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Erstes Kapitel


Sloan Cromwell war keine Person, die mit Folienhelm auf der Straße herumlief und das Ende der Welt voraussagte, ganz im Gegenteil, Zahlen und Fakten waren das Leben der Ingenieurin, die sich auf das Verfassen von Gebrauchsanweisungen spezialisiert hatte und gut damit verdiente. Doch nun war die Zeit gekommen, aufzuschreiben, was sie erlebt hatte. Sie machte einen prüfenden Blick zu ihrem schlafenden Freund neben sich, bevor sie ihren Laptop zu sich hinzog und zu schreiben begann.
 
Sloans Geschichte begann sechs Monate zuvor in Pierre in Süd-Dakota. Sie war in dort geboren und auch dort aufgewachsen und der Staat bot nicht wirklich viele Attraktionen, die erwähnenswert gewesen wären.
Es war ein kühler Morgen in Pierre, als die 29-jährige über der Beschreibung einer Kaffeemaschine brütete. Die ständig entwickelten neuen Techniken wie man einen Kaffee zubereiten konnte machten ihren Job nicht einfacher.
„Es ist schon irgendwie frustrierend, wenn man tagelang an was schreibt, was dann sowieso niemand liest, oder?“, fragte ihre Kollegin Charleene, als sie an Sloans Schreibtisch vorbeikam und zusah, wie Sloan vollkommen in die Arbeit vertieft war.
„Danke, Charly, das verbessert meine Stimmung heute wie Sau, wenn du das so verdeutlichst“, entschied Sloan und schob den Wasserbehälter in die Kaffeemaschine vor sich um die Maschine zu testen. Sie wusste nicht mehr, wie viele Tassen sie sich von der Brühe schon einverleibt hatte, seit sie an der Anleitung schrieb, doch es waren eindeutig zu viele gewesen, denn ihre Hände zitterten beim Tippen schon.
„Du musst den Kaffee nicht trinken, das ist dir hoffentlich klar, oder?“, fragte Charly und lugte über ihre Schulter um zu sehen, was sie dort schrieb.
„Das muss Ende der Woche fertig sein, Kaffee hält mich wach“, entschied sie und machte die Maschine an.
„Wenn du meinst. Gehen wir am Wochenende mal wieder aus? Ist ne Weile her“, bat Charly, die im gleichen Alter wie Sloan war und in der Firma als Produktkontrolleurin tätig war.
„Wieso?“, fragte Sloan nur, ohne von ihrer Arbeit aufzusehen.
„Hast du grad gefragt wieso wir ausgehen sollten? Wir sind beide noch Single, wenn ich dich darauf hinweisen darf und dieses Jahr steht bei dir noch die große Drei-Null ins Haus, meine Freundin“, versuchte Charly sie davon zu überzeugen.
„Willst du mir heute auf die Eier gehen?“, fragte Sloan beschäftigt.
„Ich sag’s nur, überlegs dir halt mal, ein bisschen Bettakrobatik würde dich auch mal milde stimmen, teure Freundin“, entgegnete Charly und ging weiter.
Sloan raunzte in sich hinein. Sie wusste genau, dass sie am Ende des Jahres dreißig werden würde und das verfolgte sie mit Schrecken. Ihre letzte Beziehung war schon eine ganze Weile her und ihre langen Arbeitszeiten halfen auch nicht gerade dabei, einen Mann zu finden. Sie war in New York aufs College gegangen und hatte dort eigentlich ziemlich zufrieden gelebt, aber ein schwerer Autounfall ihrer Eltern zwei Jahre zuvor, bei dem ihr Vater ein Bein und ihre Mutter ihren linken Unterarm verlor, hatte sie gezwungen, wieder nach Pierre zu ziehen, um ihnen beizustehen.
 
Nach der Arbeit ging Sloan wie jeden Abend bei ihren Eltern vorbei. Ihre Mutter saß wie so oft auf dem Sofa und war in einen Mystery-Roman vertieft und ihr Dad mähte den Rasen. Ihre Eltern hatten beide ziemlich gute Prothesen, aber das Leben der beiden hatte sich schon ziemlich verändert.
„N’Abend, Mum, liest du wieder unrealistisches Zeug?“, fragte Sloan, die sich selbst reingelassen hatte, küsste ihre Mutter auf den Kopf und ging weiter Richtung Küche.
„Mein Leben ist real genug, Schätzchen, da kann ich etwas Ablenkung gebrauchen. Wie war die Arbeit?“, fragte ihre Mutter. Diese Frage stellte sie jeden Abend, denn über andere Themen durfte sie ja mit ihrer Tochter nicht reden.
„Wie immer, anstrengend, ich schlaf heut Nacht sicher nicht von dem ganzen Kaffee. Ich krieg übrigens eine Maschine davon, wenn ich mit der Beschreibung fertig bin, ich hab mir grad ne neue gekauft, die kriegt ihr dann“, rief sie aus der Küche und öffnete den Kühlschrank.
„Verkauf sie doch, Schätzchen, wir kamen vorher schon nicht mit dieser neuen Technik klar, jetzt mit unserem Handicap noch viel weniger“, rief ihre Mutter zurück. Sloan rollte mit den Augen.
„Mum, du musst nur noch einen Knopf drücken, einfacher geht’s doch wirklich nicht“, entgegnete sie, nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank und kam zurück zu ihrer Mutter.
„Du schreibst schon ne Weile an der Beschreibung, das glaubt dir keiner, meine Süße“, entgegnete ihre Mutter und Sloan schmiss sich mit dem Bier in der Hand neben sie aufs Sofa.
„Das ist nur für die ganz blöden und ihr seid doch nicht blöde, oder? Man, ich hab mich schon den ganzen Tag auf das kühle Blonde hier gefreut“, bemerkte sie und genoss den ersten Schluck des eiskalten Biers.
„Wenn du dich nicht immer wie ein Kerl verhalten würdest, würdest du auch mal einen kühlen Blonden genießen, Mädchen“, schlussfolgerte ihre Mutter.
„Ich mach grad ne Pause von Beziehungen und widme mich meiner Karriere, Mum“, erklärte Sloan, die von dem Thema sichtlich genervt war.
„Du kannst aber nicht eine Beziehungspause machen bis deine Eierstöcke alt und verrunzelt sind, Kind“, entschied ihre Mutter.
„Ich geh mit Charly am Wochenende aus, vielleicht ist da jemand gescheites dabei“, versprach Sloan, obwohl sie Charly noch gar nicht zugesagt hatte.
„Gut, schön zu hören. Man, wir hätten dir echt keinen Männernamen geben sollen, fehlt nur noch, dass du sonntags mit deinem Dad vor der Glotze hockst und Football guckst“, entschied ihre Mutter.
„So einen Kerl wie in deinen Büchern werde ich auch nicht kriegen wenn ich mich weiblicher verhalte, Mum, glaub mir, das ist alles so überzogen“, erklärte sie und tippte mit ihrer Hand auf das Buch im Schoß ihrer Mutter.
„Nicht, wenn du es nicht versuchst. Der Älteste der Braunsteines ist wieder Single, er ist ein echt netter Kerl“, erkannte ihre Mutter und Sloan nahm einen großen Schluck aus der Bierflasche, bevor sie ihr antwortete.
„Vokuhila-Mike? So verzweifelt bin ich dann doch noch nicht, danke. Irgendwelche seltsamen Leute heute in der Leitung gehabt?“, versuchte sie vom Thema abzulenken. Ihre Mutter arbeitete in einem Call-Center.
„Nein, nur die normalen Freaks. Bitte versprich mir, dass du nie irgend so einen Mist kaufst, den wir da anbieten“, bat ihre Mutter und Sloan nickte.
„Ich hab von den meisten Sachen die Gebrauchsanweisung im Kopf, ganz sicher nicht. Danke für das Bier, ich muss jetzt echt ins Bett“, entgegnete sie und stand wieder auf.
„Du gehst heim in dein leeres Bett, das ist dir hoffentlich klar“, schlussfolgerte ihre Mutter.
„Heute wollen mich wirklich alles darauf hinweisen, dass ich noch Single bin, das weiß ich gut genug, danke. Warum benutzt Dad eigentlich immer noch diesen Aufziehrasenmäher, ich hab ihm doch den elektrischen gekauft“, sah sie raus zu ihrem Vater, der Mühe hatte, den Rasenmäher, der ausgegangen war, in Gang zu bringen.
„Wir bleiben halt beim Altbewehrten, daran ist nichts falsch. Fahr vorsichtig und leg dir ne Decke in den Wagen, die Nächte sind echt noch kalt und dein Wagen ist nicht so zuverlässig“, bat ihre Mutter.
„Mach ich, danke für den Tipp. Lies schön weiter in deinem Schundroman, man muss was zum Träumen haben“, verabschiedete sich Sloan und ging zurück zu ihrem Wagen.
Während der ganzen Heimfahrt zurück in die Stadt musste sie über die Worte ihrer Mutter nachdenken. Sie hatte ihr Liebesleben wirklich vernachlässigt und musste daran was ändern. Als sie in ihre Straße einbog, fuhr sie fast einen Mann an. Der blinzelte in das Scheinwerferlicht ihres alten Volvos und es schien fast so, als hätte er die Augen einer Katze. Als der Kerl wieder im Dunkeln verschwunden war rieb sie sich die Augen.
„Man, ich sollte echt nicht so viel Kaffee trinken“, murmelte sie und hielt an ihrem Wohnhaus.
Sie hatte irgendwie ein komisches Gefühl, beobachtet zu werden, als sie zum Eingang ging. Sie beschleunigte ihre Schritte, schloss schnell auf und sah sich nochmal um, als sie drinnen war.
„Man, ich arbeite auch eindeutig zu viel“, belächelte sie ihre Panik und ging in ihre Wohnung.
 
In der Dunkelheit traf der Mann, den sie fast angefahren hatte auf einen anderen Mann mit Hornbrille. Er war für sein Alter altmodisch gekleidet und schien die Dunkelheit als seinen natürlichen Lebensraum gewählt zu haben.
„Könnt ihr Leutchen nicht aufpassen?“, zischte Hornbrille den Kerl an, den er am Arm gepackt hatte.
„Ist ja nichts passiert, kriegt dich wieder ein, Alter“, erwiderte der Kerl missmutig, riss sich los und ließ Hornbrille dort stehen.
Der Mann mit der Hornbrille sah zu, wie Sloan das Licht in ihrer Wohnung anmachte und ihre Vorhänge zuzog.
„Ein Misstrauen ist schon geweckt“, murmelte Hornbrille und verschwand wieder in die Nacht.

Zweites Kapitel


Am nächsten Morgen besuchte Sloan ihre Freundin an ihrem Arbeitsplatz.
„Wir gehen am Samstag ins Raven“, sagte sie nur, als sie sich neben Charly stellte, die an einem Tisch stand und eine Bluse untersuchte.
„Das sag ich doch auch, was hat deine Meinung geändert?“, fragte Charly und sah sie an.
„Ich geb dir nen Tipp, 200 Pfund in einem rosa Samtanzug, hört auf den Namen Eloise“, schmunzelte Sloan.
„Wo deine Mutter Recht hat, hat sie Recht, sie will halt Enkelkinder, um die sie sich kümmern kann. Ziehst du nen Kleid an?“, fragte Charly hoffend.
„Übertreib’s nicht, Charly. Ich muss dann mal wieder, meine Beschreibung schreibt sich nicht von alleine. Nette Bluse übrigens, wenn du die auch geschenkt bekommst, ich brauch L“, erkannte sie und ging wieder zu ihrem Schreibtisch. Dort wartete ein junger Mann mit Hornbrille, der stocksteif an ihrem Tisch stand.
„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, fragte sie verwunderte.
„Sind Sie die Halterin des blauen Volvos vor der Tür?“, fragte der Mann und richtete dabei seine Brille.
„Ja, das bin ich, sagen Sie nicht, ich park Sie ein, war ein bisschen spät dran heut Morgen, ich fahr schnell weg“, erkannte sie und kramte ihren Schlüssel aus ihrer Tasche.
„Nein, sie parken mich nicht ein“, erkannte der Mann.
„Ich verkauf meinen Wagen auch nicht, obwohl kommt auf den Preis an, ich könnt schon nen besseren Wagen gebrauchen“, erwiderte sie, die nicht verstand, was der Mann von ihr wollte.
„Sie haben gestern fast einen Mann überfahren“, erklärte der Kerl.
„Ja, aber ist ja nichts passiert. Sie sind von der Nachbarschaftswache, oder? Ich entschuldige mich bei dem Kerl, wenn Sie das wollen, aber es ist ja wirklich nichts passiert“, verstand sie nicht. Hornbrille ergriff ihren Arm.
„Sie haben den Mann nicht gesehen, verstanden“, sprach Hornbrille plötzlich in einer sehr tiefen Stimme.
„Ich hab niemanden gesehen“, entgegnete sie wie unter Trance.
„Braves Kind, jetzt gehen Sie wieder an die Arbeit“, erkannte Hornbrille und verschwand wieder. Sloan saß einige Augenblicke wie hypnotisiert an ihrem Platz.
„Hey, hast du was von dem Kaffee gemacht heute? Ich könnte jetzt einen brauchen“, kam Charly an ihren Schreibtisch und wedelte mit der Hand vor Sloans Gesicht, die wie erstarrt war.
„Äh Sloan, alles klar?“, fragte Charly und legte ihre Hand auf Sloans Schulter.
„Man, ich muss eingeschlafen sein“, murmelte Sloan benommen.
„Mit offenen Augen?“
„Ich sollte den Kaffee echt nicht mehr so ausgiebig trinken, was willst du?“, fragte Sloan verwirrt.
„Hat sich erledigt, du solltest echt mal Urlaub nehmen, du bist echt überarbeitet, wie mir scheint. Ich werde runter in den Starbucks gehen und nen Kaffee holen, ich bring dir nen Tee mit. Am besten kommst du mit, mal weg vom Schreibtisch“, entschied sie und zog Sloan hoch, die sich ohne Gegenwehr wegziehen ließ
 „Süße, du stehst ja komplett neben dir, was ist passiert?“, fragte Charly, als sie ihre Pause damit verbrachten, im Starbucks um die Ecke ihres Büros ihren Tee bzw. Kaffee zu trinken.
„Ich weiß auch nicht, ich bin zurück an meinen Schreibtisch und dann weiß ich irgendwie nichts mehr“, erkannte Sloan immer noch weggetreten.
„Das reicht, du wirst diese Beschreibung einreichen und dann deinen Jahresurlaub nehmen, es war ja nur eine Frage der Zeit, bis dein Hirn auf Sparflamme stellt“, bat Charly und Sloan nickte.
„Man, das war ja einfach, ich hätte da mehr Gegenwehr erwartet. Also ist das abgemacht?“, fragte sie noch einmal und Sloan nickte.
 
„Du hast ihr das halbe Hirn weggeätzt, Paxton“, erkannte Nolan. Der junge Mann saß im Eck des Cafes mit dem Mann mit Hornbrille und sie beobachteten die Frauen.
„Ich hab dich nicht zum Sprüche klopfen mitgenommen, Nolan, lies sie, weiß sie was?“, fragte Paxton, wie Hornbrille wirklich hieß.
„Sie weiß nichts, das wollte ich damit ausdrücken, sie hat nen College-Abschluss, ich hoff mal nicht, dass du sie auf Highschool-Klugheit runtergebrutzelt hast“, kontere Nolan.
„Wer sagt eigentlich, dass deine telepathischen Fähigkeiten meinen magischen Fähigkeiten überlegen sein müssen?“, fragte Paxton cool. Der Mann mit der Hornbrille war viel cooler als es äußerlich den Anschein machte, doch seine Berufung zwang ihn, sich zu verkleiden.
„Weil sie es sind, mein Freund. Nein, sie denkt schon wieder über ihre Arbeit nach, du hast anscheinend doch was übrig gelassen. Sie ist süß, wenn man diese ganze burschikose Art mag“, erwiderte Nolan und Paxton sah die Frau nochmal genau an, die er gerade verzaubern hatte müssen, dass sie sich nicht an die Vorfälle in der Nacht zuvor erinnerte.
„Sie erinnert mich irgendwie an Gertrud“, konterte Paxton und beide mussten lachen. Gertrud war eine Reinigungskraft auf ihrer Arbeitstelle.
„Aber irgendwie hat sich auch was heißes, Zwischenmahlzeit würde Rufus sie nennen“, erkannte Nolan.
„Personen wie Rufus nehmen doch alles, was noch nen Puls hat. Aber sie hat tolle Haare“, bemerkte Paxton und sah nach unten, als Sloan ihn ansah.
„Unser kleiner Hexer zeigt ja so was Ähnliches wie menschliche Regungen, ist nen paar Jahre her, seit dem letzten Mal, was?“, fragte Nolan neckend.
„So alt wie du bin ich dann doch nicht, mein Freund. So, lass uns gehen, unsere Arbeit ist hier getan und dieser Kaffee hier ist wirklich furchtbar“, entgegnete Paxton und sie verschwanden unbemerkt aus dem Café.
 
Sloan nahm sich eine Woche frei und ging mit Charly wie versprochen ins Raven. Sie trug sogar ein Kleid, in dem sie sich aber gar nicht wohlfühlte.
„Zupf nicht ständig an dem Kleid rum, das sieht gut aus“, versprach Charly, als sie sich an die Bar setzten.
„Praktisch ist das Ding trotzdem nicht, wie soll man sich damit hinsetzen?“, fragte sie unsicher und setzte sich umständlich auf den Barhocker.
„Siehst du, schon sitzt du. Also, zwei Cosmos?“, fragte Charly und Sloan stimmte zu.
„Wir haben keinen Cranberry-Saft“, konterte der Barkeeper.
„Ich hab vergessen, dass wir hier wieder auf dem Land sind, geben Sie uns zwei Bier“, bat Sloan.
„Zwei Bier, kommen sofort. Die Ladies sehen übrigens bezaubernd aus“, erkannte der Barkeeper und ging zu einem Kühlschrank um die Biere zu holen.
„Wir sind eindeutig nicht mehr in der Stadt, die Barkeeper sind in New York niemals so höflich gewesen. Wir kriegen übrigens heute Abend keine Männer ab, wenn wir Bier trinken, ich hoffe, dir ist das klar“, entgegnete Charly. Charleene war eine geborene New Yorkerin, die sich von der Metropole losgesagt hatte, um irgendwo ruhiger zu leben. Dass sie durch Sloans Connections mitten im mittleren Norden landen würde, hatte sie eigentlich in ihrem Leben nicht eingeplant, aber sie fühlte sich nun dort heimisch.
„Wir wollten doch Spaß haben und Männer gucken sicher nicht darauf, was wir trinken“, entschied Sloan und hüpfte vom Barhocker, als sie ihr Bier bekommen hatte.
„Benimm dich wie eine Lady für fünfzehn Minuten, bitte“, bat Charly, der das Auftreten ihrer Freundin fast peinlich war.
„Wenn mich jemand nicht so will, wie ich halt bin, dann soll er es lassen. Jetzt komm, du willst doch nicht den ganzen Abend in deinem kleinen Schwarzen am Barhocker sitzen und hoffen, dass dir keiner unter den Rock glotzt“, konterte Sloan und Charly folgte ihr zu einer Sitzecke. Die Frauen saßen keine fünfzehn Minuten dort, als eine Gruppe Männer mit europäischem Aussehen zu ihnen kam.
„Ciao Bellas, können wir die Ladies auf einen Drink einladen?“, fragte einer der Kerle mit einem italienischen Akzent.
„Sehr gern, ein Glas Wein wär nicht schlecht, bitte“, bat Charly und einer der Kerle ging an die Bar. Es war komisch, obwohl Sloan solche Schleimer eigentlich überhaupt nicht abkonnte, hatten die Kerle was, was sie nicht wegsehen ließ. So kam es dazu, dass Charly und sie an diesem Abend zwei der Kerle verfielen und mit ihnen nach Hause gingen. Doch kurz bevor sie an ihrem vermeintlichen Hotel ankamen, griffen sich die Männer die Frauen und drückten sie gegen die Häuserwand. Sloan, die etwas angeheitert war, fühlte erst nur die erotische Spannung die zwischen ihr und dem ihr unbekannten Mann zu sein schien, doch dann spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Hals. Der Mann packte sie ganz fest und der Schmerz in ihrem Hals wurde immer stärker. Es dauerte nicht lange, bis sie dösig wurde und in seinem Arm zusammensackte. Charly erlebte das exakt gleiche.
„Man, jetzt muss ich auch noch Vampirjäger spielen“, kam Paxton aus einem Eck und warf geschickt zwei Pflöcke gegen die Vampire, die blitzschnell in Rauch aufgingen.
„Nol’, mach dich sofort auf den Weg in die Canary-Street und bring Rufus und zwei Konserven mit“, rief er seinen Kumpel an und beugte sich zu Sloan herunter um ihren Puls zu messen. Er atmete auf, als er noch einen fühlte. Ruckartig riss er einer seiner Ärmel ab und verband ihre Halswunde damit, bevor er zu Charly ging und auch sie versorgte.

Drittes Kapitel


„Na, ist schon wieder Vollmond und die Monster drehen durch?“, fragte Nolan, als er das Desaster sah. Rufus, ein Mitbewohner von ihnen und geborener Vampir und so nicht blutlustig, beugte sich zu den Frauen, die immer noch bewusstlos waren, herunter und roch an ihnen.
„Sie sind nicht verwandelt worden“, sagte er in seiner tiefen, sexy Stimme, die seine Herkunft Großbritannien verriet.
„Gut, dann war ich nicht zu spät, leg die Blutkonserven an, sonst verrecken sie uns noch auf dem Weg nach Hause“, entschied Paxton und nachdem Rufus und Nolan die Frauen an eine Blutkonserve angeschlossen hatten, brachten sie sich zu sich nach Hause. Als Paxton, Sloans Kopf auf dem Schoß hatte, während sie zusammen mit Nolan die Frauen hinten im Lieferwagen in den Armen hielten, während Rufus fuhr, erkannte er, wen er da vor sich hatte.
„Das ist schon wieder die Kleine von Anfang der Woche, das könnte ein Problem werden“, schlussfolgerte er.
„Die Burschikose? Hab sie gar nicht wiedererkannt in einem Kleid. Wo liegt das Problem?“, fragte Nolan, der versuchte Charlys Gedanken zu lesen.
„Mein Zauber wirkt nur einmal bei einer Person“, erklärte er und maß noch einmal Sloans Puls.
„Dann können wir sie aber auch nicht in die Zentrale bringen, wir sind die Bewahrer, keine Fremdenführer durch unser Reich“, schlussfolgerte Nolan.
„Was ist, wenn wir sie einweihen? Wir können immer Verbündete unter den Normalsterblichen gebrauchen, in dem heutigen Zeitalter ist es immer schwieriger unsereins geheim zu halten“, schlug Paxton vor.
„Ich weiß, du suchst schon länger eine Gefährtin, aber so nicht, mein Freund“, entschied Nolan.
„Der Ehrenkodex verbietet mir, einen Normalsterblichen zu töten, hast du vielleicht nen anderen Plan?“, fragte Paxton cool.
„Das muss der Rat entscheiden, einfacher würde es alles nicht machen, davon kannst du ausgehen“, erklärte er und hörte plötzlich wieder Charlys Gedanken, die auf seinem Schoß zu Bewusstsein kam.
„Komm her, du musst mir hier helfen“, bat Nolan hektisch und Paxton legte Charly die Hand auf die Schulter.
„Alles was du heute Abend erlebt hast, ist nicht passiert“, sprach er zu Charly und Nolan nickte, als er ihre Gedanken lesen konnte und die rein waren.
„Was ist passiert, wo bin ich?“, fragte Charly benommen.
„In einem Krankenwagen, Miss, Sie wurden von einem Hund gebissen“, erkannte Nolan, weil ihm nichts Besseres einfiel.
„Vergessen Sie nicht, mir eine Tetanusspritze zu geben“, murmelte sie, bevor sie wieder bewusstlos wurde.
„Eine Tetanusspritze ist das Geringste deiner Probleme heute Abend, meine Süße. Weiß Thundercloud, dass wir kommen? Dr. Häuptling Kräftiges Ego muss nähen, sie verliert immer noch ziemlich viel Blut“, plante Nolan und Paxton nickte.
 
Keine Minute später waren sie an einem Eisentor angekommen, was aufsprang, als sie durchfahren wollten. Es war ein altes Gebäude aus dem letzten Jahrhundert mystisch von Efeu überwachsen und hatte etwas Gespenstisches an sich. Doch genau das war der Trick, dass dort niemand eindrang, es sollte die Leute abschrecken.
Der Van bremste vor dem Haupteingang und ein Mann mittleren Alters mit nativ-amerikanischen Wurzeln kam zu ihnen geeilt.
„Spielen wir jetzt Jäger? Ihren Bewachern wird das gar nicht gefallen, dass du zwei von ihnen erledigt hast“, kritisierte Thundercloud, Paxton und ging den Männern hinterher ins Haus, die die Frauen auf ihren Armen trugen.
„Wenn sie ihren Job gemacht hätten, wär das nicht nötig gewesen. Ist Lance auch bereit? Wir müssen beide gleichzeitig versorgen“, erkannte Paxton und Thundercloud stieß die Schwingtüren in den OP auf.
„Du bist hier nicht der Superstar, wir können unseren Job auch. Legt sie da hin“, murrte Thundercloud und die Männer legten die Frauen ab.
„Was habt ihr überhaupt dort gemacht? Ich hab nichts von Übertritten gehört“, wollte Thundercloud wissen, überschüttete Sloans Hals mit Jod und begann, die Bisswunde zu nähen.
„Wir sind immer überall, Thunder, das weißt du doch. Wo ist er?“, fragte Nolan und Lance kam in einem OP-Kittel zu ihnen geeilt.
„Ich musste bei einer Feen-Geburt beistehen, ich hab auch nen Job. Man, da war aber einer gründlich, die sind doch sonst so verdammt vorsichtig und machen das nicht in der Öffentlichkeit, was sollte das?“, fragte der Sanitäter und tat dasselbe wie der Arzt um Charly zu versorgen.
„Sie waren ziemlich klein, ich nehm mal an, romanische Vampire, da hat wohl jemand am Flughafen nicht aufgepasst, die dürften eigentlich gar nicht in unser Land einreisen genau wegen ihrer Einstellung zum Blut trinken. Hast du grad gesagt, du hast ne Fee betreut, Lance?“, fragte Paxton und ging zu Lance, der gerade sichtlich Mühe hatte, Charly zu retten.
„Ja, Feengeburten sind ziemlich selten, ich wollte dabei sein. Warum fragst du?“, fragte Lance beschäftigt.
„Ich brauch Feenstaub“, gestand Paxton und Lance sah ihn an.
„Du bist ein Hexer, ich dachte du hättest so was nicht nötig“, entgegnete Lance und wendete sich wieder zu seiner Patientin.
„Mein Zauber des Vergessens wirkt nur einmal und ich hab den Zauber schon bei der hier angewendet diese Woche“, erklärte er kleinlaut und zeigte auf Sloan.
„Die Kleine stolpert wohl gern in Sachen rein, die sie nichts angehen, was? Da musst du die Mutter fragen, sie sind ziemlich sensibel, das braucht Fingerspitzengefühl was du vermutlich nicht hast“, erklärte Lance und machte den letzten Stich bei Charly.
„Danke für dein Vertrauen, mein Freund, ich werde sie fragen. Die hier hab ich schon verzaubert, sie wird sich an nichts mehr erinnern, wenn sie nachher im Krankenhaus aufwacht. Sagt den Sanitätern nur, dass sie von einem Hund gebissen wurde, die werden das schon schlucken“, bemerkte Paxton und wendete sich wieder zu Thundercloud und Sloan. Der Nativ-Amerikaner war auch schon mit Sloan fertig.
„Wenn du den Staub holen willst, dann tu es jetzt, sie wird wach“, erkannte Thundercloud und Paxton eilte in den hauseigenen Kreißsaal, in dem die weiblichen mystischen Wesen fernab von der normalen Welt in Ruhe ihre Kinder kriegen konnten.
Eine zierliche Frau, die keine eins-Fünfzig maß lag in einem Krankenbett und schlief.
„Miss, es ist mir etwas peinlich Sie zu wecken und Sie das zu fragen, aber ich brauch ein bisschen ihrer Magie“, weckte Paxton sie sanft.
„Ich habe gerade ein Kind geboren, verschwinden Sie“, murmelte die Fee in einem irischen Akzent.
„Bitte, es ist mir peinlich genug, Sie zu fragen“, bat er nicht gerade höflich. Das Ende vom Lied war, dass er breit grinsend in Feenstaub gehüllt wieder im OP auftauchte.
„Ich sag doch, du hast manchmal die sensible Ader einer Dampfwalze. Alles klar?“, fragte Lance, der gerade seine Hände wusch.
„Was wollte ich hier?“, fragte er benommen.
„Man, sie hat dich voll erwischt, gib mir dein Hemd“, bat Lance, zog ein neues Paar Latexhandschuhe an und Paxton gab ihm ohne weitere Fragen sein Hemd.
„Okay, alle die nicht so dumm aus der Wäsche glotzen wollen wie er, sollten jetzt weggehen“, entgegnete Lance, zog eine OP-Maske auf und schüttelte Paxtons Hemd über Sloan aus.
„So, das sollte sie vergessen lassen, was siehst du, Nolan?“, fragte Lance, zog seine Maske ab und drehte sich zur Nolan.
„Noch ist sie bewusstlos, ich kann sie so nicht lesen, ich fahr zum Krankenhaus mit und überwach das. Gut gemacht, Jungs, Thunder, bringst du Paxton heim? Er hat vermutlich morgen vergessen, was er heute gemacht hat, was keine schlechte Idee ist, denn es ist sicher ganz schön peinlich für ihn, so machtlos dazustehen“, entgegnete Nolan und Thundercloud brachte ihn nach Hause.
Während Paxton in seiner Wohnung in seinem Feestaub-Rausch eindöste betrachtete Thundercloud die magischen Bücher, die sein Kollege auf seinem Schreibtisch ausgebreitet hatte. Paxton kam aus einer Familie mit einer uralten Linie von Magiern, die ursprünglich aus Rumänien stammten. Deshalb kannte sich Paxton auch mit den Wurzeln der Vampire aus und wusste mit ihnen umzugehen, obwohl er das sehr ungern tat. Die amerikanischen Vampire, so wie Rufus einer war wussten genau, dass sie nicht wildern durften, sie wurden regelmäßig mit Blut versorgt und waren eigentlich auch glücklich damit. Doch dann gab es Abende wie diese, wo alles aus den Fugen geriet. Thundercloud, der eigentlich außerhalb in einem Reservat wohnte, war ein Heiler, aber auch einer der besten Chirurgen in der Stadt. Er wurde mitten in der Nacht geholt, wenn eigentlich ein Mensch mit besonderen Fähigkeiten oder Wurzeln Hilfe brauchte. Dass er an diesem Abend zwei Normalsterblichen helfen musste, war eine Ausnahme gewesen. Doch er konnte seinesgleichen ja kaum sterben lassen, vor allem weil dies das Scheinwerferlicht auf seine Freunde bringen würde.
„Hm, die kleinen Zaubertricks des weißen Mannes, du könntest noch viel von mir lernen, Junge“, murmelte er vor sich hin und verließ das Apartment wieder. 

Viertes Kapitel


Am frühen Samstagmorgen wurde Sloan Cromwell wach und hatte furchtbare Halsschmerzen und genauso viel Durst. Sie fasste sich an den Hals, der mit einer dicken Bandage verbunden war.
„Hey, du bist wach“, hörte sie die Stimme von ihrer Mutter Eloise.
„Was ist passiert?“, fragte sie und ihre Stimme krächzte dabei.
„Du weißt es nicht mehr? Ihr wurdet von einem Rudel Hunde angefallen und schwer verletzt“, erklärte ihre Mutter und Sloan versuchte sich aufzusetzen, sie war aber zu schwach dazu.
„Von Hunden? Wir waren doch in der Stadt und haben in ner Bar was getrunken wo kommen da Hunde her?“, fragte sie verwirrt.
„Ich war nicht dabei, Schätzchen, die Ärzte haben mir das nur gesagt, du hast ja auch eine ziemliche Halswunde so wie Charly auch. Das Wichtigste ist, dass es euch beiden gut geht“, erklärte Eloise und fuhr ihrer Tochter mit der Hand über das Gesicht.
„Ja, anscheinend, wie geht’s ihr?“, fragte Sloan und Eloise half ihr aufsitzen.
„Genauso wie dir, aber ihr werdet beide wieder gesund, versprochen. Jetzt ruh dich aus, wir nehmen dich heute Abend zu uns mit, da kannst du dich erholen, hast ja eh Urlaub. Dein Dad musste heute Morgen zum Arzt, er lässt dich grüßen. Du musst was trinken, oder?“, fragte ihre Mutter fürsorglich und hielt ihr einen Becher mit Wasser an den Mund, den sie gierig trank.
„Ja, du musst total ausgetrocknet sein, trink gleich noch einen Becher. Du warst ziemlich betrunken gestern, oder?“, fragte ihre Mutter.
„Anscheinend schon, ich hab ja so dermaßen einen Filmriss das glaubst du gar nicht. Das willst du gar nicht hören, oder?“, fragte Sloan und ihre Mutter nickte.
„Ist halt einfach so, das ist nur die Wahrheit, denke ich zumindest. Ich muss sie sehen“, dachte sie laut nach.
„Du solltest dich wirklich erholen“, bat ihre Mutter.
„Bring mir einen Rollstuhl, bitte“, bat Sloan davon unbeeindruckt.
„Sturer Bock, ich seh, was sich machen lässt. Ruh dich wenigstens solange aus, bitte“, bat ihre Mutter und ging aus dem Raum.
 
Ihre Mutter war keine zwei Minuten weg, als Paxton plötzlich mitten in ihrem Zimmer stand. Er trug wieder seine Verkleidung, die aus Hornbrille und Sweater bestand. Er war Mathelehrer und fiel so am wenigsten auf.
„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“, fragte sie verwundert.
„Nein, hab mich wohl im Zimmer geirrt, tut mir leid“, erkannte er schmunzelnd und ging wieder heraus.
„Und, hat sie dich erkannt?“, fragte Nolan, der vor Charlys Zimmer saß und ihre Gedanken ließ.
„Nein, kein bisschen, der Feenstaub wirkt wirklich gut. Und was ist mit der anderen?“, fragte Paxton gegen.
„Sie weiß nichts, du hast gute Arbeit geleistet. Wir haben das Ruder wohl noch mal rumgerissen. Warte, du solltest dich doch eigentlich nicht an gestern erinnern mit dem ganzen Feenstaub, den du abgekriegt hast“, erinnerte sich Nolan.
„Ich sag doch, du unterschätzt meine Talente tagtäglich, glaubst du nicht, dass ich einen Zauber angewendet hab um mich an gestern zu erinnern? Jetzt hab ich echt einen Kater, wie die Ladies ihn haben müssen, ich hoff nur, der Zauber ist nicht wieder schief gegangen wie damals auf dem College, als ich mich unbedingt an diese Rechenkonstellation erinnern wollte während der Prüfung. Ich hab mir den Lernerfolg von zwei Wochen gelöscht. Hilf mir auf die Sprünge, hab ich wirklich zwei Roma-Vampire auf einmal ausgeschalten?“, wollte Paxton wissen.
„Hast du zumindest erzählt, dein Urgroßvater wäre echt stolz auf dich, war er wirklich einer der besten Magier Rumäniens und gleichzeitig Vampirjäger?“, fragte Nolan, während sie zum Ausgang gingen.
„Steht zumindest in den Büchern, die mein Vater mir vererbt hat. Ich werde aber nicht in seine Fußstapfen treten, das war eine ganz schöne Schweinerei gestern, ich krieg das Blut nie aus meiner Hose“, schlussfolgerte Paxton.
„Ich würd die Hose gleich wegschmeißen, der Feenstaub wird da auch für immer draufbleiben. Man, ich wär gestern bei dieser Geburt gern dabei gewesen“, konterte Nolan und stieß die Tür zum Ausgang auf.
„Das glaub ich dir, du Ferkel“, schmunzelte Paxton.
„So meinte ich das nicht, was du immer denkst, es gibt nur sechs Feen in den USA und vierzehn in Irland, eine Feengeburt ist immer ein Wunder“, war Nolan von den Feen fasziniert.
„Da hast du wohl recht, aber diese Fee gestern war ganz schön widerspenstig. Ich hätte das Baby auch gern gesehen, bevor sie wieder zurück nach Dublin fliegen, aber ich muss heute zwanzig Normalsterblichen den Spaß an Algebra vermiesen“, schmunzelte Paxton und lief zu seinem alten Opel Kadett.
 
Während er eine Arbeit schreiben ließ, ließ Paxton seine Gedanken schweifen. Auf einmal kam ihm die Frau wieder in den Sinn, die er gestern gerettet hatte und deren Namen er nicht einmal kannte. Irgendwas musste doch mit ihr sein, dass sie ständig mit Seinesgleichen kollidierte. Sein magischer Sensor meldete sich plötzlich und er sah auf. Ein junger Mann in der vorletzten Reihe benutzte die Kraft, die er auch früher benutzt hatte, um zu betrügen. Leise flüsterte er iustitium[1] und sein ganzes Klassenzimmer erstarrte.
„Man, nicht mal hier hab ich meine Ruhe. So, du kleiner Störenfried, schau’n wir mal“, murmelte er, stand auf und ging zu dem erstarrten Schüler hin.
„Vigilantibus[2]“, murmelte er und der Schüler wachte auf, aber nicht die anderen Schüler.
„Was zum…“, murmelte der junge Mann.
„Hey Anfänger, mach das bitte nicht in meiner Klasse, ja?“, bat Paxton, der sich nah an seinen Kopf gebeugt hatte.

[1] Stillstand

[2] Erwache


„Sie auch, Mr. Dewin?“, fragte der Schüler verwirrt.
„Haben dir deine Eltern nicht beigebracht, wie man das ein bisschen unauffälliger macht?“, fragte Paxton.
„Ich bin adoptiert, meine Eltern sind nicht so wie ich. Sind Sie auch eine Hexe?“, fragte der junge Mann interessiert.
„Ich ziehe Magier vor, aber ja. Wenn du Hilfe brauchst, in deiner Ausbildung, bleib nach der Stunde noch hier, dann reden wir. Aber bitte lass die ganzen Gedächtnis-Tricks, das kann ganz schön schief gehen, ich sprech aus Erfahrung“, erklärte Paxton und mit einem lauteren „Vigilantibus“ weckte er seine ganzen Schüler wieder aus der Starre. Die hatten nichts von ihrem vorrübergehenden Black-out mitbekommen und arbeiteten fleißig weiter. Nur sein Magie-Schüler starrte ihn ständig an und er musste ihm mit Zeichen deutlich machen, dass er sich konzentrieren sollte.
 
Nach der Stunde blieb der Schüler an seinem Tisch sitzen und Paxton kam zu ihm hin.
„Aus welcher Zauberer-Familie stammst du?“, fragte Paxton einfühlsam und setzte sich auf einen Stuhl neben ihm.
„Meine leibliche Mutter war eine geborene Magik“, erklärte der junge Mann, ohne zu wissen, was das bedeutete.
„Man, die Magiks sind einer der berühmtesten magischen Familien in Europa, ich müsste mich vor dir hinknien, um dir zu huldigen, aber dann hättest du noch weniger Respekt vor mir. Wer hat dir die Zauberei beigebracht, wenn deine Eltern tot sind? Deine Großeltern, ein Zauber-Meister?“, wollte Paxton wissen.
„Ich eigentlich ganz allein, ehrlich gesagt. Ich hab diese Bücher geerbt“, erklärte der junge Mann.
„So war das bei mir auch, ich rate dir aber den Kerl hier aufzusuchen, der vermittelt dich weiter, dein Potential muss gefördert werden“, erkannte Paxton und schrieb ihm ne Nummer auf.
„Warum können Sie mich nicht trainieren?“, fragte der junge Mann.
„Weil ich ein Beobachter bin, kein Trainer, Junge. Sag ihm, dass du von mir kommst und jetzt geh, du willst doch nicht zu spät zu deiner nächsten Stunde kommen“, bat er und der junge Mann zog von dannen.
„Ich hab Sie nicht für einen Feigling gehalten“, hörte er plötzlich Sloans Stimme und er erschreckte sich furchtbar.
„Was? Wie?“, verstand er nicht.
„Was auch immer Sie gestern mit mir gemacht haben, gewirkt hat es nicht“, stellte sie klar. Sie sah noch ziemlich schwach aus und gehörte noch in ein Krankenhaus.
„Sie erinnern sich?“, fragte er entsetzt.
„Sie müssen nicht so geschockt sein, ich erzähl’s nicht weiter, versprochen“, versprach sie und kam langsam auf ihn zu.
„Sie haben ein Medium und einen Zauberer reingelegt, nicht schlecht“, war er beeindruckt von ihr.
„Ich hab niemanden reingelegt, Hellseher können die Gedanken von Vampiren nicht lesen“, konterte sie und plötzlich fletschte sie ihre Zähne und biss ihn.

Fünftes Kapitel


Schweißgebadet wachte Paxton an seinem Schreibtisch auf. Er war verwirrt, war das ein Traum gewesen? Er sah auf die Uhr, es war neun Uhr abends. Hektisch rief er Rufus an.
„Bist du sicher, dass die Frauen nicht verwandelt wurden?“, fragte er seinen Kumpel.
„Nol hat schon erzählt, dass du heut nen bisschen misstrauisch bist, ich spiel grade mit ihm Poker, obwohl es irgendwie sinnlos ist, gegen ein Medium zu spielen. Wieder ein Zauber von dir schief gelaufen, oder warum so verwirrt?“, fragte Rufus skeptisch.
„Scheint so, war ich heut bei der Arbeit?“, fragte Paxton und nahm seine Hornbrille ab.
„Nol sagt, er war heute Mittag mit dir Essen, da hast du ihm von einem Schüler erzählt der zaubern kann, man da muss ja ein Zauber ziemlich danebengegangen sein, soll ich Thunder zu dir rüber schicken?“, fragte Rufus besorgt.
„Nein, mir geht’s gut, danke, denk die ganze Zeit während dem Spielen an versaute Sachen, dann ist er irgendwann so angeekelt, dass er das Gedanken lesen lässt“, erkannte Paxton.
„Danke, das merk ich mir. Also, falls was ist, meld dich einfach“, bedankte sich Rufus für den Tipp und Paxton legte wieder auf.
„Okay, lass es nur ein böser Traum gewesen sein. So, woran hab ich grad gesessen?“, redete er mit sich selbst und wendete sich wieder zu seinen Arbeiten, die er korrigieren musste.
 
Nach zwei Tagen, die Sloan auf dem Sofa in ihrem Elternhaus verbrachte hatte, plagte sie furchtbare Langeweile. Sie fühlte sich schon besser, aber ihre Mutter ließ sie nicht aufstehen.
„Mum, mir geht’s gut, ich möchte was arbeiten“, rief sie in die Küche.
„Schätzchen, du bist im Urlaub, lass mich dich doch bedienen. Willst du nen Steak haben? Dein Dad will grad einkaufen gehen“, bat ihre Mutter, die an ihr vorbeilief.
„Ich bin doch jetzt Vegetarierin, Mum, und das weißt du auch“, entgegnete sie auf dem Sofa liegend.
„Ein bisschen Eisen könnte deinem Körper nicht schaden, schließlich hast du ziemlich viel Blut verloren“, schlussfolgerte ihre Mutter.
„Der Rote-Beete-Salat wird reichen, trotzdem danke. Ihr habt doch keine Gäste eingeladen, oder?“, fragte sie kritisch.
„Nur ein paar Freunde, es wird dich nicht umbringen, ein oder zwei Sätze mit Mike zu reden“, entschied ihre Mutter und sie rollte mit den Augen.
„Klasse, so hatte ich mir meinen Urlaub eigentlich nicht vorgestellt. Aber wenn er mich anpackt, kriegt er was hinter die Ohren, verstanden?“, erklärte Sloan.
„Wenn du nicht immer solche Vorurteile hättest, würdest du viel besser einen Kerl abkriegen“, schlussfolgerte ihre Mutter.
„Okay, das reicht, ich muss hier raus“, sprang sie auf und ging nach draußen. Sie landete in ihrer Rage neben ihrem Vater, der gerade in seinen Wagen steigen wollte.
„Hey Kleines, willst du zum Einkaufen mitfahren?“, fragte ihr Vater, als er sie hinter sich bemerkte.
„Ja, bitte, Mum macht mich wahnsinnig“, bat sie und stieg mit ihm in seinen Pick-Up ein. Der war ziemlich ramponiert, aber der einzige, den sie sich nach dem Unfall leisten konnten.
„Deine Mutter sucht nur nach dem Unfall eine Lebensaufgabe, deshalb will sie Enkelkinder, versteh sie doch“, bat ihr Vater.
„Ich kann ohne Ehemann keine Kinder bekommen, versteht sie das nicht?“, fragte sie.
„Dann such dir einen Ehemann, du bist doch ein kluges Kind, es wird doch nicht schwierig für dich sein, einen gescheiten Mann zu finden“, meinte auch ihr Vater und Augenrollend fuhr sie mit ihm mit.
 
„Sag mir nochmal, warum wir hier Wache schieben?“, fragte Nolan, der mit Paxton auf der anderen Straßenseite in Paxtons Wagen Sloans Elternhaus überwachte.
„Sie könnte sich immer noch verwandeln und dann könnte sie zu unserer Aufgabe werden, ich fahr ihr jetzt hinterher“, erklärte er und ließ den Motor an.
„Sie ist von einem Vampir gebissen worden, nicht von einem Werwolf, sie muss tot sein, um neugeboren zu werden, soweit ich das weiß. Ich kann deine Gedanken lesen, mein Freund, du hast dich in die Frau verknallt, obwohl sie dich gar nicht kennt“, schlussfolgerte Nolan.
„Verschwinde aus meinem Gehirn, du weißt wie ich das hasse, ja, ich hab mich verknallt, aber sie ist was Besonderes, sonst würden meine übersinnlichen Fähigkeiten nicht anschlagen“, konterte Paxton erkennend.
„Man, das glaubst du wirklich, oder? Sie war zufällig an diesen Orten, mehr nicht“, entschied Nolan.
„Man, manchmal wünschte ich mir, ich könnte deine Gedanken lesen, denn ich weiß genau, dass du auch denkst, dass da was nicht stimmt“, erkannte der Magier und bog um die Ecke.
„Ja, ich denke, mit dir stimmt was nicht, aber dafür hätte ich deine Gedanken nicht lesen müssen, das merkt man einfach. In deinem alten, verstaubten Buch muss doch sicher auch ein Spruch zum Gedankenlesen sein, oder?“, fragte Nolan neugierig.
„Ja, ist er, aber ich find das unhöflich und so mach ich das auch nicht. Mir geht halt dieser Traum nicht mehr aus dem Kopf. Wenn sie es nun weiß und Stillschweigen behält? Oder noch schlimmer, sie realisiert es im unpassendsten Zeitpunkt? Wir können das nicht riskieren“, bemerkte Paxton.
„Feenstaub ist 100% effektiv, war es doch bei dir auch. Sie weiß von nichts und es sollte auch so bleiben. Frauen quatschen zu viel“, entgegnete Nolan.
„Du kennst dich echt nicht gut aus was Frauen betrifft für nen Medium. Da stellt sich die Frage, warum fressen dir die Damen eigentlich nicht aus der Hand? Du weißt doch alles über jede“, neckte Paxton seinen Kumpel.
„Wenn du es genau wissen willst „Deine Mutter würde sicher wollen, dass du nach ihrem Tod weiterlebst“ ist kein Satz, den eine Frau als erstes von einem Mann hören will. Ich weiß einfach zu viel von ihnen, ich weiß immer nicht, über was ich mit ihr sprechen soll“, erklärte Nolan kleinlaut.
„Schuhe, Haare, Geld, so schwierig ist das nicht!“
„Ich glaub, bei den Themen würdest du bei deiner Angebeteten auf Granit stoßen. Wie heißt sie eigentlich?“, wollte Nolan wissen.
„Du kennst ihren Namen nicht?“
„Ich hab sie nur bewusstlos erlebt und sie denkt so selten über ihren eigenen Namen nach“, konterte er.
„Sloan Cromwell, so heißt sie“, erklärte Paxton schmunzelnd.
„Wäh, bitte denk nicht an so was, während ich mit dir in einem Wagen sitze, schlimm genug, dass Rufus beim Pokern plötzlich an nichts anderes mehr zu denken scheint. Das ist auf deinem Mist gewachsen, oder?“, fragte Nolan.
„Bei dir spielt man mit offenen Karten, Nol‘, irgendwelche Tricks müssen wir ja anwenden“, erwiderte er und grinste ihn an.
„Ich werde beim Pokern keine Gedanken mehr lesen, versprochen. Wie genau sieht dein Plan jetzt aus? Willst du Ihr dein ganzes Leben folgen wie ein Schatten? Das nennt sich Stalking und dann landest du ganz schnell bei Detektive Obergeil“, schlussfolgerte Nolan.
„Sei nicht immer so abschätzig, Lidenskab ist ein Inkubus, sogar der einzige männliche der in der größeren Umgebung existiert, er hat es nicht leicht“, erwiderte Paxton verteidigend.
„Er hat jeden Abend eine andere“, konterte Nolan eifersüchtig.
„Er zieht die Frauen an wie Fliegen den Mist, das muss er um zu überleben, so wie es die Vampire tun, Rufus hat es da viel schwerer, er darf seinen Instinkten nicht nachgeben“, entschied Paxton und hielt etwas versteckt vor dem Supermarkt.
„Der arme Kerl, muss jede Nacht Sex haben, buhu. Bei Rufus ist das schon schlimm, erklär mir noch mal, wie er als Vampir geboren ist?“, fragte Nolan und sie stiegen aus dem Wagen.
„Seine Mutter ist eine Sterbliche, sein Vater zur Hälfte Vampir, er lebt die doppelte Lebensspanne eines normalen Menschen, aber er wird irgendwann sterben“, erklärte Paxton.
„Dann ist er nur zu einem Viertel Vampir? Er ist ein kleiner Poser, würd ich mal sagen“, schlussfolgerte Nolan.
„Sein Blutdurst ist trotzdem da, Poser oder nicht, du hast noch keine Nachtschicht mit ihm allein verbracht, oder? Nach fünf Stunden schaut er dich an, wie einen leckeren Hamburger“, erkannte Paxton und nahm sich einen Einkaufswagen.
„Du willst jetzt doch nicht tatsächlich einkaufen gehen, oder?“, fragte Nolan kopfschüttelnd.
„Wenn wir sie ohne Wagen begleiten, ist das ziemlich auffällig und ich brauch eh Lebensmittel. Also wo war ich, ach ja, sein Blutdurst, das ist wirklich nicht einfach, er hat mich schon oft nach einem Zauber gefragt, um das zu stoppen“, erklärte Paxton und schob den Wagen zum Eingang, in den gerade Sloan mit ihrem Vater gegangen war.
„Die feiern heut Abend ne Grillparty, da kannst du dich an sie ranmachen“, platzte es plötzlich aus Nolan heraus und grinsend drehte sich Paxton zu ihm.
„Heißt dass, du hilfst mir?“, fragte er erfreut.
„Ja, ich helfe dir, sie flach zu legen. Es wird mir eh eine Freude sein, dir zuzusehen, wie du in diesem Spießer-Outfit versuchst, eine Frau rumzukriegen“, schmunzelte er.
„Warum denkst du, dass ich das hier drin mache?“, fragte Paxton cool und strich seinen Sweater glatt.
„Weil dein „Paxton der furchtlose Vampirjäger“-Outfit viel zu auffällig ist in dieser Stadt?", fragte er gegen.
„Du musst mir genau sagen, was sie nicht hören will, bitte“, bat Nolan.
„Ich glaub zwar immer noch nicht, dass ich das mache, aber ja, ich helfe dir, obwohl du auch deinen Zauber anwenden kannst, was du nicht tun wirst, weil du ja so anständig bist. Jetzt müssen wir uns nur einen Plan ausdenken, wie wir auf die Party kommen“, entgegnete Nolan und die Männer folgten Sloan und ihrem Vater durch die Gänge.
 
 
An diesem Abend saßen die beiden jungen Männer an einem Tisch und aßen ein Steak und taten so, als würden sie dazugehören.
„Also, was denkt sie?“, fragte Paxton neugierig.
„Bitte sei still, ich muss die Gedanken von mindestens 30 Leuten auseinanderhalten, es dauert ein paar Minuten, bis ich ihre Gedanken rausgefiltert habe, okay, da hab ich sie, jetzt denkt sie „Hoffentlich kommt Mike nicht“, wer ist Mike?“, fragte Nolan.
„Keine Ahnung, ihr Ex vielleicht? Man, da steuert grade ein Kerl auf sie zu, ist das Mike?“, fragte Paxton weiter.
„Oh Miss Cromwell, das sind echt abscheuliche Gedanken, ja das ist Mike, aber er ist keine Gefahr für dich, glaub mir“, erklärte Nolan.
„Was hat sie gedacht?“
„Das kann ich hier nicht so wiedergeben, sagen wir mal so, lass dir nur keinen Vokuhila wachsen“, schmunzelte Nolan.
„Klasse, wenn sie den abfertigen musste, hat sie sicher keine große Lust mehr auf meine Anmache“, schlussfolgerte Paxton enttäuscht.
„Nicht, wenn du sie jetzt aus ihrer misslichen Lage befreist. Sie hätte so gern was zu trinken, aber sie ist zu faul zum Aufstehen, bring ihr ne Limo“, schlug Nolan vor.
„Danke, das mach ich gleich. Wie seh ich aus?“, fragte er und stand auf.
„Wie nen Mathelehrer“, frotzelte Nolan.
„Nicht hilfreich, No, wirklich nicht hilfreich. Wünsch mir Glück“, bat Paxton, holte sich eine Limo aus einem Eimer mit Eiswürfeln darin und stellte sich neben Sloan und Mike.
„Hey, Sie sahen so durstig aus von da hinten, hier haben Sie ne Limo“, erkannte Paxton und gab Sloan die Limo in die Hand.
„Danke, dass bin ich tatsächlich, kennen wir uns?“, fragte sie und wendete sich zu Paxton um Mike dreist zu ignorieren, der grummelig abzog.
„Ich bin der Cousin von Terence Bowers“, log Paxton.
„Ach die von unten an der Straße, sehr erfreut, Cousin von Terence, ich bin Sloan, ich wohne eigentlich nicht mehr hier, aber ich hatte vor zwei Tagen einen kleinen Unfall und seit dem halten mich meine Eltern gegen meinen Willen als Geiseln“, schmunzelte Sloan, die komischerweise auf sein streberhaftes Aussehen ansprang.
„Ich heiße Paxton Dewin“, stellte sich Paxton höflich vor.
„Sehr erfreut, sie haben mir grade einen ellenlangen Vortrag erspart, warum Motor-Cross-Fahren das Größte ist, vielen Dank“, bedankte sie sich und lächelte ihn an.
„Gern geschehen. Geht es Ihnen wieder gut, nach dem Unfall, mein ich? Wurden Sie durch den Sicherheitsgurt am Hals verletzt?“, führte Paxton Smalltalk.
„Nein, ehrlich gesagt ist mir was ganz irres passiert, ich bin von einem Hund angefallen worden, das wurde mir zumindest gesagt, ich erinnere mich nicht mehr daran. Das wird ne ziemlich heftige Narbe geben, wenn es verheilt ist, ich bin nur froh, dass ich gern hochgeschlossene Kleidung trage. Sie sind nicht ursprünglich von hier, oder? Sie haben nicht das typische Aussehen wie die Jungs von hier“, erkannte sie, als sie ihn betrachtete.
„Ich hab rumänische Vorfahren, aber ich bin schon hier geboren“, erklärte er.
„Das hat mich nur angenehm überrascht, was machen Sie denn beruflich, Mr. Dewin?“, fragte Sloan.
„Ich fahre einen Monstertruck“, witzelte er.
„Buchhalter oder Mathelehrer, würd ich sagen, wenn ich von ihrem Aussehen aus auf ihren Beruf schließen sollte“, erkannte sie keck.
„Das Zweite, bei Ihnen kann ich jetzt gar nicht erraten, was Sie machen, Sie arbeiten in keinem Nagelstudio oder Friseursalon, dafür sind ihre Nägel zu unauffällig und ihre Haare zu Uni-Farben. Ich würde auf nen Bürojob tippen“, tat Paxton so, als würde er raten, obwohl er genau wusste, was sie tat.
„Ich bin Ingenieurin, spezialisiert auf Gebrauchsanweisungen, ehrlichgesagt“, erklärte sie.
„Ein toller Job, warum sind Sie dann nicht in irgendeiner Metropole, wenn ich die Frage stellen darf?“
„Meine Eltern hatten diesen ganz verrückten Unfall und ich musste zurück aus New York City um ihnen zu helfen, aber ich hab’s nie bereut. Und Ihre Mutti legt Ihnen noch die Klamotten raus?“, frotzelte sie und er grinste. Sie unterhielten sich lange und fanden sich auf Anhieb sympathisch.
Zufrieden wachte er am nächsten Morgen mit einer Hand auf seiner Brust auf. Er lächelte und betrachtete die Hand. Die Frau, dessen Hand er in seinen Händen hielt trug knallroten Lack. Er stutzte, Sloan hatte doch keinen Nagellack getragen. Die Hand war auch ungewöhnlich kalt. Er maß den Puls und fühlte keinen. Hektisch stand er auf. Eine blonde Frau lag in seinem Bett und es war ganz sicher nicht Sloan. Irritiert fuhr er sich durch die Haare und bemerkte, dass er am Hals blutete.
„Was?“, fragte er sich und eilte zu einem Spiegel. Er war kreidebleich und hatte einen Vampirbiss an seinem Hals. Er war nicht besonders tief, er war eher wie ein Liebesbiss, aber es war eindeutig ein Biss. Hektisch zog er das Mobilteil von seinem Telefon und rief Thundercloud an.
„Doc, da liegt eine blonde Frau in meinem Bett und ich glaub, sie hat mich gebissen“, stotterte er total durch den Wind.
„Und du wolltest ein Kanichen, oder wie? Es ist halb sechs Uhr in der früh, Junge, wenn du mit deinen Liebesabenteuern angeben willst, mach das bei jemand anderem“, murmelte Thundercloud, der noch geschlafen haben schien.
„Ich brauch deine Hilfe, Doc, irgendwas stimmt so gar nicht mit meinem Kopf“, entgegnete er den Tränen nahe.
„Das nennt sich Kater, auch brave Zauberer wie du trinken mal über den Durst“, tat das Thundercloud als Lappalie ab.
„Thunder, ich bin gebissen worden und weiß nicht mal, ob ich vielleicht schon verwandelt wurde, kannst du bitte mit Rufus hierher kommen?“, fragte Paxton und es schien, dass sich der furchtlose Zauberer in seine Rolle verwandelte und zum winselnden Weichei wurde.
„Klar, ich komme sofort, setz dich irgendwo hin und beruhig dich, solang das Blut noch fliest bist du kein Blutsauger, keine Sorge. Wo ist die Vampirfrau jetzt? Hast du sie kaltgemacht?“, fragte Thundercloud, der versuchte, seinen Kollegen zu beruhigen.
„Sie fühlte sich kalt an, aber das hat ja nichts zu bedeuten“, murmelte er und fühlte plötzlich eine eiskalte Hand auf der nackten Schulter. Panisch nahm er den Brieföffner vom Tisch und rammte ihn der Vampirfrau in die Brust, die zu Staub zerfiel.
„Pax, bist du noch da, Pax?“, bemerkte Thundercloud, der noch am Hörer war, obwohl Paxton das Telefon fallen gelassen hatte.
„Ja, ich bin noch da, jetzt ist sie tot, eindeutig“, murmelte er benommen, als er das Telefon wieder aufgenommen hatte.
„Paxton, du kannst nicht einfach losziehen und Vampire kaltmachen, irgendwann fällt das den Jägern auf. Ist sie jetzt wirklich tot?“, fragte Thundercloud nach.
„Ich hab Teile von ihr in meinen Haaren, denk schon“, entschied er tonlos.
„Manchmal kann man vor dir echt Angst kriegen, also bleib da sitzen und beruhig dich, ich komme zu dir, ich jetzt muss leider Lidenskab mitbringen, das war grade ein Mord, mein Freund“, konterte Thundercloud und legte wieder auf. Als Paxton langsam realisierte, was grade passiert war, übergab er sich in den Blumenkübel neben sich. Sein Erbrochenes roch nicht nach Alkohol, betrunken war er also nicht gewesen. Er musste leider zugeben, dass sein Gedächtniszauber mächtig in die Hose gegangen sein musste. Als er langsam wieder klar im Kopf wurde, bemerkte er, dass er nackt war. Er wickelte sich in eine Decke und wartete so auf den Doktor.

Sechstes Kapitel


Thundercloud wohnte nicht weit entfernt und konnte so schnell bei seinem Kollegen sein. Rufus wohnte außerhalb und brauchte etwas länger. Mit einem Pflock im Anschlag kam der Nativ-Amerikaner in Paxtons Wohnung. Er musste auf alles gefasst sein, Vampire waren selten allein an einem Ort, vielleicht hatte die blonde Vampirfrau Beschützer gehabt.
„Es ist hell, die sind sicher schon weg“, erklärte Lidenskab, der hinter ihm her kam. Der gut aussehende Detektive mit nordischem Aussehen und leichtem Akzent war in der Stadt für alle Fälle zuständig, die außergewöhnlich wie er waren.
„Pax, wir sind hier, wo bist du?“, rief Thundercloud, aber bevor Paxton ihm antwortete konnte er den Blutspritzern folgen, die direkt zu Paxton führten, der bewusstlos, immer nur noch in die Decke gewickelt, auf dem Stuhl saß, wo er sich zuvor hingesetzt hatte.
„Oh man, ich bin auf einiges vorbereitet gewesen, aber das übertrifft alles. Ich muss ihn so schnell wie möglich nähen, also wenn du Beweise sammeln willst, mach es gleich“, bat Thundercloud und Lindenskab nahm etwas Asche aus Paxtons Haaren und Rückstände unter seinen Nägeln mit.
„Das war kein gewaltsames Beißen, das war gewollt, ich hab echt gedacht, dass er diese Phase hinter sich gebracht hat, er wird langsam zu alt für diesen Scheiß. Hilf mir, ihn aufs Bett zu legen“, bat Thundercloud und zusammen mit dem muskulösen Lindenskab war es kein Problem, ihn aufs Bett zu hieven.
„Von dem Blut aus zu schließen hat er mehr Blut verloren, als ich dachte. Du bist doch A+, oder?“, fragte Thundercloud und sah Lindenskab in seine strahlend blauen Augen.
„Ich hab Angst vor Nadeln“, erwiderte Lindenskab kleinlaut.
„Dann schau einfach nicht hin, er braucht Blut und ich hab seine Blutgruppe nicht“, bat Thundercloud und Lindenskab diente als lebendige Blutbank, während Thundercloud seinen Patienten verarztete.
Als er wieder Blut in seine Adern bekam, wachte Paxton wieder auf.
„Du bist gekommen“, murmelte er.
„Klar, dafür bin ich doch da. Tut mir leid, dass ich ihn mitbringen musste, aber er spendet dir grade Blut, das ist nett von ihm, also beantworte ihm nachher auch brav seine Fragen“, erkannte Thundercloud.
„Ich hab Mist gebaut, ich hab doch durch den Feenstaub ein paar Stunden meines Lebens verloren und deshalb hab ich einen Erinnerungszauber an mir selbst angewendet. Jetzt schein ich ständig Stunden zu verlieren. Gestern Abend um acht Uhr hab ich mich angeregt mit einer netten Frau unterhalten und jetzt wach ich auf und bin von Vampirella ausgesaugt worden. Man, die spricht sicher nie wieder mit mir“, dachte er laut nach.
„Du müsstest doch inzwischen genug Zauberbücher gewälzt haben um zu wissen, dass man so was nie an sich selbst anwenden darf, denn da passiert genau das, was dir gerade passiert ist. Der Zauberrat kriegt das sicher wieder hin, doch du musst ne Strafe erwarten. Jetzt werde aber erst mal gesund, wenn du wieder laufen kannst, bring ich dich in die Klinik. Lindenskab wird dich nicht verhaften, wir können uns alle einigen, dass das eindeutig Notwehr war, oder?“, fragte Thundercloud und Lindenskab nickte stumm.
„Sie hat mich nicht töten wollen, das war keine Notwehr“, erklärte er trocken.
„Das werden wir sehen, mach dir darüber keine Gedanken“, entschied Lindenskab, der etwas schockiert war von dem schwachen Auftreten des sonst coolen Paxton.
 
Sloan war sauer, richtig sauer. Was machte sie mit den Kerlen immer falsch? Sie boxte ihren Frust in den Bockssack in dem alten Boxstudio, das ihrem Onkel gehörte.
„Solltest du mit der bösen Wunde da an deinem Hals so hart trainieren?“, kam ihr Onkel zu ihr hin.
„Das brauch ich jetzt“, murrte sie und hielt ihren schmerzenden Hals.
„So verärgert kann dich nur ein Vorgesetzter oder ein Kerl machen, oder beides“, schmunzelte ihr Onkel und gab ihr eine Trinkflasche.
„Ein Kerl, ist ziemlich offensichtlich, was? Was mach ich nur falsch, Onkel Stewie? Sag mir das“, erwiderte sie erschöpft und setzte sich auf den Rand des Boxringes um zu trinken.
„Du machst nichts falsch, Prinzessin, du suchst dir nur die falschen Kerle aus, na ja, das ist ja irgendwie etwas falsch machen, aber können ja nicht alle solche Gentlemen sein wie ich“, schmunzelte Stewie und wischte sich die verschwitzen Hände an seinem Pitbull-Rippshirt ab. Sie musste grinsen, weil der übergewichtige Stewie schon eine Weile keine Frau mehr in seinem Bett hatte.
„Hey, wir sind beide Singles, grins nicht so abfällig. Willst du mir erzählen, was passiert ist?“, fragte er mitfühlend.
„Ach ja, eigentlich gar nichts, ich hab gestern auf Mum und Dads Grillfest diesen netten Lehrer kennengelernt, dann hab ich mir was zu Trinken geholt und als ich wiederkam, war er nicht auffindbar, einfach verschwunden der Kerl. Dabei hat es irgendwie klick gemacht zwischen uns, dachte ich zumindest. Ich hätte so gern Lust zu ihm zu gehen und mit ihm das gleiche zu machen, was ich grade mit dem Bockssack gemacht habe“, murmelte sie in Rage.
„Dann box lieber erst Mal weiter in den Sack, bevor du hier noch wegen Körperverletzung eingelocht wirst. Du findest schon den Richtigen, lass dich nicht von meiner Schwester stressen. Und trainiere schön weiter deinen Stress ab, pass aber auf deinen Biss auf, Vampirbisse können gut wieder aufgehen“, konterte Stewie und ging weiter.
„Ja, mach ich, warte mal, hast du grad Vampirbiss gesagt?“, fragte sie verwirrt.
„Ein Biss in den Hals wird Vampirbiss genannt, hast du das nicht gewusst?“, fragte Stewie schmunzelnd.
„Äh nein, ja, ein Biss in den Hals, ich dachte schon, du würdest auch an den ganzen Mist glauben wie Mum langsam. Danke, dass ich hier trainieren darf, Onkel“, bedankte sie sich etwas verwirrt über seine komische Aussage.
„Es kommen nicht mehr so viele Leute hier her, trainiere solang du willst hier, aber wenn deine Mutter dich hier drin erwischt, hab ich dich nicht reingelassen“, entschied Stewie und ging in sein Büro zurück.
„Vampirbiss, Spinner“, murmelte sie vor sich hin, während sie wieder aufstand und weiter trainierte.
 
Zur gleichen Zeit besuchte ein echter Vampir ohne viel Biss seinen Kumpel am Krankenbett. Paxton saß, schon wieder mit einer rosigen Gesichtsfarbe, in seinem Bett und korrigierte Arbeiten. Er trug wieder seine Hornbrille, die ihn sehr klug aussehen ließ.
„Na, ganz schön viele wilde Hunde unterwegs, was?“, fragte Rufus, der seinen Kumpel musterte.
„Das war ein Präriehund, ich konnte mich befreien, bevor er richtig zugebissen hat“, erkannte Paxton ohne aufzusehen.
„Nette Story, mit Präriehunden sind wir noch nie verglichen worden, glaub ich. Wie fühlst du dich?“, fragte Rufus und setzte sich zu seinem Kumpel.
„Gedemütigt, blamiert und immer noch vollkommen ahnungslos, der Zauberrat hat mir das Amulett hier gegeben, damit sollte ich nicht mehr Zeit verlieren, hoff ich mal. Ich bin mit nem blauen Auge davon gekommen, ich muss im Sommer bei der Suche nach Schleimfröschen in Südostasien dabei sein, was ziemlich eklig ist, aber das ist ne leichte Strafe. Tut mir leid, dass ich dich aus dem Bett geholt hab, wegen meiner Panik, obwohl schlaft ihr Vampire überhaupt?“, fragte Paxton und zeigte ein rundes Amulett an seinem Arm.
„Ja, das tun wir, deine kleine Freundin hat ja auch geschlafen, bevor du sie zu Hausstaub gemacht hast, oder? Man muss echt langsam vor dir Angst kriegen, du kratzt fast ab, hast aber immer noch die Kraft, einen Vampir auszuschalten, der gerade getrunken hat. Wenn du das bei mir vorhast, warn mich bitte vor“, schmunzelte Rufus.
„Ich hab echt ein Glück, dass mich keiner deswegen anklagt, sie hätte nicht sterben müssen, wer auch immer sie war, ich hab nicht mal ihr Gesicht gesehen“, erklärte Rufus und sah auf.
„Romana Fortress, der Name wird dir nicht viel sagen sie ist auch unter dem Namen „Bittersweet“ bekannt“, klärte Rufus ihn auf.
„Bittersweet, klar kenn ich die, ist schon ne Weile her, als ich damals in meiner „Schwarzen Magie“-Phase war, hab ich mich öfters mit ihr zum Stelldichein getroffen. Sag mir nicht, dass ich wieder im Vampir-Bordell war? Ich dachte, das hätte ich längst hinter mir gelassen“, wunderte er sich.
„Wir eigentlich auch, dein Unterbewusstsein hat wohl auch ein paar Worte bei deinem Zauber mitzureden. Keine Sorge, ihr Zuhälter hat von mir nur erfahren, dass sie durch einen Kunden umkam, dein Name ist geheimgeblieben. Er ahnt auch nichts, hat Nolan zumindest gesagt. Gibt es einen Grund, warum du Nolan gestern verprügelt hast?“, fragte Rufus und Paxton schloss die Augen.
„Echt eine Schande, dass diese Erinnerungszauber so heikel sind, ich würde so gern wissen, was ich da gestern getan habe“, konterte er kopfschüttelnd.
„Nolan war fast die ganze Nacht mit dir zusammen, bis du mit Bittersweet aufgetaucht bist, da ist er ausgeflippt und du hast ihn vermöbelt, dann ist er weg, sagt er. Wenn er sich wieder beruhigt hat, kann er vermutlich Licht ins Dunkel bringen. Ich hab auch vernommen, dass du verknallt bist, stimmt das?“, wollte Rufus wissen.
„Nicht mehr wichtig, ich hab’s versaut, total versaut“, erklärte Paxton traurig.
„Hast du sie auch verprügelt?“, fragte Rufus kritisch.
„Nein, oh Gott hoffentlich nicht, sie war so lieb zu mir, trotz meines Nerd-Outfits. Ich sollte sie um Verzeihung bitten, wenn ich hier rauskomme. Ich sollte mich auch mehr um meine Schüler kümmern, ihre Leistungen sind wirklich unterirdisch, außer dem einen hier, ein Magik, er ist so was wie der Prinz William der Zauberer, er ist schon 15 Jahre alt und wurde noch gar nicht gefördert, das muss schleunigst einer machen, bevor er sich der dunklen Magie zuwendet“, dachte Paxton laut nach.
„So wie du es getan hast? Ich hab dich damals echt zum rechten Zeitpunkt gefunden, ich hab echt nicht gedacht, dass ich als Rausschmeißer in einer Goth-Bar mal einen Zauberer treffe, der mich vollkommen blamiert, indem er mich in eine Frau verwandelt. Du bist talentiert, Pax, lass dich nicht von kleinen Rückschlägen unterkriegen“, bat Rufus.
„Ja, alter Mann, werde ich nicht. Du siehst übrigens echt knackig aus für 74, hat dir das jemand schon mal gesagt?“, frotzelte Paxton. Rufus sah keinen Tag älter als 30 aus und das sollte noch eine Weile so bleiben.
„Ja, schon öfters mal, es ist eine Schande, dass meine Mutter nicht mehr miterlebt hat, dass ich zu den Guten gehöre. Du solltest dich erholen, du kommst noch schnell genug zu deinen miesen Schülern zurück“, bat Rufus und ging wieder.
„Man, dieser Abend wird immer abstruser. Bitte nimm ab“, hoffte er, als er Nolans Nummer wählte. Er war ja in der Nacht zuvor bei ihm gewesen, er musste doch was wissen.
„Lass mich vor Runde Zwei bitte erst mal meine alten Wunden lecken“, meldete sich Nolan nicht begeisternd, von ihm zu hören.
„Alter, du glaubst nicht, was für eine Nacht ich hinter mir habe“, versuchte Paxton zu erklären.
„Wem sagst du das, mein bester Freund hat mich windelweich geprügelt und ist dann mit ner Vampirnutte abgezogen“, konterte Nolan schroff.
„Da ist ein Zauber ganz und gar schiefgelaufen, erinnerst du dich noch, dass ich einen Erinnerungszauber gegen mich ausgesprochen habe? Das hatte bei mir eher die gegenteilige Wirkung, ich hab keinen blassen Schimmer mehr von Gestern Abend. Klärst du mich auf?“, fragte er hoffend.
„Ein schiefgegangener Zauber und das soll ich dir so einfach glauben?“
„Ich war doch sicher nicht ganz bei mir, als ich von Sloan weggegangen bin, oder?“, fragte Paxton.
„Ehrlich gesagt schon, das hatte doch alles prima mit ihr funktioniert und dann kommst du plötzlich zu mir, meinst „Ich brauch jetzt richtigen Spaß“ und ziehst von dannen. Ich bin dir dann gefolgt, weil ich mich um dich gesorgt habe. Du warst wie Besessen“, erklärte Nolan etwas freundlicher.
„Besessen sagst du? Ich glaub, ich weiß was hier abgegangen ist und ich war nicht schuld daran. Ich möchte, dass du Kaz Magik zu mir bringst, der kann das alles aufklären“, bat Paxton.
„Wer zum Henker ist das den jetzt?“
„Ich hab dir doch von ihm erzählt, einer meiner Schüler, dieser kleine Zauberer mit der mächtigen Familie. Wenn er in seinem Alter schon so ein Talent besitzt wie ich damals und einen Hang zur schwarzen Magie hat, weiß ich, was mit mir passiert ist“, erklärte Paxton.
„Und wie krieg ich ihn zu dir?“, fragte Nolan.
„Du bist ein Medium, lass dir was einfallen“, forderte Paxton und legte wieder auf.
 
Keine zwanzig Minuten später stand Nolan mit dem etwas eingeschüchterten Kaz vor Paxton.
„Defendo[1]“, bemerkte Paxton und er Raum war vor neugierigen Ohren geschützt.
„So Mr. Magik, wir sind ein cleveres Kerlchen, was?“, begann er mit der Standpauke.
„Ich versteh nicht ganz, Mr. Dewin“, spielte Kaz das Unschuldslamm.
„Einen Obsessions-Zauber gegen jemanden zu verwenden ist eine ganz fiese Sache, mein Freund“, schimpfte Paxton weiter.
„Ich wollte Sie nicht verletzen, ich wollte Ihnen nur beweisen, dass ich es draufhabe und sie mich unterrichten sollen“, gestand Kaz.
„Äh, das glaub ich dir nicht so ganz, du wolltest ein bisschen erwachsenen Spaß haben, nicht wahr? Ich hoffe dein Sexerlebnis mit einer Nutte in meinem Körper hat dir erst mal gereicht. Sie ist tot übrigens, ich hab sie vor lauter Panik getötet, eine unschuldige Vampirfrau, die auf dein Konto geht. Und warum zum Teufel schlägst du meinen besten Freund?“, fragte Paxton gereizt.
„Er hat mich genervt“, konterte Kaz cool.
„Hast du gewusst, dass Nolan Hausmeister an unserer Schule ist? Du wirst keinen Spaß mehr an der Schule haben, glaub mir. Danke für deine Ehrlichkeit, ich werde dich nicht beim Zauberrat melden, weil das hoffentlich dein letztes Vergehen war, aber ich werde ihnen vorschlagen, dass du an meiner Stelle Schleimfrösche einsammelst um deine Lektion zu lernen. Jetzt geh mir aus den Augen, Defendo finem[2]“, murrte er und der Raum war wieder abhörbar.
„Aber Sie sollen mich unterrichten“, bettelte Kaz.
„Ich werde dich unterrichten, aber nur in Mathematik, denn du hast ein echtes Mathetalent, wenn du bei dem Test, den ich grade korrigiere nicht geschummelt hast. Nolan bringt dich jetzt zurück zur Schule, erinnere dich an meine Worte, leg dich nicht mit mir an, du wirst es bereuen“, forderte er und Kaz ging voran aus dem Raum.


[1]
 Verschleierun
[2] Verschleierung beenden


„Ihm tut es wirklich leid, dass konnte ich sehen. Du solltest ihn wirklich unterrichten, er könnte ein Großer Zauberer werden, vielleicht sogar besser als du“, entschied Nolan und ging zu Kaz.
Am nächsten Tag konnte Paxton entlassen werden, doch er nahm sich frei um den Schülern nicht erklären zu müssen, warum er eine Bisswunde am Hals hatte.
Da er sich in seiner Wohnung irgendwie nicht wohlfühlte bis ein Spiritist sie gereinigt hatte, kam er kurzzeitig bei Nolan unter. Obwohl er den starken Drang verspürte, Sloan wieder zu sehen hatte er keine Ahnung, wie er es anstellen sollte. So begutachtete er sie aus der Ferne durch eine magische Webcam, die sie zeigte.
„Dir ist schon klar, dass es ein wenig heuchlerisch ist, was du machst? Du hast den Jungen zusammengestaucht, dass er schwarze Magie benutzt, aber das kann kaum weniger schwarze Magie sein, was du da machst“, schlussfolgerte Nolan, als er ihm beim Spannen erwischte.
„Das ist weiße Magie und du bist nur eifersüchtig, dass du das nicht kannst“, erwiderte er schmunzelnd.
„Ich bin ein Medium, Pax, ich weiß genau, wo sie ist, da brauch ich das nicht. Warum liegst du eigentlich den ganzen Tag im Bett, bist du immer noch nicht fit?“, fragte Nolan und Paxton hob den Laptop hoch. Darunter verbarg sich eine leichte Erektion.
„Alter, uncool, mach das bitte nicht in meinem Bett“, bemerkte Nolan angeekelt.
„Ich mach gar nichts, seit ich Inkubus-Blut in meinem Venen habe, bin ich dauergeil, ich kann Lindenskab jetzt ein bisschen besser verstehen“, erklärte er und verdeckte seinen Ständer wieder.
„Kleiner Tipp, wenn du das in den Griff bekommen willst, solltest du das mit dem Spannen lassen“, konterte Nolan.
„Ich würd sie so gern sehen und ihr alles erklären, aber ich müsste ihr echt zu viel erklären. Ich sollte mich mal mit Lindenskab kurzschließen, ich muss ihn fragen, wie er das in den Griff bekommt. Das wird kein einfacher Anruf“, konterte Paxton und ging ins Badezimmer um zum dritten Mal an diesem Tag kalt zu duschen.

Siebtes Kapitel


Eine Woche später hatte Paxton seine kleine Schwierigkeit in den Griff bekommen und fand den Mut, Sloan aufzusuchen. Durch seine Spionage wusste er, dass sie im Baumarkt war, um einen Hammer zu kaufen und so folgte er ihr dorthin.
Sloan war zur gleichen Zeit ziemlich frustriert. Sie musste mal wieder einsehen, dass sie als Single-Frau nichts gebacken bekam, als ihr alter Hammer auseinanderfiel. So war sie schon ziemlich geladen, als sie in den Baumarkt reinkam und der pampige Verkäufer, den sie nach den Hämmern fragte machte es nicht besser.
„Danke für Gar nichts Sie inkompetenter Idiot“, murrte sie und beugte sich im Regal herunter um nach den Hämmern zu sehen. Paxton hatte sich zur gleichen Zeit ein Regal hinter ihr materialisiert. Er machte das nicht häufig, denn es bereitete ihm Kopfschmerzen, doch jetzt wollte er nicht das Risiko eingehen, dass sie vorher verschwand.
„Hey“, begrüßte er sie freundlich und ein Hammer kam in seine Richtung geflogen. Mit seinem Einfrierungszauber verhinderte er, dass der Hammer seinen Kopf traf.
„Okay, das beantwortet die Frage, ob du noch sauer bist. Du hast ein ganz schönes Temperament, meine Süße", entgegnete er, griff den Hammer und taute sein Umfeld wieder auf.
„Hi, schön dich hier zu treffen“, begrüßte er sie cool und überreichte der verdutzten Sloan den Hammer.
„Wie hast du das gemacht?“, fragte sie verdattert.
„Was gemacht?“, fragte er gespielt unwissend.
„Ich hab doch grad den Hammer nach dir geworfen“, stotterte sie.
„Dann hätte ich nen Loch im Kopf, denkst du nicht auch? Da frag ich mich, warum du mit Hämmern um dich wirfst“, entgegnete er.
„Allgemeiner Frust, denk ich mal. Da ist es ja mal gut, dass ich dich nicht getroffen habe. Obwohl ich schon ein paar aufgestaute Aggressionen bei dir loswerden möchte“, erklärte sie.
„Ich bin einfach abgehauen, das tut mir so leid. Ein Kumpel von mir hat angerufen und hat mir erzählt, dass es auf ner Party Freibier gibt und das nächste, an was ich mich erinnere ist, dass ein Kojote mich anknabbert, während ich in einem Wald liege“, log er und hoffte, sie würde das ihm abkaufen.
„Ich hab drei Jahre Ingenieurwesen studiert, ich bin nicht blöd, Paxton“, entschied sie, die ihm kein Wort glaubte.
„Mehr kann ich dazu nicht sagen, tut mir leid. Wenn du mich nicht mehr sehen willst, versteh ich das vollkommen“, entschied er und ging zwei Schritte zur Seite.
„Besteht das Risiko, dass du wieder von Hyänen gebissen wirst, wenn ich mich mit dir verabrede?“, fragte sie schmunzelnd.
„Ich nehm nächstes Mal ne Schrotflinte mit, wenn ich in den Wald gehe“, witzelte er erfreut, dass sie das Interesse an ihm nicht verloren hatte.
„Und ich nen Hammer. Das ist zwar peinlich für ne Emanze wie mich, aber kannst du mir helfen, den richtigen Hammer auszusuchen. Bis jetzt hatte ich immer meinen Dad, der die handwerklichen Sachen für mich macht, aber seit seinem Unfall ist er nicht mehr so geschickt“, bat sie und er lächelte sie an.
„Klar, ich ruf zwar auch oft den Handwerker, aber einen Hammer aussuchen schaff ich dann grad noch. Also, was haben wir hier?“, konterte er und ging in die Knie. Dabei bemerkte er, dass sich sein Kleiner Freund wieder meldete und er fror die Zeit ein.
„Man, ich kann das nicht immer machen, sonst werde ich nie altern. Ich weiß, du bist verwirrt, weil sie heiß ist und so, aber bitte lass mich in Ruhe“, murrte er und machte was Lidenskab ihm erklärt hatte und die Latte verschwand.
„Braver Junge, du kommst bald zum Zug, versprochen“, erkannte er und taute die Zeit wieder auf.
„Nimm einen Hammer mal in die Hand, er muss ausbalanciert sein, dass du gut schlagen kannst“, tat er so, als wäre nichts geschehen.
„Schade, dass es für Hammer keine Beschreibungen gibt, sonst wüsste ich sicher, was ich machen muss“, witzelte sie und er gab ihr einen Hammer in die Hand und nahm den anderen entgegen, den sie noch in der Hand hatte.
„Ich müsste was hämmern um ein Gefühl zu kriegen, am liebsten würd ich diesem inkompetenten Verkäufer mal zeigen, was ich unter hämmern verstehe“, erklärte sie und er grinste breit.
„In Baumärkten gibt es immer Ecken, wo man Sachen ausprobieren kann, du bist das erste Mal in einem Baumarkt, oder?“, schmunzelte er und sie nickte beschämt.
„Nicht schlimm, gibt immer ein erstes Mal. Also lass uns mal da hinten hingehen, aber wir nehmen besser ein paar Hämmer zum Probieren aus“, entgegnete er und brachte sie in die Probierecke.
Zwanzig Minuten später hatte sie einen Hammer gekauft und sich mit Paxton für den darauffolgenden Abend verabredet.
 
Um sich die Peinlichkeit einer Erektion beim Date zu ersparen, suchte Paxton Thundercloud auf.
„Hey Häuptling, du musst dich um mein Ding kümmern“, begrüßte Paxton ihn, als er in die Klinik kam.
„Ich näh dir da unten nie wieder was, wenn du dich wieder beißen lässt, ist das dein Problem“, erwiderte Thundercloud, der Paxton fünf Jahre zuvor sein bestes Stück nähen musste, weil eine Vampirfrau ihn fast entmannt hätte.
„Nein, mein Hals tut immer noch weh, das ist echt vorbei. Seit du mir Lidenskabs Blut gespritzt hast, macht mein Kleiner regelmäßig Party ohne dass ich das will“, erklärte Paxton stockend.
„Ehrlich? Das ist faszinierend, er ist ja der einzige Inkubus den ich kenne, ich wusste ehrlich nicht, dass das passiert, wenn du sein Blut kriegst, tut mir Leid“, sagte Thundercloud fasziniert und amüsiert.
„Hör auf so süffisant zu grinsen und hilf mir lieber“, bat Paxton, dem das alles peinlich war.
„Dein Körper wird das in ein paar Tagen selbst geregelt haben, versprochen“, erklärte Thundercloud.
„So viel Zeit hab ich nicht, ich hab Morgenabend ein Date und ich kann nicht schon strammstehen bevor wir uns hingesetzt haben“, bat er ernst.
„Ich könnte ne Blutwäsche bei dir vornehmen, aber das ist nicht grad gut, jetzt wo dein Blut sich grad selbst reinigt“, entschied Thundercloud.
„Was willst du dafür haben?“, fragte Paxton.
„Siehst du die Lichter dort? Es würde mich viel Mühe kosten die zwei kaputten Birnen auszutauschen“, bat Thundercloud und zeigte auf einen Kronleuchter der sechs Meter über ihnen thronte.
„Restituo lucernas“, murmelte er gelangweilt und in Windeseile waren die Lampen am Kronleuchter repariert.
„Können wir das sofort machen mit der Blutwäsche, ich muss noch meine Arbeiten fertigkorrigieren“, bat Paxton und gab ihm die zwei kaputten Birnen in die Hand.
„Egal wie das mit deiner Verabredung ausgeht, wenn du so im Haushalt hilfst, wirst du sie nie verlieren“, war Thundercloud mal wieder erstaunt von den Talenten seines Kollegen.
„Also?“
„Leg dich da hin, ich schließ dich an. Normalsterblich oder eine von uns?“, wollte er wissen.
„Normalsterblich, ja ich weiß, das ist ein Risiko, aber ich hab die Frauen von uns satt. Die Vampirfrauen hab ich nach diesem Vorfall ganz abgeschrieben, Koboldinnen und Zwerginnen sind na ja, Koboldinnen und Zwerginnen und Feen traut man sich gar nicht anzufassen. Einen Inkubus zu daten ist nur lustig wenn man wie Lidenskab ein Inkubus oder Sukkubus ist und wenn ich eine Werwölfin daten würde, würdest du regelmäßig bei mir Hand anlegen müssen“, zählte er seine Dates auf.
„Was ist mit ner netten Hexe, deinesgleichen, verstehst du?“, fragte Thundercloud.
„Es gibt nen Grund, warum fiese Frauen Hexen genannt werden, mein Freund“, erklärte er nur und Thundercloud grinste.
„So schlimm also? Na ja, ich wünsch dir viel Feingefühl, mehr als mit der Fee von letztens, sie hat zwei Tage gebraucht, bis wir sie wieder heimschicken konnten, es ist ne Schande, dass sie ohne ihren Sohn heimfliegen musste“, dachte Thundercloud laut nach.
„Sie ist ohne ihre Sohn heimgeflogen?“, fragte Paxton etwas entsetzt, während er an die Dialyse angeschlossen wurde.
„Das war die Abmachung, sie ist hierhergekommen um ihr Kind in den Staaten zur Welt zu bringen. Es gibt nur eine Handvoll Feen hier in den Staaten, wie du weißt, jeder neue Bewohner ist ein Segen“, entschied Thundercloud und ließ das Gerät laufen.
„Das ist echt grausam, das ist ja wie im Zoo“, entgegnete er entrüstet.
„Er kommt in eine wundervolle Zauberer-Familie, guck nicht so geschockt. Ich hab gehört, du hast nen Magik-Sprössling unter deinen Schülern, beeindruckend“, erkannte Thunderclound weiter, während er bei seinem Patienten die Blutwäsche durchführte.
„Beeindruckend würde ich nicht sagen, er hat einen schwarzen Zauber angewendet und mich fast damit gekillt“, konterte Paxton und deutete auf seine Halswunde.
„Ja, richtig, aber er hat Talent, wie alt warst du bei deinem ersten schwarzen Zauber?“, fragte Thundercloud.
„22“, murmelte Paxton unverständlich.
„Ich hab dich nicht verstanden!“
„Okay, ich war schon mit dem College fertig, aber ich war auch etwas zu feige für diese Sprüche und aus guten Grund, wie man sieht. Man, mir wird irgendwie schummrig“, murmelte er benommen.
„Ich entziehe dir grad Blut und führ es dir wieder zu, das wird noch seltsamer“, erklärte Thundercloud und leicht benommen ließ Paxton die Prozedur über sich ergehen.
„Okay, ich bin fertig, jetzt müsste es besser sein, aber ich kann nichts versprechen, ich hab ja keine Ahnung von Inkubus-Blut. Erinnere mich dran, dass ich Lidenskab ne Blutprobe abluchse, wenn er mal wieder hier ist, das muss ich unbedingt mal unter dem Mikroskop sehen. Komm, ich fahr dich heim, du solltest jetzt nicht Autofahren“, erklärte Thundercloud und fuhr den noch schwachen Paxton nach Hause.
 
Mitten in dieser Nacht hämmerte jemand brutal an Paxtons Haustür.
„Verschwinden Sie, ich bin bewaffnet“, rief er dem Besucher entgegen, aber eh er sich versah, war seine Tür aufgebrochen und zwei Kerle in Leder und mit Armbrüsten stürmten in seine Wohnung. Paxton warf ihnen alle Verteidigungszaubersprüche entgegen, die ihm auf die Schnelle einfielen, aber sie hatten gegen die Männer anscheinend keine Wirkung.
„Du willst uns doch nicht mit diesen Kleiner-Junge-Tricks beeindrucken, unser Boss will dich sprechen“, erkannte einer der Kerle und lud ihn auf die Schulter. Obwohl er sich so gut wie möglich wehrte, wurde er von den Männern einfach entführt.
 
Am nächsten Morgen wollte Thundercloud nachsehen, ob Paxton die Blutwäsche gut überstanden hatte und fand seine Wohnung aufgebrochen vor. Hektisch rief er Lidenskab an, der kurze Zeit später bei ihm war.
„Mit Pax wird es nie langweilig, oder?“, fragte Lidenskab, als er die zerbrochene Tür begutachtete.
„Ich brauch keine blöden Sprüche, du bist ein Ermittler, ermittle irgendwas“, bat Thundercloud besorgt um seinen Kumpel.
„Es gibt nur eine Gruppe von Unsereins die Türen so effektiv aufmachen können und sie sind die Schlimmsten, weil sie ja eigentlich Normalsterblich sind. Ich hatte befürchtet, dass das passiert“, erwiderte Lidenskab.
„Klärst du ich auf?“, fragte Thundercloud unwissend.
„Paxton hat drei Vampire getötet, wen hat er damit wohl deiner Meinung nach am meisten geärgert?“, versuchte Lidenskab zu helfen.
„Die Vampire haben ihn?“, fragte Thundercloud entsetzt.
„Nein, schlimmer, die Vampirjäger haben ihn. Ich hab ihm gesagt, es ist gefährlich, in ihrem Gebiet zu wildern“, erkannte Lidenskab trocken.

Achtes Kapitel


Fast zeitgleich suchte Sloan mit Charly in ihrem Kleiderschrank nach einem guten Date-Outfit.
„Man, so viele Hosenanzüge wie du hast könnte man fast denken, du wärst vom anderen Ufer, oder ein Polizist“, betrachtete Charly den Schrank ihrer Freundin.
„Die sind praktisch“, verteidigte sich Sloan.
„Nein, Chucks und eine gute Auswahl an T-Shirts sind praktisch, hier hat der Wahnsinn Methode. Ich glaub immer noch nicht, dass du ihm noch ne Chance gibst nach allem was er getan hat“, entschied Charly.
„Er hat sich entschuldigt, mit einer wirklich seltsamen Ausrede, aber ich find ihn wirklich nett und mit so einem Freund wie ihm würde meine Mutter mal die Klappe halten“, dachte Sloan laut nach.
„Wenn du meinst, aber wir müssen eindeutig shoppen gehen, die Sachen in dem Schrank gehen so gar nicht. Gut, dass ich heut Nachmittag freigenommen habe, das war wirklich ein Outfit-Notfall. Wie ist Paxton denn so?“, wollte Charly wissen, während sie mit Sloan zum Shoppen aufbrach.
„Er ist Mathelehrer und sieht auch so aus, aber er hat irgendwas an sich, was mich fasziniert“, erklärte Sloan und ging mit ihr zu Charlys Wagen.
„Wenn er dir gefällt ist das ja gut, schlimmer als unser letzter Ausgehabend kann es ja kaum laufen. Meine Ärztin, bei der ich Gestern Abend meine Wunden checken lassen habe, hat übrigens gesagt, dass meine Halswunde ganz untypisch für einen Tierbiss ist“, erklärte Charly, während sie zum nächsten Einkaufszentrum fuhren.
„Was meinst du mit ungewöhnlich? Ein ungewöhnlich großes Tier oder brutales Tier, oder wie?“, war Sloan neugierig geworden.
„Ja, so in etwa, die Bisse sehen fast menschlich aus, sagt sie“, konterte Charly.
„Du liest nicht hinter meinem Rücken die Twilight-Bücher, oder?“, fragte Sloan amüsiert.
„Tu das nicht so ab, ich mein das ernst. Was ist, wenn man uns im Krankenhaus belogen hat?“ sinnierte Charly.
„Jetzt hör auf zu spinnen, mein Onkel hat schon gesagt, dass er das für einen Vampirbiss hält und von meiner Mum will ich gar nicht anfangen. Es gibt keine übernatürliche, andere Welt, es gibt nur diese Welt, basta“, erklärte Sloan standhaft.
„Du hast selbst gesagt, dass du es seltsam findest, dass Paxton diesen Hammer fangen konnte. Vielleicht ist er ja ne Hexe“, konterte Charly.
„Meine Mutter hat dich eindeutig mit ihrem Hokuspokus-Zeug angesteckt, ein Hexer, na klar. Und nach unserem Date heut Abend zeigt er mir die Stadt auf seinem Besen“, frotzelte Sloan. Wie nah sie an der Wahrheit dran war, konnte sie bis zu dem Zeitpunkt gar nicht erahnen.
 
Außerhalb der Stadt in einem alten Bürokomplex war Paxton zur gleichen Zeit gefesselt und geknebelt auf einem Stuhl sitzend in totaler Dunkelheit gefangen. Plötzlich ging eine Neonröhre an und das brannte in seinen Augen Gotts erbärmlich.
„Gut, ihr habt ihn nicht gekillt, das wär echt zu ärgerlich geworden. Also, mein kleiner Harry Potter, du weißt sicher warum wir dich hergeholt haben, also sprich“, bat ein Jäger der sich selbst Slade nannte und mit Paxtons Entführern im Schlepptau zu ihm kam. Paxton deutete an, dass er nicht reden konnte, weil er ja geknebelt war.
„Ach ja, klar, aber ein lateinisches Wort und du kriegst eine Kugel ab, die von meinen Freunden hier sind mit Weihwasser gefüllt, das bring dich nicht sofort um, aber ist verdammt schmerzhaft“, drohte Slade und löste seinen Knebel, während einer seiner Kidnapper ihm eine Waffe vorhielt.
„Du musst dich schon klarer ausdrücken, wir benutzen so viele lateinische Wörter in unserem normalen Sprachgebrauch“, konterte Paxton angepisst.
„Zauberworte, Klugscheißer, du sollst nicht zaubern. So, rede, warum wilderst du in unseren Gefilden?“, fragte Slade und lehnte sich auf dem Stuhl, auf den er sich gesetzt hatte breitbeinig zurück.
„Die Roma-Vampire haben zwei junge Frauen angegriffen und Bitter-Sweet war nen Unfall“, erklärte er müde.
„Du bist immer noch nur ein Beobachter, oder seh ich das falsch?“, fragte Slade.
„Das ist richtig, aber…“, versuchte er sich zu verteidigen.
„Aber was? Wir sechs hier entstammen einer uralten Blutlinie von Jägern, du hattest nur einen Urgroßvater der in Rumänien etwas Glück hatte und über ein paar Vampire mit einem Pflock gestolpert ist. Du bist ein Zauberer, kein Jäger, haben wir uns da verstanden?“, fragte Slade gereizt und drei weitere Männer erschienen in der Halle.
„Euch ist irgendwie langweilig, seit die Vampirus americanus beschlossen haben, nicht mehr zu trinken, oder?“, ließ sich Paxton nicht beirren.
„Da hast du verdammt recht, deshalb brauchen wir unseren Vampirmord ab und zu. Du bist erwischt worden, wie ich sehe, war ja auch ziemlich blöd, allein gegen zwei Vampire anzutreten“, entgegnete Slade und neigte Paxtons Kopf zur Seite um sich die Bisswunde anzusehen.
„Nein, die Vampire waren einfach zu erledigen, das ist ein Liebesbiss von Bitter-Sweet, ich hab sie nämlich gevögelt, bevor ich sie getötet habe, verstehst du?“, konterte Paxton cool und riss seinen Kopf von seiner Hand weg.
„Einen gewissen Schneid hast du schon, dass muss man dir lassen“, erkannte Slade etwas beeindruckt von dem Zauberer und Paxton grinste breit. Damit hatte er sich keinen Gefallen getan, denn Slade passte das gar nicht. So fand sich Paxton an diesem Nachmittag in einem dicht besiedelten Vampir-Gebiet gefesselt und geknebelt mit einem „Beiß mich, ich bin frisch“- Schild um den Hals, an einen Laternenmast wieder.
 
Als es dunkel wurde stieg Sloans Nervosität. Sie hatte ein schönes tiefblaues Kleid gekauft und hohe schwarze Schuhe, die sie mit zittrigen Händen anzog. Sie fühlte sich wie immer nicht wohl in einem Kleid, aber für ihn wollte sie hübsch aussehen.
Pünktlich halb acht ging sie zu dem Restaurant, wo sie sich treffen wollten. Doch Paxton sollte an diesem Abend nicht auftauchen, denn er hing immer noch an dem Laternenmast. Kurz vor Mitternacht erbarmte sich ein Vampir und ließ ihn frei. Zu seinem Glück einer von den Vampiren, die kein Blut tranken. Er ließ Paxton telefonieren und der rief Lidenskab an, der zu ihm kam.
„Man, da bist du ja, ich war so mit der Suche nach dir beschäftigt, dass ich gar keine Zeit hatte mir ein Opfer für heut Abend zu suchen. Ich fürchte, dafür muss du jetzt hinhalten“, konterte Lidenskab, als er ihn zu seinem Wagen brachte.
„Was auch immer, der Abend kann kaum noch schlimmer werden“, erklärte Paxton erschöpft.
„Das war nen Witz, Kumpel, Sex mit mir würdest du auch gar nicht überleben, du Gartenzwerg. Weißt du jetzt, warum man nicht Vampirjäger spielt ohne die richtigen Jäger zu informieren?“, fragte Lidenskab und riss ihm das „Beiß mich“-Schild von der Brust.
„Ja, klipp und klar, gut dass die nur Untote umbringen. Das Schicksal will mich wohl nicht mit einer Normalsterblichen zusammensehen, sonst wär es nicht so ein Drecksack. Einmal hat sie mir das vielleicht verziehen, doch jetzt kann ich sie nicht mehr davon überzeugen, dass ich ein netter Kerl bin“, entschied er und stieg in den Polizeiwagen ein.
„Da kannst du Recht haben, mein Freund, Inkuben bringen es eh besser, aber wie ich schon sagte, da kommst du nicht heil raus“, erklärte Lidenskab und stieg auch ein.
„Ich hatte schon einen Sukkubus“, konterte Paxton cool.
„Glaub ich nicht, wen?“
„Melanie Bauer!“
„Das ist meine Cousine, du Zwerg!“
„Ehrlich?“, fragte er kleinlaut.
„Nein, keine Ahnung wer das ist, aber du hättest mal dein Gesicht sehen sollen“, schmunzelte Lidenskab.
„Wirklich? Du willst mich jetzt in meiner Situation noch verarschen? Uncool, Alter, total uncool“, murmelte Paxton und wurde von Lidenskab nach Hause gefahren.
 
Zur gleichen Zeit schlich Stewie Cromwell in seine Boxhalle, weil er verdächtige Geräusche von drinnen hörte. Er stellte seinen Baseballschläger im Eck ab, als er sah, wie seine Nichte im Abendkleid den Bockssack drangsalierte.
„Nichte, ich hab dir den Schlüssel eigentlich gegeben, dass du tagsüber trainieren kannst, es ist fast Mitternacht. Was hast du da eigentlich an?“, fragte Stewie und kam kopfschüttelnd zu ihr hin.
„Das nennt sich Kleid, Onkel“, bemerkte sie außer Atem, aber ohne mit dem Boxen aufzuhören.
„Ich weiß was nen Kleid ist, du trägst aber keine Kleider, das wolltest du schon als kleines Mädchen nicht“, schlussfolgerte er.
„Keine Sorge, das werde ich auch nie wieder. Gottverdammtes Arschloch“, fluchte sie und trat noch zwei Mal mit dem Knie gegen den Sack, was ziemlich seltsam aussah, bevor sie weinend auf den Boden sank.
„Du darfst nichts erzwingen, was hat dein Date denn gemacht?“, fragte Stewie und zog seine Nichte von dem verdreckten Boden hoch.
„Der Arsch ist nicht gekommen, er hat hoch und heilig versprochen, dass er mich nicht schon wieder dumm dastehen lässt und er hat’s trotzdem getan“, schniefte sie.
„Du magst den Kerl, oder?“, fragte Stewie mitfühlend.
„Ich hab nen Kleid angezogen für ihn, das sagt doch wohl alles. Wenn er nicht mit mir ausgehen will soll er wenigstens die Eier haben und absagen“, konterte sie wieder etwas gefasster und schnäuzte in ihr Taschentuch, was sie aus ihrer Tasche gezogen hatte.
„Soll ich mal ein paar von meinen Jungs bei ihm vorbeischicken?“, versuchte Stewie zu helfen.
„Nein Onkel, das schaff ich schon alleine, trotzdem danke für das Angebot. Das sollte ein schönes Ende meines beschissenen angefangenen Urlaubs sein, aber nicht mal das ist mir vergönnt. Und das Beste ist, morgen muss ich wieder um sechs aufstehen und meinen Kollegen erklären, dass ich von einem Hund gebissen wurde, obwohl das vermutlich gelogen ist“, erkannte sie und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
„Was meinst du mit gelogen? Du bist nicht von einem Hund gebissen worden, oder wie?“, fragte Stewie und sie setzten sich an einen Klapptisch im Eck des Raums.
„Ach, das ist so eine ganz irre Theorie von Charly, sie denkt, dass wir von Vampiren gebissen wurden“, entgegnete sie und musste trotz ihrer gegenwärtigen Trauer etwas dabei lachen, weil das so absurd war.
„Das klingt nach deiner Mutter, aber nicht nach Charly“, entschied Stewie.
„Eben, total krank, oder? Aber hey, passiert sein kann alles, ich kann mich ja an gar nichts davon erinnern“, erkannte sie.
„Du wurdest ganz sicher nicht von einem Vampir gebissen, Schätzchen, glaub mir“, schmunzelte Stewie.
„Ich muss echt fertig sein, wenn ich schon so nen Mist denke. Ich sollte heimfahren, wenn ich schon privat versage muss ich das nicht auch noch im Job“, entschied sie und stand wieder auf.
„Du bist kein Versager in der Liebe, du triffst dich nur mit den falschen, gib dir etwas Zeit dich selbst zu finden, bevor du jemand für dich suchst“, schlug Stewie vor.
„Du hast Recht, das sollte ich wirklich machen. Danke, dass du dir meine Probleme angehört hast, das hab ich jetzt gebraucht. Ich sollte jetzt wirklich schlafen gehen, gute Nacht“, erkannte sie und verließ die Box-Halle wieder. Mit Blasen an den Füßen kam sie weit nach Mitternacht zu Hause an. Sie legte sich samt Kleid ins Bett und nachdem sie etwas geweint hatte, schlief sie ein.

Neuntes Kapitel


Am nächsten Morgen kam Charly in ihrer Pause zu ihrer Freundin um sie über die Nacht zuvor auszuquetschen.
„Hey, du siehst erschöpft aus, lief das Date gut?“, fragte Charly freundlich und lehnte sich an Sloans Schreibtisch.
„Ich arbeite“, murrte Sloan, ohne von ihrem PC aufzusehen.
„Ah, doch so gut. Was ist passiert, war er ein Arsch?“, fragte Charly mitfühlend.
„Ja das war er, er ist nicht aufgetaucht“, erkannte Sloan und sah Charly mit verheulten Augen an. Sie hatte zuvor auf der Toilette geheult.
„Er ist nicht aufgetaucht? Sag mir, dass das ein Witz ist“, bemerkte Charly kopfschüttelnd, weil sie es nicht glauben konnte.
„Siehst du mich lachen? Ich hab fast zwei Stunden gewartet, dann bin ich zu Stewie, hab den Box-Sack verprügelt und bin dann frustriert heim. Ich hab wirklich gedacht, er wäre anders, wie konnte ich mich nur so irren?“, versuchte sie ihre Tränen zu unterdrücken.
„Männer sind halt einfach Idioten, das tut mir so leid für dich. Ich komm nach der Arbeit zu dir und dann gehen wir was trinken, okay?“, erkannte sie hilfsbereit.
„Bitte sei mir nicht böse, aber ich möchte jetzt für ne Weile allein sein“, bat Sloan und schluckte ihre Tränen herunter.
„Du solltest jetzt nicht allein sein“, entschied Charly.
„Ich will aber meine Ruhe haben, bitte versteh das“, bat Sloan.
„Klar, wenn du das willst, ruf mich aber wenn, wenn du jemanden zum Reden brauchst“, bat Charly.
„Ja, das werde ich. Die Kaffeemaschine steht übrigens jetzt in der Küche, falls du Kaffee willst“, erkannte Sloan.
„Willst du auch einen?“, fragte Charly.
„Nein, danke schön. Mir geht’s gut, ehrlich“, versprach Sloan.
„Nein, tut es nicht, aber wenn du allein sein willst, ist das okay“, bemerkte Charly einfühlsam und ging in die Küche um sich einen Kaffee zu holen.
 
Paxton verbrachte unterdessen seinen Morgen damit, in seinem Bett rum zu gammeln und Seifenopern zu schauen. Seine Wohnung war spirituell gereinigt worden, aber er fühlte sich trotzdem dort eingeengt. Vermutlich waren irgendwelche bösen Kräfte übrig geblieben, denn er hatte in dieser Wohnung den ein oder anderen schwarzen Zauber ausprobiert. Plötzlich klopfte es und er schlurfte zur Tür.
„Du wirst entführt und du schreibst mir nur ne lausige SMS, dass du wieder freigelassen worden bist?“, fragte Nolan schroff, der in seiner Tür stand.
„Solltest du nicht bei der Arbeit sein?“, fragte Paxton und stützte sich an der Tür. Er schien ziemlich Alkohol getankt zu haben und Nolan hoffte, dass das noch Restalkohol von der Nacht zuvor war, denn es war noch nicht mal zehn Uhr morgens.
„Du liest deine SMS echt spät, die hab ich dir schon letzte Nacht geschrieben“, erkannte Paxton und wankte zurück zum Bett, wo er sich reinpflanzte.
„Ich hatte mein Handy in meinem Spint gelassen und keiner vermisst nen Schulhausmeister, die meisten Kinder wissen ja nicht mal, dass ich hinter ihnen herräume“, erklärte er und kam zu ihm ans Bett.
„Gibt es nen bestimmten Grund warum du schwänzt?“, fragte Paxton und zappte durchs Programm.
„Du bist betrunken, dir ist klar, dass die Nacht vorbei ist, oder?“, fragte Nolan vorsichtig.
„Ich bin krankgeschrieben und was ich in der Zeit mache ist mir doch selbst überlassen, oder?“, fragte Paxton.
„Sicher, aber willst du jetzt so schnell aufgeben, nur weil das Schicksal dir nen Strich durch die Rechnung gemacht hat?“, versuchte Nolan ihn aufzumuntern.
„Das Schicksal ist ne Schlampe“, murmelte Paxton, ohne seinen Blick vom Fernseher zu lösen.
„Ja, das ist sie, aber sie gilt es zu bekämpfen. Willst du ihr nicht mal zeigen, was du kannst?“, fragte Nolan, riss ihm die Fernbedienung aus der Hand und legte sie weg.
„Ich kann das auch ohne Bedienung umschalten“, erkannte Paxton und deutete mit seiner flachen Hand auf den Fernseher, der ausging, als er das tat.
„Du solltest vielleicht nicht zaubern, wenn du einem im Tee hast, mein Freund. Ich reparier den nachher, jetzt hör mir erst mal zu. Ich könnte zu ihr gehen und mit ihr reden“, bat Nolan seine Hilfe an.
„Was willst du sagen? „Paxton wollte ja gerne zu der Verabredung mit dir gehen, aber er wurde von sechs ledertragenden Vampirjägern gekidnappt um zum Sterben zurückgelassen?“ Das wär keine gute Idee“, schlussfolgerte Paxton.
„Ich bin ein Medium, ich kann ihr genau sagen, was sie hören will. Oder ich sag dir, was du ihr sagen kannst, wenn du wieder nüchtern bist, versteht sich, denn so bist du echt erbärmlich“, schlug Nolan vor.
„Ja, ich hab noch Restalkohol, ich vertrag Alkohol wohl nicht mehr so gut wie früher, ich bin anscheinend der Spießer geworden, der ich vorgebe zu sein. Das war übrigens im Nachhinein eine echt beschissene Idee ein Alias für mich zu erfinden, um weniger aufzufallen. Mein Zauberer-Ich wüsste jetzt genau, was er machen sollte um die Sache zu kitten, aber Streber-Paxton kann sich nur verkriechen und seine Wunden lecken“, konterte Paxton betrübt.
„Deshalb sollte mein Medium-Ich dir helfen. Mehr schiefgehen kann es ja kaum“, entgegnete Nolan helfend.
„Bitte lass mich einfach allein, bitte“, bat er und Nolan stand wieder vom Bett auf.
„Gut, wenn du das jetzt brauchst. Du wirst jetzt nicht zum Alki, oder so? Ich hab keine Lust dich in der Schule zu decken“, dachte Nolan laut nach.
„Nein, werde ich nicht, jetzt geh einfach zurück zur Arbeit“, bat Paxton.
„Soll ich nicht vorher deinen Fernseher reparieren, dass du wieder Trash-TV gucken kannst, während du in Selbstmitleid badest?“, fragte Nolan und ging zum Fernseher.
„Tu dir keinen Zwang an“, murmelte Paxton und während Nolan den Fernseher reparierte, pennte er ein.
„Den hast du unwiederbringlich kaputt gemacht, du Schnapsdrossel. Vielleicht kannst du ihn ja heil zaubern, wenn du wieder nüchtern bist, ich kann ihn zumindest nicht reparieren. Ich geh jetzt wieder zur Arbeit, komm aber heut Abend nochmal vorbei“, redete er mit dem schlafenden Paxton und ging wieder zurück zur Arbeit.
 
Nach zwei Tagen in den Paxton und Sloan so getan hatten, als ginge es ihnen gut, nahmen ihre besten Freunde das Ruder in die Hand. Genauer gesagt kam Nolan zu Charly in die Firma um mit ihr einen Plan auszuhecken, die beiden zusammenzubringen.
„Sind Sie die Frau die das Modell des Toasters X7-9 kontrolliert?“, fragte Nolan und Charly drehte sich an ihrem Arbeitsplatz herum.
„Ja, die bin ich, wer sind Sie und wie kommen Sie hier rein?“, fragte sie verwundert.
„Sagen wir mal so, ich hab so meine Talente. Ich hab keinen Toaster, ich muss mit Ihnen reden“, gestand Nolan.
„Bitte sagen Sie nicht, dass Sie mich im Café gesehen haben und mich jetzt stalken wollen“, war sie nicht begeistert von seinem forschen Auftreten.
„Unsere besten Freunde haben irgendwie nicht den besten Start gehabt, aber sie sollten nochmal ne Chance bekommen“, erklärte Nolan.
„Sie müssen schon mit Namen rüberkommen, ich steh hier ein bisschen auf dem Schlauch“, verstand sie nicht.
„Paxton und Sloan, sie sind verknallt ineinander“, erkannte er nur.
„Sloan hat einen Hass auf ihn, das glaub ich kaum“, konterte Charly skeptisch.
„Das Date ist echt verdammt schiefgegangen, wir sollten das jetzt in die Hand nehmen“, entschied Nolan.
„Darf ich erst Mal Ihren Namen erfahren?“, fragte Charly skeptisch.
„Nolan Orta, ich bin Hausmeister in Paxtons Schule und komm so an alle Räume dort dran“, erklärte Nolan.
„Ah, okay, gut zu wissen“, verstand sie nicht.
„Bitte helfen Sie mir hier, Sie wollen Ihre Freundin doch auch glücklich sehen, oder?“, bat er.
„Schon, aber ich weiß nicht, ob Paxton der Richtige ist, um sie glücklich zu machen, bis jetzt heult sie nur wegen ihm“, erkannte Charly.
„Er besäuft sich wegen ihr, ist auch nicht besser. Also, irgendwelche Ideen?“, fragte er cool.
„Ist er ein Alkoholiker?“, fragte sie kritisch.
„Nein, noch nicht!“
„Ich bin eher der praktische Typ, Sloan ist die Kreative von uns“, murmelte Charly verlegen.
„Sie sind schon ne Weile mit ihr befreundet, sie hat Ihnen sicher etwas Kreativität übertragen. Was muss mit Ihnen passieren, dass Sloan sofort zu Ihnen eilt zum Beispiel?“, fragte Nolan planend.
„Das wäre in ihrem Zustand keine gute Idee, wenn ich ihr vormachen würde, dass ich vergewaltigt worden wäre“, entschied sie.
„Das ist die einzige Möglichkeit, dass sie alles stehen und liegen lässt um zu Ihnen zu kommen? Das ist irgendwie traurig“, frotzelte er.
„Hey, sie ist halt nicht so leicht zu veraschen, dachte ich zumindest, bis sie Ihren nichtsnutzigen Freund getroffen hat“, konterte sie.
„Paxton verascht Leute nicht!“
„Ah, wenn Sie meinen. An welcher Schule arbeiten Sie?“, fragte sie plötzlich.
„T. F. Riggs Highschool, wieso?“
„Ich könnte nen Plan haben“, schmunzelte Charly, die ihm helfen wollte und ne Idee hatte.

Zehntes Kapitek


Am nächsten Nachmittag gab Charly vor, dass sie Sloans alte Highschool sehen wollte. Das gehörte alles zu ihrem Plan, den sie mit Nolan nach Feierabend ausgedacht hatte.
„Ich versteh nicht, wie mir das helfen soll, mich besser zu fühlen, wenn ich dich in meine Vergangenheit einlade“, nörgelte Sloan, als sie durch die Hallen der Riggs Highschool gingen, wo Sloan zur Schule gegangen war.
„Versuch’s einfach, also wer war dein Freund damals auf der Highschool?“, tat Charly, als wäre sie an Sloans Vergangenheit interessiert.
„Bob Miller, von der 7. bis zur 10. Klasse, ich war schon immer eine treue Seele“, erwiderte Sloan und blieb an einem Spint stehen.
„Deiner?“, fragte Charly.
„Jep, meiner. Sollen wir nicht lieber was trinken gehen, da ist mehr eher nach“, war Sloan gelangweilt.
„Okay, ich muss kurz noch mal im Büro anrufen, mir ist was eingefallen, danach können wir gehen“, erklärte Charly und ging nach draußen.
„Sie ist nicht so zum Reden aufgelegt, wie ich dachte, ist er schon da?“, fragte Charly, als sie auf Nolan im Treppenhaus traf.
„Ja, er ist oben im Klassenzimmer und wartet darauf, dass ich zurückkomme, er arbeitet wirklich besser in seinem Klassenzimmer, so wie ich es ihm vorgeschlagen habe. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass sie den Fahrstuhl nehmen“, erkannte Nolan und sperrte die Treppe ab.
„Denkst du, er wird einsteigen, wenn sie drin ist?“, war Charly noch unsicher.
„Er wird, glaub mir. Also, jetzt lotse sie in den Fahrstuhl und ich tue dasselbe. Das wäre echt ein Wunder wenn das klappt. Hat mir übrigens gestern Abend gefallen mit dir, gehen wir mal aus?“, fragte Nolan keck.
„Ich ruf dich an. Und wenn sie ihn umbringt, hab ich dich nicht gesehen, klar?“, schmunzelte sie und ging zurück zu Sloan.
„So, genug gearbeitet für heute. Sollen wir es nochmal mit dem Raven probieren?“, fragte Charly, steckte ihr Handy in die Handtasche und ging mit ihr zum Fahrstuhl.
„Wir sollten was anderes suchen, irgendwie hab ich da ein schlechtes Gefühl. Waren die Treppen vorher schon gesperrt?“, fragte Sloan und sah auf die Treppen, die Nolan gerade abgesperrt hatte.
„Ja, schon, ist ja sonst niemand hier, oder?“, erwiderte sie und holte den Fahrstuhl herunter.
„Komisch, ich hätte schwören können, dass wir vorhin auf der Treppe runtergegangen sind“, wunderte sich Sloan und die Fahrstuhltür sprang auf. In dem Moment klingelte Charlys Handy, weil Nolan sie wie geplant anrief.
„Geh du schon mal vor, ich nehm den nächsten“, versprach Charly und Sloan ging allein in den alten Fahrstuhl hinein. Nolan hatte den Fahrstuhl so präpariert, dass er nur in Paxtons Stockwerk hielt. Die Tür sprang auf und Paxton stand am Fahrstuhl mit einem Stapel Papier in der Hand. Sloan war für den Moment so geschockt, dass sie nichts sagen konnte. Paxton nutzte die Gunst der Stunde und kam zu ihr in die Kabine.
„Man, hatte vergessen, dass du hier arbeitest. Versteh mich nicht falsch, aber ich fühl micht nicht wohl in deiner Nähe. Ich steig wieder aus“, murmelte Sloan und wollte aussteigen, Paxton griff sie aber am Arm.
„Bitte, lass uns reden“, bat er mit sanfter Stimme und sie ließ die Türen hinter sich zugehen.
„Über was sollen wir reden? Dass du mich da zwei Stunden sitzen lassen hast und ich vom Kellner angeschaut worden bin als wäre ich verrückt, als ich nach dem sechsten Glas Wasser immer noch nichts bestellen wollte? Ich geh nicht so häufig aus, das war mir echt peinlich“, erkannte sie sauer und in dem Moment stoppte der Fahrstuhl mitten in der Fahrt und blieb stehen.
„Na klasse, auch das noch“, murrte sie und drückte den Alarmknopf. Nolan saß zwar in der Zentrale und hörte den Alarm, er reagierte aber nicht darauf.
„Spitze, spitze, spitze, ich wollte schon immer mal in meiner alten Highschool in einem schrottreifen Fahrstuhl mit ner Nullnummer festsitzen“, entgegnete sie und setzte sich frustriert auf den Boden.
„Lässt du mich zwischendrin auch mal reden?“, bat Paxton und setzte sich neben sie auf den Boden.
„Wenn’s sein muss. Also, wo warst du neulich? Ich hab dich vielleicht ein Dutzend Mal angerufen, aber du bist nicht drangegangen“, entgegnete sie.
„Ich wünschte so sehr, ich könnte es dir sagen“, erklärte er.
„Ja, das wünsch ich mir auch. Spuck’s aus, jetzt haben wir ja Zeit“, bat sie.
„Ich kann’s dir nicht sagen, tut mir leid“, druckste er herum.
„Super, genau das was ich hören wollte, noch so ne dumme Ausrede. Hallo, hört mich jemand hier drin, hallo?“, rief sie in Hoffnung, dass Charly sie vielleicht hören könnte.
„Diese alten Fahrstühle sind wie Bunker, da hört dich niemand schreien und man kann auch niemanden anrufen. Wo steckt er denn? Nolan ist doch eigentlich im Gebäude“, entgegnete Paxton.
„Wer ist Nolan, oder ist das auch einer deiner großen Geheimnisse?“, fragte sie gereizt.
„Mein bester Freund, er ist Hausmeister hier und sollte eigentlich schon längst wieder in seinem Büro sitzen und unser Klingeln hören. Es ist fast so, als hätte er das absichtlich gemacht“, erkannte er.
„Tut mir leid, mein Freund, aber das haben wir, ihr solltet wirklich reden“, hörte er Nolan durch die Sprechanlage.
„Nolan, das ist nicht witzig, lass uns hier raus“, bat Paxton.
„Soll nicht witzig sein, wir lassen euch erst wieder raus, wenn ihr versprochen habt, nochmal miteinander auszugehen“, bemerkte auch Charly, die inzwischen bei Nolan angekommen war.
„Ich glaub’s nicht, unsere besten Freunde fallen uns so eiskalt in den Rücken. Ich schwör dir Nolan, wenn ich hier rauskomme, dann kriegst du meine ganze Macht zu spüren“, versprach Paxton und stand auf.
„Captain Kirk, Ende“, erwiderte Nolan, es knarrte in der Leitung und es war wieder still.
„Okay, sie wollen das wir reden, also reden wir. Warum bist du nicht gekommen? Hast du ne Frau, ne Freundin, eine zwanghaft klammernde Mutter die dich nicht gehen lassen hat?“, fragte Sloan, die reden wollte.
„Nein, nein und ich bin schon ne Weile ne Waise“, antwortete er kurzen Sätzen.
„Du bist ne Waise, du glücklicher“, erkannte sie, aber nicht so ernst, wie es klang.
„Ich war 14, als mein Dad starb und meine Mutter starb als ich sieben war, also glücklich kann ich mich nicht schätzen“, bemerkte er und ging dabei im Fahrstuhl auf und ab.
„Das hab ich nicht so gemeint, tut mir leid, aber meine Eltern nerven mich grad tierisch“, erklärte sie und stand auch auf.
„Sei froh, dass sie noch an deinem Leben teilhaben können“, erklärte er und sie stand auch auf und legte ihre Hand auf seine Schulter.
„Ja, das vergess ich meistens, sie tun wirklich alles für mich. Wie sind deine Eltern denn gestorben, wenn ich das fragen darf?“, wollte sie wissen. Paxtons Dad war von einem Vampir bei der Vampirjagd ermordet worden und ihre Mutter hatte sich bei einem falschen Zauberspruch selbst in die Luft gejagt. Dass konnte er ihr natürlich nicht sagen.
„Meine Mum ist von ner Treppe gefallen und hat sich das Genick gebrochen und mein Dad ist überfahren worden“, erklärte er und es klang so glaubwürdig, dass er es fast selbst glaubte.
„Man, deine Familie scheint ja die Unfälle anzuziehen, tut mir leid das zu hören. Bei unserem nächsten Date kochen wir was zusammen, ich komm zu dir, dann kannst du nicht wieder flüchten“, versprach sie in einen zweiten Versuch.
„Wirklich?“, war er begeistert und küsste sie aus der Freude heraus sanft. Sie lächelte, aber bevor sie ihm antworten konnte, knackste es und der Fahrstuhl sackte nach unten.
„Sag mir jetzt nicht, dass wir abstürzen“, murmelte sie, aber bevor er was dazu sagen konnte, rasten sie nach unten.
„Margin“, murmelte er und presste sie an sich. Als der Fahrstuhl am Boden ankam, schwebten sie etwa einen halben Meter über dem Boden.
„Okay, das erklärt so einiges“, murmelte sie, bevor sie in seinen Armen ohnmächtig wurde.
Paxton schnaufte und öffnete mit einem „Apertum“ die Türen der demolierten Kabine, in der sie standen, während er immer noch schwebte. Nolan stand keuchend unten am Fahrstuhl.
„Ich hoff du bist jetzt zufrieden, ich musste vor ihr meine Magie anwenden, dass wir nicht draufgehen“, erklärte er und schwebte auf den Boden.
„Du fliegst“, hatte Nolan ihn noch nie schweben sehen.
„Ich bin eine Hexe, ich schwebe, Besen fliegen nicht von alleine, wie du weißt“, entgegnete er und lud sie richtig auf seine Arme.
„Sie war nicht so begeistert davon, wie ich sehe. Charly ruft grade den Notarzt, viel Spaß dabei, den Sanitätern zu erklären, warum ihr so heil geblieben seid“, entschied Nolan.
„Überlass das mir“, sagte Paxton nur und schloss die Kabinentüren wieder. Als die Rettungskräfte eintrafen, lagen beide ohnmächtig in der Kabine.
„Du Idiot, du hast sie gekillt“, schnaubte Charly und eilte zu Sloan hin, als die Sanitäter sie untersuchten.
„Ich hab sie nicht gekillt, sie atmen doch noch, oder?“, zeterte Nolan.
„Gut, dann hast du sie fast gekillt, wie sieht’s aus, werden sie es überstehen?“, fragte Charly und kniete sich in ihrem schicken Hosenanzug zu Sloan hin, die eine fiese Platzwunde an der Stirn hatte. Paxton hatte ein wenig in die schwarze Magiebox greifen müssen um nicht aufzufliegen.
„Wir bringen sie erst mal in ein Krankenhaus, aber sie sind nur drei Stockwerke abgestürzt, das überstehen die schon“, versprach der Sanitäter und die beiden liefen hinter ihren besten Freunden her, als die aus der Schule gerollt wurden.
Zwanzig Minuten später kam Paxton wieder zu Bewusstsein. Er hatte keine Schramme am Körper, was Nolan stutzig machte. Paxton starrte seinen Freund an, seine Augen waren blutunterlaufen und schwarz und Nolan ging einen Schritt zurück.
„Paxton?“, fragte er vorsichtig.
„Mors omnia[1]“, murmelte er und griff nach Nolans Arm.
„Du musst schon meine Sprache mit mir sprechen, ich hab in Latein meistens nur der hübschen Lehrerin in den Ausschnitt geglotzt“, bat Nolan.
„Wo bin ich?“, fragte Paxton und seine schwarzen Augen verschwanden.
„Du bist grad drei Stockwerke mit dem Fahrstuhl abgestürzt, was denkst du wohl wo du bist?“, fragte Nolan, der sich vor seinem Freund ein bisschen fürchtete.
„Im Himmel wohl kaum, dafür hab ich zu viele dunkle Dämonen heraufbeschworen“, erkannte Paxton und setzte sich schnell auf.

[1] Der Tod ist überall

„Du solltest glaub ich lieber liegenbleiben“, war Nolan unsicher, wie er reagieren sollte.
„Mir geht’s gut, ich bin doch geschwebt, weißt du doch“, entgegnete Paxton, dem nichts zu fehlen schien.
„Du warst ohnmächtig, Alter und grade hast du ne Szene aus dem Exorzisten nachgespielt“, war Nolan noch total verwirrt.
„Ja, das sind die Nebenwirkungen des Reverse-Spruchs, wie geht’s ihr?“, fragte Paxton und hüpfte von der Liege, auf der er gelegen hatte.
„So viel ich noch von Latein weiß heißt Reverse Rückwärts, oder? Was heißt das genau?“, fragte Nolan neugierig.
„Ich musste sie abstürzen lassen, um mein Geheimnis zu bewahren“, erklärte Paxton etwas ernster.
„Deshalb hat sie ein gebrochenes Bein und ne Platzwunde, aber das erklärt nicht, warum dir nichts fehlt“, entschied Nolan.
„Ich kann den Reverse-Spruch nicht gegen mich selbst anwenden, schwarze Magie, verstehst du?“, fragte Paxton.
„Nicht so richtig, du bist also nicht verletzt?“, fragte Nolan.
„Nein, eigentlich nicht. So, du hast mir das eingebrocht, wie überzeugen wir die Frauen davon, dass das ein normaler Absturz von einem Fahrstuhl war?“, plante Paxton.
„Sie hat dich schweben sehen, übrigens, seit wann kannst du so was?“, wollte Nolan wissen.
„Seit meinem 4. Geburtstag, wir Hexen haben die Fähigkeit dazu, das machen aber nur eher Frauen, wie du vielleicht aus verschiedenen Hexengeschichten weißt“, erkannte Paxton.
„Ja, zu genüge. Du willst sie nicht mehr anlügen, oder?“, schlussfolgerte Nolan.
„Ich werde sie verlieren, wenn ich sie weiter anlüge und ich will sie nicht verlieren“, dachte er laut nach.
„Du wirst den Zauberrat ständig am Arsch hängen haben, wenn sie es weiß“, erklärte Nolan.
„Woher kennst du dich so gut mit dem Zauberrat aus? Das sind meine Leute“, entgegnete Paxton verwundert.
„Pax, wir sind jetzt seit sechzehn Jahren beste Freunde, der Zauberrat ist mehr als einmal zu mir gekommen“, erklärte Nolan.
„Sie waren bei dir? Davon hast du mir nie was erzählt“, wunderte er sich, während sie zu Sloan liefen.
„Ich muss dir nicht immer alles erzählen, oder? Fakt ist, dass sie ziemlich nervige Gestalten sind. Ich steh dir bei, egal für was du dich entscheidest“, versprach Nolan.
„Ich werde ihr nichts von deiner Gabe erzählen, keine Sorge“, versicherte Paxton.
„Ich bin zwei Jahre mit meiner Gabe in der Zeitung gewesen, ich glaube, das weiß sie inzwischen“, schlussfolgerte Nolan.
„Dass du wirklich kannst, was du vorgibst zu können, weiß sie aber nicht. Ich halt die Klappe, versprochen. Ich geh erst mal allein rein, ich denke, Charly wird grad nicht so gut auf dich zu sprechen sein“, entschied Paxton.
„Klar, nur noch eine Frage, wie hast du dich eigentlich ohnmächtig gezaubert?“, fragte Nolan, als sie an der Tür standen.
„Das ist nen Trick, den ich schon in Kindheitstagen konnte. Ich hab die Luft angehalten, bis ich ohnmächtig wurde“, schmunzelte er und ging zu Sloan.
Sloan lag mit verbundenem Kopf und geschienten Knie in einem Krankenbett.
„Oh Süße, was tu ich dir nur immer an“, redete er mit sich selbst und setzte sich zu ihr ans Bett. Als er ihre Hand ergriff, schreckte sie zusammen.
„Hey, du bist ja wach“, sagte er liebevoll.
„Du kannst fliegen“, murmelte sie und drehte ihren Kopf zu ihm hin.
„Ich würde das eher schweben nennen, ich bin nicht Superman“, entgegnete er und setzte sich breitbeinig hin und knetete ihre Hand in seinen Händen.
„Was bist du?“, fragte sie vorsichtig.
„Ein Zauberer“, gestand er.
„Nicht so einer, der auf billigen Kreuzfahrten den Animateur spielt, nehm ich mal an?“
„Hab ich mal gemacht, aber nur mit kleinen Taschentricks, die jeder kennt. Ich bin wirklich ein Zauberer, so wie Harry Potter“, erklärte er.
„Harry Potter ist ne erfundene Figur in einem Kinderroman“, schlussfolgerte sie.
„Ja, schlechtes Beispiel, es gibt aber keine echten Zauberer, die öffentlich auftreten“, bemerkte er.
„David Copperfield?“
„Angeber!“
„David Blaine!“
„Frostbeule!“
„Harry Houdini?“
„War der Bruder meines Großvaters!“
„Wirklich?“
„Nein, er war auch nen falscher Fünfziger. Kommst du damit klar?“, fragte er hoffend.
„Kannst du mich von meinen höllischen Kopfschmerzen befreien?“
„Ich muss mich an einen Kodex halten, das darf ich nicht“, konterte er.
„Krieg ich wenigstens Blumen?“, fragte sie und er zauberte ihr einen Strauß Rosen hervor.
„Danke, leg sie da hin. Ich will dich jetzt küssen“, bat sie und nachdem er die Rosen auf den Tisch neben sie gelegt hatte, küsste sie ihn sanft.
„Du stehst noch etwas unter Schmerzmitteln, oder?“, fragte er, als sie ihn anlächelte.
„Ich glaub, ich sollte jetzt etwas schlafen“, murmelte sie und schlief wieder ein.
Schmunzelnd ging Paxton wieder raus, wo Charly mit verschränkten Armen vor der Tür stand.
„Dir geht’s gut, hab ich gehört“, kritisierte sie ihn.
„Das klingt fast wie ne Kritik an der Tatsache, dass ich überlebt habe, mir geht’s gut, danke der Nachfrage“, erwiderte er cool.
„Und du hast keinen Kratzer abbekommen, wie ich sehe. Wie ist das möglich?“, fragte sie und musterte ihn.
„Hör auf ihn zu kritisieren, wir sollten uns freuen, dass es beiden gut geht“, kam Nolan mit einem Kaffeebecher in der Hand zu ihnen.
„Sie hat ne Platzwunde und nen verstauchtes Knie, er hat nicht mal nen Kratzer, da kann man schon stutzig werden“, erwiderte Charly.
„Entschuldige, dass ich nicht verletzt bin. Was ist dein Problem? Du willst mich doch nur loswerden, weil du denkst, dass ich nicht gut genug für sie bin“, fauchte Paxton und seine Augen funkelten dabei schwarz. Vor Schreck ging Charly ein paar Schritte zurück.
„Mein Freund hat wohl doch einen Schlag gegen den Kopf bekommen, er ist ein wenig verwirrt. Komm Pax, lass den Doktor deinen Kopf anschauen“, schritt Nolan ein und zog ihn etwas weg.
„Was war das grade, sag mal?“, fragte Nolan und drückte Paxton gegen die Wand, der total hitzig schien.
„Die Frau regt mich einfach auf“, schrie Paxton und Nolan gab ihm ne Ohrfeige.
„Reiß dich zusammen, man, ich wusste doch, dass du das nicht kontrollieren kannst, damals hast du gesagt, du hast die schwarze Magie im Griff, das sieht nicht danach aus“, bat Nolan ernst.
„Mir geht’s gut, versprochen“, versprach Paxton und rieb sich die Backe.
„Du hast sie angebrüllt, das glaub ich kaum. Geh da rein und beruhig dich, ich sag ihr, dass du untersucht wirst“, entgegnete er und schob ihn in ein leeres Krankenzimmer.
„Entschuldige, er ist nen bisschen hitzig heute, hat sich vermutlich auch den Kopf geschlagen, so kenn ich ihn sonst nicht. Also, wann gehen wir nochmal zusammen aus?“, fragte Nolan, als er zurück zu Charly kam.
„Im Leben nicht, mein Freund, ihr Freaks haltet euch von uns fern“, murrte sie und ließ ihn einfach dort stehen, als sie zu Sloan ins Krankenzimmer ging.

Elftes Kapitel


Drei Tage später war Sloan wieder bei der Arbeit. Sie hatte keine Gehirnerschütterung und ihrem Knie ging es auch einigermaßen. Sie war verliebt, aber anscheinend war das nur einseitig, denn Paxton hatte sich seit dem Kuss im Krankenhaus nicht mehr gemeldet.
"Na alles klar bei dir?“, fragte Charly, als sie in der Kaffeepause wieder zu Sloan kam.
„Körperlich schon, ja, aber er ruft mich nicht an“, konterte Sloan und sah von seinem Laptop auf.
„Vergiss diese Freaks, wir suchen uns jetzt richtige Kerle“, entschied Charly.
„Okay, das war verdächtig, was hast du ihm gesagt?“, fragte Sloan kritisch.
„Gar nichts“, behauptete sie.
„Ah, glaub ich dir nicht. Spuck’s aus“, forderte Sloan schroff.
„Die haben versuch dich umzubringen, ich hab ihnen gesagt, sie sollen uns allein lassen“, erklärte Charly verteidigend.
„Sie wollten uns nicht umbringen, das war ein uralter Fahrstuhl, so was kann passieren“, erwiderte Sloan.
„Du wurdest gebissen und bist mit einem Fahrstuhl abgestürzt und das innerhalb von vierzehn Tagen. Ich bin ganz sicher, dass sie uns umbringen wollen“, konterte Charly.
„Wirst du jetzt zur Verschwörungstheoretikerin? Das ist absoluter Blödsinn und ich treff mich weiter mit ihm. Du hast dir doch die Mühe gemacht, uns zusammenzubringen, da geb ich nicht so schnell auf. Übrigens, wenn wir grad beim Thema sind, sperr mich nie wieder in einem Fahrstuhl ein, ich hab seit dem Platzangst“, bat Sloan.
„Geht klar. Na ja, ist deine Entscheidung. Ich werde zumindest nie wieder mit Nolan ausgehen“, entschied Charly.
„Du warst mit Nolan aus?“, fragte Sloan überrascht.
„Ja, um den Plan auszuhecken, das war kein romantisches Date, ich dachte erst, daraus könnte was werden, aber dann hat er versucht euch zu töten“, erklärte sie.
„Zum letzten Mal, das war ein Unfall, er hat ja nicht gewusst, dass das passieren würde. Ruf ihn an, sag ihm, du hast überreagiert und du würdest gern mit ihm ausgehen“, erkannte Sloan.
„Ich schreib ihm ne SMS, ruf du auch Paxton an, wir sollten uns zu viert treffen“, gab sie nach.
„Ich konnte dich jetzt echt schnell überzeugen. Ich geh heut Abend bei ihm vorbei“, schmunzelte sie und so tat sie es.
 
„Hey, dich hab ich hier nicht erwartet“, begrüßte Paxton sie erfreut, als sie vor seiner Tür stand.
„Tut mir leid, ich hab an der Schule nachgefragt wo du wohnst, ich wollte dich wiedersehen“, erklärte sie und wollte ihn küssen, er wich aber zurück.
„Du bist sicher sauer, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe, ich respektiere Charlys Entscheidung“, erklärte er und ließ sie in die Wohnung. Es roch irgendwie komisch darin und Sloan rümpfte die Nase.
„Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber bei dir stinkt es gewaltig“, entgegnete sie und kam auf ihre Krücke gestützt in sein Wohnzimmer.
„Ich mach mir ne Salbe, ich hab ne ziemliche Erkältung, deshalb küsse ich dich auch nicht, ich will dich nicht anstecken“, erklärt er.
„Du kannst ruhig sagen, wenn du nen Zaubertrank machst, ich komm damit klar“, versprach sie.
„Ist ne einfache Eukalyptus-Salbe, nichts magisches. Meine Großmutter war nicht nur die beste Hexe an der Westküste, sie war ne talentierte Kräuterkundlerin. Ich hab nach dem Tod meiner Eltern bei ihr gelebt bis ich achtzehn war. Dann bin ich hierhergekommen um hier zu studieren“, erklärte er.
„Wenn Charly wüsste, was ich über dich weiß, würde sie dich besser verstehen“, schlussfolgerte sie und setzte sich in der Küche, in die sie ihm hinterhergelaufen war auf einen Stuhl.
„Du hast es ihr hoffentlich nicht gesagt“, hoffte er.
„Nein, natürlich nicht. Ich hab ihr gesagt, dass ich mich weiter mit dir treffe, auch wenn sie dich nicht akzeptiert“, erklärte sie.
„Sie ist deine beste Freundin, ich dachte, sie wüsste, was das Beste für dich ist“, erklärte er und rührte in einem Topf herum.
„Charly weiß überhaupt nicht was das Beste für mich ist. Ich hab nen bisschen Hunger, was hältst du davon, wenn ich heute für uns koche“, erwiderte sie.
„Ich bestell was, du sollst sicher nicht so lang stehen. Schön, dass du da bist“, lächelte er sie an.
„Wie ich sehe hast du dich nicht verkleidet, war‘s du heut nicht arbeiten?“, fragte sie.
„Mist, das hab ich vergessen, ich hab grad geduscht, ich war arbeiten. Du hast bemerkt, dass ich mich verkleide, du bist echt clever“, bemerkte er und setzte sich zu ihr hin.
„Dein Charakter passt einfach nicht zu deinen Klamotten. Versteckst du dich vor jemandem, oder warum die Maskerade?“, wollte sie wissen.
„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr, warum ich das mache, ich bin halt ein bekanntes Gesicht in meiner Welt, so ist es einfacher. Nach was ist dir? Ich hätte Lust auf thailändisch“, erklärte er.
„Ja, klingt gut. Bist du sonst der Draufgänger mit der Lederjacke, anstatt der Streber?“, fragte sie.
„So ne gute Mischung aus beidem, nur die Hornbrille ist ein bisschen extrem. Ich glaub, es wird Zeit, dass ich mir die Augen lasern lasse“, erklärte er.
„Tut das nicht weh?“
„Nicht, wenn man nicht sehbehindert ist, die Brille hat keine Stärke“, schmunzelte er und zog die Brille aus einer Schublade neben dem Herd.
„Du bist schon nen seltsamer Kerl, ich hoffe, das weißt du“, schmunzelte sie.
„Na ja, in deiner Welt schon, in meiner Welt bin ich sozusagen ein Rockstar. Man, es ist so schön mit dir da offen drüber zu reden, mit meinen Ex-Freundinnen konnte ich zwar auch über alles reden, weil sie ja auch aus meiner Welt stammen, aber bei dir fühlt es sich richtig an“, erkannte er entspannt und ergriff ihre Hand, während er noch die Brille in der Hand hatte.
„Ich bin also deine erste „normale“ Freundin?“, fragte sie interessiert.
„Sozusagen, ja, du willst es also mit mir versuchen, auch wenn du jetzt weißt, was Sache ist?“, fragte er hoffend und sie wollte ihn wieder küssen, er blockte aber wieder ab.
„Komm schon, ich hatte zwei Unfälle in zwei Wochen, da machen mir ein paar Bakterien nichts mehr aus“, entschied sie und küsste ihn lange.
„Vor allem deswegen, ich will doch wissen, was du so magisch machen kannst“, schmunzelte sie.
„Da passt es ja gut, dass wir Zauberer die besten Liebhaber in meiner Welt sind, na ja, nach den Vampiren, aber das sind echt Angeber“, entgegnete er mit einem abfälligen Ton.
„Vampire existieren also?“, fragte sie.
„Ja, das tun sie, leider Gottes. Ja, das an deinem Hals ist ein Vampirbiss, ich hab dich damals gerettet“, erklärte er und sie fasste sich an ihren Hals.
„Warum erinnere ich mich nicht daran?“, fragte sie verwundert.
„Feenstaub, na ja, es gibt einiges, was du noch kennenlernen wirst. Auch den Zauberrat wirst du zu genüge kennenlernen, denn jetzt wo du es weißt, werden sie dich auf Herz und Nieren prüfen“, erklärte er.
„Können sie gefährlich für mich werden?“, fragte sie besorgt.
„Nein, sie sind nur Beobachter, so wie ich einer bin, ich überwache die magischen Gestalten in meiner Nähe. Wenn wir grad darüber sprechen, ich muss kurz was machen“, erkannte er, stand auf und ging zu seinem Fernseher und sie ihm hinterher.
„Was wird das denn jetzt? Kommt nen Spiel im Fernsehen?“, verstand sie nicht.
„Ich bin kein Ballsportfan, ich muss nen Blick auf meine Schützlinge werfen“, erklärte er und auf dem Bildschirm erschienen Kamerabilder von mindestens 20 Leuten.
„Man, da ist es ja kein Wunder, dass du keine Zeit hast mit mir auszugehen, wenn du die alle überwachen musst. Hat der Kerl da rechts einen Schweif?“, fragte sie und zeigte auf einen behaarten Kerl.
„Manuel ist so nachlässig manchmal, entschuldige mich“, bemerkte er und griff nach seinem Handy.
„Manny, ich seh deinen Schweif, du fällst auf“, rief er seinen Schützling an.
„Tut mir leid, Pax, kommt nicht wieder vor“, hörte sie Manuel am Bildschirm telefonieren und sah dann, wie er seinen Schweif mit seinem Mantel verdeckte.
„Was ist er für eine Gestalt?“, war sie fasziniert.
„Was denkst du?“, fragte er gegen.
„Ein Wolf, ernsthaft?“
„Ein Waschechter, ein echt guter Pokerspieler übrigens. Ich lass den Bildschirm ein bisschen an, wenn es dich nicht stört. Ich war auch mal mit ner Wölfin zusammen, ich hab immer noch Kratzer am Rücken von ihr, okay, das waren zu viele Informationen für dich, weniger ist mehr. Ich bestelle mal das essen, magst du es scharf oder ewniger scharf?“, fragte er lässig.
„Nicht so scharf, bitte. Also alle Fabelwesen aus den Büchern existieren?“, fragte sie verdattert.
„Zu ziemlich, ja, Yetis gibt es nicht, soweit ich weiß und Vampire sind nicht solche Softies. Sie können ganz schön gewalttätig werden, wie du erlebt hast. Aber es gibt auch freundliche Vampire, einer meiner besten Freunde ist einer. Wupps, das hast du nicht von mir, also wenn du ihn triffst, verhalt dich normal“, bat Paxton.
„Ich brauch nen Drink“, erwiderte sie stotternd.
„Ich hab nur Bier“, erklärte er.
„Das ist perfekt, danke“, erkannte sie und setzte sich auf sein Sofa. Als er mit zwei Flaschen Bier in der Hand zurückkam, starrte sie auf seine Schützlinge auf dem Bildschirm.
„Das alles hier passiert schon mein ganzes Leben und ich hab nichts davon mitgekriegt“, erkannte sie nachdenklich.
„Das kriegen die meisten nicht mit und das soll auch so bleiben, ich bin ja der Bewahrer der magischen Gesellschaft, nicht die Petze, die alles ausposaunt. Wir Beobachter sind größtenteils Zauberer und Feen, weil wir die Kunst der Verschleierung kennen. Aber am häufigsten machen wir Zauberer den Job, Feen sind wirklich sehr selten, erst letzte Woche ist hier eine Fee geboren, das ist immer wieder ein Wunder“, erklärte er.
„Ja, denk ich mir. Warum haben die Vampire uns angegriffen?“, wollte sie wissen.
„Das waren Vampire aus Italien, die leben da anders als hier, sie sollten eigentlich nicht hierher kommen, tut mir nochmal leid, einer meiner Kollegen muss Scheiße gebaut haben“, erklärte er.
„Bist du auch von nem Vampir gebissen worden?“, fragte sie plötzlich und er griff sich an seinen noch verbundenen Hals.
„Jep“, erkannte er kurz angeboten und hoffte, sie würde nicht weiterfragen.
„Wenn du dich so gut damit auskennst, warum bist du dann so nah an einen Vampir dran? War das dein Freund?“, fragte sie neugierig.
„Rufus beißt nicht!“
„Du willst es mir nicht sagen, oder?“, fragte sie erkennend.
„Ist nen bisschen peinlich!“
„Du hast mir grad all deine Geheimnisse verraten und willst das für dich behalten?“, verstand sie nicht.
„Ich hatte Sex mit ner Vampirfrau und sie hat mich gebissen, ich wollte das so“, erklärte er kleinlaut.
„Triffst du dich nochmal mit dieser Frau?“, wollte sie trocken wissen.
„Sie ist nicht mehr in meinem Leben, keine Sorge“, versprach er und gab ihr das Bier, was sie fast auf Ex leertrank.
„Noch irgendwas zu beichten?“, fragte sie trocken.
„Nein, das wär erst Mal alles“, erkannte er genauso trocken.
„Gut, dann bestell jetzt bitte das Essen, irgendwas mit Hühnchen für mich, bitte“, bat sie und er griff zum Telefon. Als sie gerade fünf Minuten auf das Essen gewartet hatten, klingelte es.
„Ist das schon das Essen?“, fragte sie verwundert.
„Nein, mein Essen bringt mir nur ein Mensch ohne Kräfte, soweit ich weiß, zumindest ist er immer verdammt langsam. Ich mach mal auf“, erwiderte er und ging zur Tür.
„Gut, du bist zu Hause“, stand Thundercloud mit einem Babybündel in seinem Arm vor der Tür.
„Ich weiß zwar nicht, wie du das geschafft hast, aber ich bin sicher nicht der Vater“, witzelte er.
„Du musst mir helfen“, erklärte Thundercloud und zog ein Halstuch über seinen Mund.
„Ist dass das, was ich denke dass es ist?“, fragte Paxton und ging ein paar Schritte zurück in die Wohnung.
„Die Zauberer-Familie die ihn nehmen wollte ist abgesprungen und jetzt muss jemand den Kleinen nach Chicago zu der anderen Familie bringen“, erklärte Thundercloud.
„Ich sicher nicht, ich hab Besuch, normalen Besuch, wenn du verstehst was ich meine. Du kannst hier nicht einfach mit ner Fee auftauchen“, zischte er.
„Es muss ein Zauberer machen, eine männliche Fee, das ist ein Weltwunder in meinem Arm, ich vertraue dir vollkommen“, erkannte er.
„Ich vertrau dir auch, dass du das hinbekommst. Ich bin letztes Mal k.o. gegangen, als ich mit seiner Mutter zusammengestoßen bin, ich hab jetzt echt Respekt vor denen“, erkannte er und ging rückwärts weiter in die Wohnung.
„Was ist hier los?“, fragte Sloan und kam zu ihnen.
„Sloan, bleib weg, bitte“, bat Paxton.
„Ist das ne Bombe, wer ist der Mann?“, fragte sie erschreckt.
„Nein, das ist ein Baby, mein Freund Thundercloud hier will dass ich es jemandem übergebe, aber Feen sind echt furchteinflößend“, konterte Paxton.
„Du hast Angst vor Feen?“, fragte sie amüsiert.
„Feen sind zwar klein und zierlich, aber sie haben eine ziemlich mächtige Kraft. Das Baby weiß noch nicht, was es tut, es könnte uns ganz einfach bestäuben und dann werden wir alles vergessen“, erklärte er.
„Sagtest du nicht, dass sie eine Normalsterbliche ist, warum erzählst du ihr das?“
„Sie ist meine Freundin und sie kommt klar damit. Aber ich komm damit nicht klar, du musst dir jemand anderen dafür suchen, tut mir leid“, entschied er ernst.
„Es sind nur drei Tage, die Gemeinschaft braucht dich, Pax“, bat Thundercloud.
„Ich bin krank und fühl mich nicht gut“, erklärte er.
„Ja, das merk ich, du willst sicher gleich ins Bett. Deine Verantwortung ist wichtiger als deine Bettgeschichten, Pax“, erkannte Thundercloud.
„Darf ich es sehen?“, fragte sie plötzlich.
„Nein, Sloan, das geht nicht“, bat Paxton.
„Gibt mir ein Tuch, was ich mir um den Mund binden kann“, bat sie und sah Paxton an, der etwas nervös wirkte.
„Wir können das nicht machen“, erkannte Paxton.
„Lass mich es einfach halten“, bat sie und Paxton warf ihr ein Küchentuch hin, was sie sich ums Gesicht band.
„Sie müssen vorsichtig sein, er ist wirklich winzig und zierlich“, bat Thundercloud und legte es ihr in die Arme. Der kleine Feen-Junge war so klein wie ein Frühchen und seine Haut leuchtete leicht grünlich.
„Er ist wirklich winzig, du musst ihn beschützen, Paxton, es scheint wichtig zu sein“, bemerkte sie und zeigte Paxton das Baby.
„Drei Tage und du erklärst das meinem Schulleiter“, gab er nach.
„Lässt sich machen. Vielen Dank, hier sind die ganzen Babysachen, der Kinderwagen ist im Flur“, erklärte Thundercloud.
„Ich kann nicht glauben, dass ich das mache“, erkannte Paxton und kam vorsichtig näher an Sloan heran.
„Babys sind einfach das Schönste, was es gibt“, erkannte Sloan und strich dem Bündel Leben über den Kopf.
„Ich hätte dich nicht für einen Baby-Typ gehalten“, schmunzelte Paxton.
„Frauen sind immer Baby-Typen, meine Frau ist das zumindest. Sie hat sich die ganze Woche um den Kleinen gekümmert, aber jetzt bist du dran. Vielen Dank“, erkannte Thundercloud und verschwand wieder.
„Klasse, jetzt bin ich Babysitter. Lass mich eine Schublade ausräumen, dann können wir ein Bettchen für den Kleinen machen“, erklärte er, leerte eine Kommodenschublade, legte sie mit Tüchern und einer Decke aus und sie legte die kleine Fee hinein.
„Das ist also dein Leben“, erwiderte sie, als sie den Kleinen beobachtete, während sie aßen.
„Jep, immer ein Abenteuer, ich muss gleich heut Abend los, es ist eine lange Fahrt nach Chicago“, erkannte er.
„Hast du überhaupt ne Ahnung von Babys?“, fragte sie.
„Nein, überhaupt keine, das wird lustig. Ich sollte ne Bekannte von mir anrufen, sie ist Koboldin und Hebamme, sie muss mir mit dem Kind helfen“, dachte er laut nach.
„Ja, gute Idee. Warte, hast du grad Koboldin gesagt?“, fragte sie.
„Es gibt weibliche Kobolde, natürlich gibt es die, Kobolde werden ja nicht in Eiern ausgebrütet. Sie sind nicht grad Schönheiten, aber sehr loyal. Sie waren früher Angestellte von Zauberern, aber das ist schon ne ganze Weile her. Und ja, ich hatte auch mal was mit ner Koboldin, aber nicht mit der, die ich anrufen will, denn die ist fast sechzig Jahre alt“, erklärte er.
„Wie alt bist du eigentlich?“, wollte sie plötzlich wissen.
„Ich bin dieses Jahr 245 Jahre alt“, erklärte er trocken.
„Man, das ist ganz schön alt“, glaubte sie ihm.
„War nen Scherz, ich bin in den 1980ern geboren, wir Zauberer sind genauso sterblich wie alle magischen Wesen, außer Vampire natürlich, aber die sind ja auch eher untot. Man, ich weiß gar nicht, wie der Kleine heißt, fällt mir grad auf“, erklärte er und sah sich die Fee an.
„Nennen wir ihn Beag, bis wir mehr wissen“, schlug sie vor.
„Du hast irische Vorfahren, oder?“
„Wer hat die nicht?“
„Ich komm aus Rumänien, ich hab dort gelebt bis mein Vater starb“, erkannte er.
„Gibt es in Rumänien wirklich so viele Vampire?“
„Ja, ziemlich viele und ziemlich garstige Gestalten. Einer davon hat meinen Vater auf dem Gewissen“, erklärte er weiter.
„Hat ein Vampir ihn überfahren?“, verstand sie nicht.
„Nein, das mit dem Überfahren war eine Lüge, tut mir leid, er ist gebissen worden und hat das nicht überlebt“, bemerkte er stockend.
„Ich hatte ziemliches Glück, oder?“, wollte sie wissen und er nickte.
„Ich hab die Vampire getötet und euch gerettet, ich hab ziemlich Ärger mit den Vampirjägern bekommen, deshalb war ich nicht bei unserem Date, sie haben mich entführt und mir ein bisschen Angst eingejagt, bevor sie mich in einem Vampirviertel an einen Laternenmast gefesselt haben. Gott sei Dank waren das alle zivilisierte Blutsauger und sie haben mir geholfen mich zu befreien. Verstehst du jetzt, warum ich dir das nicht erklären konnte?“, fragte er.
„Ja, das hättest du nie erklären können. Dir ist vergeben. Vampirjäger gibt es also auch?“
„Wo es Blutsauger gibt, muss es auch Leute geben, die sie kontrollieren, aber sie haben hier nicht viel zu tun, sie wollten vermutlich nur ihre Langeweile vertreiben. Zumindest werde ich nicht mehr in ihren Gefilden wildern, außer du lässt dich wieder von einem italienischen Blutsauger bezircen, dann hau ich ihn natürlich zu Brei“, erkannte er schmunzelnd.
„Mach dich nicht über mich lustig, da war diese komische Energie die von ihnen ausging“, erklärte sie.
„Daran erinnerst du dich noch?“, fragte er.
„Wage, aber ich erinnere mich an das Gefühl. Das ist auch eine Art Zauber, oder?“
„Sie sind keine Zauberer, nein, sie versprühen Pheromone, die dich anlocken, ja, das wurde auch alles schon in Büchern erzählt, aber es stimmt wirklich, auch bei uns Männern, deshalb hab ich das hier auch. Ich ruf jetzt die Amme an, passt du ein bisschen auf den Kleinen auf, ja?“, bat er und sie nickte.
„Was heißt, du kannst nicht? Ich bin kein Baby-Mensch, echt nicht, du musst mir helfen“, bat Paxton und sah zu dem Baby, während er telefonierte.
„Und irgendeine Kollegin, nicht so kurzfristig, ich verstehe, okay danke Magda, ich werde noch ein paar Anrufe machen“, erklärte er und legte wieder auf.
„Sie ist schon ausgebucht, ich muss anscheinend allein mit ihm los. Ob ich mit dem Zauberrat Ärger kriege, wenn ich den Kleinen auf der Reise verliere?“, murmelte er und setzte sich wieder zu ihr hin.
„Ich kenn den Rat nicht, aber ich denke schon. Ich werde mit dir mitkommen“, sagte sie plötzlich.
„Du musst doch morgen wieder arbeiten“, wunderte er sich.
„Ich lass mich noch krankschreiben, das krieg ich hin. Ich kann den armen Kleinen ja nicht mit dir allein lassen“, schmunzelte sie und ergriff seine Hand.
„Das willst du wirklich für mich tun?“, fragte er gerührt.
„Sicher, wir sollten losfahren, es wird in ein bis zwei Stunden dunkel und du bist nicht ganz fit. Ich würd ja fahren, aber ich bin mit nem Fahrstuhl abgestürzt. Warum hast du eigentlich keine Verletzung? Das wollt ich dich schon länger fragen“, wollte sie wissen.
„Sagen wir mal so, es hat mit schwarzer Magie zu tun und ich hätte mir dir getauscht, wenn ich das hätte können“, erklärte er.
„Schwarze Magie, das klingt nicht gut. Das solltest du nicht mehr machen. Ich fahre schnell heim und pack ein paar Sachen, kommst du solang mit dem Zwerg allein klar?“, fragte sie.
„Er schläft, also ja, nimm ein Halstuch mit, wir sollten kein Risiko bei ihm eingehen. Danke“, bedankte er sich und sie stand aufgestützt auf.
„Ich mag dich, Paxton und ich will nicht schuld daran sein, dass dieser arme Kleine nicht zu seinen Eltern kommt. Was ist eigentlich mit seiner Mutter passiert?“, fragte sie.
„Sie ist zurück nach Irland, sie hat ihre Aufgabe erfüllt, das sind Thunderclouds Worte, nicht meine, ich find das barbarisch“, erklärte er und ging zu dem Kleinen hin.
„Ich auch, das ist echt traurig. Hoffen wir mal, dass seine neuen Eltern ihm Geborgenheit geben können. Ich brauch nur 20 Minuten oder so, leg du dich solang nochmal hin“, bat sie, küsste ihn kurz und ging aus der Tür. 

Zwölftes Kapitel


An diesem Abend brachen sie nach Chicago auf. Sloan hatte Charly kurz angerufen und ihr erklärt, was sie vorhatte, natürlich ohne die magischen Details zu erwähnen.
 
Kurz vor Mitternacht kamen sie in Des Moins an, wo sie übernachten wollten. Der kleine Feen-Junge war ein wirklich braves Kind und weinte kaum. So konnten sie sich an diesem Abend im Hotel noch in Ruhe unterhalten. Mit Problemen versuchte Paxton mit seiner Salbe den Rücken einzucremen, während sie im Badezimmer ihre Zähne putzte.
„Soll ich dir helfen?“, fragte sie, als sie in der Tür stand.
„Ja, wärst du bitte so lieb?“, bat er und sie kniete sich hinter ihn und rieb mit sanften Händen seinen Rücken ein. Die Creme war noch recht warm und fühlte sich toll auf der Haut an.
„Das riecht jetzt besser als vorher“, murmelte sie und genoss die Wärme seines Körpers.
„Du riechst auch gut“, erwiderte er und sie begann ihn von hinten zärtlich zu küssen. Sie verbrachte eine wunderschöne Liebesnacht mit ihm, obwohl sie ihn kaum kannte. Mittendrin merkte sie plötzlich wie ihr Fuß Halt verlor.
„Süßer?“, wollte sie seine Aufmerksamkeit erwecken.
„Ja, ich warte auch dich, ich versuch’s ja“, schnaufte er.
„Nein, du schwebst, mein Lieber“, erkannte sie und sah neben sich. Paxton hatte im Rausch der Leidenschaft Magie angewendet und schwebte etwa fünfzig cm oberhalb der Decke mit ihr.
„Ich komme, mach dich bereit“, schnaubte er und plumpste nach seinem Orgasmus wieder aufs Bett zurück.
„Tut mir leid, was hast du gesagt?“, fragte er, als er von ihr abließ.
„Hat sich erledigt, man das war mal was“, murmelte sie erschöpft.
„Ja, ich bin eigentlich kein Kerl, der so schnell mit einer Frau schläft, aber bei dir wusste ich, dass es richtig war“, erklärte er und zog sie fest in seinen Arm.
„Das ist doch eigentlich mein Text, aber du hast Recht, es fühlte sich so richtig an. Wir sollten schlafen, das wird morgen noch ne lange Fahrt“, murmelte sie und schlief in seinen Armen ein.
 
Am nächsten Morgen rief sie auf ihrer Arbeit an und meldete sich krank. Ihr Chef verstand, dass sie sich noch erholen musste, sie hoffte nur inständig, dass er nicht erfuhr, dass sie nicht krank im Bett lag.
„Komm, sei eine brave Fee und hör auf zu weinen“, bat Paxton, der das schreiende Baby auf dem Arm wog, als sie nach dem Telefonat zurück ins Hotelzimmer kam.
„Na, alles klar?“, fragte sie schmunzelnd.
„Unser kleiner Schützling ist grad sehr menschlich, ich glaub, er hat Hunger. Gibst du mir mal das Fläschen?“, bat er und bekam das Fläschen gereicht, was er vorher aufgewärmt hatte.
„Wir machen das gar nicht schlecht, dafür, dass wir keine Ahnung davon haben, oder?“, fragte er und sie lächelte.
„Er ist auch ein sehr genügsames Kind, nehm ich mal an, ich bin ein Einzelkind und nur meine Mutter hat einen Bruder, der nie geheiratet hat, so viele Babys gab’s bei uns nicht in der Familie“, erwiderte sie, als sie ihm beim Füttern zusah.
„Ja, bei mir auch, meine Mutter starb ja ziemlich jung. Das war wunderschön gestern“, sagte er plötzlich.
„Ja, fand ich auch, du schwebst beim Orgasmus, wirklich interessant, passiert dir das eigentlich immer?“, fragte sie interessiert.
„Keine Ahnung, du bist die erste, die mich darauf hinweist, ich hatte eigentlich nicht vor zu zaubern, tut mir leid“, entschuldigte er sich.
„Nicht schlimm, war schon aufregend. Wir sollten weiterfahren, mein Chef hat mir glaub ich geglaubt, dass ich krank bin. Dein Freund hatte Recht, du bist wirklich der Richtige für den Job hier, er fühlt sich richtig wohl bei dir. Komm, ich füttere ihn weiter, während du fährst“, erklärte sie und so zogen sie weiter. Sie waren fast in Chicago angekommen, als Paxton bemerkte, dass sie verfolgt wurden.
„Verdammt, ich dachte schon, dass das viel zu einfach schien. Halt den Babysitz gut fest, ich muss ein bisschen halsbrecherisch fahren um sie abzuschütteln“, erkannte er und fuhr über einen Feldweg. Doch sein alter Dodge machte das nicht mit und versagte auf der Strecke.
„Man, warum verdien ich nicht genug um mir einen richtig stabilen Wagen zu kaufen. Steig aus“, bat er mit lauter Stimme und sie zog den Kleinen aus dem Kindersitz und stieg hektisch aus. Ihre Verfolger waren ihnen auf den Fersen geblieben und kamen mit ihrem Van bei ihnen an.
„Das Kind her, sofort“, bedrohte sie einer der Männer mit einer Waffe.
„Nur über meine Leiche“, entschied Paxton mutig.
„Das lässt sich einrichten“, erkannte der Kerl und schoss.
„Sciath[1]“, sagte er laut und Sloan, das Baby und er waren in einem magischen Schutzschild geschützt.
„Man sagte mir schon, dass sie einen Zauberer zu seinem Schutz geschickt hätten, ich hätte nur einen Kerl erwartet, der mehr drauf hat, als so’n simplen Schutzzauber“, erklärte der Kerl unberührt.
„Wer sind die Kerle?“, fragte Sloan eingeschüchtert.
„Dämonen, dreckige Dämonen die Menschenhandel betreiben. Ihr werdet die Fee niemals kriegen, ihr Wichser“, brüllte er ihnen entgegen und ein Feuerball landete an ihrem Schutzschild, was ihn straucheln ließ.
„Du musst sie mit schwarzer Magie bekämpfen, die flambieren uns sonst noch“, bat sie ihn und mit einem Todesfluch löschte er die drei Dämonen auf einmal aus. Das Baby erschreckte sich dadurch so furchtbar, dass es Feenstaub abgab, was sie einatmete und sie einschlief. Paxton konnte grad noch die kleine Fee in den Arm nehmen, bevor Sloan umkippte.

 

[1] Schutzschild

„Man, das ist das letzte Mal, dass ich Thunder einen Gefallen mache“, murmelte Paxton, dessen Augen feuerrot waren. Mit seiner dämonischen Seite die er grade besaß, konnte er gut beide zur Straße tragen, wo er von einem Auto in die nächste Stadt mitgenommen wurde.
Dort brachte er Sloan in einem Motelzimmer unter und brachte das Baby zu seiner neuen Familie. Als er wiederkam, war Sloan weg.
„Das ist echt ein beschissener Tag wie er im Buche steht, erst wollen uns Dämonenkiller töten und dann verlier ich noch meine Freundin die ohne Erinnerung vermutlich irgendwo rumstreunt“, murmelte er vor sich hin und rief Thundercloud an.
„Na, alles geklappt?“, fragte Thundercloud vergnügt.
„Ob alles geklappt hat, ist das dein Ernst? Ich hab heut meinen Wagen zu Schrott gefahren, musste einen Todeszauber ausführen weil mich drei Dämonen umbringen wollten und jetzt ist meine Freundin, die vollgepumpt ist mit Feenstaub, auch noch abgehauen“, nörgelte er ins Telefon. Er musste sich beherrschen, seinen zornigen Gefühlen Einhalt zu gebieten.
„Aber der Kleine ist jetzt in der richtigen Obhut?“, fragte Thundercloud gegen.
„Ja, die McPhersons haben ihn, alles paletti. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss einen Feenstaub-Zombie finden“, bat er und legte wieder auf.
Nach etwas Rumfragen, fand er sie am Pool sitzend und in das nach chlorstinkendem Wasser starrend.
„Hey, alles klar bei dir?“
„Ich wusste doch, dass du dahinter steckst, ich wach hier auf ohne Erinnerung und anscheinend bin ich in einem Vorort von Chicago, wie komm ich hierher?“, fragte sie und sah ihn mit leeren Augen an.
„Was weißt du denn noch?“, fragte er vorsichtig.
„Du hast mich in diesem Restaurant sitzen gelassen, hast du mich entführt?“, fragte sie entsetzt.
„Man, du hast ganz schön viel abbekommen, ich hab das Gerücht gehört, dass Baby-Feen-Staub einer der intensivsten Mittel der Welt ist, aber das übertrifft alles“, murmelte er.
„Von was redest du bitte?“, fragte sie.
„Okay, tut mir leid, dass ich das tun muss“, entgegnete er und katapultierte sie mit Magie mitten in den Pool.
„Hast du den Verstand verloren?“, keuchte sie, als sie wieder auftauchte.
„Sorry, so ging’s am schnellsten, alles klar?“, wollte er wissen und beugte sich zu ihr herunter.
„Hilf mir raus“, bat sie und streckte ihm ihre Hand entgegen.
„Klar, hier“, reichte er ihr die Hand und sie zog ihn auch in den Pool.
„Das hatte ich verdient“, prustete er und sie alberten im Pool herum bis plötzlich ein Mann in einem schicken schwarzen Anzug am Pool stand und sie ansah.
„Mr. Dewin, auf ein Wort“, sagte der Mann in einem englischen Akzent.
„Ja, Sir“, erkannte er und kletterte aus dem Pool.
„Was ist los, wer ist das?“, fragte sie.
„Zimmer 202 ist unser Zimmer, zieh dich um und warte dort auf mich“, bemerkte er nur und ging mit dem Engländer mit.
 
Zwanzig Minuten später kam Paxton ins Hotelzimmer zurück.
„Warum hast du meine Sachen?“, fragte Sloan, die mit frischen Sachen an auf dem Bett saß und ihre Haare mit dem Handtuch trocknete.
„Du hast sie mitgenommen, wir sind zusammen hierhergekommen“, erkannte er etwas abwesend.
„Du bleibst also bei deiner Geschichte. Warum erinnere ich mich dann nicht daran?“, fragte sie.
„Du hast dir den Kopf geschlagen?“, fragte er nicht so glaubwürdig.
„Nein, hab ich nicht“, erklärte sie und er fror sie ein.
„Verdammt, das ist die Gelegenheit, sie da raus zu halten, was mach ich jetzt?“, redete er mit sich selbst und rief Nolan an, um ihn um Rat zu fragen.
„Das ist deine Entscheidung, aber du hast gesagt, du verlierst sie, wenn du sie anlügst, also ist die Antwort klar“, entschied Nolan.
„Danke, bin Morgenabend wieder zu Hause“, erklärte er und legte wieder auf.
„Okay, hör zu. Dir sind einige Tage verloren gegangen, weil wir ein Feenbaby hierhergebracht haben und es dich vergessen lassen hat. Aber wir sind zusammen, wir haben sogar miteinander geschlafen letzte Nacht und ach ja, ich bin ein Zauberer“, erklärte er ihr die Lage nochmal.
„Ja klar, Zauberer, dann zaubere meine Haare trocken“, bat sie und sie hatte trockene Haare.
„Man, ich glaub echt nicht, dass ich dir das nochmal beweisen muss, ich bin ein Zauberer und der Mann eben war sozusagen einer meiner Chefs. Ich musste mich vor ihm rechtfertigen, dass ich drei Dämonen ausgeschalt habe und noch so andere Sachen gemacht habe, die ihnen nicht gefallen haben. Ich bin wirklich ein Zauberer, ich könnte es dir beweisen, indem ich uns jetzt nach Pierre zaubere, aber dann werde ich zwei Tage Migräne haben und da hab ich jetzt keine Lust zu“, entschied er.
„Zauberer existieren nicht“, glaubte sie ihm nicht.
„Gut, wenn du meinst, wir sollten fahren, es ist nen langer Weg nach Hause“, entgegnete er, zauberte sich trocken, wischte seine Brille sauber und nahm seine Tasche, die an der Tür stand.
„Warum hast du ein Hotelzimmer genommen, wenn du nicht hier bleiben willst?“, fragte sie.
„Das ist eigentlich nur ein Stundenhotel, ich musste dich irgendwo bewusstlos abladen, tut mir leid, wenn dich manche jetzt für ne Nutte halten werden“, erklärte er.
„Ich hab ja anscheinend mit dir geschlafen, obwohl ich dich nicht wirklich kenne, ein bisschen Recht hätten sie damit ja auch. Kannst du mir nochmal erklären, was du genau bist?“, fragte sie.
„Erklär ich dir auf der Rückfahrt. Wie geht’s deinem Knie?“, fragte er.
„Was hab ich mit meinem Knie gemacht?“, fragte sie.
„Später, Süße, später. Pack deine Sachen und lass uns fahren“, bat er und ging mit ihr zu seinem Mietwagen.
„Schicker Wagen den du da hast“, sagte sie nur.
„Der andere ist kaputt, ist nen Leihwagen. Das muss für dich wirklich alles verwirrend sein, aber ich klär dich auf dem Rückweg auf, versprochen“, erklärte er und hielt der skeptischen Sloan die Tür auf.
„Das hoff ich mal, im Moment versteh ich ja irgendwie gar nichts mehr. Weiß meine Familie dass ich hier bin?“, fragte sie und stieg ein.
„Du hast Charly Bescheid gesagt und deinem Arbeitgeber hast du gesagt, du wärst krank. Ich bring dich wieder heim, mach dir keine Sorgen“, versprach er und stieg auf dem Fahrersitz ein.
„Hat mir der Sex mit dir gefallen?“, fragte sie weiter.
„Ja, hast du zumindest gesagt, echt ne Schande, dass du dich daran nicht erinnerst, vielleicht finde ich ja jemanden, der dir deine Erinnerungen zurückholt. Ich kann das auch, aber ist viel schiefgegangen bei meinen Selbstversuchen, dass lassen wir mal lieber andere Zauberer machen. Also, frag was du wissen willst, wir haben Zeit zu reden“, konterte er und während sie wieder Richtung Pierre fuhren, erklärte er ihr alles, was sie vergessen hatte.

Dreizehntes Kapitel


„Was hast du mit ihr gemacht?“, fragte Charly, als Paxton, Sloan am Tag drauf zu Charly brachte, weil Sloan nicht allein sein wollte.
„Ich hab gar nichts gemacht, sie muss sich den Kopf vermutlich stärker angeschlagen haben, als wir dachten. Ich hab sie zu dir gebracht, weil sie so verwirrt ist und du ihr sicher helfen kannst. Ich hab noch einiges zu erledigen, kümmer dich bitte um sie, ich ruf sie an“, bat Paxton und ließ Sloan einfach bei Charly. Er hatte ihr zwei Tage von sich erzählt, doch im Vergleich zu vorher, schien sie ihm nicht wirklich Glauben zu schenken.
„So, ich hab sie abgeladen, jetzt könnt ihr mit mir machen, was ihr wollt“, versprach er, als ein Mann im Anzug vor Charlys Haus auf ihn wartete.
„Gut, kommen Sie mit“, bat der Anzugträger und teleportierte die beiden davon.
 
„Hey, willst du was essen?“, fragte Charly, als sie zu Sloan kam, die mit leerem Blick auf ihrem Sofa saß.
„Nein, ich hab keinen Hunger. Ich hab mit ihm geschlafen, sagt er“, sagte sie nur.
„Du kennst ihn doch gar nicht“, konterte Charly nur.
„Das sag ich mir auch immer, aber anscheinend war es so, wo ist er hin?“, fragte Sloan benommen.
„Er musste was erledigen, hat er gesagt. Seid ihr jetzt offiziell ein Paar?“, fragte Charly neugierig.
„Wenn ich das nur wüsste, anscheinend, er hat mir so einiges von sich erzählt, er war ganz offen zu mir und er ist wirklich nett. Man, fällt dir auf, wie oft ich er sage? Ich bin echt total verwirrt, ich hab ein verstauchtes Knie, aber keine Ahnung wieso und eine genähte Platzwunde am Kopf und ich hatte Sex mit diesem eigentlich scharfen Kerl im Sweater, der mir seinen düstersten Geheimnisse anvertraut hat, obwohl er mich gar nicht wirklich kennt. Man, hab ich ne Gehirnerschütterung?“, erwiderte sie.
„Die Ärzte haben im Krankenhaus nichts davon gesagt. Nolan meinte, ihr habt echt Glück gehabt, sie müssen den Fahrstuhl ganz austauschen“, erklärte sie ihrer Freundin.
„Fahrstuhl? Was ist das denn jetzt schon wieder für ne Geschichte?“, wollte sie wissen.
„Man, du hast dir echt den Kopf gestoßen. Du bist am Anfang der Woche mit einem Fahrstuhl abgestürzt, deshalb das kaputte Knie und die Platzwunde. Wir sind alle heilfroh, dass du noch lebst. Wir sollten morgen mit dir zu deinem Hausarzt gehen, der soll deinen Kopf nochmal untersuchen. Ist das Baby gut bei seinen neuen Eltern angekommen?“, fragte Charly.
„Ich weiß es nicht, er sagt ihm geht’s gut. Man, jetzt kann ich mir vorstellen wie sich Amnesie-Patienten fühlen müssen, das ist alles so irre“, erkannte Sloan.
„Ja, vor allem weil es dir vor zwei Tagen noch gutging. Kommst du morgen wieder zur Arbeit?“, fragte Charly.
„Ja, muss ich ja wohl, ich hab meinen Job noch, oder?“
„Ja, hat keiner gemerkt, dass du nicht krank im Bett lagst, du solltest das aber nicht ständig machen. Also, egal was du in den nächsten Tagen erlebst, ich bin für dich da“, versprach Charly und umarmte sie.
„Danke, das weiß ich. Sollte ich ihn anrufen, wenn ich nach Hause komme?“, fragte sie.
„Morgen dann, heute ist er sicher noch beschäftigt mit was auch immer er da macht. Ich fahr dich schnell heim, schlaf dich erst mal aus, vielleicht fällt dir morgen wieder alles ein“, bat Charly und brachte sie heim.
 
„Sie muss eine wunderbare Frau sein, wenn du es ihr zweimal gesagt hast“, bemerkte ein Anzugträger, als sie zusammen in einem Fernseher Sloan beim Schlafen zusahen. Sie waren versteckt von allen anderen über einem irischen Pub in einer Wohnung in der Hauptzentrale des Zauberrates.
„Ja, das ist sie. Du bist doch ein Ratsmitglied, du könntest den Feenzauber aufheben“, bemerkte Paxton.
„Es kümmert sich schon jemand darum. Die anderen Mitglieder müssten bald eintreffen, es ist eine normale Anhörung, du musst nur erzählen, was du getan hast, du kennst das ja schon. Keine Sorge, die wissen deine guten Taten zu schätzen, die du in den letzten Jahren getan hast und sehen über deine schwarzen Taten hinweg“, versprach einer der Ratsmitglieder.
„Alles scheint mir aber wieder zu entgleiten, ich wende wieder schwarze Magie an, genau die Magie, die ich geschworen hatte nie wieder zu verwenden“, dachte er laut nach, während er Sloan weiter beobachtete.
„Du hast drei Dämonen ausgelöscht und drei Vampire und das innerhalb von vierzehn Tagen, eigentlich sollten sie dich auszeichnen anstatt zu rügen“, erwiderte ein anderer Zauberer, der zu ihnen stieß.
„Das haben wir ja nicht allein zu entscheiden, schließlich waren das Menschen, die draufgegangen sind, na ja, im gröbsten Sinne, sagen wir mal Lebewesen, wie auch immer, viel Glück“, schmunzelte der Zauberer.
„Danke, zu freundlich. Will jemand nen Bier? Ich geh mir unten eins holen“, erklärte Paxton und die anderen sahen ihn an.
„Was? Ich steh die Anhörung sicher nicht nüchtern durch“, erkannte er.
„Bring mir auch eins mit, Guinness, bitte“, bat ein Zauberer, der im Eck saß und Paxton ging in die Bar runter.
„Pax, hey, hab dich vorhin gar nicht reinkommen sehen, ich nehme mal an, es gibt wieder ne Anhörung wegen dir, weil so viele Anzugträger hier rumlaufen. Was kann ich dir machen?“, fragte Ralph, ein Troll, der als Barkeeper hinter der Bar stand und ein alter Freund von Paxton war.
„Ja, du warst vorhin hinten im Lager. Machst du mir zwei Guinness?“, fragte er freundlich.
„Klar, immer doch. Was werfen sie dir diesmal vor?“, fragte Ralph, stellte seinen Schemel um und zapfte zwei Bier.
„Ich hab schwarze Magie verwendet, ich konnte es nicht lassen. Wie geht’s deiner Schwester?“, fragte er cool.
„Gut, seit sie nicht mehr mit dir zusammen ist, ich sag ihr, dass du sie grüßen lässt. Trinkst du gleich zwei Biere?“, fragte er neugierig.
„Nein, einer der Räte will tatsächlich ein Bier“, schmunzelte Paxton.
„Und danach lockert er vielleicht auch seinen Schlips, das würd ich zu gern sehen. Na, was macht dein Liebesleben, welches magische Wesen hat dich grad im Griff?“, fragte Ralph neugierig.
„Man merkt, dass ich verknallt bin, oder? Kein magisches Wesen diesmal, mir ist eine Normalsterbliche ins Netz gegangen, trotz der Verkleidung. Willst du sie mal sehen?“, fragte er und zeigte ihr die Überwachungsbilder von Sloan auf seinem Smartphone.
„Alter, die ist ja heiß, gratuliere. Ist sie die diejenige um die sich die Gerüchte ranken? Die, die den magischen Wesen einfach nicht wiederstehen können? Ja, wen frag ich das, du bist ihr ja mit Haut und Haar verfallen“, schlussfolgerte Ralph und stellte ihm die Biere hin.
„Was sind das für Gerüchte?“, fragte er neugierig.
„Du bist doch so bewandert in den Geschichten, glaub echt nicht, dass du die Geschichten nicht kennst. In jeder Generation gibt es einen Normalsterblichen Menschen, der als Bindeglied zwischen Magie und Normalität fungiert. Scheint, du schläfst mit diesem besonderen Menschen“, erkannte Ralph.
„Nein, ist das irgendwo aufgeschrieben, oder sind das nur Gerüchte?“, fragte er neugierig.
„Leider nur Gerüchte, aber wenn sie dich aushält, muss sie es wohl sein“, frotzelte Ralph und nachdem Paxton ihm das Geld für die Biere gegeben hatte, ging er wieder nach oben.
„Hey, hat jemand mal von der Sage gehört, dass ein Normalsterblicher als Bindeglied zwischen den Welten dienen soll?“, fragte Paxton, als er dem Zauberer das Bier überreichte.
„Gerüchteweise, denkst du, dass du die Person kennengelernt hast?“, fragte der Zauberer mit dem Bier.
„Scheint so, dass ich mit der Person schlafe“, dachte er laut nach.
„Das hättest du wohl gern“, konterte ein anderer Zauber.
„Ich werde dem nachgehen. Also, geht es dann mal los? Ich muss noch meine Arbeiten endlich fertigkorrigieren“, entschied er und setzte sich hin.
Nach und nach trafen alle Ratsmitglieder ein und die Anhörung konnte beginnen.
„Paxton Dewin, tritt bitte vor“, bat einer der Ratsmitglieder und er trat in die Mitte des Kreises den sie bildeten. Paxton schlug das Herz bis zum Hals, er hatte so viel falsch gemacht während seiner Zauberkarriere, aber auch viel Gutes, er hatte keine Ahnung, was jetzt passieren würde.
„Paxton Dewin, du bist jetzt bereit“, erkannte einer der Zauberer und hängte ihm einen weinroten Umhang um.
„Ist das ein…?“, begann er.
„Ja, das ist eine Rats-Robe, du bist jetzt ein Ratsmitglied, so wie es dein Vater vor zwanzig Jahren war. Du hast mit deinen Aktionen gezeigt, dass man deinem Urteilsvermögen vertrauen kann und immer auf dich zählen kann. Herzlichen Glückwunsch“, entschied das Ratsmitglied und ihm fehlten die Worte.
„Seid ihr sicher, dass ihr mich nicht verwechselt habt?“, brachte er nach einer Minute hervor.
„Ja, wir sind sicher. Ab dem heutigen Tag wirst du nicht mehr als Laufbursche magische Wesen überwachen müssen, du wirst jetzt wie wir über magische Wesen richten, wenn sie gegen Regeln verstoßen“, erklärte er weiter und Paxton bedankte sich.
„Du hast die Aufgaben, die wir für dich hatten gemeistert ohne die Aufmerksamkeit auf unsere Gemeinde zu lenken, dafür muss man dir huldigen“, entschied der Zauberer, der ihm die Robe überreicht hatte.
„Das waren also alles Prüfungen? Die Vampire und Dämonen und die Geschichte mit dem Schüler?“, fragte er überrascht.
„Vampire, ja, Dämonen ja, aber der Junge, das war auf seinem eigenen Mist gewachsen, wir haben jemanden gefunden, der ihm etwas in den Arsch tritt, das er der unglaubliche Magier wird, den wir in ihm sehen. Jetzt geh schlafen und ruh dich aus, dein Leben wird sich durch diese Aufgabe deutlich ändern“, versprach der Zauberer und sie teleportierten ihn in seine Wohnung.
„Na, wieder zu Hause?“, erwartete Nolan ihn schon.
„Wusste doch, dass du auch dahinter steckst, du hast ihnen die Tipps gegeben, wo meine Gefahren lauern könnten, oder? Deshalb auch dieser Fahrstuhlabsturz, du hättest uns beide töten können“, war Paxton aufgebracht.
„Nein, das mit dem Fahrstuhl war wirklich nicht geplant, zumindest nicht der Absturz. Sei ruhig sauer auf mich, aber ich denke, das war richtig von mir“, entschied Nolan.
„Ich bin jetzt ein Ratsmitglied“, konnte es Paxton noch gar nicht glauben.
„Gratuliere, ich freu mich für dich. Jetzt darfst du mich ganz offiziell verurteilen, wenn ich was falsch gemacht habe. Ich hab gehört, Sloan wurde wieder mal vom Feenstaub erwischt, sie ist langsam fast selbst ne Fee, was? Wie geht’s ihr?“, fragte Nolan und stand von dem Sessel auf, in dem er saß.
„Sie erinnert sich nicht mehr, aber meine Kollegen wollen sich darum kümmern. Man, Kollegen, daran muss ich mich erst mal gewöhnen, wie auch immer, ich werde sie morgen anrufen. Jetzt muss ich erst mal schlafen, durch diese ständige Rum-Teleporterei hab ich riesige Kopfschmerzen“, bat Paxton ihn zu gehen.
„Klar, gratuliere nochmal, übrigens, ich hab Charly geküsst, bye“, erklärte er und ging zur Tür.
„Mooment, du hast was mit der BFF?“, fragte Paxton.
„BFF, man du bist eindeutig zu oft mit Teenager zusammen, ja, ich treffe mich jetzt mit ihrer besten Freundin und ich hab eindeutig die Hübschere erwischt“, frotzelte er.
„Dafür hab ich vermutlich die Außerwählte, also Punkt für mich. Gute Nacht“, konterte er und Paxton verschwand aus seiner Wohnung.
„Man, Ratsmitglied, ich muss Exeter anrufen“, erkannte er zufrieden und rief seinen Mentor an, der inzwischen in London wohnte.

Vierzehntes Kapitel


Ein Vogel, der an ihrem Fenster den Frühling einläutete, weckte Sloan am nächsten Morgen. Sie fühlte sich ausgeruht und deutlich klarer im Kopf als die Nacht zuvor. Von Minute zu Minute die sie wach war, erinnerte sie sich mehr an die Tage zuvor. Einige Eindrücke, wie ihr Fahrstuhlabsturz waren erschreckend, aber die Erinnerung der Liebesnacht von Paxton und ihr brachten ihr ein Lächeln auf ihre Lippen, während sie ihre Zähne putzte. Sie schiente ihr Knie neu, zog ihren Hosenanzug an und ging ins Büro. Ein Strauß Vergissmeinnicht schmückte ihren Schreibtisch.
„Du kleiner Spinner“, murmelte sie zufrieden und begann zu arbeiten. Als sie gerade eine Stunde gearbeitet hatte, klingelte ihr Handy. Es war Paxton.
„Vergissmeinnicht sind eine echt witzige Idee“, meldete sie sich.
„Du erinnerst dich?“, freute er sich.
„Ja, danke, ich kann gar nicht glauben, dass ich das mit uns vergessen konnte“, erwiderte sie liebevoll.
„Feenstaub hat das so an sich. Sehen wir uns heute Abend? Ich hab tolle Neuigkeiten“, fragte er.
„Ich weiß nicht, da gibt es diesen Kerl, dessen Namen ich vergessen habe, der wollt sich heut mit mir treffen“, schmunzelte sie.
„Ich hol dich um acht Uhr ab, ist das okay?“
„Klingt perfekt, was machen wir?“, fragte sie neugierig.
„Verrat ich nicht, ich sag nur, es wird magisch“, erkannte er und mit einem Lächeln auf den Lippen legte sie auf.
„Hey, was gibt’s zu Grinsen?“, kam Charly zu ihr.
„Ich hab mich heut mit Paxton zu unserem ersten offiziellen Date verabredet“, erklärte sie.
„Du erinnerst dich wieder? Als sich gestern sagte, dass du nur darüber schlafen musst, hab ich nicht gedacht, dass das wirklich so einfach ist. Du bist ja richtig verknallt, meine Freundin“, war Charly erfreut.
„Ja, sieht ganz so aus und was ist mit Nolan?“, fragte Sloan und sah Charly an.
„Er küsst ziemlich gut“, gestand sie breit grinsend.
„Sieh mal an, da wolltet ihr uns verkuppeln und verknallt euch selbst“, erkannte sie amüsiert.
„Ja, er ist wirklich nett und anständig. Wir sollten mal zu viert ausgehen. Was macht die Arbeit?“, fragte Charly.
„Ich hab während der Fahrt ein wenig arbeiten können, also ziemlich gut. Wir spielen ein bisschen mit dem Feuer wenn wir mit besten Freunden ausgehen, oder?“, erkannte Sloan.
„Ja, sie doch auch, wir müssen halt vorher schon ausmachen, dass wir unter allen Umständen Freunde bleiben, egal was passiert“, erklärte Charly.
„Charly, du wirst immer meine beste Freundin sein, da kommt kein Kerl dazwischen, versprochen“, versprach Sloan hoch und heilig.
„Gut zu wissen, trotzdem hast du ein Geheimnis mit Paxton, in das du mich nicht einweihst, aber ihr müsst eure kleinen Geheimnisse haben, das ist schon okay, Nolan wird es mir schon erzählen, ich hab im Bett so meine Tricks, da redet jeder Kerl“, entgegnete sie schmunzelnd.
„Das Geheimnis wirst du nicht aus ihm rauskitzeln, versprochen“, konterte Sloan breit grinsend.
„Du bist so fies“, murmelte Charly und ging in die Küche. Sloan ging ihr hinterher.
„Ich würd’s dir sagen, aber ich kann nicht“, bat Sloan, mit der Fragerei aufzuhören, während sie sich Kaffee einschenkte.
„Du hast mir noch nie was verschweigen können, Sloan“, entschied Charly.
„Das muss ich dir aber verschweigen, tut mir leid, hör jetzt bitte auf damit“, bat sie plötzlich ernst.
„Pax ist doch kein CIA-Agent, oder?“, fragte Charly weiter.
„Charl‘, er trägt Sweater!“
„Auch wahr, ich krieg’s schon aus dir raus, versprochen. Schaff schön weiter und viel Spaß heut Abend“, konterte sie und ging mit dem Kaffee an den Lippen wieder aus der Küche.
„Man, ich kann’s dir nicht sagen, meine Süße, aber würde es ja so gern machen“, murmelte sie vor sich hin und trank nachdenklich an den Tresen gelehnt ihren Kaffee.
 
In einem schicken Kleid und hohen Schuhen öffnete sie ihrem Freund an diesem Abend die Tür. Er trug einen schicken Anzug und sauber geputzte Schuhe.
„Hat dich einer deiner Zaubertricks in einen Armani-Laden fallen lassen?“, fragte sie erstaunt über sein Aussehen.
„Ich hab ne neue Verkleidung für ne neue Aufgabe“, entgegnete er geheimnisvoll und küsste sie kurz.
„Ist das die Überraschung, die du erwähnt hast?“, fragte sie schmunzelnd.
„Lass uns erst mal gehen, dann erzähl ich es dir im Restaurant“, erklärte er, nahm ihre Hand und ging mit ihr zum Taxi, das ihn hergebracht hatte.
„Du brauchst nen neuen Wagen, ganz eindeutig“, schmunzelte sie.
„Na ja, befördert worden bin ich nicht, deshalb kann ich mir momentan kein Auto leisten, ich kauf mir morgen ein Fahrrad und fahr damit zur Arbeit“, erklärte er.
„Nein, das kannst du doch nicht machen, ich leih dir das Geld für nen Gebrauchtwagen“, versprach sie und stieg ein.
„Nein, das kann ich nicht annehmen“, entschied er und stieg auch ein.
„Ich hab ziemlich viel Geld gespart, ich verdien ziemlich gut aber geb kaum was aus. Du zahlst es mir zurück, wenn du kannst. Ich weiß, du zahlst es mir zurück, denn ich kenn deine Geheimnisse“, schmunzelte sie.
„Danke, ich zahl’s dir zurück, versprochen. Dafür führ ich dich heute ganz edel aus“, versprach er und sie fuhren zu einem feinen Restaurant.
„So, wir sitzen, was ist die Überraschung?“, fragte sie neugierig, als sie im Restaurant am Tisch saßen.
„Als wir gestern Abend heimgekommen sind, hatte ich doch was zu erledigen. Der Zauberrat hat mich zu sich gerufen. Erst dachte ich, dass ich ziemlich Ärger kriege, wegen den vielen Morden und so, aber dann haben sie mich befördert. Ich gehör jetzt zu ihnen, diese ganzen Aufgaben, die ich zu bewältigen hatte waren nur Tests, um zu sehen, ob ich das Zeug dazu habe und das hab ich“, erkannte er mit einem Grinsen.
„Das ist toll, gratuliere. Sollten wir hier so offen darüber reden?“, fragte sie und sah sich um.
„Das ist ein Restaurant von uns, wir sind hier frei und ungebunden. Meine Kollegen möchten dich auch kennenlernen“, erklärte er und plötzlich erschienen die anderen Männer in Anzügen an ihrem Tisch und erschreckten sie furchtbar.
„Man, könnt ihr keine Geräusche machen?“, murmelte sie.
„Verzeih uns, wir waren nur so neugierig auf dich“, erklärte einer der Zauberer.
„Äh, ja, okay“, war sie unschlüssig, was sie darauf antworten sollte.
„Du hast es ihr noch nicht gesagt, oder?“, fragte ein Zauberer, Paxton.
„Bis jetzt ist das noch nicht bestätigt. Okay, lasst es mich erklären. Es gibt ein Gerücht in unserer Welt, dass ein Mensch jeder Generation als Bindeglied zwischen euer und unserer Welt dienen kann. Wir denken, dass du es bist“, erklärte Paxton ihr.
„Was heißt das genau?“, fragte sie verwirrt.
„Mehr weiß ich auch nicht, aber wie ich sie kenne, gibt es ein Ritual um das herauszufinden“, erklärte er und einer der Zauberer nickte.
„Ich muss dafür aber nicht nackt in einem Pentagramm mit Blut übergossen werden, oder?“, fragte sie sie skeptisch.
„Nein, aber ein bisschen Blut brauchen wir von dir schon“, entgegnete der Zauberer.
„Lasst ihr uns vorher erst mal in Ruhe essen? Das wär echt lieb“, bat Paxton und die Männer verschwanden wieder.
„Entschuldige, sie sind etwas aufdringlich, lass uns bestellen“, entschuldigte sich Paxton.
„Was war das gerade?“, fragte sie verwirrt.
„Tut mir leid, das war so ne Idee von mir, weil du mit allem hier so gut klarkommst, man muss schon zu einem bestimmten Menschenschlag gehören um mit Zauberern klarzukommen, sagen zumindest meine Freunde, aber die sind ja alle aus meiner Welt“, erklärte er.
„Sagtest du grad alle, auch Nolan?“, fragte sie nach.
„Man, das wollte ich dir eigentlich nicht sagen, aber du weißt ja schon das Meiste. Nolan ist ein Medium, er kann Gedanken lesen und mit Toten sprechen und so, wir kennen uns dadurch, er hat mir gesagt, dass meine Mutter mir noch was sagen muss, nachdem sie schon tot gewesen war, das ist jetzt nen paar Jahre her. Seit dem sind wir beste Freunde. Er hat mich auch wieder mit meinem Vater zusammengeführt, der mir noch mehr von meiner Familiengeschichte erzählen konnte, was ich noch nicht gewusst hatte. Bitte sag Charly nichts davon, er mag sie wirklich gern, aber sie wird es nicht verstehen“, bat er.
„Es ist wirklich schwierig, ihr nichts zu sagen, wir sagen uns sonst auch alles, aber ich mach es nicht, versprochen“, erklärte sie.
„Danke, ich weiß wie schwer das für dich ist. Was willst du trinken?“, fragte er mit besorgter Stimme.
„Ein Wasser erst Mal, ich geh mich mal kurz frischmachen, bin gleich wieder da“, erkannte sie, stand etwas ruckartig auf und ging zu den Toiletten. Doch auf dem Weg dorthin, bekam sie Panik und eilte durch den Notausgang. Dort stand ein kleiner Kerl und rauchte.
„Na, ist das Date so mies?“, fragte der Kerl keck.
„Äh, nein, ja, keine Ahnung, krieg ich eine?“, fragte sie.
„Normalerweise schon, aber Sie rauchen nicht“, konterte der Kerl nur.
„Woher wissen sie das? Ach, Sie sind auch ein Hellseher, was?“, wollte sie wissen.
„Nein, wir Trolle sind nur gute Zuhörer, keine Hellseher und Sie sind viel zu hübsch für eine Raucherin. Lassen Sie mich raten, 50% Elfe, 50% Mensch?“, musterte der Kerl sie.
„Eher 100% Mensch und Sie sind ein Troll, sehr erfreut. Ich muss jetzt los“, hatte sie es eilig.
„Warten Sie, vor wem laufen Sie davon?“, wollte er sie aufhalten.
„Sie scheinen ein netter Kerl zu sein und alles, aber das geht Sie kaum was an. Schönen Abend noch“, erwiderte sie und ging ein paar Schritte.
„Paxton ist der Richtige für Sie, Sie müssen es nur zulassen“, rief der Kerl ihr plötzlich entgegen.
„Nur ein guter Zuhörer, was?“, fragte sie und kam zurück.
„Ich bin nen guter Freund von ihm, er hat mir nen Bild von Ihnen gezeigt, er hat so einen Abgang nicht verdient“, konterte er ernst.
„Sie verstehen das nicht, ich kann das nicht“, entschied sie.
„Ja, der ganze Druck eine Außerwählte zu sein und so, das kann eine Normalsterbliche mal durcheinander bringen“, entschied er.
„Nicht Sie auch noch, ich bin kein Bindeglied zwischen den Welten, bis vor zwei Wochen hab ich noch über jeden gelacht, der an so was geglaubt hat“, entschied sie.
„Aber jetzt glauben Sie daran“, erklärte er.
„Ich hüpf mit nem Zauberer in die Kiste und red grad mit nem Zwerg, also schon ein wenig“, erkannte sie.
„Ich bin ein Troll, Missy!“
„Sorry!“
„Kann passieren, aber wenn Sie bald als Allianz zwischen uns vermitteln, müssen Sie lernen, uns auseinander zu halten“, entschied er.
„Bis jetzt ist das ja noch nicht raus, das wird der Rat entscheiden“, erkannte sie.
„Ja, dafür brauchen wir aber noch dein Blut“, hörte sie plötzlich eine Stimme und ein Zauberer erschien vor ihr.
„Verdammt, ich bind euch echt nen Glöckchen um, ihr seid ja schlimmere Blutfanatiker als die Vampire, muss ich verletzt werden für das Blut?“, fragte Sloan und stellte sich breitbeinig vor den Zauberer.
„Menschen und ihr Irrglaube, eine Ampulle Blut reicht völlig“, entschied der Zauberer und zog eine Spritze hervor.
„Dann los, dass ich endlich mit meinem Freund essen kann“, gab sie nach und er nahm ihr Blut ab. Dabei fiel der Troll in Ohnmacht.
„Was ist mit ihm?“, fragte sie und kniete sich zu ihm.
„Die Bediensteten können kein Blut sehen, der wacht schon wieder auf, gehen Sie wieder rein“, entschied der Zauberer, aber Sloan zog ihre Strickjacke aus und legte sie dem Troll unter den Kopf.
„Sie sollten sich nicht mit denen abgeben, es gibt auch Schichten bei unsereins, das werden Sie lernen, wenn Sie erst mal mit einem Ratsmitglied verheiratet sind“, erwiderte der Zauberer.
„In unserer Welt gibt es keine Untergebenen mehr, wenn ich wirklich mit Ihnen zusammenarbeiten sollte, müssen Sie das von mir übernehmen“, entschied sie ernst und tätschelte dem Troll die Backen.
„Hey Kleiner, wachen Sie auf, das war nur Blut“, weckte Sloan den Troll sanft und der lächelte sie an, als er sich in ihren Armen vorfand.
„Meine irische Granny hatte Recht, Engel sind wunderschön“, murmelte er benommen.
„Das ist nicht der Himmel, tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, Sie liegen immer noch auf dem Boden des siffigen Hintereingangs“, erklärte sie und half ihm hoch. Naserümpfend verschwand der Zauberer.
„Man wird arrogant, wenn man das Sagen hat, bewahren Sie Ihren Freund davor. Mir geht’s schon besser, gehen Sie zurück zu ihm, er wundert sich sicher, wo Sie stecken“, erklärte der Troll und rappelte sich auf.
„Ja, das sollte ich, ich werde verhindern, dass Sie wie Bürger zweiter Wahl angesehen werden, wenn ich wirklich diejenige bin, die sie suchen“, erkannte sie und huschte wieder hinein.
 
Paxton packte sein Smartphone weg, als er Sloan wiederkommen sah. Er hatte sie beobachtet und war sich nun ganz sicher, dass seine Kollegen Recht mit ihr hatten.
„Hey, du warst ja ne Weile weg, alles klar?“, fragte er und lächelte sie an.
„Mir ist grad schlecht geworden und ich hab draußen durchgeatmet. Hast du schon bestellt?“, fragte sie.
„Nein, ich hab auf dich gewartet, sonst alles klar bei dir?“, fragte er und sie setzte sich wieder hin.
„Ja, alles bestens, lass uns bestellen“, erkannte sie und so bestellten sie.
 
Nach dem Essen machten sie einen romantischen Spaziergang durch die Stadt und Paxton konnte gar nicht seine Augen von ihr lassen.
„Weißt du eigentlich, wie wunderschön du bist?“, fragte er verliebt und küsste ihre Hände.
„Kleiner Schleimer, aber danke. Ich fühl mich heute auch irgendwie wie eine Prinzessin, ich bin so froh, dass ich mich wieder an alles erinnere. Das waren die unheimlichen Männer in den Anzügen, oder? Sie haben mir mein Gedächtnis wiedergegeben“, stellte sie zufrieden fest.
„Ja, ich hab sie darum gebeten, ich wollte nicht mehr ohne dich leben und es gibt niemand anderen mit dem ich das hier und heute feiern wollen würde. Ich liebe dich, Sloan“, gestand er.
„Man, das kam jetzt überraschend, du kennst mich doch gar nicht“, stotterte sie und ging einen Schritt zurück.
„Tut mir Leid, natürlich, das war nur, was ich grade gefühlt habe, das ist viel zu früh, ich weiß, das war ja auch unser erstes offizielles Date. Ich werde uns nen Taxi holen und dich heimbringen“, entschuldigte er sich höflich.
„Nein, der Abend muss noch nicht zu Ende sein, das hat nur noch niemand zu mir gesagt, das hat mich überrumpelt. Das war das Schönste was ich je gehört habe“, erwiderte sie und küsste ihn sanft. Paxton drückte sie sanft gegen eine Häuserwand und küsste sie leidenschaftlich weiter, bis Sloan ihn wegdrückte.
„Was ist? Kriegst du keine Luft mehr?“, fragte er schmunzelnd und küsste ihren Hals herunter.
„Die unheimlichen Männer sind zurück“, sagte sie nur und er drehte sich um.
„Verzeih unsere Störung, wir haben Ergebnisse“, erklärte einer der Zauberer.
„Man, jedes Krankenhaus könnte eure schnelle Blutanalyse gebrauchen, also?“, fragte Sloan und kam zu ihnen hin.
„Dieses Armband wird von Generation zu Generation weitervererbt und wurde zuletzt von einer mutigen Frau getragen, die mit einem Vampir verheiratet war. Deine Aufgabe wird jetzt sein, die Balance zwischen den Welten aufrechtzuerhalten, bis du von dieser Erde gehst“, erklärte der Zauberer mit großen Gesten und überreichte ihr ein Goldarmband.
„Ich steh nicht so auf Schmuck, nein danke“, war sie etwas überrumpelt.
„Das war kein Angebot, das ist jetzt Ihre Aufgabe“, erkannte der Zauberer mit ernstem Ton.
„Der Ton gefällt mir gar nicht, Mister, ich bin keine Zwergen-Angestellte, die Sie rumschupsen können, ich lass mich nicht drängen. Paxton, ich möchte jetzt nach Hause, bitte, forderte sie streng.
„Sicher, gehen wir“, zögerte er nicht und brachte seine Freundin weg.
„Du kriegst ziemlich Ärger für das, was du gerade gemacht hast, oder?“, fragte Sloan, als sie mit zittrigen Händen mit ihm im Taxi saß.
„In meiner jetzigen Position nicht, nein, keine Sorge. Du bist es also“, schlussfolgerte er.
„Ja, scheint so. Ich kann das nicht“, gestand sie.
„Ich werde dir dein ganzes Leben bei dieser Aufgabe beistehen“, versprach er.
„Hast du mir nicht zugehört, ich kann das nicht machen“, entschied sie.
„Du wirst kaum eine andere Wahl haben, Schätzchen, es ist deine Bestimmung“, erkannte er schmunzelnd.
„Ich werde kein Angestellter von irgendeinem Zauberer“, tönte sie.
„Wer sagt denn so was? Du wirst in unserer Liga spielen, nicht bei den anderen“, versprach er.
„Die andren sind genauso gut wie wir auch, ich stimme dem nur zu, wenn diese Zwei-Klasse-Gesellschaft endgültig ein Ende hat. Es werden Trolle als Ratsmitglieder zugelassen und auch alle anderen Kreaturen, die es so gibt“, entschied sie mit starker Stimme.
„Du kannst das veranlassen in deiner Position, das verspreche ich dir“, erklärte er.
„Woher weißt du das alles? Du hast bis gestern doch nicht mal gewusst, dass es so was wie mich gibt“, entgegnete sie.
„Ich konnte letzte Nacht nicht schlafen und hab recherchiert, es gibt einiges über deinesgleichen zu lesen. Deine Vorgängerin war Rufus‘ Mutter, mein Vampirfreund, von dem ich dir erzählt habe. Er wird dir sicher einiges beibringen können. Dieser Weg ist für dich bestimmt, schon wegen der Tatsache, dass du dich so für meine Freunde einsetzt“, erklärte er.
„Mein ganzes Leben ist ne lange Zeit“, dachte sie laut nach.
„Nicht, wenn du es mit mir verbringen kannst“, entschied.
„Das sollte jetzt bitte kein Heiratsantrag sein, denn mehr Überraschungen von deinesgleichen vertrag ich heute nicht“, entgegnete sie.
„Nein, so verrückt bin ich dann doch nicht. Das ist nur ein Versprechen“, entschied er.
„Ich muss aber jetzt nicht komische Roben tragen und lateinisch lernen, oder?“, fragte sie und er schüttelte grinsend den Kopf.
„Okay, dann bin ich halt eure Allerheilige, aber ich werde weiterarbeiten, das ist mal sicher“, gab sie nach.
„Das würd ich dir auch raten, denn das was wir da machen wird nicht bezahlt“, konterte er.
„Man, noch so was, was ich Charly verheimlichen muss, oder?“, stellte sie fest.
„Sieht so aus. Es ist eine riesige Bürde, aber ich helf dir da durch. Das hab ich schon zu oft gesagt, oder? Aber es stimmt. Wie wär’s, wir machen uns noch nen schönen Abend und morgen gehen wir zusammen zu meinen Kollegen und verkünden deinen Beitritt?“, fragte er säuselnd.
„Können die Männer in deine Wohnung kommen?“, fragte sie.
„Nein, nicht mehr, seit ich einer von ihnen bin. Dann fahren wir zu mir“, schmunzelte er und bat den Fahrer eine andere Route einzuschlagen.

Fünfzehntes Kapitel


Während ihrer ganzen Arbeitszeit spielte Sloan zwei Tage später mit ihrem neuen Schmuckstück herum. Sie hatte die Nacht zuvor ihre „Weihe“ erhalten, wenn man das so nennen konnte. Sie war jetzt offiziell ein Teil dieser magischen Geschichte, die ihre Mutter nur aus Büchern kannte. Sie wollte an diesem Abend ihren Eltern Paxton vorstellen und war sichtlich nervös.
„Hey, Kleines, nen Geschenk von Paxton?“, fragte Charly, als er an ihr vorbeikam und sie aus ihren Gedanken riss.
„Häh?“, fragte sie und sah sie an.
„Das Armband, ist ziemlich teuer gewesen, oder?“, fragte Charly.
„Ja, das ist nen Geschenk von ihm und ich hab keine Ahnung, was es gekostet hat, er hat es mir gestern Abend gegeben und mir gesagt, dass er mich liebt“, erkannte sie glücklich.
„Er verliert keine Zeit, was? Ich freu mich für dich. Und heute ist das große Treffen mit deinen Eltern?“, fragte sie.
„Woher weißt du?“
„Du machst das immer so, Kleines, du sagst es ihnen erst, wenn es ernst wird und das ist eindeutig ernst. Mit Nolan läuft es auch sehr gut, er liest mir jeden Wunsch von den Lippen ab, das ist fast unheimlich“, erklärte sie.
„Wir haben wohl beide den richtigen gefunden, das ist wunderbar. Kommst du heut Abend auch zu uns? Dann kannst du etwas als Puffer zwischen Paxton und meinen Eltern wirken“, bat sie.
„Sorry, ich geh heut mit Nolan ins Kino, aber das packst du schon. Schreib mir ne SMS, wenn du wieder zu Hause bist und berichte mir, wie’s gelaufen ist. Ich werde heut Nacht vermutlich bei Nolan bleiben, ist unser drittes Date. Ihr habt das ja schon hinter euch, mehrmals nehm ich an. Wie auch immer, ich freu mich drauf. Ich krieg sicher nicht so was Tolles geschenkt“, erwiderte Nolan und ging in die Pausenküche.
„Wenn du wüsstest“, murmelte Sloan und wendete sich wieder ihrer Beschreibung eines Toasters zu.
 
„Denk dran, kein Zaubern während wir bei ihnen sind, meine Mutter hat schon so’n sechsten Sinn was das alles angeht, sie muss nicht noch mit der Nase drauf gestoßen werden“, bat Sloan, als sie an diesem Abend mit Paxton vor der Haustür ihrer Eltern stand.
„Es wird keinen Grund für mich geben, zu zaubern, sei nicht so nervös“, schmunzelte er und nahm ihre Hand, als sie klingelte.
„Da seid ihr ja, wir haben schon auf euch gewartet, kommt rein“, öffnete Eloise ihnen die Tür.
„Mrs Cromwell, schön Sie kennenzulernen“, stellte Paxton sich höflich vor.
„Ganz meinerseits, wir dachten schon, unsere Tochter würde allein sterben“, begrüßte Eloise ihn mit einer herzlichen Umarmung.
„Danke, Mum, das wollte er jetzt sicher wissen“, grummelte sie peinlich berührt.
„Jetzt ist es ja nicht mehr so, oder? Sie scheinen ein anständiger junger Mann zu sein, was sind Sie denn von Beruf, Junge?“, fragte Eloise und führte sie ins Wohnzimmer.
„Ich weide Nutten aus und lasse sie im Meer verschwinden“, sagte er plötzlich und Sloan sah ihn entsetzt an.
„Und er hat den gleichen schwarzen Humor wie meine Tochter, wie ich sehe. Sie sind doch Lehrer, oder?“, fand das Eloise komischerweise amüsant.
„Bringen wir diese unangenehme Stille gleich mal hinter uns, mögen Sie mich, oder nicht? Wenn nicht, muss ich Ihnen sagen, ich mag Ihre Tochter und mir ist das ist ziemlich egal und wenn ja, freu mich hier zu sein“, machte er mit seinen Sprüchen weiter.
„Sie sind nen Mann im beten Heiratsalter, Sie haben keine Altlasten und nen guten Job, willkommen in der Familie, Sohn“, entschied ihr Vater und ihr blieb der Mund offen stehen.
„Ich brauch erst mal nen Bier“, murmelte sie und ging an den Kühlschrank ihrer Eltern.
„Wir haben kein Bier kaltgestellt, tut mir leid“, bemerkte ihre Mutter.
„Habt ihr wenigstens im Nebenraum was?“, fragte sie Augenrollend.
„Ich hol es, wollen Sie auch?“, fragte Paxton ihre Eltern höflich.
„Sicher, vielen Dank“, bedankte sich Eloise und Paxton ging in den Nebenraum. Als er zurückkam, drückte er allen ein eiskaltes Bier in die Hand.
„Was hab ich dir über die Sache gesagt?“, zischte Sloan, die gemerkt hatte, dass er wieder gezaubert hatte.
„Ich hab nicht gezaubert, stand wohl in einer kalten Ecke“, erklärte Paxton cool.
„Ach so, dann entschuldige“, erwiderte Sloan und machte ihr Bier auf.
„Kann passieren. Hier ist Ihr Bier, Mrs Cromwell“, erkannte Paxton und gab das Bier an Eloise weiter.
„Eloise, bitte, sollen wir den ganzen Abend so tun, als wären wir normale Menschen oder können wir offen reden?“, fragte Eloise plötzlich, als sie Paxtons Hand berührt hatte.
„Mum, bitte lass deine Spinnereien heute Abend, bitte“, bat Sloan.
„Sie sollte langsam akzeptieren, dass es unsere Welt gibt, wenn sie ein Bindeglied zwischen den Welten sein will“, schlussfolgerte Eloise.
„Von was redest du da? Klärt mich mal einer auf?“, fragte Sloan verwirrt.
„Ich hab gespürt, dass er gerade gezaubert hat, meine Benji-Gene sind ziemlich sensibel auf Magie eingependelt und du weißt inzwischen, dass es diese Welt gibt, ich hab deinen Armreif gesehen“, entgegnete Eloise.
„Sie sind eine Todesfee? Heilige Maria Mutter Gottes, verzeihen Sie meine Dreistigkeit, kommt nicht wieder vor“, war Paxton plötzlich furchtbar kleinlaut.
„Kein Problem, Junge, ich hab noch niemanden gekillt wegen seiner frechen Klappe, vor allem keinen Zauberer, das würde echt Ärger mit dem Zauberrat geben. Man, dir hat keiner gesagt, was du bist, oder?“, fragte Eloise und sah in das versteinerte Gesicht ihrer Tochter.
„Du bist eine Benji, Schatz, einer der mächtigsten magischen Wesen unserer Welt“, erklärte Paxton und Sloans Knie wurden weich. Sie kannte den Benji-Mythos von ihren irischen Vorfahren und hatte das immer für Humbug gehalten. Jetzt erzählte ihre Mutter ihr, dass sie auch eine war.
„Ich brauch jetzt glaub ich einen Selbstgebrannten von Onkel Stewie. Der ist auch eine Benji, nehm ich mal an?“, versuchte sie zu verstehen.
„Männer können keine Benjis sein, das ist eine Gabe die nur den Frauen vorbehalten ist. Mal schauen, wo ich den Whiskey habe“, erkannte Eloise und ging zu ihrem Alkoholschrank. Sie war noch nicht ganz dort angekommen, da war ihre Tochter schon im Arm ihres Freundes ohnmächtig geworden.
„Das war wohl ein bisschen viel für sie, legen Sie sie auf Sofa, bitte“, bat Eloise und Paxton lud sie auf seine Arme und trug sie aufs Sofa.
„Sie hat grad erst verkraftet, was ich bin und jetzt muss sie erfahren, dass sie auch dazu gehört. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass sie besonders ist, ich hab das immer auf meine Gefühle für sie geschoben, aber eine Benji, man, das sprengt alles. Soll ich sie wieder aufwecken?“, fragte Paxton, der auch sehr überrascht war.
„Nein, lassen Sie sie schlafen. Sie sind auch ziemlich mächtig, das spüre ich. Ich bin froh, dass sie es jetzt weiß, ich wollte es ihr so lang sagen, wusste aber nicht wie. Gut, dass sie Sie gefunden hat, Sie können ihr alles erklären“, erklärte Eloise.
„Das können Sie vergessen, dass ich Ihre Aufgabe übernehme, Sie sind ihre Mutter, das machen schön Sie. Wenn ich gewusst hätte, wer sie ist, wäre das alles mit ihr viel leichter gewesen. Hey, sie wacht auf“, erkannte er und Sloan blinzelte ins grelle Licht der Neon-Leuchte.
„Hey Süße, na, wieder da?“, fuhr er ihr sanft mit der flachen Hand über ihre Wange.
„Was ist passiert?“, murmelte sie benommen.
„Du bist umgekippt, war wohl etwas viel für dich. Setz dich auf“, bat er und zog sie hoch.
„Hast du es gewusst, hast du gewusst, dass ich eine tödliche Sirene bin?“, fragte sie weinerlich.
„Nein, ehrlich nicht, ich hätte dich nicht so oft so wütend gemacht, wenn ich das gewusst hätte“, schmunzelte er.
„Ich glaub dir nicht, momentan will ich nur noch allein sein. Tut mir leid, ich muss weg“, erwiderte sie, schnappte ihre Tasche und torkelte aus dem Haus.
„Ich geh ihr hinterher“, entschied Paxton besorgt.
„Nein, lass sie allein, sie muss ihre Gedanken allein sammeln. Ich hab immer noch nen Auflauf im Ofen, hast du Hunger?“, fragte Eloise und führte ihn in die Küche.
 
Währenddessen waren Nolan und Charly im Kino wild am knutschen, bis sie bemerkten, dass sich jemand neben sie gesetzt hatte.
„Lasst euch nicht stören, ich will nur auch den Film sehen“, hörte Charly ihre beste Freundin flüstern.
„Sonst geht’s dir gut, oder?“, flüsterte Charly genervt zurück.
„Ich muss mit dir reden“, entschied sie.
„Süße, ich bin hier grad auf nem Date und will den Film sehen“, murrte Charly.
„Bitte, nur fünf Minuten, du weißt doch gar nicht um was es in dem Film geht“, bat Sloan.
„Warte draußen, ich komm zu dir“, murmelte Charly nicht begeistert und Sloan ging wieder raus. Als Charly etwas genervt aus dem Kinosaal kam, saß Sloan in sich gesackt mit dem Kopf gesenkt auf einer Treppe.
„Was ist los, Süße?“, fragte sie etwas sanfter.
„Es ist alles eine Farce, mein ganzes Leben ist eine Farce“, murmelte Sloan durcheinander.
„Das klingt ja gar nicht gut, das Essen mit deinen Eltern lief wohl nicht so gut, was?“, fragte sie und setzte sich zu ihrer Freundin hin.
„Ich kann es dir nicht sagen, aber du bist die einzige, mit der ich darüber reden will“, bemerkte Sloan weinerlich.
„Dein Geheimnis schon wieder. Okay, dann erzähl mir davon, ohne das Geheimnis dabei zu erwähnen“, schlug Charly vor.
„Okay, ich versuch’s mal. Ich habe gerade was über mich erfahren, was ich schon lange hätte erfahren sollen, aber es hat sich keiner getraut hat, es mir zu sagen. Und ich glaube, Paxton hat es auch gewusst und lügt mich jetzt an“, entgegnete sie.
„Denkst du wirklich, dass er dich anlügt?“, fragte Charly und zog Sloans Kopf auf ihren Schoß.
„Er ist so cool mit der Information umgegangen, ich spüre das einfach. Mehr kann ich nicht dazu sagen. Warum stehst du immer zu mir, obwohl ich dich darüber im Dunkeln lassen muss was ich weiß?“, fragte Sloan weinend.
„Das machen beste Freundinnen doch so, nicht wahr? Du sagst es mir, wenn du dazu bereit bist, oder niemals und das mit deinen Eltern, du bedeutest ihnen alles und das ist alles, was ich wissen muss“, erklärte sie, küsste sie auf die Stirn und stand wieder auf.
„Und jetzt lass mich diesen Kerl flachlegen, denn ich hab heut Abend festgestellt, wie nötig ich es habe“, schmunzelte sie, tätschelte ihr auf den Kopf und ging wieder in den Kinosaal.
 
„N’Abend Ralph, machst du mir nen Guinness?“, fragte Paxton, als er spät an diesem Abend in die Kneipe kam.
„Geht das auf eine Rechnung mit Sloans Bieren?“, fragte Ralph und zapfte ihm das Bier.
„Kommt darauf an, wie viele sie schon hatte. Wo ist sie?“, fragte Paxton.
„Da hinten im Eck und sie hat mehr getrunken als ich je eine Normalsterbliche trinken sehen habe“, erklärte Ralph und gab ihm das Bier.
„Ist sie mit dem Wagen da?“
„Ich bin nicht Nol‘ ich kann nicht hellsehen, keine Ahnung“, entschied Ralph.
„Gib das Bier dem Kerl da hinten im Eck und ich zahl die Rechnung wenn ich zurückkomme“, erklärte er und ging ohne das Bier zu seiner Freundin.
„Na, willst du meinen Guinness-Rekord brechen?“, fragte Paxton liebevoll, als er sich zu der fast bewusstlosen Sloan setzte.
„Ich mag überhaupt kein Bier“, murmelte sie nur.
„Ich eigentlich auch nicht, aber das ist das günstige hier. Komm, lass uns nach Hause gehen“, erkannte er und stützte sie auf seine Schulter.
„Ich will meine Eltern heute nicht mehr sehen“, entgegnete sie und sah ihn mit glasigen Augen an, als er an die Bar ging.
„Deine Eltern schlafen sicher schon, du bist schon ne Weile hier. Ich bring dich zu dir nach Hause, du musst morgen wieder arbeiten“, erklärte er und lud sie mitten auf dem Tresen ab, während er seine Kreditkarte aus dem Geldbeutel zog.
„Pax, du bist zwar jetzt ein Ratsmitglied und so, aber wir haben Hygienevorschriften“, murmelte Ralph nicht sehr erfreut.
„Margin“, entschied er cool und Sloan schwebte wie eine eiserne Jungfrau ein paar Meter über dem Tresen.
„Besser so? Ich kann hier doch mit Karte bezahlen, oder? Das hab ich bis jetzt noch nicht müssen, ich bin sonst immer von Nolan eingeladen worden“, erkannte er.
„Du bist schon so’n kleiner Angeber, oder? Ja, du kannst mit Karte zahlen, komm gleich zurück“, entschied Ralph kopfschüttelnd und Paxton nahm Sloan wieder auf die Arme.
„Ich fliege“, murmelte sie benommen.
„Immer noch schweben, meine Süße. Keine Sorge, ich hab ein altes Hausmittel im Kopf, was ich dir morgen früh zusammenbraue, das hilft ziemlich gut gegen Alkoholvergiftung, glaub mir, ich weiß von was ich rede. Ralph, kommst du dann mal mit meiner Karte wieder? Ich bin nicht Hulk Hogan und sie ist keine Elfe“, rief er nach hinten und Ralph kam wieder an die Bar.
„Ja, zu Befehl, Meister“, murrte Ralph und knallte ihm die Plastikarte hin.
„Tut mir leid, Ralph, wollte nicht herrisch klingen, war nur nen langer Tag und meine Kleine muss ins Bett. Danke, dass du dich um sie gekümmert hast“, bedankte sich Paxton höflich und trug sie aus der Kneipe. Während er sie auf den Armen trug, suchte er in ihren Taschen nach ihrem Autoschlüssel.
„Nicht jetzt, Schatz, ich bin nicht in Stimmung“, murmelte sie.
„Ich auch nicht, keine Sorge. Da sind sie ja“, erwiderte er und zog den Schlüssel hervor, mit dem er das Auto aufschloss und sie auf den Rücksitz legte.
„Keine Sorge, wenn du jetzt kotzt, zahl ich die Reinigung“, schmunzelte er, wischte ihr die Haare aus dem Gesicht, küsste ihre Stirn, stieg ein und fuhr los.

Sechzehntes Kapitel


Ein Summen weckte Sloan Cromwell tags drauf. Sie blinzelte mit einem Auge und sah verschwommen, wie ihr Freund neben ihr sein Handy aufnahm, auf es sah und die Stirn in Falten zog.
„Ich will nur noch sterben“, murmelte sie.
„Morgen, alles klar?“, fragte er liebevoll und streichelte ihren Kopf.
„Sitzen wir in einem Karussell?“, fragte sie benommen.
„Fürchte nicht, dein Anti-Kater-Mittel brutzelt schon auf dem Herd, dir wird es gleich besser gehen. Es ist noch ziemlich früh, keine Sorge, du hast noch etwas Zeit bis du zur Arbeit musst. Nolan hat grad ne SMS geschrieben, daraus werde ich nicht so schlau. Er schreibt nur „Yippie“, kannst du damit was anfangen?“, fragte er.
„Charly hat ihn rangelassen, das ist doch nicht so schwer zu verstehen. Ich muss auf die Toilette“, murrte sie schlechtgelaunt, kletterte aus ihrem Bett und torkelte ins Badezimmer, wo sie sich einige Minuten übergab.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte er amüsiert, als er an die Tür gelehnt eine SMS an Nolan zurückschrieb.
„Sprich mich nicht an, damit wäre mir geholfen“, bat sie nur.
„Du solltest mit deinen Eltern reden“, erkannte er.
„Klappe, Pax“, rief sie und er stieß sich von der Tür ab und ging zurück ins Bett.
 
10 Minuten später kam sie leichenblass aus dem Badezimmer.
„Hier, trink das“, bemerkte er und gab ihr eine Tasse.
„Uh, das riecht ja ekelig, ich hab eigentlich schon alles rausgekotzt, was ich in mir hatte“, murmelte sie.
„Das hilft dir sofort wieder fit zu werden, versprochen“, versprach er und sie nahm einen Schluck.
„Kaffee hast du nicht gemacht, oder?“, fragte sie.
„Doch, klar, aber lass das erst mal auf dich wirken“, bat er und sie trank noch einen Schluck.
„Das ist gar nicht mal so schlecht, was ist da drin?“, fragte sie, als sie es weiter trank.
„Ach, nichts Besonderes, Froschschenkel und Spinnenbeine halt“, erwiderte er und sie spuckte es ihm ins Gesicht.
„Zu früh für Witze, oder?“, fragte er und wischte sich die Brühe aus dem Gesicht.
„Idiot!“, murrte sie und ging wortlos in die Dusche um sich zu duschen.
Als sie wieder herauskam, war er immer noch da.
„Ich hab doch gestern gesagt, dass ich Zeit für mich selbst brauche“, murmelte sie und zog eine Jeans aus ihrem Schrank.
„Aber ich will dich jetzt nicht alleinlassen. Wir müssen darüber reden“, bat er ernst.
„Momentan nicht, nein, geh einfach“, bat sie.
„Klar, wenn du das so willst. Denk immer daran, wir lieben dich“, entschied er und verließ geknickt die Wohnung.
Sloan duschte, zog ihr Arbeitsdress an und ging ganz normal zur Arbeit. Schon während dem Duschen hatte sie bemerkt, wie ihr Kater wesentlich besser geworden war. Sie wollte so sehr Paxton anrufen und ihm danken, doch ihr Stolz hielt sie davon ab.
„Vier Jahre Studium und dann musst du erklären, wie ein Toaster funktioniert, scheiß Gefühl, oder?“, schmunzelte Charly, als sie gutgelaunt zu Sloan an den Tisch kam.
„Was willst du, Charleene?“, fragte sie gereizt und klappte ihren Laptop zu.
„Immer noch keine bessere Laune, Süße?“, fragte Charly.
„Sieht nicht so aus, oder? Könntest du deine „Yippie ich wurde flachgelegt“-Laune bitte in der Küche ausleben und nicht hier?“, bat Sloan und klappte ihren Laptop wieder auf.
„Bitte sag mir nicht, dass du dich von ihm getrennt hast“, bat Charly kopfschüttelnd.
„Ich hab ihn auf die Ersatzbank abgeschoben, sagen wir es mal so. Ich kann ihn momentan nicht um mich haben“, sagte sie nur und tippte weiter.
„Wie du meinst, aber er ist einer von den Guten, denk daran. Ich frag jetzt lieber nicht, was die 17 Voicemails von dir gestern Abend zu bedeuten haben, ich hab dich einfach mal ungehört gelöscht“, konterte Charly und ging Richtung Küche.
„Ich hatte gestern so’n klitzekleinen Schwips, na ja, ehrlich gesagt hab ich mir so richtig die Kante gegeben, du hast hoffentlich keine davon angehört, ich könnte Sachen ausgeplaudert haben, die ich nicht ausplaudern hätte sollen“, ging Sloan ihr hinterher.
„Ich hab sie mir nicht angehört, das waren viel zu viele, keine Sorge. Du trägst sein Geschenk noch, also ist nicht alles verloren“, erwiderte Charly und nahm sich einen Pad um ihn in die Kaffee-Pad-Maschine einzulegen.
„Männer kommen und gehen, doch Gold bleibt bestehen. Ich bin noch mit ihm zusammen, ich brauche nur grade eine Pause“, erklärte sie und lehnte sich an den Tresen.
„Du bist noch keine zwei Wochen mit ihm zusammen, du hast nur Angst, dass das ernst werden könnte“, schlussfolgerte Charly.
„Du weißt nicht mal die Hälfte von allem, klar, ich erzähl es dir ja auch nicht. Lass mich einfach machen“, bat Sloan, stieß sich vom Tresen ab und ging zurück zu ihrem Schreibtisch. Als sie sich an den Schreibtisch gesetzt hatte, bemerkte sie, dass eine Rose auf ihrem Keyboard lag.
„Du gibst nicht so schnell auf, was?“, fragte sie und eine unsichtbare Macht schrieb „Nein“ in die Mitte ihres Dokumentes auf ihrem Display.
„Ich hab keinen Kater mehr, ich danke dir“, bedanke sie sich und ihre Kollegen sahen sie schon komisch an. Sie zog ihr Headset an und tat so, als würde sie telefonieren.
„Ich gebe dir alle Zeit, die du brauchst“, tippte er weiter.
„Danke“, flüsterte sie in ihren Display und ihr Dokument gehörte wieder allein ihr.
 
„Na, Harry Potter, machst du Überstunden?“, fragte Nolan gutgelaunt, als er zu Paxton ins leere Klassenzimmer kam, wo Paxton seine nächste Stunde vorbereitete.
„Normale Lehrertätigkeiten, stör ich dich beim Putzen?“, fragte Paxton und sah Nolan an, der den Wischmobb schwang.
„Nicht wirklich nein, momentan tu ich eher so, als würde ich was tun, ich bin ziemlich ausgelaugt von gestern, was war das eigentlich gestern mit Sloan? Sie hat mir fast die Tour versaut, ich hab ewig gebraucht, um Charly wieder in Stimmung zu bringen“, wollte Nolan wissen.
„Sloan ist ne Benji“, sagte Paxton nur.
„Heilige Scheiße, ich hoffe, du hast sie nicht sauer gemacht, Benjis sind keine Sirenen, die wollen dich nicht in ihr Bett ziehen, die wollen dich einfach nur töten“, war Nolan etwas besorgt.
„Ich versuche sie nicht zu ärgern, sie war heut Morgen ärgerlich genug, aber Gott sei Dank weiß sie nicht, wie sie ihren Schrei ausstößt. Sie hat mich heut Morgen aus ihrer Wohnung geschmissen, obwohl ich sie gestern aus dem WhiteBride geholt hab und ihre Zeche bezahlt habe“, erklärte er.
„Sie braucht ein bisschen Zeit für sich, lass sie einfach. Und ich hab mehr als einmal deine Zeche dort gezahlt, also spiel jetzt nicht den kleinkarierten Beamten der du vorgibst zu sein“, entschied Nolan und wischte hinter ihm den Boden.
„Ich lass sie ja allein, ich hab sie bis jetzt weder angerufen noch sonst noch was getan“, erklärte er und arbeitete weiter.
„Gut, ich find schon heraus wie es ihr geht über Charly. Das läuft übrigens klasse mit ihr, ich hatte noch nie so eine kluge Frau in meinem Bett, sie verbessert mich ständig und ich liebe es“, schmunzelte Nolan gutgelaunt.
„Ja, deine 10 SMS heute haben das schon klargemacht“, entgegnete Paxton ohne aufzusehen.
„Tut mir leid, ich hätte das nicht so extensiv gemacht, wenn ich gewusst hätte, dass du Liebeskummer hast. Ich lass dich dann mal weiterarbeiten“, erwiderte Nolan und ging weiterwischen.
 
Erschöpft saß Sloan an diesem Abend in ihrem Auto. Sie sah ihre müden Augen im Rückspiegel an und plötzlich saß einer der Zauberer auf seinem Rücksitz. Sie fluchte was auf Irisch.
„Ganz schön loses Mundwerk für ne Benji“, schlussfolgerte der Zauber auch auf Irisch.
„Tun Sie das nie wieder“, bat sie wieder in ihrer Sprache und ließ die Zündung an.
„Sie haben heute Abend Ihren ersten Auftrag“, entschied der Zauberer mit ernster Stimme.
„Was bedeutet Auftrag? Ich hab nen langen Arbeitstag hinter mir und ich glaub der Zaubertrank den ich von Paxton hab verliert seine Wirkung“, erklärte sie müde.
„Sie sind jetzt dafür zuständig, da gibt es keinen Feierabend. Ihre Akte“, entschied der Zauberer und gab ihm ne Akte.
„Ich muss wirklich was tun? Ich dachte, das wäre nur so eine Rolle, die ich spielen müsste, ohne irgendwas zu tun“, erklärte sie.
„Falsch gedacht, ich will einen Lagebericht in zwei Stunden im WhiteBride, Sie wissen doch noch wo das ist, oder?“, fragte der Zauberer etwas gehässig und verschwand.
„Man, anscheinend sind alle Zauberer Sarkasten der obersten Liga. Dann schauen wir mal, ein Ehekrach, ist das euer Ernst? Wo ist das denn bitte magisch?“, murrte sie, als sie die Akte las. Doch sie sollte noch ihr blaues Wunder erleben.
Zwei Stunden später saß sie mit einem neuen Kurzhaarschnitt dem Zauberer gegenüber und stattete ihm Bericht ab.
„Sie sind ziemlich gut durchgekommen, Sie hatten sogar Zeit, noch zum Frisör zu gehen“, erkannte der Zauberer und sie schob ihm die Akte hin.
„Sie hätten mir ruhig sagen können, dass er ein Pyromane ist, ich mochte meine Haare eigentlich lang“, entgegnete sie total fertig.
„Äh, das war mir entfallen, Sie haben es ja hingekriegt, danke. Ich komme morgen wieder zu Ihnen mit dem nächsten Auftrag“, schlussfolgerte der Zauberer und verschwand spurlos.
„Man, ich hasse das, sie trinken und zahlen nie die Zeche. Was ist, Prinzessin, wieder nen Guinness heut Abend?“, kam Ralph an ihren Tisch und zog das Guinness-Glas vom Tisch.
„Diesmal nicht, danke, ich sollte dringend ins Bett“, erkannte sie, zahlte ihre Limonade und ging davon.
 
Am nächsten Morgen starrte Charly ihrer Freundin an, bis sie sie bemerkte.
„Wenn du mit mir schlafen willst muss ich dir sagen, das Erlebnis hatte ich auf dem College schon“, konterte sie cool.
„Du hast ne neue Frisur“, stellte Charly fest.
„Ja, und?“ fragte Sloan und fuhr sich über ihren freien Nacken.
„Seid ihr jetzt getrennt?“, fragte Charly.
„Nein, wie kommst du jetzt darauf?“, wunderte sie sich.
„Wegen der radikalen Frisur-Änderung, wollt’s nur wissen“, erkannte sie.
„Es steht in der Schwebe, das weißt du doch, aber ich wollte nur meine Haare schneiden lassen, mehr nicht. Gibt’s sonst noch was anderes was dich beunruhigt?“, fragte Sloan müde.
„Nein, sonst ist alles klar. Kaffee?“
„Nein, danke. Mir geht’s wirklich gut, mach dir doch nicht immer so Sorgen um mich“, bat Sloan und Charly ging kopfschüttelnd in die Küche. Sloan surfte im Internet und versuchte mehr über Benjis herauszufinden und bemerkte nicht, dass Charly hinter ihr stand.
„Was ist eine Benji und warum ist das so interessant für dich?“, sah sie ihr über die Schulter.
„Ich freu mich etwas Zeit mit dir zu verbringen, aber du bist grad etwas anhänglich grade“, konterte Sloan.
„Ich bin nur interessiert an dir. Bist du adoptiert?“, fragte Charly plötzlich.
„Was? Wie kommst du denn darauf? Nein, natürlich nicht, du kennst doch meine Mutter, oder? Wir sehen uns doch verdammt ähnlich“, verstand sie nicht.
„Ich überleg nur ständig was du mir nicht erzählen willst und da du anscheinend irische Geschichte recherchiert dachte ich, es hat was mit deiner Familie zu tun. Du willst es mir immer noch nicht sagen, oder?“, fragte Charly und Sloan schüttelte den Kopf.
„Man, ich weiß nicht, wie lang ich das noch aushalte“, entschied Charly.
„Ich auch nicht, bitte hör jetzt damit auf, du weißt wie ich darüber denke“, bat Sloan traurig.
„Was denkst du, was ich darüber denke, dass meine beste Freundin mir anscheinend essentielles in ihrem Leben verschweigt?“, murrte Charly.
„Materiallager, 10 Minuten“, murmelte sie fast unverständlich.
„Willst du mich verführen? Ich steh da nicht so drauf und bin auch irgendwie vergeben“, konterte sie.
„Komm einfach dahin, bitte“, bat Sloan ernst.
„Ja, okay“, konterte Charly verwundert und ging verwirrt zurück an ihren Arbeitsplatz.
„Was mach ich da, verdammt, was mach ich da. Pax, ich brauch dich jetzt“, murmelte sie und hoffte, dass ihr Liebster ihr wieder magisch auf ihren PC schrieb.
„Du hast es nicht lang ohne mich ausgehalten, was?“, hörte sie plötzlich Pax Stimme hinter sich. Sie war froh, dass sie in einem Büro mit Seitenwänden saß und so nicht so unter Beobachtung stand.
„Okay, das reicht, ihr kriegt jetzt nen Glöckchen um den Hals, allesamt“, murrte sie, die sich wieder zu Tode erschreckte.
„Sorry, Süße, also, warum brauchst du mich so dringend?“, entschuldigte er sich und küsste ihren Kopf sanft.
„Ich werde ihr es gleich sagen, ich kann sie nicht mehr anlügen“, entschied sie mit ernster Stimme.
„Nein, wirst du nicht, du bist für das Gleichgewicht unserer Welten zuständig, deine oberste Aufgabe ist, das Geheimnis zu wahren“, war er nicht begeistert.
„Ich werde es ihr sagen und du wirst zu meiner Glaubwürdigkeit deine Kräfte demonstrieren“, entgegnete sie weiter und er sah, dass es ihr wirklich ernst war.
„Du weißt, was du auf dich nimmst, wenn du sie einweihst, oder?“
„Ich kann es nicht ohne sie, da kommt so viel auf mich zu in nächster Zeit, ich habe gestern meine Haare verkokelt, weil ich bei einem Ehestreit zwischen einem Pyromane und einer Sirene den Mittelsmann spielen musste. Du hast ja nicht mal bemerkt, dass ich jetzt kurze Haare habe. Sie hat das sofort bemerkt und deshalb muss sie im Magie-Team sein“, erklärte sie ihre Absichten.
„Ich hab’s bemerkt, steht dir. Wenn du das wirklich willst, tun wir es, aber ich werde keinen Zauber anwenden, wenn sie es weiß, weiß sie es ihr ganzes Leben“, schlussfolgerte er.
„Ich hab sicher nicht vor, sie vergessen zu lassen, wenn sie es mal weiß, die letzten Wochen waren die Hölle für mich, wir Frauen sind nicht gerade gut in Geheimnissen behalten wie du vielleicht schon bemerkt hast. Wir werden ihr aber nichts über Nolans Kräfte verraten, denn ihre Beziehung wäre schnell beendet, wenn sie wüsste, dass er schummelt“, entschied sie.
„Dann bringen wir’s hinter uns. Sirenen sind übrigens genetisch mit euch Benjis verwandt, falls du das wissen wolltest“, erkannte er.
„Ich hoff mal nur, dass ihre Schreie nicht tödlich sind, denn ich hab gestern einige abbekommen“, erwiderte sie.
„Die sind nur betörend für die Männer, aber nicht tödlich, keine Sorge. Ich hatte mal nen Date mit einer von denen, ich bin drei Tage später in Mexiko in einem Eselstall aufgewacht ohne irgendeine Ahnung, wie ich dahin gekommen bin“, erklärte er.
„Das ist mir auch mal passiert, in den Frühlingsferien während meines Studiums, aber das hatte weniger magische als alkoholische Gründe. Danke, dass du das mit mir machst“, bedankte sie sich und stand auf.
„Es scheint dir sehr wichtig zu sein und du sagst ja immer, sie ist sehr aufgeschlossen was unsere Welt angeht“, erklärte er.
„Ja, ich denke, dass sie das sofort akzeptieren wird“, entgegnete sie und ging mit ihm zum Materiallager, was eigentlich ein etwas größerer Schrank war.
„Ich zerr dich jetzt da rein, dann sieht das so aus, als wollten wir darin Sex haben, anders säh das echt komisch aus“, plante sie und zog ihn an seinem Sweater in die dunkle Kammer.
„Wir könnten auch noch Sex haben, bis sie kommt“, schmunzelte er und begann in der Dunkelheit ihren Nacken zu küssen.
„Eigentlich bin ich ja noch sauer auf dich“, schmunzelte sie und genoss seine Küsse. Als Charly die Tür aufmachte, knutschten sie gerade heftig.
„Wenn ihr nen Dreier plant, sollten wir das nicht auf so engem Raum machen“, war sie verwirrt von dem Bild.
„Sorry, der Rausch der Gefühle. Komm rein“, bat Paxton und sie kam zögerlich hinein.
„Das ist echt verdammt schräg, warum bist du hier, Paxton?“, wunderte sich Charly.
„Charly, wir müssen dir was sagen“, begann Sloan und nahm Charlys Hand in ihre.
„Ihr wollt doch nicht heiraten, oder? Denn das wäre echt verdammt zu früh“, schlussfolgerte Charly.
„Ja, das wär es echt, das wär ja nichts, was ich dir nicht sagen würde. Du hast mich doch gefragt, was ich dir verschweige. Oh man, ist das schwer, es gibt eine andere Welt neben dieser hier, wo die ganzen Sachen aus den Mystery-Romanen Wirklichkeit sind. Ich zum Beispiel bin eine Benji, das ist eine Todesfee aus Irland und Paxton ist ein Zauberer“, erklärte Sloan stockend.
„Gibt es Kabelfernsehen in der Welt in der du lebst?“, fragte sie ungläubig grinsend.

Siebzehntes Kapitel


„Paxton“, bat Sloan und Paxton änderte magisch die Farbe von Charlys Kleid.
„Wie zum Teufel…?“, stotterte Charly und rieb an ihrem Kleid, als würde so die Farbe abgehen.
„Ich bin ein Zauberer, Charly, ernsthaft“, erklärte Paxton.
„Nein, das geht doch nicht, das ist unmöglich“, verstand sie allmählich.
„Es ist so und du darfst niemandem davon erzählen“, entschied Sloan.
„Und du bist eine Benji? Kannst du mich umbringen?“, fragte Charly und zog ihre Hand aus Sloans Hand.
„Nein, ich denke nicht, das würde ich auch nie tun, wie kannst du das nur glauben?“, fragte Sloan entsetzt.
„Tut mir leid, das ist nur etwas seltsam für mich. Die Wunde, die ich an meinem Hals habe ist von einem Vampir, oder?“, wollte Charly wissen.
„Ja, einen Vampirbiss haben wir alle. Es gibt zwei Arten von Vampiren, mein Biss war von einem guten Vampir, eure Vampire waren nicht so freundlich. Aber es gibt gute Jäger, die sich darum kümmern und ich kann das auch sehr gut, ich war es, der euch damals gerettet hat“, erklärte Paxton weiter, während er und Sloan ihre Nackenwunden zeigten.
„Ich wusste es, ich hab irgendwie verschwommen mitgekriegt, dass ihr da wart, ich dachte immer, ich hätte mir das nur eingebildet. Ist Nolan so was wie dein Zaubergehilfe?“, fragte Charly unwissend und Paxton grinste.
„Ja, so in etwa, er ist ein ganz normaler Mensch und eigentlich nur mein bester Freund, aber ich lass mir von ihm ständig Bier holen, also macht das ihn zu so was wie meinem Gehilfen“, erkannte Paxton amüsiert.
„Er hat auch Fähigkeiten, das weiß ich genau, kein normaler Mann kann sich so gut in eine Frau hineinversetzen, was ist er, auch nen Zauberer, oder nen Hellseher?“, wollte sie es aus ihnen herauskitzeln.
„Das Zweite und auch ein bisschen empathisch veranlagt“, gestand Paxton.
„Ich wusste es, der Mistkerl, dem muss ich echt mal die Tour versauen. Ich muss weiterarbeiten, könntest du bitte mein Kleid zurückfärben, ich mag die Farbe echt nicht“, bat Charly und Paxton machte seinen Zauber rückgängig.
„Danke, ich werde euch nicht verraten, keine Sorge. Ihr hättet mir das ruhig früher sagen können, ich komm damit klar. Gehen wir heute Abend zu viert aus?“, fragte Charly gespielt cool, aber man merkte ihr an, dass ihr die Situation unangenehm war.
„Dann ist ja gut, von uns aus schon, ich frage Nolan nachher mal, ob er auch damit einverstanden ist. Bitte lass seinen Kopf dran, ist ja nicht so, als würde er das mit Absicht machen, es passiert einfach“, entgegnete Paxton.
„Aber das nutzt er schon etwas zu sehr aus, keine Sorge, ich bin gnädig. Nolan soll mich mal anrufen, sag ihm aber nicht, dass ich es weiß, ich will ihn heut Abend etwas ärgern“, erklärte sie und verließ den Schrank wieder.
„Ich verschwind dann auch mal, ich sollte eigentlich in meiner Klasse sitzen, ich hab sie erstarren lassen. Wir reden nochmal über das alles hier heut Abend, okay?“, bat er, küsste sie kurz und verschwand.
 
Nolan sagte zu dem Vierer-Date gleich zu, aber er hatte keine Ahnung, was an diesem Abend auf ihn zukam.
Kritisch begutachtete Nolan, wie seine Freundin seinem besten Freund mit ihrem Stöckelschuh am Bein herumrieb. Er bekam ganz komische Eindrücke von ihr, sie dachte ständig daran, mit Paxton Sex zu haben und Paxton grinste sie immer so verdächtig an. Als er es sich eine Stunde mit angesehen hatte, zerrte Nolan, Paxton von seinem Stuhl und drängte ihn in die Herrentoilette.
„Alter, was geht hier ab?“, murrte er und drückte seinen Arm gegen Paxtons Hals.
„Was meinst du denn? Ich tu doch gar nichts“, keuchte Paxton.
„Du hast Sex mit meiner Freundin, du Arsch“, wütete Nolan und drückte fester zu.
„Nol‘, ich hab ne Freundin, wieso zum Henker sollte ich das tun?“, fragte Paxton gespielt unwissend, denn er wusste genau, wie Nolan darauf kam.
„Sie denkt an dich und wie ihr Sex habt, dass kommt doch nicht von ungefähr“, erklärte er laut.
„Das ist nur ihre Fantasie, ich kann’s ihr nicht verdenken, ich hab schon eine gewisse Anziehungskraft auf die Ladies. Man, du magst sie wirklich, was? Ich schlaf nicht mit ihr, ich steh nicht auf Blondinen, wie du weißt“, erkannte er amüsiert.
„Ich glaub dir nicht, verdammt“, fluchte er und Paxton ließ ihn Erstarren.
„Sorry, Kumpel, das wollte ich eigentlich nie bei dir machen, aber ich muss kurz mit deiner Liebsten schimpfen, ich befrei dich gleich“, erwiderte Paxton, löste Nolans Griff und ließ ihn erstarrt stehen. Er verschloss die Tür der Toilettenräume mit einem Zauberspruch und ging zu Charly zurück.
„Was ist los?“, fragte Charly besorgt.
„Dein Freund wollte mich grade umbringen, das ist los. Musstest du mich in deine Racheaktion reinziehen?“, fragte er etwas säuerlich.
„Tut mir leid, ich hab nicht gedacht, dass er so ausflippt, ich kenn ihn wohl nicht so gut, wie ich dachte. Hat er dir wehgetan?“, fragte sie und fuhr über seine rote Stelle am Hals.
„Ich hab eine aktive Kraft, ich hatte es unter Kontrolle, er steht noch stocksteift in der Toilette. Gehst du jetzt bitte zu ihm hin und klärst ihn auf?“, bat er und setzte sich genervt wieder auf seinen Stuhl. Charly stöckelte zu den Männertoiletten.
„Tut mir leid, sie hat nen fiesen Humor, so wie du eigentlich auch. Wir sollten was zu Trinken bestellen, das sollte die Stimmung auflockern“, schlussfolgerte sie und zog die Karte vom Tisch.
„Paxton?“, fragte Charly säuselnd, als sie zu ihm zurückkam.
„Was noch?“, fragte er gereizt.
„Mein Freund ist noch eine Litfaßsäule und in der Toilette eingesperrt“, konterte sie emotionslos.
„Ja, klar, sorry, Reverse, so jetzt ist alles wieder im Lot. Was wollt ihr trinken?“, fragte Paxton, nachdem er seinen Kumpel befreit hatte.
„Mojito für mich, Bier für ihn“, bat sie und eilte wieder zurück.
Als Nolan wieder realisierte, was sein Kumpel da mit ihm gemacht hatte, klebte seine Freundin an seinen Lippen.
„Ein bisschen einbringen könntest du dich bei der Sache schon, war schließlich deine Idee es hier auf der Toilette zu treiben“, erwiderte Charly und begann seinen Hals zu küssen.
„War Paxton noch eben noch hier?“, war er jetzt ganz verwirrt.
„Wenn du mir damit sagen willst, dass du jetzt mit Paxton Sex haben willst, will ich das gar nicht wissen“, erkannte sie und knöpfte sein Hemd auf.
„Nein, ich bin so hetero wie es nur geht, komm her“, konterte er und zog sie in eine Kabine.
15 Minuten später schlürfte Sloan an ihrem Longdrink und Paxton starrte auf die Straße, wo langsam die Straßenlaternen angingen.
„Das wird aber nen langes Gespräch“, erkannte er und sah sie wieder an.
„Die treiben es vermutlich wieder, ich glaub dir, dass du nicht gewusst hast, was ich bin“, gestand sie plötzlich.
„Wusste ich wirklich nicht, ich wusste nur, dass du was Besonderes bist“, erklärte er.
„Schön gesagt. Ich weiß nicht, was ich mit dieser Information anfangen soll, ich will niemandem schaden“, bemerkte sie und er legte seine Hand auf ihre.
„Wenn wirklich rauskommt, dass du die Gabe deiner Mutter geerbt hast, werde ich deine Kräfte versuchen einzudämmen oder zu unterdrücken, ich find da schon nen Spruch, ich brauch nur die Zustimmung des Rates, aber da ich ja jetzt zu den gehöre, wird das kein Problem sein“, erklärte er und sie lächelte matt.
„Danke, vielleicht komm ich darauf zurück. Könnte es sein, dass Charly ihn umgebracht hat?“, fragte sie nicht ganz ernsthaft.
„Dann wär vermutlich längst die Polizei hier. Ich geh sie mal suchen, bestellst du mir noch nen Wasser?“, fragte er und sie nickte, bevor er zu den Toiletten ging.
„Hey Leute, ich weiß zwar nicht, wie viele Vierer-Dates ihr in eurer Beziehungslaufbahn hattet, aber man verbringt ab und zu etwas Zeit mit dem anderen Paar“, erkannte Paxton, der in die Toiletten kam und seine Hände wusch. Als er nichts hörte, drehte er sich um. Sie waren nicht mehr in der Toilette.
„Leute?“, fragte er verwundert und stieß die Türen der leeren Toiletten auf. Dann ging er verwundert zu Sloan zurück.
„Die haben sich verdrückt“, sagte er nur und setzte sich wieder hin.
„Nein, das kann nicht sein, das würde Charly nie tun“, entschied sie skeptisch.
„Also auf den Toiletten sind sie zumindest nicht. Ich ruf sie mal an“, erklärte er und wählte Nolans Nummer. Sein Handy war ausgeschalten.
„Das ist jetzt total komisch, sein Handy ist nie aus, denn der Alarm unserer Schule sendet ein Signal, wenn es einen Einbruch gibt auf sein Handy“, erklärte er und zog die Augenbrauen hoch.
„Ihr Handy ist auch aus, da stimmt irgendwas nicht. Auch wenn sie im Rausch der Gefühle wäre, wäre sie noch zu mir gekommen und hätte Bescheid gesagt, dass sie abhaut“, erklärte sie.
„Ich muss kurz den Bildschirm an der Bar benutzen, deshalb muss ich das jetzt tun. Ich tau dich gleich auf, Moment“, bat er und fror die gesamt Bar ein.
„Okay, zeigt mir die beiden“, bat er und deutete auf den Bildschirm, doch er empfing nur weißes Rauschen.
„Ne, das kann nicht sein“, murmelte er vor sich hin und machte einen Ortungszauber. Er fand die beiden nach längerer Suche im WhiteBride.
„Uh, das gibt Ärger“, erkannte er, warum sie dort waren und taute wieder alles auf.
„Es ist inzwischen dunkel, wie lang hast du jetzt gebraucht?“, fragte sie verwundert.
„Ein bisschen länger als ich dachte, sorry, aber ich weiß wo sie sind. Ich zahle, hol du schon mal den Wagen“, bat er und sie nickte.
 
„Das WhiteBride? Was wollen die denn hier? Wenn ihnen die Drinks nicht gepasst haben, hätten sie was sagen sollen“, entschied sie, als er ihr die Tür aufhielt, durch die sie ging.
„Ich glaub nicht, dass sie wegen der Drinks hierhergekommen sind und ehrlich gesagt denke ich auch nicht, dass sie freiwillig hier sind“, erkannte er und ging hinter ihr durch die Tür.
„Sie sind schon oben“, erklärte Ralph, als er Paxton sah.
„Dachte ich mir schon, danke“, bedankte er sich und ging die Wendeltreppe hoch. Sloan blieb unten stehen.
„Schatz, du gehörst jetzt zu uns, du darfst auch mitkommen“, rief Paxton von oben und sie eilte nach oben. Was sie dort oben erwartete, übertraf alles, was sie sich ausgemalt hatte. Charly und Nolan saßen spärlich bekleidet auf zwei Hockern und waren aneinander gefesselt. Der Rat stand um sie herum.
„Was ist hier los?“, fragte er mit ernster Stimme.
„Danke, dass du auch mal kommst. Wir überlegen gerade, wie wir die beiden bestrafen“, erklärte der Zauberer, mit dem Sloan tags zuvor Kontakt gehabt hatte.
„Du meinst diese Sache hier ist noch nicht Strafe genug?“, fragte Paxton kritisch.
„Er hat seine Freundin eingeweiht, das verstößt gegen so viele Regeln, dass ich sie gar nicht aufzählen kann“, entschied der Zauberer.
„Das war er nicht, das waren wir“, erklärte Sloan und ging zu Charly um sie los zu machen.
„Hey, du darfst sie nicht einfach losmachen“, tönte der Zauberer und Sloan strafte sie mit einem bösen Blick.
„Mach sie bloß nicht wütend, sie ist eine waschechte Benji“, riet Paxton seinem Kollegen und der ging ruckartig den Schritt zurück, den er nach vorne gemacht hatte.
„Eine Benj? Warum bringst du so ein Geschöpf zu uns?“, fragte der Zauberer entsetzt und zog ein Amulett hervor, was er fest in die Hand presste.
„Weil sie meine Freundin ist, lass sie einfach ihre Freundin befreien. Sloan vertraut diesem Mensch mit ihrem Leben, deshalb sollte sie es erfahren“, erklärte er.
„Du denkst wohl du hast Narrenfreiheit, jetzt wo ein Ratsmitglied bist, oder? Für dich gelten auch Regeln“, murrte der Zauberer.
„Dem bin ich bewusst, ich bin auch nicht mehr der Rebell, der ich vor ein paar Jahren noch war. Sie wird es nicht weitererzählen, dafür sorge ich“, erkannte er und band Nolan los.
„Das will ich dir auch geraten haben, na gut, sehen wir diese Aktion als Strafe an, sie können gehen. Aber wenn sie nur einen Mucks macht, der uns verraten könnte, landet sie in einem von unseren Erziehungsanstalten und alle Menschen die da drin gewesen sind, sind nicht mehr so ganz mental gesund rausgekommen“, entgegnete der Zauberer.
„Ja, ich weiß, ich begegne diesen Menschen tagtäglich in irgendwelchen Verkehrsmitteln. Das wird sie nicht. Nullam[1]“, erklärte er und ihre Freunde waren wieder anständig bekleidet.
„Danke“, bedankte sich Nolan, der noch etwas neben sich stand und ging mit seiner Freundin am Arm die Wendeltreppe wieder hinunter.
„Hey, ich hab euch gar nicht kommen sehen, was wollt ihr trinken?“, fragte Ralph gut gelaunt, als er die beiden sah, die von den Zauberern hertransportiert worden waren.
„Nichts, Ralphi, danke, wir hatten heute genug. Das ist nen Kumpel von mir, Schätzchen, Ralph, der Gnom“, stellte Nolan seiner Freundin Ralph vor.
„Ich bin kein Hobbit, kein Zwerg und auch kein Gnom, langsam werde ich echt stinkig, ich bin ein Troll, verdammt“, grummelte Ralph.

 

[1] Bekleidung


„Weiß ich doch, Ralph, ich ärgere dich doch nur. Wir wurden grade geratet, das ist immer wieder ein Vergnügen“, erklärte er und setzte sich auf einen Barhocker.
„Das ist also nicht das erste Mal passiert?“, fragte Charly, die wieder Worte zu finden schien.
„Mir nicht, nein, aber ich hatte noch nie so wenig an. Tut mir leid, dass du so brutal in unsere Welt eingeführt worden bist, die Zauberer sind sonst eigentlich nette Kerle, du kennst ja Paxton. Übrigens, Leute, nochmal vielen Dank, dass ihr mich so verarscht habt, ihr seid echt Freunde“, murte Paxton und wendete sich an Sloan und Paxton.
„Das ist nicht auf unserem Mist gewachsen, das war ganz allein die Idee von deiner Kleinen. Ich hab nur nichts gemacht, als sie mich mit ihrem Fuß betatscht hat, weil ich mir schon dachte, was sie vorhat. Übrigens, aua, diese Stöckelschuhe tun ziemlich weh, ich bin froh, dass Sloan nicht so oft solche Dinger trägt. Wollt ihr nicht doch noch nen Bier auf den Schock? Ich lad euch ein“, schlug Paxton vor und die anderen sagten zu.

 

Achtzehntes Kapitel


„Willst du wirklich nichts trinken?“, fragte Paxton später am Abend, als er seine Freundin beim Limo-Schlürfen zusah.
„Ich muss meiner Leber ne Pause gönnen, schon gut. Wie gut kennst du dich eigentlich mit Benjis aus?“, fragte sie und zog an ihrem Strohhalm.
„Willst du das wirklich wissen?“, fragte er nach.
„Sonst hätt ich nicht gefragt, oder? Ich will alles wissen, auf ner Skala der Kräfte, wie stark sind wir?“, wollte sie wissen.
„Sagen wir mal so, ich respektiere deine Mutter nicht nur dafür, dass sie ich auf die Welt gebracht hat“, bemerkte er nur.
„Wir sind also mächtiger als ihr Zauberer“, schlussfolgerte sie.
„Ich denke, wir sind gleichauf, weil eure Kraft ja keine aktive Kraft ist. Aber ihr seid in den Top-Ten, ganz sicher“, erwiderte er.
„Ah … warte, wir haben keine aktiven Kräfte, so wie Nolan?“, war sie interessiert.
„Das klingt fast herablassend, Süße, zumindest blas ich keinem das Lebenslicht aus, ohne es zu wollen“, konterte Nolan cool und Sloan wurde bleich.
„Danke für die sensible Vorgehensweise, Kumpel“, murrte Paxton.
„Ich könnte also jemanden töten, ohne es zu wollen?“, fragte sie entsetzt.
„Nein, Schätzchen, du schreist nur, wenn es für eine Person Zeit ist, zu sterben, es ist nicht mehr als die Katzen, die merken, dass jemand stirbt. Ihr tötet nicht, es sterben halt nur Leute wenn ihr in der Nähe wart. Es ist ein Aberglaube, dass ihr das verursacht, ihr seid eher Hellseher wie Nolan. Ihr habt halt nur einen schlechten Ruf“, erklärte er.
„Wo stehen wir auf einer Skala der Beliebtheit?“
„Nicht sehr hoch, tut mir leid, irgendwo zwischen Troll und Waldschrat“, erklärte er.
„Hat er heut seinen „Wir diskriminieren mal die Nicht-Zauberer“-Tag“?“, mischte sich Ralph ein, der Biernachschub brachte.
„Ich diskriminiere hier niemanden, das ist nur ne Tatsache, du weißt ja, dass ich für eure Rechte eintrete. Willst du dich nicht ein bisschen zu uns hinsetzen? Du bist doch ein Experte in unserer Geschichte, du könntest sie mal über alles aufklären“, entschied Paxton und Ralph, zog einen Schemel unter dem Tisch hervor und hievte sich auf die Sitzbank.
„Du sitzt nicht häufig hier, oder?“, fragte Sloan, die die Aktion beobachtet hatte.
„Ich arbeite hier, also nein. Aber ich bin hier auch der Boss, also kann ich mir ne Minute Pause gönnen. Also, was willst du wissen?“, begann er und sie stellte ihre Fragen.
 
„Wir werden ganz normal altern und sterben, oder?“, stellte Sloan als letzte Frage, als sie ihn eine Weile ausgefragt hatte.
„Du hast doch ne Mutter, sieht sie aus, als würde sie nicht altern?“, konterte Ralph, der der Fragen müde war.
„Ja, natürlich, tut mir Leid, ist langsam echt spät, ich sollte ins Bett“, entschuldigte sie sich.
„Ja, das solltest du, du hast schon ganz müde Augen. Du kannst immer zu mir kommen, wenn du noch Fragen hast, du natürlich auch, Charly, das war auch nen langer Tag für dich. Das wollte ich euch schon den ganzen Abend fragen, was habt ihr da eigentlich an?“, musterte Ralph das Liebespaar.
„Ich hab ihnen Klamotten besorgt,  ich lese keine aktuellen Modezeitschriften, das hat ihre besten Stücke verpackt, das hat mir gereicht“, erklärte Paxton schmunzelnd.
„Okay, dann bring die Clowns mal heim, die Biere gehen auf mich, aber nicht rumerzählen. Wünsch euch noch einen schönen Abend“, verabschiedete er sich und ging zurück an die Bar.
„Ihr habt den Mann gehört, los, heimwärts“, drängte Paxton und die Gruppe ging zu Sloans Wagen.
„Das war zwar nicht der Vierer-Abend den ich mir vorgestellt hab, aber wir hatten Drinks und haben uns unterhalten, so weit ist das nicht entfernt von normalen Paaren“, entgegnete Paxton, als Sloan zu Charly fuhr um Nolan und sie dort abzuladen.
 
Tags drauf suchten Paxton und Sloan einen Wagen für ihn bei einem schmierigen Gebrauchtwagenhändler aus. Bei jedem „Extra-Dies“ und „Extra-Das“, was der Autohändler von sich gab, musste sich Paxton krampfhaft zusammenreißen, ihn nicht in einen Frosch zu verwandeln, doch nach drei Stunden suchen, fanden sie etwas, den Sloan sich leisten konnte und einen, der Paxtons Ansprüchen genügte.
„Ich danke dir nochmal, der wird mir das Leben vereinfachen, ich geb’s dir zurück, wenn ich kann“, bedankte sich Paxton und umschlang ihre Hüften mit beiden Armen.
„Mach dir keinen Stress, ich hatte etwas angespart für nen Urlaub, aber den kann ich jetzt eh nicht nehmen. Ich muss dann auch los“, konterte sie und löste sich von ihm.
„Wo musst du hin?“, fragte er verwundert.
„Ich muss diplomatische Pflichten erfüllen, wie es deine Kollegen so nett ausdrücken, ich bin heut Nacht vermutlich unterwegs, aber du kannst ruhig bei mir reinschneien, wie du es immer machst“, entschied sie und küsste ihn zum Abschied.
„Das klingt gefährlich, ich weiß nicht, ob ich dich allein gehen lassen sollte“, machte er sich Sorgen.
„Das ist Diplomatie, daran ist nichts Gefährliches. Ich komm schon klar, bring du deinen Wagen nach Hause und lass ihn von Nolan nochmal durchchecken, wie ich gehört hab, kennt er sich ja gut mit Auto aus. Jetzt guck mich nicht so an, ich hab nen Pyromanen besucht und lebe noch, wie gefährlich kann dann dieser Auftrag sein?“, schmunzelte sie und fuhr davon.
 
„Mittelsperson zwischen Vampiren und Vampirjägern, sonst geht’s dir noch gut, oder?“, kommentierte Sloan, als sie von dem Ratsmitglied ihren nächsten Auftrag bekam.
„Du bist trotz deines Neulings-Status sehr gut in deinem Job und das ist ne heikle Situation. Keine Sorge, du bekommst einen Bodyguard gestellt“, versprach der Zauberer und ein gutaussehender schwarzhaariger Kerl in den 30ern kam zu ihnen ins Licht, als sie oben im WhiteBride saßen und die Lage besprachen.
„Hey, wir kennen uns noch nicht, ich bin Rufus“, stellte Rufus sich mit seiner tiefen Stimme vor. Er hatte einen anziehenden Touch, was sie etwas verwirrte, aber Paxton hatte ihr ja erklärt, dass Vampire das ausstrahlten.
„Ihr schickt mich mit einem Vampir zu Vampiren?“, fragte sie kritisch.
„Ich bin nur ein Halb-Vampir und ich hab mitgeholfen, deinen Freund zu erziehen, du kannst mir dein Leben anvertrauen“, versprach Rufus und seine Stimme beruhigte sie so, dass sie zusagte.
 
„Du hast ihn nicht angerufen und ihm gesagt was du machst, oder?“, wollte Rufus wissen, als sie in seinem Truck auf dem Weg zu ihrem Auftrag waren.
„Er säße schon längst neben mir, wenn er es wüsste, du sagst auch keinen Ton, verstanden? Ich will das alleine durchziehen, na ja mit dir, aber du verstehst was ich meine“, erklärte sie.
„Ja, versteh‘ schon, er hat seine Eltern verloren, deshalb ist er verdammt übervorsichtig. Wenn du ihm bewiesen hast, dass du es kannst, wird er sich beruhigen. Du guckst mich immer noch so kritisch an, ich beiß dich nicht, versprochen, ich hab seit fünfzig Jahren keinen mehr gebissen“, versprach er.
„Ich bin gebissen worden, das ist erst zwei Wochen her, also entschuldige meine Paranoia euch gegenüber“, entgegnete sie und sah auf die Straße.
„Ja, ich weiß, ich war dabei, ich werde als Schnüffelhund eingesetzt, ich kann riechen, wenn jemand verwandelt wird bevor es passiert. Ich reagiere auch ganz allergisch auf Jungvampire, die sind besonders aggressiv und ich halte dich von denen fern, wenn wir heute auf welche treffen. Die Vampire, auf die wir heute treffen sind verdammt alt und sehr altklug, also behandle sie mit dem größten Respekt und die Jäger natürlich auch, auch wenn die diejenigen sind, die Paxton entführt haben“, erkannte Rufus.
„Das mit den Jägern hab ich nicht gewusst, danke für die Information“, murmelte sie.
„Sorry, jetzt weißt du es. Das sind Angeber ohne viel in der Birne, aber wir müssen sie davon abhalten, unsereins zu jagen, denn ich möchte nicht eines Tages einen Pflock im Herzen haben“, erklärte er.
„Kannst du durch nen Pflock im Herzen sterben, wenn ich mir diese dumme Frage erlauben darf?“, fragte sie und er hielt an einer Bar an, wo alle Fenster mit schwarzem Tape abgeklebt waren.
„Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht genau, ich bin ein geborener Vampir, wir sind fast noch seltener als Feen, ich hab noch von keinem gelesen, der gepfählt wurde, ich weiß nur, dass ich länger lebe als die meisten Menschen, mehr weiß ich aber auch nicht. Ich hab auch nen ungutes Gefühl, dass Slade, das ist der Anführer, einen bewaffneten Wachmann dabei hat, aber er wär nicht gekommen, so ganz unbewaffnet. Ich hab auch nen Pflock dabei, zugegeben, aber den benutze ich nur im äußersten Notfall, wenn aber alle gleichzeitig auf uns losgehen werde ich schnell rausfinden, wie unsterblich ich bin“, entschied er und zeigte ihr den Pflock in seinem Stiefel.
„Versteh das nicht falsch, aber im Moment hätte ich doch gern Paxton an meiner Seite“, murmelte sie unsicher und er hielt ihr die Tür auf.
„Wird schon schiefgehen, im Schlimmsten Fall verschwinden wir und lassen sie sich gegenseitig ab metzeln. Das ist zwar dann nicht mehr sehr diplomatisch, aber dann nicht mehr unser Problem. Trau dich ruhig, das sind wirklich nette und anständige Vampire“, versprach er, und führte sie durch einen Gang der mit rotem Samtvorhängen bestückt war und goldene Skulpturen an jeder Ecke stehen hatte. Dass es dort eher aussah wie bei einem Pornodreh brachte sie zum Schmunzeln, was sie entspannte.
„Hey, da kommt Frischfleisch und auch noch frei Haus“, hörte sie plötzlich und drehte sich ruckartig um. Ein Jungvampir hatte sie entdeckt und umkreiste sie nun wie ein Geier.
„Fang dir dein eigenes Abendessen, Kumpel“, knurrte Rufus ihn an und er ging zischend davon.
„So viel zu netten und anständigen Vampiren“, murrte Sloan nervös.
„Das war nen Jungvampir, die hängen hier rum um zur Gang zu gehören, die bellen, beißen aber nicht, keine Sorge. So, da sind wir, bereit?“, fragte Rufus und sah in das besorgte Gesicht seines Schützlings.
„Dann mal los“, entschied sie unsicher und ging mit ihm durch einen roten Vorhang hinein. Drei Vampire saßen auf einem Sofa. Sie trugen ganz normale Klamotten, Sloan hatte irgendwie Roben und Goldketten erwartet, die nur die Vampirjäger trugen. Die Stimmung schien angespannt, aber sie hatte nichts anderes erwartet. Sie begrüßte erst die Vampire und dann die Jäger. Sie war während ihres Studiums nicht mal ansatzweise auf diplomatische Gespräche mit ledertragenden Vampirjägern und 600-Jahre alten Vampiren vorbereitet worden, aber sie versuchte ihr bestes. Alles schien einigermaßen zu laufen, doch plötzlich kam etwas aus ihrem Mund, was sie noch nie gehört hatte und was sie zu Tode ängstigte. Es war ein Schrei, tief aus ihrer Seele und der ließ die Vampire aufschrecken. Sie konnte nicht aufhören und begann dabei zu weinen. Rufus hatte noch nie eine Sirene schreien gehört, aber er wusste, dass er sie dort wegbringen musste. Er lud die weinende Sloan auf seine Arme und trug sie raus. Das machte die Situation aber nicht besser, eher schlimmer, denn die Jäger und die Vampire kamen ihnen hinterher.
„Was fällt dir ein eine von denen hierher zu bringen? Ihr habt uns angelogen, man hat uns gesagt, sie wäre ein Mensch“, raunzte einer der Vampire.
„Es tut mir so leid, sie macht das nicht mit Absicht, bitte verzeiht“, stotterte Rufus, der auch überfordert mit der Situation schien und schnell waren sie von den Jägern und den Vampiren umzingelt, die sich verbündet hatten um gegen die Benji vorzugehen.
„Sie ist böse, sie muss  sterben“, entgegnete der bewaffnete Jäger wie in Trance. Ganz eindeutig schien einer von den Vampiren ihn zu kontrollieren. Die Armbrust zeigte nun auf sie.
„Bitte lasst uns einfach gehen“, bat Rufus nervös.
„Tut mir leid, zu spät“, entschied der Jäger und feuerte seine Armbrust.

Neunzehntes Kapitel


Blut floss über ihren Arm. Sie lag neben Rufus, der sie mit zu Boden gezogen hatte. Er hatte seine Arme um sie geschlungen und ein Pfeil steckte in seiner Brust.
„Bitte lass mich los“, keuchte sie und versuchte sich von ihm zu lösen, aber er hatte seine Arme fest um sie verkrampft. Er schien bewusstlos zu sein, zumindest hoffte sie, dass er nur bewusstlos war. Sie versuchte ihren Blick von dem ganzen Blut abzuwenden und sah die Vampire an, die sich nicht trauten, näher an sie heranzukommen. Die Jäger schienen abgehauen zu sein, sie waren vermutlich von der Macht der Vampire eingeschüchtert worden.
„Paxton, ich weiß, du bist immer in meiner Nähe, bitte hilf mir“, flehte sie vor sich hin und aus dem Nichts erschienen zwei Zauberer der Ratsrunde und bedrohten die Vampire mit Pflöcken, die sich zurückzogen.
„Tut uns Leid, wir haben zu viel von dir verlangt. Wir bringen dich jetzt weg“, bemerkte einer der Zauberer und als sie wegtransportiert wurde, fiel sie in Ohnmacht.
 
Als sie wieder erwachte, hörte sie das piepende Geräusch eines Herzmonitors. Die Schläge des Herzens, das sie hörte schienen nicht normal zu sein und sie hoffte, nicht ihr Herz zu hören.
„Hallo?“, rief sie schwach und sie sah in das sanftmütige Gesicht von Thundercloud.
„Hey, da bist du ja wieder, na, alles klar?“, begrüßte er sie mit leiser Stimme.
„Was ist das?“, sprach sie ihn auf die Herztöne an.
„Das ist Rufus, keine Sorge, sein Herz schlägt anders als das eines Menschen, ihm geht’s gut, ich hab ihm den Pfeil herausoperiert und er schläft jetzt. Deine erste diplomatische Mission ist wohl nicht so gut gelaufen, was?“, schmunzelte er und maß ihren Puls.
„Drei Tage, drei Tage weiß ich dass ich eine Todesfee bin und schon schrei ich. Irgendjemand wird jetzt sterben, wird Rufus sterben?“, fragte sie weinerlich.
„Keine Ahnung und wenn schon, er hat lang genug gelebt“, bemerkte Thundercloud und half ihr aufzusitzen.
„Das hab ich gehört, Doc“, murmelte Rufus, der wieder wachwurde.
„Das war’ nen Scherz, Twilight, du bist ein Wunder und wirst es noch für ne Weile bleiben. Vielleicht hast du für einen dieser Staubfänger gesungen, die sind schon ne ganze Weile tot, um die wäre es nicht besonders schade. Sie dürfen bloß nicht erfahren, dass ich das gesagt habe. Lauf ein bisschen, das bringt deinen Kreislauf in Schwung“, erwiderte Thundercloud und half ihr etwas herumzulaufen Sie hatte noch Schwierigkeiten mit ihrem kaputten Knie zu laufen, aber schwindelig war ihr nicht. Sie ging zu Rufus hin, der seine ganze Schulter mit Pflastern zugeklebt hatte. Nachdenklich fuhr sie darüber.
„Hey meine kleine Todesfee, könntest du dass das nächste Mal machen, wenn wir nicht sehr wichtige diplomatische Gespräche führen?“, bat Rufus etwas sarkastisch.
„Wenn ich das steuern könnte, könnte ich es dir versprechen. Wie fühlt sich das an?“, wollte sie wissen.
„Als hätte jemand mit ner Armbrust auf mich gezielt, ich bin in meinen 75 Jahren nie ernsthaft verletzt worden, ist irgendwie beruhigend der Schmerz“, erkannte er.
„Ich hab geschrien oder gesungen, irgendjemand wird sterben“, dachte sie laut nach.
„Ja, irgendjemand, guck mich nicht so an, ich werde es nicht sein, versprochen“, versprach er.
In dem Moment kam Paxton in die Krankenstation gehetzt. Wortlos zog er seine Freundin an sich und drückte sie fest.
„Genau aus dem Grund hätte ich gern gewusst, was du machst. Alles klar?“, fragte er und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Er wurde immer nervöser, als er das ganze Blut auf ihrer Kleidung sah.
„Ich bin nicht verletzt worden, das ist sein Blut. Ich mach mir eher Sorgen um die anderen Leute in dem Raum, ist es möglich, dass ich für mich selbst geschrien habe?“, dachte sie weiter nach.
„Nein, das ist unmöglich, jetzt hoffen wir mal, dass es einen von diesen gottverdammten Jägern trifft, das wäre eine Erleichterung für mich. So, Vlad, du hast also nen neues Piercing bekommen?“, begrüßte Paxton, Rufus und sah ihn an.
„Ja, scheint so. Ich hätte es dir sagen sollen, aber das hätte unsere diplomatischen Beziehungen gestört“, entgegnete Rufus erschöpft.
„Soweit ich weiß haben die Vampire die Jäger als ihre Fußsoldaten missbraucht und die sind abgehauen wie Feiglinge, so erfolgreich war dieser Abend nicht, oder?“, schlussfolgerte Paxton cool.
„Ja, das war ne Katastrophe, wer konnte ahnen, dass das passiert. Deine Freundin hat Angst, dass es mich erwischt, sag ihr, sie soll sich keine Sorgen machen“, bat er.
„Wir wissen nicht, wie das funktioniert, es könnte jeden von euch treffen oder jemand ganz anderes. Deine Eltern haben übrigens von deinem kleinen Abenteuer erfahren und fragen, wie’s dir geht. Du hast sie seit Tagen nicht angerufen“, erklärte er.
„Nein, wollt ich auch nicht, ich muss noch über alles nachdenken. Ich geb ihnen die Schuld“, bemerkte sie trocken.
„Für was? Sie hatten sicher einen Grund, es dir zu verschweigen und wie wir gesehen haben, war das gar keine so blöde Idee. Jetzt machst du dir nur unnötig Sorgen“, erkannte Paxton und sie löste sich von ihm.
„Das war jetzt klar, dass das von dir kommt. Ich habe Angst und du stellst dich auf ihre Seite. Folge mir nicht, ich muss nachdenken und nein, ich betrinke mich nicht“, erwiderte sie und verließ die Krankenstation.
„Diesmal würde ich ihr folgen, sie ist ziemlich verstört und sollte nicht allein sein“, riet Thundercloud ihr.
„Pass auf Vlad auf und lass Lance nicht in seine Nähe, er würde ihn nur nerven. Halt die Ohren steif, Kumpel“, verabschiedete sich Paxton und teleportierte sich selbst weg.
„Ist dir schon mal aufgefallen, dass er sich nicht mehr auf sterblichem Weg von einem Platz zum anderen bewegt, seit er ein Ratsmitglied ist?“, konterte Rufus.
„Ja, jetzt kriegt er keine Kopfschmerzen mehr, wenn er das macht und das nutzt er ziemlich aus. Ich red mal mit ihm darüber. Kann ich jetzt Lidenskab reinbringen?“, wollte Thundercloud wissen, der nach Rufus Wunde sah, die gut aussah.
„Du hast die Bullen gerufen? Ich sag nicht gegen einen Jäger aus, dafür steckte der Pfeil zu nah an meinem Herzen, beim nächsten Mal bin ich Staub, oder eine Leiche, oder beides und das versuch ich zu vermeiden“, war Rufus nicht begeistert.
„Das ist leider die Standardprozedur bei uns, tut mir leid. Wenn wir wie sie leben wollen, müssen wir das machen. Keine Sorge, es ist gleich vorbei, ich sag ihm, dass du noch schwach bist“, versprach Thundercloud und ging zur Tür um Lidenskab hereinzuholen.
 
Paxton sah ihr aus sicherer Entfernung zu, wie sie in der Nähe einen Kaffee in einem Coffee-Shop schlürfte. Sie hatte jede Menge Blut an ihrer Kleidung und die Leute starrten sie an, doch sie war so in Gedanken, dass sie das gar nicht bemerkte. Dieser Schrei hatte sie so bis zum Mark erschüttert und Rufus Verletzung hatte den Rest getan. Sie überlegte sich einen Psychologen aufzusuchen, aber wenn sie ihm sagen würde, was sie wusste, käme sie mit der ersten Fuhre Patienten in die Klapse. Mit zittrigen Händen wählte sie Charlys Nummer, die aber nicht abnahm.
„Klar, sie hat ja einen Freund und wohnt jetzt im Funkloch“, murmelte sie vor sich hin und empfing eine SMS.
„Darf ich zu dir kommen?“, schrieb Paxton und tippte einen von diesen ihm eigentlich verhassten Smilies dahinter.
„Wenn du mir einen zweiten Mocca-Latte mit Sahne mitbringst“, schrieb sie zurück und plötzlich stand ein zweiter dampfender Kaffee vor ihr.
„Danke, du kannst jetzt herkommen“, schmunzelte sie und er kam ganz normal durch die Tür und setzte sich zu ihr hin.
„Du siehst aus wie Carrie aus diesem Film, wir sollten dich sauber machen, komm“, bat er und zog die erschöpfte Sloan hoch.
„Ich kann jetzt nicht mit meinen Eltern sprechen“, entschied  sie nur.
„Klar, drängt dich keiner dazu. Ihm wird’s gut gehen, keine Sorge. Wir sind bei mir in der Nähe, fahren wir zu mir“, schlug er vor und brachte sie zu sich.
Sie trug einen seiner College-Pullover und Trainingshosen als sie etwas später auf seinem Sofa in seinen Armen lag und versuchte wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sie schreckte auf, als es an der Tür klingelt.
„Ich mach auf, bleib du liegen“, bat er, küsste ihren Kopf und rutschte von ihr weg vom Sofa.
„Wenn es jemand magisches ist, will ich es nicht wissen“, konterte sie murmelnd und kuschelte sich in ihr Kissen.
„Was für eine Regel gilt bei Nolan?“, rief er ihr entgegen, als Nolan an der Tür war.
„Er kann natürlich reinkommen, macht nur nicht so einen Lärm, ich möchte schlafen“, rief sie.
„Ich hab davon gehört, wie geht’s ihr?“, wollte Nolan wissen, als er reinkam.
„Wie würde es dir gehen wenn du einen Schrei losgelassen hättest, der den baldigen Tod von jemandem ankündigt?“
„Ja, dumme Sache, schon rausgefunden, wer es ist?“
„Du mit deiner vagen Gabe müsstest eigentlich wissen, dass das nicht so einfach ist. Sie sieht ja schon jeden sterben, was ich aber gut verstehen kann. Wir sollten leise sein, sie schläft endlich. Wo ist Charly eigentlich? Ich hab sie schon nen paar Mal versucht anzurufen“, entgegnete Paxton, während sie in die Küche gingen.
„Sie hat sich abgekapselt, sie hat diese ganze Magie-Sache wohl doch nicht so gut verkraftet, wie wir dachten“, erkannte Nolan.
„Sonst alles klar bei euch?“, fragte Paxton besorgt.
„Ich weiß es nicht, kann ich nicht sagen, ist vermutlich so kompliziert wie bei euch. Ich
überlege gerade, dass ich den Zaubertrank ausprobieren sollte, den Exeter mir empfohlen hat, der soll ja Kräfte blockieren, ich hab nur die Befürchtung, dass das auch furchtbar schiefgehen könnte“, entgegnete er und schob ein Holzbrett zur Seite um an seine Zaubermittelchen zu kommen, die er in einem Schrank versteckt hatte.
„Du willst deine Kräfte blockieren?“, war Nolan verwundert.
„Nein, auf keinen Fall, ihre Kräfte natürlich. Sie ist grade so verwundbar, dass sie es ohne viele Fragen zu stellen trinken würde“, erklärte er.
„Ja, das würde sie, aber können wir das verantworten? Benjis sind so selten, das könnte dich deine Karriere kosten“, entgegnete Nolan.
„Wenn es hilft, meine Freundin wieder glücklich zu sehen, würde ich das riskieren“, erklärte Paxton.
„Du kennst die Frau doch gar nicht richtig, jetzt denk mal richtig darüber nach. Du bist ein Ratsmitglied wie dein Dad, willst du das wirklich riskieren?“, war Nolan nicht begeistert davon.
„Mein Dad ist schon ne Weile tot und kann mir so keine Schuldgefühle einreden und du solltest das auch nicht“, entschied Paxton trotzig.
„Ich könnte dich mit ihm sprechen lassen, wenn du das willst“, entgegnete Nolan.
„Du hast schon ne ganze Weile keine Seance mehr gemacht,  vor allem, weil es ziemlich gefährlich sein kann“, schlussfolgerte Paxton.
„So gefährlich ist das auch nicht und ich kann das ziemlich gut“, schlussfolgerte er.
„Gut, aber ich brauch was zu Trinken vorher“, entschied Paxton und griff in seinen Kühlschrank.
Als Sloan aus ihrem Dämmerschlaf erwachte,  hatte sie ziemlich Durst. So humpelte sie in die Küche, um sich etwas aus dem Kühlschrank zu holen und sich auf die Suche nach den Jungs zu begeben. Was sie sah, war zu viel für sie an diesem Tag. Ihr Freund und sein Kumpel saßen umrundet von Bierflaschen am Tisch und starrten sich gegenseitig an.
„Jungs?“, fragte sie und stellte sich vor sie. Sie waren in Trance und bemerkten sie gar nicht.
„Wisst ihr was, ich hab den Scheiß eindeutig satt“, murrte sie, zog ihren Armring von ihrem Arm, knallte ihn auf den Tisch und verließ seine Wohnung.

Zwanzigstes Kapitel


Noch in der gleichen Nacht, holte Sloan ihre Freundin ab und da auch Charly nur noch aus der Stadt verschwinden wollte, packte sie ihre Sachen und fuhr mit ihr mit.
Sie fuhren Richtung Nebraska, meistens musste Charly fahren, denn Sloans Knie schmerzte noch ziemlich. Sie hatten keinen Plan, was sie machen wollten und ob ihre Freunde sie finden würden, aber sie konnten dort nicht bleiben.
„Ich hab ne Cousine in Omaha, vielleicht können wir bei ihrer Familie und ihr etwas unterkommen“, schlug Charly vor, als sie nachts drauf in einem Motel-Zimmer auf dem Bett saßen und auf die Türe starrten.
„Ich vermisse ihn“, sagte Sloan nur.
„Ich vermisse Nolan auch, aber das ist viel zu verrückt, wir werden sterben, wenn wir bei ihnen bleiben“, erklärte Charly.
„Wir sollten uns auch trennen, ich bin gefährlich“, dachte Sloan laut nach.
„Hast du Ralph nicht zugehört? Du bist nicht aktiv daran beteiligt, was da mit dir passiert“, versuchte Charly sie zu beruhigen.
„Du hättest diese Vampire sehen müssen. Sie waren so zivilisiert und kooperativ und dann war plötzlich alles ganz anders. Ich bin ein Monster“, entgegnete Sloan weinerlich.
„Nein, bist du nicht, du bist die gleiche Sloan die ich jetzt fast zehn Jahre kenne. Wenn du eines Tages für mich schreien würdest, würde ich das respektieren“, erklärte Charly ruhig und legte den Arm auf die Schulter ihrer Freundin.
„Oh mein Gott und wenn ich für dich geschrien habe?“, begann Sloan zu weinen.
„Dann hoffe ich, dass ich in deinen Armen sterbe, oder in im Arm eines heißen Feuerwehrmannes, wer auch immer in der Nähe ist“, schmunzelte Charly.
„Ich hab uralte Vampire verängstigt, das ist nicht witzig, Charly“, erwiderte sie schluchzend.
„Du bist eben eine starke Frau und kein Vampir kann dir was. Hey, ich bin auch superglücklich, wenn ich nie wieder nem Vampir begegne oder gebissen werde. Ich trau mich gar nicht mehr, meinen Hals offen zu tragen“, erkannte Charly und fuhr nachdenklich über ihre Halswunde, die gut verheilte.
„Wir sollten das nicht verallgemeinern, Rufus ist zum Beispiel ein toller Kerl“, bemerkte Sloan  schniefend.
„Rufus? Paxtons Vampirkumpel? Der soll ganz schön heiß sein“, frotzelte Charly.
„Uh ja, vampirisch heiß halt, gut fürs Bett, schlecht für den Blutkreislauf“, konterte Sloan und grinste matt.
„Er hat dir das Leben gerettet, ich werde ihm für immer dankbar sein, aber in seine Nähe komm ich nicht“, bemerkte Charly trocken.
„Wie du meinst, er ist aber wirklich in Ordnung“, entschied Sloan.
„Du stehst auf ihn, hab ich Recht?“, wollte Charly wissen.
„Eine gewisse Anziehungskraft ist schon da, aber das ist der Vampir in ihm und ich liebe Paxton, auch wenn meine Aktion was andres zeigt, man, warum konnte ich ihm das nicht sagen?“, fragte sie betrübt.
„Du kennst ihn erst zwei  Wochen, bist du sicher?“, fragte Charly verwundert.
„Ja, auch wenn es total krank klingt und ich nicht glaube, dass ich das sage, ja, ich tue es, vielleicht hat er mich auch mit einem Liebeszauber belegt, aber das ist mir auch egal. Hörst du, du dummee Idiot, ich liebe dich“, rief sie gegen die Tür und Charly sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
„War das so schwer?“, hörte sie erst Paxtons Stimme und dann erschien mit zerzausten Haaren und nur mit Schlafanzughose bekleidet ihr Freund an die Tür gelehnt.
„Na, vergessen wie man sich anzieht, Pax?“, musterte Charly ihn grinsend.
„Sorry, ich lag schon im Bett. Ich hab eure emotionale Lage ausgenutzt um an euch ran zu kommen. Nebraska, ernsthaft? Hier gibt’s doch nur Dorftrottel und mieses Bier“, entgegnete Paxton und kam mit verschränkten Armen vor der Brust zu ihnen.
„Wir haben nicht wirklich geplant genau hierher zu kommen, wir mussten nur weg. Danke, dass du uns nen Tag gegeben hast, über alles nachzudenken. Ist jemand tot?“, wollte Sloan murmelnd wissen.
„Ja, es ist jemand tot, der Idiot, der auf Rufus geschossen hat. Als die Vampire bemerkt haben, dass Rufus einer von ihnen war, haben sie ihn gerächt. Dass er noch am Leben ist, wissen sie noch nicht, aber das ist auch ziemlich egal. Die Vampire sind unantastbar, keiner wird sie anklagen“, erklärte Paxton.
„Rufus freut sich sicher, nicht dass er für tot erklärt wurde, wegen der andren Sache mein ich natürlich. Wie geht es ihm übrigens?“, wollte sie wissen.
„Wir haben was neues über ihn gelernt, er hat die Heilungskräfte eines echten Vampirs, er ist schon wieder fit“, schmunzelte er.
„Noch was, was ihn attraktiv macht“, säuselte Sloan und fuhr über Paxtons nackte Brust.
„Du hast das nur gesagt, weil du wusstest, dass ich zuhöre, oder? Du findest ihn nicht wirklich attraktiv, oder?“, fragte Paxton unsicher.
„Pax, sei doch nicht so eifersüchtig, er ist ein Vampir, er muss so was ausstrahlen, ich werde nichts mit ihm anfangen, das versprech ich dir“, entgegnete sie und schnaubend verschwand Paxton wieder.
„Klasse, ich hab seinen wunden Punkt getroffen, komm zurück, Pax, es gibt auch einige attraktive Männer in meinem Büro, aber mit denen fang ich auch nichts an“, bat sie, aber er blieb verschwunden.
„Supi, und jetzt?“, fragte Charly ihre Freundin.
„Ich bin müde, wir sollten schlafen, wenn wir morgen weiterfahren wollen“, bat Sloan trocken und legte sich zum Schlafen hin.
„Du willst wirklich weiterfahren?“, wunderte sich Charly.
„Geh schlafen, Charleene“, bat sie grummelnd und schnaufend legte sich Charly auch zum Schlafen hin.
 
„Verdammt, wo ist mein Autoschlüssel, hast du den gesehen?“, suchte Sloan nach einer etwas unruhigen Nacht am nächsten Morgen ihren Autoschlüssel.
„Ich hab deinen Schlüssel, ich geb ihn dir aber nicht“, entschied Charly, die den Schlüsselbund in ihrer Hand hielt.
„Komm schon, wir sollten los, wenn wir nicht erst Mitternacht bei deiner Cousine ankommen wollen“, maulte Sloan erschöpft.
„Wir fahren zu ihnen zurück, wir haben im Studium nicht aufgegeben und das werden wir jetzt auch nicht machen“, entschied Charly standhaft.
„Du kannst gut reden, du bist nicht die Außerwählte und musst vor Vampiren und Pyromanen deine Meinung sagen“, erwiderte sie.
„Es gibt einen Grund, warum du die Vermittlerin bist, du bist eine sehr starke Persönlichkeit und dieser Kerl macht dich unbesiegbar. Ich war zu schwach um dich davon abzuhalten, doch sein Besuch gestern hat mir gezeigt, dass ihr euch gegenseitig braucht“, entschied Charly.
„Du weißt, dass du wenn du mit mir befreundet bleiben willst, du jeden Tag mit den seltsamsten Kreaturen zu tun haben wirst, oder?“, wollte Sloan wissen.
„Hey, ich bin in der New Yorker Bronx aufgewachsen, ich komm klar“, schmunzelte Charly.
„Es ist nicht sicher, dass wir unsere Jobs noch haben, wenn wir zurückkehren“, erinnerte sie Sloan an die Tatsache dass sie so Knall auf Fall verschwunden waren.
„Wir haben einen Zauberer als Freund, das lässt sich klären“, konterte Charly.
„Bring mich heim“, bat Sloan und Charly führte sie mit Arm auf ihrer Schulter nach draußen.
 
Sehr spät in dieser Nacht kamen sie nach Hause. Ohne viel Licht anzumachen schlurfte sie ins Bett und ließ sich hinein fallen. Als sie sich in die Mitte des Betts kuschelte, hatte sie plötzlich einen Widerstand vor sich. Panisch machte sie das Licht an und griff nach ihrem Radiowecker um sich zu verteidigen.
„Nicht, ich bin’s“, hörte sie Paxtons Stimme und hielt ihren Arm fest.
„Was machst du hier, verdammt? Das nennt sich Einbruch“, murmelte sie und senkte den Radiowecker.
„Nicht, wenn man nicht durch die Tür kommt. Tut mir leid, ich konnte in deinem Bett einfach besser schlafen und ich dachte nicht, dass du zurückkommen würdest“, entschuldigte er sich. Wortlos küsste sie ihn sanft.
„Du solltest mich dringend besser kennenlernen, ich gebe nicht auf“, entschied sie standhaft und er zog sie leidenschaftlich fest an sich und verführte sie.

Einundzwanzigstes Kapitel


Am nächsten Morgen wollte Charly nach ihrer Freundin sehen und ging vor der Arbeit bei ihr vorbei. Sloan schlief noch aber ein ihr bekannter Zauberer öffnete ihr nur in Shorts die Tür.
„Morgen, sind die die Klamotten ausgegangen?“, begrüßte Charly ihn cool.
„Nullam, besser?“, fragte Paxton und war vollständig bekleidet, sogar seine altmodische Hornbrille saß auf seiner Nase.
„Ja, danke. Ihr habt euch wieder vertragen, wie ich sehe. Sie schläft noch, was?“, schmunzelte sie.
„Ja, ich sollte sie aber mal wecken, ihr Urlaub ist heute vorbei“, erklärte er.
„Sie hat keinen Urlaub gehabt“, wunderte sich Charly.
„Charly, Charly, Charly, wenn du wirklich voll und ganz mit im Team spielen willst, musst du dieses zweidimensionale Denken einstellen. Ich kann euren Chef alles denken lassen, was ich will. Wenn ihr für länger nicht dagewesen wärt, wärt ihr beide im Mutterschutz gewesen, so einfach ist das. Aber ich freu mich natürlich, dass du sie mir zurückgebracht hast, ja, ich weiß, sie wär viel zu stolz gewesen, wenn du ihr nicht einen Arschtritt verpasst hättest. Ich danke dir zumindest dafür, ich sollte sie jetzt wecken gehen, willst du nen Kaffee?“, fragte Paxton und sie nickte. Eh sie sich versah hatte sie ihren Lieblingskaffee in einem Styropor-Becher in der Hand.
„Angeber kann keiner leiden, Pax“, rief sie ihm hinterher, während er ins Schlafzimmer ging um seine Freundin zu wecken.
„Das ist so praktisch, wir müssen nie wieder überteuerte Preise in Cafès für eigentlich viel zu süßen Kaffee ausgeben“, witzelte Sloan, als die drei am Frühstückstisch saßen.
„Wir sollten aufhören diesen Mist zu trinken“, schlussfolgerte Charly.
„Ja, das solltet ihr. Es gibt aber noch was, was du tun solltest, Charly“, sprach er sie auf ihre Beziehung zu seinem besten Freund an.
„Weiß er schon, dass wir zurück sind?“, fragte Charly und ihr Lächeln verschwand.
„Ich hab’s ihm nicht gesagt und durch die Seance ist er etwas durcheinander, kann sein, dass er es noch nicht weiß. Du solltest zu ihm fahren, wir sind zwar ein charmantes Trio, aber ein teuflisches Quartett“, schmunzelte Paxton und sie stand auf.
„Du hast Recht, ich brauche ihn so wie ihr euch gegenseitig braucht. Danke nochmal für den Kaffee. Wir sehen uns heut Abend bei den Cromwells beim Essen, nehm ich an?“, fragte Charly und Paxton nickte.
„Moment, hab ich da was verpasst? Ich red grad nicht mit meinen Eltern, wie du weißt“, war Sloan überrascht das zu hören.
„Das ändert sich heute, sie haben uns vier zum Essen eingeladen, eigentlich um zwischen uns zu vermitteln, aber auch um dir alles zu erklären. Halb acht und zieh dir das schöne Kleid an, was du für das erste Date mit Paxton gekauft hast“, bat Charly und verschwand.
„Du hast extra nen Kleid für unser erstes Date gekauft und ich hab dich versetzt“, schlussfolgerte er.
„Ja, das hast du, da musst du mich nicht dran erinnern. Ich hätte niemand anderen heute Nacht lieber an meinem Körper gespürt als dich, das weißt du hoffentlich“, sprach sie ihn auf seine Eifersucht an.
„Ja, das hab ich gespürt, tut mir leid wegen meiner Eifersucht, ich bin halt eifersüchtig auf Rufus und Lidenskab, weil sie alle Frauen kriegen können, die sie wollen, nur wenn sie den Mund aufmachen, aber ich hab sie ja schon gefunden“, erklärte er.
„Wer ist Lindenskab?“, fragte sie verwundert, die dem smarten Polizisten noch nicht über den Weg gelaufen ist.
„Niemand, nen Freund, gut aussehender Kerl, Däne, Markus Schenkenberg mit Mega-Muskeln, Inkubus, auch ein sehr seltener Übernatürlicher von unserem Schlag, du wirst ihn erst kennenlernen, wenn ich dir nen Ring an den Finger gesteckt hab“, entschied er kurz angebunden.
„Inkuben sind doch Wesen die dich nur scharf machen, indem sie sich bewegen, oder?“, fragte sie neugierig.
„Deshalb die Sache mit dem Ring, er bespringt alles was bei Drei nicht auf den Bäumen ist, vor allem so Schönheiten wie du eine bist legt er liebend gern flach“, erklärte Paxton weiter.
„Ich steh gar nicht so auf Muskeln“, behauptete sie.
„Du wirst ihm trotzdem mit Haut und Haar verfallen sein, sobald er im Raum steht, glaub mir und ich werde bis dahin was gebraut haben, was ihn wie einen toten Iltis stinken lässt“, schmunzelte er.
„Du bist echt so unsicher, ich komm sicher damit klar, wir sollten ihn heut Abend auch mitnehmen, oh man, ich will nicht mit meinen Eltern reden“, erinnerte sie sich schlagartig wieder daran, dass sie zum Essen zu ihren Eltern ging.
„Das musst du irgendwann machen und das ist der beste Zeitpunkt. Aber Lindenskab bleibt zu Hause, verstanden?“, bat er und sie küsste ihn, lächelte ihn verschmitzt an und ging zur Arbeit.
 
Vor seinem Unterricht ging Paxton auf die Suche nach Nolan, den er den ganzen Morgen nicht erreicht hatte. Manchmal versteckte er sich unter der Tribüne in seiner Frühstückspause, also ging er zu den Turnhallen. Er fand ihn dort, er saß zusammengesackt auf dem Boden.
„Hey, da bist du ja, hab mir schon Sorgen um dich gemacht. Sie sind wieder da, du kannst aufhören mit Trübsal blasen“, munterte er ihn auf und packte ihn an der Schulter. Er kippte leblos zur Seite.
„Nol‘?“, fragte er vorsichtig und kniete sich zu ihm hin. Sein Genick war gebrochen.
„Nein, Nol‘, nein“, flehte er verzweifelt und drückte ihn an sich.
„Bitte ihr Götter, tut mir das nicht an, ich kann nicht ohne ihn leben, er ist doch mein Bruder“, begann er zu Weinen. Aus seiner Verzweiflung rief er nach seinem Mentor, weil er nicht wusste, was er tun sollte. Sein 60-jähriger Mentor Exeter erschien verschlafen im Schlafanzug.
„Weißt du, wie früh es in London ist?“, murrte Exeter, als er bemerkte, wer ihn gerufen hatte.
„Rette ihn, bitte“, flehte er seinen Mentor an und sah ihn mit verweinten Augen an.
„Du weißt, dass ich ihn nicht retten kann, wenn er von einem von uns getötet wurde“, erkannte Exeter besorgt.
„Er hat ein gebrochenes Genick, das war ein Unfall. Bitte tue es“, flehte er weiter.
„Dafür muss ich eine Kraft opfern und meine opfere ich sicher nicht“, entschied er.
„Nimm meine Kraft, ohne ihn will ich sie nicht“, bettelte er.
„Gut, beschwer dich aber nicht nachher“, entschied Exeter und legte Nolan die Hand auf. Nolan zuckte zusammen und es knackte, als sein Genick wieder zusammengesetzt wurde. Sein Puls kam wieder und die Farbe kam wieder in sein Gesicht.
„Es ist vollbracht“, erkannte Exeter nur und Paxton fiel erschöpft zur Seite.
„Du bist ein verdammter Held, ich hab dich nicht so erzogen, aber ich bin stolz auf dich. Lässt du mich jetzt wieder weiterschlafen? Ich fliege in zwei Stunden nach Cardiff zu einer Versammlung“, bat Exeter und verschwand wieder.
„Ich danke dir“, bedankte sich Paxton. Er fühlte sich sehr schwach und er konnte Nolan nicht mehr zu Thundercloud bringen. So rief er ihn an und bat ihn herzukommen. Thundercloud versprach, Lance herzuschicken. Während Paxton auf Lance wartete, wurde Nolan wieder wach.
„Hey, da bist du ja wieder“, erwiderte Paxton und Nolan setzte sich auf.
„Was machst du da?“, fragte Nolan verwundert.
„Du hast dir dein Genick gebrochen“, erklärte Paxton.
„Warum lebe ich noch?“, fragte Nolan verwundert.
„Exeter hat seine Kräfte eingesetzt um dich von den Toten auferstehen zu lassen. Du solltest ihm ne Flasche Single Malt schicken um ihm zu danken“, erklärte Paxton.
„Er ist ein Todesflüsterer?“, fragte Nolan überrascht. Nolan hatte von seiner Mutter von den Hexern gehört, die Tote wieder zum Leben erwecken konnten, aber hatte das nur für ein Gerücht gehalten.
„Ja, einer der besten. Es musste nur ein Opfer geben, das du leben konntest“, erklärte Paxton und half ihm auf.
„Was heißt das?“, fragte Nolan.
„Ich bin kein Zauberer mehr“, sagte er nur.
„Du hast deine Zauberkraft gegen mein Leben eingetauscht?“, fragte Nolan gerührt.
„Ja, sieht so aus. Deshalb konnte ich dich bis jetzt nicht wegbringen, Lance müsste aber gleich kommen. Weißt du, was passiert ist?“, fragte Paxton und brachte ihn zum Hauptausgang.
„Nein, keine Ahnung, aber ich bin nur froh, dass du so’n Softie bist. Ich kann dir nicht genug danken“, bedankte sich Nolan.
„Ich hab die Frau gefunden, mit der ich alt werden möchte, das schaff ich auch ohne Zauberkräfte, wenn ich mit ihr zusammen bin“, entschied Paxton gelassen.
„Du lügst schon wieder einen Hellseher an, mein Freund. Ich helf dir da durch“, versprach er und sie sahen, wie Lance vorfuhr.
„Du lässt mich durch den Arbeitsstau düsen und dann steht er schon wieder auf seinen Beinen?“, war Lance verwundert, sie zu sehen.
„Bring ihn einfach zu Thundercloud, bitte. Ich muss in den Unterricht“, bemerkte Paxton neben sich und Nolan packte ihm am Arm und zog ihn an sich.
„Ich danke dir und bin froh, dass du mein Freund bist“, bedankte sich Nolan herzlich und ließ Paxton gehen.
 
An diesem Abend verhielt sich Paxton total verändert und Sloan wunderte sich darüber, sprach ihn aber nicht darauf an.
„Bäh, mein Bier ist warm, machst du es bitte für mich kalt?“, bat sie, als sie später am Abend auf der Terrasse saßen und die Sterne betrachteten.
„Ich kann nicht“, murmelte er kleinlaut.
„Meine Eltern wissen es doch jetzt, du kannst ruhig zaubern“, schmunzelte sie.
„Ich kann nicht mehr zaubern“, erklärte er weiter.
„Klar, sehr witzig“, glaubte sie ihm nicht.
„Ich bin kein Zauberer mehr“, gestand er.
„Lass die Witze“, bat sie gereizt und stand auf.
„Das ist kein Witz, ich hab heute meine Zauberkräfte gegen Nolans Leben eingetauscht“, erklärte er, was er gemacht hatte.
„Ja, klar“, erwiderte sie, zog ihren Slipper aus und warf ihn in seine Richtung. Er traf ihn direkt am Kopf.
„Autsch, warum glaubst du mir nicht, Weib?“, fluchte er und rieb seinen Kopf.
„Oh mein Gott, tut mir leid, zeig mal her, Süßer“, entschuldigte sie sich und kniete sich zu ihm hin um seinen Kopf anzuschauen.
„Nichts passiert, tut nur weh. Ich hät’s dir schon früher sagen sollen, tut mir leid. Nolan hatte nen Unfall und ist heut Morgen gestorben, mein Alter Mentor Exeter hat ihn wieder zum Leben erweckt, aber dafür musste er eine Kraft den Göttern opfern, na ja, ich hatte die einzig verfügbare“, erklärte er trocken.
„Du hast deine Kraft für ihn geopfert? Jetzt bin ich schon ein wenig eifersüchtig“, wusste sie nicht, was sie sagen sollte.
„Ja, ich kann selbst noch nicht glauben, dass ich das gemacht habe. Vor allem weil er Charly verlassen hat, der Idiot, ich hab es auch für die beiden gemacht“, erkannte er und Sloan sah durch das Panoramafenster in das Wohnzimmer, wo sich Charly mit ihren Eltern unterhielt.
„Ja, Idiot, ich muss mal ein ernstes Wort mit ihm reden, sie tut mir so leid. Wie ist er denn gestorben? Bitte sag mir, dass er nicht so blöd war und sich zu Tode gesoffen hat oder so“, bat sie.
„Nein, Genickbruch, ich hab keinen blassen Schimmer, wie das passiert ist. Ich hab ihn so gefunden“, erzählte Paxton und Sloan bemerkte, dass ihn das sehr mitnahm.
„Du Armer, das muss furchtbar gewesen sein, ich kann mir gar nicht vorstellen, was ich gemacht hätte, wenn das Charly passiert wäre. Dein Mentor kann also Gott spielen, sehr interessant. Ich sollte ihn mal kennenlernen“, dachte sie laut nach.
„Er wohnt in London, da müssten wir schon hinfliegen, denn transportieren kann ich nicht mal mehr mich selbst“, entgegnete er traurig.
„Hat auch seine Vorteile, ich hätte dich gestern mit meinem Radiowecker fast umgebracht“, erwiderte Sloan.
„Wenn wir grade beim Thema sind, was ist eigentlich mit dir und schweren Gegenständen hast du ne versteckte Aggression gegen mich?“, schmunzelte er und sie küsste seine schmerzende Stirn.
„Ich bin etwas impulsiv, tut mir leid. Wir sollten das Kühlen und den anderen die Geschichte erzählen“, bemerkte sie und zog ihn hoch.
„Nein, das sollten wir ihr nicht erzählen, dass würde sie nur noch mehr verstören. Sagen wir einfach, ich habe deine Kräfte gebannt und dafür meine Kräfte geopfert, das klingt heldenhafter und deine Eltern machen sich keine Sorgen mehr“, schlug er vor.
„Du kannst meine Kräfte bannen?“, fragte sie hoffend.
„Das konnte ich, ja, aber jetzt nicht mehr. Du musst den Rat jetzt darum bitten, jetzt bin ich der Normalsterbliche von uns. Man, ein Normalsterblicher, mein Vater würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das wüsste“, dachte er laut nach.
„Apropos deine Eltern, es geht mich ja nichts an, aber warum hat Exeter seine Kräfte nicht bei ihnen angewendet?“, wollte sie wissen.
„Meine Eltern sind durch übernatürliche Lebewesen ums Leben gekommen, da kann er auch nichts machen. Ich hab ihm die Frage auch mehr als einmal gestellt. Wir können in den Sommerferien mal zu ihm fliegen, doch jetzt musst du wohl auch normal wieder andere auch Urlaub nehmen, wenn du plötzlich verschwinden willst“, schmunzelte er und ging mit ihr fest an sich gedrückt wieder hinein.
„Was ist mit deiner Stirn passiert?“, fragte Charly, als sie an ihr vorbei in die Küche liefen.
„Ich hab mich gestoßen, nichts schlimmes, ich kühl meine Stirn, dann wird das schon wieder. Haben wir noch kaltes Bier?“, fragte er, als wäre das nichts gewesen.
„Im Nebenraum muss noch kaltes stehen, sie hat was nach dir geworfen, oder?“, wollte Mr. Cromwell wissen.
„Das hat sie schon als Kind gemacht, oder?“, schlussfolgerte Paxton.
„Sie hat ein ziemliches Temperament, muss die Benji in ihr sein. Mit was hast du sie geärgert?“, fragte Eloise und brachte ihm einen Eisbeutel.
„Ich hab mich auf Nolans Seite geschlagen, das hat sie nicht so akzeptiert und ihren Schuh nach mir geworfen“, erklärte Paxton und Sloan erschreckte es fast, wie gut er in seiner Laufbahn das Lügen gelernt hatte.
„Das ist auch ne kritische Situation, da kann es schon hitzig werden. Aber hättest du dich nicht einfach wegteleportieren können?“, wunderte sich Eloise.
„Ich konnte nicht so schnell reagieren, sie hat ziemlich gute Reflexe. Ich muss wohl lernen, schneller zu sein“, schmunzelte er und kühlte seine Stirn.
Den ganzen Abend lang schienen alle seine Lügen zu glauben und so entschied das Paar, es noch eine Weile für sich zu behalten.
 
Am nächsten Morgen klingelte es, während Paxton unter der Dusche war. Sloan ging an die Tür und traf so das erste Mal auf den gut aussehenden Dänen Lindenskab. Bei ihm fühlte sie dasselbe wie bei Rufus und so hielt sie ihn für einen Vampir. Erschreckt ging sie einen Schritt zurück.
„Haben Sie keine Angst, ich bin ein Polizist“, beruhigte Lindenskab sie und seine sanfte, erotische Stimme brachte ihr Blut in Wallung, was sie noch mehr verstörte.
„Sie sind Lindenskab, oder?“, fragte sie verwirrt.
„Genau der. Ist Pax hier?“, fragte Lindenskab und lächelte charmant.
„Unter der Dusche, um was geht es denn?“, wollte Sloan wissen.
„Es geht um den Mord an Nolan Orta, ich muss ihn als Zeugen befragen“, erklärte Lindenskab und sie ließ ihn rein.
„Er lebt doch noch, also ist es genaugenommen kein Mord mehr“, schlussfolgerte sie.
„Er hat trotzdem Anzeige gegen Unbekannt gestellt, er macht sich Sorgen um sie alle und will, dass der Mörder gefasst wird“, erkannte Lindenskab.
„Wie nett von ihm, wir sind grade nicht so gut auf ihn zu sprechen, er hat meine Freundin grundlos verlassen“, bemerkte sie trocken.
„Ja, hab davon gehört, Miss Hinsbury muss ich dann auch noch befragen“, entschied Lindenskab.
„Du willst sie ja nur flachlegen, wenn du mit meiner Freundin fertig bist. Du hast ja nicht lang gebraucht, sie als Beute auszusuchen, nachdem du erfahren hast, dass ich jetzt ein Normalsterblicher bin, was?“, moserte Paxton, der nur in Jeans bekleidet aus dem Badezimmer kam.
„Du bist echt so unsicher, mein Freund, ich bin nur beruflich hier, dass deine Freundin nicht die Augen von mir wenden kann, ist nicht mein Problem“, entschied Lindenskab und Sloan sah beschämt zu Boden.
„Keine Sorge, so wirkt er auf dich, ist vielleicht besser, du gehst in die Küche bis ich hier fertig bin. Ruf Nolan an und sag ihm, er soll seinen untoten Hintern hierher bewegen“, bat Paxton und sie ging in die Küche.
„Was machst du dir solche Sorgen? Du hast deine Süße doch ziemlich unter Kontrolle. Ist das ein Liebeszauber, oder wie geht das?“, fragte Lindenskab. Sloan wartete im Zwischengang auf die Antwort, weil sie das auch brennend interessierte.
„Du weißt, dass das schwärzeste Magie ist und ich das nie einer Person antun würde. Sie liebt mich und ich liebe sie, das ist alles. So Lindenskab, was willst du?“, fragte Paxton und setzte sich breitbeinig verkehrtherum auf einen Stuhl.
„Könntest du bitte ein Hemd anziehen, du weißt wie ich auf Nacktheit reagiere, egal von welchem Geschlecht“, bat Lindenskab, der ihn ständig anstarren musste. Paxton nahm sein Hemd und zog es sich an.
„Ja, tut mir leid ich vergess immer, dass das für dich auch nicht einfach ist. Ich sollte aufhören, so eifersüchtig zu reagieren, ich hab sie und sie wird mein bleiben. Ich hab nichts gesehen, kann ich gleich sagen“, erklärte er und Sloan ging schmunzelnd in die Küche.
„Ich will trotzdem wissen, was passiert war, na ja, als er tot war“, entgegnete Lindenskab ungewohnt mitfühlend.
„Das ist die seltsamste Befragung, die du je bei uns durchführen musstest, oder?“, schlussfolgerte er.
„Ja, ich hab schon einige schräge Verhöre gehabt von unserer Seite und von den Normalsterblichen, aber ein Mordopfer als Ankläger hat ich noch nie“, schmunzelte er.
„Ja, total schräg, aber besser als andersrum, dass er tot wäre, meine ich. Okay, ich bin soweit“, versprach er.
„Also, erzähl mir nochmal, was du gesehen hast“, begann er und mit den Tränen kämpfend erzählte er, was er am Tag zuvor erlebt hatte.
„Man, das ist ja echt absurd, das klingt für mich wie ein Unfall, aber er will das unbedingt untersucht haben und das ist schließlich mein Job. Du solltest geehrt werden für deine selbstlose Opfergabe, nicht bestraft“, erwiderte Lindenskab, als er seine Aussage aufgenommen hatte.
„Ja, kann man nicht ändern. Gibt es sonst noch was?“, fragte Paxton, der ihn loswerden wollte.
„Nein, das wär’s fürs erste, danke für deine Zeit. Er ist noch da, denk immer daran, wir haben ihn noch“, bedankte sich Lindenskab und verließ seine Wohnung wieder.
„Man, was war das denn grade? Ich muss erst mal eiskalt duschen“, murmelte Sloan, die benommen aus der Küche kam.
„Man, ich kann nicht mal mehr eifersüchtig auf den Kerl sein, denn ich steckte für ne Weile auch in seinen Schuhen, ich weiß was er durchmacht“, dachte Paxton laut nach.
„Was ist das denn für eine Geschichte?“, schmunzelte sie.
„Peinliche Geschichte, nachdem ich gebissen wurde hat Thundercloud Lindenskabs Blut benutzt um mich mit Blut zu versorgen und danach hatte ich na ja, wie soll ich’s sagen die Libido eines Inkubus und mein kleiner Zauberer hat sich bei jeder sich bietenden Möglichkeit gemeldet“, erzählte er stockend.
„Man, das war sicher ätzend. Wie hast du das in den Griff bekommen?“, wollte sie wissen.
„Dialyse, Thundercloud hat das am nächsten Tag gemacht, als ich ihn darum gebeten habe. Ich wollte ja bei unserem Date nicht immer erfreut sein, dich zu sehen. Doch dann kamen ja diese Cowboys und haben mich entführt“, erzählte er von dem Erlebnis.
„Ich bin so froh, dass Nolan und Charly zwischen uns vermittelt haben, wir müssen sie auch irgendwie wieder zusammenbringen, das sind wir ihnen schuldig“, entschied Sloan.
„Ich hab ihm gestern meine Magie geopfert, ich denke, wir sind erst mal quitt“, entschied Paxton.
„Das hast du freiwillig gemacht, das kannst du nicht aufrechnen. Ich denke, die beste Möglichkeit sie zusammen in einen Raum zu bringen ist, wenn wir sie mit ihren eigenen Waffen schlagen“, entschied sie.
„Du willst sie also mit nem Fahrstuhl abstürzen lassen?“, witzelte er.
„Wenn’s notwendig ist, aber vorerst sollten wir es mit weniger mörderischen Tätigkeiten versuchen. Wie wär’s wenn wir sie getrennt voneinander zum Kino einladen und dann nicht auftauchen?“, dachte sie laut nach.
„Könnten wir versuchen, aber wie ich den Dickkopf kenne, wird er dann einfach wieder abhauen“, konterte Paxton.
„Versuchen wir’s einfach, kann ja nicht mehr als schiefgehen. Ich fahr jetzt nochmal zu meinen Eltern und rede in Ruhe mit ihnen, gestern sind wir irgendwie nicht dazu gekommen“, entschied Sloan und nahm ihre Tasche.
„Hast du übrigens Nolan erreicht?“, fragte er nebenbei.
„Nein, ging keiner dran, er hat sicher grad einiges zum Nachdenken, lass ihn einfach. Kochst du heut Abend für mich?“, fragte sie keck.
„Klar, hab ich dir ja schon länger versprochen, komm einfach um acht hierher“, bat er, sie küsste ihn kurz und verschwand.
 
„Hey, hast du gestern was vergessen?“, fragte Eloise freundlich, als ihre Tochter an diesem Samstagmorgen vor ihrer Tür stand.
„Ja, ich wollte mit dir ja gestern über alles reden, aber irgendwie sind wir nicht dazu gekommen“, erklärte sie.
„Ja, sicher, komm rein, ich freu mich, dass du jetzt mit mir darüber reden willst“, bat ihre Mutter sie rein.
„Ja, es wird mal Zeit. Wie du mitgekriegt haben wirst, sind Charly und ich diese Woche abgehauen. Du denkst sicher, das lag an unseren Beziehungen, aber daran lag es nicht. Ich hab geschrien“, erklärte sie mysteriös.
„Du hast geschrien?“, fragte Eloise mit Stolz in der Stimme.
„Hör auf, das gut zu finden, das war ein furchtbares Erlebnis“, murrte Sloan.
„Ich hab noch nie geschrien, wie fühlt sich das an?“, fragte Eloise neugierig.
„Furchtbar, sagte ich doch grade. Als wärst du eine Puppe mit diesen komischen Sprechgeräten innendrin. Ich hatte keinerlei Kontrolle über das was ich gemacht habe“, erklärte sie.
„Du tötest niemanden damit, das weißt du, oder?“, wollte ihre Mutter wissen.
„Ein Mann ist tot“, sagte sie nur.
„Menschen sterben nun mal, daran bist du nicht schuld“, entschied ihre Mutter versprechend.
„Das weiß ich, aber es passt irgendwie zeitlich zusammen. Nicht, dass der Kerl es nicht verdient hat, aber ich hab nicht das Recht Gott zu spielen“, entgegnete sie.
„Du tust das nicht, wie oft muss man dir das noch sagen?“, versuchte es Eloise ihr zu erklären.
„Ich wünschte, ich wüsste es nicht, dann würde ich mir nicht ständig solche Sorgen machen“, entgegnete sie nachdenklich.
„Dann mach dir einfach keine Sorgen, sieh das als eine Gabe an, du bist eine Seherin, eine weise Frau, wir sind mächtig, nicht sehr beliebt, aber mächtig. Ich trage mein Erbe stolz und das solltest du auch tun“, entschied Eloise mit starker Stimme, was sie erschreckte.
„Ja, okay“, sagte sie kleinlaut.
„Schon besser. Wie geht’s Paxton?“, fragte Eloise und sie setzten sich hin.
„Nicht anders als gestern, er kocht heut für mich“, erwiderte sie schmunzelnd.
„Schön, wann heiratest du ihn?“, fragte Eloise keck.
„Mum, ich bin mit Unterbrechung nur zwei Wochen mit ihm zusammen, wie kannst du diese Frage stellen?“, fragte Sloan überrascht.
„Er ist ein mächtiger Zauberer, das ist so was wie ein Junggeselle mit Millionen auf der Bank in unserer Welt. Du solltest ihn eng an dich binden“, riet sie ihrer Tochter.
„Ich mag ihn wirklich sehr, ich liebe ihn vermutlich sogar, deshalb wird es in nächster Zeit nie wieder so eine Frage geben, hast du mich verstanden?“, fragte sie ernst.
„Du liebst ihn?“, fragte ihre Mutter überrascht.
„Hast du zugehört, was ich gesagt habe?“
„Ja, laut und deutlich, du liebst ihn, das ist wunderbar. Was ist eigentlich mit seinen Eltern, kennst du sie schon?“, wollte ihre Mutter wissen.
„Er ist eine Waise, seine Eltern sind schon ne Weile nicht mehr am Leben. Aber sein Vater war ein Ratsmitglied und seine Mutter war auch eine Hexe“, erkannte sie.
„So mächtige Zauberer haben meistens zwei magische Elternteile. Ich kann es kaum abwarten, ein Zauberer-Enkelkind zu bekommen“, erwiderte Eloise und ihre Tochter sah sie böse an.
„Ich hab nicht gesagt in nächster Zeit“, erklärte ihre Mutter.
„Mum, ich muss dir was sagen“, begann sie plötzlich.
„Du bist doch nicht schwanger, oder?“, fragte ihre Mutter.
„Nein, oh Gott, nein. Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen sollte…“, begann sie.
„Du kannst mir doch alles sagen, Schätzchen!“
„Okay, man ist das schwer. Pax ist kein Zauberer mehr“, erkannte sie stockend.
„Was heißt, er ist kein Zauberer mehr? Er ist der Sohn von Zauberern, also ist und bleibt er auch einer“, verstand ihre Mutter nicht.
„Ja, ich hab mich falsch ausgedrückt, durch seine Adern fließt Zauberer-Blut, ja, aber es hat keine Kräfte mehr“, erklärte sie weiter.
„Oh man, er hat nicht in irgendeinem heroischen Akt seine Kräfte für dich geopfert, oder?“, wollte Eloise wissen.
„Nein, da war ich zweite Wahl, sein bester Freund ist gestern ermordet worden und er hat einen Todesflüsterer gebeten, sein Leben zu retten, im Austausch für seine Kräfte“, erklärte sie.
„Was hat er denn mit einem Todesflüsterer zu schaffen? Die sind echt fiese Gestalten und tief in schwarzer Magie verankert“, erschreckte sich Eloise.
„Anscheinend war er sein Mentor und er war früher auch ein bisschen abgerutscht in die schwarze Magie, aber das ist ne Weile her“, bemerkte sie.
„Jetzt bin ich irgendwie froh, dass er jetzt keine Kräfte mehr hat, schwarze Zauberer sind ziemlich finstere Gestalten“, erwiderte ihre Mutter mit kritischem Blick.
„Er ist kein böser Zauberer, er musste sich nur etwas austoben nach dem Tod seines Vaters. Er ist durch und durch gut, was seine Heldentat beweist. Es gibt sicher einen bösen Voodoo-Zombie-Spruch, mit dem er ihn hätte zurückholen hätten können, aber er hat es so getan“, verteidigte sie ihren Freund.
„Nur Todesflüsterer können das und den hat er ja gerufen. Egal, das liegt jetzt in der Vergangenheit und wer bin ich, dass ich über sie richten darf, wir sind Jahrhunderte nur Assistenten der Zauberer gewesen, du bist die erste Benji mit höherer Position, wenn man das so sagen kann. Kriegst du beides unter einen Hut, die Arbeit und deine Diplomatendienste, meine ich?“, wollte ihre Mutter wissen und so unterhielten sie sich eine Weile.
 
Zur gleichen Zeit saß Paxton in seinem Lehnsessel und las ein Buch. Er konnte sich nicht konzentrieren, er konnte nicht verstehen, warum Nolan nicht an sein Handy ging. Zu ihm fahren hatte Sloan ihm ja verboten. Für einen Moment vergaß er, dass er des Zauberns nicht mehr mächtig war und er wollte sich zu ihm transportieren, blieb aber in einer Rauchwolke hustend sitzen.
„Ach richtig, Sterblich, da muss man sich erst dran gewöhnen“, murmelte er.
„Man, ich hoff mal nicht, dass du bei deiner Freundin auch so Fehlzündungen hast, wenn du verstehst was ich meine“, erwiderte plötzlich eine Stimme und als sich der Rauch verzogen hatte, sah er den Zauberer, mit dem Sloan den meisten Kontakt hatte.
„Bist du gekommen um mich zu bemitleiden, oder zu mobben, Nicolai?“, fragte Paxton mürrisch.
„Eigentlich hab ich gehofft, die schreiende Sirene hier anzutreffen, aber anscheinend spielst du hier allein Kreuzfahrt-Zauberer“, konterte Nicolai cool.
„Die ist bei ihrer Mutter, sonst noch was?“, wollte er Nicolai loswerden.
„Er sitzt vor dem Haus seiner Ex im Auto und traut sich nicht rein“, erklärte Nicolai.
„Wen meinst du?“
„Wir beobachten dich, Pax, es ist nicht einfach für einen Zauberer seine Kraft zu verlieren, wir wollen nur sichergehen, dass du dir nichts antust. Er will nicht allein sein, Sloan hat Unrecht, geh zu ihm“, entgegnete Nicolai und verschwand wieder.
„Man, ich hoffe, ich war nicht so überheblich, als ich das gemacht habe“, murmelte er vor sich hin und stand auf, um zu Nolan zu fahren. 

Zweiundzwanzigstes Kapitel


Paxton kaufte etwas zum Essen in einem Fast-Food-Restaurant und fuhr zu Charlys Haus. Er wusste, wenn sein Kumpel sich in etwas verbissen hatte, hatte er nur das im Sinn und vergaß alles andere. Er klopfte gegen das Beifahrerfenster mit einer Tüte in der Hand und Nolan erschreckte sich furchtbar.
„Hunger?“, fragte Paxton freundlich und Nolan machte ihm die Beifahrertür auf.
„Nicht wirklich, steig ein“, erkannte Nolan und Paxton setzte sich auf den Beifahrersitz.
„Wer ist Nicolai und warum weiß er, wo ich bin?“, fragte Nolan, als er die Gedanken seines Kumpels las.
„Ein Ratsmitglied, er meinte, ich soll zu dir gehen. Weißt du eigentlich, dass ich jetzt beobachtet werde?“, erwiderte Paxton uns stopfte sich eine Pommes in den Mund.
„Ja, darum hab ich sie gebeten, du schienst gestern so komisch“, erklärte Nolan und Paxton bot ihm eines Pommes an, die er ablehnte.
„Ich bin jetzt ein Normalsterblicher, muss man sich erst dran gewöhnen, aber sie hilft mir sehr dabei. Lidenskab war heut Morgen bei uns, ich konnt grad noch dazwischen gehen, bevor meine Freundin ihn bespringen konnte“, erzählte Paxton mampfend.
„Wie ich dich kenne, übertreibst du mal wieder maßlos“, schmunzelte Nolan.
„Du hättest sehen sollen, wie sie ihn angeglotzt hat“, entgegnete Paxton eifersüchtig.
„Was ist denn aus dem „Ich liebe sie und sie liebt mich über alle Grenzen hinweg und bis zum Ende der Zeit“-Gequatsche geworden, was du sonst so drauf hast?“, frotzelte Nolan.
„Ich bin jetzt ein Sterblicher, gewöhnlich wie jeder andere“, erkannte er kleinlaut.
„Sie hat sich in dich verliebt, als sie dachte, dass du ein Sterblicher wärst, was gibt es da für einen Unterschied?“, wollte Nolan wissen.
„Ich hab Angst sie zu verlieren“, gestand Paxton.
„Du wirst sie nicht verlieren, ihr habt das hier alles schon so spielend überstanden, da wird ein Adonis oder kein Blutsauger dazwischen kommen, außer natürlich du bist für nen Dreier bereit“, witzelte Nolan und sah zu dem Fenster der Küche, wo seine Ex gerade einen Salat für sich zubereitete.
„Warum sitzt du eigentlich hier? Ich hab gedacht, du hättest ihr ihre Flucht nicht verziehen und willst nicht mehr mit ihr zusammen sein. Das sieht aber ganz so aus, als könntest du sie nicht loslassen“, schlussfolgerte Paxton und sah auch zu Charly.
„Ich hab ihr verziehen, ich würde ihr alles verzeihen“, erwiderte er  und sah wieder auf die Straße.
„Okay, jetzt bin ich verwirrt“, wunderte sich Paxton.
„Du kennst doch unsere Welt, das alles hier ist zu gefährlich für sie“, bemerkte er tonlos.
„Weißt du eigentlich, dass es Charly zu verdanken ist, dass sie wieder da sind? Sie hat Sloan davon überzeugt, dass sie stark genug ist für ihre Aufgabe. Charly ist die Stärkste von uns allen, die kriegt das locker hin“, versprach Paxton.
„Denkst du wirklich? Sie ist schon ne starke Frau“, dachte Nolan laut nach.
„Ja, das ist sie. Geh zu ihr rein, sie gehört jetzt in unsere Welt und sie wird ne Bereicherung sein“, versprach Paxton.
„Ich geh zu ihr, du solltest dich nicht so mit dem Mist vollstopfen, wenn du heut Abend Lasagne machen willst“, erwiderte Nolan und beide stiegen aus.
„Ja, ich koch heut Abend für sie. Viel Glück“, erwiderte Paxton, schmiss das Fastfood in den Mülleimer neben sich und ging zu seinem Wagen.
 
Nolan atmete tief durch und ging zu ihrer Tür. Er hörte ihre Gedanken klar und deutlich. Sie vermisste ihn und dachte nur an ihn. Das beruhigte ihn irgendwie, das würde es leichter machen. Mit schwitzenden Händen klingelte er.
„Hey, hast ja lang gebraucht“, begrüßte Charly ihn nicht sehr überrascht.
„Du wusstest, dass ich draußen stehe?“, wunderte er sich.
„Süßer, du hast nen grasgrünen Camero, nur ein Feuerwehrwagen wäre noch auffälliger gewesen“, schlussfolgerte sie.
„Ja, hast du auch Recht. Ich muss mit dir reden“, bat er.
„Dann komm rein“, ließ sie ihn rein.
„Also, habe ich noch was von dir?“, fragte Charly, die nicht verstand, warum er zu ihr kam.
„Ich war nie böse auf dich, dass du abgehauen bist“, entgegnete Nolan und setzte sich neben sie aufs Sofa.
„Was ist dann dein Problem?“, erwiderte sie verwundert.
„Ich hab Angst um dich“, gestand er.
„Ich hab auch Angst um dich, aber deshalb verlass ich dich nicht einfach so“, entschied Charly etwas trotzig.
„Meine Welt ist gefährlich“, sagte er weiter.
„Meine Welt ist genauso gefährlich, was ist das denn für ein blödes Argument? Ich hab nen Zauberer und ne Todesfee im Freundeskreis, die können gut auf mich aufpassen“, erwiderte Charly.
„Sie haben’s dir nicht erzählt?“, wollte Nolan wissen.
„Nein, die sagen mir doch nie was“, entgegnete sie und Nolan erzählte ihr, was er am Tag zuvor erlebt hatte.
„Oh mein Gott, geht’s dir gut?“, fragte sie plötzlich liebevoll und griff nach seiner Hand.
„Ich bin gestern gestorben, ist schon etwas seltsam. Ich hätte das nie von ihm verlangt, er tut mir so leid!“
„Er hat das Opfer für dich gebracht, da kann man fast eifersüchtig werden. Willst du dein neues Leben mit mir verbringen?“, hoffte sie.
„Das wird ein echt verrücktes Leben werden“, vergewisserte er sich.
„Ich prüfe Toaster, ein bisschen Verrücktheit kann ich in meinem Leben schon gebrauchen. Aber wenn du nächstes Mal stirbst, sag es mir gleich“, schmunzelte sie und er küsste sie frenetisch.
 
 
Zur gleichen Zeit verließ Sloan gerade ihr Elternhaus. Als sie das Haus verlassen hatte, tauchte Nicolai neben ihr auf.
„Hey“, begrüßte er sie und sie stellte sich in Angriffshaltung vor ihn.
„Man, muss das sein?“, murrte sie.
„Verzeihen Sie, Miss Cromwell“, erwiderte er höflich.
„Schon gut, was wollen Sie, Nico?“, fragte sie erschöpft.
„Was denken Sie?“, fragte Nicolai und gab ihr eine Akte.
„Ach ja, das. Was ist es diesmal?“, nahm sie die Akte entgegen.
„Waldschrate vs. Holzbaugesellschaft“, erklärte Nicolai.
„Das klingt unblutig, meinetwegen, aber ich muss mich beeilen, Pax kocht für mich heut Abend“, gab sie nach und reichte ihm ihre Hand. Er transportierte sie in den Wald.
 
Als Sloan an diesem Abend von ihrer diplomatischen Mission heimkam, war sie über und über mit Dreck bedeckt. Paxton wartete vor der Tür auf seine Freundin.
„Na, den ersten Kontakt mit Waldschraten gemacht?“, frotzelte er.
„Das sind vielleicht schmutzige Gestalten, es ist eine Schande, dass wir so nah in der Beliebtheit bei ihnen stehen“, erwiderte sie erschöpft.
„Sie sind doch nicht zudringlich geworden, oder?“, fragte er besorgt.
„Nein, keine Sorge, sie waren nur dreckig und alles wurde ein bisschen hitzig. Einer von ihnen wollte mich nur schützen und hat mich in eine ihrer Höhlen gezerrt. Er war wirklich lieb und ich hab mich länger mit ihm da drin unterhalten, während die andren draußen gegen die Kerle von der Holzbaugesellschaft gekämpft haben. Dank ihm hab ich herausgefunden, wie ich eine diplomatische Lösung finden konnte, aber leider bin ich dabei total verdreckt. Man, nicht dass ich mich beschwere oder so, aber du bist ganz schön anhänglich geworden, seit du normalsterblich bist“, konterte sie und schloss die Außentür des Wohnhauses auf, in dem sie wohnte.
„Wir waren vor ner halben Stunde bei mir verabredet und ich hab dich nicht erreicht. Ich hab mir Sorgen gemacht“, erkannte er.
„Hab mein Handy bei der Aktion verloren, denk mal nicht, dass ich das vom Rat ersetzt bekomme, oder?“, fragte sie.
„Äh… nein, eher nicht. Ich kann auch wieder gehen, wenn du heut Ruhe brauchst“, dachte er, dass sie ihn loswerden wollte.
„Ich dusch nicht gern allein“, schmunzelte sie und zog ihn an seiner Hand in ihre Wohnung.
 
„Heirate mich“, hauchte er, als sie ihr Techtelmechtel ins Bett verlagert hatten.
„Man, warum sagst du das jetzt?“, fragte sie verärgert und setzte sich auf.
„Weil ich dich heiraten möchte, du aber anscheinend nicht“, ließ er sie los.
„Zwei Wochen, Pax, wir kennen uns zwei Wochen, du kennst nicht mal meinen zweiten Vornamen“, erkannte sie und rutschte vom Bett.
„Du heißt Miranda mit zweitem Vornamen und es ist nicht wichtig, dass ich alles von dir weiß, wichtig ist, dass ich dich liebe“, versuchte er sie davon zu überzeugen zu bleiben.
„Wenn du mich wirklich lieben würdest, hättest du mir diese Frage nicht jetzt gestellt“, fauchte sie, während sie sich anzog.
„Komm zurück, ja, tut mir leid, das war echt zu früh, das ist mir so rausgerutscht, bitte geh nicht“, bat er flehend.
„Das ist meine Wohnung, du gehst“, erwiderte sie und schmiss ihm seine Sachen hin.
„Du schmeißt mich jetzt doch nicht wirklich raus“, konterte er, während er sich anzog.
„Ich muss nachdenken, du verwirrst mich“, murmelte sie und schloss sich im Badezimmer ein.
„Es tut mir wirklich leid“, sagte er nur noch und sie hörte die Tür ins Schloss fallen.
Sie rutschte an der Wand herunter und weinte. Sie liebte ihn, sie liebte wie er sie Schatz nannte und sie würde mit ihm den ganzen Tag mit ihm im Bett verbringen können ohne das es ihr langweilig wurde. Ihr Mutter würde es ja auch begrüßen, aber sie hatte noch keine seriöse Beziehung gehabt und jetzt wurde es plötzlich todernst zwischen Paxton und ihr. Sie hätte ihm genau dies so erklären können, anstatt ihn einfach rauszuschmeißen, sie hatten so viel durchgestanden, er hätte es doch kapiert. Sie rappelte sich auf und rannte ihm hinterher, aber er war schon weg. Als sie traurig zurück an die Tür ging bemerkte sie, dass sie sich ausgeschlossen hatte.
„Klasse, das ist die Krönung eines perfekten Tages“, murrte sie und lief barfuß zu Charly, die ihren Zweitschlüssel hatte. Nolan öffnete ihr die Tür und er hatte nicht besonders viel an.
„Wenn wir gewusst hätten, dass du dich uns anschließen willst, hätten wir gewartet“, schmunzelte er.
„Lässt du mich bitte rein?“, fragte sie weinerlich.
„Sicher, komm rein, Süße“, erwiderte er plötzlich ernst, vermutlich las er auch ihre Gedanken, und ließ sie rein.
„Sie schläft sicher, das tut sie immer danach, ich lass euch auch gleich wieder allein, ich brauch nur meinen Ersatzschlüssel“, versprach sie, ging zum Schlüsselbrett und holte den Schlüssel.
„Warum hast du dich ausgesperrt?“, fragte Nolan und sah auf ihre nackten Füße.
„Man, das ist die erste Frage, die ich je von dir gehört habe. Du weißt, warum ich mich ausgesperrt habe, mein Lieber, du willst mich nur quälen indem ich es dir nochmal erzähle“, entschied sie frustriert.
„Ich bin ein Medium, das sind alles nur verschwommene Sachen, ich fühle Angst, Panik, Ärger, übrigens gib mir die Möglichkeit ihn vorher zu warnen, bevor du das tust und leichte sexuelle Erregung, ich weiß, ich bin muskulöser als dein Freund, das kommt von echter, ehrlicher Arbeit“, erklärte er, was er sah und sie wendete ihren Blick beschämt von seiner Brust weg.
„Du siehst doch Dinge voraus, warum hast du mich nicht gewarnt, dass er so was plant?“, fragte sie schroff.
„Er hat so was nicht geplant, ich war heut Nachmittag länger mit ihm zusammen, er hat nur an Sex mit dir gedacht und von deiner Kleidung her zu schließen, die du da trägst, hat er bekommen, was er wollte. Also, was hat er gemacht?“, wollte er wissen und sie stellte sich breitbeinig vor ihn und ließ ihn in ihren Gedanken lesen, weil sie es sich nicht traute, es laut auszusprechen.
„Man, das war wirklich dämlich von ihm, auf gewisse Weise auch tollkühn, aber vorrangig dämlich. Ich hätte auch nicht gewusst, wie ich da reagiert hätte. Ich weiß, wo er jetzt ist, leg du dich zu ihr ins Bett, du könntest Schlaf gebrauchen, glaub ich“, entschied er und nachdem er sich richtig angezogen hatte, verließ er die Wohnung seiner Freundin. Sloan hingegen legte sich zu Charly ins Bett. Charly schien so fertig zu sein, dass sie ohne Geräusche zu machen schlief. Sie lächelte, was Sloan glücklich stimmte.

Dreiundzwanzigstes Kapitel


Am folgenden Tag wurde Sloan wach, als ihr jemand liebevoll über das Bein streichelte. Während der Sekunden, in denen sie noch nicht ganz wach war, dachte sie, dass das Paxton war, aber als sie nach der Hand griff, bekam sie spitze Fingernägel zu packen und schreckte auf.
„Immer noch nicht interessiert an dir, Süße“, murmelte sie und Charly zog ihre Hand blitzartig weg.
„Was zum Henker machst du in meinem Bett und wo ist mein Freund?“, war Charly plötzlich auch hellwach.
„Ich hab ihm was vorgesungen und er ist tot umgekippt“, murmelte Sloan witzelnd und Charly starrte sie verstört an.
„Zu früh für Benji-Witze?“, schmunzelte Sloan.
„Es gibt glaub ich keinen richtigen Zeitpunkt für diese Witze. Also, was hast du mit ihm gemacht?“, fragte sie ernst.
„Ganz ruhig, Morgenmuffel, er ist gestern Abend noch weg um mit Pax zu reden, weiß nicht, wo er jetzt steckt“, erklärte Sloan und setzte sich auf.
„Was hat der Dummkopf jetzt schon wieder gemacht? Sein Herz irgendjemand geschenkt, der es nötiger hatte?“, bemerkte Charly sarkastisch.
„Sein Herz hat er schon verloren, aber eher im übertragenen Sinne. Er hat mir gestern beim Sex einen Antrag gemacht“, erklärte Sloan stockend.
„Echt, was hast du gesagt?“, wollte Charly wissen.
„Ich hab ihn irgendwie rausgeschmissen, dann bin ich ihm hinterher, aber er war schon weg und ich hatte mich ausgesperrt. Das hat mich hierher gebracht und nun bin ich mit dir in einem Bett“, erklärte sie, was passiert war.
„Tja, ich hab mich auf ein Frühstück von meinem Freund im Bett gefreut, das musst du dann wohl für mich machen“, entgegnete Charly.
„Schönen Sonntag noch, Charly“, erwiderte Sloan und rutschte aus dem Bett.
„Das meinte ich ernst, ich hatte heute eigentlich nicht vor, aufzustehen“, konterte Charly und breitete sich im Bett aus.
„Kannst du ruhig machen, aber ich mach hier gar nichts. Ich muss meinen liebeskranken Freund finden, ich leih mir mal deine Ballerinas, ich bin barfuß hierhergekommen“, erklärte Sloan und ging an einen Schrank.
„Du hast viel größere Füße als ich, du wirst sie ausleiern“, murrte Charly.
„Dann geh ich halt barfuß, aber es ist nicht arg warm draußen“, konterte Sloan.
„Nimm sie halt, ich will sie aber wieder. Ich muss wohl meinen Freund zurückbeordern. Wir sollten mal wieder zusammen ausgehen, nur wir beiden“, sagte sie netter.
„Ja, das sollten wir, ich wünsch dir auch einen schönen Sonntag“, verabschiedete sich Sloan, schlüpfte in Charlys weiße Ballerinas und ging zu ihrer Wohnung zurück.
 
Sie hoffte, dass er vor der Tür auf sie wartete, doch zu Hause warteten nur kalte Räume auf sie. Sie legte sich auf ihr noch zerwühltes Bett, griff nach ihrem Handy auf dem Nachttisch und sah drauf. Paxton hatte sie ein paar Mal angerufen, aber der letzte Anruf kam von ihm schon kurz vor Mitternacht. Er schien sie in Ruhe lassen zu wollen. Sie rief ihn an, doch sein Handy war ausgeschalten. So wollte sie ihn auch in Ruhe lassen. Sie döste wieder etwas ein, bis ihr Festnetztelefon klingelte.
„Jetzt ist es zu spät für Frühstück, Charly“, murmelte sie, als sie Charlys Nummer auf dem Display sah.
„Ich kann Nolan nicht erreichen“, erklärte Charly mit beunruhigter Stimme.
„Paxtons Handy ist auch ausgeschalten, vielleicht brauchen sie einfach mal nen Tag für sich, erhol dich einfach von deinen nächtlichen Aktivitäten“, bat Sloan und setzte sich auf.
„Vielleicht hast du Recht, aber ich würde lieber mit dir was machen. Gehen wir mal wieder shoppen?“, wollte Charly wissen.
„Es ist Sonntag, Charly, leg dich einfach wieder schlafen. Ich werde es zumindest tun“, konterte Sloan und legte wieder auf. Nun konnte sie nicht mehr schlafen und das Nolan auch nicht zu erreichen war, beunruhigte sie auch, auch wenn sie das nicht zugegeben hätte.
Sie zog sich um und fuhr zu Paxtons Wohnung. Er war auch nicht zu Hause.
„Man, Charleene, jetzt hast du mir einen Floh ins Ohr gesetzt“, dachte sie laut nach und rief Charly an.
„Ich kann nur schlafen, wenn mich keiner anruft“, murmelte Charly verschlafen.
„Da stimmt was nicht“, sagte Sloan nur.
„Jetzt hab ich grade Ruhe gegeben, jetzt fängst du wieder damit an“, erwiderte Charly.
„Paxton ist auch nicht zu Hause“, erkannte sie nur.
„Hast du es im WhiteBride versucht? Vielleicht haben sie sich dort die Kante gegeben und pennen noch dort ihren Rausch aus“, schlug Charly vor.
„Das hat sonntags dicht, Ralph ist ein fleißiger Kirchengänger. Ich ruf Lidenskab an“, entschied Sloan.
„Ich würde auch gern mal den sexy Polizisten kennenlernen“, schlussfolgerte Charly.
„Ich komm mit ihm zu dir, dann reden wir weiter. Es wird sich alles aufklären, versprochen“, entschied Sloan und legte wieder auf.
Von Paxton wusste Sloan, dass Lidenskab im Revier außerhalb der Stadt arbeitete und so fuhr sie dorthin. Am Eingang saßen einige fragwürdige Typen in Handschellen und sie fragte sich beim Vorbeigehen, welche von denen in ihrem Team spielten und welche einfach nur seltsam aussehende Menschen waren. An einer Tür fand sie Lidenskabs Namen und sie klopfte an.
„Herein“, hörte sie Lidenskabs sexy Stimme sagen und sie trat ein.
„Hey, kann ich dich kurz sprechen?“, fragte sie vorsichtig.
„Sicher, Sloan, richtig? Geht es um den Mord?“, wollte Lidenskab wissen. Sein weißes Hemd spannte sich über seine muskulöse Brust und sie zwang sich, nicht dorthin zu starren.
„Nein, es geht um was ganz anderes. Vermutlich bin ich zu übervorsichtig, aber es ist gestern was zwischen Paxton und mir vorgefallen und seitdem sind weder er noch Nolan erreichbar“, erklärte sie die Situation.
„Sie sind verschwunden, sagst du? Das klingt gar nicht gut“, erwiderte Lidenskab und griff nach dem Telefon, was sie nicht grade beruhigte.
„Rufus, hey, ich bin’s, hast du was von den Jungs gehört?“, telefonierte er mit Rufus.
„Ne, mit den Mädels sind sie nicht zusammen, Paxtons Kleine ist bei mir, sie sagt, gestern wär was passiert, weißt du, was sie meint?“, fragte Lidenskab. Rufus versprach, zu ihnen zu kommen.
„Tut mir leid, ich bin wohl zu viel mit Nolan unterwegs, Paxton hat mir gestern einen Antrag gemacht und ich hab ein wenig heftig darauf reagiert und hab ihn rausgeschmissen. Nolan wollte nach ihm sehen, ich dachte, sie würden was trinken gehen, aber jetzt sind beide verschwunden“, erklärte Sloan.
„Wir sollten mal bei den Idioten von Kopfgeldjägern anfangen zu suchen, wir warten aber noch, bis Rufus kommt, er würde ziemlich sauer werden, wenn ich ihn nicht da mit einbeziehen würde. Er ist ja noch ziemlich stinkig wegen der Attacke auf ihn, ich lass ihn erst mal machen. Er hat dir nen Antrag gemacht? Seid ihr nicht grade erst zusammengekommen?“, erklärte Lidenskab und Sloan ließ sich frustriert auf einen Stuhl fallen.
„Das ist genau das Problem. Wir sind schwer verliebt, aber ich bin keine Prinzessin, die auf ihren Prinz auf dem Pferd gewartet hat, ich bin mein eigener Mann“, erkannte sie.
„Du bist ein Hermaphrodit?“, fragte er schmunzelnd.
„Nein, Witzbold, ich bin vermutlich zu selbstbewusst um mich fallen zu lassen. Bist du verheiratet?“, wollte sie wissen.
„Dann wäre das mit dem Sexgelüsten wirklich einfacher, nein, ich bin nicht verheiratet. Die einzigen Frauen, die mit meinen Gelüsten klarkommen sind Nutten und Sirenen und Sukkuben, aber es gibt nur drei weitere in den Staaten und die sind alle verheiratet, es scheint, ihre Männer kommen damit klar“, erklärte er.
„Ja, scheint so, es ist sicher diese furchtbar erotische Ausstrahlung die du ausstrahlst. Ich würde dich gern hier und jetzt vernaschen und das verstört mich auf so viele Weisen“, erkannte sie und er grinste.
„Genau das ist das Problem, die Jungs denken immer, ich hab es ja so gut, weil jede Frau mich will, aber auch wenn ich ein Mann bin, ich will auch nicht immer“, erklärte er ernst.
„Ein gutes hat es, es lenkt mich grade von meinen Sorgen ab. Ich muss mal Charly anrufen, dass sie hierher kommen soll“, kam sie wieder in die Realität zurück.
„Ich kann’s immer noch nicht glauben, dass meine zwei Nerds gleichzeitig solche heißen Frauen wie euch gefunden haben“, konterte Lidenskab und sie zog ihr Handy aus ihrer Hosentasche.
„Komplimente helfen nicht grad, mich zusammen zu reißen, also lass das. Ich geh kurz raus“, bat sie mit dem Telefon am Ohr und wartete darauf, dass Charly abnahm.
Charly versprach aufs Revier zu kommen. Charly und Rufus kamen gleichzeitig an Lidenskabs Tür an. Charly ging verängstigt einen Schritt zur Seite, als sie bemerkte, was Rufus war.
„Du musst Charly sein, hey, ich bin Rufus, nen Kumpel von Nolan und Paxton“, stellte sich Rufus höflich vor.
„Charleene, du beißt mich nicht, oder?“, erkannte sie kritisch.
„Nicht, wenn du nicht willst“, schmunzelte er.
„Von wegen, mein Hals gehört Nolan. Hilfst du uns, die Jungs zu finden?“, fragte sie freundlicher.
„Ich versuch’s zumindest. Ladys first“, entgegnete er und hielt ihr die Tür auf.
„Danke“, entgegnete sie und ging hinein.
„Hey, da bist du ja“, begrüßte Sloan sie und umarmte sie.
„Klar komm ich, wenn du mich rufst. Habt ihr was rausgefunden?“, wollte sie wissen.
„Noch nicht, Rufus wollte auch kommen, ach da ist er ja, danke fürs Kommen“, sah Sloan auch Rufus, der hinter Charly durch die Tür kam.
„Danke für die Chance, dabei zu sein, Lidenskab. Wer kommt noch mit?“, wollte Rufus wissen und begrüßte Lidenskab mit einem brüderlichen Handschlag.
„Zwei von uns, mein Captain muss ja nichts davon erfahren, ich bin einfach krank“, erkannte Lidenskab und nahm seine Jacke.
„Dein Captain ist ne Frau und du schläfst mit ihr, oder?“, schlussfolgerte Rufus.
„Ja, möglich“, schmunzelte Lidenskab und ging als erster aus dem Büro.
„Man, wir müssen die Jungs dringend finden“, erklärte Charly, als sie mit Sloan hinter den Männern zum Streifenwagen ging.
„Ja, ich mach mir echt Sorgen“, erkannte sie.
„Ja, ich auch, aber ich mein diese Männer, ich war noch nie so geil wie gerade“, bemerkte Charly.
„Ja, wem sagst du das, nen Vampir und nen Inkubus, das ist doppelte Stimulanz. Man, vor vier Wochen hatten wir so solche Themen nicht, was?“, bemerkte Sloan.
„Ja, aber ich liebe es irgendwie, es macht jeden Tag lebenswert. Wo gehen wir eigentlich hin?“, wollte sie wissen, als sie den Männern in Charlys Wagen hinterherfuhren.
„Fahre ihnen einfach hinterher, ich glaub, wir fahren zu den Vampirjägern, die Paxton damals entführt haben. Lidenskab denkt, sie sind dort, aber das ist nur ne Vermutung“, erklärte Sloan ihr die Lage.
„Ich bin mir nicht so sicher, dass ich zu den möchte, wenn die einen ausgewachsenen Zauberer entführen konnten“, dachte Charly laut nach.
„Es sind Männer mit Waffen dabei und ich denke nicht, dass wir damit reingehen dürfen“, entschied Sloan.
„Werde ich auch nicht, glaub mir, das ist alles noch sehr erschreckend für mich, vor allem die Tatsache, dass mein Freund jeden einzelnen Gedanken von mir kennt, er sollte nicht wirklich alles wissen“, entschied Charly und hielt an, als auch Lidenskab angehalten hatte.
„Wir sind da?“, wunderte sich Sloan.
„Sieht so aus. Warum haben die so lang gebraucht, Paxton beim letzten Mal zu finden?“, wunderte sich Charly.
„Weiß ich nicht, vermutlich war er nicht hier. Ich bin ganz sicher, dass er nicht hier war, das ist ein Wohngebiet, suchen wir die jetzt zu Hause auf, oder wie?“, verstand Sloan nicht, dass sie mitten in einer Wohnhaussiedlung mit weißen Gartenzäunen standen.
„Alles echt komisch, als ich hier mal durchgefahren bin und gedacht habe, hier wohnen sicher einige Stecher, hab ich das nicht so gemeint“, entgegnete Charly und stieg aus.
„So Ladies, ihr geht jetzt hier an die Tür und klingelt“, bat Lidenskab, der zu ihnen kam und zeigte auf ein Haus.
„Okay, aber warum sollen wir das tun?“, verstand Charly nicht.
„Ganz einfach, die machen sicher nicht der Polizei oder einem Vampir die Tür auf, er müsst sie ablenken, dass wir sie überraschen können“, erklärte Lidenskab.
„Auf deine Verantwortung, aber wenn wir nachher auch Beute sind, schlag ich dich sofort windelweich, wenn ich da wieder raus bin“, versprach Sloan.
„Euch wird nichts passieren, egal was für rüde Kerle die bei der Jagd sind, im Herzen sind sie verkorkste Gentleman“, versprach Rufus und schlich an der Seite des Hauses entlang, um sie später überraschen zu können.
„Dein Wort in Gottes Ohr. Also wer klingelt?“, fragte Sloan.
„Ich gehe, komm mit“, bat Charly und zog sie zur Tür.
„Hey Süßer, meine Geliebte und ich sind grad gegenüber eingezogen und wir brauchen jetzt einen starken Mann wie dich um unseren Schrank aufzubauen. Wir würden dich danach auch fürstlich verwöhnen“, improvisierte Charly und umschlang Sloans Hüfte. Schmunzelnd ging der Kerl ein paar Schritte zurück ins Haus.
„Dann will ich euch mal bei allem zur Hand gehen“, schmunzelte der Kerl interessiert und eh er sich versah, lag Lidenskab auf ihm drauf und hielt ihm seine 9mm Waffe an die Schläfe.
„Wo sind sie?“, fragte er laut.
„Au, von was reden Sie bitte“, murrte der Kerl und drei weitere Jäger kamen ihm zu Hilfe geeilt, wurden aber von den bewaffneten Polizisten und  dem zähnefletschendem Rufus empfangen.
„Du weißt genau, was ich meine, wo ist der Zauberer?“, drängte Lidenskab ihn weiter und zerrte ihn von dem Boden des Flures, auf den er ihn geschmissen hatte wieder auf die Füße. Lidenskab war erschreckend kräftig, kräftiger als sein muskulöses Erscheinungsbild eh schon erahnen ließ.
„Wir haben den Zauberer nicht, wirklich nicht“, versprach ein anderer Jäger, der von Rufus an die Wand gedrückt wurde.
„Dann stört es euch sicher nicht, wenn wir uns mal umschauen“, erwiderte Lidenskab und schloss die Tür vor den Frauen.
„Es ist echt eine Schande, dass ich in festen Händen bin, der Kerl ist so heiß“, murmelte Charly verträumt.
„Hey, nicht schon wieder wegdriften, Nolan ist verschwunden“, holte Sloan sie wieder in die Realität zurück.
„Ja, richtig, danke, Sorgen machen, verstanden. Denkst du, sie sind hier?“, fragte Charly und Sloan zuckte nur mit den Schultern.
 
Es vergingen ein paar Minuten und ganz plötzlich sprang die Tür auf und die Polizisten und Rufus wurden aus der Tür gedrängt.
„Und jetzt verschwindet“, murrte ihnen einer hinterher und die Tür knallte zu.
„Und?“, kam Sloan fragend zu ihnen.
„Hier sind sie nicht und wir haben sie grade auf der Totenwache für ihren toten Kollegen gestört und sie sind ziemlich angepisst deswegen. Ich muss vermutlich ne Weile mit offenen Augen schlafen“, erwiderte Rufus.
„Das ging also daneben und jetzt?“, mischte sich Charly ein, doch keiner wusste etwas.
 
Zur gleichen Zeit wurde Paxton außerhalb der Stadt in einer Jagdhütte wach. Er hatte den größten Kater seiner Saufkarriere und war dazu noch geknebelt und an einen Stuhl gefesselt. Mit seinen Fingerspitzen konnte er fühlen, dass hinter auch jemand gefesselt saß. Die Person schien bewusstlos. Mit einem beherzten Schlag mit dem Kopf gegen den Kopf der Person versuchte er die Person wach zu bekommen, was ihm nur noch mehr Kopfschmerzen bereitete.
„Man, wir haben schon einige verrückte Sachen gemacht im Rausch, aber in einem Bondage-Laden sind wir noch nicht aufgewacht, was?“, hörte er Nolans Stimme. Er war nicht geknebelt, was Paxtons Kopfschmerzen nicht grade verringerte.
„Das ist kein Bondage-Laden, Schwachmat, wir sind entführt worden“, dachte er, um mit Nolan zu kommunizieren.
„Oh man, red mit mir Pax, ich hab zu’n großen Kater für Gedankenlesen“, murrte Nolan und Paxton machte ihm deutlich, dass er nicht reden konnte.
„Ich bin geknebelt, ich mach das nicht aus Spaß, ich hab genauso nen Kater wie du und das strengt ganz schön an“, dachte er weiter.
„Dreh deinen Kopf zu mir“, bat Nolan und Paxton machte es mit Schwierigkeiten.
„Mach am besten deine Augen zu, das wird nicht schön“, schmunzelte Nolan und als Paxton die Augen geschlossen hatte, zerrte Nolan solang an Paxtons Knebel herum, bis er es abhatte.
„Danke, ich hoffe, du küsst nicht auch so, sonst tut mir Charly leid“, bedankte sich Paxton, der wieder reden konnte.
„Gern geschehen. Wo sind wir hier?“, fragte Nolan und sah sich um.
„Ich hör keine Autos, nicht in der Stadt, denk ich“, schlussfolgerte Paxton.
„Man, was ist da gestern passiert?“, versuchte Nolan sich an den Tag zuvor zu erinnern.
„Ich hab den größten Filmriss meines Lebens und das schließt meine Feen-Attacke und meine Dämonen-Besessenheit von dem nervigen Teenager ein“, entschied Paxton.
„Nerviger Teenager, das ist gar nicht nett. Ich bitte um Respekt in meinem Haus“, hörte er die Stimme von Kaz, der aus einem Nebenraum kam.
„Kaz, was machst du da?“, fragte Paxton enttäuscht.
„Anscheinend Sie unterschätzen, der Knebel bleibt drauf, wir wollen ja nicht, dass Sie zaubern“, erwiderte Kaz und legte Paxton wieder brutal den Knebel an.
„Er kann nicht mehr zaubern, das ist unnötig“, erkannte Nolan.
„Ja, sicher, wie konntet ihr sonst grade kommunizieren?“, glaubte Kaz ihm nicht.
„Ich bin ein Medium, Draco, ich kann Gedanken lesen und deine Gedanken lassen nichts Gutes verheißen. Du warst ein bisschen zu oft auf der dunklen Seite, Kleiner, was ich von dir lese kann kein Horror-Regisseur sich einfallen lassen“, bemerkte Nolan cool.
„Hör auf damit“, war Kaz davon verwirrt.
„Das kann ich nicht steuern, Malfoy, das ist genetisch“, war Nolan nicht einzuschüchtern.
„Hörst du mal auf, mich mit Buchgestalten zu vergleichen? Ich heiße Kaz und das weißt du“, wurde Kaz wütend und er legte dabei Feuer auf dem Tisch neben sich, das er geschickt löschte.
„Reiz ihn nicht, das könnte schiefgehen“, hörte er Paxtons Gedanken.
„Oh man, hör auf damit, mein Kopf“, murrte Nolan.
„Er kann wirklich nicht mehr zaubern, ein Todesflüsterer hat ihm seine Kraft genommen um mein Leben zu retten, du hast doch sicher einen Spruch in deinem kranken Kopf, mit dem du meine Kräfte annehmen kannst, oder? Ich könnte dir zeigen, dass ich die Wahrheit sage“, erkannte Nolan. Kaz zog Paxton den Knebel ab.
„Ich habe gehört, Sie waren ein Künstler in der schwarzer Magie, Sie haben sicher einen Spruch drauf“, holte er sich einen Rat von seinem Lehrer.
„Visus Glass“, bemerkte Paxton tonlos.
„Danke, Visus Glass“, erwiderte Kaz und plötzlich hörte er die Gedanken von seinen beiden Gefangenen. Das überforderte ihn und er hielt sich die Ohren zu.
„Hört auf zu denken, verdammt“, entgegnete Kaz und versetzte die beiden in einen gefrorenen Zustand, dass er wieder klar denken konnte. Er hatte erfahren, was er wissen wollte.

Vierundzwanzigstes Kapitel


Frustriert standen Charly und Sloan etwas später an ihr Auto gelehnt und sahen zu den Männern hinüber, die irgendwas planten. Sloan stieß sich vom Wagen ab und ging zu ihnen.
„Was nun?“, fragte Sloan, als sie bei ihnen angekommen war.
„Hey, wir haben jetzt keine andere Wahl, jetzt müssen wir die schweren Geschütze einsetzen“, erkannte Rufus.
„Und das heißt?“, fragte Sloan verwundert.
„Hat Nolan was von seiner Mutter erzählt?“, fragte Lidenskab und Sloan schüttelte den Kopf.
„Das wird lustig“, bemerkte Rufus und griff nach seinem Handy.
 
Zwanzig Minuten später kam eine Frau mit wilder Mähne und bunten Hippie-Klamotten zu ihnen.
„Ihr hättet mich viel früher holen sollen“, begrüßte Madlin Orta die Anwesenden.
„Wir sind Polizisten, Madlin, du warst nicht unsere erste Wahl“, bemerkte Lidenskab und Sloan starrte sie an, was sie bemerkte.
„Ich hoffe, deine Gedanken sind nur wegen deiner Sorge um ihn so verwirrend, sonst würd ich dir zu einem Therapeuten raten“, bemerkte Madlin zu Sloan.
„Sie haben die gleiche Klappe wie er“, entgegnete Sloan cool.
„Sie müssen nicht die Coole geben, Gedankenleserin, vergessen?“, konterte Madlin.
„Okay, genug Small-Talk gemacht, wir brauchen deine Kräfte, Madlin“, drängte Lidenskab, Madlin.
„Dass ich mal mit dir geschlafen habe, heißt nicht, dass du über mich bestimmen kannst, mein Hübscher“, konterte Madlin und tätschelte Lidenskabs Brust.
„Man, ich muss keine Hellseherin sein um mir dieses Bild für immer in mein Hirn zu brennen“, flüsterte Sloan zu Charly, die jetzt neben ihr stand.
„Du brauchst nicht flüstern, meine Süße, ich sehe was du siehst und glaub mir, du bist nicht mal nah dran“, schmunzelte Madlin.
„Hellsehen, Madlin, sofort“, drängte Lidenskab sie.
„Ja, schon gut, du bist echt schnell bei der Sache in allen Dingen. Geht alle weg, ich muss allein mit meinen Gedanken sein“, bat Madlin und die Gruppe ging zu Charlys Wagen.
„Also du und Nolans Mutter?“, erwiderte Sloan frotzelnd, als sie neben Lidenskab an den Wagen gelehnt stand.
„Sag ja, hab’s nicht immer leicht“, konterte Lidenskab kleinlaut.
„Weiß Nolan davon?“, wollte sie wissen und er drehte sich mit einem vielsagenden Blick zu ihr.
„Ich müsste mich endlich mal an diese Hellseherei gewöhnen, natürlich weiß er davon. Hat er dir eine reingehauen?“, wollte Sloan wissen.
„Bitte, das hätte er sich nicht getraut. Wir hatten ne Weile Knatsch aber jetzt geht’s wieder. Ist auch schon ein paar Jahre her. Sie ist wirklich gut, wir werden sie schnell finden“, versprach Lindenskab und legte den Arm um sie.
„Nicht anfassen, bitte, Lin‘“, bat sie, weil ihr ganzer Körper wieder erotisch aufgeladen wurde.
„Ja, sorry, du musst dich aber mal akklimatisieren, dass dir das nichts mehr ausmacht“, entschied er.
„Ich schlaf nicht mit dir, Lin‘, vergiss es“, murrte Sloan erbost.
„Das hab ich nicht gesagt, Sloan, ich meine du solltest in meiner Nähe sein, dass dir das nichts mehr ausmacht, Paxton würde mich töten, wenn ich das machen würde, obwohl jetzt so normalsterblich hätte er so seine Schwierigkeiten“, schmunzelte er.
„Er würde dir eine reinhauen und hätte keine Angst davor, glaub mir. Man, kann die sich nicht mal beeilen? Vielleicht schweben sie schon in Lebensgefahr“, entschied sie.
„Mach dir keine Sorgen, Süße, die beiden haben schon einiges überstanden, vielleicht sind sie ja nur abgehauen wie ihr“, versuchte Lindenskab sie zu beruhigen.
„Wenn das so ist, kill ich ihn höchstpersönlich, ich bin nämlich extra für ihn zurückgekommen. Aber ich glaub, ich kenn ihn so gut, dass ich weiß, dass er das nicht machen würde. Oder doch? Man, warum will der Kerl mich unbedingt heiraten? Ich kenn ihn doch gar nicht und er kennt nicht mal meinen zweiten Vornamen, ich heiß sicher nicht Melinda mit zweitem Vornamen“, dachte sie laut nach.
„Sorry, der Arzt, der deine Geburtsurkunde ausgestellt hat, hatte echt ne Sauklaue“, entschuldigte sich Lindenskab.
„Dachte mir schon, dass du ihn mit Informationen versorgst. Mein zweiter Vorname ist Melissa“, erklärte sie.
„Ja, knapp daneben. Hab gehört, du hast gestern die Begegnung mit einer Gruppe Waldschraten gemacht, den bin ich jetzt in meiner Karriere noch nicht begegnet, Wie war’s?“, wollte Lindenskab wissen.
„Interessant und verdammt dreckig. Tut mir leid, mir ist nicht nach Small-Talk, ich geh jetzt zu ihr hin“, erwiderte Sloan abgelenkt und ging auf Madlin zu. Die packte sie und zog Sloan an sich.
„Hast du mit ihm geschlafen, Kind?“, fragte sie plötzlich.
„Wen meinen Sie?“, konterte sie etwas erschreckt.
„Dein Freund, wen soll ich sonst meinen?“, entgegnete Madlin.
„Äh, ja, hab ich“, verstand Sloan nicht, was das sollte.
„Gut, dann ist deine Verbindung zu ihm stark, obwohl das schon etwas nuttig ist, oder?“, entgegnete sie und zog Sloans Hände an ihre Stirn.
„Auch wenn es Sie nichts angeht, ich liebe ihn und ich bereu’s nicht“, behauptete sie.
„Ja, das spüre ich, obwohl ich auch eine ziemliche erotische Anziehung zwischen Lin‘ und dir spüre“, erwiderte Madlin und schloss die Augen.
„Er ist ein Inkubus, gegen das komm ich nicht an, was zum Henker machen Sie da?“, verteidigte sie sich selbst.
„Ich verbinde dein Chi mit meinem, sei still“, bat Madlin.
„Du musst es echt nötig gehabt haben, dass du mit der geschlafen hast“, frotzelte Rufus, als er den beiden Frauen bei ihrer komischen Position zusah, die sie innehatten.
„Du hattest sie, als sie jung und schon verrückt war, also klappe“, murrte Lindenskab.
„Woher weißt du denn das schon wieder?“, war Rufus peinlich berührt.
„So gut wie du dich mit Nolan verstehst kennst du ihn schon seit er ein kleiner Junge war und Madlin ist jetzt noch heiß, aber vor 30 Jahren war sie sicher ne Granate“, schmunzelte Lindenskab.
„Ja, das war sie, okay, ich glaub nicht, dass das was wird, wir verschwenden nur unnötig Zeit“, schlussfolgerte Rufus.
„Ich weiß, wo sie sind“, rief Madlin wie auf Befehl und ließ Sloans Kopf los.
„Na endlich, also?“, kam Lindenskab zu ihnen.
„Ich bring euch hin, folge mir, mein Süßer“, erwiderte Madlin und etwas verwirrt ging Lindenskab mit ihr zum Wagen.
„Okay, los geht’s“, bat Charly und sie folgten Lindenskabs Wagen.
 
„Was mach ich da, was mach ich da?“, fragte sich Kaz, als er die Männer in Starre umkreiste. Er hatte seinen Plan nicht wirklich gut durchdacht, er wollte ihn nur dazu zwingen, dass er ihm alle guten schwarzen Zaubersprüche beibrachte, denn er hatte so viel gutes, beziehungsweise böses von seinem Mathelehrer gehört und wollte auch so gut werden wie er. Doch nun hatte er erfahren, dass sein Vorbild genauso wertlos wie seine Eltern war, nur weil er zu menschlich war.
„Reverse“, murmelte er und die Stimmen in seinem Kopf und die Starre verschwand.
„Nicht lustig, dieses Gedankenlesen, was?“, frotzelte Nolan weiter.
„Halt die Klappe, Nol‘“, murmelte Paxton kleinlaut.
„Ja, hör auf ihn, du nervst“, entgegnete Kaz und packte Nolan an den Haaren.
„Ich hab nur noch eine Frage, was willst du von uns?“, fragte Nolan, aber diesmal nett.
„Ihr zwei Schwuchteln habt ja meinen Plan vereitelt, ich wollte doch nur, dass du mich unterrichtest, Paxton, du bist mein Vorbild, ich will zaubern lernen, ich hab keine verdammtes Hogwarts, ich will einfach nur lernen“, erwiderte Kaz und wurde laut dabei.
„Ich will ja nichts sagen, aber ich lass mich zu nichts zwingen“, entgegnete Paxton, der eine mürrische Grundstimmung hatte.
„Hör auf damit, er hat die Macht, tu was er sagt“, hatte Nolan verstanden, dass sie in Gefahr waren.
„Endlich habt ihr’s geschnallt, also Ruhe“, entschied Kaz. Es wurde still in dem kleinen Landhaus und Kaz versuchte sich seine weiteren Schritte zu überlegen.
 
„Bist du sicher, dass sie Recht hat?“, fragte Charly, als sie hinter Lindenskab über einen holprigen Waldwegweg hinterherfuhren.
„Langsam krieg ich auch Zweifel, hier ist doch nichts“, bemerkte Sloan und sah aus dem Fenster, an dem die Bäume vorbeizogen.
„Wenn das mit Nolan und mir ernst werden sollte, hab ich die Kräutertante als Schwiegermutter“, dachte Charly laut nach.
„Besser als ne Ziege, oder?“, schmunzelte Sloan und lächelte matt.
„Sie hat anscheinend mit all seinen Freunden gepennt, ich schlafe mit Stifler“, erkannte Charly und lächelte auch matt.
„Ist alles wieder klar zwischen euch?“, wollte Sloan wissen und sah Charly an.
„Ja, sieht ganz so aus. Was sagst du zu Paxton, wenn du ihn wiedersiehst?“, fragte Charly und Sloan atmete tief ein.
„Ich werde seinen Antrag annehmen“, gestand Sloan und bevor Charly mit offenem Mund darauf antworten konnte, hielt Lindenskab vor ihnen und Charly musste auf die Bremse treten.
„Anscheinend sind wir da“, kommentierte Charly die Situation und sie stiegen aus.
„Ihr bleibt draußen“, erklärte Lindenskab, der seine kugelsichere Weste anzog.
„Was ist hier? Sind die beiden in Gefahr?“, fragte Sloan nervös.
„Wir haben nur die Adresse, wir wissen nicht, was uns erwartet. Bleibt ihr im Auto, oder muss ich euch einschließen?“, plante Lindenskab.
„Wir bleiben hier draußen, versprochen“, versprach Charly und zog Sloan wieder zu ihrem Wagen.
„Aber…“, begann Sloan, aber Charly drückte sie auf den Sitz.
„Sie sind die Polizisten, lass sie machen“, bat Charly ruhig und setzte sich auf den Fahrersitz.
„Ich hab Angst“, erklärte Sloan und Charly nahm Sloans Hände in ihre.
„Ich auch, aber die packen das schon, ich vertraue ihnen“, erklärte Charly und so lehnten sich die Frauen zurück und warteten auf die anderen.
 
„Was liest du?“, flüsterte Lindenskab zu Madlin, die hinter ihm her ums Haus schlich.
„Es sind drei Personen im Haus, ich kann Nolans Gedanken lesen, er ist total verängstigt, aber das ist bei den anderen Gedanken im Raum nicht verwunderlich. Ist es möglich, dass Paxton wieder in die schwarze Magie abgedriftet ist?“, wollte Madlin wissen.
„Er hat keine Kräfte mehr, ich denk eher weniger. Spürst du einen Zauberer?“, wollte Lindenskab wissen.
„Ja, das tue ich, einen echt schwarzen Magier. Hier, zieh das Amulett an“, bat Madlin, zog ein Amulett von ihrem Hals und zog es Lindenskab an.
„Du bist immer noch etwas kritisch gegenüber Zauberern eingestellt, was?“, wollte Lindenskab wissen.
„Wenn du lesen könntest, was ich grade lese, wärst du das auch. Er weiß nicht, wie er weitermachen soll, das ist ein einzelner Zauberer und auch sehr jung. Ihr könnt ihn leicht überwältigen, denk ich“, erklärte sie.
„Danke, jetzt geh zu den anderen ins Auto“, bat Lindenskab und während Madlin zu den Frauen ging, machte er Zeichen zu den andren Polizisten, dass sie stürmen sollten.
 
Kaz hörte ein Geräusch im Flur und griff panisch nach der Schrotflinte seines Adoptivvaters. Er hielt sie im Landhaus seiner Eltern gefangen. Er wusste nicht wirklich, wie man die Waffe verwendete, aber egal wer da kam, er würde mehr Respekt vor seiner Schusswaffe haben als vor seinen Zauberkräften, vor allem wenn es ein Normalsterblicher war. Er schlich sich in den Flur. Die Ruhe wurde jäh gestört, als die Haustür aufgestemmt wurde und drei Polizisten eindrangen. Sie stiegen über die kaputte Scheibe der Eingangstür. Ruckartig richtete Kaz die Waffe gegen die Männer. Einer von Lindenskabs Männern hatte einen lockeren Finger und schoss auf Kaz, der getroffen zu Boden fiel.

Fünfundzwanzigstes Kapitel


„Oh mein Gott, was hast du getan, du Idiot?“, wütete Lidenskab und kniete sich zum keuchenden Kaz hin.
„Ich wollte nicht…“, stotterte der Polizist und kniete sich auch hin.
„Hol nen Notarzt, verdammt“, fluchte Lidenskab und der andere Kollege ging zum Streifenwagen und holte einen Notarztwagen über Funk.
„Ich wollte doch nur ein guter Zauberer werden“, murmelte Kaz, der schon Blut im Mund hatte.
„Wage es ja nicht, aufzugeben, du stirbst mir hier nicht weg“, bat Lidenskab, dessen Hände aber schon voller Blut waren, als er die Wunde zudrückte.
„Steh nicht so dumm rum, such sie“, donnerte Lidenskab und der Kollege, der auf den Jungen geschossen hatte, stand auf und befreite die Männer.
„Was habt ihr gemacht?“, fragte Paxton entsetzt, als er sah, was geschehen war.
„Er hatte eine Waffe“, stotterte der Polizist, der immer noch unter Schock stand.
„Er wird sterben, Pax, die kommen nicht mehr rechtzeitig“, erklärte Lidenskab tonlos und Paxton warf  sich geschockt auf die Knie und zog den Kopf des Jungen auf den Schoß.
„Ich war zu eingebildet, ich hätte dich unterrichten sollen, ich hatte nur Angst, dass du besser wirst als ich“, gestand Paxton, während er Kaz im Arm hielt.
„Ich bin verloren, mach dir keine Schuldgefühle“, hustete Kaz schwach.
„Nein, das bist du nicht. Rufus, beiß ihn“, bat Paxton verzweifelt.
„Ich beiße nicht mehr, das verstößt gegen das Gesetz“, verstand Rufus nicht.
„Du hast genug Polizisten als Zeugen, dass du das machen musstest, bitte“, bat Paxton verzweifelt.
„Du wirst dich um einen Neugeborenen kümmern wenn ich das mache, haben wir uns da verstanden?“, fragte Rufus ernst.
„Ja, diesmal kümmere ich mich um ihn“, versprach Paxton.
„Tut mir leid, Junge, das wird jetzt höllisch wehtun“, entgegnete Rufus und biss zu. Er war kaum zu stoppen, denn durch seine Blutabstinenz all die Jahre war das Verlangen groß. Als Rufus nicht aufhören konnte zu trinken, trat Nolan beherzt gegen seinen Kopf. Mit blutverschmiertem Mund starrte Rufus ihn mit schwarzen Pupillen an.
„Uh, das hättest du nicht tun sollen“, erwiderte Paxton. Kaz wurde immer schwächer in seinem Arm, er musste schnell Rufus‘ Blut trinken, der ging aber jetzt auf Nolan los.
„Lidenskab, hol ihn her“, bat er den Inkubus und der zerrte Rufus mit aller Gewalt auf den Boden zurück.
„Paxton“, hauchte Kaz plötzlich.
„Ja?“, fragte er sanft.
„Copias traduci[1]“, murmelte Kaz und ein Gefühl wie ein Feuerball fuhr durch Paxtons Körper und er hatte Kazs Kräfte.
„Danke“, konnte Paxton nur sagen und teleportierte eine Scherbe von der zerbrochenen Tür in seine Hand. Er schnitt Rufus in den Arm und presste den sterbenden Kaz in die Wunde, der gierig trank. Danach fielen beide Vampire in Ohnmacht.
„Ich hoffe, einer von uns ist bei den Sanitätern dabei, das wird sonst verdammt schwer zu erklären“, murmelte Lidenskab und wischte sich die blutigen Hände am weißen Hemd ab.
„Beten wir erst mal, dass das funktioniert“, entgegnete Paxton erschöpft und stand auf seinen wackligen Beinen auf. Wie in Trance lief er durch die kaputte Eingangstür nach draußen.

 [1] Kräfte übertragen

„Da ist er“, sah Sloan ihren Freund und stürmte aus dem Wagen. Paxton war blutverschmiert, was sie entsetzte.
„Das ist nicht mein Blut“, erwiderte Paxton und als er Sloan in die Arme schloss, begann er vor lauter Erleichterung zu schluchzen.
„Es ist vorbei, mein Schatz, es ist vorbei“, tröstete sie ihn.
„Wo ist Nol‘?“, fragte Charly schluchzend, die zu dem Liebespaar kam und befürchtete, dass das Blut an Paxtons Körper von Nolan stammte.
„Er hat sich mit Rufus angelegt und liegt bewusstlos im Flur, aber ihm geht’s gut“, versprach Paxton und Charly eilte dorthin. Nolan war schon wieder bei Bewusstsein, aber der bluthungrige Vampir hatte ihm eine ziemliche Beule am Hinterkopf eingebracht.
Charly hatte nur noch Augen für ihren Freund, was ganz gut war, denn durch die zwei Vampire mit ihren Wunden war der ganze Flur voller Blut und auch Lidenskab sah zum Fürchten aus. Sie setzten den verwirrten Nolan in Sloans Wagen. In dem Moment kam der Krankenwagen. Einer der Sanitäter war ein Medizinmann so wie Thundercloud und so konnten sie das alles regeln, ohne viel Aufsehen zu erregen.
 
An diesem Abend saßen alle in Thunderclouds Anwesen. Kaz hatte die Verwandlung gut überstanden, doch sie hatten ihn einsperren müssen, denn Jungvampire waren unberechenbar. Rufus erwähnte die ganze Zeit, dass jemand doch das Telefon abnehmen sollte, aber Thundercloud versprach, dass er keine größeren Kopfverletzungen davongetragen hatte und sich das Klingeln in seinen Ohren regeln würde. Lidenskab und seine Kollegen schrieben zu diesem Vorfall keinen Bericht, sie wussten auch gar nicht, was sie schreiben sollten, ohne sich selbst zu verraten. Lidenskab bat nur darum, dass Kaz richtig im Vampirismus geschult wurde, bevor er wieder zu seinen Eltern durfte. Thundercloud wollte sich darum kümmern.
 
„Ich hab ihn falsch eingeschätzt, ich hab ihn für ungefährlich gehalten, da ist man mal eine Woche ein Normalsterblicher und schon verliert man seine Menschenkenntnis“, dachte Paxton laut nach, als er mit frischen Klamotten an, eng gekuschelt an seine Freundin auf einem Sofa im Flur saß.
 
„Du hast ihm das Leben gerettet, sozusagen, damit hast du es wieder gut gemacht. Übrigens, das wollte ich dir schon gestern sagen, ja, ich will deine Frau werden“, gestand sie.
„Äh, nein, so einfach mach ich es dir nicht, ich bin durch die Hölle gegangen, als du mich rausgeschmissen hast, den nächsten Antrag musst du dir verdienen“, schmunzelte er und sie küsste ihn lang und leidenschaftlich.
„Das ist schon mal nen guter Anfang“, erwiderte er und sie grinste.
„Ich hab übrigens außer dir heut noch was zurückbekommen“, erklärte er und zauberte ihr eine Rose auf den Schoß.
„Du hast deine Kräfte wieder? Wie ist das möglich?“, wollte sie wissen.
„Na ja, eigentlich sind es ja Kazs Kräfte, die er auf mich übertragen hat, bevor er starb. Ich kann mir die auch wieder nehmen lassen, wenn es dir nicht passt“, wollte er wissen, was sie davon hielt.
„Nein, die gehören zu dir, ohne sie warst du nicht du und der Sex ist einfach viel geiler mit ihnen“, säuselte sie und er küsste sie zurück.
„Oh würg, als wär mir nicht schon schlecht genug durch das Menschenblut, was ich zu mir genommen habe“, kam Rufus an ihren vorbei. Seine Pupillen waren noch leicht schwarz und er war bleicher als sonst, aber sonst war alles beim Alten.
„Tut mir leid, dass ich dich darum bitten musste, ich weiß, das ist, als hätte ich einen Alkoholiker gezwungen, Alkohol zu trinken. Wie geht’s dem Kopf?“, wollte Paxton wissen.
„Das Telefon wird leiser, danke. Unser Super Mario hat ganz schön zugetreten, aber das musste er tun, sonst hätte ich den Jungen getötet. Ich freu mich, dass ihr das alles zwischen euch wieder geregelt habt, wir können eine Benji in unserem Team von Freaks gut gebrauchen“, schmunzelte Rufus und ging etwas wackelig auf den Beinen weiter.
 
Charly und Nolan hatten zeitgleich einen Stock höher in der Krankenstation wenig Gelegenheit für Zärtlichkeit, denn Madlin machte keine Anstalten wieder zu gehen.
„Mum, ich bin ja total glücklich, dass du geholfen hast uns zu retten und so, aber du kannst jetzt gehen“, drängte Nolan seine Mutter zu gehen.
„Ich weiß nicht, was ich von deinen Gedanken halten soll, Sohn“, murmelte Madlin mit ernstem Gesichtsausdruck.
„Mum, ich bin grad von einem Vampir gegen einen Schrank gedonnert worden, ich hab einfach eine Gehirnerschütterung und so verwirrende Gedanken. Mir geht’s gut, fahr nach Hause“, erwiderte Nolan und Madlin ging schweren Herzens.
„Du musst nicht mehr sagen, was du von ihr hältst, ich weiß, sie ist speziell“, bemerkte Nolan zu Charly, die Madlin hinterher sah, bis sie verschwunden war.
„Sie hat dich gerettet, sie ist ab heute meine beste Freundin“, schmunzelte Charly und hatte nun endlich die Gelegenheit ihn zu küssen.
„Wir sollten da weitermachen, wo wir gestern aufgehört haben, wenn ich hier rauskomme“, erkannte er anzüglich und sie grinste.
„Du solltest alle sportlichen Aktivitäten lassen, bis deine Gehirnerschütterung weg ist, mein Freund. Du siehst gut aus, dafür, dass du von einem Vampir in Blutdurst angefallen wurdest“, schmunzelte Thundercloud, der zu ihnen kam.
„Ich hätte ihn nicht treten sollen, aber ich weiß nicht, wie man einen Vampir tötet, so wie Pax das kann“, entgegnete Nolan.
„Ich freu mich, dass du mich nicht getötet hast, das wäre echt ätzend gewesen. Kannst du mir was gegen Übelkeit spritzen, ich muss mich ständig übergeben“, kam Rufus zu ihnen.
„Klar, ich geb dir was. Du verträgst kein Blut mehr, das ist was gutes, dann werden die Entzugserscheinungen nicht so heftig. Du hast übrigens einen guten Biss gehabt, dafür, dass du so gierig warst, ich musste kaum nähen. Das wird noch lustig, einen ewig 15-jährigen Teenager im Team zu haben“, erwiderte Thundercloud und spritzte Rufus etwas.
„Danke, ich werde ihm beistehen, ich war auch mal ein 15-jähriger Unsterblicher, ne ganze Weile sogar, ist nicht immer lustig. Ihr habt zwei echt clevere Frauen an eurer Seite, ich hoffe, das wisst ihr“, erkannte Rufus.
„Ja, das wissen wir sehr gut“, erkannte Nolan und nahm Charlys Hand.
„Nochmal Entschuldigung wegen der Attacke, ich wusste nicht, was ich tat“, entschuldigte sich Rufus nochmal, verabschiedete sich bei ihm mit einem coolen Handschlag und verschwand wieder.
„Das war echt der verrückteste Sonntag den ich seit langem hatte“, kommentierte Charly die ganze Situation.
„Ehrlich gesagt, meiner auch, die ganze Woche war schräg. Ich wurde zwei Mal entführt und war einmal tot, das passiert nicht so häufig“, schmunzelte er.
„Wie ist es eigentlich, tot zu sein?“, fragte sie vorsichtig.
„Glaubst du an das ganze Leben nach dem Tod Getue und dem weißen Licht?“, wollte er wissen.
„Nein, ich bin nicht sehr gläubig“, entschied sie.
„Gut, denn da ist gar nichts, ich hoffte dass ich meinen Vater wiedersehe, na ja, falsch gedacht“, murmelte er traurig.
„Du warst sicher nicht lange tot, es muss doch so was wie einen Limbus geben, denn deine toten Seelen, mit denen du redest, sind sicher auch irgendwo, oder?“, fragte Charly beruhigend.
„Ja, da hast du auch recht. Du schaffst es immer wieder, mich aufzumuntern, ich bin so froh, dass du dem allen hier noch eine Chance gibst“, erwiderte er und sie küsste ihn sanft.
„Auch wenn ich heute das Schlimmste erlebt habe, was ich je erleben wollte, macht mich eure Welt an und ich kann mir nicht mehr vorstellen ohne sie zu sein“, gestand sie.
„Gut zu wissen, denn ich kann nicht mehr ohne dich sein“, erwiderte Nolan und drückte sie an seine Brust.
 
„Sieh dir das an, ein verliebtes Pärchen, wie schnulzig“, schmunzelte Sloan, die engumschlungen an ihren Freund gepresst zu ihnen kam.
„Fasst euch an eure eigene Nase. Na, alles geklärt zwischen euch?“, fragte Charly neugierig.
„Wir lassen es langsam angehen, wir wollen uns erst Mal kennenlernen. Wir sind aber auf einem guten Weg, denn unsere Frauen sind weder Lidenskabs noch Rufus‘ Anziehungskräften verfallen“, schmunzelte Paxton und küsste seine Freundin sanft.
„Wer hat das gesagt?“, fragte Sloan und Paxton ließ sie ruckartig los.
„Was?“
„Klasse, du bist hier wohl der einzige, der Witze machen darf?“, fragte sie und grinste ihn an.
„Nicht witzig, überhaupt nicht witzig, du weißt doch, wie empfindlich ich da bin“, murrte Paxton und tauschte Blicke mit Nolan aus, der nickte.
„Hey, was hab ich dir über Gedankenlesen gesagt, Nolan?“, kritisierte Sloan ihren Bekannten.
„Ich kann das nicht kontrollieren, wann kapierst du das endlich?“, fragte Nolan.
„Ja, sorry, ich hab ja deine Mutter kennengelernt und sie hat uns mit ihrer Gabe sehr geholfen, ich muss das respektieren“, entschied sie.
„Ja, meine Mutter ist speziell, aber echt gut in dem was sie macht. Sie kann davon leben, was sie durch ihre Gabe verdient, ich wünschte, ich könnte das auch, denn Hausmeister sein ist nicht so prickelnd, vor allem wenn man immer hört, was die Schüler denken“, bemerkte er.
„Ich hab Amulette für dich, die deine Kräfte während der Arbeit blockieren, wenn du willst“, schlug Paxton vor.
„Wirklich? Warum sagst du mir das erst jetzt?“, wunderte sich Nolan.
„Du hast mich nie gefragt“, entgegnete Paxton cool.
„Gut, dann will ich so ein Amulett, auch für Privatsachen, manche Sachen sollte ein Freund nicht von seiner Freundin wissen“, schmunzelte Nolan.
„Wir versuchen uns grad alles zu erzählen, aber jedem dasselbe“, bemerkte Paxton und spielte mit seinem Amulett herum, dass er um den Hals trug.
„Was ist das eigentlich für ein Amulett was du da trägst? Das wollt ich dich lang schon fragen“, wollte Sloan wissen.
„Das hält andere Zauber davon ab, meinen Körper zu besetzen, das hat mir der Rat gegeben nach der Nutten-Geschichte“, druckste er herum.
„Du warst besessen als du Sex mit der Nutte hattest?“, wollte sie wissen.
„Ja, du hättest das mir ja nicht geglaubt, deshalb hab ich das Detail ausgelassen“, erklärte Paxton.
„Ich hätte dir geglaubt. Man, der hat es echt faustdick hinter den Ohren, ich hoff mal nicht, dass seine Kraft auch seine bösen Machenschaften einschließen, so wird das mit dir auch noch lustig“, entschied Sloan nachdenklich, als sie die Story gehört hatte.
„Du hast die Kraft von dem Kleinen? Wie ist das denn passiert?“, war Nolan jetzt platt.
„Du hast mich doch schon zaubern gesehen vorhin, oder?“
„Ich war ein bisschen bewusstlos, hab ich nicht mitgekriegt. Wir sind also wieder auf dem Zauberer-Trip, finden wir das gut?“, fragte Nolan, Sloan.
„Wir sind noch unschlüssig, er strahlt mehr als vorher, zumindest hab ich das Gefühl“, erkannte Sloan und sah ihren Freund an.
„Ich bin froh darüber, es fühlt sich einfach besser an, ich möchte junge Zauberer unterrichten, das ist mir jetzt klar geworden. Kaz ist so geworden, weil ich niemanden unterrichten wollte, das darf nicht mehr passieren“, dachte Paxton laut nach.
„Das ist wunderbar, das solltest du tun. Man, ich merk grad, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe, wir sollten was bestellen“, erkannte Sloan.
„Wir haben eine Küche hier, ich lass was kochen“, erkannte Thundercloud, der immer noch im Raum war.
„Ihr habt nen Koch hier?“, wunderte sich Charly.
„Eigentlich kocht hier nur meine Mutter, aber sie macht tolles Hühnchen“, schmunzelte Thundercloud und rief unten an, dass seine Mutter was für sie alle machte.
 
Zwei Stunden später saß die ganze Gruppe an einem riesigen Esstisch und aßen Hähnchen mit Reis. Nur Rufus war nicht dabei, denn der hatte doch ziemliche Entzugserscheinungen bekommen und hatte sich mit Kaz zusammen in einem Raum einschließen lassen, weil er sich um die Sicherheit seiner Freunde sorgte. Nach dem Essen ging Paxton zu seinen Vampirfreunden.
„Du solltest nicht hier reinkommen“, riet Rufus ihm, als er eintrat und die Tür hinter sich schloss.
„Ich komm klar“, versprach Paxton selbstbewusst. Seine Worte waren gerade verhallt als Kaz sich auf ihn stürzte um ihn zu beißen. Geschickt ließ Paxton ihn schweben und drehte ihn auf den Kopf.
„Keine Sorge, ich hab das unter Kontrolle. Du siehst scheiße aus, Kumpel“, erwiderte er und ließ Kaz einfach in der Luft erstarren, dass er die Hände frei hatte. Danach taute er Rufus auf.
„Wie hast du?“, fragte Rufus verwundert.
„Kaz hat mir ein kleines Geschenk gemacht bevor er dachte, er stirbt“, erklärte er und half Rufus Wasser zu trinken, der ziemlich geschwächt war.
„Das war dunkelste schwarze Magie, oder?“, wollte Rufus wissen und starrte gierig auf Paxtons Hals, als der sich runterbeugte.
„Davon kannst du ausgehen, keine Sorge, ich gehör immer noch zu den Guten, ich bin nur besser als vorher, denn die Kräfte der Magik-Familie toppt unsere Familienkräfte um Längen. Du willst mich doch nicht beißen, oder?“, entgegnete Paxton und verdeckte seinen Nacken mit seinem Hemdkragen.
„Tut mir leid, das ist nur so verführerisch“, erkannte Rufus und Paxton drückte ihn auf die Liege zurück, auf dem er lag.
„Entschuldige, der ist für Sloan reserviert. Ich würde dir ja liebend gern Blut geben, aber du musst jetzt wieder trocken werden. Ich kann dir leider nur Wasser und normale Nahrung geben, die ersten vierundzwanzig Stunden sind am Schlimmsten, dann wird’s besser, versprochen“, erklärte Paxton und stellte ihm ein Tablett mit Essen hin.
„Der Jungspund ist ein bisschen ausgeflippt, sollten wir nicht die Ältesten damit betrauen?“, wollte Rufus wissen, als Paxton wieder hinausging.
„Ganz sicher nicht, er soll uns unterstützen, nicht bekämpfen. Iss was, der Mensch in dir ist sicher schon am Verhungern“, bat Paxton und als er wieder draußen war, löste er die Starre. Kaz fiel brutal auf den Boden und rappelte sich auf.
„Dafür wirst du sterben, Zauberer“, fluchte Kaz und starrte ihn mit seinen schwarzen Pupillen an.
„Hab dich auch lieb, Kleiner. Für dich hab ich nichts, tut mir leid“, erwiderte Paxton und ging einfach wieder.
 
„Man, mit dem Kleinen werden wir noch lang arbeiten müssen, bis er zurück zu den andren kann“, murmelte Paxton nachdenklich, als er zu Thundercloud ins Lager kam.
„Ja, denk ich mir, dafür ist die Zelle ja da. Wie geht’s Rufus?“, wollte Thundercloud wissen, der gerade die Schränke auffüllte.
„Nicht so gut, ich hätte das nicht von ihm verlangen sollen“, dachte Paxton laut nach.
„Nein, hättest du nicht, aber jetzt ist es geschehen. Halt mal“, bat Thundercloud und drückte ihm eine Packung Mullbinden in die Hand, dass er die Hände frei hatte, um einen Stuhl hochzuklettern.
„Ich hab ihn einfach nur retten wollen, ich hab nicht drüber nachgedacht, dass wir ihn vermutlich alle verlassen, bis er seine Kräfte unter Kontrolle hat. Was hältst du eigentlich von dem Plan, eine magische Schule für unsereins aufzubauen?“, fragte Paxton und gab ihm die Mullbinden, die er im Schrank verstaute.
„Du machst das nicht hier“, sagte Thundercloud nur.
„Hab ich nicht gesagt, ich bräuchte nur etwas deine Hilfe“, bat er.
„Klar, du kannst auf mich zählen. Du bist ungewöhnlich lang von deiner Süßen getrennt, wo steckt sie denn?“, fragte Thundercloud und kletterte vom Stuhl herunter.
„Die Mädels sind heimgefahren, war nen langer Tag für sie. Ich bleib heut Nacht hier und kümmere mich um die Vampire“, erklärte er.
„Ich komm schon mit ihnen klar, du wurdest heute entführt, du solltest heut Nacht bei deiner Freundin sein“, schlussfolgerte Thundercloud und Paxton stimmte zu.

Sechsundzwanzigstes Kapitel


Sechs Monate später
 
„Sehen Sie, ich bin wie jeder andere, es ist nicht meine Schuld gewesen, dass Ihr Kollege gestorben ist, das ist einfach passiert. Ich möchte, dass Sie hier in Kooperation zusammenleben können, dass Sie verstehen lernen, dass es zwei Sorten von Vampiren gibt, die, die nicht kontrollierbar sind, die Sie liebend gern töten dürfen und diejenigen, die einfach nur leben wollen, ohne dass man sie verurteilt. Ich stelle Ihnen jetzt zwei gute Freunde von mir vor, Sie sind Vampire und von der guten Sorte. Dies ist Rufus Brighton, ein Halb-Vampir, er ist der Trainer der Jungvampire im Institut für Übermenschliche meines Verlobten und das hier ist Kaz Magik, früherer Zauberer und Jungvampir. Er ist erst seit einem halben Jahr, kann seine Kräfte aber schon kontrollieren wie ein Großer, dank Rufus. Sie sind nur zwei Beispiele dafür, dass die Mensch-Vampir Allianz funktionieren kann. Deshalb hoffe ich, dass Sie diesen Vertrag unterschreiben, Sie alle, um sicher zu gehen, dass Vampire wie sie nicht mehr gejagt werden“, erklärte Sloan, als sie in der Thunderclouds Residenz die Ältesten und die Vampirjäger zusammenführte. Lächelnd sah sie zu, wie alle unterschrieben, während Kaz und Rufus als Paradebeispiele an der Tür standen.
 
„Du bist gut“, schmunzelte Paxton, der über die Überwachungskamera zugesehen hatte und zu ihr kam, als die andren weg waren.
„Ja, ich glaub, ich hab endlich den Dreh raus. Hast du keinen Zauberunterricht?“, fragte sie und küsste seinen Kopf, als er sich an einen Schreibtisch gesetzt hatte.
„Einer meiner Schüler hat den Klassenraum mit einem Spruch verzaubert, ich muss da noch sauber machen, bevor die wieder reinkönnen. Es sind viele viel versprechende Zauberer dabei, Kaz ist manchmal auch im Unterricht dabei, er vermisst die Schule, obwohl er es nicht zugeben würde. Es ist schade, dass seine Adoptiveltern ihn nicht mehr aufnehmen wollten, nach alle dem, sie kamen anscheinend mit einem Zauberer klar, aber nicht mit einem Vampir. Kaz hat sich unglaublich gut gemacht in den letzten Monaten, dank Rufus versteht sich. Ich denk ein, zwei Monate und er kann allein mit Rufus in seiner Wohnung leben. Wir sollten los, deine Mutter will unbedingt mit uns die Arrangements für die Blumen noch besprechen“, erklärte er und zog sie auf seinen Schoß.
„Ja, seit sie nicht mehr beim Call-Center arbeitet, hat sie eindeutig zu viel Freizeit, wir heiraten doch erst in sechs Monaten“, schmunzelte sie und küsste ihn.
„Besser als wenn wir alles machen müssen, oder? Das Amulett steht dir übrigens toll, was ich dir geschenkt habe“, erkannte er und spielte mit dem Bernsteinamulett an ihrer Halskette herum.
„Es ist nicht bewiesen, dass es meine Kräfte blockiert, aber es ist ein gutes Gefühl, dass es, es könnte. Wir müssen vor deinen Eltern noch beim WhiteBride vorbei, der Rat möchte ein Update von den Entwicklungen meiner Schüler, mal schauen, vielleicht gibt es bald jemanden, der meinen Platz im Rat ausfüllen kann. Wie lang sind Charly und Nolan eigentlich noch in New York? Wir sollten mal wieder zu viert ausgehen und sie diesmal warten lassen“, schlug er säuselnd vor.
„Bis Freitag, sie hat mir gesimst, sein Vater ist ganz begeistert von ihm, weil er jeden Spieler der New York Yankees kennt, wenn der wüsste, dass er nur liest, was ihr Vater weiß“, erwiderte sie und zog ihn hoch. Eng umschlungen gingen sie Richtung Ausgang.
 
„Pax, kann ich mir deinen Wagen leihen?“, fragte Kaz, der ihnen entgegenkam.
„Du bist fünfzehn, Kaz, du hast überhaupt keinen Führerschein“, entschied Paxton schmunzelnd.
„Ich bin letzte Woche sechzehn geworden und ich kann doch nichts dafür, dass ihr in eurer Schule keinen Fahrunterricht anbietet“, nörgelte Kaz.
„Wo willst du denn hin, Kaz?“, fragte Paxton und löste sich von seiner Freundin.
„Nur auf den Parkplatz der Mall, einige von uns treffen uns dort und wir tun so, als wären wir normal“, erklärte Kaz.
„Ich zaubere dich hin, zurück musst du aber den Bus nehmen“, bat Paxton und schon war der Jungvampir in einer Rauchwolke verschwunden.
„Der wird sich beschweren, die nächste Bushaltestelle ist fast acht Meilen von der Mall entfernt“, schmunzelte Sloan und er legte den Arm auf ihre Schulter, dessen Finger sie mit ihrer Hand ergriff.
„Er muss ja noch etwas dafür leiden, dass er mich entführt hat. Du hast letzte Nacht ziemlich lange noch an deiner Arbeit gesessen, was?“, wollte er wissen.
„Nein, ich hab aufgeschrieben, was ich erlebt habe in den letzten Monaten, jetzt wo grade alle so auf dem „Vampire-Dämonen-Zauberer-Buch-Trip“ sind, könnte das nen Bestseller werden“, schlussfolgerte sie.
„Dir ist schon klar, dass der Rat dir nie erlauben wird, auch nur eine Silbe davon zu veröffentlichen, oder?“, wollte er wissen.
„Sicher, aber man darf doch mal träumen, oder?“, konterte sie und ging mit ihm zu ihrem Auto.
 
Weitere sechs Monate später heiratete Sloan Cromwell, eigentlich bekennende Logikerin, den Zauberer Paxton Dewin. Als Gäste waren magische und Normalsterbliche geladen, die sich blendend verstanden, ohne voneinander zu wissen, wer eigentlich zu wem gehörte. Charly und Nolan waren natürlich Trauzeugen, die beiden verstanden sich prächtig, auch wenn Nolan durch sein Amulett ihre Gedanken nicht mehr lesen konnte, oder vielleicht genau deswegen. Sloans Traum hatte sich erfüllt, sie hatte mit dreißig einen normalen, anständigen Mann für sich gefunden, obwohl das mit dem Normal im Auge des Betrachters lag.

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Tag der Veröffentlichung: 07.10.2011

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