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Erstes Kapitel


Nebelschwaden zogen durch Pierre in Süd-Dakota als Medea Dewin sich in ihrem gemütlichen Stuhl zurücklehnte. Sie arbeitete in einem ganz besonderen Callcenter und hatte gerade einen Anruf entgegengenommen.
„Ghostbusters Inc., Sie sprechen mit Medea Dewin, wie kann ich Ihnen helfen?“, meldete sich Medea freundlich. Die 25-jährige Hexe mit irischen und rumänischen Wurzeln beriet Leute, die Begegnungen mit magischen Kreaturen durchstehen mussten. Als Mediatorperson zwischen beiden Welten hatte sie eine große Aufgabe von ihrer Mutter übernommen, aber Sloan Dewin war nicht begeistert darüber, dass ihre Tochter sich das alles so einfach machte.
„Sie haben den Geist wo gesehen?“, fragte Medea und machte ihrer Freundin und Kollegin Enfys ein Zeichen dass sie ihre Liste, die sie für wirklich eingebildete Wesen an die Wand gemalt hatte, ausfüllte.
„Wie sieht denn Ihr Geist aus?“, ging Medea auf den Mann ein, der sie anrief.
„Grün und schimmernd und es fliegt wild umher, kein Problem, ich schicke jemanden zu ihnen, der Ihnen hilft“, versprach sie und legte wieder auf nachdem sie die Adresse notiert hatte.
„Man, wenn die Welt wüsste, dass Irrlichter existieren, würden wir uns einige Telefonate sparen. Also wer fährt hin?“, fragte Medea und drehte sich zu den anderen.
„Wie du sagtest, Irrlicht, keinen Einsatz wert“, entschied Enfys.
„Das ist meine Firma und wir gehen allen Sachen nach, das ist meine Berufung“, murrte Medea.
„Dann tu dir keinen Zwang an“, bemerkte Enfys und Medea stand Augenrollend auf.
„Man, ich hab eigentlich die Firma gegründet, dass ich das nicht immer allein machen muss“, zog sie ihre Lederjacke an und nahm ihren Motorradhelm.
Eilig fuhr sie durch die nassen Straßen der Stadt. Sie wünschte, ihre Kollegen würden sie mal respektieren. Enfys war wie sie Irisch stämmig und eine sehr seltene Kreatur. Sie gehörte zu den Chamäleons und konnte sich ihrer Umgebung vollkommen anpassen.
Zu ihrem Team gehörten noch die Hellseherin Meira, ihre beste Freundin aus Kindheitstagen und Jungmediziner Kansas, der sich schon wie sein Vater der “Alternativ“-Medizin verschrieben hatte, auch wenn das etwas anderes war, als es den Anschein hatte.
 
Ihr Stiefel spritzte Wasser auf ihre Jeans, als sie vom Motorrad stieg. Es regnete schon seit Tagen, bis jetzt hatte sich der Sommer in der Stadt noch von der schlechtesten Seite gezeigt. Das Wasser platschte unter ihren Stiefeln, als sie sich zu der Adresse begab, die ihr gesagt worden war.
Ein verstörter Mann öffnete ihr die Tür.
„Ghostbusters Inc., Sie haben uns angerufen?“, stellte sie sich vor und zeigte unter ihrer Lederjacke ihr Dienst T-Shirt mit dem Logo.
„Gut, dass Sie kommen“, stotterte der Kerl und ließ sie durch.
„Ja, dafür sind wir da, wo ist er?“, holte sie ihr „Geisterjäger“-Werkzeug raus, was sie eigentlich selbstgebastelt hatte und nur dafür da war, eine Show abzuziehen.
„Könnten Sie mich dafür allein lassen?“, bat Medea und der Kerl ließ sie liebend gern allein.
„Faigh tú bastaird na hÉireann, a thaispeáint duit féin![1], sprach sie Gälisch, denn die meisten Irrlichter sprachen nur die alte Sprache ihrer Ahnen. Ein grünes Schimmern tanzte durch den Raum und ein junger Kerl mit blaugrün schimmernder Haut und etwas untersetzter Statur erschien.
„Man, ich hab nicht gedacht, dass sie eine Landsmännin holen für die Extraktion meinerseits“, bemerkte der Kerl charmant mit starkem irischem Akzent aber mit amerikanischer Arroganz.


[
1] Komm, du irischer Bastard, zeig dich!


„Bist weit weg von deinem heimischen Moor, Fröschlein. Verlaufen?“, fragte sie cool.
„Du bist ganz schön gehässig für eine Mediatorin, Missy“, entschied der Kerl und Medea hielt sich den Unterarm, fest an dem die Goldkreole hing, die sie bekommen hatte, als sie zwei Jahre zuvor die Rolle ihrer Mutter übernommen hatte.
„Tut mir leid, ich bin nur langsam genervt von euch, ihr löst überall Geisteralarm aus“, entschuldigte sie sich.
„Wir sind so geboren, Verwirrung zu stiften, das liegt in unserer Natur, mir tut es auch leid. Ich versuche mich an ein Leben hier anzupassen, aber ist nicht immer einfach, wenn man aussieht wie ein Frosch“, entgegnete er.
„Operias[2]“, flüsterte sie erotisch angehaucht in sein Ohr und aus dem grünen Zwerg wurde ein recht ansehnlicher weißer junger Mann.
„Cailleach[3]“, hauchte er und sah sich erfreut in einem alten Schrankspiegel an.
„Kein Wort zu irgendjemanden, wenn du überleben willst“, drohte sie ihm.
„Hey, ich bin jetzt ein Mensch, zumindest äußerlich, das Kribbeln ist immer noch da, also hast du mich nicht in einen verwandelt, ich danke dir“, bedankte er sich.

[2] verschleiern
[3] Hexe

„Ist für dich jetzt schwieriger mit der Verwandlung, also kletter aus dem Fenster“, bat sie.
„Ja, Ma’am, ich bin übrigens Liam“, kletterte der junge Irrlicht aus dem Fenster des alten Gebäudes.
„Du überstrapazierst deine Macht etwas“, erschien Enfys wie aus dem Nichts vor einem wild bemusterten Vorhang.
„Fass dir an dein eigenes Spitznäschen, Süße, was du machst ist Hausfriedensbruch“, bemerkte sie cool und packte ihr Zeug wieder weg.
„Nicht, wenn man mich nicht sehen kann. Lass die Türen offen, dass ich hinter dir aus der Tür spazieren kann“, bat Enfys.
„En‘, ich kenn dich seit du mich in der dritten Klasse zu Tode erschreckt hast, ich weiß“, murmelte Medea und ging aus der Tür. Unsichtbar gegenüber dem verschreckten Bürger Süd-Dakotas ging das Chamäleon hinter ihrer besten Freundin nach draußen.
„Nimmst du mich mit?“, fragte Enfys, als sie vor Medeas Motorrad standen.
„Wie bist du hierhergekommen?“
„Mit dem Bus, da fahr ich ja immer umsonst“, konterte Enfys.
„Dann kannst du ja wieder umsonst fahren“, erwiderte Medea.
„Bitte, bitte!“
„Okay, aber mach dich unsichtbar“, forderte Medea und die verschmolz mit ihrer Umgebung als sie hinter ihr aufstieg.
 
Müde kam Medea an diesem Abend nach Hause. Sie wohnte in der Nähe ihres Elternhauses, was in so einer kleinen Stadt wie Pierre auch nicht schwierig war.
Als sie gerade bei einem Krimi vor dem Fernseher einpennte, klingelte es an ihrer Tür.
Ein Polizist in Uniform stand vor der Tür.
„Officer, war ich ein böses Mädchen?“, fragte sie säuselnd.
„Ja, ein ganz, ganz böses Mädchen“, flirtete der Polizist und trat ein. Die Tür war noch nicht ganz ins Schloss gefallen, als der muskulöse Beamte sie auf ihren Küchentresen gesetzt und obenherum ausgezogen hatte.
Es war wie ein Feuer, das den jungen Cop umgab, was sie nicht genau definieren konnte. Sie kannte ihn, sie war ja nicht so dämlich, einen fremden in ihr Haus zu lassen. Plötzlich verwandelte sich muskulöse Mann in eine athletische Frau und wieder zurück.
„Jetzt schon? Ich dachte ich wäre diejenige, die hier gegen deine Kräfte ankämpfen muss“, keuchte sie erregt.
„Du bist auch schon am Schweben, Süße, ich drück dich schon runter“, schnaufte auch der Polizist, der in diesem Moment eine Frau war.
„Dann trag mich ins Bett“, bat sie und als Mann trug er sie ins Schlafzimmer.
Sebastian / Accalia war ein Formwandler wie seine Mutter und ein Inkubus wie sein Vater, er verwandelte sich auch gern in Frauen um seinen sexuellen Frust loszuwerden, er war bisexuell wie Medea auch, deshalb störte sie es auch nicht, dass der Formwandler in der Erregung schnell mal das Geschlecht änderte. Mittendrin hörte sie plötzlich ein Klopfen an ihrer Tür. Sie schwebte wortwörtlich schon in anderen Sphären und reagierte nicht.
„Ähm“, hörte sie plötzlich eine männliche Stimme und aus Schreck plumpste sie aus einer Meter Höhe mit ihrem Partner, der grade wieder weibliche Natur war, aufs Bett.
„Dad?“, war sie geschockt Paxton zu sehen, der sich in ihre Wohnung projiziert hatte.
„Meeting des Rates in 15 Minuten, zieh dich an“, befahl er und verschwand wieder.
„Verdammt, ich wusste doch, dass ich es bereuen würde zum Rat zu gehören. Sorry, Süßer“, zog Medea schnell ihren seidenen Morgenmantel an.
„Ich komm echt zu oft wenn du meinen Fähigkeiten schon wiederstehen kannst“, verwandelte sich Sebastian in sein richtiges Selbst zurück und schlüpfte in seine Jeans.
„Entschuldige, aber wenn man von meinem Dad beim Sex erwischt werde, ist es mit dem Spaß in meinem Höschen zu Ende“, konterte sie cool und band ihre Haare neu.
„Versteh was du meinst, ich bin das Kind einer Formwandlerin und eines Inkubus, ich bin in die schrägsten Sexszenen bei denen reingeplatzt, glaub mir. Du hast mir gar nicht erzählt, dass du jetzt im Rat sitzt“, streifte er sein weißes T-Shirt über seine wohl proportionierte Brust.
„Warum hätte ich das sollen? Ist ja nicht so als hätten wir eine Beziehung oder so“, entschied sie kühl.
„Ja, du hast Recht, du wolltest nach so einer langen Beziehung ja nichts mehr festes, hatte ich vergessen. Ich muss wieder zum Dienst, hat Spaß gemacht“, konterte Sebastian und ging einfach wieder zurück zum Dienst.
Erschöpft ging Medea duschen, warf sich in ein Kostüm und projizierte sich ins WhiteBride, der Stammkneipe ihrer Eltern und der Treffpunkt des Rates. Sie hatte ziemlich die gleichen Fähigkeiten wie ihr Vater, aber projizieren wollte sie nicht so gern wie Paxton.
„N’Abend, deine Verwandlungsfähigkeit von einem Flittchen in eine Businessfrau funktioniert fast so schnell wie bei deinem kleinen Loverboy“, kritisierte Paxton seine Tochter, als die seriös gekleidet neben ihm erschien.
„Er hat einen Namen und den solltest du als sein Patenonkel eigentlich wissen“, raunzte sie.
„Ich will mit dieser Familie nichts mehr zu tun haben“, konterte Paxton harsch.
„Das Mum jetzt mit seinem Vater zusammen ist, musst du nicht an ihm auslassen“, erwiderte Medea und lockerte ihre Schultern.
„20 Jahre Ehe hat sie aufgegeben weil Muskelmann sie mit seiner furchtbaren Gabe umworben hat die dich übrigens auch mächtig in seinen Pranken hält“, schlussfolgerte er.
„Es ist Sex, Dad, ich hab nichts für ihn aufgegeben“, konterte sie und spielte mit ihrer Armkreole herum.
„Was ist mit Kaz?“, erinnerte er sie schmerzhaft daran, dass sie nach 12 Jahren Beziehung den Vampir verlassen hatte, mit dem sie alt werden wollte. Das Problem war nur, dass er wie 15 Jahre alt aussah und sie das nicht mal mit Magie ändern konnte. Die Leute hatten sie immer angestarrt, wenn die wüssten, dass Kaz fast so alt war wie ihr Vater, würden sie vielleicht anders denken.
„Wir reden nicht über Kaz, Dad!“
„Triff dich bitte einfach nicht mit diesem Ding, was auch immer er ist, mir zu Liebe!“
„Gut, ich treff mich nicht mit ihm!“
„Danke!“
„Sex hab ich trotzdem mit ihm und er ist ein Mann, obwohl mir das eigentlich egal ist, wie du weißt!“
„Ich hab eindeutig zu viel über das Sexleben meiner Tochter erfahren in den letzten Minuten, eine Minute des Schweigens wär jetzt angebracht“, grummelte er und sie schwieg mit einem verschmitztem Lächeln auf den Lippen.

 

Zweites Kapitel


Total übermüdet kam Medea am nächsten Morgen ins Büro. Das Ratstreffen hatte die halbe Nacht gedauert und war stinklangweilig gewesen.
„Morgen, Boss, Kaffee?“, begrüßte Enfys sie in der Büroküche.
„Ich glaub nicht mal der stärkste Kaffee der Welt könnte mich heute Morgen wach kriegen“, murrte sie und schenkte sich selbst Kaffee ein.
„Na, ist spät geworden mit dem großen Grüblerischen, was?“, neckte sie ihre Freundin.
„Das war eher ein kurzes Vergnügen mit dem großen Grüblerischen, mein Dad ist reingeplatzt!“
„Man, bin echt froh, dass mein Vater das nicht kann und meine Mutter wäre viel zu peinlich berührt um ihre Kräfte so anzuwenden, obwohl sehen würde ich sie ja nicht können. Warum bist du dann so müde?“
„Ratstreffen, das war echt eine blöde Idee da mitzumachen!“
„Du hattest eine Wahl? Ich dachte, dass wäre so eine  “Hexen-Bestimmungs-Sache“!“
„Ich hatte die Wahl, war auch ne Ehre für mich, am Anfang, jetzt sind diese nächtlichen Treffen ein Krampf im Arsch“, nörgelte sie.
„Oh Alte, kannst du deine Gedanken bei dir behalten? Ich leb grad abstinent“, hörte sie plötzlich Meira, ihres Zeichens Medium und Gedankenleserin, die in der Ecke ein esoterisches Buch las.
„Ist deine eigene Wahl gewesen, Kleines und ich darf so lange über meine heiße letzte Nacht nachdenken wie ich will“, bemerkte Medea cool und nippte an ihrem Kaffee.
„Du bist der Boss, Boss“, sagte sie nur und las weiter.
„Du solltest diese Meetings mit ihm echt lassen, bevor es ernster wird!“
„So ernst wie mit meinem Babyface-Freund, der in der Öffentlichkeit vor mir auf die Knie ging und mich gefragt hat ob ich ihn heirate?“, wollte sie wissen.
„Ach, wir reden wieder über ihn?“, setzte Meira ihr Buch wieder ab.
„Nein, tun wir nicht, vergiss was ich gesagt habe, lies weiter“, ging sie mit der Tasse Kaffee in der Hand aus der Küche.
 
„Mein Name ist Medea Dewin, wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie sicher zum 20. Mal als sie kurz vor Feierabend an diesem Abend ihren Dienst schob.
„Sie halten mich sicher für einen Verrückten, aber da ist ein Wolfsmensch in meinem Garten“, hörte sie den Anrufer sagen und wurde hellhörig. Wolfsmensch konnte nur Werwolf bedeuten und das war ganz übel.
„Bin sofort da, schicken sie mir Ihre Adresse an folgende Nummer“, ging sie mit einen Headset auf dem Kopf schnell in den Keller zu ihrem Wagen. Sie hatte auch ein Auto, vollgepackt mit Waffen, sie hatte sich auch auf die Kreaturen-Jagd spezialisiert wie fast 30 Jahre früher ihr Vater, aber davon wusste er nichts.
Nervös überprüfte sie die Silberkugeln in ihrer 9mm, steckte sie in ihr Halfter und schritt zu dem Haus vor, in dem sich der Werwolf aufhalten sollte. Sie hatte noch nie einen Werwolf gesehen, geschweige denn getötet, er war ja halb Mensch und so eine Grauzone bei der Jagd. Immer wieder überprüfte sie, ob ihre Waffe noch an ihrem Halfter hing als sie näher kam.
Ein stark blutender junger Mann lag nackt auf dem Rasen, sein Angreifer saß stark schwitzend an einen Baum gelehnt.
„Ich hab ihn getötet“, murmelte er immer wieder vor sich hin.
„Nein, sie können einen Werwolf nur durch eine Silberkugel töten, Sir!“, erklärte sie und er starrte sie an.
„Das ist Werwolf-Basiswissen, gucken Sie nicht so“, bat sie und misste den Puls der Person auf dem Rasen. Er lebte noch.
„Sehen sie, er lebt noch, aber nicht mehr lange. Ich ruf einen Krankenwagen“, entgegnete sie und zog ihr Bluetooth-Headset auf.
„Kans‘, Code Red“, sprach sie ins Telefon.
„Heißt Code Red wie sonst immer, dein Nippel-Piercing hängt wieder irgendwo fest, oder ist es diesmal ernst?“, fragte der Nativ-Amerikaner Kansas am anderen Ende der Leitung, der ihr schon so oft bei Sexunfällen behilflich sein musste.
„Das ist Code Red und darüber wollten wir nie wieder reden“, zeigte sie ihm mit ihrem Pad den leblosen Körper auf dem Rasen.
„Bin auf dem Weg, was hast du gemacht, sag mal?“
„Gar nichts, das ist nen Werwolf!“
„Sieht mir sehr menschlich aus!“
„Keine Ferndiagnosen stellen, Kans, bring nen Cleaner mit, das hier muss aufgeräumt werden“, forderte sie und legte wieder auf.
„Sir, Hilfe kommt, bleiben Sie einfach da sitzen“, beruhigte sie ihren Kunden, während sie mit ihrer Jacke den leblosen Werwolf abdeckte.
 
„Man, das ist ne hässliche Wunde, wasch dich, wir müssen das Nähen“, forderte Thunder, als sein Sohn mit einer Sauerstoffmaske aufs Gesicht seines Patienten drückend in das alte Anwesen kam, das schon seit Jahrzehnten als Versteck und Klinik für das Übernatürliche diente.
„Dad, du warst doch an meiner Abschlussfeier am Harvard Medicial, ich bin auch ein richtiger Mediziner, ich hab das im Griff“, konterte Kansas genervt, weil sein Vater ihm immer reinreden wollte. Strähnen seiner langen Mähne waren Kansas aus dem Haar-Zopf gefallen und er war nass weil es während seines Einsatzes in Strömen geregnet hatte.
„Er blutet ziemlich stark, ich bin noch sauber von meiner letzten OP, ich lass dich auch weitermachen wenn du fertig bist, los“, entschied Thunder und schweren Herzens ließ Kansas ihn den Patienten übernehmen.
„Er sieht nicht aus wie ein Werwolf“, entgegnete Medea, die nervös auf und ab ging, während Kansas sich für seinen Patienten fertig machte.
„Hast du jemals einen von denen gesehen?“
„Äh, nein!“
„Wir machen nachher den Silbertest, jetzt musst du erst mal verschwinden, das ist ein sauberer Raum und du müffelst ziemlich. Wir kriegen ihn hin“, versprach Kansas und schob die Tür mit seinen Händen an die Brust gedrückt auf, dass sie rausgehen konnte.
Als sie den Flur zum Ausgang ging, stieß sie auf jemanden, den sie in dieser Situation gar nicht sehen wollte, ihren Ex-Freund Kaz. Für eine Sekunde konnte sie erst gar nichts sagen und dann begann er vor ihr zu reden.
„Hat’s jemanden erwischt?“, konnte der wirklich jung aussehende Mann mit den Fangzähnen nur von sich geben.
„Anscheinend einen Lupin, hatte noch nie einen gesehen, kann auch ein Mensch sein, der auf Meth war, oder so“, stammelte sie vor sich hin.
„Oh nein, ich riech den Wolf von hier aus, das ist eindeutig einer, ich hab einen gesehen in Rumänien damals, als mich dein Vater in die Vampirjagd eingeweiht hat. Er hat dich doch nicht gebissen, oder?“, fragte Kaz und griff nach ihrem Arm.
„Nein, er wurde von einem Mensch so zugerichtet, bevor ich was tun konnte. Lass bitte meinen Arm los“, bat sie und er lockerte seinen Griff.
„Gut, Hauptsache dir geht’s gut“, erwiderte er und ging weiter.
„Klasse und ich dachte nackter Werwolf wäre heute das peinlichste was ich erleben sollte“, redete sie mit sich selbst und stieß die Tür nach draußen auf. Sie drehte sich einmal und atmete die frische Abendluft ein. Sie sah zum Himmel und suchte nach dem Mond, der schon groß am Himmel stehen musste, wie es bei einem Werwolf-Angriff normalerweise war. Es war Neumond.
„Seltsam“, dachte sie laut nach.
„Ist er wach?“, hörte sie plötzlich eine Stimme, die jede Phase ihres Körpers in Schwingungen brachte.
„Sebastian, ich hätte dich anrufen sollen“, drehte sie sich um und sah in die blauen Augen des Officers.
„Privat nicht, aber beruflich schon, ich hab den armen Hausbesitzer schon interviewt jetzt muss ich das Opfer befragen, also ist er wach?“, reagierte er kühl.
„Er ist im OP grade, keine Ahnung ob er es packt, er ist nicht wirklich ein Opfer wenn er ein Lupin ist“, entschied sie.
„Ein Werwolf? Man, die sind langsam seltener als Feen, bist du sicher?“
„Ich hab ihn nur in menschlicher Form gefunden, aber Kaz meint, ihn am Geruch erkannt zu haben“, erklärte sie.
„Der alte Höschen-Schnüffler ist also auch da“, konterte er. Der Inkubus konnte den Vampir nicht leiden, vor allem weil er seinen Rang als Alpha-Verführer im Team streitig machte.
„Er wohnt dort, natürlich ist er da. Bist du eifersüchtig?“, schmunzelte sie amüsiert.
„Etwas, du bist mein Spielzeug“, schnappte er sie sich und begann ihren Nacken zu küssen.
„Lass es“, bat sie, als sie erregt vom Boden abhob.
„Schade, ich war grad so in Stimmung. Ich geh rein, später?“, fragte er und ließ von ihr ab.
„Nein, muss schlafen“, hauchte sie verwirrt.
„Tja, dann muss ich mir nen anderes Spielzeug holen für heute Abend, schlaf gut“, bemerkte er cool und ging weiter. Sie brauchte ein paar Sekunden um sich zu sammeln, bevor sie wieder zu ihrem Wagen gehen konnte.
Sie duschte erst eiskalt und dann ganz heiß und legte sich ins Bett. Kurz danach war sie im Land der Träume.
Ihr Handy vibrierte auf dem Nachttisch. Grummelnd drehte sie sich zur Seite und nahm ab.
„Ich hoffe, Zombies fallen in der Stadt ein, dass man mich weckt“, murmelte sie, ohne die Augen zu öffnen.
„Ich weiß, ist mitten in der Nacht, aber bitte komm zu Villa“, rief ihr Ex an.
„Kaz, du bist schon ne Weile nen Untoter, aber wir sterblichen müssen so ne dämliche Sache machen um nicht wahnsinnig zu werden und die nennt sich Schlafen“, nörgelte sie.
„Es ist ein Lupin“, sagte er nur.
„Ja, hast du ja vermutet und dafür weckst du mich?“
„Bitte komm, ich würde dich gern untersuchen…“, begann er, aber sie unterbrach ihn.
„Ja, das glaub ich, du musst es echt nötig haben“, schlussfolgerte sie.
„…lassen, es war nicht seine Saison, ich will irgendein Kontaktgift ausschließen können, du bist durch den Zauber geschützt, man kann aber nie wissen“, bemerkte er trocken und sie war plötzlich hellwach. An ihrem dritten Geburtstag hatte ihr Vater in einem Hexenzirkel einen machtvollen Zauber gesprochen um ihre Benji-Kräfte zu bannen, aber man konnte nie sicher genug sein.
„Gib mir zwanzig Minuten“, sagte sie leise und legte wieder auf.
 
„Es ist kein Kontaktgift, du wirst nicht zum Schreihals“, entschied Thunder, als er sie untersucht hatte und sie sah ihren Ex böse an.
„Hey, wollte nur sichergehen“, murrte er.
„Das war auch richtig, es war ein Gift, dass das getriggert hat, es ist aber nicht durch Körperkontakt übertragbar. Trotzdem pass bei deinen Einsätzen auf, noch hab ich keine Ahnung was das für ein Zeug ist und ob das zu einer ständigen Verwandlung führt“, bat Thunder.
„Ja, mach ich, danke Doc, kann ich jetzt endlich schlafen? Ich bin echt so müde“, hoffte sie.
„Der Werwolf ist wach und möchte noch mit dir reden“, kam Kansas zu ihnen.
„Wieso ich?“
„Du hast ihn gerettet!“
„Ah, okay, wenn er will, wach bin ich ja eh schon“, sah sie ein und ging mit einem bewaffneten Kaz im Schlepptau in den Aufwachraum.
Der junge Mann war so ganz anders wie sie sich Werwölfe vorgestellt hatte, er war etwas zierlich, kaum beharrt und hatte sanfte Augen.
„Guten Abend“, begrüßte er sie höflich mit einem leichten osteuropäischen Akzent, den sie polnisch oder serbisch einschätzte.
„Guten Abend, Sie wollten mich sprechen?“, fragte sie zögerlich.
„Ich wollte mich bedanken, ohne Sie wäre ich verblutet“, bedankte sich der junge Mann.
„Das ist mein Job, kein Problem“, fühlte sie sich geschmeichelt.
„Mediatorul, ceea ce o onoare[1], sprach er plötzlich rumänisch mit ihr.
„Tut mir leid, ich spreche weniger rumänisch als mein Vater das wollen würde“, entschuldigte sie.
„In meinem Heimatdorf hat man sich erzählt, dass eine Rumänin die Mediatorin zwischen unseren Welten ist, ich wollte Sie kennenlernen“, erklärte er.

 
[1] Die Mediatorin, was für eine Ehre


„Er spielt mit dir, pass auf“, riet Kaz ihr plötzlich.
„Es ist nicht schön in das Gehirn eines Menschen einzudringen, Blutsauger“, wurde sein gespielt ausländischer Akzent schnell mittelwestlich.
„Wie ist Ihr Name?“, fragte sie ihn.
„Channing Roux, ich bin nicht aus Rumänien, das sag ich immer nur um für die Ladies interessanter zu werden, ich wurde auch hier geboren“, erklärte er lässig.
„Es liegen keine Berichte von Lupin-Geburten innerhalb der letzten 30 Jahre vor?“
„Ich bin auch schon viel älter“, sagte er wieder mit dem falschen Akzent.
„Man, ich hab seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen, lassen Sie den Mist!“
„Ich wurde zu Hause geboren, meine Mutter starb dabei, das tun die Lupin-Mütter immer, wenn sie ein Kind zur Welt bringen, euren Gesichtern nach zu urteilen habt ihr das nicht gewusst“, sah er sie an.
„Nein, wirklich nicht, du bist also ein geborener Werwolf?“
„Sieht so aus, halb Werwolf, halb Benji, ja ich bin ne Rarität“, entgegnete er.
„Bitte sag mir, dass er mit der Benji-Nummer wieder Eindruck schinden will“, drehte sie sich zu Kaz.
„Nein, diesmal nicht, meine Liebe, du hast anscheinend einen ehrwürdigen Gegner im Kampf der unbeliebtesten Wesen dieses Erdballs!“
„Du bist auch eine Benji?“, begann Channing sie zu duzen.
„Nein, nicht mehr!“
„Was heißt nicht mehr? Wir wurden so geboren, auch wenn du noch nicht geheult hast, das Gen schlummert trotzdem in dir“, erklärte Channing.
„Mich beschützt ein mächtiger Zauber, du Klugscheißer, warte, du hast schon mal geheult in deinem Leben? Ich mein so auf die Benji-Art?“, war sie fasziniert einen weiteren Benji zu treffen, der dazu noch ein Mann war.
„Zwei Mal, aber schon lange Zeit nicht mehr, diese Lupin-Gene sind ziemlich dominant. Andere Hälfte Hexe?“
„Ganz richtig, eine ziemlich mächtige dazu, also sei brav zu mir“, riet sie ihm.
„Das seh ich, dein Schoßhund weicht dir ja nicht von der Seite, ist dass dein Beschützer?“, sah er zu Kaz, der die Schrotflinte cool schulterte.
„Du hast heute einen Menschen angegriffen, ich brauche Schutz. Das er mir so verfallen ist, liegt aber nicht an einem Zauber, er wollte mich heiraten und ich hab ihn abgewiesen“, erzählte sie dem Wildfremden intime Details ihres Lebens.
„Wie alt ist er denn? Er sieht aus wie fünfzehn“, musterte Channing ihn.
„Ich werde nächstes Jahr Vierzig, Jungchen!“, raunzte Kaz ihm entgegen.
„Das ist auch für einen Vampir verdammt jung“, zog Channing ihn auf.
Kaz wollte auf ihn losgehen, aber Medea ließ ihren Ex mit einem Schwebezauber an die Decke schweben.
„Kaz, aus“, forderte sie cool und ließ ihn wieder herunter.
„Du hast versprochen niemals deine Kräfte gegen mich zu benutzen, was ist nur mit dir los?“, stampfte er wütend heraus.
„Man, kaum zu glauben, dass ich solange mit diesem Kind zusammen war?“, rieb sie sich müde die Augen.
„Dein Beschützer ist weg, hast du keine Angst?“, bemerkte Channing plötzlich geheimnisvoll und sein Körper wurde nach und nach wieder übersäht mit Haaren. Da er an einen Tropf angeschlossen war, konnte sie ihn ohne Probleme mit Schmerzmitteln ausknocken, bevor er etwas tun konnte.
„Hab’s grad über den Monitor verfolgt, alles klar bei dir?“, kam Kansas reingestürmt und versetzte seinen Patienten in Narkose.
„Hat er das jetzt grad mit Absicht oder unabsichtlich gemacht?“
„Keine Ahnung, das Gift hat seinen Körper noch nicht ganz verlassen, geh nach Hause und schlaf endlich“, bat Kansas und sie ließ ihn mit seinem Patienten allein.

Drittes Kapitel


Ziemlich verspätet betrat sie die Hallen ihrer kleinen Firma nach einer langen Nacht. Sie fühlte sich ausgeruhter, das hatte sie jetzt gebraucht.
„Morgen, kann man wach seinß“, begrüßte Enfys sie, die ihre Fingernägel gemütlich in allen Regenbogenfarben an ihrem Schreibtisch sitzend anmalte.
„Was ist hier los?“, hörte sie kein Telefon schellen.
„Keiner hat bis jetzt angerufen, hast du wirklich gestern mit einem echten Lupin geredet?“
„Was heißt, keiner hat angerufen?“
„Vermutlich verstecken sich alle Wesen, weil ein Werwolf sein Unwesen treibt, also?“
„Ja, er war wirklich einer, aber er ist sediert auf Kansas Krankenstation bis wir wissen was wir mit ihm machen. Wie lange klingelt es schon nicht mehr?“
„Zirka zwei Stunden“, sagte eine andere Kollegin.
„Okay, dann verzieht euch, den Rest übernehm ich“, erkannte sie und erfreut machten sich ihre Angestellten auf den Heimweg.
Enfys umkreiste ihre Freundin, als sie an ihrem Platz, Platz genommen hatte.
„Was?“, fragte sie genervt.
„Hat er dich gebissen?“
„Nein, hat er nicht, du unterschätzt manchmal meine Kräfte, geh heim und fröne weiter deiner farbenfrohen Leidenschaft“, bat sie und auch Enfys ging weg.
Es roch nach Nagellack im Büro und so stand sie wieder auf und riss die Fenster auf.
Sie wählte die Nummer ihrer Mutter um sie was zu fragen.
„Hey Mum, hast du kurz Zeit für mich?“, fragte sie die Ingenieurin, die inzwischen ein hohes Tier in der magischen Gemeinde war.
„Eigentlich hab ich gleich ein Meeting mit dem Rat, aber ja wir können kurz reden“, entschied Sloan und Medea erzählte ihrer Mutter, was sie in der Nacht zuvor erlebt hatte.
„Ich wusste doch warum ich es nicht toll finde, dass du auf die Jagd gehst, das mochte ich schon bei deinem Vater nicht“, bemerkte Sloan besorgt über die Geschichte ihrer Tochter.
„Ich geh nicht auf die Jagd, Mum, ich kümmere mich um Menschen, die mit unsereins Probleme haben, mehr nicht!“
„Kaz hat dich die Vampirjagd gelehrt, du glaubst doch kaum, dass du das nicht auch machst“, kritisierte Sloan sie.
„Ich weiß, wie ich mit einem Vampir umgehen muss, aber ich such mir die Gefahr nicht aus“, erklärte sie.
„Das hoff ich. Deine Benji-Kräfte sind magisch gesperrt, was auch immer man über deinen Vater sagen kann, er hat verdammt starke Kräfte und weiß die auch einzusetzen“, versprach sie ihrer Tochter.
„Ja, du hast Recht, ich hab nur so Angst mal einen Benji-Schrei loszulassen“, gestand die sonst toughe junge Frau.
„Ich habe mal geschrien, ich wünsche es dir nicht, aber wir haben alles getan, dass dir das nicht passiert, ich vertraue deinem Vater“, entschied Sloan.
„Werdet ihr euch jetzt scheiden lassen?“, stellte Medea die Frage, die schon lange im Raum stand.
„Süße, ich muss los, die Ratsmitglieder trudeln langsam ein“, legte Sloan plötzlich wieder auf.
„Warte, wenn der Rat sich trifft müsste ich doch dabei sein“, murmelte sie vor sich hin und projizierte sich ins WhiteBride. Dort war aber niemand.
„Was zum?“, fluchte sie und griff nach ihrem Smartphone. Mit einem Zauber lokalisierte sie ihre Mutter, die sich bei der Arbeit befand.
„Warum lügt sie?“, fragte sie sich kopfschüttelnd und projizierte sich zur genauen Location ihrer Mutter. Charly, Meiras Mutter und Sloans beste Freundin und Kollegin erschreckte sich furchtbar.
„Glinda, du bist so verdammt hartnäckig wie dein Vater“, murrte Sloan. Ihre Mutter nannte sie nach einer Hexe aus einem Buch, sie war aber die einzige, die sie ungestraft so nennen durfte.
„Warum lügst du?“, fragte Medea kritisch.
„Keine Ahnung, wir müssen hier arbeiten, Kleines“, bemerkte Sloan abgelenkt.
„Du weichst mir aus, Mum!“
„Ja, ich lass mich von deinem Vater scheiden, das wolltest du doch wissen, oder?“, raunzte Sloan.
„Ich verstehe das Lindeskabs Energie dich überwältigt hat, ich schlaf mit seinem Sohn, aber deswegen 30 Jahre Beziehung beenden?“, kritisierte sie ihre Mutter.
„Du schläfst mit Sebastian? Warum erzählt mir das Lind nicht?“, wunderte sich Sloan.
„Vermutlich weil er es nicht weiß, ist ja nicht so, dass wir beide ne Beziehung führen oder so“, bemerkte sie cool.
„Ich weiß, du bist verletzt nach deinem Beziehungsaus mit Kaz, aber das ist nicht die Lösung“, entschied Sloan.
„Fass dir an deine eigene Nase, Mum!“, zischte Medea und verschwand ins Nichts.
„Argh, ich wünschte, sie wäre ein bisschen weniger wie ihr Vater“, murrte Sloan und widmete sich wieder ihrer Arbeit.
„Dad, wir müssen uns unterhalten“, tauchte Medea auch bei ihrem Vater mitten in einer Mathe-Stunde auf. Blitzschnell ließ er seine Schüler erstarren.
„Medea, du bist ein Ratsmitglied, das kannst du nicht mehr einfach so machen“, raunzte ihr Vater und setzte die Kreide ab.
„Sorry, wir müssen echt reden“, entschuldigte er sich.
„Gut, rede“, bat er und lehnte sich an seinen Schreibtisch.
„Ihr wollt euch scheiden lassen?“, begann sie.
„Das ist ein Thema was ich nur mit meiner Frau besprechen werde, nicht mit meiner Tochter“, sagte er mit traurigen Augen.
„Du willst das nicht, oder?“, schlussfolgerte sie.
„Hast du jetzt Meiras Talent, oder wie?“, blockierte er.
„Nein, nennen wir es einfach weibliche Intuition. Diese Inkuben sind Verführer erster Klasse, ich hab das am eigenen Leib gespürt, aber du darfst nicht aufgeben, du bist ein Mann mit den mächtigsten Kräften der Stadt, kämpf um deine Frau, verdammt“, wurde sie laut.
„Hey, ich hab die Leute hier drin eingefroren, draußen aber nicht, also sei leise“, bat er ernst.
„Was auch immer ist, ich bin für dich da, Dad“, gab sie ihm ein Küsschen auf die Backe umarmte ihn sanft und projizierte sich weg.
Nachdem sie ein paar ihrer Art davon überzeugen konnte, dass der Werwolf schön weggeschlossen war, konnte sie das leere Büro verlassen. Das faule Pack hatte sich kein einziges Mal dafür interessiert, ob sie im Büro wirklich allein klarkam, aber das hatte sie auch erwartet. In ihrer Wohnung öffnete sie alle Fenster und ließ die frische Luft hinein. Müde legte sie sich auf ihr Bett und schloss ihre Augen.
„Verwandle mich“, hörte sie plötzlich leise und riss die Augen auf. Ein Irrlicht kreiste über ihrem Kopf.
„Liam, wenn du dich nicht mehr selbst verwandeln kannst, tut es mir leid, aber so was kann ich nicht“, schnaufte sie.
„Das bin ich nicht, ich bin hier“, lehnte Liam cool an ihrem Fensterbrett im Schlafzimmer.
„Liam, du kannst jedem Menschen dem du willst auflauern, nur mir bitte nicht. Hab ich dir nicht mit Ermordung gedroht, wenn du plauderst?“, murrte sie.
„Sie ist meine Schwester, bitte hilf ihr“, bat er flehend.
„Na gut, aber sie bleibt die einzige“, gab sie nach und verwandelte das weibliche Irrlicht in eine hübsche junge Frau. Das hätte sie nicht tun sollen, auf die zwei Irrlichte folgte ein ganzer Schwarm.
„Dad“, rief sie besorgt, weil sie die Kontrolle über die Situation verlor. Rücken an Rücken kämpften Vater und Tochter gegen die Irrlichter, bis sie sie alle eingefangen hatten.

Viertes Kapitel


„15 Jahre hab ich dich ausgebildet, Tochter und immer wieder hab ich gesagt, trau niemals einem Irrlicht, aber nein, du bist so ein Dickkopf“, hielt Paxton seiner Tochter eine Standpauke, während er die erstarrten Irrlichter in der Villa wegschloss.
„Ich wollte nur einem verirrten Irrlicht helfen, ich hab nie gedacht, dass das so viele sein könnten“, entschuldigte sich Medea  und sah ihn mit müden Augen von der Bank aus an, auf der sie saß.
„Ich hab Gerüchte gehört, dass letzte Woche eine Gruppe von Irrlichte aus Dublin eingereist sind, ich hätte eher gedacht, dass sie in New York City bleiben würden, da sie da anonymer leben. Keine Ahnung warum sie hier sind. Du hättest ihnen zumindest nicht helfen sollen, trau keinem irischen Wesen, das sag ich immer wieder“, entschied er.
„Was ist mit Mum?“
„Kein Kommentar dazu. Es ist spät, geh schlafen“, erwiderte ihr Vater.
„Mum wäre geschockt, wenn sie dich so reden hören würde. Danke, dass du mir geholfen hast, ich hatte meine Kräfte unterschätzt“, bedankte sie sich.
„Ja, aber trotzdem bin ich stolz auf deine Entwicklung, du hast ein paar Hammer Tricks drauf“, sagte er stolz.
„Danke, Dad“, umarmte sie ihn und verschwand dabei.
 
„Hey Süße, wo warst du?“, empfing Sebastian sie splitterfasernackt in ihrem Bett liegend und seine intimsten Teile waren nur von einem Laken bedeckt.
„Bist du in meine Wohnung eingebrochen?“, raunzte sie ihn an.
„Deine ganzen Fenster waren offen, ich dachte, dir ist was passiert“, sagte er nur.
„Und deswegen hast du dich ausgezogen und in mein Bett gelegt?“, zog sie die Augenbrauen hoch.
„Ich hab nen Anruf von deinem Dad erhalten wegen dem Irrlichte-Vorfall und ob ich was gehört habe. Als ich wusste, dass du in Sicherheit bist, dachte ich, wenn ich schon hier bin“, bemerkte er und streckte ihr seine kräftige Hand entgegen.
„Du hältst dich für unwiderstehlich, was?“, kam sie langsam auf ihn zu.
„Hallo? Ich bin ein Inkubus, das liegt in meiner Natur. Also nach was ist dir heute, Männlein oder Weiblein“, wechselte er während er Aussage schnell das Geschlecht.
„Auch wenn ich eher Männer in meinem Bett habe, Accalia wäre mir heute Nacht lieber“, entgegnete sie und zog ihr T-Shirt aus.
„Dann bin ich ja schon richtig“, säuselte die hübsche Brünette in ihrem Bett und sie stieg ins Bett ein.
 
Breit grinsend kam Medea am nächsten Morgen mit einem Kaffee in der Hand ins Büro.
„Sieh an, wer da mal durchgevögelt wurde, grins nicht so süffisant“, begrüßte Meira sie.
„Langsam spüre ich eine kleine Aggression von deiner Seite, teure Kollegin. Sebs ist nicht wählerisch, bedien dich“, setzte sie sich ihr gegenüber an ihren Schreibtisch.
„Wenn ich nicht grade deine Gedanken lesen könnte würde ich diese Aussage als Arroganz abstempeln, Boss“, entschied Meira cool.
„Sollte nicht arrogant klingen, wollte nur sagen, mich würd’s nicht stören. Wie lange ist es bei dir schon her?“
„Nächste Woche sind es sechs Monate, ja, heute bin ich rollig, da helfen deine Gedanken überhaupt nicht. Wir Menschen können uns nicht so gut kontrollieren wie ihr magischen Wesen. Ich bin aber voll hetero, wenn er sich mittendrin in eine Frau verwandelt geht bei mir gar nichts“, entschied sie.
„Tja, Pech für dich, letzte Nacht war er die ganze Zeit eine Frau und das war die beste Nacht seit langem“, schwärmte sie.
„Ja, ich weiß es, Kopfkino, schon vergessen? Ich glaub, ich hol mir nen Slushie und kipp ihn mir in den Schoß“, sagte die Hellseherin und ging aus der Tür zu einem Stand an der Straße.
Leise murmelte Medea einen Schutzzauber vor sich hin, der ihre Gedanken schützen sollte. Ihre Kollegen sahen sie schräg an, was sie eigentlich immer taten, wenn sie zauberte, weil sie immer irgendwas Sadistisches von ihr erwarteten.
Als Meira zurückkam und ihre Gedanken nicht mehr lesen konnte, sah sie sie verblüfft an.
„Was hast du gemacht?“
„Bisschen gezaubert, will dich ja nicht reizüberfluten heute“, erklärte sie.
„Das kannst du? Warum hast du das nicht schon vor zwanzig Jahren gemacht?“, wollte sie wissen.
„Weil du einer meiner besten Freundinnen bist und ich meine Gedanken nicht vor dir verheimlichen muss!“
„Süß, aber so ist es einfacher, danke!“
„Bitte, hast du schon mitbekommen was mir gestern passiert ist?“, lenkte sie vom Thema ab.
„Nur durch Bilder in deinem Kopf, das Bild war schwach, Glühwürmchen-Attacke?“
„So ähnlich, dem Irrlicht neulich hab ich geholfen, bin dann von einer Gruppe von denen bei mir zu Hause überfallen worden, mein Dad musst mich da rausboxen. Wir haben sie weggesperrt, nicht sehr human, ich weiß, aber so können sie in der Stadt keinen Geisteralarm mehr auslösen“, erklärte sie.
„Schade, hab mich schon auf weitere Alarme gefreut. Was sagen wir eigentlich bezüglich des Werwolfes. Ist er auch weggeschlossen?“
„Keine Ahnung, der Rat weiß schon, was er mit ihm machen muss. Ach ja, da hab ich ja auch ein Stimmrecht, ich sollte mal meinen Vater fragen. Der hat ja ganz andere Sachen im Kopf, Mum meint es wirklich ernst mit der Scheidung“, erzählte sie ihrer Freundin.
„Ich weiß, meine Mutter hat es mir erzählt!“
„Super, du wusstest es vor mir?“
„Sie wollte es dir selbst sagen, hat sie wohl jetzt getan. Ich bin für dich da, Süße, was auch immer du brauchst“, versicherte sie ihrer Freundin.
„Danke, aber ich muss erst mal für meinen Dad da sein, er will das nicht, das merk ich“, schlussfolgerte sie.
„Ich werde mit meinem Vater sprechen, Männer reden ja nicht miteinander, aber vielleicht kann ich ihn dazu bringen, dass er mal nachfragt. Und deine Mutter, was sagt die?“
„Die ist im Inkubus-Rausch, als Frau kann ich das voll verstehen, als Tochter find ich das zum Kotzen“, entschied sie. Meira sah sie nur an.
„Was?“, fühlte sie sich beobachtet.
„Entschuldige, wollte dich lesen, ist seltsam, dass nicht zu können“, riss sie sich aus ihren Gedanken.
„Ich find’s irgendwie angenehm. Entschuldige mich kurz, ich ruf mal meinen Dad an und frag ihn, wann der Rat sich in der Werwolf-Sache trifft“, erkannte sie und griff nach ihrem Smartphone.
„Morgen Dad, ich hab mal ne Frage, die den Rat betrifft“, begann sie das Gespräch.
„Ja, ich weiß, dass du mich sonst zu den Treffen schleifen musst, aber wir müssen uns in der Werwolf-Sache beraten“, antwortete sie auf seine Verwunderung, dass sie das interessierte.
„Was heißt, Quarantäne und dann Auswilderung? Er ist kein Tier, zumindest nicht die menschliche Hälfte von ihm“, war sie entsetzt, was der Rat schon ohne sie beschlossen hatte.
„Ja, als aktives Ratsmitglied hab ich da auch eine Stimme und ich stimme dagegen. Was ich als Alternative vorschlage? Psychische und physische Betreuung während der Vollmondphasen und regelmäßige Kontrollen im Lebensumfeld“, entschied sie.
 
„Irgendwie wurde ich hier so was von ausgetrickst“, nörgelte Medea, als sie zwei Tage später mit ihrem Vater auf der Krankenstation der Villa stand. Als erste Bewährungsprobe als Ratsmitglied durfte sie Channing betreuen und das in Vollzeit.
„Der Rat war sich geschlossen einig, dass das hier eine gute Bewährungsprobe ist, um vollkommen in den Rat aufgenommen zu werden“, konterte ihr Vater süffisant grinsend.
„Warte, ich bin doch schon Ratsmitglied, ich hab das ganze Ritual doch mitgemacht und als Mediatorin sollte ich solchen Mist nicht mehr machen müssen“, verhielt sie sich wie ein Teenager.
„Als Ratspräsident kann ich es dir auch befehlen, aber da ich weiß dass du da auf stur stellst bitte ich dich nett darum“, bat er.
„Na gut, aber was ist mit meiner Firma?“
„Ihr habt grad so wenig zu tun, das kriegen die allein hin“, bemerkte er.
„Auch wahr, ist für mich auch mal eine gute Möglichkeit einen Werwolf zu studieren“, gab sie nach und sagte zu.
 
„Tut mir wirklich leid“, entschuldigte sich Channing höflich als er seine wenigen Sachen auf seinem Krankenbett zusammenpackte.
„Schon gut, hab grade nichts Besseres zu tun“, tat sie es ab.
„Ich mein den Angriff neulich, ich hab das sonst ziemlich gut unter Kontrolle, auch wenn das nicht so aussah“, erklärte er.
„Ach das, ich bin eine mächtige Hexe, das hat mich kein bisschen gestört!“
„Aber du bist zusammengezuckt, das hab ich deutlich gesehen und ich rieche Angst, Werwolf, schon vergessen? Ich brauch echt keinen Babysitter, ich hab die letzten 28 Jahre meines Lebens auch vollkommen allein verbracht und bin ziemlich gut damit gefahren“, bemerkte er und schulterte seinen Rucksack.
„Bist du ganz allein?“, fragte sie mitfühlend.
„Ja, kein Rudel um mich rum gibt nur mich und meinen Hund. Normalerweise bekommt ein weiblicher Werwolf mehrere Kinder, so wie bei unseren tierischen Artgenossen es auch der Fall ist, aber da mein Vater menschlich war blieb ich der einzige. Mein Vater konnte mich nicht schnell genug loswerden als ich achtzehn wurde, er hat mir mein ganzes Leben vorgehalten, dass ich meine Mutter getötet hätte. Aber zu einem lustigeren Thema, zu dir oder zu mir, Schätzchen?“
„Zu mir, da hab ich besser die Kontrolle, ich weiß was für Schweine ihr Wölfe seid, deine Behausung will ich nicht betreten“, entschied sie.
„Keine gehässige Reaktion auf meine sexuelle Anspielung?“, war er enttäuscht.
„Ich werde gut genug durchgevögelt, also sag ich dazu nichts. Der Hund muss aber draußen bleiben, meine Vermieterin hat was gegen Haustiere“, erklärte sie lässig.
„Schon gut, Wolf kommt allein zurecht, er lebt mit mir schon seit drei Jahren auf der Straße, er weiß, wo er an Essen kommt“, schlussfolgerte er.
„Du lebst auf der Straße? Dann war dieses zu dir oder zu mir nur so ne Floskel? Du hast kein “zu dir“, gewissermaßen!“
„Ich hab nen Eckchen wo ich schlafe, aber allgemein nicht, nein. Waren ein paar harte Jahre für mich“, erzählte er aus seinem Leben.
„Ja, das seh ich, keine Sorge, bei mir ist genug Platz, hab ne schöne große Wohnung geerbt“, bemerkte sie und ging voran aus der Tür.
 
„Wirklich schön, deine Wohnung, wer ist gestorben und hat sie dir vermacht?“, sah Channing sich um, als sie ihn zu sich nach Hause gebracht hatte.
„Ein alter Freund“, sagte sie nur.
„Der Vampir-Freund oder der Inkubus, dessen DNA überall auf deinen Laken zu riechen ist?“, fragte er keck.
„Bist du nicht wahnsinnig geworden von all diesen Gerüchen auf der Straße mit diesem Superzinken? Nein, von keinen von beiden, aber es war ein Vampir“, sagte sie nachdenklich.
„Willst du es mir erzählen?“, wollte er wissen.
„Ist ne traurige Geschichte, ungern“, druckste sie herum.
„Okay, wir werden ne ganze Weile zusammen rumhängen, ein anderes Mal. Dieser Inkubus mit dem du Laken-Salsa spielst, sehr oft wie ich rieche, ist nicht komplett Inkubus, oder?“, stellte Channing viele intime Fragen, die sie eigentlich nicht beantworten wollte.
„Er ist zur anderen Hälfte Formwandler, wie zur Hölle hast du denn das gerochen? Bei dem Inkubus versteh ich das, die Hormone und alles, aber der Formwandler?“, wunderte sie sich.
„Da liegen Frauenklamotten auf deinem Sideboard die dir zu groß und überhaupt nicht dein Stil sind. Du stehst also auf Männlein und Weiblein, heiß“, sagte er cool.
„Man, du hast ein ganz schönes Ego für einen der auf der Straße lebt“, bemerkte sie verlegen.
„Mein Ego ist das einzige, was man mir nicht wegnehmen konnte. Du hast eine glückliche Familie, wie ich sehe“, nahm er ein Bild von ihr und ihren Eltern auf.
„Meine Familie zerbröckelt gerade, meine Mutter schläft lieber mit einem Inkubus als mit meinem Vater“, erklärte sie. Entsetzt sah er auf ihr Bett.
„Ich mit dem Sohn, sie mit dem Vater, so nah stehen wir uns dann doch nicht“, versicherte sie.
„Ach, gut, Inkuben und Sukuben sind sehr reinliche Leute, ich hatte mal Kontakt mit einem reinrassigen Paar, die haben davor und danach geduscht“, erzählte er.
„Was heißt davor und danach?“
„Ich lebe seit drei Jahren auf der Straße, was denkst du wie ich überlebt habe?“, fragte er trocken.
„Du warst ein Stricher?“, war sie entsetzt.
„Ich war so einiges in meinem Leben, war aber nach einem halben Jahr so angeekelt, dass ich es gelassen habe“, erklärte er.
„Man, das hatte ich echt nicht erwartet. Wie hast du das mit dem Sex gemacht? Ich hab gehört dass ihr Wölfe ziemlich brutal im Bett seid“, war sie neugierig.
„Ich hab eine ziemlich gute Selbstkontrolle, deshalb ist dieser Vorfall auch ziemlich peinlich, ich hab keine Ahnung wann ich das Gift aufgenommen habe, aber ich ess auch aus Mülleimern, kann überall passiert sein“, erklärte er.
„Du isst aus Mülleimern?“
„Ich bin obdachlos, was hast du gedacht?“
„Keine Ahnung, armer Kerl, habt ihr Wölfe nicht einen furchtbar schnellen Stoffwechsel?“, fragte sie neugierig.
„Ja, deswegen war ich ja auch im Garten dieses Kerls, ich war so schwach und brauchte dringend was zu essen“, gestand er.
„Könnte es sein, dass du das mit dem Werwolf-Dasein kontrollieren kannst?“
„Hab ich doch grad gesagt! Aber in dieser Situation hab ich das sicher nicht gemacht, dass verbrennt verdammt viele Kalorien, die ich da auf keinen Fall übrig hatte“, entgegnete er.
„Ich merk grad wie wenig ich über euch Werwölfe weiß“, hörte sie fasziniert zu.
„Wir können das nicht alle, ein Wolf auf der Straße hat es mir gezeigt, er ist von der Polizei erschossen worden in einer Mondphase, traurige Geschichte, wie auch immer, das hat mich ein wenig zurückgeworfen, aber ich hab das sonst gut hinbekommen. Du hast Angst vor mir, oder?“
„Nein, nicht wirklich!“
„Solltest du aber, wenn du schon mit Irrlichten nicht klarkommst“, entschied er frotzelnd.
„Du hast davon gehört?“, fragte sie eingeschüchtert.
„Der Doc war grad bei mir, als er davon unterrichtet wurde. Irrlichte, ernsthaft?“
„Es waren mindestens 30“, verteidigte sie sich kleinlaut.
„Ein bisschen übertreibst du es, so viele Irrlichte gibt es grad in den Staaten“, schmunzelte er.
„Anscheinend ist ne ganze Schiffsladung von denen in New York City aufgeschlagen, keine Ahnung, was die hier wollen. Ich bin zu romantisch veranlagt, ich will allen helfen, aber ich trau keinem Irrlicht mehr, das kannst du glauben“, erklärte sie.
„Ist das als Mediatorin nicht eigentlich deine Aufgabe?“, fragte er kritisch.
„Scheiß auf meine Rolle, der Rat nimmt mich wegen meines Alters eh nicht für voll und die Wesen auch nicht“, bemerkte sie frustriert.
„Du kannst das nicht einfach so aufgeben, oder?“
„Nein, nicht wirklich, ich verliere meine Kräfte, wenn ich mich weigere. Natürlich hat mir das mein Vater verschwiegen als ich eintrat“, bemerkte sie erschöpft.
„Sei stolz drauf, Wölfe waren seit über 200 Jahren nicht mehr im Rat“, bemerkte er.
„Ich lerne verdammt viel, das hab ich auch nicht gewusst. Du schläfst auf dem Sofa, Handtücher sind im Schrank im Badezimmer, hast du Hunger?“
„Wolf, vergessen?“
„Klar, ich koch was, ich bin Vegetarierin, aber ich besorg Fleisch, zubereiten musst du es dir aber selbst, ich fass kein Tierfleisch an“, erklärte sie.
„Tja, zu schade“, bemerkte er anzüglich.
„Lass stecken, Wölflein, geh erst mal duschen, dass du eine brauchst rieche ich auch ohne Wolfssinn“, schlussfolgerte sie.
„Bei deinem Inkubus-Lover stört es dich nicht, dass er seine Hormonmarken hier setzt“, fühlte er sich angegriffen.
„Purgato diaetas[1], so besser?“, sprach sie einen Zauber und ihre Wohnung war strahlend rein.
„Nett, aber auch ein bisschen angeberisch. Okay, ich geh duschen, mal schauen ob ich noch weiß wie das geht. Wie ich den Inkubus kenne hat er Mittel zur Reinigung in deinem Badezimmer die ich benutzen könnte“, entschied er lässig.
„Vermutlich, bedien dich ruhig. Ich koche Pasta“, entgegnete er und ging in die Küche.
20 Minuten später saß ein frischrasierter, geduschter Channing an ihrem klapprigen Küchentisch und stopfte Pasta in sich rein, als hätte er seit langem nichts mehr gegessen, was vermutlich auch der Wahrheit entsprach.
„Mach langsam, dein Magen muss sich erst mal wieder an Nahrung gewöhnen. Ich hatte mal ne Phase in meinem Leben, da wollte ich unbedingt wie mein Lover leben und hab nichts mehr gegessen, ich musste erst künstlich ernährt und dann langsam wieder an Nahrung ran geführt werden“, erzählte sie aus ihrem Leben.
„Du hast aber kein Blut getrunken, oder?“

[1] Wohnung reinigen


„Nur Schweineblut. Was? Ich war 17, da macht man so einen Blödsinn. Wie auch immer, ich hab da Erfahrung, also mach langsam. Und wie geht’s dir?“
„Du willst wissen ob ich mich Werwolf-mäßig fühle? Nein, ich fühl mich das erste Mal seit Wochen wie ein Mensch“, entgegnete er.
„Das ist schön zu hören“, schmunzelte sie und lächelte ihn an. Er lächelte zurück. In die Ruhe klopfte es wild an die Tür.
„Stimmt es?“, stand ein wuterboster Kaz vor ihrer Tür.
„Du musst schon deutlicher werden, Kaz, es gibt so einige Wahrheiten auf der Welt“, bemerkte sie cool.
„Ich kann ihn riechen, den Wolf!“, raunzte Kaz und stürmte rein.
„Wirklich? Du willst dieses ganze „Vampir hasst Werwolf“-Klischee erfüllen? Wir sind nicht mehr zusammen und das ist ein vom Rat, du hast mir immer dazu geraten dem Rat mehr zu folgen“, versuchte sie ihn zu beruhigen, aber er stürmte direkt in die Küche.
„Du, raus aus der Wohnung meiner Freundin“, brüllte Kaz, Channing an und der sprang verstört auf.
„Kaz, wir sind nicht mehr zusammen und da läuft nichts zwischen uns, ich kenn den Kerl gar nicht“, besänftigte Medea ihren Exfreund und die beiden Männer fletschten ihre Zähne.
„Okay, stopp, mutatio[2]“, verwandelte sie die beiden Geschöpfe der Nacht in süße Häschen.
„Ah, viel besser“, setzte sie sich wieder hin und aß weiter.
„Medea“, hörte sie ihren Vater schimpfen und er erschien.
„Was?“, nörgelte sie mampfend.
„Ein Tierzauber, bist du noch bei Trost? Diese unreifen Zauber haben deine Uhrahninnen immer direkt zum Scheiterhaufen gebracht“, erwiderte er vorwurfsvoll.
„Ja, im Mittelalter, das ist das 21. Jahrhundert und diese Zauber sind nicht verboten“, schien sie ungerührt.
„Aber vom Rat auch nicht gern gesehen. Was war los?“
„Kaz war los, er hat wieder einen Eifersuchtstobsuchtsanfall. Ich hätte ihn auch wieder an der Decke schweben lassen können, aber das war einfacher und knuffiger“, konterte sie und streichelte den Kaz-Hasen.
„Inrita transmutationis[3]“, verwandelte Paxton sie zurück und hob die Streithähne an gegenüberliegenden Seiten der Küchendecke mit magischen Kräften hoch.
„Man, ich vergess immer wie mächtig du bist. Also Jungs, könnt ihr euch vertragen?“, stellte sich Medea zwischen die beiden schwebenden Männer. Die nickten soweit sie konnten.
„Gut, lass sie runter“, entschied sie und ihr Vater ließ die beiden Fabelwesen auf den Boden.
„Kommst du jetzt klar?“, wollte Paxton wissen und sie nickte stumm.
„Gut, ruf mich, wenn was ist“, bat er und verschwand.

[2] Verwandlung
[3] Verwandlung aufheben

„So, können wir jetzt wie Erwachsene reden?“, fragte sie die beiden.
„Er hat angefangen“, verteidigte sich Channing.
„Ja, du hast ihn aber angestachelt. Kaz, es ist meine Mission für Channing zu sorgen, ich werde nicht mit ihm schlafen, ich hab gerade jemanden mit dem ich mein Bett teile, aber das bist weder du noch er“, versuchte sie zu schlichten.
„Wenn du die Rumvögelei mit einem Inkubus “Bett teilen“ nennen willst, ist das dein Bier, lass mich aber damit in Frieden“, forderte Kaz und stürmte aus der Wohnung.
„Verdammt, sei ein braves Hundilein und bleib hier, ich muss ihm hinterher“, bemerkte Medea und ging zu Kaz. Der saß auf der Treppe vor ihrem Wohnhaus.
„Verzeih mir, ich hätte es dir selbst sagen sollen“, setzte sie sich zu ihm.
„Ja, hättest du. Ich verstehe dass du mich nicht heiraten wolltest weil ich ein Kind bin und es immer bleiben werde, aber dass du den männlichsten aller Männer unserer Clique in dein Bett lässt ist furchtbar“, erklärte er nachdenklich.
„Er ist meistens eine Frau wenn wir es tun, wenn dich das beruhigt“, erklärte sie.
„Nein, nicht wirklich. Ist er gut?“, wollte er wissen.
„Ich red nicht mit dir wenn du so bist, Kaz. Ich bin eigentlich hierhergekommen um mit dir zu reden, dir endlich mal die Aussprache zu geben, die du verdient hast, aber nicht so“, stand sie erbost wieder auf.
„Warte, das geht mich nichts an. Bitte lass uns reden“, bat er und hielt ihren Arm fest.
„Gut, aber nur über uns, nicht über meine Mission oder Sebastian“, forderte sie.
„Verstanden“, stimmte er zu und sie setzte sich wieder hin.
 
Es wurde schon dunkel, als sie endlich alles besprochen hatten. Sie hatte sich höflich entschuldigt wie sich verhalten hatte und er konnte es endlich verstehen. Er liebte sie noch sehr, sah aber ein, dass er sie gehen lassen musste, damit sie glücklich war.
 
Nachdenklich ging sie in ihre Wohnung zurück. Ihr Gast döste auf dem Sofa. Mütterlich deckte sie ihn zu.
„Hey, du musstest meinen Mist ziemlich ausbügeln, oder?“, wurde er dabei wach und sah sie an.
„Nein ich hab mich niemals bei ihm entschuldigt, dass ich ihn nicht heiraten wollte, das hab ich jetzt gemacht. Schlaf weiter“, bemerkte sie.
„Danke, dass du mich so einfach aufnimmst“, bedankte er sich.
„Ja, wie auch immer, schlaf einfach“, murmelte sie und ging in ihr Schlafzimmer.

 

 

Fünftes Kapitel


„Hoher Rat, ich will ja nicht respektlos klingen, aber ich betreue den Wolf jetzt schon zwei Wochen, er hat ein gewisses Temperament, aber ich glaube nicht, dass er eine Gefährdung für die Gesellschaft ist. Wenn die werten Herren keine weiteren Details über meine Mission haben wüsste ich nicht, was ich mit ihm noch tun sollte“, sprach Medea einige Zeit später vor dem Rat vor.
„Danke, Miss Dewin, wir werden das berücksichtigen“, entgegnete der Rat und verschwand wieder.
„Verdammt, das war keine Antwort“, murmelte sie vor sich hin.
„Geht er dir auf die Nerven?“, fragte Paxton, der in einem alten Lehnsessel saß.
„Ein wenig. War ich höflich genug?“, fragte sie vorsichtig.
„Ja, warst du, hat mich überrascht, wirst du etwa langsam erwachsen, Tochter?“, stand Paxton auf.
„Ja, scheint so. Channing ist ein verstörter junger Mann, aber keine Gefahr für sich oder andere. Ich habe nur ein Problem damit, ihn auf die Straße zu setzen“, entgegnete sie.
„Du hast halt ein großes Herz. Du kannst ihn ja bei dir einziehen lassen“, entschied ihr Vater.
„Hast du mal mit nem Werwolf zusammengelebt? Du hast Haare überall, ich such ihm lieber was Eigenes. Mein Sexleben ist auch schon seit seiner Ankunft nicht mehr vorhanden, obwohl es verdammt schwer ist diesem Tier zu wiederstehen wenn er den halben Tag nur oben ohne rumrennt, das wolltest du nicht wissen, oder?“, erklärte sie.
„Nein, nicht wirklich. Meine Schule hat Lehrerwohnungen die kaum benutzt werden, vielleicht kann ich ihm da was besorgen“, schlug Paxton vor.
„Das sagst du jetzt erst?“, fragte sie genervt.
„Du solltest ihn betreuen, aber du hast Recht, wird Zeit ihn gehen zu lassen. Ich rede mit dem Rat, auf mich hören sie ja hoffentlich. Ich kann ihn dir für heut Abend abnehmen und du kannst was auch immer machen“, bat er an.
„Danke, das wäre mir echt lieb. Ich wollte schon lang mal diesen Feen-Club in der Innenstadt ausprobieren“, freute sich Medea.
„Ein Feenclub? Gibt es die immer noch?“, wunderte sich Paxton.
„Anscheinend schon. Vielen Dank dafür, ich will so um neun rum los, wär schön wenn du so um halb neun kommen würdest“, bat sie.
„Sicher, mach ich. Bin stolz auf dich, Süße“, küsste er ihren Kopf und projizierte sich weg. Medea war auf dem Motorrad zum Ratstreffen gekommen, also ging sie die Wendeltreppe der Bar herunter. Der Sohn des Barbesitzers, Ricky, war der Sohn eines Trolls und einer Elfe, er war nicht der attraktivste, aber sein Elfenwesen ließ ihn irgendwie glänzen.
„Hey Rick, wie geht’s dir? Ich schwirre hier immer raus und rein und frag dich gar nicht wie’s dir geht“, setzte sie sich an die Bar.
„Ja, tust du wirklich, aber du bist eine Rätin, das versteh ich“, wischte er die Bar ab.
„Nein, ich bin nicht wie die, ich bin auch Mediatorin zwischen den Welten, geht’s dir gut, kann ich dir bei irgendwas helfen?“, fragte sie fürsorglich.
„Mein Dad ist eine totale Nervensäge, aber mit den Nicht-Wesen komm ich klar, bei den Frauen lande ich nicht, aber das hat nichts mit Rassismus zu tun, ich bin nicht der schönste Hahn im Stall“, erkannte er.
„Arbeitest du heut Abend?“, fragte sie plötzlich.
„Nein, ich hab gleich Feierabend, wieso?“
„Ich will ins Fairyland gehen, willst du mitkommen?“
„Meinst du das ernst?“
„Du bist halb prædictas Fatales, dachte das würde dir Spaß machen“, bemerkte sie.
„Leider bin ich auch Halb-Troll, die Feenfrauen finden mich hässlich“, hatte er wenig Selbstbewusstsein.
„Wenn du mit einer heißen Hexe auftauchst ist das vielleicht was Anderes“, schmunzelte sie.
„Woher krieg ich jetzt eine heiße Hexe?“, frotzelte er.
„Heißt das ja?“
„Soll das nen Date sein?“
„Nein, nur Spaß mit einem Freund“, klärte sie auf.
„Klingt gut, soll ich dich abholen?“
„Ja, viertel vor Neun, ich freu mich“, stand sie wieder auf.
„Ja, ich auch, bis dann“, freute sich Rick und sie ging zu ihrem Motorrad.
 
„Du gehst mit einem Troll aus? Du bist wirklich nicht wählerisch“, frotzelte Channing, als sich Medea für den Abend fertigmachte.
„Wir gehen nur als Freunde aus, als Mediatorin ist es meine Aufgabe einen Bund zwischen Nicht-Wesen und uns zu schaffen!“
„Er ist auch ein Wesen, sogar zwei wenn man es genau nimmt. Ich freu mich ihn zu sehen, ich hab noch nie einen Feentroll gesehen oder eine Trollfee, keine Ahnung was die sind, seine Mutter hatte zumindest genauso wenig Geschmack wie du“, entschied er.
„Jetzt wirst du echt fies. Du bist sauer, dass ich dich rausschmeiße, oder?“, fragte sie kritisch.
„Nein, ich muss dich hier allein lassen, deine Lover scharren schon vor der Tür, ich bin nicht sauer“, konterte er.
„Gut, dann lass den Mist, ich hab grade eine Beziehung beendet die über ein Jahrzehnt angedauert hat, ich genieße mein Leben gerade in vollen Zügen, das ist alles“, erwiderte sie stur.
„Warum genießt du dein Leben dann nicht mit mir?“, stellte sich Channing plötzlich breitbeinig ganz nah vor sie.
„Du bist mein Schützling, ich kann nicht“, bemerkte sie und fühlte seinen Atem in ihrem Gesicht. Bevor sie sich versah hatte er sie auf den Tresen gesetzt und begann sie zu küssen.
„Nein“, hauchte sie und schob ihn weg. In dem Moment klingelte es an der Tür.
„Da ist dein Babysitter“, erwiderte sie und er ließ sie vom Tresen steigen.
„Er ruiniert uns ganz die Stimmung“, schmunzelte er und sie ging zur Tür.
„Hey Dad, danke, dass du kommst“, begrüßte sie ihren Vater höflich.
„Du willst so ausgehen?“, musterte Paxton sie. Sie trug ein kurzes schwarzes Kleid und rote Lederpumps.
„Das ist ein Feenclub, Dad, man muss sich ganz schön aufstylen, wenn man gegen die Frauen da nicht abstinken will. Er ist soweit, Wölflein, tanz an, der Boss ist da“, rief sie nach Channing.
„Du weißt, ich hasse es, wenn du mich so nennst. Guten Abend, Sir“, begrüßte Channing, Paxton höflich.
„Endlich mal ein Lover von dir, der mich mit Respekt behandelt. So, Junge, los geht’s“, erwiderte Paxton und Channing schulterte seine Sachen. Nach kurzem Blickkontakt mit Medea ging er hinter dem Zauberer her.
 
„Wow, mit dir am Arm bin ich echt der Held der Party“, freute sich Rick über ihr Auftreten, als er sie abholte.
„Das war meine Absicht. Fährst du?“, schmunzelte sie.
„Ja, wenn du es hinten auf einem Motorrad erträgst“, gab er ihr einen Motorradhelm.
„Ist mal was Neues“, sagte sie zu und stieg hinter ihm auf dem Motorrad auf.
 
Der Abend im Fairyland war endlich mal eine gelungene Abwechslung und sie konnte sich voll gehen lassen und die Welt vergessen.
Ihre Klamotten und ihr Gesicht waren nass als sie erwachte. Sie strich mit ihrer Hand über die Fläche auf der sie lag. Sie fühlte Teer. Panisch riss sie die Augen auf und Regen tropfte in ihre Augen. Sie lag auf einer Straße.
„Was zum…?“, fluchte sie und sprang auf. Sie war ziemlich schwindelig auf den Beinen.
Durch ihren trüben Blick versuchte sie ein Straßenschild zu erkennen. Es war dunkel und es gab kaum Schilder oder Lichter. Ihre Tasche war weg und sie hatte nur noch einen Schuh an. Mit dickem Kopf versuchte sie sich an die Stunden zuvor zu erinnern, doch es gelang ihr nicht.
Sie zog ihren übrig gebliebenen Schuh aus und torkelte weiter. Sie versuchte sich weg zu projizieren, aber ihr Kater, oder was auch immer sie hatte, machte es ihr schwer.
Sie schien außerhalb der Stadt zu sein, deshalb lief sie solang bis sie Lichter sah. Dort brach sie ohnmächtig zusammen.
 
Das Summen der Neonleuchte, die in der Krankenstation der Villa an der Decke hing, weckte sie.
„Sie wird wach“, hörte sie die Stimme ihrer Mutter.
„Mum“, murmelte sie benommen.
„Ja, Glinda, ich bin hier“, sagte sie sanft.
„Was ist passiert?“
„Sag du es mir, du bist außerhalb der Stadt auf der Straße gefunden worden“, hörte sie auch ihren Vater.
„Ich war im Fairyland mit Ricky!“
„Ricky? Ralphs Sohn? Der vertickt die härtesten Drogen im WhiteBride, was hast du mit dem zu schaffen?“
„Er vertickt Drogen? Ich wollte mich nur mit ihm anfreunden, ich bin so blöd!“
„Hast du Drogen genommen?“, fragte Paxton kritisch.
„Ich weiß es nicht, ich hatte ein paar Drinks zu viel, mehr weiß ich nicht“, bemerkte sie mit dröhnendem Kopf.
„Keine Drogen, der Bluttest ist negativ, na ja, außer dem Blut im Alkohol, man Mädchen du kannst echt was vertragen. Deine Sachen waren zwar durchnässt, aber ich hab Spuren von Feenstaub in deiner Unterwäsche gefunden. Du hattest wohl ein kleines Techtelmechtel mit einer Fee. Habt ihr sie nicht aufgeklärt als es nötig war?“, wollte Thundercloud von ihren Eltern wissen.
„Ich hab sie über zehn Jahre unterrichtet, natürlich hab ich sie aufgeklärt“, raunzte Paxton.
„Anscheinend nicht gut genug. Sie hätte sterben können“, kritisierte der Mediziner sie.
„Man, das Gespräch hatten wir doch schon Mal als Medea plötzlich Vampirella spielen wollte. Auch damals hab ich dir gesagt, dass sie genauso stur wie ihre Mutter ist und ich sie nicht festbinden kann“, entgegnete Paxton und sah seine Frau an.
„Du willst wirklich hier mit mir streiten, jetzt?“, murrte Sloan.
„Ich will nicht streiten, Sloan, du bist stur, daran ist nichts zu rütteln“, wurde Paxton laut.
„Dad, Kater, nicht so laut“, bat Medea erschöpft.
„Tut mir Leid, Süße, wir lassen dich schlafen. Ich sollte Teen Wolf eh zu seiner neuen Wohnung bringen. Sebastian hat nach dir gefragt, er wollte nach seinem Dienst noch vorbeikommen, soll ich ihm sagen, er soll morgen kommen?“
„Nein, schon gut, er kann herkommen, wenn er will. Wo ist Kaz?“
„Keine Ahnung, seid ihr wieder ein Paar?“
„Ich weiß nicht, was ich in meinem Feenstaub-Alkoholrausch gemacht habe, aber eigentlich nicht“, konterte sie nachdenklich.
„Ein Satz den jede Mutter von ihrer Tochter hören will. Ich versuch ihn zu erreichen wenn du willst“, entschied Sloan.
„Nein Mum, danke, wie ich ihn kenne wird er eh bald hier auftauchen“, entschied Medea.
„Gut, dann ruh dich aus, ich komm morgen wieder“, versprach ihre Mutter und verließ die Krankenstation.
Die Sonne brannte ihr ins Gesicht, als sie aus ihrem Rausch wieder wach wurde. Mit einem Spruch schloss sie die Gardinen des Krankenzimmers.
„Deine Kräfte sind also wieder da“, hörte sie Sebastians erotische Stimme.
„Ja, das zecht aber noch ziemlich. Du hättest mich wecken können“, begrüßte sie ihn.
„Hab’s versucht, aber du bist echt verkatert, bist nicht wach geworden. Hab deinen zweiten Schuh gefunden, Prinzessin“, wedelte er mit ihrem zweiten Schuh vor ihrer Nase herum.
„Schön, das sind meine Lieblingsschuhe, wo war er?“
„Fairyland, aus einem Raum den sie „Nimmersattland“ nennen, mir war es zu peinlich um zu fragen, aber ich kann’s mir vorstellen. Hat dir niemand erklärt das Sex mit einer Fee, männlich oder weiblich ziemlich gefährlich für einen Menschen sein kann?“, fragte er kritisch.
„Anscheinend nicht, klär mich auf!“
„Ist mir nen bisschen peinlich einer Frau die ich schon so oft nackt gesehen habe Sexualkunde für magische Wesen geben zu müssen“, druckste er herum.
„Wenn du nicht willst, dass mir das nochmal passiert klär mich bitte auf“, forderte sie.
„Na gut, du weißt doch, dass Feen in Gefahrensituation Feenstaub abgeben…“, begann er.
„Ja, weiter!“
„Das sondern sie über ihre Schweißdrüsen ab, aber es gibt auch andere Organe die das in gewissen Situationen verströmen, bewusst und unbewusst!“, bemerkte Sebastian stockend.
„Ausgeknockt durch Feensperma, ist es das was du sagen willst?“
„Ja, so ähnlich, diese Dinger werden höchstens 1,50 m groß, du musst echt verdammt dicht gewesen sein, mit so einem mitzugehen!“
„Geht das auch mit weiblichen Feen, ich meine diese ganze Drüsensache?“
„Ja, sie war also weiblich?“
„Ich hab mich angeregt mit ner Fee unterhalten, das weiß ich noch, man, dabei war mein Vater grad stolz auf mich“, murmelte sie peinlich berührt.
„Erklärt immer noch nicht, warum du 10 Meilen entfernt vom Club ohnmächtig im Straßengraben gefunden worden bist!“
„Ich bin ne Weile gelaufen, aber verstehe was du meinst. Die einzige Möglichkeit die mir dazu einfällt ist Magie, ich hab mich vermutlich selbst dahin projiziert, frag mich aber nicht wieso. Na super, jetzt hab ich ne ziemlich schräge Sex-Erfahrung und weiß es am nächsten Morgen nicht mehr“, konterte sie.
„Ich hätte mich auch in eine Fee verwandeln können, das wäre wesentlich harmloser gewesen und ich wäre auch mal wieder auf meine Kosten gekommen“, konterte er cool.
„Ja, mein Hausgast ist jetzt weg, du wirst schon bald wieder auf deine Kosten kommen. Hat Häuptling Grummelnder Bär schon gesagt, wann ich hier raus kann?“
„Der Sohn von Häuptling Grummelnder Bär untersucht dich noch mal und wenn deine Vitalzeichen gut sind kannst du gehen“, kam Kansas zu ihnen.
„Gut, ich hasse Krankenhäuser nämlich“, sagte sie nachdenklich.
„Ja, ich weiß, du hast damals genug Zeit im Krankenhaus verbracht. Duan Joan de Testosteron könntest du uns ne Sekunde allein lassen, dass ich sie untersuchen kann?“, drehte sich Kansas zu Sebastian.
„Ich weiß wie sie nackt aussieht“, entschied er trotzig.
„Mach’s einfach, ich hol dich rein, wenn ich fertig bin“, bat Kansas.
„Wenn du meinst“, grummelte Sebastian und ließ sie allein.
„Danke, nach dem Aufklärungsunterricht von ihm war es mir etwas peinlich ihm in die Augen zu sehen!“
„Gut, er hat’s dir erklärt, dann bleibt mir die Peinlichkeit erspart. Du warst schon immer ein wilder Feger, Medea, aber das ist sogar für dich schräg“, bemerkte Kansas, schob das Laken und ihr Krankenhaushemd hoch und wollte ihre Brust abhören.
„Misshandelt dich jemand?“, konnte er nur von sich geben, als er die ganzen blauen Flecke auf ihrem Oberkörper sah.
„Ich hab seit Wochen niemand an mich rangelassen, was ist?“, wollte sie aufsitzen, aber ihr ganzer Oberkörper schmerzte.
„Au, was ist das?“
„Du bist von blauen Flecken übersäht, irgendjemand muss dich gepackt und auf den Boden gedrückt haben“, war er entsetzt von dem, was er sah.
„Ich war mit einem Vampir zusammen, das passiert beim Sex manchmal“, tat sie es ab.
„War das Testosteron-Bolzen da draußen?“
„Nein, ich hab ihn heute das erste Mal seit zwei Wochen gesehen. Ich war ziemlich dicht, vielleicht bin ich auch irgendwo runtergefallen“, machte ihr das keine Sorgen.
„Es tut mir furchtbar leid, aber einer der Schwestern wird dich jetzt auf Vergewaltigung testen, es hat dich eindeutig jemand brutal zu Boden gedrückt“, torkelte Kansas nach hinten und rief eine Schwester.
„Und?“, fragte Sebastian, als Kansas etwas später zurückkam.
„Keine Vergewaltigung, Gott sei Dank, trotzdem hat dir jemand diese blauen Flecken gemacht, du erinnerst dich gar nicht?“, wollte Kansas wissen.
„Kans, glaubst du nicht, ich würde es dir dann nicht sagen? Kann ich trotzdem gehen?“, hoffte sie.
„Ja, kannst du“, sagte er nur.
„Gut, war lang genug hier, hilf mir auf, Sebastian“, murmelte sie und ihr Lover stützte sie bis nach draußen.
Auf dem Flur liefen sie Kaz über den Weg.
„Kaz, hey, hab mir schon Sorgen um dich gemacht, alles klar?“, begrüßte sie ihn.
„Das kann ich auch sagen, Feensex? Hab ich dich so verletzt?“
„Ich war ziemlich dicht, da macht man blöde Sachen, mir geht’s gut!“
„Außer dass du aussiehst, als hätte dich jemand als Punchingball benutzt“, warf Sebastian ein.
„Was?“
„Ist nichts, wir sind gerade auf dem Heimweg“, entschied sie und zog Sebastian aus der Eingangstür.
„Warum sagst du es ihm nicht?“
„Du kennst Kaz doch, oder? Wenn er rausfindet, dass ich angegriffen wurde, krieg ich ihn nie wieder los und ich hab erst grad so mit ihm reden können, dass er mich in Ruhe lässt“, erwiderte sie und Sebastian öffnete ihr die Tür seines Autos.
„Das ist also offiziell mit euch aus?“, wollte Sebastian plötzlich wissen und setzte sich auf den Fahrersitz.
„Das ist es schon ne ganze Weile. Warum fragst du?“
„Nur so“, murmelte er.
„Willst du eine Beziehung mit mir haben?“, fragte sie nach.
„Bist du dazu bereit andere Frauen oder Männer oder Frauen und Männer in dein Bett zu lassen?“
„Nein, nicht wirklich!“
„Dann nicht, ich bin nicht für eine monogame Beziehung gemacht“, entschied er.
„Dann stört es dich auch nicht, wenn ich mich mit jemandem treffe?“, fragte sie nach.
„Du hast jemand neues?“, reagierte er etwas eifersüchtig.
„Möglicherweise, das hat dich dann aber nicht zu interessieren“, druckste sie herum.
„Schön für dich, wirklich, aber du lässt mich trotzdem mal ran, oder?“, wollte er wissen und sie sah ihn kritisch an.
„Das ist aber nicht nett“, war er gekränkt.
„Das gehört ziemlich zur Definition einer monogamen Beziehung dass man keine notgeilen Polizisten über sich drüber rollen lässt, wenn man die Person liebt, mit der man zusammen ist“, konterte sie keck.
„Monogamie ist echt ätzend“, jammerte er.
„Ja, aber das ist mein Mantra wenn ich in einer Beziehung bin. Obwohl ich hatte bis jetzt nur eine, aber sehr lange Beziehung. Ich wollte mein Leben eigentlich genießen grade, aber anscheinend kann ich das nicht ohne im Krankenhaus zu landen“, sagte sie traurig.
„Du kannst dein Leben genießen, du solltest aber mit was Einfacherem anfangen und das Fairyland erst Mal meiden“, schlug er vor.
„Ja, vielleicht, war schon krass was da abging. Ich hatte Sex mit ner Fee, wie bin ich von so einer sanften Situation dazu gekommen, mit blauen Flecken übersäht ohne Schuhe am Stadtrand aufzuwachen?“, dachte sie laut nach.
„Ich geh dem nach, meine Süße, es wird eine Ermittlung geben“, erklärte er.
„Ihr wollt aber nicht Ricky verhören. Er hat vielleicht gar nichts damit zu tun, ich hab ihn auf der Party ziemlich schnell aus den Augen verloren“, versuchte sie ihren Bekannten zu schützen.
„Hör auf ihn zu verteidigen, er ist ein mieser kleiner Drogendealer, auch wenn der Doc keine Drogen in deinem Körper gefunden hat, heißt es nicht, das dort keine waren“, entschied er.
„Einmal nen Cop, immer ein Cop, oder? Geh einfach objektiv dran und verurteile ihn nicht vorschnell“, bat sie.
„Sicher, du bist die Mediatorin, ich hör auf deinen Rat doch immer. So, fahren wir dich heim“, versprach er und brachte sie heim.
Die Wohnung war ohne Channing irgendwie leer. Ihre Mutter war dort gewesen, ihre Wohnung war so sauber wie lang nicht mehr.
„Dachte, das muntert dich auf“, hörte sie plötzlich Enfys Stimme und erschreckte sich zu Tode.
„Enfys, wir haben Regeln bezüglich meiner Wohnung aufgestellt“, keuchte die Hexe erschreckt.
„Tut mir leid, ich geh sooft in Häusern aus und ein, dass ich nicht mehr drüber nachdenke“, entschuldigte sich Enfys.
„Ja, hab ich gesehen, du hast bei mir aufgeräumt?“, sah sie sich um.
„Im Büro ist so gar nichts los, ich wollte irgendwas tun. Wir sollten mal ne Erklärung abgeben, dass der Werwolf nicht frei rumläuft, das würde unserem Geschäft echt helfen“, schlug Enfys vor.
„Äh, da haben wir ein Problem“, murmelte sie.
„Wir haben so einige Probleme, ein Video fürs Internet reicht vollkommen“, entschied Enfys.
„Der Wolf ist nicht so wirklich in Gewahrsam, möglicherweise hat deine Chefin gestern nach zwei Wochen Betreuung entschieden, dass er auf die Welt losgelassen werden kann“, bemerkte sie.
„Nein, hast du nicht. Heute Nacht ist Vollmond, du hast ein Monster frei rumlaufen lassen“, war Enfys entsetzt.
„Heute Nacht ist Vollmond? Ich hab da sonst immer ziemliche Migräne und Heißhunger auf Schokolade, die wurden anscheinend durch meinen Kater verschleiert. Ich hätte ihn über den Vollmond bei mir behalten müssen, ich bin so dämlich“, war die wilde Hexe plötzlich von Selbstzweifeln geplagt.
„Es sind noch acht Stunden bis die Sonne untergeht, du hast noch eine Chance. Seit wann zweifelst du an dir?“, wunderte sich Enfys.
„War nen heftiger Abend gestern“, sagte sie nur.
„Wenn du es grad ansprichst, was ist passiert?“, wollte Enfys wissen und sie erzählte ihr die ganze Geschichte.
„Man, du bist schon ein wilder Feger manchmal, aber Feensex? Das ist Hardcore“, kommentierte Enfy die Story.
„Ich weiß, ich schau mir gern Feen an, die sich an glänzenden Stangen räkeln, aber mit den mitgehen? Das bin ich nicht!“
„Du hast eine heftige Trennung mitgemacht, das musste mal passieren. Du hast es überstanden, dass ist das wichtigste“, beruhigte Enfys sie.
„Einen Teil der Story hab ich verschwiegen“, gestand sie und hob ihr T-Shirt hoch, dass ihre Freundin die blauen Flecke sehen konnte.
„Du warst wieder auf Vampirjagd?“, wollte Enfys wissen.
„Dann hätte ich den Kopf eines toten Vampirs auf meinem Sideboard, keine blauen Flecke am Körper“, sagte sie cool.



„Ich dachte Vampire machen „Puff“ wenn man sie tötet“, wunderte sich Enfys.
„Nicht wenn man sie ganz langsam köpft“, zog Medea ein Messer aus dem Messerblock und zog es waagrecht durch die Luft.
„Ich sollte ein Buch schreiben, das ich “Dinge die ich über meine Chefin nie wissen wollte“ nennen sollte“, entgegnete Enfys und drückte mit ihrer flachen Hand das Messer nach unten.
„Selbst gemacht hab ich das noch nicht, hab aber davon gehört. Hilfst du mir heut Abend den Wolf zu überwachen?“, wollte sie von ihrer Freundin wissen.
„Bist du sicher, dass die große Kriegerin einen Sidekick braucht?“
„Als ich Channing das letzte Mal allein gesehen hab, hatten wir fast Sex und ich glaub ich steh auf ihn“, gestand sie.
„Ein Sidekick, kommt sofort“, versprach Enfys.

Sechstes Kapitel


Schwerfällig lief die junge Hexe später durch die Hallen der Lehrerbarraken. Sie waren ziemlich heruntergekommen, sie war nie dort gewesen, sie dankte den Göttern, dass sie während ihrer Kindheit nie dort wohnen musste. Sie sah auf den Zettel, auf dem sie sich Channings Wohnungsnummer aufgeschrieben hatte.
„Da hinten ist es“, erkannte sie und sah Enfys an.
„Gut, ich bin bereit“, zog sie ihre Waffe aus ihrem Halfter.
„Du kommst mit Waffe?“, fragte sie kritisch.
„Was du da an deinem Bein befestigt hast ist kein Beautycase, oder?“, konterte sie cool.
„Klugscheißer, ich trag immer ne Waffe bei Vollmond, weißt du doch. Okay, dann mach dich unsichtbar, er soll nicht sehen, dass ich mich nicht allein zu ihm traue“, bat sie und Enfys verschmolz mit der Umgebung.
 
Mit zittrigen Händen klopfte sie an der entsprechenden Tür.
„Warum zitterst du so?“, fragte Enfys aus dem Nichts.
„Psst, ist wegen meinem Kater, alles klar“, zischte sie und die Tür ging auf.
„Hey, hab echt nicht gedacht, dass du hierher kommst. Komm rein“, freute sich Channing sie zusehen und Medea hielt die Tür auf, das Enfys unbemerkt reinkommen konnte.
„Deine Chamäleon-Freundin kann sich ruhig sichtbar machen, ich kann sie riechen“, bemerkte Channing cool und Enfys erschien aus dem Nichts.
„Man, die Wölfe und ihr Superzinken. Ich bin bewaffnet, also bleib brav“, legte sie eine Hand auf ihre Waffe.
„Schon klar, ihr Chamäleons seid ja nicht grad für Mut bekannt“, musterte Channing die farbenfroh angezogene 22-Jährige.
„Ich wurde von ner Hexe ausgebildet, willst du das Risiko eingehen?“, fragte Enfys cool und hielt ihm die Waffe mit den Silberkugeln an die Schläfe.
„Enf‘, Anstandswauwau, nicht Bodyguard, Waffe runter“, bemerkte Medea cool und Enfys steckte ihre Waffe wieder weg.
„Du brauchst also einen Anstandswauwau, wusste nicht, wie unwiderstehlich ich bin“, frotzelte er.
„Was machst du für heut Nacht?“, wollte Medea wissen und sah sich um.
„Eigentlich Pizza und Bier vor dem Fernseher, aber wenn ihr es nötig habt, ich befriedige auch euch beide“, schmunzelte er.
„Ich sehe, was du an ihm siehst, Freundin“, bemerkte Enfys angeekelt.
„Ach richtig, du stehst ja nur auf die weibliche Fraktion“, konterte er cool.
„Ihr habt euch wohl alles erzählt in den letzten Wochen, was?“, drehte sich Enfys zu ihrer Freundin.
„Nein, hab ich nicht“, entgegnete Medea kritisch.
„Ich sag euch jetzt lieber nicht, woran ich das erkenne. Auf was wollt ihr hinaus?“, fragte er genauso verwundert.
„Vollmond? Bist du wirklich von deinen Kräften so überzeugt, dass dir das ganz egal ist?“, fragte Medea kritisch.
„Ich bin ein geborener Werwolf und fast 30 Jahre alt, das ist nicht mein erster Vollmond“, setzte er sich aufs Sofa zurück.
„Du hast dich vor zwei Wochen verwandelt ganz ohne Vollmond, Angeber, hast du nicht ein bisschen Zweifel?“
„Bis vor zwei Sekunden nicht, oder? Warum seid ihr dann hier? Habt ihr Todessehnsucht?“, wurde er dann doch nervös.
„Wir wollen dich unterstützen wenn es soweit ist“, erklärte Medea sanft und kam nah zu ihm.
„Ihr zwei kleinen Mädchen wisst nicht, auf was ihr euch da einlasst“, bemerkte er mit einem seltsamen Ton in der Stimme.
„Hat er uns grad kleine Mädchen genannt?“, fragte Medea und drehte sich zu Enfys.
„Hab ich auch gehört, ich hab meine Baretta noch nicht eingeweiht, darf ich Boss?“, fragte Enfys großspurig.
„Tu dir keinen Zwang an, aber ich muss dich dann kündigen“, entschied Medea trocken.
„Du kannst einem ziemlich die Laune verderben, Boss. Wenn wir ihm nicht helfen müssen, dann hauen wir ab, oder?“, wollte Enfys gehen.
„Ihr Chamäleons seid wirklich Schisshasen. Du kannst gehen, ich komm hier allein klar“, versprach Medea.
„Von wegen, wenn du dann morgen zerfetzt als Mordopfer gefunden wirst muss ich viel zu viel erklären, ich bleibe“, bemerkte Enfys.
„Wirklich mitfühlend, danke. Ich brauch nen Bier, hast du eins für mich?“, setzte sich Medea aufs Sofa.
„Süße, ich mag dich wirklich, also geh bitte, ich zerfleisch dich in meiner Mondphase ohne Rücksicht auf Verluste“, zerrte er sie vom Sofa.
„Er weiß schon was er da sagt, also lass uns gehen“, bat Enfys.
„Ich lass ihn nicht allein“, sagte sie nur.
„Man, du bist echt penetrant manchmal. Okay, diese Schulen hier haben doch immer solche Käfige für Bälle?“, plante Enfys.
„Ja, haben sie, ich hab meine halbe Kindheit darin verbracht um mich vor dem Sportunterricht zu drücken. Du willst ihn einsperren?“
„Ne bessere Idee?“
„Machst du das mit?“, wollte sie von Channing wissen.
„Wenn du dann in Sicherheit bist, immer“, sagte Channing zu.
„Okay, Regenbögchen, wie willst du da reinkommen?“, plante Medea.
„Ich brech da sonst immer ein, das hab ich in meiner Teenagerzeit immer gemacht. Aber ist dein Patenonkel hier nicht Hausmeister?“, wollte Enfys wissen.
„Er ist aber auch ein Hellseher, was erzähl ich ihm?“
„Erübrigt sich das nicht, bei nem Hellseher?“
„Wie lang brauchst du um Schlösser zu knacken?“, änderte sie den Plan.
„Oh mein Gott, du hast Schiss dass dein Dad das mitbekommt, richtig?“, frotzelte Enfys.
„Schiss kann man das nicht nennen, eher Respekt, aber ich bin eine Mediatorin, das gehört dazu, rufen wir meinen Patenonkel an“, gab sie nach.
 
Eine halbe Stunde später kam Nolan Orta, Meiras Vater und begabtes Medium und Hellseher zu ihnen. Er arbeitete seit über 30 Jahren als Hausmeister in dieser High-School, in der auch Paxton arbeitete.
„Ich hab den Raum schon leergeräumt, Decken und Wasser liegt drin, Essen wollte ich dir immer Morgens bringen“, erklärte Nolan, während er den Raum mit dem Ballkäfig öffnete.
„Man, er ist echt gut, gut, ist weniger zu erklären. Er hat sich gut unter Kontrolle, sagte er, aber wir wollen sicher gehen“, erklärte Medea ihrem Patenonkel und der sah sie nur an.
„Ich sollte eigentlich inzwischen wissen, dass ich euch nichts erklären muss. Wir wäre es lieb, wenn du das meinem Vater nicht erzählst“, bat sie.
„Mach ich, du hast deinen Fehler eingesehen und willst ihn wieder gut machen, schon gut“, entschied Nolan und öffnete den Käfig.
„Kommen da nicht morgen Schüler rein?“
„Hier waren schon seit eurer Kindheit keine Kinder mehr drin. Ist nicht das Ritz Carlton, Junge, aber du kommst von der Straße, wird schon gehen, oder?“, sah er Channing an.
„Wird schon gehen, Sir“, bedankte sich Channing höflich.
„Sir, du machst dich echt bei deiner Männerwahl, meine Süße!“, schmunzelte Nolan und Channing ging in den leeren Käfig.
„Ich bleib heute Nacht bei ihm, der Rat wollte, dass ich mich um ihn kümmere, deshalb tu ich das jetzt“, entschied Medea und setzte sich vor dem Käfig auf den Boden.
„Okay, ich würde aber nicht so nah rangehen“, riet Nolan ihr.
„Ich komm schon klar, Onkel Nolan, keine Sorge. Enfys geh nach Hause, du hast sicher besseres zu tun als mit mir in einem verstaubten Sportgeräteschuppen abzuhängen“, bat sie ihre Freundin.
„Bist du sicher?“
„Ja, ich bin sicher, jetzt geh“, forderte sie.
„Wie du meinst, aber sobald was ist, ruf mich an“, entschied sie.
„Ja, mach ich!“
„Machst du eh nicht, aber mehr als bitten kann ich dich eh nicht. Gute Nacht“, ging sie mit Nolan davon.
„Das musst du nicht machen, weißt du?“, setzte sich Channing Rücken an Rücken nur durch die Gitterstäbe von ihr getrennt hin.
„Ich will aber und wenn ich eine wirklich gute Mediatorin werden will muss ich sehen wie die Verwandlung abläuft“, bemerkte sie.
„Die Mediatorin in dir will das nicht wissen sondern die Jägerin. Du bist ziemlich berühmt auf der Straße, weißt du das eigentlich?“
„Das liegt lang hinter mir, ich bin jetzt nicht mehr so wild. Wie fühlst du dich?“
„Ich hätte mein Bier mitnehmen sollen“, sagte er nur.
„Du spürst den Vollmond nicht?“
„Natürlich spür ich ihn, ich bin ein Werwolf, zwar nur ein Halbblut, aber es zieht schon ziemlich in den Knochen. Was ist mit dir? Was sagt deine innere Benji?“
„Die ist auch ziemlich aufgekratzt. Du musst gleich zwei Wesen in dir rebellieren haben, dafür hältst du dich ziemlich gut“, lobte sie ihn.
„Ich muss dir ein Geständnis machen“, gestand er.
„Vielleicht willst du mir gestehen dass du kein Benji bist, weil es keine männlichen Benjis gibt!“
„Sorry, ist ne dumme Anmache, ich behaupte immer das gleich Wesen zu sein, was die Frau auch ist. Bin auch mal als Vampir rumgelaufen, als ich jünger war, davon kannst du ja auch ein Lied singen“, erzählte er ihr.
„Schon gut, was bist du dann?“
„Was für ein Mensch bist du dann zur anderen Hälfte?“
„Das grausamste Wesen des ganzen Erdballs – ein Mensch“, schmunzelte er.
„Hey, ich bin auch vollkommen Mensch, ich bin zwar in der Wesen-Welt hoch angesehen, aber ein Wesen bin ich nicht wirklich. Ich wünschte, ich wäre ein Chamäleon dann könnte ich mich nach gestern irgendwo verstecken“, realisierte sie.
„Was ist gestern passiert? Ist ein Zauber schief gegangen?“, wollte er wissen.
„Ein Zauber, ja, das muss es sein!“
„Weihst du mich in dein kleines Köpfchen ein?“
„Ja, sorry, du weißt ja gar nicht um was es geht. Ich bin heut Morgen auf der Straße aufgewacht mit nur einem Schuh und ohne Erinnerung“, erzählte sie.
„Du wolltest doch in einen Feenclub, hast du Feenstaub abbekommen?“
„Mit Feen hat es schon zu tun, aber auf eine andere Weise“, druckste sie herum.
„Du hast mit einer Fee gepennt, spinnst du? Ihre Körperflüssigkeiten haben auch Feenstaubkräfte“, bemerkte er kopfschüttelnd.
„Verdammt, warum weißt du das und ich nicht? Ich bin die Mediatorin hier!“
„Weiß ich doch nicht, ich hab damals in Jersey eine Fee als Mitbewohner gehabt, der hat mir alles über Feen erzählt!“
„Du bist aus New Jersey?“
„Jep, geboren und aufgewachsen, bin noch nicht lang hier, erst sechs Monate“, erklärte er.
„Das erklärt, warum wir dich nicht auf dem Radar hatten. Warum bist du hierhergekommen? Ich meine in Jersey hattest du doch anscheinend eine Wohnung“, wollte sie wissen.
„Ich bin hierhergekommen weil ich von einem mächtigen Dämonen gehört habe, der meine Werwolf-Kräfte bannen kann“, gestand er.
„Du meinst Thorne, oder?“
„Du kennst ihn?“
„Gezwungenermaßen, ich muss ihn wohl bald Bruder nennen“, erwiderte sie.
„Was?“, war er überrascht.
„Thorne ist der Halbbruder von Sebastian, seine Mutter hat ihn aus einer früheren Beziehung in die Ehe gebracht. Er ist halb Formwandler, halb Zauberer, aber er ist nicht gut angesehen vom Rat, da er von seinem Vater aus in eine Familie mit schwarzer Magie geboren wurde. Er könnte vermutlich deine Kräfte bannen, aber nicht ohne Preis. Mein Dad war früher auch mit schwarzer Magie unterwegs, aber solche Sachen haben immer Nebenwirkungen“, riet sie ihm.
„Würdest du mit ihm über mich reden?“, fragte er hoffend.
„Nein, ich red nicht mit ihm, das ist uns Ratsmitgliedern verboten und ich hab auch keine große Lust dazu“, entschied sie.
„Willst du Sebastian heiraten?“, erkundigte er sich plötzlich.
„Oh Gott, nein, wieso denkst du das?“
„Weil du grad mit Familie und so angefangen hast!“
„Meine Mutter schläft anscheinend mit Sebys Vater, hatte es nicht so ernst gemeint, erst Mal muss sie sich von meinem Vater scheiden lassen“, dachte sie laut nach.
„Tut mir Leid für dich!“
„Schon gut, ich bin erwachsen, ich halt das aus!“
„Ist trotzdem traurig wenn eine Liebe zu Bruch geht. Meine Beziehungen dauerten auch immer nur bis zum Vollmond, da haben sie plötzlich keine Liebe mehr für mich empfunden. Du bist die erste Frau die dabei ist, wenn ich mich verwandle“, erklärte er.
„Spürst du dass es anfängt?“
„Es kribbelt, aber der Mond ist noch nicht am Himmel, es wird noch etwas dauern“
„Gut, dann schlaf ich bis dahin etwas, weck mich wenn’s los geht“, bat sie.
„Glaub mir, du wirst wach werden wenn’s losgeht“, bemerkte er und sie döste ein.
 
Ein dumpfer Schlag gegen den Käfig weckte die junge Frau mit ihrem mächtigen Kater. Es war dunkel, die Show konnte losgehen.
„Chan, hey, was kann ich machen?“, kniete sie sich vor den Käfig.
„Geh vom Käfig weg“, sagte er mit einem Graulen in der Stimme.
„Ich hab keine Angst vor dir“, behauptete sie, aber als Channing in seinem Verwandlungsprozess an den Käfig knallte, rutschte sie zurück.
„Es tut mir leid“, sagte er mit einem Jaulen und verwandelte sich völlig. Sie hatte sich seine Verwandlung spektakulärer und sein Aussehen brutaler vorgestellt, er war noch eher Mann als Wolf.
„Ich bin bei dir“, sagte sie immer wieder, während sie wieder näher kroch. Ein ganz seltsames Gefühl durchfuhr ihren Körper. Es fühlte sich an wie das normales Kribbeln der Benji in ihr, nur tausend Mal verstärkt. Sie stolperte am Käfig entlang und rutschte zu Boden. Ein markerschütternder Schrei hallte durch den Raum. Der Wolf in Channing jaulte im Rhythmus ihres Schreis. Erschöpft kippte sie zur Seite.

Siebtes Kapitel


„Hexlein, wach auf“, säuselte Channing sanft um sie zu wecken. Sie regte sich aber nicht. Als er es mit sanftem Zureden nicht schaffte, klopfte er gegen den Käfig um sie wach zu rütteln. Erschreckt rappelte sie sich auf.
„Man, musst du mich so brutal wecken?“, nörgelte sie erschöpft.
„Ich hab dich sonst nicht wachgekriegt. Lässt du mich raus?“, bat er und sie rappelte sich auf.
„Was ist da gestern passiert?“, versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen.
„Ich hab mich verwandelt, keine große Überraschung. Hast du im Sitzen geschlafen?“, wunderte er sich.
„Ich hab geschrien“, schlussfolgerte sie.
„Du hattest Angst vor mir, kann passieren“, bemerkte er cool.
„Nein, nicht vor Angst, meine innere Benji ist rausgebrochen“, erinnerte sie sich nach und nach wieder.
„Du musst auch jedem die Schau stehlen, oder?“, frotzelte er.
„Ich mein das ernst, das darf nicht passieren“, murmelte sie benommen.
„Ich sollte mich eigentlich auch unter Kontrolle haben, aber anscheinend hab ich das nicht. Lässt du mich raus? Ich muss pinkeln“, wiederholte er seine Anfrage. Mit verwirrtem Blick schloss sie den Käfig auf.
„Danke, für alles. Ich muss das noch zwei Nächte machen, aber zumindest kann ich keinen verletzen. Wie kann ich dir helfen? Du siehst so verloren aus“, wollte er ihr helfen.
„Irgendjemand wird sterben“, philosophierte sie.
„Täglich sterben überall auf der Welt Leute“, sagte er beruhigend.
„Du weißt genau was ich meine. Du bist doch Ire, stimmt doch, oder?“
„Halb irisch, halb britischer Abstammung aber ja!“
„Dann solltest du wissen, dass wenn eine Benji schreit jemand sterben wird“, begann sie zu weinen.
„Das sind Mythen und Legenden“, beruhigte er sie weiter.
„Werwölfe und Hexen sind laut den Geschichtsbüchern und Romanen auch Mythen, aber doch sind wir da. Ich muss zu meiner Mutter“, versuchte sie sich zu projizieren, doch blieb in einer Rauchwolke stehen.
„Was zum Merlin?“, fluchte sie.
„Du bist anscheinend etwas schwach, du musst es auf altmodische Weise tun“, schlussfolgerte er.
„Man, da bin ich eigentlich viel zu müde dazu. Du hast nicht zufällig nen Motorradführerschein, oder?“
„Ich hab überhaupt keinen Führerschein, tut mir leid. Ruf dir doch nen Taxi“, schlug er vor.
„Ja, vielleicht hast du Recht. Wo ist meine Tasche?“, sah sie sich um.
„Da drüben. Soll ich dir das Taxi rufen?“, fragte er und sie nickte.
 
Eine halbe Stunde später stand eine ziemlich verwirrt drein blickende Medea vor ihrem Elternhaus. Beide Autos ihrer Eltern standen vor dem Haus, sie waren also beide da, was sie überraschte, da sie ja eigentlich getrennt waren. Da Channing versprochen hatte dass er sich nicht “tierisch“ fühlte durfte er sie begleiten. Mit immer noch zittrigen Händen klingelte sie. Ihre Mutter öffnete ihr noch in Schlafhose und im Unterhemd.
„Glinda, Süße, ist ziemlich früh, was willst du hier?“, fragte Sloan schläfrig.
„Es ist passiert, Mum“, sagte sie nur.
„Gratuliere, war sicher nicht dein erstes Mal, oder?“, musterte Sloan, Channing.
„Nicht das, ich hab gestern geschrien, wie es nur eine Benji tut“, bemerkte Medea erschöpft.
„Quatsch, das ist vollkommen unmöglich, wir haben dich verzaubert, dass das nicht passiert“, tat das Sloan als Irrsinn ab.
„Es ist wahr, Mum, ich hab es mit jeder Faser meines Körpers gespürt und heiser bin ich auch aufgewacht“, wollte sie sich Gehör verschaffen.
„Ist dir das beim Sex passiert? Das ist mir mal passiert, das hatte ich dann versehentlich als Benji-Schrei klassifiziert“, entgegnete Sloan und sah wieder zu Channing.
„Hey, hör auf ihn so anzusehen, es war nicht beim Sex, ich hab wirklich geschrien wie eine Benji, glaub mir doch“, bettelte sie jetzt fast.
„Was hast du geschmeckt?“, wollte sie wissen.
„Wie meinen?“
„Nachdem du geschrien hast, es gibt einen bestimmten Geschmack den wir danach auf der Zunge haben“, testete sie sie.
„Ist schwer zu definieren, eine Pflanze, vielleicht Efeu?“, fragte sie nach.
„Paxton“, schrie Sloan durch die Halle des geräumigen Hauses.
Sie bekam keine Antwort.
„Hast du ihn heut schon gesehen?“, fragte sie ihre Mutter kritisch.
„Nein, er wohnt im Keller, ich hab ihn ehrlich gesagt seit gestern Mittag nicht mehr gesehen“, bemerkte Sloan und Medea drängte ihre Mutter zur Seite.
„Dad?“, rief sie immer wieder und wurde dabei immer penetranter.
„Was? Ich schlafe im Keller und der ist ziemlich schallsicher wegen meinen Experimenten“, kam ein ziemlich verschlafener Paxton die Wendeltreppe hoch die vom Keller hochführte.
„Dad, geht’s dir gut?“, umarmte sie ihren Vater stürmisch.
„Ja, mir geht‘ s bestens, bei dir alles in Ordnung?“, war er überrascht.
„Nein“, begann sie plötzlich im Arm ihres Vaters zu weinen.
 
„Ich würde ja den Zauber überprüfen, aber du bist momentan zu schwach dafür. Warum passiert das jetzt?“, fragte sich Paxton, als die kleine Familie mit ihrem Gast in dem geräumigen Wohnzimmers saß.
„Ich muss euch noch was gestehen“, begann sie plötzlich ein Geständnis abzulegen.
„Wenn es mehr ist als Feensex, weiß ich nicht, ob ich das überhaupt wissen will“, bemerkte Sloan cool. Wortlos stand Medea auf und zeigte allen ihren mit Blutergüssen übersäten Bauch. Entsetzt sahen Medeas Eltern den jungen Werwolf an.
„Ich war es nicht“, stotterte er.
„Leute, wenn er es gewesen wäre denkt ihr nicht, dass er längst eine Silberkugel zwischen den Augen hätte?“, fragte sie ihre Eltern kritisch.
„Auch wahr. Wer war das dann? Sebastian?“, stand Sloan auf und sah sich die blauen Flecke genau an.
„Nein, er ist ein Lover, kein Kämpfer, weißt du doch. Ich bin gestern so aufgewacht, ist mir vermutlich im Club passiert, aber durch meinen Feenstaub-Rausch hab ich keine Ahnung was da eigentlich passiert ist“, erklärte sie.
„Bist du…?“, wollte ihre Mutter stockend wissen.
„Nein, ich wurde nur oberflächlich verletzt worden, die haben mich in der Villa gründlich untersucht“, versicherte sie ihrer Mutter.
„Okay, da bin ich ja froh. Darf ich?“, wollte ihre Mutter ihre Wunden anfassen.
„Ja, okay, aber nicht so fest“, bat sie skeptisch und Sloan stellte sich hinter ihre Tochter und griff mit ihren Händen auf ihre Hüfte. Medea zuckte zusammen.
„Tut mir Leid, Glinda Maus. Ich muss zu Ralph, ich hab ne Ahnung“, bemerkte Sloan nachdenklich.
„Sag’s mir, Mum“, bat Medea irritiert.
„Später, erst muss ich dem nachgehen“, nahm Sloan ihre Handtasche.
„Sloan, willst du dich nicht anziehen?“, wunderte sich Paxton.
„Wärst du so lieb?“, hoffte sie und Paxton zauberte sie in Jeans, T-Shirt und Sportschuhe.
„Danke, Pax, ruf du den Rat zusammen, ihr müsst den Vorfall besprechen“, bat Sloan und ging aus dem Haus.
„Da ist was sehr faul wenn Mum es mir nicht sagen will, sie hat mir sonst alles erzählt“, dachte Medea laut nach.
„Mach dir keinen Kopf, deine Mum ist in letzter Zeit immer zerstreut, liegt vermutlich an der Libido ihres neuen Freundes. Ich ruf den Rat zusammen, verzeih mir Channing, aber wir werden uns ausnahmsweise mal hier treffen und ein Wolf im Haus ist da nicht ideal“, bat Paxton, Channing höflich zu gehen.
„Sicher, Sir, ich ruf dich an, Hexlein“, stand Channing auf und verließ Medeas Elternhaus.
„Läuft da was zwischen euch?“, fragte Paxton seine Tochter kritisch.
„Momentan noch nicht, vielleicht eines Tages, geht dich auch nichts an. Man, jetzt muss ich heim und mich umziehen für den Rat“, konterte sie erschöpft.
„Seit wann das denn?“, war Paxton verwundert und ihre Tochter zeigte ihm, was passierte wenn sie zauberte.
„Verdammt, das hatte ich bei diesem schwarzen Zauber irgendwie befürchtet. Anstatt dass es jetzt die Benji in dir blockiert, blockiert es jetzt die Hexe in dir“, bemerkte er beschämt.
„Du meinst das ist keine vorübergehende Sache? Ich bin eine Hexe durch und durch, normal zu sein halt ich nicht aus“, wurde Medea hektisch.
„Schätzchen, deine Mutter schafft das schon ihr ganzes Leben, aber das kriegen wir hin. Bedien dich im Kleiderschrank deiner Mutter, die hat auch ein paar schicke Sachen die dir passen“, riet er ihr.
„Toll, dass ich dann machtlos und hässlich bin“, nörgelte sie.
„Husch, Frechdachs“, jagte er seine Tochter die Treppe hoch.
Kritisch beäugte Medea die Sachen ihrer Mutter im Schrank. Sloan hatte in den vorrangegangenen 30 Jahren ihren Kleidungsstil nicht wirklich variiert und trug immer noch viel schwarz und weiß.
„Oh Mum, wir müssen echt mal zusammen shoppen gehen“, schlussfolgerte Medea und nahm sich eine Hose und ein weißes Hemd heraus. Als sie ein Jackett überzog fand sie einen Zettel in einer Tasche. Es war ein Brief den sie an Lindeskab geschrieben aber anscheinend nicht abgeschickt hatte.
<… und deshalb ist es besser, dass er denkt, dass wir eine Affäre haben, denn der wirkliche Grund warum ich ihn verlassen musste muss ewig im Dunkeln bleiben…“, waren die letzten Zeilen, die sie auf dem Zettel las.
„Okay“, sagte sie vor sich hin und wollte verwirrt den Zettel mit einem Feuerball verbrennen, es stieg aber nur Rauch auf, was den Rauchmelder auslöste.
„Alles klar bei dir da oben, Süße?“, rief Paxton zu seiner Tochter. Blitzschnell nahm sie einen Besen auf und schlug den Rauchmelder von der Decke.
„Alles Bestens, Dad“, rief sie zurück.
„Lass das Zaubern am besten bis wir wissen, wie wir das ändern können“, bat er ernst.
„Ja, Dad, sorry“, erwiderte sie und schmiss den kaputten Rauchmelder in den Schrank und schloss ihn schnell. Sie steckte den Zettel wieder ein, sie wollte ihre Mutter darauf ansprechen, wenn sie zurückkam. In diesem Moment klingelte ihr Handy.
„Ja, Mum?“, meldete sie sich bei ihrer Mutter, die anrief.
„Komm ins WhiteBride“, bat sie ernst.
„Wir haben gleich ne Ratssitzung, Mum“, verstand sie nicht.
„Glinda, du bist in Windeseile wieder bei den Sesselpupsern“, forderte ihre Mutter.
„Darf ich deinen Wagen nehmen?“, fragte sie ihren Vater, als sie die Treppe herunterkam.
„Willst du wohin?“
„Ja, Mum braucht mich im WhiteBride, sie sagt es ist wichtig!“
„Aber ich hab den Rat schon hierher gebeten!“
„Dann buch ins WhiteBride um, irgendwas ist dort was sie mir nicht am Telefon sagen wollte“, forderte sie.
„Gut, aber ich fahre“, entschied er und zog sich auf magische Weise um.
 
Als sie vor dem WhiteBride hielten, stand schon die Polizei dort und auch Sebastians Privatfahrzeug. Eilig gingen sie in die Bar.
„Mum, was ist los?“, lief sie zu ihrer Mutter.
„Süße, Ricky ist tot“, sagte ihre Mutter nur und Medea sah zu Ralph, der vollkommen aufgelöst auf der Theke der Bar saß und von Sebastian befragt wurde.
„Es ist meine Schuld“, brach Medea in Tränen aus.
„Nein, Süße, wie kommst du denn da drauf?“, beruhigte Sloan ihre Tochter.
„Hallo? Benji, ich hab für ihn geheult“, erwiderte sie.
„Psst, Blödsinn, wir sind Seher nicht Mörder, du hast seinen Tod beweint, nicht verursacht“, erklärte Sloan sie beruhigend.
„Richtig, wir Benjis sind nicht grade die Helden der Wesen-Welt, wie ist es passiert?“, wollte sie wissen.
„Überdosis“, erklärte Sebastian, der fertig war mit seiner Befragung und zu seiner Bettbekanntschaft kam.
„Blödsinn, welche Drogendealer kennst du, die an ner Überdosis sterben“, glaubte sie kein Wort.
„Wenige, aber es hat der Gerichtsmediziner grad festgestellt“, entgegnete er.
„Ist er noch hier? Der Leichnam mein ich“, wollte sie wissen.
„Oben, in seinem Zimmer, du willst ihn dir ansehen?“, war er überrascht.
„Ja, will ich, gib mir nen paar von deinen Handschuhen“, forderte sie ernst.
„Du meinst das echt ernst“, reichte er ihr schwarze Latexhandschuhe.
„Ja, ich mein immer alles ernst. Komm!“, murrte sie und ging mit ihm in Rickys Wohnung über der Bar. Der sonst farbenfrohe Halb-Elf hatte eine graue Hautfarbe und sah so fast aus wie ein Alien. Sie atmete kurz tief durch und kniete sich zu dem Bett, auf dem er lag.
„Welche Droge hat ihn umgebracht?“, wollte sie wissen.
„Heroin, er hat es sich gespritzt“, war Sebastian plötzlich ziemlich wortkarg.
Medea krempelte Rickys Ärmel hoch. Sie fand nur einen Nadeleinstich und das auf dem rechten Arm sonst keine Einstiche.
„Ein Hardcore-User wie ich sehe“, frotzelte sie und sah Sebastian an.
„Gibt immer ein erstes Mal für etwas“, konterte Sebastian cool.
„Ja, deshalb spritzt der Rechtshändler Ricky sich auch mit dem linken Arm, klingt logisch“, bemerkte sie und zog Rickys Hemd hoch. Er war auch mit blauen Flecken übersäht.
„Kennst du das irgendwo her?“, fragte sie kritisch.
„Davon hat der Gerichtsmediziner nichts erwähnt“, war Sebastian überrascht.
„Mensch oder Wesen?“
„Was meinst du?“
„Der Gerichtsmediziner!“
„Nen Zauberer, Menschen können wir auf diese extremen Wesen ja nicht loslassen, willst du einen von deiner Art beschuldigen, irgendwas zu verschleiern?“
„Oh man, wenn du mal fünf Minuten deiner Zeit nicht damit verbringen würdest, mir auf den Arsch zu glotzen und dabei an Sex zu denken und über das alles hier nachdenken würdest, würdest du es auch sehen. Irgendjemand greift übernatürliche Wesen an und verschleiert dann alles. Ich bin eine ziemlich mächtige Hexe, deswegen hab ich das vermutlich überlebt und Channing ist ein Wolf, keine Ahnung, sie haben ihn vergiftet, so wie mich und ihn, das Heroin war zur Vertuschung“, erkannte sie.
„Wir haben nicht viel geschlafen, oder?“, war er amüsiert von ihrer laienhaften Polizeiarbeit.
„Ich hab letzte Nacht geschrien und jetzt ist er tot und alles was ich zaubern kann ist heiße Luft, wortwörtlich“, zeigte sie ihm wie schlecht sie zaubern konnte.
„Man, wir müssen dein Blut auf dieses Gift testen lassen was Channing abbekommen hat“, glaubte er ihr langsam.
„Gut, du bist aufgewacht, guten Morgen. Dann los“, bekreuzigte sie sich vor Rickys Leichnam und stand wieder auf.
„Was war das?“
„Was? Kann ich nicht Hexe und strenge Katholikin sein?“
„Nein, eigentlich kannst du nicht so ein Flittchen und so eine strenge Katholikin sein“, witzelte er und bekam einen Schlag auf den Hinterkopf.
„Genieß es nicht zu sehr, dass ich grad machtlos bin, das zahl ich dir alles heim“, sagte sie trocken, zog die Handschuhe aus und ging wieder nach unten.
„Kannst du mir verraten was du machst?“, raunzte ihr Vater, der zusammen mit ihrer Mutter auf sie wartete.
„Polizeiarbeit, die werten Herren von der Polizeistelle schaffen es anscheinend nicht. Nimmt mich jemand mit zur Villa, oder muss ich mir nen Taxi rufen?“, fragte sie ihre Eltern.
„Geht’s dir nicht gut, Glinda?“, wollte ihre Mutter besorgt wissen.
„Mir schon, dem armen Ricky aber nicht. Also?“
„Ich fahr dich“, entschied Sloan.
„Sloan, verdammt, der Rat taucht gleich hier auf und will mit deiner Tochter reden“, raunzte Paxton.
„Sag ihnen ich sei krank“, bat Medea und ging mit ihrer Mutter wieder nach draußen.
„Argh, wenn die beiden länger zusammensind merk ich erst wie nervig die beiden manchmal sind“, murrte Paxton.
„Versteh was du meinst, Onkel Paxton. Ich muss ihnen hinterher, ist was Berufliches. Jungs, der Doc soll den Leichnam in die Villa bringen, ich will eine vollständige Autopsie, vor allem sollen sie die blauen Flecke auf seinem Oberkörper untersuchen“, erklärte Sebastian den anderen und ging dann hinter den Frauen her.
 
„Okay, ich untersuch dein Blut, kann aber sein, dass das Gift inzwischen aus dem Körper raus ist. Glaubst du wirklich, dass jemand Wesen attackiert?“, wollte Kansas wissen, als er die junge Hexe untersuchte und ihr Blut abnahm.
„Keine Ahnung, ist doch verdächtigt oder? Ist euer Pathologe eigentlich gut? Was ich bis jetzt von ihm gesehen habe überzeugt mich ja gar nicht“, wollte sie wissen.
„Lorenzo ist jung und wild, aber auch ein guter Pathologe, was hat er gemacht?“, wollte Kansas wissen.
„Er hat den Leichnam gar nicht richtig untersucht, die Überdosis war von jemand anderem durchgeführt und er hielt das für selbst injiziert“, entgegnete sie.
„Wir haben also Medizin studiert, interessant“, frotzelte Kansas.
„Das mein ich ernst, Ricky war vielleicht ein Drogendealer, aber nicht süchtig“, bemerkte sie.
„Und das weißt du von den fünf Minuten die du ihn kennst?“
„Ich kenn ihn länger als fünf Minuten!“
„Ach, ihr seid beste Freunde!“
„Nein, das auch nicht, aber die Benji in mir spürt das irgendwie“, erklärte sie dem Mediziner.
„Süße, ich bin jetzt schon drei Jahre Mediziner für übernatürliche Wesen und so einen Bullshit hab ich noch nie gehört“, entschied er.
„Man, ich bin noch verkatert und hab nicht besonders gut geschlafen, also sei nett zu mir“, verkrampfte sie ihre Hände und eine Rauchwolke erschien.
„Was war das?“
„Nichts, vergiss es“, stand sie auf.
„Hast du Schwierigkeiten mit deiner Zauberkraft?“, war er überrascht.
„Möglich, ist mir irgendwie unangenehm“, bemerkte sie peinlich berührt.
„Ist das seit deinem Benji-Schrei?“, fragte er fürsorglich.
„Ja, aber ich weiß wieso“, gestand sie.
„Wegen dem Zauber von deinem Dad“, schlussfolgerte er.
„Du weißt davon!“
„Ich bin dein Arzt, natürlich weiß ich davon. Das sind dann wohl die Nebenwirkungen vor denen mein Dad deinen Dad gewarnt hat“, bemerkte Kansas.
„Mein Dad wusste davon?“, war sie überrascht.
„Wow, zieh mich nicht in deine Familienangelegenheiten rein“, bat er.
„Oh man, der kann sich glücklich schätzen, dass ich gerade meine Kräfte nicht habe“, murrte sie.
„Süß, als hättest du eine Chance gegen seine Kräfte. Bei deinen Kräften kann ich dir leider nicht helfen, so als Mensch und so. Dein Blut lass ich untersuchen, mehr kann ich grad nicht tun“, erklärte er ihr.
„Ja, weiß ich, danke. Ruf mich an, wenn du das Ergebnis hast, ich muss nach Hause um zu duschen und um etwas zu schlafen“, konterte sie und ging zur Tür.
„Ja, erhol dich, du siehst echt fertig aus!“
„Danke, das hört jede Frau gern. Bye“, entgegnete sie und ging zurück zu ihrer Mutter.
„Dad kriegt so was von eine Standpauke“, raunzte sie, als sie ihre Mutter erreichte.
„Alles klar?“, fragte Sloan besorgt. Medea verstaute ihre Hände in der Tasche des Jacketts. Dabei fiel ihr wieder der Brief ihrer Mutter an Lindeskab in die Hand. Wortlos drückte sie ihr den Brief in die Hand.
„Nein, Mum, gar nichts ist in Ordnung“, murrte Medea und ging davon.

Achtes Kapitel


Schwarze Kerzen standen überall in Medeas Wohnung herum. Ihre dunklen Vorhänge waren zugezogen und Weihrauchräucherstäbchen verbreiteten einen seltsamen Geruch in der Wohnung.
„Du weißt schon, dass ich das ohne den ganzen Voodoo-Kram kann, oder?“, fragte Meira, die im Schneidersitz auf dem Boden von Medeas Wohnzimmer saß.
„Ja, aber schaden kann es auch nicht. Ist das gefährlich für dich oder mich?“
„Solang du das Pentagramm nicht verlässt nicht, nein. Jetzt setz dich, meine Eltern erwarten mich in einer Stunde zum Essen“, bat Meira und Medea setzt sich ihr gegenüber.
„Ich glaub nicht, dass ich das mit dir wirklich durchziehe“, bemerkte Medea.
„Weniger reden, mehr schweigen. Du musst voll und ganz dabei sein, wenn du das wirklich machen willst“, bat Meira.
„Ja, will ich, das gibt mir Antworten“, entschied sie und Meira drückte ihre Hände an Medeas Schläfen.
„Richard Kanon, Sohn des Hauses Kanons, hörst du uns, wir wollen mit dir reden“, hielt Meira eine Séance ab. Sie wollten Rickys Geist rufen, der ihnen Antworten geben konnte.
„Ich bin hier“, sprach Meira in einer tiefen Stimme.
„Ricky, ich bin es Medea, ich muss mit dir reden“, bat Medea den Geist.
„Verdammt, ich bin tot, mein Dad hatte Recht, mein Leben bringt mich um“, hauchte Geister-Ricky.
„Hör mich zu, wir haben nicht viel Zeit, hast du dir selbst eine Überdosis verpasst?“
„Spinnst du, meinen besten Stoff verschleudern? Ich war im Fairyland, du warst da und mehr weiß ich nicht mehr“, erklärte der Geist.
„Okay, ich hab es gewusst, tut mir leid, was dir passiert ist“, entschuldigte sie sich.
„Ich bin kein guter Mensch gewesen, mach dir keine Sorgen um mich“, entgegnete der Geist und Meira atmete tief ein mit einem furchtbaren Geräusch.
„Er ist weg“, keuchte Meira.
„Danke, Süße, ich weiß jetzt was ich wissen muss“, bedankte sich Medea.
„Wasser“, bat Meira und Medea stand auf und brachte ihr eine Flasche Wasser.
„Danke, Süße, ich weiß, das schlaucht ziemlich“, half Medea ihr hoch.
„Mach bloß die Fenster auf und mach die Kerzen aus, mir wird übel“, bat Meira und Medea riss alle Fenster auf.
„Ich bin immer wieder fasziniert von deinen Fähigkeiten, vor allem jetzt wo ich so gut wie rein menschlich bin. Zwei Wochen bin ich jetzt schon so, mein Vater hatte Recht, man lernt seine Kräfte erst zu schätzen, wenn man sie verloren hat. Aber Gott sei Dank hab ich Freunde wie dich, die mir jetzt helfen können, die Wahrheit zu finden“, redete Medea vor sich hin.
„Die Wahrheit finden, hörst du dir mal zu? Wann hast du das letzte Mal mit deinen Eltern gesprochen?“, machte sich Meira Sorgen um ihre Freundin.
„Die beiden haben mich angelogen, ich will sie momentan nicht sehen“, murmelte sie vor sich hin.
„Ich kann deinen Dad verstehen, ist kein einfaches Thema gewesen, was man so einfach mit seiner Tochter bespricht“, verteidigte Meira, Medeas Vater.
„Ich fühl mich so wehrlos, ich hab sogar Angst zu Channing zu gehen, weil ich nicht weiß, was ich machen soll, wenn er mich angreift!“
„Es ist Mitte des Monats, das ist nur eine blöde Ausrede. Du magst ihn doch“, kritisierte Meira sie.
„Wir können also wieder meine Gedanken lesen“, nörgelte sie.
„Nein, das war nur geraten, dein Zauber wirkt noch. Willst du nicht mit zu meinen Eltern zum Essen kommen? NJ ist da“, schlug Meira vor. Nolan jr. war Meiras 20-jähriger Bruder, der sonst in Boston studierte.
„Den hab ich echt schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen“, dachte sie laut nach.
„Dann komm doch mit, meine Mutter kocht sicher was Schönes“, bat Meira.
„Okay“, gab sie nach.
„Schön, dann komm“, freute sich Meira und ging mit ihrer Freundin aus der Tür.
 
„Medea, Süße, schön dass du mitkommst“, begrüßte Charly, Meiras Mutter die Tochter ihrer besten Freundin mit einer Umarmung.
„Bei deinem tollen Essen komm ich immer gern!“
„Warum meldest du dich nicht mehr bei deinen Eltern?“
„Ich wusste, dass das kommt. Ich will heute nicht darüber reden“, bat Medea.
„Sie ist meine beste Freundin, ich hör sie jeden Tag darüber jammern, dass du dich nicht meldest“, entschied Charly.
„Okay, ich ruf sie an!“
„Gut, dann komm rein“, ließ Charly die beiden Frauen rein.
 
Nolan jr. saß schon mit seinem Vater am Tisch.
„NJ, hey, schön dich zu sehen“, umarmte Medea den jungen Mann. Der junge Hellseher, der seiner Schwester oder seinem Vater im Talent im Nichts nachstand, torkelte zurück.
„Was ist?“, fragte sie verwirrt.
„Ich dachte deine wilden Zeiten sind vorbei, Medy“, bemerkter er verwirrt.
„Sind sie auch, was hast du gesehen?“, war sie genauso konfus.
„Du kämpfst mit Wesen? Was willst du damit beweisen?“, versuchte er zu kapieren, was er grade gesehen hatte.
„Von was zum Teufel redest du?“
„Ich hab es ganz deutlich gesehen, willst du das geheim halten?“, bemerkte er und Medea hielt sich nachdenklich den Bauch.
„Daher kamen die blauen Flecken auf meinem Bauch“, schlussfolgerte sie.
„Von was redest du?“, fragte NJ und Medea zog ihre Bluse hoch und zeigte ihre blauen Flecken, die jetzt nur noch hellgelb waren.
„Du weißt nichts mehr davon?“
„So sieht’s aus, warum hast du mir nichts davon gesagt, Onkel Paxton?“, wendete sie sich an den alternden Hausmeister.
„Ich dachte, du wolltest es für dich behalten. Ist das im Fairyland passiert?“
„Ihr seid die Hellseher und ich die mit dem Filmriss, keine Ahnung, ich weiß immer noch nicht was damals passiert ist“, erklärte sie.
„Darf ich?“, wollte NJ wissen und sie nickte. Er legte professionell seine Hände auf ihre Schläfe.
„Lass mich in deine Gedanken. Okay, ich sehe eine Halle, Leute stehen um euch herum während ihr kämpft, dein Gegner sieht menschlich aus, nein, halb Scorpio, halb Mensch, Alter wo haben sie denn den her?“, las NJ ihre Gedanken.
„Raus aus meinem Kopf“, kamen ihre Erinnerungen brutal zurück und sie musste sich auf ihre Knie stützen.
„Setz dich hin, Süße“, bemerkte Meira liebevoll und führte sie zu einem Stuhl.
„Dad, sie ist dein Patenkind, warum verschweigst du das? Sie macht sich seit zwei Wochen einen Kopf über Rickys Tod, dabei wusstest du die ganze Zeit, wie er gestorben ist“, machte Meira ihrem Vater Schuldgefühle.
„Was? Ich weiß gar nichts“, verteidigte sich Paxton.
„Doch, weißt du, anscheinend waren die beiden in der Nacht in irgendwelche illegalen Kämpfe verwickelt was Ricky das Leben gekostet hat“, murrte Meira.
„Woher weißt du das? Die Visionen sind nicht gerade akkurat“, bemerkte Paxton.
„Akkurat genug, Dad“, mischte sich NJ ein.
„Gut, dann meldet es Sebastian, aber ich glaub nicht, dass sie noch dran sind den Fall aufzuklären“, erwiderte Nolan.
„Ja, das werde ich machen, ich wurde gegen meinen Willen dazu gezwungen zu kämpfen, das muss enden, bevor es noch weitere Tote gibt“, entschied Medea und ging einfach davon.
„Ich sollte ihr hinterhergehen, tut mir leid, Mum“, ging Meira ihrer Freundin hinterher.
 
Obwohl Medea schon ne Weile ein Bett mit dem Cop teilte war sie nie auf seinem Revier gewesen.
Die anderen Beamten in Uniform sahen sie etwas kritisch an, als wüssten sie, dass sie heimlich ihren Job machte.
„Hast wohl ein paar gute Freunde hier, was?“, frotzelte Meira, aber Medera ging ungerührt weiter zu Sebastians Büro. Vor der Tür stand Captain Magnusson, Sebastians Vater und anscheinend Liebhaber ihrer Mutter, vor ihr.
„Medea, hey“, begrüßte er sie unsicher. Medea machte ihm wortlos an Zeichen, dass er ihr im Weg stand.
„Ich würd ihm aus dem Weg gehen, Cap, ist nicht ihr Tag heute“, bemerkte Meira lässig und Lindeskab ließ sie passieren.
„Glinda, ich hab dir schon Windeln gewechselt, du kannst mich nicht einfach ignorieren“, bat der Captain.
„Ich kann und ich werde dich ignorieren, Cap und wenn du mich noch einmal Glinda nennst brech ich dir alle Knochen“, drohte Medea dem hochgewachsenen Beamten und kam nah an ihn ran. Das der muskulöse Mann mit schwedischen Wurzeln sie bei der Drohung um zwei Köpfe überragte, hatte in der Situation etwas Komisches.
„Wir müssen uns mal darüber unterhalten“, bat er.
„Nein, müssen wir nicht“, ging sie einfach weiter. Abfällig den Kopf schüttelnd ging Meira ihrer Freundin hinterher.
 
„Hey Süße, wusste doch, dass du wieder angekrochen kommst, ist das mit deinem neuen Lover schon vorbei?“, begrüßte Sebastian seine Bettgefährtin keck, als sie sein Büro betrat.
„Es ist was Berufliches, Sebastian“, bat sie ernst.
„Schade, hätte mir auch grad nen flotten Dreier mit Meira vorstellen können“, sagte er cool.
„Würg“, murmelte Meira vor sich hin.
„Du solltest mal weniger in meinem Hirn rumstochern und mich mal stochern lassen, Mäuschen“, konterte Sebastian.
„Man, du hast es echt nötig, Officer. Lass Medea mal ausreden und verhalt dich mal fünf Minuten professionell“, bat Meira trocken und Medea und sie setzten sich an seinen Schreibtisch.
„Okay, was ist los?“, riss er sich zusammen und die Frauen erzählten ihm, was sie wussten.
„Man, ich hab Gerüchte davon gehört, konnte es aber nie beweisen. Leider ist eine hellseherische Eingebung immer noch nicht beweiskräftig, aber zumindest können wir deinen Fall damit abschließen“, entschied er.
„Ihr habt also einen Verdächtigen?“
„Nein, aber da dein Blut kein Gift mehr enthalten hat können wir nicht weitermachen und schließen es ab“, bemerkte er kühl.
„Einfach so? Ich wurde misshandelt und du lässt es einfach darauf beruhen?“, wurde sie sauer.
„Was soll ich deiner Meinung nach tun?“
„Das was du bei jedem Fall machst, deinen Job? Bedeute ich dir so wenig?“, begann sie zu weinen.
„Nein, Süße, du bedeutest mir sehr viel, weißt du doch, okay, ich geh dem nach“, reagierte er plötzlich ganz liebevoll, als er sie weinen sah.
„Danke, das bedeutet mir sehr viel“, schniefte sie.
„Ja, Süße, tut mir leid, niemand sollte so etwas erleben“, beruhigte er sie und umarmte sie. Ihr Geruch machte sie wieder ganz rattig, er hatte nicht geduscht uns eine Inkubus-Drüsen waren auf Hochtouren. Als Meira bemerkte, dass Medea Gelüste verspürte, zog sie sie etwas grob weg.
„Komm Süße, meine Mum wartet mit dem Mittagessen auf uns“, bat Meira.
„Ich ruf dich an, Süße“, versprach Sebastian und Meira zerrte sie aus dem Zimmer.
 
„Man, ich brauch so was von Sex, das glaubst du nicht“, schnaufte Medera erregt, als sie sich neben Meira auf den Beifahrersitz des Wagens der Hellseherin setzte.
„Auf mich kannst du da nicht zählen, Enfys hätte vielleicht Lust“, schmunzelte Meira und setzte cool ihre Sonnenbrille auf ihre Nase.
„Wahnsinnig witzig, du hast mich in meinem Zustand gleich auf zwei Inkuben losgelassen“, murmelte sie.
„Entschuldige, das kann ja kaum meine Schuld gewesen sein. Wenn du es so dringend nötig hast fahr zu deinem Wölflein, lass dich besteigen und gut ist“, entschied Meira.
„Ich sollte echt mit ihm reden, schon wegen der Visionen“, bemerkte sie.
„Ich bring dich nachher zu ihm“, versprach Meira und sie nickte.
 
Nachdem sie gut bei ihren Bekannten zu Mittag gegessen hatte, fuhr Meira sie ins Lehrerwohnheim. Channing war überrascht, sie zu sehen.
„Hey“, begrüßte er sie freundlich. Wortlos drückte sie ihn in den Raum und verführte ihn leidenschaftlich auf dem etwas staubigen Bett des Wohnheims.
 
„Man, das hab ich jetzt nicht erwartet“, keuchte er, als sie zufrieden mit dem Kopf auf seiner Brust lag.
„Das hatte ich jetzt echt nötig, tut mir leid, dass ich dich so überfallen habe“, entschuldigte sie sich.
„Was ist passiert, hat der Inkubus dich von der Bettkante gestoßen?“
„Richtig, du riechst ihn an mir, nein, ich wollte nur mit dir schlafen“, gestand sie.
„Das glaubst du ja selbst nicht, ich weiß wie guten Sex man mit Inkuben hat, zwar aus zweiter Hand aber so gut kann ich nie sein“, schmunzelte er.
„Warst aber nah dran. Inkuben sind zwar tolle Liebhaber, aber furchtbare Ehepartner. Seit wann hast du deine Wolfskräfte nicht mehr?“, wollte sie wissen.
„Seit meiner letzten Verwandlung, woher weißt du?“, war er überrascht.
„Ich hab auch keine Kräfte mehr und ich leb noch, da zählt man eins und eins zusammen. Das ist schon seltsam, irgendjemand fokussiert sich auf uns Wesen, ich dachte eigentlich mein Dad wäre dafür verantwortlich dass ich jetzt keine Hexe mehr bin“, dachte sie laut nach.
„Du bist keine Hexe mehr?“
„Na ja, zumindest kann ich nicht hexen, in meinem Herzen bin ich es noch…“, begann sie ihm zu erzählen, was sie über den Zauberspruch ihres Vaters wusste.
„Ich hab keine Ahnung von Magie, kann es sein dass sein Spruch das bewirkt hat?“
„Dachte ich eigentlich, aber wenn du sagst dass du auch machtlos bist, muss es mit was anderem zusammenhängen. Wie schnell heilst du eigentlich wenn du verletzt bist?“, wollte sie von ihm wissen.
„Kommt auf die Verletzung an, ziemlich schnell, wieso?“
„Die blauen Flecken kommen von einem Kampf, ich hab in meinem Feenstaub-Rausch anscheinend lauter Blödsinn angestellt“, erklärte sie ihm stockend.
„Du weißt wieder was passiert ist?“
„So in etwa, NJ hatte eine Vision davon, als er mich umarmt hat, er wird echt immer besser“, erklärte sie.
„Wer ist NJ denn jetzt?“
„Mein kleiner Bruder im Herzen, unsere Väter sind beste Freunde, seine Schwester Meira ist meine beste Freundin und mein Büroeigenes Medium. Er ist Gedankenleser und hat so einige gute Visionen. Bist du eifersüchtig?“, fragte sie schmunzelnd.
„Du treibst dich mehr rum als ich und ich hab schon einige Hinterhöfe dieser Welt als mein Zuhause angesehen“, entgegnete er trocken.
„Spinnst du?“, wurde sie wütend und stieg aus dem Bett.
„Das war nicht so ernst gemeint, komm zurück ins Bett, Hexlein“, bat er liebevoll.
„Hör mal zu, ich war jetzt fast 12 Jahre lang mit dem gleichen Kerl zusammen und die Trennung war sehr schmerzhaft, ich tob mich grad etwas aus, zumindest bis zu dem Zeitpunkt wo ich dich kennengelernt habe. Aber anscheinend ist das für dich alles nur ein Spaß“, erkannte sie wütend und wollte sich magisch anziehen, blieb aber nur in einer Rauchwolke stehen.
„Man, diese Rauchnummer nervt echt. Ich hab keinen Bock mich ständig an- und auszuziehen“, stieg sie genervt in ihre Klamotten und band ihre Haare neu.
„Du willst jetzt doch nicht gehen, oder?“, fand er es immer noch lustig.
„Vergiss meine Nummer, Idiot“, maulte sie und nahm ihre Tasche.
„Ich hab deine Nummer gar nicht, Hexlein!“
„Umso besser, die kriegst du auch nicht. Danke, hab‘s mal gebraucht und du hast es mir gegeben, bye“, bemerkte sie kühl und ging davon.
 
Das metallene Geräusch der Leiterstufen schreckte sie auf. Sie saß auf dem Dach ihres Elternhauses und starrte auf das Nachbarhaus.
„Hey, hab mich schon gefragt, warum die Leiter dort steht. Als Teenager bist du immer auf dem Dach gewesen wenn ein Zauber schief gegangen ist, aber jetzt bist du raufgeklettert, oder?“, kam ihre Mutter zu ihr und setzte sich neben sie.
„Ich bin ohne Hexenkräfte, ich musste es wohl oder übel auf herkömmliche Weise machen“, sagte sie tonlos.
„Du weißt also jetzt, warum ich deinen Vater verlassen habe“, sprach sie es an.
„Was ist bitte so furchtbar, dass du Dad deswegen verlassen hast?“
„Ich kann nicht, tut mir leid“, bemerkte Sloan nur.
„Dachte ich mir, du willst ihn also wirklich so gehen lassen nur um dein Geheimnis zu bewahren?“
„Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens, ich liebe deinen Vater sehr, mehr als mein Leben, deswegen muss ich das tun“, sagte sie mysteriös.
„Ich werde nicht mehr lieben können“, wechselte Medea plötzlich das Thema.
„Du warst anscheinend viel zu lang mit Kaz zusammen, meine Süße“, wollte Sloan sie umarmen, sie rutschte aber weg.
„Tut mir leid, Mum, ich bin aber im Team Paxton“, entschuldigte sie sich.
„Auf diese Twilight-Referenz muss man echt stolz sein“, hörte sie plötzlich Paxtons Stimme. Medea fiel vor lauter Schreck fast vom Dach.
„Verdammt, Dad, lass das“, drehte sich Medea genervt zu ihrem Dad um, der breitbeinig hinter den Frauen stand.
„Toll, wenn du das machst ist es okay, aber wenn ich es mache ist es plötzlich nervig. Sloan, kannst du mal bitte runterkommen, ich möchte was mit dir besprechen“, bat Paxton ohne viel Liebe in seiner Stimme zu zeigen.
„Okay, ich komme“, versprach Sloan und er verschwand wieder.
„Er ist nicht mehr lange in deinem Leben wenn du ihn weiter anlügst, Mum“, schlussfolgerte sie.
„Ich muss runter, wenn er mal mit mir reden will muss ich das ausnutzen“, sagte ihre Mutter nur und kletterte die Leiter wieder herunter.
 
„Hey, schön, dass du mit mir reden willst“, bedankte sich Sloan bei ihrem Mann, als sie im Wohnzimmer ankam.
„Ich werde ausziehen, Sloan, es wird Zeit“, entgegnete er kühl.
„Musst du nicht!“
„Doch, muss ich, ich halte es hier nicht mehr aus und dann kannst du ihn auch hierher einladen“, entschied er.
„Ich will ihn nicht hierher einladen“, sagte sie nur.
„Das würd ich glaub ich auch nicht ertragen!“
„Guck mich nicht so an, als wäre ich die Böse hier, sie wird so zu Team Sloan übertreten wenn sie erfährt, was du mit ihren Kräften getan hast“, murrte sie.
„Das wagst du nicht“, drohte er ihr.
„Sieh mir zu, wie ich das tue“, wollte sie zurück zu ihrer Tochter gehen, doch Paxton wurde so wütend, dass er seine Frau brüllend mit seinen Kräften an die Wand schmiss. Seine Augenlinsen wurden schwarz wie die Nacht und er murmelte dabei einen Spruch der schwarzen Magie. Er hatte 30 Jahre zuvor von Kaz ziemlich hässliche Kräfte übernommen, als der starb und zum Vampir wurde. Eigentlich konnte er ziemlich gut diese Kräfte kontrollieren, aber die Wut auf seine Frau hatte sich seit Wochen aufgestaut. Blitze kamen auch aus seinen Händen und verfehlten sie knapp.
„Pax, bitte hör auf“, bat sie flehend. Als sie schon halb bewusstlos war, stand plötzlich ihre Tochter hinter ihm und schlug ihm eine Vase über den Schädel, so dass er sie freiließ.
„Was zu allen Göttern war denn hier los?“, schnaufte sie und rief den Notruf.

Neuntes Kapitel


Die Metallteile an Sebastians Cowboystiefeln klapperten auf den Bodenkacheln des Krankenhauses. Er bog schnell um die Kurve und kam keuchend bei Medea an.
„Hey, geht’s dir gut?“, fragte er und berührte sie überall.
„Ja, Mr. Notgeil, ich bin es nicht, es sind meine Eltern“, bemerkte sie durcheinander und schob ihn von sich weg.
„Deine Eltern? Gleich beide?“
„Sie haben gestritten und er hat sie magisch gegen die Wand geworfen, er hat Blitze geworfen, nur schwarze Magier machen das“, versuchte sie zu verstehen.
„Ja, mein Bruder macht das ständig, Idiot. Dein Dad ist doch ein weißer Magier, dachte ich eigentlich“, war er auch verwundert.
„Ich auch, ich hab gehört, dass ein weißer Magier in einem Moment der größten Trauer die Seiten wechseln kann. Ist das heute passiert?“, wurde sie weinerlich.
„Das ist nicht das erste Mal dass er schwarze Magie anwendet“, gestand Sebastian, der die dunkle Vorgeschichte von Paxton kannte.
„Was? Bitte sag mir nicht, dass wir eigentlich schwarze Magier sind“, verstand sie gar nichts mehr.
„Eure Kräfte sind es, aber eure Herzen sind weiß“, versprach er ihr.
„Verdammt warum weißt du das und ich nicht?“, jammerte sie.
„Von meinem Vater, er war dabei, als die Magie übertragen wurde“, erklärte er.
„Übertragen? Mein Dad ist doch ein geborener Hexer, oder nicht?“
„Dein Dad hat Nolan damals das Leben gerettet, als der eigentlich schon tot war, er hat seine Kräfte dafür geopfert. Als Kaz dann starb gab er ihm mit seinem letzten Atemzug seine Kräfte. Du warst dein halbes Leben mit dem Blutsauger zusammen und er hat dir nie erzählt, dass er als Mensch ein verdammt mächtiger Zauberer war?“, fragte er keck.
„Ich glaub, ich muss mich übergeben“, eilte sie zu den Toiletten und übergab sich.
„Alles klar?“, fragte Sebastian, als er ihr in der Toilette hinterher gegangen war.
„Seby, das ist eine Damentoilette“, murmelte sie benommen als sie an die Toilettentür gelehnt saß.
„Besser?“, verwandelte er sich in sein Frauen-Ich.
„Für die Öffentlichkeit schon, aber nichts wird besser. Ich bin eine schwarze Hexe“, entgegnete sie ohne ein Gefühl in der Stimme.
„Du bist keine schwarze Hexe, deine Seele muss schwarz sein dafür und dein Herz ist voll von Liebe“, versuchte er sie zu beruhigen.
„Ich kann nicht mehr lieben, Kaz hat mich mit seiner schwarzen Seele verhext“, philosophierte sie.
„Kaz ist seit 30 Jahren kein Hexer mehr, wie soll er das gemacht haben?“, fragte er amüsiert.
„Das ist nicht witzig, ich kann mich nicht mehr verlieben, du bist ein netter Kerl, ein perverses Frettchen, aber ein echt netter Kerl, warum kann ich keine Beziehung mit dir anfangen?“
„Weil ich keine Beziehung haben möchte, vielleicht?“, frotzelte er.
„Du bist mir keine Hilfe, Seb, verschwinde einfach“, murrte sie.
„Nein, ich lass dich jetzt nicht allein“, bemerkte er stur und sie kam aus der Kabine.
„Man, du alter Dickkopf“, murmelte sie und umarmte ihren Lover in Frauengestalt. In diesem Moment kam eine Frau in die Toilettenräume und starrte sie seltsam an.
„Was? Sie ist meine Freundin und ich liebe sie, da gibt es nichts zu glotzen“, bemerkte Medea und die Frau ging eilig in eine Kabine.
„Komm, lass uns rausgehen“, erwiderte er und führte sie raus. Dort verwandelte er sich zurück.
 
„Das mit dem Team Paxton kann ich jetzt wohl vergessen, was?“, fragte Paxton trocken, als sie zusah, wie dem Hexer der Kopf genäht wurde.
„Findest du das auf irgendeiner Art und Weise witzig?“, fragte sie gereizt.
„Sollte nicht witzig klingen. Wie geht’s ihr?“, wollte er wissen, wie es seiner Frau ging.
„Was denkst du denn? Sie ist total geschockt von dem, was du mit ihr gemacht hast und ziemlich geladen, körperlich und seelisch, aber sie hat’s überlebt. Wir sind schwarze Magier?“, wütete sie und Paxton ließ die Leute im Raum erstarren.
„Sag das doch noch lauter, die Leute auf dem Pluto haben dich noch nicht gehört. Wir sind hier nicht in der Villa, das ist ein menschliches Krankenhaus mit lauter menschlichen Menschen, bitte sei still“, zischte er.
„Wieso? Wirfst du mich dann auch gegen die Wand und tötest mich fast?“, murrte sie und sie sah das schwarze in den Augen ihres Vaters was sie auch beim Überfall auf ihre Mutter gesehen hatte.
„Okay, Pax, lass den bösen Jungen für ne Minute ruhen“, kam wie aus dem Nichts Lindeskab zu ihnen und legte ihm ein metallenes Armband um, das ihn verschwinden ließ.
„Ah, wir können also jetzt auch zaubern, oder wie?“, machte sie Lindeskab blöd an.
„Nein, das ist nur ein magisches Rhodium-Armband, das hat ihn in der Villa in eine Zelle gesteckt wo er seine Wut aussitzen kann. Das hatte ich mir damals für Thorne anfertigen lassen, als er ein Teenager war, leider kann ich es ihm jetzt nicht mehr aufzwingen“, konterte Lindeskab cool, setzte sich mit einer Hand einen Mundschutz auf und besprühte die Schwester mit Feenstaub, dass sie sich nicht mehr an die Diskussion zwischen Vater und Tochter erinnern konnte.
„Hey, ich steh hier auch, kannst du mich bitte das nächste Mal vorwarnen?“, sprang sie zur Seite.
„Keine Sorge, du hattest ne Feenstaub-Überdosis, du wirst noch ne ganze Weile immun dagegen sein, komm lass uns gehen“, bat er und zog sie aus dem Raum. Normalerweise hätte sie ihn schon längst in eine Kröte verwandelt, aber sie war in diesem Moment wehrlos wie jede normale 25-jährige junge Frau.
 
„Das genießt du echt, dass ich keine Kräfte habe, oder?“, murrte Medea, als sie in der Villa auf und abging.
„Man, du bist manchmal echt noch nerviger als mit 15, Med, setz dich einfach hin“, bat Lindeskab genervt. Er hielt sie in Thunderclouds Büro in Schach und sie hatte keine Ahnung wieso.
„Warum bin ich hier? Mum ist sicher schon wach und braucht mich“, wollte sie los.
„Deine Mum ist eine tolle Frau“, bemerkte er nur.
„Wage es ja nicht meine Mutter zu erwähnen“, raunzte sie.
„Warum? Macht dich das wütend? So richtig wütend?“, stachelte Lindeskab sie auf.
„Du willst eine aufs Maul kriegen, hab ich recht?“, brüllte sie und ihre Augen funkelten.
„Versuch’s doch, kleine Nutte“, begann er sie zu beleidigen. Das führte dazu, dass sie ihm mit einem gezielten Schlag die Nase brach.
„Das hast du echt verdient, Lind‘“, kritisierte Thundercloud seinen Kumpel, als der ihm die Nase flickte.
„Sie wurde echt sauer, aber kein Anzeichen von Magik-Magie. Wow, sag das schnell drei Mal hintereinander, Magik-Magie, Magik-Magie, Magik-Magie“, lallte Lindeskab vor sich hin und sah seine Hände dabei an.
„Gut, ich hab dir genug Schmerzmittel gegeben, ich war bei deinem Körperbau nicht ganz sicher. So, ich hab dir dein hübsches Gesicht gerettet, so müsste es gut verheilen. Leg dich in eins der Betten hier, ich kümmere mich um den Heißsporn, sie ist vermutlich bei ihrem Vater“, konterte der Nativ-Amerikaner.
„Ich glaub, ich leg mich einfach hier hin“, legte er sich auf dem Untersuchungstisch hin.
„Okay, mach das Drogie, ich guck später mal nach dir“, schmunzelte Thundercloud und ging zu Medea, die auf einem Stuhl wippend vor der Zelle saß, in dem ihr Vater noch schlummerte.
„Hab ich ihm die Nase gebrochen?“
„Jep, hast du!“
„Gut!“
„Was ist mit dir los?“
„Mein Vater hat versucht meine Mutter zu töten und dann hat einer meiner ältesten Freunde mich eine Nutte genannt, beantwortet das deine Frage?“
„Dein Vater hat ein paar dunkle Seiten die du nicht hättest sehen sollen“, erklärte Thundercloud.
25 Jahre habt ihr mich angelogen, ich bin eine schwarze Hexe“, murrte sie und kippte mit dem Stuhl cool nach vorne.
„Du bist keine schwarze Hexe, Süße!“
„Mir wurden mächtige Kräfte vererbt die verdammt düster sind, er hat meine Kräfte mit Absicht geblockt, oder?“, wollte sie wissen und er nickte stumm.
„Warum jetzt?“
„Das kann ich dir nicht sagen, hab ich deinen Eltern versprochen“, bemerkte er.
„Sie wissen also beide was das große super duper Geheimnis ist, warum tut dann Mum so als würde sie mit Lindeskab schlafen, obwohl es nicht stimmt?“, wollte sie wissen.
„Die beiden haben keine Affäre? Hat sie dir das erzählt?“, wunderte er sich.
„Ich hab einen Zettel in ihrem Schlafzimmer gefunden und sie damit konfrontiert, sie schweigt aber beharrlich“, entgegnete sie.
„Deine Eltern sind schwierige Leute, von dem weiß ich nichts, das eine hat mit dem anderen nichts zu tun“, entschied er.
„Ach scheiß drauf mit eurer Geheimniskrämerei, ich bin hier weg“, kickte sie wütend den Stuhl weg und rauschte davon.
„Du bist genau wie deine Eltern, meine Süße“, redete er mit sich selbst.
 
Die Kette des Sandsacks klackerte, als sie wie wild darauf einprügelte. Das Boxzentrum hatte mal ihrem Großonkel gehört, als der starb hatte ihre Mutter das Zentrum geerbt aber nicht weitergeführt. Medea hatte einen Schlüssel und konnte sich dort abreagieren.
„Man, manchmal sind wir uns unheimlich ähnlich“, erschien Sloan in Sportklamotten in der Halle.
„Mum? Solltest du nicht im Krankenhaus liegen?“
„Warum sollte ich im Krankenhaus liegen?“, fragte ihre Mutter und stellte ihre Sporttasche ab.
„Weil Dad dich noch vor ein paar Stunden fast umgebracht hat, vielleicht?“, fand sie das Verhalten ihrer Mutter ziemlich seltsam.
„Manchmal hast du echt einen seltsamen Sinn für Humor, Glinda-Maus. Hast du Lust nen bisschen gegen mich zu boxen?“, fragte sie freundlich.
„Bin ich in ein Loch gefallen und in einer Alternativ-Realität gelandet wo wir uns wieder vertragen?“, verstand sie gar nicht mehr.
„Hatten wir gestritten?“
„Okay, ich hör mir diesen Blödsinn nicht mehr länger an, Mum“, zog sie ruckartig ihre Boxhandschuhe aus und stürmte raus.
Vor der Tür rannte sie fast zwei Ratsmitglieder über den Haufen, die in ihren Roben etwas Erschreckendes hatten.
„Meine Herren“, bemerkte sie überrascht. Die schwangen wie billige 50er Jahre Magier ihre Roben über sie und verschwanden mit ihr.

Zehntes Kapitel


„Euch ist schon klar, dass ich heute von einem Ort zum anderen geschleift werde ohne dass ich das will, oder?“, fragte Medea cool und schlug auf dem alten Lehnsessel sitzend, ihre Beine lasziv übereinander. Die Ratsmitglieder hatten sie ins WhiteBride gebracht.
„Deine Mutter weiß nicht mehr, was passiert ist“, sagte einer der älteren Ratsmitglieder nur.
„Ihr spielt hier mit Feenstaub rum? Was hat euch denn geritten?“
„Du hast doch miterlebt was passiert ist, das würde sie ihm niemals verzeihen“, entschied ein anderes Ratsmitglied.
„Ja, aber das ist eine Familiensache, das hat nichts mit dem Rat zu tun“, murrte sie.
„Wenn das zwei Ratsmitglieder betrifft geht das sehr wohl den Rat was an. Die dunkle Seite deines Vaters gewinnt langsam die Überhand“, bemerkte ein drittes Ratsmitglied.
„Warum hat mir niemand gesagt, dass wir dunkle Magier sind?“, kritisierte sie die Ratsmitglieder.
„Ihr seid keine dunklen Magier, sonst wärt ihr nie im Rat aufgenommen worden“, versprach einer der Ratsmitglieder.
„Was ist das dann heute gewesen? Er hatte sich überhaupt nicht unter Kontrolle“, bemerkte Medea.
„Er leidet, sein Herz ist gebrochen, da ist sein Selbstbewusstsein und so seine Selbstkontrolle etwas geschwächt, wir stellen dich unter die Verantwortung ihm zu helfen“, bat der Rat.
„Bin ich jetzt das “Mädchen für Alles“ hier? Ist das die Bestrafung dafür dass ich bei dem Wolf so versagt habe?“, fragte sie kritisch.
„Wie kommst du darauf, dass du beim Wolf versagt hast? Du hast ihn richtig eingeschätzt und wieder in die Gesellschaft integriert, wir waren alle beeindruckt!“
Sie sah die Ratsmitglieder verwirrt an. Hatte ihr Vater nicht verraten was passiert war?
„Ah okay, danke“, brachte sie nur hervor.
„Du bist mit vielen Talenten gesegnet, Kleines, du bist so viel mehr als deine Kräfte“, schütteten sie sie mit Lob zu.
„Okay, ist das hier ein Test?“, war sie verwundert.
„Du bist echt wie dein Vater, das war ein Kompliment, Kleines“, entgegnete ein Ratsmitglied.
„Dann danke, kann ich dann gehen?“, wollte sie wissen.
„Kommt auf deine Antwort an!“
„Welche Antwort?“
„Ob du uns bei deinem Vater hilfst“, wiederholten sie die Bitte.
„Ja, meinetwegen, aber wenn ihr meine verkokelte Leiche von irgendeiner Wand kratzen müsst, wird euch mein Bullenfreund auf jeden Fall einsperren“, konterte sie trocken.
„Ich bin Anwalt, das Risiko gehen wir ein“, sagte einer der Ratsmitglieder trocken und ließ sie aufstehen.
„Hey, gut zu wissen. Ich nehm mal nicht an, dass mich einer von euch heimprojiziert?“, sah sie in die Runde und als die Männer nichts erwiderten ging sie durch die Gruppe durch zu der Wendeltreppe.
Unten stand Ralph an der Bar.
„Hey“, begrüßte Medea ihn freundlich.
„Ich red nicht mit dir, Hexe“, raunzte er ihr entgegen.
„Was ist los, Ralph?“, fragte sie verwirrt.
„Du bist der Grund warum mein Sohn jetzt tot ist“, beschimpfte er sie.
„Was?“, fragte sie weinerlich.
„Du hast ihn zu diesem Ort gebracht, er war ein ehrlicher junger Mann bis du in sein Leben getreten bist!“
„Ich kenn ihn schon seit der Grundschule, ich wollte nur nett sein, ich wusste nicht, was da abgeht“, begann sie zu weinen.
„Er hat mit Drogen gedealt, Boss, lass das arme Mädchen in Ruhe“, kam der Klavierspieler der Bar an ihnen vorbei.
„Halt den Rand, Jared, das ist eine Lüge“, donnerte Ralph, was mit seiner kleinen Statur irgendwie aussah wie ein wütender Zwerg.
„Ich war sein bester Abnehmer, Boss, ich weiß, du feuerst mich deswegen, aber sie dir die Kleine an, sie weint, sie trauert wie du“, half Jared, Medea.
„Danke, Jared, lass das mit den Drogen, das bringt dich um“, bemerkte sie schluchzend und verließ traurig die Bar.
 
Nachdem sie eine ganze Weile rumgelaufen war kam sie im Halbdunkeln bei Sebastian vorbei. Er kam sonst immer zu ihr, aber sie wollte nicht allein sein.
„Hast du dich verlaufen?“, wunderte sich Sebastian, sie vor seiner Haustür stehen zu haben. Er hatte eine Zigarette lässig im Mundwinkel hängen.
„Ich stör dich bei deinem Pokerabend, oder?“, fragte sie. Sie sah ziemlich verheult aus.
„Schon irgendwie, alles klar bei dir?“
„Nicht wirklich, aber schon gut, ich will dich nicht belästigen“, bemerkte sie.
„Das tust du niemals, weißt du doch. Komm rein“, bat er und zog sie in seinen Arm, während er sie reinführte.
„Hey, Boss, endlich machst du mal mit bei unseren Pokerabenden“, begrüßte sie Enfys, die breitbeinig verkehrtherum an einem Pokertisch saß. Neben ihr NJ, eine ihr unbekannte männliche Fee und ein Typ, der menschlich aussah.
„Ich geh in dein Schlafzimmer“, sagte Medea nur und verschwand in einem anderen Zimmer.
„Man, Inkubus müsste man sein, da kommen die Frauen wie eine Pizza nach Hause“, frotzelte NJ.
„Lass stecken NJ, sie hatte einen harten Tag“, bemerkte Sebastian schroff.
„Ja, hab davon gehört, mein Dad ist bei ihrem Dad um sich um ihn zu kümmern. Stimmt dass das sie deinem Vater die Nase gebrochen hat?“
„Er hat sie versucht zu provozieren, sie ist ziemlich mächtig, na ja momentan nicht, aber normalerweise, das sollte er lieber lassen“, schlussfolgerte er.
„Das ist sie auch ohne ihre Kräfte, Süßer“, bemerkte Enfys und stand auf um ein neues Bier zu holen.
„Da hat sie Recht, sie sieht fertig aus, kannst du nach ihr sehen, Enf?“, fragte der junge Polizist seine Freundin.
„Sie ist zu dir gekommen, Romeo!“
„Bitte, ich weiß nicht genau was ich gerade mit ihr anfangen soll“, bat er.
„Man, wenn du mal fünf Minuten Gefühle in ihrer Gegenwart zeigen würdest, könntet ihr ein echt süßes Paar abgeben“, murrte Enfys, holte zwei Bier aus dem Kühlschrank und ging in das Schlafzimmer des Mannes, in dem sie niemals landen wollte.
„Ich hab mir sein Schlafzimmer irgendwie anders vorgestellt“, sah Enfys sich im Zimmer um. Sie hatte sich irgendwie eine Playboy-Lounge vorgestellt, nicht ein schäbiges Studentenzimmer.
„Hey, willst nen Bier?“, setzte sie sich zu ihr aufs Bett. Medea hatte sich in die Decke eingewickelt und blas Trübsal.
„Ich will gar nicht wissen welche Körperflüssigkeiten auf dieser Decke sind“, entschied Enfys.
„Die Decke ist frisch, die Hormonspuren von Inkuben werden säuerlich wenn sie irgendwo bleiben und das riecht furchtbar deswegen pflegen sie sich auch so intensiv. Mir wär’s auch egal, wäre für mich nicht das erste Mal dass ich mit seinen Flüssigkeiten in Berührung kommen würde“, erklärte Medea ihrer Freundin.
„So genau wollt ich es gar nicht wissen. Was ist mit dir los?“
„Du meinst außer der Tatsache, dass ich heute mit einem Arsch geschlafen habe, mein Dad fast meine Mum umgebracht hat und ich ihm jetzt helfen soll seine dunkle Seite in den Griff zu bekommen? Oder dass Ralph mich des Mordes an seinem Sohn bezichtigt?“
„Man, du hattest echt einen harten Tag, mit wem hast du geschlafen?“, wollte Enfys wissen.
„Wirklich? Das ist von der Geschichte bei dir hängen geblieben?“
„Das hat mich jetzt am meisten interessiert!“
„Mit Channing, war ne saudumme Idee, war fast noch blöder als dem Chef des hiesigen Polizeireviers die Nase zu brechen!“
„Ja, das hast du bei deiner kleinen Geschichte heut vergessen. Hab grad davon gehört. Da ich seinen Sohn kenne denke ich mal, er wollte dich anmachen“, bemerkte sie trocken.
„So schräg war mein Tag dann doch nicht, er ist wie ein Vater für mich, ja außer dass er mit meiner Mutter schläft und mich provozieren wollte um meine dunkle Seite zu aktivieren“, entschied sie und Enfys streckte ihr beide Flaschen Bier hin.
„Du brauchst glaub ich beide heute“, entgegnete sie und lächelte sie an.
„Ich glaub, ich will nur noch schlafen“, konterte sie.
„Klar, ich stell sie dir hin, falls du sie doch brauchst, ich geh wieder raus und spiel weiter, wenn du mich brauchst ruf mich einfach“, entgegnete sie und stand wieder auf.
 
„Wie geht’s ihr?“, wollte Sebastian wissen, als Enfys sich an den Tisch zurücksetzte.
„Sie sollte sich mal ausschlafen, lass sie heut Nacht nicht allein, wirst du eh nicht, aber lass sie einfach schlafen, egal wie nötig du es hast“, bat sie.
„Ich hab es nicht nötig heute, danke“, konterte er cool.
„Wollte ich gar nicht so genau wissen. Also spielen wir jetzt oder wie?“, murrte sie und sie begannen zu spielen. Spät an diesem Abend, sie spielten immer noch, kam Medea in eine Decke gehüllt zu ihnen geschlurft.
„Hey Süße, ausgeschlafen?“, freute sich Sebastian sie zu sehen und sie setzte sich auf seinen Schoß.
„Ich hab Hunger“, sagte sie nur und griff in die Schale mit den Kartoffelchips.
„Soll ich was bestellen?“, fragte Sebastian.
„Ne, die Chips reichen erst Mal, danke. Ist es nicht irgendwie frustrierend gegen einen Hellseher und eine Fee zu spielen?“, wollte sie von Sebastian wissen.
„Ich bin gut, das geht schon. Beag darf hier auch nicht mit Feenstaub rumwedeln, hab ihm angedroht ihn in den Knast zu stecken wenn er das macht“, entgegnete Sebastian und sah die Fee an.
„Beag? Meine Mum hat dir den Namen gegeben, oder?“, schlussfolgerte Medea plötzlich.
„Mein Gott, du bist Paxtons Tochter, er hat mich per Webcam wöchentlich unterrichtet wo meine Eltern es nicht konnten. Er hat mich damals nach Chicago gebracht“, erwiderte er.
„Ja, hab davon gehört, meine Eltern sind fast draufgegangen als sie dich beschützt haben. Schön zu sehen, dass es nicht alles umsonst war. Bist zu zurück in der Stadt?“
„Ich will was über meine Mutter erfahren, wollte ehrlich gesagt mit deinem Dad reden, er hat meine Mutter damals kennengelernt“, erklärte er.
„Die ist damals zurück nach Irland, soweit ich weiß. Und woher kennst du Seby denn?“, wollte sie wissen.
„Ich hab ihn verhaftet“, schmunzelte Sebastian.
„Mein Dad wäre so stolz“, sagte sie sarkastisch.
„Er hat versucht die Stadtdatenbank zu hacken, ich hab ihn dann verwarnt und mich mit ihm angefreundet!“
„Wie lang kennt ihr euch denn?“
„So zwei Tage!“
„Und du bringst ihn gleich hierher?“
„Ich hab einen Gedankenleser hier, der überwacht ihn“, schmunzelte Sebastian.
„Stimmt, trotzdem seltsam. Also, wer gewinnt?“, sah sie die anderen an.
„Was denkst du wer gewinnt. NJ musst du nicht längst bei Mummy im Bett liegen?“, wollte Sebastian von seinem Kumpel wissen.
„Von wegen, alter Mann, ich will diesen Ordner“, entschied NJ.
„Ordner?“, wurde sie neugierig.
„Sein kleines schwarzes Buch ist ein Ordner, Angeber“, warf Beag ein.
„Steht da auch was über mich drin?“, stand Medea angeekelt wieder auf.
„Mindestens 20 Seiten, deswegen spiel ich hier mit, der Ordner gehört mir“, warf Enfys ein und spielte eine Karte.
„Du bist raus, Regenbögchen“, konterte NJ.
„Verdammt, tut mir leid, Süße, ich bin weg“, stand Enfys auf.
„Gut, dann steig ich ein“, erwiderte Medea und setzte sich auf Enfys Stuhl.
„Du pokerst?“
„Nicht wirklich, aber ich kenn euch alle hier seit meiner Geburt, das krieg ich hin!“
„Was ist mit mir, mich kennst du nicht!“, entschied Beag.
„Du hast nur Feenstaub zur Abwehr und ich bin nach einer Überdosis momentan immun, also los geht’s“, war sie siegessicher.
 
Mit steifem Hals wachte die junge Hexe wieder auf. Sie saß immer noch am Pokertisch und lag mit dem Kopf auf dem Ordner ihres Lovers.
„Man, Mädchen, wenn ich gewusst hätte dass du so gut pokerst, hätte ich dich schon früher in die Gruppe reingebracht“, weckte Sebastian sie mit einem dampfenden Kaffee, den er ihr vor die Nase stellte.
„Hab ich gewonnen?“, fragte sie schläfrig.
„Du liegst ja auf deinem Gewinn, also ja. Geht’s dir heut besser?“, fragte er sanft.
„Lass mich erst Mal wach werden und diese Nackenschmerzen loswerden“, murmelte sie und rieb ihren Nacken. Unaufgefordert begann er sie am Nacken zu massieren. Er hatte geduscht und sein herbes Aftershave mischte sich mit seinen erotischen Hormonen.
„Man riechst du gut“, entgegnete sie angeregt und er schob langsam von hinten ihr T-Shirt nach oben.
„Ich hab immer schon mal geträumt dich hier auf diesem Pokertisch zu nehmen“, erkannte er und sie kletterte auf den Tisch.
„Du kannst von Glück reden, dass ich die Entspannung jetzt brauchen kann“, zog sie ihren BH aus.
Als sie gerade wilden Sex hatten, kam Enfys mit einem Kaffee in einem Mitnahmebecher aus der Küche.
„Tut mir leid, dass ich störe, aber ich muss mich noch umziehen vor der Arbeit. Nette Position“, bemerkte Enfys, ging an ihnen vorbei und ging aus der Tür.
„Sie war noch da?“, fragte sie schnaufend.
„Hab ich auch nicht gewusst, der haben wir die Show ihres Lebens geliefert, was?“, schmunzelte er und ließ erschöpft von ihr ab.
„Das werd ich heut so im Büro vorgehalten bekommen“, murmelte sie und schloss ihre Jeans.
„Du willst zurück ins Büro?“, wunderte er sich.
„Ich war seit Wochen nicht mehr da, wird Zeit“, entschied sie und zog ihr T-Shirt wieder an.
„Willst du jetzt gehen?“
„Ja, meine Nackenschmerzen sind weg, danke, hat Spaß gemacht“, hüpfte sie vom Tisch.
„Ich möchte eine Beziehung mit dir führen, Medea“, sagte er plötzlich.
„Du warst schon mal witziger, Junge. Hast du noch einen von diesen Kaffee-Dingern? Ich würd meinen gern mitnehmen“, ging sie amüsiert in die Küche.
„Ich mein das Ernst, ich hab dir gestern Nacht beim Schlafen beobachtet und mir das lang überlegt. Ich will dich nicht mehr mit jemand anders teilen, Medea“, bat er.
„Das meinst du wirklich Ernst, oder?“, drehte sie sich am Küchentresen zu ihm hin.
„Ja, bitte gib mir die Chance“, hoffte er.
„Das heißt monogam leben, keine anderen Frauen neben mir!“
„Ja, schon klar!“
„Und auch keine Männer!“
„Schon klar!“
„Ich will es diesmal richtig, die ganze Schose, Kino, Essen gehen, Händchen halten im Park“, handelte sie.
„Kannst du haben, also?“
„Okay, nen Versuch ist es wert, aber wenn du nur an eine andere oder an einen anderen denkst ist es vorbei“, stimmte sie zu.
„Verstanden!“
„Süßer, du bist ein Inkubus, das kriegst du nie hin“, schmunzelte sie.
„Ich will es wirklich ernsthaft versuchen“, versprach er.
„Wenn du es wirklich so willst, sollten wir es wirklich versuchen“, entschied sie.
„Danke, du wirst es nicht bereuen“, freute er sich und küsste sie stürmisch.
„Oh doch, das werde ich, aber ich mach so einige Fehler in meinem Leben, da kannst du auch einer davon sein“, konterte sie, füllte ihren Kaffee um und ging aus seiner Wohnung.

Elftes Kapitel


Im schicken Hosenanzug ging Medea auf Stöckelschuhen durch ihr Bürogebäude. Sie war seit Wochen nicht dort gewesen, sie hatte ihre Mediatoren-Aufgaben vor dem Job gestellt, das hatte sie nie machen wollen.
„Morgen, Boss, kommen die Asiaten heute?“, kam einer ihrer Angestellten an ihr vorbei.
„Nein, Craig, alles in Ordnung“, ging sie weiter. Ihre Firma konnte nur durch eine Gruppe notgeiler Chinesen am Laufen gehalten werden, die in ihren leeren Büroräumen billige Pornos mit Waldnymphen drehten.
„Hey Sexy, kommen die Notgeilen heute?“, kam eine andere vorbei.
„Nein, man, ich bin nur schick angezogen heute, will keiner mit mir darüber reden, dass ich zwei Wochen weg war?“, raunzte sie.
„Du warst weg?“, wunderte sich ein anderer und sie ging kopfschüttelnd weiter.
 
„Morgen, Boss, wenn ich dich noch so nennen kann, bist du zurück?“, begrüßte Meira ihre Freundin, als sie an ihrem Tisch Platz nahm.
„Wenn es nach meinen Mitarbeitern gehen würde, war ich nie weg“, konterte sie und stellte ihren Kaffee ab.
„Also mir ist aufgefallen, dass du weg warst“, murmelte Meira.
„Du bist meine beste Freundin und Hellseherin, ich hoff es mal. Wie laufen die Geschäfte?“, wollte sie wissen.
„Schau aufs Whiteboard, das erklärt so einiges“, konterte Meira. Auf dem Whiteboard standen nur drei Worte und Striche mit Zeiten.
„Ist hier verdammt langweilig gewesen, was?“, fragte sie, stand auf, machte einen Strich auf dem Whiteboard und das aktuelle Datum dazu.
„Wirklich?“, fragte Meira überrascht.
„Das Leben ist kurz, ich sollte anfangen es richtig zu leben“, erwiderte sie ernst.
„Mist, ich hab grade nen 100er verloren, ich hätte schwören können, du wählst den Wolf“, entgegnete Meira und wischte das Board leer. Sie hatten im Büro gewettet, wer der neue Freund von ihrer Chefin werden würde.
„Du hast auf Channing gewettet, wo sind deine Hellseher-Kräfte hin?“, wunderte sie sich über ihre Freundin.
„Gefühle voraus zu sehen ist verdammt schwierig, vor allem wenn du sie jede fünf Minuten änderst. Mich ärgert es nur, dass ich gegen Enfys verloren habe, sie hat heut Morgen noch ihre Meinung geändert“, war sie beschämt.
„Ach, hat sie, wo ist sie?“, fragte sie kritisch.
„Im Besprechungsraum, ich glaub, sie döst da drin, ich bin aber nicht diejenige, die sie da rausholt“, entschied Meira.
„Ich geh sie holen, bin schließlich immer noch der Boss hier“, versprach Medea und ging zu Enfys. Diese lag mitten auf dem Konferenztisch und pennte. Da sie ihr nicht magisch einen Streich spielen konnte machte sie einfach das Licht an, was sie aufschrecken ließ. Dabei wechselte sie ihre Farbe und verschmolz mit dem Tisch.
„Ich hab dich gesehen, Süße, verstecken zwecklos“, stand sie breitbeinig vor ihr.
„Ich hab mich nicht versteckt, wir Chamäleons sind Angsthasen, wie du schon gesagt hast, das passiert wenn wir uns richtig erschrecken. Hey, du bist schon da, als ich ging schienst du noch ziemlich beschäftigt“, formte sie sich zurück.
„Nächstes Mal gib nen Laut von dir, bevor wir anfangen, das wäre echt nett“, stellte Medea ihren Kaffee ab und setzte sich an den Tisch.
„Ich bin ne Lesbe, ich klau dir deinen Hübschen schon nicht, keine Angst, obwohl ich sagen muss, meine Herrn, ist der gut ausgestattet. Also, hab ich gewonnen?“, setzte sich Enfys in den Schneidersitz.
„Wir wollen es mal zusammen versuchen“, gestand Medea und Enfys machte eine Siegerpose.
„Wenn ich jetzt böse wäre, würde ich den anderen stecken, dass du mich mit ihm gesehen hast, aber du bist immer knapp bei Kasse, so bin ich nicht gestrickt. Man, meine Firma ist ziemlich am Boden grade und ich war nicht mal zwei Wochen weg. Aber da ich noch keinen Anruf von einem wütenden Asiaten gekriegt habe, leisten die Nymphen wohl die ganze Arbeit hier und das vermutlich ziemlich gut. Wer ist heut da?“, wollte sie wissen.
„Alle eigentlich, sie stehen alle hinter dir, als hättest du einen Obsessions-Zauber auf sie gelegt“, erwiderte Enfys.
„Das ist schwarze Magie+, das würd ich niemals tun, na ja, aber anscheinend bin ich ja eine schwarze Hexe, wer weiß“, sagte sie nachdenklich.
„Das darfst du nicht mal aus Spaß sagen, Med“, murrte Enfys.
„Was? Stimmt doch! Mein Dad ist komplett ausgetickt und meine Mutter haben sie so umgepolt, dass sie nichts mehr davon weiß und anscheinend weiß sie auch nicht mehr, dass ich das mit Lindenskab und ihr weiß“, entschied sie.
„Das heißt aber nicht, dass du schwarz bist, du hast zwar Lindeskab angegriffen, aber mit den Waffen einer Frau, nicht mit den Waffen einer Hexe!“
„Ich bin auch grad machtlos, er will gar nicht wissen, was ich getan hätte, wenn ich noch meine Kräfte hätte. Ist das Kaz da draußen?“, entdeckte sie ihren Ex am Waffenschrank.
„Ja, wir schicken ihn Undercover in die Highschool, es gab das Gerücht, dass dort ein junger Hexer Führung braucht und da unser Mediator ausfällt, macht er das. Aber ich hab ihm deutlich gesagt, er kriegt keine Waffe“, stand Enfys aus und ging zu Kaz. Medea folgte ihr neugierig.
„Kaz, du bist 15, keine Waffe für dich“, nahm Enfys ihm die 9mm ab, die er sich aus dem Waffenschrank geholt hatte.
„Ich könnte dein Vater sein, Skittle“, jammerte Kaz. Er hatte den Spitznamen für sie ausgewählt, weil sie so bunt war wie die bunten Zuckerdrops.
„Ja, schon, aber ich muss mich benehmen wie deine Mutter. Wenn es hart auf hart kommt gehst du zu Nolan, aber keine Waffe“, sagte sie mit harschem Ton.
„Man, das ist wieder wie damals. Hoffen wir mal nur dass die alten Lehrer mich nicht wieder erkennen. Äh, hey Medea, für wen hast du dich jetzt entschieden?“, führte er Smalltalk mit seiner Ex.
„Da ich dir noch nicht um den Hals gefallen bin, bist du es nicht, sorry“, konterte sie nur.
„Dachte ich mir schon, und?“
„Sebastian und ich versuchen es miteinander“
„Dann schuldet mir Enf‘ die Hälfte, ich hab auch auf ihn gewettet“, entschied er.
„Aber nicht auf den heutigen Tag, Kaz, keine Chance. Also los, ab in die Schule“, forderte Enfys und Kaz trottete davon.
„Da ich vor 10 Jahren meine Jungfräulichkeit an ihn verloren habe, erscheint mir grad bizarrer als jemals zuvor. Ich muss mich in den Wochen vom Rat aus um meinen Dad kümmern, aber ich hab grad meinen Stellvertreter gefunden“, dachte sie laut nach.
„Nicht ihn, komm schon, er arbeitet ja nicht mal offiziell hier“, moserte Enfys.
„Ich mein dich, Enf‘, wie du da mit ihm umgesprungen bist, du hast das drauf. Ruf die anderen zusammen, wir halten eine Besprechung ab“, plante Medea und besprach in der Runde die Pläne für die darauffolgenden Wochen.
 
In ihrem schicken Anzug besuchte sie an diesem Nachmittag wieder ihren Vater, der immer noch in einer Zelle saß.
„Spielst du jetzt meine Anwältin?“, saß Paxton lässig an die Zellengewand gelehnt da.
„Nein, mir war heute nur danach mich schick anzuziehen. Wie geht’s dir?“
„Ich hab fast die Frau umgebracht die ich über alles liebe, was denkst du?“
„Ja, schon, aber keine Sorge, sie weiß es nicht mehr, sie haben sich darum gekümmert“, versprach sie.
„Das haben sie nicht gemacht, das ist doch nicht fair“, stand er überrascht auf.
„Ich konnte das nicht kontrollieren, tut mir leid, ich hätte sie aber vermutlich auch nicht davon abgehalten. Was macht der Kopf?“
„Hast du mir die Vase über den Kopf geschlagen?“
„Ja, sorry, ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte!“
„Du hast deiner Mutter das Leben gerettet, danke“, bedankte er sich.
„Mum wird das aber nie erfahren. Du kommst mit mir mit“, schloss sie die Zelle auf.
„Hältst du das für eine gute Idee?“, war er unsicher.
„Nein, eigentlich nicht, aber meine Mediatoren-Pflichten zwingen mich dazu, komm“, murrte sie schlechtgelaunt.
„Team Paxton ist wohl vom Tisch, was?“, ging er aus der Zelle.
„Ihr belügt mich beide, momentan fühl ich mich keinem Team zugehörig“, entschied sie und öffnete genervt die Tür des Raums.
„Sie haben dich als meinen Babysitter abgestellt? Man, so früh haben die mir nicht vertraut“, war er überrascht.
„Jetzt fängst du auch noch damit an, die haben mich auch in allen höchsten Tönen gelobt“, entschied sie und ging hinter ihm aus der Tür.
„Dann haben sie wirklich Vertrauen in dich, das ist toll. Ich wüsste nicht, ob ich mir vertrauen würde“, entschied er und in dem Moment kam Thundercloud zu ihnen.
„Hey Voldemort, ich will das erst Mal testen, bevor du gehst“, entschied Thundercloud und fuhr mit einem Sensor über das Armband, was Lindeskab dem Zauberer umgelegt hatte.
„Gut, funktioniert, wir wollen ja nicht, dass unserer Süßen was passiert. Tut mir echt leid, dass wir das tun müssen, muss halt sein“, entschuldigte er sich und ging weiter.
„Das blockiert meine Kräfte, oder?“, wollte Paxton von seiner Tochter wissen.
„Musst du den Doc fragen, aber anscheinend. Willkommen im Team Machtlos“, konterte sie und führte ihn weiter. Im Flur begegneten sie Kaz, der angezogen war wie dreißig Jahre zuvor, als er noch als Zauberer zur Schule ging.
„Hast du eine Midlife-Crisis, Kaz?“, frotzelte Paxton.
„Pax, du bist wieder draußen?“, stotterte Kaz nervös.
„Kaz, du bist schon tot, warum so verängstigt?“, entschied Paxton.
„Ich bin Untot, großer Unterschied. Wo wollt ihr hin?“, sah Kaz, Medea an.
„Keine Ahnung, weg von hier, er hat momentan keine Kräfte, keine Sorge du Angsthase! Wie war die Highschool?“, wollte sie wissen.
„Grausam, die Schüler heut zu Tage haben keinen Respekt mehr, echt jetzt. Ich glaub ich brauch einen Nachhilfelehrer in Algebra, wenn ich das durchziehen soll“, erkannte er.
„Besorg ich dir, danke dass du das machst“, bedankte sie sich.
„Ich wollte mich schon immer mal mehr einbringen, das ist eine gute Gelegenheit“, tat er das ab.
„Schön, ich werde dir meinen Dad so schnell wie möglich zurückschicken“, versprach sie.
„Warte, er unterrichtet Mathe für mich? Er war immer mies in diesem Fach“, kritisierte Paxton.
„Ich seh aus wie 15, Pax, ich geh wieder zur Schule, anscheinend gibt es einen neuen talentierten Hexer dort, den ich auf den richtigen Weg bringen soll“, erklärte er ihnen.
„Ihr wollt einen Vampir den Job übernehmen lassen? Ist das euer Ernst?“, war Paxton nicht glücklich darüber.
„Ich gehörte zu der mächtigsten Hexenfamilie überhaupt als ich noch am Leben war, ich krieg das hin“, konterte Kaz cool.
„Ich glaub mich zu erinnern dass du meinen Körper dazu benutzt hast, um mit einer Vampir-Nutte zu schlafen, als du in dem Alter warst“, erinnerte er ihn und Medea sah Kaz entsetzt an.
„Danke, Pax, wir hatten doch ausgemacht ihr das nie zu erzählen“, murrte Kaz.
„Ich hab schon davon gehört, dass du den Possessionszauber angewandt hast, aber für so nen Blödsinn?“, war sie erbost.
„Die Geschichte geht noch weiter, ich hab die Nutte vor lauter Schreck umgebracht und bin fast angeklagt worden. Das ist aber nicht das Schlimmste daran, Lindeskab musste mir Blut spenden, weil das Flittchen meinen Körper ausgesaugt hatte, danach hatte ich einige Wochen die Libido eines Inkubus und glaub mir, ich versteh Lind‘ seit dem Tag viel besser“, bemerkte er.
„Kann man einen Zauber eigentlich anwenden ohne es zu wollen?“, fragte sie plötzlich.
„Was hast du gemacht?“, fragte Paxton entsetzt.
„Nichts, ich hab nur überlegt meine Kollegen sind nur so treu mir gegenüber obwohl wir seit Wochen keinen Auftrag mehr hatten“, entschied sie.
„Das wäre in deinem Fall ein Obsessionszauber und du bräuchtest dafür das Herz eines Tieres, das kannst du nicht einfach so aus Versehen machen“, konterte Kaz und jetzt sahen beide ihn entsetzt an.
„Den hab ich noch nicht angewendet, hab aber davon gelesen, ehrlich“, versicherte Paxton.
„Wie auch immer, ich muss aus diesen Sachen raus, ich fühl mich so pubertär grade“, konterte Kaz und ging weiter.
„Die sind nicht besessen von dir, Süße, du bezahlst sie vermutlich nur gut oder sie sind einfach nur treue Freunde. Apropos besessen, das mit Kaz und dir hat sich anscheinend geregelt“, erwiderte ihr Vater.
„Ja, anscheinend. Lass uns gehen“, bat sie, sie wurden aber vor der Tür von Lindeskab abgefangen.
„Wartet kurz“, bat er.
„Was ist? Ich dachte, ich kann ihn mitnehmen“, wunderte sie sich.
„Kannst du auch, Arm her“, forderte Lindeskab und legte der verwunderten Hexe ein silbernes Metallarmband um.
„Was ist das?“
„Du kriegst einen Mini-Stromschlag, wenn dein Dad mehr als fünfhundert Meter von dir entfernt ist, der Rat traut dir vielleicht, ich aber nicht“, entgegnete er.
„Danke Captain, für dein Vertrauen“, murrte sie sarkastisch.
„Du bist noch so jung und du hast eine Beziehung mit meinem Sohn angefangen, du bist anscheinend noch etwas naiv“, konterte er.
„Ich kann dir noch mehr brechen als deine Nase“, raunzte sie.
„Beweisführung abgeschlossen. Viel Spaß mit deinem neuen Mitbewohner“, entschied Lindeskab cool und ließ sie allein.
„Super, das mit der Beziehung kann ich jetzt wohl vergessen, wenn ich dich am Hals habe“, murrte sie.
„Du hast was mit Casanova jr. angefangen? Das ist wirklich etwas naiv, da hat er schon Recht“, konterte Paxton.
„Ach Dad, komm schon!“, zog sie ihn aus der Tür.
 
Später an diesem Abend klopfte Casanova jr. alias Sebastian an ihre Wohnungstür. Anstatt verschwitzt in seiner Uniform tauchte er frisch rasiert und in seinem besten Anzug dort auf.
„Hey Freundin“, begrüßte er sie liebevoll.
„Hey Freund“, säuselte sie und küsste ihn.
„Das wollt ihr hoffentlich nicht hier weiterführen“, saß der Cornflakes mampfende Paxton in ihrer Küchenzeile.
„Hallo Vater meiner Freundin, was macht er hier?“, fragte er verwirrt.
„Dein Dad will mich vermutlich dafür bestrafen, dass ich ihn geschlagen habe“, zeigte sie ihm ihr Armband.
„Wie viel Meter?“, fragte Sebastian und rieb seine Nasenwurzel.
„500 Meter, aber irgendwas sagt mir, dass das weniger wird, wenn ich nicht gehorche“, erklärte sie ihm.
„Ja, denk ich auch. Was machen wir jetzt?“
„Kino?“, schlug sie vor.
„Und er?“
„500 Meter reichen hier im Kino bis in den Flur, ich war schon seit Jahren in keinem Film mehr!“
„Ich will dass diese Beziehung funktioniert, also okay. Pax, zieh dir ne Hose an, wir gehen aus dem Haus“, forderte Sebastian selbstbewusst.
„Ne, keine Lust“, bemerkte Paxton. Wütend formte sie einen Feuerball in der Hand, der nur in Rauch aufging.
„Beweg deinen Arsch hierher, sofort“, donnerte sie wütend.
„Okay, schon gut“, schreckte Paxton auf und zog seine Jeans über.
„Geht doch, jetzt los“, forderte sie streng und ging voran aus der Tür.

Zwölftes Kapitel


Das Pärchen griff gleichzeitig in die Popcorntüte. Alles war irgendwie seltsam, nicht nur weil beide schon ewig kein richtiges Date mehr gehabt hatten, auch weil Medeas Vater vier Reihen hinter ihnen saß.
„Irgendwie hab ich mir das romantischer vorgestellt“, murmelte sie.
„Ja, ich hätte schon längst meine Hand auf deiner Brust wenn wir jetzt allein wären, momentan hält deine Laune mich aber eher ab als dein Dad“, entschied er.
„Tut mir leid, seinen Vater den ganzen Tag um sich zu haben nervt ziemlich. Kannst ruhig mit dem Fummeln anfangen, mein Vater kann ruhig etwas schmoren“, wurde sie sanfter.
„Du solltest diesen Angriff auf deine Mutter vergessen, deine Mutter wird sich wundern, warum du sauer auf deinen Vater bist“, schlug Sebastian ihr vor.
„Ja, du hast Recht, ich liebe ihn und er braucht mich grade. Aber stell dir vor du müsstest die nächsten Wochen mit deinem Dad zusammenwohnen“, erklärte sie.
„Das wäre ätzend, er würde mir die ganzen Frauen klauen“, schmunzelte er.
„Okay, für den Spruch kriegst du heut nur deinen Körper zum Grabschen“, entschied sie.
„Man, das war ein Scherz, sind wir empfindlich heute“, raunzte er.
„Mir ist übel, das Date ist vorbei“, stand sie ruckartig auf und stürmte raus. Er rannte ihr hinterher.
„Medea, warte, ich sollte meine blöden Sprüche lassen, Ich bin echt so mies bei diesen Dating-Sachen“, entschuldigte er sich höflich.
„Schon gut, ich ja genauso, bei meinem letzten Date hatte ich noch eine Zahnspange. Passiert grad sehr viel in meinem Leben, du gibst dir echt viel Mühe, tut mir leid“, setzte er sich auf die Treppe im Kino.
„Wir lassen es langsam angehen, kümmre dich erst mal um deinen Dad, ist schon okay“, war er verständnisvoll.
„Die Nutten müssen sauber sein und du benutzt Kondome, klar“, sagte er nur und er nickte stumm.
„Fahr mit ihm nach Hause, ich komm schon irgendwie heim. Hab dich lieb“, küsste er sie sanft und ging aus der Tür. Nachdenklich saß sie eine Weile auf der Treppe, bis Paxton wieder rauskam.
„Hey, hier bist du, alles klar?“, fragte er liebevoll.
„Mein Leben ist grade so was von beschissen“, sinnierte sie.
„Das war nach deiner ewig langen Beziehung mal eine echte Blitznummer“, schmunzelte ihr Vater.
„Ich bin noch mit ihm zusammen, Dad, mein Leben ist nur grad etwas zu chaotisch für Dates. Ich hätte ne Lust auf ne Pizza, lass uns ins Alfredos gehen“, bat sie und er zog sie an ihrer Hand hoch.
„Und alles ist meine Schuld“, sah er ein.
„Nicht nur, aber wenn ihr nicht so viele Geheimnisse vor mir hättet wäre das für mich echt einfacher“, entschied sie.
„Ich hab keine Geheimnisse mehr vor dir, das mit der schwarzen Magie war eigentlich mein Geheimnis, ich hab einen Zauber angewandt als du noch ein Baby warst, davon wusstest du ja, aber dieser Zauber beinhaltete dass du deine magischen Kräfte verlierst sobald deine Benji-Kräfte eintreten, das war eine Vereinbarung zwischen deiner Mutter und mir, dass du deine Wurzeln respektieren lernst. Ich hab gedacht, dieser Tag würde nie kommen, deshalb hab ich zugestimmt. Diese Benji-Gene sind wohl mächtiger, als ich dachte“, erzählte er ihr, während sie Pizza bei ihrem Lieblingsitaliener aßen.
„Das ist das ganze Geheimnis? Warum tut dann Mum so als hätte sie eine Affäre mit Lindeskab, obwohl das nicht so ist?“, wollte sie wissen.
„Sie hat keine Affäre?“, fragte er verwundert.
„Okay, das ist wohl nicht das ganze Geheimnis dahinter, das wusstest du jetzt nicht“, entschied sie.
„Warum lügt sie mich an?“, war er jetzt total verwirrt.
„Wow, das musst du mit ihr bereden, ich war schon viel zu sehr in diese Sache involviert“, entgegnete sie.
„Woher weißt du dann, dass sie keine Affäre hat?“
„Wie ich sagte, ist eine Sache zwischen euch beiden. Sie liebt dich sehr, deswegen macht sie was auch immer sie macht. Wir fahren morgen zu ihr und reden mit ihr, sie wird sich sicher schon fragen wo du bist“, bat sie.
„Ich versteck mich seit Wochen im Keller, vermutlich denkt sie, dass ich dort bin“, bemerkte er.
„Ihr Geheimnis muss irgendwas furchtbares sein, wenn sie eine gute, solide Ehe dafür aufs Spiel setzt“, dachte sie laut nach.
„Unsere Ehe war schon davor ne Weile nicht mehr so toll wie du denkst, ich war zwar enttäuscht, als sie es mir erzählt hat, aber nicht überrascht. Wegen ihr hab ich mich nicht mehr unter Kontrolle, dreißig Jahre handle ich diese Kräfte schon, gestern bin ich das erste Mal ausgeflippt“, konterte er.
„Ich werde gerade auch so wütend auf alles, ich kann dich gut verstehen. Du hast mich zu Tode erschreckt, als du das mit Mum gemacht hast, ich wusste nicht, dass wir das können“, bemerkte sie einsichtig.
„Das können wir auch nicht und wenn ich dich das jemals machen sehe leg ich dich übers Knie, egal wie alt du dann auch bist“, sagte er ernst.
„Verstanden, hab ich auch nicht vor. Also, wann krieg ich meine Kräfte zurück?“, hoffte sie.
„So einfach ist das nicht, meine Süße, ich brauche die Hilfe des gesamten Rates um das wieder in den Griff zu kriegen und momentan bin ich eine Persona non grata bei ihnen“, erklärte er.
„Super, das kann ja dauern. Egal, momentan ist es glaub ich besser, wenn ich machtlos bin. Ich hab echt was mit Sebastian angefangen, Spaß hab ich mit ihm ja schon länger, aber eine ernsthafte Beziehung mit einem Inkubus anzufangen, so verrückt war ich noch nie. Seine Eltern haben es auch versucht und sind kläglich gescheitert“, erkannte sie.
„Seine Eltern sind auch wie Feuer und Wasser, das kannst du nicht vergleichen“, munterte er sie auf.
„Ich hab sie nie kennengelernt, wie ist sie so?“, wollte sie was von der Mutter ihres Freundes wissen.
„Du kennst ja Thorne, irgendwo muss er das herhaben, sie ist Dynamit, muss sie auch sein, wenn sie sich gegen Lindeskab beweisen konnte. Du bist ein bisschen wie sie, darauf steht Sebastian anscheinend“, stellte Paxton fest.
„Das ist so ne Ödipus-Sache, oder? Ich wünschte, ich hätte in meinem Psychologie-Kurs nicht so gut aufgepasst und wüsste jetzt nicht, was das bedeutet“, schmunzelte sie.
„Du hast nen Psychologie-Kurs belegt?“
„Ja, für den Job, ich dachte das hilft, tut es auch, aber ich weiß Sachen über die menschliche Seele, die ich lieber nicht wissen wollen würde. Erzähl das nicht dem Rat aber ich genieß es grad irgendwie mit dir was zu unternehmen, wir sehen uns viel zu wenig außer wenn es um den Rat geht“, erkannte sie und lächelte ihn an.
„Ja, find ich auch. Ich find schön, dass du dich auf meine Seite geschlagen hast bei unserem Streit!“
„Ich konnte nur nicht fassen, dass sie dir das antut, ich weiß wie sehr ihr euch liebt. Ich würde dir gerne morgen helfen, aber wie fangen wir das an?“, plante sie.
„Weißt du wie viel sie noch von gestern weiß?“
„Nicht viel, sie haben vermutlich ziemlich viel ausradiert, sie wusste nicht mal dass ich sauer auf sie war“, erklärte sie.
„Das sind mehrere Wochen, verdammt, diese Idioten, die wissen genau wie unsicher Feenstaub ist, sieht man ja an dir. Weißt du noch etwas von dieser Nacht wo man dich gefunden hat?“
„Nur das gleiche wie immer, ich kämpfe mit einem Scorpio, vermutlich hab ich verloren, so zugerichtet wie ich war!“
„Was? Warum erzählst du mir das nicht?“, hatte Paxton das noch nicht gewusst.
„Das hab ich dir nicht erzählt? Na ja, ist nicht grad der schönste Abend meines Lebens gewesen. Also, das weiß ich darüber“, begann sie zu erzählen.
„Ich hab gerüchteweise davon gehört, hab das aber als Blödsinn abgetan. Irgendwie scheint deine Mutter darin verwickelt zu sein, sonst kann ich mir nicht erklären, warum sie so handelt wie sie handelt“, dachte Paxton laut nach.
„Aber sie ist Sloan, Ingenieurin und Mediatorin im Ruhestand, was soll sie damit zu tun haben?“, verstand sie nicht.
„Deine Mutter ist so viel mehr, deshalb liebe ich sie auch unglaublich. Deshalb ärgert es mich so, dass sie mir nicht verrät, was ihr großes Geheimnis ist“, bemerkte Paxton in Gedanken.
„Wir sollten sie einfach fragen, aber zuerst betrinken wir uns, das brauch ich jetzt“, bat sie.
„Ne, ich will nicht verkatert bei deiner Mutter auftauchen“, lehnte er ab.
„Süß, ich hoffe, ich bin auch mal so verliebt, dass ich das für jemanden mache“, fand sie das herzig.
„Apropos verliebt, was ist denn aus Channing geworden?“
„Er ist halt ein Werwolf, ich möchte nicht darüber reden“, murrte sie und steckte sich das letzte Stück Pizza in den Mund.
„Er hat dir doch nichts getan, oder?“, fragte er fürsorglich.
„Nein, war nur ne dumme Idee, mit ihm was anzufangen, jetzt klappe“, bat sie ernst.
„Aber die Sache mit Sebastian ist klüger?“
„Wenn ich mehr als fünfhundert Meter von dir weggehe kriegst du nen Stromschlag, ich hoffe, das weißt du“, murrte sie.
„Okay, darüber willst du anscheinend auch nicht reden. Lass uns heimgehen und wir trinken dort ein Bier, das kann ich vertragen“, schlug er vor.
„Ja, klingt gut“, stimmte sie zu.
 
Als sie nach Hause kamen stand eine riesige Blumenvase mit Rosen vor der Tür. Auf dem Strauß steckte eine Karte.
 


Hoffe, das ist heute genug Romantik für dich


Sebastian

 
„Rosen von Sebastian, der Tag wird verrückter und verrückter“, fühlte sie sich geschmeichelt von seiner Geste, aber fand es auch seltsam.
„Ja, muss echt verknallt sein, der Kerl. Ruf ihn an und bedank dich, die waren sicher teuer“, schlug ihr Vater vor.
„Ja, sollte ich wirklich machen, holst du uns solang nen Bier?“, bat sie und ihr Vater verschwand in die Küche. Sie rief Sebastian an, aber er ging nicht dran. Sie schrieb kurz eine Nachricht und ging dann ins Wohnzimmer.
 
Ihr Smartphone klingelte mitten in der Nacht. Lindeskab war dran.
„Ist nicht dein Ernst, oder?“, murrte sie in den Hörer.
„Ich brauch deine Hilfe, Medea“, sagte er ernst.
„Du hast meine Hilfe heut schon bekommen, gute Nacht“, wollte sie schon auflegen.
„Es geht um Basty“, warf er ein.
„Was ist mit ihm? Geht’s ihm gut?“
„Komm her, dann kannst du dir selbst nen Bild machen“, bat er.
„Es ist drei Uhr nachts und ich müsste meinen Dad aus dem Bett holen, wie kann ich dir helfen was du nicht allein schaffst?“, murmelte sie.
„Ok, ich schick dir ein Video, sieh selbst“, schickte er ihr ein Video.
Besorgt sah sie sich das Video an.
„Okay, lass mich kurz meinen Vater wecken, ich komm her“, entschied sie, während sie in eine Jeans sprang und ihr Handy zwischen Gesicht und Schulter geklemmt hielt.
„Hast du die Rosen reingebracht, die er dir geschickt hat?“
„Ja, wieso weißt du davon?“, wunderte sie sich.
„Ich hab einen Sender drin versteckt, kannst mir später deswegen die Hölle heiß machen, ich schalte seine Schelle auf die Vase um, dann kannst du gehen und er muss die Wohnung hüten“, konterte er.
„Wie hast du? Ach egal, will es echt nicht wissen. Gib mir fünfzehn Minuten“, bat sie genervt, zog sich an und fuhr zu Sebastians Wohnung.
 
„Hey, danke, dass du gekommen bist“, begrüßte ein total aufgelöster Polizeichef die junge Hexe an der Tür.
„Wie lang geht das schon?“
„Keine Ahnung, er rief mich an, als es anfing, das ist etwa ne Stunde her. Ich hab überhaupt keine Erfahrung mit dem Formwandler in ihm, ich hab versucht die Hexe zu erreichen, die sich seine Mutter schimpft, aber die scheint wie vom Erdboden verschluckt!“
„Ich hab vermutlich noch weniger Ahnung, aber ich kann’s mal versuchen. Man, eine Nacht würd ich gern mal durchschlafen“, entschied sie und ging in das Schlafzimmer ihres Freundes. Der verwandelte sich schon seit längerem unkontrolliert in verschiedene Formen seines Seins. Was ihr sonst beim Sex gut gefiel war jetzt irgendwie unheimlich.
„ Baby, was ist los? Sag mir, wie ich dir helfen kann?“
„Ich weiß es nicht, hilf mir“, bat er schwach. Durch ihren Kopf schwirrten tausend und ein Zauberspruch, aber keinen konnte sie anwenden.
„Ich ruf Thunder oder Kansas, wir müssen dich betäuben“, plante sie.
„Nein, keine Ärzte“, forderte er.
„Ich könnte dir auch eine mit einer Vase verpassen, aber das ist nicht schön, frag meinen Dad!“
„Ich hab Angst“, gestand er plötzlich.
„Ich bin bei dir“, versprach sie und hielt seinen Kopf auf ihrem Schoß während sie Kansas anrief.
 
In Spiderman-Schlafanzughosen und T-Shirt stand der junge Alternativ-Mediziner cool sein Stethoskop über seine Schultern gelegt vor seinem Patienten. Er hatte ihn betäubt und die Verwandlung hatte aufgehört, das würde aber nicht von Dauer sein.
„Drei magische Wesen und alle mit blauen Flecken und verrückt spielenden Fähigkeiten, ich will dir ja nicht in deine Arbeit reinreden, aber du solltest dem echt nachgehen“, drehte er sich zu dem Polizeichef.
„Wenn Miss Stahlfaust hier vorher von ihrem zurückgekommenen Gedächtnis erzählt hätte, hätten wir das vielleicht vermeiden können. Was machst du jetzt mit meinem Sohn, Kay?“, erwiderte Lindeskab müde.
„Erst Mal aufhören mich Kay zu nennen, so heiß ich seit der Highschool nicht mehr. Seine Werte sind gut, lass ihn schlafen, wenn er morgen wieder damit anfängt ruf mich nochmal an“, konterte Kansas genervt und bekam von Medea eine Kopfnuss.
„Er ist der Vater, hast du während deiner Ausbildung nichts gelernt?“, raunzte sie ihn an.
„Tut mir leid, Lindeskab, ist ziemlich früh am Morgen, momentan geht es ihm gut, aber ich kann ihn auch in die Villa mitnehmen“, entschuldigte sich Kansas.
„Nein, schon gut, einer muss aber bei ihm bleiben“, bat er.
„Das mach ich, geht nach Hause, ich ruf an, wenn was ist, danke fürs Kommen, Kans, übrigens ich fand dich auf der Highschool richtig cool mit deinem Spitznamen“, erklärte sie und er grinste breit.
„Wusste doch, dass du damals auf mich gestanden hast. Jetzt stehst du wohl auf Muskeln. Ist das offiziell mit ihm und dir?“, wollte Kansas wissen.
„Wir haben keine Flagge gehisst, aber ja, wir sind in einer Beziehung“, erwiderte sie.
„Man, das sind mal Neuigkeiten, ich freu mich für euch. Komm, lassen wir sie alleine“, ging der Arzt mit dem besorgten Vater davon.
 
Sanft strich sie ihm über das Gesicht. Sie lag neben ihm im Bett und sah ihn an. Er hatte ein wirklich markantes Gesicht, durch seine verführerischen Hormone hatte sie das nie bemerkt. Sie war wirklich in einer Beziehung mit dem Typen, der auf der Highschool jedes Mädchen haben konnte das er wollte und das auch ausgenutzt hatte.
 
Als sie wach wurde, sah er sie einfach an.
„Hey“, begrüßte er sie sanft.
„Hey, du verwandelst dich nicht mehr“, stellte sie fest.
„Ja, danke!“
„Bitte, aber ich hab nichts damit zu tun, Kansas hat geholfen. Wie geht es dir?“
„Die Schmerzen sind ätzend, was hab ich gestern gemacht?“, wollte er wissen.
„Du bist auch vernebelt worden, was? Du hast gekämpft, Süßer“, zog sie ihm das T-Shirt hoch. Sein muskulöser Oberkörper war übersäht mit blauen Flecken.
„Was zum…? Ich war doch nur in einer Kneipe gestern“, war er genauso überrascht wie sie damals.
„Willkommen im Club. Warst das mit den Verwandlungen?“
„Ich bin jetzt ne halbe Stunde wach und bis jetzt hast du dich nicht verwandelt“, erklärte sie.
„Es ist schön, neben dir aufzuwachen“, bemerkte er.
„Ja, find ich auch. Ich sollte deinen Dad anrufen und ihm sagen, dass es dir gut geht“, entschied sie und wollte aufstehen.
„Nein, bleib liegen, ich will das grad genießen“, zog er sie an sich.
„Tut mir leid, dass ich das sagen muss, aber du stinkst erbärmlich nach Alkohol, Tabak, Blut und bitteren Hormonen“, sagte sie angeekelt.
„Sex in der Dusche?“, schlug er vor.
„Du musst dich schonen, nen anderes Mal, Süßer“, lehnte sie ab.
„Mir geht’s bestens, au“, stand er unter Schmerzen auf.
„Ja, das seh ich. Ich komm mit ins Badezimmer, falls wieder was ist“, stand sie auch auf.
„Ich muss was machen wofür ich allein sein will“, bat er.
„Ah, okay, viel Spaß dabei“, murmelte sie und er ging ins Badezimmer. Als er unter der Dusche war, rief Kansas an.
„Hey, wie geht’s ihm?“, wollte er wissen.
„Gut, hat aufgehört, so wie bei mir und Channing. Er ist grad unter der Dusche und holt sich einen runter“, erkannte sie trocken.
„Hat man nicht ne Freundin, dass man das nicht mehr machen muss?“, witzelte Kansas.
„Für andere Sachen ist er zu schwach, mein ich zumindest. Ihm ist das peinlich, mich stört das nicht, vermutlich müssen Inkuben und Sukkuben das jeden Morgen machen um den Tag zu überstehen“, konterte sie cool.
„Auch wir Menschen müssen das ziemlich häufig morgens machen“, erkannte er.
„Okay, das gehört in die Kategorie “Sachen die ich nicht von meinem Hausarzt wissen muss““, entgegnete sie und er lachte.
„Ja, vermutlich. Ich würd ihn gern in der Villa untersuchen, kriegst du ihn zu mir?“, fragte er und just in diesem Moment hörte sie ihren Freund im Badezimmer schreien.
„Mal ne blöde Frage, du schreist nicht am Spieß wenn du Spaß unter der Dusche hast, oder?“
„Nur, wenn ich nicht allein bin. Geht’s bei ihm wieder los?“, fragte er besorgt.
„Scheint so, Süßer, geht’s dir gut?“, lief sie zum Badezimmer. Er antwortete ihr nicht.
„Verdammt, die Tür ist abgeschlossen“, rüttelte sie an der Türklinke.
„Man, ihr müsst lernen euch zu vertrauen, ist da ein Fenster im Badezimmer?“
„Ja, muss ich es einschlagen?“, fragte sie hektisch.
„Ja, sonst kommst du nicht rein. Nimm dir ein Laken und einen Stuhl, du musst dich dabei nicht auch noch verletzen“, bat er ernst und sie rannte ums Haus herum. Sie war zum ersten Mal froh, dass er im ersten Stock wohnte. Sie warf den Stuhl auf den Balkon und kletterte hoch.
„Verdammt, ich hätte mehr meinen Körper anstatt meine Zauberkräfte trainieren sollen“, keuchte sie und schlug die Scheibe ein. Diese war nicht viel größer als sie selbst und sie musste sehr aufpassen sich nicht zu verletzen. Ihr Freund lag mit blutendem Kopf auf dem Boden, splitterfasernackt. Er verwandelte sich nicht, vermutlich weil er bewusstlos war. Sie schloss die Tür auf und rief Kansas an, der ihr erklärte, was sie zu tun hatte während er zu ihr fuhr.

Dreizehntes Kapitel


„Er ist nur gestürzt, ihm ist vermutlich der Kreislauf abgesackt als sein Blut wo anders gebraucht wurde. Hab ihm die Wunde genäht, sah durch das Wasser schlimmer aus, als es war, hab ihn nochmal betäubt, dann kann er sich erholen. Die Schwester hat das auch gut hinbekommen mit deinen Wunden, Ich hätt dir nicht sagen sollen was du tun sollst, du bist mit magischen Kräften aufgewachsen, du kannst das nicht“, erklärte Kansas und sah sich Medeas Wunden an, als sie im Krankenzimmer auf einer Liege lag.
„Ja, ich krieg nichts gebacken ohne Magie, ich bin hilflos wie ein Baby“, sagte sie betrübt.
„So ein Blödsinn, das mit Channing, deinem Dad und jetzt Sebastian hast du klasse hinbekommen und ganz ohne Magie“, lobt er sie.
„Verdammt, ich hab den alten Mann ganz vergessen“, schreckte sie auf.
„Ich hab ihn angerufen und ihm erzählt was los war, er hat zwar geflucht, weil er das mit dem Sender nicht gewusst hatte und einen heftigen Stromschlag bekommen hat, als er dich suchen gehen wollte, aber er ist auch stolz auf dich“, kam Thundercloud zu ihnen.
„Auch wenn ich weiß, dass er Medizin studiert hat und alles, macht er alles richtig bei meinem Freund?“, fragte sie den erfahrenen Medizinmann.
„Er hat hier viel Erfahrung gesammelt in den letzten zwei Jahren, ich vertrau ihm voll und ganz. Er hat auch nur eine Platzwunde und vermutlich eine Gehirnerschütterung, das kriegt sogar ein Anfänger gebacken. Die Schwester ist bei ihm und überwacht ihn, du kannst aber auch zu ihm gehen, die Schwester hat dich sehr gut zusammengeflickt“, sah er sich auch nochmal die Wunden an.
„Gut, ich hab keine Lust mehr rumzuliegen. Danke, Docs“, bedankte sie sich und ging zu ihrem Freund ins Nebenzimmer.
Sie hielt seine Hand fest in ihrer, als ihr Vater sie zwei Stunden später schlafend an Sebastians Krankenbett vorfand.
„Ich hatte öfters mal Albträume davon, dass sie sich in ihn verlieben würde, aber ich hab mich mit Kaz an ihrer Seite immer auf der sicheren Seite gewägt“, entgegnete Paxton zu Lindeskab, der schon im Krankenzimmer seines Sohnes am Tablet saß und Spuren nachging.
„Dein Töchterchen ist auch nicht grad die Unschuld vom Lande, Beweisstück A trag ich in meinem Gesicht“, zeigte Lindeskab auf seine geschwollene Nase ohne ihn anzusehen.
„Ja, sie ist ganz wie ihre Mutter. Wie geht’s ihm?“
„Er verwandelt sich nicht mehr, das ist schon Mal gut, der Sturz war ziemlich heftig, aber wir kriegen ihn schon wieder hin. Ich brauch ihn um den Mist aufzuklären. Er ist der beste auf meinem Revier, das muss ich leider zugeben. Auch wenn ich das ungern mache, ich muss deine Tochter wecken, ich brauch ihre Aussage“, erklärte er ihm.
„Bitte, lass mich“, bemerkte Paxton schadenfroh und weckte sie nicht grad sanft.
„Dad, hey, du bist hier, wie?“, stotterte sie verdattert.
„Polizei-Eskorte, danke übrigens für diese Demütigung“, entschied er.
„Sorry, auch für den Stromschlag, ich wollte eigentlich heimkommen bevor du aufwachst, ist spät geworden, tut mir leid, ich hatte so einige Probleme wie du siehst. Wie geht’s dir?“, entschuldigte sie sich.
„Ja, dir ist vergeben. Ist echt süß wie du dich um ihn kümmerst, aber ich wollte zu deiner Mutter und allein darf ich mich ja nicht bewegen“, bat er.
„Ja, stimmt, hatte ich ja versprochen. Bitte pass auf ihn auf, ja?“, drehte sie sich zu Lindeskab.
„Ja, mach ich, warte, ich brauch deine Aussage noch, nur ein paar Minuten“, bat Lindeskab.
„Ich geh solang zu Thundercloud, er soll mal untersuchen ob der Stromschlag meiner alten Pumpe geschadet hat“, murmelte Paxton und verließ den Raum.
„Dein Vater ist manchmal so eine Mimose, das Ding war nicht stärker als ein Elektrozaun. Setz dich hin, bitte“, entschied Lindeskab und sie setzte sich zögerlich hin.
„Mit deiner momentanen Laune komm ich mir vor wie bei einem Verhör“, war sie etwas irritiert.
„Tut mir leid, ich konnte gestern Nacht nicht mehr schlafen und bin ziemlich fertig, bin auch keine zwanzig mehr. Okay, erzähl mir einfach was du von der Nacht weißt, lass nichts aus, denk dran ich bin ein Inkubus, mir ist nichts peinlich und das bleibt auch unter uns“, entschied er und sie begann zu erzählen.
 
„Man, ich sollte das vielleicht zu keiner Lady sagen, aber mit deinen Bettgeschichten könntest du fast eine von uns sein“, lauschte er ihrer Geschichte.
„Ich hab grad ne Schlampen-Phase, das muss ich schon zugeben“, stimmte sie zu.
„Ehrlich? Ich war gedanklich schon zusammengezuckt weil ich dachte, du schlägst mich jetzt“, war er überrascht.
„Ich bin genauso müde wie du, hab keine Energie dazu und du bist nicht der erste der das zu mir sagt. Ich bin wohl anscheinend immer noch nicht so ganz über Kaz hinweg, sag das bloß nicht Seby“, gestand sie.
„Er ist ein Mann und ein Cop, er weiß es, er mag dich trotzdem, oder grade deswegen, dann muss er sich nicht so sehr in die Beziehung einbringen“, entgegnete er.
„Hat er das gesagt?“, fragte sie mit einem seltsamen Unterton.
„Du magst ihn wirklich, oder?“, war er überrascht.
„Ja, aber sag mir, wenn ich bei ihm auf Granit stoße, noch eine lieblose Beziehung übersteh ich nicht“, sagte sie und ging zu Sebastian und fuhr mit ihrer Hand an seiner Seite entlang.
„Wir Inkuben sind echt mies was Beziehungen angeht, ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen, aber dass er sich selbst befriedigt hat anstatt schnell die Nachbarin zu verführen ist echt seltsam, das hab ich nie gemacht, erklärt vielleicht auch warum das mit seiner Mutter nicht funktioniert hat. Eine neue Generation von Inkuben läuft durch diese Welt, vielleicht gehört er zu dieser Generation, würde mich zumindest stolz machen. Seine Formwandler-Seite hingegen macht mir echt Sorgen, er läuft ja ständig als Frau rum, das ist so peinlich“, entschied er.
„Er lebt so wie er das will, ich bin stolz auf ihn, dass er das macht. Als bisexuelle Frau hab ich von so was auch das ein oder andere Mal geträumt“, entschied sie.
„Ach, du hast diese Neigung auch, wissen deine Eltern davon?“
„Ja, wissen sie, ich lüge meine Eltern nicht an, du weißt es ja auch von ihm“, sagte sie mürrisch.
„Ja, leider schon, hab ihn ja genug erwischt mit Frauen und Männern jeder Statur und jedes Alters. Aber das ist nichts für die Ohren seiner Freundin. Du kannst gehen, wenn du willst“, entgegnete er.
„Ja, sollte wohl gehen“, murmelte sie und ging zu ihrem Vater.
Ihr Vater wartete schon vor der Tür auf sie.
„So, bin fertig, du auch?“
„Thunder hat mich ausgelacht, meinem Herzen geht es gut“, murmelte er.
„Dachte ich mir, aber gut zu wissen. Ich ruf uns nen Taxi, wir sind ja beide hierher gefahren worden. Gib mir deinen Arm“, bat sie und verband ihre digitalen Handschellen wieder miteinander, indem sie ihre auf seine presste.
„Du scheinst dich inzwischen ziemlich gut mit den Dingern auszukennen“, wunderte sich ihr Vater.
„Nur das was ich wissen muss, es ist zu unseren beiden Sicherheit, tut mir leid“, entschuldigte sie sich höflich.
„Schon gut, ich will deiner Mutter nie wieder wehtun, wenn das nur so geht, soll es so sein. Ich hab keine Ahnung was ich zu ihr sagen soll“, bemerkte er nachdenklich.
„Ich helf dir, zumindest soll eine Beziehung konstant sein heute“, entschied sie.
„Alles in Ordnung, Süße?“, fragte ihr Vater fürsorglich.
„Ja, bin heut nur wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden, mehr nicht. Ich ruf das Taxi“, griff sie zum Handy.
 
„Hey, wo hast du gesteckt, Schatz? Ich war krank vor Sorge, warum nimmst du dein Handy nicht ab?“, umarmte Sloan ihren Mann stürmisch, als er zur Tür reinkam.
„Man, deshalb sollte man Feenstaub endlich auf die rote Liste setzen, du hast keine Affäre mit Lindeskab, oder?“, fragte er seine Frau.
„Ihr habt schon wieder zu viel gezaubert, oder? So viel Wodka gibt es in dieser Stadt sicher nicht, so charmant wie früher ist er echt nicht mehr“, entgegnete sie amüsiert.
„Na super, die haben ihr auch ihre Lüge weggefeengestaubt, das kann ja witzig werden“, redete er vor sich hin.
„Du redest echt in Rätseln, Süßer, kannst du mir vielleicht auf die Sprünge helfen, Glinda?“, wendete sie sich an ihre Tochter.
„Mum, komm, lass uns ins Wohnzimmer gehen“, bat Medea und die kleine Familie ging in den nächsten Raum.
„Ich hab keine Geheimnisse vor euch, ihr seid meine Familie, wie kommt ihr darauf?“, wunderte sich Sloan, als sie ihr erzählt hatten, was sie wussten.
„Du hast uns schon ne Weile angelogen, warum sollten wir dir jetzt glauben?“, fragte Medea ihre Mutter kritisch.
„Ich lüg euch nicht an, benutzt einen Wahrheitszauberer, lasst meine Gedanken lesen, ich mach alles mit“, war sie entrüstet, dass sie der Lüge bezichtigt wurde.
„Wir können nicht mehr zaubern, haben wir das bei unserer Erklärung ausgelassen?“
„Ja, schon, ihr könnt nicht zaubern?“
„Erinnerst du dich noch an euren Zauber nach meiner Geburt, dass einer meiner Kräfte blockiert wird, solang der andere aktiv ist? Na ja, die Hexe wurde von der Benji verdrängt“, erklärte sie ihrer Mutter.
„Du hast deine Benji-Kräfte angewandt? Ist jemand dabei gestorben?“, hörte sie etwas, was sie eigentlich schon wissen musste.
„Ricky ist tot, Mum!“
„Ralphs Sohn? Verdammt, warum weiß ich das nicht?“, wurde sie wütend.
„Du wusstest es, bis sie dich komplett gelöscht haben. Ich hab anscheinend überhaupt keinen Einfluss mehr auf den Rat, ich hab mich wohl zu sehr daneben benommen“, erwiderte Paxton nachdenklich.
„Ich hab den aber und ich werde ihn gleich zusammenrufen, du musst mit ihr auch noch über die andere Sache reden“, stand Medea auf.
„Du kannst meine alte Maschine nehmen, setz aber nen Helm auf“, bat Paxton und sie nickte.
 
Als sie schon im Flur des WhiteBrides stand, wurde ihr klar, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie den Rat zusammenrufen sollte. Nachdenklich setzte sie sich an den Tresen, an dem Ralph stand.
„Ich weiß, ich bin Staatsfeind Nr. 1 hier, aber kann ich einen Long Island Ice-Tea hier kriegen?“, fragte sie ihn sanft.
„Mit oder ohne Eis?“, fragte er sie nur.
„Mit Eis, bitte, danke!“
„Du hast ihn nicht umgebracht, Süße“, war er nicht mehr sauer auf sie.
„Du warst so traurig, du musstest deine Wut an irgendjemand auslassen und das war eben ich“, sah sie das nicht so eng.
„Ich hab dich zum Weinen gebracht, das war falsch von mir, der Drink geht aufs Haus“, entschuldigte er sich bei ihr.
„War nen langer Tag, ich heul sonst nicht so in der Öffentlichkeit“, erklärte sie.
„Du wolltest nur nett zu ihm sein, das war echt lieb von dir, er hatte nicht besonders viele Freunde. In zwei Tagen ist die Trauerfeier, es würde mir viel bedeuten wenn du kommen würdest“, hoffte er.
„Ja, sicher, das bin ich ihm schuldig, schreib mir ne Mail mit den genauen Daten. Danke“, nahm sie den Cocktail entgegen.
„Es ist noch recht früh am Tag, alles klar bei dir?“, fragte er mitfühlend.
„Ich bin total nutzlos“, sagte sie nur.
„Anscheinend nicht, was ist los? Erzähl’s mir, ich kann ne Ablenkung gebrauchen“, bat er seine Hilfe an.
„Ich werde vom Rat hochgelobt…“, begann sie.
„Ja, ich hasse es auch, wenn sie das bei mir machen!“
„Lässt du mich ausreden?“
„Ja, tut mir leid, red weiter!“
„Also, sie loben mich in höchsten Tönen, aber ich bin zu blöd sie jetzt zu rufen, weil ich keine Ahnung habe, wie das geht“, sagte sie betrübt.
„Wenn das alles ist, da hab ich was für dich“, zog er ein kleines schwarzes Buch unter dem Tresen hervor.
„Was ist das, ein Buch mit Zaubersprüchen?“, war sie erstaunt.
„Fast, in der guten alten Zeit nannten wir das eine Telefonkette, ruf einen davon an, der wird die Kette dann in Schwung bringen“, erklärte er.
„Ja, Telefon, etwas altmodisch, aber gute Idee, danke“, rief sie einen aus dem Buch an.
Eine Stunde später standen die Ratsmitglieder ohne Roben in ihren Zivil- oder in ihrer Arbeitskleidung um sie herum.
„Das hat irgendwas bizarres, irgendwie hatte ich das Bild im Kopf dass ihr von einer Versammlung bis zur nächsten irgendwo in einem Kloster im stillen Gebet sitzt“, sprach sie in die Runde.
„Kommst du mal zum Punkt, Kleines, ich will noch das neunte Loch schaffen bevor es dunkel wird“, bat einer der Ratsmitglieder, der Golfkleidung trug.
„Okay, ich mach schnell, also meine Mutter, ihr habt sie mit Feenstaub wieder in die gute alte Mummy verwandelt“, begann sie.
„Und das ist schlimm, weil?“
„Weil sie ein Geheimnis vor uns hatte das meine Freunde und mich alle mit unseren größten Ängsten und unseren ungezügelten Fähigkeiten in Berührung bringt und das ziemlich beschissen ist, wenn ihr mir diese schlichte Sprechweise entschuldigt“, erklärte sie.
„Wir haben davon gehört, wir gehen dem schon nach!“
„Was seit ihr? Ein verfluchtes Amt? Mein Freund liegt mit einer Kopfwunde im Krankenhaus, ich bin irgendwo außerhalb der Stadt auf einer Landstraße aufgewacht und Wolverine hat fast Menschen angefallen als er außerplanmäßig verwandelt wurde. Tut endlich was, Ricky ist tot, ein komplett unschuldiger, weil ich ihn anscheinend in diese Scheiße hier reingeritten habe, obwohl ich keine Ahnung habe, was diese Scheiße eigentlich ist“, wütete sie in Rage.
„Setz dich, bitte“, sagte der Typ im Golf-Outfit ruhig und bestimmt und sie setzte sich verwirrt in den alten Lehnsessel.
„Man, das klingt ernst, was ist los?“
„Es ist Thorne!“
„Was ist Thorne?“
„Er will eine Armee von Superwesen um sich scharren und dafür muss er gewisse Tests vollziehen“, wurde ihr erklärt.
„Was? Und ihr wisst davon?“
„Wir wollen das eigentlich schon lang stoppen, aber er ist Hexer und Formwandler, er ist verdammt stark“, bemerkte einer.
„Ihr habt Schiss, das ist alles? Wir haben Magik-Kräfte wir hätten diesen Hosentaschenzauberer vernichtet bevor er es bemerkt hätte“, wurde sie richtig wütend.
„Du würdest ihn umbringen?“
„Nach allem was er jetzt getan hat, ja, das würde ich“, war sie in Rage und ihre Pupillen wurden plötzlich schwarz. Einer der Räte ließ sie erstarren.
„Ich dachte, wir hätten wenigstens sie unter Kontrolle“, sprach er in die Runde.
„Sie hat ihre Kräfte nicht, was ist das?“, war ein anderer ratlos.
„Lass sie frei, ich hab das unter Kontrolle“, versprach ein Dritter und der Magier ließ sie wieder frei.
„Was war das?“, wurden ihre Augen wieder normal.
„Deine Kräfte scheinen wieder zu kommen“, konterte der Magier.
„Wenn das meine Magik-Kräfte sind will ich sie nicht mehr, das war so grausig“, war sie schockiert.
„Ronan, ruf den Hexenzirkel zusammen, wir müssen ihre Kräfte bannen“, bat ein Ratsmitglied den Hexer der sie zuvor erstarren lassen hatte.
„Warte, ihr seid nicht alle Hexer?“, war sie überrascht.
„Wir sind alle magische Wesen aber nur drei von uns sind Hexer und wir brauchen sechs Hexer für so einen starken Zauber. Wir könnten die Hilfe von deinem Dad brauchen aber der hat selbst seine Probleme. Wir sollten gleich euch beide die Kräfte entziehen, ich weiß nicht, zu was er noch in der Lage ist, wenn er wieder so wütend wird. Ist er unten in der Bar?“, fragte Ronan.
„Er ist bei uns zu Hause, Mum hat die Handschelle“, sagte sie nebenbei.
„Du hast ihn mit ihr allein gelassen?“, war Ronan entsetzt.
„Schon gut, sie weiß nicht mehr, was sie ihm erzählt hat und er liebt sie, das ist schon ok“, konterte sie cool.
„Ich geh zu ihnen“, verschwand Ronan.
„Das finden die sicher nicht toll. Also, wann muss ich wo sein für die Prozedur?“, fragte sie.
„Wir werden dich rufen wenn wir so weit sind, hier, trag das solang“, zauberte ein anderer Magier ihr auch ein Armband hervor.
„Super, jetzt bin ich auch ne Gefangene und wer ist mein Wärter?“, jammerte sie.
„Das versetzt dir nur einen Stromschlag wenn du versuchst zu zaubern, du bist frei hinzugehen wo du willst. Du solltest nur nicht mehr dein Bike benutzen so angetrunken wie du bist“, riet der Typ neben ihr.
„Ich kann meine Kräfte eh nicht nutzen, kein Problem. Ich ruf jemanden an der mich abholt“, sagte sie müde und rief Meira an.
„Man, du hattest echt nen harten Tag, ich bring dich heim“, kommentierte Meira ihre Geschichte, als sie bei ihr ankam.
„Danke, ja, hatte ich wirklich. Fahren wir“, bat sie erschöpft.
 
Als sie gerade fast vor der Haustür ihrer Wohnung waren, griff sich Meira an den Kopf.
„Was ist, hast du Migräne?“
„Ich bin Hellseherin, ich hab Dauermigräne. Ich hab eine Vision“, murmelte sie und setzte sich auf eine Parkbank.
„Nein, du nicht auch noch, zeig mir deinen Bauch“, zog sie an ihrer Bluse herum.
„Hey, lass das, ich muss mich konzentrieren“, murmelte Meira und versuchte ihre Vision zu verstehen.
„Feuer, Flammen, das Büro brennt und Enfys ist in Gefahr“, teilte sie ihre Vision mit ihrer Freundin.
„Was? Wir müssen dahin“, forderte sie und zog sie auf die Beine.
 
Das Bürogebäude brannte lichterloh. Tränen schossen ihnen in die Augen, als sie das Haus brennen sahen.
„Ich muss da rein“, entschied Medea weinerlich.
„Es brennt und du hast keine Kräfte, lass das“, riet Meira ihr.
„Wo ist sie?“, fragte sie schniefend.
„Ich seh sie im Besprechungsraum, mach das nicht“, bat Meira besorgt.
„Ich muss, das ist meine Aufgabe, ich komm klar“, ging sie einfach rein. Die Gänge waren zwar verraucht aber brannten nicht. Hustend ging sie in den Besprechungsraum. Sie konnte Enfys nicht sehen, aber in diesem Moment kam ihr in den Kopf dass sie ihre Kräfte einsetzte wenn sie sich erschreckte. Panisch kletterte sie auf den Tisch und schlug solang auf ihn ein bis sie etwas Weiches traf. Da ihre Freundin ohnmächtig war zog sie sie raus.
 
Mit einer leichten Rauchvergiftung aber sonst unverletzt konnte das Chamäleon ins Krankenhaus in der Villa gebracht werden. Gestresst vom ganzen Tag konnte Medea nicht aufhören zu heulen. Sie saß im Halbdunkeln in der Zelle der Villa, wo sie allein sein konnte. Plötzlich hörte sie Metall auf Metall schlagen und schreckte auf.
„Hey Süße, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich hab dich vermisst“, kam Sebastian zu ihr.
„Hey, du bist wieder auf den Beinen?“
„Da starten und landen zwar immer noch Düsenjets in meinem Kopf, aber ich hab gehört du heulst dir hier die Augen aus und ich wollte dich trösten“, erklärte er.
„Du kann nicht mehr“, sagte sie nur.
„Kann ich reinkommen?“, fragte er vorsichtig und sie kam ans Gitter.
„Du solltest mir nicht zu nah kommen“, sah er in ihre schwarzen Pupillen.
„Wow, was ist mit dir los?“, fragte er besorgt.
„Ich weiß es nicht, ich glaub ich werde böse“, schniefte sie.
„Nein, hör zu, du bist die ehrlichste und liebevollste Person die ich kenne, du wirst nicht böse“, beruhigte er sie, während sie nach ihren Fingern griff.
„Contaminatum ac sordidum anima vestra[1]“, sagte sie in einem tiefen Ton und er ließ erschreckt ihre Hände los.

[1]
 Deine Seele ist verdorben und dreckig


„Oder vielleicht doch“, stotterte er.
„Bitte bleib bei mir“, sagte sie plötzlich wieder normal.
„Ich bleib da, nur mit einem gebürtigen Abstand“, ging er zwei Schritte zurück.
„Ich bin abstoßend“, begann sie wieder zu weinen.
„Nein, Baby, du bist wundervoll“, versprach er ihr und plötzlich erschienen zwei Magier links und rechts von ihm.
„Es ist Zeit“, sagte einer der Männer.
„Ich bin bereit“, sagte sie tonlos und schloss die Zelle auf.
„Was wird das hier?“, fragte Sebastian überrumpelt.
„Das ist eine Hexensache, bitte bleiben Sie zurück“, bat Ronan, der einer der Hexer war.
„Nicht, wenn ich nicht weiß was hier los ist“, bemerkte er ernst.
„Ist schon gut, sie werden mir helfen“, beruhigte sie ihren Freund.
„Pass auf dich auf“, küsste er sie kurz und sie biss beherzt in seine Lippe.
„Au, man, ich hoffe ihr wisst was ihr macht“, fasste er sich an die Lippe und schon waren die drei verschwunden.
„Man, Hexer sind manchmal so arrogant“, murmelte er.

„Wie geht’s ihr? Man, du blutest“, wollte Kansas wissen, als Sebastian zurück die Krankenstation kam.
„Ja, die kleine Hexe hat mich gebissen, sie haben sie mitgenommen, irgendwie verlieren wir sie auf die dunkle Seite“, sagte er nachdenklich und der junge Arzt verarztete ihn.
„Sie hat grad ein niederes Wesen aus dem Feuer gerettet, das macht keine schwarze Hexe, was auch immer sie mit ihr machen, es wird ihr helfen“, bemerkte er, drückte ihm ein Alkoholtuch auf die Lippe und er zuckte zusammen.
„Dass es sich nicht infiziert, du Mimose. Ich muss nochmal nach Enfys sehen, leg dich schlafen, du brauchst noch Erholung“, bat Kansas, klopfte ihm auf die Schulter und ging zu seiner Patientin.

Währenddessen lagen Medea und ihr Vater auf harten Metalltischen. Medea fror und zitterte am ganzen Körper. Sie weinte immer noch, ihr Vater streckte seine Hand entgegen und sie ergriff sie.
„Ich hab Angst“, sagte sie.
„Keine Angst, Süße, ist gleich vorbei“, beruhigte er sie.
„Werden wir dann niemals mehr zaubern können?“, fragte sie schluchzend.
„Ja, mit großer Wahrscheinlichkeit. Tut mir leid, dass ich dir nie davon erzählt habe“, entschuldigte er sich.
„Schon gut, du hattest deine Gründe. Ich hätte dir deine Kräfte noch länger gegönnt“, entschied er.
„Kein Problem, war ein wilder Ritt, schon gut“, versicherte sie ihm und der Zauberer-Zirkel erschien.
„Wir müssen beginnen“, erkannte Ronan und je sechs Zauberer stellten sich um Vater und Tochter herum.
„Wird das wehtun?“, wollte Medea wissen.
„Die Kräfte werden sich dagegen wehren, wir werden euch betäuben, keine Sorge, wenn du morgen aufwachst ist alles gut“, versprach Ronan der hinter ihrem Kopf stand und sie verlor das Bewusstsein.

Vierzehntes Kapitel


Die Haustürklingel in ihrem Elternhaus bohrte sich wie ein Nadelstich in ihren Kopf. Sie lag im gemütlichen Bett des Gästezimmers.
„Man, nie wieder Alkohol“, hielt sie das für einen Moment für einen Kater. Doch dann kam ihr schmerzlich ins Bewusstsein was die Nacht zuvor passiert war. Sie war zu schwach zum Aufstehen, sie fühlte sich, als hätte sie die USA zu Fuß durchquert. Sie döste wieder leicht ein, bis es an ihrer Tür klopfte.
„Hey Süße“, kam ihre Mutter mit einem sanften Ton in der Stimme zu ihr und küsste ihre Stirn.
„Meira und Enfys sind da, willst du sie sehen?“
„Ich kann nicht aufstehen“, sagte sie leise.
„Dann schick ich sie hoch, wenn das okay für dich ist“, bemerkte ihre Mutter und sie nickte.
Ruhig und ohne schnelle Bewegungen kamen ihre Freundinnen ins Zimmer. Sie setzten sich einfach links und rechts von ihr und nahmen sie in den Arm.
„Die Firma ist Geschichte“, realisierte sie und begann wieder zu weinen.
„Wir bauen das wieder auf, zusammen“, versprach Enfys.
„Wie geht’s dir Süße?“
„Ich bin nicht Chamäleon-Kohle, dank dir, du bist eine absolut Verrückte“, bedankte sich Enfys und legte ihren Kopf auf Medeas Schulter.
„Hat es funktioniert?“, wollte sie wissen.
„Du hast fast 20 Stunden geschlafen, jetzt komm erst Mal zu Kräften. Du solltest was Essen“, kam Sloan zu den Frauen. In dem Moment bemerkte Medea erst wie hungrig sie war.
„Ja, danke“, bedankte sie sich und Sloan stellte das Tablett ab, was sie in der Hand hatte.
„Wie geht’s Dad?“, fragte sie nach ihrem Vater.
„Er erholt sich auch, ihm geht’s aber gut. Wollt ihr nen Kaffee, Mädels?“, wendete sie sich an ihre Gäste.
„Danke, Tante Sloan, wär echt lieb“, bedankte sich Meira und Sloan ging wieder in die Küche.
„Ich fühl mich so schwach“, erklärte Medea.
„Willkommen im Club, Süße, du wirst aber wieder zu Kräften kommen“, versprach Meira.
„Aber nicht zu magischen Kräften. Die Kräfte waren aber nicht meine, es ist richtig so“, dachte sie laut nach.
„Ja, vielleicht. So, jetzt iss was“, zog Meira ihrer Freundin das Tablett auf den Schoß.
„Ja, Ma’am“, murmelte sie und begann zu essen.
 
Eine Woche später standen die Angestellten der Ghostbusters Inc. vor den Überresten ihrer Firma.
„Wir sind eine Gruppe von magischen Wesen aber keiner von uns hat es geschafft das zu verhindern“, dachte Meira laut nach.
„Es riecht irgendwie stark nach Brandstiftung“, murmelte Medea vor sich hin. Die ehemalige Hexe war wieder zu Kräften gekommen, aber alles war anders.
„Du bist eindeutig zu viel mit einem Cop zusammen, wie kommst du darauf?“, fragte Enfys verwundert.
„Ja, das Gefühl hab ich auch“, warf Meira ein.
„Und wer hat den Brand gelegt eurer Meinung nach?“, wollte Enfys wissen.
„Das muss die Polizei rausfinden, es fühlt sich nur so an“, entschied Medea.
„Dann sag das deinem Freund. Ich fahr ne Weile zu meinen Eltern nach Detroit, ruf mich an, wenn du das Büro wieder aufgebaut hast“, erwiderte Enfys, stieß sich von der Wand ab und fuhr mit ihrem Moped davon. Nach und nach löste sich die Gruppe auf.
„Du hast ne Idee wer das war, oder?“, fragte Meira ihre Freundin.
„Da du meine Gedanken liest ist diese Frage überflüssig, oder? Wie bring ich nur meinem Freund bei, dass sein Halbbruder mich anscheinend vernichten will?“, entgegnete Medea.
„Am besten halbnackt und mit Honig auf dem Körper. Wie geht’s eigentlich zwischen euch?“
„Es ist komisch, ich versuch ihm zum Vertrauen, aber es ist so schwierig“, erklärte sie.
„Glaub ich dir, du hast zumindest nur die Vorstellung, dass was mit anderen Frauen passieren könnte, bei jeder Beziehung die ich jemals hatte wusste ich immer genau was passiert war. Er versucht es wirklich sehr und das müssen wir ihm anrechnen“, konterte Meira.
„Ja, schon, ist trotzdem seltsam. Ich fahr zum Revier, ich helf dort im Büro aus bis das hier alles wieder aufgebaut ist. Ich hoff die Asiaten sind immer noch spendabel, im Notfall muss ich mich halt für einen Film bereit erklären“, bemerkte Medea trocken und Meira starrte sie an.
„Ein Scherz, wir kennen uns seit dem Sandkasten und du kapierst meinen Humor immer noch nicht?“
„Du warst in einigen Betten in letzter Zeit, ich hab keine Ahnung mehr wie du tickst“, schmunzelte Meira.
„Ich weiß, aber nackt bleib ich nur im Schlafzimmer, niemals in der Öffentlichkeit, keine Sorge. Was machst du jetzt?“, wollte sie von ihrer Freundin wissen.
„Dass was ich vorher schon gemacht habe, ich arbeite in einem Call-Center und lege Karten, das ist eine Schande für meine Zunft, aber es bringt das Geld rein. Pass auf dich auf, Süße“, entgegnete Meira und Medea stieg auf ihr Motorrad.
„Mach ich doch immer, du aber auch. Danke dass du die letzte Woche für mich gesorgt hast“, bedankte sie sich.
„Dafür sind beste Freundinnen doch da, hab dich lieb“, umarmte Meira sie und Medea düste ab Richtung Revier.
„Morgen, bin nen bisschen zu spät, sorry, war nur kurz an meinem Büro, wir haben uns alle nochmal verabschiedet. Wo ist Seby?“, lugte sie bei Lindeskab in seinem Büro vorbei.
„Immer noch in der Prüfung, hat er dir nicht gesagt, dass er heut die Prüfung zum Detective macht?“, fragte Lindeskab sie.
„Nein, anscheinend nicht, wir sind uns wohl noch nicht so einig was Ehrlichkeit in unserer Beziehung für ne Rolle spielt. Danke, Captain“, erwiderte sie in Gedanken und ging zu Sebastians Büro.
Als der junge Beamte in sein Büro kam hatte Medea cool ihre Beine, die in einer engen Lederhose steckten, auf seinen Tisch gelegt und wartete auf ihn.
„Hey Schätzchen, was machst du hier?“
„Arbeiten fürs Erste. Hast du die Prüfung bestanden?“
„Ich erfahr das erst im Laufe der Woche, ich wollte es dir erst sagen, wenn ich bestanden habe. Heiße Hose“, kam er näher an sie ran.
„Danke, ich hab die Kluft beim Motorradfahren sonst nie getragen, aber jetzt bin ich sterblich und kann ziemlich schnell draufgehen, da bin ich vorsichtig“, erklärte sie.
„Du warst auch vorher schon sterblich, das hat dich da nur weniger gestört. Gehen wir heut ins Kino zusammen? Ich mein jetzt wo du deinen Vater los bist ist das sicher lustiger“, schlug er vor und begann ihren Nacken zu massieren.
„Ja, klingt toll, so, dann muss ich mal anfangen zu arbeiten, mehr Körperkontakt gibt es heut Abend, versprochen“, stand sie auf, grabschte nach seinen Pobacken und ging zum Empfang, wo sie aushalf.
 
Es wurde schon dunkel als Sebastian und zwei weitere Beamte an ihr vorbeiliefen und in ein reges Gespräch vertieft waren.
„Jungs, was gibt’s?“, fragte sie die Beamten neugierig.
„Wir haben ne heiße Spur, tut mir leid, Süße, wird nichts mit Kino heut Abend“, erklärte Sebastian.
„Schon gut, kann ich mit?“
„Äh, nein, wieso?“
„Es betrifft mich doch auch, oder?“
„Auf keinen Fall, warte nicht auf mich, kann später werden“, küsste er sie kurz und ging mit seinen Kollegen aus der Tür.
„Man, ich hasse wenn er den Macho raushängen lässt. Ich mach Feierabend“, stand sie auf und folgte ihrem Freund unauffällig.
Die Gegend in die sie fuhren war alles andere als einladend. Zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte sie ein Gefühl von Angst. Zögerlich stieg sie von ihrem Bike. Die Beamten betraten in Zivil einen Hintereingang mit einer Metalltür und sie zog die Brauen hoch.
Mit zaghaften Schritten ging sie zu dieser Tür und ging auch durch. Laute Musik tönte durch die Gänge.
„Okay, seltsam“, ging sie der Musik nach. Sie stand plötzlich mitten in einem Stripclub für magische Wesen.
„Na klar, heiße Spur, wer’s glaubt“, suchte sie durch die Menge und entdeckte die Cops, die sich an einem Tisch gesetzt hatten.
Cool kam sie zu ihnen und setzte sich cool auf einen Stuhl, den sie zuvor herumgedreht hatte.
„N’Abend, wie lang kennen wir uns denn? Hast du nicht gedacht, dass ich das vielleicht auch anregend finden würde?“, fragte sie lässig.
„Med‘, du bist so penetrant manchmal. Okay, genieß die Show, die zwei Waldnymphen die hier auftreten, bieten was auf der Bühne was in einigen Staaten der USA verboten ist“, bemerkte Sebastian etwas genervt, aber auch angeregt von der Coolness seiner Freundin.
„Klingt gut“, stellte sie den Stuhl Richtung Bühne ohne davon aufzustehen.
„Heiß deine Freundin, steht sie auf Gangbang?“, fragte einer seiner Kollegen Sebastian.
„Nein, tut sie nicht, ich sitz immer noch hier, ich bin ne Frau, ich kann Frauen glotzen und gleichzeitig euch zuhören“, entschied sie ohne sie anzusehen.
„Zu schade. Sag Bescheid wenn du deine Meinung änderst!“
Angeregt von der Strip-Show kam das Pärchen spät an diesem Abend in Sebastians Wohnung an. Wild knutschten sie schon vor der Haustür gegen die Wand gelehnt, als Medeas Handy klingelte.
„Geh nicht ran“, hauchte er erregt.
„Ich guck nur schnell mal drauf, in Shanghai ist schon Nachmittag“, stieß sie ihn sanft weg.
„Ja, sind die Asiaten, tut mir leid, da muss ich rangehen“, ging sie ein paar Schritte zur Seite um zu telefonieren.
Erst nach zwanzig Minuten kam sie zurück. Sebastian, der ziemlich betrunken war, war auf dem Sofa eingeschlafen.
Medea, die nüchtern war, küsste ihn auf den Kopf und ging davon. Auf dem Weg zu ihrem Motorrad suchte sie im Internet einen Flug nach Shanghai. Der nächste Flug sollte am nächsten Abend gehen, sie war heilfroh, dass die Asiaten den Flug bezahlen sollten.
 
Morgens drauf packte sie das nötigste zusammen und ging zur Arbeit. Als Sebastian ziemlich verkatert an ihr vorbeilief entdeckte er ihre Reisetasche am Empfangstresen.
„Morgen, willst du irgendwo hin?“, begrüßte er sie.
„Kann man wach sein?“, fragte sie ohne aufzusehen.
„Tut mir leid dass ich gestern eingeschlafen bin. Also wo geht’s hin?“
„Shanghai, ist schon mit deinem Vater besprochen, bin in drei Tagen wieder da“, entgegnete sie, als wäre es das normalste auf der Welt.
„Shanghai, das in China?“
„Nein, das in Milwaukee, ja das in China, ich muss bei den Asiaten antanzen, sonst streichen sie mir ganz die Gelder für meine Firma“, erklärte sie.
„Du willst da ganz allein hin?“
„Ja, war schon da zum Vertragsabschluss. Ich werde die Hälfte der drei Tage eh im Flieger sitzen, das kann ich auch allein machen“, erklärte sie.
„Beim letzten Mal bist du magisch dahingekommen, oder?“
„Jep, das wird die Hölle werden“, konterte sie und sah ihn an.
„Soll ich dich begleiten?“
„Wenn du die fünf Riesen hast die der Flug kostet, tut dir keinen Zwang an“, tippte sie weiter.
„Nein, hab ich nicht, pass auf dich auf, ja?“, bat er.
„Ich bin nur im Flughafen und im Hotel, mir passiert schon nichts“, versprach sie.
„Ich hoff‘s mal. Soll ich dich nachher zum Flughafen fahren?“
„Du kannst nicht mal grade gehen, Süßer, ich weiß wo ich meine Maschine abstellen kann, aber danke“, bedankte sie sich.
„Ah, okay, du findest mich in meinem Büro“, bemerkte er gedankenversunken und ging weiter.
„Er wollte nur nett sein“, bemerkte eine Kollegin neben ihr.
„Ja, ich weiß, ich war ja auch nett zu ihm. War ich doch, oder?“, fragte sie unsicher.
„Bisschen schroff warst du schon“, entschied ihre Kollegin.
„Ja, bin nicht grad begeistert dass ich vor den Asiaten kriechen muss für ein paar Dollar und das kriechen muss ich in dem Punkt wörtlich nehmen“, entgegnete sie und verzog das Gesicht.
 
Es war schon ein paar Jahre her dass Medea in Shanghai gewesen war und die Straßen der Metropolen überwältigten sie, als sie nach einem endlos langen Flug zum Hotel ging. Sie wollte nur noch schlafen, sie hatte keine Ahnung mehr welcher Tag geschweige denn wie viel Uhr es war. Sie hatte ihren Handywecker auf zwei Stunden vor ihrem Termin mit ihren Geldgebern gestellt, sie hoffte, er würde sie anständig wecken.
Ja, ihr Wecker machte sie wach, nur ausgeschlafen war sie dadurch kein bisschen. Vollkommen erschöpft zog sie ihre Latex-Schuluniform an, die sie bei ihrem letzten Trip dorthin gekauft hatte. Sie brauchte fast eine ganze Flasche Babypuder dafür und sie hoffte inständig, dass diese Aufmachung die notgeilen Asiaten wie schon fünf Jahre zuvor dazu brachten bei ihr zu investieren. Dass die Mühe nicht ganz umsonst gewesen war, stellte sie ihr Smartphone aufs Waschbecken und machte ein Foto für ihren Freund. Das sollte ihn solang beschäftigt halten bis sie zurückkam. Ihre Mitarbeiter durften nie erfahren was sie alles für sie auf sich nahm. Schnell kippte sie zwei Wodka-Fläschchen aus der Minibar runter und machte sich auf den Weg.
Sie musste sich schwer erniedrigen aber sie bekam das Geld für die Renovierung des Büros. Sie kaufte noch ein paar Souvenirs für alle und flog wieder nach Hause.
Als sie am Flughafen von Pierre gelandet war, wartete Sebastian am Flughafen auf sie.
Sie war so fertig und fühlte sich so klein, dass sie ihm nur noch weinend um den Hals fiel.
„Hey Süße, haben sie nein gesagt?“, fragte er mitfühlend und sie erzählte ihm alles, wirklich alles.
„Oh, diese Arschlöcher können von Glück reden dass sie so weit weg wohnen, ich würde sie alle nen Kopf kürzer machen“, raunzte er, als er ihrer Geschichte gelauscht hatte.
„Das muss bitte unter uns beiden bleiben, keiner darf wissen was ich auf mich nehme um meine Firma am Laufen zu halten“, bat sie kleinlaut.
„Natürlich, keine Sorge. Ich hab den Pick-up meines Onkels dabei, wir laden deine Maschine drauf und bringen dich heim“, sagte er liebevoll.
 
Die ehemalige mächtige Hexe blinzelte in die Sonne. Sie lag im bequemen Bett ihres Freundes. Sie fühlte sich erholt, musste aber einen kurzen Moment überlegen wo sie war.
„Hey Schlafmütze, fit?“, bemerkte Sebastian sanft. Er saß auf einem Sessel neben dem Bett und las ein Buch.
„Hey, wie spät ist es?“, fragte sie schläfrig.
„Halb sechs Uhr abends!“
„Welcher Tag?“
„Freitag!“
„Wie lang hab ich geschlafen?“
„Fast zwanzig Stunden, du solltest dir nicht so viel auf einmal aufbürden, du bist jetzt nur ein Mensch“, erwiderte er und krabbelte zu ihr aufs Bett.
„Ja, ist mir schmerzlich bewusst. Warte, ich hätte heut Abend arbeiten müssen“, erkannte sie.
„Mein Dad ist dein Boss, ich hab das geregelt, du hast jetzt das ganze Wochenende um dich zu erholen. Geht’s dir gut?“, legte er sich nah neben sie.
„Ja, mir geht’s bestens. Du warst ein echt lieber Freund in den letzten Tagen und hast das echt verdient“, begann sie ihn zu küssen. Zum ersten Mal schliefen sie miteinander als Freund und Freundin. Er bemühte sich wirklich und das erste Mal spürte sie mehr als Leidenschaft, sie fühlte fast die Liebe, die er für sie empfand.
 
Am darauffolgenden Samstag ging Medea zu Meira um nach ihrer besten Freundin zu sehen.
„Du bist schon wieder da? Du wolltest dich doch melden wenn du heimkommst“, wunderte sich Meira, als ihre Freundin vor der Tür stand.
„Tut mir leid, war heftig nach der Heimkehr, kann ich reinkommen?“, fragte sie.
„Natürlich, alles klar?“
„Ließ meine Gedanken“, bat sie.
„Ich versuch das grad unter Schwierigkeiten zu vermeiden!“
„Bitte, ich will das nicht erzählen müssen“, sagte sie leise und Meira legte ihre Hände auf die Schläfen ihrer Freundin nachdem sie sie reingelassen hatte.
Meira sah Medea nur an, nachdem sie gesehen hatte, was ihre Freundin erlebt hatte. Tränen liefen Medea die Wangen herunter. Wortlos drückte Meira ihre Freundin an sich.
„Das wirst du nie wieder machen, hörst du?“, begann auch Meira zu weinen.
„Das ist einfacher gesagt als getan, wir brauchen sie als Investoren“, konterte sie.
„Das kriegen wir auch anders hin, dafür sorg ich“, versprach sie.
In eine Minute des Schweigens zwischen den beiden Freundinnen brach ein Handyklingeln.
„Sorry, das ist meins“, griff Medea nach ihrem Smartphone.
„Ist dein Dad“, erklärte sie Meira und nahm ab.
„Hey, Onkel Nolan, was gibt’s?“
„Ich versuch schon ein paar Tage deine Eltern zu erreichen, weißt du ob sie in den Urlaub gefahren sind?“, fragte Nolan und sie hörte Besorgnis in der Stimme.
„Nein, nicht das ich wüsste, ich hab ehrlich gesagt auch länger nicht mehr mit ihnen gesprochen, hatte viel zu tun. Sie scheinen sich wieder zusammenzuraufen, ich wollte ihnen Zeit geben. Wann hast du zuletzt mit ihnen gesprochen?“, wurde sie auch besorgt.
„Vor vier Tagen oder so, der Direktor der Schule hat mich heut gefragt, was mit Paxton ist, weil er seit Tagen unentschuldigt fehlt“, erklärte Nolan.
„Warst du schon bei ihnen zu Hause?“
„Ne, sollen wir uns dort treffen?“
„Ja, gib mir zwanzig Minuten“, entschied sie und legte auf.
„Ich muss los, meine Eltern scheinen verschwunden zu sein“, konterte Medea durcheinander und steckte ihr Smartphone weg.
„Ich komm mit“, versprach Meira und ging mit ihr mit.

Fünfzehntes Kapitel


Auf dem Weg zu ihrem Elternhaus rief sie noch Sebastian an, der versprach auch zu kommen.
Das Haus sah ganz unverdächtig aus, als wären sie nur schnell einkaufen gefahren. Sie gingen mit Medeas Haustürschlüssel hinein. Alles war normal, kein Anzeichen eines Überfalls oder eines Einbruchs. Sie riefen nach den beiden und sahen sich im ganzen Haus um. Dort war niemand.
„Wo sind sie?“, fragte Medea besorgt.
„Komm her, Süße, ich werde sie suchen lassen, sie sind sicher nur irgendwo abgestiegen und genießen das Leben, das haben sie vor deiner Geburt immer gemacht“, versprach Nolan und umarmte seine Patentochter.
„Der SUV ist weg, ich hab eine Fahndung rausgegeben, Nol‘ hat Recht, meine Kollegen erwischen sie sicher in irgendeinem Hotelzimmer wo sie Spaß haben“, beruhigte Sebastian sie.
„Ich hoffe du hast Recht. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie das machen würden, so sind sie nicht!“
„Sie waren aber mal so, sie haben eine heftige Zeit durchgemacht, vielleicht ticken sie etwas aus“, bemerkte Nolan.
„Wir werden sehen!“
 
Die nächsten Nächte verbrachte Medea in ihrem Elternhaus, aber ihre Eltern kamen nicht zurück.
„Du solltest Thorne verhören“, plante Medea, als sie mit Meira, Sebastian und Enfys auf dem Revier um einen Tisch herumstanden und die nächsten Schritte planten.
„Mein Bruderherz ist in Vegas, er ist kein tapferer Held, aber er hat sicher nichts damit zu tun!“
„Ich hab dir doch erzählt was der Rat mir gesagt hat“, war sie nicht begeistert, dass er das so abtat.
„Das Gerücht schwirrt schon ewig rum, schwarze Magier werden immer missverstanden“, konterte Sebastian.
„Gut, dann fahr ich selbst hin, er wird nicht missverstanden, da bin ich ganz sicher“, entschied sie ernst.
„Das ist eine Zwei-Tage-Fahrt dorthin“, konterte Sebastian.
„Es sind meine Eltern, Seby!“
„Gut, Vegas, wir kommen“, gab er nach.
„Danke, ich sag dem Captain Bescheid. Kommt noch jemand mit?“, sah sie die anderen an.
„Meine Eltern machen mich wahnsinnig, ich bin dabei“, sagte Enfys zu.
„Die beiden sind wie Ersatzeltern, Vegas klingt gut!“, stimmte auch Meira zu.
„Dann nehmen wir deinen Wagen, wenn das ok ist, dann können wir zusammen fahren“, bat Medea und Meira nickte.
 
Nach zwei ewig scheinenden Tagen mit Country-Musik aus dem Radio, weil dies der einzige Sender war, den sie den ganzen Weg empfingen, landeten sie in Las Vegas. Ihre Eltern hatten 30 Jahre zuvor dort geheiratet, aber selbst war sie nie dort gewesen.
„Ist das dein Ernst? Das ist so ein Klischee das es fast schon kultig ist“, bemerkte Meira als sie vor einem mittelgroßen Theater standen auf dem ein Überlebensgroßes Bild von Thorne im billigen Magier-Outfit zu sehen war.
„Seine Assistentin ist heiß, was dagegen wenn ich mich an sie ranmache?“, war Enfys eher begeistert von der neben Thorne stehenden attraktiven Frau auf dem Plakat.
„Ne, die gehört dir, tu dir keinen Zwang an!“, schmunzelte Medea.
„Sie hat vielleicht nichts dagegen, aber ich, das ist meine Mum“, maulte Sebastian.
„Ne, red kein Scheiß, die ist nicht älter als wir“, glaubte Enfys ihm nicht.
„Formwandler, schon vergessen?“, fragte Sebastian und verwandelte sich in sein weibliches Ich.
„Man, das ist der heilige Gral, so was will ich auch wenn ich so alt werde wie sie. Wenn sie beim Sex so aussieht stört’s mich nicht“, bemerkte Enfys und Sebastian verwandelte sich zurück.
„Du solltest das nicht so öffentlich hier machen, hast du überhaupt das Okay von dem Doc dafür bekommen?“, war Medea nicht begeistert was ihr Freund machte.
„Ja, hab ich, ich kann das ruhig machen, auch hier, das ist hier die inoffizielle Magische-Wesen-Hauptstadt, aber ich lass es, sorry!“
„Okay, was ist der Plan?“, wollte er von ihr wissen.
„Ich knall ihn ab, hol meine Eltern nach Hause und sonst nichts“, erklärte sie ihren Plan.
„Nennen wir das Plan B, Süße, lass mich erst Mal mit ihm reden“, bat er und nahm ihre Hand in seine.
„Ich versteh zwar nicht wie du mit diesem Mistkerl reden kannst, aber meinetwegen“, sagte sie kopfschüttelnd und ging mit ihm rein.
Das Theater war leer außer einem sehr attraktiven jungen Mann der etwas älter war als sie und einer nicht weniger attraktiven hübschen jungen Frau. Die beiden übten gerade einen Trick. Sebastian klatschte abfällig als der Trick wie durch Zauberhand funktionierte.
„Officer Magnusson, du bist fernab von deinem Revier“, begrüßte Thorne, der eigentlich Christopher hieß, seinen kleinen Bruder.
„Eigentlich heißt es Detective Magnusson seit heut Morgen. Wir müssen mit dir reden, Chris“, bemerkte er ernst.
„Oh, du hast deine ernste Stimmlage drauf, was hab ich wieder gemacht?“, kam Thorne von der Bühne zu seinem Bruder.
„Ist es war, hat der Rat recht?“, fragte er mit ernster Miene.
„Der Rat hat mich schon auf dem Kieker seit ich mit 18 auf die dunkle Seite gewechselt bin, was halten sie mir heute vor?“, war Thorne genervt und Sebastian erzählte ihm alles was er erfahren hatte.
„Warum zum Teufel sollte ich das machen? Ich bin hier ein Star da fahr ich sicher keine 2000 Meilen in euren Kuh-Vorort umso nen Blödsinn zu machen“, konterte Thorne cool.
„Da hat er Recht, er hat keinen Grund das zu machen“, drehte er sich zu Medea.
„Er ist ein Magier, er braucht nicht mal ne Sekunde um sich dorthin zu projizieren“, erkannte sie und Sebastian stimmte ihr zu.
„Hör nicht auf die Hexe, ich bin so viel mächtiger als sie, das kann sie nicht vertragen“, entschied er frech.
„Ehrlich gesagt bist du verdammt viel mächtiger als ich, ich bin inzwischen menschlich“, gestand sie.
„Dann stimmen die Gerüchte also, zu schade, hättest eine tolle Partnerin für mich abgegeben als dunkle Hexe. So vertraut wie ihr beide wirkt hätte mein kleiner Bruder das nicht so toll gefunden, was? Nur die stärksten Wesen können mit schwarzer Magie umgehen, du anscheinend gehörst nicht dazu. Du musst eine Hellseherin und ein feiges Chamäleon mitbringen um dich zu verteidigen, echt traurig“, foppte Thorne die ehemalige Hexe.
„Süßer, sagst du für mich aus, wenn ich Thorne jetzt abmurkse?“, fühlte sie sich provoziert.
„Natürlich Süße, mach was du willst“, konterte Sebastian unbekümmert.
„Was willst du tun, mich zu Tode starren, näher als vier Fuß kommst du eh nicht an mich ran, bevor ich dich töte“, entschied Thorne siegessicher und Medea ging auf ihn zu. Sanft ließ Thorne sie horizontal schweben.
„Oh schaut, eine schwebende Jungfrau, na ja etwas ironisch, mein Bruder hat sicher dafür gesorgt dass sie es nicht mehr ist“, hatte Thorne seinen Spaß mit ihr.
Genervt aber ohne sich zu bewegen ließ Medea es mit sich geschehen.
„Das war nicht er, aber ich wünschte, er wäre es gewesen. Komm schon, lass mich runter, das ist lächerlich und mir wird übel. Entschuldigt wenn ich das jemals bei euch gemacht habe, das ist ätzend“, bat sie ruhig aber mit ernster Stimme.
„Okay“, sagte der Zauberer und ließ sie einfach auf den harten Boden knallen.
„Hey, so hatte ich das nicht gemeint“, rieb sie sich den schmerzenden Kopf.
„Sie macht eine gute Figur da oben, vielleicht behalt ich sie als Haustier, sie kann dich mal ersetzen wenn du nicht mehr bist, Mum“, ging Thorne theatralisch zurück auf die Bühne und zersägte seine Mutter auf Magier-Art die noch in der Kiste lag, in dem sie den Trick versucht hatten.
„Kannst du mich bitte hier rausholen, ich hasse es, wenn du mich warten lässt“, meckerte Raine Magnusson ihren Sohn an und verwandelte sich in ihr altes Ich zurück.
„Hey, das machst du doch nur, dass ich mehr Respekt vor dir habe. Zu Befehl Ma’am“, ließ er sie raus.
„Mutter, ist ne Weile her“, begrüßte Sebastian seine Mutter. Die sah schlagartig 30 Jahre älter aus, aber man konnte erkennen, dass nicht nur von Lindeskabs Genen die Schönheit kam.
„Tu nicht so abfällig, wie geht’s deinem treulosen Vater?“, kam sie nah zu ihm.
„Du kannst dich nicht so aufspielen, er war es nicht, der den 22-jährigen Barkeeper flachgelegt und so eure Ehe ruiniert hat“, warf er ihr vor.
„Er hätte es getan wenn er gekonnt hätte, er legt sicher immer noch alles flach was einen Puls hat, Männlein, Weiblein, Tierlein, was auch immer“, entschied sie trotzig.
Medea glaubte nicht, was sie da hörte. Als Lindeskab von ihrer Bisexualität gehört hatte, hatte er so seltsam reagiert, dabei war er selbst beidseitig gepolt. Aber am meisten überraschte es sie, dass Raine die untreue gewesen war, schließlich war Lindeskab der Inkubus.
„Du hättest bleiben können, er hat dich geliebt und tut es sicher immer noch“, warf Sebastian ihr weiter Dinge an den Kopf.
„Er wollte nicht, dass ich bleibe und ich wollte auch nicht bleiben. Meine Güte, du siehst deinem Vater von Tag zu Tag ähnlicher, ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll“, umkreiste sie ihren Sohn.
„Medea, ich muss mit dir reden“, zog Meira ihre Freundin plötzlich zur Seite.
„Siehst du was?“, wollte sie von ihrer Freundin wissen.
„Die beiden haben zwar ziemlich versaute und ziemlich böse Gedanken aber sie haben nichts mit dem Verschwinden von deinen Eltern zu tun“, erklärte sie ihr.
„Bist du sicher?“
„Ich konnte sie ziemlich gut lesen, ja ich bin sicher“, konterte Meira.
„Verdammt, dann haben wir den Trip ganz umsonst gemacht, eine Woche umsonst und meine Eltern sind immer noch verschwunden“, murrte sie enttäuscht.
„Was war das? Paxton und Sloan sind verschwunden?“, kam Raine zu ihnen.
„Entschuldigung, das ist ein privates Gespräch“, raunzte Medea Raine an.
„Ihr denkt, mein Sohn hat was damit zu tun? Ihr irrt, er ist ein schwarzer Magier, aber kein schlechter Mensch“, verteidigte sie ihren Sohn.
„Das haben wir jetzt auch gemerkt, meine Eltern sind vor einer Woche einfach verschwunden und wir können sie nicht finden“, erklärte Medea ihr.
„Das ist ja furchtbar, was kann ich tun?“, fragte sie hilfsbereit.
„Dad und meine Kollegen sind schon dabei sie zu suchen, wüsste nicht wie du uns helfen kannst“, kam Sebastian zu den Frauen.
„Er hat Recht, aber danke“, entschied Medea.
„Ich bin da, wenn ihr mich braucht, das wollte ich nur sagen“, versicherte Raine.
„Danke, aber wir müssen unseren Plan ganz umschmeißen, wir haben keine Ahnung wo wir noch suchen sollen“, bemerkte Medea und setzte sich erschöpft hin.
„Das tut mir echt so leid für dich, ich hab immer beneidet wie eure Familie zusammenhält“, tröstete Raine sie.
„Danke, kommt Mädels, ziehen wir weiter“, bemerkte Sebastian und zog Medea hoch.
 
„Das war ja so ein Reinfall, dabei war ich mir so sicher“, bemerkte Medea nachdenklich, als sie auf ihrem Pad etwas schrieb, während ihr Freund neben ihr im Bett im Hotel döste. Sie hatten sich ein billiges Motel-Zimmer genommen und wollten am nächsten Morgen wieder heimwärts fahren.
„Ich ehrlich gesagt auch, das ist so traurig, das ist meine Familie, ich sollte sie bedingungslos lieben“, gestand er.
„Dein Dad ist deine Familie, die sind nur die schwarzen Schafe, denen du mal ne Karte zu Weihnachten schreiben solltest, aber lieben musst du sie nicht“, schlussfolgerte sie.
„Das kannst du so einfach sagen, deine Familie ist perfekt“, entgegnete er schläfrig.
„Meine Familie ist zwar eng verbunden aber wir sind fernab von perfekt, meine Mum hat meinen Dad und mich angelogen und dabei fast ihre Ehe zerstört, das macht keine perfekte Mutter. Meine Mutter hat uns angelogen“, ließ sie sich nochmal durch den Kopf gehen.
„Ja, das hatten wir ja schon, der Feenstaub hat alles gelöscht, sie kennt ihre Lüge nicht mehr“, bemerkte er.
„Das ist es nicht, vielleicht sind sie deswegen weg, wegen ihrer Lüge!“
„Ja, daran hatte ich auch gedacht, aber wir haben keinen Ansatz was diese Lüge war“, entschied er und döste langsam ein.
„Du kannst jetzt doch nicht schlafen“, murrte sie und stupfte ihn an.
„Schatz, wir sind heute den ganzen Tag gefahren, ich bin wirklich müde und du solltest auch schlafen“, murmelte er dösend.
„Ich kann nicht schlafen, meine Eltern sind noch verschwunden“, konterte sie aufgekratzt.
„Schätzchen, das sind sie morgen auch noch, du musst dich erholen wir brauchen deine Kräfte in den nächsten Tagen“, bat er und nahm ihr das Pad aus der Hand.
„Ich hab keine Kräfte mehr, schon vergessen?“
„Ich meinte eigentlich deine körperlichen und geistigen Kräfte, du bist so viel mehr als deine Zauberkräfte das kann ich dir nicht oft genug sagen“, machte er ihr Mut.
„Du kannst damit aufhören, ich schlaf doch schon mit dir“, murrte sie und legte sich gereizt hin.
„Verdammt, jetzt hör auf damit, ich mach das nicht nur um dich ins Bett zu kriegen, ich mag dich wirklich, das tat ich schon auf der Highschool als du im Bio-Unterricht immer diese kurzen Röcke und Mieder getragen hast und nur das“, flirtete er und zog sie an sich.
„Sex, Sex, Sex, bei dir geht es um nichts anderes. Für einen Moment hab ich echt gedacht du würdest jetzt sagen „weil mir dein Lächeln so gefallen hat“, oder so, lass mich einfach schlafen“, rutschte sie auf die andere Seite des breiten Bettes und döste ein.
Jetzt konnte Sebastian plötzlich nicht mehr schlafen. Als er dachte, dass sie tief schlief ging er ein Zimmer weiter zu den anderen.
„Nicht in diesem Leben, Seb‘“, begrüßte Enfys ihn schläfrig.
„Nein, ich will nur mit euch reden“, bat er ernst.
„Okay, komm rein“, bemerkte Enfys verwirrt und trat beiseite.
„Das ist nicht sein Ernst, oder? Sie schläft nebenan“, musterte Meira den Freund ihrer besten Freundin.
„Man, langsam find ich diskriminierend was ihr immer von mir denkt“, konterte er cool.
„Wenn du jetzt nicht zugibst dass du jetzt gern einen dreier mit uns hättest bin ich echt enttäuscht von dir“, bemerkte Meira cool.
„Ja, schon, was wollt ihr von mir ich bin ein Inkubus. Mir geht’s jetzt aber echt um was anderes. Wir brauchen einen Magier“, begann er.
„Wir brauchen eher ein Wunder“, erwiderte Enfys und setzte sich an den Tisch.
„Lasst euren Unmut lieber nicht Medea wissen. Sie ist eh schon fix und fertig. Also, kennt ihr Hexen oder Magier, schwarz oder weiß ist egal, solang sie sich an gewisse Regeln halten“, entschied er.
„Man, du musst unsere Kleine echt mögen wenn du so aus deinem Schatten springst. Hältst du Magier sonst nicht für eingebildete Snobs?“
„Eigentlich schon, bis ich mich in eine Hexe verliebt habe. Wartet, mir fällt grad jemand ein, hat sie nicht Verwandte in Rumänien? Sie hat mal was von zwei Vampirjägern erzählt, Söhne von Cousins ihres Vaters? Die haben doch sicher auch ein paar Tricks drauf“, erklärte er.
„Ja, hat sie mal erwähnt, das war aber noch auf der Highschool, ich hab keine Ahnung mehr wo die momentan sind“, schlussfolgerte Meira.
„Das lässt sich herausfinden, kann ich eins eurer Pads haben?“, fragte er und Enfys gab ihm ihrs.
„Suchst du sie jetzt auf der Seite von Interpol?“, fragte Meira neugierig.
„Nein, ich hab da noch eine bessere Datenbank“, konterte er und gab eine Internetadresse ein.
„Facebook, ernsthaft?“
„Hey, ich hab schon die ältesten Freunde darüber gefunden, so find ich sie am besten“, entschied er und suchte.
„Hab einen von ihnen“, sagte er nach nicht mal fünf Minuten.
„Echt jetzt? Man, du hast Muskeln aber das ist ja ein Prachtkerl“, sah sich Meira das Bild von dem Kerl in Facebook an. Er bestand nur aus Muskeln.
„Alles Steroide, das sind man doch“, murmelte er.
„Ah, wenn du meinst, schreib ihm, erklär ihm unser Problem“, bat Enfys, die links von ihm auf dem Bett saß.
„Danke, daran hätte ich jetzt echt nicht gedacht“, entgegnete er sarkastisch und schrieb etwas, was er mit einem Übersetzungsprogramm auch auf Rumänisch übersetzte, er wusste nicht, ob der Rumäne Englisch sprach.
 
Er hatte die Nachricht gerade erst abgeschickt, als der Muskelmann plötzlich vor ihnen erschien und die Frauen aufschreien ließ.

Sechzehntes Kapitel


„Das war echt das mieseste Rumänisch was ich je gelesen habe“, begrüßte sie der hochgewachsene Maurus Dewin. Er hatte eine Lederkluft an und trug einen eng anliegenden Rucksack mit Pflöcken darin. So musste man sich wohl einen echten Vampirjäger vorstellen.
„Heilige Scheiße, so schnell haben wir dich eigentlich nicht erwartet“, keuchte Enfys nervös.
„Ich hab nen Smartphone, ihr habt mir ja genau geschrieben wo ihr seid. Ich wollte eigentlich grad auf die Jagd gehen, wie kann ich euch helfen?“, fragte Maurus. Er hatte einen ziemlich rumänischen Dialekt, sprach aber auch sehr gut Englisch, was sie alle überraschte. Meira erzählte ihm was sie bis jetzt wussten.
„Er hat seine Kräfte schon wieder aufgegeben? Man, die sind echt Angeber, oder dämlich, oder beides. Okay, ich brauch eine Landkarte und ein Pendel“, erwiderte Maurus und setzte sich an einen Tisch. Das sah wegen seines sehr kräftigen Auftretens amüsant aus.
„Das ist alles?“, fragte Enfys verwundert.
„Ja, das ist alles, also?“, sah Maurus sie an.
„Muss ich besorgen, bestellt ihr solang ne Pizza? Ich hab Hunger“, bat Meira und ging aus der Tür.
„Was ist sie eigentlich für ne Hellseherin, wenn sie ohne Pendel rumreist“, kritisierte Maurus die Hellseherin.
„Klar und Pax ist der Angeber“, murmelte Enfys.
„Was war das?“, fragte Maurus und stand auf.
„Nichts, Sir, was willst du auf der Pizza?“, fragte sie eingeschüchtert.
„Irgendwas mit Fleisch!“
„Ja, dachte ich mir schon, du auch die Fleischliebhaberpizza, Seby?“, fragte Enfys.
„Nein, ich hab keinen Hunger, danke!“
„Meine Großcousine hat dich wohl noch nicht genug ausgelaugt, was?“, frotzelte Maurus.
„Ich bin ein Inkubus, das schafft sie nicht, ich lieb sie trotzdem“, bemerkte er cool.
„Das wird eurem Rat sicher nicht gefallen wenn sie so unter ihrem Stand heiratet“, erkannte Maurus.
„Stell dir vor, deiner Großcousine ist mein Stand ziemlich egal. Wir haben auch noch nicht übers Heiraten gesprochen, ich glaub nicht mal, dass sie das jemals möchte“, erwiderte Sebastian nachdenklich.
„Man, da hab ich wohl nen wunden Punkt getroffen, sag das doch gleich, wenn ihr nur rumvögeln wollt“, konterte der Jäger lässig.
„Ich möchte sie heiraten, eines Tages“, entschied Sebastian plötzlich und er erschreckte sich fast über seine eigenen Worte.
„Okay, viel Erfolg damit. Das wird hier alles etwas dauern, ich muss mein Team noch briefen, ich bin gleich zurück“, bemerkte er und verschwand so schnell wie er gekommen war.
„Man, ist das eine coole Sau“, war Enfys fasziniert von dem muskulösen Jäger.
„So cool bin ich auch“, behauptete Sebastian.
„Ja, sicher, Süßer. Wir sollten Medea wecken“, schlussfolgerte Enfys.
„Nein, lass sie schlafen, sie hat die letzten Tage kaum geschlafen. Wir können sie hier eh nicht brauchen, sie ist zu emotional involviert“, bemerkte er professionell.
„Du aber auch, du liebst sie wirklich, die ganze Zeit dachte ich, du nutzt sie nur zum Sex aus, ich bin echt überrascht“, gestand Enfys.
„Anfangs war das auch so, aber ich hab immer was für sie empfunden, das hat sich in den letzten Wochen nur noch vestärkt“, erklärte er und lächelte dabei.
„Du glaubst doch nicht ernsthaft dass du ihr für immer treu sein kannst“, war Enfys skeptisch.
„Du bist eine geborene Romantikerin“, murrte er.
„Ich bin nur realistisch, du kannst nicht abschalten wer und was du bist“, sagte sie ernst.
„Ich bin stärker als du denkst“, erwiderte er ernst.
„Ich hoffe du hast Recht, denn ich werde immer da sein, auch wenn du mich nicht siehst“, drohte Enfys ihm und verwandelte sich dabei, so dass sie unsichtbar war.
„Süße, du bist ein abgebrochener Meter, was willst du denn mit mir tun?“, fragte er spottend und bekam einen Tritt gegen das Schienbein.
„Super, dann kauf ich mir Knieschoner, sehr erschreckend“, bemerkte er belächelnd und bekam auch einen beherzten Tritt in die Eier.
„Mit einem Suspensorium machst du auch nie was falsch. Man, das hat wehgetan, das wollte ich schon lang mal machen“, stieg sie über den sich am Boden krümmenden Sebastian, als sie sich zurückverwandelt hatte.
„So, mein Team schafft das heut alleine, ich hab meinen Bruder Victorin mitgebracht, er ist ein IT-Crack, er kann online helfen“, stellte Maurus seinen Bruder vor, der ihm in der Statur in nichts nachstand.
„Man, eure Vampire müssen echte Monster sein. Will er auch ne Pizza?“
„Ja, er will auch ne Pizza“, konterte Victorin im breitesten Brooklyner Akzent.
„Ihr seid in den Staaten aufgewachsen, nehm ich mal an?“, fragte Enfys erkennend.
„Wir waren auf einer Jagdschule dort, ist zwar blamabel für jeden rumänischen Jäger, aber die beste Vampirjägerschule ist mitten in Brooklyn. Warum liegt das Karnickel auf dem Boden?“, erklärte Victorin und sah zu Sebastian.
„Ich hab nen Standpunkt klargemacht“, sagte Enfys nur.
„Hat er dich an gegraben?“, fragte Maurus.
„Nein, ich steh nur auf Frauen und das respektiert er. Ich hab ihm nur erklärt, was ich tun werde, wenn er Medea wehtut!“
„Das ist typische Frauenlogik, gefällt mir aber. Wenn du mal nen Job brauchst, wir könnten Frauen wie dich gebrauchen. Bist du auch eine Hexe?“, wollte Maurus wissen.
„Nein, nicht wirklich“, zeigte sie ihre Gabe.
„Ein Chamäleon, nichts für ungut, aber da haben wir bessere“, wertete er ihre Kräfte ab.
„Hey red‘ nicht so mit ihr, wir sind nicht weniger mächtig als ihr“, rappelte Sebastian sich auf.
„Du bist schon ein Muskelpaket, aber ein Inkubus ist wirklich kein Vergleich mit der Magier-Zunft“, sagte Maurus hochnäsig.
„Ich hab noch so andere Talente, meine Süßen, wie wäre es wenn wir es uns zu dritt gemütlich machen“, verwandelte er sich in sein weibliches Ich und berührte die Jäger verführerisch während er an ihnen vorbeiging. Die Jäger waren baff, einem Formwandler waren sie noch nie begegnet.
„Wenn ihr was machen wollt lasst mich vorher nen Spaziergang machen, oder so“, bat Enfys angeekelt.
„Ne, so nötig hab ich es dann doch nicht und das muss bei mir was heißen. Ich werde mal die Pizzas bestellen, ich hab jetzt doch Hunger bekommen“, verwandelte Sebastian sich zurück und rief draußen den Pizzadienst an.
„So ich musste in drei Läden dafür, aber ich hab das Pendel“, kam Meira nach einer Weile zurück und sah verdutzt auf die doppelte Anzahl von Jägern.
„Ist der Jäger geplatzt und hat sich dupliziert?“, wollte sie keck wissen.
„Das ist Victorin, sein Bruder. Ich weiß zwar nicht, wieso wir zwei Hexer brauchen, aber warum nicht. Pizza?“, erklärte Enfys mampfend und Meira sah zu Sebastian, der mit Eisbeutel auf dem Gemächt vor dem Fernseher Pizza aß.
„Was ist mit ihm?“, fragte er in die Runde.
„Er ist frech geworden, gib uns das Pendel, wird langsam spät und Medea wird Verdacht schöpfen wenn wir morgen alle müde aussehen“, bemerkte Enfys und sie setzte sich wie die anderen um den Tisch herum.
„So, wo ist das Objekt das dem Vermissten gehört?“, fragte Victorin.
„So was haben wir nicht!“
„Was könnt ihr eigentlich?“, murrte Maurus.
„Wir sollten nen Haar oder so von Medea nehmen, das ist doch was von ihm, oder?“, fragte Sebastian.
„Gut, hol es“, bat Victorin nur.
„Ihr braucht ne Haarwurzel nehm ich mal an?“
„Jep!“
„Super, davon wacht sie auch gar nicht auf! Bin gleich zurück, vermutlich mit ihr“, bemerkte Sebastian, stand unter Schmerzen auf und ging in sein Hotelzimmer zurück.
Zwei Minuten später kam er zurück, wie er gesagt hatte mit seiner Freundin.
„Ihr habt echt so keinen Respekt mehr vor mir seid ich machtlos bin“, murrte sie und setzte sich zwischen ihre Großcousins an den Tisch.
„Salut ce mai faci?[1]“, war sie nicht überrascht sie zu sehen.

[1]
 Hallo wie geht’s euch?


„Gut, danke, bist alt geworden, Cousinchen“, begrüßte Victorin sie und sie knuffte ihn gegen die Schulter.
„Ihr scheint alte Freunde zu sein, wie mir scheint“, war Sebastian erstaunt über die Vertrautheit der drei.
„Wir kennen uns, ich war doch vor fünf Jahren vier Wochen in New York City. Ich wollte die Kunst des Jagens erlernen, ich hab meine Mutter zwei Tage davon überzeugen müssen, aber es hat sich echt gelohnt. Die beiden Jungs hier haben bombig Tricks drauf. Die sind geniale Jäger aber echt miese Zauberer“, sagte sie cool.
„Momentan haben wir mehr Kräfte als du, Cousine. Wenn ich bitten darf?“, bat Maurus und sie riss sich ein paar Haare aus.
„Dieser Zauber ist immer ziemlich ungenau, aber momentan haben wir keine anderen Ideen“, erwiderte sie und verstreute ihre Haare über der Weltkarte.
„Dann drückt mir mal die Daumen, das hab ich ne Weile nicht mehr gemacht“, begann Maurus Paxton auszupendeln.
Er murmelte etwas Unverständliches in Latein und das Pendel bewegte sich.
Es pendelte sich über den Vereinigten Staaten ein.
„Super, sie sind noch in den USA, das dachten wir uns ja schon!“, murmelte Enfys.
„Andere Karte“, bat Maurus und Meira gab ihm die USA-Karte. Es pendelte auf Nevada.
„Wir sind schon im richtigen Staat, gut!“
„Könnte es sein dass das Pendel nur Medea auspendelt?“, fragte Enfys.
„Vegas, Baby!“, war das Pendel zum Stehen gekommen.
„Ja, tut es, Mist“, schlussfolgerte Medea.
„Oder sie sind auch in Las Vegas!“
„Ne Zimmernummer hast du nicht zufällig ausgependelt, oder?“, fragte Enfys sarkastisch.
„Mehr können wir auch nicht tun, Cousine, tut mir leid“, entschuldigte sich Maurus.
„Schon gut, danke dass ihr gekommen seid“, bedankte sich Medea enttäuscht.
„Ja, tut uns leid. Ist gut, dass du nicht mehr mit einem Blutsauger zusammenbist, Cous‘, aber ein Inkubus, ernsthaft?“, fragte Victorin.
„Du warst in Brooklyn regelmäßig in gewissen Establishments, vermutlich immer noch, Vic‘, wer ohne Sünde ist werfe mit dem ersten Stein. Sag Tan Madlaina nen Gruß und sag ihr es tut mir leid, dass ich nicht mehr zu ihr kommen kann, so magie-los wird das schwierig werden“, erklärte Medea und die Männer standen auf.
„Pass auf dich auf, Kleines“, bat Maurus und verschwand als erster.
„Ihr auch auf euch, danke nochmal“, bedankte sie sich.
„Hey Karnickel, behandle meine Cousine mit Respekt, sonst musst du dir keine Sorgen um deine Eier machen, ich kastrier dich dann eigenhändig“, sagte Victorin trocken und folgte seinem Bruder ins Nichts.
„Man, das echt mal echte Kerle. Gute Zauberer sind es aber echt nicht. Das hat ja nicht wirklich was gebracht“, bemerkte Meira erschöpft.
„Danke, das baut mich echt auf“, bemerkte Medea und plötzlich wurde ihr schwindelig und sie musste sich setzen.
„Alles klar, Süße?“, fragte Sebastian besorgt.
„Alles klar, mir ist grad nur etwas schwindlig, mehr nicht. Man, ist es heiß hier drin?“, begann sie plötzlich schwer zu schwitzen.
„Wir sind in der Wüste, aber arg heiß ist es nicht, nein, wirklich alles in Ordnung?“, machte sich Sebastian richtig Sorgen um sie.
„Ich weiß nicht, mir ist grad so komisch, ich fühl mich so zwiegespalten“, murmelte sie und für den Bruchteil einer Sekunde verwandelte sie sich in eine andere Person.
„Was zum…?“, erschreckte sich Meira furchtbar.
„Hat sie sich grade verwandelt?“, stotterte Enfys.
„Oh man“, realisierte Sebastian was los war.
„Was ist? Spuck’s aus!“
„Sie ist schwanger“, bemerkte er kreidebleich.
„Du hast meiner besten Freundin ein Formwandler-Baby verpasst, spinnst du?“, griff Meira, Sebastian verbal an. Aber bevor er antworten konnte, kippte seine Freundin ohnmächtig zur Seite.
„Verdammt, wo kriegen wir jetzt um diese Uhrzeit einen Arzt für magische Wesen in Las Vegas her?“
„Wir müssen wohl oder übel mit nem normalen Arzt vorlieb nehmen, ruf nen Krankenwagen, was auch immer passiert wir haben keine Ahnung“, plante Sebastian und Enfys rief den Notruf.

 

Siebzehntes Kapitel


Schon im Krankenwagen kam sie wieder zu Bewusstsein. Meira lenkte den Rettungssanitäter die ganze Zeit ab, dass der nicht bemerkte, dass sie sich ständig verwandelte. Sebastian rief im Auto hinter ihnen Kansas an, der ihm einen Arzt nannte, der gerade Dienst hatte und ihre prekäre Situation verstand und sie so behandeln konnte. Im Krankenhaus machten sie dann solang Terror bis genau dieser Arzt ihnen half.
„Man, für Wesen seid ihr echt nicht grad diskret“, schloss der Arzt die Zimmertür, als er zu seiner Patientin kam.
„Sorry, sonst hätten sie Sie nicht gerufen, wir haben ein Problem“, entschuldigte sich Sebastian und er kam zu ihnen hin.
„Außer der Tatsache dass hier die verrückteste Gruppe von magischen Wesen versammelt ist? Ich bin Telepath, ähnlich wie die hübsche Lady hier, nur besser, wer ist der Vater?“, fragte der Arzt cool.
„Ich bin der Vater“, entgegnete Sebastian und hielt Medeas Hand.
„Ein Formwandler schwängert eine mächtige Hexe, Ihre Eltern müssen vor Stolz platzen, junge Lady“, bemerkte der ältere Arzt lässig.
„Bist jetzt wissen sie nichts davon. Sie sind grade verschwunden, deshalb sind wir hier, ist aber ne andere Geschichte. Ich kann nicht schwanger sein“, begriff Medea es noch nicht.
„Sie hatten also keinen Sex?“
„Doch, schon, aber!“
„Dann können Sie auch schwanger sein. Sie haben aufgehört sich zu verwandeln, ihr Baby scheint endlich zu schlafen, gut!“, war der Arzt erleichtert.
„Sie müssen das beenden“, entgegnete sie.
„Sie wollen einen Schwangerschaftsabbruch?“, fragte der Arzt verwundert.
„Nein, ich bin Katholikin, jedes Leben ist mir heilig, ich mein das mit dem Verwandeln, ich möchte nicht die restliche Schwangerschaft im Keller verbringen!“
„Das müssen Sie Ihrem Kind sagen, da kann ich nichts ändern. So, ich möchte Sie jetzt untersuchen, also alle die nicht zusehen wollen sollten jetzt den Raum verlassen“, bat der Arzt und die Frauen verließen den Raum. Sebastian ließ ihre Hand nicht los.
„So, dann machen wir erst mal einen Ultraschall, wann hatten Sie Ihre letzte Periode?“, fragte der Arzt professionell.
„Das war, ehrlich gesagt, ich hab keine Ahnung, ist verdammt viel passiert in letzter Zeit, hab ich wohl verdrängt. Hätte ich wohl mehr drauf achten sollen“, dachte sie laut nach.
„Ja, vermutlich, also los, schauen wir mal“, begann er sie zu untersuchen.
„Ja, da sehen sie es, ca. 4.-6. Woche, Sie sind schon ziemlich weit, das war wohl eine echt stressige Zeit, Sie müssen vermutlich fast zwei Monate keine Periode mehr gehabt haben“, erklärte der Arzt und die werdenden Eltern sahen fasziniert auf das 3D-Ultraschallbild ihres ungeborenen Kindes.
„Ich bin wirklich schwanger, du kannst dich echt glücklich schätzen, dass mein Dad keine Kräfte mehr hat“, versuchte Medea es zu realisieren.
„Drucken Sie uns das aus?“, fragte Sebastian und fasste hypnotisiert auf den Bildschirm.
„Sicher, sieht alles gut aus, na ja, soweit ich das sehen kann, der Winzling verändert sich ständig“, konterte der Arzt.
„Ich dachte es schläft?“
„Tut es auch, ich bin Telepath, kein Experte in Wesen-Schwangerschaften, aber Daddy scheint es zu sein“, entgegnete der Doc und Sebastian sah sie an.
„Gedankenlesen mag ich gar nicht, Doc, ich bin ein halber Formwandler, ich hab die Aufklärung durch meine Eltern erlebt, das macht mich nicht zu einem Experten“, bemerkte er ertappt.
„Gut, dann klär mich auf“, bat Medea ernst.
„Okay, ich weiß nicht alles im Detail, aber wir Formwandler brauchen lange um eine konstante Form zu behalten. Ich war schon fast acht Jahre alt, als ich meine Kräfte wirklich unter Kontrolle hatte“, begann er zu erzählen.
„Super, warum passiert mir das jetzt?“
„Du bist mit unserem Kind verbunden, du spiegelst ihre oder seine Kräfte bis er oder sie es selbst kann“, erklärte er ihr.
„Ist nicht dein Ernst. Ich kann doch nicht sieben Monate ständig die Form ändern!“
„Ich habe das nur von Formwandler-Schwangerschaften gehört, ich hab keine Ahnung wie das bei Menschen ist“, bemerkte er kleinlaut.
„Ich will Thundercloud jetzt hier haben“, begann sie plötzlich zu weinen.
„Ich weiß, Süße, ich werde uns nen Flug buchen, wir fliegen so schnell wie möglich heim“, versprach er.
„Nein, ich will nicht in der Öffentlichkeit sein, wir fahren wie geplant mit dem Auto heim. Ich wünschte, meine Mutter wäre jetzt hier“, schluchzte sie.
„Ich hab nen Kumpel beim FBI, er ist auch ein Formwandler, er wird sie finden, ich wollte das eigentlich vermeiden, weil das zu viel Staub aufwirbeln könnte, aber das ist so viel größer als wir dachten“, entschied er.
„Das beruhigt mich so gar nicht. Unsereins wird ja schon ne Weile von den Men in Black gejagt“, murmelte sie.
„Wenn die wüssten wie viele von uns schwarze Anzüge und Sonnenbrillen tragen, würden ihnen die Ohren schlackern. Der kriegt das hin, wir fahren heim und er findet sie, versprochen“, versprach er ihr und sah den Doc böse an, dass er ja nicht verriet, dass er sie gnadenlos belog um sie nicht zu beunruhigen.
„Vielleicht hast du Recht, das bringt hier doch nichts“, gab sie nach.
„Kann Sie gehen, Doc?“
„Lassen Sie mich noch ihre Vitalfunktionen untersuchen, lassen Sie uns dafür etwas allein, ich komm dann raus, wenn ich fertig bin“, erklärte der Mediziner.
„Okay, wie sie meinen, Doc. Schätzchen, ruf mich, wenn was ist“, küsste er seine Freundin kurz und ging dann zu den anderen.
„Und?“, fragte Meira mit besorgtem Gesicht.
„Mutter und Kind geht es gut, er untersucht noch ihr Herz und so und sagt dann ob wir gehen können. Mir wär es lieber wenn wir sie mitnehmen könnten, mein Kind scheint sich ständig verwandeln zu wollen und sie gleich mit“, erklärte er.
„Na toll und jetzt?“
„Jetzt bringen wir sie heim, ich ruf jemanden vom FBI an, die müssen sich darum kümmern“, plante er.
„Keine gute Idee, wirklich nicht!“
„Ach, meinst du? Die haben einen echt genialen Hellseher im Team meines Bekannten der dank des Fernsehens offen mit seiner Gabe umgehen kann“, entgegnete er schroff.
„Autsch, das hat wehgetan, ich bin nur zu einem Viertel ein Hellseher und ja ich bin nicht besonders gut, sonst hätte ich ihr wohl gesagt sie soll verhüten dass das nicht passiert. Ist sie in Lebensgefahr?“
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, ich hab noch von keinem Menschen gehört, der einen Formwandler ausgetragen hat, wir sind auch nicht wirklich viele auf der Welt, gibt sicher welche“, druckste er herum.
„Dann find das raus, wir müssen sie von einer Abtreibung überzeugen, wenn sie das umbringt“, entschied Enfys ernst.
„Von wegen, das bleibt eine Sache zwischen Medea und mir, ich glaub aber auch nicht, dass sie in Gefahr ist, wir Formwandler sind außer einem Chromosom komplett menschlich und die Inkubus-Gene im Kind machen es ziemlich widerstandfähig“, entgegnete er und grinste breit.
„Oh mein Gott, du bist glücklich darüber, dass das passiert ist, oder?“, realisierte Meira entsetzt.
„Wir sind eine aussterbende Wesen-Rasse, von beiden Seiten meines Genpools, dieses Baby ist ein Wunder und ihr lasst bloß die Flossen von ihr“, sagte er dominant und sie sahen das erste Mal seit sie ihn kannten die bösartige Seite des Inkubus in ihm.
„Okay, da braucht einer ein bisschen sexuelle Stimulanz um runter zu kommen, besorgen wir dir ein Pornoheftchen und ein ruhiges Fleckchen, Seb“, zog Enfys ihn weg.
„Ich brauch was anderes zum Lesen“, bemerkte er und stieß die Tür auf, als er mit Enfys in der Samenbank des Krankenhauses saß. Er hatte sich zur Samenspende angeboten um sich dort zu befriedigen.
„Playgirl oder Playboy?“, schmunzelte sie.
„Gib mir beide, ich bin komm irgendwie nicht in Stimmung“, erkannte er entnervt.
„Okay, ich helf dir, aber kein Wort zu den anderen“, kam sie zu ihm rein.

Achtzehntes Kapitel


Der Arzt wollte Medea noch über Nacht dabehalten, obwohl die Nacht schon fast vorbei war.
Sanft strich sie ihm die Haare aus dem Gesicht, als er neben ihr im Krankenbett lag. Er schlief friedlich, ihr ging zu viel im Kopf herum um zu schlafen.
„Schlaf etwas, Schätzchen“, murmelte Sebastian im Halbschlaf.
„Tut mir leid, hab ich dich geweckt?“, fragte sie und er öffnete die Augen.
„Nein, ich versuch auch irgendwie zu schlafen, kann es aber auch nicht. Ich muss dir was erzählen“, wollte er ihr gestehen, was er mit Enfys gemacht hat.
„Sie hat es mir erzählt als du mit der Schwester gesprochen hast. Schon gut“, murmelte sie nur.
„Tut mir echt leid“, entschuldigte er sich beschämt.
„Muss es nicht, ihr könnt zu Mördern werden wenn ihr nicht genug befriedigt werdet, du hattest eine verdammt lange Durststrecke für einen Inkubus, sie hat das getan was ich nicht konnte. Sie hat sich danach zwei Mal übergeben, armes Ding“, entgegnete sie trocken.
„Es war nur ein Hand-Job!“
„Ja, hat sie mir gesagt, mehr hätte vermutlich auch nicht gepackt. Treibt dich das rum?“, fragte sie freundlich.
„Eigentlich treibt mich das hier rum“, berührte er ihren Bauch.
„Ja, verrückt, nicht? Mich irritiert irgendwie wie schön ich das finde, dass ich schwanger bin, ich hatte das überhaupt nicht geplant und eigentlich hatten wir ja verhütet“, erklärte sie.
„Ja, anscheinend nicht gut genug, aber ich bin auch glücklich, was in unserer jetzigen Situation irgendwie surreal ist. Wir sind so kurz zusammen, aber es fühlt sich so richtig an“, erkannte er.
„Ja, find ich auch. Ich will dich heiraten, irgendwann“, sagte sie plötzlich.
„Jetzt bist du aber echt total übermüdet, schlaf etwas, bitte“, schmunzelte er und hielt sanft die Hand über ihre Augen.
„Ich meins ernst, ich war 15 Jahre mit Kaz zusammen, das hat mir eine höllische Angst gemacht als er mich gefragt hat, bei dir könnte ich es mir vorstellen“, gestand sie.
„Bitte verarsch mich dabei nicht, Meira hat dir nicht gesagt, dass ich mir das schon länger vorstelle, oder?“, fragte er besorgt.
„Nein, sie hat nichts gesagt, wie lang denkst du schon darüber nach?“, fragte sie verwundert.
„Ne Weile, ehrlich gesagt seit dem Tag an dem du mir im Sandkasten die Schaufel weggenommen hast“, sagte er liebevoll.
„Man, du kannst echt romantisch sein, wenn du sexuell befriedigt bist“, schmunzelte sie und er küsste sie sanft.
Irgendwann kamen die beiden dann doch zur Ruhe und schliefen friedlich ein.
 
Später an diesem Tag konnte sie entlassen werden und er fuhr sie zurück ins Hotel.
„Leg dich hin, ich geh kurz noch zu den Mädels“, bat er und ging allein zum anderen Zimmer. Eine Weile klopfte er an der Tür, aber niemand öffnete. Er rief seine Freundinnen an, aber sie antworteten nicht.
„Verdammt“, redete er vor sich hin und ging zu Medea.
„Ruf den Kerl vom FBI an“, sagte sie nur auf die Nachricht.
„Ja, mach ich, tut mir so leid!“
„Ist nicht deine Schuld, wir hätten nicht hierher kommen sollen. Was auch immer hier passiert, Maurus hatte Recht, alles spielt sich hier ab“, konterte sie tonlos.
„Ich werde das FBI anrufen, du bleibst genau hier liegen, ich werde was zu essen besorgen, du hast seit Tagen nichts mehr gescheites gegessen, du musst an unser Kind denken“, bat er und strich ihr sanft über den Bauch, bevor er vom Bett aufstand, in das er sich zu ihr gelegt hatte.
„Ich bin so müde“, murmelte sie benommen.
„Dann schlaf, du brauchst all deine Kraft“, sagte er und es klang langsam wie ein Mantra, denn sie hörte es ständig von ihm. Obwohl ihr Kopf voller Gedanken war wollte ihr Körper nur noch schlafen und sie gewährte es ihm.
 
Sie wurde wach als sie den Geruch von chinesischem Essen vernahm.
„Du bist der beste Freund der Welt, ich hoffe das weißt du“, murmelte sie schläfrig.
„Ich weiß, behalt das im Hinterkopf, wenn du mit unserem kleinen Hexen-Inkubus-Benji-Formwandler-Hybriden in den Wehen liegst“, war er erfreut, dass er sie mit dem Essen erfreuen konnte.
„Zumindest hast du drei Stunden geschlafen, du siehst auch schon besser auch. Ich hab mit meinem Bekannten gesprochen, er kann zwar nicht selbst aus Detroit kommen, aber er hat zwei Kollegen von der Abteilung in Las Vegas zu uns geschickt, beide Wesen wie wir und laut seiner Aussage bestens vertraut mit unserer Materie, was auch immer das bedeutet“, erklärte er und brachte ihr eine Tüte mit chinesischem Essen ans Bett.
„Immer noch nichts von den anderen gehört?“, wollte sie wissen, was er verneinen musste.
„Das ergibt alles so keinen Sinn, das einzige was alle vier gemeinsam haben bin ich, also will jemand anscheinend mir schaden“, versuchte sie zu verstehen, was gerade passierte.
„So wie du das sagst macht das schon Sinn, erst greifen sie dich an und dann mich, warum sie den Wolf angegriffen habe ist mir aber noch unklar!“, schlussfolgerte er.
„Ich hab mit ihm geschlafen, vor unserer Beziehung“, gestand sie.
„Dachte ich mir schon, du hast ihn danach aber nicht mehr getroffen, oder?“
„Nein, versprochen!“
„Was ist mit Ricky?“
„Ricky ist tot!“
„Ja, klar, hast du auch mit ihm geschlafen?“
„Nein, denk ich, oh man“, realisierte sie.
„Du hast damals im Fairyland mit ihm geschlafen!“, sprach er aus, was sie dachte.
„Oh man, ich bin eine echte Niete als Flittchen“, murmelte sie vor sich hin.
„Ich bin ein notgeiler Inkubus, ich hatte auch nicht immer supertolle Frauen im Bett, passiert!“
„Gott sei Dank hab ich das jetzt hinter mir, nie wieder muss ich mir beweisen, dass ich mit meinem Leben zufrieden bin, ich bin es einfach“, sagte sie und lächelte ihn an.
Während sie redete, tippte er auf seinem Smartphone herum.
„Langweile ich dich irgendwie?“, fragte sie kritisch und plötzlich tauchte Maurus mit einem abgetrennten Vampirschädel in der Hand auf.
„Was?“, raunzte er und die beiden starrten ihn einfach nur an.
„Sorry, ich war grad auf der Jagd, so weg“, projizierte er den Schädel davon.
„Warum hast du ihn gerufen?“, murrte sie ihren Freund an, als sie wieder reden konnte.
„Kennst du dich mit schwarzen Zaubersprüchen aus?“, fragte Sebastian den Jäger über ihren Kopf hinweg.
„Wenn du damit meinst dass ich oft genug mit Opfern von schwarzen Zaubern zu tun hatte, ja, dann kenn ich mich aus. Was ist passiert?“
„Schau dir deine Großcousine an, sie wirkt so glücklich“, erkannte Sebastian und Maurus sah in die glücklich glänzenden Augen von Medea.
„Manchmal kapier ich euch Amis nicht, dass nennt sich glücklich sein, Karnickel“, verstand er nicht.
„Ich erschieß dich, wenn du mich nochmal Karnickel nennst, du Sack. Ihre Eltern und ihre besten Freundinnen sind vom Erdboden verschluckt und sie grinst wie auf Drogen“, brüllte Sebastian ihn an und es schien fast, dass der brutale Jäger sich darüber erschreckte.
„Medy, Süße, sieh mich an“, lehnte er sich zu ihr herunter und sah in ihre Augen.
„Du hast Recht, Kar …  Sebastian, sie steht unter einem Zauber. Das find ich zum Kotzen, diese Zauber sind so fies und so schlecht zu entzaubern. Wer war das?“, fragte er verärgert.
„Ich hab da ne Befürchtung und ich könnte kotzen wenn ich es mir genau überlege. Das war mein Halbbruder“, bemerkte Sebastian trocken.
„Du bist aus einer schwarzen Magier-Familie? Ich hab dich echt ganz falsch eingeschätzt, Kleiner“, war er verwundert.
„Nicht biologisch, wir haben verschiedene Väter, ich hab den Inkubus erwischt, er den Zauberer. Der ist aber kein schwarzer Magier, mein Bruder hat sich für diesen Weg entschieden“, entschied er.
„Wie kann man das entscheiden? Man ist böse oder nicht“, verstand Maurus nicht.
„Wie auch immer, könnt ihr sie entzaubern?“
„Ich muss meine Mutter herholen, die ist eine Purblut-Hexe und ziemlich mächtig, die schafft das. Wow, was war das denn grad?“, erlebte er plötzlich wie sich seine Großcousine verwandelte.
„Ach ja, sie ist schwanger von mir und mein kleiner Liebling hat entschieden seine ohne ihre Kräfte schon mal auszutesten und er oder seine Mutter ist das arme Opfer“, erklärte Sebastian so nebensächlich.
„Oh man, wenn meine Mutter das rausfindet weißt du sehr bald, wie man sich als Kröte fühlt, denn sie ist wie eine Tochter für sie!“
„Ja, mir momentan egal. Hol sie her. Süße, bist du noch bei uns?“, fragte Sebastian besorgt, als Medea plötzlich nur noch ins Nichts starrte.
„Ich bin gleich wieder mit ihr da, ist mitten in der Nacht bei uns, aber ich krieg meine Mutter sicher wach, wenn sie weiß um was es geht“, erwiderte Maurus und verschwand.
„Baby, bitte sag was“, wurde Sebastian langsam panisch, als sie sich nicht mehr rührte.
„Entschuldige, hast du was gesagt?“, schien es so, als wäre sie gerade aus einem tiefen Gedanken gerissen worden.
„Du hast recht, Süße, ich leg das Handy weg. Lass uns Essen“, tat er so, als wäre nichts passiert.
„Danke, das ist unhöflich, nen Guten“, wünschte sie ihm und sie begannen zu essen.
 
Als sie fast fertig gegessen hatten, erstarrten die beiden plötzlich.
Eine Frau in langen Gewändern und mit langen leicht ergrauten Haaren erschien mit Maurus im Hotelzimmer.
„Du hast Recht, sie hat sich mit einem Inkubus eingelassen, das ist wirklich gar nicht gut. Aber wir haben jetzt andere Probleme, ich kann echt nicht glauben, dass sie die zweite Generation Zauberer ist, der das passiert. Hilf mir sie aufs Bett zu legen“, bat Madlaina auf Rumänisch zu ihrem Sohn und der trug sie aufs Bett.
„Ich muss wirklich aufpassen, jetzt wo sie schwanger ist und alles. Gib mir deine Tasche, ich brauch dich hier nicht. Geh duschen, du bist mit Blut übersäht und stinkst langsam“, bat Madlaina und ihr Sohn verschwand wieder.
Sie wollte grade beginnen, als es an der Tür klopfte. Sie stöhnte genervt und öffnete die Tür. Zwei Männern in schwarz standen vor der Tür.
„Nichts Polizei, nichts getan“, stammelte sie im schlechten Englisch.
„Miss Devin?“, fragte der junge Beamte. Nervös löste sie die Starre von Sebastian.
„Madlaina nehm ich an, verstehen Sie mich?“, bemerkte er und sie nickte.
„Gut, oh, wir haben Gäste, haben Sie mich erstarren lassen?“, war er verwirrt und sie nickte wieder.
„Meine Herren, verzeihen Sie, das passiert wenn man mit Zauberern arbeitet. Was macht sie auf dem Bett?“, begrüßte er erst seine Kollegen und sah dann zu seiner Freundin.
„Ich, entzaubern“, sagte Madlaina nur.
„Gut, richtig, Jungs, gehen wir raus, das wird sicher haarig“, brachte er die FBI-Agenten vor die Tür, damit Madlaina richtig arbeiten konnte.
„Ihr seid auch Wesen, oder?“, fragte Sebastian nach.
„Ja, sonst hättet ihr jetzt echt Probleme das zu erklären. Also ihr habt ein Entführungsfall vorliegen?“, fragte der ältere Beamte. Sebastian erzählte ihm alles was er wusste.
„Wir gehen dem nach, ich brauch vermutlich Hilfe von einem mächtigen Hexer aus Los Angeles, Ihr Halbbruder klingt nicht nach einem einfachen Verdächtigen. Sie werden sich aus dem Fall raushalten, das werden wir erledigen“, bat der Agent und er nickte.
 
Der Schrei seiner Freundin riss ihn aus seinen Gedanken. Er hatte sich überlegt, wie er seinem Bruder gegenübertreten sollte und das überleben konnte.
Medea kämpfte heftig gegen den Zauber, den Madlaina an ihr versuchte.
„Was machen Sie da? Passen Sie auf meine Familie auf“, bat Sebastian nervös.
„Baby gut, Medea gut, nix Gefahr“, sagte Madlaina nur.
Kopfschüttelnd schrieb Sebastian, Maurus.
„Man, ich wollt duschen“, stand Maurus nur in knappen Shorts vor ihm. Er hatte verklebtes Blut an den Händen und sein sehr muskulöser Oberkörper war fast komplett tätowiert.
„Man, das ist das erste Mal dass ich wegen meinem Körper Komplexe kriegen könnte. Deine Mutter versteht mich nicht wirklich, du musst übersetzen. Medea leidet“, erklärte er kurz.
„Der Zauber ist nicht einfach, ihr Körper wehrt sich halt dagegen, aber sie hat keine Schmerzen, denk ich. Darf ich wenigstens hier duschen, das Blutsauger-Blut klebt höllisch“, bat er und Sebastian nickte, bevor er die Hand seiner Freundin festhielt.
„Dein Großcousin killt Vampire zum Vergnügen und du warst ein halbes Leben mit einem Zusammen, das war sicher konfliktbelastet“, redete Sebastian mit der halb bewusstlosen Medea.
„Kaz“, hauchte sie benommen. Madlaina sprach darauf Kazs Namen abfällig aus und spuckte auf den Boden.
„Jep, dachte ich mir schon. Betäub sie, bitte“, forderte Sebastian und knetete Medeas Hand. Sanft fuhr Maurus über Medeas Augen und sprach einen Zauber aus, der sie schlafen ließ.
„Danke“, bedankte sich Sebastian erschöpft.
„Cu plăcere[1], murmelte Maurus und ging duschen, während seiner Mutter Medea entzauberte.

[1]
Gern geschehen

Neunzehntes Kapitel


Nach nervenaufreibenden zwei Stunden war Madlaina fertig.
„Sie jetzt gut“, sagte Madlaina.
„Man, dass mein Bruder so mächtig ist, hab ich nicht gedacht. Ich hoff die Agenten wissen was sie tun“, bemerkte Sebastian erschöpft, der sich neben seine Freundin gelegt hatte.
„Geht es euch jetzt gut?“, fragte Maurus genauso erschöpft.
„Ja, danke, dass du da warst!“
„Bitte, meine schwangere Frau wartet auf mich, unser zweiter Sohn kann jeden Tag kommen“, erwiderte er und verschwand. Dass Maurus bald zweifacher Vater wurde beruhigte Sebastian und ließ ihn hoffen, dass er eine Zukunft mit Medea hatte.
„Gut?“, wollte Madlaina wissen und Sebastian nickte.
„Schlafen“, bat Madlaina, küsste die Stirn der beiden und verschwand auch.
Sebastian war so müde, in seinem Kopf spielte er Szenarien durch, wie er seinen Bruder unschädlich machen konnte, aber sein Körper ließ ihn nicht einmal aufstehen. Medea stand nicht mehr unter dem Schlafzauber, aber wach war sie auch nicht.
„Schatz, ich brauch dich jetzt, ich schaff das nicht ohne dich“, legte er seinen Kopf neben ihren Kopf.
„Du kriegst auch nichts ohne meine Hilfe hin“, murmelte sie, während sie aufwachte.
„Hey, da bist du ja wieder. Wie geht’s dir?“
„Ich fühl mich ausgelaugt, was ist passiert?“, wollte sie wissen und er erzählte es ihr.
„Das war nicht dein Bruder, für so nen Zauber muss man ne Weile mit der Person in einem Raum sein, ich war nicht mal in seiner Nähe, aber ich war ziemlich lang mit diesem Telepathen-Arzt zusammen allein“, entgegnete sie.
„Der Arzt ist also auch ein Zauberer, ich hätte dich nicht mit ihm allein lassen sollen. Was hat der mit der Sache zu tun?“, wurde er wütend.
„Das ist alles ja nur Spekulation, ich kapier das eh überhaupt nicht. Das FBI ist jetzt dran, sie werden ihn verhören und alles, das wird sich irgendwie alles aufklären, versprochen“, bemerkte er.
„Ich möchte ihn mit meinen bloßen Händen töten, aber er ist viel zu mächtig, wenn er es überhaupt war. Meira hat doch seine Gedanken gelesen, ihr ist nichts aufgefallen. Sie würde mich nicht anlügen, sie ist doch wie eine Schwester für mich“, wurde alles immer wirrer und wirrer.
„Ich glaub nicht, dass sie wusste, dass sie dich belügt, wir sind vermutlich alle verzaubert worden, das würde so einiges erklären. Irgendjemand spielt falsch und das sollten wir jetzt auch“, plante er.
„Du willst dich doch nicht gegen einen schwarzen Zauberer stellen, oder? Das wirst du nicht überleben“, war sie besorgt.
„Nein, so blöd bin ich nicht, er nimmt uns weg was wir lieben, also nehmen wir ihm weg, was er liebt“, plante er.
„Ich glaub, ich weiß was du machen willst, das ist ganz schön riskant!“
„Aber unsere einzige Möglichkeit, ihn da zu erwischen wo es wehtut“, erwiderte er.
„Gut, was machen wir?“, fragte sie neugierig und er erklärte seinen Plan.
 
Weinend öffnete Medea, Raine Magnusson die Hotelzimmertür.
„Hey Süße, gut dass du mich angerufen hast, das ist ja furchtbar“, versuchte Raine die völlig aufgelöste Medea zu beruhigen.
„Er ist davongebraust, ich denke, er tut sich was an! Er ist so durcheinander“, schluchzte Medea.
„Nein, Süße, so ist er nicht, er ist stark“, versprach Raine und plötzlich spürte sie in der Dunkelheit einen metallenen Gegenstand an ihrer Schläfe.
„Tut mir leid, Mum, dass ich das tun muss“, hörte sie die Stimme ihres Sohnes.
„Seb, was soll das? Was zieht ihr hier ab?“, verstand sie nicht.
„Ruf ihn an, sag ihm, wenn er dich lebend wiederhaben will lässt er sie frei“, bedrohte er seine Mutter und drückte die Waffe fester an ihre Schläfe.
„Von was redest du?“
„Hör auf damit, ihr steckt beide dahinter, das ist doch so ersichtlich“, entgegnete er und zog sie ins Hotelzimmer.
„Cleverer Junge, ich hab dich echt unterschätzt“, ließ sie plötzlich die Fassade fallen.
„Dad hat mich gut ausgebildet. Wieso, Mum? Wieso tut ihr das?“
„Hat dich nicht zu interessieren, Regenbogentanz“, bemerkte sie und plötzlich richtete Sebastian die Waffe gegen seine Freundin.
„Schatz, was machst du da?“, fragte Medea entsetzt.
„Du warst nicht die einzige, die wir manipuliert haben, los“, bat sie sie mitzugehen.
„Seby, Süßer, hörst du mich? Bitte lass das“, bekam sie Angst.
„Er hört dich nicht, beweg dich, ich tu dir nichts, versprochen“, bemerkte Raine trocken und unter Waffengewalt ihres Freundes wurde sie weggebracht.
 
Es roch nach Rauch. Sie hatte einen Sack über dem Kopf der nicht minder roch. Jemand riss ihr den Sack vom Kopf.
„Willkommen zu meiner Show“, hörte sie Thornes Stimme und ihre Augen gewöhnten sich an die Helligkeit. Sie saß auf der Bühne des Theaters in der er auftrat.
„Ich weiß nicht wie man deinen Wahnsinn beschreiben soll“, murrte sie. Sie war an einen Stuhl gefesselt.
„Na na, wer wird denn da gemein werden, ich bewundere dein Geschick voll und ganz“, konterte Thorne cool.
„Deine Mutter hat dich als Baby einmal zu oft auf den Kopf fallen lassen, was ist dein Problem?“, raunzte sie.
„Ihr habt eure Kräfte aufgegeben“, sagte er nur.
„Das ist dein ganzes Problem? Wir mussten sie aufgeben, wir wurden böse Zauberer und im Vergleich zu dir hat uns das gestört“, verstand sie nicht.
„Du hast alles ruiniert, wir hätten wie Götter über die Erde wandeln können“, schrie er sie an.
„Man, ich brauch ein Übersetzer für dich, was meinst du damit?“
„Er möchte sich mit dir vereinen und mit dir eine mächtige Familie von dunklen Zauberern gründen“, hörte sie plötzlich die Stimme ihrer Mutter.
„Mum?“, fragte sie weinerlich.
„Hier oben“, bemerkte Sloan und sie sah nach oben. Sloan saß in einem hängenden Käfig 10 m über ihrem Kopf.
„Was machst du mit ihr?
„Sie ist nur Mittel zum Zweck, ihr passiert nichts wenn du dich richtig verhältst“, entschied er.
„Wo ist mein Dad?“
„Ihm geht’s gut, Süße“, versprach Sloan ihrer Tochter.
„Lass sie gehen, ich werde mich dir fügen“, bat Medea.
„Du bist jetzt nur ein Mensch, was kann ich von dir noch erwarten“, konterte er schroff.
„Ich kann den Rat bitten den Zauber rückgängig zu machen, ich tu alles um sie zu retten“, handelte sie.
„Nein, ich will nicht noch mehr Aufmerksamkeit des Rates auf mich ziehen. Deine Benji-Kräfte und deine Gebärmutter müssen reichen, komm mit“, machte er sie los und wollte sie wegzerren.
„Ich will alles tun was du verlangst, aber momentan kann ich kein Baby von dir bekommen“, druckste sie herum.
„Mir egal, ob du jetzt die prüde Tussi spielen willst, ich weiß was für eine Hure du bist“, raunzte er.
„Auch wenn diese Aussage mich noch mehr anekelt, würde ich dir gern zu Diensten sein, aber meine Gebärmutter ist grade besetzt“, erklärte sie trocken.
„Du bist schwanger? Wer ist der Vater?“, wütete er.
„Keine Ahnung, ich bin eine Hure, hast du doch gesagt“, murmelte sie, aber so nervös wie sie war ließ sie die Formwandler-Fähigkeiten ihres Kindes wieder einsetzen.
„Mein Bruder ist wohl auch über dich drüber gerollt, na gut, dann muss er halt sterben“, entschied er mit einem seltsamen Unterton und wie aus dem Nichts verwandelte sich das Theater in eine Kampfarena mit zwei Kämpfern und tobendem Publikum. Einer dieser Kämpfer war Sebastian, der andere war der Scorpio, mit dem Medea laut NJs Vision schon gekämpft hatte.
„Die beiden haben schon miteinander gekämpft, jetzt werde ich den Scorpio aber nicht davon abhalten, deinen kleinen Lover zu töten“, bemerkte er kühl. Der Scorpio war riesig und strotzte vor Muskeln. Sebastian würde diesen Kampf nicht lange überleben.
„Bitte lass ihn leben, er ist dein Bruder“, flehte sie.
„Als mein Bruder müsste er wissen, dass meine Sachen mir gehören“, brüllte er und seine Pupillen wurden pechschwarz.
„Bitte“, jammerte sie.
„Ich lass ihn leben, wenn er den Kampf gegen den Scorpio gewinnt“, sagte er hämisch und der Kampf begann.
Am Anfang hielt sich Sebastian sehr gut, die Angst um seine Familie ließ ihn vermutlich das Äußerste aus ihm herausholen. Doch dann blieb er liegen und stand nicht mehr auf.
„Sebastian“, brüllte sie verzweifelt durch den Raum und stürmte zu ihm hin. Sie kniete zu ihm hin und misste seinen Puls. Sie fühlte keinen mehr.
„Baby, wach auf, Baby“, heulte sie und sah verweint zur Tribüne.
„Bitte rette ihnen, ich mache alles, ich lasse eine Abtreibung vornehmen, nur lass ihn leben“, flehte sie.
„Gut, dann komm her, da brauchen wir keine Ärzte für, das mach ich selbst“, brüllte er und sie kam zögerlich zurück.
„Bitte betäube mich vorher, ich will das nicht miterleben“, bat sie weinerlich.
„Man, du bist so eine Tussi manchmal, okay, meinetwegen“, legte er einen Zauber über sie und sie sackte ohnmächtig zu Boden.
 
In diesem Moment wurde in dem alten Theater alles anderes. Die jubelnde Menge verschwand und mit zwei Seilen köpften die zwei rumänischen Jäger den hünenhaften Scorpio geschickt.
„Du hast dich mit der falschen Familie angelegt, Provinzzauberer“, brüllte Maurus, Thorne entgegen.
„Ich kümmere mich um den Hochstapler“, entschied Madlaina und schwebte auf die Bühne.
„Buh, jetzt hab ich aber Angst“, entgegnete Thorne hochtrabend.
Blitzschnell verwandelte sie ihn in eine Kröte.
„Klassisch, packt ihn in einen Sack, nicht dass er abhaut. So, beleb ihn wieder, Doc“, bat Maurus zu seinem Teamarzt und der rettete Sebastian mit Elektroschocks aus seinen Händen.

Zwanzigstes Kapitel


„Gut, wir haben ihn wieder, ich bring ihn in ein nahgelegenes Krankenhaus, beeilt euch, wir wissen nicht, was er sonst noch so geplant hat“, bat der Arzt Uorsin, der der Anführer der Truppe war.
„Ja, Boss, wir wissen das, wir machen das nicht zum ersten Mal. Beeil dich“, bat Victorin und Uorsin verschwand mit Sebastian.
„So Cousine, bringen wir dich heim“, lud Maurus die bewusstlose Medea sanft auf seine starken Arme, während das restliche Team die anderen suchten.
 
Ein ganzes Team von Magiern musste in den Tagen drauf Freunde und Verwandte von Medea von Flüchen und Zaubern befreien. Kansas schaffte es sogar, den kleinen Zwerg in Medeas Bauch so zu handeln, dass er die Kräfte nicht einsetzen konnte.
„Ihr bekommt also ein Baby“, sprach Sloan an, was nun Tage in der Luft lag, als sie zusammen im Aufenthaltsraum der Villa saßen.
„Ja, sieht so aus. Auch wenn ich panische Angst davor habe was jetzt kommt möchten wir dieses Kind bekommen und es miteinander versuchen“, entschied Medea und hielt die Hand ihres Freundes, der neben ihr auf einem alten Ledersofa saß.
„Wenn ihr das so wollt unterstützen wir euch, aber wenn er dir wehtut muss ich ihm wehtun und ich schaff das auch ohne Kräfte“, entgegnete Paxton cool.
„Ja, das glaub ich dir ger, Gott sei Dank bin ich bewaffnet. Wir haben das nicht geplant, Pax, ist einfach passiert“, versicherte Sebastian.
„Ja, dachte ich mir, trotzdem willkommen in der Familie. Das war ne gute Idee meine Familie zur Hilfe zu holen, hatte ganz vergessen wie gut die sind“, erwiderte Paxton.
„Mir war es eine Ehre sie kennenzulernen. Und was machen wir jetzt?“, fragte Sebastian.
„Also ich weiß schon, was ich nicht mache und das ist nur einen müden Cent von diesen notgeilen Asiaten zu nehmen, ich werde hart für meinen Traum arbeiten um meine Firma wieder aufzubauen“, sagte sie siegessicher.
„Von was redest du?“, fragte Sloan besorgt.
„Willst du nicht wissen, macht dir keinen Kopf, Mum, alles ist gut. Jetzt weiß ich auch dass zwei furchtlose Jäger meinen Rücken stärken und natürlich der stärkste Mann überhaupt, mein Freund“, sagte sie stolz und sah zu Sebastian.
„Ich hab dich mit einer Waffe bedroht!“, murmelte er.
„Du standst unter einem Zauber, schon gut. Das hält dich also in den letzten Tagen wach“, bemerkte sie.
„Ich war ein paar Minuten tot, das hält mich eher wach, aber das andere natürlich auch. Dieser Zauberer der mich gerettet hat, war der auch mit dir verwandt?“, wollte er wissen.
„Nein, er ist kein Zauberer, er kann elektrische Blitze abfeuern, eigentlich ist er ein Dämon, aber er hat sich für die richtige Seite entschieden und ist Arzt geworden. Ich hab ihn nur kurz gesehen, als ich meine Verwandten kennengelernt hatte, er ist der Boss des Teams und ein echt cleverer Kerl. Ich bin ihm furchtbar dankbar, dass er dich gerettet hat. Kansas und er sollten sich mal kennenlernen. Sie finden, ich würde gut in ihr Team passen, aber ich hab ihnen versichert, dass ich selbst das beste Team der Welt habe“, konterte sie und sah die anderen an. Ihe Mädels waren extrem erschöpft, aber froh wieder zu Hause zu sein. Enfys lächelte sie matt an.
„Es tut mir so leid dass ihr das alles wegen mir mitmachen musstet“, entschuldigte sie sich bei den anderen.
„Hey, wir sind deine Familie, was man dir antut tut man auch uns an und umgekehrt. Es ist nichts Schlimmeres passiert und Thorne fristet sein restliches Leben in einem Glas auf dem Schreibtisch von Thundercloud. Das ist noch eine humane Lösung im Vergleich zu dem was dem Scorpio wiederfahren ist. Man, diese Jungs darf man echt nicht sauer machen. Was ist denn jetzt genau passiert, Mum? Wir wissen jetzt was passiert ist, nur nicht die ganzen Details“, wollte sie von Sloan wissen. Sloan sah erst ihren Mann an und atmete tief ein.
„Es begann alles schon vor fast einem Jahr. Ich war damals mit Charly aus, ein Weiberabend, wir machen das sonst nicht mehr so häufig. Charly ging für einen Moment weg, sie musste mit NJ telefonieren, er hatte irgendwie Probleme mit irgendeinem Studienfach. Als sie wiederkam, fand sie mich verwirrt in einem Separee der Bar vor. Ich sagte ihr, ich würde mich nicht gut fühlen und wir gingen heim. Zwei Wochen später wachte ich eines Nachts mit Bauchschmerzen auf. Da bemerkte ich die blauen Flecken auf meinem Bauch. Ich ging tags drauf zu Lindeskab und erzählte ihm, was ich wusste. Aber anstatt meinem mächtigen Mann davon zu erzählen, forderte ich ihn auf zu schweigen. Danach hatte ich ständig Aussetzer und immer verschwanden magische Wesen und tauchten verletzt irgendwo auf. Als ich feststellte, dass ich der schuldige war, gab ich meine Berufung als Mediatorin auf, denn ich fand das nicht mehr richtig. Doch dann hörte es auf, ich hatte keine Aussetzer mehr und war heilfroh. Doch dann fand man diesen Wolf und ich wusste, es passiert wieder. Ich habe mich vollkommen falsch verhalten und ich bin es nicht würdig frei herumzulaufen“, sagte sie beschämt.
„Wir wurden alle verzaubert, die Polizei müsste uns alle einsperren, wir haben alle Sachen gemacht worauf wir nicht stolz sind“, bemerkte Meira, die vor ein paar Tagen ihrer guten Freundin auch eine Waffe vorgehalten hatte, um sie zu entführen. So waren die Frauen in die Fänge von Thorne geraten.
„Ricky ist tot wegen mir“, entschied Sloan.
„Ricky ist tot weil er mich kannte, er hatte das Pech mit mir zu schlafen und so in Thornes Radar zu gelangen. Wenn jemand Schuldgefühle haben müsste, dann bin ich das“, entgegnete Medea.
„Er hat das also alles für dich getan?“, fragte Paxton.
„Ja, anscheinend, die Kämpfe mit Wesen zu veranstalten war nur ein Versuch meine Aufmerksamkeit zu erlangen und das ist ihm auch gelungen. Ich würde mich nicht wundern wenn die Irrlichter nicht auch was damit zu tun gehabt haben“, fiel ihr plötzlich ein.
„Nein, das sind nur kleine Nervensägen, wir haben sie in die Sümpfe von Louisiana verfrachtet da können sie nur dumme Touristen belästigen. Channing geht es auch gut, er arbeitet jetzt als Hausmeister auf meiner Highschool, dass Nolan endlich in seinen wohlverdienten Ruhestand gehen kann. Er lässt dich übrigens grüßen und gratuliert dir zum Baby. Du solltest ihn mal besuchen gehen, er macht sich echt gut“, erklärte Paxton.
„Ja, vielleicht, das ist toll. Ich trage immer noch dieses Ding, aber ich bin schon länger keine Mediatorin mehr“, bemerkte sie nachdenklich und sah ihre goldene Kreole an ihrem Arm an.
„Nein, jetzt bist du mehr denn je eine Mediatorin, nun bist du zwar nur noch eine Benji, aber das bin ich auch und das war ich während meiner ganzen Zeit als Mediatorin. Ich weiß, du bist gerade nicht gut auf den Rat zu sprechen, aber du musst die Rechte der niederen Wesen wie Enfys und Channing im Rat stärken so wie ich es dreißig Jahre lang gemacht habe. Du musst deinem Kind beibringen, dass es keine Klassen zwischen uns mehr geben sollte“, bat Sloan.
„Du hast Recht, meine besten Freundinnen sind zwar niedere Wesen aber auch mächtiger als ich je sein könnte“, lobte sie ihre besten Freundinnen.
„Ich denk nicht, dass ich so mächtig bin, ich konnte das nicht voraussehen“, entschied Meira.
„Du bist dafür ein geniales Medium und weder Nolan noch NJ haben das vorausgesehen, also mach dir keine Vorwürfe. So, ich will endlich nach Hause und wieder in meinem Bett schlafen, bringst du mich heim?“, versicherte sie ihrer besten Freundin und sah wieder Sebastian an.
„Sicher, Süße, gehen wir“, brachte er sie heim.
 
Nachdem sie miteinander geschlafen hatten lagen die beiden entspannt nebeneinander im Bett.
„Man, das war echt die längste Trockenperiode meines Lebens, Gott sei Dank ist das zu Ende“, schmunzelte er zufrieden.
„Ja, ich werde dich auch nie wieder solang zappeln lassen, versprochen. Wir sollten uns eine gemeinsame Wohnung suchen, diese Wohnung hier ist von toten Geistern besetzt“, bemerkte sie nachdenklich.
„Hat das Meira dir gesagt?“, wurde er nervös.
„Nein, nicht wirklich, aber ich meine das war Rufus‘ Wohnung für Jahrzehnte, überall spürt man seinen Geist. Dass er sich umgebracht hat hilft da nicht wirklich“, erwiderte sie. Rufus hatte ein paar Jahre zuvor seine Frau bei dem Versuch sie in einen Vampir zu verwandeln getötet und aus Schuldgefühlen hatte er sich auch umgebracht. Nicht in Medeas Wohnung, aber es hatte einen bitteren Nachgeschmack dort zu wohnen.
„Ja, wir suchen uns eine gemeinsame Wohnung, du hast Recht. Du bist die einzige Person mit der ich mir das vorstellen kann ohne in Panik auszubrechen. Wie wär’s mit einer kleinen Wohnung in der Nähe des Reviers?“, schlug er vor und sie küsste ihn.
„Ja, klingt wunderbar. Tut mir leid dass ich das jetzt ansprechen und die Stimmung ruinieren muss aber ich muss zu Channing und mich bei ihm entschuldigen. Ich war nicht wirklich nett zu ihm“, begann sie plötzlich.
„Und das war’s mit der dritten Runde. Warum?“, wurde er komisch.
„Einfach so, ich hab Schuldgefühle wie ich ihn behandelt habe, du kannst auch mitkommen“, bemerkte er.
„Ja, werde ich auch tun, ich lass meine schwangere Freundin sicher nicht mit einem Wolf allein“, sagte er ernst.
„Du bist echt süß, ja, komm bitte mit“, bat sie.
„Gut, dann gehen wir morgen vor der Arbeit zu ihm“, entschied er und sie stimmte zu.
 
Nachdem Medea am nächsten Morgen das erste Mal von Morgenübelkeit geplagt wurde und sich länger übergeben hatte, fuhren sie zu der Highschool in der auch ihr Vater arbeitete als es ihr besser ging.
„Man, hier kommen so einige Erinnerungen hoch“, warf Sebastian ein als sie in den Keller der Highschool heruntergingen, wo Channing gerade an der Heizung arbeitete.
„Bitte verschon mich damit“, schmunzelte Medea.
„Ich mein den Nachmittag wo ich dich gesucht hab und dich Pot-rauchend hier gefunden habe“, konterte er cool.
„Ach ja, die gute alte Zeit. Ich hatte mein erstes Mal übrigens auch hier unten“, erwähnte sie.
„Okay, das ist was, was ich nicht wissen wollte. Ich hab den Blutsauger übrigens ne Weile nicht mehr gesehen fällt mir auf“, bemerkte er und in dem Moment kam Kaz wie aufs Stichwort aus einem Nebenraum.
„Kaz?“, war sie überrascht ihren Ex zu sehen.
„Äh, hey Leute, bye Leute“, sagte Kaz kurz angebunden und wollte zu den Abwassertunneln gehen, die an die Schule angrenzten.
„Wo willst du hin?“
„In die Villa, ich hab dem Wölfchen Blut abgenommen, Thunder will regelmäßige Bluttests von ihm dass er hier arbeiten kann. Er wartet drauf, ich muss los“, war er in Eile.
„Warum läufst du durch Abwassertunnel?“, fragte sie verwundert.
„Weißt du noch, dass du mich verzaubert hast, so dass ich auch bei Helligkeit raus kann?“
„Ja, einer meiner besten Zauber, oh man, der Zauber hat seine Wirkung verloren, oder?“
„Ich bin fast Grillkohle geworden, nächstes Mal warnst du mich bitte vor“, murrte er.
„Ja, tut mir echt leid. Ich versuch den Rat dazu zu bringen dass er den Zauber wieder erneuert“, versprach sie.
„Nein, schon gut, ich mag die Dunkelheit, ist irgendwie mein Freund geworden. Übrigens Gratulation zum Baby, du hast ein Leben mit Kindern verdient“, bemerkte er mit einem traurigen Ton in der Stimme und ging weiter zu den Tunneln.
„Super, noch ein Leben was ich ruiniert habe, ich hab ein echtes Talent dafür“, bemerkte sie traurig.
„Genaugenommen ist er tot!“
„Du weißt, wie ich das meine. Das erklärt, warum wir ihn so wenig gesehen haben. Ich hör Channing“, konterte sie um das Thema zu wechseln und ging mit ihm durch eine andere Tür. Channing kniete an einem Heizungsrohr.
„Hey Channing“, begrüßte sie ihn trocken.
„Hey, hast du dich verlaufen?“, fragte er schroff.
„Tut mir leid“, sagte sie nur.
„Hast lang gebraucht für diese Entschuldigung, habt ihr es erst jetzt aus dem Bett rausgeschafft?“, raunzte er.
„Ja, so in etwa, ich wollte das nur zwischen uns klären, reinen Tisch machen und so“, druckste sie herum.
„Als wenn ich nicht sehen würde, dass dein kleiner Schoßhund seine Hand nicht an seiner Waffe hat, die sicher mit Silberkugeln gefüllt ist. Bring es hinter dich, Casanova, das du wieder ruhig schlafen kannst“, konterte Channing provozierend und stand auf.
„Ich bin schwanger und du ein Werwolf, er ist nur vorsichtig, das kannst du ihm nicht verdenken, ich fühl mich ziemlich sicher hier“, versprach sie.
„Ach ja, hab ich gehört, gratuliere, hat die Morgenübelkeit wohl schon eingesetzt, hoffe das dauert nicht zu lange“, sagte er freundlicher.
„Oh man, ich riech nach Kotze, oder?“, fragte sie peinlich berührt.
„Nur etwas aus dem Mund, das kann vermutlich aber nur ich wahrnehmen, keine Sorge. Ein Kaugummi genügt da völlig. Entschuldigung akzeptiert. Passt auf euren kleinen Knirps auf, Formwandler gehören auch zur aussterbenden Rasse. Eigentlich sollte ich mich bei dir bedanken, ich hab auf der Straße gewohnt als wir uns getroffen haben, jetzt hab ich Job und Wohnung. Man, kannst du deine Hand bitte von deiner Waffe nehmen, du machst mich echt nervös“, bedankte er sich bei ihr und sah dann zu Sebastian. Sanft schob sie Sebastians Hand von seiner Waffe.
„Wir haben ne heftige Zeit hinter uns, wir sind alle nervös. Ich würde dir das gern mal bei einem Drink erzählen, irgendwann in Zukunft wenn ich nicht mehr schwanger und mein Freund hier etwas beruhigter ist, wenn er mich allein mit dir lässt. Ich freu mich für dich, du siehst gut aus“, bemerkte sie nur.
„Ja, mir geht’s auch gut, besser als dem armen Kaz der jetzt wieder im Dunklen leben muss. Der Käfig funktioniert sehr gut, die Schule darf nur nicht mehr Schulsport einführen“, schmunzelte Channing.
„Dann such ich dir nen anderen Platz, ich bin immer noch Mediatorin zwischen den Welten, auch wenn ich keine Hexe mehr bin. Meld dich, wenn du hier Probleme kriegst, ja?“, entgegnete sie freundlich.
„Mach ich, danke. Ich muss jetzt weiterarbeiten, sonst haben die Schüler nachher eine Sauna oben“, erklärte er.
„Ja, wir halten dich nicht länger von deinem Job ab. Schönen Tag noch“, ging sie davon und Sebastian hinterher.
„Siehst du, sein Leben hast du nicht ruiniert“, beruhigte Sebastian sie, als sie wieder hoch gingen.
„Ja, scheint so. Mir ist schon wieder übel“, murmelte sie.
„Musst du dich wieder übergeben?“, fragte er besorgt.
„Nein, glaub nicht, ich bräuchte nur ne Soda“, entschied sie.
„Ich bring dir eine aus dem Automaten, setz dich auf die Stufen, bin gleich wieder da“, sagte er liebevoll und sie setzte sich hin.
„Hey, Sehnsucht nach der Schule?“, kam ihr Vater vorbei und setzte sich neben sie.
„Nein, nicht wirklich, ich hab Channing besucht und mich für einiges entschuldigt. Jetzt ist mir übel und Seby holt mir ne Soda“, erklärte sie.
„Morgenübelkeit?“, fragte Paxton und sie nickte.
„Ja, hat heut Morgen angefangen, spätestens heute wäre ich skeptisch geworden. Ich weiß, Mum und du finden was ich tue nicht richtig, aber ich möchte dazu beitragen dass die Formwandler nicht aussterben und egal was ihr denkt, ich liebe ihn“, bemerkte sie.
„Das ist doch gut, wir könnten uns einen schlimmeren Schwiegersohn vorstellen“, beruhigte er sie.
„Danke, denke ich. Musst du nicht in irgendeiner Stunde sein?“
„Ist erst halb Neun, ich wollte was vorbereiten, hab aber noch etwas Zeit. Willst du mich loswerden?“
„Nein, ich hab euch wirklich vermisst, ich hab nicht gedacht, dass ich euch jemals wiedersehe. Ich freu mich über jeden Moment mit euch“, legte sie ihren Kopf auf den Schoß ihres Vaters wie sie es früher immer getan hatte.
„Wir lassen uns nicht so leicht unterkriegen, alles ist wieder gut“, strich er ihr über die Haare.
„Seid ihr jetzt eigentlich wieder zusammen?“, fragte sie nach.
„Wir arbeiten dran, aber getrennt sind wir nicht“, sagte er nur.
„Das ist schön, ich hab die Schnauze voll davon mit einem von euch im Streit zu liegen nur um den anderen zu verletzen“, murmelte sie.
„Das ist auf deinem Mist gewachsen, das hättest du nicht machen müssen. Ist immer noch etwas seltsam mit deiner Mutter, ich kann immer noch nicht glauben, dass sie mir nicht anvertraut hat, was mit ihr los war. Aber wir kriegen das hin, ich liebe sie!“
„Das hoff ich so für euch und auch für mich, denn wenn das mit euch klappt hab ich die Hoffnung, dass das mit Sebastian und mir auch klappen kann“, entschied sie und ließ ihren Oberkörper zwischen ihren Beinen hängen weil sie die Übelkeit wieder übermannte.
„Hey Süße, da bin ich schon, geht’s noch?“, kam Sebastian zurückgeilt und setzte sich auch zu ihr hin.
„Bin nicht ganz sicher“, murmelte sie und setzte sich auf.
„Es tut mir so leid“, entschuldigte sich Sebastian höflich.
„Du kannst doch nichts dafür, na ja nicht alleine, okay, Schub ist vorbei, gib mir die Soda, bitte“, bemerkte sie und bekam die Soda gereicht.
„Bei deiner Mutter war das echt schlimm, sie musste sich bis zum sechsten Monat übergeben“, warf Paxton ein.
„Nicht hilfreich, Dad, gar nicht hilfreich“, bemerkte sie murrend.
„Sie hat eine Zauberin zur Welt gebracht, das war was ganz anderes“, entgegnete Paxton.
„Ich habe einen Formwandler-Inkubus-Benji-Hexen-Hybriden in meiner Gebärmutter auf welche Weise ist das anders?“, fragte sie schroff.
„Ja, das könnte noch lustig werden“, erkannte Paxton.
„Pax, wir kommen hier allein klar“, bat Sebastian indirekt seinen zukünftigen Schwievater zu gehen.
„Ja, schon verstanden. Kommt ihr heut Abend zum Essen zu uns?“, fragte Paxton.
„Ja, gerne, Dad, wenn ihr da aber nicht über Morgenübelkeit redet, bitte“, schmunzelte sie.
„Wir reißen uns zusammen, versprochen. Bring ihr noch Salzbrezeln, das hat deiner Mutter immer geholfen“, erwiderte Paxton und stand wieder auf.
„Danke, Dad“, bedankte sie sich und sie standen auch auf.
„Oh gar nicht gut“, stürmte Medea zu den Toiletten.
„Kocht lieber etwas leicht bekömmliches“, bemerkte Sebastian trocken.
„Viel Erfolg bei allem, Seby“, schmunzelte Paxton und ging weiter.
 
„Hey Süße, alles klar bei dir?“, fragte Sebastian als er wieder als Frau verwandelt seine Freundin auf der Toilette aufsuchte.
„In solchen Momenten wünschte ich mir, dass du immer so aussehen würdest wie jetzt, dann hätte ich dieses Problem nicht“, kam sie erschöpft aus der Toilettenkabine.
„Bereust du deine Entscheidung?“, fragte er plötzlich.
„Nein, Süßer, hör nicht auf deine nörgelnde schwangere Freundin, das wird auch aufhören, hoff ich mal. Lass uns zur Arbeit fahren“, sagte sie sanft und kauerte sich in seine immer noch weiblichen Arme.
„Soll ich dich nicht wieder nach Hause bringen?“, fragte er besorgt.
„Nein, ich hab schon zu lang bei der Arbeit gefehlt, ich will meinen zukünftigen Schwiegervater doch nicht verärgern“, murmelte sie und während er sie aus den Toilettenräumen brachte, verwandelte er sich zurück.
 

Einundzwanzigstes Kapitel


Ein Jahr später
 
„Rufus, Süßer, schlaf endlich, Mummy will sich anziehen“, sprach Medea mit ihrem neugeborenen Sohn. Sie hing über dem Kinderbettchen nur mit Strapsen und einem Korsett bekleidet.
„Schätzchen, überfordere deinen armen Inkubus-Sohn nicht mit deinen weiblichen Reizen“, bemerkte Sebastian und stellte sich eng hinter sie.
„Ich provoziere eher seinen notgeilen Vater. Ich muss mich jetzt echt anziehen, sonst kommen wir noch zu spät zu unserer eigenen Hochzeit“, drückte sie seinen Kopf weg, als er anfing ihren Nacken zu küssen.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir heute wirklich heiraten“, sagte er glücklich und sie küsste ihn.
„Ja und ich kann kaum glauben dass du mir seit einem Jahr schon treu bist“, witzelte sie.
„Soweit du weißt“, frotzelte er und sie sah ihn böse an.
„Ja, ich bin dir treu, mein Vater und meine Kumpels halten mich zwar alle für bescheuert, aber es ist so einfach wenn man eine Frau wirklich liebt“, entschied er.
„Schön gesagt, warte, bist du wieder verzaubert?“, sah sie ihm in die Augen.
„Nur von dir, meine Süße. Du musst dein Kleid anziehen, die Leute erwarten zwar ein sexy Outfit von dir, aber so aufreizend dann doch nicht“, konterte er.
„Ja, das wär dann sogar zu viel für eine heidnische Hochzeit. Bin gleich wieder da, mein Süßer“, sprach sie mit ihrem kleinen Sohn im Baby-Bett und ging ihr Kleid anziehen.
 
Zwei Stunden später ging eine wunderschöne Braut über das Gras im Garten ihres Elternhauses. Obwohl sie nicht katholisch und schon gar nicht in einer Kirche heirateten war sonst alles sehr traditionell. Sebastian stand grinsend neben der Hohepriesterin und neben ihm standen zwei Trauzeugen. Es waren zwei Kollegen von ihm.
„Ich kann verstehen dass du treu bist bei so ner heißen Braut. Ihre Nach-Schwangerschaftsfigur kann doch nur magisch verursacht worden sein“, bewunderte einer seiner Trauzeugen den perfekten Körper der Braut.
„Wir haben nur jede Nacht Sex, das verbrennt super Kalorieren“, konterte der Bräutigam cool und die Priesterin sah ihn böse an.
„Was? Neidisch?“, schmunzelte er und die Priesterin schüttelte den Kopf.
„Sollten Sie aber“, frotzelte er und seine Braut war bei ihm angekommen.
 
„Du bist so wunderschön“, flüsterte er ihr entgegen.
„Danke“, hauchte sie nervös.
Sie vollzogen eine wunderschöne Hexenhochzeits-Zeremonie wobei jeder Gast ihnen eine Schleife um ihre zusammengelegten Hände band. Die rumänischen Verwandten waren gekommen sowie alle von Medeas Angestellten und Freunde, die meisten waren aber auch Sebastians Freunde. An Lindeskabs Arm kam überraschenderweise Raine zu ihnen und die beiden schreckten zusammen.
„Was macht sie hier?“, raunzte Sebastian.
„Sie ist immer noch deine Mutter und es tut ihr in der Seele weh dass der richtige Bruder die Frau bekommt, nicht wahr, Raine?“, fragte Lindeskab seine Ex und die grummelte etwas Unverständliches.
„Habt keine Sorge, sie ist an mich gebunden“, zeigte er, dass er sie an Handschellen an seinem Gürtel befestigt hatte.
„Ja, wenn du in ihrer Gegenwart immer die Hosen anlassen würdest, würde ich nicht existieren“, bemerkte er.
„Ist eure Hochzeit, ich bring sie weg, nachdem ich das hier gemacht habe“, band er ein glänzendes blaues Band um ihre Hände.
„Danke, das wäre echt lieb, tut mir leid, Mum!“, bat Sebastian ernst.
„Es tut mir leid“, brachte sie hervor.
„Ja, das hoffe ich“, bemerkte Medea und Lindeskab brachte Raine weg.
„Tut mir leid, ich wusste nicht, dass er das machen würde“, entschuldigte sich Sebastian bei seiner Braut.
„Ja, ich weiß, schon gut, jetzt ist sie ja weg. Wo ist Rufus?“, sah sie sich um.
„Er ist auf dem Arm von deiner Mutter, keine Sorge und mein Bruder quakt noch friedlich im Glas. Ihr beide Rufus und du werdet immer meine Familie sein und nicht die da, das verspreche ich dir“, versuchte er seine Braut zu beruhigen.
„Alles ist in Ordnung, ich fühl mich sicher“, sah sie ihm tief in die Augen und lugte dann zu ihren Großcousins, die sie beide anlächelten.
„Die beiden machen mir irgendwie Angst, mir kommt es fast vor, dass sie aufpassen, dass ich nichts falsch mache“, winkte er den starken Jungs zu, die ihn breit angrinsten.
„Sie sind wie Brüder, die müssen halt auf mich aufpassen“, schmunzelte sie.
„Ich will ja nicht in euer Privatleben eingreifen, aber ich würde die Zeremonie gern noch fertig durchziehen“, störte sie die Priesterin.
„Wir sollten die Priesterin nicht ärgern, sie kann uns sicher verfluchen“, witzelte sie und die Priesterin beendete die Zeremonie.
 
„Wo bringst du mich hin?“, fragte Medea, als sie mit einem Tuch über den Augen auf dem Beifahrersitz ihres Wagens neben ihrem frischgebackenen Mann saß.
„Ist ne Überraschung, sei nicht so wunderfitzig, meine Süße“, bemerkte er amüsiert.
„Wenn du mich mit einer Orgie überraschen willst muss ich dir sagen während du letzte Nacht deinen letzten Abend als Junggeselle gefeiert hast, und bitte erzähl mir niemals was ihr gemacht habt, hab ich deinen Sohn versucht zu überreden, endlich die Äuglein zuzumachen. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich müde“, entschied sie.
„Hey, das wollte ich eigentlich als Überraschung für unseren ersten Hochzeitstag planen, nein, ist was nicht sehr anstrengendes, versprochen“, schmunzelte er und hielt an.
„Sind wir da?“
„Ja, sieht so aus, bleib einfach sitzen, ich führ dich hin“, bat er und stieg aus.
„Jetzt machst du mich echt neugierig, hey, was machst du?“, quiekte sie, als er sie auf den Arme trug.
„So ist es einfacher dich hinzutransportieren und es ist auch romantisch, so, wir sind da“, setzte er sich schwungvoll ab.
„Es riecht nach Farbe, du hast mir doch kein Haus gekauft, oder?“, fragte sie.
„Nein, unsere Wohnung reicht uns gut. Voila“, machte er ihr die Augenbinde ab.
„Das ist nen Hinterhof“, bemerkte sie enttäuscht, als sie wieder richtig sehen konnte.
„Ich dachte das wäre mal nen anderes sexuelles Abenteuer“, schmunzelte er.
„Nein, auf keinen Fall“, nörgelte sie.
„Gut, dann schauen wir mal ob wir da drin ein lauschiges Plätzchen finden“, öffnete er eine metallene Tür.
„Das ist Einbruch“, zögert sie.
„Ich bin ein Polizist, schon gut“, beruhigte er sie und zog sie hinein.
„An deine bizarren sexuellen Wünsche muss ich mich wohl immer noch gewöhnen, also gut“, gab sie nach und er drückte sie sanft an eine Glastür.
„Ist das hier ein Büro?“, fragte sie plötzlich.
„Ja, sieht so aus“, konterte er und wechselte die Position an der Tür.
„Da steht mein Name“, realisierte sie plötzlich.
„Ja, sieht so aus“, bemerkte er, während er ihr Kleid langsam öffnete.
„Das ist mein Büro?“, fragte sie gerührt.
„Ach, ja, ist mir gar nicht aufgefallen“, schmunzelte er und schloss die Tür auf.
„Ihr habt es fertig gestellt?“, sah sie sich um.
„Ja, ich hab dich angelogen, ich hab die letzten Wochen nicht länger arbeiten müssen, ich hab mit deinen Cousins und ein paar Freunden das Büro fertiggestellt“, erklärte er.
„Da steht mein Name an der Tür, ich hab ein richtiges Büro“, konnte sie ihr Glück kaum fassen.
„Ja, ich hab gemerkt dass du auf dem Revier nicht mehr glücklich bist und es niemals warst, du gehörst hierhin“, erklärte er ihr und machte das Licht an. Anstatt einer kalten Callcenter-Atmosphäre hatte sie nun ein eigenes Büro was ihre Freundinnen liebevoll eingerichtet hatten.
„Da ist dieses wundervolle Bild von Rufus und dir, was dein Dad nach seiner Geburt gemacht hat“, bekam sie Tränen in den Augen, als sie ein Bild von ihrem Schreibtisch aufnahm.
„Ja, da gehört es auch hin, dann kannst du deinen Klienten, die du hier empfangen wirst, stolz von deiner Familie berichten“, bemerkte er und sie setzte sich auf den Rand ihres Schreibtisches.
„Meine Klienten?“
„Hey, du bist doch die Mediatorin, du bist alt genug das nicht mehr in Hinterhöfen und Diners zu machen, jetzt müssen die Klienten zu dir kommen wenn sie was wollen. Sie können auch anrufen und mailen oder skypen, alles komplett abhörsicher, dank meiner Freunde vom FBI“, erklärte er stolz.
„Das hat doch sehr unser Budget gesprengt, oder?“
„Wir haben fast alles selbst gemacht und die Elektronik haben wir von Razzien, keine Sorge, sind auch vom FBI auf Vordermann gebracht worden. Und das Beste hast du noch gar nicht gesehen“, sagte er stolz und öffnete eine versteckte Tür neben dem Schreibtisch. Darin ein Baby-Bett und ein Schaukelstuhl.
„An einen  Platz für Rufus hast du auch, du kleiner Angeber. Dafür ist aber unser Babysitter-Budget draufgegangen, was?“
„Das brauchen wir nicht, wir haben zwei Patentanten und eine tolle Oma, ihm wird es an nichts fehlen, sonst kannst du ihn hierhin mitnehmen. Gefällt’s dir?“
„Ob es mir … ich liebe es, das war schon immer mein Traum. Haben die anderen auch Büros?“, fragte sie und stand wieder auf.
„Klar, sonst gibt es hier noch Zickenterror, aber deins ist schon am weitesten und natürlich am schönsten. Die anderen kennen ihre Büros schon, sie lieben sie auch, sie haben echt gute Arbeit geleistet hier, so viel femininen Touch hätten die Jungs und ich hier nicht einbringen können, glaub ich. Ich wollte dir eigentlich Perlen schenken zur Hochzeit, aber ich glaub das war die bessere Entscheidung“, war er froh, dass es ihr gefiel.
„Über Perlen hätte ich mich auch gefreut“, witzelte sie.
„Du kleine Hexe!“, schmunzelte er und zog sie zu der gemütlichen Couch in ihrem Büro.
„Ich glaub, ich bin heute eine große Hexe“, murmelte sie und zog seine Jacke aus.
 
Medeas Leben begann an diesem Tag auf einem ganz neuen Level. Innerhalb von einem Jahr war sie Ehefrau und Mutter geworden und genoss dies in vollen Zügen. Ihre Firma konnte mit den neurenovierten Räumen endlich durchstarten und ohne den anrüchigen Touch der Asiaten-Pornos konnten sie endlich seriös werden. Ihre Eltern konnten ihre Ehe auch kitten und konnten sie mit Rufus super unterstützen. Gleichzeitig konzentrierte sich Meira mehr auf das Medium in ihr und konnte so einigen Leuten helfen, ihren Liebsten nach deren Tod noch etwas zu sagen. Enfys hörte auf in Wohnungen einzubrechen, doch sie hörte nicht auf Wesen zu helfen. Sie begann ein Psychologie-Studium und konnte so im Büro Wesen wie Channing helfen, sich in der Stadt zu Recht zu finden. Sebastian hatte endlich seine große Liebe gefunden und so eingesehen, dass ein Inkubus zu sein immer eine Ausrede gewesen war sich an nichts und niemanden zu binden, obwohl er es immer hätte tun können. In der Villa verlief alles wie immer, Kaz sah nach einer Weile ein, dass er Medea gehen lassen musste um sein ganzes Potential auszuschöpfen. Die zwei nativamerikanischen Ärzte bildeten ihn als Pfleger aus und so konnte er kommenden Generationen wie Rufus bei ihrer Jagd nach schwarzen Zauberern und Vampiren beistehen, so wie Rufus Namensvetter es damals getan hatte. Medea und Paxton erhielten nie wieder ihre Kräfte zurück, aber erst mit dem Verlust ihrer Kräfte wurde ihnen klar, dass sie diese niemals gebraucht hatten um glücklich zu sein.

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Tag der Veröffentlichung: 27.03.2014

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