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Erstes Kapitel


2151
Bürgermeisteramt New Denver
 
„Dieses Jahr wird das Jahr sein, in dem sich alles verändert, das Jahr, in dem wir alles verändern werden“, tönte Murray Hackerotts Stimme durch die Lautsprecher auf dem Platz des Bürgermeisteramtes.
„Oh man, ich könnte das Kotzen kriegen“, kommentierte ein junger Mann in der Menge mit Punkfrisur und schwarzer Kleidung.
„Bist du still!“, zischte eine Frau in einem schicken Hosenanzug hinter ihm und gab dem jungen Mann einen gut gemeinten Klaps auf den Hinterkopf.
„Mom, gib doch zu, dass dich Onkel Murrays Rede an Reden erinnert, die alle schon gesagt worden sind“, bemerkte der junge Mann und drehte sich zu seiner Mutter. Es war Hank Hawks-Hackerott, 21-jähriger Sprössling von Remy und Kesia Hawks-Hackerott.
„Er hat schon irgendwie Recht“, mischte sich eine wunderschöne junge Frau mit langen braunen Locken neben Kesia ein.
„Moll’, du nicht auch noch, die Redenschreiberin ist zwar nicht die originellste, aber sie gibt sich Mühe deinen Onkel gut dastehen zu lassen“, ermahnte Kesia zu ihrer Tochter. Molly war Topmodel von Beruf und Hanks große Schwester.
„Großmutter lässt unseren Onkel gut dastehen, siehst du nicht, wie sie hinter ihm steht, so stolz. Murray hatte doch in diesem Landhaus alles was er brauchte, warum muss er jetzt unbedingt Gouverneur von Colorado werden“, bemerkte Molly, die auch nicht mit ansehen konnte, wie ihr Onkel gequält wurde.
„Wenn sie so weiter macht, ist Onkel Murray bald der neue Präsident der vereinigten Staaten“, entgegnete Hank sarkastisch und band seine Haare mit seinen ring behangenen Händen zu einem Pferdeschwanz zusammen. Sie waren gerade lang genug dazu.
„Soweit ich weiß, ist die Verfassung nicht geändert worden, während ich in Europa war, und man wird nur Präsident, wenn man mit den Shores verwandt ist. Was lernt ihr eigentlich auf dem College?“, fragte Molly ihren kleinen Bruder.
„Das weiß ich schon seit der Privatschule, Moll, ich bin nicht blöd. Ich wollte damit nur verdeutlichen, dass Großmutter Shima ziemlich zielstrebig ist. Sie hat Dad ins Rathaus gebracht und Murray bald ins Parlament“, bemerkte Hank und setzte seine Sonnenbrille auf, weil die Sonne in seinen Augen brannte.
„Wie konnte aus dir nur so ein verbitterter junger Mann werden, mein Sohn?“, fragte Kesia kopfschüttelnd.
„Ich bin nicht verbittert, nur Realist. Dad braucht aber lang, ich wollt noch mit ihm reden, bevor die Band mich abholt“, bemerkte Hank und sah nach hinten.
„Bürgermeister von New Denver zu sein, ist kein Halbtagsjob wie dein Studium, Hank“, kommentierte Molly.
„Das sagt die Frau, die drei Stunden posiert und eine halbe Millionen Dollar pro Jahr verdient“, frotzelte Hank.
„Könnt ihr mal damit aufhören, ihr seid erwachsene Menschen verdammt noch mal“, erwiderte Kesia und sah sich auch um. Als ein schwarzer Lieferwagen hinter der Menschenmenge bremste, erschreckte sie sich. Sie hatte seit dem Vorfall zwanzig Jahre zuvor immer noch Angst vor schwarzen Lieferwägen.
„Wie auch immer, die Band ist da, ich muss dann los. Wir sehen uns Freitag“, verabschiedete er sich, nahm seine schwarze Tasche auf und verschwand durch die Menge zu dem schwarzen Lieferwagen.
„Warum kann dieser Lieferwagen nicht blau sein oder lila? Ich hasse es, ihn damit weg fahren zu sehen“, bemerkte Kesia nachdenklich.
In dem Moment kam Remy durch die Menge. Im Schlepptau ihr 18-jähriger Neffe Tyron, einziger Sohn ihres großen Bruders George und angehender Bodyguard.
„Da bist du ja, du hast Hank grad verpasst. Hi, Ty“, begrüßte Kesia sie und küsste ihren Mann zu Begrüßung.
„Sprich ihn nicht an Schatz, er muss sich konzentrieren. Sein erster Alleineinsatz“, erklärte Remy grinsend und Kesia sah auf ihren Neffen, der hinter einer Sonnenbrille auf sehr seriös machte.
„Man, ihr Kinder werdet alle so groß, es ist unglaublich, ich weiß noch genau, wie ich seine Windeln gewechselt hab und jetzt beschützt er meinen Ehemann. Die Zeit vergeht so schnell“, entschied Kesia nachdenklich.
„Das will er glaub ich nicht hören, er wird von seinen Jungs eh’ schon aufgezogen, weil er etwas klein geraten ist“, mischte sich Molly ins Gespräch ein.
„Danke Molly, aber deine Hilfe brauch ich wirklich nicht“, grummelte Ty hinter seiner Sonnenbrille.
„Auch so ein Griesgram. Also, ich muss meinen Flieger kriegen, ich bin am Wochenende auch mal kurz zu Hause, ich muss euch jemanden vorstellen“, bemerkte Molly gut gelaunt und verschwand in der Menge.
„Ob sie uns endlich ihren geheimnisvollen Lover vorstellt?“, fragte Kesia überlegend.
„Solang es nicht wieder ein Kerl in unserem Alter ist, ist alles gut“, erkannte Remy und sah auf die Bühne zu seinem Bruder.
„Er hat Angst, sieht sie nicht, dass er Angst hat?“, realisierte er nachdenklich.
„Langsam weiß ich, wo dein Sohn diese Sprüche herhat, dein Bruder sieht nicht verängstigt aus, wie kommst du darauf?“, fragte Kesia und nahm ihren Mann in den Arm.
„Ich kenn ihn schon ne Weile, ich weiß, wann er Angst hat“, entschied er und hörte weiter der Rede seines Bruders zu.
 
„Eixid, wir wollen doch allen beweisen, dass wir gute Musik machen, die nicht nur aus dem Computer kommt, warum schleppst du dann deine Gerätschaften hier an?“, meckerte Hank, als er zusah, wie sein Bandkollegen Eixid, 19-jähriger Sprössling des legendären Hyden der Band Orange Jam, seine Geräte aufbaute.
„Ich glaub, dass ist immer noch nicht so ganz zu dir durchgedrungen, die Leute wollen keine richtige Musik mehr hören, die bringt sie nur zum Nachdenken“, entschied Eixid und schloss seinen Bass an.
„Seit wann bist du der Bassist? Du kannst ja nicht mal Bass spielen“, murrte Hank, dem an diesen Tag nur nach rumstänkern zu mute war.
„Hält dich auch nicht davon ab, Bass zu spielen, oder? Dass du überhaupt noch Zeit für Gigs findest, obwohl du gerade eine Revolution planst“, kam Line Rock, gutaussehender und charismatischer Leadsänger ihrer Band Venus Vixens und 19-jähriger Cousin von Hank zum Meeting.
„Bald bindet er sich ein Stirnband um und läuft auf dem Rathausplatz ganz einsam eine Demo“, frotzelte High Note, Lines Zwillingsbruder, der nicht weniger gutaussehend und nicht weniger Leadsänger war. Precious hatte sie nicht wirklich so genannt, Line Rock wurde auf den Namen Jonathan Radersky-Hawks und High Note auf den Namen Orlando Radersky-Hawks getauft, aber es war eine Todsünde sie darauf anzusprechen.
„Du darfst hier keine großen Töne spucken, Johnny, wer von uns kommt denn immer zu spät, weil er noch Football spielt? Das ist so klassisch, dass es schon wehtut“, konterte Hank, den in der Band alle nur Dark nannten wegen seiner Vorliebe für schwarze Kleidung und nach diesem Wortgefecht war ein Gerangel der Cousins nicht mehr zu vermeiden.
„Oh man, ein Mal will ich hier reinkommen und alle sind fertig zum spielen“, kam Sinderella, ja sie hieß wirklich so, herein. Sie war leid geplagtes weibliches Mitglied der Vixens und Special Effects Koordinatorin und tippte auf Eixids Geräten ein paar Tasten, dass ein schriller Ton sie dazu bewegte, aufzuhören. Die Männer hielten sich die Ohren zu und sahen sie an.
„Geht doch. Können wir jetzt langsam mal anfangen? Ich hab bei Jura leider ein Studium gewählt, bei dem ich ab und zu mal anwesend sein muss. Wir sind keine Band, falls euch das mal aufgefallen ist, wir sind eine Ansammlung von Computerspezialisten, die ein paar Knöpfe drücken. Mein Job könnte auch ein Affe machen“, war auch Sinderella nicht in der besten Stimmung.
„Also Johnny, mach ihren Job“, frotzelte Eixid und die Prügelei ging weiter.
Kopfschüttelnd nahm Sinderella ihre Tasche und ging einfach wieder.
 
„Du bist einfach so verschwunden, heut Mittag“, begrüßte Hank, Sinderella an diesem
Abend, als er sie in der Kellerwohnung der Bandstammkneipe besuchte, in der sie wohnte.
„Toll, ist jemand aufgefallen. Brauchst du mich für deine Revolution, oder was willst du hier?“, fragte Sinderella, die in ihrer kleinen Wohnung im Eck saß und an einem kleinen Display Gesetze studierte.
„Kannst du mir einen Gefallen tun?“
„Braucht ihr Drinks bei eurer nächsten Prügelei?“, fragte sie, ohne vom Display weg zu sehen.
„Könntest du mich gerichtlich vertreten, wenn ich mal in Schwierigkeiten komme?“, fragte er und sie sah zu ihm hin.
„Kommt darauf an, ob du schon in Schwierigkeiten bist, da sieht es schlecht aus, ich bin erst im dritten Semester, da könntest du noch gute zwei Jahre warten. Warte, was hast du gemacht?“, fragte sie und drehte sich in ihrem Drehstuhl zu ihm hin.
„Gar nichts, das war eine rein hypothetische Frage“, bemerkte er und sah aus dem Fenster.
„Ich hab deine hypothetischen Fragen schon in der Schule gehasst, also was hast du gemacht?“, kannte Sinderella ihn schon ziemlich gut.
„Ich werde dagegen vorgehen, dass mein Onkel Gouverneur wird“, entschied er mit starker Stimme.
„Wieso zum Henker? Murray Hackerott ist ein liebenswerter, kinderlieber Mann, der es verdient hat, Gouverneur zu werden, wenn er das anstrebt“, konterte sie und wendete sich wieder ihrem Display zu.
„Na wunderbar, du schläfst mit ihm, darf ich dich bald Tante nennen?“, fragte Hank genervt.
„Ja sicher, ich schlafe mit einem Mann, der doppelt so alt ist wie ich, das würde meiner Karriere ja so helfen, eine Straftat mit einem hoch angesehenen verheirateten Politiker zu begehen“, erwiderte sie und arbeitete weiter.
„Du lobst ihn nur so extrem, bin nur skeptisch“, erklärte er und in dem Moment zeigte es einen Anruf auf ihrem Display an.
„Hey mein Schatz, wie ist Paris? Ich kann es kaum erwarten, dich wieder zu sehen, du musst mir alles von deinem Geschäft erzählen, wenn wir Freitag ausgehen, ich habe nur grad Besuch, ich liebe dich“, telefonierte sie mit einem jungen Mann Ende 20 und legte wieder auf.
„War das Rocko?“, hatte Hank, Murrays Stiefsohn auf dem Display erkannt.
„Richtige Familie, falscher Mann, ja ich bin in die Familie involviert, ich führe seit fast einem Jahr eine Fernbeziehung mit deinem Cousin, er ist grad in Paris, wie du mitbekommen haben müsstest. Er würde es gar nicht gern sehen, wenn du seinem Stiefvater die Tour versaust“, bemerkte sie.
„Entschuldige, ich hab wohl die falsche Frau gefragt. War ja eh nur eine hypothetische Frage, wir sehen uns“, bemerkte er und ging Richtung Ausgang.
„Dark, warte, hier“, rollte sie mit ihrem Stuhl zu ihm und tippte etwas in sein Notizarmband ein.
„Das ist die Nummer von Chun Hei, ich arbeite in meinen Semesterferien immer in ihrer Kanzlei, wenn du in Schwierigkeiten kommst, ruf sie an“, bat sie und er lächelte.
„Ich wusste doch, dass du mir helfen kannst. Arbeite schön weiter, ich muss auch zur Uni zurück, ich schreib morgen eine Klausur über amerikanische Musikgeschichte des 21. Jahrhunderts, ja wir Musik-Studenten müssen auch mal was tun“, erwiderte er und stellte sich auf eine Plattform, die ihn wieder ins Erdgeschoss zog.

Zweites Kapitel

 
Präsidentin Shore verabschiedete heute das neue Gesetz, dass Alkohol jetzt nun doch für junge Menschen ab ihrem 18. Lebensjahr leichter zugänglich macht. Das war Saphira Radersky-Hawks aus dem Sendestudio
 
war die blond gelockte älteste Tochter von Precious gerade mit den Abendnachrichten fertig, als Hank die Tür zu seiner Wohnung aufschloss.
„Kannst du das glauben? Wir mussten noch warten bis wir 21 waren, um Alkohol zu trinken und nur wenige Wochen nach meinem Geburtstag ändern sie das Gesetz“, erwiderte Ahmed, Hanks Mitbewohner der im gleichen Alter wie er war und die Nachrichten auf einem Display verfolgte.
„Du dürftest als Moslem gar keinen Alkohol trinken, also beschwer dich nicht“, bemerkte Hank, zog einen alkoholischen Drink aus seiner Einkaufstüte und hüpfte mit dem Hintern auf den Küchentresen um es zu trinken.
„Ich krieg nichts?“, fragte Ahmed und machte das Display aus.
„Äh nein, du hast mit deinen Kumpels gestern mein ganzes Bier leer getrunken. Aber ich hab dir deine Essensrationen aus der Uni mitgebracht, du gehst da vermutlich heut nicht mehr hin, oder?“, entschied Hank großspurig und nahm einen großen Schluck aus seinem Drink.
„Nein, nach der Party gestern hatte ich heute keine Energie dazu. Du hast doch keinem erzählt, dass ich mein Hologramm losgeschickt hab, oder?“
„Spinnst du, dann würde das mit meinem ja nicht mehr klappen. Unsere Bandprobe heute war mal wieder ne Katastrophe, ich glaub nicht, dass wir noch ne Band sind“, sagte Hank plötzlich nachdenklich.
„Ihr wart nie eine Band, eine Band spielt Musik, das habt ihr nie getan“, erkannte Ahmed erklärend.
„Das sag ich auch immer, das ist einfach nur noch Fahrstuhlmusik aus dem Computer. Ich werde die Band verlassen, die haben mich eh schon zu viel Zeit gekostet, ich hab wichtigeres vor“, bemerkte Hank und sprang wieder vom Tresen.
„Die Weltherrschaft an dich zu reißen?“, frotzelte Ahmed.
„Du wirst sehen, Freitag hab ich den Termin im Bürgermeisteramt. Die müssen mich einfach anhören“, erwiderte Hank zielstrebig.
„Die haben dir nur einen Termin gegeben, weil du der Sohn des Bürgermeisters bist, das weißt du hoffentlich. Die werden dir höflich zuhören und das dann zu den Akten legen“, entschied Ahmed erkennend.
„Das sehen wir dann Freitag. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss noch für meine Klausur morgen lernen“, verschwand er in seinem Zimmer.
 
Hank knallte seine Tasche auf den Boden und machte seinen Arbeitsdisplay an.
„Wissen ist Macht, nichts Wissen macht auch nichts, was für Dateien brauchst du?“, meldete sich sein Hologramm Hare, dass seine Mutter ihm zum 18. Geburtstag geschenkt hatte. Es war ein Ego-Hologramm, also sah es genauso aus wie er, aber sein Hologramm trug einen schicken Dreiteiler, kurze Haare und eine Brille, so wie Kesia ihren Sohn am liebsten sehen würde.
„Datei 17, 18, 21 und 24 und hau die neue CD von den Sins rein, ich brauch jetzt Beschallung“, erwiderte er und Heavy Metal Musik tönte durch die Lautsprecher.
 
Hanks Klausur am nächsten Tag lief ziemlich gut, er war sehr an der Musik des 21. Jahrhunderts interessiert und wusste so ziemlich viel darüber.
„Wie lief deine Klausur heut?“, fragte Line, als sie zusammen im Bandraum auf die anderen warteten.
„Nicht schlecht, war einfach. Tut mir leid wegen gestern, ich hab in letzter Zeit ziemlich viel aufgestaute Aggressionen, ich weiß auch nicht, wo die herkommen“, bemerkte Hank und reichte seinem Cousin die Hand zu Versöhnung.
„Ist schon okay, wir sind alle irgendwie schlecht drauf grade. Wir sollten heute darüber reden, wie wir uns die Zukunft der Band vorstellen“, bemerkte Line und nahm Hanks Hand entgegen.
„Darüber wollt ich eigentlich mit euch allen reden, aber wenn du es ansprichst, ich werde die Band verlassen, ich finde die Zeit nicht mehr dafür und ich bin auch nicht mehr mit dem Herzen dabei“, erwiderte Hank.
„Gut, du denkst auch so. Ich hab in einem Monat ein wichtiges Spiel, ich werde mich für Football entscheiden, ich kann ein Stipendium kriegen, wenn die Leute die es angeht das Spiel sehen“, erklärte Line und in dem Moment kamen die andren Bandmitglieder auch zu ihnen.
„Wir sollten Freitag bei unserem letzten Gig dann zumindest mit einem Knall gehen“, bemerkte Sinderella, die der gleichen Meinung war.
„Wir werden wohl endlich erwachsen, wie es aussieht“, entschied High und das war das letzte Bandmeeting was die Vixens hinter sich brachten.
 
An diesem Abend war Hank deprimiert. Deshalb ging er in die Black Zone, die perfekte Bar für Deprimierte Seelen. Inhaberin der Bar war Vixen, eine alte Schulfreundin von ihm.
„Kommt mir das so vor, oder bist du heut noch schwärzer angezogen als sonst?“, begrüßte Vixen ihren Kumpel. Vixen war die Namenspatronin der Band, er musste ihr persönlich sagen, dass mit der Band Essig war.
„Ja, ist ein Tag zum Trauern, Vixen, die Band ist am Ende“, sagte er mit einer Trauermiene.
„Weiß ich schon, mein Süßer, ich hab heute nichts ahnend unsere Newsgroup gecheckt und das dann von mehreren Quellen bestätigt bekommen. Ich hätte es schon gern von dir persönlich gehört“, bemerkte Vixen und schenkte eine grüne Flüssigkeit in ein langes, dünnes Glas.
„Oh toll, Teufelspucke, das ist jetzt genau was ich brauche“, nahm er das Glas auf.
„Wenn du richtig deprimiert bist, solltest du mal was Starkes trinken, nicht nur Alkopops“, bemerkte sie und er trank es auf einen Schluck aus.
„Fürs erste ist der Alkohol genug. Sieh mich an Vix, ein Revolutionär ohne Armee, ziemlich lächerlich, oder?“, fragte Hank und sie schenkte nach.
„Hör auf damit, mein Süßer, du machst dich kaputt damit, die Revolutionen dieser Welt haben schon andere für dich gekämpft, wird Zeit sich zurückzulehnen und das Leben zu genießen“, entschied Vixen.
„Das reicht dir? Zurücklehnen und nichts tun? Mir kribbelt es in den Fingern, ich weiß auch nicht wieso, aber irgendwas muss passieren“, bemerkte er und klimperte mit seinen schwarz lackierten Fingernägeln an seinem Glas herum.
„Oh ja, ich weiß was passieren muss, dieser Nagellack muss runter, der war schon out, als er noch in war. Du hast Glück, ich hab meinen heut entfernt, ich hab den Entferner 2000 noch hier“, konterte sie, packte seine Hände und fuhr mit einem kleinen Gerät über sie, bis der Nagellack weg war.
„Hey, das gehört zu meinem Look, Musiker im 21. Jahrhundert haben das so getragen“, bemerkte er und rieb seine brennenden Nägel.
„Aber das 21. Jahrhundert ist vorbei, mein Lieber. Wie willst du eine Frau für den Bürgermeisterball finden, wenn du den Frauen immer den Nagellack klaust?“, bemerkte Vixen.
„Du hörst dich schon an wie meine Mutter. Das hilft meiner Stimmung so gar nicht. Ich hab heut eine gute Klausur geschrieben, ich kann mich gar nicht darüber freuen, ich glaub ich steuere auf eine Depression zu“, bemerkte er nachdenklich und trank das Glas wieder leer.
„Dann kämst du nicht aus dem Bett raus, ist nur ne scheiß Woche für dich, kann passieren. Hör auf, das Zeug in dich rein zu kippen, als wäre es Wasser, sonst geb ich dir gleich nichts mehr“, bat sie, als sie wieder nachschenkte.
„Hast du das schon gehört mit dem neuen Gesetz zum Alkoholausschank?“, fragte Hank und sah zu ihr hoch.
„Sicher, ich hab heut schon über 200 GIS checken müssen, die Kinder versuchen es immer wieder. Hey, da kommt grad eine echte Sahneschnecke rein, mach sie an, du hast nur noch zwei Wochen“, bemerkte Vixen und als Hank nicht reagierte, nahm sie ihm den Drink ab.
„Den kriegst du erst wieder, wenn du ihre Nummer hast“, handelte sie und stellte den Drink unter die Bar.
„Das kannst du nicht machen!“ grummelte er.
„Ich hab’s schon getan, also los“, erwiderte Vixen und schickte ihn los. Nach zwei Minuten kam er wieder zur Bar zurück.
„Was ist? Schiss?“
„Sie will wissen, ob du Single bist“, bemerkte er mit schlechter Laune.
„Hupps, kann passieren, ich such nicht so oft Frauen für Männer aus. Hier, gib ihr meine Nummer“, tippte sie ihm ihre Nummer ins Notizarmband.
„Hey, ich bin hier nicht Mittelsmann, geh selbst zu ihr“, erwiderte Hank, aber Vixen schubste ihn zurück. Dabei rannte er in eine junge Frau in einem Hosenanzug.
„Könnt ihr besoffenen nicht aufpassen?“, grummelte die junge Frau.
„Willst du auch ihre Nummer, wenn ich grad unterwegs bin?“, fragte Hank schlecht gelaunt und zeigte auf Vixen.
„Ne, die hab ich schon, hi Schwesterherz“, konterte die junge Frau und begrüßte Vixen, während Hank der anderen Frau Vixens Nummer gab.
„Wer ist der Kerl?“, fragte Vixens Schwester Ozera und sah zu Hank hin, der sich mit der Frau unterhielt.
„Hank, wir waren auf derselben Schule. Okay, damals musste er noch Uniform tragen und sah nicht aus wie der Tod persönlich“, erklärte Vixen und Ozera sah noch mal hin.
 
„Der Sohn des Bürgermeisters in deinem Club? Es geht wirklich abwärts mit den Reichen und Schönen“, frotzelte Ozera und setzte sich an die Bar.
„Sei bloß brav, sonst kriegst du deinen ersten Drink nicht aufs Haus. Ich kann’s echt nicht glauben, meine 18-jährige Schwester trinkt Alkohol“, realisierte Vixen und schenkte ihrer Schwester auch ein Glas Teufelspucke ein, was eigentlich nur aus Minze und Wodka bestand.
„Genau deswegen bin ich hier. Mach ruhig richtig voll, ich hatte heut einen harten Tag. Ich musste diese Woche eine Rede schreiben, die so gar nicht meiner Meinung entsprach, es war traurig sie zu hören“, bemerkte Ozera und Hank kam zurück.
„Sie ruft dich noch heute an, hat sie versprochen, wenn sie der Mann in der Beziehung ist, heißt das Freitag, bei der Frau tut sie das wirklich“, erkannte Hank und setzte sich neben Ozera.
„Hi Oz, hab dich erst gar nicht erkannt. Das Wunderkind, das mit 16 den Collegeabschluss gemacht hat, ist erwachsen geworden, wie man sieht. Auf deinen ersten Ritt mit dem Teufel“, zog Hank sein Glas hinter dem Tresen hervor, obwohl es Vixen gar nicht gefiel, wenn jemand hinter dem Tresen griff und stieß mit ihr an.
„Lässt du deine Finger von meinen Sachen bitte, lass sie sich erst gar nicht an das Zeug gewöhnen, das ist wirklich widerlich ungesund“, erkannte Vixen und Hank machte sein Glas leer.
„Schmeckt aber höllisch gut. Was machst du eigentlich jetzt, Oz?“, fragte Hank, deren Laune sich zu bessern schien.
„Ich schreibe die Reden für deinen Onkel, ich dachte, dass wüsstest du“, bemerkte Oz und nahm vorsichtige Schlücke aus dem großen Glas.
„Ach dann verzapfst du die gequirlte Scheiße?“, bemerkte er trocken und sie verschluckte sich an dem Schluck, den sie gerade trank.
„Entschuldige, ich mach das erst 6 Monate, keiner ist perfekt. Was ist denn mit den Reden, lassen sie den Meister nicht in dem glorreichen Licht erscheinen, das er verdient hat?“, hustete sie.
„Ganz im Gegenteil, ihr macht aus Murray einen Helden, der er nicht ist“, behauptete Hank und sie hatte fertig gehustet.
„Ganz meiner Meinung, ich kriege die Stichwörter und muss daraus was zaubern. Wusste gar nicht, dass du so gegen deinen Onkel bist, ist schon seltsam“, stimmte sie ihm zu.
„Ich hab nichts gegen meinen Onkel, er ist eigentlich ein netter Kerl, aber diese ganze Wahlkampagne ist eine Farce“, erwiderte Hank aufgebracht.
„Dark, was hab ich dir gesagt? Zurücklehnen, das ist nicht dein Kampf“, bemerkte Vixen und versuchte ihn damit zu beruhigen.
„Entschuldige, regt mich nur schon wieder auf. Macht es dir was aus, wenn ich deine Schwester an einen Tisch entführe? Ich würde mit ihr noch gern ihre Standpunkte weiter diskutieren“, hoffte Hank und Vixen machte an einem Tisch im Eck das Licht an.
„Das ich euch sehen kann. Viel Spaß“, sagte sie schmunzelnd und Hank ging mit Ozera an den Tisch.
 
„Nein, das hab ich nicht geschrieben, das ist wirklich sehr aus der Luft gegriffen, da hast du Recht“, befürwortete die junge Redenschreiberin, Hanks Standpunkt spät an diesem Abend.
„Hey Che Quevera, auch Möchtegern-Revolutionäre müssen mal ins Bett, du hattest genug, du auch, junge Dame“, erwiderte Vixen, die zu ihnen kam.
„Vix, wir unterhalten uns“, lallte Ozera betrunken.
„Das könnt ihr im nüchternen Zustand morgen immer noch machen. Geh nach hinten, ich hab dein Bett schon heute Mittag vorbereitet, weil ich wusste, dass du dich heute Abend abschießt“, forderte Vixen und Ozera torkelte auf ihren Stöckelschuhen nach hinten.
„Hey Vix, du klaust mir meine Gesprächspartnerin“, nuschelte Hank betrunken und Vixen half ihm auf.
„Du bist echt zu alt für so was, Dark. Komm, ich bring dich in dein Auto“, erwiderte Vixen und schleppte ihn zu seinem Auto.
„Nach Hause“, sprach sie in das mobile Taxifahrergerät, das den betrunkenen Hank sicher nach Hause brachte.

Drittes Kapitel

 
Lauter arabischer Gesang weckte Hank am nächsten Morgen. Er lag bäuchlings auf seinem Sofa.
„Oh man, muss das sein?“, grummelte er mit seinem trockenen Mund.
„Müssen wir das schon wieder durchgehen? Stör mich nicht bei meinem Morgengebet“, bat Ahmed, der auf seinem Gebetsteppich kniete und die Laute von sich gab.
„Aber kannst du das nicht in deinem Zimmer machen?“, fragte Hank und rappelte sich auf.
„Mein Teppich kann nicht nach Mekka zeigen, wenn ich das in meinem Zimmer mache. Ist das schön, wenn du normalerweise schon weg bist, wenn ich das mache“, erwiderte er und machte weiter.
„Oh verdammt, ich hab meinen Frisörtermin verpennt, warum weckst du mich nicht?“, sah er auf sein Armband.
„Jetzt hab ich es ja getan. Geh’ zu Ali die Straße runter, der schneidet auch ohne Termin“, schlug Ahmed vor.
„Willst du mich loswerden?“
„Gut erkannt, verzieh’ dich“, bemerkte Ahmed und Hank schlurfte lustlos zum Fahrstuhl.
 
„Hey Ali, kannst du mich noch reinschieben, ich hab meinen Frisörtermin verpennt und muss dringend die Matte loswerden“, öffnete er seinen fettigen Pferdeschwanz, als er sich in Sessel des etwas schäbigen Frisörsalons pflanzte.
„Ich glaub’ du hast die letzten zehn Termine verpasst. Wohnst du auf der Straße?“, fragte Ali und sah Hanks Haare an.
„Das ist einfach mein Style. Aber jetzt brauch’ ich was Spießiges, ich muss Politiker beeindrucken“, bat er und Ali schnitt drauf los.
„Klasse, jetzt seh’ ich aus wie mein Vater, meine Mutter wird es lieben“, erwiderte Hank, der sich nach dem Haarschnitt über seinen freien Nacken fuhr. Er musste nicht mehr auf Rock’n Roller machen, jetzt wo er in keiner Band mehr war.
„Heißt das, es gefällt dir?“, war Ali verwirrt.
„Es erfüllt seinen Zweck. Danke Al, was schulde ich dir?“, bemerkte Hank und stand auf.
„10 Dollar für Leute mit Teufelspucke-Katern, denn du bist ein armer Schlucker, wenn du das trinkst. So viel grünes klebriges Zeug wie du noch in deinem Gesicht hast, wirst du sicher heut nur grün pinkeln“, schmunzelte Ali und Hank bezahlte.
„Sollte es mir wirklich abgewöhnen. Danke Al, ist wirklich gut“, bemerkte er und verließ den orientalischen Frisörsalon wieder.
 
New Denver entwickelte sich tagtäglich in verschiedene Richtungen. An ihm ging ein Mann in einem lila Umhang vorbei, auf dem ein Zeichen der indischen Göttin Shiva abgebildet war. Hank kannte das Zeichen, er wusste von seiner indischen Abstammung, aber er hielt den Kerl für einen Mönch und ging zurück zu seiner Wohnung. Seine Mutter hatte ihm nie von den Gegebenheiten vor seiner Geburt erzählt, er kannte Shima nur als zielstrebige Mutter seines Onkels und seines Vaters, als harte aber liebevolle Großmutter, aber nicht als die Heldin, die sie für viele Frauen im Untergrund gewesen war, bis sie 10 Jahre zuvor, das Zepter weitergab und sich in die Politik einmischte.
Hank zog seinen schwarzen Anzug an, machte seine Haare zurecht und ging ins College. Er musste gleich nach seiner letzten Vorlesung zum Bürgermeisteramt aufbrechen, deshalb zog er sich gleich an.
„Wählt Hank Hawks-Hackerott zum Präsidenten, wo muss ich unterschreiben?“, kam Eixid zu ihm ans Pult, als er gerade etwas komponierte.
„Sehr witzig, Eixid, ich muss mich konzentrieren, also stör mich nicht“, zog er mit zwei Fingern eine Note auf seinem Display nach oben und machte sie an ihren angestammten Platz.
„Du ziehst das also wirklich durch, ich bin beeindruckt“, erkannte Eixid und öffnete sein Display, um auch anzufangen.
„Ich muss es zumindest versuchen“, steckte er ein Headset in sein Ohr um zu hören, was er bis jetzt komponiert hatte.
„Das klingt einfach nur schrecklich, ich kann mich heute einfach nicht konzentrieren, ich hätte gestern nicht so viel trinken sollen“, bemerkte er und fuhr mit seiner Handfläche über sein Display um alles zu löschen.
„War nen scheiß Tag gestern, wir haben alle getrunken. Ich hab von meinen Freunden gehört, du hättest dich ziemlich lang mit einer rothaarigen Schönheit unterhalten“, wollte Eixid die Wahrheit wissen.
„Ja Vixen ist wirklich eine Wucht, es ist eine Schande, dass lesbische Frauen auch so gut aussehen“, entschied Hank und zog mit dem Hologrammstift an seiner Hand neue Streifen auf das Display.
„Ach, das war nur Vix, sie ist wirklich eine Bombe. Vielleicht ist sie umzustimmen“, konterte Eixid nachdenklich.
„Nach dem was ich gesehen hab, sind die Frauen, die auf Vix scharf sind, eine große Liga über dir, du kleiner hässlicher Zwerg“, begann er wieder zu komponieren.
„Warum musst du so gemein sein?“
„Weil du ein kleiner hässlicher Zwerg bist, das ist nur Realismus. Jetzt halt die Klappe, ich muss mich jetzt wirklich konzentrieren“, bat er und komponierte neu.
 
15 Minuten vor seinem Termin stand Hank vor dem Bürgermeisteramt. Er war sichtlich nervös, bis er Ozera sah, die gerade hineinging.
„Oz, warte auf mich“, hechtete er die Treppenstufen zu ihr hoch.
„Oh sei bloß still, ich trink nie wieder Teufelsspucke“, bemerkte Ozera mit dicker Sonnenbrille auf der Nase.
„Hier, ich hab mir grad Ganter Mittel gekauft, willst du auch?“, fragte er und gab ihr eine Schachtel.
„Oh klasse, danke, das Zeug ist mir zu teuer, aber es soll ja wahre Wunder bewirken. Du siehst zumindest danach aus, als würde es bei dir wirken. So erkenne ich dich eher wieder, so glatt geschniegelt“, erwiderte Ozera und nahm das Mittel ein.
„Ich krieg immer Rabatt, wenn ich das Mittel kaufe ich weiß noch nicht wieso. Musst du zu meinem Vater?“, fragte Hank während sie zum Eingang gingen.
„So wie du auch, wie es aussieht. Bürgermeister Hackerott hat von meinem Talent gehört und möchte sich persönlich davon überzeugen, ist das nicht klasse?“, fragte Ozera und nahm ihre Sonnenbrille ab, weil ihre Augen nicht mehr brannten.
„Ja, ist wunderbar. Deine Augen sehen echt besser aus, das wirkt echt schnell“, erkannte er und nachdem er seine Sonnenbrille abgenommen hatte, ging er mit ihr rein.
 
„Oh Gott, ich hab vergessen, was ich sagen wollte“, wurde Hank immer nervöser, als er zum Büro seines Vaters kam.
„Das ist nur dein Vater, der wird dir zuhören, ganz sicher“, versprach Ozera aufmunternd.
„Es wird auch ein Vertreter des zukünftigen Gouverneurs dabei sein“, bemerkte er nervös.
„Ja, ich, ich werde Protokoll schreiben“, erwiderte Ozera und lächelte.
„Du? Ich dachte, die würden jemand wichtigen schicken“, war er enttäuscht.
„Danke, so unwichtig bin ich dann auch nicht“, war sie beleidigt.
„Entschuldige, ich meine nur, irgendjemanden, der was zu sagen hat, der Sekretär oder so“, bemerkte er.
„Die bezahlen mich 6-stellig pro Jahr, ich bin jemand wichtiges. Aber ich kann auch gehen, dann kriegt Mr. Hackerott gar nichts mit“, bemerkte sie trotzig.
„Warum kannst du dir das Ganter-Mittel nicht leisten, wenn du so gut verdienst?“, fragte er kritisch.
„Okay, du hast mich erwischt, ich wollte es mir nur nicht kaufen, ich wollte nicht zugeben, dass grüner Glibber mich Schachmatt setzt. Bist du bereit?“
„Gehen wir rein“, gab er widerwillig nach und sie gingen zusammen rein.
 
Als Hank auf der Tribüne stand, die seine Rede aufnahm, war alle Unsicherheit wie weggeblasen. Er sprach über 15 Minuten in verständlichen, klaren Sätzen, man konnte kaum glauben, dass er selbst nicht wusste, was er wollte.
„Danke Mr. Hawks-Hackerott, wir haben Ihren Vortrag archiviert und werden dann auf Sie zurückkommen“, bemerkte Remys Sekretär und er stieg von der Tribüne runter, um in der Menge zu verschwinden.
„Na wunderbar, nur ein müdes Lächeln, ich hab echt gedacht, dass sie wenigstens eine Frage stellen. Hast du meine Demütigung auch schön aufgezeichnet, dass mein Onkel morgen schön was zu Lachen hat?“, war Hank verärgert, als Ozera ihm nachgelaufen war.
„Deine Rede war gut ausgearbeitet und perfekt vorgetragen, aber man konnte nicht davon absehen, dass du nicht genau vorgetragen hast, um was es dir geht“, erkannte Ozera.
„Ach, wenn ich das nur wüsste. Ich würde heut gern wieder in einer Bar versacken, aber ich bin zu meinen Eltern zum Essen eingeladen. Danke für deine Zeit, kannst Onkel Murray ja ausrichten, dass ich keine Gefahr für ihn darstelle“, zog er seine coole schwarze Sonnenbrille wieder auf und lief mit etwas schlaksigen Bewegungen, weil er seine schwarzen Lederschuhe nicht gewöhnt war die lange Marmortreppe des Bürgermeisteramts herunter. Die Sonne brannte auf seinen schwarzen Anzug und er öffnete seine Krawatte um sie dann frustriert weg zu schmeißen. Sein GIS war jetzt wieder zu sehen, der silberne Streifen glitzerte in der Sonne. Dieser Streifen sollte ihm eigentlich viele Türen öffnen, brachte ihn aber nicht weiter.
 
„Hank, Schätzchen, schmeckt dir deine Essensration nicht?“, fragte Kesia besorgt, als sie 15 Minuten zugesehen hatte, wie ihr Sohn im Essen rumstocherte.
„Mir würde mein Essen auch nicht schmecken, wenn ich nur heiße Luft produziert hätte heute“, war auch Remy nicht in bester Laune.
„Danke Dad, ist immer gut, wenn man unterstützt wird“, nuschelte Hank in sein Essen.
„Was soll das Remy? Er hat alles gut vorbereitet und sich so schick gemacht, du solltest seine Meinung respektieren“, mischte sich Kesia ein.
„Er hätte auch einen Smoking tragen können, seine Rede war total überflüssig“, bemerkte Remy und Hank legte seine Gabel geräuschvoll ab.
„Du bist dagesessen wie ein Ölgötze, du hättest wenigstens eine Frage stellen können, dass ich mich nicht so grausam blamiert hätte“, wurde Hank laut.
„Meine Mitarbeiter haben sich den ganzen Tag das Maul darüber zerrissen, dass ich dir diese Chance gegeben habe. Verdammt, er ist mein Bruder, Hank, keiner konnte verstehen, warum du gegen ihn wetterst“, wurde auch Remy lauter.
„Könnt ihr das Geschäftliche nicht im Arbeitszimmer klären?“, fragte Jonathan Hawks, Kesias Vater, der bei seiner Tochter und ihrem Mann wohnte und bis dahin still geblieben war.
„Wir sind nicht du, wir klären so was nicht hinter verschlossenen Türen, Dad“, war Remy wütend.
„Ist kein Grund, mich anzumachen, Junge. Ich bin müde Kes, bring mich ins Bett, bitte“, bat Jonathan und stand mühsam auf.
„Sicher, Dad, ich bring dich hoch“, erwiderte Kesia und half ihrem kranken Vater auf die Beine.
„Mir ist heute gar nicht gut“, war Jonathan sichtlich geschwächt. Er hatte 5 Jahre zuvor rapide abgebaut und es wurde Tag für Tag schlimmer. Er war jetzt 76 Jahre alt, eigentlich viel zu jung um zu sterben, das Sterbedurchschnittsalter für Männer betrug in dieser Zeit 99,3 Jahre, aber Kesia wusste, dass sie sich darauf einstellen musste, dass Jonathan nicht mehr lange zu leben hatte. Er musste jetzt wohl den Preis für sein stressiges Leben zahlen. Kesias Mutter Lilly war fünf Jahre zuvor nach Kanada geflogen, um die Beerdigung ihrer Schwiegermutter zu regeln, als Jonathan dann aber so krank wurde, hatte sie nicht die Energie, sich um ihn zu kümmern und blieb in Kanada. Kesia hatte ihren Vater bei sich zu Hause aufgenommen, denn ihre Schwester Precious war für Hilfsorganisationen 50% des Jahres im Ausland unterwegs und ihr Bruder George war wie seine Mutter emotional nicht dazu fähig, seinem Vater beim Sterben zuzusehen.
„Ist okay Mom, ich werde ihn hochbringen“, bemerkte Hank und brachte Jonathan zum Fahrstuhl. Kesia war wieder in ihr Elternhaus eingezogen, denn als ihr Mann Bürgermeister wurde, waren sie wieder ins Bürgermeisterhaus umgezogen.
„Hank, teurer Hank, du bist genauso ein Hitzkopf wie deine Mutter, aber ich liebe dein Feuer“, erwiderte Jonathan als sie in den Fahrstuhl gingen. Hank drückte eine Taste und eine Metallschiene fuhr aus der Seite, auf dem Jonathan Platz nehmen konnte.
„Danke, Großvater, aber mein Feuer lodert unkontrolliert, Dad hat Recht, das war nur heiße Luft, was ich heut von mir gegeben hab“, bemerkte Hank nachdenklich und Jonathan setzte sich hin.
„Du musst es kontrollieren, dann schaffst du alles, mein Kleiner. Sieh’ mich an, ich bin das Kind einer Todeskandidatin, sie sollte in ihren jungen Jahren an AIDS sterben, sie ist 90 Jahre alt geworden und hat zwei Männer überlebt. Ich bin ein Glückskind, dass hat meine Mutter immer zu mir gesagt, ein Glückskind. Wir sind die starken in unserer Familie, deine Großmutter ist nicht stark, sie hat mich verlassen, weil sie mich nicht mehr schwach ertragen konnte, auch dein Onkel George ist ein schwacher Mann, doch du mein Enkelsohn, wirst wieder die Stärke unserer Familie repräsentieren“, bemerkte Jonathan, während sie den Fahrstuhl hochfuhren.
„Danke, Großvater, das baut mich wirklich wieder auf“, bedankte sich Hank und brachte ihn in sein Zimmer.
„Kannst du mir noch mal deine Ansprache anmachen? Ich will das noch mal hören“, bat Jonathan, als er im Bett lag.
„Sicher, Großvater“, bemerkte Hank mit einem stolzen Grinsen und schaltete das Display an, während er das Zimmer verließ.
Draußen stand Remy.
„Ich bin nur verwirrt, Hank, ich bin stolz auf dich und was du willst, aber ich verstehe es nicht“, entschuldigte sich Remy bei seinem Sohn.
„Tut mir leid, Dad, dass ich dich blamiert habe, kommt nicht wieder vor“, bemerkte Hank, klopfte seinem Vater auf die Schulter und lief die Treppen herunter, weil diese zu dem Ausgang führten, an dem sein Auto stand.
 
Als Hank nach Hause kam, machte Ahmed gerade Party mit ein paar Freunden.
„Hey Dark, wir stoßen gerade auf deinen gelungenen Auftritt im Bürgermeisteramt an“, bemerkte Ahmed gut gelaunt.
„Schön für euch, gute Nacht“, bemerkte Hank nicht gerade begeistert und drückte den Knopf seiner Tür, nachdem er in sein Zimmer gegangen war.
Ahmed ließ nicht locker und öffnete seine Tür mit dem Knopf wieder.
„Was willst du jetzt ganz allein da drin machen?“, fragte Ahmed und Hank setzte sich an seinen Computerdisplay.
„Es ist Freitagabend 22:05, was mach ich jeden Freitag um die Uhrzeit?“, fragte Hank und zog alles an für seinen virtuellen Auftritt an.
„Du spielst Cyberporno mit einer vollbusigen Brünetten und einer dummen Blonden?“, neckte Ahmed ihn.
„Das ist sonntags, heut bin ich der Star des Abends“, bemerkte er und peppte die Sensoren für seine virtuelle E-Gitarre an seine Brust.
„Deine Rede war gut, wir sollten das feiern“, bemerkte Ahmed.
„Ihr sprecht doch eh’ nur arabisch und ich lass mich heut Abend feiern. Gute Nacht“, erkannte er und fuhr mit seiner Hand voller Sensoren über seine Sonnenbrille, die sich in eine Cyberbrille verwandelte.
„Du wirst noch einsam sterben, ich hoffe das weißt du“, entgegnete Ahmed kopfschüttelnd und ließ ihn allein wieder Rockstar spielen.
Es war schon fast 3 Uhr morgens, als Hank erschöpft auf dem Boden zusammenbrach. Er übertrieb es immer furchtbar in der virtuellen Welt und wachte dann am nächsten Morgen in einer seltsamen Haltung auf seinem Fußboden auf.

Viertes Kapitel

 
„Ist das ne Yogaübung die ich noch nicht kenne?“, fragte eine Stimme, die durch den virtuellen Modus klang, wie weit entfernt. Hank war auf seinen Knien, den Oberkörper an sein Bett gelehnt und schlief.
„Ja, die nennt sich schlafender Trottel. Kann ich ihm das Zeug abnehmen, ohne dass er davon einen Hirnschaden kriegt?“, fragte eine andere Stimme und eine weiche Hand zog ihm seine Sonnenbrille ab und machte eine Handbewegung vertikal und eine horizontal um das System abzuschalten.
„Warum besäuft er sich nicht einfach, wie normale Menschen?“, hörte er die Stimme jetzt wieder normal. Es war seine Schwester.
„Wo bin ich?“, fragte er verwirrt, als er aufwachte.
„Zurück in der Realität, kleiner Bruder. Wir wollten zusammen frühstücken, schon vergessen? Das war vor drei Stunden. Bei welchem perversen Spielchen hast du es denn gestern schon wieder übertrieben?“, fragte Molly und zog ihn aufs Bett.
„Rockstar 3000 und die Spiele sind nicht pervers“, entschied er grummelig und kuschelte sich in sein Bett ein.
„Du schläfst in einem Anzug in einer Popstarpose, ich find das schon pervers. Steh auf, wir gehen zusammen Mittagessen, ich bin nur noch bis Morgenabend in der Stadt, also los jetzt“, erkannte Molly und zog ihn hoch.
„Ich hab ja immer noch meinen Anzug an“, bemerkte er benommen.
„Ja, hab ich doch gesagt, wirst du jetzt auch noch taub davon? Komm her“, bemerkte Molly, zog ihm seine Anzugweste aus, zog ihm einen Pullover an und kämmte seine Haare durch.
„So kommst du auch in das Restaurant rein, wo ich mit dir hinwollte. Die kurzen Haare stehen dir übrigens gut“, plante sie und er sah das erste Mal richtig auf.
Ein junger Mann in Mollys Alter stand neben ihr.
„Hey, dein Kerl ist diesmal ja in deinem Alter“, bemerkte er und musterte den attraktiven jungen Mann.
„Er ist ein Kollege. Ich wollte ihn dir vorstellen, bevor ich zu Mom und Dad mit ihm gehe. Also was hältst du von ihm?“, fragte Molly und Hank verwuschelte seine glatt gekämmten Haare.
„Du hast vor eine neue Rasse zu gründen von lauter hübschen Menschen?“, fragte Hank und der junge Mann sah seine Freundin verwirrt an.
„Er meint damit, dass du ein hübscher Mann bist, er hat manchmal seine eigene Sprache, hab ich dir ja gesagt. Hank, dass ist Jean Paul, Jean Paul, das ist mein idiotischer kleiner Bruder Hank“, stellte Molly ihren Freund vor und Hank schüttelte Jean Paul die Hand.
„Ein Franzose diesmal, wieso nicht. Wo gehen wir hin? Ich hoffe in kein französisches Restaurant, die Essensrationen sind immer so winzig, ich hab Hunger“, bemerkte Hank und ging voran aus dem Zimmer.
„Entschuldige meinen Bruder, er hatte gestern einen schlechten Tag“, entschuldigte Molly.
„Hey, ich hab ne ganze Weile in New York City gelebt, ich weiß, dass ihr Amis netter seit, als wir Franzosen, ich hab es ja auch gesehen, als ich dir begegnet bin“, flirtete er in einem deutlichen französischen Akzent und sie küsste ihn kurz.
„Danke, Schatz, behalt dir diesen Optimismus bis heute Abend, das wird nicht einfach“, erwiderte sie und nahm ihn an die Hand.
 
An diesem Abend saßen die Hackerott-Hawks zu viert mit ihrem Gast um den Tisch herum. Jonathan ging es nicht gut und Kesia hatte ihm das Essen ans Bett gebracht.
Es war unangenehm still am Tisch und man hörte das Geschirr klimpern.
„Sie sind also Franzose, Jean?“, fragte Kesia in die Stille.
„Oui, Madam“, bemerkte Jean Paul höflich.
„Sie sind ein gutaussehender junger Mann, Sie sind auch ein Model, oder?“, fragte Kesia.
„Offensichtlich, die beiden sehen zusammen aus wie aus einem Katalog entsprungen“, bemerkte Hank cool.
„Hab ich dich gefragt, Hank? Iss deine Essensration“, raunzte Kesia angespannt und Hank vergrub sein Gesicht wieder in seinem Essen.
„Oui, Madam ich bin bei der gleichen Agentur wie Ihre Tochter, ich hab sie dort getroffen“, antwortete Jean Paul ihr, ungeachtet von Hanks Kommentaren.
„Gut, das ist gut, das ist eine tolle Agentur, die behandeln ihre Models anständig. Was sind Ihre Pläne mit unserer Tochter?“, fragte Remy.
„Er will sie in seine Höhle schleppen, was ist das denn für eine doofe Frage?“, murrte Hank.
„Sohn, wenn du hier nur stänkern willst, kannst du auch wieder heimgehen“, bemerkte Remy und Hank stand auf.
„Gut ich gehe, ich halte es hier eh’ nicht mehr aus. Bye“, erkannte er, schnappte sich seine Lederjacke und ging zum hinteren Ausgang, um wegzufahren.
 
Schlecht gelaunt polterte Hank an diesem Abend durch den Hausgang seines Wohnheims und schlug um seine Wut abzureagieren immer mit einer leeren Bierflasche, die er sich gekauft und getrunken hatte, gegen die Wand, bis er bei seiner Wohnungszimmertür ankam. Dort saß Ozera an die Wand gelehnt und wartete auf ihn.
„Hat mein Onkel eine Nachricht für mich, die nicht bis Montag warten kann? Es ist spät“, murrte er nicht begeistert sie zu sehen.
„Ich hoffe, du beschaffst mir jetzt einen neuen Job, Idiot“, war sie auch nicht in bester Laune.
„Er hat doch nicht, er kann nicht…“, bemerkte Hank und rutschte an der Wand neben ihr auf den Boden.
„Heute morgen ging mein Code an meinem Büro nicht mehr, ich dachte erst, es wäre ein Computerfehler, aber nein, ich bin seit heut morgen nicht mehr für deinen Onkel tätig“, erklärte sie kurz.
„Was ist passiert?“, fragte er mitfühlend und sie legte ihren Kopf auf seine Schulter, was ihn irritierte, er war so viel Zuneigung von einer Frau nicht gewöhnt.
„Was immer passiert, ich enttäusche meine Eltern“, bemerkte sie und er legte seinen Arm um sie.
„Das Gefühl kenn ich. Ich werde das Montag regeln, versprochen. Brauchst du nen Drink? Wenn mein Mitbewohner nicht schon wieder Freunde dahatte, müsste noch was im Kühlschrank stehen“, bemerkte er.
„Nein, ich nehme doch das Ganter Mittel, damit darf man keinen Alkohol mischen, dann würden meine Augen so grün werden wie deine“, schmunzelte sie und er sah seine Augen in der Vitrine ihm gegenüber an.
„Oh man, ich sollte echt mal anfangen, die Beipackzettel zu lesen“, bemerkte er und sie kuschelte sich an ihn.
„Hey Superheld, ist das Sofa nicht viel bequemer zum kuscheln?“, kam Ahmed zu ihnen, der grade mit einem Schreibdisplay in der Hand nach Hause kam.
„Ich tröste, lass mich“, murrte Hank und sah Ahmed an.
„Du solltest Ganter Mittel nicht mit Bier mischen, deine Augen sehen heftig aus“, hob Ahmed die Bierflasche auf, die Hank neben sich auf den Boden gestellt hatte und ging ohne sie nach drinnen.
„Klasse, das weiß mal wieder jeder, außer mir. Ich würde dich ja heimfahren, aber ich hab getrunken“, bemerkte Hank und zog sie hoch.
„Ich auch, ich bin auch so jemand, der Beipackzettel in der Packung unten verknüllen lässt“, gestand sie verlegen und sah ihn an. Ihre Augen waren auch grün.
„Wir sehen aus wie Zombies“, musste er grinsen.
„Das ist nicht witzig, weißt du wie lang das anhält?“, fragte sie und er drückte seine Hand auf das Display und die Tür ging auf.
„Bleib heute Nacht hier, morgen wird das vorbei sein. Ich schlaf auf dem Sofa. Wenn du morgen früh arabischen Gesang hörst, Ahmed betet zum Mekka, nicht beachten. Gästeessensrationen sind im Kühlschrank, du musst nur mit dem Fingerabdruck auf der Verpackung bestätigen, wer du bist. Handtücher sind frische im Bad, falls du dich reinigen willst. Ich sag nur noch schnell Ahmed, dass du heut Nacht hierbleibst“, bemerkte er und ging zu Ahmeds Zimmer, während Ozera sich in der Küche umsah.
„Vixen, ja klar, das war echt clever, weil sie ja beide rote Haare haben“, erwiderte Ahmed, während er was suchte und Hank reinkam.
„Suchst du dein Gehirn?“, fragte Hank cool und Ahmed fand, was er suchte.
„Das habe ich das letzte Mal gekauft, als ich das Ganter Mittel mit Alkohol gemischt hab. Ihr seid nicht die ersten Idioten die das machen, nehmt das, ihr werdet zwar morgen einen riesigen Kater von beiden Alkoholtrips auf ein Mal haben, aber ihr seht nicht mehr aus wie Zombies“, reichte Ahmed ihm eine Schachtel mit einem Gegenmittel.
„Danke, wusste doch, dass du das auch schon gemacht hast, du weißt auch nicht alles. Sie wird heut Nacht bei uns bleiben, ich schlaf auf dem Sofa“, erzählte er und ging zur Tür.
„Deine Meuterei zieht schon Kreise, ich wurde heute befragt, ob ich mit deinen Aktivitäten was zu tun habe, als wäre meine all monatliche Befragung zur Terrorgefahr vom FBI nicht schon peinlich genug, jetzt krieg ich noch Besuch vom Senatorstab“, bemerkte Ahmed und Hank drehte sich um.
„Ich hab ihn aufhorchen lassen, das ist klasse, ich meine nicht so klasse für dich, aber ich hab eine Welle im Wasser ausgelöst. Gute Nacht“, freute sich Hank und verließ Ahmeds Zimmer wieder.
 
„Hier, die sollten dem Ganter Mittel entgegenwirken, wir werden morgen zwar einen höllischen Kater haben, aber die Augen sind wieder weiß, oder rot geschwollen, aber zumindest nicht mehr grün“, bemerkte Hank schmunzelnd und setzte sich zu Ozera aufs Sofa.
„Ich sollte meinen ersten großen Kater mal richtig spüren, ich bin bereit“, bemerkte sie und nahm eine Tablette.
„Die schmeckt wirklich widerlich“, verzog sie das Gesicht.
„Soll die Leute vermutlich daran erinnern, nie Alkohol mit Ganter Mittel zu mischen, das haben die sicher extra gemacht. Leg dich in mein Bett, ruh dich aus, morgen sieht die Welt sicher ganz anders aus“, erwiderte Hank und sie stand schwerfällig auf.
„Vermutlich hast du Recht, darf ich dein Telefon benutzen um Vixen im Club anzurufen? Kein Schimmer wo mein Headset ist. Die fragt sich sicher, wo ich hin verschwunden bin“, bat sie und er nickte.
„Danke, schlaf gut, für dich wird morgen auch alles besser aussehen, ganz sicher“, versprach sie und verschwand in seinem Zimmer.

Fünftes Kapitel

 
„Polizei, aufmachen“, drang eine laute autoritäre Stimme wie ein Nadelstich in Hanks Kopf. Das Mittel hatte seine Wirkung nicht verfehlt, sein Kopf fühlte sich an, wie drei Mal so groß.
„Verdammt ihr Bullenschweine, ich hab euch schon tausend Mal gesagt, dass ich kein Terrorist bin, ich bete nur für Allah gegen Mekka, das ist mein Grundrecht“, hörte er Ahmed schreien und Hank sah von seiner Pose in der er auf dem Sofa lag, Ahmeds Beine, wie er zur Tür ging und etwas unwirsch den Öffnungsknopf drückte.
„Wir wollen diesmal nicht zu Ihnen, Mr. Orgun, wo ist Mr. Hawks-Hackerott?“, fragte eine Stimme und Hank rappelte sich erschreckt auf.
„Ich bin hier, Officer“, bemerkte er und hielt sich an der Lehne des Sofas fest, weil ihm durch das schnelle Aufspringen schwindelig geworden war.
„Mr. Hawks-Hackerott, es tut mir leid, aber wir müssen Sie leider mitnehmen“, bat einer der Officer und Hank kam auf sie zu.
„Ist das schon wieder so ein makabrer Scherz von meinem Onkel? Richten Sie ihm aus, ich bin zu solchen Scherzen nicht aufgelegt“, bemerkte Hank und fuhr sich durch seine Haare, die zu allen Seiten hochstanden.
„Sie sind unter Alkoholeinfluss Auto gefahren“, bemerkte der Officer und der meinte es wirklich ernst.
„Äh, falsch, ich trinke nicht, wenn ich fahre und umgekehrt. Ich hab' einen Taxi-Autopiloten. Ach kommt schon, Jungs, euch fällt doch noch was Cooleres ein, für das ihr mich verhaften könnt “nackt durchs Bürgermeisteramt gerannt“, ja das wäre nicht schlecht“ …“, hatte er keine Angst vor den Polizisten.
„Umdrehen, Freundchen“, erwiderte einer der Officer und machte ihm Laserhandschellen an.
„Sag nichts zu meinen Eltern und wenn Ozera aufwacht, bin ich im Fitnessstudio“, bat Hank, als er abgeführt wurde zu Ahmed und der stimmte wortlos zu.
 
„Ich habe Ihnen schon tausend Mal die gleiche Frage beantwortet, nein ich bin nicht unter Alkoholeinfluss Auto gefahren, verdammt, auf welche Beweise stützen Sie diese Behauptung?“, fragte Hank müde, als er zwei Stunden später auf dem Polizeirevier immer noch Fragen beantwortete.
„Spinnst du, das auch mit meinem Sohn abzuziehen, er hat eh’ gerade nicht so ein gutes Verhältnis zu Autoritätspersonen, was glaubst du, wie er jetzt abgeht?“, hörte er die Stimme seines Vaters. Die Tür zu Verhörraum ging auf und Remy stand dort in einer Baseballuniform.
„Hey, tut mir leid, dass das so lange gedauert hat, ich hatte ein Baseballspiel vom Rathausteam. Geht’s dir gut?“, fragte Remy und Hank stand auf.
„Na endlich, ich bin nicht betrunken Auto gefahren, das musst du mir glauben“, erkannte Hank ungewöhnlich kleinlaut.
„Ja, ich weiß, nach dem Unfalltod deines Freundes unter Alkoholeinfluss glaub ich dir das. Dein Onkel wollte dich nur etwas einschüchtern, er hat nämlich eine “Wählt Murray als Präsident“-Fahne im Arsch“, bemerkte Remy vulgär und ging mit Hank nach draußen.
„Ich bin der Polizeichef, Remy, wenn er Gouverneur ist, bin ich ihm unterstellt, da muss ich jetzt auch seine Meinung vertreten, auch wenn es meinen Neffen betrifft“, erklärte George, der ihnen zugehört hatte und lief mit den beiden zum Ausgang.
„Vergreif dich nie wieder an meinen Kindern, um einen Standpunkt klar zu stellen, haben wir uns da verstanden?“, fragte Remy und George stimmte grummelig zu.
„Gut, schönen Sonntag noch und geh endlich Jonathan besuchen, er hat heute schon wieder nach dir gefragt“, erwiderte Remy und verließ mit seinem Sohn das Polizeirevier.
 
„Früher hat er das gemacht, weil er das witzig fand, aber heute war es ihm wirklich ernst. Ich werde nicht mehr rebellieren, wenn euch das nicht passt, ich werde wieder der brave, nette Musterschüler sein, den ihr kanntet“, gab Hank nach.
„Gut zu hören, du bist auch langsam zu alt, um zu rebellieren. Du siehst durstig aus“, bemerkte Remy, während sie zu seinem Auto liefen.
„Mein Körper braucht Flüssigkeit, ich hab gestern ziemlich viel getrunken“, entschied Hank und stieg ein.
„Dann hast du also doch getrunken, dann waren die Anschuldigungen also richtig?“, fragte Remy enttäuscht.
„Ich hab meinen Wagen abgestellt, bin dann in einen Schnapsladen und hab mir drei Flaschen Bier geholt, die ich dann auf der Straße auf dem nach Hause weg getrunken hab. Wo steht mein Wagen eigentlich, wenn ich mir das grad überlege. Oh man, ich sollte das trinken echt lassen“, erwiderte Hank und Remy fuhr los.
„Gute Idee, ich helf dir deinen Wagen zu finden. Es ist eine Trinkration in meinem Handschuhfach“, sagte Remy hilfsbereit und Hank machte das Handschuhfach auf und trank etwas durch einen Strohhalm.
„Ich mag diesen komischen Franzosen nicht“, gestand Remy, als sie in Hanks Straße einbogen.
„Du magst keinen von ihren Kerlen“, stellte Hank fest.
„Auch wahr. Was ist mit dir, hast du schon jemand für den Bürgermeisterball?“, fragte Remy so nebenbei.
„Gilt ein Hologramm auch?“, fragte Hank.
„Du bringst diesmal jemanden mit Puls mit, verstanden? Das war vielleicht peinlich letztes Jahr als du mit einem Cyberporn Hologramm aufgetaucht bist. Was ist mit dieser kleinen Rothaarigen, mit der du dich zu treffen scheinst?“, erwiderte Remy.
„Du meinst Vixen, die steht auf Frauen“, konterte Hank und lehnte sich zurück.
„Ah, schade eigentlich, ihr gäbt ein schönes Pärchen ab. Hey, da hinten steht er, du hast ihn sogar auf einem Dauerparkplatz abgestellt, du hast ja richtig mitgedacht“, bemerkte Remy und hielt neben dem Wagen.
„Gut, dann muss ich nicht zurück um bei George zu schleimen, das käme nach deinem Auftritt gar nicht gut. Ich wusste gar nicht, was du draufhast, alter Mann“, bemerkte Hank und das erste Mal seit langem hatten sie wieder mal so einen Vater-Sohn-Moment.
„Tja, du weißt so einiges nicht von mir. Tut mir leid, dass ich dich gestern weggescheucht hab, ich war einfach angespannt wegen dem Franzosen und allem“, erwiderte Remy versöhnlich.
„Hab ich schon verstanden, gib Mom einen Kuss von mir, ich muss jetzt los“, stieg er aus und ging zu seinem Wagen.
 
„Wo warst du?“, fragte Ozera aufgeregt, als er durch die Tür kam.
„Fitnessstudio, hab ich was verpasst?“, fragte er cool.
„Nackt?“, fragte Ozera und zog seine Sporttasche hinter einem Stuhl hervor.
„Ich wollt den Ladies einen kleinen Gefallen tun. Wie geht’s dem Kopf?“, fragte er charmant lächelnd.
„Hank, ich hab einen IQ von über 150, lass das“, glaubte sie ihm nicht.
„Du weißt wo ich war, oder?“, fragte Hank erkennend.
„Äh ja, ich hab die Polizei gehört, als ich im Badezimmer war und mich übergeben hab, ich konnte nur nicht so schnell raus, weil es mir nicht so gut ging. Geht’s dir gut, was war los?“, fragte sie und nahm sein Gesicht liebevoll in seine Hände.
„Gar nichts, mein Onkel musste nur kurz Polizeichef spielen, mehr nicht. Geht’s dir besser?“, fragte er und für eine Sekunde schien es, als würde sie ihn küssen wollen, aber dann ließ sie seinen Kopf wieder los.
„Sagen wir so, ich trinke in nächster Zeit keinen Alkohol. Vielleicht für immer. Wie auch immer, ich werde dann mal nach Hause gehen, ich muss mich reinigen und mich ausruhen. Danke, dass ich bei dir schlafen durfte“, bemerkte sie und mit ihren Händen in den Taschen ging sie verlegen aus der noch offenen Tür.
„Das war der Moment gewesen, Bruder, du hättest sie jetzt fragen müssen“, bemerkte Ahmed, der auf dem Sofa saß und las.
„Seit wann bist du der Experte in Beziehungsfragen? Ich muss mich reinigen, ich stinke nach Gefängnis“, erwiderte Hank und ging zum Reinigungsraum.
„Du musst nicht gemein werden, Bruder, das war ein Tiefschlag. Ich hab’s ihr nicht gesagt, übrigens“, bemerkte er und legte seinen Lesedisplay weg.
„Ich weiß, sie ist ein kluges Mädchen, ein sehr kluges Mädchen“, bemerkte Hank verträumt.
„Schau mal an, wer da verknallt ist“, zog Ahmed ihn auf.
„Ich bin nicht verknallt, Liebe ist so was von out, Mann. Man heiratet heutzutage nicht mehr, wen man liebt, sondern den besten Genpartner. Nehmene wir z.B. Tante Scarlett, sie ist ihrem Herz gefolgt und hat Onkel Salvador geheiratet. Sie liebt ihn immer noch wie am ersten Tag, aber ihre genetische Zusammenstellung hat kein Material für ein Kind ergeben. Sie mussten ein Kind adoptieren, aus Puerto Rico. Sancho ist zwar jetzt ihr ganzer Stolz, aber in der Stadt sind sie nur die Familie, die nicht hätte sein sollen. Nimm Ozera und mich z.B., ich habe indische und italienische Gene, sie hat irische und polnische, das kann nicht funktionieren“, erklärte Hank und Ahmed stand auf.
„Das ist absoluter Bockmist und das weißt du. Gene sind Gene, es gibt keine unpassenden. Es liegt an der ständigen Manipulation unserer Gene seit über 70 Jahren, wir werden geändert, schon im Mutterleib. Deiner Mutter wurde das Gen entfernt, was die Haarproduktion steuert, du bist jetzt vollkommen haarlos, außer deiner Kopfhaare natürlich, das haben sie sicher auch gesteuert, dass du nicht wie ein Glatzkopf rumrennen musst. Scarlett wurde an ihren Augen herumgepfuscht, nur Allah weiß, was sie bei Salvador gemacht haben, ja, sie waren vermutlich genetisch nicht kompatibel, aber hey, Liebe übersteht das alles, wie du siehst. Deine Herkunft und ihre Herkunft sind vollkommen unwichtig. Lad sie zumindest zum Bürgermeisterball ein, du musst ja nicht gleich Kinder mit ihr produzieren“, erwiderte Ahmed und Hank grinste.
„Was ist mit den Genen zwischen Geschwistern, das sind unpassende Gene, oder?“, fragte er rechthaberisch.
„Geh’ dich duschen, Idiot“, grummelte Ahmed und Hank verschwand grinsend im Badezimmer.
 
An diesem Abend ging Hank in seine Stammkneipe, weil er dort Ozera bei ihrer Schwester vermutete.
„Du kriegst keinen Gratisdrink, wenn du das vorhattest was ich denke was du tun willst“, war Vixen nicht gerade gut auf ihren Freund zu sprechen, als er zu ihr an die Bar kam.
„Ist sie bei dir?“, fragte Hank nur.
„Sie ist hinten, willst du ihr noch ein bisschen mehr das Leben versauen?“, fragte Vixen und mixte lautstark einen Drink.
„Nein, ihre Karriere retten. Danke“, bemerkte er und ging zu ihr nach hinten.
„Kannst du mir verraten, was du hier machst?“, fragte Vixen genervt.
„Zu ihr gehen, was sonst“, erklärte er und Vixen kam mit einem Spray und besprühte ihn.
„Was soll das denn?“, hustete er.
„Hygienevorschriften. Verzieh’ dich schnell nach hinten, bevor dich noch jemand sieht“, entschied sie und er huschte an der Theke vorbei in den Hinterraum.
 
„Da bist du ja, ich sitze hier schon auf heißen Kohlen“, bemerkte Ozera, die auf einem alten Ledersofa mit den Beinen übereinander geschlagen saß. Sie trug einen kurzen Minirock, eine weiße Bluse und schwarze, knielange Stiefel.
„Was auch immer du vorhast, ich bin dabei“, schmunzelte Hank und starrte auf ihre hübschen Beine.
„Job, wiederbeschaffen, sofort!“
„Du bist witzig, das war echt witzig“, war er amüsiert und kam näher zu ihr.
„Hey, du hast gesagt, du regelst das“, bemerkte sie und stand auf. Hanks Augen blieben immer noch auf ihren Beinen hängen.
„Hey, hier oben spielt die Musik, war das nur so ein dummer Spruch, oder kannst du wirklich was machen?“, fragte sie und zog seinen Kopf in ihre Augenhöhe.
„Hey, ich hatte gestern eine betrunkene junge Frau mit Problemen vor meiner Tür hocken, was hätte ich sonst sagen sollen? Mein Onkel hat längst spitzgekriegt, dass ich nicht gerade ein Verfechter seiner Ansichten bin, der hört sicher nicht auf mich. Vielleicht auf dich, wenn du diese Stiefel trägst. Hast du noch was vor heute Abend?“, fragte Hank etwas überheblich und sie schubste mit der Hand, mit der sie seinen Kopf hielt, seinen Kopf zur Seite und schnaufte.
„Auch wenn’s dich nichts angeht, ich geh’ heut aus. Mein Leben muss weiter gehen, auch ohne Job. Du gibst mir 20 Dollar, ich brauch was heut Abend“, streckte sie ihre Hand aus.
„Du spinnst doch, das mach ich nicht“, erkannte er.
„Du hast zu verschulden das ich keinen Job mehr hab', also her mit dem Geld“, erwiderte Ozera und Hank lud ihr 20 Dollar auf ihren Armreif.
„Geht doch. Regle das, sonst knöpf ich dir solang Geld ab, bis du pleite bist“, entschied sie und stöckelte mit ihren hochhakigen Stiefeln nach draußen.

Sechstes Kapitel

 
„Das hat sie von dir, dass sie mich jetzt abzockt“, kam Hank zurück zu Vixen und setzte sich zu ihr an die Bar.
„Nein, aber ich bin stolz auf meine kleine Schwester, sie lernt schnell“, schmunzelte Vixen und fuhr mit einem Sensor über eine Fläche. Ein blauer Laser fuhr über den Tresen und reinigte ihn, ohne dass die Gäste sich nur einen Millimeter bewegen mussten.
„Toll, schön dass du auf sie stolz sein kannst. Was mach ich jetzt? Ich hätte morgen mit dem Geld für meine WG einkaufen müssen“, grummelte er.
„Deine Familie hat Geld wie Heu, hol dir halt noch was von deinen Alten“, bemerkte sie cool.
„Meine Alten kriegen ihr Geld vom Staat und der Staat ist Murray, hey diese kleine Schlampe ist echt gerissen, sie kassiert weiter Lohn, obwohl sie draußen ist“, dachte Hank laut nach.
„Hey, nenn sie nicht so, aber die kleine Schlampe ist echt ein Genie, ich habe ihr Gehirn noch nie in so einer Aktion mitgekriegt, echt nicht schlecht“, bemerkte Vixen stolz.
„Ihr seid eine echt seltsame Familie, also wirklich. Ne Ahnung, wo sie heut hinausgeht?“, fragte Hank und Vixen grinste.
„Purple Lounge, mein Süßer, aber dort treffen sich nur Hochbegabte, da drin wirst du gnadenlos untergehen“, erkannte Vixen erklärend.
„Ich konnte mit drei Jahren schon Mozart am Klavier spielen“, erwiderte Hank.
„Nein, konntest du nicht“, erwiderte Vixen schmunzelnd.
„Heut’ Abend schon. Ich hol mir mein Geld zurück. Was ist eigentlich aus dir und dieser heißen Tussi von neulich geworden?“, fragte Hank, als er sich aufmachte.
„Eine Lady genießt und schweigt“, erkannte Vixen grinsend.
„Mir soll’s recht sein, solang ich die Fotos zu sehen kriege. Ich muss mich noch umziehen fahre, den Spießer raushängen lassen. Gute Nacht, Vixen“, schmunzelte er und verließ die Bar wieder.
„Oder war die Bar doch eine Underground Grounge Bar?“, dachte Vixen laut und grinste.
 
Als Hank in die Purple Lounge kam, glich er seinem spießigen Hologramm wie die Faust aufs Auge. Ein paar junge Männer in schwarzer Kleidung und Sturmfrisur, wie er sie sonst trug, starrten ihn an.
„Vixen, ich bring dich um“, grummelte er und drehte sich auf dem Absatz um, um unauffällig wieder zu verschwinden.
„Du hast das mit voller Absicht gemacht“, kam Hank wutschnaubend in die Bar zurück.
„Du hast dich wirklich verlaufen, die Bücherei ist drei Straßen weiter“, prustete Vixen amüsiert.
„Was sollte das?“, grummelte er.
„Lass meine Schwester in Frieden, wenn sie ausgeht, sie steht auf Grounge Clubs, so wie du auch, aber wenn sie mit ihrer Clique unterwegs ist, will sie keinen Männerbesuch, vor allem keinen, der sein Geld zurückverlangt. Also, was willst du trinken, Einstein?“, erwiderte Vixen.
„Keinen Alkohol, danke. Richte deiner Schwester aus, wenn sie zurückkommt, ich will mein Geld zurück. Gute Nacht“, bemerkte Hank genervt und ging wieder nach draußen.
„Ich bin gut, du bist besser“, erwiderte Ozera, die immer noch da war und sich nur versteckt hatte.
„Danke, ich höre, dass gern von dir, Genie. Als würdest du in den Purple Room gehen, da traust du dich nicht rein. Wenn du willst, kannst du hier für ne Weile kellnern, bis du was Neues hast, dann musst du keine armen Männer berauben“, erwiderte Vixen und schmiss ihrer kleinen Schwester eine Schürze aus einem weichen silbrigen Material zu.
„Klasse, da begeht man einen mickrigen Fehler und verguckt sich in einen Rebellen und schon wird man von einer hoch bezahlten Redenschreiberin zur Kellnerin“, band sich Ozera mürrisch die Schürze um und nahm das Tablett auf. Sie hatte während ihres Studiums ständig bei ihrer Schwester gekellnert und wollte eigentlich nicht mehr zu diesem Job zurückkehren. Eine Minute später kam Hank wieder zurück.
„Was, nun doch nen Bier?“, fragte Vixen amüsiert.
„Hab meine Jacke liegen gelassen, ich trink sicher nichts. Du!“, bemerkte er zu Ozera und sie rannte kichernd vor ihm weg. Er bekam sie zu packen und hielt ihren Arm fest, um sein Geld zurück zu holen. Dabei stolperte sie über die Lehne eines Sofas und beide landeten übereinander auf dem Sofa.
„Gib mir mein Geld zurück“, bemerkte er sanft, immer noch auf ihr liegend.
„Beschaff mir meinen Job zurück, dann gern“, erwiderte sie schmunzelnd und er begann sie zu küssen. Während sie abgelenkt war, holte er sich sein Geld digital zurück.
„Du bist vielleicht ein Genie, Missy, aber ich kann küssen, dass du die Welt um dich herum vergisst. Ich hab zu danken“, rappelte er sich auf und warf seine Jacke über seine Schulter als er die Bar verließ.
„Hast du dich gerade von einem Kuss ablenken lassen?“, fragte Vixen, als sie zu ihrer Schwester kam, die immer noch geplättet auf dem Sofa lag.
„Gegen so einen Kuss ist sogar ein Genie machtlos. Müssen die italienischen Gene sein, man kann der gut küssen. Ich glaub, jetzt brauch ich ne Gehaltserhöhung“, schmunzelte sie grinsend und Vixen zog sie wieder hoch.
„Von wegen, erst mal arbeiten. Los geht’s“, drängte Vixen und ging wieder zur Bar, während ihre kleine Schwester wie betäubt anfing zu kellnern.
 
Grinsend kam Hank an diesem Abend nach Hause.
„Ja hallo, sieh’ mal an, wer da nach Hause kommt. Grinsend wie ein Kind am Weihnachtsmorgen. Ist wohl gut gelaufen, dein Treffen mit dem kleinen heißen Genie“, erkannte Ahmed, der auf dem Sofa saß und fernsah.
„Ich hab mein Geld wieder“, entschied Hank und setzte sich an den Küchentresen.
„Hattest du Geld verloren? Sag bloß du hast schon wieder gespielt“, bemerkte Ahmed und machte das Display aus, um zu ihm zu gehen.
„Glückspiel ist illegal, schon vergessen?“
„Du bist heut morgen von der Polizei abgeführt worden, ist alles möglich bei dir. Erzählst du mir, was passiert ist, vielleicht bei einem Bier?“, fragte Ahmed und ging zum Kühlschrank.
„Kein Bier für mich danke, also es war so“, begann er zu erzählen.
„Hast du sie zum Ball eingeladen?“, fragte Ahmed nach der Erzählung.
„Noch nicht, werde ich aber nächste Woche irgendwann machen. Wen bringst du eigentlich mit? Du bist ja mein Freund, den ich mitbringen kann“, erwiderte Hank.
„Wirklich? Das ist nett, danke, was ist mit deinem Freund der mit dem Frauennamen?“, war Ahmed überrascht.
„Dixie gehört zu Band, wir treten auf der Veranstaltung auf, das hatten wir eigentlich vor, oh Mist, ich muss die Band für den Abend wieder zusammenkriegen, sonst killt mich mein Vater“, erwiderte Hank und ging zum Display um einen Group-Call vorzubereiten. Er tippte einige Tasten und der Displaybildschirm teilte sich in vier Spalten auf.
„Nummer 14,24,48 und 57 aus der Datei Telefonbuch “Dark“ anwählen“, wählte er, zog sein Headset auf und setzte sich aufs Sofa.
„Hi, ich muss mit euch reden“, hatte er alle seine ehemaligen Bandmitglieder auf dem Display.
„Wenn’s schnell geht, ich hatte grade ein sehr langes, sehr anstrengendes Footballtraining und will eigentlich nur noch ins Bett“, bat Line der in einen Footballshirt auf dem Sofa lungerte.
„Wir haben es kapiert Champ’, du bist ja so gut“, erwiderte Eixid, der gerade komponierte was man am Display sah.
„Man, ihr benehmt euch wie fünfjährige, immer noch. Können wir nicht mal wie Erwachsene miteinander umgehen?“, erwiderte Sinderella, die gerade einen Song von einer bekannten Band hörte.
„Hey, ihr Streithähne, ich hab angerufen also hört mal einem Moment mir zu, du auch High, was auch immer du da machst, du kannst dich nicht auf mich konzentrieren“, erwiderte Hank Augen rollend.
„Ich läutere meine Chakren, könnte dir auch mal guttun, Cousin. Stimmt das Gerücht, dass du heut von der Polizei abgeholt worden bist?“, fragte High, in dessen Hintergrund Kerzen brannten.
„Nur ein Machtgehabe von Onkel George, nichts Ernstes. Hört ihr mir zu?“, fragte Hank, weil irgendwie alle anderen Tätigkeiten nach gingen.
„Sind ganz Ohr, Dark“, versprach Eixid.
„Na endlich. Also, was machen wir wegen dem Bürgermeisterball?“, fragte er.
„Du weißt nicht, wen du mitnehmen sollst, das ist einfach, mich, ich seh einfach umwerfend in einem Kleid aus und die Jungs, na ja …. nicht“, erkannte Sinderella.
„Darum geht’s nicht, ich nehm Ahmed mit!“
„Ahmed wird genau so mies in einem Abendkleid aussehen“, mischte sich Eixid ein.
„Ihr seid alle eingeladen, verdammt noch mal, ihr seid der Hauptact, wir sind der Hauptact, die Vixens“, erkannte Hank.
„Die Vixens sind tot, Mann“, erkannte Line.
„Das weiß ich auch, aber mein Vater rechnet fest mit unserem Auftritt. Was machen wir?“, fragte Hank und alle sahen ihn fragend an.
„Wir sind kein “wir“ mehr, mein Süßer, du wolltest ja als erster aus der Band, wir haben unseren letzten Gig gespielt, wir treten nicht mehr auf“, erkannte Sinderella.
„Seid ihr alle der gleichen Meinung?“, fragte er die anderen.
„Waren deine Worte, wir treten nicht mehr auf“, bemerkte Line und auch High und Eixid zogen mit.
„Gut, dann muss ich mein gutes Verhältnis, das ich wieder zu meinem Vater hab verlieren, nur weil ihr Diven spielen wollt“, war Hank enttäuscht.
„Nicht auf die Tränendrüse, Süßer, das ist unfair. Dein Vater liebt dich, du wirst es ihm schon erklären können. Kommt Jungs, Abmarsch“, verabschiedete sich Sinderella und die anderen legten mit ihr auf.
„Toll, da geht meine gute Laune dahin. Wenn du mich entschuldigst, Mindy und Kimber, meine virtuellen Ladies warten“, zog er sein Headset von seinem Ohr und verschwand in seinem Zimmer.

Siebtes Kapitel

 
Nach seinen Vorlesungen Tags drauf ging Hank zu seinem Onkel.
Er stand vor seinem Wahlkampfbüro und telefonierte. Als die Bodyguards ihn sahen, versperrten sie ihm den Weg zu ihm.
„Ist schon gut Jungs, das ist mein Neffe. Also Hank, endlich kommst du mal persönlich zu mir, ohne sinnlose Reden gegen mich zu halten“, bemerkte Murray und als Hank zu ihm kam, fuhr Murray mit einem Sensor in seiner Handfläche über Hanks Beine und Arme.
„Unbewaffnet, gut, man kann nicht vorsichtig genug sein. Tut mir leid, ich erkenn dich gar nicht wieder, was ist mit dir los?“, fragte Murray und führte seinen Neffen an seinem Nacken ins Büro.
„Ich versteh’ nicht, warum du das jetzt machst. Wenn ich mich erinnere hast du dich immer wohl gefühlt wo du warst, als ich als Kind bei dir war. Du warst der Mann im Hintergrund, der Fädenzieher, jetzt wirst du selbst gezogen“, erklärte Hank.
„Shima hat Pläne für mich, wir dürfen das Ziel nicht aus den Augen verlieren“, erwiderte Murray erklärend.
„Onkel Murray, du bist über 40 Jahre alt, du musst nicht mehr auf deine Mutter hören“, erkannte Hank und setzte sich auf einen Stuhl am Fenster.
„Und du solltest mal auf deine Mutter hören, sie sagt sicher auch, dass du mich damit in Ruhe lassen sollst. Willst du was trinken?“, konterte Murray und ging zu einem Kühlschrank.
„Danke, ich will nichts. Du weißt warum ich hier bin?“, begann Hank und Murray kam mit einer Trinkration in der Hand zurück zu ihm.
„Vermutlich wegen der kleinen Rothaarigen, sie hat dir wohl auch den Kopf verdreht, kann ich gut verstehen, also wenn ich nicht ein glücklich verheirateter Mann wäre, das sag ich dir“, bemerkte Murray grinsend.
„Das ist ein ganz geschäftliches Problem. Sie meint, ich bin schuld daran, dass sie bei dir ihren Job verloren hat und jetzt klaut sie mir mein Geld, weil sie ja von irgendwas leben muss“, bemerkte Hank und Murray lehnte sich an seinen Schreibtisch.
„Gerissen, die Kleine, so kriegt sie ihr Gehalt weiter, auch wenn sie draußen ist. Du willst, dass ich sie wieder einstelle, richtig?“
„So in etwa, nur wegen meinen finanziellen Nöten, versteht sich!“
„Ja, natürlich. Willst du wirklich nichts zu trinken?“, fragte Murray und setzte sich an seinen Schreibtisch.
„Nein, hab ich doch gesagt. Man ich krieg Kopfschmerzen, was ist das für ein nervtötender Ton?“, bemerkte Hank, weil seine Ohren wehtaten.
„Ich hör nichts, du hast sicher schon Tinitus wegen deiner Band und so. Also zurück zu deiner kleinen Freundin“, bemerkte Murray und in der Sekunde sprang die Scheibe hinter Hank in tausend Stücke und schleuderte ihn auf den Boden.
Er konnte noch “Schallbombe“ von seinem Onkel hören, dann wurde er taub. Die weiteren Ereignisse passierten um ihn herum wie in Zeitlupe. Sanitäter kamen und sprachen mit ihm, aber er hörte sie nicht. Auf dem Weg ins Krankenhaus wurde er ohnmächtig.
 
Hank war taub zur Welt gekommen, Kesia hatte sich Vorwürfe gemacht, sie hattet befürchtet durch den ganzen Trubel vor seiner Geburt wäre sein Gehör beschädigt worden, aber durch die moderne Technik konnte er jetzt ganz normal wie jeder hören. Ein Implantat in seinen Ohren übernahm die Aufgabe des defekten Trommelfells.
„Sind die Ärzte sich sicher, dass sie das Implantat richtig eingestellt haben? Vielleicht hört er uns und kann nicht antworten“, bemerkte die besorgte Stimme seiner Mutter, als er die Augen wieder öffnete.
„Wenn ich nicht antworten könnte, wäre ich stumm, nicht taub, Mom“, erwiderte er schwach.
„Gut, du hörst mich. Dein Implantat ist durch die hohe Schallbelastung einfach ausgefallen, die Ärzte haben das aber repariert. Wie hörst du mich?“, fragte Kesia besorgt und fuhr ihrem erwachsenen Sohn liebevoll durchs Haar.
„Ich hör genug, um zu hören, dass du besorgt bist. Bin ich im Krankenhaus?“, fragte Hank etwas daneben.
„Sie haben das Implantat wohl kaum auf der Straße gerichtet. Sieh’ mal an, wer da wieder wach ist“, kam Murray zu ihm. Die Wunde die er durch den Zwischenfall am Kopf gehabt hatte, war schon geheilt worden.
„Könntest du mich bitte nächstes Mal vorwarnen, dass mein Leben in Gefahr ist, wenn ich zu dir komme?“, fragte Hank mürrisch und Murray kam näher an ihn ran.
„Junge, ich bin Politiker im Wahlkampf, ich dachte, dass wäre dir klar. Zumindest kann ich dich jetzt von der Liste der Verdächtigen streichen, die diese Drohbriefe schreiben, denn kein Attentäter geht freiwillig in einen Raum in dem eine Bombe landet. Die Bombe sollte mich zwar nur erschrecken, nicht töten, aber sie hat dich erwischt und ach ja, jede einzelne Scheibe im Raum. Man, warum eine Schallbombe? Es reicht, wenn die Buh rufen, dass ich mich erschrecke, so angespannt wie ich grad bin. Tut mir leid, ich hätte auf dich hören sollen, hab gar nicht gewusst, dass du Schallwellen mit deinem Hörimplantat wahrnimmst“, entschuldigte sich Murray und setzte sich neben ihn ans Bett.
„Wusste ich auch nicht, bis heute. Das Ding ist wohl etwas zu hoch frequentiert eingestellt. Mom, guck mich bitte nicht so besorgt an, mir geht’s gut. Haben die Leute hier gesagt, wann ich hier verschwinden kann? Ich muss noch eine Hausarbeit bis morgen fertig machen“, bemerkte Hank und sah zur Tür.
„Auch wenn ich deinen Fleiß gutheiße, Sohn, du wirst mindestens über Nacht hierbleiben, du hast auch Verletzungen am Kopf gehabt, die wollen nur wissen, ob du auch wirklich in Ordnung bist“, bemerkte Remy, der die ganze Zeit in der Ecke an einem Tisch gearbeitet hatte.
„Ganz toll, dafür hab ich jetzt echt keine Zeit“, bemerkte Hank und versuchte aufzustehen.
„Untersteh’ dich aufzustehen, sturer Bock“, bemerkte Ozera, die plötzlich in der Tür stand.
„Woher weißt du jetzt wieder davon?“, bemerkte Hank und rutschte genervt ins Bett zurück.
„Deine Cousine verbreitet das jetzt schon über eine halbe Stunde lang über alle Displays. „“Senatsanwärter Hackerott und Neffe in Wahlkampfbüro gerade noch dem Tod entkommen““, bemerkte Ozera und stieß sich vom Türrahmen ab, um zu ihm zu kommen.
„Oh ich liebe die Presse, die machen aus jeder Mücke einen Elefanten. Uns geht’s sehr gut, na ja, zumindest waren wir nicht in direkter Lebensgefahr. Nehmen Sie das auf, Miss O’Connor, “Mein Neffe und ich befanden sich in keinster Weise in Lebensgefahr und der Wahlkampf wird wie geplant weitergehen““, diktierte Murray zu Ozera.
„Ich arbeite nicht mehr für Sie, Sir“, bemerkte Ozera cool.
„Jetzt werden sie aber wieder für mich arbeiten, Miss O’Connor, ich hab nur eine Bedingung…“, konterte Murray und Ozera lauschte.
„Sie werden in keiner romantischen Weise mit meinem Neffen anbändeln, er ist mit seinem Standpunkt auf der gegnerischen Seite, das würde zu einem Interessenkonflikt führen. Haben wir uns da verstanden?“, bat Murray.
„Natürlich, Sir, das verstehe ich. Lassen Sie uns gehen, ich werde für heute Abend noch eine Rede vorbereiten“, bemerkte Ozera und ging voran aus dem Zimmer.
„Du sagtest ja, es geht nur ums Geschäft, Hank, also wird dir das nichts ausmachen. Danke für deinen Besuch“, sagte Murray und ging hinter seiner Angestellten aus dem Raum.
„Warum muss er meine Worte immer auf eine Goldwaage legen? Das ist unfair“, bemerkte Hank mürrisch.
„Du hast ihr ihren Job wieder beschafft, das war nett“, erwiderte Kesia aufmunternd.
„Ja, ich bin ja so nett. Mom, könntest du mir eine Essensration besorgen, ich hab wirklich Hunger“, bat Hank und seine Mutter ging nach draußen um eine zu besorgen.
„Du hast das richtige getan, Sohn“, bemerkte Remy um seinen Sohn zu beruhigen.
„Aber warum fühlt es sich dann so scheiße an?“, erwiderte Hank.
„Liebeskummer tut weh. Ich hab genau solche Gefühle gehabt, als ich in deinem Alter war. Die Gefühle fressen deine Seele nicht auf, aber du fühlst dich so. Aber es wird besser und irgendwann tut es nicht mehr weh. Jetzt schlaf etwas, dein Implantat ist ein Neues, es brauch erst mal eine Pause“, bemerkte Remy, küsste seinen Sohn liebevoll auf den Kopf und ging zu seiner Frau.
 
Am nächsten Tag wurde Hank entlassen. Seine Mutter fuhr ihn in seine Wohnung.
„Hey, du hast uns allen einen großen Schreck eingejagt. Wir dachten, du bräuchtest uns jetzt“, erwiderte Eixid, der zusammen mit den anderen Bandmitgliedern auf dem Sofa saß und auf ihn wartete.
„Ich bin müde, ich geh’ ins Bett“, begrüßte Hank sie, ohne sie anzusehen.
„Komm schon Dark, du kannst doch nicht immer noch sauer sein, es geht nur ums Geschäft“, bemerkte Sinderella und lief ihm hinterher zu seinem Zimmer.
„Genau diesen Spruch will ich heut nicht mehr hören. Danke fürs Kommen, Sin, aber meine Freunde seid ihr nicht, die Zwillinge sind meine Cousins, Eixid ist das Anhängsel von Hyden, er hängt mit mir rum, weil meine Mutter seinen Vater angehimmelt hat und du teure Prinzessin stehst einfach nur heimlich auf mich und willst in meiner Nähe sein. Ich habe Liebeskummer, da könnt ihr mir also nicht helfen. Ihr könnt bleiben, wenn ihr wollt, aber ich werde eurer kleinen Runde nicht beiwohnen“, war Hank gehässig und schloss die Tür hinter sich.
Als er drei Stunden später nach Bearbeitung einer Hausaufgabe wieder aus seinem Zimmer ging um etwas zu trinken, saß die Band immer noch zusammen am Display.
„Das meinte ich eigentlich sarkastisch, das ist keine Kommune, oder ein Sit in, oder was ihr auch immer hier macht“, entgegnete er, als er an ihnen vorbei zur Küche lief.
„Wir schreiben nen Song, irgendwelche Einfälle?“, fragte Eixid aufgedreht.
„Ja, ich hab ne Idee für einen Titel“, sagte er gespielt aufgedreht.
„Wirklich? Lass hören“, freute sich Sinderella.
„Er heißt “Wir sind keine Band mehr, wir brauchen keinen Song schreiben““, entgegnete Hank sarkastisch.
„Blödmann. Du hast Recht gehabt, wir sind sehr unterschiedliche Charaktere zusammen, aber wir hängen nicht nur mit dir rum, weil wir mit dir verwandt sind oder heimlich verknallt in dich sind, denn so toll siehst du dann auch wieder nicht aus. Wir sind deine Freunde, deine Freunde wissen, dass es dich aufmuntert einen Song zu schreiben. Vor allem bei Liebeskummer. Du kennst dich doch mit der Musik des 21. Jahrhunderts aus, was haben die Sänger da gemacht, um ihren Liebeskummer zu verarbeiten?“, fragte Sinderella aufmunternd.
„Sie haben Songs geschrieben. Du hast Recht, lasst uns an einem Song schreiben, wenn es auch nur aus Spaß ist“, bemerkte Hank und setzte sich zu ihnen um zu tüfteln.
 
„Leute, könnt ihr das glauben? Wir haben einen Song geschrieben und das ganz ohne digitale Effekte. Wir können den Song zwar nicht veröffentlichen, weil niemand so etwas altmodisches hören will, aber es fühlt sich richtig gut an“, erwiderte Hank aufgedreht, als sie spät in der Nacht einen fertigen Song zustande gebracht hatten.
„Toll, könntet ihr dann endlich damit aufhören, ich sitz jetzt schon fast fünf Stunden an meiner Hausarbeit und kann mich einfach nicht konzentrieren“, grummelte Ahmed, der am Küchentresen arbeitete.
„Warum arbeitest du dann nicht in deinem Zimmer?“, fragte Sinderella kritisch.
„Ich penn an meinem Schreibtisch immer ein, hier passiert mir das nicht, weil das Licht so hell ist am Küchentresen. Der Song ist übrigens klasse, hat was. Aber ich muss die Hausaufgabe in 5 Stunden abgeben, also geht verdammt noch mal ins Bett“, bat Ahmed genervt.
„Er hat Recht, ich muss auch schlafen, ich bin ziemlich fertig. Ich danke euch, dass ihr gekommen seid“, bedankte sich Hank und die Gruppe löste sich auf.
„Wäre es nicht einfacher gewesen ein paar Bier in dich reinzukippen?“, fragte Ahmed, als alle gegangen waren.
„Für dich vielleicht, für mich ist das perfekt. Schaff noch schön, ich muss jetzt schlafen“, bemerkte Hank zufrieden und ging in sein Zimmer.

Achtes Kapitel


„Ich kann euch also nicht umstimmen?“, fragte Hank, als er eine Woche später noch ein Mal eine Konferenzschaltung mit seinen ehemaligen Bandmitgliedern hatte.
„Nein, tut uns leid“, erwiderte Sinderella, wie zuvor.
„Gut, dann muss ich mir was anderes einfallen lassen. Es ist wirklich schade, ich dachte wirklich, ihr wärt meine Freunde“, war Hank enttäuscht und legte auf.
„Tut mir leid, jetzt bleibt mir keine andere Wahl“, bemerkte er zu sich selbst und stand auf, um zu Vixen zu gehen.
„Du weißt, dass du sie damit verlieren kannst, das ist ziemlich fies“, bemerkte Vixen nachfragend, als sie an einem Tisch saßen und Hank ihr erklärt hatte, was er vorhatte.
„Ich hab keine andre Wahl, ich will mein Gesicht wahren und meinen Vater nicht enttäuschen“, bemerkte Hank und schob ihr einen Schreibdisplay hin.
„Aber mach es richtig, ich bin die Eigentümerin dieser Band, ich werde das letzte Wort haben“, entschied Vixen und drückte ihren Fingerabdruck als Unterschrift auf das Schreibdisplay.
„Du begleitest mich auf den Ball, du wirst überall sein, wo ich bin“, bemerkte Hank cool.
„Du wirst nicht mit meiner Schwester hingehen?“, fragte Vixen erstaunt.
„Ich werde deine Schwester in nächster Zeit eher weniger sehen, mehr will ich dazu jetzt nicht sagen. Du hast Recht, jeder weiß von deinem Geschmack, ich hab jetzt genug Plätze frei, du kannst mit einer Freundin kommen, ich werde mir selbst jemanden suchen“, bemerkte Hank tonlos.
„Du hast es versaut, nicht wahr? Sie ist sehr sensibel, du hast sicher irgendwas gemacht, was sie verletzt hat“, bemerkte Vixen und Hank zog das Schreibdisplay vom Tisch und steckte es vorne in seine Tasche.
„Das kannst du sie selbst fragen, ich muss los, ich muss noch meine Mutter um Hilfe bitten, dass das klappt. Danke für dein Vertrauen, ich werde zwei Karten für dich und deine Begleiterin hinterlegen“, erwiderte Hank kühl und stand auf.
„Pass auf dich auf, Kleiner, halt dich am Besten von deinem Onkel fern“, bat Vixen besorgt.
„Keine Sorge, das werde ich. Gute Nacht“, entschied Hank und verschwand in der Menschenmenge des Clubs.
 
„Du kannst echt von Glück reden, dass ich in einem der besten Hologrammlabore der Welt arbeite. Ich brauche die Maße deiner Band und einige Charaktereigenschaften, z.B. dass der Drummer seine Stöcke kreisen lässt oder so, irgendwas, was sie nicht wie Hologramme aussehen lässt. Ich kann echt nicht glauben, dass deine Band damit einverstanden ist“, plante Kesia, als sie an diesem Abend nach Feierabend im Labor von DiveAir die Vorbereitungen für die holographische Produktion der Band trafen.
„Ich hab das okay der Urheberin, mehr brauch ich nicht“, erwiderte Hank distanziert und starrte in den leeren Projektionsraum.
„Habt ihr euch verkracht, oder was ist?“, fragte Kesia mitfühlend.
„Es geht nur ums Geschäft, das haben sie selbst gesagt und das ist mein Geschäft. Kriegst du das bis zum Ball hin?“, fragte Hank, der jegliches Gefühl in der Stimme verloren hatte.
„Sicher, ich bin eine der Besten. Aber ich übernehme kein Risiko, du kannst mich nachher nicht verantwortlich machen, wenn deine Freunde stinkig werden“, bemerkte Kesia und zog ihren Kittel aus, um ihm nach draußen zu folgen.
„Wenn sie wirklich meine Freunde wären, würde das hier nicht nötig sein. Hab ich dir schon erzählt, dass ich jetzt echt gut hören kann? Das neue Implantat ist wirklich klasse“, bemerkte Hank und sie gingen zusammen nach draußen.
„Ja, das war auch so, als du das als Säugling das erste Mal eingesetzt bekommen hast. Ich musste nur meine Tasse sanft auf dem Tisch abstellen, schon bist du von dem Lärm aufgewacht. Remy hat dein Kinderbettchen mit einer Schalldämmungslaserwand ausgestattet. Ich bin ständig dagegen gerannt, das hat vielleicht gebrannt. Aber du bist nicht mehr von jedem Furz aufgewacht. Als ich gehört hab, dass du nicht hören kannst im Krankenhaus, hab ich mich wieder gefühlt, wie an dem Tag, als man mir sagte, dass du taub bist. Hey, da hinten ist Scarlett, lass uns zu ihr gehen“, bat Kesia nachdenklich und ging zu ihrer Freundin, die sie auf dem Parkplatz entdeckte.
„Scarlett, hey, hab dich ne Weile nicht mehr gesehen, wie geht’s dir?“, passte Kesia ihre Freundin an ihrem Auto ab.
„Hey Süße, mir geht’s gut, danke. Sancho ist mit Salvador für ein paar Tage zum Angeln gefahren, ich hab das Haus mal für mich allein, ist auch mal schön. Man, Hank, du kannst ja richtig gut aussehen mit einem anständigen Haarschnitt. Wie geht’s dir, Junge?“, umarmte Scarlett den Sohn ihrer besten Freundin.
„Besser, noch etwas dämmrig von der Operation, aber es geht schon. Was wäre, wenn ihr zwei Ladies euch einen schönen Abend zusammen macht, was Essen geht, oder so? Ich bring deinen Wagen zu dir nach Hause und lass mich dann von Ahmed abholen“, schlug Hank vor.
„Das klingt klasse, wir haben lang nichts mehr zu zweit gemacht. Mal wieder durch die Clubs ziehen, wie in alten Zeiten“, erwiderte Scarlett erfreut.
„Shadow, wir sind nicht mehr 18, ich glaub nicht, dass ich das die ganze Nacht durchhalten würde“, bemerkte Kesia und stieg bei Scarlett ein.
 
Hank hatte sich noch mal davor drücken können, unangenehme Fragen seiner Mutter beantworten zu müssen. Er ging zu Kesias Wagen und fuhr ins Bürgermeisterhaus.
Erst wollte er nur das Auto abstellen und verschwinden, doch dann dachte er, es wäre nett, seinen Großvater zu besuchen.
„Hi, was hast du mit deiner Mutter gemacht?“, fragte Remy, der ihn rein ließ.
„Mich überrascht, dass du schon zu Hause bist“, kam Hank rein.
„Sie lebt noch, oder?“, fragte Remy verwundert.
„Sie hat Scarlett getroffen und sie sind was Trinken gegangen. Ich hab ihren Wagen heimgebracht, vermutlich musst du sie dann irgendwo abholen. Ich wollte zu Großvater“, erwiderte Hank und ging zur Treppe.
„Ist auch schön dich zu sehen. Du hast ja ne gigantische Laune“, bemerkte Remy sarkastisch.
„Ist nicht so mein Tag. Ist er wach?“, fragte Hank etwas abwesend.
„Wann ist eigentlich mal dein Tag? Ja, er ist wach. Willst du was trinken? Ich meine du wirst nachher kaum noch fahren“, bot Remy an.
„Mach mir ein Bier auf, danke. Wie geht es ihm heute?“, fragte Hank über das Geländer gelehnt.
„Ihm geht’s wie immer. Ist schön, dass du ihn besuchst“, entschied Remy und Hank ging die Treppe hoch zu seinem Großvater.
„Großvater, hey, ich bin’s, Hank“, kam Hank vorsichtig ins Schlafzimmer seines Großvaters.
„Hank, hi, ich bin froh, dich heile und in einem Stück wieder zu sehen. Ich habe die Explosion im Fernsehen gesehen. Die Politik ist genau so gefährlich, wie zu meinen Zeiten. Was hast du bei deinem Onkel gewollt, sagst du mir das?“, bemerkte Jonathan, der in einem Rollstuhl am Fenster saß und auf die Stadt hinuntersah.
„Ich wollte mit ihm reden, aber das war alles unnötig. Es war harmloser, als es in den Nachrichten gezeigt wurde. Mein Hörimplantat war ausgefallen, deshalb kam die Meldung, dass ich nichts hören würde. Sie haben mir ein Neues eingesetzt. Ich war grad in der Gegend und dachte, ich schau mal nach dir“, bemerkte Hank und legte seine Hand von hinten auf die Schulter seines Großvaters, der sie festhielt.
„Das ist nett, danke, ist manchmal ziemlich einsam hier. Wie geht’s deinem Feuer, schon ein Ventil gefunden?“, fragte Jonathan und ließ Hanks Hand wieder los.
„Ich dachte es, aber dann hat sie mich verlassen“, bemerkte Hank.
„Eine Frau kann nie ein Ventil für das innere Feuer sein, merk dir das, nur jemand, für den es ich lohnt, sein Feuer lodern zu lassen. Deine Großmutter war mein Ventil, aber dann hat sie mich verlassen. Siehst du, kein gutes Ventil. Ich hab ein anderes Ventil gefunden - Hologrammspiele. Schon mal versucht?“, fragte Jonathan.
„Sicher, ich liebe das Zeug, das könnte auch mein Ventil sein“, bemerkte Hank aufgeregt.
„Deshalb spreche ich das an, deine Schwester ist besorgt über deine Hologrammstunden. Sie sagt, du verbringst die ganze Nacht in der virtuellen Welt, das ist nicht gut. Du musst dein Implantat auch mal schonen, auch wenn du ein ganz normales Leben führst, du bist mit einer Behinderung zur Welt gekommen. Du musst auf deine Gesundheit achten, Hank“, bat Jonathan.
„Warum kommt sie damit zu dir?“, fragte Hank aufgebracht.
„Sie dachte, deine Eltern würden dich sicher in eine von diesen Entzugsanstalten schicken, oder so. Reduzier das einfach, bitte, sonst muss ich dich einweisen lassen und ich tu das, mir ist nichts zu schade, um dich gesund zu wissen“, bemerkte Jonathan.
„Ich werde es versuchen, für dich. Mach dir nicht immer so viele Sorgen um mich, Großvater, ich bin wirklich immer vorsichtig“, erwiderte Hank und verließ den Raum wieder.
„Großvater geht es nicht gut, er fängt an, aufzugeben“, bemerkte Hank, als er in die Küche kam und sich auf den Stuhl am Küchentresen setzte.
„Ja, hab ich auch schon gemerkt. Es ist eine Schande diesen starken Mann so leiden zu sehen. Wie läuft’s in der Uni, oder mit der Band?“, fragte Remy, um von dem Thema abzulenken.
„Beides läuft gut, sie sind schon ganz aufgeregt, wegen dem Auftritt am Bürgermeisterball. Nur ich hab leider noch keine Begleitung. Fällt dir jemand ein, am Besten bildhübsch und hält den ganzen Abend die Klappe?“, bemerkte Hank grinsend.
„Dann musst du wirklich mit einem Hologramm kommen. Aber ich hab eine wirklich nette Assistentin, sie ist in deinem Alter, eine chinesische Schönheit, redet nicht viel“, schlug Remy vor.
„Hey, warum kenn ich sie nicht persönlich?“, fragte Hank.
„Genau deswegen. Ich will sie nicht als Assistentin verlieren, sie ist eine wirklich gute Kraft und du bist ein Herzensbrecher. Aber für einen Abend wird es gehen, zumindest wird es Ozera zum Kochen bringen“, bemerkte Remy.
„Perfekt, gib mir ihre Nummer“, bat Hank und hielt ihm sein Armband hin.
„Oh man, ich hoffe, ich bereue das später nicht“, entschied Hank und hielt sein Armband über das seines Sohnes um die Nummer zu übertragen.
 
Als Hank am nächsten Tag Mittagspause hatte, rief er die Nummer an.
„Ja?“, meldete sich eine sanfte Stimme am Telefon.
„Hey, du kennst mich nicht, ich bin Hank, Bürgermeister Hackerotts Sohn. Das klingt zwar jetzt etwas seltsam, aber ich suche noch eine Begleitung für den Bürgermeisterball. Würdest du mich begleiten, nicht als Date, nur als Begleiterin für den Abend?“, war Hank etwas verlegen.
„Sicher, hab auch noch niemanden. Du holst mich ab, ich erwarte Blumen und wenn du mich anpackst, brech ich dir die Finger. Noch irgendwelche Fragen?“, fragte sie tough.
„Ja, eine Kleine, wie heißt du eigentlich?“, fragte Hank gelassen.
„Lee, du kennst mich, Idiot, du läufst jedes Mal, wenn du deinen Vater besuchst an mir vorbei“, erkannte Lee.
„Ach, du bist blond, richtig, ich hab bei der Beschreibung “chinesische Schönheit“ nicht gleich auf dich geschlossen“, erklärte er lässig.
„Lass das, ich hasse Komplimente. Also ist das abgemacht, ich wohne in der siebten Straße, Apartment 6b. Bis dann“, legte Lee wieder auf.
„Das wird ein klasse Abend“, grummelte Hank und lehnte sich auf den Treppen, auf den er saß, zurück.
„Hey Cousin, wie läuft die Partnersuche?“, kam Line zu seinem Cousin und Hank sah mit dem Kopf nach hinten verkehrt herum auf seinen Cousin.
„Klasse, hab jemanden für den Ball. Wie läuft’s bei dir, wie ist das Training?“, machte Hank Smalltalk.
„Ich hab noch nie so viel trainiert in meinem Leben. Du bist doch nicht sauer, dass wir nicht auftreten, oder?“, fragte Line und setzte sich hinter ihn auf eine höhere Stufe.
„Nein, ist eure Entscheidung. Also, ich muss dann los, meine nächste Vorlesung beginnt in fünf Minuten“, bemerkte er und stand hektisch auf. Er konnte nicht gut lügen und wollte das nicht so sehr zeigen.
„Ja, viel Spaß. Bis dann“, bemerkte Line etwas verwundert und sah seinem Cousin hinterher, der schnell in der Uni verschwand.
 

Neuntes Kapitel


„Ich kann sie nicht anlügen, aber ich kann ihnen nicht dauernd aus dem Weg gehen, das ist verdächtig“, schüttete Hank seiner Mutter beim Essen am Freitag drauf sein Herz aus.
„Ich habe dir gesagt, dass das in einer Katastrophe endet, aber hörst du auf mich? Du lügst deinen Vater ja auch an, er denkt ja immer noch, dass du wirklich mit der Band auftrittst. Du solltest ihn einweihen, das wird sonst ein großes Chaos, oder wie willst du ihm erklären, dass du vier Hologrammprojektoren auf der Bühne brauchst?“, erwiderte Kesia cool.
„Oh verdammt, richtig, ich muss ihn einweihen. Er wird mich aber solange nerven, bis ich das lasse“, erkannte Hank.
„Oder er unterstützt dich. Du musst deine eigenen Fehler machen, wenn du das machen willst, mach es“, kam Remy aus dem Arbeitszimmer zu ihnen.
„Du weißt es schon?“
„Hallo, du hast meine Frau aus dem Verkehr gezogen, ich seh sie gar nicht mehr. Ich musste ein paar Nachforschungen anstellen und mir wurde gesagt, meine Frau stellt eine holographische Band zusammen die verdächtig nach der Band ihres Sohnes aussieht“, konterte Remy.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht enttäuschen, aber meine Band will nicht spielen, weil na ja, weil wir keine Band mehr sind. Da habe ich mich dazu entschieden, Hologramme von ihnen zu machen, die auftreten“, war Hank verlegen.
„Gut, ist eh’ zu spät ne andere Band zu suchen. Ich werde dir helfen“, entschied Remy.
„Danke“, bedankte sich Hank erleichtert.
„Aber ich werde es ihnen nicht sagen, das geht sie nichts an. Ich hab die Zusicherung der Gründerin, mehr brauch ich nicht“, entschied Hank dickköpfig.
„Gut, deine Entscheidung. Molly ist gerade in Mailand, schon wieder. Sie kommt erst Mittwoch wieder, falls du dich gefragt hast, wo sie ist“, entschied Remy und setzte sich hin.
„Ich weiß, sie hat mich gestern angerufen. Lee ist ja ein wirklich einfühlsames Geschöpf“, bemerkte Hank plötzlich.
„Sie ist eine ziemlich rabiate junge Frau manchmal. Hat sie zugesagt?“
„Ja, aber sie war nicht begeistert. Du hast gewusst, dass ich mir bei ihr die Zähne ausbeiße, richtig?“, fragte Hank und Remy grinste.
„Uh ja, das hab ich. Aber sie ist heiß, für dich, nicht für mich, Kes hör auf mich so anzugucken, sie wird eine gute Begleiterin sein“, druckste Remy herum und versuchte den bösen Blicken seiner Frau auszuweichen.
„Aber verknallen tu ich mich sicher nicht in sie, davon kannst du ausgehen“, versicherte Hank und aß weiter.
„Das war mein Plan dahinter. Wie ist deine Klausur übrigens ausgefallen?“, fragte Remy.
„Es ist irgendwie pervers, dass du alles weißt. Ich hab eine 2+, hatte doch einige Fehler, aber ich bin zufrieden. Wo ist Großvater heute Abend, wieder in seinem Zimmer?“, fragte Hank.
„Ihm geht es nicht gut, wirklich nicht. Du bist erwachsen, also sag ich es dir direkt heraus. Ich werde ihm eine Selbstmordspritze kaufen, er soll nicht mehr länger leiden“, erklärte Remy stockend und Hank legte seine Gabel hin.
„Es tut mir leid, du magst ihn sehr, aber du musst verstehen, dass er seine ewige Ruhe finden muss“, entschuldigte Remy seinen Plan.
„Ich werde es tun, ich werde die Spritze besorgen und sie ihm geben. Das sieht nicht gut aus, wenn das der Bürgermeister macht“, bemerkte Hank mit ernster Stimme.
„Nein, das lasse ich nicht zu“, mischte sich Kesia ein.
„Ich danke dir“, bemerkte Remy, ohne auf seine Frau zu hören.
„Habt ihr mir nicht zugehört? Ich lass das nicht zu“, entschied Kesia lauter.
„Mom, ich bin erwachsen, ich tue das. Außer du willst, dass dein Vater unnötig leidet“, entschied Hank.
„Ich hab dich noch nie so erwachsen gesehen“, erwiderte Kesia nur und legte ihre Hand auf seine.
„Ich hab mich auch noch nie so erwachsen verhalten. Ich werde morgen zu einer Apotheke fahren, die liegt etwas abgelegen“, bemerkte Hank tonlos.
„Ich kann auch Lee bitten es zu kaufen“, warf Remy ein.
„Nein, das muss einer von uns tun, ich werde das tun. Aber wenn ich das getan habe, werden wir nie wieder darüber reden“, forderte Hank und schob seinen Teller weg. Er hatte keinen Hunger mehr.
„Ich werde zu Grandpa gehen und es ihm sagen“, erwiderte Hank und stand auf.
„Willst du heut Nacht im Gästezimmer schlafen? Ich könnte es herrichten“, bemerkte Kesia.
„Danke, das würde ich gern. Ich werde hochgehen“, entschied Hank und ging zum Fahrstuhl.
„Du weißt, dass er sich, dass später immer vorhalten wird“, entschied Kesia, als Hank hochfuhr.
„Dafür sind wir da, um ihm zu bestätigen, dass es richtig war. Ich werde morgen gleich Molly anrufen, dass sie sich verabschieden kann. Was ist mit deiner Mutter und deinen Geschwistern?“, fragte Remy.
„Ich weißt nicht so recht“, war Kesia unsicher.
„Sie haben sich nicht gekümmert, sie können zur Beerdigung kommen“, entschied Remy standhaft.
„Ich werde sie benachrichtigen, das müssen sie wissen“, hatte Kesia eine Entscheidung getroffen.
„Du hast Recht, tut mir leid, ich bin als Einzelkind aufgewachsen, ich kenn diese starken Familienbande nicht. Murray war immer mehr ein bester Freund und nicht wirklich ein Bruder, verstehst du?“, entschied Remy und seine Frau umarmte ihn.
„Vor allem jetzt, wo du denkst, dass du weißt, warum deine Mutter ihn wirklich
adoptiert hat. Du hältst ihm doch nicht immer noch vor, dass Hank verletzt wurde, oder? Hank wusste um das Risiko als er da rein gegangen ist. Und deine Mutter plant auch keine Verschwörung zur Weltherrschaft, mein Gott, du bist schon fast so schlimm wie unser Sohn. Ich werde jetzt das Gästezimmer vorbereiten, räum du bitte den Tisch ab“, löste sie sich wieder von ihm und ging zum Gästezimmer.
 
Hank saß auf dem Stuhl am Fenster und betrachtete seinen Großvater im Bett.
„Das ist eine große Verantwortung, die du da eingehen willst“, sagte Jonathan schwach.
„Es wird Zeit, dass ich große Verantwortungen übernehme. Ist das deine freie Entscheidung, es zu tun?“, fragte Hank nach.
„Ja, ich werde auch in mein Testament schreiben, dass es mein eigener Wille war, dass du niemals deswegen Schwierigkeiten bekommst. Du hast Angst, nicht?“, fragte Jonathan liebevoll und Hank sah zu ihm.
„Ich werde meinen Großvater töten, ich habe ne Scheißangst“, gestand Hank und setzte sich zu ihm aufs Bett.
„Hab ich dich als Kind nicht genug getriezt, dass du jetzt sauer auf mich sein könntest?“, fragte Jonathan und hustete.
„Hier, Großvater, trink was. Du hast mir alles beigebracht um hilfsbereit, zuvorkommend und ein wirklicher Gentleman zu sein und ich habe alles wieder vergessen“, schmunzelte er und hielt seinem Großvater einen Wasserbecher vor den Mund.
„Schlage niemals eine Frau, liebe deine Kinder und die Kinder deiner Kinder sehr und ändere niemals das Feuer in deiner Brust. Das ist alles, was ich dir noch beibringen kann“, entschied Jonathan und legte seine Hand auf Hanks Brust.
„Oh man, warum bist du kein grausames Arschloch? Dann wäre das wirklich einfacher“, entschied Hank und Jonathan lächelte ihn an.
„Wenn ich ein grausames Arschloch wäre, würdest du das nie für mich tun“, bemerkte Jonathan und Hank stand wieder auf.
„Sollen wir sie anrufen, sollen sie es wissen?“, fragte Hank und sah wieder aus dem Fenster.
„Nein, sie würden dich nur davon abhalten. Sie haben mich abgeschrieben, sie dürfen nicht mehr über mein Leben entscheiden. Ich will nur euch vier dabeihaben, meine Familie“, bat Jonathan und Hank drehte sich wieder zu ihm.
„Ich werde es Mom und Dad sagen. Es wird vielleicht ein paar Tage dauern, bis wir Molly aus Mailand zurückkriegen, aber wir werden dich bald erlösen“, versprach Hank und eine Träne lief ihm über die Wange.
„Ich danke dir, ich danke dir so sehr“, entschied Jonathan und Hank ging aus dem Zimmer.
 
„Die Hologramme machen gute Fortschritte, wir können Montag einen Probelauf machen, wenn du willst“, erkannte Kesia, während sie das Gästebett richtete und ihr Sohn in Gedanken versunken auf einem Stuhl saß und ins Leere starrte.
„Entschuldige, was hast du gesagt?“, sah Hank sie mit leerem Blick an.
„Nicht so wichtig. Ich häng dir hier deinen Smoking hin, den brauchst du ja nächsten Freitag, kannst ihn ja schon mal mitnehmen“, entschied sie und hängte ihm seinen Anzug hin.
„Ist es richtig, eine Party zu feiern, wenn wir kurz davor ein Familienmitglied verloren haben?“, fragte Hank. Er war vollkommen durcheinander.
„Niemand wird sich auf dieser Party amüsieren, wenn es dich beruhigt, ich habe das zumindest nie. Schlaf gut, mein Schatz“, verabschiedete sich Kesia, küsste seinen Sohn auf die Backe und verließ den Raum wieder.
Kesia ging unter die Dusche. Als sie wieder runterkam, saß ihr Mann in einem Sessel und las.
„Hank ist vollkommen überfordert, ich hoffe, das nimmt ihn nicht zu sehr mit“, war Kesia besorgt und setzte sich auf die Lehne des Sessels.
„Er ist vor zehn Minuten weggefahren, ich weiß, wo er hinwill, er trinkt sich sicher einen“, erkannte Remy und zog seine Frau in seinen Schoß.
„Woher weißt du das?“
„Ich würde das tun“, schlussfogerte er und las weiter, während er seine Frau im Arm hielt.
 
„Na endlich, ich dachte schon, du wirst zum Abstinenzler, was kann ich dir Gutes tun?“, freute sich Vixen, ihren sonst treuen Stammkunden zu sehen, als Hank in den Club kam.
„Irgendwas, was schnell wirkt und nicht grün ist“, erwiderte Hank mit einem schwachen Lächeln.
„Du willst wirklich einen harten Drink, dann muss es dir echt mies gehen. Ich hab von Ozera erfahren, was du für sie gemacht hast, das war echt nett“, schenkte sie ihm einen Malt Whiskey in ein Glas.
„Ja, aber bald ist Feierabend mit Mr. Netter Junge, das sag ich dir“, entschied Hank und riss ihr das Glas aus der Hand um es auf Ex weg zu kippen.
„Du solltest wegen einer Frau niemals saufen, glaub mir, da spreche ich aus Erfahrung“, entschied Vixen und in dem Moment kam Ozera durch die Tür.
„Auch wenn deine Schwester eine hinreißende Frau ist, wegen ihr trink ich nicht und auch nicht mit ihr. Wie viel willst du für die Flasche von dem Zeug?“, fragte Hank und schnappte sich die Flasche.
„Die ist unverkäuflich, Kleiner, vor allem, weil du dich damit umbringen kannst. Bleib hier bitte, ich werde sie bitten zu gehen“, plante Vixen und riss die Flasche wieder aus seiner Hand.
„Nein, schon gut, sie kann bleiben. Krieg ich dann noch ein Glas, bitte?“, fragte er und sie schenkte noch mal ein.
„Das ist zwar ein Klischee, dass Barkeeper ein offenes Ohr für alles haben, aber was bedrückt dich?“, fragte Vixen und Hank zischte seinen Drink wieder runter.
„Private Probleme, nichts was die Öffentlichkeit angeht. Oh klasse, warum muss sie sich unbedingt an die Bar setzen“, maulte Hank, als Ozera auf sie zusteuerte.
„Weil sie sich mit mir unterhalten will, deshalb vielleicht? Haben sie es rausgefunden?“
„Nein, noch nicht. Aber mein Vater ist jetzt eingeweiht. Das vereinfacht einiges“, erwiderte er und Ozera war bei ihnen angekommen.
„Hi Hank, du siehst nicht gut aus“, bemerkte Ozera freundlich.
„Mein Date hat sich entschieden, ihre Karriere mir vorzuziehen, entschuldige, dass mir das nicht scheißegal ist“, bemerkte Hank und drehte sich zu ihr hin.
„Du hast getrunken“, stellte sie fest.
„Kleines, das ist ne Bar, das macht man so in einer Bar. Kann ich dich zu was einladen, ohne dass das irgendwelche Regeln verletzt?“, fragte Hank und sie setzte sich hin.
„Fürchte nicht. Ich lass mich auch nicht einladen. Ich will auch nichts trinken, danke. Kannst du dich auch normal mit mir unterhalten, ohne so fies zu sein?“, fragte Ozera und packte ein paar Unterlagen aus.
„Entschuldige, war ein scheiß Abend. Du wirst doch hier nicht anfangen zu arbeiten?“, fragte Hank.
„Dein Onkel wird morgen eine wichtige Rede vor dem Farmerverband halten und ich verpasse dem noch einen letzten Schliff und da Vixen unter anderem einen Abschluss in Agrarwissenschaft hat, dachte ich, sie kann mir fachlich weiterhelfen. Was machst du, dich sinnlos betrinken?“
„So sieht’s aus. Man kann hier kaum reden, ohne zu brüllen, wie wollt ihr hier in Ruhe arbeiten?“, fragte Hank misstrauisch und Vixen drückte einen Knopf und es wurde stiller.
„Schalldichte unsichtbare Wand, ganz schön clever. Aber auch gefährlich, die Leute können sich verbrennen“, bemerkte Hank.
„Auf der anderen Seite ist das angezeigt, aber danke, dass du dir Sorgen um die Leute machst, Mr. Netter Junge. Also Schwesterherz, wo liegt dein Problem?“, fragte Vixen und sah sich die Unterlagen ihrer Schwester an.
„Oh man, das ist mir echt zu viel bei euch“, murmelte Hank und wollte an einen Tisch gehen, lief aber, wie sollte es anders sein, direkt in die schalldichte Wand.
„Verdammt, brennt das“, fluchte er und drehte sich um. Er hatte leichte Verbrennungen an den Händen und im Gesicht.
„Ich habe dir gesagt, dass müssen wir auch von hier aus anzeigen, für die Idioten die zu betrunken sind, um das zu merken, wenn sie zurück an ihren Tisch gehen“, erwiderte Ozera und zog Hank nach hinten, um seine Wunden zu versorgen.
„Das geht schon, geh zurück an deine Arbeit“, murrte er und sie drückte ihn aufs Sofa.
„Ich hab noch den ganzen Abend Zeit dafür. Ich wollte nicht, dass das so ausgeht, ich habe nur meine Chance genutzt“, erkannte sie, währens sie seine Verbrennungen versorgte. Er sah nach unten. Sie hatte ihr nacktes Bein zwischen seine Beine gelegt.
„Es tut mir leid, aber heute Abend muss ich rebellisch sein“, konterte er und zog sie weiter an sich um sie leidenschaftlich zu küssen.
Während das junge Pärchen sich im Hinterzimmer vergnügte, kam Eixid in den Club.
„Dixie, hey, dich habe ich ja auch ne Weile nicht mehr gesehen. Was kann ich dir einschenken?“, fragte Vixen etwas nervös, weil sie nicht wusste, wie sie auf Eixid reagieren sollte.
„Erstens, dass ich einen Frauennamen habe, heißt nicht, dass du ihn benutzen sollst, zweitens, was zum Henker bist du so nervös und drittens ein kühles blondes würde mir gefallen“, klemmte sich Eixid an den Tresen und sah zur Seite. Dort bemerkte er Hanks Jacke mit dem Totenkopf auf dem Rücken.
„Hast du was mit Hank? Der verhält sich seit ein paar Tagen auch wie ein aufgescheuchtes Huhn“, schlussfolgerte Eixid.
„Lesbe, schon vergessen?“, fragte Vixen cool.
„Wo ist dann unser dunkler Ritter?“, fragte Eixid und zeigte auf Hanks Jacke.
„Hinten, der Depp ist besoffen an die Schallwand gerannt, meine Schwester versorgt seine Wunden. Aber jetzt wo du es sagst, die sind schon ne Weile da hinten“, erkannte Vixen und ging zusammen mit Eixid nach hinten. Dort sahen sie die beiden ineinander verknotet auf dem Sofa knutschen.
„Man, so ne Krankenschwester würde ich auch gern mal haben“, bemerkte Eixid cool und sah ihnen mit verschränkten Armen vor der Brust zu.
„Hol ihn von ihr runter, bevor er meine Schwester schändet“, bat Vixen und Eixid packte seinen Kumpel am Kragen und zog ihn weg.
„Hey, ich schände hier niemanden, ich halte mich an die gesetzlichen Vorschriften. Wüsste auch nicht, was euch das angeht. Was machst du überhaupt hier, Dix?“, grummelte Hank ertappt.
„Meinen Kumpel vor einer Dummheit bewahren, wie es aussieht. Wart ihr nicht getrennt?“, fragte Eixid und Ozera rappelte sich auf.
„Ja, eigentlich schon, Ozera kann nur ihren Job behalten, wenn sie sich von deinem Kumpel hier fernhält. Was habt ihr euch dabei gedacht?“, fragte Vixen grummelig und Ozera sah beschämt zu Boden.
„Tut mir leid, ich geh’ wieder an meine Arbeit“, huschte Ozera nach draußen.
„Geh’ dich duschen, du Ferkel. Und Flossen weg, von meiner Schwester. Du kannst ihn jetzt loslassen, Dixie, danke“, bemerkte Vixen außer sich und ging kopfschüttelnd wieder nach vorne.
„Fang mal an zu denken, Dark, das wäre sehr hilfreich“, erwiderte Eixid und folgte Vixen.
Noch mit einem blutenden Gesicht schlich sich Hank aus der Hintertür. Er fuhr mit einem Taxipiloten ins Krankenhaus und ließ seine Wunden heilen und dann wieder nach Hause. Seine Eltern schliefen inzwischen und so ging er einfach ins Bett.
Da er nicht über die Vorfälle des Abends zuvor ausgequetscht werden wollte, schlich sich Hank am nächsten Morgen heimlich davon.
„Hey, war wohl ne Party gestern, von der ich nichts mitbekommen hab, du siehst echt fertig aus“, begrüßte Ahmed seinen WG-Kumpel, als Hank rein geschlichen kam und Ahmed in der Küche stand.
„Oh verdammt, warum bist du schon wach?“, fragte Hank und setzte seine Sonnenbrille ab.
„Es ist erstens fast Mittag und zweitens sitz ich schon seit drei Stunden an einer wichtigen Hausarbeit, ist ne Weile her, dass ich dich richtig arbeiten sehen hab. Hast du Wunden heilen lassen? Dein Gesicht glänzt so“, sah Ahmed ihn richtig an.
„Ja, war gestern im Krankenhaus, bin gegen eine schalldichte Mauer gerannt. Ich hab nur noch zwei Klausuren, dafür hab ich schon gelernt, während du mit deinem Kumpels gesoffen hast. Hat jemand für mich angerufen?“, fragte Hank und ging zum Telefon.
„Ja, deine Mutter, ich soll dir ausrichten, höfliche Leute verabschieden sich, wenn sie ein Gästezimmer verlassen und ja Vixen hat auch noch angerufen, sie hat etwas überreagiert, du sollst demnächst mal in die Bar kommen, dann spendiert sie dir ein Freibier. Wo zum Henker warst du gestern Nacht?“, fragte Ahmed und Hank steuerte das Badezimmer an.
„Du musst nicht alles wissen, arbeite schön weiter“, bemerkte er und schloss die Tür hinter sich.
„Du hast Vixen an gegraben und sie hat dich gekratzt?“, wollte Ahmed an diesem Nachmittag wissen, was passiert war.
„Ich komponiere gerade A‘, nerv mich nicht“, bat Hank, der auf dem Display im Wohnzimmer Noten herumwirbelte.
„Das ist es, ja, du hast sie angepackt“, dachte Ahmed, dass er es rausgefunden hatte.
„Vixen steht auf Frauen, ich hätte keinen heilen Knochen mehr in meiner Hand, wenn ich sie so angefasst hätte“, bemerkte Hank und fuhr genervt über seine Komposition.
„Aber du hast irgendwas mit ihr gemacht, oder es hat was mit ihr zu tun. Es geht um Ozera, richtig? Du hast irgendwas mit ihr angestellt. Du hast sie bedrängt, irgendwas wirst du gemacht haben, dass Vixen ausgeflippt ist“, wollte Ahmed wissen.
„A‘, du hast gesagt, ich soll was tun, das kann ich aber nicht, wenn du mich weiter nervst. Also klappe“, wollte es Hank nicht sagen.
„Sag es mir doch einfach, dann lass ich dich in Ruhe“, bat Ahmed.
„Okay, Nervensäge. Ich war gestern in der Bar und Ozera war auch da, wir sind nach hinten gegangen und irgendwie ist es dann heiß und heftig geworden und wir waren kurz davor … aber sie hat uns Gott sei dank davon abgehalten“, gestand Hank, ohne sich umzudrehen.
„Du bist mein neuer Held, noch keiner ist so weit bei einer Frau gegangen. Was hat sie gesagt? Was habt ihr gemacht? Ich will Einzelheiten“, war Ahmed angenehm überrascht.
„Verdammt, wir dürften uns ja nicht ein Mal sehen, es ist ein Wunder, dass Vixen nicht die Polizei geholt hat, sauer genug war sie zumindest. Können wir bitte aufhören, davon zu reden, das ist mir peinlich“, bat er und zog sein Headset an, um zu hören, was er komponiert hatte.
„Das ist cool, das muss dir echt nicht peinlich sein. Erzähl schon“, war Ahmed von dem Thema angetan.
„Ahmed, ich wiederhole mich nicht. Klappe“, forderte Hank und drehte ihm wieder den Rücken zu.
„Du wirst es mir erzählen, eines Tages. Ich muss eh’ los, ich treff mich mit meinen Kumpels. Viel Spaß“, entschied er, schnappte seine Jacke und verschwand.
„Na endlich, also los, kreative Muse, küss mich endlich“, begann er richtig zu arbeiten.
 
Es war schon dunkel, Hank war auf dem Sofa eingenickt, als es klingelte.
„Wir kaufen nichts“, murrte er in die Gegensprechanlage.
„Hey Süßer, ich bin’s, wir müssen reden“, bemerkte Ozera, die er auf dem Überwachungsbildschirm vor der Tür sah.
„Oz, was machst du hier? Du solltest nicht herkommen, verschwinde“, bemerkte Hank und bewegte die Kamera so, dass er die Straße sah. Dort war sonst niemand.
„Hey, ich bin nicht eins deiner Mäuschen, ich will Antworten“, bemerkte Ozera genervt.
„Dann frage, aber von dort“, bat Hank und sah in ihr trauriges Gesicht.
„Ich weiß nicht, wie weit ich gehen würde, wenn du jetzt hochkommen würdest, tut mir leid“, entschuldigte er sich und rutschte an der Wand zu Boden.
„Du hast Recht, tut mir leid, dass ich gekommen bin“, erwiderte sie schüchtern und verschwand aus der Sicht der Kamera.
In dem Moment kam ihm eine Idee.
„Oz, warte, hörst du mich? Bleib stehen, ich hab ne Idee“, bat Hank und Ozera erschien wieder im Kamerabild.
„Ach, ich liebe deine Ideen“, schmunzelte sie erfreut und er ließ sie rein.
Als sie oben ankam, stand die Tür offen.
„Hey, wo steckst du?“, sah sie sich im Raum um.
„Komm rein, ich bleib in meinem Zimmer“, rief Hank von seinem Zimmer aus.
„Ich schrei das nicht durch die ganze Wohnung, das kannst du vergessen“, rief sie zurück.
„Siehst du das Equipment auf dem Tisch? Zieh dich bis auf die Unterwäsche aus“, rief er.
„Ich hab zwar keine Erfahrung mit Sex, aber fördert ausziehen die Leidenschaft nicht noch?“, rief sie zurück.
„Tut mir leid, sonst halten die Sensoren nicht. Befestige die Sensoren überall an deinem Körper, wo du angefasst werden willst“, rief er.
„Ich hoffe, dass deine Tür gut verschlossen ist, das macht mich jetzt schon scharf“, bemerkte sie und zog sich bis zur Unterwäsche aus.
„Mich auch, meine Tür ist mit einem doppelten Sicherheitscode geschlossen, wir müssen beide den Code eintippen, um sie wieder zu öffnen. Schließ die Tür auch mit einem Code, den ich nicht kenne“, bemerkte Hank und sie tippte den Code in die Fernbedienung ein, dass die Haustür sich abschloss.
„Wenn du das gemacht hast, leg dich aufs Sofa, mach’s dir gemütlich, Setz die Brille auf und dann kann es schon losgehen“, bemerkte Hank auf dem Display der ihn jetzt zeigte und so konnte die virtuelle Liebesnacht beginnen.
„Das war absolut unglaublich“, schnaufte Ozera, als sie in eine Decke gewickelt auf dem Boden vor dem Sofa saß und ihre Sensoren abzog, während sie mit ihm auf dem Display sprach.
„Ja, wirklich heiß. Denkst du, ich kann jetzt rauskommen und wir können reden wie Erwachsene?“, fragte Hank.
„Hast du mir irgendwelche Schlabberklamotten die ich anziehen kann?“, fragte sie und Hank hielt ein altes College T-Shirt und eine Trainingshose in die Kamera.
„Perfekt. Ich komm jetzt raus“, erwiderte sie und ging zu seiner Tür.
Sie tippte den Code ein und er schmiss ihr die Klamotten hin, bevor er rauskam.
„Nur zur Sicherheit, zieh’ dich erst mal an“, bemerkte er gut gelaunt und sie schlüpfte schnell in die Sachen.
„Du hast manchmal echt die besten Ideen“, erwiderte sie, als sie auf dem Sofa lungerte und er mit Sicherheitsabstand am Esstisch saß.
„Manchmal schon. Also, über was willst du mit mir reden?“, fragte er liebevoll und sie kam zu ihm zum Tisch.
„Ich glaub, so viel müssen wir nicht voneinander entfernt sitzen, ich bin völlig befriedigt heute. Also wir sollten darüber reden, wie es mit uns weiter geht. Wenn wir zusammenkommen würden, würde ich meinen Job verlieren und ich will meinen Job nicht verlieren, ich habe hart dafür gearbeitet“, bemerkte sie und setzte sich an die andere Seite des Tischs.
„Ich habe es doch für dich aufgegeben, ich dachte das wäre klar“, erwiderte er.
„Aber das klappt nicht, wir werden uns ständig begegnen und immer wird diese sexuelle Spannung zwischen uns herrschen. Ich weiß nicht, was wir tun sollen“, entschied sie mit einer Träne im Auge.
„Ich werde mir eine neue Lieblingsbar suchen, deine Schwester hat nach gestern sicher Bilder von mir an die Belegschaft gepostet, dass sie mich nicht mehr reinlassen und meinem Onkel werde ich nicht mehr auf die Nerven fallen, er macht ja nur seinen Job, ich wollte nur gegen irgendwas rebellieren. Es ist so schade, es hätte wirklich was aus uns werden können“, verabschiedete sich Hank bei ihr und sie stand auf.
„Danke, dass ich diese Frage stellen durfte, ich musste sie nur mal laut hören, um zu entscheiden. Ich werde das heut Abend nie vergessen, danke, dass du das ermöglicht hast. Gute Nacht“, sagte sie, nahm ihre Tasche, ging zur Tür und drückte den Knopf. Die Tür öffnete aber nicht.
„Sie ist noch verriegelt“, bemerkte Hank schniefend, dem auch die Tränen kamen.
Wortlos tippte sie den Entsicherungscode ein und ging ohne sich noch mal umzudrehen.

Zehntes Kapitel

 
Die Tage vergingen und Hank stürzte sich in die Arbeit. Er arbeitete für die Uni und nach der Uni arbeitete er ehrenamtlich in einer Armenküche.
„Willst du den Preis guter Samariter des Jahres gewinnen?“, fragte Sinderella, die dort regelmäßig arbeitete und ihn darauf gebracht hatte.
„Ich will nur nicht zum Nachdenken kommen. Liebeskummer ist ätzend“, entschied Hank und steckte die Kelle in einen Rationsbehälter.
„Wem sagst du das, ich musste auch jede Menge Frösche küssen, bevor ich in Rocko meinen Traumprinzen gefunden hab. Ich bin dir so dankbar, dass du uns vorgestellt hast“, bemerkte Sinderella.
„Hab ich das? Kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern“, überlegte er laut und teilte das Essen aus.
„Ja, du hast ihn zur Erstsemester-Party mitgeschleppt, stimmt, du warst ziemlich dicht zu dem Zeitpunkt, ich danke dir zumindest dafür. Wenn du darüber reden willst, du kannst mich immer anrufen“, bemerkte Sinderella und legte eine Brotration dazu.
„Danke, das ist wirklich lieb. Aber es geht schon besser. Aber ich hab ja deine Nummer. Wie geht’s Rocko überhaupt, mir fällt grad auf, dass ich seit der Party nichts mehr mit meinem Cousin gemacht habe. Sag ihm, ich ruf ihn mal an, dass wir mal wieder was zusammen machen. Ach nein, ich will ja nichts mehr mit der Familie meines Onkels zu tun haben, dann begegne ich ihr wohl oder übel auch irgendwann. Bestell ihm einfach einen schönen Gruß, ja?“, überlegte er laut.
„Dann wirst du mich auch nicht mehr sehen wollen, denn ich gehöre bald zu dieser Familie“, entschied Sinderella und zeigte einen Ring, den sie um den Hals trug.
„Ihr habt euch verlobt und du hast mir nichts davon gesagt?“, fragte Hank verwundert.
„Ich wollte dich mit deinem Liebeskummer nicht damit belasten. Als Rocko aus Frankreich zurückgekommen ist, hat er mir den mitgebracht. Wir heiraten nach meinen Semesterprüfungen im Frühjahr“, erklärte sie.
„Das ist toll, dann gehörst du bald zu meiner Familie, gesetzlich zumindest, denn sehen werde ich dich dann eher weniger“, bemerkte Hank und Sinderella gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Au, ich bin gerade erst dort operiert worden, was sollte das?“, grummelte er.
„Du Idiot kannst doch nicht einfach alle Beziehungen zu den Hackerotts abbrechen, nur weil du vielleicht die Assistentin deines Onkels treffen könntest. Die sind deine Familie, Menschenskind, es tut mir leid, dir dass sagen zu müssen, aber deine kleine Freundin geht mir langsam gehörig auf den Sack“, schimpfte sie mit Feuer in den Augen.
„Hör auf, so von ihr zu reden, verstanden? Sie hat ihren Pfad gewählt und mich auf der Strecke gelassen. Das scheint egoistisch auf den ersten Blick, aber sie ist wirklich sehr nett. Man, jetzt hast du mich wieder dazu gebracht, über sie nachzudenken, ich will nicht denken. Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung“, bemerkte Hank und schöpfte weiter aus. Damit war dieses Gespräch beendet.
                                                                                           
Dann kam der Tag, den alle gefürchtet hatten. Molly war gekommen und auf Jonathans Wunsch waren nun doch alle Familienmitglieder im Bürgermeisterhaus versammelt.
„Du weißt, dass ich das als Polizeichef nicht gutheißen kann“, warf George ein, der auf dem Sofa saß und die Hand von Alarica in seinen Händen hielt die neben ihm auf dem Sofa saß.
„Deshalb machst du das auch nicht, sondern ich. Ich danke euch, dass ihr alle gekommen seid, ich weiß das ist ein furchtbarer Moment, aber Großvater leidet und niemand will das. Ich werde das heute Abend machen und keiner, und damit mein ich absolut keiner, wird mir danach Schuldgefühle einreden. Denn das werde ich sicher selbst genug machen. Danke Großmutter, dass du den weiten Weg von Kanada hier her gemacht hast. Also, ihr habt euch alle schon verabschiedet, dann bin ich der letzte. Ich geh dann mal hoch“, bemerkte er und mit dem Kästchen mit der Injektion in seine Hand verkeilt ging er zum Fahrstuhl.
 
„Wie ist die Stimmung da unten?“, fragte Jonathan und hustete.
„Alles eine rauschende Party da unten. Bist du wirklich im Stande zu entscheiden, ob du das wirklich willst?“, fragte Hank und setzte sich zu ihm ans Bett.
„Ich bin kein labiler Verrückter, also werde ich das wohl sein. Komm, bring es hinter dich, bevor du es nicht mehr schaffst und ich weiß, du bist der Einzige in dieser Familie, der das zustande bringt“, bat Jonathan und Hank zog die Spritze auf.
„Du wirst auf mich warten da oben, ja? Untersteh dich, dann nicht da zu sein“, bemerkte Hank trocken und setzte die Spritze an.
„Jetzt mach, das Mistding wirkt eh ziemlich langsam, du kannst mir danach immer noch alles sagen was du willst“, bat Jonathan und mit zittriger Hand setzte er die Injektion.
„Ich wusste, dass du das kannst, du bist ein braver Junge“, erwiderte Jonathan und weinend zog Hank die Spritze wieder heraus.
„Wein nicht, du wirst dafür in den Himmel kommen, mein Junge“, bemerkte Jonathan und Hank nahm seine Hand.
„In dieser Sekunde fallen mir noch Millionen Sachen ein, die ich noch wissen will“, schluchzte Hank.
„Dein Vater wird dir alles sagen, was du wissen willst, halt einfach meine Hand, bis es vorbei ist“, bat Jonathan schwach und Hank hielt die Hand seines Großvaters, bis diese kalt wurde.
 
Zwei Stunden nach dem Jonathan seinen letzten Atemzug getan hatte, saß Hank immer noch an seinem Bett und hielt seine Hand. Er hatte seinen Kopf auf die Decke gelegt, als Remy reinkam.
„Hank, mein Sohn, es wird Zeit aus dem Zimmer zu gehen, der Arzt ist da“, bemerkte Remy und kam zu ihm hin. Er antwortete nicht.
„Verdammt, was hast du gemacht?“, wurde Remy nervös und zog seinen Sohn hoch.
„Dad, was ist los?“, fragte Hank, der erschöpft neben seinem Großvater eingeschlafen war.
„Verdammt, erschreck mich nicht so, ich dachte, du hättest dir die Spritze selbst reingejagt“, erwiderte Remy erleichtert.
„Dad, dass ich ein Goth bin, heißt nicht, dass ich Todessehnsucht habe. Ich bin nur müde gewesen, ich schlaf in letzter Zeit nicht“, murmelte Hank und legte liebevoll, die Hand seines Großvaters auf die Brust seines Großvaters.
„Ich hab mir nur Sorgen gemacht, dass du so lang nicht raus gekommen bist. Oh mein Gott, er sieht aus, als wäre er nur eingeschlafen“, bemerkte Remy, der nach dem überwundenen Schreck seinen toten Schwiegervater sah.
„Er ist auch nur eingeschlafen, er wacht nur nicht mehr auf. Sind sie noch alle da?“, fragte Hank etwas durcheinander und Remy führte ihn raus.
„Ich will jetzt mit niemandem sprechen, es tut mir leid, ich werde verschwinden“, bemerkte Hank und zog wie in Trance seine Jacke an.
„Nein, wir lassen dich jetzt nicht weg, du kannst dich im Gästezimmer einquartieren. Wir wissen nicht, was du machen wirst, wenn du allein bist“, entschied seine Mutter, die zu ihnen kam.
„Könnte mich einer von euch verdammt noch mal, mal in den Arm nehmen, ich hab grad meinem Großvater Sterbehilfe geleistet“, bat Hank weinerlich und Remy und Kesia umarmten gleichzeitig ihren Sohn.
„Schon besser. Ich will jetzt nur noch schlafen“, bat Hank und seine Mutter brachte ihn ins Gästezimmer.
„Schläft er?“, fragte Remy, als Kesia zurück zu den anderen ins Wohnzimmer kam.
„Ja, ist ne Weile her, dass ich meinen Sohn ins Bett gebracht hab. Er hat das ziemlich gut überstanden, er ist nur ziemlich geschafft, er hat Liebeskummer, der Arme“, bemerkte Kesia und setzte sich auf Remys Schoß.
„Ja, hat sich der arme Kerl tatsächlich in Murrays Geliebte verknallt, traurig“, erklärte George und alle sahen ihn an.
„Kommt schon, sagt bloß, ihr wusstet das nicht, er treibt es vogelwild mit der Kleinen. Armes Ding, die weiß gar nicht, wie ihr geschieht“, erzählte George.
„Das erklärt, warum sie so an ihrem Job hängt, ist gut, dass das vorbei ist“, erwiderte Remy und die andren stimmten ihm zu.
„Er wird das aber nie erfahren, habt ihr mich verstanden?“, bat Remy.
„Mrs. Hackerott-Hawks?“, stand der der Arzt plötzlich im Raum und Kesia sprang auf.
„Ist er tot?“, fragte Kesia vorsichtig und Tränen liefen ihr über die Wange.
„Dein Sohn hat ihm gerade 20mg eines Giftes injiziert, natürlich ist er tot“, bemerkte George missmutig.
„Du bist ein Gast in meinem Haus, also halt die Klappe“, bemerkte Kesia schluchzend.
„Er ist sanft entschlafen, hier ist die Kopie der Sterbeurkunde, die beweißt, dass Mr. Hawks eines natürlichen Todes verstorben ist“, erläuterte der Arzt.
„Danke Dr. Henriks, für Ihr spätes Kommen“, bemerkte Remy und führte den Arzt nach draußen.
„Könntest du wenigstens ein Mal den Erwachsenen spielen, der du eigentlich bist?“, fragte Kesia wütend ihren Bruder, als der Arzt gegangen war.
„Ich hör mir das nicht mehr länger an, Alarica, Tyron, lasst uns gehen“, bemerkte George verärgert und ging mit seiner Familie davon.
„Er wollte, dass wir alle kommen, du hast das Richtige getan“, entschied Precious, die mit ihren Söhnen, ihrer Tochter und ihrem Mann teilnahmslos abgewartet hatte.
„Es fühlt sich aber nicht so an. Könnt ihr noch etwas bleiben? Wir haben uns so lang nicht mehr gesehen“, bat Kesia.
„Sicher, wir bleiben. Ich werde aber noch eine Weile in der Stadt sein, ich werde erst in sechs Wochen nach Peru fliegen“, bemerkte Precious, die auch ziemlich mit genommen aussah.
„Es ist eine Schande, dass wir uns erst jetzt wieder mal zusammentreffen, wir hätten uns mal zu einem freudigen Ereignis treffen sollen, zu einer Hochzeit oder einer Taufe. Wenn wir grad beim Thema sind, Saphira, du bist dran“, erwiderte Kesia und lächelte ihre Nichte matt an.
„Ich verfolge meine Karriere, Tante Kesia, aber ich melde mich, wenn ich heirate, versprochen“, erwiderte Saphira.
„Gut, das hör ich gern. Ich fühl mich nicht so wohl dabei, ihn da allein im Zimmer zu lassen, ich weiß nicht, was er macht, er ist nicht gerade in der besten emotionalen Verfassung gerade“, sagte Kesia und sah zum Gästezimmer, in dem ihr Sohn schlief.
„Er schläft, Schatz, lass ihn schlafen. So wird er sich nichts tun. Jungs, seid ihr so lieb und seht nach ihm, in den nächsten Tagen, schaut, ob er zu den Vorlesungen geht und so“, bat Remy und Line nickte.
„Wir sollten den Bestatter anrufen, dass er kommt und Dad abholt“, entschied Rob und löste seine Hand von der Hand seiner Frau um in der Küche telefonieren zu gehen.
„Ich kann nicht glauben, dass er tot ist, ich dachte, wir hätten noch ein paar Jahre mit ihm“, erklärte Molly, die den Kaffee reinbrachte.
„Ja, mein Schatz, ich weiß. Danke“, nahm Kesia ihrer Tochter das Tablett ab und verteilte den Kaffee.
„Er wird in 20 Minuten da sein. Was machen wir jetzt?“, fragte Rob und setzte sich wieder hin.
„Erzählt mir von eurem Leben, was geht in eurem Leben so vor?“, bat Kesia und Rob begann einfach zu erzählen.
 
Die nächsten Tage ging es Hank ziemlich dreckig. Er nahm Medikamente, um schlafen zu können und arbeitete hart an der Uni, um sich zu verbessern. Dann kam der Freitag des Bürgermeisterballs.
Hank stand vor dem Spiegel im Gästezimmer, in dem er sich umgezogen hatte, weil es näher an Lees Wohnung lag, und betrachtete sich in seinem silbergrauen Smoking.
„Kann ich reinkommen?“, fragte Remy, der auch im Smoking im Türrahmen stand.
„Sicher, wieso nicht. Gott sei dank ist dieses Jahr nicht schon wieder so ein “Tragen Sie weiß“ Thema dran, ich bin in nächster Zeit wirklich nicht in Stimmung für weiß“, erwiderte Hank abwesend.
„Schläfst du immer noch nicht?“
„Nicht wirklich. Wie geht’s Mom?“
„Gut, nicht perfekt, aber sie hält sich gut. Du sagst doch, wenn du Hilfe brauchst,
oder?“, fragte Remy und Hank nickte.
„Gut, du musst los, dein Date wartet“, erwähnte Remy und Hank sah auf sein Armband.
„Ja, du hast Recht, wir sehen uns da?“, fragte er und nahm seinen schicken Ausgehmantel.
„Ja, bis dann“, bemerkte Remy und sah mit besorgtem Blick zu wie sein Sohn zu seinem Wagen ging.
 
„Also acht Uhr, hier bin ich“, erwiderte Hank, als Lee die Tür zu ihrem Apartment aufmachte.
„Wo sind meine Blumen?“, fragte Lee, die in einem wunderschönen grauen Kleid, das bis zum Boden reichte vor ihm stand und ihren Ohrring schloss.
„Im Auto, hab ich vergessen“, konterte Hank missmutig.
„Du bist ja ein richtiger Romantiker. Wie auch immer, zumindest siehst du ansatzweise gut aus, also wird der Abend kein totaler Reinfall. Lass uns gehen“, entschied Lee und hakte sich bei ihm ein.
„Du bist auch nicht grad hässlich, gut, du wirst ein gutes Bild neben mir abgeben. Nettes Kleid“, bemerkte Hank und ging mit ihr zu seinem Wagen.
„Das Kleid hat mich ein Vermögen gekostet, ich steig doch nicht in diese Schrottlaube ein“, murrte sie und er hielt die Tür auf.
„Ich kann dich auch laufen lassen, aber ich denke nicht, dass du mit dem Kleid weit kommst“, erwiderte Hank mürrisch und sie stieg ein.
„Deine Familie hat doch Schweinegeld und ich hab gehört, durch den Tod deines Großvaters bist du auch ein ganzes Stück reicher geworden, warum kaufst du dir jetzt keine anständige Karre?“, hatte Lee an allem was auszusetzen.
„Ich glaub, ich muss deine “Nicht anfassen“ Regel bald brechen, um dich zu töten“, entschied Hank und presste seine Hand auf das Display, dass sein Wagen losfuhr.
„Wo sind jetzt meine Blumen?“, fragte Lee, aber Hank fuhr kopfschüttelnd einfach los.
 
„Also wenn wir jetzt an der Presse vorbeilaufen, was ist deine Aufgabe?“, fragte Hank, als sie an den Ballsaal heranfuhren.
„Klappe halten, gut aussehen“, wiederholte sie brav.
„Gut, du hast mir zugehört. Dann los“, bemerkte er zufrieden und hielt vor dem Haus.
„Mr. Hackerott-Hawks, das ist ihr erster Auftritt nach dem Tod ihres Großvaters, wie fühlen sie sich?“, fragte einer der Reporter und Hank wurde geblendet vom Scheinwerferlicht.
„Wir betrauern alle den Tod unseres geliebten Familienmitglieds und werden ihn nie vergessen, danke“, bemerkte Hank professionell.
„Was sagen Sie zu dem Gerücht, dass Ihr Großvater vergiftet wurde?“, fragte ein anderer Reporter.
„Kein Kommentar“, bat Hank, dem das ziemlich unangenehm war.
„Können Sie bestätigen, dass es sich bei dem Tod ihres Großvaters um einen Selbstmord handelte?“, fragte ein anderer.
„Kein Kommentar“, bemerkte er und ihm kamen die Tränen.
„Was Mr. Hackerott-Hawks damit sagen will, ist, dass es sie nichts angeht, wenn Sie keine Fragen zum anstehenden Ball an ihn haben, dann ist dieses Gespräch hiermit beendet“, bemerkte Lee und hielt ihre Hände vor die Kameras, während sie Hank in den Saal drängte.
„Danke, du kannst ja auch nett sein“, entschied Hank, der mit den Tränen kämpfte.
„Ich glaub zwar nicht, dass ich das zu einem Mann sage, aber du verschmierst dein Make-up“, bemerkte Lee und richtete seinen Lidstrich wieder.
„Ich trete nachher noch auf, ich musste mich schminken. Du hast es wirklich drauf, mit der Presse zu reden“, bedankte sich Hank und Lee lächelte.
„Ich arbeite nicht für deinen Vater, weil ich so schlecht bin, mein Süßer. Jetzt komm, wir sind schon spät dran“, hakte sie sich wieder bei ihm ein und warf das Reinigungstuch neben sich in den Papierkorb, als sie weiterliefen.
„Hey, da seid ihr ja, Miss Lee, Sie sehen umwerfend aus, wenn ich das anmerken darf“, begrüßte Remy seinen Sohn und seine Begleiterin, als sie zum Bürgermeistertisch kamen.
„Vielen Dank, Sir. Ihre Frau und Sie sehen auch vortrefflich aus“, sagte Lee höflich und setzte sich.
„Du heißt Lee mit Nachnamen und mit Vornamen?“, fragte Hank, der sich zu ihr setzte.
„Ich heiße Hong Lee, aber ich mag meinen Vornamen nicht, deshalb benutz ich ihn nicht“, erklärte Lee und trank aus einem Wasserglas.
„Hong passt doch, Rot wie das Feuer“, bemerkte Hank und nahm auch sein Glas.
„Du sprichst Chinesisch?“, fragte sie erstaunt.
„Ich hatte es fünf Jahre lang auf der Privatschule. Ist ein Vorteil, wenn man ein reicher verwöhnter junger Mann ist, der von Beruf Sohn ist, hast du mich nicht so genannt?“, fragte Hank und Lee versteckte ihr Gesicht vor Scham hinter ihrer Hand.
„Tut mir leid, ich dachte, du wärst auch so ein arroganter Snob wie die anderen, ich entschuldige mich. Kannst du jetzt aufhören, mich zu blamieren, bitte?“, bemerkte sie freundlicher und so konnte das Essen beginnen.
„Du hast nicht besonders viel Rhythmus, für jemanden der Musik macht“, erkannte Lee, als sie etwas verkrampft versuchte mit ihm zu tanzen.
„Ich habe einen tollen Rhythmus, nur zwei linke Füße beim Tanzen“, bemerkte Hank und das erste Mal seit Tagen lächelte er etwas.
„Das seh ich. Verkrampf dich nicht so, halt mich wie eine E-Gitarre nicht wie ein Standmikro“, entschied Lee und zog seine Hände tiefer in ihren Hüftbereich.
„Sag bloß, du hast auch musikalische Kenntnisse?“, fragte Hank schmunzelnd.
„Mein Vater ist Musiker, hat meine Mutter zumindest gesagt, ich hab meinen Vater nie kennen gelernt. Wie auch immer, so wird es sicher einfacher“, bemerkte sie und sie tanzten weiter.
„Dann bist du auch leiblich?“, fragte Hank neugierig.
„Was heißt auch, du auch?“, fragte sie überrascht.
„Nein, ich kenn’ nur einige leibliche, ich sicher nicht. Nicht, dass ich was Besseres wäre, aber ich weiß ganz sicher, dass ich im Labor gezeugt wurde. Muss schwer gewesen sein, ohne Vater aufzuwachsen“, konterte Hank.
„Es war nicht immer lustig, wenn du das wissen willst. Das ist echt schon besser, eine
E-Gitarre kannst du wirklich halten“, bemerkte sie, weil er sich besser bewegte.
„Du hast auch so einen tollen Körper wie eine E-Gitarre“, machte er ihr ein Kompliment.
„Keine Komplimente, sagten wir doch“, bat sie und er lächelte.
„Du siehst gut aus, wenn du lächelst, solltest du öfters machen“, machte sie ihm auch ein Kompliment.
„Was? Ich darf das!“
„Ich hatte nicht viel zu lächeln in letzter Zeit, aber heute Abend geht es besser“, bemerkte er und drehte sie herum.
„Ich weiß, kommt bei dir irgendwie grad alles zusammen. Ihr geht es auch nicht besonders, wenn es dich beruhigt“, bemerkte sie und Hank ließ sie los.
„Du kennst sie?“, fragte er verwundert.
„Hallo, wir arbeiten für Brüder, wir gehen mindestens ein Mal pro Woche zusammen Kaffee trinken. Ist das ein Problem für dich?“, fragte sie besorgt.
„Nein, natürlich kennt ihr euch. Ich reagiere nur gerade etwas angespannt, wir haben so einen Plan bei dem wir uns aus dem Weg gehen“, bemerkte er und tanzte mit ihr weiter.
„Ich weiß, weil ihr euch so gernhabt. Ich habe mit ihr gestern Abend noch darüber gesprochen. Ziemlich dämlich von euch, das sag ich nur dazu, aber mir steht nicht zu, darüber zu urteilen. Hey, ist schon fast neun Uhr, du musst doch langsam hinter die Bühne“, bemerkte sie und er ließ sie los um zur Bühne zu eilen.
„Ich hoffe, das klappt“, bemerkte Hank, als er sich hinter der Bühne mit seiner Mutter auf den Auftritt vorbereitete.
„Natürlich klappt das, ich bin einer der Besten. Schaffst du das, ist die andere Frage!“, fragte Kesia und Hank zog seine Lederjacke an.
„Ja, ich schaff das, ist nicht mein erster Auftritt“, bemerkte er cool und lief Richtung Bühne. Doch seine Mutter hatte schon die Hologramme platziert und er lief direkt in das Hologramm von Eixid, was natürlich jeder mitbekam.
„Na wunderbar“, murrte er und ging zurück.
„Ich hab Kreuze auf den Boden gemacht, wo du nicht hinlaufen darfst, Mensch, was jetzt?“, bemerkte Kesia genervt.
„Ich weiß auch nicht, ich hab grad realisiert, dass ich kein Musiker bin“, erkannte Hank müde und setzte sich auf einen Verstärker.
„Hey, das will ich nie wieder aus deinem Mund hören“, entschied Sinderella, die mit der restlichen Band im Schlepptau hinter der Bühne auftauchte.
„Ich bin so gut wie tot, richtig?“, fragte Hank mit besorgter Stimme.
„Später, erst bringen wir diesen Auftritt hinter uns“, bemerkte Eixid.
„Ich danke euch“, bedankte sich Hank und sprang auf.
„Wir sind zwar keine Band mehr, aber wir sind deine Freunde. Okay, wir singen das neue Lied als Erstes. Jeder stellt sich neben sein Hologramm und dann spielen die Hologramme eine von unseren Computersongs. Irgendwann mittendrin schaltet deine Mutter die Projektoren aus. Wir sagen dann irgendwas wie, “Echte Musik darf nicht aus dem Computer kommen“ und legen dann selbst los. Was? Ich war schon immer gut in spontanen Plänen“, bemerkte Sinderella und so wurde es gemacht.
„Okay, den letzten Song widme ich meiner liebreizenden Begleiterin. Lee, dieser Song ist für dich“, sagte Hank an und sie spielten den letzten Song des Abends.
 
„Hey, hast du eine neue Liebelei mit einer hübschen Frau?“, neckte Eixid seinen Kumpel, als sie hinter der Bühne in der Gruppe zum Ausgang liefen.
„Mal sehen, sie ist mir nicht unsympathisch. Ist das zu früh?“, fragte Hank unsicher.
„Nein, das wird dir helfen. Okay, wir haben das hinter uns gebracht, wo willst du deine Prügel hin?“, fragte Line und Hank zuckte zusammen, als Line die Hand erhob.
„Irgendwo, wo es nicht so wehtut“, bat er und Line holte aus, legte aber nur seine Hand auf Hanks Schulter.
„Du hattest keine andere Wahl, das verstehen wir. Es ist nur jämmerlich, wie du versucht hast, uns durch Hologramme zu ersetzen“, bemerkte High und grinste.
„War nicht eine meiner hellsten Ideen. Ich würde ja gern mit euch was trinken gehen, aber ich hab hier noch ein paar Verpflichtungen“, entgegnete Hank und zog seine Lederjacke aus und seine Smokingjacke wieder an.
„Ja, richtig, du Armer. Geh ran, Tiger. Sehen wir uns morgen Abend?“, fragte Sinderella und Hank bejahte dies, während er zurück zu seiner Familie lief.

Elftes Kapitel

 
„Er schlägt sich gut, er ist stärker, als wir denken“, sah Eixid mit Sinderella von der Tribüne aus zu wie sich Hank angeregt mit seinen Eltern und mit Lee unterhielt.
„Ja, aber er hat traurige Augen, er braucht uns jetzt wirklich. Wir haben ein Problem“, erklärte Line der zu ihnen kam und setzte sich neben Sinderella.
„Ja, er verknallt sich gerade wieder in die Falsche, wir sollten ihn mal davon abhalten“, bemerkte High und setzte sich auf die andre Seite.
„Nein, dass nicht, Murray ist da“, erwiderte Line und die anderen sahen ihn an.
„Und? Er macht ein bisschen Publikumsarbeit, er ist ja doch immer überall“, erwiderte High, der nicht verstand.
„Sie ist bei ihm“, druckste Line herum.
„Sie ist seine Assistentin, ich weiß nicht, auf was du hinauswillst, Bruder“, bemerkte High.
„Man, manchmal bist du echt schwer von Begriff, ich hab die beiden grade in die Toilette verschwinden sehen“, erkannte Line herausplatzend.
„Sag’s doch gleich, warum ist er dafür hierhergekommen, was zum Henker wird das?“, bemerkte High und sah besorgt zu seinem Cousin.
„Weil er ein arroganter Hurensohn ist, deshalb. Wir sollten ihn langsam mal einweihen“, entschied Sinderella, die eine Katastrophe voraussah.
„Wie sollen wir das anstellen, sollen wir ihm sagen “Toller Auftritt, übrigens die Frau die du über alles liebst ist die hörige Sexsklavin deines Onkels?““, fragte High sarkastisch.
„Das wird ganz übel enden, ganz übel“, bemerkte Line.
„Okay, Line, du beobachtest den Hurensohn, ich lenke Hank ab“, plante Sinderella und sie schwärmten aus.
„Hey, ich würde gern ne Runde mit dir tanzen und über einiges reden“, ging Sinderella zu Hank an den Tisch.
„Sicher, Lee, wenn es dir nichts ausmacht?“, fragte Hank und stand auf.
„Aber er gehört mir, ja?“, schmunzelte Lee.
„Glücklich verlobte Frau, keine Sorge“, versprach Sinderella und zeigte ihren Verlobungsring, den sie jetzt am Finger trug.
„Ah, okay, ist genehmigt“, bemerkte Lee schmunzelnd und Hank zog Sinderella auf die Tanzfläche.
„Es ist so dämlich, dass wir uns jetzt weniger sehen sollen, wir sind bald verwandt“, bemerkte Sinderella, als sie zusammen tanzten.
„Willst du mit dem Thema schon wieder anfangen?“, fragte Hank missmutig.
„Wir müssen darüber reden, wir sind Freunde, ich will dich ab und zu mal sehen“, bat Sinderella.
„Wir werden uns doch sehen, Sin, mach dir doch darüber keine Sorgen, jetzt sehen wir uns ja auch. Du siehst übrigens hinreißend aus“, bemerkte er versöhnlich.
„Danke, ich trage das gleiche wie immer. Lee ist wirklich eine hübsche junge Frau“, sah Sinderella zum Tisch, wo Lee mit seinen Eltern auf ihn wartete.
„Ja, ist sie. Ihr habt mir wirklich den Arsch gerettet heute Abend, ich kann euch gar nicht genug danken“, bemerkte Hank und sie tanzten weiter.
„Dafür sind wir da. Hank, ich muss dir was sagen“, begann sie.
„Ja, ich weiß“, erkannte er und umarmte sie während dem Tanzen.
„Du weißt es?“
„Ich hab dich auch lieb“, sagte er und sie lächelte.
„Ja, genau, das wollt ich dir nur sagen“, entschied sie, machte aber hinter seinem Rücken ein besorgtes Gesicht.
„Du bist ziemlich anhänglich, wenn Rocko nicht da ist, ist dir das schon aufgefallen?“, schmunzelte er.
„Ja, ich vermiss ihn schon sehr, er ist gerade in Bulgarien. Jetzt lass ich dich wieder zu deiner Familie, das wollt ich nur mal zu dir sagen“, konterte sie und ließ ihn wieder gehen.
„Was war das? Das waren keine fünf Minuten, wie soll das ablenken?“, erkannte Eixid, als sie zurückkam.
„Tut mir leid, mir ist nicht mehr eingefallen. Vielleicht sollten wir es ihm einfach sagen“, murrte Sinderella und sah zu Hank herunter, der sich amüsierte.
„In seinem Zustand wäre das echt keine gute Idee. Wer weiß, was er sich antut, wenn er es wüsste. Wir müssen ihn jetzt mit allem was wir haben unterstützen. Line, wie sieht’s bei euch aus?“, fragte Eixid durch sein Headset.
„Das sind zwei Blondinen, Zwillingsblondinen, glaubst du das, man?“, murmelte Line, der etwas abgelenkt schien.
„Line, Klo bewachen, sofort“, forderte Eixid, aber Sinderella machte ein Zeichen, dass Hank nicht mehr auf seinem Platz saß.
„Verdammt, er ist sicher aufs Klo, sucht ihn“, bemerkte Eixid und eilte auch zum Toilettenbereich.
„Er ist verschwunden“, kam Line auf Eixid zu gerannt.
„Was heißt er ist weg? Er kann nicht so einfach verschwinden“, bemerkte Eixid.
„Leute, er ist in die Toilette rein“, kam High zu ihnen.
„Wieso? Was hat das Schicksal gegen uns?“, nörgelte Sinderella und sie gingen zu der Toilette, um ihren Freund nach diesem Schicksalsschlag beizustehen. Er kam grad raus.
„Müsst ihr alle zusammen aufs Klo?“, fragte er, weil sie in einer Gruppe standen.
„Geht’s dir gut?“, fragte Sinderella besorgt und umarmte ihren Kumpel fürsorglich.
„Ich bin nur aufs Klo gegangen, du bist echt anhänglich heut, langsam nervt es“, bemerkte er verwundert und ging weiter.
„Was war das? Hat er es nicht gesehen?“, fragte Sinderella und Line öffnete die Toilettentür. Der zukünftige Gouverneur und seine Praktikantin waren noch immer voll zu Gange.
„Uh man, ich wollt meinen Onkel nie so sehen, aber er muss das gesehen haben“, entgegnete Line und schloss angeekelt die Tür zur Toilette wieder.
„Jetzt bin ich wirklich besorgt um ihn. Hat er es einfach ignoriert?“, fragte Sinderella und die anderen sahen sie fragend an.
„Das wäre übel, ganz übel. Ich kann nicht mehr zu ihm, er hält mich jetzt schon für bekloppt. Eixid, du musst mit ihm reden, lock ihn wegen irgendeinem Mist nach draußen“, bemerkte Sinderella und Eixid eilte zu Hank.
„Hank, Kumpel, tut mir leid, dass ich dich stören muss, aber ich muss dringend mit dir was besprechen. Ich hab grad mit Sinderella rumgeknutscht und ich weiß jetzt nicht, was das zu bedeuten hat“, kam Eixid mit einem erfundenen Problem zu seinem Kumpel und Hank ging mit ihm mit.
„Ihr beide habt rumgeknutscht, was heißt das jetzt für Rocko und dich?“, kam Hank mit Eixid im Schlepptau zu Sinderella.
„Was erzählst du ihm für einen Mist? Wir haben nicht rumgeknutscht“, verteidigte sich Sinderella.
„Was? Ich bin keine Frau, “ich muss kurz mit dir über was wichtiges reden“ zieht bei uns Männern nicht“, bemerkte Eixid.
„Sin, was verhältst du dich so seltsam, was ist los mit dir?“, fragte Hank, der das ganze Theater nicht verstand.
„Warum ignorierst du es? Das ist nicht gut“, entschied Sinderella.
„Ich krieg Kopfschmerzen, ich versteh nur Bahnhof“, konterte Hank verwirrt.
„Du warst doch gerade auf der Herrentoilette, oder?“, fragte Eixid nachhelfend.
„Ja, ich hab viel Wasser getrunken, da muss man manchmal danach aufs Klo. Ich brauch ne Schmerzmittelinjektion, ihr redet in Rätseln“, rieb sich Hank den Kopf.
„Okay, du hast es nicht gemerkt, gut“, war Eixid erleichtert.
„Was gemerkt? Okay, das muss ich mir angucken“, ging Hank zu den Toiletten.
„Nein, warte, das ist wirklich nicht so interessant, nur ne übergelaufene Toilette, bleib stehen“, wurde Eixid hektisch und Hank stieß die Tür zur Toilette auf.
„Hey Arschloch“, rief Hank und schlug seinen Onkel mit der Faust ins Gesicht.
„Man, das hat jetzt echt gutgetan, ich würde meine Beschützer nächstes Mal zu deiner Sexsession mit aufs Klo mitnehmen“, rieb Hank seine Hand und ging wieder nach draußen
„Natürlich habe ich es gesehen, ich bin taub geboren worden, nicht blind. Ich brauch’ jetzt nen Drink“, erkannte Hank und ging mit großen Schritten zum Fahrstuhl.
„Hank, wir sollten darüber reden“, bemerkte Sinderella.
„Entschuldige Sin, aber mir ist grad nicht nachreden, wir telefonieren, aber hört auf mich zu nerven“, entschied Hank und die Fahrstuhltür schloss hinter ihm.
 
„Er hat ihm eine rein gehauen und ich konnte nicht schnell genug filmen“, war Eixid begeistert.
„Das ist nicht gut, hör’ auf das gut zu finden“, entgegnete Sinderella und boxte ihm in den Bauch.
„Hab ich dem Kleinen gar nicht zugetraut, das war echt cool“, bemerkte Line.
„Hört auf damit, überlegt jetzt wie wir ihm helfen können“, bat Sinderella.
„Du hast ihn gehört, er will in Ruhe gelassen werden, also lassen wir ihn in Ruhe. Ich hätte Lust auf ein Bier, er hat dem Arsch eine rein gehauen, dass muss begossen werden“, bemerkte High triumphierend.
„Dann geht, ich bleib hier bei ihm, ich habe kein gutes Gefühl dabei“, sagte Sinderella besorgt und blieb nachdenklich stehen, während die anderen was Trinken gingen.
„Ist was mit deiner Hand?“, fragte Lee, als sich Hank ständig die Hand rieb, als er zurück am Tisch saß.
„Ich habe sie nur angestoßen, nichts weiter. Würde es dir was ausmachen, wenn wir hier verschwinden und noch irgendwo anders was trinken gehen? Mich langweilt das alles hier furchtbar“, bemerkte Hank.
„Sicher, klingt gut. Mr. Hackerott-Hawks, Mrs. Hackerott-Hawks”, verabschiedete sich Lee höflich und Hank führte sie zum Ausgang.
 
Als sie kurz vor dem Ausgang standen, kam Sinderella zu ihnen gerannt.
„Hey, wo wollt ihr hin?“, fragte sie schnaufend.
„Was trinken gehen, zu zweit, alleine, was hast du vor?“, fragte Hank kritisch.
„Euch begleiten, mir ist so langweilig, die anderen sind ohne mich weg, bitte“, flehte Sinderella.
„Das ist schon okay, ist ja kein Date, hab ich ja von vorne rein gesagt, du kannst ruhig mitkommen“, bemerkte Lee freundlich.
„Die Kleine gefällt mir immer besser, lasst uns gehen“, hakte sich Sinderella zwischen den beiden ein und sie gingen zu dritt in eine Bar etwas außerhalb der Stadt.
 
„Kontrollierst du mich?“, fragte Hank Sinderella, als sie eine Stunde später an einem Tisch saßen.
„Leidest du heut an Verfolgungswahn? Mein Verlobter ist in Europa und ich komm nur in eine leere Wohnung, wenn ich heimgehe, das ist alles. Bist du immer noch nüchtern?“, fragte Sinderella.
„Äh ja, ich trinke heut Abend nicht, ich fahr sie noch nach Hause. Warum? Willst du, dass ich betrunken bin und dir mein Herz ausschütte? Das kannst du vergessen, du kannst mit mir über alles reden heute, aber nicht über das, was ich gesehen hab“, bemerkte Hank trotzig.
„Was hast du gesehen?“, wollte Lee wissen.
„Er weiß es jetzt“, sagte Sinderella nur.
„Wurde auch mal Zeit, warum reden wir nicht darüber?“, verstand Lee, was Sinderella ansprechen wollte.
„Er will nicht darüber reden, er ist halt ein Mann“, bemerkte Sinderella zu Lee über Hanks Kopf hinweg.
„Warum wisst ihr alle davon, nur ich nicht, nur so nebenbei?“, fragte Hank.
„Süßer, die halbe Stadt weiß das, zumindest, dass er eine Geliebte hat, ich weiß wer es ist, weil ich die Verlobte seines Sohnes bin, hey warum weißt du das Lee?“
„Unsere Chefs sind Brüder“, bemerkte Lee.
„Klar, Kaffeeklatsch. Sie erzählt dir einfach so davon?“
„Sie ist so jung, sie wollte nur ein paar Tipps von einer Erwachsenen haben“, konterte Lee und Hank starrte sie entgeistert an.
„Nein, ich hab keine Affäre mit deinem Vater, versprochen. Nur so allgemeine Tipps, wie sie sich verhalten soll. Weiß Mrs. Hackerott es?“
„Ja, sicher weiß sie es, aber sie versucht es zu ignorieren. Wo willst du hin?“, fragte Sinderella, als Hank aufstand.
„Bei dem Kaffeeklatsch bin ich fehl am Platz, ich geh eine rauchen“, bemerkte Hank.
„Du rauchst nicht!“
„Dann ist jetzt die Zeit gekommen, damit anzufangen“, entschied Hank und ging zum Zigarettenautomaten.
„Er ist wie eine Bombe, er wird jeden Moment zerspringen“, stellte Lee fest und in dem Moment schlug Hank auf den Automaten ein, weil er sein Geld geschluckt hatte.
„Man, ich dachte er hätte seine ganze Wut schon an Murrays Gesicht ausgelassen“, bemerkte Sinderella besorgt.
„Er hat ihm eine rein gehauen?“
„Volle Pulle, er hatte es gar nicht erwartet, er konnte ja nicht viel tun, er hatte seine Hose noch runtergelassen“, bemerkte Sinderella trocken.
„Man, ich dachte echt der Abend wird langweilig. Das erklärt, warum er sich die Hand ständig reibt, er hat Schmerzen. Lass uns zu ihm gehen“, schlug Lee vor und so gingen sie zu ihm.
„Alles klar bei dir?“, fragte Sinderella, als die beiden Frauen jeder auf einer Seite neben ihm standen, während er an den Automaten gelehnt dort stand.
„Er hat mein Geld geschluckt“, bemerkte Hank teilnahmslos und die Frauen umarmten ihn gleichzeitig, während er in Tränen ausbrach.

Zwölftes Kapitel

 
„Hank, sieh dir das an, wir sind im Fernsehen“, rief Sinderella, die in der WG
übernachtet hatte, zu Hank, der in der Küche Kaffee machte und Hank sah zum Display, auf dem eine Aufnahme flimmerte, die heimlich in der Bar gemacht worden war, wie Hank die zwei Frauen umarmte.
„Hank Hackerott-Hawks lässt die Puppen tanzen und vergnügt sich gleich mit zwei Frauen. Da will man doch noch mal jung sein“, bemerkte der Tratschreporter und Hank rollte mit den Augen.
„Die Presse sieht auch nur das, was sie sehen wollen“, erkannte Hank genervt.
„Hey, von was sollen sie sonst berichten? Dass der Bürgermeistersohn in den Armen seines Dates und seiner besten Freundin einen Weinkrampf gekriegt hat? Denn das ist die Wahrheit, auch wenn sie wehtut“, entschied Sinderella.
„Zumindest sieht man eure Gesichter nicht, nein ich hab mich geirrt, das tut man. Das wird Rocko gar nicht gefallen und meinem Dad auch nicht“, bemerkte Hank und kam mit den Kaffeebechern zu ihr zum Sofa.
„Rocko bringt dich um“, schlussfolgerte Sinderella und nahm ihren Kaffee entgegen.
„Wenn er rausfindet, was ich mit seinem Vater gemacht hab, bin ich eh ein toter Mann“, konterte Hank und schlürfte seinen Kaffee.
„Dass du das gemacht hast, glaub ich immer noch nicht. Er könnte dich wegen Körperverletzung verklagen“, entschied sie und er setzte sich neben sie.
„Wie will er erklären, wieso ich das gemacht hab? Das glaub ich eher weniger“, bemerkte er und grinste.
„Dir geht’s besser, das hat dich wirklich befreit“, war Sinderella überrascht.
„Ja, hat es wirklich, ich seh’ jetzt alles irgendwie klarer. Ich weiß, dass mein Großvater jetzt seinen Frieden hat und ich weiter gehen muss“, erkannte Hank gelassen und Sinderella roch an seiner Tasse.
„Wollt nur wissen, ob du aus deinem Kaffee einen Irish-Coffee gemacht hast. Nein, du bist nicht betrunken, nur durchgeknallt“, bemerkte Sinderella, die ihre Beine auf seinen Schoß gelegt hatte.
„Nein, das sollte dich doch freuen, wir können uns jetzt wieder sehen, mir ist egal, wenn ich sie sehe, total egal“, bemerkte er zufrieden.
„Auch wenn ich deine Zufriedenheit genieße, ein bisschen der Skepsis ist aber doch angebracht, oder?“, fragte sie und er grinste.
„Du bist doch immer skeptisch, Relax mal ein bisschen“, war Hank ruhig und Sinderella sah ihm direkt in die Augen.
„Man, du stehst ja total unter Drogen, was hast du genommen?“, fragte Sinderella besorgt.
„Nur was zur Beruhigung, hatte ne schwere Zeit“, verteidigte sich Hank und Sinderella rutschte von ihm weg.
„Vollkommen drüber weg, ja klar, das ist deine Lösung, so soll das weiter gehen, du dröhnst dich voll, bis du nichts mehr fühlst?“, fragte Sinderella, die jetzt weit von ihm weggerutscht war.
„Für heute schon, ja, es geht einfach nicht anders. Ich will heut gar nichts fühlen, denn sonst kann ich nicht aufhören zu flennen wie ein Baby“, bemerkte Hank, der geknickt auf der anderen Seite des Sofas saß.
„Rede mit mir darüber, wir sind hier nur zu zweit, du kannst flennen, bis dir keine Träne mehr entweicht, niemand wird das erfahren“, bat Sinderella.
„Ich würde es wissen, ich will mich nicht mehr so schwach fühlen wie gestern Abend“, erkannte er nachdenklich.
„Wovon redest du? Du hast gestern einen Mann bewusstlos geschlagen, schwach warst du sicher nicht“, bemerkte sie.
„Dieser Schlag war nur der Aufschrei meiner Seele, ich hätte den ganzen Abend flennen können, ich habe es vor der Presse ja schon fast gemacht, wenn Lee mich nicht gerettet hätte. Welcher Revolutionär heult, wenn ein Problem auftritt?“, fragte Hank.
„Ein Revolutionär, der sich seinen Gefühlen sicher ist, dass da gestern war nur blanke Wut, auch ein Gefühl zugegeben, aber kein Gutes. Du hast dem zukünftigen Gouverneur von Colorado eine rein gehauen, ich kann es immer noch nicht glauben“, bemerkte Sinderella erinnernd.
„Du gehörst bald zu dieser Familie, das kann ich noch nicht glauben“, ergänzte Hank und Sinderella rutschte wieder näher an ihn rann.
„Ob ich wohl auch weiter auf öffentlichen Fotos das liebe lächelnde Frauchen spiele, wenn Rocko mich betrogen hat?“, fragte Sinderella nachdenklich.
„Hey, darüber denkst du jetzt nicht nach, am Besten denkst du gar nicht darüber nach. Rocko ist Ingenieur, kein Politiker. Er wird dir ein treusorgender, liebevoller Ehemann werden, das verspreche ich dir“, entschied Hank und Sinderella lächelte.
„Das klingt ja fast danach, als würdest du noch an die Liebe glauben“, erkannte Sinderella erfreut.
„Ich glaube an meine Familie, na ja, an manche Leute aus meiner Familie. Rocko ist nicht Murray, sie sind genetisch ja nicht mal miteinander verwandt, ich mit Rocko ja eigentlich auch nicht, aber das ist jetzt nicht das Thema, man was wollte ich jetzt noch mal sagen?“, fragte Hank durcheinander.
„Das ist nicht wichtig, ich habe es verstanden, danke. Es ist so still hier drin, wo ist Ahmed, ist nicht Zeit für sein Morgengebet?“, fragte Sinderella, die etwas verwirrt über Hanks Weisheit war und Hank zeigte auf den Balkon, auf dem Ahmed auf dem Teppich betete.
„Auf dem Balkon kann er auch Richtung Mekka beten, er friert sich zwar den Arsch ab, weil wir im 12. Stockwerk sind und so, aber er kann mich nicht mehr stören“, entschied Hank und Sinderella grinste kopfschüttelnd.
„Wirklich sehr nett, aber er scheint zufrieden zu sein. Wie kommst du eigentlich an starke Beruhigungsmedikamente?“, wollte Sinderella wissen.
„Von dem Drogendealer unten an der Straße!“
„Ernsthaft?“
„Nein, Sin, ich war gestern Mittag bei meinem Psychotherapeuten, der hat mir das verschrieben“, erklärte er.
„Wie high war der denn, als er dir diese Menge verschrieben hat?“, fragte sie.
„Er ist der beste Psychotherapeut der Stadt, der weiß schon, was er macht. Oder wirke ich irgendwie gestresst oder aufgekratzt auf dich?“
„Nein und genau das beunruhigt mich. Hör auf das Zeug zu nehmen, bitte, du hast Feuer, das gehört zu dir und wenn du verdammt noch mal einen ganzen Tag heulen willst, dann tust du das, ich halte dich kein bisschen schwächer deswegen“, versprach Sinderella und zog seinen Kopf auf ihren Schoß, wo Hank wieder losweinte.
 
Die nächsten Tage setzte Hank auf Sinderellas Wunsch seine Medikamente ab und sie redeten über seine Probleme fast jeden Tag, was ihm auch sehr half. Es schien bei Hank wieder aufwärts zu gehen.
„Hey, Cousin, da bist du ja, ich muss dir was Tolles sagen, dieser Talent Scout der am Freitag beim Spiel dabei war, er hat mich grad kontaktiert, ich krieg das volle Stipendium. Wenn ich mich gut mache, kann ich nach den drei Jahren College bei den Colorado Buffalos mitspielen“, war Line völlig aufgekratzt, als er ihn an den Treppen vor dem College abfing.
„Das ist klasse, absolut klasse, was ist mit High?“, fragte er ihn nach seinem Bruder, aber Line schüttelte nur den Kopf.
„Hey, ein Studium können sich eure Eltern ja leisten, er wird besser irgendwann. Wie waren deine Vorlesungen?“, fragte Hank. Line belegte bis zum Beginn seines Studiums schon ein paar Kurse auf Hanks College, Line hatte seinen Abschluss schon ein Jahr vor seinem Bruder gemacht und wollte auf ihn warten, bis zum Studium.
„Die Vorlesungen sind echt interesannt. Was tust du eigentlich mit den zwei Ladies, die Aufnahme war echt heiß, hast du jetzt gleich zwei auf ein Mal?“, sprach Line seinen Cousin auf das Bild, was einige Tage zuvor auf den Bildschirmen flimmerte, an.
„Ja, ich geh’ jetzt aufs Ganze. Du weißt schon, dass eine Person davon Sinderella ist?“, bemerkte Hank cool.
„Du gehst mit der Verlobten deines Cousins, du bist echt ein Vollblutmusiker“, bemerkte Line stolz.
„Ich geh mit niemanden, Rocko würde mich killen, auch nicht mit Lee, noch nicht zumindest“, schmunzelte Hank.
„Hey, ich freu mich für dich, sie ist auch viel besser als die Tussi, deren Namen wir hier nicht erwähnen“, freute sich Line für seinen Cousin.
„Wär’ mir lieb, danke. Wo ist denn der Highmaster, schmollen?“
„Er trainiert, schon wieder, er bringt sich noch um. Also ich muss jetzt los, ich muss das meinen Eltern erzählen“, bemerkte Line und sprang die Treppen nach unten um dann mit seinem Wagen wegzufahren.
Hank hatte keine Vorlesung mehr, so fuhr er zu High, um ihn davon abzubringen, seinen Körper zu überlasten. Er betrat das erste Mal die Hallen der staatlichen Highschool. High und Line waren auf die normale Highschool gegangen, weil ihre Mutter ihnen die richtigen Werte vermitteln wollte.
High war nicht so ein Überflieger wie Line, was ihn oft ärgerte, aber ihm keiner krummnahm, nur er selbst.
„Hey Sportsfreund, hab gehört, du bist hier“, kam Hank zu ihm auf das Footballfeld, wo er gerade stark schwitzend mit ein paar Hologrammspielern trainierte.
„Nenn mich nicht Sportsfreund, ich bin keine fünf mehr. Hast du es gehört?“, fragte er schnaufend und Hank stellte die Hologramme aus.
„Ja, hab ich, High, Line ist einfach ein bisschen besser als du, aber er ist ein Angeber, hey, ich kenn das Gefühl, ich bin der kleine Bruder eines Supermodels“, erwiderte Hank cool.
„Hey, ich will trainieren, stell’ das an“, bemerkte High stinkig.
„Du kannst kaum noch stehen, lass das für heute. Du wirst härter arbeiten müssen, aber du wirst das genau so gut machen wie er“, bemerkte Hank.
„Wenn ich das genau so gut machen würde, wäre ich dem Talentcouch aufgefallen, bin ich aber nicht. Ich muss schneller werden, besser“, erkannte High und stellte die Hologramme wieder ein.
Hank tippte etwas in dem Display ein und die Hologramme verschwanden wieder.
„Glaub nicht, dass ich dich nicht schlagen würde“, bemerkte High und tippte wieder drauf. Aber nichts erschien.
„Was hast du gemacht?“, fragte High schnaubend.
„Ich bin der Sohn der besten Hologrammherstellerin der Stadt, ich kenn so einige Tricks“, bemerkte Hank und High zog seinen Helm aus.
„Okay, ich geb auf, du bist ganz schön lästig. Hast du was zu trinken?“, fragte er und Hank schmiss ihm eine Wasserflasche hin.
„Danke. Hast du schon mal dran gedacht, Sport zu machen?“, fragte High und setzte sich auf eine Bank.
„Ich mach Sport, Hatha Yoga“, versicherte Hank.
„Ich will dich ja nicht beleidigen Cousin, aber Yoga ist kein Sport“, entschied High und begann zu trinken.
„Wie du meinst. Hast du ihm gratuliert?“
„Wem gratuliert?“
„Deinem Bruder, seine Zukunft ist gesichert, es wird nicht einfach für dich sein, da zuzusehen, aber dafür sind wir da, um dich da durch zu bringen. Aber wenn du trainierst, bist du tot umfällst, können wir dir nicht mehr helfen. Ich hätte Hunger auf nen Cheeseburger, wie sieht’s mit dir aus?“, fragte Hank aufmunternd.
„Cheeseburger fallen unter die Kategorie der verbotenen Nahrungsmittel bis man 21 ist“, entgegnete High und zog sein Trikot was den holographischen Schriftzug High Note trug und seine Schoner aus.
„Zu schade, dass du nicht 21 bist. Gehen wir einfach was Essen? Die haben sicher irgendwas, was du essen darfst“, bemerkte Hank schmunzelnd.
„Ich habe ziemlich Hunger, also okay. Ich muss mich erst mal reinigen, sonst komm ich in kein Restaurant rein. Bist du so lieb und bringst die Sachen in den Reinigungsbereich?“, bat High Note und Hank hielt sich Highs Trikot an die Brust. Sein Cousin war wesentlich muskelöser als er.
„Und deshalb ist Hatha Yoga keine Sportart, Cousin. Steck Berta etwas Geld zu, wenn du da ankommst, das mach ich auch immer, sie sammelt für die dritte Welt“, bat High und lief mit seinem Helm im Arm lässig zu den Reinigungsräumen.
„Es sind wir kleinen Helden, die die Welt verändern werden“, bemerkte Hank unbemerkt und ging zum Reinigungsraum.
Berta war nicht etwa eine nette ältere Dame im besten Alter, sondern ein Hologramm im scharfen Cheerleaderoutfit.
„Na ja, auch Helden haben klein angefangen“, schmunzelte Hank amüsiert und warf die Kleidung in die Reinigung und die Schoner auf einen Haufen.
„Etwas Geld für Not leidende Kinder in der dritten Welt?“, fragte ihn das Hologramm säuselnd, als er den Bewegungssensor der Ausgangstür durchschritt.
Hank ging ein paar Schritte zurück und deaktivierte das Hologramm.
„Richte deinen Herstellern aus, meine Familie spendet nicht mehr für den Medienkonzern“, bemerkte er cool und ging wieder aus der Tür.
 
Als Hank und High im Cafe saßen, tippte Hank die ganze Zeit auf seinem Schreibdisplay herum.
„Ich bin nicht so langweilig, wie ich aussehe“, fühlte sich High ignoriert.
„Entschuldige, ich schreibe grade einen Song“, erklärte Hank in Gedanken versunken.
„Dass wir letzte Woche aufgetreten sind heißt nicht, dass wir wieder eine Band sind, obwohl unser Song schon cool war“, erkannte High erinnernd.
„Ich hab’s langsam geschnallt, ich muss für eine Semesterarbeit einen Song komponieren, weiter nichts, mir ist nur grade was Gutes eingefallen. Also was hattest du über deine neue Taktik gesagt?“, fragte Hank und sah wieder zu ihm auf.
„Wow, das habe ich vor fünf Minuten gesagt, hat dein Hörimplantat einen Memorychip?“, fragte High erstaunt.
„Nein, mein Gehirn hat einen Memorychip, du solltest nicht alle Bälle mit dem Kopf abfangen, tut dir nicht gut. Was denkst du, wie hört sich das an?“, fragte Hank und gab ihm das Headset, dass sich High den Song anhören musste.
„Deprimierend, ziemlich deprimierend für einen Frischverliebten“, bemerkte High.
„Wie kommst du darauf, dass ich frisch verliebt bin?“, fragte Hank ertappt.
„Weil du es bist. Ich bin es gerade auch, deshalb merk ich das“, entschied High.
„Du bist verknallt? Erzähl mal“, wollte Hank vom Thema ablenken.
„Eine von den blonden Zwillingen, nicht so wichtig. Lee ist echt ein heißes Fahrgestell, wann ist euer nächstes Date?“, erwiderte High interessiert.
„Ich werde nicht mit ihr ausgehen, Dad will das nicht“, erkannte Hank kurz.
„Hat dich, dass das letzte Mal davon abgehalten? Entschuldige, das wollt ich nicht sagen“, erkannte High und stockte, als Hanks Lächeln verschwand.
„Nein, ist schon okay, aber genau deswegen tu ich das nicht mehr. Ich such mir ein nettes Mädchen vom College, nett, unkompliziert, die in keiner Relation zu meiner Familie oder meinen Freunden steht, nach meinem Abschluss heirate ich sie und gründe eine Familie, das klingt nach einem guten Plan, oder?“, fragte Hank.
„Ja, wenn du dich mit 30 mit Schlafmitteln umbringen willst, nennen wir das Plan B. Du brauchst eine durchgemachte Nacht im Silver Rain mit deinen gutaussehenden Frauenmagneten von Cousins“, begrüßte Line sie schmunzelnd, der die beiden aufgespürt hatte.
„Hab ich noch andere Cousins, von denen ich nichts weiß?“, fragte Hank schmunzelnd.
„Nicht nett, gar nicht nett. Darf ich mich zu euch setzen?“, fragte Line und High nickte.
„Ihr habt ja schon ohne mich mit dem Essen angefangen“, bemerkte Line und tippte auf dem Display vor sich herum um die Speisekarte aufzurufen.
„Wir hatten Hunger und konnten nicht auf unseren großen Helden warten. Was haben Mom und Dad gesagt?“
„Gott sei dank, wir müssen nicht doppelte Studiengebühren zahlen“, schmunzelte Line und tippte eine Essensration auf dem Display an, die ihm später gebracht werden sollte.
„Ach ja, ich habe dir noch gar nicht gratuliert, Bruder“, beglückwünschte High seinen Bruder.
„Danke, das bedeutet mir viel, dass du das sagst. Also, wir reden grade über Weiber, oder, ich nehme Juliette, falls du dich gefragt hast, wen du kriegst“, bemerkte Line und lehnte sich zurück.
„Warum kriegst du die Hübschere?“, fragte High verärgert.
„Weil ich der Hübschere von uns bin?“
„Leute, ihr seid alle Zwillinge, das gleiche Genmaterial. Ach, nicht so wichtig. Bestellst du mir noch eine Trinkration, Line?“, mischte sich Hank ein und Line tippte eine zweite Sache auf dem Display an.
„Danke dass du dich um ihn gekümmert hast“, bedankte sich Line, als High auf der Toilette war.
„Hey, ich muss mich doch um meinen kleinen Cousin kümmern, kümmere du dich darum, dass er keinen Hologrammen mehr Geld gibt, die zocken ihn nur ab. Was haben deine Eltern sonst noch gesagt?“, fragte Hank interessiert.
„Mein Vater will uns ne Wohnung in der Stadt besorgen und meine Mutter hat uns ein Auto versprochen, wenn wir in den Semesterferien mit nach Burma gehen“, entgegnete Line und Hank grinste.
„Dann wird’s wohl ernst, im Herbst bist du dann Vollzeitstudent, was wird dann mit den Kursen auf meinem College?“
„Ich mach die Scheine und nehme sie dann mit rüber auf das andere College. Ich kann’s noch gar nicht glauben, die ganze Arbeit in den letzten sechs Monaten zahlt sich endlich aus. Okay, Themawechsel, er kommt zurück“, bemerkte Line und wurde still, als sein Bruder zurückkam.
„Ist was? Oder warum schweigt ihr euch an?“, fragte High verwundert.
„Ich will mein Hörimplantat nur mal schonen und Line braucht auch mal Ruhe. Können wir gehen?“, fragte Hank und stand auf.
„Ja, können wir“, erkannte Line und hielt sein Armband über dem Display auf dem er bestellt hatte, dass er damit bezahlte.
„Können wir dir noch was Gutes tun, einen Drink oder so?“, fragte High und bezahlte auch.
„Es ist noch nicht mal dunkel“, erkannte Hank.
„Das ist kein Hindernis für einen gepflegten Drink“, konterte Line und so gingen sie in eine Bar.
„Seit ihr beiden Scherzkekse auch schon 18?“, fragte der Barkeeper, als die Zwillinge Bier bestellten und die beiden streckten ihr GIS hin, über das der Barkeeper mit einem Sensor fuhr und sie scannte.
„Gerade so, also drei Bier, kommen sofort. Ich kenn deine Visage, Kleiner, stehst du auf irgendeiner roten Liste?“, fragte der Barkeeper und musterte Hank.
„Ich bin der Sohn des Bürgermeisters, deshalb sollten Sie mich kennen, aber ich steh auf keiner roten Liste von der ich wüsste. Krieg ich kein Bier?“
„Doch sicher, natürlich, kamst mir nur bekannt vor. Bin gleich zurück“, ging der Barkeeper zum Zapfhahn.
„Warum musste mein Bild auch so riesig im Fernsehen erscheinen? Die Presse hat echt nichts Besseres zu tun als über mein Privatleben zu berichten. Also ich trinke auf meine Cousins, die besten Highschoolfootballspieler der Stadt“, stieß Hank mit seinen Cousins an. Hank war das erste Mal seit langem wieder gut gelaunt, es war klar, dass dieser Tag nicht glücklich enden sollte.

Dreizehntes Kapitel


Es war schon später am Abend, Hank saß noch vor dem Fernseher, als es klingelte. Ahmed war schon im Bett und da es wirklich schon spät war, ging er zuerst zum Sicherheitsdisplay.
„Für nen Vertreter sind Sie spät dran“, bemerkte Hank angetrunken und die Person winkte in die Kamera.
„Oh nein, für dich bin ich nicht betrunken genug, verschwinde“, erkannte er Ozera.
„Mach auf Schwachkopf, wir müssen reden“, bat Ozera, die ziemlich verfroren und hilfsbedürftig aussah.
„Such dir einen Psychiater zum reden, nicht mit mir“, wieß er sie ab.
„Soll ich vielleicht hoch brüllen, dass ich von dir schwanger bin?“, fragte sie etwas lauter.
„Da unten kannst du brüllen was du willst, da hört dich keiner. Gute Nacht“, wollte er schon zum Sofa zurückgehen.
„Hank, ich bin wirklich schwanger, hilf mir“, bat sie zitternd.
„Dann geh’ zum Vater, ich habe im Biologieunterricht zwar nicht immer aufgepasst, aber ich bin das sicher nicht“, entschied Hank und torkelte wieder zum Sofa. Aber sie klingelte weiter. Bis Ahmeds Tür aufsprang und ein zerzauster Ahmed grummelnd zur Tür ging und sie mit seiner Handfläche öffnete.
„Nein, das ist Ozera, es gibt einen Grund warum ich nicht aufmache, verdammt“, erkannte Hank.
„Sag deinen Ex-Freundinnen sie sollen nicht vor wichtigen Klausuren von mir so spät antanzen“, erwiderte Ahmed.
„Sie ist schwanger, sagt sie“, bemerkte Hank.
„Gratuliere, gute Nacht“, hörte Ahmed gar nicht richtig zu und seine Tür schloss sich wieder.
„Danke, ich wusste, dass du ein Herz hast“, stand Ozera eine Minute später vor seiner Tür.
„Nein, nur einen verschusselten Mitbewohner, aber du hast dir umsonst die Mühe gemacht, die Tür bleibt zu“, erwiderte Hank, aber Ozera tippte ganz cool die Kombination ein und die Tür sprang auf.
„Kleiner Tipp, verrate niemals einer gutaussehenden rothaarigen deinen Code. Verrate am Besten nie jemandem deinen Code, das hilft auch sehr. Also, ich brauche deine Hilfe“, setzte sie sich aufs Sofa und er schaltete das Licht an.
„Ich helfe dir sicher nicht, Süße, nach allem was du mir angetan hast. Wie soll ich dir auch helfen, bei so einem Problem, hat mein Onkel dich hierhergeschickt? Seit wann hat er keine Leute mehr, die sich um seine Drecksarbeit kümmern?“, entgegnete Hank schroff.
„Dein Onkel weiß nichts davon, ich war erst heute beim Arzt. Ich hab Angst, Hank, bitte hilf mir“, bat sie nervös.
„Äh lass mich darüber nachdenken … nein. Bei mir geht’s grad erst wieder aufwärts, damit will ich nichts zu tun haben. Sag es ihm, er regelt das. Ich will jetzt ins Bett, meinen Rausch ausschlafen, also verschwinde“, ließ sich Hank nicht erweichen.
„Was ist mit dir passiert?“, fragte Ozera fassungslos.
„Du bist passiert, Kleines, du bist passiert. Jetzt verschwinde“, bemerkte Hank stark, aber er kämpfte trotzdem mit den Tränen.
„Das habe ich verdient, ich bin dir nicht sauer. Gute Nacht“, erkannte sie auch mit den Tränen kämpfend und ging Richtung Tür.
„Oz, warte“, hielte er sie ab.
„Ja!“
„Ich werde dir ein Taxi rufen, wie du aussiehst, bist du hierhergelaufen“, bemerkte er.
„Danke, dieses geheuchelte Mitleid kannst du dir jetzt sparen, ich krieg schon selbst ein Taxi. Geh ins Bett, du bist eklig, wenn du getrunken hast“, ging sie auf ihren hohen Stiefeln aus der Tür und verschloss sie mit dem Code wieder.
Hank trank ohne eine Gefühlsregung sein Bier leer und fiel dann auf seinem Sofa in tiefen Schlaf.
 
„Wir können dein Bett auch verkaufen, wenn du eh’ nicht mehr darin schläfst“, bemerkte Ahmed tags drauf und weckte ihn aus seinem Suffschlaf.
„So gute Laune, wie du hast, sollte verboten werden“, bemerkte Hank, dessen Körper an jedem Knochen schmerzte.
„Was hast du gestern im Suff davon gebrummelt, dass Ozera schwanger ist?“, wollte Ahmed wissen.
„Oh Gott, sie hat Hilfe gebraucht und ich hab sie einfach weggeschickt“, entgegnete Hank realisierend und wurde bleich.
„Gut gemacht, Alter, der Schlampe hast du es gezeigt, nur nicht Gnade walten lassen“, freute sich Ahmed über die Stärke seines Freundes.
„Ich muss sie finden“, bemerkte Hank und richtete verwirrt seine Kleidung in der er geschlafen hatte.
„Nein, knick jetzt nicht ein, du hast Stärke bewiesen gestern, behalte diese Stärke“, bat Ahmed, aber Hank ging zur Tür.
„Ich muss los“, erkannte Hank etwas orientierungslos.
„Reinige dich erst mal“, schlug Ahmed vor.
„Danke, was würde ich nur ohne dich tun?“, erwiderte Hank und packte Ahmed an den Schultern.
„Stinken wie eine Moorleiche, pack mich nicht an, sonst krieg ich noch irgendeine Krankheit von dir“, entschied Ahmed und Hank trottete in den Reinigungsraum.
Als Hank unter der Dusche war, drehte Ahmed das Heißwasser ab.
„Scheiße A, das hast du mit Absicht gemacht“, brüllte Hank aus dem Reinigungsraum.
„Man, was ist denn hier los, wer wird denn hier abgestochen?“, kam Line nur in Shorts bekleidet aus Hanks Zimmer.
„Ich hab ihm das Heißwasser abgedreht, dass er nüchtern wird“, erklärte Ahmed und tippte etwas ein, das das Heißwasser wieder anging.
„Gute Idee, ich werde mich nachher auch eiskalt reinigen. Das regt den Körper richtig an. Was war das gestern Nacht eigentlich noch für ein Lärm, oder hab ich das geträumt?“, fragte Line und schenkte sich auch einen Kaffee ein.
„Nein, das war Oz, sie ist schwanger und hat Hank um Hilfe angefleht“, erklärte Ahmed.
„Oz ist schwanger, ist Hank der Vater?“, war Line erstaunt.
„Ich hoffe nicht, Hank bist du der Vater von Ozs Baby?“, rief Ahmed in den Reinigungsraum.
„Nein, bin ich nicht, dann hätte ich sie sicher nicht wieder weggeschickt. Stell noch ein Mal das heiße Wasser aus und du kriegst eine auf die Nase“, entschied Hank, der nur ein Handtuch anhatte und in einer Dampfwolke aus dem Reinigungsraum kam.
„Super Dusche ist frei, bin gleich wieder da“, ging Line in den Reinigungsraum.
„Waren die beiden gestern auch hier?“, fragte Hank verwundert.
„Welche beiden?“, fragte Ahmed.
„Oh, könnt ihr nicht so laut sein und meinem Kopf Ruhe gönnen“, kam auch High aus Hanks Zimmer.
„Die beiden, die beiden treten immer im Doppelpack auf. Habt ihr mitgekriegt, was gestern Nacht war?“
„Ich war sternhageldicht gestern Nacht und du auch. Was ist passiert?“, fragte High.
„Gar nichts, nichts Wichtiges zumindest. Nehmt euch eine Essensration, ich muss los“, ging Hank in sein Zimmer um sich anzuziehen.
Als er gerade seinen Reißverschluss seitlich an seiner Hose schloss, klingelte sein Headset.
„Sin’, ich will ja nicht unhöflich klingen, aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit für dich“, bemerkte Hank und schloss den Clip seiner Hose.
„Ich hab’s ihm erzählt, tut mir leid, ist mir so rausgerutscht, er ist auf dem Weg zu dir und er ist ziemlich stinkig“, bemerkte Sinderella.
„Oh man, ich hab nen Kater, was zum Henker hab ich gemacht?“, bemerkte Hank und hielt sich den Kopf.
„Nicht heute, unsere kleine “Affäre“ wie sie in der Presse breitgetreten wurde, er hat sich ein bisschen darüber aufgeregt, ich hab versucht es ihm zu erklären, aber du weißt ja, wie er ist“, erwiderte Sinderella etwas nervös.
„Weiß er auch, dass ich seinen Vater geschlagen hab?“, fragte Hank mit peinlich berührtem Gesicht.
„Ich weiß es nicht, wir haben nicht darüber geredet, zumindest ist er stinkig, ziemlich stinkig, ich wollt dich nur warnen, dass er auf dem Weg zu dir ist“, bemerkte Sinderella.
„Danke Sin, aber ich bin eh’ auf dem Weg nach draußen, er wird mir nicht begegnen. Nur Line und High und die sind würdige Gegner. Danke für die Warnung“, bedankte sich Hank und legte auf.
„Also, ich geh’ dann los, Rocko ist auf dem Weg hier her, er will mir sicher eine verpassen, ihr regelt das doch für mich, oder?“, bemerkte Hank und zog seine Lederjacke an.
„Äh nein, wir tragen nicht deine Kämpfe aus. Hey, bleib hier“, bemerkte Line, aber Hank ging einfach aus der Tür.
 
„Wo ist sie?“, fragte Hank, als sie zu Vixen in den Club kam, die gerade den Boden reinigte.
„Dir auch einen schönen guten Morgen, du meinst sicher meine Schwester, die ist im Hinterraum und schläft. Sie kam gestern mit einigen Problemen zu mir, sie hat gesagt, du hättest sie abgewiesen, ich konnte das kaum glauben“, erwiderte Vixen und drückte einen Knopf. Ein roter Laser fuhr über den Boden und reinigte ihn.
„Tut mir leid, ich war betrunken, ich hab nicht nachgedacht, deshalb suche ich sie jetzt auch, ich wollte ihr helfen“, bemerkte Hank und Vixen drückte einen anderen Knopf, der den Boden zum Glänzen brachte.
„Deine Hilfe braucht sie sicher nicht, ich weiß was du mit ihr gemacht hast“, erkannte Vixen unwirsch.
„Was ich mit ihr gemacht habe? Sie sollte mir mal lieber erklären, was sie mit mir gemacht hat. Sie hat mich ausgenutzt und dann wollte sie noch meine Hilfe. Ich bin nur hier, weil sie mir was bedeutet und ich ihr in ihrer Lage helfen will, aber wenn sie mich wegen irgendwas beschuldigt, kann sie das auch vergessen“, bemerkte Hank aufgebracht.
„Es ist das Mindeste, was du für sie machen kannst, nachdem du ihr das angetan hast“, entschied Vixen.
„Vix, ich hab ihr gar nichts angetan. Warte mal, behauptet sie, ich wäre der Vater?“, fragte Hank aufgebracht.
„Willst du behaupten, meine Schwester lügt?“
„Weißt du was du da behauptest? Ich könnte in den Knast gehen wegen Schwängerung einer unter 21-jährigen, das sind 15 Jahre für mich“, war Hank den Tränen nahe.
„Okay, Hank, ich kenn dich schon ne Weile, wenn du anfängst zu weinen, dann ist es wirklich Ernst von dir gemeint. Ich weiß auch nicht, warum sie das behauptet, jeder weiß doch, wer der Vater ist, oh ja das wissen wir zu gut. Ich hab nur so gehofft, dass du es bist. Nicht, weil du dann ins Gefängnis kommen würdest, oh Gott nein, aber das hätte uns ne Menge Ärger erspart“, entschied Vixen und nahm ihren Freund in den Arm.
 
„Sie hat so furchtbare Angst, mein Gott das hätte ich auch in dieser Situation, ich bin 28 Jahre alt, aber fühle mich noch nicht bereit für ein Kind, ich hab dich übrigens auf dem Bürgermeisterball gar nicht gesehen, ach richtig, du hast dich ja mit zwei hübschen jungen Damen amüsiert“, bemerkte Vixen, als sie auf dem Sofa im Hinterzimmer saßen und Ozera beim Schlafen zusahen.
„Fang du nicht auch noch an, das wurde alles so aufgeputscht, dass es fast schon lächerlich ist“, erkannte er.
„Ich weiß, ich hasse die Presse auch, Rocko musste ziemlich stinkig sein, als er es erfahren hat“, bemerkte sie verständnisvoll.
„Er hat’s heut morgen mitgekriegt und gleich in den falschen Hals bekommen. Er ist sicher grad auf der Suche nach mir“, entschied Hank und zog seine Beine aufs Sofa.
„Fronteingang verschließen“, sprach Vixen in ihr Headset und die Tür fiel ins Schloss.
„Danke, das hilft sicher. Hey, sie wacht auf“, erkannte Hank und setzte sich zu ihr aufs Bett.
„Hey, Kleines, ich bin jetzt da“, bemerkte er liebevoll und strich ihr über die Stirn.
„Du bist ein Idiot“, sagte sie schlaftrunken.
„Tut mir leid, man kann mich echt vergessen, wenn ich betrunken bin. Keine Sorge, jetzt bin ich da für dich“, versprach Hank und sie setzte sich auf.
„Es tut mir leid, dass ich dich bei Vixen angeschwärzt hab. Hey, dein Kopf ist ja noch dran, wirst du langsam weich auf deine alten Tage, Schwester?“, bemerkte Ozera und Vixen lächelte sie an.
„Ich hab ihn wieder angenäht, sie hat deine Ehre stark verteidigt, aber dann hab ich den schwachen Jungen raushängen lassen und sie hat mir geglaubt. Du musstest gestern ganz schön stinkig auf mich gewesen sein“, erklärte Hank und Ozera lehnte sich müde an seine Schulter.
„Wie soll das jetzt weiter gehen? Wenn ich es ihm sage, schickt er mich in irgendeine Klinik, die werden mir mein Kind wegnehmen, ich will dieses Kind nicht verlieren, das klingt absolut hirnrissig, aber ich möchte dieses Kind, das ist mir gestern im Taxi hierher klar geworden“, bemerkte Ozera und fasste auf ihren Bauch.
„Wir werden es ihm nicht sagen, es ist unser Kind, ich werde ins Gefängnis gehen, wenn es sein muss, wenn du dieses Kind willst“, versprach Hank und sie sah ihn an.
„Nein, das kann ich nicht von dir verlangen, das kann niemand von dir verlangen. Ich werde kündigen und weggehen, dass würde ich mir mein ganzes Leben vorhalten“, entschied sie und er küsste sie sanft.
„Gut, merk dir das, bitte beschuldige mich niemals mehr, was getan zu haben, was ich nicht getan hab. Schreib mir ne E-Mail von dem Ort, wo es dich hin verschlagen hat, ich muss jetzt los, in fünfzehn Minuten beginnt meine Vorlesung, schönes Leben noch“, bemerkte er cool und ging in den Club.
„Hey, was soll das, du hast nur falsches Mitgefühl geheuchelt, oder was?“, ging sie hinter ihm her.
„Hey, du bist ja wirklich ein Genie, du hast das gleich kapiert. Ich kümmere mich doch nicht um die Fehltritte meines Onkels, ich mag dich, Kleines, aber das war’s dann auch schon wieder“, verabschiedete er sich kühl, setzte seine Sonnenbrille auf und ließ Ozera mit offenem Mund dort stehen.
„Schlag ein Kumpel, sie hat gejammert und gefleht, aber ich bin hart geblieben“, triumphierte Hank, als er nach seiner Vorlesung nach Hause kam.
„Hank, du hast Besuch“, bemerkte Ahmed tonlos und trat von der Tür weg. Zwei Polizisten saßen auf seinem Sofa.
„Tja, sie hatte wohl keine andere Wahl mehr, was haben wir daraus gelernt? Vertraue niemals einer Frau“, entgegnete Hank und ließ sich ohne Widerstand festnehmen.
„Ruf Hung Lei an, Sinderella hat ihre Nummer, das ist meine Anwältin“, bat Hank, als er weggeführt wurde.
 

Vierzehntes Kapitel

 
„Sag mir wieso, Hank! Was hab ich dir immer darüber gesagt, hast du gar nicht zugehört?“, erwiderte Kesia fassungslos, als sie ihren Sohn spät an diesem Abend in einer Gefängniszelle besuchte, in der er in einem blauen Overall saß und die Wand anstarrte.
„Wir wissen beide, dass ich das nicht war, aber ich spar mir die Mühe das abzustreiten“, sagte Hank tonlos.
„Man, ich war hier seit meiner Zeit im Knast nicht mehr, hat sich nicht viel verändert“, kam Remy zu ihnen.
„Schatz, hältst du es jetzt für den richtigen Zeitpunkt ihn über unsere Vergangenheit aufzuklären?“, fragte Kesia müde und setzte sich neben ihren Sohn.
„Wir wollten es schon machen, als er 21 geworden ist, in sechs Monaten wird er schon 22, es wird wirklich Zeit“, erkannte Remy und setzte sich seinem Sohn gegenüber.
„Du warst im Knast, Dad? Was hast du getan, ein Buch zu spät zurückgebracht?“, fragte Hank amüsiert, weil er seinen Vater nur als braven Bürger kannte und drehte sich zu ihm.
„Ich hab eine Frau geschwängert und war dafür sechs Monate hier drin“, entgegnete Remy und sah herum.
„Du hast eine Frau geschwängert, wer war sie?“, war Hank plötzlich interessiert.
„Ich war diese Frau“, gestand Kesia und sah ihren Mann an.
„Du warst schwanger, was habt ihr dann gemacht?“, fragte Hank, den das brennend interessierte.
„Ich hab dich geboren und dir einen Namen gegeben“, erzählte Kesia stockend.
„Das ist nen Scherz, oder? Ich bin doch kein Leiblicher, ich hab meine Geburtsurkunde gesehen“, konnte Hank es nicht glauben.
„Dein Großvater hat die Unterlagen gefälscht, wir waren damals auch nicht verheiratet, wir haben erst geheiratet, als Remy entlassen wurde“, erklärte Kesia.
„Das ist die Krönung meines perfekten Tages, danke. Warum erzählt ihr mir das jetzt?“, war Hank aufgebracht.
„Wir wollten damit nur zum Ausdruck bringen, dass wir die Situation kennen und helfen können. Wir haben Freunde, die sich um Oz kümmern werden, sie wird ihr Kind bekommen können und in ihr altes Leben zurückkommen, wenn sie das möchte“, erwiderte Kesia matt lächelnd.
„Und ich verrotte hier für etwas, was ich nicht getan hab, nur dass der zukünftige Gouverneur sein Gesicht wahren kann?“, wurde Hank richtig wütend.
„Nein, du tust das, dass der zukünftige Präsident der vereinigten Staaten eine weiße Weste hat“, bemerkte Remy und drückte einen Knopf an seinem Armband was sie akustisch von der Außenwelt abschottete.
„Was hat Nash Shore damit zu tun? Du meinst wohl kaum Murray, er müsste schon mit der Präsidentin verwandt sein, um Präsident zu werden“, belächelte er die Aussage.
„Murray, mein Bruder wurde von meiner Mutter kurz vor seinem 18. Geburtstag adoptiert, das wusstest du schon, aber du wusstest nicht, wer seine leibliche Mutter ist. Na ja, sagen wir mal so, sie ist keine unbekannte Person dieses Landes“, gestand Remy.
„Wow, noch mal ganz langsam, willst du damit sagen, dass Murray …?“, versuchte er zu verstehen.
„…der rechtmäßige Nachfolger von Präsidentin Shore ist. Aber niemand außer uns weiß das, nur Kesia, meine Mutter und ich“, erwiderte Remy und Hank blieb der Mund offenstehen.
„Ich brauch nen Drink, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich hier drin was bekomme?“, war Hank total durcheinander.
„Nicht so groß, aber keine Sorge, wir werden die Präsidentin kontaktieren, du bist in wenigen Tagen wieder draußen. Wir sind stolz auf dich Sohn, egal was du tust, aber diese junge Frau war nicht die beste Entscheidung deines Lebens“, erwiderte Kesia und Remy entfernte die Wand wieder.
„Da kannst du Recht haben. Was ist mit ihr, geht es ihr gut?“
„Sie wird ein paar harte Tage haben, dann wird es ihr aber wieder gut gehen. Ich werde dir morgen ein paar persönliche Sachen vorbeibringen, dass es hier nicht so nach Knast aussieht. Lee lässt dir ausrichten, du bist ein Idiot, aber wenn du wieder draußen bist, würde sie gern noch Mal richtig mit dir ausgehen“, entgegnete Remy und grinste.
„Du bist einverstanden damit?“, fragte Hank.
„Sie hat mir hoch und heilig versprochen, zu bleiben, wenn das mit euch nicht klappt, da lass ich es auf einen Versuch ankommen. Sie ist wirklich eine sehr nette junge Frau, versaus einfach nicht mit ihr“, plante Remy und seine Eltern gingen wieder.
Am nächsten Morgen kam Rocko zu ihm.
„Was willst du machen, einen Mann treten der am Boden liegt?“, fragte Hank, der ziemlich übernächtigt an die Wand gelehnt saß und etwas auf altmodische Weise auf einem Zettel komponierte.
„Du bist ein Idiot, aber ein richtiger. Ich bin wohl gestern etwas ausgerastet, ich bin froh, dass ich dich gestern nicht erwischt hab. Unsere Cousins sind verdammt starke Jungs, aber lass sie nicht die Kämpfe für dich austragen“, bat Rocko, der im schicken Anzug an seine Gitter kam.
„Ja, war ne blöde Idee. Hast du deiner Verlobten jetzt geglaubt, oder willst du hier warten, bis sie mich rauslassen und mich dann verdreschen?“, fragte Hank und stand auf, um auch an die Gitter zu kommen.
„Ich bin einfach zu oft weg, ich habe einfach Angst, dass sie jemand anders hat. Ihr versteht euch halt so verdammt gut, vor allem in letzter Zeit“, entschuldigte sich Rocko.
„Sie hat mir sehr geholfen in letzter Zeit, wegen Großvaters Tod und so. Aber ich respektiere eure Beziehung hundertprozentig und ich würde nichts tun, was euch vom Heiraten abhalten könnte. Vor allem nicht von hier aus. Weißt du, warum ich hier drin bin?“, fragte Hank und lehnte sich an die Wand neben die Gitter. Er hörte das Brummen der Lichter jetzt noch deutlicher als die Nacht zuvor.
„Weil mein Stiefvater seinen Kleinen nicht in der Hose behalten kann und du jedem helfen willst?“, fragte Rocko und setzte sich hinter dem Gitter auch auf den Boden.
„Ach richtig, ich hatte vergessen, dass ihr grad ziemlich zerstritten seit. Wie war Bulgarien?“, fragte Hank und legte seine Komposition zur Seite.
„Kalt und langweilig, ich hab meine Süße vermisst. Was passiert jetzt mit der Kleinen?“, fragte Rocko und packte etwas zum Essen aus.
„Meine Eltern haben sich darum gekümmert, haben sie zumindest gesagt, sie wird bald in ihr altes Leben zurückkehren können, dass haben sie gesagt, ich weiß nicht was sie damit meinen, aber ich will nicht darüber nachdenken“, entschied Hank.
„Ich weiß wovon sie reden, ich weiß aber nicht, ob ich dich darin einweihen sollte“, erkannte Rocko etwas geheimnisvoll.
„Wer A sagt, muss auch B sagen, also was ist?“, entgegnete Hank und sah zu ihm rüber.
„Deine Eltern bringen mich um, wenn ich dir das erzähle“, entschied Rocko herumdrucksend.
„Einen Moment“, wählte Rocko die Nummer der Bürgermeisterresidenz.
„Hey Tante Kesia, ich bin grad bei Hank, ich hab mich verplappert, kann ich ihm alles über CAK und eure Arbeit sagen?“, fragte Rocko etwas nervös.
„Ich weiß, tut mir leid, aber ich werde ihm nur sagen, was er wissen muss“, versprach Rocko und legte wieder auf.
„Clever, du bittest meine Mutter um ihr Einverständnis, dann kann sie dir nachher nicht den Kopf abreißen“, schmunzelte Hank und Rocko rutschte näher ans Gitter.
„Ich muss jetzt flüstern, dass sie das nicht mitkriegen“, flüsterte Rocko und Hank rutschte auch näher heran.
„Uh Geheimnisse, ich liebe Geheimnisse“, konterte Hank.
„Okay, ich erklär dir nicht alle Einzelheiten, aber ich erzähle dir das Wichtigste. Wir sind viele, aber wir sind im Verborgenen. Unsere Organisation wird die CAK genannt, was Care After Kids heißt. Wir kümmern uns um die Frauen, die schwanger geworden sind, ohne in der Klinik gewesen zu sein, wie deine Kleine. Ich selbst bin ein leibliches Kind, du auch, aber … oh Gott ich hoffe das weißt du schon, ich bin in der Organisation aufgewachsen, bis deine Großmutter uns in dieses Landhaus gebracht hat und Murray meine Mutter geheiratet hat. Am Anfang war alles klasse, ich hatte einen Vater, aber dann kam deine Großmutter irgendwann zu uns und hat erklärt, dass er jetzt Gouverneur wird. Das hat alles verändert, meine Beziehung zu ihm, Moms Beziehung zu ihm und ich kann nicht glauben, dass er seine 18-jährige Assistentin flachlegt, so ist er nicht. Sie war deine Freundin, also ich sag dir, wenn er jemals Sin anfasst, töte ich ihn und ich sage das nicht nur so, ich lege meine Hände um seinen Hals und drücke zu“, flüsterte Rocko erklärend.
„Ja, ich weiß es seit gestern. Wow, wenn du sagst wir, dann meinst du auch meine Eltern, oder?“
„Ja, sie arbeiten im Hintergrund, haben aber eine tragende Rolle in der Organisation. Ich pflege momentan eigentlich nur Kontakte, ich bin ja so viel unterwegs. Sin weiß nichts davon, das soll bitte auch so bleiben. Vorerst zumindest“, bat Rocko flüsternd.
„Was hat das alles damit zu tun, dass Murray der uneheliche Spross der Präsidentin ist?“, fragte Hank und Rocko sah ihn mit großen Augen an.
„Wupps, das hast du jetzt nicht gewusst, ich weiß es auch erst seit gestern. Es ist irgendwie heuchlerisch, uns beten sie vor, dass wir keinen Sex haben sollen, aber selbst stammen wir von Generationen von Leiblichen ab. Weißt du was mir grad klar wird? Ozeras Kind wird der leibliche Nachfolger der Präsidentenfamilie, vermutlich auch der einzige, denn Nash Shores adoptierte Tochter mit seinem Lebensgefährten wird wohl kaum für diesen Posten ausgesucht. Sag deinen Leuten, sie sollen doppelt auf sie aufpassen, dass wenn das rauskommt, die beiden sicher sind. Im Moment denken ja noch alle, dass ich der Vater dieses Kindes bin. Wo steckt eigentlich meine Anwältin? Mir stinkt es hier drin echt langsam“, bemerkte Hank und sah in die kleine Zelle.
„Hung Mei ist noch den ganzen Tag vor Gericht, ganz großer Fall. Aber ich könnte unseren Familienanwalt anrufen“, schlug Rocko vor.
„Glaubst du wirklich, dass der Anwalt des Mannes den ich erst vor kurzem eine verpasst hab, mich vertreten will?“, fragte Hank und Rocko wendete seinen Blick wieder von dem Schreibdisplay, auf dem er die Nummer heraussuchen wollte.
„Richtig, keine gute Idee. Oh man, schon halb zwei, ich treff mich um zwei mit Sin beim Floristen. Also halt die Ohren steif, Cousin, das klappt schon alles“, rappelte sich Rocko auf.
„Das hoffe ich. Sag Sin einen schönen Gruß, danke fürs Kommen, Rock“, bemerkte Hank und dann war er wieder allein.
 
Es dämmerte schon, als eine attraktive junge Chinesin durch die Gänge des Gefängnisses stolzierte und vor seiner Zelle stehen blieb.
„Hank Hackerott-Hawks?“, fragte sie kühl.
„Danke, dass Sie mich auch noch beehren, Miss Mei“, bemerkte Hank etwas unwirsch.
„Misses Mei, wenn ich bitten darf und gern geschehen“, konterte Hung und steckte eine Karte in den Schlitz neben der Zelle und das Hologitter war deaktiviert.
„Ich muss ja keine Sorge haben, dass sie mich mit einem Messer erstechen oder so, nur das sie zudringlich werden und das würde ich Ihnen nicht raten, mein Ehemann ist Scharfschütze bei der Armee. Also, was haben wir hier, Schwängerung einer unter 21-jährigen, nicht gerade ihr genialster Einfall, nicht?“, las Hung auf ihrem Schreibdisplay, während sie zu ihm in die Zelle kam.
„Wissen Sie, dass Sie der Frau, die ich gerade treffe, verdammt ähnlichsehen?“, sah Hank sie gründlich an.
„Noch so ne arme Seele, die bald in guter Hoffnung ist?“, fragte Hung sarkastisch.
„Klar, ich will eine richtig große Familie, hey, sollten Sie als meine Anwältin nicht auf meiner Seite sein?“, fragte er schlecht gelaunt.
„Ja, wenn man einen Unschuldigen vor sich hat, aber wie Sie mich mit Ihren Augen ausziehen, weiß ich schon, an was ich bei Ihnen bin. Also, wie soll ich Ihnen helfen, wenn Ihnen nicht zu helfen ist?“, bemerkte Hung cool.
„Ich bin so froh, dass ich die richtige Anwältin gefunden hab“, bemerkte er genervt.
„Was? Ich sage nur die Wahrheit“, war Hung von der schlechten Laune ihres Klienten etwas abgeschreckt.
„Sie wissen gar nichts über mich, Mrs. Mei, überhaupt nichts. Wenn ich Ihnen sage, dass ich unschuldig bin, glauben Sie mir das eh’ nicht, wenn Sie mich dann fragen, ob ich weiß, wer das getan hat, muss ich lügen, um eine Person zu schützen. Warum erzähl ich Ihnen das eigentlich, Ihnen ist das ja total egal“, bemerkte Hank und setzte sich wieder auf die Metallbank ins Eck.
„So egal ist mir das nicht. Sinderella hat mir etwas von Ihnen erzählt, Sie sind immer im falschen Moment an der falschen Stelle, ich könnte Ihnen sogar glauben. Wen schützen Sie Mr. Hawks-Hackerott, Ihren Vater, einen Freund?“, fragte Hung, die versuchte kooperativer zu sein.
„Ich sagte Ihnen schon, das darf ich Ihnen nicht sagen, das geht bis an höchste Stellen. Ich werde bald hier raus sein, dann ist das nicht mehr wichtig“, erkannte er und sah aus dem länglichen Fenster, in das nur spärlich Licht kam.
„Sie meinen Ihre Kontakte zur Präsidentin Shore, Mrs. Präsident verhandelt nicht, das könnte ne ganze Weile dauern. Also, auspacken oder hier versauern, Ihre Entscheidung“, bemerkte Hung lässig und lehnte sich mit einem ihrer Stillethos an die harte Betonwand, an der sie gelehnt stand.
„Ich sage es Ihnen, aber nicht dort wo die Wände Ohren haben“, bemerkte Hank und deutete mit zwei Fingern auf die Kameras.
„Gut, ich werde uns einen Raum besorgen, in der keine Kamera ist“, versprach Hung, stieß sich von der Wand ab und ging Richtung Büroräume.
„Sie vertrauen mir aber, wenn Sie die Gitter auflassen“, rief Hank und ging bis zu dem Platz, wo die Hologitter sein sollten.
„Genau nach zwei Minuten schließen sich die Gitter wieder automatisch und das ist genau … jetzt“, bemerkte Hung und Hank bekam einen leichten Schlag, der ihn zurücktorkeln ließ.
„Autsch, das hat weh getan, verdammt“, fluchte er.
„Da ist nicht mehr Strom drauf, als auf einem Elektrozaun, Sie Baby“, rief sie und war in einem Bürozimmer verschwunden.
 
„Okay, man wurde mir versichert, dass dieser Raum absolut abhörsicher ist, also hinsetzen und erzählen, ich hab eigentlich schon Feierabend und den will ich sicher nicht mit Ihnen verbringen“, entschied Hung und er setzte sich auf einen grauen Metallstuhl.
„Wenn nur eine Silbe davon publik wird, sind wir beide dran, dass wissen Sie hoffentlich. Also gut, ich beeil mich. Alles begann vor etwa einem Monat. Ich traf sie in meinem Lieblingsclub, die Besitzerin ist ihre Schwester, aber das ist wohl ziemlich irrelevant, Ich kannte sie schon von früher, aber diesmal war sie erwachsen und wir verstanden uns auf Anhieb. Gucken Sie mich nicht mit diesem “Wann kommt er endlich zum Punkt“-Gesichtsausdruck an, das ist wichtig. Okay, wir sind gar nicht richtig ausgegangen, aber die Anziehungskraft zwischen uns war unglaublich. Aber sie war die Assistentin meines Onkels und der sah das gar nicht gern. Er hat sie gefeuert und nur mit dem Wunsch wieder eingestellt, dass ich sie in Ruhe lasse. Das klappte nicht so wahnsinnig gut, eines Abends sind wir fast zur Sache gegangen und ich betone das Wort fast, wir haben es nicht getan. Wir haben dann entschieden, uns aus dem Weg zu gehen. Das war ziemlich schwierig, weil wir irgendwie ständig zusammengestoßen sind. Aber dann habe ich mich irgendwie lösen können. Ich hab dann Lee kennen gelernt, okay wenn wir gerade ehrlich sind, sie ist die Assistentin meines Vaters, sie hat mich auf den Bürgermeisterball begleitet, es lief irgendwie alles ziemlich gut, bis ich dann auf Ozera getroffen bin, na ja sagen wir besser, ich hab gesehen, wie meine Ex-Freundin mit meinem Onkel Murray sexuelle Kontakte pflegte. Ich hab sie nicht zur Rede gestellt, ich bin einfach wieder zurück zur Party gegangen. Doch dann stand sie vor zwei Tagen vor meiner Tür, sagte mir, sie wäre schwanger und bräuchte Hilfe. Ich war immer noch ziemlich sauer auf sie und hab’ sie weggeschickt, aber hab schnell eingesehen, dass ich ihr helfen sollte. Doch ich war zu wütend auf sie und hab ihr nur was vorgespielt. Sie war verzweifelt, sie hat einen Sündenbock gesucht und tata warum nicht den verhassten Ex-Freund nehmen?“, erklärte Hank und Hung sah ihn genervt an.
„Sie wollen also sagen, dass der Vater des Kindes Ihr Onkel Murray ist? Den Typ, den sie ganz offensichtlich nicht mögen und ruinieren wollen? Mr. Hawks-Hackerott, das ist ziemlich lächerlich“, bemerkte Hung, die ihm nicht glaubte.
„Das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe, mehr Wahrheit hab ich nicht. Also, schönen Feierabend“, stand Hank auf und wurde zurück zu seiner Zelle geführt.

Fünfzehntes Kapitel

 
Zwei Tage später saß Hank immer noch im Knast und ging langsam die Wände hoch.
„Ich hab es langsam satt, dass ihr mir beim Pinkeln zuseht“, brüllte er, als er pinkelte und die Kamera in seiner Zelle genau auf ihn gerichtet war.
„Das konnte ich auch nicht ab. Darf ich mit dir reden?“, kam Murray zu ihm an die Zelle und Hank schloss schnell seine Hose.
„Rede, aber ich muss dir nicht zuhören“, bemerkte Hank nicht gerade begeistert.
„Deine Anwältin war gestern bei mir, hat mich gefragt, ob an deiner kleinen Aussage was Wahres dran ist, ich hab das bestätigt, sie glaubt aber, dass ich dich schützen will, weil ich ja Sex haben darf und so“, erwiderte Murray und setzte sich auf einen Stuhl neben die Zelle.
„Ich sag dir, irgendwas stimmt mit der Frau nicht. Warum hast du es bestätigt, ich versteh’ das nicht, das könnte ein ziemlicher Karriereknick für dich sein“, bemerkte Hank und wusch sich die Hände.
„Das hoffe ich doch sehr, sonst hätte sich die ganze Farce überhaupt nicht gelohnt“, bemerkte Murray cool.
„Du wolltest das? Ich verstehs nicht“, war Hank verwirrt.
„Hast du es nicht geschnallt? So bin ich nicht, ich will nicht Gouverneur werden und schon gar kein Präsident“, bemerkte Murray und flüsterte das Wort Präsident dabei.
„Okay, du hast es geschafft, das erste Mal in meinem Leben weiß ich nicht, was ich sagen soll“, entschied Hank, der ihn nur noch mit fragenden Augen ansah.
„Meine Adoptivmutter, deine geliebte Großmutter, wollte ihren Ruhm und Erfolg zurückhaben und hat seit meiner Adoption geplant, mich in die Politik zu bringen. Als dein Großvater so krank wurde, wollte sie mich ins Bürgermeisteramt bringen, aber Jonathan hatte seinen Schwiegersohn als neuen Bürgermeister vorgeschlagen und hat somit den Plan meiner Mutter ziemlich durcheinandergebracht. Also musste ein anderer Plan her und da ja bald ein neuer Gouverneur von Colorado gewählt werden sollte … den Rest kennst du ja“, erklärte Murray und Hank überlegte.
„Was ist denn an dem Plan auszusetzen, welcher Mensch will denn keinen Ruhm und Anerkennung?“, fragte Hank.
„Ein Mensch, der sein halbes Leben versteckt gelebt hat. Wenn ich reich und berühmt werden wollte, müsste ich auf einer Pressekonferenz nur sagen, wer ich wirklich bin. Ich hätte es fast schon ein Mal gemacht. Ich war so alt wie du, das war kurz vor deiner Geburt. Ich stand da, war auf alles vorbereitet, so nah an meiner leiblichen Mutter und dann kam dieses Attentat, da habe ich gesehen, sie ist nicht dieses unerreichbare Wesen, was ich immer bewundert hatte, sondern nur ein Mensch, der auch verletzt werden konnte durch eine Waffe. Ich hab sie immer noch nicht getroffen, ich bin 41 Jahre alt und kenne meine Mutter nur aus dem Fernsehen. Ich würde ihr so gern sagen, wie sehr ich meine Frau liebe und wie ich mein Leben liebe, aber das ist vorbei, meine Frau hasst mich, mein Stiefsohn ignoriert mich und keinen interessiert, was ich getan hab, ich hatte das so gut geplant. Auf dem Bürgermeisterball sollte mich irgendein kleiner Reporter mit dieser jungen Frau erwischen und es in alle Zeitungen bringen, aber der Einzige der uns gesehen war na ja, du und nicht mal du hast was gesagt. Übrigens, musstest du mich schlagen? Dass hat verdammt wehgetan“, erklärte Murray weiter.
„Ja, das musste sein, ich hab die Kleine, die übrigens Ozera heißt, falls du ihren Namen vergessen hast, wirklich gern gehabt. Warum musstest du unbedingt sie nehmen? Das versteh ich immer noch nicht. Jetzt ist sie schwanger und was nun?“, fragte Hank und kam nah ans Gitter heran, bis er das Summen hörte, was ihn langsam irgendwie beruhigte.
„Sie war die Einzige, die die 20.000 Dollar genommen hat. Die Gerüchte über unsere langjährige Affäre hab ich selbst in Umlauf gebracht, ich bin ein Computergenie, war ganz einfach das unter einem Alias im Internet zu verbreiten. Ich wusste nicht, dass sie dir so viel bedeutet, du bist nicht gerade für langjährige Beziehungen bekannt, ich dachte, dass geht vorbei. Und ja, dass du das gesehen hast war auch ganz übel. Sie hätte mich anschwärzen sollen, mein Gott, dass hätte meinen Plan noch mal einen Schwung gegeben, aber was macht sie, schiebt es auf dich, du musst ihr echt wehgetan haben“, erklärte er die Sachlage und Hank schlug mit der Faust gegen die Wand.
„Und das alles nur, weil du zu viel Schiss hast, deiner Mutter zu widersprechen. Werde erwachsen, Onkel Murray“, schimpfte Hank und rieb seine schmerzende Faust.
„Weißt du wo sie ist?“, fragte Murray plötzlich.
„Mom und Dad haben gesagt, sie bringen sie in Sicherheit, wo sie ihr Kind in Ruhe bekommen kann“, erwiderte Hank.
„Oh verdammt, dann weiß Shima auch, wo sie ist, sie hat immer noch ihre Kontakte. Ich hab es ihr heut’ morgen gesagt, sie war unglaublich wütend“, wurde Murray kreidebleich.
„Was heißt das? Zu was ist Großmutter fähig?“, bekam auch Hank Angst.
„Sie ist langsam schon fanatisch, es könnte sein, dass Ozera in Lebensgefahr schwebt“, erkannte Murray und Hank wurde nervös.
„Wir müssen sie retten, du weißt wo sie ist, bring mich zu ihr“, bat Hank.
„Ich will ja nichts sagen, Neffe, aber das brummen, dass du da hörst, sind Gitterstäbe“, erkannte Murray schlussfolgernd.
„Dann ändere das, du hast die Macht dazu, dass weiß ich und wenn deine Macht nicht ausreicht, du weißt ja, wie man mit Sex was erreichen kann“, forderte Hank etwas sarkastisch.
„Das hat wirklich wehgetan, aber ich werde sehen, was ich machen kann. Aber es kann sein, dass ich dich nur für ein paar Stunden raus bekomme“, erwiderte Murray und stand auf.
„Ein paar Stunden müssten reichen, sie zu retten, hoffe ich, danke“, bemerkte Hank und Murray ging zu den Büroräumen.
„Wir haben drei Stunden und meine Bodyguards müssen dich bewachen“, kam Murray nach etwa 20 Minuten zurück.
„Gut, einverstanden. Komm schon, los“, bat Hank und Murray zog eine Karte durch den Schlitz neben der Tür wie Hung Mei zwei Tage zuvor.
„Hier, zieh die über, muss ja nicht jeder sehen, woher du kommst“, gab Murray ihm seine Jackettjacke und sie verließen das Gefängnis.
„Wohin fahren wir?“, fragte Hank und sah in den Rückspiegel, in dem er die zwei Bodyguards sah.
„Die sind furcht einflössend, ich schalt sie aus“, bemerkte Murray und drückte einen Knopf. Die Bodyguards verschwanden.
„Das sind Hologramme?“
„Heute schon, so sehr bin ich nicht in Gefahr, ich bin noch niemand, die einzige Person, die nach meinem Leben trachten könnte, ist Shima. Ich weiß, wir verlieren Zeit, aber wir müssen noch mal zu dir nach Hause und deinen Wagen holen, meiner ist zu auffällig“, bemerkte Murray.
„Wir sind 2 Meilen von meinem Apartment entfernt“, nörgelte Hank.
„Dann fahr ich etwas schneller und keine Sorge wegen den Blitzern, der Polizeichef kriecht mir schamlos in den Hintern“, bemerkte Murray grinsend und Hank grinste auch.
 
Hank stürmte in sein Apartment, in dem Ahmed auf dem Sofa saß.
„Hey, du bist draußen, ich hätte dich doch abgeholt“, kam Ahmed zu ihm, aber Hank hatte es eilig.
„Nur für ein paar Stunden, ich muss mich umziehen“, stürmte Hank in sein Zimmer.
„Du weißt, dass dein Onkel in unserem Wohnzimmer steht, oder?“, fragte Ahmed und sah zu Murray, der etwas unsicher dort stand.
„Ja, wir sind wieder cool, erklär ich dir später. Du solltest dich auch umziehen, Onkel, in dem Anzug kommst du nicht weit, ich vermute wir werden nicht ins Stadtzentrum fahren“, bemerkte Hank und warf Murray einen Pullover und Jeans zu.
„Gute Idee, ich werde ins Badezimmer gehen. Hi, Hanks Mitbewohner“, begrüßte Murray, Ahmed und verschwand im Badezimmer.
„Hey, einige Fragen musst du mir schon beantworten, warum bist du nur ein paar Stunden draußen und warum ist Mr. Staatsfeind Nr. 1 plötzlich dein bester Freund?“, fragte Ahmed und kam zu Hank ins Zimmer.
„Keine Zeit, Ozera ist in Gefahr“, bemerkte Hank kurz angebunden und zog seinen Pullover an.
„Hatte Ozera nicht vor ein paar Tagen noch große Angst vor dem zukünftigen Gouverneur und jetzt suchst du sie mit ihm? Das ist alles sehr verwirrend“, erkannte Ahmed, während er Hank hinterher nach draußen lief.
„Ozera hatte Angst vor mir?“, fragte Murray, der sich inzwischen auch umgezogen hatte.
„Du bist schon ziemlich Angst einflössend. Man, du siehst fast aus wie ein Mensch in normalen Klamotten“, entschied Hank, als er seinen Onkel betrachtete.
„Auch wenn das als Kompliment gemeint war, das war eine Beleidigung, in deinem Alter bin ich immer so rumgelaufen. Also, lass uns gehen“, bemerkte Murray.
„Braucht ihr meine Hilfe?“, bot Ahmed seine Hilfe an.
„Versteh das nicht falsch, Kumpel, aber mit dir im Auto werden wir hundertprozentig angehalten“, erwiderte Hank und grinste.
„Und da sagt noch einer, Rassismus ist tot. Passt auf euch auf“, bat Ahmed und die beiden eilten zum Wagen.
 
„Ich bin zwar kein ängstlicher Mensch, aber deine Bodyguards hätten wir hier schon mitnehmen können“, erwiderte Hank, als sie langsam an ihrem Bestimmungsort ankamen.
„Die Gegend hat nichts von ihrem Charme verloren, seit ich hier weg bin“, bemerkte Murray und bat ihn zu halten.
„Wir sind da“, erkannte er.
„Ich will ja nicht deine geistige Stärke und dein Erinnerungsvermögen anzweifeln, aber hier ist überhaupt gar nichts“, bemerkte Hank und stieg aus.
„Genau danach soll es aussehen, du weißt, dass du niemandem, und damit mein ich niemandem davon erzählen darfst“, erwiderte Murray und Hank bejahte dies.
„Gut, es ist Tag, du musst Schmiere stehen, dass niemand hinsieht“, bat Murray und ging zu einer Wand.
„Das ist nur eine Wand, Onkel“, erwiderte Hank kritisch.
„Nein, das ist eine Tür, Schmiere stehen, sagte ich“, bat Murray und schob etwas zur Seite, um einen Code einzutippen. Die Metalltür schob sich zur Seite.
„Tatsächlich, eine Tür, echt nicht schlecht. Okay, lass uns reingehen“, bemerkte Hank und ging hinter Murray her.
Die Hallen des metallenen Gangs waren leer, niemand schien aus seinen Zimmern rauskommen zu wollen.
„Schon irgendwie unheimlich hier, was wird hier gemacht?“, fragte Hank unsicher.
„Hier werden die Frauen versteckt, die ungewollt schwanger wurden. Ihnen wird hier eine Chance geboten. Man, ich war lang nicht mehr hier unten, sonst herrscht hier immer reges Treiben. Irgendwas muss hier los sein“, erkannte Murray und ging mit Hank zum Untersuchungsraum, weil er dort seine Mutter vermutete.
„Ich weiß nicht, wie sie grade drauf ist, kann sein, dass sie total ausflippt, wenn wir zu ihr kommen“, bereitete Murray seinen Neffen vor.
„Was wird sie schon machen, ich bin ihr Enkel“, belächelte Hank die Situation.
„Du weißt nicht so viel über deine Großmutter, oder? Sie geht über Leichen, egal ob Familie oder nicht. Sie hat sich seit deiner Geburt sehr verändert und nicht ins Positive“, erkannte Murray und sie waren am Untersuchungsraum angekommen. Von draußen hörten sie laute Stimmen.
„Wie ich vermutet hab, lass mich zuerst reingehen“, bat Murray und schob ihn zur Seite.
„Ich bin kein Kind mehr, Onkel, sie ist nur eine alte Frau“, bemerkte Hank belächelnd.
„Uh, sag das bloß nicht zu ihr“, entschied er und öffnete die Tür mit einer Taste.
Shima war im Untersuchungsraum, sie hielt Ozera als Geisel fest. Ozera saß eingeschüchtert auf dem Untersuchungstisch, Shima hielt ihr eine Waffe vor die Nase.
„Mom, was machst du da?“, fragte Murray enttäuscht und kam auf seine Mutter zu.
„Diese Frau hat dein Leben ruiniert, das kann ich nicht einfach so hinnehmen“, erwiderte Shima und hielt Ozera die Waffe an den Bauch.
„Mom, versteh doch, ich will nicht Gouverneur werden, ich will überhaupt nichts mit der Politik zu tun haben, ich bin nicht meine Mutter, wir sind selbst, was wir uns aussuchen. Und ich will mit meiner Frau in einem Landhaus leben und vielleicht für eine Sicherheitsfirma arbeiten oder so, aber du drängst mich dazu, etwas zu tun was ich nicht will, die Kleine hat nichts damit zu tun, sie war nur Mittel zum Zweck, tut mir leid, Kleines, aber so ist es“, versuchte Murray seine Mutter zu beruhigen.
„Dann macht es dir wohl nichts aus, wenn ich sie erschieße, oder?“, fragte Shima und hielt ihr die Waffe nun an den Kopf.
„Aber mir macht es was aus, Gran, ich mag diese Frau sehr“, bemerkte Hank und kam langsam auf sie zu.
„Dann hättest du sie beschützen müssen, das tun Menschen, wenn sie sich lieben“, sagte Shima und Hank zog die Hand seiner Großmutter zur Seite und hielt sich die Waffe an den Kopf.
„Wenn du sie töten willst, dann kannst du mich auch gleich erschießen“, bemerkte er trocken.
„Hank!“, zischte Murray.
„Sie wird mich nicht töten, mein Vater würde nie wieder mit ihr reden, dass würde sie nicht wollen“, spielte Hank den Selbstsicheren, obwohl er sich fast in die Hose machte.
„Hank, ich sagte dir doch, du kennst sie nicht, sie tut das, das sag ich dir“, bat Murray und Shima entsicherte die Waffe mit einer Hand.
„Okay, dann drück ab, Gran, mein Leben ist grad nicht so lebenswert, ist mir echt egal“, sagte Hank ruhig und Shimas Hand fing an zu zittern.
„Mom, tu das nicht, Mom“, brüllte Murray seine Mutter an. Shima flippte aus und schoss auf ihn. Murray fiel getroffen zu Boden.
„Murray!“, kniete Ozera weinend zu Murray.
„Was hast du getan?“, fragte Hank verzweifelt.

Sechzehntes Kapitel

 
„Das wollte ich nicht, das wollte ich nicht“, stotterte Shima und senkte die Waffe.
„Jetzt wird es keinen Gouverneur mehr geben“, bemerkte Hank und nahm ihr die Waffe ab.
„Ich hab ihn getötet“, konterte Shima fassungslos.
„Ich existiere nicht wirklich, Mom, du kannst mich nicht töten“, sagte plötzlich eine Stimme und Murray setzte sich auf.
„Aber ich hab dich erschossen“, stotterte Shima vollkommen perplex.
„Ja, du hast auf mich geschossen, hast du eigentlich total den Verstand verloren?“, fragte Murray und rappelte sich auf.
„Wie ist das möglich?“, fragte Shima und Murray zog seinen Pullover hoch. Darunter war eine kugelsichere Weste.
„Sei froh, dass du mich zu einem Angsthasen erzogen hast, ich trage immer eine kugelsichere Weste. Dass ich sie aber ausgerechnet für dich brauche, ist traurig. Dieses Theater hört jetzt auf, endgültig“, bemerkte Murray mit fester Stimme und Hank hielt ihr die Waffe vor.
„Du wirst dich in psychiatrische Behandlung begeben, Gran, sonst werde ich dich anzeigen wegen Entführung und Mordversuch, das würde ich tun. Alles klar bei dir, Ozera?“, fragte Hank und sah zu Ozera. Die saß mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden und hielt ihren Bauch.
„Ich glaube, mit dem Baby stimmt irgendwas nicht“, bemerkte sie weinerlich und Murray trug sie nach draußen.
 
Zwei Stunden später saß Hank wieder im Gefängnis. Ozera verlor ihr Kind an diesem Tag, was sie sehr erleichterte, aber sie nie zugegeben hätte.
Spät an diesem Abend kam Hung Mei wieder zu Hank.
„Ist Ihnen langweilig, dass Sie jetzt schon unlösbare Fälle übernehmen?“, fragte Hank, der nachdenklich in seiner Zelle saß.
„Wie ich höre, haben Sie heute einen kleinen Ausflug unternommen, keine Sorge, das bleibt unter uns. Ich glaub Ihnen jetzt, die Staatsanwaltschaft hat gerade die DNA-Tests bekommen, die sie als Vater des Kindes ausschließen. Ist schon seltsam, dass Sie plötzlich wieder aufgetaucht ist und dann noch ihr Kind verliert, oder?“, bemerkte Hung Mei.
„Kein Kommentar. Und jetzt, was passiert jetzt?“, fragte Hank.
„Ihre Entlassungspapiere brauchen noch etwas, aber spätestens Morgen Mittag sind Sie wieder draußen. Wie schade, dabei geh ich doch so gern vor Gericht. Sie wissen nicht zufällig, wo sich Ihr Onkel aufhält? Die Polizei hätte da noch einige Fragen an ihn“, bemerkte Hung Mei.
„Nein, keine Ahnung. Schlafen Sie gut“, erwiderte Hank und Hung Mei ging mit ihren klappernden Schuhen wieder Richtung Ausgang.
 
Tags drauf holten seine Eltern Hank aus dem Gefängnis ab.
„Du bist absolut wahnsinnig, weißt du das eigentlich? Murray hat mir erzählt, was du gemacht hast, willst du wirklich sterben?“, zeterte Kesia, als sie den Gang entlang in die Freiheit liefen.
„Nein, wie oft muss ich euch das noch sagen, die Welt kann doch nicht auf meine Talente verzichten und meinen Abschluss muss ich ja auch irgendwann noch machen“, sagte Hank und Kesia zog ihren Sohn glücklich an sich und küsste seinen Kopf.
 
Nach seiner Vorlesung zwei Tage später ging Hank, Ozera im Krankenhaus besuchen. Sie hatten sie noch länger dabehalten, weil sie sich noch nicht besser fühlte.
„Da kommt ja mein Held, frei wie ein Vogel“, begrüßte Ozera, Hank und der setzte sich zu ihr.
„So sieht’s aus, tut mir leid, dass ich nicht früher zu dir kommen konnte, musste ein paar Sachen im College aufholen, weil mich so ein Miststück ins Gefängnis gebracht hat“, begrüßte Hank sie sarkastisch.
„Tut mir wirklich leid, ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Das mit uns wird nichts mehr, oder?“, fragte Ozera und Hank schüttelte den Kopf.
„Ich bin weiter gegangen und hab dich irgendwo stehen lassen, tut mir leid. Ich weiß, dass du nur ein Mittel zum Zweck warst, aber du hast dich für Sex bezahlen lassen, mit so jemandem kann ich nicht zusammen sein. Wie geht’s dir eigentlich?“
„Bin ziemlich mitgenommen, aber es war besser so“, sagte sie müde.
„Ja, sieh’ das als Denkanstoss, beginn dein Leben zu genießen, du hast schon alles erreicht, was du erreichen kannst in deiner Karriere, jetzt geh’ mal in den ersten Gang zurück. Die Autobahn ist vorbei“, bemerkte Hank.
„Wenn du nicht gleich mit den Highway-Metaphern aufhörst, schlag ich dich“, entschied sie.
„Versuchs doch“, neckte er sie und sie versuchte nach ihm zu greifen, ihre Handschelle am Arm, die am Bett befestigt war, hielt sie aber davon ab.
„Das war echt fies, aber ich hatte es verdient“, erkannte sie.
„Wie lang?“, fragte Hank wieder ernster.
„6 Monate, sie hatten als Strafe ja eigentlich eine Abtreibung vorgesehen, das hat sich aber jetzt erledigt, deshalb haben sie es in 6 Monate umgewandelt. Na ja, ich bin jetzt eh’ meinen Job los, hab in nächster Zeit nicht viel zu tun. Ist deine kleine Freundin nicht sauer, wenn du so lang bei mir bist?“, fragte Ozera und Hank sah sie fragend an.
„Du hast dieses “Hurra heut Abend hab ich ein Date“-Gesicht“, erklärte sie.
„Ja, ich geh heut Abend mit Lee aus, ich mag sie wirklich, ich hoffe, dass macht dir nichts aus, ihr seid doch Freundinnen und so“, erkannte Hank und Ozera lächelte.
„In den nächsten Monaten werde ich euch nicht in die Quere kommen, davon kannst du ausgehen, ich freu mich für euch, ehrlich. Weißt du wo sich Murray grad aufhält?“, fragte Ozera.
„Ich würde es dir auch nicht sagen, wenn ich es wüsste, aber ich weiß es nicht. Er wollte es so. Such dir jemanden in deinem Alter, okay?“, bemerkte er schmunzelnd und sie lächelte.
„Werde ich machen, versprochen. Jetzt geh, du willst doch nicht in diesem Aufzug zu deinem Date?“, bat Ozera und Hank sah sich an.
„Hey, das bin ich, sie steht darauf und wir gehen auf ein Rockkonzert. Ist schon komisch oder, meine ganze Mühe meinen Onkel vom Thron stoßen zu wollen und dann klettert er selbst herunter“, erwiderte Hank nachdenklich, während er nach draußen ging.

 

 

 

 
6 Monate später
 
„Süßer, komm mal her, wir haben eine Einladung zu Sin und Rocks Hochzeit bekommen“, rief Lee ins Badezimmer der kleinen zwei Zimmer Wohnung, in der das Paar zwei Tage zuvor gezogen war.
„Weißt du eigentlich, dass das Bad randvoll mit deinen Sachen steht?“, fragte Hank, als er herauskam.
„Willkommen in einer ernsthaften Beziehung. Hast du mir zugehört?“, fragte Lee und streckte ihrem Freund die Karte hin.
„Hat Rocko endlich einen Tag gefunden, an dem er nicht auf Achse ist, wurde auch mal Zeit. Zeig mal her“, freute sich Hank, setzte sich neben sie aufs Sofa und legte seinen Arm um sie.
„Sieht so aus. Samstag wollten wir ja eigentlich mit Vixen und Roxie ins Kino, denkst du, wir sollten sie zur Hochzeit mitnehmen?“
„Lieber nicht, die zwei stehlen der Braut ganz eindeutig die Schau im Punkto Aussehen“, schmunzelte er und Lee sah ihn mit einem bösen Blick an.
„Dir sollten wir einen Sack überziehen, dass du ihr nicht die Schau stiehlst“, erkannte Hank.
„Gut gerettet, Schätzchen, ich muss mir was zum Anziehen besorgen, glaubst du, dein Vater gibt mir heute frei zum shoppen?“, fragte Lee.
„Das glaube ich kaum. Wir sollten los, ich will dich ja noch vorm Bürgermeisteramt abladen, bevor ich zum College muss. Kannst du das glauben, dass ich jetzt Musik auf Lehramt studiere?“, fragte Hank.
„Ich kann mich dich gar nicht als Lehrer vorstellen, aber das liegt vermutlich an dem Make-up und den Goth Klamotten, aber vielleicht stehen die Kinder ja drauf. Also los“, bemerkte Lee und sie fuhren in die Stadt.
 
An einem wunderschönen Samstag wurden Rocko und Sinderella nun getraut. Sinderella sah wirklich aus wie eine Prinzessin in ihrem Kleid und Rocko strahlte über beide Ohren.
„Ich glaub ich brauch meinen Sack nicht, sie sieht wesentlich schöner aus als ich, heute“, bemerkte Lee, als die Braut an ihnen vorbei zum Altar schritt.
„Dazu sag ich jetzt nichts“, bemerkte Hank grinsend und nahm ihre Hand in seine.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte Hung Mei, die in einem schicken schwarzen Kleid zu ihnen kam und sich neben sie auf einen Stuhl setzte.
„Sie müssen wohl die Freundin sein, die mir so verdammt ähnlichsehen soll“, musterte Hung Mei, Lee.
„Wer auch immer das gesagt hat, hat Recht. Irgendwie unheimlich“, bemerkte Lee und jetzt sahen beide Hank an.
„Ist mir nur aufgefallen, nichts weiter. Hey, da hinten ist Eixid“, winkte Hank nervös seinem Kumpel, der mit seinen Eltern auch eingeladen war.
„Wer ist das?“, fragte Hung Mei.
„Dixie Landsgrave, der Sohn von Hyden Landsgrave, dem Sänger“, erklärte Lee.
„Ich glaub jetzt weiß ich, wer mein Vater ist“, bemerkte Hung Mei, als sie Eixid genauer betrachtete.
„Willkommen in der Familie, Schwester, ist mir vor sechs Monaten auch schon aufgefallen, als ich ihn das erste Mal gesehen hab“, bemerkte Lee grinsend und Hung Mei wendete ihren Blick wieder ab.
„Sollen wir zu ihnen gehen?“, fragte Hung Mei verwirrt.
„Hyden der alte Schwerenöter stand wohl auf den asiatischen Typ, seine Frau ist Koreanerin“, schlussfolgerte Hank.
„Nein, das ist jetzt seine Familie, wir sind Leibliche, wir gehören da nicht rein. Kannst du eine Silbe grad singen?“, fragte Hung Mei, Lee.
„Nein, du?“
„Total unmusikalisch, leider. Ich kann’s nicht glauben, mein Vater ist vermutlich der berühmte Sänger Hyden Landsgrave“, schmunzelte Hung Mei und die beiden Frauen kamen ins Gespräch.
 
Ozera wurde an diesem Tag auch entlassen. Sie zog zu ihrer Schwester und ihrer Lebensgefährtin und fing bei einem kleinen Käseblatt an. Dort konnte sie schreiben, was sie wollte, sie traf ab und zu mal wieder auf Hank, aber es war nicht mehr wie früher. Shima Hackerott wurde in einer Klinik außerhalb psychologisch betreut und regelmäßig von ihren Söhnen besucht, die feststellen mussten, wie viel Hilfe ihre Mutter eigentlich nötig hatte.
 
200 Meilen entfernt in einem kleinen Landhaus öffnete Murray Hackerott gerade die Tür.
„Hallo, Sohn“, stand Präsidentin Stone auf seiner Türschwelle und Murray sah zur Seite, wo eine Limousine die kleine Einfahrt des abgeschiedenen Hauses zuparkte.
„Wie hast du mich hier gefunden?“, fragte Murray verwirrt.
„Komm schon, ich bin die Präsidentin, ich weiß so einiges und dein Adoptivbruder hat mir einen Tipp gegeben. Kann ich reinkommen?“, fragte Präsidentin Shore mit ihrer liebevoll sanftmütigen Stimme.
„Sicher, komm rein, ich will dich meiner Frau vorstellen“, sagte Murray verlegen und Präsidentin Stone kam herein.
Ein weiteres halbes Jahr später ging Präsidentin Shore in ihren lang verdienten Ruhestand und gab die Präsidentschaft an ihren Sohn Nash weiter, der der erste homosexuelle Präsident des Landes wurde, auf den noch viele folgen sollten.

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Tag der Veröffentlichung: 28.06.2022

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