin zu müde für diese Unterhaltung, Tacy!“
„Du vermisst ihn!“
„Ja, ich vermisse ihn, lässt du mich jetzt in Ruhe?“
„Er ist ein schwarzer Zauberer, es ist nicht so unnatürlich, dass seine Verwandten auch schwarze Zauberer sind“, bemerkte sie.
„Ich hab nichts dagegen, dass sie schwarze Zauberer sind, sein Onkel hat mich beinahe umgebracht, das ist das Problem!“
„Das ist schon heftig, hat er mir erzählt. Er ist aber nicht sein Onkel, du bist auch ein Dämon und du hast niemanden getötet. Bis jetzt zumindest, Mädchen, deine Pupillen sind pechschwarz, willst du wieder getasert werden?“, war Tacy sichtlich besorgt.
„Ich hab ihm schon geschrieben, er kommt gleich vorbei“, entgegnete sie nur.
„Ah, du weißt schon, dass du so nicht weiterleben kannst, oder?“
„Eher müssen als wollen, ich will jetzt nur noch schlafen“, erwiderte sie.
„Dann schlaf, Süße“, entgegnete Tacy und fuhr ihr über das Gesicht. Sie fiel ihr bewusstlos in den Schoß.
„Tut mir leid, Süße, das musste ich machen“, sagte Tacy nur und strich ihr über das Haar.
 
„Willst du noch Tee?“, fragte Brutus seine Verlobte.
„Nein, danke. Wir sollten sie langsam wecken“, entschied sie.
„Sie muss erst in vier Stunden arbeiten, lassen wir sie sich noch etwas ausruhen!“
„Du solltest auch nochmal schlafen, der Zauber war heftig, den du gemacht hast!“
„Mir geht’s gut, keine Sorge. Ich werde besser bei diesen schwarzen Zaubersprüchen, weiß aber nicht, ob das gut oder schlecht ist“, sagte er nur.
„Du solltest es nicht damit übertreiben, aber danke für deine Hilfe. Bist du sicher, dass du heute Abend jagen gehen kannst?“
„Wenn ich hier Fuß fassen will, muss ich ihnen zeigen, dass ich es ernst meine, also ja. Es ist immer noch seltsam, nicht mehr mit meinen Brüdern zu jagen, aber ich gewöhn mich langsam dran“, konterte er.
„Du weißt, wie sehr ich dich dafür liebe, dass du hierhergekommen bist und bleiben willst, oder?“, küsste sie ihn sanft.
„Ich liebe dich auch, wir müssen Rae helfen, wieder mit ihm zusammen zu kommen“, plante er plötzlich.
„Wenn wir das machen wollen, sollten wir es machen, während sie schläft. Wie sieht es aus, bist du dabei?“, fragte sie.
„Sicher, was willst du machen?“
„Vertraust du mir?“, streckte sie ihm ihre Hand entgegen.
„Immer doch“, bemerkte er und sie zog ihn an sich und verschwand mit ihm ins Nichts.
 

Einundzwanzigstes Kapitel

 
„Das ist seine Wohnung, wir haben ihr versprochen, dass nicht mehr zu machen“, flüsterte Brutus, als sie in den Flur von Balthazars Wohnung projizierten.
„Was sie nicht weiß …“, ging sie voran in sein Wohnzimmer.
„Sie kann gut reden, du wirst ja nicht von ihr umgebracht, solang du schwanger ist“, ging er ihr hinterher.
 
Sie fanden Balthazar auf seinem Sofa vor, das Gesicht in ein Kissen gedrückt.
„Oh bitte, sag mir nicht, dass er tot ist“, ging Tacy langsam Richtung Sofa.
„Das wär mal nen Abgang für nen Zauberer“, bemerkte er und seine Verlobte sah böse nach hinten.
„Er riecht zumindest so“, entgegnete er und zog das Sofa cool mit einem Arm hoch, so dass der junge Zauberer stöhnend auf den Boden knallte.
„Siehst du, nicht tot, nur betrunken. Und was nun?“
„Schmeiß seinen Mixer an, ich braue ihm einen Muntermacher!“
 
„Man, das stinkt vielleicht, er hat aber ne nette Sammlung von Zaubertränken und Kräutern, er mag zumindest kein guter Zauberer sein, aber er wird es vielleicht eines Tages sein“, bemerkte Tacy nachdenklich, während sie ein Anti-Kater-Mittel anrührte. Aus dem Wohnzimmer hörten sie Würgegeräusche.
„Der große Zauberer kotzt grade auf seinen Teppich“, konterte er trocken. Sie rollte mit den Augen, ging ins Wohnzimmer, ließ Balthazar schweben und brachte ihn so in seine Badewanne, wo sie das Wasser anstellte.
„Du hast da einige Erfahrung, wie ich sehe“, sah Brutus ihr verblüfft zu.
„Sozusagen, zieh ihn aus, ich muss die Brühe vom Herd nehmen“, bat sie nur.
„Was?“
„Kannst du es ertragen, wenn ich nen fremden Mann ausziehe?“, fragte sie cool.
„Natürlich nicht!“
„Dann mach du es, ich werde euch Klamotten bringen, wenn ich in der Küche war“, bat sie und ging zurück in die Küche.
 
„Er wird langsam wach“, rief Brutus in die Küche, als er Balthazar in der Badewanne ausgezogen und ihm ein Handtuch auf den Unterkörper gelegt hatte.
Balthazar hatte seine Gäste nicht erwartet und rutschte nervös in der Wanne herum.
„Er ist nicht sehr begeistert davon, dass wir hier sind, Schatz“, ergänzte Brutus.
„Brutus? Was machst du hier? Warum liege ich nackt in meiner Badewanne?“, versuchte Balthazar zu verstehen.
„Du hast dich vollgekotzt, war ihre Idee“, zeigt er zur Tür, in der seine hochschwangere Verlobte stand.
„Was ist hier los, Tacy?“, murmelte Balthazar.
„Du hast dich besoffen und wir kriegen dich wieder fit, das ist alles“, erklärte sie nur und legte ihm Kleidung hin.
„Komm, Großer, lassen wir ihn sich fertig machen“, entschied sie und zog Brutus aus dem Badezimmer.
 
„Wow, du machst nen Muntermacher, hast meinen Zauberschrank gefunden, was?“, fragte Balthazar freundlich, als er sich gebadet und umgezogen auf sein Sofa plumpsen ließ.
„Ja, hab mich einfach so bedient, tut mir leid, trink“, hielt sie ihm die dampfende Tasse hin.
„Ugh, mach das weg, bin froh, dass mir grade nicht übel ist. Warum seid ihr hier? Den Trank hätte ich auch allein geschafft zu machen“, erwiderte er und sah zu Brutus.
„Wir wollen mehr tun, wir wollen euch wieder zusammenbringen!“
„Hat sie euch geschickt?“
„Nein!“
„Weiß sie, dass ihr hier seid?“
„Nope!“
„Nichts für ungut, aber das ist nicht euer Problem, das muss ich mit ihr klären“, lehnte er sich erschöpft zurück.
„Das macht ihr toll, sie arbeitet und du säufst dich zu Tode“, mischte sich Brutus ein.
„Sarkasmus ist mit deinem rumänischen Akzent irgendwie noch nerviger. Ich hab nicht gesagt, dass ich das gut mache. Sie hat mir sehr wehgetan, wisst ihr?“, sah er gedankenversunken aus dem Fenster.
„Du hast ihr nicht gesagt, dass es dein Onkel war, der sie töten wollte!“
„Ich mochte sie, ich wollte nicht, dass sie verschwindet. Ironischerweise hab ich sie jetzt doch verloren. Könnt ihr mich in Ruhe lassen? Ich muss allein nüchtern werden“, entschied er.
„Gut, aber in zwei Tagen ist unsere Verlobungsparty, hier ist die Adresse, zieh dir was Schickes an, wir beginnen um acht, ich will, dass du kommst“, entgegnete sie, schrieb etwas auf und verschwand im Nichts.
„Meint sie das ernst?“
„Sie ist eine hochschwangere Hexe, willst du das wirklich auf die harte Tour erfahren?“, wollte Brutus wissen.
„Ihr beide habt nen Knall, ich hoffe, ihr wisst das!“
„Ja, deswegen lieben wir beiden uns auch so. Ihr habt mir geholfen, wird Zeit, das zurückzuzahlen. Trink deinen Muntermacher“, erkannte Brutus und war auch verschwunden.
 
„Der Kaffee ist kacke“, moserte sie.
„Musst ihn ja nicht trinken, du könntest dich schon bedanken, dass du hier schlafen konntest“, entgegnete Tacy, die ihrer Freundin Frühstück machte, als sie endlich wach wurde.
„Ihr habt irgendwas mit mir gemacht, bildet euch bloß nicht ein, ich wüsste das nicht“, raunzte Rae plötzlich.
„Sonst geht’s dir gut, auch wenn du übermüdet bist und Liebeskummer hast, ist das kein Grund mich so anzumachen“, murmelte Tacy.
„Schatz, sie macht ihren Doktor, sie ist nicht dämlich, sie weiß, was wir getan haben“, mischte sich Brutus ein.
„Et tu, Brute?“, murrte sie.
„Du brauchst gar nicht so mit deinen Latein-Kenntnissen angeben, Kusine!“
„Das war Shakespeare, aus einem seiner Stücke. Wie auch immer, sind wir jetzt in ner Grauzone angelangt, Cousin? Was auch immer du gemacht hast, ein weißer Zauber war das nicht!“
„Ich experimentiere etwas, lass mich“, nörgelte er.
„Mach halt, aber wenn mein Patensohn geboren ist, lässt du den Mist. Zumindest hab ich gut schlafen können, also danke, irgendwie. Ich hab Hunger“, entschied sie.
„Toast oder Cornflakes?“, wollte Tacy wissen.
„Toast. Danke, ich war in letzter Zeit keine gute Freundin, tut mir leid“, sagte sie sanfter.
„Du hattest ne Menge zu tun in letzter Zeit, schon gut. Kann auch nicht einfach sein, bei deinem Dad zu leben mit deinen Vorlieben“, erwiderte sie.
„Apropos Vorlieben, was habt ihr mit mir gemacht, dass meine Gelüste gestillt wurden?“
„Da hab ich dir auch geholfen“, erklärte Brutus.
„Wäh, Cousin, das ist ja widerlich!“
„Auf magische Weise, natürlich, ich hätte keine Eier mehr, wenn ich was Anderes gemacht hätte. Das kann ich aber nicht ständig machen, regle dein Sex-Leben wieder, bitte“, bat er ernst.
„Ich hatte gestern ein Date, den ich jetzt vermutlich von meiner Liste streichen kann, ich hab ihn nämlich umsonst herbestellt und nicht mal abgesagt“, bemerkte sie trotzig.
„Oh, sorry“, entschuldigte er sich.
„So kannst du nicht weitermachen. Ich will dich bei meiner Party mit jemanden verkuppeln, also mach dich schick“, stellte Tacy ihrer besten Freundin einen Teller mit Toast mit Erdnussbutter und Marmelade hin.
„Wow, ich hab grad nen Flashback zu meiner High-School-Zeit, wann seid ihr zu meinen Eltern geworden?“, griff sie nach dem Toast.
„Wer ist er?“, wollte Rae wissen.
„Nen Kollege, nen hübscher Kerl, tu mir den Gefallen, ich bin zwar nicht deine Mom, aber ich will dich glücklich sehen!“
„Meinetwegen, aber ich hoffe, er ist mir dann nachts auch zu Nutze“, entschied sie nur.
„Du bist ne 12 auf ner Skala von 1-10, da seh ich kein Problem“, versicherte sie ihr.
„Nen Kompliment und mein Lieblingsfrühstück, du weißt schon, wie du mich zufrieden stimmen kannst. Setz dich, du musst dich erholen“, freute sich Rae und Tacy setzte sich hin.
 
Rae stand in einem sexy geschnittenen smaragdgrünen Kleid in der Mitte der Halle in Manhattan. Sie sah an die Decke, an dem Helium-Ballons hingen.
„Alter Schwede, siehst du heiß aus, fast zu heiß“, riss Tacy ihre Freundin aus ihren Gedanken. Die Krankenschwester trug ein dezenteres grünes Kleid.
„Du siehst genauso hübsch aus, du strahlst wunderschön. Ihr habt euch für eure Feier nicht lumpen lassen“, begrüßte sie sie mit einer Umarmung.
„Haben deine Verwandten bezahlt, sie wissen wie man Party feiert. Kann ich dir was bringen, Sekt, Champagner, oder etwas anderes?“
„Im Moment nicht, hab morgen Frühschicht und muss vermutlich nüchtern bleiben. Also, wo ist der Schönling?“
„Ist noch nicht da, hast du es schon nötig?“
„Immer doch, aber eigentlich bin ich nur neugierig. Bin ich zu früh?“
„Nein, die anderen sind nur unpünktlich, kennst du ja. Rune und ihre Freundin haben vorhin geschrieben, sie müssten gleichkommen. Ich freu mich, ihre Freundin endlich kennen zu lernen, kennst du sie schon?“
„Nur von Bildern, sie ist aber heiß!“
„Dann laufen hier ja nur hübsche Mädels rum, die Dewin-Brüder werden ausrasten, das letzte Mal, dass die neu hübsche Frau gesehen haben ist sicher ne Weile her“, schmunzelte Tacy.
„Da bin ich ja froh, dass ich ihre Kusine bin. Gebt nur Gregor nicht zu viel Bier, sonst kommt er noch auf dumme Gedanken“, erwiderte Rae.
„Ich hab Gregor unter Kontrolle, keine Sorge. Ich lass dir nen Wasser bringen, such dir nen guten Platz, komme später nochmal zu dir“, bat Tacy und ließ sie wieder allein.
Sie lehnte sich gerade lässig an einen Barhocker, als Rune und ihre Freundin auch in schicken Roben den Raum betraten.
„Hey, seht ihr gut aus, lasst euch anschauen. Hey, ich bin Rae, Runes Kusine“, stellte sich Rae höflich vor.
„Das ist Melody“, stellte Rune ihrer Kusine stolz ihre wunderschöne Freundin vor.
„Ist mir ne Ehre, dich endlich kennen zu lernen“, erwiderte Rae freundlich.
„Mir auch, dein Dad hat mir schon so viel von dir erzählt. Tolles Kleid“, stellte Melody sich etwas unsicher vor.
„Danke, deins auch. Mein Dad wird heute auch kommen“, wusste Rae nicht genau, was sie sagen sollte.
„Ja, denk ich mir. Sag ihm, er soll kurz hallo sagen, wenn er kommt“, bat Melody.
„Sag ich ihm. Habt einen schönen Abend“, erwiderte sie.
„Werden wir, du kannst dich uns auch anschließen, wenn du willst. Du bist allein hier?“
„Ja, sieht so aus, okay, ich komm mit euch rein“, folgte sie ihnen zu den anderen Gästen.
 
Die Party war voll im Gange, als Balthazar im schicken Anzug den Raum betrat. An seinem Arm seine attraktive Mutter im galanten Abendkleid.
„Entschuldige mich kurz“, ließ Tacy ihren Verlobten stehen und ging zu Balthazar hin.
„Hey, so war das aber nicht geplant“, begrüßte Tacy ihren Gast. Wortlos machte Balthazar eine Handbewegung und die hochschwangere sackte auf die Knie.
Es wurde totenstill im Raum. Messer wurden gezückt und Hände wurden gereckt.
„Gut, wir haben jetzt eure Aufmerksamkeit. Wo ist sie?“, fragte Esmeralda in den Raum.
„Du hast deine Mutti mitgebracht, wie uncool“, schlängelte sich Rae durch die Menge.
„Komm mit und niemand wird verletzt“, sagte er kühl. Seine Augen waren starr, er stand unter irgendeinem Zauber.
„Ich könnte dich töten, ohne mich anzustrengen, Arschloch“, zischte sie.
„Ich würde das nicht tun“, hielt Esmeralda ihre Hand über Tacy.
„Nein, bitte, lass sie, ich bin brav“, sah sie ihre missliche Lage ein und sie folgte ihnen.

Zweiundzwanzigstes Kapitel

 
„Was habt ihr mit ihm gemacht?“, sagte sie nur. Balthazar stand da wie eine Salzsäule. Sie waren in der nun leeren Bar, in der sie ihr erstes Date gehabt hatten. Quinley war zu ihnen gestoßen und band sie an einen Opfertisch.
„Er ist nur das Mittel zum Zweck, beachte ihn nicht. Ist irgendwie süß, wie man versucht hat, dich vor mir zu beschützen, aber diese Amateure können nicht mal ansatzweise das, was ich kann“, entgegnete Quinley angebend und zog das letzte Seil fest.
„Du musst nicht angeben, ich kenn deine Kräfte. Was machst du mit mir?“
„Das hat dich nicht zu interessieren, schweig“, bat er nur.
„Tötest du mich?“, wurde ihr langsam klar, dass sie in Gefahr war.
„Dich töten? Das wäre doch viel zu banal, du wirst jede Menge Leute töten und das Beste daran ist, dass es Menschen sind, die dir viel bedeuten. Ich weiß nicht, ob du das überlebst, wenn nicht, werde ich meinen Sohn damit auch quälen“, entgegnete er.
„Damit kommst du nicht durch“, schimpfte sie weinend.
„Bitte, bei meinem Bruder hat mich auch nie jemand verdächtigt“, murmelte er.
„Du Monster“, wollte sich Esmeralda plötzlich auf ihn stürzen, er schleuderte sie aber mit voller Kraft gegen die Wand, wo sie leblos liegen blieb.
„Sie hat sich einfach in den falschen verliebt, zwanzig Jahre und sie kann diesen Mistkerl einfach nicht aus ihrem Leben streichen. Keine Sorge, kleine Dämonin, du wirst dich an nichts mehr erinnern“, versicherte er ihr und begann die Prozedur.
 
„Rae, Süße? Tagträumst du?“, wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Sie saß auf einem der Metallstühle auf der Verlobungsparty.
„Das war seltsam“, sagte sie benommen.
„Hast du jetzt doch mit dem Trinken angefangen, Süße?“, witzelte Tacy. Vor ihr stand ein Glas mit Sekt.
„Anscheinend, ich hab grad voll den Filmriss, wie komm ich hierher?“, war sie durcheinander.
„Mach langsam mit dem Alkohol, Kusine, das wird noch nen langer Abend“, bemerkte Rune, die mit Melody neben ihr saß.
„Ich hatte eben ne ganz bizarre Vision“, erzählte sie ihnen.
„Süße, ich bin die mit den Visionen. Passt etwas auf sie auf“, sagte Tacy schmunzelnd und ging weiter.
„Nein, hört euch das an, ich hatte eine Vision, dass ich euch alle töten werde“, versuchte sie zu erklären.
„Du hattest eindeutig schon genug Alkohol. Ich besorg ihr Wasser, passt du kurz auf sie auf, bitte?“, bat Rune ihre Freundin und stand auf.
„Aber es war so realistisch“, bemerkte Rae nachdenklich.
„Ich war im Krieg, ich hab auch Dinge gesehen, ich hab gehört, du hattest ein traumatisches Erlebnis, das kann einen noch lang verfolgen“, beruhigte Melody sie.
„Ich dachte, ich hätte das hinter mir gelassen, sollte wohl die Seelenklempnerin doch anrufen“, sagte sie nachdenklich.
„Mach das, mir hat es geholfen“, riet sie ihr.
 
Benommen torkelte sie über die Tanzfläche. Sie hatte doch nichts getrunken, warum war sie so betrunken? Sie sah eine kleine Flamme auf ihrem Arm. Sie versuchte sie zu löschen. Es tat nicht weh, es war eher wie eine lästige Fliege. Die Flammen wurden mehr und schnell stand sie komplett in Flammen. Die Leute flüchteten von der Tanzfläche.
„Rae, was ist hier los?“, fragte Rune, die zu ihr kam.
„Geh weg“, bat sie weinend.
„Du brennst, Süße!“
„Ich will dich nicht töten, bitte geh“, wiederholte sie.
„Ich werde dir helfen“, erwiderte Rune und griff nach dem nächstbesten Feuerlöscher. Sie sprühte über sie, aber die Flammen wurden nur größer.
„Okay, das hat nicht funktioniert, mir fällt was Anderes ein“, erwiderte Rune.
„Verdammt, geh“, schimpfte sie.
„Ich lass dich nicht allein!“
„Bringt sie weg“, schrie sie und ein Hexer kam und nahm Rune weg.
 
Die Flammen wurden immer mehr. Sie spürte immer noch nichts, Sie war nun allein in diesem Ballsaal. Sie weinte, aber nicht vor Schmerzen, sie wusste nur nicht, was passierte. Dort stand er plötzlich. Er war so ruhig.
„Ich möchte nicht sterben“, schluchzte sie.
„Das wirst du nicht, ich werde dir helfen“, bemerkte er tonlos und ging auf sie zu.
„Du wirst verbrennen“, wollte sie ihn nicht an sich heranlassen.
„Nein, werde ich nicht“, entschied er und umarmte sie. Er stöhnte auf.
„Du hast Schmerzen, lass mich los“, forderte sie.
„Hab’s gleich“, konterte er und murmelte einen Spruch.
„Ich liebe dich“, gestand sie plötzlich.
„Du hast ein echt schlechtes Timing. Ich liebe dich auch“, erwiderte er und zog sie fest an sich. Sie brannten nun beide, sie war sicher, dass sie beide sterben würden.
Auf einmal gingen die Flammen aus und er sackte in ihren Armen zusammen.
Er hatte Verbrennungen am Körper und er atmete nicht mehr.
„Hilfe, helft mir“, kniete sie sich zu ihm hin.
Sie war allein.
„Verdammt, hier muss doch jemand sein. Halt durch, ich helf dir“, versuchte sie ihn zu retten. Er starb in ihren Armen.
 
„Hey, Kleines, warum weinst du?“, war sie plötzlich wieder an dem Tisch der Verlobungsfeier. Rune sah sie besorgt an. Panisch stolperte sie zu den Toiletten.
„Einen Zeitschleifen-Zauber, wirklich? Was hab ich dir getan?“, schrie sie in den Spiegel.
„Nicht schlecht, mein Bruder hat länger gebraucht, das zu kapieren. Er denkt immer nur an dich, andauernd“, hörte sie Quinleys Stimme in ihren Kopf.
„Das ist nicht mein gottverdammtes Problem, ich denke nicht mehr an ihn, überhaupt nicht“, murmelte sie.
„Prinzessin, ich bin in deinem Kopf, lass den Scheiß!“
„Was genau willst du von mir? Ich kann das nicht abstellen“, begann sie zu weinen.
„Du wirst solange leiden, bis du ihn vergessen hast, bis er dich losgelassen hat“, entgegnete er.
„Dann quäl ihn, ich kann nichts dagegen tun!“
„Wusste nicht, wie sehr du mich hasst“, erschien Balthazars Silhouette in dem Spiegel.
„Wie kannst du hier sein?“, war sie jetzt total verwirrt.
„Ich bin nicht hier, das heißt aber nicht, dass er mich nicht auch quälen kann. Ich würde ja sagen, es tut mir leid, aber wie mir scheint bin ich dir inzwischen egal“, hörte sie ihn sagen.
„Du wirst mir nie egal sein. Lass ihn gehen, bitte“, bettelte sie Quinley an.
„Was wäre denn daran der Spaß, Prinzessin, er bleibt solang, wie du bleibst!“
„Das ist doch wahnsinnig, wie soll das für uns ausgehen?“, bemerkte sie erschöpft.
„Das wüsstest du wohl gern, find das schön selbst raus“, verschwand er aus ihrem Kopf.
„Ich werde dich töten, hörst du mich? Ich werde dir deine Eier mit einem rostigen Messer abhacken und sie dir ins Maul stopfen“, wütete sie.
„Er ist nicht mehr hier, er hat die psychische Verbindung gekappt, er kann sie nicht ewig aufrechterhalten, ohne Schaden zu nehmen. Ich bin immer noch da, mich hat er verzaubert, ich kann ihn sehen, aber nicht eingreifen. Ich würde ja sagen, es tut mir leid, aber ich bin dir ja anscheinend egal!“
„Du bist schon die ganze Zeit verbunden, du weißt, dass ich dich liebe“, sagte sie erschöpft und hielt ihren Kopf unter den Wasserhahn. Sie wurde nicht nass.
„Das hier ist alles nicht real, warum mach ich das? Es tut mir leid“, ging sie ein paar Schritte zurück und rutschte am Metall der Wand herunter.
„Du kannst nichts dafür, ich bin derjenige, der nicht verstanden hat, dass wir nicht zusammengehören“, wurde seine Stimme sanfter.
„Ich kann das mit Beziehungen nicht, ich habe es versucht, aber wie immer endet alles in einer Katastrophe. Was ist, wenn ich mich umbringe, endet es dann für dich?“
„Das ist nicht real, du startest nur wieder da, wo er dich haben möchte. Ich bin schon seit beinahe zwei Tagen in diesem Loop, denk ich zumindest, Zeit ist relativ in ner Zeitschleife. Ich weiß nicht, wie lang das mein Körper noch aushält!“
„Ich werde dich daraus holen, irgendwie!“
„Kümmere dich um dich selbst, vergiss mich!“
„Niemals!“
„Das möchte er aber, du rettest dich dadurch, mach es, denk an deine Familie. Ich habe niemanden mehr, meine Mutter liegt immer noch in diesem Eck, ich weiß nicht, ob sie noch lebt, sie hat sich nicht bewegt!“
„Blutet sie?“
„Ich kann es von hier aus nicht sehen, ich will sie nicht verlieren. Sie hat aus Liebe Fehler gemacht, aber das hab ich auch“, klang er verzweifelt.
„Kannst du denn nichts tun?“
„Ich hab schon alles versucht, was ich konnte, glaub mir, aber er ist verdammt mächtig. Ich bin ein Nichts, tut mir leid!“
„Er hat dich schon ziemlich gebrochen, gib aber nicht auf, du bist die stärkste Person, die ich je kennengelernt habe, wenn es jemand schafft, dann du!“
„Du sagst das nur so, aber danke!“
„Nein, tu ich nicht, ich liebe dich, gib nicht auf, ich will nicht mehr ohne dich sein“, gestand sie plötzlich.
„Warum sagst du das erst jetzt? Wir wären nicht in dieser Situation, wir würden jetzt Rücken an Rücken stehen und ihn bekämpfen“, sagte er. Er wurde immer leiser und seine Silhouette verschwand immer mehr.
„Ich werde das nicht mehr länger überstehen, mein Körper wird schwächer, ich muss jetzt leider gehen, halt durch, du schaffst das“, verschwand er völlig.
„Wenn du ihn umbringst, werde ich dich töten, hörst du? Ich hab Cop-Freunde, ich würde damit durchkommen“, schrie sie wieder.
 
„Hier ist es, holt sie da raus“, hatte Tacy die Gruppe zu Quinleys Versteck geführt.
„Gut, jetzt geh, das ist kein Platz für dich. Wir holen sie da raus“, versprach Rune und formte einen kleinen Wirbel in ihrer Hand.
„Passt auf, er ist verdammt mächtig“, bat sie und stieg ins Auto.
„Wir sind eine Horde von Hexen und Jägern, er kann uns nicht alle gleichzeitig angreifen. Er hat sich die falsche Familie ausgesucht“, plante Sam, der zur Sicherheit auch noch seine Waffe dabeihatte.
„Du solltest nicht dabei sein, Sam“, erwiderte Melody hinter ihm.
„Sie ist meine Tochter, wenn jemand dem Wichser eine Kugel in den Kopf jagt, bin ich das, verstanden“, sagte Sam ernst.
„Klar, du hast den Vortritt. Bringt ne Kugel in den Kopf nen Hexer zur Strecke?“, wollte Melody wissen. Sie war noch neu bei dem ganzen magischen Zeug.
„Hab noch nie nen Hexer getötet, du hast ne Horde Hexer um dich rum, frag die!“
„Versuch mir nicht ins Hirn zu schießen, meine Verlobte muss dich dann leider töten und das würde ziemlich seltsam bei Familientreffen werden“, bat Brutus angespannt.
„Werde es mir merken, also wie gehen wir vor?“, wollte Melody wissen.
„Frontalangriff, wenn ihr die Hexe quälen müsst, tut das, aber versucht sie nicht zu töten, sie ist vermutlich nur verknallt“, bat Sam.
„Sie ist auch ziemlich mächtig“, mischte sich Brutus‘ Mutter ein.
„Du bist mächtiger, Magda, also los“, stürmte Sam los.
 
Quinley war sichtlich überrascht über den Angriff, er hatte wirklich nicht vermutet, dass sie ihn finden würden. Er wehrte sich mit all seinen Kräften, aber das Eintreten in Raes Psyche hatte ihn geschwächt. Sie konnten ihn niederringen, doch dann wollte er sie ein letztes Mal angreifen. Sam musste ihn erschießen.
„Samuel, was machst du für ‘n Scheiß?“, schimpfte Magda.
„Er wollte uns töten“, verstand er nicht.
„Die Kinder sind unter seinem Bann, er muss sie entzaubern!“
„Du bist einer der mächtigsten Hexen Rumäniens, das kriegst du doch hin, oder?“
„Ja, krieg ich das hin, anders wäre es aber einfacher gewesen. Oh je, der Junge sieht nicht gut aus, ich muss mich um ihn zuerst kümmern, macht sie los und bringt sie in deine Wohnung, ich komm dann gleich zu euch“, plante Magda und eilte zu Balthazar, der auf dem Boden lag.
„Wir müssen beide, Mutter und Sohn ins Krankenhaus bringen, sofort“, sah sich Magda, Esmeralda und Balthazar an. Magda zeigte auf ihre zwei Söhne und die verschwanden mit den bewusstlosen Lusanos im Arm.
 
Sie hörte schwache Stimmen. Sie erkannte die Stimme ihrer Tante Magda.
„Ich bin hier drin, Tante, hol mich raus“, rappelte sie sich vom Boden auf und sah in den Spiegel. Die Umgebung verzog sich, sie musste aufwachen.
„Tante, was auch immer du machst es funktioniert, mach weiter“, rief sie, als würde sie jemand hören.
„Sie wacht auf“, hörte sie Tacys Stimme.
„Bitte sagt mir nicht, dass ich wieder in einer Schleife bin, brenne ich?“, redete Rae vor sich hin.
„Du bist heiß, aber nicht am Brennen. Du bist in Sicherheit, Raelyn, hörst du mich?“, fragte Tacys sanfte Stimme.
„Was ist mit dir? Ich weiß nicht mehr was Real ist, hat er dich angegriffen, wie geht es dem Kleinen?“
„Uns beiden geht es gut, dein Patensohn hat dich auch irgendwie gerettet, er ist verdammt stark für nen Ungeborenen. Du bist jetzt wieder in der realen Welt, keine Sorge. Du siehst schlimm aus, was hat er mit dir gemacht?“, untersuchte Tacy ihre beste Freundin sanft.
„Zeitschleifen-Zauber, das war echt tief dunkle Magie, wenn sich dein Süßer jemals an so was versucht, kastrier ich ihn eigenhändig“, erklärte sie ihr.
„Gut zu wissen, aber bedenke, dass wir Dewins dich gerettet haben“, mischte sich Brutus ein.
„Ich würd dir doch niemals was tun, Cousin. Was ist mit Quinley, habt ihr ihn festgenommen?“, wollte sie wissen.
„Er ist tot, mein Engel, Melody hat sich gerade einen Platz an unserem Weihnachtsessen-Tisch gesichert. Es ist vorbei, er wird dir nichts mehr tun!“
„Was ist mit den Lusanos?“
„Wir haben sie ins Memorial Krankenhaus gebracht, sie werden noch untersucht. Seine Mutter wurde von ihm ziemlich bearbeitet, mehr wissen wir erst später, aber sie leben beide!“
„Er lebt?“, fragte sie weinerlich.
„Ja, er lebt, alles ist gut. Du liebst ihn, oder?“
„Ja, das ist mir grade klargeworden. Ist das bescheuert?“
„Nein, Süße, das ist wunderbar. Du solltest zu ihm gehen, wenn es dir gut geht“, freute sich Tacy.
„Ja, bin psychisch nicht so ganz da, sonst geht’s mir gut. Verdammt, ich hab meine Schicht verpasst“, realisierte sie.
„Ich hab das geregelt, Dr. Miller meinte, du sollst zurückkommen, wenn du bereit bist. Schatz, kannst du sie ins Krankenhaus bringen?“, fragte Tacy, Brutus.
„Mach ich und du leg dich hin, das war nen langer Tag“, bat er.
„Für uns alle. Komm bald nach Hause, ich halt das Abendessen mit deiner Familie nicht ohne dich aus, okay?“
„Bin gleich zurück, versprochen“, erwiderte er und brachte seine Kusine ins Memorial Krankenhaus.
 
Langsam ging sie in sein Krankenzimmer. Er hatte einen Tropf angeschlossen, sonst war er wach.
„Rae?“, war er überrascht sie zu sehen.
„Kann ich reinkommen?“, hoffte sie.
„Ja, natürlich. Es ist alles noch so surreal, ich weiß immer noch nicht genau, ob ich wirklich raus aus dieser Schleife bin“, konterte er. Sie ging zu ihm hin und küsste ihn lange.
„Oh ich hoffe so, dass das real ist!“, entgegnete er zufrieden und sie schlug ihm auf den Hinterkopf.
„Au, das ist real, wir haben es überlebt“, war er glücklich.
„Ja, tut mir leid wegen deinem Onkel!“
„Mir nicht, es ist endlich vorbei. Wie geht es meiner Mom?“
„Sie hat ein massives Hirntrauma, wir müssen es abwarten. Sie müssen sie leider danach verhaften, aber mit allem was passiert ist, werden wir ihr helfen, da glimpflich raus zu kommen“, bemerkte sie.
„Das müsst ihr nicht machen!“
„Sie hat dem falschen Mann vertraut, das ist uns allen mal passiert, das soll ihr Leben nicht zerstören“, erwiderte sie.
„Das müsst ihr nicht machen!“
„Wollen wir aber. Ich bin froh, dass du noch lebst“, stieß Tacy zu ihnen.
„Tacy, du bist hochschwanger, du musst dich ausruhen!“
„Meine Familie will, dass ich mich untersuchen lasse nach meinem Angriff“, erklärte sie ihr.
„Ich wollte das nicht, Tacy, glaub mir das!“
„Du wurdest manipuliert, ich weiß, mach dir keinen Kopf. Du hast mir nichts getan, die sind nur übervorsichtig. Ja, Süßer, ich spür es auch“, strich sie sich über ihren Babybauch.
„Redest du mit deinem ungeborenen Baby und es antwortet?“, war er verwirrt.
„Er ist ein Empath, ich fühle was er fühlt und was andere fühlen, du musst keine Angst haben, Balt“, erläuterte sie.
„Das waren zwei heftige Tage, ich kann das nicht steuern!“
„Nicht schlimm, ich hab auch noch Angst. Wir haben hier aber unsere Wonder Woman hier, sie hat uns alle gerettet“, lobte Rae ihre beste Freundin.
„Mein Sohn ist der Held hier, dabei ist er nicht mal geboren. Das dürfen wir ihm niemals erzählen, sein Ego würde sonst gigantisch werden“, bat sie.
„Versprochen, das bleibt unter uns. Er wird bald auf die Welt kommen, der erste und gleich der mächtigste der nächsten Generation“, dachte Rae laut nach.
„Ich weiß nicht, eure Kinder werden sicher auch ganz schön mächtig werden“, erwiderte Tacy schmunzelnd und sah in die fragenden Gesichter des Pärchens.
„Zu früh?“
„Erstmal ein drittes Date, dann sehen wir weiter“, bemerkte Rae und nahm seine Hand in ihre.
„Das dritte Date, das ist das große Date, was?“, frotzelte Tacy und die beiden andere grinsten.
Rae war gerade am Kranken-Bett ihres Freundes eingedöst, als sie eine seltsame Macht vernahm. Sie zog ihr Messer aus dem Stiefel.
„Ganz ruhig, ich bin’s nur, wir sind etwas empfindlich, was?“, fragte Kaz, der in den Raum kam. Er hatte Yash und Anton dabei.
„Oh, schau Vampire Weekend“, murmelte sie überrascht.
„Mich überrascht, dass du die Band noch kennst, die war angesagt, als ich jung war“, bemerkte Kaz. Sie musste grinsen, der alte Vampir sah ja immer noch so aus wie ein Jugendlicher.
„Ja, immer noch lustig, nach all den Jahren. Dein Urgroßvater konnte mich ja nicht als Erwachsenen verwandeln lassen. Yash wollte seinen Kumpel sehen“, erklärte er ihr.
„Du hast ihn versorgt, wie ich sehe, danke!“
„War Tacys Idee, aber ich helf gern. Du hast eine seltsame Aura, du warst lange mit einer bösen Macht verbunden“, spürte Kaz.0
„Du bist schon so lang kein böser Zauberer mehr, du spürst das immer noch?“
„Bei so einer starken Macht schon manchmal. Du weißt, dass er auch ein schwarzer Zauberer ist, oder?“, sah Kaz zu Balthazar.
„Ja, weiß ich, lass uns rausgehen“, ging sie mit Anton und Kaz auf den Flur, um den Freunden Privatsphäre zu geben.
„Onkel Kaz, dein Zögling braucht nen Fix“, sah sie Anton an, der sie seltsam ansah.
„Er kriegt das schon hin, das muss er lernen. Können wir dich irgendwo hin mitnehmen?“
„Nein, ich bleib hier, danke. Du kannst Yash hierlassen, ich kümmere mich um ihn“, versicherte sie.
„Danke, ich sollte den Jungen wirklich wegbringen. Du solltest deine Aura reinigen lassen, das fühlt sich komisch an“, ließen die Vampire sie dort stehen.
„Toll, jetzt fühl ich mich irgendwie dreckig“, ging sie zu ihren Freunden zurück.
 
„Ich danke euch so sehr, dass ihr euch um Yash gekümmert habt, er ist der einzige Freund, der mir geblieben ist“, bedankte sich Balthazar, der wach geworden war und sah zu Yash.
„Du hast nicht nur ihn, sie sind alle gekommen um dich zu retten“, versicherte sie ihm.
„Nein, sie sind gekommen um dich zu retten, ich hatte nur das Glück auch gerettet zu werden. Es wird wieder dauern, bis sie mir wieder vertrauen können und ich nehm ihnen das nicht krumm, ich hab die Verlobungsparty gesprengt“, dachte er laut nach.
„Nein, er hat das gemacht, du warst auch ein Opfer. Du gehörst jetzt zu uns“, nahm sie seine Hand.
„Ich hab das nicht verdient“, war er dankbar.
„Doch, hast du. Dein Dad wurde durch seinen eigenen Bruder getötet, all die Jahre war er der Schlächter von Manhattan und all die Zeit war er auch nur ein Opfer“, überlegte sie laut.
„Vielleicht können wir eines Tages seinen Namen reinwaschen, aber vermutlich wird er immer diesen Stempel haben. Zumindest kenn ich jetzt endlich die Wahrheit, meine Mutter hat ihn wirklich geliebt, wenn sie nach all den Jahren auf die Wahrheit so reagiert. Ich dachte immer, er wäre ihr egal gewesen, weil sie ja keine zwei Jahre nach seinem Tod mit Onkel Q zusammen war, aber sie war nur einsam, denk ich mal“, bemerkte er.
„Ich hab wohl mehr mit deiner Mutter gemeinsam, als ich dachte. Ich muss ihr trotzdem eine reinhauen, wenn es ihr bessergeht“, bemerkte sie nur.
„Da hab ich nichts dagegen. Ich möchte jetzt schlafen, du kannst mich ruhig allein lassen, ich bin ein Zauberer, schon vergessen?“
„Ja, natürlich, war alles nur etwas heftig, ich will nicht allein sein“, gestand sie ihm.
„Oh, natürlich, er hat ziemlich mit deinem Hirn gespielt, daran hatte ich nicht gedacht. Yash, kommst du klar, heute auf diesem Stuhl zu schlafen?“, fragte er seinen Kumpel.
„Ich hab schon schlimmer geschlafen, kein Problem“, machte es sich Yash auf dem Sessel gemütlich.
 
Von einem Schlürf-Geräusch wurde sie wach. Sie lag im Arm von Balthazar in seinem Krankenbett.
„Hey, ich wollte dich nicht wecken“, hörte sie Yashs Stimme. Er trank etwas aus einem Krankenhausbecher.
„Schon gut. Ich bin nur froh, dass ich nicht mehr in einer Schleife bin. Was trinkst du da?“
„Äh… Limonade“, murmelte er.
„Bitte sag mir nicht, dass du das jemandem hier im Krankenhaus abgezapft hast“, hoffte sie.
„Nein, hat er nicht, ich aber, ist aber schon ne Weile her und die Person wurde dafür bezahlt. Gut geschlafen, Süße?“, fragte Tacy, die Balthazar einen neuen Tropf anlegte.
„Geht, wie geht’s ihm?“
„Seine Werte sind besser, ich glaube, wenn das durchgelaufen ist, kann er heim, muss seinen Arzt aber noch dazu befragen. Yash, ich hab dir Frühstück besorgt, kannst du jetzt Frühstück für die anderen besorgen?“, fragte Tacy, Yash.
„Sicher, danke für den Drink“, stellte Yash den leeren Trinkbecher neben sich und verließ den Raum.
„Du könntest Ärger dafür kriegen, Süße“, stand Rae auf.
„Ich bin in einer Woche im Mutterschutz, was soll’s. Auch wenn ich langsam wie eine kaputte Aufnahme klinge, ruf deine Mutter an, sie ruft mich ständig an“, bat Tacy sie.
„Mach ich gleich mal, passt du auf ihn auf?“
„Ihr seid jetzt sicher, wenn nicht gleich ein #Hexenjäger hier auftaucht, ist alles gut!“
„Ach ja, die Mistdinger gibt es ja immer noch. Das waren noch Zeiten, als die Dinger nur virtuelle Gespenster in sozialen Netzwerken waren. Aber nach allem was wir erlebt haben kriegen wir das auch noch hin. Pass trotzdem auf ihn auf, während er schläft, okay?“, ging sie Richtung Tür.
„Mit meinem Leben. Deine Aura ist übrigens echt schwarz, das muss sich ein Medium anschauen“, riet sie ihr.
„Du bist lustig, das einzige Medium das ich kenne lebt in Melbourne. Muss ich jetzt die ganze Zeit damit rumlaufen?“
„Mein Dad ist im Fairfield Motel in der Nähe von meiner neuen Wohnung, du hast ihn auf der Party nicht gesehen?“, wunderte sie sich.
„Hatte nen paar andere Sachen im Kopf. Dann fahr ich nachher mal zu ihm und lass mich reinigen. Ist echt gut, dass dieser Arsch tot ist, ich würde ihn sonst eigenhändig killen“, murrte sie und ging aus dem Krankenzimmer.
 
„Mom, hey, sorry, ich war bei Balthazar die ganze Nacht, mir geht es gut!“
„Ihr habt also wieder zusammengefunden, das ist schön“, freute sich Crow.
„Wirklich, du freust dich?“
„Natürlich, Schätzchen, du liebst ihn eindeutig sehr, ich will dich glücklich sehen“, entschied Crow.
„Danke, das bedeutet mir viel. Mit Dad auch alles klar?“
„Ja, er hat wegen dem Vorfall viel zu erklären, der Täter hatte ja keine Waffe“, erklärte sie ihr.
„Verdammt, kriegt er Ärger? Ich wollte nicht, dass er seinen Job verliert!“
„Du kennst doch deinen Dad, das kriegt er schon geregelt. Wir sind heute alle zum Essen bei Tate eingeladen, sie macht in Tacys Wohnung was, kommst du auch?“
„Denk schon, kann ich Balthazar mitbringen?“
„Sicher, geht’s ihm wieder gut?“
„Er kommt heute wieder aus dem Krankenhaus raus, wenn alles gut geht. Ich bin wohl noch etwas magisch mit ihm verbunden, ich kann irgendwie seine Seite nicht verlassen“, gestand sie ihr.
„Die Verbindung wird noch etwas anhalten, ich konnte letzte Nacht nicht schlafen und hab das recherchiert. Ich wollte wissen, was wir zu erwarten haben mit dir. Du brauchst auch ne Aura-Reinigung, Süße!“
„Ja, ich weiß, das sagt mir grad jeder, ich bitte Onkel Padriac dass er mich heute Abend reinigt. Du musst dir keine Sorgen um mich machen, alles ist gut“, versicherte sie ihr.
„Ich dachte, wir verlieren dich“, sagte Crow plötzlich.
„Hast du aber nicht, ich bin hier und werde bleiben. Wir reden heute Abend, okay?“, bat sie und Crow stimmte zu.
 
Wie erwartet konnte Balthazar an diesem Nachmittag das Krankenhaus verlassen. Sie fuhren zu ihm, wo er duschen konnte und dann in die Bar seiner Mutter.
„Ihr habt alles wieder aufgebaut“, bemerkte sie trocken, als sie sich in der Bar umsah.
„Ich bin vielleicht nicht der Beste mit Zaubersprüchen, aber ich kann gut mit den Händen arbeiten“, erwiderte er.
„Oh ja, dass kannst du“, schmunzelte sie.
„Ich hab dich so vermisst“, kam er zu ihr hin und umarmte sie von hinten.
„Was machst du?“, kicherte sie.
„Ich will dir zeigen, wie sehr ich dich vermisst habe“, öffnete er ihre Hose.
 
Als sie gerade leidenschaftlich in der Hündchen-Stellung Sex hatten, hörten sie ein Räuspern.
„Weiß nicht, wie deine Mutter das finden würde, das du gegen so einige Gesundheitsregeln verstößt“, hörten sie eine Stimme. Ein Kerl in einer Uniform eines Sicherheitsdienstes stand in der Tür.
„Malcolm, hey, was machst du hier?“, stotterte Balthazar und ließ von ihr ab.
„Du Hornochse hat den Alarm ausgelöst, nächstes Mal schalte den aus, bevor du hier rumvögelst“, murrte Malcolm.
„Sorry, Mann, du weißt ja wie es mit den Gelüsten manchmal ist“, entgegnete Balthazar und Malcolm fasste um den Tresen herum und tippte etwas in ein Display.
„Ich hab euch dreißig Minuten gegeben, dann ist der Alarm wieder scharf. Wo ist eigentlich Emi?“
„Meine Mutter fällt ne Weile aus, sie hatte nen … ähm, Unfall, sie ist im Krankenhaus. Ich werde mich um alles kümmern, heute lass ich das hier zu, Morgen mach ich auf!“
„Werde eh vor dir da sein, wie jeden Morgen. Dann noch viel Spaß und macht nichts kaputt“, bat Malcolm und ließ sie wieder allein.
„Wupps“, entschuldigte sich Balthazar.
„Du hast den stillen Alarm ausgelöst?“, grinste sie.
„Ja, hab vergessen den Code einzugeben, das werde ich den Rest meines Lebens von meiner Mutter zu hören bekommen. Sorry, dabei hat das gerade so Spaß gemacht“, bemerkte er und griff ins Eisfach, um sich mit Eiswürfeln abzukühlen.
„Warte, wir haben doch noch 28 Minuten“, hielt sie ihn davon ab.
„Wirklich, du willst weitermachen?“
„Sukkubus, schon vergessen?“
„Okay, aber lass uns in den Hinterraum gehen, da ist ein Sofa“, schmunzelte er und zog sie weg.
 
Viel zu spät kamen sie zum Essen.
„Könnt ihr nicht anrufen, wenn ihr später kommt? Ihr wart grad in der Gewalt eines Zauberers, da macht man sich Sorgen“, begrüßte Tate die beiden stürmisch mit einer Umarmung. Balthazar zuckte etwas zurück, er kannte Tate nur flüchtig und war überrascht über so viel Herzlichkeit.
„Sorry, Kleiner, so bin ich, hätte dich vorher Fragen sollen. Ich mach euch was warm“, plapperte Tate und ging in die Küche.
„Sorry deswegen, Mom hatte den einen oder anderen Wein zu viel. Wo wart ihr?“, kam Tacy zu ihnen
„Ähm, unterwegs?“, druckste Rae herum.
„Wir kennen uns unser ganzes Leben und immer noch weißt du nicht, wie das mit meinem Gedankenlesen funktioniert. Eure Ausdauer möchte ich haben. Kommt rein, Balt, willst du was trinken?“
„Nen Bier wäre gut!“
„Kriegst du, mein Dad hat sogar das gute Australische mitgebracht. Er wartet schon ungeduldig auf dich, Rae, das mit der Aura-Reinigung dauert etwas“, bemerkte Tacy.
„Dann geh ich gleich zu ihm hin, sag Tate, sie soll mit meinem Essen warten. Wo ist er?“, wollte sie wissen.
„Im Wohnzimmer, dann komm, Balt“, brachte Tacy, Balt in die Küche und Rae ging ins Wohnzimmer.
„N’Abend, na im Stau gestanden?“, begrüßte Padriac, Rae. Das Medium hatte sich seit seinem Umzug nach Australien sehr verändert, er war jetzt ein cooler Surfer-Typ mit langen Haaren und lässigen Klamotten.
„Witzig, sorry, hab nen bisschen die Zeit vergessen. Legen wir los“, kniete sie sich zu ihm hin.
„Das könnte Migräne verursachen, weiß nicht, wie tief diese Verbindung ist“, sagte er im Voraus.
„Schon gut, das halt ich aus. Weißt du auch, was du da machst?“
„Ne, hab’s im Internet nachgelesen, klingt einfach“, konterte Padriac cool.
„Sorry, natürlich weißt du, was du tust, nach all dem was vorgefallen ist, bin ich etwas skeptisch. Bin froh, dass du grade im Lande bist, mich spricht jedes magische Wesen heute darauf an. Also los“, bat sie.
„Na gut, legen wir los, ruhe deine Gedanken aus, ich brauche einen klaren Verstand dafür“, plante er und drückte gegen ihre Schläfen.
„Wow, Kleines, Gedanken ruhen hab ich gesagt, das wollte ich jetzt nicht sehen“, blitzte in Padriacs Gehirn ihre letzte Aktivität auf.
„Sorry, jetzt“, entschuldigte sie sich.
„Schon besser. Jetzt einfach still dasitzen, ich brauch etwa 20 Minuten, halte so still wie möglich“, forderte er und begann die Prozedur.
 
Die nächsten Wochen ging alles wieder den normalen Gang. Balthazar übernahm die Rolle des Chefs in der Bar, was er zu seiner eigenen Überraschung gut machte, Rae studierte und arbeitete fleißig.
 
„So, wie du siehst ist alles noch heil. Schaffst du das?“, führte Balthazar seine Mutter fürsorglich in die Bar. Sie war am Morgen zuvor aus dem Krankenhaus entlassen worden und wollte nun nach dem Rechten sehen.
„Ja, hab dir auch voll und ganz damit vertraut!“
„Du hast echt einen gegen den Kopf bekommen, aber danke. Wie sieht es aus, bist du fit genug die Buchhaltung durchzugehen?“
„Ich kann das nicht“, sagte Esmeralda. Die toughe Hexe war nur noch ein Häufchen Elend.
„Sicher, ein anderes Mal!“
„Nein, ich kann das alles nicht mehr, ich werde dir die Bar überlassen“, entschied sie plötzlich.
„Was, nein, Mom, was ist los?“, war er verblüfft.
„Ich hatte all diese Jahre diesen Hass in mir, ich habe deinen Vater gehasst, den Mann, den ich über alles geliebt habe und ich habe das Monster in mein Bett gelassen, das ihn getötet hat. Ich muss mein Leben erstmal überdenken“, erklärte sie ihm.
„Sicher, dann mach ne Pause, ich komm hier klar, dass hier ist echt ein gutes Team. Ich muss auch noch damit klarkommen, dass er nichts für das furchtbare Massaker konnte. Ich hab neulich sein Grab das erste Mal besucht, ich werde mich auch mehr darum kümmern. So viel verschwendeter Hass“, dachte er laut nach.
„Du bist noch so jung, der Hass wird vergehen. Für mich wird es nicht mehr so einfach werden“, erkannte Esmeralda traurig.
„Sag mir, wie ich dir helfen kann, Mom“, bot er an.
„Besorg mir Feenstaub, ich möchte vergessen“, bat sie.
„Ganz sicher nicht, Rae hat ihr halbes Langzeitgedächtnis dadurch verloren!“
„Aber ich möchte vergessen, ich möchte wieder die unbeschwerte Hexe von damals sein!“
„Es gibt keinen Zauber auf der Welt, der das hinkriegt, egal wie oft du dein Erscheinungsbild änderst. Es muss doch furchtbar anstrengend sein, diesen Zauber aufrecht zu erhalten“, berührte er mit seinem Handrücken ihr Gesicht.
„Das war ehrlich gesagt ein ziemlich simpler Zauberspruch, aber du hast Recht, ich bin 50, ich sollte langsam auch so aussehen“, fuhr sie sich über das Gesicht, was plötzlich 20 Jahre alterte.
„Du bist trotzdem noch wunderschön, Mom“, küsste er ihren Kopf.
„Ich werde eine Weile aus der Öffentlichkeit verschwinden, da wird das genügen. Ich habe deine Tante Cybill in Kanada schon angerufen, sie nimmt mich gern auf“, erzählte sie.
„Du hast mit Tante Cybill seid Dads Tod nicht mehr gesprochen, dachte ich!“
„Hab ich auch nicht, aber ich hab ihr alles erzählt und wir wollen uns wieder annähern. Du schaffst das hier, du bist bereit“, konterte sie.
„Ich darf dich aber anrufen, oder?“
„Tag und Nacht, versprochen. Ich fahr schon Ende der Woche, bis dahin können wir alles besprechen, heute will ich aber nur ausruhen“, erklärte sie ihm.
„Sicher, ich bring dich heim. Lass mich nur noch kurz den Alarm wieder anschalten!“
„Wirst wohl nicht mehr vergessen, den Alarm zu stellen, was?“, frotzelte sie.
„Er hat es dir erzählt, was?“, fragte er beschämt.
„Musste er nicht, ich hab ne App dafür auf dem Handy, die mit der Sicherheitskamera verbunden ist. Tu mir einen Gefallen, beschränk das bitte auf deine Wohnung, auch wenn du so eine heiße Freundin hast!“
„Sie ist so viel mehr, aber ja, sie ist wirklich heiß. Ich mag sie wirklich gerne, ich hoffe, ihr könnt euch eines Tages auch verstehen“, erwiderte er.
„Ihr könnt mich ja mal besuchen kommen, dann sprech ich mich mit ihr aus, aber momentan kann ich das noch nicht!“
„Sicher, jetzt erhol dich erstmal“, brachte er sie heim.
 
Esmeralda reiste bald ab und ihr Sohn konnte es kaum erwarten, die Kontrolle über die Bar zu haben.
 
„Ach komm schon, hör auf zu schmollen, du bist nur eine Woche an den Schreibtisch gefesselt, hätte schlimmer kommen können“, tröstete Melody, Sam, als er ein paar Tage später den Büro-Kram machte. Er durfte ne Weile nicht in den Außendienst und der Detective war gelangweilt.
„Ich versteh die ganze interne Untersuchung, aber ich kann mehr als Daten im Computer eingeben“, murmelte er.
„Du hast ein bisschen Pause verdient. Jetzt schreib weiter, ich mach uns nen Kaffee“, versicherte sie ging in die Küche des Reviers.
Als sie zurückkam, war ihr Kolleg gerade am Telefon.
„Verstanden, wir kommen sofort“, legte er wieder auf.
„Von wegen, du gehst nirgendwo hin“, stellte sie die Kaffeebecher ab.
„Bin immer noch der ältere Detective“, nörgelte er.
„Ja, aber du hast grad weder Marke noch Waffe, was willst du machen?“
„Ich bin nur stiller Beobachter, versprochen!“
„Na gut, wir müssen nach Brooklyn, sechste Straße, Esmeraldas Bar. Der Junge hat es ja nicht lange ohne seine Mutter ausgehalten!“
„Warte, das ist die Esmeralda, dessen Lover du erschossen hast?“
„Ja, Balthazar leitet jetzt die Bar. Ich hoffe es ist nichts, was ich meiner Tochter später erklären muss“, entschied er.
„Ist nur Ruhestörung, der Sicherheitsdienst hat angerufen“, las sie vom Display ab.
„Siehst du, halb so wild. Ich geh mit und stärk dir den Rücken“, verhandelte Sam.
„Meinetwegen, aber ich führ das Kommando“, bat Melody.
 
„Polizei, uns wurde eine Ruhestörung gemeldet“, begrüßte Sam den Türsteher mit ernster Stimme.
„Hier ist alles in Ordnung, Officer“, behauptete der Türsteher.
„Muss ich das echt jedes Mal durchkauen? Es ist uns ein 11-13 gemeldet worden, wir beide wissen was das bedeutet, bitte lassen sie mich nicht mich verwandeln, ich bin echt zu müde dafür!“, bat er ernst.
„Ach, Sie sind das Team, ich dachte, Sie wären jemand anders, kommen Sie rein“, sagte der Türsteher plötzlich höflich.
„Mel, komm“, konterte Sam cool, als sie reingelassen wurden.
„Ich bin der leitende Detective grade, Sam, vergiss das nicht“, murrte Melody.
„Sie ist aber ein Mensch“, begutachtete der Türsteher, Melody.
„Meine Geliebte ist ein weiblicher Jin, also leg dich nicht mit mir an, Punk“, stellte sie sich breitbeinig vor ihn.
„Leg dich nicht mit den Türstehern an, Mel, nicht in New York“, forderte Sam, der trotz allem das Kommando übernommen hatte und die junge Polizistin folgte ihm.
 
„Meine Nichte ist kein Jin“, warf er ein, als sie den Gang in die Bar gingen.
„Ich weiß, das klingt aber gut, findest du nicht?“
„Jins sind furchtbare Wesen, das würde ich nicht so laut sagen“, entschied er.
„Furchtbarer als Drachen-Dämonen?“
„Auch wahr, posaun es trotzdem nicht so raus. So, da sind wir, arg laut find ich es hier ja nicht, komisch“, erklärte er. Es war eigentlich recht ruhig. Vorsichtig öffnete er die Tür.
Es war stockdunkel in der Bar. Er zückte einen Feuerball.
„Den brauchst du nicht, Sam“, versicherte Melody und das Licht ging an.
„Das Codewort war “Gin“, wie der Alkohol“, hörten sie Runes Stimme. In der Bar war eine ganze Gesellschaft, eine 50 leuchtete über der Bar.
„Das ist ne Überraschungsparty?“, war Sam wirklich überrascht.
„Ja, Überraschung, juhu, glaubst du wirklich wir haben alle deinen Geburtstag vergessen, Dad?“, stand Rae hinter der Bar auf. Nach und nach tauchten Freunde und Familie auf.
„Sorry, ich hab’s versaut“, entschuldigte sich Melody.
„Ihr habt wirklich an meinen Geburtstag gedacht?“, versuchte Sam zu verstehen.
„Ja, natürlich, du hattest auch ein heftiges Jahr, ich dachte, wir könnten alle eine Party gebrauchen. Kannst du jetzt bitte das Feuer einstellen?“, fragte Rae vorsichtig.
„Ja, natürlich, sorry. Ich hab dich lieb, Kleines, dass du an so was gedacht hast“, umarmte Sam seine Tochter glücklich und löschte dafür den Feuerball.
„Ehrlich gesagt war es Moms Idee, aber ich hab das hier alles geplant. Leg deinen Arbeitsmodus ab und nimm dir ein Bier, das ist mit dem Captain geklärt, keine Sorge“, gab sie ihm ein schon geöffnetes Bier.
„Wo ist Crow denn?“
„Sie wird gleichkommen, sie hat noch was geplant, keine Ahnung was. Jetzt lass dich feiern, ich hab ne Menge Leute eingeladen, geh sie begrüßen“, bemerkte sie lächelnd und Sam mischte sich in die Menge.
Balthazar ging zu dem Tisch, an dem seine Freundin, Tacy und Brutus saßen.
„Hey, kann ich euch noch was bringen?“, wollte er wissen.
„Nein, Süßer, entspann dich etwas, du musst hier nicht arbeiten, jeder nimmt sich was er will, meine Mom bezahlt das. Bin echt gespannt, was sie geplant hat, sie hat mir nur kryptische Nachrichten hinterlassen. Ich bin echt froh, dass die beiden sich endlich einigermaßen verstehen, ist zwar schade, dass es Richtung Scheidung geht, aber zumindest schlagen sie sich nicht mehr die Köpfe ein. Ich hoff mal, Mom lässt sich nicht irgendwas Idiotisches einfallen, dass das ändert“, erkannte Rae.
In diesem Moment kam Crow mit zwei asiatisch angehauchten Stripperinnen in die Bar.
„Sowas wie das zum Beispiel“, rückte Rae im Stuhl immer weiter runter.
„Kennst du die Stripperinnen?“
„Jup“, nuschelte sie beinahe unter dem Tisch.
„Du hattest doch ein Alter Ego beim Strippen, die werden dich nicht erkennen“, schlussfolgerte Tacy.
„Das stimmt, die kennen mich so nicht, dass meine Mom aber Stripperinnen für meinen Dad ran karrt darf mir aber wohl peinlich sein, oder?“, murmelte sie.
„Sie machen etwas was sie “Drachentanz“ nennen“, erklärte Tacy plötzlich.
„Das ist ein fast ausgestorbener Tanz meiner Ahnen, warte, du kannst ihre Gedanken von hier auslesen? Die Schwangerschaft hat deine Sinne echt in den Supermodus geschickt“, war Rae erstaunt.
„Ja, ist irgendwie cool, aber das gibt sich sicher, wenn der Kleine da ist. Das ist doch nett, von deinen magischen Ahnen, oder von deinen asiatischen Ahnen?“
„Von beidem ein bisschen, keine Sorge die Nicht-Magischen hier werden das nur für einen Art Bauchtanz halten. Ich kann das auch, übrigens, aber wag es ja nicht, mich zu fragen, ob ich da mitmache“, erklärte sie ihnen.
„Da es für deinen Dad ist, hoff ich inständig, dass du das nicht tust. Ich find es irgendwie süß, was Crow für ihren Ex macht, sie verstehen sich wirklich besser“, bemerkte Brutus.
„Bitte sag mir nicht, dass meine Mom meinen Vater gerade mit Handschellen an einen Stuhl gefesselt hat“, musste Rae zusehen, wie es heiß wurde.
„Du kannst trinken, ich muss das nüchtern ertragen“, konnte Tacy die Augen auch nicht von der Szene abwenden.
„Noch ne Runde?“, stand Balthazar auf.
„Oh ja, alles was du finden kannst“, entgegnete sie.
„Kriegst du, meine Königin“, ging er lächelnd davon.
„Er ist wirklich der Richtige, dabei wolltest du ihn am Anfang nur benutzen, ist toll, was daraus geworden ist“, freute sich Tacy.
„Bitte, den lass ich fallen, wenn er mir nichts mehr nutzt“, konterte Rae trocken und das Paar starrte sie an.
„Wow, ihr habt das wirklich geglaubt, ich werde immer besser damit, meine Gedanken zu kontrollieren“, grinste sie breit.
„Süß, wie sie nach all den Jahren noch glaubt, sie könnte mich austricksen“, murmelte Tacy.
„Gib’s zu, du hast es geglaubt!“
„Lass mich in Ruhe, ich bin hochschwanger“, erwiderte Tacy ertappt.
 
„Hey, Mädels, hier sind eure Drinks“, kam plötzlich ein Typ an den Tisch, den sie irgendwie kannten, aber nicht zuordnen konnten.
„Jetzt bin ich aber enttäuscht, dass ihr mich nicht erkennt“, bemerkte der Typ cool.
„Skunk?“, realisierte Tacy.
„Eben der, seh gut aus, was?“, schmunzelte Skunk gutgelaunt.
„Ja, du siehst aus wie ein normaler Mensch, wie ist das denn möglich?“
„Mein neuer Meister hat mich verzaubert, gefällt’s euch?“
„Äh ja, schon, aber das bist nicht du. Warte, du hast deine Ausbildung beendet? Bitte sag mir nicht, dass du der Assistent eines schwarzen Zauberers geworden bist“, erwiderte Rae skeptisch.
„Doch, ist er, aber keine Sorge, er ist ein guter. Kannst du die Bieranlage unten checken? Irgendwas stimmt da nicht“, kam Balthazar zurück und setzte sich wieder hin.
„Du bist sein Meister?“
„Bis auf Weiteres, ja, Yash ist mit den Blutsaugern nach Rumänien gegangen, um seine Gelüste besser unter Kontrolle zu kriegen. Es ist ein einfacher Zauber, ziemlich der Gleiche, den meine Mom an sich selbst verwendet hat. Er soll eine Chance im Leben haben“, erklärte sie ihnen.
„Ha, hab doch gewusst, dass deine Mutter schummelt“, sagte Rae rechthaberisch.
„Sie hat den Zauber an sich rückgängig gemacht und natürlich hatte sie das, sie sah nicht älter aus als wir. Ich glaub, sie wird in Kanada neu anfangen können, das hoff ich zumindest. Wie auch immer, sieht er nicht gut aus?“, präsentierte Balthazar sein Meisterwerk.
„Ich weiß nicht genau was ich darauf antworten soll!“
„Bitte, er sieht nicht mal ansatzweise so gut aus wie ich, du kannst ruhig sagen, dass du ihn attraktiv findest“, konterte er cool.
„Er ist nicht hässlich“, erwiderte sie.
„Siehst du, war doch nicht schwer. Also jetzt lass uns was trinken, für das alles brauch ich einen Alkoholpegel“, sah Balthazar zu den Stripperinnen.
„Na toll, ich darf nicht trinken“, murrte Tacy.
„Ich hab Eiskrem im Gefrierschrank hinter der Bar“, bot Balthazar an.
„Rae, heirate den Kerl, er weiß genau, was Frauen wollen“, war Tacy gleich besser gelaunt.
„Das heißt wohl ja, ich hol es dir gleich“, stand Balthazar auf und ging hinter die Bar.

Dreiundzwanzigstes Kapitel

 
Ein Zug fuhr durch ihren Kopf. Sie stöhnte.
„Morgen, Schönheit, bist ja wach“, hörte sie Skunks Stimme neben sich. Sie rutschte erschreckt vom Bett.
„So eine Reaktion habe ich nicht erwartet“, schmunzelte Skunk.
„Nein, nein, nein, das ist nicht passiert“, stotterte sie. Sie war in einem Bett mit dem Chamäleon aufgewacht.
„Das hast du gestern nicht gesagt“, frotzelte er.
„Verdammt, wir sind in seiner Wohnung, warum sind wir in seiner Wohnung? Wo ist er?“
„Du magst ihn echt, wenn er am Morgen das erste ist, an das du denkst“, konterte er nur.
„Ich bin mit ihm zusammen, natürlich denk ich an ihn, wenn ich mit nem anderen Kerl im Bett aufwache, in seiner gottverdammten Wohnung“, war sie total durcheinander. Plötzlich stand Balthazar mit einer Tasse Kaffee in der Hand im Zimmer.
„Balt, ich kann das erklären, ehrlich gesagt kann ich es nicht, es tut mir so leid … ich wollte nicht, dass das geschieht“, begann sie zu weinen.
„Skunk, findest du das auf irgendeine Weise witzig? Geh ins Wohnzimmer, wo du hingehörst“, schimpfte Balthazar.
„Sorry, Boss, wollte nur sehen, wie sie reagiert. Bin schon weg“, ging Skunk mit einem schelmischen Lächeln davon.
„Ich hab nicht mit ihm …?“, sagte sie schniefend.
„Nein, ich hab die ganze Nacht neben dir gelegen, er ist ein Idiot. Oh Süße, du hast gedacht, du hast mich betrogen?“, fragte er sanft und nahm sie in seine Arme.
„Das ist meine größte Angst, ich liebe dich und will dir das niemals antun!“
„Dann wirst du das auch nicht. Ich liebe dich auch, mein Schatz!“
„Wow, das ist das erste Mal, dass ich das gesagt habe, seit meinem Murmeltier-Vorfall und da hast du es sicher nicht mitbekommen!“
„Doch, hab ich, aber es ist schön, es immer wieder zu hören. Hier, dein Kaffee, ich scheiß den Idioten mal zusammen“, küsste er sanft ihre Stirn und ging ins Wohnzimmer.
 
Am späteren Nachmittag trafen sich alle zu einem Katerfrühstück bei Tacy.
„Wenn ich euch so sehe, bin ich froh, dass ich nicht trinken konnte gestern Nacht. Noch jemand Kaffee?“, fragte Tacy in die Runde. All ihre Gäste sahen schon mal besser aus.
„Geht deine Stimme auch eine Oktave tiefer, Tacy?“, jammerte Crow und hielt ihr ihre Tasse hin.
„Eigentlich schon, aber was wäre der Spaß dabei?“, fragte Tacy amüsiert.
„Rae, deine Freundin ist gemein zu mir“, nörgelte Crow.
„Du hast gestern Stripperinnen engagiert, das hast du verdient“, bemerkte Rae trocken.
„Deinem Dad hat’s gefallen, nicht wahr, Sam?“, wendete sich Crow an ihren Ex.
„Sie ist vermutlich nur sauer, dass du Kolleginnen von ihr engagiert hast“, frotzelte Sam.
„Du strippst noch?“, war Crow entsetzt.
„Nein, tu ich schon ein paar Monate nicht mehr, ich kellnere in der Bar, so oft wie ich kann. Mein Studium ist ziemlich teuer, ich wollte euch nicht auf der Tasche liegen!“
„Wir hatten das Geld zurückgelegt, du musst dir darüber keine Sorgen machen!“
„Das sagt ihr mir jetzt? Die Sachen die ich gemacht habe“, murmelte Rae.
„Du hast dich doch nicht prostituiert, oder?“, fragte Crow besorgt.
„So verzweifelt war ich dann doch nicht, auch wenn ich eine tolle Nutte gewesen wäre!“, dachte sie laut nach.
„Wow, ich bin eindeutig zu verkatert für diese Aussage. Ich brauch noch nen Kaffee“, bat Sam.
„Kriegst du“, erwiderte Tacy und ging wieder die Küche.
„Boss, das Kinderbett ist aufgestellt und die Toiletten sind sauber, krieg ich nen Kaffee?“, kam Skunk aus dem Badezimmer.
Balthazar sah zu Rae und die nickte.
„Einen, aber im Stehen“, entgegnete Balthazar und reichte ihm eine Tasse mit Kaffee.
„Ich geh in die Küche“, verzog er sich.
„Will ich wissen, warum du dir einen Sklaven hältst, Junge?“, kritisierte Sam den Freund seiner Tochter.
„Er ist mein Assistent und er hat was gemacht, wofür er etwas bestraft werden muss. Mehr sag ich dazu nicht, das ist privat“, bemerkte Balthazar.
„Muss ich auch nicht wissen, keine Sorge. So, ihr zwei, was sind eure Pläne für die Zukunft?“, fragte Sam plötzlich.
„Also wir vögeln solang und so oft wir wollen und wenn dadurch ein Baby entsteht gut, wenn nicht, auch nicht schlimm, heiraten werden wir vermutlich nicht, ist altmodisch, die Details handeln wir noch aus“, warf Rae cool ein. Balthazar grinste breit. Er wusste, warum er sie so liebte.
„Ihr beide habt euch echt gefunden“, war Sam auch amüsiert.
„Ja, das haben wir. Wir sind erst so kurz zusammen, wir lassen es auf uns zukommen“, erkannte Balthazar.
„Nach allem was wir durchgestanden haben, bin ich froh, dass ihr zusammen seid, mehr ist nicht wichtig“, warf Crow ein.
„Danke, Mom, das bedeutet mir viel. Kann ich dich kurz draußen sprechen?“, hoffte sie.
„Sicher, Süße, gehen wir vor die Tür“, erwiderte Crow und folgte ihr auf den Hausflur.
 
„So? Was ist los?“
„Liebst du Dad noch?“, platzte sie gleich mit der Frage heraus, die ihr auf der Seele brannte.
„Wow, das ist ne intime Frage, wie kommst du plötzlich da drauf?“, stotterte Crow.
„Ich war gestern auch auf dem Geburtstag, weißt du?“, konterte sie rechthaberisch.
„Ich weiß nicht, was du meinst, ich hab ihm Stripperinnen geschenkt, als ein Freund!“
„Bitte, ich weiß, was du da machst, ich bin auch ein Sukkubus, vergiss das nicht, warum verführst du ihn nicht auf die altmodische Weise? Du hast es doch immer noch drauf“, riet sie ihr.
„Ich weiß, du willst nicht, dass sich deine Eltern scheiden lassen, aber wir sind grad dabei. Er liebt mich noch und ich werde ihn immer lieben, aber er wird mir nicht verzeihen, dass ich ihn betrogen habe, also ist es besser so. Wir haben uns auf eine vernünftige Freundschaft geeinigt und mir wäre lieb, wenn du mir da nicht dazwischenfunken könntest“, bat Crow.
„Ich bin heute Morgen neben Skunk aufgewacht. Er hat so getan, als hätte ich mit ihm geschlafen. Das war das furchtbarste Gefühl der Welt!“, erzählte Rae plötzlich.
„Da sagst du was, kenn das Gefühl. Das erklärt, dass Balthazar ihm diese Aufgaben gibt. Du hast einen tollen Kerl, ich hoffe, das weißt du!“
„Ja, das weiß ich, ich hab nie gedacht, dass ich jemals nen Zauberer daten würde, aber es fühlt sich richtig an und das nach allem, was ich mit seinen Eltern erlebt habe!“
„Ja, das war was, seine Mutter ist also wirklich weg?“
„Für ne Weile, sie hat die Wahrheit über ihren Ex-Mann nicht gut verkraftet, sie ist in Kanada. Mir ist das recht, wüsste nicht, wie ich ihr begegnen sollte“, konterte sie.
„Ja, geht mir auch so, ich wüsste nicht, was ich dieser Bitch antun würde, wenn ich sie nochmal sehen würde“, murrte Crow.
„Ja, ich auch, erwähn dass bitte aber nicht vor ihm. Ich möchte ihn nicht verlieren“, entgegnete sie.
„Du hast dich richtig verliebt, ich freu mich so für dich. Vielleicht besteht so die Möglichkeit, dass wir wieder kleine Zauberer in der Familie haben, das wäre toll“, war Crow begeistert.
„Wir werden in ein paar Wochen einen mächtigen Zauberer in der Familie willkommen heißen, Mom!“
„Ach ja, dass, aber von dir wird es viel schöner sein!“
„Ich werde jetzt erstmal Ärztin, dann sehen wir weiter, okay?“
„Sicher, das ist jetzt erstmal wichtiger. Wie läuft es eigentlich?“
„Okay, ist halt ein Medizinstudium, zu wenig Schlaf, zu viel Stress, aber da kommt meine Dämonen-DNA ins Spiel, Dämonen brauchen nicht so viel Ruhe wie Menschen!“
„Du weißt schon, dass das Bullshit ist, bin selbst ein Dämon, vergessen?“
„Dann ist es wohl der Drache, ich komm damit in letzter Zeit wirklich gut klar!“
„Das ist gut, ich hatte diese Power nur, als ich schwanger mit dir war“, erwiderte Crow nachdenklich.
„Ich bin nicht schwanger, Mom, netter Versuch. Jetzt lass uns zurückgehen, ich brauch mehr Kaffee“, schmunzelte sie und ging mit ihr zurück.
 
„Rune, du verteilst Sand auf dem Boden, wir haben hier schon sauber gemacht“, nörgelte Tacy, als sie unter der Kusine ihres Verlobten herging. Sie bereiteten den Saal für die Hochzeit vor und die Dämonin schwebte 2m über dem Boden und hang Bänder auf.
„Sorry, bin schon fertig“, schwebte sie herunter, drehte den Sand in einen Wirbel und ließ ihn in ihrer Hand verschwinden.
„Angeberin, sieht schön aus, hast du gut gemacht. Das wird eine tolle Zeremonie, nur schade, dass keiner meiner Menschen-Freunde dabei sein kann“, erwiderte Tacy nachdenklich.
„Wir werden irgendwie noch dazu kommen für die was zu veranstalten, versprochen. Echt schön hier, gefällt mir, dass du die alten Rituale ehrst und eine Hexenhochzeit veranstaltest!“
„Wir sind beide Hexen, das ist nur richtig und Magda würde mich nicht in Ruhe damit lassen, wenn ich es nicht machen würde. War nur etwas schwierig noch eine echte Hohepriesterin aufzutreiben, selbst in New York City“, erklärte Tacy.
„Du bist so eine mächtige Hexe und hast trotzdem Schiss vor ihr“, schmunzelte Rae, die zu ihnen stieß.
„Hey, du doch auch, sonst würdest du nicht ein traditionelles Gewand tragen. Siehst übrigens toll aus, danke dafür“, umarmte Tacy ihre beste Freundin.
„Wow, du dein Bauch ist schon ganz schön dick, wann ist eigentlich dein Termin?“
„Morgen, ehrlich gesagt, ich hoff, er lässt sich noch etwas Zeit. Wo ist Balthazar?“
„Arbeiten, er kommt später, keine Sorge. Bist du sicher, dass du das heute machen willst?“
„Ähm, ja, sonst wäre ich nicht hier. Alles ist gut, mir geht’s bestens“, erwiderte sie und ging lächelnd davon.
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, sie stände unter Drogen“, schüttelte Rae verwirrt den Kopf.
„Es ist nur ihr Hochzeitstag, da kann man glücklich sein. So, lass uns loslegen, wir müssen noch einiges machen bis zur Zeremonie“, plante Rune und rauschte davon.
„Ich glaub, sie ist aufgeregter als Tacy heute. Die Robe steht dir echt gut, Süße“, stieß Crow zu ihrer Tochter.
„Lügner, tut sie gar nicht, aber das mach ich gern für sie. Du siehst scharf aus, du willst nicht zufällig einen gewissen Dämonen beeindrucken?“, frotzelte Rae.
„Nicht wirklich, wollte mich für die Hochzeit nur schick machen“, behauptete Crow stotternd.
„Ja, wenn du meinst. Siehst zumindest hübsch aus. Ich bin froh, wenn ich die Robe los bin, hab nen tolles neues Kleid gekauft“, entgegnete sie.
„Glaub ich dir, du willst ja auch nen Mann beeindrucken“, konterte Crow.
„Auch?“
„Ja, ich will mit deinem Vater flirten, ich vermisse ihn“, gestand sie ihr.
„Dann mach das, tu ihm nicht wieder weh, okay?“, bat sie sie.
„Versprochen, ich geh es langsam an“, versprach sie ihr und mischte sich unter die Verwandten.
„Er wird sie abblitzen lassen, das macht er nicht nochmal durch“, hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme.
„Onkel Rufus, dich hab ich ja ewig nicht mehr gesehen, schön, dass du kommst!“, umarmte Rae ihren Onkel.
„Ja, stimmt, hab viel zu tun im Rat momentan. Was macht das Studium?“
„Ist harte Arbeit, aber ich komm klar, wie geht es Tante Min?“
„Gut, gut, sie wäre gern dabei gewesen, aber sie ist bei ihrem Vater, ist ja bald wieder Vollmond!“
„Ja, das kann ätzend sein. Kennst du schon Melody?“, fragte Rae und brachte ihn zu der Lebensgefährtin seiner Tochter.
„Ja, wir waren letztes Wochenende zusammen angeln, hey, Mel“, begrüßte Rufus, Melody freundlich.
„Rufus, hey, da bist du ja, hast du den Wein mitgebracht?“
„Klar, hab ich im Auto. Wie geht’s?“
„Gut, unser Gespräch beim Angeln hat mir echt geholfen. Komm, ich will dich jemandem vorstellen“, sagte Melody freundlich und zog ihn weg.
 
„Deine Freundin und dein Dad sind anscheinend beste Freunde“, hakte sich Rae bei ihrer Kusine ein.
„Ja, sie verstehen sich gut, hast du gedacht, dass du mich ärgerst, indem du er ihr vorstellst?“
„Nein, natürlich nicht!“
„Sweetie, wir sind miteinander aufgewachsen!“
„Ja, vielleicht ein bisschen, weiß auch nicht wieso, sorry!“
„Schon gut, du liebst halt das Drama. Apropos Drama, deine Mom macht sich grad an deinen Dad ran“, bemerkte Rune und zeigte auf Crow, die ihr Kleid zurechtrückte.
„Ja, ich weiß!“
„Du weißt es und schreitest nicht ein? Vor drei Monaten war sie doch noch voll auf dem Scheidungskurs, was ist passiert?“
„Weiß ich doch nicht, sie sind beide erwachsen, sollen sie halt machen“, entgegnete sie.
„Dir ist schon klar, dass deine beste Freundin hochschwanger ist, oder? Sie kann heute keinen Stress vertragen“, riet Rune ihr.
„Ich halt sie von den andren fern, versprochen und ich bin keine Drama-Queen, zumindest dachte ich das immer. Wie auch immer, ich brauch was zu trinken“, murmelte Rae und ging an die Bar.
„Na wunderbar, jetzt muss ich sie auch noch im Auge behalten“, sagte Rune kopfschüttelnd und machte weiter mit dem dekorieren.

Vierundzwanzigste Kapitel

 
Balthazar hatte seinen schicksten Anzug an. Er war nervös, es waren alle ihre Hexen-Freunde eingeladen, er stand auf der anderen Seite, sie würden ihm sicher mit Argwohn entgegentreten.
„Schau ihn dir an, er sieht aus wie ein schlechter Kellner“, war er plötzlich von Hexern umzingelt.
„Was macht ihr? Ich hab mich gegen die dunkle Seite entschieden, dass müsst ihr respektieren“, bat er trocken.
„Du gehörst zu uns“, entschied sein Kumpel Ronan.
„Ich gehör zu niemandem, Quin hat mich fast umgebracht und ach ja meine Mom auch, ich bin raus!“
„Du hast ein Mahl was dich für immer und ewig an uns bindet!“
„Nen Scheiß hab ich. Ich bin spät dran, lasst mich gehen!“
„Das ist nicht vorbei“, ließ Ronan ihn durch.
„Ronny, du bist immer ein guter Freund gewesen, aber irgendwann muss alles Enden“, entschied Balthazar und stieg in sein Auto.
„Oh, mein Freund, du weißt gar nicht wie sehr!“, murmelte Ronan vor sich hin und die Gruppe verschwand im Nichts.
 
Die Zeremonie sollte bald starten, doch Rae war nirgends aufzufinden.
„Verdammt, ich wollte hier eigentlich nicht alles allein handeln“, eilte Rune vor sich hinredend durch den Gang zu den Toiletten. Sie fand Sam und Crow knutschend vor der Damentoilette vor.
„Super, als hätte ich nicht schon genug zu tun. Leute, könnt ihr euch mal fünf Minuten wie Erwachsene verhalten und mir helfen eure Tochter suchen?“, zog sie Sam von seiner Frau weg. Der starrte sie nur an, als würde er durch sie durchsehen.
„Onkel Sam, was ist mit dir?“
„Du kannst nichts tun, kleiner dreckiger Dämon“, sprach er mit ihr, als wäre er gar nicht richtig da.
„Was?“, war sie entsetzt.
„Sehr clever ist der Dämon auch nicht. Wir haben die Kontrolle übernommen, Dämönchen, verzieh dich einfach“, redete auch Crow mit ihr, aber sie schien genauso besessen zu sein.
„Da hat jemand tief in der Trickkiste gewühlt, das können wir Dämonen echt besser, Warum versteckt ihr euch?“, fragte Rune trocken und ihr Onkel und ihre Tante kippten besinnungslos zur Seite.
„So dämlich ist sie gar nicht, Ronan, heiß ist sie auch“, erschienen Ronan und noch ein anderer Hexer, oder Dämon, sie konnte das nicht so einschätzen, vor ihr.
„Was habt ihr vor?“, trat sie ein paar Schritte zurück.
„Hat dich nichts anzugehen, Dämon!“
„Oh Sweetie, du weißt nicht, mit wem du dich anlegst“, bemerkte sie mit ernster Stimme, obwohl sie Angst bekam.
„Du glaub ich auch nicht“, konterte Ronan und wollte sie gegen die Wand schleudern, sie kam ihm aber zuvor und platzierte ihn in einer Vase auf dem Schrank neben sich.
„Ich bin ein Jin-Dämon, Kleiner, ich bin verdammt mächtig, ich geb dir die Möglichkeit abzuhauen“, drohte sie dem anderen Typen. Erschreckt verschwand dieser.
„Dachte ich mir. Wow, wusste gar nicht, dass das auch mit Vasen funktioniert. Was ist verdammt nochmal los?“, redete sie mit sich selbst und kniete sich zu den anderen, die langsam wieder wach wurden.
„Rune, was ist hier los?“, fragte Crow und rappelte sich auf.
„Wenn ich das nur wüsste, du warst so nen bisschen besessen grade von einem Hexer, glaub, das war ein Freund von Balthazar. Ich hab den einen eingesperrt, der andere ist abgehauen“, erklärte Rune ihr.
„Was? Ich hab immer Bedenken ihm gegenüber gehabt, hab aber nichts gesagt“, zog sie Sam hoch.
„Er hat nichts damit zu tun“, sagte Sam benommen.
„Ich weiß, du magst ihn, aber das war eindeutig“, stützte Crow ihren Mann.
„Ich hab die Gedanken von ihm lesen können, er hat eine große Wut gegen Balthazar, er fühlt sich betrogen“, erklärte Sam nur.
„Seit wann kannst du Gedankenlesen?“, raunzte Crow.
„Ich hab nicht gesagt, dass ich Gedanken lesen kann, ich hab sie einfach gehört, war noch nie besessen gewesen. Wo ist Rae?“, sah sich Sam um.
„Das wollte ich eigentlich herausfinden, bevor das hier passiert ist. Die Zeremonie fängt bald an und Rae ist wie vom Erdboden verschluckt!“
„Sie wollte sich auf der Toilette frischmachen, danach war ich etwas na ja, abgelenkt“, erwiderte Crow beschämt.
„Ja, hab ich gesehen, ich geh zu ihr, findet ihr raus, was das zum Teufel war“, stieß sie die Tür zur Toilette auf.
„Rae, bist du hier?“, rief sie in die Toiletten-Ställe. Sie hörte nur verdächtige Geräusche aus einem der Ställe.
„Rae, ich schwöre dir, wenn ich dich jetzt auch noch in flagranti erwische platzt mir der Kragen“, rief sie genervt.
„Rune, du darfst mich nicht so sehen, ich hab nen kleines Problem“, stöhnte Rae erregt.
„Betatscht du dich grad selbst?“, fragte Rune trocken.
„Ja, ich hab keine andere Wahl, meine innere Dämonin ist am Ausflippen, schon wieder, ich hab Angst“, schien Rae in Panik.
„Ich glaub nicht, dass ich das sage, aber wo ist Balt, er könnt dir vielleicht helfen!“
„Ich weiß es nicht, er wollte schon vor einer halben Stunde hier sein“, schien sie fast zu weinen.
„Bin gleich zurück, rede kurz mit deiner Mom!“
„Nein, wäh, wieso?“
„Sie ist ein Sukkubus, sie macht das schon länger als du, ich kann dir sonst nur nen Kerl besorgen“, entschied sie.
„Gut, hol meine Mom, mein Dad soll bitte aber nichts davon erfahren!“
„Klar, bin gleich wieder da, du machst solang weiter mit was auch immer du machst“, redete Rune vor sich hin und sie ging wieder nach draußen.
 
„Okay, Sweetie, ich bin hier, ich kann dir helfen, öffne die Tür“, bemerkte Crow, als sie allein zu ihrer Tochter kam.
„Das ist aber nichts wofür ich nachher Therapie brauche, oder?“, wollte sie besorgt wissen.
„Nein, bekleide dich, ich kenn nen Trick“, versicherte Crow ihr und eine ziemlich erschöpfte Rae öffnete ihr die Tür.
„Oje, du Arme, du musst regelmäßig Sex haben, das sag ich immer wieder!“
„Den hatte ich erst heute Morgen und ich rede ungern mit dir darüber!“
„Ja, ist für mich auch kein Spaß. Gib mir deine Hände!“
„Die sind aber nicht sauber!“
„Egal, was ich nachher mache ist es auch nicht“, bemerkte sie und nahm ihre Hände entgegen.
„Lass los, ich übernehm den Drang für dich!“
„Nein, dann hast du doch das Problem!“
„Dein Dad hat versprochen mir zu helfen, schließ einfach die Augen und lass mich machen“, bat sie und Rae fühlte sich plötzlich sehr schwach.
„Okay, geht’s dir jetzt besser?“, fragte Crow nach ein paar Minuten.
„Ja, aber jetzt hast du es!“
„Schick deinen Dad rein und geh zu deiner besten Freundin, du wirst gebraucht!“
„Danke, ich liebe dich“, bemerkte Rae beschämt und schlich sich aus der Toilette.
 
Sie richtete ihre Haare, als sie am Altar stand.
„Alles klar bei dir?“, war Tacy verwundert. Ihre beste Freundin sah schlimm aus.
„Ja, hab nur zu viel getrunken, wir können“, bemerkte sie nur.
„Ich hab leider grade keine Zeit darauf einzugehen, aber wir reden, okay?“, sagte Tacy und Rae nickte. Tacy wusste vermutlich mit ihrer Gabe, was sie durchgemacht hatte, aber sie schwieg dazu.
Sie waren fast fertig mit der Zeremonie, als Rae plötzlich ein Schwall von Hitze an ihrem Körper spürte.
„Verdammt, nicht schon wieder“, hielt sie es für die Rückkehr ihrer Erregung.
„Süße, du brennst“, hörte sie plötzlich jemanden sagen.
„Ja, fühlt sich so an, ich hätte es dir vielleicht früher sagen sollen, aber ich hab ein kleines Problem“, murmelte sie.
„Hellseherin, schon vergessen, ich weiß, aber du brennst, wortwörtlich“, sagte Tacy panisch. Rae warf schnell die Robe von sich, aber sie brannte weiter. Voller Panik ging sie in die Mitte des Raums, aber die Flammen wurden immer größer. Ihre Augen leuchteten plötzlich gelb wie die Sonne und ihre Haut spannte. Schuppen bildeten sich an ihren Händen und zogen sich über ihre Arme hinweg. Sie verwandelte sich, sie hatte sich in ihren 30 Jahren noch nie in ein Tier verwandelt, vor allem nicht, während sie brannte. Das Feuer wurde immer stärker. Schmerzen hatte sie keine, doch die Verwandlung wurde immer deutlicher. Erst wollte sie wegrennen, doch diese Stelle schien am besten für was auch immer mit ihr passierte. Sie hörte das Geräusch eines Feuerlöschers, doch der schien nicht viel auszurichten. Leute liefen panisch herum, während sie irgendwie inneren Frieden fand, was in dieser Situation echt bizarr war.
Da waren sie plötzlich, überall erschienen Kerle in Roben, die sie umkreisten. Neue Panik stieg in ihr auf. Sie fühlte Schmerzen in ihren Schultern und bekam Flügel wie die eines Drachen. Sie fauchte und spuckte Feuer.
„Öffnet die Fenster“, hörte sie plötzlich ihren Vater sagen und sie spürte den Drang zu Fliegen. Sie hob ab und war in die Nacht verschwunden.
 
Ein Kampf entwickelte sich mitten in der Hochzeitsgesellschaft. Dämonen kämpften gegen Dämonen, gute Hexen gegen schwarze Hexen. Die Braut war so hochschwanger natürlich damit überfordert und ihre Wehen begannen.
„Bring sie hier weg“, rief Rune zu dem Bräutigam.
„Ich kann euch nicht allein lassen“, rief Brutus zurück, während er gleichzeitig, kämpfte, zauberte und seine frischgebackene Frau beschützte.
„Das ist deine Familie, wir haben hier über ein Dutzend von deiner Sorte, verschwindet, wir schaffen das“, forderte Magda ihren Sohn und er verschwand mit seiner Braut im Arm.
 
„Ich kann das nicht, nicht ohne sie“, weinte Tacy während ihrer Wehen.
„Sie ist aber jetzt nicht hier, mein Schatz, aber ihr geht es sicher gut, du hast sie gesehen, sie ist jetzt ein Drache“, versuchte Brutus seine Frau zu beruhigen.
„Das beruhigt mich echt gar nicht, sie fliegt als gottverdammter Drache durch Manhattan!“
„Sie ist sicher nicht mehr in Manhattan!“
„Nicht wirklich hilfreich, Brut‘!“
„Ihr geht es gut, wir konzentrieren uns jetzt auf dich. Schwester, meine Frau ist in den Wehen, wir brauchen Hilfe“, waren sie am Tresen des nächstgelegenen Krankenhauses angekommen. Die Schwester starrte die beiden nur an. Ihre Kleidung war etwas an gekokelt und trotzdem nass von den Sprinklern im Saal.
„Ja, wir sehen schlimm aus, ist ne lange Geschichte, helfen Sie ihr bitte“, bat er ernst.
„Natürlich, verzeihen Sie. Sind sie im Termin?“
„Ja, bin ich, ich hätte diese Hochzeit nicht so kurz vor Termin durchziehen sollen, so dumm“, begann sie zu weinen.
„Heiraten Sie heute?“, wunderte sich die Schwester.
„Ja, sieht so aus. Wir haben immer komplizierte Geschichten, das war aber echt ein schräger Tag. Helfen Sie ihr, bitte“, wiederholte Brutus.
„Werde ich, hier, Kleines, nehmen Sie Platz, wir werden jetzt ein Kind zur Welt bringen!“, setzte die Schwester Tacy in einen Rollstuhl und brachte sie auf die Geburtsstation.
 
Er schrie und fluchte. Es waren jetzt schon mehrere Stunden und egal welchen Zauberspruch er versuchte, er konnte nicht aus der Tür des Pfandhauses treten.
„Vielleicht ist der Ring verflucht?“, riet der Pfandleiher ihm.
„Dog, du bist nur ein Medium, überlass das Hexen einem Hexer“, schimpfte Balthazar frustriert.
„Nichts für ungut, Kiddo, aber du bist in den letzten Stunden nicht sehr erfolgreich gewesen, oder?“
Er flippte aus. Brutal schleuderte er den Pfandleiher gegen das Regal hinter ihm. Plötzlich war der Bann gebrochen und er konnte gehen.
„Siehst du, nichts hat sich geändert, du bist immer noch, wer du schon immer warst“, erschien ein schwarzer Zauberer in einer Robe.
Balthazar zog ein Messer hinter dem Tresen hervor und stach es dem Zauberer in die Schulter.
„Du vergisst, wer mich erzogen hat, Arschloch“, war Balthazar stinkwütend und drückte den Notalarm-Knopf, dass Dog Hilfe bekam, bevor er endlich das Pfandhaus verlassen konnte. Seine Freundin war sicher stinksauer, es war vermutlich nicht der beste Zeitpunkt ihr einen Antrag zu machen.

Fünfundzwanzigstes Kapitel

 
Aus dem Stockwerk, in dem die Hochzeitsfeier sein sollte kamen Rauchschwaden. Er starrte nur ungläubig hinauf. Polizeifahrzeuge und die Feuerwehr hatte sich schon am Eingang postiert.
„Entschuldigen Sie, Officer, was ist hier los? Ich sollte auf einer Hochzeit da oben sein, wurde aber aufgehalten“, sprach er einen Polizisten an.
„Es gab ein Feuer dort oben, wir versuchen noch die Lage zu checken, tut mir leid, Junge, sieht nicht gut aus!“, erklärte der Beamte ihm.
„Was? Meine Freundin und ihre Familie sind da oben“, wurde er panisch.
„Mehr kann ich leider nicht dazu sagen zu diesem Zeitpunkt“, erwiderte der Polizist und er torkelte entsetzt zurück.
„Ich übernehm das von hier, Officer“, tauchte auf einmal Melody hinter ihnen auf und zeigte ihre Marke.
„Detective, danke, dass Sie das übernehmen“, war der Officer etwas mit der Situation überfordert.
„Bitte, holen Sie sich erstmal nen Kaffee, Kleiner, Sie sehen nicht gut aus“, schickte Melody ihn weg.
„Mel, Gott sei Dank, dir geht’s gut“, umarmte er seine Bekannte stürmisch.
„Sie hat mich rausgebracht, ist aber wieder da rein, die Kamera ist ausgefallen, seid Rae ein Drache wurde, ich weiß nicht, was darin vorgeht“, erzählte Melody verstört. Sie war nur ein Mensch, sie konnte es nicht begreifen.
„Verdammt, warte, was, Rae ist ein Drache? Das kann sie nicht machen, oder? Ich meine sie ist ein Drachen-Dämon und ein Formwandler, rein technisch könnte sie vermutlich, aber sie würde nie so ein Risiko eingehen!“
„Soweit ich das verstanden habe, hat sie das nicht beeinflussen können“, erklärte sie ihm.
„Diese Arschlöcher, es reicht nicht, dass sie mich quälen, jetzt haben sie sie auch noch damit reingezogen. Ich könnte sie alle töten, wenn ich nicht so ein gottverdammt mieser Zauberer wäre“, war er auf Hundertachtzig.
„Okay, reden wir nicht über umbringen vor all den netten Polizisten, komm“, zog sie ihn in eine Seitengasse.
„Du redest von deinen Leuten, oder? Was haben sie vor?“
„Ich weiß es nicht, sie haben mich fünf Stunden in einer Pfandleihe eingesperrt, ich musste etwas Dunkles machen um zu fliehen, und ich erzähl das einem Cop, stell ich grad fest, bitte verhafte mich nicht, ich hab ihm Hilfe geholt“, redete er vor sich hin.
„Okay, Ich kümmere mich später darum, jetzt ist das andere wichtiger. Bring mich da rein“, forderte sie. Sie musste sich zwingen, nicht zu weinen.
„Es brennt da drin und wir sind beide nicht feuerfest!“
„Du hast doch sicher nen Spruch oder so dafür!“
„Hast du nicht grade gehört, wie ich gesagt habe, ich bin ein mieser Zauberer!“
„Gut, warte mit deiner Lebenskrise auch bis danach, ich besorg uns Zeug von den Feuerwehrleuten“, entgegnete sie ungerührt von seinen Worten und ließ ihn kurz dort stehen.
 
„Das ist das Dümmste, was ich je gemacht habe“, sprach er durch das Mikro der Atemschutzmaske.
„Ich sag mal, das ist sicher nicht mal in deiner Top-10 von dummen Sachen“, konterte Melody, die sich an seiner Schulter festhielt, während sie in voller Feuerwehr-Montur durch die vernebelten Gänge des Saales gingen.
„Möglich, hier ist niemand, sind sie alle verbrannt?“, fragte er panisch.
„So heiß kann kein Feuer sein, sie sind weg auf magische Weise, nehm ich mal an. Wie lange können wir mit diesen Masken hierbleiben?“, plante er.
„Nen bisschen, was hast du vor?“
„Moment“, bemerkte er, zog seine Maske kurz ab, sagte einen Spruch auf und setzte sie hustend wieder auf. Der Rauch verzog sich und sie hatten wieder klare Sicht.
„Siehst du, ganz unfähig bist du nicht. So ist es gleich besser. Oder auch nicht, verdammt, das ist echt viel Blut“, sah Melody sich um. Der Saal glich einem Schlachtfeld.
„Ich hab das verursacht, es tut mir so leid“, begann er zu weinen.
„Ich bin zwar ziemlich neu was das alles hier angeht, aber ich glaub nicht, dass ein mittelklassiger Zauberer so was verursachen kann. Weißt du, wie man jemanden mit Blut lokalisiert?“
„Du hängst zu viel mit magischen Leuten ab, das ist ein ziemlich dunkler Zauber“, sagte er tonlos.
„Egal, du bist ein dunkler Zauberer, mach“, erwiderte sie schroff.
„Tut mir leid, du machst dir auch Sorgen um deine Freundin, ich beeil mich“, riss er sich zusammen und machte den Zauber.
„Brooklyn, 3rd Street“, entgegnete er benommen.
„Okay, ich weiß wo sie sind“, entgegnete sie und zog ihn auf die Knie. Er war mit Blut beschmiert.
 
„Ist jeder versorgt? Wir könnten echt die Mädels hier gebrauchen“, bemerkte Crow erschöpft. Sie hatte alle Gäste in eine Lagerhalle gebracht, die sie für das Training gekauft hatte.
„Dein Medizinschrank war gut ausgestattet, ich hab ein altes Bild von Rae und dir gefunden. Glaubst du, ihr geht’s gut?“, fragte Rune erschöpft. Sie hatten Verletzungen so gut wie möglich versorgt, jetzt versteckten sie sich nur. Plötzlich hörten sie einen dumpfen Schlag von draußen.
„Zumindest funktioniert der Schutzzauber für die Halle. Jungs, schaut ihr mal nach?“, rief Crow zwei Dewins her und sie gingen nach draußen.
 
„Alles klar?“, fragte Melody, als sich Balthazar aufrappelte. Die Lagerhalle war magisch geschützt, er war beim Projizieren davor geknallt.
„Ja, ich hab nur wieder gewaltvoll realisiert, dass ich ein schwarzer Zauberer bin. Ich komm nicht weiter“, rieb er sich den angeschlagenen Kopf.
„Dann laufen wir, irgendwo gibt es sicher eine gute alte altmodische Tür“, erwiderte Melody und führte den benommenen Zauberer an der aus Wellpappe hergestellten Lagerhalle entlang. Plötzlich standen sie vor zwei bulligen Kerlen.
„N’ Abend, die Herren, wir haben uns verlaufen, könnten Sie uns den Weg zur Straße sagen?“, plapperte Melody was ihr in den Sinn kam. Einer der Kerle packte Balthazar am Hals und drückte ihn gegen die Wand. Er schimpfte etwas auf Rumänisch.
„Ich bin Raes Freund“, sprach er ihn keuchend auf Rumänisch an und der Muskelberg ließ ihn los.
„Du böser Zauberer“, sagte der Kerl im gebrochenen Englisch.
„Ja, das ist anscheinend das Thema heute. Ich will euch nichts tun, ich hab euch nur gesucht. Verstehst du mich? Bitte versteh mich, mein Rumänisch ist eher begrenzt auf alte Schriften“, entgegnete er müde.
„Ich verstehe, mitkommen“, zerrte der Dewin den hageren Zauberer am Arm zum Eingang. Dort knallte er wieder gegen den Schutzwall.
„Au, Alter, ich krieg noch ne Gehirnerschütterung“, beugte er sich vor und hielt seinen Kopf.
„Tragen“, zog er ihm ein Medaillon um den Hals und er konnte eintreten.
„Danke, das ist einfacher. Guckt mich nicht so an, ihr könnt mich mit einem Handgriff umbringen, ich bin keine Gefahr“, forderte Balthazar, als die Dewins ihn kritisch beäugten.
„Ich hab auch noch ne Waffe, ich sorg dafür, dass er sich benimmt“, mischte sich Melody ein.
„Mel?“, hörte sie die Stimme ihrer Freundin.
„Rune“, drehte sich Melody um und stürmte in die Arme ihrer Freundin.
„Lassen wir ihnen ihre Privatsphäre. Bringt mich zu eurem Boss“, sahen die drei Männer den Frauen kurz beim Knutschen zu, gingen aber dann weiter.
 
„Tante, wir haben einen Besucher“, schubste der Dewin Cousin, Balthazar vor die Füße von Magda.
„Danke, ich kümmere mich darum“, bedankte sich Magda.
„Bitte tun Sie mir nicht weh, ich hatte echt eine Hölle von Tag“, bat Balthazar erschöpft.
„Crow kommst du mal, wir haben noch einen Verletzten“, rief Magda und Crow kam zu ihnen.
„Balt, verdammt, wo hast du gesteckt?“, realisierte Crow, wen sie da vor sich hatte.
„Lange Geschichte, unsere Süße ist ein Drache?“
„Steckst du dahinter?“
„Nein, natürlich nicht, ich wurde von meinen Leuten festgehalten, durch einen Zauber, ich gehör jetzt auf die helle Seite, dass wollen sie nicht akzeptieren. Was ist hier los? Ich war gerade in einem abgefackelten Saal voller Blut“, wollte er wissen.
„Wir wurden von euren Leuten attackiert, wir wollten nur eine Zeremonie abhalten, mehr nicht, wir mussten uns verteidigen. Sie haben meine Tochter in einen gottverdammten Drachen verwandelt, verdammt nochmal“, bemerkte Crow schimpfend.
„Es tut mir so leid, ist ganz allein mein Fehler“, sah er es ein und fiel demütig vor ihr auf die Knie.
„Nein, hast du nicht, dieser Kampf läuft schon so lang es die dunkle und die weiße Seite gibt. Steh auf, du siehst echt schlimm aus, da hinten ist ein Lager und Waschräume, mach dich sauber und schlaf etwas, wir reden morgen“, zog Crow ihn zurück auf die Beine und schickte ihn weg.
 
Laute Geräusche weckten den erschöpften Zauberer. In der Lagerhalle war es dunkel, er wusste nicht wie spät es war. Er ging zu den Waschräumen, duschte und nahm sich Sporthose und T-Shirt aus dem Regal, auf dem ein Logo von Crows Schule abgebildet war.
„Morgen, was ist hier los?“, fragte er Crow, als er zu den anderen kam. Die Szenerie, die er antraf war wie in einem Flüchtlingskamp. Besorgte, verletzte und verstörte Menschen saßen an Tischen und auf dem Boden.
„Das Baby ist da!“
„Tacy hat das Kind bekommen? Das war wohl ein echt aufregender Tag gestern. Wie geht es ihnen?“
„Alles gut gegangen, Gott sei Dank, der Kleine ist gesund und munter. Wir müssen sie so schnell wie möglich hierherholen, wo sie sicher sind!“, plante Crow.
„Das geht nicht, ihr könnt euch nicht verstecken, ihr seid Dewins verdammt noch Mal, ihr seid gefürchtet“, machte er ihnen Mut.
„Wir sind da gestern grad so lebend rausgekommen, wir dürfen unser Glück nicht ausreizen!“
„Ich werde mit dem obersten Rat reden“, sagte er plötzlich.
„Nichts für ungut, aber nicht mal ich kann mit denen reden“, konterte Crow.
„Wenn du mich soweit bringst, wie du kannst bring ich dich weiter“, versicherte er ihr.
„Okay, aber wenn du mich austrickst wird meine Tochter dir das nie verzeihen“, gab sie nach.
„Ich möchte sie heiraten, Kris, ich würde niemanden von euch jemals was antun!“
Crow sah zu einem erschöpften Sam, der wortlos nickte.
„Dann gehen wir, während ich weg bin findet sie, wir haben bald noch die #Hexenjäger am Hals, wenn sie weiter als Drache rumläuft“, bat Crow und Balthazar brachte sie weg.
 
Er zog eine Robe über um ernster genommen zu werden.
„Will ich wissen, wie du soweit kommen willst?“, wollte sie skeptisch wissen.
„Nein, willst du nicht, ich mach das auch zum ersten Mal, aber mein Dad gab mir etwas, bevor er starb und dies wird uns da reinbringen“, sagte er geheimnisvoll.
„So etwas hab ich auch, aber von meiner Mutter“, zeigte sie ihr goldenes Armband.
„Du bist die Vermittlerin zwischen den Welten? Ich hab davon gehört, wusste aber nicht, dass die Ehre ein Dewin hat!“
„Die Ehre hatte schon meine Großmutter, sie war ehrlichgesagt sogar die erste, die Ehre sollte eigentlich bald an meine Tochter gehen, aber sie wollte nicht!“
„Sie wird vom Rat auch wie eine Aussätzige behandelt, weil sie Dämonen-Blut in sich trägt“, entschied er und gab ihr auch eine Robe.
„Das hab ich auch, aber ich hab mein Weg nach oben gekämpft. Also was jetzt?“
„Ich muss etwas zaubern, vertraust du mir?“, hoffte er und sie nickte zögerlich.
Er sagte einen Spruch auf und sie standen in einem weißen Raum.
Ein Komitee aus alten Zauberern und Hexen sah sie von oben herab an. Ehrfürchtig ging er auf die Knie und Crow senkte ihren Blick.
„Hoher Rat, ich bin heute hier bei Ihnen als Vertretung für die schwarzen Zauberer und ich habe eine Vermittlerin dabei. Wie Ihnen vielleicht schon zu Ohren gekommen ist, ist es zwischen unseren Seiten zu einem Streit gekommen. Wir wollen darum bitten, dass die verantwortlichen der schwarzen Zauberer für diesen hinterhältigen Überfall auf eine Hochzeit zur Verantwortung gezogen werden. Die weißen Hexen haben sich nur verteidigt, es sind keine Menschen zu Schaden gekommen, na ja, außer ein paar Verletzungen, aber keiner kam ums Leben. Der Verursacher bin ich, ich liebe eine Dewin, ihre Tochter, ich will für sie ein besserer Hexer und ein besserer Mensch sein, das können die anderen nicht akzeptieren. Ich möchte nicht die gleichen Fehler machen wie mein Vater und den falschen Leuten folgen“, erklärte Balthazar ihnen mit ruhigen, aber starken Worten.
„Dein Vater war ein Mörder“, donnerte einer der Zauberer.
„Er wurde von seinem Bruder manipuliert, Sir, euer Ehren, eure Heiligkeit, tut mir leid, ich weiß nicht, wie ich Sie ansprechen soll“, mischte sich Crow ein.
„Bob“, sagte der Zauberer nur.
„Okay, Bob, meine Tochter wurde von den besagten Leuten in einen Drachen verwandelt, ich denke mal, sie wurde auch schon vorher manipuliert, ihre dämonischen Kräfte spielen in den letzten Monaten verrückt, das ist uns in Generationen noch nicht passiert“, erklärte sie weiter.
„Wir werden dem nachgehen, um deine Tochter werden wir uns auch kümmern“, sagte eine andere Hexe.
„Danke, Ma’am, dass Sie sich die Zeit genommen haben, wir verstecken uns vor weiteren Angriffen, gibt es eine Möglichkeit, dass wir ein sicheres Geleit nach Hause bekommen? Das war eine furchtbare Nacht für uns alle“, hoffte sie.
„Es wird kein Blut mehr vergossen werden“, entschied ein Dritter.
„Vielen Dank. Wir lassen Sie jetzt auch wieder allein um das zu tun, was Sie halt so machen“, bedankte sich Crow und Balthazar stand auf.
 
Schüchtern wagten sich die Hexen und Dämonen aus ihrem Versteck. Die Dewins umkreisten sie, bis sie in den Transportern saßen.
„Tolle Leistung, Kris, hab echt nicht gedacht, dass ihr es zum Rat schafft, nicht mal ich war bei ihnen und wir sind die Zauberfamilie Australiens“, lobte Tate ihre Freundin, als sie in einem der Transporter saßen.
„Das haben wir Balthazar zu verdanken. Er will sie heiraten, weißt du?“, konterte Crow und sah zu wie die Straße New York Cities an ihr vorbeizogen.
„Er ist nicht die beste Wahl, aber er hat anscheinend einige Tricks im Ärmel, die hilfreich sein könnten!“
„Das stimmt, ich muss wohl heute auch einen Trick anwenden um Raelyn zu finden und das wird sie nicht mögen“, dachte Crow plötzlich an etwas.
„Du willst den Sender aktivieren? Gab es deswegen nicht damals riesigen Streit mit Sam, weil er das nicht wollte?“
„Er muss es nicht erfahren, dass sie ihn dann doch bekommen hat. Was? Ich hab ihn bis zu diesem Tag nie einsetzen müssen, aber sie fliegt als Drache rum, das ist ein Notfall“, murmelte sie.
„Gut, dann mach das, ich muss zu meiner Tochter, sie hat während sie ihrer besten Freundin zugesehen hat wie sie in Flammen aufging Wehen bekommen und das während ihrer Hochzeit, sie braucht mich jetzt“, entschied Tate.
„Das sag ich doch auch, sag den beiden herzlichen Glückwunsch, ich komm sie besuchen sobald das mit Rae geklärt ist“, bat sie und Tate nickte.
 
„Guck mich nicht so an, das ist New York City, sie hätte immer verloren gehen können“, erklärte Crow beschämt, als sie mit ihrem Smartphone und ihrem Ex ihre Tochter suchten.
„Schon gut, das wird ja jetzt wirklich nützlich“, versicherte Sam ruhig.
„Man, ich hab dich gestern ja endlich richtig durchgenudelt, wenn dich das jetzt nicht stört!“
„Ja, hast du, aber so werden wir sie finden“, schmunzelte er. Sie waren mitten im Central Park, Rae hatte sich einen guten Platz ausgesucht um sich zu verstecken.
„Ne Ahnung wie wir ihr helfen können, wenn wir sie finden? Ich meine, wir sind beide nicht magisch begabt!“
„Dafür haben wir ja Balt mitgebracht!“
„Ihn hab ich bei der Aussage mit eingeschlossen“, frotzelte er.
„Du weißt schon, dass ich dich hören kann, oder?“, nörgelte Balthazar hinter ihnen.
„Hey, lass ihn, er hat uns zum Rat gebracht und die haben alles geregelt, er ist ein guter Zauberer. Könnte trotzdem schwierig werden, sie ist ein Drache“, entschied Crow.
„Nein, ist sie nicht mehr, da hinten ist sie“, sah Balthazar seine nackte Freundin unter einem Baum liegen.
„Sie haben sie zurückverwandelt und dann einfach so liegen lassen? Was für Idioten sind das denn?“, schimpfte Balthazar und wickelte sie in seine Jacke. Er wollte sie hochnehmen, bekam sie aber nicht hoch.
„Ich mach das schon, Kleiner. Atmet sie noch?“, wollte Sam wissen.
„Ihr Herz schlägt wie wild, sie hatte vermutlich eine höllische Nacht, wie wir alle. Wir sollten sie in ein Krankenhaus bringen, sofort“, bat er und strich der bewusstlosen, in den Armen ihres Vaters liegenden Rae die Haare aus dem Gesicht. Teile ihres Gesichts waren noch mit Schuppen bedeckt.
„Ähm, Leute, so können wir sie aber nicht dort abgeben“, wies er sie darauf hin.
„Was ist das? Sind ihnen mittendrin die Ideen ausgegangen?“, wunderte sich Crow.
„Wir haben nichts gemacht, aber ich kann helfen“, erschien plötzlich ein Ratsmitglied neben ihr.
„Vielen Dank, Ma’am“, sagte Balthazar wieder ehrfürchtig und die Hexe fuhr Rae über das Gesicht, bis sie wieder normale Haut hatte.
„Jetzt bringt sie schnell weg, ich fühle ihre Lebensenergie schwinden“, bat die Hexe und verschwand so schnell wie sie gekommen war.
 
Er hörte dem Piepen des Herzmonitors zu. Er überlegte, ob dieses Herz nach dem Tag zuvor noch für ihn schlug. Sie atmete tief ein und die Hand, die er von ihr hielt wurde gedrückt.
„Baby? Hörst du mich?“, kam er nah an ihr Gesicht heran.
„Durst“, keuchte sie.
„Ja, glaub ich dir, hier“, gab er ihr einen Plastikbecher mit Wasser, dass sie gierig trank.
„Hey, langsam, du kriegst so viel zu trinken wie du willst“, versprach er und hielt ihren Kopf.
„Tacy“, sagte sie nur.
„Ihr geht’s gut, es geht allen gut. Das Baby wurde geboren, ihr Sohn und sie sind wohlauf“, versicherte er ihr.
„Mein Hals brennt so!“
„Du hast Feuer gespuckt, wortwörtlich, das wird noch ne Weile wehtun. Du siehst schlimm aus, Kleines“, kam Tacy zu ihnen. Sie sah überraschend gut aus.
„Tacy, du solltest im Bett liegen, du hast grad ein Kind bekommen!“
„Mein Sohn liegt in den Armen seines Vaters und ich möchte bei meiner besten Freundin sein, schon gut. Die Ärzte sagen, du wirst wieder vollkommen gesund, du bist nur dehydriert und verkühlt, du hast nackt im Central Park gelegen, da ist es kein Wunder. Wie fühlst du dich?“
„Ich war ein Drache, das wollte ich nicht. Ich hab deine Hochzeit ruiniert“, begann sie zu weinen.
„Hast du nicht, ich bin verheiratet, bei der Zeremonie haben nur ein paar Sonne, Mond und Sterne gefehlt, das ganze Gedöns wäre mir eh zu langatmig gewesen. Alles ist gut, wir werden nur nie die Kaution für den Saal zurückbekommen“, versprach sie ihrer besten Freundin.
„Es tut mir so leid!“
„Hey, das war keinen Moment deine Schuld, du wurdest manipuliert. Schon als du na ja hormonelle Probleme hattest, hätte ich auf dich hören sollen anstatt es dir einfach abzunehmen. Ich hatte zwar unglaublichen Sex mit deinem Vater, aber das gehört jetzt nicht hierher. Dir ging es eindeutig nicht gut und ich hab dir nicht wirklich geholfen“, kam eine beschämte Crow zu ihrer Tochter.
„Doch hast du, ich hätte in dem Zustand Leute töten können, auch wenn wir das gut unter Kontrolle haben, wir sind Dämonen, wir töten, wenn wir es nötig haben und ich hatte es verdammt nötig. Die müssen mir was in den Drink geschüttet haben. Ich fühl mich immer öfter als Mensch und dann passiert so etwas“, bemerkte sie und er half ihr aufsitzen.
„Du hast mich gebraucht und ich war nicht da, es tut mir so leid“, bemerkte er und küsste sie sanft.
„Okay, Mummy, bringen wir dich zurück zu deiner Familie, geben wir den beiden ihre Privatsphäre“, zog Crow, Tacy aus dem Zimmer.
„Wo warst du?“, fragte sie plötzlich.
„Sie haben mich mit einem Bann in einer Pfandleihe festgehalten“, erklärte er.
„Ne bessere Ausrede hast du nicht?“, murrte sie kritisch.
„Ist leider keine Ausrede, ich hab nen Überwachungsvideo, was vermutlich längst auf irgendeiner Polizeistation ist, um das zu beweisen!“
„Was?“
„Ich wurde stundenlang eingesperrt, meine dunkle Seite kam wieder durch, ich wollte diese niemals mehr zeigen, aber dieser Kerl hat mich provoziert!“
„Bitte sag mir, dass du ihn nicht getötet hast“, bat sie stockend.
„Nein, zumindest hoff ich das, ich muss da noch einiges klären. Wenn man vom Teufel spricht“, sah er wie Melody über den Flur ging.
„Ich muss das jetzt leider klären gehen, ich lass dich ungern allein“, küsste er sie nochmal sanft.
„Ich brauch etwas um das alles zu verarbeiten, ich meld mich bei dir, okay?“, sagte sie etwas kühl.
„Sicher, versteh ich. Ich lass dich erstmal allein, ich liebe dich“, versicherte er traurig und ging aus der Tür.
„Mel, hier bin ich“, rief er Melody entgegen.
„Hey, Kleiner, sorry, du musst leider mitkommen“, kam Melody auf ihn zu ihm.
„Ja, dachte ich mir schon, lass uns gehen, bitte keine Handschellen, ich wehr mich nicht“, bat er tonlos.
„Hatte ich nicht vor, das weiß ich. Sam und ich helfen dir da raus, keine Sorge“, versicherte sie und hielt ihn am Arm, als er ihn aus dem Krankenhaus führte.

Sechsundzwanzigstes Kapitel

 
Er fühlte sich beobachtet, als er durchs Polizeirevier geführt wurde. An Sams Schreibtisch hielten sie kurz.
„Sir, es tut mir so leid“, hatte er den Drang, sich beim Vater seiner Freundin zu entschuldigen.
„Lass den “Sir“-Mist, ich bin Sam für dich. Komm mit“, stand er auf und brachte ihn in einen Verhörraum. Dort saß Dog mit ein paar Schrammen im Gesicht.
„Warte, was wird das hier?“, war er verwirrt.
„Setzen“, forderte Sam und er setzte sich zögerlich.
„Es tut mir so leid, Dog, du warst schon ein Freund meines Vaters und ich achte dich“, begann er sich zu entschuldigen.
„Schon gut, ich werde dich nicht anzeigen“, begann Dog.
„Nicht? Ich hab dir und deinem Laden geschadet!“
„Ein paar Kratzer, nichts, was nicht heilt, oder repariert werden kann. Wenn du mir hilfst meinen Schrank zu reparieren sind wir quitt. Ich will mit dir über was anderes reden, könnten Sie uns allein lassen, Detective?“, hoffte Dog.
„Sicher, lass deine Hände aber die ganze Zeit auf dem Tisch, Junge“, bat Sam und ließ sie allein.
„Wir hätten das aber auch bei einem Bier in meiner Bar machen können“, wusste Balthazar nicht genau, was er sagen sollte.
„Wusste nicht, ob du kommen würdest, wenn ich es anders gemacht hätte“, begann er.
„Ja, vermutlich nicht, was ist?“
„Dein Dad kam im Krankenhaus zu mir“, erklärte Dog.
„Mein Dad ist schon ne ganze Weile tot, Dog!“, bemerkte Balthazar nur und Dog sah ihn mit einem vielsagenden Blick an.
„Natürlich, Medium, also was hat mein alter Herr zu sagen?“
„Er hat dich heute gesehen und ist so stolz auf dich“, richtete er ihm aus.
„Er ist erst heute stolz auf mich?“, murrte er.
„Ich bin nur der Übermittler“, erwiderte er.
„Meine Freundin war nicht grad so begeistert über meine Abwesenheit, sie will, dass ich sie in Ruhe lasse für eine Weile. Hat er noch was anderes gesagt?“, hoffte er.
„Das tut mir leid zu hören, dann hat er Ring wohl seine Magie verfehlt. Ich hatte ziemliche Kopfschmerzen, da war der Rest der Vision etwas verschwommen. Dein Dad war mein Freund, er war immer stolz auf dich, du brauchst keine Vision von ihm, um das zu wissen. Ich bin auch stolz auf dich, dass du seinen Tod endlich aufgeklärt hast, sein Name wird vermutlich immer mit dem Massaker verbunden sein, aber wir, seine Freunde wissen jetzt, was wirklich passiert ist und das ist schön!“
„Da hab ich nichts mit zu tun, mein Onkel hat nur endlich einen Fehler gemacht“, entschied er.
„Du bist trotzdem ein Held!“
„Meinetwegen. Ich bin dir echt dankbar für alles was du getan hast, aber ich muss los, ich muss meine Bar öffnen, ich hab schon mindestens 50 Textnachrichten von meinen Mitarbeitern auf dem Telefon, dass ich mich blicken lassen muss“, erklärte er ihm und stand auf.
„Sicher, Samstag 8 Uhr, komm pünktlich, sonst überleg ich mir das noch mit der Anzeige“, bat Dog und klopfte an die Tür, dass er rausgelassen werden konnte.
 
Er ließ die Eiswürfel in seinem Whiskey im Glas klirren, als er das Glas in der Hand herumschwenkte.
„Ist es nicht etwas früh zum Trinken, Boss?“, kam Yash mit einem Besen in der Hand aus dem Hinterzimmer zu ihm.
„Es ist sechs Uhr abends irgendwo in der Welt, wie war das Blutfest?“
„Blutig, weiß nicht, ob das zukünftig was für mich ist. Hab gehört, du warst im Knast, was war los?“, wollte Yash wissen und sein Freund erzählte es ihm.
„Wow, du hattest ne heftige Nacht. Kann ich dir irgendwie helfen?“
„Du könntest weiterarbeiten und mich trinken lassen, da wäre mir schon geholfen!“
„Ja, das kann ich machen. Verzieh dich nur nach hinten, wenn du dich richtig besaufen willst“, bat Yash.
„Hab ich vor. Halt nur meine sogenannten “Freunde“ von mir fern“, forderte Balthazar.
„Nichts lieber als das“, versicherte Yash und fläzte seine Zähne.
„Nein, böser Rakshasa, kein Naschen, du bedienst dich in der Blutbank wie immer. Lass sie nur rausschmeißen, wenn sie sich danebenbenehmen!“
„Ist gebongt. Meld dich, wenn du noch was brauchst“, bemerkte er und ließ ihn allein trinken.
 
Später an diesem Abend war die Bar gut besucht. Yash sah die heiße Freundin seines Bosses, wie sie sich in einem netten Kleid durch die Menge schlängelte. Er stellte sich breitbeinig vor sie und schwieg einfach.
„Hey, Yash, wo ist er?“, wollte sie verwundert wissen. Er schwieg weiterhin.
„Yash, was ist los?“
„Ich versuch grad rauszufinden ob du Freund oder Feind bist!“
„Yash, wir sind doch Blutsbrüder, schon vergessen?“, zeigte sie die Narbe, die sie durch ihre “Blutspende“ an ihn zurückbehalten hatte.
„Na gut, er ist hinten, aber ich muss dich warnen, er wollte sich heute die Kante geben“, erklärte er ihr.
„Dachte ich schon, ich komm damit klar. Wie war deine Reise?“
„Unter Vampiren fühl ich mich nicht wohl, werde es wohl nicht mehr machen!“
„Das ist schade zu hören. Ich kümmere mich jetzt um ihn, halt du hier die Stellung“, legte sie ihm die Hand auf die Schulter und ging ins Hinterzimmer. Sie fand ihn durch den Alkohol betäubt mit einer Whiskey-Flasche in der Hand liegend auf dem Sofa vor.
„Oh, mein Liebster, ich hab gehört, du warst heute ein Held, meine Mutter war echt beeindruckt von dir und sie ist nicht so schnell beeindruckt“, redete sie vor sich hin und setzte sich auf das Sofa, legte seinen Kopf auf ihren Schoß und strich ihm über den Kopf, während sie die Wand anstarrte.
„Hey, willst du was trinken?“, kam Yash mit einer Kiste leerer Flaschen ins Hinterzimmer.
„Bourbon mit Eis, bitte“, bat sie ihn.
„Kriegst du. Er ist verdammt weggetreten, bist du sicher, dass er noch lebt?“, fragte Yash trocken.
„Ich studiere Medizin, wäre schlimm, wenn ich das nicht wüsste, ja, er ist nur sturzbesoffen. Waren Anton und Kaz auch auf dem Festival?“
„Ja, aber sie hatten im Vergleich zu mir viel Spaß dort. Ich bring dir deinen Drink, pass auf, dass er dich nicht ankotzt“, riet er ihr.
„Mach ich, wäre aber nicht das erste Mal, dass mich einer ankotzt, erleb ich sicher morgen bei der Arbeit wieder. Ich werde einfach hier sitzen bleiben, ich kann einfach nicht allein sein“, gestand sie ihm.
„Sicher, bin gleich zurück“, murmelte Yash und brachte ihr ihren Drink.
 
Mit höllischen Kopfschmerzen wachte Balthazar aus seinem Alkoholkoma auf. Er roch seine Freundin. Ohne seine Augen zu öffnen tastete er herum und bekam eine weibliche Brust zu fassen.
„Dein Vorspiel war schon leidenschaftlicher“, hörte er die liebliche Stimme seiner Freundin und er rappelte sich panisch auf.
„Wow, die Reaktion hab ich nicht erwartet“, bemerkte sie verwundert.
„Du bist … hier“, stotterte er.
„Tut mir leid, ich konnte alleine nicht schlafen. Ich bin schon weg“, sagte sie unsicher und ging Richtung Tür.
„Rae, warte“, hielt er sie auf.
„Ich habe echt schon gedacht, dass du mich einfach so gehen lässt“, erwiderte sie und kam zurück.
„Ich lass dich nicht mehr gehen, nie wieder“, sagte er liebevoll.
„Das ist mal ne Ansage“, erwiderte sie und küsste ihn leidenschaftlich.
 
2 Jahre später
 
Ihr Herz pochte. Es war ein langer Kampf gewesen, doch jetzt konnte sie die Lorbeeren ernten.
Die Namen wurden nacheinander aufgerufen. Ihr wurde übel. Sie hatte alles erreicht, sie musste eigentlich keine Angst mehr haben, doch sie konnte das Gefühl nicht abschütteln. Dann fiel ihr Name. Für eine Sekunde realisierte sie es nicht, doch dann fiel der Groschen.
„Gratulation, Dr. Dewin“, gab der Professor ihr ihr Doktordiplom.
„Ehrlichgesagt ist es Chang-Dewin“, korrigierte sie den Professor.
„Natürlich, zumindest hat ich mit dem Doktortitel recht“, schmunzelte der Professor und überreichte ihr das Diplom.
Sie wurde von ihren überstolzen Eltern empfangen.
„Ein Dewin mit Doktortitel, es geschehen noch Zeichen und Wunder“, umarmte Crow ihre Tochter.
„Das meinst du sicher nicht so, aber danke“, schmunzelte sie.
„Nein, ich bin wirklich stolz auf dich, das wollte ich nur damit sagen. Wenn sogar deine Grandma zu Besuch kommt, ist das echt was Besonderes“, bemerkte Crow strahlend.
„Ja, ich freu mich so sie zu sehen. Was denkt ihr, sollten wir jetzt in die Bar um zu feiern?“, fragte sie aufgekratzt.
„Natürlich, dafür sind wir ja da. Tolles Kleid, übrigens“, mischte sich Tacy ein. Die junge Mutter trug selbst ein hübsches Sommerkleid und hatte ihren Sohn auf der Hüfte.
„Hab den coolen neuen Laden in der Nähe unserer Wohnung gefunden. Ich hoffe dein Göttergatte holt Paxton vorher ab“, bemerkte sie.
„Natürlich, eine Bar ist kein Platz für meinen Sohn. Bin auch so stolz auf dich, Süße, du wirst die erste von einer Reihe von Ärzten in dieser Familie sein, du wirst später mal meinem Sohn eine tolle Tutorin sein“, sagte sie voraus.
„Toll, wie du deinen Sohn nicht schon unter Druck setzt. Ich wäre geehrt mein Patenkind irgendwann zu fördern. So, jetzt brauch ich ein Bier, lasst uns gehen“, erwiderte sie und ging voran aus der Halle, in dem die Zeremonie stattgefunden hatte.
 
Sie grinste, als sie die Bar betrat. Ihr attraktiver Freund stand hinter der Bar und programmierte den Barkeeper-Computer.
„Dr. Dewin bitte zu mir“, begrüßte er sie cool und sie ging langsam auf ihn zu und küsste ihn lange.
„Sorry, dass du nicht mitkommen konntest, ich hab nur drei Tickets für die Zeremonie bekommen“, entschuldigte sie sich.
„Schon gut, du hast die richtigen mitgenommen, ich wäre bei dabei sicher eh eingepennt. So, was wollt ihr trinken?“
„Ne Runde Champagner wäre jetzt glaub ich angebracht“, beantwortete Crow die Fragen für ihre Tochter.
„Sicher, wenn du bezahlst“, drehte sich Rae um und Balthazar umarmte sie von hinten.
„Die erste Flasche geht aufs Haus“, versicherte Balthazar.
„Danke, Süßer, dann hol uns mal zwei Flaschen“, bat sie glücklich und ging mit ihren Eltern und ihrer besten Freundin zu einem Tisch.
„Also, wie sieht deine Zukunft aus? Übernimmt dich das Krankenhaus?“, wollte Sam wissen.
„Ja, darüber bin ich auch echt froh, ich musste nicht mal eine meiner Kräfte anwenden“, entschied sie.
„Du hast sie mit deinen medizinischen Talenten beeindruckt, das ist auch ein Talent. Dein bestes Talent, wenn ich das sagen darf“, konterte Sam.
„Danke Dad, ich liebe dich auch!“
„Ich bin nur froh, dass sich deine Schulden in Grenzen gehalten haben, seid du hier in der Bar geschafft hast“, erwiderte er.
 
„Das bin ich auch. Jetzt kannst du auch endlich in Rente gehen, Mel wird sicher froh sein, dich alten Knacker loszuwerden“, frotzelte sie.
„Hab ich auch vor, Cronin ist ja bald mit der Polizeischule fertig sein und wird ein guter Partner für sie werden. Ich werde endlich mit deiner Mutter zurück nach Hause gehen, ich hoffe, das ist für dich in Ordnung!“
„Ihr wollt nach Süd-Dakota zurück?“
„Ja, wir fühlen uns in der Stadt nicht mehr wohl, aber du kannst uns immer besuchen kommen, wenn du willst!“
„Das hoff ich auch schwer, ich komm euch gern besuchen. Ich bin ja froh, dass ihr eure Ehe wieder in den Griff bekommen habt, wenn ihr dort glücklich seid, kann ich nichts dagegen sagen“, erwiderte sie und Sam nahm die Hand seiner Frau.
„Ja, wir wollen dort ein Haus bauen, wir sind das Leben in einer Wohnung satt“, entgegnete er.
„Ja, glaub ich, das kann manchmal nervig sein. Überträgst du dann die Schule an Brutus?“
„Er ist eh schon der Chef dort für das letzte halbe Jahr, das wäre nur logisch. Das ist aber auch immer ein Platz für dich“, versicherte sie ihrer Tochter.
„Oh nein, ich arbeite nur noch mit dem Stethoskop, nicht mehr mit dem Pflock!“
„Du hast ja eher mit Feuer gearbeitet“, frotzelte Tacy und Rae sah sie an.
„Was? Das ist zwei Jahre her, der Witz kann ja kaum zu früh kommen. Wenn ich darüber hinweg bin, dass du meine Hochzeit in Flammen gesetzt hast, dann musst du es auch sein“, sagte sie und grinste breit. Rae grinste auch.
„So, hier euer Schampus, hier noch ein paar Erdnüsse, dass das euch nicht gleich zu Kopf steigt. Schatz, kommst du kurz mit? Ich würde gern die Gästeliste für morgen noch mit dir besprechen“, bat Balthazar.
„Sicher, entschuldigt mich kurz“, stand Rae auf und folgte ihrem Freund. Der zog sie im Hinterzimmer gleich in einen Abstellungsraum.
„Besprechen, ja klar“, schmunzelte sie und er hob sie hoch und setzte sie auf eine Ablage.
„Deine Pupillen haben schon leichte schwarze Punkte“, hauchte er und zog ihr geschickt das Höschen aus.
„Das kannst du dir auch einbilden, Loverboy“, keuchte sie erregt und ließ sich von ihm verführen.
 
Als Glinda die Bar betrat, war es, als würde eine Königin den Raum betreten. Sie hatte einen besonderen Ruf in der magischen Gemeinde und war hoch angesehen.
„Mom, schön dich zu sehen“, begrüßte Crow ihre Mutter mit einer Umarmung.
„Ebenfalls, alt wirst du langsam, Kristin“, musterte Glinda sie.
„Danke, Mom“, murmelte Crow, grinste aber dann.
„Granny, schön, dass du da bist“, kam auch Rae in einem schicken Hosenanzug zu ihrer Großmutter.
„Du hast eine unglaubliche Leistung erbracht, da will ich natürlich dabei sein. Gut siehst du aus, so erwachsen“, erkannte Glinda.
„Danke, ich fühl mich auch anders. Es ist eine Ehre, dass du dafür extra aus Irland gekommen bist“, bemerkte sie.
„Für dich doch immer. Meine Mitarbeiter lassen dich grüßen, deinen Süßen natürlich auch“, sah Glinda zu Balthazar, der auch einen schicken Anzug trug.
„Wirklich? Nach allem, was ich damals getan habe?“, wunderte sich Balthazar.
„Du hast verhindert, das schwarze Zauberer unsere Schule überrannt haben, dir ist vergeben“, versicherte Glinda.
„Äh, bitte gern geschehen. Ich will mich trotzdem nochmal höflichst dafür entschuldigen!“
„Wie ich sagte, dir ist vergeben. Ich will nen Glas Bourbon, bringst du mir den, Kleiner?“, bat Glinda.
„Kommt sofort, Ma’am“, eilte er davon.
„Dein Großvater wäre so stolz auf dich heute“, sagte Glinda plötzlich.
„Ja, ich vermisse ihn heute sehr. Er ist Gedanken bei uns“, versprach sie und führte sie zu einem Tisch.
 
Zufrieden sah sie zu, wie ihre Familie sich auf ihrer Feier köstlich amüsierte.
„Süße, kommst du mal bitte?“, zog Balthazar sie sanft zur Seite.
„Wir hatten vorher noch Sex, ich kann nicht schon wieder Anzeichen dafür zeigen“, schmunzelte sie.
„Tust du nicht, es ist was anderes“, erwiderte er und sie ging mit ihm mit.
Er führte sie aufs Dach.
„Was hast du vor?“, wunderte sie sich.
„Könntest du mir kurz helfen was anzuzünden?“
„Ich hab kein Feuerzeug dabei, Süßer!“
„Du hast es zwar seit deinem Drachen-Vorfall nicht mehr gemacht, aber du kannst Feuerbälle werfen, soweit ich weiß“, schmunzelte er.
„Ich bin feuerfest, nicht du, also werde ich dich sicher nicht in Brand stecken!“
„Ja, bitte mach das nicht, meine Erfahrung vom letzten Mal, auch wenn sie nur psychologisch war, hat mir gereicht. Du kannst auch nur kurz hier Feuer legen“, bat er und sie legte ihren Finger auf eine Stelle. Ein Schriftzug erschien auf dem Boden.
„Was hast du gemacht?“, wunderte sie sich. Er umschlang sie und schwebte etwas vom Boden.
Von dort oben sah sie, was er geschrieben hatte.
„Darum warst du vorhin solang verschwunden“, war sie gerührt.
„Ist das deine Antwort?“, wunderte er sich.
„Ja, ist meine Antwort, du Idiot, natürlich, du hast dir ja zwei Jahre Zeit dafür gelassen“, nahm sie seinen Antrag an und küsste ihn leidenschaftlich. Auf dem Dach der Bar brannte der Schriftzug “Willst du mich heiraten?“, den er mit Alkohol geschrieben hatte.

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Tag der Veröffentlichung: 26.07.2023

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