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Erstes Kapitel


Paisley Dike, 26-jährige Sekretärin aus Raleigh in Nord-Carolina drehte sich im Bett herum, als sie durch einen Krankenwagen, der durch ihre Straße gerast kam, geweckt wurde.
„Man, ich musste ja unbedingt neben ein Krankenhaus ziehen“, murmelte Paisley und setzte sich nun hellwach auf.
Sie war erst seit etwa zwei Stunden im Bett, wie sie durch einen Blick auf ihren Wecker feststellte. Ihre Tage waren lang und ihre Nächte sehr kurz. Schuld daran waren weder ihre Kinder oder ihr Mann, denn der kinderlose Single war glücklich ohne, aber in gewissem Sinne war sie für ein erwachsenes Kind zuständig. Sein Name Seth Harper ,seines Zeichens stellvertretender Geschäftsführer von Harper Immobilien, für die sie arbeitete. Seth war der anhänglichste Typ, den sie je kennen gelernt hatte. Er war ihr überhaupt nicht sympathisch, denn er war arrogant, ein Macho und hatte schon jede hübsche Frau der Stadt im Bett gehabt. Paisley war auch eine hübsche junge Frau, aber obwohl sie ihn schon über zwei Jahre kannte, hatte er ihr nie Avancen gemacht. Einerseits war sie erfreut darüber, andererseits war es für ihre Weiblichkeit irgendwie kränkend.
Ihr Handy summte auf ihrem Küchentresen. Sie stand auf und ging dran.
„Dike, ich brauch Sie vorm Legends in 20 Minuten“, bat Seth, der sie anrief.
„Taxis sind nicht so Ihr Ding, was?“, fragte Paisley murmelnd.
„Wie meinen?“, fragte Seth, der betrunken schien.
„Ich komme in 20 Minuten und bleiben Sie diesmal vor der Tür und nicht im Club, ich hab' keine Lust eine halbe Stunde drinnen nach Ihnen zu suchen“, bat Paisley und klappte ihr Handy zu.
 
„Morgen kündige ich“, redete Paisley vor sich hin, während sie sich anzog. Sie hatte schon oft mit dem Gedanken gespielt, aber es nie getan.
Paisley zog ihren schlichten Kord-Mantel zusammen und ihre Lederhandschuhe an, als sie auf ihren hohen Schuhen über die Straße zum Legends ging. Es war eine saukalte Novembernacht. Gerade war der neue Präsident gewählt worden und das Land war immer noch in Feierstimmung. Auch ihr Boss war in Feierlaune. Er hang auf den Schultern zweier Frauen, die er ungeniert anmachte.
„Also, ich bin da, fahren wir“, erwiderte Paisley wenig begeistert.
„Hey, hey Dike, was machen Sie hier?“, fragte Seth und legte seinen Arm auf Paisleys Schulter.
„Wenn ich Ihnen heute Abend eine knalle, wissen Sie das dann morgen noch und feuern mich?“, fragte Paisley sarkastisch, aber Seth grinste sie nur an.
„Irgendwann sollte ich das auch wirklich mal tun“, erkannte Paisley und schleppte ihn zum Auto.
 
Paisley wartete mit dem dampfenden Kaffee in der Hand auf ihren Chef. Sie war so müde, aber sie versuchte sich nichts anzumerken, als sie zum Appell da stand. Egal ob ihr Boss eine Frau bei sich gehabt oder die Nacht zuvor gesoffen hatte, er kam pünktlich acht Uhr zur Arbeit und wollte etwas von ihr. Sie sah auf die Uhr. 2 Minuten vor Acht. Sie war früh dran an diesem Tag. Da sie in der Raucherabteilung stand, stellte sie die Tasse auf dem Tisch mit der Kaffeemaschine und steckte sich eine Zigarette an. Sie hatte angefangen zu rauchen, sie wollte nie rauchen, hatte ihre ganze Teenagerzeit dem Drang widerstanden, aber zwei Tage nachdem sie in der Firma angefangen hatte, hatte sie auch angefangen zu rauchen. Sie genoss die Zigarette und schloss für eine Sekunde ihre Augen.
„Pennen Sie im Stehen, Dike?“, fragte Seth plötzlich und sie öffnete die Augen.
„Morgen, Boss“, begrüßte sie ihn und gab ihm den Kaffee.
„Morgen. Haben Sie das Schreiben für das Grundbuchamt fertig?“, fragte der gebürtige Texaner und nippte an seinem Kaffee.
„Seit einer halben Stunde, Boss. Wir sollten uns mal wegen gestern Nacht unterhalten“, bat Paisley und drückte ihre Zigarette aus, die sie noch in der Hand hielt.
„Ah, okay, Sie sind ein süßes Mädchen, aber ich bin kein Mann für eine Frau“, murmelte Seth verlegen.
„Wenn wir zusammen geschlafen hätten, hätte ich mir sicher nicht die Mühe gemacht, danach noch heimzufahren, das können Sie mir glauben. Ich meine Ihre Trinkerei. Ich musste Sie schon zum zweiten Mal diese Woche mitten in der Nacht abholen und es ist erst Donnerstag“, entschied sie.
„Wenn ich anfange, wie die Bösewichte in der Seifenoper zu trinken, melden Sie sich noch Mal. Also muss ich hier noch lang rumstehen, oder bieten Sie mir jetzt mal eine Zigarette an?“, fragte er frech und sie gab ihm verdutzt die Schachtel mit ihren Zigaretten.
„Sie sollten nicht rauchen, ist schlecht für die Gesundheit“, entschied Seth, steckte sich eine an und ging mit Kaffee und Zigarette in der Hand weiter.
„Guter Tipp, sollte ich mir merken“, entschied Paisley etwas sarkastisch und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch.
Mit Argusaugen betrachtete Paisley ihren Boss. Der 28-jährige war nicht unbegründet von sich selbst überzeugt, er war wie sein Vater ein gut aussehender Mann mit gewissem Charme. Doch seine Arroganz und nervige Art machten alle ihre Gefühle ihm gegenüber zunichte. Plötzlich hörte sie das Signal des internen Nachrichtendienstes:
 
Boss 2:                  
Wenn Sie mich noch länger anstarren, könnte ich denken, Sie stehen auf mich.

Sekretärin Nr. 2:
Ihre Krawatte ist grausig, sie hypnotisiert mich irgendwie.

Boss 2:
Das ist eine Kragenschlinge, Dike!

Sekretärin Nr. 2:
Sind diese Krawatten nicht außerhalb von Texas verboten?

Boss 2:
hr Kostüm schreit auch so nach den 90ern!

Sekretärin Nr. 2:
Da ich gestern den ganzen Tag ihnen zu Diensten war, konnte ich nicht zur Reinigung und musste mein Ersatzkostüm anziehen!

Boss 2:
Zu Diensten? Davon wüsste ich!

Sekretärin Nr. 2:
Sie wissen was ich meine. Brauchen Sie noch einen Kaffee?

Boss 2:
Nein, geh' nachher selbst einen holen, danke!

Sekretärin Nr. 2:
Ah okay, melden Sie sich, wenn sie noch was brauchen!

Boss 2:
Ja, mach’ ich, danke!

 
Sie sah vom Bildschirm auf. Wenn sie mit ihrem Vorgesetzten im Chat schäkerte, hatten sie fast so was wie eine freundschaftliche Beziehung, doch ihren Blick erwiderte er nicht, als sie mit ihm nach dem Chat Blicke austauschte.
 
An diesem Nachmittag begab sich Paisley auf die Suche nach ihrem Vorgesetzten, weil der ohne seinen 5-Uhr-Kaffee unerträglich war. Als er in den Besprechungsraum kam, erwischte sie ihren Boss in flagranti mit der Praktikantin.
„Hi Boss, Ihr Kaffee. Wenn Sie die Praktikantin fertig eingelernt haben, müssen sie noch den Quartalsbericht unterschreiben“, bemerkte sie völlig cool, stellte die Tasse ab und ging wieder. Für sie war diese Situation weder peinlich noch neu, in den zwei Jahren hatte sie schon viel ertragen müssen.
„Paise’, weißt du, wo die Praktikantin ist?“, fragte eine ihrer Kolleginnen, die ihr auf dem Rückweg zu ihrem Arbeitsplatz begegnete.
„Sie hilft Seth bei was persönlichem“, erkannte Paisley schmunzelnd.
„Schon wieder? Stellen wir eigentlich auch Praktikantinnen ein, die mal arbeiten?“, fragte ihre Kollegin genervt.
„Keine Ahnung, frag’ die Personalabteilung. Kann ich dir vielleicht helfen, bin grad etwas unterbeschäftigt, während der Boss Blondinchen besteigt“, bot Paisley ihre Hilfe an.
„Ich bräuchte einige Kopien, wenn das nicht zu blöd für dich ist“, bemerkte ihre Kollegin.
„Nein, gib her, ist schön, mal wieder so was Einfaches zu machen. Ich bin gleich wieder da“, entschied Paisley und verschwand mit den Unterlagen im Arm im Kopierraum.
 
Mit dem Licht ihrer schwachen Schreibtischlampe arbeitete Paisley spät an diesem Abend in ihrem Büro. Nach zwei Jahren hatte sich ihr Körper an den Schlafmangel gewöhnt, sie war fast nicht müde.
„Hey Kleines, ich lass’ dich ungern allein’, aber ich sollte heim, bevor mein Mann schon wieder ohne mich einschläft“, entgegnete ihre Kollegin und sie sah vom Schreibtisch auf.
„Du solltest wirklich heimgehen und deinen Mann ganz festhalten, es ist möglich, dass er eines Tages weg ist“, riet Paisley ihr nachdenklich.
„Schon wieder einer? Du solltest für den Loser nicht so viele Einstriche in deinem Privatleben machen“, erkannte ihre Kollegin, dass Paisley von ihrer letzten Beziehung sprach.
„Welches Privatleben? Ich hab' seit ich ihr angefangen hab' kein Privatleben mehr gehabt“, stellte Paisley klar.
„Genau deswegen. Gute Nacht, Kleines“, verabschiedete sich ihre Kollegin und ließ sie allein.
„Privatleben, ach ja, was für ein Luxus. Okay, wird auch Zeit zu gehen“, murmelte Paisley und stand auf. Sie nahm ein paar Akten auf, um sie ihrem Boss auf den Tisch zu legen. Als sie beim Schreibtisch angekommen war, stolperte sie über etwas. Sie machte das Licht an dem dunklen Schreibtisch an und sah nach, über was sie gestolpert war. Es war ein Bein, das unter dem Schreibtisch hervor sah.
„Sie haben mich gefunden, verdammt“, murmelte Seth, der mit einer Flasche Whiskey in der Hand unter dem Tisch versteckt saß.
„Soll ich fragen, was Sie da machen?“, fragte Paisley und setzte sich auf den Stuhl ihres Bosses.
„Ich betrauere meine Familie“, erklärte Seth.
„Sie haben eine Familie?“, fragte Paisley total verwirrt.
„Na ja, jetzt nicht mehr“, erkannte Seth und legte die leere Flasche in den Papierkorb.

Zweites Kapitel


Paisley saß auf ihrem kleinen Sofa und nippte an ihrem Kaffee. Es war früh am Morgen, sie hatte nicht geschlafen, nachdem sie ihren Boss in ihr Bett verfrachtet hatte. Er hatte nach dieser kryptischen Nachricht die Nacht zuvor das Bewusstsein verloren. Sie stellte den Kaffeebecher ab und ging zum Bett. Ihr Boss lag dort wie tot. Sie maß seinen Puls und atmete auf, als sie einen fühlte. Plötzlich packte er ihren Arm.
„Wasser, 2 Aspirin“, hauchte er leidend.
„Hab' ich schon griffbereit, nehmen Sie sie und schlafen Sie noch etwas, es ist sehr früh am Morgen“, sagte Paisley hilfsbereit und nahm mit ihrem freien Arm eine Schachtel Aspirin und eine Wasserflasche vom Tisch.
„Wo bin ich?“, fragte er und öffnete seine tränenunterlaufenden Augen.
„Bei mir zu Hause. Bilden Sie sich bloß nichts darauf ein, meine Wohnung ist nur näher bei der Arbeit. Nehmen Sie die Medizin und schlafen Sie weiter, Sie können sich erholen, ich hab' Ihre Termine für heute abgesagt und ich werde von hier aus arbeiten. Ich bin in meinem Arbeitszimmer, Kaffee steht auf dem Tisch, falls Sie wollen“, erklärte Paisley etwas kühl und löste seinen Griff.
„Sie werden nichts sagen, oder?“, fragte er hoffend.
„Sicher nicht, dafür sind gute Sekretärinnen ja da“, versprach Paisley und ging in ihr Arbeitszimmer.
 
Die Sonne ging gerade auf und blendete auf ihrem Bildschirm, als die Tür des Arbeitszimmers ihrer Altbaumwohnung mit einem Knatschen aufging.
„Morgen, Kaffee gefunden?“, fragte Paisley, ohne vom Bildschirm aufzusehen.
„Ja, danke. Sie sind fleißig?“, fragte Seth, der ziemlich mitgenommen aus sah.
„Sieht ganz danach aus. Sie können ruhig noch etwas länger bleiben, es ist erst acht Uhr“, entschied Paisley und drehte sich in ihrem Drehstuhl um. Sie trug ein schönes Kostüm mit Rock und Strumpfhosen.
„Aber Sie sind wieder todschick, so wie ich Sie kenne. Warum bin ich in Ihrem Bett aufgewacht?“, wollte Seth wissen und Paisley schwang lasziv ihr Bein auf die andere Seite.
„Ihr Männer seid nicht die einzigen, die eine betrunkene Person ausnützen können, um sie ins Bett zu kriegen“, entgegnete sie cool.
„Jetzt ernsthaft?“
„Natürlich nicht ernsthaft, auch wenn ich gestern gewollt hätte, an Bewusstlosen vergreif’ ich mich nicht“, schmunzelte sie.
„Oh gut. Könnten Sie mich heimfahren? Ich glaub' ich hab' noch zu viel im Tee, um selbst zu fahren“, entschied Seth.
„Ich würd’ Ihnen in dem Zustand auch nicht meinen Wagen leihen, nichts für Ungut“, erwiderte Paisley.
„War ich gestern arg schlimm?“
„Nicht mehr als sonst. Ach übrigens, ich kündige“, entgegnete sie und drehte sich im Stuhl wieder herum.
„Was heißt Sie kündigen?“, fragte Seth verwundert.
„Sie haben echt einen heftigen Kater, ich werde morgen nicht zur Arbeit erscheinen und übermorgen auch nicht“, bemerkte sie standhaft.
„Wieso? Gibt es einen Grund dafür? Hab' ich Sie belästigt, wenn dann tut’s mir leid, ich trink’ eindeutig zu viel“, erkannte Seth entschuldigend.
„Äh nein, eine Anmache hätte ich problemlos abgewehrt. Es ist die Arbeit, sie entzieht mir jegliche Lebensgeister. Okay, wie kann ich das verdeutlichen. Ah ja, hier erst mal, der Kalender ist von 2006. Das hier waren die Wochen, bevor ich bei Ihnen angefangen habe, dort stehen Arzttermine, Kinobesuche, Dates und danach nichts mehr, ich bin in den letzten zwei Jahren weder im Kino noch bei irgendwelchen Ärzten gewesen und meine längste Beziehung dauerte 4 Wochen, danach war es dem Mann zu lästig, eine Dreiecksbeziehung zu führen. Aber jetzt ist Schluss damit, ich möchte heiraten, Kinder bekommen, einen Sonntag ausschlafen“, erklärte Paisley und Seth setzte sich neben sie.
„Hab' ich Ihnen jemals danke gesagt?“, fragte Seth plötzlich.
„Nicht ernstgemeint, zumindest. Okay, fahren wir“, konterte sie und stand auf.
„Sie wollen also wirklich kündigen?“
„Endlich hab' ich den Mut dazu gefunden, da bin ich ganz sicher. Sie wollen mir nicht sagen, was sie gestern geschwafelt haben über eine Familie, die sie verloren haben, oder?“, erkannte Paisley, während sie sich ihren Mantel anzog.
„Das hab' ich laut gesagt? Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht mit meinen Problemen belasten“, entgegnete Seth, der fast nett klang.
„Erzählen Sie mir, was dahinter steckt, jetzt, wo ich nicht mehr für Sie arbeite?“
„Ich war einmal in meinen Frühlingsferien im College auf Haiti. Dort habe ich diese Frau getroffen, sie war älter als ich, nicht viel älter, vielleicht fünf Jahre. Sie hat mir vor zwei Jahren geschrieben, dass sie ein Kind von mir hat. Wie man Dad es schon getan hatte, hab' ich mich vor der Verantwortung gedrückt und brav bezahlt. Gestern hab' ich die Nachricht bekommen, dass die beiden bei dem großen Orkan ums Leben gekommen sind.
Sie war nicht mehr als ein Urlaubsflirt und das Kind hab' ich nie kennen gelernt, aber das bringt einen echt zum Nachdenken. Und Nachdenken mag ich nicht, deshalb hab' ich mich volllaufen lassen“, erzählte Seth und trottete hinter ihr her.
„Das hätte ich auch nicht anders von Ihnen erwartet. Es wäre ja so schwer gewesen, jemanden zum Reden zu finden. Ich hätte Ihnen immer zugehört, so wie jetzt. Was denken Sie wie viele uneheliche Kinder Sie noch haben, von denen Sie nichts wissen?“, fragte Paisley.
„Also ich weiß von zwei weiteren, die wohnen aber in den Staaten. Gucken Sie mich nicht so an, ich bin kein Monster, jede dieser Frauen kriegt genug Geld zum Leben. Man, das wissen nur meine engsten Freunde, warum erzähl’ ich Ihnen das überhaupt?“, murmelte Seth und stieg in ihren Wagen ein.
„Erzählen Sie ruhig weiter, ich arbeite nicht mehr für Sie, sehen Sie mich einfach als Fremde im Bus“, entschied sie und fuhr los.
„Ich kenn’ Sie viel zu gut, um Sie als Fremde zu sehen“
„Nein, tun Sie nicht. Sie kennen ja nicht mal meinen Vornamen“, vermutete Paisley und grinste.
„Sie heißen Penny, oder?“, fragte Seth und Paisleys Grinsen verschwand.
„Paisley, ich heiße Paisley“, bemerkte sie entsetzt, dass er das wirklich nicht wusste.
„Ich wusste doch, es war etwas mit P“, entschied er cool.
„Oh man, es ist echt Zeit, dass ich nicht mehr für Sie arbeite. Sie sind echt ein arrogantes Arschloch und endlich kann ich das auch sagen“, wütete sie verärgert.
„Ganz ruhig, meine Süße, kann passieren“, bemerkte Seth und Paisley bremste ruckartig auf einem Parkstreifen.
„Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte Seth und Paisley schlug ihm mit der flachen Hand gegen die Nase.
„Oh verdammt, Sie Miststück, Sie haben mir die Nase gebrochen“, entgegnete er fluchend. Sie fasste an Seths Nase und tastete sie ab.
„Nein, sie ist nicht gebrochen. Drücken Sie das drauf, sonst bluten Sie mir noch meine Sitzbezüge voll“, forderte Paisley und drückte ihm ein Taschentuch in die Hand, bevor sie weiterfuhr.
„Spätestens jetzt hätte ich Sie gefeuert, wie sind Sie denn drauf?“, fragte Seth entsetzt, während er sich das Taschentuch auf die Nase presste.
„Sie halten einfach die Klappe, ja?“, grummelte sie und sie fuhren schweigend weiter.
„Ich hole meine Sachen heut’ Nachmittag, haben Sie ein schönes Leben“, verabschiedete sie ihn gereizt, als sie ihn vor seiner Wohnung ablud.
„Das klingt fast ehrlich, rufen Sie vorher an, dass ich dem Sicherheitsdienst Bescheid sagen kann“, erkannte er grantig und stieg aus.
„Mach ich, bye“, erkannte sie und düste davon.
 
Wie ein gefallener Krieger schlich Seth in sein Apartment. Er wohnte mit einem ehemaligen Kommilitonen in einer WG. Der war genau wie er, Frauenverachtend und herzlos.
„Oh verdammt S.H., was ist denn mit dir passiert?“, fragte sein Mitbewohner Ignác, als er seinen Kumpel reinkommen sah.
„Gar nichts. Gute Nacht“, grummelte Seth schlechtgelaunt und ging in Richtung seines Zimmers.
„Hab' ich dir nicht gesagt, du sollst dir den Namen der Frau auf den Handrücken schreiben?“, fragte Ignác amüsiert, als er sah, dass Seths Nase blutete.
„Ach, halt bloß die Klappe, I.C.“, raunzte Seth und ließ sich neben sich in einen etwas ranzigen Couchsessel fallen.
„Man, sie hat echt zugelangt, aber nicht zu sehr, um deine Nase zu brechen. Sei froh, dass du keine Männer flachlegst, da wäre die Nase hin. So oft wie du schon einen auf die Nase bekommen hast müsstest du eigentlich gelernt haben wie man auszuweicht“, witzelte Ignác und untersuchte die Nase seines Kumpels.
„Flossen weg, du bist kein Arzt, auch wenn du als Chiropraktiker einen Doktortitel trägst“, forderte Seth und schlug auf Ignács Hand.
„Wenn ich dir nach deinen Sexpartys den Rücken eingerenkt habe, hast du dich nie beschwert. Ich muss los, manche Leute müssen hart arbeiten umso feiern zu können, wie du. Geh' duschen, du stinkst furchtbar“, bat Ignác, schulterte seine Tasche und verschwand aus der Tür.
 
Paisley war so wütend, aber gleichzeitig so erleichtert, dass dieser Stress endlich ein Ende hatte. Ihre Hand schmerzte, aber das war es echt wert gewesen. Erschöpft legte sie sich auf ihr Kissen. Es roch nach Seth. Es war ein angenehmer Geruch, was seltsam war nach seinem tiefen Suff-Schlaf. Sie kuschelte sich in ihr Kissen ein und döste ein. 

Drittes Kapitel


Sie hatte keine zwei Stunden geschlafen, als ihr Handy wieder klingelte.
„Das ist nicht Ihr Ernst, oder?“, fragte sie schlaftrunken, weil sie genau wusste, wer der Anrufer war.
„Ich wollte mich entschuldigen und danke sagen“, entschuldigte sich Seth reumütig.
„Und ich entschuldige mich, dass ich Sie geschlagen habe, ich komm’ trotzdem nicht zurück“, bemerkte sie, ohne die Augen aufzumachen.
„Sie können nicht glauben, wie schwer es ist, Ersatz für Sie zu finden“, erklärte Seth.
„Tja, Pech. Wiedersehen“, entgegnete sie und legte wieder auf.
Keine Minute später klingelte ihr Handy wieder.
„Zwingen Sie mich nicht, meine Handynummer ändern zu lassen“, raunzte Paisley und öffnete ihre Augen.
„Sie müssen mir helfen, einen Ersatz für Sie zu finden“, bettelte er wie ein Hund.
„Nehmen Sie einen Mann, genug geholfen
„Einen Sekretär, klingt gar nicht schlecht“, überlegte er laut.
„Sehen Sie, Problem gelöst. Rufen Sie nicht noch Mal an, sonst zeig’ ich Sie wegen Belästigung an“, entschied sie und legte wieder auf.
Danach rief er nicht mehr an. An diesem Nachmittag packte sie die Langeweile. Sie kramte ihr altes Telefonbuch heraus und wählte ein paar Nummern.
„… sicher, dein Mann und deine Kinder brauchen dich, war schön mit dir zu reden, vielleicht ein anderes Mal“, telefonierte sie mit einer früheren Freundin und strich den Namen im Buch durch. Sie hatte schon die ganze Seite durchgestrichen, es waren nicht viele übrig geblieben aus ihrem alten Leben. Frustriert legte sie ihr Telefonbuch weg und lehnte sich zurück. Es war kurz nach vier Uhr, zu der Zeit ging Seth immer auf den Golfplatz.
 
„Guter Schlag Seth, wenn du noch weiter übst, wirst du irgendwann noch Golfspielen können“, lobte Seths Golfpartner ihn, als der an diesem Nachmittag Seths Golfball nachsah und dann grinste.
„Ich bin besser als du, Kumpel, du bist ja nur neidisch. Hey, siehst du die heiße Schnecke da in dem Rosa Karo, bei der würde ich gern mal einlochen“, entgegnete Seth und deutete auf eine hübsche junge Frau im Golfdress in ihrer Nähe.
„Ich dachte, du hast bei der schon eingelocht. Ist das nicht deine Sekretärin?“, fragte sein Kumpel und er sah noch Mal hin.
„Echt jetzt? Man, ich muss mal wieder bei meinem Optiker vorbeischauen, ich glaub' meine Augen sind schlechter geworden. Kann aber auch an meinem Kater liegen. Und sie ist nicht mehr meine Sekretärin, sie hat heut’ Morgen gekündigt“, entschied Seth cool.
„Schade, schade, dann komm’ ich wohl nicht mehr so häufig bei deiner Arbeit vorbei, jetzt wo ich keinen Grund mehr habe“, frotzelte sein Kumpel.
„Ich sollte mal Hallo sagen“, entgegnete Seth nachdenklich.
„Dann bin ich dabei. Ich könnte ne Sekretärin gebrauchen“, schmunzelte sein Kumpel.
„Du bist Apotheker, Mann!“
„Das ist unfair, dass nur ihr Schlipsträger heiße Sekretärinnen haben dürft“, grummelte er, während er mit Seth zu Paisley ging.
„Na, arbeiten Sie an Ihrem Handicap?“, fragte Seth, als er bei Paisley angekommen war. Sie wollte gerade aufschlagen.
„Mit Ihnen rede ich nicht mehr“, konterte sie und schlug auf.
„Hey, eigentlich sollte ich doch sauer auf Sie sein, nicht umgekehrt“, schlussfolgerte Seth und sie schulterte ihren Golfschläger.
„Ich habe keine Freunde mehr, ich muss Golfen um mich abzureagieren“, erwiderte sie und stampfte davon. Seth ging ihr hinterher und sein Kumpel folgte ihm.
„Hey, ich unterhalt’ mich mit Ihnen!“
„Nein, Sie haben mich angesprochen und ich spreche nicht mit Ihnen“, raunzte Paisley und blieb bei ihrem Ball stehen.
„Die kleine hat Feuer, echt heiß“, mischte sich sein Kumpel ein.
„Sie werde ich echt nicht vermissen, Benji“, entschied Paisley und machte einen weiteren Abschlag.
„Sie wissen noch wie ich heiße?“, fragte Benji überrascht.
„Ich kenne sogar Ihre Lieblingskondommarke, eine Information, die ich nie wissen wollte, aber wissen musste“, erklärte Paisley und lächelte, als sie ihren guten Schlag sah, den sie gemacht hatte.
„Du kannst dieses Prachtstück doch nicht gehen lassen, das geht doch nicht“, schlussfolgerte Benji, packte Paisley an der Hüfte und zog sie an sich.
„Wenn Sie nicht sofort meine Hüfte loslassen, stelle ich eine Liste der Geschlechtskrankheiten online, für die ich unter falschem Namen Medikamente für sie abgeholt habe“, bestach Paisley, Benji und er ließ sie ruckartig los.
„Sie wissen, dass Sie eine Verschwiegenheitsklausel in Ihrem Arbeitsvertrag unterschieben haben?“, fragte Seth nervös.
„Für das berufliche Zeug, aber da ich so viele private Sachen für Sie gemacht habe…“, schmunzelte sie.
„Was?“
„Ich bin loyal Ihnen gegenüber bis zu meinem Tod, das verspreche ich“, versprach Paisley.
„Wirklich?“
„Sie sind echt langsam, wenn Sie nen Kater haben. Ich werd’ sie so vernichten, wenn Sie sich daneben benehmen“, drohte Paisley ihn und ging zum nächsten Loch. Seth blieb stehen.
„Du hast mit ihr geschlafen, oder?“, fragte Benji, Seth.
„Nein, wie kommst du da drauf?“
„Die Frauen hassen dich eigentlich erst nur, nachdem du mit ihnen geschlafen hast“, schmunzelte Benji.
„Was habt ihr heute eigentlich alle gegen mich?“, moserte Seth und spielte weiter.
Am Abend ging Seth in seinen Lieblingsclub das Tir Na Nog. Als er durch die Tür kam, sah er eine Frau die von ihm weggedreht mit einem raffiniert geschnittenen Cocktailkleid an der Bar saß.
„Hallo schöne Frau, wollen Sie mal Porsche fahren?“, fragte er säuselnd und die Frau drehte sich zu ihm um. Es war Paisley.
„Das ist ihr Aufreißspruch, ist das Ihr Ernst?“, fragte Paisley und zog am Strohhalm ihres Cocktails.
„Einmal ist Zufall, Zwei Mal hat Methode“, war er nicht begeistert.
„Ich wollte nur wissen, ob sie das den ganzen Tag durchziehen“, entschied sie.
„Was durchziehen?“
„Ihren Tagesablauf, nach allem, was passiert ist. Sie sind so vorhersehbar, ich will gar nicht wissen, wie Sie in 20 Jahren drauf sind“, entgegnete sie und in seiner Verzweiflung seine Spontaneität zeigen zu müssen, zog Seth sie vom Stuhl und küsste sie wild.
„War das auch vorhersehbar?“, fragte er und wischte sich den klebrigen Fruchtcocktail, den sie getrunken hatte, von den Lippen.
„Ich habe meinen Drink verschüttet, Sie kaufen mir nen Neuen“, stotterte sie nur überrascht.
„Geht klar“, schmunzelte er und setzte sich auf einen Barhocker.
 
„Man, ich vertrag’ echt keinen Alkohol“, murmelte Paisley leicht betrunken, als sie später an diesem Abend mit Seth in einer Nische des Clubs saß und mit ihm wild rummachte.
„Willst du eine Pause machen?“, fragte Seth ungewohnt liebevoll.
„Ich bräuchte etwas Luft, ist ziemlich heiß hier drin“, erkannte sie.
„Lass uns raus gehen“, entgegnete er und zog sie nach draußen.
„Oh ja, das ist viel besser. Mein Gehirn meldet sich langsam aber sicher wieder zurück. Gute Nacht“, konterte Paisley, richtete ihre Haare und zog ihren Mantel an.
„Was wird das?“, fragte er verwundert.
„Ich verschwinde, war schön mit dir, bye“, verabschiedete sich Paisley und ging einfach.
Sie war keineswegs betrunken, sie hatte den ganzen Abend alkoholfreie Drinks gekippt, sie wollte ihn nur etwas verarschen, so wie er es sonst tat. Doch sie hatte schon ein wenig Schuldgefühle, sie war halt kein Mann. Sie saß eine Minute in ihrem Wagen und überlegte, fuhr aber dann weg.
 
Mitten in der Nacht, sie träumte gerade etwas Diffuses von Einhörnern, klopfte es bei ihr. Zuerst dachte sie, sie träumte, doch dann war sie vollkommen wach. Es war jemand an ihrer Haustür.
„Wenn du das bist Seth, verschwinde“, forderte sie schlaftrunken.
„Nein Ms Dike, ich bin es Misses Rabinoviz“, bemerkte eine piepsige Stimme. Es war ihre freundliche Nachbarin, eine jüdische ältere Dame.
„Es ist mitten in der Nacht, Mrs Rabinoviz“, erkannte Paisley.
„Das weiß ich auch, Kind, aber da ist jemand im Treppenhaus, der immer wieder Ihren Namen schreit und mich nicht schlafen lässt“, erklärte Mrs Rabinoviz und Paisley öffnete die Tür.
„Ich kümmere mich darum, Madam, Sie werden Ihren Schlaf kriegen, versprochen“, bemerkte sie und schlurfte zu den Treppen.
Zwei Stöcke unter ihr hörte sie Seth ihren Namen schreien.
„Danke für die Vorstellung, ich hab' in den zwei Jahren, in denen ich hier wohne noch nicht die Zeit gefunden, mich meinen Nachbarn vorzustellen, das hast du hiermit gemacht“, sagte Paisley cool, als sie bei Seth angekommen war.
„Warum öffnest du verdammt noch Mal nicht die Tür, wenn ich dagegen hämmere“, nörgelte Seth betrunken.
„Weil ich zwei Stöcke weiter oben wohne vielleicht?“, fragte sie nüchtern.
„Tust du das? Äh, mein Fehler“, war er verlegen.
„Es ist drei Uhr morgens, also was willst du?“
„Antworten! Was war das heute Abend?“
„Ich hab' dich abblitzen lassen, so wie du das mal verdient hast“, gestand sie cool.
„Das war also alles nur eingefädelt, das scharfe Outfit, die heißen Küsse?“, fragte er verwirrt.
„Man, du bist betrunken schneller als mit einem Kater. Ich möchte jetzt schlafen, hast du noch ne Frage, die nicht bis morgen warten kann?“
„Nein, das wollte ich nur wissen, gute Nacht“, bemerkte er verwirrt und ging zum Fahrstuhl.
„Seth warte“, bat sie plötzlich und er blieb vor dem Fahrstuhl stehen.
„Was willst du mir noch antun?“
„Komm’ in mein Bett, du bist betrunken“, bat sie und brachte ihn in den Fahrstuhl um mit ihm zu ihr zu nach oben.
„Ich muss dich warnen, ich bin nicht gut, wenn ich betrunken bin“, erkannte er und lächelte matt.
„Du glaubst doch nicht etwa, dass du heute Nacht Sex bekommst?“, konterte sie und ging in ihre Wohnung.
„Du wirst schon auf den Geschmack kommen, wenn du neben mir liegst…“, versprach Seth und torkelte zum Bett. Grummelnd legte sich Paisley auf ihr Sofa und zog ihre Kuscheldecke über den Kopf.
„...oder du legst dich aufs Sofa. Gute Nacht“, bemerkte er, zog seine Schuhe aus und döste auf der Decke ein.

Viertes Kapitel


Es war kalt, als Paisley am folgenden Tag durch ihre Gegend joggte, aber sie hatte nicht die Energie, ihm gegenüberzutreten. Er sollte sich wegschleichen und sie in Ruhe lassen.
„Morgen Sonnenschein, du bist also Frühaufsteher, was?“, joggte plötzlich Seth neben ihr, der immer noch seinen schlecht sitzenden Anzug trug.
„Stalkst du mich jetzt, oder was?“, fragte sie und hielt abrupt an.
„Nein, ich bin gleich aus deinem Leben verschwunden, du hast nur noch die Akte vom Segway-Anwesen und ich hab' heute Abend eine Besichtigung und muss mich noch vorbereiten“, erkannte er.
„Ah, klar, ich bring sie dir vorbei, wenn ich wieder zu Hause bin. Wie hast du mich eigentlich hier gefunden?“, fragte sie skeptisch.
„Benji hat mich abgeholt und wir haben dich hier in der Umgebung gesucht, da du ja einfach so weggeschlichen bist, als du dachtest, dass ich schlafe. Du hast mir bewiesen, dass du dich rächen wolltest, gratuliere. Komm’ nicht zu spät zu mir, ich hab' auch noch andere Sachen zu tun heute“, murrte er etwas schroff und ging über die Straße zu dem Wagen, in dem Benji saß und auf ihn wartete.
„Verdammt, verdammt, verdammt“, fluchte sie und sah zu wie Seth in den Wagen stieg und wegfuhr. Die Situation war so verfahren, sie hätte nicht mit ihm flirten sollen, ihre Rachegefühle waren aber so groß gewesen, sie wusste nicht, wie sehr sie verletzen konnte.
Sie bemerkte es aber, als sie später bei ihm auftauchte.
„Du bist spät“, öffnete er schlechtgelaunt die Tür, als sie geklingelt hatte.
„Tut mir leid, ich musste noch duschen. Hier sind die Akten“, sagte sie leise und reichte ihm die Akten.
„Gut, versteh’ ich. Also?“, erwartete er eine Antwort.
„Nichts also, war nett gestern“
„Das ist nicht dein Ernst, du kannst nicht ich in weiblich sein, dafür bist du viel zu nett“, entschied Seth nachdenklich.
„Du kennst mich nur vom Büro und da musste ich nett sein, aber privat bin ich ein Arsch“, erklärte sie lässig.
„Das ist also die Story, die du mir weiß machen willst? „Glaubst du mir die Story?“
„Nein!“
„Das würde nie gut gehen mit uns, ich bin anhänglich, du sprunghaft, ich hab' mein Leben im Griff und du noch lange nicht“, entgegnete sie und er schüttelte den Kopf.
„Wir sollten es versuchen, wir können uns immer noch trennen, wenn das nicht funktioniert“, bat Seth liebevoll.
„Wieso nicht!“, entschied sie und er lächelte.
„Wirklich?“
„Nein, nicht wirklich, denkst du wirklich, ich würde dich als Freund haben wollen, nach allem, was ich mit dir und deinen Frauengeschichten erlebt habe? Träum‘ weiter, Süßer. Schönen Tag noch“, war sie amüsiert und ging von dannen.
„Du bist eine gemeine Frau, eine echt gemeine Frau“, rief er ihr entgegen, als er hinter ihr zum Fahrstuhl ging.
„Vielleicht sind wir doch nicht so verschieden, das gleiche denke ich auch über dich. Denk’ dran immer zu lächeln, wenn du die Leute rumführst, das tust du viel zu wenig. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss einen Job finden, der mir gefällt“, rief sie ihm entgegen ohne sich umzudrehen und ging ohne weitere Worte davon.
 
„Das ist toll, ich freu mich auf Freitag, 15 Uhr richtig?“, telefonierte Paisley mit einem potentiellen Arbeitgeber, einer Frau in ihrem Alter, als sie später auf ihrem Bett saß und herumtelefonierte.
„Ich werde da sein. Vielen Dank, bis dann“, bedankte sie sich, als sie die Uhrzeit bestätigt bekommen hatte und legte wieder auf.
Die Suche war erfolgreicher gewesen, als sie gedacht hatte. Sie benötigte noch ein Arbeitszeugnis und leider musste sie dafür Seth anrufen.
Sie rief ihn grad auf dem Handy an, als es an ihrer Tür klopfte. Sie klappte ihr Handy zusammen und ging zur Tür.
„Wir sind wirklich ziemlich ähnlich in unseren Gedanken, ich war nur etwas schneller“, erklärte Seth, der die Person war, die an der Tür stand.
„Das ist alles rein beruflich, bilde dir nichts darauf ein. Ich brauche ein Arbeitszeugnis“, erklärte sie nicht begeistert, ihn zu sehen.
„Schlaf’ mit mir und du kriegst ein Arbeitszeugnis, das dich bis ins Weiße Haus bringt“, handelte er.
„Okay, das wird schwieriger, als ich dachte, tu was du nicht lassen kannst“, murrte sie und zog ihr T-Shirt aus.
„Äh, das hatte ich jetzt nicht erwartet, also dann“, konterte er und fummelte an ihrem Gürtel herum.
„Man, du bist echt so einfach zu beeinflussen, ich bin ein Arsch, aber ich schlaf’ nicht mit Vorgesetzten, um zu bekommen was ich will, dafür hab' ich zu viel Stolz. Verschwinde, ich werde mir mein Zeugnis von deinem Vater holen und wenn du irgendjemandem davon erzählst, dann erzähl’ ich allen, dass du mich sexuell belästigt hast“, schupste sie ihn von sich und zog ihr T-Shirt wieder an.
„Du hast Recht, du bist wirklich ein Arsch“, grummelte er beleidigt.
„So wie du. Bis vorhin hab' ich gedacht, dass ich dich verletzt haben könnte, aber du hast keine Gefühle, die ich verletzen kann. Ich hab' gesagt, du sollst gehen“, brüllte sie und zeigte zur Tür.
„Und du hast mehr Gefühle, wie du jetzt zeigst, du wirst irgendwann einknicken, du wirst schon sehen“, raunzte er missmutig und stürmte davon.
„Tut mir leid mein Süßer, das ist besser so“, murmelte sie vor sich hin und schloss ihren Gürtel wieder.
 
Erwägend kramte Paisley etwas später in ihrem Kleiderschrank herum und stellte fest, dass sie ein neues Outfit für ihr Vorstellungsgespräch brauchte. Sie zog ihren dicken Mantel über ihr T-Shirt, schlüpfte in ihre Schuhe und fuhr zu ihrem Lieblingsladen.
Als sie gerade zu den Umkleiden ging, sah sie Seth, der gedankenversunken ein paar Schuhe anstarrte.
„Die zieht man über die Füße und läuft dann damit“, erklärte sie sarkastisch und er sah zu ihr auf.
„Hör auf mich zu verfolgen“, entgegnete er kühl.
„Diesmal verfolge ich dich nicht, ich gehe hier einkaufen. Alles klar bei dir?“, fragte Paisley liebevoll.
„Mein Kind ist tot, jedes Mal wenn ich einen Vater mit einem Kind sehe, muss ich daran denken“, gestand er abwesend.
„Es tut mir leid, dass ich dich in dieser schweren Zeit so schlecht behandelt habe, ich hätte dir meine Freundschaft anbieten sollen anstatt dich mit diesen wirklich minderwertigen Verführungskünsten zu quälen“, entschuldigte sie sich aufrichtig.
„So schlecht waren deine Verführungskünste auch nicht, ich bin drauf reingefallen“, schmunzelte er.
„Ohne dich zu kränken, du fällst auf jeden plumpen Verführungsversuch rein“, schlussfolgerte sie und er lächelte matt.
„Auch wahr. Du hast mir gestern gesagt, wir könnten reden, ich würde jetzt gerne reden“, bat er plötzlich kleinlaut.
„Klar, lass uns wo hingehen, wo nicht so viele Leute sind“, entschied sie und legte das Kostüm, das sie in der Hand hatte, neben sich auf die Bank.
„Was ist mit deinem Kostüm, wolltest du das nicht probieren?“, fragte Seth und stand auf.
„Du kennst uns Frauen doch, wir brauchen immer etwas Neues, obwohl wir genug Altes im Schrank haben. Ich brauch es nicht so unbedingt“, konterte sie und ging mit ihm aus dem Laden.
 
„Musst du nicht arbeiten?“, fragte Paisley, als sie eine halbe Stunde später auf einer Bank im Einkaufszentrum saßen und sich angeregt unterhielten.
„Ehrlich gesagt drück’ ich mich grad’ vorm Arbeiten, so was hast du sonst gemacht. Ich brauch’ dringend eine neue Sekretärin, ich hab' ehrlich gesagt keine Ahnung, wie man so was macht“, entgegnete er kleinlaut.
„Dacht’ ich mir schon, ich hab' ja auch alles für dich gemacht. Das nervigste war wirklich, dass du keine Taxis genommen hast, ich war kurz davor, dir einen Fahrer anzustellen“, entgegnete sie.
„Ich bin vor etwa 13 Monaten in einem Taxi überfallen worden, seit dem hab' ich Schiss Taxi zu fahren, weil sie den Kerl immer noch nicht haben“, gestand er plötzlich.
„Man, damit hab' ich jetzt nicht gerechnet. Echt scheiße so was, ist ner Freundin von mir auch passiert“
„Du hast also noch Freunde?“, fragte er.
„Keine Guten, es ist nicht so einfach, seine Freunde zu behalten, wenn man weder was Trinken, noch ins Kino gehen kann. Das Gleiche gilt auch für Beziehungen, ich hatte nur One-Night-Stands die letzten zwei Jahre, aber im Vergleich zu dir nicht aus Beziehungsangst heraus, sondern weil ich keine Zeit für mehr hatte. Das ist echt beschissen und ich hoffe, dass ändert sich in nächster Zeit“, erzählte sie.
„Ich hab' verstanden, ich hab' dein Leben versaut“, bemerkte er trocken.
„Nein, so schlimm ist es dann auch wieder nicht. Du hast mir nur ziemlich zugesetzt, dass wollt’ ich damit sagen. Okay, ich helf’ dir heut’ noch mit der Arbeit, aber Morgen bin ich weg“, gab sie nach.
„Du rettest mir das Leben, danke, danke, danke“, freute er sich und umarmte sich stürmisch.
„Man, ich hab' nie gedacht, dass du dich jemals so herzlich bedankst, so mach’ ich dir fast gern einen Gefallen“, schmunzelte sie und ganz unerwartet, gab er ihr einen sanften Kuss.
„Tut mir leid, das wollte ich nicht, ich hab' nicht nachgedacht“, entschuldigte er sich verlegen.
„Wir sollten zur Arbeit fahren, wenn wir noch Zeit haben, gehen wir heut’ Abend was Essen und reden darüber“, entgegnete sie und er nickte.
 
„Weißt du eigentlich, dass ich mich das erste Mal richtig mit Immobilien beschäftige? Ich hab' das im Studium gemacht und danach irgendwie nicht mehr. Arbeite weiter für mich, bitte“, bat er, als sie etwas später an einem Arbeitstisch saßen und die Unterlagen durchgingen.
„Ich hab' ein Vorstellungsgespräch am Freitag bei Realty Houses am Freitag“, entgegnete sie und er legte seinen Stift ab.
„Du meinst das wirklich ernst, du verlässt die Firma?“
„Ich hab' vor zwei Tagen gekündigt, ja, ich meine es wirklich ernst“, entschied sie.
„Ich hab' noch kein Kündigungsschreiben von dir gesehen“, murrte er trotzig.
„Hast du morgen in der Post. Du willst mich nicht gehen lassen, oder?“, fragte sie.
„Doch, doch, ist nur schade. Die Beurteilung hab' ich auch bis Freitag fertig, ich werde es dir Donnerstagabend vorbeibringen. Okay, ich glaube, jetzt bin ich vorbereitet, danke. Vielleicht kannst du jetzt noch ein Outfit für Freitag aussuchen“, stellte Seth fest .Er wirkte die ganze Zeit lieb und nett, Paisley fand das fast unheimlich.
„Ja, ich werd’ noch etwas stöbern gehen. Ruf mich an, wenn du noch Fragen zu der Immobilie hast, aber ruf mich nicht mitten in der Nacht an, dann werde ich nicht drangehen“, entschied sie und er grinste.
„Ja, habs kapiert, du bist kein Sklave. Dann muss ich mich wohl ernsthaft nach Ersatz umsehen, das ist ganz schön blöd’“, erkannte er.
„Komm’ heut Abend zu mir, wenn du mit dem Termin fertig bist, ich koch’ was für uns“, bat sie und er lächelte sie an.
„Das klingt fast nach einem Date“, entschied er rechthaberisch.
„Noch so einen Spruch und es wird dein letztes Date sein. Also, wir sehen uns“, verabschiedete sie sich, nahm ihre Tasche und ging zu dem Kleiderständer, um ihren Mantel anzuziehen.
„Warte, ich helf’ dir in den Mantel“, eilte er zu ihr und nahm ihren Mantel auf.
„Seth, ich kenn’ dich lang genug um zu wissen, dass du kein Gentleman bist“, bemerkte sie belächelnd.
„Ist trotzdem gut, es mal zu versuchen, oder?“, fragte er und half ihr hinein.
„Ja, sehr löblich. Ich schlaf’ trotzdem nicht mit dir“
„Warn Versuch wert!“
„Also dann heute Abend Acht Uhr?“
„Kann auch halb Neun werden, ich weiß nicht, wann ich mit der Besichtigung fertig bin“
„Ist okay, komm’ halt wenn du fertig bist“, entschied sie und er dankte ihr stumm.
 
Der Abend verlief recht friedlich. Er machte ein paar anzügliche Bemerkungen, aber er behielt seine Finger dort wo sie hingehörten.
„Das war ein schöner Abend, wir sollten das wiederholen“, verabschiedete er sich verlegen.
„Ja, das sollten wir, ich ruf’ dich an“, entgegnete sie und küsste ihn sanft.
„Sonst sehen wir uns Donnerstag, wenn ich dir das Zeugnis vorbeibringe. Ich bin so froh, dass du mir eine Chance gibst“
„Du bist heut’ so brav gewesen, dass ich das echt in Erwägung ziehe. Wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Übrigens, hier ist noch mein Kündigungsschreiben, ich hab' es vorhin noch fertig gemacht, bevor du gekommen bist“, erklärte sie und reichte ihm den Brief.
„So hat noch niemand bei mir gekündigt, ich hab' schon mal einen hochhakigen Schuh an den Kopf gekriegt und einen echt schweren Tacker, aber so sanft ging noch keine Frau mit mir um“, entschied er sanft.
„Wenn du Scheiß baust, find’ ich noch was Schwereres als einen Tacker, um es dir an den Kopf zu werfen“, drohte sie ihm.
„Okay, das war deutlich, werde es mir merken. Schlaf’ schön, meine Süße, ich werd’ dann Donnerstag vorbeikommen“, verabschiedete er sich, küsste sie sanft und verschwand zum Fahrstuhl.
„Guten Abend, Miss Dike“, begrüßte ihre Nachbarin sie, die gerade ihren Müll rausbrachte.
„Guten Abend Mrs Rabinoviz“, begrüßte sie ihre Nachbarin höflich zurück.
„War das wieder einer ihrer Männerbekanntschaften?“
„Ja, das war mein Date. Waren wir Ihnen zu laut?“, fragte Paisley höflich.
„Nein, aber es ist seltsam, dass die Männer bei Ihnen ein und aus gehen“, deutete Mrs Rabinoviz an.
„Ich bin keine Prostituierte, Mrs Rabinoviz, wie kommen Sie denn da drauf?“, bemerkte Paisley belächelnd.
„Keiner dieser Männer kommt ein zweites Mal hier her“, konterte Mrs Rabinoviz.
„Ich bin eine vielbeschäftigte Geschäftsfrau, ich hatte nicht viel Zeit für Beziechnungen. Aber das wird sich nun ändern, da können Sie sicher sein“, versprach Paisley und ging kopfschüttelnd zurück in die Wohnung.

Fünftes Kapitel


Nervös stand Paisley an diesem Freitag, mit ihrem neuen Kostüm an, vor der Tür der Chefin von Realty Homes und klopfte.
„Herein“, hörte sie eine Stimme und sie trat ein.
„Miss Pike?“, fragte die Frau am Schreibtisch und streckte ihr die Hand entgegen.
„Mrs Lannon, nehm’ ich an?“, fragte Paisley.
„Unique, bitte“, bat Unique und Paisley lächelte.
“Dann bin ich Paisley für Sie. Ich danke Ihnen für Ihre Einladung“, bedankte sich Paisley und Unique bat sie Platz zu nehmen.
„Es ist mir eine Freude, so eine qualifizierte junge Frau vor mir zu haben. Sie haben also bei Harper Immobilien gearbeitet?“, ging Unique die Unterlagen durch.
„Ja, das stimmt, ich hatte ihn das Zeugnis gestern noch gefaxt“, erklärte sie.
„Ja, hab' ich bekommen. Haben Sie mit Mr. Harper geschlafen?“, fragte Unique und sah sie wieder an.
„Wie meinen?“, verstand sie nicht.
„Wir haben viele Praktikantinnen aufgenommen, die von Harper Immobilien hier hergekommen sind, sie „Opfer“ zu nennen wäre zu hart, aber sie sind mies behandelt worden, nachdem die Harpers mit ihnen geschlafen haben, so dass sie gekündigt haben“, erkannte Unique.
„Hab' mich schon gefragt, wo die alle hin sind. Nein, ich hab' nicht mit ihm geschlafen, ich brauche nur ein anderes Tätigkeitsfeld“, erklärte Paisley.
„Sie meinen außerhalb von Seth Harpers An- und Abtransporte mitten in der Nacht?“, fragte Unique erkennend.
„Haben Sie auch für ihn gearbeitet?“, fragte Paisley verwundert.
„Ja, so was in etwa, nennen wir es private Dienste in seiner früheren Periode. Ich bin seine größere Schwester, also falls sie sich schon mal gefragt haben, ob er früher auch schon so war, ja, das war er. Okay, zurück zum Beruflichen, Sie sind bis jetzt die qualifizierteste Bewerberin, ich könnte mir gut vorstellen, Sie in meinem Team zu haben“, erklärte Unique und Paisley lächelte.
„Aber was sind schon meine Kriterien wert, ich hab' Assistentinnen eingestellt, die nicht mal drei Sachen kopieren konnten, nur weil ich die Scherben aufsammeln wollte, die mein Vater und mein Bruder verursacht haben, mir fehlt die Kopie eines Ihrer Zeugnisse“, wühlte Unique in den Unterlagen herum.
„Ich könnte es schnell für Sie kopieren, dann könnte ich Ihnen beweisen, dass ich fähig bin zu kopieren“, bat Paisley an.
„Danke für das Angebot, aber das lasse ich dann schon von meinen Praktikantinnen machen, das ist kein Job für Sie, ich denke, Sie können Kopieren“, schmunzelte Unique und Paisley stimmte ihr zu.
„Also, ich melde mich dann Montag, aber es sieht sehr gut für Sie aus“, entschied Unique und stand auf. Paisley sprang auch auf.
„Das hör ich gern. Vielen Dank, Mrs Lannon, Unique, ich freu’ mich auf Ihren Anruf“, verabschiedete sich Paisley lächelnd, schüttelte Unique die Hand und ging wieder nach draußen.
„Na, wie findest du meine Schwester?“, fragte Seth, der schmunzelnd vor der Tür auf sie wartete.
„Du Blödmann, du hättest doch ein Wort sagen können“, grummelte sie und boxte ihn in die Seite.
„Dann wäre es doch nur halb so lustig geworden. Habt ihr auch schön über mich abgelästert?“, fragte Seth und ging mit ihr zum Ausgang.
„So in etwa. Du lädst mich zur Entschädigung zum Essen ein“, forderte sie.
„Klar, wenn wir das Essen in ein Hotelbett verlegen“, schmunzelte er und sie zog ihren Arm aus seinem, in den sie sich gehakt hatte.
„Geh' mit deiner Schwester Essen, bei ihr hast du wenigstens keine versauten Hintergedanken, hoff’ ich zumindest. Ich ruf’ dich an, vielleicht“, sagte sie gereizt und stöckelte mit ihren hohen Absatzschuhen davon.
„Oh man, diese Frau macht mich noch wahnsinnig“, murmelte Seth gereizt.
„Um die musst du kämpfen, kleiner Bruder, wenn sie es wert ist, machst du dir die Mühe“, riete Unique ihm, die durch die Tür kam.
„Du weiß, dass ich mir keine Mühe mache“, entgegnete Seth.
„Das ist genau dein Problem, du wirst immer mehr wie Dad, ich hoffe, das weißt du“, entschied sie.
„Das ist nichts Schlechtes, Dad ist ein erfolgreicher Geschäftsmann der mit seinen 50 Jahren immer noch verdammt heiß aussieht“, schlussfolgerte Seth.
„Wann hast du das letzte Mal mehr als fünf Minuten mit ihm verbracht? Zu Hause geht es zu wie bei Dallas, Mum ist auf Schmerzmitteln, Dad trinkt mehr als J.R. und von ihren seltsamen Partys will ich gar nicht anfangen“, konterte Unique.
„Also zu Hause alles wie immer, dann ist ja gut. Also, hast du Hunger?“, fragte Seth, der dieses Gespräch mit seiner Schwester schon zu oft geführt hatte.
„Nein, ich bin heute auf einer Anti-Arschloch Diät. Ich muss noch einiges arbeiten, geh' ihr nach und lad’ sie zum Essen ein, ohne sie ständig zu begrabschen“, bat Unique und verschwand wieder in ihrem Büro.
 
Seth passte Paisley auf dem Parkplatz ab. Sie wollte gerade herausfahren, als er hinter ihren Wagen sprang. Sie musste heftig in die Bremsen treten, um ihn nicht zu überfahren.
„Verdammt, bist du verrückt?“, fragte sie wütend, als sie aus dem Auto gesprungen war.
„Geh' mit mir Essen“, bat er cool.
„Du hast heut’ Nacht nur deine Hand als Begleiter, mein Süßer, jetzt verschwind’ hinter meinem Auto, sonst überfahr’ ich dich echt noch“, entgegnete Paisley und stieg wieder in ihren Wagen.
„Was zum Henker ist mir dir los, warum bist du so bei Männern? Nicht alle wollen nur das eine“, entgegnete Seth verwundert.
„Genau, deswegen such’ ich mir jemanden, der nicht so ist. Das mit dem Überfahren ist kein Witz, verschwinde“, forderte Paisley und Seth ging zur Seite.
 
„Du bist gnadenlos abgeblitzt? Warum verpasse ich so gute Sachen immer?“, frotzelte Ignác, als sein Kumpel ihm an diesem Abend in einer Bar sein Leid klagte.
„Du hilfst mir damit überhaupt nicht“, grummelte Seth.
„War auch nicht meine Absicht. Ich hatte heut auch nen heftigen Tag, ich musste einem fetten Kerl das Rückgrat wieder einrenken und hab' mir selbst dabei was verrenkt“, entgegnete Ignác und rieb seinen Nacken.
„Lass dich doch massieren, ich kenn’ da einen tollen Laden“, riet Seth ihm, während er in seinem alkoholfreien Getränk herumrührte.
„Auf deine guten Tipps hör’ ich nicht mehr, beim letzten Mal hab' ich die Nacht im Knast verbracht weil ich bei so ner speziellen asiatischen Massage mit sexuellen Diensten gelandet bin“, entschied Ignàc.
„Du hättest ja gehen können“
„Und das Angebot ausschlagen, von wegen. Ich lass’ mir morgen von einem Kollegen helfen. Was willst du jetzt anstellen?“
„Mir wär’ nach Kino“, überlegte Seth laut.
„Ich mein’ mit der Kleinen“, konterte Ignác.
„Gar nichts, sie will mich nicht. Transporter 3 soll gut sein“, lenkte Seth ab.
„Das ist alles? Sie will dich nicht und du gibst einfach auf? Wann bist du denn so ein Schisshase geworden?“, fragte Ignác.
„Ich bin kein Schisshase, die Mühe ist es nur nicht wert“
„Warum redest du dann darüber? Wir sollten uns den ersten Teil auf DVD ausleihen und zu Hause saufen“, schlug Ignác vor.
„Mir ist nicht nach saufen zu Mute“, erkannte Seth.
„Jetzt machst du mir wirklich Angst. Als du dir ne Cola bestellt hast, hab' ich gedacht, dass du durstig bist, aber das ist wirklich gruselig“, entgegnete Ignác verwirrt.
„Ich bin kein Alkoholiker, ich kann auch ohne Alkohol“, grummelte Seth.
„Das weiß ich, hab' dich nur lang nicht mehr so gesehen. Als was hältst du von meinem Vorschlag?“, fragte Ignác und rutschte vom Barhocker.
„Ich glaub', ich geh' allein ins Kino, ich hab' den ersten Teil einmal zu oft gesehen“, entschied Seth.
„Dann komm’ ich natürlich mit, allein ins Kino zu gehen ist erbärmlich“

Sechstes Kapitel


Zwei Stunden später saßen die beiden mit einem riesigen Becher Popcorn im Kino und diskutierten über den Film.
„Sie hätten nach dem ersten Teil aufhören sollen“, bemerkte Seth.
„Ganz meine Meinung, wir hätten doch den ersten Teil noch mal sehen sollen“, entschied Ignác.
„Könntet ihr mal die Klappe halten da vorne“, erwiderte plötzlich eine Frauenstimme von hinten und Seth drehte sich um.
„Das kann doch nicht wahr sein“, murrte Seth, der bemerkte, dass die Stimme Paisley gehörte.
„Es gibt über 30.000 Leute in dieser Stadt und ich treffe ständig auf dich, das ist doch irgendwie ätzend“, moserte Paisley und quetschte sich zum Gang vor, um zu verschwinden.
„Geh' ihr hinterher, Vollhonk“, bat Ignác.
„Ja, sicher!“ entschied Seth sarkastisch.
„Sie steht auf dich, das hab' ich im Gefühl“
„Was schwafelst du von Gefühlen, für die einzige Liebe die du kriegst, musst du bezahlen“, frotzelte Seth.
„Prima, du hast den einzigen Mann gefunden, der noch erbärmlicher lebt als du, gratuliere. Sollen wir verschwinden, besser wird der Film sicher nicht“, konterte Ignác und stellte das Popcorn neben sich auf den Sitz.
„Sollen wir ins Ming Na Massagestudio gehen?“, fragte Seth.
„Das klingt gerade richtig verlockend. Los geht’s“, forderte Seth und zog mit seinem Kumpel los um sich verwöhnen zu lassen.
 
„Wie stehen die Chancen, dass das mir ein zweites Mal passiert?“, ärgerte sich Ignác, als er mit Seth spät an diesem Abend in einer Zelle auf dem Polizeirevier saß, weil sie bei einer Razzia verhaftet worden waren.
„Das war jetzt echt alles ein dummer Zufall“, sagte Seth grinsend.
„Du findest das witzig, für mich ist das die zweite Anzeige wegen öffentlichem Ärgernis, das ist so peinlich“, konterte Ignác beschämt.
„Nein, es gibt peinlicheres, zum Beispiel, dass man seine Ex-Sekretärin mitten in der Nacht anrufen muss um sie zu bitten, Geld vom Notfallkonto abzuholen, weil man veranlasst hat, das nur sie darauf zugreifen kann“, entschied Seth und in dem Moment kam Paisley mit etwas zerzauster Frisur und legere Kleidung an zu ihnen.
„Soll ich dazu was sagen, oder soll ich einfach schweigen?“, fragte Paisley und wischte sich die Haare aus dem Gesicht, die aus ihrem Dutt gefallen waren.
„Schweigen ist ne gute Idee. Ich lass’ das Montag ändern, versprochen“, entschied Seth tonlos.
„Ah, gut, gute Nacht“, murrte Paisley und drehte sich zum Schalter, um zu bezahlen.
„Paisley, warte“, bat Seth und sie drehte sich herum, weil er sie das erste Mal beim Vornamen genannt hatte.
„Was ist?“
„Kannst du mich zu meinem Wagen bringen, der steht noch vor dem Massagestudio“, bat Seth.
„Ich warte draußen, du hältst aber die Klappe, während der Fahrt“, bemerkte Paisley, zog die Quittung vom Tresen und ging davon. Sie trug Turnschuhe, er hatte sie noch nie in Turnschuhen gesehen.
„Sie ist echt heiß, also wenn du sie nicht willst“, entschied Ignác der still neben ihnen gestanden hatte.
„Sie ist nicht dein Typ, sie behält ihre Hose an, beim ersten Date“, konterte er schroff und stampfte davon, als er freigelassen wurde.
„Du hättest das nicht tun müssen“, bedankte sich Seth, als sie sonst wortlos durch die kalte Nacht fuhren.
„Nein, hätte ich nicht, aber dummerweise hab' ich Gefühle für dich, die ich nicht haben will“, entschied sie müde.
„Warum nicht? Wir arbeiten nicht mehr zusammen, wir sind beide Single, was ist dein Problem?“, entgegnete Seth.
„Deine Einstellung ist mein Problem. Du bist untreu, verlogen und ein Arsch, mit so einem Mann kann ich nicht zusammen sein“, entschied sie trocken.
„Ich kann mich ändern“, bemerkte er bettelnd.
„Nein, kannst du nicht. Das hat heut Abend mal wieder gezeigt. Jetzt sei einfach still und guck auf die Straße“, bat sie schroff und sah selbst wieder auf die Straße.
 
Als Seth nach Hause kam, stand Unique vor seiner Tür. Sie war nicht weniger leger bekleidet wie Paisley zuvor.
„Es gibt hoffentlich einen triftigen Grund, warum du mich von einem Date mit dem Sandmännchen wegholst“, murrte Unique auch wenig begeistert.
„Ich hab' dich in Panik angerufen, als die Polizei kam, tut mir leid“, murmelte er verlegen.
„Das ist ein Satz, den jede große Schwester hören will. Wie ich sehe bist du wieder draußen. Bist du im Knast schwul geworden? Dann hätte ich weniger Probleme und könnte mal ne Nacht durchschlafen“, bemerkte sie sarkastisch.
„Nein, tut mir leid, da muss ich dich enttäuschen. Kaffee?“, fragte er keck.
„Ich bin fast 10 Meilen gefahren um hier her zu kommen, das ist das Mindeste. Netten Abend gehabt?“, fragte Unique während sie hinter ihrem Bruder in die Wohnung ging.
„Danke, dass ihr auch meine Kaution gezahlt habt“, entgegnete Ignác, der auf dem Sofa in der WG saß und den Shopping Sender anhatte.
„Gern geschehen, gut heimgekommen?“, fragte Seth und pflanzte sich neben ihn.
„Wie du siehst. Warum ist deine Schwester hier?“, fragte Ignác und drehte sich herum, um Unique anzusehen.
„Wusstest du, dass er hier ist?“, fragte er Unique.
„Ja, hab' ihn reinkommen sehen, aber da er dir so ähnlich ist, fand ich es sicherer, draußen zu bleiben“, entschied Unique und sah Ignác an.
„Du kennst mich gar nicht, Süße“, moserte Ignác verärgert.
„Ich kenn’ dich eher zu gut, Süßer“, entschied Unique cool.
„Seit deine Schwester ihre eigene Firma hat, verhält sie sich noch arroganter als vorher“, schlussfolgerte Ignác.
„Das ist kaum noch steigerungsfähig gewesen. Was ist, was glotzt du so?“, fragte Seth murrend und bekam von seiner Schwester einen Schlag auf den Hinterkopf.
„Kaffee, sofort“, forderte sie und Seth stand auf, um ihr Kaffee zu machen.
„Willst du mich auch schlagen? Hab' nichts dagegen“, erwiderte Ignác grinsend.
„Verschwinde, Saftsack“, entschied sie und Ignác verzog sich.
„Wenn du dich bei deinem Mann wie eine verrückte Domina verhältst kannst du das tun, aber lass’ meine Freunde in Ruhe“, erkannte Seth und kam mit zwei Tassen Kaffee in der Hand zu ihr.
„Wie hast du so schnell Kaffee gemacht?“, war sie überrascht.
„Ist Instand Kaffee, hab' keinen Guten mehr da, sorry“, entschied er.
„Das war ja so klar, wenn du nicht so viel Zeit mit Frauen und mehr Zeit beim Einkaufen verbringen würdest, hättest du guten Kaffee und gute Anzüge. Hat dir schon jemand gesagt, dass Kragenschlingen grausig sind?“, fragte Unique frotzelnd.
„Ich bin Texaner, ich darf so was tragen“, grummelte er.
„Dürfen heißt nicht müssen, kauf’ dir mal gescheite Krawatten, du leitest eine moderne Immobilienfirma“, erkannte sie.
„Noch was, was du kritisieren willst, wenn du schon hier bist?“, fragte Seth genervt.
„Ich will meine Nichten und Neffen mal sehen“, entschied Unique.
„Warum solltest du sie sehen? Ich hab' sie auch noch nie gesehen“, konterte Seth.
„Wie kann man so leben? Zu wissen, dass irgendwo Kinder von einem rumlaufen und total ignorant damit umgehen“, kritisierte Unique weiter.
„Ich ignorier’ sie nicht, ich zahl’ ihren Unterhalt“, entschied er trotzig.
„Wahnsinn, dass kann auch jeder x-beliebiger Junkie. Du solltest sie mal sehen, mal umarmen, ich schlag’ ja nicht vor, dass du eine dieser Frauen heiratest, obwohl das auch keine schlechte Idee ist“, entschied Unique.
„Sag’ mal säufst du? Ich und heiraten, dass ich nicht lache“, entgegnete er cool.
„Ja, du hast Recht, das würde ich keiner Frau wünschen, dich als Ehemann zu haben. Wenn du mich jetzt entschuldigst, vielleicht krieg’ ich irgendwo noch richtigen Kaffee“, verabschiedete sich Unique und ging von dannen. Als Seth dort allein im Halbdunkeln saß, kam er zum Nachdenken. War es vielleicht falsch, sich von seinen Kindern so zu separieren? Eins seiner Kinder war tot und er hatte es nie gesehen. Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken los zu werden.
 
Paisley war in ihr Bett gesunken und begann auch nachzudenken. Hatte sie wirklich Seth Harper ihre Gefühle eingestanden? Wie ihre Tante, bei der sie aufgewachsen war, immer gesagt hatte, in der Nacht hatte sie nicht immer die besten Ideen. Ihre Eltern waren Diplomaten gewesen, sie war in Caracas geboren worden. Obwohl sie das in ihren Lebenslauf geschrieben hatte, dachte sie nicht, dass er es wirklich gelesen hatte. Sie sprach fließend Spanisch, Französisch und etwas Arabisch, aber er hatte sie sicher nur eingestellt, weil sie so hübsch war. Sie starrte an die Decke. Für einen Moment wünschte sie sich, er würde neben ihr liegen und ihre Hand halten. Sie wurde immer so sentimental so kurz vor Weihnachten. Sie schüttelte ihre Gedanken ab und schloss ihre Augen. Ihr Handy klingelte.
„Na, kannst du auch nicht schlafen?“, fragte sie liebevoll Seth, der sie anrief.
„Ich möchte meine Kinder besuchen fahren, kommst du mit?“, fragte er leise.
„Wie kannst du so schnell besoffen werden?“, entgegnete sie frotzelnd.
„Ich mein es ernst, ich will nicht, dass noch ein Kind von mir stirbt, ohne mich kennen gelernt zu haben. Also kommst du mit?“, fragte Seth.
„Hat dir deine Schwester gesagt, dass ich den Job nicht kriege?“, fragte sie unsicher.
„Nein, darüber haben wir nicht gesprochen, ich könnte aber mit ihr darüber sprechen, dass du erst ab 01. Januar bei ihr anfängst“, schlug Seth vor.
„Wenn das mit ihr klargeht, sage ich zu. Wenn sie mir keinen Job anbietet, hab' ich eh’ Zeit“, bemerkte sie trocken.
„Danke, du wirst es nicht bereuen“, freute sich Seth und legte wieder auf.
„Und wie ich das bereuen werde, das werde ich bitterlich bereuen“, murmelte sie, während sie langsam eindöste.
 
Paisley wachte mit einem faden Geschmack auf der Zunge auf. Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe und schlurfte in die Küche.
„Morgen, schläfst du am Wochenende immer so lang?“, fragte Seth, der an ihrem Küchentisch saß.
„Nur, wenn ich meinen Ex-Boss mitten in der Nacht aus dem Knast hole. Mein Hausmeister ist also bestechlich, das ist ja interessant. Wie lange bist du schon hier?“, fragte Paisley und schenkte sich ein Glas Wasser aus dem Wasserhahn ein.
„Lang genug um zu wissen, dass du ein kleiner Schnarcher bist, ist echt süß. Hast du mit deinem Hausmeister geschlafen?“, fragte er plötzlich.
„Bist du gekommen, um mich das zu fragen?“, fragte sie und trank einen Schluck.
„Also ja, er hat damit angegeben, ich hab's ihm nicht geglaubt, das ist ekelhaft, der Kerl ist voll eklig“, bemerkte Seth.
„So eklig ist er nicht und die Idee ist aus der Not geboren, wir Frauen haben auch Gelüste“, verteidigte sie sich.
„Du bist so scheinheilig, du hurst genauso rum, wie ich“, schlussfolgerte er.
„2 Männer in einem Jahr, Wahnsinn, ich sollte auf dem Bordstein meine Runden drehen“, murmelte sie.
„Das hab' ich nicht so gemeint, tut mir leid. Ich hab' meinen Mund zu weit aufgerissen. Fangen wir noch mal an, Morgen, Süße“, erkannte er verlegen und sie spuckte das Wasser ins Waschbecken.
„Das Chlor im Wasser macht meinen Geschmack im Mund nicht besser. Ich sollte was Essen. Willst du auch was?“, fragte sie und er nickte.
„Aber ich tippe besser, als ich Frühstück mache. Also wieso bist du wirklich hier?“, fragte sie und setzte eine Pfanne auf den Herd.
„Ich hab' dich vermisst und ich wollte mich wegen gestern entschuldigen“, erkannte er.
„Das trifft sich gut, ich will mich auch entschuldigen, dass ich gedroht habe, dich zu überfahren. Ich will dich einfach von mir wegstoßen, oder besser gesagt, ich wollte es, ach ich weiß auch nicht, ich bin nicht gut in Beziehungsdingen, mein One-Night-Stand mit meinem Hausmeister ist das Beste Beispiel dafür“, erkannte sie stockend und schlug zwei Eier in die Pfanne.
„Dann passen wir perfekt zusammen, die Beziehungsunfähige und der Beziehungskrüppel, wenn das nicht Polizeieinsatz wegen Ruhestörung schreit, weiß ich auch nicht“, scherzte er und sie lächelte matt.
„Komm’ schon, das ist mehr als ein müdes Lächeln wert, zeig’ mir dein berühmtes Lächeln“, neckte er sie.
„Übertreib’s nicht, Harper“, entschied sie und er lächelte.
 
„Du hast dein Licht unter den Scheffel gestellt, dein Rührei ist einfach genial“, bemerkte Seth schmatzend, als er sich über ihr Essen hermachte.
„Du schlingst das ja in dich rein, als hättest du seit Tagen nichts mehr gegessen“, war sie amüsiert.
„Kann so hinkommen, ich ess’ eher sporadisch“, entgegnete er und trank mit einem Glas Milch nach.
„Das erklärt deinen mageren Körper, dir ist klar, dass es Magersucht auch bei Männern gibt, oder?“, fragte Paisley besorgt.
„Ja, ich weiß, ich war mit 14 zwei Monate deswegen in einer Klinik“, gestand er.
„Das sieht so aus, als wärst du rückfällig geworden“, analysierte ihn Paisley.
„Nein, ich bin gesund, ich hatte nur etwas meine Essenspläne schleifen lassen, das ist alles. Hast du noch nen Bagel?“, fragte er.
„Klar Süßer, hier! Danke, dass du so offen zu mir warst“, bemerkte sie und reichte ihm noch einen Bagel.
„Gern geschehen, du warst gestern auch ehrlich zu mir. Du hast Gefühle, willst dich aber nicht auf mich einlassen. Das ist okay, ich hab' übertrieben, bin etwas ausgetickt, ich bin es nicht gewohnt, abgewiesen zu werden, ich will dich kennen lernen, dein Freund sein und wenn du soweit bist vielleicht mit dir zusammenkommen“, bemerkte er ruhig.
„Du versuchst es wieder und wieder, ich hab's satt“, entschied sie und räumte mit großem Gerumpel den Tisch ab.
„Du bist ganz schön bockig, Pike, ich kann dir nichts recht machen“, moserte er.
„Du flirtest ganz eindeutig, glaubst du ich würde die „Lass uns nur Freunde sein“-Technik nicht kennen?“, motzte sie und er sah sie mit solchen Hundeaugen an.
„Lass das, du spielst mit unfairen Mitteln“, bemerkte sie einknickend und kam langsam auf ihn zu.
„Ich tu doch gar nichts“, schmunzelte er und sie setzte sich auf seinen Schoß und küsste ihn trunken.
Als sie gerade wieder wild am Knutschen waren, klingelte es.
„Erwartest du jemand?“, fragte er nach Atem ringend.
„Seh’ ich so aus? Verdammt, ich seh’ furchtbar aus. Richte deine Kleidung, du musst die Tür aufmachen“, bat sie hektisch und verschwand im Badezimmer.
„Das kann doch jeder sein“, entschied Seth nervös.
„Guck’ durch den Spion“, bat Paisley durch die Badezimmertür. Seth sah durch den Spion.
„Es ist eine mexikanisch aussehende Frau im Kostüm“, erklärte er.
„Auch das noch, du bist schwul, klar und bist mein Innenarchitekt, okay?“, entschied sie planend.
„Wer ist die Lady?“
„Meine Tante, ich bin bei ihr aufgewachsen, sie ist ganz streng katholisch, tu’s einfach, mach ihr auf, sie wird sonst noch sauer“, fordert sie und er ging kopfschüttelnd zur Tür.
„Guten Morgen Madam, kommen Sie rein“, öffnete Seth, Paisleys Tante Adabella die Tür.
„Guten Morgen, was tun Sie hier?“, fragte Adabella kritisch.
„Guten Morgen Tante Ada, was bringt dich so früh hierher?“, kam Paisley in schickem Twinset und Cordhosen aus dem Badezimmer.
„Ich hab' gehört, du wärst gefeuert worden“, erklärte Adabella, ohne den Blick von Seth zu wenden.
„Ich hab' gekündigt, Tante, das ist was ganz anderes“, entschied Paisley und umarmte sie.
„Warum hast du das getan? Ich versteh’ es nicht“, erwiderte Adabella und setzte sich an den Esstisch.
„Es war Zeit für was Neues, ich hab' auch schon einen neuen Job in Aussicht. Du bist den ganzen Weg von Albuquerque hierher gefahren, um mich das zu fragen?“, wollte Paisley wissen.
„Nein, ich war deinen Cousin in New Jersey besuchen und hab' dich im Büro angerufen, deine Kollegin sagte mir, dass du gefeuert wurdest“, konterte Adabella.
„Das hat sie missverstanden, mir geht’s gut, ehrlich. Ich bin gerade dabei meine Wohnung neu einzurichten, deshalb hab' ich heute Morgen einen Innenarchitekten eingeladen“, erwiderte Paisley.
„Nein, ist er nicht“, konterte Adabella und sah Seth an.
„Was meinst du damit?“, fragte Paisley gespielt unschuldig.
„Er ist kein Innenarchitekt, Schwule ziehen sich nicht so lausig an, ich guck mir „Schwuler Blick macht Heteros schick“ an“, konterte Adabella.
„Ich bin Erwachsen, ich kann machen, was ich will“, murrte Paisley trotzig.
„Sicher, wenn du willst, dein Cousin teilt Bett und Wohnung mit zwei philippinischen Frauen, ich hab' schon einiges gesehen, ich war 15 Jahre Haushälterin im Diplomatenhaus in Caracas, wir Angestellten sind wie unsichtbar“, erwiderte Adabella.
„Du kommst klar damit?“, fragte Paisley verwundert.
„Ist zumindest nicht schlimm. Schlimmer ist, dass du deinen Job gekündigt hast, ich dachte, du wärst glücklich gewesen“, bemerkte Adabella.
„War ich nicht, ich musste einfach viel zu viel arbeiten. Mein Privatleben war nicht existent und jetzt hab' ich wieder das Gefühl, eins zu haben“, erklärte Paisley und sah Seth verliebt an.
„Dann ist ja gut, dein Chef war ja auch ein Sklaventreiber und ein Nichtsnutz. Was sind Sie denn von Beruf, junger Mann?“, fragte Adabella, Seth.
„Ich bin der nichtsnutzige Sklaventreiber“, erwiderte Seth und streckte ihr die Hand hin.
„Daher weht der Wind also. Du willst mit ihm zusammen sein, aber er kann nicht dein Boss sein, wenn dein Vater damals meine Liebe erwidert hätte, wäre ich seine Frau geworden“, entgegnete Adabella und Paisley kippte die Kinnlade herunter.
„Ich hab's gewusst, die Gerüchte gab es immer, du hattest was mit meinem Vater“, entgegnete Paisley.
„Das war vor der Hochzeit mit deiner Mutter, jetzt bin ich glücklich mit deinem Onkel, also kein Wort zu ihm darüber“, bat Adabella.
„Ist gebongt. Kann ich dir nen Kaffee anbieten oder was anderes?“, fragte Paisley erleichtert.
„Ein Tee wäre schön. Sie sind also Immobilienmakler?“, erkannte Adabella und Seth setzte sich neben sie.
„Ja, Madam, das bin ich“, bemerkte Seth höflich.
„Ein sehr höflicher junger Mann, er ist so ganz anders als dein letzter Verehrer, Paisley“, war Adabella angetan von Seth.
„Den letzten Verehrer den du getroffen hast, war mein Freund auf der Highschool“, konterte Paisley, während sie den Wasserkocher anmachte.
„Ich sollte dich öfters besuchen, Kleines“, stellte Adabella fest.
„Dafür wohnst du viel zu weit weg, Tante, aber es ist immer schön, dich zu sehen. Wie geht es Onkel Enrique?“, fragte Paisley und kam mit dem dampfenden Tee zu ihnen an den Tisch.
„Gut, gut, er lässt grüßen. Fabián übrigens auch, denk’ ich zumindest, hab' ihn nicht so lang sprechen können. Hab' ich schon erwähnt, dass du mein Lieblingszögling bist?“, fragte Adabella und tätschelte Paisleys Kopf, als sie sich zu ihr herunterbeugte um den Tee hinzustellen.
„Ja, schon öfters. Aber es ist immer schön zu hören. Wie lange willst du in der Stadt bleiben, Tante?“, fragte Paisley und setzte sich auf Seths Schoß.
„Nur bis Sonntagabend, gehen wir heute Abend zusammen essen?“, fragte Adabella und Paisley nickte.
„Gut, gut, begleiten Sie uns, Junge?“, fragte Adabella.
„Sehr gern, Madam“, bedankte sich Seth und schwieg dann die ganze Zeit, während sich Paisley mit ihrer Ziehmutter unterhielt.
„Ja, bis acht Uhr dann, ich hol’ dich im Hotel ab“, verabschiedete sich Paisley an der Türschwelle von Adabella und schloss die Tür gedankenversunken.
„So, wo waren wir?“, fragte Seth, der sie von hinten packte und auf den Tisch setzte.
„Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich jetzt noch in Stimmung bin. Krieg’ das jetzt nicht in den falschen Hals, aber verschwinde einfach“, bat Paisley und er ging einen Schritt zurück.
„Ruf mich an, wenn du deinen Egotrip beendet hast“, entschied er verärgert und verließ wütend die Wohnung.
Keine halbe Minute später sprang sie vom Tisch und rannte ihm hinterher.
„Seth, warte“, bat sie, als sie ihn am Fahrstuhl noch erwischte.
„Was ist? Hast du mich nicht genug gedemütigt?“, fragte Seth verärgert.
„Wir kriegen das hin, irgendwie kriegen wir das hin, dass ich das nicht ständig mache“, bettelte sie um Verzeihung.
„Sex wäre für den Anfang nicht schlecht“, bemerkte er schmollend.
„Du erpresst mich mit Sex, ist das nicht erbärmlich?“, fragte sie und legte die Arme um seinen Hals.
„Mein Selbstbewusstsein ist nicht so ausgeprägt, wie deins“, schmunzelte er und schleppte sie auf seinen Hüften, um die sie sich geschlungen hatte in ihre Wohnung.

Siebtes Kapitel


Strahlend kamen Paisley und Seth an diesem Abend zum Hotel, wo sie entschieden hatten zu Essen. Sie gingen Hand in Hand und sahen auch sonst ziemlich verknallt aus.
„Seht mal her, wer da kommt, ihr beiden strahlt ja um die Wette. Ihr seht aus wie dein Onkel und ich nach unserer ersten Nacht als Ehepaar“, neckte Adabella sie und das Paar setzte sich hin.
„Hast du schon was bestellt?“, fragte Paisley, die vom Thema ablenken wollte.
„Nein, ich hab' auf euch gewartet. Was wollt ihr trinken?“, fragte Adabella.
„Wein?“, schlug Paisley vor.
„Ja, Wein ist gut, lasst uns nen Roten bestellen“, schlug Adabella vor und holte den Kellner.
„Wie lange seid ihr jetzt zusammen?“, fragte Adabella neugierig, als sie aßen.
„Noch nicht lang, ehrlich gesagt sind wir gerade dabei unsere Beziehung zu definieren“, erkannte Paisley.
„Ah, ihr führt also eine offene Beziehung?“, erwiderte Adabella gespielt offen.
„Nein, wir führen eine ernsthafte Beziehung, keine anderen, nur wir beide“, entschied Paisley und sah zu Seth, um ihn noch Mal wissen zu lassen, wie ernst sie das meinte.
„Das ist gut, schön zu hören. Kommt ihr mich mal in New Mexiko besuchen?“, fragte Adabella.
„Wir sind vermutlich in Kalifornien um die Weihnachtszeit, wir könnten auf dem Rückweg vorbeikommen“, schlug Seth vor.
„Das wäre toll!“, freute sich Adabella.
„Wir melden uns dann noch Mal. Wir haben beide einen Urlaub bitter nötig, wir machen eine Amerika-Tour“, erklärte Paisley.
„Urlaub ist wichtig, das hast du dir verdient. So, wie sieht’s aus mit Nachtisch, wollt ihr was?“, fragte Adabella und das Paar bejahte es.
 
„Wir machen einen Roadtrip durch Amerika?“, fragte Seth etwas skeptisch, als er sie nach dem Essen heimfuhr.
„Was soll ich sonst sagen, dass wir deine Fehltritte besuchen?“, fragte sie etwas schroff.
„Schämst du dich für dass, was ich getan habe?“, fragte Seth kritisch.
„Du etwa nicht?“, fragte sie zurück.
„Nein, so bin ich halt, wenn du mit mir zusammen sein willst, musst du das akzeptieren“, entschied er standhaft.
„Ich kann es noch nicht akzeptieren, aber tolerieren, damit musst du vorerst leben“, entschied sie.
„Damit kann ich leben. Also, wann fahren wir?“, fragte er planend.
„Sprich mit deiner Schwester, wenn ich weiß, ob ich bei ihr arbeiten kann und ab wann, können wir fahren“, bat sie und er nickte.
 
Zwei Tage später hatte Paisley die Zusage von Unique, dass sie ab Januar bei ihr arbeiten konnte und so konnte sich Seth Zeit freischaufeln, um seine Kinder zu besuchen.
„Entschuldige, ich bin spät, ich musste noch was besorgen“, kam Seth spät an diesem Vormittag zu Paisley, um sie abzuholen.
„Geschenke für deine Kinder?“, fragte sie überrascht.
„Äh fast, krieg’ das jetzt nicht in den falschen Hals, spielst du meine Ehefrau für den nächsten Monat“, bat er und zog einen Verlobungs- und Ehering aus der Tasche.
„Man, du kannst mich doch damit nicht so überfallen, ich krieg’ keine Luft“, war sie panisch und beugte sich nach vorne.
„Atme tief ein und aus, du reagierst genauso wie ich, als ich das erste Mal erfahren habe, dass ich Vater werde“, erkannte er amüsiert und gab ihr eine Papiertüte, in die sie atmete.
„Das ist nicht witzig“, murrte sie keuchend und er legte liebevoll den Arm auf ihren unteren Rücken.
„Einfach langsam weiteratmen, gleich wird es wieder besser. Das war unüberlegt, tut mir leid“, entschuldigte er sich und steckte die Ringe wieder weg.
„Ich würd’ ihn gern mal probieren, um zu schauen, wie sich das anfühlt“, sagte sie plötzlich und er holte die Ringe wieder hervor.
„Also, willst du mich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen als Mann haben?“, fragte er schmunzelnd und zog ihr den Verlobungs- und dann den Ehering auf den Finger.
„Sie passen“, erkannte Paisley überrascht.
„Natürlich passen sie, es würde nicht viel bringen, wenn ich dir unpassende Ringe geben würde“, schmunzelte er und sie betrachtete die Ringe.
„Der Stein ist nicht echt, oder?“, fragte sie plötzlich.
„Nein, ein Zirkon, aber ich könnte mir einen echten Diamanten leisten“, erwiderte er erklärend.
„Das ist gut zu wissen. Wo ist dein Ring?“, fragte Paisley.
„Äh, ich trag’ keinen Ring, das kaufen die mir nie ab, wenn ich es so übertreibe“, murmelte er.
„Anziehen, sofort“, forderte sie und er zog seinen Ring aus der Tasche und zog ihn an.
„Braver Junge. Jetzt können wir fahren, als treusorgender Ehemann, kannst du gleich meine Koffer zum Wagen tragen“, bat sie, der die Idee langsam gefiel, ihn zu ärgern und drückte ihm ihre zwei Koffer in die Hand.
„Das wirst du jetzt echt genießen, oder?“, fragte Seth keuchend, während er die Sachen zum Fahrstuhl schleppte.
„Oh ja und wie. Stell’ dich auf eine lange Reise an, mein Süßer“, erwiderte sie und ging voran in den Fahrstuhl.
„Oh man“, murrte er und folgte ihr.
 
„Das ist ein Volvo“, erwiderte Paisley überrascht, als sie zu Seths Auto gingen und statt seinem übertriebenen Sportwagen einen Volvo antrafen.
„Man, jemand hat meinen Porsche geklaut und ne Familienkutsche hingestellt“, witzelte er und flippte den Wagen auf.
„Kinder will ich keine, klar“, entschied sie.
„Schon klar, in meinen Wagen passen nur die Sachen nicht, deshalb hab' ich einen gemietet“, erklärte er und machte die Heckklappe auf.
„Du willst doch nur so tun, als wärst du jetzt anständig geworden“, frotzelte sie.
„Du sollest mir echt mal vertrauen, jetzt wo wir verheiratet sind“, erwiderte Seth und bekam eine Kopfnuss von seiner Freundin.
„Ich weiß schon, “übertreib’s nicht, Harper““, konterte er.
„Das ist ja toll, dass wir in unserer Ehe noch ohne Worte kommunizieren können“, spielte sie das Spiel mit und setzte sich auf den Beifahrersitz.
„Das wird echt ne lange Reise“, erkannte Seth und fuhr los.
 
Seine erste Ex-Freundin wohnte in Norman im Bundesstaat Oklahoma, was auf etwa der halben Strecke bis Kalifornien war. Sie brauchten zwei Tage dorthin, ernährten sich nur von Fast Food und vollzogen ihre „ehelichen Pflichten“ in schönen Hotelzimmern.
„Was hat dich bitte damals nach Oklahoma geführt?“, fragte Paisley, während sie die Staatsgrenze nach Oklahoma überfuhren.
„Sie ist zurück zu ihren Eltern gefahren, als sie gemerkt hat, dass sie schwanger ist, wir haben uns in Atlantic City kennen gelernt“, erklärte Seth, der auf dem Beifahrersitz saß und Chips futterte.
„Dann ist ja gut, ich dachte schon. Bist du aufgeregt?“, fragte Paisley.
„Ich weiß nicht, ich hoffe nur, dass die Geschichte um die Schrotflinte ihres Vaters nur Sagen und Legenden sind“, schmunzelte er.
„Wiederhol’ das bitte“, bekam sie Angst.
„Keine Sorge, auf dich wird er sicher nicht schießen“, sah er das gelassen.
„Das weiß ich, ich will nur nicht Witwe werden“, erkannte sie nervös.
„Keine Sorge, das sind sicher nur Gerüchte, nichts weiter. Okay, Oak Street, dem Internet nach zu folgen ist das ziemlich zentral“, sah Seth auf die Karte.
„Das ist ein Kaff, hier ist alles zentral“, entgegnete Paisley und bog in eine Straße ein.
„Du kannst ja eine ganz schöne Großstadtgöre sein“, erwiderte er erkennend.
„Ich hab' gar keine Gummistiefel dabei“, lästerte sie weiter.
„Hörst du mal auf damit? Ich wurde auch in so einem Kuhkaff geboren“, murrte er.
„Ich weiß, genau aus dem Grund zieh’ ich dich damit auch auf“, schmunzelte sie und er sah von dem Plan auf.
„Du weißt dass ich in Sugarland, Texas geboren wurde? In meine Akte steht Dallas“, war er überrascht.
„Weißt du noch letztes Jahr, als du an der kubanischen Grenze festgesessen bist, weil du deinen Pass verlegt hattest?“, fragte sie erinnernd.
„Oh ja, das war vielleicht ne Party damals. Ich hab' keine Ahnung, wie ich wieder aufs Festland gekommen bin“, entgegnete er, in Erinnerungen schwelgend.
„Deine treusorgende Sekretärin hat deine Geburtsurkunde an die Behörden gefaxt“, erklärte Paisley und fuhr in die Oak Street ein.
„Du hast mir damals den Arsch gerettet, noch Mal danke dafür“, bedankte sich Seth.
„War mein Job. Welche Nummer?“, fragte Paisley.
„Nummer 14, weißt du eigentlich, dass du meine erste ernsthafte Beziehung bist?“, fragte er und sie bremste vor der Nummer 14.
„Ach sag’ bloß. Wir sind da“, entschied sie und stellte den Motor ab.
„Du glaubst nicht, dass ich dir treu sein kann, oder?“, fragte er plötzlich.
„Ich werde es auf mich zukommen lassen. So Ehemann, sollen wir zusammen hingehen, oder soll einer im Auto bleiben, um den Notruf schneller rufen zu können?“, fragte sie sarkastisch.
„Wir sind ja so witzig, steig’ aus“, bat er etwas gereizt und sie tat es.
„Man, ich hör’ immer noch auf dich, so bin ich von der einen Abhängigkeit dir gegenüber nahtlos in die andere übergegangen“, bemerkte sie und nahm ihre Handtasche vom Rücksitz.
„Tja, man kommt halt nicht so leicht von mir los“, entgegnete er großspurig.
„Wenn du nicht gleich die Klappe hältst, zeig’ ich dir, was Gewalt in der Ehe bedeutet“, schnaubte sie und hakte sich bei ihm ein, um zur Tür zu gehen.
Er klingelte, nahm ihre Hand in seine Hände und drückte sie an seine Brust. Er hatte feuchte Hände.
„Du bist doch nervös“, erwiderte sie überrascht.
„Ich werde meine Tochter das erste Mal sehen, das ist schon seltsam“, erkannte er nervös.
„Es ist ein Junge, die Frau in Kalifornien hat die Tochter“, verbesserte sie ihn.
„Ernsthaft? Ich dachte, es wäre umgekehrt“, erwiderte er und die Tür sprang auf. Eine Frau in den jungen Zwanzigern mit einem sehr biederen Twinset und noch biederem Rock an öffnete ihnen. Um ihren Hals trug sie ein schlichtes Kreuz.
„Du bist spät“, sagte sie nur und drehte sich herum, um vor ihnen ins Wohnzimmer zu gehen.
„Ist auch schön dich zu sehen, Michelle“, begrüßte Seth sie etwas enttäuscht und folgte ihr ins Wohnzimmer.
„Ich habe nur zugestimmt, dich unreinen Frevler in mein Haus zu lassen, weil deine Frau, unseren Sohn sehen will. Er spielt in seinem Zimmer“, erklärte Michelle tonlos und mit einer lethargischen Art, die fast erschreckend war.
„Komm Schatz, lass uns zu ihm gehen“, bat Paisley, die Angst vor Michelle bekam und zog Seth zu dem Zimmer auf dem ein Jungenname in bunten Lettern an der Tür stand.
„Der Kleine heißt auch Seth“, stellte Paisley fest, während sie zu Michelle sah, die im Türrahmen des Wohnzimmer stehen geblieben war, als würde sie einen Sicherheitsabstand einhalten wollen.
„Oh man, ich kann das nicht“, wurde Seth plötzlich sehr nervös.
„Zu spät, mein Lieber, komm’“, zog sie ihn an die Tür und Seth öffnete die Tür vorsichtig.
Dort saß ein kleiner Junge, vielleicht drei Jahre alt und spielte vergnügt mit Bauklötzen.
„Er sieht mir gar nicht ähnlich“, stellte Seth kühl fest.
„Wenn er nicht dein Kind wär’, würdest du keinen Unterhalt zahlen. Geh' zu ihm hin“, drückte sie ihn nach vorne und Seth ging unsicher zu dem Jungen, um sich zu ihm zu setzen.
„Sind Sie auch schwanger?“, fragte Michelle, die plötzlich überraschend neben Paisley stand und sie furchtbar erschreckte.
„Äh, nein“, murmelte sie, während sie versuchte, sich wieder zu sammeln.
„Warum haben Sie ihn dann geheiratet?“, fragte Michelle neugierig.
„Weil ich ihn liebe, natürlich“, entschied Paisley standhaft und es überraschte sie fast, wie gut das über ihre Lippen kam.
„Ach das, das geht auch vorbei. Wollen Sie nen Kaffee?“, fragte Michelle und nachdem sie es bejahte, ging Michelle wieder von dannen.
 
„Und, wie lief es mit deinem Sohn?“, fragte Paisley, als die beiden an diesem Abend auf dem Bett saßen und fernsahen.
„Gut, er ist echt niedlich, der Kleine, es war gut herzukommen. Als ich mit Michelle zusammen war, sah sie nicht so aus“, versprach Seth wie eine Art Rechtfertigung.
„Hab' nichts gesagt“, erwiderte Paisley und wechselte den Fernsehkanal.
„Wie wär’s mit Sex?“, warf er plötzlich ein.
„Du hast eine Minderjährige geschwängert, so arg viel Bock hab' ich da grad’ nicht drauf“, entschied sie.
„Michelle war damals nicht minderjährig“
„Doch war sie, der Kleine Seth ist drei und in ihrem Wohnzimmer steht ein Foto von ihr und noch anderen Mädchen, wo „Abschlussklasse von 2006“ draufsteht. Und da das erst zwei Jahre her ist … tja, Rechnen kannst du allein, oder?“, fragte Paisley etwas gereizt.
„Sie war siebzehn? Das hab' ich echt nicht gewusst, ich hab' sie in dieser Bar kennen gelernt, sie hat getrunken, da bin ich fest davon ausgegangen, dass sie über 21 ist“, stotterte Seth.
„Tja, ist vielleicht manchmal nicht so eine ganz doofe Idee, eine Frau kennen zu lernen, bevor man mit ihr in die Kiste steigt. Ich bin müde, gute Nacht“, machte sie den Fernseher aus und drehte sich zur Seite.
 
Seth drehte sich schlaflos neben ihr von einer Seite auf die andere.
„Was ist?“, fragte Paisley gereizt, die durch seinen unruhigen Schlaf auch nicht schlafen konnte.
„Ich kann nicht schlafen“, erwiderte er und setzte sich auf.
„Das merk’ ich. Ich auch nicht, denn auf dieser Matratze fühl’ ich mich, wie auf hoher See, wenn du so rumrutscht“, murmelte sie schläfrig.
„Der Kleine ähnelt so sehr mir, dass es fast unheimlich ist“, erwiderte er plötzlich. „Du musstest mich bis fast halb zwei Uhr nachts wach halten, obwohl du schon vor drei Stunden mit mir darüber reden hättest können?“, fragte sie gereizt.
„Du weißt doch, wir Männer sind immer etwas langsam“, entschuldigte er sich und setzte sich auch auf.
„Ich würde gern regelmäßig Kontakt zu ihm haben“, entschied er trocken.
„Das ist schön, das musst du mit Michelle besprechen. Ist das alles, was dich wach hält?“, fragte sie etwas sanfter.
„Können wir nach Kalifornien noch einen Zwischenstopp einlegen?“, wollte er wissen.
„Noch nen Kind, von dem ich wissen sollte?“, fragte sie und drehte sich zu ihm.
„Von dem Kind weißt du schon, ich möchte zum Grab von meinem Kind fliegen, wenn wir in Kalifornien fertig sind“, bat er.
„Ich weiß nicht, ob das gerade so ideal ist, Das ist ein Dritte Welt Land im Moment“, druckste sie herum.
„Das ist nicht Espen, da ist es immer nicht gerade komfortabel. Deshalb hab' ich dort beim Aufbau von Häusern mitgewirkt in meinen Semesterferien“, erklärte er.
„Du warst zum Arbeiten auf Haiti?“, war sie jetzt total überrascht.
„Ja, das wurde mir als Praktikum angerechnet, für mein Studium, du denkst, dass ich immer nur Party mache, oder?“, fragte er kritisch.
„Ich hab' dich halt nur so kennen gelernt, entschuldige, dass ich nicht gewusst habe, dass du Mutter Theresa ersetzen willst“, murrte sie gereizt.
„Bist du immer so, wenn du müde bist?“, fragte er feststellend.
„Meistens, wieso?“
„Wollt’ es nur wissen. Okay, jetzt kann ich schlafen“, entschied er und drehte sich zur Seite, um zu schlafen.
„Klasse, jetzt kann ich nicht mehr schlafen“, grummelte sie und stand auf, um aus dem Hotelzimmer auf die Waldlandschaft vor ihrem Fenster zu sehen.
„Hast du jetzt vielleicht Lust?“, fragte er und schlug die Bettdecke auf seiner Seite zur Seite.
„Du solltest echt Mal ne Therapie machen mit deiner Dauergeilheit. Schlaf’ einfach“, bat sie und sah wieder in die Dunkelheit.
„So wie Fox Mulder grade? Ne danke, das ist doch nur Humbug“, entschied er.
„Dein Dad hat es grad’ hinter sich“, erkannte sie plötzlich.
„Du weißt auch alles, oder?“, fragte er grinsend.
„Das Meiste, ich hab' seinen Aufenthalt organisiert, wir Sekretärinnen müssen jeden Scheiß machen, ich hoffe, bei deiner Schwester wird sich das ändern. Ich hab' die Unterlagen noch, für die Klinik“, frotzelte sie.
„Mal sehen“
„Hast du grade mal sehen gesagt?“, wunderte sie sich.
„Ich bin müde, wirklich müde. Komm’ zurück ins Bett, wir sollten schlafen“, bat er und sie kam zurück.
„Die haben sicher über Zwei-Dutzend Kliniken in Kalifornien, die sich darauf spezialisiert haben“, bemerkte sie und legte sich neben ihn.
„Willst du mich loswerden?“, fragte er und sie legte sich in seinen Arm.
„Nein, ich möchte dich behalten, versprich’ mir, dass du zumindest darüber nachdenkst“, bat sie.
„Ja, ich denk’ darüber nach. Jetzt schlaf’, kleine Erpresserin“, murmelte er und schlief ein.
 
Durch lautes Klopfen wurde das Pärchen am folgenden Tag geweckt.
„Du gehst“, entschied Seth schläfrig und stupste seine Freundin ein.
„Von wegen, beweg’ deinen Hintern“, drängte Paisley ihn und schob Seth mit ihrem Fuß aus dem Bett.
„Sklaventreiberin“, murrte Seth und stand vom Boden auf, um zur Tür zu schlurfen.
„Hab' keine Angst, Kumpel, ich bin da und hab' Tequila dabei“, bemerkte Benji, der mit einer Reisetasche und einer Flasche Tequila ausgerüstet, vor der Tür stand.
„Verdammt, wie spät ist es?“, fragte Seth und kratzte sich am Kopf. Er trug nur Shorts.
„Halb 9 morgens, ich weiß, noch etwas früh zum Trinken, aber das hat dich doch noch nie davon abgehalten, oder?“, fragte Benji und schob ihn in den Raum.
„Ich bin nicht allein, Alter“, sagte Seth herumdrucksend.
„Schätzchen, wir haben Besuch“, rief Seth zu ihr und Paisley kam im Bademantel zu ihnen.
„Toll, was will er hier?“, fragte sie nicht arg begeistert.
„Hab' ich ihn nicht gefragt, was willst du hier, so, zufrieden?“, fragte Seth und sah Paisley genervt an.
„Ich wollte dich unterstützen, was sonst, aber du vögelst die Sekretärin, dir scheint es also gut zu gehen“, erkannte Benji cool.
„Und ich dachte, ich müsste Ihre dämliche Visage nicht mehr sehen. Ich geh' duschen“, entschied Paisley und schlurfte zurück zum Bad, aus dem sie gekommen war.
„Du hast tatsächlich die heiße Schnecke ins Bett bekommen, Respekt“, lobte Benji ihn und pflanzte sich aufs Bett.
„Versteh’ mich nicht falsch, aber ich brauch’ dich hier nicht“, erklärte Seth und Benji grinste.
„Das kann ich verstehen, ich bin mit hübschen Blondinen auch gern allein“, verstand Benji und verschränkte seine Beine zum Schneidersitz auf dem Bett.
„Ich besuche hier meinen Sohn, das ist echt was Privates“, gestand Seth und zog sein Hemd an.
„Sohn? Ich dachte, du hättest nur eine Tochter gezeugt“, wunderte sich Benji.
„Genau deswegen ist die Sache was Privates, diese Sauftouren an den Geburtstagen unserer Kinder ist so erniedrigend“, entschied Seth und hüpfte in seine Hose.
„Du willst ja nur die Zeche für den Tag nicht zahlen. Also, wann hat er Geburtstag?“
„Äh, keine Ahnung“
„25. Februar“, erklärte Paisley, die angezogen aus dem Badezimmer kam.
„Danke, Schätzchen“, erwiderte er sarkastisch.
„Immer wieder gern, Süßer. Also, wir wollen mit Seth jr. in den Zoo gehen, kommt das lästige Anhängsel mit?“, fragte Paisley und zog ihre Uhr an.
„Das lästige Anhängsel ist mein Kumpel, Paise’“, grummelte Seth.
„Also ja. Er sitzt aber hinten“, entschied sie und band ihre Haare zusammen.
„Was soll das werden? Spielst du jetzt Vater des Jahres?“, fragte Benji etwas verärgert.
„So in etwa. Also, danke, dass du hergeflogen bist, aber ich komm’ klar“, erkannte Seth.
„Nein, tust du nicht. Hinten sitzen klingt gut“, war Benji gut gelaunt und stand wieder auf.
„Na wunderbar, wie sollen wir ihn nun verkaufen, als nervigen Cousin?“, fragte Paisley und musterte Benji.
„Nerviger Cousin? Ja, das kann funktionieren“, konterte Seth, der den rothaarigen jungen Mann nun auch musterte.
„Hey, hört ihr mal auf damit, ich fühl’ mich wie auf dem Fleischmarkt hier“, war das Benji unangenehm.
„Dann wissen Sie jetzt, wie wir Frauen uns in Bars fühlen. Dann komm, nerviger Cousin“, forderte Paisley und ging mit ihm aus der Tür.
„Wartet ihr vielleicht noch auf mich?“, fragte Seth genervt und zog sich schnell einen Pullover über, bevor er auch aus der Tür stürmte.
„Was ist das für ein Insidergag mit den Eheringen?“, fragte Benji, als er mit Paisley hinter Seth und Michelle durch den Zoo ging.
„Frag’ deinen Kumpel, er wollte unbedingt als Ehepaar auf Tour gehen. Ich bin froh, wenn ich den Ring wieder los bin“, erwiderte Paisley.
„Also seit ihr nicht verheiratet?“
„Oh Gott, nein, ich werde nicht heiraten. Er ist schon die ganze Zeit so seltsam, seit sein Kind gestorben ist“, bemerkte Paisley, die etwas eifersüchtig war, dass ihr Freund mit seiner Ex auf heile Familie machte.
„Sein Kind ist gestorben? Du meinst seine Tochter?“, fragte Benji überrascht.
„Nein, seine Tochter lebt noch, ich weiß nicht, ob sein drittes Kind, von einer Frau aus Haiti ein Junge oder ein Mädchen gewesen war“, erklärte Paisley.
„Dieser Schlawiner, hat er noch ein Kind, das er mir vorenthält?“, fragte Benji kopfschüttelnd.
„Nein, es gibt nur noch die zwei, soweit ich weiß. Wie viele hast du?“, fragte Paisley neugierig.
„Ich hab' zweijährige Zwillingssöhne von meiner Ex, ich bin aber nicht so ein Casanova, wie der Sperminator da vorne, ich war mit meiner Ex seit der Highschool zusammen“, erzählte Benji.
„Siehst du deine Kinder regelmäßig?“, fragte Paisley.
„Ja, das tue ich. Ich flieg’ Weihnachten zu ihnen nach Vermont. Ich sammle fleißig Flugmeilen. Das ist ein schönes Bild, Vater und Sohn, er sieht ihm verdammt ähnlich“, stellte Benji fest, der seinen Kumpel mit seinem Kind beobachtete.
„Ja, richtig unheimlich. Also, spuck’s aus, warum bist du wirklich hier?“
„Hab' ich schon gesagt, ich unterstütze ihn“, entgegnete Benji herumdrucksend.
„Okay, jetzt bin ich neugierig, was stimmt mit ihm nicht?“, hakte sie nach.
„Nein, vergiss’ es, das läuft unter dem Brudercode“, erkannte Benji verschlossen.
„Was zum Henker ist der Brudercode?“
„Vergiss es, ich hab' schon zu viel gesagt. Was denkst du wie lange die Veranstaltung hier dauert?“, fragte Benji und Paisley sah zu ihrem Freund.
„Zwingt dich keiner, hier zu bleiben“
„Ich werd’ zu den Affen gehen“, erklärte Benji und zog ab. Paisley ging zu den anderen.
„Hey, alles klar bei euch?“, fragte Paisley und hakte sich bei Seth ein.
„Wo ist Ben?“, fragte Seth.
„Bei den Affen!“
„Ah, besucht seine Verwandten“, schmunzelte Seth und Paisley grinste.
„Was haltet ihr davon, wir gehen in ein Café und trinken heiße Schokolade“, schlug Paisley vor und alle stimmten zu.
 
„Du warst richtig fürsorglich heute, das war schön mit anzusehen“, lobt Paisley ihn, als die beiden an diesem Abend auf der Tagesdecke saßen und Karten spielten.
„Das hat sich auch richtig angefühlt. Es ist gut, dass wir hergekommen sind“, entschied Seth, der ungewöhnlich entspannt wirkte.
„Das ist gut, das hör’ ich gern. Was ist das mit Benji, warum ist er wirklich hier?“, fragte sie plötzlich und spielte ihre Karten aus.
„Was meinst du?“
„Er ist hier her gekommen, um dich zu unterstützen, es ist fast so, als könntest du nicht allein sein“, entgegnete sie belächelnd und er wurde ganz still.
„Oh mein Gott, du kannst nicht allein sein“
„Ja, verdammt, ich kann nicht allein sein, das konnte ich noch nie, deshalb muss ich ständig Begleitung haben. Meine Mutter war nicht gerade mütterlich, ich war oft allein als kleiner Junge, hab' da so einen kleinen Knacks. Wehe, das erzählst du jemandem, ich werde das abstreiten“, war er beschämt.
„Werde ich nicht, versprochen. Dann sind wir wohl das ideale Paar, ich kann nicht gut mit jemandem länger in einem Raum sein“, schmunzelte sie.
„Du hast in einem Großraumbüro gearbeitet“
„In Großraumbüros geht es, ich bin nur nicht gern mit jemandem auf engstem Raum zusammen. Darum lauf’ ich meistens Treppen, gut für die Oberschenkel, aber höllisch in Stöckelschuhen“, schmunzelte sie.
„Wie nah ist dir zu nah?“, flirtete er, kniete sich zu ihr hin und begann ihren Nacken zu küssen.
„Das ist schon sehr nah, aber noch hab' ich keine Panik“, schmunzelte sie und begann ihn zu küssen.
„Oh man, könnt ihr das lassen, wenn ich hier bin, übrigens ins Badezimmer würde ich jetzt ne Weile nicht gehen, ich hätt’ die Chilipommes nicht essen sollen“, unterbrach Benji sie und schloss die Badezimmertür hinter sich.
„Hast du wirklich kein einziges Hotelzimmer mehr in dieser Stadt gefunden?“, fragte Seth und setzte sich genervt neben Paisley.
„Ihr musstest ja unbedingt in ein Kaff fahren, was nur ein Hotel hat. Kissen!“, bat Benji und bekam von Paisley ein Kissen gereicht.
„Dann sei wenigstens still, das wir etwas Privatsphäre haben, bitte“, bat Seth.
„Sind das eure Flitterwochen?“
„Da ist ein Sofa mit deinem Namen drauf, Ben“, entschied Paisley mit ernster Stimme.
„Schon verstanden, Mrs Harper, ich lass euch beiden Turteltauben mal alleine. Gute Nacht“
„Nacht Benji“, erwiderte Seth.
„Nacht, Loverboy“, schmunzelte Benji und verkroch sich auf das Sofa im Wohnbereich.

Achtes Kapitel


„Wird er uns auch bis auf Haiti begleiten?“, fragte Paisley, als sie tags drauf auf dem Weg nach Kalifornien waren.
„Nein, ich lad’ ihn in Kalifornien in einen Flieger, versprochen“
„Ihr wisst, dass ich euch in dieser Familienkutsche laut und deutlich hören kann“, bemerkte Benji vom Rücksitz aus.
„Es wäre, als hätten wir schon ein Kind“, erwiderte Paisley sarkastisch.
„Wenn wir mal Kinder haben, nehme ich Ignác als Patenonkel, das ist dir klar, oder?“, fragte Seth, Benji.
„Ist ja auch logisch, wir kennen uns ja erst seit 15 Jahren und du kennst Ignàc wie lang, zwei Jahre?“, fragte Benji beleidigt.
„Alles klar bei dir?“, fragte Seth, Paisley, als diese wieder schwer atmete.
„Gib mir deine Burger-King-Tüte, Ben“, schnaufte Paisley.
„Ich ess das noch“, grummelte Benji.
„Tu es einfach, Ben“, bat Seth und Paisley bekam die Tüte gereicht.
„Atme tief durch und beug’ dich nach vorne“, bat Seth und drückte sie sanft mit seiner rechten freien Hand nach vorne.
„Hast du Asthma?“, fragte Benji verwundert.
„Nein, Panikattacke. Wird es besser?“, fragte Seth und sah zu Paisley.
„Ben, du solltest dich echt besser ernähren“, murrte Paisley, die ihren Kopf aus der verdreckten Fastfood-Tüte zog.
„Werd’s mir merken. Warum hast du jetzt eine Panikattacke?“, fragte Benji und sie zerknüllte die Tüte.
„Gar nichts, halt die Klappe“, grummelte sie beschämt.
„Kumpel, hast du etwa eine Lady gefunden, die genauso verkorkst ist, wie du?“, fragte Benji frotzelnd.
„Du hast die Lady gehört, Ben, Klappe!“
„Ist das süß, ihr passt perfekt zusammen“, frotzelte Benji und Paisley warf ihm die zerknüllte Tüte an den Kopf.
„Müssen wir ihn wirklich bis nach Kalifornien mitnehmen, können wir ihn nicht einfach aussetzen wie einen Hund?“, fragte Paisley sarkastisch.
„Ich fürchte, er würde uns auch dann finden. Nein, im Ernst, er ist in Ordnung, Paise’“, bemerkte Seth verteidigend.
„Ich könnte dir Tabletten geben, gegen deine Attacken“, schlug Benji vor.
„Das war jetzt so was von klar, dass du irgendwo Drogen her kriegst“, entschied Paisley genervt von ihm.
„Ich bin Apotheker, du Zicke“, wurde Benji wütend.
„Du bist was?“, fragte sie überrascht.
„Apotheker, ich gebe Medikamente nach Rezept heraus“, zischte er.
„Oh, ach so, das ist gut“, stotterte sie.
„Kannst du jetzt aufhören, mich als Volltrottel zu sehen?“, fragte Benji.
„Das hab' ich nie“, behauptete sie standhaft.
„Ja, klar. Lass es einfach. Können wir ne Pause machen? Ich brauch’ einen Kaffee“, erwiderte Benji.
„In fünf Meilen kommt eine Raststätte, ich müsste auch mal auf die Toilette“, plante Seth, dem es sichtlich schwer fiel, zu hören, wie sich die beiden angifteten.
„Dann kannst du Mal nach vorne Benji, ich würde gern etwas Schlafen, das kann ich besser hinten“, schlug Paisley vor.
„Sicher“, entschied Benji ruhig.
 
Auf der Raststätte hielten sie und die Jungs zogen los, um ihre Geschäfte zu erledigen. Paisley lehnte sich an die Beifahrertür, atmete tief durch und sah den Ring an. Es fühlte sich gar nicht so beengend an, wie sie dachte.
„Na, Mrs Harper“, bemerkte Benji, der zurückkam, lehnte sich auch an den Wagen und gab ihr einen Kaffee.
„Danke, entschuldige, dass ich so pissig bin, das ist alles so seltsam für mich“, entschuldigte sich Paisley.
„Du bist eine starke Frau und er muss dich wirklich mögen, dass er so lang Interesse an dir hat“, versprach Benji und sie nippte an ihrem Kaffee.
„Scheint so, war das gerade ein Kompliment?“, fragte sie überrascht.
„Ja, ich kann auch Komplimente machen. Verarscht du Seth?“, fragte Benji plötzlich.
„Natürlich nicht, wie kommst du da drauf?“, frage sie.
„Ist nur so ein Gefühl. Also meinen Segen hast du, er hätte es verdient“, erkannte Benji.
„Was hat er dir angetan?“, fragte sie erkennend.
„Was denkst du, warum ich nicht mehr mit der Mutter meiner Söhne zusammen bin?“
„Er hat doch nicht, er kann doch nicht, ernsthaft?“, fragte sie verwirrt.
„Du kennst ihn doch jetzt lang genug, was denkst du?“, fragte Benji anklagend.
„Glaub' ihm nicht alles, was er so erzählt, er ist auf Schmerzmitteln“, entgegnete Seth, als er zurückkam.
„Nein, ist er nicht. Ich glaube ihm“, sagte sie kopfschüttelnd und setzte sich auf den Rücksitz. Nachdenklich schloss Seth die Tür hinter ihr.
„Verdammt, warum erzählst du ihr so was? Ich hatte sie grade soweit, dass sie mir vertraut“, raunzte Seth zu seinem Kumpel.
„Ob das so eine gute Sache ist, dass sie dir vertraut?“, fragte Benji und setzte sich auf den Beifahrersitz.
Den Rest der Fahrt schwiegen die beiden Kumpel und Paisley schlief die ganze Zeit. Nach einer Tagesfahrt kamen sie in Long Beach in Kalifornien an. Von dort aus konnten sie tags drauf nach Oakland weiterfahren.
„Hey Schlafmütze, wir sind da“, bemerkte Seth und weckte seine Freundin sanft, als sie auf dem Parkplatz eines Hotels standen.
„Wo sind wir?“, fragte sie schläfrig.
„Long Beach. Es ist schön warm hier, wenn du noch fit bist, könnten wir heute Abend ausgehen“, schlug Seth vor.
„Wo ist Benji?“, fragte sie und sah sich um.
„Er ist schon drin und sucht sich ein Einzelzimmer. Es ist schon spät, wir können auch morgen Abend was Essen gehen, wenn wir in Oakland sind“, schlug er vor.
„Das wär’ mir lieber, sei mir nicht böse“, bat sie.
„Kein Problem, dann machen wir das Morgen. Was hältst du von Essen im Bett und einen netten Film?“, wollte Seth wissen.
„Klingt perfekt. Ich bin übrigens nicht sauer auf dich, ich hab' schon so was geahnt, die Beziehung zu Benji ist immer schon angespannt gewesen, seit ich euch beide kenne“, entschied sie.
„Ich weiß nicht, was du meinst“, verstand er nicht.
„Rede mit ihm darüber, er ist sicher noch gekränkt, ihr seid Sandkastenfreunde, wenn ihr das nicht klärt, werdet ihr keine Bridge-Partner mehr sein, wenn ihr alt und runzlig seid“, erkannte Paisley und stieg aus.
„Ich werd’ nicht alt und runzlig, ich werde mich mit Vierzig in die fähigen Hände eines Chirurgen begeben“, erkannte Seth cool.
„Was auch immer, du weißt, was ich meine. Haben wir schon ein Zimmer?“, fragte sie und schulterte ihre Tasche.
„Ja, hab' ich schon vorher reserviert, bin mal gespannt, ob ich die Reise als Firmenkosten absetzen kann“, schmunzelte er.
„Werd erwachsen, Seth“, grummelte sie und rollte ihren Koffer vor ihm zum Hoteleingang.
„Was hab' ich jetzt schon wieder gemacht?“
 
„Schmeckt dein Hühnchen?“, fragte Paisley, als sie später auf dem Bett saßen und Essen vom Zimmerservice bestellt hatten.
„Bisschen trocken“, sagte er nachdenklich.
„Find’ ich auch. Red’ mit ihm, Schätzchen“, bat Paisley, die genau merkte, was ihn bedrückte.
„Ist das okay für dich?“, fragte er nach.
„Sicher, kommt eh gleich Letterman, kommen sicher ein paar interessante Gäste“, stimmte sie zu und Seth ging zum Hotelzimmer seines Kumpels.
„Wir sollten uns unterhalten“, bat Seth, als er vor Benjis Tür stand.
„Du bist echt zu lang mit einer Frau zusammen“, murmelte Benji und ließ ihn rein.
„Hast du schon geschlafen?“, fragte Seth und Benji pflanzte sich wieder aufs Bett.
„Nein, kann nicht schlafen, muss an meine Jungs denken, liegt wohl an der Jahreszeit“, erkannte Benji nachdenklich.
„Kenn’ ich, deshalb bin ich auch auf dieser Tour. Ach ja und wegen dem Tod von meiner zweiten Tochter“, erkannte Seth und setzte sich neben Benji.
„Eine Tochter also. Von Miranda, oder?“, fragte Benji mitfühlend.
„Du weißt eindeutig zu viel von mir. Ja, von Miranda. Die beiden sind vor kurzem gestorben“, erwiderte Seth betrübt.
„Und jetzt hast du so einen Drang danach, zu erfahren, wie es deinen Kindern geht, versteh’ ich gut, meine Jungs sind mein ein und alles“, erkannte Benji und sah aus dem Fenster in die Nacht.
„Genau über die Sache will ich mit dir reden“, begann Seth.
„Es ist ein Jahr her und ich will das vergessen, also bitte fang nicht schon wieder damit an“, bat Benji.
„Ich hab' damals nicht mit Elaine geschlafen“, erklärte Seth.
„Das war peinlich genug, jetzt mach es nicht noch schlimmer und lüge, ich hab' euch damals erwischt“, wurde Benji laut.
„Wir haben nur so getan, sie wusste, dass du ihr tags drauf den Antrag machen wolltest, sie wollte dich nicht verletzen, aber sie wollte mit dir Schluss machen“, gestand Seth ernst.
„Das ist nicht wahr, du lügst, du willst nur eine dämliche Entschuldigung finden, warum du meine Freundin verführt hast“, wütete Benji und ließ seine ganze aufgestaute Aggression raus.

Neuntes Kapitel


Zehn Minuten später klopfte es schwach an Paisleys Hotelzimmertür. Verwirrt öffnete sie. Dort stand ihr Freund, mit zerrissenem Hemd und blutiger Lippe.
„Verdammt, was ist denn mit dir passiert?“
„Genau aus diesem Grund reden wir Männer nicht miteinander, das geht nie gut aus. Oh man, blute ich irgendwo? Ich schmecke Blut“, war er leicht benommen und sie holte ein feuchtes Handtuch, um seinen Mund abzutupfen.
„Was ist passiert?“, fragte sie erneut.
„Ich hab' damals nicht mit seiner Freundin geschlafen und das glaubt er mir nicht“, erklärte er und fühlte seine wunde Lippe.
„Tu ich auch nicht!“
„Danke für deine Unterstützung. Willst du die Geschichte hören?“, fragte Seth und begann zu erzählen.
„Das ist so selten dämlich, dass ich dir das glauben muss“, glaubte sie ihm lächelnd.
„Danke, erinnere mich daran, nie wieder jemand einen Gefallen zu tun. Gott sei Dank schlägt er zu wie du, da ist nichts gebrochen, nichts für Ungut“, schmunzelte er.
„Ich könnte dir was brechen, lass es nicht darauf ankommen. Leg’ dich hin und schlaf’, ich werde zu ihm gehen und mit ihm reden“, bat sie und er legte sich hin.
„Ich glaub', das ist nicht so eine gute Idee“
„Er wird mich nicht schlagen, wird schon gehen. Bin gleich wieder da“, erwiderte sie, stand auf und ging zum anderen Zimmer.
 
„Ben, mach die Tür auf, ich bin’s“, rief sie und die Tür sprang auf. Benji stand dort und telefonierte. Er machte ein Zeichen, dass sie reinkommen sollte und schloss die Tür wieder hinter sich.
„Ja, ich flieg’ morgen zu dir und dann bereden wir das, ich liebe dich auch“, sagte Benji zu der Person am Telefon und legte wieder auf.
„Alles klar bei euch?“, fragte Benji und legte sein Handy auf den Nachttisch.
„Was schlägst du meinen Freund, sag mal?“, erkannte Paisley und boxte Benji in den Bauch.
„Autsch, tut mir ja leid, ich hab' grad mit meiner Ex-Freundin geredet, sie hat mir die Story bestätigt, wir wollen es noch einmal versuchen“, erklärte Benji strahlend.
„Das ist toll, siehst du, was passieren kann, wenn man sich zusammenreißt, geh' zu ihm und erzähl’ es ihm“, freute sie für ihn.
„Nicht heute, morgen. Geh' zurück zu ihm und sag’ ihm, dass ich mich beruhigt habe und morgen mit ihm rede, okay?“, bat Benji.
„Okay, mach’ ich. Gratuliere noch Mal, vielleicht wird das mit euch beiden noch was“, war sie zuversichtlich und verschwand wieder ins andere Hotelzimmer.
Als sie zurückkam, war Seth eingeschlafen.
„Oh man, ich dachte eigentlich, der Stress mit dir hört auf, wenn ich nicht mehr für dich arbeite, aber nein, ich musste ja mit dir zusammenkommen“, murmelte sie vor sich hin und kuschelte sich an ihn. Kurz danach war sie auch eingeschlafen.
 
Sie wurde wieder wach, als sie zwei Männerstimmen laut diskutieren hörte.
Genervt rollte sie mit den Augen, zog ihren Pullover über und ging auf dem Hotelflur.
„Was ist denn hier los?“, fragte sie die Männer gereizt.
„Dieser Idiot wird zurück zu seiner Ex gehen, hast du davon gewusst?“, fragte Seth aufgebracht.
„Ja, hat er mir gestern erzählt, das ist doch gut, oder?“
„Sag’ nicht, dass du ihm dazu geraten hast“, bemerkte Seth genervt.
„Nein, das hat er ganz allein entschieden, was ist dein Problem?“, verstand sie nicht.
„Du kennst die beiden zusammen nicht, die sind wie Feuer und Wasser, das kann nicht gut gehen“, erklärte Seth und sah sie an.
„Kann er das nicht selbst entscheiden?“
„Das sag’ ich doch die ganze Zeit“, mischte sich Benji ein, der sich bis jetzt ruhig gehalten hatte.
„Ich mach’ das nicht noch mal durch mit Elaine und dir, du bist grade erst über sie weg“, erkannte Seth schlussfolgernd.
„Nein, bin ich nicht, deshalb will ich zurück zu ihr, jetzt wo ich weiß, dass sie nicht mit dir geschlafen hat, können wir neu anfangen. Du hast doch nur Angst, dass ich wegziehe, das werde ich Kumpel, das heißt aber nicht, dass wir uns nicht mehr sehen“, war Benji ruhig.
„Nein, das ist es nicht“, behauptete Seth.
„Ich werde jetzt für dich da sein, lass ihn weiterziehen und glücklich werden“, bat Paisley und legte ihren Arm um Seth.
„Danke Paisley, für alles“, bedankte sich Benji.
„Immer wieder gern. Jetzt flieg’ zu ihr und werde glücklich, ich werde ihn schon davon überzeugen, dass es das Richtige ist“, verabschiedete sie sich.
„Kumpel, du hast dir da eine echt tolle Frau geangelt, halt’ sie fest. Kommt gut wieder nach Hause, ja?“, bat Benji und umarmte die Beiden.
„Werden wir, jetzt fahr’, bevor er dich davon abhält“, schmunzelte sie und die beiden sahen zu, wie Benji den Gang des Stockwerks langging und im Fahrstuhl verschwand.
„In sechs Monaten sitzt er wieder auf meinem Sofa, sturzbetrunken und heult sich bei mir aus“, prophezeite Seth erkennend.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht. Pack’ deine Sachen, wir müssen weiter“, bat Paisley, löste sich von ihm und ging voran ins Zimmer.
 
„Er wird sein Leben versauen“, schlussfolgerte Seth, als sie eine Stunde später wieder auf dem Highway fuhren.
„Hörst du mal auf damit! Er weiß, was er tut“
„Nein, weiß er nicht, das ist ja das Problem“
„Dann wird er zurückkommen und du kannst ihn auffangen, jetzt gerade ist er glücklich und wird Weihnachten mit seinen Kindern verbringen, du bist selbst Vater, du wirst das doch verstehen können“, erkannte sie.
„Okay, ich werd’s versuchen“
„Gut, das ist schön. Jetzt werde ich bei dir sein, du musst keine Angst haben“
„Ich hab' keine Angst!“
„Musst du auch nicht. Wie ist deine andere Ex eigentlich so, auch so ne seltsame Betschwester?“, fragte sie, um vom Thema abzulenken.
„Äh, nicht wirklich, sie ist etwas speziell, du wirst sie mögen“, bemerkte er schmunzelnd.
„Oh man, das kann ja was werden“
 
Am späten Nachmittag kamen sie in Oakland an. Sie checkten im Hotel ein und trafen dann Seths Ex-Freundin in einem Restaurant. Sie hatte ihren Ehemann und ihre zwei Kinder mitgebracht.
„Moonshine, hi, ist ne Weile her“, begrüßte Seth seine Ex-Freundin etwas trocken.
„Warum so förmlich Frackträger, komm’ her“, bemerkte die Frau in den 30ern, die Hippiekleidung trug und umarmte ihn herzlich.
„Verändert hast du dich nicht wirklich, Mondgesicht“, war Seth erleichtert, dass sie nicht böse auf ihn war.
„Veränderung bringt nur Stress, aber ich hab' jetzt geheiratet, das ist mein Ehemann Quani“, stellte Moonshine ihre Familie vor.
„Sehr erfreut, dass ist meine Frau Paisley“, erwiderte Seth und Hände wurden gereicht.
„Ich war echt überrascht, dass du angerufen hast, ich dachte immer, du willst nichts mit deiner Tochter zu tun haben“, entgegnete Moonshine und nahm Seths dreijährige Tochter Moonlight auf den Schoß.
„Ich hab' Schuld, ich wollte seine Tochter sehen, ich hoffe, dass ist in Ordnung“, erklärte Paisley und strich über Moonlights Gesicht.
„Ihr könnt sie nicht haben, wenn ihr das wollt“, bemerkte Moonshine plötzlich.
„Das wollen wir nicht, keine Sorge, ich wollte sie nur sehen. Sie ist wunderschön, Schatz, sieh’ sie dir an“, war Paisley gerührt und Seth kniete sich zu Moonlight herunter.
„Sie sieht aus, wie meine Schwester, als sie klein war“, erkannte Seth auch berührt.
„Sollen wir ein Foto machen? Deine Schwester würde sich freuen“, schlug Paisley vor und zog ihre Fotokamera hervor.
„Das ist eine wunderbare Idee, ist das okay?“, fragte Seth und Moonshine nickte.
Es wurde ein netter Abend. Sie machten ein paar schöne Fotos und unterhielten sich nett. Moonshine war glücklich geworden und das strahlte sie auch aus. Sie war ausgeflippt und nett und so ganz anders als die Frauen, die sonst auf Seths Liste standen.
 
„Eine Hippiebraut, was hast du da geraucht?“, fragte Paisley frotzelnd, als sie später Hand in Hand in der Stadt spazieren gingen.
„Nichts, was zur Nachahmung empfohlen ist. Aber sie ist doch nett, oder?“, fragte Seth.
„Ja, sie ist wirklich nett. Willst du noch etwas länger bleiben?“, fragte sie und er nickte.
So blieben sie noch drei Tage länger in Kalifornien und flogen dann von San Fransisco aus nach Port au Prince.
 
„Oh man, ist das hier eine Hitze, ich hätte mir dünnere Klamotten mitbringen sollen“, stöhnte Paisley und wischte sich den Schweiß von der Stirn, als sie aus dem Flieger stieg.
„Wem sagst du das, ich trage einen Anzug. Was hältst du davon, dass wir uns ein Hotelzimmer suchen und uns von unseren heißen Klamotten verabschieden“, schlug er vor, legte seine Arme von hinten um sie und begann ihren Nacken zu küssen.
„Das klingt gut, wir hatten lang genug einen Störenfried bei uns“, schmunzelte sie und küsste ihn leidenschaftlich. Sie waren gerade wild dabei, als er plötzlich schlappmachte.
„Oh man, das ist mir noch nie passiert“, entschuldigte sich Seth, dem das furchtbar peinlich war.
„Du hattest früher drei Frauen pro Woche, natürlich ist dir das schon passiert“, schmunzelte sie, die das eigentlich eher amüsant fand.
„Ja, okay, ist mir schon passiert, aber jetzt gibt es echt keinen Grund dafür“, war das Setz verdammt peinlich.
„Wir machen ne Pause, später geht es sicher wieder“, schlug sie vor und setzte sich zur Seite.
„Ich geh' duschen“, murrte Seth, rutschte vom Bett und ging zum Badezimmer.
„Ach komm schon, ich zieh’ dich doch nur auf“, besänftigte sie ihn und wickelte sich mit der Bettdecke ein, um zu ihm ins Badezimmer zu gehen.
„Mir ist gar nicht gut“, sagte Seth plötzlich, der stark schwitzend vor dem Spiegel stand und sich ans Waschbecken klammerte.
„Oh mein Gott, was ist los, verträgst du die Hitze nicht?“, fragte sie erschreckt, als sie sah, dass es ihrem Freund nicht gut ging.
„Nein, eigentlich nicht, ich war ja lang genug hier, um mich daran zu gewöhnen. Mir ist grad’ echt übel, ich sollte kalt duschen, dann geht es sicher besser“, murmelte er
.
„Sicher, tu’ das“, bemerkte sie fürsorglich und führte ihn in die Dusche. Als er die Tür geschlossen hatte, entschied sie sich, sich abzuschminken. Plötzlich hörte sie einen dumpfen Schlag.
„Alles klar da drin?“, fragte sie und öffnete den Vorhang. Seth lehnte bewusstlos an der Wand.
„Seth? Sprich mit mir, Seth, hörst du mich?“, fragte sie geschockt und zog ihn sanft auf den Boden.

Zehntes Kapitel


„Oh man, mir geht’s gut, Sie haben sicher Wichtigeres zu tun, als Touristen mit Hitzschlag zu behandeln“, moserte Seth auf Französisch, als er 20 Minuten später, auf dem Doppelbett lag und vom herbeigerufenen Arzt untersucht wurde.
„Das war kein Hitzschlag, Monsieur“, erklärte der Arzt, der überrascht war, dass Seth so perfektes Französisch sprach.
„Was war es dann, Doktor?“, wollte die besorgte Paisley wissen, die sich wieder angezogen hatte.
„Ich weiß es nicht, Madame, aber sein Puls ist jetzt wieder regelmäßig und sein Fieber ist gesunken, er sollte sich aber heute noch im Bett ausruhen“, bat der Arzt und wollte noch Mal seine Lungen abhören und zog seinen Oberkörper nach vorne. Plötzlich wurde er schneeweiß und zog seine Hand von seiner Schulter.
„Ihr Yankees habt wirklich keinen Respekt vor unserer Kultur, schämen Sie sich“, zischte er und stand vom Bett auf.
„Was meinen Sie, Doc?“, fragte Seth verwundert, der nicht verstand, warum der Arzt so ausflippte.
„Die Tätowierung auf Ihrem Rücken, wir sind hier sehr streng mit dem Voodoo-Glauben hier verbunden, Sie wissen sicher nicht Mal, was das Zeichen bedeutet, einfältiger Yuppie“, schimpfte der Arzt.
„Ich weiß wirklich nicht, was sie meinen, ich bin nicht tätowiert“, verstand Seth jetzt gar nichts mehr.
„Sie sind es, sehen Sie“, erwiderte der Arzt und drehte Seths Schulter zum Spiegel. Dort war ein seltsames Symbol in schwarz auf seinem Schulterblatt.
„Was zum …“, fluchte Seth.
„Das war vorher noch nicht da“, war Paisley genauso verwirrt wie Seth.
„Sie sind verloren, Monsieur, ich kann Ihnen leider nicht mehr helfen“, stammelte der Arzt und verschwand eilig.
„Was ist hier los?“, fragte Seth ängstlich.
„Keine Angst, ich bin bei dir“, versprach sie, setzte sich neben ihn und strich ihm sanft über den Kopf.
„Geh' ihm nach, ich will wissen, was das Symbol bedeutet“, bat er und sie tat es.
„Monsieur, bitte warten Sie“, rief Paisley und fing den Arzt an den Treppen ab.
„Madame Harper, es tut mir leid für Sie, Ihr Mann wird bald tot sein“, erklärte der Arzt voller Mitgefühl.
„Was? Ist er krank?“, fragte sie entsetzt.
„Er ist todgeweiht, das Symbol auf seiner Schulter kündigt das an. Sie werden von Ihren Flitterwochen als Witwe heimkehren, es tut mir so schrecklich Leid“, entschuldigte sich der Arzt und ließ die geschockte Paisley allein dort stehen.
 
„Schatz, lass uns heiraten, hier und heute“, erkannte Paisley, als sie zurück ins Hotelzimmer kam.
„Oh man, doch so schlimm“, sagte er trocken und sie umarmte ihn nur.
„Was machen wir jetzt? Du hast hier gewohnt, was macht man, wenn man verflucht ist?“, fragte Paisley, als sie später Arm in Arm im Bett lagen und über den Sinn des Lebens grübelten.
„Keine Ahnung, einen Exorzisten rufen?“, fragte er scherzhaft.
„Das ist nicht witzig, Seth, du könntest hier sterben!“, moserte sie.
„Ich glaub' nicht an diesen ganzen Voodoo-Mist“, konterte er cool.
„Verdammt, du hast ein Tattoo auf deinem Rücken was „todgeweiht“ bedeutet und bist zusammengebrochen, bin bisschen ernst würde ich das schon nehmen“, bat Paisley wütend.
„Das heißt todgeweiht? Oh man, das erinnert mich gerade an etwas, was Miranda damals sagte. Als wir uns am Flughafen verabschiedet hatten, meinte sie, ihre Mutter würde mich töten, ich hab' das nicht ernst genommen, denn welche Mutter würde mich nicht töten wollen“, erklärte er plötzlich.
„Okay, dann suchen wir diese Frau“, plante Paisley hoffnungsvoll.
„Dann müssen wir nach Jacmel, dort hat Miranda gewohnt“, erklärte er.
„Okay, dann lass uns fahren. Schaffst du das?“, fragte Paisley.
„Du musst mir vielleicht helfen, mich anzuziehen, aber ich denke schon“, erkannte er und sie zog sein Hemd vom Boden.
 
Auf Paisley gestützt, schleppte sich Seth nach draußen.
„Wir wollen auschecken“, sagte Paisley geschafft, als sie Seth in den Sessel an der Rezeption geladen hatte und nun am Tresen stand.
„Ist irgendwas nicht in Ordnung, Mrs Harper?“, fragte der Concierge verwundert.
„Doch, das Zimmer war wundervoll, wir wollen nur abreisen“, bat Paisley gereizt.
„Sicher, Sie müssen aber die Nacht bezahlen“, verstand der Concierge nicht.
„Ja , sicher. Machen Sie einfach“, erwiderte Paisley genervt.
„Geht es Ihrem Mann nicht gut?“, fragte der Concierge und sah zu Seth, der auf dem Sessel kauerte.
„Ja, er wird schon wieder. Was schulde ich Ihnen?“, fragte Paisley und zog ihre Kreditkarte aus ihrer Tasche. Dabei sah sie ganz besorgt zu Seth, dem es schlechter und schlechter zu gehen schien.
„Wissen Sie was, Sie waren ja nur kurz hier, vergessen wir das“, entschied der Concierge.
„Vielen Dank! Ihr Service war einwandfrei“, bedankte sie sich und ging zu Seth.
„Komm’, wir gehen. Kannst du laufen?“, fragte Paisley fürsorglich und stütze ihn wieder nach draußen.
„Hey, schon fertig ihr beiden? Du warst echt mal standhafter, Kumpel“, begrüßte Benji, sie, der plötzlich vor ihnen stand.
„Benji, was machst du hier?“, fragte Paisley überrascht.
„Ich saß in der Flughalle und hab' gesehen, dass es im Norden der USA Schneestürme gibt, da hab' ich entschieden, hier her zu kommen. Stör’ ich irgendwie?“, fragte Benji, der ein rotes Hawaiihemd, Shorts und Flipflops trug.
„Nein, ich bin so froh, dich zu sehen“, war Paisley erleichtert und fiel ihm weinend um den Hals.
„Was hast du gemacht, Seth?“, fragte Benji verwundert.
„Er hat nichts gemacht, ihm geht es nicht gut“, erklärte Paisley und Benji sah seinen Kumpel genau an.
„Oh mein Gott, was mit ihm passiert?“, wollte Benji entsetzt wissen, als er sah dass Seth kreidebleich war.
„Ich weiß es nicht, er ist im Badezimmer zusammengebrochen, der Arzt hat gesagt, er weiß nicht, was ihm fehlt“, sagte Paisley schluchzend.
„Das wird schon, Kleines, bringen wir ihn erst mal in ein Krankenhaus“, plante Benji ruhig.
„Die können ihm auch nicht mehr helfen, er ist verflucht“
„Verflucht, pah, Humbug, für jede Krankheit gibt es eine Heilung“, versprach Benji bestimmend.
„Ich bin nicht krank“, mischte sich Seth ein.
„Ja, so siehst du aus. Ich ruf’ ein Taxi“, entschied Benji und ging in das Hotel.

Elftes Kapitel


„So, wir haben Tests gemacht und Sie haben eine gewöhnliche Lebensmittelvergiftung, Sie müssen an den Tropf für heute, doch dann wird es ihnen bald besser gehen“, diagnostizierte der Arzt, als er Seth im Krankenhaus behandelt hatte und ging wieder.
„Das ist doch gut, siehst du, er wird wieder“, beruhigte Benji, Paisley.
„Er lügt, er hat sich weder übergeben oder sonst was und wir haben genau das Gleiche gegessen, dann müsste ich auch krank sein, oder?“, wütete Paisley aufgebracht.
„Paisley, was ist los? Die haben hier alle Medizin studiert, die wissen was sie tun“, versprach Benji, der mit Paisley vor dem Krankenzimmer saß.
„Dann bleib’ bei ihm, ich werde die Voodoopriesterin finden und sie dazu bringen, diesen verdammten Fluch zurückzunehmen“, murmelte sie und sprang auf.
„Paisley, das wird nicht nötig sein“
„Das werde ich selbst entscheiden, pass’ auf ihn auf, ich ruf’ euch an, wenn ich dort bin“, entschied Paisley, schnappte ihre Tasche und verschwand.
 
„Hey Kumpel, wie geht’s?“, fragte Benji, als er in das Krankenzimmer seines Kumpels kam. Er sah wirklich schlimm aus.
„Wo ist Paisley?“, fragte Seth schwach.
„Mm, das ist so ne Sache, sie ist verschwunden, sie will irgendeine Voodoopriesterin suchen, ich weiß auch nicht, was in sie gefahren ist. Aber ich bleibe bei dir“, war Benji hilfsbereit.
„Sie ist doch wahnsinnig, sie wird den Fluch nie zurücknehmen“
„Du glaubst auch an einen Fluch?“, fragte Benji überrascht.
„Sieh dir das an, ich bin Katholik und Realist, aber das ist nicht zu erklären“, zeigte Seth seinem Kumpel das Symbol auf seinem Rücken.
„Das sieht aus wie ein Tattoo“, erkannte Benji kritisch.
„Ist es aber nicht, ich hab' Angst vor Nadeln, schon vergessen?“, war Seth etwas beleidigt, dass sein Kumpel ihm nicht glaubte.
„Was bedeutet das?“, fragte Benji.
„Das bedeutet, dass ich bald tot bin, Mann, wenn meine Süße diese Hexe nicht findet“, entschied Seth und hustete heftig.
„Okay, jetzt bin ich auch besorgt“, sagte Benji müdeund lehnte sich geschafft im Stuhl zurück.
 
Paisley war besorgt, verdammt besorgt, was sollte sie machen? Sie konnte doch nicht einfach zu einer Hohepriesterin gehen und ihr befehlen, einen Fluch rückgängig zu machen, sie wusste ja nicht mal, ob das ginge. Sie lieh ein Auto und fuhr nach Lacmel. Das war ein einfaches Dorf was fast vollständig vom Sturm zerstört worden war.
„Das wär’ auch zu einfach geworden“, grummelte sie und stieg aus dem Wagen aus.
Nervös ging sie durch das Dorf. Was sollte sie fragen? Voodoo-Priesterinnen waren dort sicher nicht gerade gern gesehen. Sie fasste sich ein Herz und fragte eine alte Frau nach Mrs Fouche, weil sie vermutete, dass Mirandas Mutter auch ihren Namen trug.
„Mit ihr willst du nichts zu tun haben, mein Kind“, zischte die alte Frau mit Angst in der Stimme.
„Doch gerade will ich das. Wo ist sie?“, fragte Paisley ernst.
„Sie ging fort, nach dem Tod ihrer Tochter und Enkeltochter, sie war lang nicht mehr hier“, erklärrte die alte Frau und Paisley fluchte innerlich.
„Vielen Dank, Madame“, bedankte sie sich traurig und ging betrübt zum Auto.
 
Erschöpft lehnte sie sich aufs Lenkrad, als plötzlich jemand zu ihr ins Auto sprang.
„Du willst Madame Fouche finden, ich weiß wo sie ist“, versprach die schwarze junge Frau in ihrem Alter, die in den Wagen gesprungen war. Sie hatte lange Rastalocken und war auch sonst nicht sehr gepflegt.
„Was zum … wer sind Sie?“
„Angenehm, Miranda Fouche, ich höre, du suchst meine Mutter?“, fragte Miranda und Paisley rutschte unbewusst an die Glasscheibe der Fahrertür.
„Was bist du ein Zombie?“, fragte sie entsetzt.
„Hey, so schlimm seh’ ich jetzt auch nicht aus, etwas mitgenommen, aber ich hab' ne Weile unter Trümmern gelegen, aber bin immer noch fit. Also, was willst du von meiner Mutter?“, fragte Miranda, die eine lebenslustige junge Frau war, was in diesem vom Unglück gebeutelten Dorf sehr seltsam erschien.
„Du bist tot!“
„Ich bin kein Zombie, hörst du mal bitte auf damit!“
„Sag’ ich gar nicht, aber da gibt es jemanden, der das glaubt“, konterte Paisley mysteriös.
„Warte, bist du Seths Schwester?“, fragte Miranda.
„Nein, seine Frau, wir sind hier her gekommen, um eure Gräber zu besuchen, lebt deine Tochter auch noch?“, fragte Paisley verwirrt.
„Ja, sie lag mit mir unter den Trümmern und erholt sich jetzt in Port au Prince im Krankenhaus, sie wurde schwer verletzt, ich nicht so sehr. Wie konnte in Amerika die Nachricht ankommen, wir wären gestorben, Seth muss sich ja gefreut haben“, erkannte Miranda sarkastisch.
„Nein, er war in tiefer Trauer, deshalb sind wir hier. Aber das mit der Wiedersehensfeier müssen wir verschieben, Seth liegt im Sterben, deine Mutter hat ihn verflucht“, erkannte Paisley erklärend.
„Oh ja, der Fluch, hatte ich vergessen, keine Sorge, er wird nicht sterben, meine Mutter praktiziert nur weiße Magie, da stirbt keiner dran“, schmunzelte Miranda.
„Sag’ das Seth, er sieht nicht gut aus“, entgegnete Paisley und sah sie kritisch an.
„Sie hat doch nicht, sie kann doch nicht …“, überlegte Miranda laut.
„Wie mächtig ist deine Mutter denn?“, verstand Paisley.
„Uh, das willst du gar nicht wissen“, entschied Miranda und Paisley legte den Gang ein, wendete schnell und fuhr dorthin, wo Miranda ihre Mutter vermutete.
 
„Maman, ich bin’s Miranda, wo bist du?“, rief Miranda, als sie mit Paisley in dem Dorf ankam, in das sie ihre Mutter gebracht hatte.
„Oh nein, ich mach’ keine Show mehr für Touristen, vergiss es“, murrte eine Frau in den 50ern, auch mit langen Rastalocken, die im Eck saß und etwas in einem Topf zusammenbraute.
„Ich weiß, das mach’ ich auch nicht mehr. Ich habe Seths Frau hier hergebracht, sie sagte mir, Seth wäre schwerkrank. Weißt du was darüber?“, fragte Miranda kritisch.
„Ich benutze keine Zauber, die jemandem schaden können, Tochter, das weißt du“, verteidigte sich Mrs Fouche standhaft.
„Lügen Sie nicht so schamlos, er hat das Symbol für „Todgeweiht“ auf dem Rücken, irgendwo muss das doch herkommen, oder?“, fragte Paisley verärgert.
„Mum? Ist das wahr?“, fragte Miranda entsetzt ihre Mutter.
„Das ist so lang her, dass ich diesen Fluch ausgesprochen habe, da verschwimme die Details“, gestand Mrs. Fouche.
„Du hast ihm den Tod auf den Hals gehetzt, sag mal spinnst du? Ich hab' diesen Kerl geliebt, er ist der Mann meiner Tochter, was bitte sollte das?“, wütete Miranda, die ihre lockere Art verloren hatte.
„Er soll nur leiden, wie du gelitten hast, als er wegging“, entschied Mirandas Mutter.
„Ja, meinetwegen, aber sterben soll er bitte nicht, er ist jetzt verheiratet, also hat er ganz eindeutig seinen Lebensstil verändert. Befreie ihn von dem Bann, bitte“, bat Miranda ernst.
„Er wird nicht sterben Tochter, das sagte ich schon, ihm wird’s ein bisschen dreckig gehen, aber er wird’s überleben“, entschied Mrs Fouche.
„Was hat das Symbol dann zu bedeuten?“, fragte Paisley neugierig.
„Gar nichts, das sollte ihn nur erschrecken, ein kleiner Scherz, ich hab' seine Voodoopuppe angemalt“, versprach Mirandas Mutter amüsiert.
„Nennst du das ernsthaften Voodoo, meine Ex-Freunde erschrecken? Wirklich Mutter, grade jetzt bin ich heilfroh, dass ich nicht in deine Fußstapfen getreten bin“, war Miranda verärgert.
„Also, er wird wieder?“, fragte Paisley hoffend.
„Ja, das tut er. Gehen Sie zurück zu ihm, er wird noch ne Weile leiden, aber wie ich ihn kenne wird er das lautstark machen“, erklärte Mirandas Mutter und Paisley atmete auf.
„Sie haben echt einen bizarren Sinn für Humor“, entschied Paisley.
„Tut mir wirklich leid, für dich, dass meine Mutter euch so erschreckt hat“, entschuldigte sich Miranda.
„Kannst du ja nichts für. Was hältst du davon, dass wir jetzt zu ihm fahren, ihm geht es sicher schnell viel besser, wenn er dich sieht“, schlug Paisley vor und Miranda stimmte zu.
 
„Schätzchen, ich bin wieder da, sieh’ mal, wen ich dir mitgebracht habe“, begrüßte Paisley ihn sanft, als sie mit Miranda in Seths Krankenzimmer kam.
„Bin ich schon tot?“, fragte Seth, der seine Ex-Freundin wiedererkannte.
„Du wirst nicht sterben, Dummkopf“, verspracb Miranda und kam zu ihm.
„Miranda, bist du das wirklich? Man sagte mir, ihr wärt tot“, war Seth verwirrt.
„Als ich die drei Tage unter den Trümmern lag, hab' ich mir das kurz gewünscht, aber deine kleine Tochter hat mir Volkslieder vorgesungen, die mich wachgehalten haben. Die Retter konnten uns so bergen. Du solltest so stolz auf Marie sein, sie war so tapfer. Sie liegt im gleichen Krankenhaus wie du jetzt, sie hat ein gebrochenes Bein und zwei angeknackste Rippen, aber sonst geht es ihr gut“, erklärte Miranda liebevoll.
„Ihr seid also noch am Leben?“, fragte er mit Tränen in den Augen.
„Natürlich, du weißt doch, ich bin nicht so leicht zum Schweigen zu bringen. Deine Frau ist eine wunderbare Person, die hat meine Mutter gesucht, um dich zu retten, dabei wirst du’s überleben“, versprach Miranda.
„Sie hat den gleichen schrägen Humor wie du und das macht mir Angst. Geht dieses Symbol auf meinem Rücken jemals wieder weg?“, fragte Seth erleichtert, als er erfuhr, dass er nicht sterben musste.
„Wenn du Haiti wieder verlässt wird das Tattoo verschwinden. Denkst du, du schaffst es, deine Tochter zu sehen?“, fragte Miranda.
„Keine Flüche dieser Welt könnten mich davon abhalten. Bring’ mich zu ihr“, erwiderte Seth und Miranda half ihm in den Rollstuhl, um ihn dann zur Kinderstation zu bringen.
Zwei Minuten später kam Benji mit einer Kanne Wasser zurück.
„Hey, wo ist er hin?“, fragte er überrascht.
„Miranda hat ihn mitgenommen“, sagte Paisley müde.
„Heißt dass, er ist tot?“, fragte Benji entsetzt.
„Nein, das heißt seine Ex, die eigentlich nicht mehr leben sollte, bringt ihn zu seiner Tochter, die eigentlich auch nicht mehr unter uns weilen sollte“, entgegnete Paisley und legte ihren Kopf auf das Krankenbett, um sich zu erholen.
„Nicht dein Ernst? Es geschehen immer noch Zeichen und Wunder. Und nun, spielen sie jetzt brav Vater-Mutter-Kind?“, fragte Benji frotzelnd.
„Noch trag’ ich seinen Ring!“
„Welcher eine Fälschung ist!“
„Aber trotzdem bin ich seine Freundin. Was ist mit dir, gibt es jetzt trotzdem ein Wiedersehen mit deiner Ex?“, fragte Paisley neugierig.
„Ja, ich fliege heut’ Abend zu ihr, sie denkt, ich sitze noch am Flughafen fest, wenn ich noch länger wegbleibe, wird sie misstrauisch. Übrigens, der Doc war noch mal da, als du wegwahrst, Seth hat keine Lebensmittelvergiftung“, gestand Benji.
„Das wissen wir inzwischen, denk’ ich“
„Aber dass er Syphilis hat, wusstest du nicht, oder?“
„Er hat was? Das sollte mich echt nicht überraschen. Heißt das, er betrügt mich?“
„Nicht unbedingt, er kann die Krankheit schon ne Weile mit sich rumgetragen haben, ohne das es ausgebrochen ist, das heißt er muss seine ganzen letzten Eroberungen anrufen und sie darüber informieren, davon musst du mir alles haarklein erzählen, ja?“, bat Benji zufrieden.
„Wird gemacht. Glaubst du, Mirandas Mutter hatte mit der Krankheit zu tun?“, fragte Paisley nachdenklich.
„Du meinst sie und er, ist alles möglich“, entschied er.
„Oh man, das meinte ich nicht, jetzt krieg’ ich das Bild nie aus meinem Kopf raus, vielen Dank, ich meinte, dass sie ihm die Krankheit an den Hals geflucht hat“, war Paisley angeekelt.
„So was wie Flüche gibt es nicht, glaub' mir, Seth wär’ wirklich schon tot, wenn es so etwas gäbe. Du solltest dich übrigens untersuchen lassen wegen der Syphilis, am besten hier noch, dann fühlt er sich doppelt so mies“, witzelte Benji.
„Denk’ ich auch, werd’ ich gleich machen. Ruh’ du dich aus, wenn du morgen bei deinen Söhnen bist, ist erst mal Ende mit Ruhe“, schlug sie vor und verließ den Raum, um sich untersuchen zu lassen.
 
Als sie zurückkam, war Benji auf einer Bank im Flur eingeschlafen und Seth noch nicht zurück. Sie deckte Benji mit seiner Jacke zu und ging auf die Suche nach ihrem Freund. Sie ging auf die Kinderstation, fand dort aber weder Seth noch seine Tochter. Sie ging zur Rezeption und fragte nach. Man sagte ihr dort, dass es kein Kind mit dem Namen Fouche dort lag. Verwirrt ging sie zurück ins Krankenzimmer.
„Benji, tut mir leid, dass ich dich wecken muss, aber ich kann Seth nicht finden“, weckte Paisley, Benji sanft.
„Was?“, fragte Benji schläfrig.
„Er ist verschwunden und hier liegt auch kein Mädchen mit dem Namen Marie Fouche in diesem Krankenhaus“, erklärte sie mit besorgter Stimme.
„Du hast da was missverstanden, dein Französisch ist sicher lückenhaft“, beruhigte Benji sie.
„Kannst du mal aufhören, mich ständig zu beruhigen, mein Französisch ist einwandfrei“, zeterte Paisley und Benji wurde richtig wach.
„Ich helf’ dir suchen“, versprach er grummelnd und zog mit ihr los, um Seth zu suchen. Es wurde schon dunkel, als Paisley auf dem Polizeirevier in Port au Prince ihren Kopf auf Benjis Schulter fallen ließ.
„Sie können nichts machen, die Polizisten sind hier mit Verbrechen überfordert seit dem Hurrikan“, erklärte sie bedrückt.
„Ja, klasse, ein Mann wird entführt und die tun gar nichts?“, fragte Benji erschöpft.
„Ich könnte jetzt gerade eine Aufmunterung von dir gebrauchen“, bemerkte Paisley müde.
„Geh' ins Hotel und schlaf’ erst mal, wir sehen morgen weiter“, bat Benji.
„Wir haben gleich wieder ausgecheckt, als Seth krank wurde. Wo ist er? Er ist krank, er braucht Hilfe“, sagte sie weinerlich.
„Dann such’ ich dir nen Hotelzimmer, bleib’ hier und ruh’ dich aus“, erklärte Benji und stand auf.
„Nein, bleib’ bitte hier“, bat sie erschöpft.
„Ich bin gleich wieder da, keine Sorge“, entschied Benji und ging zu einer Telefonzelle, um ein Hotel anzurufen.
 
Benji blieb bei Paisley im Hotelzimmer, bis sie eingeschlafen war und ging dann auf die Suche nach seinem Kumpel. Als Paisley tags drauf aufwachte, war auch Benji vom Erdboden verschwunden.
„Oh man, das ist doch alles nicht wahr“, murrte Paisley niedergeschlagen, als sie am Nachmittag drauf in ihrem Mietwagen saß und nach einer Lösung ihres Problems suchte. Sie war wieder in Lacmel und versuchte sich zu erinnern, wo sie tags zuvor mit Miranda hingefahren war, um Mirandas Mutter zu finden. Obwohl sie es nicht beweisen konnte, war sie sich ziemlich sicher, dass die Fouche Familie damit was zu tun hatte. Sie fuhr los und auf dem Weg fiel ihr die Route ein. Kurz danach stand sie vor dem einfachen Haus, in dem sie tags zuvor der Priesterin einen Besuch abgestattet hatte.
„Wie komme ich hier her? Ich wollte doch nur einen guten Job haben und erfolgreich werden“, murmelte Paisley, die noch mal vor ihrem inneren Auge Revue passieren ließ, wie sie dort hingekommen war. Sie atmete zwei Mal tief durch und stieg aus.
Die Tür war offen und sie ging einfach hinein. Die Fenster waren mit Tüchern verhangen, so war es ziemlich dunkel und sie konnte kaum etwas sehen.
„Madame Fouche?“, fragte sie vorsichtig und ging langsam durch das kleine Haus. Plötzlich wurde sie von hinten auf den Kopf geschlagen und wurde ohnmächtig.

Zwölftes Kapitel


Ein alter Song aus den 80ern dröhnte Paisley durch den Kopf, als sie erwachte. Ihr Kopf tat furchtbar weh und sie war auf dem Rücken gefesselt.
„Oh man, ich hab' Erasure nie gemocht“, murmelte sie vor sich hin.
„Geht mir genauso. Hey“, stimmte Benji zu, der hinter ihrem Rücken an sie gefesselt war.
„Benji, hey“, entgegnete sie benommen und drückte seine Hand, die sie zu fassen bekam.
„War wohl nicht so ne gute Idee, allein auf die Suche zu gehen, oder?“, gab er seinen Fehler zu.
„Nein, wohl nicht. Die alte Frau hat einen ganz schön harten Schlag für jemand in dem Alter“, schlussfolgerte Paisley.
„Das war ich, Schlampe, Wut macht stark“, fluchte Miranda, die in einem Eck des dunklen Raums saß.
„Ich hab' mich getäuscht, nett bist du nicht“, murmelte Paisley konternd.
„Was für ein Schock, ich mag dich auch nicht besonders. Du hast den Kerl geheiratet, der für mich bestimmt war, wir wären nie beste Freundinnen geworden. Meine Tochter wäre noch am Leben, wenn er nicht zu euch hübschen weißen Barbie-Püppchen zurückgegangen wäre“, entgegnete Miranda mit einem seltsamen Unterton in der Stimme.
„Deine Tochter ist also doch tot? Das tut mir leid, aber sie ist bei einem Wirbelsturm gestorben, daran hätte auch Seth nichts ändern können“, erwiderte Paisley logisch.
„Halt die Klappe“, konterte Miranda, die das nicht hören wollte.
„Was willst du dagegen tun, deine Mutter auf mich hetzen, dass sie mich verflucht? Das wäre ja sehr einfallsreich“, entschied Paisley cool.
„Halt die Klappe“, schrie Miranda und kam zu ihr, um ihr eine zu knallen.
„Autsch, ich wurde noch nie von ner Frau geschlagen, das macht mich eine verstörende Weise irgendwie an“, blieb Paisley cool.
„Warum hörst du nicht auf zu reden? Hör doch einfach auf zu reden“, zeterte Miranda und begann zu weinen.
„Miranda bitte, du hast einen schweren Verlust erlitten, lass uns darüber reden“, bat Paisley mitfühlend.
„Ich will dein Mitleid nicht, ich möchte, dass du verschwindest und deinen kleinen Lover mitnimmst“, schniefte Miranda.
„Ich gehe hier nicht weg ohne meinen Mann, wenn du das meinst“, entschied Paisley standhaft.
„Dann wirst du hier bleiben, denn er bleibt auch hier“
„Ich geh' auch ohne Seth nach Hause“, behauptete Benji.
„Das glaub' ich gern, du schläfst auch mit seiner Frau“, entgegnete Miranda.
„Wir sind wie Brüder, so etwas würde ich nie machen“
„Ja sicher, dann würdest du nicht so feige hier um dein Leben betteln“, entschied Miranda.
„Ich hab' eine Frau und zwei Jungs zu Hause, die Weihnachten mit mir feiern wollen“, bettelte Benji.
„Lügner, ich hab' von dir gehört, du bist genauso schlimm wie Seth“, brüllte Miranda, die ganz eindeutig psychische Probleme hatte.
„Nicht mehr, ich bin jetzt ein anderer, so wie Seth auch, er ist verheiratet, er will eine Familie gründen, wir waren Kinder, als du diese Geschichten von uns gehört hast“, erklärte Benji.
„Hör’ ihm zu Miranda, ich kenne die beiden noch nicht so lange, aber die Wandlung, die sie in letzter Zeit durchgemacht haben, ist unglaublich, ich erkenne sie gar nicht wieder“, war Paisley stolz auf die Jungs.
„Sie ist tot, meine kleine Tochter ist tot“, jammerte Miranda und fiel auf die Knie.
„Auch meine Tochter ist tot, auch ich betrauere ein Kind“, gestand Seth plötzlich, der geschwächt zu ihnen humpelte.
„Seth, du bist wach, ich hab' dich doch eben betäubt“, war Miranda überrascht und rappelte sich auf.
„Tut mir leid, dass ich das sagen muss, aber du hast das mit den Kräutern echt nicht so gut drauf, wie deine Mutter. Lass meine Freunde bitte gehen, du bist nur auf mich wütend. Du kannst jetzt aufhören meine Frau zu spielen, Paisley, danke dass du mitgekommen bist, aber das hier ist meine Sache“, bat Seth.
„Ihr seid also nicht verheiratet?“, fragte Miranda.
„Heiraten ist nichts für uns, wir sind ja nicht mal ein Paar. Ich bin seine persönliche Sekretärin, er hat mich dafür bezahlt, dass ich seine Frau spiele“, erklärte Paisley.
„Du bist also immer noch der alte Schwerenöter, dir ist unsere Tochter ganz egal“, war Miranda verärgert.
„Ehrlich gesagt, ja, so ziemlich, ihr Tod bedeutet für mich nur eine Zahlung weniger, die ich tätigen muss“, log er ziemlich gut.
„Du herzloses Schwein, wie kann das dir nur so egal sein, wieso hast du kein Herz?“, kam Miranda auf ihn zu und trommelte vor lauter Verzweiflung mit ihren Fäusten auf seiner Brust herum. Mit der ganzen Kraft, die Seth aufbringen konnte, packte er ihre Fäuste und drehte sie herum, dass er sie fest gepackt hatte.
„Bist du soweit?“, fragte er Benji und der nickte, löste seine Fessel und ging zu Miranda, um sie zu fesseln.
„Verdammt, ihr habt mich reingelegt“, erkannte Miranda wütend.
„Tut mir leid, Miranda, musste sein, du wirst nie so nah an mich rangekommen, wenn ich nicht so einen Mist erzählt hätte. Ich kannte meine Tochter zwar nicht, aber ich betrauere sie trotzdem unheimlich, denn kein Kind darf so sterben“, erklärte Seth und drückte Miranda zurück auf den Stuhl, auf dem sie vorher gesessen hatte.
„Hättet ihr beiden Schwachköpfe mir wenigstens ein Zeichen machen können, dass ihr nen Plan habt? Ich hab' mich hier zu Tode geängstigt“, grummelte Paisley, als Benji ihre Fesseln löste.
„Wir hatten keinen Plan“, sagte Seth cool.
„Aber wie habt ihr …?“
„Ich war mit ihm bei den Pfadfindern, er kann jeden Knoten lösen, er ist ein Ass darin, ich wusste, dass er seinen Knoten längst aufhat. Der Rest war nur Risiko. Tut mir Leid, dass ich dich so abgewertet habe, du bist meine Freundin und wirst es bleiben, das mit der Ehefrau spielen kannst du jetzt aber sein lassen“, versprach Seth und Paisley kam zu ihm, nachdem sie frei war.
„Ich dachte schon, du hast mich schon satt, ich hätte dir sonst was erzählt, weißt du, was für Ängste ich in den letzten zwei Tagen wegen dir ausgestanden habe?“, fragte Paisley und stützte ihren Freund.
„Keine Angst, ich hab' nichts Schlimmes“, beruhigte Seth sie.
„Ich weiß, ich hab' das nicht Schlimme jetzt auch“, kritisierte sie ihn.
„Das tut mir echt so leid, die alte Hexe ist schuld daran“, beteuerte er.
„Nein, dein Lebensstil ist schuld daran, Madame Fouche ist nur Schuld daran, dass du dich jetzt so elend fühlst. Aber keine Sorge, wenn sie rauskriegt, was ihre Tochter so anstellt, wenn sie nicht da ist, wird sie diesen Fluch gern von dir nehmen“, entschied Paisley.
„Wo ist sie überhaupt?“, fragte Benji plötzlich.
„Ich bin hier, tut mir leid, dass ich sie mit euch allein gelassen habe, sie ist wahnsinnig geworden, nachdem ihre Tochter gestorben ist, ich weiß nicht, wie ich ihr helfen soll“, entschuldigte sich Madame Fouche, die mit Einkäufen in der Hand zurückkam.
„Ich werde sie mit in die Staaten nehmen, dort kann sie alle Hilfe kriegen, die sie braucht“, schlug Seth hilfsbereit vor.
„Das wäre wunderbar, danke Junge, bist wohl doch nicht so ein Idiot, wie ich angenommen hatte. Hörst du, Tochter, er bringt dich in die Staaten, das wolltest du doch immer“, erklärte Mrs. Fouche und kniete sich zu ihrer Tochter hin, die ohne Gegenwehr alles über sich ergehen lassen hatte.
„Kannst du jetzt nicht endlich diesen Fluch von mir nehmen, mir geht’s echt dreckig“, jammerte Seth.
„Nein, eher nicht, wenn deine Symptome so heftig sind, vergisst du hoffentlich nicht so schnell, dass zügelloses Rumhuren nur zur Krankheiten führt“, ermahnte Madame Fouche ihn und Paisley grinste.
„Ich mag die Lady irgendwie. Jetzt komm, kranker Mann, wir bringen dich zurück ins Krankenhaus, wo man deine Wehwehchen versorgen kann“, entschied Paisley und brachte ihren Freund nach draußen. Die Sonne brannte in ihren Augen und ihr Kopf schmerzte noch furchtbar.
„Oh man, am besten ich lass mich auch untersuchen, ich glaub' deine Ex hat mir eine Gehirnerschütterung verpasst“, erkannte sie und lud ihn in den Wagen.
„Was machen wir jetzt mit Miranda, sollen wir sie hier lassen?“, rief Benji von der Türschwelle aus.
„Bring’ sie mit, ich stecke euch nachher in einen Flieger nach Chicago, da ist ein gutes Zentrum, was ihr helfen kann“, plante Seth und Benji zog die Augenbrauen hoch.
„Und wann, bitte schön, kann ich dann endlich zu meiner Freundin und meinen Söhnen fahren?“, fragte er skeptisch.
„Ich schreib’ dir ne Entschuldigung, jetzt komm’“, witzelte Seth und kopfschüttelnd brachte Benji, Miranda in den Wagen.
„Seth, warte“, rief Madame Fouche, die aus dem Haus gerannt kam.
„Noch einen Fluch auf den Weg?“, fragte Seth sarkastisch.
„Ich benutze keine bösen Zauber, glaub' mir das endlich. Ich will, dass Miranda diese Kette trägt, sie soll sie vor allem Bösen beschützen, was ihr bei euch passieren kann“, bat Madame Fouche und öffnete die Tür des Beifahrersitz, um ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn zu geben und ihr die Kette umzulegen.
 
An diesem Abend flog Benji mit Miranda nach Chicago und 4 Tage später, als es beiden wieder besser ging, besuchten Seth und Paisley das Grab der Kleinen Marie.
„Das hat jetzt alles noch ein bitteren Nachgeschmack, als ich mir das vorgestellt habe“, erkannte Seth, als er im Grab seiner Tochter stand.
„Ja, deine Ex-Freundin ist wohlauf, hätte uns aber fast umgebracht, aus Trauer um eure Tochter. Ich hoffe, sie findet in Chicago die Ruhe, die sie jetzt braucht“, hoffte Paisley, die sanft den Arm um ihren Freund gelegt hatte.
„Ich bin gespannt, wann Benji Chicago wieder verlassen kann, kann ne Weile dauern mit dem Schnee“, schmunzelte Seth.
„Du Trottel, so kommt er doch nie zu seiner Ex-Freundin und den Kindern“, murrte sie.
„Er wird zumindest viel Zeit haben, darüber nachzudenken und zu dem Entschluss kommen, dass er nur zurückgehen will, wegen der Kinder, ich kenn’ ihn jetzt lang genug. Wann geht unser Flieger?“, fragte Seth.
„In zwei Stunden, du bist echt so fies“, entschied sie.
„Ich weiß, aber es macht auch einen Höllenspaß, ihn so zu quälen. Kannst du bitte zum Auto vorgehen? Ich würde mich gern von meiner Tochter verabschieden“, bat Seth.
„Sicher“, bemerkte sie und ging zurück zum Wagen. Seth legte die mitgebrachten Blumen aufs Grab und Paisley sah zu, wie er sich ein paar Minuten mit dem Grab unterhielt, bevor er sich umdrehte, um zu ihr zu kommen.
 
„Kannst du mir noch einen letzten Gefallen tun, als meine Sekretärin?“, fragte Seth, als sie an diesem Abend im Flieger nach Hause saßen.
„Kommt darauf an, um was es geht“, bemerkte sie skeptisch.
„Könntest du meine Ex-Bekanntschaften anrufen und sie darauf hinweisen, dass sie sich untersuchen lassen müssen?“, fragte er kleinlaut.
„Oh nein, vergiss es, das kann meine Nachfolgerin für dich machen. Oder mein Nachfolger, denn du glaubst doch nicht, dass ich eine Frau so nah mit dir zusammen arbeiten lasse“, entschied sie grinsend.
„Du kannst mit der Ehefrau-Geschichte jetzt echt aufhören, langsam nervt es“, entschied er.
„Ich muss nicht mit dir verheiratet sein, um dir Befehle zu erteilen“, entschied sie und zog die zwei Ringe von ihrem Finger, um sie ihm zu reichen.
„Du hast echt vor, länger an meiner Seite zu sein, oder?“, fragte er verwundert.
„Uh ja, sieh’ mich als Fluch, den du nicht so leicht loskriegst“, entschied sie standhaft.
„Man, ich will nichts mehr von Flüchen hören und nächstes Weihnachten fahren wir nach Aspen, klar?“, entschied er und sie stimmte zu.

Dreizehntes Kapitel


Nach einem längeren Flug landeten sie endlich in Raleigh.
„Endlich zu Hause. Ich dachte, dieser Flug endet nie, oh man ist das kalt hier“, erkannte Seth erschöpft, als sie aus dem Flughafen in die Kälte kamen.
„Du bist nie mit irgendeiner Temperatur zufrieden, oder?“, fragte sie schmunzelnd und hakte sich bei ihm ein.
„Vermutlich nicht. Also, es ist spät, willst du heute Nacht zu mir kommen?“, fragte Seth plötzlich.
„Du lädst mich ein, bei dir zu übernachten? Wir sind also wirklich zusammen“, entgegnete sie zufrieden.
„Ja, sieht so aus. Du hast es verdient, meine Freundin zu sein, nach dem allen hier“, erkannte er und sie zog ihren Arm aus seinem.
„Was heißt das den jetzt schon wieder? Dass ich es mir erarbeiten müsste, mit dir zusammen zu sein?“, fragte sie kritisch.
„So hab' ich das nicht gemeint, was hast du auf einmal?“, fragte er überrascht.
„Komm’ schon, glaubst du wirklich, ich würde mit dir zusammen sein wollen? Dafür kenn’ ich dich echt zu gut. Belassen wir es dabei, dass wir eine tolle Zeit hatten und so, aber das ist echt nichts auf Dauer“, bemerkte sie und entfernte sich von ihm.
„Ist es, weil ich dich angesteckt habe? Das tut mir wirklich leid, wenn ich das gewusst hätte, hätte ich es dir gesagt, ganz sicher“, versuchte er sie davon abzuhalten zu gehen.
„Es tut mir leid, es geht einfach nicht“, schluchzte sie, winkte ein Taxi herbei und fuhr davon.
Paisley atmete tief durch und begann dann zu weinen. Sie konnte nicht mit ihm zusammen sein, er würde sie früher oder später betrügen und sie konnte nicht ihre ganze Liebe einem Kerl schenken, den sie dann doch wieder verlieren würde. Sie musste zugeben, diesen lächerlichen Streit anzufangen war nicht eine ihrer brillantesten Ideen gewesen, aber es hatte funktioniert. Jetzt dachte er, dass er es versaut hätte und kam nicht auf die Idee, dass sie ihre Beziehungsangst wieder ausgelebt hatte.
 
Genervt knallte Seth seinen Koffer auf den Boden, als er in seiner Wohnung ankam.
„Da bist du ja endlich, ihr habt echt lang gebraucht“, begrüßte Ignàc seinen Kumpel, als der geschafft in die Wohnung kam.
„Ich will nicht darüber reden“, murrte Seth und ging in sein Schlafzimmer.
„Was ist passiert? Hast du es versaut?“, fragte Ignác und klopfte an Seths Tür.
„Was hast du bei dem Satz „Ich will nicht darüber reden“ missverstanden?“, brüllte Seth hinaus.
„Du hast es versaut. Ich dachte, du magst die Kleine“, erkannte Ignác und Seth riss die Tür wieder auf.
„Ich liebe die Kleine, klar, aber sie hat mich verarscht, das tut verdammt weh, erinnere mich dran, dass ich das nie wieder einer Frau antue“, bemerkte Seth und zeigte mit Tränen in den Augen mit dem Finger auf Ignác.
„Was zum Henker ist auf dieser Reise passiert?“, fragte Ignác überrascht.
„Alles Kumpel, alles. Aber jetzt ist es vorbei, alles ist vorbei“, sinnierte Seth laut und schloss die Tür hinter sich.
„Was auch immer es wahr, der neue Seth gefällt mir gar nicht“, rief Ignác, erhielt aber keine Antwort mehr von drinnen.
Zwei Tage später lag Paisley grübelnd im Bett und starrte die Decke an. Sie hatte zwei Tage lang das Bett nicht verlassen und trug immer noch die dünnen Sachen, die sie auf Haiti getragen hatte. Sie fror, hatte aber nicht die Energie, sich etwas Wärmeres anzuziehen. Gerade hatte sie ihre E-Mails gecheckt und Details für ihre neue Arbeit von Unique erhalten. Wie würde Unique reagieren, wenn sie erfuhr, dass Paisley ihren Bruder abserviert hatte? Ob sie es schon wusste? War sie stolz auf Paisley oder hasste sie die Ex-Freundin ihres Bruders und würde ihren Arbeitsalltag zur Hölle machen? Es klingelte.
„Ich erschieße alle Vertreter, nur dass Sie das wissen“, rief sie dem Besucher zu.
„Ich bin kein Vertreter, ich bin ein Freund von Seth“, rief Ignác und sie schnaufte.
„Gehen Sie weg“, bemerkte sie mit weinerlicher Stimme.
„Sie haben mir meinen Freund geklaut und ich will ihn wiederhaben“, rief Ignác, der sich nicht beirren ließ.
„Sie wollen nicht wieder verschwinden, oder?“
„Gut erkannt, machen Sie bitte auf“, bat Ignác mit sanfter Stimme.
„Wenn Sie Sex von mir wollen, ich bin grad’ nicht so anziehend“, murrte Paisley, während sie zur Tür schlurfte und ihm öffnete.
„Ich will keinen Sex, uh sicher nicht, so wie Sie aussehen, Sie sehen noch schlimmer aus als Seth und den muss man vom Sofa schneiden, weil er schon eine Symbiose mit dem Ding eingegangen ist“, musterte Ignác sie mit einem Ekel im Gesicht.
„Sie sind wohl genauso ein Charmeur wie er. Wollen Sie mir sagen, dass es ihm dreckig geht? Dann weiß er mal, wie die anderen armen Frauen sich gefühlt haben müssen“, erwiderte Paisley kritisierend.
„Ihnen geht es auch dreckig, wortwörtlich. Duschen Sie sich und kommen Sie mit“, bat Ignác.
„Äh, nein, hat Seth Sie geschickt?“, fragte sie skeptisch.
„Nein, er hat seit zwei Tagen kein Wort gesagt. Was sind das eigentlich für Pillen, die er sich da ständig einwirft?“, fragte Ignác.
„Er hat Syphilis, er war deswegen auf Haiti auch kurz im Krankenhaus, ging ihm ziemlich dreckig, die sind verschrieben. Aber mit den Medikamenten kennt sich Benji wohl besser aus. Ich hab' mit Seth Schluss gemacht, warum denken Sie, dass ich jetzt mit Ihnen mitgehe?“, fragte sie skeptisch.
„Weil er das große L-Wort im Zusammenhang mit Ihnen erwähnt hat, das hab' ich noch nie von ihm gehört, sie müssen ihm das austreiben“, entschied Ignác.
„Oh man, säuft er wieder?“, fragte Paisley.
„Nicht, als er das gesagt hat, kommen Sie bitte mit, ich kann keine Frau mehr mitbringen, er vergrault mir alle“, bat Ignác hilfesuchend.
„Ich soll mit meinem Ex-Freund reden, dass Sie wieder einen Treffer landen?“, fragte sie nach.
„Ja, so in etwa, bitte tun Sie mir den Gefallen. Er kann nicht weiterziehen, ohne dass Sie ihm endlich gesagt haben, was Sache ist“, bettelte Ignác.
„20 Minuten und Sie warten vor der Tür“, gab sie nach.
„Vielen Dank, Sie werden es nicht bereuen“, freute sich Ignác und ging vor die Tür.
 
Eine halbe Stunde später saß sie im Wagen von Ignác und düste durch die verschneite Stadt zu Seths Wohnung.
„Sie fahren einen ganz soliden Wagen für einen Aufreißer“, stellte sie trocken fest, ohne den Blick von der Straße zu wenden.
„Große Rücksitze haben auch Vorteile“, schmunzelte Ignác.
„Das glaub' ich Ihnen gern“, sagte sie sarkastisch.
„Das meinte ich nicht so, ich bin Chiropraktiker und muss oft viele Sachen zu Kunden transportieren“, stotterte Ignác.
„Sie sind ein genauso mieser Lügner wie Seth, wissen Sie das eigentlich?“, fragte sie grummelnd.
„Kann schon sein, aber bei einer Sache bin ich sicher, dass er nicht lügt. Es stand in seinen Augen geschrieben, dass er sie liebt, ich weiß zwar nicht, wie das möglich ist, dass der Casanova schlechthin plötzlich eine Familie gründen will, aber es passiert. Er hat ganz eindeutig zu viel Zeit mit seinen Kindern verbracht, das verweichlicht“, entschied Ignác und hielt vor dem Wohnhaus.
„Nein, das hat ihn zu einem wunderbaren Menschen gemacht“, konterte Paisley.
„Sie haben nicht mit ihm Schluss gemacht, weil er ein Ladykiller ist, oder?“, schlussfolgerte Ignác und stellte den Motor ab.
„Nein, nicht wirklich, ich weiß, wie er ist, ich war zwei Jahre so was wie seine Nanny!“, entschied sie.
„Sie sind also eine dieser seltenen weiblichen Beziehungskrüppel“, realisierte Ignác.
„Ja, wir gehören in ein Museum, ich hab' meine Eltern und meinen Bruder verloren, als ich zwei Jahre alt war, da bekommt man halt nen Knacks“, erklärte Paisley ihre Probleme.
„Sie sind ne Waise?“, fragte Ignác überrascht.
„Kann nicht jeder mit dem Goldlöffel im Mund aufwachsen“, entschied sie.
„Aber Sie sind so schick und weltgewandt?“
„Alles antrainiert, ich hätte nie nen Job in der Immobilienbranche bekommen mit dem Dialekt, den ich noch vor fünf Jahren gesprochen habe. Ich bin in Caracás aufgewachsen, bei meiner Kinderfrau. Ich hab' mir nur durch amerikanisches Fernsehen Englisch beigebracht und erst mit 18 hier in den Staaten ein amerikanisches Leben begonnen“, erzählte sie, während sie zusammen ins Wohnhaus gingen.
„Aber Sie haben doch schon etwas auf der hohen Kante? Ich meine ihre Wohnung ist ganz schön edel“, erwiderte Ignác.
„Meine Eltern sind damals mit einem defekten Firmenwagen unterwegs gewesen und da mein Vater amerikanischer Diplomat war, werde ich hier in den Staaten finanziell für meinen Verlust entschädigt“, beichtete sie.
„Sie leben also vom Staat!“
„Sozusagen, ich hab' die Wohnung gekauft und einen Durchschnittswagen, den Rest verdiene ich selber und Seth hat mich nicht schlecht bezahlt, da konnte ich mir einiges leisten“, bemerkte sie trocken.
„Ah, Diplomatentochter also. Lassen Sie mich raten, Privatschule und Harvard?“, fragte Ignác.
„So in etwa, öffentliche Schule und Abendkurse. Sie müssen kein Smalltalk mit mir führen, ich mag Sie eh nicht“, entschied sie cool und er drückte den Knopf des Fahrstuhls.
„Wieso nicht, wenn ich fragen darf?“, fragte er.
„Sie sind das vorher und wollen Seth dahin zurückziehen“, erklärte sie und stieg in den gekommenen Fahrstuhl ein.
„Besser als das Vorher-Bild, was?“, witzelte er, ohne einzusteigen.
„Steigen Sie nun ein, oder nicht?“, fragte sie genervt und er trat in den Fahrstuhl.
Die Fahrstuhlfahrt über schwieg sie. Sie überlegte, was sie sagen sollte. Sollte sie sich entschuldigen und ihm alles erklären? Wollte sie weiter mit ihm zusammen sein, oder ihn loswerden, nur weil ihr die Aussicht, ihn durch eine andere zu verlieren zu viel Angst machte? Als der Fahrstuhl in Seths Stockwerk anhielt, wusste sie die Antwort.
 
„So, hier ist der Schlüssel, ich geb' Ihnen eine Stunde, dann komm’ ich entweder mit der Spurensicherung, oder einem Eimer Wasser wieder“, entschied Ignác schmunzelnd und überreichte ihr den Schlüssel.
„Ich kann da doch nicht einfach reingehen“, stotterte sie.
„Also ich geh' sicher nicht da rein, viel Erfolg“, entschied Ignác und ging zurück zum Fahrstuhl.
Erst blieb sie mit dem Schlüssel in der Hand unschlüssig stehen, dann schloss sie die Tür auf.
„Da bist du ja wieder, hast du Bier gekauft?“, kam die raunzende Stimme von Seth aus dem Wohnzimmer.
„Nein, Bier hab' ich leider nicht dabei“, erkannte Paisley, während sie in seine Richtung kam.
„Hey, hat dich Ignác hier her geschleift?“, fragte Seth erkennend und drehte sich auf dem Sofa zu ihr hin. Seine Augen waren verweint und er hatte dicke Augenringe.
„Ja, er sollte ne Partnervermittlung aufmachen, er war ganz schön erfolgreich damit, mich hier her zu bringen. Ich weiß, ihr Männer hasst den Satz von uns, aber wir müssen reden“, bat sie.
„Was willst du mir noch sagen, was ich nicht schon wüsste“, bemerkte er nicht begeistert.
„Ich sag’ es jetzt grade raus und unterbrich’ mich nicht, sonst kann ich das nicht. Ich bin eine Waise und trotz der guten Erziehung meiner Nanny war ich im Sozialleben ein Krüppel. Doch dann hab' ich dich getroffen und mit dir diese wunderschöne Reise gemacht. Dort hab' ich erkannt, dass ich nicht allein sterben muss, wenn ich jemand wie dich haben kann. Doch dann waren wir wieder hier und meine alten Ängste kamen wieder auf. Deshalb hab' ich dich weggestoßen und das tut mir furchtbar leid, denn ich liebe dich und kann mir nach einer angemessenen Beziehungszeit auch vorstellen, dich zu heiraten. Ich weiß, ich hab' s mit uns versaut und du bist enttäuscht, aber so wie ich dir jetzt diese Chance gebe, zu beweisen, dass du dich geändert hast, bitte ich auch um eine Chance“, erklärte sie stockend.
„Das hab' ich jetzt echt noch nicht gewusst und ich hab' echt gehofft, dass du das endlich mal einsiehst, du dumme Kuh“, entgegnete er grinsend und stand auf, um sie stürmisch zu küssen.
„Na, geht doch, ihr Zwei, muss doch nicht immer so kompliziert sein, oder?“, freute sich Ignác, der in der Tür stand.
„Ich dachte, Sie geben mir ne Stunde“, murrte Paisley und löste sich von Seth.
„Würd’ ich gern, aber ich hab' meinen Autoschlüssel an dem Schlüsselbund“, konterte er und sie warf ihm den Schlüssel zu.
„Sie können ruhig hier bleiben, ich pack’ den Kerl eh nicht mehr an, bevor er sich nicht gewaschen hat“, schmunzelte sie und zeigte auf die Badezimmertür.
„Bin gleich wieder da, biet’ ihr was zum Trinken an, Ignác“, bemerkte Seth zufrieden und ging ins Badezimmer.
„Halleluja, er duscht, es geschehen noch Zeichen und Wunder. Was wollen Sie haben, Bier, Wein?“, fragte Ignàc.
„Was nicht alkoholisches bitte“, bat sie.
„Oh man, sagen Sie nicht, Sie sind auch schwanger“, erschreckte sie Ignàc.
„Äh, nicht das ich wüsste, aber ich nehm’ die gleichen Medikamente wie Seth, nur ich achte darauf, Sie nicht mit Alkohol runterzuspülen“, erwiderte sie schmunzelnd.
„Er hat Sie mit ner Geschlechtskrankheit angesteckt und Sie kehren zurück zu ihm?“, fragte er verwundert.
„Nein, kam nicht überraschend für mich, ist nur etwas lästig. Krieg ich nen Wasser?“, fragte sie cool und er schenkte ihr ein Glas Wasser aus dem Wasserhahn ein.
„Mit so ner coolen Frau wie Ihnen könnte ich mir auch vorstellen, monogam zu leben“, entschied Ignác.
„Zählen nächtliche Besuche in gewissen Massageclubs auch dazu?“, fragte sie frotzelnd.
„Verdammt, woher wissen Sie das jetzt schon wieder?“, wollte Ignàc überrascht wissen.
„Ich hab’ sie damals aus dem Knast geholt, schon vergessen? Grad fällt mir auf, wo sich Seth mit Syphilis angesteckt haben könnte“, erkannte sie.
„Sie meinen, ich könnte auch?“, fragte Ignàc und wurde bleich.
„Möglich ist alles, Sie sollten sich zumindest untersuchen lassen, ist nur doppelt so peinlich, wie man denkt. Ich würde gleich gehen, bevor es schlimm wird“, riet sie ihm und Ignàc huschte davon.
„Ich denk’ nicht, dass ich das davon hab'“, schlussfolgerte Seth, der zurück aus der Dusche kam.
„Denk’ ich auch nicht, aber so haben wir ihn zumindest los“, schmunzelte sie grinsend.
„Ich würde grade so gerne mit dir was im Schlafzimmer machen“, säuselte er und zog sie in sein Zimmer.
Zehn Minuten später waren beide auf der Bettdecke eingeschlafen.

Vierzehntes Kapitel


Das Klingeln von Seths Handy weckte sie am nächsten Tag. Ihr Nacken schmerzte und sie lag in einer seltsamen Position auf dem Bett.
„Entschuldige, da muss ich drangehen“, entschuldigte er und rollte sich auf sie drauf, um ans Handy dranzugehen.
„Ja?“, fragte er kichernd ins Telefon, weil Paisley ihn kitzelte.
„Du dreckiger Hurensohn“, fluchte Benji in den Hörer.
„Dir auch einen schönen guten Morgen, alter Freund, was gibt’s?“, fragte Seth unbeirrt zurück.
„Hast du oder hast du nicht am Flughafen von Chicago angerufen und gemeldet, dass ich Drogen schmuggle?“, donnerte Benji.
„Nein, hab' ich nicht“, bemerkte Seth unwissend.
„Lüg` mich nicht an“, wurde Benji noch wütender.
„Das war ich, du hast nen schlechten Einfluss auf mich“, gestand Paisley kichernd.
„Er möchte mit dir sprechen“, bemerkte Seth und gab ihr das Handy.
„Hi Benji“, erkannte sie trocken.
„Von wegen Hi Benji, danke noch Mal für alles“, wurde Benjis Stimme sanfter, weil er Seth nur reinlegen wollte.
„Ja, er hat es fast geschluckt, als würde ich eine Straftat begehen, so blöd bin ich dann doch nicht. Wie geht’s deinen Jungs?“, fragte sie grinsend und Seth grinste auch.
„Wunderbar, ich spiel` grad mit ihnen Verstecken, sie haben den Sinn nicht ganz verstanden, ich sitz’ jetzt schon zwanzig Minuten im Wandschrank und sie suchen mich gar nicht. Wie geht’s euch, schön am Kratzen?“, frotzelte Benji gut gelaunt.
„Ja, echt jetzt, erinnere mich dran, dass ich deinen Kumpel erwürge, wenn ich fertig mit ihm bin“, schmunzelte Paisley und tätschelte Seths Backe.
„Werd’ ich, kann ich ihn noch Mal haben?“, fragte Benji und Paisley reichte das Handy wieder zurück.
„Hast du wirklich gedacht, ich sitz’ immer noch am Flughafen fest?“, fragte Benji und Seth rollte sich von Paisley runter.
„Ich hab's gehofft. Wie geht’s deiner Süßen und ihrem süßen Leberfleck auf dem Hintern?“, fragte Seth frotzelnd.
„Woher weißt du von dem Leberfleck meiner Freundin?“, fragte Benji grummelig.
„Die Strandparty im Ferienhaus meiner Eltern 2004, deine Süße hat nen String getragen“, bemerkte Seth cool.
„Hey, hör’ auf mich so zu verarschen, da reagier’ ich immer noch sensibel drauf. Sehen wir uns alle Neujahr in New York City?“, fragte Benji hoffend.
„Um nichts in der Welt werd’ ich das verpassen. Hab' ein schönes Weihnachtsfest mit deiner Familie“, erwiderte Seth und legte zufrieden auf.
„Siehst du, ist doch nicht so schlimm, wie du dachtest, er ist glücklich, dann solltest du das auch sein“, bemerkte Paisley.
„Das bin ich, ich seh’ es ein, okay, okay. Ignác ist ein guter Ersatz für ihn“, entschied Seth.
„Wo steckt Ignác eigentlich?“, wunderte sich Paisley.
„Auf ner Frau, nehm’ ich an, man ich hasse diese Männer, die einfach nicht satt werden“, erwiderte Seth grinsend.
„Vergiss es, du wirst eine Therapie machen, wenn du länger mit mir zusammen sein willst“, erinnerte sie ihn an sein Versprechen.
„Nächstes Jahr, okay?“, stimmte er zu.
„Du musst mich wirklich lieben, wenn du das wirklich machen willst“, bemerkte sie und kuschelte sich an ihn.
„Diese Erkrankung war ein Weckruf, bei der nächsten Geschlechtskrankheit weiß ich genau, wo ich sie herhabe“, erkannte er und küsste sie.
„Das ist zugleich widerlich und romantisch“, entschied sie und küsste ihn zurück.
„Kommt ihr jetzt frühstücken, oder was?“, platzte Ignác mit einem Bagel in der Hand in Seths Zimmer.
„Hat Sie Ihre Bekanntschaft schon rausgeschmissen?“, frotzelte Paisley.
„Ich hab' heut’ Nacht hier geschlafen, was soll die Frage?“, wunderte sich Ignác.
„Du wirst alt, mein Freund, es dauert nicht lang und du trägst nachts Pyjamas“, erkannte Seth, während er aufstand.
„Ich trage nachts schon Pyjamas“, erwiderte Ignác.
„Ist schlimmer, als ich gedacht habe. Lasst uns frühstücken“, bemerkte Seth und ging mit Paisley hinter Ignác her zur Küche.
Als sie gerade nett am Frühstücken waren, klingelte es.
„Erwartest du jemanden?“, fragte Seth, Ignác und der schüttelte den Kopf.
„Ich geh' hin“, entschied Paisley, als die Jungs nicht gehen wollten und öffnete die Tür. Dort stand Unique.
„Mrs Lannon, Sie hab' ich hier jetzt nicht erwartet“, entgegnete sie stotternd.
„Unique, bitte, wusste doch, dass sie früher oder später dem Charme meines Bruders verfallen. Das ist dann wohl der Morgen nach später. Ist Romeo da?“, fragte Unique.
„Langsam denk ich, du willst mich überwachen, große Schwester“, schlussfolgerte Seth, der zur Tür kam und seinen Arm um seine Freundin legte.
„Ein bisschen Überwachung würde dir manchmal echt gut tun. Sie ist also dein nächstes Opfer, das sie noch da ist, ist wirklich ein Wunder. Also, wie war dein Trip durch die Staaten, stimmt es wirklich, dass du deine Kinder besucht hast?“, fragte Unique ungläubig und Seth ließ sie rein.
„Ja, war ein sehr aufschlussreicher Trip, ich hab' Fotos gemacht, wenn du es mir nicht glaubst“, murrte Seth, dem der Ton seiner Schwester missfiel.
„Ich glaub' dir, kleiner Bruder, keine Angst. Ich bin wegen was anderem da, was machst du Weihnachten?“, fragte Unique.
„Nach einer Flasche Whiskey auf dem Sofa einschlafen?“, fragte er sarkastisch.
„Juhu, klingt super, du wirst mit Thomas und mir Weihnachten feiern, wenn du es mit Paisley bis dahin nicht versaut hast, kann sie auch mitkommen“, erkannte Unique.
„Das würde ich sehr gern, Unique. Ich werde da sein, wir sind ein richtiges Paar, er wird ab Januar eine Therapie machen, um seinen Süchten entgegenzutreten“, erkannte Paisley stolz.
„Okay, Sie müssen eine gute Fee sein, denn Sie haben mir gleich zwei Wünsche erfüllt“, bemerkte Unique strahlend und umarmte Paisley stürmisch.
„Ja, das bin ich wohl. Wir frühstücken gerade, wollen Sie auch?“, fragte Paisley herzlich.
„Sehr gern, aber ich muss zurück ins Büro. Also, wir sehen uns dann Weihnachten?“, fragte Unique.
„Ja, Weihnachten, soll ich was mitbringen?“, fragte Paisley höflich.
„Nein, ich lasse kochen, es wird alles da sein. Aber danke der Nachfrage“, bedankte sich Unique und verschwand wieder.
„Oh, klasse Weihnachten mit Mayor Perfect, könnt’ mir nichts Besseres vorstellen“, grummelte Seth nicht begeistert.
„Mayor Perfect?“, fragte Paisley nach.
„Mein Schwager ist Mayor bei der Air Force, er mag’ mich nicht“, murmelte Seth.
„Ein Drillmeister mag deinen lässigen Lebensstil nicht, kann ich mir gar nicht vorstellen“, schmunzelte Paisley und knuffte ihn in die Seite.
„Es wird ihn ja freuen, wenn er hört, dass ich mein Leben geändert habe“, schlussfolgerte Seth.
„Du willst wirklich eine Alkoholtherapie machen?“, fragte Ignác ungläubig.
„Oh Gott, nein, ich mach’ ne Sextherapie“, erwiderte Seth.
„Na, Gott sei Dank, dann kann ich endlich aufhören, so zu tun, dass ich auch so sexbesessen bin, wie du, das bin ich nämlich nicht“, erkannte Ignác erleichtert.
„Bist du nicht?“, fragte Seth überrascht.
„Hast du mich jemals mit ner Frau gesehen?“, fragte Igác nach.
„Sag bloß nicht, du stehst auf Männer!“
„Das wär’ auch nicht schlimm, stimmt’s nicht, Seth?“, mischte sich Paisley ein.
„Hey, ich bin nicht schwul, nur nicht so erfolgreich bei Frauen, wie du“, protestierte Ignác.
„Du wirst ab heute erfolgreicher sein bei der Jagd nach Frauen, das versprech’ ich dir“, versprach Seth und sah Paisley verliebt an.
„Seth ist wirklich verknallt, dass ich das noch erleben darf“, schmunzelte Ignàc und setzte sich wieder an den Küchentisch.

Fünfzehntes Kapitel


Nervös stand Paisley am Weihnachtsabend vor dem Spiegel ihrer Wohnung und richtete sich.
„Glaubst du, das kann ich anziehen? Ich weiß nicht“, war sie unsicher.
„Ich hätte es lieber, wenn du es ausziehst“, schmunzelte Seth, der auf dem Stuhl neben ihr saß und sie betrachtete.
„Du brauchst echt ne Therapie, es ist keine Stunde her, dass wir Sex hatten“, erwiderte sie und zog die Jacke aus, die sie gerade angezogen hatte.
„Schon ne ganze Stunde? Man, das muss so gut gewesen sein, letztes Mal, hab' ne ganze Stunde nicht mehr an Sex gedacht“, erkannte er schmunzelnd.
„Süßer, ich bin nervös, ich kann deine Geilheit jetzt grad’ gar nicht gebrauchen“, grummelte sie.
„Süße, du brauchst nicht nervös zu sein, das ist doch nur meine Schwester“, versprach er beruhigend.
„Aber in einer Woche ist sie auch meine Chefin. Man, ich muss mich noch Mal umziehen“, entschied sie und knöpfte ihre Bluse auf.
„Okay, jetzt hat es nicht so lange gedauert, dass ich an Sex denke“, erwiderte er säuselnd.
„Seth, versteh’ mich nicht falsch, aber verschwinde nach draußen, bitte“, bat sie und sah ihn böse an.
„Klar, klar, bin schon weg. Du siehst wunderschön aus, glaub' mir“, versprach er und zog von dannen.
Nachdem sie sich noch zwei Mal umgezogen hatte, kamen sie etwas verspätet am Haus der Lannons an.
„Süße, du hast ganz kalte Hände, du musst echt keine Angst vor meiner Schwester haben, vor meinem Schwager schon, aber vor ihr echt nicht“, entgegnete er gespielt cool und nahm ihre kalten Hände in seine.
„Du hast Angst vor ihr, ist das süß“, bemerkte sie frotzelnd.
„Ich hab' keine Angst vor meiner Schwester, wie kommst du darauf?“, erwiderte er stotternd.
„Das ist doch nicht schlimm, zumindest hast du dann vor einer Frau Respekt“, erwiderte sie und bevor er darauf antworten konnte, wurde die Tür aufgerissen.
„Da seid ihr ja endlich, du hast wohl die Finger nicht von ihr lassen können, was kleiner Bruder?“, fragte Unique frotzelnd und wuschelte ihrem Bruder durch die sorgsam gelegten Haare.
„Ja, ja, bist ja nur eifersüchtig. Jetzt sind wir ja da“, bemerkte Seth und ließ Paisleys Hand los, um sich die Haare zu richten.
„Es war meine Schuld, ich musste mich noch umziehen, verzeihen Sie“, erwiderte Paisley höflich.
„Ach lass das doch mit dem Sie, du bist doch die Freundin meines Bruders, du musst mich nicht Siezen, wirklich nicht“, bat Unique.
„Danke, wirklich sehr nett von dir, aber denken die Leute auf der Arbeit dann nicht, du würdest mich bevorzugen?“, erwiderte Paisley.
„Und wenn schon, du bist sicher die Beste in meinem Team. Jetzt kommt rein, es ist eisig kalt hier draußen“, erwiderte Unique freundlich und ließ die beiden rein.
 
Zwei Stunden später unterhielten sich die Frauen in der Küche und die Männer spielten im Wohnzimmer Karten.
„Wirklich? Da musst du mir echt mal Bilder davon zeigen, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie er mit Brille und Zahnspange aussieht“, bemerkte Paisley amüsiert, als Unique ihr eine Geschichte aus Seths Vergangenheit erzählte.
„Ja, werd’ ich. Du bist echt so nett und so klug, was will mein Bruder nur von dir?“, wollte Unique wissen und Paisley grinste.
„Sex, vermutlich, er ist so sexbedürftig, das glaubst du gar nicht“, schlussfolgerte Paisley.
„Tom ist genauso, er brüllt den ganzen Tag Soldaten an, hat aber Nachts noch mehr Energie, als mir lieb ist“, erwiderte Unique.
„Ich hab' ne Idee, aber die wird den Männern gar nicht gefallen…“, begann Paisley, ihr ihren Plan zu erklären.
 
Am Silvesterabend füllten die Frauen ihre Männer so ab, dass sie gerade noch stehen konnten. Dann schleppten sie sie in einen Flieger nach Kalifornien.
Kurz vor der Landung wurde Seth wieder wach.
„Oh man, warum hast du mich so viel trinken lassen?“, nuschelte Seth benommen, als er seine Freundin auf dem Nebensitz sah.
„Morgen, wie geht’s dem Kopf?“, fragte Paisley, ohne von ihrer Zeitschrift aufzusehen.
„Nicht so gut. Ist das ein Flugzeug?“, fragte Seth und wollte an seinen Kopf fassen, seine linke Hand war aber durch eine Handschelle an den Sitz gefesselt.
„Du hast mich gefesselt, also wenn du darauf stehst, mein Ding ist es nicht so“, erwiderte er und fuhr über ihr Knie mit seiner freien Hand.
„Ich hab' noch nen paar Handschellen, ich werd’ sie benutzen, wenn du deine Hand da nicht wegtust“, erwiderte Paisley und er zog die Hand schnell wieder weg.
„Wo fliegen wir hin, Vegas?“, fragte er schmunzelnd.
„Fast, Los Angeles. Schläft Tom noch, Unique?“, fragte Paisley und drehte sich herum, um mit Unique, die einen Sitz hinter ihr saß, zu reden.
„Ja, ich glaub', ich hab' ihm etwas zu viel gegeben, ich konnte durch sein Körpergewicht die genaue Menge Alkohol nicht bestimmen. Äh, hi Bruder“, bemerkte Unique, die sich nach vorne gelehnt hatte.
„Okay, jetzt bin ich verwirrt, wird das ein Familienausflug?“, fragte Seth immer noch unwissend.
„So in etwa, nur, dass wir gleich wieder zurückfliegen. Du wirst nie freiwillig eine Therapie machen, jetzt kriegst du die Gelegenheit“, bemerkte sie trocken.
„Du verschleppst mich in eine sonnige Gegend, wo ich Urlaub machen kann? Hab' ich nichts dagegen“, erkannte er cool.
„Schön für dich, Kleiner, mich haben sie einfach so hier her verschleppt“, murrte Uniques Mann Thomas, der auch langsam wach wurde.
„Du hast es genauso nötig, glaub' mir. Falls du dich bewegen willst, das kannst du nicht, ich hab' dich an den Sitz gefesselt, ich weiß, dass du dich aus Handschellen befreien kannst“, entgegnete Unique lässig.
„Ich erzähl’ dir nie wieder was von meiner Arbeit“, grummelte Thomas.
„In nächste Zeit nicht, nein, dann wirst du nämlich auch „Urlaub“ machen mit deinem geliebten Schwager“, entschied Unique.
„Sollen wir nicht einfach ne Ehetherapie machen, dass kommt mich vermutlich billiger“, entgegnete Thomas nicht begeistert.
„Ich werde das alles zahlen, ich hab' genug Geld, keine Sorge. Wir landen gleich, schlaf’ noch ein bisschen“, bat Unique und lehnte sich zurück, um ihr Buch weiter zu lesen.
 
Es war sehr warm, als sie auf dem LAX landeten. Schwitzend öffnete Paisley ihre Jacke, als sie den Flughafen in Los Angeles verließ. Sie rollte mit den Augen und drehte sich herum.
„Ich werde dich nicht rauszerren, aber wenn du das nicht machst, seh’ ich keine Zukunft bei uns“, drohte sie ihm genervt, weil Seth im Schneckentempo hinter ihr her latschte. Unique, die mit Thomas an der Hand hinter Seth ging, stupste Seth an und er ging weiter.
„Danke, wir haben um Drei einen Termin und es ist schon zwei, bewegt euch“, entschied Paisley und die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung.
 
„Ja, ja, ganz eindeutig liegt bei Ihnen eine Sucht vor, Mr. Harper. Ich schlage eine Therapie von 60 Tagen vor, ist das in Ihrem Interesse, Ms Dike?“, fragte der Therapeut, als sie im Büro des Zentrums saßen.
„Klingt gut!“
„Klingt nicht gut, ich hab' eine Firma zu leiten“, mischte sich Seth ein.
„Ich werde deine Kunden in der Zeit nehmen und deine Freundin wird sich um sie kümmern, das hat sie eh schon gemacht, als sie für dich gearbeitet hat“, erwiderte Unique.
„Und was krieg’ ich aufgebrummt, Doc?“, fragte Thomas gelangweilt.
„Das sehen wir dann in der Therapie, Mr. Lannon. So, jetzt zeigen wir Ihren Frauen noch die Einrichtung, Männer und Frauen werden hier natürlich getrennt, nur um sicher zu gehen“, erklärte der Therapeut und führte sie durchs Gelände.
„Das sieht doch schön aus, oder? Du wirst dich hier erholen und gesund werden und dann können wir glücklich zusammen sein“, plante Paisley, als sie etwas entfernt von der Gruppe mit Seth durchs Gelände ging.
„Wir sind glücklich zusammen, ich kann nicht zwei Monate getrennt von dir sein“, erwiderte er.
„Das ist süß, aber in zwei Monaten kann ich dir vielleicht blind vertrauen und das willst du doch auch, oder?“
„Ja, das will ich. Aber warum muss ich die Zeit mit dem Mayor abbrummen?“, grummelte er.
„Das könnt ihr ja in aller Ruhe bereden, Zeit habt ihr ja dafür. Vielleicht werdet ihr ja Freunde, ihr habt vermutlich mehr gemeinsam, als ihr denkt. Ich werde dich abholen und dann werden wir meine Familie besuchen, wie klingt das?“, fragte sie aufmunternd.
„Glaubst du nicht, er hat danach genug gelitten?“, fragte Unique witzelnd, die stehen geblieben war.
„Ich kenn’ ihre Familie schon, ihre Adoptivmutter ist echt in Ordnung. Ja, das klingt echt gut, ich freu’ mich schon drauf. So, wo sind unsere Zimmer? Ich will mich noch gebührend von meiner Freundin verabschieden, wenn Sie verstehen was ich meine“, fragte Seth den Therapeuten.
„Es gibt in jedem Zimmer Kameras, aber wenn Sie darauf stehen“, entschied der Therapeut und grinste.
„Das ist nicht Ihr Ernst, oder? Da hat man ja gar keine Privatsphäre“, moserte Seth.
„Du hast es immer in aller Öffentlichkeit mit jeder getrieben, warum jetzt so schüchtern?“, fragte Paisley neckisch.
„Okay, wenn es dir nichts ausmacht. Welches Zimmer ist frei?“, fragte Seth und zog Paisley an sich.
„Nummer 17 ist Ihr’s. Viel Spaß“, schmunzelte der Therapeut und gab ihr den Schlüssel in die Hand.
Grinsend huschten die Beiden davon.
„Das wird echt die Hölle hier, wenn sie das erlauben“, schlussfolgerte Thomas.
„Sie haben Zimmer Nummer 19, wenn Sie auch noch wollen“, erwiderte der Therapeut und wedelte mit dem Schlüssel.
„Wir sind 10 Jahre verheiratet, so scharf sind wir nicht mehr aufeinander“, erkannte Unique und ging weiter.
„Jetzt weiß ich, warum Sie hier sind, armer Kerl. Das werden wir Ihnen schon austreiben, dass Ihre Frau wieder zufrieden ist. Ich kann Ihnen trotzdem schon mal das Zimmer zeigen, wenn Sie wollen“, schlug der Therapeut vor.
„Ja, machen wir das. Komm’ Schatz, wir gehen das Zimmer angucken“, bat Thomas und Unique folgte ihnen zum Zimmer.
Als der Therapeut mit dem Ehepaar Lannon in Thomas Zimmer war, klingelte sein Telefon.
„Doc, wir haben einen Zwischenfall in Raum 17“, meldete ein Angestellter.
„Ja, die haben mein OK, trotzdem danke für die Information, Dave“, erwiderte der Doc und legte sein Handy wieder auf.
„Sie haben also wirklich Kameras in der ganzen Anlage. Wo sind sie denn?“, fragte Thomas neugierig und sah sich im Zimmer um.
„Die sind versteckt Mayor, blöd sind wir nicht“, konterte der Doc und grinste.
„Ja, natürlich, Schätzchen bitte, nur kurz“, flehte Thomas, der sich nach seiner Frau sehnte.
„Tja, so kann man einen gestandenen Elitesoldaten dazu bringen, auf den Knien zu betteln. Geben Sie uns 15 Minuten“, bat Unique und der Doc ließ sie grinsend allein.

Sechzehntes Kapitel


Zwei Stunden später saßen Unique und Paisley im Flugzeug zurück nach Raleigh.
„Die werden sich gegenseitig umbringen, ich hoffe, das weißt du“, führte Paisley Smalltalk.
„Das werden wir sehen. Das vorhin war der beste Sex den ich je mit ihm hatte, ich glaube, ich muss ihn öfters in eine Klinik stecken“, bemerkte Unique schmunzelnd.
„Ging mir genauso, die werden die Hölle durchmachen, ich werde die Erholungsphase nutzen, hast du das ernst gemeint, dass ich seine Kunden übernehme?“, fragte Paisley.
„Du kannst das, da bin ich ganz sicher. Hast du schon Mal darüber nachgedacht, Immobilienmaklerin zu werden?“, fragte Unique.
„Nein, eigentlich nicht, ich bin sehr gern Sekretärin, das war meine Mutter auch, bevor sie meinen Vater geheiratet hat. Das ist fast so, als würde ich ihr Erbe weiterführen, verstehst du?“, erkannte sie nachdenklich.
„Deine Eltern sind tot, oder?“
„Ja, ich war noch sehr jung, als sie starben, ich kann mich nicht an sie erinnern, ich bin bei Adoptiveltern aufgewachsen, die wie Onkel und Tante für mich waren. Sie kannten meine Eltern schon vor meiner Geburt und waren gute Freunde meiner Eltern, also hab' ich viel von meinen Eltern erfahren“, erzählte Paisley und lehnte sich in ihrem Sitz zurück.
„War deine Mutter die Sekretärin deines Vaters?“, fragte Unique neugierig.
„Ja, das war sie, dann führe ich ja noch ein Erbe weiter, wie mir scheint. Ich sollte in meinem nächsten Urlaub mal wieder ihr Grab in Caracás besuchen, ich war lang nicht mehr dort“, überlegte sie laut.
„Meine Eltern entstammen dem Denver Clan“, bemerkte Unique trocken.
„Tja, seine Eltern kann man sich halt nicht aussuchen. Stellt er mir eure Eltern mal vor, oder kann ich das vergessen?“, fragte Paisley plötzlich.
„Ich denke, eher weniger, er war selbst seit Monaten nicht mehr zu Hause, es ist gerade etwas komisch zwischen meinen Eltern und ihm, weiß auch nicht wieso. Er will nicht mit mir darüber sprechen, vielleicht bringst du ihn mal dazu. Aber sie waren begeistert, als ich ihnen erzählt habe, dass er jetzt mit einer Frau ernsthaft zusammen ist“, erklärte Unique und lächelte sie an.
„Ich kann es auch noch nicht glauben, dass ich ihn zur Monogamie gebracht habe“, erkannte Paisley und sah aus dem Fenster in den Nachthimmel.
„Diese Therapie ist der Beste Weg dahin, aber voll und ganz vertrauen würde ich ihm nie, auch wenn er dich liebt, ist er auch in zwei Monaten immer noch Seth Harper“, erkannte sie trocken.
„Ich glaub' nicht, dass er mich lieben kann, auch wenn ich das tue. Sein Herz ist so verschlossen, irgendjemand hat es gebrochen und irgendwie falsch zusammengesetzt“, erwiderte Paisley philosophisch.
„Miranda, nach ihr war er so, früher war er ein offener Mensch, aber als er das erste Mal aus Haiti zurückkam, war er ganz anders“, erklärte Unique.
„Das glaub' ich, ich hab' sie kennen gelernt, die vergisst man nicht so schnell“, konterte Paisley und sah Unique wieder an.
„Häh? Ich dachte Miranda wäre gestorben, das hat er mir zumindest erzählt“, wunderte sich Unique und Paisley erzählte ihr die Geschichte, die sie in Haiti erlebt hatten.
„Man, da habt ihr ja echt was erlebt. Das erklärt eure Vertrautheit nach so kurzer Zeit. Ich glaube, du reparierst sein gebrochenes Herz gerade Stück für Stück“, erkannte Unique zufrieden.
„Das denk’ ich auch, ich kann mir auch endlich vorstellen, sesshaft zu werden und eine Familie aufzubauen, vielleicht nicht sofort, vielleicht auch nicht mit ihm, aber ich kann es mir vorstellen“, dachte sie laut.
„Das ist schön, ich habe vermutlich zu lange gewartet, bis ich wusste, was ich wollte. Jetzt bin ich über 30 und mein Mann macht nicht den Anschein, dass er ein Kind will“, sagte Unique, die jetzt auch nachdenklich wurde.
„Hast du ihm gesagt, dass du ein Kind willst?“, fragte Paisley und Unique schüttelte den Kopf.
„Dann sag’ es ihm, hast du Angst vor ihm? Du bist so eine starke Frau, dass sogar der große Seth Harper vor dir Schiss hat“, erklärte Paisley lächelnd.
„Wirklich, hat er das? Das ist echt scharf“, schmunzelte Unique.
„Sag’ ihm nicht, dass ich dir das erzählt hab', okay?“, bat Paisley und Unique beschwor, ihm nichts zu sagen, ihn aber zu quälen, wie es nur eine große Schwester konnte.
 
Den folgenden Januar verbrachte Paisley hauptsächlich mit Arbeiten, doch diesmal, nicht, weil sie musste, sondern um abgelenkt zu sein. Ihre Freizeit verbrachte sie meistens mit Unique, weil sie genau wusste, wie sich Paisley gerade fühlte.
„Er hat heut’ schon drei Mal angerufen, schade, dass sie ihm das Handy nicht weggenommen haben“, schmunzelte Paisley, als sie mit Unique an einem Samstag shoppen war.
„Willkommen in einer ernsthaften Beziehung, mich ruft mein Mann nicht an, entweder muss er sich vor der Polizei verstecken, weil er meinen Bruder gekillt hat, oder er ist selbst schon tot“, scherzte Unique, die gerade eine Hose anprobierte.
„Die Hose steht dir super, ich würd’ sie nehmen, wenn ich du wäre. Ich sollte mein Handy ausschalten, oder denkst du, dann denkt er, ich hätte nen anderen?“, überlegte Paisley laut.
„Nein, er denkt dann höchstens, er geht dir auf den Geist und das ist wohl das Beste. Ihm ist nur furchtbar langweilig, er wird sich bald eine Beschäftigung gesucht haben und weniger anrufen, da bin ich ganz sicher. Du hast Recht, ich nehm’ die Hose. Du arbeitest ganz schön viel, bist wohl unter meinem Bruder ein richtiges Arbeitstier geworden, was?“, fragte Unique.
„Schon, aber ich bin froh, dass ich jetzt nicht mehr um drei Uhr nachts aus dem Bett gerufen werde, um Seth aus irgendeiner Bar abzuholen“, konterte Paisley und zog sich eine Mütze aus dem Regal auf.
„Ich kenn’ das, bevor du das gemacht hast, hab' ich es gemacht. Hat er dir erzählt, dass er in einem Taxi überfallen wurde?“, fragte Unique und Paisley zog die Mütze wieder ab.
„Ja, stimmt die Geschichte? Ich kann das nicht so glauben, da sind doch Kameras installiert, oder?“, erwiderte Paisley und setzte eine andere Mütze auf.
„Ich weiß auch nicht, aber er hat es mir erzählt, als er sternhagelvoll war, er erzählt meistens die Wahrheit, wenn er betrunken ist. Ich würde ein Pfefferspray mitführen, ich denke nicht dass er dich im Notfall beschützen wird“, riet Unique ihr.
„Hab' ich immer dabei, aber so wie er in Haiti gehandelt hat, denke ich schon, dass er es könnte. Wie findest du die Mütze?“, fragte Paisley.
„Sieht gut aus. Das war seine Ex-Freundin und nicht gerade ein Gegner. Ich könnte sie auch besiegen, aber das ist auch nicht schwierig, ich wurde von Tom im Nahkampf ausgebildet, er will seine Frau sicher wissen, wenn er mal wieder ins Ausland muss. Gott sei Dank muss er das als Mayor nicht mehr so häufig“, erzählte Unique.
„Das erklärt deinen tollen Körper, war er im Irak?“, fragte Paisley neugierig.
„Nur 6 Monate, war aber hart für ihn, aber noch härter für mich. Wie ist die Besichtigung heut’ Mittag eigentlich gelaufen?“, fragte Unique.
„Gut, gut, ich denke, sie wollen es kaufen. Sollen wir nachher zusammen ins Kino gehen? Dieser Vampirfilm ist sicher gut“, schlug Paisley vor.
„Einen Liebesfilm in deinem Gemütszustand, bist du sicher?“, fragte Unique nach.
„Mit Seth geh' ich da sicher nicht rein, bisschen Flennen tut mir sicher auch gut“, entgegnete Paisley und Unique grinste.
 
Ende Februar konnte Paisley ihren Freund endlich wieder abholen. Unique hatte einen sehr wichtigen Käufer und konnte leider nicht fliegen, so holte sie also beide Männer ab.
„Miss Pike, schön Sie wieder zu sehen. Wollen Sie Ihren Freund abholen?“, fragte der Therapeut, als Paisley im schicken Kostüm zu ihm ins Büro kam.
„Eigentlich will ich zwei zum Preis von einem, ich will seinen Schwager auch mitnehmen, wenn das ginge“, entschied sie grinsend.
„Da bräuchte ich die Unterschrift von Mrs Lannon, tut mir leid“, erklärte der Therapeut.
„Sicher, ich hab' eine Genehmigung von Mrs. Lannon persönlich unterschrieben, mein Boss hat nur gerade keine Zeit hier her zu reisen. Ginge dieser Schrieb?“, fragte Paisley und zog einen Zettel aus ihrer Aktentasche.
„Ja, das geht, Sie finden die Herren draußen beim Meditieren“, entgegnete der Therapeut.
„Der war gut, also wo sind sie?“, lachte sie über den Witz.
„Das war kein Witz, Miss, Sie finden sie wirklich draußen beim Meditieren“, verstand der Arzt nicht.
„Sie haben aus unseren Männern doch keine Tunten gemacht, das stand nicht im Vertrag“, wurde sie nervös.
„Es meditieren auch immer öfters heterosexuelle Männer vor allem hier in Kalifornien, Miss Pike“, entschied der Therapeut.
„Meditieren Sie, Doc?“, fragte sie skeptisch.
„2-mal in der Woche, aber ich bin schwul, also kein gutes Beispiel. Folgen Sie mir“, schmunzelte der Doc und brachte sie zu dem Meditationsgelände.
„Jungs, ihr habt Besuch“, erwiderte der Therapeut, als er sich vor den beiden Männern mit Raspel kurz geschnittenen Haaren und weißen Leinenhosen und Leinenhemden auf dem Boden saßen, aufbaute die mit geschlossenen Augen meditierten. Keine Reaktion.
„Setzen Sie sie unter Drogen?“, gefiel Paisley dieser Anblick immer weniger.
„Hey Jungs, Angelina Jolie tanzt gerade nackt den Regentanz im Raum B“, erwiderte der Therapeut schmunzelnd und die beiden Männer rissen gleichzeitig die Augen auf.
„Das funktioniert doch immer wieder. Ihr seid langsam echt gut in der Meditation drin, das müsst ihr zu Hause weiterverfolgen. Eure Begleitung nach Hause ist da“, schmunzelte der Therapeut und Paisley lächelte ihren Freund an.
„Paisley, hey, du bist wirklich da“, freute sich Seth, der ganz entspannt schien.
„Ja, ich hab' dich doch heut’ morgen angerufen, dass ich komme. Willst du mich nicht umarmen?“, fragte Paisley glücklich.
„Darf ich?“, fragte er vorsichtig.
„Ja, natürlich, ich bitte darum. Seit wann fragst du mich so was?“, fragte sie erstaunt und er stand aus dem Schneidersitz auf, um sie zu umarmen.
„Das ist ein Therapiepunkt, die Patienten müssen nun fragen, bevor sie einen körperlichen Kontakt eingehen. Sehr gut gemacht, Seth, Sie hatten dies vor sechs Wochen noch für Schwachsinn gehalten und nun sehen Sie sich an, sie sind ein anderer Mann“, war der Therapeut begeistert.
„Ich muss kurz telefonieren, bleibt kurz hier“, murmelte Paisley stotternd und ging um die Ecke, um Unique anzurufen.
„Was ist, Paisley? Es ist spät hier und ich hatte einen echt langen Tag. Gibt es Probleme in der Klinik?“, fragte Unique schläfrig, als ihre Mitarbeiterin sie anrief.
„So in etwa, Boss. Die haben aus unseren Männern höfliche, zurückhaltende und glattrasierte Kerle gemacht“, bemerkte Paisley noch leicht irritiert.
„Das war mein Mann schon vorher, doch bei Seth muss das echt seltsam sein. Bring’ sie einfach her, die werden sich nicht so arg verändert haben“, versprach Unique und legte wieder auf.
„Boss, du kannst doch nicht einfach … Boss“, zischte sie ins Telefon.
„Irgendwas nicht in Ordnung, Paisley?“, fragte Tom, der zu ihr gekommen war. Er hielt seine Hände wie ein Butler hinter seinem Rücken.
„Tom, hi, nein, ich wollte nur deiner Frau erzählen, was für tolle Sachen die mit euch gemacht haben. Habt ihr schon gepackt?“, fragte sie ertappt und steckte ihr Handy weg.
„Ja, das Gepäck steht schon im Flur. Wir müssen uns nur noch umziehen, ich denke unsere Kleidung ist etwas zu sommerlich für zu Hause“, entgegnete Tom mit der gleichen Gelassenheit, die ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ und verschwand wieder.
„Okay, das wird ein langer Flug“, erkannte sie kopfschüttelnd und ging zu Seths Zimmer, wo sie ihn antraf. Er zog gerade Jeans an und hatte seinen Oberkörper noch frei. Ihr schlaksiger Freund hatte deutlich an Muskelmasse gewonnen. Sie sah ihn an und er lächelte.
„Was?“, fragte er schmunzelnd.
„Nichts, du siehst nur gut aus, Kalifornien hat dir wohl gut getan“, entgegnete sie und lächelte ihn wie ein verliebtes Schuldmädchen an.
„Ja, hab' etwas an Muskeln zugelegt, musste mich irgendwie von dem Drang ablenken und Sport war dort genau das Richtige. Ich war dir die ganze Zeit treu, versprochen“, versprach er.
„Ich weiß, wenn was vorgefallen wäre, hätte es mir dein Therapeut berichtet und das du was außerhalb vom Big Brother Haus getan hast, glaub' ich kaum“, erwiderte sie zufrieden.
„Ich weiß immer noch nicht, wo die Kamera ist“, entgegnete er schmunzelnd.
„Ventilator“, erwiderte sie nur.
„Wie meinen?“
„Die Kamera ist im Ventilator, dein Therapeut hat es mir gesagt, als ich ihn gefragt habe. Na, bereit zurück zu kehren?“, fragte sie hoffend.
„Ich war nie bereiter. Lass uns hier verschwinden“, bat er, zog das T-Shirt an, was er in der Hand hielt und ging mit einer Hand auf ihrer Hüfte, natürlich nicht ohne sie vorher zu gefragt zu haben, was ihr ziemlich auf den Geist ging, mit ihr nach draußen. Dort wartete schon Tom, der eine Tarnfarbenhose und einen grünen Tarnpullover trug.
„Das ging ja schnell mit der Verwandlung zurück in Mayor Tom“, erkannte sie belächelnd.
„Das ist das einzig warme, was sie mir eingepackt hat, fühlt sich ungewohnt an, nach so langer Zeit in der Sonne. Wir fliegen wieder in den Winter, Seth, du solltest dich schon wärmer anziehen“, entschied Tom, als er Seth sah.
„Ich hab' meinen persönlichen Pelzmantel bei mir, sie wird mich warm halten“, erkannte er und umarmte Paisley fester.
„Junge Liebe, muss das schön sein, Unique würde nur motzen, das ihr selbst kalt wäre“, erwiderte Tom etwas eifersüchtig.
„Glaub' mir, Tommy, wenn du heimkommst, wird ihr heiß genug sein, wenn du verstehst was ich meine“, schmunzelte sie und die Gruppe ging zum Taxi, was Tom gerufen hatte.

Siebzehntes Kapitel


Während des Fluges, saßen Paisley und Seth eng aneinander gekuschelt und knutschten wild, bis Tom sie störte.
„Ich glaub' nicht, dass das der Doc gutheißen würde, was ihr da macht“, nörgelte er.
„Tommy, schlaf’ einfach, bitte“, murrte Paisley und sah ihn mit einem bösen Blick an.
„Ich wollt’s nur gesagt haben“, grummelte er und vergrub sich in eine Zeitschrift.
Nach einem Flug, der Tom wie eine Ewigkeit und dem Pärchen wie im Flug verging landeten sie in Raleigh.
„Da seid ihr ja, wir landen gleich, wo wart ihr denn?“, fragte Tom, als kurz vor der Landung das Pärchen auf die Plätze zurückkam.
„Ich hab' Paisley nur in den Mile High Club eingeführt“, konterte Seth und Paisley grinste breit.
„Ah, dazu sag’ ich jetzt nichts. Setzt euch hin“, forderte Tom mit einem Befehlston.
„Zu Befehl, Sir“, sagte Paisley salutierend und schnallte sich an.
Am Flughafen warteten sie auf Unique und sie kam etwas verspätet, hatte aber jemanden dabei, der das Pärchen überraschte. Es war Benji, der eine junge Frau in Paisleys Alter an der Hand hatte.
„Du Idiot bist nicht in New York gewesen an Silvester“, entschied Benji gespielt sauer.
„Da kann ich echt nichts für, Paisley hat mich in Handschellen entführt“, entgegnete Seth erklärend.
„Wollte ich was aus eurem Sexleben wissen?“, fragte Benji.
„Ich hab' ihn in L.A. in eine Klinik für Sextherapie gesteckt“, erklärte Paisley entschuldigend.
„Ich weiß, Unique hat es mir längst erzählt, deshalb bin ich ja hier, um dir zu deiner bestandenen Therapie zu gratulieren. Paisley, das ist Elaine, Schatz, das ist die Frau, die unseren Tiger gezähmt hat“, stellte Benji die Frauen aneinander vor.
„Sie müssen eine ziemlich starke Frau sein“, erwiderte Elaine und schüttelte Paisley die Hand.
„Das ist sie, danke Elaine. Ihr seid also immer noch zusammen“, schlussfolgerte Seth.
„Sie ist meine Frau und die Mutter meiner Kinder, also ja“, entschied Benji.
„Ihr habt geheiratet, dass ist wunderbar“, freute sich Paisley und umarmte Benji erfreut.
„Ihr habt geheiratet und mir nichts davon erzählt?“, fragte Seth verärgert.
„Du bist gegen diese Beziehungs-Réunion gewesen, warum sollte ich“, entschied Benji cool.
„Das hab' ich nie gesagt, ich dachte nur, dass es ein Fehler wäre, aber ich respektiere deine Entscheidung voll und ganz“, stotterte Seth.
„Du hattest Recht, ich schulde dir nen Fünfer, Paisley, er hat genauso reagiert, wie du gesagt hast“, bemerkte Benji und grinste breit.
„Du Idiot, wie kannst du mir so was antun, nachdem was ich alles mit dir durchgestanden habe. Ihr wollt also hier heiraten und seit deshalb hier her gekommen?“, fragte er hoffend.
„Ich kann doch nicht ohne meinen Trauzeugen heiraten und meine Eltern natürlich, wir heiraten dieses Wochenende. Jetzt kommt, die Jungs schlafen im Auto, ich will sie nicht so lang allein lassen“, bat Benji und sie gingen aus dem Flughafen.
„Ich glaub', ihr fahrt lieber mit uns, mit den Jungs hinten wird es ziemlich eng“, bemerkte Unique, die neben Benjis Leihwagen parkte, in dem die Zwillingsjungs friedlich schliefen.
„Wollt’ ihr beiden nicht so schnell wie möglich allein sein?“, schmunzelte Paisley, der an Seth zu kleben schien.
„Nein, so schlimm ist es dann doch nicht. Was ist mit euch? Ihr seid ja noch frischverliebt“, fragte Unique.
„Das haben sie schon hinter sich, dein kleiner Bruder ist nicht viel besser, als vor der Therapie“, erkannte Tom kritisch.
„Oh doch, das ist er, ich war diejenige, die es nicht mehr ausgehalten hat, ich musste ihn fast dazu zwingen. Können wir jetzt heimfahren, das war echt nen langer Flug“, entschied Paisley und stieg auf dem Rücksitz ein.
 
An diesem Wochenende ging das Pärchen schick angezogen zu Benji und Elaines Hochzeit.
„Man, sind das viele Gäste, die haben ja die halbe Stadt eingeladen“, bemerkte Paisley, als sie den Gang zum Altar heruntergingen.
„Ich weiß, da hinten sind sogar meine Eltern, nicht hinsehen, sie haben uns glaub' ich nicht gesehen“, bemerkte Seth und zerrte sie weiter.
„Au, zerr’ nicht so an mir, ich hab' zu hohe Schuhe an für einen Sprint“, nörgelte sie und sah ihn böse an, als er sie unsanft in die erste Reise der Kirchenbänke drückte.
„Verdammt, irgendwann musst du wieder mit ihnen reden“, entschied sie.
„Ja, aber nicht heute. Du siehst übrigens wunderschön aus, heute“, erwiderte er und küsste sie sanft, bevor er weiter vor zum Altar gingen.
„Alter Schleimer. Du siehst auch gut aus“, bemerkte sie, ohne das er es hörte und sah ihren Freund an, der nervös am Altar stand.
Als die Blumenkinder vor Elaine die Kirche betraten, staunte Paisley nicht schlecht. Es waren Benjis Söhne, aber auch Moonlight und Seth jr.
„Die Kinder kommen mir bekannt vor, sind das Neffen und Nichten von dir?“, fragte Seth verwundert.
„Das sind meine und deine Kinder, du Honk, ich hoff’ mal Paisley hat das nicht gehört, sie denkt nämlich, du bist jetzt Vater des Jahres“, erwiderte Benji kopfschüttelnd.
„Ja, natürlich, meine Kinder, ich hab' sie nur hier nicht erwartet“, stotterte Seth.
„Ich hab' sie eingeladen, dass sie deine Schwester kennen lernen können, ich hoffe, das ist in Ordnung für dich“, entschied Benji.
„Klar, aber musstest du auch meine Eltern einladen?“, fragte Seth.
„Nicht jetzt, später“, bat Benji und sah zu seiner Braut, die wunderschön, wie sie war durch den Gang gelaufen kam.
 
„Daddy“, kam Seth jr. nach der Feier zu seinem Vater und Seth kniete sich zu ihm runter.
„Hey Sportsfreund, schön, dass du da bist“, umarmte Seth seinen Sohn.
„Wir waren in einem Flugzeug, Dad“, erzählte Seth jr. aufgeregt.
„Das ist toll, hey Michelle“, begrüßte Seth seine Ex, die hinter seinem Sohn auftauchte.
„Seth, ich hoffe, du verbringst ein bisschen Zeit mit deinem Sohn, seit deiner Abreise hast du ja nicht so häufig angerufen“, bat Michelle kritisch.
„Ja, das werde ich, Michelle. Darf ich ihn meiner Schwester vorstellen?“, fragte Seth und Michelle nickte.
„Unique, darf ich dich kurz stören?“, fragte Seth und störte Unique, die sich mit zwei Frauen unterhielt.
„Seth, ich unterhalt’ mich grad’, oh mein Gott, das ist dein Sohn, oder?“, fragte Unique und kniete sich zu Seth jr. runter.
„Ja, das ist Seth jr., Seth, das ist deine Tante Unique“, bemerkte Seth stolz.
„Er sieht genauso aus, wie du in dem Alter, er ist ja so süß“, erwiderte Unique erfreut.
„Ich bin nicht süß“, meckerte Seth jr.
„Er ist ganz eindeutig dein Sohn, genau die gleiche große Klappe“, schmunzelte Unique und wuschelte Seth jr., genau wie seinem Vater immer, durch die Haare.
„Ja, das ist er. Und dort kommt Moonlight“, entgegnete er stolz und zeigte auf Paisley, die mit Moonlight an der Hand zu der Gruppe kam.
„Du kannst auch mal was richtig machen, gratuliere. Aber bei dem Namen müssen wir noch was machen“, erwiderte Unique kritisch.
„Das ist der Name, der ihre Mutter ihr ausgesucht hat, sie heißt nicht Julia, nur weil du es so passender findest“, nörgelte Seth und nahm Moonlight auf seinen Arm.
Unique blieb bei dieser Aussage die Sprache weg. Früher hatte ihr Bruder ihr immer nur widersprochen, um Recht zu behalten, dies Mal stand er wirklich hinter der Sache, die er sagte. Er sah so erwachsen aus mit seinen Kindern an seiner Seite, er wollte wirklich Kontakt mit ihnen haben und zu ihnen stehen.
„Was ist? Redest du jetzt nicht mehr mit mir?“, fragte Seth grummelnd. Unique nahm seinen Kopf in ihre Hände und küsste sanft seinen Kopf.
„Ich bin so stolz auf dich, weißt du das eigentlich?“, fragte sie mit glänzenden Augen.
„Okay, auf den Schock brauch’ ich erst Mal einen Drink“, war er baff.
„Ich war immer stolz auf dich, kleiner Bruder, egal was du getan hast, wenn das unsere Eltern schon nicht getan haben, dann konnte ich das wenigstens tun“, konterte Unique erklärend.
„Okay, ich muss mir nen Doppelten holen, das wird mir zu viel und ich will Mum und Dad nicht nüchtern gegenübertreten, so viel ist sicher“, erwiderte Seth, drückte Paisley, Moonlight in die Hand und verschwand zur Bar.
„Das war echt fies, Boss“, erwiderte Paisley schmunzelnd.
„Ja, hast du seinen Gesichtsausdruck gesehen? Aber weißt du was das Schlimmste dabei ist?“, fragte Unique.
„Nein, was?“
„Es stimmt wirklich, ich bin wirklich verdammt stolz auf seine Verwandlung und du trägst den Hauptanteil dafür, ich kann dir nicht genug danken“, bedankte sich Unique.
„Ich weiß, das ist echt gruselig, ich wollte immer, dass er sich für mich ändert, dachte aber nie, dass er das wirklich macht. Moonlight ist wirklich kein besonders anständiger Name, aber ihre Mutter ist ein Hippie“, erklärte Paisley, während sie Moonlight, die sie auf den Boden zurückgestellt hatte, die Ohren zuhielt.
„Ah, verstehe. Junior, Süßer, warum bringen wir deine Schwester und dich nicht zurück zu euren Mummys?“, sprach Unique mit Seth jr. und brachte die Kinder zurück zu ihren Eltern.
„Auch wenn du dich tief in deine Hände vergräbst, ich glaub' deine Eltern wissen wie du aussiehst“, schlussfolgerte Paisley, als sie zu ihrem Freund kam, der an der Bar saß und versuchte sich kläglich im Eck zu verstecken.
„Lass mich bis ich wenigstens den gleichen Alkoholspiegel hab', wie meine Eltern“, bat er mit einem Whiskeyglas in er Hand, in denen Eiswürfel klirrten.
„Komm’ schon, bringen wir es hinter uns“, forderte sie sanft, nahm ihm das Glas aus der Hand und trank den Rest aus dem Glas.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte er und sie zog ihn an der Hand aus dem Eck.
„Ich bin wesentlich nervöser, als ich wirke, glaub' mir. Wenn du Glück hast, sind sie noch so nüchtern, dass sie sich morgen noch daran erinnern“, versprach Paisley und zerrte ihn
 zu seinen Eltern.
„Guten Tag, Mr. Harper, Mrs Harper“, begrüßte Paisley, Seths Eltern freundlich.
„Miss Pike, schön Sie zu sehen“, begrüßte Mr. Harper sie freundlich. Er schien nüchtern und konzentriert zu sein.
„Find’ ich auch, schöne Hochzeit, nicht?“, führte sie Smalltalk.
„Ja, Benji ist wie ein Sohn für mich. Äh, hey Seth“, begrüßte Mr. Harper seinen Sohn kühl.
„Die Bar nicht gefunden, Dad?“, fragte Seth frotzelnd.
„Wir trinken nicht mehr, wir gehen jetzt beide zu den Anonymen Alkoholikern“, gestand Misses Harper.
„Okay, der war gut, die Bar ist da hinten“, glaubte Seth seinen Eltern nicht.
„Schatz, ich glaub' sie sagt die Wahrheit“, ermahnte Paisley ihn.
„Seit ihr zusammen?“, fragte Mr. Harper verwundert.
„Ja, Sir, seit etwa 3 Monaten, das ist so was wie eine Beziehung, auch wenn sich Ihr Sohn noch etwas dagegen sträubt“, erkannte Paisley und nahm Seths Hand sanft in Ihre.
„Ist das wirklich wahr? Ich hab' es nicht geglaubt, als es meine Tochter mir erzählt hat, aber jetzt sehe ich es mit meinen eigenen Augen. Das ist so schön, Sohn“, entgegnete Misses Harper erfreut.
„Ja, finde ich auch. Wenn ihr das mit dem Trocken werden wirklich ernst nehmt, bin ich echt stolz auf euch“, konterte Seth zufrieden.
„Das ist das erste Mal, dass du das zu uns sagst, das macht mich stolz. Ich hab' gehört, deine Kinder sind heute hier, können wir sie sehen?“, fragte Misses Harper.
„Ja, gerne, kommt mit“, sagte Seth erleichtert und brachte sie zu seinen Kindern.
So kam es also, dass Paisley, Seth und seine Eltern sich ein Taxi nach Hause teilten.
„Okay, warum hast du deinem Fahrer noch Mal freigegeben?“, fragte Seth, als sie eng zusammen gequetscht in dem Taxi saßen.
„Wenn du nüchtern geblieben wärst, hättest du uns fahren können“, konterte Mister Harper cool.
„Glaubt ihr wirklich, dass das jetzt der richtige Zeitpunkt ist, für eine Diskussion?“, fragte Paisley die an der Tür des Rücksitzes neben Misses Harper saß.
„Middle Street 12, bitte“, bat Seth und erstarrte, als er den Taxifahrer erkannte.
„Nein, das kann nicht sein“, stotterte Seth.
„Was ist los, Schatz?“, fragte Paisley, aber wusste sofort was los war, als der Taxifahrer eine Waffe zog.
„Was zum…“, fluchte Mr. Harper.
„Geldbeutel her, sofort“, drohte der Taxifahrer.
„Lassen Sie die Frauen gehen, dann geben wir Ihnen, was Sie wollen“, bemerkte Seth trocken und der Taxifahrer ließ die Frauen raus.
„Mist, warum spielt er nur den verdammten Held, das hat er von seinem Vater“, erkannte Misses Harper, als die beiden Frauen draußen vor dem Taxi standen.
„Nehmen Sie meine Tasche“, bat Paisley planend.
„Was haben Sie vor?“, fragte Misses Harper, als Paisley ihre Schuhe auszog.
„Lenken Sie ihn ab, stellen Sie sich in den Winkel, dass er Sie im Rückspiegel sehen kann“, bat Paisley und Misses Harper tat es. Der Taxifahrer hatte das Fenster trotz der kalten Temperaturen dieser Nacht heruntergekurbelt. Paisley nahm ihren Stöckelschuh in beide Hände und warf ihn geschickt an den Kopf des Taxifahrers, so brutal, dass er ohnmächtig wurde.
„Du hast ihn k.o. geschlagen, mit einem Stöckelschuh“, murmelte Seth stotternd, der ausstieg.
„Ich hoffe, mein Manolo hat das überlebt, es ist also doch nicht schädlich, wenn Frauen Baseball spielen, was?“, fragte sie stolz und rief die Polizei.
„Lasst uns verschwinden“, hetzte Mr. Harper, als er die Geldbörsen von der Polizei zurückbekam.
„Mein Schuh, der war schweineteuer“, bat Paisley.
„Der ist noch ein Beweismittel irgendwie, ich kauf’ dir zwei Paar davon, jetzt komm’“, bat Seth und zog sie weg.
„Ich hab' kalte Füße, es ist immer noch Winter“, jammerte sie und er nahm sie Huckepack.
So landeten sie irgendwie in einem netten spanischen Café, was noch offen hatte.
„Man, die Welt ist irgendwie so real, wenn man nüchtern ist“, erkannte Mr. Harper, der einen Kaffee trank.
„Ja, das ist es Dad, willkommen in der Realität. Ich wusste doch, dass Manolos magische Kräfte haben, wenn die so teuer sind“, scherzte Seth, während er Paisleys eiskalte Füße massierte.
„Keine magischen Kräfte, Schätzchen, ich hab' nur ne gute Wurfhand. Endlich ist der Kerl gefasst, jetzt kannst du endlich wieder allein Taxi fahren“, schlussfolgerte Paisley.
„Das war eigentlich ein Versuch, dich wieder zum Taxifahren zu bringen, Unique hat es uns erzählt, wer konnte wissen, dass dich derselbe Typ schon wieder überfällt“, erwiderte Misses Harper fürsorglich und plötzlich brachen alle vier in Gelächter aus.
„Man sollte mehr Sachen mit Humor nehmen, dann ist das Leben einfacher. Weißt du, das ist wirklich ein dummer Zufall gewesen“, entschied Paisley amüsiert.
„Das ist wirklich ein seltsamer Abend, Ich hab' noch nie so herzhaft mit meinen Eltern gelacht“, entschied Seth und seine Eltern stimmten zu.
„So verbringst du also den Abend, an dem dein bester Freund heiratet mit deiner Freundin und deinen Eltern in einem altmodischen Café mit einem echt miesen Kaffee“, fasste Paisley noch Mal die Situation zusammen.
„Ich werde meinen Sekretär bitten, uns abzuholen“, schlug Mr. Harper vor.
„Nein, lassen Sie ihn schlafen, Sir, das mögen wir nicht besonders, wenn man uns mitten in der Nacht anruft. Wir nehmen den Nachtbus, ich hab' die Nummer in meinem Geldbeutel, als Gruppe lohnt sich der Bus auch“, bat Paisley und rief die Busfirma an.
 
Zwei Stunden später lagen Paisley und Seth erschöpft im Gästebett der Villa der Harpers.
„Ein echt verrückter Tag, ich hab’ meine Kinder wiedergesehen, versteh’ mich gut mit meinen Eltern und jetzt lieg’ ich mit der Frau, die ich liebe im Bett, wo ich vor 12 Jahren meine Unschuld verloren habe“, resümierte Seth müde was sie an diesem Tag erlebt hatten und kuschelte sich an sie.
„Du hast vergessen, dass wir überfallen wurden, von demselben Kerl, der dich schon Mal überfallen hat. Ob er noch gewusst hat, wer du bist?“, fragte Paisley schmunzelnd.
„Jetzt weiß er, wer ich bin, ich bin der Kerl, dessen Freundin ihn mit einem 400 Dollar Schuh k.o. gehauen hat. Du bist schon ne verrückte Nudel, weißt du das eigentlich?“, fragte Seth glücklich.
„Ne, eigentlich bin ich ganz normal, aber diese Zeit mit dir ist gerade die beste Zeit meines Lebens, ich verstehe nicht, wie ich das die ganze Zeit nicht wollte, eine Beziehung zu haben ist doch nicht langweilig und vorhersehbar“, schmunzelte sie und schlief in seinen Armen ein. Sie wusste nicht, ob es irgendwann eine Situation gab, die ihre Beziehung zerstören würde, aber momentan fühlte sie sich endlich zu Hause.

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Tag der Veröffentlichung: 07.03.2012

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