Jordan wurde tatsächlich auf der Reise bewusstlos. Er wurde wieder wach, als jemand die Kugel aus seinem Knie holte.
„Hey, ich hab gehofft, du bleibst währenddessen weggetreten“, hörte er die Stimme seines Ersatzmannes Lonny.
„Scheiße, tut das weh“, jammerte er.
„Ja, du hast echt jemanden ziemlich sauer gemacht. Okay, die Kugel ist draußen, ich näh das kurz, ist zwar nicht unbedingt nötig, aber so halt ich dich davon ab, aufzuspringen, um sie zu retten“, konterte Lonny.
„Ich war nicht grad nett zu dir in der Vergangenheit“, stellte er fest.
„Du bist schon etwas arrogant, nur weil du Slugs Liebling bist, ich bin der echte Krankenpfleger von uns, wie du weißt“, entschied er, ließ die Kugel in eine Schale fallen und tackerte sein Knie wieder zusammen.
„Ja, tut mir leid. Sie haben sie mitgenommen“, begann er zu weinen, was Lonny bei seinem sonst übercoolen Kollegen irritierte.
„Wir finden sie, ihr passiert nichts, wenn sie ihr was tun hätten können, hätten sie es schon dort gemacht. Kommt er durch, Doc?“, kam Aria zu ihnen.
„Er ist kein Arzt“, raunzte Jordan müde.
„Du genauso wenig, mein Süßer. So, so gut wie neu, müsste Morgenabend schon wieder perfekt verheilt sein. Aria, ist ne Weile her, dass du hier warst, dein Körper ist immer noch so heiß wie früher“, konterte Lonny cool.
„Das ist rein physiologisch nicht möglich, da ich ein Liquid bin“, fühlte sich Aria geschmeichelt.
„Man und ich dachte eigentlich das Schlimmste dieser Nacht läge hinter mir“, murmelte Jordan peinlich berührt. Lonny war kaum ein Erwachsener, Aria schon fast sechzig Jahre alt.
„Kannst du ihm nicht irgendwas spritzen, dass er schläft?“, murmelte Aria erschöpft und bevor Jordan noch was sagen konnte, hatte der junge Pfleger ihm etwas gespritzt, das er einschlief.
„Danke, er braucht jetzt Ruhe. Ich sollte zu Brendon zurück, seine Freundin ist immer noch im OP, wenn er keine andere Chance sieht muss er sie auch zur Liquid machen. Ich kenne Loverboys Freundin hier ziemlich gut, sie würde das nicht wollen“, entschied sie.
„Du willst ihn davon abhalten, sie zu verwandeln? Slug ist ein Egomane, der lässt sich sicher nicht reinreden. Auch nicht von seiner ehemaligen Bettgefährtin. Du hattest übrigens Unrecht, mein Verhältnis zu Slug ist nicht besser geworden, nachdem ich ihm erzählt habe, dass ich sein Sohn bin, es ist eher schlimmer geworden“, erklärte er.
„Soll ich mal mit ihm reden?“
„Nein, schon gut, Mum, sag Brendon nur nicht, wer ich bin, es wird eine Zeit kommen, wenn er es wissen sollte, aber nicht jetzt“, konterte er.
„Sicher, hatte ich auch nicht vor. Die Zwillinge sind erst mal genug, sie ärgern dich doch nicht zu sehr?“
„Sie sind immer noch sie, aber es geht, sie hören mir zu, wenn ich mich über Dad ärgere“, erklärte er.
„Schön, freut mich. Wie lang bist du eigentlich nicht mehr in Flüssigkeit gewesen? Deine Haut sieht ganz schuppig aus“, sagte sie liebevoll und fuhr ihrem Sohn übers Gesicht.
„Ist ne Weile her ja, seit sich Jordan entschieden hat bei ihr zu bleiben muss ich jedes Wehwehchen hier allein versorgen“, bemerkte er.
„Grade ist es ruhig, schnapp dir deinen Bruder und geh ne Runde tauchen, er kann sicher noch ein bisschen Nachhilfe vertragen“, bat sie.
„Du meinst Brendon, oder? Er war jetzt über ne Stunde unter Wasser ohne ohnmächtig zu werden, ich glaube, er hat es super drauf. Aber ich sollte wirklich, Jordan wird noch ne Weile weg sein, ich beeil mich“, entschied er.
„Lass dir Zeit, ich bleib bei ihm, ich weiß eh nicht, was ich Brendon sagen soll“, erklärte sie und sah zu, wie der junge Liquid, den sie 19-Jahre zuvor auf der Station geboren hatte aus der Tür verschwand.
Schnaufend lag Brendon mit zittrigen Händen auf der Bank vor dem OP. Der Ritt durch die Röhre war so extrem gewesen, dass er nur noch verschwommen sah. Er sorgte sich um die zwei Wichtigsten Frauen in seinem Leben und versuchte gleichzeitig einen klaren Gedanken zu fassen.
„Hey, hab’s grad gehört, wie geht’s dir?“, kam Doug zu ihm.
„Ich muss echt mies aussehen, wenn sie den Seelenklempner losschicken“, murmelte Brendon benommen.
„Ich wollte eigentlich zu Drago, aber er schläft, da dachte ich, ich könnte dir beistehen. War ne heftige Nacht, was?“
„Eine von vielen. Beide kämpfen heute Nacht um ihr Leben, ich hab immer gewusst, dass Luke ein mieser Kerl ist, aber sie hat ihn geliebt und ich wollte sie nicht verlieren. Ironischerweise werde ich sie jetzt verlieren“, philosophierte er vor sich hin.
„Red nicht so, Slug hat noch keinen seiner Patienten verloren, ich war schon für tot erklärt worden, ich lebe trotzdem noch“, beruhigte Doug ihn.
„Wirklich?“, setzte er sich auf. Es rauschte in seinen Ohren.
Doug öffnete den seitlichen Reisverschluss seiner Jacke und zeigte ihm seine Brust. Er hatte den ganzen Oberkörper übersäht mit Narben und Schusswunden.
„Ja, wirklich“
„Knights?“
„Exfrau, heirate niemals eine Psychopathin, das sag ich dir!“
„Werde es mir merken. Wie lang ist das jetzt her?“
„Sechs Jahre, ich leb aber erst drei Jahre hier. Das war dein erster Röhren-Trip, was? Beim ersten Mal knallt es so richtig rein. Hat man dich untersucht?“, wollte Doug wissen.
„Nein, waren ja alle beschäftigt, aber mir geht’s gut“, entschied er.
„Siehst du verschwommen?“
„Ja, hab mir ein paar Mal auf dem Trip den Kopf gestoßen, meine Süße ist schon etwas schwer, sie hat mich ziemlich auf den Röhrenboden gedrückt. Sag ihr nicht, dass ich das gesagt habe!“
„Du hast ihr das Leben gerettet, da wird sie dir das verzeihen. Sie ist übrigens die erste Solid die dadurch ist und das überlebt hat. Na ja, bis jetzt“, bemerkte Doug trocken und sah sich Brendons Kopf an.
„Du hast ne große Beule am Kopf, komm, Lonny soll sich das mal anschauen“, brachte er ihn auf die Krankenstation.
„Ich spritz dir nen Schmerzmittel, du hast ne leichte Gehirnerschütterung, hier ist ein Eispad, leg dich einfach mit dem Kopf drauf“, bat Lonny, als er ihn untersuchte.
„Warum riechst du nach Salzwasser?“, wollte Doug wissen.
„Ich war im Meer, du kannst Fragen stellen, ich war ne Weile nicht mehr darin, musste mal sein. Man, schon vier Uhr morgens, ich bin schon fast 20 Stunden im Dienst, ich sollte Schlafen gehen, Mum, kommst du hier klar?“, wendete sich Lonny zu Aria.
„Mum? Er ist dein Sohn?“, war Brendon plötzlich hellhörig und Lonny fluchte leise.
„Wir halten fest, dass du es ihm gesagt hast, okay?“, bemerkte Aria trocken.
„Ich hab nen Bruder? Das kann ich heute nicht mehr verkraften, bitte geht, alle“, war Brendon plötzlich ganz seltsam drauf und sie ließen ihn allein.
Jordan überlegte sich grausame Foltermethoden die er gegen Lonny anwenden wollte, als er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. Er streckte sich und bekam jemanden zu fassen, den er zu sich zog.
„Au, lass mich los“, murrte Brendon.
„Sorry, Greenie, ich dachte du wärst dieses Wiesel, dass mich betäubt hat. Was machst du hier?“, setzte er sich auf.
„Hab mich beim Röhren-Ritt verletzt, Dr. Seelenklempner wollte mich versorgt wissen. Was macht dein Knie?“
„Ist fast verheilt, nähen kann er, das muss ich zugeben. Wie geht es Dreda?“
„Sie schläft noch, sie ist immer noch eine Solid, unsere Süße würde das so wollen“, entschied Brendon.
„Red nicht so, sie lebt noch“, fuhr er ihn an.
„Natürlich lebt sie noch, das hab ich falsch ausgedrückt, sie ist unverwüstlich, sie hat so viel überstanden, das übersteht sie auch noch“, konterte er.
„Sie ist krank, das alles hier ist nicht grad förderlich für sie“, bemerkte Jordan besorgt.
„Dann müssen wir sie schnell finden, ich weiß wo ihr geheimes Lager ist, dort sollten wir anfangen“, plante Brendon.
„Ja, lass uns gehen“, entschied Jordan und sprang vom Untersuchungstisch. Ein Schmerz durchfuhr sein Bein.
„Verdammt, als erstes knall ich erst Mal den Kerl ab, der mir ins Knie geschossen hat“, murmelte er, schnappte sich eine Knieschiene und verließ mit dem Neu-Liquid die Krankenstation.
„Was heißt sie sind weg? Sie sind beide verletzt“, motzte Aria ihren Sohn an, als der ihr berichtete, dass die Männer gegangen waren.
„Hat sie anscheinend nicht davon abgehalten zu verschwinden, wie mir scheint. Ich bin nicht ihr Babysitter, ich hab sie nur zusammengeflickt. Das anscheinend auch zu gut. Ich sag Arielle, dass sie kommen“, entschied er und rief Arielle an.
Schnaufend zog Jordan den bewusstlosen Brendon ans Ufer. Zwei Sprünge in zwei Tagen hatte er wohl nicht so gut überstanden, wie er es eingeschätzt hatte, er hätte die Röhre zu seiner Schwester nehmen sollen, die hätte ihm helfen können.
„Oh verdammt, schwerer Sack, wach wieder auf“, murrte er und beatmete ihn Mund zu Mund. Nach ein paar Atemstößen begann er zu husten.
„Du hast Kiemen, benutz sie auch, Alter“, setzte er sich schnaufend auf den Hintern.
„Sorry, das ist noch alles neu für mich. Wo sind wir?“
„In der Nähe ihres Lagers, was nun?“
„Die bringen uns um, das ist dir klar, oder?“
„Wenn wir sie damit retten können ist mir das egal“, sagte Jordan trocken.
„Schließ nicht von dir auf andere, ich hab eine Freundin auf der Station, die mir den Kopf abreißt, wenn ich mich umbringen lasse“, konterte Brendon trocken.
„Wenn du tot bist, kann dir das egal sein, oder?“
„Tolle Logik. Tut mir leid, ich will nicht sterben“, entschuldigte er sich und ließ sich wie ein Seelöwe galant ins Wasser gleiten und verschwand.
„Super, ganz toll, danke“, murrte er und rutschte auch ins Wasser zurück.
Jude drehte sich in ihrem Bett herum. Sie lag in ihrem bequemen King-Size-Bett und trug ihr Lieblingsnachthemd aus blauem Samt. War sie aus einem seltsamen Traum erwacht? Sie war in ihrer Wohnung und alles war so wie sie es Monate zuvor verlassen hatte.
„Hey Liebling, du bist ja wach, das ist ja schön“, hörte sie Lukes Stimme. Sie schreckte furchtbar zusammen.
„Tut mir Leid, Süße, hab ich dich erschreckt? Ich hab Frühstück gemacht“, begrüßte Luke sie zuckersüß.
„Ich habe keinen Hirnschaden erlitten, Luke, was willst du mir dort weißmachen?“, wurde ihr schnell klar, dass er was zurückholen wollte, was verloren war.
„Ich hab dir eine Chance gegeben, alles zu vergessen was passiert ist und neu anzufangen, aber anscheinend willst du lieber sterben als mit mir zu leben“, verfinsterte sich seine Miene urplötzlich und er knallte einen Teller mit Speck auf den Tisch neben sich.
„Ich sterbe eh, Luke, wenn du dir die Mühe gemacht hättest, mich untersuchen zu lassen, wüsstest du das“, sagte sie trocken.
„Ich hab dich untersuchen lassen, ich wollte ja wissen was diese Sekte dir angetan hat. Du hast Krebs, aber du bist auf dem Weg der Besserung. Ich kenn dich gut, du hast Angst, auch wenn du so tust, als hättest du keine“, erwiderte er lässig und selbstbewusst.
„Ich hab keine Angst, du bist ganz schön selbstbewusst für jemanden, der nur fünf Minuten kann, und auch nur, wenn ein Schwulenporno im Hintergrund läuft“, versuchte sie ihn zu provozieren, sie war ihm zu der Zeit körperlich unterlegen, aber verbal konnte sie ihn schlagen.
„Ich werde dir nicht wehtun, meine Süße, egal wie du mich beleidigst“, entschied er in einem Ton den sie nicht richtig einschätzen konnte.
„Bring mich einfach um, das erspart mir viele Qualen!“
„Iss deinen Speck, du musst zu Kräften kommen“, murrte er, nahm den Teller wieder auf und stellte ihn neben sie aufs Bett. Sie aß den Speck, denn er roch so gut und sie hatte lange Zeit kein Fleisch mehr gehabt.
„Siehst du, geht doch. Ich will nicht sauer auf dich sein, du bist aus dieser Sekte raus, jetzt können wir wieder zusammen glücklich sein!“
„Das ist keine Sekte, Luke!“
„Gibt es dort eigene Regeln?“
„Regeln sind wichtig!“
„Und einen dominanten Führer?“
„Er ist Arzt und hilft diesen Menschen!“
„Sie haben dir ganz schön das Gehirn gewaschen, mein Schatz, aber keine Sorge, es wird alles wieder gut“, versprach er und umarmte die verwirrt drein blickende Jude.
Eifersüchtig beobachtete Jordan vor dem Fenster die Umarmung.
„Sie fügt sich ihm, würde ich in dieser Situation auch machen“, erkannte Arielle plötzlich neben ihm.
„Ich wollte sie eigentlich retten, weiß aber nicht genau, ob sie gerettet werden will“, sagte er nachdenklich.
„Ich weiß zwar nicht, was du willst, aber ich puste ihm den Schädel weg“, konterte sie und zog eine Waffe aus einer wasserdichten Tasche ihres Bodysuits.
„Sonst geht’s dir gut, oder? Du kannst dem Undersheriff nicht einfach den Schädel wegpusten!“
„Du hast also gehört, dass er gewählt wurde. Wir müssen was machen, bevor er noch Sheriff wird“, entschied sie.
„Du landest auf dem Stuhl, wenn du das jetzt machst!“
„Mir egal, er hat auf dich geschossen und Dreda fast umgebracht, jetzt reicht es“, bemerkte sie trotzig.
„Das war nicht er, er macht sich die Hände nicht schmutzig und wir auch nicht. Wir finden einen anderen Weg“, versprach er.
„Du liebst sie also nicht wirklich, ich dachte es eigentlich. Dann verzieh dich halt wieder, wie du es immer tust“, raunzte sie.
„Stehst du mir zur Seite?“, hoffte er.
„Ich wurde zum Liquid für dich, ich steh immer an deiner Seite, großer Bruder, weißt du doch“, sagte sie mit starker Stimme.
„Du bedrohst ihn mit der Waffe, ich rede“, plante er.
„Okay, dann los“, erwiderte er und klopfte an die Tür.
Jordans Herz klopfte bis zum Hals. Das erste Mal in seinem Leben versteckte er sich nicht, das erste Mal kämpfte er um das was ihm wichtig war.
Luke war überrascht über die Invasion in Judes Haus. Mit starker Hand bedrohte Arielle den jungen Undersheriff.
„Euch ist schon klar, dass ihr dafür im Knast landet, nimm die Waffe runter, Süße, bevor du dir wehtust“, entgegnete Luke mit einer Hand an seiner Waffe. Mit seiner freien Hand zeigte sie ihre Tätowierung, indem sie ihr Hemd hochzog.
„Du bist eine von uns und trotzdem ein Liquid?“, war er überrascht.
„Du bist mein Ausbilder, du Idiot, wir hatten Sex miteinander, du hast mir auch viel bedeutet, Arschloch“, entschied sie.
„Charlie? Ich hab dich gar nicht wieder erkannt. Der Tod deines Bruders muss dich echt getroffen haben, dass du jetzt auch in dieser Sekte bist“, war er seltsam freundlich zu ihr.
„War das während du mit mir zusammen warst?“, mischte sich Jude ein.
„Ja, Süße, tut mir leid“, entschuldigte sich Arielle bei ihr.
„Schon gut, du hast es ja nicht gewusst. Ich geh jetzt mit ihnen nach Hause, Luke“, stand Jude auf, war aber zu schwach zu laufen und sackte vor dem Bett zusammen.
„Komm Schatz, ich helf dir, ich bin jetzt da“, entgegnete Jordan und lud sie auf die Arme.
„Du hast einen Neuen? Das erklärt so einiges. Ich lass euch nicht lebendig hier raus, ich hoffe, ihr wisst das“, sagte Luke mit ernstem Ton.
Wortlos schoss Arielle ihm in beide Knie.
„Sei froh, dass mein Bruder mir ausgeredet hat, dich zu erschießen, Ja, das ist mein Bruder, er lebt noch, wir sind keine Sekte, wir sind eine andere Lebensform, nur sind wir besser. Versuch erst gar nicht, auf mich zu zielen, ich hab dir so schnell eine Kugel in den Kopf gejagt, dass du nicht mal Zeit hast zu blinzeln!“, drohte sie ihm.
„Wie ich sehe ist sie auch ziemlich unzufrieden mit deinen Künsten im Bett gewesen. Lass mich runter, ich kann selbst laufen“, bemerkte Jude und Jordan ließ sie wieder runter.
„Lasst uns gehen“, drängte Jordan sie und nahm ihre Hand fest in seine.
„Wir müssen einen Notarzt rufen, wenn wir ihn einfach so hier liegen lassen, sind wir nicht besser als sie“, zögerte Jude. Wortlos wählte Jordan den Notruf und drückte dem stark blutenden Luke das Telefon in die Hand. Die Frauen sahen ihn kritisch an.
„Was? Selbst telefonieren kann ich ja kaum. Ihr guckt mich an, als sollte ich ihn jetzt auch noch versorgen. Du hast ihn angeschossen, hättest du dir das nicht vorher überlegen können?“
„Das hab ich nicht gesagt, das sagt dir dein Gewissen. Jetzt kommt, bevor es hier gleich von Dark Knights wimmelt“, entschied Arielle.
„Helft mir, ihn aufs Bett zu heben“, bat Jordan plötzlich.
„Spinnst du? Die buchten uns ein oder schlimmeres“, verstand Arielle nicht.
„Dann geht, dann mach ich das alleine“, drängte er sie zu gehen.
„Ich bleibe, irgendwann in einem Moment in meinem Leben hab ich ihn geliebt. Verschwinde, Arielle“, half sie ihrem Freund, Luke zu versorgen, während Arielle ihre Waffe wieder wasserdicht verpackte und abtauchte.
Als das Speed-Boot mit dem Notarzt anrauschte, hatte Jordan gerade die zweite Kugel aus Lukes Knien entfernt.
„Jetzt komm, mein Badezimmer hat ein Fenster“, zog Jude ihn ins Bad. Mit blutigen Händen kletterte Jordan voran aus dem Fenster und zog sie auch aus diesem. Unter ihnen war Wasser und so konnte er sie unter Wasser ziehen und mit ihr verschwinden.
„Gott sei Dank, euch geht’s gut. Mach das nie wieder“, motzte Arielle ihren Bruder an, als sie triefnass in der Sicherheitsstation ankamen.
„Ich musste ihm irgendwie helfen, schon ihr zu liebe. Ich hab nicht mehr geschafft, zu nähen, aber die Sanitäter waren schon fast da. Du hast eine ganz schöne Schweinerei angerichtet, es wird nicht sicher sein, dass er wieder laufen kann“, erklärte er. Jude tat zwei Atemzüge in ihre Atemmaske und kippte dann zur Seite.
„Kontrollier nochmal alle Ein- und Ausgänge, nur um sicher zu gehen, dass uns keiner folgen konnte oder noch folgen kann, ich bring meine Süße auf die Krankenstation“, bat er mit harschem Ton und lud sie auf seine Schulter.
Als Jude wach wurde floss irgendetwas Warmes durch ihre Adern, was sich gut anfühlte.
Ihr Freund fuhr gerade mit einem Ultraschall über ihren Unterleib.
„Was machst du da?“, fragte sie benommen.
„Tut mir leid, ich wollte sehen, wie es mit dem Krebs steht. Sieht gut aus, sie haben den Tumor schön rausgeholt und es scheint nichts Neues zu kommen. Wie geht’s dir?“, wollte er wissen.
„Ging schon mal besser. Haben wir grade Luke geholfen, oder hab ich das geträumt?“, wollte sie wissen.
„Tut mir leid, dass ich dich so in Gefahr gebracht habe. Ich bin eben immer noch Rettungssanitäter im tiefsten Inneren, ich konnte ihn nicht verbluten lassen“, entschuldigte er sich.
„Du bist ein Held, ein idiotischer Held, aber ein Held. Was ist mit Dreda? Hat sie es überlebt?“
„Ja, sie hat es überlebt!“
„Ist sie?“
„Stinksauer auf den Dark Knight, ja, ein Liquid, nein, wir wussten, dass sie das nicht wollte. Sie wird grade höllische Schmerzen erleiden, aber sie hat keine Kiemen“, versprach er.
„Ich hätte sie nie damit reinziehen sollen“, sagte sie wie so oft.
„Du hast nichts dergleichen getan, sie hat das selbst entschieden. Arielle macht die Station zu Fort Knox, ist dass deine Idee gewesen?“, kam Brendon zu ihnen.
„Ach, wer kommt denn da wieder? Ich dachte, du wärst längst wieder im Atlantik“, entschied Jordan miesepetrig.
„Ich brauch ne Pause von der Röhre und die Bahn ist ja jetzt blockiert. Vielen Dank dafür, ich wäre jetzt lieber bei meiner schwerverletzten Freundin“, murrte er.
„Das ist nur zu unserer Sicherheit, wir haben eine Webcam auf der Krankenstation, ich werde dir gleich eine Verbindung herstellen. Du hast immer noch eine Gehirnerschütterung, leg dich nochmal hin, bitte“, bat Jordan müde und rieb seine Augen.
„Meine Aquaman-Kräfte haben mich schon wieder geheilt, ich fühl mich wieder bestens. Kannst du das gleich machen? Meine Freundin wurde schwer verletzt, ich will wissen, ob es ihr gut geht“, drängte er. Augenrollend drückte Jordan ein paar Tasten und ein sehr müder Lonny erschien.
„Hey Lone Star, ich weiß, ist mitten in der Nacht bei euch, aber Romeo möchte Julia sprechen“, erklärte er dem erschöpften Pfleger.
„Ah, okay, ich bring ihr den Display rüber“, war Lonny wortkarg und sie sahen eine leichenblasse, aber muntere Dreda.
„Hey Honey, wir haben dich hoffentlich nicht geweckt. Wie geht es dir?“, wurde Brendons Stimme plötzlich zuckersüß.
„Ich hab ziemliche Schmerzen, trotz der Schmerzmittel, aber es fühlt sich gut an, richtig. Danke, dass du Dr. Grün-Auge ausgerichtet hast, dass ich die Umwandlung nicht wollte, denn das stimmt. Für dich war es das Richtige, aber nicht für mich. Ich wünschte, du wärst hier, aber ich hab gehört, sie riegeln bei euch alles ab“, erkannte Dreda schwach.
„Ja, Super-Sanitäter musste ja unbedingt die Knights verärgern und die sind jetzt wieder hinter uns her“, konterte Brendon trocken.
„Ich hab meine Freundin gerettet, das hab ich nicht so geplant gehabt. Sie ist wieder bei uns, das ist was zählt. Ich bring meine Süße nach Hause, dann habt ihr eure Privatsphäre“, entschied Jordan und lud Jude auf seine Arme.
„Danke“, sagte Brendon plötzlich und Jordan brachte sie auf die Matratze, die er eigentlich für sich in seinem Büro liegen hatte.
„Wo schläfst du jetzt?“, wollte sie wissen.
„Ich bin nicht müde, ruh dich einfach aus“, deckte er sie sanft zu.
„Du hast mich gerettet und meinen Ex auch, lass dir nicht einreden, dass du heute einen Fehler gemacht hast“, versicherte sie ihm.
„Ich hab dich gerettet, was die anderen mir sagen ist mir egal. Ich bereue nur, dass ich Luke geholfen und dich dabei so in Gefahr gebracht habe“, erklärte er.
„Die anderen sind abgehauen, du bist geblieben und hast mehr gemacht als du müsstest, da muss du dir keine Schuld einreden“, bat sie.
„Er wird vermutlich nicht mehr laufen können“, bemerkte er plötzlich.
„Auch nicht deine Schuld, Arielle hat geschossen, sie hat mit Luke geschlafen, ich fasse es immer noch nicht, egal was ich mal für ihn empfunden habe, es ist alles wie weggeblasen. Du bist jetzt der einzige Mann für mich“, entgegnete sie und fuhr mit der Hand über sein freundliches Gesicht.
„Ich war früher immer ein Schwerenöter, aber seit ich dich kenne, kann ich nur an dich denken“, gestand er und küsste sie sanft.
„Das hoff ich mal, wenn du mich betrügst war’s das mit uns. Tut mir leid, ich wollte die Stimmung nicht versauen“, bemerkte sie.
„Du liegst auf einem staubigen Boden in einem Büro, hab nicht gedacht, dass du in Stimmung bist“, schmunzelte er.
„Nicht so in Stimmung, ja, ich weiß, du liegst schon ne ganze Weile im Trockendock, ich bin dir dankbar, dass du so verständnisvoll bist“, bedankte sie sich.
„Du bist die einzige mit der ich Sex haben möchte und erst dann wieder wenn du beim Orgasmus nicht tot in meinen Armen zusammenbrichst“, schmunzelte er.
„Meine Stimmung ist eindeutig weg, ich sollte jetzt schlafen“, erwiderte sie und drehte sich zur Wand.
„Okay, dann mach das, ich sollte die Atemdinger noch verbessern, deine Stimme klingt noch ein wenig quietschig“, bemerkte er, fuhr ihr übers Haar und setzte sich auf seinen schwarzen Schreibtischstuhl.
Lautes Stimmgewirr weckte Jude am nächsten Morgen. Sie war zu schwach um aufzustehen, deshalb rief sie laut nach Jordan.
„Hey Süße, haben wir dich geweckt?“, kam Jordan zu ihr.
„Was ist los?“, wollte sie wissen.
„Gar nichts, Honey, schlaf weiter“, bat er und sie merkte, dass er irgendwas verheimlichte.
„Nichts wär nicht so laut, mein Süßer!“
„Ich diskutiere nur mit Arielle über was, wir gehen wo anders hin, dass wir dich nicht stören“, versprach er.
„Über was diskutiert ihr denn?“
„Das übliche, ist nicht wichtig!“
„Wenn es nicht so wichtig ist, würdest du nicht so vehement sagen, dass es nicht wichtig ist“, bemerkte sie trocken.
„Du bist echt neugierig, junge Dame!“
„Du klingst grad wie Brian als mein Dad klingen sollte“, verstand sie nicht.
„Ich weiß nicht genau, ob ich dir das sagen sollte“
„Okay, jetzt musst du es mir sagen“, forderte sie.
„Am besten zeig ich es dir“, entschied er und half ihr auf.
„Okay, langsam werd ich nervös“, entgegnete sie unsicher.
„Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll“, entgegnete er und brachte sie zur Krankenstation.
Dort lag Luke auf einem Krankenbett und atmete bewusstlos in eine Sauerstoffmaske.
„Luke ist hier? Was hast du denn jetzt gemacht?“
„Das war ich nicht, der Boss ist da und hat ihn mitgebracht, ich hab keine Ahnung“, erklärte er.
„Was heißt mitgebracht? Er war doch auf der Station im Atlantik, oder?“
„Ja, jetzt nicht mehr. Hey Süße, siehst schon besser aus“, begrüßte Slug die junge Biologin.
„Was ist hier los?“, wollte sie nun von ihm wissen.
„Ich bin gut mit dem Bürgermeister von Jupiter befreundet…“, begann er.
„Natürlich bist du das!“
„Lässt du mich mal ausreden?“
„Ja, sorry!“
„Wie ich sagte, der Bürgermeister von Jupiter ist nen Kumpel von mir. Irgendeine Irre hat dem Undersheriff die Kniescheiben weggeschossen und er wird nicht mehr laufen können, außer er wird ein Liquid“, erklärte Slug.
„Du willst den gefährlichsten Mann von ganz Jupiter zum Superhelden machen, weil du mit dem Bürgermeister auf dem College mal einen gehoben hast?“
„Ja, so in etwa. Ich hab die Zustimmung des Patienten, ich fahre in einer halben Stunde mit ihm zur anderen Station“, konterte er cool.
„Du hast ganz sicher nicht die Einwilligung von Luke“, behauptete sie, aber Slug zeigte ihr ein Pad mit Lukes Unterschrift und Handabdruck.
„Luke Gianotti, da steht’s schwarz auf weiß. Tja, mach was du nicht lassen kannst, aber beschwer dich dann nicht, wenn einer von uns, uns alle abmurkst“, entschied sie.
„Einer von uns?“, warf Jordan ein.
„Ich bin einer von euch, auch ohne OP, das ist euch hoffentlich klar geworden. Aber wenn hier alles den Berg runter geht, werde ich mir Dreda schnappen und abhauen, das muss euch auch klar sein“, erwiderte sie trocken.
„Sicher, ich bring dich persönlich in Sicherheit, wenn es soweit kommt. Doug wird ihn aber nach der OP psychologisch betreuen und er wird einer von uns sein, wenn er damit fertig ist, glaub mir!“
„Ihr seid wirklich eine Sekte“, schlussfolgerte sie plötzlich.
„Du hast das uns aber schnell abgelegt!“
„Ihr wollt ihn so manipulieren, dass er auf unserer Seite ist, das machen nur Sekten“, bemerkte er trocken und fuhr Luke sanft über die Haare.
„Du liebst ihn noch, oder?“
„Nein, das hatten wir doch letzte Nacht geklärt, aber ich will ihn nicht in einer Sekte gefangen sehen, das hat er nicht verdient“, entschied sie.
„Wir sind keine Sekte, wie kommst du auf so was, sag mal? Hat er dir das eingeredet?“
„Er hat es angesprochen, aber das ist doch ganz deutlich. Ihr zieht euch gleich an, habt einen dominanten Führer mit Gott-Komplex und jetzt wollt ihr einen Polizisten zu euren Gunsten manipulieren“, zählte sie auf, was der Wahrheit entsprach.
„Das hier ist keine Sekte, wir zwingen dir nichts auf, du kannst kommen und gehen wann du willst, wenn es dir hier nicht mehr gefällt“, wurde Jordan pampig.
„Versteh mich bitte, was würdest du in meiner Situation tun?“, fragte sie weinerlich.
„Wie wär’s damit, wir operieren ihn und lassen ihn dann alleine, wenn er fit genug ist zu gehen kann er machen was er will“, lenkte Slug ein.
„Meinetwegen, aber eine OP wird nicht sein ganzes Verhalten ändern. Sind die Bahnwege jetzt wieder frei? Dann fahre ich mit Brendon zu Dreda“, entgegnete sie tonlos und Slug nickte. Sie sah Jordan nur an und ging allein wieder aus der Krankenstation.
„Ist was mit dir?“, fragte Brendon, als Jude mit leerem Blick neben ihm in der Bahn zur Station im Atlantik saß.
„Ich bin ziemlich krank und die Bahn ist ziemlich extrem, nichts weiter“, versicherte sie nur.
„Wie haben sie dich eigentlich zurück nach Hause gebracht?“
„Keine Ahnung, ich war betäubt, ich bin erst in meinem Bett wieder aufgewacht. Ich hätte euch in dieser Nacht beide verlieren können. Egal wie sehr ich ihn liebe, euch zu verlieren hätte ich nicht überlebt“, philosophierte sie.
„Aber das hast du nicht, weil du den Mut gehabt hast, mit ihnen mit zu gehen. Du hast mir nicht gesagt, was du davon hältst, was der Doc mit Luke vorhat“, wollte Brendon wissen.
„Er wird wieder laufen können, so wie du, er ist ein aktiver Mensch, das ist das Beste für ihn!“
„Das beantwortet nicht meine Frage!“
„Er ist mein Ex und ein korrupter Bulle und er gehört in den Knast, aber er hat kein Leben im Rollstuhl verdient, mehr sag ich nicht dazu“, murrte sie.
„Du hast mit Jordan gestritten, oder?“
„Nein, hab ich nicht!“
„Aber er ist jetzt nicht hier!“
„Ja, ich brauch Zeit für mich“
„Du glaubst nicht, dass wir eine Sekte sind, sonst hättest du mich nicht hierher gebracht“, vermutete er.
„Hör auf, ich mach mir schon genug Schuldgefühle“, bat sie ernst.
„Tu das nicht, du hast mein Leben auf so viele Arten und Weisen durch dieses Geschenk bereichert, ich hab endlich gemerkt, dass die Frau meines Lebens schon an meiner Seite war und ich kann laufen, ich hab das nie erwartet. Und ach ja, ich hab einen Bruder, Lonny der Pfleger scheint mein Halbbruder zu sein“, gestand er.
„Aha, äh, was?“
„Scheint so, dass Aria nachdem sie rumgehurt und rumgefixt hat, plötzlich zur Besinnung kam und jetzt bei ihm Mutter spielt“, entschied er eifersüchtig.
„Wie alt wird er sein, 18, 19, vielleicht war sie damals noch drogenabhängig, sie hat bei ihm vermutlich das gleiche abgezogen wie bei dir und will jetzt plötzlich Mutter spielen“, versprach sie ihm.
„Nein, ihre Beziehung ist anders als die, die ich zu ihr habe, sie sind Mutter und Sohn und nicht Nutte und armes drogensüchtig geborenes Halbwaisenkind aus dem Waisenhaus“, bemerkte er trocken.
„Du hast mir nie erzählt, dass dein Dad tot ist“
„Ich weiß nichts von meinem Dad, da ich drogensüchtig geboren bin, gab es keinen, der sie davon abgehalten hat, während der Schwangerschaft zu fixen, also ist er entweder tot oder er ist es nicht wert, über ihn zu reden“, bemerkte er gefühlslos.
„Dir ist schon klar, dass dein Dad irgendein Freier sein könnte, oder?“
„Ich weiß, aber mit dem Gedanken, dass er nicht bei mir sein konnte weil er tot ist, kann ich mich eher anfreunden“, murmelte er.
„Er ist tot, verstanden, was denkst du wer der Vater deines Bruders ist?“, lenkte sie vom Thema ab.
„Meine Mum und Slug haben eine Vergangenheit, ist wohl ganz offensichtlich wer sein Vater ist“, bemerkte er trocken.
„Du solltest mit deinem Bruder mal ein ernsthaftes Gespräch führen!“
„Ja, das sollte ich tun, wenn du mit Jordan redest“, handelte er.
„Hart, aber fair“, sagte sie zu.
Als sie in der Station ankamen, gingen sie an einer Baustelle vorbei. Es wurde noch einiges dort gebaut, die Black Knights hatten ziemlichen Schaden angerichtet.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir das hier überlebt haben. Die sollten meine Süße auszeichnen, nicht verurteilen, sie hat so viele Leben an diesem Tag gerettet hat und das als Solid, die eigentlich was gegen uns Liquids hat“, bemerkte Brendon nachdenklich.
„Sie hat nichts gegen euch Liquids, sie hat nur im Vergleich zu uns etwas, was sie ans Solid-Sein bindet, ihre Eltern und ihre Liebe zu ihnen“, erklärte sie und winkte Sydney, der auch bei den Bauarbeiten half.
„Wir müssen sie hierher bringen, wir müssen ihnen zeigen, was sie hier erreicht hat“, schlussfolgerte er.
„Wenn wir das nur könnten, das wäre echt toll. Wie geht’s dir?“
„So fest du wie du mich hältst, kann es mir ja nur gut gehen. Du kannst etwas lockerer an meinem Bauch anfassen, du drückst auf meine Narbe“, entgegnete sie und er ließ lockerer.
„Danke, ist trotzdem süß von dir. In ein paar Wochen kannst du Dreda so bemuttern. Ich geh gleich zu ihr, kommst du mit?“
„Süß, wie du denkst, dass du allein gehen kannst. Du kippst jedes Mal um, wenn ich dich loslasse“, schmunzelte er.
„Ich kann allein gehen“, behauptete sie und ging ein paar Schritte alleine, bevor sie umkippte.
„Klar, und wir Männer können nicht hören“, bemerkte er gelassen und lud sie auf seine Arme.
Als sie aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachte, fummelte gerade jemand an ihrem Arm herum. Erschreckt zog sie ihren Arm zurück.
„Ich bin’s nur, Süße, ich verpass dir ne Kochsalzlösung, die wird dir helfen“, hörte sie die liebevolle Stimme von Jordan, den sie dort nicht erwartet hatte.
„Du bist hier“, murmelte sie vor sich hin.
„Ich bin mit Slug und Luke gekommen, er brauchte meine Hilfe auf dem Transport. Du warst noch zu schwach für die Reise, ich hab das gewusst, aber du hättest eh nicht auf mich gehört. Ich lass dich gleich in Ruhe“, versprach er.
„Ich hab einfach Angst, ich weiß nicht mehr wo ich hingehöre. Ich bin gestern in meinem Bett aufgewacht und für einen Moment war es so, als wäre das alles nicht passiert, als wäre mein Leben noch normal und es hat sich toll angefühlt“, erklärte sie.
„Die Zeit, in der ich noch nicht in deinem Leben war, verstehe, jetzt weiß ich ja, wie du fühlst“, entgegnete er trocken und enttäuscht und ging davon.
„Nein, so hatte ich das nicht gemeint, bleib bitte da“, bat sie erschöpft und sah ihm nach.
„Für mich hat es sich auch so angehört, als bereust du, dass du ihn kennengelernt hast?“, hörte sie Dredas Stimme.
„Dre, wo steckst du?“, sah sie sich um.
„Neben dir“, bemerkte sie und sie spürte eine Hand durch ein Laken an ihrem Bein. Sie hatten durch den angestiegenen Bedarf an Patienten die Betten nur durch weiße Laken abgetrennt. Sie schien mit den Beinen zu ihr zu liegen.
„Ich weiß nicht, was ich meinte, was ist das hier?“
„Das haben wir provisorisch eingerichtet, es sind viele Liquids nach den Vorfällen wieder auf den Beinen, aber um die Solids hier müssen wir uns noch kümmern. So auch um euch zwei Süßen. Jude, lass die Finger von deinem Zugang, das tut nur höllisch weh, wenn du ihn dir rausziehst und das bringt dir gar nichts. Ich operiere in wenigen Minuten Aggro-Cop, willst du dabei sein?“, fragte Slug, der in weißer OP-Kleidung an ihnen vorbei kam.
„Ich weiß nicht genau, was ich darauf sagen soll“, entschied sie.
„Ja oder Nein reicht für den Anfang!
„Nein, sie will nicht dabei sein“, beantwortete Dreda für sie die Antwort.
„Nein, will sie nicht, gib dein Bestes“, bat Jude.
„Das mach ich doch immer. Finger weg, ich will dich nicht fixieren müssen“, forderte Slug und ging auch in die Richtung, in die Jordan zuvor gegangen war.
„Sorry, dass ich dich grad bemuttert habe“, entschuldigte sich Dreda.
„Schon gut, ich wusste jetzt echt nicht was ich sagen sollte. Ich hab diese verdammten Gefühle für Luke, die ich nicht mehr haben wollte und sollte. Und ach ja ich liebe einen anderen, das ist auch noch so‘n Problem“, redete sie vor sich hin.
„Du liebst Luke nicht mehr, das hast du nie, du hast nur zu viel Angst was Festes mit Jordan einzugehen. Ihr habt doch von Heiraten gesprochen, dachte ich“, bemerkte Dreda.
„Ach, das war doch nur so ein Gerede, dass ich nicht aufgebe“, entgegnete sie nachdenklich.
„Ich glaube, das war für ihn kein Gerede, man redet davon, einen Urlaub zu machen, oder einen Tag in einem SPA zu verbringen, wenn man wieder gesund ist, aber nicht vom Heiraten“, entschied Dreda.
„Ich mag ihn wirklich gern, aber ich glaub, ich kann keine Liebe empfinden“, gestand sie.
„Was empfindest du dann für mich?“
„Bei dieser Frage kann ich doch nur ins Fettnäpfchen treten, oder?“
„Okay, ich frag anders, als ich angeschossen wurde, was hast du da gefühlt?“
„Ich hatte Angst dich zu verlieren“
„Das ist Liebe und das du dich freiwillig mit ihnen gegangen bist, auch wenn du das Risiko hattest, getötet zu werden, das ist Liebe und das hast du nicht nur wegen mir gemacht“, erklärte Dreda liebevoll.
„Ich erkenne sie also nicht mal, wenn sie mich in den Hintern beißt, ich bin eine Idiotin“, schlussfolgerte Jude.
„Nein, bist du nicht, jetzt weißt du es ja. Geh zu ihm hin, sag ihm, was du fühlst, sonst wirst du ihn noch verlieren“, schlug sie vor.
„Ja, du hast Recht, ich fühl mich schon besser, ich steh auf“, erwiderte sie und setzte sich auf. Als sie sich den Zugang entfernt hatte, sprang sie von der Liege, auf der sie saß, und kippte bewusstlos um. Als sie darauf erwachte, hatte sie den Zugang wieder im Arm und war am Bett fixiert.
„Ich hab dich gewarnt, hab ich doch, oder?“, bemerkte Slug, der sie ans Bett gefesselt hatte.
„Solltest du nicht operieren?“
„Ist ja keine Not-OP, ich hab Zeit. Jordan hat sich geweigert zu dir zu gehen, du musst ganz schön auf seinem Herzen herumgetrampelt haben“, entschied Slug und wischte ihr den Schweiß von der Stirn.
„Ich muss zu ihm, ich muss das mit ihm klären“, bat sie.
„Ja, das wirst du, jetzt wirst du aber erst mal gesund, ja?“, sagte er streng und strich ihr über die Haare.
„Tut mir leid, was ich gesagt habe, du bist kein Sektenführer“, entschuldigte sie sich.
„Nein, bin ich nicht, sonst hätte ich echt mehr Vermögen, ich hab drei Söhne zu versorgen und die fressen mir manchmal die Haare vom Kopf“, schmunzelte er.
„Die sind doch alle erwachsen!“
„Das heißt nicht, dass sie mir nicht auf der Tasche liegen. Mein dritter Sohn ist übrigens Lonny“, gestand er.
„Ja, dachte ich mir schon. Wie kam das, ich mein Aria ist nicht grade die Art von Frau die sich mit hochangesehenen Ärzten umgibt“, wollte sie wissen.
„Was denkst du wohl wie ich eine Nutte schwängern konnte?“, bemerkt er cool.
„Äh, okay, wirklich? Wie lange weißt du, dass er dein Sohn ist?“
„Ich hab ihn seit dem Tag seiner Geburt, Aria war drogenabhängig, irgendjemand musste ihn ja aufnehmen. Vor einigen Jahren kam sie als Notfall hierher, wir hatten lang nicht mehr gesprochen, sie war viel zu drogenabhängig gewesen, um ihr Leben in den Griff zu bekommen. Ich bin froh, dass sie jetzt eine Mutter für ihn sein kann“, erklärte er.
„Brendon ist furchtbar eifersüchtig, dass Lonny eine Mutter hatte, die er nicht hatte“, bemerkte Dreda plötzlich.
„Gar nicht wahr“, murrte Brendon, der zu ihnen kam.
„Ist doch wahr. Wo warst du?“
„Ich hab mal ein paar Worte mit dem Rotzlöffel von kleinem Bruder gesprochen, warum ist sie gefesselt?“, kam sie zu ihnen hin.
„Sie zieht sich ständig den Zugang raus, wenn sie brav ist, lass ich sie wieder frei“, erklärte Slug.
„Warum machst du das denn?“, entgegnete er und kam zu ihr hin.
„Ich muss mit Jordan reden, aber er will nicht zu mir kommen, also muss ich zu ihm“, erklärte sie ihm.
„Ich bring sie zu ihm, sie wird brav sein“, versprach Brendon.
„Gut, ich bring euch einen Rollstuhl. Aber lenkt ihn nicht ab, ich brauch seine Hilfe“, bat Slug und rollte ihr einen Rollstuhl hin.
„Das ist irgendwie bizarr, dass du mich jetzt von A nach B rollst, wie ich früher dich gerollt habe“, murmelte Jude, als er sie zu Jordan brachte.
„Ja, schon irgendwie. Ich bin aber immer noch etwas unsicher auf den Beinen, aber es wird jeden Tag besser!“
„Was soll ich ihm sagen? Er hasst mich“, erwiderte sie plötzlich.
„Quatsch, er liebt dich, das seh sogar ich und ich bin da echt nicht gut drin, hab echt lang gebraucht, um zu merken, dass Dreda mich liebt. Redet einfach, dir wird schon das Richtige einfallen“, versprach er.
„Ja, hoffentlich. Man, er ist der Mann, den ich liebe, das realisiere ich grad das erste Mal“, entgegnete sie.
„Dann wird es höchste Zeit, dass du ihm das mal ins Gesicht sagst, wir Männer sind manchmal echt schwer von Begriff und kapieren das nicht so leicht“, schlug er vor und hielt vor dem OP-Vorraum.
„Ich geh allein rein, okay?“
„Sicher, ich will bei der Prozedur sicher nicht zusehen, bei der OP mein ich jetzt, ich bin sicher, eure Liebesbekundungen haben sicher was süßes“, murmelte er und drückte ihr den Türknopf.
„Genau aus dem Grund will ich allein da rein. Geh zu Dreda zurück, die braucht dich jetzt sicher“, bat sie und rollte alleine rein.
Jordan saß an einem Display und spielte ein Computerspiel, während er auf seinen Boss wartete.
„Hey“, begrüßte sie ihn.
„Hey, hab gehört du wärst ohnmächtig geworden, schon wieder, du bist nicht klein zu kriegen, was?“, fragte er versöhnlicher.
„Ich häng immer noch am Tropf, das war Slugs Deal, dass er mich gehen lassen hat. Wir müssen reden“, begann sie.
„Du willst nicht mit einem wie uns zusammen sein, ich wüsste nicht, was wir zu bereden hätten“, war er richtig wütend.
„Ich war verwirrt von der ganzen Entführung, ihr seid keine Sekte, ich hab mich auch schon bei Slug entschuldigt“, begann sie.
„Slug ist leicht zu knacken, ich verzeih aber nicht so schnell. Ich war jetzt wochenlang an deiner Seite, hab dich gehalten, während du vor Schmerzen geheult hast, ich hab dich niemals darum gebeten, eine von uns zu werden, das würde ein Mitgliedsanwerber doch machen, oder?“
„Bitte verzeih mir, ich will mit dir zusammen sein, du bist die erste Person in meinen Leben, bei der ich mich zu Hause fühle. Weißt du, warum ich mit den Knights mitgegangen bin?“
„Weil du dachtest, dass Dreda tot ist und du niemanden mehr im Leben hattest, an den du dich klammern konntest?“, schlussfolgerte er.
„Nein, Idiot, weil ich nicht wollte, dass sie dich erschießen. Ich habe dir oft gesagt, dass ich dich liebe, aber als du das Risiko eingegangen bist um Luke zu retten, hab ich das erste Mal gemerkt, dass du mich genauso liebst und das ich keine Angst mehr haben muss, das auch zu fühlen“, erklärte sie liebevoll.
„Deine Liebeserklärungen vorher waren also nichts weiter als heiße Luft“, sah er nicht von seinem Spiel auf.
„Nein, alles was ich dir gesagt habe, ist wahr, nur jetzt fühl ich es tief in meinem Herzen“, gestand sie.
„Ah, wenn du meinst. Ich spiel grad ein Spiel, also wenn du mich entschuldigst“, ließ er sich nicht beirren.
„Gut, dann eben nicht, aber ich weiß genau, dass du Luke nur gerettet hast, weil du mich liebst und du weißt, dass ich ihm auch helfen wollte“, konterte sie enttäuscht und rollte Richtung Tür.
„Jude, warte“, sagte er plötzlich liebevoll.
„Ich wusste doch, ich krieg dich damit“, schmunzelte sie und drehte ihren Rollstuhl herum.
„Ich würde alles für dich tun, und das weißt du, ich hab Slug dazu überredet, dass er Luke hilft, er kennt den Bürgermeister nicht, wir haben ihn aus dem Krankenhaus entführt“, gestand er.
„Nein, du spinnst doch, ihr habt damit jedem Knight in der Stadt auf euch angesetzt, was ist, wenn er verwanzt ist und sie wieder hierherkommen? Alle Menschen die ich liebe sind hier“, konnte sie es nicht glauben.
„Ich will eure traute Zweisamkeit nicht stören, oder so, aber ich brauch Baron von Münchhausen hier draußen“, hörten sie durch die Gegensprechanlage und Slug winkte ihn hinter der Glasscheibe.
„Okay, das letzte war gelogen, so blöd sind wir dann auch nicht, aber ich liebe dich und wenn Slug nicht vorher die Idee gehabt hätte, wäre ich darauf gekommen“, versprach Jordan mild lächelnd und ging zu Slug, um die OP vorzubereiten.
Nach der OP saßen Jordan, Slug, Brendon und Jude hinter der Glasscheibe des OPs und starrten den noch bewusstlosen Luke an, als wäre er eine Zeitbombe.
„Und wenn er jetzt wirklich ne Wanze trägt und sie schon auf dem Weg sind?“
„Ich hab ihn vorher gründlich durchgecheckt und mit gründlich mein ich wirklich gründlich, der Junge ist sauber. Ich hab das mit den grünen Augen gelassen, falls er doch zu den Knights zurückwill, wir wollen ihm ja nichts aufzwingen“, erkannte Slug und in dem Augenblick erhöhte sich Lukes Pulsschlag.
„Okay, Showtime, er wacht auf“, entgegnete Slug aufgeregt und ging durch die Tür zu seinem Patienten.
„Wenn er jetzt aufsteht und uns alle ab metzelt sollst du wissen, dass ich dich wirklich heiraten wollte“, erklärte Jordan zu Jude und die lehnte sich erschöpft an ihn.
„Hallo, mein Name ist Slug van Hoven, ich bin Arzt und habe Sie gerade operiert“, stellte Slug sich höflich vor. Man merkte, dass er sichtlich Respekt vor dem Undersheriff hatte.
„Ja, das hatte ich ja unterschrieben, was ist jetzt, kann ich jetzt wieder laufen, oder hat mich Matahari komplett zum Krüppel gemacht?“, fragte Luke benommen.
„Das wissen wir erst, wenn Sie versuchen aufzustehen“, entschied der Mediziner und half ihm aufsitzen.
„Ich fühl mich irgendwie komisch!“
„Sie sind jetzt ein ganz anderer, da können sie sich komisch fühlen. Ganz langsam, wir helfen Ihnen auf. Ihre Wunden müssen noch heilen, wir machen nur ein paar Schritte“, erklärte Slug und mit Hilfe von Lonny stand der junge Polizist auf.
„Es funktioniert, ich kann wieder laufen“, freute sich Luke, das erste Mal in seinem Leben ehrlich und lächelte breit.
„Ist fast traurig, dass du daran gezweifelt hast, ich habe schon hunderten von Männern und Frauen geholfen wieder zu laufen. So, das war fürs Erste genug, du musst dich schonen. Ich lass dich in unserem Krankenhaus gesund werden, dann kannst du wieder gehen“, erklärte Slug den Plan.
„Ihr glaubt doch selbst nicht, dass ihr mich so einfach gehen lasst“, glaubte er ihnen nicht.
„Das ist der Deal mit dem Bürgermeister, wir helfen dir und bringen dich dahin zurück, wo du herkommst“, erwiderte Jordan, der zu ihnen gekommen war.
„Ah, der Liquid, der meine Freundin knallt, kannst froh sein, dass ich grade nicht bewaffnet bin“, murrte er ihm entgegen.
„Du könntest etwas netter zu mir sein, ich hab dir dein Leben gerettet“, maulte Jordan.
„Ja, nachdem deine Schwester mich verstümmelt hat. Wo ist die kleine Hexe, hinter der Scheibe? Suhlt sie sich in meinem Kummer?“, sah er zu dem Fenster, das sie vernebelt hatten, dass er nicht reinsehen konnte.
„Sie ist nicht hier, du bist ihr ziemlich egal, du warst ihr nur im Weg. Hey, Luke“, stieß Jude zu ihnen. Sie trug in dem Moment kein Kopftuch und sah auch sonst nicht gerade gesund aus.
„Oben hättest du eine richtige Behandlung bekommen können, jetzt wirst du sterben“, bemerkte er trocken zu ihr.
„Ich werde nicht sterben, das hast du selbst gesagt, ich vertrau da auch ganz dem Doc, dass er im Notfall das Richtige tut“, erwiderte sie und kuschelte sich in Jordans Arm.
„Du willst eine von denen werden?“, fragte er und Jude sah Slug an. Luke kannte diesen Blick seiner Freundin.
„Was?“
„Oh nein, ich bin nicht derjenige, der es ihm sagt, dass könnt ihr schön selber machen“, konterte sie, löste sich von Jordan und ging wieder hinter die Glasscheibe.
Sie hörte einen Aufschrei und zerbrechendes Glas und Jordan kam mit einem Skalpell im Arm zu ihr hin.
„Er nimmt es nicht gut auf, hab ich fast schon erwartet“, entschied er und zog schmerzlos das Skalpell heraus.
„Ich kann mich immer noch nicht damit abfinden, dass ihr so unverwundbar seid“, entgegnete sie und verband ihm den Arm.
„Wir sind nicht unverwundbar, ganz offensichtlich, wir haben ein Monster erschaffen, ich bin kein Typ der gern sagt ich hab’s dir doch gesagt, aber ich hab’s dir doch gesagt“, erwiderte er und klebte seinen Verband mit einem Pflaster ab.
„Du hast mich gewarnt? Ich hab dich gewarnt, schon vergessen? Was brauch ich von hier um Dreda sicher nach Dover zu kriegen?“, wühlte sie in den Schränken herum.
„Du bist hier sicher, ihr seid hier alle sicher“, versprach er.
„Ah, also?“, glaubte sie ihm nicht.
„Ich pack dir was zusammen, geh du zu ihr“, half er ihr und sie eilte zur Dreda und Brendon zurück.
„Hey, was ist los?“, fragte Brendon, als Jude das weiße Laken um Dredas Bett herunterriss und an ihrem Bett herumwerkelte.
„Wir verschwinden hier“, sagte sie nur hektisch zu Brendon.
„Hast du schon wieder Zoff mit Jordan? Ich wurde vor ein paar Tagen schwer verletzt, ich kann hier nicht weg“, verstand sie nicht.
„Ich hab alles zusammen gepackt, was ihr braucht, sie muss liegen bleiben, ich helf euch, sie zum Zug zu bringen“, eilte Jordan zu ihnen.
„Was ist los? Ihr macht mir Angst“, bemerkte Brendon und Jordan hang ihm eine Tasche mit medizinischen Artikeln um.
„Er flippt aus, oder?“, schlussfolgerte Brendon.
„Ja, ihr habt es gesagt, ich seh’s ein. Beeilt euch, wenn die anderen spitz kriegen, was wir gemacht haben, werden die Bahnen überfüllt sein“, drängte er sie und während Brendon, Jude bis zum Bahnhof stützte, rollte er das Krankenbett hinterher.
„Komm bitte mit“, bat sie, als Jordan, Jude in ihrem Sitz festschnallte.
„Ich muss Slug helfen, das unter Kontrolle zu bringen“, entschied er.
„Nein, musst du nicht, ich brauche dich, Dreda braucht dich, das ist nicht dein Kampf“, flehte sie. Jordan zögerte kurz, setzte sich aber dann neben sie, küsste sie kurz aber stürmisch und schnallte sich fest. Während sie durch den Atlantik düsten, wurde sie wieder bewusstlos.
Die beiden Liquids trugen ihre Frauen durch die englische Nacht zum Haus zurück. Sie wussten nicht, ob sie dort sicher waren, aber im Moment fühlte es sich wie der sicherste Ort der Welt an. Brian erwartete sie schon.
„Verdammt, wo wart ihr? Ich komm nach Hause und das Haus ist voller Blut und ihr seid weg“, stürmte er zu ihnen.
„Nicht jetzt, wir bringen die Frauen ins Bett, dann erklären wir es dir“, entgegnete Jordan und brachte seine Freundin ins Bett. Brendon legte Dreda sanft daneben und sie schlossen sie an einen Monitor an.
„Sie hat das gut überstanden, lass sie einfach schlafen“, versprach Jordan und ging mit Brendon wieder zu Brian.
Schweigend setzte sie sich aufs Sofa und erzählten Brian alles.
„Scheiße, warum kommt ihr dann hierher zurück? Ich verstecke polizeilich gesuchte Flüchtlinge, ich seh zu gut aus um in den Knast zu gehen“, bemerkte er trocken.
„Sie ist deine Tochter, das ist doch Ehrensache, dass du sie aufnimmst“, war Jordan verärgert über seine Aussage.
„Ich hab keinen Beweis dafür gesehen“, war Brian in einer seltsamen Stimmung.
„Was ist los mit dir? Was haben sie dir gesagt?“, fragte Brendon kritisch.
„Gar nichts, ich würde die Polizei niemals auf eure Fährte führen, das wisst ihr doch“, behauptete er.
„Unsere Frauen können nicht weg rennen, egal ob sie deine Tochter ist oder nicht, du musst doch ein Herz haben, oder?“, fragte Brendon weinerlich.
„Natürlich hab ich das, ich hab euch alle hier aufgenommen, obwohl mein Haus eigentlich viel zu klein ist. Ich bin ein Solid und lange schon ein Sympathisant von euch, aber ich will meine Visage nicht an Plakaten prangen sehen“, entschied er.
„Glaubst du wir wollen das? Ich hatte ein Leben vor dem allen hier, ich war erfolgreich, glücklich und verdammt nochmal gesund, sieh mich jetzt an, ich kann nicht mehr nach Hause und kann nur noch bei dir Unterschlupf finden. Ich dachte, das mit uns wäre echt, auch wenn du nicht mein Vater wärst, bist du immer noch mein Freund, oder?“, wütete Jude, die wach geworden war und zu ihnen gewankt kam.
„Du warst nicht glücklich, das hast du mir selbst gesagt. Jetzt hast du einen Mann an deiner Seite, der dich wirklich von ganzem Herzen liebt und na ja, du bist krank, aber das wärst du auch dort geworden, glaub mir. Du siehst nicht gut aus, du gehörst ins Bett“, bemerkte er liebevoll und stützte seine Tochter.
„Keiner außer den Knights hat Schuld an der Situation. Das mit der Verwandlung von Luke war aber echt keine gute Idee“, schlussfolgerte er.
„Danke, das wissen wir schon, ich war ja immer dagegen. Wir verschwinden hier, sobald Dreda fit genug ist“, versprach sie.
„Ich hab nen Freund in London, er ist nicht mal den Liquids bekannt, da bring ich euch hin, sobald es möglich ist“, erklärte Brian.
„Das ist dann aber nicht irgendein verschollener Onkel von mir, oder?“
„Nein, ich bin ein Einzelkind, leider und er ist schwarz, also sind die Chancen ziemlich gering, dass wir verwandt sind. Das einzige Problem ist, dass London wirklich kein passender Wohnort für einen Liquid ist“, erklärte Brian.
„Dann fällt das aus, wir trennen uns nicht“, entschied Brendon.
„Dachte ich schon. Hier könnt ihr leider aber auch nicht bleiben, die werden zurückkommen“, schlussfolgerte Brian.
„Ich will doch einfach in Ruhe irgendwo gesund werden“, schluchzte Jude plötzlich.
„Dann solltet ihr nach London gehen, nur bis ihr gesund seid, wir werden euch wieder holen, versprochen“, schlug Jordan vor.
„Ich lass sie nicht alleine, Jordan kann das ja vielleicht, aber die Frauen bedeuten mir zu viel um sie allein in einer so großen Stadt wie London zu lassen“, bemerkte Brendon.
„Jordan hat Recht, es geht nicht anders. Es sind nur ein paar Monate, wir kommen klar“, sah es Jude ein.
„Wir werden es morgen zusammen mit Dreda besprechen, dann sehen wir weiter“, konterte Brendon versöhnlich.
„Okay, so machen wir’s“, erkannte Jude und Jordan trug sie zurück ins Bett.
Dreda sah auch ein, dass sie dort nicht sicher waren. Deshalb wurden sie mit dem Helikopter von Brians Freund nach London gebracht. Jude, die immer in einer kleinen Stadt gelebt hatte, war überwältigt von dem Lärm und den Leuten in dieser Großstadt, die alle irgendwohin wollten. Brians Kumpel Liam, der ungefähr im gleichen Alter wie Brian sein musste, brachte die beiden Frauen in eine Klinik, in der sie sich richtig erholen konnten. Sie vermissten ihre Männer sehr, doch dort konnten sie gesund werden.
Sechs Monate später
Jude machte ihr Bett in der Klinik, die sie an diesem Tag verlassen sollte. Sie hatte in den Monaten zuvor viel über sich selbst gelernt. Ihr Krebs war komplett verschwunden und sie hoffte, dass es ihr restliches Leben so blieb.
„Bist du soweit?“, kam Dreda zu ihr. Dreda hatte sich auch gut erholt, ihre Wunde war mit wenigen Vernarbungen verheilt und sie konnte es kaum erwarten, Brendon wieder zu sehen. Liam hatte ihnen Kleidung und jedem eine Tasche besorgt, dass sie ihre Sachen mitnehmen konnten. Dreda war sich vollkommen sicher, zu Brendon zurück zu kehren, Jude zögerte noch. Auch wenn sie Slug und den Liquids für immer dankbar war, hatte sie mit den Liquids abgeschlossen.
„Ich werde hier in London bleiben“, gestand sie ihrer besten Freundin plötzlich.
„Dachte ich mir schon, ich werde zu Brendon zurückkehren, ich kann nicht ohne ihn leben, tut mir leid“, entschuldigte sie sich.
„Ja, ich weiß, werde glücklich mit ihm, versprich mir das, ja?“, bat sie weinerlich.
„Hey, nicht weinen, Süße, ich kann gut verstehen, dass du hier bleiben willst, hier bist du sicher. Ich frag mich nur, wie du es Jordan sagen willst“, entgegnete Dreda und umarmte ihre beste Freundin.
„Ich werde ihm gar nichts sagen, ich werde einfach nicht mehr zurückkommen“, machte sie es sich einfach.
„Sie sind unten im Foyer und warten auf uns“, bemerkte Dreda.
„Bitte sag mir, dass das einer deiner berühmten Scherze ist“, bat Jude nervös.
„Oh Süße, du weißt doch, ich mach nie Witze, wenn’s um die Liebe geht. Er liebt dich, du liebst ihn, du würdest es zwar auf Teufel komm raus nicht zugeben, ist aber so. Also schluck deinen Stolz herunter und geh zu ihm“, riet sie ihr.
„So einfach ist das nicht, ich will mit dem Mann in ihm zusammen sein, aber nicht mit dem Liquid“, entschied Jude.
„Wir sind hier nicht in einer Seifenoper, so viele Chancen im Leben kriegst du nicht. Er ist eben beides, also hüh oder hott, beides kriegst du nicht“, schlussfolgerte Dreda.
„Ich soll also für die Liebe mein Leben immer und immer wieder riskieren, das ist so … genau das, was du gerade machst“
„Ja, was ich kann, kannst du auch. Mein ganzes Leben hab ich mich nichts getraut, war immer das schüchterne pummelige Mädchen, mit denen die Jungs immer nur befreundet waren. Jetzt hab ich einen Mann, der mich liebt und nichts weiter. Und Jordan liebt dich auf diese Weise, man, er hat sogar deinen Ex gerettet, weil er wusste, dass du ihn noch in deinem Leben brauchst. Heirate ihn, bevor es eine andere tut!“
„Okay, ich rede mit ihm, er hat eine ordentliche Trennung verdient“, versprach Jude.
„Gut, das ist zwar nicht, was ich damit sagen wollte, aber es ist ein Anfang. Gehen wir“, drängte sie sie und sie gingen zu den zwei Liquids zum Ausgang.
„Ja, da sind die zwei hübschen Frauen wieder, die ich kennen und lieben gelernt habe, lasst euch drücken“, umarmte Brendon die beiden Frauen herzlich, als er sie sah.
„Man, du hast ganz schön Muskeln zugelegt in den letzten Monaten, musstest dich wohl etwas ablenken“, betrachtete sie Brendons Bizeps.
„Und ich werde nicht begrüßt, oder wie?“, begrüßte Jordan die Frauen.
„Äh doch, hi“, sagte Jude trocken, ohne ihn zu berühren.
„Hi? Das ist alles, was du mir sagen willst?“, war er enttäuscht von ihrer Kälte.
„Tut mir leid, ich weiß nicht, was ich sagen soll“, gestand sie.
„Verdammt, du hast wieder mal Recht behalten, wer hatte im Jackpot den heutigen Tag?“, schlussfolgerte Brendon und sah Dreda an.
„Ihr habt gewettet, dass ich mit Jordan Schluss mache?“, fragte Jude entrüstet.
„Das solltest du eigentlich gar nicht erfahren, danke Brendon“, murrte Dreda.
„Also, wie viel ist im Jackpot?“
„Süße, das willst du nicht wissen“, bemerkte Dreda nur.
„Sag’s mir“, sagte sie laut.
„Zwei Riesen, die halbe Station hat gewettet, tut mir leid, das sollte nur ein Spaß sein“, entschuldigte sich Dreda.
„Und wer hat gewonnen? Wer hat so wenig Vertrauen in mich gehabt?“, wütete sie und Brendon sah hektisch auf seinem Zettel nach, den er in der Tasche hatte.
Wortlos zog er einen Umschlag mit Geld hervor und gab ihn Jordan.
„Ich hab erst letzte Woche gewettet, da hab ich festgestellt, dass die anderen Recht hatten. Wo auch immer es dich hin verschlägt, ich hoffe, du wirst glücklich“, entschied Jordan und ging einfach von dannen. Dreda zögerte kurz und folgte den Männern dann. „Sag ich doch, dass das klappt, ich krieg die Hälfte von deinem Pott“, schmunzelte Brendon und Jordan gab ihm die Hälfte des Geldes.
„Ihr seid so blöd“, sah Jude, dass sie sie nur verarscht hatten.
„Ihr liebt euch doch, ihr Idioten, könntet ihr dieses Hin und Her-Spiel mal lassen? Wir gehen jetzt alle nach Hause, jetzt wo wir es wieder können“, entschied Brendon.
„Was?“, verstand Jude nicht.
„Wir wollten euch damit überraschen, wir haben Luke davon überzeugen können, dass er sich gegen die Dark Knights stellt. Er hat mehr Anhänger gefunden, als wir uns erträumen konnten, die Riege der dunklen Ritter ist in Jupiter fast zerschlagen, wir können nach Hause“, gestand Jordan.
„Nach Hause, nach Hause? So richtig in unser altes Leben zurück?“
„Einen neuen Job und eine neue Wohnung musst du dir schon suchen, aber du kannst es in Freiheit tun. Da wir dort auch sicher sind, können wir zusammen sein, wenn du das willst“, erklärte Jordan.
„Das klingt fast zu schön um wahr zu sein“, war sie den Tränen nahe.
„Zwei Tickets nach Miami sprechen eine deutliche Sprache. Wenn du aber in London bleiben willst, kann ich das gut verstehen“, entgegnete er.
„Kaltes englisches Wetter oder im Meer planschen, da weiß ich doch genau, was ich will. Wir müssen nur noch einmal im Meer baden, bevor wir wieder hinter die Mauer gehen, okay?“, handelte sie.
„Das sag ich doch auch, ich würde es auch nicht anders wollen. Es ist vorbei, Süße, endgültig“, versprach er und sie kuschelte sich zufrieden in seinen Arm.
„Na endlich, wurde auch mal Zeit. Dann können wir ja endlich hier weg, ich kann es kaum erwarten meine Eltern zu sehen“, bemerkte Dreda und ging mit Brendon voran.
Die schwüle Hitze Miamis strömte ihr entgegen, als sie mit ihrem Freund an der Hand in Florida festen Boden betrat.
„Man, ist das heiß hier, kann ich mir das nochmal anders überlegen?“, schmunzelte sie, aber er zog sie weiter.
So verbrachten sie eine sorgenfreie Zeit am Meer, bevor sie mit einem Mietwagen nach Jupiter zurückfuhren.
„Es ist so schräg, wir müssen über den Wasserweg nach Jupiter rein, das ist mir noch nie so ganz bewusst gewesen“, schlussfolgerte Dreda, als sie in ein Speed-Boot umstiegen.
„Wenn diese gottverdammte Mauer nicht wäre, könnten wir auch mal am Meer abhängen so wie in Miami“, entschied Brendon.
„Wenn wir die verdammte Mauer nicht hätten, würden wir Liquids alle auf dem Trockenen sitzen und müssten im Meer leben“, konterte Jordan und half Jude als letzte aufs Boot.
„Die Mauer ist also nur für uns gebaut worden?“, wollte Brendon wissen.
„Äh, ja, klar, was denkst du, warum diese Mauer gebaut wurde? Der Meeresspiegel war noch nie so niedrig wie heute hier. Tut uns leid, dass es euch solche Umstände gemacht hat“, entschuldigte er sich.
„Schon gut, wenn wir gewusst hätten, dass es für euch ist, hätten wir es eher akzeptiert. Es sind ja jetzt fast fünf Jahre, ich hab mich daran gewöhnt. Fahren wir heim“, bat sie und Brendon gab Gas.
„Wartet, können wir kurz hier halten?“, rief Jude, als sie an Niclas‘ Bar vorbeikamen.
„Süße, da willst du nicht rein“, riet Jordan ihr.
„Doch will ich, halt bitte an, Bren‘“, sagte sie ernst und stieg aus dem Boot auf den Steg der Bar.
„Aber ich warn dich, was dich dort erwartet wird nicht schön sein“, konterte er.
„Ich hab die Station gesehen, mich kann nicht mehr viel schockieren“, bemerkte sie und ging durch die Tür.
Niclas stand oben ohne an der Bar und schenkte sich gerade Wasser ein.
„Man, er hat mich ja vorbereitet, aber das schockt mich jetzt wirklich“, hielt sich Jude die Hand vors Gesicht.
„Jude, was machst du hier?“, war er total perplex.
„Du bist ganz nackt, oder?“, wollte sie wissen.
„Äh, ja“, bemerkte er selbstbewusst und cool.
„Will ich wissen wieso?“
In dem Augenblick kam Arielle nur mit einer Schürze bekleidet aus dem Nebenraum.
„Ich sagte doch, ich wollte es nicht wissen. Sei froh, dass dein Bruder sich geweigert hat hier mit rein zu kommen. Ich wollte nur sagen, dass ich wieder da bin, Nic, schönen Tag noch“, stotterte sie und ging rückwärts aus der Tür. Dort stieß sie auf Sydney, der auch nur in einer engen Shorts triefnass da stand.
„Hey Süße, willst mitmachen?“, fragte er keck und Jude stürmte davon.
„Lass uns fahren“, murmelte sie benommen, als sie wieder ins Boot stieg.
„Sag doch, ist verstörend kaputt alles darin“, entschied Jordan und Brendon fuhr davon.
Langsam fuhren sie an der Wohnung vorbei, die mal Brendon und Jude bewohnt hatten.
„Ich würde gern hier wieder wohnen, jemand ne Ahnung wer jetzt hier wohnt?“, fragte Jude nachdenklich.
„Ja, Luke wohnt jetzt dort, er hat sich dort immer am wohlsten gefühlt, hat er mir erzählt“, erklärte Jordan.
„Ihr seid jetzt also so was wie beste Freunde?“
„Nein, nicht wirklich, ich helf ihm nur etwas mit dem Liquid-Sein, ist ja doch ganz anders als sein altes Leben, er muss das ja mit seinem Polizistendasein versuchen zu vereinbaren. Er ist jetzt wieder ein ganz normaler Fußsoldat und so wie ich das mitbekommen habe ziemlich zufrieden damit“, erklärte er.
„Dann soll er da wohnen bleiben, wenn er dort zufrieden ist. Warte, er ist Liquid und Bulle?“
„Das geht doch, nachdem die Knights verboten wurden, herrscht wieder Zucht und Ordnung hier. Na ja, zumindest bei der Polizei, Arielle lässt unsere Sicherheit wieder gewaltig schleifen, seit wir Frieden mit den Knights haben. Manchmal ist sie tagelang verschwunden, keine Ahnung wo sie ist“, erklärte er und sie fuhren weiter.
„Ich weiß glaub ich, wo sie immer ist“, sagte sie geheimnisvoll.
„Du meinst diese Dreiecksgeschichte mit den Zwillingen und ihr? Das weiß ich schon, wir hatten schon die ein oder andere Diskussion mit ihr darüber. Du hast sie vorhin beim Sex erwischt, oder? Das erklärt, warum du so verwirrt warst“, schlussfolgerte er.
„Was ist los mit ihr?“
„Wenn ich das nur wüsste, seit wir sozusagen frei sind, benimmt sie sich so. Eigentlich seit dem Tag, an dem ich ihr gesagt habe, dass wir zwar frei sind, aber unsere Eltern nicht wissen dürfen, das wir noch leben“, entgegnete er.
„Was? Ihr wart noch nicht bei eurer Familie?“, verstand sie nicht.
„Nein, natürlich nicht, was sollen wir ihnen erzählen? Das wir unseren Tod vorgetäuscht haben und jetzt halbe Fische sind?“
„Ja, für den Anfang wäre das nicht schlecht. Sie hat alles für dich aufgegeben, du willst vielleicht nichts mehr mit deinen Eltern zu tun haben, sie aber schon“, bemerkte sie.
„Wenn sie mit ihnen in Kontakt kommt, wird sie irgendwann gestehen, dass ich auch noch lebe und das kann ich nicht verkraften“, gestand er kleinlaut.
„Ziemlich egoistisch, was? Was ist, wenn deine Eltern einfach nur glücklich sind dich zu sehen? Sie werden einige Fragen haben, ja, aber die wirst du ihnen beantworten“, entgegnete sie.
„Da hat sie Recht, du musst dich nicht mehr verstecken, du solltest endlich mal den Arsch hochkriegen und Mut beweisen. Du hast Jude gerettet, von einem bewaffneten Verrückten und hast ihn danach noch medizinisch versorgt. Du bist ein Held und das sollten deine Eltern erfahren“, mischte sich Dreda ein.
„Du willst nur ausgleichen, dass du nicht mehr zu deinen Eltern kannst“, konterte Jordan zu ihr.
„Ich werde zu meinen Eltern gehen, das kannst du glauben, auch wenn ich Luke an seinen Eiern mitzerren muss, ich werde sie wiedersehen“, sagte sie stark.
„Da wär ich gern dabei, ich übernehm auch gern das zerren“, schmunzelte Jude.
„Danke, ich komm darauf zurück. Setzt mich am besten gleich dort ab, ich muss es hinter mich bringen“, entschied sie ernst.
„Sicher, kann ich machen, soll ich nicht mitkommen?“, fragte Brendon sie liebevoll.
„Versteh das nicht falsch, aber ich sollte erst mal nicht mit einem Liquid antanzen, das wäre zu verwirrend“, konterte Dreda.
„Klar, aber sie lernen mich schon kennen, oder?“
„Äh, vielleicht!“
„Was?“
„Kleiner Scherz, natürlich, nur nicht gerade jetzt. Seh ich gut genug aus?“, fragte Dreda unsicher.
„Du siehst toll aus, London hat dir echt gut getan. So, haltet euch fest, ich muss drehen“, bat Brendon und fuhr eine Kurve.
„Bist du sicher, dass du das allein machen willst?“, fragte Brendon nach, als sie bei Dredas Eltern ankamen.
„Ja, ich muss das allein tun. Falls alles schief geht melde ich mich bei dir, du hast meine neue Nummer, oder?“
„Ja, hast du mir ja gemailt, ich wünsch dir viel Glück“, erwiderte er, küsste sie kurz und Dreda stieg vom Boot.
„Bringt meine Kleine sicher hin wo auch immer sie hin will, wir sehen uns, Süße“, reckte Dreda ihr die Hand entgegen, die sie festhielt.
„Ich bin jetzt sicher, kümmere dich um deine Eltern und mach dir keine Sorgen“, versprach sie, ließ ihre Hand los und düste mit den anderen davon.
Plötzlich hielt Brendon mitten auf dem Wasser an.
„Was ist? Ist was mit dem Boot?“, wollte Jude wissen.
„Wo soll ich hin? Wir haben hier nichts mehr, wo wir hinkönnen“, fiel ihm grad auf.
„Da hat er irgendwie Recht, Jord‘“, bemerkte Jude.
„Wir suchen uns eine Wohnung, die groß genug ist für uns alle vier, bis dahin kommt ihr mit auf die Station“, erklärte Jordan, als wäre das eine Selbstverständlichkeit.
„Nichts für ungut, Jord’, aber dir beim Sex mit meiner Ex-Freundin zuzuhören ist nicht eins meiner Traumziele im Leben“, entschied Brendon.
„Da hat er auch Recht, fahren wir erst Mal zur Station, dann sehen wir weiter“, bat sie und sie fuhren zu einem Eingang in die Station. Da sie keinen Sauerstoff dabei hatten, gaben Jordan und Brendon ihr nacheinander Sauerstoff über Mund-zu-Mund-Beatmung, was sie leicht erregte, sie sich aber nicht anmerken ließ.
„Dachte schon, ihr kommt nicht mehr hierher. Du darfst echt nicht so über mich richten, bei eurer ganzen Zungen-Action die ihr da grade veranstaltet habt“, entgegnete Arielle, die sie am Wannenrand begrüßte.
„Du hast Kameras in den Unterwassertunnels anbringen lassen?“, fragte Jordan überrascht.
„Nach allem was hier passiert ist, hab ich ziemlich aufgerüstet, ich hab gehört, dass du gesagt hast, ich würde das hier nicht mehr ernst nehmen. Ich habe drei Kollegen verloren bei dem Überfall, ich schlafe nur noch mit einer Waffe unter dem Kissen, um mich sicher zu fühlen“, erklärte Arielle und reichte ihnen Handtücher.
„Hast du die auch dabei, wenn du Sandwich mit den Meyer-Zwillingen spielst?“, fragte Jordan kritisch.
„Ach, wenn du das machst ist das okay, aber bei mir ist es abnormal“, murrte sie.
„Wir haben ihr Sauerstoff gegeben, weil wir keine Flasche dabei hatten, verbreite hier nicht solche Lügen, kleine Meerjungfrau“, bat Brendon ernst.
„Hast wohl Angst, deine Süße kriegt was von deinem kleinen Dreier mit deiner Ex mit, was?“, fragte Arielle cool.
„Jord‘, kann ich deine kleine Schwester übers Knie legen?“, raunzte Brendon verärgert.
„Wenn es dich anmacht, meinetwegen“, witzelte Jordan und gab seiner Freundin einen Sauerstoffspender, den sie in den Mund nahm.
„Es wird dich freuen zu hören, dass der Spender endlich keine Mickey Mouse mehr aus dir macht. Ich hatte viel Zeit ihn weiter zu entwickeln. Nur leider hab ich meine cryogenische Phase so ausgelassen und bald muss in den Atlantik zurück und das nachholen“, erklärte er, während er seiner Schwester zusammen mit seinen Freunden folgte.
„Dann wechseln wir uns ab, ich drück mich auch noch vor meiner ersten Eiszeit. Ich war ja kurz gefroren vor einem halben Jahr und bin nicht scharf auf einen Nachschlag“, konterte Brendon.
„Nur leider ist das notwendig, du hast es etwas mehr nötig als ich, du solltest dringend in eine Kammer, am besten heute noch, ich kümmere mich um Dreda“, schlug er vor.
„Also euer netter Dreier ist ein Vierer, du solltest echt mit den Vorwürfen aufhören, Bruderherz“, frotzelte sie und Jordan grinste jetzt auch. Das erste Mal seit langer Zeit sah sie ihren Bruder so ausgelassen grinsen.
„Wir haben diesen Sommer fast unser Leben gelassen, du solltest dein Leben so führen wie du willst“, sah er es ein.
„Ich hab etwas Spaß, tob mich aus, ich will nicht mein Leben für immer so leben. Ich will Mum und Dad stolz sehen, wenn ich ihnen begegne. Ich kann nicht mehr ohne sie leben, ob es dir passt oder nicht, ich werde zu ihnen gehen“, entschied sie stur.
„Dann werde ich dich begleiten“, sagte er und lächelte sie an. Sie lächelte zurück.
Während Jude mit der Hilfe eines Liquids Dreda abholte und Brendon zu seiner eisigen Zelle fuhr, fuhren Jordan und seine kleine Schwester mit dem Boot zu ihren Eltern. Sie trugen Kontaktlinsen und dicke Kleidung, um ihre Eltern nicht gleich zu verschrecken. Jordans grüne Augen schimmerten etwas durch seine braunen Kontaktlinsen, als er vor dem Haus seiner Eltern hielt. Es war auch außerhalb der Stadt und war durch die Lage vom Wasser geschützt worden.
„Es sieht noch genauso aus, wie ich es damals verlasse habe. Sie haben immer gehofft, dass du den Sturz irgendwie überlebt hast, hab ich dir das eigentlich erzählt?“, fragte Arielle, als sie nervös ans Ufer ging.
„Nein, hast du nicht, denkst du, sie wollen mich zurück?“, hoffte er.
„Du bist ihr Sohn, natürlich wollen sie das“, versprach sie.
„Dann lass uns gehen, wir waren viel zu lange von ihnen getrennt“, bat sie und nahm seine Hand.
„Ich kann das nicht“, ließ er plötzlich ihre Hand los.
„Verdammt, Jord‘, wie kann man nur so feige sein, komm jetzt“, packte sie ihn am Arm und zog ihn zur Tür.
Als Jordan an der Haustür seiner Eltern klingelte, war es jedoch Arielle, die sich in seinen Arm krallte.
Die Sekunden, wie sich die Eingangstür öffnete schienen wie Stunden zu vergehen. Ihr Vater stand da, er war etwas älter geworden, vermutlich durch den Gram über den Verlust seiner Kinder, aber das freundliche Gesicht des Lehrers war noch gut zu erkennen.
„Samantha, du hast Recht, ich sollte das mit dem Trinken wirklich lassen“, rief er seiner Frau entgegen.
„Wer ist da an der Tür, Schatz?“, kam auch Samantha Terenzi zur Tür.
Für eine Minute starrten ihre Mutter und ihr Vater die beiden verlorenen Kinder an, bevor sie sie wortlos umarmten.
Etwas eifersüchtig betrachtete Jude, wie die Geschwister wieder in den Herzen ihrer Eltern aufgenommen wurden. Jeder ihrer Freunde hatte sich in den Monaten zuvor wieder mit ihren Eltern versöhnt, sie hatte zwar ihren Vater gefunden, aber der war immer noch nicht sicher, dass er ein Vater für sie sein konnte.
„Können wir fahren, Jude?“, fragte der Liquid, der sie herumgefahren hatte.
„Ja, wir können fahren, Dreda wartete sicher schon auf uns“, bemerkte sie und der Fahrer düste los.
Auf den Rand des Speed-Boots sitzend wartete Jude darauf, dass ihre Freundin wieder von ihren Eltern kam. Es dämmerte schon, als eine nachdenkliche Dreda aus dem Haus kam. Jude lächelte sie an und sie lächelte matt zurück.
„Und?“, fragte sie neugierig.
„Wir sollten das mit den an den Eiern anschleppen von Luke nochmal in Betrachtung ziehen“, murmelte sie vor sich hin und sie half ihr aufs Boot.
„Tut mir leid“, zeigte sie ihr ihr Mitgefühl.
„Ich hab’s mir so ausgesucht, wird Zeit erwachsen zu werden. Warum bist du ganz allein unterwegs?“
„Jordan und Arielle sind auch grade bei ihren Eltern, du hast sie wohl inspiriert und Brendon ist auf dem Weg auf die große Station um sich in ein Fischstäbchen verwandeln zu lassen“, erkannte sie.
„Was? Er wird dann drei Monate gefroren sein und hat sich bei mir nicht verabschiedet?“, wurde sie wütend.
„Keine Ahnung, Jordan ist auch wieder dran, wir rufen bei Slug an, dass sie warten, bis wir kommen und uns verabschieden können“, beruhigte Jude sie.
„Wir sind mit Liquids zusammen, an solche Sachen müssen wir uns wohl gewöhnen“, schlussfolgerte Dreda und Jude gab dem Fahrer ein Zeichen dass er losfuhr.
Zwei Tage später
„Und, was hast du deinen Eltern gesagt, warum du jetzt wieder drei Monate weg bist?“, fragte Jude nach, als sie den liegenden Jordan auf der Atlantik-Station in seinen Stase-Schlaf verabschiedete.
„Die Wahrheit, die haben sie jetzt verdient. Mein Vater ist Lehrer, ihm konnte ich es erklären, meine Mutter hat es vermutlich nicht so verstanden, aber er wird es ihr noch erklären. Ich hab ihnen erzählt, dass ich eine Freundin habe, kümmere dich etwas um sie, während ich schlafe, sorg auch dafür, dass Arielle sich bald einfrieren lässt, sie hat es auch bitter nötig“, bat er.
„Mach ich und du träum was Süßes, wenn du wieder zu Hause bist, hab ich uns eine gemütliche Wohnung gefunden“, versprach sie und küsste ihn kurz, aber intensiv.
„Kannst du den Zwillingen ausrichten, dass sie sich, wenn sie mal Zeit haben, und nicht gerade Jordans Schwester besteigen, um Lonny kümmern, während ich weg bin, ja?“, verabschiedete sich auch Brendon von seiner Freundin.
„Das hab ich gehört, Bruder“, hörten sie Sydneys Stimme, der zu ihnen kam.
„Was? Stimmt doch. Das Bett ist kalt“, maulte Brendon.
„Das ist ein Kältebett, großer Bruder, da herrschen jetzt schon -50C°, das wird noch kälter. Ich werde dich bei deinem ersten längeren Kälteschlaf an den guten Monitor anschließen, wollen ja nicht, dass du bei deinem Jungfernflug gleich den Löffel abgibst. Zappel nicht so rum, sonst verpass ich dir noch aus Versehen einen Stromschlag“, hängte Sydney ihm etwas auf die Brust, was wie eine halbe schusssichere Weste aussah.
„Super, diese Sache hier beruhigt mich so gar nicht“, murmelte er.
„Irgendwelche letzten Worte, Totgeweihter?“, frotzelte Sydney und zückte einen Pen.
„Du packst meine Kleine an und ich mach dich zu Sushi, wenn ich wieder aufwache“, sagte er nur.
„Keine heldenhaften Worte, aber sind bei mir angekommen. So, ich lass euch noch eine Minute alleine, aber macht schnell, er wird bei der Kälte bald in eine Starre verfallen, wo er sich nicht mehr bewegen kann und das will ich ihm mit seiner Vorgeschichte nicht im wachen Zustand antun“, entschied er und ließ sie kurz allein.
„Versprich mir, dass du dich mit deinen Eltern aussprichst und sie mir vorstellst, wenn ich wieder wachwerde, ja?“, verabschiedete er sich. Sie nickte, küsste ihn auch lange und trat vom Bett weg.
„Süß, okay, das wird jetzt komisch heiß werden, was vermutlich irritierend ist, weil alles andere kalt ist, aber du wirst gleich bewusstlos. Mit dem Monitor überwache ich dich, keine Sorge, es wird nichts passieren, wenn dein Herz unter die 50 Schläge pro Minute plumpst bin ich da um dich da raus zu holen, keine Sorge. Nimm dir ein Beispiel an Jordan, der macht das jetzt zum fünften Mal, der ist komplett ruhig, weil er weiß, dass nichts passieren kann“, erklärte er die Prozedur und spritzte ihm das Betäubungsmittel.
„Fang an zu zählen, wenn ich länger als eine Minute nichts mehr von dir höre schieb ich dich in die Röhre dort. Es wird alles gut gehen und bevor du es merkst kommst du wohlgeruht da wieder raus“, beruhigte er ihn und nachdem die Zahl 20 aus Brendons Mund verhallt war und nichts mehr nachkam schob er die Schublade mit dem Bett in die Röhre.
„Ihm wird’s gut gehen da drin und wenn er rauskommt wird er mehr leisten, als du dir vorstellen kannst. Bereit, großer Meister?“, ging Sydney zu Jordans Bett.
„Jetzt wo ich hier liege merke ich erst wie nötig ich es habe. Da ich weiß, dass meine Süße nicht so einen schlechten Geschmack hat um mit einem von euch ins Bett zu steigen, stoße ich jetzt keine Drohung aus. Ich sage nur, guck nochmal auf die Dosierung, ich will richtig schön durchschlafen“, bat er.
„Klar Drago, einmal Tiefschlaf, kommt sofort. So Ladies, was machen wir danach, um uns aufzuwärmen?“, fragte er und sah die Frauen anzüglich an.
„Sag doch, die haben viel zu viel Geschmack. Ich liebe dich, Jude“, murmelte Jordan, bevor er weg döste.
„Ich liebe dich auch, mein kleiner Fisch“, küsste sie ihren eiskalten bewusstlosen Liquid-Freund und Sydney schloss auch das andere Fach.
„Wie wär’s mit ner Runde im Whirlpool?“, schlug Sydney vor, aber die Frauen gingen ungerührt von seiner Aussage aus der Kühlkammer.
Als Jude in der Bar gerade die Thermojacke auszog, bemerkte sie Brian an einem Tisch sitzen.
„Hey, fern ab von zu Hause, Seemann“, versuchte sie cool zu wirken, scheiterte aber kläglich.
„Ich habe es satt, allein über die Weltmeere zu schippern, wenn in Florida meine wunderschöne Tochter auf mich wartet“, erklärte er versöhnlich.
„Ach, bin ich jetzt plötzlich deine Tochter?“, reagierte sie abweisend.
„Ich bin ein Feigling, Jude, das war ich schon immer. Wenn ich nicht so ein großer Feigling gewesen wäre, wäre deine Mutter jetzt vielleicht meine Frau und nicht die Frau eines anderen“, erklärte er stockend.
„Du hast meine Mum gefunden?“, fragte sie gerührt.
„Ja, sie lebt noch in Jupiter, sie heißt jetzt Louisa Byers, sie hat geheiratet und hat zwei Töchter im Teenager-Alter. Ihr tut es so leid, was sie dir damals angetan hat und möchte dich kennenlernen“, erklärte er.
„Sie hat mich also verlassen“, entgegnete sie traurig.
„Sie wurde von einem Seemann schwanger, der nicht mal bereit war, sie nach ihrem Nachnamen zu fragen, was hättest du an ihrer Stelle getan?“
„Sie will mich wirklich sehen?“
„Ja, deshalb bin ich hier, ich will dich begleiten, ich hab sie auch nur über die Webcam gesehen, ich will sie auch nochmal live sehen“, erklärte er.
„Okay, ein Gespräch kann ja nicht schaden“, schlussfolgerte sie.
„Schön, schön, du kannst ja deinen Freund mitnehmen, wo ist er eigentlich?“
„Dritte Herz-Rate von unten, er lässt sich grad schockfrosten. Brendon macht das auch das erste Mal mit, wir haben sie grad verabschiedet. Wir können gleich gehen, wenn du willst“, war sie wild darauf, ihrer Mutter zu begegnen.
„Ich werde schauen, dass es den beiden gut geht“, entschied Dreda und sah auf den Display hinter der Bar, auf der Sydney während der Arbeit den Puls seiner Schützlinge kontrollierte.
„Syd‘ kriegt das hin, er ist zwar ein sexistischer Arsch, aber er versteht was von diesem Einfrier-Zeugs, denk ich zumindest“, konterte sie.
„Ich hätte dich gern dabei bitte“, bat sie.
„Okay, ich komm mit. Pass bloß auf meinen Freund auf“, befahl sie Sydney.
„Ich weiß, was ich tue, keine Sorge“, versprach Sydney und Brian brachte die Frauen nach Jupiter zurück.
„Nettes Haus“, kommentierte Jude, als sie vor dem Haus standen, in der ihre Mutter mit ihrer Familie wohnte. Sie schienen von der Flut ziemlich getroffen worden zu sein, hatten ihr Haus aber so gut wie möglich wieder hergerichtet.
„Ja, sie wurden schwer getroffen damals hat sie mir erzählt. Bist du bereit?“, fragte Brian sie.
„Nein, nicht wirklich!“
„Ich auch nicht, aber sie weiß, dass wir kommen, wäre blöd, jetzt nicht da rein zu gehen“, schmunzelte er und nahm ihre Hand.
„Bist du sicher, dass sie meine Mutter ist?“
„Ernsthaft? Wenn du sie siehst, wirst du es wissen“, versprach er und klingelte.
Sie hatte sich ihr ganzes Leben vorgestellt, was das für ein Moment werden würde wenn sie ihrer Mutter begegnete, aber als diese wunderschöne Frau vor ihr stand, die wirklich wie eine ältere Version von ihr selbst aussah, kamen ihr die Tränen. „Okay, da war ich jetzt nicht drauf vorbereitet. Du bist so wunderschön“, war Louisa auch den Tränen nahe.
„Das wollte ich auch grad sagen“, schluchzte sie.
„Darf ich dich umarmen?“, hoffte Louisa und Jude nickte mit Tränen in den Augen. Sie roch so gut, genau wie eine Mutter riechen sollte, ein bisschen nach Parfüm, ein bisschen nach Putzmittel und nach frischgebackenen Keksen.
„Du bist so erwachsen geworden, kommt rein, ich will euch mein ganzes Leben nicht auf der Schwelle erzählen“, bat Louisa und sie gingen zusammen rein.
Louisa erzählte ihrer Tochter, dass sie so jung gewesen war, als Jude geboren wurde. Sie hatte Jude in einem Waisenhaus abgegeben. Sie hatte nie vorgehabt, ihre Tochter wieder zu sehen, doch nach einer schweren Zeit, die sie nach Brians Weggang gehabt hatte, beschloss sie den Männern abzuschwören und Nonne zu werden. Jude war schon vier Jahre alt gewesen, als sie in dem Waisenhaus anfing zu arbeiten, in dem ihre Tochter war. Irgendwann realisierte sie, dass das junge Mädchen, das Baby war, was sie damals abgegeben hatte. Sie schwieg darüber, denn sie war schließlich eine Nonne und Nonnen hatten keine Kinder.
„Wie bist du dann von der Nonne zur Ehefrau mit Kindern geworden?“
„Hast du jemals richtig geliebt?“, fragte Louisa.
„Ja, ich denke ich liebe grade jemanden so, dass ich für ihn mein Zölibat brechen würde“, entgegnete sie.
„Dann verstehst du mich. Ich hab keinen Tag meine Wahl bereut. Schau dir meine Töchter an, sie sind beide die Liebe meines Lebens, Amy ist 18, sie bewirbt sich grad in Miami an verschiedenen Colleges, Diane ist 15 und eine wirkliche Künstlerin. Die Bilder hier sind alle von ihr. Sie sind gerade im Kino, aber ich möchte, dass du sie kennenlernst“, redete sie stolz von ihren Töchtern.
„Warum hast du mich nicht gesucht?“, stellte sie die Frage, die sie all die Jahre beschäftigte.
„Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, was dich nicht verletzen könnte“, sagte sie stockend.
„Hast du einmal an mich gedacht in den letzten 30 Jahren?“
„Ja, natürlich, vor allem nach der Geburt meiner anderen Töchter. Einmal war ich auch bei deinem alten Waisenhaus, aber das wurde ja durch das Desaster komplett zerstört“, erklärte sie.
„Ja, weiß ich, ich hätte dich ja auch suchen können, ich mach dir keine Vorwürfe. Es ist schön, dass ich dich jetzt treffen kann“, erklärte Jude.
„Ja, ich auch. Ich würde deinen Freund gern mal kennenlernen“, bemerkte sie.
„Ja, wirst du auch, er ist nur grade auf einer langen Geschäftsreise“, log sie.
„Ah, schade, dann ein anderes Mal. Ich kann gar nicht glauben, dass ihr beide jetzt auf meinem Sofa sitzt, ich hatte Albträume davon, dass ihr beide bei der Überschwemmung umgekommen seid“, entgegnete Louisa plötzlich.
„Ich wohne in England mir wäre nichts passiert, trotzdem süß, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast. Du warst auch die Frau die ich lange nicht vergessen konnte für mich“, gestand Brian.
„Das ist schön zu hören, aber auch traurig. Hast du jetzt jemanden in deinem Leben?“
„Ich habe jetzt meine Tochter, aber sonst hab ich niemanden, nein“, bemerkte er und ergriff Judes Hand.
„Tu nicht so, als wärst du Vater des Jahres, vor sechs Monaten hast du noch von dir gegeben, dass ich nicht deine Tochter bin“, zog sie ihre Hand aus seiner.
„Ihr habt es also nie testen lassen“, schlussfolgerte Louisa.
„Nein, nicht wirklich, wir haben gehört, dass unsere DNA zusammenpasst. Ich hatte einen schwachen Moment, du bist meine Tochter, egal was irgendwelche Tests sagen“, entschuldigte er sich.
„Ihr braucht keine Tests, ich weiß genau, dass ihr Vater und Tochter seid“, fügte Louisa hinzu.
„Siehst du, glaubst du es jetzt?“
„Ich hatte Schiss, okay, es ist so viel passiert mit den Knights und ich wollte nicht sterben“, gestand er.
„Ich hab von denen gehört, hab auch gehört, diese korrupten Bullen haben ihr Fett weggekriegt“, bemerkte Louisa.
„Ja, das haben sie, ich hab fünf Jahre lang mit einem von denen geschlafen, lange Geschichte, erzähl ich dir mal nen anderes mal. Oder vielleicht auch nicht. Es ist alles so surreal, ich sitz wirklich mit meiner Mutter zusammen. Tut mir leid, ich hab meine Freundin gar nicht vorgestellt, das ist Dreda, meine beste Freundin. Ich hatte dieses Jahr heftig Krebs, sie war immer für mich da“, stellte Jude ihr endlich Dreda vor.
„Irgendwo her kenn ich dich“, musterte sie Dreda.
„Verdammt, zeigen sie diese Clips immer noch? Ich dachte, das hätten wir geregelt“, murrte Brian.
„Welche Clips?“
„Nicht wichtig, ich kümmere mich darum“, versprach er.
„Was für Clips?“, fragte Jude nochmal ernster.
„Ihr wurdet gesucht auf allen Displays der Stadt, ich wusste nicht, dass es meine Tochter und ihre Freunde sind, die sie suchen, habt ihr wirklich Polizisten gekillt?“ wollte Louisa wissen.
„Ich hab einige erwischt, aber sie wollten den Mann töten den ich liebe und er konnte sich zu dem Zeitpunkt nicht wehren. Ich habe auch die Rache dafür kassiert, wenn es dich beruhigt“, zeigte Dreda die lange Narbe auf ihrem Bauch.
„Waren sie wirklich korrupt und haben euch nach dem Leben getrachtet?“
„Oh ja, und wie, sie hatten es auf deine Tochter abgesehen!“
„Dann bist du keine Verbrecherin sondern eine Heldin“, sah auch Louisa ein.
„Das sag ich ihr auch immer, laufen diese Clips noch?“
„Nein, seit ein paar Wochen nicht mehr, sie haben es aber nie richtig aufgeklärt, wir dachten, ihr wärt in Gefangenschaft“, entgegnete sie.
„Luke ist uns so was von einen Gefallen schuldig“, entschied Dreda cool.
„Oh ja, das ist er. Ich wollte immer mal berühmt sein, aber nicht so. Und alles nur weil ich mich in den Bösen verliebt habe und ihn mit dem Guten betrogen habe“, erwiderte Jude.
„Tja, meistens startet das ja eigentlich umgekehrt, sei froh, dass es so rum ist. Jordan kannst du wenigstens ohne Bedenken deiner Mutter vorstellen“, schmunzelte Dreda.
„Ja, das sollte sie. Wollt ihr was essen? Ich hab Kekse gemacht“, schlug Louisa vor.
Jude lächelte verlegen. Es war so ein surrealer Tag, erst hatte sie ihren Freund eingefroren wie den übrig gebliebenen Sonntagsbraten, jetzt bat ihre Mutter ihr so etwas triviales wie Kekse an.
„Ja, liebend gern“, freute sie sich und ihre Mutter ging lächelnd in die Küche.
„Meine Mutter hat mir Kekse angeboten, hast du das gehört?“, wusste sie nicht genau, was sie sagen sollte.
„Ja, du hast jetzt auch eine Familie, deine Mutter hat keinen Moment geglaubt, dass du eine Polizistenmörderin bist, das kann nur eine Mutter, na ja, deine Mutter, meine ist geblendet von diesen Clips. Wir werden ziemliche Schwierigkeiten kriegen eine Wohnung zu mieten, oder?“, schlussfolgerte Dreda und legte den Kopf auf die Schulter ihrer Freundin.
„Ja, vermutlich, wir sind frei, aber hier nicht mehr willkommen“, sinnierte Dreda traurig.
„Natürlich seid ihr willkommen, mein Ehemann kennt eine Menge gute Immobilienmakler, wir finden eine Wohnung für euch. Du bist jetzt bei deiner Familie, wir lassen dich nicht im Stich, nicht schon wieder“, kam ihre Mutter mit einem Teller Kekse zurück.
„Ich wünschte, meine Familie wäre so vergebend wie deine“, war es jetzt Dreda, die eifersüchtig auf Jude war.
„Meine Familie ist auch deine Familie, Kleines, ich merke, dass du meine Tochter wie eine Schwester liebst, also bin ich dir genauso eine Mutter“, versprach Louisa, Dreda.
„Okay, das müssen doch Haschplätzchen sein, keiner ist so verständnisvoll“, war Dreda irritiert.
„Ich habe meine Tochter einmal verloren, das will ich nicht noch einmal erleben. Greift zu, sind noch warm“, sagte sie mit einer sanften Stimme, wie sie nur eine Mutter haben konnte und sie griffen erfreut zu.
Drei Monate später
„Jude, jetzt komm, deine Haare sind gut genug, wir müssen los, wenn wir die Bahn nicht verpassen wollen“, rief Dreda in Jude und Jordans Schlafzimmer. Sie hatten mit der Hilfe von Judes Mutter eine Wohnung gemietet, die für beide Paare geeignet war.
„Ich werde heut Nacht hoffentlich das erste Mal seit fast einem Jahr Sex haben, da sollte ich blendend aussehen“, rief Jude zurück. Sie hatte einen frechen Kurzhaarschnitt, der ihr gut stand, aber nicht einfach zu bändigen war.
„Ich glaub nicht, dass unsere Fischstäbchen heut Abend schon die Kraft haben, große Aktionen zu starten“, bemerkte Dreda und Jude kam aus dem Schlafzimmer.
„Hallo, sie sind Liquids“, konterte Dreda cool.
„Auch wahr, man, darauf warte ich auch schon ewig. Okay, wir können“, entschied sie und schlüpfte in ihren Bodysuit.
„Dann los“, konterte Dreda und öffnete die Haustür. Sie wohnten auch wieder ziemlich im Wasser, hatten sich aber zusammen einen Jet-Ski gekauft, den sie abwechselnd oder zusammen nutzten.
„Was machst du dir eigentlich so Mühe mit deiner Frisur, die wird eh ruiniert sein, wenn wir tauchen müssen“, konterte Dreda und setzte sich als erste auf den Jet-Ski.
„Daran hättest du mich auch vor 10 Minuten erinnern können. Jetzt aber los, wir dürfen die Bahn nicht verpassen, sonst tauen die unsere Süßen ohne uns auf“, entschied Jude und stieg hinter ihr auf. So düsten sie Richtung Stationseingang. Plötzlich wurde Dreda langsamer.
„Was ist? Gib Gas“, murrte Jude.
„Wir haben Besuch“, erkannte Dreda und zeigte aufs Wasser. Ein weiblicher Liquid tauchte vor ihnen auf.
„Morgen, Ladies, kann ich mich ran hängen?“, begrüßte sie Arielle.
„Werden wir faul, junge Dame?“, fragte Jude und sie kamen nah an sie heran. Sie hatten Arielle nicht mehr gesehen, seit Jordan eingefroren worden war, sie sah nicht gut aus.
„Ich bin zu schwach, richtig zu schwimmen, bitte sag dass nicht Jordan“, gestand sie schwach.
„Verdammt, ich hab ihm ja versprochen, dich zum Einfrieren zu zwingen. Komm, ich häng mich hinten dran, ich helf dir hoch“, bemerkte Jude mitfühlend, rutschte vom Jet und zog sie hoch. Ihre Haut war eierschalenfarben und ihre Lippen aufgerissen und blutig.
„Oh ja, du hast es echt bitter nötig. Wir sollten ein Foto von dir machen, dass Brendon nen abschreckendes Beispiel hat, wenn er sich das nächstes Mal weigert, das Fischstäbchen zu machen“, schmunzelte Dreda und zog die schwache Liquid an sich.
„Weniger quatschen, mehr fahren, Dre“, hetzte Jude und so eilten sie los.
Auf dem Weg zur Jupiter-Station teilte sich Jude fürsorglich eine Sauerstoffflasche mit der immer schwächer werdenden Arielle.
„Man, Jordan bringt mich so was von um, dass ich das zugelassen habe“, entgegnete Jude, als die tropfend mit Dredas Hilfe, Arielle durch den Gang zur Bahn schleppte.
„Sie ist selbst erwachsen, wir spielen mal wieder den Liquid-Retter, mehr muss sie nicht wissen. Gott sei Dank, die Bahn ist noch da, sie wird langsam bewusstlos und wird verdammt schwer“, schlussfolgerte Dreda und zog Arielle erschöpft ins Abteil.
„Jordan hat mir mal erzählt, Salzwasser hilft ihnen, die haben sicher eine Salzwasserleitung oder so hier“, drückte Jude hektisch auf verschiedenen Tasten im Abteil herum und fand die Leitung.
„Sie trinken das, ich weiß, eklig, aber ihnen hilft es“, zog sie den Schlauch heraus und hielt ihn Arielle vor den Mund, die gierig daraus trank.
„Langsam, du willst ja nicht daran ersticken. Wir bringen dich heim, lehn dich zurück“, versprach sie und die Bahn düste los.
„Ladies, ihr müsst nicht so hetzen, ich tau sie auf, wenn ihr das wollt, das hat keinen Timer, wann die raus müssen. Oh verdammt, Süße, was ist dir denn passiert?“, begrüßte Sydney sie und nahm Arielle auf die Arme.
„Wenn ihr nicht so beschäftigt damit gewesen wärt, sie zu knallen, wär euch aufgefallen, dass sie einen Besuch von Jack Frost braucht“, murrte Dreda keuchend.
„Ich hab sie seit Monaten nicht mehr gesehen, ich hab mit Freeze ausgemacht, dass sie keiner von uns haben kann, Blut ist dicker ist Wasser, wie du weißt, bei uns Liquids hat das gleich noch ne andere Bedeutung. Süße, nicht wegpennen, bleib wach, bis ich dich betäube“, bat Sydney liebevoll und trug sie in den Gefrierraum. Die Frauen zogen sich warm an und folgten ihm.
„Du liebst sie, oder?“, fragte Dreda ihn plötzlich.
„Wie meinen?“, tat er so, als wüsste er nicht, über was sie redete.
„Arielle, mein ich, so wie du sie behandelst, so würde Brendon auch mit mir umgehen in so einer Situation“, frotzelte Dreda.
„Blut, dicker als Wasser, mehr sag ich dazu nicht. Tut mir leid, Ladies, jetzt muss ich mich erst mal um sie kümmern, ich muss ihre Haut vorher noch behandeln, grinst nicht so, ja, ich muss sie von oben bis unten einreiben, das ist nicht mal halb so erotisch wie es sich anhört, das muss ich machen, dass ihre Haut nicht aufreißt. Ihr könnt das ja auch machen, das würde mich schon eher erregen“, konterte er keck.
„Immer noch das gleiche Schwein, Ice, wir helfen dir sie auszuziehen, das einreiben machst du dann schön selbst“, konterte Jude und half ihm sie auszuziehen. Arielle hatte einen leicht muskulösen Körper, aber nicht zu viel. Alles in Allem hatte sie eine Figur den sie sich beide Frauen heimlich wünschten. Das Kreuz der Dark Knights prangte immer noch auf ihrer Brust, sie schien es nicht weiter lasern gelassen zu haben. Ihre Haut war schon leicht gerissen, Sydney massierte die Stellen sanft mit einem Balsam.
„Das fühlt sich gut an, Syd“, murmelte Arielle benommen.
„Hey, da bist du ja wieder, du Idiotin. War knapp bei dir, willst du dich nach allem was wir durchgestanden haben noch umbringen?“, fragte er und fuhr dabei über ihre Bauchnarbe.
„Nein, ich war nur etwas nachlässig, nichts, was ein bisschen Schönheitsschlaf nicht hinbiegen kann“, sagte sie ruhig.
„Nachlässig? Eher fahrlässig. Erhol dich, ich versetz dich gleich in deinen Schönheitsschlaf. Du kannst von Glück reden, dass die Mädels dich gefunden haben. Die scharren hier hinten schon mit den Hufen, sie wollen, dass ich ihre Lover auftaue. So, jetzt bist du präpariert, wenn du nicht diejenige gewesen wärst, die keine Beziehung wollte, könnte ich glatt glauben, du hast das extra gemacht, dass ich dich berühren muss“, konterte er und zog ihr einen silbernen Kittel über.
„Ja, ich will immer noch nicht mit dir oder deinem Bruder zusammen sein, heißt aber nicht, dass ich mich gern mal von dir anfassen lasse“, schmunzelte sie.
„Wirklich witzig. So Prinzessin, Zeit für den großen Schlaf“, setzte er die Injektion und ließ sie einschlafen.
„So, jetzt wecken wir eure Prinzen auf. Greenie hat alles bestens überstanden, er wird sich noch ein paar Stunden steif und ungelenk fühlen, aber da wird er sich dran gewöhnen“, erklärte Sydney und tippte etwas in die Röhre ein, in der Brendon lag.
„Dann kann ich mich wohl von dem Gedanken verabschieden, heute Sex mit ihm zu haben“, schlussfolgerte Dreda.
„Kommt darauf an, was du an ihm steif haben willst“, konterte Sydney cool und zog die Ablage mit dem tiefgefrorenen Brendon heraus. Jude schlug ihm mit der flachen Hand gegen die Stirn.
„Au, was sollte das?“, maulte er.
„Ich dachte, dich nur ein Schwein zu nennen würde nicht mehr ausreichen. Man, so seht ihr also aus, wenn ihr tiefgefroren seid, hat was Unheimliches“, fuhr sie Brendon über den eiskalten Arm.
„Ja, vor allem weil sie neben Leichen eingefroren wurden“, schlussfolgerte er. Die beiden Röhren neben ihnen waren gefüllt, aber nicht aktiv.
„Das ist auch eine Leichenhalle?“, fragte Jude verwirrt.
„Nein, eigentlich nicht, wir wussten nur nicht, was wir mit den Toten des Angriffs machen sollten. Ich muss mit dem Boss mal reden, was mit ihnen geschehen soll. So, Romeo, Zeit für deinen erweckenden Kuss“, erklärte er so nebenbei, als wäre es nichts und spritze Brendon etwas, was seine Körpertemperatur erhöhen sollte.
„Es wird ne Weile dauern, bis er wieder wach wird, du kennst das ja schon, Dreda, setz dich einfach zu ihm hin, während ich mich um Drago kümmere“, bat er und ging mit Jude zur nächsten Röhre.
„So, Jack Frost hier ist das alles schon gewöhnt, ich geb ihm aber trotzdem die Spritze, das macht ihn schneller fit, er kann das sonst von alleine, aber ich will dich nicht so lang warten lassen“, erklärte er und zog die zweite Röhre heraus.
„Warte, da stimmt was nicht“, nuschelte er plötzlich vor sich hin.
„Bitte lass die Scherze!“
„Seine Lippen sind blau“, wusste er sich nicht zu helfen.
„Er ist ein Eis am Stiel, natürlich sind seine Lippen blau“, verstand sie nicht.
„Ich muss ihn auftauen und das auf brutale Weise, dass ich ihn schocken kann“, erklärte er ihr.
„Ist es sein Herz?“
„Ich weiß es nicht, ich bin kein Doktor. Ich tau ihn erst mal auf, ich muss Slug rufen“, redete er vor sich hin und löste den Notruf aus.
Es vergingen keine zwei Minuten, da kam Slug mit Lonny im Schlepptau zu ihnen geeilt.
„Ich hoffe, das ist diesmal ein richtiger Notfall, nicht wieder einer deiner Versehen“, schnaufte Slug.
„Blaue Lippen!“
„Verdammt, das ist das Risiko dass die Maschine nicht anschlägt, wenn der Herzschlag ziemlich niedrig ist. Tau ihn auf“, entschied Slug professionell, während er Jordan untersuchte.
„Nein, ihr nehmt ihn mir nicht weg nach allem was ich mitgemacht habe“, kamen Jude die Tränen.
„Jude, Mäuschen, siehst du, sein Herz schlägt noch, wir müssen ihn nur mal schnell ein kleinen Schlag verpassen, er ist wie ein Auto, das lange im Winter gestanden ist. Es ist einwandfrei, braucht aber nur etwas Hilfe zum Starten“, erklärte Slug in ruhiger und gelassener Arzt-Tonart.
„Ich komm aus Florida, ich hab keinen Schimmer, über was du da redest“, schluchzte sie.
„Lonny, bring sie hier raus, das ist nicht schön, dass sollte sie nicht mit ansehen“, bat er seinen Sohn und Angestellten und Lonny versuchte sie wegzuzerren. Sie hielt aber seine gefrorene Hand fest in ihrer und wollte ihn nicht loslassen.
„Jude, wenn du deine Hand da nicht wegnimmst, wird sie erst gegrillt und dann jagen wir Elektroschocks durch deinen Körper“, bemerkte Slug ernst und sie ließ weinend die Hand los. Mit einem metallischen Geräusch zog Sydney die Röhre wieder um Jordan und drückte ein paar Knöpfe. Rote Laser fuhren über Jordans Körper und tauten ihn blitzschnell auf. Ruckartig sprang die Röhre danach auf. Jordan qualmte etwas, er schien aber unverletzt.
„Man, gut dass wir das nicht so häufig machen müssen“, entgegnete Slug, riss Jordan das Hemd vom Leib und platzierte einen Defibrillator.
„Alle zurück“, rief er und schockte Jordan. Der zuckte zusammen und sein Puls stieg dramatisch an.
„Da haben wir unseren Geist ja wieder, man Junge, erschreck uns doch nicht so. Du musst ihn noch mit Kühl-Gel behandeln, den Rest schafft er allein. Wir werden die Sensoren wieder umstellen, dann musst du vielleicht öfters mal antreten um das zu kontrollieren, aber so können wir so einen Mist vermeiden. Drag‘, Junge, hörst du mich?“, fragte Slug und leuchtete in die Augen seines Angestellten und Freundes.
„Ich riech voll nach Brathähnchen“, murmelte er benommen und Jude schluchzte laut auf, als sie ihn reden hörte.
„Tut mir so leid, Kumpel“, entschuldigte sich Sydney, der etwas unter Schock stand.
„Habt ihr mich grad geschockt?“, realisierte er.
„Ja, musste sein, du wolltest uns ab Nippeln. Wie fühlst du dich?“
„Als wäre ich erst eingefroren, dann brutal aufgetaut und dann geschockt worden“, konterte er trocken.
„Das ist leider normal, wir werden dich noch behandeln, willkommen zurück, Kleiner“, begrüßte Slug ihn.
Jude, die komplett überfordert mit der Situation war, torkelte davon.
„Man, hab vergessen, dass wir eine Solid da haben, ich ruf Doug an, er muss sich um die Arme kümmern“, sah Slug ihr nach. Die ganze Zeit war er komplett ruhig und gelassen gewesen, als wäre dass, was er gerade erlebt hatte, nichts gewesen.
„War das eben meine Süße?“, kam Jordan langsam zu sich. Sydney rieb Jordans geschundenen Körper gerade ehrfürchtig mit Salbe ein und nickte nur stumm wie ein Diener, dem man das Wort verboten hatte.
„Kann man dir irgendwie helfen, Ice?“, war Jordan auch in dieser Situation besorgt um seinen Kumpel.
„Das darf nicht passieren, darf nicht passieren“, stand Sydney unter Schock.
„Syd, Fehler passieren, ich leb ja noch, du tust mir etwas weh mit der Massage“, hielt Jordan seine Hand fest.
„Tut mir leid“, stotterte er und sprang fast zurück.
„Nicht schlimm, Syd, was ist mit dir los? Ich heile eh im Laufe des Tages noch“, sagte Jordan mit beruhigender Stimme.
„Ice, kontrolliere die anderen Kabinen, wir wollen heute nicht noch einen Vorfall haben, los“, entschied Slug streng und Sydney huschte davon.
„Er hat einen Fehler gemacht, pack ihn nicht so hart an. Mir geht es gut“, bat Jordan.
„Wer ist gestorben und hat dich zum König gemacht, Junge“, war Slug wirklich angepisst.
„Ich fast, wird Zeit, dass ich mich mal gegen dich stelle, Boss“, murmelte er.
„Ich verbuche das mal als Kurzschluss in deinen Neuronen im Gehirn durch den Elektroschock. Werde schnell wieder fit, ich könnte deine Hilfe gebrauchen“, murrte Slug und zog wieder ab.
„Man, da braucht dringend jemand einen Tag frei. So, genug geschlafen, Zeit zum Aufstehen“, setzte er sich auf, riss sich die Sensoren von der Brust und stand auf.
Seine Beine hatten aber etwas dagegen und er kippte zur Seite.
„Au“, murmelte er, bevor er bewusstlos wurde.
Als er wieder wach wurde, lag er in seinem eigenen Bett und seine Freundin lag auf seiner Brust. Zufrieden küsste er ihren Kopf.
„Hey, du bist endlich wieder wach“, murmelte sie schläfrig, zog sich an ihm hoch und küsste ihn lange.
„Wie komm ich hierher?“, fragte er benommen.
„Du bist gestern fast gestorben, du Idiot, nach allem was wir durchgemacht haben“, entgegnete sie.
„Ich sterb doch nicht, das steht nicht in meinem 5-Jahres-Plan“, schmunzelte er und küsste sie zurück.
„Das Leben kann man nicht planen, Süßer!“
„War auch nicht so ernst gemeint. Man, du riechst so gut, ich würde grade so gern Sex mit dir haben“, konterte sie und stieg auf seinen Schoß.
„Du brauchst sicher kein Einverständnis von mir“, schmunzelte er und schob sie mit seinen Händen an ihrem Hintern in die richtige Position.
„Du hattest gestern einen Herzstillstand!“
„Ich hatte keinen Herzstillstand, ich hab nur etwas Hilfe gebraucht, in Fahrt zu kommen. Mir geht’s bestens, ich hör auf, wenn’s zu viel wird, versprochen“, entgegnete er und zog ihr das T-Shirt aus, dass sie als einziges trug.
„Sollten wir nicht Slug vorher fragen?“
„Ich soll meinen Boss fragen, ob ich Sex haben kann?“
„Auch wahr, lass uns loslegen“, entschied sie und begann ihn zu küssen. Jordan berührte gierig jeden Teil ihres Körpers und auch Jude merkte, wie sehr sie seine körperliche Nähe vermisst hatte. Er war nicht so voller Energie wie bei ihrem ersten Mal, aber sie musste ihn trotzdem stoppen.
„Hey Casanova, das ist eindeutig zu wild, mach langsam“, drückte sie ihn weg.
„Tut mir leid, ich hab dich nur so vermisst“, keuchte er erschöpft.
„Wir werden das wiederholen können keine Sorge, ich hau nicht mehr ab. Ganz ruhig, Tiger“, entgegnete sie und stieg von ihm runter.
„Tut mir leid, wie geht’s dir?“
„Mir geht’s bestens, endlich wieder, was macht dein Herz?“
„Es rast wie verrückt, aber das ist okay, ich liebe dich nur so sehr“, konterte er zufrieden und sie legte ihre Hand auf sein pochendes Herz.
„Dann muss ich beim nächsten Einfrieren wohl auf dir liegen“, witzelte sie.
„Wäre mal ne Idee, Brendon würde das sicher auch begrüßen. Wie hat unser Frischling eigentlich die erste Phase überstanden?“, wollte er wissen.
„Gut, ich war gestern nach deiner Aktion ein wenig neben der Kappe, aber Doug hat mir gut geholfen. Ich hab gestern Abend mit Dreda länger geredet, sein Herzmonitor hat an seinen Brusthaaren geklebt, er hatte ein Gratis-Waxing und hat furchtbar gejammert“, schmunzelte sie.
„Ich hab dir einen Schock verpasst, tut mir leid“, entschuldigte er sich.
„Kannst du ja nichts dafür, mach das nur nie wieder. Den armen Syd hat es extrem getroffen, ich hab ihn nicht mehr gesehen seitdem“, bemerkte sie nachdenklich.
„Oh man, ich muss zu ihm, er markiert zwar den großen Macker, er ist aber verdammt sensibel, das wissen nur wenige“, entgegnete er und stand auf.
„Ich weiß, du bist ein sehr guter Freund, aber ein Ständer braucht er nicht als Geschenk“, deutete sie auf seine Leistengegend.
„Da kannst du Recht haben, ich sollte schnell heiß duschen“, schmunzelte er.
„Meinst du nicht kalt duschen?“
„Ich hab schon gemeint, was ich gesagt hab“, sagte er trocken und ging ins Badezimmer.
Schritte von etwas zu großen Boots ließen Sydney Meyer aufschrecken. Er saß mit einer Flasche Bourbone in seiner menschenleeren Bar auf dem Boden hinter dem Tresen.
„Morgen, Frühstücken wir jetzt flüssig?“, begrüßte Jordan ihn, der in lässigen Biker-Boots und in Jeans und T-Shirt zu ihm kam.
„Machen wir jetzt auf harten Rocker?“, fragte Sydney betrunken.
„Hat meine Süße mir mitgebracht, sie meinte, dass sieht lässig aus, was auch immer das bedeutet. Was ist los, Kumpel?“, setzte er sich neben ihn.
„Ich hätte dich gestern fast gekillt“, murmelte er.
„Und doch sitz sich quicklebendig neben dir. Du brauchst mal eine gute Vögelei, ich hatte grad richtig Spaß mit meiner Kleinen, das befreit insgemein“, entschied Jordan breit grinsend. Sydney nahm einen großen Schluck aus der Bourbone-Flasche und knallte sie etwas unsanft neben sich auf den Boden.
„Die einzige Frau die ich mal so richtig durchvögeln möchte schläft jetzt erst Mal für drei Monate“, konterte er und rappelte sich auf.
„Du hast ne Freundin hier? Wie süß!“
„Ich liebe deine Schwester, du Schwachkopf, aber sie steht glaub ich eher auf meinen Bruder und hat uns deshalb beide abserviert. Weiber, was?“, torkelte er zu einem Tisch.
„Du liebst meine Schwester? Das ist echt scheiße“, konnte Jordan nur entgegnen.
„Da sagst du was. Jetzt hasst mich auch noch Slug, beschissener kann mein Leben grad nicht sein“, murmelte er und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
„Willst du jetzt in Selbstmitleid baden? Du bist einer der besten Betrüger der Welt, du wirst doch wohl noch meine Schwester bezirzen können“, machte er ihm Mut.
„Aber Mr. Terensi, rätst du mir etwa deine Schwester zu veraschen?“, kapierte er, was Jordan von ihm wollte.
„Das hab ich nicht gesagt, aber ja“, sagte er grinsend.
„Na ja, ich hab ja jetzt ein paar Monate Zeit mir was zu überlegen. Man, jetzt hab ich meine ganze Bourbone-Flasche geleert, das war die Letzte im Vorrat“, murmelte er vor sich hin.
„Wartet mal, ihr habt sie grade erst eingefroren? Sie war doch überfällig“, bemerkte er.
„Sag dass diesem Sturkopf, Dreda und Jude mussten sie fast bewusstlos hier rein tragen, du solltest mal mit ihr reden, ihre Haut war schon ganz aufgerissen“, hatte er in seinem Suff einen klaren Moment.
„Verdammt, das hat sie als Frischling auch mal gemacht, da wollte sie aber gegen das alles rebellieren. Unsere Eltern haben uns zwar wieder mit offenen Armen empfangen, aber sie fühlt sich vermutlich immer noch als Freak. Ich werd mit ihr reden. Geht’s ihr gut?“
„Sie ist jung und gesund, ihr geht’s bestens, verdammt“, wurde er plötzlich bleich und torkelte Richtung Kühlkammern. Jammernd kniete er sich vor eine Kühlkammer, die weder beleuchtet, noch in Funktion war.
„Nein, ich hab sie getötet“, brabbelte er.
„Ice, da ist eine Leiche in dieser Kühlkammer“, bemerkte Jordan ruhig.
„Es tut mir so leid, ich hab deine Schwester getötet“, begann er zu weinen.
„Eine männliche Leiche, das sind die Leichen vom Überfall, meine Schwester liegt da drüben wohlbehalten und angeschlossen“, erwiderte Jordan und ging zu seiner Schwester, die in der Kammer schlief.
„Ich bin zu nichts zu gebrauchen“, erwiderte er und legte sich auf den Boden.
„Syd, der Boden hat -10 Grad, du wirst noch da einfrieren. Wann bist du eigentlich das letzte Mal eingefroren worden?“, wollte er von seinem Kumpel wissen und zog ihn hoch.
„Ich war da drin, als du deinem Liebeskummer gefrönt hast. Lass mich doch einfach hier sterben“, hatte Sydney eine ganz seltsame Stimmung.
„Geht nicht, meine Schwester bringt mich um, wenn ich dich Selbstmord begehen lasse. Komm, ich häng dich in die Klinik an den Tropf, dass du wieder nüchtern wirst“, schleppte Jordan ihn in die Klinik.
„Was ist mit ihm los?“, fragte Lonny, als Jordan zu ihm in die Abteilung kam.
„Bourbone!“
„Lass mich raten, er liebt dich total“, entgegnete Lonny und half ihm, Sydney hin zu legen.
„Er hat sich in der Kühlkammer auf den Boden gelegt und wollte sterben!“
„Seltsame Stimmung, kenn ich aber leider schon von ihm. Der Boss hat ihn ja wegen dir ziemlich zur Sau gemacht, da wär ich auch nicht gut drauf. Ich häng ihn an den Tropf, wie geht’s dir eigentlich?“
„Mir geht’s bestens, danke der Nachfrage. Es geht doch nichts über ein bisschen Starthilfe. Macht er das eigentlich regelmäßig, sich so dermaßen zu betrinken mein ich?“, wollte Jordan wissen.
„Keine Ahnung, woher sollte ich das wissen?“
„Du bist sein Bruder!“
„Aber nicht seine Nanny, was die Jungs machen geht mich doch nichts an“, behauptete Lonny.
„Euer Verhältnis ist wohl nicht so toll, was?“
„Ich bin die kleine Missgeburt ihres Vaters mit einer Nutte und so behandeln sie mich auch“, erklärte er traurig und legte dem beinahe bewusstlosen Sydney einen Tropf an.
„Tut mir leid zu hören, soll ich mal mit ihnen reden?“
„Nein, ich glaub, es gibt nur einen auf den sie hören würden und der will nicht mit ihnen reden“, bemerkte Lonny und klebte die Nadel in dem Arm seines Bruders fest.
„Greenie!“
„Jup, er hat entschieden unser verwandtschaftliches Verhältnis komplett zu ignorieren“, entgegnete er.
„Deine Brüder sind echt die Härte. Apropos Härte, schau mal wer da reingewankt kommt“, konterte er und sie sahen durch die Glasscheibe des Behandlungsraum, wie Niclas zu ihnen kam.
„Super doppelter Ärger, nur halb so viel Spaß. Müssen die eigentlich immer alles zusammen machen?“, grummelte Lonny und holte ein neues Infusionsset aus dem Schrank, noch bevor Niclas durch die Tür wankte.
„Grüzi, Brüder der Liebe, das Leben ist eine Party“, gackste Niclas vor sich hin.
„Meine Liebe hält sich in Grenzen, Bruder, hinlegen“, bat Lonny ernst und drückte ihn auf das Bett neben seinem Zwillingsbruder.
„Auch Bourbone?“, fragte Jordan und Lonny roch an ihm.
„Ne, Wodka würd ich meinen, ich riech zumindest nicht viel. Also Brüderchen, wo drückt denn bei dir der Schuh?“, fragte Lonny und legte ihm auch die Infusion.
„Gar nichts, mir geht’s prächtig, Charlie hat grad meinen Heiratsantrag angenommen“, lallte er zufrieden.
„Wenn du mit Charlie seine Schwester meinst, die liegt schon seit gestern bei uns auf Eis. Hast du den letzten Vorrat Absinth gefunden und hast jetzt Wahnvorstellungen?“
„Du bist noch viel zu jung zum Trinken, was weißt du schon. Ich mein nicht seine Schwester, ich meine Charleene McNormik“, konterte er benommen.
„Wen?“
„Charlie, meine alte Jugendliebe, wir haben uns vor kurzem wiedergesehen und die alten Funken sind noch daha“, murmelte er.
„Er meint meine Schwester“, schlussfolgerte Jordan.
„Aber sie ist gefroren!“
„Er ist betrunken, da verschwinden schon so manche Tage, es war vermutlich vor ihrer Einfrierung. Das wird noch lustig, sie will den Zwillingsbruder des Mannes heiraten der sie liebt!“
„Syd liebt deine Schwester? Das wird noch lustig, das will ich auf keinen Fall verpassen“, schmunzelte Lonny und sah den Zwillingen zu, wie sie betrunken vor sich hin dösten.
„Hey, hier steckst du, alles klar?“, fragte Jude, als sie ihren Freund in der Klinik fand, während er Instrumente sauber machte.
„Ja, klar, muss nur leider wieder arbeiten. Gönn dir doch einen SPA-Tag, ich bring dich morgen wieder nach Jupiter zurück“, erklärte er in Gedanken.
„Ist was mit Sydney?“, verstand sie nicht.
„Er hat sich mächtig einen hinter die Binde gekippt, der wird schon, ich muss nur arbeiten, Honey, nichts weiter. Ich freu mich schon unsere Wohnung zu sehen“, versprach er und lächelte matt.
„Okay, dann lass ich dich wieder arbeiten. Hast du eigentlich Brendon oder Dreda mal gesehen in den letzten Stunden?“
„Ich weiß wo sie sind sie haben wesentlich länger durchgehalten als wir“, schmunzelte er.
„Schön für sie. Wir können ja heut Abend nochmal, wenn du dich fit genug fühlst“, entgegnete sie.
„Immer doch, kann’s kaum erwarten“, packte er sie an der Hüfte und küsste sie frenetisch.
„Wenn ich dich an mir spüre könnt ich eigentlich grad schon wieder“, säuselte er ihr ins Ohr, hörte aber dann die Stimme seines Vorgesetzten durch die Gegensprechanlage knacksen.
„Man, die ist echt kaputt und muss repariert werden“, jammerte sie.
„Ja, wenn Greenie mal von Dreda runterkommt, sollte er die mal reparieren. Ich muss jetzt echt arbeiten, aber wir weihen heute Abend unser neues Bett ein, versprochen“, konterte er und eilte davon.
Zwei Stunden später ging Jude in die Bar, in der Sydney mit einer Sonnenbrille auf der Nase saubermachte, weil er in seinem Suff ziemlichen Schaden angerichtet hatte.
„Hey, brauchst du Hilfe?“, fragte sie hilfsbereit.
„Ja, aber ich glaub, die kannst du mir nicht geben“, murmelte er.
„Beim Aufräumen mein ich, Mr. Depri. Was macht der Kater?“
„Bestens, danke“, nahm er seine Brille ab. Er hatte feuerrote Pupillen.
„Lonny hat’s verbockt?“, realisierte sie.
„Jo, das hat er, er hat mir das falsche Mittel gespritzt. Meinem Bruder hat er natürlich das Richtige gegeben und der Arsch macht sich die ganze Zeit über mich lustig“, murrte er und zog die Brille wieder auf.
„Ich mach mich nicht lustig, du bist nur überempfindlich“, kam Niclas aus dem Hinter-Raum mit einem Mopp in der Hand. Er sah wesentlich fitter aus als sein Zwillingsbruder und seine Augen waren noch Smaragd-Grün wie vorher.
„Halt die Klappe, du Arsch“, raunzte Sydney und schob klirrend eine kaputte Flasche in einen Mülleimer.
„Ihr seid also immer noch sauer aufeinander. Ihr könnt Arielle nicht klonen, also einigt euch bitte“, bat Jude und rieb sich die Augen. Die Jungs sahen sich mit einem vielsagenden Blick an.
„Vergesst es, nicht mal euer Dad ist so gut. Ich hol mir nen Kaffee, wer will auch einen?“
„Ich werde welchen besorgen, ich muss hier raus“, entgegnete Sydney, knallte den Eimer auf dem Tresen und verschwand.
„Du willst sie nur haben, weil er sie liebt, oder?“, schlussfolgerte Jude und setzte sich auf den Tresen.
„Ich bin ein scheiß Bruder, oder?“
„Ja, schon irgendwie. Lass ihn seine Liebe zu ihr entdecken, das ist doch so etwas Wunderschönes“, bat sie und er setzte sich neben sie auf den Tresen.
„Schön, dass du dich ins Glück gepoppt hast, aber verschon mich damit“, murrte er.
„Wir haben wohl doch noch nen Kater. Du kannst ihnen nicht ihr Glück verwehren, nur weil du eifersüchtig auf ihn bist. Du kannst meinen Kaffee haben, der ist hier eh nicht gut“, erwiderte sie, sprang vom Tresen und ging davon.
„Hier steckst du, alles klar?“, fragte Jude, Dreda, als sie ihre Freundin auf einer Bank vor Brendons Arbeitswohnheim vorfand. Nachdenklich hielt die dralle Brünette ihr Handy in der Hand.
„Ich hatte grade einen bizarren Anruf“, murmelte sie.
„Ja, ist immer noch irre, dass wir hier telefonieren können“
„Nein, das mein ich nicht, Luke hat mich grad angerufen!“
„Luke Luke, mein Luke?“
„Ich weiß zwar nicht, ob es noch dein Luke ist, aber ja, dein Luke. Sie beginnen damit, die Knights zu vernehmen und heute werden sie den Typen befragen, der mich niedergestochen hat. Er wollte wissen, ob ich dabei sein will. Ich hab irgendwie zugesagt“, entgegnete sie verwirrt.
„Und jetzt bereust du es?“
„Keine Ahnung was ich dazu sagen soll, ich wäre gern dabei!“
„Willst du, dass ich mitkomme?“
„Nein, das muss ich allein machen. Du willst Luke sicher auch nicht begegnen“, entschied sie.
„Ja, nicht wirklich. Aber für dich würde ich mitgehen!“
„Ich bitte Brendon mitzugehen, vielleicht auch Jordan, der hat ja auch noch eine Rechnung mit einen von denen offen“, erklärte sie.
„Er wird von Slug rumgescheucht, denk nicht, dass er Zeit hat. Wann fährst du?“
„Ich fahr am besten gleich, ich versuch es nochmal bei meinen Eltern“, erklärte sie.
„Die sind Idioten, vergiss sie“
„Sie sind meine Eltern, ich muss es einfach versuchen. Wünsch mir Glück“, stand sie auf.
„Das wirst du auch brauchen. Meld dich, wenn du zu Hause bist, ich werde mit Jordan heut Abend kommen“, bemerkte sie.
„Kommen, oder “kommen“?“
„Das wird sich rausstellen wenn ich weiß wie fertig er heut Abend ist. Viel Glück“, sagte sie schmunzelnd und umarmte ihre Freundin.
„Danke, werde ich wirklich brauchen. Was machst du währenddessen?“
„Da ich den Zwillingen aus dem Weg gehen will werde ich vermutlich ins Frauen-Spa gehen und mich entspannen. Hab dich lieb“, erwiderte sie und zog wieder von dannen.
Nervös stand Dreda ein paar Stunden später in einem Raum und wartete auf Luke, der zu ihr kommen wollte. Plötzlich stand er neben ihr. Er trug eine Waffe und sie schreckte zusammen, als sie ihn sah.
„Keine Angst, ich tu dir nichts“, bemerkte Luke mit ruhiger, monotoner Stimme.
„Äh, hey, danke für deinen Anruf“, stotterte sie.
„Bitte, wie geht’s dir?“
„Gut, danke, muss doch seltsam sein, seinen eigenen Kollegen zu verhören“, führte sie Smalltalk.
„Lustig ist es nicht. Es ist wirklich schwierig hier wieder Fuß zu fassen, ich bin schließlich auch korrupt gewesen, mein Boss überhäuft mich mit Papierkram, den ich erst fertig krieg, wenn ich achtzig bin. Hab ich mich schon bei dir entschuldigt, was ich damals getan habe?“, schien er mit sich im Reinen zu sein.
„Ich nehme deine Entschuldigung an, verzeihen kann ich dir aber noch nicht“, bemerkte sie trocken.
„Ist okay, vielleicht eines Tages. Okay, einer meiner Kollegen wird die Befragung durchführen, wir können hier durch die Glasscheibe zusehen, er wird dich aber nicht sehen, keine Sorge!“
„Dachte ich mir schon. Warst du mit dem Täter gut befreundet?“, fragte sie neugierig.
„Ja, wir kennen uns schon seit der Akademie!“
„Und wie ist euer Verhältnis jetzt?“
„Bestens, ich werde bald Taufpatin von seiner Tochter!“
„Wirklich?“
„Nein, nicht wirklich, er will nichts mehr mit mir zu tun haben, vor allem nicht, weil ich jetzt einer dieser “verfluchten Kaulquappen“ bin, seine Worte nicht meine“, bemerkte er traurig und eine Tür im Nebenzimmer ging auf.
„Tut mir Leid für dich!“
„Mir nicht, ich hab Bewährung bekommen, weil ich gegen sie ausgesagt habe und niemanden getötet habe, ich werde mein Leben noch leben können, zwar ohne die Liebe meines Lebens, aber das hab ich wohl verdient“, konterte er und sah durch die Glasscheibe.
„Ihr geht‘s gut, übrigens, sie ist glücklich“, warf sie ein.
„Gut, das freut mich. Sag ihr, es tut mir alles leid“, bat er.
„Mach ich. So, wer von den Kerlen ist es?“, fragte sie und sah auch durch die Glasscheibe.
„Du hast ihn nicht gesehen?“
„Ihr seid ja ziemlich gut vermummt bei euren Aktionen und stell dir vor, ich war so geschockt, dass ich nicht auf sein Gesicht geachtet hab“, bemerkte sie fast raunzend.
„Okay, war ja nur ne Frage. Er ist ziemlich angepisst, dass er sich hier in unserem Revier einem Verhör unterziehen muss, also kann es sein, dass er ziemliche fiese Sachen ablässt, auch auf dich bezogen“, warnte Luke sie.
„Ich bin schon übergewichtig seit ich in die Highschool kam, glaub mir, ich hab schon jeden Hohn und Spott gehört, den man gegen Dicke richten kann“, versprach sie und sie lauschten dem Verhör.
„Krieg ich fünf Minuten mit dem Arsch?“, zischte Dreda, als sie dem Verhör gelauscht hatte.
„Klar, was auch immer du willst!“
„Wirklich?“
„Nein, natürlich nicht, du bist kein Cop!“
„Du bist echt ein sarkastischer kleiner Zwerg“, raunzte sie.
„Aber ich bin der Kerl mit der Waffe!“
„Du weißt, dass ich dich ohne irgendwas entwaffnen könnte“
„Ja, ich weiß, woher weißt du so viel über Waffen und wie man damit umgeht?“
„Mein Opa war ein Texas Ranger, ich konnte schießen bevor ich laufen konnte. Wir sind als ich zwölf war auch deswegen hierher gezogen, meine Eltern fanden, er hätte einen schlechten Einfluss auf mich, hat ja auch gestimmt, aber ich hab ihn danach nie wieder gesehen. Er starb vor zwei Jahren ohne dass ich ihn nochmal gesehen hab“, erzählte sie ihre Geschichte.
„Dir merkt man deine texanischen Wurzeln gar nicht mehr an“
„Ich hab den Dialekt abgelegt als ich hierher kam um besser Freunde hier zu finden. Hat nicht wirklich geklappt, aber nach drei Jahren verstellen bin ich dabei geblieben. Im Nachhinein wäre ich besser bei meinem Dialekt geblieben, es war verdammt anstrengend, sich ständig zu verstellen“, dachte sie laut nach.
„Dann weißt du, wie es mir jetzt geht, es ist jeden Tag verdammt anstrengend, den richtigen Weg einzuschlagen, aber es ist es wert“, konterte er.
„Zwei Minuten und ich bring ihn nicht um, bitte“, bettelte sie.
„Tut mir leid, ich muss mich jetzt streng an die Regeln halten. Aber du wirst bei der Gerichtsverhandlung aussagen können, wenn du das willst“, entschied er.
„Gegen einen Knight öffentlich aussagen? Du willst mich unbedingt loswerden, was?“
„Dann nicht, kann ich gut verstehen. Ich muss mit nem Kollegen noch was klären, willst du hier bleiben?“
„Ich muss noch zu meinen Eltern, warte, du kommst mit“, schlussfolgerte sie.
„Äh, was?“, verstand er nicht.
„Sie wollen mich nicht mehr sehen und das ist deine Schuld, du wirst das richtig stellen“, forderte sie.
„Okay, wenn du das willst“, sagte er zu.
„Ja, das will ich. Ich warte draußen auf dich“, entschied sie und ging mit ihm raus.
„Hättest du dich nicht umziehen können?“, fragte Dreda gereizt, als sie mit dem Uniformierten vor dem Haus ihrer Eltern stand.
„Ich hatte nichts anderes zum Anziehen da, waren wohl zu viele Uniformierte hier in letzter Zeit, oder?
„Keine Ahnung, so wie sie sich mir gegenüber verhalten vermutlich schon. Du wirst ihnen erklären, was passiert ist“, entgegnete sie stur.
„Wenn ich ihnen die Wahrheit sage, würde das nicht gerade helfen, Süße!“
„Sie haben uns angegriffen und ich hab mich nur verteidigt!“
„Das wissen wir, aber wie erklären wir es denen!“
„Das ist deine Aufgabe“, erklärte sie und klopfte an die Tür.
„Na super, danke!“
„Bitte!“
Die Tür ging auf.
„Super, jetzt wirst du schon von der Polizei heimgebracht, wir werden sie hier nicht unter Hausarrest dulden“, begrüßte ihr Vater sie kühl.
„Danke Dad, für deine Herzlichkeit. Du kennst Luke doch noch, Judes Lebensabschnittspartner? Er möchte dir was sagen“, begann sie tonlos.
„Rein mit euch“, raunzte Mr. Baize und ließ sie rein.
Es wurde schon dunkel als Dreda und Luke wieder Dredas Elternhaus verließen.
„Ich hoffe, du bist stolz darauf, was du alles kaputt gemacht hast“, bemerkte Dreda und stieg in das Polizei-Speed-Boot.
„Es tut mir ehrlich leid, ich wollte nur Jude wiederhaben und habe nur noch mein Ziel im Auge gehabt. Ich wollte niemandem Leid zufügen“, erwiderte er.
„Aber das hast du, du hast meine Eltern gegen mich aufgehetzt. Unser Verhältnis war so gut, fast zu eng, jetzt sehen sie mich an, als wäre ich eine Fremde für sie. Wie konntest du das tun?“, fragte sie verzweifelt und schupste ihn solang zum Rand des Boots bis er ins Wasser fiel.
„Okay, das hatte ich total verdient, geht’s dir jetzt besser?“, tauchte er wieder auf.
Wortlos drückte sie das Gas durch und düste davon.
„Ernsthaft? Du klaust ein Polizeifahrzeug? Soll das deinen Ruf aufbessern?“, rief er ihr hinterher.
Wütend driftete Dreda mit dem Boot über das Wasser. Ihr war gar nicht bewusst, dass sie gerade wieder eine Straftat beging.
Plötzlich sah sie, wie ein Knights-Boot angefahren kam.
„Verdammt, wo kommen die denn hier“, fackelte sie nicht lang und wendete das Boot. Sie fiel fast heraus, weil sie nicht wirklich ein Boot steuern konnte.
Noch vor den Knights kam sie bei Luke an.
„Danke, dass du zurück …“, begann er.
„Nicht quatschen, einsteigen, Knights sind auf dem Weg“, reichte sie ihm die Hand und zerrte ihn aufs Boot, bevor sie weggraste.
„Du hast Wahnvorstellungen, die Knights sind Geschichte“, versprach Luke, als sie zurück im Revier waren.
„Luke, ich wurde von einem von denen fast getötet, ich weiß, was ich gesehen habe“, murrte sie.
„Okay, ich schau nach, wir haben überall Kameras in der Stadt, wenn sie wirklich irgendwo sind, finden wir sie“, plante er und mit einer Handbewegung machte er jedes Display im Raum an, die fast einen Kreis ergaben.
„Man, ich hab Jude immer belächelt, als sie behauptet hat, du würdest sie zu viel überwachen, ich muss mich wohl bei ihr entschuldigen“, sagte sie stockend.
„Das ist nur zur Straßenüberwachung, damit hab ich sie niemals bewacht“, konterte er und drehte sich im Kreis.
„Wie kann ich dir vertrauen, dass du keinen von deinen alten Freunden deckst?“, bemerkte sie trocken.
„Das sind Kameras, Süße, da kann ich nichts vertuschen. Guck selbst“, bat er und sie sah auf die Displays.
„Da sind sie“, zeigte sie auf einen Display.
„Das sind ein paar Angler, Schätzchen!“
„Ja, das sind nur … verdammt … ich hätte schwören können… tut mir leid“, bemerkte sie stotternd und setzte sich auf einen Stuhl am Rand des Raums.
„Du hast viel mitgemacht in letzter Zeit, das passiert. Ich bring dich nach Hause“, erwiderte er mitfühlend.
„Bitte sag niemandem was davon“, bat sie leise.
„Mach ich nicht, ich wache auch jeden Morgen auf und denke, jetzt kommen sie, jetzt werden sie mich schnappen“, gestand er und kniete sich vor sie.
„Tut mir leid, du hast es auch nicht leicht“, bemerkte sie genauso mitfühlend und plötzlich drückte Luke ihr einen Kuss auf.
Just in diesem Augenblick kam Brendon mit einem Ausweis um den Hals in den Raum.
„Ich wollte eigentlich nachsehen ob du klarkommst, aber anscheinend kommst du bestens klar“, schmunzelte er. Er war nicht sauer, dass sie von einem anderen Mann geküsst wurde, denn seine Freundin saß breitbeinig auf dem Hals des bewaffneten Mannes und zog ihn fest an den Haaren.
„Süßer, hey, ich hab nur grade Luke meinen Standpunkt klar gemacht. Schön, dass du da bist“, stand sie auf und umarmte Brendon.
„Ich hab dich vermisst, scheint so, als könnte ich nicht ohne dich sein. Hast du heute was erreicht?“
„Er will, dass ich gegen denjenigen aussage“, murmelte sie.
„Das willst du doch nicht tun, oder?“
„Ne, so blöd bin ich dann auch nicht. Gehen wir nach Hause“, bat sie.
„Ich muss leider noch die Gegensprechanlage auf der Station reparieren“, erklärte er.
„Ich komm mit, der Doc will mich in die genauen Prozesse der Liquid-Umwandlung einweihen“, bemerkte sie und drehte sich zu Luke. Er wollte gerade wieder aufstehen.
„Süßer, wenn du jetzt aufstehst bevor ich aus der Tür raus bin, pack ich dich da wo es noch mehr wehtut“, drohte sie ihm und ging im Arm ihres Freundes aus dem Polizeirevier.
„Er hat mich geküsst“, gestand Dreda, als sie in das Boot stiegen.
„Ja, hab ich gesehen!“
„Er hat ihn mir aufgedrückt, war echt eklig“, verteidigte sie sich.
„Ich kann ihn gut verstehen, du bist eine wunderschöne Frau“, war Brendon gar nicht sauer.
„Du hast dir in der Röhre wieder den Kopf gestoßen, oder?“
„Schatz, ich weiß nicht, wie ich dir noch erklären kann, dass du alles für mich bist. Was denkst du, warum ich den ganzen Tag mit dir im Bett verbracht habe?“
„Weil Slug deine Libido zurück in seine Teenager-Zeit verwandelt hat?“, frotzelte sie.
„Ja, das auch, aber ich liebe dich so sehr, heirate mich, mein Schatz“, machte er ihr einen Antrag.
„Hast du mir grad einen Antrag gemacht?“
„Das war ein ziemlich kläglicher Versuch, was?“
„Der Ort hätte ein anderer sein können, aber das war perfekt“, schluchzte sie und küsste ihn stürmisch.
„War das ein Ja?“
„Nein!“
„Was?“
„Das war ein “auf jeden Fall““, schmunzelte sie und grinste breit.
„Ich will eure traute Zweisamkeit nicht stören, aber ich wollte mich entschuldigen“, stand Luke plötzlich am Steg. Er sah verstört aus.
„Luke, nicht jetzt“, murrte sie.
„Schon gut, der Knight soll zu Kreuze kriechen“, war Brendon amüsiert über das Betteln des ehemaligen Knights.
„Du liebst ihn, ich hatte einen schwachen Moment, du warst so nett zu mir, ich hab das schon lang nicht mehr erlebt“, erklärte er ihnen.
„Schon gut, du hast grad die Liebe deines Lebens verloren und ich hab meine gefunden, wir haben also was gemeinsam. Mach das nur nie wieder, ich werde ihn nämlich heiraten“, sagte Dreda glücklich und drückte ihren Freund fest an sich.
„Das freut mich für euch, wirklich, ich habe die Liebe meines Lebens vergrault, haltet an eurer Liebe fest, dass ist das einzige was wichtig ist“, gratulierte er ihnen.
„Einen Moment“, bat Dreda, Luke und drehte sich zu Brendon.
„Was habt ihr mit ihm gemacht?“, fragte sie kritisch.
„Was meinst du?“
„Ich bin nicht nur wunderschön, ich bin auch ziemlich klug, Baby“, konterte sie cool.
„Silicon Valley“, konterte Brendon gegen Luke und der erstarrte zur Salzsäure.
„Was hast du grade gemacht?“
„Wir mussten ihn etwas manipulieren, das er ein braver Stubentiger bleibt, aber er hat auch dazu beigetragen. Jordan wollte das so, dass er ruhig schlafen kann, während Jude hier ist“, bemerkte er.
„Ihr habt es ihr hoch und heilig versprochen“, war sie entrüstet.
„Er war nicht kontrollierbar, so ist es besser“, behauptete Brendon.
„Du hast es deiner besten Freundin versprochen, du hast es mir versprochen, wie konntet ihr so was tun?“, fragte sie sehr verärgert.
„Wir lieben euch nur so sehr, dass wir nicht wollen, dass ihr weiter in Gefahr seid. Mit dieser Hypnose können wir ihn kontrollieren, aber nur im Notfall, wenn er in seine alten Verhaltensmuster zurückfällt. Das willst du doch auch“, entschied er.
„Ich will in Frieden leben, aber keinen Zombie-Polizisten. Dass hier ist kein Notfall gewesen und trotzdem steht er da wie eine Litfaßsäule. Ich brauche Zeit für mich um das zu verarbeiten, lass mich allein“, forderte sie und er sprang ins Wasser und schwamm davon wie ein Delfin.
Mit vollem Speed fuhr sie davon. Als sie realisierte, dass Luke noch da stand, fuhr sie zurück.
„Silicon Valley“, murmelte sie und als Luke wieder zu Bewusstsein kam, stieß sie ihn frustriert vom Steg.
„Schmeckt dein Hühnchen nicht?“, fragte Jude, Dreda, als sie an diesem Abend zu viert am Tisch in ihrer Wohnung saßen und gemeinsam aßen.
„Hab nur keinen Hunger“, murmelte sie in ihr Essen.
„Das wäre ja mal was Neues. Du hast Nein zu seinem Antrag gesagt, oder?“, fragte Jude sie neugierig und Dreda sah Brendon an.
„Ich musste doch bei irgendjemand um deine Hand bitten und da deine Eltern mich nicht kennen…“, sagte er trocken.
„Das war doch so süß, liebst du ihn nicht?“, wollte Jude wissen.
„Ich hab ja gesagt“, erwiderte Dreda.
„Wirklich, das ist doch ein Grund zu feiern“, verstand Jude nicht.
„Ja, super!“, konterte sie mit sarkastischem Unterton.
„Manchmal bist du mir echt zu hoch, teure Freundin“
„Er hat mir danach etwas gesagt, was ich nicht so leicht vergessen kann!“
„Sie weiß dass jetzt also mit Zombie-Luke?“, wollte Jude von Jordan wissen.
„Anscheinend, dass ist okay so, Kleines, ich war ja sonst immer dagegen, aber ich wurde von ihnen aufgeklärt, dass meine Familie, und ich zähle dich dazu, so sicherer ist. Guck mich nicht so an, ich wurde nicht manipuliert, das würden die nicht wagen“, erklärte er und sah Brendon und Jordan streng an.
„Du kommst klar damit? Hättest du mir das nicht ein bisschen früher sagen können?“, entspannten sich Dredas Gesichtszüge.
„Ja, schon irgendwie, sorry. Dass ist euer Problem? Manchmal bist du so süß, Dre“, schmunzelte Jude.
„Hast du gewusst, dass sie es weiß?“, fragte Dreda, Brendon.
„Hätte ich es dir dann verschwiegen?“
„Leute, Kommunikation ist das Wichtigste in einer Beziehung. Wenn wir hier zusammen leben wollen, müssen wir immer offen zueinander sein“, motzte Dreda.
„Ich glaub, die große Dreda war ein paar Mal zu oft in Dougs Praxis, was?“
„Ach halt die Klappe, Jude“, murrte Dreda verlegen und die grinste.
Der Rest des Abends verlief wesentlich entspannter und sie konnten endlich auf Brendons und Dredas Verlobung anstoßen.
Drei Monate später lief Jude mit ihrem Freund an der Hand und ihren besten Freunden durch die eisigen Hallen der Cryo-Halle. Ihr heißer Atem stieg nach oben und verteilte sich.
„Ich hab irgendwie Angst dass es ihr nicht gut geht“, murmelte Sydney hinter ihnen.
„Du hast die Level erhöht und es gab keinen Alarm, ihr geht’s bestens“, versprach Jordan und sie stellten sich im Halbkreis um die Kammer herum.
„Die Werte sind wunderbar, ihr geht’s gut, sie wird vermutlich ein paar Hautprobleme haben, aber daran ist sie selbst schuld, das hat sie verdient. So, Jude, du musst einen Schritt zurückmachen“, bat Jordan und Sydney öffnete die Kammer.
Die Creme, die Sydney auf ihren Körper aufgetragen hatte glänzte in dem Neonlicht.
„Ihre Haut sieht gut aus, die Glückliche. So, wecken wir Dornröschen wieder auf“, entgegnete Sydney und weckte sie auf.
„Morgen, gut geschlafen?“, begrüßte Sydney sie mit einem Lächeln.
„Fühl mich irgendwie gerädert, war spät dran, oder?“, murmelte sie benommen.
„Kannst du so sagen, wir mussten dich hier reinschleppen. Solang’s dir jetzt besser geht“, konterte Dreda cool.
„Ich hatte viel zu tun, hab’s wohl übertrieben. Du hast meine Haut gut hinbekommen, das Zeug abzukriegen wird aber ne andere Geschichte sein“, konterte sie und fuhr über ihren Arm.
„Ich kann dir beim Duschen helfen“, erwiderte Sydney anzüglich.
„Ja, okay“, murmelte sie und stand auf. Sydney hielt den Atem an, um den perfekten Moment nicht zu ruinieren.
„Geht’s dir gut?“, fragte Jordan besorgt.
„Ja, bestens“, murmelte Arielle und kam zu Jordan hin.
„Gut“, erwiderte er und schlug ihr mit der flachen Hand auf den Hinterkopf.
„Au, für was war die?“
„Dafür, dass du deine Arbeit vor deine Gesundheit gestellt hast“, murrte ihr Bruder und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Kommt nicht wieder vor, versprochen. Komm, Kapitän Kalte-Hand, bringen wir es hinter uns“, entgegnete sie und trottete mit Sydney zu den Duschen.
„Wenn sie richtig aufgetaut ist, wird sie ihn verprügeln, oder?“, schmunzelte Jordan.
„Oder sie werden Sex haben, die beiden lieben sich“, konterte Dreda.
„So einfach ist das bei denen nicht, Nic hat da ja auch noch was mit zu reden, glaub ich“, entschied Jude.
„Du hattest damals Recht, ich will sie nur haben, weil er sie hat, das war schon mein ganzes Leben so“, hörten sie Niclas plötzlich hinter sich und sie drehten sich um.
„Hey Nic, was machst du hier?“
„Ich wollte sehen, ob es ihr gut geht, tut es ihr anscheinend. Sagt ihr nen Gruß von mir, ich bin dann mal wieder weg“, bemerkte er nachdenklich und ging mit einem Display in der Hand zu den Kabinen mit den getöteten Liquids und öffnete sie nacheinander.
„Was machst du da?“, fragte Jordan und kam zu ihm hin.
„Ich schände ihre Körper und werfe sie dann weg“, sagte er furztrocken.
„Was?“
„Ihre Familien wollen sie endlich beerdigen können, der Boss hat eine Entscheidung gefällt“, konterte er und Lonny kam mit einem silbernen Sarg zu ihm gerollt.
„Sie werden beerdigt?“
„Ja, so in etwa. Ihr solltet dabei nicht zusehen, ist echt deprimierend“, bat er und lud mit Lonny den ersten Leichnam in den Sarg.
„Ja, sollten wir nicht, kommt, lasst uns gehen“, drängte Jordan sie zurück in die Bar.
„So eingefroren habe ich sie für einen Moment vergessen“, dachte Dreda verwirrt laut nach.
„Ja, ich auch, es sind so viele. Wie werden sie beerdigt?“, fragte Jude und setzte sich auf einen Barhocker.
„Keine Ahnung, ich hatte noch keinen Kontakt mit einem toten Liquid bis zu dem Überfall, vermutlich jeder nach seiner zugehörigen Konfession. Ich will gar nicht richtig darüber nachdenken, als Liquid fühlt man sich irgendwie unsterblich, das macht einen so sterblich“, konterte Jordan und setzte sich neben sie.
„Ja, willkommen im Club, ich habe heute bei meiner Ärztin auch die ganze Zeit über den Tod nachdenken müssen“, bemerkte Jude.
„Dir geht’s doch gut, oder?“, fragte Jordan besorgt.
„Ja, ich bin krebsfrei, aber so eine Krankheit macht einem die Sterblichkeit so richtig bewusst. Was ist, wenn der Frieden nicht hält? Was ist, wenn man dich eines Tages in einer dieser Metallsärge steckt“, philosophierte sie.
„Der Frieden wird halten und wenn ich das Zeitliche segne werde ich eingeäschert“, entgegnete Jordan trocken.
„Manchmal bist du echt mitfühlend wie ein Backfisch“, murrte sie, rutschte vom Stuhl und ging aus der Bar.
„Was war das den jetzt?“, wollte Jordan verdutzt wissen.
„Ich glaub, das war eine kreative Liquid-Beleidigung“, schmunzelte Brendon.
„Ich geh zu ihr, bring deine Süße am besten wieder nach Hause, sie scheint auch ziemlich verwirrt zu sein“, erklärte Jordan und ging ihr hinterher.
„Baby, was ist los?“, fragte Jordan, als er Jude auf einer Bank vorfand.
„Ich bin unfruchtbar, Jor‘“, gestand sie.
„Hat dir das die Ärztin heute gesagt?“, fragte er vorsichtig und sie nickte stumm.
„Hast du Angst, dass ich dich verlassen werde? Das wird nicht passieren, niemals“, schwor er ihr und zog sie fest an sich.
„Das will ich auch schwer hoffen, Idiot“, murmelte sie.
„Du bist jetzt gesund, dass ist das Wichtigste, was es in unserem Leben gibt. Du bist doch ein Waisenkind, es würde sich sicher ein Waisenkind sehr freuen, von uns adoptiert zu werden“, munterte er sie auf.
„Ja, das sollten wir tun, du hast Recht. Ich dürfte nicht traurig sein, ich kenne jetzt beide meiner Eltern, habe einen Mann, der mich liebt und meine besten Freunde wollen heiraten. Die wollen das übrigens hier machen“, entschied sie.
„Ist schon verständlich, hier hat ja alles für sie angefangen. Ich kann hier eine echt heiße Junggesellenfeier für Brendon ausrichten, strippende Meerjungfrauen in Wasserröhren und Sushi von dem Bauch einer Kellnerin, er wird seine helle Freude haben“, schwärmte Jordan.
„Gibt es das auch für den Junggesellinnenabschied, klingt gut“, schmunzelte sie.
„Da hab ich weniger Erfahrung mit, aber vermutlich schon. Ist klasse, dass du so cool damit umgehst“, erwiderte er.
„Ich weiß halt, dass meine Freundin deine Eier auf Eis legen würde, wenn du irgendwas abziehen würdest“, warnte sie ihn.
„Auch wenn das als Drohung gemeint war, für uns Liquids ist dass das Schärfste, was du uns antun könntest“, säuselte er und begann ihren Hals zu küssen.
„Du wärst nicht mehr dran an deinen Eiern, wenn sie das macht“, entgegnete sie trocken.
„Autsch, weniger antörnend. Was denkst du, treiben es Arielle und Ice grade?“, wollte er wissen.
„Sie ist deine Schwester!“
„Sie hat aber auch ein Sexleben wie jeder andere. Also?“
„Keine Ahnung, ihr habt doch überall Kameras, wie ich euch Spanner kenne, auch in der Dusche, sieh doch nach, wenn’s dich anmacht“, war ihr das Thema unangenehm.
„Mach ich vielleicht. Ich warte auf Charlie, bis ich zurückfahre, aber du kannst ruhig schon heimfahren, wenn du willst“, schlug er vor.
„Ich kann auf euch warten, willst du mich loswerden?“
„Nie, weißt du doch, komm, lass uns wieder reingehen“, sagte er liebevoll und zog sie zurück in die Bar. Brendon und Dreda sahen gerade über die Sicherheitskamera zu, wie die Leichen weggebracht wurden.
„Das ist der deprimierenste Live-Feed, den ich je gesehen habe, schaltet mal auf Kamera 5 um“, bat Jordan und Brendon schaltete um. Tatsächlich erwischten sie die beiden jungen Liquids beim Sex in dem von Dampf benebelten Duschraum.
„Cool, nen Porno“, entgegnete Brendon.
„Einer in dem meine Schwester mitspielt, also bitte wieder umstellen“, murmelte er plötzlich und Brendon stellte den Display aus.
„Dir ist schon klar, dass ich darauf schalten sollte, oder?“
„Ja, wollte was checken, aber das ist dann doch zu bizarr. Ich würde jetzt am liebsten da rein stürzen und ihm eine verpassen“, bemerkte Jordan mit zusammengepressten Lippen.
„Die Kleine ist erwachsen, das wäre nicht so passend, vor allem wenn sie grad zusammenkommen, wortwörtlich“, schmunzelte Brendon.
„Okay, ich dachte, ich wäre cool damit, bin ich aber nicht. Anderes Thema, Blue Orchid, ich, du, die Zwillinge und Little Lonny“, schlug Jordan vor.
„Sollten wir in ihrer Gegenwart darüber reden?“, sah Brendon die Frauen an.
„Meine Süße ist cool damit, so lang ich ihnen auch so was ähnliches besorge“, konterte Jordan.
„Für Ladies gibt es hier so was nicht, ich kenn den ganzen Plan der Station langsam ziemlich gut“, erklärte Brendon.
„Wir werden was finden, was uns genauso Spaß macht, ich werde was Schönes planen“, versprach Jude und lächelte Dreda an.
Zwei Monate später
Klirrend stellte Arielle ihre Teetasse ab. Sie saß in einem Café im englischen Stil zusammen mit Dreda, die tags drauf heiraten sollte, und Jude.
„Tut mir leid, dass ist echt öde“, murrte Arielle.
„Es ist nicht deine Party, Char‘, sondern die von Dreda“, erwiderte Jude.
„Tut mir leid, ich find’s auch öde, Süße“, entschuldigte sich Dreda bei ihrer besten Freundin.
„Wir machen uns schick und gehen zu den Jungs ins Orchid?“, schlug Jude vor, die sich auch langweilte.
„Wollen wir wirklich wissen, was unsere Jungs da so treiben?“, fragte Dreda unsicher.
„Ist dein Abschied, du entscheidest“, entgegnete Jude.
„Tun wir’s, wenn ich ihn dann immer noch heiraten will, weiß ich es genau“, schlussfolgerte Dreda.
„Klasse, das Orchid ist immer ziemlich stimulierend. Was? Ich geh da ab und zu rein, seit ich mit Ice zusammen bin. Das regt uns an“, freute sich Arielle und stand auf.
„Okay, wenn du meinst. Ich hab ein Kleid, was toll passt für heut Abend“, plante Jude und so zogen sich die Frauen sexy an und gingen in die Liquid-Strip-Bar.
Halbnackte Frauen, die blaue Glitzer-Tattoos überall am Körper trugen schwammen in blau beleuchteten Tankröhren am Eingang ohne Mühe unter Wasser herum.
„Interessant, da können sie wenigstens keine von denen anfassen“, stellte sich Dreda vor einer der Röhren.
„Hier fasst niemand, irgendjemanden an, das ist ein Liquid-Laden“, schmunzelte Arielle und ging weiter.
„Immer wenn ich denke, ich kapiere die Liquids, hör ich so was“, bemerkte Jude und zog Dreda weiter. Jude trug ein knallrotes, sehr eng geschnittenes Seidenkleid mit chinesischen Stickereien darauf. Sie hatte es in einem Second-Hand-Laden entdeckt und noch nie zuvor getragen.
Die Haupthalle bestand aus einem riesigen Becken, dass wie ein Aquarium aussah. Weibliche Liquids nur in blaue Strings gekleidet schwammen sich lasziv bewegend darin herum. Darunter war eine Bar, an der die Frauen ihre Männer suchten. Die saßen aber in einem von Wasserpfeifenrauch behangenen Raum und spielten Poker.
„Das ist fast schon niedlich, ich hab echt gedacht, ich erwische meinen Freund jetzt, wie er Sushi vom Bauchnabel einer Tänzerin isst“, war Jude erleichtert, dass sie nur pokerten. Lächelnd wollte Jude durch die Tür des Raums gehen, in dem das Spiel stattfand, aber wurde von einem Schallfeld brutal zurückgeworfen.
„Au, was zum Henker war das denn?“
„Das ist ein Gentleman-Club-Raum, Honey“, konterte Arielle lässig und half ihr auf.
„Okay … klar, was?“, verstand sie nicht.
„Slug hat den Raum mit einem Sensor ausgestattet, der weiblichen Lebewesen den Zutritt in diesen Raum verwehrt, die Tänzerinnen und Kellnerinnen tragen einen Chip, aber der setzt er jeder persönlich ein, nur um sicher zu gehen“, erklärte Arielle.
„Slug ist also genauso ein Schwein wie jeder andere Mann, was für ein Schock“, murmelte sie benommen.
„Was geht da drin vor?“, wurde Dreda neugierig.
„Ein Gentleman genießt und schweigt sagt Ice immer, ich könnte ihn dafür immer schlagen“, konterte Arielle mit Verärgerung in der Stimme.
„Jeder Mann muss sein Geheimnis haben, lassen wir ihnen ihre, gut finden müssen wir es ja nicht“, bemerkte Jude und ging Richtung Ausgang.
„Wir gehen also wieder?“, fragte Dreda verwundert und Arielle zuckte mit den Schultern.
Sydneys Bar war an diesem Samstagabend gut gefüllt, als sich Arielle und Dreda neben Jude an einen Tisch setzten.
„Alkohol, endlich mal eine gescheite Lösung für einen Junggesellinnen-Abschied“, bemerkte Arielle und hob die Hand um zu Bestellen.
„Ich will nichts trinken, ich will morgen nicht aufgequollen und verkatert sein“, jammerte Dreda.
„Dre, das ist dein letzter Tag als Single, ein, zwei Drinks kannst du doch vertragen“, neckte Arielle sie.
Spät an diesem Abend saßen die drei Frauen etwas an geschäkert nackt in einem Whirlpool im Spa.
„Du hattest Recht, Arielle, das ist gleich so viel angenehmer“, bemerkte Dreda zufrieden und trank einen Schluck aus der Wodka-Flasche, die sie aus der Bar mitgenommen hatten, als der Barkeeper nicht hingesehen hatte.
„Ja, scheiß auf die Jungs, sollen sie doch ihren Spaß haben“, gackste Jude, die schon ziemlich betrunken war.
„Wir können genauso viel Spaß haben, die können ihre Live-Pornos schauen so viel sie wollen“, murmelte Arielle.
„Wiederhol das“, bat Dreda.
„Wupps, wollte das eigentlich gar nicht erzählen, Wodka macht mich echt gesprächig“, lallte Arielle vor sich hin. Dreda und Jude kamen zu der jungen Ex-Polizistin herangerückt.
„Okay, wenn ihr jetzt noch näher rankommt, stellen wir die besten Szenen von ihrer Abendveranstaltung nach“, brabbelte sie und Jude und Dreda drückten ihre Freundin unter Wasser, um sie zum Reden zu Bringen.
„Leute, ich bin eine Liquid, ich kann ne ganze Weile unter Wasser ausharren", tauchte sie kein bisschen außer Atem nach einer kleinen Ewigkeit unter Wasser wieder auf.
„Richtig, das könnte ne Weile dauern. Sag es uns einfach, woher weißt du, was sich darin abspielt, sag’s uns“, bat Jude, die versuchte sich zusammen zu reißen.
„Meinetwegen, ist ja kein großes Geheimnis, ich hab das neue Sicherheitssystem hier mitentwickelt, es gibt auch eine im Gentlemans Club eine Kamera, die ist zwar passwortgeschützt, aber ich hab mal mit dem Sicherheitschef geschlafen, na ja, mehr als einmal, er ist einer dieser Kerle, an dem du deinen sexuellen Frust auslässt, wenn er in die Stadt kommt“, erklärte sie.
„Man, Wodka macht dich echt gesprächig. Betrügst du Sydney?“
„Nein, ich liebe ihn wirklich, in meinem früheren Leben war das. Wollt ihr es sehen?“, fragte sie.
„Will ich ihn dann morgen nicht heiraten?“, wollte Dreda wissen.
„Keine Ahnung, ich würde es noch tun“, entgegnete sie.
„Ich will es sehen“, bat Dreda.
„Gut, dann gehen wir in Slugs Büro, da hab ich Zugriff drauf“, konterte Arielle, ging aus dem Becken und schlüpfte in ihren Kimono.
20 Minuten später erwischte Slug drei nasse sexy Frauen im Kimono, wie sie auf einen Bildschirm starrten.
„Nett, ich wollte eigentlich grad selbst ins Orchid, aber ihr habt ja hier Live-TV“, musterte er sie.
„Du bist ein Schwein, Edgar, ein dreckiges, verlogenes Arschloch“, lallte Arielle und kam mit der Wodka-Flasche in der Hand zu ihm getorkelt.
„Ich wollte gerade die Überwachungsvideos von der Bar ansehen um zu schauen, wer den Wodka geklaut hat, scheint so, als könnte ich mir das jetzt ersparen. Krieg ich auch nen Schluck?“, fragte er und sie stellte die Flasche auf den Tisch.
„Danke, für die Spionage von euren Jungs ist die Kamera eigentlich nicht gedacht. Ihr cleveren Mädels habt meine Sicherheitsmaßnahmen übergangen, seid ihr zufrieden damit, was ihr dort gesehen habt?“
„Ich weiß grad nicht, ob ich kotzen oder meinen Verlobten kastrieren soll, oder beides gleichzeitig“, erwiderte Dreda tonlos.
„Genau aus dem Grund solltet ihr das nicht sehen. Soll ich Pater Joseph sagen, dass die Hochzeit ausfällt?“
„Nein, der Arsch wird morgen geheiratet, da kann er sicher sein. Ich geh ins Bett, ich will morgen gut aussehen“, lallte Dreda vor sich hin und torkelte Richtung Dienstwohnungsanlagen.
„Wenn sie ihm verzeihen kann, gut, ich weiß es eher nicht“, fand Jude wieder Worte und torkelte auch davon.
Als Jude am Tag der Hochzeit ihrer besten Freundin erwachte, hätte sie gern einen Filmriss gehabt, aber sie wusste noch alles vom Tag zuvor. Ihr Freund schlief friedlich wie ein Baby neben ihr. Wütend schupste sie ihn brutal aus dem Bett.
„Was zum? Baby, was soll das?“, rappelte er sich auf.
„Ich hoffe, du hattest deinen Spaß, das wird dein letzter Spaß gewesen sein, den du jemals im Leben haben wirst“, sagte sie tonlos und stand auf.
„Morgensex ist also nicht drin?“, verstand er nicht.
„Zu keiner Tageszeit würd ich sagen. Zieh dich an, wir gehen zu einer Hochzeit“, murrte sie und ging unter die Dusche.
„Was ist los? Sag’s mir“, wollte er Klarheit.
„Ich war gestern mit den Mädels im Orchid, unsere Party war unlustig, wir haben Sachen gesehen, die ich nie wieder aus meinem Kopf kriege“, konterte sie während sie duschte und er sich wusch.
„Wir waren den ganzen Abend in der Poker-Lounge, nur Poker, nichts weiter, was willst du denn gesehen haben?“, verteidigte er sich.
„Ich kann es gar nicht aussprechen, lass mich allein, ich will duschen“, zischte sie und er ging verwirrt nach draußen.
„Alter, was haben wir gestern gemacht?“, rief Jordan, Sydney an.
„Ich weiß nicht mal wo meine Freundin ist, du kannst Fragen stellen, ich hab nen bengalischen Tiger in meinem Schädel“, maulte Sydney, der total verkatert am Bildschirm saß und seine Lesebrille in der Hand hielt.
„Verdammt, ich dachte wenigstens du weißt was, ich muss Freeze oder Lonny fragen“, erwiderte er und legte wieder auf.
„Freeze, Kumpel, ich hab nen Filmriss, ne Ahnung was gestern war?“, suchte er weiter nach Antwort.
„Oh man, nerv doch meinen Bruder damit“, legte Niclas auch gleich wieder auf.
„Was seid ihr eigentlich für Kameradenschweine“, grummelte er und telefonierte weiter.
„Super, wollt ihr mich jetzt noch damit aufziehen, dass ich gestern als einziger nüchtern bleiben musste?“, war das Nesthäkchen der einzige der Bande, der schon halb im Smoking vor dem PC saß.
„Stimmt, minderjährig, Gott sei Dank. Bitte sag mir was gestern im Orchid los war, meine Freundin hat mich grad brutal aus dem Bett geschmissen und will mir nicht sagen, warum sie so stinkwütend ist“, war Jordan erleichtert.
„Dann hab ich wohl noch das Highlight des Abends verpasst, ich kam nicht mehr ins Orchid mit, unter 21, schon vergessen?“
„Verdammt, richtig, danke trotzdem Lon‘. Steht dir gut der Smoking“, bedankte er sich und legte frustriert auf. Brendon wollte er nicht behelligen, das war sein Hochzeitstag.
Die Dusche weckte ihre Lebensgeister wieder und die Erinnerungen an den Tag zuvor poppten in ihr Hirn. Das machte den Ärger auf ihren Freund nicht gerade besser. Sie trocknete sich ab, schlüpfte in ihr rotes Korsett und presste wütend die seitlichen Schnallen zu. Sie schlüpfte in einen roten Body und befestigte ihren roten Chiffon-Rock daran.
Der Chiffon schlurfte über den Boden, als sie aus dem Zimmer ging.
„Du siehst wunderschön aus“, flirtete Jordan, als er seine Freundin sah.
„Du kannst duschen“, sagte sie nur.
„Bitte, ich hab nen Filmriss, sag mir, was du gesehen hast, bitte, Baby“, flehte er.
„Du hast 10 Minuten, sonst geh ich ohne dich zu Brendon und Dreda, ich muss ihr noch beim Kleid helfen“, drängte sie ihn und er trottete betrübt ins Badezimmer.
Fertig gestylt, aber noch barfuß ging sie mit Jordan, der wie ein Schoßhund hinter ihr her trottete, zu ihrer besten Freundin. Sie wusste nicht, wie viel die Braut vom Tag zuvor wusste, sie hoffte so, dass sie genauso unwissend war wie ihr Lebensgefährte. In dem Moment kam sie sich ziemlich dumm vor, wenn Dreda es schon wusste und ihn verlassen hatte, erinnerte sie sie mit ihrem Aufzug nur daran, was sie verloren hatte. Zögerlich klopfte sie an der Tür.
„Danke, dass du klopfst und nicht klingelst, mein Hirn schmerzt vielleicht. Man, siehst du gut aus, ich hätte nen hässliches Brautjungfernkleid aussuchen sollen, du stiehlst mir heut echt die Show“, begrüßte Dreda sie lächelnd.
„Du hast ein Filmriss nach gestern, oder?“
„Ich hab noch verschwommene Erinnerungen an unser Nacktbaden im Whirlpool, dann verschwimmt alles, war zumindest genial. Hab ich was verpasst?“, war Dreda bester Laune. Sie wollte sie nicht schocken, deshalb meinte sie nur “Ja, war genial“ und ging mit ihr ins Schlafzimmer, um ihr ins Kleid zu helfen.
„Weißt du, was gestern war?“, wollte Jordan von Brendon wissen, als die beiden Männer etwas unsicher in Smokings auf dem Sofa saßen.
„Ja, das war absolut genial gestern, vielen Dank nochmal dafür, davon werde ich mein ganzes Eheleben zehren“, schwärmte Brendon und packte ihn an der Schulter.
„Gott sei Dank, die anderen haben alle einen Hänger, Jude sieht mich an, als wäre ich ein Fremder, was haben wir gestern schreckliches getan?“, hoffte er auf Antworten von seinem Kumpel.
„Sie weiß davon? Sie ist jetzt in einem Zimmer mit meiner Verlobten, verdammt“, sprang Brendon entsetzt auf.
„Kann mir jemand verdammt nochmal sagen, was gestern war?“, ging er Brendon hinterher, als der Richtung Schlafzimmer ging.
„Jude, Süße, ich muss kurz mit dir reden“, rief Brendon mit seiner Säusel-Stimme hinein.
„Bren‘, ich quetsch grad feine Vollweib-Freundin in ihr Kleid, ich hab jetzt grad keine Zeit“, rief Jude hinaus.
„Schatz, hilf mir, Jude erstickt mich“, hörte sie Dreda keuchen.
„Jude, Baby, komm einfach kurz raus, wir haben noch über eine Stunde bis zur Zeremonie“, rief auch Jordan und die Tür sprang auf. Eine bläulich angelaufene Braut saß keuchend auf dem Bett.
„Na ja, jetzt haben wir wenigstens etwas Blaues“, schmunzelte Brendon.
„Nicht witzig, Schatz“, murrte Dreda keuchend.
„Mach ihr das Korsett lockerer und dann komm bitte raus“, bat Brendon und Jude kam nach ein paar Minuten raus.
„Was? Ich muss auch noch die zweite Trauzeugin finden, wo zum Teufel die auch wieder steckt“, war Jude gestresst.
„Ich weiß, dass du es weißt“, begann Brendon.
„Slave, ich will nicht raten, was du mir sagen willst“, schien sie auf ihn auch nicht gut zu sprechen zu sein.
„Das Blue Orchid, irgendwie habt ihr es durch die Sperre geschafft und habt uns beobachtet. Ich werde sie verlieren, wenn sie das erfährt“, bat er flehend.
„Deshalb sag ich es ihr auch nicht, ich liebe euch beide, du wärst der einzige, der ihr das sagen sollte“, entschied sie mit Nachdruck.
„Wenn mir nicht sofort einer sagt, was gestern war, schrei ich ganz laut“, mischte sich Jordan ein.
„Ihr Saftsäcke habt euch von Unterwasser-Meerjungfrauen einen blasen lassen, während ihr Poker gespielt habt“, rückte sie endlich mit der Wahrheit heraus und Brendon zuckte zusammen, als wäre ihm das furchtbar peinlich.
„Nein, ich hasse Blow-Jobs, das ist nicht möglich“, stotterte Jordan.
„Jord‘, tu nicht so unschuldig, ich kenn deine Vergangenheit, lass das“, zischte Jude.
„Was ist hier los?“, kam Dreda angelockt von Judes Rumgebrülle aus dem Schlafzimmer.
„Schatz, ich muss dir was sagen“, zog Brendon sie ins Schlafzimmer.
„Wunderbar, jetzt ist die Hochzeit vom Tisch, auch gut, mein Korsett ist eh zu eng geschnürt“, konterte Jude trocken und setzte sich mit dem geschockten Jordan auf das Sofa.
„Ich hab da wirklich keine Freude dran, vor allem nicht, wenn meine Schwester das gesehen hat, ich muss mich übergeben“, ging Jordan ins Badezimmer und übergab sich dort. In diesem Augenblick klingelte Jordans Handy. Es war Arielle.
„Charlie, na endlich, wo steckst du?“, fragte Jordan sie und rieb dabei ihre Augen.
„Jude, ich glaub, ich hab einen furchtbaren Fehler gemacht“, weinte Arielle am Telefon.
„Da bist du anscheinend nicht die einzige, wo bist du?“
„In Slugs Apartment, ich bin nackt in seinem Bett aufgewacht“, war sie total durch den Wind.
„Masel tov, dann hast du ja bald die ganze Familie durch“, raunzte Jude.
„Warum bist du so fies zu mir? Ich hab dir nichts getan“, schniefte sie.
„Tut mir leid, ich komm zu dir, ich bring dir was zum Anziehen mit“, sah sie ein, dass Arielle genug gelitten hatte und noch leiden würde und ihre Hilfe brauchte.
Bevor Jordan aus dem Badezimmer zurückkam, war Jude in ihre Wohnung zurückgegangen, hatte ihren Rock abgezogen, war in Jeans geschlüpft, hatte sich Anziehsachen für Arielle geschnappt und war zu Slugs Wohnung, die nicht weit entfernt von ihrer war, aufgebrochen.
„Ich erklär ihr die ganze Zeit, dass nichts zwischen uns passiert ist, aber sie hat den Filmriss des Jahrhunderts und heult nur noch“, erklärte Slug, als sie zusammen von seinem Gästezimmer standen, in das Arielle sich verkrochen hatte.
„Als hättest du sie nicht ausgenutzt, Schweinehund!“
„Dein Filmriss ist nicht so ausgeprägt wie bei den anderen, oder?“, schlussfolgerte er.
„Das erste Mal in meinem Leben bereue ich, dass ich viele Erfahrungen mit Alkohol gemacht habe und deshalb trinkfest bin“, entschied sie und sah ihn kritisch an, als er ihr auf die Brüste starrte.
„Ja, das sind Brüste, Doc, die kennst du doch zu Genüge“, zog sie ihren Bolero ruckartig über den oberen Teil des Bodys.
„Tut mir leid, die poppen nur so raus, wenn du sauer bist. Sie ist die Freundin meines Sohnes, ich habe Anstand und ein ethisches Gewissen“, versprach er.
„Sagt der Kerl, der Menschen in Fische verwandelt. Süße, du musst doch langsam frieren, lass mich rein“, bat sie und klopfte gegen die Tür.
„Komm rein“, öffnete sie die Tür einen Spalt und zog Jude hinein.
Ein vollkommen aufgelöstes Elend hatte den Körper der selbstbewussten Ex-Polizistin übernommen.
„Ich war damit fertig, ich wollte treu bleiben, mit ihm alt werden, jetzt knall ich seinen Vater“, begann sie wieder zu weinen.
„So was passiert, zieh dich an, schon gut“, versprach sie.
„Ich kann heute nicht auf diese Hochzeit gehen. All diese Romantik und ich muss Ice begegnen“, versuchte sie sich zusammen zu reißen.
„Es wird vermutlich keine Hochzeit geben, keine Sorge!“
„Was? Was ist passiert?“
„Nicht wichtig, lass uns erst mal verschwinden“, fand Jude es besser, die traumatisierte Arielle mit der Wahrheit erst mal zu verschonen.
„Ich hab nicht mit ihr geschlafen, glaub mir, sie war nach gestern nur so fertig, dass ich sie zu mir gebracht habe, weil sie nicht in die Wohnung meines Sohnes zurück wollte. Ich hab ihr nur geholfen, das hat man nun davon, dass man mal nett ist“, erklärte Slug ernst.
„Du bist doch ein Überwachungs-Freak und wie ich deinen Geschmack kenne hast du sicher eine Kamera über deinem Bett. Beweis es“, forderte Jude standhaft.
„Diese Seite von mir hättest du am besten nie gesehen“, murmelte Slug und machte ein Display an, auf dem er mit ein paar Handbewegungen eine Aufnahme vorspielte.
„Okay, das war gestern zwischen 22 Uhr und 9 Uhr morgens, solang hat sie geschlafen“, spielte er die Aufnahme im Zeitraffer ab. Sie sah wie Arielle mit ihm reinkam, ihren Morgenmantel auszog, nackt in sein Bett stieg und dort bis am nächsten Morgen unter lauten Schnarch-Geräuschen schlief.
„Ich hab nur geschlafen, mein Gott, ich war ihm treu, das ist wunderbar“, war Arielle erleichtert.
„Siehst du, du kannst dir selbst vertrauen. Jetzt geh, zieh dich um, vielleicht geschieht ja noch ein Wunder und die Hochzeit findet noch statt“, beruhigte Jude sie und sie eilte davon.
„Du wirst es ihr nicht sagen, oder?“, fragte Slug hoffend.
„Gerettet vom Spanner-Dasein, gratuliere. Bitte komm nicht zur Hochzeit“, raunzte sie ihm tonlos entgegen und folgte ihrer Freundin nach draußen.
Als Jude nachdenklich 20 Minuten später an eine Stuhllehne gelehnt im noch leeren Standesamt stand, bekam sie einen Anruf. Es war Dreda.
„Hey Dre, wie geht’s dir?“, fragte sie mitfühlend.
„Wo steckst du? Die Trauung ist in einer halben Stunde und ich bin nur halb angezogen“, schien ihre Freundin die Hochzeit durchziehen zu wollen.
„Du willst das durchziehen?“
„Das war ein Junggesellenabschied, sie wissen nichts mehr von ihrem Spaß, dass sollte Strafe genug sein und Brendon ist untröstlich. Wir haben so viel durchgemacht, da ist das Pipifax“, entschied Dreda und Jude sah Jordan an, der verweint seine Knie an sich gezogen auf einer Tribüne saß.
„Ich komm gleich“, sagte sie nachdenklich und ging auf Jordan zu.
Wortlos zog Jude den Kopf ihres Freundes hoch und küsste ihn zu seiner Überraschung sanft.
„Du kannst dich nicht erinnern und du bereust es furchtbar, du hattest dich vermutlich nicht unter Kontrolle, ich verzeih dir“, versicherte sie leise und Jordan fiel ihr stürmisch und dankbar um den Hals und drückte sie fest an sich.
„Ich muss zu ihr, sie ist noch nicht fertig, die Pflichten einer Brautjungfer, wie du weißt. Bitte sorg dafür, dass deine Schwester sich umzieht, wenn sie es noch nicht getan hat und dass alle Suffköpfe auf ihrer Position sind, wenn wir zurückkommen“, bat sie und eilte zu Dreda. Sie befürchtete Dreda als aufgelöstes Wrack, aber ihre Freundin hatte ihrem Make-up nach zu urteile nicht mal eine Träne vergossen.
„So, jetzt machen wir dich zur Braut“, kam Jude ins Schlafzimmer und half ihr, sich fertig an zu ziehen. Nachdem sie auch wieder ihren Rock angezogen hatte, ging sie mit der Braut zum Standesamt. Wie aus dem Ei gepellt standen dort, die Zwillinge, Lonny, Jordan und Brendon am Trautisch, Arielle und Aria auf der anderen Seite. Ihren Gesichtern zu Folge wussten nun alle, was am Tag zuvor vorgefallen war und sie konnten sich gegenseitig nicht mehr ansehen. Als Dreda aber hereinkam, sahen sie alle die Braut an, wie es Brauch war.
„Ich hab niemanden, der mich zum Altar führt“, fiel es Dreda plötzlich ein.
„Ich denk mal, dein Dad ist doch nicht niemand“, schmunzelte Jude und zeigte auf die Eingangstür. Ihre Eltern waren gekommen.
„Sie sind da“, flossen bei Dreda plötzlich die Tränen.
„Jetzt weinst du? Hör auf, sonst versaust du noch dein Make-up“, lächelte Jordan und ging zum Trautisch vor, während Dreda ihre Eltern begrüßte.
„Wie hast du denn das geschafft“, wollte Jordan von ihr wissen.
„Das ist die Hochzeit ihrer einzigen Tochter, sie mussten einfach da sein, da hab ich sie höflich darum gebeten“, erklärte sie. Das war gelogen, sie hatte Hilfe von außerhalb gehabt, das wollte sie ihr aber nicht sagen.
Sie konnte kaum glauben, wie sehr sich ihre beste Freundin verändert hatte. Sie sah so stark aus, als sie am Arm ihres Vaters zum Trautisch ging. Nach allem, was sie nur Minuten zuvor erfahren hatte, hätte Jude in ihrer Lage die Hochzeit nicht durchziehen können.
„Geht’s dir gut?“, fragte Arielle und legte ihre Hand auf Judes Schulter.
„Ja, geht, danke, dir?“
„Ich denke mir in meinem Kopf grad einen Plan aus, wie ich Ice noch quälen kann, aber sonst gut, danke“, schmunzelte Arielle und hakte sich bei Jude ein. Sie hatten sich während Judes Beziehung zu Arielles Bruder zwar etwas angefreundet, aber diese Nähe zu ihr war etwas verwirrend für sie.
Anscheinend gaben Dredas Eltern ihr die letzte Kraft, die Hochzeit durch zu ziehen. Jude war heilfroh, dass sie den Schritt gegangen war und Luke um Hilfe gebeten hatte. Zusammen hatten sie Dredas Eltern überzeugen können. Dreda hatte Recht, Luke hatte sich zum Besseren gewandt, aber nicht genug, um wieder in ihr Leben zu kommen. Lächelnd überreichte Jude ihrer Freundin während der Trauung die Eheringe. Sie ließ ihr letztes Jahr nochmal Revue passieren. Es war so viel passiert in ihrem Leben und auch Dreda hatte ihr Leben glücklicher gemacht.
An diesem Abend ging Arielle in die Bar, in der sich Sydney verkrochen hatte, weil ihm nicht nach Party machen war.
„Hey Süßer, ich wollte dir noch dein Geld für den Alkohol geben“, kam Arielle in ihrem wunderschönen roten Brautjungfern-Kleid auf Stöckelschuhen zu ihm gestöckelt.
„Dann warst du das mit der Flasche, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich meinen Dad nicht um Hilfe gebeten. Du darfst dich hier vergreifen, musst es mir nächstes Mal nur sagen“, entschied er, während er Gläser wusch.
„Tu das nicht!“
„Tu was nicht!“
„Wir habe noch nicht darüber geredet!“
„Ich komm damit klar, ich bin da viel aufgeschlossener als die anderen“, behauptete sie.
„Ich hab dich in den letzten Monaten sehr gut kennengelernt, es macht dir was aus, ich will gar nicht anfangen mich zu entschuldigen, denn ich weiß immer noch nicht was ich gemacht habe, na ja, ich hab davon gehört, aber verstehen kann ich es nicht wirklich, wir müssen zu Absinth oder so gewechselt haben, irgendwann nach dem Wodka und vor dem Rum, glaub ich war es“, entgegnete er.
„Jetzt gibst du also dem Alkohol die Schuld?“, wollte sie wissen und klang dabei kritischer, als sie wollte.
„Du kommst also komplett damit klar, ja, sicher“, konterte er keck.
„Ich habe Versionen dieses Tages in meinem Kopf durchgespielt, in denen ich dich an deinen Eiern an eine Angel hänge und dich diesen Hochseehaien hier zum Fraß vor werfe, aber dann hab ich mich entschieden, davon ab zu weichen“, gestand sie, trennte ihren Chiffon-Rock von ihrem Kleid und setzte sich cool auf den Tresen.
„Autsch, hattest du auch eine Version in deinem Kopf in der du mich so scharf machst dass ich es kaum aushalten kann und du mich dann am langen Arm verhungern lässt?“, fragte er und stellte sich hinter sie um ihre Hüfte zu berühren.
„Solang mein Bruder dich nicht auf alle Geschlechtskrankheiten getestet hat, die so grassieren, kriegst du dass weder zu sehen noch an zu fassen“, entgegnete sie und legte seine Hände in ihren Schoß.
Er schnaufte kurz.
„Deine Hände sind so schön warm, das ist ungewohnt“, entgegnete sie.
„Ich hatte meine Hände lange unter heißem Wasser. Auch wenn ich damit die Stimmung ruinieren könnte, diese Frauen im Orchid verbringen die meiste Zeit unter Wasser, sie sind vermutlich die saubersten Frauen auf dieser Station“, begann er zu erklären. Er vermutete, dass sie schlecht darauf reagieren würde, dass sie ihn verführen würde, überraschte ihn vollkommen.
„Man, Sex auf dem Tresen zu haben war immer schon mal nen Traum von mir“, schwärmte er, als sie sich wieder anzog.
„Ja, war nett“, murmelte sie nachdenklich.
„Nett? Autsch, war das jetzt meine Strafe?“, fühlte er sich gekränkt über ihre Aussage.
„Nein, nicht direkt“, bemerkte sie und nahm seine Anziehsachen auf.
„Du willst meine Sachenwaschen? Das ist doch eher eine Strafe für dich, oder?“, verstand er nicht.
„Tut mir leid, mein Süßer, du hast es aber verdient“, entgegnete sie und ging Richtung Ausgang.
„Du willst mich doch jetzt nicht nackt hier allein lassen, die Hochzeitsgäste kommen gleich“, bemerkte er nervös.
„Ich lass dich nicht allein, keine Sorge“, konterte sie und warf ihm seine Unterhose zu. An der Tür warteten zwei bewaffnete weibliche Sicherheitskräfte auf sie.
„Was zum…?“, fluchte er.
„So kann ich das verarbeiten, mein Süßer, versuch nicht weg zu rennen, sie wissen, was du getan hast und finden das gar nicht lustig“, entschied sie ernst und ließ ihn allein.
In weiten Leggings und im Unterhemd kam Arielle ins Wohnzimmer des frisch gebackenen Ehepaars Lewter und stellte die Schale mit Popcorn auf den Tisch vor sich.
„Also so hab ich mir meine Hochzeitsnacht nicht vorgestellt“, konterte Dreda, die nicht weniger leger gekleidet auf dem Sofa saß.
„Du wirst deine Hochzeitsnacht haben, keine Sorge, das brauchen wir nur für unser Seelenheil“, versprach Jude, die neben ihr saß und eine Flasche Sekt öffnete.
„Ich hab ihm verziehen, ich dachte ihr auch“, wunderte sich die Braut.
„Ja, schon, aber so wird’s besser“, entschied Aria, die auch zu dieser Party geladen war.
„Slug muss dir damals sehr weh getan haben“, schlussfolgerte Jude.
„Ne, nicht wirklich, aber ich seh trotzdem gern leiden“, schmunzelte Aria und Arielle und machte das Display an. Das Display zeigte ihnen den SPA, besser gesagt die Kosmetik-Abteilung.
„Ich versteh immer noch nicht so ganz“, wusste Dreda immer noch nicht, um was es ging.
„Du kannst dich daran erinnern, was du alles vor deiner Hochzeit körperlich ertragen musstest, das ganze Waxing, Zupfen und alles andere?“
„Oh ja, zu gut!“
„Wir dachten, die Männer sollten auch in die Freude dieser Maßnahmen kommen“, schmunzelte Jude.
„Man, du musst ja echt stinkig auf Jordan sein“, kommentierte Dreda, was sie sah. Die Zwillinge, Jordan, Slug und ihr Ehemann wurden von drei weiblichen Wachpersonen und vier Kosmetikerinnen in die Ecke gedrängt.
„Danach vielleicht ein bisschen weniger“, konterte sie und zog Arielle aufs Sofa.
„Na Jungs, habt ihr euren Spaß gehabt?“, frotzelte Jude, als sie in Begleitung der anderen Frauen zu dem Eis-Whirlpool im SPA kam, wo sich die Jungs nach der Behandlung erholten.
„Das war echt so unter der Gürtellinie, wortwörtlich“, jammerte Niclas.
„Eigentlich war das nicht mal ne richtige Strafe, wir haben das alle auch mitgemacht diese Woche“, stellte sich Arielle breitbeinig vor sie. Sie trug nur einen Bikini und Stöckelschuhe.
„Das ist auch noch Teil unserer Strafe, oder?“, wollte Brendon wissen.
„Ich weiß nicht, was du meinst, wir gönnen uns nur eine nette Runde im Pool nach unserem spaßige Film“, entschied Jude und ging hinter ihrer Freundin her, die Richtung Pool lief.
„Dich seh ich später, Tiger“, säuselte Dreda ihrem Ehemann entgegen und folgte ihnen. Den restlichen Abend neckten die Frauen ihre Männer, indem sie ihnen ihre Bikinioberteile zuwarfen oder sie mit warmem Wasser bespritzten.
Entspannt und in bester Laune kamen sie in die Wohnung des frischgebackenen Ehepaars zurück.
„Das hat so Spaß gemacht, dass war echt das Beste an dem heutigen Tag, sag das aber nicht Brendon“, schmunzelte Dreda, als die beiden Freundinnen ins Schlafzimmer kamen.
„Der Abend wird noch besser“, bemerkte Jude und deutete auf die vielen roten LED-Lichter und die Rosen, die sie mit den Mädels über das ganze Zimmer verteilt hatte.
„Das ist wunderschön“, war Dreda gerührt.
„Wir wollten eigentlich Kerzen nehmen, aber das war zu gefährlich“, erklärte sie.
„Du alte verkappte Romantikerin, ich danke dir“, umarmte sie ihre Freundin. Über ihre Schulter sah Jude die Kleidung der Männer dort liegen.
„Wir sollten den Kerlen ihre Klamotten wiedergeben“, schmunzelte sie und nahm die Anzugsjacke ihres Freundes auf. Dabei bemerkte sie eine Beule in der Jacke.
„Verdammt“, fluchte sie, als sie eine Samtschatulle aus der Jacke zog.
„Was?“, wollte Dreda wissen und Jude setzte sich mit der Schatulle in der Hand aufs Bett.
„Verdammt“, sagte auch Dreda.
„Er wollte mich heute um meine Hand bitten“, bemerkte sie tonlos.
„Und?“
„Und was?“
„Wirst du ja sagen?“
„Er hat mich nicht gefragt!“
„Irgendwann wird er es tun!“
„Gestern Abend hätt ich noch ohne mit der Wimper zu zucken ja gesagt, aber die heutige Nacht hat alles geändert“, konterte sie nachdenklich.
„Ich hab Brendon geheiratet, da schaffst du das auch“, schlussfolgerte Dreda.
„Bei euch ist das was anderes, du hast für ihn getötet und kennst ihn schon seit Jahren, so lang bin ich noch nicht mit Jordan zusammen“, wurde sie unsicher.
„Du hättest genauso gehandelt in dieser Situation. Du liebst ihn doch, oder?“
„Ja, ich liebe ihn sehr, aber heute kann ich seinen Antrag nicht annehmen“, murmelte sie und öffnete die Schatulle.
„Verdammt“, fluchte sie nochmal, als sie den Ring sah. Der Stein war riesig.
„Verdammt“, erwiderte Dreda, als ihr der Ring gezeigt wurde.
„Der Ring muss schweineteuer gewesen sein, wo hat er den her?“
„Keine Ahnung, mich hat er nicht eingeweiht. Du weißt jetzt nicht, was du mit dem Ring machen sollst, oder?“, wollte Dreda mitfühlend wissen und Jude nickte stumm.
„Dann gib ihn mir, ich versteck ihn und wenn er fragt sag ich ihm, er muss ihm aus der Tasche gefallen sein“, schlug Dreda vor.
„Du bist eine echte Freundin, danke“, bedankte sie sich.
„Dafür sind beste Freundinnen doch da, oder? Und jetzt geh, ich will in meiner Hochzeitsnacht mit meinem Mann allein sein“, bat sie und in dem Moment stand der Bräutigam auch schon im Schlafzimmer.
„Sie muss nicht gehen“, säuselte er.
„Du willst also, dass wir zu dritt in euer Ehebett steigen?“, fragte Jude nach und öffnete lasziv ihre Beine.
„Ja, das wäre schön“, schnaufte er.
„Nicht in diesem Leben, mein Süßer. Viel Spaß, ihr Zwei“, schmunzelte sie, stand auf und ließ das Ehepaar allein.
Jude war vollkommen in Gedanken, als ihr Freund tags drauf zu dem kleinen Terrassenkaffee kam, in dem sie frühstückte.
„Hey Schatz, bist früh weg heut Morgen“, begrüßte er sie mit einem Küsschen.
„Sorry, musste über so einiges nachdenken“, sagte sie in Gedanken versunken.
„War nen langer Tag gestern, deine beste Freundin hat geheiratet, da kommen gewisse Gefühle auf“, begann er.
„Warte, bevor du weiterredest, du willst mir doch nicht grad nen Antrag machen, oder?“, stoppte sie ihn.
„Du hast den Ring gefunden, oder? Ihr habt mir ja nicht die Zeit gelassen, ihn mit zu nehmen, als ihr uns gestern so überfallen habt. Ich trage ihn schon eine Weile mit mir rum. Ich weiß, ich hab dich schon vor ner ganze Weile gefragt, aber damals war unsere gemeinsame Zukunft noch nicht so greifbar. Aber ich möchte dich heiraten, Jude, ich weiß das schon so lange“, machte er ihr einen Antrag.
„Man und ich hab deinen Ring im Atlantik versenkt“, scherzte sie.
„Spinnst du, der hat zwei Monatsgehälter gekostet!“
„Das war ein Scherz, Mr. Ernsthaft, er ist bei Dreda sicher verstaut. Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht und bin nur zu einer Antwort gekommen …“, begann sie.
„Ich verstehe, ich hab’s letzte Nacht versaut, ich weiß!“
„Lässt du mich mal ausreden?“
„Sorry!“
„Die Antwort ist “Ja“ du Hornochse, natürlich will ich dich heiraten“, schluchzte sie und fiel ihm um den Hals.
„Ich hätte dir ja einen Ring gehabt, aber den hält deine beste Freundin jetzt als Geisel. Ich denke nicht, dass wir in nächster Zeit an den rankommen“, schmunzelte er glücklich und sie lachte beim Weinen kurz.
„Hey, was ist denn hier los?“, kamen Sydney und Arielle auf der Suche nach ihnen Hand in Hand ins Café.
„Wir haben uns grad verlobt“, platzte es aus Jordan heraus.
„Gratulation ihr beiden, zeigt mir den Ring“, freute sich Arielle für ihren Bruder und seine Verlobte.
„Den hält das frisch gebackene Ehepaar als Geisel“, erklärte Jude und wischte sich durchs tränenverschmierte Gesicht.
„Das muss ich nicht verstehen, oder?“
„Ich hab den Ring gestern schon gefunden und weil ich nicht wusste, was ich damit tun sollte, hab ich ihn bei Dreda gelassen. Ich hab ihr schon zwei Mal geschrieben, die sind anscheinend schwer beschäftigt“, erklärte Jude.
„Zumindest wird er heute netter behandelt als gestern, unsere Ladies haben es echt faustdick hinter den Ohren“, erkannte Sydney.
„Ihr hattet es verdient und uns kommt das auch zu Gute, wenn ihr schön gewachst seid. Setzt euch doch“, bat Jude.
„Sitzen ist noch nicht so“, murmelte Sydney.
„Ja, kann ich verstehen, du hattest sicher Olga, sie kann ganz schön brutal sein“, frotzelte Jude.
„Sie hat ihren Beruf verfehlt, sie sollte Terroristen in Übersee verhören“, jammerte Sydney.
„Du hast eindeutig keine Verletzungen erlitten um hier her zu kommen, du Weichei“, bemerkte Jordan cool.
„Ja, ich bin der Sohn des Chefs, aber ich hab auch viel aufgegeben um hierher zu kommen“, verteidigte Sydney sich.
„Wir kennen uns schon ne Weile, aber du hast mir nie von deinen Schandtaten erzählt“, stellte Jordan fest.
„Ich hab gelogen, betrogen und gestohlen, sehr erfolgreich, aber die Zeiten liegen hinter mir, mein Leben ist jetzt hier, mit deiner Schwester“, bemerkte er wortkarg und drückte die Hand seiner Freundin.
„Wirst du irgendwo polizeilich gesucht?“, fragte er kritisch.
„In Sydney vermutlich, ich bin schon neun Jahre hier, ich weiß es nicht mehr. Willst du, dass ich mich von deiner Schwester fern halte?“
„Nein, natürlich nicht, du hast mehr als einmal gezeigt, dass du es würdig bist, mein Schwager zu werden, falls meine Schwester dich nicht vorher umgebracht hat“, versprach Jordan.
„Ja, sie ist schon ne Granate, sie hat mich mit Sex überlistet gestern, ziemlich clever, was?“, erkannte er und Arielle grinste ihn an.
„Du hast Sex gekriegt? Jude hat mich nur mit einem einfachen „Wir müssen reden“ eingelullt“, bemerkte er und sah seine Verlobte an, die breit grinste.
„Ich bin einfach besser als sie“, warf Jude ein.
„So kann man das auch drehen. Könntet ihr das mit den Waffen das nächste Mal aber lassen? Ich reagier nach allem was wir erlebt haben noch ein wenig sensibel darauf“, bat Sydney.
„Sicher, darüber haben wir nicht nachgedacht, tut mir leid“, entschuldigte sich Jude.
„Schon gut, ist wichtig, dass ihr das gut überstanden habt und schon wieder Waffen in eurer Nähe haben könnt. Ich bestell Champagner, wir müssen was feiern“, entschied Sydney und holte die Kellnerin her.
Am späten Vormittag kam das frischgebackene Ehepaar aneinander klebend in die Bar, in der die andere noch feierten.
„Na, habt ihr nach gestern nicht genug von Party?“, begrüßte Dreda sie zufrieden.
„Gestern haben wir dein Glück gefeiert, heut ist meins dran. Ich hab mich grad verlobt“, erwiderte Jude zufrieden und glücklich.
„Du hast Ja gesagt? Das überrascht mich jetzt, ich dachte, du wärst nicht sicher“, wunderte sich Dreda.
„Ich hatte eine Nacht darüber nachzudenken und jetzt bin ich mir sicher“, bemerkte Jude zufrieden und tätschelte die Hand von ihrem Verlobten.
„Der Ring ist noch in meinem Nachttisch“, erkannte Dreda glücklich über die Entscheidung ihrer Freundin.
„Ich hoff’s mal, wir wollten euch nicht stören, aber jetzt hätten wir ihn gern wieder“, konterte Jordan.
„Das glaub ich, du kleiner Angeber, der Ring sticht meinen echt aus. Ich hol ihn euch grad mal“, entgegnete Dreda und ging zurück zu ihrer Wohnung.
„Ich wollte dich nicht ausstechen, Alter“, entschuldigte sich Jordan bei Brendon.
„Du hast meine Braut doch gestern gesehen, oder? Du kannst mich gar nicht ausstechen, Kumpel“, schien Brendon sehr in sich ruhend.
„Süß, ihr seid wohl mitten in euren Flitterwochen. Ja, deine Braut war gestern die Schönste, obwohl unsere Mädels auch rattenscharf waren. Also Leute, wo wollt ihr eure Hochzeit feiern?“, fragte Sydney in die Runde und Jude sah Jordan an, der genau wusste, wo sie feiern wollte.
Sechs Monate später
In einem Traum in Weiß mit aufgestickten blauen Tropfen, als Hommage an die Liquids, stand Jude an diesem Morgen am Strand in Dover. Jordan wusste immer dass dies ihr Lieblingsplatz gewesen war und nur dort die Hochzeit stattfinden konnte.
„Und wenn hier irgendjemand ist, der heute etwas dagegen hat, das diese zwei in den heiligen Stand der Ehe treten sollen, dann soll er jetzt sprechen oder für immer schweigen“, sprach der Pfarrer die vielsagenden Worte. Jordan sah Brendon und Luke, der auch eingeladen worden war, mit bösem Blick an, die ihn nur fragend ansahen.
„Okay, Jungs, der Blick war eindeutig, diese Frau gehört zu ihm“, schmunzelte der Pfarrer und machte weiter. Luke liefen vereinzelte Tränen die Wangen herunter, er liebte sie sehr, aber hatte die falsche Wahl im Leben getroffen und musste das jetzt büßen. Jude hingegen strahlte an diesem Tag heller als die Sonne, Sie konnte immer noch nicht fassen, dass ihr Vater sie zum Altar geführt hatte. Sie war ihr Leben lang immer auf sich selbst gestellt gewesen, jetzt hatte sie eine Mutter, Schwestern, einen Haufen echte Freunde und natürlich einen Vater, der gerade auch mit den Tränen kämpfte, was sie irgendwie rührend fand. Ihre Schwägerin in spe zupfte während des Ja-Worts an ihrem Halfter herum, sie hatte darauf bestanden, bewaffnet nach England zu kommen, auch als Luke ihr persönlich versichert hatte, dass sie jetzt sicher waren.
Nach der Zeremonie kam Dreda zu ihrer Freundin.
„Süße, kann ich kurz mit dir reden?“, fragte Dreda vorsichtig.
„Du kannst immer mit mir reden, was ist los?“, wollte sie besorgt wissen.
„Es ist nichts schlimmes, glaub ich zumindest, du bist die erste die es erfährt, na ja, nach Brendon. Ich bin schwanger“, gestand Dreda glücklich.
„Du bist… bist du sicher?“
„Ja, bin ich. Ich bin gleichzeitig besorgt und total verängstigt. Das Kind wird das erste Liquid-Solid-Kind werden, was ist, wenn das Kind anormal wird, was ist, wenn Slug das erfährt und mich bis zur Geburt einsperrt“, war Dreda besorgt.
„Das wird er nicht tun, das lass ich nicht zu. Man, das ist das erste Mal, dass ich froh bin, unfruchtbar zu sein“, dachte Jude laut nach.
„Du bist unfruchtbar? Das hast du mir nie gesagt“, war Dreda entsetzt.
„Ist ja nichts, was man so raus posaunt. Wir werden adoptieren, wenn wir bereit für Kinder sind, ich kann nicht fassen, dass ich es dir nie gesagt habe, es war anscheinend so viel zu tun erst mit deiner und dann mit meiner Hochzeit. Aber es ist okay, ich komm damit klar. Jetzt kümmern wir uns erst mal um dich, du bist schwanger, das ist wunderbar. Er wurde modifiziert, das heißt aber nicht, dass er irgendwie genetisch verkorkst ist. Du wirst ein wunderschönes gesundes Baby zur Welt bringen, glaub mir“, versicherte sie ihr.
„Glaubst du wirklich?“, schniefte Dreda.
„Ja, und jetzt hör auf zu flennen, das ist meine Hochzeit“, schmunzelte Jude und umarmte sie.
„Alles klar bei euch?“, wollte Jordan wissen, als er zu ihnen kam.
„Ja, alles bestens, komm, lass uns ins Wasser gehen“, entschied sie und zog ihr Kleid aus. Da es Sommer war, konnten sie die Party ins Meer verlegen. Die Liquids waren alle froh, endlich in ihrem Element zu sein. Die Party war ein gutes Beispiel dafür, wie Liquids und Solids in Harmonie zusammen leben konnten. Als sich Jude eine Wasserschlacht mit ihrem Bräutigam lieferte, wusste sie, dass ihr Leben nicht perfekter sein konnte.
Tag der Veröffentlichung: 30.06.2014
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