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Erstes Kapitel


M
ärz 2130
Penthouse des Bürgermeisters von New Denver
 
Dicke Nebelschwaden zogen um die Hochhäuser von New Denver an diesem Morgen. Sie reichten bis in den zwölften Stock des Penthouses in der Stadtmitte, in der die 22‑jährige Kesia Hawks immer noch friedlich in ihrem Bett schlief. Es war ein Frühlingstag und die Hitze breitete sich schon in den frühen Morgenstunden in der Stadt aus. Kesia drehte sich im Halbschlaf noch mal im Bett um. Sie schwitzte, was eigentlich unmöglich war, denn die Temperatur in ihrem Zimmer war immer auf angenehme 20°C eingestellt. Sie schob das von Schweiß klebende Betttuch von ihrem Rücken und zwang sich die Augen aufzumachen.
„Warum schwitzt du, bist du krank?“, fragte eine Stimme und sie drückte murmelnd ihr silbernes Armband, das sie am linken Arm trug, auf ein Display auf ihrem Nachttisch.
„Alle Werte okay, sehr schön“, klang die Stimme zufrieden.
„Gefangene Nummer 47863 meldet sich zum Dienst, Madam“, rollte sie sich vom Bauch auf den Rücken und setzte sich auf.
„Ach, du hast deine Tage, deshalb diese Hitzeschübe“, erwiderte die Stimme und sie riss die Augen auf.
„Wie hast du das jetzt schon wieder festgestellt? Warte ich will es gar nicht wissen. Kannst du dich mal für fünf Minuten nützlich machen und die Dusche anstellen?“, fragte sie und band ihre Haare zusammen. Dabei kam ihr GIS zum Vorschein, das einen silbernen Streifen zierte. Der silberne Streifen öffnete ihr viele Türen, denn nur Angehörige von Staatsdienern trugen diesen. Ihr Vater war Jonathan Hawks, Bürgermeister von New Denver, der gerade kurz vor einer Neuwahl stand.
 
„Licht an“, erwiderte die Stimme und das grelle Licht über ihrem Bett ging an.
„Ah, Licht aus“, kniff Kesia ihre Augen zusammen und das Licht erlosch wieder.
„Na, mal wieder spät geworden gestern, wie?“, bemerkte die Stimme sarkastisch.
„Was kann ich dafür, dass sie den ganzen Abend Orange Jam Songs bringen, die sind genial“, entschied Kesia und stand auf.
 
Die Stimme die, die sie so unsanft aus dem Bett trieb, war keine geringere als ihre eigene. Nein, sie litt nicht an Schizophrenie, die Stimme gehörte ihrem Ego-Hologramm, dass sie am Anfang ihres Studiums in der Uni hergestellt hatte. Sie studierte Holographie im 6. Semester, ihr Abschluss stand im Herbst bevor. Ihr Arbeitsplatz bei Holographic Design war schon so gut wie sicher, dank ihres Vaters. Sie ging ins Badezimmer und betrachtete ihre müden Augen im Spiegel.
Sie war die Nacht zuvor mit ein paar Freunden durch die Clubs gezogen, mit blonder Perücke und Brille, dass sie niemand erkannte. Sie hatte endlich ein Kleid gefunden, was ihr GIS verdeckte, ohne zu viel zu verdecken.
„Warum nimmst du deine Tabletten nicht? Dann würden dir diese Sachen erspart bleiben“, erschien ihr Hologramm auf einem Display neben ihr.
„Ich will mich wie eine Frau fühlen Herrgott, wenn ich schon keine Kinder kriegen darf“, erwiderte sie gereizt und tat sich Wasser ins Gesicht.
„Warum willst du das, das ist doch mittelalterlich“, entschied ihr Hologramm angeekelt.
„Ja, dank meines Großvaters. Hätte er nicht das Heilmittel gegen AIDS erfunden ...“, begann sie.
„… red nicht weiter. Großvater war ein Visionär, ein Heiliger“, erschien das Gesicht eines jungen Mannes auf der anderen Seite des Spiegels auf dem Display. Es war ihr fünfundzwanzigjähriger Bruder George.
„Was hab ich dir über das Benutzen meiner internen Leitung gesagt?“, drehte sie sich zum Display.
„Nur in Notfällen, ich weiß, aber ich wollt nur sicher gehen, dass du wach bist“, erkannte George und grinste.
„Ja, bin ich, danke. Bye“, drückte sie auf den Knopf, dass die Leitung getrennt wurde.
„Dein Bruder ist irgendwie süß“, entschied das Hologramm, was übrigens auf den Namen Care hörte.
„Care, du bist ich, das ist pervers“, sagte Kesia angeekelt.
„Süß ist er trotzdem, oder?“, konterte Care und Kesia begann sich auszuziehen.
„Darauf antworte ich nicht. Care 710 beenden“, schloss sie das Programm und stieg unter die Dusche.
 
Die mächtigen Hallen erstreckten sich vor ihr, als sie die Uni betreten hatte. Sie musste noch durch die Kontrolle und sie war schon etwas spät dran.
„Warum müsst ihr alle so spät dran sein“, murmelte sie vor sich hin und stellte sich in die Schlange.
 
„Haare hoch“, bemerkte die Sicherheitsbeamtin, die das Aussehen und den Charme einer Kantinenbediensteten hatte.
„Sie kriegen das wohl auch so hin, oder?“, fragte Kesia genervt.
„Ja, aber so ist es einfacher“, riss sie grob ihre Haare zur Seite und scannte das GIS an ihrem Hals.
„Hey, Sie wissen wohl nicht, wen sie hier vor sich haben“, tönte eine Männerstimme hinter ihr.
„Ganter, lang ist es her, Sie sehen gut aus, hatte ganz vergessen, dass ich wieder in größter Gefahr bin“, bemerkte Kesia sarkastisch und sah die Beamtin böse an.
„Miss Hawks, tut mir schrecklich leid, ich hab Sie nicht sofort erkannt. Bitte melden Sie mich nicht“, wurde die Beamtin plötzlich handzahm, als sie den Sicherheitsbeamten des Bürgermeisteramtes sah, der zu Kesia eilte.
„Danke, aber ich glaub, dass ist heut der einzige Angriff auf mein Leben, ich brauch Sie nicht“, entschied Kesia, als sie zum Hörsaal eilte.
„Keine Chance Kesia, ich werde Sie in den nächsten Wochen begleiten“, entschied Ganter standhaft.
„Wenn es Ihnen Spaß macht, ich hab jetzt Mechanik, sehr trocken“, erklärte sie und Ganter eilte hinter ihr her.
 
„Miss Hawks, wir haben schon angefangen“, tönte ihre Professorin, als sie mit Ganter im Schlepptau im Hörsaal Platz nahm.
„Entschuldigen Sie, Madam, ich hab da so einen Pickel, den ich nicht ausgedrückt bekomme“, sagte sie und deutete auf Ganter.
„Mr. Deutschmann, Sie hab ich ja ewig nicht mehr gesehen, sind die vier Jahre schon wieder vorbei?“, erinnerte sich Professorin Schneider an ihren deutschen Landsmann.
„Sieht ganz so aus. Lassen Sie sich nicht von mir stören, Frau Schneider“, erwiderte Ganter und die Stunde konnte beginnen.

Zweites Kapitel

 
„Sie sitzen mir im Nacken, Ganter, bitte setzen Sie sich neben mich“, bat Kesia, als sie Ganters Atem in der Mittagspause hinter ihr spüren konnte.
„Danke sehr. Sie sehen Ihren Vater nicht viel in letzter Zeit, oder?“, begann er mit Smalltalk.
„Im Vergleich zu den anderen Tagen, in denen ich ihn gar nicht sehe?“, fragte sie zurück.
 „Die Stadt ist im Umbruch, Miss Hawks, es ist viel zu tun“, konterte Ganter verteidigend.
„So viel, dass mein Vater nicht mal zum Essen mit meinem zukünftigen Schwager kommen konnte. Meine Schwester war echt stinkig“, konterte sie und begann zu essen.
„Ihre Schwester arbeitet beim Fernsehen, sie weiß wie stressig es im Wahljahr zugeht“, entschied Ganter.
„Ach, sie hatte wohl auch ne Gehirnwäsche von meinem Vater. Genau das gleiche hat mein Vater auch gesagt, als er an dem Abend angerufen hat. Er kennt ihn immer noch nicht, dabei heiraten sie in sechs Wochen“, erwiderte Kesia. Ihre 30-jährige Schwester Precious war Moderatorin einer Talkshow bei Kanal 6.
„Er moderiert die Morgennachrichten auf Kanal 6, er kennt ihn“, entgegnete Ganter.
„Er hat ihn fast feuern lassen, weil er die Story mit den verhungerten Obdachlosen gebracht hat“, erinnerte Kesia ihn daran.
„Das ist doch die beste Basis für eine Schwiegervater-Schwiegersohn Beziehung, oder? Ich musste meinen Schwiegervater anschießen, weil er den Gouverneur angegriffen hat, das ist echt fies. Er hinkt immer noch“, schmunzelte Ganter und Kesia lächelte.
„Ihr Verhältnis ist wohl nicht das Beste, oder?“, erkannte Kesia.
„Doch, langsam schon. Er fängt endlich an, mich zu respektieren“, erklärte Ganter und lächelte zurück.
„Sie sind erwachsen geworden in den letzten vier Jahren, dass Sie mich hier akzeptieren“, lobte Ganter sie und stand auf, als sie fertig waren.
„Ja, verrückt nicht, ich steh’ zwar immer noch auf Orange Jam und fahr immer noch zu schnell Auto, aber sonst bin ich echt erwachsen geworden. Mein Vater hätte mich natürlich gern an seiner Seite im Bürgermeisteramt, aber ich will Holografien erstellen, die den Menschen helfen. Akten abheften und Bei Fuß laufen ist nicht dass, was ich mir in Zukunft vorstelle. Wenn ich überhaupt eine Zukunft habe. Wer bedroht uns diesmal, der Ttschihad, NSA, irgendjemand bekanntes dabei?“, fragte sie und er schüttelte den Kopf.
„Nur die Obdachlosen und ihr selbsternannter Anführer, das sind Banausen“, schimpfte Ganter.
„Na toll, so was krieg ich dann mal wieder als letzter mit. Und wenn dieser Anführer mich jetzt von hinten gepackt und entführt hätte?“, wurde sie wütend.
„Dafür bin ich ja jetzt da. Da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Übrigens, ich bin Ganter“, bat er das du an.
„Ist mir klar, danke!“
„Ich meine, wir können uns duzen, wenn du willst!“
„Ach so, ja klar“, war sie etwas verwirrt.
„Also, was machen wir nachher noch?“, wollte er wissen.
„Wasserballtraining. Von wegen, da kommst du nicht mit“, erwiderte sie.
„Oh doch, dass muss ich. Und ich dachte, dass wird langweilig heute“, schmunzelte er amüsiert.
 
Kesia zwängte sich gerade in ihren Badeanzug, als ihre Teamkollegin Shadow Eye zu ihr kam.
„Kesia, da draußen steht ein Mann, der nach dir fragt“, entgegnete Shadow amüsiert.
„Etwa 1,90m, blonde Haare, Augenbrauen-Piercing?“, fragte Kesia.
„Ja, süß, dein Freund?“, fragte Shadow.
„Fast, mein Leibwächter. Es sind schon wieder vier Jahre“, erklärte Kesia.
„Ganter, ich erinnere mich wage, er hat sich schon vor vier Jahren gegen meine Anmachversuche gewehrt. Traurig, traurig. Und wie geht’s deiner Aufschlaghand?“, fragte Shadow, als Kesia ihre Hand mit wasserfestem Tuch verband.
„Bestens, ist nur zum Schutz. Wir schlagen die Mermaids dies Jahr, darauf kannst du wetten“, bemerkte sie siegessicher und setzte ihre Badekappe auf.
 
„Ich kann nicht spielen, wenn der Typ zusieht“, meckerte Diamond Cutter, die Beste im Team, als Ganter am Beckenrand saß.
„Geht halt nicht anders, Diamond, ich bin der Captain des Teams und er ist mein Beschützer. Ganter, das ist ein Hochsicherheitstrakt, kannst du dich nicht die fünfzehn Minuten die wir noch trainieren mit was anderem beschäftigen. Ich schrei ganz laut, wenn jemand reinkommen will“, bat Kesia höflich.
„Hier, dann zieh’ wenigstens das an, dass ist ein Peilsender, absolut wasserdicht“, warf er ihr einen silbernen Armreifen zu, ähnlich wie ihr Diagnosearmband.
„Mein Diagnosearmband und mein GIS sind noch nicht Überwachung genug, was?“, war sie genervt von einer weiteren Überwachung.
„Das, oder ich bleib hier“, entschied er.
„Du nutzt deine Autorität echt zu sehr aus“, wetterte sie.
„Fünfzehn Minuten, ich hoff ich verlauf mich hier nicht“, war Ganter verschwunden.
„Na endlich, also Diamond, her mit dem Ball“, zog sie das Armband an und schlug auf.
 
Die Blutergüsse an ihrem Arm waren deutlich zu sehen, als sie die Umkleide wieder verließ.
„Hey, das ist echt riesig hier. Wie war das Training?“, kam Ganter gleich wieder an ihre Seite.
„Hart, du hast nicht zufällig nen kalten Drink gekauft, oder?“, rieb sie ihren schmerzenden Arm.
„Was hast du denn gemacht?“, wunderte er sich.
„Trainiert. Wir haben heut den neuen Titanium-Leicht-Ball ausprobiert, der fetzt vielleicht. Was sagt eigentlich deine Frau dazu, dass du den ganzen Tag mit mir verbringst“, entgegnete sie plötzlich.
„Das ist meine Arbeit, sie muss das akzeptieren“, erwiderte er mit starker Stimme.
„Ah, sie weiß es also nicht. Was hast du ihr erzählt, wo du bist?“, fragte sie rechthaberisch.
„Dafur, im Einsatz. Mein Kumpel ist da, er schickt meine Briefe regelmäßig davon ab. Ist zwar umständlich, aber klappt meistens“, entschied er.
„Du erzählst deiner Frau, dass du in einem Kriegsgebiet stationiert bist, in dem täglich 60 Soldaten sterben?“, fragte sie entsetzt.
„Sie ist Chemielaborantin, sie wird das Risiko schon verstehen“, erklärte er und hielt ihr die Tür auf.
„Du wirst bald aus dem Krieg zurückkehren, das ist hirnrissig“, forderte sie und klopfte ihm auf die Schulter.
„Du hast keine Ahnung, sie wird das nicht verstehen“, erwiderte er.
„Ich werde mit meinem Vater reden, ich hab da ne Idee“, schlug sie vor und er hielt ihr die Tür ihres Wagens auf.

 
 
Als sie an diesem Abend nach Hause kam, hörte sie die lauten Stimmen ihrer Mutter und ihrer Schwester durch die kahlen Wände. Sie stritten sich.
„Dein Vater ist ein beschäftigter Mann, Precious, er kann nicht einfach die Arbeit abbrechen, nur um deinen Verlobten für fünf Minuten zu sehen“, argumentierte ihre Mutter.
„Wir heiraten in sechs Wochen und er hat es abgelehnt, in seine Sendung zu kommen, obwohl sie ihn höflichst darum gebeten haben“, stritt Precious.
„Dass Rob ihn wieder so kritisieren kann, wie er es vor vier Jahren gemacht hat?“, mischte sich George in das Streitgespräch ein.
„Hey, was ist denn hier los?“, fragte Kesia, als sie in der Küche angekommen war und stellte ihre Sporttasche ab.
„Dad kommt nicht zum Probeessen, mein eigener Vater kommt nicht zu meinem Probeessen“, zeterte Precious.
„Solang er zur Hochzeit kommt“, bemerkte Kesia schmunzelnd.
„Danke für deine tolle Hilfe, kleine Schwester“, grummelte Precious und ging zum Kühlschrank, um etwas zu Essen. In dem Moment sah Kesia, dass ihre Schwester am Bauch zugenommen hatte. Sie trug immer diese hautengen Kleider bis zum Boden.
„Du solltest das Essen lassen, du willst doch nicht, dass der Arzt dich zu Strafzahlungen verdonnert, wenn du noch weiter zunimmst“, kritisierte ihre Mutter Precious.
„Danke Mom, für deine aufmunternden Worte. Ich geh nach oben, mach Robin bitte auf, wenn er kommt, ja“, bat Precious und verließ die Küche ohne was zu Essen.
„Ich werde mit ihr reden“, versprach Kesia und ging ihrer Schwester nach.
 
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Kesia, als sie Precious auf einem Stuhl in ihrem Zimmer zusammengekauert vorfand.
„Nein, gar nichts ist in Ordnung, mein Vater hasst meinen Verlobten“, erklärte Precious und sah aus dem Fenster auf die belebten Straßen.
„Er wird ihn akzeptieren lernen, weil du ihn liebst. Das ist aber nicht das einzige Problem, hab ich Recht?“, stichelte Kesia und setzte sich neben sie.
„Nicht wirklich, aber ich kann mit dir nicht darüber reden“, murrte sie und sah auf. Sie sah schwach und abgeschafft aus.
„Sind die Vorbereitungen so anstrengend?“, fragte sie mitfühlend.
„Ich will nicht darüber reden“, erkannte Precious grummelig.
„Gut, dann nicht. Hast du zugenommen?“, fragte Kesia um das Thema zu wechseln.
In diesem Moment tat ihre Schwester etwas, was sie nicht erwartet hatte. Sie öffnete den Reißverschluss seitlich an ihrem Kleid und zog es aus. Da stand sie nun, nur in Unterwäsche.
„Du hast ne tolle Figur, hab ich immer schon beneidet, ich frag nur“, erwiderte Kesia verwundert.
„Gib mir deine Hand“, bat sie zitternd und nahm Kesias Hand.
„Jetzt schließ die Augen“, erwiderte sie und legte Kesias Hand auf ihren Bauch.
„Ich fühl da was!“, wagte Kesia kaum was zu sagen.
„Das ist ein Kind, ich bin schwanger“, gestand Precious beschämt.

Drittes Kapitel

 
„Das ist wunderbar, ich dachte man braucht eine Extra-Erlaubnis, wenn man sich vor der Hochzeit befruchten lassen will“, erwiderte Kesia verwundert.
„Wenn man es im Labor machen lässt ja, aber ich hab es leiblich gezeugt“, entschied Precious mit Tränen in den Augen.
„Du hattest Sex, so richtig Sex?“, war Kesia begeistert.
„Kannst du das auch etwas leiser sagen? Ja, es ist einfach passiert“, gestand Precious trocken.
„Aber wie, wann?“, war Kesia fasziniert von der Schwangerschaft ihrer großen Schwester.
„Wir waren im Labor, vor ein paar Wochen. Wir wollten uns für die Befruchtung vormerken, aber wir sind ganz weit in der Liste runtergerutscht. Wie es aussieht haben die was dagegen, wenn ein Anwärter gegen ihre Organisation wettert. Wir waren so sauer und dann ist das irgendwie passiert“, erklärte sie.
„Wow, ich meine wow, du wirst Mutter, so richtig wie früher!“, entgegnete Kesia begeistert.
„Danke Kes, ich hatte das grade verdrängt. Was mach ich jetzt? Ich heirate in sechs Wochen. Alle werden dabei sein, alle werden es sehen“, entschied sie und zog ihr Kleid wieder an.
„Du wirst es Dad erzählen müssen“, erkannte sie.
„Von wegen, der tötet mich“, bestritt Precious.
„Das glaub ich kaum, das wäre keine gute Publicity im Wahlkampf“, schmunzelte Kesia und umarmte ihre Schwester.
„Aber Mom können wir es sagen, wir sind auch leiblich, sie darf Sex haben“, schlug Kesia vor, als sie auf Precious Bett lagen und die Decke anstarrten.
„Morgen, aber nicht heute“, bemerkte Precious müde.
„Wann wollte Robin kommen?“, sah Kesia auf die Uhr. Es war fast zehn Uhr abends.
„Er hat keine Uhrzeit gesagt, er wollte nur nach den Aufnahmen für die Abendnachrichten vorbeikommen. Ach das hab ich dir noch gar nicht erzählt, er bewirbt sich um die Stelle für die Abendnachrichten, die Stelle wird er jetzt natürlich auch nicht bekommen, wenn rauskommt, dass seine Verlobte schwanger ist“, begann Precious zu weinen.
„Hey, nicht weinen, es wird alles wieder gut“, beruhigte Kesia sie und strich über ihren Bauch.
„Precious, er ist da“, rief George von unten.
„Er darf mich nicht so sehen“, schniefte Precious und wischte über ihr Gesicht.
„Ich werde zu ihm gehen, du kommst dann hinterher“, stand Kesia auf.
„Weiß er es?“, wollte Kesia wissen.
„Ja, natürlich, das verheimliche ich ihm nicht. Danke“, setzte sie sich auf.
 
„Guten Abend Red, du bist spät“, kam Kesia, jetzt auch im Kleid galant die Treppe runter, während ihr zukünftiger Schwager hoch eilte.
„Du siehst immer mehr aus wie sie“, machte Robin ihr ein Kompliment, der in Fernsehkreisen Red Radersky hieß.
„Reicht es nicht, wenn ich morgens schon von deinem Charme geweckt werde?“, fragte Kesia schmunzelnd und umarmte ihn, als sie bei ihm angekommen war.
„Vielleicht geh ich auch bald mit dir ins Bett. Ich glaub, die waren begeistert von meinen Aufnahmen“, erzählte Robin stolz.
„Das ist wunderbar, Precious wird sich freuen das zu hören. Ich weiß es jetzt“, erklärte sie geheimnisvoll.
„Bitte melde sie nicht, sie ist deine Schwester“, bat Robin merkwürdig unsicher.
„Nein, ich werde euch helfen, das zu regeln“, erwiderte Kesia ernst und nahm ihn an der Hand, um ihn zu Precious zu führen.
 
„Warum begrüßt er uns nicht, wenn er kommt?“, murrte ihre Mutter Lilly, als Kesia zurück in die Küche kam.
„Du bist noch wach?“, bemerkte Kesia und machte den Kühlschrank auf.
„Du doch auch, oder?“, antwortete ihre Mutter.
„Ich arbeite noch an einer Hausaufgabe, die ich morgen abgeben muss. Ist Dad schon zu Hause?“, schenkte sie sich Wasser ein.
„Nein, wie immer. Ihr habt euch lange da oben unterhalten, um was ging es denn?“
„Nichts, wir hatten uns nur lang nicht mehr unterhalten, das ist alles. Also ich muss dann wieder“, wollte sie nichts sagen und ging wieder nach oben.
 
„Für was brauch ich Geschichte der Holographie, sag mir das?“, erwiderte Kesia müde, als sie um halb eins in der Nacht immer noch an ihrer Arbeit saß.
„Du hängst nicht viel an der Vergangenheit, daran ist nichts Schlechtes. Vor allem bei deinem letzten Freund, wie hieß er noch, Loser ohne Haare?“, fragte Care, als sie auf dem Bildschirm vor ihr erschien.
„Care, ich kann nicht arbeiten, wenn du mir die Sicht versperrst“, nörgelte sie.
„Nein, hieß er nicht Loser ohne Job und ohne Haare?“, erkannte Care spöttisch.
„Care 710 abschalten und auf Schlafmodus gehen“, murmelte sie und rieb ihre Augen.
„Das ist nicht fair“, verschwand Care.
„Das Leben ist nicht fair, Baby“, entschied sie und widmete sich wieder ihrer Arbeit.
 
„Kesia, süße Kesia“, säuselte eine Stimme, die sie aufweckte.
„Care, ich bin heute krank, ich will nicht aufstehen“, murmelte Kesia schlaftrunken.
„Bist du diesmal wirklich krank?“, fragte George, der vor ihr auf dem Display erschien.
„Oh man Bruder, ich kann deine Visage wirklich nicht am frühen Morgen sehen“, erwiderte sie und rieb ihren Nacken, weil sie am Schreibtisch eingeschlafen war.
„Früher morgen ist gut, es ist halb zehn“, entgegnete George amüsiert, der vom Auto aus anrief.
„Halb zehn. Halb zehn? Ich muss in einer halben Stunde meine Arbeit abgeben“, erschreckte sie sich und tastete hektisch nach ihrem Stick.
„Nicht mein Problem. Ich muss jetzt aussteigen, einen bösen Jungen schnappen. Bye“, verschwand er.
„Care 710 aktivieren“, stand sie auf.
„Es ist halb zehn“, begann Care.
„Danke, bist du jetzt unter die Zeitansager gegangen?“, grummelte Kesia und machte den Reißverschluss von ihrem Kleid auf.
„Wollt ich nur sagen, gehst du heut nicht in die Uni?“, fragte Care und Kesia zog einen kurzen Rock und ein T-Shirt an.
„Schön wär’s. Spiel mir 3-6 auf meinen Stick nochmal vor, ich muss mich noch schminken“, entgegnete sie und ging ins Badezimmer.
 
„Jetzt fahr schon, warum muss eigentlich immer einer vor mir sein, wenn ich es eilig habe?“, stand Kesia an diesem verhexten Tag im Stau und hupte.
„Hi meine Süße, denk an deinen Termin im Wedding Bash um drei, dein Kleid muss noch mal neu angepasst werden“, erschien ihre Mutter auf ihrem Display am Lenkrad.
„Ja, Mom, weiß ich doch. Ich hab es grad etwas eilig, also wenn du nichts dagegen hast?“, bemerkte Kesia genervt.
„Gibst du mir mal Ganter, er muss noch ein paar Daten erfahren“, bat Lilly.
„Siehst du ihn hier irgendwo?“, fragte sie sarkastisch.
„Du hast deinen Leibwächter doch nicht etwa schon wieder irgendwo gefesselt, dass er dich nicht bewachen kann, oder?“, nörgelte ihre Mutter.
„Nein, ich hab versucht ihn zu erreichen, aber er ging nicht dran. Ich denk, er ist bei seiner Frau. Ich hab ein Signalarmband um, keine Sorge mir passiert nichts“, versprach sie und fuhr ein Stück weiter.
„Schätzchen, dein Vater weiß was er tut“, nörgelte ihre Mutter.
„Ach, weiß er das, ich hab ihn schon ne Weile nicht gesehen. Ich hab am Freitag ein Spiel, ein sehr wichtiges Spiel, ich hab in seinem Terminkalender nicht gesehen, dass er dies notiert hätte“, erwiderte sie.
„All deine Spiele sind so wahnsinnig wichtig für dich“, nahm das ihre Mutter nicht ganz ernst.
„Wir kommen in die Staatsmeisterschaften, wenn wir gewinnen, dieses ist wirklich wichtig“, entschied sie grummelig.
„Ich werde kommen, wenn es dir so viel bedeutet. Deine Nahrungsdosen liegen hier noch, du musst was essen“, entgegnete ihre Mutter besorgt.
„Ich hatte keine Zeit dafür, ich werde eine in der Uni anfragen. Falls ich irgendwann da ankomme, die vierzig ist wieder überfüllt. Wir treffen uns um kurz vor drei vor dem Laden, bye“, entschied sie und schaltete das Display aus.
 
Sie starrten sie an. Man sah ihr an, dass sie sich nicht gereinigt hatte. Nicht viel später saß sie im Büro des Direktors.
„Sie kennen die Vorschriften, Miss Hawks, wir machen auch bei der Tochter des Bürgermeisters keine Ausnahme“, bemerkte der Direktor streng.
„Ich weiß, Sir und es ist mir auch furchtbar peinlich. Ich habe verschlafen“, erklärte Kesia schuldbewusst.
„Gut, dann sind wir uns ja einig. Hier ist noch Mal ein Protokoll zu den Reinigungsvorschriften, sie stellen ohne Sauberkeit eine Gefahr für ihre Mitkommilitonen dar. Gehen Sie sich reinigen, dann können Sie wieder bei einer Vorlesung teilnehmen“, stellte der Direktor klar und sie nahm das Schreibdisplay entgegen.
„Verstanden, Sir“, erklärte sie kühl und ging wieder.
Draußen stand Ganter.
„Meine Arbeit gestaltet sich wirklich schwierig, wenn ich nicht weiß, wo du steckst“, begrüßte er sie.
„Du hast mir einen Sensor verpasst, du wusstest genau wo ich bin“, erwiderte Kesia trocken.
„Na Gott sei Dank, sonst hätte ich dich gar nicht gefunden“, erklärte er.
„Es ist morgens, ich geh’ in die Uni, war nicht so schwer. Wo willst du hin?“, stoppte sie vor den Reinigungsräumen.
„Warum willst du dich reinigen?“, fragte Ganter verwundert.
„Lange Geschichte, warte hier“, erklärte sie und schloss die Schiebetür des Reinigungsraums. In der Dusche stand schon eine Kommilitonin die gerade ihre ganze Körperbehaarung entfernte.
„Ich war in Europa über den Winter, die sind nicht so pingelig mit der Körperbehaarung“, bemerkte sie und rasierte ihre Beine weiter.
„Sei froh, dass du noch eine Behaarung bekommst, mir haben sie das Gen kurz nach meiner Geburt entfernt. Also dann“, zog sie sich aus, scheuerte sich mit Jod ab und ging wieder zu den anderen.
 
An diesem Abend saßen die Hawks und Robin beim Abendessen.
„Ich werde zu deinem Turnier kommen“, erklärte Jonathan Hawks kauend.
„Das wäre schön“, glaubte sie ihm nicht so sehr.
„Ich hab meinen Assistent schon alles planen lassen“, bemerkte er bestätigend.
„Gut, das freut mich. Das Essen ist gut“, machte sie mit dem Small Talk weiter.
„Es ist nichts Besonderes. Es ist Diät-Nahrung, deine Schwester muss noch etwas abnehmen, dass sie in ihr Hochzeitskleid passt“, erklärte ihre Mutter und Precious stockte mit der Gabel im Mund.
„Ich wiege die vorgeschriebenen 101,67 Pfund, Mom“, behauptete Precious standhaft.
„Kind, du musst uns hier nichts vormachen, du wirst älter, da wird es immer schwerer, das Gewicht zu halten“, erwiderte ihre Mutter.
„Mein Gewicht ist in Ordnung, Mutter, Ende der Durchsage. Kann ich noch mal Spargel haben?“, fragte Precious schnippisch und bekam den Spargel gereicht.
 
„Wir müssen die Hochzeit vorantreiben, ich brauch Unterlagen die meine Befruchtung bezeugen und das am besten noch, bevor ich aussehe wie ein Nilpferd“, besprach Precious mit ihrer Schwester nach dem Essen auf dem Balkon die Situation.
„Warum müssen wir das hier draußen besprechen, es ist saukalt hier“, schlang sie eine Decke um sich.
„Das ist die einzige Stelle wo man frei reden kann. Slice, er könnte die Papiere besorgen“, erklärte Robin und zog seine Jacke aus, dass Precious sie anziehen konnte.
„Das können wir ihm nicht antun, nach allem was ich ihm schon angetan habe“, stellte Kesia fest.
„Er hat aber das Beste Equipment um die Papiere her zu stellen“, gab Precious ihm Recht.
„Ich tu es nicht gern, aber ich werde morgen nach der Uni zu ihm fahren“, erklärte Kesia.
„Danke, du bist ein Schatz. Wann kannst du denn frühestens?“, plante Precious ihre Hochzeit.
„Nächsten Mittwoch könnte ich mir frei nehmen, da testen sie den Neuen“, schlug Rob vor.
„Gut, dann zeichne ich meine Sendung schon Dienstagnacht auf. Kriegst du deine Eltern bis zum Wochenende hier her?“, fragte Precious.
„Meine Mutter ist gerade in Bahrain um Fotos zu machen, die könnte ich aber herbekommen, wo mein Dad grad ist, weiß ich nicht, müsste ich aber raus finden. Ich bin froh, dass wir endlich heiraten, ich kann es kaum erwarten, mit dir verheiratet zu sein“, bemerkte Rob und Precious umarmte ihn.
„Du willst mich nur heiraten bevor ich alt werde, gib es zu“, schmunzelte sie.
„Du hast es erfasst. Wie schaffen wir das dein Vater zu dem Probedinner kommt?“, fragte Rob.
„Das werde ich regeln, macht euch da keine Sorgen“, entschied Kesia.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass er zu deinem Turnier kommt, richtig?“, konterte Precious.
„Wir werden sehen. Ihr müsst mir noch eure Krankendaten rüber laden, die braucht Slice“, erkannte Kesia und Precious und Rob streckten ihr ihre Diagnosearmbänder entgegen.
„Ihr wisst was euch droht, wenn das raus kommt“, wollte Kesia noch mal nachfragen.
„Schlimmer als die Strafe die mir droht wenn das mit der Schwangerschaft rauskommt wird es wohl nicht werden. Gib her“, drückte sie Kesias Stick auf ihr Armband um die Daten zu übertragen.
Frauen, die illegal schwanger wurden, wurden hart bestraft. Sie mussten eine Abtreibung vornehmen lassen und in schlimmen Fällen, wie dem wiederholten Versuch, wurden sie unfruchtbar gemacht.
„Das werde ich nicht zulassen. Ich habe Kontakte in hohen Kreisen, die können uns verschwinden lassen, ohne das es auffällt“, nahm er ihre Hand und tat das gleiche.

Viertes Kapitel

 
Kesia konnte sich die ganzen Vorlesungen über am nächsten Tag nicht konzentrieren. Sie musste die ganze Zeit daran denken, dass sie zu Slice musste.
Slice, mit bürgerlichem Namen Saeran Labady, war ihr Ex-Freund gewesen. Wenn man das so nennen konnte, denn eine richtige Beziehung hatten sie nicht geführt. Sie war siebzehn damals und musste gegen irgendwas rebellieren. Der damals 20-jährige Polizei-Kadett Slice war irgendwie da rein geraten. Seine Karriere war schlagartig beendet gewesen, nun war er für die “andere Seite“ tätig, wie es George nannte. George war damals auch erst Kadett gewesen und Slice ein sehr guter Freund. Nun waren sie verstritten, denn als George von ihrer Beziehung zu seinem Kumpel erfahren hatte, drehte er durch und beendete die Freundschaft zu Slice. So setzte Kesia zu diesem Augenblick die eh schon wacklige Beziehung zu ihrem Bruder aufs Spiel, als sie beschloss, Slice wieder zu kontaktieren.
„Hey Captain, schon aufgeregt vor dem Spiel?“, fragte Shadow Eye und setzte sich auf ihren Tisch, als sie sie in der Mittagspause im Speisesaal antraf.
„Mein Dad wird zum Spiel kommen“, erklärte Kesia.
„Lass mich raten, mit 6-köpfigem Reporterteam im Nacken?“, stellte Shadow fest.
„Ich hoff mal nicht, aber jetzt im Wahlkampf kann das gut sein. Aber auch sein schnuckeliger Assistent ist mit von der Partie, auf den du dein schattiges Auge geworfen hast“, neckte sie ihre Freundin.
„Schließ nicht von dir auf andere, meine Kleine. Er wäre eine gute Wahl, das ist das einzige was ich dazu sage. Wie geht’s deinem Arm?“, wollte sie wissen und zog ihre Sonnenbrille ab. Unter dieser kamen ihre getrübten Augen hervor. Die trüben Augen waren ein Unfall bei der Genmanipulation gewesen. Die Ärzte sagten kurz nach ihrer Geburt voraus, dass sie mal eine Brille tragen würde und wollten das verhindern. Das Resultat war das gehoffte, sie hatte bis zu diesem Tag keine Brille gebraucht, aber eine Mutation, die durch die UV-Strahlung ausgelöst worden war färbte ihre Iris in einem schattigen Ton. Manche Menschen dachten, sie würde so schlechter sehen, was aber nicht der Fall war. Sie konnte sehr gut sehen, was sie bei ihren Wasserballspielen zu ihrem Vorteil ausnutzen konnte.
„Sieht heftig aus, tut aber kaum weh. Ich werde es morgen heilen lassen gehen. Apropos gehen, kann ich heut nach den Vorlesungen deinen Wagen haben, nur für 1-2 Stunden?“, wollte sie wissen und betrachtete dabei den Bluterguss auf ihrem Arm, den sie sich beim Training geholt hatte.
„Klar, ist was mit deinem Wagen?“, fragte sie verwundert.
„Nein, alles in Ordnung. Du darfst meinen haben, den wolltest du doch schon immer mal fahren“, erkannte sie.
„Wo ist der Haken?“, war sie skeptisch.
„Kein Haken, ich muss nur ein paar Stunden vom Radar verschwinden, wenn du verstehst“, erklärte sie stockend.
„Das geht wohl schlecht mit der Hundemarke am Arm“, tippte sie auf Kesias Armband.
„Verdammt, daran hab ich gar nicht gedacht. Dann muss ich wohl hingehen, wo sich noch keine Entwicklerin vorher hin getraut hat“, stellte sie fest.
„Nein, nicht zu den Programmierern, ich hab gehört die reinigen sich nur ein Mal pro Tag“, war Shadow angeekelt.
„Dann gehör ich heut wohl zu ihnen, du hast bestimmt von dem Vorfall heut Morgen gehört“, entgegnete Kesia.
„Oh ja, du musst aufpassen, noch so ein Vorfall und der Coach schmeißt dich aus dem Team. Wir müssen Vorbilder sein in der Reinigung. Was war denn los?“, fragte Shadow besorgt.
„Nur verschlafen, nichts weiter. Hier, meine Schlüssel“, erläuterte Kesia ablenkend und sie tauschten die Schlüssel.
 
 
Nach der letzten Vorlesung begab sie sich in die heiligen Hallen der Programmierer.
„Hey du hast dich wohl verlaufen, ich hab dich ja seit der Immatrikulation nicht mehr gesehen“, kam ein alter Freund aus der High-School auf Kesia zu.
„Gates, meine Güte, dich hab ich hier echt nicht erwartet. Ich dachte sie hätten dich wegen dem Vorfall vor zwei Jahren mit dem internen Netz der Uni verwiesen“, war sie überrascht ihn zu sehen.
„War knapp, aber ich durfte bleiben. Also was führt dich hier her?“, führte er sie in den Programmierungsraum.
„Ihr Jungs seid klasse, ich hab euch schon immer bewundert“, lobte sie die jungen Männer und Frauen im Raum.
„Sag das deinen Kollegen, wir sind doch nur der Abschaum hier unten. Also, was willst du?“, fragte Gates.
„Ich hab da ein Anliegen. Mein übervorsichtiger Bodyguard hat mir dieses Ding hier verpasst. Ich bräuchte Abstand davon für ein paar Stündchen“, kam sie gleich mit ihrem Wunsch.
„Zeig mal her. Oh man, da vertraut dir aber jemand gar nicht, das Ding ist wirklich nicht abzukriegen“, zog er sie an ihrem Arm an den Tisch.
„Au, pass doch auf. Ich hab auch nicht vor, es ab zu machen, es sollte nur ein paar Stündchen nicht genau das anzeigen was wirklich passiert“, stellte sie klar.
„Warum sagst du das nicht gleich? Ist ein Kinderspiel für mich. Shift gibst du mir mal das Schreibdisplay“, erklärte Gates und bekam es gereicht.
„Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich schon gestern hier gewesen. Wie lange hält das jetzt an?“, war sie neugierig.
„Zwei Stunden, sonst fällt es zu sehr auf. Also, wenn du was zu tun hast, mach es schnell“, erklärte er.
„Ich danke dir, ich werde denen da oben sagen, dass ihr die Besten seid. Bis bald“, huschte sie davon.
 
„Hey, wo warst du?“, rannte sie wieder in Ganter und erschreckte sich dabei furchtbar.
„Menschenskind, kannst du nicht Geräusche machen, wenn du dich bewegst? Ich hab ein Meeting gehabt, mit den Kerlen die meine Examensarbeit für mich fertig programmieren. Ich hab jetzt einen Arzttermin, da willst du mich wohl auch hin begleiten, oder?“, fragte sie unsicher, weil sie sich bedrängt fühlte.
„Nach heut Morgen sicher. Also komm“, blieb er hart.
„Das geht aber jetzt ein bisschen zu weit mit deiner penetranten Art, ich ruf jetzt meinen Vater an“, zückte sie ihr Headset.
„Keine gute Idee, ich hab den Befehl an deinen Fersen zu kleben, sobald du das Haus verlässt“, nahm er ihr das Headset ab.
„Ich will mich gut mit dir verstehen, aber du machst es mir nicht leicht, wenn du mir meine lebensnotwendigen Sachen wegnimmst. Finger weg“, entriss sie ihm das Headset wieder.
„Tschuldige, du brauchst deinen Vater wirklich nicht anzurufen, das geht alles mit ihm klar. Also los“, erwiderte er und führte sie nach draußen.
 
Ganter war verwirrt, als Kesia zu Shadows Wagen ging anstatt zu ihrem eigenen.
„Was soll das werden? Dein Wagen ist kugelsicher, diese Mädchenkarre nicht“, erwiderte Ganter, als sie in den Wagen einstieg.
„Das ist Shadows Wagen, mein Arzt ist jetzt nicht gerade in der Top-Gegend, der ist unauffälliger. Der Wagen ist auch sicher, versprochen, Shadows Vater arbeitet in so einer streng geheimen Einrichtung, das Ding ist sicher sogar Panzerfaust-sicher“, versprach sie ihm und fuhr los.
 
„Hi, ich weiß ich hab heut keinen Termin, könnten Sie mich aber trotzdem in ein Zimmer mit einem Fenster bringen?“, lehnte sich Kesia bei ihrem Hausarzt über den Tresen und lud der Sprechstundenhilfe 50 Dollar Bestechungsgeld auf ihr Armband.
„Die zwei ist frei für Sie, die Ärztin wird gleich zu Ihnen kommen“, führte die Sprechstundenhilfe sie gestellt grinsend in den besagten Raum, als sie sah, dass Kesia von Ganter wegwollte.
„Gott sei Dank hab ich heut kein Kleid an“, redete sie mit sich selbst und öffnete das Fenster.
Davor war ein Gitter, weil das Zimmer im Untergeschoss war.
„Na toll, hier vertraut auch keiner keinem mehr. Was mach ich jetzt?“, redete sie weiter mit sich selbst.
Plötzlich sah sie einen Laserschneider, der die Gitterstäbe durchtrennte. Ein junger Mann mit wilder Zottelmähne stieg in das Fenster ein und musterte sie skeptisch.
„Oh Mist, hier ist ja jemand“, bemerkte er cool.
„Ja, hier ist jemand. Danke, du hast mir das Leben gerettet“, kletterte sie raus.
„Hey, ich wollte eigentlich hier einbrechen, das ist kein Fluchtweg“, raunzte der Kerl. Sie sah ihn an. Er sah anders aus, als die anderen Männer die sie kannte. Er trug einen leichten Bart und längere Haare. Er war sicher auf keinem College, so durfte dort keiner rum rennen.
„Was ist? Hab ich was im Gesicht hängen?“, fragte der junge Mann verwirrt.
„Nein, nur so was wie dich sehe ich nicht alle Tage“, erwiderte sie keck.
„Dito. Was ist, bist du schwanger und die sollen es nicht raus finden?“, wollte er den Grund herausfinden, dass sie flüchtete.
„Nein, nicht wirklich. Ich muss los, hab nicht viel Zeit, danke für die Hilfe. Bye“, war sie kurz angebunden und ging rückwärts ein paar Schritte.
„Irgendwo her kenne ich dich“, rief er ihr hinterher.
„Das glaub ich nicht. Viel Erfolg beim Medikamente klauen“, rief sie und lief zu ihrem Wagen.
„Warte, du hast einen Wagen? Kannst du mich mitnehmen?“, rief er ihr entgegen.
„Ich hab’s wirklich eilig“, rief sie zurück.
„Zwei Minuten, lass den Motor laufen“, rief er.
„Ja, wunderbare Idee, ich erreg ja überhaupt keine Aufmerksamkeit, wenn ich meinen Wagen laufen lasse“, entschied sie.
„Zwei Minuten, bin gleich wieder da“, stieg er ins Fenster ein.
„Ich muss doch verrückt sein, ich spiel doch keinen Fluchtfahrer. Obwohl, ich bin auch gerade aus einem Untersuchungszimmer getürmt“, ließ sie den Motor an.
Sie sah etwa eine Minute auf die Straße und dachte nach. Sie ließ den Wagen nach vorne rollen.
„Danke fürs warten, fahr los“, sprang der junge Mann ins Auto und sie düste los.
„Darf ich fragen, warum du türmst?“
„Darf ich fragen, warum du Medikamente klaust?“
„Ich muss ein paar Stunden für mich sein“, erklärte sie.
„Ich brauch Vorräte für die Sozialklinik, die haben eh’ viel zu viel dort in der Praxis. Flüchtest du vor deinem Ehemann?“, fragte er neugierig.
„Nein, mein Bodyguard hängt an mir wie eine Klette. Ich wollte nur mal zu einem Freund fahren, ohne dass er dabei ist“, erklärte sie und er lächelte.
„Das kenn ich irgendwo her. Du bist die jüngste Hawks-Tochter, ich wusste doch, dass ich dich kenne“, erkannte er sie.
„Und du bist Remington Hackerott, der Sohn des ehemaligen Bürgermeisters. Tut mir leid, was mit deinem Dad passiert ist“, erkannte sie ihn auch.
„Ist schon zehn Jahre her, ist schon halb vergessen. Wo fahren wir hin?“, war er skeptisch.
„Zu der Polizei, ich liefere dich aus“, erkannte sie trocken.
„Was? Warum?“, fragte er entsetzt.
„Kleiner Scherz, ich muss zu einem Kumpel“, schmunzelte sie.
„Nichts legales machen, wenn du in diese Gegend fährst“, erwiderte er und sah nach draußen. Die Häuser wurden schmutziger, die Straßen voller mit Menschen.
„Gut kombiniert. Wo kann ich dich rauslassen?“, war sie kurz angebunden.
„Am besten ich begleite dich rein, ist nicht sicher hier“, erklärte er.
„Gentlemen sterben hier schnell. Du solltest verduften“, entschied sie, um ihn los zu werden.
„Ich bin zäher, als du denkst. Darf ich fragen, was du vorhast?“, wollte er wissen und sie hielt.
„Nein, darfst du nicht. Wenn du die Klappe hältst, kannst du mitkommen“, konterte sie und stieg aus.
„Wird dein Vater die Wiederwahl gewinnen?“, fragte er plötzlich.
„Wenn das rauskommt, was ich weiß, nicht. Aber das versuche ich gerade zu ändern. Du redest gern viel, oder?“, fragte sie und machte die knarrende Tür zum Treppenhaus auf.
„Eigentlich nicht. Ich war hier schon mal, fällt mir grad auf“, stellte er fest.
„Was für ein Schock, das hätte ich jetzt echt nicht gedacht. Was hast du hier gemacht, Crack gekauft?“, fragte sie und öffnete eine zweite Tür.
„Antibiotika, ich hab das Zeug gebraucht und da das ja nach dem Reinigungsgesetz verboten ist, musste ich es hier besorgen, sonst wäre ich abgekratzt. Ein Kerl hier stellt sie her“, entgegnete er und lief ihr hinterher.
„Was ist mir#t dir passiert?“, wurde sie neugierig.
„Nur das Leben. Man, warum wohnt er so hoch, ich bin das Treppensteigen nicht mehr gewöhnt“, schnaufte er, als sie im sechsten Stock waren.
„Du klingst wie mein Bruder. Mein Bruder, der killt mich, wenn er das raus findet. Ich hab nur noch 57 Minuten, wir müssen uns beeilen. Los“, wurde sie plötzlich hektisch.
„Was ist in siebenundfünfzig Minuten?“, wurde er neugierig.
„Dann explodiert mein Arm“, bemerkte sie sarkastisch und hob ihren Arm, an dem auf dem Display ihrer Uhr die Stoppuhr ablief, die sie sich gestellt hatte.
„Wieso, wer macht denn sowas?“, war er entsetzt.
„Zwischen Humor und Ernst zu unterscheiden liegt dir nicht, oder? Ein Kommilitone von mir hat mir meinen Peilsender für zwei Stunden vernebelt, dass ich hier her kommen kann. Wir sind da“, erklärte sie und klopfte an einer Tür.
„Gott sei Dank, ich hoffe er ist da“, war er außer Puste.
„Man, für jemand der Sachen klaut, bist du echt nicht in Form. Du hast ganz schön zugenommen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Damals warst du auch ein Spargel- Tarzan“, erkannte sie und die Tür ging auf.
„Ich hoffe, du hast das GPS ausgestellt, bevor du hier her gekommen bist“, begrüßte Slice sie grob.
„Dir auch einen schönen Tag. Natürlich, du hast mir ja alles in der verschlüsselten E-Mail erklärt. Ich hab einen Freund dabei, er ist in Ordnung“, erklärte sie und kam rein.
„Du kannst also nicht mehr mit mir in einem Raum sein, ohne Bodyguard?“, erklärte er und setzte sich lustlos an seinen Display.
„Nein, er ist ein Freund. Hier sind die Daten“, hatte sie es eilig und hielt ihm ihr Armband hin.
„Du hast es ja gar nicht eilig. 10 Minuten brauch ich schon, um alles her zu stellen, das sind ne Menge Papiere“, erklärte er.
„Gut, dann fang an. Ich will nicht ewig hier verweilen“, war sie kurz angebunden.
„Überschütte mich nicht so sehr mit deiner Liebe, das ist mir fast peinlich“, grummelte er sarkastisch.
„Tut mir leid, die ganze Sache ist echt verwirrend“, entschuldigte sie sich und setzte sich neben ihn.
„Versteh’ ich schon, ist eine komplizierte Situation, wenn die eigene Schwester gegen das Gesetz verstößt. Obwohl, das was ich hier für dich mache, ist auch nicht gerade sehr legal“, erkannte er.
„Man, ich hab euch Hawks immer für die anständigste Familie der Stadt gehalten. Ihr habt aber auch Leichen im Keller wie jeder andere“, mischte sich Remington ins Gespräch ein und stützte sich auf den Tisch.
„Wer ist der Kerl noch mal?“, fragte Slice nach.
„Keine Ahnung, ist mir nach gelaufen“, entschied sie.
„Du sagtest gerade, er wär ein Freund“, wunderte sich Slice.
„Wenn ich gesagt hätte, dass ich ihn nicht gut kenne, hättest du ihn erst überprüft und ich hab wirklich nicht viel Zeit“, erklärte sie.
„Er gehört zur CAK, er muss in Ordnung sein“, entschied Slice und arbeitete weiter.
„CAK, was ist CAK?“, fragte Kesia, die von dieser Gruppe noch nie etwas gehört hatte.
„Care after kids, eine Organisation, die sich um Frauen in anderen Umständen kümmert. Warte mal, bist du der gute Samariter? Ich hab letzten Monat zwölf Frauen zu dir geschickt“, erkannte Slice ihn.
„Slice, arbeite, ich hab nur noch 46 Minuten“, drängte sie.
„Nein, ich kenn den Samariter aber. Ich hab das Ding nur an, weil meine Mutter es mir gegeben hat. Sie sagte, diese Gruppe wird von Präsidentin Shore toleriert, ich soll sagen, dass ich von denen komme, wenn ich beim Klauen erwischt werde. Sag mal, was hat ein Ex-Cop wie du mit CAK zu schaffen?“, begann Remington eine Konversation.
„Nicht quatschen, arbeiten“, forderte Kesia.
„Ich unterhalte mich gerade, Kleines“, moserte Slice.
„Nur ein Anruf und ich lass meinen Bruder die Bude hier hochnehmen“, drohte sie.
„Sie macht einen Scherz, hat sie auch schon bei mir versucht“, erklärte Remington.
„Nein, diesmal nicht, hopp“, drängte sie weiter.
 
„Zehn Minuten, verdammt, das wird echt knapp. Ich hoff mal sehr, dass Ganter die Farce nicht durchschaut hat“, überlegte Kesia laut, als sie wieder im Wagen saßen.
„Du hast ihm nicht mal gedankt“, stellte Remington fest.
„Er hat mich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel als das mit unserer Beziehung publik wurde, er hat nicht mehr verdient“, entschied sie cool.
„Das ist echt fies, weißt du das eigentlich? Der Kerl hat seinen Job verloren wegen dir, ja, ich gucke Frauenfernsehen, ich arbeite nur mit Frauen zusammen, was anderes läuft da nicht. Du warst ja auch minderjährig damals“, konterte Remy und sie fuhr augenrollend über sein Genörgel los.
                
Die Stoppuhr lief gerade ab, als sie wieder in den Untersuchungsraum kletterte. Schnell verließ sie ihn, bevor wirklich noch ein Arzt hereinkam.
„Hey, du warst lange da drin, alles in Ordnung mit dir?“, fragte Ganter, der ungeduldig im Wartezimmer saß, als sie in diesen kam.
„Du kennst meine Vitalfunktionen, sag du’s mir doch“, raunzte sie etwas genervt.
„Ich hab mich echt geirrt, du bist immer noch so kindisch wie damals. Fahren wir“, murrte er und fuhr mit seiner Klientin wieder zurück zur Uni.
 
„Verrätst du mir jetzt, warum du meine Schrottkiste gebraucht hast?“, fragte Shadow, als sie ihr im Aufenthaltsraum ihren Schlüssel übergab.
„Für Zeugs halt, unwichtig. Gehen wir runter in den Holoraum? Ich muss Hyran noch etwas modifizieren, ich glaub ich hab da einen Fehler entdeckt“, erklärte Kesia.
„Klar, ich bin auch noch nicht ganz fertig. Sollen wir danach noch ein paar Bahnen schwimmen?“, schlug sie vor.
„Ich glaub, ich sollte Ganter nicht noch länger warten lassen, er ist echt mies drauf grade. Aber morgen können wir uns noch vor der Uni treffen“, schlug sie vor.
„Gut, lass uns runter gehen“, bemerkte sie lächelnd und packte zusammen, um in den Keller zu gehen.
Hyran war der Leadsänger von Orange Jam, ihrer Lieblingsband und sie hatte eine sehr gute holographische Nachbildung von ihm als Examensarbeit erstellt.
 
„Was hältst du davon? Ich hab überlegt dem Manager von Orange Jam ein Holo-Bild von Hyran zu schicken, womöglich können sie ihm mal einsetzen, wenn ich die Uni fertig habe“, dachte Kesia laut nach, während sie die Parameter ihres Idols modifizierte.
„Träume solltest du dir für die Nacht aufheben“, war sich Shadow nicht so sicher.
„Gib’s zu, deine Nachbildung von Präsidentin Shore soll den gleichen Ruhm erlangen“, betrachte sie Shadows Hologramm.
„Ich schick sicher nicht das Holo von unserer Präsidentin irgendjemandem, ich muss das Ding mit sechs Codes sichern, Vorschrift vom Secret Service. Was ist dein Ausweichmodell?“, wollte sie neugierig wissen.
„Mein Vater. Was? Mir ist nichts Besseres eingefallen“, schmunzelte sie und projizierte ihr zweites Hologramm in den Raum.
„Gut, wirklich gut, aber dein Vater ist etwas größer“, erklärte Shadow verbessernd.
„Du glaubst, du weißt besser, wie mein Vater aussieht?“, fragte sie skeptisch.
„Ja, dein Vater ist 1,88m das Hologramm ist nur 1,86m“, sah sie zu ihr auf das Display.
„Woher weißt du genau, wie groß mein Vater ist?“, war Kesia irritiert.
„Ich hatte auch erst deinen Vater programmiert, als Notlösung, aber dann dachte ich, das machst du sicher schon. Dann hab ich ihn hier genommen“, projizierte sie den Assistenten von Kesias Dad in den Holoraum.
„Warum wusste ich irgendwie, dass dir dieser Kerl im Geist rumspukt“, erklärte Kesia neckend.
„Wenn du ganz nett bitte, bitte sagst, überlass ich dir eine Kopie für den Privatgebrauch“, entschied Shadow und so schäkerten sie weiter rum bis es an der Metalltür klopfte.

Fünftes Kapitel

 
„Kesia, es ist halb acht, das Probedinner ist um acht“, kam Ganter hinein.
„Ja richtig, sofort“, tippte Kesia letzte Daten ein.
„Ihr seid echt gut, die sind wie echt. Präsidentin Shore, Hyden, der Bürgermeister und sein Assistent. Wenn ihr ein paar Jahre Erfahrung im Beruf habt, könnt ihr sicher mal für Holo-VIP arbeiten“, betrachtete Ganter die Arbeiten.
„Das hoff ich, meine Bewerbungsmappe liegt schon in der Wiedervorlage. Sichere deine Sachen, dann mach ich hier fertig“, erklärte Shadow.
„Übrigens Salvador, sein Assistent, hat grüne Augen, der hat blaue Augen, nur so als Tipp“, bemerkte Kesia, als sie zum Ausgang ging.
„Nicht schlecht, dafür, dass du nicht auf ihn stehst. Bis morgen“, rief sie ihr entgegen und schaltete die Hologramme ab.
 
„Warum sitzt mein Verlobter so weit entfernt von mir?“, fragte Precious, als sie an diesem Abend am Probe-Dinner-Tisch saß. Sie saß an einer Seite eines riesigen Metalltisches, Rob auf der anderen Seite, sie konnte ihn kaum sehen.
„Das ist so üblich liebste Tochter, bei deiner Mutter und mir war das genauso. Lasst uns Essen“, war auch Jonathan zum Probe-Dinner gekommen.
Kesia saß neben Salvador, was ihr unangenehm war, denn sie hatte wirklich etwas für den charmanten jungen Mann übrig.
„Schmeckt Ihnen das Essen?“, fragte er und sie lächelte ihn an.
„Ja, wirklich lecker!“, entgegnete sie und lächelte ihn charmant an.
Sie hasste, dass er sie siezte. Er war nur ein Jahr älter als sie, er war auf der Highschool eine Klasse über ihr gewesen.
„Ich denke, wir werden bald noch eine Hochzeit haben“, kommentierte Lilly Hawks diese Situation und erntete einen bösen Blick von ihrer Tochter.
„Was ist, Kind? Salvador ist ein guter Fang und wäre eine Bereicherung für unsere Familie“, verteidigte sich Lilly.
„Elisabeth, lass uns erst mal diese Hochzeit über die Bühne, bevor du das Aufgebot für Kesia bestellst. Sie sehen müde aus Rob, es ist nicht einfach eine Hochzeit auszurichten, nicht?“, fragte Jonathan seinen zukünftigen Schwiegersohn gehässig.
„Dad, wir wissen, dass du meine Wahl nicht billigst, das hast du mir schon oft genug gesagt. Ich werde ihn aber heiraten“, rief Precious von ihrem Exilplatz aus. Sie rief so laut, dass es durch den Raum hallte.
„Du musst nicht so schreien, liebste Tochter, vor allem nicht, wenn wir Gäste haben“, rief Jonathan ihr rabiat zurück.
„Es ist nur Salvador hier und der kriecht dir öfters in den Arsch als dein eigener Sohn“, mischte sich Kesia ein.
„Kesia, hör auf so vulgär zu reden, das gehört sich nicht“, zischte ihre Mutter.
„Wisst ihr was? Ich hab keinen Hunger mehr. Entschuldigen Sie mich, Salvador, das war kein Angriff gegen Sie, Sie sind sicher ein wunderbarer Mann, aber ich kann diesen Zirkus nicht länger ertragen“, stand Kesia auf und ging nach draußen.
„Wohin des Weges, holde Maid?“, stand Ganter plötzlich vor ihr.
„Ich werde das Gelände nicht verlassen, also keine Sorge“, zischte sie.
„Dicke Luft da drin, oder?“, fragte er mitfühlend.
„Eigentlich nicht, ich halt diesen Zirkus nur nicht aus. Mein Vater ist angespannt, wegen dem anstehenden Wahlkampf, meine Schwester und ihr Verlobter wegen der Hochzeit und meine Mutter hat eh’ immer einen Stock im Arsch, Ich will hier einfach raus“, drehte sie hohl.
„Wenn ich dich jetzt zu deinem Freund lasse, was bekomm ich dann von dir?“, fragte Ganter schmunzelnd.
„Du bist echt gut in deinem Beruf, dir kann man nichts vormachen. Ich war bei einem Ex-Freund, das war noch bevor wir uns kennen gelernt haben. Es ist ganz schön fies bei uns zu Ende gegangen, jetzt wo meine Schwester heiratet, musste ich das klären. Doch er war zu tief verletzt, ich denk mal, ich seh’ ihn nicht wieder“, erklärte sie, was ja fast der Wahrheit entsprach.
„Wir sind eine Einheit, du musst ehrlich zu mir sein“, bat er.
„Das bin ich jetzt, versprochen“, versprach sie, kreuzte aber die Finger hinter ihrem Rücken.
„Das will ich auch hoffen. Wo willst du dann hin, wenn nicht zu ihm?“, fragte Ganter und sie zuckte mit den Schultern.
„Ich hab da ne Idee, lass uns fahren“, erklärte er und führte sie zum Wagen.
 
20 Minuten später saßen sie auf der Terrasse eines netten Restaurants am Stadtrand
„Das ist jetzt genau das, was ich brauche. Ein Glas Wein wäre jetzt gut, aber ich hab Morgen ein wichtiges Turnier, ich sollte jetzt nichts trinken“, stellte sie klar.
„Ja richtig, die Auswahl zur Meisterschaft. Du musst morgen schon sehr früh los, wegen dem Training, wie ich das sehe“, ging er seinen Planer durch.
„Ja, wir fahren morgen um 5 Uhr zu Hause los. Du kannst auch nachkommen, wenn du willst“, bemerkte sie und er sah auf sie mit einem ernsten Blick.
„War nur ein Vorschlag“, erklärte sie und nahm einen Bissen.
„Der Wahlkampf wird bald vorbei sein, mit deinen Prüfungen und deinen Turnieren wird dir gar nicht mehr auffallen, dass ich da bin. Meine Frau hat mich verlassen, schon vor zwei Jahren“, gestand er plötzlich.
„Ich weiß“, erwiderte sie, als wäre das nichts besonders.
„Woher weißt du das jetzt schon wieder?“, fragte er.
„Ich hab auch so meine Fähigkeiten. Die Narbe über deinem GIS ist keine Kriegsnarbe“, stellte sie fest.
„Deine Mutter hat dich gut geschult auf potentielle Ehemänner zu achten. Es hat nichts damit zu tun, was damals mit uns passiert ist, wenn du das wissen willst“, konterte er.
Kesia erinnerte sich in diesem Moment wieder an diesen Abend vor 4 Jahren, als sie nach einem Partybesuch von Ganter erwischt worden war und danach bei ihm auf dem Sofa saß. Seine Frau hatte in die Situation, dass sie in einem sehr knappen Outfit auf seinem Sofa gesessen hatte, etwas missinterpretiert.
„Gut zu wissen, ich hab lang Schuldgefühle deswegen gehabt. Was ist passiert?“, wollte sie wissen.
„Das erzähl ich doch keinem Kind“, entschied er.
„Ich bin jetzt erwachsen, Ganter, meine Mutter will mich so schnell wie möglich unter der Haube haben. Die Zeiten sind vorbei, als ich jede Nacht ausgegangen bin“, erklärte sie.
„Ich weiß, du gehst nur jede zweite Nacht aus. Ich hab deinen Background gecheckt, bevor ich wieder bei dir angetanzt bin“, erklärte er und sie legte die Gabel hin.
„Du hast mich kontrolliert, schon bevor du hier hergekommen bist? Man und ich dachte Salvador wäre arbeitssüchtig. Was weiß mein Vater über diese Sachen?“, war sie aufgebracht.
„Gar nichts, ich bin kein Detektiv, ich wollte mein Leben nur ein bisschen an deins anpassen. Salvador ist also der Glückliche, der dich heiraten wird?“, war er neugierig.
„Wenn es nach meiner Mutter geht schon. Wir sollten langsam, morgen müssen wir früh raus“, erklärte sie, der das Thema unangenehm war.
„Sicher doch, ich werde mal schnell bezahlen gehen, du bleibst hier sitzen, bitte“, bat er und ging rein.
„Verdammt, ich dachte schon, der Kerl geht gar nicht mehr“, spürte sie zwei Hände auf ihren Schultern.
„Na, wieder auf Beutezug durch die Nacht“, begrüßte sie Remington.
„Nein, diesmal bin ich auf der Suche nach dir. Ich wollt dir was geben“, reichte er ihr ein rosa Armband über die Schulter hinweg.
„Mein Bodyguard streckt dich mit einer Kugel nieder, wenn du nicht schnell die Fliege machst“, erwiderte sie, aus Sorge um ihn.
„Bin schon weg, ich wollt dir nur das Armband geben. Gib das deiner Schwester, wenn sie das trägt und irgendwas passiert, mit dem ihr nicht gerechnet habt, dann kommt sie mit dem Ding direkt zu CAK. Die Daten darauf sind unter Schwarzlicht leserlich, also sollte sie keinen Club mit dem Ding betreten. Übrigens dein Bodyguard will was von dir, sieh dich vor“, bemerkte er und ohne das sie sein Gesicht gesehen hatte, war er schon wieder im Dunkeln verschwunden.
 
„Schläfst du schon?“, fragte Precious ihre Schwester durch ihr dunkles Zimmer als sie sie in dieser Nacht besuchte.
„Komm rein“, murmelte sie schlaftrunken.
„Hast du es bekommen“, kroch sie zu ihr unter die Decke.
„Ja, ich bin ganz schön unter Zeitdruck geraten, eine Sekunde“, zog sie das Schreibdisplay mit den Papieren zu sich unter die Decke.
„Ihr beiden müsst nur noch unterschreiben, Slice ist wirklich ein Gott in solchen Sachen“, erwiderte sie und gab ihr das Schreibdisplay.
„Das erklärt deine Schwärmerei für ihn vor vier Jahren. Das sieht alles echt aus. Dann kann die Hochzeit ja kommen“, freute sich Precious und wollte wieder unter der Bettdecke hinaussteigen.
„Precious“, hielt Kesia den Arm ihrer Schwester fest.
„Ist schon okay wegen heute Abend, du hast nur ausgesprochen, was ich mich nicht getraut habe“, erklärte Precious verständnisvoll.
„Ja, danke. Ich wollte dir eigentlich das hier geben“, erwiderte sie und tat ihr das Armband um. Das übertrug einen Funken auf sie, der blau unter der Decke leuchtete.
„Au, das brennt vielleicht. Was ist das?“, fragte sie erschreckt.
„Wenn du irgendwann in Schwierigkeiten bist mit der Schwangerschaft, halt das Ding gegen Schwarzlicht, dann zeigt es dir eine Adresse an. Dahin gehst du dann, die werden sich gut um dich kümmern“, erklärte sie geheimnisvoll.
„Du machst mir Angst, kleine Schwester, das ist ja wie in diesen alten Spionagefilmen“, war sie aufgeregt.
„Das ist nur eine Organisation die dir hilft, mach dir keine Sorgen, jetzt lass mich schlafen, ich muss in vier Stunden wieder aufstehen“, bat sie und Precious kroch wieder weiter unter die Decke.
„Ich hab Angst Kesia, furchtbare Angst“, kuschelte sich ihre Schwester an sie.
„Du kannst heute Nacht auch bei mir bleiben, aber ich muss morgen ganz früh raus“, murmelte sie, während sie wieder versuchte einzuschlafen.
„Ich auch, ich muss Morgen um halb fünf im Studio sein“, erklärte Precious, während sie auch versuchte zu schlafen.
„Halb fünf? Am Morgen? Oh man, ich wusste gar nicht, dass ihr Fernsehfritzen so früh aufstehen müsst“, erklärte sie.
„Wir Fernsehfritzen haben einen Job, da muss viel getan werden. Wie sieht’s eigentlich mit dem Praktikum aus, in diesem großen Hologrammstudio?“, fragte Precious.
„Das geht klar, wär auch noch schöner, wenn ich als Tochter des Bürgermeisters das nicht kriegen würde“, murmelte sie noch, während sie einschlief.
 
„Precious, es ist schon fast fünf Uhr, du verpasst deine Sendung“, weckte Kesia ihre Schwester mit Nachdruck. Sie versuchte es schon fünfzehn Minuten, langsam machte sie sich Sorgen.
„Ich fühl mich nicht gut“, murmelte sie.
„Ist dir schlecht, ist was mit dem Baby?“, wollte sie besorgt wissen.
„Es fühlt sich komisch an“, erklärte sie und Kesia deckte sie ab.
„Lass mal sehen. Wow, in welchem Monat bist du?“, realisierte sie Precious‘ deutlich gewölbten Bauch.
„In der dritten Woche, was ist, sieht man was?“, fragte sie und drehte sich auf den Rücken. Kesia schob ihr Nachthemd hoch und tastete ihren Bauch ab.
„Ich glaub, wir müssen die Papiere noch mal ändern, wie ist das möglich?“, fuhr sie über den Bauch ihrer Schwester, der aussah, als wäre sie im fünften Monat schwanger.
„Ah, was ist das?“, schrie sie.
„Sag du mir das, das war gestern noch nicht da“, stammelte Kesia.
„Hast du so geschrien? Ganter ist da“, rief George von draußen.
„Ich komme, sag ihm, ich brauch noch ne Minute“, bat sie und sie hörte, wie sich seine Schritte entfernten.
„Schleich dich in dein Bett, ich werde im Studio anrufen und sagen, dass du krank bist. Man, ich hab echt schon viele Sachen gesehen, aber das? Beruhig dich, wir gehen heute Nacht wenn alle schlafen in die Uni, da gibt es einen Raum mit Schwarzlicht. Pack deine Sachen, wir müssen dich zu dieser Gruppe bringen. Tut mir leid, ich muss jetzt los“, verabschiedete sie sich und ließ ihre große Schwester einfach dort liegen.
 
„Shadow, das muss höher sein, wir wollen sie doch besiegen“, forderte Kesia, als sie trainierten.
„Kes, wenn ich noch höher springen soll brauch ich ein Trampolin, ich hab gestern bis 3 Uhr nachts gelernt“, moserte Shadow müde.
„Willst du gewinnen, oder nicht?“, bemerkte sie forsch.
„Natürlich, das wollen wir alle, Kesia. Was ist mit dir los? Du führst dich auf wie eine Diktatorin“, erklärte eine andere aus dem Team.
Kesia wischte ihre Stirn ab. Obwohl sie nur einen knappen Badeanzug trug, schwitzte sie heftig.
„Es tut mir leid, ich hab ziemlich viel Stress gerade. 15 Minuten Pause, ich hab kalte Getränke auf eure Plätze gelegt“, realisierte sie ihre Anspannung und zog einen silbernen Satinbademantel an, während die andren in die Umkleide gingen.
„Eine Diktatorin bist du also, dein Vater wäre sicher stolz, das zu hören“, erkannte Ganter, der in voller Montur in die heiße Schwimmhalle kam.
„Was hab ich dir über das Reinkommen in die Schwimmhalle gesagt?“, band sie ihre Haare hoch.
„Wollte dir nur sagen, dass in 10 Minuten deine Vorlesung beginnt“, schmunzelte er.
„Weiß ich, ich geh’ heut nicht hin, die Meisterschaft ist wichtiger“, entschied sie abwesend.
„Von wegen, in zwei Wochen sind deine Abschlussprüfungen“, meckerte er.
„Du bist nicht mein Vater, ich bestimme die Wichtigkeit meiner Aufgaben. Und heute ist das Training meiner Mädchen Numero uno. Die sind nämlich hoch motivierte, talentierte junge Frauen, die es noch weit bringen“, bemerkte sie, während sie zu den Umkleiden gingen.
„Mädchen, seid ihr soweit, können wir weiter machen?“, rief sie rein, nachdem sie gegen die Tür gehauen hatte.
„Wir haben noch 13 Minuten, Stalin“, rief Shadow ihr entgegen.
„Stalin, los zieh’ dich um, du musst noch durch die halbe Uni laufen“, klopfte Ganter ihr auf ihre Schulter und ging nach draußen.
„Mädels, ich muss in die Vorlesung, machen wir Feierabend“, rief sie hinein und hörte einen Jubelgesang.
„Seid bloß nicht zu enttäuscht. Wir treffen uns um halb sechs wieder hier, macht eure Dehnübungen in den Pausen, so wie ich es euch gezeigt habe. Bis später“, ging sie zu dem Stapel mit ihrer Kleidung und zog sie über ihren Badeanzug.
 
„Es kommt wohl gerade alles zusammen, was?“, machte Ganter Small Talk, als sie an diesem Mittag zur Mensa gingen.
„Ich hab eigentlich gar keinen Hunger“, erklärte sie.
„Hörst du mir überhaupt zu?“
„Was war mit deinem Onkel noch mal?“, fragte sie nach.
„Dass mein Onkel einen neuen Laden aufgemacht hat, hab ich dir schon vor zehn Minuten erzählt. Du hast viel im Kopf, oder?“, fragte er.
„Viel zu viel. Entschuldige. Hähnchen oder Fisch, ich hab auf beides keinen Hunger. Ich geh’ etwas trainieren“, bemerkte sie und ging in die Entgegengesetzte Richtung.
 
Kesias Kopf pochte. Sie versuchte ihre Gedanken zu sammeln, wie es jetzt weiter gehen sollte.
„Hey Arielle, mach mal ne Pause, wir brauchen dich nachher noch. Iss das“, legte Shadow, Kesia einen Powerriegel und eine Apfelportion an den Poolrand und sie schwamm zu ihr.
„Oh man, meine Schultern tun weh“, merkte sie erst, wie sehr sie sich angestrengt hatte.
„Steig aus, ich werde dich massieren. Dieser Physiotherapiekurs hat sich echt gelohnt. Stell dir das vor, das wird unser letzter Wettbewerb auf dem College sein, bald werden wieder ein paar schmächtige junge Frauen, wie wir es damals waren, diesen Kampf antreten. Oh man, bist du verspannt, du musst die Last der Welt auf den Schultern tragen wie mir scheint“, saß Shadow im Badeanzug auf ihrer Freundin und philosophierte über die vergangenen Jahre.
„Oh man, ich verpass immer das Beste“, kam Ganter zu ihnen.
„Was du schon wieder denkst, du willst nicht auf mich hören, oder?“, bemerkte Kesia und Shadow stand von ihr auf.
„Ich wollte nur wissen, ob du noch am Leben bist, oder dein Herz schon neben dir schwimmt. Dein Puls war kurz auf fast 200 Schlägen pro Minute, bist du auf der Flucht?“, zog er ihren Arm zu sich und fummelte an ihrem Diagnosearmband herum.
„Du überwachst meine Körperfunktionen? Geht’s noch dreister? Einen Urintest muss ich jetzt nicht noch abgeben, oder?“, öffnete sie ihre Apfelration.
„Du bist im Stress, da verzeih ich dir diese Äußerung. Leg dich noch Mal auf die Bank, dein Körper muss erst mal zur Ruhe kommen“, bat er und zog sie auf die Beine.
„Du bist ja so sorgend, ich kann ja so froh sein, dich zu haben“, bemerkte sie sarkastisch und setzte sich auf die Bank am Beckenrand.
„Einmal würde ich das gern ehrlich von dir hören. Leg dich hin“, bat er, drehte sie zur Seite und legte sie mit seiner Hand an ihrem Kopf auf die harte Bank.
„Soll ich euch allein lassen?“, fragte Shadow, die ihnen zusah.
„Gib mir mal den Powerriegel“, bat Ganter und bekam ihn gereicht.
„Iss, aber langsam. Du willst ja nicht noch einen Schwächeanfall bekommen, während des Spiels. Bringst du mir ne Flasche Wasser aus der Umkleide, Shadow?“, fragte Ganter und Shadow ging zur Umkleide.
„Also Kleines, irgendwas ist doch mit dir, sag’s mir“, wollte er wissen, was seinem Schützling fehlte.
„Würdest du mich und meine Schwester heut Abend nach dem Turnier irgendwo hinfahren, ohne Fragen zu stellen?“, fragte Kesia müde.
„Wieso?“
„Keine Fragen, sagte ich“, bat sie.
„Hängt dein Leben davon ab?“, wollte er wissen.
„Heute Nacht schon, und das war schon wieder eine Frage“, erklärte sie.
„Sicher, wenn es um dein Leben geht, tu ich alles um es zu schützen. Wollt ihr euren Vater ermorden und im See versenken?“, fragte er nun scherzhaft.
„Ach vergiss es, ich nehm jemand anders“, grummelte sie.
„Nein, ich werde es tun. Was muss ich machen und ja diese Frage muss ich stellen?“, entgegnete er.
„Mitternacht, ein unauffälliger Wagen, vor unserem Haus“, erklärte sie und schwieg, als Shadow zurückkam.
„Bist du wieder fit in zwei Stunden?“, fragte Shadow in Sorge ihren Captain nur vom Poolrand aus zu sehen.
„Mir geht es jetzt schon gut, Ganter übertreibt wahnsinnig“, setzte sie sich wieder auf.
„Ich soll dich doch wie eine Erwachsene behandeln, also benimm dich auch so. Liegen bleiben“, drückte er sie zurück auf die Bank.
„Shadow, kannst du Mr. Übervorsichtig sagen, dass es mir gut geht?“, bat sie ihre Freundin um Hilfe.
„Du siehst schon etwas käsig um die Nase aus“, schlussfolgerte sie.
„Verräterin. Okay, ich bleib liegen, kannst du das Aufwärmtraining dann für mich machen? Es ist gleich halb sechs“, gab sie nach.
„Sicher, ruh dich noch aus, ich massier dir dann nachher noch Mal alles durch, dass du auch aufgewärmt bist. Unterbrich mich dann einfach, wenn du dich wieder fit genug fühlst“, bemerkte Shadow und ging zurück zu der Umkleide, wo sich schon die Spielerinnen einfanden.
„Warum vertraust du ihr, mir aber nicht?“, wollte er neugierig wissen.
„Sie arbeitet nicht für meinen Vater. Mir geht’s gut, jetzt verschwinde, wir sehen uns beim Spiel“, bat sie und Ganter ließ sie allein.

Sechstes Kapitel

 
„Es sind noch 2 Minuten im letzten Viertel zu spielen, die Mermaids liegen noch 2 Punkte vor ihren Konkurrenten, aber die Neptun’s Daughters geben kein Anzeichen, dass sie aufgeben wollen. Der Kapitän Kesia Hawks hat den Wurf. Ein kurzer, prüfender Blick an ihren Vater, unseren geehrten Bürgermeister, dann geht’s los, das könnte das Unentschieden sein, ja das sind zwei Punkte, jetzt wird es noch richtig spannend. Wurf Rubine Kelso von den Daughters, ja versenkt, das ist der Sieg, nur noch eine Minute zu spielen, ja, unsere Mädels haben es mal wieder allen gezeigt. Die Daughters ziehen in die Meisterschaft ein, da werden schon die Flüssigkeiten eingelassen, die die Flagge der Daughters im Wasser bilden, ja ganz eindeutig, unsere Töchter sind die Gewinner“, sprach der Moderator von seinem Sitzplatz aus und die Menge jubelte.
„Dein Vater ist da, er ist wirklich gekommen“, schlug Shadow ihrer Freundin auf die Schulter.
„Na toll er ist erst seit 10 Minuten da, für die Presse, Yippie“, konterte sie absent.
„Kes, wir haben uns gerade für die Meisterschaft qualifiziert, zieh’ nicht so ein Gesicht, als hättest du das Herpes-Virus“, schüttelte Shadow ihre Freundin an den Schultern die vollkommen wo anders war.
„Sag den Mädels, dass sie spitze waren. Ich muss weg“, stieg sie, während sie ins nichts starrte, aus dem Wasser.
„Kleines, wir feiern jetzt, wo willst du hin?“, rief ihr Ruby hinterher, doch sie ging einfach weg.
„Sie waren brillant, Sie alle. Wo ist die glückliche Teamchefin?“, kam Jonathan zum Team, als sich alle in ihre Bademäntel geschmissen hatten.
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein Sir, sie ist gegangen. Wir wissen alle nicht wieso, irgendwas ist da gar nicht koscher“, beantwortete Ruby seine Frage für das Team.
„Ich bin nur zum Ende gekommen, Mist, ich hätte echt früher kommen sollen. Sie ist enttäuscht“, entgegnete er nachdenklich.
„Das ist es sicher nicht, Sir, sie war zwar klasse im Spiel, aber alles war so monoton. Sie spielte nicht mit Leidenschaft, wie ich es von ihr kenne. Sie hat nicht mal den Holotrainer abgestellt, dem sie die Stimme und die Fähigkeit sich zu bewegen genommen hatte, als er sich nicht ihren Wünschen nach aufgeführt hat“, erklärte Ruby.
„Das erklärt die Starrheit des armen Kerls. Ich werde das beheben“, bemerkte Alarica, der Torwart des Teams und auch eine Hologie-Studentin.
„Das fällt ihr echt spät auf, das hat Kes schon vor 6 Monaten gemacht. Sie ruht sich sicher nur etwas zu Hause aus, dass sie für die Party nachher fit ist. Richten Sie ihr aus, dass sie den Alkohol mitbringen muss“, bat Shadow und wurde von Ruby in die Seite gepufft.
„Was? Sie hat gewettet, dass wir das nicht packen und der Einsatz war der Alkohol für die Party“, konterte sie.
„Danke, herzlichen Glückwunsch noch Mal“, ging Jonathan nachdenklich zurück zu Lilly, die schon von Anfang an da gewesen war.
„Warum hast du ihm das mit dem Alkohol gesagt? Das musste er nicht wissen. Fahr zu ihr, sie würde uns nie so allein lassen, da stimmt echt was nicht“, konterte Ruby und Shadow nickte zustimmend.
 
Kesia war inzwischen zu Hause und packte ein paar Sachen zusammen. Sie wusste nicht, ob sie dort bleiben musste, wo sie ihre Schwester hinbrachte.
„Kesia, hey, du bist schon wieder da, bist du allein gekommen? Habt ihr verloren?“, fragte George, der auf dem Display erschien.
„Nein, wir haben gewonnen, was machst du hier? Ich dachte du hast Dienst“, war sie leicht erschreckt ihn zu sehen.
„Ich ruf vom Präsidium aus an, wo willst du hin?“, fragte er als er ihre Tasche sah.
„Wochenende, wir feiern im Lindsley Park ausgiebig. Schönen Dienst noch“, schaltete sie das Display mit der Fernbedienung aus. Sie hatte langsam Routine darin, sich Ausreden einfallen zu lassen. Diese kam echt schneller als sie darüber nachdenken konnte.
 
„Precious, mach auf, ich bin es“, klopfte Kesia an der Tür ihrer Schwester. Sie öffnete nicht.
„Precious, Süße, komm, mach auf“, bat sie. Aber Precious rührte sich nicht.
„Okay, das wollte ich eigentlich nie machen, aber das ist ein Notfall“, tippte sie einen Sicherheitscode ein und die Tür sprang auf.

Siebtes Kapitel

 
Precious lag im Bett, kreidebleich, ein Kotzeimer neben ihr.
„Precious?“, fragte sie vorsichtig.
„Da bist du ja, es hat lang gedauert“, konterte sie schwach.
„Wir haben gewonnen, Schwesterchen“, legte sie sich zu ihr.
„Das ist wunderbar, du siehst aber nicht glücklich aus“, entgegnete sie und strich über ihr Gesicht. Ihre Hände waren heiß.
„Ich mach mir Sorgen um dich, da kann ich nicht feiern. Wie geht es dir?“, fragte sie.
„Nachdem ich mich vier Stunden übergeben habe, geht es mir etwas besser“, erklärte sie.
„So siehst du aus. Ich werde allein zur Uni fahren und die Adresse raus finden, wir haben dort einen Raum mit Schwarzlicht. Ich hab jemanden gefunden, der uns fährt“, plante sie und wischte ihr den Mund sauber.
„Ich hab Angst, was passiert mit mir?“, begann sie zu weinen und Kesia nahm ihr das Armband ab, um es sich selbst um zu tun.
„Die werden das herausfinden, keine Sorge. Schlaf ein bisschen, um Mitternacht fahren wir los“, stieg sie wieder aus dem Bett.
„Lass mich nicht allein“, flehte sie.
„Ich muss leider gehen, Süße, ich ruf Rob an, er soll zu dir kommen“, erwiderte sie.
„Nein, er muss seinen Tag leben, als wäre alles normal, es ist schon seltsam genug, das ich nicht im Studio war. Ich war nie krank in den letzten drei Jahren. Du hast doch im Studio angerufen, oder?“, fragte Precious besorgt.
„Ja, hab ich. Auch wenn nicht, sie hätten inzwischen gemerkt, dass ihre Talkshowmoderatorin fehlt. Ich werde Care hier her transferieren, das ist zwar nicht das gleiche, aber für die Zeit, in der ich weg bin, müsste es reichen“, tippte sie ein paar Daten ein und Care erschien.
„Danke, aber beeil dich“, bat sie müde und mit einem Küsschen auf die Wange ihrer Schwester verschwand sie.
 
Als sie gerade aus dem Haus ging, kam ihr Shadow entgegen.
„Hey, da bist du ja, wo willst du hin?“, bemerkte sie als sie den Koffer sah.
„Zur Uni, wir wollen doch feiern, oder?“, bemerkte sie spielend aufgekratzt.
„Ja, natürlich, aber warum der Koffer?“, fragte sie verwundert.
„Ich werde das Wochenende mal irgendwo hin fahren, weg von hier. Aber erst mal feiern wir unseren Sieg“, erklärte sie und packte den Koffer in ihren Wagen.
„Das will ich dir auch geraten haben, was ist mit dem Alkohol?“, fragte Shadow skeptisch und Kesia machte ihren Kofferraum auf. Darin waren jede Menge Flaschen Alkohol.
„Ich fahr sie schon seit unserer Wette mit rum, Gott sei Dank fahr ich einen sparsamen Wagen“, schmunzelte sie.
„Du hast gewusst, das wir gewinnen, oder?“, war sie überrascht.
„Ihr seid meine Mädels, natürlich haben wir gewonnen“, sagte sie stolz.
„So eine Antwort wollte ich hören, da bist du ja wieder. Willst du mit mir zurückfahren?“, bot sie an.
„Nein, danke. Ganter wird mich nach der Party heimfahren, mit meinem Wagen. Verdammt, ich hab ihn einfach da stehen lassen, ich hab meinen Kopf echt wo anders. Wir sehen uns da“, stieg sie ein.
„Du hast ihn extra dastehen lassen“, realisierte Shadow.
„Ja, er geht mir echt gehörig auf den Geist. Aber nicht weiter sagen. Bye“, fuhr sie los.
 
„Wo warst du?“, kam Ganter zu ihr, als sie an der Schule ankam.
„Auf dem Mars, Pizza essen. Ich war zu Hause, wo soll ich sonst hin?“, bemerkte sie keck.
„Ich hatte gedacht, du wärst als Teenager am nervigsten gewesen, ich muss meine Theorie echt noch mal überdenken. Bitte warte auf mich, wir hatten das Gespräch doch gestern schon. Glückwunsch übrigens, zum Titel“, war er ihr Theater müde.
„Danke, tut mir leid ich war vollkommen in Gedanken, ist ein bisschen viel für mich in letzter Zeit. Ich muss kurz noch was machen, geh’ du schon mal in die Sporthalle, wir feiern eine Party“, gab sie ihm den Transportwagen mit den Getränken.
„Soll ich nicht mitgehen?“, fragte er.
„Nein, da mein Vater hier ist, ist dieses Gebäude gerade sicherer als das Weiße Haus, hier brauch ich keinen Aufpasser“, entschied sie.
„Okay, aber wenn du Probleme kriegst, mach das Armband ab, dann komme ich zu dir“, erklärte er.
„Du bist witzig, ich krieg das Ding nicht ab“, zog sie daran.
„Genau deswegen, sobald du es abmachst, geht ein Alarm los“, entgegnete er und hielt ihre Hand fest.
„Gut zu wissen. Also, bring die Spirituosen zu den anderen, sag ihnen, ich komm gleich“, entschied sie. Er ließ ihre Hand los und sie ging zu dem Raum, in der das Schwarzlicht war. Im Raum war noch jemand.
„Hey Kes, solltest du nicht feiern?“, fragte eine bekannte Stimme. Es war Alarica, die nur ihren Badeanzug trug und sich nun zu ihr hindrehte. Die Farben der Neptunes waren nun durch das Schwarzlicht auf ihrem Körper zu sehen.
„Das Zeug ist bei Schwarzlicht auch auf dem Körper sichtbar“, wunderte sich Kesia und hielt das Armband unter ihre Hand, dass nichts sichtbar wurde.
„Ja, ich hab das Gerücht gehört, ich wollt dem nachgehen. Du hast dich auch nicht gereinigt, wie es aussieht“, bemerkte sie auch Reste von dem Mittel auf Kesia.
„Nein, mach ich später. Könntest du mich kurz allein lassen?“, bat sie.
„Sicher, ich wollt das nur testen, bevor ich mich reinige. Du kommst doch zur Party,
oder?“, fragte Alarica.
„Natürlich, wir haben gewonnen. Wir müssen anstoßen auf die beste Torhüterin der
Uni“, erwiderte sie und Alarica grinste.
„Und auf den besten Kapitän. Bis gleich“, ging sie heraus.
„Man, überall müssen Leute sein. Okay, Zauberarmband, verrate mir dein Geheimnis“, hielt sie das Armband direkt ins Licht.
„Londris Street 7, das ist gleich neben der Müllaufbereitungsanlage. Das überrascht mich jetzt gar nicht. Okay, dann los“, bemerkte sie und ging wieder nach draußen. Sie reinigte sich, zog ein buntes Kleid, das bis zum Boden ging, an und band ein Tuch in ihrer Haare, so wie sie es abgemacht hatten. Als sie in die Sporthalle kamen, sah sie schon die Mermaids, die in Baströckchen und Kokosnuss-BH ihnen die Drinks brachten. Sie hatten ausgemacht, dass die Verlierer das am Abend tun mussten, dass es die Idee der Mermaids gewesen war, versüßte es noch.
„Da bist du ja endlich, Captain, wir haben uns echt schon Sorgen gemacht. Du siehst übrigens heiß aus, stimmt das Gerücht, dass die Freunde der Mermaid Teammitglieder nachher um 12 einen Strip aufführen?“, fragte Ruby hoffend.
„Nein, das ist ne Ente, aber wir können es den Maids mal vorschlagen, für die nächste Begegnung. Ich brauch jetzt dringend eine Margarita, ich hoffe, ihr habt den Barkeeper nicht gezwungen ein Baströckchen zu tragen und ihn damit verscheucht“, konterte Kesia und spielte die gut gelaunte.
„Er darf Shorts darunter tragen. Wir haben den Ehemann des Kapitäns der Mermaids bekommen, das ist doch klasse, oder?“, fragte Shadow, die sich auch umgezogen hatte und jetzt zu ihnen kam.
„Die kleine Hexe hat einen abgekriegt? Ich glaub langsam, meine Mutter hat Recht, dass ich einen Ehemann brauche“, dachte Kesia laut nach und sah den Barkeeper an.
„Verdammt, der sieht auch noch umwerfend aus, der Punkt geht an sie“, erklärte sie.
„Du bist doch schon fast mit Salvador Codes verlobt, der ist auch Klasse A“, bemerkte Shadow nicht ohne etwas Eifersucht.
„Ich lass dir den Vortritt, er ist jetzt so gar nicht mein Typ, ein Trostpreis vielleicht,
aber nicht der Hauptgewinn“, behauptete sie.
„Der Mann muss erst geboren werden, der deinen Ansprüchen genügt, oder?“, kam Ganter zu ihnen.
„Ganter, das ist hier eine Frauenveranstaltung“, war es Kesia gar nicht Recht, das ihr Bodyguard ständig an ihr klebte.
„Der Barkeeper sieht aber ziemlich männlich aus“, sah Ganter zum Tresen.
„Der ist nur Dekoration, der zählt nicht. Ganter, das ist wirklich Fort Knox hier, du kannst mich allein lassen“, wollte sie ihn loswerden.
„Ich zieh’ mir jetzt so ein lächerliches Baströckchen an und spiel auch ein bisschen Dekoration. Ihr werdet mich gar nicht bemerken“, gab er nicht nach und ging zur Umkleide.
„Echt schade, dass er schon vergeben ist, der würde mir auch gefallen“, entschied Ruby und sah ihm nach.
„Nicht mehr, er ist geschieden, hab ich gestern erfahren. Schnapp ihn dir“, verfolgte Kesia damit den Plan, dass er abgelenkt war.
„Wenn das so ist, wartet nicht auf mich“, zog Ruby ab.
„Margarita, sofort“, steuerte Kesia mit ihrer besten Freundin die Bar an.
„Hey Beachboy, zwei Margarita für mich und meine Freundin“, bestellte Shadow bei dem Barkeeper.
„Hey, lasst das Flirten mit meinem Ehemann“, kam Lana, der Kapitän der Mermaids an ihnen vorbei.
„Halt die Luft an Lan*, das wissen wir. Das war übrigens ein gutes Spiel, ihr wart gute Gegner“, lobte Kesia sie.
„Dito. Nächstes Mal schlagen wir euch“, entschied Lana und ging weiter.
„Sie ist nur sauer, dass sie jetzt wie eine Hawaiianerin rumlaufen muss, macht euch nichts draus“, erklärte ihr Ehemann.
„Tun wir nicht, auf welchem College bist du, Lanas Ehemann?“, wollte Shadow wissen.
„Ich war auf der Colombia, aber ich hab schon seit zwei Jahren meinen Abschluss. Ich arbeite in der Forschungsabteilung bei DiveAir“, erklärte er.
„Gute Firma, wirklich gute Firma. Wie ist dein Name?“, war auch Kesia neugierig.
„Spencer Lycus, wieso?“
„Nur, falls ich mich mal bei euch bewerbe. Ganter, du machst dich lächerlich“, bemerkte sie ihren Bodyguard der im Bastrock und freiem Oberkörper, zu ihnen kam.
„Ich renne den ganzen Tag hinter der Tochter des Bürgermeisters her und sie entwischt mir ständig, das Wort Peinlichkeit ist ein Fremdwort für mich“, erklärte er und sie lächelte.
„Gut, dann stell dich da hinten hin und spiel Dekoration. Ich genieß solang meinen Dai Kiri und amüsier mich“, konterte sie und setzte sich an die provisorische Bar.
„Das ist ne Margarita und gut“, ging er ins Eck, um dann wie eine Salzsäure dort stehen zu bleiben.
 
Um kurz vor 12 Uhr tippte er ihr wieder auf die Schulter.
„Hey Cinderella, wir müssen vom Ball verschwinden, bevor sich der Wagen wieder in einen Kürbis verwandelt“, erklärte er.
„Du bist so süß, weißt du das?“, war sie betrunken, weil sie ihren Kummer in vielen Mai Tais, Margaritas und anderen Drinks ertränkt hatte, den er süße Spencer für sie gemacht hatte.
„Und du bist so betrunken. Gut, das ich die immer dabei habe“, rammte er ihr eine Spritze in den Arm, die sie schlagartig wieder nüchtern machte.
„Au, was sollte das?“, fragte sie nüchtern.
„Klasse, funktioniert. Hab ich noch nie ausprobiert, sollt ich mal ein Patent drauf anmelden“, freute sich Ganter und grinste.
„Dann solltest du die Infusion kleiner machen, mir fällt gleich der halbe Arm ab und das ist nicht gut für eine Wasserballspielerin. Ja, wir müssen los“, entschied sie und verließ unbemerkt aus ihrer Ecke, wo sie mit ihm stand, die Party.
 
„Okay, du wartest hier, ich hol sie“, bat Kesia, als sie beim Haus angekommen waren und schlich sich rein.
„Precious, bist du wach?“, fragte sie, als sie wieder ins Zimmer kam.
„Sie ist vor 10 Minuten eingeschlafen“, erwiderte Care, die in der Ecke stand.
„Dann muss ich sie leider wecken“, entschied sie und zog Precious die Decke weg. Sie sah besser aus, als ginge es ihr besser. Nur der Babybauch war derselbe, wie am Nachmittag.
„Precious, wach auf, es ist Mitternacht“, weckte Kesia sie sanft.
„Mir geht es besser, ich will weiter schlafen“, nörgelte sie.
„Sie werden dein Kind töten und dir jegliche Möglichkeit nehmen, ein Kind auszutragen, wenn du jetzt nicht aufstehst“, bemerkte Kesia mit herrischem Ton und plötzlich war Precious hellwach.
„Was soll ich anziehen?“, fragte sie vor ihrem Kleiderschrank, denn ihre hautengen Kleider würden nichts verstecken.
„Bleib so, zieh’ deinen Wintermantel an“, schlug Kesia vor.
„Aber wir haben fast Sommer“, erkannte Precious.
„Tu es einfach“, bat sie mit Nachdruck und schnappte sich Precious‘ Tasche.
 
Leise schlichen sie raus.
Ganter stand vor dem Wagen und hielt ihnen die Hintertür auf.
„Ganter? Du hast Ganter darum gebeten? Du hättest auch gleich eine Polizeieskorte bestellen können“, war Precious aufgebracht.
„Ich vertraue ihm“, entschied sie und schob ihre Schwester in den Wagen, während sie ihn ansah und er lächelte sie an.
„Also, wo fahren wir hin?“, wollte er wissen, als er eingestiegen war.
„Londris Street 7 das ist …“, erklärte sie.
„…neben der Müllaufbereitungsanlage, ich weiß. Mir ist nicht wohl dabei“, erkannte Ganter.
„Fahr einfach“, bat sie und Ganter fuhr los.
 
Nach ein paar Minuten fahrt sah Ganter immer öfter in den Rückspiegel.
„Precious ist schwanger“, stellte er fest und Kesia sah ihn an.
„Was? Das war keine Frage, sondern eine Feststellung“, bemerkte er.
„Ja ist sie, das ist schon mehr, als du wissen solltest“, erklärte sie.
„Wollt ihr es weg machen lassen?“, fragte Ganter entsetzt.
„Keine Fragen, sagte ich“, erklärte Kesia grummelig.
„Hey, ich darf doch mal Fragen stellen, wenn ihr irgendeinen Blödsinn plant“, stellte er klar.
„Nein, wir tun nichts dergleichen, fahr uns einfach da hin“, bat sie und er schwieg wieder.
 
Nach etwa 20 Minuten Fahrt waren sie da.
„Hier ist gar nichts“, stellte er fest.
„Noch nicht, halt an“, bat sie und er bremste.
„Bleib im Auto, ich check das erst mal ab“, bat sie ihre Schwester und stieg aus.
Sie fuhr mit einem Schwarzlicht im Taschenformat, was sie aus dem Raum mitgehen lassen hatte, über das Armband an ihrem Arm. Auf einer Stelle der Wand erschien eine holographische Tür auf der CAK stand.
„Hier ist es, komm raus“, rief sie und Precious stieg aus.
„Ich hab kein gutes Gefühl dabei“, kam sie zögerlich zu ihr.
„Ich auch nicht, wir haben aber keine Alternative. Stell dich vor die Tür, ich hol die Taschen“, handelte sie und sie tat es.
„Ich komme mit“, sprangen bei Ganter wieder die Beschützerinstinkte an.
„Nein, du fährst wieder heim und falls jemand fragt, du hast mich nach der Party gesucht, aber nicht gefunden. Danke“, schloss sie die Fahrertür, die sie aufgemacht hatte und er fuhr los.
„Bereit?“
„Nein!“
„Okay, dann los“, entschied sie und klopfte.
„Keiner da“, rief jemand von drinnen.
„Remington schickt uns“, ließ sich Kesia davon nicht beirren und die Wand auf die die Tür projiziert war öffnete sich mit einem metallischen Kratzen zur Seite.
„Ihr gehört wirklich nicht hier her“, musterte sie die Frau, die ihnen aufgemacht hatte. Sie war eine indisch-aussehende Frau, im Alter ihrer Mutter. Sie trug einen dunkelblauen Sari.
„Wem sagen Sie das. Wir brauchen Ihre Hilfe“, erklärte Kesia und trat ein.
„Hab ich mir schon gedacht. Lassen Sie mich raten, Sie sind ein College Girl in Schwierigkeiten?“, entgegnete die Frau.
„Nein, ein College Girl mit einer Schwester in Schwierigkeiten“, ging sie einen Schritt zur Seite, dass die Frau Precious sehen konnte.
„Precious Hawks, ich hab hier jeden erwartet, aber nicht die Moderatorin von “Angesicht zu Angesicht“. Es ist mir eine Ehre“, gab die Frau der verdutzten Precious die Hand.
„Es ist verwunderlich, dass Sie meine Sendung kennen, es läuft ja nur im Regionalprogramm“, stellte sie ihr Licht unter den Sockel.
„Wir kriegen hier nur den Regionalsender und ihre Sendung ist die einzig Gute. Wow, sie sind ja ganz schön schwanger, ich hab Sie vorgestern doch erst in dieser Live-Sendung gesehen, wie haben Sie den Bauch so flach gekriegt?“, führte sie die Frauen in einen Nebenraum, der aussah, wie ein Untersuchungsraum.
„Hab ich nicht, gestern sah ich noch nicht so aus. Ich weiß auch nicht, was passiert ist“, erklärte sie.
„Mädchen, ihr werdet zwar im Unterricht nicht mehr aufgeklärt, aber so was müsst ihr doch noch wissen“, war die Frau entsetzt über ihre Unwissenheit.
„Ich wurde in der Schule noch aufgeklärt, genug aufgeklärt um zu wissen, dass das nicht normal und das hier eine Geburtsstation ist“, erwiderte Precious und setzte sich auf einen Untersuchungstisch.
„Entschuldigen Sie, Sie sind ja die Erstgeborene und so aufgeklärt. Das erklärt aber immer noch nicht das rapide Wachstum des Kindes, außer … oh man, nicht schon wieder“, tippte sie eine Nummer unter einem Display ein.
„Was ist, Mom? ich hab mich grade zum Schlafen hingelegt“, erschien Remington auf dem Display. Er lag in einem Bett in einem abgedunkelten Raum in dem nur ein schwaches Licht dämmerte.
„Hast du, oder hast du nicht, der Tochter des Bürgermeisters ein Armband gegeben?“, fragte sie streng.
„Ja, gestern, wieso?“, fragte Remington und bedeckte seinen Unterkörper mit seiner Bettdecke, weil er nur Shorts trug.
„Das Ding ist rosa“, wollte sie ihrem Sohn auf die Sprünge helfen.
„Nein, ich hab ihr ein silbernes Orientierungsarmband gegeben“, verteidigte er sich.
„Komm sofort hoch, aber plötzlich“, donnerte sie.
„Aber Mom, ich wollt grad schlafen, war echt ein harter Tag“, nörgelte er.
„Du kommst sofort hierher, sonst setzt es was“, wurde sie richtig wütend.
„Du schlägst mich nicht“, war er davon nicht berührt.
„Ich werde dich zwingen bei den nächsten zehn Geburten dabei zu sein“, drohte sie ihm.
„Ich werde schnell meine Hose suchen gehen, bin sofort da“, nahm er diese Drohung ernst.
„Geht doch, ich entschuldige mich sehr für die Inkompetenz meines Sohnes“, erklärte die Frau und half Precious sich auf den Untersuchungstisch zu legen.
„Ist ja nicht Ihr Fehler. Dann klaut er für Sie die Medikamente?“, war Kesia neugierig geworden.
„Für unserer Organisation, ja. Du hast dich beim Klauen erwischen lassen?“, machte sie ihm weiter Feuer unterm Hintern, als Remington nur in einer Jeans bekleidet und mit einem etwa 2-jährigen Mädchen auf dem Arm in den Untersuchungsraum kam.
„Nein, wir haben uns nur da getroffen. Was?“, fragte er, als er einen skeptischen Blick erntete.
„Hättest du dir nicht noch mehr anziehen können?“, fragte sie.
„Es musste doch schnell gehen, oder? Ich bring meine Tochter nur schnell ums Eck ins Kinderzimmer“, rauschte er vorbei.
„Ihr Sohn ist also verheiratet?“, wollte Precious wissen.
„Nein, er hat nur eine arme Seele von Prostituierten geschwängert und sie ist bei der Geburt gestorben. Das arme Ding war erst 17 Jahre alt, er beteuert natürlich immer noch, dass er nicht gewusst hat, wie alt sie ist, glaub ich ihm bis heute nicht. Ich hab ihn hierher gebracht, er hat bis zu dem Zeitpunkt nicht gewusst, was ich hier mache, war nen bisschen viel für ihn. Das ist meine Organisation hier, ganz inoffiziell natürlich. Als das Kind geboren war und die arme Destiny im Kindsbett starb konnte er sein Kind nicht weggeben, aber da wir nicht mehr hoch konnten mit dem Kind haben wir entschieden hier zu bleiben. Warum hast du sie mit hochgebracht? Sie hat doch geschlafen“, bemerkte seine Mutter Shima etwas lauter in den Nebenraum.
„Ich hör sie nicht, wenn sie aufwacht, wenn ich sie da unten lasse. Also, zeig her“, kam er nun in seiner Dienstkleidung zu ihnen.
„Du hast ihr ein rosafarbenes gegeben“, erklärte sie und zog Kesias Arm hoch, dass er es sah.
„Warum trägt sie es? Es war für ihre Schwester gedacht“, wunderte er sich.
„Ich hab es angezogen, um die Adresse hier raus zu finden. Meiner Schwester ging es nicht gut, aber jetzt geht es ihr besser“, erklärte sie.
„Gut, dass ihr das gemacht habt, das hat das Wachstum erst mal aufgehalten“, war Shima beruhigt.
„Was habt ihr mit ihr gemacht?“, fragte Kesia irritiert und sah Remington an.
„Ich hab’s verbockt, ich geb es zu“, erklärte er.
„Ich will nicht wissen, wer es verbockt hat, sondern wissen was ihr getan habt“, wurde Kesia laut.
„Hey, sei leise, sonst wacht meine Tochter wieder auf. Ich hab keine medizinische Ausbildung, das musst du meine Mutter fragen“, raunzte er und schloss die Zwischentür mit einem Tastendruck.
„Du weißt schon, dass diese Tür schalldicht ist und du sie so auch nicht hören kannst“, wies seine Mutter ihn darauf hin.
„Ist mir auch klar, ist ja nur für ne Minute. Erklär es ihr Mom, es ist spät und ich muss morgen früh raus, okay?“, war Remington sicher, nichts falsch gemacht zu haben.
„Hey, du hast hier den Fehler gemacht, nichts ist okay. Okay, seien Sie mir nicht böse, aber eigentlich sind diese Armbänder Top-Secret, wenn die Präsidentin das rausfindet, bin ich meine Fördergelder los. Ich kann nur so viel dazu sagen. Sie beschleunigen den Schwangerschaftsprozess erheblich. Wir wenden sie bei Frauen an, die wir schnell aus dem Land schaffen müssen, sie erleben vier Tage der Hölle, bis sie ihr Kind bekommen. Sie haben vermutlich schon Bekanntschaft mit den Symptomen gemacht, nehmen sie das Mal vier und Sie haben ne leichte Vorstellung wie das ist. Remy, bist du bitte so lieb und zeigst Miss Hawks bitte ihren Schlafplatz, dann kann ich ihre Schwester in Ruhe untersuchen“, erklärte sie und Kesia hielt Precious‘ Hand.
„Heißt das, sie wird ihr Kind in dieser Woche noch bekommen?“, fragte Kesia, was aber auch Precious fragen wollte.
„Nein, ich werde ihr jetzt was spritzen, das wird alles wieder normalisieren. Das heißt, Sie haben dann noch ein paar Monate. Doch Sie müssen hier bleiben, da draußen sind Sie nicht sicher“, versuchte Shima vorsichtig zu erklären, dass ihr Leben, was sie vorher geführt hatten, vorbei war.
„Aber mein Verlobter“, konnte sie nicht so einfach los lassen.
„Weiß er von dem Kind?“
„Nein, ich hab mich von einem Kerl von der Straße schwängern lassen, natürlich weiß er von dem Kind. Er wird ausflippen, wenn ich nicht mehr da bin“, war Precious entsetzt.
„Daran hätten Sie vorher denken sollen, Schätzchen. Jetzt wohnen Sie hier. Keine Sorge Kleines, du kannst nachher wieder gehen. Ruh dich ein bisschen aus, du scheinst ganz schön was geladen zu haben“, bemerkte Shima zu Kesia, die zu torkeln begann.
„Ich hab ein großes Wasserballturnier gewonnen, aber eigentlich war ich wieder nüchtern. Dachte ich eigentlich. Wow, das knallt aber gewaltig zurück, ist wohl noch nicht ganz ausgereift das Mittelchen. Ich muss mich setzen“, traf Kesia ihre Trunkenheit wie ein Bumerang.
„Sie sind hoffentlich nicht hier her gefahren mit dem Alkoholpegel?“, wollte Shima wissen.
„Nein, Großmütterchen, mein Bodyguard hat mich gefahren. Hab ich grad Großmütterchen gesagt? Mein Fehler. Oh man, ich sollte die Klappe halten“, wurde sie von einer Sekunde auf die andere wieder betrunken.
„Leg dich hin Kesia, schlaf deinen Rausch aus, ich komm hier klar“, bemerkte Precious peinlich berührt von dem betrunkenen Zustand ihrer Schwester.
„Ich bring sie runter zu mir“, schlug Remington vor.
„Remy Baby, ich bin aber nicht so eine“, erklärte Kesia und Remy rollte mit den Augen.
„Komm her, du Schnapsdrossel“, entgegnete Remy unberührt und nahm sie auf seine Arme.
„Ich lass die Kleine bei dir, ich komm sie nachher holen“, erklärte er seiner Mutter und drückte den Knopf deren Tür eine Treppe in einen Kellerraum verdeckt hatte.
„Halt dich an meinem Hals fest, ich muss ziemlich steil runter“, bat er und sie tat es.
„Ich bin klaustrophobisch“, lallte sie.
„Das wird dich heut Nacht wohl kaum stören. Keine Angst, es ist da unten größer als du denkst“, schmunzelte er und sie kuschelte sich an seine Brust, während er sie runter brachte.

Achtes Kapitel


Während sie am nächsten Morgen aufwachte musste sie an die Prohibitionszeit aus ihrem Geschichtsunterricht von 1920 denken und an die aus der Zeit ihres Großvaters und hielt dies in dem Augenblick für eine gar nicht so schlechte Idee.
„Hey Schönheit, was macht der Kater?“, hörte sie eine Stimme, die sie in dem Moment nicht einordnen konnte.
„Ich hoffe du bist ne Halluzination, oder ein Hologramm“, öffnete sie ihre brennenden Augen.
„Nein und nein. Ist dir übel?“, fragte Remy und kam zu ihr hin. Er hatte die kleine Molly auf dem Arm, die gerade einen Apfel aß.
„Jetzt schon. Ich hatte vielleicht einen seltsamen Traum, von einem komischen Untersuchungsraum und ja von dir. Was mach ich übrigens hier?“, war sie total durch den Wind.
„Kein Traum Engelchen, das war die aufregendste Nacht deines Lebens“, schmunzelte er und setzte Molly auf dem Bett ab.
„Oh Gott, wir beide haben doch nicht?“, war sie entsetzt.
„Ich bin einer der letzten Gentlemen, natürlich nicht. Es macht auch wenig Spaß, wenn die Frau nichts davon mitbekommt. Komm Süße, wir ziehen dir deine Schuhe an“, nahm er Mollys kleine Schühchen und zog sie ihr an.
„Die Zeiten der Gentlemen ist vorbei. Wir haben Besuch, Schwester“, kam Precious, ,jetzt auch im Sari, zu ihnen.
„Besuch? Seit wann wohnen wir hier?“, rutschte sie aus dem Bett.
„Gestern Nacht, wie es aussieht. Die Cops stehen draußen und suchen uns“, erklärte sie mit einer Gleichgültigkeit, die fast gespenstisch war.
„Was? Haben sie Ganter verhaftet?“
„Ja, er sitzt da draußen im Streifenwagen, sie denken sicher, dass er uns entführt hat. Das war keine gute Idee ihn damit rein zu ziehen“, erklärte sie weiter mit dieser Stimme.
„Er wird nichts sagen“, erwiderte Kesia bestimmt und wickelte sich in die Decke.
„Dein Bodyguard, der auf dich steht?“, fragte Remy neugierig.
„Er steht nicht auf mich“, verteidigte sie sich.
„Oh doch, das tut er. Dass das Mom und Dad noch nicht mitbekommen haben ist echt ein Wunder“, bemerkte Precious und Remy machte ein Display an.
„Sie tappen im Dunkeln, Morrow hat echt nicht übertrieben, die sind wirklich zu doof das zu erkennen. Es sind die vom 16. Revier, die sind echt weit weg von zu Hause“, erkannte Remy und Kesia kam zu ihm hin an das Display, vom dem er auf die Straße gucken konnte.
„Die vom 16., das sind Georges Männer, das war ja irgendwie klar“, sagte Precious als sie auch zu dem Display kam.
„George, euer Bruder George?“, fragte Remy und zoomte George am Display an.
„Du kennst ihn?“
„Du hast mich immer noch nicht erkannt. Vor zehn Jahren war ich noch wesentlich schmächtiger“, bemerkte er und Precious sah ihn an.
„Remington, meine Güte, ich hab echt nicht gedacht, dass aus dir mal ein Mann wird. Ich wusste doch, dass ich deine Mutter irgendwo her kenne. Was macht ihr hier?“, fiel bei ihr der Groschen.
„Das Ende der Amtszeit und der Tod meines Vaters waren nicht gerade förderlich für unseren Status. Ihr seid auch nicht gerade auf dem besten Weg zu einer steilen Karriere“, stellte er fest.
„Sieht ganz so aus. Ich versteck mich vor der Polizei, vor meinem eigenen Bruder, vor einer Woche wollte ich nur heiraten“, hörte man etwas Gefühl in Precious Stimme.
„Willkommen in meiner Welt. So Mäuschen, bringen wir dich in den Kindergarten, Daddy muss arbeiten“, ging er zurück zum Bett und nahm seine Tochter wieder auf den Arm.
„Entschuldige, hast du grad Kindergarten gesagt?“, war Kesia jetzt überrascht.
„Ja, außer du willst auf sie aufpassen, während ich arbeiten gehe. Da hinten im Schrank sind Kleidungsstücke, zieh’ dir was an“, riet er ihr und Precious setzte sich aufs Bett.
Erst jetzt merkte Kesia, das sie nur Shorts und ein Bustier trug.
„Das hättest du mir ruhig früher sagen können. Wo ist mein Kleid?“, fragte sie peinlich berührt.
„Im Schrank. Ich hab es gewaschen, Sie hatten sich darüber übergeben. Ich hab Sie ausgezogen, falls Sie sich das gefragt haben, mein Sohn war das nicht, ich will keine weiteren Enkelkinder, glauben Sie mir. Ich glaube unsere Neuankömmlinge brauchen gerade nicht so viele Informationen. Gib sie mir, ich werde sie in den Kindergarten bringen, du bist schon spät dran“, erklärte Shima, nahm ihrem Sohn ihre Enkelin ab und öffnete den Schrank neben sich.
„Es tut mir leid, dass wir Ihnen so viele Umstände machen“, entschuldigte sich Precious.
„Das tun Sie nicht, wir sind spezialisiert auf eure Situation. Hat sie gegessen?“, wollte Shima wissen.
„Sie machen heute eine Geburtstagsfeier im Kindergarten, sie hat nur Müsli und einen Apfel bekommen. Danke, ich muss wirklich los“, küsste er seine Tochter auf die Stirn und ging davon.
„Er will jetzt da raus? Und die Polizei?“, war Kesia verwundert, während sie sich anzog.
„Wer hat gesagt, dass er raus geht?“, bemerkte Shima geheimnisvoll.
„Aber er geht doch zur Arbeit, oder?“, fragte Precious.
„Macht euch nicht so viele Gedanken, hier seid ihr erst Mal in Sicherheit. Ich werde euch eure Zimmer zeigen, ihr müsst mir dann einfach sagen, was ihr noch braucht, das es euch wohnlich vorkommt. Ich hab euch gegenüberliegende Zimmer ausgesucht, falls ich noch eine Frau reinkriege, muss Kesia leider zu Ihnen ziehen, aber das müsste kein Problem sein, Sie scheinen sich nahe zu stehen“, führte sie sie einen langen metallischen Gang entlang.
„Was ist das hier?“, wollte Kesia wissen und fuhr über die graue kalte Metallwand.
„Früher, als Gewalt gegen Frauen noch nicht so streng bestraft wurde, waren das Frauenhäuser, das heißt, hier kamen Frauen her, die Schutz vor ihren Ehemännern suchten. Als dann die Todesstrafe auf Gewalt in der Ehe eingeführt wurde, wurden es weniger Frauen, doch einige blieben. Diese Frauen gebaren hier ihre Kinder und die ihre Kinder und so weiter. Dann begannen die Zeiten, in der es verboten wurde, natürlich schwanger zu werden und diese Kindeskinder der geschlagenen Frauen brachten die armen Seelen hier her, um ihre Kinder zu bekommen. Die erste Frau kam 2110 hier her, dieses Kind müsste jetzt ungefähr in eurem Alter sein. Es lebt jetzt unbemerkt unter euch, wir ermöglichen diesen Kindern hier in Ruhe aufzuwachsen, um dann in der Welt Gutes zu tun“, erzählte Shima die Geschichte der Organisation und öffnete mit einem Knopf die Tür zu einem Zimmer.
„Es ist etwas unter eurem Standard, aber es reicht zum Leben“, versicherte Shima. In dem Zimmer waren ein Bett, ein Schrank, ein Waschbecken und alles mit weißen Leinentüchern behangen.
„Es ist nett, wirklich nett“, bemerkte Kesia und lächelte schwach.
„Sie gewöhnen sich daran. Wenn Sie etwas Farbe reinbringen, können Sie hier gut leben. Essen gibt es immer im Speiseraum, wann immer Sie wollen. Ach ja, das Kinderbettchen werden wir noch raus machen“, erwiderte Shima und legte ihre Hände auf das Kinderbettchen.
„Nein, lassen Sie es ruhig hier, falls meine Nichte oder mein Neffe mal bei mir schläft“, erkannte sie nachdenklich.
„Es ist ein Mädchen“, bemerkte Precious.
„Ein Mädchen, wirklich?“, war Kesia erfreut.
„Ein schnuckeliges kleines Mädchen, dem man dann Zöpfchen machen kann und ihm Kleidchen anziehen kann“, lästerte Remy, der zu ihnen gestoßen war.
„Sohn, du solltest doch schon längst bei der Arbeit sein“, ermahnte ihn seine Mutter.
„Bin schon fast weg, wollte nur sagen, dass ich die Presse vor der Linse habe“, erwähnte er trotzig.
„Die Presse? Habt ihr die Presse angeschleppt?“, erschreckte sich Shima und die Mädchen schüttelten den Kopf.
„Ich wusste doch, wir brauchen einen doppelten Hintergrundcheck von den neuen“, war Shima aufgebracht.
„Wir sind nicht von der Presse, wirklich“, verteidigte sich Kesia.
 
„Das will ich erst mal kontrollieren“, tippte sie einen Code in die Wand und ein Display fuhr hinunter.
„Das ist doch Red Radersky von den Abendnachrichten, was will der denn hier?“, war sie darauf nicht vorbereitet gewesen.
„Ich fürchte, er sucht mich“, bemerkte Precious schuldbewusst.
„Haben Sie ihm ein Exklusivinterview versprochen?“, fragte Shima verwundert.
„Eher mein Exklusivleben. Ich hab Ihnen doch meinen mysteriösen Verlobten aus dem öffentlichen Leben nicht preisgeben wollen. Dann wir des jetzt wohl Zeit dazu“, erwiderte sie leise.
„Ihr Verlobter ist der schnuckelige Typ von den sechs Uhr Nachrichten? Ich dachte, es wäre irgendein alternder Politiker, der nicht genannt werden sollte“, war sie überrascht.
„Mir ist nicht wohl dabei, dass Sie ihn schnuckelig nennen“, bemerkte Precious.
„Mir ist auch nicht wohl dabei, Mutter. Weiß er von uns?“, fragte Remy.
„Sonst würde er nicht den Eingang suchen. Wir müssen ihn rein lassen, wir können ihm vertrauen“, bat Precious.
„Nein, tut mir leid“, erkannte Shima bestimmt.
„Aber, er ist der Vater meiner Tochter“, jammerte Precious und brach in Tränen aus.
„Aber er lebt jetzt dort, du hier, das geht nicht mehr, das hatten wir doch besprochen“, versuchte Shima ihre Patientin zu beruhigen.
„Aber er ist doch so nah“, berührte sie den Bildschirm.
„Es wird einfacher, das verspreche ich. Remy, arbeiten“, wollte sie ihren Sohn loswerden.
„Bin schon weg. Ich werde heute wohl nicht zu den Apotheken gehen können, mit der Meute da draußen“, erklärte er trocken.
„Aber wir brauchen dringend Vicodin, wir kriegen morgen drei Frauen rein“, erkannte Shima.
„Bedank dich bei deinen Besucherinnen, denk daran die Kleine weg zu bringen, ach ich bin eh’ schon spät dran, gib sie her“, nahm er seine Tochter wieder und ging.
„Sie müssen meinen Sohn entschuldigen, er ist ein Mistkerl, wenn er nicht raus kann, er ist nicht gern eingesperrt“, erwiderte Shima.
„Ich bin klaustrophobisch, ich weiß wie das ist. Komm Precious, bringen wir dich in dein Zimmer“, ging sie mit ihrer Schwester in den Nebenraum.
„Wie konnte das alles so schief gehen? Mein Leben war doch in den richtigen Bahnen“, schniefte Precious und setzte sich aufs Bett.
„Es wäre alles so wunderbar, wenn es erlaubt wäre Kinder auf natürliche Weise zu bekommen. Aber ihr werdet euch wieder sehen, das verspreche ich dir“, erklärte Kesia.
„Das hoffe ich, ich will mein Leben nicht ohne ihn verbringen, das ist mir das erste Mal klar geworden“, erklärte sie nachdenklich.
„Du hast ihn gefunden, den Mann der dir Liebe und ein gutes Leben bieten kann. Das ist heut zu Tage selten“, erklärte Kesia etwas eifersüchtig.
„Und schon hab ich ihn wieder verloren. Das Schicksal spielt einem oft einen echt miesen Streich“, dachte sie laut nach.
„Wem sagst du das, ich bin die Drittgeborene und kann so keine Kinder haben“, machte sie ihre Schwester auf ihre Situation aufmerksam.
„Ja richtig, tut mir leid, ich sollte ja in deiner Gegenwart nicht über das Thema reden, das muss die Hölle für dich gewesen sein, die letzten Tage“, stellte sie fest.
„Es ging, man gewöhnt sich daran“, log sie ziemlich schlecht.
„Lügnerin. Du liebst Kinder, das seh’ ich jeden Tag, wenn du an einer Familie mit Kindern vorbeigehst. Wenn ich könnte, würde ich das ändern“, lenkte Precious das Thema kurz von ihren Problemen ab.
„Ich werde deinen Kindern beim Aufwachsen zusehen, werde ihnen beibringen, was ich über das Leben weiß. Mehr kann ich nicht tun“, erklärte sie.
„Das wird vermutlich mein einziges Kind bleiben, wenn ich ihn nicht mehr sehen kann, werde ich nicht heiraten und so keine Kinder mehr kriegen“, erkannte Precious nüchtern und war so wieder in der Realität angekommen.
„Ich würde deine Tochter nicht gleich als Einzelkind abstempeln, du hast noch gute fünf Jahre Zeit, dich noch mal befruchten zu lassen. Auch von Rob, mal sehen, ob er noch da oben ist“, tippte sie den gleichen Code ein, wie Shima zuvor und ein Display fuhr herunter.
„Ganz schön hartnäckig, er muss dich wirklich lieben“, stellte sie fest. Die Polizisten waren immer noch da, Ganter saß immer noch im Streifenwagen, Rob starrte ihn an.
„Er würde ihn so gern aus dem Wagen zerren und ihm die Seele aus dem Leib prügeln“, stellte Precious fest.
„Das glaub ich auch. Er ist nicht der Mann dem mein Herz gehört, genauso wenig Salvador oder sonst irgendein Kerl, der unseren Eltern gefällt. Ich würde noch eher Remy nehmen“, sah Kesia den Männern zu.
„Stellen Sie das Licht meines Sohnes nicht so unter den Scheffel, vor ein paar Jahren war er noch der begehrteste Junggeselle der Stadt“, kam Shima zu ihnen.
„So hatte ich das nicht gemeint, entschuldigen Sie“, war es Kesia peinlich.
„Hey, kein Problem, er lässt sich wirklich gehen, ist ne Weile her, das er sich rasiert
oder einen Friseursalon von innen gesehen hat, aber er ist ein anständiger Kerl und wunderbarer Vater. Hey, wie haben Sie den Display runter bekommen, ich bin die einzige, die den Code kennt“, bemerkte sie den Display.
„Sie haben den Code vorhin eingeben“, entgegnete Kesia und setzte sich auch aufs Bett.
„Haben Sie ein Okularimplantat, oder wie haben Sie das so schnell sehen können?“, war Shima verwundert.
„Ich hab mindestens 300 Stunden Hologramme programmiert, ich kann mir einen zehnstelligen Code in zwei Sekunden einprägen“, erklärte sie nicht ohne Stolz.
„Finger weg von meinen Geräten“, fuhr Shima den Display wieder hoch.
„Ist gebongt!“
„Lassen Sie uns in den Essraum gehen, Sie haben sicher Hunger“, führte sie die beiden wieder nach draußen.
 

Neuntes Kapitel

 
„Tag 10 des Verschwindens von Kesia und Precious Hawks. Immer noch keine Spur der Bürgermeistertöchter und eine große Frage steht im Raum. Warum wurde kein Lösegeld gefordert? Was weiß der Bodyguard von Kesia Hawks, der gefeuert wurde, und wie sieht das unser Bürgermeister? In den Umfragen hat diese Entführung seiner Beliebtheit einen Schwung nach oben gegeben. Unsere Gebete und Wünsche sind bei der Familie Hawks. Jetzt zurück nach Washington DC“
, sprach der Nachrichtensprecher, als Kesia gerade am Display im Flur vorbei ging und sie blieb stehen.
„Sie haben Ganter gefeuert, sie haben ihm tatsächlich die Schuld an meinem Verschwinden gegeben“, dachte sie laut und ging in Precious Zimmer.
„Das ist schon der dritte Tag, warum ist er nicht mehr im Fernsehen“, sah Precious es auch auf ihrem Display und meinte damit Rob.
„Er kann auch kaum die Abendnachrichten moderieren, wenn er wie ein Penner seit zwei Tagen mit einer Flasche Jack Daniels vor unserem Eingang parkt. Das ist kein gutes Empfangskomitee für die Frauen, die hier her kommen“, kam Remy zu ihnen und machte genervt den Display aus.
„Hey, ich wollte Nachrichten sehen“, meckerte Precious.
„Pech, schaff den Kerl da weg“, war Remy wirklich nicht bester Laune.
„Ich darf zu ihm?“, hoffte sie.
„Von wegen, sie bleibt schön hier. Vor allem weil es schon dunkel ist“, folgte Shima ihrem Sohn.
„Ich krieg langsam das dumpfe Gefühl, das ich wirklich entführt worden bin“, erklärte Precious misstrauisch.
„Nein, es steht dir frei zu gehen, es ist nur sicherer hier“, entschied Shima.
Precious ging zu ihrem Schrank und warf einen Poncho mit Kapuze über.
„Kommst du mit?“, fragte sie ihre Schwester.
„Ich hab Klaustrophobie, den Wunsch hab ich schon seit zehn Tagen“, tat sie dasselbe wie ihre Schwester.
„Hey, ich meinte damit, es wäre sicherer drin zu bleiben“, war es Shima gar nicht Recht, dass sie raus gingen.
„Versuchen Sie uns aufzuhalten“, hallte Precious Stimme durch den Gang, die schon fast draußen war.
„Mach doch was“, befahl Remys Mutter ihm und er watschelte hinter den Frauen her.
 
Es war eine kalte Frühlingsnacht und die Atemschwaden der Schwestern stiegen in den Himmel, als sie draußen standen. Sie beobachteten den 28-jährigen Nachrichtensprecher, der besinnungslos von seinem Sitzplatz auf die Seite gekippt war.
„Ist er tot, oder warum liegt ihr nur so da?“, kam auch Remy zu ihnen.
„Wir haben ihm sein Leben versaut“, bemerkte Precious nachdenklich.
„Jede Frau tut das eines Tages einem Mann an. Sie haben ihn ja nicht gezwungen alles hin zu werfen“, war Remy nicht gerade mitfühlend.
„Er war ein aufstrebender Nachrichtensprecher, er war ja fast noch ein Kind, als wir uns kennen lernten“, erklärte Precious.
„Du denkst zu viel“, konterte Remy und ging zu Rob hin.
„Das sagen mir viele. Was hast du vor?“, fragte Precious, als Remy, Rob mit dem Fuß anstieß.
„Kann man ihm wirklich vertrauen?“, fragte Remy skeptisch.
„Ich tu es“, entgegnete sie überlegend, was er vorhatte.
„Gut, wir nehmen ihn mit, aber wenn er nur einmal das Wort Polizei oder Bürgermeister erwähnt, fliegt er raus“, gab Remy nach und lud sich den Hackedichten Rob auf die Schultern. Das hatte schon einen seltsamen Tick von Slapstick, wie dieser 1,65 m Mann versuchte den groß gewachsenen Rob zu schultern.
„Kann man dir irgendwie helfen?“, schmunzelte Kesia.
„Nein, alles paletti. Oh man, im Fernsehen sieht er echt kleiner aus“, hatte Remy mühe Rob fest zu halten.
„Da sitzt er auch. Komm, ich helf dir“, lud sich Kesia Rob auch zur Hälfte auf die Schulter und sie trugen ihn rein.
 
„Eins, zwei, drei und hopp“, luden sie ihn auf Precious‘ Bett.
„Könnt ihr mir mal verraten was das wird?“, polterte Shima.
„Du sammelst doch auch immer Leute von der Straße auf, wird Zeit die Tradition an mich weiter zu geben“, erkannte Remy.
„Du weißt schon, dass das ein Reporter ist?“, fragte Shima nachfragend.
„Er ist Moderator, Reporter sind die Bösen. Ich hab Journalismus studiert und Sie haben mich auch hier her gebracht. Gott sei Dank, er atmet noch“, erwiderte Precious, die sich aufs Bett gesetzt hatte und den Puls ihres Verlobten fühlte.
„Sie brauchen auch meine Hilfe. Das ist nur ein abgewrackter Pitt Bishop“, verglich Shima ihn mit dem momentan bekanntesten CNN Moderator.
„Er ist ich, nur wir beiden sind etwas. Wenn Sie mich retten wollen, gehört er dazu“, wurde Precious philosophisch.
„Okay Mechthilde von Bruneisen, wenn es Ihnen so viel bedeutet bleibt er“, gab Shima nach.
„Mechthilde von Bruneisen, ich liebe ihre Gedichte“, stellte Kesia fest.
„Toll, lasst ihn da liegen, Essen wir zu Abend“, entgegnete Shima ohne große Gefühle zu zeigen und sie gingen raus.
 
„Die Geschichte wird immer mysteriöser. Seit gestern Nacht gilt auch der bekannte Moderator Robin “Red“ Radersky als verschwunden. Der Verlobte der ältesten Tochter des Bürgermeisters verbrachte jede Minute seiner Zeit damit, seine Verlobte zu suchen. Dies führte dazu, dass der Chef des Senders ihn vor die Tür setzte. Er beteuert, dass er keine andere Wahl hatte und hält Red an, sich zu melden, da er zusammen mit ihm nach einer Lösung suchen will. Weitere Nachrichten …“, erwiderte Robs Nachfolger als die beiden Schwestern tags drauf wieder am Display die Nachrichten verfolgten.
„Sie haben es also schon registriert, es lebe die Presse“, kam Shima zu ihnen.
„Das war eine doofe Idee, tut mir leid“, entschuldigte sich Precious wieder.
„Nein, ist schon gut. Ich hab ihm einen Vitamin/Aspirin Cocktail als Infusion gesetzt, dass sein Kater nicht höllisch wird“, erklärte Shima.
„Das ist nett, danke. Er schläft also immer noch?“, fragte Precious besorgt.
„Es ist erst früher Abend und er hat gestern mindestens einen Promillespiegel von 2,0 gehabt. Leg dich zu ihm, schlaf ein wenig, du siehst übernächtig aus. Ich bring euch nachher was zu essen“, bat Shima und Precious stand auf und ging.
„Geht es dir gut, Kind?“, fragte sie Kesia.
„Ja, Ma’am“, erklärte Kesia höflich.
„Shima bitte. Du willst nicht hier sein, oder?“, fragte sie nachfragend.
„Nein Ma’am, Shima, nicht wirklich“, gab sie zu.
„Du bist da draußen nicht in Gefahr, du solltest gehen und das Chaos aufklären“, stellte Shima fest.
„Was soll ich sagen? Die werden mir Fragen stellen“, war sie unschlüssig.
„Das werden wir hinkriegen“, versprach Shima und zog sie vom Sofa hoch.
„Das könnte funktionieren, du hast die gleiche Fantasie in Ausreden erfinden wie ich“, schmunzelte Kesia, als sie mit Shima einen Plan ausheckte, der alles vereinfachen sollte.
„Du hast aber auch gute Ideen, Kind, du wärst ne gute Geheimagentin. Nur eins werden wir tun müssen, das wird sehr wehtun, ist aber notwendig“, konterte Shima vorsichtig.
„Spuck’s aus“, nahm sie es blind an.
 
„Warum ich? Ich kann so was nicht“, nörgelte Remy, als sie zusammen im Aufenthaltsraum waren.
„Du hast das schon mal gemacht, ich meine Gewalt angewendet“, bat seine Mutter.
„Auf Gewalt gegen Frauen steht die Todesstrafe“, war es Remy gar nicht recht.
„Das weiß ich, aber dafür sind ja die Handschuhe da. Tu es“, befahl sie.
„Ich kann das nicht, wenn du dabei bist“, war er hibbelig und streifte die zweite Lage Latexhandschuhe über seine Hände.
„5 Minuten, ich warte draußen“, ging sie kopfschüttelnd nach draußen.
„Ich werde nicht sauer auf dich sein, wenn du davor Angst hast“, erklärte sie trocken.
„Ich hab das nur einmal gemacht bis jetzt, bei dem Zuhälter meiner Freundin, ich hab ihn wirklich gehasst“, erklärte er.
„Du kriegst ja nur die Prostituierten, hast du Angst vor einer richtigen Frau?“, provozierte sie ihn.
„Das ist mir nur peinlich, das macht mich nicht sauer“, erklärte er.
„Ach ja, wenn du nicht so hässlich wärst, würdest du vielleicht auch die hübschen Nutten abbekommen“, provizierte sie und bekam einen saftigen Kinnhaken.
„Oh man, tut das weh“, hielt sie ihre blutige Lippe.
„Es tut mir leid, wirklich“, entschuldigte sich Remy leicht geschockt.
„Was denn, was denn? Mehr hast du nicht drauf, Muttersöhnchen?“, fragte sie und bekam noch eine ins Gesicht. Das Resultat ihrer Beleidigungen waren eine blutige Lippe, ein blaues Auge und eine blutige Nase. Danach konnte er ihr nicht mehr ins Gesicht sehen.
„Okay, ich hab jemanden gefunden, der dich an den Stadtrand fährt, geht es?“, kam Shima zu ihr. Kesia saß belämmert auf dem Tisch.
„Schon. Ich kann mir jetzt etwas vorstellen, wie sich Frauen gefühlt haben müssen, die geschlagen wurden. Sie hätten das nicht von ihm verlangen sollen, er ist völlig verstört“, sah sie von ihrem gesenkten Blick auf. Blut lief ihr das Kinn herunter.
„Meine Güte, er hat dich ganz schön zugerichtet, das erfüllt mich mit Sorge“, entgegnete Shima und sah Kesias Gesicht an.
„Mir geht’s gut, denke ich. Lass uns gehen“, erkannte Kesia und stand von ihrem Schneidersitz auf.
 
„Meine Güte, was ist denn dir passiert?“, fragte Precious entsetzt, als sie an ihrem Zimmer vorbeischlurfte.
„Ich werde euch helfen, mehr musst du nicht wissen. Grüß den Nachrichtenfritzen von mir, ich hoffe der Depp hat nen höllischen Kater“, kam sie zu ihr rein.
„Du willst mir nicht sagen, was dir passiert ist, oder?“, fragte sie und stand vom Bett auf, in dem ihr Verlobter immer noch schnarchend ausschlief.
„Ich hab mich verprügeln lassen, frag nicht. Ich hoffe wir sehen uns wieder“, verabschiedete sie sich und ihre Schwester wollte sie in den Arm nehmen. Doch sie ging einen Schritt zurück.
„Nein, du darfst keine Spuren auf mir hinterlassen, tut mir leid“, entgegnete Kesia traurig und sie standen sich schweigsam gegenüber.
„Was heißt wir sehen uns wieder, wo gehst du hin?“, fragte sie verwirrt über das Aussehen ihrer Schwester.
„Ich geh’ wieder nach Hause, tut mir leid“, entschuldigte sie sich.
„Ist schon gut, du gehörst nicht hier her“, war Precious einsichtig.
„Du auch nicht, aber du bist hier sicher. Es ist schade, ich hätte deine Tochter gerne aufwachsen sehen. Wann auch immer du die Möglichkeit dazu hast, melde dich bei mir, ja“, verabschiedete sie sich von ihrer Schwester und eine Träne floss aus ihrem geschwollenen Auge.
„Das werde ich. Alle werden denken, dass ihr beiden durchgebrannt seid, sie werden euch nicht suchen, ihr seid frei“, erklärte sie mit Stolz.
„Komm, ich bring dich zu deinem Wagen“, kam Remy zu ihr. Sein Kopf war geneigt, er mied Blicke.
„Sieh mich an, Blödmann, ich sehe schlimmer aus, als es ist. Du bist gezwungen worden, ich weiß, dass du das nicht machen wolltest. Ich würde dich gern umarmen, aber du weißt ja Spuren und so. Fühl dich gedrückt“, entschied sie und ging aus der Tür.
„Das ist Nummer 3, er wird dich an einen Ort fahren, wo er dich raus lässt“, erklärte Remy, nach einem längeren Gang durch einen unterirdischen Tunnel. Ein Mann mit einem Allerweltsgesicht öffnete die Tür eines schwarzen Geländewagens.
„Will ich wissen was mit Nummer 1 und Nummer 2 passiert ist?“, fragte sie misstrauisch.
„Nicht wirklich, es hat nur was mit einer Gefängniszelle und einem namenlosen Grab zu tun“, erklärte Remy.
„Du kannst gut zuschlagen, wenn ich das so sagen darf“, lobte sie ihn.
„Das hättest du auch gelernt, wenn du länger hier geblieben wärst. Es behagt mir zwar überhaupt nicht, aber ich muss dir wieder wehtun“, erklärte er und sie zuckte zusammen.

 

 



„Ich hoffe keine Schläge in den Unterleib, durch dieses dumme Armband hab ich zum dritten Mal in 5 Tagen meinen Eisprung und das ist wirklich nicht meine Lieblingszeit im Monat, wenn du verstehst“, entgegnete Kesia und er zog eine Infusionsspritze aus der Tasche.
„Sagen wir so, Eisprungkrämpfe werden deine geringsten Probleme sein. Tut mir Leid“, entschuldigte sich Remy und stach ihr die Spritze direkt in den Hals.
Folgend auf diese Tat brach sie in den Armen von Nummer 3 zusammen.

Zehntes Kapitel

 
Das Gefühl war, als hätte sie ein LKW zwei Mal überrollt, als Kesia Hawks an diesem Morgen im Frühling 2130 aufwachte. Sie öffnete die Augen. Ihre Pupillen schienen ein Eigenleben zu führen. Sie tanzten wild von einer Seite zur anderen.
„Sie öffnet die Augen“, hörte sie die Stimme ihres Bruders.
„George?“, sprach sie durch ihre geschwollenen Lippen.
„Ja, kleine Schwester, ich bin es. Nicht anstrengen“, fuhr er sanft über ihre Stirn.
„Was ist passiert?“, spielte sie, weil sie ja genau wusste, was passiert war.
„Ich hab gehofft, du könntest mir das sagen. Wir haben dich gestern Mittag am Stadtrand gefunden. Du hattest das gleiche Kleid an, in dem du vor 11 Tagen verschwunden bist. Wo ist Precious?“, stellte George viel zu viele Fragen für ihren geschundenen Kopf. Sie drehte sich zur Seite.
„Was heißt das, ist sie tot?“, fragte George aufgekratzt.
„11 Tage? Dann muss ich echt einen im Tee gehabt haben“, tat sie so, als hätte sie die Frage nach Precious nicht gehört.
„Wo ist Precious, wo ist Rob? Sag es mir“, griff er sie an den Schultern. Der Griff tat weh’ wie tausend Nadelstiche. Das musste das Mittel bewirkt haben, was sie ihr gegeben hatten. Sie schrie auf.
„Entschuldige, es ist nur die letzten Tage waren die Hölle für uns. Du warst so seltsam am Abend, als du verschwunden bist, wir dachten, du hättest dir was angetan“, erklärte er.
„Ja, hab ich auch. Eine ganze Flasche Bourbone, echt nicht zu empfehlen, sag ich dir“, floss wieder eine Welle Blut durch ihren Kopf, was in ihren Ohren rauschte.
„Du bist in ein Alkoholkoma gefallen, willst du das damit sagen? Woher sind deine Verletzungen im Gesicht?“, forschte der Polizist in George nach.
„George, ich hab mindestens 2,5 Promille im Blut gehabt, ich weiß gar nichts mehr“, konterte sie und drehte den Kopf wieder zu ihm. Verschwommen sah sie hinter George auf einer Bank ihre Eltern.
„Warum trinkst du so viel? Wenn du Probleme hast, kannst du doch zu uns kommen“, kam ihr Vater zu ihr.
„Ich dachte, diese Probleme sind keine, die durch Reden behoben werden könnten“, erkannte sie.
„Versuch es!“
„Ich bin die jüngere Schwester, das dritte Kind. Ich will nicht verheiratet werden und kinderlos unglücklich neben meinem Ehemann das Anhängsel spielen“, erklärte sie trotzig.
„Das ist das Los das dir zugeteilt wurde“, erklärte ihre Mutter.
„Sieht ganz so aus, wo ist Ganter?“, fragte sie müde.
„Ich hab ihn fest genommen, er sitzt in Untersuchungshaft“, erklärte George.
„Wieso, was hat er gemacht?“, fragte sie gespielt entsetzt.
„Wir dachten, er hätte etwas mit deinem Verschwinden zu tun, er war zuletzt mit dir zusammen“, erkannte er und sie schüttelte den Kopf, als würde sie nicht verstehen, was er damit meinte.
„Du warst doch mit ihm zusammen, an dem Abend, als du verschwunden bist“, stellte er kritische Fragen.
„Er hat mich hier und dort hingefahren, ich war wirklich betrunken, ich kann nicht genau sagen, was da passiert ist“, bemerkte sie schwach.
„George, lass die Kleine in Ruhe, siehst du nicht, dass sie völlig fertig ist?“, kam Shadow ins Krankenzimmer.
„Shadow, Gott sei Dank, eine mitfühlende Person, komm zu mir“, streckte Kesia die Hand zu ihrer Freundin aus.
„Könnten Sie uns für ein paar Minuten alleine lassen?“, bat Shadow Lilly und die ging mit George und dem Bürgermeister raus.
„Okay, sie sind weg, sprich“, war Shadow neugierig und nahm ihre Hände.
„Nein, nicht du auch noch, ich hab keine Ahnung was passiert ist“, log sie. Shadow merkte das sofort.
„Du willst deiner besten Freundin doch nicht verschweigen, was du die letzten 10 Tage so getrieben hast, oder?“, fragte sie misstrauisch.
„Alkoholkoma, kann ich dir echt nicht empfehlen, ist nicht zum Lachen“, erklärte sie kurz.
„Gut, du willst es nicht sagen, du vertraust mir also immer noch nicht. Vergiss es einfach!“, stand sie auf und ließ ihre Hände los.
„Ich kann dir das jetzt nicht sagen, noch nicht“, entschuldigte sie sich und sah in die fragenden Augen ihrer besten Freundin.
Sie wartete ungefähr eine Minute auf eine Antwort.
„Schade, ich dachte, das hätten wir hinter uns. Gute Besserung, wir sehen uns in der Uni“, ging sie wieder. Als sie ihre Freundin nicht mehr sehen konnte, wusste sie, dass sie einen Fehler begangen hatte.
 
3 Tage später hatten sie all ihre Wunden im Gesicht geheilt und sie so mit Medikamenten vollgepumpt, dass sie auch die Uni wieder besuchen konnte.
„2 Wochen, bis zu deinem Abschluss, schon nervös?“, fragte Ruby, als sie beim Mittagessen saßen.
„Die Kartoffelration ist kalt“, erkannte sie tonlos.
„Du stocherst auch schon 20 Minuten darin herum. Wo ist sie hin?“, fragte Ruby und Kesia sah sie an.
„Wo ist was hin?“, fragte sie und nahm einen Bissen aus den kalten Kartoffeln.
„Die Seele in deinen Augen. Wo ist die hin?“, fragte sie als sie in ihre kalten Augen sah.
„Du gehst also auch zu der College-Therapeutin, sie hat heut Morgen auch mit dem Mist angefangen“, erklärte sie genervt.
„Ich geh’ zu ihr, wegen dem Prüfungsstress. Wo ist Shadow?“, fragte Ruby plötzlich.
„Weiß ich doch nicht, ich bin nicht ihr Babysitter“, entgegnete sie schroff.
„Ah ha, ich wusste es, ihr habt euch verkracht“, stellte sie fest.
„Blitzmerker, es gibt nen Grund, warum ich hier an deinem Tisch sitze“, schob sie ihr Tablett zur Seite.
„Hey, das war ein Tiefschlag, so arg viele Freunde sind dir nicht geblieben, also sei nett“, erklärte Ruby trotzig.
„Was heißt, mir sind keine Freunde mehr geblieben?“, hörte sie das erste Mal richtig zu.
„Ach Süße, als du deine Freakshow nach der Party abgezogen hast, sind so Gerüchte aufgetaucht. Das du ein Alki bist, war eins der größten Gerüchte, was sich durch dein Komasaufen nicht gerade erkaltet hat“, sagte Ruby ihr die Wahrheit.
„Ich hab kein Alkoholproblem, aber wenn es dich beruhigt, ich trinke nicht mehr. Nie wieder. Ich werde runter in den Holoraum gehen, ich muss gucken, ob alles für morgen Mittag fertig ist“, stand sie etwas grob motorisch auf und die Gläser auf dem Tisch klirrten. Ihr wurde schwindlig vor Augen. Sie stützte sich am Tisch ab.
„Miss Hawks, alles in Ordnung?“, stürmte ihr neuer Bodyguard zu ihr.
„Ja Lewis, alles in Ordnung, ich bin nur zu schnell aufgestanden. Wir gehen in den Keller“, erklärte sie und nahm das Tablett.
„Was ich dich schon lang fragen wollte, was ist mit diesem heißen deutschen Adonis passiert, der dir nicht von der Seite gewichen ist?“, fragte Ruby plötzlich.
„Er sitzt im Knast, ist ne lange Geschichte. Wir sehen uns um halb drei in der Vorlesung“, erklärte Kesia und folgte ihrem Bodyguard zur Geschirrrückgabe.
 
Im Keller traf sie jemanden, den sie eigentlich nicht sehen wollte.
„Ich hab den Raum diese Stunde gebucht, da kannst du auch nichts dran ändern“, murrte Shadow, die auf einer Konsole etwas eintippte.
„Ja, ich will nur alles kontrollieren, dass morgen alles glatt läuft. Hey, das ist Salvador, was ist mit deinem Präsidentin Shore Hologramm passiert?“, wunderte sich Kesia, als ihre Freundin an ihrem Notfallhologramm arbeitete.
„Ich wurde gezwungen, das Hologramm der Präsidentin zu löschen, wegen Gefahr für die nationale Sicherheit. Aber das wusstest du sicher schon“, war Shadow immer noch nicht gut auf sie zu sprechen.
„Nein, das wusste ich nicht, warte mal, beschuldigst du mich, was damit zu tun zu haben?“, fragte sie schroff.
„Du bist die einzige, die wusste, was ich geplant habe, ich bin nicht blöd, Kes“, grummelte sie.
„Ich hab kein Wort gesagt, das verspreche ich dir“, bat Kesia nach Verständnis hoffend.
„Sie sagt die Wahrheit“, kam Gates zu ihnen.
„War ja irgendwie klar, dass der neue Spitzel der Schulleitung was damit zu tun hat. Warum hasst du mich, Gates?“, konterte Shadow und kam auf ihn zu.
„Ist nichts persönliches Shadow, ich muss alle 6 Monate die Hologramme auf gefährliche Inhalte durchleuchten, Präsidentin Shore gehört eindeutig zu den gefährlichen Inhalten. Bei Kesia musste ich den Zuständigen beknien, dass er Hyden zulässt“, erklärte Gates unterstützend.
„Hyran, er heißt Hyran, nicht Hyden, hörst du eigentlich irgendwelche Musik?“, mochte Kesia gar nicht, dass er für sie ein stand.
„Musik ist Zeitverschwendung, vor allem die von Orange Jam. Da du mich eh’ schon hasst, wird es dir wohl nichts ausmachen, alles runter zu fahren, ich muss ein Update programmieren“, sprach er mit Shadow.
„Sohn des Satans, ich bin noch nicht fertig“, fluchte Shadow.
„Ich bin gleich fertig, du kannst dann sofort weiter arbeiten. Geht doch schnell hoch und trinkt einen Kaffee, ich ruf euch, wenn ich fertig bin“, ließ sich Gates von den Beschimpfungen nicht ablenken.
„Ich lad dich ein“, versuchte Kesia den Streit zu schlichten.
„Meinetwegen“, grummelte Shadow nicht gerade begeistert.
„Ich kann dir nicht sagen wo ich war, das heißt aber nicht, dass ich dir nicht vertraue“, bemerkte Kesia, als sie beim Kaffee saßen und sah zu Lewis, den sie etwas entfernt abgestellt hatte.
„Wenn du nicht mal deiner besten Freundin sagen kannst, wo du warst, wem dann?“, fragte Shadow nachdenklich.
„Okay, du musst das ins Grab mitnehmen“, begann sie.
„Ich schwöre es beim Leben meiner Mutter“, schwor sie.
„Das ist genehmigt. Ich hab nen Kerl kennengelernt“, begann sie zu beichten.
„Und deshalb hast du meinen Wagen für die Spritztour gebraucht?“
„Ja, so in etwa!“
„Du hast dir einen Kerl geangelt, ich freu mich doch für dich“, war sie begeistert.
„Nein, du verstehst mich falsch, ich war zwar bei ihm, aber er hat mir bei einem Problem geholfen“, erklärte sie weiter.
„Du hast dir doch nichts weg machen lassen?“
„Nein, was denkst du von mir. Ich hab meiner Schwester in ihrer Situation beigestanden, das war alles eine große Show“, erklärte sie bisweilen.
„Aber diese Wunden, die sahen so echt aus“, war sie baff.
„Liegt daran, dass sie echt waren. Hat ziemlich wehgetan“, erklärte sie, als hätte sie sich nur den Knöchel verknackst.
„Du hast dich selbst geschlagen? Das ist ganz schön krank“, war sie echt verwirrt.
„Nein, ich hab mich schlagen lassen, von ihm“, entgegnete sie.
„Er hat dich geschlagen? Darauf steht doch die Todesstrafe“, konterte sie.
„Ich hab es ja wollen. Das es echt aussieht. Sie haben es ja auch geschluckt. Nur schade, dass mein Opfer dafür zu groß ist“, drehte sie den Ring an ihrem Finger um. Es war ein Verlobungsring.
„Jetzt erzählst du mir die ganze Zeit schlechte Nachrichten, aber die freudige lässt du aus“, zog sie Kesias Hand zu ihr.
„Weil es keine freudige Nachricht ist. In einem Monat bin ich Salvadors Frau“, bemerkte sie ohne ein Gefühl in der Stimme.
„Was? Wann ist denn das passiert?“, fragte Shadow gespielt begeistert.
„Hör auf mir Begeisterung vorzuheucheln, ich weiß, dass du mir am liebsten ins Gesicht spucken würdest“, wusste Kesia genau, wie sich ihre Freundin fühlte.
„Er ist ein guter Mann, er wird dir ein treuer Ehemann sein“, bemerkte Shadow und biss sich dabei auf die Lippe.
„Ich liebe ihn nicht, ich kann ihn nicht mal besonders leiden, wenn es dich beruhigt“, erklärte Kesia trocken.
„Warum heiratest du ihn dann?“, fragte Shadow und ihre Stimme schwang ins saure um.
„Weil er mir ausgesucht wurde, weil es mein Los ist“, entschied sie.
„Mädchen, was haben sie dir bloß gegeben, das du so teilnahmslos bist, die echte Kesia würde jetzt schreien und kämpfen“, sah sie ihr in die Augen.
„Ruby hatte Recht, die Seele ist weg“, erkannte sie auch.
„Ladies, ich wollte euch ja nicht unterbrechen, aber ich bin fertig“, kam Gates zu ihrem Tisch.
„Gut, ich hab noch viel zu tun. Herzlichen Glückwunsch noch Mal“, ging Shadow davon.
„Habt ihr beiden euch verkracht?“, fragte Gates neugierig.
„Ich werde den Mann heiraten, den sie liebt, ich wäre auch sauer auf mich“, stand sie ohne eine Miene zu verziehen auf.
„Lewis, A-Gebäude, sofort“, lief sie voraus und ihr Bodyguard folgte ihr treu wie ein Hund.
 
An diesem Abend war die Verlobungsfeier für Salvador und Kesia angesetzt.
Kesia sah toll aus, man konnte nicht Mal erahnen, dass ihr Gesicht nur drei Tage zuvor von Blessuren übersät gewesen war. Ihr Körper war auch voller blauer Flecken gewesen, sie wusste nicht, ob das auch Remy gewesen war, sie war nur heilfroh, dass sie sie zuvor betäubt hatten.
„Sie sehen wunderschön aus, Miss Hawks“, kam Salvador im Smoking zu seiner Verlobten, die ein silbernes, sehr weit ausgeschnittenes Abendkleid trug.
„Wenn du nicht endlich anfängst, mich Kesia zu nennen, überlebst du das erste Ehejahr nicht“, hakte sie sich bei ihm ein und sie gingen durch eine altmodische Glastür in den Saal, in der die Feier stattfand.
Es waren nur ihre Eltern, George und ein paar von Salvadors Freunden geladen. Weder Ruby noch Shadow hatten auf ihre Nachricht geantwortet, was sie nicht überrascht hatte.
„Es gibt Kaviar und Lachshäppchen und einen lieblichen Weißwein, ganz nach deinem Geschmack“, präsentierte Salvador ihr den reichlich gedeckten Tisch.
„Oh nein, keinen Wein, mein Arzt hat mir gesagt, meine Leber nimmt ihren Hut und geht, wenn sie noch mehr Alkohol bekommt. Aber das andere ist wunderbar“, versuchte sie freundlich zu sein. Der Kaviar wurde in Gold aufgewogen, er war kaum noch zu bezahlen. Deshalb schluckte sie höflich das Häppchen herunter, was er ihr in den Mund steckte.
 
Nach dem Abendessen saßen die bald Vermählten allein auf dem großen Balkon des Hotels, in dem sie feierten.
„Was machen wir eigentlich hier? Du willst nicht hier sein und ich auch nicht“, realisierte sie plötzlich.
„Doch, es ist eine Ehre dich zur Frau zu nehmen, deshalb hab ich dich gefragt“, erklärte er und lächelte sie an.
„Aber dein Herz gehört nicht mir, ich weiß, wem es gehört und sie ist heute Abend nicht hier, obwohl ich mir so gewünscht hätte, sie wäre es“, sprach sie ihn auf Shadow an.
„Ich weiß nicht, von wem du redest“, konterte er schlecht gespielt.
„Ich werde sie verlieren, wenn wir diesen Schritt tun und nur, weil es uns die da drin vorschreiben. Fahr zu ihr, rede mit ihr, ich werde dich nicht heiraten, bevor ich nicht weiß, dass sie damit einverstanden ist“, bat sie und stand auf. Ihre Schärpe wehte im Windstoß, der in diesem Augenblick aufkam.
„Ich weiß nicht, von wem du redest“, bemerkte er erneut.
„Jetzt spiel nicht den Unschuldigen, ich hab doch gesehen, wie du ihr bei der letzten Weihnachtsfeier bei uns zu Hause die Zunge in den Hals gesteckt hast. Ich werde den da drinnen sagen, dass dir schlecht geworden ist, und du heim musstest“, erwiderte sie.
„Ich werde nicht von meiner eigenen Verlobungsfeier abhauen, um irgendein Mädchen zu treffen“, verneinte er das Angebot.
„Vielleicht bist du auch viel zu bieder für einen Punk wie sie. Lass uns wieder rein gehen, mir wird es kalt“, nahm sie ihr Schultertuch auf und sie gingen wieder rein.
 
So spielte sie an diesem Abend also das brave Frauchen. Salvador wich nicht von ihrer Seite, was ihr ziemlich lästig war.
„Salvador, hast du dir mein Angebot noch mal überlegt?“, versuchte sie es spät an diesem Abend noch Mal.
„Welches Angebot?“, fragte ihre Mutter, die ganz in der Nähe stand und kam zu ihr.
„Die Flitterwochen in Paris zu verbringen, ich hab ihn danach gefragt“, log Kesia schnell.
„Das ist eine wundervolle Idee, Paris ist wunderschön im Frühling. Ich werde diese Idee sofort deinem Vater unterbreiten“, rauschte sie davon.
„Du machst das, als hättest du Übung darin“, war Salvador verwundert.
„Nur 20 Jahre! Du hast einfach Angst, das ist es doch“, neckte sie ihn.
„Dieser Job ist mein Leben, das kann ich nicht riskieren“, erklärte er stur und winkte ihren Eltern zu, die ihm zuwinkten.
„Der Job ist dein Leben? Eine wirklich gute Basis für unsere Ehe. Mein Mann arbeitet den ganzen Tag, ich hab keine Kinder, um die ich mich kümmern kann und arbeiten kann ich auch vergessen“, winkte sie ihren Eltern auch zu und lächelte dabei verkrampft.
„Warum kannst du die Arbeit vergessen, ich dachte du hast da dieses Praktikum“, machte er mit ihr Small Talk.
„Woher weißt du das mit dem Praktikum?“, fragte sie verwundert.
„Dein Vater hat mal davon erzählt. Das ist die Chance“, erklärte er verwundert.
„Tja, daraus wird wohl nichts, wir sind in den Flitterwochen in Paris in der Zeit, wie es aussieht. Aber ja, ich darf ja halbtags im Bürgermeisteramt arbeiten, das mir bloß nicht langweilig wird und ich auf den Gedanken komme, Kinder zu wollen. Das hab ich nämlich nicht zu wollen. Aber wir können ja einen Hund haben, ist das nicht toll?“, ließ sie ihren ganzen Frust an ihm aus.
„Kind, ich glaube es wird Zeit wieder eine Pille zu nehmen“, eilte ihre Mutter zu ihr, als sie sah, dass sie sich aufregte und zerrte sie am Arm weg.
„Au, ich hab zwar keine blauen Flecken mehr, aber die Schmerzen sind immer noch da. Was soll das?“, raunte Kesia, als ihre Mutter vor der Damentoilette bremste.
„Kannst du mal die Klappe halten, du versaust alles“, war sie in Rage, was sie gar nicht von ihrer Mutter kannte.
„Versauen? Mom, ich bin nicht Precious, ich kann nicht aufholen, was du für sie geplant hattest“, murrte sie.
„Deine Schwester ist einfach abgehauen, ohne irgendwas zu hinterlassen. Das macht man doch nicht“, begann ihre Mutter zu weinen.
„Sie ist erwachsen, sie weiß was sie tut“, versuchte Kesia ihre Mutter zu trösten, was ihr sichtlich schwer fiel, weil sie nicht wusste, dass ihre Mutter zu solchen Emotionen fähig war.
„Aber die ganze Hochzeit, den Stress den ich in den letzten Wochen hatte, erst wollte sie alles vorverlegen, dann brennt sie durch. Dann verschwindest du, dann tauchst du aus heiterem Himmel wieder auf. Ich hab dich wirklich mit ihr verwechselt, du musst ihn nicht heiraten, wenn du nicht willst“, gab sie plötzlich nach.
Kesia öffnete die Hand ihrer Mutter und schluckte die Tablette darin.
„Ich wollte ja immer schon so sein wie Precious, er ist ganz nett“, erklärte sie und lächelte ihre Mutter an.
„Das hör ich gern. Ich wusste doch, dass du eines Tages Vernunft annimmst. Jetzt lass deinen Verlobten nicht warten, du musst dich bei ihm entschuldigen“, freute sich ihre Mutter und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Als sie zurückkam, war Salvador verschwunden.
„Dad, hey wo ist Salvador?“, ging sie zu ihrem Vater.
„Ich soll dir ausrichten, er hat noch was zu erledigen, du wüsstest schon, um was es ging“, erklärte ihr Vater.
„Ja, das weiß ich. Ich unterschätz ihn echt viel zu oft. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich bin müde, ich muss ins Bett“, konterte sie mit einem Lächeln und mit Lewis im Schlepptau verließ sie den Ballsaal.
„War die Verlobungsfeier schön?“, fragte Lewis höflich, als sie auf dem Rücksitz sitzend von ihm nach Hause gefahren wurde.
„Am Anfang war alles etwas steif, doch dann tauten die Leute auf“, bemerkte Kesia ohne aufzusehen und spielte mit ihrem Verlobungsring herum, den sie ausgezogen hatte.
„Das ist schön, das war bei meiner Verlobungsfeier auch nicht anders. Machen Sie sich keine Sorgen, spätestens nach der Hochzeit ist das Lampenfieber vorbei und alles läuft in geraden Bahnen“, erklärte Lewis. Lewis war ein Mann Mitte Vierzig mit einem netten Lächeln.
„Sind Sie verheiratet, Lewis?“, wollte sie wissen.
„Ja Miss, seid 23 wunderbaren Jahren. Und jeden Tag liebe ich sie ein bisschen mehr“, erwiderte er vergnügt.
„Das ist wunderbar, Sie glauben nicht, wie mich das freut zu hören. Könnten Sie mir einen Gefallen tun? Könnten Sie mich ins Seed of Mercy fahren?“, fragte sie plötzlich und sah auf.
„Aber Miss, das ist ein Gefängnis“, war Lewis überrascht.
„Lewis, mein Bruder ist ein Polizist, glauben Sie, ich weiß das nicht?“, fragte sie und sah in seine Augen, die sie vom Rückspiegel aus ansahen.
„Okay, aber kein Wort zu Ihren Eltern!“
„Bin ich lebensmüde? Natürlich nicht. Fahren Sie“, bat sie und er wendete.

Elftes Kapitel

 
„Eigentlich schließen wir die Tore um 22 Uhr für alle Gäste, aber wir haben auch selten die Tochter des Bürgermeisters hier“, bemerkte der Direktor des Gefängnisses, als er sie zu der gewünschten Zelle führte. Die Hologitter summten mit Starkstrom, was sehr gespenstisch aussah im Dämmerlicht der Lampen.
„Machen Sie sich keine Sorgen, das ist die neueste Technik, da kommt keiner raus“, beruhigte sie der Direktor.
„Hab ich nicht, ich hab meinem Professor assistiert, als er im ersten Jahr Block D gesichert hat“, erklärte sie nicht ohne etwas Stolz.
„Das war gute Arbeit, Block D ist immer noch einer der sichersten. Ach ja, ich erinnere mich an unser Gespräch. Sie müssten inzwischen Ihren Abschluss haben“, erklärte er.
„In zwei Wochen bin ich fertig, Gott sei Dank. Es tut mir wirklich leid, dass ich noch so spät hier auftauche, aber ich muss noch was klären“, erkannte sie und der Direktor hielt an.
„Es geht wohl um den jungen Herrn von den DeadHeadMonkees? Der redet ständig von Ihnen“, bemerkte er.
„DeadHeadMonkees? Noch nie gehört“, konterte sie verwundert.
„Seltsam, ich hätte schwören können, sie sind wegen Caleb Deadwood da“, konterte er und fuhr mit dem Scanner über das Namensschild an der Tür. Er hatte sie zu Caleb geführt.
„Caleb Deadwood, man den Namen hab ich jetzt seit 15 Jahren nicht mehr gehört. Wir waren zusammen in der Grundschule, aber seid da haben sich unsere Wege getrennt. Er ist der Sohn des Direktors der größten Bank der Stadt. Sind diese DeadHeadMonkees eine Gang?“, fragte sie und tat einen verstohlenen Blick hinein.
„Wir sind nicht nur eine Gang, wir sind Die Gang schlechthin. Kesia Hawks, du bist wirklich die letzte, die ich hier erwartet hätte. Wie es aussieht, bist du erwachsen geworden, das wollten wir doch nie. Du kommst fünf Jahre zu spät, ich hätte dich vor fünf Jahren gebraucht“, kam Caleb ans Hologitter.
„Auch wenn ich dir gern helfen wollte, Caleb, ich bin heute nicht wegen dir hier“, bemerkte sie.
„Ich verstehe, dein Bruder hat mich verhaftet, das käm nicht gut. Ich hoffe du findest, was du suchst“, ging er zurück zu seinem Bett.
„Caleb Deadwood, ich glaub es echt nicht, ich hätte gedacht er hätte längst seinen Doktor in irgendwas. Ich wollte zu Ganter Deutschmann“, erklärte sie nachdenklich und er führte sie weiter.
 
„Hey Deutschmann, du hast Besuch“, machte der Direktor Licht.
„Lassen Sie mich in Frieden, es ist mitten in der Nacht“, sagte Ganter mit verärgerter Stimme aus einer Ecke der Zelle.
„Miss Hawks ist da für Sie“, ergänzte der Direktor und deaktivierte das Hologitter.
„Kesia?“, änderte sich Ganters aggressive Stimme in Verwunderung.
„Könnten Sie uns bitte etwas allein lassen, ich ruf Sie dann, wenn ich wieder raus will“, bat Kesia und wurde mit Ganter allein gelassen.
„Kes, echt ich hab mir wirklich Sorgen um dich gemacht, wo warst du?“, umarmte Ganter sie herzlich.
„Ich hab Precious dahin gebracht, wo sie sicher ist. Ich danke dir so sehr, dass du nichts gesagt hast“, erklärte sie.
„Ich war kurz davor, ich war so sauer, dass du nicht mehr aufgetaucht bist“, erklärte Ganter und sie nickte verständnisvoll.
„Es ging nicht anders. Ich wollte nicht, dass du ins Gefängnis musst“, erklärte sie entschuldigend.
„Das hoffe ich auch schwer. Aber ich hab mir einen guten Anwalt genommen, in einem Monat bin ich wieder draußen, wie es aussieht“, bemerkte er trocken.
„Das ist schön, dann wirst du bei meiner Hochzeit dabei sein“, erklärte sie.
„Hochzeit? Wann ist denn das passiert?“, wunderte er sich.
„Ich heirate Salvador, meine Eltern bestehen darauf“, konterte sie und lächelte matt.
„Das ist ein zu großes Opfer nur für deine Schwester“, stellte er fest.
„Wem sagst du das. Ich hoffe mein Bruder hat dich nicht zu hart ran genommen“, erkannte sie.
„Nein, er war zwar ziemlich penetrant mit seinen Fragen, aber ich bin aus gutem deutschen Stahl, nicht zu brechen“, konterte er und sie zog ihr Tuch wieder auf ihre Schulter, das ihr heruntergerutscht war.
„Nettes Kleid, war sicher teuer“, erkannte er ruhig.
„Keine Ahnung, hat meine Mutter besorgt. Das ist nicht die Frage, die dir auf der Zunge liegt, oder?“, fragte sie skeptisch.
„Du hast immer noch meine Frage nicht beantwortet, wo warst du?“
„Du weißt wo ich war, dank dem Ding hier“, hielt sie den Arm mit dem Armband hoch.
„Das ist genau das Problem, ich hab dein Signal nie verloren, dich aber schon“, erwiderte er und drückte sein Armband an ihres. Ein roter Laser umschlang ihre beiden Arme.
„Ja, funktioniert alles. Wirklich seltsam“, bemerkte er nachdenklich.
„Kannst du das Ding nicht abmachen, jetzt wo du nicht mehr mein Bodyguard bist?“, zog sie ihren Arm weg und rieb ihn, weil das Metall des Armbands heiß geworden war.
„Seit wann bin ich nicht mehr dein Bodyguard?“, fragte er verwundert.
„Seit deiner Verhaftung, will ich meinen. Lewis ist mein neuer Bodyguard“, erklärte sie fast peinlich berührt, dass sie ihm das sagen musste.
„Lewis? Die haben echt Angst um dich“, bemerkte er.
„Du kennst ihn?“, fragte sie erstaunt.
„Nicht persönlich, aber jeder gute Bodyguard muss ihn kennen. Er ist ne Legende. Wo ist er dann, wenn er so gut ist?“, fragte Ganter etwas zynisch.
„Draußen im Wagen, ich hab ihn davon überzeugt, dass dies der sicherste Platz in der ganzen Stadt ist. Ich muss jetzt wirklich wieder los, ich steh’ kurz vor meinen Abschlussprüfungen wie du weißt und da ist ja noch eine Hochzeit zu planen. Ich wollt nur wissen ob es dir gut geht. Was ist jetzt, machst du es mir ab? Ich schein ja in guten Händen zu sein“, zwängte das Armband ihren Arm ein.
„Sicher. Irgendwie schade. Deinen Puls an meinem Armgelenk zu fühlen hat mich irgendwie immer beruhigt. Dann war’s das also mit uns?“, war er enttäuscht.
„Sieht ganz so aus. Hier, nimm mein Tuch, dann hast du was von mir“, erklärte sie und band ihm ihren Schulterschal um den Hals, während er sie von dem Armband erlöste.
„Ja, danke, das tut gut. Ich danke dir noch Mal, dass du mich nicht verpfiffen hast, wo ich war“, rieb sie ihren Arm.
„Freunde tun so etwas. Ich wünsch dir alles Gute für die Zukunft“, erkannte er, lächelte kurz und sie rief nach dem Direktor.
„Und noch was, untersteh’ dich, dich mit meinem 300 Dollar teurem Hèrmes Tuch aufzuhängen“, schmunzelte sie und ging nach draußen und das Hologitter wurde vom Direktor wieder geschlossen.
„Warum sollte ich das bitte tun?“, fragte er und kam zum Hologitter.
„Nur eine Bitte. Schlaf gut, mein Held“, ging sie weiter.
„Was ist jetzt Kesia, hilfst du mir?“, rief Caleb ihr hinterher, aber die Schreie verhallten in dem inzwischen leeren Gang.
 
„Was ist mit Ihrem Tuch passiert?“, fragte Lewis, als sie wieder in den Wagen einstieg.
„Ich wusste doch, dass sie bei der CIA waren. Ich bin zu nah an ein Hologitter dran, es hat gebrannt wie Zunder. Nach Hause“, entgegnete sie und schloss die Wagentür.
„Schade um das schöne Tuch. Geht es Ganter gut?“, wusste er schon, was lief.
„Er sitzt im Knast, was denken Sie? Bei Ihnen wird es wesentlich schwieriger Ausreden zu finden, oder?“, war sie nicht erfreut, dass er in ihren Augen lesen konnte wie in einem Buch.
„Ich armer, armer Mann wurde taub geboren“, erklärte Lewis sich dazu bereit, nicht alles so genau zu nehmen.
„Danke, das bedeutet mir viel. Wecken Sie mich, falls ich einschlafe“, schloss sie das Trennfenster der Limousine und legte sich ein wenig hin.
 
Am nächsten Morgen schreckte Kesia aus ihrer Konzentration, als jemand brutal ihren Drehstuhl umdrehte, auf dem sie gerade saß.
„Was fällt dir eigentlich ein?“, fragte Shadow wutschnaubend und Lewis kam angerannt und hielt ihr eine Waffe an den Kopf.
„Lewis, bei Fuß“, grummelte Kesia und er verzog sich wieder ins Eck.
„Du hast Recht, dieser Code gibt überhaupt keinen Sinn“, spielte sie die Unwissende und hob ihr Schreibdisplay hoch.
„Hast du mit Salvador geredet?“, fragte sie und zog die Brauen hoch.
„Musst ich wohl, gestern war unsere Verlobungsparty“, spielte sie ihr Spielchen weiter.
„Er war letzte Nacht bei mir“, versuchte sie ihrer Freundin auf die Sprünge zu helfen.
„Er tanzt halt gern auf vielen Partys. Ich liebe ihn nicht, also ist es mir egal“, konterte sie.
„Du weißt genau von was ich rede, seine Liebeserklärung?“, fragte sie und knockte ihr auf den Kopf.
„Ich hab da was erwähnt“, druckste sie herum.
Sie warf ihr einen bösen Blick zu. Dann zog sie sie hoch und drückte sie fest an sich.
„Ich danke dir, dass du das alles für mich aufgibst“, bedankte sie sich herzlich.
„Ich danke dir, da muss ich ihn nicht heiraten. Glückwunsch, habt ihr endlich zusammen gefunden? Das war auch mal Zeit“, erklärte sie und lächelte.
„Wir haben über die Zukunft geredet, wir wollen ein kleines Bistro aufmachen, denn seinen Job ist er sicher los, wenn er die Hochzeit mit dir absagt“, sprudelte sie über voll Freude und ließ ihre Freundin wieder in den Stuhl plumpsen.
„Vermutlich. Wäre nicht das schlimmste, es ist nicht einfach für meinen Vater zu arbeiten, denke ich. Aber wenn du willst, kann ich mit meinem Vater darüber reden, dass er seinen Job behält“, erklärte Kesia.
„Nein, ist vielleicht besser, wenn er nicht mehr für deinen Vater arbeitet. Nichts für Ungut“, erklärte sie.
„Kein Problem, ich wollte ja auch nicht für ihn arbeiten. Ich war übrigens gestern noch bei Ganter im Gefängnis“, erwähnte Kesia nebenbei.
„Hast du den Verstand verloren? Wenn dich jemand gesehen hätte“, war Shadow entsetzt.
„Wieso, es war mitten in der Nacht und mein Verlobter hat mich für so ne Schlampe verlassen“, schmunzelte sie.
„Magst du ihn, Ganter meine ich?“, fragte Shadow neugierig.
„Natürlich mag ich ihn, ich mag immer die falschen. Ich hab Slice gemocht, weil er nicht gut genug für mich war, jetzt sitzt er in einem schäbigen Mietshaus, Ganter hab ich sogar in den Knast gebracht“, entgegnete Kesia und stützte sich an der Fensterbank ab.
„Du weißt, wo Slice jetzt wohnt?“, fragte Shadow.
„Verdammt, ich rede mal wieder zu viel“, erklärte Kesia und schwieg dann.
„Du triffst dich doch nicht mehr mit ihm, oder?“, fragte Shadow leicht irritiert.
„Nein, ich war nur kurz bei ihm, weil ich was gebraucht habe“, erwiderte sie.
„Ah, was hast du von ihm gebraucht? Eine Waffe, Drogen?“, fragte Shadow skeptisch.
„Witzig, ja es war nichts legales, ich hab es für meine Schwester gebraucht. Mehr sag ich dazu nicht. Wie wär’s wir gehen heut Abend zusammen Essen und reden über alles? Ich muss noch einiges erledigen“, hatte Kesia plötzlich das Gefühl die Klappe halten zu müssen.
„Klar, bis später dann“, ging Shadow einfach davon.
Als sie sich gerade wieder in die Materie eingefunden hatte, wurde es unruhig in der Bibliothek. Sie sah auf und fasste sich an den Kopf.
Ein Mann, der eins von Precious‘ Studiooutfits trug, einem silbernen Glitzerkleid, kam zu ihr.
„Oh meine Güte Lenn, was machst du jetzt schon wieder?“, erkannte sie Lennox den Assistenten ihrer Schwester.
„Keinen Tag länger Kes, ich spiele keinen Tag länger mehr deine Schwester“, donnerte er mit einer unerwarteten dunkleren Stimme.
„Ich kann dir nicht ganz folgen, was hast du gemacht?“, war ihr nicht ganz klar, was er tat.
„Deine Schwester hat einen Abflug gemacht, wie es dir schon aufgefallen sein sollte, irgendjemand muss sie wohl oder übel vertreten“, half er ihr auf die Sprünge.
„Und das bist du? Du hast zwar die Figur, aber das Kleid steht dir wirklich nicht“, war sie amüsiert.
„Das gleiche hat mein Lebensgefährte heut Morgen auch gesagt, als ich es angezogen habe. Fällt dir vielleicht ein besserer Plan ein?“, fragte er und strich das Kleid am Bauch glatt.
„Hier, das ist mein Blaumann für Maschinentechnik, zieh’ dich um, dann reden wir“, war sie irritiert von seinem Erscheinen und schickte ihn weg.
Wenige Minuten später kam er wieder. Der Blaumann war ihm an den Beinen zu kurz.
„Besser, du hast mir Angst gemacht. Seit wann muss der Assistent der Moderatorin die Moderation machen?“, wunderte sie sich und stellte ihm einen Kaffee hin.
„Seit ich dem Produzenten gesagt habe, dass ich schon vergeben bin, als er mich angemacht hat. jetzt spielt er die Diva. Oder ich, besser gesagt. Hast du ne Ahnung, wo deine Schwester steckt?“, setzte er den Kaffee an seinen Mund.
„Keinen blassen Schimmer. Warum machst du nicht endlich deine eigene Show? Meine Schwester sagt mir immer, was für ein Talent du hast“, machte sie ihm Mut.
„Hallo, ich musste ein Damenkleid tragen, warum denkst du, dass er mir plötzlich einen Moderationsposten anbieten würde?“, wies er sie darauf hin.
„Rede mit ihm, zeig ihm die Takes, die du mit Precious gemacht hast, er hat nen guten Grund dich zu nehmen“, schlug sie vor.
„Gut, ich werde mit ihm reden. Danke, ich muss zurück“, stand er wieder auf.
„Na, mal wieder dabei ne Karriere zu zerstören?“, fragte Salvador, der zu ihr kam, nachdem Lennox gegangen war.
„Da ist ja mein Zukünftiger, ich hab mich schon gefragt, wann du hier auftauchst“, gab sie ihm ein Küsschen auf die Wange.
„Du warst ganz schön hart gestern, aber ich hab diesen Arschtritt verdient“, entgegnete er und setzte sich zu ihr hin.
„Also, wie sagen wir es meinen Eltern?“, begann sie.
„Sie wissen es schon. Ich hab es heut Morgen Jonathan gesagt, bei Lilly war ich gerade. Ich hab ihnen die Wahrheit gesagt, dass ich mich anderweitig verliebt habe und ich jetzt zu dir gehen würde, um dir die Wahrheit zu sagen“, gestand er.
„Ohne das mit mir abzusprechen? Was haben sie gesagt?“, fragte sie nervös.
„Meinen Job bin ich los, aber das ist okay, ich hab lang genug für deinen Vater gearbeitet. Deine Mutter hat mir die Summen an den Kopf geworfen, die sie schon für die Hochzeit ausgeben hat“, erklärte er gelassen.
„Also genau so, wie ich dachte. Aber du hast doch kein Wort darüber gesagt, dass es meine Idee war?“, hoffte sie.
„Nein, natürlich nicht. Du musst halt zu Hause ein paar Tage die trauernde Verlassene spielen“, entgegnete er.
„Nicht nötig, meine Mutter weiß, dass ich dich nicht liebe. Meinem Vater wird es egal sein. Ich kann mal rumfragen, vielleicht kann ich dir einen Job besorgen“, schlug sie vor.
„Vielen Dank, aber ich weiß, was ich will“, sah sie das erste Mal ein breites Grinsen in seinem Gesicht.
„Du siehst gut aus, ich bin froh, dass wir das getan haben. Ach ja hier, deinen Verlobungsring, den brauchst du sicher wieder“, entfernte sie den Ring von ihrem Finger und das fühlte sich genauso gut an, wie das Abmachen des Überwachungsarmbands.
„Gib den Scarlett, sag ihr, den kann sie tragen, bis ich einen anderen für sie habe“, schmunzelte er.
„Scarlett?“
„Shadow, sag bloß, du hast schon vergessen, wie ihr richtiger Vorname lautet“, wunderte er sich.
„Nein, natürlich nicht, das ist nur ungewohnt, natürlich Scarlett. Ich will aber ne Szene“, bat sie.
„Eine was?“
„Eine Szene, wie in diesen alten Filmen aus der Schule, du schreist mich an, ich schrei dich an, du gehst wütend weg“, erkannte sie.
„Das kann ich nicht“, scheute er sich.
„Komm schon, den größten Sprung hast du schon gemacht, okay ich fang an, pass auf“, stand sie auf.
„Aha, eine andere Frau also, es ist doch sicher diese Frau aus deinem Büro, die starrst du ja schon lange an“, begann sie ihn anzuschreien.
„Nein, du kennst sie nicht“, spielte er mit, aber weniger laut.
„Das will ich dieser Tochter einer Hure auch geraten haben, mir einfach meinen Verlobten weg zu schnappen, wir wollten in einem Monat heiraten, kannst du mir verraten, wie ich das alles erklären soll?“, war sie voll in ihrer Rolle.
„Es ist aus, Kesia, tut mir leid, aber es ist aus“, stand er auf und ging einfach.
„Was ist denn hier los?“, kam Shadow zu ihr.
„Nichts weiter, ich hab nur grade mit deinem Freund Schluss gemacht“, erklärte sie gelassen und Shadow verschwand mit einem „Ach so“, wieder in dem hinteren Teil der Bibliothek.
 
Als Kesia spät an diesem Abend nach Hause kam, erledigt und nachdenklich, was sie sagen wollte, lauerte die Presse vor der Haustür.
„Miss Hawks, mir ist zu Ohren gekommen, dass sie sich von ihrem Verlobten getrennt haben, geben Sie mir dazu ein Kommentar?“, fragte ein Reporter und drückte ihr ein Aufnahmegerät ins Gesicht.
„Das ist richtig, es gab Differenzen in unsere Beziehung die ich nicht weiter erläutern will“, begann sie ihren Text, wie es ihr eingetrichtert wurde.
„Stimmt es, dass ihr Verlobter Sie wegen Ihrer besten Freundin verlassen hat?“, fragte ein anderer Reporter.
„Obwohl Sie das nichts angeht, ja es stimmt. Aber ich versichere Ihnen, dass das alles freundschaftlich geendet hat“, erklärte sie und schob sich zum Haus.
„Darf ich Sie auf den Vorfall in der Universität ansprechen?“, fragte eine Reporterin.
„Nein und ich wäre ihnen sehr verbunden, wenn Sie die Fragen jetzt einstellen könnten, ich habe keine Lust mehr irgendwelche Fragen zu beantworten. Lewis, könnten Sie bitte?“, bat sie und Lewis stellte sich schützend gegen ihren Rücken, während sie die Tür aufschloss.
„Ihr habt die Frau gehört, verzieht euch“, forderte Lewis und machte eine Drohgebärde, die sie verschrecken sollte.
Aber die Reporter drängten sie weiter an die Tür.
„Bitte halten Sie Abstand“, forderte Lewis und wurde immer mehr an sie gedrängt.
„Ich will ja nicht drängen, aber die sind ganz schön hartnäckig“, erkannte Lewis und die Tür sprang auf.
„Verzieht euch, ihr Parasiten“, kam George mit einer seiner großen Waffen im Anschlag vor die Tür und die Menge teilte sich ganz plötzlich und löste sich auf.
„Ich glaub nicht dass ich das sage, aber danke“, bedankte Kesia sich bei ihrem Bruder.
„Die lungern schon den ganzen Nachmittag hier rum, ich hab endlich eine Chance gesehen, sie zu vertreiben“, stellte er die Waffe wieder weg.
„Eine Vorwarnung wäre nicht übel gewesen“, murrte Lewis.
„Meine Schwester möchte nicht, dass ich sie belästige, das müssen Sie mit Ihr abmachen“, konterte George und sah noch einmal nach draußen, um zu gucken ob wirklich alle verschwunden waren.
„Klar, jetzt hörst du auf mich. Wie sauer ist Dad?“, fragte sie und sah zu dem Büro ihres Vaters am Ende des Ganges.
„Du solltest zu ihm gehen, er hat da ein paar Fragen“, erläuterte George.
„Danke Lewis, das wäre alles für heute. Wünsch mir Glück“, ging sie zu ihrem Vater und ihr Bodyguard verließ das Haus. Zögerlich drückte sie den Knopf und die Tür sprang auf.
„Du warst lang weg, ist viel zu tun, oder?“, fragte ihr Vater, der gerade etwas auf einem Schreibdisplay, am Schreibtisch sitzend, schrieb.
„Ich bin genauso tüchtig wie du. Aber das ist wirklich nicht das, worüber du mit mir sprechen willst“, schlussfolgerte sie.
„Ich hab grad auf dem Monitor verfolgt wie du mit den Reportern umgegangen bist. Das Training hat sich echt bezahlt gemacht“, lobte er sie.
„Danke, denke ich. Ist das alles?“, fragte sie und er sah auf.
„Deine Mutter und ich haben den Entschluss gefasst, dir einen neuen Mann zu suchen, sobald deine Prüfungen fertig sind“, präsentierte er die Neuigkeit.
„Ja, Sir“, bejahte sie die Entscheidung.
„Hör auf damit, du nennst mich nur Sir, weil du mit meiner Entscheidung nicht zufrieden bist“, grummelte er.
„Ja, Sir“, wiederholte sie sich.
„Geh’ ins Bett“, raunzte er und entließ sie.
„Care aktivieren“, ließ sie sich auf ihr Bett fallen.
„Na endlich ich häng jetzt schon seit zwei Wochen im Netzwerk fest. Was kann ich für dich tun?“, erschien Care.
„Ich hab dir das Hawaiiprogramm eingeschaltet, du hattest mehr Luxus als ich in den letzten zwei Wochen. Lässt du mir ein Bad ein, bitte?“, bemerkte sie müde.
„Dafür bin ich da. Ich hab dir auch die neuen Songs von Orange Jam runter geladen und deine E-Mails gecheckt. Warum lässt du das Praktikum sausen?“, fragte Care und sie setzte sich auf.
„Ich wollte heiraten, lange Geschichte. Könntest du eine Entschuldigungs-Mail schreiben, ich hab’s mir anders überlegt“, erklärte sie und öffnete ihre Haare.
„Ein kleines Update meiner Daten ab und zu mal, wäre nicht schlecht“, kritisierte Care ihre Erzeugerin.
„Ich hab dir wohl ein wenig zu viel von meiner Persönlichkeit eingepflanzt. Leg das Display an die Badewanne, dann mach ich ein kleines Update“, versprach sie und zog ihr Hemd aus.
„Es ist echt ein Wunder, dass dein Hirn noch nicht geplatzt ist, bei so vielen Daten. Die E-Mail ist weggeschickt. Soll ich die Orange Jam Songs laufen lassen?“, fragte Care, als sie ihre erforderlichen Daten bekommen hatte.
„Ja, bitte. Verriegle die Tür, ich will heute niemanden mehr sehen“, bat sie und tauchte im Badewasser ab.

Zwölftes Kapitel

 
Zwei Wochen später waren Kesias Prüfung und sie schloss alle mit guten Leistungen ab. Dann kam der Tag, auf den sie vier Jahre gewartet hatte, aber alles war anders als sie dachte. Shadow stand weit entfernt von ihr, mit ihren Eltern und Salvador, ihr Vater war mit zwei Bodyguards und der Presse angetanzt, was ihr sehr missfiel.
„Toll, die Kavallerie. Muss die Presse immer dabei sein?“, rückte sie ihren Talar zurecht.
„Es ist Wahljahr, Kleines, einfach nur lächeln“, kam George in seiner Ausgehuniform zu ihnen.
„Mein großer Tag, juhu. Warum sind sie dann nur bei Dad?“, sah sie zu ihrem Vater, der Fragen beantwortete.
„Ich hab sie darum gebeten, nach dem Vorfall vor zwei Wochen“, erklärte George.
„Okay, was hab ich verpasst? Warum bist du plötzlich so nett?“, war sie überrascht.
„Du bist meine Schwester, ich will dich nur beschützen“, konterte er verwirrt über ihren misstrauischen Blick.
„Dann danke. Lewis, ich muss noch mal schnell rein, hopp“, ging sie die Treppen zum College hoch.
„Kes, hey, es gibt noch ne Änderung im Programm. Du kannst nur Hyran projizieren, wegen der Tatsache, dass dein Vater auch auf der Feier ist. Das könnte zu Verwirrung führen“, kam Gates zu ihr.
„Versteh’ das nicht falsch, aber ich hoffe, ich muss mich nie wieder mit deinem Mist rumschlagen“, war Kesia nicht gerade begeistert.
„Süße, ich werde dich auch vermissen. Hast du Shadow gesehen? Ich hab ne schlechte Nachricht für sie“, ging er weiter.
 
„Meine Damen und Herren. Die Senioren des Colleges für Holographie New Denver sind stolz Ihnen ihre Abschlussarbeiten zu präsentieren. Lenken Sie Ihr Augenmerk auf die Bühne. Sie können näher treten und die Holographien betrachten, wenn der Ladevorgang beendet ist. Um ca. 14 Uhr beginnen wir mit der Übergabe der Zeugnisse. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen“, sprach der Direktor und die Laserpointer projizierten die Abschlussarbeiten auf die Stufen der nun leeren Treppe.
„Ich mag deine Arbeit, sehr präzise. Und es ist so viel interessanter als die langweiligen Hologramme deiner Kommilitonen“, lobte ihr Vater ihre Arbeit, als sie um ihr Projekt herumstanden.
„Eigentlich ist es nur mein Ersatzprojekt, die gute Note hab ich eigentlich für das Projekt hier bekommen“, zeigte sie das Hologramm ihres Vaters allen auf ihrem Schreibdisplay.
„Du hast mich gemacht? Das überrascht mich jetzt“, war ihr Vater sichtlich bewegt.
„Wir sollten Menschen herstellen, die uns in unserem Tun und Handeln inspiriert haben. Das warst eindeutig du“, bemerkte sie stolz.
„Und was hat dich zu diesem Kerl hier inspiriert?“, begutachtete Jonathan das Hologramm des exzentrischen Sängers.
„Du weißt wer das ist Dad, das ist Hyran von Orange Jam. Du hast ihm erst letztes Jahr die Ehrenbürgerschaft überreicht“, bemerkte sie und Jonathan ging um das Hologramm herum.
„Richtig, der Kerl, der mich über mein Sexleben ausgefragt hatte. Ich mochte ihn nicht“, fiel der Groschen bei Jonathan.
„Er ist wirklich etwas rüpelhaft. Ich hab ihm eine Kopie des Hologramms zugesandt, ich warte noch auf eine Antwort“, erklärte Kesia und lächelte.
„Ich hab mir erlaubt einen Tisch im Jeofanies zu bestellen, habt ihr Hunger?“, kam George zu ihnen.
„Okay, was ist los, was hast du mit meinem Bruder gemacht?“, schmunzelte Kesia.
„Ihm geht’s gut, ich werde nach dem Essen verraten wo ich ihn versteckt hab“, scherzte George.
„George, kleine Frage. Ist Mord immer noch illegal?“, kam Shadow zu ihnen.
„Natürlich, Scarlett“, betonte er.
„Schade, dann muss ich mir was anderes ausdenken. Danke“, rauschte sie wieder davon.
„Was macht die hier? Die traut sich was“, raunzte ihre Mutter.
„Mutter, sie ist meine beste Freundin, daran hat sich nichts geändert, auch wenn sie jetzt mit meinem Ex-Verlobten geht“, konterte Kesia rechthaberisch und ging ein paar Stufen herunter.
„Was ist jetzt, gehen wir nun Essen?“, rief sie ihnen entgegen.
„Sie geht aber nicht mit, oder?“, fragte Lilly skeptisch.
„Nein Mom, sie geht mit ihren Eltern essen. Kommt ihr jetzt?“, rollte sie mit den Augen und drehte sich herum. Doch sie verhing sich mit ihrem Absatz in der Treppenstufe und stolperte.
Lewis konnte gar nicht so schnell reagieren, doch sie wurde aufgefangen.
„Hoppla Miss, die Stufen sind ganz schön gefährlich, Sie müssen aufpassen“, bemerkte eine bekannte Stimme.
„Remy?“, erblickte sie jemanden, den sie wirklich nicht erwartet hatte. Er war glattrasiert.
„So heiß ich. Ihr Absatz ist abgebrochen, wenn Sie schnell mit reinkommen, repariere ich es Ihnen schnell, ich hab Zeug dafür da“, erklärte er und jetzt sah sie erst, dass er eine Uniform der Servicekräfte trug.
„Das wäre sehr hilfreich, danke“, spielte sie mit.
„Geht schon mal zum Wagen, ich lass nur schnell meinen Absatz reparieren, Lewis“, humpelte sie mit Lewis und Remy Richtung Eingang.
„Was machst du hier?“, flüsterte sie ihm zu, während Lewis im Hintergrund stand und er ihren Schuh reparierte.
„Ich freu mich auch, dich zu sehen“, flüsterte er zurück.
„Du bist absolut wahnsinnig, das weißt du hoffentlich“, erwiderte sie froh ihn zu sehen.
„Deine Schwester schickt mich“, erklärte er kurz.
„Dann ist sie vollkommen wahnsinnig. Was will sie denn?“, half sie ihm den Schuh zu reparieren, denn sie konnte das besser als er.
„Sie kann nicht mit ansehen, wie du dein Leben wegwirfst“, gestand er und klebte ihren Absatz wieder an.
„Nein, das tu ich nicht. Das ist das Opfer was ich für sie bringe. Mir geht es auch ganz gut hier“, entschied sie und stand auf.
„Ja, so siehst du aus. Ich werde dich jetzt mitnehmen“, packte er sie am Arm.
„Lewis?“, rief sie nach Hilfe.
„Hey, Flossen weg“, kam Lewis zu ihnen.
„Warum tust du das?“, fragte Remy entsetzt und sah zu Lewis.
„Ich würde meinen Arm loslassen wenn ich du wäre, er ist ein ausgebildeter Killer, der wird dich töten“, drohte sie und er ließ sie los.
„Kommen Sie, Miss, wir gehen“, zog Lewis sie weg.
 
„Da bist du ja, können wir gehen?“, fragte ihre Mutter freundlich.
„Ja, wir können. Habt ihr alle Pillen genommen, oder was ist?“, war sie langsam echt verwirrt über die liebevolle Behandlung ihrer Familie.
„Nein, mein Kind, das ist dein großer Tag, wir freuen uns nur für dich“, erklärte ihre Mutter.
In dem Moment wusste sie was los war. Die Presse folgte ihnen auf Schritt und Tritt. Und wie sie immer sagten, es war Wahljahr.
„Gehen wir“, bemerkte sie verwirrt und folgte ihrer Familie zu der Limousine, die auf sie wartete. Remy war rausgelaufen und sah ihnen zu, wie sie wegfuhren. Das Entsetzen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er wusste nicht, warum sie das getan hatte.
 
Die Firma, die ihr das Praktikum versprochen hatte, hatte ihre Entschuldigung angenommen und ihr den Job nochmal angeboten, den sie dankend angenommen hatte. Dann kam der Tag, an dem das Praktikum begann. Sie hatte ihren schicksten Hosenanzug an und sah auch sonst sehr seriös aus. Die Kette, die ihr ihre Großmutter geschenkt hatte und die sie nun trug, sollte ihr am ersten Tag Glück bringen.
„Lewis ist da, kommst du?“, bemerkte George am Display.
„Bin gleich fertig. Ist die Presse endlich weg?“, fragte sie und checkte ihr Make-up noch einmal nervös im Spiegel.
„Ja, ich hab sie verscheucht. Ich frag mich echt, was die ständig hier wollen. Jetzt komm, Lewis ist schon ungeduldig“, drängte er und sie öffnete die Tür mit einer Hand um zu gehen.
 
„Sie sehen nervös aus, geht es Ihnen gut?“, fragte Lewis, als er neben ihr auf dem Beifahrersitz saß.
„Ja, alles klar. Ich bin nur endlich am Ziel meiner Träume, aber es fühlt sich komisch an“, gestand sie und er lächelte sie an.
„Das wird schon, Sie werden sie alle umhauen“, versprach Lewis.
„Das ist nett, danke. Aber als Praktikantin werde ich wohl nicht so viel Wichtiges zu tun haben“, entgegnete sie und sah wieder auf die Straße.
„Alle sind wichtig. Auch ich erfülle irgendeinen Zweck, irgendwann bin ich auch für ein höheres Ziel bestimmt“, erklärte er.
„Entschuldigen Sie, so war das nicht gemeint. Es muss furchtbar sein, nur dumm in der Gegend herum zu stehen. Das war schon wieder ein Schuss in den Ofen, Sie beschützen mich wirklich gut“, druckste sie herum.
„Sie haben schon Recht, aber mein letzter Klient war der Senator von Colorado, da ist das hier schon eine Art Degradierung. Aber Sie sind trotzdem eine angenehme Begleiterin. Soll ich Sie gegen 18 Uhr vor der Firma abholen?“, plante er noch einmal den Tag.
„Ja, bitte, das wäre wunderbar. Sie können den Wagen auch solange nutzen, auch privat versteht sich“, schlug sie vor.
„Das könnte ich nicht, ich werde ihn ins Parkhaus fahren und Sie dann abholen“, versprach er brav und sie hielt an.
„Tun Sie was Sie wollen, mir ist es egal. Danke für die Aufmunterung, wünschen Sie mir Glück“, stieg sie aus.
„Brauchen Sie nicht, Sie werden klasse sein. Soll ich Sie nicht ganz bis rein begleiten?“, fragte er besorgt.
„Der Parkplatz ist gespickt mit Bewegungssensoren und Sicherheitskameras, das schaff ich schon allein“, versprach sie.
„Gut, auf Ihre eigene Verantwortung. Einen schönen Tag“, fuhr er weg.
 
Sie war gerade ein paar Schritte gegangen, Gedankenversunken ging sie noch einmal alles durch, als sie am Arm an die Seite gezogen wurde.
„Nein, lassen Sie ihre dreckigen Finger von mir“, erschreckte sie sich.
„Keine Sorge, ich bin’s“, flüsterte Ganter, der sie an die Wand gedrückt hatte und so ihr ziemlich nah war.
„Du rückst mir ganz schön auf die Pelle, das ist nicht gerade förderlich bei meiner Klaustrophobie“, keuchte sie.
„Entschuldige, muss sein, wegen der Kameras. Ich muss mit dir reden“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Bevor sie antworten konnte, wurde Ganter von jemandem auf den Boden gerissen.
„Flossen weg, Mistkerl“, saß Remy auf ihrem ehemaligen Bodyguard und drückte ihn zu Boden.
„Mir gefällt die Tatsache, dass meine Mutter mir den Mann aussucht immer besser. Ich muss zur Arbeit, also wenn ihr mich entschuldigt“, stieg sie über die beiden drüber und ging zum Eingang.
 
Sie benutzte das Armband, was sie zugeschickt bekommen hatte und die Glastür schloss hinter ihr. Die Männer hämmerten gegen die Glasscheibe.
„Sicherheitsdienst zum Eingang“, sagte die Sicherheitsfrau am Eingang durch.
„Nein, ist schon gut, sind nur zwei verliebte Idioten. Wenn sie zudringlich werden, können Sie, sie ruhig erschießen“, kam sie an den Eingangstresen.
„Miss Hawks, guten Morgen, da sind Sie ja. Kommen Sie, ich bring Sie zu Ihrem Arbeitsplatz“, begrüßte die Frau an der Rezeption sie und führte sie durch einen langen Gang.
 
Ihr neuer Arbeitsplatz war steril und unpersönlich, auf dem College war es noch etwas Besonderes gewesen, ein Hologramm zu erstellen, dort lief das am Fließband. Personen wurden natürlich nicht am laufenden Band hergestellt, sie hatte am Meisten mit Schaufensterdekorationen oder holographischen Aushängen zu tun. Der Tag verging schleppend, was bei ersten Arbeitstagen so üblich war. Abgeschafft zog sie ihren weißen Kittel aus und schmiss ihn in den Wäschesack. Danach band sie ihre Haare und richtete ihr Make-up mit dem Laser neu.
„Ach Miss Hawks, bevor Sie gehen, hier ist noch Ihre Sicherheitskarte für den Programmierbereich, Sie müssen immer nett zu den sein, diese Freaks sind ganz schön empfindlich“, kam ihre Abteilungsleiterin zu ihr.
„Ja, das kenn ich. Ich weiß, wie ich mit denen umgehen muss. Danke, ich meine auch für die Chance“, erwiderte sie und zog ihre Jacke an.
„Wir Karrierefrauen müssen doch zusammen halten. Ich hab das mit Ihrer gelösten Verlobung gehört, es tut mir Leid für Sie“, führte ihre Chefin Smalltalk.
„Muss es nicht, es sollte keine Liebesheirat werden. Ich hab jetzt erst mal genug von den Männern, sagen wir mal so lang, bis meine Mutter ein neues Opfer für mich gefunden hat. Gehen Sie auch?“, ging sie zur Tür.
„Nein, ich hab keine Mutter gehabt, die mir einen Mann ausgesucht hat. Ich bin Single und Workaholic. Passen Sie auf, sonst werden Sie noch so wie ich. Ist nicht schön, immer in eine leere Wohnung zu kommen. Schönen Abend noch“, verabschiedete ihre Chefin sie mit einem Rat und sie ging überlegend aus dem Gebäude.
„Du arbeitest ganz schön lange“, kam Remy aus dem Schatten.
„Du bist penetrant, das muss man dir lassen“, ging sie weiter.
„Dein Knacki hat schon vor zwei Stunden aufgegeben, sein Armband hat gebimmelt und er musste zu seinem Bewährungshelfer, denk ich. Er steht ganz schön auf dich, er muss irgendwie denken, dass du auch an ihm interessiert bist. Du machst ihm ja auch Geschenke“, erwiderte Remy mit einer Prise Eifersucht in der Stimme.
„Sag bloß, er trägt mein Schultertuch immer noch um den Arm“, bemerkte sie kopfschüttelnd.
„Wenn es das komische silberne ist, dass an seinem Arm baumelt, ja, das trägt er noch. Was hat dich eigentlich geritten, einen Kerl der im Knast saß uns vorzuziehen?“, sprach er an, was er fühlte.
„Uns? Seit wann sind, oder waren wir jemals ein uns? Nur weil ich in deinem Bett aufgewacht bin, heißt das nicht, dass wir zukünftig zusammen da drin schlafen. Man, du stinkst, du solltest dich mal reinigen“, beleidigte Kesia ihn, um ihn davon ab zu lenken, dass sie genau das fühlte, was er sagte.
„Ich bin frisch gereinigt, Süße, sonst wäre ich kaum in der Stadt so weit gekommen, aber du müffelst ein wenig“, zog er sie auf und dann tat er etwas, was sie nicht kommen sah. Er küsste sie sanft und hielt ihren Kopf dabei in seinen Händen. Sein Bart kitzelte und sie musste kichern.
„So ein lächerlicher Küsser bin ich doch gar nicht“, moserte er und zog sie weiter ins Eck, in der eine wilde Knutscherei begann.
Plötzlich klingelte ihr Handy.
„Mist, das ist sicher Lewis, der Fragen will, wo ich stecke. Ich muss weg“, erkannte sie und löste sich von ihm.
„Komm mit mir, komm mit mir in eine bessere Welt“, handelte er.
„Ich kann nicht. Es wäre keine bessere Welt, nur eine andere. Jetzt verschwinde, bevor er dich sieht“, küsste sie ihn noch einmal kurz und ging wieder ums Eck.
„Ja?“, nahm sie ab.
„Miss Hawks, wo stecken Sie? Es ist schon 18:15 Uhr“, fragte Lewis am anderen Ende der Leitung.
„Vor dem Haus, wo sind Sie?“, fragte sie und suchte herum. Sie fand ihr Auto und ging darauf zu.
„Hier sind Sie. Wo haben Sie gesteckt?“
„Ich bin schon seit 18 Uhr da, wo waren Sie?“
„Nirgendwo. Können wir?“, stieg sie ein.
„Das ist wieder so eine Sache, die ich nicht wissen will, oder?“, fragte er und sie nickte.
„Wie auch immer, fahren wir“, erklärte er und lenkte aus dem Parkplatz auf die Straße. Im Rückspiegel sah Kesia noch Remy wie er noch an der Wand stand. Sie hielten Blickkontakt, bis sie sich nicht mehr sehen konnten.
„Wie war der erste Arbeitstag?“, passte George sie an der Haustür ab.
„Anstrengend. Und bei dir?“, fragte sie zurück.
„Böse Buben in den Knast gebracht, nichts Besonderes. Und du, irgendwelche bösen Buben getroffen?“, fragte er forschend.
„Was ist das denn für eine komische Frage?“, fragte sie mit skeptischem Blick.
„Du bist aufgeflogen, Schwesterherz, ich kenn dein schmutziges Geheimnis“, hatte George seine Freude damit, sie aufzuziehen.
„Keine Ahnung, von was du redest!“, wollte sie ihren Kopf wieder aus der Schlinge ziehen.
„Den Kerl schon mal gesehen?“, streckte er seinen Schreibdisplay mit dem Bild von Remy in ihr Gesicht.
„Ich verkehre nicht mit Pennern, Bruderherz. So tief gesunken bin ich noch nicht“, wurde sie nervös und er klickte weiter. Auf dem nächsten Bild war sie in inniger Umarmung mit Remy zu sehen.
„War ne schwere Zeit, ich muss doch irgendwie rebellieren. Dich fuchst doch nur, dass du ihm nichts anhängen kannst, so wie du es mit Slice getan hast“, wurde sie selbstbewusster, weil sie wusste, dass ihr Bruder nichts dagegen tun konnte.
„Wer ist er?“, fragte George und drängte sie gegen die Wand.
„Keine Ahnung, irgend so ein Penner“, log sie.
„Ah, du knutscht also irgend so einen Penner?“, wurde er wütend.
„Was ist hier los?“, kam ihr Vater zu ihnen.
„Geschwisterzoff, nichts weiter. Ich muss unter die Dusche, mich reinigen“, riss sie sich los und ging die Treppe hoch.
„Wir sind noch nicht fertig“, rief er ihr entgegen.
„Doch, sind wir. Gute Nacht“, schulterte sie ihre Tasche und ging die Treppe weiter hoch.
 
„Ich will dich ja nicht stören, aber irgendjemand versucht in dein Zimmer einzudringen“, bemerkte Care, als Kesia im Badezimmer war und ihr errötetes Gesicht ansah.
„Ich weiß, ich hab schon das Interkom im Raum ab geschalten, George nervt mich, er will unbedingt mit mir über meinen Freund reden“, erklärte sie und goss Wasser in ihr Gesicht.
„Freund? Hab ich da was verpasst?“, erschien Care hinter ihr.
„Ach, was soll’s. George weiß es ja auch schon. Da ist dieser Kerl, unter unserem Stand, tief unter unserem Stand. Zumindest heute. Aber er küsst so gut“, schwärmte sie.
„Du hast endlich einen Mann gefunden, ich freu mich für dich“, konterte Care.
„Du bist mein Klon, du musst so was sagen. Ich hab dir doch die Erinnerung an die Zeit einprogrammiert, in der ich weg war, oder?“, fragte sie.
„Nicht Remington, da kriegst du doch was Besseres“, bemerkte sie.
„Toll, jetzt sag ich mir schon selbst, dass das nichts wird. War wirklich ne brillante Idee, ein alter Ego von mir zu erschaffen. Ich hätte auch eine Schaufensterpuppe programmieren können, aber nein ich muss den Streber spielen“, bemerkte sie genervt.
„Hey, ich bin zwar nur aus Licht, aber ich hab auch Gefühle“, moserte Care.
„Ja, meine Gefühle. Ich programmiere dir mal meine Gefühle ein, dass du diese Widersprüche sein lässt“, öffnete sie eine Schaltfläche und tippte was ein.
Sie tippte auf den Türknopf und die Tür sprang auf.
„Weißt du eigentlich, dass du nervst?“, fragte sie ins Gesicht ihres schnaubenden Bruders.
„Du siehst diesen Kerl nie wieder“, donnerte er.
„Ja, Sir!“
„Bei mir zieht diese Tour nicht, junges Fräulein“, drohte er ihr.
„Deine Stammprostituierte wartet sicher schon auf dich. Gute Nacht“, schloss sie die Tür wieder.
„1:0 für dich, das hat echt gesessen. Er hat ne Stammprostituierte?“, fragte Care, die wieder neben ihr erschien.
„Nein, ich wollt ihn nur beleidigen. Die Sache wird nicht gut ausgehen, oder?“, fragte sie ihr holographisches Ich.
„Wenn du das fragen musst, ganz sicher. Du bist eifersüchtig, dass er Sex haben darf“, stellte sie fest.
„Natürlich bin ich eifersüchtig, er kann dieses Gefühl erleben, ohne das er jemals was dabei fühlt. Das ist nicht gerecht. Ich hätte damals fast mit Slice geschlafen, er wollte nicht, weil ich damals nicht volljährig war. Niemand hätte es erfahren, trotz seiner Rückweisung hat er seinen Job verloren. Jetzt haust er in diesem schäbigen Apartment und hält Kontakte zu Kriminellen. Wie viele Leben muss ich noch zerstören, bis mich jemand aufhält?“, war sie frustriert.
„13“, erwiderte Care sarkastisch.
„Wüsste nicht, dass ich dir Sarkasmus einprogrammiert habe“, nörgelte sie und zog ihr Keyboard hervor.
„Gut, dann zerstöre meine Persönlichkeit auch, denn der Sarkasmus ist das was mich einzigartig macht“, erkannte Care und Kesia lächelte.
„So hab ich das noch nie gesehen, danke. Ich lass dich heile, keine Sorge, ich will nur kurz meine Nachrichten checken“, erklärte sie gut gelaunt.
„Nimmst du was ein gegen deine Stimmungsschwankungen?“, fragte Care und wurde deaktiviert.
 
Die nächsten Tage verliefen monoton und uninteressant. Bis zum Ende der Woche sah Kesia, Remy nicht mehr. Als sie gerade mit einer Arbeitskollegin beim Mittagessen saß, stand er plötzlich etwas versteckt in dem Café in dem sie grade saß.
„Ich muss kurz mal auf die Toilette, kannst du schon mal zahlen gehen?“, fragte sie ihre Kollegin und stand auf.
„Sicher, ich werde dann schon mal ans Auto gehen“, bemerkte sie und sie trennten sich.
„Hi, du findest mich wohl überall“, lehnte sie sich an die Wand ohne ihn anzusehen.
„Ich hab dich vermisst“, nahm er versteckt ihre Hand in seine.
„Ich dich auch, wir können uns nicht mehr sehen, mein Bruder weiß Bescheid“, erwiderte sie und er stellte sich vor sie.
„Ich weiß, deshalb konnte ich jetzt erst zu dir kommen, die Polizisten hingen mir bis gestern am Hals. Dann haben sie einfach aufgegeben“, erklärte er und begann sie zu küssen.
„Nicht hier“, hauchte sie und drückte ihn sanft weg.
„Wo sonst? Ich will mit dir zusammen sein, komm mit mir“, bat er und sie sah über seine Schulter in die Menge.
„Geht nicht, ich treffe heute Abend meinen zukünftigen Ehemann“, bemerkte sie etwas abwesend und sah sich um.
„Gut zu wissen, wie viel ich dir bedeute. Sonst noch irgendwelche Enthüllungen?“, fragte er verärgert, dass sie sich nicht um ihn kümmerte.
„Nein, das war alles fürs Erste. Ich muss jetzt los, meine Kollegin wartet im Wagen auf mich“, löste sich von ihm.
„Ich hab mein Leben riskiert um dich hier zu sehen, jetzt komm mit mir, verdammt“, wurde er laut.
„Du wirst ganz schön vorlaut, wenn Lewis nicht in der Nähe ist. Ich werde nicht mit dir gehen, warum bleibst du nicht hier?“, fragte sie genervt von seinem Drängen.
„Es geht eben nicht“, grummelte er.
„Wieso nicht?“
„Weil ich nicht mehr am Leben bin“, gestand er.
„Was?“, fragte sie verwundert.

Dreizehntes Kapitel

 
„Meine Mutter und ich sind tot, wir haben unseren Tod vorgetäuscht. Kurz nach Mollys Geburt. Deshalb können wir so unbeschwert leben“, erklärte er.
„Das erklärt, warum mein Bruder immer noch nicht raus gefunden hat, wer du bist“, schlussfolgerte sie.
„Wir werden nicht zusammen sein können, richtig?“, fragte Remy traurig.
„Du wirst bitte auf meine Familie da unten aufpassen, sag ihnen, dass ich sie liebe. Ich muss jetzt“, küsste sie ihn mit seinem Kopf in ihren Händen und ließ ihn einfach so stehen.
 
„Du siehst toll aus“, erwiderte ihre Mutter, als sie ihr beim Anziehen von ihrem Abendkleid half.
„Danke Mom, ich hoffe es gefällt mir jemand von denen“, bedankte sie etwas abwesend.
„Es wird dir einer von denen gefallen. Hier, diese Kette hab ich beim ersten Treffen mit deinem Vater getragen“, tat sie ihr eine Kette um.
„Danke, die ist wunderschön. Ich werde eine treue, ehrliche Ehefrau werden. Ich werde auch meine Gebärmutter entfernen lassen, so wie du es verlangst. Ich habe im April einen Termin bei meiner Ärztin gemacht. Sonst noch etwas?“, fragte sie mit keinem Gefühl in der Stimme.
„Es tut mir leid, dass ich das von dir verlangen muss, aber wir können keine schlechte Publicity mehr gebrauchen, nach allem, was passiert ist. Ich danke dir, dass du unseren Wünschen folgst, nachdem es deine Schwester nicht getan hat. Wir sind stolz auf dich“, bemerkte ihre Mutter und sie lächelte matt.
„Ich würde gern noch fünf Minuten allein sein“, bat sie ihre Mutter.
„Sicher, ich werde Lewis sagen, dass du gleich kommst“, ging sie raus.
„Care, bist du soweit?“, öffnete sie die Care-Datei, die sie programmiert hatte. Ihr Double trug das gleiche Kleid wie sie.
„Ich muss noch die Kette programmieren“, zog sie ihr Keyboard zu sich.
„Bist du sicher, dass du das tun willst?“, fragte sie besorgt.
„Ja, bin ich. Es geht nicht anders. Ja, das sieht gut aus“, sah sie sich im Spiegel an, um zu vergleichen, ob sie ein perfektes Double erstellt hatte.
„Ich werde das hier vermissen. Es tut mir so leid, dass ich dich löschen muss“, erklärte sie und Care lächelte.
„War ne schöne Zeit, aber ich bring das Opfer für dich. Du hast mir die Gefühle einprogrammiert, die du für ihn hast, ich versteh’ das. Okay, ich bin so weit“, erkannte sie und verschwand.
„Das klappt nie“, redete sie mit sich selbst und zog das Armband an, in dem sie ihren Klon gespeichert hatte.
 
Vermummt in einen Mantel schlich ein Mann mit einem Sack auf dem Arm durch die Nacht. Er machte ein Zeichen und jemand kam aus der Dunkelheit. Der Mann aus dem Dunkeln programmierte etwas um und zwei Sicherheitskameras gingen aus.
„Gut, danke, Gates, ich bin dir was schuldig. Jetzt verschwinde, wir telefonieren“, erkannte der vermummte Mann und der Programmierer verschwand wieder im Dunkeln. Jetzt musste es schnell gehen. Er lud den Sack ab und öffnete ihn. Eine ziemlich verstümmelte Leiche mit den Ausmaßen von Kesia nur in Unterwäsche gekleidet kam zum Vorschein.
„Ich hab nur fünf Minuten, das ist eklig genug, ich will da gar nicht hinsehen“, kam Kesia nur in ihren Mantel gehüllt zu dem vermummten Mann.
„Hey, ich mach das für dich, das war hart genug in 8 Stunden eine Leiche aufzutreiben, die wie du aussieht. Hast du das Blut?“, fragte er und sie zog einen Beutel mit Blut hervor.
„Das ist nur ein halber Liter, das reicht nicht“, nörgelte der Vermummte.
„Entschuldige mal, ich will nicht wirklich sterben, mehr konnte ich mir nicht abzapfen“, erwiderte Kesia.
„Ich brauch mindestens noch mal einen halben Liter“, erwiderte er, während er der Leiche das Kleid und die Kette anzog.
„Ich muss nur noch das Hologramm einstellen, dann komm ich wieder runter und geb dir noch nen halben Liter“, nörgelte sie und fuhr mit dem Fahrstuhl wieder in den 20. Stock.
 
„Ich bin dir so dankbar, dass du das für mich machst“, bedankte sie sich noch mal bei Care, während sie, sie für den letzten Auftritt vorbereitete.
„Vergiss mich nicht“, bat sie und Kesia verneinte dies.
„Okay, dann bin ich bereit. Sag deinem Bruder, es hätte was aus uns werden können“, schmunzelte Care und Kesia projizierte sie auf den Sims des Hochhausdaches.
„Ich muss kurz noch mal runter, eine kleine Änderung im Plan“, bemerkte sie und ging wieder zum Fahrstuhl.
„Okay, wo ist die Kanüle zum Abnehmen?“, war sie in Eile, als sie zurückkam.
„Ich hab keine Kanüle, ich sollte nur die Leiche tragen“, entschied er.
„Aber ein Messer hast du, oder?“, fragte sie und bekam eins gereicht.
Sie setzte das Messer an ihrer Schulter an und machte einen Schnitt bis zum Ellbogen.
„Falls ich ohnmächtig werde, musst du mich hier weg schaffen“, forderte sie und ließ ihr Blut auf die Leiche tropfen.
Sehr geschwächt schleppte sie sich wieder in den Fahrstuhl. Mit letzter Kraft aktivierte sie Care die nun holographisch vom Dach sprang und so sie verkörperte. Als der Fahrstuhl sich wieder schloss, war sie schon ohnmächtig.
 
„Ist sie tot?“, fragte eine unbekannte Stimme und sie blinzelte.
„Dann würde sie nicht mehr atmen, Dummbeutel. Hey, sie macht die Augen auf“, erwiderte eine bekannte Stimme und eine Hand fasste unter ihren Kopf und stützte ihn.
„Du bist absolut krank, ich hoffe das weißt du“, sah sie in Ganters Gesicht.
„Ganter?“, war sie überrascht Ganter zu sehen.
„Ja Baby, ich bin’s. Ihr könnt froh sein, dass ich dir immer noch auf Schritt und Tritt folge, der Chaot hätte das wohl kaum allein hinbekommen“, erwiderte er und sah zu Slice, der ziemlich fertig aussah.
„Wo bin ich hier?“, fragte sie und wollte sich aufsetzen. Doch sie war zu schwach.
„Das ist das alte Landhaus meiner Eltern, wir sind etwa eine Meile entfernt vom Greyhound Park, ich wollte dich weg schaffen, wenn du dir schon so ne Mühe gemacht hast, deinen Tod zu fungieren. Hättest du was gesagt, ich hätte dich weg geschafft, ohne so einen Aufwand“, erklärte er und half ihr sich aufzusetzen.
„Ich wollte nicht verschwinden, ich wollte sterben. Aber nicht wirklich. Warum hast du denn so viel Blut gebraucht?“, fragte sie Slice.
„Du kannst nicht aus dem 20. Stock auf harten Beton knallen und nur einen halben Liter Blut verlieren. Einiges hab ich bei meiner Polizeiausbildung schon gelernt. Wenn ich aber gewusst hätte, dass du das nur für den deutschen Patrioten gemacht hast, hätte ich mir die Hilfe vielleicht verkniffen“, erklärte er eifersüchtig.
„Ich hab das nicht für Ganter getan“, erklärte sie müde.
„Ich hab mir den Arsch für dich aufgerissen und du tust das für ihn?“, fragte Ganter sauer.
„Über wen reden wir hier?“, fragte Slice.
„Diesen Penner, was hat er denn besonderes?“, rastete Ganter vollkommen aus.
„Bitte, tu mir das nicht an, es war hart genug, zwischen euch beiden zu entscheiden. Ich muss hier raus“, stand sie auf, ihre Knie gaben aber nach.
„Ab zurück mit dir aufs Sofa, du kriegst erst mal was zu essen und du benimm dich nicht wie ein fünfjähriger“, kam Ruby mit einem Tablett in der Hand aus der alten ländlichen Küche.
„Ruby, was machst du hier?“, verstand sie langsam die Welt nicht mehr.
„Du wolltest doch nicht gehen ohne dich von deinen Freundinnen zu verabschieden,
oder?“, fragte Shadow, die hinter ihr her kam.
„Shadow, es tut mir leid“, entschuldigte sie sich verwirrt.
„Muss es nicht, du hast so viel durchgemacht, das ist jetzt deine Chance. Du bist verliebt, das ist wunderbar. Wir müssen dich gehen lassen“, erkannte Shadow und setzte sich zu ihr.
„Weiß Salvador wo du bist?“, wollte Kesia wissen.
„Nein, ich bin bei meiner Tante in Oklahoma, mehr muss er nicht wissen. Ziemlich dramatischer Abgang den du da abgezogen hast, das musst du lang geplant haben“, sah sich Shadow ihre Wunde am Arm an, die irgendjemand genäht hatte.
„Die Wunde sieht gut aus, gut gemacht, Trottel“, bemerkte Shadow zu Slice.
„Hab ich schon erwähnt, wie sehr ich mich freue, dass du da bist?“, fragte Slice gereizt.
„Das war ein Kompliment, Trottel“, erklärte sie.
„Es ist so toll zu sehen, wie gut sich meine Freunde verstehen. Wie hast du es eigentlich geschafft, die Kameras vor dem Gebäude auszuschalten?“, fragte Kesia, Slice.
„Gates, er war mir noch einen Gefallen schuldig“, erklärte Slice trocken.
„Gates? Woher kennst du Gates?“, war sie jetzt überrascht.
„Wir sind alle in dem “Wir lieben Kesia“-Selbsthilfekurs“, witzelte er.
„Er auch? So gut seh’ ich jetzt doch auch nicht aus“, schmunzelte sie.
„Nein im Ernst, wir waren auf der gleichen Schule, wir sind alte Freunde. Er weiß nicht, dass ich es weiß, aber er hat mir eine Zeitlang jeden Abend in einer Bar vorgeheult, dass er dieses Mädchen kennt, in dass er verschossen ist, eine Kommilitonin, da ist der Groschen bei mir gefallen“, erklärte er.
„Noch so ne Leiche auf meinem Weg, die ich hinter mir lassen muss. Ruby könntest du mir bitte die Haare schneiden und blondieren, ich muss verschwinden“, bemerkte sie plötzlich nachdenklich und stand auf.
„Erst mal essen, dann schneid ich dir die Haare“, erwiderte Ruby und führte die geschwächte Kesia zu einem Tisch.
Nachdem sich Kesia gestärkt hatte, fühlte sie sich besser. Die Schmerzen in ihrem Arm brachten sie fast um den Verstand, sie war noch nie so lang verletzt gewesen. Erst jetzt schätzte sie den Luxus, alle medizinische Versorgung zu bekommen, die man brauchte.
„Ist witzig, als Teenager wollte ich immer eine Blondine sein, jetzt weiß ich, dass das scheiße aussieht“, sah sie sich in dem Spiegel des Landhauses an, während ihre Freundin ihr die Haare schnitt.
„Tja und ich dachte eigentlich ich hätte das Talent meines Vaters geerbt“, fuhr sie ihr durch den kurzen, blonden Bob.
„Nein, du hast sie gut geschnitten, die Farbe steht mir nur nicht“, erkannte sie.
„Jemandem gefallen musst du ja nicht, du musst ihn sehr mögen, wenn du dich für ihn umbringen lässt“, erwiderte Ruby und beugte sich zu ihr runter, dass sie nun beide in den Spiegel sahen.
„Du bist nicht damit einverstanden, für was ich mich entschieden habe, oder?“, stellte Kesia fest.
„Die Liebe hat mich jedes Mal übergangen, ich bin einfach nur frustriert, das ist alles“, entgegnete Ruby und richtete ihre pechschwarze Lockenmähne im Spiegel.
„Ich hab auch nicht gedacht, ihn zu finden, aber ich hab es. Glaub ich jedenfalls, wenn es nicht klappt, hab ich zumindest noch meine Unabhängigkeit, das ist ein Gottes Geschenk in der heutigen Zeit“, philosophierte sie und sah sich ihre Wunde im Spiegel an.
„Du hast nicht gewusst, dass Slice Wunden nähen kann, oder?“, fragte Ruby und Kesia wischte sich das Blut vom Arm.
„Nein, mich wundert nur, dass du das weißt“, konterte sie und verband ihren Arm mit einem Handtuch, was sie zerrissen hatte.
„Wir kennen uns auch aus der gleichen Selbsthilfegruppe“, bemerkte sie.
„Was?“
„Kleiner Scherz, wir waren auf der Highschool mal kurz zusammen, manchmal ist die Stadt kleiner als es mir lieb ist. Wir haben zusammen die Sanitäter-Schulung mitgemacht, ich wollte eigentlich mal Krankenschwester werden, meine Mutter war aber dagegen. Tja, manche Leute hatten keine Wahl mit dem, was sie studieren wollten. Ich würde auch lieber im Krankenhaus arbeiten, als in dieser blöden Firma. Nutz deine Chance, sei du selbst, auch für uns alle“, erklärte sie und Kesia stand auf.
 
„Wenn ich einen Weg finde, hole ich euch nach, versprochen. Bis dahin darf niemand ein Wort über mich verlieren. Ich bin tot, ihr müsst um mich trauern. Zieht euch schwarz an, geht zu meiner Beerdigung, tut alles um nicht aufzufallen. Tretet nicht in Gruppen auf, das wäre verdächtig. Ich werde euch echt vermissen“, zog sie die Robe an, die Slice getragen hatte, um sich auf den Weg zu machen.
„Ich werde meinen Wagen morgen als vermisst melden, ich hoffe bis dahin bist du da, wo du hin willst“, erklärte Ganter und umarmte sie.
„Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich dich gewählt, wenn dich das beruhigt“, versicherte sie und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Immer die Nummer 2, langsam gewöhn ich mich dran. Aber wenn dich der Kerl schlecht behandelt, melde dich bei mir, ich schlag ihn grün und blau“, bemerkte er versöhnlich.
„Geht klar. Du bist nicht die Nummer 2, wenn es um mein Leben ginge, wärst du die Nummer 1 die eine Kugel abbekommen sollte“, entschied sie.
„Ich bin nicht ganz sicher, ob das ein Kompliment war“, war er etwas verwirrt.
„Es war eins, Dummkopf, ich will dich in Zukunft neben Präsidentin Shore sehen, haben wir uns da verstanden?“, erwiderte sie und wendete sich an Shadow.
„Scarlett, teuerste Scarlett, ich werde dir nicht Leb wohl sagen, höchstens auf Wiedersehen. Ich hoffe du weißt zu schätzen, was ich für Salvador und dich aufgegeben habe, ach quatsch, du hast mir einen Gefallen getan. Werde glücklich, bitte“, umarmte sie auch ihre Freundin.
„Meine Mutter kann ihn nicht ausstehen“, gab sie zu.
„Dann ist er perfekt für dich. Danke, dass mein Geheimnis bei dir gut aufgehoben war und dass du mir durch die vier Jahre des Studiums geholfen hast. Du wirst jetzt das
Ehemaligentreffen der Neptunes leiten müssen, ich wünsch dir viel Spaß dabei. Wenn Salvador und du eines Tages mal heiraten werdet, setz es online, ich werde dann da sein. Nicht an deiner Seite, aber du weißt dann, dass ich da bin. Und wenn du deiner Erstgeborenen nicht meinen Namen gibst, bin ich echt stinkig“, wollte sie Shadow gar nicht mehr loslassen.
„Slice, du warst mein erster Freund und Remy muss erst mal an deinen Standard heran kommen. Du solltest wo anders neu anfangen, du wärst immer noch ein Klasse Polizist“, stellte sie fest.
„Ich überleg es mir, wenn du Hilfe brauchst, du weißt wo ich bin“, drückte er sie kurz.
„Oh man, ich dachte echt nicht, dass das so schwer wird. Ruby, ich danke dir für das Essen und den Haarschnitt. Das war echt ein gutes Gespräch was wir hatten, das hab ich jetzt gebraucht. Man, wo wart ihr alle, als ich den Plan geschmiedet habe, meinen Tod vor zu täuschen, jetzt klingt das im Nachhinein irgendwie blöde“, entschied sie und nahm den altmodischen Türknauf in die Hand um die Tür zu öffnen.
Ohne ein weiteres Wort zog sie die Kapuze der Robe über ihren Kopf und ging zu dem alten Camaro, den Ganter ihr geborgt hatte.

Vierzehntes Kapitel

 
Es wurde schon dunkel in der Stadt, als sie wieder hineinfuhr. Sie fuhr an den Ort zurück, wo sie ihre Schwester hingebracht hatte.
Sie sah sich um und klopfte dann.
„Wer ist da?“, fragte eine sehr betrunkene Stimme, was sie überraschte.
„Ich brauche Hilfe“, bat sie und lehnte sich geschafft an die Tür.
„Wenn du Drogen brauchst, die haben wir nicht“, erklärte die Stimme und sie hörte eine Flasche zerbrechen.
„Ich bin eine Bekannte von Remy, ist er da?“, fragte sie hoffend.
„Ich hab keine Bekannte, ich bin kein geselliger Mensch“, bemerkte die Stimme.
„Remy, bist du das?“, fragte sie verwundert.
„Kann ich deinen Namen erfahren?“, fragte Remy trotzig und sie hörte kratzende Glasscherben auf dem Boden.
„Ich bin es, Kesia“, wurde sie langsam ungeduldig.
„Wenn das ein schlechter Scherz ist …“, begann er.
„Kannst du bitte die Tür aufmachen, ich bin wirklich nicht für eine Übernachtung hier draußen angezogen“, bat sie gereizt.
„Kes ist tot, das ist grausam“, stand er angelehnt an die Tür auf.
„Wo ist Molly, während du dich grundlos besäufst?“, fragte sie kritisch und die Tür sprang auf.
„Was weißt du über meine Tochter, wer hat dir davon erzählt?“, stand er wackelig auf den Beinen an den Türrahmen gelehnt.
„Ich hab sie auf dem Arm gehabt“, bemerkte sie und zog die Kapuze ihrer Robe aus.
„Du bist blond, sie is nich’ blond“, lallte er trotzig und sie kam an ihn heran und begann ihn zu küssen mit seinem Kopf in ihren Händen, wie sie es immer tat.
„Ich hab mir die Haare gefärbt, du Schwachkopf. Was machst du hier drin eigentlich, eine Party ohne mich? Er hat dich nicht informiert, oder?“, fragte sie und führte ihn über die Glasscherben einer zerbrochenen Flasche weiter in den Raum.
„Aber du bist tot!“, stotterte er.
„Sag bloß ich hab dich umsonst geküsst und diesen widerlichen Geruch aus deinem Mund unnötig ertragen“, nörgelte sie und setzte ihn auf ein Sofa im Gang.
„Wer sollte mich über was informieren?“, versuchte er in seinem Rausch einen klaren Gedanken zu fassen.
„Das ist mal wieder so typisch für ihn, er besorgt ne Leiche, vergisst aber, wie viel Blut er braucht und vergisst auch noch meinen Freund davon zu informieren, dass ich meinen Tod vortäuschen will“, ärgerte sie sich über Slice, der Remy kontaktieren sollte.
„Du hast deinen Tod vorgetäuscht?“, fragte Remy überlegend.
„Morgen mein Süßer, morgen. Komm, gehen wir schlafen, heute bist du nicht bereit dafür“, entgegnete sie und schleppte ihn nach unten in sein Zimmer.
 
Das Weinen eines Kindes weckte sie am nächsten Morgen und das war auch das erste Mal, dass sie dieses Geräusch vernahm. Das erste Mal wachte sie auch neben einem Mann auf. Remy lag auf dem Rücken, sein Arm lag auf ihrem Rücken. Sie drückte den Arm weg und stand auf um zu Mollys Kinderbett zu gehen. Sie stand in ihrem Bettchen und weinte.
„Hey süße Maus, komm her, deinem Daddy geht’s nicht so gut, deshalb müssen wir jetzt leise sein“, nahm sie Molly auf den Arm und wiegte sie auf ihrer Hüfte.
„Remy, wenn du dich schon besäufst, dann kannst du die Scherben deines Desasters auch weg räumen, deine Mutter tobt schon vor Wut, liegst du etwa immer noch im Bett, hörst du nicht, dass Molly weint…“, hörte man Precious Stimme durch den Gang hallen und dann kam sie hinein und sie wurde stumm, als sie Kesia sah.
„Das ist wieder mal typisch, meine Schwester ist noch nicht unter der Erde und du hast schon das nächste Flittchen im Bett, so groß muss deine Liebe dann doch nicht gewesen sein“, zeterte sie, weil sie ihre Schwester auf die Schnelle nicht erkannte.
„Hi, Schwesterherz“, kam sie mit Molly auf dem Arm zu ihrer schwangeren Schwester. Die ließ einen markerschütternden Schrei.
„Wie? Was? Wo?“, schreckte Remy auf und stolperte aus dem Bett.
„Du versteckst hier meine Schwester, die ich gestern den ganzen Tag betrauert habe und sagst mir nichts davon?“, wurde Precious richtig wütend und Molly fing wieder an zu weinen.
„Ich verstecke niemanden, wer ist sie?“, kam er nur in Shorts bekleidet an seine Freundin und seine Tochter heran.
Genervt, dass sie niemand erkannte, knallte Kesia ihm ihren Handballen an die Stirn.
„Das ist meine Schwester, Dummsack, oh mein Gott, du lebst, Oh mein Gott“, drückte sie ihre Schwester an sich und Remy fiel in Ohnmacht.
„So fest hab ich jetzt auch nicht zugeschlagen“, schmunzelte sie und gab Molly an ihre Schwester weiter, dass sie sich zu ihm runter beugen konnte.
„Ich hab’s gewusst, ich hab gewusst, dass du ein Hologramm benutzt hast. Verdammt, du bist blond, warum bist du blond?“, fragte Precious und Kesia hob Remys Kopf hoch.
„Mein Gesicht ist in allen Zeitungen, ich wollte kein Risiko eingehen“, bemerkte Kesia und kippte das Wasser einer Blumenvase auf Remys Gesicht.
„Schatz, was schreist du so?“, kam auch Rob ins Zimmer.
Als er Kesia sah, schrie er auch auf und Molly weinte wieder.
„Oh man, könnt ihr mal aufhören zu schreien, sonst krieg ich sie nie beruhigt“, grummelte Remy, der wieder wach wurde und Kesia zog ihn hoch.
„Hey, du“, begrüßte Kesia ihren Freund und der drückte sie an sich.
„Mach das nie wieder, ja?“, wollte er sie gar nicht mehr los lassen.
„Ich hab euch trauern lassen, das tut mir so leid“, entschuldigte sich Kesia.
„Du bist jetzt wieder bei uns, dass ist das wichtigste. Wir hätten dich nie gehen lassen dürfen“, konterte Rob und umarmte sie auch.
„Ihr wart ja auch ganz schön hartnäckig, mich zurück zu holen. Wie geht’s meiner Nichte?“, fragte Kesia und schob Mollys Beinchen zur Seite, dass sie auf Precious Bauch fühlen konnte.
„Schlafen will die Kleine nicht wirklich, sie tritt wie verrückt“, bemerkte Precious. Obwohl man in ihrem Gesicht die Trauer der letzten Nacht erkennen konnte, sah sie viel besser aus.
„Du wirst zum Schlafen kommen, wenn sie erst mal auf der Welt ist und ich auf sie aufpasse“, versprach Kesia und nahm ihr Molly wieder ab, die sich endlich beruhigt hatte.
„Das will ich schriftlich haben. Wie kommst du denn eigentlich auf die saublöde Idee, deinen Tod vorzutäuschen?“, fragte Rob kritisierend und nahm ihr Molly ab, weil er sah, dass sie Schmerzen hatte.
„Ich hab sie vermutlich darauf gebracht, ich hab damals auch meinen Tod vorgetäuscht“, erklärte Remy, bevor Kesia was sagen konnte.
„Warum hast du ihr das auch gesagt?“, kam Shima nachsehen, was unten los war.
„Ging nicht anders, sie wollte wissen, warum ich nicht zu ihr nach oben komme“, erklärte er trotzig.
„Hättest du es nicht einen Wink unauffälliger machen können? Es läuft schon seit zwei Tagen im Regionalfernsehen. Immer dieselben Bilder. Ihr jungen Leute seid wirklich einfallsreich, das muss man euch lassen, ich hab es dir echt geglaubt. Du warst nicht so kreativ unseren Tod vorzutäuschen, Sohn“, erwiderte Shima und ein Hauch von Stolz war in ihrer Stimme zu hören.
„Ich hatte ein Kind was Nächte durch geweint hatte, das war das erste was mir einfiel. Hat doch funktioniert, oder?“, fragte Remy weiter trotzig.
„Ja, das hat es, obwohl ein Autounfall ziemlich altmodisch war, oder? Räum deinen Dreck weg, ich erwarte in einer Stunde wieder zwei Frauen, die sollten nicht wirklich über Glasscherben hier rein laufen, ist schon so ein mieser Empfang in dieser Gegend. Hopp und geh’ dich reinigen, du stinkst wie ein Bison“, bat Shima mit Nachdruck und er ging grummelnd durch die Tür raus.
„Ich bräuchte auch dringend eine Reinigung, ist mein Zimmer noch frei?“, fragte Kesia.
„Nein, leider nicht. Aber du kannst ja bei Remy bleiben, jetzt wo ihr ein Paar seid“, schlug Shima vor.
„Hast du da nichts dagegen?“, fragte Kesia verwundert.
„Ihr seid beide erwachsen, warum sollte ich? Ich hab sonst eh’ kein Zimmer mehr frei. Komm, Precious, wir wollten dich doch untersuchen, wegen deinem Schlafmangel. Rob, nimm die Kleine mit, dass Kesia ihre Ruhe hat“, plante Shima und alle gingen raus.
Kesia sah sich um. Das Zimmer brauchte wirklich mal die Hand einer Frau. Alles war grau und lieblos. Sie ging zum Reinigungsraum und zog sich aus. Ihre Wunde hatte durchgeblutet. Sie zog ihren Verband ab, was ihr Schmerzen bereitete.
„Du hast dir selbst Schmerzen bereitet, dass muss schlimm gewesen sein“, kam Remy zu ihr. Es war seltsam. Es machte ihr nichts aus, dass er sie nackt dort stehen sah.
„Ich wusste nicht, dass ich dazu in der Lage bin. Habt ihr Verbandszeug da?“, fragte sie und er beugte sich zur Seite, um an einen Schrank zu gehen.
„Das ist das erste Verbandszeug was ich je geklaut habe, das hab ich immer noch“, erwiderte er und nahm eine Tüte aus dem Schrank.
„Ein sentimentaler Dieb, wie süß“, konterte sie und er verband ihr dem Arm. Dabei streifte er ihre nackte Brust.
„Entschuldige“, war er peinlich berührt.
„Schlaf mit mir“, hauchte sie.
„Bist du sicher?“, fragte er verwundert und sie begann ihn zu küssen.
 
Sie konnte kaum glauben, dass sie Sex hatte, sie war so froh, dass sie nicht mit Slice geschlafen hatte. Diesen Augenblick wollte sie nur mit ihm erleben.
„Hey, was macht ihr da drin?“, fragte Precious, als sie von ihrer Untersuchung zurückkam und öffnete die Metalltür.
„Pri, du bist schwanger, du weißt genau was wir hier tun“, murrte Remy und verdeckte seine Nacktheit mit einem Laken.
„Mit meiner Schwester? Du weißt, dass sie nicht darf“, erkannte Precious verwirrt.
„Du eigentlich auch nicht, jetzt werde ich Tante. Es war meine Entscheidung“, war Kesia aufgebracht, das ihre Schwester so reagierte.
„Gut, aber habt ihr wenigstens verhütet?“, bemerkte sie schroff.
„Verhütet?“, fragte Kesia unwissend.
„Na wundervoll, es war echt eine klasse Idee von unserer Gesundheitsministerin die nicht gebärenden gar nicht mehr aufzuklären. Geh’ dich waschen, sofort“, forderte Precious von ihrer kleinen Schwester und sie stand in ein Laken gewickelt auf und ging in den Reinigungsraum.
„Ich hätte dich echt für klüger gehalten, Rem, willst du unbedingt wieder Vater werden?“, hielt Precious ihm eine Standpauke.
„Könntest du bitte wieder verschwinden? Das ist mir peinlich“, wollte Remy sie loswerden.
„Ich hab deine Tochter in den Kindergarten gebracht, ich werde nicht auch noch meine Nichte oder meinen Neffen täglich dort abladen, also wenn du Vater wirst, musst du endlich erwachsen werden“, rauschte sie wieder ab.
„Und wieder so ein Moment den meine Schwester versauen muss. Hast du schon einen Namen für unser Kind überlegt?“, nahm das Kesia nicht Ernst.
„Gloria, wenn es ein Mädchen wird, Dustin bei einem Jungen“, bemerkte er und zog sie wieder ins Bett.
„Ich bereue nichts von dem, was ich getan habe“, bemerkte sie noch ein Mal.
„Ich auch nicht, man, ich würde am liebsten den ganzen Tag hier liegen bleiben. Dein Arm blutet ja ganz schön“, erkannte er, als er das Blut im Bett sah.
„Ja richtig, mein Arm, den verbinde ich gleich. Reinige dich erst mal, dann werde ich das Bett neu beziehen“, bat sie.
„Aber dein Arm!“
„Der blutet fast nicht mehr, hast du mir eine Shorts und ein Unterhemd, was ich anziehen kann?“, wollte sie wissen und er warf ihr etwas aus einem Schrank zu, was sie dankbar anzog.
„Das Ding klebt schon am Bett, dass musst du Ewigkeiten nicht mehr gewechselt haben“, rief sie ihm zu, als sie das Bett neu bezog.
„Molly wurde in dem Laken gezeugt, glaub ich“, streckte er den Kopf aus der Tür.
„Ich glaube, so genau wollte ich es gar nicht wissen“, bemerkte sie angeekelt und riss das klebrige Laken mit einem kräftigen Ruck ab.
„Eine Nacht mit ihm und schon bist du seine Hausfrau“, kritisierte Rob, der ihr vom Türrahmen aus zusah.
„Habt ihr hier unten vergessen was das Wort Privatsphäre bedeutet?“, fragte Kesia genervt und nahm ein neues Laken aus dem noch offenen Schrank.
„Die Tür ist offen, ich wollte nur sicher gehen, dass es euch gut geht“, log er.
„Wie aufgebracht ist sie?“, wollte Kesia wissen und versuchte das Bett zu machen, was ihr misslang, weil sie dies vorher noch nie getan hatte.
„Zu viel für eine Frau im fast 7. Monat. Was stellst du denn da an? Das sieht grausig aus“, nahm Rob ihr das Laken ab und machte das Bett so glatt, wie man es sonst nur in Hotels sah.
„Du hast Talent, woher kannst du so was?“, war sie verwundert.
„Ich hab im Treasure Inn in der Innenstadt gearbeitet, während meines Studiums. Was ich da an ekligem in der Hand hatte, willst du gar nicht wissen“, hob er das Laken auf, was sie auf den Boden geschmissen hatte.
„Du musst das nicht machen“, bemerkte sie schmunzelnd.
„Du bist verletzt, lass mich dir helfen. Warum bist du verletzt?“, sprach er sie auf ihre Arm-Wunde an.
„Wir haben Blut von mir gebraucht, ist ne lange Geschichte. Sag ihr, dass ich gleich zu ihr komme, wenn ich meinen Arm verbunden habe“, erklärte sie und er ging mit dem Laken in der Hand geknüllt wieder weg.
 
„War das Rob gerade? Kommen sie jetzt einzeln um uns Vorwürfe zu machen?“, fragte Remy, der nur in Shorts gereinigt aus dem Reinigungsraum kam.
„Sieht ganz danach aus. Zieh’ dir am besten noch mehr an, bevor Shima noch hier auftaucht“, bat sie und bezog die Bettdecke.
„Keine schlechte Idee. Komm her, ich verbind dir deinen Arm“, zog er sie an sich und drückte sie liebevoll in den Reinigungsraum.
„Kesia, willst du was Essen?“, rief Shima, als sie gerade ihren Arm verbanden.
„Das wäre nett, danke“, rief sie zurück.
„Hast du meinen Sohn gesehen?“, rief Shima und kam näher an die Tür.
„Ich bin hier, Mom“, kam Remy immer noch in Shorts aus dem Reinigungsraum.
„Hast du vergessen, wie man sich anzieht?“, beäugte sie ihn kritisch.
„Ich hab Kesia verarztet, ich zieh’ mich gleich an. Ich hab übrigens auch Hunger“, zog er sich ein Hemd aus dem Schrank.
„Kann ich nen Sari haben? Natürlich nur, wenn du noch einen hast“, kam sie raus.
„Spinnt ihr, glaubt ihr, ich freu mich über ein weiteres Enkelkind?“, war auch Shima nicht begeistert, Kesia so halbnackt im Zimmer ihres Sohnes zu sehen.
„Was du schon wieder denkst, ich hab mich nur gereinigt, ich bin auch viel zu jung für Kinder. Ich hätte Hunger auf Omelett“, versuchte sie es abzustreiten.
„Ich bin doch nicht von gestern, ihr habt das Bett neu bezogen“, stellte Shima empört fest.
„Wenn ich hier schlafe, will ich ein sauberes Bett haben, das war einfach nur widerlich“, erwiderte sie und setzte sich aufs Bett.
„Okay, wie ihr meint. Ich mach euch Omelett, ich werde dir einen Sari bringen lassen“, ging sie nachdenklich wieder raus.
„Wenn ich dir ein paar kleine Tricks beibringe, bist du eine perfekte Assistentin für meine Streifzüge“, war Remy angenehm überrascht über die schnelle Ausrede, die sie parat hatte.
„Nein danke, ich bleib lieber ehrlich. Sie glaubt mir auch nicht so ganz, hab ich das Gefühl“, entgegnete sie und kuschelte sich wieder ins Bett.
„So gern ich den ganzen Tag mit dir im Bett bleiben würde, ich muss auf nen Streifzug gehen. Mein Angebot steht noch“, schlüpfte er in seine Hosen.
„Das Bett ist so bequem, ich hab ne ganze Menge Blut verloren, ich ruh mich lieber aus“, streckte sie sich unter der Bettdecke aus.
„Ich bin noch nie so ungern zur Arbeit gegangen“, krabbelte er zu ihr aufs Bett und begann sie zu küssen.
„Entschuldigt, ich soll hier was vorbei bringen“, kam eine junge Frau ins Zimmer und streckte ihnen einen schwarzen Sari hin.
„Danke Rochelle, ich muss dann auch los. Hast du die Liste, um die ich dich gebeten habe?“, fragte er und stand vom Bett auf.
„Ja, ich hab Inventur gemacht, wir brauchen wieder eine Menge Medikamente. Vielleicht gehst du auch bei den Apotheken vorbei, betteln. Ich weiß, das hasst du, aber sonst kriegen wir das nie alles zusammen. Hi, ich bin Rochelle, Shimas persönliche Assistentin und du bist?“, stellte sich Rochelle, Kesia vor.
„Ich bin Kes, ich wohn jetzt hier. Danke für den Sari, ich werde ihn mal anziehen gehen“, schlüpfte sie aus dem Bett und ging in den Reinigungsraum.
„Ist sie die Kes, Precious Schwester? Ich dachte, sie wäre tot?“, redete Rochelle mit ihrem Kollegen.
„Und auferstanden von den Toten. Und, wie seh’ ich aus?“, präsentierte sich Kesia in ihrem Sari.
„Du siehst wunderschön aus, woher weißt du, wie man einen Sari richtig bindet?“, war Remy überrascht.
„Hör auf, mich zu unterschätzen, mein Süßer. Ich hab mal den ganzen Abend mit der Tochter des indischen Botschafters Romé gespielt, da hat sie mir gezeigt, wie das geht. Kannst du als Halb-Inder eine Kurta binden?“, fragte sie frech.
„Mein Sohn kann sich ja nicht mal richtig die Schuhe zu binden, eine Kurta sicher nicht. Er ist nur zu einem viertel Inder, meine Mutter kommt aus Bombay“, erkannte Shima, die mit zwei Tellern ins Zimmer kam und Remy sah beschämt über seine mies gebundenen Turnschuhe.
„Omelett, hat ich Ewigkeiten nicht mehr. Ich muss los“, rollte er sein Omelett zusammen und stopfte es sich in den Mund.
„10 Jahre Privatschule und du isst immer noch wie ein Schwein“, bemerkte Shima kopfschüttelnd.
„Gar nicht wahr, ich hab’s nur eilig. Kann spät werden, wartet nicht auf mich“, nuschelte er und ging.
„Vielleicht schaffst du es, ihn mal dazu zu bringen, sich erwachsen zu benehmen. Bereitest du schon mal den Untersuchungsraum vor, bitte, ich komme gleich“, wollte Shima ihre Assistentin los werden.
„Hier, ich gebe dir das, wenn du nichts getan hast, wird es dir nicht schaden“, gab Shima ihr eine Spritze in den Arm.
„Hey, hättest du mich nicht vorher fragen können, was ist, wenn ich Kinder will?“, war sie erbost.
„Nicht hier, nicht jetzt, Engelchen. Das bleibt unter uns, was ich gerade getan habe. Niemand darf hier was über meine Vergangenheit wissen“, bemerkte sie mysteriös und stellte ihr den Teller hin.
„Ich bin plötzlich so müde“, fühlte sie sich gar nicht mehr gut.
„Mach dir keine Sorgen, das ist das Medikament, schlaf ein bisschen“, erwiderte Shima und legte die schlafende Kesia sanft mit Kesias Kopf in ihren Händen auf das Bett.

Fünfzehntes Kapitel

 
„Was hast du mit ihr gemacht, sie schläft seit über 30 Stunden“, hörte sie Remys aufgebrachte Stimme, als sie mit einem dicken Kopf erwachte. Es war dunkel und sie hörte Molly in ihrem Bettchen, wie sie sich unruhig herumwälzte.
Dösig stand sie auf und ging zum Kinderbettchen.
„Hey Engelchen, komm her, was raubt dir denn den Schlaf?“, nahm sie sie auf den Arm und wiegte sie sanft an ihrer Brust.
„Hey, was diskutiert ihr hier so laut? Molly kann nicht schlafen“, kam sie in den Flur indem Remy mit seiner Mutter laut diskutierte.
„Hey, du bist wach, endlich. Entschuldige, wir mussten was besprechen. Ich werde sie nehmen“, wollte er ihr Molly wegnehmen.
„Nein, geht schon, es ist beruhigend ein Kind auf dem Bauch zu haben, es ist seltsam, aber es ist so. Wir werden etwas rumlaufen, vielleicht schläft sie dann ein“, ging sie den Gang entlang.
„Was hast du ihr gegeben? Sie ist ja völlig daneben“, zischte Remy seiner Mutter zu.
„Nur ein leichtes Schlafmittel, sie sollte sich nur kurz entspannen“, bemerkte Shima unschuldig.
„30 Stunden ist wohl kaum kurz. Wie kommst du an so starke Medikamente? Ich hab dir die nicht besorgt“, war Remy besorgt über die lockere Stimmung seiner Freundin.
„Ich hab meine eigene Quelle, manchmal muss eine Frau für eine längere Zeit außer Gefecht gesetzt werden. Es ist spät, geh’ ins Bett“, erwiderte Shima und stieg die Treppen hoch.
„Sie vermisst ihren Vater, nimm sie ein wenig in den Arm. Man, hab ich einen Hunger“, kam Kesia zurück und drückte ihm seine Tochter in den Arm.
„Am Bett steht noch ein Teller mit kalten Omeletts, ich werde dir eine Suppe machen. Geht’s dir gut, Süße?“, fragte er und drückte seine Tochter an sich.
„Ja, bestens. Ich hab endlich mal ausgeschlafen. Komm ins Bett, du siehst müde aus“, zog sie ihn an seinem freien Arm ins Zimmer zurück.
Während Remy schlief, saß Kesia am Kinderbett und strich über den Kopf der friedlich schlafenden Molly.
Sie war so ein hübsches Mädchen, braune Locken, braune Kulleraugen, sie wünschte, ihr Kind könnte später auch so aussehen. In dem Moment wusste sie genau, dass sie ein Kind wollte. Sie bekam Durst und machte sich auf die Suche nach etwas zu Trinken. Als sie die Treppe hoch gegangen war, hörte sie eine Frau schreien. Es kam aus dem Untersuchungsraum. Neugierig ging sie hinein. Dort lag eine junge Frau, nicht älter als sie auf dem Untersuchungstisch und schrie vor Schmerzen.
„Kes, was machst du hier? Du solltest nicht hier sein“, kam Shima in einem OP-Kittel über ihrem Sari aus einem Nebenraum.
„Die Frau hat Schmerzen“, bemerkte Kesia aufgewühlt.
„Ist mir auch schon aufgefallen. Hast du irgendwelche medizinische Erfahrung?“, war Shima im Stress.
„Nicht wirklich!“
„Schade, du könntest mir trotzdem helfen“, zog sie die Bettdecke von der jungen Frau.
„Du willst aber nicht, dass dir helfe, ein Kind auf die Welt zu holen, oder?“, war sie entsetzt.
„Nein, das dauert noch bis morgen früh, aber du könntest ihr Wadenwickel machen, das schaffst du doch, oder?“, streckte sie ihr einen Eimer und Handtücher hin.
„Ginge das nicht mit einem Kühlungsstift schneller?“, fragte sie skeptisch.
„Siehst du hier einen?“
„Nein!“
„Dann frag nicht so blöd, mach. Du musst sie fest zubinden, sie wird sich noch viel bewegen heute Nacht. Man, warum wird ausgerechnet jetzt Rochelles Sohn krank?“, wischte sie sich den Schweiß von der Stirn.
„Sie ist eine von denen, oder? Die du aus dem Land bringen musst?“, wollte Kesia wissen.
„Ja, sie ist eine dieser armen Seelen. Morgen Abend fliegt sie ohne ihre Tochter nach Mexiko, klingt wie ein tolles Leben, oder?“, fragte Shima und gab der Frau eine Spritze, dass sie einschlief.
„Sie leidet zu sehr, ich kann das nicht mit ansehen“, erwiderte Shima und strich der armen Frau die Haare aus dem Gesicht.
„Das muss furchtbar sein, all diese Mädchen“, war Kesia geschockt das zu hören.
„Wie furchtbar das auch klingt, ich bin schon abgestumpft“, konterte Shima und Kesia deckte die junge Frau wieder zu, nachdem sie ihr Wickel gemacht hatte.
„Das ist eine Art Schutz um nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, denk ich mir. Es ist spät, du solltest ins Bett gehen“, schlug sie vor.
„Das geht nicht, in einer Stunde kommt noch eine Frau“, bemerkte sie und gähnte.
„Was braucht die Frau?“, fragte sie neugierig.
„Ich muss sie untersuchen und ihr einen  Schlafplatz besorgen“, erklärte sie.
„Ich könnte das machen“, schlug Kesia vor.
„Du kannst keine schwangere Frau untersuchen“, war sie entrüstet.
„Das könntest du noch morgen früh machen, ich besorg ihr einen Schlafplatz“, bot sie an.
„Traust du dir das zu?“, fragte sie nachfragend.
„Ja, das tue ich“, konterte sie selbstbewusst.
„Gut, hier ist die Codekarte für die Räume unten, sie muss vermutlich in einem Mehrbettzimmer schlafen, bis ich was Besseres für sie habe. Schaffst du das wirklich?“, fragte sie unschlüssig.
„Ja, Madam“, versprach sie.
„Drück den Code 22, wenn du ein Problem hast, dann klingelt es in meinem Zimmer. Gute Nacht“, gab sie nach und verschwand.
„Warte, was mach ich mit der hier?“, rief sie ihr hinterher.
„Die schläft bis zur Geburt durch, das gleiche hab ich dir übrigens gegeben, du hast Schlaf echt mal nötig gebraucht“, gab sie zu.
„Du hast was? Wofür?“
„Damit ich dir deine Gebärmutter entfernen konnte, dass mein Sohn keine Kinder mehr produziert“, sagte sie trocken.
„Was?“
„Kleiner Scherz, ich hab einen Heiler an deinen Arm gemacht, dass deine Wunde schneller heilt, ist ein älteres Modell, die tun noch ziemlich weh’ und das wollte ich so einem Sensibelchen wie dir nicht antun“, erkannte sie und Kesia ging kopfschüttelnd durch den Raum. Sie machte ein Gerät an und fuhr damit über ihren Unterbauch.
Sie konnte nichts auf dem Ultraschall erkennen.
„Shima?“, rief sie nervös.
„Precious hat echt Recht, Aufklärungsunterricht für die Nesthäkchen abzuschaffen war wirklich eine saublöde Idee“, öffnete sie die Seite des Saris den Kesia trug, machte etwas Gel auf das Gerät und fuhr an die richtige Stelle auf ihrem nackten Bauch.
„Hier ist deine Gebärmutter, wo sie sein soll. Übrigens, die Spritze hat ihre Dienste getan, deinem Baby geht es gut“, stellte sie fest und zog das Ultraschallgerät wieder von ihrem Bauch.
„Baby, hast du gerade Baby gesagt?“, keuchte sie.
„Wer ungeschützten Sex hat, bekommt Babys, das ist schon seit Jesus Zeiten so, ich hätte gern einen Enkelsohn, wenn das möglich wäre“, schloss sie Kesias Sari wieder.
„Wie ist das möglich, es sind keine 24 Stunden vergangen seit wir…“, stotterte sie.
„Ich hab mit der Spritze etwas nachgeholfen, du wolltest doch unbedingt ein Kind, hier hast du es“, entschied sie und ging wieder.
 
In Kesias Kopf drehte sich alles. Sie würde ein Kind bekommen, ihr Kind könnte zusammen mit dem Kind ihrer Schwester spielen. War sie schon bereit für ein Kind? Schließlich war sie noch so jung. Ihre Mutter, die weinte sich sicher jetzt die Augen aus, vor Trauer und Gram, während sie neues Leben erwartete. Sie setzte sich auf einen Stuhl neben die junge Frau auf dem Untersuchungstisch und tupfte ihr die schwitzende Stirn ab.
Sie las gerade ein medizinisches Buch, als es klopfte.
„Okay, Showtime“, sagte sie zu sich und ging zur Tür.
„Wer ist da?“, fragte sie vorsichtig.
„Eine Kundin, ich möchte zu der Ärztin“, hörte sie eine Frauenstimme.
„Ja, kommen Sie herein, ich bin Aphrodite, die Vertretung der Ärztin. Sorgen Sie sich nicht, ich werde mich um Sie kümmern, treten Sie ein“, ließ sie die junge Frau ein.
„Ich bin etwas nervös“, kam die junge Frau zaghaft hinein.
„Das müssen Sie nicht, Sie sind jetzt in Sicherheit. Ich bringe Sie zu ihrem Schlafplatz, die Frau Doktor wird s´Sie morgen gleich untersuchen“, führte sie sie den Gang entlang und die Treppe hinunter. Sie brachte sie in ein Mehrbettzimmer und blieb so lange, bis sich die junge Frau ausruhen konnte.
Als sie die Metalltür schloss, war sie stolz auf sich.
„Gut gemacht Anfängerin, dir kann ich das auch anvertrauen. Übrigens, dass mit dem Kind war ein Scherz, ich wollte nur sehen wie du reagierst. Die Spritze war eine Art
“Pille danach“, du bist noch nicht bereit für ein Kind, aber den Posten als meine Aushilfe geb ich dir gern“, erkannte Shima, die in einer Nachtrobe zu ihr kam.
„Du hast mich verulkt?“, war sie entrüstet.
„An den Humor meiner Mutter musst du dich erst mal gewöhnen, sie hat einen derben britischen Humor von ihrer Zeit in Oxford. Hey, ich hab dich im Bett vermisst, Molly ist wach geworden, da hab ich gesehen, dass du nicht da bist“, kam Remy in Pyjamahosen aus der Tür.
„Wartet mit dem Akt bitte so lang, bis ich ihr ein Verhütungsimplantat eingesetzt habe, ich will wirklich nicht schon wieder Großmutter werden, ich bin mit 45 wirklich zu jung für eine zweifache Großmutter. Das hast du wirklich gut gemacht, Kes, du bist einfühlsam und kannst auf die Frauen eingehen. Geht ins Bett, ab hier kann ich wieder
übernehmen“, erwiderte Shima und zog ihren Morgenmantel zu.
„Du schläfst wohl nie, oder?“, kritisierte Remy seine Mutter.
„Nicht solange Frauen Angst haben müssen. Geht ins Bett, danke für eure Hilfe“, entschied sie und das Paar ging Arm in Arm den Gang entlang zurück ins Bett.
 
„Bist du mir böse, wenn ich jetzt sage, dass ich froh bin, dass du nicht schwanger bist?“, fragte Remy vorsichtig, als sie sich an ihn gekuschelt hatte.
„Nein, ist schon in Ordnung, es ist alles noch so neu, vielleicht ist unsere Verbindung nicht für die Ewigkeit gemacht, wir würden es bereuen so früh an eine Familie zu denken“, bemerkte sie schläfrig.
„Die Auswahl an guten Männern ist hier echt begrenzt, die Frauen sind hier die Mehrheit. Hank käme vielleicht noch in Frage, doch er ist mein Kumpel, das würdest du mir nicht antun wollen“, schmunzelte er und küsste sie.
„Ich muss Hank erst mal kennen lernen, um das zu entscheiden. Nein, im Ernst, ich bin froh hier zu sein, so viele Nächte lag ich einsam in einem Bett, jemanden neben mir zu fühlen ist wunderbar“, erklärte sie und döste ein.
 
Am nächsten Morgen hatte Remy etwas Zeit, Kesia durch die unterirdischen Gänge zu führen.
„Also da hinten ist der Fitnessraum, da hab ich früher oft meine Stunden verschwendet, jetzt nicht mehr so häufig und ach ja hier ist Sorrows Residenz“, führte er sie herum.
„Sorrow? Ist das nicht ein Freund von dir?“, fragte sie neugierig.
„Nicht direkt, Mom hat ihn adoptiert, nachdem wir hiergeblieben sind, er war zu der Zeit schon 17, aber wir sind wie Brüder gewesen damals und sie fand es angebracht also technisch gesehen ist er mein Bruder“, erklärte er stockend.
„War er all die Jahre hier?“, fragte sie verwundert.
„Er gehört sozusagen zum Inventar, er lebt schon sein ganzes Leben hier unten“, konterte er herumdrucksend.
„Ist er behindert?“
„Nein!“
„Ist er ein Krimineller?“
„Darüber muss ich kurz nachdenken, nein!“
„Ist er hässlich wie die Nacht?“
„Eigentlich schon, aber das ist es nicht!“
„Können wir rein gehen, dass ich ihn kennen lernen kann?“, fragte sie ungeduldig.
„Meinetwegen“, bemerkte er kopfschüttelnd über ihre dummen Fragen und drückte den Türöffner.
„Hey Brüderchen, hab schon gehört, dass du einen Stich gelandet hast. Hi, ich bin Sorrow, eigentlich Murray, aber du solltest vermeiden mich mit diesem Namen anzusprechen“, kam ein junger Mann in den jungen Zwanzigern auf die beiden zu. Er war gar nicht wie es sein Name sagte, er war gut gelaunt und hatte ein freundliches Erscheinen.
„Sorrow, das ist Kes“, stellte er sie stolz seinem Bruder vor.
„Angenehm. Wie ich sehe eine von unserem Verein“, stellte er fest und öffnete den Kragen seiner Rollkragenjacke. Was sie dort sah, übertraf alles, was sie sich über das kleine Geheimnis ausgedacht hatte. Über seinem GIS prangte ein roter Strich, den nur Angehörige von Präsidenten trugen.
„Oh man“, erwiderte sie tonlos.
„Da sagst du was. Seit die Präsidentschaft vererbt wird, ist alles anders im Land, oder? Ich bin das kleine süße Geheimnis was Präsidentin Shore eine ganze Weile schon mit sich herumträgt. Ich könnte Präsident werden, wenn sie sterben würde, wäre da nicht diese Schmierlocke Nash Shore, seines Zeichens großer Erbe der Familie Shore und mein kleiner Bruder. Wir sind auch miteinander verwandt, wenn man es genau nimmt, du bist ja die Tochter ihrer Cousine“, erklärte er mit etwas Sarkasmus in der Stimme.
„Oh man“, wiederholte sie.
„Sagtest du schon, Schätzchen. Brauchst du einen Drink?“, zog er eine Flasche Whiskey aus einer Schublade.
„Nicht um neun Uhr morgens, danke. Du bist also die Augen und Ohren hier“, sah sie auf die vielen Displays, die im Raum waren.
„Kann man so sagen. Hab schon gehört, dass du Shima kräftig unterstützt bei ihren Tätigkeiten, sie kann jede Hilfe gebrauchen. Dann brauchst du sicher auch eine Sicherheitskarte für die Wohnungsräume“, erkannte er und setzte sich an einen Computer.
„Ich weiß nicht“, war sie nicht sicher.
„Ich mach dir eine, Shima kann sie dir ja immer noch wieder abnehmen“, drückte er ein paar Tasten und eine Karte wurde ausgegeben.
„Danke, nett von dir. Wie alt bist du, Sorrow?“, war sie neugierig.
„Gerade 20 geworden, wieso?“
„Nur so. Wir lassen dich jetzt wohl wieder allein, du scheinst viel zu tun zu haben“, nahm sie die Karte entgegen.
„War mir eine Ehre, dich kennen zu lernen. Kleiner Tipp unter Freunden, schaffe dir ne dicke Haut an, die brauchst du hier. Verdeck dein GIS auch lieber, dann steht ihr auf dem gleichen Level hier unten. Kaum jemand weiß, was sich unter meinem Kragen versteckt, das soll auch so bleiben“, riet Sorrow ihr und sie nickte.
„Ich freu mich so, dass mein Bruder endlich wieder jemanden hat, vor allem meine Nichte braucht dringend eine Mutter“, erwiderte Sorrow glücklich.
„Murray, erschreck meine Freundin nicht so, ich will sie ne Weile behalten“, entgegnete Remy grummelnd.
„Benutzung von ungeliebten Vornamen, du meinst es also Ernst“, schmunzelte Sorrow und bekam von seinem Bruder eine Kopfnuss.
 
Erfreut sah Kesia zu, wie die Brüder kabbelten. Sie kannte so etwas nicht von zu Hause. Sie hatte mit ihren Geschwistern nie so etwas gemacht, sie waren so erzogen worden, immer die Form zu wahren, sie hatten auch nie fangen oder etwas ähnliches gespielt. Ihre Großmutter hatte ihr immer von ihrer Jugend erzählt, sie lauschte immer gern diesen Geschichten. Ihre Großmutter war sechs Jahre zuvor nach Kanada gegangen, nachdem sie dort ein Haus gekauft hatte. Gerüchte zufolge hatte sie dort wieder geheiratet, einen Arzt, versteht sich. Sie war gerade 74 Jahre alt geworden, für jemanden der in seiner Jugend schon im Sterbebett lag ein beachtliches Alter.
 
„Kes, ich brauch dich hier“, tönte es durch die Hallen.
„Die Chefin ruft, du musst los“, riss Sorrow sie aus ihren Gedanken.
„Ach ja, muss ich? Ja, ich muss los. Pass auf dich auf, wenn du raus gehst“, küsste sie ihren Freund kurz und eilte zu Shima.

 
„Es geht los, du musst mir helfen“, war Shima schon mitten in der Geburtsvorbereitung der jungen Frau der letzten Nacht.
„Was? Wieso ich? Wo ist Rochelle?“, war Kesia überfordert.
„Beschäftigt, stell ihre Beine auf die Bügel“, erklärte sie hektisch.
„Ich bin keine Geburtshelferin, ich kann das nicht“, stand sie starr da.
„Ich bin führ dich da durch, keine Sorge“, stieß sie bei Shima auf taube Ohren und nach einer Sekunde des Zögerns machte sie, was ihr gesagt wurde.
 
Da lag es nun in ihren Armen, das Kind schrie nicht, es war so wunderschön, klein wie eine Puppe und ihre Haut war so sanft wie Seide. Sie hatte erst 10 Minuten zuvor mit Shima zusammen dieses kleine Geschöpf zur Welt gebracht. Shima hatte ihr das Kind in die die Arme gelegt, das Kind hatte sie als erstes gesehen, ihre Mutter würde sie nie sehen, was sie furchtbar traurig stimmte.
„Kleine Maus, du hast nicht mal einen Namen“, wiegte sie das Kind in ihrem Arm.
„Die auf der Station werden ihr einen Namen geben. Ich werde den APGAR jetzt noch mal durchführen dann bringst du es auf die Station“, erwiderte Shima kühl.
„Was ist der APGAR?“, fragte sie verwundert.
„Aussehen, Puls, Gesichtsbewegungen, Aktivität, Respiration (Atmung), ich hab vorhin nur eine Acht von Zehn gehabt, ich hätte schon gerne eine Neun“, erklärte Shima professionell.
„Und eine neun ist gut?“, wollte Kesia wissen.
„Eine neun ist zumindest besser. Aber für ein Kind dass nur 10 Wochen Zeit hatte zu wachsen ist das trotzdem gut. Remy war ein fauler Brocken, er kam drei Wochen zu spät auf die Welt, der kleine Faulpelz. Komm her, meine Süße, ich werde dich noch einmal untersuchen“, nahm sie ihr die Kleine ab.
„Mist, immer noch acht, sag den Schwestern sie sollen die Kleine noch mal in den Brutkasten legen und ihr einen Sensor anlegen, die Süße braucht noch etwas Hilfe“, konterte Shima deren Stimme etwas sanfter klang.
„Sollte sie ihre Tochter nicht mal sehen?“, sah Kesia zu der jungen Frau herüber, die langsam eindöste.
„Würdest du dein Kind sehen wollen, wenn es dir dann wieder entrissen werden würde?“, fragte sie gegen.
„Ich bring sie gleich weg. Am besten gleich, wenn sie eingeschlafen ist. Sorrow ist derjenige der hier als erstes Kind geboren ist, oder?“, fragte Kesia plötzlich.
„Wer hat dir das erzählt? Sicher Remy, den bring ich um“, war Shima außer sich. Das Baby fing an zu weinen.
„Nein, ich hab es selbst herausgefunden, er ist zwanzig Jahre alt, das mächtige Interesse von Präsidentin Shore, ich muss bei meinem Job Leute analysieren, ich hab Sorrow vorhin kennen gelernt, deinen Sohn“, erkannte Kesia und steckte dem Baby ihren kleinen Finger in den Mund, dass sie ruhig wurde.
„Dann hat Sorrow geplappert, da hab ich ihm schon diesen Spitznamen verpasst und er ist immer noch so gut gelaunt. Er plappert ununterbrochen, er wird echt langsam wie seine Mutter. Hey, woher kennst du denn Trick?“, fragte Shima, als sie sah, was Kesia getan hatte.
„Keine Ahnung, sie scheint es zu mögen. Ich werde kein Wort sagen, wem auch. Ich glaube die Mutter schläft jetzt, ich werde die Kleine runter bringen, solang sie so ruhig ist“, erklärte sie und stand auf.
„Du kannst mir mehr helfen, als ich dachte, du kannst echt gut mit Kindern. Vielleicht kannst du auch auf der Station helfen, frag einfach nach, wenn du da bist. Ich glaub, sie schläft jetzt, geh’ los“, bat Shima und sie ging los.
Als sie gerade auf der Hälfte des Weges angekommen war, traute sie ihren Augen nicht. Dort saß tatsächlich Hyden, der Sänger ihrer Lieblingsband, der Schwarm ihrer Jugendtage.
„Egal was sie sagt, das ist nicht meins“, murmelte Hyden grummelig.
„Okay. Ich will ja nicht dumm fragen, aber was machst du hier?“, fragte sie und versuchte dabei cool zu sein, wirkte aber eher nervös.
„Ich warte auf meine Kinder, ich geb ihnen Musikunterricht. Kennen wir uns nicht?“, musterte Hyden sie.
„Eigentlich schon, du warst für die Vermessung deines Holograms in meiner Uni damals, wundert mich, dass du mich noch kennst“, erkannte sie und zog das Deckchen des Babys wieder fester.
„Bist du nicht tot?“, fragte Hyden, der jetzt schon fast so verwirrt guckte wie sie.
„Buh!“
„Ich sag nichts, wenn du nichts sagst. Hast du ein Kind bekommen und deshalb dieser fiktive aber wirklich spektakuläre Todessprung? Ich hab schon gedacht, dass du rundlich geworden bist“, sah er das Baby an.
„Kleiner Tipp unter Freunden, sag einer Frau nie, dass sie rundlich aussieht, dass endet nie gut“, begrüßte Remy seinen alten Freund, als er vorbei kam mit einem coolen Handschlag.
„Dann stimmt das Gerücht also, der Prinz hat endlich seine Prinzessin gefunden. Du kannst dein Ding auch nicht stecken lassen, oder?“, fragte Hyden neckisch und erntete einen bösen Blick.
„Nicht mein Kind, sorry. Wessen Kind ist das?“, fragte er und strich dem Baby über das Gesicht.
„Unwichtig, ich muss es in die Station bringen, es muss in den Brutkasten. Renn nicht weg, ich will mich noch mit dir unterhalten“, eilte sie von dannen.
 
„Vier Kinder, man, ich hab von deinem ausschweifenden Leben gehört, aber das übertrifft alles. In welchem Alter sind deine Kinder?“, unterhielten sich Kesia und Hyden in einem Aufenthaltsraum.
„Lycos mein Ältester ist acht, Hyden jr. ist mein Jüngster, er ist erst 6 Wochen alt. Groupies sind echt wilde Mädchen, da kann ich leider nicht widerstehen. Versteh’ mich nicht falsch, ich liebe alle meine Kinder sehr, sonst wär ich nicht jede Minute die ich frei machen kann bei ihnen. Ich hab übrigens dein Hologramm bekommen, mein Manager hat es zwar abgewürgt, aber ich fand es klasse. Jetzt wo du tot bist und so ist dies sicher ein Vermögen wert. Du fragst dich sicher, woher ich Remy kenne, oder?“, erklärte er und lehnte sich nach hinten.
„Der Sohn eines ehemaligen Bürgermeisters und ein Rockmusiker der öfters im Knast war als auf der Bühne, wo kann man sich sonst treffen außer in einer Privatschule. Hab ich Recht?“, schlussfolgerte sie.
„Du musstest mich ganz schön gut kennen lernen, mehr als dir wohl lieb war. Übrigens ich war nicht öfters im Knast als auf der Bühne, das wurde von etlichen Websites hoch gepuscht. Nur die zwei Jahre wegen Zerstörung öffentlichen Eigentums und die sechs Monate wegen Ehebruch. Sie hat mir nicht gesagt, dass sie verheiratet ist. Und dieses Konzerthaus war eh’ schon alt und das war das Werk der ganzen Band“, versuchte Hyden zu erklären.
„Ich wusste es, wir haben stundenlang in Chatrooms diskutiert, ich war immer der Meinung, dass du das nicht allein geschafft haben kannst“, war Kesia erfreut dies zu hören.
„Man muss dazu sagen, dass ein Kühlschrank mit Alkoholika aller Art und einige verschreibungspflichtige Medikamente auch im Spiel waren. Deine Kinder warten auf dich“, kam Remy zu ihnen.
„Tja, das war ne klasse Zeit, schade dass die Zeiten bald vorbei sind“, erklärte er und stand auf.
„Was meinst du damit?“, fragte Kesia verwundert.
„Die aktuelle Playlist ist unsere letzte, ich hör auf“, ging er zur Tür.
„Was? Ihr könnt nicht aufhören“, war Kesia entsetzt.
„Ich hab vier Kinder, die ich fast nie sehe, ich geh’ offiziell in einen Entzug“, erklärte Hyden cool und setzte seine Sonnenbrille auf.
„Das ist dann dein siebter Entzug, ich glaub von dem Stoff kommst du nicht mehr runter“, erkannte Kesia cool.
„Die Ausrede ist wohl schon ziemlich ausgelutscht, ich muss mir wohl was anderes ausdenken. Es tut mir natürlich für euch Fans leid, aber wenn du meine Kinder erst mal kennen lernst, weißt du warum ich das mache. Wenn du willst, kannst du mitkommen“, schlug er vor und Kesia sah Remy an.
„Geh’ ruhig, ich muss eh’ Molly abholen, baden, ins Bett bringen und so, ich hab noch viel zu tun“, zählte Remy auf.
„Ich komm so schnell wieder, wie es geht. Gib der Kleinen einen Kuss von mir, ich les ihr noch was vor, wenn sie nachher noch nicht schläft“, bemerkte sie und ging an Hyden vorbei aus der Tür.
„Glückwunsch, du hast eine Mutter für deine Tochter gefunden, ich dachte schon, du findest nie jemanden, der auch deine Tochter mag“, klopfte Hyden seinem Kumpel auf die Schulter.
„Warten wir erst mal ab, bis sie eine von Mollys Wutanfällen miterlebt. Lass bloß die Finger von meiner Freundin“, ermahnte Remy ihn.
„Immer doch, du kennst mich doch“, versprach er.
„Deshalb sag ich es ja. Falls wir uns nicht mehr sehen, viel Erfolg bei dem Konzert heut Nacht“, verabschiedete sich Remy.
„Danke, ich fände es cool, wenn ihr beide kommen könntet“, erklärte Hyden.
„Wär nicht so praktisch, wenn an der größten Konzerthalle der Stadt die GIS‘ von zwei Toten gescannt werden würden, oder?“, fragte Remy.
„Richtig, blöde Sicherheitsvorkehrungen. Ich werde euch einen Livestream einrichten lassen, dann könnt ihr es von hier verfolgen. Was hältst du eigentlich davon, wenn wir unsere Kinder mal zusammen spielen lassen?“, schlug Hyden vor und sie folgten Kesia in den Gang.
Als Kesia und Hyden amüsiert zusahen, wie seine Kinder auf den Instrumenten schräge Musik machten, knuffte sie ihm in die Seite.
„Du kannst doch weiter Musik machen und trotzdem hier bleiben“, schlug sie vor.
„Ich stürz mich nicht von irgendeinem Hochhaus, vergiss es“, schmunzelte er und wendete sich wieder seinen Kindern zu.
„Du hast, und das sag ich nicht ohne Stolz, eine sehr gute Kopie von dir im Büro deines Managers liegen, du kannst trotzdem weiter Songs schreiben, sie dem Hologramm einspielen und den ganzen Tag hier verbringen“, erzählte sie ihm ihren Plan.
„Die Jungs von meiner Band sind keine Genies, aber das kriegen sie schon raus“, entgegnete er skeptisch.
„Nicht, wenn du sie einweihst. Sag ihnen die Wahrheit, dass du nicht mehr kannst. Sie verstehen das. Du kannst es ja versuchen, wenn es nicht funktioniert, ersetzt du dein Hologramm einfacher wieder“, handelte sie weiter.
„Klingt verlockend, ich werde mit meinem Manager reden, danke. Warum hast du dich einfach nicht durch ein Hologramm ersetzt, du hast dein Leben doch geliebt, so wie es war, oder?“, erkannte Hyden.
„Das ist der Unterschied zwischen uns beiden, Hyden, ich kenn dich gut, du mich überhaupt nicht. Ich bin glücklich hier“, schlussfolgerte sie und lächelte.
„Wie du meinst. Sind sie nicht begabt?“, fragte er stolz und sah zu seinen Kindern.
„Ja, sie sind schon fast so schlecht wie du. Kleines, ich brauch dich oben“, platzte Shima in die Idylle.
„Was gibt’s?“, fragte sie gereizt, weil sie nicht gehen wollte.
„Ich hab einen Auftrag für dich“, erwiderte sie geheimnisvoll.
„Klingt geheimnisvoll, was ist es denn?“, wollte sie wissen.
„Das will ich nicht hier diskutieren, komm mit, bitte“, bat sie und Kesia stand schwerfällig auf.
„Hör nicht auf sie, du bist ein klasse Musiker und deine Kinder auch. Denk über meine Idee nach, vielleicht sehen wir uns bald wieder“, ging sie hinter Shima her.
 
„Okay, eigentlich bist du noch nicht so weit, aber ich hab keine andere Wahl. Du musst die junge Frau von heut Morgen wegbringen. Dies hier nennen wir das unsichtbare Cape“, erklärte Shima und führte sie in einen Raum in der Nähe des Untersuchungsraum.
„Es macht mich unsichtbar?“, war sie verwirrt.
„Nicht körperlich, aber irgendwie schon. Mit diesem Cape kommst du überall hin ohne irgendwo aufgehalten zu werden. Eine Idee von der Präsidentin. Du musst nur immer das Cape anbehalten. Und ja, du musst dein GIS verdecken. Und wenn jemand fragt wo du hinwillst, sagst du “Mutter“ hätte dich geschickt. Präsidentin Shore ist “Mutter“, gegen die Befehle von Mutter stellt sich niemand“, erklärte Shima und zog ein lila Cape heraus, auf dem ein indisches Symbol auf die Schulter genäht war.
„Dies ist das Symbol der Übermutter Shiva, sie wird dich beschützen. Du fährst die junge Frau an die Stadtgrenze, in unsere Außenstation. Dort wird der Helikopter schon auf sie warten. Pecos Street, ich weiß, dass ist eine ganz schöne Herumfahrerei, aber du wirst frei fahren können, versprochen. Und das wichtigste ist, wenn du erwischt wirst, darfst du nicht mehr hier her zurückkommen, es muss sicher für die Frauen sein. Du darfst auch niemals das Geheimnis unserer Organisation preisgeben, dann können wir dich auch nicht mehr aufnehmen“, erklärte Shima ernst.
„Verstanden. Ich hab Angst“, gestand sie.
„Keine Sorge, wir haben eine Menge starker junger Frauen und Männer da draußen, die das tagtäglich machen, dass schaffst du schon“, versprach sie und Kesia zog ihre Robe an.
„Wenn du meinst. Und wenn man mich erkennt?“, fragte sie mit fragenden Augen.
„Du bist tot, demjenigen wird nur die Ähnlichkeit mit der Bürgermeistertochter auffallen, mehr nicht. Du musst los, der Helikopter muss wieder leer starten, wenn du nicht pünktlich kommst“, erklärte sie und schob sie aus der Tür.
An der Tür standen schon zwei Männer, die die junge Frau stützten. Sie sah furchtbar aus, was nicht verwunderlich war, nach allem was sie in der letzten Nacht durchgemacht hatte.
„Okay Jungs, lasst uns gehen“, spielte sie die Selbstbewusste und ging voran.
 
„Du hast was? Hast du jetzt völlig den Verstand verloren?“, fragte Remy wütend, als er später erfuhr, was seine Mutter getan hatte.
„Sie ist so weit, ich hab ihr Potential gesehen. Brüll mich nicht so an, ich bin hier der Boss, ich kann meine eigene Entscheidungen treffen“, zeterte sie zurück.
„Was ist denn hier los?“, kam Precious in Remys Zimmer, in der die beiden stritten.
„Meine Mutter hat deine Schwester auf eine Tour geschickt“, erklärte Remy.
„Hast du den Verstand verloren? Sie werden sie verhaften“, wütete auch Precious und hielt ihren Bauch.
„Was ist? Alles klar bei dir?“, fragte Shima besorgt.
„Nichts, der Kleinen gefällt es nur auch nicht, was du machst. Man, das zieht vielleicht“, ließ sie sich aufs Bett plumpsen.
„Ein Ziehen klingt nicht gut, lass mal sehen“, wurde Shima hellhörig und zog Precious Rock hoch.
„Hey, ich weiß dass du Ärztin bist, aber bitte nicht vor Remy, ja“, bat sie.
„Sicher, tut mir leid, Remy könntest du bitte?“, fragte Shima und Remy verschwand.
„Ja, wie ich gedacht habe, du hast Wehen, es geht los“, entschied Shima, als diese untersucht hatte.
„Das ist zu früh, viel zu früh“, stöhnte Precious unter Schmerzen.
„Keine Sorge, ich werde dir ein Armband verpassen, dann kann sie sich noch entwickeln, während ich sie hole. Am besten machen wir das gleich hier, leg dich richtig aufs Bett“, plante Shima.
„Nein, nicht jetzt, ich will das Kind nur mit Kes bekommen“, flehte sie.
„Deine Schwester ist aber nicht da, meine Süße. Das machen wir beide jetzt allein“, bemerkte Shima burschikos und ging zu einer Wand um einen Knopf zu drücken.
„Und Remy hat gesagt, dieses Röhrensystem wäre unnötig“, schnellte eine Wand hoch und sie tippte nacheinander drei Tasten auf einem Display. In Röhren kamen Handschuhe, Instrumente und ein Armband herunter.
„Ein Röhrensystem, das ist doch ganz schön altmodisch“, bemerkte Precious schnaufend.
„Sonst müsste ich dich allein lassen und das willst du wohl kaum. Willst du ein Medikament haben? Dass wird ganz schön heftig“, erklärte sie und zog sich die Handschuhe über.
„Nein, das halt ich schon aus“, entgegnete sie und hielt sich am Bettgitter fest.
„Gut, wie du meinst, der Raum ist ja schalldicht“, tat sie ihr das Armband um und wieder sprühte ein Funken. Precious zuckte mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen.
„Den kleinen Fehler haben wir leider noch nicht ausgebügelt, hat’s weh’ getan?“, fragte Shima kontrollierend.
„Arg schlimm war es nicht. Was kommt jetzt?“, versuchte sie stark zu sein.
„Wir müssen ein paar Minuten warten, dann müsste die Kleine bereit dazu sein, auf die Welt zu kommen. Keine Sorge, deine Schwester schafft dass ganz allein, ich vertrau ihr da völlig. Aber jetzt musst du dich ganz auf dich konzentrieren, eine Geburt ist das schwierigste und gefährlichste im Leben einer Frau“, erkannte Shima und deckte ihre Patientin zu.
„Hör auf meiner Verlobten Angst zu machen. Danke fürs Informieren, ich musste grade deinen Sohn an die Wand drängen, dass er mir verrät was hier drin los ist. Du misshandelst also gerade die Liebe meines Lebens?“, kam Rob seiner Freundin zur Hilfe.
„Ach lass sie doch, ich wollte das so. Du kannst ihr eher vorhalten, dass sie unsere Kleine nach draußen geschickt hat“, erwiderte Precious mit Schweiß auf ihrer Stirn. Sie klammerte sich ans Bettlaken.
„Hier spielt die Musik, junge Dame, ich brauch dich voll hier“, moserte Shima.
„Ich werde auch hier bleiben, sie braucht mich“, entschied Rob und setzte sich zu seiner Freundin aufs Bett.
„Das geht nicht, tut mir leid“, entschuldigte sich Shima.
„Doch, er soll bei mir bleiben“, flehte Precious mit großen Schmerzen.
„Ich hab das noch nie gemacht, wenn ein Mann dabei war. Remy war schon mal dabei aber nicht so richtig. Das macht mich nervös“, gestand Shima.
„Ich werde ganz still sein, versprochen, du wirst nicht merken, dass ich da bin“, versprach er.
„Ich weiß was ich tue, also lass mich meine Arbeit machen, dann kannst du bleiben“, entschied Shima.
„Verstanden. Also was soll ich tun?“, versprach er.
„Du musst ihr die Beine kühlen, die Stirn vermutlich auch und sie wird sich mit größter Wahrscheinlichkeit übergeben, darum musst du dich auch kümmern“, erklärte Shima professionell und er stand auf.
„Sicher, das krieg ich hin, die Kotze von meiner Freundin auffangen, das ist wie zurück am College zu sein. Wenn du Kes damit in Gefahr gebracht hast, bring ich dich um“, erklärte er.
„Zurück zum Thema, Rob, ich krieg ein Kind hier“, moserte Precious und Rob ging in den Reinigungsraum um Handtücher nass zu machen.
 
Zeitgleich hatte auch Kesia die härteste Zeit ihres bisherigen Lebens.
Ihre Hände schwitzten, ihr Puls raste. Das Cape rutschte ihr ständig ins Gesicht.
„Alles in Ordnung mit dir, Aphrodite?“, fragte einer der Männer der die geschwächte junge Frau Richtung Helikopter führte.
„Das war nur eine ziemlich wilde Fahrt, das ist alles. Gibt es einen Arzt an Bord dieses Flugzeuges, die Kleine sieht echt schlecht aus“, wollte Kesia wissen und blieb stehen, weil sie wegen der Rotorblätter nicht weiter gehen konnte.
„Wir haben einen Sanitäter an Board. Du bist neu, oder?“, fragte der andere Mann.
„Kann man so sagen. Schon beängstigend so ein Helikopter, nicht?“, fragte sie einen der Männer.
„Eigentlich nicht. Wir bringen sie jetzt in den Helikopter, dein Platz ist im Wagen“, erklärte der andere wieder und sie drehte sich zu der jungen Frau.
„Deine Tochter wird ein Leben führen, wie du es dir wünschen würdest“, versprach sie ihr.
„Sie soll Victoria heißen, kannst du das für mich tun?“, fragte die junge Frau schwach.
„Natürlich, meine Süße, natürlich. Ich hoffe du kommst da an, wo du hin willst. Ich werde so oft nach deiner Kleinen sehen, wie ich kann. Okay Jungs, los geht’s, wir haben nicht mehr viel Zeit“, erkannte Kesia und setzte ihr Cape wieder auf, dass von dem Helikopterwind weg geweht worden war.
Sie sah zu, wie die Männer die junge Frau einluden und der Helikopter weg flog.
„Aphrodite, kommst du? Wir müssen los“, bat einer der Männer genervt und sie ging zum Wagen.
„Mist, eine Polizeikontrolle, cool bleiben“, erkannte Kesia, als sie in der Stadt angehalten wurden.
„GIS zeigen“, bemerkte der Polizist und sah sie genau an.
„Mutter schickt mich“, sagte sie ihren Text auf.
„Toll und mich schickt Vater Staat. GIS“, ging der Polizist nicht darauf ein.
„Ich stehe unter dem Schutz von Mutter, ich muss hier gar nichts zeigen“, ließ sie sich nicht beirren und bekam eine Waffe vorgehalten.
„Ihr Männer wollt ja nur das eine“, nörgelte sie und lüftete ihr GIS.
„Das ist alles was ich wollte“, zog er sie am Hals zu sich und scannte ihr GIS.
„Das wird ja immer besser, Sie verwenden einen Code einer Verstorbenen und nicht irgendeiner, nein Sie ziehen die kürzlich verstorbene Tochter des Bürgermeisters in den Schmutz. Steigen Sie aus, ich muss Sie jetzt fest nehmen“, donnerte der Polizist böse und sie stieg aus und legte ihre Hände auf die Motorhaube des Wagens.
„Oh man, wenn ich hier lebend rauskomme, bring ich sie um“, murmelte sie vor sich hin und sie spürte ein leichtes Brennen, was durch die Laserhandschellen ausgelöst wurde.

Sechzehntes Kapitel

 
„Da lob ich mir, dass ich kein GIS mehr habe“, erwiderte einer ihrer Wachmänner, als sie in einer Zelle saßen.
„Du hast kein GIS mehr?“, wunderte sie sich und drehte sich zu ihm, nachdem sie vorher Rücken an Rücken gesessen hatten.
„Ja, hab ich mir weg machen lassen, nachdem sie mir die Hälfte meines Körpers mit Ersatzteilen ausgestattet haben“, erklärte er und zog seinen Arm hoch. Der war vollkommen metallisch.
„Cyborg, wusste ich’s doch, ich hab doch gewusst, dass dein Auge mich verfolgt“, entgegnete sie und er wendete seinen Blick beschämt ab.
„Ja, das Okularimplantat, eins meiner neuen, das folgt mir noch nicht so wie ich das will“, erkannte er beschämt.
„Hast du eigentlich einen Namen, ich meine wenn wir hier schon einige Zeit verbringen, wüsste ich schon gern deinen Namen“, erklärte sie und zog ihn an seinem Kinn sanft wieder zu sich.
„Nummer 8 heiß ich jetzt, früher hieß ich aber Hank“, erklärte er leise.
„Ihr Cyborgs habt also diese Nummern, ich hab mich schon lang gefragt, was das soll. Es freut mich dich kennen zu lernen Hank, ich bin Aphrodite, das ist jetzt nicht mein wirklicher Name, aber ich darf dir meinen richtigen Namen nicht sagen“, bemerkte sie.
„Aphrodite reicht für das was uns verbindet völlig aus. Bei Mr. Schweigsam da hinten weiß ich auch nur, dass er Nr. 9 ist“, war Hank das egal.
„Hey, Gefangene Nr. 7313, deine Familie ist da, um dich raus zu holen“, bemerkte der Polizist, der sie verhaftet hatte und Kes schreckte zusammen. Doch als sie, einen schick rasierten, in einen Anzug mit Mantel gesteckten, Remy mit Molly auf dem Arm sah, lächelte sie.
„Schatz, da bist du ja, das ist alles ein furchtbares Missverständnis“, begrüßte sie ihn und fasste so ungeschickt an die Gitterstäbe, dass sie einen Stromschlag bekam.
„Verdammt, ich hab die Dinger mitentwickelt und vergesse trotzdem immer, dass die Dinger gefährlich sind. Was machst du hier?“, fragte sie erfreut.
„Ich hab mit Mutter gesprochen, sie hat sofort veranlasst, dass du freigelassen wirst. Deine Begleiter und dich, natürlich“, erklärte er förmlich und der Polizist deaktivierte das holographische Gitter.
„Ich hab mir verdammt Sorgen um dich gemacht“, fiel er ihr um den Hals.
„Ich mir erst mal. Weiß er jetzt, wer Mutter ist?“, fragte Kesia und sah zu dem jungen Polizisten, der vermutlich erst frisch von der Akademie kam.
„Ja Madam und es tut mir aufrichtig leid. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen
Abend“, verabschiedete sie der Polizist und ließ sie gehen.
„Jetzt schickt sie dich für die Drecksarbeit, dass hätte sie auch gut selbst machen können“, erwiderte Kesia, als sie am Auto waren und sie Molly hinten anschnallte.
„Ja hätte sie, wenn sie nicht gerade dabei wäre, deiner Schwester das Leben zu retten“, erklärte er kryptisch und stieg ein.
„Was meinst du damit?“, fragte sie und winkte den Jungs hinterher, die mit dem Wagen weg fuhren, bevor sie einstieg.
„Precious‘ Baby, es wollte unbedingt heute schon auf die Welt kommen. Shima wird es dir erklären“, konterte er und fuhr los.
 
Als sie ins Zimmer stürmte, war alles voller Blut und Precious lag auf dem Bett und schlief.
„Es sah kurz kritisch aus, aber jetzt ist sie über den Berg“, kam Shima mit einem eingewickelten Baby aus dem Reinigungsraum.
„Das seh’ ich, es sieht aus, als hätte ein Massenmörder hier gewütet“, kam auch Remy in sein Zimmer.
„Das Reinigungsteam ist schon unterwegs, wir bringen deine Schwester auf die Krankenstation. Willst du deine Nichte mal nehmen?“, erkannte sie und gab ihr das Baby.
„Mein Gott, sie ist wunderschön“, war Kesia den Tränen nah.
„Sie ist perfekt ausgebildet, ich musste etwas mit einem Armband nachhelfen, aber es hat sich gelohnt“, erwiderte sie und Kesia zog ein Füßchen ihrer Nichte aus der Decke.
„Warum hat sie dann sechs Zehen?“, fragte Kesia.
„Was?“
„Kleiner Scherz, sie ist wirklich perfekt. Warum hat sie so viel Blut verloren?“, fragte sie und sah sich um.
„Ich musste einen Kaiserschnitt machen, weil sie ohnmächtig geworden ist. Aber ihr geht’s gut“, erklärte Shima.
„Sieh sie dir an, sie ist so klein“, zeigte Kesia Remy ihre Nichte.
„Sie hat so wunderschöne blaue Augen, keiner ihrer Eltern hat blaue Augen, das ist irgendwie verdächtig“, schmunzelte er und nahm sie ihr ab.
„Du weißt ganz genau, dass die meisten Babys mit blauen Augen zur Welt kommen, du Schlingel, hör auf sie zu verwirren“, bemerkte Shima und Kesia boxte ihn in die Seite.
„Saphira wäre ein schöner Name, wegen der blauen Augen“, erwiderte Kesia.
„Du nennst meine Tochter nicht Saphira“, hörte sie die schwache Stimme von Precious.
„Hey, da bist du ja wieder, ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht. Schließ die Augen, du solltest das hier nicht sehen“, entgegnete Shima und bedeckte Precious Augen mit einem Handtuch.
„Wir nehmen sie jetzt mit, Madam“, kamen endlich die Sanitäter und legten sie auf eine Barre um sie weg zu bringen.
„Wurde auch langsam Zeit, ich hab euch schon vor 15 Minuten gerufen“, murrte Shima und sie brachten sie weg.
„Mutter wird mich beschützen? Ich hab den Tag im Knast verbracht, weil ich dir vertraut habe“, hielt Kesia, Shima eine Standpauke.
„Kleine Komplikation, wer konnte wissen, dass du ausgerechnet an einen Kadetten gerätst?“, erkannte Shima leicht amüsiert.
„Wie schön, dass du das witzig findest. Ich hab auch die ganze Zeit im Gefängnis gelacht, vor allem weil ich ja keine Angst haben musste, dass man merkt, dass ich nicht tot bin“, bemerkte Kesia sarkastisch.
„Keine Sorge, Mutter hat sich darum gekümmert, dass du wieder aus den Akten verschwindest, es gibt dich immer noch nicht mehr“, kam Sorrow zu ihnen.
„Klasse, wirklich klasse. Da bin ich ja beruhigt. Du hast doch die Augen und Ohren überall, warum hast du mich nicht aufgehalten, so einen Blödsinn zu machen?“, grummelte Kesia und setzte sich auf die Bettkante.
„Ich würd mich da nicht drauf setzen, ist schon ganz schön eklig und nicht grad hygienisch“, entschied Shima und sie sprang wieder auf.
„Ich werde mich jetzt reinigen und wenn ich zurück komme, ist mein Bett so sauber, dass ich mich dort rein legen und schlafen kann“, bemerkte sie angeekelt, stand auf und ging in den Reinigungsraum.
„Warte, da drin ist …“, begann Shima.
„Meine Güte, bist du ein Schlachter, wo kommt das ganze Blut her?“, kam sie entsetzt zurück aus dem Badezimmer.
„Ich musste die Kleine waschen und mich auch, geh’ einfach in mein Zimmer und schlaf in meinem Bett, wenn du morgen aufwachst, ist hier alles sauber“, versprach Shima und Kesia ging wortlos nach draußen.
„Du hast es echt bei ihr verspielt, ich werde die Kleine zu ihrer Mutter bringen. Saphira ist wirklich ein passender Name, sie wird schon auf den Geschmack kommen, wenn sie erst mal richtig wach ist. Vielleicht rede ich es ihr auch so lange ein, bis sie es tut. Wo ist eigentlich der stolze Vater?“, fragte Remy und strich mit seinem Finger über das Gesicht des Babys.
„Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht so genau. Er ist raus gerannt, als ich operieren musste, ich denke, er musste sich übergeben, aber danach hab ich ihn nicht mehr gesehen“, erklärte sie nachdenklich.
„Ich werde ihn suchen, wenn ich den kleinen Zwerg hier weg gebracht habe. Kannst du Molly in die Station bringen? Sie ist müde“, bat Remy und zeigte auf den Kinderwagen, in dem seine Tochter schlief.
„Ich nehm sie lieber zu mir hoch, auf der Station ist es gerade so laut. Bring bitte noch einen Sensor am Bettchen der Kleinen an, sie ist gesund, aber ich will sicher gehen“, bat Shima und schob ihre Enkelin den Gang runter, während Remy stehen blieb. Kopfschüttelnd sah er sich noch einmal im Zimmer um und ging dann zur Krankenstation.
 
„Ist irgendwie komisch im Bett meiner Mutter zu schlafen“, stand Remy etwas später vor dem Bett seiner Mutter, in dem seine Freundin lag.
„Du kannst auch auf dem Boden schlafen“, schmunzelte sie und kuschelte sich in die Kissen.
„Von wegen, mach Platz ich komme“, sprang er ins Bett.
„Du siehst echt gut aus, so rasiert und frisiert. Könntest fast als einer von denen durchgehen“, bemerkte sie und fuhr über seine rasierten Wangen.
„Gewöhn dich nicht an das, wird nicht lange anhalten, das hab ich nur gemacht, dass ich wirklich als treu sorgender Ehemann rüberkomme. Hab ich doch gut gespielt, oder?“, fragte er und setzte sich aufrecht auf die andere Bettseite.
„Was ist?“, fragte sie verdutzt.
„Ich kann doch nicht hier, im Bett meiner Mutter. Sollen wir Fernsehen?“, war ihm das unangenehm.
„Wie du willst. Für jemanden der eine Nutte verführt hat bist du ganz schön verklemmt“, erkannte sie und ging zum Display um den Bildschirm herunter zu holen.
„Danke, jetzt ist meine Stimmung vollkommen flöten“, maunzte er und sie machte Augen rollend den Display an.
„Ich meine, du verletzt meine Gefühle, was ist, wenn ich Mollys Mutter geliebt habe?“, entgegnete er schmollend.
„Hast du sie geliebt?“, fragte sie trotzig.
„Ich kannte ja nicht mal ihren Nachnamen, aber es hätte ja sein können. Um die Uhrzeit kommt doch eh’ nichts mehr“, erwiderte er und sie kam wieder ins Bett.
 
>Und jetzt zu den regionalen Nachrichten. Unsere Undercover Reporter haben eine Sensation aufgedeckt. Auf dem 14. Revier der Polizei tauchte heute Nachmittag ein junger Mann mit Kind auf um seine Ehefrau abzuholen. Die Sicherheitskamera des Reviers machte aus Routine ein Foto am Eingang. Der zuständige Polizist, ein Kadett aus der Polizeiakademie West, der den jungen Mann für verdächtig hielt durchsuchte die Datenbanken und stieß auf eine Sensation. Es handelt sich tatsächlich um den seit zwei Jahren tot geglaubten Remington Hackerott. Wo der junge Mann herkam oder wieder hin ist, ist zurzeit nicht bekannt, aber dies wird noch ermittelt < bemerkte der Nachrichtensprecher.
 
„Oh, verdammt“, grummelte Remy und die Tür sprang auf.
„Du bist so ein toter Mann“, kam seine Mutter mit Molly auf dem Arm hereingeplatzt.
„Kannst du nicht anklopfen?“, grummelte Remy und sie setzte Molly aufs Bett.
„Ist mein Zimmer, da muss ich nicht anklopfen. Ach gut, ihr habt es gesehen, dann muss ich euch nichts erklären“, war sie aufgebracht.
„Wir müssen die Stadt verlassen, Molly kann hier nicht mehr sicher aufwachsen“, plante Remy.
„Ich hab mich eh’ hier nicht wohl gefühlt, lass uns verschwinden“, stimmte sie ihm zu, während sie Shima mit einem unmissverständlichen Blick ansah.
„Jetzt raus zu gehen ist reiner Selbstmord“, wollte Shima sie aufhalten.
„Ich hab Kontakt mit einer Station in Kanada“, entgegnete Remy ohne auf seine Mutter zu achten.
„Ich hab da ne bessere Idee“, kam Kesia eine bessere Idee.
„Okay, ich pack die Sachen und zieh’ Molly an. Zieh du dich an und verabschiede dich von den anderen, wir fahren gleich los“, entschied er und sie sprang aus dem Bett.
„Hey, ich hab mit euch gesprochen“, war Shima entrüstet.
„Was ist deine bessere Idee?“, fragte Remy, als sie in dem inzwischen sauberen Zimmer ihre Sachen zusammensuchten.
„Wir fahren zu meiner Großmutter. Sie ist cool und lebt in Kanada. Bei ihr können wir unterkommen“, erklärte sie und zog ihr Nachthemd aus.
„Deine Großmutter hält dich für tot, da können wir nicht hin“, konterte er und sah sie an, wie sie da nur in Unterwäsche stand.
Eh sie sich versah hatte er sie aufs Bett gezogen und sie knutschten wild.
„Hört ihr mir überhaupt zu? Oh man, macht wenigstens die Tür zu, wenn ihr das macht“, kam Shima reingeplatzt und hielt sich die Hand vor die Augen.
„Mutter, früher war mir ja die mangelnde Privatsphäre hier egal, aber jetzt“, ließ er von seiner Freundin ab.
„Ihr könnt nicht nach Kanada, ihr werdet am Zoll gescannt. Die lassen keine Toten durch den Zoll“, bemerkte seine Mutter cool.
„Richtig, kann Slice uns noch zwei Tote besorgen, deren Identität wir klauen könnten?“, fragte Remy seine Freundin planend.
„Klar sicher, die schickt er uns dann mit Kurier. Nein, deine Mutter hat Recht, wir müssen hier bleiben“, gab Kesia nach.
„Nein, Mom was redest du ihr da ein? Sie war doch grad noch auf meiner Seite“, erwiderte Remy wild gestikulierend.
„Deine Mutter hat wirklich Recht, hier unten sind wir doch sicher, wir können nur nie wieder hoch“, entschied Kesia und band sich das Laken um den Körper.
„Engelchen, ich muss hoch, wir brauchen Medikamente“, konterte er und sah zu seiner Mutter.
„Die kann mir auch jemand anders besorgen, deine Sicherheit ist mir jetzt wichtiger“, entschied seine Mutter und umarmte ihn.
„Ich geh ein hier unten“, war Remy außer sich.
„Hey, ich bin hier die mit Platzangst, ich werde dir das Leben hier so gemütlich machen wie es geht“, säuselte sie und Shima grinste.
„Dann lass ich euch beide wohl wieder alleine. Ich lass Molly bei mir, ich hab eh’ schon lange vor, ein bisschen mehr Zeit mit ihr zu verbringen“, erklärte sie und verzog sich wieder.
„Wir sollten verschwinden, solange es Nacht ist“, bemerkte er und sie stieg auf seinen Schoß.
„Ich hab ne bessere Idee was mir machen können, solange es Nacht ist“, schmunzelte sie und begann ihn zu küssen.
„Leute, habt ihr die Nachrichten … oh man entschuldigt“, kam Rob als nächstes reingestürmt.
„Oh nein, nicht mit mir“, drückte sie ihren zukünftigen Schwager aus der Tür und tippte den Code zum Verschließen der Tür ein, so dass die Tür zuschnallte.
„Ich mein nur, aber wie mir scheint, habt ihr es schon gesehen. Übrigens heiße Unterwäsche, Kes“, sagte Rob von draußen.
„Geh’ zu deiner Familie, Rob“, rief Remy ihm entgegen und es wurde still.
„Es wird viel zu früh morgen sein, lass uns schlafen“, gab Kesia es auf einen intimen Moment mit ihrem Freund zu haben, zog ihr Nachthemd wieder an und stieg unter die Decke.
„Bevor ich dich kennen gelernt habe, wäre mir das nie passiert, diese Unvorsichtigkeit“, zog er sein Hemd aus. Erst jetzt bemerkte sie seine lange Bauchnarbe.
„Woher hast du dann die Narbe, beim Rasieren geschnitten?“, zog sie ihn auf.
„Ich bin an einem Maschendrahtzaun hängen geblieben, ich wäre fast verblutet. Okay, ich war schon vorher so unvorsichtig, doch das erste Mal hatte ich wirklich Angst da draußen. Angst um dich, Angst um unsere Familie“, erwiderte er und zog ein T-Shirt über seinen Oberkörper.
„Du zählst mich zu deiner Familie?“, fragte sie erfreut.
„Natürlich, wie du mit meiner Tochter umgehst, jemand besseres hätte ich nicht für sie finden können“, gestand er.
„Oh man, du kannst eine Frau echt in Stimmung zurück bringen“, zog sie ihn ins Bett. Sie hatte immer noch kein Verhütungsimplantat aber das war ihr egal. Dieser Mann sollte der Vater ihrer Kinder werden, das war ihr jetzt klar.
 
Einige Wochen vergingen, doch die Suche nach dem wieder aufgetauchten Remy hielt an. So verbrachte Remy die meiste Zeit bei Sorrow in der Zentrale und half ihm dort, Kesia war jetzt, nachdem Shima eingesehen hatte, dass es zu unsicher für sie draußen war, fest in der Kinderstation beschäftigt.
 
Es war ein Tag im schwülen August 2130 als Kesia gerade die Windeln sortierte. Die Hitze machte ihr ziemlich zu schaffen, unter der Erde war es zwar kühler, aber noch viel erdrückender als oben. Ihr war übel und seit Tagen musste sie sich ständig übergeben.
Sie wusste inzwischen an was es lag, wagte es aber nicht laut auszusprechen.
„Kes, alles klar bei dir? Ich hab dich grad in der Toilette gehört, das hat sich angehört, als würdest du dich übergeben“, kam Melody ihre Kollegin auf der Station zu ihr.
„Ja, ich hab mich übergeben, liegt vermutlich an der Hitze“, entgegnete sie ohne von ihrer Aufgabe abzulassen.
„Hey Sonnenschein, ich bin seit 13 Jahren hier auf dieser Station, die Hitze ist das sicher nicht“, schmunzelte Melody freundlich.
„Bitte sag es nicht der Chefin, sie wird sicher wütend, wenn sie erfährt, dass sie wieder Oma wird“, erklärte Kesia und drehte sich zur Kamera um hinein zu winken, weil sie auf der anderen Leitung ihren Freund vermutete.
„Sie liebt dich wie eine Tochter und sie weiß wie du ihren Sohn liebst, sie wird sich freuen, versprochen. Geh’ zu ihr, sie muss dich untersuchen, dann kann sie dir auch was gegen die Übelkeit geben“, bat Melody.
 
„Zweiter Monat würde ich sagen, hast du  echt gut versteckt vor mir. Natürlich geb ich dir was gegen die Übelkeit, das ist sicher ganz unangenehm bei den Temperaturen. Sie mich nicht so ängstlich an, ich tu dir nichts“, versprach Shima, als sie sich endlich getraut hatte, zu ihr zu gehen.
„Aber? …“, erwartete sie eine Standpauke.
„Nichts aber, ich freu mich für euch. Weiß es mein Sohn schon“, wollte sie freundlich wissen.
„Er will einen Sohn“, freute sich Kesia, dass sich auch Shima freute.
„Das wünsche ich mir auch, dann wird es wohl in Erfüllung gehen. Das ist zwar etwas altmodisch, aber warum heiratet ihr nicht? Nächste Woche kommt doch diese Friedensrichterin aus Detroit zu uns, die deine Schwester endlich verheiratet“, schlug Shima vor.
„Ich werde mit Remy darüber reden, er soll entscheiden, was das richtige für uns ist“, versprach Kesia und Shima entließ sie aus der Untersuchung.
 
„Nein, versteh’ das nicht falsch, aber ich will nicht heiraten“, war Remys Antwort, als sie sich darüber unterhielten.
„Gut, ich auch nicht“, versuchte sie nicht zu enttäuscht zu klingen.
„Dann ist ja gut, wie geht’s dir überhaupt?“, fragte er und fasste an ihren Bauch.
„Gut, dem Baby geht es gut. Deine Mutter freut sich über das Baby, ich bin verwirrt“, gestand sie.
„Stimmt, irgendwas ist da faul. Pass auf, wenn du in ihrer Nähe bist“, riet er ihr.
„Na wundervoll, jetzt könnt ich wieder einen Bodyguard gebrauchen, oder wie?“, war sie entrüstet.
„Nein, das mein ich jetzt nicht, dein Leben musst du nicht fürchten, pass einfach nur auf, ja? Pass auf euch beide auf“, küsste er sie.
„Jetzt bin ich noch viel verwirrter, aber ich werde mich vorsehen. Ich werde im Gemeinschaftsraum mit meiner Schwester das Orange Jam Konzert ansehen, willst du mitkommen?“, löste sie seine Hand, die immer noch auf ihrem Bauch lag.
„Ich muss noch was tun, aber vielleicht später. Geht es dir wirklich gut?“, fragte er besorgt, als er in das käsebleiche Gesicht seiner Freundin sah.
„Nur die normalen Schwangerschaftsbeschwerden, sonst ist alles klar. Es tut mir leid, dass du dich so langweilst“, ging sie zur Tür.
„Ich langweile mich nicht, okay ich langweile mich zu Tode. Aber daran bist du nicht schuld, nur ich allein. Ich werde mir schon eine Beschäftigung suchen, keine Sorge. Verbringe du nur Zeit mit deiner Schwester, sie freut sich sicher mal aus der Mutterstation raus zu kommen, sie war ja ziemlich lang auf der Station, weil Saphira ja Gelbsucht bekommen hatte. Wir hätten diese Krankheit wunderbar vorbeugen können, wenn ich nur auf Tour hätte gehen können“, erkannte er zähneknirschend.
„Schatz, sie hat das gut überstanden, früher haben dass Kinder genauso durchleben müssen. Hör auf, dir die Schuld für alles zu geben, du bist nicht so wertlos, wie du denkst“, wollte sie ihm helfen.
„Für wertlos hab ich mich eigentlich nicht gehalten, aber danke“, entgegnete er traurig.
„Du weißt wie ich das meine. Ich muss jetzt los, das Konzert fängt bald an, du kannst wirklich gleich nachkommen“, erwiderte sie und ließ ihn einfach dort stehen.
 
„Man dein Freund entwickelt sich langsam zum Egomanen, erst schwängert er dich und dann will er dich nicht mal heiraten“, diskutierte Precious noch vor dem Anfang des Konzertes mit ihrer kleinen Schwester.
„Nein, er ist wirklich lieb und wir kennen uns ja noch nicht so lange, wie du Rob kennst. Das ist schon in Ordnung so“, konterte sie.
„Du bist aber nicht glücklich damit“, stellte Precious fest.
„Ich bin glücklich, dass ist das Wichtigste. Ich hab nie gedacht, dass ich so tief unter der Erde glücklich sein könnte, aber ich bin es. Doch er leider nicht, ich weiß nicht wie ich im Helfen kann, er muss raus, er ist ein streunender Hund, so was gehört nicht in einen Zwinger. Das ist witzig, irgendwie, vor 6 Monaten hab ich es hier nicht ausgehalten und er wollte unbedingt hier bleiben, jetzt ist es genau umgekehrt. Es ist sechs, mach das Display an, das Konzert fängt an“, bemerkte sie und ihre Schwester machte es.
Hyden begann sein Konzert auf seine übliche Weise. Er kam auf einer rotierenden Scheibe mit grünem Laser umrandet auf die Bühne geschwebt.
„Kein schlechter Auftritt, nicht außergewöhnlich, aber nicht schlecht. Heiße Hose, macht nen knackigen Arsch“, bemerkte Kesia und ging an das Display umso zu tun, als würde sie ihm in den Hintern kneifen.
„Und meine Stilistin hat gesagt, ich seh’ tuntig in der Hose aus“, erwiderte Hyden, der auch in den Aufenthaltsraum kam.
„Aber du bist doch? Ich meine das ist doch ein Live-Auftritt“, war Kesia verwirrt und verkrampfte ihre Finger vor dem Display.
„Gratuliere Süße, du verfolgst gerade die Premiere deines ersten offiziellen Hologramms. Ich hab meine Produzenten davon überzeugt, dass ich ab und zu mal ein Double brauche“, bemerkte er und sie fiel ihm freudig schreiend um den Hals.
„Mein Gott, das ist der größte Augenblick in meiner Karriere. Und niemand wird es erfahren, weil ich tot bin“, wurde sie plötzlich traurig.
„Ich widme den letzten Song deinem Gedenken, wenn dich das beruhigt“, erklärte Hyden.
„Das ist lieb, aber eigentlich nicht. Ich hab dich schon lang nicht mehr auf der Station gesehen, war viel los, oder?“, fragte sie und setzte sich wieder aufs Sofa.
„Wir nehmen ne neue Playlist auf, ja ich weiß ich hab gesagt, dass wir keine mehr machen, aber jetzt wo mein Double auf Tournee gehen kann, während ich Zeit mit meinen Kindern verbringe, klingt das gar nicht mehr so schlecht. Apropos Kinder, hab ich richtig gehört, der Stronzo hat dich geschwängert?“, kam er auf ihre Schwangerschaft zu sprechen.
„Der Stronzo hat ja sonst nichts Besseres zu tun. Wie egomanisch muss man sein um sein eigenes Konzert anzusehen?“, kam Remy wie versprochen zu ihnen.
„Gratulier deiner Freundin, ihr Hologramm von mir hat heute Premiere“, erklärte er und zeigte auf den Bildschirm.
„Du machst also meine Freundin an, keine Groupies mehr da, die Kinder von dir wollen?“, fragte Remy gereizt.
„Warum streitet ihr, was ist passiert?“, fragte Kesia verwundert.
„Wir streiten doch nicht, das sind nur kleine Sticheleien unter Freunden. Gratuliere, Schatz, das Hologramm ist wirklich klasse. Es fängt zwar nicht ganz das riesige Ego meines Kumpels ein, aber er ist wirklich gut gelungen“, entgegnete er und in dem Moment riss das Hologramm auf dem Bildschirm sein Hemd auf und trommelte auf der Brust.
„Ich hab mich geirrt, er ist perfekt“, war Remy amüsiert.
„Das ist nicht witzig, meine Fans werden denken, ich hab nen Schaden“, war Hyden nicht begeistert.
„Die kennen das schon, oder hast du Toronto vor zwei Jahren vergessen?“, fragte Kesia und sah stolz ihr Werk an.
„Ich wünschte, ich hätte es vergessen, war nicht der glorreichste Tag meiner Karriere. Ich bin zwei Tage später im Hotelzimmer aufgewacht, splitterfasernackt und mit ner Flasche in der Hand. Yellow Cube hatte ein blaues Auge, Rosebud einen gebrochenen Finger und irgendwie waren alle sauer auf mich. Hey, aber Schluss mit der Vergangenheit, ist hier noch ein Plätzchen frei, ich will das Konzert sehen“, quetschte er sich zwischen die Frauen.
„Egomanisch, sag ich doch. Wo soll ich jetzt sitzen?“, fragte Remy.
„Ich könnte auf deinem Schoß sitzen“, schlug Kesia vor und stand auf.
„Danke, meine Süße. Jetzt muss meine schwangere Freundin extra wegen dir aufstehen“, nörgelte Remy.
„Wir feiern hier gerade, wenn du schlechte Laune hast, lass sie an jemand anderem aus“, murrte Hyden und Kesia schnaufte.
„Ich geh’ ins Zimmer zurück, das ist mir echt zu blöd mit euch“, ging sie aus der Tür.
„Süße warte, ganz toll Hyde“, rannte Remy hinter seiner Freundin her.
„Du musst nicht gehen, dass ist dein großer Moment, ich wollte ihn dir nicht kaputt machen“, erklärte er und drückte sie sanft gegen die Wand.
„Wie sehr ich deine Berührungen auch mag, bei der Berührung meldet sich meine Platzangst“, bemerkte sie und er ging einen Schritt zurück.
„Entschuldige. Ich bin nicht mehr ich selbst hier unten, ich weiß nicht, ich bin jetzt schon so lang hier, aber seit alle wissen, dass ich noch am Leben bin, hab ich wieder zu Leben angefangen und will einfach nur raus. Aber was sage ich den Leuten, was würde aus Molly werden? Ich kann sie nicht hier lassen. Aber ich kann auch nicht hier bleiben. Ich platze sonst noch innerlich“, wurde er immer lauter.
„Und mir platzt gleich das Trommelfell. Ich liebe dich, egal für was du dich entscheidest. Ich werde mit Molly hier bleiben, ich werde ihr eine gute Mutter sein, du bist frei, ich lass dich gehen“, erkannte sie und umarmte ihn.
„Ich werde nicht gehen, ich kann auch nirgendwo hin. Nicht mit diesem verdammten GIS am Hals, ich hasse dieses Ding“, öffnete er seinen Kragen, unter dem sein GIS hervorkam.
„Ich langsam auch. Wir könnten sie ja weg machen lassen, so wie es bei den Cyborgs gemacht wird“, schlug sie vor.
„Eine Leiche will ich jetzt auch nicht sein, das wäre zu extrem“, erwiderte er.
„Eine Leiche?“
„Wir nennen die Personen so, die kein GIS mehr haben. Manche nennen sie auch Ersatzteillager, aber so solltest du sie nicht nennen, glaub mir. Siehst du die Narbe hier am Kinn. Nummer 8 hat einen Transportarm, der hat vielleicht einen Saft drauf, das sag ich dir“, zeigte er, wie er von Nummer 8 am Hals gepackt wurde.
„Nummer 8 ist doch Hank! Ich dachte, er wär dein Freund“, wunderte sie sich.
„Jetzt schon, aber als er mir die Narben verpasst hat, waren wir nicht gerade die besten Freunde, wie du sehen kannst. Woher weißt du seinen Namen?“, fragte er und knöpfte seinen Kragen wieder zu.
„Ich hab ihn kennen gelernt, er war einer meiner Beschützer, als wir damals verhaftet worden sind. Er ist wirklich nett, könnte nen Konkurrent von dir werden“, schmunzelte sie und er überlegte.
„Ich hab ihn damals gar nicht erkannt, wenn sie diese schwarzen Capes tragen, sind sie wirklich wie unsichtbar. Da muss ich meinen Kumpel wohl mal besuchen gehen“, erkannte er und sie küsste ihn kurz.
„Wehe, er ist keine Gefahr, keine Sorge. Ich krieg das Kind von dir und würde es von niemand anderem bekommen wollen. Aber du kannst wirklich gehen, du bist frei“, wiederholte sie noch ein Mal.
„Ich kann das nicht, ich kann dich nicht verlassen“, begann er zu weinen.
„Lass dein GIS entfernen, beginne irgendwo ein neues Leben. Du hast mich dahin gebracht, wo ich hingehöre, du kannst nichts mehr für mich tun“, begann sie auch zu weinen.
„Du wirst meiner Tochter eine gute Mutter sein, ihr jeden Tag Geschichten von ihrem heldenhaften Vater erzählen?“, schluchzte er.
„Natürlich, jetzt geh, ich sage deiner Mutter, du hast dich nicht verabschiedet. Du bist einfach abgehauen. Sag mir nicht, wo du hin willst, geh’ einfach“, konnte sie vor lauter Weinen kaum reden.
„Ich tu das nicht, um mich vor irgendwas zu drücken, ich liebe dich, ich weiß endlich was das bedeutet. Vergiss das niemals, niemals hörst du“, küsste er sie lange und sie schmeckte den bitteren Geschmack seiner Tränen.
„Geh’ zurück ins Zimmer, bleib darin, morgen früh kommst du heraus und fragst nach mir. Ich werde einen Brief hinterlassen, darin erkläre ich alles. Hank ist wirklich eine gute Wahl, er würde dich heiraten, lass es zu, wenn er es will. Jetzt geh, bevor ich es mir anders überlege“, drückte er sie ganz fest an sich und sie sah ihm nach wie er fast torkelnd den Gang entlang ging.
Das war das richtige, nur so konnte er wirklich frei sein.

Siebzehntes Kapitel


Der Sommer ging mit allen guten und schlechten Erinnerungen vorbei und Kesias Schwangerschaft verlief weiter ohne größere Komplikationen. Bürgermeister Hawks wurde mit knappem Vorsprung wiedergewählt, was er vermutlich auch dem Verschwinden seiner Tochter zu verdanken hatte, die ihn, wenn sie geblieben wäre, sicher um seinen Sieg gebracht hätte. Precious Hawks hatte zwar ihre Karriere aufgegeben, aber mit ihrem Frischangetrauten Ehemann und ihrer Tochter hatte sie das große Los gezogen. Sie nahm nach einem ausgiebigen Training die Position ihrer Schwester bei den „Bringern“ ein, wie die Frauen und Männern von ihr genannt wurden, die die armen Frauen dorthin brachten wo sie hin gehörten. Sie machte ihre Arbeit gut, denn durch ihre Arbeit bei ihrer Talkshow hatte sie starkes Einfühlungsvermögen trainiert. Ihr Ehemann Rob ging ganz in der Rolle des Vaters auf. Sie kümmerten sich auch um Molly um Kesia zu entlasten, die durch ihre Schwangerschaft und durch ihren Liebeskummer sich immer mehr zurückzog. Sie war nur noch in der Kinderstation oder in ihrem Zimmer anzutreffen. Sie hatte nun fast 5 Monate nichts mehr von Remy gehört und die anderen gingen schon davon aus, dass er verhaftet worden oder sogar tot war, doch dass ließen sie in Gegenwart von Kesia nicht verlauten.
„Ist sie immer noch da drin?“, fragte Precious, als sie nach einem Auftrag mit ihrer lila Robe an Kesias Zimmer vorbeikam, aus dem Rob grade mit Molly auf dem Arm kam.
„Wo soll sie sonst sein? Ich hab Molly raus geholt, ich bring sie in den Kindergarten, sie soll die Schwingungen nicht den ganzen Tag ertragen“, erwiderte Rob.
„Wo ist Saphira?“, fragte Precious kritisch und Rob drehte sich um. Er trug seine Tochter in einer Babytragetasche auf dem Rücken.
„Sie schläft die ganze Zeit wenn ich sie so rum trage. Wie war der Auftrag?“, fragte er und sie küsste den Kopf ihrer schlafenden Tochter.
„Aufregend wie immer. Sie haben die Wahlplakate entfernt, wie es aussieht ist der Wahlkampf wirklich vorbei“, erwiderte Precious.
„Und, hast du was von Remy erfahren?“ fragte Rob und Precious schloss Kesias Tür, dass sie das nicht hörte.
„Nein, überhaupt nichts, er ist wie vom Erdboden verschwunden. Wie konnten wir uns nur so in ihm täuschen? Ich hab so gedacht, dass er der richtige für unsere Kleine ist. Ich bring Molly in den Kindergarten, ich muss sowieso daran vorbei, bevor ich zu dem Boss geh. Sieh du zu, dass sie was isst, sie hat nur 5 kg zugenommen, sie isst viel zu wenig, dass ist nicht gut für den Kleinen. Guck auch danach, dass sie fest genug angezogen ist, es wird langsam echt kühl hier unten“, bat sie und nahm Molly an der Hand, die langsam immer besser laufen konnte.
„Werde ich, such ihn weiter aber nicht so auffällig, muss ja nicht jeder wissen, dass wir ihn suchen, okay?“, bat er und sie ging weiter, während er wieder rein ging.
„Kes, hast du heut schon was gegessen?“, fragte Rob vorsichtig und machte das Licht in dem dunklen Raum, in dem sie sich seit Tagen verschanzt hatte, an.
„Ich hätte ihn nie gehen lassen sollen, ich hab ihn direkt ins Fegefeuer der Hölle geschickt. George hat ihn sicher verhaften lassen weil er eins und eins zusammen gezählt hat und ihn mit meinem Selbstmord in Verbindung gebracht hat und vielleicht auch mit Precious Verschwinden. Er wird meine Freunde befragen und irgendjemand wird rausrutschen, dass ich noch am Leben bin“, hatte sie böse Vorahnungen und hielt sich die Augen zu, weil sie die Helligkeit der Neonleuchte nicht ertrug.
„Jetzt ganz langsam, du wusstest, dass er geht und deine Freunde wissen auch, dass du nicht tot bist?“, fragte Rob verwundert.
„Man, das wollt ich doch keinem sagen, vor allem keinem Reporter“, murmelte sie abwesend.
„Warum hältst du deine Augen zu?“, fragte Rob liebevoll und zog ihre Hände sanft auf ihren Schoß.
„Die Helligkeit tut in meinen Augen weh“, bemerkte sie in der gleichen monotonen Stimme mit der sie seit Monaten sprach.
„Das glaub ich, du sitzt seit ner ganzen Weile im Dunkeln. Du hast ihn weggeschickt, richtig?“, fragte Rob in seiner Reporterstimme und sie begann zu weinen.
„Komm her, du dachtest in dem Moment das wäre das richtige, mach dir keine Vorwürfe. Woher wissen deine Freunde, dass du noch am Leben bist, hast du ein E-Mail Rundschreiben verschickt?“, versuchte Rob zu verstehen.
„Slice hat das arrangiert, dass ich mich verabschieden konnte. Keine Sorge, sie wissen nicht, wo ich hin bin, nur dass ich wegmusste. Der Wagen mit dem ich hier her kam hatte ich von Ganter, er ist auch auf unserer Seite. Er weiß natürlich nichts von der Organisation, nur Slice weiß davon, weil er für Mutter Aufträge abwickelt. Was ist eigentlich mit dem Wagen passiert überleg ich grad“, entgegnete sie nachdenklich.
„Ich werde Sorrow mal fragen, der weiß das sicher. Jetzt komm mit mir in den Aufenthaltsraum du musst was essen, schon wegen dem Baby. Du musst noch wenigstens 3kg zunehmen, dass du fit genug bist für die Geburt, das sagt Shima zumindest immer. Das du ihn weggeschickt hast, verschweigen wir ihr lieber sonst kriegt sie wieder eine ihrer berühmten Wutanfälle. Um deine Freunde musst du dir keine Sorgen machen, ich kenn sie, sie werden dichthalten. George wird ihm nichts tun, wenn er ihn gefangen haben sollte, so ist er nicht erzogen worden, außer er ist nach deinem Tod und Precious Verschwinden zu einem dieser Männer ohne Gewissen geworden, was er sicher nicht ist, er ist in seinem Herzen ein guter Kerl“, erwiderte Rob und versuchte seine Behauptungen abzuschwächen als er sah, dass Kesia wieder anfangen wollte zu weinen.
„Für meinen Sohn werde ich was essen“, schniefte sie und er brachte sie in den Aufenthaltsraum.
„Du kannst echt gut mit Frauen umgehen, du Charmeur, ihr Wagen ist auf unerklärliche Weise im nächsten Fluss gelandet weiß auch nicht wie er da hingekommen ist“, begrüßte Sorrow, Rob als er zu ihm in die Zentrale kam.
„Woher wusstest du?“, fragte er verwirrt und sah auf einen Bildschirm auf dem das Schlafzimmer von Kesia abgebildet war.
„Du Ferkel hast ne Kamera angebracht“, bemerkte Rob angeekelt.
„Ich bin kein Ferkel, ich hab nur Angst, dass sie meinem Neffen und sich was antut, ich hab bei meinem letzten Besuch eine Kamera angebracht. Ich mach mir wirklich Sorgen um sie, sieh’ dir das an, das sind die Aufnahmen der letzten sechs Stunden“, spielte Sorrow die Aufnahme ab.
Dort war Kesia zu sehen, wie sie auf dem Bett saß, auf dem Bett lag und weinte aber sich sonst nicht bewegte.
„Wir machen uns alle Sorgen, ich hab aber keine Ahnung, wie ich das ändern könnte, ich hab sie grad in den Aufenthaltsraum gebracht, dass sie heut überhaupt was isst. Hast du was Neues auf der Remy Front?“, fragte Rob besorgt.
„Ich hab meine Augen und Ohren ja nur in näherer Umgebung und hab ihn bis jetzt nicht entdeckt, deine Frau ist da sicher erfolgreicher. Ich bin übrigens genauso Schuld, ich hab gesehen wie er damals abgehauen ist, aber er hat geweint, ich wusste nicht, wie ich darauf reagieren sollte und hab ihn gehen lassen. Ich mach mir vermutlich fast so viele Schuldgefühle wie sie. Hab ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich den neuen Nachrichtenheini nicht ausstehen kann, der dich ersetzt hat?“, fragte Sorrow der auf einem Display auch die Nachrichten laufen hatte.
„Danke, ich mag ihn auch nicht besonders. Mach dir keine Vorwürfe, Reisende soll man nicht aufhalten, du hast das Richtige getan in dem Moment“, erkannte Rob mitfühlend.
„Du bist echt schon zu lange mit zu vielen Frauen eingesperrt, du Weichkeks redest nur gequirlten Mist“, konterte Sorrow. Auch in diesen schweren Zeiten verlor er sein Lächeln nicht, was seiner Mutter sehr half.
„Danke, zu freundlich. Du meldest dich doch, wenn du was erfährst, oder?“, fragte Rob, als er mit seiner immer noch schlafenden Tochter zur Tür ging.
„Klar doch, Weichkeks. Ach noch was, ich hab gesehen, dass deine Frau ihren Ehering bei der Arbeit trägt, das sollte sie lassen, ist nicht so gut“, bat Sorrow und Rob nickte.
 
„Hat sie was gegessen?“, fragte Rob, als er zu seiner Frau kam, die ihrer Schwester zusah, wie sie in ihrem Essen herumstocherte.
„Nicht viel, sie hat einfach keinen Hunger, hätte ich auch nicht, wenn du verschwunden wärst. Weiß Sorrow was?“, fragte Precious und lehnte sich an ihren Mann.
„Nein, tut mir leid. Mir ist grad auf dem Weg hier her etwas eingefallen. Wir sollten wieder auftauchen, wir sind ja nicht tot. Oben könnten wir viel mehr erfahren. Wir lassen Saphira bei deiner Schwester, wir holen sie wenn wir zurück in der Gesellschaft sind“, schlug Rob vor.
„Du willst meine kleine Tochter bei meiner labilen Schwester lassen, die sich nicht mal um ihre Stieftochter kümmern kann?“, fragte Precious kritisch.
„Oder wir lassen die beiden bei Shima. Ich bin es leid hier unten nichts tun zu können“, entgegnete Rob.
„Ich werde dich nicht gehen lassen, das kannst du vergessen“, bemerkte sie standhaft.
„Ich will ja nicht allein gehen, wir beide gehen zusammen. Dir sieht man nicht mehr an, dass du Mutter geworden bist, wir werden uns einfach was aus dem Ärmel schütteln, wo wir die letzten Monate waren. Vielleicht bei deiner Granny, wenn wir sie anrufen, wird sie das sicher bezeugen, falls jemand fragt“, plante Rob und sie stieß sich von ihm ab.
„So lang ist der Gang nicht, die Idee hattest du schon länger, oder?“, fragte Precious und drehte sich zu ihm um.
„Tut mir leid, aber ja. Versteh’ mich nicht falsch, ich liebe es Vater zu sein, aber das kann nicht alles sein. Das Auto des Heinis aus dem Fernsehen muss mal Bekanntschaft mit einem metallischen Gegenstand haben“, bemerkte Rob und versuchte komisch zu wirken.
„Du willst hoch, weil du Privateigentum zerstören willst, oder wie soll ich das verstehen?“, war sie verwirrt.
„Ich will einfach nur hoch, mein Gott ich hab den ganzen Sommer hier verbracht, ich würde meiner Tochter gern die Stadt zeigen, wir sind jetzt verheiratet, keiner kann uns jetzt mehr irgendwas. Wir haben immer noch die Papiere, Slice ändert sie uns und wir können endlich wieder ein normales Leben führen“, erklärte er seine Absichten.
„Und was ist mit Kes, sollen wir sie einfach hier allein lassen? Ich glaub wir sind die einzigen, die sie davon abhalten können sich umzubringen“, sagte Precious besorgt.
„Ich bin schwanger, da gibt es noch wichtigere Gründe als euch. Ich bin schwanger, nicht taub, Pre“, bemerkte Kesia von ihrem Platz aus.
„Entschuldige, Rob redet Mist, tut mir leid, wir sind wohl auch schon zu lang hier“, erwiderte Precious um das herunterzuspielen.
„Ihr solltet gehen, er hat Recht“, erkannte sie plötzlich.
„Nein Süße, das war nur eine Überlegung, wir bleiben bei dir“, versprach Rob.
„Ich werde Slice versuchen zu kontaktieren, er wird sicher eure Daten noch ändern können“, hörte sie gar nicht zu.
„Süße du solltest dich nicht bei ihm melden, das ist viel zu gefährlich“, erkannte Rob und setzte sich zu ihr.
„Klärt mich mal einer auf, Slice weiß von unserer Scharade?“, war Precious verwundert.
„Schwesterherz, ich bin gut, aber nicht so gut, Slice hat mir bei meinem Plan geholfen, oder woher dachtest du, hab ich die Leiche mit dem eingeschlagenen Schädel? Die konnte mir nur Slice besorgen“, gestand sie auch ihrer Schwester ihr Geheimnis.
„Wer weiß noch, dass du nicht wirklich tot bist?“, fragte Precious etwas beunruhigt.
„Meinst du hier oder oben?“, fragte sie peinlich berührt.
„Na toll, warum schreibst du nicht gleich einen Widerruf in die Zeitung. Also wer?“, konnte Precious das nicht verstehen.
„Ganter, Slice, Gates, Ruby und Shadow, die waren alle sehr hilfreich bei meiner Flucht, Ganter hat mir ja den Wagen geliehen, Slice hat die Leiche und das Blut platziert, Ruby hat mir die Haare geschnitten und meine Wunde versorgt und Shadow war einfach wichtig weil sie meine beste Freundin ist“, gestand Kesia und Precious rollte genervt mit den Augen.
„Was denn? Es ist schon fast nen Jahr her und bis jetzt hat keiner ausgepackt“, konnte Kesia die Aufregung ihrer Schwester nicht verstehen.
„Was heißt bis jetzt, hast du die Befürchtung dass sie es tun werden?“, fragte Precious aufgebracht.
„Keine Sorge, sie wissen nicht, wo ich hin bin, sie wissen nur, dass ich meinen Tod fingiert hab, das ist alles“, versprach Kesia.
„Du weißt doch, wie hartnäckig George sein kann, er hat sie sicher stundenlang verhört“, schlussfolgerte Precious.
„Wirklich, denkst du?“, bekam Kesia wieder eine weinerliche Stimme.
„Schatz, schon vergessen, schwangere Frau, sehr sensibel, nicht aufregen“, flüsterte Rob seiner Frau entgegen.
„Du wusstest davon?“, fragte Precious und setzte sich ihrem Mann gegenüber.
„Ja, seit ein paar Minuten sie hat es mir gerade gesagt, auch nur versehentlich. Kannst du Slice erreichen, ohne hier weg zu gehen?“, fragte Rob, der auf das Angebot einging.
„Wenn deine Frau mir dabei hilft, schon“, sah sie ihre Schwester an.
„Was muss ich tun?“, gab Precious nach und sie überlegten sich einen Plan.
 
„Wir kriegen so einen Ärger, wenn sie das raus findet“, bemerkte Kesia, als sie im Untersuchungsraum Shima bestahl.
„Wann kriegen wir das mal nicht. Ich krieg ganz schön einen drauf, wenn sie das rausfinden, denk ich“, bemerkte Precious und steckte die Betäubungsmittel in ihren Ausschnitt.
„Sie schlagen keine “Bringer“, sie sind ja für euren Schutz da“, erklärte Sorrow der draußen Schmiere stand.
„Ich danke dir, dass du mitmachst“, bedankte sich Precious bei ihm, die neben ihm an der Wand stand.
„Ich tu alles, um den Weichkeks loszuwerden“, bemerkte er cool und Rob rollte mit den Augen über die Beleidigung.
„Nein, im Ernst, bringt mir meinen Bruder zurück, er fehlt mir wirklich sehr. Nimm lieber die doppelte Menge für Paco, der ist ein ganz schöner Brocken“, schlug Sorrow vor und Kesia gab ihr noch eine Ampulle, die Precious verstaute.
„Sie kommt, raus da“, bemerkte Sorrow und Kesia ging schnell aus dem Untersuchungsraum, als Shima in Sichtweite war.
„Danke, verzieh’ dich, wünsch uns Glück“, erwiderte Kesia und Sorrow huschte um die Ecke unsichtbar gegenüber seiner Mutter.
„Kes, Kleines, du bist ja aus deinem Zimmer raus, ich freu mich dich zu sehen, kann ich dir was helfen?“, begrüßte Shima sie.
„Ich hab mich schon ne Weile nicht mehr untersuchen lassen, ich dachte das ist mal wieder fällig“, bemerkte sie und Shima sah Precious an.
„Danke Precious, dass du sie dazu überredet hast, ja ist wirklich mal wieder fällig, okay dann lass mich meinen Enkel mal ansehen“, erwiderte Shima und ging rein.
„Okay, wickle deinen Auftrag so ab wie immer, dann musst du sie irgendwie trennen und bezirzen, du musst na dran gehen, um das zu injizieren, am Besten in den Hals, da wirkt es am Schnellsten. Tut mir leid, Rob, das ist nur für eure Zukunft, das hat nichts zu bedeuten“, plante Kesia.
„Kes, kommst du?“, rief Shima von drinnen.
„Also wenn du Probleme bekommst, musst du da bleiben, okay? Keine Sorge, ich weiß, wer sich um deine Tochter kümmern kann, bis du sie wieder bei dir haben kannst“, versicherte Kesia bevor sie rein ging.
 
„Das ist absolut verrückt“, kommentierte Precious, als sie ihre Klamotten präparierte, um die Ampullen verstauen zu können.
„Du willst unsere Kleine wiederhaben, das geht nur, wenn sie ihren Kerl wieder hat. Pass auf dich auf, wenn irgendwas schief läuft, treffe ich dich mit Saphira am International Airport, dann fliegen wir zu deiner Granny, denn wir dürfen das Land noch verlassen“, bemerkte Rob und warf ihr die Robe über die Schulter.
„Du willst sie allein lassen?“, fragte Precious überrascht.
„Sie ist nicht allein, sie hat ihre Familie hier. Aber jetzt müssen wir an unsere Familie denken, wir wollen ja nicht ewig dort bleiben. Ich liebe dich wahnsinnig“, entgegnete er und umarmte sie. Dabei zog er ihr den Ehering aus.
„Sorrow meint es ist besser, wenn du ohne unterwegs bist, keine Sorge, den heb ich gut für dich auf“, küsste er seine Frau und sie seine Tochter, bevor sie zu ihren Beschützern ging um ihren Auftrag auszuführen. Als sie die Frau in den Helikopter gebracht hatte, machte sie sich an den ersten ran.
Sie täuschte einfach einen Schwächeanfall vor und schickte den anderen los um Hilfe zu holen. Während sie gespielt geschwächt in Pacos Armen lag, verpasste sie ihm die doppelte Dosis des Betäubungsmittels und er sackte zusammen.
„Tut mir leid, Süßer, mein Mann ist der einzige der mich in den Armen halten darf“, bemerkte sie, zog die Kappe ihres Capes wieder auf und eilte zum Wagen. Bevor der andere zurückkam, war sie schon gefahren.
„Sorrow, hörst du mich?“, sprach sie in die Sprechanlage.
„Ja Süße, laut und deutlich. Wenn meine Mutter wüsste, dass ich mich in das Alarmsystem der Fahrzeuge hacken kann, würde sie einen Anfall kriegen, schon wieder. Was war mit dem Anruf über deinen angeblichen Schwächeanfall?“, fragte Sorrow.
„Änderung des Plans, ich hab nicht beide k.o. gekriegt, du hast doch keinen losgeschickt, oder?“, fragte Precious, während sie losfuhr.
„Nein, natürlich nicht. Nummer 13 wird seinen Kumpanen in Sicherheit bringen, war echt clever das schwache Frauchen zu spielen. Okay, ich schick dir die Straßenkarte auf den Display, ich weiß ja wie ihr Frauen euch immer verfahrt“, schickte Sorrow ihr die Strecke zu Slice durch.
„Das will ich überhört haben, Jüngelchen, okay danke, ich beeil mich, ich mach Schluss“, beendete sie das Gespräch.
Sie fuhr zu Slice und eilte die Treppen hoch. Sie war gut in Form nachdem sie monatelang für ihren Bringer-Dienst trainiert hatte.
„Slice, mach auf, Mutter schickt mich“, entgegnete sie und Slices Haustür ging auf.
„Man, ich hab echt jeden erwartet, aber echt nicht dich“, stand Ruby nur im Hemd und Unterhosen bekleidet in der Tür.
„Dito“, bemerkte Precious verdutzt und wurde rein gelassen.
 

Achtzehntes Kapitel

 
Ruby musste die ganze Zeit Precious anstarren, während sie bei Slice am PC saß.
„Dich hier in meiner bescheidenen Hütte begrüßen zu dürfen ist wirklich eine echte
Überraschung. Geht es deiner Schwester gut?“, fragte Slice, während er die Daten erneuerte.
„Ja, sie ist nur grad etwas gehandicapt und konnte so nicht selbst kommen, aber sie schickt Grüße“, bemerkte Precious während sie ihr Armband mit ihren Daten auf einen Scanner hielt.
„Was ist mit ihr, ist sie verletzt?“, fragte Ruby neugierig und kam barfuß zu ihnen an den Tisch.
„Nein, sie kriegt nur ein Kind und kann sich nicht mehr so flink bewegen. Läuft da was zwischen euch?“, fragte Precious und musterte Ruby.
„Sieht so aus, hast du ein Problem damit? Ich darf Sex haben“, entgegnete Slice.
„Sie aber nicht“, schlussfolgerte Precious.
„Das sagt die Frau deren leiblich gezeugtes Kind inzwischen sechs Monate alt sein muss. Wie hast du denn das geschafft?“, fragte Slice, als er die Daten abglich.
„Hat was mit einer nicht ungefährlichen Technik zu tun, muss dich nicht interessieren. Du bist nicht überrascht, dass Kesia schwanger ist?“, fragte Precious verwundert.
„Nicht sehr, hab mir schon fast so was gedacht, als sie zu dem Kerl wollte, dass der nichts Gutes im Schilde führt. Er hat die Fliege gemacht, hab ich Recht?“, stellte er fest.
„Woher weißt du denn das schon wieder?“
„Sie lässt sich immer mit den falschen ein. Ist sie bei der CAK?“
„Du kennst unsere Organisation?“, fragte Precious.
„Ich bring euch manchmal Mädchen, du arbeitest jetzt für die Gruppe?“
„Ja, ich hab den Job von Kesia übernommen. Wie viel von uns weiß Ruby?“, fragte Precious und Ruby schlüpfte in ihren Rock.
„Sie ist die neue Kontaktperson, sie arbeiten lieber mit Frauen. Ich versuch auch grad wieder auf den legalen Weg zurück zu kommen, aber im Moment ändere ich nur Daten, ist ja nichts illegales, okay schon, aber ich sag das jetzt mal so“, bemerkte er, während er tippte.
„Bist du die “Krankenschwester“?“, fragte Precious neugierig.
„Wusste doch, dass der Deckname leicht durchschaubar ist“, realisierte Ruby und klopfte ihrem Freund auf die Schulter.
„Kes hat mir erzählt, dass du Krankenschwester gelernt hast, ich bin öfters in unserer Zentrale und hab den Namen schon gesehen, war nur geraten. Der Deckname ist gut, Slice bist du bald soweit, ich bin bei einem Auftrag abgerauscht, ich hab nicht so viel Zeit“, bemerkte sie drängelnd.
„Du bist wie deine Schwester, unhöflich und immer in Eile. So, ich hab es, du kannst wieder los“, entgegnete er und sie zog das Armband weg.
„Tut mir leid, ich war wirklich unhöflich, danke dass du mir geholfen hast. Ich werde mich wieder melden, wenn ich wieder öffentlich unterwegs bin. Wenn das hier klappt, werden mein Mann und meine Tochter und ich bald wieder auftauchen. Dann werde ich bei George ein gutes Wort für dich einlegen“, erwiderte sie und zog ihr Cape wieder an.
„Danke, hört sich gut an. Richte nen Gruß von mir an deine Schwester aus, ich will sie nicht wiederhaben, vor allem nicht mit einem Bastard in ihrem Bauch“, bat Slice.
„Das wirst du ihr nicht ausrichten, Idiot, sie macht eine schwere Zeit durch gerade, richte ihr alles Gute aus“, entgegnete Ruby und Precious nickte.
„Idiot, echt“, grummelte Precious nur und eilte wieder von dannen.
 
Als sie zurückkam, herrschte reges Treiben in der Organisation.
„Precious, mein Gott, da bist du ja endlich, wir suchen dich schon, wo hast du gesteckt?“, kam Shima auf sie zu gerannt.
„Ich hatte nen Auftrag weißt du doch, was ist hier los?“, fragte Precious.
„Kannst du mir verraten wie Paco bewusstlos mit der doppelten Menge meines Schmerzmittels in die Gasse an der Außenstation kommt, obwohl er eigentlich dich beschützen soll?“, fragte Shima aufgebracht.
„Ich hatte was zu erledigen“, konterte Precious cool.
„Er liegt im Koma, was war so wichtig um deinen Wachmann so in die Bewusstlosigkeit zu versetzen?“, fragte Shima aufgebracht.
„Mein Ticket in die Freiheit. Danke, für all deine Hilfe, aber es wird Zeit für mich und meine Familie auf Wiedersehen zu sagen. Kümmere dich gut um meine Schwester“,
bemerkte sie und ließ Shima einfach so stehen.
„War das mit dem Flug nach Kanada ernst gemeint?“, fragte Precious, als sie in das Familienzimmer zurückkam, dass sie jetzt bewohnten.
„Ja, wieso?“ fragte Rob, der gerade seine Tochter zum Schlafen hinlegte.
„Zieh die Kleine warm an, wir verschwinden hier“, entgegnete Precious und packte ihre wenigen Sachen zusammen.
„Du hast die Daten?“, fragte er erfreut.
„Ja, alles da, die falschen Befruchtungsdaten, die Gesundheitszeugnisse von mir, wir werden in Kanada neu anfangen, da wird uns niemand vermuten“, war Precious ganz aufgedreht.
„Das ist genau dass, was ich schon vor langem hören wollte. Jetzt geht’s los“, freute sich Rob und packte seine schlafende Tochter fest ein.
Auf dem Flur begegneten sie Sorrow.
„Wollt ihr los?“, wusste er schon was sie planten.
„Ja, hast du uns einen Wagen für die Fahrt zum Flughafen?“, fragte Precious.
„Ja, er ist eigentlich schon ausrangiert, Mom weiß nicht, dass ich ihn immer noch hab, ich wollte immer mal eine Spritztour damit machen“, plante er.
„Fährst du uns?“, hoffte Rob.
„Sicher, wenn Mom spitzkriegt, dass ich euch geholfen hab, bin ich eh’ einen Kopf kürzer und das würde ich gern noch etwas herausschieben. Warte, was ist mit Kesia?“, fragte er.
„Kümmere dich um sie, bis wir zurück sind. Wir werden nach Kanada fliegen, meiner Granny alles erklären und dann von dort zurückkehren und meinen Eltern die Geschichte auftischen, dass wir nach Kanada geflohen sind, um dort zu heiraten und um dort eine Familie zu gründen, den Rest überleg ich mir noch. Als Tochter des Bürgermeisters hab ich bessere Chancen deinen Bruder zu finden, glaub mir“, erkannte Precious, während sie Sorrow durch einen ihnen unbekannten Gang folgten.
„Ein alter Lincoln Cadillac, ist der überhaupt noch zugelassen?“, fragte Precious als sie beim Wagen ankamen.
„Du bist im Auftrag von Mutter unterwegs, das juckt dann keinen. Steigt ein, los geht’s“, war er auch aufgekratzt endlich mal raus zukommen und sie düsten in die Nacht.
 
Als sie weg waren, kam Kesia zu Shima.
„Shima, hier ist ja ziemlich viel los, ist was passiert, habt ihr Remy gefunden?“, kam Kesia in den Untersuchungsraum.
„Nein, Süße, leider nicht. Deine Schwester hat den Verstand verloren. Sie hat Medikamente geklaut um einen ihrer Beschützer lahm zu legen, sie hat ihm eine doppelte Dosis verpasst, damit leg ich sonst zwei Frauen 30 Stunden lahm, Paco liegt jetzt im Koma“, erwiderte Shima, die ihre Schränke durchwühlte.
„Das hat sie nicht mit Absicht gemacht, Sorrow hat ihr gesagt sie bräuchte die doppelte Dosis bei ihm“, gestand Kesia.
„Wusste doch, dass mein Sohn dahinter steckt, der war schon den ganzen Tag so komisch drauf. Ich hätte echt Lust ihn aufs Knie zu legen. Was hat sie geplant, wo wollte sie hin?“, fragte Shima und drehte sich zu ihr.
„Sie wollte zu einem Freund von mir um ihre Befruchtungsunterlagen fälschen zu lassen. Sie wollten wieder in der Öffentlichkeit auftauchen. Schmeiß sie bitte nicht raus, sie wollten nur wieder ins Leben zurückkehren“, bat Kesia und hielt sich den Bauch.
„Alles okay bei dir?“, eilte Shima zu ihr.
„Ja, dein Enkel spielt nur grad Fußball in meinem Bauch“, erkannte sie müde.
„Das hat sein Vater auch ständig gemacht. Ich muss sie nicht rausschmeißen, sie sind grade eben verschwunden, zusammen mit meinem Sohn, weiß der Teufel wieso“, bemerkte Shima.
„Warum verlassen die mich alle, kannst du mir das sagen?“, fragte Kesia und brach wieder in Tränen aus.
„Komm Kleines, ich bring dich zurück ins Bett, du brauchst ein bisschen Schlaf“, erkannte sie und brachte sie in ihr Zimmer zurück.
Während Kesia durch ein leichtes Beruhigungsmittel von Shima einschlief, flogen ihre Schwester und ihre Familie nach Toronto zu ihrer Großmutter Vivian.
 
Zwei Wochen später, Kesia hatte sich etwas erholt und zugenommen, kam Sorrow zu ihr, der schon in der Nacht zwei Wochen zuvor zurückgekommen war und alles erklärt hatte.
„Hey Mommy, wie geht’s dir?“, fragte Sorrow und kam zu ihr an das Display, wo sie gerade die Nachrichten verfolgte.
„Gut soweit, danke der Nachfrage. Hast du schon gehört, deine leibliche Mutter ist nächste Woche in der Stadt“, erzählte sie ihm etwas, was sie gerade in den Nachrichten erfahren hatte.
„Ja, hab ich gehört, es ist seltsam, aber seit ich oben war, hab ich irgendwie die Sehnsucht, sie mal zu sehen, ich will sie ja nicht treffen, oder so, sie nur einmal live sehen, das ist blöde, oder?“, dachte Sorrow laut nach.
„Nein, überhaupt nicht, ich wünschte, ich könnte dir diesen Wunsch erfüllen, aber wir können da nicht hin“, erklärte sie.
„Hey, hier seid ihr, ich wollt dir sagen, dass es Paco gut geht, er hat euren Mordanschlag überlebt, er ist heut Morgen aufgewacht. Es ist ganz gut, dass sie nicht mehr da ist, er hat eine ganz schöne Wut auf deine Schwester. Von dir hab ich ihm nichts erzählt, mein Sohn, weil mir dein Leben lieb ist. Aber ich verdonnere dich zu zwei Wochen Dienst bei mir im Untersuchungsraum, lass die Finger von meinem Zeug nächstes Mal Kes, ja?“, kam Shima zu ihnen und war auch so schnell wieder verschwunden.
„Toll, zwei Wochen schwitzende Frauenbeine halten, jippie. Nichts mach ich lieber“, brummelte er und sie lächelte.
„Wenn du Sex genießen dürftest, wäre das eine Beschäftigung, die dir gefallen würde“, erkannte Kesia.
„Wer hat gesagt, dass ich dieses Privileg nicht ausnutze?“, fragte Sorrow cool und lehnte sich zurück.
„Ernsthaft? Wie viele Kinder hast du denn schon hier?“, fragte Kesia amüsiert.
„Keins, bis jetzt, hatte Glück und ein Verhütungsimplantat meiner Partnerin“, sagte er geheimnisvoll.
„Jetzt hast du mich neugierig gemacht, wer ist sie, kenn ich sie?“, fragte sie und drehte sich zu ihm.
„Ich konnte bei Rochelle einfach nicht nein sagen“, entgegnete er lässig und grinste breit.
„Rochelle ist mindestens 10 Jahre älter als du“, fand Kesia das irgendwie seltsam.
„8 Jahre, glaubst du ihr Sohn ist so oft krank wenn sie nicht arbeiten kann? Der arme Kerl müsste längst drauf gegangen sein, bei den vielen Krankheiten die er immer hat“, schmunzelte Sorrow und setzte sich im Schneidersitz aufs Sofa.
„Shima weiß nichts davon, oder?“
„Äh, sicher nicht. Wäre auch klasse, wenn das so bliebe. Mach mal lauter, es kommen die Regionalnachrichten“, erkannte er.
>Eilmeldung aus dem Bürgermeisteramt. Wie Bürgermeister Hawks verlauten ließ, wird er jetzt eine Rede halten um dort eine freudige Mitteilung preiszugeben. Wir schalten jetzt live auf den Platz vor dem Rathaus< bemerkte der Nachrichtensprecher.
„Wurde auch mal Zeit“, murmelte Kesia nur und sah wie ihre Eltern und Precious samt Familie auf den Treppen des Rathauses standen.
„Liebe Mitbürger und Mitbürgerinnen, es ist mir eine große Freude die Rückkehr meiner verschwundenen Tochter Precious Hawks bekannt zu geben. Sie hatte sich ohne mein Wissen im Ausland aufgehalten um dort fernab des regen Treibens dieser Stadt eine Familie zu gründen. Stolz stelle ich Ihnen meinen Schwiegersohn, ach er muss eigentlich nicht vorgestellt werden, okay gut, meinen Schwiegersohn Robin Radersky mit meiner Enkelin Saphira Radersky-Hawks vor“, erwiderte Jonathan und zeigte auf die Familie Radersky-Hawks.
„Radersky-Hawks, wann ist das denn passiert? Er kann Rob nicht ausstehen, steht er unter starken Medikamenten?“, kommentierte Kesia diese Präsentation.
„Nein, nur im Scheinwerfer der Presse, hinter den Kulissen guckt er ihn sicher nicht ein zweites Mal an“, schlussfolgerte Sorrow und Kesia sah ihn an.
„Was denn? Ich les hier unten viele Soziologiebücher, irgendwas muss ich ja über menschliche Verhaltensweisen lernen“, schmunzelte er.
„Okay, sie ist wieder im Spiel, jetzt können wir nur warten, was sie dort wo sie ist herausfinden kann“, entschied Kesia nachdenklich.
 
An dem darauf folgenden Wochenende kam Sorrow am frühen Samstagmorgen zu Kesia.
„Ich hab grad eine Meldung von deinem Ex-Cop Freund bekommen, Precious hat was bei ihm hinterlassen“, bemerkte er und setzte sich zu Kesia aufs Bett in der sie noch lag.
„Was lässt sie denn ausrichten“, bemerkte sie und setzte sich auf.
„Es ist nichts Gutes“, druckste er herum.
„Ist er tot?“, fragte sie mit einer Träne im Auge.
„Vielleicht wünschte er sich es zu sein. Er sitzt im Bezirksgefängnis schon seit dem Tag, an dem er weg ist. Er wurde auf dem Weg zurück zu dir festgenommen“, erklärte Sorrow und sie schniefte.
„Er wollte zurück zu mir?“, fragte sie weinerlich.
„Ja, wollte er, ich wusste doch, dass er keiner von denen ist, die abhauen. Er sitzt immer noch in Untersuchungshaft, weil dein Bruder ihm unbedingt anhängen will, dass er was mit deinem Tod zu tun hat“, erklärte er weiter.
„Wird Zeit, dass ich von den Toten auferstehe“, entschied sie und stand auf.
„Was meinst du damit, du willst doch nicht hoch oder?“, war Sorrow verwirrt.
„Genau das will ich machen. Du wolltest doch deine Mutter sehen, in zwei Stunden tritt sie vor dem Bürgermeisteramt auf, wir sollten da mal Verwirrung stiften“, entschied sie.
„Okay, wie kommen wir hier raus ohne einen anderen Wachmann ins Koma zu bringen?“, fragte Sorrow, als sie sich zum Ausgang bereit machten.
„Ich hab Hank auf unserer Seite, ihr beide spielt meine Wachmänner, ich spiel den Bringer, bis Shima das rauskriegt, sind wir längst bei ihm im Gefängnis. Bist du sicher, dass du das machen willst?“, fragte Kesia, als sie sich in ein Bringer-Outfit zwängte.
„Da hab ich mein ganzes Leben drauf gewartet, bereiter kann ich nicht sein. Du bist echt gut in Plänen“, konterte Sorrow und lächelte sie an.
„Nur jahrelange Erfahrung in aus dem Haus schleichen. Man, die Dinger sind echt nicht für Schwangere geschneidert“, erwiderte sie, während sie versuchte, ihr Kleid zu schließen.
„Zieh’ nen Pulli drüber, dann fällt dein Bauch auch nicht so auf, ist ja kalt genug“, schlug Sorrow vor und sie nahm das Angebot dankend an.
„Ich danke dir, dass du auf sie aufpasst, ich werde sie so schnell holen, wie ich kann“, bedankte sich Kesia bei Rochelle, die auf Molly aufpassen sollte.
„Das tu ich nur für dich, Murray, es wird dich was kosten, dass ich das vor deiner Mutter geheim halte. Ich hoffe, du findest was du suchst“, bemerkte Rochelle und nahm Kesia Molly ab.
„Ich mach’s wieder gut, versprochen. Pass auf meine Nichte auf, wie auf deinen eigenen Sohn, wenn wir aus irgendeinem Grund nicht zurückkommen, behalt sie bei dir, meine Mutter ist eine tolle Ärztin aber eine saumäßige Großmutter“, erwiderte Sorrow und sie küsste ihn sanft.
„Ich hoffe, du kommst zurück, ich würde dich vermissen“, erklärte sie und ließ sie gehen.
„Sie ist mehr als dein Betthäschen, oder? Sie darf dich Murray nenen“, fragte Kesia, als sie am Ausgang auf Hank warteten.
„Wie du meinst. Bei meinem ersten Ausflug in die Freiheit hätte ich mir einen besseren Ort ausgesucht als das Bezirksgefängnis, aber ich sehe meinen Bruder also ist das ein sehr guter Ort zum hingehen“, erkannte Sorrow und Hank kam zu ihnen geeilt.
„Ich hab auf die Schnelle meine kugelsichere Weste nicht gefunden, bist du sicher, dass das hier ungefährlich ist?“, fragte Hank.
„Ich hoffe schon, also los geht’s, bevor es der Boss noch mitkriegt“, entschied sie und sie stahlen sich davon.
 
Kesia hatte eigentlich gedacht, das es einfacher für sie wäre, ins Gefängnis zu kommen, so wie es immer war. Aber sie kamen nicht am Direktor vorbei.
„Miss, es tut mir leid, ich verstehe nicht, wieso ihre Organisation zu diesem Mann müsste“, entschuldigte der Gefängnisdirektor, der sie nicht erkannte.
„Mutter schickt uns und wenn ich Mutter meine, meine ich Mutter“, erwiderte Sorrow und er machte etwas, was er in der Öffentlichkeit eigentlich nie machen wollte. Er präsentierte dem Direktor seine Freikarte, sein rotgestreiftes GIS. Der Direktor blieb wie angewurzelt stehen.
„Natürlich Sir, Sie können sofort zu ihm“, stotterte er und führte sie zu den Zellen.
„Man, wenn ich gewusst hätte, was das Ding für eine Wirkung hat, hätte ich das schon früher benutzt“, war Sorrow angenehm überrascht und der Direktor blieb stehen.
„Okay, hier ist er“, bemerkte der Direktor und Sorrow machte ein Zeichen, dass er rein wollte. Der Direktor deaktivierte das Gitter.
„Wir rufen Sie dann, wenn wir fertig sind“, entschied Sorrow und der Direktor ging wieder.
„Was wollt ihr hier, hat Mutter euch geschickt?“, fragte Remy, der sie in seiner dunklen Zelle nicht gleich erkannte.
„Deine Mutter nicht, aber meine Mutter hat was damit zu tun. Hallo, Bruder“, erwiderte Sorrow und kam in die Zelle.
„Murray, mein Gott, dich hier zu sehen ist so wunderbar. Wie geht es ihr, wie geht es meiner Süßen?“, umarmte Remy seinen Bruder glücklich.
„Ihr geht es gut, jetzt wo sie bei dir ist“, kam auch Kesia zu ihm.
„Mein Gott, ich hab mir jede Minute die ich hier drin bin gewünscht dich wieder zu sehen. Wie geht es dir, mein Schatz, wie kommst du hier her?“, fragte Remy, küsste seine Freundin stürmisch und drückte seine Hand auf ihren Bauch um sein ungeborenes Kind zu berühren.
„Precious ist zurückgekehrt wo sie hingehört, sie hat George belauscht und so erfahren, dass du hier sitzt. Ich werde dich hier raus holen, ich werde mit meinem Bruder reden. Wenn ich erkläre, dass mein Tod nur vorgetäuscht war, hat er nichts in der Hand gegen dich und muss dich frei lassen“, erwiderte sie.
„Ich wollte zu dir zurück, ich hab sofort gewusst, dass ich dich nicht verlassen konnte“, stellte er klar.
„Ich weiß, ich weiß. Ich werde sofort ins Präsidium fahren und alles aufklären, dann bist du heut Abend schon wieder draußen“, versprach sie.
„Nein, die verhaften dich und tun unserem Kind was an, versteck dich wieder, bis unser Kind geboren ist“, bat Remy.
„Nein, ich will mit dir zusammen sein, du musst hier raus“, entschied sie standhaft.
„Irgendwann, Schatz, irgendwann, lass mich hier drin, für unser Kind“, bat er.
„Ja, okay, aber ich muss hier noch was erledigen“, erklärte sie unter Tränen und ging wieder aus der Zelle.
„Wie seid ihr überhaupt hier rein gekommen?“, fragte er und Sorrow zeigte ihm beschämt sein GIS.
„Nein Bruder, warum machst du so was?“, klang er enttäuscht.
„Die Zeit des Versteckens ist vorbei, Bruder, wird Zeit die Welt zu verändern“, bemerkte er geheimnisvoll und ging zu Hank und Kesia zurück nach draußen.
„Irgendwann werden wir wieder zusammen sein, mein Schatz, tu nur nichts unüberlegtes“, bat Remy und Kesia nickte.
 
Nachdenklich gingen sie wieder nach draußen.
„Hast du gesehen, wie dünn er wieder ist? Er isst sicher gar nichts hier drin, würde ich sicher auch nicht“, bemerkte Sorrow, als sie zum Auto gingen.
„Ich weiß, wird schleunigst Zeit, dass wir ihn rausholen“, bemerkte Kesia und stieg hinten ein.
„Was ich dich schon lang fragen wollte, warum haben sie dir als Baby das GIS verpasst, ich meine das ist doch eher ein Stigma wenn man deine Identität verschleiern will, oder?“, überlegte Kesia laut.
„Makabre Antwort. Wenn ich irgendwo tot aufgefunden werde, werde ich trotzdem auf dem Präsidentenfamilienfriedhof beerdigt“, erläutert Sorrow nur kurz.
„Ja, wirklich makaber. Bevor wir heimfahren lös ich mein Versprechen ein. Lass uns zum Rathaus fahren“, erkannte Kesia selbstbewusst und sie fuhren los.
 
Präsidentin Shore stand schon auf den Treppen des Bürgermeisteramts und hielt eine Rede.
„Ich würde gern näher an sie rangehen“, entgegnete Sorrow, als sie etwas entfernt geparkt der Rede zuhörten.
„Geh, du bist unsichtbar in deinem Dress, stell dich in die Menge“, erwiderte Hank und erfreut stieg Sorrow aus und lief in die Menge.
„Es ist eine Schande, er ist der rechtmäßige zukünftige Präsident und er muss leben wie eine Kanalratte“, entschied Kesia, als sie Sorrow zusah wie er lächelnd seiner Mutter zuhörte.
„Ja, so trägt jeder seine Last. Ich hab auch viel aufgegeben für das hier. Siehst du den schwarzen Lieferwagen da vor uns? Den find ich schon seltsam“, bemerkte Hank nachdenklich, als ein schwarzer Lieferwagen drei Autos vor ihnen parkte.
„Du hast Recht, das macht mir auch ein seltsames Gefühl. Lass uns nachsehen“, bat Kesia und öffnete ihre Autotür.
„Nein, das ist zu gefährlich“, war Hank nicht glücklich darüber.
„Angsthase, du bist ein Beschützer, also beschütz mich“, bat sie und sie stiegen aus um zu dem schwarzen Wagen zu gehen.
Als sie gerade zu der Tür gingen sprang sie auf und einige Kerle mit Affenmasken sprangen heraus. Sie trugen Waffen.
„Was zum…?“, waren sie überrascht sie zu sehen und sahen sich gegenseitig an.
„Knallt sie ab“, bemerkte einer nur und hielt die Waffe gegen Kesia.
Bevor sie abdrückten, schmiss sich Hank schützend vor seine Freundin. Sein toter Körper schützte sie und sie bewegte sich nicht, dass die Männer dachten sie wäre auch tot und weiterliefen. Sie hatte furchtbare Angst. Es wurden Schüsse abgefeuert und Menschen rannten in wilder Panik umher. Schüsse fielen auf die Politiker. Bodyguards warfen sich über ihre Schützlinge, dann wurde es totenstill.

Neunzehntes Kapitel

 
„Miss, geht es Ihnen gut, Miss?“, fragte eine Stimme und jemand zog den schweren Hank von ihrem Körper.
„Nicht schießen, bitte, nicht schießen“, flehte sie weinend.
„Keine Sorge, ich bin der Sicherheitschef der Präsidentin, ich will Ihnen nichts tun. Ihr Beschützer ist tot, tut mir leid“, erklärte der Mann im mittleren Alter mit sanfter Stimme.
„Er liegt seit zwanzig Minuten auf mir, glauben Sie, ich weiß das nicht?“, fragte sie weinend.
„Natürlich, verzeihen Sie, dass ich erst so spät komme, es wurde auf die Präsidentin geschossen, es mussten Vorkehrungen getroffen werden“, bemerkte der Mann und half ihr auf. Jetzt sah er, dass sie schwanger war.
„Soll ich Ihren Mann anrufen?“, fragte er mitfühlend.
„Nein, bringen Sie mich zu meinem Vater“, bat sie.
„Wer ist Ihr Vater, Miss?“, fragte der Mann und Kesia zeigte ihm ihr GIS wie Sorrow es zuvor gemacht hatte um sich auszuweisen.
„Ich bring sie zum Bürgermeister, natürlich Miss Hawks“, war der Mann völlig konfus sie lebendig zu sehen und führte sie zu Jonathan der kreidebleich in einem geöffneten Krankenwagen saß und befragt wurde.
„Bürgermeister Hawks, diese junge Dame hier möchte zu Ihnen“, erwiderte der Mann vom Secret Service und ohne ein Wort zu sagen fiel Kesia ihrem Vater um den Hals.
„Kes? Bist du das? Ich hätte nicht gedacht dich so schnell wieder zu sehen“, erkannte Jonathan seine Tochter.
„Es tut mir leid, Dad, es tut mir alles so leid“, wimmerte sie und klammerte sich an ihn.
„Bringen Sie mich und meine Tochter bitte ins Krankenhaus, sie blutet“, bemerkte Jonathan mit ruhiger Stimme und dann sah sie auf ihren Bauch.
„Sagen Sie Ihnen, sie sollen auch eine Frauenärztin bereithalten, falls ihrem Kind was passiert ist“, entschied er und die Türen wurden geschlossen und sie fuhren weg. In dem Chaos sah sie wie Sorrow Gedankenversunken seinen Rollkragen wieder schloss. Er wollte vermutlich der Öffentlichkeit zeigen, wer er wirklich war, aber wurde durch den Anschlag daran gehindert. Er verschwand in dem Chaos so unbekannt wie er vorher gewesen war.
„Mir geht es gut, Dad, das ist nicht mein Blut. Es gehört dem Mann, der mein Leben gerettet hat. Was ist mit der Präsidentin, geht es ihr gut?“, fragte Kesia und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
„Ihr Bodyguard hat sie auch gerettet, aber da gibt es was, was ich dir sagen muss. Es war Ganter, er ist schwer verletzt, vermutlich schafft er es nicht“, bemerkte Jonathan mit einer ernsten Stimme.
„Ich muss zu ihm, ich verdanke ihm so viel, er darf in diesen Stunden nicht allein sein“, erwiderte Kesia und Jonathan nickte verständnisvoll.
Nachdem Kesia durchgecheckt worden war, wartete sie vor dem OP auf die Ärzte, die Ganter operierten. Ihre Beine waren schon eingeschlafen, als drei Stunden später Ganters Arzt zu ihr kam.
„Es tut mir leid, Miss Hawks, wir können Ihrem Freund nur die Schmerzen nehmen, aber er wird diese Nacht nicht überleben“, erklärte der Arzt erschöpft.
„Kann ich zu ihm, er darf jetzt nicht allein sein“, bat Kesia und Tränen rollten ihre Wangen herunter.
„Sicher, ich bring Sie zu ihm“, entschied der Arzt und mit Hilfe ihres Vaters der neben ihr wartete stand sie auf und ging hinter dem Arzt her. Er brachte sie in ein Krankenzimmer. Dort lag Ganter, viele Schläuche ragten aus seiner Brust. Aber er war wach.
„Hey, du bist ein Held, ich hoffe das weißt du“, sagte Kesia liebevoll und setzte sich zu Ganter, während ihr Vater mit dem Arzt wieder raus ging.
„Kesia, du bist hier, das ist schön“, erwiderte Ganter und ein metallisches Rauschen war zu hören, als er atmete.
„Du hast dich vor die Präsidentin geworfen, Ganter, du wirst als Held geehrt werden“, lobte Kesia ihn.
„Kes, Kleines, hör auf so zu tun, als würde ich hier morgen raus spazieren, ich werde sterben, ich bin nur noch am Leben, weil sie mir diese Beatmungsmaschine in den Brustkorb gepflanzt haben. Lass uns darüber reden, wie es dir ergangen ist. Bist du glücklich geworden?“, fragte Ganter schwach und Kesia weinte.
„Ich weiß nicht, wie ich dir sagen soll, wie dankbar ich dir bin“, erwiderte Kesia, als sie etwas später etwas gefasster an seinem Bett saß und seine Hand hielt.
„Du bist hier, das sagt schon alles. Du hast alles riskiert um hier her zu kommen. Ist es nicht gefährlich für dich, hier her zu kommen in deinem Zustand?“, fragte Ganter und berührte mit seinen Fingerspitzen ihren Babybauch.
„Nichts hätte mich davon abgehalten hier her zu kommen. Es ist unfair, dass du so jung sterben musst“, entgegnete sie.
„Ich hab mein Leben geführt, so wie ich es führen wollte. Ich hatte eine wunderschöne Frau, eine steile Karriere und ich durfte dir begegnen. Mehr wünsch ich mir nicht. Alt werden wird eh’ unterschätzt“, erkannte er und hustete.
„Soll ich deine Ex anrufen? Willst du noch mit ihr reden?“, fragte Kesia und eine Träne rollte über seine Wange.
„Nein, ich war letzte Woche mit ihr Essen, es ist alles gesagt worden. Sie wird meine Erfindung weiter entwickeln, vielleicht kann ich ihr damit das Geld beschaffen, was ich ihr immer versprochen hatte. Bleib’ einfach bei mir, bis es zu Ende ist“, bat er und sie hielt seine Hand, bis das Gerät seinen Dienst einstellte und er für immer die Augen schloss.
„Kesia, lass uns raus gehen, dort ist jemand den du jetzt sicher gern sehen würdest“, bemerkte Jonathan der die erschöpfte Kesia von ihrem toten Freund wegholen wollte.
„Ist es Precious?“, fragte sie und ihr Vater zog sie hoch.
„Hey Schatz, es tut mir so leid“, bemerkte Remy, der immer noch in Gefängniskluft und in Handschellen im Flur stand. George stand neben ihm und deaktivierte die Handschellen.
„Es tut mir leid, ich wusste von euch, ich arbeite auch heimlich für die CAK, ist der Name “Samariter“ ein Begriff für dich? Ich wollte ihn etwas bestrafen, dass er dich geschwängert hat und so, war blöd ich weiß, aber ich dachte, jetzt solltest du nicht ohne ihn sein“, erklärte George und Kesia sah ihn mit erstaunten Augen an.
„Du arbeitest auch für CAK? Du hast ihn doch gehasst und wolltest unbedingt wissen, wer er ist“, sprach sie ihn auf die Situation an, bei der er unbedingt wissen wollte, wer der Mann auf dem Bild war.
„Damals hatte ich ihn nicht erkannt, er sah ja auch aus wie ein Penner. Aber dann war da diese Situation, als herauskam, dass er noch am Leben ist, ich hab einige Bilder verglichen und unter der Zottelmähne und dem Dreck ein Gesicht rausgekramt. Mein alter Kumpel Rem, seines Zeichens der zweitbeste Fechter auf der Privatschule nach mir. Wir haben uns damals auf diesem Bürgermeisterball angefreundet, festgestellt dass wir zur gleichen Schule gehen, wie das halt so ist. Ich hab ihn eigentlich auch eingesperrt um zu erzwingen, dass du aus deinem Loch raus kommst, ich konnte ja nicht einfach bei euch antanzen und dich mitnehmen. Hat funktioniert, wie es aussieht, sogar mit dem Vorteil, dass Precious wieder da ist, bei der ich nicht wusste, dass sie bei der CAK war um ein Kind zu bekommen und auch für sie arbeitete, liegt wohl in der Familie, dass wir die Sünden unseres Großvaters versuchen auszubügeln, auch Dad weiß Bescheid“, erklärte George die Situation.
„Woher wusstest du das?“, fragte Kesia und Jonathan lächelte.
„Kind, nichts passiert in dieser Stadt ohne meine Zustimmung oder Duldung. Ich bin ein alter Freund der Präsidentin, wir waren auf der gleichen Schule, CAK ist kein Fremdwort für mich. Glaubst du, die Organisation könnte so arbeiten ohne meine Genehmigung? Deshalb die ganzen Lügen, ich weiß wir Politiker sind notorische Lügner aber ich hasse diese Lügen, niemand darf das erfahren. Ich bin froh, dass die CAK euch aufgenommen hat, ihr hättet aber verdammt noch mal mit eurem Problem zu mir kommen sollen. Ich hätte euch zu der CAK bringen können ohne dass du deinen Tod vortäuschen hättest müssen. Übrigens danke noch Mal dafür, wir haben Monate der Trauer verbracht, bis wir raus gefunden haben, wo du steckst. Als dann Precious zurückkam, hat sie uns alles erklärt. Du kannst echt froh sein, solche Freunde zu haben, die dir dabei geholfen haben. Auch wenn das ziemlich unprofessionell von statten gegangen ist. Wir haben die Leiche gründlich untersuchen lassen, trotz der ganzen Verletzungen an der Leiche haben wir rausgefunden, dass du das nicht bist. Na ja, George hat es rausgefunden. Er hat uns monatelang im Dunklen gelassen darüber, bis er endlich damit rausgerückt ist“, erzählte Jonathan.
„Slice hatte nicht so viel Zeit, er hat das wahrscheinlich nicht doppelt gecheckt“, erwiderte Kesia die immer noch zitterte.
„Darüber müssen wir noch reden, ich dachte das mit Slice hätten wir abgehakt. Aber nicht heute. Heute müssen wir jemanden betrauern, lasst uns nach Hause gehen“, bemerkte Jonathan und die drei gingen zu seiner Limousine.
 
„Jon, da bist du ja, warum hast du mich nicht angerufen? Ich musste aus der Presse erfahren, dass du fast einem Anschlag zum Opfer gefallen bist. Bist du okay?“, fragte Lilly und umarmte ihren Mann, als er zurückkam.
„Ja, mir ist nichts passiert, Lewis hat mich gut beschützt. Er hat eine Kugel in die Schulter bekommen, er wird es überleben. Wir haben Ganter verloren heute Abend“, erwiderte Jonathan und die beiden anderen folgten ihm ins Haus.
„Dann hab ich mich also nicht vertan, du warst das im Fernsehen, Kind. Schön, dass du wieder da bist“, umarmte Lilly ihre schwangere Tochter.
„Ich hätte einen indiskreteren Weg wählen können um wieder aufzutauchen, aber es war eine Krisensituation. Ich hab heut zwei gute Freunde verloren, ich würde mit meinem Freund gern etwas Ruhe finden, wir waren so lang nicht mehr allein. Morgen werden wir weiterreden“, erwiderte Kesia erschöpft, nahm Remy an seiner Hand und ging die Treppen hoch zu ihrem Zimmer.
 
Als sie an diesem Morgen in ihrem Bett aufwachte und auf die Skyline sah die sich vor ihr ergoss, brauchte sie ein paar Minuten um zu realisieren wo sie war. Remy lag nicht neben ihr. Sie stand auf und zog ihren Morgenmantel an. Als sie in den Flur raus trat um ihren Freund zu suchen hörte sie zwei Männerstimmen auf dem Flur.
„Hast du jetzt deine Rache gehabt, können wir uns jetzt wieder vertragen?“, fragte Remy, George.
„Okay, wir können sagen, wir sind quitt“, bemerkte Remy und schlug mit George ein. Dann sahen sie Kesia, wie sie den Flur hinunterging.
„Kes, da bist du ja, wie hast du geschlafen? Erschreck mich nie wieder so, ich versuche dich doch nur zu beschützen weil ich dich so liebe, meine Kleine“, drückte George seine verdutzte Schwester an sich.
„Du hast meinen Freund in den Knast gesteckt“, konterte sie kritisch.
„Das war meine persönliche Rache, tut mir leid, dass ich dich damit rein gezogen hab“, entschuldigte sich George.
„Woher wusstest du, dass ich schwanger bin?“, fragte Kesia verwundert.
„Als ich ihn festgenommen hab, hat er mir gesagt, dass er zurück zu dir muss weil du ein Kind von ihm erwartest. Ich bin irgendwie ausgetickt, hab ihn im Knast schmoren lassen. Das war echt kopflos, ich mach das nie wieder, versprochen“, entschied George und Kesia sah ihn erst böse an und umarmte ihn dann auch.
„Das rate ich dir auch. Du bist also der berühmt berüchtigte Samariter, weiß Slice, dass du ihn regelmäßig kontaktierst?“, wollte Kesia wissen.
„Nein, dann müsste ich ja zugeben, dass ich ihm verziehen hab“, erwiderte George trotzig.
„Idiot, meld dich bei ihm, er bewirbt sich gerade wieder für den Polizeidienst, er kann deine Unterstützung brauchen“, bat Precious, die zu ihnen stieß.
„Du wusstest davon?“, fragte Kesia, Precious.
„Auch noch nicht lang, hab es zufällig bei einer Tour rausgefunden, hi übrigens, schön dich wieder zu sehen“, begrüßte Precious ihre Schwester mit einer Umarmung.
„Wir hatten zwei Leute in der Familie, die uns hätten helfen können, dieser ganze Aufwand also umsonst“, bemerkte Precious und setzte sich zu ihr.
„Nicht ganz umsonst, ich hätte Remy nie kennen gelernt, wenn ich nicht zu Slice gemusst hätte. Ich sollte Slice danken“, entschied sie und setzte sich auch.
„Ich hab das von Ganter gehört, es tut mir leid“, bedauerte Precious.
„Danke, zumindest konnte ich mich noch von ihm verabschieden. Trotzdem hätte er nicht so früh sterben müssen, auch nicht für die Präsidentin. Hatte er eine Freundin, ein Date jemanden den wir verständigen müssen?“, fragte Kesia und Precious schüttelte den Kopf.
„Nein, er schien immer noch nicht über dich hinweg gewesen zu sein, armer Kerl. Wie geht’s dir, wie geht’s meinem Neffen?“, fragte Precious.
„Er ist ein kleiner Kämpfer, er hat das alles klasse überstanden. Die haben ihn einfach erschossen, als wäre er gar nichts und ich Idiot hab ihm gesagt das wäre sicher und es ging auch ohne kugelsichere Weste“, erinnerte sich Kesia mit Grauen an den Tag zuvor.
„Hast du noch mal mit Ganter gesprochen bevor das alles losging?“, verstand Precious nicht.
„Nein, ich meine Hank, er hat mich beschützt auf dem Weg, er hat sich über mich geworfen, als die Schüsse fielen. Er lag fast eine halbe Stunde tot auf mir, aber er hat mich verdeckt, dass sie dachten, ich wäre tot. Das war die schlimmste halbe Stunde meines Lebens“, bemerkte sie in Trauer.
„Du armes Ding, du hast zwei Beschützer an einem Tag verloren. War nicht dein Tag, oder?“
„Nicht wirklich. Aber wir sind wieder zu Hause, alle zusammen. Wir werden einfach jeden Tag weiter leben, jeden einzelnen Tag. Was auch immer die Zukunft bringen wird. Wie hast du es geschafft, dass du als die glückliche Familie zurückkommen konntest?“, fragte Kesia und Precious lächelte.
„Dad ist wirklich gut in solchen Sachen, wir hätten uns echt viel Mühe ersparen können. Er wird auch alles regeln was euch betrifft, du kannst also wirklich ein Leben mit Familie führen, so wie du es dir immer gewünscht hast. Hast du dir das jemals so vorgestellt?“, fragte Precious und Kesia stand wieder auf.
„Nein, es ist besser. Ich wünschte nur, ich hätte meine Freunde hier, ich wünschte nur, wir hätten nicht so viele Opfer zu beklagen. Aber sie waren Soldaten, sie wussten, was sie taten. Weißt du, was mit Sorrow passiert ist? Ich hab ihn in dem Trubel aus den Augen verloren“, entgegnete Kesia und Remy kam zu ihr zurück.
„George hat ihn gefunden, er hatte sich verschanzt, er hat einen Schock, aber sonst geht es ihm gut. Mom lässt ihn mit dem nächsten Bringer abholen. Es war ein großes Risiko ihn mit nach oben zu nehmen. Was habt ihr euch dabei gedacht?“, schimpfte Remy.
„Es tut mir leid, er wollte unbedingt seine Mutter sehen. Es hat ihn wohl auch umgehauen, dass jemand seine Mutter umbringen wollte“, bemerkte Kesia.
„Von was habt ihr es grad, jemand wollte Shima umbringen?“, fragte Precious verwundert.
„Wupps, hab vergessen, dass du es nicht weißt“, entgegnete Remy ertappt.
„Was nicht wissen, erzähl es mir Kes, was weiß ich nicht?“, bat Precious und sie sah Remy an, der nickte.
„Mein Adoptivbruder ist der uneheliche Sohn der Präsidentin, ihre kleine Achillesferse. Deshalb ist sie so fixiert auf die CAK, er war das erste Kind der CAK, er war sozusagen der Vorläufer von allem“, erklärte Remy ihr.
„Wäre nett gewesen, das mit einem Wort zu erwähnen, dann hätte ich ihn vielleicht nicht so herablassend behandelt“, kam auch Rob zu ihnen, der das mit angehört hatte.
„Wir sind eine Familie, das muss in der Familie bleiben, okay?“, bat Remy und alle stimmten ihm zu.
„Na ja, da wir die Kinder der Cousine der Präsidentin sind, sind wir mehr Familie, als wir uns vielleiht gewünscht hätten“, schlussfolgerte Kesia.
„Das wird seltsam werden, in der Zukunft, aber wir sind eine Politikerfamilie, das werden wir unter den Teppich kehren, wie jede andere hochangesehene Familie“, schlussfolgerte Precious.
 
Zwei Wochen später wurde Ganter auf dem Ehrenfriedhof beerdigt. Dort sah Kesia Ganters Exfrau wieder, sie sprach nicht mit ihr, wäre auch zu seltsam gewesen. Ganter vermachte ihr eine seltene deutsche Waffe. Die Bringer, die Sorrow abholten, brachten ihnen Molly, Remy konnte seine kleine Tochter gar nicht mehr loslassen, er hatte sie so vermisst.
Sie zogen in eine kleine Wohnung und die erste Post die sie bekamen, erfreute Kesia.
„Schatz, sie dir das an, die Hochzeitseinladung von Scarlett und Salvador, ich hab echt gedacht, sie wären längst verheiratet. Ich kann tatsächlich zu ihrer Hochzeit gehen“, erwiderte Kesia erfreut und fuhr mit ihrem Finger nachdenklich über die weiße Schleife auf der Einladungskarte.
„Es tut mir leid, dass wir unsere Hochzeit so unpersönlich durchgezogen haben, wir werden eine Feier machen, wenn der Kleine geboren ist“, versprach Remy und hielt seine Hand auf ihren Bauch. Er machte das öfters und Kesia gefiel das sehr.
„Das wäre schön. Wir müssen jetzt los, Molly muss endlich ihr GIS bekommen. Danke, dass du das zulässt, sie wird es später einfacher haben, Keine Sorge, sie wird keine Schmerzen haben“, erwiderte Kesia und setzte Molly in den Kinderwagen vor sich.
„Das will ich auch hoffen. Soll ich dich begleiten?“, fragte Remy.
„Nein, das ist eine Sache, die ich allein mit ihr machen muss. Dad erwartet dich eh’ im Bürgermeisteramt in einer Stunde, bis dahin sind wir nicht fertig“, erwiderte sie und nahm ihre Tasche.
„Ich frag mich echt, was er von mir will. Er ist irgendwie viel netter, als ich ihn in Erinnerung habe. Kauf ihr eine Eisration danach, wenn sie brav war, Kirsche mag sie wirklich gern“, entgegnete Remy und küsste Molly auf den Kopf.
„Werde ich. Vielleicht will er dir einen Job anbieten oder so. Ich werde auch mein Zeichen stechen lassen, ich meine mein Verheiratet Zeichen. Das solltest du auch mal machen lassen, ich will ja nicht, dass irgendeine andere Verrückte die unbedingt heiraten will wie ich es mal war, meinen Mann klaut“, erwiderte sie und küsste ihn.
„Dann sag ich zu ihr, such dir jemand anderen, denn ich hab die Frau gefunden mit der ich alt werden will“, bemerkte er und sie lächelte.
„Wir sind verrückte Weiber, es erspart dir viel Ärger, glaub mir. Kommst du mit zur Hochzeit? Ich würde dann auf dem Rückweg persönlich bei Scarlett vorbeifahren und zusagen“, erkannte sie.
„Natürlich, sie ist deine beste Freundin, ich kann es nicht erwarten sie näher kennen zu lernen. Ich werde nach dem Termin bei deinem Vater da mal vorbeifahren und es machen lassen. Ich bin heilfroh, dass ich mein GIS nicht entfernen lassen hab, wäre auch eine zu blöde Idee gewesen. Ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich wieder hier oben lebe, ist schwer sich wieder an diese enge Kleidung zu gewöhnen, unsere indischen Klamotten und der Bart waren wesentlich gemütlicher“, entgegnete er und fuhr über seine glatten Wangen.
„Hast Recht, dir steht so ein Bart einfach besser. Aber wir müssen alle kleinen Sachen hinnehmen, so wie wir entschieden haben, dass es besser ist, wenn Molly ein GIS bekommt. Vielleicht wird sie uns eines Tages dafür hassen, aber ihre Kindheit wird leichter werden, hoffe ich“, erwiderte Kesia und warf ein silbernes Tuch über ihre Schulter.
„Sie hat keine Angst, wenn du ihr immer in die Augen siehst“, erklärte Remy und hielt ihr die Tür auf.
„Du liebst deine kleine Tochter wirklich sehr, richtig?“, fragte sie und fuhr über seine Wange als sie an ihm vorbeilief.
„Ich liebe unsere kleine Tochter, so wie ich unseren Sohn lieben werde. Jetzt fahr, dein Termin ist in 10 Minuten“, bemerkte er und ging mit ihr nach draußen.

Zwanzigstes Kapitel

 
„Das hast du ganz toll gemacht, meine Süße. Wir kaufen dir gleich eine ganz große Eisportion, aber vorher gehen wir noch jemanden besuchen, der dich sicher gern kennen lernen würde“, redete sie mit Molly, als sie nach ihrem Termin wieder in den Wagen stiegen. Die Stelle am Hals wo sie tätowiert worden war brannte noch etwas aber es war schön das Zeichen endlich zu haben. Es war ein Unendlichkeitssymbol, was sie sich extra ausgesucht hatten. Sie hielt vor Shadows und Salvadors Wohnung.
Es war eine nette Vier-Zimmer-Wohnung in der Stadtmitte.
„Komm Süße, nimm meine Hand, ich glaub, du bist so groß, dass du es bis dahin schaffst“, entgegnete Kesia und nahm ihre kleine Tochter an die Hand, um mit ihr zu der Wohnungstür zu laufen.
Sie klingelte.
„Ich geh’ hin, mach du mit dem Sitzplan weiter, wir müssen doch irgendwo eine Lösung für unser kleines Problem finden“, erkannte Scarlett gut gelaunt von innen und die Tür ging auf.
„Hi, Süße“, begrüßte Kesia ihre Freundin.
„Was hat dich so lang aufgehalten? Ich hätte schon früher mit dir gerechnet“, entgegnete Shadow und ließ sie rein.
„Sal, komm mal ins Wohnzimmer, wir haben Besuch“, rief Shadow und Salvador kam mit einem Schreibdisplay in der Hand ins Wohnzimmer.
„Ich weiß echt nicht, ob meine Eltern kommen, die sagen immer so kurzfristig zu, auch bei so wichtigen Events. Du bist also wirklich von den Toten wiederauferstanden, übrigens danke noch mal für euer Vertrauen in mich, ich war echt eingeschnappt, dass ihr mich nicht eingeweiht habt“, entgegnete Salvador und drückte seine Ex-Kurzzeitverlobte.
„Wir wollten dich nur schützen, tut mir leid. Aber ich bin wieder da, so groß wie immer, sogar etwas größer, wie man sieht. Ich wollte euch nur persönlich zusagen, mein Ehemann und ich würden uns geehrt fühlen, zu eurer Hochzeit zu kommen“, überbrachte sie ihre Mitteilung.
„Hab ich schon gehört, du holst echt im Schnelltempo auf, was du deiner Meinung nach verpasst haben scheinst“, schmunzelte Salvador.
„Das ist meine kleine Tochter Molly und in wenigen Wochen werde ich einen Sohn kriegen“, erwiderte Kesia.
„Du musst auch alles besser machen als ich, oder?“, fragte Shadow gespielt verärgert und umarmte ihre Freundin auch.
„Meine Hochzeit war schnell und unpersönlich, wenn dich das beruhigt. Aber ich werde nachfeiern, wenn ich wieder in ein schönes Kleid passe. Was natürlich nicht so schön wird wie deins, ich hab gehört, du lässt eins bei Vera Wang anfertigen, hast du im Lotto gewonnen?“, fragte Kesia etwas neidisch.
„Ich hab mit Spencer geredet, ich konnte bei DiveAir einsteigen“, erklärte sie.
„DiveAir? Das ist echt klasse, gratuliere. Du hast das von Ganter gehört, oder?“, fragte Kesia und Shadow nickte.
„Ich hab’s gehört, wirklich eine Schande, die Stadt hat den zweitbesten Männerhintern verloren“, erwiderte sie und Kesia lächelte schwach.
„Den drittbesten, würde ich sagen. Wir werden bis dahin vermutlich schon zu viert sein, ich kann die Kinder auch mitbringen, oder?“, fragte Kesia.
„Sicher, wir testen eh’ grad ein paar Nannys“, versicherte Salvador und Kesia sah sie verwundert an.
„Nannys? Ihr wart bis jetzt noch gar nicht in der Klinik, wofür braucht ihr ne Nanny?“, war sie verwundert.
„Ich werde bei DiveAir 14 Stunden pro Tag arbeiten müssen und da Salvador jetzt der persönliche Assistent des Fitze-Präsidenten ist, er vermutlich noch mehr. Wir testen Nannys, bevor ich mich befruchten lasse, nimmst du keine Nanny?“, erklärte Shadow, während sie Kaffee aufsetzte.
„Ich werde zu Hause bleiben, ich werde vielleicht wieder arbeiten, wenn die Kinder älter sind. Was ist eigentlich aus deinem Plan geworden einen kleinen Laden aufzumachen?“, fragte sie.
„So ist es echt besser. Du wirst eine Hausfrau, ich hätte gedacht, du wirst arbeiten bis du tot umfällst, du hast dich echt verändert“, freute sich Shadow.
„Wie kommst du denn jetzt plötzlich zum Fitze-Präsidenten, Salvador? Mein Vater lässt auch nichts unversucht, oder? Wie auch immer, ihr seid echt Aufsteiger. Molly setz dich aufs Sofa mein Schatz, ich habe dir ja ein Eis versprochen, wenn du beim Arzt brav warst und das warst du. Ich guck mal, was Tante Shadow so alles in ihrem Eisfach hat“, plante Kesia und ging zum Kühlschrank.
„Du hast eine bezaubernde Tochter, zwei Kinder auf einen Streich du bist echt ein Glückskind“, bemerkte Shadow und Kesia zog eine Ration Kirscheis aus dem Kühlschrank.
„Ja, das bin ich. Aber offiziell hab ich Molly heut Morgen adoptiert und mein Sohn wurde in der Klinik produziert, mehr muss die Öffentlichkeit nicht erfahren. So Süße, ganz brav essen, wir wollen ja nicht, dass Kirscheis auf den weißen Teppich von Tante Shadow kommt, oder?“, fragte Kesia ihre Tochter und Shadow eilte schnell mit einem Handtuch zu Molly.
 
Als Kesia auf das rege Treiben auf der Straße sah, klingelte ihr Headset. Sie tippte eine Taste.
„Hi Schatz, bist du grad an einem Display?“, meldete sich ihr Ehemann.
„Ich bin grad bei Shadow, ist mein Vater wieder im Fernsehen?“, fragte Kesia nicht grade begeistert.
„Das auch, aber das ist es nicht“, erwiderte Remy und Kesia machte Salvador ein Zeichen, dass er das Display anmachen sollte, was er auch machte.
 
>Live stehe ich vor dem Bürgermeisteramt wo Bürgermeister Hawks heute die wichtigsten neuen Erkenntnisse im Fall der Anschläge auf die Präsidentin und ihn vor fünf Wochen preisgibt <
stand Rob als Außenreporter vor dem Bürgermeisteramt.
 
„Rob ist wieder im Fernsehen zu sehen, das ist wunderbar“, freute sich Kesia.
„Das ist es auch nicht Kes, setz dich am besten lieber“, bat er und sie setzte sich neben ihre Tochter.
 
>Liebe Mitbürger, heute wurden die letzten Ermittlungen im Fall der Anschläge vor fünf Wochen abgeschlossen. Die Resultate sind erschreckend. Ich wurde vor meiner Widerwahl bedroht und alle Anzeichen zeigten an, dass es sich um eine radikale Unterweltgruppe handelte. Doch dem war nicht so. Durch die Festnahme der Attentäter wurde der Kreis der Verdächtigen eingegrenzt. Wir können jetzt hundertprozentig sagen, dass die Anschläge und die Drohungen von der Straßengang DeadHeadMonkees geplant und ausgeführt worden ist. Diese Gruppe besteht zu unserem Bedauern noch aus zwei weiteren Personen deren Bilder jetzt auf ihrem Bildschirm aufgezeigt werden. Wenn Sie irgendwelche Erkenntnisse haben, wo sich diese Personen aufhalten, melden sie sich unter der auch eingeblendeten Nummer< sprach Jonathan vor der Fernsehkamera.
 
Einer der Männer auf dem Bild war Caleb Deadwood.
Kesia rief ihren Schwager an.
„Kes, ich bin gleich wieder live drauf, was ist?“, zischte Rob in sein Headset.
„Ich weiß wo sich einer dieser Männer aufhält“, bemerkte sie cool.
„Du weißt das, ist er einer von den da unten?“, fragte Rob interessiert.
„Der eine ist Caleb Deadwood, mein Bruder hat ihn vor fünf Jahren verhaftet, er sitzt immer noch, das ist das erste Mal, dass ich dir die neusten Nachrichten bringen muss“, erklärte Kesia.
„Bist du sicher, Kes?“
„Ja, ziemlich, ich erhalte jede Woche eine Anfrage von ihm, wann ich endlich mit meinem Bruder über seine Freilassung rede. Wie es aussieht, kann er das jetzt erst mal vergessen“, erwiderte sie und Rob checkte das in Windeseile.
„Äh ja, richtig, er sitzt noch ne Weile. Danke für die Information, bye“, bemerkte er verwirrt. Kesia drückte wieder auf die andere Leitung.
„Da bin ich wieder Schatz, musste nur grad was klarstellen. Die Deads also, interessant, aber nicht schockierend. Wo bist du gerade?“, fragte sie.
„Beim Arzt, das tut mehr weh’ als ich es in Erinnerung hatte, aber bei meinem GIS war ich ja noch ein Baby. Wie geht’s meiner Süßen, hat sie es gut überstanden?“, fragte er und sie schaltete den Display wieder aus.
„Sie war ganz brav und schlotzt jetzt ihr Kirscheis. Sei bloß kein Angsthase, wenn deine dreijährige Tochter das aushält dann du wohl auch. Ich seh dich zu Hause und pass auf dich auf“, bat Kesia und legte wieder auf.
„Alles in Ordnung, Kes?“, fragte Shadow besorgt.
„Ja, jetzt schon. Lass uns Kaffee trinken“, entschied sie und Shadow setzte sich ihr gegenüber und goss den Kaffee ein.
 
Kurz nach Weihnachten wurde Hank Jonathan Hawks-Hackerott geboren. Er war ein wunderschöner kleiner Junge. Am Valentinstag 2131 feierten Shadow und Salvador ihre Hochzeit im großen Kreis. Remys und Kesias Hochzeitsfeier fiel im Vergleich dazu wesentlich kleiner aus, aber das war Kesia egal, sie heiratete den Mann den sie liebte und mit dem sie zwei wunderschöne Kinder hatte. Auf ihrer Hochzeitsfeier stellte George der Familie seine neue Freundin vor. Kesia war überrascht, als sie erkannte, dass es sich bei der Frau um eine Neptune’s Daughter handelte.
„Es tut mir leid Alarica dir das sagen zu müssen, aber dein Geschmack für Männer war auch schon mal besser“, neckte Kesia ihre Freundin.
„Das würde ich nicht sagen, dein Bruder ist ein wunderbarer Liebhaber“, sagte Alarica grinsend.
„Okay, das sind mehr Informationen als ich wollte. Ich freu mich, dass er so jemand nettes gefunden hat. Genießt die Feier“, bemerkte Kesia und sie gingen weiter, nachdem sie das Brautpaar begrüßt hatten.
„Noch so jemand, der denkt, dass eine Neptune’s Daughter die schönste Freu der Welt ist“, bemerkte Salvador, der die Szene beobachtet hatte.
„Ihr Männer seit so leicht zu durchschauen, also echt. Also, seid ihr fündig geworden bei einer Nanny?“, fragte Kesia.
„Denk schon, die sind alle gut. Ich gratuliere euch beiden zur Hochzeit“, beglückwünschte Salvador sie und ging zurück zu seiner Frau.
 
„Kes, wir wären dann bereit zu spielen“, kam Hyden zu Kesia.
„Dann leg los, Hyden und ich will den Hüftschwung sehen, sonst gibt es keinen Cent“, sagte sie lächelnd und Orange Jam fing an zu spielen.
 
Zwei Jahre später
 
„Molly, gibst du mir mal die Gießkanne? Ich will die Blumen wässern“, bat Kesia ihre fast fünfjährige Tochter und kniete sich auf die Marmorplatte von Ganters Grab.
„Mommy, glaubst du er ist ein Engel?“, fragte Molly und reichte ihr die Gießkanne.
„Ja, das war er schon zu Lebzeiten. Hank, Süßer, bleib hier, man der rennt ja schon fast so schnell wie sein Vater. Remy, könntest du bitte deinen Sohn aufhalten, bevor er hier noch verloren geht“, bat Kesia und Remy fing seinen Sohn ab und schnappte ihn mit einer Hand an seiner Latzhose, während er auf der zweiten Hand einen Schreibdisplay hatte.
„Pre hat grad geschrieben, sie kommt grad vom Befruchtungsspezialisten zurück, es werden Zwillinge“, bemerkte Remy und setzte seinen Sohn in die Tragetasche auf dem Rücken seiner Frau.
„Tja, das ist halt das Risiko bei einer Befruchtung. Du kriegst nen Anruf“, deutete Kesia auf Remys Headset das rot blinkte.
„Ja, ja Jonathan, ich bin gleich bei dir. Ja, ich bring noch die Displays aus dem Archiv mit, hab ich doch versprochen“, bemerkte er und legte wieder auf.
„Oh, ich liebe es der Assistent deines Vaters zu sein“, erwiderte Remy etwas sarkastisch.
„Nein, tust du nicht“, schmunzelte Kesia und stand wieder auf.
„Aber ich liebe dich. Sehen wir uns heut Abend noch, bevor ich zu Georges Jungessellenabschied fahre?“, fragte er und küsste sie.
„Sicher doch, ich muss doch abchecken, ob du nicht zu heiß für die Tänzerinnen aussiehst, man kann ja bei dir nie wissen“, schmunzelte sie und wischte ihre Hände an einem Tuch ab.
„Vertraust du mir etwa nicht?“, fragte er gespielt empört.
„Ich werde dir mein ganzes Leben vertrauen, mein Schatz, mein ganzes Leben. Komm Molly, die Mittagspause ist gleich vorbei, wir müssen zurück in die Vorschule“, bat Kesia und nahm ihre Tochter an ihre nun saubere Hand.
Die Sonne brach durch die Wolken hindurch, als die Familie Hawks-Hackerott den Heldenfriedhof von New Denver verließ. Auf dem Grabstein von Ganter stand in großen Lettern geschrieben:

Für den Mann an unserer Seite, der nie
verschwinden wird, auch wenn er nicht mehr da ist.
Ganter Roman Deutschmann
2100 - 2130

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Tag der Veröffentlichung: 28.06.2022

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