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Erstes Kapitel


Castine Maine
 
Der Küstenort war ein verschlafenes Örtchen. Nicht anders als andere Orte. Sollte man denken, doch fernab von dem wundervollen Meerblick gab es aber einige andere Sehenswürdigkeiten, die mit dem bloßen Auge nicht zu sehen waren.
 
„Bürgermeister Ronsen, Ihr zwei Uhr Termin“, kam die Sekretärin des Bürgermeisters in sein Büro.
„Rot, oder blau?“, fragte der junge Bürgermeister nur.
„Blau, die roten sind grad ruhig. Brauchen Sie mich heute noch?“
„Nein, machen Sie ruhig Feierabend. Haben wir noch Kaffee?“
„Ich setz noch welchen auf, bevor ich gehe. Spät geworden, gestern?“
„Ja, ist echt schwierig mit Nachtschwärmern mitzuhalten. Danke, er kann reinkommen!“
„Okay, schönen Nachmittag noch, Boss“, verabschiedete sich die Assistentin und eine Minute später ging die Tür wieder auf.
„Ron, Tag, kommt mir fast vor, als wärst du jeden Monat einmal bei mir“, begrüßte er, Bürgermeister Rodrick Ronsen, seinen Gast.
„Meine Nachbarn sind auch jeden Monat die ganze Nacht in ihrem Garten“, beschwerte sich der ältere Herr.
„Wie schon so oft gesagt, deine Nachbarn sind gesellige Leute, die gern Partys feiern, da kann ich kaum was dagegen tun. Sie sind nicht zu laut, da kann ich nichts machen“, erwiderte er trocken.
„Erinnere dich an dein Wahlversprechen, du wolltest uns allen helfen, immer“, erinnerte Ron ihn.
„Du bist seit drei Jahren jeden Monat hier und ich erzähl dir jeden Monat das gleiche. Ich weiß nicht genau, welches Wahlversprechen ich da nicht einhalte“, konterte er.
„Ach, du verstehst das nicht“, murmelte Ron und verließ das Bürgermeisterbüro stürmisch.
 
Erschöpft vergrub er sein Gesicht in seinen Händen.
„Bürgermeister, entschuldigen Sie die Störung, am Empfang war keiner. Ich bin neu in der Stadt und hab nen paar Fragen“, hörte er eine liebliche Frauenstimme und er sah auf. Eine wunderschöne gemischtrassige Brünette mit Latte Macchiato-Haut stand vor ihr.
„Oh hey, das kann man ja ändern, kommen Sie mit“, flirtete er und brachte sie ins Empfangsbüro zurück, nachdem die junge Frau einfach in sein Büro gekommen war.
„Boss, sorry, ich war grad im Nebenraum, ich hab sie nicht kommen sehen“, eilte seine Assistentin zu ihnen.
„Ich komm schon klar, Miss Lewis, gehen Sie ruhig heim“, versicherte er ihr.
„Wie Sie meinen Boss, wenn Sie was brauchen, mein Handy ist in meiner Nähe“, nahm sie ihre Tasche und ließ die beiden allein.
„Sie müssen sich nicht extra für mich solche Mühe geben, Bürgermeister, ich hab sie damit ja überfallen“, erwiderte die junge Frau überrascht.
„Schon gut, ich hab grad Zeit, nehmen Sie Platz“, bat Rod und sie nahm am Tisch der Assistentin Platz.
„Ist ein schönes verschlafenes Örtchen was Sie hier haben“, begann sie.
„Na ja, manchmal etwas zu verschlafen, aber ich bin hier aufgewachsen, kenn es nicht anderes. Sie sind aus dem Süden, oder?“
„New Orleans, ja, aber ich wollte ne Veränderung. Ich bin schon eine Woche hier, ich hoffe, das ist nicht schlimm!“
„Kein Problem, wir haben Besucher hier, die nicht wirklich Besucher sind. Sie kommen und gehen einfach nicht mehr. Hier ist die Checkliste, füllen Sie das erstmal aus, ich hol Ihnen erstmal die anderen Unterlagen“, ging er zu einem Schrank.
„Sie kennen sich gut hier aus, nicht viele Chefs können das“, bemerkte die junge Frau.
„Ich hab hier an diesem Schreibtisch mit dem letzten Bürgermeister angefangen, das war mal mein Arbeitsplatz. Das ist vielleicht eine seltsame Frage, aber haben Sie ne spezielle Kraft?“, fragte er während er vor dem Tisch mit den geteilten Unterlagen stand.
„Ähm, meine Ex hat immer gesagt, mein Limonen-Kuchen ist nicht von dieser Welt“, sagte sie amüsiert über diese Frage.
„Er lächelte matt, ihr abgewandt, aber auch traurig, dass sie wohl nicht auf ihn stehen würde, und nahm Unterlagen aus der blauen Box.
„Den würde ich gern irgendwann mal probieren. Wie unhöflich von mir, ich hab Sie gar nicht nach Ihrem Namen gefragt“, drehte er sich zu ihr.
„Monica … Raklin“, stellte Monica sich vor.
„Dann willkommen in unserer Stadt, Ms Raklin. Sie müssen noch diese Sachen ausfüllen, wenn Sie noch keine feste Adresse haben, können Sie auch eine momentane Adresse aufschreiben und sie irgendwann ändern lassen. Ich hoffe, Sie finden in dieser Stadt was Sie suchen“, begrüßte er sie höflich in seiner Stadt.
„Danke, Herr Bürgermeister, im Moment weiß ich nicht, was ich hier will, ich hoff aber, das ändert sich. Verzeihen Sie, ich wollte sie nicht damit belasten. Ich wohne momentan auf einem Hausboot, geb ich da die Adresse des Hafens an?“
„Ja, können Sie machen, Sie wären überrascht, wie viele unserer Bewohner im Sommer auf dem Wasser leben. Sie sind da in guter Gesellschaft. In ein paar Tagen wird Sie meine Assistentin mit einem Willkommens-Paket besuchen kommen, ich hoffe, das ist in Ordnung für Sie“, plante er.
„Sie ist heiß, da hab ich nichts dagegen. Sorry, ich red zu viel, das hier ist ein verschlafenes Kaff, aka vermutlich ziemlich hinterwäldlerisch. Ich höre jetzt auf zu reden“, redete Monica vor sich hin und füllte die Unterlagen aus.
 
Als die dunkelhäutige Schönheit aus seinem Büro stolzierte, sah er ihr nach.
„Oh Süße, du hast keine Ahnung, was du hier erleben wirst, ich hoffe, du kommst damit klar“, murmelte er vor sich hin und nahm seinen Messenger-Bag um endlich Mittag zu essen.
 
Momas Diner war eines dieser altmodischen Restaurants für die die USA bekannt war. Rodrick war fast jeden Tag dort, er war nicht der beste Koch. Ein hübsches Mädchen saß am Tresen und genoss einen Käsekuchen.
„Na, du genießt dein Essen, was? Für was bezahl ich eigentlich dein Schulessen?“, begrüßte er das Mädchen mit einem Kuss auf den Kopf.
„Das Essen hier ist viel besser, Dad. Grandma weiß wie man kocht“, erwiderte Mara Ronsen. Sie war jetzt schon viel selbstbewusster als ihr Vater, was aber nicht schwierig war, denn trotz seiner hohen Position in der Stadt war der junge Bürgermeister eher schüchtern.
„Ich weiß, deswegen bin ich auch hier. Mom, machst du mir das übliche?“, bat er über den Tresen hinweg.
„12 Gerichte sind auf der Karte und mein Sohn isst immer das gleiche, das ist fast traurig. Hier, schau in die Karte, vielleicht findest du mal was anderes“, legte sie ihm die Karte hin und wie ein quengeliges Kleinkind ließ er sich auf einen der Hocker fallen.
„Die veganen Sachen sind gut hier“, riet Mara ihrem Vater.
„Bitte sag mir nicht, dass du vegan wirst, es ist schon schwierig genug, ein alleinerziehender Vater zu sein“, murmelte er.
„Tut mir leid, dass ich so eine Belastung für dich bin“, murrte Mara, rutschte vom Stuhl und ging aus dem Diner.
„Was hab ich denn gesagt?“, fragte er besorgt.
„Deine Tochter ist fast ein Teenager, du musst aufpassen, was du sagst. Obwohl in dem Alter sind sie von allem genervt. Hast du von ihrer Mutter was gehört?“
„Nicht in den letzten zwei Jahren, sie hat den einfachen Weg gewählt, ich hätte ihr mit ihrer Verfassung helfen können, dafür bin ich hier gewählt worden. Wir haben ne neue Bewohnerin, übrigens“, bemerkte er, während er in der Karte las.
„Ja, sie war neulich hier, hübsches Mädel, wirst du sie zum Essen einladen?“
„Sie schwimmt im falschen Pool, wenn du verstehst, was ich meine!“
„Sie schwimmt in beiden Pools, du hast sie also schon angemacht, gut für dich, du musst mal wieder in den Pool steigen. Sie wird nicht zurückkommen“, plante seine Mutter.
„Aber wenn sie dann zurückkommt ist sie sicher nicht begeistert, dass ihr Ehemann fremdgeht, auch ohne ihre aktuelle Verfassung!“
„Cody wird sich in dem Fall um sie kümmern. Tut mir leid, aber das ist seine Aufgabe in dieser Stadt, seit sie nicht mehr hier ist“, erwiderte sie und sah zu Rods zwei Jahre älteren Bruder, der in der Küche stand.
„Er ist ihr Schwager, das könnte er nicht machen“, verstand er nicht.
„Er ist aber auch der einzige Jäger in der Stadt. Vampir ist Vampir, wenn sie angreift, müssen wir sie eliminieren“, entschied sie.
„Mom, nicht hier“, schimpfte er.
„Kleiner, wir haben Vampire seit der Gründerzeit in dieser Stadt, die Leute wissen es hier“, erkannte sie und ihre Stammgäste nickten verständnisvoll.
„Warum mach ich dann das ganze Theater im Rathaus? Warum mach ich nicht gleich Plakate mit “Wesen aller Art willkommen“?“, fragte er sarkastisch.
„Soweit sollten wir dann nicht gehen. Du machst das gut, mein Sohn“, versicherte Darla ihrem Jüngsten.
„Ähm, danke. Krieg ich jetzt meinen Burger mit Pommes?“, hoffte er.
„Du bist unverbesserlich, besorg ich dir. Ne Eiskrem-Soda dazu?“
„Ja, weißt du doch. Danke, Mom“, bedankte er sich und widmete seine Zeit der Tageszeitung. die jemand auf dem Tresen liegen lassen hatte.
 
Er wartete noch lesend am Tresen, als die alte Glocke an der Tür bimmelte und sich jemand neben ihn setzte.
„Wow, mein alter DeLorean ist wirklich ne Zeitmaschine, dabei hatte ich Sorgen, dass ich den Weg hierherschaffe. Ich hoffe, es herrscht hier keine Rassentrennung, sonst hab ich echt nen Problem“, setzte sich Monica amüsiert in das heruntergekommenen Diner.
„Ms Raklin, Sie scheinen sich hier schon wohl zu fühlen, was?“, begrüßte Rod die neue Bewohnerin seiner Stadt.
„Sie hat so ihren Charm. Ich hab schon gemerkt, dass das Internet schlimm hier ist, aber ne Papierzeitung, wirklich?“, war die junge Frau wirklich frech.
„Die lag halt hier und ich warte auf mein Essen. Sie scheinen nicht sehr glücklich hier zu sein“, stellte er fest.
„Nein, verzeihen Sie, ich bin nur etwas sarkastisch, da muss man sich erstmal dran gewöhnen. Ich wollte Ihre schöne Stadt nicht runtermachen, Sie waren alle so hilfsbereit hier, als ich hier ankam. Im Besonderen Ihre Mutter, sie hat mir mit dem Hausboot geholfen. Sie hat mir von ihrem leckeren Käsekuchen erzählt, den will ich jetzt probieren“, entschuldigte sie sich.
„Kriegen Sie, Kleines. Hier, dein Eiskrem-Soda, Sohn“, stellte Darla ihrem Sohn das Getränk hin.
„Man, nen Eiskrem-Soda hab ich schon lang nicht mehr gesehen“, kommentierte sie.
„Lassen Sie mich raten, ich bin ein alter Mann?“
„Ja, dass auch, aber ich will auch einen mit Cola drin“, bestellte sie frech.
„Kommt sofort. Ich mag die Kleine“, verschwand Darla in der Küche.
„Sie sind verheiratet?“, wollte sie plötzlich wissen.
„Ähm, ja“, spielte er mit seinem Ehering herum.
„Kinder?“
„Eine Tochter. Sie haben Sie grad verpasst, sie beginnt grad zu pubertieren und ich freu mich schon“, sagte er trocken.
„Oh ja, das wunderbare Alter. Aber mit einer Mutter im Leben kommt sie schon klar!“
„Meine Schwiegertochter ist abgehauen“, kam Darla mit dem Soda zu ihr.
„Danke, Mom“, murmelte er etwas beschämt und seine Mutter stellte seinen Burger und den Kuchen hin.
„Sie Armer, sie hat einfach ihre Tochter verlassen?“
„Sieht so aus. Ist was Privates, nichts für ungut, aber ich kenn Sie nicht!“
„Ja, sorry, ich bin manchmal etwas zu geschwätzig. Lassen Sie uns essen“, erwiderte sie und sie aßen schweigend nebeneinander.

Zweites Kapitel

 
An diesem Abend ging Rod mit einer Flasche Wein zu seiner neuen Bekannten. Marla war eh bei ihrer Großmutter, also hatte er Zeit.
Die hübsche Brünette saß neben ihrem Boot auf dem Steg in einem Campingstuhl und las.
„Wer ist jetzt alt? Ich wollte Ihnen was zur Begrüßung schicken“, begrüßte er sie.
„Ich bin grad etwas seekrank, vor allem beim Lesen auf dem Boot. Das mit dem Boot hab ich wohl nicht so gut überdacht. Ich sollte mir wohl eine Wohnung suchen. Muss mir aber dafür erstmal nen Job suchen. Bleiben Sie fern von mir, ich bin ein wandelnder Verkehrsunfall, ich hinterlasse nur Verletzte“, war sie in einer ganz anderen Stimmung wie noch Stunden zuvor.
„Wow, was ist passiert?“, fragte er verwundert.
„Auch was Privates, ich bin auch schon weit in einer Flasche Wein, das erklärt vielleicht auch meine Seekrankheit. Wie ich sagte, Verkehrsunfall“, bemerkte sie bedrückt.
„Stehen Sie auf, ich kenn jemanden, der ein Hotelzimmer für Sie hat. Ich nehm das Geld aus der Stadtkasse, mein Vorgänger hat sich Nutten von dem Geld nach Hause bestellt, da find ich auch einen Grund, dass das gerechtfertigt ist. Das ist aber keine Dauerlösung, ich bin nämlich eigentlich dafür eingestellt worden, um diesem Treiben ein Ende zu setzen“, hielt er ihr seine Hand hin.
„Das kann ich nicht annehmen!“
„Gut, dann nicht, schönen Abend noch“, stellte er die Flasche hin und ging ein paar Schritte zurück.
„Warten Sie. Ist ne Weile her, dass ich in nem richtigen Bett geschlafen habe. Danke“, stand sie torkelnd auf.
„Hey, das ist Selbstinteresse, ich will ja nicht, dass eine Bürgerin meiner Stadt besoffen im Hafen ertrinkt. Das hier ist Ihr Boot?“, fragte er und sie nickte. Galant legte er ihren Stuhl, den Wein und das Buch auf das Boot.
„Ich hol ein paar Sachen, bin gleich wieder da“, ging sie unter Deck um zu packen.
Er sah solang durch die Nacht. Plötzlich sah er eine Gestalt über den Steg huschen, ein muskulöser Kerl hinterher. Er fluchte fast lautlos.
„Nicht hier, nicht jetzt“, murmelte er, doch dann war der Lykaner schon bei ihm und wollte ihn angreifen. Geschickt überwältigte er ihn und band ihm die Arme mit einem Seil vom Steg zusammen.
„Danke, kleiner Bruder, du hast es immer noch drauf, hätte schwören können, du wüsstest nicht mehr, wie man einen Werwolf aufhält!“
„Der Lykaner ist außerhalb vom Vollmond unterwegs, verwandelt hätte ich das nicht hingekriegt. Hab ich dem Vorstand der Lykaner nicht gesagt, dass sie nicht weiter als über die 166 dürfen?“, murrte Rod, als wäre der nicht verwandelte Werwolf der unter seinem Knie klemmte das Normalste der Welt.
„Die halten sich ja auch sonst dran, aber der Roniator fühlt sich immer von den harmlosen Treffen der Lyks gestört. Du tust ja nichts dagegen, Ron beschwert sich ja immer stundenlang bei Mom“, erwiderte Cody und zog den Kerl auf die Beine.
„Was genau soll ich in dem Fall tun? Wir haben Tagbewohner und Nachtbewohner, da gibt es halt Komplikationen. Wenn dir was Besseres einfällt, sag es mir ruhig“, raunzte Rod.
„Was machst du hier überhaupt mitten in der Nacht?“
„Geht dich gar nichts an“, erwiderte er.
„Okay, ich hab gepackt. Was ist hier los?“, kam Monica wieder an Deck.
„Du bist auf Pussy gestoßen, warum sagst das nicht gleich, wurde auch mal Zeit. Ich wollte euch ja nicht stören. Komm, Lupus, wir gehen wieder nach Hause“, bemerkte Cody cool und zog den gefesselten Lykaner weg.
„Verzeihen Sie, mein Bruder ist ein Kleinkind manchmal. Lassen Sie uns gehen!“
„Ist er ein Cop?“, wollte sie wissen.
„So in etwa. Lassen Sie uns gehen“, brachte er sie schnell weg.
 
„Morgen“, begrüßte seine Assistentin Rodrick am nächsten Morgen in ihren Kaffee grinsend.
„Morgen. Was ist?“
„Nichts“, schien sie irgendwas zu wissen, was sie amüsierte.
„Ähm, okay, ich bin in meinem Büro, wann hab ich meinen nächsten Termin?“
„Erst heute Nachmittag, heute wird ein ruhiger Tag. Wollen Sie nen Kaffee?“
„Erstmal nicht, danke“, bedankte er sich und ging in sein Büro. Dort saß Darla auf seinem Sofa.
„Was ist los, ist was mit Cody?“
„Nein, deinem Bruder geht’s gut, er hat heute Diner-Dienst. Er hat mir was Interessantes erzählt. Ich bin froh, dass du endlich weiterziehst“, grinste sie breit.
„Was hat der Idiot dir erzählt? Der Lykaner ist einfach auf mich zu gerannt, ich hab nur reagiert“, begann er.
„Ach ja das, das ist es nicht. Du hast unsere neue Bewohnerin in ein Hotel mitgenommen, hab ich gehört“, begann sie.
„Ja, weil sie betrunken war und nicht auf ihr Boot zurückwollte, ich war nur nett, ich hab allein zu Hause geschlafen!“
„Oh man, Junge, du hattest deine Chance. Du kriegst so eine hübsche Lady und so ne Chance nie wieder“, war sie enttäuscht.
„Sie zieht grad erst hierhin, ich werde noch Chancen kriegen. Marla gut in die Schule gekommen?“
„Ach, ich hab doch gewusst, ich hab was vergessen“, murmelte sie.
„Was?“, war er entsetzt.
„Roddie, ich mach das seit fast zwei Jahren, ich kenn den Ablauf“, entgegnete sie leicht gereizt.
„Nen mich nicht so, ich mach nur Smalltalk. Ich weiß wie viel du für mich gemacht hast in den letzten Jahren und ich bin dir unendlich dankbar. Im Moment muss ich mich aber auf meinen Tag vorbereiten“, erwiderte er.
„Na gut, ich hab dich dazu gedrängt Bürgermeister zu werden, dann muss ich dich auch machen lassen. Du hast aber nichts dagegen, wenn ich den Job deiner Assistentin übernehme und Ms Raklin nochmal richtig willkommen heiße“, bemerkte Darla zwinkernd.
„Du willst ihr die Wahrheit sagen? Ich glaub nicht, dass sie in ihrer ersten Woche die Wahrheit verträgt, vor allem nicht verkatert“, erklärte er.
„Sie wird es auf die ein oder andere Weise rausfinden, ich hab gehört, ihr seid gestern auf einer der Lyks gestoßen, lang kannst du das nicht geheim halten, die wimmeln hier nur so rum, du weißt die Lykaner sind die Iren der magischen Wesen, die vermehren sich extrem, ein Viertel der Stadt besteht aus denen“, entschied sie.
„Wow, das war nen Hauch Rassistisch den Lyks und den Iren gegenüber. Stimmt aber wohl, ich hab täglich mit ihnen zu tun. Der Werwolf war bei ihm nicht ausgebrochen, sie hat gar nichts gesehen!“
„In drei Tagen ist Vollmond, willst du sie ganz unwissend hier rumlaufen lassen? Die springt doch in ihr Boot, hisst die Segel und ist weg von hier“, stellte Darla klar.
„Gib mir ne Minute, ich muss meinen Kalender freimachen, dann komm ich mit“, sah er ein, dass sie Recht hatte.
 
Mutter und Sohn warteten mit einem Begrüßungskorb voller Schokolade und Wein an ihrem Boot. Eine halbe Stunde nachdem sie angekommen waren, kam Monica zurück zum Boot.
„An diesen Kleinstadt-Charme muss ich mich erstmal gewöhnen. Herr Bürgermeister, Mrs Ronsen, hab ich was angestellt? Gestern Abend ist nen bisschen verschwommen, ich weiß noch, dass sie mich in ein Hotel gebracht haben, weiß aber nicht mehr wieso“, begrüßte Monica die beiden.
„Wollen Sie nen Kaffee? Wir laden Sie ein“, schlug Darla vor und sie folgte ihnen ins nächste Café.
 
„Das ist alles nett und so, aber Sie haben doch sicher noch was andres zu tun als mich persönlich zu betreuen. Haben Sie nicht diese süße Assistentin?“, erwiderte sie etwas verwirrt, dass die beiden ihr jetzt gegenübersaßen.
„Paul, machst du mal die Tür zu?“, bat Darla den Kaffeebesitzer und der hängte ein „Geschlossen“--Schild an die Tür.
„Was soll das? Leute wissen, wo ich bin“, sagte sie stotternd.
„Keine Sorge, Kleines, Sie können gleich gehen, das wollen Sie sicher auch. Sie sind jetzt eine Woche hier, soweit ich weiß. Der Monat ist fast vorbei und in ein paar Tagen wird einiges passieren, sie müssen vorbereitet sein“, erklärte Darla ihr ruhig, aber Monica stand nervös auf.
„Was in der Pleasantville-Hölle ist das hier?“, wurde sie richtig nervös.
„Sie sind ein Film-Buff, mein Sohn auch“, warf Darla ein.
„Nicht jetzt, Mom. Setzen Sie sich hin, das wird nicht lange dauern, versprochen“, bat Rod mit ruhiger Stimme.
„Fünf Minuten“, setzte sie sich wieder hin.
„Das ist vermutlich schwer zu verstehen. Unser Ort ist … na ja, besonders. Wir haben besondere Bewohner. Ganz besondere, mit besonderen Fähigkeiten“, begann er.
„Oh bitten sagen Sie es nicht. Ich dachte, ich wäre weit genug gefahren von dem allem. Ich bin aus New Orleans, wir sind die magische Hauptstadt. Vampire habt ihr nicht, oder?“, wusste sie es schon.
„Ähm … ähm“, stotterte Darla.
„Na toll, dem bin ich grad entkommen. Ich muss wohl weiterziehen“, erwiderte Monica enttäuscht.
„Sie müssen nicht weggehen, wir kommen hier klar. Alles ist unter Kontrolle“, versicherte Darla.
„Ich bin jetzt schon eine Woche am Hafen in einem Boot, ihr habt echt Probleme hier. Ich dachte eher an nen dusseligen Sheriff, der nicht alles mitbekommt, aber Wesen sind schon schwierig einzudämmen. In New Orleans haben wir wenigstens eine Abteilung dafür. Hier ist nur dieser trottelige Sheriff, oder?“
„Wir haben nicht die Gelder, die eine Großstadt bekommt, aber wir haben jemanden, der Bescheid weiß“, versuchte Rod seine Stadt in Schutz zu nehmen.
„Jemanden im Sinne von nur einem?“
„Sie müssen nicht hierbleiben, wenn Sie nicht wollen, ich kann nur sagen, die haben mich gewählt und ich regle das hier“, erwiderte er etwas verärgert.
„Ich bin eine ehemalige Mitarbeiterin der New Orleans Einheit für magische Wesen, von dem ich grad gesprochen habe. Ich bleibe hier, wenn Sie um Hilfe bitten“, sagte sie cool.
„Sie brauchen ne Wohnung, ich besorg Ihnen eine. Wir brauchen in dem Department wirklich Hilfe“, bemerkte er.
„Sie sind nen Cop?“
„Tierarzthelferin, hab aber nen Waffenschein“, entgegnete sie.
„Für was braucht die Polizei eine Tierarzthelferin?“
„Wenn Sie das fragen müssen, brauchen sie eine. Ich glaub, ich bin hier doch richtig“, erwiderte sie und reichte ihm die Hand, die er etwas verwirrt schüttelte.
 
Sie ging davon und ließ die beiden etwas verwirrt zurück.
„Was war das den grade? Sie scheint noch mehr zu wissen als wir, das ist doch gut,
oder?“, wollte Darla wissen.
„Ja, wir können wirklich Hilfe gebrauchen, aber ehrlich gesagt kann ich dem Sheriff vermutlich nicht überzeugen, warum wir sie brauchen. 25 Jahre und der Trottel weiß es immer noch nicht“, entschied er und stand auf.
„Monica hat wohl Recht, wir haben wirklich einen ahnungslosen Sheriff!“
„Wir sollten mal den Sheriff einweihen, vielleicht hilft ihr das“, plante Rod.
„Dann viel Spaß, ich mach das sicher nicht!“
„Das sollte jemand mit Einfluss ihm sagen … oh, fuck“, murmelte er.
„Dann viel Spaß, ich muss los, Cody braucht sicher Hilfe im Diner. Wir sehen uns heute Abend“, ließ sie ihn in dem Café allein.
 
Ein paar Tage vergingen und Rod drückte sich erfolgreich davon, mit dem Sheriff zu sprechen.
„Ich hab ein Problem“, begann Rod, als er Mittags bei seiner Mutter am Tresen saß.
„Sohn, ich liebe dich, aber du hast mehr als ein Problem im Moment, das musst du schon spezifizieren“, entgegnete Darla, die grade den Tresen schrubbte.
„Deine Motivationsansprachen brauchen nen bisschen Arbeit. Marla hat Besuch von ihrer Tante Flow bekommen“, druckste er herum.
„Ja, schon vor drei Monaten, ich hab ihr schon einen Frauenarzt-Termin gemacht, sonst noch was?“, fragte Darla.
„Sie hat mit dir darüber gesprochen?“
„Ja, sei doch froh, sie wollte vermutlich mit ner Frau drüber reden, ist doch gut, oder?“
„Ja, danke. Sie ist jetzt offiziell ein Teenager, ich krieg das nicht hin, Mom“, war er erschöpft von seinem Vormittag.
„Du handelst magische Wesen, da wirst du doch wohl nen Teenager handeln können. Ich bin ja auch noch da und deine Cousine hat sicher auch einen Ratschlag für sie manchmal!“
„Ich frag sicher nicht meine Cousine, sie ist mit 16 Mutter geworden“, murrte er.
„Du warst 23, steig von deinem hohen Ross runter, Junge!“
„Ich war volljährig … und verheiratet!“
„Seitdem hat sie einen erfolgreichen jungen Mann großgezogen und noch drei Kinder adoptiert, sie hat also Erfahrung. Hast du ihre Nummer?“
„Ja, hab ich!“
„Dann meld dich bei ihr. Sie vermisst dich sicher!“
„Das glaub ich nicht, seit Maise weg ist hat sie sich nicht mehr bei mir gemeldet“, murmelte er.
„Wir wollten dich alle nicht damit belasten, wir wissen nicht, was wir zu dir sagen sollen. Das ist eine so seltsame Situation“, versuchte sie ihn verstehen zu lassen, dass er nicht der Einzige war, der etwas verloren hatte.
„Da sagst du was. Ich weiß nicht mal, ob meine Frau noch am Leben ist. Na ja, technisch gesehen ist sie das eh nicht mehr, so als Vampir und alles, aber du verstehst, was ich meine. Sie kann sich nur nachts bewegen, also ist sie wie unsichtbar. Ich würde so gern meiner Tochter alles erklären, aber sie ist zu jung für das alles. Bis jetzt denkt sie nur, dass ihre Mutter, die sie über alles geliebt hat, sie einfach einer Nacht verlassen hat“, bemerkte er nachdenklich.
„Wie alt soll sie werden, bis du es ihr sagst?“, konterte sie.
„Keine Ahnung, gibt es jemals einen richtigen Zeitpunkt dafür? Ich weiß nicht mal, ob Monica nach unserem Geständnis noch in der Stadt ist!“
Bevor seine Worte verhalt waren, stolzierte die attraktive Afroamerikanerin in einem hübschen Sommerkleid ins Diner und setzte sich neben ihn an den Tresen.
„Krieg ich nen Kaffee?“, fragte sie wortkarg.
„Sicher, Kleines, kriegen Sie. Schönes Kleid, übrigens!“
„Danke, hab ich gestern auf dem Markt gefunden, mir gefällt es hier immer besser“, erwiderte sie und lächelte sie an.
„Das ist gut, hab schon Sorgen gehabt, wir hätten Sie verschreckt!“
„Da müssen Sie mit mehr kommen als mit sowas. Sie sehen traurig aus, was ist?“, wendete sie sich an Rod.
„Meine Tochter ist jetzt ne Frau“, sagte er nur.
„Oje, ist sie eine magische, oder ein Mensch?“
„Mensch, sind wir beide. Will ich wissen wieso?“
„Meine Nichte ist ne Hexe, sie hat ihren ersten Lover 6m in die Luft und gegen die Wand geschleudert als sie 15 war, mein Bruder musste all seinen Einfluss als Chef der Mardi-Gras-Parade ausnutzen, um das unter den Tisch zu kehren“, erzählte sie.
„Sie sind also ne Hexe?“, fragte er vorsichtig.
„Nope, mein Bruder hat in ne Hexenfamilie eingeheiratet, die Familie meiner Schwägerin ist eine mächtige Hexenfamilie in New Orleans. Ich bin nur ein Mensch, so wie mein Bruder“, erklärte sie.
„Ah, gut. Hat Ihre Nichte Ihre Kräfte inzwischen im Griff?“
„Ähm, gute Frage, sie ist jetzt bei den Green Beads, meiner ehemaligen Einheit, ich hab sie ausgebildet und sie ist ein echter Hitzkopf, immer noch!“
„Ihre Nichte ist schon erwachsen?“
„Grad 18 geworden, ich bin 37, falls Sie sich das fragen!“
„Kleines, was für eine Feuchtigkeitscreme benutzt du? Du siehst aus wie Anfang 20“, warf Darla ein.
„Danke, hab ich den perfekten Genen meiner nubischen Prinzessin von Mutter zu verdanken. Wie siehts eigentlich mit dem Sheriff aus, haben Sie mit ihm gesprochen?“
„Ähm, lustige Geschichte“, druckste Rod herum.
„Er weiß nicht, was in seiner Stadt abgeht, oder? Das war eigentlich ein Witz von mir, aber er ist ein Unwissender. Wie kann das sein? Ist er blind?“, war sie überrascht.
„Keine Ahnung, vielleicht weiß er es auch und ignoriert es. Ich hab gelogen, tut mir leid, ich wollte nicht, dass Sie gehen“, gestand er ihr.
„Ich steh nicht auf Männer, sorry“, entschuldigte sie sich.
„Ähm, okay, ich hab die erste Frau geheiratet, die mich rangelassen hat, meine Flirt-Skills sind vielleicht etwas eingerostet, aber das hab ich nicht gemeint. Wir sind nicht viele Leute, es ist immer schön, wenn jemand zuzieht“, druckste er herum.
„Tja, ich würde gern bleiben, aber ohne Job kann ich mir keine Wohnung leisten und auf dem Boot bin ich sowas von seekrank, ich weiß nicht, was mich geritten hat, das Boot zu mieten“, bemerkte sie.
„Sie können gern hier bedienen, Kleines, bis Sie was andres haben“, schlug Darla, Monica vor.
„Danke, ich komm drauf zurück. Sie wissen nicht zufällig wie ich hier an ne bezahlbare Wohnung komme?“
„Ich hab nen Gästezimmer, war früher mal ne Garage, also separater Aus- und Eingang. Da hätten Sie Ihre Privatsphäre. Wegen der Miete können wir zu einer Übereinkunft kommen“, schlug er Monica vor.
„Haben Sie keine Scham in der Gegenwart Ihrer Mutter sowas vorzuschlagen?“, fragte sie erbost.
„Was hab ich jetzt schon wieder falsches gesagt?“
„Ich schlaf nicht mit Ihnen für ne Wohnung!“
„Süße, Sie sind zwar heiß, aber nicht heiß genug, dass ich das als Währung annehme. Ich nehm nur Geld an“, konterte er gespielt cool.
„Mein Sohn ist ein ehrlicher Christ, er würde so etwas niemals von einer Lady verlangen“, mischte sich Darla ein.
„Verzeihen Sie, Mama Ronsen, ich wollte nicht …“, stotterte die sonst coole Monica plötzlich.
„Das will ich Ihnen geraten haben. Nehmen Sie sein Angebot bloß an, mein Sohn wird Sie niemals bescheißen, das ist das beste Angebot was Sie hier kriegen werden, Kleines“, sagte Darla ernst.
„Haben Sie heute Abend Zeit mir alles zu zeigen?“, wendete sich Monica an Rod.
„Halb acht okay?“
„Ja, das geht bei mir. Sie haben das Mutti-Siegel, da muss ich Ihnen wohl vertrauen“, schmunzelte sie versöhnlich und er lächelte auch.

Drittes Kapitel

 
Pünktlich kam ein aus dem letzten Loch pfeifender DeLorean in seiner Einfahrt zum Stehen. Er küsste seine Tochter auf den Kopf, während sie auf ihrem Stuhl zu Abend aß und ging an die Tür. Er öffnete sie, ohne dass sie klingeln musste.
„Sie haben mich schon gehört, was?“, begrüßte sie ihn kurz.
„Man hört Sie bis Montreal, ich könnte Ihnen nen Kontakt zu einem guten Mechaniker geben, aber vermutlich denken Sie dann auch wieder, dass ich nur bestimmte Sachen von Ihnen will“, konterte er cool.
„Witzig, ich entschuldige mich nochmal. Darf ich reinkommen?“, hoffte sie.
„Sicher, kommen Sie rein. Marl’, wir haben Besuch“, rief er in die Küche und Marla kam zu ihnen.
„Wow, Sie sind wirklich so hübsch wie alle sagen“, begrüßte Marla ihren Gast.
„Ähm, danke, ihr habt nicht viel Unterhaltung hier, wenn ich das Gesprächsthema hier bin. Du bist aber auch nicht grad hässlich, Kleines“, begrüßte Monica den Teenager.
„Ich mag sie. Ich geh in mein Zimmer, muss noch Hausaufgaben machen“, erwiderte Marla und ging an ihnen vorbei in ihr Zimmer.
„Sie haben eine selbstbewusste junge Lady großgezogen. Sie ist cooler als Sie, ich hoffe, das wissen Sie“, bemerkte sie und Rod zog die Augenbrauen hoch.
„Ja, das weiß ich. Ich bin nicht der coolste, ich war’s mal, aber dann wurde ich nen Vater. So, ich zeig Ihnen mal Ihre zukünftige Wohnung, ich muss Sie warnen, bis jetzt ist es ziemlich zugestellt, hab die Sachen meiner Frau alle da reingepackt, konnte sie nicht in der Wohnung haben. Kommen Sie mit“, brachte er sie ins Gästezimmer. Das Zimmer hatte ein Code-Display.
„Was zeigen Sie mir da, Mr. Gray?“, fragte sie verwirrt.
„Da drin sind paar Sachen, die meine Tochter nicht sehen sollte, nicht Fifty Shades, mehr Fifty Guns wie in Waffen. Meine Frau war eine Jägerin!“
„Vampire oder Werwölfe?“
„Was auch immer anfiel, das hat ihr aber am Ende das Genick gebrochen. Bereit?“, fragte er und gab den Code ein.
„Wenn darin aber jetzt ne Sexschaukel ist, renn ich davon, nur schonmal als Warnung“, sah sie in den dunklen Raum. Er machte Licht.
„Keine Sorge, die Sexschaukel ist im Schlafzimmer“, bemerkte er trocken und sie sah ihn geschockt an.
„Nen Witz, auch wenn’s nicht so klingt, wir sind eine brave christliche Familie. Treten Sie ein“, versicherte er und sie gingen hinein. Die Schränke waren voll mit allen Waffen die man sich vorstellen konnte, von Pfeil und Bogen bis zur Schrotflinte.
„Wow, das ist mal nen Arsenal, das erinnert mich an das Büro meiner Ex. Ich bin aber nicht so ein Waffen-Narr“, fühlte sie sich unwohl.
„Mein Bruder wird die bei sich unterstellen, hab ihn schon gefragt“, erklärte er ihr und stellte ein paar Sachen weg.
„Er ist also auch im Jagd-Geschäft?“
„Mehr in der Überwachungsbranche, wir versuchen so wenig wie möglich in das Magische einzugreifen, sie sollen nur uns Menschen alleinlassen“, erläuterte er weiter und sie nahm ein Bild von einem jungen Jäger-Rod in die Hand.
„Sie machen das auch?“
„Nicht mehr seit ich im Rathaus bin, aber früher, ja. Oh, der 18-jährige Rodrick, ungebunden und gespielt der coolste Kerl der Stadt. Ich hatte so viel Schiss in der Zeit, erzählen Sie das aber nicht meinem Bruder“, erwiderte er gestehend.
„Sie waren echt jung, als Sie da eingestiegen sind. Wow, so alt wie meine Nichte ist. Ist viel vielleicht zu jung dafür?“, wurde sie nachdenklich.
„Wenn sie nur halbwegs wie ihre Tante ist, sicher nicht. Ich war ein braver Christ, der nichts von der Welt wusste bis zu meinem 18. Geburtstag. Meine Frau hat mich damals an die Hand genommen und mir alles beigebracht“, wurde er nachdenklich.
„Was ist ihr passiert, wenn ich das fragen darf?“, wollte Monica wissen.
„Sie zuerst“, verhandelte er.
„Sie wurde von nem Werwolf gekratzt, Sie?“
„Vampir, volle Verwandlung!“
„Sie wurde also gebissen?“
„Jep!“
„Und sie hat das Blut des Vampirs...?“
„Jep!“
„Das ist krank, in New Orleans gab es keinen Neuvampir mehr seit dem zweiten Weltkrieg, sie ist verdammt gefährlich so als Neuvampir“, war sie fasziniert.
„Ich weiß, hab die Bücher auch gelesen. Deswegen ist sie auch weg, meine Tochter weiß den Grund nicht, also behalten Sie das für sich“, bat er.
„Natürlich. Sie fühlen sich hier nicht wohl, lassen Sie uns rausgehen“, schlug sie vor und sie verließen den Raum wieder.
„Wollen Sie nen Glas Wein?“
„Gern. Sie sind echt nett, tut mir leid, dass ich Ihnen vorgeworfen habe, dass Sie böse Absichten haben“, ging sie mit ihm ins Wohnzimmer.
 
Sie redeten eine Weile, tranken eine Flasche Wein und er bat ihr an auf dem Sofa zu schlafen, was sie gern annahm.
 
Wach wurde sie, als sie laute Geräusche im Flur des Hauses hörte. Sie brauchte eine Sekunde um zu realisieren, wo sie war, die nächste Sekunde, um zu lokalisieren, wo der Lärm herkam.
„Morgen“, stellte sie sich in den Türrahmen des Gästezimmers. Cody räumte grad auf.
„Morgen. Kaffee ist noch heiß in der Küche“, bemerkte er, ohne aufzusehen.
„Danke. Du musst Cody sein“, bedankte sie sich.
„Ja, sorry, wir wurden uns noch nicht vorgestellt, hältst du mal?“, stand er auf und reichte ihr eine Streitaxt.
„Ne Streitaxt, ernsthaft?“, wusste sie nicht genau, wie sie es halten sollte.
„Ähm, meine Schwägerin war … ist ne Sammlerin von antiken Waffen“, stotterte er.
„Keine Sorge, ich bin eingeweiht und ausgebildet“, schwang sie gespielt professionell die Axt in einer Hand, schnitt sich dabei aber fast selbst.
„Du jagst auch?“, war er überrascht.
„Ich bin eher ne Handlangerin, aber ich bin ausgebildet. Dein Bruder hat mir schon erzählt, dass du hier für Frieden sorgst. Und das du ein ganz schönes Ego hast“, schmunzelte sie.
„Man muss einiges an Mut mitbringen um sich mit magischen Wesen anzulegen. Ich hab auch meine Schreckmomente, die kann ich nur gut verstecken. Du bist aus New Orleans, oder?“
„Geboren und aufgewachsen, ja. Ich hab auch Schiss gehabt manchmal, vor allem weil ich meiner Ex nicht ganz vertraut habe. Sie ist ne toughe Braut, aber halt auch nur eine Frau“, bemerkte sie nachdenklich.
„Weiß mein Bruder, dass er den falschen Baum anbellt?“, wollte Cody wissen.
„Nicht den falschen Baum, nur einen unentschiedenen Baum. Soll ich dir packen helfen? Ich will hier schließlich einziehen“, bat sie an und er nickte.
 
Als Rodrick an diesem Abend von einer langen Sitzung heimkam, kochte jemand in seiner Küche. Flashbacks von seiner Frau kamen ihm in den Sinn. Fast zögerlich ging er durch die Tür.
„N’Abend, ich hab Spagetti gemacht, ich hoffe das ist in Ordnung. Ihre Mutter wartet noch auf einen Zulieferer, da dachte ich, ich revanchiere mich für Ihre Großzügigkeit“, begrüßte Monica ihren Vermieter freundlich. Marla saß schon hungrig am Tisch.
An seinem Gesichtsausdruck merkte sie, dass es ihm unangenehm war.
„Tut mir leid, ich hab eine Schwelle überschritten, ich geh in mein Zimmer“, entschuldigte sie sich und wollte gehen.
„Nein, vielen Dank, ich hatte diese nie endende Sitzung und kam schon den ganzen Tag nicht zum Essen“, sagte er dankbar.
„Dann setzen Sie sich hin, ich mach Spagetti New Orleans-Stil, hoffe, das schmeckt Ihnen“, erwiderte sie und lächelte.
„Riecht zumindest sehr gut. Ich bin echt geschafft“, setzte er sich hin.
„War das Meeting erfolgreich?“, wollte sie wissen und tat beiden Nudeln auf.
„Na ja, zwei, drei E-Mails hätten da auch gereicht. Bürokratie halt. Das riecht ziemlich würzig!“
„Ja, ist Chili und Cayenne-Pfeffer drin, da Sie das in der Küche hatten, dachte ich, Sie könnten das essen!“
„Kann ich, tu ich nur selten, bin nen bisschen nen Schisser, was das angeht. Aber es gibt immer ein erstes Mal“, schmunzelte er und sie tat Ihnen Soße auf.
Er hustete, als er probierte. Sie grinste breit.
„Zu stark?“, witzelte sie.
„Nein, nein, alles gut“, keuchte er.
„Ihrer Tochter scheint es zu schmecken“, frotzelte sie.
„Sie isst auch ständig diese Chili-Chips“, murmelte er.
„Die lieb ich auch“, wendete sie sich an Marla.
„Die Dinger sind toxisch!“
„Sehen zumindest so aus, aber ich lieb sie einfach. Ich kann nen bisschen Milch reinmachen, wenn die Soße Ihnen zu stark ist“, schlug Monica vor.
„Nein, alles gut. Wenn ich wieder etwas schmecke, ist es sicher gut“, spielte er cool.
„Sie müssen nicht den coolen raushängen lassen, ich weiß, wer Sie sind und Sie sind gut so“, flirtete sie ein wenig.
„Ja, hör auf sie, Dad, du bist stärker als andre Männer, der Vater von meinem Freund Ivan ist abgehauen, als er noch ein Baby war. Du bist der beste Dad der Welt, du machst das toll mit dem allem hier“, lobte Marla ihren Vater und der verdrückte ein Tränchen.
„Hey, wie süß, Sie weinen“, neckte Monica ihn.
„Nein, ist nur die Schärfe“, wischte er die Träne weg.
„Männer und ihre Unsicherheiten. Kleiner Tipp, Kleines, heirate niemals nen Kerl, der nicht vor dir heulen kann“, konterte Monica cool.
„Ein Kerl in meiner Klasse heult ständig“, erzählte Marla.
„Das dann auch wieder nicht. Du musst dem Kerl mal eine reinhauen, dann hat er was zum Flennen“, konterte Monica cool und Rodrick sah sie entsetzt an.
„Natürlich ist Gewalt keine Lösung“, ergänzte sie.
„Das Gespräch hatte ich mit meiner Mutter schon, gut. Die Spagetti sind echt lecker, aber mein Dad kann auch ziemlich gut kochen“, lobte sie beide.
„Okay, das ist dann doch etwas zu auffällig, was willst du?“, realisierte Marla.
„Freitag ist diese Party …“, begann sie.
„Absolut nicht, du bist viel zu jung!“
„Alle Mädels aus der Schule gehen dahin!“
„Wir reden beim Frühstück nochmal darüber“, murmelte er in seine Spagetti.
„Ich weiß, was das heißt, ich bin kein Kind mehr“, konterte sie und stürmte vom Tisch weg in ihr Zimmer. Rodrick schob seinen Teller weg und legte seinen Kopf müde auf den Tisch.
„Sie wünschten sich, ihre Pubertät wäre schon vorbei, was?“
„Oh ja. Wäre es arg schlimm, wenn ich sie bei meiner Mutter abladen würde, dass sie sie weiter erzieht?“, fragte er nicht so ernst.
„Schon. Soll ich mit ihr reden?“
„Das muss ich schon selbst machen!“
„Okay, jetzt bin ich zu weit gegangen, entschuldigen Sie. Ich sollte gehen“, entschuldigte sie sich und stand auf.
„Nein, bleib“, wurde er plötzlich persönlich.
„Auch wenn das ganze Vater, Mutter, Kind spielen hier nett war, ich schlaf nicht mit dir“, erwähnte sie nochmal.
„Was hast du immer mit Sex, ich wollte dir wieder das Sofa anbieten. Ich muss morgen nicht vor Mittag im Büro sein und meine Tochter geht selbst aus dem Haus, wir könnten dir nen paar Möbel im Second-Hand-Laden um die Ecke besorgen“, sagte er kopfschüttelnd.
„Verdammt, ich muss aufhören damit, tut mir leid, das wäre nett danke. Du bist ganz schön stark, dass du so abstinent bleiben kannst all die Jahre“, war sie überrascht.
„Hab nicht gesagt, dass ich abstinent bin“, konterte er nur.
„Herr Bürgermeister, hast du da jemanden?“
„Ja, jemanden, den ich dafür bezahlen muss. Unser Krämerladen um die Ecke hat Schwierigkeiten zu überleben, aber das Bordell hier läuft einwandfrei“, sagte er etwas leiser, dass seine Tochter ihn nicht hörte.
„Langes Meeting, hm?“
„Oh nein, das war wirklich ein Meeting, meine Ausrede dafür ist ne Runde Bowling mit den Jungs. Ich hab weder Jungs noch ne Bowling-Kugel“, fühlte er sich besser, das endlich jemandem erzählen zu können.
„Du solltest morgen nach ner Bowling-Kugel Ausschau halten, nur um das aufrecht zu halten. Vor meinem Bi-Coming-Out hab ich auch so manches Bordell besucht, die Cover-Story ist da wichtig. Was? Wir Frauen können das auch. Gut zu wissen, dass ich hier auch die Chance darauf habe, obwohl ich die ganzen Tests ständig satthabe“, erwiderte sie.
„Tests?“, wurde er bleich.
„Oh man, sag deiner Sekretärin, sie soll dir nen Arzt-Termin machen!“
„Ich bin hier der Bürgermeister, ich kann nicht in die Klinik reinstapfen und mich auf Geschlechtskrankheiten testen lassen“, murrte er.
„Deswegen soll das auch eine Sekretärin machen, sag ihr einfach, dir geht’s nicht gut und mehr muss sie nicht wissen. Ich hatte auch nie was, die meisten Bordells sind da gut hinterher. Aber das hier ist das Land, wer weiß. Du hast bei deinem Leben die Stopptaste gedrückt, seit deine Frau weg ist, oder?“, stellte sie fest.
„Ja, wir sind noch verheiratet und sie ist nicht tot, aber ein Leben mit ihr ist auch nicht mehr möglich. Ich kann mich auch nicht scheiden lassen, weil ich nicht weiß, wo sie ist. Ich liebe sie auch noch, wir hatten über ein zweites Baby gesprochen, bevor das passiert ist. Tut mir leid, das interessiert dich nicht, ich hab nur keinen, mit dem ich darüber reden kann“, erzählte er, stoppte aber dann.
„Erzähl ruhig, hat viele Parallelen zu meinem Leben, aber du warst stärker als ich und bist nicht einfach abgehauen. Meine Ex wird vermutlich nicht mal wissen, wo ich bin. Ich hoffe es zumindest. Sie war als Mensch schon ziemlich hitzköpfig, aber als Lykanerin kaum handelbar. An manchen Tagen wünschte ich mir, ich wäre wieder die 22-jährige Musikstudentin, die nie was von der magischen Welt gehört hatte“, war sie auch ehrlich.
„Oh ja, diese unwissende Zeit, leider hatte ich da keine Wahl, ich bin da schon reingeboren, mein Vater war schon ein Jäger, hat ihn auch gekillt, wir Brüder waren damals so beeinflussbar, dass wir seinen Weg gegangen sind, ich vor allem als ich mich in meine Frau verliebt habe. Ich wollte eigentlich nichts damit zu tun haben, hab es einfach ignoriert, aber die magische Welt kann man nicht ignorien. Aber als Marla immer älter wurde, wollte ich irgendwo anders helfen. Ohne viel Konkurrenz bin ich dann gewählt worden und jetzt bist du auf dem aktuellen Stand. Ich mag den Job, aber die meisten Leute kennen mich hier seit ich ein kleiner Junge war, also ist der Respekt manchmal nicht so groß!“
„Auch das kenn ich, meinem Vater gehörte einer der größten Bars in New Orleans, ich war immer „Die Kleine von …“. Hier bin ich ein Niemand, das ist gut, aber gleichzeitig auch komisch. Ich bin so dankbar, dass du mir helfen willst, ich bin nicht gut dabei, für mich selbst zu sorgen, ich bin von meinem Dad direkt zu meiner Ex gezogen. Ich bin Feministin, das ist für mich schwer zu gestehen. Meine Güte, ich mach es schon wieder, mit dir, wie jämmerlich ist das denn“, dachte sie laut nach.
„Nein, du bist hier selbstständig, ich werde dich nur hier wohnen lassen, mehr nicht. Einkäufe teilen wir uns, Miete verhandeln wir und auch sonst geh ich dir soweit ich kann aus dem Weg“, erwiderte er.
„Ich hoffe, wir können Freunde sein, ich hab ja keine Freunde hier“, hoffte sie.
„Das fänd ich schön. Ich könnte auch grade einen Freund gebrauchen“, freute er sich.
„Dann ist das abgemacht. Jetzt geh zu deiner Tochter, ich räum ab“, bat sie und er ging zu Marla.

Viertes Kapitel

 
„Ein Bett für Ihr Liebesnest, Herr Bürgermeister? Kannst du dir kein neues Bett leisten für deine Liebhaberin?“, frotzelte der Mann im Second-Hand-Laden, als sie am nächsten Morgen dem altmodisch gekleidetem Kerl im Laden hinterhergingen.
„Das ist meine Mieterin, ich brauch nur ein paar Möbel für sie. Auch wenn du mein Onkel bist, Paul, solltest du vor mir etwas Respekt haben“, bat Rodrick, während er hinter ihm herging.
„Er ist dein Onkel?“, flüsterte Monica ihm entgegen.
„Das ist eine kleine Stadt, ich bin mit einigen Leuten hier verwandt. Aber keiner von denen hat Respekt für ihren Bürgermeister“, sagte er extra deutlich, dass sein Onkel Paul das hörte.
„Ich hab deine Windeln gewechselt, übertreib’s nicht, Kleiner. So, hier sind meine Betten, alle ziemlich gute Qualität für Second-Hand. Ihr kriegt den Familien-Discount, auch wenn mein Neffe sich für uns schämt. Hier ist ein Klemmbrett, schreibt drauf, was ihr kaufen wollt, die Nummern stehen immer hier. Ich bin am Tresen“, sagte Paul cool und ließ sie allein.
„Ich schäm mich nicht für sie, sie respektieren mich nur nicht. So, ich setz mich da hinten hin, such dir was aus. Ich bezahle, also übertreib’s nicht. Du sollst dich aber wohlfühlen, also such dir aus, was du willst“, plante er.
„Ich kann das selbst zahlen!“
„Ist meine Wohnung, die Möbel behalt ich, falls du irgendwann weiterziehst. Ich muss mein Leben weiterleben, meine Ex braucht ihr Büro nicht mehr“, entschied er.
„Ich will ne Weile bleiben, wenn das okay für dich ist!“
„Sicher, bleib solang wie du willst. Die Stadt wird dir wohl immer vertrauter. Ich werde auch mal mit dem Sheriff reden, versprochen, bis dahin musst du halt kellnern, meine Mutter bezahlt aber ziemlich gut!“
„Ihr seid echt so gutmütig, ihr vertraut mir vollkommen. Ich könnte eine Massenmörderin sein“, war sie gerührt.
„Wie hoch ist die Chance, dass wir beide Massenmörder sind“, witzelte er und sie grinste.
„Du hast mich überprüfen lassen, oder?“, realisierte sie.
„Du bist im gleichen Haus wie meine Tochter, ich musste, sorry, aber du bist wirklich wer du angibst zu sein“, konterte er.
„Schon gut, hätte ich vermutlich auch gemacht. Ja, bin ein ziemlich offenes Buch. Was du siehst, ist was du bekommst. Okay, dann such ich mal aus“, konterte sie und lief herum.
 
Kurz vor Mittag hatten sie alles Essenzielle zusammen und sein Onkel versprach es zu liefern.
„So, sollen wir noch was essen gehen, bevor ich ins Büro muss?“, fragte er im Wagen.
„Klingt gut, gehen wir zu deiner Mutter. Ich wollte mit ihr eh über meinen Job sprechen. Ich hoffe, ich hab es bei den Möbeln nicht übertrieben!“
„Alles gut, du brauchst das Zeug doch. Ich hab auch noch ein paar Sachen für meine Tochter gefunden, sie ist jetzt nen Teenager, sie braucht vermutlich ein paar Sachen mehr. Meine Tochter ist ein Teenager, ich kann das immer noch nicht glauben. Es ist doch grade erst gestern gewesen, dass sie in die Schule gekommen ist!“
„Ich glaub’s dir. Aber sieh es so, wenn du 40 bist, ist sie aus dem Haus“, erwiderte sie.
„Oh Gott, ich werde alt“, konterte er.
„Willkommen im Club. Ich hab auch gedacht, ich wäre an einem anderen Teil meines Lebens angekommen mit fast 40. Meine Mutter starb, als sie so alt war wie ich, ich hatte nie im Großen geplant, aber ich hatte mir mein Leben anders vorgestellt“, erwiderte sie.
„Wir haben beide ein Elternteil jung verloren, deshalb sind wir beide wohl etwas verkorkst“, fuhr er los.
„Ich bin nicht verkorkst“, murrte sie und er sah sie nur an.
„Okay, vielleicht nen bisschen, aber ich denke Stiefmutter 1-4 hatten auch etwas Schuld daran“, konterte sie.
„Dein Vater sucht nach dem Tod deiner Mutter wieder nach Liebe, daran ist ja nichts falsches“, kommentierte er ihre Geschichte.
„Du bist süß, normalerweise nicht, wen sie nicht nur jedes Jahr jünger und dümmer werden würden. Ich hab seit Jahren nicht mit ihm gesprochen!“
„Das ist irgendwie traurig!“
„Jep, anderes Thema. Deine Mutter hat nicht mehr geheiratet?“
„Nein, sie hat die ganze Zeit nach dem Tod meines Vaters nur gearbeitet“, erklärte er.
„Manchmal ist ein bisschen Single-Dasein nicht schlecht. Ich werde auch erstmal Single bleiben, Tut mir leid“, konterte sie.
„Hey, hab den Wink schon verstanden. Das musst du nur meiner Mutter zu verstehen geben, sie versucht uns seit dem ersten Tag zu verkuppeln“, stellte er klar.
„Sie liebt dich und will dich glücklich sehen, sei froh drum, ich bin jetzt fast 2 Wochen nicht mehr in New Orleans und mein Vater scheint das bis jetzt nichtgemerkt haben“, erwiderte sie traurig.
„Hast du ihn angerufen, um ihm das zu sagen?“
„Du mit deiner Logik. Vielleicht will ich gar nicht, dass er weiß, wo ich bin“, nörgelte sie kindisch.
„Dann schreib ihm einfach, dass du Zeit für dich brauchst und er sich keine Sorgen machen muss. Wenn du meine Tochter wärst, würde ich das wissen wollen“, riet er ihr.
„Okay, dieses Gespräch hat ne bizarre Wendung genommen. Ich sollte ihn anrufen, du hast Recht“, realisierte sie.
„Braves Mädchen, wow, das kam jetzt falsch an, ich bin echt eingerostet, was das angeht, ich brauch vermutlich Gleitmittel, um das wieder zum Laufen zu bringen. Ich halt jetzt am besten die Klappe, das wird ja immer schlimmer“, druckste er herum und sie schwiegen dann in einer merkwürdigen Stimmung.
 
Diese Stimmung hielt sich auch noch beim Mittagessen. Sie hatten diesmal einen Tisch genommen, was die Stimmung nicht verbesserte.
„Hey, Leute, was zieht ihr für Gesichter? Und warum versteckt ihr euch hier so? Der Tresen ist ganz leer ohne euch. Also, was wollt ihr heute essen?“
„Das Tagesmenü klingt gut“, sagte Rod abgelenkt, während er auf seinem Handy spielte.
„Das ist Rosenkohl mit Bohnen“, wies Darla ihren Sohn drauf hin.
„Und?“
„Du magst beides nicht. Willst du deinen Burger mit Käse, oder ohne?“
„Ich sollte auf mein Essen achten, gib mir das Tagesmenü, bitte“, bat er.
„Meinetwegen, ich will echt sehen, wie du das isst. Was kann ich Ihnen bringen, Kleines?“, wendete sie sich an Monica.
„Waffeln mit Chicken Wings“, bestellte sie.
„Kriegen Sie. Ist was zwischen euch passiert? Ihr wirkt so verkrampft“, versuchte sie zu verstehen.
„Nein, alles gut. Ich hab’s nen bisschen eilig, hab nachher noch ein Meeting, Mom“, bat er.
„Bin schon weg. Leg dein Handy weg, Junge, das ist unhöflich“, verschwand sie wieder.
„Warum bestellst du was, was du nicht magst?“
„Der menschliche Geschmack ändert sich jede sieben Jahre, vielleicht mag ich es ja inzwischen. Wie kannst du eigentlich so fettiges Zeug in dich reinstopfen, ohne in die Breite zu gehen?“
„Ich bin in New Orleans aufgewachsen, mein erstes Bad war in Bratöl, das macht mir nichts aus. Wow, ich bin manchmal auch echt schlecht mit Smalltalk. Kann ich dir was zeigen?“, hoffte sie.
„Sicher!“, entgegnete er und sie schob ihm ihr Handy hin.
„Liest du das mal durch, bitte?“
„Sicher, bist du in unseren Schriftsteller-Club hier eingetreten?“, fragte er und begann zu lesen.
„Nein, das ist nen Text an meinen Vater, es gibt hier einen Schriftsteller-Club?“, wunderte sie sich.
„Jep, gibt so einige Clubs in unserem Städtchen. Du hast nen guten Schreibstil, könntest dir echt mal überlegen, da einzutreten. Den Text solltest du aber löschen, er will, dass du anrufst, ein Text ist ne Beleidigung“, riet er ihr.
„Ich geh mal raus, telefonieren“, stand sie auf und ging ihren Vater anrufen.
 
„Also, was ist bei euch passiert?“, fragte Darla, als sie mit einem Burger und Pommes zu ihrem Sohn zurückkam.
„Wie warst du jetzt schon schnell fertig mit dem Essen? Warte, du hast mir nen Burger gemacht?“
„Du bestellst seit zwei Jahren genau dasselbe zur gleichen Zeit, iss einfach, du hast es doch eilig. Hast du die Lady vergrault?“
„Sie ist draußen, telefonieren. Da ich es eilig habe, esse ich halt den verdammten Burger“, murmelte er.
„Wie auch immer, mein Sohn. Ich hab die Cola-Flasche gleich mitgebracht, dann musst du deine zweite Cola nicht bestellen“, füllte sie sein Glas nach.
„Wann bin ich denn so berechenbar geworden?“
„Jeder wird mal älter, Junge, jetzt iss, bevor es kalt wird“, ging sie zurück an den Tresen.
Als Monica zurückkam, sah sie verweint aus.
„Alles klar?“, wollte er wissen.
„Nein, aber ich möchte im Moment nicht darüber reden. Du hast doch noch umbestellt, was?“
„Ähm, ja, sieht so aus. Stört’s dich, wenn ich schon anfange?“
„Nein, du musst ja nachher weg. Nen Guten“, erwiderte sie nachdenklich.
„Danke. Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder?“, fragte er, während er zu essen begann.
„Ja, aber im Moment nicht, danke!“
„Okay“, sagte er etwas besorgt, aß aber dann ohne weitere Worte weiter.
 
Die Woche verging und Freitag kam mit großer Macht in die Stadt.
„Wie arbeitest du heute?“, fragte Rodrick, Monica, als sie zusammen am Frühstückstisch saßen. Diese WG, die sie gebildet hatten, lief ziemlich gut.
„Die Mittagsschicht, bin gegen sieben zu Haus, wieso?“
„Ein paar Freunde haben gefragt, ob ich heute Abend mit ihnen bowlen und was trinken gehe. Meine Mutter hat eine frühe Lieferung morgen und kann auf Marl‘ nicht aufpassen. Eigentlich ist sie alt genug, mal allein zu bleiben, aber da die Party heute Abend ist, hätte ich gern einen Aufpasser!“
„Sicher, ich pass auf“, versicherte sie.
„Danke, ich brauch das heute Abend, ist ne Ewigkeit her, dass ich mal ausgegangen bin!“
„Versteh ich. Hab Spaß, du brauchst das mal“, erwiderte sie und aß weiter.
 
Monica stieg unter die Dusche. Sie arbeitete erst ein paar Tage im Restaurant, diesen durchdringenden Fett-Film schien sie aber schon jetzt nicht mehr abzukriegen. Nach einer längeren Dusche und einem Kampf mit ihren Haaren fiel sie müde auf ihr Bett. Sie wollte nicht einschlafen, doch der Tag war lang gewesen.
Als sie wach wurde, standen ihre Haare zu Berge. Sie band ein Tuch darum und sah nach Marla. Sie war nicht mehr in der Wohnung.
Sie fluchte laut und zog sich eilig an.
„Verdammte Teenager, die sind so berechenbar“, stürmte sie aus dem Haus. Sie war neu in der Stadt, sie hatte keine Ahnung, so sich die Jugendlichen hier trafen. Sie klopfte an eine Tür in der Nachbarschaft. Es standen Fahrräder davor, sie vermutete Jugendliche darin. Die Mutter des 15-jährigen aus dem Haus konnte ihr sagen, wo die Party war. Sie hatte Glück, dass der junge Mann seine Mutter stundenlang genervt hatte, auch gehen zu dürfen.
 
Mit ihrem auffälligem laut tönendem Fahrzeug fuhr sie am Strand vor. Ein Lagerfeuer führte sie direkt zu der Party.
Sie zögerte, weil sie nicht wusste, wie sie aufs Marla zugehen sollte. Sie war nicht ihre Mutter, sie hatte kein Recht, sie davon abzuhalten. Deshalb blieb sie einfach auf der Düne sitzen und beobachtete sie. Sie tat dies etwa eine halbe Stunde, doch dann tauchten ein paar Werwölfe auf, die eindeutig auf Ärger auswahren. Sie wollte grade aufstehen, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte.

Fünftes Kapitel

 
Sie zerrte die Hand zur Seite und hatte die Person schnell auf den Rücken gelegt. Sie benutzte ihr Körpergewicht und setzte sich auf die Hüfte des Kerls.
„Auch wenn ich den Körperkontakt schätze, meine Hüfte tut weh, könntest du runtergehen?“, jammerte Cody, auf dem sie saß.
„Oh sorry, war nen Reflex. Bist auf der Jagd?“
„Ich hab nen Gerücht gehört, das paar Lynks Ärger wollen. Was sitzt du hier so rum? Lass uns gehen“, rappelte er sich auf, nachdem sie ihn losgelassen hatte.
„Deine Nichte ist da unten“, druckste sie herum.
„Was? Wie konntest du das zulassen?“, bekam der coole Jäger plötzlich Panik.
„Ich bin eingepennt, war ne lange Schicht. Ich wollte es mit ihr nicht verscherzen, ich muss mit dem Teenager in einem Haus leben. Aber jetzt müssen wir ihr helfen und dem anderen betrunkenen Idioten natürlich auch“, plante sie und sie gingen die Dünen herunter.
„Hast du mir ne Waffe?“, fragte sie nervös, als sie sich den Lynks näherten.
„Nur nen Messer, ich hab nur eine Waffe mit Silberkugeln, die wir hier nicht benutzen, das sind Kids, auch die Lynks. Wir verscheuchen, wir töten nicht, verstanden?“, zog er ein größeres Messer aus seinem Stiefel.
„Verstanden, ich hab auch noch nicht getötet, bin immer nur der Handlanger gewesen. Lynk Kinder sind meistens am stärksten, ich hoffe, das weißt du“, erklärte sie.
„Ja, ich weiß, hilft grade in dieser Situation aber nicht“, erwiderte sie und sie stellten sich beschützend vor die Jugendlichen. Die Werwölfe umkreisten sie schon.
„Hey, Jungs, ihr seid hier falsch, verschwindet einfach“, rief Cody den Wölfen entgegen.
„Ok, Boomer“, rief einer der Wölfe.
„Autsch, für wie alt hältst du mich? Ich bin Gen X, die coolste Generation überhaupt“, rief Cody und Monica sah ihn nur an.
„Stimmt, nicht wichtig“
„Ihr habt den Mann gehört, wir sind beide ausgebildet, wir wollen euch nicht wehtun“, rief auch Monica. Die Werwölfe lachten nur, es klang wie Geräusche, die Hyänen machten.
„Die lachen uns aus, du großer Jäger, was machen wir jetzt?“, fragte sie nervös.
„Nimm Stöcke auf, lass sie anbrennen und verteil sie, wir werden nicht gut hier rauskommen, wenn wir alle bewaffnet sind, können wir hier abhauen“, plante er.
„Hier sind vielleicht drei Stöcke und ich soll wirklich Teenager mit Feuer ausstatten?“
„Mach’s einfach“, murrte er und sie machte provisorische Fackeln.
„Okay, Jungs, mit den Fackeln stellt euch rechts und links, du, Kleiner, komm zu mir. Wir werden jetzt verschwinden, ihr solltet gar nicht hier sein, sagt das auch euren Eltern. Okay, lasst uns vorrücken“, plante Cody und mit Hilfe des Feuers kamen sie aus der Situation heraus.
 
„Okay, Leute verschwindet von hier so schnell ihr könnt“, scheuchte Cody die menschlichen Jugendlichen weg, die etwas verwirrt wirkten.
„Hey, ich bin der große Bruder des Bürgermeisters, ich hol die Polizei, oder eure Eltern, wenn ihr nicht gleich weg seid“, drohte er den angetrunkenen Halbstarken und die Gruppe löste sich auf. Seine Nichte hielt er an der Mütze ihres Hoodies fest.
„Du nicht, Mylady, du kommst mit mir mit. Willst du mitfahren?“, drehte er sich zu Monica, die immer noch nicht glaubte, was das passiert war und dass sie das überlebt hatten. Sie nickte nur wortlos.
„Dann komm. Echt nicht zu glauben, dass du sowas machst, Pumpkin, hab ich dich nicht lang genug aufgeklärt, was die Lykaner angeht?“, schimpfte Cody seine Nichte aus.
„Ich dachte, die Lykaner dürfen nicht über die Straße“, versuchte sie sich zu erklären.
„Wie es aussieht, geben die Wölfe nen Scheiß drauf, dein Vater ist nicht so gut darin, den Frieden hier zu wahren, wie er denkt. Ich reiß mir den Arsch auf, das eigenhändig hinzukriegen, aber ich bin auch nur ein Mann und ich bin inzwischen 40, mir tut alles weh“, erwiderte er.
„Du bist jetzt nicht mehr allein, ich steh an deiner Seite. Jetzt bringen wir aber erstmal deine Nichte heim, bevor Herr Bürgermeister zurückkommt. Ich werde vermutlich genauso viel Ärger kriegen wie unser kleiner Ausreißer hier. Lasst uns gehen“, bemerkte sie.
 
„Wir könnten auch nichts sagen, dann sind wir beide aus dem Schneider“, verhandelte Marla, als sie mit ihrem Babysitter wieder heimkam.
„Geh ins Bett, sofort“, sagte sie ernst.
„Voll brutal, ich dachte, du wärst cool!“
„Wir reden morgen, geh einfach schlafen, Kleines“, zischte sie durch ihre Zähne.
„Wie du meinst, Boomer“, konterte sie frech und ging in ihr Zimmer.
„Auch kein Boomer, du freche Göre“, schimpfte sie und zog ihr verrutschtes Tuch von ihrem Kopf.
Sie verkroch sich in ihrem Zimmer, bis er zurückkam.
Er kam ziemlich angetrunken heim.
„Hey, danke für diesen Abend, das hat so Spaß gemacht. Hier alles klar gewesen?“, fragte er gutgelaunt, als er heimkam.
„Ja, alles klar, deine Tochter schläft tief und fest!“
„Gut, gut, vielen Dank fürs Aufpassen. Ich mach morgen Frühstück für deine Mühe“, bedankte er sich und ging ohne viele weitere Worte schlafen.
 
Am nächsten Morgen schlief er länger, deshalb machte sie das Frühstück.
„Du hast ihn angelogen? Du bist wirklich cool, ich hatte Unrecht“, freute sich Marla, als Monica ihr gestand, dass sie sie nicht verpfiffen hatte.
„Du machst meine Wäsche für einen Monat“, verhandelte sie.
„Du erpresst mich? Du hast den Mist gebaut!“
„Gut, dann sag es ihm!“
„Einen Monat, aber keine Unterwäsche“, gab Marla nach.
„Okay. Ich mach drei Pancakes in den Ofen, mach sie für deinen Vater warm, wenn er aufwacht. Ich muss zur Arbeit, du gehst gefälligst zur Schule“, plante sie mit ernster Stimme, nahm ihre Tasche und ging aus dem Haus.
„Scheint so, als würden wir endlich mal wieder eine Macht im Haus haben. Ich hab gelauscht, du wirst auch einen Monat unsere Wäsche machen. Was ist in letzter Zeit mit dir los?“, kam Rodrick in die Küche.
„Als würd’s dich interessieren“, murrte sie.
„Ich bin dein Vater, natürlich interessierts mich!“
„Mom ist schon solange weg und keiner hat mehr über sie geredet. Ich weiß, was mit ihr passiert ist und möchte mit irgendjemandem darüber reden. Ich kann das ja kaum mit meinen Lehrern, oder Freunden besprechen“, wirkte sie so altklug.
„Du weißt es?“, war Rodrick entsetzt.
„Ich war sogar dabei, als sie sich verwandelt hat, ihr musstet sie ja unbedingt zurück hierherbringen“, sagte sie nur.
„Nein, du warst im Haus und hast geschlafen!“
„Mein Fenster zeigt genau zum Eingang der Garage. Ihr wart ja nicht grade leise, ich bin davon wach geworden. Sie war einfach weg und ihr habt sie nicht mehr erwähnt“, begann sie zu weinen.
„Oh mein Gott, ich wusste es nicht, komm her, Süße“, hielt er seine Arme auf. Sie zögerte erst, fiel ihm aber dann in die Arme.
 
Mittags kam Rodrick wieder in das Diner.
„Hey, siehst heftig aus, hast gestern gefeiert, hab ich gehört“, bemerkte Darla, als sie ihren Sohn sah.
„Ich bin echt zu alt zum Trinken. Krieg ich ein großes Glas Soda mit Eiswürfeln?“
„Sicher, nichts zu essen heute?“
„Nein, mir ist immer noch übel. Können wir für ne Sekunde reden?“
„Sicher, komm rum. Ist gestern was mit Monica passiert? Sie war den ganzen Morgen so komisch“, wollte sie wissen.
„Ist sie hier?“
„In der Pause. Gehen wir in die Küche“, entschied Darla und zog ihn hinein.
„Cod‘, hast du ne Sekunde?“, sprach er seinen Bruder an.
„Ist Mittagspausenzeit, Bro“, war Cody beschäftigt.
„Du hast einen Kollegen, fünf Minuten“, bat er.
„Okay, fünf Minuten, lasst uns rausgehen“, stieß er die Tür zum Hinterausgang auf und seine Familie folgte ihm.
„Sie weiß es“, begann Rodrick das Gespräch.
„Du musst schon genauer werden, Junge, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit“, bat Darla und er erzählte, was seine Tochter ihm am Morgen erzählt hatte.
„Sie hat das gesehen? Es tut mir so leid, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich sie niemals heimgebracht“, war Cody sichtlich entsetzt über die Info.
„Wir wussten es alle nicht. Ich habe den ganzen Vormittag mit ihr geredet, sie scheint davon kein Trauma davon getragen zu haben, aber wir müssen mehr auf sie achten. Wenn man grad davon sprechen, Monica hat mir nicht erzählt, was gestern passiert ist. Da bin ich nicht so glücklich drüber“, erzählte er.
„Ich hab mit deiner Tochter deutlich geredet, Monica mag dich, deswegen wollte sie dich vermutlich nicht verärgern. Du musst halt auch mit ihr darüber reden. Kann ich jetzt zurück in die Küche? Wir kommen heute Abend zu euch und reden, okay?“, war Cody in Eile.
„Okay, danke. Auch dafür, dass du gestern meine Tochter und die anderen Kids beschützt hast“, bedankte sich Rodrick.
„Tja, ist ja mein Job. Isst du heute was?“
„Nein, diesmal nicht. Es ist vielleicht dein Job, aber du bist der beste Onkel, den sie haben kann, du warst streng zu ihr letzte Nacht, ich hab das seit ihre Mutter weggegangen ist nicht mehr gekonnt. Hab dich lieb, großer Bruder“, umarmte Rodrick, Cody plötzlich.
„Solltest du Autofahren mit diesem Restalkohol-Spiegel? Du wirst in mir immer einen Helfer haben, versprochen. Ich muss jetzt aber zurück in die Küche, wir sehen uns heute Abend, okay?“, war Cody etwas verwirrt und verschwand wieder in die Küche.
„Du hast noch Restalkohol?“
„Nein, ich hab Marla grad zu einer Freundin gefahren, ich würde niemals betrunken fahren“, versicherte Rodrick verwirrt.
„Ich weiß, er fühlt sich bei Gefühlen und so was nur unwohl. Aber ich will das nochmal deutlich sagen, ich hätte gestern für dich da sein sollen“, erwiderte Darla.
„Ich hatte jemanden, ich kenn diese Frau halt nicht so gut, wie ich dachte. Ehrlich gesagt kenn ich sie gar nicht. Vielleicht war es ein Fehler, sie in mein Haus zu lassen“, dachte er laut nach.
„Sie hat einen Fehler gemacht, das passiert, gib ihr noch eine Chance“, bat Darla.
„Okay, mach ich. Lass uns wieder reingehen“, versicherte er und folgte seiner Mutter.
 
Als Monica aus ihrer Pause zurückkam, saß ihr Mitbewohner doch an einem Tisch in die Tageszeitung vertieft.
„Morgen, oder guten Mittag, bessergesagt. Hast du gut geschlafen?“, begrüßte sie ihn freundlich.
„Jep“, sagte er nur, ohne sie anzusehen.
„Noch verkatert?“, war sie super freundlich zu ihm.
„Jep“, war er wortkarg.
„Was ist los?“, setzte sie sich zu ihm hin.
„Ich weiß, was gestern war“, sagte er ihr und sah auf.
„Ich wollte es dir sagen, tut mir leid“, entschuldigte sie sich.
„Hast du auch, irgendwie, ich war heute Morgen wach, als ihr euch unterhalten habt. Du bist eine Erwachsene, verhalt dich auch so“, raunzte er ihr entgegen.
„Du hast Recht, das sollte ich. Willst du, dass ich ausziehe?“, war sie besorgt.
„Nein, aber wir müssen zukünftig an einem Strang ziehen. Hast du mich verstanden?“
„Ja, laut und deutlich. Ich bin eingeschlafen, tut mir leid, es war ein langer Tag gestern“, erwiderte sie und stopfte ihre wilde Mähne wieder in ihr Kopftuch.
„Kämpfst du gegen deine Haare heute?“
„Ja, sieht so aus. Meine Mähne ist sehr viel Arbeit und gestern hatte ich nicht die Zeit dazu. Ich such hier noch einen guten Frisör, du als Bürgermeister hast nicht zufällig nen Tipp?“
„Shonda, sie ist ne Magierin“, erwiderte er.
„Jetzt wortwörtlich, oder ist sie nur sehr talentiert?“
„Sie hat Talent, es waren keine Magier mehr in der Stadt seit Roosevelt, diese Snobs in Roben halten sich für was Besseres, die sind alle in den Städten. Das Gute ist aber, dass sie hier nichts anstellen, die können manchmal echt anstrengend sein. Hab ich gehört, getroffen hab ich noch keinen!“
„In New Orleans rennen ne Menge rum, die meisten aus Jamaica. Die sind eigentlich ganz cool. Okay, ich muss weiterarbeiten, kann ich dir noch was bringen?“
„Die Gulaschsuppe, bitte und bitte diesmal keinen Burger“, bat er.
„Sag ich ihr. Bis gleich“, stand sie wieder auf und ging Richtung Küche.
 
Als Rodrick auf seine Suppe wartete, betrat ein großgewachsener Mann mit wilder Mähne das Diner. Er wusste gleich, wer das war und fluchte leise. Cody, der grade aus der Küche kam griff nach seiner Notfallwaffe hinter der Tür.
„Bürgermeister, auf ein Wort“, donnerte der großgewachsene Werwolf Vilkas und stellte sich breitbeinig vor ihn.
„Ich bin beim Mittagessen, Vilk‘“, sagte Rodrick trocken. Mit einem Arm zog der Hüne den Bürgermeister auf die Beine.
Cody sprang über den Tresen und drückte dem Lykaner die Waffe an den Rücken.
„Ganz ruhig, Großer, ich will nur reden“, versicherte Vilkas und Rodrick streckte seine Hand aus. Cody gab ihm die Waffe.
„Dann setz dich hin, reden wir“, legte Rodrick die Waffe auf den Tisch und der große Mann setzte sich umständlich auf die Sitzbank.
„Normalerweise macht ihr doch Termine“, begann Rodrick.
„Das ist ne dringliche Angelegenheit. Dein schießwütiger Bruder hat gestern meine Söhne bedroht“, begann Vilkas.
„Sie waren über die Grenze getreten, wir hatten eine Abmachung“, entgegnete er.
„Sie sind 15, sie machen Fehler, ich hab gehört, deine Tochter war auch da. Wir sind in der Neumond-Phase, meine Jungs sind keine Gefährdung für euch. Mein Cousin wird täglich von seinem Nachbarn genervt, wir sind Nachtaktiv, wir können nicht immer in unserem Haus sitzen und nichts tun“, erwiderte Vilkas.
„Ich weiß, er ist ständig auch bei mir. Ich bin dran, aber er ist so stur. Ich bin nur ein einziger, ich tu mein Bestes. Bitte bleibt erstmal in eurem Gebiet, die Leute sind da empfindlich. Ich kann nicht einfach in einem Stadtmeeting mit der Wahrheit rausrücken“, versuchte er zu verhandeln.
„Wir sind länger hier als die anderen, wir stammen von den Penobscot ab, genauso wie unsere menschlichen Verwandten, werden wir irgendwo eingepfercht. Das kann doch im 21. Jahrhundert nicht mehr angehen. Ich bin ein Vermittler, aber ich kann bei dieser angespannten Situation die Leute nicht lange zurückhalten“, sprach Vilkas ruhig.
„Ja, ich weiß, tut mir leid“, entschuldigte sich Rodrick.
„Was hilft wenn du das nur sagst? Wir brauchen Taten, Herr Bürgermeister“, entgegnete Vilkas und stand auf.
„Ich werde ein Stadtmeeting ansetzen, versprochen, für uns ist das auch nicht einfach, Vilk!“
„Das sind nur Worte, lass mal Taten sprechen“, murrte Vilkas und zog ab.
 
Rodrick stand auf und gab seinem Bruder die Waffe wieder.
„Du willst wirklich ein Stadtmeeting ansetzen? Was willst du den Leuten sagen? Ich hab die letzten Jahrzehnte alles in meiner Macht getan um die magische Welt abzuschirmen von den Einwohnern dieser Stadt, was hast du vor?“, wollte Cody kritisch wissen.
„Das war ne spontane Idee, ich weiß noch nicht. Wäre gut, wenn du mich da unterstützt, anstatt mich zu kritisieren, ich bin grad fast vom großen bösen Wolf gefressen worden, ich hab die Hosen voll gehabt“, gestand er ihm.
„Wie ich schon sagte, ich bin für dich da, aber ein magisches Wesen hat meine beste Freundin verwandelt, ich bin nicht so gut auf magische Wesen zu sprechen“, erklärte Cody.
„Sie ist meine Frau, glaubst du, ich bin da nicht unglücklich drüber? Aber die Leute hier haben mich gewählt und ich muss ihnen geben, was sie wollen!“
„Überleg dir das gut, die Hölle wird losbrechen, wenn du die Wahrheit sagst“, riet auch Darla ihrem Sohn.
„Ich werde mir was ausdenken, aber die Leute verdienen die Wahrheit nach all den Jahren“, entschied er.
„Warum musst du derjenige sein? Die lynchen dich“, kam Monica auch an den Tresen.
„Danke für euer Vertrauen. Mir ist der Hunger vergangen, lasst mich in Frieden“, murrte er und verließ das Diner.
 
Nach ihrem Dienst kam Monica mit der Suppe in einem Mitnehm-Container zurück nach Hause. Marla übernachtete bei ihrer Freundin und die anderen waren noch nicht da.
Rodrick saß mit einem Bier in der Hand auf dem Sofa und sah sich irgendeine sinnlose Guilty-Pleasure-Serie an.
„Nen Kater mit Alkohol zu bekämpfen war vielleicht in unseren 20ern gut, jetzt ist das keine so gute Idee!“
„Ich will einfach nur hier sitzen und schauen, wer ne Rose kriegt, bevor die Kavallerie kommt“, bat er und trank einen großen Schluck.
„Ich habe dir deine Suppe mitgebracht, steht im Kühlschrank. Es ist eine schwierige Sache, beide Seiten glücklich zu machen, weißt du? In New Orleans waren wir von Green Bead die bösen, weil wir Regeln durchgesetzt haben, die nicht jeden gefallen haben. Aber du hast niemals von Werwölfen auf der Bayou Street gehört, oder? Oder von dem Vorfall von der Vampir-Orgie auf der Bourbon Street? Das waren wir, wir haben das unterbunden, bevor es ein Vorfall wurde. Waren wir beliebt? Scheiße nein, musste es sein, Scheiße ja. Du brauchst einfach mehr Leute!“
„Netter Versuch, wo soll ich solche Leute herkriegen? Cody macht das nicht aus Spaß seit Jahren alleine“, sah er sie an.
„Ich könnte ein paar Leute aus New Orleans hierherholen, wenn du das willst“, plante sie.
„Du hattest Probleme dort, deswegen bist du doch weg. Wieso willst du das hierherholen?“, wollte er wissen.
„Nicht alles dort war schlecht. Ich hab dir echt zu viel erzählt, fällt mir grad auf. Meine Nichte ist noch jung genug um flexibel zu sein und es gibt dann noch einen vielversprechenden jungen Mann mit Talent“, plante sie.
„Zwei 18-jährige mit einem Traum gegen Drei-Dutzend Werwölfe?“
„Nur zu Anfang, aber wenn sie sich hier eingelebt haben, könnten andere folgen. Meine Ex ist ihre Chefin, also sind sie schon Werwölfe gewöhnt. Sie können ja erstmal hier Urlaub machen und dann sehen wir weiter. Meine Nichte könnte hier bei mir wohnen, Uriel bei deinem Bruder“, schlug sie vor.
„Uriel, wirklich? Na ja, zumindest ein biblischer Name. Wenn du sie davon überzeugen würdest, wäre das schön. Bezweifle aber, dass 2 junge Leute aus der Metropole New Orleans in ein Kaff in Maine ziehen wollen“, bedankte er sich.
„Ihre Eltern könnten vermutlich glücklich darüber sein, die Stadt ist ein heftiges Pflaster, das sind sie auf dem Land sicherer!“
„Ich war nur mal in New York, aber du kannst rechthaben. Vielleicht sollte ich mit dir nach New Orleans gehen und sie persönlich kennenlernen. Was hältst du davon?“
„Ich glaub, du hörst mir überhaupt nicht zu, wenn ich was sage“, murrte sie.
„Ich hör dir ganz genau zu, deswegen seh ich, dass du dort noch was zu klären hast. Ich bin bei dir, keine Sorge“, sagte er sanft.
„Ich weiß nicht, ich bin da irgendwie einfach abgehauen, keine Ahnung, auf was ich da treffen werde“, erklärte sie unsicher und setzte sich neben ihn.
„Dann bin ich an deiner Seite. Ich hab ehrlichgesagt Schiss da allein hinzugehen, würde mich echt besser fühlen eine Jägerin neben mir zu haben“, ermunterte er sie.
„Dann nimm deinen Bruder mit“, sagte sie unsicher.
„Es ist deine Stadt, du kannst einiges bewegen, bitte tu das für mich“, bat er sie. Sie sahen sich gegenseitig an und unangenehmes Schweigen entstand.
„Ich schlaf ne Nacht drüber“, sagte sie in die Stille und als er zum Reden ansetzte, hörte er einen Schlüssel in der Tür.
„Okay, es fängt an. Du kannst gehen, rette dich, das wird eklig“, bemerkte er und legte ein falsches Lächeln auf.
„Ich bleibe, wenn du mich lässt“, versicherte sie.
„Ja, bitte, ich bin zu verkatert, oder inzwischen wieder zu betrunken um die allein zu ertragen“, bat er.
„Dann bleib ich!“
„Danke. Ich bin so dankbar, dass du jetzt in meinem Leben bist“, murmelte er betrunken.
„Okay, du hattest eindeutig genug“, nahm sie ihm das Bier weg.
„Bro, wo bist du?“, fragte Cody im Flur. Monica ging in den Flur.
„Seid nett zu ihm, er ist nen bisschen betrunken“, flüsterte Monica ihm entgegen.
„Okay, hatte ich erwartet, ich halt mich zurück. Hat er was gegessen?“, fragte Cody und Monica schüttelte den Kopf.
„Super, ich dachte, aus dem Sumpf wären wir raus. Du solltest in deine Wohnung gehen, diese Seite von ihm willst du nicht sehen!“
„Ich hab so einiges gesehen, ich komm klar, er möchte, dass ich dabei bin, also bin ich das. Wenn du einmal eine Orgie von 46 Vampiren gesehen hast, schreckt dich nichts mehr ab“, bemerkte sie trocken.
„Wow, ich sollte mal New Orleans besuchen. Kein Wort darüber zu meiner Mutter“, murmelte er und beide sahen zu Darla.
„Sicher nicht. Er braucht jetzt Unterstützung, keine Kritik, okay?“
„Ist nicht mein erstes Rodeo, ich war letztes Mal für ihn da, ich weiß, was ich mache. Gehen wir einfach rein“, bat er nur und folgte den Frauen ins Wohnzimmer.
 
Das ganze Gespräch über hielt Monica, Rods Hand. Er weinte, brüllte, war still, es war schon lang über Mitternacht, als sie alles besprochen hatten.
„Ich kann nicht mehr, ich will ins Bett“, bat er sie zu gehen.
„Sicher, wir sollten gehen. Ich werde Marla morgen von der Schule abholen, du kannst sie bei mir abholen, wenn du soweit bist“, bemerkte Darla, küsste ihren vor ihr sitzenden Sohn auf den Kopf und ließ sie allein.
„Bring ihn ins Bett, er hat morgen ein Meeting“, bat Cody, Monica und ging auch.
„Na toll, wann hab ich hier den Job der Hausangestellten übernommen?“, redete sie mit sich selbst und zog den betrunkenen, müden Rodrick ins Bett. Er umarmte sie und drückte sie ein paar Sekunden zu lange.
„Okay, Romeo, Zeit fürs Bett“, löste sie sich von ihm und legte ihn sanft aufs Bett.

Sechstes Kapitel

 
Monica saß am Küchentresen mit einer großen Tasse Kaffee an den Lippen, als ein sehr verkarteter Rodrick an ihr vorbeischlurfte.
„Hab ich mich gestern an dich rangemacht?“, drehte er sich zu ihr. Sie schwieg mit der Tasse am Mund.
„Tut mir so leid, ich werde nie wieder trinken, versprochen“, entschuldigte er sich beschämt.
„Hoff ich mal, war nicht schön, dich so zu sehen“, erwiderte sie und stellte die Tasse ab.
„Ich war so, als meine Frau weg ist, ich wollte nie wieder so sein, ich hab es allen versprochen. Du hättest mich echt nicht so sehen sollen, tut mir leid!“
„Kein Problem, ich bin in ner Bar großgeworden, ist nicht so, als wäre dass das erste Mal gewesen, dass ich sowas erlebt habe. Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte sie nett.
„Du hast mir gestern schon genug geholfen, ich werde duschen, nen paar Schmerzmittel einwerfen und dann zu meinem Meeting fahren, genieß du dein Frühstück“, bat er.
„Du musst was essen, ich mach dir was. Vor allem wenn du Schmerzmittel nehmen willst, sonst bist du high sobald du in deinem Meeting bist. Eier, oder Pancakes?“
„Pancakes, bitte. Vielen Dank“, verschwand er im Badezimmer.
 
„Ich hab dir noch einen Riegel und einen Apfel eingesteckt, falls du Hunger kriegst. Wie geht’s dir?“, fragte sie, als sie ihn verabschiedete.
„Die Schmerzmittel helfen. Meetings an einem Sonntag gehören echt verboten. Danke, wir sehen uns heute Abend“, nahm er die Tüte, die sie vorbereit hatte, küsste sie kurz und ging aus der Tür. Sie war so überrascht davon, dass sie nur starr dastand.
Einige Sekunden später kam er zurück.
„Ich tret bei dir von einem Fettnäpfchen ins andre. Ich wollte das nicht“, stotterte er.
„Dachte ich mir, dein Atem ist aber Minz-Frisch, wenn dich das beruhigt. Du bist spät dran, alles ist gut, keine Sorge“, bemerkte sie und er ging zurück zu seinem Wagen.
 
Die Sonne ging schon wieder unter, als Monica, Rods schicke Lederschuhe von unter ihrem Wagen aussah.
„War nen langes Meeting, was? Mein Motor hat den Geist aufgegeben, ich lass den Wagen morgen abschleppen, schau nur grad, ob mein Öltank in Ordnung ist, dass ich deine Einfahrt nicht einsaue. Wie geht’s dem Kater?“
„Geht, du hattest Recht, viel Trinken hat echt geholfen. Kannst du mal da rauskommen? Ich will nicht mit deinen Füßen reden“, bat er und sie krabbelte unter dem Auto hervor. Ihr halbes Gesicht war voller Öl.
„Scheint, das Öl ist nicht so dicht, wie du denkst“, wischte sie sich mit einem Tuch das Gesicht sauber.
„Fuck, sorry, werde deine Einfahrt dann wohl auch noch reinigen lassen müssen. Diese Mistkarre bringt mir nur Ärger, ich hätte mir ein gescheites Auto kaufen sollen, anstatt einem Auto, was nur cool ist, weil es in meinem Lieblingsfilm eine große Rolle gespielt hat“, erwiderte sie.
„Wenn du die Einzelteile verkaufst, kannst du sicher einiges an Geld machen. Viele Fans suchen nach DeLorean-Teilen. Ich ruf meinen Kumpel in der Werkstatt an, er sollte ihn abschleppen, bevor er alles vollsaut. Er kann dir auch mit dem Verkauf helfen, wenn du das willst. Müssen wir wegen heute Morgen reden?“
„Nein, alles gut. Ich muss mich sauber machen. Wo ist Marla, wolltest du sie nicht abholen?“
„Verdammt, hab ich vergessen. Bin gleich wieder da“, murmelte er und ging davon.
 
Beim Abendessen herrschte ein betretendes Schweigen zwischen den Dreien.
„Können wir mal über den Elefanten im Raum reden?“, begann Marla das Gespräch.
„Ich hab den Kauf schon bereut, als ich ihn im Auto hatte. Du bist kein Kind mehr, ich weiß, aber ich dachte, das große Kuscheltier würde die Situation vereinfachen“, entschuldigte sich Rodrick. Er hatte seiner Tochter einen riesigen Plüschelefanten gekauft, der auf dem Boden des Wohnzimmers saß.
„Das war lieb, Dad, ich nehm ihn in mein Zimmer mit. Sei aber nicht traurig, wenn ich ihn hierlasse, wenn ich aufs College gehe“, konterte Marla trocken.
„Abgemacht. Schmeckt die Lasagne nicht?“, sah er, dass seine Tochter nichts vom Essen angefasst hat.
„Doch, ich hab nur keinen großen Hunger. Kann ich in mein Zimmer gehen?“
„Sicher, ich heb dir was für die Pause morgen auf, wenn du willst“, entgegnete er und Marla ließ sie allein.
„Ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll. Sie weiß seit drei Jahren was mit ihrer Mutter passiert ist und scheint es besser wegzustecken wie ich, aber sie merkt, wie ich darunter leide und das ist einfach Scheiße. Keiner hatte damals Schuld, aber wir alle fühlen uns schuldig“, dachte Rod laut nach.
„Wir hatten einen riesigen Streit, in der Nacht, als sie verwandelt wurde. Sie ist aus unserer Wohnung gestürmt, bei Vollmond, wir wussten beide, wie gefährlich die Straßen in dieser Nacht waren. Ich hab sie in dieser Nacht stundenlang gesucht, gefunden hab ich sie in einem Werwolf-Versteck im French Corner. Sie hatte mich angefleht, sie zu töten, bevor sie sich verwandelte, aber ich liebte sie, ich wollte sie nicht verlieren. Ironischerweise hab ich sie in der Nacht verloren, nicht körperlich, aber seelisch haben wir nie wieder zusammengefunden. Sie war sechs Monate in einem Camp, sie konnte zu den Beads zurückkehren, aber mich hat sie wie den letzten Dreck behandelt. Deswegen bin ich weg“, erzählte sie ihm endlich, was passiert war.
„Sie hat dich nicht verdient, ganz ehrlich. Du bist keine Mörderin, wie konnte sie dir die Bürde auflegen, dass du die Person, die du am meisten liebst einfach tötest?“, kommentierte er.
„Diese Nacht hat mich mehr abgefuckt, als ich zugeben will“, gestand sie ihm.
„Willkommen im Club. Warst du bei nem Psychiater deswegen?“, wollte er wissen, sie schüttelte aber den Kopf.
„Oh Süße, du brauchst psychologische Hilfe, noch bist du nicht zu abgewrackt um das Lenkrad rumzureißen. Ich kann dich mit den besten Frisören, oder Automechanikern in der Stadt bekanntmachen, leider sind wir bei Seelenklempner etwas rar bestückt, wir haben nur einen Priester, der sich Zeug anhört, aber der ist in die magischen Sachen auch nicht eingeweiht“, erklärte er.
„Na super, du warst also auch nicht in Behandlung?“
„Ich bin nach Penosbcot gefahren für ne Weile. Meine Mutter hatte mir ein Ultimatum gestellt, entweder das, oder sie nimmt mir Marla weg. Ich danke ihr immer noch dafür, auch wenn ich sie damals gehasst habe“, erwiderte er.
„Sie wollte dir Marla wegnehmen?“
„Ich hätte sie sehen können, aber sie hätte bei ihr gewohnt, ja. Aber es ist nie soweit gekommen, ich hab mich zusammengerissen und es hingekriegt. Das gestern war nur ein Rückschlag, aber ich krieg das hin“, versicherte er.
„Ja, mit meiner Hilfe kriegst du das hin. Ich sollte wohl auch zu nem Seelenklempner, macht es dir was aus, wenn ich zum gleichen wie du gehe?“
„Nein, überhaupt nicht. Ich kann dich erstmal fahren, bis dein Auto repariert ist. Was hat die Werkstatt eigentlich gesagt?“
„Ich werde den DeLorean verkaufen, es wäre einfach zu teuer, ihn wiederherzurichten. Er ist über dreißig Jahre alt, er hat seine Schuldigkeit getan. Mal schauen, vielleicht kauf ich mir nen Roller, oder so, hier ist ja alles nicht weit entfernt. Ich wollte schon immer so einen haben“, sagte sie nur.
„Wenn du dir von dem Geld nur einen Roller kaufen kannst, hast du einen schlechten Deal gemacht, ich werde dafür sorgen, dass du jeden Cent kriegst, den du verdient hast“, bemerkte er versichernd.
„Danke, aber ich bin alt genug das allein zu schaffen“, bemerkte sie etwas verärgert.
„Natürlich, sorry, du kennst aber das Landleben, alte Säcke die Frauen nichts zutrauen und sie gern mal übers Ohr hauen“, erklärte er sich.
„Toll, dann komm ich sicher als Emanze rüber. Dann arbeiten wir zusammen, ich plane den Verkauf, du ziehst ihn durch. Du willst sicher ins Bett mit deinem Kater, geh ruhig, ich mach den Rest“, bot sie an und er nahm dankend an.
 
Beim Frühstück lächelte Monica die ganze Zeit in ihr Smartphone.
„Ich hab kein Recht um das zu bitten, aber könntest du das Ding weglegen? Marla darf das auch nicht am Tisch“, bat Rodrick vorsichtig.
„Ja, sorry, ich bin nur grad auf der Seite für die Autoteile. Meine linke Flügeltür ging grad für 5 Riesen weg“, entschuldigte sie sich.
„Du verkaufst die Zeitmaschine?“, fragte Marla sie.
„Du hast sie gut in Filmgeschichte geschult, schön zu sehen. Ja, mein DeLorean hat den Geist aufgegeben, ich verkauf ihn in Teilen, krieg ich mehr raus. Ich werde ihn vermissen, aber es wird Zeit, ich hab ihn jetzt seit ich 16 war. Ich bin aber jetzt fast 40, wird Zeit für einen “Wagen für Erwachsene“. Wenn das mit den Teilen so weiter geht, kann ich mir vielleicht nen richtiges Auto kaufen, war Monica gut drauf.
„Dann solltest du das in New Orleans machen, während wir dort sind, hier haben wir nur alte Autos“, bemerkte er.
„Du hast also entschieden, dass wir nach New Orleans gehen?“
„Nein, das ist deine Entscheidung, aber ich könnte nächste Woche für ne Weile aus dem Büro raus und Marla ist im Sommercamp“, plante er.
„Ich will nicht ins Sommercamp, ich bin langsam zu alt dafür“, moserte Marla.
„Das wird dir guttun, Marla, nach allem“, bat er.
„Meinetwegen, aber erwarte nicht, dass ich Spaß habe!“
„Das ist eine Woche von deinen drei Monaten Ferien, du wirst es überleben. Also was sagst du, Monica?“
„Du setzt mir etwas die Pistole auf die Brust, meinetwegen, aber ich kann nicht versprechen, dass der Freak-Zirkus dort dich nicht durcheinanderbringt!“
„Du bist lang genug hier um zu wissen, dass ich hier auch ein Zirkusdirektor bin“, bemerkte er cool.

Siebtes Kapitel

 
Monica fischte von der Flugbegleiterin ungesehen zwei kleine Schnapsflaschen aus dem Trolley im Flugzeug.
„Dir ist klar, dass die umsonst sind, du musst die nicht klauen“, flüsterte er ihr entgegen.
„Ich weiß, aber ich hab schon zweimal gefragt, die hält mich noch für eine Säuferin!“
„Du wirst auch noch hier randalieren, wenn du so weitertrinkst, ich will dich nicht in D.C. tragen müssen, um umzusteigen. Dir behagt das echt gar nicht dahin zurückzukehren, was?“, fragte er sanft.
„Duh, hab ich dir schon gesagt. Warum bist du so cool?“
„Ich bin immer cool“, erwiderte er und sie sah ihn ungläubig an.
„Könnte auch sein, dass ich ein paar Pillen von meiner Mutter bekommen habe“, gestand er.
„Ah, okay? Warte, du bist grad ne halbe Stunde zum Flughafen gefahren“, kritisierte sie.
„Ist alles pflanzlich, keine Sorge, macht nicht müde, oder aufgekratzt“, versicherte er, war aber 10 Minuten später eingeschlafen.
 
Ein paar Stunden später landeten sie in der Hauptstadt. Monica war es, die ihren Begleiter zum nächsten Flugzeug schleppen musste.
Rodrick wurde erst am Tag drauf im Hotel in New Orleans wieder wach.
Er hatte ein fusseliges Gefühl im Mund. Monica hatte Frühstück bestellt und aß neben ihm ihre Rühreier.
„Hab Frühstück aufs Zimmer bestellt, ging auf deine Kreditkarte, hoffe, das war in Ordnung“, sagte sie mampfend.
„Sind wir da?“, fragte er benommen.
„Willkommen in New Orleans, Süßer. Ganz natürlich, die Medikamente, was?“, nuschelte sie ins Essen.
„Ich muss meiner Mutter echt mal Fragen stellen wegen ihrer Medikamente. Hast du mir auch Frühstück bestellt?“
„Noch nicht, kann ich aber machen, wusste nicht, wann du wachwirst, hast fast 18 Stunden geschlafen. Was willst du haben?“, wollte sie wissen.
„Weiß noch nicht, geh erstmal duschen“, stand er auf, schwankte aber ziemlich. Sie legte ihren Teller zur Seite und half ihm ins Bad.
„Du willst mich doch nicht auch noch ausziehen, oder?“, bat er sie aus dem Raum zu gehen.
„Ja, sorry, bin auch noch etwas durch den Wind und verkatert. Soll ich dir jetzt was bestellen?“
„Ja, du kennst die Cuisine hier, solang es nicht aus Meeresfrüchten besteht, ess ich es“, bat er.
„Okay, ich weiß genau, was ich dir bestelle. Meld dich, wenn dir schwindelig wird“, ging sie Essen bestellen.
 
Als die beiden endlich wieder einigermaßen fit waren, dämmerte es schon.
„Ich denk, wir sollten mit Uriel anfangen, er sollte jetzt zu Hause sein. Er wohnt noch bei seinen Eltern, nur so als Warnung, sie wissen nichts von seinem “richtigen“ Job, sie denken, er arbeitet für ne Sicherheitsfirma. Sie wissen, dass ich ne Kollegin bin, du kannst mein Lover, oder mein Bruder sein, such’s dir aus“, plante Monica, als sie durch den Gang des Hotels liefen.
„Lover, Bruder ist irgendwie verdächtig. Sie wissen nichts von der magischen Welt? Hier wird nichts einfach werden, oder?“
„Sorry, nein. Reden wir erstmal mit ihm, dann sehen wir weiter“, erwiderte sie und öffnete die Tür nach draußen.
 
Sie hielten vor einer typischen Südstaaten-Villa.
„Er ist der Sohn reicher Eltern, ernsthaft? Kennst du sie gut?“
„Nicht wirklich. Sie sind nicht so reich, das Haus ist geerbt. Wenn wir heute zu beiden wollen, sollten wir los“, bat sie und stieg aus.
An der Tür begrüßte sie ein Hüne, Punk-Frisur, alles in Allem körperlich Rodrick überlegen.
„Okay, gefällt mir schonmal was ich sehe. Hey, ich bin Rodrick, du bist sicher Uriel“, war er schonmal angetan.
„Bremsspur, da ist jemand für dich an der Tür“, rief der Kerl, drehte sich auf dem Absatz und ging in einem Raum neben der Tür.
„Überlass mir erstmal das Reden, das war Jesse, sein 16-jähriger Bruder, du kamst da grad nen bisschen schräg rüber“, bat Monica.
„Das ist sein kleiner Bruder? Wie sieht dann er erst aus. Okay, jetzt hab ich es auch gehört. Red du am besten“, entschied er und ein schmächtiger Buchhalter-Typ kam an die Tür.
„Du hast Nerven, hier einfach wiederaufzutauchen, Mon‘“, begrüßte Uriel seine Kollegin schroff.
„Hey, Uriel, kann ich reinkommen?“
„Meinetwegen, aber nicht lange, meine Eltern kommen in etwa ner Stunde heim. Wer ist er?“, ließ er sie rein, während er Rodrick musterte.
„Das ist Rod, mein … ähm ein Freund, erzähl ich dir gleich“, wurde sie kleinlaut.
„Du schleppst deinen Lover hier an? Erst treibst du Ruby ins Roses und dann tanzt du hier an als wäre nichts?“, murrte er und führte sie in eine Bibliothek.
„Was? Warum ist Ruby im Roses? Wie konntet ihr das zulassen?“, wollte sie überrascht wissen.
„Rubina ist meine Chefin, da konnte ich ihr nicht viel vorschreiben. Queenie geht sie regelmäßig besuchen, da du ja nicht mehr da bist, muss das ja jemand machen“, erwiderte er angepisst.
„Das ist kein Ort für ne 18-jährige“, entschied sie.
„Da sagst du was. Nehmt Platz, ich lerne eigentlich grad für eine Prüfung“, bemerkte er und setzte sich an einen massiven Holztisch.
„Du studierst? Kollidiert das nicht mit den Beads?“
„Bin nicht mehr bei den Beads, Queen auch nicht, nach deinem Weggang und dem Boss im Camp wurde alles anders“, erklärte er.
„Ihr seit einfach ausgestiegen? Das könnt ihr nicht machen!“
„Das ist nen bisschen scheinheilig von dir, oder?“
„Touché. Dann bin ich wohl zu spät, ich wollte dir eigentlich nen Angebot machen“, druckste sie herum.
„Nope, kein Interesse“, vertiefte er seinen Kopf in einem Buch.
„Hey, junger Mann, hab etwas Respekt, sie ist extra hierhergekommen, obwohl es ihr sichtlich schwerfällt“, ergriff Rod das Wort.
„Dein Wachhund kann ja bellen. Das hier geht dich nichts an, alter Mann“, erwiderte
Uriel arrogant. Rodney schnappte sich das Brotmesser auf dem Tisch und rammte es knapp neben Uriels Hand in den Tisch.
„Ich war in deinem Alter schon ein Vampirjäger, also mach mich nicht wütend, Kleiner“, donnerte er. Uriel rutschte nervös vom Tisch weg.
„Er beißt anscheinend auch. Du erklärst meinem Dad aber das Loch in seinem Tisch aus der Kolonialzeit. Okay, ihr habt fünf Minuten“, stotterte er.
„Uriel, das hier ist Bürgermeister Ronsen, aus Castine, Maine. Er hat ein kleines magisches Problem und könnte ein paar helfende Hände gebrauchen“, erklärte Monica ihm.
„Nein, kein Interesse, ich bin raus“, sagte er nur.
„Gut, kann dich nicht zwingen, hätte eh nicht gedacht, dass du das mitbringst, was ich suche, dein Bruder ist da echt fitter. Sobald er 18 ist, soll er sich bei mir melden“, legte Rod seine Visitenkarte auf den Tisch und ging aus dem Raum.
„Wow, das war echt nen Tiefschlag. Wäre das alles?“, fragte er und rutschte zurück an den Tisch.
„Was ist mit dir passiert, Uriel? Du warst so motiviert, ein richtiger Bead zu werden“, verstand sie nicht.
„Meine Mentorin hat einfach hingeschmissen, warum sollte ich dann weitermachen?“, fragte er und sah sie vorwurfsvoll an.
„Ich konnte nicht bleiben und das weißt du!“
„Ich hab sie ins Camp gefahren mit einer Waffe mit Silberkugeln auf dem Schoß. Das hättest du sein sollen, ich hoffe, das weißt du“, entgegnete er. Ganz unerwartet begann sie zu weinen.
„Willst du nen Drink? Ich weiß, wo mein Vater das gute Zeug versteckt“, erwiderte er nett.
„Ich bin immer noch verkatert, es hat mich sehr viel flüssige Courage gekostet, hierherzukommen. Es war ein Fehler, hierherzukommen“, murmelte sie und folgte ihrem Begleiter.
Rodrick nahm die weinende Monica einfach in den Arm. Sie standen für eine halbe Minute einfach so in dieser obszön großen Eingangshalle.
„Du hättest mir einfach sagen können, dass du dich verliebt hast, ich hätte es verstanden. Rubina ist nicht einfach zu lieben“, stand der junge Erwachsene plötzlich hinter ihnen und sie lösten sich voneinander.
„Er ist nur ein Freund, sorry, wir sind schon weg“, entschuldigte sie sich und ging Richtung Tür.
„Bleibst du etwas in der Stadt?“, wollte Uriel plötzlich wissen.
„Eine Woche, ja“, bemerkte sie.
„Hast du noch deine Nummer?“, wollte er wissen und sie nickte.
„Treffen wir uns mal?“
„Sicher, ruf mich mal an. Ich lass dich wieder lernen“, erwiderte sie und ging mit Rodrick davon.
 
„Das war … intensiv“, sagte Rodrick in die Stille, als sie an ihrem Mietwagen gelehnt vor dem Haus standen.
„Das ist genau das richtige Wort. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe. Ich hab den Jungen alleingelassen. Er war so motiviert und ich bin einfach weg“, redete sie vor sich hin.
„Er hat ein Studium angefangen, ist nicht so, als würde er in der Gosse sitzen. Er sitzt eher in einer Villa aus der Kolonialzeit. Was ist seine Geschichte? Er sieht eher aus wie Giles, nicht wie Buffy“, bemerkte er und sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
„Was? Meine Tochter hat Buffy für sich entdeckt und da ich es damals nicht gesehen habe, schau ich es mit ihr an. Also, wie kommt der reiche Junge zu den Jägern?“, wollte er wissen.
„Karaoke, ich will Karaoke singen“, warf sie ein.
„Okay, wir reden also nicht darüber. Ist deine Stadt, such was aus“, spielte er mit.
 
„Du hast ne tolle Gesangsstimme, noch was, was ich nicht von dir wusste. Ich weiß jetzt, warum du Karaoke magst“, lobte Rodrick sie, als sie nach der Bar im French Corner herumschlenderten.
„Meine Mutter war ne Sängerin, hab ihre Singstimme geerbt, mach aber nicht viel draus. Danke, dass du das für mich gemacht hast, hab gemerkt, dass das nicht dein Metier war. Ich fühl mich schon besser“, bemerkte sie, sah aber dann eine Gruppe schwarzangezogener junger Leute vorbeigehen.
„Deine Leute?“, fragte er sanft.
„Nicht mehr. Gehen wir zurück ins Hotel“, verfinsterte sich ihre Stimmung deutlich.
„Sicher, gehen wir“, führte er sie an der Schulter zum Auto.
 
„Das ist lächerlich, letzte Nacht haben wir auch in einem Bett geschlafen“, kommentierte Monica, als sie im Hotelzimmer zusah, wie er das Klappbett aufstellte.
„Da war ich auch komatös, schon gut, das hatten wir ja so geplant. Geh schlafen, du siehst echt fertig aus“, versicherte er und legte sich auf das quietschende Ausklappbett.
„Ach komm schon, das sieht doch nicht bequem aus. Ich hätte heute gern jemanden, der mich einfach nur hält“, bat sie.
„Bist du sicher?“
„Wir sind beide erwachsen, komm hoch“, bat sie und er kletterte aufs richtige Bett. Sie roch so gut, als sie in seinem Arm lag. Er versuchte sich vorzustellen, dass sie seine Tochter wäre, aber verwarf den Gedanken schnell, als er sich von ihr angezogen fühlte. Sie schlief friedlich in seinem Arm, während er wach lag.
 
Als sie wachwurde, war er weg. Sie wurde erst panisch, las aber dann seine Nachricht auf dem Block des Hotels.
>Bin am Empfang, diesmal hab ich Frühstück bestellt, ich hoffe, die wecken dich damit nicht, komm wieder hoch, muss nur was klären<
Sie lächelte zufrieden und setzte sich aufs Bett. Da klopfte es schon an der Tür. Lächelnd ging zur Tür. Ihr Lächeln verflog aber gleich, als sie sah, wer an der Tür war.
„Du bist also wirklich wieder da“, bemerkte der Besucher.
„Ich hätte dich anrufen sollen“, sagte sie trocken.
„Ja, hättest du. Maine schon langweilig geworden?“
„Bin nur zu Besuch. Bist früh wach, für deine Verhältnisse“, murmelte sie.
„Kann ich reinkommen?“, hoffte er.
„Ist nicht mein Hotelzimmer, lass uns rausgehen“, nahm sie ihre Schuhe, die Hotelkarte und ging mit ihm in die Lobby.
„Also, was willst du hier, Dad?“, setzte sie sich mit überschlagenen Beinen cool in einen Sessel.
„Ähm, meine einzige Tochter sehen? Warst du schon bei deinem Bruder?“
„Ich bin nicht mal 24 Stunden hier, ich werde noch zu ihm gehen. Ich hab schon genug Kritik einstecken müssen gestern, wenn du mich nur anmotzen willst, bin ich gleich wieder weg“, raunzte sie.
„Du hast kein Recht, so zu reagieren, Monica, ich bin nicht einfach abgehauen“, bat er.
„Tut mir leid, diese Stadt tut das mit mir. Hey, Dad“, stand sie wieder auf und umarmte ihn.
„Schon besser. Das mit deiner Freundin ist wohl mächtig schief gegangen, dass du gleich die Stadt verlassen musstest, was?“
„So in etwa. Ich will ne Weile in Maine bleiben, ich brauch nen Abstand von New Orleans, aber nicht von dir. Tut mir leid, dass ich so gegangen bin, ich musste einfach aus der Stadt raus. Gehst du golfen?“, musterte sie ihn.
„Ja, mit nen paar Kumpels. Kommst du heute Abend zum Abendessen zu mir und Mary?“, hoffte er.
„Meredith, Mary war Nr. 4“, konterte sie.
„Meredith, ja, sag ihr bloß nicht, dass ich die Namen langsam durcheinanderbringe. Also?“
„19 Uhr okay?“
„Klingt gut. Bringst du Nachtisch mit?“
„Kann ich jemanden mitbringen?“
„Du hast jemanden Neues?“
„Nur einen Freund!“
„Sicher, Nachtisch?“
„War Nr. 5 die mit der Kokos-Allergie, oder war das Nr. 4?“
„Ach, stell mir nicht solche Fragen, bring einfach was mit Schokolade mit. Hab dich lieb, Tochter“, schmunzelte er, küsste sie auf die Wange und ging aus der Lobby.
 
„Ex-Freund?“, hörte sie plötzlich Rodricks Stimme hinter sich, während sie ihrem Vater hinterher sah.
„Das war mein Dad, wir sind heute Abend bei ihm und Weibchen Nr. 5 zum Essen eingeladen, hoffe, das ist in Ordnung“, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
„Sicher, gratis Essen ist immer gut. Wir sollten zurück ins Zimmer fürs Frühstück. Hast du gut geschlafen?“
„Sehr gut, dank dir. Ich hätte gestern echt ne Panikattacke bekommen können, aber du warst für mich da. Vielen Dank“, bedankte sie sich und drehte sich zu ihm.
„Dafür sind Freunde da, oder? Dein Freund muss dir jetzt eine heikle Frage stellen. Wo gehen wir heute hin? All die Orte hier sind für dich schwierig!“
„Ich würde gern meine Ex besuchen, aber das will und muss ich alleinmachen. An den Ort, an dem sie ist, will ich dich nicht mitnehmen, da ist es echt nicht schön. Hab so einige dahin geschickt“, erklärte sie ihm, während sie zurückgingen.
„Wenn das so schlimm ist, solltest du nicht allein gehen“, entschied er.
„Bitte lass mich das allein machen“, bat sie.
„Sicher, wenn du das willst. Dann schau ich mir solang New Orleans an, war ja noch nie hier. Kann ich den Wagen haben?“
„Sicher, ich nehm ein Taxi. Zurück werde ich sicher eh zu aufgewühlt sein, um zu fahren. Lass uns aber erstmal frühstücken“, erwiderte sie nachdenklich.
 
Dank ihrer Connections zu den Green Beads, konnte sie ins Roses kommen. Sie durfte darin keinerlei Waffen tragen, was sie ziemlich nervös machte. Ein Beads-Sicherheitsmann war aber an ihrer Seite, als sie durch die Hallen des Instituts ging. Das Roses war von außen wie eine normale psychiatrische Klinik, die Gitter an den Türen verhießen aber nichts Gutes.
„Hier ist es. Setzen Sie sich dahin, die Tür wird aufgehen, das Gitter aber nicht. Sie sind also sicher, ich bin aber gleich hier an Ihrer Seite“, erklärte er die Prozedur und sie setzte sich nervös hin.
Die Tür flippte hoch und sie erschreckte sich etwas von der Schnelligkeit und dem Metall, was an die Decke knallte.
„Nr. 15, du hast nen Gast“, erwiderte der Sicherheitsmann und ging ein paar Schritte zur Seite. Eine hagere Figur mit zerzaustem Haar kam an die Gitter.
„Hey, Süße“, begrüßte Monica ihre Ex sanft.
„Monica? Wo bist du gewesen? Was haben sie dir angetan?“, fragte Rubina. Ihre Stimme hatte das typische Graulen eines Werwolfes, ihre blaue Augenfarbe war einer goldbraunen gewichen.
„Mir hat niemand etwas angetan, ich bin einfach … ähm … weg“, druckste sie herum.
„Was heißt weg?“, graulte sie lauter, als sie vermutlich wollte. Monica schreckte zusammen.
„Tut mir leid, Baby, ich wollte nicht laut werden, ich hab mich noch nicht so unter Kontrolle, bitte verzeih mir. Warst du im Urlaub?“, versuchte Rosy sich sichtlich zusammenzureißen.
„Ich wohn jetzt in Maine“, sagte Monica nur.
„Was heißt, du wohnst in Maine? Was machst du verflucht nochmal da? Du bist hier zu Hause!“
„Nicht mehr, ich musste die Stadt verlassen!“
„Was bedeutet das? Was ist passiert?“
„Nichts ist passiert, ich möchte nur etwas Neues in meinem Leben. Das mit uns funktioniert nicht mehr“, trennte sie sich von ihr.
„Das kannst du mir nicht antun“, wurde Rosina wütend.
„Ich bin schon länger mit dir zusammengeblieben, als gesund für mich war. Du wolltest, dass ich dich töte, das kann man von niemandem verlangen, den man liebt. Ich werde immer was für dich empfinden, aber das alles hier ist zu viel für mich“, entschuldigte sich Monica.
„Du lässt mich damit einfach alleine? Du konntest diese eine Sache nicht für mich machen und jetzt stehst du mir nicht mal bei?“, schrie Rosina und graulte dabei deutlich. Als der Beads-Beamte bemerkte, wie sehr das beide aufregte, schloss er die Tür wieder.
 
Wie ein Reh im Scheinwerferlicht torkelte sie aus dem Roses. Rodrick stand an den Mietwagen gelehnt dort. Langsam ging er auf sie zu. Weinend und ohne viele Worte fiel sie ihm um den Hals.
„Was machst du hier? Ich dachte, du würdest dir die Stadt anschauen“, schniefte sie, als sie sich ausgeweint hatte.
„Ich konnte dich damit nicht alleinlassen und du solltest mir die Stadt zeigen. Lief wohl nicht so gut, was?“
„Ich war eine andere Person, wenn ich mit ihr zusammen war, eine Person, die ich nicht mehr im Spiegel ansehen will. Es musste sein. Ich könnte nen Drink gebrauchen, einen großen, starken Drink“, erwiderte sie nur.
„Steig in den Wagen, ich hab ne Überraschung für dich dort“, sagte er und sie setzte sich auf den Beifahrersitz. Im Fußraum befand sich eine neue Flasche Jack Daniels.
„Bist du sicher, dass du nicht aus einer Familie von Hellsehern stammst?“, war sie erfreut, drehte den Deckel ab und trank einen großen Schluck.
„Ja, ich bin sicher, ich hab nur gedacht, was ich brauchen würde, wenn ich meine Frau wiedersehen würde. Trink nur nicht zu viel, du willst nicht betrunken bei deinem Dad auftauchen“, riet er ihr.
„Stimmt, das. Der eine Schluck reicht mir erstmal, danke. Ich bin irgendwie erleichtert, dass ich es jetzt rumhabe. Gott sei Dank war sie hinter Gittern, als ich es ihr gesagt habe, sie hat ihren Wolf so gar nicht unter Kontrolle. Sie hat europäische Vorfahren, keine Penobscot, wer weiß, ob sie jemals den Wolf unter Kontrolle bekommt. Bin ein Arschloch, weil ich nicht bei ihr bleibe?“
„Das musst du noch Fragen? Sieh, was sie aus dir macht. Ich hab dich als selbstbewusste, coole Lady kennengelernt, jetzt zitterst du am ganzen Körper. Sie ist nicht gut für dich und du musst sie zurücklassen. Aber ich kann das nicht für dich entscheiden“, erwiderte er.
„Fahr, bitte“, bat sie und er stieg ein.
 
Betretendes Schweigen herrschte am Abend am Esstisch der Familie Raklin.
Das Haus, in dem sie saßen, war nicht so beeindruckend wie Uriels, aber man konnte schon sehen, dass ihr Vater vermögend war.
„Das Essen ist gut“, lobte Rodrick das Essen.
„Danke, ich sag’s der Köchin“, bedankte sich Meredith. Monicas Stiefmutter war nicht viel älter, vermutlich sogar jünger als sie, blond, vollbusig, schlank, so wie man sich halt eine typische Frau eines Mannes vorstellte, der mitten in der Midlife Krise steckte.
„Ihr habt Angestellte?“, flüsterte Rodrick, Monica entgegen, die aber ganz weit weg war.
„Monica?“, stieß er sie leicht an und sie schreckte furchtbar zusammen.
„Entschuldige, was hast du gesagt?“, wollte sie wissen und sah ihn mit leeren Augen an.
„Nicht wichtig. Alles okay bei dir?“, machte er sich richtig Sorgen um sie.
„Ja, war nur in Gedanken. Wo waren wir grade?“
„Wir haben gar nichts gesagt, mein Schatz. Du wirkst so ganz anders wie heute Morgen, was ist los?“, wollte ihr Vater wissen.
„Ich hab mich von Rosina getrennt, dass wolltest du doch immer. War nicht sehr freundschaftlich und hat wehgetan, also entschuldige meine Unkonzentriertheit“, erklärte sie ihm.
„Sie war nicht gut für dich, mein Schatz, es hat mir nicht gefallen, was sie aus dir gemacht hat. Rodney hier ist viel besser für dich!“
„Rodrick und wir sind nur Freunde ich date immer noch Frauen, auch nach dem Erlebnis. Ich dachte das Thema Bisexualität hätten wir durch“, entgegnete sie genervt.
„Haben wir, du kannst lieben wen du willst, ich will nur sagen, Rosina war kein guter Einfluss, dass hätte ich bei nem Kerl genauso gesagt. Ich hab gehört, sie hat sich einweisen lassen, also lieg ich da nicht ganz falsch!“
„Sie ist von einem Werwolf gebissen worden, Dad, sie will niemandem schaden, deswegen hat sie das getan“, moserte sie.
„Ach Kind, du weißt doch, dass ich mit diesem ganzen magischen Zeug nichts am Hut haben möchte“, war er nicht gut auf das Thema zu sprechen.
„Deine Schwiegertochter ist eine Hexe und deine Enkeltochter ne Halbe, du hast Magische in der Familie, du kannst das nicht einfach ignorieren!“
„Ich toleriere es, mögen muss ich es nicht!“
„Wow, einen Magie-Phoben hab ich hier nicht erwartet“, warf Rod ein.
„Sag bloß nicht, dass du auch so einer bist“, sagte ihr Vater plötzlich arrogant.
„Nein, Sir, aber ich bin für die Rechte der magischen, ich bin Bürgermeister in meiner Stadt geworden, um mich um die Magischen zu kümmern und das tu ich“, bemerkte er etwas gereizt.
„Du klingst wie meine Tochter“, konterte Mr. Raklin.
„Das hoffe ich, ihr Mut und ihre Willenskraft ist ansteckend“, lobte Rod seine Bekannte. Überrascht lächelte Monica über beide Ohren und das zum ersten Mal in Tagen.
„Sie ist eine Träumerin, sie muss mal erwachsen werden“, bemerkte Mr. Raklin.
„Sagt der Mann mit der Barbie-Braut und dem Sportwagen“, murmelte Monica.
„Sei nicht so respektvoll vor deiner Mutter“, schimpfte ihr Vater.
„Sie ist nicht meine Mutter, das waren sie alle nicht. Ich glaub, ich bin hier fertig“, stand sie ruckartig auf und ging auf die Terrasse.

Achtes Kapitel

 
„Deine Daddy-Issues sind noch schlimmer als meine“, setzte sich Rodney auf den Glastisch auf der Terrasse, während er seiner Bekannten zusah, wie sie sauer auf und ab ging.
„Dieser … Mann … ist unmöglich. Mein Bruder und seine Frau sind 20 Jahre zusammen und er kann sie immer noch nicht akzeptieren. Sie ist ne Bitch-Witch und ziemlich nervig, aber trotzdem seine Schwiegertochter. Je älter er wird, um so arroganter wird er“, schimpfte sie vor sich hin. Er grinste.
„Was? Was ist so lustig?“
„Den Begriff Witch-Bitch hab ich noch nicht gehört. Ich muss deine Schwägerin echt mal kennenlernen“, schmunzelte er.
„Wirst du morgen. Ich brauch nen Drink, lass uns gehen“, sagte sie nur.
„Du willst einfach gehen?“
„Ja, ich liebe meinen Dad, aber wenn er so ist, will ich nicht um ihn herum sein“, erklärte sie.
„Sicher, ich hol deine Tasche. Was sag ich ihm?“, wollte er helfen.
„Sag ihm, ich ruf ihn an, aber momentan kann ich einfach nicht“, bat sie.
„Sicher, komm gleich wieder“, ging er rein und holte ihre Sachen.
 
„Ist das dein Stamm-Drink in deiner Stamm-Bar?“, wollte Rod wissen, als die beiden ein paar Stunden später in einer typischen New-Orleaner-Bar saßen.
„Nein, zu beidem, ich will einfach nur trinken, okay?“, hoffte sie.
„Sicher, mach ruhig“, erwiderte er nur und trank ein Schluck aus seinem Bier.
„Langsam versteh ich, warum du nicht hierher wolltest“, sagte er in eine Minute der Stille.
„Ja, duh, mit meiner Nichte wird es morgen nicht anders laufen, die Leute hier sind alle so stur. Ich musste erst hier weg, um das zu erkennen. Tut mir leid, dass ich deine Hoffnungen zerschmettert und deine Zeit verschwendet habe“, erwiderte sie taurig.
„Wir haben noch ein paar Tage, wenn wir hier weggehen, hast du hier alles geklärt, keine Sorge“, versicherte er ihr.
„Du bist so optimistisch manchmal, das ist nicht so attraktiv wie du denkst“, nörgelte sie.
„Ich muss mal wohin“, entschuldigte er sich.
 
Monica war in dieser Nacht so betrunken, dass sie nicht merkte, dass er ein eigenes Zimmer gebucht hatte.  Er zog ihre Schuhe aus, stellte ihr den Mülleimer neben ihr Bett und ging in sein eigenes Zimmer.
Er las noch eine E-Mail seiner Tochter, sah einen Film fertig und ging dann auch ins Bett.
 
Mit ihrer Sonnenbrille auf der Nase und ihre Strickjacke hinter sich her schleifend kam sie zum Frühstück.
„Morgen, hab dir nen Kaffee geholt“, begrüßte er sie leise, als sie sich zu ihm setzte.
„Wo warst du heute Nacht?“
„In meinem Zimmer, du hast einen ganz schönen Kater, was?“, fragte er, als wäre das ganz normal.
„War ich gestern so fies zu dir, dass du dir ein eigenes Zimmer gesucht hast?“
„Nein, Ich hab mir gestern Morgen schon ein neues gebucht. Bist du aufnahmefähig?“
„Nach dem Kaffee vielleicht. Hab ich was falsch gemacht?“
„Trink erstmal nen Kaffee, wir reden gleich“, bat er und sie trottete zum Buffett.
 
„Okay, Kaffee ist drin. Was ist los? Was stört dich an mir?“
„Gar nichts stört mich an dir, das ist genau das Problem. Wenn ich neben dir liege habe ich eben Gefühle, die ich nicht für eine Frau fühlen sollte, die nicht daten will und wenn dann nur Frauen“, druckste er herum.
„Meine Güte, natürlich, sorry, ich war so viel unter schwulen Männern, dass ich mich wohl zu wohl in deiner Nähe gefühlt habe. Tut mir echt leid, ich werde ausziehen, wenn wir wieder zu Hause sind“, entschuldigte sie sich.
„Wow, ausziehen musst du dann nicht, ist ja mein Problem, nicht deins. Ich hab dich gern in meinem Haus und meiner Tochter scheint das auch gut zu tun. Bitte bleib!“
„Ich wollte das nicht“, war sie verwirrt.
„Ich weiß, ich sollte nicht so fühlen, ich bin verheiratet, du bist nur so verdammt attraktiv, innen und außen“, entschuldigte er sich. Sie sah ihn nur mit offenem Mund an.
„Ich hol mir nochmal was zum Essen“, wollte er der peinlichen Situation entgehen. Sie stand auch auf, ging ihm hinterher, drehte ihn zu sich und küsste ihn sanft.
„Danke, dass ist das Schönste, was ich seit langem über mich gehört habe. Dankeschön. Ich werde mich duschen und zu meinem Bruder fahren, ist besser, wenn ich das allein mache, diesmal. Treffen wir uns um zwei Uhr im Irene’s, ich hab Lust auf ne richtig gute Pizza“, bedankte sie sich und zog einfach ab.
 
Rodrick stand eine Sekunde mit einem “Was war das eben?“-Gesichtsausdruck da und ging dann mit einer leeren Tasse Kaffee in der Hand zurück zu seinem Tisch.
 
Monica zog dezente Kleidung an, um zu ihrem Bruder zu gehen. Sein Bruder und seine Frau waren zwar nicht zu altmodisch, ihr war es aber nur lieber, ihr Anliegen professionell vorzutragen.
 
An der Tür öffnete ihre Schwägerin ihr.
„Da bist du ja wieder, komm rein“, schien die Voll-Hexe Lorraine ihre Schwägerin schon erwartet zu haben.
„Ähm, okay. Hast du ne neue Kraft entwickelt?“
„Nicht seit ich 18 war, wieso?“
„Du scheinst mich erwartet zu haben, war nur neugierig!“
„Du streichst schon ein paar Tage durch die Stadt, ich hab Connections, ich hör Zeug. Hast du nicht gesagt, du kommst nie wieder zurück, als wir dass das letzte Mal gesprochen haben?“, ließ sie sie rein.
„Ich bin auch nur zu Besuch. Ist Queenie da?“
„Ja, dank dir verlässt sie das Haus ja nicht mehr“, kritisierte Lorraine sie.
„Warum bin ich schuld daran? Ich hab nichts gemacht“, raunzte sie.
„Ihre Mentorin ist bekloppt geworden, als du sie verlassen hast, also schon irgendwie!“
„Erstens, sie ist ein Neu-Werwolf und nicht bekloppt geworden und zweitens, Rosina hat sich freiwillig einliefern lassen und unsere Beziehung geht nur uns beide was an. Wir sind auch getrennt, falls es dich interessiert“, war sie genervt von den Anschuldigungen.
„Ja, hab ich gehört, du hast sie herzlos abserviert. Ziemlich schäbig von jemandem, der noch vor zwei Monaten auch in ner miesen Lage war“, hielt sie ihr vor.
„Zum zehntausendsten Mal, ich hab mich nicht umbringen wollen, ich war auf dieser Brücke um nachzudenken. Ihre Verwandlung war die Nacht zuvor gewesen, ich war die ganze Nacht bei ihr, ich war durcheinander“, erwiderte Monica verteidigend.
„Du standest auf der Reling, ich hab das niemandem erzählt, nicht mal meinem eigenen Ehemann, dir ging es bald besser, also hab ich das als Übersprungshandlung abgetan. Ich dachte, dir würde es gut gehen, aber dann bist du plötzlich weg. Du bist wie eine kleine Schwester für mich, ich mach mir Sorgen um dich!“
„Mir geht’s gut, mich hats nach Maine verschlagen, ich leb in diesem süßen kleinen Ort am Meer. Der Bürgermeister und seine Tochter haben mich als Gast aufgenommen und sie sind so nett zu mir. Ich konnte in den letzten Wochen heilen. Ja, die Sache mit Rosie war nicht toll, aber wie würdest du damit klarkommen, wenn Ricky plötzlich den Mond anheulen würde?“, fragte Monica.
„Ich liebe ihn, ich würde ihm da durchhelfen“, konterte Lorraine.
„Ah, dann hab ich sie wohl nicht genug geliebt. Kann ich mit deiner Tochter reden?“
„Sie hat sich in ihrem Zimmer verschanzt, viel Glück“, bemerkte Lorraine und ging an ihr vorbei in die Küche.
„Das wird lustig“, murmelte Monica und klopfte an der Zimmertür ihrer Nichte.
„Hab keinen Hunger, Mom“, hörte sie die genervte Stimme ihrer Nichte.
„Ich bin es“, sagte sie sanft. Der Schlüssel in der Tür wurde gedreht und die Tür ging auf.
„Du hast echt Nerven, hier aufzutauchen“, begrüßte auch Queenie ihre Tante nicht glücklich.
„Das hab ich schonmal gehört, kann ich reinkommen?“
„Tu dir keinen Zwang an, ich hab hier nen ziemliches Chaos, also, sorry“, ging aus dem Weg.
Überall im Zimmer lagen antike Bücher, Kerzen brannten an den Fenstern, es roch nach Kräutern.
„Rauchst du Pot hier drin?“, wunderte sie sich.
„Nein, das Zeug macht doch nur dämlich. Da ich ja keine Beads mehr werde, versuch ich mich jetzt in Magie. Schau dir das an“, erklärte Queenie und ließ Rosenblüten im Raum wie ein Tornado herumfliegen.
„Nett. Auch wenn ich deine magischen Ambitionen gutheiße und deine Mutter sicher auch, ich hab nen Angebot für dich“, setzte sie sich auf einen Stuhl.
„Uriel hat mich schon angerufen. Glaubst du wirklich, ich zieh in ein Kaff in Maine?“, wollte sie wissen.
„Erstmal will ich, dass du dort Urlaub machst und es kennenlernst. Die haben eine Horde von Werwölfen dort, du stehst doch auf Werwölfe“, erwiderte Monica verhandelnd.
„Erzähl weiter“, war sie interessiert.
 
Zwei Stunden später hatte sie ihre Nichte überzeugt, sich Castine zumindest mal anzusehen.
„Schade, dass Uriel nicht will“, bemerkte Monica, als sie sich fertig unterhalten hatten.
„Ich krieg ihn schon überzeugt, im Notfall entzieh ich ihm den Sex. Das klappt sicher“, entgegnete sie und Monica machte große Augen.
„Was? Du warst weg und der Boss ist durchgeknallt, an jemanden musste ich mich kuscheln. Ist nur was Lockeres, ich bin zu jung für was ernstes“, entschied sie.
„Okay, was sagen deine Eltern dazu?“
„Die müssen das nicht wissen, ich bin volljährig. Also, ich muss noch ein paar Sachen erledigen, im Juli habe ich vier Wochen. Er wird auch da sein, versprochen“, entgegnete sie.
„Ich danke dir, das wird ihm viel bedeuten“, bedankte sie sich.
„Wer ist er? Bist du verknallt in ihn?“
„Ähm, nein“, stotterte Monica.
„Du bist bi, du kannst lieben wen du willst. Er klingt nett!“
„Er ist einer der Guten, aber mit allem was grad los ist, kann ich einfach nicht. Er ist auch verheiratet, sowas mach ich nicht!“
„Ist sie heiß?“
„Was?“
„Seine Frau, ist sie heiß!“
„Keine Ahnung, sie ist seit drei Jahren weg!“
„Dann ist er nur noch auf dem Papier verheiratet, das zählt nicht. Habt ihr schon rumgemacht?“
„Solche Gespräche führe ich nicht mit dir, Nichte!“
„Also ja. Du musst dich nicht schuldig fühlen, das mit Rosie und dir war schon lang vorbei vor dem was du da jetzt machst“, entschied Queenie.
„Ich hab nichts mit ihm … warte, was meinst du mit schon lang zu Ende?“
„Tante, ich hab euch drei Jahre beobachtet, eure Beziehung war immer schon kompliziert vom ersten Tag an. Du warst zum ersten Mal in einer Beziehung zu einer Frau, soweit ich weiß, also dachte ich, du hast Schwierigkeiten, dich daran zu gewöhnen. Eure Beziehung war nicht so stabil und das Ende war für mich nicht überraschend“, erklärte sie ihr.
„Wow, interessant mal die Position eines anderen darüber zu erfahren. Ich dachte immer, das wäre normal, anscheinend nicht. Ich hätte anders am Ende reagieren sollen, aber ich hab mich von ihr verabschiedet, irgendwie. Wenn sie aus dem Roses rauskommt, wird sie mich vermutlich umbringen, ich sollte mir Silberkugeln für meine Waffe besorgen“, dachte sie laut nach und Queenie starrte sie an.
„Nur, falls sie mich töten will, sie bedeutet mir noch etwas, das werde ich nur machen, wenn wirklich mein Leben bedroht ist. Sie ist eine Freundin von uns allen, vor allem
Uriel würde mir das nie verzeihen. Ich muss jetzt los, mein Begleiter wartet auf mich. Danke, dass du mich angehört hast und lüfte hier drin mal, die ganzen Zaubertränke machen es hier drin ganz schön muffig“, umarmte sie ihre Nichte und ließ sie wieder alleine.
 
Rodrick wartete vor dem italienischen Restaurant schon auf sie.
„Sorry, hat länger gedauert als gedacht, sie zu überzeugen, aber sie ist dabei. Uriel kommt vielleicht auch, anscheinend hält meine Nichte ihn als Boy-Toy. Kann nicht sagen, dass ich stolz auf sie bin, aber wenn es hilft, ihn zu überzeugen, warum nicht. Wie war das Sightseeing?“
„Gut, hab eine Tour über die musikalische Geschichte von New Orleans gemacht, war spannender, als ich dachte. Du hast sie wirklich überzeugen können, das ist toll“, machten sie Smalltalk, aber alles war irgendwie anders.
„Wegen heute Morgen …“, begann sie.
„Du warst noch betrunken, schon gut, ich versteh’s!“
„Nein, das hab ich ernst gemeint, aber das alles hier und dann das mit deiner Frau, wir sollten nicht“, erwiderte sie.
„Sicher, verstehe. Ich hab Hunger, sollen wir nicht reingehen?“, verstand er schnell, was sie fast enttäuschte. Sie lächelte es weg und folgte ihm.
 
Die Tage drauf ging Monica noch ein paar Sachen besorgen, besuchte ein paar Freunde und besuchte nochmal ihren Vater, um unausgesprochenes auszusprechen. Die Woche ging viel zu schnell vorbei und sie flogen wieder nach Washington D.C. und Maine.
 
Als sie vom Auto zu seinem Haus gingen, sah die Nachbarin sie mit gerümpfter Nase an.
„N’Abend Mrs. Collins“, begrüßte Rodrick seine ältere Nachbarin, die schüttelte aber nur den Kopf und verschwand im Haus.
„Okay, das war seltsam, aber wir haben Werwölfe, gibt seltsameres in der Stadt. Der Flug war anstrengender als ich dachte, ich glaub, ich leg mich gleich hin, muss ja morgen wieder arbeiten“, erwiderte er, während er die Tür aufschloss.
„Ja, bin auch müde. Ich könnte noch was zu essen vertragen, ich glaub, ich bestell noch was. Mein Motor wird grad verkauft und ich will noch wissen, was ich dafür kriege“, erwiderte sie und folgte ihm rein.
Das Licht im Flur ging nicht an.
„Man, da ist wohl die Lampe ausgebrannt“, erwiderte er und ging im Dunkeln Richtung Küche, um dort das Licht anzumachen. Plötzlich hörte er ein Poltern.
„Bist du an was gestoßen?“, fragte er sie und sie verneinte es.
„Fuck, dann ist jemand im Haus“, bemerkte er und schnappte sich ruckartig seine Waffe vom Kühlschrank, bevor er das Licht anmachte. Es war Cody.
„Cod‘, man, ich hätte dich fast erschossen“, keuchte er erleichtert.
„Mit deinen Silberkugeln wäre das ein teurer Spaß geworden. Die Lampe im Flur ist kaputt, ich bin vor dem Fernseher eingeschlafen und hab was gehört“, konterte Cody trocken.
„Was machst du in meinem Haus, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“
„Ich wollte noch Sachen von deiner Frau entsorgen, da dachte ich, hey, du bist nicht da, da kann ich auch noch Netflix schauen“, erklärte er.
„Okay, aber nächstes Mal schreib mir, bevor du das machst. Wie ist die Lage in Castine? Irgendwas passiert, während ich weg war?“
„Nope, nur die üblichen Werwolf-Geschichten, nichts Weltbewegendes und bei dir?“
„Wenn alles gut geht hast du im Sommer vier Wochen zwei Praktikanten, die dich unterstützen und vielleicht bleiben“, erzählte Rodrick stolz.
„Na super, noch so zwei hormongesteuerte Jäger, das habe ich ja schonmal durchgemacht. Wenn sie mir helfen können, freu ich mich aber!“
„Ja, eine Hexe und ein Supercleverer, ihr könntet ein gutes Team abgeben und ich glaub wirklich, ein bisschen Pause von New Orleans würde denen beiden guttun“, erklärte er seinem Bruder.
„Gut, gut. Und was ist die Situation bei euch beiden? Seit ihr jetzt nen Paar, oder was?“, fragte Cody cool.
„Ähm, nein, immer noch verheiratet, vergessen?“, zeigte Rodrick seinen Ehering.
„Zieh ihn aus und gib ihn mir“, forderte Cody plötzlich.
„Was?“
„Ach komm schon, im Mai sind es vier Jahre, die Leute hier denken eh schon, dass du Monica knallst, wenn du ohne Ehering rumläufst, sind sie vielleicht urteilsfreier“, schlug er vor.
„Sie was? Wie kommen die darauf?“
„Ach komm schon, Kleinstadt, da entstehen Gerüchte. Gib ihn mir, ich bewahre ihn für dich auf“, bat Cody. Unter Schwierigkeiten zog Rodrick überraschend seinen Ring aus.
„Guter Junge. Schönen Abend ihr beiden, viel Spaß“, bemerkte Cody zweideutig und ging aus der Küche zu seinem Wagen.
„Du hast deinen Ring ausgezogen“, war Monica überrascht.
„Ja, er hat Recht, es wird Zeit. Die Leute denken also, dass wir es tun, dann lass es uns tun. Wenn zwei 18-jährige das können, können wir das noch lange“, zog er sie plötzlich an sich.
„Bist du sicher?“, war sie freudig überrascht.
„Meine Tochter ist noch zwei Tage weg, lass uns das ausnutzen“, erwiderte er und küsste sie. Die Küsse wurden immer stürmischer und es endete damit, dass er sie auf der Küchenplatte nahm, gefolgt vom Sofa und letztendlich im Schlafzimmer.

Neuntes Kapitel

 
Zufrieden wurde Monica in seinem Bett wach. Sie roch Kaffee. Sie schlüpfte in eins seiner Hemden und ging in die Küche. Dort war aber nicht Rodrick, sondern Cody, der nen Kaffee trank und eine Packung Doughnuts öffnete.
„Morgen, steh auf das Outfit“, mampfte er mit Zuckerguss überall über seinem Mund.
„Fuck, du bist nicht … ich bin gleich wieder da“, erschreckte sie sich und ging in ihr Zimmer, um sich eine Shorts anzuziehen.
„Wusste doch, bei euch läuft was und von dem Zustand der Küche aus zu urteilen habt ihr gestern nicht lang gefackelt. Ich hab alles saubergemacht, keine Sorge“, bemerkte er trocken und schenkte ihr einen Kaffee ein.
„Wo ist dein Bruder?“
„Arbeiten, vermutlich, ich wollte euch gestern nicht stören, deswegen bin ich gestern weg, hatte aber was vergessen. Also?“, war er neugierig.
„Erstens, geht dich gar nichts … und zweitens … gar nichts an. Dein Bruder hat Recht, wenn du hier ein und ausgehst, solltest du das vorher anmelden. Dann können wir solche Peinlichkeiten vermeiden“, forderte sie.
„Wenn ihr jetzt regelmäßig vögelt sollte ich das wirklich, obwohl ihr Schwierigkeiten kriegt, wenn meine Nichte wieder zurückkommt. Warte, ist er einfach aus dem Haus, ohne dich zu wecken? Das klingt gar nicht nach ihm“, konterte Cody.
„Wir wollen es locker angehen, da wir zusammenwohnen ist das wohl seine Art einen One-Night-Stand zu simulieren, irgendwie, krieg ich einen?“, deutete sie auf die Doughnuts.
„Sicher, ist für alle. Nen One-Night-Stand, wenn ihr zusammenwohnt, das ist echt dämlich“, erwiderte er und sie nahm sich einen Erdbeer-Doughnut.
„Wir hatten gestern nicht so die Zeit, alles im Detail zu besprechen“, nuschelte sie in ihren Doughnut.
„Ähm, das seh ich“, stellte er den umgekippten Seifenspender wieder auf.
„Das war echt wild, so guten Sex mit einem Mann hatte ich lang nicht mehr“, sagte sie breit grinsend.
„So genau wollte ich es nicht wissen. Meine Mutter ist ziemlich katholisch, lass uns das unter uns behalten“, erwiderte er etwas angeekelt.
„Ich red sicher nicht mit eurer Mutter darüber. Ich muss jetzt duschen, ich muss zur Arbeit“, bemerkte sie und ging Richtung Badezimmer.
„Ihr wollt das wirklich durchziehen? Ich kenn dich nicht gut, Kleines, aber mein kleiner Bruder ist nicht der Typ „Wham-Bam Danke Ma‘am“, echt nicht“, erwiderte er.
„Wie ich sagte, nicht dein Problem. Schließ ab, wenn du gehst, ich will nicht noch von Wölfen überrascht werden, menschlich, oder tierisch“, forderte sie und schloss die Tür des Badezimmers.
 
„Morgen“, kam Monica in ihrer Uniform ins Diner und begrüßte ihre Chefin.
„Morgen, da sieht aber einer gut erholt aus, wie war der Big Easy?“, begrüßte Darla ihre Angestellte.
„Gut, hab meine Familie wiedergesehen und einiges geklärt. Wie war’s hier?“
„Alles beim Alten, du strahlst ja, du treibst wirklich Unzucht mit meinem Sohn, wie mir scheint“, musterte Darla sie und Monica band ihre Schürze.
„Ähm, nein, wir sind nur Freunde. Ich mach die Brötchen in den Ofen“, bemerkte sie und ging Richtung Küche.
 
Zur Mittagspause kam Rodrick wie immer zum Mittagessen ins Diner. Er setzte sich aber wieder an einen Tisch.
„Hey, was kann ich dir bringen?“, begrüßte Monica ihn freundlich.
„Burger mit Pommes. Wie hast du geschlafen?“, fragte er verliebt.
„Gut, ich hab deinem Bruder nur heute Morgen meine kleine Jägerin gezeigt, wenn du verstehst was ich meine, weil der Kerl einfach in unserer Küche stand“, bemerkte sie trocken.
„Sorry, ich red mit ihm darüber. Das war interessant, letzte Nacht“, wusste er nicht ganz genau, was er sagen sollte.
„Wow, interessant, das tut weh. Ist ne Weile her mit einem Mann bei mir, aber interessant ist harsch“, murmelte sie und füllte sein Wasser auf.
„Das ist die jugendfreie Version, was anderes kann ich in dieser Stadt in der Öffentlichkeit nicht sagen“, versicherte er.
„Wir reden heute Abend. Dein Burger kommt sofort“, bemerkte sie nur und ging weiter.
 
Als Rodrick von seiner Mittagspause kam, saß Cody breitbeinig auf dem Sofa in seinem Büro.
„Wow, Privatsphäre ist echt nicht dein Ding. Was willst du, großer Bruder?“
„Ich will dir erstmal sagen Gratulation, du hast dir eine echte Zuckerschnecke ausgesucht um dein Zölibat zu beenden. Aber was “Lockeres“? Das bist nicht du, Bro“, entschied Cody.
„Sie ist heiß, ich hab Spaß und wenn du sie nochmal Zuckerschnecke nennst, ramm ich dir einen Pflock ins Herz, oder ich lass es sie machen. Sie ist was Besonderes und sie tut mir gut, mehr ist nicht dein Problem“, konterte er.
„Wie du meinst, du hast dich nur grad erst von der letzten heißen Frau erholt, pass auf dich auf!“
„Mach ich, keine Sorge. Ich hab in fünf Minuten nen Termin, kannst du bitte gehen?“
„Okay, du kannst aber immer mit mir reden, ich hoffe, das weißt du!“
„Danke, das weiß ich zu schätzen“, bedankte er sich und sein Bruder ließ ihn allein.
 
Als sie am Abend auf dem Sofa knutschten, hielt Rodrick sie plötzlich auf Distanz.
„Sorry, hab ich Mundgeruch?“
„Nein, alles gut. Ich kann das nur nicht“, bemerkte er.
„Gestern hat bewiesen, dass du es kannst“, säuselte sie.
„Ja, das war echt heiß. Aber mein Bruder hat Recht, ich bin schon schwer verliebt in dich, so einfach Sex und hopp kann ich nicht“, sagte er entschuldigend.
„Ich auch nicht“, setzte sie sich neben ihn.
„Was machen wir dann?“
„Ich geh kalt duschen und dann ins Bett“, erwiderte sie und verschwand im Badezimmer.
„Du willst also die ganze Zeit nur kalt duschen?“, stellte er sich vor der Tür und rief ihr zu. Sie öffnete die Tür und zog ihn rein.
„Deine Tochter kommt morgen wieder, wir sollten das ausnutzen“, bemerkte sie und entkleidete ihn.
 
Am nächsten Tag hatte sie die Nachtschicht. Sie verlor den Kampf mit ihren Haaren, also ging sie zu dem Frisör, der ihr vorgeschlagen wurde.
„Hey, ich seh schon dein Problem, setz dich hin“, begrüßte Shonda ihre Kundin.
„Was denken Sie, glätten, schneiden, oder Dreads?“, wollte sie wissen.
„Ich wasch erstmal mit einem Glättungsschaum, dann sehen wir weiter. Komm hier rüber“, bat Shonda, die selbst afrikanische Wurzeln hatte und wusch Monicas Haare.
„So, du bist also die neue vom Bürgermeister? Wie ist er so im Bett?“, begann Shonda, während sie ihre Haare entwirrte.
„Das hat sich schon rumgesprochen, das sollte mich nicht wundern. Es ist kompliziert“, murmelte sie.
„Das ist es doch immer. Tut mir leid, Kleines, das wird jetzt wehtun. Wie konntest du deine Haare nur so verfilzen lassen, hat deine Mutter dir nicht beigebracht wie meinen Afro frisiert?“, zerrte sie an ihrer Kundin herum.
„Meine Mutter starb, als ich noch recht jung war, Haarpflege hat sie mir nicht beigebracht und da alle anderen in meiner Familie weiß sind, war ich allein mit dem Problem“, erklärte sie ihr.
„Sorry, das wusste ich nicht. Ich glaub, ich muss einiges kürzen und dann mit Keratin rangehen, tut mir leid!“
„Kein Problem, dann muss ich wohl ne Weile brav rumrennen. Du bist die Augen und Ohren der Stadt, ich bin neu hier, was muss ich wissen?“
„Wie viel weißt du über die Stadt?“
„Die magischen, oder die normalen Sachen?“
„Okay, dann kann ich frei reden. Du bist magisch, oder ein normaler Mensch?“
„Mensch, aber erfahren mit allem Magischem. Rod meinte, du bist auch nur ein Mensch!“
„Das nur tut etwas weh, aber ja, nur ein Mensch. Also, spuck’s aus, wie ist er im Bett. Ich bin mit ihm zur Schule gegangen, er war immer schon etwas verklemmt, ist er auch so im Bett?“
„Kann mich nicht beklagen, verklemmt ist er nicht. Mehr sag ich dazu nicht!“
„Die verklemmten sind meisten die schärfsten im Bett. Du weißt hoffentlich, dass er noch verheiratet ist, oder?“
„Ja, aber sie hat ihn vor fast vier Jahren verlassen, wer so einen tollen Mann einfach so verlässt hat Pech gehabt“, entschied sie.
„Sie hat ne Verwandlung durchgemacht, wir sind uns nicht einig ob Werwolf, oder Vampir, das musst du auch wissen!“
„Vampir, auch das weiß ich. Er kann das erste Mal in Jahren in die Zukunft schauen, das hat er doch verdient, oder?“
„Natürlich, Vampir also. Da hat sie echt Pech gehabt, Vampire verirren sich selten hierher, die Wölfe sind meistens ziemlich abschreckend auf sie. Ich hab in den letzten Jahren keinen gesehen und ich bin ein Nachtschwärmer. Und was ist deine Story, was bringt dich in die Stadt?“, wollte Shonda wissen und Monica erzählte ihr alles.
„Eine weitere Bi in der Stadt, willkommen im Team. Das mit deiner Ex ist heftig, meine Ex-Partner waren nur Loser, aber dann hab ich meinen Mann getroffen und alles wurde gut. Ich will damit nicht sagen, dass ich die Beziehungen zu Frauen bereue, aber er ist der einzige Wahre. Was ist mit deiner Ex und dir? Willst du sie jetzt niemals wiedersehen?“
„Sie wird mich vermutlich irgendwann mal aufsuchen, wenn sie wieder rauskommt, ich hab schon etwas Schiss vor dem Tag“, entgegnete sie.
„Keine Sorge, Cody und Rod sind hervorragend ausgebildet, die beschützen dich!“
„Ich hab eher Schiss vor dem Emotionalen, aber ironischerweise hat sie mich in der Jagd ausgebildet, ich weiß auch, wie man sich verteidigt. Wie viel musst du abschneiden?“
„Schon nen Stück, aber wenn du wie ich bist, wird das schnell nachwachsen. Wer in deiner Familie ist der Afro-Träger eigentlich?“
„Meine Mutter, mein Vater ist ein verklemmter Weißer“, bemerkte sie und Shonda grinste.
„Was?“
„Du beschreibst grad deinen Lover“, war sie amüsiert.
„Verdammt, er hatte Recht mit den Daddy-Issues, ich vögle meinen Vater“, realisierte sie, während Shonda ihre Haare schnitt.
„Deiner war weiß und ist wenigstens geblieben, meiner ist eines Tages abgehauen, als ich fünf Jahre alt war. Ja, ich bin das typische Klischee. Mein Mann ist so gar nicht wie er, denk ich, ist fast 40 Jahre her, ich weiß es nicht mehr“, erzählte Shonda.
„Dann haben wir beide jung einen Elternteil verloren, das ist echt nicht einfach. Deine Mutter ist aber nicht bei Ehemann Nr. 5 angekommen, oder?“
„Nein, Nr. 2 immer seit 34 Jahren ihre große Liebe. Die Scheidungsraten sind hier allgemein niedrig, was schön ist. Gestern war eine Kundin da, die bald ihren 65. Hochzeitstag hat, Das werden mein Mann und ich so rein biologisch nicht mehr schaffen, wir sind erst 10 Jahre verheiratet, aber das ist ein wunderschönes Ziel“, bemerkte sie.
„Ja, ist es. Stell dir vor, über sechzig Jahre mit dem gleichen Kerl, meine längste Zeit mit einem Kerl war ein Jahr“, dachte Monica laut nach.
„Tu ihm nicht weh, okay?“, bat Shonda plötzlich.
„Niemals, ich werde mit ihm heute Abend reden, wir sehen beide ein, dass das keine Zukunft hat, aber in den letzten zwei Tagen landen wir immer im Bett, wenn wir das diskutieren wollen. Wenn seine Tochter heute wiederkommt, können wir endlich richtig reden“, entschied sie.
„Was werdet ihr ihr sagen?“, wollte sie wissen.
„Wir werden ihr gar nichts sagen, wir sind ja nicht zusammen“, erwiderte sie.
„Sie ist nen Teenager, sie ist nicht blöd, sie wird das merken“, stellte Shonda klar.
„Also soll ich ehrlich sein? Er ist schließlich noch mit ihrer Mutter verheiratet!“
„Da bin ich der falsche Ansprechpartner, ich hab keine Kinder, aber ich hätte in meiner Kindheit mehr Transparenz gut gefunden“, konterte sie.
„Ich red mit ihm. Er trägt seinen Ring nicht mehr, er hat ihn einfach abgenommen, na ja, sein Bruder hat ihn darum gebeten, dem Muskelprotz sagt man nicht nein“, erzählte sie plötzlich.
„Oh, ja“, schwärmte Shonda plötzlich.
„Du und er?“
„Er ist fünf Jahre jünger als ich, aber in unseren 20-zigern hatten wir mal was, war aber nur so eine lockere Geschichte. Cody ist aber auch der Typ dafür, sorry, dass ich dir das sagen muss, Rod ist es nicht. Wenn er liebt, dann mit ganzem Herzen“, erzählte Shonda, während sie ihre Haare wusch und dann schnitt.
„Ich weiß, hat Cody schon gesagt. Du meinst also, ich soll ihm die kalte Schulter zeigen, bevor es zu eng wird?“
„Wie ich ihn kenne, ist es längst soweit. Tut mir leid, aber du bist jetzt voll und ganz dabei“, entgegnete sie.
„Na toll, weißt du was das Schlimmste dabei ist?“
„Nein, was?“
„Ich bin ihm voll und ganz verfallen. Ich bin eigentlich eine ziemliche Emanze, ich hätte nie gedacht, dass das mir jemals passieren würde!“
„Das war bei mir genauso. Das ist nicht ideal, aber du solltest dem ne Chance geben“, riet sie ihr.
„Ja, sollte ich. Aber wie soll ich mit einer Toten, bzw. Untoten konkurrieren?“
„Das kann ich dir nicht sagen. Du kannst aber immer herkommen, wenn du reden willst. Ich hab immer ein offenes Ohr!“
„Das ist nett, danke, ich freu mich, wenn ich hier Freunde finde. Ich vermisse meine Freunde in New Orleans schon, vor allem, weil ich sie grad besucht habe, aber meine Seele kann hier heilen und das merk ich!“
„Das ist schön, der Sommer hier wird dir gefallen, Herbst und Winter sind eher langweilig, aber wir haben viele Clubs. Muss schwierig sein, aus der Großstadt hierher zu kommen, aber ich bin hier aufgewachsen, also kenn ich nichts anderes!“
„Ich hab meine Nichte und ihren Lover grade davon überzeugt, hier Urlaub zu machen und vielleicht hierherzuziehen“, dachte sie laut nach.
„Das werden die nicht machen, die meisten jungen Leute ziehen so bald wie sie können weg, außer er Wölfe, die scheinen sich super wohl hier zu fühlen“, erklärte Shonda.
„Ich hab anscheinend eine ganze Woche umsonst damit verbracht, sie zu überzeugen. Wir haben hier ein Problem mit magischen Wesen und ich dachte, sie können helfen. Rod wird enttäuscht sein, wenn das nicht klappt“, wurde sie traurig.
„Du bist echt total verknallt in ihn, wie süß. Er ist der Bürgermeister, er kommt mit ein paar Rückschlägen zurecht“, erwiderte Shonda.
„Er hat genug Rückschläge gehabt in den letzten Jahren, ich weiß nicht wieviel er noch erträgt!“
„Ich war oft mit ihm zusammen, als sein Dad starb, er ist stärker, als du denkst. Aber wenn es nicht so ist, hat er ja jetzt dich“, bemerkte Shonda.
„Das legt ja überhaupt keinen Druck auf mein armes, schwaches Herz“, bemerkte sie etwas melodramatisch.
„Du bist ja nicht alleine, Cody ist ja auch noch da!“
„Cody ist aber ein Mann, ich bezweifle, dass sie jemals über Gefühle gesprochen haben. Ich war neulich bei ihrem “Familientreffen“ dabei, sie haben viel diskutiert, aber nicht wirklich Gefühle gezeigt“, erklärte sie.
„Ja, das kenn ich noch von ihm. Cody ist nen Depp, aber wenn’s hart auf hart kommt kannst du dich hundertprozentig auf ihn verlassen“, dachte Shonda laut nach.
„Gut zu wissen, ich brauch einen zuverlässigen Kerl an meiner Seite, wenn das hier alles klappen soll. War er damals schon ein Jäger, als ihr zusammen wart?“, wollte sie wissen.
„Ja, du hättest ihn sehen sollen, Leder von Kopf bis Fuß, noch schlimmer als heute. Rodrick hat es ihm auch nachgemacht, aber er sah lächerlich aus“, erzählte sie.
„Ja, hab die Bilder gesehen, als ich meine Wohnung ausgeräumt habe. Ich lebe im Büro der Misses!“
„Wow, die wird dich vierteilen, wenn die das rausfindet!“
„Ich hatte bis vorhin eigentlich einen tollen Tag, warum musst du den mir versauen“, grummelte sie.
„Wollte ich nicht, ist nur ne Tatsache. Als Mensch war sie schon verrückt, will gar nicht wissen, wie sie jetzt als Vampir ist“, entgegnete sie.
„Ich hab mich stundenlang mit dem Kerl unterhalten, keinen Moment hat er erwähnt, dass er eine Bekloppte geheiratet hat!“
„Bekloppte ist übertrieben, Exzentrisch ist vermutlich besser ausgedrückt. Aber sie ist jetzt fast vier Jahre weg, sie wird nicht wiederkommen“, versicherte sie ihr.
„Na ja, zumindest hab ich einen Waffenschein!“
„Bei nem Vampir musst du auch mit Pfeil und Bogen umgehen können!“
„Kann ich, Pflock, Pfeil und Bogen, Axt, mit ner Jägerin geschlafen zu haben hat seine Vorteile“, prahlte sie etwas.
„Dann kannst du ihm ja auch beim Jagen helfen, Cody mein ich!“
„Ich bin eher Handlanger-Material, nicht der Held!“
„Du musst ja nur der Handlanger sein. Du kannst ihm ja deine Hilfe anbieten, er würde niemals selbst fragen!“
„Mach ich. Das Zeug riecht gut“, erwähnte sie, als sie das Glättungsbalsam ins Haar massierte.
„Ja, ist Kirsche, verdeckt die Chemie, die da drin ist. Wäscht sich nach nem Monat oder so raus, aber ich kann dir eine Creme empfehlen, die du für ne Weile zu Hause benutzen kannst!“
„Danke, das wäre gut, meine Haare sind ganz schön widerspenstig, früher als Teenager hatte ich eher einfachere Haare, aber je älter ich werde, umso schwieriger wird es“, erklärte sie.
„Ja, war bei mir auch, aber ich hatte auch immer weniger Zeit für die Pflege, die musst du dir einfach nehmen. So viele Frauen würden dich um deine Matte beneiden“, erwiderte sie.
„Danke, aber ich hass sie manchmal. Ich bin die einzige in der Familie mit Afro, alles meinen immer, ich jammere, nur mein Schwester-Freundinnen verstehen mich, wenn du verstehst was ich meine“, konterte sie.
„Ja, wir Afro-Amerikanerinnen sind hier in Castine rar gesät. Ich freu mich, dass du hierhergezogen bist“, plapperte sie.
„Find ich auch. Ich will mich etwas ausruhen, okay?“, erwiderte sie und Shonda blieb still.
 
Beim Abendessen starrte Marla ihren Gast die ganze Zeit an.
„Was ist los, Marl‘?“, fragte Monica salopp.
„Deine Haare, die gefallen mir so nicht“, sagte Marla nur.
„Ähm, danke“, wusste Monica nicht genau, was sie sagen sollte. Sie hatte einen kurzen, glatten Bobcut.
„Marla, sei nicht so frech, es sieht anders aus, aber mir gefällt’s“, verteidigte Rodrick seine Bettbekanntschaft.
„Oh Gott, ihr habt’s getan, oder? Ich wusste, das passiert, wenn ihr zusammen verreist“, nörgelte sie.
„Nope, das ist kein Gespräch, dass ich mit dir führe, junge Dame“, stotterte Rodrick ertappt.
„Wir haben dort nicht miteinander geschlafen“, bemerkte Monica trocken.
Technisch gesehen war das die Wahrheit.
„Ich bin alt genug, ihr müsst mich nicht wie ein Baby behandeln“, murrte Marla.
„Was würdest du davon halten?“, wollte er wissen.
„Willst du dich von Mom scheiden lassen?“, fragte sie. Rodrick hatte alle Fragen erwartet, diese aber nicht.

Zehntes Kapitel

 
Er starrte sie nur an.
„Ich glaub, ich geh ne Weile in meine Wohnung, das müsst ihr allein klären. Lasst das Zeug stehen, ich räum nachher auf“, stand Monica auf und ließ Vater und Tochter allein.
 
„Bitte behandle sie nicht so“, bat Rodrick fast schüchtern seine Tochter.
„Ich find sie nett, aber du solltest dich erst scheiden lassen“, war Marla so viel weiser, als er jemals gedacht hätte.
„Ich werde deine Mutter immer lieben, sie hat mir dich geschenkt, aber sie ist weg, ich weiß nicht wo, ich würde das gern mit ihr klären, aber sie ging weg um uns zu schützen und jetzt bin ich seit Jahren in diesem Limbus zwischen verheiratet zu sein und “getrennt“ lebend zu sein. Ich hatte keine Freundinnen die letzten Jahre, aber Monica ist was Besonderes. Ich will sie nicht verlieren“, sprach er ganz ehrlich mit ihr.
„Dann finde Mom und dann klär das mit ihr, dann werde ich euch unterstützen“, verhandelte sie.
„Ähm, okay, ich hab aber keine Zeit, sie zu finden, Süße, ich war grade erst im Urlaub!“
„Dann engagiere einen Privatdetektiv, oder so was, das Geld hast du doch!“
„Ich wollte dir das eigentlich nie erzählen, aber das hab ich schon gemacht, er war nicht erfolgreich“, erwiderte er.
„Dann schick Onkel Cody, die beiden schienen sich doch immer gefunden zu haben, wenn sie auf der Jagd waren“, schlussfolgerte sie.
„Ich red mit ihm darüber. Kann ich solang mit Monica ausgehen und schauen, wo uns das hinführt?“, fragte er.
„Solang ihr es nicht unbedingt vor meiner Nase macht, komm ich klar“, entschied sie.
„Danke, du bist so erwachsen, ich sollte aufhören, dich wie ein Kind zu behandeln“, entgegnete er zufrieden.
„Heißt das, ich kann Freitag auf ne Party?“
„Da reden wir noch drüber, Frechdachs, kann ich Monica zurückholen und du entschuldigst dich wegen dem Haar-Kommentar?“, bat er.
„Du findest die Haare doch auch nicht schön“, konterte sie.
„Manche Sachen sagt man einfach nicht, mehr sag ich nicht dazu. Du wirst als Strafe den Tisch abräumen, wir sind eh fast fertig“, forderte er.
„Okay, haben wir im Camp ja auch machen müssen. War übrigens schön dort, danke, dass du mich so halber gezwungen hast“, erwiderte sie.
„Okay, hab nicht gemerkt, dass ich dich gezwungen habe, aber gut, dass es dir gefallen hat. Wir können ja morgen nochmal länger drüber reden“, erwiderte er und sie nickte.
 
Es klopfte sanft an Monicas Tür.
„Kann ich reinkommen?“, fragte er sie. Sie stand auf und öffnete ihm die Tür.
„Natürlich, ist dein Haus“, trat sie zur Seite und schloss die Tür hinter ihm.
„Tut mir leid, dass Marla dich wegen deiner Haare geärgert hat, mir gefällts“, begann er.
„Sie hat Recht, sieht so ganz anders aus, als ich es mir vorgestellt habe. Sind nur ein paar Wochen so, dann wird es wieder lockig. Shonda ist echt nett!“
„Ja, ist sie, ist ne Ex meines Bruders, aber das hat sie dir sicher erzählt!“
„Ja, hat sie. Wir gehen mal was trinken, ich hoff, dass ist in Ordnung!“
„Denk schon. Wir sollten mal über uns reden, hast du den Kopf dafür?“
„Sicher, setz dich!“
„Ich hab mit Marla gesprochen, sie ist mit uns einverstanden. Sie hatte nur eine Bitte“, entgegnete er.
„Sie ist nen Teenager, ich denk mir, dass sie Rumgeturtel vor ihrer Nase nicht gut finden würde!“
„Das ist es auch, aber sie will, dass ich meine Frau finde und das Kapitel endgültig abschließe, bevor es zwischen uns ernst wird!“
„Die gleiche Frau, die du seit drei Jahren nicht mehr gesehen hast und vermutlich als Vampir durch die Nacht schleicht?“
„Genau diese. Ich hab sie schon suchen lassen, aber wie du gesagt hast „Sie schleicht durch die Nacht“. Es ist verdammt schwer, sie zu finden. Sie meint, ich sollte meinen Bruder drauf ansetzen, was hältst du davon?“
„Das musst du mit ihm besprechen, nicht mit mir. Er wird vermutlich ne Weile weg sein, wer wird dann die Stadt bewachen?“
„Ich hab es noch nicht so ganz verlernt und du bist auch nicht schlecht, wie ich gehört habe. Bis die Kids hierherkommen, können wir das doch übernehmen, oder?“, schlug er vor.
„Wie lang ist deine letzte Jagd her?“
„Ähm, so zehn Jahre sollten es schon sein!“
„Ein eingerosteter Jäger mit einer Handlangerin gegen eine Horde Werwölfe, das wird lustig“, bemerkte sie.
„Hey, ich könnte das“, war er etwas gekränkt.
„Ich wüsste nicht, ob ich das könnte, ich bräuchte etwas Training!“
„Dann soll er uns trainieren und gehen, sobald er uns für fähig hält“, schlug er vor.
„Das klingt nach nem Plan, aber das musst du mit ihm klären. Sitzt Marla eigentlich jetzt allein am Tisch?“
„Sie macht alles sauber als Strafe für die frechen Worte“, erklärte er.
„Du bist ein guter Vater“, sagte sie plötzlich.
„Danke, dass du das sagst. Ich hab dich gar nicht gefragt, was du von uns hältst? Willst du es mit mir versuchen? Wir können auch ganz normal mit Dates anfangen, wie ein normales Paar“, sprach er sie auf ihre Beziehung an.
„Ich wollte eigentlich ne Weile nicht mehr daten und schon gar nicht Männer, aber du bedeutest mir sehr viel. Ist es okay, wenn wir das langsam angehen? Das mit dem Daten klingt gut!“
„Darf ich dich küssen?“, hoffte er.
„Wir haben schon mehr als Küssen gemacht, ich hoff mal schwer, das bleibt so“, schmunzelte sie.
„Ich weiß, ich mein jetzt“, säuselte er und beugte sich zu ihr herüber.
„Du warst heute Morgen nicht so brav“, witzelte sie und küsste ihn sanft.
 
Mitten in der Nacht spürte er, wie sie in sein Zimmer schlich und sich in seine Arme legte. Ihn freute es, denn er hatte lang wachgelegen.
Von einem gelenden Schrei wurde er geweckt. Monica lag immer noch schlafend in seinem Arm. Er rollte sie sanft zur Seite und ging ins Zimmer seiner Tochter.
Sie schien wie vom Teufel besessen. Sie lag starr wie eine Leiche auf ihrem Bett, die Augen aber weit aufgerissen. Es war das schlimmste, was er je gesehen hatte. Er packte sie an den Armen und versuchte sie zu wecken.
„Du wirst sie so nicht wachkriegen. Das sind Vampir-Kräfte, hab das mal im Bayou-Club in New Orleans gesehen, mächtige Vampire nutzen Jungfrauen zur mentalen Kommunikation. Ein Vampir möchte dir was sagen“, kam Monica vorsichtig in den Raum.
„Warum will ein verfuckter Vampir mir was sagen und warum benutzt er dafür meine Tochter?“, schimpfte er.
„Mocca“, sprach Marla in einer tiefen Stimme ihren Vater an. Das war der Spitzname von Rodrick, den nur seine Frau Maise benutzte.
„Lass uns allein“, bat Rodrick zu Monica.
„Ich könnte dir dabei helfen!“, riet sie ihm, aber er sah sie nur an.
„Okay, ich geh zurück ins Bett“, entschied sie und ließ sie allein.

Elftes Kapitel

 
„Du hast vielleicht Eier, Maise, deine Tochter für so etwas zu benutzen. Geht’s ihr gut?“, realisierte er, was abging.
„Ja, sie schläft tief und fest. Wir haben nicht lange, ich hab gehört, du suchst mich“, sagte Maise durch Marla.
„Du bist fast vier Jahre weg, ja, ich hab dich gesucht. Ich such dich immer noch!“
„Hör damit auf, ich will nicht gefunden werden, also belass es dabei!“
„Dann sende mir Scheidungsunterlagen, die ich unterschreiben kann, ich will endlich mein Leben weiterführen“, schimpfte er.
„Schick ich dir. Meine Süße wird morgen ziemlich müde sein, also sei nett zu ihr“, erwiderte Maise und Marlas Augen schlossen sich wieder.
Rodrick war ein ruhiger, gelassener Mann, aber dieses Event ließ ihn ausflippen. Er stürmte durchs Haus, Auf der Terrasse schmiss er schreiend einen Campingstuhl herum. Das Licht bei den Nachbarn ging an.
Monica kam auf die Terrasse. Rodrick kniete auf dem Rasen und wimmerte leise vor sich hin.
„Komm, lass uns reingehen, Süßer, die Nachbarn werden sonst noch wach“, zog sie ihn auf die Beine und ins Wohnzimmer. Er saß für 15 Minuten an die Wand starrend auf dem Sofa. Sie machte ihm einen Tee und stellte ihm die Tasse hin.
„Ich hab nicht gewusst, dass Vampire sowas können. Wie kann sie das nur ihrer eigenen Tochter antun?“, sah er sie mit leeren Augen plötzlich an.
„Sie hat davon nichts mitbekommen, denk ich, keine Sorge. Ich hab auch nur mal davon gehört, gesehen hab ich es auch noch nicht. Was hat sie von dir wollen, wenn ich das fragen darf?“, setzte sie sich vor ihn auf den Tisch vor dem Sofa.
„Sie will die Scheidung und ich soll sie nicht suchen“, erwiderte er fast weinend und sie legte ihre Hände auf seine Knie.
„Oh, Süßer!“
„Irgendwas stimmt da nicht. Ich will dich nicht kränken, aber ich muss sie finden, um das zu klären“, ergänzte er vorsichtig.
„Das kränkt mich nicht. Du solltest das aber nicht selbst tun, ich red morgen mit deinem Bruder und versuche ihn zu überzeugen, sie suchen zu gehen. Wir kriegen das hin mit dem Jagen, vielleicht können wir die Wonder Twins schon früher hierherholen“, plante sie.
„Sie Wonder Twins zu nennen, wenn sie miteinander schlafen ist irgendwie schräg“, warf er ein.
„Stimmt. Es ist mitten in der Nacht, du solltest wieder schlafen gehen“, schlug sie ihm vor.
„Ich kann nicht mehr schlafen, bleibst du mit mir auf und wir sehen uns sinnlose Werbesendungen an?“, hoffte er.
„Klingt gut, ich mach mir noch einen Kaffee, setz dich schonmal bequem hin“, sagte sie liebevoll und ging in die Küche.
„Heb ab, heb ab, heb ab“, redete sie vor sich hin, während sie den Kaffee durchlaufen lies und währenddessen telefonierte.
„Hey, überrascht mich, dass du mich so spät anrufst. Hat deine Freundin dir nicht verboten, je wieder in Kontakt mit mir zu treten?“, fragte der Angerufene.
„Sie ist jetzt meine Ex“, konterte sie.
„Und jetzt willst du wissen, wie Sex mit nem Vampir ist?“, fragte er frech.
„Nee, das weiß ich schon. Kann ich dich was fragen?“, hoffte sie.
„Da du dafür extra aufgestanden bist, scheint es wichtig zu sein, also schieß los!“
Sie erzählte ihm, was mit Marla passiert war.
„Verdammt, das ist mal was, ich bin 150 Jahre alt, aber ich hab das nie können. Also was genau war jetzt deine Frage?“
„Wie weit muss der Vampir weg sein, um eine Jungfrau zu beeinflussen?“, wollte sie wissen.
„Woher zu Hölle soll ich das wissen?“
„Weil du der Vampirexperte bist, Onyx“, erwiderte sie genervt.
„Ach ja, dass, nein, weiß ich nicht. Denkst du, dass sie in der Nähe ist?“
„Befürchte schon, ich glaub nicht, dass sie das über Staaten oder sogar Kontinente hinwegkann!“
„Ich recherchiere das, du kannst mich aber erst mitten in der Nacht erreichen, in meinem Sarg ist der Empfang schlecht“, bemerkte ihr Vampirkumpel Onyx und legte wieder auf.
„Wer ist Onyx?“, hörte sie plötzlich Rods Stimme und sie ließ ihre Kaffeetasse fast fallen.
„Verdammt, hab dich gar nicht kommen hören. Ein Informant aus meinen Beads-Zeiten, ich wollte was von ihm wissen!“
„Ich hab’s gehört. Warum sagst du mir das nicht?“
„Ich wollte ihn erst fragen, ich hab da keine Erfahrung und wollte eine zweite Meinung“, stotterte sie.
„Was hat er gesagt?“, wollte er wissen.
„Er muss nen paar Leute fragen. Ich hab ihn das erste Mal in zwei Jahren gesprochen, er ist der einzige Vampir, der mich nicht beißen würde. Ich will dich nur unterstützen und da brauch ich Hilfe“, erklärte sie fast entschuldigend.
„Okay“, sagte er nur, ohne emotionale Reaktion.
„Ich weiß nicht, was es bedeutet, ich werde es aber rausfinden, für dich“, versicherte sie.
„Ich kann so froh sein, dich zu haben, ohne dich wäre ich längst mindestens bei der Hälfte einer Bourbon-Flasche. Was sag ich ihr, was sag ich meiner Tochter über das was heute Nacht passiert ist?“
„Wir sollten das erstmal für uns behalten, bis wir mehr wissen“, schlug sie vor.
„Du hast Recht, das würde sie nicht verstehen. Wir müssen sie aber aufklären, wenn wir alles wissen!“
„Einverstanden. Werbesendungen?“
„Ja, das ist jetzt genau das Richtige. Komm“, streckte er ihr die Hand entgegen und zog sie sanft ins Wohnzimmer zurück.
Am nächsten Morgen kam Marla nicht aus dem Bett. Rodrick machte Homeoffice, weil er wirklich sehr müde war und ließ die Ladies schlafen.

Zwölftes Kapitel

 
Es war fast Mittag, als er ein Klopfen an seiner Bürotür hörte.
„Komm rein“, sagte er freundlich, aber in die Arbeit vertieft.
„Hey, hast du Hunger?“, begrüßte Monica ihn liebevoll.
„Ähm, nicht so, willst du was kochen?“
„Ich wollte was bestellen, hätte Lust auf Chinesisch. Ich weiß, seltsam zum Frühstück“, erklärte sie.
„Nen paar Frühlingsrollen könnte ich schon Essen. Schläft sie noch?“, sprach er sie auf Marla an.
„Ich hab sie zur Toilette gehen hören. Hast du die Schule angerufen?“
„Ja, hab ihnen gesagt, sie ist krank. Stimmt ja auch, irgendwie. Hast du von deinem Vampir-Freund was gehört?“
„Nein, er schläft sicher, in einem Sarg, normalerweise machen Vampire das ja nicht, aber er ist exzentrisch. Meine Ex hat ihn nicht gemocht, weiß Gott wieso, sie ist immer so rasend eifersüchtig gewesen“, redete sie vor sich hin.
„Bekloppt, eifersüchtig und schwer bewaffnet, soll ich heute noch mein Testament machen?“, frotzelte er und lächelte matt.
„Du solltest allgemein ein Testament machen, schon wegen deiner Tochter, aber nicht wegen meiner Ex“, sagte sie ernst.
„Ich hab nen Testament, war ne Auflage für mein Amt. Das meinte ich eigentlich nicht so ernst, aber jetzt irgendwie schon“, murmelte er.
„Sie ist in der Klapse und wird solang da drinbleiben, bis sie vernünftig mit ihrer neuen Identität umgehen kann, das kann Jahre dauern“, erklärte sie.
„Das beruhigt dich, wie mir scheint!“
„Ja, schon. Sie ist ein Neu-Wolf, so wie deine Frau ein Neu-Vampir ist. Sie sind die rohste Form eines Wesens, das ist so gefährlich“, dachte sie laut nach.
„Deswegen bist du weg“, realisierte er.
„Was meinst du?“
„Aus New Orleans, weil du Angst vor ihr hattest“, ergänzte er.
„Blödsinn, ich hab vor nix Angst, vor allem nicht vor ihr“, tönte sie laut.
„Gestern Nacht, hab ich erst gemerkt, wie stark Maise nun ist, ich hab furchtbare Angst vor ihr“, machte er es ihr leichter, ehrlich zu sein.
„Ich würde niemals zulassen, dass sie dir, oder Marla etwas tut“, versicherte sie. Er lächelte und ließ sie mit ihrem Problem in Ruhe.
 
Nachdem Monica zur Arbeit gegangen war, ging Rodrick zum Zimmer seiner Tochter. Seine Frau hatte ihm gesagt, sie nett zu behandeln, also wollte er das auch tun.
„Hey, Kleines, kann ich reinkommen?“, fragte er an der Tür.
„Komm rein“, hörte er eine schwache Stimme und mit besorgtem Gesicht kam er hinein. Marla saß schwach auf ihrem Bett und sah sich etwas auf dem Laptop an.
„Hey, Süße, was ist los?“
„Ich weiß es nicht, ich konnte heute einfach nicht aufstehen“, erklärte sie.
„Ja, hab ich gemerkt, keine Sorge, ich hab der Schule Bescheid gesagt. Hast du schlecht geschlafen?“
„Nein, eigentlich gut, vielleicht werde ich ja krank!“
„Schon gut, erhol dich, ich bin auch zu Hause, hab schlecht geschlafen und arbeite von zu Hause. Hast du Hunger?“
„Krieg ich Chips?“, hoffte sie.
„Bring dir ne Tüte!“
„Wirklich? Was ist los? Das hast du mir noch nie erlaubt!“
„Ich mach heute mal ne Ausnahme. Willst du auch noch ne Cola?“, fragte er freundlich.
„Okay, das ist verdächtig, was ist los?“
„Gar nichts, ich bin nur nett, wir haben uns länger nicht mehr gesehen“, murmelte er, küsste ihre Stirn und lies sie wieder allein.
„Deine Tochter belügen, das ist aber nicht nett“, stand Cody plötzlich neben seinem Bruder, als er vorsichtig die Tür des Zimmers seiner Tochter schloss. Er erschreckte sich furchtbar.
„Fuck, Cod‘, du bist während Maises Zeiten hier immer ein und ausgegangen, wie du wolltest, aber das muss ich mal ändern“, fluchte er.
„Deine Sex-Partnerin hat mir geschrieben, dass du mit mir reden willst. Warum bist du nicht bei der Arbeit? Hast du die Bürgermeister-Sache schon aufgegeben?“
„Hab nicht geschlafen, arbeite von zu Hause heute. Ich bin gewählter Bürgermeister, das geb ich nicht so einfach auf. Du kannst sie ruhig meine Freundin nennen, übrigens“, erwiderte er.
„Du bist endlich weitergezogen, ich freu mich für dich“, schien Cody sichtlich erleichtert.
„Komm mit ins Wohnzimmer, ich will nicht, dass Marla das hört“, bat er ernst und brachte ihn ins Wohnzimmer.
„Du hast sie geschwängert, oder? Keine Sorge, ich werde euer kleines Gemischt-Rassiges Baby genauso lieben wie meine Nichte“, konterte er cool.
„Ähm, nein, aber gut zu wissen. Ich hol dir nen Bier, dann erzähl ich dir was“, entgegnete er trocken und ging seinem Bruder ein Bier holen.
Als er zurückkam, erzählte er von den Geschehnissen der Nacht zuvor. Bevor Cody das kommentieren konnte, stand Marla mit Tränen in den Augen im Wohnzimmer. Wortlos drehte sie sich um und rannte in ihr Zimmer. Rodrick wollte hinterhergehen, aber Cody hielt ihn zurück.
„Sie will dich jetzt nicht sehen, ich gehe. Wenn ich zurückkomme, brauch ich was Stärkeres“, stellte er sein Bier ab und ging zu seiner Nichte.
 
„Lass mich in Frieden“, rief Marla.
„Ich bin’s, nicht dein Dad“, sagte Cody sanft und die Tür wurde aufgeschlossen.
„Aber nur du“, verhandelte sie.
„Bin nur ich, darf ich reinkommen?“, hoffte er und sie ließ ihn rein.
„Ist das wirklich passiert?“, wollte sie schniefend wissen.
„Denk schon, ich war nicht dabei. Das klingt furchtbar und es tut mir leid, dass du sowas durchmachen musstest. Dein Dad wollte dich nur schützen, das kann traumatisch sein“, versuchte Cody seine Nichte zu beruhigen.
„Warum macht sie das? Wie macht sie sowas? Können Vampire das?“, hatte sie viele Fragen.
„Ich hab gerade auch erst davon erfahren, ich wusste das auch nicht. Ich schwöre dir aber, ich werde dafür Sorge tragen, dass sie das nie wieder mit dir machen kann“, legte er sanft seinen Arm auf ihre Schulter.
„Du hast gesagt, du weiß nichts davon, wie willst du das verhindern?“, fragte sie sauer.
„Ich werde deine Mutter finden und das klären!“
„Es sind fast vier Jahre, du wirst sie nicht finden“, schniefte sie.
„Nichte, ich denke manchmal, du unterschätzt meine Fähigkeiten. Das krieg ich hin“, entgegnete er und sie kuschelte sich an ihn.
 
„Du solltest meiner Tochter kein Versprechen geben, dass du nicht halten kannst“, hörte er seinen auf dem Boden sitzenden Bruder, als er das Kinderzimmer wieder verließ. Diesmal erschreckte er sich.
„Du hast wohl gelauscht. Ich wollte sie nur beruhigen, aber ich werde deine Frau suchen, wenn du das willst“, erwiderte er und setzte sich neben ihn auf den Boden.
„Ich würde das schon wollen, aber ohne dich geht diese Stadt zu Grunde!“
„Entschuldige mal, ich hab dich 5 Jahre in der Jagd ausgebildet, wehe, du kriegst das hier nicht ohne mich hin“, spielte Cody gekränkt.
„Wie soll ich das machen? Bürgermeister am Tag, Superheld in der Nacht?“, war Rodrick nicht sicher.
„So in etwa, du hast ja auch noch deine scharfe Freundin, die kennt sich super mit Waffen aus. Zusammen kriegt ihr das hin. Ich werde die Kids auch früher hierherholen. Ihre Nichte kann euch ja unterstützen, der Clevere mich, ich hab zwar Muskeln, aber nicht das Hirn dafür“, plante er.
„Wenn du das auf die Beine stellen kannst, bin ich dabei“, stimmte er zu.
„Diese Familie scheint mich zu unterschätzen, ich krieg so einiges hin. Ich mach ein paar Anrufe, hast du nen Platz, wo die Kids erstmal leben können?“
„Da muss ich auch ein paar Anrufe machen. Vor allem ruf ich erstmal Monica an, ob ihr das überhaupt recht ist“, konterte er und sie zogen sich gegenseitig hoch.
„Du magst sie echt, was?“, neckte Cody seinen kleinen Bruder.
„Maise ist deine beste Freundin, ich will mit dir nicht über meine neuen Liebschaften sprechen, das ist respektlos“, murmelte Rodrick.
„Ich bin vorerst einmal dein Bruder, dann ihr bester Freund, du kannst mir ruhig von deinem heißen Sex-Trip mit dem schwarzen Mädchen berichten“, sagte Cody.
„So schon gar nicht. Ich muss jetzt weiterarbeiten, bring meiner Tochter bitte was zum Essen“, murrte er und verschwand wieder in seinem Arbeitszimmer.
 
Mit viel Überzeugungskraft schaffte es Cody tatsächlich, Queenie und Uriel nach Maine zu holen. Rodrick konnte sie in einem kleinen Airbnb unterbringen, was Queenie bezahlen konnte, wenn sie auch im Diner arbeitete.
„Also mit den Wölfen komm ich klar, aber diese Scheußlichkeit aus Polyester ist echt nen Albtraum“, moserte Queenie, die ihre kratzige Uniform trug während sie mit ihrer Tante die Tische im Diner wischte.
„Sei brav, es ist nur meinen guten Connections zu verdanken, dass du hier arbeiten kannst“, zischte Monica schrubbend.
„Du schläfst mit dem Sohn der Besitzerin, das ist keine Kunst“, konterte Queenie cool.
„Psst, seine Mutter weißt das nicht, sie ist streng katholisch und er ist technisch gesehen ja noch verheiratet“, zischte sie ihr entgegen.
„Sorry, richtig. Ich bin schon gespannt auf heute Nacht“, war Queenie aufgekratzt.
„Ich auch, ist auch mein erstes Mal dort. Ich hab ihm versprochen, dass wir das erstmal allein hinkriegen, aber mit der Ausrüstung seiner Frau kriegen wir das hin“, erklärte sie.
„Er nennt sie immer noch seine Frau?“
„Ja, ist sie ja auch. Jetzt hör auf sie zu erwähnen, bevor die Chefin es noch mitkriegt“, flüsterte sie.
„Ladies, sie weiß es schon, sie ist nur zu höflich, um es nicht zu erwähnen. Okay, wir machen uns auf, noch irgendwelche Fragen?“, kam Cody mit Uriel im Schlepptau durch das Diner.
„Nein, aber bring mir ihn heil zurück, okay?“, verabschiedete Queenie ihren Lover mit einem Kuss.
„Mach ich. Ihr habt die Nummer von Luie, oder? Er ist dumm wie Brot, aber als Muskelmann ziemlich beeindruckend“, plante Cody.
„Ja, hab ich, jetzt fahrt schon, wir kommen klar“, erwiderte Monica und schob ihn sanft aus der Tür.
 
„Zieh das nicht zu eng, du musst deine Arme bewegen können“, riet Monica ihrer Nichte, als die beiden sich für die Jagd bereitmachten.
„Sorry, bin nen bisschen nervös, ist mein erstes Mal hier. In meinem Beads-Gebiet in New Orleans kannte ich jede Gasse, hier ist alles neu!“
„Wir leben in nem Kaff, die Straßen habt ihr schnell drin. Das Wichtigste ist, dass ihr die Werwölfe von der Hauptstraße, die zum Strand führt, fernhaltet, Es wird langsam wieder Vollmond, also seid vorsichtig“, mischte sich Rodrick ein.
„Das beruhigt mich so gar nicht“, sagte Queenie nervös.
„Kleines, du bist ne Hexe, du bist mächtiger als wir alle, das kriegst du hin“, munterte er Queenie auf.
„Er hat Recht, ich weiß, was deine Mutter kann, wenn du nur halb so gut bist, bist du echt gut!“, lobte Monica ihre Nichte.
„Ich bin nicht mal ansatzweise so gut wie sie, aber ich hoffe, sie bringt mir noch einiges bei“, spielte sie ihr Talent herunter.
„Wie auch immer, zaubere so wenig wie möglich, du bist die einzige Hexe hier in der Stadt!“
„Ah okay, warte, hast du grad einzige Hexe gesagt? Das kann nicht sein!“
„Ich bin der Bürgermeister, ich kenn jeden in der Stadt. Wir sind nicht sehr attraktiv für Magier, vielleicht ändert sich das mit dir ja“, erklärte er.
„Oje, das wird ihr nicht gefallen“, dachte Queenie laut nach.
„Wen meinst du?“
„Meine Mutter, sie haben dem allem nur zugestimmt, weil sie sich das alles selbst ansehen wollen in ein paar Wochen!“
„Die kommen hierher?“, wirkte Monica fast panisch.
„Nur zu Besuch, was bist du so panisch, Tante?“
„Bin ich nicht, wir sollten los“, murmelte sie und ging voran.
 
Ein bisschen unsicher streiften die zwei Frauen durch die Nacht. Monica hatte die ganze Zeit ihre Hand auf ihrer Waffe mit Silberkugeln.
„Ganz ruhig, Tante, du willst ja nicht in deiner ersten Nacht auf Streife einen Werwolf erschießen, der gar nichts getan hat“, bat Queenie beruhigend.
Zwei hochgewachsene junge Männer kamen auf sie zu.
„N’Abend, Ladies, neu in der Stadt?“, begannen sie sie zu umkreisen. Sie stanken und waren auch deutlich als Wölfe zu erkennen.
„Seid ihr nicht etwas weit draußen, Jungs?“, fragte Monica trocken.
„Wir sind nicht über den Highway rüber, meine Süßen, wir machen nichts falsch“, sprach einer der Wölfe.
„Technisch gesehen schon, bleibt aber auch so“, bemerkte Monica ernst.
„Ja, Ma’am“, salutierte der andere Wolf und lachend zogen sie weiter.
„Die nehmen uns nicht ernst“, murmelte Queenie.
„Nope, tun sie nicht. Solang sie aber nicht gegen die Regeln verstoßen, ist alles gut“, konterte Monica.
 
Sie gingen noch ein paar Meter und trafen auf Vilkas, der auf einer Parkbank auf sie zu warten schien.
„Ladies, nehmt Platz“, erwiderte er mit einem ernsten Ton und sie setzten sich zögerlich hin.
„Ihr seid echt viel hübscher als er“, musterte Vilkas sie.
„Ähm, Dankeschön. Mein Freund hat mir von dir erzählt, du hast hier bei den magischen Wesen was zu sagen“, begann Monica.
„Du schläfst mit dem alten Sack? Widerlich!“, verzog Vilkas sein Gesicht.
„Wenn du Cody meinst, nein, nur mit seinem kleinen Bruder. Was meinst du mit altem Kerl? Du siehst auch aus, als wärst du kurz vor der Gnadenspritze beim Tierarzt“, erwiderte Monica cool.
„Du vögelst den Herrn Bürgermeister? Wird auch mal Zeit, dass der durchgevögelt wird, nicht, dass er kein guter Kunde von meinem Establishment ist, aber meine Mädels hatten immer Mitleid mit ihm“, erklärte Vilkas.
„Du bist der Besitzer des Bordells?“
„Yep, sonst kann man hier ja nicht viel machen und als Ureinwohner hab ich eine Erlaubnis, dies in diesem Staat zu machen. Das willst du mir doch kaputtmachen, Jägerin, oder?“
„Vor einem Monat hätte ich dich noch nach nem Rabatt gefragt, aber jetzt bin ich glücklich und befriedigt“, sagte sie lässig.
„Okay, TMI, Tante“, mischte sich Queenie ein.
„Dir ist klar, dass ich nur Ladies bei mir habe, oder?“, ignorierte Vilkas den Teenager und sprach weiter mit Monica.
„Ich bin bi, ist das ein Problem?“
„Nope, wenn du ne Kundin werden willst, hab ich kein Problem damit. Deine Nichte fühlt sich glaub ich nicht wohl“, sah Vilkas zu Queenie.
„Sie ist kaum erwachsen, ist vermutlich zu viel für sie. Wenn wir grade sprechen, ich bin die neue Jägerin hier und ich denke wir könnten zu einer Übereinkunft kommen, was willst du?“, verhandelte sie mit dem 2m großem Wolf.
„Du bist heiß, da fällt mir schon was ein!“
„Ich werde nicht für dich arbeiten, Wölfchen“, stellte sie klar.
„Ich red auch nicht von dir, ich red von deiner Nichte. Ihre Möpse stehen noch richtig“, konterte er vulgär.
„Was zahlst du?“, fragte Queenie keck.
„Mehr, als das was du als Kellnerin machst“, war er erfreut, dass sie interessiert war.
„Von wegen, sie ist grade 18 geworden. Schande, hab echt gedacht, dass man mit dir wie mit einem Erwachsenen sprechen kann. Pass auf dich auf, Wolf, ich weiß wie man Silberkugeln verschießt“, raunzte Monica und zog Queenie weg.
„Was? Ich hab das nicht ernst gemeint“, jammerte Queenie.
„Das hoff ich mal. Ich verstehe langsam, warum Rod solche Probleme mit den Wölfen hat, der Anführer ist ein kindisches Arschloch“, war sie wütend.
Die restliche Nacht war ruhig und gegen zwei Uhr morgens traten sie den Heimweg an.
Monica brachte Queenie noch zu ihrem Hotel und ging dann in ihre Wohnung.
Sie hatte sich grade halb ausgezogen, als es an der Tür klopfte.
„Babe, ich bin’s“, hörte sie Rodricks Stimme.
Sie öffnete ihm nur in Unterwäsche.
„Rod, der Sinn dahinter, dass du zu Hause bleibst ist, dass du schlafen kannst“, entgegnete sie und ließ ihn rein.
„Konnte nicht schlafen. Wie wars?“, fragte er müde.
„Nichts Besonderes, sind nur dem Wolf-Boss über den Weg gelaufen und er hat meiner gerade so erwachsenen Nichte angeboten sich zu prostituieren“, setzte sie sich im Schneidersitz aufs Bett.
„Vilkas ist ein Sack, wie geht’s Queenie?“
„Gut, sie fand alles witzig, ich eher weniger. Ich versteh, dass er der Boss ist, er ist ja gebaut wie Dwayne Johnson, aber im Hirn hat er nicht viel“, bemerkte sie.
„Haben die wenigsten Wölfe. Warum hast du dich mit ihm angelegt?“, war er besorgt.
„Er ist zu mir gekommen, ich wollte versuchen zu vermitteln, aber anscheinend sind alle Jungs in dieser Stadt nur das, Jungs. Geh zurück ins Bett, wir reden morgen“, bat sie müde.
„Du sitzt hier in megascharfer Unterwäsche und scheuchst mich weg?“, fragte er anzüglich.
„Ich hab wohl nicht so unrecht. Geh ins Bett, Rod“, bat sie.
„Dann, gute Nacht“, murmelte er etwas enttäuscht und ließ sie allein.
Am nächsten Morgen hatte sie irgendwie Schuldgefühle und machte für alle Pancakes.
„Habt ihr gestritten?“, fragte Marla und ließ sich tags drauf auf den Stuhl in der Küche fallen.
„Nein, haben wir nicht, wieso?“
„Du machst Blaubeer-Pfannkuchen, da ich die nicht essen kann, wirst du die wohl für ihn machen“, bemerkte Marla trocken.
„Ich mach dir welche mit Schoko, keine Sorge. Ja, ich fühl mich nen bisschen schuldig, war gestern etwas gemein zu ihm!“
„Was ist passiert?“
„Das ist was zwischen uns beiden. Willst du noch Banane in deine Pancakes?“
„Ja, bitte. Woher weißt du, dass ich gegen Blaubeeren allergisch bin?“
„Deine Mutter hat es hier aufgeschrieben“, zeigte sie einen Zettel am Kühlschrank.
„Glaubst du, sie liebt mich noch?“, fragte Marla plötzlich traurig.
„Natürlich tut sie das, als Vampir ist sie nur etwas verwirrt im Kopf. Aber egal was kommt, ich bin für dich da“, entgegnete sie und legte ihre Hand auf Marlas Schulter.
„Du bist echt nett“, bemerkte Marla nur.
„Ah, okay, ich glaub, mein Pancake brennt an“, war sie etwas enttäuscht von ihrer Antwort.
„Hey, sie ist ein Teenager, das war nen Kompliment“, kam Rodrick in die Küche, umarmte sie von hinten mit seinen Armen und küsste ihren Nacken.
„Dad“, jammerte Marla.
„Sorry, hatte es ja versprochen. Wie hast du geschlafen?“
„Ähm, gut, denk ich. Du siehst aber müde aus!“
„Bin spät ins Bett. Hey, du machst Blaubeer-Pancakes, Marla kann die nicht essen“, bemerkte er, als er in die Pfanne sah.
„Ich weiß, ich heize eine neue Pfanne an und hab den Teig vorher separiert. Ich bin aus der Medizinbranche, ich weiß, wie Allergien funktionieren“, erwiderte sie.
„Hab ich dir von ihren Allergien erzählt?“, wollte er wissen und ließ sie los.
„Nein, aber deine Frau hat die Allergien hier aufgeschrieben. Sie ist eine wirklich gute Mom“, erklärte sie nachdenklich.
„Ja, das war sie … ist sie“, sah er nachdenklich auf den Aufschrieb.
„Dad, was passiert, wenn Onkel Cody Mom findet?“, fragte sie auch ihren Vater.
„Oh Süße, ich weiß es selbst nicht genau, dein Onkel wird vermutlich aber ne Weile suchen, wir werden noch darüber reden“, entgegnete er ruhig.
„Du weißt es also nicht“, realisierte sie.
„Das hab ich nicht gesagt!“
„Es ist das, was du nicht gesagt hast. Kannst du mir die Pancakes einpacken, Mon‘? Ich hab noch ein Projekt in der Schule und geh früher in die Schule“, sah sie zu Monica.
„Ich pack sie dir ein, mach dich ruhig fertig“, sagte Monica liebevoll und Marla stand ruckartig auf und verschwand in ihrem Zimmer.
„Danke“, sagte er nur aufgebend.
„Das ist ne schwierige Zeit, für euch beide, wenn ich da als Puffer wirken kann, kein Problem. Jetzt iss“, legte sie ihm einen Pancake auf den Teller vor ihm.
„Danke. Du bist schon ne Weile wach, dafür, dass du so spät heimgekommen bist!“
„Hab nicht wirklich geschlafen, das gestern Nacht war seltsamer, als ich dachte, dieser Wolf ist echt erschreckend“, gestand sie.
„Hey, ich hab beim letzten Mal, als ich mit ihm gesprochen habe, eine Waffe mit Silberkugeln vor mir gehabt, versteh dich. Ich komm heute Nacht mit“, versicherte er.
„Nein, du hast kaum geschlafen, das kriegen wir hin, ist ja nichts passiert!“
„Bist du sicher?“
„Ich bin bewaffnet, Süßer!“
„Richtig, was ist mit Queenie? Kommt sie klar?“
„Ja, vor allem mit mir an ihrer Seite. Mein Bruder würde mich umbringen, wenn ihr was passieren würde, und das mein ich ernst, er kennt halb New Orleans, sicher auch ein paar Auftragskiller!“
„Yeah, ich kann nicht abwarten, diesen überhaupt nicht erschreckend klingenden Mann kennenzulernen!“
„Er ist nicht furchteinflößend, nur gut vernetzt, so wie mein Dad auch. Die wirken hart, sind aber im Herzen gut“, erklärte sie.
„Deswegen rufst du deinen Dad auch nicht zurück?“, frotzelte er.
„Ich werde einfach aggressiv, wenn ich über ihn nachdenke, ich brauch ne Pause von ihm, okay?“
„Kein Problem, versteh ich. Ich will mit dir über was reden. Ich hab von einer freien Stelle beim lokalen Tierarzt gehört, ich weiß nicht, ob du da überhaupt dran interessiert bist, aber mit deinem Talent solltest du nicht nur Kellnerin sein“, schlug er ihr vor.
„Ich war nicht mehr Tierarzthelferin seit ich 19 war, aber wäre nicht schlecht wieder als eine zu arbeiten. Was ist mit dem letzten Helfer passiert, will ich das wissen?“
„Sie ist ein Werwolf und schwanger mit Vierlingen, sie wird ne ganze Weile nicht mehr dort auftauchen“, erklärte er ihr.
„Vierlinge, wow, ich hab schon gehört, dass Werwölfe gern Mehrlinge kriegen. Ich sollte mich echt vorstellen, ich will ja nichts sagen, aber kellnern liegt mir nicht!“
„Ich hab das als Teenager auch gemacht, ich versteh es. Ich werde dir Kontaktdaten von der Arbeit aus senden, ich bin froh, dass du mich nicht für zu dreist hältst!“
„Du bist echt süß, nein, du bist nicht zu dreist. Mein Dad und mein Bruder sind die Macher, ist irgendwie sexy, was du da machst“, flirtete sie.
„Ich bin sexy … wie dein Vater und Bruder? Ich dachte eigentlich immer, diese Alabama-Geschichten sind nur Witze“, schmunzelte er.
„Haha, witzig. Ist doch nichts dran auf Männer in Machtpositionen zu stehen, oder Frauen“, murrte sie.
„Überhaupt nicht. Ist nur witzig. Aber ich darf keine Witze reißen, ich bin 35 und du ist erst die zweite Frau in meinem Leben“, versicherte er.
„Wow, das habe ich grad erst realisiert, das ist echt romantisch und gleichzeitig traurig. Liebst du sie noch?“, fragte sie plötzlich.
„Ich werde sie immer lieben, aber ich will nicht mehr mit ihr zusammen sein, zu viel ist in unserer Beziehung kaputtgegangen!“
„Versteh ich, so wie bei mir und Ruby. Ich hätte mir nicht vorstellen können mit ihr alt zu werden, aber ich hab sie wirklich geliebt. Sie dort zurückzulassen, hat mir echt das Herz gebrochen, ich kann dir gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet hat, dass du in dem Moment bei mir warst ohne, dass ich dich darum bitten musste“, erzählte sie und setzte sich zu ihm um auch zu essen.
„Ich wusste einfach, dass ich da sein musste. Ich hoffe, du stehst mir bei meiner Sache auch bei. Du kennst mich kaum, ich bin nicht sauer, wenn du dich da raushalten willst!“
„Von wegen, ich steh an deiner Seite, ich dräng mich während der Zeit aber nicht so als deine Freundin auf, für deine Ex ist das alles sicher schon schwer genug und so zwei Fangzähne im Hals wären echt schlecht für meinen Teint“, versicherte sie.
„Bin ich voll dafür. Jetzt müssen wir sie erstmal finden. Hat Onyx sich schon gemeldet wegen deiner Rückfrage?“
„Nein, aber ervist nicht grade als zuverlässig bekannt. Ich schreib ihm heut nochmal. So, ich pack deiner Tochter mal ihr Frühstück ein und mach mich dann für die Arbeit fertig“, erwiderte sie planend.
„Soll ich dich mitnehmen, das Diner liegt ja auf dem Weg zur Schule. Was macht eigentlich dein Autoverkauf?“
„Zieht sich hin, aber wird, zumindest kann ich dir schonmal die Miete zahlen. Wäre gut, wenn du mich mitnehmen könntest“, konterte sie.
„Dann nehm ich dich mit, ich hoffe, dass ist nicht seltsam für dich, da wir jetzt sozusagen ein Bett teilen, du aber trotzdem Miete zahlst!“
„Du hast mich bis jetzt fast immer durchgefüttert, das ist das wenigste was ich machen kann!“
„Gut, okay. Ich wollte schon ein paar Tage mit dir darüber reden. Hast du meiner Mutter eigentlich von uns erzählt?“
„Nicht wirklich, wir sollten das nicht zu breittreten, solang du noch verheiratet bist, vor allem nicht in der Nähe deiner katholischen Mutter, oder seh ich das falsch?“
„Ja, finde ich auch. Ich bin froh, dass wir da auf einer Seite sind!“
„Ja, bin ich auch!“
„Der letzten Mann den ich vor Ruby hatte, hat mich verprügelt“, gestand sie plötzlich. Er sah sie mit besorgtem Blick an.
„Danke, dass du mir so viel vertraust, dass du mir das erzählst“, sagte er ruhig.
„Niemand weiß das, nicht mal Ruby, ich hab ihr nur gesagt, dass meine Beziehung vor ihr schlimm ausgegangen ist, mehr nicht. Meinem Vater und meinem Bruder hab ich natürlich auch nichts gesagt, aus Angst, was sie machen würden. Das ist aber ne Weile her, ich bin drüber weg, ich dachte nur, du solltest das wissen“, erwiderte sie. Wortlos nahm er sie in den Arm.
„Was hab ich über Rumknutscherei gesagt? Können wir dann los?“, kam Marla nörgelnd zurück und in Gedanken gab Monica ihr ihr Essen.
„Ja, wir können, alles in Ordnung?“, fragte Rod seine Freundin.
„Ja, alles klar, fahren wir“, bat sie, sah ihm kurz in die Augen und er brachte seine Tochter zur Schule, seine Freundin zur Arbeit und fuhr dann selbst zum Rathaus.
 
„Wo sollen wir anfangen zu suchen, Boss? Wir bräuchten schon eine Hellseherin, um sie zu finden“, kommentierte Uriel, als er neben seinem Boss im Auto sitzend über den Highway düste.
„Uriel, du bist wirklich nen Genie, ich kenn da jemanden“, leuchtete Codys Gesicht auf und er nahm ruckartig eine Ausfahrt.
 
Portland / Maine, Magische Hand, Stadtzentrum
 
Der SUV von Cody bremste vor dem Büro des Hellseher-Studios.
„Das war nen Witz, Boss, das mit der Hellseherin“, war Uriel verwirrt.
„Ich fand die Idee spitze, ist ne Weile her, aber ich kenn eine Hellseherin, eine sehr gute und sie ist da drin“, erklärte Cody.
„Das sind doch alles nur Scharlatane“, war Uriel nicht überzeugt.
„Sollte mal in dem Fall zumindest denken, sie ist aber magisch, sie kann es also tatsächlich. Willst du mit reinkommen, oder hierbleiben?“
„Ich bin ein Zweifler, das möchte ich sehen“, stieg Uriel aus.
„Sei aber nicht frech, sie ist eine mächtige Seherin, hab Respekt vor ihr“, bat er.
„Aye, Aye, Sir“, entgegnete er und Uriel folgte ihm.

Dreizehntes Kapitel

 
„War wohl viel los auf dem Highway, zwei Stücke und etwas Süßstoff, richtig?“, kam Ravena zu ihren Kunden. Die Frau in Codys Alter hatte sie tatsächlich schon erwartet.
„Hey, Rav‘, begrüßte Cody seine Ex.
„Cody, ist ne Weile her. Hast ja endlich mal wieder nen Azubi, wow, Junge, ganz ruhig, du machst mir Kopfschmerzen mit deinen ganzen Gedanken. Ja, ich bin echt, ganz ruhig“, rieb sich Ravena die Schläfen.
„Uriel, ich hab die Straße runter nen Bagel-Laden gesehen, besorgst du uns dreien was zu essen?“, streckte Cody seinem Zögling einen Schein hin und der zog wortlos ab.
„Danke, der Kerl hat so viele Gedanken. Was willst du hier?“
„Wirklich?“, fragte er kritisch.
„Wollte nur höflich sein. Sie schon wieder? Ich dachte wirklich, du wärst über sie hinweg“, konterte sie.
„Bin ich auch, und kein Wort zu dem Jungen. Ich mach es für meinen Bruder“, erwiderte er.
Ravena umkreiste ihren Ex und er drehte sich mit ihr mit.
„Was soll das?“
„Du glaubst das wirklich. Du weißt schon, dass du mit der Ex sprichst, mit der du Schluss gemacht hast, weil du nicht über sie hinwegkamst“, blieb sie stehen.
„Man, jetzt ist mir schwindelig. Gut, ich mach es nicht allein für ihn, ja, ich liebe sie, habe ich immer, aber sie ist die Frau meines Bruders, also wird das nie etwas werden!“, erwiderte er.
„Er hat ne Neue, du hättest ne Chance“, las sie aus seinen Gedanken.
„Das hab ich auch immer an dir gehasst, hör auf, meine Gedanken zu lesen, die sind privat“, nörgelte er.
„Beug dich runter“, bat sie.
„Was hast du vor?“
„Tu’s einfach, Pretty Boy“, bat er und er senkte seinen Kopf. Sie legte ihm ein Amulett um.
„Das will ich wiederhaben, ich brauche dass wenn ich Migräne habe. Jetzt kann ich deine Gedanken nicht mehr lesen“, erklärte sie.
„So einfach kannst du das machen? Unsere Beziehung wäre echt besser gelaufen, wenn ich das gewusst hätte!“
„Das Ding hab ich noch nicht lange, ist von einem afrikanischen Priester gesegnet worden. Ja, das wäre einfacher gewesen, immer Gedanken lesen zu können kann echt auf die Psyche schlagen. Der Priester hat mir aber gezeigt, wie ich es kontrollieren kann, bei der Migräne klappt es aber nicht so gut. Sagst du mir jetzt, warum du hier bist?“, fragte sie und gab ihm den Kaffee.
„Das hast du noch nicht gelesen?“
„Gedankenlesen ist mehr nen Wortsalat, ich kann mich nicht auf alles konzentrieren. Also?“, warf sie ihm den Zucker in die Tasse.
„Ich will sie finden und du musst mir helfen!“
„Ich muss so einiges, das sicher nicht“, konterte sie.
„Ich bitte dich darum, für meinen Bruder“, bat er ruhig.
„Das kann ne Ewigkeit dauern“, bemerkte sie.
„Nicht mit deinem Talent, bitte“, bettelte er fest.
„Meinetwegen, aber du übernimmst Kost und Logie“, stimmte sie zu.
„Okay, aber nur Motels und Billig-Essen“, verhandelte er.
„Einverstanden. Sollen wir den Junior reinholen? Er steht draußen und weiß nicht genau, was er machen soll“, erwiderte sie.
„Ich hol ihn rein. Er ist so jung und unerfahren, ich kann mich gar nicht mehr erinnern, dass ich jemals so jung gewesen bin“, sagte er nachdenklich.
„Warst du, waren wir alle. Er ist wirklich besorgt, abzukacken, also sei nett zu ihm!“
„Bin ich doch immer. Bereit?“, fragte er und sie nickte, während er die Tür öffnete.
„Hey, danke fürs Essen holen. Hat das Geld gereicht?“
„Ja, hier ist das Restgeld. Hab ich was verpasst?“
„Nope, nicht wirklich. Sie kommt mit uns mit“, erklärte er ihm.
„Cool. Ich sitz aber vorne, hinten wird mir übel“, bemerkte Uriel cool und machte es sich gemütlich.
„Flossen von meinem Tisch, Kleiner“, stieß sie seine Füße von ihrem Tisch.
„Ja, Ma’am“, sagte er höflich und setzte sich grade hin.
„Wenn du am Leben bleiben willst, würd ich das mit dem Ma’am lassen, ich bin Ravena, oder Rav, auf Ma’am reagiere ich allergisch!“
„Aye, Aye, Captain“, neckte er sie.
„Dafür, dass er der Kopf der Operation sein soll, weiß er nicht, wann er die Klappe halten soll, was?“, murrte Ravena.
„Leider nicht. Benimm dich, Uriel, wir sind hier zu Gast. Wie lang brauchst du Rav, um mitzukommen?“
„Gib mir nen Tag, um das alles hier zu klären, übermorgen können wir los“, versicherte sie.
„Gut, dann such ich dem Kleinen und mir nen Hotelzimmer, gehen wir heute Abend was zusammen essen?“
„Ich glaub, du bist 10 Jahre zu spät für nen weiteres Date, Kumpel“, erwiderte sie.
„Wir drei mein ich und ja, ich weiß!“
„Ah, okay, sicher, hast du noch deine alte Nummer?“
„Nein, schlimme Geschichte mit ner Ex, schreib dir meine Nummer auf. Richtig, die sollte ich wohl wieder abnehmen“, gab er ihr das Amulett wieder.
„Wow, echt gut, dass der Kleine nicht weiß, was du grade denkst. Ich hab noch Termine, also wenn ihr mich alleinlassen könntet, wäre das gut“, bat sie.
„Sicher, ruf mich einfach an, wenn du Feierabend machst, dann können wir was essen gehen!“
 
„Darfst du sowas überhaupt erzählen?“, fragte Uriel, als die drei an diesem Abend in einem Diner saßen und zum Abend aßen und Ravena von ihren Kunden erzählte.
„Ich bin keine Psychologin, ich hab keine Verpflichtung dazu. Jetzt erzähl mal was von dir, Kleiner, wie kamst du zur Jagd? Du scheinst sonst nichts mit der magischen Welt zu tun zu haben“, bemerkte sie.
„Ein Vampir hat mich fast getötet, als ich 16 Jahre alt war, die Beads haben mich gerettet, danach bin ich da irgendwie reingerutscht“, erzählte er.
„Du bist gebissen worden?“
„Nein, Gott sei Dank nicht … Ruby … sie war da für mich“, sagte Uriel plötzlich nachdenklich.
„Sie bedeutet dir viel, oder?“
„Meine Mutter ist nicht wirklich mütterlich, Ruby hat mir gezeigt, dass man auch geliebt werden kann“, erwiderte er.
„Du machst dir große Sorgen um sie, oder?“
„Ja, das tu ich. Danke, dass du mich fragst anstatt es einfach in meinem Hirn zu lesen!“
„Ich weiß, das hasst ihr. Zumindest ist Cody so durch, dass er nicht mehr viel denkt“, schmunzelte sie und sah zu ihrem Ex, der betrunken mit den Kopf auf dem Tisch liegend schnarchte.
„Was ist die Sache mit der Frau des Bürgermeisters und ihm?“
„Das ist nicht meine Aufgabe, dich darüber aufzuklären. Hast du jemals mit jemandem über die aktuelle Situation mit deiner Mentorin gesprochen?“
„Nein, mit wem auch. Ich hab mit meiner Freundin mal angefangen darüber zu sprechen, aber ihre magischen Kräfte laufen gern mal im Overdrive, wenn sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hat und das wollte ich nicht riskieren“, erklärte er.
„Junghexen, ja, ihre Gedanken sind manchmal echt heftig. Du kannst mit mir darüber reden, ich hör zu“, erwiderte sie und er begann zu erzählen.

Vierzehntes Kapitel

 
„Wir hätten ihn nicht so viel trinken lassen sollen. Danke, dass du mir beim Aufmachen hilfst“, bedankte sich Ravena, als sie mit Uriel in ihrem Laden war. Sein Boss pennte schon den halben Morgen und er war sie besuchen gekommen.
„Wie ist es eigentlich nen Kater zu haben? Ist das so schlimm, wie alle sagen?“
„Richtig, du kannst ja noch nicht trinken. Ich war schon ne Weile nicht mehr betrunken, nen Kater ist tausendmal schlimmer, wenn du Gedanken lesen kannst. Du warst echt noch nie betrunken? Du bist doch auf dem College!“
„Erst im ersten Semester, die Semesterferien, die ich grade habe, während wohl mein erstes Mal mit Alkohol gewesen. Erzähl es den anderen nicht, aber ich werde vermutlich nach diesen Ferien zum College zurückkehren. Ich find das Jäger-Dasein aufregend, aber ich sollte mit meinem hohen IQ was anfangen“, entgegnete er.
„Ja, das solltest du. Ich hätte auch aufs College gehen können, aber mit 18 wurden meine Kräfte erstmal aktiviert und ich hatte ziemlich Schwierigkeiten damit. Zu der Zeit, in der ich meine Talente zu schätzen wusste, war es zu spät. Du bist jung genug, um das noch zu entscheiden und die finanziellen Mittel. Sorry, das sollte nicht arrogant klingen, aber von deinen Klamotten aus zu gehen bist du nicht grad aus ner armen Familie“, erwiderte sie.
„Ja, aber ich bin so gar nicht wie die“, versicherte er.
„Ja, denk ich mir. Du bist ein guter Kerl, ich spüre, wie sehr du deine Freundin liebst“, entgegnete sie.
„Wir sind nicht grade in dieser Phase des Verliebt-Seins“, versicherte er.
„Du liebst sie mehr als sie dich, da war ich auch schon, tut weh, oder?“
„Schon etwas, du kannst echt gut Leute lesen, ach ja, Hellseherin. War es bei dir mit Cody so?“, realisierte er.
„Du bist aber auch nicht schlecht, ja, es war Cody. Du bist aber auch nicht schlecht im Deuten. Ich hab ihn wirklich geliebt, aber er hat Maise immer geliebt und das wird er immer“, gestand sie ihm.
„Das ist nen Liebes-Dreieck, jetzt versteh ich es. Danke, dass du es mir gesagt hast, ich werde ihn nicht drauf ansprechen, versprochen. Er sucht sie für sich, nicht seinen Bruder, das macht so viel mehr Sinn. Er ist so besessen davon, sie zu finden“, entgegnete er.
„Du musstest es ihm erzählen, oder? Nen Text, dass du aus dem Motel auscheckst wäre nett gewesen“, kam Cody mit wildem Haar, Sonnenbrille auf der Nase und einem riesigen Kaffeebecher in der Hand, in das Hellseher-Geschäft.
„Sorry, das war unhöflich. Ich dachte schon, wir müssten einen Rettungswagen ins Hotel schicken, alles klar?“
„Ging schonmal besser. Ich wollte euch eigentlich Kaffee mitbringen, aber mein 40-jähriges Gehirn ist heute Morgen irgendwie auf Sparflamme. Hab ich gestern irgendwas peinliches gemacht?“, wollte Cody wissen.
„Nope, bist einfach irgendwann eingeschlafen, wir haben dich zum Taxi geschleppt“, erzählte Uriel.
„Sorry, ich wollte mich eigentlich nicht so abschießen, weiß auch nicht, was passiert ist. Ihr scheint euch gut zu verstehen. Das ist gut, wir werden ne Weile eng zusammenarbeiten“, bemerkte er.
„Das kann ja was werden, sie versteckt sich seit fast 4 Jahren, aber für dich mach ich fast alles“, entgegnete Ravena und lächelte ihn an. Er sah Uriel verwirrt an.
„Okay, das war jetzt gar nicht seltsam. Ich werde euch dann doch noch Kaffees holen, bin gleich wieder da“, drehte er sich auf dem Absatz und verschwand wieder.
„Das war echt traurig, ich hab jetzt verstanden, was du gestern meintest. Ich sollte meine Freundin anrufen“, sagte Uriel nachdenklich und ging nach draußen zum Telefonieren.
„Du hättest echt Psychologin werden sollen, du bist echt gut“, konterte Cody, der nur einmal ums Haus rumgegangen war und sie jetzt von hinten erschreckte.
„Du weißt immer noch, dass die Hintertür kaputt ist, was? Du hast mich erschreckt, was erfrischend ist. Warum kann ich deine Gedanken nicht lesen?“, wunderte sie sich und er zeigte ihr das Amulett um seinen Hals.
„Du solltest das Ding nicht einfach so rumliegen lassen, vor allem bei einem früheren Taschendieb“, bemerkte er lässig.
„Du hast mir mal von deiner kriminellen Vergangenheit erzählt, hätte nicht gedacht, ich müsste da noch drauf achten. Bist du nüchtern genug um zur reden?“, hoffte sie.
„Wenn ich den Kaffee fertig habe, vielleicht. Was ist los?“
„Du bist damals einfach abgehauen, wir sollten uns aussprechen, bevor wir jetzt so eng zusammenarbeiten“, bat sie.
„Okay, sicher, das bin ich dir schuldig. Hast du keine Kunden?“
„Erst in ner Stunde. Sollen wir hochgehen?“, fragte sie.
„Sicher, ich schreib nur schnell noch dem Kleinen“, zog er sein Smartphone heraus.
 
Zeitgleich in Castine
 
„Wer ist Ravena?“, fragte Queenie, als sie mit dem Liebespaar beim Mittagessen in einem Café saß.
„Ernsthaft? Er ist zu ihr gefahren? Das war doch ausgestanden, dachte ich“, stöhnte der junge Bürgermeister genervt.
„Ne Ex vom Boss?“, wollte Queenie wissen.
„Jup, sie war einer der ernsten, die er hatte, er war damals für ne Weile in Portland, wollte mit ihr eigentlich alt werden, aber irgendwas ist passiert und 4 Wochen nachdem er verschwunden war, tauchte er herzgebrochen hier wieder auf. Die Wochen danach haben wir ihn nur nachts gesehen, wir hatten ihn scherzhaft einen Vampir genannt damals, er hat das Sonnenlicht gemieden. Er war so bleich damals. Ich will das nicht nochmal haben“, erzählte er ihnen.
„Das haben wir alle durchgemacht, wenn er denkt, dass er da drüber ist, ist doch gut, oder?“, kommentierte Monica.
„Ich hoffe, das ist so, es sind 10 Jahre, er hat sich nicht geändert in der Zeit, aber wer weiß. Ich mach mir zumindest Sorgen, aber ich werde ihm nicht schreiben, wenn sie “reden“ sind sie sicher am vögeln“, entgegnete er nachdenklich.
„Eww, mir alte Leute beim Vögeln vorzustellen ist widerlich“, rümpfte Queenie die Nase.
„Werd nicht frech, junge Dame. Ich sollte zu ihnen fahren“, sprang Rodrick plötzlich wie ein Springteufel vom Stuhl. Monica schreckte auf.
„Schatz, mit dem Kaffee solltest du ein bisschen sparsamer sein. Setz dich hin, du fährst nicht zu ihm, wie würde das denn aussehen!“, versuchte Monica ihr pochendes Herz wieder zu beruhigen.
„Kommt ihr heute Nacht auf der Jagd allein klar?“, fragte er.
„Denk schon, warte, du willst da wirklich so reinplatzen?“
„Ja, tut mir leid, das muss ich, ich ruf meine Mom vom Auto aus an, sie muss Marla von der Schule abholen“, zog er seine Jacke vom Stuhl und huschte zu seinem Wagen.
„Der macht das echt grade wirklich, sollte ich ihm hinterher?“, war Monica etwas irritiert.
„Nein, das sind drei Stunden Fahrt, Uriel soll es filmen, dann können wir es von hier aus ansehen!“
„Von wegen, das werdet ihr nicht, dass ist eine Familiensache, da haben wir nichts zu suchen“, bat Monica.
 
Es war schon fast dunkel, als der Bürgermeister von Castine in Portland einfuhr. Gott sei Dank gab es in Portland nicht viele Hellseher-Geschäfte, also fand sie es sehr schnell.
 
Als er bei Ravena klingelte, öffnete sie ihm im Jogginganzug.
„Bist alt geworden, Kleiner. Er ist nicht hier“, bemerkte sie und trank aus dem Weinglas, dass sie in der Hand hatte.
„Hast du mit ihm geschlafen?“, fragte er dreist.
„Geht dich nichts an, Kleiner. Hier ist das Motel, in dem sie abgestiegen sind, lässt du mich jetzt in Frieden? War nen langer Tag und ich wollte eigentlich entspannen“, erwiderte sie und gab ihm den Namen des Motels.
„Sorry, hab was anderes erwartet“, bemerkte er und sie schloss die Tür langsam vor ihm.
 
Später an diesem Abend hatte Rodrick im gleichen Motel wie sein Bruder eingecheckt, war aber zu beschämt, zu seinem Bruder zu gehen. Vor dem Motelzimmer war ein Balkon mit Plastikstühlen. Rodrick saß einfach auf einem der Stühle und sah in die Nacht, bis er das Klingen zweier Glasflaschen hörte und zur Seite sah.
„Willst eins?“, hörte er Codys Stimme. Sein großer Bruder streckte ihm eine Flasche Bier hin.
„Sie hat dich also angerufen!“
„Jup. Was machst du hier, Rod?“, fragte Cody besorgt und setzte sich neben ihn.
„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich wollte dich vor einem Fehler bewahren, aber du bist erwachsen, du machst deine eigenen Fehler“, nahm er das Bier entgegen.
„Ich hab nicht mit ihr geschlafen, manche Lektionen hab ich im Leben gelernt. Ich brauch sie nur, um deine Frau zu finden. Ich tu das für dich, Rod‘“, erklärte er ihm.
„Ach komm schon, das machst du für dich, du liebst meine Frau, hast du immer schon. Ihr wart mehr als beste Freunde, schon immer“, stellte er klar.
„Ja, ich liebe sie, ja, ich bin verliebt in sie, aber ich war nie mehr als ein Freund für sie, das schwöre ich dir!“
„Was wirst du tun, wenn du sie findest? Könntest du sie töten?“
„Wenn es sein muss, ja, aber nicht, bevor du mit ihr gesprochen hast. Du wirst aber nicht mitkommen, du bist zu emotional dafür“, bat Cody.
„Ich hab nicht vor, mit zu kommen“, entgegnete Rod trocken.
„Oh, okay. Warum bist du dann hier?“
„Wie ich sagte, keine Ahnung. Ich wollte dich beschützen, das war damals so heftig für dich, ich will dich das nicht nochmal durchmachen sehen“, gestand er ihm.
„Ich werde nicht mehr mit ihr zusammenkommen, das haben wir geklärt. Du bist extra drei Stunden hierhergefahren um mich zu beschützen? War das Moms Idee?“
„Mom hat nichts damit zu tun, ich wollte dich nicht wieder so sehen“, murmelte Rodrick.
„Das ist zehn Jahre her, dieser Typ bin ich nicht mehr. Ich komm klar“, versicherte Cody seinem kleinen Bruder.
„Das hab ich auf dem halben Weg selbst kapiert, doch dann war ich schon so weit. Ich bin morgen wieder weg, versprochen, ich lass euch auch damit in Ruhe“, entgegnete er.
„Ich hab dich auch lieb, kleiner Bruder“, sagte Cody gerührt und legte seinen Arm um ihn.
„Krieg ich auch nen Bier?“, stand Uriel plötzlich hinter ihnen und Cody zog den Arm zurück.
„Netter Versuch, Kleiner. Was hat die Internet-Recherche ergeben?“
„Gut, gut, sie hat nen Facebook und einen Snapchat-Account“, bemerkte Uriel.
„Wirklich?“
„Sie ist ein Vampir, der sich versteckt, natürlich nicht. Mit einem Facebook-Account hättet sogar ihr alten Säcke sie gefunden!“
„Du hast nichts gefunden hätte als Antwort auch gereicht. Was zum Henker ist Snapchat?“, fragte Cody.
„Man, ihr seid echt alt. Was haltet ihr von etwas Denken außerhalb der Box?“, wollte Uriel wissen.
„Was meinst du damit?“
„Nen bisschen Hacking und ein bisschen Dark-Web?“
„Das kannst du?“
„Nicht wirklich, aber ich kenn da vielleicht jemanden!“
„Ich bin eine Figur im öffentlichen Leben, ich sag mal nein dazu, aber behalt es im Hinterkopf“, bat Rodrick und Uriel drehte sich auf dem Absatz und ging davon.
„Ich weiß übrigens, was Snapchat ist, ich hab ne 13-jährige“, rief Rodrick ihm hinterher.
 
Tage später, war Rodrick wieder zu Hause und war mit seiner Tochter im Kino, während Monica in ihrem neuen Job die Spätschicht hatte. Die Tierärztin vertraute ihr, sagte aber, sie sollte sich melden, falls ein Notfall eintrat. Sie war beim Nachfüllen der Medikamente, als sie Geräusche im Flur der altmodischen Klinik hörte. Es war Vollmond, sie war auch auf Abruf bei Queenie, die allein auf den Straßen von Castine unterwegs war. Sie trug ihre Waffe mit Silberkugeln an ihrem Fuß in einem Holster. Noch wollte sie keine Waffe ziehen, es konnte ja auch ihre Chefin sein, die die ganze Schose mit Magie nicht kannte. Sie legte ihre Sachen weg und schlich in Richtung des Geräusches. Die Tür der Klinik stand auf. Sie zog jetzt doch ihre Waffe. Als sie eine Person zu fassen bekam, riss sie sie zu Boden.
„Fuck, Tante Monica, ich bin’s“, erwiderte Queenie keuchend, die nun unter ihr lag.
„Du bist es, warum schleichst du dich hier so rein?“, zog sie sie wieder auf die Beine.
„Die Tür stand auf, ich wollte nur nach dir sehen. Warte, du bist bewaffnet?“
„Ähm, ja, es ist Vollmond, du weißt doch wie es in New Orleans abgeht an solchen Tagen. Meine Chefin hat vermutlich beim Gehen die Tür offengelassen. Es ist so lächerlich, wie viele Personen hier der Gefahren hier nicht bewusst sind. Ihre ehemalige Mitarbeiterin ist ein gottverdammter Werwolf, aber sie weiß es nicht. Du solltest doch den Highway bewachen“, packte sie ihre Waffe weg.
„Ich bin auf dem Weg dahin. Wollte nur nach dir sehen. Du scheinst aber klarzukommen, bin schon weg“, wollte sie gerade gehen, als plötzlich eine Figur durch die Tür brach. Monica konnte nicht schnell genug ihre Waffe ziehen. Ein Werwolf stürmte auf sie zu und rammte sie brutal durch die Glastür. Blut tropfte von ihrem Kopf, als sie auf dem Glas auf der Straße lag. Sie hörte einen Schuss, bevor sie das Bewusstsein verlor.

Fünfzehntes Kapitel

 
Sie schmeckte Blut und sie spürte Druck auf dem Kopf.
„Rod, sie kommt zu Bewusstsein“, hörte sie Queenies Stimme.
„Ich hab Durst“, sagte Monica als erstes.
„Sicher, ich besorg dir was. Wie fühlst du dich?“
„Als hätte mich ein Werwolf durch ne Glastür geschleudert“, sagte Monica trocken.
„Du erinnerst dich also, das ist nen gutes Zeichen, du hast dir ziemlich gut den Kopf angehauen. Die werden noch testen, ob du eine Gehirnerschütterung hast. Du hast ziemlich viele Schnittwunden, aber nichts im Gesicht. Ich hab jemanden geholt, der die Tür von der Praxis mit Holz abdeckt und hab deine Chefin angerufen. Ich hab ihr erzählt, ein Junkie wäre eingebrochen und hätte dich in die Tür geschupst“, erzählte Rodrick ihr.
„Was ist mit dem Wolf?“
„Ich hab ihm ins Bein geschossen, er wird es überleben, hab die falsche Waffe erwischt, waren nicht die Silberkugeln. Ich hab ihm nen Betäubungsmittel ins Bein gerammt, keine Ahnung welche Dosis, aber es hat ihn ausgeknockt. Es tut mir so leid, du bist sicher enttäuscht von mir!“
„Machst du Witze? Wir beide leben noch und du hast ganz alleine einen ausgewachsenen Werwolf niedergestreckt. Bin so stolz auf dich“, erwiderte Monica und fuhr mit ihrer an einem Tropf hängenden Hand sanft über das Gesicht ihrer Nichte.
„Aber du wurdest verletzt“, bemerkte Queenie weinerlich.
„Ich wurde schon mehr verletzt, ist nicht das erste Mal, dass ich in einer Notaufnahme aufwache. Ich muss dir was erzählen“, bemerkte sie und erzählte ihr von ihrem gewalttätigen Ex.
„Warum hast du mir nie davon erzählt?“, fragte Queenie unter Tränen.
„War nicht das Highlight meines Lebens, erzähl es bitte nicht deinem Grandpa oder meinem Bruder, ich weiß nicht, was sie tun würden, wenn sie es wüssten. Das liegt aber in meiner Vergangenheit, es gibt furchtbare Männer in der Welt, aber lass dich davon nicht abschrecken. Es gibt viele gute Männer, die das ausgleichen, so wie mein Freund hier“, streckte sie ihre andere freie Hand Rodrick entgegen. Lächelnd nahm er die Hand in seine Hände.
„Ja, er ist ein wirklich guter Kerl. Aber ich weiß, dass es gute Kerle gibt, ich date einen. Uriel hat mich schon zwei Mal angerufen, seid wir hier sind. Ich dachte eigentlich, das wäre so ne Bettgeschichte, aber ich entwickle tatsächlich Gefühle für diesen seltsamen Kerl“, dachte Queenie laut nach.
„Das ist doch schön, du hast es verdient. Wow, ich hab wohl echt ne Gehirnerschütterung“, bemerkte Monica verwirrt.
„Ich hol deinen Doktor“, ließ Queenie sie alleine.
„Ist dir schwindelig?“, fragte Rodrick liebevoll.
„Ja, aber vermutlich von den ganzen Drogen, die die in mich reinpumpen. Die Ironie, dass ich meine Versicherung seit gestern habe ist nicht an mir vorbeigegangen. Aber es ist gut, das heißt, ich krieg das gute Zeug. Was hat mein Boss gesagt, hat sie mich gefeuert?“
„Nein, natürlich nicht, sie hat sogar Blumen geschickt. Sie hat gesagt, du sollst dich erholen. Ich hätte nicht ins Kino gehen sollen, es ist Vollmond, ich hätte ihr helfen sollen“, war Rodrick von Schuldgefühlen geplagt.
„Das war nicht deine Schuld, jetzt, wo dein Bruder auf Tour ist, ist eh alles anders. Ich werde die Beads kontaktieren, es gibt Einheiten, die aushelfen können, das wäre ein großer Eingriff in die Stadt, deswegen wollte ich es nicht erwähnen, aber wir schaffen das nicht alleine“, erklärte sie ihm.
„Okay, aber ich muss vorher ein Stadtmeeting einberufen, die Leute müssen endlich erfahren, in welcher Stadt sie leben. Zu viel ist schon passiert“, realisierte er.
„Wow, du bist dafür? Hab ich nicht gedacht. Okay, sobald ich hier rauskomme, mach ich ein paar Anrufe. Ich will nur sagen, es wird sich viel ändern, wenn wir das anstoßen“, stellte sie klar.
„Dieser Wolf hätte dich töten können, es wird Zeit!“
„Wir müssen aber vorher mit Cody sprechen, das ist seine Sache und wir sollten ihn nicht übergehen“, kam Queenie mit dem Arzt zurück.
„Okay, ich muss meine Patientin nochmal untersuchen, es wäre schön, wenn Sie zu den Öffnungszeiten wiederkommen, bitte“, bat der Arzt sie zu gehen und ihre Gäste verschwanden.
 
Zwei Tage später konnte sie das Krankenhaus verlassen, sie sollte sich aber noch zu Hause erholen.
„Ich hab ihn erreicht, sie sind in New York City momentan, sie stochern im Dunkeln. Onyx meinte ja, er hätte noch nie von nem Vampir gehört, der so etwas aus der Ferne kann. Es wird alles immer mysteriöser. Ich will ihr doch nur Scheidungsunterlagen zustellen und mein Leben mit dir beginnen“, war er erschöpft.
„Ich werde nirgendwo hin gehen, egal wie lang es dauert“, sagte sie sanft.
„Das wird ziemlich schnell ziemlich ernst bei uns, was?“, realisierte er.
„Das hatte ich nicht geplant, aber ich hab mich echt verliebt, tut mir leid“, entschuldigte sie sich.
„Du musst dich nicht entschuldigen, das hab ich doch auch. Das hätte ich nie erwartet“, stand sie von ihrem Schneidersitz auf ihrem Bett in ihrem Zimmer auf und umarmte ihn fest.
 
„Du hast das schon oft gesagt, Rav‘“, nörgelte Cody. Er lief seiner Ex durch Brooklyn hinterher.
„Meine Gabe ist keine Wissenschaft, Cod‘, wir haben alle wenig geschlafen, wir müssen meiner Eingebung aber nachgehen“, erwiderte Ravena müde und band ihre Zöpfe neu.
„Wir machen das jetzt drei Wochen, deine Gabe ist Scheiße“, moserte Uriel, während er ihnen in dem Hipster-Viertel hinterherging.
„Du warst auch nicht grad hilfreich, Kleiner“, waren alle gereizt.
„Seit still, muss mich konzentrieren“, raunzte Ravena, aber plötzlich war sie still und ging wie hypnotisiert weiter.
„Rav, was machst du? Rav?“, ging Cody ihr eine dunkle Gasse hinterher.
„Rav, red mit uns“, bat auch Uriel verwirrt und eine Tür ging neben ihn auf. Ravena ging einfach rein und da die beiden Männer ihren Kräfte vertrauten, folgten sie ihr einfach.
Ravena war vollkommen in Trance. Cody hielt sie fest, aber sie lief einfach weiter.
„Scheiße, ich glaub nicht, dass wir da drauf reingefallen sind“, realisierte Cody, was passiert war.
„Es tut mir leid, Kleiner, so leid“, entschuldigte sich Cody.
„Was, was ist los?“, wurde Uriel nervös.
„Ihr dämlichen Menschen“, sprach Ravena in Trance.
„Lasst den Kleinen gehen, er hat es nicht gewusst“, verhandelte Cody.
„Das hättest du wohl gerne, Jäger, aber Jungfrauenblut ist eine Delikatesse, das lassen wir uns nicht entgehen“, sprach ein Vampir durch Ravena.
„Du hast uns in ein Vampirnest geführt?“, verstand jetzt auch Uriel.
„Ich bin so müde, ich hätte es wissen sollen. Kämpfe, tu es für deine Kleine“, machte Cody seinem Zögling Mut.
„Ich werde ganz sicher nicht als Jungfrau draufgehen“, zerbrach Uriel einen Stuhl und machte sich einen provisorischen Pflock. Die beiden Jäger standen Rücken an Rücken, während immer mehr Vampire aus dunklen Ecken auftauchten.
Sie konnten ein paar Vampire abwehren, sogar töten, doch dann wurde es zu fiel. Sie spürten jeder einen Biss und waren bald besinnungslos.
 
Cody fühlte sich wie nach zehn Runden im Ring. Doch er fühlte etwas, er war noch am Leben. Das Licht war gedimmt, ein Tropf mit einer ihm unbekannten Flüssigkeit war an ihn angeschlossen und er trug Handschellen an beiden Händen.
„Hey, was wird das hier, hey“, brüllte er in die Dunkelheit und ein Mann in Schwarz mit einer Taschenlampe kam zu ihm hin. Wortlos leuchtete er ihm in die Augen und riss brutal das Tape von seinem Hals. Der Typ grunzte dazu nur.
„Man, ich trag zwar Leder aber auf Schmerzen steh ich echt nicht“, murmelte Cody benommen. Er hörte, wie ihm die Handschellen abgenommen wurden.
„Gott sei Dank, der Vampir war echt tief drin. Bleib liegen, ich muss das neu verbinden“, bemerkte der Typ.
„Das war nen Fehler, Kleiner“, bemerkte er und versetzte ihm einen Uppercut, zumindest wollte er es versuchen, aber der Tropf hielt ihn davon ab.
„Wenn du nicht noch mehr Schmerzen willst, lass das“, murmelte der Typ und legte ihm wieder eine Handschelle an, während er seinen Hals neu verband.
„Fuck, wo bin ich hier?“, wollte er wissen.
„Du bist auch in unserem Business, oder?“, fragte der Kerl gegen.
„Kann ich nicht sagen, wenn du mir nicht erzählst, was hier los ist!“
„Du hast nen Beads dabei, ich dachte, du hättest es inzwischen kapiert. Du bist bei Green Apple, der Süden ist nicht der einzige mit einem Vampirproblem. Dein junger Freund hat dir wohl nicht viel von seinem Verein erzählt, was?“, erklärte der Typ.
„Wo sind meine Freunde?“, realisierte er plötzlich.
„Die liegen neben dir, wir müssen noch warten, wie sie sich entwickeln, tut mir leid, sei froh, dass er gechippt ist, sonst hätten wir euch nicht gefunden“, entgegnete der Typ und leuchtete mit der Taschenlampe zu den anderen Betten, in denen die anderen noch bewusstlos lagen.
„Haben sie das Blut getrunken?“, fragte er weinerlich.
„Wir wissen es nicht, hat nen Moment gedauert, euch zu finden. Das du nicht verwandelt wurdest, ist nen gutes Zeichen“, versicherte der Mitarbeiter der New-Yorker magischen Einheit. In dem Moment wurde jemand anderes wach. Er gab aber Töne von sich, die ihm noch von der Nacht bekannt waren, in der seine beste Freundin verwandelt wurde.
„Fuck, noch einer, das hatte ich befürchtet. Keine Sorge, wir kümmern uns darum“, eilte der Typ zu dem verwandelten Vampir.
Er bekam Panik. In seiner Panik wurde Uriel neben ihm wach. Ein anderer Mitarbeiter kam zu Cody und testete ihn auch.
„Was ist mit ihm, ist er … verwandelt?“, fragte Cody rüber.
„Er ist okay“, sagte der Jäger nur und öffnete die Handschellen.
„Mach mich los, ich bin auch gut“, forderte Cody und der eine Mitarbeiter sah den anderen an. Der nickte.
„Ihr Jungs habt echt Glück gehabt, die Tröpfe müssen aber noch dranbleiben. Könnt ihr aufstehen?“, wollte ihr Helfer wissen. Cody nickte und half ihm Cody in einen Nebenraum zu führen. Dort war es viel heller und leerer. Sie ließen Cody auf ein Sofa fallen und die beiden Männer saßen bald nebeneinander auf dem Sofa, den Tropf immer noch im Arm.
„Wir haben einen Vampirangriff überlebt“, realisierte Uriel.
„Ich kann nicht sagen, wie leid es mir tut. Nur dank dir leben wir noch“, bedankte sich Cody entschuldigend.
„Was meinst du?“, verstand Uriel nicht.
„Du bist gechipt, warte, du weißt es nicht? Die Beads haben dich anscheinend gechipt!“
„Diese Fucker, aber ich kann kaum sauer sein, so haben die Leute uns gefunden. Ich hab beim Training von der New Yorker Abteilung gehört, ich weiß noch, wie Queen sich lustig gemacht hat, dass sie genauso heißen wie die Marke. Da sind so viele da drin, wurden die alle gebissen? Wo ist Rav?“, war Uriel durcheinander.
„Noch da drinnen. Ich kann das nicht nochmal mit jemandem durchmachen, der mir wichtig ist“, war Cody total fertig.
„Wir werden sehen. Wie lange sind wir hier? Ich muss Queenie anrufen“, wurde Uriel langsam klarer im Kopf.
„Ich weiß auch nicht mehr als du, weißt du, was sie da in uns reinpumpen?“
„Das ist Blut, Militärstandard, wir Jäger sind militärfinanziert, die einzige Abteilung, die heutzutage noch Geld hat“, erklärte er ihm.
„Du solltest Zivilisten nicht zu viel von uns erzählen, Kleiner. Eure Freundin ist auch unverwandelt, es haben sich nur zwei Vampire gleichzeitig an ihr zu schaffen gemacht, sie braucht nen bisschen mehr Unterstützung. Ihr beiden könnt es euch aussuchen, wir haben nen Bett für euch, oder ihr könnt gehen, sobald euer Tropf durchgelaufen ist. Ich nehm mal an, ihr wollt auf eure Begleiterin warten“, kam ein Typ in Uniform zu ihnen.
„Nur militärfinanziert, hm“, drehte sich Cody zu Uriel.
„Vielleicht auch etwas militärgeleitet, ich war nur ein paar Wochen dabei. Sir, vielen Dank für unsere Rettung“, sagte Uriel höflich.
„Sie hatten Glück, Sie sind gerade in eine Operation geplatzt. Was haben Sie dort überhaupt gemacht?“
„Wir suchen jemanden“, erklärte Cody.
„In nem Vampirnest, nicht wirklich nen guter Ort dafür. Ich hoff mal, ihr seid nicht so Vampir-Junkies die auf Bisse stehen. Wir hatten einige Fälle unserer Mitarbeiter, ging meistens nicht gut aus“, erklärte der Typ in Uniform.
„Ihr Name ist Maise Ronsen, sie hat eine Tochter und einen Ehemann, der auf sie wartet. Sie ist meine Schwägerin“, zeigte Cody ein Bild seiner besten Freundin auf seinem Smartphone.
„Dann schau ich mal, wir führen genau Buch über die Vampire in der Stadt. Wenn Sie Ihre Schwägerin ist, nehm ich mal an, dass Sie ein Neu-Vampir ist!“
„Knapp vier Jahre!“
„Ich schau mal“, zückte er ein Tablet und ging es durch.
„Wir haben ein Versuchsobjekt in unseren Zellen, die passen könnte, ist Sie das?“, zeigte der Lieutenant einen Live-Feed einer Zelle.
Cody sackte etwas überdramatisch auf den Boden vor dem Sofa. Er hatte sie endlich gefunden. Sie war so mager und sah so erschöpft aus.
„Kann ich zu ihr?“, fragte er weinerlich.
„Nicht in die Zelle, aber davor, ja. Was wollen Sie mit einem Vampir? Sie ist verloren“, entgegnete er.
„Bringen Sie ihn einfach hin, bitte“, bat Uriel.
„Na gut, kommen Sie“, zog der Lieutenant ihn hoch und brachte ihn weg.
 
Ein metallener Stuhl wurde ihm hingezogen und er nahm Platz.
„Hier, damit können Sie mit ihr reden. Sie haben 15 Minuten“, entgegnete der Mitarbeiter, der ihn hingebracht hatte und drückte ihm ein Telefon in die Hand. Es war etwas wie in einem Gefängnis.
„Maise, Süße, hörst du mich?“, sprach er in das Telefon. Er musste sich ziemlich zusammenreißen, er war sonst nicht wirklich emotional. Die Vampir-Frau, die die ganze Zeit ruhelos rumgewandert war, blieb plötzlich stehen und sah durch die Glasscheibe.
„Cody?“, fragte Maise überrascht.
„Hey, Schönheit. Schlimm siehst du aus. Wie bist du hier reingeraten?“, fragte er liebevoll.
„Es tut mir leid, ich wollte das nicht“, entschuldigte sie sich. Sie war nicht mal ansatzweise die Frau, die er mal geliebt hatte.
„Was haben Sie mit dir gemacht?“, wollte er wissen.
„Die testen Sachen an mir, ich hab Angst“, schien sie total verängstigt.
„Was macht ihr mit ihr?“, war er entsetzt.
„Sie simuliert, die Dinger haben keine Gefühle mehr“, sagte der Wachmann neben ihm.
„Du bist echt ein Spielverderber, Krummnase, hat dir das schon mal jemand gesagt?“, drehte sich Maise plötzlich zu dem Beamten.
„Sie hat mich gehört“, war der Beamte etwas überrascht.
„Ich kann deine Gedanken hören, Krummnase, Du musstest meine Show ja unterbrechen“, konterte Maise und grinste diabolisch.
„Deine Tochter vermisst dich und dein Mann will sich von dir scheiden lassen. Auch wenn du keine Seele mehr hast, erinnere dich an meine Worte“, sagte Cody entsetzt, zog seinen Zugang aus seinem Arm und trottete davon.

Sechzehntes Kapitel

 
Uriel sah zu seinem Boss, der die Landschaft beobachtete, die an ihm vorbeizog.
„Es sind zwei Tage, Boss, das wird ne lange Reise heim, du musst mal was sagen“, bat Uriel, der den Wagen steuerte.
„Mir ist nicht nach Reden“, antwortete Cody endlich.
„Das reicht mir schon. Ihr beide seid nicht grade die gesprächigsten, aber die Totenstille ist nach allem etwas unheimlich. Wie geht’s dir da hinten, Rav?“, sah Uriel in den Rückspiegel.
„Du bist ein guter Fahrer, dafür, dass du so jung bist“, lobte Ravena den jungen Mann.
„Ähm, danke, ich hab überlegt neben dem College für eine dieser Apps zu fahren. Wie fühlst du dich?“
„Blutleer, aber was auch immer die da in mich reingepumpt haben, es hat mir geholfen. Ist aber anstrengend, Codys düstere Gedanken auszublenden. Was auch immer er erlebt hat mit ihr, hat ihn echt abgefuckt“, entgegnete Ravena erschöpft, aber mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Auch wenn ich nicht rede, kann ich dich trotzdem hören, Rav“, murrte Cody müde.
„Siehst du, er kann doch reden. Rede mit uns darüber, Cody, was willst du deinem Bruder sagen?“
„Das seine seelenlose Vampir-Frau in einem Militärgefängnis festsitzt, ich ihm aber nicht mehr helfen kann. Ich kann das einfach nicht mehr“, wurde Cody gesprächiger.
„Okay, das ist fair, ich könnte die Liebe meines Lebens auch nicht so sehen. Vor allem nachdem du bei dem Versuch sie zu finden beinahe draufgegangen wärst. Ich kann euch nicht sagen, wie leid es mir tut, dass ich mich von einem Vampir einlullen lassen habe. Wir Hellseher sind da leider etwas anfällig“, entschuldigte sie sich.
„Das ist nicht deine Schuld, wir sind dir ja idiotischerweise nachgerannt. Wir hatten echt Glück, dass die Truppen in dem Moment in der Nähe waren, was?“, plapperte Uriel vor sich hin, während er auf einen Highway auffuhr.
„Dort aufzuwachen war auch nichts, was ich nochmal erleben will, das war alles so steril, ich hätte nie gedacht, dass so viele Menschen täglich Vampiren in New York zum Opfer fallen. Ich kann froh sein, dass ich die meiste Zeit von den Medikamenten so high war, dass ich ihre Gedanken nicht mitbekommen habe. Ich muss meinen Freunden nur irgendwie weißmachen, dass ich neuerdings auf Schals und Rollkragen stehe, um die Dinger zu verstecken“, zeigte sie ihre dicken Pflaster am Hals.
„Da ist es gut, dass ich niemanden habe, dem ich was vormachen muss. Ich bin zumindest froh, bald zu Hause zu sein, wo wieder alles beim Alten ist“, entschied Cody.
 
„Sie sind im Gemeindesaal, haben sie begonnen Line-Dance zu üben, während wir weg waren?“, witzelte Uriel, während er einen Text seiner Freundin las.
Sie kamen grade rechtzeitig, um Rodricks Rede an die Einwohner mitzubekommen.
„Liebe Bewohner von Castine. Ihr wisst, ich bin kein Fan von großen Reden, aber ich habe euch versprochen, immer für euch dazu sein und das ist, was ich jetzt mache. Es dauert schon zu lange an, dass ihr lieben Bewohner im Dunkeln über das Geheimnis dieses Städtchens gelassen wurdet. Es wird Zeit, dies aufzuklären. Behalten Sie im Hinterkopf, dass schon Maßnahmen ergriffen wurden, um in friedlicher Co-Existenz hier weiterzuleben. Es leben Wesen zwischen uns, Vampire, Werwölfe und Hexen und andere, die sich schon vor langer Zeit hier angesiedelt haben. Haben Sie keine Angst, in ein paar Tagen werden wir Unterstützung bekommen, damit der Frieden zwischen Wesen und Menschen weiterhin bestehen bleibt. Ich kann nur so viel dazu sagen: Es wird eher sicherer werden in dieser Stadt, es ist nicht nötig in Panik zu verfallen. Alles wird beim Alten bleiben, ich wollte nur, dass Sie endlich die Wahrheit erfahren“, begann Rodrick seine Rede.
„Duh, hast du auch noch was Neues für uns? Heißt das, dein Nichtsnutz von Bruder hat sich endlich Unterstützung geholt, nachdem du und deine treulose Ehefrau das Handtuch geworfen haben?“, rief einer der Bewohner und die anderen Bewohner stimmten ihm zu.
„Mein Bruder ist keineswegs unfähig, erst seine längere Abwesenheit hat uns alles hier bewusst gemacht, dass wir hier Hilfe brauchen. Die Leute, die in unsere Stadt kommen sind wirkliche Profis, militärisch ausgebildet und stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite, magischen und normalen Bürgern. Ich habe versprochen zur helfen und das werde ich weiterhin tun, ich habe nur ein paar mehr Helfer, die mich dabei unterstützen. Ich danke Ihnen und Gott schütze Sie alle“, beendete er seine Rede.
Als er die Halle verließ, wurde er gepackt und zur Seite gezogen.
„Jetzt machst du das, jetzt wo deine spezielle Freundin angegriffen wurde, aber als es Maise passiert ist, war es nur ein dummer Unfall, was?“, machte Cody seinem Bruder große Vorwürfe.
„Großer Bruder, endlich bist du wieder zu Hause. Ich hab gehört, was passiert ist, New York ist nicht für jeden was, wie mir scheint“, freute sich Rodrick, Cody zu sehen. Der war so in Rage, dass er ansetzte seinem Bruder eine zu verpassen, doch wie durch Magie wurde er davon abgehalten. Na ja, nicht wie durch Magie, sondern richtige Magie. Queenie stoppte den Schlag magisch.
„Meine Tante ist fast draufgegangen, nur weil du nicht da warst, Großer, also hat er gemacht was er machen musste. Kann ich das jetzt lassen, oder muss ich dir den Arm brechen?“, drohte Queenie ihm cool, während sie ihre Hände auf magische Weise einsetzte.
„Ich hab ihn“, hielt Uriel seinen Boss von hinten fest, während sie ihre Hände senkte.
„Woher wusstest du, was gleich passieren würde?“, stieß auch Monica zu ihnen.
„Ich hab grad nen Anruf von einer gewissen Ravena erhalten, sie hat mich gewarnt. Eure Hellseher-Freundin ist echt gut. Süßer, bring ihn weg, ich klär das“, wirkte Queenie plötzlich sehr selbstbewusst und Uriel zog den konfusen Cody weg.
„Was zum Henker war das eben?“, fand Rodrick wieder Worte.
„Nicht hier, zu viel Publikum, lass uns nach Hause fahren“, bat Monica und fuhr mit Queenie und Rodrick zum Bürgermeisterhaus. Marla war Gott sei Dank bei ihrer Großmutter, also hatten sie ihre Ruhe.
„Ich hab ihn noch nie so erlebt“, redete Rodrick total verwirrt vor sich hin.
„Warten wir auf meinen Süßen, er wird es uns erzählen. Gute Rede, übrigens, ich hatte mich auf das Schlimmste vorbereitet, aber alle schienen es irgendwie zu wissen. Ihr seid echt schon ein seltsames Städtchen“, bat Queenie und sie und der Bürgermeister setzten sich hin, während Monica Kaffee aufsetzte.
 
10 Minuten später kam Uriel zurück.
„Ich hab ihn in seine Wohnung gefahren, er war so erschöpft, dass er einfach eingeschlafen ist. Danke“, begann Uriel und nahm die dampfende Tasse Kaffee entgegen.
„Jetzt sag schon, du hast so wenig davon erzählt, was in New York City passiert ist, erzähl es endlich“, forderte Queenie ihren Freund und der erzählte alles.
„Das sieht meinem Bruder nicht ähnlich so unvorsichtig zu sein, ich hab tagelang Tiraden von ihm hören müssen, wie eine Vampirjagd auszusehen hat“, verstand Rodrick nicht.
„Ich weiß nicht, wie ich dir das sagen soll, aber dein Bruder hat ein bisschen ein unangebrachtes Verhältnis zu deiner Frau, na ja, nicht normal“, druckste Uriel herum.
„Ich weiß, er hat es mir gesagt. Er war mit dem Kopf wo anders, versteh schon. Er hat sie also gefunden“, redete Rodrick vor sich hin.
„Ich war nicht dabei, aber von dem was ich mitgekriegt habe, ist von der Seele deiner Frau nicht viel übrig, ich war irgendwie drauf vorbereitet, aber ihn hat es schwer getroffen. Ich glaub, wenn du dabei gewesen wärst, wärst du jetzt auch so, er wollte dich als großer Bruder vor dem allem beschützen. Er hat drei Tage nicht mehr geschlafen und wurde von einem Vampir angegriffen, gib ihm Zeit“, erwiderte Uriel.
„Wow, ihr jungen Leute seid so erwachsen heute, vielen Dank dafür. Ich muss mit dem allem auch erstmal klarkommen, es wäre gut, wenn ihr mich ne Weile allein lasst“, bat Rodrick.
„Sicher, ich werde mit den Kids was essen gehen. Ruf mich aber an, wenn du mich brauchst, okay?“, küsste Monica ihren Freund kurz und verließ mit den anderen das Haus.
 
„Sind wir schuld an dieser ganzen Misere?“, wollte Uriel wissen, als sie in einem Restaurant etwas außerhalb saßen.
„Nein, Süßer, das ging schon vor uns los, wir hätten dich verlieren können. Du warst so mutig in den letzten Wochen, ich bin so stolz auf dich“, tätschelte Queenie seine Hand.
„Ich muss euch was sagen“, begann er.
„Du willst weiter studieren, oder?“, realisierte Queenie.
„Ich bin kein Jäger, das hat dieser Vorfall wieder gezeigt. Es tut mir leid, euch zu enttäuschen“, sagte er etwas beschämt.
„Es ist in Ordnung, du bist mit deinem Gehirn für was höheres bestimmt. Ich weiß noch nicht, was ich machen will, ich habe gemerkt, dass New Orleans im Moment nichts für mich ist, aber das kann sich ändern“, verstand Queenie ihn.
„Das heißt, wir werden uns trennen?“, fragte Uriel traurig.
„Okay, ich geh dann mal auf die Toilette“, ließ Monica sie allein.
 
Monica setzte sich an den Tresen, um dem jungen Pärchen etwas Privatsphäre zu geben.
„Jo, ist meine Bestellung fertig?“, hörte sie am Tresen plötzlich eine bekannte Stimme und sie drehte sich auf dem Stuhl um.
„Hey“, begrüßte Monica, Vilkas, der gerade Essen holte.
„Bist du nicht etwas weit draußen, kleine Jägerin? Hast deinen Lover schon satt?“, begrüßte Vilkas sie cool.
„So in etwa, ich bin mit meiner Nichte und ihrem Lover hier essen und sie müssen grad was besprechen. Hast du die Rede vom Bürgermeister schon mitbekommen?“
„Ja, er hat mich extra davor angerufen, ich schätze die Geste, dass die Behörden aber bald hier einfallen eher weniger. Aber das kann nicht so weitergehen, da hat er recht“, entgegnete der Wolf verständnisvoll.
„Ähm, okay, können wir jetzt vernünftig miteinander arbeiten? Dieser Wolfangriff vor ein paar Tagen war echt uncool“, bemerkte Monica und zeigte ihre Wunden.
„Das war mein Neffe, er ist so trotzig, wir sperren uns eigentlich in der ersten Nacht des Vollmondes ein, wir wollen es für euch ja auch so einfach wie möglich machen, aber er ist erst 17 und du weißt ja, wie Jungs in dem Alter sind. Ich bin euch dankbar, dass ihr ihn nicht getötet habt“, wirkte er vollkommen verändert.
„Da musst du meiner Nichte danken, wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, hätte ich ihn getötet“, sagte sie trocken.
„Da hättest du jedes Recht dazu, geht es dir gut?“
„Schmerzen hab ich noch, aber werde es überleben. Danke, der Nachfrage. Dein Neffe sitzt wegen Körperverletzung im Knast, ich kann nichts dagegen tun und ehrlich gesagt will ich das auch nicht“, bemerkte er.
„Versteh ich, ich klär das mit dem Sheriff selbst. War schön, dich zu sehen, ich muss jetzt los, meine Jungs warten auf ihr essen“, verabschiedete sich Vilkas und ging davon.
„Was zum Henker war das denn?“, redete sie vor sich hin und ging langsam wieder zum Tisch.
„Okay, das war jetzt echt … hey, alles bei euch?“, kam sie an den Tisch, wo die beiden mit bedrücktem Gesicht saßen.
„Ich werde nen Taxi nehmen, danke für die Einladung, Monica, wir sehen uns“, stand
Uriel auf und ging eilig davon.
„Ich würde dich ja fragen, wie es gelaufen ist, aber ich kann es sehen“, sagte Monica mit Mitgefühl, legte das Geld hin und führte ihre weinende Nichte an ihrer Hüfte zu ihrem Wagen.
 
Die Tage drauf war eine komische Stimmung zwischen den Bewohnern von Castine. Rodrick war fast nicht mehr zu Hause, weil er sich in die Arbeit stürzte, um sich abzulenken, Cody verließ seine Wohnung nicht mehr und war wenn er von Monica besucht wurde eigentlich immer nur betrunken. Queenie war in der Stadt geblieben, aber nur, weil sie nicht wusste, wo ihr Weg sie hinführte, Uriel war einfach eines Nachts verschwunden.
Obwohl es der unpassendste Moment war, konnte Monica ihren Bruder und ihre Schwägerin nicht davon abhalten Castine zu besuchen.
„Ihr hättet nicht kommen müssen, ich kümmere mich sehr gut um eure Tochter hier“, zog Monica in der Praxis ihren Kittel aus und zog ihre Lederjacke an.
„Das wissen wir, aber wir wollen es trotzdem selbst sehen. Du arbeitest wieder als Tierarzthelferin, das ist schön. Was ist mit der Tür passiert?“, wollte Lorraine von ihrer Schwägerin wissen.
„Bei uns ist eingebrochen worden, passiert. Habt ihr gut hergefunden?“
„Unsere Tochter hat uns alles erzählt, Mon“, warf Rick ein.
„Warum tut sie so etwas? Ja, ich wurde von nem Werwolf durch die Tür geschleudert. Es war heftig, ich hab’s überlebt, eure Tochter hat das toll hinbekommen, ich bin echt stolz auf sie“, gestand sie.
„Das sind wir auch, aber geht sie nicht ein in diesem Kaff? Hier spielt keine Musik, die Leute grüßen sich auf dem Gehweg, das ist doch wie bei den Waltons hier“, kommentierte Rick.
„Vielleicht ist es jetzt genau das, was sie grade braucht, Ricky, ihr habt doch gehört, dass sie sich von Uriel getrennt hat!“
„Wer zum Henker ist Uriel?“, fragte Ricardo.
„Wow, du hast echt so gar kein Interesse am Leben deiner Tochter, was? Er war ihr Freund, sie haben sich grad getrennt. Du solltest sie mal in den Arm nehmen und ihr sagen, alles wird gut, das machen gute Väter mal, du hattest keinen guten, deswegen weißt du das nicht“, schimpfte Monica.
„Wie redest du mit mir?“, donnerte ihr großer Bruder.
„Sorry, ich hatte ne heftige Woche, ich hab zwei Kerle in meinem Leben die um die gleiche Frau trauern und auch noch nen Teenager mit Liebeskummer, ich muss gleichzeitig für drei Leute da sein und dabei noch 40 Stunden arbeiten. Ich wollte nicht so laut werden“, schnappte sie ihre Tasche.
„Jetzt sind wir ja zu dritt, ich nehm meine Tochter, wer von den beiden Typen säuft am meisten?“
„Cody, wieso?“
„Schatz, besorg nen Sechser-Pack-Bier, du weißt, was zu tun ist“, plante Lorraine.
„Bin dabei, krieg ich die Adresse?“
„Schick sie dir auf dein Handy. Ihr wollt mir helfen?“, war Monica verwirrt.
„Wir sind Familie, du brauchst Hilfe. Natürlich helfen wir dir. Ich setz dich in der Wohnung ab, dann fahr ich zum Hotel, in dem Queenie ist“, erwiderte Lorraine und Ricardo nickte.
„Überfordert sie nicht, hört einfach zu“, bat Monica.
„Machen wir nicht. Du hast dich echt verändert, seit du hier bist, eindeutig zum Besseren“, umarmte Lorraine sie plötzlich und ließ die verdatterte Monica einfach dort im Flur der Praxis stehen.

Siebzehntes Kapitel

 
Monica ging um den Esstisch herum und strich dabei mit ihren Fingerspitzen über die Schultern ihres Freundes, der in Papiere versunken dasaß.
„Hey, was machst du?“, fragte sie sanft.
„Ich setz was auf“, sagte er nachdenklich.
„Es ist spät, komm, du musst dich ausruhen“, bat sie freundlich.
„Das sind meine Scheidungspapiere, die muss ich noch vorbereiten, dann kann ich sie morgen meinem Anwalt vorlegen“, erklärte er ihr.
„Glaubst du wirklich, du bist momentan in der Lage, das rational zu entscheiden?“, fragte sie besorgt.
„Ich muss das machen, morgen jährt sich ihr Weggang zum vierten Mal, wenn ich es jetzt nicht mache, werde ich es niemals tun!“
„Sie wird es doch nicht unterschreiben können!“
„Ich weiß“, begann er zu weinen. Sie setzte sich wortlos neben ihn, hielt seine Hand und ließ ihn einfach weinen.
 
Am nächsten Morgen frühstückten die gesamte Familie Raklin im Airbnb von Queenie. Ricardo saß verkatert mit einer Sonnenbrille auf da und las die New Orleaner Tageszeitung auf dem Tablet, während Queenie wie jeder Teenager in ihrem Smartphone vertieft war.
„Bist du eigentlich noch Jungfrau, Queenie?“, fragte Monica plötzlich in die Runde.
„Was ist das denn für ne Frage vor meinen Eltern?“, fragte Queenie beschämt und starrte ihre Tante an. Ricardo sah sie auch entsetzt an.
„Okay, ich hab eure Aufmerksamkeit, danke. Ich brauch eure Hilfe“, bemerkte Monica cool.
„Nicht cool, Tante, nicht cool. Was willst du?“, murrte Queenie.
„Sorry, aber sonst hättet ihr nicht auf mich geachtet. Okay, ich fang mit dir an, Lor‘, du bist aus der magischen Welt, ich kenn mich nicht so aus damit. Wie lässt man sich von einem Vampir scheiden?“, fragte Monica ihre Schwägerin.
„Mit nem Pflock durchs Herz“, murmelte Lorraine und nippte an ihrer Caffé Latte.
„Ach vergesst es, ich dachte eigentlich, ich könnte mit meiner Familie ein erwachsenes Gespräch führen“, sprang sie auf und wanderte durch den Garten.
„Geht es um deinen Freund?“, ging Lorraine zu ihr hin und legte die Hand auf die Schulter.
„Ja, er hat gestern den ganzen Abend geweint, ich weiß nicht genau, wie ich ihm helfen kann“, war Monica sichtlich besorgt.
„Sorry, dass ich das nicht ernstgenommen habe, ich mach ein paar Anrufe. Meine Tochter ist übrigens noch Jungfrau, frag mich nicht, woher ich das weiß, hat mit Magie zu tun. Wir kriegen das hin, ich muss aber nochmal beim Bruder deines Freundes nachgreifen, mein Mann war gestern nicht so erfolgreich“, erwiderte Lorraine und führte sie zurück.
 
Kurz vor ihrer Schicht fuhr Monica nochmal zu Cody, der in seinem Büro war.
Als sie eintrat, packte er grade alles in Kisten.
„Hey, was machst du?“, fragte sie freundlich.
„Packen, ich verschwinde hier. Ich werde ja nicht mehr gebraucht“, sagte Cody trocken. Er schien verkatert, aber nüchtern.
„Was? Nein, du kannst nicht einfach gehen“, war sie überrascht.
„Ihr habt ja dafür gesorgt, dass das Militär hierherkommt, ich bin nur hiergeblieben, weil ich gebraucht wurde, werde ich ja jetzt nicht mehr. Danke übrigens, für die Info vorher, pass auf dich auf, Kleine“, bemerkte er nur tonlos.
„Du kannst nicht einfach abhauen, dein kleiner Bruder braucht dich jetzt“, erwiderte sie.
„Er hat mich lang genug gebraucht, jetzt hat er dich ja. Pass auf deine Nichte auf, sie hat eine große Karriere vor sich“, lud er eine Kiste auf den Boden.
„Nein, ich bin kein Ersatz für einen großen Bruder, genau momentan braucht er dich, auch wenn du nur der Mann bist, der seine Frau liebt, ihr trauert um die gleiche Frau, das müsst ihr zusammen verarbeiten“, bat sie ihn.
„Er ist weitergezogen, du wurdest verletzt und sofort tritt er in Aktion, aber bei Maise ist nichts passiert. Das zeigt, dass es ihn nicht mehr interessiert, was mit ihr passiert. Gut für ihn, aber ich kann sie nicht einfach so vergessen“, entschied er und knallte eine Schranktüre zu.
„Wie kannst du das sagen? Er weint seit er das von ihr weiß, er ist ihr Ehemann, der Vater ihrer Tochter, er will sich scheiden lassen von ihr, ob wegen mir oder weil er mit allem abgeschlossen hat, aber er weiß nicht, wie. Ich kann ihm nicht helfen, er kennt mich dafür nicht gut genug. Sein großer Bruder kann das aber. Wag es ja nicht, ihn jetzt allein zu lassen“, erzählte sie.
„Er weint?“, sah Cody sie richtig an. Auch der starke Jäger war verheult.
„Vier Stunden letzte Nacht, ich bin nicht sicher, wie ich ihm helfen kann. Bitte hilf mir dabei“, flehte sie.
„Ich bin so sauer auf ihn und das sollte ich nicht sein“, entgegnete er.
„Du kannst sauer sein, aber denk dran, er war noch kein Bürgermeister, als das mit Maise passiert ist. Er konnte damals nichts dagegen tun. Jetzt hat er die Möglichkeit und es wird Zeit. Aber das Hilfe kommt, heißt nicht, dass du raus bist, dir wird nur geholfen“, erwiderte sie.
„Ich mach das jetzt, seit ich 18 bin, mein Körper ist kaputt, ich bin noch nicht so alt, wie ich mich fühle, ich will mein Leben nochmal neu beginnen, vielleicht heiraten und Kinder zeugen, ich wäre vor ein paar Tagen fast von nem Vampir getötet worden, das setzt alles in eine neue Perspektive“, stellte er klar und öffnete einen Tresor, in dem ein Kasten mit Silbermunition lag.
„Die brauch ich wohl nicht mehr, der Code ist Maises Geburtstag, frag deinen Freund danach, wenn du da ranwillst“, schloss er den Tresor wieder.
„Du musst das ja nicht mehr tun, aber bleib hier, deine Familie ist hier und deine Freunde“, versuchte sie nochmal, ihn zu überzeugen.
„Meine Familie kommt klar, Freunde hab ich hier nicht wirklich!“
„Hey, ich seh dich als Freund und Shonda sieht dich auch als Freund!“
„Danke, aber ihr habt beide Partner und was andres zu tun“, bemerkte er.
„Du wirst nicht einfach abhauen“, hörten sie beide plötzlich eine bekannte Stimme.
Es war Marla.
„Marls‘, was machst du hier?“, fühlte sich Cody ertappt.
„Es ist nach 3, mich holt ja keiner von der Schule ab. Da dein Büro in Laufweite ist, dachte ich, dass du mich vielleicht heimfahren könntest. Du wirst nicht einfach abhauen, mein Vater braucht dich“, erklärte sie ihnen.
„Dein Vater hat es wohl vergessen, ihm geht’s grad nicht gut, nächstes Mal kannst du mich gern anrufen. Er will gehen, Kleines, da können wir ihn nicht aufhalten“, zog Monica die Tochter ihres Freundes an sich. Sie schien es zuzulassen.
„Ich muss gehen, meine Süße, tut mir leid“, sah Cody in die traurigen Augen seiner Nichte.
„Dann geh doch, wenn du uns in Zeiten der Not alleinlassen willst, mach doch“, entgegnete Marla wütend.
„Das ist nicht fair, Marla, du weißt nicht, um was es geht!“
„Nein? Sie ist meine Mutter, Grandma hat mir erzählt, was passiert ist. Wir sind eine Familie, glaubst du, ich trauere nicht? Mich fragt keiner. Ich brauch meine ganze Familie, um das zu überstehen. Das beinhaltet dich, Onkel Cody“, wurde Marla laut.
„Du lügst, ich hab es Mom noch nicht gesagt, sie weiß von nichts“, erkannte Cody.
„War nen Versuch wert. Muss aber was Heftiges gewesen sein, wenn Dad und du so reagieren. Hat sie dich gebissen, oder was war?“, deutete Marla auf den Hals ihres Onkels, der seinen Kragen nach oben zog.
„Ähm, nein, ist keine Sache, die was für Kinder ist!“
„Ich bin kein Kind mehr, Onkel, ich will es wissen!“
„Ich werde es dir nicht sagen. Ich will los, bevor es dunkel wird, also lasst mich bitte durch“, bat er, die zwei blieben aber in der Tür stehen.
„Du musst uns schon wegschupsen“, war Marla standhaft.
„Ich könnte es“, murrte er.
„Ja, das wissen wir“, umarmten die zwei Ladys ihn gleichzeitig. Sie drückten ihn solange, bis er in Tränen ausbrach.
 
Die erweiterte Raklin-Familie blieb noch ein paar Tage und als ihre Eltern davon überzeugt waren, das Queenie sicher war, fuhren sie wieder heim.
Die Ronsen-Brüder hingegen gingen sich tagelang aus dem Weg. Irgendwann hatten die Ladies genug. Mit Hilfe von Rodricks Assistentin konnten sie beide in seinem Büro einsperren, dass sie endlich redeten.
„Cody, hör auf“, bat Rodrick ruhig, während er auf dem Sofa seines Büros saß.
„Fuck, diese Tür ist echt stabil“, schimpfte Cody, während er sich wieder und wieder gegen die Tür schmiss.
„Das ist im abgeschlossenen Modus ein Panikraum, mein Vorgänger war ein paranoider Typ. Hör auf, du reißt dir deine Halswunde noch auf“, sagte Rodrick weiter in einem monotonen Tonfall.
„Warum flippst du nicht aus?“, murrte Cody und stoppte, was er tat.
„Ausflippen bringt nichts, die Frauen haben irgendwas geplant, weiß nicht was, aber wir sollten das Beste daraus machen. Setz dich zu mir, bitte“, bat Rodrick und Cody setzte sich erschöpft neben ihn.
„Komm, zeig mal her“, sah sich Rodrick den Verband seines Bruders an.
„Gut, ist nichts aufgegangen. Ich hab deine Ablehnung nicht verdient, großer Bruder, ich hab nichts falsch gemacht“, suchte Rod das Gespräch.
„Nein, hast du nicht. Du bist der Bürgermeister hier, es wurde Zeit, dass die ganze Stadt involviert wird“, entgegnete Cody.
„Das mein ich nicht. Ich hab nicht drüber nachgedacht, wie das aussieht, was ich jetzt mache hat nicht nur was mit Monica zu tun, der Angriff auf sie hat nur das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich hab das nicht absichtlich getimt auf die Zeit in der du aus der Stadt bist und wenn ich damals die Macht gehabt hätte, gleich was zu machen, hätte ich es gemacht. Ich liebe Maise, werde ich immer. Das alles tut mir sehr weh, vor Allem weil du dich von ihr verabschieden konntest und ich nicht“, gestand Rod.
„Daran hab ich jetzt auch nicht gedacht. Wenn es dich beruhigt, ich hätte es lieber nicht gewusst. Ich hab die ganze Zeit gedacht, sie wäre noch die alte Maise, aber die ist bei dem Angriff des Vampirs getötet worden. Wir sollten aufhören, sie wie einen Menschen zu behandeln, das ist sie nicht mehr“, entschied Cody.
Rod stand auf, ging zu seinem Schreibtisch und holte ein paar Unterlagen her.
„Hast du gewusst, dass es extra eine Anwaltsagentur für Vampire gibt?“, wollte er wissen.
„Nein, überrascht mich nicht. Willst du sie da rausholen?“
„Nein, auch wenn’s hart klingt, sie ist dort richtig aufgehoben. Die Agentur kann Maises Seite der Scheidung durchziehen. Monicas Schwägerin hat das arrangiert. Ich muss das in meinem Leben abschließen. Ich muss vermutlich eines Tages vor Gericht erscheinen, das kann sich aber noch hinziehen. Ich hab die Papiere zumindest meinem Anwalt gestern Abend übergeben. Ich weiß nicht, wieso ich dich deswegen nicht angerufen habe, ich wollte das irgendwie für mich allein klären. Tut mir leid“, weihte er ihn ein.
„Das ist deine Privatsache, da musstest du mich nicht einweihen, danke, dass du es getan hast. Aber wie willst du das mit Marla regeln?“
„Du stellst gleich die schweren Fragen, was? Ich hab ihr noch nicht erzählt, was mit ihrer Mutter ist, du?“
„Nein, sie wollte es vor ein paar Tagen aus mir rauskriegen, ich blieb aber standhaft. Wir müssen es ihr irgendwie sagen, wir können sie nicht darüber im Dunkeln lassen. Mom haben wir ja auch nichts gesagt, sie ist eine strenge Christin, wie sagen wir ihr das?“
„Wenn ich zu beiden Fragen ne Antwort hätte, hätt ich vermutlich schon was unternommen. Wäre es zu viel verlangt, wenn ich das meiner Freundin aufbürden würde?“, witzelte Rod.
„Ähm, ja, sie macht schon so viel für dich. Ich sag’s Mum, dann redest du mit deiner Tochter“, verhandelte Cody.
„Einverstanden. Wir sollten mehr reden, wir waren früher doch so eng, was ist passiert?“, legte Rod die Unterlagen weg und setzte sich wieder zu ihm.
„Der Tag meiner Hochzeit“, erinnerte er ihn.
„Das war vor 20 Jahren, was war da?“, verstand Cody nicht.
„Du hast mich damals gefragt, ob ich sie wirklich heiraten möchte. Ich dachte erst, du hieltest mich für zu jung, aber ich hab in deinen Augen gesehen, dass du sie liebst. Diesen Blick hab ich danach oft gesehen, immer versucht zu ignorieren, aber er war eindeutig“, erzählte Rodrick.
„Ich hab niemals auch nur ansatzweise in deinem Territorium gewildert, versprochen!“
„Ich weiß, aber dieses Gefühl war immer da!“
„Sie war nie verliebt in mich!“
„War sie sicher!“
„Hat sie jemals was gesagt?“
„Nein, aber das ist auch kein Gespräch, was man normalerweise mit seiner Frau führt. Das ist alles scheiße“, redete Rodrick vor sich hin.
„Ich weiß, es ist schwierig darüber zu reden, wir müssen aber mal darüber reden und jetzt ist die Zeit dafür“, bat Cody.
„Ich brauch nen Drink“, ging Rodrick zu einem Schrank und zog eine Flasche raus.
„Ich nicht, danke. Du solltest auch nicht zu viel trinken, ich hab das jetzt ne ganze Woche gemacht, ist echt nicht gut für die Leber, glaub mir“, entgegnete Cody freundlich.
„Du hast Recht, ich hab nachher noch Termine. Gut, dass du das mit dem Alkohol erkennst, es ist echt schwierig das alles vor Mom zu verschleiern“, war Rod erleichtert.
„Das hättet ihr nicht tun müssen“, erwiderte Cody.
„Ja, wollten wir aber, du brauchtest nach allem deine Zeit, du kannst grade sicher nicht ihre Nörgelei gebrauchen“, bemerkte Rodrick.
„Ich wollte dir eine reinhauen und bist trotzdem so nett“, war Cody gerührt.
„Du bist mein großer Bruder und ich hab dich auf diese Reise geschickt, ich bin schuld an deiner Misere“, bemerkte Rodrick nachdenklich.
„Du hast mich nicht dazu gezwungen. Ich wollte es machen. Auch wenn alles nen Desaster war, ich bereu es nicht. Ich konnte dir nen Abschluss geben, irgendwie“, dachte Cody laut nach.
„Es war nicht richtig von mir, ich hätte das selbst tun sollen!“
„Nein, hättest du nicht, auch wenn ich sie geliebt habe, habe ich mehr Abstand zu dem allem als du“, erwiderte er.
„Nichts für ungut, aber nein, hast du nicht. Keiner von uns hätte da sein sollen. Ich hab dich in den letzten Jahren nicht wiedererkannt, es ist, als hättest du ein Trauma. Ich hätte an deiner Seite stehen müssen“, entgegnete Rodrick und umarmte ihn plötzlich.
Die Sicherheitstür sprang auf.
„Geht doch. Können wir jetzt zusammen Mittagessen gehen?“, kam Monica in das Büro.
„Hast du uns zugehört?“, war Cody etwas verärgert.
„Nur zugesehen, die Sicherheitskamera hat keinen Ton. Seid ihr soweit, oder braucht ihr noch nen Moment?“
„Nein, ich könnt was zu essen gebrauchen. Dir ist schon klar, dass das was ihr da macht habt Freiheitsberaubung war, oder?“, stand Rodrick auf.
„Wirklich? Diese blöde Tür hat nur geklemmt, das müsstest du mal reparieren lassen“, spielte sie es runter und grinste.
„Ja, das sollte ich. Kommt deine Nichte auch mit?“
„Ich kann sie mal fragen, aber momentan ist sie nicht so gut aufgelegt“, erklärte Monica nachdenklich.
„Ja, der Verlust der ersten großen Liebe, das haben wir jeder mal durchgemacht,
oder?“, bemerkte Cody und nahm seine Jacke.
„Jup, manche sind immer noch in der Bewältigungsphase“, ergänzte Rodrick und sah auf die Scheidungsunterlagen.
„Tut mir leid, darüber habe ich nicht nachgedacht“, entschuldigte sich Monica bei ihrem Freund.
„Schon gut, ist ja nicht deine Schuld, dass ich so naiv war und meine erste Jugendliebe geheiratet habe“, sagte Rodrik nachdenklich und schloss die Unterlagen.
„Du warst nicht naiv, du warst verliebt. Ich hab mir den Namen meines ersten Freundes mit 15 tätowieren lassen von einem Hinterhof-Tätowierer mit AIDS, das war mal dämlich“, erzählte Monica aus ihrem Leben.
„Ist dies das Tattoo das du mit dem schwarzen Piraten-Totenkopf auf deinem Oberschenkel abgedeckt hast?“, fragte Rod cool.
„Ähm, ja, woher weißt du das?“
„Schrift kann man meistens nur mit sehr schwarzen Tattoos abdecken. Was? Hab die ein oder andere Tattoo-Shows gesehen. Sei nur froh, dass er dich nicht angesteckt hat. Warte, du warst erst 15?“
„Du hast doch meinen Vater kennengelernt, oder? Gegen irgendwas musste ich rebellieren und der Shop war schäbig genug, dass sie nicht nach einem Ausweis gefragt haben!“
„New Orleans ist schon irgendwie ein schräger Ort. Lasst uns gehen, ich krieg Hunger“, bemerkte Cody und sie folgten ihm ins Diner.

Achtzehntes Kapitel

 
„Da bist du ja endlich, wollte dich schon vermisst melden. Kochst du endlich wieder?“, kam Darla auf ihren Sohn Cody zu, als er als erster durch die Tür kam.
„Morgen wieder, Mom, versprochen!“
„Das sagst du schon seit Tagen!“
„Ich hab mich nicht gut gefühlt“, nörgelte er wie ein Kind.
„Ich bin die Tochter einer Trinkerin, deine Grandma hat sich auch immer “Nicht gut gefühlt“ wenn sie verkatert war. Jetzt scheinst du ja wenigstens nüchtern zu sein. Sorry, Kids, das ist nichts, was ich hier so ausbreiten wollte, setzt euch irgendwo hin“, entgegnete Darla, als sie die andren sah.
„Eine Alkoholikerin in der Familie, das erklärt eure Tendenz dazu. Noch nen Grund, dass ihr damit aufhören solltet. Setzt euch“, bat Monica und die drei setzten sich hin.
„Du zwingst uns aber jetzt nicht mit dem Trinken ganz aufzuhören, oder?“, murmelte Cody.
„Nein, aber ich achte mehr auf euch ab jetzt. Ich kenn euch erst zwei Monate, aber es kommt mir schon viel länger vor. So viel ist passiert in dieser Zeit“, entgegnete sie.
„Ja, ist nicht mal Sommer, ich bin in den letzten zwei Monaten gefühlt 10 Jahre gealtert“, dachte Rodrick laut nach.
„Ähm, ich versuch mal nicht, das falsch zu verstehen“, murrte Monica.
„Oh nein, Süße, du bist der Grund, warum ich in dieser Zeit nicht ausgeflippt bist. Du bist das Beste, was mir passieren konnte“, beteuerte er.
„Ich wollte schon was sagen, gut gerettet“, schmunzelte sie und küsste ihn sanft. In dem Moment kam Darla mit der Karte und die beiden trennten sich räumlich.
„Ach kommt schon, auch wenn mir das keiner sagt, ich weiß, was zwischen euch läuft und es freut mich. Zumindest ist sie kein Vampir“, konterte Darla trocken und legte die Karten hin.
„Du hast also nichts dagegen?“
„Lässt du dich von Maise scheiden?“
„Ja, tut mir leid, es muss sein!“
„Diese Frau hat dir nur Sorgen bereitet, ich komm klar. Vergiss nur nicht, deine Tochter in allem was möglich ist einzubinden. Sie ist inzwischen eine junge Lady und versteht das Meiste“, bat Darla.
„Hat sie sich beschwert?“, wollte er wissen.
„Red mit ihr. Eistee für jeden?“, wollte Darla wissen und alle nickten.
„Dann mach ich nochmal frischen. Drei Mal Burger nehm ich mal an?“, wollte Darla wissen und da nickten auch alle.
„Dachte ich mir, wofür bring ich euch dann die Karte? Komm gleich wieder“, bemerkte Darla etwas angesäuert und ließ sie allein.
„Sie ist sauer, oder?“
„Ein wenig, aber das ist auch für sie schwierig das alles zu verarbeiten. Gib ihr Zeit. Es ist echt schwierig, mit meiner Tochter über das alles zu sprechen, was sagen wir nur? Wie viel kann sie vertragen?“, wurde Rodrick wieder traurig.
„Soll ich mit ihr reden? Wir Frauen sind bei manchen Sachen etwas sensibler“, schlug sie ihrem Freund vor.
„Das wäre doch zu viel von mir verlangt, oder?“, fragte Rodrick vorsichtig.
„Nein, das geht schon. Ich werde heute Abend mit ihr sprechen, wenn ich heimkomme. Apropos, ich muss los, Darla, streich meine Bestellung“, stand sie auf und ging zur Arbeit.
 
Die beiden Brüder saßen schweigend am Abendessen-Tisch. Marla sah von ihrem Smartphone auf.
„Schön, als Familie mal wieder zusammen zu essen. Nur Grandma fehlt“, kommentierte sie in die Runde.
„Sie kommt vielleicht noch später. Wir müssen mit dir über was reden!“
„Geht es um meine Mutter?“, wusste sie gleich, um was es geht.
„Du hast echt ihre Klugheit geerbt, ja, es geht um deine Mutter. Du weißt ja, dass dein Onkel deine Mutter gefunden hat“, begann Rodrick.
„Ja, hab ich so nebenher gehört. Wie ist sie drauf?“, fragte sie ernst.
„Nicht so gut, ehrlichgesagt“, mischte sich Cody ins Gespräch ein.
„Oh, okay, was heißt das?“
„Sie ist in einer Einrichtung, die sich um sie kümmert!“
„So was wie eine Klapse?“
„Ja, so in etwa. Es klingt egoistisch von mir, aber ich will mich von ihr scheiden lassen. Ich hab zwar mal geschworen, sie auch in schlechten Zeiten zu lieben und zu ehren, aber der Spruch wurde nicht von jemandem geschrieben, der Vampire im Hinterkopf hatte. Sie wird vermutlich viel länger leben als ich. Ich habe die Scheidung offiziell eingereicht“, sagte er vorsichtig.
„Ähm, okay. Wie soll das funktionieren? Wirst du sie vor Gericht treffen?“
„Ich bin nicht ganz sicher, aber ich hab den Ablauf mal angestoßen. Sei nicht sauer, aber ich will nicht, dass du deine Mutter nochmal siehst. Dein Onkel hat es und es hat ihn ziemlich mitgenommen“, erklärte Rodrick vorsichtig.
„Was meinst du dazu, Onkel Cody?“, wendete sie sich an ihren Onkel.
„Er hat Recht, meine Süße, das wäre nicht gut für dich“, bemerkte er liebevoll.
„Dann ist es okay, sie ist schon ne Weile nicht mehr in meinem Leben. Ich will nur nen Brief schreiben und ihr überbringen lassen, ich hoffe, das ist in Ordnung!“
„Ja, natürlich. Wow, eure Generation ist echt so erwachsen, ich bin stolz auf dich“, war Rodrick stolz.
„Ich kann ja kaum was dran ändern. Kommt Monica auch noch zum Essen?“, lenkte sie vom Thema ab.
„Sie müsste in ner halben Stunde kommen. Sie hat gesagt, du kannst mit ihr über alles reden, wenn sie kommt“, erklärte er ihr.
„Danke. Darf ich aufstehen?“
„Sicher, denk dran, deine Hausaufgaben fertig zu machen!“
„Mach ich doch immer, Dad“, stand sie auf und verzog sich in ihr Zimmer.
 
„Das lief ja gut, oder?“, fragte Cody seinen Bruder.
„Hm, weiß nicht. Da kommt sicher noch was nach. Auch wenn ich froh bin, dass sie es besser versteht, als wir beide, sie hat kaum Emotionen gezeigt, das ist doch komisch, oder?“
„Wir haben genug für sie mitgelitten, es ist doch gut, wenn sie das richtig verarbeiten kann. Wir können beide sagen, dass wir da nicht gut mit umgegangen sind“, entschied Rodrick nachdenklich.
„Oh ja, überhaupt nicht gut. Wir müssen jetzt zusammenhalten und zusammenarbeiten. Sag mir, was ich tun kann!“
„Danke, ich sollte Monica wirklich mit allem in Ruhe lassen, unsere Beziehung ist so frisch, ich verjage sie sonst noch“, dachte Rodrick laut nach.
„Ja, dir soll es nicht wie bei Ravena und mir passieren. Ich hab sie wirklich geliebt, aber durch deine Obsession mit deiner Frau hab ich sie verloren“, gestand sich Cody ein.
„Du hast sie noch nicht verloren, noch ist sie Single. Wenn das alles hier vorbei ist, solltest du ihr endlich mal deine Gefühle eingestehen“, riet er ihm.
„Es ist zu spät, das ist so lange her!“
„Sie hat keine Minute gezögert dir durchs Land zu folgen um deine beste Freundin zu finden, da bin ich mir nicht so sicher“, deutete er seinen großen Bruder drauf hin.
„Denkst du?“
„Ich bin nicht der Experte, was Beziehungen angeht, aber das dachte ich halt so. Ich werde das restliche Essen mal in den Kühlschrank stellen, bis die Ladies kommen“, stand Rodrick auf und kramte in der Küche herum.
 
Monica kam spät heim und schlich sich durch den Hintereingang hinein. Darla saß noch mit ihren Söhnen im Esszimmer und sie wollte nicht stören. Sie hatte sich gerade umgezogen, als es an ihrer Tür klopfte.
„Nicht mehr heute, Rod“, bemerkte sie müde.
„Ew, ich bin’s“, hörte sie die angeekelte Stimme der Tochter ihres Freundes.
„Äh, sorry, Marl‘, komm rein“, bat Monica und zog ihren Morgenmantel an.
„Können wir reden?“, hoffte Marla.
„Sicher, Kleines, setz dich!“
„Auf welchem Möbelstück hier habt ihr es noch nicht getrieben“, erwiderte Marla kritisch.
„Wir sind doch keine Karnickel und wir treiben es immer nur in seinem Bett“, konterte Monica cool.
„Na super, die Bettwäsche mach immer ich in die Maschine. Egal. Dad hat beim Abendessen mit mir über alles geredet“, begann Marla und setzte sich vorsichtig auf einen Stuhl.
„Das ist gut, oder? Hast du irgendwelche Fragen?“
„Eine halbe Millionen Fragen, aber keine davon kann mir beantwortet werden“, bemerkte Marla, während sie ihre Hände auf ihrem Schoß knetete.
„Versuch es einfach, ich werde dir die Fragen beantworten, soweit ich kann!“
„Werden Dad und du heiraten, wenn er geschieden ist?“
„Wir sind erst vier Wochen zusammen, keine Ahnung. Ich dachte eigentlich Fragen zu deiner Mutter“, stotterte sie.
„Wirst du meine Mutter töten?“
„Ähm, nein, sollte ich?“
„Warum kann ich sie nicht sehen?“
„Deine Mutter ist nicht mehr sie selbst. Sie hat deinen Werwolfjäger-Onkel zum Heulen gebracht, ich war nicht dabei, aber das war traumatisch für ihn, das wollen wir dir ersparen, mein Schatz“, sagte Monica sanft und nahm eine von Marlas Händen in ihre eigene Hand.
„Ich bin kein Kind mehr“, murrte sie.
„Ich weiß, aber ich habe in meiner Laufbahn viele Vampire kennengelernt, nur wenige waren vernünftig. Das wäre nicht gut für dich“, erwiderte sie.
„Ich vermisse sie“, gestand Marla.
„Ich weiß, Engel, ich weiß. Ich werde für dich da sein, egal was kommt“, versicherte Monica und Marla setzte sich zu ihr aufs Bett und kuschelte sich an sie. Marla hatte sich an Monicas Anwesenheit langsam echt gewöhnt. Monica war eigentlich nicht gut mit Kindern, aber sie genoss es.
 
Nach etwa einer halben Stunde Gespräch brachte Monica, Marla in ihr Zimmer. Auf dem Rückweg stolperte sie im Halbdunkeln in die Arme ihres Freundes.
„Jeez, sorry, hab dich nicht gesehen“, murmelte sie.
„Bist heute nicht so für Gesellschaft, was?“, fragte er freundlich.
„Nein, tut mir leid. Aber ich hab mit Marla geredet. Sie ist ziemlich durcheinander“, erklärte Monica.
„Verdammt, ich wusste es. Ich sollte zu ihr gehen!“
„Ich hab’s geklärt, keine Sorge. Ich will aber jetzt nur ins Bett, sorry!“
„Kein Problem, schlaf dich aus. Alles okay zwischen uns?“, wollte er wissen und sie küsste ihn sanft.
„Ja, alles in Ordnung, bin nur müde. Geh du zu deiner Familie!“
 
Mitten in der Nacht bekam Monica einen Anruf.
„Dass du Blutsauger wach bist, heißt nicht, dass wir es auch sind, Onyx“, murmelte sie in ihr Telefon.
„Sorry, Schönheit. Hat etwas gedauert, aber ich hab endlich nen Antwort auf deine Frage“, sagte Onyx cool.
„Es ist drei Uhr morgens, On‘, du musst schon genauer werden“, erwiderte sie müde.
„Du wolltest doch wissen, ob wir Vampire auf weite Entfernung Menschen beeinflussen können. Die Antwort ist ja, aber es müsste eine riesige Gruppe von mindestens 50 Vampiren sein, hab ich dir damit geholfen?“
„Wir haben den Vampir gefunden, den wir suchen, aber danke“, erklärte sie.
„War sie in einer Gruppe von Vampiren?“, wollte Onyx wissen.
„Sie ist unter Schloss und Riegel, das ist das Wichtigste“, erwiderte sie schläfrig.
„In der Nähe von anderen Vampiren?“
„Vermutlich mit einer Menge von deinesgleichen. Wieso?“
„Können die sich untereinander verständigen?“
„Keine Ahnung, ich hab es nur aus zweiter Hand mitbekommen? Wieso fragst du? Was ist los?“, wollte sie wissen und setzte sich wacher auf.
„Wenn sie so stark war, dass sie euch kontaktieren konnte, kann sie auch viele andere von euch Menschen manipulieren, wenn sie eine Gruppe von unseresgleichen hat“, erklärte er weiter.
„Sie ist in sicheren Händen, hoff ich mal, danke für den Anruf. Kauf dir ne Uhr“, murmelte sie und legte wieder auf. Sie legte sich wieder hin. Erst war sie nicht besorgt, doch nach ner halben Stunde lag sie immer noch wach.
Es war fast vier Uhr morgens, als sie ihren Freund weckte.
„Rod, wach auf“, flüsterte sie ihm ins Ohr.
„Meinetwegen, du musst aber die meiste Arbeit machen“, murmelte er und schlug seine Bettdecke zur Seite.
„Verführerisch, aber nein. Ich muss mit dir reden!“
„Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, Mon‘, kann das nicht warten“, murrte er ohne seine Augen zu öffnen.
„Ja, es kann warten, sorry, dass ich dich geweckt habe“, murmelte sie enttäuscht, deckte ihn sanft wieder zu uns verließ sein Schlafzimmer.
 
Monica wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen, als sie mehrere größere Fahrzeuge an dem Haus vorbeifahren hörte.
Es war eine Seitenstraße und es fuhren nicht viele Fahrzeuge aufeinander durch diese.
Sie öffnete den Vorhang. Es waren Militär-Fahrzeuge.
„Die Kavallerie ist da“, redete sie vor sich hin und zog sich schnell an.
Ihre Neugier übermannte sie und sie fuhr mit ihrem neuen Wagen den Autos hinterher.
Die Fahrzeuge stoppten vor einer Lagerhalle. Da sie nur in Shorts und Kapuzenpulli war, blieb sie im Wagen sitzen. Eine Gruppe schwarzgekleideter Leute stieg aus einem Wagen aus. Als sie einer der Personen sah, blieb fast ihr Herz stehen. Es war Rubina, ihre Ex.

Neunzehntes Kapitel

 
„Sorry, bin so schnell gekommen, wie ich konnte“, setzte sich Queenie auf ihren Beifahrersitz. Monica saß da, ihre Beine hochgezogen, in die Ferne starrend.
„Du hast aber noch Kaffee geholt!“, redete sie vor sich hin.
„Es ist wirklich früh und ich hatte gestern Spätschicht. Ich hab deinen Text nicht so ganz verstanden. Was meinst du, Ruby ist hier? Die ist in der Klapse“, entgegnete sie verwirrt.
„Sie ist in dem Gebäude“, zeigte sie auf das Lager.
„Hattest du einen Albtraum?“
„Ich mein’s ernst, ich hab sie da reingehen sehen“, erklärte sie ihr.
„Die ganze Sache mit den Vampiren und so schlägt dir nen bisschen aufs Gemüt, ich bin führ dich da, wenn du reden willst“, bot sie ihr ihren Kaffee an.
„Geh da rein, du bist noch dabei, rede mit ihr“, bat sie ihre Nichte.
„Sie ist da nicht drin, ich weiß nicht, wen du gesehen haben willst, sie aber sicher nicht“, versuchte Queenie sie zu beruhigen.
„Ich war mit ihr zusammen für 3 Jahre, ich werde wohl wissen, wen ich gesehen habe“, schnappte sie sich den To-Go-Becher und nahm einen großen Schluck.
„Fuck, das ist heiß“, schimpfte sie.
„Ja … ist nen … ähm, heißer Kaffee. Wow, du glaubst wirklich, dass du sie gesehen hast“, war Queenie von dem Verhalten ihrer Tante besorgt.
„Bitte schau einfach nach. Ich muss es einfach wissen“, bat Monica durcheinander.
„Okay, kann’s versuchen, glaub aber nicht, dass die Beads mich reinlassen, bin ja nicht mehr dabei“, bemerkte Queenie besorgt und stieg wieder aus.
 
Als sie zu dem Lager lief, kam eine Gruppe Beads aus dem Lager. In der Gruppe stand tatsächlich auch Rubina.
„Ähm, hey Queens“, begrüßte Rubina ihre Bekannte mit der gleichen coolen Leichtigkeit, die sie vor ihrer Verwandlung hatte.
„Geht’s dir, ähm … gut?“, wusste sie nicht genau, wie sie darauf reagieren sollte.
„Jungs, lasst uns alleine“, bat Rubina und die anderen Männer gingen weiter.
„Was zum Henker, Ruby? Ich hab dich doch in die Klinik gebracht, wie bist du jetzt draußen?“, war sie verwirrt.
„Na ja, bin wieder draußen, ich leite die Operation hier!“
„Wie? Du bist ein Werwolf, ich meine gratuliere, aber du hattest diese ganze Verwandlungs-Sache so gar nicht unter Kontrolle. Es sind drei Monate, was ist passiert?“
„Wow, du hast ja ne Menge Fragen. Hat deine Tante dich geschickt?“
„Ähm … nein“, log sie.
„Was ist mit ihr los? So ist sie doch nie gewesen!“, verstand Rubina nicht.
„Ist das dein Ernst? Ich weiß, was in dieser Lagerhalle passiert ist, in der Nacht deiner Verwandlung. Das hat sie sehr verstört, was denkst du, warum sie jetzt in diesem Kaff ist? Sie muss das alles verarbeiten. Das mussten wir alle. Und du tust so, als wäre nichts gewesen. Ihr gings so gut hier, sie hat jemanden gefunden, den sie lieben kann. Warum tust du ihr das an?“, schimpfte Queenie.
„Sie hat was?“, funkelten Rubinas Augen wolfartig.
„Da ist er ja noch, der Wolf. Wie kontrollierst du das? Vor einem Monat hast du all deine Kraft gebraucht das nur ansatzweise zu kontrollieren!“
„Ich hab an einem Experiment teilgenommen, das ist alles, was du erstmal wissen musst. Redet sie auch noch mit mir, oder bleibt sie so feige?“, fragte Rubina cool.
„Lass sie einfach in Frieden, tu deinen Job und verschwinde einfach von hier“, raunzte Queenie und stampfte wieder zum Auto.
„Und?“, fragte Monica aufgekratzt.
„Ich bin nicht euer Vermittler, red mit ihr!“, murrte sie.
„Jetzt? Ich bin nicht wirklich angezogen“, stotterte sie.
„Dann mach es später, scheint so, sie würden sich hier häuslich einrichten. Die sind anscheinend die Ablösung. Dann kann ich wohl zurück nach Hause“, murrte Queenie.
„Was ist los mit dir? Ist es immer noch Uriel?“, fragte Monica besorgt.
„Tut mir leid, dass ich dich mit meinem Liebeskummer nerve, du bist ja auch nicht besser. Du hast ja eindeutig noch Gefühle für sie, wenn du so nen Theater machst!“
„Ich fahr wieder heim, willst du aussteigen, oder mitkommen?“, murrte Monica.
„Fahr los“, schnallte Queenie sich an und ihre Tante trat aufs Gas.
 
„Morgen, hab ich mir das eingebildet, oder hab ich dein Auto wegfahren hören?“, fragte Rod, als er an den Frühstückstisch kam, an dem drei Ladies frühstückten.
„Ja, die Kavallerie ist heute Morgen an dem Haus vorbeigefahren, war neugierig und bin hinterher“, erzählte sie ihm.
„Wow, das war ja schnell. Hast du mit den Leuten gesprochen?“
„Ähm, nein, ich hab nur geglotzt, kindisch, ich weiß, aber war neugierig“, erzählte sie nur das Mindeste.
„Das sind deine Leute, versteh schon. Bin mal gespannt, wie das läuft, wer auch immer da zuständig ist wird sicher bald zu mir kommen“, bemerkte Rod in guter Stimmung, küsste den Kopf seiner Tochter und seiner Freundin, schnappte seine Tasche und ging zur Arbeit. Monica fluchte leise.
„Was ist los?“, fragte Marla neugierig.
„Nichts, mir ist nur was eingefallen, was ich vergessen hab. Ich werde dann duschen gehen, muss bald zur Arbeit. Soll ich dich mitnehmen, Queenie?“
„Ja, bitte. Ich mach das alles hier sauber, solltest du dich nicht auch fertig machen, Kleines?“, sprach Queenie, Marla an.
„Du bist nicht viel älter als ich, Hexe“, murrte Marla und verschwand in ihrem Zimmer.
„Sei nicht so frech, junge Dame, Hexe ist kein Schimpfwort“, rief Queenie. Die Tassen zitterten dabei auf dem Tisch. Sie hatte ihre Kräfte viel mehr unter Kontrolle als früher, sie hatte nur so viel Wut im Bauch. Wie konnte Ruby das ihrer Ex nur antun? Monica hatte gerade ihr Leben wieder im Griff, das konnte sie gerade gar nicht gebrauchen. Dass sie ihren Freund belogen hatte, war schon kein gutes Zeichen.
 
„Was?“, fragte Monica, als ihre Nichte sie auf dem Weg zur Arbeit die ganze Zeit ansah.
„Du hast ihn angelogen“, erkannte sie.
„Nein, ich hab ihm nur nicht alles erzählt. Großer Unterschied“, konterte Monica.
„Wenn du meinst. Du musst aber mit ihr reden, bevor er es tut“, riet sie ihr.
„Ich hab keine Ahnung, was ich ihr sagen soll. Ist sie gefährlich? Hasst sie mich?“, war Monica verwirrt.
„Sie scheint nicht super gut auf dich zu sprechen zu sein, aber du hast mit ihr in der Klapse Schluss gemacht, das war nicht wirklich nett!“
„Ich weiß, ich dachte aber auch, sie würde nie wieder da rauskommen. Was hast du nochmal gesagt, was mit ihr passiert ist?“
„Sie hat bei einem Experiment teilgenommen, mehr weiß ich nicht. Ihr scheint es aber besser zu gehen, das ist doch gut, oder?“
„Ähm, ja“, redete sie vor sich hin.
„Warte? Hast du noch Gefühle für sie?“
„Ähm, nein, ich bin jetzt mit Rod glücklich“, murmelte sie.
„Mo, ich bin deine Nichte, ich bin Familie, mich musst du nicht anlügen!“
„Okay, möglicherweise sind da noch ein paar aufgestaute Gefühle, aber meine Gefühle für Rod sind stärker“, versicherte sie.
„Du musst mit ihr darüber reden, wenn du dir eine Zukunft mit Rod wünscht“, riet sie ihr.
„Du hast Recht. Ich werde in meiner Pause nochmal zurückgehen“, versicherte sie.
„Gut, mach das auch. Rod ist ein toller Kerl, den solltest du festhalten!“
„Ich weiß, ich will ihn nicht verlieren. Ich hätte nicht gedacht, jemals wieder mit einem Mann glücklich zu werden, aber das bin ich“, gestand sie.
„Gut, das freut mich für dich, ich glaub, mein Vater und meine Mutter sind auch glücklich mit deiner Entscheidung. Wir sind alle mit deiner sexuellen Orientierung einverstanden, aber Ruby ist nicht die richtige für dich“, erklärte Queenie.
„Ich dachte immer, du magst sie sehr!“
„Tu ich auch, aber als Freundin, nicht als Tante“, entschied sie.
„Warum hast du mir das nie gesagt?“
„Wie hätte ich das tun sollen? Du hast sie geliebt, da konnte ich dir nicht reinreden!“
„Da kannst du rechthaben, danke, dass du es mir jetzt sagst. So, wir sind da, schönen Arbeitstag“, hielt sie vor dem Diner.
„Danke, dir auch. Alles in Ordnung bei dir?“, wollte sie nochmal wissen.
„Ja, alles gut. Bei dir auch?“
„Ging schon mal besser, aber wird schon wieder“, entgegnete sie und stieg aus.

 
Während Monica ihrer Nichte zusah, wie diese im Diner verschwand, ging die Tür ihres Rücksitzes auf und jemand stieg ein.
„Du solltest die Zentralverriegelung einschalten“, hörte sie Rubinas Stimme. Panisch zog sie ihre Waffe und drehte sich rum.
„Wow, wag es ja nicht, eine Waffe auf mich zu richten“, war Rubina überrascht.
„Du bist so … normal“, stotterte Monica.
„Ähm, danke. Ich hätte dich ja angerufen und dich über mein Kommen informiert, aber du hast ja deine Nummer geändert“, sagte Rubina trocken.
„Hab mein Handy verloren. Queens hat mir erzählt, du hättest bei einem Experiment teilgenommen?“, wollte sie wissen.
„Ja, ich hab einen Stent im Kopf, der lässt mich klar denken und meinen Wolf kontrollieren. Ich hatte ja nicht wirklich Unterstützung, irgendwas musste ich ja machen um mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Du bist der letzte, der mich damit kritisieren darf“, murmelte sie.
„Mach ich nicht. Du kannst den Werwolf kontrollieren? Das können nicht mal die Wolf-Geborenen. Das hab ich am eigenen Leib erleben müssen“, zeigte sie ihre Schnittwunden.
„Was ist dir denn passiert?“, frage Rubina liebevoll und berührte Monicas Arm. Sie zuckte zusammen.
„Sorry, Macht der Gewohnheit!“
„Ich bin durch ne Glasscheibe gefallen, ein Jung-Wolf hat mich angegriffen. Queenie hat ihn betäubt, sie wird immer besser, sie hätte ihn töten können, hat aber gut reagiert“, erwiderte sie.
„Du hast sie auch gut trainiert. Erzähl mir mal was von dem Ort hier, was ist hier los?“, wollte sie wissen.
„Ich muss echt zur Arbeit“, hatte sie es eilig.
„Wann machst du Feierabend?“
„Ich hab eine neue Beziehung, Ruby“, erwiderte Monica erklärend.
„Ähm, ja, hat deine Nichte schon gesagt. Wie heißt sie?“
„Er, ich bin mit einem Mann zusammen“, sagte sie leise.
„Mit nem Mann? Du wolltest doch niemals mehr mit einem Mann zusammen sein, dachte ich“, bemerkte sie etwas verärgert.
„Ich hab mich verliebt, sehr verliebt. Er ist wunderbar. Ich hab es dir nie erzählt, aber der letzte Mann, den ich hatte, hab ich verlassen, weil er furchtbar gewalttätig war. Ich konnte aber heilen und bin bereit wieder in den Männerpool zu springen“, erzählte sie ihr endlich alles.
„Was? Wie heißt er?“, funkelte ihre Augen wieder wolfartig.
„Das hab ich meinem Vater und meinem Bruder nicht gesagt und das werde ich auch dir nicht sagen. Er verdient einen grauenhaften Tod, aber nicht durch einen von euch. Dein Wolf scheint aber trotzdem noch raus zu wollen, wie mir scheint. Steigst du jetzt bitte aus? Ich bin eh schon spät dran“, bat sie ernst.
„Okay, werde noch etwas in der Stadt sein, wir werden uns in diesem Kaff sicher über den Weg laufen“, stieg sie aus.
 
Monicas Herz klopfte, als sie ihren Schlüssel auf den Tresen der Praxis legte.
„Morgen, Monica, alles klar?“, fragte die Tierärztin.
„Ja, alles gut, Frau Doktor. Steht heute irgendwas besonderes an?“
„Nein, alles beim Alten. Ich bin ab 9 Uhr bei einem Außeneinsatz, bin nach dem Lunch vermutlich wieder da. Ich bin aber telefonisch erreichbar“, erklärte die Ärztin.
„Ich komm klar, sonst meld ich mich!“
„Gut, gut, bin froh, dass Sie sich so schnell in der Praxis eingefunden haben, trotz dem Zwischenfall“, entgegnete sie.
„Das passiert, ich komm aus der Stadt, Überfälle passieren“, beruhigte sie sie.
„Ja, das war aber ein echt seltsamer Vorfall. Rufen Sie die Polizei, wenn wieder was passiert, okay?“
„Ja, Ma’am“, bemerkte sie und ihre Chefin ging in ihr Büro.
„Seine Rede hat wohl nicht alle erreicht“, redete sie vor sich hin und zog ihre Jacke aus.
 
Müde kam Monica nach Hause. Rod saß auf dem Sofa, Marla machte am Küchentisch Hausaufgaben.
„Hey, können wir reden?“, fragte sie vorsichtig.
„Sicher, setz dich zu mir“, schlug er sanft auf den Platz neben sich.
„Ich war nicht ganz ehrlich zu dir heute Morgen“, begann sie.
„Wenn es um deine Ex geht, ich weiß“, versicherte er.
„Sie war bei dir, oder?“
„Heute Nachmittag, ja, ich hab ihr nicht gesagt, dass ich dein neuer Freund bin, aber sie war wirklich daran interessiert, es zu erfahren. Was ist das mit ihr? War sie nicht, na ja, ein bisschen bekloppt wegen ihres neuen Daseins?“, verstand er nicht.
„Sie hat anscheinend nen experimentellen Stent im Kopf der sie kontrolliert. Ja, das ist so verrückt, wie es klingt. Mehr weiß ich auch nicht, versprochen“, erzählte sie ihm.
„Willst du zurück zu ihr?“, fragte er vorsichtig.
„Nein, ich will bei dir sein, das mit ihr ist vorbei!“
„Das musst du ihr sagen, ich glaub bei ihr liegt der Fall ganz anders“, entgegnete er etwas eifersüchtig.
„Ich bin schwer verliebt in dich, Rodrick, das wird sich nicht ändern“, nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn sanft.
„Bitte verlass mich nicht, noch so was überleb ich nicht“, bat er besorgt.
„Ich werde nicht weggehen, versprochen“, versprach sie liebevoll.
„Wenn du es tust, verabschiede dich wenigstens anständig, auch bei meiner Tochter!“
„Ich werde nicht weggehen!“
„Aber wenn, bitte versprich mir das!“
„Ich werde nicht weggehen, wenn der unwahrscheinliche Fall eintritt, werde ich es aber ordentlich machen“, versicherte sie ihm.
„Gut, sie mag dich nämlich sehr“, sah er Richtung Küche.
„Ich weiß, ich mag sie auch sehr. Ich war nie der mütterliche Typ, doch sie hat das geändert“, sagte sie zufrieden.
„Das ist schön. Ich hatte befürchtet, dass ich ein Kind habe wäre für dich ein unüberwindbares Problem!“
„Es war seltsam am Anfang, aber ich gewöhne mich sehr daran und das ist wundervoll!“
„Finde ich auch. Wenn du einverstanden bist, frag ich Marla, ob es okay ist, dass du nachts bei mir schläfst. Deine Sachen bleiben im Gästezimmer, du kannst auch immer weiter da schlafen, wenn du das willst, oder mich satthast“, schlug er ihr vor.
„Das wäre schön, ich werde mit ihr reden, wenn du willst!“
„Nein, das sollte ich tun. Ist es okay, wenn du währenddessen was kochst?“
„Nein, das passt“, konterte sie und während Marla und Rodrick redeten, machte sie Essen.
 
Am nächsten Morgen bekam Rodrick einen Anruf. Er gab ein paar Jas und Neins von sich und legte dann wieder auf.
„Ich hab mal ne Frage“, kam er zu Monica.
„Schieß los!“
„Wie gut bist du im Bewirten?“, druckste er herum.
„Braucht deine Mom mich wieder im Diner? Beide Jobs kann ich aber nicht auf Dauer machen“, entgegnete sie.
„Nein, dann hätte sie dich angerufen. Ich müsste beruflich ein paar Leute einladen, bin aber so gar kein guter Gastgeber, vor allem nicht bei beruflichen Meetings“, entgegnete er beschämt.
„Das kriegen wir schon zusammen hin, von wie vielen Leuten reden wir?“
„Weiß nicht, so zwanzig, sind ein paar Wölfe dabei“, gestand er.
„Was koch ich denn für Wölfe?“, war sie etwas überfragt.
„Schaf? Keine Ahnung“, schmunzelte er.
„Wäre es nicht einfacher, wenn wir das im Diner deiner Mutter machen? Cody und ich könnten ja zusammen dort kochen“, schlug sie vor.
„Sie müsste etwas früher zumachen und Cody müsste noch extra zu seiner Schicht kochen, aber könnte klappen. Du hast echt gute Ideen. Was würde ich nur ohne dich tun?“, umarmte er sie liebevoll.
„Das mach ich doch gern. Warte, wird meine Ex auch dabei sein?“
„Ähm, möglich“, nuschelte er und sie ließ ihn los.
„Na ja, ich muss ja nicht das Weibchen spielen, nur den Koch. Alles gut!“
„Ich will dich an meiner Seite haben, das ist auch dein Erfolg“, versicherte er.
„Wir feiern?“, wunderte sie sich.
„Ja, wir werden heute einen Friedensvertrag zwischen den Beats und den Wölfen schließen, damit wird das erste Mal seit 20 Jahren Ruhe in diese Stadt einkehren. Das ist auch zu einem großen Teil dir zu verdanken“, erwiderte er stolz auf sie.
„Wieso ich? Ich hab doch nichts gemacht!“
„Du hast eine Connection zu Vilkas gefunden, das haben seit Jahren versucht. Ohne seine Zustimmung zu dem allen, wäre das nicht möglich gewesen“, erklärte er.
„Gern geschehen, obwohl ich eigentlich nur nett war. Dann fahr ich gleich mal vor der Arbeit ins Diner und bereite alles vor, warnst du sie vor?“, plante Monica und er nickte.
 
Der Abend verlief trotz der Tatsache, dass der Werwolf, den Queenie angeschossen hatte und Monicas Ex dabei war, sehr gut. Sie schliefen zufrieden Arm in Arm ein.
 
Mit einem Lächeln wachte Rodrick an diesem Frühlingsmorgen auf. Für einen Moment hatte er seine Probleme mit seiner Ex vergessen. Das Bett neben ihm war leer.
Er zog seinen Morgenmantel an und ging lächelnd in die Küche. Seine Tochter, Mutter und Bruder saßen mit beunruhigtem Blick um den Küchentisch herum.
„Hey, was ist hier los? Wo ist Monica?“, erstarb sein Lächeln.

Zwanzigstes Kapitel

 
„Nein, das kann nicht sein, nein“, verneinte er, was er grade hörte. Marla nahm die Hand ihres Vaters in seine.
„Ich hab sie selbst gesehen, Dad, tut mir leid, sie ist weg, ich hab sie mit ihrer Ex wegfahren sehen“, erwiderte Marla sanft.
„Warum hast du sie nicht aufgehalten?“, wurde er wütend.
„Es war mitten in der Nacht und ich wollte dich nicht wecken. Du hättest den Anblick nicht ertragen. Ich hab schon eine Mutterfigur gehen sehen, ich hab das besser weggesteckt“, erklärte sie ihm.
„Nein, das glaub ich nicht, irgendwas stimmt nicht“, versuchte er die Sache zu verstehen.
„Tut mir so leid, kleiner Bruder, dass du das schon wieder durchmachen musst. Wir kannten sie alle nicht lange, sie war wohl eine wandernde Seele, ich hätte dir so gewünscht, dass sie bleiben würde“, entgegnete Cody.
„Sie ist schwanger, sie hat es mir letzte Nacht erzählt“, bemerkte Rodrick ihnen plötzlich.
„Was? Sie bekommt ein Kind. Von dir?“, fragte Darla in die Runde.
„Ja, ich weiß, ich bin ein Sünder, das kann ich grad nicht vertragen, Mom“, murrte er.
„Das mein ich nicht. Ich glaub dir, irgendwas stimmt nicht. Sie hätte dir das von dem Baby nicht gesagt, wenn sie wegrennen wollen würde. Wie können wir helfen?“, wollte Darla wissen.
„Einer müsste ihr Zimmer durchsuchen, ich fühl mich nicht wohl dabei“, entschied er.
„Ich kenn das Passwort noch, ich werde nachsehen. Mom hat Recht, da stimmt was nicht. Marla, geh in dein Zimmer, die Erwachsenen müssen was regeln“, bat Cody.
„Nein, sie ist diesmal dabei, wenn sie das will!“, bemerkte Rod.
„Ja, schließt mich nicht aus“, bat Marla.
„Machen wir nicht, nicht diesmal“, drückte er die Hand seiner Tochter.
„Habt ihr beide schon angerufen?“, wollte Rodrick in die Runde wissen. Cody nickte.
„Das ist so seltsam, sie schienen sich gestern nicht besonders gut zu verstehen“, versuchte er zu verstehen.
„Ich geh gleich in ihr Zimmer“, stand Cody auf und ging zum Gästezimmer.
Er kam ziemlich schnell wieder zurück mit ihrer Handtasche in der Hand.
„Sie ist ohne ihr Zeug weg. Ich kenn mich nicht so wirklich mit Frauen aus, aber ich weiß, ihr geht nicht ohne eure Taschen weg“, entschied er.
„Nein, das tun wir nicht. Gib sie mir“, bat Darla und durchsuchte die Handtasche.
„Alles ist da, ihre Waffe, ihr Geldbeutel, Smartphone und Autoschlüssel“, packte sie alles aus.
„Ja, das ist seltsam. Wo ist ihr Auto?“, wollte Marla wissen.
„Sie stellt es normalerweise die Straße runter ab. Ich werde mal nachsehen“, plante Rodrick und wollte im Bademantel aus dem Haus gehen.
„Hey, Junge, du bist nicht angezogen, ich werde mal nachsehen“, nahm Darla ihm den Schlüssel ab und ging aus dem Haus.
„Welches Auto haben die beiden Frauen genommen, Süße?“, wendete sich Cody an seine Nichte.
„Ich weiß es nicht genau, es war dunkel“, war Marla etwas überfordert.
„Schon gut! Tut mir leid, dass du das nochmal erleben musst. Ich will dich jetzt bei allem einbeziehen, du bleibst bei allem dabei, außer es ist gefährlich, abgemacht?“, plante er mit seiner Tochter und sie nickte.
„Das ist nen bisschen dämlich und vermutlich nen bisschen unanständig, aber kennt einer ihren Code auf dem Handy?“, fragte Cody plötzlich.
„Nein, aber probier 19. März 1979“, sagte Rodrick und Cody konnte das Handy entsperren.
„Will ich das wissen?“, wunderte sich Cody.
„Das ist der Geburtstag von Rubina, sagen wir mal, sie hat es nie geändert“, konterte er trocken.
„Woher weißt du das Geburtsdatum ihrer Ex, sag mal?“
„Sie arbeitet jetzt in meiner Stadt, da muss man Sachen wissen!“
„Facebook-Stalking?“, fragte Cody lässig.
„Jup!“
„Gut. Du solltest da nicht reinschauen. Ich werde nachsehen. Vielleicht kann einer ihrer Freunde helfen“, entschied Cody und ging ihre Kontakte durch.
„Das war ne dumme Idee. Wir können nicht die Pferde scheu machen. Wenn sie einfach mit ihrer Ex weg ist, wäre das peinlich für sie“, erwiderte Cody plötzlich.
„Du hast recht, wen hat sie als letztes angerufen?“, fragte Rodrick nachdenklich.
„Jemand, der Onyx heißt, was für ein Name ist das denn?“, wunderte sich Cody.
„Gib mal her“, bat Rodrick.
„Ich hoffe, du verstehst, dass ich das nur mache, um sie zu finde, oder?“, drehte er sich zu seiner Tochter.
„Ja, Dad!“
„Süße, ist das die Rache dafür, dass ich dich letztes Mal geweckt habe? Ich wollte grad in den Sarg steigen“, dachte Onyx, den Rodrick anrief, dass es Monica war.
„Ich bin nicht sie, ich bin Rod, ihr Freund. Tut mir leid, wenn ich dich vom Schlafen abhalte, hast du Monica gesehen?“
„Wenn du mich fragst, ob ich was mit ihr habe, nein, hab ich nicht. Kann ich jetzt schlafen gehen?“
„Gut zu wissen, aber nein, sie ist verschwunden, hat sie sich bei dir gemeldet?“
„Nein, nicht nachdem ich ihr das mit den Vampiren erzählt habe. Sie wirkte verwirrt. Hat sie dir sicher erzählt!“
„Nein, was war mit den Vampiren?“, wollte Rodrick besorgt wissen und Onyx erzählte es ihm.
„Danke für die Info, schlaf gut“, legte Rodrick wieder auf.
„Warum hat sie mir das nicht erzählt?“, redete er mit sich selbst, als er aufgelegt hatte.
„Was ist los?“, fragte Marla.
„Ähm, ich weiß es nicht genau, aber ich glaub, deine Mutter hat was mit dem Verschwinden von Monica zu tun“, fiel es ihm schwer, das zuzugeben.
„Wird sie dem Baby und ihr wehtun?“, war Marla besorgt.
„Nein, das werden wir nicht zulassen, meine Süße. Ich ruf Ravena an, sie muss uns wieder helfen“, plante Cody und griff nach seinem Telefon.
Als die ganze Familie im Diner zusammensaß, kam Ravena zu ihnen.
„Euch ist schon klar, dass ich eigenständig bin und jeden Tag Geld verliere, wenn mein Laden nicht offen ist, oder?“, klemmte sie sich neben Cody an den Tresen.
„Danke fürs Kommen, Rav“, bemerkte Cody, der gestresst Teller verteilte.
„Bitte. Krieg ich nen Burger?“
„Mach ich dir. Wie weit muss ich dich in alles einweihen?“
„Ich lese deine Sorge, mehr ist es aber nicht, erzählt es Mama“, bat sie lässig.
„Euch ist schon klar, dass ich euch erst vor ein paar Wochen in Gefahr gebracht habe, oder? Auch wenn ich es ungern zugebe, ich bin echt anfällig“, erwiderte sie, als sie alles gehört hatte.
„Du hast doch dieses Amulett, das könntest du tragen. Wir brauchen dich wirklich dabei, letztes Mal warst du ja erfolgreich. Monica ist schwanger, weißt du?“, ergänzte Rodrick.
„Darf ich deine Hand haben?“, fragte Ravena plötzlich Rodrick.
„Ähm, okay“, wunderte er sich und streckte ihr seine Hand entgegen.
„Ich sehe dich mit deinem Sohn, alles wird gut“, sagte sie sanft.
„Es wird ein Junge?“, fragte er weinerlich.
„Ja, er wird dich sehr lieben. Alles wird gut“, ließ sie seine Hand wieder los.
„Danke, das ist wirklich lieb von dir. Wir brauchen dich, Ravena, ich war immer nicht so nett zu dir, aber du hast mir mit meiner Ex geholfen, dafür werde ich dir für immer dankbar sein. Jetzt brauch ich dich nochmal, für meinen Sohn“, bat er und versuchte seine Tränen zu unterdrücken.
„Du warst nur ein besorgter Bruder damals, kein Problem. Es klingt zwar blöd, aber ich möchte bezahlt werden. 50 Dollar pro Tag, das ist mein “Familie und Freunde“-Tarif“, konterte sie.
„Klingt fair. Ich werde dir am Ende einen Scheck geben. Ich werde all eure Kräfte brauchen, da wir es mit Vampiren zu tun haben. Ich würde ja die Wölfe und die Beads anfragen, aber Monica ist irgendwie die Vermittlerin, ich wüsste gar nicht, wie ich sie fragen sollte!“
„Ich werde das klären, das krieg ich hin“, versicherte Cody.
„Danke, Bruder. Für alles. Ich weiß, dass die Tatsache, dass ich jetzt mit Monica zusammen bin und für sie die Welt umgedreht habe, aber nicht für Maise aufs Gemüt schlägt. Aber bitte tu das für deinen Neffen“, bedankte sich Rodrick bei Cody.
„Schon gut, du liebst sie. Ich bin glücklich, dass du das wieder fühlen kannst. Ich werde aber nicht mehr zum Vampir-Snack, ich hab nicht mal meinen letzten Blutverlust kompensiert“, entschied Cody.
„Du armer Kerl, ich war die Salami in einem Vampir-Sandwich“, erwähnte Ravena und zeigte ihre zwei Halswunden.
„Du wurdest gleich von zwei Vamps gebissen? Hat er mir nicht erzählt“, war Rodrick überrascht.
„Er hatte andere Probleme, versteh ich schon. Ich hab noch zwei weitere Blutkonserven gebraucht um wieder fit zu werden. Ich werde im Auto bleiben, denn einen weiteren Biss werde ich echt nicht überleben“, entschied sie.
„Deal. Ich würde euch nicht drum bitten, wenn ich anderswo Hilfe herbekommen würde. Die Beads sind zwar wirklich gut ausgebildet, aber ich traue ihnen irgendwie nicht so sehr wie ich euch traue. Kein weiteres Wort dazu, hab gestern einen Vertrag mit ihnen ausgehandelt. Ich bin ziemlich sicher, dass sie auf dem Weg nach New York City ist, weiß nicht wieso, ist so ne Eingebung“, plante Rodrick.
„Mal ne blöde Frage, für was brauchst du mich dann, wenn du das weißt?“, fragte Ravena müde.
„Sorry, das ist nur ne Idee, keine Ahnung, Meine schwangere Freundin ist verschwunden“, entgegnete er auch erschöpft.
„Iss was, Bruder, du brauchst deine Kräfte. Wir fahren morgen nach New York, ich hab die gleiche Ahnung“, stellte Cody ihm einen Teller vor die Nase.
„Na toll, wenn ihr alle plötzlich ne Ahnung habt, kann ich ja auch wieder gehen“, bemerkte Ravena mürrisch.
„Nein, bitte bleib. Wir brauchen dich, ich brauche dich“, bat Cody plötzlich liebevoll.
„Okay, ich bleibe. Ich werde auch bezahlt, mein Laden läuft ja grad nicht rund. Das ist aber schon länger so. Ich werde den Laden vermutlich bald schließen“, erzählte sie.
„Tut mir leid zu hören. Du bist hier immer willkommen, wenn du bleiben willst“, bot Rodrick an und Cody sah ihn verärgert an.
„Oder auch nicht, war nur nen Vorschlag. Jetzt müssen wir einen Plan austüfteln, ich bin nicht gut darin, Sachen zu planen, ich brauche Hilfe“, bat Rodrick.
 
Mit drei Fahrzeugen und jeder Menge Verstärkung fuhr die Karawane von Autos Richtung New York City. Es wurde schon dunkel, als sie vor dem großen Miethaus ankamen, was sie alle beziehen sollten.
„Du hast aber tief in die Tasche gegriffen, Herr Bürgermeister“, realisierte Cody, als sie beide vor dem Haus standen.
„Die Beads bezahlen das, glücklicherweise, zum Militär zu gehören heißt ein großes Budget. Wie sehr ich das Militär auch hasse, finanzielle Mittel sind sehr hilfreich. Auch wenn ich nicht glücklich darüber bin, ich habe die Beads gebeten, die Apple-Leute zu kontaktieren. Auch wenn sie es vermutlich verbockt haben, haben sie hier Herrschaftsgebiet. Ich hoffe nur, dass die keinen Trigger-Finger haben“, erklärte er ihm.
„Auch wenn es mir nicht gefällt, nach dem letzten Vorfall hab ich gemerkt, dass ich trotz zwanzig jähriger Jägererfahrung gegen ein Vampir-Gang nichts ausrichten kann. Wenn die Beads entscheiden, dass sie in Castine verweilen werde ich offiziell in Rente bei der Jagd gehen. Ich kann das nicht mehr, Bruder“, gestand Cody und sah hinter sich, wo die Beads ihre Sache richteten.
„Ich dachte es mir schon und ich bin froh drum. Ich will dich nicht verlieren, du bist jetzt fast so alt wie Dad damals war“, war Rodrick sichtlich erleichtert.
„Ja, da denk ich auch fast jeden Tag drüber nach. Ich möchte es nochmal mit Ravena versuchen“, gestand Cody plötzlich.
„Echt? Was soll ich tun?“, fragte er seinen Bruder hilfsbereit.
„Du bist einverstanden? Damals warst du ja nicht grade glücklich!“
„Ich war nicht glücklich, weil du einfach verschwunden bist, ich hab dich vermisst“, gab Rodrick zu.
„Warum hast du mir das niemals gesagt? Ich dachte immer, du hasst sie!“
„Auch wenn sie vor zehn Jahren ziemlich seltsam war, hab ich sie nie gehasst. Sie ist wie es aussieht jetzt anders, also mach ruhig. Du musst nur sicher sein, dass das mit meiner Ex endgültig zur Vergangenheit gehört. Das war einer der Gründe, warum es damals auseinanderging“, riet er ihm.
„Wenn Maise wirklich in dem allen hier drinsteckt, wird es das eh gewesen sein. Wir werden sie töten müssen“, sagte Cody in einem Ton, den sein Bruder noch nie von ihm gehört hatte.
„Ja, du hast Recht, aber keiner von uns wird das machen“, sah es Rodrick auch ein.
„Das hoffen wir mal. Das wird meine Tochter aber nicht erfahren und schon gar nicht persönlich mitbekommen, ist das klar?“
„Ja, Mom wird das auch nicht erfahren. Wir sind uns also einig? Es bringt mich innerlich um, aber sie ist verloren!“
„Okay, für heute Abend ist es das erstmal. Wir müssen die Zimmer teilen, soll ich dich absichtlich unabsichtlich mit Ravena in ein Zimmer stecken? Dann teil ich das Zimmer mit meiner Tochter“, schlug Rodrick vor.
„Du willst wirklich mit deiner 14-jährigen Tochter das Zimmer teilen?“
„Auch wahr, das sind ja Einzelbetten, vielleicht kann ich einer der weiblichen Beads überreden, zu tauschen“, plante er.
„Das würdest du für mich tun?“
„Du bist mein Bruder, ich liebe dich. Versau‘s nur nicht“, klopfte er ihm auf die Schulter und betrat als erster das Haus.

Einundzwanzigstes Kapitel

 
Am nächsten Morgen kam Cody in den Speisesaal. Rodrick machte ein fragendes Gesicht, aber Cody schüttelte nur den Kopf. Ravena folgte Cody, ihr Gesichtsausdruck war aber auch nicht besser. Rodrick wollte gerade zu ihm gehen, als zwei schwarze Vans vor dem Haus hielten.
„Die Kollegen sind da. Kommen Sie mit, Herr Bürgermeister?“, fragte einer der Beads, Rodrick und der stand auf und folgte dem Uniformierten.
 
Die frische New Yorker Luft wehte ihm um die Nase, als er aus dem alten Herrenhaus trat.
Zwei Soldaten kamen auf sie zu und hielten vor ihnen.
„Wer ist der höchste Vorgesetzte hier?“, fragte einer der Männer.
„Unsere Vorgesetzte ist MIA, Bürgermeister Ronsen ist wohl hier der Vorgesetzte“, erklärte der Beads-Beamte und die Beamten drehten sich zu Rodrick.
„Sir, was brauchen Sie von uns?“, fragte der eine Soldat, Rodrick.
„Infos fürs Erste. Wie viele Vampire sind ausgebrochen?“, kam Rodrick gleich auf den Punkt.
„Das können wir Zivilisten nicht sagen!“
„Meine schwangere Freundin ist vermutlich unter diesen Vampiren, spucken Sie es aus, sie ist eine von euch“, konterte er nur todernst.
„23, soweit wir wissen“, bemerkte der Beamte kleinlaut.
„23? Das sind verdammt viele“, keuchte er.
„Wir werden uns darum kümmern, Sir“, versicherte der Beamte plötzlich ganz höflich.
„War einer der Entflohenen diese Frau?“, zeigte er ihnen ein Bild von Maise.
„Das ist Gefangene 1721, woher wissen Sie das?“
„Das ist vertraulich. Ich bitte Sie darum, diesen Vampir lebend zu fassen, aber bei Gefahrenlage können alle Mittel angewendet werden, die notwendig sind!“
„Dann stimmt das Gerücht, dass Sie mit einem der Vampire vertraut sind!“
„Sie ist meine Ehefrau, aber sie ist zu weit gegangen“, sagte er kurz.
„Okay, wow und ich dachte, ich hätte Probleme mit meiner Frau. Wir tun unser Bestes, Sir! In wie weit sind Sie in die Sache persönlich eingebunden?“, wollte der Beamte wissen.
„Wir werden sehen, wie viele Apples können Sie mir zur Verfügung stellen?“
„10, wir hatten ziemliche Verluste bei dem Ausbruch, mehr können wir Ihnen nicht zur Verfügung stellen“, konterte er.
„Es gab Tote?“
„Das ist jetzt wirklich vertraulich, nur so viel dazu, es war nicht schön. Aber wir sind jetzt vorbereitet, das passiert uns nicht mehr“, versicherte er und sie marschierten ins Haus.
 
Rodrick versuchte zu atmen, aber die Panik übermannte ihn. Warum hatte er seine Tochter hergebracht? Er konnte sie nicht auch noch verlieren. Als er sich in seiner Panik gedanklich im Kreis drehte, spürte er eine Hand auf seiner Schulter und er schreckte zusammen.
„Hey, ich bin’s nur? Was haben sie gesagt?“, hörte er die beunruhigte Stimme seines großen Bruders.
„Marla wird das Haus nicht verlassen“, sagte Rodrick mit Panik in der Stimme.
„Ähm, okay, dass musst du ihr aber sagen. Du zitterst ja, was haben sie gesagt?“, zog Cody ihn zu einer Bank.
„23 Vampire, die haben 23 Vampire entfliehen lassen und hatten Verluste. Ich weiß, nicht, ob ich das kann“, versuchte er sich zu beruhigen.
„Maise?“, fragte Cody.
„Ich rede von den Beamten, ich glaub aber, dass Maise noch aktiv ist ich hab ihnen ein Bild gezeigt und sie haben sie erkannt. Sie ist unter einer großen Gruppe von Vampiren, was sagt uns, dass sie nicht schon tot ist?“, redete Rodrick vor sich hin.
„Wir reden jetzt nicht mehr über Maise, oder?“
„Nein und ich weiß jetzt, warum das letzte Nacht nicht funktioniert hat. Ich geh zu meiner Tochter“, erwiderte Rodrick nachdenklich und ging auf die Suche nach seiner Tochter.
Als er seine Tochter fand, drückte er sie nur an sich.
„Was ist los, Dad? Haben sie Monica gefunden? Geht’s ihr gut?“, war Marla besorgt.
„Nein, so schnell sind wir dann noch nicht. Ich brauchte nur jemanden zum Umarmen, tut mir leid“, erklärte er und sie drückte ihn noch fester.
„Diese ganzen Soldaten machen mir Angst“, gestand sie.
„Ich weiß, mir auch, aber sie sorgen für unsere Sicherheit. Du wirst hier im Haus bleiben, hörst du? Die Situation ist anscheinend gefährlicher, als ich dachte. Monica ist in großer Gefahr, meine Süße“, wollte er ihr nichts mehr verschweigen.
„Du wirst dich aber nicht in Gefahr bringen, Dad, oder? Ich brauch dich, ich will nicht bei Grandma aufwachsen“, bat sie.
„Du wirst mich nicht verlieren, ich werde solang bei dir bleiben, bis du mich satthast und in ein Altersheim steckst, versprochen“, bestätigte er ihr.
„Mom wird das nicht überleben, oder?“, realisierte Marla.
„Komm her“, zog er seine Tochter auf ein Sofa.
„Hör zu, mein Schatz. Deine Mutter ist nicht mehr die, die sie mal war. Die ganzen Leute hier versuchen alles, um sie zu fangen, aber sie können nichts versprechen. Ich werde deine Mutter immer lieben, aber sie hat Monica und deinen kleinen Bruder in Gefahr gebracht, das ist zu viel“, entgegnete er.
„Okay, sorg nur dafür, dass Monica heil zurückkommt!“
„Mit jedem Atemzug, den ich habe, meine Süße. Dein Onkel wird das auch tun. Das kann nur länger dauern. Ich geb dir zwei Wochen, dann schick ich dich wieder heim, dass du nicht zu viel von der Schule verpasst, ist das klar?“
„Verstanden. Ich glaub aber, dass ihr das schnell hinbekommt, ich glaub an euch“, versicherte Marla.
„Oh, Marls, ich hoffe es. Ich frag mich manchmal, wie es Leuten geht, die sich mit nicht magischen Sachen rumschlagen müssen“, entgegnete er erschöpft.
„Normal ist doch langweilig, Dad. Leg dich ein bisschen hin, du bist total fertig. Ich komm klar, ich bin ja von lauter Jägern umzingelt“, bat Darla.
„Ich könnte wirklich etwas schlafen“, realisierte er.
„Dann mach das. Du kannst nicht alles auf deinen Schultern tragen, kleiner Bruder“, stieß Cody zu ihnen.
„Pass auf sie auf, ja?“, bat er seinen Bruder.
„Mach ich doch immer. Ich weck dich, wenn was wichtiges ist“, erwiderte er.
„Weiß ich doch. Bis später“, trottete er davon.
„Wird es wieder so werden wie damals?“, sah Marla ihrem Vater besorgt hinterher.
„Nicht, wenn ich das verhindern kann, meine Süße. Komm, finden wir dir nen Zimmer für deine Hausaufgaben. Glaub bloß nicht, dass du deine Hausaufgaben verpasst, nur weil du hier bist“, lenkte Cody seine Nichte ab und brachte sie weg.
 
Rodrick hatte einen Traum von ihr. Sie waren erst zwei Tage getrennt, er vermisste sie aber schon furchtbar. Als er wachwurde, saß Ravena neben ihm.
„Man, er vertraut mir echt nicht. Sorry, dass du babysitten musstest“, murmelte er und setzte sich von dem Sofa auf, auf dem er gelegen hatte.
„Er macht sich nur Sorgen um dich, berechtigt, du warst ganze sechs Stunden wie weggetreten“, bemerkte sie.
„Sechs Stunden? Man, die Soldaten hier müssen mich für einen traurigen Loser halten“, war er durcheinander.
„Die Soldaten hier sind hirnlose Drohnen, die denken überhaupt nichts außer über Verteidigungstechniken und Waffen“, konterte sie beruhigend.
„Ich dachte, du kannst nichts lesen mit deiner Kette?“, wunderte er sich.
„Ich trag sie nicht, ich will wissen, was die Leute hier denken, ich bin nicht so gut auf das Establishment zu sprechen, ich will einen Vorteil haben“, erwiderte sie.
„Vampir-Sandwich, Rav‘, ich will dich nicht auch noch suchen müssen, zieh die verdammte Kette an“, sah Cody nach den beiden.
„Zu Befehl, Sir“, murrte Ravena und mit einem bösen Blick auf Cody ging sie zu ihrem Zimmer.
„Du musst uns nicht alle bemuttern, warum hast du mich so lang schlafen lassen?“, stand Rodrick auf.
„Du hast es gebraucht. Ich wette, du hast letzte Nacht nicht geschlafen. Du hast nicht viel verpasst, sie planen und planen. Die Wölfe sind überraschenderweise gute Strategen, aber sie sind auch Herden-Wesen, das macht Sinn!“
„Wir wissen nicht mal, ob sie hier sind, was müssen die denn alles planen? Sie könnte längst irgendwo ausbluten“, wurde er wieder nervös.
„Ganz ruhig, sie hätten das bei uns getan, wenn es so wäre. Irgendwas wollen die von ihr und wir finden es raus!“
 
Zur gleichen Zeit erwachte Monica auf einem kalten Boden. Sie fror und zitterte sichtlich.
„Mo, Süße, wach auf“, hörte sie Rubys Stimme.
„Wo bin ich?“, sagte sie mit zittriger Stimme.
„Es tut mir so leid, das wollte ich nicht“, wimmerte Rubina.
„Was hast du gemacht?“, wurde sie immer wacher.
„Das war nicht ich, sie haben mich gezwungen“, war die toughe Jägerin nur ein Häufchen Elend.
„Was hast du gemacht?“, fragte Monica erneut, mit mehr Wut in der Stimme und rappelte sich auf. Sie trug nur ihre Schlafsachen und hatte keine Schuhe an.
„Sie haben mir gesagt, sie helfen mir, ich wusste nicht, was das beinhaltet. Ich hatte keine Kontrolle“, weinte sie.
„Ich bin schwanger, du Schlampe, was hast du gemacht? Ich fragt nicht nochmal“, war sie wieder auf den Beinen.
„Du bist was?“, änderte sich plötzlich Rubys Stimme.
„Ich werde dich töten, wenn dem Baby was passiert“, schimpfte Monica weiter.
„Du wolltest doch nie Kinder!“
„Wollte ich auch noch nie, aber jetzt würde ich alles für dieses Kind tun. Ich hab den richtigen Menschen für mich gefunden und du kannst das nicht ertragen“, war sie echt sauer.
„Ich schon, sie nur nicht“, deutete Ruby auf einen Tisch. Am Tischende saß Maise.
„Du bist schwanger von meinem Mann, das ist sehr unvorteilhaft. Jetzt muss ich dich am Leben lassen und dann sein Kind als meins aufziehen. Bring sie zu mir“, erwiderte Maise und wie ferngesteuert zog Ruby ihre Ex an den Tisch.
„Du hast sie unter Kontrolle mit was auch immer sie mit ihrem Gehirn gemacht haben, oder?“, fragte Monica erkennend.
„Sie war ganz schön verzweifelt, so war ich auch mal, aber dann wurde ich befreit“, entgegnete Maise und ihre Augen funkelten.
„Wenn du so “Befreit“ bist, warum bin ich dann hier?“, fragte Monica mit all dem Mut den sie in ihrem geschwächten Zustand aufbringen konnte.
„Du solltest eigentlich nur meine Sklavin sein, aber meine Sklavin, die mein Kind austrägt ist noch viel besser“, war sie süffisant.
„Ich kann kaum glauben, dass du die gleiche wundervolle Mutter bist, die die Allergien ihrer Tochter an den Kühlschrank gehängt hat“, murmelte Monica.
„Wage es ja nicht, meine Tochter zu erwähnen“, wirkte die eiskalte Vampirin plötzlich nervös.
„Wieso? Weil sie mich inzwischen mehr mag, als dich?“, stachelte Monica sie an und spürte einen Druck von Rubys Hand, die sie immer noch festhielt. Sie schien sich trotz ihrer Hypnose, unter der sie anscheinend stand, um ihre Ex zu sorgen.
„Schweig, du Schlampe“, wurde die Vampirin richtig wütend.
„Sonst was? Tust du mir weh? Du würdest dich nicht trauen mir wehzutun, nicht wenn du dem Kind schaden könntest“, war Monica ziemlich sicher.
„Bring sie weg“, zischte Maise durch ihre Zähne und Zombie-Ruby zog ihre Ex in einen anderen Raum. Dort tummelten sich eine Handvoll anderer Vampire.
„Du hast mich in mitten eines Vampirnestes gebracht? Bist du irre? Die töten uns, du bist zwar ein Wolf, aber ein abgeschwächter. Reiß dich raus, ich brauch dich jetzt. Ich hatte doch immer deinen Rückhalt, wenn du mich noch liebst, hilf mir“, war Monicas Mut plötzlich wieder weg und sie versuchte sie in ihrem Griff wachzurütteln.
„Ich … ich kann nicht, tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte … ich liebe dich und würde dir nie wehtun“, bemerkte Rubina und schob sie in einen Raum.
„Wenn du mich lieben würdest, würdest du das nicht tun“, wimmerte sie nun, bevor ihre Ex die Tür hinter ihr zuschloss. In dem Raum war nur ein Bett und ein Waschbecken. Es wirkte wie eine Gefängniszelle und das war sie auch.

 
 
Durch die Dunkelheit von Uptown New York schellte ein Alarm.
Rodrick, der gerade geschlafen hatte, wachte auf. Er schlief wieder mit seiner Tochter in einem Zimmer, die aber nicht wachwurde. Er schloss die Tür hinter sich und wanderte im Haus herum. Sein Bruder stieß verschlafen zu ihm nur mit Shorts bekleidet.
„Nichts zum Anziehen gefunden?“, fragte Rod lässig.
„Was hat es mit diesem Alarm vor sich?“, ignorierte Cody seinen kleinen Bruder.
„Das will ich grad selbst erfahren. Warte, haben Ravena und du?“, wollte Rod cool wissen, aber sah, wie einer der Beads-Ladys aus Codys Zimmer schlich.
„Nope, sie wollte mich nicht und die Kleine fand mich fasziniert“, sagte Cody cool.
„Na toll, du bist also doch noch nicht erwachsen genug für ne erwachsene Beziehung. Ich hab echt gedacht, du würdest es mit Ravena versuchen. Egal, gehen wir weiter“, murrte Rodrick enttäuscht und ging mit ihm zu den anderen. Ein paar Beads und ihre New Yorker Kollegen wuselten aufgeregt herum.
„Was ist hier los?“, hielt Rodrick einen der Männer am Arm fest.
„Unsere Thermalkamera hat ein Lebewesen ohne Puls draußen entdeckt“, bemerkte der Soldat in Hektik.
„Ein einzelner Vampir? Das klingt nach ner Falle“, wunderte sich Cody.
„Das werden wir gleichsehen“, bemerkte der Soldat und sie gingen ihm hinterher.
 
Rodrick hielt den Atem an, als die Soldaten den Vampir stellten. Sie sahen auf einem Bildschirm.
„Sir, er verlangt nach dem Bürgermeister“, hörten sie durch ein Funkgerät. Rodrick machte ein Zeichen, dass er das Funkgerät wollte. Er hörte eine bekannte Stimme.
„N’Abend, Herr Bürgermeister, ich bin’s, Onyx, kannst du deinen schwerbewaffneten Lakaien sagen, dass keine Gefahr bin?“, hörte er die lässige Stimme von Monicas Bekannten durch das Funkgerät.
„Was zum Henker machst du hier? Du hast echt Eier in ein Haus voller Jäger einzubrechen!“
„Ich bin nicht eingebrochen, ich steh hier vor der Tür wie es jeder brave Südstaaten-Gentleman machen würde. Ich will helfen“, bat Onyx.
„Lasst ihn rein“, murmelte Rod.
„Sir, er ist ein Vampir“, erwiderte ein Soldat.
„Er wäre dämlich, allein hier aufzutauchen bei so schwerbewaffneten Jägern. Er ist harmlos“, bemerkte er.
„Wie Sie meinen, ich jag ihm aber nen Pflock durchs Herz, wenn er sich nicht benimmt“, entschied der Soldat.
„Klingt fair. Wie zum Henker hat der Blutsauger uns gefunden?“, bemerkte Rodrick und ging vor die Tür. Er ging auf Onyx zu, die Soldaten hielten ihm Armbrüste an den Kopf.
„Hey, ich hätte anrufen sollen. Darf ich reinkommen?“
„Meine Tochter schläft da drin, nicht so gern. Lass uns ne Runde gehen“, bat er und gefolgt von schwarzgekleideten Männern gingen sie im Garten spazieren.
Der Vampir war modern gekleidet, aber wie er ging und sich verhielt, merkte man gleich, dass er ein paar Jahre älter war als er.
„Spuck’s aus, Vampir, es ist mitten in der Nacht und ich schlaf nicht wirklich nachts in letzter Zeit!“
„Ich hab gehört, dass ihr Vampire verfolgt, ich könnte der Insider-Vampir sein“, schlug Onyx lässig vor.
„Nichts für ungut, aber ich trau dir nicht. Ich kenn dich nicht!“
„Ich will ja nicht allein gehen. Deine Lakaien können mitkommen und wenn ich mich nicht richtig verhalte, können sie mich töten“, handelte er.
„Einen Vampir dabei zu haben könnte nicht schaden“, überlegte Rodrick laut.
„Meinetwegen, jammern sie aber nicht, wenn es schiefgeht“, bemerkte einer der Soldaten.

Zweiundzwanzigstes Kapitel

 
„Schwarz ist sogar nicht meine Farbe“, sah sich Onyx an. Er trug in der Nacht drauf einen schwarzen Jump-Suit, um als Jäger durchzugehen.
„Du wolltest das, schon vergessen? Jetzt zeig, was du draufhast, wir haben schon zu viel Zeit verloren“, entgegnete Rodrick übermüdet.
„Mach ich. Du solltest aber nicht dabei sein, deine Gefühle hier machen mich benommen“, fuchtelte er mit seiner Hand vor Rods Gesicht herum.
„Hab ich nicht vor. Holt mir meine Freundin zurück, verstanden?“, bemerkte er und schickte sie los.
 
Rodrick, Cody, Ravena und Marla saßen angespannt um einen Tisch herum.
„Werden sie sich gleich melden, wenn es vorbei ist?“, fragte Marla besorgt.
„Ich weiß nicht. Bist du nicht müde?“, fragte Rodrick besorgt.
„Nicht heute, ich möchte wachbleiben!“
„Darfst du. Ich weiß nur nicht, wie das ausgeht. Auch wenn das ätzend werden würde, ich will mich von deiner Mutter auf normale Weise scheiden lassen“, redete er vor sich hin.
„Ich will sie tot sehen“, sagte Marla plötzlich.
„Marla“, ermahnte er seine Tochter.
„Sie hat Monica wehgetan, sie ist nicht mehr meine Mutter“, sagte Marla trocken.
„Wow, ich glaub das ganze offene Angehen hier war doch nicht so gut, wie ich dachte“, war Rodrick geschockt.
„Sie hat Recht, wir haben uns viel zu lang an dem Gedanken festgehalten, dass Maise noch da draußen ist aber unsere Maise ist in dieser Nacht gestorben, als sie gebissen wurde“, sagte Cody erkennend und Ravena griff überraschenderweise nach seiner Hand, die er mit seiner massierte.
 
Es war schon tief in der Nacht, als ein Anruf kam.
Marla schlief auf einem Sessel und Cody und Ravena schliefen mit dem Kopf auf dem Tisch. Rodrick ging in einen Nebenraum.
„Verstehe, ich bereite sie vor. Verstanden, halbe Stunde, okay“, sagte er fast tonlos und legte wieder auf.
„Waren sie das?“, fragte Cody, der auf Socken ihm gefolgt war.
„Ja, sie haben Monica, sie ist geschwächt, aber okay. Sie haben sie nicht angerührt. Maise lebt noch, aber sie möchte von der Liebe ihres Lebens getötet werden“, erklärte Rodrick. Er musste sich sichtlich zusammenreißen.
„Das ist echt dreist, dass sie das von dir verlangt“, wusste Cody nicht ganz, was er sagen sollte.
„Ich glaub nicht, dass sie mich damit meint“, bemerkte er und sah seinen Bruder an.
„Das kann sie vergessen, Maise wäre gar nicht stark genug, den Pflock ganz durchzujagen“, entgegnete er.
„Die meint sie auch nicht. Sie meint dich, großer Bruder. Ich hab es immer gewusst, es aber nie wahr haben wollen“, erwiderte Rodrick vorsichtig.
„Ich kann das nicht“, wurde er ganz schwach auf den Beinen.
„Sie möchte das so, wir können auch einen der Jäger darum bitten, aber ich glaub nicht, dass du damit leben könntest, ihr ihren letzten Wunsch abzuschlagen“, bemerkte Rodrick.
„Meinetwegen, ich seh sie dabei aber nicht an“, sah Cody es ein.
 
Die halbe Stunde bis zu ihrer Rückkehr vergingen wie Stunden. Endlich hörten sie die Wagen vor der Tür.
Die Männer stiegen aus, Onyx und Maise in Handschellen wurden Richtung Herrenhaus gedrängt.
„Bringt sie rein“, öffnete Rodrick in einer dramatischen Geste beide Türen und ließ sie rein.
„Nettes Häuschen hast du dir hier ausgesucht, überhaupt nicht protzig“, erwiderte Maise cool. Sie sah abgekämpft aus, aber ihre freche Klappe hatte sie nicht verloren.
„Vier Jahre und kein bisschen leiser. Ich hab echt nicht gedacht, dich wieder zu sehen“, bemerkte Rodrick.
„Geben wir den Beiden ne Minute“, machte der Soldat, der Maise führte, sie an einem Pfosten fest und ging mit den anderen weg.
 
„Du siehst echt übel aus. Denk bloß nicht, dass ich Mitleid mit dir habe. Du hast meine Freundin entführt. Nicht nur, dass du mein Leben für drei Jahre zur Hölle gemacht hast, jetzt wolltest du die einzige Person töten, die mich da rausgeholt hat“, schimpfte er mit seiner Noch-Frau.
„Du hast mir meine Jugend gestohlen, ich hätte dich nie heiraten sollen“, begann sie ihm wehzutun.
„Mein Bruder hat Recht, das bist du nicht mehr. Du bist jetzt dieses Wesen, dieses seelenlose Ding, ich werde dich nicht vermissen“, zischte er. Seine Gedanken drehten sich gerade um Monica, Maise war ihm egal geworden.
„Gut. Bringst du mich jetzt um, oder was? Ich hab schon zu lang so existiert“, entgegnete Maise gefühllos.
„Ich bin die Liebe deines Lebens? Warum konntest du mir das dann antun?“
„Du hast mich nicht gesucht, du hättest mich einfach finden können. Ich habe mich nie versteckt“, hielt sie ihm vor.
„Sechs Wochen war ich wie versteinert, meine Mutter musste Marla nehmen, das hab ich mir ewig anhören müssen. Du hättest zurückkommen können“, entschied er sauer.
„Ich bin ein Vampir, ich trinke Blut, verdammt noch mal, ich hätte euch beide getötet und nichts empfunden. Das wollte ich nicht. Zögere es nicht raus, töte mich einfach“, bat sie erneut.
„Nicht, bevor du dich nicht von deiner Tochter verabschiedet hast“, verhandelte er.
„Nein, sie soll von dem allen hier nichts mitbekommen“, wirkte sie fast unsicher.
„Der Zug ist abgefahren, sie hat deine Verwandlung damals mitbekommen, sie weiß alles. Sie braucht auch einen Abschluss“, bemerkte er nur.
„Sie soll nicht in meine Nähe kommen“, bat Maise.
„Du hast sie als Wirt benutzt um mit mir zu reden, näher geht es kaum. Sie hat damit abgeschlossen, sie kommt klar“, behauptete er.
„Gut, dann mach“, konterte sie und er rief Marla her. Dem toughen Vampir verschlug es die Sprache, als sie ihre Tochter wiedersah.
„Hey … Mom“, kam Marla näher.
„Men Gott, du bist so groß geworden“, wirkte sie fast wie die alte Maise.
„Tja, nicht dank deiner Hilfe“, erwiderte Marla ruhig, aber mit zittrigem Körper.
„Das hab ich verdient. Ich wollte dich nur beschützen“, erklärte sie ihr.
„Verstanden. Hast du sie getötet?“
„Wen meinst du?“
„Meine neue Mutter“, sagte Marla gemein.
„Diese Schlampe hat euch nicht verdient“, schimmerte der Vampir deutlich wieder durch.
„Doch, hat sie. Also?“
„Nein, sie lebt noch. Liebst du sie?“, wollte Maise wissen.
„Ja, das tu ich. Ich brauch dich nicht mehr. Sie wird mir eine gute Mutter sein“, entschied Marla.
„Ja, das wird sie. Darf ich dich nochmal umarmen?“, fragte sie und Marla sah zu ihrem Vater. Der nickte. Als Marla die Arme um ihre Mutter gelegt hatte, versuchte diese, sie zu beißen. Marla schrie auf, aber bevor ihre Mutter beißen konnte, schoss jemand einen Pfeil in den Rücken des Vampirs. Sie ließ ihre Tochter los und sackte zu Boden. Es war Cody, der den Pfeil abgeschossen hatte. Er zog den Pfeil heraus und drehte seine ehemalige beste Freundin auf den Rücken.
„Du hättest das nicht tun sollen. Ich liebe dich, Mai, aber du bist zu weit gegangen. Niemand tut das meiner Familie an“, zog er einen Pflock aus seinem Stiefel und stach ihn ihr ins Herz.
„Danke, dass du mir meinen Wunsch erfüllt hast“, keuchte Maise, bevor sie zu Staub zerfiel. Cody sank weinend auf die Knie, Rodrick brachte seine geschockte Tochter weg.
 
Die Sonne ging vor dem New Yorker Krankenhaus auf. Rodrick starrte auf den Sonnenaufgang, als wäre er der erste, den er seit Jahren erlebt hatte. Er spürte einen sanften Zug an seinem Ärmel. Monica war wieder wach.
„Mon‘, hey, du bist wieder wach“, drehte er sich zu ihr. Seine Augen waren erschöpft und verheult, aber er lächelte matt, als er sie sah.
„Sie ist tot, oder?“, fragte Monica vorsichtig und er nickte.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, erwiderte sie und nahm ihn kurz in den Arm.
„Du musst gar nichts sagen. Das Wichtigste ist, dass es dir gut geht, dass es euch gut geht“, entschied er und fasste auf ihren Bauch.
„Ich habe drei Tage nicht geschlafen und gegessen, ich weiß nicht, ob dass das Kind überlebt hat“, sagte sie traurig.
„Dein Arzt war grad da gewesen, euch geht’s beiden gut“, versicherte er.
„Wirklich? Ich hatte solche Angst“, sagte sie weinerlich.
„Ich auch. Ich habe nie geglaubt, dass du mich verlassen hast!“
„Ich weiß nicht, was die mit mir gemacht haben, aber ich würde dich niemals verlassen“, versicherte sie.
„Ich weiß, das habe ich nie bezweifelt. Was ist mit deiner Ex?“, wollte er wissen.
„Sie hat irgendwas mit sich machen lassen, sie hatten sie unter Kontrolle. Bei der Razzia ist sie geflüchtet, keine Ahnung wo sie jetzt steckt. Egal was für welche gemischten Gefühle ich jemals für sie gehabt haben sollte, sie sind vollständig weg. Ich will jetzt mit dir ein neues Leben anfangen, wenn du das noch willst“, gestand sie ihm.
„Ich will das auch, Marla und Cody müssen wir aber eine Weile Zeit geben. Er hat Maise getötet, als sie Marla beißen wollte“, erzählte sie ihr.
„Mein Gott, geht’s ihr gut?“
„Ja, sie hat sie nicht erwischt, ihre Mutter wurde aber vor ihren Augen getötet, da braucht sie eine Minute. Sie ist bei einem Therapeuten im Apple-Hauptquartier, so wie Cody auch. Sie werden wohl ne Weile dortbleiben, solange bleibe ich auch hier. Ich warte noch auf die Resultate, die die Jäger aus New York mir bringen, aber soweit ich weiß wurden alle Vampire entweder eliminiert, oder wieder gefangen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, dass du das mitmachen musstest, nur weil ich zu feige war, mich von meiner Frau scheiden zu lassen“, entschuldigte er sich.
„Schon gut, meine Ex hat mich entführt, bei mir war es ja genauso. Wir müssen jetzt alles langsam angehen, auch wenn du jetzt offiziell frei bist, ich will dich nicht gleich heiraten und alles“, bat sie.
„Ich liebe dich, aber wir sind erst so kurz zusammen, ich brauch jetzt etwas Zeit“, erklärte er.
„Gut. Ich meine, ich kann mir eine Zukunft mit dir gut vorstellen, aber ich war nie für die Ehe gemacht. Zumindest bis jetzt nicht!“
„Ich werde immer an deiner Seite sein, egal wie“, versicherte er.
„Ja, das weiß ich. Was hat der Arzt gesagt, kann ich heimgehen?“
„Er wollte dich nochmal untersuchen, wenn du fit genug bist, kannst du vermutlich gehen. Ravena wartet draußen, ich geb ihr mal ne Info über deinen Zustand. Du brauchst sicher was zu essen, ich besorg dir was“, entgegnete er, küsste sie sanft, stand auf und ging zu Ravena.
Ravena sprang auf, als er aus dem Krankenzimmer kam.
„Wie geht’s dir?“
„Du trägst immer noch das Amulett, was? Ihr geht es gut, dem Baby auch. Du siehst schlimm aus“, nahm er sie überraschend in den Arm.
„Du siehst auch nicht besser aus. Ich muss dann wieder nach Hause, einer der Beads bringt mich heim. Sag deinem Bruder alles Gute, wenn er erwachsen geworden ist, soll er mich mal anrufen“, bemerkte Ravena nur und ließ ihn dort stehen.
 
Sechs Monate später
 
Monica fuhr mit ihrer Hand über ihren Babybauch. Sie hatte nie gedacht, jemals eine Mutter zu werden, aber diese leichte Schwangerschaft genoss sie in vollen Zügen.
„Bist du soweit?“, hörte sie ihren Freund von außerhalb des Badezimmers.
„Komme“, rief sie und kam nach draußen. Rodrick hatte sich einen Bart stehen lassen, Maise hatte Bärte immer gehasst, Monica hingegen fand ihn fast attraktiver mit dem Bart.
„Du bist heute wieder so wunderschön, hab ich dir eigentlich schon gesagt, wie glücklich ich mit dir bin?“, fragte er verliebt und küsste sie.
„Hast du, aber ich hör es immer wieder gern. Ich glaub, ich geh nochmal pinkeln, das wird ne lange Fahrt“, drehte sie sich nochmal um ins Badezimmer zu gehen.
 
Sie kamen gut bis nach Portland durch.
Monica klopfte an einem schönen Ein-Familien-Haus.
„Hey, da seid ihr ja endlich“, freute sich Ravena, sie zu sehen.
„Sorry, ich muss jede fünf Minuten pinkeln, das kann nur noch schlimmer werden. Gut siehst du aus“, begrüßte Monica sie mit einer Umarmung.
„Klingt ätzend. Schatz, dein Bruder ist da“, rief sie ins Haus und Cody kam zur Tür. Auch der ehemalige Jäger trug jetzt einen Bart und ein breites Lächeln.
„Hey, schön, dass ihr kommt“, umarmte er seinen kleinen Bruder.
„Ich würde doch niemals die Hochzeit von meinem großen Bruder verpassen“, schmunzelte er.
Die ganze Sache in New York hatte die beiden endlich zusammengebracht, Cody war gleich von New York aus zu ihr gefahren und geblieben. 5 Wochen zuvor hatten sie spontan entschieden zu heiraten.
„Wo sind die Mädels?“, fragte er nach Marla und Queenie.
„Im Hotel, sie kommen dann zum Standesamt. Es ist schade, dass wir keinen Junggesellen-Abschied hatten, aber da wir jetzt beide nüchtern bleiben, wäre das eh langweilig gewesen. Aber du hast noch eine Einladung bei mir gut. Ihr beiden seht so glücklich aus“, freute sich Rodrick über den Anblick.
„Wir haben euch noch was zu erzählen. Wir werden auch Eltern“, platzte es aus Ravena heraus.
„Was? Ich werde endlich Onkel?“, freute sich Rodrick sichtlich.
„Ich bin fast 41, arg viel Zeit zu verschwenden hab ich nicht. Ich werde nur während der Hochzeit natürlich nicht trinken und ihr solltet es wissen, dass ihr Darla etwas davon ablenkt. Ab morgen ist es ja dann ein “eheliches Kind““, bat Ravena.
„Ich bin schwanger mit ihrem zweiten Enkelkind, da kann ich sie genug ablenken. Das ist ja toll, dann wachsen die beiden Kinder zusammen auf, zwar nicht in der gleichen Stadt, aber ihr wohnt ja nah genug um mal das Wochenende zusammen zu verbringen. Portland ist ja Gott sei Dank Wesen-Frei, keine Ahnung was sie gegen diese Stadt haben, aber ich bin froh. Ich könnte mir auch vorstellen in Zukunft hier mal zu wohnen, aber momentan bin ich in meinem Job und in meiner Aufgabe als Werwolf-Betreuerin glücklich“, erzählte Monica.
„Ich bin auch sehr stolz auf deine Leistungen, du bist nicht mal ein Jahr in Castine und hast geschafft, was weder mein Vater noch ich geschafft haben. Und das Beste ist, Cody kann endlich sein Leben ohne Wesen leben. Und jetzt wird er endlich Vater, ich wollte das immer für ihn. Er ist schon so ein toller Onkel“, erzählte Rodrick stolz.
„Das bedeutet mir sehr viel. Ich bin ein älterer Vater, ich bin besorgt, dass ich es nicht draufhabe!“
„Ich werde dann zweifacher Vater sein, ich werde dir alles zeigen, was du nicht weißt. Mom wird auch so glücklich sein, sie hat glaub ich gedacht, dass du nie Vater wirst“, entgegnete Rodrick.
„Ich auch nicht. Aber ich bin jetzt so glücklich. In dieser Nacht, als ich sie töten musste, fühlte ich mich so allein, aber da war Ravena, sie war einfach da, sie hat nichts gesagt. Ich hab mich ganz neu in sie verliebt in dieser Nacht. Jetzt kann ich diese wundervolle Frau heiraten“, entgegnete Cody und umarmte seine Verlobte.
„Das ist wundervoll. Ich freu mich so für euch. Ich bin gespannt, deine Familie kennen zu lernen, Ravena“, entgegnete Monica glücklich.
„Ich hab nicht wirklich Familie, meine Cousine kommt und ihr Mann, meine Eltern leben nicht mehr und ich bin ein Einzelkind eines Einzelkindes und eines Mannes mit einem Kind. Aber das ist okay, ich hab ja jetzt euch“, erklärte sie ihnen.
„Ja, das hast du. Komm, lass uns dich in eine Braut verwandeln, die Jungs wollen sicher mal reden“, entgegnete Monica und brachte Ravena weg.
 
In einer einfachen Zeremonie heiraten Cody und Ravena im Rathaus. In einem Restaurant feierten sie danach. Es war genauso einfach, wie sie sich es gewünscht hatten. Mitten in die Veranstaltung stürmte ein junger Mann im schicken Anzug.
„Schlaf nicht mit ihm“, rief er in die Runde. Die Musik stoppte und alle starrten ihn an. Queenie vergrub ihr Gesicht in ihrer Hand. Sie machte dem DJ ein Zeichen, dass er die Musik wieder andrehen sollte und ging auf den jungen Mann zu.
„Hast du den Verstand verloren?“, schimpfte sie. Es war ihr Ex Uriel.
„Wo ist er?“
„Wo ist wer?“
„Dein neuer Freund. Schlaf nicht mit ihm, deine Jungfräulichkeit ist etwas so besonderes“, bat er ernst.
„Das ist die Hochzeit von Cody, du hast kein Recht hier aufzutauchen und Forderungen zu stellen. Auch wenn es dich nichts angeht, ich bin Single“, entschied sie und zog ihn in die Vorhalle.
„Aber Monica hat gesagt … sie hat mir … geschrieben“, stotterte er.
„Und das erste was du machst ist den langen Weg von New Orleans nach Maine anzutreten, anstatt mich einfach mal anzurufen?“, sagte sie kopfschüttelnd.
„Ich bin ehrlichgesagt in New York, ich studiere jetzt dort. Sie will uns wohl wieder zusammenbringen, wie mir scheint“, versuchte er zu verstehen.
„Du hast ganz schön auf die Tube gedrückt, Junge, ich hab dir vor fünf Stunden geschrieben“, kam Monica von der Toilette an ihnen vorbei.
„Mon‘, hey, wow du bist ja gewaltig“, begrüßte Uriel seine ehemalige Kollegin.
„Ich bin schwanger, Idiot. Schön dich zu sehen, gut siehst du aus. NYU steht dir. Es war nen Versuch wert, aber ihr beiden seid jeder auf einer anderen Route in eurem Leben, das wird nicht funktionieren“, bemerkte Monica und umarmte ihren Bekannten.
„Mon‘, kann ich den Wagen haben?“, fragte Queenie plötzlich.
„Wenn du ihn zurückbringst? Was hast du vor?“
„Ich will Uriel endlich mal die Jungfräulichkeit nehmen, dass er mal die Klappe hält“, entgegnete sie.
„2 Stunden, du hast das Hotelzimmer für dich, sag dem Personal, sie sollen das Bett neu beziehen, ich will nicht so lang auf den Beinen sein, dein Cousin entzieht mir echt die Energie“, bat Monica und rieb ihren Bauch.
„Mach ich. Jetzt komm, Idiot, ich hab die Schnauze voll davon, dass meine Mutter ständig davon redet, wie “wertvoll“ meine Jungfräulichkeit ist“, zog Queenie ihren Ex zu Monicas Wagen.
 
Mitternacht kam und ging und Queenie war weder erreichbar, noch kam sie zurück.
„Verdammt, ich hab’s irgendwie gewusst. Ich ruf ein Taxi, aber ich mach das ungern“, erklärte sie ihrem Freund müde.
„Nein, du fährst nicht allein mit dem Taxi, ich komm mit. Wir verabschieden uns einfach und gehen ins Hotel. Marl‘, trink deine Cola leer, wir gehen“, bat der junge Bürgermeister seine Tochter.
„Aber Dad“, murrte sie.
„Monica ist müde und du solltest auch ins Bett. Morgen brunchen wir ja noch, du siehst die Leute ja wieder“, nahm er seine Jacke und Marla stand grummelig auf.
„Sorry, muss nochmal pinkeln“, ging Monica nochmal auf die Toilette.
 
Als sie das Hotelzimmer aufschlossen, fanden sie die jungen Menschen Arm im Arm im Bett liegen.
„Hab mir fast schon gedacht, dass sie eingeschlafen sind. Sollen wir ein anderes Familienzimmer buchen und sie schlafen lassen?“, wollte Rodrick wissen und Monica nickte.
„Marl‘, bleib hier draußen, ich geh nochmal runter“, bat Rodrick seine Tochter, die vor dem Zimmer geblieben war.
„Ernsthaft? Die dürfen vögeln und kriegen dann auch noch das große Zimmer?“, fragte Marla müde.
„Marl‘, was sind das für derbe Worte, du hängst echt zu viel mit Jägern ab. Deine Cousine ist eine Erwachsene, das ist für sie wichtig gewesen. Lassen wir sie“, bat Rodrick.
Monica lächelte, dass er Queenie, Marlas Cousine nannte.
„Was auch immer, ich geh solang in den Spiel-Raum, holt mich, wenn wir wieder ein Bett zum schlafen haben“, bemerkte Marla in ihrem normalen Teenager-Selbst und zog ab.
„Beeil dich, ich glaub, ich muss wieder pinkeln“, rief Monica, als ihr Freund den Gang zum Fahrstuhl zurückging.

Dreiundzwanzigstes Kapitel


Monica genoss den einzigen Kaffee, den sie sich am Tag gönnte.
Ihre Nichte setzte sich beim Brunch wortlos neben sie.
„Morgen“, begrüßte sie ihre Nichte amüsiert.
„Grins nicht so blöd. Ja, ist anders gewesen als ich dachte. Wo habt ihr denn übernachtet?“
„Es war nur noch die Präsidenten-Suite für uns alle frei, du wirst Rod für das Hotelzimmer entschädigen, da du es ja benutzt hast“, bat Monica.
„Mach ich. Alles klar bei euch? Ich hoffe, ich habe dir keine Unannehmlichkeiten bereitet mit dem Baby und allem“, hoffte Queenie.
„Geht schon, das Bett in der Suite war eigentlich sehr bequem. Und, wie war dein erstes Mal?“, wollte sie neugierig wissen.
„Gut, ich bin froh, dass es er gewesen war, aber wir werden nicht mehr zusammenkommen. Trotzdem danke für den Versuch“, erwiderte sie.
„Bitte. Bist du sauer, dass ich dir das mit New York verschwiegen habe?“
„Er ist mein Ex, ich muss nicht alles aus seinem Leben wissen. Gut, dass er aus New Orleans raus ist, diese Stadt war nichts für ihn. Was ist die große Nachricht, die das Brautpaar heute verkünden will? Wisst ihr das?“
„Ja, wir wissen es, aber lass dich überraschen“, bat sie.
Das Brautpaar stand auf und verkündete die Schwangerschaft.
„Noch nen Baby? Da bin ich ja erleichtert, wenn ihr alle Kinder bekommt, nervt mich Mom später nicht ständig damit. Ich weiß nämlich nicht, ob ich mal Mutter werden will“, erklärte sie ihr.
„Du bist 19 Jahre alt, du hast noch Zeit, ich bin Ende 30 und mit meinem ersten Kind schwanger, alles ist möglich, aber du musst nicht. Ich bin ein Mensch, ich bin neugierig, was ist so besonders am ersten Mal bei einer Hexe?“
„Es war schön, aber kaum magisch, meine Mutter hatte das normale Aufklärungsgespräch mit mir, aber nie das magische“, bemerkte sie nachdenklich.
„Du solltest deine Mutter anrufen, solang er noch in der Stadt ist, man weiß nie, was das beinhaltet“, riet sie ihr.
„Das ging mir schon lang im Kopf herum, aber gestern Nacht wollte ich es einfach endlich wagen. Ich weiß nicht, ob es an der Romantik der Hochzeit lag, oder dass ich es einfach satthatte. Verdammt, ich hätte gerngehabt, wenn er noch geblieben wäre, was hast du mit mir gemacht, Tante?“, realisierte sie plötzlich.
„Dann geh zu ihm“, riet sie ihr und Queenie entschuldigte sich kurz beim Brautpaar und eilte auf ihren Stöckelschuhen zur Tür.
„Was war das denn?“, wunderte sich Rod.
„Nichts, ich bin nur gut“, grinste Monica.
 
Ein paar Monate später brachte Monica im Krankenhaus im Portland, da sie dort bessere Ärzte hatten, ihren Sohn zur Welt. Er war gesund und sah genau aus wie sein Vater.
„Ich kann gar nicht beschreiben, wie glücklich ich grade bin“, hielt Rodrick seinen Sohn ehrfürchtig in seinen Armen.
„Geht mir genauso. Wir haben Magie erschaffen, ohne je Kräfte gehabt zu haben. Ich hatte so Angst, dass ihm was passiert, aber die Ärzte hier waren toll. Tut mir leid, aber das wird mein einziges Kind bleiben“, versicherte sie.
„Wir haben ja jetzt zwei, da bin ich vollkommen mit einverstanden. Wir brauchen nur noch nen Namen“, erwähnte er.
„Ich fand Colin immer am besten, ich weiß, kein besonderer Name, aber das ist genau das Gute daran“, entschied sie.
„Colin, ja, den mochte ich auch. Ein guter, stabiler Name, findest du nicht auch, kleiner Colin?“, bemerkte er und küsste den Kopf seines neugeborenen Sohnes.
„Sollen wir Queenie mal anrufen und ihr die Nachricht erzählen?“, schlug Rod vor.
„Ja, ich ruf sie mal per Video an“, sagte Monica, richtete ihre Haare und griff nach ihrem Handy.
„Hey, Nichte, wie ist New York?“, chattete sie mit Queenie.
„Toll, die Apple-Leute sind echt verbissener auf die Regeln wie die Beads, aber die können mir echt viel beibringen“, wirkte auch sie zufrieden.
„Und Uriel?“
„Studiert fleißig, kommt aber abends immer brav zurück in mein Bett. Und was gibt’s Neues bei euch?“, wollte sie wissen und Rodrick kam mit seinem Sohn auf dem Arm ins Bild.
„Ich würde dir gern jemanden vorstellen, Colin“, tauschte sie mit ihrem Freund und der filmte nun, während sie ihr Baby im Arm hielt.
„Du hast das Baby gekriegt? Ich bin nur vier Stunden von dir entfernt, ich wäre doch hergekommen!“
„Wir wollten das nur zu zweit durchstehen, schon gut, du kommst mal nach Castine, wenn du kannst. Wie findest du ihn?“
„Er ist perfekt, über den Namen müssen wir aber noch reden, er kann kein knallharter Vampirjäger werden mit dem Namen Colin“, konterte sie erfreut.
„Colin wird kaum Zeit für die Jagd haben, wenn er Präsident der Vereinigten Staaten ist“, schmunzelte Rodrick und nachdem sie noch etwas geredet hatten, legten sie wieder auf.
 
Nachdem sie noch einen ruhigen Tag alleine hatten, kamen, als Colin seinen zweiten Tag erlebte, die Verwandten.
„Hey, kommt rein“, begrüßte Monica ihre Gäste.
„Verdammt, du hast grad nen Kind bekommen und siehst so gut aus, ich hoffe, das wird bei mir auch so sein“, kam Ravena mit ihrem frischgebackenen Ehemann zu Besuch.
„Danke, aber ich seh nicht gut aus. Setzt euch hin, dann dürft ihr meinen Sohn halten“, bat sie.
„Hast du ihn so gesehen?“, fragte Rodrick, Ravena.
„Ist ne Weile her, ich muss dir was gestehen. Ich hab das Baby nicht gesehen, so funktioniert meine Kraft nicht. Ich wollte dich nur motivieren“, sagte Ravena kleinlaut.
„Du hast was? Du hast doch richtig gelegen mit dem Geschlecht“, verstand er nicht.
„Tja, 50% Chance, dass ich Recht hatte. Und ich hatte Recht. Er ist so wunderschön, aber bei so hübschen Eltern kein Wunder“, schmunzelte Ravena.
„Gut gerettet mit dem Kompliment. Es hat mir damals wirklich Kraft gegeben. Ich hab ne Frage, wenn ihr grad da seid, wir wollen Weihnachten nach New Orleans um mit Monicas Familie zu feiern, kommt ihr mit?“
„Klingt gut, überlegen wir uns. Wie willst du Mom in diesen Sündenpfuhl bringen? Nichts für ungut, Mon!“
„Kein Problem, stimmt schon. Wir haben ja noch etwas Zeit, sie zu überzeugen. Ich würde mich freuen, euch dabei zu haben, das Haus meines Vaters ist sicher groß genug für uns alle!“
„Wir überlegen es uns. Darf ich das Baby jetzt haben? Freu mich schon den ganzen Tag drauf“, setzte sich Ravena hin. Ein großes Grinsen erschien auf ihrem Gesicht, als sie den kleinen Colin in den Armen hielt.
„Ich hoffe, unser Kleiner ist auch nur ansatzweise so süß“, sagte sie zufrieden.
„Ihr bekommt auch einen Jungen?“, war Rodrick gerührt.
„Ja, wissen wir seit gestern. Das ist doch toll, die Jungs werden sich toll verstehen!“
„Ja, da freue ich mich schon drauf. Sieht gut aus bei dir, du wirst eine tolle Mutter werden“, sah auch Monica ihre Schwägerin glücklich an.
 
Mit viel Überredung konnten Rodrick und Monica, Darla von New Orleans überzeugen.
„Wir gehen erstmal allein zu meinem Vater, wollen ihn ja nicht überfallen, könnt ihr euch für nen paar Stunden die Stadt ansehen? Das Palace im French Quarter verkauft guten Egg-Nog, der ist immer nicht schlecht, haben sie auch alkoholfrei“, bat Monica, als sie in New Orleans mit einem Van einfuhren, in dem alle Platz gefunden hatten.
„Bitte sag mir nicht, dass er von dem Baby nichts weiß“, realisierte Rodrick.
„Er ist erst ein paar Wochen alt, ich wollte es ihm persönlich sagen“, druckste sie herum.
„Okay, Leute, wir gehen da allein rein, weiß nicht, wie der frischgebackene Opa reagiert“, bat Rodrick und drehte sich zu den anderen.
„Super, das können ja Weihnachten werden“, murmelte Cody sarkastisch.
„Wir werden ihn sicher besänftigen können, mit so einem Engel im Gepäck“, sah Rodrick stolz auf seinen Sohn, der im Kindersitz neben seiner Schwester schlief.
„Wenn nicht, seid ihr ja beide ausgebildete Kämpfer“, schmunzelte Ravena und Monica bog in die Straße ab, in der ihr Vater wohnte.
Ohne viel Aufsehen zu betreiben, tauschten Cody und Monica die Plätze im Auto, Rodrick nahm seine Kinder und sie gingen zu dem alten Herrenhaus.
„Im Nachhinein eine dumme Idee, jetzt allein da zu stehen ohne Auto“, sah Monica zurück in die leere Auffahrt.
„Wir kriegen das hin. Wenn er einen Blick auf Colin wirft, wird er dahin schmelzen. Marl‘, du nennst ihn Sir, bis er was anderes sagt, okay?“, plante Rodrick und Marla nickte.
Monica klopfte an der Tür.
„Monica, hey, schön, dass ihr es geschafft habt“, kam ihr Vater an die Tür.
„Wir sind erstmal nur im engsten Kreis da. Bitte sei nicht sauer, aber ich wollte es dir persönlich sagen“, begrüßte sie ihren Vater und nahm Rodrick die Babytrage ab.
„Du hast ein Kind bekommen?“, fragte ihr Vater überrascht.
„Vor ein paar Wochen, ich wollte es dir persönlich sagen. Aus meiner Freundschaft mit Rodrick ist schnell mehr geworden“, druckste sie herum.
„Darf ich ihn halten?“, fragte er vorsichtig.
„Dürfen wir erstmal reinkommen?“, bat sie und ihr Vater ließ sie rein.
 
„Er ist so perfekt, wie habt ihr ihn genannt?“, war wie Rodrick vorausgesehen hatte, hingerissen von seinem Enkel.
„Colin“, sagte sie lächelnd.
„Du hast ihn nach meinem Großvater benannt?“, war ihr Vater gerührt.
„Ja, er ist der erste männliche Enkel, ich fand das richtig. Ist das okay?“
„Natürlich, ich fühl mich geehrt. Darf ich ihn halten?“, hoffte er.
„Sicher, setz dich auf den Sessel“, bemerkte sie und er nahm das Baby glücklich in den Arm.
„Sie sieht so aus wie deine Mutter. An Tagen wie diesem würde ich mir wünschen, sie wäre noch da. Sie hätte den Kleinen so verwöhnt“, wurde er ganz rührselig.
„Du redest nicht viel über sie“, war Monica den Tränen nahe.
„Es tut zu sehr weh, ich hab sie sehr geliebt“, entgegnete er nostalgisch.
„Du hast das nie gezeigt!“
„Tut mir leid, Kleines, du siehst so sehr wie sie aus, ich hätte netter zu dir sein sollen. Ich war immer etwas traurig, das du mit einer Frau zusammen bist, aber jetzt bist du ja wieder auf dem richtigen Weg“, erkannte er.
„Bin immer noch bi, Dad, auch wenn ich jetzt mit nem Mann zusammen bin“, moserte sie.
„Weiß ich doch, ich bin nur froh, dass du nicht mehr mit deiner Ex zusammenbist,
irgendwas an mir hat mir nie gefallen, tut mir leid!“
„Das Problem sind wir ja los, sie ist wieder in einer Klinik!“
„Sie ist in einer Klapse?“
„In einer Einrichtung, die sich mit Werwölfen auskennt, ich hab dir doch damals erzählt, dass sie verwandelt wurde, deswegen hab ich mich doch von ihr getrennt“, erinnerte sie ihn.
„Sie ist jetzt ein Werwolf? Das erklärt so einiges!“
„Du wolltest nie über magische Sachen reden, ich hab es ja nicht weiter ausgeführt. Ich werde sie in den nächsten Tagen mal besuchen, alleine, ich muss noch ein paar Sachen mit ihr klären“, erklärte sie ihm.
„Wieso? Ist das nicht unfair deinem Freund gegenüber?“
„Wir haben das besprochen, sie muss was klären, das verstehe ich“, ergänzte Rodrick.
„Mein Enkel geht aber nicht mit“, bat ihr Vater.
„Nein, wird er nicht, ich werde davor abpumpen, bin aber höchstens 2 Stunden weg. Wir haben noch ein paar Leute mitgebracht, ist das okay für dich, wenn sie alle hier bleiben bis Neujahr?“
„Sicher, haben wir ja geplant. Ich bin allein hier, ich freu mich über Gesellschaft!“
„Was ist mit Ehefrau Nr. 5?“
„Meredith hat festgestellt, dass ich ein alter Mann bin und hat mich verlassen. Aber schon gut, ich wollte nur eine junge Frau um mich wieder jung zu fühlen, aber das bin ich nicht mehr. Ich bin ein Großvater, ich sollte mich wie einer benehmen“, konterte er.
„Tut mir trotzdem leid. Du wirst eine Frau in deinem Alter finden, die dich zu schätzen weiß, Dad“, sagte sie liebevoll.
„Rods Mutter ist doch Single, oder?“, witzelte ihr Vater.
„Ganz sicher nicht, Dad. Das alles hier ist schon kompliziert genug. Holst du mir das Babybett aus dem … oh verdammt, die haben den Wagen mitgenommen. Hast du einen großen Korb, Dad? Ich muss Colin glaub ich etwas schlafen legen“, plante Monica.
„Ich polstere einen Wäschekorb aus, der Kleine ist noch so klein, das wird passen. Wow, das erinnert mich an die erste Zeit mit dir, ich war mit deiner Mutter in dieser kleinen Wohnung im French Corner, nachdem Ricks Mutter mich rausgeschmissen hat. Sorry, das wollte ich dir eigentlich nie erzählen“, war er gesprächig.
„Rod war auch noch verheiratet, als ich schwanger wurde, ich verurteile dich nicht“, erklärte sie ihm.
„Du bist jetzt geschieden?“, fragte ihr Vater den Freund seiner Tochter.
„Verwitwet. Man, das hab ich noch nie so offen in den Mund genommen“, wurde er sentimental und versuchte eine Träne zu verstecken. Monica berührte liebevoll seinen Arm.
„Bitte sagt mir nicht, dass ihr sie umgebracht habt“, sagte er todernst. Monica sah ihn böse an.
„Was? War nen Witz“, bemerkte er und Marla begann zu weinen.
„Okay, ganz blöder Witz“, bemerkte Rodrick und erzählte von dem Vorfall mit seiner Ex, während er seine Tochter an sich drückte.
„Oh, das tut mir so leid. Das wusste ich nicht. Tut mir leid, Kleines, ich wollte das nicht. Ich bin ein netter Kerl, glaub mir. Mein Name ist übrigens Warner, du kannst mich ruhig so nennen, wir sind ja jetzt eine Familie“, kniete sich Monicas Vater vor Marla.
„Marla. Du brauchst dich nicht runterknien, ich bin 14, nicht 5“, bemerkte Marla trocken.
„Ja, sorry. Ich hab heiße Schokolade mit Marshmallows, sollen wir dir welche machen?“, fragte Warner freundlich und sie nickte.
Als Warner mit Marla in der Küche verschwunden war, brach Rodrick in Tränen aus. Er versuchte sich gequält zusammenzureißen.
„Wein ruhig, du hast das viel zu wenig gemacht, seit sie nicht mehr da ist. Alles ist gut, ich mach mir eher Sorgen, wenn du das so in dich rein frisst“, sagte sie liebevoll und umarmte ihn fest. Sie blieben ein paar Minuten so stehen, bis Warner mit seinem Enkel zurückkam.
„Ich glaub, Colin hat in die Windel gemacht. Ich würde es ja machen, aber ich muss gestehen, dass ich das bei keinem von euch Kindern je gemacht habe“, bemerkte Warner etwas überfordert.
„Ich werde es machen, welches Gästezimmer ist für uns?“, plante Monica.
„Die Kinderzimmer sind alle für euch, such dir eins aus. Wollt ihr auch ne heiße Schokolade?“, fragte Warner freundlich.
„Ich leg ihn erstmal schlafen, kann etwas dauern. Krieg ich den Wäschekorb?“, hoffte sie.
„Sicher, gehen wir in den Wäscheraum. Man, früher war unsere Wohnung nicht größer als der Wäscheraum hier“, schien Warner sich sehr verändert zu haben.
„Ja, das waren schöne Zeiten. Wir hatten nicht viel, aber ich hab eure Liebe gespürt damals“, erwiderte sie.
„Wir wären für immer glücklich gewesen, wenn sie nicht gestorben wäre“, sinnierte er.
„Ja, vielleicht. Du hast Liebe gesucht danach, aber keine mehr gefunden. Das war bei mir nicht anders, bis ich Rod gefunden habe. Ich dachte, ich hätte das bei Rosina gefunden, aber nach allem was sie mit mir gemacht hat, weiß ich genau, dass sie es nicht war“, erklärte sie, während sie in den Wäscheraum gingen.
„Sie kann froh sein, dass sie in einer Klinik ist, draußen wäre es für sie nicht gut ausgegangen“, bemerkte er trocken.
„Du rührst sie nicht an, niemals, hast du mich verstanden?“, bat sie ernst.
„Na gut, bist du sicher, dass das mit ihr vorbei ist?“
„Absolut, sie ist trotzdem Sperrzone“, forderte sie.
„Verstanden. Hier ist der Korb. Geh ins Zimmer, ich säubere den Korb nochmal richtig, dann bring ich ihn dir“, plante er.
„Okay, danke dir. Diese “Gefallen“ müssen aufhören, jetzt mit deinem Enkel, verstanden? Er soll sich niemals fragen müssen, warum ein Freund sich nicht mehr bei ihm meldet, verstanden?“
„Verstanden. Für ihn“, wog er den Säugling im Arm, der immer unruhiger wurde.
„Bis gleich“, nahm sie ihren Sohn und ging ins Gästezimmer.

Vierundzwanzigstes Kapitel

 
Sie spürte den warmen Körper ihres Sohnes an ihrer Brust. Sie trug ihn an die Brust geschnallt und etwas abgedeckt, das man ihn nicht so deutlich sehen konnte. Sie hatte ihren Vater belogen, sie hatte ihren Sohn in die Höhle des Werwolfes mitgenommen.
„Miss Raklin, willkommen zurück. Sie sind heute in Gesellschaft, wie ich sehe, halten Sie das für den richtigen Ort für ein Baby?“
„Wenn Sie ihn stillen können, lass ich ihn gern bei Ihnen“, sagte sie cool.
„Hier entlang, Ma’am“, sagte er kleinlaut und führte sie zu Rubina.
 
Rubina war diesmal in keinem Käfig, aber fixiert.
„Danke fürs Kommen“, bedankte sich Rubina ruhig.
„Denk aber nicht, dass das heißt, das ich noch was von dir will!“
„Ich hab’s verstanden, deswegen hab ich mich ja auch gestellt“, wirkte Rubina wie betäubt und Monica setzte sich ihr gegenüber. Dabei fiel das Deckchen von Colins Kopf.
„Oh, du hast das Kind schon“, realisierte Rubina plötzlich.
„Ich bin bewaffnet, wag es ja nicht“, drohte sie ihr.
„Ich würde mir lieber selbst eine Silberkugel ins Hirn jagen um dir oder deinem Kind jemals wieder etwas zu tun. Sie haben meinen Hirnschrittmacher wieder entfernt. Ironischerweise können sie durch meinen Fall jetzt eine vampirsichere Variante entwickeln. Vielleicht kann ich eines Tages wieder ein neues bekommen, bis dahin werde ich hier versuchen den Wolf zu bändigen. Ich werde deiner Familie und dir aber nicht mehr zu nahekommen, versprochen“, versicherte Rubina.
„Das will ich dir auch geraten haben, ich werde diesmal nicht zögern. Ich weiß nicht, ob du das damals warst, oder du gesteuert wurdest, aber ich kann dir nicht mehr vertrauen“, bemerkte Monica ernst.
„Ist in Ordnung, ich vertraue mir ja selbst nicht. Du hast einen guten Mann gefunden, ich freu mich für dich“, erwiderte sie.
„Danke, ich hoffe, du findest auch noch jemanden. Ich muss jetzt gehen, meine Familie wartet auf mich“, stand sie wieder aus.
„Das heißt dann wohl auf Wiedersehen“, sagte Rubina traurig.
„Ja, das tut es. Was auch immer du machst, bin stolz auf dich“, sagte sie Monica endgültig Lebewohl und diesmal fühlte sie, dass es für immer war.
 
Rodrick wartete im Wagen auf sie.
Monica setzte sich wortlos in den Wagen, packte ihre Brust aus und stillte ihren Sohn.
Rodrick sah sie nur lächelnd an.
„Das ist nur ne Brust, die hast du schon oft gesehen“, wunderte sie sich.
„Nein, ich freu mich nur dich so zu sehen, vor einem Jahr waren wir hier, da warst du ein Wrack, als du von ihr kamst, jetzt bist du einfach nur cool!“
„Jetzt hab ich dich, euch, vor einem Jahr war sie noch das Wichtigste in meinem Leben, jetzt hab ich damit abgeschlossen“, sagte sie ruhig.
„Ja, das merk ich. Ich war nicht super glücklich, dass du sie nochmal treffen wolltest, aber jetzt verstehe ich es. Können wir fahren?“
„Muss ihn noch fertig stellen, sonst spuckt er später. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich jetzt Mutter bin, ich wollte eigentlich nie Kinder, doch dann hab ich deine Tochter kennengelernt und als ich schwanger wurde, hat sich bei mir sofort der Mama-Modus eingestellt“, redete sie vor sich hin.
„Du machst das auch so natürlich, ich wollte immer auch einen Sohn haben, das ich eine neue Liebe und einen Sohn jetzt mein nennen kann ist wie ein Traum“, war er auch sichtlich glücklich.
„Heiratest du mich?“, fragte Monica plötzlich überraschend.
„Machst du mir echt grad nen Heiratsantrag, währen du eine Titte raushängen hast?“
„Ist das ein Nein?“, fragte sie und sie deckte ihre Brust und ihren Sohn mit einem Deckchen ab.
„Ich dachte, du willst nicht heiraten?“
„Ich liebe dich und dich will deine Frau sein. Das hab ich nie vorher gewollt!“
„Ja, ich will dich heiraten, unter einer Bedingung!“
„Ja, in ner Kirche, ich will keinen Ärger mit deiner Mutter!“
„Das mein ich nicht. Es sollte etwas Zeit vergangen sein, bis wir heiraten nach der Beerdigung meiner verstorbenen Frau. Ich bin der Bürgermeister, sieht bisschen schäbig aus, wenn ich das so schnell mache“, druckste er herum.
„Natürlich, wir müssen eh ne Weile planen. Also, ja?“
„Ja, natürlich ja, ich liebe dich so sehr“, beugte er sich zu ihr hin und küsste sie sanft.
 
Etwas spät kamen sie zum Vorabend vor Weihnachten Abendessen.
„Hey, habt ihr an die Preiselbeer-Sauce gedacht?“, begrüßte Darla ihren Sohn und der gab ihr eine Dose in die Hand.
„Ihr seid echt spät“, erwiderte sie.
„Wir mussten noch was besorgen. Kannst du Marla mal rausschicken, wir wollen ihr was erzählen, bevor ihr alle es erfahrt“, bemerkte er nur.
„Okay“, sagte sie verwundert und schickte Marla heraus.
Die kleine Familie ging in ihr Gästezimmer.
„Was ist los?“, fragte Marla, als das Pärchen sie bat Platz zu nehmen.
„Was würdest du davon halten, wenn wir heiraten würden?“, fragte Rodrick vorsichtig.
„Das fände ich schön. Du wolltest das doch nicht, dachte ich, Monica?“, sprach Marla die Freundin ihres Vaters an.
„Ich liebe deinen Vater so sehr und dich auch, ich wäre gern Ehefrau und Mutter von euch beiden. Ist das in Ordnung?“
„Ja, das ist in Ordnung. Danke, dass ihr mich damit einbindet. Habt ihr euch schon verlobt?“, wollte sie wissen und Monica zog den Verlobungsring an, den ihr Neu-Verlobter ihr gekauft hatte.
„Nicht schlecht, wenn du so viel Geld hast, können wir ja mal über ein Smartphone-Upgrade reden“, erwiderte Marla cool.
„Warte auf deine Geschenke, Süße“, schmunzelte er.
 
Monica legte Colin in sein Bettchen, dann ging er an den Esstisch. Ein großes Buffett dampfte wohlriechend auf dem Tisch.
„Hey, schläft er?“, fragte Darla freundlich.
„Ja, er ist wirklich ein liebes Baby, noch zumindest. Ich habe was zu erzählen, na ja, eigentlich wir beide“, bemerkte Monica und stellte sich hinter ihren sitzenden Verlobten. Dabei präsentierte sie ihren Verlobungsring.
„Ihr seid verlobt?“, realisierte Queenie, als sie den Ring sah.
„Okay, das war jetzt nicht so geplant, aber ja, wir haben uns verlobt. Unsere beiden Familien wachsen zusammen und ich hoffe, das freut euch auch!“
„Natürlich, wir freuen uns. Wir hatten uns schon so etwas gedacht“, bemerkte Ravena.
„Du bist ne Hellseherin, Süße“, schmunzelte Monica.
„Ich hab aber nichts verraten. Wir sind sehr glücklich für euch, nicht wahr?“, fragte Ravena in die Runde und sie bestätigten es alle.
 
Der Weihnachtsmorgen war ein wunderschöner ruhiger Tag trotz dem vollen Haus. Lorraine und Rick waren nun auch da und freuten sich auch über die Verlobung. Endlich war es mal ein Tag, der magisch war, ohne das Magie auf irgendeine Weise angewendet wurde.

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Tag der Veröffentlichung: 25.07.2021

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