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Erstes Kapitel


San Fransisco, Kalifornien. Die 18-jährige Magena Kenza lief Joggingrunden in der Polizeiakademie die sie seit ein paar Wochen besuchte. Sie hielt an, als ihr Handy klingelte und nahm ab.
„Mum, hi, ist ne Weile her, was gibt’s?“, fragte sie, als sie ihre Mutter am Telefon hörte.
„Du bist jetzt achtzehn Jahre alt, es ist Zeit“, bemerkte ihre Mutter mysteriös.
„Ich hoff, du sprichst nicht davon dass ich heiraten muss, denn das wäre jetzt echt unpassend, ich hab meine Ausbildung grad erst angefangen“, erwiderte sie nicht begeistert.
„Du musst dein Erbe antreten, Dummerchen, die Zeremonie ist nächste Woche, Dena hab ich schon angerufen, sie wird mit ihrer Familie aus San Jose kommen“, erklärte ihre Mutter.
„Hab ich nicht gesagt, dass ich das nicht mache? Das ist barbarisch und hinterwäldlerisch“, bemerkte sie trocken.
„Du bist ein Wolf, Tochter, du wirst unseren Stamm mal führen und damit basta“, donnerte ihre Mutter mit ernstem Ton.
„Äh, nein, werde ich nicht. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich muss noch trainieren, wir haben morgen den physischen Test und ich will fit sein“, erkannte sie und legte wieder auf. Sie war keine fünf Minuten gelaufen, als ihr Handy erneut den nervigen Klingelton spielte, den sie eingestellt hatte um das Handy wirklich zu hören. Sie wusste schon wer dran war ohne hinzusehen.
„Ihr ist schon klar, dass ich jetzt erwachsen bin und nicht mehr auf sie hören muss, oder?“, fragte sie Dena, ihre beste Freundin aus der Kindheit und Costano-Stammesschwester, am Telefon. Sie würde durch die Zeremonie, die sie mit ihr vorhatten offiziell zu ihrem Führer, denn als Wolf würde sie ihren Stamm in eine neue Zeit führen und sie brauchte auf dem Weg einen Begleiter.
„Wenn du so erwachsen bist, dann verhalt dich nicht wie ein Baby. Das sind unsere Wurzeln, du musst keine Krone aufsetzen und keinen Thron besteigen, du wirst einfach dieses Ritual durchführen und zurück nach Hause fahren, das ist alles“, bat Dena. Ihre Freundin war ein paar Jahre älter als sie und spielte sich immer als die Übermutter auf.
„Das sagst du so leicht, ich muss zwei Tage mit Drogen vollgepumpt meine Ahnen rufen und krieg dann eine glühende Eisenstange in die Seite gedrückt, wie zum Teufel soll ich das mit meiner Ausbildung zur Polizistin vereinbaren?“, fragte sie schroff.
„Wie du weißt bin ich auch eine Polizistin und das mit der Eisenstange musste ich mit achtzehn auch machen lassen. Du bist die Wölfin, ich die Führerin, egal wie weit wir wegrennen, vor unseren Wurzeln können wir nicht fliehen“, entgegnete sie cool.
„Ich bin ziemlich schnell beim Wegrennen, wie ich es schon meiner Mum gesagt habe, ich mach das nicht, tschau“, entschied sie und schaltete ihr Handy nun aus.
 
Am nächsten Morgen weckte sie ihre Zimmerkollegin Gerdy indem sie den Mixer betätigte um ihre rohen Eier zu zerkleinern.
„Oh man, Meg, musste das sein?“, fragte Gerdy und setzte sich müde auf.
„Tut mir leid, ich muss frühstücken, die Prüfung beginnt in einer Stunde, da kann ich keine Rücksicht auf dich nehmen“, erklärte sie und leerte die rohen Eier in ein Glas.
„Du nennst diese Absurdität die du da machst hoffentlich nicht Frühstück, das ist widerlich“, bemerkte Gerdy und stand auf.
„Nein, das ist nicht widerlich, das ist notwendig. Willst du auch was?“, fragte Meg und als sie es verneinte, trank sie es mit einem Schluck runter.
„Ich geh jetzt in der Kantine frühstücken, ich würd dir auch ein paar Kohlenhydrate empfehlen, wir müssen einen ziemlich langen Waldlauf machen“, erkannte Gerdy, schlüpfte in ihre Sporthose und schlurfte nach draußen.
Ihre Kollegin kam aus einer Familie von Polizisten und war irgendwie in die Rolle gedrängt worden, doch Magena wollte mehr als nur die Tochter des Häuptlings sein, deshalb war sie nach San Fransisco gekommen. Sie wollte zwar nach ihrer Ausbildung in ihre Heimatstadt zurückkehren, aber mit den Riten und Mythen die sich hinter ihrer Familiengeschichte verbarg wollte sie nichts zu tun haben. Als sie während ihrer Prüfung durch den Wald joggte sah sie etwas, was eigentlich nicht da sein durfte. Sie sah einen Wolf der ganz ruhig an der Waldlichtung stand. Sie stoppte abrupt und die andren liefen fast auf sie drauf.
„Hey Missy, pass doch auf“, murrte einer und lief an ihr vorbei.
„Meg, alles klar? Kommt dir der Eierschake wieder hoch?“, fragte Gerdy, als sie auf sie stieß und riss sie aus ihren Gedanken. Der Wolf war wieder verschwunden.
„Ja, alles bestens, ich hab nur was gesehen was nicht da sein konnte“, erklärte sie und lief weiter.
„Du solltest aufhören so’n Zeug in dich reinzuschütten, das greift glaub ich dein Gehirn an“, erkannte sie und zog Meg weiter.
Als sie vor der Holzwand ankam, an der sie hochklettern musste, stand der Wolf wieder da. Das ließ sie wieder stocken.
„Ist es zu schwer für dich, Kleines?“, fragte der Prüfer, der sie verwirrt ansah.
„Ich bin schon so was hochgeklettert bevor ich laufen konnte“, behauptete sie und kletterte schnell und geschickt die Holzwand hoch, um danach wieder auf der anderen Seite herunterzuspringen.
„Gut gut, weiter“, erkannte der Prüfer überrascht und sie rannte weiter.
 
„Was zum Henker war mit dir los? Du bist doch sonst immer die Beste von uns“, erwiderte Gerdy, als sie nach der Prüfung zu Meg ins Zimmer kam.
„Das kannst du nicht verstehen“, erwiderte Meg erschöpft und legte sich aufs Bett.
„Du bist doch nicht schwanger, oder?“, fragte sie.
„Nein, wie kommst du denn auf den Mist?“
„Ich frag nur, du verhältst dich echt seltsam“, erkannte Gerdy.
„Okay, ich sag’s dir, aber bitte lach nicht“, bat Meg.
„Du kennst mich doch, ich bin keine Person die oft lacht“, bat Gerdy sie zu reden.
„Ich hab heute im Wald einen Wolf gesehen, zwei Mal“, gestand Meg.
„Du solltest ernsthaft mit den Eiershakes aufhören“, entschied Gerdy und lächelte sie an.
„Ja, vermutlich hast du Recht. Das sind sicher meine Schuldgefühle, dass ich mich von meinem Glauben abgewendet habe“, dachte sie laut nach.
„Was hat dein Glauben denn mit einem Wolf zu tun?“
„Ich bin eine Costano und die Tochter des Häuptlings, eigentlich müsste ich in meinem achtzehnten Jahr mein Erbe antreten“, erklärte sie.
„Du bist Nativ-Amerikanerin?“, fragte Gerdy skeptisch. Meg legte die Stirn verwirrt in Falten.
„Nein, ich geh drei Mal in der Woche auf die Sonnenbank“, konterte sie sarkastisch.
„Tut mir leid hab ich wirklich nicht gewusst und ich wollte dich auch nicht darauf ansprechen. Du bist also so was wie ne Prinzessin?“, fragte Gerdy neugierig.
„Ja, so in etwa. Aber das Ritual ist martialisch und ich hab ehrlich gesagt Angst davor“, gestand sie.
„Du wirst Polizistin und hast Angst vor etwas Hokuspokus?“, fragte Gerdy ungläubig.
„Das ist nicht nur ein bisschen Hokuspokus, ich muss Drogen nehmen und dann rammt man mir ein sauheißes Siegel in die Hüfte“, erkannte sie.
„Also ich würd das aushalten“, behauptete Gerdy cool.
„Ich natürlich auch, ich mach es“, erwiderte sie plötzlich.
„Gut, dann sag das deiner Mutter, sie hat hier ständig angerufen, während du unter der Dusche warst“, erklärte Gerdy.
„Mach ich auch, aber nicht jetzt, später“, erkannte sie und döste ein. Mitten in der Nacht bekam sie plötzlich hohes Fieber und sprach etwas in einem Costanodialekt, während sie weiter tief schlief. Als Gerdy sich zu ihr aufs Bett setzte, um sie aus ihren wirren Träumen zu reißen, starrte Meg sie mit leuchtenden gelben Augen an, was sie zu Tode erschreckte. Doch genauso schnell wie das kam ging es auch wieder. Auf einmal hatte sie wieder blaue Augen und wachte auf.
„Was machst du in meinem Bett?“, fragte sie benommen.
„Du hast hier echt eine Exorzisten-Show abgeliefert, was hast du da gebrabbelt?“, fragte Gerdy etwas verstört.
„Ich hab nichts gesagt“, behauptete Meg.
„Du hast etwa so was ähnliches gesagt wie …“, begann sie die Worte zu wiederholen, die sie behalten hatte.
„Das war Costano, die Sprache meiner Ahnen, ich weiß genau was das bedeutet. Schlaf weiter, ich muss mal telefonieren“, bat Meg, schnappte sich ihr Handy vom Nachttisch und ging auf den Gang.
Sie rief Dena an, weil sie genau wusste, dass ihre Freundin dahinter steckte.

Zweites Kapitel


„Na, hab ich dir nen bisschen Angst eingejagt?“, fragte Dena cool.
„Was hab ich dir darüber gesagt deine Schamanen-Kräfte an mir auszuüben?“, fragte Meg schroff.
„Du nimmst dein Handy nicht mehr ab, da musste ich zu drastischeren Maßnahmen greifen. Du bist ja nur eifersüchtig, dass ich eine Schamanin bin“, erkannte Dena.
„Ich bin die Wölfin, ich bin doch nicht eifersüchtig auf das einfache Fußvolk. Ich komme nächste Woche, darauf kannst du Gift nehmen“, entschied sie mit starker Stimme und legte wieder auf. Als sie zurück ins Zimmer kam, war Gerdy wieder eingedöst. Sie war nun hellwach und da sie ihr T-Shirt vollgeschwitzt hatte ging sie unter die Dusche. Danach nahm sie ihr Buch mit den ganzen Sachen die sie auswendig lernen mussten und setzte sich in den Aufenthaltsraum um die Sachen durchzugehen. Dabei schlief sie wieder ein. Gerdy fand sie dort am nächsten Morgen schlafend vor.
„Du willst die Akademie wohl ganz eindeutig als Jahrgangsbeste verlassen, oder?“, fragte sie Meg, als sie sie weckte.
„Eigentlich schon, aber ich wollte eigentlich hier nicht einschlafen, bin wohl doch müder gewesen als ich dachte. Tut mir leid, dass ich dich gestern Nacht so erschreckt habe, meine Freundin ist eine Idiotin“, erwiderte sie während sie wachwurde.
„Okay, das musst du mir jetzt erklären“, entgegnete Gerdy und setzte sich zu ihr.
„Meine Freundin ist so was wie meine Seelenverwandte, sie wird mich durch mein Leben als Oberhaupt des Stammes führen und mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das haben wir uns nicht ausgesucht, das wurde uns von den Geistern schon bei unserer Geburt aufgebürdet. Wir haben so eine Art spirituelle Verbindung, sie weiß zum Beispiel immer wenn es mir schlecht geht. Dazu hat sie noch die Gabe ihrer Großmutter geerbt, die einer der mächtigsten Schamaninnen unseres Stammes in den letzten dreihundert Jahren war. Alles in Allem hat sie mir eine kleine Mitteilung geschickt, dass ich mich mal zusammenreißen soll, das bedeutet alles in allem was ich gestern von mir gegeben habe“, erzählte Meg etwas von ihren Wurzeln.
„Eine Schamanin, echt? Ich würd sie gern mal kennenlernen, ich find das echt faszinierend“, war Gerdy ganz aufgekratzt.
„Ich treff sie nächstes Wochenende, wenn du willst kannst du mitkommen, ich muss zwar bei dem Ritual ganz isoliert sein, aber du kannst dir solang meine Heimatstadt ansehen“, schlug sie vor und Gerdy sagte zu. So fuhren sie am Wochenende drauf zusammen nach Salinas wo ihre Eltern wohnten. Dena, die mit ihren 27 Jahren fast 10 Jahre älter war als ihre Freundin, war mit ihren drei Kindern und ihrem Mann gekommen. Ihre jüngste Tochter war grade zwei Jahre alt geworden, ihre älteste Tochter war sechs.
„Hey, immer wenn ich dich wiedersehe hast du ein Kind auf der Hüfte, kommt ihr eigentlich mal aus dem Bett raus?“, frotzelte Meg als sie ihre Freundin umarmte.
„Da spricht der pure Neid aus dir, meine Freundin. Du hast jemand mitgebracht wie ich sehe“, erwiderte Dena und musterte Gerdy.
„Das ist Gerdy, meine Zimmergenossin auf der Akademie“, stellte sie aneinander vor.
„Gertrud?“, fragte Dena amüsiert nach.
„Meine Eltern sind Sadisten und Polizisten mit Waffen, also hab ich mich nie darüber beschwert“, schmunzelte Gerdy.
„Ich mag den Namen irgendwie, hat was Altertümliches. Ich freu mich dass du es dir anders überlegt hast, das bedeutet deiner Mutter nämlich sehr viel. So, da sind wir“, bemerkte Dena und so war die kleine Gruppe an Megs Elternhaus angekommen.
„Man, ich bin noch nicht lange weg, aber es ist irgendwie seltsam heimzukommen. Ich hätte ihr sagen sollen, dass ich komme, oder?“, fragte sie und klingelte.
„Ihr seid spät dran“, bemerkte Mrs. Kenza, als sie sie rein ließ.
„Was hab ich mir gedacht, natürlich hast du sie angerufen, Dena. Hi, Mum“, erkannte Meg und begrüßte ihre Mutter trocken.
„Es wäre auch schön gewesen von dir zu hören, dass du kommst und einen Gast mitbringst. Trotzdem heiße ich euch alle herzlich willkommen in meiner bescheidenen Hütte“, bemerkte Mrs. Kenza und ließ sie rein.
„Vielen Dank für die Einladung, Mrs. Kenza, ich bin Gerdy, ich muss sagen ich bewundere und respektiere ihre Riten sehr und es ist für mich eine Ehre dabei zu sein“, schüttelte Gerdy Megs Mutter die Hand.
„Oh man, du hast so eine New-Age Tussi in unseren Haushalt gebracht?“, kommentierte ihr 4 Jahre älterer Bruder Elsu die Szenerie von einem Sessel aus.
„Elsu, bitte sei so gut und bring unseren Gästen was zu trinken“, bat Mrs. Kenza mit ernstem Ton und Elsu stand grummelnd auf und ging in den Keller.
„Du musst meinen großen Bruder entschuldigen, er ist ein wenig eifersüchtig darauf, dass ich der Wolf des Stammes bin und nicht er, doch auf einen männlichen Erben folgt immer ein weiblicher, das ist das Gesetz des Stammes“, erklärte Meg und sie setzten sich alle in das kleine aber gemütliche Wohnzimmer.
„Je mehr ich über deine Kultur erfahre umso mehr will ich noch erfahren“, erkannte Gerdy, die gespannt ihren Worten lauschten.
„Langsam, aber sicher hab ich das Gefühl dass du entweder irgendwelche Drogen nimmst, oder mich verarschen willst“, entschied Meg verwirrt.
„Lass sie doch, zumindest interessiert sich dann einer von euch für unsere Kultur. Hast du die Unterwäsche gekauft, die ich dir geraten hab zu kaufen? Es kann nachts noch recht frisch werden hier“, bemerkte ihre Mutter.
„Ich werde eh so high sein, das ich nicht mitkriege ob es Hochsommer, oder tiefster Winter ist“, konterte sie cool.
„Ich weiß dass du das nicht mit deinem Gewissen vereinbaren kannst, aber das sind nur Kräuter und ein paar Pilze und wir dürfen hier im Reservat so einiges“, erklärte ihre Mutter.
„Wir dürfen auch nicht alles, hast du mit dem Sheriff darüber gesprochen?“, fragte Meg ernst.
„Alo ist damit einverstanden, aber du kannst ihn ja noch mal fragen, wenn du willst“, entgegnete ihre Mutter genauso trotzig wie ihre Tochter.
„Die haben also den Sohn von diesem Säufer wirklich zum Sheriff gemacht, das kann ja was werden“, erwiderte sie gehässig.
„Sag ihm das bloß nicht, er wird dich hoffentlich zum Deputy machen, wenn du zurückkommst. Geh ruhig zu ihm, ich bediene solang deine Freunde“, erwiderte ihre Mutter.
„Das werde ich auch machen, gleich sofort. Dena, Gerdy will alles über deine Schamanenkräfte wissen, bin sofort wieder da“, erklärte sie und stand auf. Sie ließ ihre Freunde im Haus ihrer Familie und ging zu der kleinen Polizeistation.
Magena war zwar im Reservat bekannt wie ein bunter Hund doch sie selbst kannte kaum jemanden dort. Alo kannte sie nur vom Hörensagen.
Als sie ins Sheriffbüro kam saß der muskulöse Sheriff an seinem Schreibtisch. Er war nur ein paar Jahre älter als sie und hatte genauso lange schwarze Haare wie die Polizistin in spe. Er sah zu ihr und sie konnte sich in seinen schönen, braunen Augen fast verlieren.
„Die Tochter des Wolfes in meinem Büro, welche Ehre“, erkannte Alo, aber man merkte, dass er nicht viel von den alten Traditionen hielt.
„Endlich mal jemand, der mich nicht auf Händen tragen möchte, wirklich erfrischend“, erkannte sie lässig und ließ sich genauso lässig auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch plumpsen.
„Hab schon gehört, dass du nicht grade begeistert davon warst, für das Ritual zurückzukehren. Auch wenn ich mich immer über Besuch freue, was willst du hier?“, fragte Alo und legte die Akte zur Seite, die er studiert hatte.
„Es geht um das Ritual, ich will nicht dass mein Drogenkonsum in irgendeiner Akte landet“, erklärte sie.
„Warum sollte das passieren? Du rennst dabei ja nicht nackig über den Marktplatz, hoff ich zumindest, obwohl ich nichts dagegen hätte, deinen schönen Körper nackt zu sehen“, bemerkte er flirtend.
„Weiß deine Frau dass du so ein Casanova bist?“, fragte Meg, die seinen Ehering bemerkt hatte.
„Flirten ist doch immer erlaubt, oder? Also, ich werde dich nicht verhaften wenn du dich volldröhnst, keine Sorge, sonst noch was?“, fragte Alo und sie stand wieder auf.
„Nein, das wollt ich nur von dir hören, danke. Schönen Tag noch“, entgegnete sie und ging wieder aus dem Revier.

Drittes Kapitel


„Ich glaub echt nicht, dass ich das mache“, erwiderte Magena, als Dena sie am Nachmittag des nächsten Tages auf einem Lehmboden sitzend mit Symbolen bemalte, die zum Ritual gehörten.
„Ich auch nicht, ich hoff nur Brantly ist in den nächsten zwei Tagen nicht mit den Kindern überfordert“, schmunzelte Dena und malte ihren letzten Strich.
„Wie viele Kinder willst du eigentlich haben?“, fragte Magena plötzlich.
„Keine Ahnung, vermutlich noch ein, zwei mehr, ich liebe Kinder wie du weißt“, entschied Dena und schenkte ihr die erste Tasse mit den Rauschmitteln ein.
„Ich weiß nicht, ob ich Kinder möchte“, erkannte Magena und trank das Glas in einem Schluck runter.
„Du bist noch jung, du musst ja nicht so früh wie ich Kinder bekommen. Trink das Zeug nicht so schnell, das knallt ziemlich rein“, bat Dena und Magena grinste breit.
„Schon zu spät. Hier, das trinkst du aber jetzt langsam“, bat sie weiter und gab ihr das zweite Glas. Kurz danach war sie vollkommen weggetreten. Sie fantasierte zwei Tage lang wirres Zeug, von Wölfen, Dena, ihren Kindern und auch von Alo und seinen Muskeln. Nach zwei Tagen der Meditation und Isolation wurde sie von Dena auf die Beine gezogen.
„So, jetzt kommt das Highlight, ich hoffe du bist noch high genug, dass du das nicht so mitkriegst, das tut schon sauweh“, stützte Dena sie bis zu einem Ritualkreis, wo ihre Mutter und andere Verwandte schon auf sie warteten.
„Ich liebe dich, Dena, ich hoffe das weißt du“, murmelte Meg benommen, während Dena ihr ihren Slip ein wenig an der Seite herunterzog.
„Gut, du bist noch in anderen Sphären. Hör mir zu, leg deine Arme auf meine Schultern und halt dich an mir fest“, bat Dena und Meg tat es.
„Denk dran, das ist alles für den Stamm“, redete sie ihr gut zu und das Symbol wurde auf ihre Hüfte gebrannt. Fast tonlos ließ sie sich in Denas Arme fallen.
„Okay, Leute, die Party ist vorbei, wir bringen sie jetzt ins Haus“, bat Dena und ein Stammesbruder trug sie hinein. Es dauerte noch bis zum Abend des Sonntages bis Meg wieder klar denken konnte, was ihr aber auch nicht sehr half, denn jetzt waren die Schmerzen da.
„Verfluchte Scheiße, ich weiß nicht, was schlimmer ist, der kalte Entzug oder die Verbrennung“, murmelte sie, als sie mit Gerdy an diesem Abend im Wagen zurück zur Akademie fuhr.
„Wir müssen dich eindeutig fernab der Blicke unserer Ausbilder zurückbringen, du siehst aus wie Carol als sie ihr letzte Woche den Magen ausgepumpt hatten“, kommentierte Gerdy und fuhr auf den Highway auf.
„Findest du meine Aufgaben immer noch so faszinierend?“, fragte Meg erschöpft.
„Ja, schon, aber auch erschreckend. Denk dran, der nächste physikalische Test ist erst in einem Monat, bis dahin sollte das verheilt sein“, erkannte Gerdy beruhigend. Aber es wurde nicht besser, sie bekam eine Blutvergiftung und verbrachte fast eine Woche in einem Krankenhaus. Trotz allem kam sie drei Jahre später als fertige Polizistin mit etwas Berufserfahrung nach Salinas zurück.
„Morgen, Deputy, bereit für die Arbeit?“, begrüßte Alo sie an ihrem ersten Arbeitstag.
„Klar, immer doch, Sheriff. Du hast etwas an Gewicht zugelegt seit dem letzten Mal als wir uns gesehen haben, hab ich Recht?“, frotzelte Meg, obwohl Alo noch genauso durchtrainiert war wie drei Jahre zuvor.
„Hüte deine scharfe Zunge, junge Lady, jetzt bin ich dein Boss, egal ob du die Prinzessin von diesem Haufen hier bist. Ich hab gehört du hast das Ritual fast nicht überlebt, so stark bist du wohl dann doch nicht“, frotzelte er zurück.
„Hey, wenn mir jemand gesagt hätte wie ich eine Brandwunde behandeln muss, wäre das nicht passiert, ich geb meiner Familie die Schuld. Also, können wir dann anfangen zu arbeiten?“, fragte sie trotzig und so konnte der Arbeitstag beginnen. Sie lebte sich schnell auf der Arbeit ein und Alo wurde ein guter Freund. Eines Abends ging sie mit ein paar Bekannten aus ihrer Yoga-Klasse in eine Bar. Sie lernte dort einen Kerl kennen, der sich nur „Ace“ nannte und das darauffolgende Wochenende verbrachte sie mit ihm im Bett. Sie hatte nicht vor mit dem schmierigen Kerl eine Beziehung zu beginnen, aber was sie am Sonntagabend vor ihrer Haustür vorfand, brachte sie in Rage. Dort stand Aces Motorrad mit einem Zettel für sie am Spiegel.
 
Hey Schönheit, meine Lucille streikt grad etwas, ich musste aber weiter. Bewahre sie für mich auf, bis ich zurückkomme.
Ace
 
„Das ist nicht sein Ernst, oder?“, fragte sie kopfschüttelnd, riss den Zettel vom Spiegel, zerknüllte ihn und schmiss ihn auf die Straße.
Sie zückte ihr Handy und rief Alo an, denn dort konnte die Maschine nicht stehen bleiben.
„Tja, andere Männer wie ich schicken danach Blumen, du kriegst Motorräder“, schmunzelte  Alo, als er im Halbdunkeln mit ihr vor dem Motorrad stand.
„Kann ich sie auf eurer Einfahrt lassen bis er sie holt?“, fragt sie hoffend.
„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er nochmal zurückkommt, oder?“, fragte Alo.
„Er hat seiner Maschine einen Namen gegeben, irgendwann wird er zurückkommen“, schlussfolgerte sie.
 
Vier Monate später war er noch nicht zurückgekehrt, doch Ace hatte ihr noch ein anderes Baby von ihm dagelassen, sie war von ihrem One-Night-Stand schwanger geworden.
„Man, nicht nur dass er mich geschwängert hat, jetzt werd ich auch noch fett“, murrte Meg als sie an diesem Tag bemerkte, dass ihre Uniformhose ihr zu eng wurde.
„Ich hab ne Ersatzhose von mir in meinem Spint, du kannst die anziehen, wenn du willst“, schlug Alo vor.
„In die werde ich auch lange passen, am liebsten würde ich zur Arbeit ne Tunika oder so anziehen“, erklärte sie.
„Du kannst, wenn du willst, wenn du ein Hemd offen drüber trägst. Ich lass dich in deinem Zustand eh nicht mehr auf die Straße“, entschied er.
„Klasse, soll ich die nächsten Monate hinterm Schreibtisch versauern?“, fragte sie frustriert.
„Nur bis der Zwerg geboren wird, danach darfst du wieder tun und lassen was du willst, versprochen. Erfährst du heute nicht ob es ein Junge oder Mädchen wird?“, fragte Alo, der sich mehr um ihr Kind zu sorgen schien als sie.
„Ja, meine Mum begleitet mich, sie behauptet ja, sie weiß genau, dass es ein Junge wird, weil es so vorbestimmt ist“, erkannte sie nicht begeistert.
„Dann wird es auch ein Junge, meine Mum wusste es bei meinen Jungs auch immer, bevor es meine Frau wusste“, erklärte Alo.
„Er kommt nicht mehr zurück, oder?“, fragte sie plötzlich traurig.
„Wir stehen dir bei allem bei, meine Süße, du brauchst ihn nicht“, versprach Alo und Meg legte ihren Kopf auf den Tisch.
„Ich bin zu jung um ein Kind zu bekommen, Dena hat das toll gekonnt, sie ist ein Naturtalent, aber mein Leben hat doch grade erst angefangen“, murmelte sie in ihren Arm auf dem sie lag.
„Das kriegst du hin, du bist die Wölfin, schon vergessen, Wolfsmütter sind die fürsorglichsten Mütter in der Tierwelt“, erkannte er.
„Klar, setz mich bloß nicht unter Druck“, murrte sie.
„Ich antworte dir nicht mehr solang du so hormongesteuert bist“, konterte er erschöpft.
„Brauchst du mich hier noch, oder kann ich Feierabend machen?“, fragte sie und sah auf.
„Nein, geh heim und ruh dich vor deinem Termin noch Mal aus“, erwiderte er und sie ging nach Hause. Sie zog eine Tunika und einen Rock an und ging zu ihrer Mutter.
 
„So Miss Kenza, jetzt schauen wir mal, sind Sie schon gespannt?“, fragte die Frauenärztin, als sie den Ultraschall vorbereitete.
„Nicht wirklich, nein“, bemerkte Meg müde.
„Keine Sorge, die Muttergefühle werden sich irgendwann einstellen, momentan bemerken sie nur die drückenden Hosen, das ist ganz normal. Sie werden schon Gefühle entwickeln, keine Sorge“, erklärte die Ärztin und machte den Ultraschall.
„Ein Mädchen, Sie kriegen ein Mädchen, ganz eindeutig“, stellte die Ärztin nach einigen Minuten fest. Meg wurde bleich.
„Wollten Sie kein Mädchen?“, fragte die Ärztin verwirrt, über den Gesichtsausdruck, den die beiden Kenza Frauen machten. Plötzlich fing Mrs Kenza an, Meg in Costano anzubrüllen und Meg erwiderte ihr in der gleichen Sprache.
„Ich lass Sie dann mal allein“, bemerkte die Ärztin verwirrt und verließ den Raum.
„Warum hassen uns die Götter? Ich musste das Ritual der Vergebung über mich ergehen lassen, weil ich einen Sohn geboren hatte, das wird jetzt wohl nicht mehr reichen. Wir müssen heute ein Opfer bringen“, erwiderte ihre Mutter in einem Ton, den sie noch nie von ihr gehört hatte. Irritiert rutschte sie vom Untersuchungstisch, zog die Tunika über ihren Bauch und ging zu ihrer Tasche um ihre Waffe herauszuholen.
„Was soll das werden?“, fragte ihre Mutter verwundert.
„Wenn du nur einen Finger an mich legst, erschieß ich dich“, drohte sie ihr.
„Ich tu dir doch nichts, leg die Waffe weg, Kind“, bat ihre Mutter.
„Ja, das hättest du wohl gern. Folge mir bloß nicht“, erkannte sie mit ernster Stimme und ging rückwärts mit ihrer Waffe auf sie gerichtet davon.

Viertes Kapitel


Alo aß grade mit seiner Familie zu Abend als er den Motor des Motorrads hörte, das er seit Monaten unberührt in seiner Einfahrt stehen hatte. Als er rausgegangen war, sah er nur noch die Rücklichter des Motorrads.
„Verdammt, die bringt mich um“, murmelte er und wählte Megs Handynummer, um ihr von dem gestohlenen Motorrad zu erzählen. Ihr Handy war aber aus, was es eigentlich sonst nie war.
„Okay, das ist seltsam“, dachte er laut nach und wählte ihre Nummer zu Hause. Dort ging auch niemand ans Telefon.
„Schatz, ich fahr kurz zu Meg, irgendwas stimmt da nicht“, rief er zu seiner Frau ins Haus, stieg auf sein Motorrad, was er an dem Tag geputzt hatte und fuhr zu ihrem Haus. In dem Moment bereute er es, dass er Aces Motorrad reparieren lassen hatte. Er wollte nur, dass, wenn der Kerl wirklich zurückkam er keinen Tag zu viel in ihrer Nähe blieb.
Als sie die Tür nicht öffnete, nahm er den Ersatzschlüssel und schloss auf. Er sah sich in ihrer kleinen Wohnung um. Ihre Sachen und ihre Reisetasche waren weg.
„Was geht hier vor?“, fragte er in den leeren Raum, doch es war niemand da, der ihm antworten konnte.
 
Megs Puls raste, als sie auf der Maschine den Highway entlang fuhr. Sie hatte im Büro nachgeforscht wo Ace seine Maschine registrieren lassen hatte und fand heraus, dass er aus Sacramento kam. Deshalb wollte sie dorthin, er musste dafür bezahlen, was er ihr angetan hatte und wie sich ihr Leben nun entwickelte. Sie musste nur drei Stunden fahren und kam an der Adresse an, die in der Zulassung stand. Enttäuscht musste sie feststellen, dass es ein Kopfgeldbüro war.
„Klasse, nicht mal das ist an dem Kerl echt“, murrte sie und stieg vom Motorrad. Ihr Rücken schmerzte. Sie war lang nicht mehr so lang auf einem Motorrad gesessen, vor allem nicht mit einem Babybauch. Sie legte sich erschöpft auf die Parkbank vor dem Kopfgeldbüro um ihren Rücken zu strecken.
„Ja, du hast Recht, Lucille ist wirklich wieder da, aber wo steckt der Idiot?“, fragte Emilio Rasposa, der hinter seinem Kollegen Cruz aus dem Kopfgeldbüro kam und die Maschine ihres Kollegen betrachteten.
„Vermutlich muss er sich erst mal Mut antrinken bevor er so dreist wieder bei uns auftaucht. Komisch nur, dass er hier parkt“, erkannte Cruz.
„Ich will mich ja nicht in euer Gespräch einmischen, aber ich bin die Maschine gefahren“, erklärte Meg, die sich auf der Bank aufsetzte.
Cruz musterte sie.
„Nichts für Ungut, Kleine, aber nein“, erwiderte Emilio, der Lederhosen und ein Iron Maiden T-Shirt trug.
„Nichts für ungut, aber du bist ein Arsch“, konterte sie cool und stand auf.
„Die Kleine ist echt nicht auf den Mund gefallen, gefällt mir. Also Missy, wenn du die Maschine wirklich gefahren bist, was ist das nervigste an ihr?“, fragte Cruz, der nicht glauben konnte, dass die schwangere Nativ-Amerikanerin vor ihm dazu in der Lage war.
„Der Tankdeckel ist ziemlich los, wenn Sie das damit meinen“, konterte sie cool.
„Sie ist die alte Klapperkiste wirklich gefahren und das mit blindem Beifahrer. Also Indianermädchen, was führt dich hierher?“, fragte Emilio wieder.
„Ich such den Kerl, auf den ihr wartet, um ihn umzubringen“, entgegnete sie und lehnte sich lässig an die Straßenlaterne.
„Stell dich hinten an, Missy, Ace schuldet mir noch nen 1000ner“, erklärte Cruz.
„Wenn er wirklich Turi Vascez findet, kann er dir das mit Zinsen zurückzahlen“, schlussfolgerte Emilio und sie sah im schwachen Licht der Straßenlampe Emilios Gesicht deutlich. Der Kerl musste einige Jahre jünger als sie sein.
„Seid ihr Privatschnüffler, oder so?“, fragte sie skeptisch.
„Entschuldige mal, Pocahontas, das ist ein Schimpfwort in unseren Kreisen“, erkannte Cruz, der gut als Emilios Vater durchgehen konnte.
„Kannst du mal die ganzen rassistischen Bemerkungen lassen? Ich nenn dich ja auch nicht Bohnenfresser, oh doch, jetzt hab ich es getan“, bemerkte sie und ging einen Schritt auf Cruz zu, der gut zwei Köpfe größer war als sie.
„Ich bin ein verdammt guter Kopfgeldjäger und ich hab ne Waffe, Missy“, entschied Cruz.
„Und ich bin eine verdammt gute Polizistin und ich schieß dir auf 20m die Läuse vom Kopf, Paco“, beleidigte sie ihn solang, wie er es tat.
„Okay, Waffenstillstand, es ist spät, komm erst mal rein und erzähl uns deine Story“, schlug Emilio vor.
„Die Dame hat ne Waffe, Em“, war Cruz unsicher.
„Und wir haben ne Schrotflinte hinter der Tür, hast du Angst vor ner schwangeren Frau, Onkel?“, fragte Emilio und bat sie hinein.
„So, was kann ich dir bringen? Du bist sicher durstig“, erwiderte Emilio und Cruz bat sie Platz zu nehmen.
„Ja, danke“, bedankte sie sich und Emilio ging in die Küche.
„Ist es Aces Baby?“, fragte Cruz, als er sich neben sie auf das Sofa setzte, auf das sie sich gesetzt hatte.
„Ist wohl ziemlich offensichtlich, oder?“
„Willst du ihn deswegen umbringen? Es braucht zwei zum Tangotanzen, wenn du verstehst“, bemerkte Cruz keck.
„Es spielt eine Rolle dabei, ja. Ich sollte Lucille für ihn aufbewahren, weil sie ihm kaputt gegangen war, als er bei mir war. Das ist so ziemlich alles, was ich über den Vater meines Kindes weiß, ja, ich weiß, erbärmlich, aber ich dacht ja nicht, dass ich von diesem unglaublichen Wochenende im Bett schwanger werde, ja, genauso erbärmlich“, plapperte sie.
„Wenn du Geld von ihm willst bist du hier an der falschen Adresse, er ist immer chronisch pleite und obwohl ich sein Boss bin kann ich dir auch nichts geben, du könntest ja so einiges behaupten, was nicht stimmt“, erklärte Cruz und Emilio kam mit einer Wasserflasche in der Hand zurück zu ihnen.
„Klar, ich brauch kein Geld, ich hab nen guten Job, zumindest hat ich den bis heute gehabt, ich hab so gut wie gekündigt, als ich aus Salinas weg bin“, realisierte sie langsam, was sie getan hatte.
„Salinas? Du bist ein Mädel vom Lande, hab ich mir schon fast gedacht“, entgegnete Emilio und gab ihr die Wasserflasche.
„Hey Junior, du bist grad mal 18, sei nicht so frech zu mir“, erkannte sie.
„Das war nicht als Beleidigung gemeint, war nur ne Feststellung. Ich bin schon 19, falls es dich interessiert, du bist ja auch nicht viel älter“, entschied er.
„Ich bin zweiundzwanzig, ich bin Meg, übrigens, falls ich mich noch nicht vorgestellt habe“, erklärte sie und drehte den Verschluss der Wasserflasche auf.
„Nein, hast du nicht, hallo Meg, willkommen in Sacramento. Wir warten schon seit sechs Monaten auf die Rückkehr von Ace, er ist hinter einem Schwerkriminellen her, er ist schon fast besessen davon, die 200.000 Dollar Kopfgeld zu kassieren. Er sollte sich eigentlich regelmäßig melden, aber wenn er dich so schnell verlassen hat, muss er einer heißen Spur hinterhergefahren sein, sonst hätte er Lucille nicht auf der Strecke gelassen. Sie ist sein Baby, zumindest war sie es bis jetzt, jetzt hat er wohl so einige andere Prioritäten. Weiß er es?“, fragte Emilio neugierig.
„Nein, tut er nicht, eigentlich wollt ich ihm das gar nicht sagen, aber irgendwie bin ich dann doch hier gelandet, hab nen verrückten Tag hinter mir. Übrigens, ich glaub meine Mutter will mich opfern um die Götter gnädig zu stimmen“, erklärte sie ihre Lage und die beiden Kopfgeldjäger sahen sich gegenseitig etwas verwirrt an.
„Wie ich schon sagte, verrückter Tag. Kann ich heut Nacht hier auf dem Sofa schlafen?“, hoffte sie.
„Du solltest in deinem Zustand nicht alleinbleiben, du kommst heut Nacht zu uns“, schlug Cruz vor und so brachten die beiden sie in ihre Wohnung wo sie ein gemütliches Gästebett für sie hatten.
„Schlaf dich erst mal aus, morgen sehen wir weiter“, schlug Emilio vor und gab ihr ein T-Shirt was sie zum Schlafen anziehen konnte.
„Danke, für alles, ich bin morgen wieder weg, versprochen“, versprach sie und legte sich müde auf das Bett.
„Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst, wir könnten in unserem Büro noch eine Schreibkraft gebrauchen, du hast den Job, wenn du willst“, entschied Cruz.
„Wirklich nett von dir, ich überleg’s mir“, versprach sie darüber nachzudenken. Die Jungs ließen sie alleine und sie schloss die Tür von dem kleinen Gästezimmer ab um sich umzuziehen. Sie zog sich um und legte sich ins Bett um ihr Handy wieder anzumachen. Alo hatte sie 35-mal versucht zu erreichen. Fehlendes Interesse an ihr konnte sie ihm nicht vorwerfen. Ihre Mutter hatte es dafür nur zwei Mal versucht, aber sie rief sie meistens auch nur zu Hause an. Vielleicht hatte er ihr noch gar nicht erzählt, dass sie weg war. Als sie realisierte, dass Alo sie vielleicht mit dem Handysignal finden konnte, machte sie es schnell wieder aus.
 
„Verdammt, du willst wirklich nicht gefunden werden, meine Süße, was?“, fragte Alo, als er an seinem Computer ihr kurz aufgeflackertes Handysignal versuchte zu orten. Er musste es ihren Eltern sagen. Schnaufend stand er auf und lief zu seinem Wagen.
„Was meinst du mit, „sie ist weg“?“, fragte Mrs Kenza, als Alo auf dem Sofa der Kenzas mit der bunten Decke saß.
„Sie hat ihre Sachen gepackt und ist mit dem Motorrad von ihrem kleinen Lover abgehauen, das mein ich damit“, bemerkte er und rieb sich erschöpft die Augen mit einer Hand.
„Aber sie ist schwanger!“
„Das weiß ich auch, ich hoff dem Kind geht es gut, wenn sie solang auf dem Motorrad fährt, wo auch immer sie hinfährt. Fällt euch irgendwas ein, was ihr zu ihr gesagt haben könntet, was sie verärgert haben kann?“, fragte Alo und sah die Kenzas an.
„Ich weiß, du respektierst meine Stellung als Häuptling in diesem Reservat nicht und siehst dich selbst als Chef hier, also sag ich es dir laut und deutlich, stell nicht so blöde Fragen, wir lieben und respektieren unsere Tochter und würden nichts machen, was sie kränken oder verärgern würde“, bemerkte Häuptling Kenza mit ernster Stimme.
„Ich könnte mir vorstellen warum sie weg ist“, bemerkte Mrs Kenza plötzlich und etwas kleinlaut.
„Was ist passiert?“, fragte Alo und sah Mrs Kenza an. Die erzählte ihm von dem Vorfall beim Ultraschall.
„Und das sagst du mir erst jetzt? Die Arme muss ja panisch geflohen sein“, entgegnete Alo entsetzt.
„Ich meinte ein Tieropfer, wo sind wir hier, bei den Barbaren?“, verteidigte sich Mrs Kenza.
„Du weißt, auch wenn ich eure Kultur schätze, ihr müsst endlich etwas lockerer werden und diesen ganzen Hokuspokus für eine Weile hinter euch lassen. Es geht um eure schwangere Tochter, die vermutlich grad denkt, dass ihre barbarischen Eltern sie als Menschenopfer opfern wollen“, hielt er ihnen eine Standpauke und wurde gebeten, ihr Haus zu verlassen.
 
19 Monate später
 
In schwarzer Lederkluft stand Magena Kenza, frisch ausgebildete Kopfgeldjägerin, mit ihren Kollegen Emilio und Cruz um einen Tisch herum. Meg hatte ein Jahr zuvor ihre Tochter Mai zur Welt gebracht und die verbrachte ihr junges Leben bei Aces Großmutter Gracia, die Magena ihre Hilfe angeboten hatte, ohne zu ahnen, dass sie nun 24 Stunden am Tag auf ihre Enkeltochter aufpassen musste. Magena hatte erst die Stelle der Schreibkraft in dem Zwei-Mann-Kopfgeldjägerbüro übernommen, aber während ihrer Arbeit dort war sie der aufregenden Kopfgeldjägerei verfallen. Nun arbeitete sie schon als vollständiges Teammitglied.
„20.000 Piepen, nicht schlecht für deinen ersten großen Fall, Meg. Es ist wirklich ein Segen gewesen, dass du in der Nacht bei uns rein geschneit bist, wo wir dich am Meisten brauchten. So, also nächster Fall ist auch wieder so ein harter Brocken, Körperverletzung, Brandstiftung und Vergewaltigung, den nehm ich“, bemerkte Cruz.
„Den könnt ich auch packen!“, behauptete Meg.
„Süße, du bist noch Anfänger, das ist Profiniveau, du könntest die Kleine nehmen, die versucht hat ihren Lover in Brand zu stecken, du kriegst sicher einen guten Draht zu der Verrückten“, schmunzelte Cruz.
„Meine Mum wollte mich umbringen, ernsthaft“, musste sie ständig seine Frotzelei über sich ergehen lassen, weil die Jungs ihr die abenteuerliche Geschichte warum sie ihre Heimatstadt verlassen musste nicht glaubten.
„Wie du meinst, Schätzchen. Also, ich mach mich auf die Suche nach dem Kerl, du koordinierst alles, Neffe, und die Meg du guckst dir die Bewerberinnen für die Sekretärinnen-Stelle an“, plante Cruz das weitere Vorgehen.
„Warum ich? Em kann das doch auch machen“, nörgelte sie.
„Nein, kann er nicht, unsere Hormonschleuder hier würde bei der Einstellung mit nur einem Körperteil denken. Er wird schön am Telefon sitzen und mir durchgeben was ich brauche. Es sind nur drei Mädels, das packst du doch, oder? Du bist eine ehemalige Polizistin, du kannst Leute gut einschätzen und in ihrem Lebenslauf nach Schwachstellen suchen“, erklärte Cruz.
„Meinetwegen, ich wollt heut Abend eh zu meiner Kleinen, ich könnt eine Nacht in meinem eigenen Bett gut gebrauchen. Gibt es irgendeine Art von Frau die du überhaupt nicht abkannst?“, fragte sie und setzte sich an den Schreibtisch.
„Ich hab schon drei ausgewählt, jetzt musst du eine sympathisch finden und einstellen“, entschied er und zog seine Fahrerhandschuhe an.
„Na toll, ich kann so gar nicht mit Tussis“, bemerkte sie.
„Du sollst auch keine Tussi einstellen, sie muss schon Eier in der Hose haben“, entschied Cruz und zog seine Lederjacke an.
„Du willst also ne Transe als Tippse?“, fragte sie cool.
„Nein Dorothy, ich will ne Frau mit Schmackes, die ne Waffe zusammenbauen kann und sich nicht fürchtet sich die Hände schmutzig zu machen“, beschrieb er die beste Kandidatin.
„Okay, werd mein Bestes tun. Pass auf dich auf da draußen, ja?“, bat sie und Cruz küsste ihren Kopf. Cruz war in den letzten Monaten wie eine Vaterfigur für sie geworden.
„Bin ich doch immer, Kleines, du wirst schon die richtige Wahl treffen“, verabschiedete sich und verließ das Büro.
„Du bist in dieser kurzen Zeit, in der du hier bist schnell aufgestiegen, du bist schon sein Liebling“, bemerkte Emilio etwas eifersüchtig.
„Du bist sein Neffe, ich werde niemals zwischen euch kommen“, versprach sie.
„Das bist du schon, früher hat er meine Meinung respektiert, aber seit du hier bist, bin ich nur der hormongesteuerte Doofi“, entgegnete Emilio verärgert und rauschte aus dem Büro.
„Nein, überhaupt nicht hormongesteuert. Also, dann schauen wir mal“, blätterte sie durch den Terminkalender ihres Chefs und rief die Frauen an. Die ersten zwei Kandidatinnen waren zwar hübsch anzusehen, aber hatten kein Potential. Die letzte junge Frau die reinkam, gefiel ihr schon beim Eintreten. Die hochgewachsene Blondine hatte einen coolen Gang und starkes Selbstbewusstsein, trug ihre Nase aber nicht zu hoch.
„Miss Marron, danke für Ihr Kommen“, begrüßte Meg sie erfreut.
„Ich hab mich gefreut, als ich gehört hab, dass ich mit einer Frau zusammenarbeiten werde, das Kopfgeldmetier ist sonst in Männerhand“, bemerkte die Blondine, die Cindy gerufen wurde und schüttelte ihr die Hand.
„Nehmen Sie Platz. Eine Frage vorab, wer ist Ihr Vorbild?“, fragte Meg als erste Frage.
„Domino Harvey, sie war eine starke Frau, außer ihrem Selbstmord natürlich, aber sie war ein Model so wie ich und kam auch aus einem reichen Elternhaus. Aber ich hab nicht für Handtäschchen und Schühchen gemodelt, ich bin wohl in jedem zweiten Waffenkatalog“, bemerkte sie stolz.
„Sie wissen also wie man mit einer Waffe auseinanderbaut?“, fragte Meg cool und drückte ihr ihre 9mm in die Hand.
„Jetzt beleidigen Sie mich“, erwiderte Cindy und baute ihre Waffe unter Megs Bestzeit auseinander.
„Wie viele Anschläge tippen Sie noch mal in der Minute, sagten Sie?“, fragte Meg verblüfft.
„200, aber ist das wichtig?“, fragte Cindy cool.
„Kommen Sie mit einem notgeilen 20-jährigen zurecht?“, fragte Meg ihre letzte Frage, die sie sich notiert hatte.
„Das tu ich jeden Samstag im Club, also hab ich den Job?“, fragte Cindy.
„Meine Waffe ist noch in Einzelteilen“, erkannte Meg und Cindy baute ihr ihre Waffe wieder zusammen.
„Also, wann fang ich an?“, fragte Cindy frech.
„Wie wär’s mit sofort, ich ruf die anderen zwei sicher nicht an und sag ihnen, dass sie den Job nicht kriegen, diese Cheerleader machen mir Angst“, schmunzelte Meg und stand auf, um ihr den Platz frei zu machen.
„Ernsthaft? Ich tu nichts lieber als das“, erklärte Cindy erfreut und so war sie eingestellt.
Meg hatte Cindy nicht überschätzt, sie lebte sich schnell im Kopfgeldbüro ein und kam auch gut mit Emilios Anzüglichkeiten klar. Eines Abends, Cindy bog grade wieder Emilos Hand nach hinten, weil er sie angetatscht hatte, klingelte das Telefon.
„Telefon, Cindy, nimm ab“, bat Meg, die in den zwei Wochen, die Cruz weg war, inoffiziell zur Chefin geworden war.
„Klar, Boss“, bemerkte Cindy und ließ Emilios Hand los.
„Au, Boss, Cindy tut mir weh“, jammerte Emilio und rieb seine schmerzende Hand.
„Sei kein Baby und bring mir nen Kaffee“, bat sie müde und ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem sonst immer die Verbrecher saßen.
„Ja, ich geb sie Ihnen, einen Moment“, hörte sie ihre Sekretärin sagen und Cindy drückte ihr das Telefon in die Hand.
„Boss, das ist die Highwaypolizei von San Antonio, Sie wollen dich sprechen“, erkannte Cindy und gab ihr das Telefon.
„Magena Kenza, was kann ich für Sie tun, Sir?“, meldete sie sich höflich.
„Sind Sie die Vorgesetzte von Mr. Crucius Rasposa?“, fragte ein Polizeibeamter sie am Telefon.
„Bitte sagen Sie mir nicht, dass Sie meinen Boss schon wieder verhaftet haben“, erwiderte sie erschöpft.
„Nein, so ist es nicht, Madam, wir haben grade eine Leiche an einem unserer Raststätten als Mr. Crucius Rasposa identifiziert“, entgegnete der Polizist und seine Worte verhalten in ihrem Kopf, als spräche er sie in Zeitlupe.
„Könnten Sie das wiederholen?“, fragte sie stotternd.
„Ich fürchte Ihr Boss ist umgebracht worden, Miss Kenza“, wiederholte der Polizist das Gesagte. Ihr Arm wurde weich wie Butter. Sie ließ das Telefon auf den Boden gleiten, stand auf und ging ohne ein Wort zu ihren Kollegen zu sagen zu Lucille um mit ihr wegzufahren. 

Fünftes Kapitel


Es war schon fast 10 Uhr abends als Meg an der netten Wohnung von Gracia ankam. Während ihr Tränen über die Wangen liefen klingelte sie.
„Ich muss meine Tochter im Arm halten“, bemerkte sie nur tonlos.
„Es ist schlimm genug, dass du nur allen zwei Wochen hier mal auftauchst, aber jetzt hast du den Bogen überspannt. Meine Enkeltochter schläft und ich weck sie nicht wegen dir“, entschied Gracia verärgert.
„Dann lass sie mich nur ansehen, ich weck sie nicht, versprochen“, versprach Meg und da sie so sehr weinte, ließ Gracia sie rein.
So saß Meg im Halbdunkeln am Babybett ihrer Tochter und starrte die Wand an.
„Meg, Süße, alles klar bei dir?“, fragte Gracia, die Meg zwar etwas verschlossen kannte, aber dass die Mutter ihrer Enkeltochter keinen Ton sagte verstörte sie.
„Cruz ist tot“, sagte Meg nur ohne sie anzusehen.
„Was meinst du mit, „er ist tot“?“, fragte Gracia.
„Die Highwaypolizei in Texas hat mich grad angerufen, irgendjemand hat ihn auf seiner Jagd umgebracht“, erklärte sie tonlos.
„Oh man, das tut mir so leid, meine Kleine“, erkannte Gracia und kam zu ihr hin.
„Ich bin von meiner Familie weggerannt, weil sie mich töten wollten und jetzt hat jemand den einzigen Menschen ermordet, der so was wie eine Familie für mich war“, schluchzte sie.
„Hier, das hilfst mir immer, wenn ich traurig bin“, entschied Gracia, nahm die wunderhübsche Mai aus ihrem Bettchen und gab sie Meg.
„Kann ich heut Nacht hier bleiben?“, fragte Meg hoffend.
„Sicher, ich bezieh dir die Ausziehcouch, du kannst die Kleine auch mit ins Wohnzimmer nehmen, du musst hier nicht im Dunkeln sitzen. Wie hat es Emilio aufgenommen?“, fragte Gracia, während Meg ihre schlafende Tochter sanft in ihrem Arm hielt.
„Oh man, ich bin einfach so weg“, stellte sie fest.
„Du standst unter Schock, ich bestell ein Taxi, der ihn hierherbringt, keiner von euch sollte heut Nacht allein sein“, schlug Gracia vor und griff nach dem Telefon.
 
Weit über Mitternacht saßen die drei übriggebliebenen Mitglieder des Teams im Wohnzimmer von Gracia.
„Er hatte ne Schrotflinte, wie konnte das passieren?“, fragte Emilio zum zehnten Mal an diesem Abend, weil er es nicht begreifen konnte.
„Ich weiß es nicht Em, er ist vermutlich überrascht worden. Wir sollten der Polizei von San Antonio sagen, wen er gejagt hat, vielleicht war er es“, entgegnete Meg.
„Das hab ich ihnen schon gesagt und alle anderen Sachen, die wichtig sind, darüber müsst ihr euch keine Gedanken mehr machen“, erklärte Cindy sachlich. Sie konnte als einzige noch klar denken, weil sie ihn nur flüchtig gekannt hatte.
„Danke Cindy, dich hat wirklich der Himmel geschickt, haben wir dir das schon mal gesagt?“, fragte Meg und sah sie mit leeren Augen an.
„Nein, habt ihr nicht, aber es ist schön, es zu hören. Wenn ihr euch erholt habt reden wir über die Sachen, die jetzt anstehen. Ich bring Emilio mit deiner Maschine heim, wenn dir das Recht ist, ich bring sie dir morgen früh gleich zurück, versprochen“, schlug Cindy vor und Meg nickte. Meg hielt immer noch Mai im Arm, die trotz allen Gesprächen die ganze Zeit geschlafen hatte.
„Hey, Kleines, ich hab morgen ein wichtiges Meeting und muss ins Bett, soll ich sie jetzt nehmen, oder willst du sie mit ins Bett nehmen?“, fragte Gracia, die im Morgenmantel ins Wohnzimmer ihrer Wohnung kam, als die anderen gegangen waren.
„Ich nehm sie, ich kann heut Nacht eh nicht schlafen. Danke, dass wir dein Wohnzimmer besetzen durften“, entschied sie und stand auf.
„Das Bett ist gemacht, du musst dich nur reinlegen. Ich hab dir auch ein altes T-Shirt von mir hingelegt“, erklärte Gracia und Meg dankte ihr stumm.
 
Meg starrte noch die halbe Nacht ihre Tochter an, bevor sie in einen Dämmerzustand verfiel und einschlief.
Nachdem sie ihre Tochter lang gedrückt hatte fuhr Meg am nächsten Morgen mit dem Bus ins Büro. Sie war nicht wirklich wach und weinte die Fahrt über ein wenig. Sie konnte immer noch nicht fassen, wie nah sie Cruz nach so einer kurzen Zeit gestanden hatte.
Eine ältere Dame starrte sie an. Sie bot sicher ein seltsames Bild, denn sie trug im Vergleich zu früher sehr gewagte Kleidung mit viel Leder. Die Schwangerschaft hatte ihren Körper sehr weiblich gemacht ohne sie wirklich in die Breite gehen zu lassen.
Sie war froh, als sie aussteigen konnte. Nachdenklich schlenderte sie die Straße entlang und ging ins Büro. Sie stolperte über eine leere Whiskeyflasche und hob sie auf.
„Em“, rief sie verärgert, weil ihr 20-jähriger Kollege sich anscheinend volllaufen ließ.
„Oh Meg, brüll nicht so, bitte“, hörte sie die tiefe, versoffene Stimme ihres Kollegen.
„Du besäufst dich? Das soll die Lösung sein?“, zeterte sie und machte das Licht an. Emilio lag noch mit Restalkohol im Blut bäuchlings auf dem Sofa.
„Es hat mich schlafen lassen, lass mich doch. Ich bin in sechs Monaten volljährig, du kannst nicht behaupten dass du nie Alkohol hattest, bevor du 21 wurdest“, entgegnete er.
„Ja, ich hab mich auch betrunken als Teenager, aber nicht gleich mit ner ganzen Flasche. Komm, steh auf, wir müssen den Alkohol aus deinem Körper kriegen. Wo ist Cindy?“, fragte sie und zog ihn auf die Beine.
„Ich hab ihr freigegeben, sie kannte ihn nicht, sie sollte hier nicht rumsitzen und Mitleid heucheln“, entschied Emilio der roch wie eine ganze Brauerei.
„Ja, da hast du Recht, willst du nen Kaffee, oder so? Du siehst echt übel aus“, bemerkte sie und wuschelte ihm durch die Strubel-Haare.
„Schau dich mal an, dein Make-up ist ganz verlaufen und duschen könntest du auch mal wieder“, musterte er sie.
„Ich hab im Bus geheult, das machen normale Menschen um zu trauern, du hast noch gar nicht geweint, oder?“, fragte Meg und Emilio ging etwas schwankend ein paar Schritte.
„Ich wurde von meinem Onkel aufgezogen und er hat mir beigebracht, dass Männer nicht weinen, ich hab sehr selten geweint in meinem Leben und fang jetzt nicht damit an“, erkannte er und kotzte ganz cool in den großen Blumenkübel, der am Eingang stand.
„Die hat mir eh nie gefallen. Geht’s dir jetzt besser?“, fragte sie und kam zu ihm hin.
„Rückwärts schmeckt Whiskey genauso beschissen wie vorwärts“, stellte Emilio fest.
 
„Gut, behalt das in Erinnerung wenn du das nächste Mal so’n Blödsinn vorhast. Komm‘, wir machen das Büro für heute dicht, wir könnten beide nen Tag frei gebrauchen und ans Telefon geh ich heut sowieso nicht“, entschied sie.
"Das klingt nach ner guten Idee. Was ich heut noch gebrauchen könnt wär nen richtig geiler Fick. So einer, der dich alles vergessen lässt", bemerkte er plötzlich.
"Gut, vögeln wir", sagte sie nur.
"Das war eigentlich nur so ne Aussage, aber okay", erwiderte er erfreut und zog sie aus der Tür. Als sie in der Wohnung ankamen, schuppste sie ihn sanft aber mit Schwung aufs Bett.
"Was ist denn in dich gefahren, gefällt mir, deine wilde Seite", entgegnete er positiv überrascht.
"Es ist bei mir nur schon ne Weile her und da du es auch brauchst...", erklärte sie und er krabbelte auf dem Bett hoch, während sie hinterherkrabbelte.
"Weißt du, was total geil wäre?", fragte sie und kam ganz nah zu ihm.
"Nein, sag's mir", bemerkte er und fuhr mit den Händen über ihre Arme, mit denen sie sich links und rechts von ihm aufgestützt hatte.
„Handschellen, ich hatte noch nie Fesselspiele im Bett", erwiderte sie und zog ihr Handschellenpaar aus ihrem Gürtel.
"Oh ja, ich hab mir so gewünscht, das mal mit dir zu erleben", entgegnete er und sie machte seine rechte Hand mit ihren Handschellen am Bettpfosten fest und die andere Hand band sie mit einem Schal fest, der noch auf ihrem Bett gelegen hatte.
"Das ist so geil, jetzt komm her", bemerkte er erregt. Sie ging nah an seinen Mund als würde sie ihn küssen wollen, stoppte aber kurz davor.
"Tut mir leid, Em', ich wusste nicht, wie ich dich sonst dazu kriegen würde, dass ich dich fesseln kann. Ich werde den Kerl finden, der Cruz umgebracht hat und ihn auch umbringen, Auge um Auge, du verstehst", erklärte sie mit einer Träne im Auge und knebelte ihn mit einer Strumpfhose, bevor sie aufstand. Sie packte das Nötigste zusammen und verschwand aus ihrem Zimmer.
 
Zwei Stunden nachdem Meg verschwunden war, kam Cindy mit dem Notfallschlüssel in die Wohnung der Kopfgeldjäger. Sie hatte von beiden ihrer Kollegen nichts gehört und an ihre Handys waren sie auch nicht gegangen. Sie klopfte an Megs Tür.
„Boss, bist du wach?“, fragte sie freundlich und hörte ein Rumsen von drinnen.
„Meg? Ich komm jetzt rein zu dir, okay?“, fragte sie vorsichtig und trat ein. Was sie dort sah, ließ sie schmunzeln.
„Will ich das wissen?“, fragte sie lächelnd, als sie ihren Kollegen sah, der ans Bett gefesselt und geknebelt mit dem Fuß geschafft hatte, die Lampe vom Nachttisch zu stoßen. Sie lächelte bis sie sah, dass Emilio weinte. Sanft löste sie seinen Knebel und seine Fesseln und er fiel ihr weinend um den Hals.
„Wo ist sie?“, fragte Cindy und Emilio atmete tief durch.
„Sie hat zwei Stunden Vorsprung, keine Ahnung, sie will ihn töten, ich bin ziemlich sicher, dass sie nach Texas will“, erklärte er schniefend.
„Sie wird in den Knast dafür gehen, das ist dir hoffentlich klar“, stellte Cindy fest.
„Danke, Cin‘, das war mir klar“, murrte er.
„Dann halt sie davon ab, du tönst doch immer das du so ein großartiger Kopfgeldjäger bist, finde sie und bring sie zur Vernunft“, bat Cindy ernst.
„Ich bin ein Angeber, ich kann gar nichts“, gestand er.
„Du bist bei einem Kopfgeldjäger aufgewachsen, irgendwas wirst du doch gelernt haben“, entgegnete sie aufmunternd.
„Ich könnte ein paar Anrufe machen“, schlug er vor.
„Dann geh dran, wir dürfen ihr nicht mehr Vorsprung geben“, nahm Cindy die Zügel in die Hand und Emilio verschwand in seinem Zimmer um zu telefonieren.
 
Eine Woche später hatte Meg San Antonio erreicht und hatte Cruzs Leiche identifiziert. Schon mit ein paar Drinks intus stolperte sie an diesem Abend zu ihrem Motelzimmer. Ein schmieriger Kerl kam zu ihr.
„Hey Engelchen, einsam?“, fragte der Kerl und fing an sie zu betatschen.
„Lass das, ich bin nicht in Stimmung“, lallte sie betrunken.
„Dann bring ich dich in Stimmung“, säuselte der Kerl und grabschte an ihre Brust.
„Lass los, bitte“, bat sie etwas lauter, doch er drängte sie gegen die Wand.
„Du bist so scharf“, entschied der Kerl und begann ihr T-Shirt hochzuziehen. Meg hatte einige Abwehrtechniken erlernt, doch in dem Moment war sie zu betrunken dafür. Sie bereitete sich schon seelisch und körperlich auf den Missbrauch vor und schloss beschämt die Augen. Plötzlich löste sich der Griff des Angreifers und Schritte entfernten sich. Sie hatte zu viel Angst die Augen zu öffnen.
„Was zum Henker machst du hier?“, fragte eine bekannte Stimme und sie riss die Augen auf. Sie sah in die Augen des Mannes, der sie zwei Jahre zuvor verlassen hatte. Er hatte seine Waffe gezückt und ihren Angreifer damit vermutlich so bedroht, dass er abgehauen war.
„Ace?“, fragte sie erstaunt und sah in das erschöpfte Gesicht von dem abtrünnigen Kopfgeldjägers. Ace sah steinalt aus, die letzten zwei Jahre mussten eine Tortur für den nun fünfundzwanzigjährigen gewesen sein.
„Ja, Baby, also du bist die letzte, die ich mitten in Texas erwartet hatte. Was hast du da eigentlich an? Bist du jetzt ein Bikerflittchen?“, fragte er, der Meg noch schüchtern und etwas altmodisch gekleidet kannte.
„Du siehst alt aus“, murmelte sie nur, sie konnte nicht wirklich einen klaren Gedanken fassen.
„Du bist ja knülle Dicht, ich bring dich in dein Hotelzimmer, keine Sorge, keine Hintergedanken“, erkannte er und führte sie zu ihrem Zimmer. Sie schlief noch auf der Tagesdecke ein.

Sechstes Kapitel


Mit Übelkeit wachte Meg an diesem Morgen mitten in Texas auf. Sie trug noch ihre Lederjacke und jemand hatte ihr einen Waschlappen auf die Stirn gelegt. Sie zog den nassen Lappen von ihrer Stirn und setzte sich auf. Ihre Kopfschmerzen waren nicht so übel, wie sie dachte.
„Warum hast du die Sterbeurkunde von Crucius Velasca in deiner Tasche?“, fragte Ace, der breitbeinig verkehrt herum auf einem Stuhl mit einem Blatt in der Hand vor dem Bett saß.
„Man, ich hatte gehofft, ich hätte gestern nur geträumt“, murmelte sie und fuhr mit der Zunge über ihre Lippen, die sich taub anfühlten.
„Das war ne ernste Frage, Süße“, erkannte er und stand cool von dem Stuhl auf wie von einem Motorrad.
„Ich hab gestern seine Leiche identifiziert, sie haben mir eine Kopie gegeben“, erklärte sie und suchte nach etwas zu trinken, fand aber nichts.
„Was hattest du mit Cruz zu tun?“, fragte er mit starker Stimme.
„Er ist … äh war mein Boss die letzten 12 Monate“, bemerkte sie und ging ins Badezimmer, um aus dem Wasserhahn zu trinken.
„Das erklärt das Outfit, du bist jetzt eine von uns“, stellte er fest und hielt ihr die Haare fest, dass sie richtig trinken konnte. Sie war so viel Zuneigung nicht mehr gewöhnt und zuckte etwas zusammen.
„Tut mir leid, ich wollte dir nach gestern nicht so nah kommen“, entschuldigte er sich und sie hob ihren Kopf wieder.
„Ich bin ein gottverdammter Cop, ich hätte den Kerl innerhalb von Sekunden am Boden gehabt, wenn der verdammte Alkohol nicht gewesen wäre“, murrte sie und band ihre Haare zu einem lockeren Zopf zusammen.
„Du gehörst jetzt zur bösen Seite, junger Yedi, ein Cop bist du längst nicht mehr“, erkannte er und ging mit ihr wieder aus dem Badezimmer.
„Ich werde ihn töten, ich werde den Killer von Cruz meine 9mm an die Schläfe halten und abdrücken“, erwiderte sie kalt.
„Nein, wirst du nicht, einmal Cop, immer Cop“, schlussfolgerte er.
„Ja, vermutlich hast du Recht. Das sich deine Mutter ihren ganzen Lebensabend um Mai kümmern muss will ich ja auch nicht“, entschied sie und spielte mit der Herzkette, die sie um den Hals trug, in dessen Inneren ein Bild ihrer Tochter war.
„Wer ist Mai?“, fragte er unwissend.
„Du weißt es nicht? Ich hätte schwören können sie hätte es dir gesagt“, fragte sie überrascht.
„Wer ist Mai?“, fragte er erneut und sie klappte das Herz an ihrer Kette auf.
„Mai Kenza, unsere 14-Monate alte Tochter“, entgegnete sie und er nahm sanft das Herz in seine Hand.
„Ich hab eine Tochter? Warum hast du mich nicht angerufen?“, fragte er überrascht und erfreut über die Nachricht.
„Du hast jetzt nicht ernsthaft gefragt, warum ich nicht angerufen hab, oder? Du hast nur einen Zettel hinterlassen, dass du wiederkommst, was du nicht getan hast und die letzte Nummer die deine Mutter von dir hatte war uralt. Ich kam eigentlich nach Sacramento, um dich zusammenzustauchen, dass du mir so was antun konntest und um dir Lucille zurückzubringen, aber mein Baby kriegst du nicht wieder, du kriegst keins meiner Babys, verstanden“, entschied sie mit starkem Ton und riss ihm das Herz aus der Hand.
„Ich hab ne neue Maschine, keine Sorge und ich bin kein Mensch, der Frauen ihre Kinder wegnimmt. Ich verstehe dass du sauer bist, aber zu meiner Verteidigung, uns war beiden klar, dass dieses Wochenende einmalig war. Ich kann nichts dafür, dass du da Gefühle mit reingebracht hast“, erklärte er cool.
„Ich hab keine Gefühle damit reingebracht, du hast dein Sperma damit reingebracht und das hat meine Eizelle gefunden, ich wäre gut damit gelaufen, dich nie wieder zu sehen, aber dann ist bei mir zu Hause was passiert und ich musste da weg. Cruz hat mich wie einen Vater aufgenommen, er hat mir viel bedeutet und Emilio bedeutet mir auch sehr viel. Deshalb hab ich ihn vor einer Woche mit Handschellen an mein Bett gefesselt, dass er nicht auf die Idee kommt, einen Rachefeldzug zu starten. Frag mich nicht, was ich dafür fast mit ihm machen musste. Du warst zwei Jahre wie vom Erdboden verschluckt, Cruz hat jeden Tag gehofft und gebetet, dass du zurückkommst, aber du bist nicht zurückgekommen, deshalb ist er allein auf diese Jagd gegangen und wurde brutal ermordet“, begann sie wieder zu weinen. Die Heulattacken, die sie nun schon die ganze Woche hatte waren schlimmer als damals in ihrer Schwangerschaft.
„Fuck, ernsthaft? Ich war so auf Turi Vascez fixiert, dass ich nur das im Kopf hatte. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid mir das tut“, erwiderte er wirklich mitfühlend und zog sie an seine schützende Brust.
„Du willst doch nur wieder vögeln, lass mich“, murrte sie und stieß ihn von sich weg.
„Ich bin kein schlechter Mensch, Marge, echt nicht“, entschied er und erntete einen bösen Blick von ihr.
„Das ist nicht dein Name, oder?“, fragte er keck.
„Nicht wirklich nein, ich heiß Meg“, brummelte sie.
„Meg, tut mir leid, zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass wir damals nicht wirklich geredet haben. Ich hab eine Tochter, wow, wie ist sie denn so?“, fragte Ace erneut nach seiner Tochter und mit so viel Liebe wie er über seine Tochter sprach fand sie das fast rührend, aber nur fast.
„Da ich meinen Hass auf dich auf sie übertragen habe, habe ich sie eher stiefmütterlich behandelt und zu deiner Mutter abgeschoben. Ich kenn sie gar nicht richtig, sie ist so schnell gewachsen, während ich auf Tour war“, erklärte sie etwas beschämt.
„Du hast dein Kind bei einem Workaholic abgeladen?“, fragte er unverständlich.
„Sie arbeitet nur halbtags und morgens hat sie ein Kindermädchen engagiert, das hätte ich ja auch gemacht, der Unterschied ist nur, dass sie die meisten Nächte bei ihr verbringt, na ja, eigentlich alle seit sechs Monaten“,  erkannte sie.
„Für uns Italiener sind Kinder das Wichtigste, du hattest echt ein Glück meine Mutter zu finden und dass sie das mitmacht. Na ja, vermutlich will sie bei deinem Kind gutmachen, was sie bei mir versäumt hat. Hast du mir ein Bild von ihr?“, fragte er weiter.
„Ich hab keins dabei außer das Herz hier, ich will nicht, dass Verbrecher wissen, wie mein Kind aussieht. Ja, auch wenn es nicht so aussieht, ich liebe unsere Tochter. Das ist vermutlich auch der Hauptgrund, warum ich sie abgegeben habe, dass ich sie nicht verhunze, so wie meine Mutter mich verhunzt hat“, entschied sie, während sie mit dem Herz in der Hand spielte.
„Ich glaub immer noch nicht, dass Cruz dich umgedreht hat, er hat zwar immer mal behauptet, er könnte einen Cop zum Kopfgeldjäger machen, aber ich hab’s ihm nie geglaubt. Ich freu mich, dass du ihn kennenlernen konntest, er war wie ein Dad für mich, da ich selbst nur einen Abwesenden hatte“, erklärte er.
„Das hat Cruz gesagt? Ich dachte immer, er mag mich, aber anscheinend wollte er nur ein Spielchen spielen. Na ja, mit einem Rookie kann man es ja machen“, bemerkte sie betrübt.
„Ich denke, dass er dich auch geliebt hat, denn er ist eine ehrliche Seele, wenn er liebt, dann voll und ganz. Ich hab ihn mal mit meiner Mutter überrascht aber vorab, er ist nicht mein Dad, ganz sicher nicht“, entschied er.
„Nein, er ist nicht dein Dad, da hast du Recht, du hast weder im Verhalten noch im Aussehen Ähnlichkeit mit Em oder Cruz“, schlussfolgerte sie.
„Soll ich dir helfen, diesen Arsch zu finden und ihn für dich kaltmachen?“, fragte Ace anbietend.
„Nein, ich komm damit klar, keine Sorge, ich werde morgen wieder zu den anderen fahren, ich bin da ein bisschen überstürzt abgehauen, ich will nicht, dass meine Tochter ohne Mutter aufwächst“, erwiderte sie und er lächelte sie an.
„Was hältst du davon dass wir bis dahin dieses Wochenende vor zwei Jahren widerholen?“, fragte er anzüglich. Meg wusste nicht, ob das an dem Restalkohol in ihrem Blut oder an seinen lieben Worten Mai gegenüber lag, aber sie schlief erneut mit ihm, wieder und wieder und wieder.
Drei Tage später war sie wund und wachte aus ihrem Sexkoma auf. Sie packte ihre Sachen und verließ ihn, während er schlief. Aber sie wollte den Teufel tun und diesen Mörder davonkommen lassen, sie würde ihn töten, egal wie  lang es dauerte.

Siebtes Kapitel


In San Jose staunte Dena eine Woche später nicht schlecht, als Alo plötzlich vor ihrer Tür stand.
„Alo Quakadi? Dich hab ich hier nicht erwartet“, konterte Dena verwundert, und zog ihre jüngste Tochter von einer Hüfte zur anderen. Sie hatte ein Jahr vor Meg ihre dritte Tochter zur Welt gebracht.
„Ich hätte anrufen sollen, tut mir leid“, entschuldigte er sich.
„Nein, du bist doch hier immer willkommen, weißt du doch. Komm rein, meine Kinder sind zwar etwas stressig grade, aber ich hab’s nicht anders wollen. Natene, lass bitte die Vase stehen“, erwiderte sie etwas gestresst und drehte sich zu ihrer sechsjährigen um, die eine Vase vom Tisch ziehen wollte.
„Ich kann auch später wiederkommen“, entgegnete Alo, aber sie zog ihn lächelnd rein.
„Mein Mann ist bei der Arbeit und zwei meiner Strolche sind bei meinen Schwiegereltern, Gott sei Dank. Meinen jüngsten Spross kennst du ja noch gar nicht, das ist Tansy“, stellte sie ihm ihre Tochter vor und Alo spielte mit Tansys Händchen.
„Auch wieder so ne Schönheit wie ihre Mutter. Können wir uns kurz in Ruhe unterhalten?“, fragte Alo.
„Klar, auch wenn es nicht wirklich pädagogisch wertvoll ist, ich mach meinen Kleinen nen Film an und dann können wir über alles reden“, erklärte sie, setzte ihre Tochter auf den Boden, machte eine DVD in den DVD-Player und machte die Tür des Wohnzimmers zu.
„So, das lenkt sie mindestens ne Stunde ab. Lass uns in die Küche gehen“, bemerkte sie und er folgte ihr in die Küche.
„Es tut mir leid, dass ich dich so oft angerufen hab wegen Meg“, begann er.
„Ich vermiss sie doch genauso, das versteh ich doch. Ich hoffe, sie hat wegen dem Baby nicht irgendwas Dummes getan“, erwiderte sie und setzte sich erschöpft an den Tisch.
„Das hoffe ich auch, aber sie wird schon das Richtige getan haben. Du bist aber nicht die vielen Stunden gefahren um mit mir das zu besprechen, oder?“, fragte sie und er setzte sich auch.
„Nein, nicht wirklich. Ich glaub, ich weiß wo sie ist“, gestand er tonlos.
„Ach Alo, das hast du vor einem halben Jahr schon gesagt“, war sie nicht so optimistisch wie ihr Kollege.
„Bail me out, das ist nen Kopfgeldjägerbüro in Sacramento, ich hab nen Freund bei der Steuerbehörde, er hat mir gesteckt, dass sie dort angestellt ist“, erkannte er.
„Wie alt sind diese Informationen?“, fragte Dena nicht überzeugt.
„Ein paar Wochen alt, ich will sie dort suchen, ich will aber vorher nicht anrufen, weil sie vielleicht sonst wieder wegrennt“, erklärte er.
„Ja, mach das, ich will ja nicht kalt wirken, aber was hab ich damit zu tun?“, fragte sie kritisch.
„Ich will dass du mitkommst, auf dich hört sie“, bat er.
„Wie stellst du dir das vor? Ich pack meine vier Kinder in einen Van und fahr mit dir nach Sacramento?“, fragte sie und zog ihre Augenbrauen hoch.
„Zwei deiner Kinder sind doch schon bei ihren Großeltern, du kannst doch die Große noch zu ihnen bringen und die Kleine mitnehmen. Bitte, bevor sie uns wieder abhaut. Es geht nicht nur um sie, es geht auch um ihre Tochter, ich hab seit Monaten nur ein schlechtes Gefühl was sie angeht“, bat er flehend.
„Oh man, wenn du mich so fragst kann ich ja nicht nein sagen, das sind ja auch nur zwei Stunden. Gib mir etwas Zeit meine Sachen für mich und meine Tochter zu packen, dann bringen wir die Kleine zu meinen Schwiegereltern. Aber ich muss wieder zu Hause sein, wenn mein Mann heimkommt, okay?“, gab sie nach, weil sie ja auch wissen wollte, was mit ihrer Seelenverwandten war.
„Das können wir einrichten, danke, ich danke dir so sehr“, freute er sich und sprang auf.
„Ich bin ihre Führerin, nach der Tradition sollte ich ihr eigentlich nicht von der Seite weichen, aber momentan seh ich sie ja gar nicht mehr. Wenn ich ihr dabei helfe, die Kontrolle über ihr Leben wieder zu bekommen bin ich zufrieden damit“, entschied sie und packte eilig ein paar Spielsachen und Umziehsachen ein.
„Natene, mein Schatz, ich hab dir zwar grad erklärt, dass du nicht zu Grandpa und Grandma kannst, weil ihr sonst zu viele seid, aber Onkel Alo und ich müssen was erledigen. Ich bin heut Abend aber wieder da und wir Essen zusammen zu Abend, versprochen“, erklärte sie ihrer Tochter, als sie sie bei ihren Großeltern ablud. Natene machte keine Umstände, vermutlich war sie gern bei ihren Großeltern, dachte Alo. Als sie ihre jüngste Tochter auf dem Rücksitz in den Kindersitz geschnallt hatte, konnte es losgehen.
 
 
In Sacramento bekam Cindy zur gleichen Zeit auch Besuch im Büro.
Schwunghaft sprang die Tür auf und knallte an die Wand. Cindy, die gerade gedankenversunken an ihrem Schreibtisch saß, schreckte auf.
„Bin da, wer noch?“, fragte Ace cool, der breitbeinig in der aufgerissenen Tür stand.
„Hey Em‘, hast du dich endlich zu der Geschlechtsumwandlung aufgerafft, was?“, konterte er cool, als er Cindy sah.
„Wer sind Sie?“, fragte Cindy kritisch.
„Man, so lang war ich jetzt auch nicht weg. Wo ist der Kleine?“, fragte Ace und sah sich um.
„Sulligans vermutlich, der wohnt ja seit paar Tagen fast dort. Du bist dann wohl Ace“, entgegnete sie und er machte die Tür genauso schwungvoll wieder zu.
„Genau der selbige. Ist der Kleine nicht zu jung zum Trinken?“, fragte Ace verwundert.
„Sag das Sully, er betankt ihn trotzdem. Ich würd hier nicht so lang verweilen, meine Kollegen sind nicht wirklich gut auf dich zu sprechen. Du weißt, dass der Boss tot ist, oder?“, fragte Cindy.
„Wenn ich es nicht gewusst hätte, wäre das keine schonende Art gewesen es mir zu sagen. Ja, ich weiß es, Meg hat es mir gesagt. Wir haben letzte Woche ein heißes Wochenende im Bett verbracht. Dann ist sie wieder abgehauen. Ich hab gedacht, sie wäre hier hin zurück, aber da du hier deine Nägel lackierst, denk ich nicht, dass der neue Boss im Hause ist. Ja, ich weiß, dass ihr den Rookie als neuen Boss auserkoren habt“, erkannte Ace.
„Irgendjemand musste die Zügel ja in die Hand nehmen nachdem er tot war, Johnny Walker war ja nicht grad ne Hilfe. Ich bin übrigens Cindy, die neue Empfangschefin“, stellte Cindy sich nach der Plänkelei vor.
„Empfangschefin?“, fragte er kritisch.
„Nachdem hier alle anscheinend das sinkende Schiff verlassen haben, hab ich ziemliche Narrenfreiheit. Ich hab übrigens alle Aufträge an andere Teams weitergegeben, falls es dich interessiert, denn ich mach das nicht“, bemerkte Cindy. Sie hatte sich von dem Job wirklich etwas anderes versprochen als einen Minderjährigen aus Bars abzuholen und ihre abwesende Chefin zu entschuldigen.
„Komm ich jetzt zu den Pleitegeiern, oder wie?“, fragte Ace verwundert.
„Momentan kommst du zu einem Büro zurück, wo noch vor vier Wochen alles klasse lief und nach dem Tod von Cruz alles zusammengebrochen ist. Meg ist dabei den Kerl zu jagen, der Cruz angeblich getötet hat und Em ist von Hauptberuf momentan eigentlich nur Säufer. Falls du es noch nicht gerafft hast, du hast hier gefehlt“, bemerkte sie und lackierte ihre Nägel weiter.
„Ja, die Standpauke hab ich auch schon von Meg gehört, also verschon mich. Ich übernehm jetzt hier wieder das Kommando, erst mal schick ich dich heim, du bist hier unnötig, tut mir leid“, erklärte er cool.
„Von wegen, ich geh hier nicht weg, kann ja sein, dass du in den nächsten Minuten entscheidest wieder zwei Jahre zu verschwinden. Du solltest deine Tochter besuchen, das wär nen guter Plan für heute“, erwiderte Cindy, die versuchte alles unter Kontrolle zu halten.
„Das wär mal nen Plan, hier ist meine Handynummer, ruf mich an wenn du Hilfe brauchst, aber wenn du es brauchst, kannst du mich natürlich auch anrufen“, bemerkte er anzüglich.
„Lieber würde ich rostige Nägel essen“, konterte sie cool.
„Gut, hast keinen Geschmack wie ich sehe. Wenn Em hier reingetorkelt kommt, sag ihm nen Gruß“, entschied er genauso cool und verschwand aus der Tür.
 
 
20 Minuten später kam Ace bei seiner Mutter an. Seine Coolness verschwand bei jedem Schritt, den er über die Steine zu dem modern geschnittenen Haus ging. Er hatte seine Mutter verlassen, so wie er all seine Liebschaften verlassen hatte, mitten in der Nacht und heimlich. Er atmete zwei Mal tief durch und klingelte.
„Ich geh schon Magda, baden Sie die Kleine weiter“, hörte sie von drinnen. Die Tür flog auf und Gracia stand in ihrer ganzen Präsens darin.
„Ciao, Mama“, begrüßte Ace seine Mutter freundlich. Auf einen Fluchschwall im besten Italienisch folgte eine Ohrfeige seiner Mutter.
„Ja, das hab ich alles verdient, ich geb’s zu“, erkannte er, während er seine schmerzende Backe rieb.
„Zwei Jahre, Antony, zwei Jahre. Du bist doch so ein gesprächiger Kerl, aber du hast es nicht geschafft mich einmal anzurufen“, zeterte Gracia.
„Ich weiß, Mum, ich weiß. Ich will meine Tochter sehen“, erkannte er trocken.
„Du wirst sie nicht bekommen, auch wenn sie weg ist, du musst sie mir schon aus meinen toten Händen reißen“, bemerkte sie mit ernstem Ton.
„Was habt ihr Weiber alle? Ich will sie nur mal in den Arm nehmen, was soll ich denn mit einem Kind?“, fragte er lässig.
„Wie auch immer, du hast jetzt ein Kind, das musst du akzeptieren. Meine Haushälterin badet sie grade, woher weißt du eigentlich von der Kleinen?“, fragte sie und führte ihn ins Wohnzimmer.
„Von dem Kinderhändler meines Vertrauens, was denkst du denn?“, fragte Ace sarkastisch, aber seine Mutter verstand den Sarkasmus nicht und starrte ihn entsetzt an.
„Meg hat es mir erzählt, ich hab sie letzte Woche in Texas getroffen“, erklärte er schnell hinterher.
„In Texas, sie ist in Texas? Hast du das den anderen gesagt?“, fragte Gracia erfreut, eine Nachricht von Meg zu hören.
„Du meinst Captain Morgan und Natürlich Blond? Nette Truppe die Bail me out jetzt hat, die wollen anscheinend kein Geld mehr machen. Die wissen, dass sie in Texas sind,  sie hat ja Cruz für sie identifiziert“, erklärte er.
„Sie hat Cruzs Leiche gesehen? Sie ist wirklich eiskalt, wenn sie das machen kann“, bemerkte Gracia und setzte sich betroffen hin.
„Tut mir leid, ich hatte vergessen, dass du mal was mit ihm hattest. Kommst du klar?“, fragte er mitfühlend.
„Das ist ne Weile her, ich bin eher besorgt um Meg, ich hab sie wirklich liebgewonnen in den letzten zwei Jahren“, erkannte Gracia.
„Ich freu mich, dass du so ein gutes Verhältnis zu ihr hast. Ich weiß wirklich nicht, wo sie jetzt ist, tut mir leid. Ich werde jetzt ne Weile hier bleiben und versuche das Büro wieder auf Vordermann zu bringen, irgendjemand muss auch mal den Junior aus dem Pub zerren“, war er voller Tatendrang.
„Jetzt lernst du erst mal deine Tochter kennen und ein Haarschnitt würde dein schönes Gesicht auch mal wieder zum Vorschein bringen“, entschied sie mütterlich und schob seine Haare aus dem Gesicht. Eine lange Narbe zierte seine Backe bis zu seinem Kinn.
„Was hast du denn gemacht?“, fragte sie entsetzt.
„Ich hab kein Messer zu einem Messerkampf mitgebracht“, erklärte er lächelnd.
„Findest du das irgendwie witzig? Ein paar Zentimeter mehr und wir müssten noch deine Leiche betrauern. Für das Wohl des Kindes muss einer seiner Elternteile endlich mal vernünftig werden und diesen Job aufgeben“, bemerkte sie mit besorgter Stimme. In dem Moment kam Magda mit Mai auf dem Arm aus dem Badezimmer. Mai trug eines dieser Kinderhandtücher mit süßen Öhrchen.
„Ist sie das?“, fragte er gerührt.
„Nein, ich leite auch einen Kinderschmugglerring. Was? Ich hab deinen sarkastischen Satz von vorhin verstanden, ich hab nur so getan, als wär ich entsetzt, dass du mit diesem Getue aufhörst. Nimm sie ruhig“, konterte sie und er nahm seine Tochter sanft in den Arm. Sie fremdelte, was er auch erwartet hatte.
„Lass sie sich erst mal an dich gewöhnen, das wird schon. Lass Magda deine Haare schneiden, bitte, du siehst aus wie ein Penner“, bat Gracia.
„Meinetwegen, ich kann’s echt gebrauchen. Darf ich sie ins Bett bringen?“, fragte er vorsichtig.
„Klar, aber ich geh mit, nichts für ungut“, erklärte sie und folgte ihm ins Kinderzimmer. Das Kinderzimmer war kinderfreundlich eingerichtet und hatte einen nativ-amerikanischen Touch. Ein großer Traumfänger hing über dem Kinderbettchen.
„Und Meg dachte, sie ist eine schlechte Mutter“, erkannte Ace, dem das Kinderzimmer sehr gut gefiel.
„Ehrlich gesagt hab ich das so eingerichtet, sie soll ihre Wurzeln schon von Anfang an kennenlernen, Meg hat sich darum ja auch nicht gekümmert. Sie ist schon ein bisschen eine schlechte Mutter“, schlussfolgerte sie.
„Sie ist so jung, sie wächst sicher in ihre Rolle wenn sie wieder zurückkommt, falls sie wieder zurückkommt, den bei ihr sind grad ein paar Glühlämpchen zu viel durchgebrannt, wenn du verstehst was ich meine“, erklärte er, während er seine Tochter für den Mittagsschlaf umzog.
„Du machst das echt gut, wenn ich das mal so sagen darf, ich wusste gar nicht, dass du Vaterqualitäten hast“, freute sich Gracia.
„Ich ehrlich gesagt auch nicht, aber das funktioniert einfach. So, meine Kleine, jetzt legen wir dich zum Schlafen hin, keine Sorge, wenn deine Mum nicht für dich da ist, ich werde es sein“, versprach er, während er seine Tochter schlafen legte und sie sanft zudeckte. Gracia sah ihrem Sohn länger ins Gesicht.
„Was?“, fragte er erstaunt.
„Ich musste mich nochmal genau davon überzeugen, dass du wirklich mein Sohn bist, ich hab dich noch nie so liebevoll gesehen“, erwiderte sie erfreut.
„Keine Ahnung, schon seit ich weiß, dass ich Vater bin, bin ich so, wenn das nicht so schwul klingen würde, würde ich sagen, die Kleine hat mich verändert. Sie sieht genauso aus wie Meg, guck mich nicht so an, ich werde sie nicht heiraten, wir haben nichts gemeinsam außer dem Sex und der Kleinen“, dachte er laut nach.
„Hab nichts gesagt, ihr passt auch gar nicht zusammen, sie ist nen anderes Kaliber. Ich freu mich, dass du jetzt hierbleibst, ich war einsam die letzten Jahre, Meg war genauso viel unterwegs wie du“, erkannte sie und umarmte ihre Sohn. In dem Moment klingelte sein Telefon.
„Das ist das Büro, ich muss da rangehen, tut mir leid“, erklärte er und ging nach draußen.
„Na Blondie, schon Sehnsucht?“, fragte er cool.
„Ace, kannst du den Scheiß mal lassen? Ich hab grad zwei Besucher im Büro und ich brauch deine Hilfe dabei“, bat Cindy ernst, während sie auf die zwei Nativ-Amerikaner sah, die an ihrem Zielort angekommen waren.

Achtes Kapitel


„Bist du wirklich sicher, dass sie hier ist?“, fragte Dena ihren Begleiter, als Alo und sie auf dem Sofa des Kopfgeldbüros saßen und auf die Ankunft von Ace warteten.
„Ace ist anscheinend hier, vielleicht hat er sich zusammengenommen und will jetzt Vater- Mutter-Kind, spielen“, konterte Dena und in dem Moment kam Ace mit vollem Auftritt zurück ins Büro.
„Wer sind Sie? Sind Sie Familienmitglieder von Meg die sie töten wollen?“, fragte Ace und musterte Alo und Dena auf dem Sofa, die wenig beeindruckt von seinem Auftritt waren.
„Niemand wollte hier Meg töten, das war ein Missverständnis. Sie müssen also der berühmte Ace sein, Vater ihres Kindes. Also, wo ist sie?“, fragte Dena cool.
„Wer sind Sie, ihre Schwester?“, fragte Ace kritisch.
„Traurig, dass der Vater meines Patenkindes nicht mal die Familienverhältnisse der Kindsmutter kennt, Meg hat nur einen Bruder, ich bin Dena, ihr beste Freundin, ihre Führerin, sagen Sie bloß, dass sie mich nie erwähnt hat“, entgegnete sie.
„Wir haben nicht viel gesprochen, bei unseren Stelldicheins, das muss nichts heißen“, erklärte er cool.
„Sie haben Sie also wiedergesehen“, mischte sich Alo ein.
„Und Sie sind ihr Bruder, ihr sehr muskulöser Bruder, der mir eine reinhauen möchte?“, fragte Ace keck.
„Ich bin ihr alter Partner, aber reinhauen möchte ich Ihnen auch eine“, entschied er.
„Geben Sie mir nen Bier Zeit, dass es nicht so wehtut“, bat Ace lässig.
„Ich möchte, aber ich tu’s nicht. Also, wo ist sie?“, fragte Alo drängend.
„Ich weiß es nicht, letzte Woche haben wir uns nen Hotelzimmer für drei Tage in San Antonio geteilt, als ich nicht mehr laufen konnte, hat sie sich Lucille geschnappt und ist abgehauen. Sie will das Monster töten, was Cruz erwischt hat. Sie hat mir zwar erzählt, dass sie das lässt, aber so schnell wie sie weg ist, glaub ich das weniger. Ich muss an meinen Laptop, deshalb bin ich auch hier, ich kann Lucille so finden. Ich hab meinem Baby einen Sender verpasst und die Codes dafür hab ich auf meinem Laptop. Wo ist er?“, fragte Ace planend.
„Lucille hat nen Sender und das erfahren wir erst jetzt?“, fragte Cindy kritisch, die sich ins Gespräch einmischte.
„Hey, zu meiner Verteidigung, ich weiß erst seit kurzem, dass ihr sie sucht. Ach, da hinten ist er, darf ich ihren Schreibtisch benutzen?“, fragte er und Cindy zeigte auf den Tisch im Eck, wo er Platz nahm.
„Ich hab nicht gedacht, dass meine Liebe zu meinem Bike mich zu meiner Ex führen würde. Ich hab nicht den besten Computer, der braucht nen Moment zum Hochfahren. Meine Mum wird ganz schön angepisst sein, dass ich so kurz bei meiner Tochter war“, dachte er laut nach, während der PC lud.
„Sie waren bei Ihrer Tochter?“, fragte Dena.
„Ja, sie lebt bei meiner Mutter, Meg ist nicht grade eine gute Mutter“, erklärte er.
„Hey, reden Sie nicht so von ihr, sie ist sicher eine tolle Mutter“, murrte Dena.
„Meine Tochter ist ein Jahr alt und ich denk solang lebt sie schon bei ihrer Großmutter, ich denk nicht, dass das eine gute Mutter machen würde“, erkannte er.
„Sie hat immer gesagt, dass sie keine Gefühle für das Kind entwickelt, ich hatte gehofft das ändert sich nach der Geburt, hat es wohl nicht, wie mir scheint. Zumindest war sie so erwachsen, sie bei jemand zu lassen, der gut für sie ist. Ich würd sie gern sehen, sie ist die Tochter der Wölfin, das bedeutet in meiner Kultur viel, auch wenn ihre Eltern anders denken“, bat Dena und sah Alo an, der ihr zustimmte.
„Klar, ich bring euch nachher zu ihr, erst mal müssen wir aber ihre Mutter finden. Na endlich, er ist oben, so, dann sehen wir mal, ich hab son Programm, was meinen Peilsender mit Google Earth vernetzt, ziemlich cool, wenn man es bedenkt. Wir müssen nur noch den Code eingeben, dann sehen wir, wo sie ist“, entschied er und tat es.
„Nein, das kann nicht stimmen“, erkannte er plötzlich.
„Die Mojave-Wüste? Was macht sie denn da?“, fragte Alo, der das Bild auf dem Bildschirm erkannte.
„Sie hat keine Erfahrung in der Wüste zu fahren, sie hat eh schon wenig Motorradfahrerfahrung. Vielleicht ist sie ja gestürzt und verdurstet jetzt in der Wüste“, stellte sich Alo das Worst-Case-Szenario vor.
„Dann wird es notwendig, sie zu suchen und sie zurückzubringen, denn sie ist mir einige Erklärungen schuldig“, bemerkte Dena mit starker Stimme.
„Wir bringen sie heim“, versprach Emilio, der plötzlich in der Tür stand. Er schien nüchtern und zurechnungsfähig zu sein.
„Wer ist er jetzt?“, fragte Dena.
„Er ist der Jüngste in unserem Team, hey Em, nennst du das Ding in deinem Gesicht einen Bart?“, fragte Ace frotzelnd, als er seinen Kollegen wiedersah. Was danach geschah, hatte er nicht erwartet. Em stolperte über den Tisch, schmiss Ace vom Stuhl und prügelte auf ihn ein. Alo musste ihn von ihm herunterziehen.
„Hey Junior, es reicht dann mal, wir wollen das alle, aber wir brauchen ihn lebend“, erkannte Alo und zog den keuchenden Em auf das Sofa.
„Er ist schuld daran, dass Cruz tot ist“, schnaubte Emilio aufgebracht.
„Warum sagen dass hier alle? Ich hab nichts gemacht“, murrte Ace der an der Lippe und aus der Nase blutete, als er sich aufrappelte.
„Genau das ist dein Problem, du Arsch, du reist lieber in der Weltgeschichte herum und vögelst irgendwelche billigen Weiber, anstatt wirklich ernsthaft Turi Vascez zu suchen“, erwiderte Emilio verärgert.
„Das hast du nicht wirklich gesagt? Ich bin jetzt zwei Jahre an ihm dran gewesen und bin fast umgekommen als ich auf ihn getroffen bin. Siehst du das? Er hat mich mit nem Messer fast aufgeschlitzt“, erklärte Ace, den die Behauptung schwer beleidigte und zeigte seine Narbe über seinem Gesicht und über seinem Arm, der auch ramponiert worden war.
„Du hast eine 9mm, warum hast du ihn nicht einfach abgeknallt?“, fragte Emilio cool.
„Sein Kopf ist 200.000 wert, aber nur lebend, der Kerl ist eine Klasse zu hoch für uns, das hab ich jetzt eingesehen“, entschied Ace und spuckte das Blut von seinem Mund in ein Tuch.
„Das war absolut widerlich, seit wann gibst du so schnell auf?“, fragte Emilio trotzig.
„Ich hab ihn zwei Jahre gejagt, also schnell aufgeben nenn ich das nicht. Können wir jetzt aufhören zu streiten und die Kleine zurückholen?“, fragte Ace standhaft.
„Das sag ich doch auch, wir fahren sofort los, sonst entwischt sie uns“, bat Alo.
„Du meinst jetzt? Ich hab mein Kind im Auto, ich hab versprochen zum Abendessen zu Hause zu sein“, erkannte Dena protestierend.
„Dann fahr heim, ich komm hier allein klar“, versprach Alo.
„Von wegen, ich lass dich nicht allein, ich hab genug Sachen eingepackt für ein paar Tage, ich muss nur meine Schwiegereltern und meinen Mann anrufen und einiges klären, ich geh schon mal raus“, erklärte Dena und ging nach draußen.
„Ihr wollt alle mitkommen? Das ist nicht so ne gute Idee“, erkannte Ace kritisch.
„Wir sind beide Polizisten und Nativ-Amerikaner, ihr könnt unsere Hilfe gebraucht, glaubt mir. Gehen Sie zu Ihrer Tochter und geben ihr einen Kuss, denn wir machen uns gleich auf die Socken“, entgegnete Alo und so machte sich die Gruppe auf, sie zu finden.

Neuntes Kapitel


Dena und Alo saßen an diesem Abend in einem Motelzimmer in der Nähe von Los Angeles und unterhielten sich, während die Kopfgeldjäger und die Sekretärin ihren Plan für den nächsten Tag in einem anderen Zimmer planten.
„Ich hab dich nicht telefonieren sehen“, bemerkte sie plötzlich, als kurz zwischen ihn Schweigen herrschte.
„Wie meinen?“
„Wir waren jetzt den ganzen Tag zusammen, du hast deine Frau kein einziges Mal angerufen“, schlussfolgerte sie.
„Wer bist du, die Telefonpolizei?“, fragte er schroff.
„Ich dachte nur, ich hab meinen Mann schon mindestens drei Mal angerufen“, entgegnete sie.
„Klasse, willst du den Preis für den besten Ehepartner bekommen?“, reagierte er seltsam.
„Okay, sogar wenn ich kein Cop wäre, wär das für mich verdächtig“, schlussfolgerte sie.
„Oho man, wenn du es genau wissen willst, sie hat mich vor zwei Wochen verlassen mit den Kids, weil ich ein bisschen zu sehr Meg und ein bisschen zu wenig sie im Kopf hatte“, gestand er.
„Nicht du auch noch, da draußen sind schon zwei Kerle die anscheinend verknallt in sie sind und bei Blondie bin ich noch unschlüssig“, konterte sie besorgt.
„Ich bin nicht verknallt in sie, aber wenn deine schwangere Partnerin von einem Tag auf den anderen verschwinden würde du doch auch dahinter, oder?“, fragte Alo schlussfolgernd.
„Nicht so sehr, dass mich mein Mann verlassen würde. Sie hat dir einfach die Jungs genommen?“, fragte sie mitfühlend.
„Sieht so aus, ich hoffe nur, dass sie sie nicht nach Schweden mitnimmt, wenn sie plötzlich zurückwill“, erkannte er traurig.
„Wenn du jetzt Meg suchst statt deiner Frau ist deine Liebe zu ihr wohl doch nicht so stark, wie du dachtest, was?“, fragte sie cool.
„Ich muss sie nicht suchen, ich bin aus der Wohnung geflogen, sie wohnt da noch in aller Seelenruhe. Ich würde mich stundenlang nur betrinken wenn ich keine Aufgabe hätte, also lass mich das durchziehen“, bat er.
„Klar, das versteh ich, ich kann mit ihr reden wenn das alles hier vorbei ist, wenn du das willst“, bat sie ihre Hilfe an.
„Das ist lieb, danke, wir schauen mal. Ich glaub es immer noch nicht dass ich in LA bin, ich wollte eigentlich nie die Großstadt besuchen, viel zu laut“, erwiderte er nachdenklich.
„Geht mir genauso, aber morgen werden wir in die Wüste fahren, da gibt es nicht mehr als Sand und Bäume“, schmunzelte sie.
„Als ich noch keine Kinder hatte wollte ich immer schon mal nen Trip durch die Wüste machen um meinen inneren Führer zu channeln, na ja und dann bin ich schwanger geworden, wieder und wieder und wieder. Ich sag dir, wenn ich heimkomme lass ich mich sterilisieren“, stellte sie fest.
„Das ist glaub ich ne gute Idee. Es war ne gute Idee Tansy bei Gracia zu lassen“, bemerkte er.
„Ich kenn die Frau gar nicht, ich halt das nicht für so ne gute Idee, aber sie ist zu jung für die Wüste. Ich hätte Megs Tochter gern gesehen, schade dass sie geschlafen hat“, erwiderte sie plötzlich nachdenklich.
„Wir werden sie noch sehen, keine Sorge, wir werden ihr solang die Vernunft reinprügeln bis sie ihre Tochter wieder zu sich nimmt“, entschied sie standhaft.
„Ich bin froh, dass du auf meiner Seite bist, ich hab mich die letzten Monate immer so gefühlt als wäre ich der einzige, der sie finden will“, bedankte er sich bei ihr.
„Ich fühl mich doch auch schlecht, weil ich keine übersinnliche Verbindung mehr zu ihr aufbauen kann. Das kommt wohl davon wenn man vor lauter Kindern gar nicht mehr zum Denken kommt“, konterte sie und legte sich in ihrem Einzelbett auf den Rücken.
„Ich hab auch drei Kinder, ich versteh das, meine Mutter war eine Frau, die mit Tieren kommunizieren konnte, hab ihr Talent geerbt, aber da ich immer von meinem Vater durch das Haus geprügelt wurde hab ich irgendwann nicht mehr darauf hören können“, erklärte er und legte sich auch auf den Rücken.
„Du kannst mit Tieren sprechen?“, fragte sie amüsiert.
„Du bist eine Schamanin, du bist genauso im Kontakt mit den Tieren des Waldes, was amüsiert dich so sehr daran?“, fragte er etwas verärgert.
„Ich hab so was nie können, vermutlich weil meine Hauptaufgabe im Dienst für die Häuptlingstochter steht. Entschuldige, ich bin wohl zu viel mit kleinen Kindern zusammen, da wird man kindisch“, entschuldigte sie sich.
„Schon gut, hab die Gabe ja eh nicht mehr, da ist das nicht mehr wichtig. Du solltest versuchen, wieder in Kontakt mit ihr zu treten, nur um zu wissen, dass es ihr gut geht“, schlug er vor.
„Da hast du Recht, ich hab das Zeug dafür da, das wird nen fiesen Geruch im Zimmer geben, aber ich denk, du kommst damit klar“, entschied sie und zog ein paar Sachen aus ihrer Tasche.
„Was hast du eigentlich alles dabei?“, fragte er erstaunt.
„Ich hab vier Kinder, ich hab immer meinen halben Haushalt dabei. Ich sollte lieber auf den Parkplatz dafür gehen, wir könnten den Geruch im Zimmer nie erklären“, schmunzelte sie und ging aus dem Motelzimmer.
Auf dem Dach ihres Wagens sitzend meditierte Dena in dieser Nacht bis sie nach längerer Zeit eine Verbindung zu ihrer Wolfsschwester aufbaute. Dena war so in Meditation, dass sie fast vom Dach fiel. Alo, der sich zu ihrem Schutz ans Auto gestellt hatte, fing sie auf und trug die weiter unter der Hypnose stehende Dena zurück ins Hotelzimmer, wo sie wild auf Costano stammelte. Die Kopfgeldjäger, die das von ihrem danebengelegenen Zimmer beobachtet hatten, kamen ihnen hinterher.
„Was zum Henker veranstaltet ihr da für einen Mist?“, fragte Ace, der etwas verstört auf Dena starrte, die auf ihrem Bett lag.
„Psst, ich muss sie verstehen“, bat Alo und lauschte seiner Bekannten. Plötzlich riss Dena ihre geschlossenen Augen auf. Sie leuchteten wie Bernsteine bevor sie wieder zu Bewusstsein kam.
„Warum lieg ich hier?“, fragte sie benommen.
„Du wolltest einen Purzelbaum vom Autodach machen, ich dachte, es wäre besser, wenn du liegst. Es hat funktioniert“, erwiderte er lächelnd.
„Du weißt wo sie ist?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Nicht direkt, du hast nur erzählt, dass du Joshua-Bäume siehst und einen staubigen Boden und dass du Schmerzen und Angst fühlst“, erklärte er aufgekratzt.
„Auf welche Weise ist das gut, sag mal? Die Mojave-Wüste ist voll von Joshua-Bäumen und Dreck und dass sie Angst und Schmerzen hat denk ich mir, sie ist seit sechs Stunden nicht vom Fleck gekommen, sie ist ganz sicher gestürzt und das ist wirklich keine gute Nachricht“, entschied Ace und sah in die Runde. Alos Lächeln erstarb.
„Ich würd dich grad so gern schlagen, Kumpel“, murrte er und gab Dena etwas zu trinken.
„Was? Ich sag nur wie’s ist. Das Gute ist, sie kann nicht von uns weglaufen“, konterte Ace.
„Wir müssen weiterziehen“, entschied Cindy.
„Wir müssen vorher etwas schlafen, wir müssen morgen eh vor dem Sonnenaufgang los, sonst wird die Hitze unerträglich“, bat Alo und so war es abgemacht.
 
Sehr früh fuhren sie in Richtung der GPS-Daten die der Sender von sich gab, auch wenn sie nicht wussten, ob sie nur den Sender dort finden würden. Sie fuhren den ganzen Tag durch und als es dunkler wurde, waren sie in dem Meilenradius den der Sender nicht genau abdecken konnte.
„Okay, ab hier müssen wir suchen, aber bei dieser großen Wüste ist eine Meile nicht wirklich viel. Ich schlag vor, die Cops nehmen den Wagen und wir die Maschinen“, schlug Ace vor, als sie alle um den Sender herumstanden.
„Aber wehe du bretterst über irgendwelche Steine, ich möchte noch Kinder bekommen können“, bat Cindy und stieg auf die Maschine.
„Dann fahr du, dann kannst du nicht meckern“, entschied er und setzte sich hinter sie auf sein Motorrad.
„Oder so, aber denk dran meine Hüfte ist das, was nicht weich ist, also grabsch mich nicht an“, bat Cindy und fuhr los.
„Okay, ihr fahrt in den Westen, ich in den Norden und den Osten decken wir dann später zusammen ab, wenn wir nichts finden“, entschied Emilio und fuhr auch los.
„Ich hoff so, dass das klappt, ich hab keine Lust die Nacht in der Wüste zu verbringen“, erkannte Dena, während sie zurück in den Wagen stiegen.
„Du bist echt schnell reizbar für nen Mutter von vier Kindern“, erkannte er und fuhr los.
„Ich vermisse meine Kinder und mach mir Sorgen um meine beste Freundin, das ist alles. Aber sie ist ganz nah, ich fühle sie, meine spirituelle Verbindung zu ihr ist wieder da“, erklärte Dena.
„Weißt du dann ob wir in die richtige Richtung fahren?“, fragte er hoffend.
„Ich hab nicht gesagt, dass ich GPS in meinem Kopf habe, nur ein Gefühl“, konterte sie.
„Was auch immer, fahren wir erst mal in den Westen und dann schauen wir weiter“, erwiderte er etwas enttäuscht und fuhr los.
„Ich glaub, ich seh nen Scheinwerfer“, erkannte Ace plötzlich, als er mit Cindy fast die Meile gefahren war.
„Ja, das sind Scheinwerfer, ist das ein Motorrad?“, fragte Cindy erkennend und stoppte die Maschine.
„Wir sollten den Rest laufen“, schlug er vor, stieg ab und steckte seine Waffe in den hinteren Hosenbund.
„Warum bewaffnest du dich?“
„Wir laufen einem Motorrad entgegen, allein der Wüste, wir wären unbewaffnete ganz schön blöd“, schlussfolgerte er, legte seinen Helm ab und ging voran. Je näher er der Maschine kam umso klarer war es ihm, dass es seine alte Harley war.
Er betete vor sich hin, dass er nicht ihre Leiche finden würde.
„Was murmelst du da?“, fragte Cindy.
„Nichts, ich hab nur Angst“, erkannte er und dann waren sie an der Maschine angekommen. Was sie dort vorfanden war kein schöner Anblick. Meg lag dort, mit ihrem Helm auf, bewusstlos und in einer komischen Position. Ihr Motorrad war auf sie draufgefallen und sie hatte immer noch ihre Waffe in der Hand.
„Meg?“, fragte er vorsichtig und beugte sich zu ihr herunter. Sanft nahm er ihr den Helm ab und fühlte ihren Puls.
„Und?“, fragte Cindy entsetzt von dem Bild was sich ihr bot.
„Ich fühl einen Puls, Gott sei Dank, hilf mir, die Maschine aufzurichten“, bat er und zusammen zogen sie die Maschine nach oben. Megs Bein war gequetscht worden und war komisch verdreht und ihr Arm sah auch nicht besser aus.
„Man, das sieht übel aus, sie muss in ein Krankenhaus und das auf dem schnellsten Wege“, entgegnete sie.
„Wir müssen ihren Arm verbinden, das ist ein offener Bruch“, erkannte er und suchte nach etwas, was er auf die Wunde tun konnte. Er trug aber nur Leder. Bevor er fragen konnte, hatte Cindy ihre Bluse in Stücke gerissen, unter der sie nur einen BH trug. Notgeil wie er war starrte er ihr direkt auf die Brust.
„Ja, ich habe Brüste, verbind ihr Bein damit, ich nehm den Arm“, befahl sie und machte geschickt einen Verband aus ihrer blauen Bluse.
„Warum hat sie eine Waffe in der Hand?“, fragte sie, als sie Megs Arm verbunden hatte.
„Die Sicherung ist draußen, sie hat während dem Fahren geschossen, für was hält sie sich, Lara Croft? Ist ja kein Wunder, dass sie einen Unfall baut. Gib mir die Wasserflasche, sie muss trinken“, bat er und schüttete Meg Wasser an den Mund, was nur ihre Backen herunterlief, während ihr Kopf auf seinem Schoß lag.
„Sie ist bewusstlos, du Genie, so erstickt sie nur am Wasser. Gib mir deinen Flachmann“, bat sie und er reichte ihr die Flasche mit Alkohol. Sie feuchtete ein Teil ihrer Bluse mit Alkohol an und hielt es Meg unter die Nase. Sie kam so wieder zu Bewusstsein.
„Man, ist wohl echt ein starkes Zeug was du da trinkst. Meg, hörst du mich, Boss?“, fragte Cindy, als sie sah, wie Meg schwach die Augen öffnete.
„Wo ist mein Baby?“, fragte Meg schwach.
„Mai ist in Sicherheit, sie ist bei Gracia, schon vergessen?“, fragte Cindy helfend.
„Ich denke, sie redet von Lucille, der Maschine geht’s gut, du hast ihren Sturz ziemlich gebremst. Dir geht’s aber nicht so gut, dein Arm und dein Bein sind gebrochen, wir haben dir die Wunden abgedeckt, aber du musst in ein Krankenhaus. Wir sind alle hier, all deine Freunde, du kannst entspannen“, versprach er.

Zehntes Kapitel


Meg war total verwirrt, als sie in einem hochmodernen Krankenzimmer in Los Angeles erneut aus ihrem Dämmerzustand erwachte.
„Alo, sie wacht auf“, hörte sie die Stimme ihrer besten Freundin, aber sie schien so fern wie bei einer ihrer spirituellen Verbindungen.
„Dena?“, fragte Meg benommen.
„Ja, Süße, ich bin’s, wie fühlst du dich?“, fragte Dena und fuhr mit der Hand über Megs Gesicht.
„Mir ist schwindelig“, murmelte Meg.
„Du bist ziemlich schwer verletzt, wir haben dich mitten in der Wüste gefunden, hast du ne Ahnung wie du da hingekommen bist?“, fragte Alo, der ihr auch über das Gesicht strich.
„Ich hab ihn gejagt und auf ihn geschossen und dabei über die Maschine die Kontrolle verloren“, erklärte Meg.
„Warum machst du auch so einen Blödsinn? Du hast eindeutig zu viele Actionfilme gesehen, das war so dämlich. Wenn dein kleiner Lover nicht so ein ungesundes Verhältnis zu seiner Maschine hätte, wärst du da gestorben“, entschied Alo.
„Ich hab von ihm geträumt“, erkannte sie plötzlich.
„Was hast du denn von mich geträumt?“, fragte Ace, der mit einer Plastikkanne und einem Plastikbecher in der Hand in ihr Krankenzimmer kam.
„Du bist hier?“, fragte sie verwirrt.
„Ich hab dich gerettet, meine Süße, ich hab dir was zu Trinken geholt, du bist dehydriert, du musst viel trinken“, bemerkte er liebevoll und schenkte ihr Wasser ein.
„Welchen Tag haben wir heute?“, fragte sie immer noch verwirrt.
„Montag, weißt du, wie lang du da schon gelegen bist?“, fragte Alo.
„Donnerstag, glaub ich, ich hab nicht so auf die Tage geachtet, hatte wichtigeres im Kopf. Man, das war verdammt knapp“, erkannte sie.
„Das kannst du wohl so sagen, du hast einen gebrochenen Arm und ein gebrochenes Bein, eine angeknackste Rippe und mehr Prellungen als du zählen kannst, du warst verdammt schnell unterwegs, oder?“, fragte Cindy erkennend, die auch in den Raum kam.
„Ihr seid wirklich alle da“, schlussfolgerte Meg.
„Ja, sieht so aus, Emilio fährt Lucille grade zur Reparatur, das sind nur Kleinigkeiten, dein Bremslicht ist zum Beispiel kaputt und so. Es reicht jetzt, deine wilde Zeit ist vorbei, du wirst jetzt deine Tochter nehmen und zu mir ziehen, basta“, entschied Dena plötzlich.
„Ich hab einen spirituellen Traum von Mai gehabt. Sie erschien mir mit einem Wolf, sie war so alt wie ich und so wunderschön, ich will das mit ihr erleben, ich war schon zu lang von ihr getrennt“, erkannte Meg.
„Du hast Mai mit einem Wolf gesehen? Sie ist doch gar kein Wolf, wie kann das sein?“, wunderte sich Alo.
„Vielleicht wird sie ja nur von deinem Totem bewacht, das wäre echt beruhigend. Bitte komm mit mir nach San Jose, ich hab Angst um dich“, bat Dena und Meg sah ihre neugewonnenen Freunde an.
„Mein Leben ist jetzt in Sacramento“, entschied sie.
„Bitte Meg, auch wenn die Leute hier wirklich nett sind, du bringst dich noch um, wenn du weiter Kopfgeldjägerin bist. Du hast jetzt eine Tochter, sie soll doch nicht ohne Mutter aufwachsen, oder?“, fragte Dena.
„Okay, ich komm mit dir mit, Mai soll zusammen mit deinen Kindern spielen können, du hast immer erzählt, wie schön es bei dir ist, ich war aber noch nie dort. Ich hab gehört, du hast wieder ne Tochter bekommen“, entschied sie sich.
„Ja, Tansy ist jetzt fast zwei Jahre alt, sie ist momentan bei Gracia und deiner Tochter, ich muss auch zurück zu ihr, ich hab sie schon zu lange allein gelassen. Wir werden dich abholen, sobald du hier rauskommst“, erklärte Dena.
„Okay, machen wir das so, wann wäre das denn, wenn ich fragen darf?“, fragte sie.
„Das musst du mit deinem Arzt besprechen, aber so schnell wirst du nicht rauskommen. Ich bleib solang in der Stadt, das die anderen wieder heimkönnen. Danke Leute, dass ihr sie gefunden habt, ihr seid echt gut“, bedankte sich Alo bei den anderen.
„Du bist doch unser Boss, was machen wir ohne dich?“, fragte Cindy etwas verloren.
„Ace ist ja jetzt wieder da, er hat viel mehr Erfahrung, der wird euch schon aus der Krise führen“, schlug sie vor.
„Okay, fäll keine Entscheidungen im Schmerzmittelrausch, der Chefsessel wird für dich solang warm gehalten, bis du wieder klar denken kannst“, entschied Ace.
„Vielen Dank, ich denk darüber nach, aber jetzt will ich erst mal etwas schlafen“, bemerkte sie benommen und döste wieder ein.
„Lasst das“, zischte Dena, Ace zu.
„Was mach ich denn? Wenn sie sich für das Leben entschieden hat könnt ihr sie nicht davon abhalten“, konterte Ace schroff.
„Sie ist eine verdammt gute Polizistin, keine schlampige Kopfgeldjägerin“, mischte sich auch Alo ein.
„Hast du unseren Boss grad eine Schlampe genannt?“, zeterte Cindy zickig.
„Ich sagte schlampig, ich würde niemals die Tochter des Wolfes eine Schlampe nennen. Bitte geht einfach, ja?“, bat Dena und die Kopfgeldjäger verließen verärgert den Raum.
 
Eine Woche später konnte Meg entlassen werden. Dena kam um sie abzuholen und sie hatte Mai aus Sacramento mitgebracht.
„Hey Baby, ich hab dich so vermisst“, drückte Meg ihre Tochter im Rollstuhl sitzend mit ihrem heilen Arm an sich.
„Bist du bereit?“, fragte Dena, die mit ihrem Mann und zwei ihrer Kinder angereist war.
„Ja, bin ich, lasst uns nach Hause fahren“, entschied sie und Brant half ihr in den Wagen. Denas Mann war ein 30-jähriger Florist mit einem netten Lächeln und freundlichen Augen.
„Hast du mit den anderen nochmal gesprochen?“, fragte Dena nach.
„Ja, sie waren nicht begeistert, aber es ist besser so. Glaubst du, du bringst mich in dein Revier rein? Ich meine, ich muss eine Tochter ernähren, da brauch ich nen Job“, erkannte Meg und Brant schnallte sie an.
„Das könnt ich hinbekommen, wir können immer gute Leute gebrauchen. Jetzt musst du aber erst mal gesund werden, wir haben ein Gästezimmer und ein Kinderbett für euch, du kannst aber auch deine eigene Wohnung suchen, wenn du willst“, erklärte Dena und packte die Kinder samt Mai in ihre Sitze.
„Ich bleib ein bisschen bei euch, wenn das okay ist“, erkannte sie.
„Klar, mach das. So, jetzt zeig ich dir mal meine Welt“, erklärte Dena und fuhr los.
 
Wieder zwei Jahre später hatte Meg bei der lokalen Polizei angefangen und Mai war im Kindergarten gut aufgehoben. Sie hatte eine Wohnung in der Stadt und lebte eigentlich ganz gut. Dena war ihre Partnerin und endlich konnten sie so eng zusammen sein, wie es ihnen bestimmt war.
„Gibst du mir mal die Akte?“, fragte Dena und riss Meg aus ihren Gedanken, als sie gegenübersitzend an einem Fall arbeiteten.
„Hey, wo warst du mit deinen Gedanken?“, fragte Dena besorgt über die Abwesenheit ihrer Freundin.
„Ehrlich gesagt auf Lucille bei einer Spritztour, ist ne ganze Weile her, dass ich ne Motorradtour gemacht habe“, dachte sie laut nach.
„Ich kann dir ja am Wochenende die Kleine abnehmen und du machst ne Tour“, schlug Dena vor.
„Ernsthaft? Ich dachte du hättest Angst, dass ich wieder verschwinde wenn ich auf eine Maschine steige“, wunderte sie sich.
„Du hast dich in den letzten zwei Jahren gut weiterentwickelt, ich vertrau dir“, erklärte Dena.
„Danke, zu freundlich. Ja, das sollte ich wirklich machen“, überlegte sie laut und so plante sie es. Am Freitag nach der Arbeit fuhr sie zu der kleinen Tankstelle außerhalb der Stadt, weil sie da am günstigsten tanken konnte.
„Hey Schönheit, was kann ich für Sie tun?“, fragte der Tankwart, als sie ihren Helm abnahm. Er war Mexikaner, ungefähr in ihrem Alter und hatte ein charmantes Lächeln. Auf seinem Overall stand ein Name, der sie aufschrecken ließ – Turi.
„Sie heißen nicht zufällig Turi Vascez, oder?“, fragte Meg verwundert.
„Nein, nicht wirklich, ich bin für Turi eingesprungen, ich heiße Veto, Veto Beltran. Einmal voll?“, fragte er Meg und sie nickte verstört.
„Wissen Sie wo Turi ist?“, fragte Meg neugierig.
„Ehrlich gesagt arbeite ich nicht wirklich hier, ich streiche grade das Tankhäuschen für meinen Onkel und der hat mir den Overall gegeben, dass ich mich nicht vollsaue. Ich hab keinen blassen wer der Kerl ist, mein Onkel meinte er hat paar Monate hier gearbeitet, als Aushilfe, oder so“, gestand er.
„Warum wollen Sie mir dann volltanken?“, war sie jetzt total verwirrt.
„Wir haben eigentlich heut geschlossen, es kommen nicht viele Leute hierher, ich dachte, es wäre dämlich einer der wenigen Kunden hier gehen zu lassen“, erklärte Veto.
„Ja, die Rezession, ich verstehe. Ja, bitte tanken Sie mir voll“, bat und lächelte ihn an.
„Nette Maschine übrigens, es kommen nicht wirklich viele Harley Davidsons hierher, vor allem nicht solche heißen Maschinen. Sind Sie von hier, oder nur auf der Durchreise?“, fragte er, während er ihren Tank vollmachte.
„Ich wohn jetzt zwei Jahre hier, ich komm ursprünglich aus Salinas. Ich wollt das Wochenende nen Trip machen, mal meine Mutterpflichten vergessen. Haben Sie Kinder?“, fragte Meg.
„Ich hab ne Tochter, sie lebt bei ihrer Mutter in New York City und Sie?“, fragte Veto.
„Auch ne Tochter, sie ist drei“, entgegnete Meg und zeigte das Bild von Mai, was sie als Kette immer noch um den Hals trug.
„Ein hübsches Kind, wirklich. Sie können sich glücklich schätzen, dass sie sie bei sich haben, ich vermisse meine Tochter jeden Tag“, erkannte Veto traurig.
In dem Moment wurde Meg klar, dass sie dasselbe was Vetos Kindsmutter mit ihm gemacht hatte, mit Ace gemacht hatte. Er hatte ihm weder Bilder geschickt noch angerufen in den vergangenen zwei Jahren.
„Ja, das bin ich“, entschied sie nachdenklich.
„Was interessiert sie eigentlich so an Turi Vascez?“, fragte er neugierig.
„Ich bin ehemalige Kopfgeldjägerin und Turi Vascezs Kopf ist ne Menge Geld wert“, erklärte sie.
„Was hat er angestellt, dass er so ein hohes Kopfgeld hat?“, fragte er weiter.
„Tut mir leid, dass ist vertraulich. Wenn Sie ihn aber auf irgendeine Weise wiedersehen, rufen Sie beim Kopfgeldbüro Bail me out in Sacramento an, die wissen, was dann zu tun ist“, entschied sie.
„Bail me out, das kommt mir bekannt vor, gibt es nicht auch so ein Kopfgeldbüro in San Jose?“, fragte er verwundert.
„Keine Ahnung, hab ich zumindest noch nie gesehen. Turi Vascez ist zumindest der weiße Wal von meinem Ex, Sie verstehen, Moby Dick, der Klient, der immer entwischt ist“, entgegnete sie. Ihre Worte waren noch nicht verhalt, als plötzlich ein schwarzer SUV an der Tankstelle bremste und drei Menschen in Leder heraussprangen.
„Da ist er, ich wusste doch, dass wir ihn eines Tages finden“, hörte sie Cindys Stimme und eh sie sich versah, lag Veto mit dem Kopf auf der Motorhaube des SUVs gepresst.
„Das ist nicht Turi“, erklärte Meg in Seelenruhe, aber trotzdem erstaunt, ihre ehemalige Assistentin mit so viel Tatendrang am Stadtrand von San Jose anzutreffen.
„Durchsucht ihn“, hörte Cindy gar nicht zu und Alo, der mit kurzen Haaren und Drei-Tage-Bart auch aus dem Spritverschwender gesprungen war tastete den total verwirrten Veto ab.
„Klasse, da ist man mal zwei Jahre nicht mehr dabei und schon hört keiner mehr auf mich. Sein Name ist Veto Beltran, das ist nicht Turi“, erkannte Meg, die sich breitbeinig vor den SUV stellte.
„Meg?“, erkannte Cindy nun ihre ehemalige Chefin.
„Hallejulia, ich dachte schon, ich müsste euch mal zum Ohrenarzt schicken. Ich darf doch mal?“, bat Meg und griff beherzt in die Innenseite von Vetos Overall um seinen Ausweis herauszuziehen.
„Seht ihr, Veto Beltran, Alter 28, wohnhaft in San Jose laut diesem Führerschein hier. Überprüft ihr jetzt keine Bilder mehr?“, fragte Meg kritisch und warf Emilio, der etwas erstarrt noch neben der Fahrertür stand, den Geldbeutel zu.
„Sie hat Recht“, bemerkte Emilio und Cindy löste den Polizeigriff.
„Ich bin keine Person die schnell Rassismus schreit, aber wir Mexikaner sehen nicht alle gleich aus“, entgegnete Veto, der etwas gefasster seinen Arm rieb.
„Verzeihen Sie vielmals, Mr. Beltran, wir haben nur erfahren, dass Turi hier arbeiten soll und da Sie seinen Overall tragen“, entschuldigte sich Emilio.
„Nett, Ihre Kollegen“, bemerkte Veto sarkastisch und in dem Moment merkte Meg, dass das Benzin überall auf den Boden gelaufen war.
„Klasse, das bezahlt ihr mir“, entschied sie trocken.
„Klar, ich regle das“, konterte Emilio und ging zu dem Tankhäuschen.
„Das ist ein Kartentankgerät“, erklärte Veto und Cindy zahlte mit der Firmenkarte, Megs überschüssiges Benzin am Boden und im Tank.
„Warum zum Henker seid ihr hier und immer noch an Turi dran? Der Kerl ist längst in Mexiko“, konterte Meg kopfschüttelnd.
„Ace hat uns darum gebeten, er hat sich zur Ruhe gesetzt und ist jetzt Privatschnüffler in Sacramento. Du hast dich nie wieder bei ihm gemeldet, hab ich gehört“, erklärte Cindy.
„Ja, ich bin furchtbar, ich weiß. Also, seid ihr immer noch im Geschäft?“, fragte Meg neugierig.
„Ja, in San Jose, Sacramento haben wir letztes Jahr aufgegeben, als wir unser neustes Mitglied willkommen geheißen haben. Alo ist jetzt unser Boss“, erklärte Cindy und zeigte auf Alo.
„Warum bist du in San Jose? Was ist mit deiner Familie?“, fragte sie verwundert.
„Meine Frau hat mich schon vor ner ganzen Weile vor die Tür gesetzt, ich leb jetzt schon ein Jahr getrennt von ihr. Wenn du mal angerufen hättest, wüsstest du das“, erklärte er vorwurfsvoll.
„Du hast dich von ihr getrennt? Wie ist denn das passiert?“, verstand sie nicht.
„Ich hab dich gesucht, tagelang, monatelang, da kam bei meiner Frau langsam aber sicher der Verdacht auf, dass ich auf dich stehen würde, obwohl es nicht so ist“, erklärte er.
„Das tut mir leid, ich wollte dir nicht so viel Leid bereiten. Aber warum hast du jetzt auch die Seite gewechselt? Du bist doch so ein Paragrafenreiter gewesen“, verstand sie nicht.
„Ich hatte die Bürokratie satt und wollte auch nicht mehr in Salinas bleiben. Ich bin auch vom Virus befallen worden, du hast Recht, das geht ganz schnell“, erklärte er weiter.
„Aber deine Haare“, fügte sie noch hinzu und Alo fuhr über seinen rappelkurzen Haarschnitt.
„Ich bin von so’m Wahnsinnigen letzten Monat angezündet worden, von meiner Haarpracht war nur Kohle übrig“, erkannte er.
„Man, da ist es wohl besser, dass du Single bist, wenn du so komische Klienten hast. Du bist doch Single, oder?“, fragte Meg, die alles über ihn wissen wollte.
„Ja, bin ich, die Arbeit lässt nicht viel Zeit für anderes und du?“, fragte er Meg.
„Ebenso, ich hab ja dazu noch ein Kleinkind, das mich wachhält. Bevor du fragst, nein, ich hab Mai nicht verlassen, sie ist das Wochenende bei Dena, weil ich mal wieder ne Tour machen wollte, aber ohne irgendjemanden zu jagen“, erklärte sie.
„Das ist schön zu hören. Kommst du mal in unserem Büro vorbei, wenn du wieder zu Hause bist? Ich würd dir gern mein Büro zeigen“, bat er und sie nickte.
„Ich will euer Teammeeting nicht unterbrechen, aber kann ich dann gehen? Ich will meine Wand noch fertigstreichen, bevor es dunkel wird“, mischte sich Veto ein.
„Klar, tut mir noch mal leid, sie denken manchmal nicht nach. Hier ist meine Karte, rufen Sie mich an, wenn Sie Veto nochmal sehen“, bat Meg und Veto ging kopfschüttelnd mit ihrer Karte in der Hand davon.
„Hab ich da das Logo der San Jose Polizei auf deiner Karte gesehen?“, fragte Alo.
„Ja, ich bin wieder Polizistin, ich musste ja Mai versorgen und alles. Ich arbeite im Büro, ist ziemlich öde, aber es bringt das Geld nach Hause. Ich will dann auch los, ich komm euch mal besuchen, versprochen. Und gewöhnt euch an, Bilder zu benutzen, dann belästigt ihr keine harmlosen Tankstellenmitarbeiter. War schön euch wiederzusehen“, erklärte sie, stieg wieder auf ihr Motorrad und nachdem sie ihren Helm aufgesetzt hatte, verschwand sie wieder.

Elftes Kapitel


Meg verbrachte das Wochenende indem sie mit einem Freiheitsgefühl das sie lang nicht mehr gespürt hatte die Küste lang fuhr. Zwei Wochen vergingen und Meg hatte den Vorfall mit Veto und ihren Kollegen schon fast vergessen, als ihr Telefon im Büro klingelte.
„Hi, ich bin’s Veto Beltran, Sie hatten mir ja Ihre Karte gegeben, ich bräuchte Ihre Hilfe“, meldete sich Veto bei ihr.
„Veto, hey, Sie hatte ich schon ganz vergessen, nichts für Ungut. Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie freundlich.
„Das hört Mann gern, dass man ihn so schnell vergisst. Es geht um meine Ex-Frau, sie kam vor zwei Tagen mit meiner Tochter zu mir, ganz überraschend und seit heut Morgen ist sie nicht auffindbar“, erklärte Veto, dem man die Sorgen an der Stimme anhörte.
„Sie wollen also eine Vermisstenanzeige schalten?“, fragt sie und machte ein Protokoll auf ihrem PC auf.
„Das hab ich heut Mittag schon, aber das reicht mir nicht, sie ist manisch depressiv, ich befürchte, dass sie sich was antut oder schon getan hat. Es geht also um Stunden. Sie waren doch auf der anderen Seite und haben sicher ihre Connections noch überall, ich will Sie als Kopfgeldjägerin engagieren“, erklärte er.
„Ich bin nicht mehr in dem Metier, tut mir leid“, erkannte sie entschuldigend.
„Aber Sie könnten, ich bitte Sie, Sie könnte morgen schon tot sein“, bat Veto, der ziemlich verzweifelt klang.
„Wo sind Sie gerade?“, fragte Meg, die auf ihn angesprungen war.
„Bei mir zu Hause, Lincolnstreet 15. Ich kann meine Tochter gar nicht beruhigen, bitte sagen Sie mir, dass Sie das heute Nacht für mich tun, ich bezahl Sie gut“, drängte er sie.
„Ich hab in einer halben Stunde Feierabend, dann komm ich zu Ihnen“, versprach sie und legte wieder auf.
„Was war das gerade?“, fragte Dena, die seitlich von ihrem Display zu ihr sah.
„Gar nichts, arbeite weiter“, bat Meg.
„Du willst es wieder machen, oder?“, fragte Dena besorgt.
„Nur den einen Job, wir haben ihn vor zwei Wochen so schlecht behandelt, ich bin morgen wieder bei der Arbeit, keine Sorge“, versprach sie.
„Nimm dir lieber morgen frei, dann stehst du nicht so unter Druck“, stellte Dena fest, was sie überraschte.
„Du unterstützt mich?“
„Ich hab dich in den letzten zwei Jahren beobachtet, dein Wolf ist zahm wie ein Schoßhündchen geworden, du musst das für dein Seelenheil tun“, erkannte Dena freundlich.
„Und Mai?“
„Was ist das denn für eine Frage, für was sind den Patentanten da, oder?“ fragte Dena.
„Danke, das mach ich wieder gut. Okay, ich geh dann jetzt schon, ich fahr noch bei Bail me out vorbei, die müssen mir helfen, es geht auf Zeit“, schlussfolgerte sie und sprang auf.
„Du willst einfach so bei deinen Ex-Kollegen auftauchen?“, fragte Dena skeptisch.
„Du hast Recht, ich ruf da vorher an. Hab dich lieb, gib Mai nen Kuss von mir, ich bin spätestens Morgenabend wieder da, versprochen“, versprach sie und ging zu den Umkleiden, um ihre zivile Kleidung anzuziehen.
Etwas nervös rief sie Alos Nummer im Büro an.
„Bail me out, Alo Quakadi, meldete sich Alo mit seiner tiefen, männlichen Stimme.
„Hey, ich bin’s, Meg“, begrüßte Meg ihn.
„Meg, hey, ich dachte schon, du hättest es dir anders überlegt. Wie geht’s dir?“, fragte er erfreut.
„Ich wollt nur sagen, dass ich gleich mal bei dir im Büro vorbeikomme, ich brauche eure Hilfe bei was“, erklärte sie kurz.
„Wie viele Leute brauchst du?“, stellte er nicht viele Fragen.
„Alle, wenn das möglich wäre, aber ihr seid sicher beschäftigt“, entschied sie.
„Ehrlich gesagt heut Abend hab ich den anderen freigegeben und ich bin grad am Akten schreiben. Aber ich pfeif sie für dich zusammen, kein Problem. Wir sehen uns gleich“, entgegnete er und sie legte wieder auf.
10 Minuten später stand sie vor dem Kopfgeldbüro ihres früheren Kollegen. Sie atmete zwei Mal tief durch und ging durch die Eingangstür. Sie musste durch eine Halle gehen und fand Alos Büro auf Anhieb, weil ein riesiger Traumfänger an der Tür hing. Sie klopfte.
„Alo, ich bin’s, Meg“, rief sie hinein.
„Meg, komm rein“, erkannte er freundlich und sie trat ein. Sein Büro war nativ-amerikanisch eingerichtet und Bilder seiner Söhne hingen an den Wänden.
„Hey, danke, dass du so schnell Zeit für mich hattest“, bedankte sie sich.
„Klar, für dich doch immer, also um was geht’s?“, fragte er und sie setzte sich hin.
„Erinnerst du dich noch an Veto Beltran, den ihr vor zwei Wochen versehentlich für Turi Vascez gehalten habt?“, fragte sie.
„Ja, das war vielleicht ne Blamage, was ist mit ihm?“, fragte Alo und Meg erzählte ihm, was sie wusste.
„Das klingt echt ernst, klar, da sind wir dabei. Cindy ist bei ihrem Freund, aber sie hat versprochen zu kommen und Emilio war im Fitnessstudio, der duscht grade. Waffen und so brauchst du nicht, denk ich mir, aber ich denk mal den SUV und Walkie-Talkies. Habt ihr irgendwelche Anhaltspunkte?“, plante er und sie schüttelte den Kopf.
„Okay, du redest erst mal mit dem Klienten und bringst ihn hierher, er soll ne Liste von Plätzen machen, wo er sie vermuten könnte. Du weißt, dass wir sie vermutlich nur tot finden, oder?“, fragte Alo und sie nickte stumm.
„Aber das sind wir ihm schuldig, nachdem was wir ihm angetan haben. Er hat ne Tochter, könnte sich Cindy solang um sie kümmern?“, fragte Meg.
„Sie wird nicht begeistert sein, nicht mitzukönnen, aber ich denke schon. So, dann geh zu ihm, wir dürfen keine Zeit verlieren“, entschied er und sie stand wieder auf.
„Ich bin etwa in ner Stunde wieder hier mit ihm, richtet auch Taschenlampen und wenn ihr habt Nachtsichtgeräte“, bat Meg und Alo nickte. Eilig ging sie zu ihrer Maschine und düste zu Veto.
In Lederhosen und mit Helm in der Hand stand sie etwas später vor seiner Tür.
„Hey, ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte“, erkannte sie zu ihm.
„Ich danke ihnen so sehr, vielen Dank. Kommen Sie rein“, bedankte sich Veto, der ziemlich zerzauste Haare hatte und ließ sie rein.
„Ist doch selbstverständlich, wie geht’s Ihrer Tochter?“, fragte sie mitfühlend und kam rein.
„Ich hab ihr ne DVD reingemacht, aber sie weint immer noch. Ich bin schon total fertig, ich würde am liebsten schlafen, aber das kann ich nicht. Also, was ist Ihr Plan?“, fragte er sich und fuhr sich durch die müden Augen.
„Ich hoffe, das ist in Ordnung, aber ich habe meine ehemaligen Kollegen eingeweiht, acht Augen sehen mehr als zwei. Wir finden sie, das verspreche ich Ihnen“, versprach sie und fasste ihm an den Oberarm.
„Natürlich, ich freu mich sogar darüber, sie scheinen kompetent zu sein, obwohl sie mich für einen Verbrecher gehalten haben. Was machen Sie heut Abend mit Ihrer Tochter?“, fragte Veto und sah zu seinem Schlafzimmer, in dem seine Tochter war.
„Sie ist bei ihrer Patentante, ich bin froh, dass ich sie habe. Wir sollten zum Büro fahren, eine Kollegin wird auf Ihre Tochter aufpassen bis wir zurückkommen“, erklärte sie.
„Ich soll mitkommen?“, fragte er verwundert.
„Sie kennen Ihre Ex-Frau am besten, Sie können uns dahin führen, wo sie sie vermuten“, erklärte sie.
„Okay, wir fahren aber mit meinem Wagen“, erklärte er und in dem Moment bemerkte sie, dass sie das vollkommen falsche Fahrzeug dabei hatte.
„Klar, ich bin ja nicht mit dem Wagen da, blöder Fehler. Ja, dann nehmen wir ihren Wagen, vom Büro aus fahren wir dann mit dem SUV weiter. Nehmen Sie ein Kissen und eine Decke mit, dann kann die Kleine im Büro schlafen“, schlug sie vor und er nickte.
Sie waren grade im Büro angekommen und liefen zu Alos Büro, als Cindy an ihnen vorbeilief.
„Ihr habt mich von einem Zwei-Meter-großen Schweden runtergeholt, ich hoffe, es ist wichtig“, erkannte sie, als sie bei Emilio ankam, der auf einem Sofa im Aufenthaltsraum seine Stiefel zuband.
„Musst du mir immer unter die Nase reiben, wie toll dein Freund ist?“, fragte Emilio, der heimlich verliebt in sie war.
„Zumindest quatscht er nicht so viel wie du“, erkannte sie und setzte sich neben ihn.
„Er spricht auch nur gebrochen Englisch, was soll er auch viel sagen?“, entgegnete er schroff.
„Genau das ist vermutlich das Gute daran. Also, warum sind wir hier?“, fragte Cindy und Emilio zog die Schultern hoch.
„Ich bin mal gespannt was für komische Ideen der Boss heut wieder hat. War das grad Meg, die da zu Alo geht?“, fragte Cindy, als sie Meg und Veto durch die Scheibe sah.
„Ja, das ist sie, vielleicht geht es ja um sie“, bemerkte Emilio und stand auf, als er seine Schuhe fertig gebunden hatte.
„Was geht uns das an?“, fragte Cindy cool.
„Du bist immer noch sauer auf sie“, schlussfolgerte er.
„Natürlich bin ich das, sie hat mich einfach aufgegeben, ich wollte so viel von ihr lernen“, murrte sie.
„Sie hatte ihr Schlüsselerlebnis, sie wär damals in der Wüste fast draufgegangen, sag nicht, dass du bei so einem Erlebnis nicht daran gedacht hättest, aufzuhören“, bemerkte Emilio und zog seine Lederjacke an.
„Ja, vermutlich hätte ich das auch getan. Gehen wir zu ihr, mal sehen, was sie will“, dachte sie laut nach und ging mit ihm zum Büro ihres Kollegen.
„Hey“, begrüßte sie Meg vor Alos Büro.
„Hey Cindy, danke, dass du gekommen bist“, bedankte sich Meg, als sie sie sah.
„Um was geht’s?“, fragte Cindy und versuchte freundlich zu klingen, was Meg aber sofort durchschaute.
„Ich weiß wir haben dich von deinem Freund weggeholt, tut mir leid. Es ist was Dringendes“, entschuldigte sich Meg und Cindy sah Vetos Tochter Elena an, die fest die Hand ihres Vaters umklammert hatte.
„Was macht die Kleine hier?“, fragte Cindy kritisch.
„Wir müssen Veto hier helfen und das ist seine Tochter. Könntest du heut Abend Babysitter spielen?“, fragte sie bittend.
„Dir ist schon klar, dass ich jetzt ein vollständiges Mitglied des Teams bin und nicht mehr nur die Sekretärin“, konterte sie cool.
„Das weiß ich und respektiere das, aber wir haben nicht viel Zeit, bitte“, bat Meg mit treuem Hundeblick.
„Meinetwegen, dann kann ich wenigstens Fernsehen. Komm Kleines, wir suchen dir nen Platz zum Schlafen“, gab sie nach und Elena ging mit ihr in den Aufenthaltsraum.
„So, die Kinder sind weg, was ist los?“, fragte Emilio und musterte Veto, der ihm seltsam bekannt vorkam.
„Lass uns erst mal reingehen, dann erklär ich es dir“, bat Meg und so gingen die drei rein.
„Sollten wir nicht Ace damit belästigen, ich meine, er ist der Schnüffler“, erkannte Emilio, als er mit Meg und Alo die Lage besprach, während ihr Klient draußen wartete.
„Heute Abend sind wir das auch, die Frau ist vermutlich schon tot oder so gut wie, wir sind ihm das schuldig, ich versteh aber auch, wenn einer von euch aus der Sache raus will, ich mach das auch allein, aber mit euch geht das einfacher“, erklärte Meg ernst.
„Du lädst uns aber alle zum Frühstück ein“, handelte Emilio.
„Das lässt sich einrichten, also, wir haben Taschenlampen, Walkie-Talkies und jeder hat ne Kopie von einem Bild der Frau. Denkt dran, wenn sie auf irgendeinem Hausdach oder so steht, geht es behutsam an, wir wollen das ja nicht noch beschleunigen. Veto wird uns begleiten, weil er die Person sehr gut kennt und uns helfen kann. Während er aber mit im Wagen sitzt verkneif dir irgendwelche dummen Kommentare, bitte“, bat Meg zu Emilio und der nickte. So war es abgemacht. Mit ihrem SUV fuhren sie los und Cindy blieb mit Elena im Büro zurück. 

Zwölftes Kapitel


Nach einer langen Nacht, in der sie nicht viel fanden kamen sie früh am folgenden Morgen beim Park an. Das war das größte Areal und so wollten sie es für den Schluss aufheben.
„Okay, wir teilen uns auf, Alo und Emilio, ihr geht in die Richtung, Veto und ich gehen in die andere Richtung. Ich weiß, wir sind alle müde, also versucht keine Unbeteiligte zu Tode zu erschrecken, indem ihr sie verwechselt“, plante Meg und so teilten sie sich auf.
„Sie geben sich wirklich Mühe, aber vermutlich will sie nicht gefunden werden“, erkannte Veto, der vollkommen erschöpft war.
„Wir suchen jetzt noch den Park ab und dann sehen wir weiter, wir finden sie schon, auch wenn es länger dauert“, versprach sie und ging mit ihm auf die Suche.
„Ihre Freunde machen den Eindruck, dass sie nur noch nach ner Leiche suchen, aber Sie nicht, Sie haben noch Hoffnung“, schlussfolgerte Veto, während er mit ihr durch den Park lief.
„Vor zwei Jahren war ich in der Mojave-Wüste hinter einem Kerl her, der meinen Ex-Boss und sehr guten Freund ermordet hat, zumindest dachte ich das bis zu dem Zeitpunkt. Ich bin mit dem Motorrad gestürzt und hab ein ganzes Wochenende schwerverletzt unter meinem Motorrad gelegen. Die Leute, die ich meine Freunde nenne, haben mich gefunden und gerettet, wo ich schon längst nicht mehr an mein Überleben gedacht habe. Das hat mir die Stärke gegeben, immer optimistisch zu sein“, erzählte sie von ihrem Schlüsselerlebnis.
„Sie haben die Kopfgeldjagd aber danach aufgegeben, oder? Ich meine, wenn Sie jetzt Polizistin sind“, erkannte er.
„Ich hab damals aufgegeben, aber hier werde ich das nicht tun, versprochen“, entgegnete sie und sie gingen weiter. Es war schon fast Mittag als Meg etwas weiter entfernt ein von ihr weggedrehtes größeres Objekt sah.
„Bitte bleiben Sie hier“, bat sie und ging langsam zu dem Objekt hin. Als sie näher und näher kam erkannte sie immer mehr die Silhouette einer Frau.
„Bitte lass es nur eine schlafende Pennerin sein“, murmelte sie vor sich hin, aber als sie die Frau mit ihren schwarzen Latexhandschuhen umdrehte, die sie aus der Arbeit mitgenommen hatte, hatte sie Gewissheit. Die wunderschöne, schwarzhaarige Frau die sie vor sich liegen hatte war Vetos Ex-Frau. Sie hatte äußerlich keine Verletzungen, gab aber kein Lebenszeichen von sich.
„Alo, hörst du mich? Ich hab sie, ich wiederhole, ich habe sie, ruft bei Dena an, sie soll einen Notarztwagen schicken, aber ich denke nicht, dass das noch viel bringt“, erklärte Meg und ging zu Veto zurück. An dem Gesichtsausdruck den sie in ihrem Gesicht trug erkannte Veto schon, dass sie sie nicht lebend gefunden hatte. Torkelnd setzte er sich auf eine Bank in der Nähe.
„Tut mir leid, Veto, wirklich“, wusste sie nicht, was sie sagen sollte.
„Danke, dass Sie es versucht haben“, murmelte er benommen.
„So schlimm wie das auch für sie ist, sie ist zum Sterben hierhergekommen“, versuchte sie ihn zu beruhigen, aber sie hatte nicht viel Erfahrung damit.
„Ich muss es meiner Tochter sagen“, erkannte er mit leeren Augen.
„Das werden Sie, wir warten aber noch auf die Spurensicherung, okay?“, bat sie freundlich und er fiel ihr ganz plötzlich weinend um den Hals.
 
Zwei Stunden später saßen die nun vier Kopfgeldjäger zusammen beim Mittagessen in einem Diner, in das sie Meg eingeladen hatte, doch keiner von ihnen hatte sehr viel Hunger, die letzte Nacht steckte noch in ihren Knochen.
„Furchtbare Sache, das“, erkannte Emilio in die Stille.
„Die letzte Leiche die ich vor ihr gesehen habe war Cruz“, konterte Meg.
„Wie kann eine Frau, die eine so hübsche Tochter hat so etwas tun“, warf Cindy ein.
„Sie war krank, zumindest war sie so vernünftig und hat sie zu seinem Vater gebracht, bevor sie es getan hat. Ich muss Ace anrufen, er sollte seine Tochter öfter sehen“, erklärte Meg wieder.
„Ja, das solltest du tun, Mai sollte ihren Vater kennen und lieben falls dir Gott behüte irgendwas passiert“, erkannte Alo.
„Und du solltest Ingrid anrufen und sie bitten, dass du deine Söhne sehen darfst“, entschied Meg.
„Ja, das mach ich jetzt gleich, das sind auch meine Söhne“, erkannte Alo, rutschte von der Bank herunter und ging raus um zu telefonieren.
„Ich brauch dringend Schlaf, ich bin schon fast dreißig Stunden wach. Ich komm morgen früh wieder ins Büro“, entgegnete Emilio erschöpft, stand auf, in dem er sich auf Cindys Schulter stützte und verschwand.
„Und du? Zurück zu deinem blonden Schönling?“, fragte Meg, Cindy.
„Nein, ich glaube nicht. Ich wollte ihn anrufen, als der Leichenwagen weggefahren ist, aber ich habe vor dem Wählen wieder aufgelegt, denn er würde meine Gefühle nicht verstehen, er versteht ja nicht mal die unwichtigen Sachen. Wenn Em nicht so ein verdammter Idiot wäre könnte ich fast mit ihm ausgehen“, dachte Cindy laut nach.
„Gib ihm noch ein paar Jahre, dann wird er passend für dich sein. Es tut mir übrigens leid, das wollt ich dir schon ne Weile sagen“, erkannte Meg plötzlich.
„Ich muss gestehen, ich war ziemlich lang sauer auf dich, aber heute Nacht hat sich das vollkommen geändert. Dieses kleine Mädchen was ich heut Nacht betreut habe war es egal, ob sie dies oder das Spielzeug bekam, sie wollte nur zu ihrer Mutter. Mai ist deine Tochter und sie braucht nicht die Polizistin Meg oder die Kopfgeldjägerin Meg, sie braucht nur dich“, schlussfolgerte Cindy.
„Danke, das du es verstehst, du hast dich aber zu einer tollen Kopfgeldjägerin entwickelt, hat Em dich ausgebildet?“, fragte Meg.
„Em ist doch selbst noch ein Kopfgeldjäger-Rookie, wie soll er mich ausbilden?“, entschied sie.
„Wie hast du es dann gelernt?“, fragte Meg verwundert.
„Cruz war dabei einen Ratgeber für Kopfgeldjäger zu schreiben, er war fast fertig, ich hab mir alles selbst beigebracht, nur von seinem Script“, erklärte sie.
„Cruz hat ein Buch geschrieben?“, fragte Meg gerührt.
„Du kommst darin auch vor“, fügte Cindy hinzu.
„Ich komm darin vor?“, fragte Meg mit Tränen in den Augen.
„Er hat dich sehr bewundert und hat ein ganzes Kapitel dir gewidmet, dir und deinen Techniken“, erklärte Cindy.
„Darf ich es lesen?“, fragte Meg weinerlich.
„Klar, liegt in meinem Schreibtisch, wenn du noch Zeit hast, kann ich es dir geben“, bemerkte Cindy, die etwas verwirrt vom emotionalen Ausbruch ihrer früheren Chefin war.
„Bitte sei mir nicht böse, aber heute möchte ich nur meine Tochter und mein Motorrad abholen und dann mit meinem Kind im Arm einschlafen“, erklärte Meg von ihrem Plan.
„Ja, das klingt nach nem Plan. Bringst du die Kleine mal zu uns mit? Ich hatte nie die Gelegenheit sie richtig zu sehen“, bat Cindy und Meg wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Klar, kann ich machen. Wenn du mal reden willst, hier ist meine Karte“, bemerkte sie, zog ihre Visitenkarte aus der Tasche und stand auch auf.
„War schön dich mal wieder länger zu sehen, auch wenn die Umstände etwas schräg waren. Wenn du Veto in nächster Zeit nochmal siehst, sprich ihm mein Beileid aus“, bat Cindy.
„Mach ich, aber ich denke, das hat sich damit erledigt. Man, ist ne Weile her, dass ich geheult habe, erinnert mich mal wieder daran, dass ich auch ne Frau bin“, entschied Meg und mit ihrem Helm in der Hand ging sie raus zu Alo, der sie zu ihrem Motorrad fahren musste.
„Alles klar bei dir?“, fragte Alo, der fertig telefoniert hatte.
„Ja, war nur ne lange Nacht, fährst du mich zu meinem Bike?“, fragte sie hoffend.
„Du solltest so müde wie du bist nicht mehr Motorrad fahren, ich helf dir das Motorrad auf meinen Pick-up zu laden, dann bring ich dich heim“, erwiderte Alo.
„Das ist für dich aber ein ziemlicher Umweg“, erkannte sie.
„Mach ich doch gern für dich, du hast doch geheult, oder?“, fragte Alo etwas dreist.
„Ja, ich hab geheult, auch wenn es dich nichts angeht. War nen harter Morgen, ich find nicht jeden Tag ne Leiche. Dann dank ich dir, ich sollte wirklich nicht mehr fahren“, erkannte sie und stieg im Wagen ein.
Emilio schlief auf dem Rücksitz.
„Sie sind so süß wenn sie schlafen, oder?“, schmunzelte Alo, als er in den Rückspiegel sah.
„Ja, das sind sie. Kommt Cindy auch?“, fragte Alo.
„Da kommt sie schon“, sah Meg sie aus dem Diner kommen.
„Ich lad sie im Büro ab, dann fahren wir mit meinem Pick-up zu Veto und dann zu dir nach Hause“, plante Alo und so fuhren sie los.
Als Meg an Vetos Haus ankam, sah sie wie Veto teilnahmslos den Kopf seiner Tochter streichelnd auf dem Sofa saß, während sie mit dem Kopf auf seinem Schoß lag. Sie wollte erst klingeln, doch dann fiel ihr wieder ein, wie sie nach Cruzs Tod nur allein sein wollte und sie ließ es.
„Kommst du dann? Ich gehör auch ins Bett“, bat Alo und riss sie aus ihren Gedanken.
„Klar, tut mir leid, ich war in Gedanken. Wir können“, entgegnete sie und half ihm die Harley aufzuladen.
Wie sie es geplant hatte, schlief Meg den Nachmittag mit ihrer Tochter im Arm ein und wurde erst wieder wach, als ihre Tochter am nächsten morgen früh unruhig wurde.
„Mami, Hunger“, bat Mai mit ihrer lieblichen Stimme um etwas zu Essen.
„Tut mir Leid, mein Schatz, du kriegst sofort was. Bist du gar nicht mehr müde? Es ist so früh am Morgen“, murmelte Meg erschöpft und sah auf ihren Wecker. Es war halb fünf in der früh.
„Cornflakes“, bat Mai standhaft.
„Weißt du was? Mummy hat da jetzt auch Hunger drauf. Du wirst jetzt einfach hier sitzen bleiben und Mummy holt uns Cornflakes“, schlug Meg vor, wuschelte durch die Lockenmähne ihrer Tochter und stand auf, um in die Küche zu gehen. Als sie an ihrem Spiegel vorbeikam, sah sie für eine Sekunde das tote Gesicht von Vetos Ex-Frau und erschreckte. Dann war es verschwunden.
„Oh nein, du wirst mich nicht verfolgen“, murmelte sie vor sich hin und machte das Licht in der Küche an.
„Führst du jetzt schon Selbstgespräche?“, hörte sie plötzlich eine Stimme und sie griff hektisch nach ihrer Waffe, die auf dem Küchenschrank lag.
„Ich bin’s nur“, erkannte sie Aces Stimme, der im Dunkeln in ihrer Küche gesessen hatte.
„Antony, verdammt, wie kommst du hier rein?“, fragte Meg verärgert und sah zu Ace, der breitbeinig auf dem Stuhl saß.
„Mir gefällt es nicht, dass meine Tochter in ner Wohnung schläft, dessen Schloss so einfach zu knacken ist“, konterte er cool.
„Meine Tür ist einwandfrei, sag bloß nicht, dass du sie kaputt gekriegt hast“, murrte sie und ging an die Haustür, die aber einwandfrei schien.
„Mein Hausmeister hat dir aufgemacht, oder? Man, der Kerl ist dreihundert Jahre alt, es ist unfair die Gutmütigkeit von solchen alten Leuten auszunutzen. Ich hätte dich fast erschossen“, erklärte sie und packte ihre Waffe wieder weg.
„Dann hättest du viel Spaß gehabt, die Leiche ihres Vaters deiner Tochter zu erklären. Wo ist meine Süße? Ich hab in ihrem Zimmer nachgesehen, da war sie nicht. Sag bloß nicht, dass du sie wieder irgendwo abgeladen hast“, bemerkte er vorwurfsvoll und in dem Moment tapste Mai in die Küche.
„Mummy, wer ist der Mann?“, fragte Mai vorsichtig und klammerte sich an Megs Bein.
„Siehst du, was du machst, wenn du sie mir vorenthältst? Sie kennt mich gar nicht“, machte Ace ihr Vorwürfe und Meg nahm ihre Tochter auf den Arm.
„Mai, meine Maus, das ist dein Daddy“, stellte Mai Ace ihrer Tochter vor.
„Er hat so’n komischen Bart“, erkannte Mai nur.
„Ja, das hab ich wirklich, willst du mal anfassen?“, fragte Ace liebevoll.
„Klasse, bring meiner Tochter bei, dass sie Fremden vertrauen kann“, war Meg nicht begeistert davon.
„Mai, das ist schon in Ordnung, ich bin dein Daddy. Darf ich sie mal halten?“, bat Ace und etwas zögerlich gab Meg dem haarigen Kerl, mit dem sie mal ein Bett geteilt hatte, ihr Kind.
„Du siehst aus wie der Yeti, hast du bei deinen Überwachungen keine Zeit dich mal zu rasieren?“, fragte Meg kritisch.
„Ich hatte grad ne einwöchige Observierung hinter mich gebracht, als ich deine SMS erhalten habe. Ich dachte, ich komme gleich zu dir, du klangst seltsam“, erklärte er.
„Ich hab gestern nen schrägen Tag gehabt, ich dachte nur, es wäre schön, wenn du deine Tochter jetzt öfters siehst“, erklärte sie und machte die Cornflakes für ihre Tochter und sich.
„Da bin ich ziemlich dafür, ich hab die Kleine so was von vermisst. Sie ist so groß geworden“, schlussfolgerte er und fuhr ihr durch die Locken. Mai schien in seiner Gegenwart so ruhig und gelassen, dass sich Meg auch entspannte.
„Ich hoffe, ich bereue das nicht“, murmelte sie plötzlich und zog ihren Ersatzschlüssel aus einer Schublade, um ihm den Schlüssel zu geben.
„Du gibst mir deinen Hausschlüssel?“, fragte er gerührt.
„Wenn du mir versprichst, nicht wieder mitten in der Nacht hier aufzutauchen“, ermahnte sie ihn und er nickte brav.
„Willst du nen Kaffee?“, fragte sie und er nickte erneut.
„Du darfst auch wieder was sagen. Wir haben uns nicht mehr gesprochen seit dem Tag in der Wüste. Ohne dich wäre ich jetzt tot, ich hoffe, das weißt du“, erkannte sie, während sie Kaffee aufsetzte.
„Ich hab nur die Maschine gesucht, wir haben dich alle zusammen gefunden. Hast du eigentlich mal wieder mit den anderen gesprochen?“, fragte Ace, küsste seine Tochter auf die Stirn und setzte sie auf den Kinderstuhl.
„Ja, grade erst gestern, wir hatten einen echt verrückten Fall“, entgegnete sie und lehnte sich an die Ablage.
„Einen Fall? Ich dachte du wärst jetzt wieder eine brave Polizistin?“, fragte er verwundert.
„Lange Geschichte, also es war so“, erklärte sie und begann zu erzählen.
„Ja, das war echt schräg, geht’s dir gut?“, fragte Ace besorgt.
„Nachdem ich geschlafen hab, geht’s mir besser, danke. Bist du satt, mein Schatz?“, fragte sie ihre Tochter und die nickte.
„Gut, dann geh nochmal ins Bett zurück, ich weck dich dann, wenn Zeit für den Kindergarten ist“, bat sie und Mai tapste zurück ins Bett.
„Wo war meine Kleine eigentlich bei dieser ganzen Geschichte?“, fragte Ace, als sie zurück im Schlafzimmer war.
„Auf dem Rücksitz natürlich, sie kann nie früh genug mit dem Tod in Kontakt kommen“, konterte sie todernst.
„Hast du den Arsch auf?“, fragte er wütend.
„Sarkasmus müsste dir nen Begriff sein, oder? Sie war bei Dena“, konterte sie cool.
„Du bist nicht witzig, Meg, überhaupt nicht witzig. Meine Mutter hatte Recht“, murrte er und sie sah ihn mit wütend-glitzernden Augen an.
„Ich bin keine schlechte Mutter, verdammt“, wütete sie und zog ihn ins Badezimmer. Dort trieb sie es mit ihm erneut wieder und wieder und stopfte ihm dabei ein Handtuch in den Mund, weil sie wusste, wie laut er werden konnte. Mit Schrammen und Kratzern überall ließ sie nach einer ganzen Weile von ihm ab.
„Okay, das war jetzt sogar für mich überraschend“, erkannte er, als er sich das Handtuch aus dem Mund gezogen hatte.
„Du solltest jetzt gehen“, erkannte sie von sich selbst angeekelt.
„Du hast mich jetzt etwa eine Stunde benutzt, krieg ich wenigstens nen Kaffee?“, fragte er erschöpft.
„Die Straße runter ist nen Starbucks, ich will jetzt duschen, geh bitte“, bat sie fast weinend und er zog sich eilig an.
„Ja, klar, ich gehe“, entgegnete er etwas erschreckt von ihrem Gefühlsausbruch und verschwand schnell aus der Tür. Meg wollte gerade so nackt wie sie war unter die Dusche, als es klingelte. Sie sah auf die kleine Uhr mit Sonnenmotiv und fluchte. Es war bereits halb sieben, Dena wollte sie abholen und mit ihr zusammen Mai zum Kindergarten bringen. Hektisch zog sie ihren roten Kimono an und eilte zur Tür.
„Hey, hab ich da grad Ace mit seiner Maschine wegfahren sehen?“, fragte Dena, als Meg ihr öffnete. Was ihre Freundin darauf tat, überraschte sie völlig. Meg fiel ihr weinend um den Hals.
„Süße, hat er dir was getan?“, fragte Dena besorgt.
„Ich hab mit ihm geschlafen, die letzten eineinhalb Stunden, während meine Tochter nebenan geschlafen hat. Er hat Recht, ich bin eine Rabenmutter“, erklärte Meg schniefend.
„Wo ist sie?“, fragte Dena mit strengem Blick und Meg öffnete die Tür zu ihrem Schlafzimmer. Mai schlief friedlich an die Decke gekuschelt mitten auf ihrem Bett.
„Nur dein Fleisch und Blut kann bei solchen Schweinereien friedlich schlafen. Geh du duschen, ich weck sie und mach sie fertig für den Kindergarten“, erkannte Dena kopfschüttelnd und Meg ging reumütig ins Badezimmer. 

Dreizehntes Kapitel


Schweigend saß Meg neben Dena in ihrem Volvo und knetete den Träger ihrer Handtasche. Ihre Tochter malte auf dem Rücksitz in einem Malbuch.
„Ich hab mit ihr einen Verhaltenstest gemacht, während du geduscht hast, ich glaub nicht, dass sie was mitbekommen hat, deine Tochter schläft verdammt tief“, erkannte Dena, die nicht mehr so sauer auf sie schien.
„Ich wollte ihn mehr an Mais Leben teilhaben lassen, aber immer wenn ich ihn sehe, fall ich über ihn her, da übernimmt der Wolf in mir die Kontrolle“, erklärte Meg beschämt.
„Dann triff dich nächstes Mal mit ihm halt bei uns, da ist neutrales Gebiet“, schlug Dena vor.
„Das würdest du für mich tun?“, fragte Meg und sah sie an.
„Natürlich würd ich das tun, aber wenn ihr beiden meine Kinder auf irgendeine Art und Weise verstört, red ich nie wieder mit dir“, entgegnete sie cool.
„Ich reiß mich da zusammen, versprochen. Ich verhüte übrigens, falls du dich das gefragt hast, ich hab nach Mais Geburt die Ärztin gleich nach dem stärksten Mittel gefragt, dass sie da hatte. Ich will keine Kinder in nächster Zeit, echt nicht“, bemerkte Meg.
„Darüber muss ich mir keine Sorgen mehr machen, ich hab mich nach Nummer Vier sterilisieren lassen“, erklärte Dena und sah zu Tansy durch den Rückspiegel. Die Vierjährige hörte auf dem Rücksitz neben Mai ein Märchen auf den Mp3-Player ihrer Mutter.
„Ich will schon noch ein Kind, nur noch nicht jetzt. Ich hab mich übrigens etwas in jemandem verguckt, denk ich“, gestand Meg und sah auf die Straße.
„Sag mir nicht, dass es Ace ist, bitte nicht“, bat Dena besorgt.
„Nein, es ist nicht Ace“, entgegnete sie.
„Alo?“
„Nein!“
„Emilio?“
„Bitte?“
„Cindy? Okay, dann würdest du nicht verhüten!“
„Kannst du mal aufhören meine Kollegen aufzuzählen?“
„Mehr fallen mir im Moment nicht ein, ach doch, einer noch, Eddie“, konterte Dena frotzelnd.
„Der steht nur auf mich, ich nicht auf ihn und er ist unser Vorgesetzter“, konterte Meg und Dena grinste.
„Hat auch was für sich den Chef zu vö …, ich meine die Freundin des Chefs zu sein“, erkannte Dena und verbesserte sich dann, als sie sich daran erinnerte, dass Kinderohren zuhörten.
„Auf keinen Fall, es ist Veto, okay?“, gestand sie.
„Der Kerl von gestern, dessen tote Ex du gefunden hast? Einfache Beziehungen liegen dir nicht, oder?“, fragte Dena kritisch.
„Ich kann nichts für meine Gefühle, ich hab mich halt verknallt wie ein Schulmädchen“, erkannte sie und Dena grinste.
„Das ist doch schön, ich hab dich seit Michael Bishop aus der sechsten Klasse nicht mehr richtig verknallt gesehen. Wirst du es ihm sagen?“, fragte Dena erfreut.
„Ich lass ihn erst mal in Ruhe trauern, dann wag ich es. Ich hoffe nur die Wölfin und ihre Wollust funkt mir nicht dazwischen“, konterte Meg nachdenklich.
„Ich sag ja, neutraler Boden, in der Öffentlichkeit ist das Risiko auch ziemlich gering, hoff ich zumindest. So, da sind wir, Tan‘, Mäuschen, wir sind da“, rief sie ihrer Tochter entgegen und Tansy zog die Kopfhörer aus den Ohren, als ihre Mutter anhielt.
„Kann ich den Mp3-Player mit in den Kindergarten nehmen?“, fragte Tansy und ihr fiel dabei eine braune Locke ins Gesicht. Die Tochter einer Costano und eines Iren war eine wirkliche Schönheit wie auch Mai. Dena dachte darüber nach, wie Meg und sie sicher später mal die Jungs von der Veranda kehren müssen würden, als sie sich zu ihnen gedreht hatte.
„Nein, Engel, du verlierst ihn nur, gib ihn mir bitte. Du malst echt schön, Mai, du bist eine echte Künstlerin, wie ich sehe. So, ihr Racker, es wird Zeit für den Kindergarten“, erwiderte Dena und Meg stieg aus. Sie trug ihre dunkelblaue Uniform und löste den Waffengurt von ihrer Hüfte, den sie nicht in den Kindergarten mitnehmen wollte. Danach lud sie ihre Tochter auf die Hüfte und ging mit ihr zum Kindergarten.
„Mummy?“, fragte Mai plötzlich, während sie mit Megs inzwischen hüftlangen Haaren spielte.
„Ja, mein Schatz?“
„Warum hat Daddy nichts tschüss gesagt?“, fragte Mai mit ihrer piepsigen Stimme und Meg erinnerte sich mit verkniffenem Gesicht, wie sie ihren Ex weggejagt hatte.
„Er musste schnell weg, mein Schatz, ich hab dir doch erzählt, dass er anderen Leuten bei ihren Problemen hilft und er musste ganz schnell zu so einer Person. Aber wir fahren bald zu Daddy und Gran und besuchen sie, wie klingt das?“, fragte sie und Mai grinste freundlich.
„Ich wusste, dass dir das gefällt. Hey, du wirst ganz schön schwer langsam, du bist doch ein großes Mädchen, wie wär’s wenn du den Rest läufst?“, erkannte sie und ließ sie runter. Mai eilte zum Eingang und wartete dort auf sie.
„So schnell wie Ace weg ist, war das sicher eine nackte Kundin“, frotzelte Dena, die neben sie kam.
„Ich hab ihn verscheucht, ich kann einfach nicht ordentlich mit ihm umgehen. Das konnte ich ihr ja kaum sagen, ja ich lüge verdammt gut langsam, wie traurig das auch ist“, erklärte Meg und sah zu ihrer Tochter, die an der Tür auf sie wartete.
 
Meg und Dena begannen ihren Arbeitstag danach ziemlich gewöhnlich und ein bisschen eintönig. Bis zu dem Zeitpunkt kurz vor der Mittagspause als Megs Telefon klingelte.
„Officer Kenza?“, meldete sie sich mampfend, weil sie grade einen Doughnut im Mund hatte.
„Meg?“, hörte sie die weinende Cindy.
„Hey Süße, was ist mit dir?“, fragte Meg, die das Weinen ihrer Freundin erschreckte.
„Kannst du zu mir kommen?“, fragte Cindy, die total fertig schien.
„Ins Büro?“, fragte Meg etwas verwirrt.
„Nein, in meine Wohnung, ich wohn gleich an der Dumberton-Brücke“, erklärte Cindy völlig aufgelöst.
„Ich weiß wo das ist, ich komm da hin. Willst du mir nicht sagen, was passiert ist?“, fragte Meg.
„Bitte komm einfach hierher“, bat sie nur und nachdem sie zugesagt hatte, legte Meg wieder auf.
„Ich muss jetzt schon Mittag machen, Cindy braucht mich, irgendwas ist passiert, ich muss meine Pause etwas überziehen, ich muss durch die halbe Stadt, deckst du mich?“, fragte Meg hoffend.
„Ich kann 20 Minuten rausschinden, dann musst du wieder da sein“, bat Dena.
„Okay, werd’s versuchen, danke. Bis nachher“, erkannte Meg hektisch, schnappte sich den Schlüssel von Denas Wagen und verschwand.
„Fragen wär auch nicht schlecht gewesen, Meg“, rief Dena, aber Meg war schon auf der Straße.
 
Meg brauchte fast eine halbe Stunde bis sie bei Cindys Wohnung ankam. Sie wohnte gar nicht übel und sie fragte sich, ob das Kopfgeldjagen so viel abwarf. Sie eilte in den dritten Stock und nahm zwei Stufen auf ein Mal. Außer Atem kam sie oben an und klingelte. Als die Tür aufging, sah sie in einen Pistolenlauf.
„Cin, leg die Waffe weg, sonst muss ich dich erschießen“, erklärte Meg vorsichtig und Cindy öffnete die Tür. Sie hatte eine aufgeplatzte Lippe und ein blaues Auge.
„Oh mein Gott, wer hat dir das angetan?“, fragte Meg geschockt.
„Er hat die Trennung nicht wahrhaben wollen“, sagte Cindy nur, die sich etwas gefasst zu haben schien.
„Dein Schwede hat dich so zugerichtet? Warum hast du ihn nicht abgeknallt?“, fragte Meg fassungslos.
„Ich … ich … ich“, stotterte Cindy nur und torkelte zur Couch. Ihre Wohnung war vollkommen in Einzelteile zerlegt, sie hatte sich sichtlich gewehrt, aber vermutlich gegen den Hünen nichts ausrichten können.
„Ich ruf die anderen an, wir jagen dieses Monster bis zum Tod“, meldete sich Megs innere Wölfin wieder und Hass funkelte in ihren Augen.
„Bitte nicht, das ist mir so peinlich, ich hab nur eine Freundin gebraucht“, bettelte Cindy und begann wieder zu weinen.
„Ja, klar, wir rufen hier niemanden an, versprochen, ich will dich nur in ein Krankenhaus bringen, bitte, es könnte was in deinem Gesicht gebrochen sein“, bat Meg und Cindy nickte erschöpft.
„Braves Mädchen, komm“, bat Meg fürsorglich und brachte sie auf die Straße.
„Was werden meine Nachbarn denken?“, fragte Cindy, als Meg sie auf den Beifahrersitz setzte.
„Das werde ich regeln, keine Sorge. Es gibt ein Krankenhaus nicht weit weg von hier, da fahren wir jetzt hin“, beschloss Meg und fuhr los.
Etwas verstört kam Meg zwei Stunden später zurück zur Arbeit.
„Du bist verdammt spät“, zischte Dena, die ihre Kollegin die ganze Zeit gedeckt hatte.
„Ja, tut mir leid“, murmelte Meg und nahm wieder Platz.
„Erzählst du mir davon?“, fragte Dena.
„Nein, diesmal nicht“, sagte sie nur und machte ihren Bildschirm wieder an.
„Meinetwegen, komisch ist es trotzdem“, entschied Dena und arbeitete weiter.
Meg hatte grade eine Stunde weitergearbeitet, als ihr Telefon erneut klingelte und sie aufschrecken ließ.
„Das ist nur das Telefon, Schätzchen“, erkannte Dena skeptisch.
„Ja, ich hatte eindeutig zu viel Kaffee heute. Officer Kenza?“, meldete sie sich erneut am Telefon.
„Meg, sie haben es rausgefunden, sie sind auf der Jagd“, hörte sie Cindy nur sagen.
„Argh, man, kann ich nicht einen Tag nur meine Akten durcharbeiten? Wo sind sie?“, fragte Meg kopfschüttelnd.
„Ich weiß es nicht, tut mir leid“, erkannte Cindy besorgt.
„Wär auch zu einfach. Danke für die Information, bleib da wo du bist, ich kümmere mich darum“, bat Meg und legte wieder auf.
 
„Lass mich raten, du musst wieder weg?“, fragte Denna und sah sie an.
„Ich muss mal austesten, wie sehr mich Eddie wirklich liebt. Boss, ich mach Feierabend für heute“, rief sie, knallte ihren Waffengurt und ihre Dienstmarke auf den Tisch und verschwand in den jungen Abend.

Vierzehntes Kapitel


Meg fuhr mit einem Taxi nach Hause, zog sich hektisch an und fuhr mit ihrem Bike weiter. Sie hatte keine Ahnung, wo sie suchen sollte, aber dann entdeckte sie die Gruppe auf einem Parkplatz in der Nähe des Kopfgeldjägerbüros. Emilio und Alo hatten Cindys Ex auf die Motorhaube des SUVS geschupst und bearbeiteten ihn mit den Fäusten.
Sie bremste scharf vor ihnen und stieg ab.
„Klasse, ihr fangt also schon ohne mich an?“, spielte sie beleidigt und zog ihren Helm ab.
„Wir haben ihn nur etwas vorgewärmt, wir haben dir die Weichteile übrig gelassen“, erklärte Emilio außer Puste.
„Danke, ihr denkt immer so nett an mich. Stellt ihn mir da an die Laterne“, bat Meg und die Männer zogen den Kerl an die Laterne.
„Gebt mir eure Handschellen, es ist doch unlustig, wenn er sich wehren kann“, bat sie und bekam die Handschellen gereicht, mit denen sie den Schweden an der Laterne befestigte.
„Du bist echt Hardcore“, schlussfolgerte Emilio. Doch was Meg danach machte, überraschte ihn. Sie griff nach ihrem Handy.
„Hallo, sprech ich da mit einem Zuständigen beim INS, hier spricht Officer Kenza, Dienstnummer 456844, ich möchte einen Illegalen melden, der eine Amerikanerin täglich angegriffen hat. Sie finden ihn auf dem Wal-Mart Parkplatz Ecke Lexington und Maine. Er ist verprügelt worden, also schicken Sie auch einen Sanitäter mit. Der Name ist Sven Petersen“, rief sie die Einwanderungsbehörde an und legte dann wieder auf.
„Was zum Henker sollte das?“, fragte Emilio erbost.
„Ich bin eine Polizistin, Em, ich kann hier nicht einfach Desperado spielen. Jetzt verzieht euch, bevor meine Kollegen eintreffen“, bat Meg ernst.
„Ich will die Handschellen wieder haben“, bat Emilio und düste mit dem Motorrad hinter Alo her.
„Keine Sorge, Arschloch, ich schlag dich nicht“, erkannte Meg und befreite den Kerl wieder.
„Danke“, bedankte sich Sven mit einem deutlichen Akzent in der Stimme.
„Klappe“, murrte sie und nahm ihn mit ihren Handschellen fest.
Das INS kam und ging wieder und sie nahmen ihn fest. Meg hätte ihm am liebsten alles angetan, was er auch ihrer Freundin angetan hatte, aber sie musste an ihren Job und an ihre Tochter denken.
Spät an diesem Abend saß sie im Polizeirevier und schrieb den Bericht, den ihr Chef ihr wegen des Vorfalls aufgedonnert hatte während Mai bei Dena zu Abend aß.
„Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll“, hörte sie plötzlich Cindys Stimme und sah auf.
„Dann haben wir was gemeinsam, ich hab nämlich keinen blassen was ich schreiben soll“, erklärte sie und klappte ihre Akte zu.
„Die Jungs haben überreagiert, du hast richtig reagiert, das kannst du ruhig schreiben. Du hast meinen Ex der INS übergeben? Sehr clever“, erkannte Cindy und setzte sich auf Denas Stuhl.
„Die Idee kam mir erst auf der Suche nach den Jungs, da steckt kein Masterplan dahinter“, erklärte sie.
„Das ist ein echt schräger Tag gewesen, man tut das weh“, entgegnete Cindy und tatschte auf ihrem Auge herum.
„Haben die dir im Krankenhaus keine Schmerzmittel gegeben?“, fragte Meg mitfühlend.
„Die machen mich nur müde, geht schon. Und wie war dein Tag?“, fragte Cindy.
„Ich hab Ace rangelassen, während meine Tochter im Nebenzimmer war, hab meine Freundin in ein Krankenhaus gebracht und ihren Ex beim INS verpetzt und jetzt schreib ich einen Bericht, obwohl ich das überhaupt nicht abkann, alles in Allem kann es morgen nur besser werden“, erkannte sie und widmete sich wieder ihrem Bericht.
„Bist du jetzt mit Ace zusammen?“, fragte Cindy plötzlich.
„Nein, bin ich nicht, das war ein dummer Fehler, ja, mal wieder. Zumindest hat er seine Tochter gesehen. Ich will dich ja nicht verscheuchen, nach allem was du heut erlebt hast, aber ich muss das wirklich noch fertig machen, dass ich meine Tochter zeitig ins Bett bringen kann“, erklärte sie.
„Klar, versteh ich. Ich bin heut Nacht im Hotel, falls du mich suchst“, bemerkte Cindy und stand wieder auf.
„Du willst nicht in deiner Wohnung sein, was? Hier ist mein Schlüssel, du bleibst erst mal bei mir, bis du wieder nach Hause willst“, entschied Meg und gab ihr ihre Schlüssel.
„Danke, bist echt ne Freundin. Geh nach Hause, Meg, dein Tag war lang genug“, bat Cindy und ging davon.
Meg wollte nur noch den Bericht fertigschreiben, schlief aber am Schreibtisch ein. In dieser Nacht träumte sie etwas sehr verwirrendes. Ein Junge, etwa zehn Jahre alt, vielleicht auch etwas jünger stand mit einem Wolf neben ihrem Schreibtisch, der Wolf schien der Freund des Jungen zu sein.
„Finde deinen Weg zu ihm, bevor es zu spät ist“, hörte sie den Jungen sagen und schreckte aus ihrem Traum auf.
Sie wachte mit rasendem Herzen auf und blinzelte. Das Licht der Schreibtischlampe flackerte. Sie steckte ihre Hand in den Ärmel und drehte die heiße Birne fest. Sie sah auf ihre Uhr, es war fast Mitternacht.
„Uh man, Dena bringt mich um“, murmelte sie und griff nach ihrem Handy.
„Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid“, entschuldigte sie sich bei Dena, als die den Hörer abnahm.
„Ich hab schon geschlafen, Meg, Mütter mit vier Kindern schlafen um die Uhrzeit“, murmelte Dena schlaftrunken.
„Mai ist bei dir, oder?“, fragte Meg hoffend.
„Nein, ich hab sie dem nächst besten mitgegeben, der sie haben wollte, natürlich ist sie bei mir. Ich bring sie morgen in den Kindergarten und wir sehen uns bei der Arbeit, ich muss jetzt wieder auflegen, bevor Brant wach wird“, erkannte sie etwas sarkastisch und Meg ließ sie weiterschlafen. Als sie gedankenversunken den Gang des Polizeireviers entlang ging, fand sie Cindy auf einem Sofa schlafend vor.
„Hey Süße, du hast es ja nicht weit raus geschafft“, weckte Meg sie sanft.
„Äh, hi, ich hab mich hier einfach am wohlsten gefühlt. Man, ich hab ja ewig hier drauf geschlafen, ich wusste gar nicht, wie müde ich war. Bist du fertig?“, fragte Cindy und setzte sich auf.
„Bin auch eingepennt, aber ich mach Schluss für heute. Also, meine Tochter ist noch bei Dena und ich hol sie morgen, also können wir heut Abend noch ne Flasche köpfen und reden“, schlug Meg vor.
„Tut mir leid, ich will heut nur noch schlafen“, entschied sie müde.
„Klar, dann gehen wir heim, kein Problem. Mach dir keine Sorgen um die Wohnung, die Jungs und ich werden die am Wochenende wieder auf Vordermann bringen, versprochen“, erklärte Meg und führte sie raus.
„Na ja, eigentlich hab ich ja das meiste davon selbst kaputt gemacht, ich hatte ziemlich lang die Oberhand, aber dann hat er mich im Gesicht erwischt“, erklärte sie und tatschte auf ihr geschwollenes Gesicht, mit dem dicken, blauen Auge.
„Ja, das hat er, aber volle Kanone. Du hast ihn sicher auch ziemlich getroffen, ich hab’s nicht mehr so genau gesehen, weil die Jungs ja auch an ihm dran waren. Man, das war das komplizierteste, das ich in den Bericht schreiben musste, ich hab einfach behauptet, er wäre angegriffen worden, aber ich hätte keine Ahnung von wem. Ich hoffe, das kauft mir mein Chef ab. So, ist wirklich Zeit fürs Bett“, stieg sie in den Wagen und fuhr nach Hause.
 
Die Tage vergingen und eine Woche später ging Cindy wieder nach Hause zurück. Die Jungs hatten ganze Arbeit bei ihrer Wohnung geleistet, es war wirklich alles wieder repariert.
„An den Jungs sind echt Handwerker verloren gegangen, das steht alles noch fester als vorher. Ich hab auch das Schloss ausgetauscht, nur um sicher zu gehen. Hast du was von der INS gehört?“, fragte Cindy, als sie mit Meg in ihrer Wohnung saß.
„Nein, tut mir Leid aber sie haben ihn sicher in Abschiebungshaft, du musst keine Angst mehr vor ihm haben. Ich mach heut Abend nen Mädelsabend mit Dena, willst du mitkommen?“, fragte Meg freundlich.
„Ich bin immer noch grün und blau, ich mach lieber einen ruhigen Abend vor dem Fernseher. Ich kann Mai Babysitten, wenn du willst“, schlug Cindy vor.
„Alo passt auf meine Kleine bei mir zu Hause auf, aber du kannst ruhig zu ihnen stoßen, wenn du willst. Ich war sicher seit fünf Jahren nicht mehr aus, ich freu mich schon richtig“, erkannte Meg.
„Das glaub ich dir, ich bin ja genauso alt wie du, ich kann mir gar nicht vorstellen, jetzt schon ein Kind zu haben. Ich lass in nächster Zeit die Finger weg von der Dating-Szene, glaub mir“, erwiderte sie und stand wieder auf.
„Aber verkriech dich nicht, das hab ich jetzt lang genug gemacht. Ich hab sogar Schiss einen Kerl anzusprechen, auf den ich stehe“, erklärte Meg und Cindy bekam große Ohren.
„Du hast dich verknallt, in wen? Erzähl!“
„Veto!“
„Den Kerl von letzter Woche? Weiß er von seinem Glück?“
„Ich hab ihn seit dem Tag nicht mehr gesehen, das ist so kindisch, ich weiß“, erkannte Meg nachdenklich.
„Nein, du brauchst so was in deinem Leben, du musst es ihm sagen, bevor es zu spät ist“, erwiderte Cindy aufgekratzt und plötzlich kam Meg wieder ihr Traum eine Woche zuvor in Erinnerung.
„Was hast du gesagt?“, fragte sie durcheinander.
„Ich sagte, du solltest ihn dir schnappen bevor es zu spät ist, alles klar mit dir?“, fragte Cindy, als Meg sie verwirrt ansah.
„Ja, sorry, mir ist nur was eingefallen, was ich geträumt habe. Ja, ich sollte ihn wirklich darauf ansprechen, aber nicht jetzt, noch trauert er. Ich muss dann auch wieder los, ich hab dir meine Handynummer auf Kurzwahl eingespeichert, wenn du dich irgendwie unwohl fühlst, ruf mich an und schließ die Tür ab, wenn ich draußen bin“, bat Meg und Cindy nickte.
 
20 Minuten später stand Meg vor Dena und Brantlys Haustür. Als Dena ihr aufmachte, trug sie ein schickes Kleid und hohe Schuhe.
„Alter Schwede, wer ist denn die Lady? Gut siehst du aus“, machte Meg ihrer Freundin ein Kompliment.
„Ja, das hab ich neu gekauft, ich hab echt vergessen, dass ich auch noch Frau bin und nicht nur Mummy. Und du trägst Hosen, so wie immer, warum trägst du eigentlich keine Röcke?“, fragte Dena, da ihre Freundin das gleiche wie immer anhatte.
„Deswegen trag ich keine Röcke“, erklärte Meg und krempelte ihre Hose hoch. Eine lange Narbe zierte ihren ganzen Unterschenkel.
„Richtig, der Unfall, man, das gab eine ganz schöne Narbe, du kommst durch keinen Metalldetektor ohne zu piepsen, oder?“, fragte Dena und Meg krempelte ihre Hose wieder herunter.
„Es geht noch weiter“, konterte Meg und zeigte ihre Narbe am rechten Unterarm, die genauso lang und dick wie die am Bein war.
„Man, du hast echt deine Lektion gelernt, nicht beim Motoradfahren zu schießen, was?“, fragte Dena und grinste.
„Ja, echt hey. Es wird noch etwas dauern, bis ich die stolz zeigen kann. So, können wir dann?“, fragte Meg und Dena nickte.
Sie verbrachten einen netten Mädelsabend zusammen und redeten das erste Mal seit langem wieder über alles was sie beschäftigte. Doch ihre Ruhe wurde abrupt gestört, als ein junger Mann in die Bar gestolpert kam, die sie gerade besuchten.
„Ist das nicht der Kerl von letzter Woche mit der toten Ex?“, fragte Dena und Meg drehte sich auf dem Barhocker zur Tür.
„Man, der hat echt getankt, wir sollten zu ihm gehen und ihn heimbringen“, schlug Meg vor.
„Aber wir amüsieren uns doch grad so gut“, murrte Dena, die der Gedanke gar nicht gefiel nach Hause zu gehen. In dem Moment fiel Veto wie ein Sack Kartoffeln auf seine Knie.
„Die Party ist vorbei, tut mir leid. Du kannst mir helfen oder heimgehen, ich überlass dir die Wahl“, erkannte Meg und rutschte vom Barhocker.
„Na schön, aber wenn er mein neues Kleid vollkotzt, zahlt er die Reinigung, das ist Viskose“, entschied sie und ging Meg hinterher.
„Veto hey, kommen Sie, ich bring Sie heim“, sprach Meg den total verwirrten Veto an, der sich wieder aufgerappelt hatte.
„Meg, sind Sie das?“, fragte er lallend, fast weinend.
„Ja, ich bin’s, ich bin enttäuscht, Sie feiern ganz ohne mich?“, fragte Meg und stützte ihn bis zur Tür.
„Ich feiere nicht, was soll ich auch feiern?“, murmelte er vor sich hin und ließ sich ohne Gegenwehr nach draußen bringen.
„Ja, Sie haben Recht, Ihnen ist sicher nicht zu Feiern zumute. Ich bring Sie jetzt heim“, versprach sie liebevoll.
„Ich sollte heimgehen, dann kann ich meinem Mann auch noch geben, was ich ihm fürs Babysitten versprochen habe“, wusste Dena nicht, wie sie reagieren sollte.
„Ja, nimm dir ein Taxi, wir sind mit meinem Wagen da. Hier ist Geld und hast du eine Waffe dabei?“, fragte Meg und Dena zog skeptisch die Stirn in Falten.
„Was denn? Nein, ich hab keine Waffe dabei. Manche Leute sind halt Bullen aus tiefster Seele und andere tragen Handtaschen wo keine Waffen reinpassen herum. Ich komm klar, sag bloß, du hast ne Waffe dabei“, erwiderte Dena und Meg zog eine kleinkalibrige Waffe aus ihrem Stiefel und drückte sie Dana in die Hand.
„Die passt auch in deinen Stiefel, danke, dass du so verständnisvoll bist“, bedankte sich Meg.
„Was ist mit dir? Mir ist nicht wohl dich allein mit ihm zu lassen“, entschied Dena und Meg ließ nur einen Arm von Veto los, was ihn wieder in die Knie zwang.
„Glaub mir, das einzige, was er mir antun kann ist mich anzukotzen. Ich komm klar, versprochen. Befriedige du deinen Mann“, schmunzelte Meg und Dena ging wieder rein, um ein Taxi zu rufen.

Fünfzehntes Kapitel


Meg war schon fast auf dem bequemen Sofa in Vetos Wohnung eingeschlafen, als Veto ziemlich verschwitzt, aber wieder nüchterner aus dem Badezimmer kam.
„Na, haben Sie jeden rausgeschmissen, der keine Miete gezahlt hat?“, fragte sie und setzte sich auf.
„Ja, so in etwa. Danke, dass Sie mich nach Hause gebracht haben“, bemerkte er immer noch betrunken aber wieder einigermaßen zurechnungsfähig.
„Gern geschehen. Soll ich Ihnen was zu trinken holen?“, fragte Meg fürsorglich.
„Nein, geht schon. Ich hab Ihnen wohl den Mädelsabend verdorben, tut mir Leid“, entschuldigte er sich und setzte sich neben sie.
„Schon gut, nach einer Weile hatte ich das „Meine Tochter kann das, mein Sohn ist in dem und dem Spiel Fußballchampion geworden“ – Gequatsche satt, es war Zeit zum heimgehen. Wo ist ihre Tochter?“, fragte Meg, die bemerkte, dass Elena nicht in der Wohnung war.
„Sie ist bei meinen Eltern, ich kann sie grade nicht um mich haben“, murmelte er wortkarg.
„Weil sie ihr so ähnlich sieht, ich verstehe“, erwiderte sie.
„Nein, weil sie mir so wenig ähnlich sieht“, konterte er nur und Meg sah ihn an. Er hatte Recht, Elena sah ihm nicht besonders ähnlich.
„Ich versteh nicht“, sagte sie, obwohl sie verstand worauf er hinauswollte.
„Ich hab Blutgruppe 0“, begann er.
„Das haben viele Leute!“
„Meine Ex hatte auch 0!“
„Sag ich doch, die meisten Leute!“
„Elena hat aber A+, sie musste letztes Jahr am Blinddarm operiert werden, als sie bei mir war, ich dachte immer, meine Ex hätte A, weil sie es mir so gesagt hat, aber bei der Autopsie haben sie rausgefunden, dass sie auch 0 hat. Ich musste nicht das College besuchen um zu realisieren, dass Elena nicht meine Tochter ist“, erklärte er traurig.
„Lieben Sie sie?“
„Natürlich tu ich das!“
„Dann ist sie Ihre Tochter, egal was irgendwelche Tests sagen“, versuchte sie ihn aufzumuntern.
„Sie hat es mir nicht sagen können, sie hatte doch vor, sich das Leben zu nehmen, kommt man da sonst nicht ins Reine mit allem?“, fragte er frustriert.
„Ich weiß es nicht, tut mir leid. Sie können Ihre Tochter aber nicht ihr ganzes Leben bei ihren Großeltern lassen, sie hat grade ihre Mutter verloren, soll sie noch ohne Vater aufwachsen?“, fragte Meg und sah ihn an. Er hatte so tolle südländische braune Haut und genauso braune Augen, die sie kurz stocken ließ. Plötzlich tat Veto etwas, mit was sie überhaupt nicht gerechnet hatte, er küsste sie stürmisch. Nach einem etwas längeren Kuss drückte sie ihn weg.
„Du solltest nichts machen, was du morgen bereust“, erklärte sie und stand auf.
„Ich meine, du bist gerade nicht im Zustand einen klaren …“, begann sie und drehte sich wieder zu ihm. Er war auf dem Sofa eingenickt.
„…Gedanken zu fassen“, beendete sie ihren Satz und lächelte dann, als sie ihn so friedlich da liegen sah. Sie nahm ihre Tasche und verließ seine Wohnung ohne ihn aufzuwecken.
 
„Na, noch lustig geworden, gestern?“, fragte Dena, als Meg am nächsten Tag ins Büro kam.
„Kommt darauf an, wie du lustig definierst“, entgegnete Meg und setzte sich hin.
„Oh man, er hat dich vollgekotzt, oder?“, fragte Dena mitfühlend.
„Nein, das hat er bis zur Toilette drin gelassen, Gott sei Dank. Aber er hat was anderes mit seinem Mund gemacht“, erklärte sie fast flüsternd.
„Er hat dich geküsst?“, fragte Dena überrascht.
„Ja, hat er, aber ich weiß nicht, wie ich jetzt reagieren soll“, entgegnete Meg unsicher.
„Wie betrunken war er denn?“, fragte Dena nach.
„Von eins bis zehn?“
„Ja!“
„12!“
„Dann mach dir keine Gedanken, das weiß er eh nicht mehr“, entschied Dena.
„Das wäre aber schade, das war ein toller Kuss“, erkannte Meg verträumt.
„Oh Süße, interpretier da nicht zu viel hinein“, bat Dena.
„Tu ich nicht, ich sag nur, dass es schön war. Also, was haben wir heut zu tun?“, fragte sie und begann mit der Arbeit.
An diesem Nachmittag, Meg bereitete sich schon auf den Feierabend vor, klingelte ihr Telefon am Schreibtisch.
„Na, ausgeschlafen?“, meldete sich Meg, als sie sah, dass Veto anrief.
„Berichtigen Sie mich, wenn ich falsch liege, aber haben Sie mich gestern heimgebracht, Miss Kenza?“, fragte Veto mit versoffener Katerstimme.
„Das hab ich wohl getan, du kannst mich ruhig Meg nennen, nach allem was gestern war“, erkannte sie ruhig und mit etwas Schadenfreude in der Stimme.
„Oh man, was haben wir gemacht?“, fragte er entsetzt.
„Komm schon, so voll wie du wärst, hättest du nicht mal mit 10 Viagra können. Wir haben uns geküsst, bessergesagt hast du mich geküsst und ich fand’s echt schön“, erzählte sie ihm von der Nacht zuvor.
„Das hab ich gemacht? Ich hab wohl meine tiefsten Gefühle ausgegraben, das wollt ich schon machen, als wir uns das erste Mal gesehen haben. Ich bin aber nicht zudringlich geworden, oder?“, fragt er angenehm überrascht.
„Wenn du auf dem Sofa einpennen zudringlich werden nennst, dann ja, sonst nicht“, schmunzelte sie.
„Das war nicht meine beste Seite gestern, darf ich dich und deine Tochter heut Abend zum Abendessen zu mir einladen und wir reden darüber?“, fragte er hoffend.
„Das klingt gut, ich komm so gegen sieben Uhr, ist das ok?“, fragte Meg und er stimmte zu.
Schmunzelnd legte sie auf.
„Was war das grad?“, fragte Dena erstaunt.
„Ich hab grad nen Date ausgemacht, scheint mir“, erkannte sie und widmete sich wieder ihrem Computer.
„Darf ich ihn für dich checken?“, fragte Dena und Meg sah sie skeptisch an.
„In unserer Datenbank, was hast du denn gedacht?“, fragte Dena und errötete.
„Genau das hab ich gedacht, das gefällt mir nicht, auf keiner der Weisen, die du gemeint hast“, erkannte sie.
„Er gehört ganz dir, versprochen. Ich will nur wissen, ob er der ist, der er vorgibt zu sein“, bat Dena.
„Meinetwegen, tu was du nicht lassen kannst“, entschied Meg, war aber nicht sicher, dass sie wissen wollte, auf was sie sich da einließ.
„Ich tippe seinen Namen ein und dann kannst du immer noch entscheiden, ob du es wissen willst, oder nicht“, schlug Dena vor und zog ihre Tastatur zu sich.
„Als könnte ich nicht von deinem Gesicht ablesen, was du liest“, konterte sie.
„Gut, dann mach du es, dann kannst du mir nachher nichts vorwerfen“, erwiderte Dena, die schon neugierig war.
„Oder ich frag ihn heut Abend“, fand Meg eine bessere Lösung.
„Hältst du Vorstrafen für das beste Thema für das erste Date?“, fragte Dena zurück.
„Okay, ich tippe seinen Namen ein, aber wenn er mich fragt, woher ich die Sachen weiß, sag ich, du hast mich gezwungen“, entschied Meg und gab Veto Beltran in ihren PC ein. Sie schloss die Augen, zählte bis zehn und öffnete dann ihre Augen wieder. Dena versuchte ihren Gesichtsausdruck zu interpretieren, bekam aber selbst Sorgenfalten ins Gesicht, als sie sah, wie ihre Freundin reagierte.
„So schlimm?“, fragte Dena vorsichtig.
„Sagen wir mal so, ich weiß jetzt, warum Elena bis jetzt nicht bei ihm gelebt hat“, erkannte Meg und machte ihren Bildschirm aus, als würde sie darauf etwas Verbotenes sehen.
„Jetzt sag schon, war er im Knast?“, wurde Dena ungeduldig.
„Nein, schlimmer, er ist Reporter“, erwiderte sie und stand auf.
„Jetzt hast du mich so erschreckt wegen so’m Mist? Dann ist er Reporter, na und?“, fragte Dena, die sie nicht verstehen konnte.
„Reporter sind die Schmeißfliegen der Gesellschaft“, erkannte Dena aufgebracht.
„Ich will ja nichts sagen, aber ihr Kopfgeldjäger sagt über uns Polizisten dasselbe“, konterte Dena.
„Wir Kopfgeldjäger? Hab ich da was verpasst?“, fragte Meg verwundert.
„In deiner Brust schlagen zwei Herzen, ich seh dich jeden Tag arbeiten, du würdest lieber auf der Straße sein und Verbrecher jagen“, sprach Dena das Thema an, was seit Wochen in der Luft zu hängen schien.
„Du wärst auch lieber bei deinen Kindern zu Hause, gib’s zu“, erwiderte Meg, die die Anschuldigungen gar nicht mochte.
„An manchen Tagen schon, ja, aber ich bin gerne Polizistin, du bist es nur um Geld zu verdienen, aber du bist nicht mit dem Herzen dabei“, konterte Dena.
„Du hast Recht, ich bin keine Polizistin, ich kann nicht einfach hier rumsitzen, ich geb das hier auf“, entschied Meg und ging zu Eddie um zu kündigen.
„Das hab ich nicht so gemeint, Meg bleib hier, Meg“, bat Dena, als Meg etwas später in ziviler Kleidung aus der Umkleide kam.
„Zu spät Den‘, ich möchte das hier nicht mehr. Ich möchte wieder als Kopfgeldjägerin arbeiten, das ist meine Berufung“, erwiderte Meg und verließ das Revier.

Sechzehntes Kapitel


Meg sah auf ihr Handy, Dena hatte sie schon zehnmal angerufen, aber sie wollte nicht mit ihr reden.
„Mummy, was machen wir hier?“, fragte Mai, die an ihrer Hand ging, als sie zu Vetos Wohnung lief.
„Wir gehen zu einem Freund zum Abendessen, meine Süße, er hat eine Tochter und ihr könnt ganz toll zusammen spielen“, erklärte sie ihrer Tochter und klingelte an der Tür, nachdem sie das Handy in ihre Hosentasche gesteckt hatte.
„Hallo, schön dass du gekommen bist“, begrüßte Veto sie und ließ sie rein.
„Danke, dass du mich eingeladen hast. Mai, Mäuschen, das ist Veto, Veto, das ist meine Tochter Mai“, stellte sie ihm ihre Tochter vor und umgekehrt.
„Hallo Kleines, freut mich dich kennenzulernen. Ich hab dir ein paar Spielsachen hingelegt, damit kannst du alle spielen“, entgegnete Veto und Meg brachte ihre Tochter ins Schlafzimmer wo die Spielsachen war. Danach kam sie allein zurück.
„Ist Elena nicht da?“, fragte Meg und setzte sich aufs Sofa.
„Ich hab mich heute einige Male übergeben, da konnte ich sie nicht hier gebrauchen, ich hol sie morgen wieder heim. Willst du nen Glas Wein?“, fragte er und sie nickte.
„Und, wie lief die Arbeit heute?“, fragte Veto um Konversation zu betreiben.
„Ach, nichts Besonderes, ich hab Akten abgelegt, Sachen in den PC eingetippt, gekündigt…“, erzählte sie von ihrem Tag.
„Warte, wiederhol das letzte“, bemerkte er, während er die Weinflasche aufmachte.
„Ich hab gekündigt, ich bin nicht für Schreibarbeit gemacht, ich will wieder Kopfgeldjägerin sein“, erklärte sie und er schenkte ihr ein Glas Wein ein.
„War das nicht etwas riskant?“, fragte Veto und gab ihr das Glas.
„Darüber denk ich jetzt schon den ganzen Abend nach, aber ich glaub nicht, ich krieg das hin, irgendwie“, entgegnete sie und trank das Glas Wein auf Ex.
„Das würd ich nicht machen, du hast mich ja gestern noch gut in Erinnerung, ich hab auch meinen Frust weggetrunken, zumindest hab ich es versucht“, erkannte er und sie stellte ihr Glas ab.
„Geht’s dir heute besser?“, fragte Meg plötzlich.
„Wechseln wir jetzt das Thema?“
„Sieht so aus, also?“
„Sie ist meine Tochter, alles andere ist nicht wichtig“, entschied er.
„Schön, du hast auf mich gehört!“
„Das hat also doch jemand zu mir gesagt, ich dachte, ich hätte das geträumt“, bemerkte Veto und setzte sich neben sie.
„Du bist kurz danach eingepennt, hätte sein können, aber nein, das hab ich gestern zu dir gesagt. Tut mir leid, dass ich so schnell weg bin, aber ich find es nicht so anregend Alkoholleichen beim Schlafen zuzusehen“, erklärte sie und streckte ihr Glas hin, welches er wieder füllte.
„Ja, ich trink sonst nicht so viel, ehrlich, das war echt ne Ausnahme. Ich fühl mich immer noch nicht so gut, wenn du nicht dagewesen wärst, wär ich sicher in irgendeiner Zelle ausgenüchtert. Deshalb wollte ich dich auch nochmal hierher einladen, um mich zu bedanken“, erklärte er.
„Du willst dich nur bedanken?“, fragte Meg etwas enttäuscht.
„Nein, nicht nur. Ich find dich wirklich sehr anziehend, wenn ich so dreist sein darf. Du hast Haut wie die Erde und Augen wie Bernsteine“, erkannte er säuselnd.
„Ist ne Weile her, dass du ne Frau angemacht hast, oder?“, fragte sie schmunzelnd.
„Ja, ne ganze Weile, zu viel?“
„Ja, schon ein bisschen, aber ich freu mich, dass du so fühlst, denn ich hab mich auch in dich verliebt, schon bei unserem ersten Treffen, es ist, als wären wir füreinander bestimmt, man, jetzt kling ich schon wie du“, erwiderte sie und er küsste sie spontan mit voller Leidenschaft.
„Und du küsst verdammt gut, für nen Reporter“, entgegnete sie etwas überrascht.
„Du hast mich also gegoogelt, das ist aber nicht nett“, war er nicht begeistert davon.
„Na ja, gegoogelt kann man nicht sagen, eher deine Strafakte eingesehen. Du bist harmlos, kann ich nur sagen“, erklärte sie.
„Ja, das bin ich, aber nicht langweilig. Ich hab schon den ein oder anderen Sportpromi getroffen. Was ist dein Geheimnis?“, wollte er wissen.
„Ich hätte fast einen Menschen getötet, weil er meinen Ziehvater ermordet hat“, konterte sie.
„Habt ihr jemals rausgefunden, ob er es wirklich war?“, wollte er wissen.
„Nein, das ist immer noch ein offener Fall, Gott sei Dank hab ich es nicht getan, vielleicht war er es auch nicht, Cruz hat auch manchmal Fragen gestellt die nicht jedem gefallen haben.  Bist du eigentlich in Gefahr?“, fragte Meg, die etwas plapperte.
„Ich bin Sportreporter, also nein. Dein Job ist viel gefährlicher, was auch immer du jetzt machen willst. Wie willst du deiner Tochter eigentlich erklären, dass du jetzt wieder Lederhosen trägst und Motorrad fährst?“, fragte er.
„Das wird sie nicht erfahren, für sie werde ich jeden Tag wie immer zur Arbeit gehen“, erklärte sie.
„Sie ist zwar erst drei, aber sie wird kapieren, dass Mummy jetzt Nachts arbeiten geht“, schlussfolgerte er und sie trank das Glas wieder auf einmal aus.
„Man kann sagen, mein Plan war nicht so ausgeklügelt, okay?“, gab sie zu.
„Dann gehe morgen dahin zurück und bettle um deinen Job, du sagst einfach, du warst übernächtigt“, schlug er vor.
„Nein, ich hab meine Entscheidung getroffen, ich möchte wieder auf Lucille durch die Stadt fahren und Verbrechern in den Hintern treten. Letzte Woche wurde meine Freundin brutal von ihrem Freund verprügelt, die alte Meg hätte ihn so windelweich geprügelt, dass er im Krankenhaus gelandet wäre, aber ich habe nur das INS angerufen und ihn in Abschiebungshaft gesteckt“, erkannte Meg traurig.
„Darum geht es dir? Das dir als Polizistin die Hände gebunden sind? Das Leben ist kein Schundroman, wir müssen uns an Regeln halten, auch wenn es uns nicht gefällt. Ich hab meine Ehe für meinen Job geopfert, man sieht ja, was daraus geworden ist. Ich hab sie geheiratet, weil sie schwanger wurde, weil es ja ein braver Katholik so tut“, erzählte er von seinem Leben.
„Du wurdest ganz schön verarscht, was?“, fragte Meg, die den Alkohol schon ziemlich merkte.
„Ja, das kann man so sagen, seit ich das mit Elena weiß hat sich meine Trauer um die Liebe meines Lebens in Hass verwandelt. Wie konnte sie mir das antun?“, fragte er mit fragenden Augen.
„Das weiß ich nicht, tut mir leid. Man, ich merk den Alkohol ziemlich, ich sollte mich kurz ablegen“, erwiderte Meg und lief etwas wankend in sein Schlafzimmer um sich abzulegen.
Während sie ihrer Tochter beim Spielen mit Elenas altem Spielzeug zusah, döste sie auf seinem Bett ein. 20 Minuten später kam er in sein Schlafzimmer um nach ihr zu sehen.
„Ich hab eigentlich nicht gedacht, dass ich dich so schnell in mein Bett kriege“, schmunzelte er, deckte sie zu und nahm Mai auf seinen Arm um mit ihr raus zu gehen. Er gab Mai etwas zu Essen und legte sie dann auf dem Sofa zum Schlafen hin. Während er sich seine Lieblingskrimiserie im Fernsehen ansah, döste er auch ein.
 
Am nächsten Morgen weckte er sie sanft mit einem Kuss auf den Kopf.
„Ich muss jetzt zur Arbeit, aber du kannst gern liegen bleiben, wenn du willst“, erkannte er und sie sah ihn etwas verwundert an.
„Wo bin ich?“, fragte sie verschlafen.
„In meinem Bett!“
„Oh, verdammt!“
„Keine Sorge, ich hab auf dem Sofa geschlafen, ich hab Mai was zum Frühstück gegeben und bring sie jetzt in den Kindergarten“, erklärte er planend.
„Ich bin in deinem Bett eingeschlafen, noch vor dem Abendessen?“, fragte sie nach.
„Keine Sorge, das war nur Chilli con Carne, das kann man auch noch heute essen. Kopfschmerzen?“, fragte er und sie setzte sich auf.
„Ein wenig, ich hätte den Wein nicht trinken sollen wie Wasser. Man, du hast dir diesen Abend anders vorgestellt, oder?“, fragte Meg.
„Nicht so schlimm, ich koch wieder für dich, wenn du willst. Willst du ne Aspirin?“, fragte er liebevoll.
„Ich pump meinen Körper nicht mit Drogen voll, ich brau mir nachher selbst was zusammen, dass mir meine Mutter die hohe Kunst der pflanzlichen Heilmittel beigebracht hat, muss ja für was nützlich sein. Ich hab übrigens von ihr geträumt, ich hab sie jetzt vier Jahre nicht mehr gesehen, ich sollte sie mal besuchen fahren mit Mai. Man, was so ein bisschen Alkohol mit dem Gehirn anstellen kann. Ich sollte mir Mai schnappen und sie in den Kindergarten bringen, Dena wird auch da sein, sie wird sich sicher wundern, wenn du sie bringst, während ich meinen Rausch ausschlafe. Mir geht’s gut, ist ja nicht so, dass ich wirklich viel getrunken hätte. Man, man sieht genau, dass ich in meinen Sachen geschlafen habe, ich hätte keine Viskose anziehen sollen“, entgegnete sie und sah ihre faltige Bluse an.
„Wenn es dir nicht zu gruselig ist, könntest du was von meiner Ex tragen, ich hab ihre Sachen noch hier. Die sind alle gewaschen“, schlug er vor und ging zu einer Schublade.
„Klar, wenn es dir nichts ausmacht“, bemerkte sie und er schüttelte den Kopf.
„Gut, dann gib mir was, wie spät ist es?“, fragte Meg und er gab ihr ein grünes T-Shirt.
„Halb sieben, du hast noch etwas Zeit. Du hast sicher Hunger, du solltest was essen“, schlug er vor und ließ sie allein um sich umzuziehen.
„Wir haben die gleiche Größe, das ist irgendwie schräg“, erklärte sie, als sie nach dem Umziehen in die Küche kam.
„Viele Frauen haben 38, da ist nichts Schräges dran, schräg war unsere Unterhaltung gestern, willst du wirklich bei der Polizei aufhören?“, fragte er und sie setzte sich an den Küchentisch.
„Ich will nicht aufhören, ich hab schon aufgehört, gestern Abend. Ich will nicht mehr in diesem Büro sitzen Tag ein Tag aus und die anderen die Abenteuer erleben lassen“, erkannte sie und er gab ihr einen Kaffeebecher mit brühend warmen Kaffee.
„Du bist eine Mutter, Meg, deine Abenteuerzeit war zu Ende, als du sie geboren hast. Ich war genauso jung als ich Vater wurde, ich war noch mittendrin in meinem Journalismus-Studium. Ich war damals auch ziemlich wild, mit Motorrad und allem Drum und Dran. Ich hab mein Motorrad verkauft und mich richtig in mein Studium reingekniet.  Glaubst du, ich wünschte mir nicht jeden Tag, wieder meine alte Honda zu haben und die Route 66 runter zu brettern, wie ich es mir immer gewünscht habe? Aber ich hab jetzt Elena und muss ihr Vater sein, obwohl ich es gar nicht bin. Zumindest hab ich keine Probleme mit der Legalität von dem allen hier, nach kalifornischem Gesetz bin ich nämlich der legale Vater, weil das Kind in einer Ehe geboren wurde. Ich bin jetzt ein arbeitender alleinerziehender Vater und meine Tochter wird ein Schlüsselkind werden, denn ich kann sie nicht von der Schule abholen“, bemerkte Veto, der sich mit seiner ganzen neuen Situation noch nicht so wohl fühlte.
„Ich sollte langsam gehen, ich bin zu früh zu dir gekommen, tut mir leid“, entschied sie, stand hektisch auf, nahm ihre Tochter auf die Hüfte und eilte davon.
Nachdem sie Mai im Kindergarten abgesetzt hatte, fuhr sie zum Kopfgeldjägerbüro. Sie wartete solang in ihrem Auto vor dem Büro bis Alo zu ihr ans Auto kam.
„Ist das eine polizeiliche Überwachung?“, fragte er keck und sie kurbelte das Fenster herunter.
„Ich will mit dir über was reden“, sagte sie nur mit ruhiger und fast tonloser Stimme.
„Wär es dann nicht einfacher zu mir reinzukommen?“, fragte Alo und sie öffnete die Fahrertür.
„Ich war noch nicht fertig mit dem Sammeln meiner Gedanken, jetzt bin ich es. Ich möchte dich um nen Gefallen bitten“, bat sie und stieg aus.
„Wenn es ums Babysitten geht, ich hab grad ziemlich viel Arbeit“, entgegnete er.
„Genau das ist mein Anliegen, ich will bei euch mitmachen“, bat sie.
„Du willst wieder die Seiten wechseln?“, fragte er skeptisch.
„Es gibt keine Seiten zu wechseln, ich hatte nur eine Auszeit davon genommen um wieder zu Kräften zu kommen, jetzt bin ich wieder da“, entschied sie mit stärkerer, sicherer Stimme.
„Okay, wenn du eine Möglichkeit findest, wo Mai Abends bleiben kann, bist du dabei“, stimmte Alo ihr zu.
„Genau darüber muss ich noch mit dir sprechen, habt ihr nicht diesen leerstehenden Raum den ich als Kinderzimmer umbauen könnte? Ich meine, einer von uns wär doch dann immer im Büro“, erkannte Meg verhandelnd.
„Äh … nein, bei uns gehen Verbrecher ein uns aus, das ist kein Platz für eine dreijährige. Besorg dir doch einen Babysitter, wenn du so gut bist wie ich gehört habe, kannst du dir einen Babysitter leisten“, konterte er.
„Ich bin so gut wie du das gehört hast, glaub mir und es ist wirklich Zeit für einen Babysitter“, entschied sie und sie gingen rein um das weitere zu besprechen.
„Hey, was geht denn hier?“, fragte Emilio, als er am Besprechungsraum vorbeikam, während Meg und Alo darin saßen.
„Ich mach bei euch mit“, erklärte Meg nur.
„Ah, tust du, haben wir da nicht auch noch was dazu zu sagen?“, fragte er und setzte sich breitbeinig auf einen Stuhl neben ihr.
„Der Junior hat eine ganz schön große Klappe gekriegt, oder seh ich das falsch“, erwiderte Meg und sah Emilio an.
„Das hatte er doch schon immer, es wird in letzter Zeit nur immer unerträglicher. Wir sind im Gespräch darüber, für die endgültige Entscheidung hätt ich euch mit einbezogen“, versprach Veto.
„Wir sind grad alle da, besprechen wie es doch jetzt“, schlug Emilio vor.
„Wo ist Cin?“, fragte Meg.
„In der Küche, sie backt grad irgendwas“, erklärte Emilio und Alo und Meg begannen zu lachen.
„Was ist so witzig?“, fragte Emilio verwundert.
„Du meinst das ernst, oder?“, fragte Meg verwundert.
„Ja, das tu ich, sie ist ne Frau, sie kann backen“, konterte er.
„Ja, das kann ich mir nur nicht vorstellen bei ihr. Das muss ich mir ansehen“, schmunzelte Meg und ging in die Küche.
„Hey, was machst du da?“, fragte Meg, als sie eintrat.
„Äh … nichts“, stotterte Cindy ertappt. Sie hatte über ihr ganzes Gesicht Mehl verteilt.
„Du backst ja wirklich“, frotzelte sie.
„Man, das sollte ne Überraschung werden“, murmelte sie ertappt.
„Das du backst ist wirklich Überraschung genug, mit was wolltest du mich überraschen?“, fragte Meg verwundert.
„Du hast doch morgen Geburtstag und so“, druckste sie herum. Sie hatte Recht, sie hatte fast ihren eigenen Geburtstag vergessen.
„Ach stimmt ja, ich hab morgen Geburtstag, das hab ich fast vergessen, ist ne Menge los bei mir grade. Ich möchte mit euch arbeiten, wieder auf die Jagd gehen, Emilio meint, dass müsst ihr alle zusammen entscheiden“, erkannte sie zu Cindy.
„Du bist mein Vorbild, also mein okay hast du“, entgegnete sie und lächelte sie an.
„Danke, das bedeutet mir viel. Kannst du dann schnell in den Besprechungsraum kommen und ihnen das sagen?“, fragte sie hoffend.
„Ich mach das noch schnell fertig, dann komm ich zu euch. Schön, dass du dich dafür entschieden hast, uns fehlt echt noch ne Frau im Team“, bemerkte sie freundlich und Meg ging zurück zum Besprechungsraum.
„Sie hat zugestimmt, oder?“, fragte Emilio etwas wirsch, als sie lächelte.
„Was ist dein Problem, Em?“, fragte Meg genauso wirsch.
„Was mein Problem ist? Mein Problem ist, dass du hier so reinstolzierst und auf Chef machst, denn das bist du nicht, egal was vorher war“, erkannte er stur.
„Ich bin nicht auf die Chefposition aus, ich bin hier nur eine Angestellte, nichts weiter“, versuchte sie ihn zu besänftigen.
„Dann hab ich nur noch eins zu sagen, willkommen im Team“, erkannte Emilio und grinste breit.
„Du Arsch, erschreckst mich so, mach das nie wieder“, erkannte Meg und boxte ihm in die Rippen.
„Ich musste ja überprüfen wie hoch du deine Nase trägst, als Kollegin will ich gern mit dir arbeiten, aber als Chefin bist du echt eine Nervensäge“, schmunzelte er und sie grinste auch.
„Sie darf ihre Nase so hoch tragen wie sie will, wenn sie wirklich so gut ist, wie ich es gelesen habe“, erkannte Cindy, die zu ihnen stieß.
„Was hast du wo gelesen?“, fragte Emilio verwundert.
„Du hast es ihnen nicht gesagt?“, wunderte sich Meg und sah Cindy an.
„Alo kannte ihn doch gar nicht und ich wusste nicht, wie Emilio darauf reagieren würde“, druckste sie herum.
„Was hast du gelesen?“, fragte Emilio erneut und Cindy ging in ihr Büro, um Cruzs unveröffentlichtes Buch aus ihrer Schublade zu holen. 
Cindy legte es ihm einfach hin und er las darin. Nach einer Weile und ganz überrascht kullerten dem sonst coolen Emilio die Tränen die Backen herunter. Wortlos kniete sich Cindy zu ihm hin und umarmte ihn kräftig aber trotzdem sanft.
„Das ist echt gut geschrieben, wir sollten das mit unseren Erfahrungen fertig schreiben und veröffentlichen“, schlug er vor.
„Das ist ne gute Idee, das sollten wir tun. Man, ich hab morgen Geburtstag, ich hab diesen Tag seit Jahren nicht mehr gefeiert, wir sollten hier ne kleine Party veranstalten, wenn euch das Recht ist“, schlug Meg vor.
„Wir könnten echt mal ne Party hier vertragen, wir stellen was für dich auf die Beine. Wir haben dir nur ein kleines Büro, aber wenn du es schön herrichtest, wirst du dich hier wohl fühlen“, entgegnete Alo und führte sie in das kleine Zimmer, das Meg als Kinderzimmer für ihre Tochter gedacht hatte.
„Das wird mein Büro sein, das ist das Wichtigste. Ich danke dir für diese Möglichkeit“, bedankte sich Meg und Alo lächelte.
„Es ist mir eine Ehre, weißt du doch. Ich werde dir bis morgen einen Schreibtisch besorgen, den Rest musst du dir halt selbst besorgen“, erkannte Alo.
„Das krieg ich hin, danke. Ich muss dann auch wieder los, muss noch paar Sachen erledigen, bevor ich meine Prinzessin vom Kindergarten abholen muss. Wir sehen uns morgen“, bedankte sie sich und Alo ließ sie allein. Meg sah sich in dem leeren kleinen Zimmer um und ging dann wieder zu ihrem Wagen. Als sie gerade die Tür aufschließen wollte, tippte ihr jemand auf die Schulter. Sie erschreckte sich so, dass sie ruckartig die Person am Arm packte und sie im Polizeigriff an die Tür presste.
„Wir sind echt schreckhaft, was?“, fragte Veto, den sie grade unter Kontrolle gebracht hatte.
„Veto, hey, tut mir Leid, bin wohl echt etwas schreckhaft. Was willst du hier?“, stotterte sie und ließ ihn frei.
„Ich hab überhaupt keine Nummer von dir und ich dachte mir, dass du hier bist“, erklärte er, schnappte sie mit einem Arm an der Hüfte und zog sie zu sich.
„Erklärst du mir, was du da machst?“, fragte sie überrascht und er küsste sie.
„Ich küsse meine Freundin, ich hab nämlich entschieden, dass wir jetzt zusammen sind“, erkannte er dreist.
„Ach, sind wir das? Hab ich auch noch was dazu zu sagen?“, fragte sie schmunzelnd.
„Klar, aber ich weiß nicht, ob ich das hören will“, witzelte er und sie küsste ihn zurück.
„Du gehst ganz schön ran, weißt du das eigentlich?“
„Ich will dir nur zeigen, dass ich darüber hinweg bin, dass ich jetzt in die Zukunft schauen will, mit dir“, erklärte er.
„Das klingt fast zu gut um wahr zu sein. Du fühlst dich doch eindeutig mit deiner Vaterrolle überfordert“, schlussfolgerte sie und er löste seinen festen Griff.
„Und du hast noch Probleme mit deiner Mutterrolle, aber wenn wir uns gegenseitig helfen, wird das funktionieren. Ich hab das Alter, in dem deine Tochter jetzt ist bei meiner nicht mitbekommen, ich möchte das mit ihr erleben“, erklärte Veto.
„Wenn du mir jetzt einen Heiratsantrag machst, schrei ich“, erkannte sie trocken.
„Du bist zwar die Schönste Frau die ich je kennengelernt habe, aber so einfältig bin ich dann doch nicht“, entschied er und sie lächelte.
„Gut, wollt es nur wissen. Okay, dann versuchen wir’s, wenn wir unsere Tagesabläufe richtig planen könnte ich auf die Kinder aufpassen während du arbeitest und du während ich arbeite“, plante sie.
„Wann würden wir uns dann sehen?“, fragte er skeptisch.
„Okay, das könnt ein Problem werden, aber das müssen wir dann noch überlegen, wenn es soweit ist. Weißt du, was ich jetzt gern machen würde, bis die Kinder wieder in unserem Leben sind?“, fragte sie säuselnd und er grinste.

Siebzehntes Kapitel


„Okay, ich hab mir jetzt was ganz anderes ausgemalt“, erklärte Veto, als er Meg an diesem Nachmittag die Füße massierte, während sie fernsahen.
„Hallo? Ich kenn dich doch gar nicht, ich steig doch nicht mit dem Nächstbesten ins Bett“, entschied sie und er grinste.
„So ganz richtig ist das nicht, sonst gäb es Mai nicht“, hörte sie plötzlich Aces Stimme und er kam aus dem Flur in das kleine Wohnzimmer, in dem sie saßen.
„Man, ich hab doch gewusst, dass es ein Fehler war, dir den Schlüssel zu geben“, nörgelte Meg und schloss die Augen.
„Kein Stress, ich wollt nur mein Baby für ne Weile unterhalten“, erkannte Ace,
„Deine Tochter ist im Kindergarten“, entschied Meg.
„Und du amüsierst dich mit dem Gärtner, wie ich sehe. Nein, ich freu mich auch wenn ich die Kleine sehen kann, aber ich mein eigentlich meine erste große Liebe“, erkannte Ace und stellte sich vor sie.
„Mit mir wird jetzt auch nicht mehr gespielt, ich bin jetzt mit Veto zusammen“, konterte Meg und Veto winkte einmal mit einer Hand um ihn zu begrüßen.
„Süß, dass du denkst, dass du meine erste große Liebe bist, ist sie im Keller?“, fragte Ace.
„Du meinst Lucille, hätt ich mir denken können, sie gehört mir, wie ich dir schon gesagt habe“, entgegnete sie.
„Darf ich sie wenigstens heut Nachmittag haben? Nur für ne Spritztour, ich versprech dir, ich bring sie dir frischgeputzt wieder“, bat er.
„Meinetwegen, der Schlüssel ist in der Schale auf der Kommode im Flur. Musst du nicht arbeiten, oder so was ähnliches?“, fragte Meg kritisch.
„Musst du nicht arbeiten, oder so was ähnliches?“, konterte er keck.
„Ich hab gekündigt, ich arbeite ab morgen bei Alo, also?“
„Es ist seit einer Woche keine Frau mit Zigarette und großem Hut in mein Büro gerauscht und wollte dass ich ihre große Liebe wiederfinde, da dachte ich, ich mach ne Pause und besuch mal die alte Gang. Lasst euch nicht stören, bin schon wieder weg“, erkannte Alo, schnappte sich seinen Schlüssel und verschwand.
„Das war also dein Ex“, schlussfolgerte Veto.
„Die Betonung liegt auf Ex, ich hab ihm nur wegen Mai den Schlüssel gegeben“, konterte sie erklärend.
„Du bräuchtest ein Sicherheitsriegel für deine Tür, ich kann dir einen anbringen, wenn du willst“, schlug Veto vor.
„Er ist nicht gefährlich, keine Sorge“, versprach sie.
„Das sag ich damit auch nicht, es wär nur besser“, erkannte er und sie stimmte zu.
Als sie grade wild am knutschen waren, kam Ace wieder in die Wohnung.
„Was denn jetzt noch?“, fragte Meg genervt.
„Darf ich Mai vom Kindergarten abholen?“, fragte Ace.
„Nicht mit der Maschine“, konterte sie.
„Schon klar, ich brauch noch den Schlüssel für die Garagenparzelle. Ich mein danach“, erkannte er.
„Das wär mir sogar recht, danke, nimm aber meinen Wagen, bitte. Auf Wiedersehen“, wollte sie ihn loswerden.
„Schlüssel!“
„Ist am Schlüsselbund dran, Dummerchen“, konterte sie.
„Ach, hätt ich mir denken können, sorry für die Störung, bye“, entgegnete er und verschwand wieder.
„Ich will ja nicht forsch sein, aber den besten Männergeschmack hattest du bei ihm nicht, oder?“, fragte Veto schmunzelnd.
„Nur eine übersteigerte Libido, das war nur Sex mit ihm, mehr nicht. Er wird nicht mehr hierherkommen, wenn du das willst“, erkannte sie ernst.
„Nein, das kann ich von dir nicht verlangen“, bemerkte er etwas erschreckt.
„Bitte verlang es von mir“, bat sie plötzlich.
„Okay, das ist echt schräg, ich geh dann mal“, stotterte er verwirrt.
„Bitte geh nicht, ich bin abgehauen, als du emotional wurdest, wir müssen unsere Gefühle rauslassen, ich will mit dir mehr als ich mit ihm habe … hatte, ganz eindeutig hatte“, konterte sie und stand auf.
„Ich muss noch nen Artikel fertig schreiben, ich ruf dich an“, entgegnete er und eilte aus der Wohnung.
„Verdammter Ace“, fluchte sie und boxte in ein Kissen. Sie musste sich ihrer Gefühle Ace gegenüber klarwerden, wenn sie mit Veto wirklich eine ernsthafte Beziehung führen wollte.
„Was?“, fragte Ace, als er mit Meg und Mai zu Mittag aß, nachdem er Mai vom Kindergarten abgeholt hatte. Meg starrte ihn schon länger grundlos an.
„Du hast dich rasiert“, entgegnete sie nur.
„Ja, das machen Männer manchmal, dafür sind Rasierer erfunden worden“, konterte er cool.
„Du solltest nicht mehr hierher kommen“, warf sie ein.
„Okay, den Gedankensprung musst du mir jetzt erklären“, wunderte er sich.
„Ich mag Veto wirklich gern, aber sobald ich in deiner Nähe bin, will ich dich nur bespringen“, erklärte sie und hielt ihrer Tochter dabei die Ohren zu.
„Ja, das hab ich gemerkt, was sollen wir deiner Meinung nach dagegen tun?“
„Wenn du Mai sehen willst, dann tust du das bei Dena und ich werde so nicht mehr in Versuchung geführt“, erklärte sie.
„Okay, können wir machen“, stimmte er zu.
„Danke, das beruhigt mich sehr. Ich feiere morgen meinen Geburtstag im Büro, du kannst kommen, wenn du willst“, schlug sie vor.
„Du lädst mich auf deine Geburtstagsparty ein?“, fragte er verwundert.
„Das wollt ich damit sagen, du bist doch morgen noch in der Stadt, oder?“, fragte sie.
„Ja, sieht ganz so aus, dann danke für die Einladung. Wusste gar nicht, dass man auf einem Revier Geburtstag feiern kann“, erkannte er.
„Ich bin keine Polizistin mehr, ich arbeite jetzt wieder als Kopfgeldjägerin, na ja, eigentlich erst ab morgen“, konterte sie.
„Und was ist mit Mai?“, fragte Ace und küsste den Kopf seiner Tochter.
„Ich hab heut Mittag ne Agentur angerufen, die schicken mir ne Nanny, ich zahl ihm halt Überstunden wenn es nicht anders geht“, erklärte sie.
„Du bist wohl schon zu lang aus der Kopfgeldjagd heraus dass du vergessen hast, dass es da keinen Feierabend gibt. Warum denkst du wohl habe ich aufgehört? Du musst dein ganzes Leben dem widmen und du hast schon ne Lebensaufgabe, die eine Mutter zu sein“, erklärte er ernst.
„Man, du klingst schon wie Veto!“
„Wo der Gärtner Recht hat, hat er Recht!“
„Wenn du ihn noch einmal den Gärtner nennst knall ich dir eine!“
„Sorry!“
„Er ist Journalist und dazu ein verdammt guter“, entschied sie.
„Ich neck dich doch nur!“
„Find ich gar nicht witzig. Tust du mir nen Gefallen?“
„Klar, welchen?“
„Ich muss zu ihm, bleibst du bei Mai?“
„Weißt du doch, geh zu ihm, klär das mit ihm, ist schon okay“, entschied er und sie schnappte sich ihre Lederjacke und düste mit ihrem Motorrad zu ihm.
 
„Hey Elena sieh mal, die Bikerbarbie“, frotzelte Veto, als er ihr die Tür öffnete.
„Komm ich ungelegen?“, fragte sie unsicher.
„Ich mach grad ne Pause, komm rein“, erkannte er trocken und ließ sie rein.
„Du schreibst also von zu Hause aus?“, fragte Meg neugierig.
„Momentan, ja, bis sich Elena hier eingelebt hat. Wie ich sehe hat dir dein kleiner Lover dein Bike zurückgebracht“, erklärte er.
„Kannst du aufhören so zu sein, bitte?“, bat sie.
„Ich werd nicht gern verarscht“, erwiderte er.
„Du wirst von mir nicht verarscht, ich hab ihm grad gesagt, dass ich nicht will, dass er wieder in meine Wohnung kommt“, bemerkte sie.
„Hast du Gefühle für ihn?“, fragte er und sie setzten sich aufs Sofa.
„Keine die über Notgeilheit hinaus gehen würden. Ich weiß du bist katholisch und verteufelst vermutlich alles mystische, aber ich komme aus einer Kultur die sehr mystisch und geheimnisvoll ist. Ich bin so was wie die Prinzessin von unserem Stamm, Ich wurde mein ganzes Leben gebrandmarkt, dass ich das niemals vergesse. Ich bin zwei Lebewesen, der rationale Mensch der gern bei der Polizei arbeitet und gern das Abendessen für ihr Kind kocht, und das irrationale Tier, die Wölfin, die das Abenteuer und die Spannung aufsaugt wie ein Schwamm und hitzig wird wie ein gewöhnlicher Straßenköter. So, jetzt kennst du mein tiefstes Geheimnis“, erklärte sie.
„Und du verwandelst dich bei Vollmond?“, fragte er schmunzelnd.
„Du machst darüber Witze, na ganz toll!“
„Das klingt nur alles nach einer dummen Ausrede“, entschied er.
„Komm morgen zu meiner Geburtstagsfeier in das Kopfgeldbüro, meine Führerin wird auch da sein und die kann die Wölfin in mir wecken, wortwörtlich. Du musst nur offen dafür sein“, schlug sie vor.
„Du hast morgen Geburtstag?“
„Ja, ich werde 25, das war nur ne Einladung, du musst nicht kommen, wenn du nicht willst“, entschied sie.
„Ich komm gern, danke. Dann musst du mir diese ganze Führerin-Geschichte mal erklären. Ich will dich ja nicht rausschmeißen, aber ich muss Elena bei ihren Hausaufgaben helfen“, entschied er.
„Klar, sie hat sicher schon viel verpasst, mach das. Ich schreib dir hier die Nummer vom Büro auf und die bei mir zu Hause. Kann ich deine Nummer haben? Dann sag ich dir, wann du kommen kannst, dass weiß ich nämlich noch nicht so genau“, bat sie und sie tauschten ihre Nummern aus.
„Danke, dass du mir zugehört hast“, entgegnete sie und ließ ihn wieder allein.
Da sie Mai versorgt wusste, fuhr sie noch zu Dena ins Büro, denn sie hatte ihrer besten Freundin einiges zu erklären.
„Na, schon verhaftet worden?“, frotzelte Dena, als sie zu ihrem Schreibtisch kam.
„Warum denken heute alle das Sarkasmus witzig wäre? Wir müssen uns unterhalten“, bat sie.
„Plötzlich willst du reden? Ich hab dich gestern ein halbes Dutzend Mal angerufen und du hast dein Handy einfach ausgemacht“, murrte Dena ohne aufzusehen.
„Ich war gestern Abend bei Veto, na ja eigentlich die ganze Nacht“, erkannte sie.
„Das ging aber schnell, ich benutze eigentlich das böse Wort mit SCH nicht so gern, vor allem wegen der Kinder, aber du bist schon ne kleine Schlampe, oder?“, fragte sie.
„Ich hab nicht mit ihm geschlafen und danke für dein Vertrauen“, grummelte sie.
„Ich bin deine Führerin und werde dir bis an mein Lebensende vertrauen, das weißt du doch, nur momentan hat die Wölfin in dir die Überhand und das gefällt mir gar nicht“, erklärte Dena und sah sie an.
„Das sind meine animalischen Instinkte, du bist auch ein Wolf, du weißt wie das ist“, entgegnete Meg.
„Oh nein, vergleich mich bitte nicht mit dir, ich bin eher wie die Wölfin in der Remulus und Remus Story, ich säuge und hüte den Nachwuchs, du frisst ihn eher auf“, erkannte Dena vergleichend.
„Autsch, das hat wehgetan. Ich wollte eigentlich wie Erwachsene reden, aber das ist vermutlich jetzt nicht mehr möglich“, murrte Meg und ging Richtung Tür.
„Du bist einfach weg“, erwiderte Dena plötzlich und Meg drehte sich zu ihr um.
„Ich konnte hier nicht bleiben“, konterte sie nur.
„Du hast mit mir nie darüber gesprochen, du weißt gar nicht wie wichtig mir das hier mit dir war. Ich habe vier Kinder, das war die einzige Beschäftigung die ich mit meiner besten Freundin machen konnte“, erklärte Dena und Meg kam langsam zurück zu ihr.
„Ich bin so eine Idiotin“, schlussfolgerte Meg.
„Ja, das bist du eindeutig, aber wir werden immer zusammengehören, wir sind Seelenverwandte und Blutsschwestern“, erklärte Dena und zeigte ihre Hand in dessen Handfläche eine riesige Narbe von dem Schnitt war, den Meg ihr mit 12 verpasst hatte, als sie Blutsschwesternschaft ausgetauscht hatten.
„Jetzt fühl ich mich noch schlechter, ich hab dich im Stich gelassen, schon wieder“, stellte Meg fest und kreuzte ihre Hand mit Denas.
„Du weißt dass ich dich liebe, Schwester, wenn du glücklich bist, bin ich es auch. Pass nur auf dich auf da draußen und du kannst Mai bei mir lassen, wann immer du willst, aber bitte frag mich vorher“, gab Dena ihr ihren Segen.
„Danke, dass bedeutet mir sehr viel, ich weiß nicht ob dich die anderen schon eingeladen haben, aber ich mach morgen Abend eine Geburtstagsparty im Büro, ich hoffe du kommst“, lud sie ihre Freundin zu ihrer Feier ein.
„Ich hab doch die Idee zu der Party gehabt, meine Süße“, schmunzelte Dena.
„Okay, wusst ich nicht. Dann freu ich mich, dass du kommst, du kannst auch deine Kleinen mitbringen, das wird ne vollkommen jugendfreie Party“, versprach sie.
„Brant guckt morgen Football mit Larry und die Mädels wollten Rapunzel im Kino mit meiner Schwiegermutter schauen, ich hab Zeit“, erklärte sie.
„Schön, schön. Gut, dass wir uns wieder vertragen, ich will nicht mit dir streiten“, erwiderte Meg und lächelte sie an. Sie lächelte zurück.

Achtzehntes Kapitel


Am nächsten Tag half Meg im Büro mit den Akten, die liegengeblieben waren.
„Eigentlich hab ich ja bei der Polizei gekündigt, dass ich diesen Mist hier nicht mehr machen muss“, erkannte Meg, als sie mit Emilio im Besprechungsraum über den Akten saß.
„Das haben wir früher auch gemacht, falls du dich erinnerst. Denk dran, wenn wir das heute machen, müssen wir das morgen nicht mit nem Kater machen. Ich hab gehört du hast dir nen Lover genommen, kommt er heute auch zur Party?“, fragte Emilio neugierig, der, lässig mit den Füßen in Motorradstiefeln auf dem Tisch, eine Akte las und sie dann ansah.
„Keine Ahnung, er ist gestern auf Ace getroffen und hat das nicht so gut verdaut. Ich hab ihn zumindest eingeladen, mal schauen ob er kommt“, erkannte Meg nachdenklich.
„Er hat euch doch nicht in flagranti erwischt, oder?“, fragte Emilio neugierig.
„Nein, die Zeiten sind vorbei, wenn ich jemals wieder mit Ace was anfangen sollte, erschieß mich bitte ganz schnell“, bat Meg und er grinste.
„Klar, immer doch, dafür bin ich doch da. Man, dieses Aktengewälze ist echt ätzend, ich hätte echt die Schule fertig machen sollen“, bemerkte er und warf die Akte auf den Tisch.
„Du hast keinen Schulabschluss?“, fragte sie überrascht.
„Ich hab mit der Kopfgeldjagd mit 16 angefangen, da war keine Zeit für nen Schulabschluss“, erkannte er und schwang die Beine auf den Boden.
„Du bist schon solang dabei? Ich sollte dir echt mehr Respekt entgegenbringen“, erwiderte Meg überrascht.
„Ja, das solltest du, er hat’s echt drauf. Was hältst du davon, du hilfst mir mit dem Essen für heut Abend und ich mach morgen die ganzen Akten für dich fertig?“, fragte Cindy, die mit einer Rührschüssel in der Hand zu ihnen kam.
„Klingt nach nem Deal. Was kochst du da eigentlich?“, fragte Meg und folgte ihr in die Küche.
 
Nach und nach trudelten die Gäste zu ihrer Geburtstagsparty ein. Als es halb neun war, saß Meg auf dem Sofa im Flur des Büros und wartete auf Veto, der nicht zu kommen schien.
„Er hat ne kleine Tochter, vielleicht hat er keinen Babysitter gefunden“, versuchte Cindy ihr Mut zu machen und setzte sich zu ihr.
„Es kann doch nicht angehen, dass ein Fehler in meinem Leben mein ganzes Leben verhunzen soll“, bemerkte sie nachdenklich. Sie hatte extra ein Kleid angezogen um für ihn schön zu sein, ihre Beine verdeckte sie einfach mit einer dicken Strumpfhose.
„Ich fühl mich ja auch so gar nicht beleidigt durch diese Aussage“, erkannte Ace der mit einem Glas Bowle zu ihr kam und es ihr gab.
„Warte, du hast deine beiden Lover zur Party eingeladen? Du bist echt mutig“, erkannte Cindy und Meg trank die Bowle wieder mit einem Schluck.
„Ich mach so einige dumme Sachen in letzter Zeit, man habt ihr da nur Wodka rein? Das ist ja heftig“, entgegnete Meg als sie realisierte, dass ziemlich viel Alkohol in der Bowle war.
„Mir ist die Flasche ausgerutscht, tut mir leid, aber das hebt ein bisschen die Stimmung. Warum sitzen wir hier draußen?“, fragte Alo, der die Runde fast komplett machte.
„Wir warten auf Veto“, erklärte Cindy.
„Und das müssen wir hier draußen machen?“, fragte Alo zurück.
„Du hast Recht, wir sollten reingehen, er kommt nicht mehr“, entschied Meg und stand auf.
„Tut mir leid, meine Kleine, aber wir werden jetzt auch ohne ihn Wahnsinns Spaß haben, versprochen“, erkannte Alo, legte den Arm um sie und zusammen gingen sie in den Besprechungsraum, wo schon Dena, Emilio und ein paar alte Kollegen auf sie warteten.
Meg bekam eine kugelsichere Weste von Alo und ein Buch von Emilio geschenkt, aber als sie Cindys Geschenk sah, stockte sie.
„Pinke Handschellen?“, fragte sie skeptisch.
„Jede Lady muss die haben, das war das falsche Geschenk, oder?“, fragte sie enttäuscht.
„Das war das perfekte Geschenk, meine Süße, ich hab nur nicht gewusst, dass es die in Pink gibt“, erkannte Meg und umarmte sie stürmisch.
„Okay, jetzt bin ich verwirrt, magst du sie jetzt, oder nicht?“, fragte Cindy und Meg löste grinsend die Umarmung. Sie hatte ihre Freundin mit den Handschellen an einem Stuhl festgemacht.
„Ich find sie klasse“, kicherte sie.
„Mach mich los“, bat Cindy gieksend und Meg lief im Raum herum. Cindy folgte ihr und zog den Stuhl dabei hinter sich her.
Das sah sehr amüsant aus und führte zu Gelächter im Raum.
Plötzlich blieb Meg stehen und starrte an die Tür. Cindy stolperte fast über sie.
„Na endlich, das tut langsam weh“, entgegnete sie und sah dorthin, wo auch Meg hin starrte. Veto stand mit einem Geschenk in einer roten Verpackung in der Tür.
„Alo, mach sie los, ich komm gleich wieder“, erkannte Meg ohne den Blick von Veto zu lassen, drückte Alo die Schlüssel für die Handschellen in die Hand und ging zu Veto.
„Komm, lass uns rausgehen“, bat sie und schob ihn am Bauch aus der Tür.
„Ich bin spät, tut mir leid, meine Mum hatte einen Termin und kam später als ich dachte. Happy Birthday“, erkannte er und küsste sie sanft.
„Danke, schön, dass du noch gekommen bist“, erwiderte sie überrascht über seine Zärtlichkeit.
„Ich verpass doch nicht deine Geburtstagsparty. Habt wohl ziemlich viel Spaß da drin, was?“, fragte er und sah durch die Glasscheibe, wie die Leute sich im Raum amüsierten.
„Ist ganz spaßig ja, aber es war nicht perfekt ohne dich. Danke, dass du mir noch ne Chance gibst“, erkannte sie und lächelte ihn verliebt an.
„Du hast ihn auch eingeladen, seh ich grad“, konterte er, als er Ace entdeckte.
„Er ist Mais Vater und gehört zu meinem Leben dazu, aber er wird nur in der Öffentlichkeit bei mir sein, versprochen“, versprach sie.
„Wenn er dich anpackt, brech ich ihm die Nase, auch wenn der Depp größer ist als ich“, drohte Veto.
„Du weißt schon dass er ein schwerbewaffneter Kopfgeldjäger / Privatdetektiv ist, oder?“
„Dann muss ich halt fest zuschlagen. Ist schon okay, er gehört zu deinem Leben und ich respektiere das, du hast auch ohne Murren die Tatsache mit meiner Ex hingenommen.  Elena geht’s übrigens den Umständen entsprechend gut“, konterte er und sie ergriff seine Hand.
„Das ist schön zu hören, Mai ist heute beim Babysitter das erste Mal, ich hoff sie gewöhnt sich an ihn, er scheint wirklich nett zu sein“, erkannte sie.
„Wenn das nicht klappt kann sie solang zu mir kommen, während du arbeitest, ich arbeite jetzt solange von zu Hause aus bis Elena sich hier eingelebt hat. Ich will nen Glas Bowle, krieg ich das hier?“, fragte er schmunzelnd und sie zog ihn in den Besprechungsraum.
 
Später an diesem Abend, die Bowle hatte ihren Dienst getan, saßen Dena, Meg und Veto auf dem großen Konferenztisch, während die anderen irgendwo anders im Gebäude irgendeinen Blödsinn veranstalteten.
„Du hast mir doch gesagt, du willst mir deinen inneren Wolf zeigen, jetzt wäre eine wunderbare Gelegenheit“, erkannte Veto, der Meg fest im Arm hatte.
„Okay, aber du musst offen sein für alles was passiert“, erkannte sie.
„Ich versuch’s“, versprach er.
„Man, ich hab schon ziemlich einen im Tee, ich weiß nicht, ob ich das hier hinkriege“, erkannte Dena.
„Bitte, er muss es verstehen können um wirklich mit mir zusammen zu kommen“, bat Meg.
„Hast du die Sachen dafür da?“, fragte Dena und stand etwas wackelig auf den Beinen auf.
„In meiner Kiste im Büro. Fall nicht“, kicherte Meg und nachdem Dena den Raum verlassen hatte, knutschte sie liegend wild mit ihrem Freund mitten auf dem Tisch.
„Oh Leute, nehmt euch ein Zimmer“, störte Alo sie, der sich seine Jacke aus dem Raum holte.
„Von dem Boss beim Knutschen erwischt, das wird ein seltsamer Arbeitstag morgen“, schmunzelte Meg kichernd.
„Vor allem wird es ein verkaterter Arbeitstag morgen. Ich verschwinde“, erkannte er nur.
„Klar, das ist momentan bisschen viel für dich, verstehe. Danke, dass du das Büro für uns bereitgestellt hast. Gute Nacht, Alo“, erkannte Dena die zurückgekommen war und das Liebespaar setzte sich auf.
„Gute Nacht, Dena, coole Party. Mein Taxi wartet, sag deinem Mann nen Gruß von mir“, bat Alo, küsste Dena auf den Kopf und verschwand. Meg war so im Liebes- und Alkoholrausch dass sie nicht bemerkte, wie traurig Alo wirkte.
„Hast du alles was du brauchst?“, fragte Meg, Dena.
„Denk schon, willst du das wirklich?“, fragte Dena nach.
„Ja, das will ich“, erkannte Meg.
„Puh, das ist harter Tobak, mal schauen ob ich es hinkriege. Okay, leg dich am besten hin, wenn du entspannt bist, geht’s einfacher“, plante sie und Meg legte sich auf den Tisch.
„Wenn du kicherst fliegst du raus, klar?“, erwiderte Dena zu Veto und der versprach still zu sein.
„Das stinkt jetzt ein wenig, aber das bringt mich in Stimmung“, bemerkte Dena und zündete einige Kräuter an. Sie fiel in einen Singsang und Megs Körper erhitzte sich.
„Was passiert mit ihr?“, fragte Veto, der ihre Hand hielt.
„Psst, nicht reden“, bat Dena und sprach weiter. Ganz plötzlich verkrampfte Meg und ihr Körper dehnte sich leicht nach oben.
„Bitte hör auf“, flehte Veto und Meg riss ihre Augen auf. Ihre Augen funkelten wie Bernsteine. Sie sprach in Costano, was Veto ziemlich erschreckte.
„Oh díos mío, el diavolo“, fluchte er auf Spanisch und ließ ihre Hand los um aufzuspringen.
„Ich hör auf, ich wusste, dass das zu viel für dich ist. Ich brauch nen bisschen sie zurückzuholen, geh du zu den anderen“, bat Dena erst und Veto ging sehr verwirrt nach draußen.
Zehn Minuten später war Meg wieder vollkommen wach. Ihr Rausch hatte sich in einen Kater verwandelt.
„Man, was hab ich da gemacht, es lief doch so gut mit ihm“, erkannte Meg, die neben Dena an die Wand gelehnt in ihrem Büro saß.
„Du hättest keinen Katholiken nehmen sollen, die kapieren uns nicht“, entschied Dena, die auch langsam wieder nüchtern wurde.
„Ich sollte zu ihm gehen“, erkannte Meg und zog sich hoch.
„Ich weiß nicht, ob er noch da ist, tut mir leid“, erklärte Dena.
„Ich schau mal nach, mach dir keine Vorwürfe, ich wollt’s ja“, entschied sie und ging in den Raum wo sich die restlichen Gäste aufhielten. Was sie dort sah schockte sie. Emilio, Alo, Veto und Ace saßen um einen Tisch herum mit einem Revolver darauf.
„Was zum Henker geht denn hier?“, fragte sie verärgert.
„Russisches Roulette“, erklärte Alo, der nüchtern schien.
„Spinnt ihr?“, schimpfte sie.
„Psst, ich bin dran“, erkannte Emilio, der total betrunken schien und hielt sich den Revolver an den Kopf.
„Jetzt reicht’s, gib her“, entgegnete Meg und zog an der Waffe.
„Hey, da ist keine Kugel drin“, versprach Alo und als Meg die Waffe an sich gerissen hatte, ging sie los und sie schoss sich selbst ins Bein.
„Dachte ich zumindest“, entgegnete Alo und sprang auf, als seine Freundin auf die Knie sackte.

Neunzehntes Kapitel


„Verdammt, ist das viel Blut“, murmelte Alo, als er sich zu Meg heruntergebeugt hatte. Er riss ihre Strumpfhose entzwei und legte damit ihre lange Narbe am Bein frei.
„Ach, das hatten wir ja schon, ganz schön gezeichnet bist du. Sieht nach ner Fleischwunde aus, ich ruf jetzt den Notarzt, bleib einfach liegen“, versuchte Alo sie zu beruhigen.
„Immer noch der alte Scherzbold, wo soll ich denn hin? Scheiße, tut das weh, ich hab nie gedacht, dass ich meine erste Schussverletzung selbst verschulden würde. Ruf einfach an, ich komm hier klar“, bat sie unter Schmerzen und er rief den Notarzt.
 
Am nächsten Morgen saß die gesamte Kopfgeldjägertruppe und Dena mit Mai auf dem Arm um ihr Bett herum. Ihr war die Kugel entfernt worden und sie schlief nun. Alle waren verkatert und Mai war unangenehm quengelig.
„Man, ich könnte jetzt so einen echten italienischen Espresso vertragen“, erkannte Ace und nahm Dena, Mai ab.
„Die Straße runter ist ein italienisches Cafe, nimm Mai mit, ich vertrag sie grad nicht so gut“, bat Dena und Ace ging davon.
„Danke“, bedankte sich Emilio und strich über Cindys Kopf, die mit ihrem Kopf auf seinem Schoß lag.
„Ich bin nur froh, dass ich gestern nüchtern geblieben bin. Sie wird wieder, ist nur ne Fleischwunde, die haben das gut hingekriegt. Sie wird mir den Kopf abreißen, wenn sie aufwacht, seit ich die Scheidungspapiere auf dem Tisch habe bin ich irgendwie durchgeknallt, ich weiß. Ich hätte diesen Revolver nie besorgen sollen“, entschuldigte sich Alo bei den anderen.
„Wenn du ihr sagst, dass du grade eine schwere Zeit durchmachst, wirst sie es verstehen“, erkannte Veto, der Megs Hand hielt, während er direkt an ihrem Bett saß.
„Ja, vermutlich. Du hast dich den Abend anders vorgestellt, oder?“, fragte Alo und sah Veto an, der sich durch ihr gleiches Schicksal sofort gut mit ihm verstanden hatte.
„Beim meinem ersten Date ist sie betrunken in meinem Bett eingepennt, beim Zweiten wurde sie angeschossen, sagen wir mal, unsere Date-Rituale sind verbesserungswürdig“, schmunzelte Veto und küsste ihren Kopf.
„Ich hätte mich mit der Kugel da drin töten können, du Idiot, entgegnete Emilio plötzlich.
„Die Kugel klemmte wohl in der Trommel, ich hatte die Waffe eigentlich vorher gecheckt. Ich hab mich doch entschuldigt“, erkannte Alo kleinlaut.
„Warum habt ihr gestern überhaupt russisches Roulette gespielt?“, fragte Dena in die Runde.
„Ich habe keine Ahnung, wir waren alle ganz schön Hacke Dicht. Warum warst du eigentlich gestern nüchtern?“, fragte Emilio.
„Irgendjemand musste ja drauf achten, dass ihr nicht alles in Schutt und Asche legt. Wer räumt eigentlich heute alles auf?“, fragte Alo.
„Cindy wollte das eigentlich machen, aber sie ist immer noch ziemlich dicht, könnte bis morgen dauern, bis das sauber gemacht wird. Aber ist ja Sonntag, wir könnten uns ne Pause gönnen. Ich bring sie mal nach Hause, ruft mich an, wenn sie wach wird“, bat Emilio und lud Dena auf seine Arme. Das viele Training hatte sich ausgezahlt, aus dem schmächtigen Neffen von Cruz war ein muskulöser Mann geworden.
„Machen wir, Dena du hast doch Familie, geh zu deinem Mann und deinen Kindern, die brauchen dich jetzt sicher“, schlug Alo vor und Dena folgte Emilio.
„Du solltest auch gehen, du siehst fertig aus“, entgegnete Veto zu Alo.
„Ich räum vielleicht etwas auf, du kannst mich im Büro erreichen“, schloss Alo zu der Gruppe auf.
„Oh Süße, du hast da echt eine lustige Truppe“, sprach Veto mit seiner bewusstlosen Freundin.
„Ja, das sind sie“, hörte sie Megs Stimme.
„Meg, Süße, du bist ja wach“, freute er sich.
„Ja, schon ne Weile, ich wollte nur nicht mit den anderen reden, ich bin sauer auf sie“, erkannte sie und er küsste sie sanft.
„Bist du auf mich auch sauer?“, fragte er und sie fuhr ihm mit der Hand über die Backe.
„Nein, warum sollte ich auf dich sauer sein? Du hattest sicher nen Grund, warum du da mitgemacht hast“, entschied sie.
„Du hast mich gestern verdammt erschreckt. Tut mir Leid, dass ich dich „Teufel“ genannt habe“, entschuldigte er sich.
„Du hast mich Teufel genannt?“
„Gut, du sprichst kein Spanisch!“
„Natürlich sprech ich Spanisch, ich bin an der mexikanischen Grenze aufgewachsen. Ich bin nur vollkommen weggetreten wenn sie das mit mir macht“, erkannte sie und versuchte sich aufzusetzen.
„Du hättest das nicht tun müssen, ich hab dir auch schon vorher geglaubt“, erklärte er.
„Nun kennst du mein dunkles Geheimnis. Ich werd nicht zum Werwolf, versprochen“, schmunzelte sie.
„Da hab ich keine Angst, ist das seltsam, wenn ich mehr über deine Kultur wissen will?“, fragte er freundlich.
„Nein, es ist mir eine Ehre, dir alles zu erzählen, was ich weiß. Momentan habe ich aber einen zu großen Kater. Man, das setzt mich jetzt wieder für nen paar Wochen außer Gefecht, ich muss aber arbeiten um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Bei den Cops hätte ich krankfeiern können“, erkannte sie.
„Alo wird dich schon weiter bezahlen, ist schließlich auch seine Schuld, dass du aussetzen musst. Ich hasse das jetzt zu sagen, aber ich muss heim, Elena ist schon viel zu lang bei meiner Mum“, erkannte Veto und ließ ihre Hand los.
„Ja, du solltest sie momentan nicht zu lang allein lassen. Mir geht’s gut, wirklich, Ace wird vermutlich gleich mit Mai zurückkommen“, erkannte Meg.
„Weißt du, wo Mai bleiben kann, bis du aus dem Krankenhaus kommst?“, fragte Veto und nahm seine Jacke.
„Ich weiß nicht, vielleicht nimmt Dena sie“, entgegnete Meg überlegend.
„Es sind ja nur ein paar Tage, ich kann sie doch nehmen“, schlug Veto vor.
„Das willst du wirklich tun?“, fragte Meg verwundert.
„Klar, ich hab Elena in dem Alter nie richtig mitgekriegt, das ist so ein schönes Alter“, erklärte er.
„Man, ich hatte gestern eindeutig zu viel zu trinken für meine übermüdete Tochter“, entgegnete Ace gereizt, als er mit einer Box voller Kaffeebecher zurückkam.
„Gib sie mir, ich vertrag das schon. Die anderen sind schon weg, tut mir Leid“, erwiderte Veto und nahm Mai zu sich.
„Sie müssen mich ja auch mitnehmen, klar, dass die abhauen. Bringst du mich ins Hotel?“, fragte Ace, Veto hoffend.
„Klar, könnte ich machen, wenn ich mit dem Wagen hier wäre, wir können uns ja nen Taxi teilen. Deine Ex ist übrigens wach, falls es dich interessiert“, entgegnete Veto und Meg winkte ihrem Ex schwach.
„Hey Süße, wie geht’s dir?“, fragte Ace freundlicher.
„Ich hab mich fast umgebracht gestern Nacht, sonst geht’s mir gut. Veto nimmt Mai für die nächsten Tag zu sich,  geh du erst mal deinen Rausch ausschlafen“, erkannte Meg schwach.
„Ja, das ist ne tolle Idee, danke, brauchst du irgendwas?“, fragte er und fuhr ihr mit der Hand über die Haare, was Veto gar nicht gefiel.
„Eine von meinen Sporthosen hätte ich gern, ich zeig nicht so gern meine Narbe her und mein Polizeiakademie-T-Shirt, das hab ich am liebsten an. Bringst du Veto noch Mais Schlafsachen?“, fragte Meg und Ace versprach es zu machen.
„Wann musst du wieder gehen?“, fragte Meg zum Schluss.
„Morgen, leider, obwohl es ist auch gut, ich hab wieder einen Fall. Ich würd gern den Abend noch mit meiner Kleinen verbringen, darf ich zu dir kommen, Veto?“, fragte Ace und Veto sagte nicht begeistert zu.
„Er wird wieder für ne Weile weg sein, lass ihm doch den Abend mit seiner Tochter“, bat Meg zu Veto.
„Ich sag doch, es ist in Ordnung, ich bin auch verkatert, da hab ich auch nicht so viel Geduld“, murrte Veto.
„Klar, tut mir leid, danke dass du das für mich machst, vor allem weil sie ja so quengelig ist grade. Ich brauch jetzt echt Ruhe“, bat Meg und die Männer ließen sie allein.
„Lassen Sie mich raten, Ex und derzeitiger Freund?“, fragte ein junger Arzt nicht viel älter als sie in grüner Arztkleidung, der zu ihr stieß mit einem Klemmbrett in der Hand.
„Ist ziemlich offensichtlich, was? Sind Sie mein Arzt?“, fragte Magena und er lächelte.
„Für heute schon, mein Chef hat Ihnen die Kugel rausgeholt, ich darf das Händchen halten und die Verbände wechseln. Ich bin Dr. Kakar, Ihr bester Freund für die nächsten Tage“, stellte der Arzt indischer Herkunft sich vor.
„Seien Sie mir nicht böse, aber ich hab grad nicht den Nerv für Ihre gute Laune“, erwiderte sie erschöpft.
„Sie haben nen ziemlichen Kater, oder? Laut Ihrer Akte hatten Sie gestern einen Alkoholpegel von 1,00 Promille, als Sie hierherkamen. War ne Hammerparty gestern, was?“, fragte Acharya wie er von seinen Freunden genannt wurde.
„Mein 25. Geburtstag, das sollte eigentlich alles ganz lustig werden aber dann hat ein Kumpel von mir die dumme Idee gehabt Russisches Roulette zu spielen. Ich wollte sie davon abhalten und hab eine Kugel abbekommen“, erzählte sie von ihrem Geburtstag.
„Strange Partys die ihr Leute so feiert“, konterte der Arzt und las ihre Akte.
„Was meinen Sie mit „Ihr Leute“?“, fragte sie skeptisch.
„Ich hab Ihre Freunde gesehen, Ihr seid Biker wie sie im Buche stehen. Ihre alte Verletzung am Bein sieht auch ganz nach ner Verletzung aus, die sich Biker zuziehen“, konterte er schlussfolgernd.
„Ich hatte mit meiner Harley nen Unfall vor zwei Jahren, die Narbe ist auch davon. Wir sind keine Biker, wir sind Kopfgeldjäger“, konterte sie und zeigte ihm die Narbe am Arm.
„Sie fahren ne Harley? Das ist ne ziemlich große Maschine für ne Frau“, stellte er fest.
„Ja, ich musste ne Weile lernen sie zu handhaben, jetzt komm ich gut damit klar“, bemerkte sie.
„Ne Kopfgeldjägerin habe ich noch nie kennengelernt“, bemerkte Acharya begeistert von ihren Geschichten.
„Na ja, ich hab nur 18 Monate Berufserfahrung, ich bin noch ne Anfängerin. Also, wann kann ich hier raus?“, fragte sie hoffend.
„Eine Woche bleiben Sie hier mindestens noch drin, die Wunde muss gut verheilen. Sie kommen schnell genug wieder zu Ihren Fällen, versprochen“, versprach Acharya.
„Kann ich noch Motorrad fahren?“, fragte sie hoffend.
„Ob sie das Talent dazu haben, weiß ich nicht, aber Sie können in so sechs Monaten wieder ohne Schmerzen durch die Gegend düsen. Ich geb Ihnen nen Vitamintropf, dann geht es Ihrem Schädel ganz schnell besser“, erkannte Acharya und legte ihr den Tropf.
„Danke, das kann ich jetzt gut gebrauchen. Ich hab irgendwie Durst“, entgegnete sie und Acharya schenkte ihr einen Plastikbecher mit Wasser ein und reichte ihr ihn.
„Sie wollen wirklich mein bester Freund sein, was? Sind Sie mein Freund und lassen mich so zwei bis drei Tage schlafen? Ich hab ne Dreijährige zu Hause, ich will mir den kleinen Urlaub gönnen“, entgegnete Meg erledigt.
„Klar, ich hab auch nen kleinen Sohn zu Hause, ich versteh das vollkommen. Ich sag meinen Kollegen, dass ich Sie untersucht habe und dass sie sie den Tag allein lassen sollen. Aber dafür muss ich Sie untersuchen“, erkannte er.
„Dann tun Sie sich keinen Zwang an“, konterte sie und er zog die Decke von ihrem Bein. Nachdenklich fuhr er über ihre lange Narbe am Bein. Meg zuckte zusammen, es war eine Weile her, dass ein anderer Mensch sie so angefasst hatte.
„Die Narbe ist wohl etwas sensibel“, schlussfolgerte der Mediziner.
„Nein, ich bin es, ich komm noch nicht so ganz mit meinen Stigmata klar. Das war gestern erst das zweite Date mit meinem Freund, ich weiß ja nicht mal genau ob wir wirklich zusammen sind. Ich hab jetzt wohl Zeit darüber nachzudenken, was?“, fragte sie und er zog den Verband von ihrem Bein.
„Ja, vermutlich. Und, wie sieht’s aus?“, fragte Meg und Acharya sah sich die Wunde an.
„Mein Boss ist ein Künstler, das wird vermutlich keine Narbe geben“, schlussfolgerte Acharya und lächelte sie an.
„Auch wenn, das Miniding würde ja nicht auffallen neben der Riesennarbe. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit dass ich hier ein warmes Bier bekomme?“, fragte sie ungelegen.
„Die Vitamininfusion wird bald wirken, versprochen. Also, es sieht alles gut aus, ich verbinde das jetzt neu und dann lass ich Sie allein“, versprach er und so war sie allein mit ihren Gedanken.
 
Eine Woche später holte Veto sie aus dem Krankenhaus ab. Nachdem sie einige Minuten schweigend im Wagen zusammengesessen hatten, nahm Meg einen großen Atemzug und begann zu reden.
„Ich werde Eddie bitten, mir meinen alten Job im Revier zurückzugeben“, konterte sie trocken.
„Nein, das wirst du nicht, du hast dich entschieden, dann musst du auch dabei bleiben“, erkannte Veto, was sie überraschte.
„Aber es ist gefährlich“, bemerkte sie eingeschüchtert.
„Seit wann hält dich das von deiner Arbeit ab? Ich hab mit Alo gesprochen, ihre Buchhaltung ist ein Chaos, sie können jemand im Büro brauchen, bis du wieder auf dem Damm bist“, erklärte Veto.
„Seit ihr jetzt beste Freunde, oder was?“, fragte sie etwas gereizt.
„Er macht grad das gleiche durch was ich vor ein paar Jahren durchgemacht habe, ich kann ihm helfen damit klar zu kommen. Versuch es einfach für ein paar Wochen, wenn du den großen Rappel kriegst kannst du Eddie immer noch darum bitten“, entschied er und sie nickte.
Als Meg für eine Stippvisite ins Büro kam, trug sie ihre schwarze kugelsichere Weste über einer lila Bluse. Sie humpelte auf einem Gehstock zu Alos Büro und klopfte.
„Ja?“, fragte Alo von drinnen.
„Ich bin’s“, rief sie hinein und die Tür wurde aufgerissen.
„Hey Prinzessin, hab ganz vergessen, dass du heute rauskommst. Die Weste passt, wie ich sehe, ich sehe auch, dass du deinen Humor nicht verloren hast“, erkannte er.
„Humor?“, fragte sie gespielt verwundert.
„Ich hab’s kapiert, das ist nen gefährliches Büro. Also, bereit für ein bisschen Buchhaltung?“, fragte Alo.
„Buchhaltung, juhu“, erwiderte sie nicht begeistert.
„Nur für die nächste Zeit, Süße, bis du wieder gesund bist. Wir haben dir dein Büro hergerichtet, du kannst aber alles verändern wie es dir passt. Ich muss leider heut für ne Weile weg, du kennst das ja, ist Mai im Auto?“, fragte Alo und Meg nickte.
„Dann verabschiede ich mich kurz von ihr, Em und Cin sind in Ems Büro und machen rum, sie denken, dass ich sie nicht höre, aber die Wände sind nicht so dick wie sie denken“, erwiderte Alo.
„Wurde auch mal Zeit, die schwänzeln ja schon seit Ewigkeiten aneinander vorbei. Soll ich das einfach ignorieren?“, fragte Meg und Alo schulterte seine Tasche.
„Solang sie es nicht vor dir auf deinem Schreibtisch treiben, vermutlich. Also, während meiner Absenz bist du hier der Chef, auch wenn die anderen was anderes behaupten. Warte, ist Mai allein im Auto?“, fragte Alo.
„Dein neuer BFF ist bei ihr, mir gefällt es übrigens gar nicht, dass mein Boss und mein Freund sich so gut verstehen“, erkannte sie und setzte sich auf einen Stuhl.
„Ich kann ihm auch eine reinhauen“, konterte Alo cool.
„Dass ihr Freunde seid ist gar keine schlechte Idee, pass auf dich auf“, entschied sie.
„Schon besser. Ich bin vorsichtig, versprochen, ich trag auch ne kugelsichere Weste, zwei Bestellungen haben die Lieferung günstiger gemacht. Ich meld mich jede Woche mal“, versprach er, küsste ihren Kopf und verschwand. Meg hatte immer noch ein flaues Gefühl im Magen, wenn sie ihre Kollegen gehen lassen musste, sie wollte nicht noch jemanden verlieren. Nachdem sie sich ihr schlicht, aber schön eingerichtetes Büro angesehen hatte, ging sie wieder zu Veto.
„Alo fährt also weg, was?“, fragte Veto, als sie einstieg.
„Ja, sieht so aus. Lass uns heimfahren“, erwiderte sie und er fuhr los.

Zwanzigstes Kapitel


Zwei Wochen später hatte sich Meg schon ins Schaffen des Büros eingelebt und übernahm heimlich die Chefrolle, während ihre Kollegen nicht mehr aus dem Bett rauszukommen schienen.
„So, wie läuft’s bei euch?“, fragte Meg, als sie nach einem Telefonat mit Alo die Truppe im Besprechungsraum zusammentrommelte.
„Ist ne Flaute grade, ist nicht viel los“, erkannte Cindy, während sie mit Emilio unter dem Tisch füßelte.
„Ah, interessant, seltsamerweise bekomme ich aber verdammt viele Anrufe für ne Flaute. War einer von euch beiden Mal unterwegs in den letzten Wochen?“, fragte sie schroff.
„Wer ist gestorben und hat dich eigentlich zum König ernannt“, murrte Emilio und schwang seine Beine cool auf den Tisch.
„Wenn du es genau wissen willst hat das Alo getan“, erkannte sie rechthaberisch.
„Äh, nein, ich bin der Boss während seiner Abwesenheit“, konterte Cindy trotzig.
„Ihr liegt beide falsch, Mädels, ich bin es“, mischte sich Emilio ein.
„Klasse, anscheinend hat er uns allen den Chefposten versprochen, aber da ich hier die einzige bin die außerhalb des Schlafzimmers zu arbeiten scheint, bin ich der Boss bis er zurückkommt“, entschied Meg.
„Du weißt davon?“, fragte Cindy ertappt.
„Bitte, ein Blinder würde sehen, dass zwischen euch was läuft. Ich freu mich ja für euch, aber ihr solltet die sexuellen Aktivitäten auf den Feierabend legen, das wär mir echt Recht, ich arbeite nämlich nebenan und Buchhaltung ist nicht so meine Stärke“, entgegnete sie cool.
„Du musst deine sexuelle Frustration nicht an uns auslassen, Meg“, konterte Emilio und sie schupste seine Beine so grob vom Tisch, dass er fast vom Stuhl fiel.
„Hey, nicht so brutal, wenn ich bitten darf“, murrte er und setzte sich wieder richtig hin.
„Bewegt euren Arsch und arbeitet, los“, zeterte er und die anderen gingen kopfschüttelnd aus dem Besprechungsraum.
„Deine dominante Art ist ganz schön sexy, weißt du das eigentlich?“, fragte Veto, der plötzlich in der Tür stand und sie drehte sich um.
„Hey, wir wollten heut Abend ausgehen, oder?“, fragte sie erkennend.
„Ja, wollten wir, sag bitte nicht, dass du es vergessen hast“, bemerkte er enttäuscht.
„Mein anderes Outfit hängt im Büro, gib mir 15 Minuten“, schmunzelte sie und er lächelte.
„Ich dachte schon, du siehst aber auch heiß aus in dem was du da anhast“, erkannte er und sie kam zu ihm hin und küsste ihn.
„Ich weiß, aber das soll unsere ganz besondere Nacht werden, da will ich besonders schön für dich aussehen. Mach dir solang nen Kaffee und wenn die anderen nochmal auftauchen, sag ihnen, dass sie sich ihre Fälle bei mir abholen sollen“, bat sie und ging sich umziehen.
Als die beiden Hand in Hand zusammen zum Ausgang gingen, kam ihnen Cindy entgegen.
„Und wo wollen wir jetzt hin?“, fragte Cindy schroff.
„Ich gehe mit meinem Freund aus, das hab ich mir jetzt verdient, dein Fall liegt auf meinem Tisch, ist hier in der Stadt, du wirst also heut Abend wieder in seinen Armen liegen, keine Sorge“, erklärte Meg und Cindy ging stinkig in Richtung Megs Büro.
„Du hast wirklich die Chefrolle übernommen, was?“, fragte er, als sie Cindy gedankenversunken nachsah.
„Einer musste es ja tun, wenn Alo heimkommt soll hier nicht alles zusammengebrochen sein. Ich freu mich so auf heut Abend, ich war noch nie in so nem teuren Restaurant“, konterte sie und ging mit ihm nach draußen.
„Zu hart darfst du die beiden auch nicht kritisieren, sie haben halt grad etwas Spaß wo der Boss nicht da ist. Und deine sexuelle Frustration werden wir heute Abend beseitigen, glaub mir“, säuselte er und begann ihren Nacken zu küssen.
„Wenn du so weiter machst kommen wir nie im Restaurant an“, entgegnete sie und küsste den hinter ihr stehenden Veto leidenschaftlich.
„Du bist ganz schön heuchlerisch“, hörten sie Emilios Stimme und Meg hörte auf zu küssen.
„Man, als würd ich in einem Kindergarten schaffen“, stöhnte sie und sah zu Emilio, der lässig mit einem Fuß gegen die Häuserwand gelehnt eine Zigarette rauchte.
„Ich hab seit zwei Wochen durchgehend gearbeitet und meinem Babysitter ein Vermögen bezahlt, da darf ich wohl oder übel einen Abend mit meinem Freund verbringen, oder?“, fragte Meg verärgert und er sagte nichts mehr.
„Dachte ich mir schon. Schnapp dir deinen Fall und fang an zu arbeiten“, entschied sie standhaft. Emilio schnaufte, drückte seine Zigarette unter seinem Stiefel aus und schlurfte wie seine Freundin zuvor zu ihrem Büro.
„Das macht mich so scharf“, bemerkte Veto.
„Ich mach dir im Bett nicht die Domina, ich hoff das ist dir klar“, entgegnete sie cool.
„Alles was du sagst, Meisterin“, witzelte er und sie stieg augenrollend auf den Beifahrersitz. Sie konnte immer noch nicht Autofahren und Veto fuhr sie jeden Morgen ins Büro. Sie teilten sich schon seit ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus ein Bett, wollten aber nun das erste Mal miteinander schlafen.
 
Etwas verkrampft saß Meg an diesem Abend in dem feinen italienischen Restaurant und stocherte in ihrem Salat herum.
„Schmeckt es dir nicht?“, fragte er erstaunt.
„Doch, ist lecker“, behauptete sie.
„Ja, das seh ich. Ist nicht so ganz dein Metier hier, oder?“, fragte er besorgt.
„Doch, doch, schon, ich musst nur über was nachdenken“, erklärte sie und nahm einen Bissen.
„Die Arbeit lässt einen nicht los, ich weiß wie das ist, ich hab vorhin auch ständig über was nachgedacht, was ich während meiner Recherche gelesen habe“, erklärte er.
„Ich bin eine furchtbare Freundin, ich weiß“, erkannte sie und legte die Gabel ab.
„Red keinen Mist, ich könnte mir niemand besseren für meine erste Freundin nach meiner Scheidung vorstellen als dich“, erklärte er und griff nach ihrer Hand.
„Ich bin deine erste nach der Scheidung?“, fragte er erstaunt.
„Ja, bist du, ich hab dich wirklich gern, weißt du?“, fragte er.
„Ich dich auch, du bist so unkompliziert“, bemerkte sie und lächelte ihn an. Er lächelte zurück.
„Wenn du meine Ex kennengelernt hättest, hättest du was anderes gehört“, schmunzelte er.
„Es ist jetzt vier Wochen her, wie geht es dir heute?“, fragte sie mitfühlend.
„Es gibt gut und schlechte Tage, aber heute mit dir ist eindeutig ein guter“, konterte er und sie fuhr ihm mit der flachen Hand über die Backe. Sie mussten ihre traute Zweisamkeit trennen als das Essen kam. Meg hatte ein Steak bestellt.
„Yummy, richtig schön blutig“, freute sie sich.
„Ich weiß nicht genau, ob ich dich heut an mein kostbares Stück lassen will“, konterte er erschreckt über ihre Blutlust.
„Wenn ich das Steak gegessen habe hat die Wölfin genug Blut gesehen heute, versprochen“, schmunzelte sie.
„Na dann guten Appetit“, erkannte er mit einem schrägen Gesichtsausdruck.
Vollgefressen saßen die beiden später an diesem Abend auf dem Sofa in Vetos Wohnung.
„Man, die Wölfin kann immer so viel verdrücken und ich hab dann die Magenschmerzen“, erkannte sie und er rieb sanft ihren Bauch.
„Wir haben die ganze Nacht Zeit, ich hab deinem Babysitter nen extra 50er zugesteckt, er bleibt solang es nötig ist. Soll ich dir die Füße massieren?“, fragte er und sie kickte ihre Stöckelschuhe vom Fuß.
„Oh ja, das wär jetzt perfekt“, freute sie sich und er begann mit der Massage. Nach einer längeren Massage die ihr sehr gefiel verbrachte sie eine wundervolle Nacht mit ihrem Freund. Der Sex mit ihm war so sanft und entspannend und sie konnte es kaum erwarten, es erneut mit ihm zu tun.
Veto sah zu, wie seine wunderschöne Freundin auf ihre Krücke gestützt nackt zum Sessel humpelte und ihre Sachen holte.
„Ich kann es kaum glauben, dass du jetzt vor mir stehst“, säuselte er.
„Ich muss zu meinem Babysitter, ich muss leider aufstehen, mein Süßer“, erkannte sie und setzte sich hin um ihre Unterwäsche anzuziehen.
„Wie wurde eigentlich der Wolf auf deiner Hüfte tätowiert?“, fragte er und sie kam nur in ihrer Unterwäsche zurück zu ihm.
„Der ist nicht tätowiert, der ist eingebrannt worden bei meiner Wolf-Zeremonie. Ich erzähl dir mal bei einem Glas Wein die ganze Story, aber jetzt muss ich los. Oh man, wenn du das machst kommen wir nie aus dem Bett raus“, entgegnete sie, als er ihren String etwas heruntergezogen hatte und ihr Hüfte zu küssen begann, als sie neben ihm stand.
„Ich will dich gar nicht gehen lassen, aber ich muss heut wirklich meinen Artikel fertig schreiben. Dominiere deine Angestellten schön heute, ja?“, schmunzelte er und sie zog ihr Kleid mit ihrer freien Hand über ihren Kopf.
„Soll ich dir bei der Strumpfhose helfen?“, fragte er und sie nickte.
„Die Nacht mit dir war unglaublich“, erkannte sie plötzlich, als er ihr aufhalf.
„Fand ich auch, ich freu mich auf ne Wiederholung“, erwiderte sie, küsste ihn und zog ihre Tasche vom Tisch neben sich.
„Ja, ich auch. Kommst du heut Abend mit Mai wieder hierher?“, fragte er hoffend.
„Ich würd gern heut Abend meiner Tochter gern mal wieder eine Mutter sein, ich war ja fast nicht mehr zu Hause in den letzten Wochen“, erklärte sie.
„Klar, versteh ich gut, dann werd ich meinen Abend auch mit meiner Tochter verbringen. Pass auf dich auf heute, ja?“, bat er und sie lächelte.
„Ich mach die Buchhaltung, Süßer, mehr nicht. Aber ich bin trotzdem vorsichtig. Ich muss jetzt echt los, bye“, erkannte sie, küsste ihn und ging aus seiner Wohnung.
 
„Ich bin zu Hause“, rief Meg in die Wohnung, als sie an diesem Morgen nach Hause kam.
„Psst, die Kleinen schlafen noch“, bemerkte ihr afroamerikanischer Manny Jay, als er zu ihr kam.
„Wie war’s denn?“, fragte sie flüsternd.
„Deine Tochter wird langsam rebellisch, ich hab gestern Abend zwei Mal eine Barbie an den Kopf gekriegt“, schmunzelte Jay, der zu seiner Arbeitgeberin ein gutes Verhältnis hatte.
„Tut mir leid, ich war echt zu wenig da in den letzten Wochen, ich hab aber meinen Mitarbeitern mal in den Arsch getreten gestern, die werden hoffentlich jetzt mal arbeiten. Hat sie dich verletzt?“, fragte sie.
„Nur mein Ego, musst du heute arbeiten?“, fragte er und sie nickte.
„Ja, wie immer, aber wird nicht spät heut, versprochen. Ich muss jetzt aber duschen“, schmunzelte sie.
„Hat es sich gelohnt?“, fragte er keck.
„Oh ja, das hat es. Ist irgendwie komisch mit dir darüber zu reden“, konterte sie und legte ihren Schlüssel in die Schale neben der Tür.
„Ich bin schwul, Meg, behandle mich wie deine beste Freundin, dann wird das einfacher. Apropos BFF, Dena hat gestern Abend angerufen“, erklärte er.
„Was wollte sie?“
„Keine Ahnung, vermutlich nur mit dir reden, sie meinte nur, du hättest dich nicht mehr bei ihr gemeldet, du musst im Kontakt mit anderen Müttern bleiben, das ist auch wichtig für Mai. Aber du bist mein Boss, das geht mich nichts an. Das wollt ich dir nur ausrichten. Wenn du fertig geduscht hast, mach ich die Fliege, ich muss noch meinen Erste-Hilfe-Kurs vorbereiten“, erklärte Jay und Meg stimmte zu.
Meg duschte länger und zog Jeans und ein T-Shirt an. Dieses Outfit gefiel ihr besser als das kleine Schwarze vom Tag zuvor, sie hatte das Kleid eigentlich nur für ihn angezogen. Danach band sie ihre Haare zu Zöpfen, was sie selten tat, weil sie sonst immer dumme Squaw-Witze zu hören bekam.
Jay saß mit den Mädels beim Frühstück, als sie in die Küche kam.
„Mummy“, rief Mai erfreut und rannte zu ihrer Mutter, die sie auf den Arm nahm.
„Hey, meine Engel, süß siehst du aus heute, hat dir Jay auch Zöpfe gebunden, was? Siehst du, Mummy hat auch Zöpfe“, erklärte Meg und setzte sich mit ihrer Tochter auf einen Stuhl. Während sie einen Kaffee einschenkte, spielte Mai mit ihren Zöpfen.
„Krieg ich heute nen Eis?“, fragte Mai hoffend.
„Nach dem Abendessen vielleicht, jetzt iss erst mal dein Müsli. Ich bring dich nachher in die Schule, Elena“, wendete sich Meg an die Tochter ihres Freundes.
„Mein Schulprojekt ist noch zu Hause“, konterte Elena trocken.
„Dann ruf ich deinen Dad an, er soll dir das Projekt bringen und dich dann zur Schule fahren. Du kannst jetzt ruhig gehen, du willst sicher noch etwas schlafen bis zu deinem Kurs. Ich kann sie heut vom Kindergarten abholen, ich wünsch dir noch einen schönen Tag“, erklärte sie und Jay stand auf.
„Schönen Tag noch, Boss“, verabschiedete sich Jay und verschwand.
 
Nachdem Mai und Elena in der Schule und im Kindergarten wahren, fuhr Meg zur Arbeit. Ihr Bein schmerzte mehr als am Tag zuvor, aber sie bereute nicht, die Nacht mit ihm verbracht zu haben, und sie wollte auch wieder Autofahren.
Als sie den Flur des Büros durchging hörte sie laute Stimmen aus ihrem Büro.
„Wehe die treiben es in meinem Büro, dann knall ich sie ab“, murrte sie und riss die Tür zu ihrem Büro auf. Was sie dort sah, schockte sie so sehr wie es sie amüsierte.

Einundzwanzigstes Kapitel


„Okay, das muss mir einer erklären“, entgegnete sie, als sie Dena und Brantly sah, wie sie nur spärlich bekleidet Rücken an Rücken mitten in ihrem Büro saßen.
„Hey Boss, du hast unser Geschenk schon gefunden“, erkannte Cindy, die breitbeinig in der Tür stand.
„Was zum Henker…?“, fragte Meg und drehte sich zu Cindy um.
„Rate mal, wen ich gestern Nacht aus dem Gefängnis geholt habe“, bemerkte Cindy amüsiert.
„Warum sind sie geknebelt?“, fragte Meg und nahm ihnen den Knebel ab.
„Na endlich“, murrte Dena.
„Genau deswegen, sie haben nicht grade die beste Laune“, erklärte Cindy.
„Was haben Mr. und Mrs Nice Guy denn gemacht?“, fragte Meg und löste auch Brantlys Knebel.
„Die Akte liegt auf deinem Tisch“, bemerkte Cindy. Meg ging ein paar Schritte, öffnete die Akte, las es und grinste breit.
„Wage es ja nicht, zu lachen“, knurrte Dena.
„Tu ich nicht“, prustete sie, aber lachte dann laut los.
„Du bist so blöd“, murrte auch Brantly.
„Cin, bist du bitte so lieb und holst Alos Sportsachen aus seinem Spint, dass Brant was zum Anziehen hat“, bat Meg und Cindy verließ den Raum.
„Okay, ihr habt eure Strafe gehabt, ich mach euch jetzt los, bitte rennt nicht weg, ich bin nicht arg schnell grad“, bat sie und löste ihre Handschellen.
„Cindy ist echt eine Sadistin und hat noch Spaß dabei“, entgegnete Dena und rieb ihre Handgelenke. Meg warf ihr ihre Sportsachen hin, die sie schnell anzog.
„Sie ist nicht die einzige, die Spaß hatte, was?“, frotzelte sie.
„Damit wirst du uns ne ganze Weile aufziehen, oder?“, fragte Brant genervt.
„Die nächsten Wochen schon, ja. Also, wie ist das passiert?“, fragte Meg und setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl.
„Wir hatten einen ziemlichen Streit, denn ich hab ihm irgendwie verschwiegen gehabt, dass ich mich sterilisieren lassen habe“, erklärte Dena stockend.
„Sehr dämlich, wirklich, das erklärt die Verhaftung wegen Ruhestörung, aber wasvbitte ist mit „Öffentlicher Exhibitionismus“ gemeint?“, fragte sie und sah sie an wie eine strenge Lehrerin.
„Was denkst du wohl?“, fragte Dena.
„Sag’s mir bitte nochmal“, entgegnete Meg, obwohl sie es genau wusste.
„Wir hatten Sex außerhalb unseres Hauses, jetzt zufrieden?“, murrte Brantly.
„Wo denn, auf ner öffentlichen Toilette? Im Supermarkt?“, fragte sie neugierig.
„In unserem Vorgarten, hörst du jetzt mal auf so blöde Fragen zu stellen?“, bat Dena beschämt.
„Ich hab nur noch eine Frage, wo sind die Kids?“
„Bei meinen Eltern, Gott sei Dank, wir haben dich gestern Abend angerufen, wo warst du?“, fragte Brantly.
„Ich hab auch ein bisschen Spaß gehabt, aber innerhalb der Wohnung meines Freundes. Also, wie geht’s jetzt weiter?“, fragte Meg.
„Ich werde heut Nachmittag mit Eddie reden, vielleicht kann er uns da rausboxen, sonst müssen wir irgendwann vor den Richter treten. Man, ich hoffe das hat keinen Effekt auf meine Arbeit“, erklärte Dena nachdenklich.
„Wenn du fliegst, kommst du zu uns, du hast viel mehr Erfahrung als Cop, du wärst echt ne Bereicherung“, versprach sie.
„Ich hab vier Kinder, schon vergessen? Wenn ich fliege bin ich Hausfrau und Mutter“, entschied sie cool.
„Du wirst schon nicht fliegen, Schatz, keine Sorge. Gott sei Dank bin ich selbstständig, die Kunden werden mich ne Weile seltsam anschauen, aber ich werde weiterhin ihre Gärten machen. Man, wo bleibt Cin mit den Klamotten, ich friere saumäßig“, entgegnete Brantly und in dem Moment kam Cindy mit den Klamotten an, die er schnell anzog.
„Ihr müsst noch ein paar Sachen ausfüllen, dann könnt ihr gehen. Bürgst du für sie, Boss?“, fragte Cindy.
„Klar, ich füll das Formular gleich aus. Kannst du sie nachher heimfahren, Cin?“, fragte Meg und Cindy rollte mit dem Augen.
„Bitte, ich würd es ja auch machen, aber ich hab heut echt höllische Schmerzen“, bat sie.
„Na schön“, grummelte Cindy und ging wieder davon.
„Danke, dass du für uns bürgst“, bedankte sich Brantly.
„Ist doch klar, würdet ihr auch für mich machen. Lasst den Blödsinn nächstes Mal, ja?“, schmunzelte sie und beide nickten beschämt.
„Gut, dann fahrt jetzt heim und kümmert euch um eure Kinder. Ist wieder alles klar bei euch?“, fragte Meg nach.
„Das war unser größter Streit bis jetzt, aber jetzt sind wir wieder cool, glaub ich. Es ist schon nicht schlecht, sich keine Probleme mehr über Verhütung zu machen“, konterte Dena und Meg wurde bleich.
„Verhütung vergessen, was?“, fragte Dena, die nun diejenige war, die schadenfroh war.
„Ich hab die Pille vor zwei Wochen abgesetzt weil sie sich nicht mit den Schmerzmitteln vertragen haben, ja ich nehm Schmerzmittel, ich wurde angeschossen, da helfen keine Kräuter mehr. Ein Kondom haben wir auch nicht benutzt. Ein Kind würde jetzt gar nicht in meinen Lebensplan passen“, stotterte Meg und ihre beiden Freunde brachen in schallendes Gelächter aus.
„Okay, das hab ich verdient, gebt es mir nur so richtig. Jetzt warten wir ab, vielleicht bin ich ja nicht so fruchtbar wie ihr beide“, konterte sie und Dena drückte Megs Kopf an ihre Brust.
„Ich fühl mich grad so viel besser, jetzt wo ich weiß, dass du auch nicht unfehlbar bist. Ach, ich hab da noch was in meiner Handtasche, das wollt ich dir schon länger geben, Natene hat die für dich gemacht“, erklärte Dena und kramte in ihrer Handtasche herum.
„Da bin ich ja mal gespannt“, entgegnete sie und Dena zog ein Lederband aus ihrer Tasche, an dem ein kleiner Traumfänger hin.
„Das ist echt schön, gib ihr nen Kuss von mir als Dank. Ich könnte mir die Pille danach holen“, dachte sie laut nach.
„Von wegen, wenn du schwanger bist, wirst du unseren zukünftigen Wolfsführer austragen, das lass ich nicht zu“, erwiderte Dena ernst.
„Das hast du schon bei Mai gesagt, nein, ich werde das nicht machen, du hast Recht. Kinder sind was Schönes“, erkannte Meg, während sie ihr Geschenk betrachtete.
„Wir warten einfach ab, vielleicht ist ja gar nichts passiert. Ich brauch jetzt echt Schlaf“, erkannte Dena.
„Klar, schlaft schön ihr beiden und meldet euch, wenn ihr einen Babysitter braucht, dann komm ich heut mit Mai zu euch“, versprach sie und ihre Freunde schlurften reumütig davon.
Sie blieb nur ungefähr fünf Minuten sitzen, bis sie wieder aufsprang und zu ihrem Wagen ging. Sie ging in das Krankenhaus in das sie Wochen zuvor eingeliefert worden war und suchte Dr. Kakar auf.
„Hey, Dr. Kakar“, bemerkte sie freundlich, als sie den Mediziner vor dem Schwesternzimmer vorfand.
„Miss Kenza, ich bin etwas in Eile, werden die Schmerzen schlimmer?“, fragte der Inder, der ziemlich in Eile war.
„Ja, aber das ist meine eigene Schuld, ich muss mit Ihnen über was ziemlich Privates reden“, bat sie.
„Okay, fünf Minuten“, erkannte Dr. Kakar und sie gingen in ein leeres Krankenzimmer.
„Wie lange nach dem Sex kann ich mit der Pille danach noch was bewirken?“, fragte Meg und lehnte sich an ein Krankenbett.
„Innerhalb von 24 Stunden, Freund, oder Ex-Freund?“, fragte er nur.
„Freund, es ist jetzt nicht die Zeit für ein Kind“, erklärte sie nur.
„Ich hol Ihnen das Medikament in unserer Apotheke“, konterte er nur.
„Sind Sie nur nett oder haben Sie Angst, weil ich eine Waffe trage?“, fragte Mag.
„Beides irgendwie. Sie sollten aber mit Ihrem Freund sprechen, bevor sie es schlucken“, bat Dr. Kakar.
„Dann mach ich es nicht, ganz sicher nicht. Danke“, erwiderte Meg und stützte sich wieder auf ihre Krücke.
„Okay, geht mich auch nichts an. Kommen Sie, ich geb es Ihnen“, erkannte er und sie gingen zusammen zur Apotheke, wo er ihr eine Schachtel mit dem Medikament und eine Schachtel Kondome in die Hand drückte.
„Wenn Sie nicht wissen wie die funktionieren, schauen Sie im Internet nach“, konterte er trocken und ließ sie einfach dort stehen.
„Das mit dem besten Freund ist wohl vorbei, was?“, fragte sie sich selbst und ging wieder davon.
 
Meg fuhr nach Hause, sie wollte das nicht im Büro machen. Zu Cindy sagte sie, ihr ginge es nicht gut und das war gar nicht mal gelogen, denn ihr Bein schmerzte höllisch. Nachdenklich wirbelte sie die Schachtel in der Hand an den Ecken in der Hand herum.
Sie traute sich nicht, die Schachtel zu öffnen. Plötzlich klingelte es.
Sie legte die Box auf den Wohnzimmertisch und ging zur Tür. Veto stand in ihr.
„Hey, woher weißt du, dass ich hier bin?“, fragte sie überrascht, aber auch erschreckt.
„Kann ich reinkommen?“, fragte er ruhig, aber mit einem seltsamen Unterton in der Stimme.
„Klar, komm rein“, entgegnete sie und ließ ihn rein.
„Ich hab grad nen seltsamen Anruf von einem Freund bekommen“, begann er.
„Ist was mit Elena?“
„Du weißt genau, um was es geht“, entgegnete er mit Zorn in der Stimme.
„Gibt es nicht so etwas wie eine Doktor-Arzt-Verschwiegenheit?“
„Wir sind schon lang Freunde, ich hab ihm von dir erzählt, da haben wir festgestellt, dass er dich behandelt hat. Hast du es schon genommen?“, fragte er mit sanfterer Stimme.
„Nein, ich konnte es nicht, ich hab ständig darüber nachgedacht, dass ich vielleicht unseren zukünftigen Leitwolf töten würde. Ich war so blöde, nicht zu verhüten“, erklärte sie und er atmete auf. Wortlos drückte er sie an sich.
„Es ist nicht mal ein Tag vergangen, bis jetzt wissen wir noch gar nichts. Wenn wir es erfahren, können wir immer noch entscheiden, wie es weitergehen soll, ich werde auch daheim bleiben mit dem Baby, wenn du weiter jagen willst, ich bitte dich nur, lass uns das zusammen entscheiden“, erklärte er planend.
„Wir hatten erst drei Dates, ich weiß gar nichts von dir!“
„Dann frag mich was du willst“, entgegnete er und sie zog ihn aufs Sofa. Dabei fiel sein Blick auf die Schachtel.
„Noch hab ich es nicht weggeschmissen, mach ich aber gleich“, versprach sie.
„Ja, glaub ich dir, schon gut. Also, ich fang einfach mal an zu erzählen, ich bin ein Einzelkind, meine Mutter ist eine liebevolle Frau die viel zu gerne kocht was man an meinem kleinen Bäuchlein sieht, ich esse gern, was ich damit sagen will. Ich hab mit 19 Jahren meine große Liebe geheiratet, kurz danach kam Elena zur Welt wie du schon weißt. Ich kam mit drei Jahren aus Tijuana hier her und nein ich war nie bei einer Frühlingsparty dort, das wäre schon zu seltsam. Ich bin ein Sportjournalist und war Football-Spieler bei den Eagles auf der Oak High. Auf dem College war ich in San Fransisco, meine Frau blieb bei Elena und ich konnte so ohne Probleme studieren. Mein Dad starb noch in Mexiko, meine Lieblingsfarbe ist braun, so wie deine Augen, meine Süße, meine Unschuld hab ich mit 17 verloren, ihr Name war Louisa Bartosa und sie hat mich betrogen, ja, die Story meines Lebens. Was willst du noch wissen?“, fragte er erzählend.
„Hast du deine Footballjacke noch?“, fragte sie und er grinste.
„Da pass ich leider heute nicht mehr rein, aber sie hängt noch in meinem Schrank“, erklärte er und er sah wie die Augen seiner Freundin leuchteten.
„Darf ich sie tragen?“, fragte sie plötzlich.
„Wie meinen?“
„Ich bin im Reservat aufgewachsen, wir hatten kein Footballteam, ich hatte nie die Möglichkeit dass ich die Jacke des Quarterbacks tragen konnte“, erkannte sie.
„Ich war nur Wide Receiver, tut mir leid“, erkannte er.
„Egal, Hauptsache dabei gewesen, was?“, frotzelte sie.
„Hey, ich war echt gut, im Sommer trainiere ich als Co-Coach die Footballmannschaft meiner alten Highschool“, bemerkte er cool.
„Man, du bist ja echt amerikanischer als ich und das muss was heißen, wir waren schließlich schon immer hier“, schmunzelte sie.
„Ja, vollkommen integriert, da bin ich auch stolz drauf. Trotzdem spreche ich perfekt Spanisch, liebe Guacamole mit Tortillas und vertrage mehr Tequila als meine weißen Kollegen“, bemerkte er stolz.
„Ja, das hab ich gesehen, Mr. Russisches Roulette“, witzelte sie.
„Ich hab da nur gesessen, ich halt mir doch keine Waffe an den Kopf, so blöd bin ich nicht“, erkannte er ernst.
„Okay, gut zu wissen. Willst du noch was über mich wissen?“, fragte sie.
„Hast du Geschwister?“, fragte er.
„Einen älteren Bruder!“, konterte sie und er erkannte, dass sie nicht sehr gern darüber sprach.
„Du willst nicht darüber reden, oder?“, fragte er verwundert.
„Doch schon, ich hab nur ne Weile nicht mehr mit meiner Familie geredet, ist ne seltsame Geschichte“, erkannte sie.
„Ist es deswegen weil du gedacht hast, deine Mutter will dich umbringen?“, fragte er vorsichtig.
„Ach ja, hab vergessen dass Alo und du jetzt beste Freunde seid“, erwiderte sie nicht begeistert.
„Wir sind nicht beste Freunde, er hat es mir erzählt als er betrunken war, er weiß es sicher gar nicht mehr“, erklärte er und sie erzählte ihm die ganze Story.
„Ich weiß zwar nicht, ob ich das richtig verstanden habe, aber ich denke du hast da was missverstanden. Deine Mutter hat ein bisschen überreagiert, aber du hattest einen emotionalen Supergau“, erklärte Veto und Meg sah ihn verwundert an.
„Veto hat dir nicht erzählt, dass er nach deiner Flucht nochmal bei deinen Eltern war, oder?“, fragte er verwundert.
„Nein, hat er nicht, was haben meine Eltern gesagt?“, fragte Meg, die reges Interesse an ihren Eltern zu haben schien.
„Das hat er mir nicht gesagt, dass musst du ihn fragen“, entgegnete er mitfühlend.
„Ich glaub nicht, dass er wiederkommt, er hat zwar behauptet er würde jagen, aber ich denke, er braucht ne Auszeit um sich über einiges klar zu werden. Ich denke, er hat die Scheidungspapiere unterschrieben“, erklärte sie und legte den Kopf auf seine Schulter.
„Er würde nicht gehen ohne dass du weißt wo er ist, er liebt dich viel zu sehr um das zu tun“, erkannte Veto und Meg drehte ihren Kopf um ihn anzusehen, während sie sich weiter mit dem Kopf auf seine Schulter lehnte.
„Alo ist nicht verliebt in mich, da hast du was missverstanden“, erkannte sie und küsste ihn sanft.
„Er hat es nicht gesagt, aber ich merke das, wir Reporter haben ne super Auffassungsgabe. Emilio steht auch auf dich, aber er will dich nur körperlich, bei Ace mach ich mir Sorgen, denn er hat diese Ich bereue so sehr, dass ich sie gehen lassen habe“-Aura um sich, der kann mir noch gefährlich werden“, erklärte Veto.
„Du kannst echt in einem Menschen lesen wie in einem Buch, irgendwie gruselig, dass Ace in mich verliebt ist, ist nicht wirklich überraschend, ich bin ziemlich unwiderstehlich, doch Ace ist nicht in mich verliebt, ganz sicher nicht“, behauptete sie.
„Er hat seine Ehe zum Scheitern gebracht weil er dich gesucht hat, Schuldgefühle sind das nicht allein, glaub mir, ich bin auch geschieden auf Grund von Gefühlen, das kann einen auffressen“, erklärte er.
„Warums sagst du mir das? Ich weiß, was er fühlt, genau das ist das Problem“, entgegnete sie verärgert.
„Hey, warum bist du jetzt auf mich sauer? Man kann sein Leben nicht nur mit Scheuklappen rumrennen, wenn etwas so ist wie es ist muss man darüber reden, statt wegzurennen“, konterte Veto.
„Nennst du mich etwa einen Feigling?“, fragte sie und sprang auf.
„Nein, das tu ich nicht, aber sieh den Tatsachen ins Auge, immer wenn es eng wurde hast du den leichten Weg nach draußen gesucht“, schlussfolgerte er.
„Du solltest jetzt gehen“, raunzte sie und zeigte auf die Tür.
„Tu das nicht, stoß mich nicht weg“, bat Veto enttäuscht. Als sie aber nichts mehr dazu sagte, ging er einfach davon.

Zweiundzwanzigstes Kapitel


Meg sah in den Spiegel des Motelzimmers, dass sie bezogen hatte. Sie hatte es wieder getan, sie war einfach wieder verschwunden. Sie hatte vier Monate zuvor ihre Tochter vom Kindergarten abgeholt und war mit ihr nach Las Vegas geflüchtet. Nachdenklich fuhr sie über ihren Bauch, der sich wieder wölbte. Sie hatte Recht behalten, sie war schwanger geworden. Was machte sie dort? Sie hatte eine fast vierjährige, die ihre Freunde im Kindergarten vermisste und würde bald wieder Mutter werden, von dem Mann, den sie sehr mochte und mit dem sie sich ein Leben vorstellen konnte. Sie hatte ihre Kollegen im Stich gelassen, die umso mehr einen Anführer gebraucht hatten, nachdem Alo geflüchtet war. Ob sie wohl wussten wo sie war und sie einfach allein ihrem Schicksal überließen? Oder hatte der Umweg über L.A. ihren Spürsinn überfordert?
„So Engelchen, ich muss zur Arbeit, komm“, bemerkte sie zu Mai und stand von dem Bett auf, auf dem sie gesessen hatte.
„Ich vermisse Susanne“, erkannte Mai nörgelnd.
„Ich weiß Engel, ich weiß, aber ich hab’s dir doch erklärt, wir konnten dort nicht bleiben“, entschied sie und zog sie aus der Tür. Sie arbeitete ganz einfach als Kellnerin in einem Diner, als Polizistin wollte sie nicht noch einmal arbeiten und mit ihrer Tochter konnte sie nichts anderes tun, denn sie konnte sie in keinem Kindergarten anmelden, aus Angst gefunden zu werden.
„Du bist spät, Meg“, erkannte ihre Kollegin, als Meg im Diner ankam.
„Ich hab mich den halben Morgen übergeben müssen, tut mir leid, dabei heißt es ja immer, beim zweiten Kind wird’s besser“, erklärte Meg und band die Schürze um ihren Bauch.
„Nein, wird’s nicht, aber das ist nur ein Zeichen, dass es dem Kind gut geht. Du warst doch gestern beim Ultraschall, was wird es denn?“, fragte ihre Kollegin und Meg nahm ein Tablett in die Hand.
„Ein Junge“, erkannte sie ungerührt.
„Schön, freust du dich nicht?“, fragte ihre Kollegin verwundert.
„Ja, klasse, ich muss jetzt anfangen, bringst du Mai bitte ein Frühstück? Mai, mein Schatz, setz dich da hinten an einen Tisch und mal schön in deinem Buch, okay?“, bat Meg und Mai, die das schon kannte, folgte ihr wortlos.
„Guten Morgen, Sir, was kann ich Ihnen bringen“, erkannte Meg lustlos und sah auf ihren ersten Kunden des Tages.
„Ich wusste doch, ich hab meine Intuition nicht verloren“, hörte sie Aces Stimme und schloss ihre Augen.
„War nicht einfach dich zu finden, meine Süße, du hast ein Talent dich zu verstecken, das muss ich dir lassen. Du hast mir versprochen, dass du mir meine Tochter nicht mehr nimmst, aber trotzdem hast du es getan. Du bist ja schwanger“, entgegnete er und sie öffnete wieder die Augen.
„Diesmal nicht von dir, bild dir nichts darauf ein“, murrte sie nur.
„Das hoff ich schwer, das würde meinen Klienten verdammt verärgern“, erwiderte er und spielte mit dem Salzstreuer auf dem Tisch herum.
„Veto hat dich engagiert um mich zu finden?“, fragte sie gerührt.
„Er liebt dich, du Idiotin, mehr als du es verdient hast, vermutlich. Das ist sein Kind, oder?“, fragte Ace und deutete auf ihren Bauch.
„Natürlich ist es sein Kind, er liebt mich, denkst du?“, fragte sie verwundert.
„Hat er nicht gesagt, aber ich weiß es, ich fühle das. Du kommst jetzt mit mir mit“, bat er und griff nach ihrem Arm.
„Äh … nein“, entschied sie standhaft.
„Äh … doch, ich hab auch noch ein paar Leute mitgebracht, die dich von deinem Fehler überzeugen dürfen“, erwiderte Ace und zeigte nach draußen. Dort standen das Trio Infernale bis an die Zähne bewaffnet.
„Du wirst mich nicht dazu zwingen können“, konterte sie mürrisch.
„Gut, wir haben Geduld, versuch wegzurennen, ich denk nicht, dass du das in deinem Zustand noch kannst“, erklärte Ace cool.
„Ich kenn die Hintertür hier“, konterte sie nur und eilte zum Hinterausgang. Dort rannte sie fast Dena über den Haufen.
„Ach komm schon, denkst du wirklich, ich würde da nicht mitmischen wollen. Tut mir leid, ich weiß das tut weh, aber ich weiß, du kannst dich auch in dem Zustand verteidigen“, erklärte sie und legte Meg Handschellen an.
„Au, ich bin schwanger, man, das ist nicht nötig“, erwiderte sie und Dena führte sie ab.
„Woher wusste ich nur, dass du die Hintertür nimmst?“, erkannte Ace, während er mit seiner Tochter auf dem Arm auch aus der Hintertür kam.
„Du fühlst dich jetzt ganz toll, oder?“, fragte Meg und Dena setzte sie in einen Wagen. Als sie die Türen zentralverriegelt hatte, löste sie Megs Handschellen wieder.
„Ich hab in den letzten vier Monaten euer Büro über Wasser gehalten, obwohl du mich in der schwersten Zeit meines Lebens allein gelassen hast, also sei nett zu mir, bitte“, bat Dena und Ace stieg auf dem Fahrersitz ein.
„Mai braucht ihren Kindersitz“, bat Meg, als er seine Tochter etwas unsicher auf dem Beifahrersitz anschnallte.
„Gib mir deine Schlüssel, dann fahr ich mit deinem Wagen und einer der anderen den hier“, entschied Ace planend.
„Meine Handtasche liegt noch im Diner“, murrte sie.
„Warum sagst du das nicht früher?“
„Entschuldige, aber ich wurde grade entführt, da denk ich doch nicht an so was“, grummelte sie.
„Gut, ich hol die Tasche und fahr dann mit deinem Wagen hinter euch her. Den‘, fährst du den Wagen hier?“, hoffte Ace und Dena nickte.
„Ihr könnt mich nicht einfach so entführen“, war Meg stinkig.
„Wir entführen dich nicht, wir haben 20.000 für deinen Kopf gekriegt, wir wollen unseren Kunden nicht enttäuschen“, entgegnete Ace und Dena sah ihn verärgert an.
„Was? Sie kann ruhig erfahren, dass er sein ganzes Erspartes zusammengekratzt hat um sie wiederzukriegen. Lass uns fahren, er soll ihr das selbst erzählen“, erklärte Dena, legte Meg wieder in Handschellen, stieg wieder aus und stieg vorne wieder ein.
„Ihr vertraut mir echt nicht mehr, oder?“, fragte Meg entsetzt von der Kälte die ihre Freunde ihr gegenüber hatten.
„Wir lieben dich, genau deswegen müssen wir das jetzt tun“, erklärte Ace, zog ihre Tochter auf den Arm und ging mit ihr davon.
„Was ist los mit dir? Seit wann bist du jetzt auch dabei?“, fragte Meg, als Dena ihre Lederjacke auszog und sich anschnallte.
„Ernsthaft? Du willst jetzt reden? Ich war jetzt zwei Monate von meinem Mann und meinen Kindern getrennt, willst du das wissen? Ich hab meinen Job verloren, weil meine Freundin, die mir helfen wollte einfach abgehauen ist, ist das interessant für dich?“, fragte Dena wütend.
„Du hast dich von Brant getrennt?“
„Vorübergehend, er hatte Zeit zum Nachdenken gebraucht, ich hab in deiner Wohnung gewohnt, ich denke du wirst dich darüber freuen, dass ich deine Miete gezahlt habe. Wir haben uns letzte Woche zusammengerauft, er hat mir verziehen. Meinen Job bin ich immer noch los, deshalb hab ich deinen Job übernommen. Alo kam letzte Woche zurück, er war entsetzt über deine Flucht. Er ist ein verdammt guter Kopfgeldjäger, er hat nur drei Tage gebraucht um dich zu finden, Ace behauptet zwar immer noch, dass er dich gefunden hat, aber Kellnerinnen für Informationen zu bestechen ist wirklich Kindergeburtstag“, erklärte Dena cool.
„Hör dich an, wie du redest, bist du jetzt plötzlich ich geworden?“, fragte Meg.
„Irgendjemand musste es ja machen“, erkannte Dena und plötzlich passierte etwas, was sie nicht erwartete. Meg fing an herzzerreißend zu weinen.
„Hey, Süße, ich wollte nicht so herzlos sein, bitte hör auf zu weinen, bitte“, bat Dena und begann plötzlich auch zu weinen. Als Alo zum Nachsehen kam, lagen die Freundinnen sich weinend in den Armen.
„Du musst noch einiges lernen, Den‘, das ist eindeutig nicht unser Plan gewesen“, erwiderte Alo, als er die Tür aufgemacht hatte. Meg hörte plötzlich auf zu weinen und stieg immer noch in Handschellen aus dem Wagen.
„Meg, Engelchen, tut mir leid, dass ich dich allein gelassen habe“, bemerkte Alo. Meg tat so, als würde sie nah zu ihm kommen, knockte ihn aber mit ihrem Kopf aus.
„Du hast mich allein gelassen, Punk, man hast du einen harten Schädel“, murmelte sie und hielt ihren schmerzenden Kopf.
„Du hast echt nichts verlernt, meine Süße, der ist am Boden“, erkannte Dena, die zusammen mit ihrer Freundin Alo am Boden liegend betrachtete.
„Das hätte ich nicht tun sollen, mir ist ganz schön schwindelig“, bemerkte Meg benommen.
„Dann setz dich wieder ins Auto, ich kümmere mich um ihn. Kommst du jetzt wieder mit nach Hause?“, fragte Dena.
„Ja, das tu ich, ich hätte nicht weglaufen sollen“, entschied sie. Dena lächelte sie an und Meg stieg zurück in den Wagen. Dena flippte das Schloss des Wagens zu.
„Tut mir leid, Süße, so ganz vertrauen kann ich dir dann doch nicht. Hey Cowboy, aufwachen“, erkannte Dena und tätschelte Alos Backen.
„Was ist passiert?“, fragte er benommen.
„Hurricane Meg ist passiert, sie hatte wohl etwas Wut auf dich aufgestaut, sie ist jetzt wieder im Wagen, keine Sorge. Geht’s dir gut?“, fragte sie und zog ihn hoch.
„Außer dem Schnellzug in meinem Kopf geht’s mir gut, glaub ich. Ich sollte nur nicht Lucille fahren, da hat Ace wohl die Ehre. Wo ist er überhaupt?“, fragte Alo benommen.
„Vermutlich zahlt er noch seinen Spitzel aus, du findest ihn sicher im Diner. Ich fahre sie, ich werde jetzt Profi sein, Boss, versprochen“, erkannte sie und er torkelte zum Diner.
„Alles klar mit ihm?“, fragte Meg, als Dena auf dem Fahrersitz einstieg.
„Du hast ihn ganz schön erwischt, aber er wird wieder. Wie geht’s dir?“, fragte Dena.
„Nen bisschen Kopfschmerzen, aber geht. Fahren wir“, bemerkte Meg und Dena trat aufs Gas.
In Fresno übernachtete die Gruppe in einem Motel.
„Wir schlafen in der Order, die Frauen kommen in das Zimmer hier, wir schlafen da drüben. Denkst du, du kannst sie handeln?“, fragte Alo planend und Dena nickte.
„Ich krieg bald blaue Arme, macht mich endlich los“, entgegnete Meg, die immer noch in Handschellen war.
„Sobald du im Zimmer bist, mach ich dich los, ich will nicht noch mehr Verletzte. Gehen wir“, bat Dena und schob sie ins Zimmer, wo schon Cindy auf einem der Betten saß und ihre Waffe nachlud.
„Hey“, begrüßte Meg ihre Freundin. Cindy sagte aber nichts.
„Du bist dann wohl auch sauer auf mich“, schlussfolgerte Meg. Cindy schob ihr Magazin in ihre 9mm, stand auf und ging nach draußen.
„Sieht ganz so aus. Muss ich die Tür abschließen oder kann ich dir trauen?“, fragte Dena und ergriff Megs Arme.
„Ich bin kein Flüchtiger, Menschenskind“, murrte sie und Dena machte sie los.
„Du hast heut einen Zwei-Meter-Muskelprotz mit dem Kopf ausgeknockt während du in Handschellen warst, du bist gefährlicher als einige der schlimmsten Flüchtlinge und ich bin stolz auf dich. Ich hab nie gewusst, was du drauf hast, jetzt weiß ich es und ich verstehe auch warum du dieses Leben gewählt hast, es ist aufregend“, konterte Dena und zog ihre Jacke aus.
„Ich werde nicht mehr dahin zurückkehren, ich werde bald zwei Kinder haben, das ist nicht mehr mit einem Kopfgeldjägerdasein vereinbar“, erklärte sie und setzte sich auf ein Bett.
„Was willst du dann machen?“, fragte Dena verwundert.
„Kellnern ganz sicher nicht mehr, das war echt ziemlich erniedrigend, ich musste nur was finden wo ich Mai mitnehmen konnte. Vielleicht nimmt mich ja auch Eddie im Revier zurück, nachdem ich dir deinen Job zurückgeholt habe“, erkannte sie überlegend.
„Du willst mir meinen Job zurückholen? Ich bin jetzt vorbestraft, viel Glück damit“, entschied Dena cool.
„Musstet ihr vor Gericht?“, fragte Meg betrübt.
„Ja, mussten wir, wir haben jeder 200 Sozialstunden aufgebrummt bekommen, Brant muss auf Highway-Raststätten Müll aufsammeln, ich hab im Krankenhaus ausgeholfen, muss immer noch ein paar Stunden absitzen, ich musste meiner Bewährungshelferin sagen, dass ich verschwinde, dass ich hierher kommen konnte, ich muss mich morgen auch wieder brav zurückmelden. Ich weiß, das wäre auch passiert, wenn du da gewesen wärst, aber ich hätte mich in diesem Gerichtssaal nicht so schäbig gefühlt, wenn ich dich dabei gehabt hätte“, erklärte sie tonlos.
„Ich kann das nicht wiedergutmachen, niemals, aber ich mach die restlichen Stunden für dich, versprochen“, versprach Meg.
„Das würde meine Bewährung gefährden, aber danke für das Angebot“, bemerkte Dena und setzte sich neben sie aufs Bett. So saßen sie eine Weile nebeneinander.
„Weißt du was es wird?“, fragte Dena plötzlich.
„Ich werde unseren Anführer zur Welt bringen“, erklärte Meg mit ein bisschen Stolz in der Stimme.
„Wirklich, ein Junge?“, fragte Dena gerührt.
„Ja, ein ganz besonderer Junge. Ich hoffe, Veto wird für ihn da sein, er braucht einen Mann in seinem Leben“, dachte sie laut nach.
„Hallo? Der Kerl hat sein letztes Erspartes für die Aktion auf den Kopf gehauen, er würde deine Stiefel ablecken, wenn du es ihm befehlen würdest“, erklärte Dena und grinste.
„Ich hab ihn nicht verdient!“
„Du bist die Wölfin, du hast ihn so was von verdient, vor allem nach dem Ace-Debakel“, entschied Dena.
„Ich werde die Wölfin jetzt aushungern, sie hat mir nichts als Ärger gebracht“, erklärte Meg.
„Wenn du das tust, stirbt sie und das wollen wir alle nicht, vor allem nicht unser Stamm. Es wird Zeit, zu deinen Eltern zu fahren, bevor du eine ganze Fußballmannschaft ausspuckst und sie nichts davon erfahren“, schlussfolgerte Dena cool.
„Ich soll jetzt zu ihnen fahren, jetzt wo ich den richtigen Thronfolger gebäre? Ich glaube nicht, ich hab sie schon enttäuscht, das ist nicht wiedergutmachbar“, entschied sie.
„Sie haben nur vergessen, dass du auch nicht unfehlbar bist, auch Wölfinnen werden mit 22 schwanger mit dem falschen Kind, ihre Ansprüche an dich waren nur zu hoch. Deine Eltern vermissen dich, du weißt dass unsere Väter Führer und Wolf sind, sie reden miteinander und ich bekomme dann aufgeregte Anrufe von meiner Mutter“, entschied Dena.
„Schleppst du mich auch in Handschellen dahin, wenn ich es nicht tue?“, fragte Meg und Dena grinste wieder.
„Wär mal ne Idee, aber nein. Leg dich hin und erhol dich, ich hol Mai von ihrem Dad, sie hat ihn sicher schon in den Wahnsinn getrieben wenn sie genauso stressig ist wie Tansy grade. Ich schließe von außen ab, tut mir leid“, erklärte Dena und stand wieder auf.
„Klar, tu was du nicht lassen kannst. Ich sollte eh etwas schlafen, ich nehm mal an, ich schlaf mit Mai in diesem Bett hier und die Braut aus Kill Bill und du im anderen Bett“, stellte sie fest und Dena nickte.
„Sie kriegt sich schon wieder ein, hoff ich zumindest, ich nehm ihr die Waffe ab, nur um sicher zu gehen. Dann schlaf ein bisschen, vielleicht geh ich mit Mai auch mal was zu essen holen, du solltest auch was essen, ich bring was mit“, erklärte Dena, ging nach draußen und schloss ab.
„Klasse, die Gefangene bekommt Verpflegung“, erkannte Dena und legte sich aufs Bett.
„So, mein Süßer, machen wir das Richtige wieder zurückzukehren? Haben wir überhaupt eine Wahl?“, sprach sie mit ihrem ungeborenen Sohn und rieb ihren Babybauch. Sie trug immer noch eine Kellnerinnen-Uniform und Leggings darunter.
Als Dena zurückkam, war Dena bereits eingeschlafen.
„Sieh dir das an, Mai, deine Mummy sieht so harmlos aus, wenn sie schläft. So, putz deine Zähne und dann ab ins Bett“, bat Dena und Mai folgte ihr wortlos. Da Mai so oft bei ihr gewesen war, war sie schon eine Art Ersatzmutter für sie geworden. 

Dreiundzwanzigstes Kapitel


Am nächsten Abend kamen die drei Wagen und das Motorrad in San Jose an. Kurz vor der Stadtgrenze hielt Dena plötzlich am Straßenrand.
„Warum hältst du an?“, fragte Meg müde.
„Da hinten ist Brant, ich will ihm kurz hallo sagen. Sei brav, Cin, denk dran, sie ist schwanger“, bat Dena zu Cindy und die rutschte auf den Fahrersitz, während Dena zu einer Gruppe von Männern in orangenen Westen lief.
„Irgendwann musst du doch wieder mit mir reden, oder?“, fragte Meg, Cindy.
„Ich muss so einiges“, murmelte Cindy.
„Bist du noch mit Em zusammen?“, fragte sie weiter.
„Ja, bin ich, wir haben es ehrlich gesagt auch gestern hier auf dem Rücksitz getrieben, während du geschlafen hast“, erkannte Cindy cool.
„Danke, die Information war jetzt echt nicht nötig“, erklärte Meg und rutschte nervös auf dem Sitz herum.
„Gern geschehen. Du kriegst nen Jungen, oder?“, taute Cindy etwas auf.
„Ja, hab es erst vorgestern erfahren, ich werde jetzt bald ne alleinerziehende Mutter von zwei Kindern sein und du hast einen scharfen Freund, das ist dann wohl kosmische Gerechtigkeit“, konterte Meg und lehnte sich im Sitz zurück.
„Du hast es immer noch nicht kapiert, oder? Wir bringen dich direkt zu ihm zurück, er liebt dich so sehr, dass er sich verschuldet hat, um dich zurückzubekommen“, erklärte Cindy mit etwas Eifersucht in der Stimme.
„Ihr werdet ihn doch kaum das Geld tatsächlich bezahlen lassen, oder?“, fragte sie entsetzt.
„Hey, wir haben nicht grade wie die Prinzen gelebt in den letzten Monaten, die Suche nach dir hat ganz schön viel Geld gekostet, wir müssen auch leben“, entschied sie.
„Dann werde ich dafür aufkommen, er darf sich nicht wegen mir verschulden. Ich hab den richtigen Kerl gefunden und bin einfach abgehauen, ich bin so blöd“, erwiderte Meg und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
„Dazu sag ich jetzt lieber nichts. Weiß er von dem Baby?“, fragte Cindy und Meg schüttelte den Kopf.
„Dann wird er wohl doppelt überrascht werden heute Abend. Was wirst du zu ihm sagen?“, fragte Cindy.
„Ich weiß nicht, ob ich ihm das überhaupt erklären kann“, erkannte Meg und strich ihrer schlafenden Tochter neben ihr im Kindersitz eine Strähne aus dem Gesicht.
„Für den Moment wird er glücklich damit sein, dich wieder zu haben, für Erklärungen habt ihr noch euer ganzes Leben Zeit“, entschied Cindy.
„Wie ernst ist es dir mit Emilio?“, fragte Meg plötzlich.
„Ich glaube, ich liebe ihn“, gestand sie.
„Wirklich? Beruht das auf Gegenseitigkeit?“, fragte Meg neugierig.
„Er liebt mich schon seit dem ersten Tag an dem ich ins Büro gekommen bin, das hat er mir zumindest gesagt“, schmunzelte Cindy.
„Das ist echt süß, wenn das wirklich stimmt, aber ich wünsche es dir sehr. Danke, dass du wieder mit mir redest“, bedankte sich Meg.
„Es wird noch ne Weile dauern bis ich dir wieder vollkommen vertrauen kann, aber ein bisschen Smalltalk wird mir nicht wehtun“, entschied Cindy und lächelte matt. Meg lächelte zurück.
„Du wirst die neue Nummer 2 im Team werden, ich werde nicht zurückkommen, aber das hast du dir sicher schon gedacht“, erklärte Meg und sah auf die Straße.
„Du musst mir aber mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn das funktionieren soll“, erwiderte Cindy.
„Ich bitte darum, ich will nicht nur Mummy sein in den nächsten zwanzig Jahren. Da kommt sie ja wieder“, bemerkte Meg und Dena stieg auf dem Beifahrersitz ein.
„Super, es gab keine Verletzte, ihr seid also doch vernünftig. Fahren wir dich heim, Mai gehört ins Bett“, entschied Dena, drückte Cindy den Schlüssel in die Hand und Cindy fuhr los.
 
Während Dena Mai schlafend auf der Hüfte trug liefen Cindy und Meg vor ihr her zu Megs Wohnung.
„Trotz all dem fühl ich mich als würde ich nach Hause kommen“, erklärte Meg nachdenklich.
„Du kommst nach Hause, es hat sich dort nichts verändert“, erklärte Cindy und Meg schloss die Tür auf. Ein überraschter Veto saß auf dem Sofa und sah fern. Er drehte sich zu ihr und starrte sie nur an. Blitzschnell schloss sie die Tür wieder.
„Außer der Tatsache dass ein heißer Latino auf deinem Sofa sitzt, die anderen haben ihn wohl informiert, tut mir leid“, erklärte Cindy.
„Ich glaub mir wird schlecht“, murmelte Meg, der nur noch schwindelig war.
„Wenn du dich übergeben musst, musst du wohl oder übel da rein“, konterte Dena, die bei ihnen angekommen war.
„Ich glaub, sie hyperventiliert nur, gib mir die Fastfood-Tüte die du drin wegschmeißen wolltest, sie muss da rein atmen“, bat Cindy und hielt Meg die Tüte vors Gesicht in die sie kotzte.
„Wäh, das war jetzt so eklig. Ich bring das mal runter in die Mülltonne, bring sie da rein“, bat Cindy und ging den Gang zurück zur Treppe.
„Er fragt sich sicher schon was das soll“, erkannte Dena und Meg öffnete die Tür wieder.
„Die Jungs haben gesagt, ich soll hier auf was warten“, erkannte Veto, der auf der Kante des Sofas lehnte und auf sie wartete.
„Ich lass euch beide dann mal allein, ich nehm Mai zu mir mit, dann habt ihr eure Ruhe“, entgegnete Dena und schloss die Tür vor sich.
„Bitte warte kurz, ich hab mich grad übergeben, ich will kurz Zähne putzen“, bat Meg, die nicht wusste, was sie sagen sollte und verschwand im Badezimmer.
„Hast du grad gesagt, du hast dich übergeben?“, rief Veto ins Badezimmer.
„Ja, ich kotz eigentlich seit vier Monaten ununterbrochen, das ist echt nicht mehr lustig“, erklärte Meg und kam wieder aus dem Badezimmer.
„Bist du krank?“, fragte Veto mit besorgter Stimme.
„Okay, es hat dir keiner gesagt und du siehst es vermutlich auch durch den weiten Pullover nicht. Gratuliere, du wirst Vater“, erkannte Meg und zog ihren Pullover hoch um ihm den Babybauch zu zeigen.
„Ein Schuss, ein Treffer und dabei bist du doch die gute Schützin von uns“, murmelte Veto und torkelte wieder zur Sofakante.
„Ich verlange nichts von dir, ich hoffe, das weißt du“, entgegnete sie nur und Veto küsste sie plötzlich stürmisch und eng umschlungen.
„Tu mir das nie wieder an, ja?“, bat er mit Tränen in den Augen.
„Ich bin ausgeflippt, tut mir leid, ich weiß nicht, was ich noch dazu sagen soll, die letzten vier Monate waren die Hölle für mich und ich war ganz allein schuld daran“, erklärte Meg und setzte sich aufs Sofa.
„Ja, das warst du, aber ich hab deine Freunde in den letzten Monaten gut kennengelernt und die meinten, du bist halt so. Ich kann damit leben“, erklärte er cool.
„Nein, ich bin nicht so, ein Teil von mir ist so, aber ich versuche den jetzt zu unterdrücken. Ich werde die Kopfgeldjagd aufgeben und versuche wieder Polizistin zu werden, natürlich erst wenn dein Sohn geboren worden ist“, erwiderte Meg und hielt sich den Bauch.
„Wir kriegen einen Sohn?“, fragte er gerührt.
„Du wirst der Vater unseres zukünftigen Stammesführers, auch wenn ich nicht mit meinen Eltern rede, das ist eine Ehre für mich und für meine Familie“, erkannte Meg.
„Deine Tochter wird später mal so an Minderwertigkeitskomplexen leiden, das kann ich dir jetzt schon sagen“, erkannte Veto und legte den Arm auf ihre Schulter.
„Ich meld sie am besten jetzt schon bei der Therapie an, sie wurde von meiner Flucht sicher schon traumatisiert. Warum bist du nicht sauer? Versteh mich nicht falsch, ich freu mich darüber, aber ich bin einfach abgehauen, also ich wär sauer auf mich“, entgegnete sie.
„Du bist eine wunderschöne Frau, ich darf nicht überrascht davon sein, dass sich Männer in dich verknallen. Ich hatte ne längere Unterhaltung mit Alo, er liebt dich, ja, aber ich hab ihm klar gemacht, dass er zu spät kommt, das tut er doch, oder?“, fragte Veto und Meg küsste ihn wieder lang und intensiv.
„Er war nie eine Option und wird auch nie eine Option sein, wenn ich Cindy eingelernt habe, werde ich den Kontakt zu ihnen abbrechen, versprochen“, versprach sie.
„Das musst du nicht, aber wenn du das willst. Ist Mai bei Dena?“, fragte Veto und Meg nickte.
„Und Elena?“, fragte Meg zurück.
„Bei meiner Mutter, mal wieder, sie ist verdammt oft dort in letzter Zeit. Ich hab die letzten vier Monate auch nicht viel auf die Reihe bekommen, ich war nur bei der Arbeit, musste mich irgendwie ablenken“, erklärte er.
„Das Rasieren hast du dir anscheinend auch abgewöhnt“, schmunzelte sie und fuhr durch seinen Bart, den er sich stehen ließ.
„Ja, war nen Versuch, ich rasier mich wieder, versprochen“, erkannte er und sie grinste.
„Nein, lass ruhig, sieht sexy aus. Hast du wirklich all deine Ersparnisse ausgegeben, nur um mich zu finden?“, fragte Meg und er nickte.
„Warum hast du das getan? Du kennst mich doch gar nicht!“
„Aber ich möchte es gern und hey, ich bin wohl die Person, die dein Stamm erwählt hat, ihren Anführer zu zeugen, dass muss in deiner Kultur doch irgendwas bedeuten“, erklärte er und fasste auf ihren Bauch.
„Ja, das bedeutet, dass ich zu blöd zum verhüten war, aber ich versteh was du meinst, als wir hier vor vier Monaten saßen und darüber geredet haben, dass ich schwanger sein könnte, hab ich es innerlich gehofft“, erklärte sie und legte ihre Hand auf seine.
„Das ist verrückt, aber ich irgendwie auch. Ich bin schon Vater, aber das ist was eigenes, mein eigen Fleisch und Blut, oh Gott, hoffentlich hört das Elena niemals, ich liebe sie mit jeder Faser meines Körpers, aber sie ist halt nicht von mir, das ist mir in den letzten Monaten immer klarer geworden. Ich könnte ihr im Notfall nicht mal eine Niere spenden“, dachte er laut nach.
„Ich hab ihre Blutgruppe, das werde ich dann für dich übernehmen. Ich wünsche mir, dass wir alle eine Familie werden, aber das kann ich nicht von dir verlangen“, erkannte sie und er nahm seine Hand wieder von ihrem Bauch und griff in seine Tasche.
„Wenn du mir jetzt einen Ring an den Finger steckst dann erschieß ich dich“, erkannte sie entsetzt.
„Ich hab gesehen, dass du grade keine Waffe trägst, das ist eine leere Drohung, meine Süße. Nein, das ist kein Ring, das ist mein Ersatzschlüssel, ich will das du in meiner Wohnung kommen und gehen kannst wie du willst, bis zu dem Zeitpunkt an dem du bereit bist, zu mir zu ziehen“, erkannte er schmunzelnd und gab ihr den Schlüssel in ihre freie Hand.
„Tut mir leid, ich hätte nicht so reagieren sollen, es wäre mir eine Ehre dich zu heiraten, nach einer gewissen Zeit“, stotterte sie.
„Und ich wäre geehrt dich dann zu fragen. Ich würde die Nacht gern mit dir verbringen und ausnutzen, dass wir heute sozusagen kinderlos sind“, erkannte er und zog ihren Pullover zur Seite um ihren Nacken zu küssen.
„Ich hatte noch nie schwanger Sex“, bemerkte sie unsicher.
„Ich hatte eine schwangere Frau, also für mich ist das nicht schlimm, sogar sehr anregend wenn ich das bemerken darf“, erklärte er.
„Wenn du deine tote Ex-Frau nicht mehr erwähnst, könnte ich auch in Stimmung kommen“, erwiderte sie und zog ihn in ihr Schlafzimmer. Schwanger Sex zu haben war eine interessante Erfahrung, er war ein sehr sanfter Liebhaber im Vergleich zu Ace, aber sie war selbst eine leidenschaftliche Liebhaberin die gern mal harte Sachen mochte. Sie ergänzten sich so wunderbar. Erschöpft, aber glücklich schlief sie in dieser Nacht in seinem Arm ein.

Vierundzwanzigstes Kapitel


Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, als Meg von ihrer Türklingel geweckt wurde. Sie löste sich aus dem Griff ihres Freundes und ging nur in einem Morgenmantel bekleidet zur Tür.
„Morgen, ich hab da einen kleinen Quälgeist abzugeben“, stand Brant mit Mai an der Hand vor ihrer Tür.
„Es ist nicht mal sechs Uhr morgens, Brant“, murmelte sie schlaftrunken.
„Ja, sag das deiner Tochter, die war wach und wollte unbedingt zu dir. Also hier ist sie, ich will noch etwas schlafen bevor ich wieder die giftigen Dämpfe des Highways einatmen muss, bye“, erkannte er, schob Mai zu ihr und ging wieder.
„Ich hab Hunger“, erwiderte Mai und rieb ihre müden Augen.
„Dann sehen wir mal, was wir da haben, ich hoffe, Tante Dena hat eingekauft“, erkannte Meg und brachte ihre Tochter in die Küche. Nachdem sie ihre Tochter mit ihrem Lieblingsfrühstück gesättigt hatte, brachte sie ihre Tochter in ihr Bett und legte sich wieder zu Veto, der inzwischen aufgewacht war.
„Die elternlose Zeit ist wohl schon vorbei, was?“, fragte er und sie kuschelte sich an ihn.
„Sie schläft jetzt, wir haben also ne Weile Ruhe. Letzte Nacht war unglaublich, ich sollte wohl öfters mal verschwinden“, erwiderte sie und spielte mit seiner Hand.
„Untersteh dich, du gehst nirgendwo mehr hin. Du bleibst jetzt schön hier liegen und ich mach dir Frühstück“, erkannte er, zog seine Shorts an und ging in die Küche.
Meg griff nach ihrem Handy und rief Dena an.
„Ja?“, meldete sich Dena verschlafen.
„Hab ich dich geweckt?“, fragte Meg erschreckt.
„Du fragst das ernsthaft?“
„Tut mir leid, da dein Mann wach ist, dachte ich, du wärst es auch“, entgegnete sie entschuldigend.
„Mein Mann hat auf dem Sofa geschlafen, ich weiß nicht, ob er wach ist oder nicht. Hey, woher weißt du dass mein Mann schon unterwegs ist?“, fragte Dena und machte das Licht an.
„Er hat vorhin meine Tochter vorbeigebracht. Ich dachte, ihr wärt wieder zusammen?“
„Sind wir auch, aber wir haben Kinder, ich hab grad Tansy und Natene bei mir im Bett liegen, sie haben mich so sehr vermisst, dass sie gar nicht in ihre Betten zu bringen waren, also haben sie bei mir geschlafen“, erklärte Dena.
„Das wird bei mir wohl auch so werden, was?“, fragte Meg nachdenklich.
„Ja, freu dich schon drauf. Also, warum rufst du an?“, fragte Dena.
„Ich wollte dir nur erzählen, dass ich ihn gefunden habe, er macht mir grade Frühstück“, erwiderte sie zufrieden.
„Er hat dir also verziehen?“, fragte sie.
„Besser, wer war nie sauer auf mich, ich darf diesen Mann nie mehr gehen lassen“, entgegnete sie verliebt.
„Es ist eher wichtig, dass er dich nicht mehr gehen lässt. Sex während man schwanger ist, ist anders, intensiver, oder?“, fragte Dena erkennend.
„Man kann sich vollkommen gehen lassen, es ist sehr schön, ja. Ich komm heut zu euch ins Büro, wenn ich da noch auftauchen darf“, erklärte sie.
„Klar, du gehörst immer noch dazu, ich sag den andren nur schnell Bescheid, okay nicht wirklich sofort, ist viel zu früh dafür, aber zur gegebenen Zeit. Ich ruf dich dann an, genieß solang die Zeit mit deinem Romeo“, erwiderte Dena und legte wieder auf.
Barfuß lief Meg in die Küche. Als Veto sie sah, lächelte er.
„Hey, es gibt hier nicht arg viel Lebensmittel aber ich hab uns was Schönes gezaubert. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du in meinem Leben bist, du bist so wunderschön“, erkannte Veto und legte seine Hände um ihre Hüften.
„Du brauchst keine schleimigen Komplimente verteilen, ich schlaf schon mit dir“, erkannte sie schmunzelnd.
„Das ist die Wahrheit, die Schwangerschaft macht dich nur noch viel schöner. Ich will dich gar nicht mehr verlassen, aber ich muss leider ins Büro, mein Boss hat es nicht mehr so garn, dass ich von zu Hause arbeite, hab wohl die Dinge etwas schleifen lassen. Kannst du Elena von der Schule abholen? Ich würde ja Jay anrufen, aber wenn du Zeit hättest?“, fragte er vorsichtig.
„Du hast mir meinen Manny geklaut?“, fragte sie schmunzelnd.
„Du hast den armen Kerl einfach ohne Job stehenlassen, ich hab von dir gehört, wie gut er ist, deshalb hab ich ihn eingestellt. Er ist nur Nachmittags da, während ich bei der Arbeit bin, aber er ist wirklich gut, Elena ist richtig aufgetaut, ich kann mit ihr sogar schon über den Tod ihrer Mutter sprechen. Du kannst ihn natürlich auch nutzen, ich zahl dafür“, erkannte er und tat Rührei auf einen Teller.
„Das klingt fast so, als wäre er ein alter Pontiac!“
„Tut mir leid, du weißt was ich meine“, erklärte er.
„Klar, danke schön, ich komm darauf zurück. Ich werde heute ins Büro gehen, ich nehm die Kleine mit, denn einen Kindergartenplatz hab ich ja dank meiner Aktion auch nicht mehr“, dachte sie laut nach.
„Ruf doch Jay an, er hat heut seinen freien Tag, aber er macht bei dir sicher eine Ausnahme“, schlug er vor.
„Ja, könnt ich machen, das Büro ist wirklich kein Platz für ein Kind“, erkannte sie und griff nach ihrem Handy in der Bademanteltasche.
„Meg, hey, ich hab dich schon für tot gehalten, was gibt’s?“, meldete sich Jay mit seiner gewohnt lässigen Art.
„Du klingst wach, ich hab befürchtet, ich wecke dich“, erkannte sie.
„Ich bin eher überrascht, dass du wach bist, ist ja nicht wirklich deine Zeit. Ich bin auf dem Weg nach Hause, ich bin bei einem ganz komischen Kerl aufgewacht, da musst ich schnell weg. Treffen wir uns zum Frühstück?“, fragte Jay, den das gar nicht zu stören schien, dass er erst nach vier Monaten Sendepause wieder was von ihr hörte.
„Mein gar nicht so komischer Kerl macht mir grad Frühstück, aber komm doch zu mir, ist sicher auch genug für dich übrig“, versprach sie und er stimmte zu.
„Entschuldige, aber ich muss ihn vorher etwas einlullen das er so spontan zusagt. Ich werde jetzt mal duschen gehen, danke für das wunderbare Frühstück, sei nicht sauer, ja?“, bat sie und eilte ins Badezimmer.
Als es klingelte war Meg noch im Badezimmer.
„Machst du mal bitte auf?“, bat sie und er ging zur Tür.
„Veto, hey, dich hab ich jetzt hier nicht erwartet“, erkannte Jay überrascht.
„Ich wird jetzt öfters hier sein, gewöhn dich dran“, entgegnete er und ließ ihn rein.
„Sie ist tatsächlich zurückgekommen, wie du gesagt hast. Wo ist sie?“, fragte Jay.
„Unter der Dusche, setz dich doch“, bat er und sie nahmen beide auf dem Sofa Platz.
„Danke, was ist das da eigentlich in deinem Gesicht? Ist ein Biber in deinem Gesicht gestorben?“, fragte Jay neckend.
„Hey, das ist momentan noch nicht so geschmeidig, aber das wird schon“, konterte Veto und fuhr sich über den Bart.
„Von wegen, der kommt ab. Hey, Jay“, begrüßte Meg ihren Bekannten. Sie trug ein knallenges T-Shirt und auch ein blinder konnte jetzt sehen, dass sie schwanger war.
„Ich will ja nichts sagen, Boss, aber du bist ganz schön in die Breite gegangen“, konterte Jay und stand auf, um sie zu umarmen.
„Ich wusste doch, ich hätte mich bewaffnen müssen. Ich bin schwanger, Jay“, murmelte sie grummelig.
„Das seh ich doch, ich bin sechsfacher Onkel, ich erkenne, wenn ne Frau schwanger ist. Wer hat dich denn geschwängert, sag mal?“, fragte Jay und fasste an ihren Bauch.
„Mr. Bibergesicht, wer denn sonst. Willst du nen Kaffee?“, fragte Meg und ging Richtung Küche.
„Nein, ich trink keinen Kaffee mehr, danke. Setz dich doch, ich will endlich wissen, was in den letzten Monaten los war“, bat Jay und sie kam zu ihm zurück. Während sie eine Schachtel Kekse verdrückten, erzählte sie ihm alles.
„Man und ich dachte, ich wäre der mit der Beziehungsphobie. Aber jetzt bleibst du, oder?“, fragte er hoffend und sie nickte, während sie Vetos Hand drückte.
„Dann ist ja gut. Also, ihr habt mir Frühstück versprochen, ich hab Hunger, der Kerl hat mich die ganze Nacht rangenommen“, entgegnete Jay cool.
„Ich dachte, es wäre eine Katastrophe gewesen“, entgegnete Meg und Veto stand auf um sich Kaffee zu holen, weil er den Kaffeeklatasch nicht mitanhören wollte.
„Du kannst das nicht verstehen, du bist ja das Biest im Bett, ich hab es lieber sanft und ruhig“, erklärte Jay.
„Du redest mit deinem Manny über unser Sexleben?“, fragte Veto, der mit einem Kaffee in der Hand zurückkam.
„Nein, ich unterhalte mich mit meinem Freund darüber, er ist nur zufällig auch mein Manny. Bin ich dir zu brutal im Bett?“, fragte Meg und sah Veto an.
„Ich glaub nicht, dass wir das jetzt besprechen sollten“, bemerkte Veto verlegen.
„Also bin ich das, tut mir leid“, erkannte sie verunsichert.
„Ich steh auf deine Härte, siehst du, jetzt hast du mich gezwungen doch darüber zu reden“, murmelte Veto.
„Hey, ich bin ein sehr schweigsamer Mensch, wenn es um private Sachen geht, versprochen“, versprach Jay.
„Was hältst du von Rührei?“, fragte Meg und stand auf um Frühstück zu machen.
„Nur das Eiweiß, bitte“, bat Jay.
„Du wiegst gar nichts, Jay, was soll der Mist?“, fragte Meg, die von ihrem Gewicht frustriert war.
„Ich trainiere für den L.A. Marathon, tu’s einfach, bitte“, bat Jay und Meg ging kopfschüttelnd davon.
 
Nachdem Meg, Jay dazu gebracht hatte, seinen alten Job wieder aufzunehmen, ging sie ins Büro.
„Hey, du solltest doch auf meinen Anruf warten“, begrüßte Dena sie, als sie sie in ihrem alten Büro antraf.
„Du hast ja wirklich mein ganzes Leben übernommen, wie ich sehe“, erkannte Meg mit einem Unterton in der Stimme.
„Ja, sieht ganz so aus, ich hab mit den anderen noch nicht gesprochen“, erklärte Dena.
„Gut, dann machen wir das beide zusammen. Konntest du noch etwas schlafen, nachdem ich dich geweckt habe?“, fragte Meg ihre Freundin.
„Ein wenig, ja, aber war schon okay, ich hab mich so etwas länger mit Brant unterhalten können heut Morgen. Wir versuchen uns jetzt öfter zu unterhalten, ist nen Rat vom Beziehungstherapeuten. Man, du bist echt schon gewaltig für den vierten Monat, bist du sicher, dass du nicht Zwillinge kriegst?“, fragte Dena neckend.
„Darüber macht man keine Witze, stell dir vor der Außerwählte wär ein Zwilling, dann wär im Stamm die Hölle los. Bist du bereit?“, fragte sie und Dena stand auf.
„Alo hat ne angebrochene Nase, warum warst du eigentlich so sauer auf ihn?“, fragte Dena, während sie in den Besprechungsraum liefen.
„Irgendwelche aufgestauten Emotionen, vielleicht die Tatsache, dass er mich liebt“, entgegnete Meg.
„Du meinst liebt liebt so wie Veto es tut?“, fragte Dena überrascht und Meg nickte.
„Oh man, das kann noch lustig werden, hat er dir das gesagt?“, fragte Dena und öffnete ihr die Tür zum Besprechungsraum durch die Meg ging.
„Er hat es Veto gesagt und der mir, ich hab ihm versprochen, dass ich nicht so fühle und das ist auch so. Ich hab ihm wirklich die Nase gebrochen?“, fragte Meg schmunzelnd.
„Nur angeknackst, du bist nicht Rambo, meine Liebe“, erkannte Alo, der mit einem Pflaster auf der Nase zu ihnen stieß.
„Bist du damit zufrieden, wenn ich dir sage, dass liegt an der Schwangerschaft?“, fragte Meg hoffend.
„Ich bin dreifacher Vater, ich hab einiges durchmachen müssen während den Schwangerschaften meiner Ex, aber meine Nase ist heil geblieben, also nein. Du bist also wieder mit Veto zusammen, hab ich gehört?“, fragte Alo.
„Ja, sieht ganz so aus, wir kriegen schließlich auch nen Kind zusammen, das verbindet. Hast du deine Kinder eigentlich jetzt mal gesehen?“, fragte Meg ihn und sein Lächeln erstarb.
„Meine Ex ist jetzt irgendwo in Kanada, ich werde meine Kinder nie wiedersehen, also hören wir auf, darüber zu reden. Reden wir lieber über deine Zukunft hier“, bat er ernst und sie nickte verständnisvoll.
„Ich weiß nicht, ob wir sie einfach so zurückkehren lassen sollen, Boss“, erwiderte Emilio kritisch.
„Sie gehört doch dazu, oder? Egal was war!“
„Bevor ihr euch in die Haaren kriegt, ich werde nicht zurückkommen“, gestand sie plötzlich und alle sahen sie an.
„Du wirst nicht zurückkommen und von was willst du leben?“, fragte Emilio erstaunt.
„Ich wechsle wieder die Seiten, wegen Veto und in fünf Monaten spuck ich mein zweites Kind aus, ich kann den Kindersitz schlecht auf Lucille befestigen. Wo steckt mein Baby überhaupt?“, fragte Meg.
„Vor dem Haus, ich hab sie ohne deine Erlaubnis gefahren, tut mir leid“, entschuldigte sich Alo.
„Du darfst sie fahren, dir vertraue ich, auch wenn deine Schmerzen dir grad was anders sagen“, erklärte sie.
„Nein, tust du nicht, aber danke dass du es sagst“, erwiderte Alo und setzte sich hin.
„Boss?“, kam Cindy zu ihnen und alle drei früheren und jetzigen Bosse sahen sie an.
„Okay, das könnte kompliziert werden, ich meine Dena, dein Mann ist am Telefon“, erkannte Cindy und Dena ging mit ihr mit.
„Es ist zu kompliziert geworden, wir müssen darüber reden, wer jetzt hier das Sagen hat“, bat Dena und setzte sich auch hin.
„Ich würde das gern wieder übernehmen, wenn ihr einverstanden seid“, entschied Alo.
„Ich bin eh draußen, das müsst ihr unter euch ausmachen“, erkannte Meg tonlos.
„Willst du nen Kaffee?“, fragte Alo und stand wieder auf.
„Ich sollte keinen Kaffee mehr trinken, danke“, bemerkte sie und Alo ging davon.
„Ich hab dir einen Tee gemacht“, erkannte Cindy die zurück in den Besprechungsraum kam.
„Danke, bist ein Schatz. Sind wir cool?“, fragte Meg und Cindy setzte sich neben sie.
„Wir werden es sein, ich brauch nur Zeit, das zu verarbeiten. Ich hab das vorhin mit einem Ohr gehört, ihr wisst nicht mehr wer der Boss sein soll, was?“, fragte Cindy.
„Ja, scheint so. Ich hätte gern, dass Alo und du das hier alles übernehmt“, dachte Meg laut nach.
„Wirklich? Denkst du ich bin bereit dazu?“, fragte Cindy positiv überrascht.
„Natürlich bist du das, du bist sicher inzwischen viel besser als ich darin, ich werde es gleich den anderen vorschlagen. Ihr könnt natürlich auch zu dritt hier alles leiten, aber ihr braucht doch jemanden zum Rumkommandieren, oder?“, schmunzelte Meg und Cindy grinste.
„Immer auf die Kleinen. Meinetwegen, ich war nie ein Leitwolf“, stimmte Emilio zu.
„Gut, dann machen wir das so, obwohl ich es schade finde, dass wir das jetzt ohne dich machen müssen“, erklärte Cindy.
„Ihr werdet nie ohne mich sein, ich helfe euch wann auch immer ich kann“, erwiderte sie und fühlte sich beobachtet, als Emilio ihr auf ihre gewachsene Oberweite starrte.
„Die heißen Titten, Em, sind die neuste Erfindung aus Japan“, bemerkte Meg und Emilio sah beschämt weg.
„Sorry, die sind nur so gewaltig“, murmelte er verlegen.
„Ich bin schwanger, Em, die werden größer während der Schwangerschaft, das ist ganz einfache Biologie“, erkannte Meg cool.
„Ich hab dich auch schwanger mit deiner Kleinen gesehen, Pam Anderson warst du damals nicht“, erwiderte er.
„Cin, darf ich deinen Freund schlagen?“, fragte Meg, Cindy und die gab ihrem Freund einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Das ist die Aufgabe einer Sekretärin, Boss“, konterte Cindy cool und Meg grinste.
„Man, stimmt doch“, murrte Emilio und bekam noch einen Klaps von Meg.
„Ich hab etwas zugenommen während der Schwangerschaft, das musstest du unbedingt aus mir rauskitzeln, oder?“, murrte sie und jetzt grinste Emilio.
Während ihrer Sitzung kamen sie zu dem Entschluss, das Alo und Cindy das Büro leiten sollten. Dena war mit ihrer Rolle als Mitarbeiterin einverstanden und auch Emilio konnte sich vorstellen unter Alo und Cindy zu arbeiten.
 
Es vergingen ein paar Monate und Megs Schwangerschaft verlief normal. Ihre Beziehung zu Veto wurde immer enger und als sie kurz vor der Geburt ihres Sohnes eine Babyparty im Büro feierten, dachte Meg schon darüber nach, Vetos Antrag anzunehmen, den er ihr die Nacht zuvor gemacht hatte.
„Also, von Cindy und mir kriegst du einen Kinderwagen“, erkannte Emilio, als er sein Geschenk präsentierte.
„Der ist klasse, danke, Leute“, freute sich Meg. Sie war inzwischen so unbeweglich, dass sie sich nicht aufraffen konnte aufzustehen, um sich den Wagen richtig anzusehen.
„Ich zeig dir mal mein Lieblingsfeature“, erkannte Cindy, stand auf und öffnete eine Klappe an der Seite des Kinderwagens. Es war ein Waffenfach in einer Sicherungsbox.
„Wirklich praktisch, extra angefertigt, der muss sicher saumäßig teuer gewesen sein“, erkannte sie gerührt.
„Ich kenn da jemanden, der das nicht so teuer gemacht hat“, versprach Emilio.
„Vielen Dank“, bedankte sie sich noch mal und streckte ihre Hand aus, die das Paar gemeinsam ergriff.
„Okay, ich muss dann mal auf die Toilette, mein Sohn drückt ganz schön auf die Blase“, erwiderte Meg grinsend und Cindy zog sie an der Hand hoch.
„Ich schneid schon mal den Kuchen an“, entschied Alo und Meg ging zur Toilette. Als sie den Gang zu den Toiletten entlangging, traute sie ihren Augen nicht. Plötzlich sah sie einen Wolf auf dem Gang und neben ihm ein Junge, der Veto sehr ähnlich sah.
„Du musst zu ihm bevor es zu spät ist“, hörte sie die Gestalt des Jungen sagen und dann verschwand sie wieder. Meg torkelte verwirrt zum Sofa und setzte sich schwerfällig hin.
„Alles klar mit dir, Schatz?“, fragte Veto, der sie durch die Glasscheibe gesehen hatte und zu ihr kam.
„Ich muss nach Hause“, erkannte sie stockend.
„Klar, ist dir schwindelig, ist was mit dem Baby?“, fragte Veto verwundert.
„Ich muss zu meinem Vater“, erklärte sie.
„Ja, wenn du das willst, ich sag nur schnell den anderen Bescheid, dann fahren wir“, erklärte Veto, der seiner hochschwangeren Freundin seit Wochen jeden Wunsch erfüllte und kam mit den Kindern zurück.
„Die anderen sind verwirrt, aber sie wünschen die eine gute Reise“, erklärte Veto und so stiegen sie in seinen Wagen.
„Wir müssen noch schnell zu Hause vorbeifahren und dann können wir los“, entgegnete er und sie nickte. Sie wohnten inzwischen zusammen in einem kleinen Haus und das Kinderzimmer war auch schon vorbereitet. Veto packte was zum Spielen für Mai und ein Buch für Elena in eine Tasche, schnappte sich Megs Tasche, die sie eigentlich für das Krankenhaus gepackt hatten und ging zurück zu ihr. Er hatte keine Ahnung was sie vorhatte, aber er hatte aufgehört zu fragen.

Fünfundzwanzigstes Kapitel


20 Minuten standen sie schon vor dem Wohnhaus ihrer Eltern. Die Kinder wurden schon unruhig.
„Sag bloß nicht, dass du es dir anders überlegt hast, es wird schon dunkel und ich hab keine Lust die Stunde wieder heim zu fahren“, erklärte Veto.
„Nein, ich bin bereit, gehen wir“, bat sie und er half ihr aus dem Auto.
„Also, wenn meine Mum jetzt das Brüllen anfängt, bring die Kinder zurück in den Wagen, ja?“, bat sie und er nickte etwas verwirrt.
„Ist ne Weile her, oder?“, fragte Veto um die Stimmung aufzulockern.
„Mai ist jetzt fast fünf und ich bin weg als ich im vierten Monat mit ihr war, also ja“, entschied sie und klingelte. Als ihre Mutter ihr öffnete, erwartete sie laute Worte, aber ihre Mutter drückte sie wortlos an die Brust.
„Die Geister haben dich hergeführt, wie schön“, sagte sie nur und jetzt war auch Meg verwirrt.
„Wo ist er?“, fragte Meg nur.
„Im Schlafzimmer, er liegt im Sterben, Lymphdrüsenkrebs“, entgegnete ihre Mutter nur.
„Ich hab schon so was geahnt. Kann ich reinkommen?“, hoffte sie und ihre Mutter ließ sie rein.
„Mum, das ist Veto, mein Lebensgefährte und seine Tochter Elena und das ist Mai, meine Tochter“, stellte sie ihr ihre kleine Familie vor.
„Sehr erfreut und du bist wieder schwanger, wie ich sehe“, erkannte ihre Mutter.
„Ja, ich stehe kurz vor der Geburt unseres zukünftigen Wolfes, ironischerweise“, erklärte Meg.
„Gut, dann stirbt dein Vater nicht, ohne das zu wissen. Du solltest allein zu ihm gehen, er verträgt nicht mehr so viele Leute um sich rum“, bat ihre Mutter und Meg löste sich von ihrer Familie um allein zu ihrem sterbenden Vater zu gehen. Er sah nicht gut aus, das Leben war aus ihm gewichen, der zitternde Körper, der vor ihr auf dem Bett lag hatte nichts mehr mit dem Mann gemeinsam, zu dem sie aufblickte.
„Tochter, bist du das?“, fragte er mit schwacher Stimme.
„Ja, Vater, ich bin es“, erwiderte sie weinerlich.
„Gut, der Wolf hat dich erreicht“, entgegnete ihr Vater und sie setzte sich zu ihm aufs Bett.
„Es ist noch zu früh, du darfst noch nicht gehen“, begann sie zu weinen.
„Mein Körper ist zu schwach um meine Seele zu tragen, mein Schatz. Aber du wirst unser Erbe weiterführen, Harvey hat mich im Traum besucht, er hat mir gesagt dass er unser Volk in eine bessere Zukunft führen wird“, erkannte ihr Vater.
„Wer ist Harvey, Vater?“, fragte sie verwundert.
„Mein Enkel, dein ungeborenes Kind, ich hab ihn zu dir geschickt, zusammen mit meinem Totem, dass du keine Angst vor ihm hast“, erklärte ihr Vater und legte seine zittrige Hand auf ihren Bauch.
„Mein Freund hat sich den Namen für seinen Sohn gewünscht, ich war da eigentlich dagegen“, schniefte sie.
„Er wird Harvey heißen“, sagte ihr Vater nur.
„Ja, er wird Harvey heißen. Ich will, dass du ihn noch in den Armen halten kannst, halte noch so lang durch, bitte“, flennte sie nun wie ein Baby.
„Du wirst noch heute Nacht gebären, aber ich werde dann schon diesen Körper verlassen haben“, bemerkte er und während sie weinte, löste sich seine Hand und plumpste neben sie aufs Bett. Sie fühlte seinen Puls, aber er war hinübergegangen in eine bessere Welt.
 
Als Meg nach einer halben Stunde immer noch nicht aus dem Zimmer gekommen und es furchtbar still geworden war, sah Veto nach.
„Meg, Schatz?“, fragte er vorsichtig und entdeckte seine Freundin die mit dem Kopf auf dem leblosen Körper ihres Vaters lag.
„Er ist weg“, murmelte sie. Sie hatte vor lauter Weinen keine Kraft mehr.
„Du bist noch rechtzeitig gekommen“, erkannte Veto und zog sie wieder in eine Sitzposition.
„Harvey wird noch heute Nacht zur Welt kommen“, erklärte sie und er zog sie auf die Beine.
„Du bist mit Harvey als Namen einverstanden?“, fragte Veto gerührt.
„Ja, das bin ich“, entschied sie und er führte sie sanft hinaus.
„Warte, was heißt er wird heut noch geboren werden? Hast du Wehen?“, fragte er plötzlich.
„Nein, aber Harveys Geist hat es meinem Vater gesagt“, erklärte Meg.
„Okay, du hast mich verloren, was?“, fragte Veto.
„Du wirst sehen“, erklärte sie und er brachte sie ins Wohnzimmer. Ihre Mutter und ihr Bruder saßen auf dem Sofa.
„Sein Geist hat seinen schwachen Körper verlassen“, erklärte Meg.
„Ja, ich habe es gespürt“, erklärte ihr Bruder Elsu.
„Du wirst jetzt unser Häuptling werden“, entschied Meg.
„Aber du bist die Wölfin“, verstand er nicht.
„Genau das bin ich und deswegen hab ich die Geister hinter mir. Du standst jetzt 20 Jahre im Hintergrund, wird Zeit für deinen großen Auftritt“, bemerkte Meg und griff nach seiner Hand.
„Du lässt deine Frau in ihrem Zustand Drogen nehmen?“, fragte Elsu und sah Veto an.
„Ich glaub, das meint sie Ernst“, konterte Veto cool.
„Ist das möglich?“, fragte Elsu und wendete sich an ihre Mutter.
„Sie ist die Wölfin, sie hat heute Abend das Sagen über den Stamm erworben“, erklärte ihre Mutter, die wie ihr Sohn ziemlich gefasst über den Tod des Häuptlings war.
„Du willst mir die Macht hier übergeben, einfach so?“, konnte Elsu es nicht fassen.
„Willst du es nicht?“
„Doch, natürlich, wir müssen das Ritual dann aber bald vollziehen“, erkannte Elsu.
„Dann werden wir das morgen gleich machen. Einer von uns muss Denas Mutter holen, die Schamanin muss seinen Körper vorbereiten“, entgegnete Meg planend.
„Das werden wir machen, fahr du wieder nach Hause in dein Leben“, bat Elsu plötzlich.
„Auch wenn ich lang weg wahr, dass ist genauso mein Leben wie es eures ist. Ich werde sie rufen“, entschied sie und griff zum Telefon.
„Ich sollte die Kinder nach Hause zu Dena bringen, kommst du zwei Stunden allein klar?“, fragte Veto, als Meg mit ihrer Familie auf dem Sofa saß, während Denas Mutter das Ritual mit dem Leichnam vollführte.
„Ja, ich komm klar, du solltest fahren, sie werden die Leiche auch bald rausbringen, das sollten sie nicht sehen. Fahr vorsichtig“, bat Meg und Veto fuhr mit den Kindern davon.
„Wirst du ihn heiraten?“, fragte ihre Mutter sie plötzlich.
„Er hat mir gestern einen Antrag gemacht, ich werde ihn annehmen“, erklärte sie nur.
„Gut, das ist das Beste. Liebst du ihn?“
„Ja, sehr. Es tut mir so leid, wie ich damals reagiert habe“, entschied Meg und ihre Mutter nahm sie in den Arm.
„Ich hätte dich nicht so anmachen dürfen, nachdem du weg warst, war dein Bruder so eine Bereicherung unserer Familie, wir haben das Wolf-Dasein zu glorifiziert und dich so hochgelobt und ihn ganz vergessen. Er war so wundervoll als dein Vater krank wurde, er hat ihn zu jedem seiner Termine gefahren, auch wenn er ihn nie eines Blickes gewürdigt hat. Gestern hat er ihm aber gesagt, wie er fühlt, wir haben uns schon von ihm verabschiedet“, erklärte ihre Mutter.
„Dann hast du es verdient, tut mir leid, dass ich so fies zu dir war früher, das wird jetzt anders. Von nun an wirst du unseren Stamm in eine glückliche Zukunft führen und ich hoffe, dass du ab und zu mal den Rat deiner Schwester annimmst“, erklärte sie und Elsu umarmte seine Schwester, was er noch nie zuvor getan hatte.
„Ich rufe jetzt Denas Mutter an, das Ritual muss ziemlich bald vollzogen werden. Du solltest dich erst mal ausruhen, wenn dein Sohn wirklich heut Nacht noch zur Welt kommen sollte, brauchst du all deine Kraft“, entgegnete Elsu und ging zum Telefon.
„Warte, du hast heut deinen Geburtstermin?“, fragte ihre Mutter überrascht.
„Nein, erst in zwei Wochen, aber die Seele meines Sohnes hat Dad gesagt, dass es heut soweit ist. Ja, ich weiß, ich glaub selbst nicht, dass ich das sage, aber ich hab seit ein paar Minuten leichte Wehen, das geht heut noch los, ganz sicher“, gestand sie plötzlich.
„Du hast Wehen? Warum sagst du das nicht?“, fragte ihre Mutter erschreckt.
„Ich dachte bis vorhin auch, dass ich nur Bauchschmerzen hatte, wegen der Aufregung hier, aber die Bauchschmerzen sind inzwischen ziemlich regelmäßig“, entschied Meg.
„Das reicht, du legst dich jetzt in dein altes Bett, die Wehen können auch wieder aufhören, ich lag mit dir 36 Stunden in den Wehen“, erklärte ihre Mutter und führte sie in ihr altes Bett.
„Warum sagst du mir das? Ich lag schon mit Mai 30 Stunden in den Wehen, ich will das nicht nochmal haben“, erklärte sie etwas nervös.
„Beim zweiten Kind geht es schneller, versprochen. Jetzt leg dich einfach hin und entspann dich, ich hol eine Hebamme her“, versprach ihre Mutter und Meg legte sich auf ihr Bett. Sie hatten in ihrem Zimmer nichts verändert.
„Ich war das zweite Kind und bei mir ging es auch ewig. Ich hab Angst, bitte, bleib hier“, bemerkte Meg weinerlich.
„Süße, ich bin maximal fünfzehn Minuten weg, solang wird nichts passieren“, versprach ihre Mutter und ging davon. Meg griff nach ihrer Tasche und holte ihr Handy heraus.
„Süße, ich bin noch auf dem Rückweg, ich komm aber so schnell wie möglich zurück, versprochen“, versprach Veto am Telefon.
„Ich hab Wehen, Veto“, sagte sie nur.
„Du machst Witze!“
„Warum sollte ich Witze darüber machen, sag mal?“
„Okay, ich dreh sofort um“, erklärte er und sie hörte nur noch ein Tuten.
„Das wollt ich eigentlich nicht, aber gut“, murmelte sie und lehnte sich zurück. Als ihre Mutter mit der Stammeshebamme zurückkam, war ihre Fruchtblase inzwischen geplatzt.
„Ich glaub 36 Stunden braucht der hier nicht“, schnaufte sie gestresst.
„Ganz ruhig, Schätzchen, ich wechsle erst mal das Laken, dann fühlst du dich gleich wohler. Maka hier hat schon dich zur Welt gebracht, sie wird dich jetzt da durchführen“, erwiderte ihre Mutter mit einer sanften, beruhigenden Stimme.
„Mir ist so heiß“, stöhnte Meg und ihre Mutter half ihr, ihr Kleid auszuziehen.
„Die Wölfin ist ein ziemlicher Heißsporn, ich hatte fast vierzig Grad Fieber, als du geboren wurdest, das hast alles du verursacht, schon bevor du auf der Welt warst und das macht jetzt dein Sohn mit dir. Keine Sorge, er wird dich etwas testen, aber du wirst das alles bestehen“, versprach ihre Mutter und zog ihr ein T-Shirt an.
„Aber es war nicht so bei Mai, die Geburt war zwar lange aber ich hab eher gefroren als geschwitzt“, verstand sie nicht.
„Jetzt verstehst du auch endlich, was ich dir sagen wollte, er ist der Besondere, nicht sie, auch wenn sie ein wunderschönes, kleines Mädchen ist“, erklärte ihre Mutter.
„Mein Gott, er hat die Kinder im Auto, die sollen das hier nicht mitbekommen“, erkannte sie plötzlich.
„Du hast ihn zurückgepfiffen?“, fragte ihre Mutter.
„Zurückgepfiffen hört sich so dominant an, ich will ihn hierhaben“, entschied sie und Maka half ihr aufzustehen. Geschickt wechselte ihre Mutter das Laken und sie legte sich wieder hin.
„Das ist so unwirklich meinen Sohn in meinem alten Kinderzimmer zur Welt zu bringen“, erwiderte sie und ihre Mutter lächelte.
„Ja, aber geht nicht anders, tut mir leid. Ich werde mich um die Kleinen kümmern, dann kann er dir beistehen, wenn er wieder da ist“, versprach ihre Mutter und drückte ihre Hand.
Als Veto zurückkam, war Meg schon in der Austreibungsphase.
„Dein Sohn hat es ganz schön eilig, Junge, geh zu ihr, sie braucht dich jetzt. Kinder, ihr kommt mit mir, keine Angst, ich bin eure Granny“, nahm sie ihm die Kinder ab und Veto eilte zu Meg.
„Veto, gut, du bist da“, schnaubte Meg, als sie ihren Freund sah.
„Wir haben’s aber eilig, was?“, fragte er und griff nach ihrer Hand, die sie ihm entgegenstreckte.
„Sag das deinem Sohn, nicht mir. Ich hab so Angst“, erwiderte sie weinerlich.
„Ganz ruhig, eine Geburt ist das Natürlichste auf der Welt“, versprach Veto.
„Das kann nur ein Mann sagen. Jetzt geht’s los“, stöhnte sie und presste. Plötzlich wurde sie ohnmächtig.
„Was ist los?“, fragte Veto Maka panisch.
„Meg, Süße, wach auf, wir brauchen dich jetzt, Meg“, bat Maka und plötzlich wurde Meg wieder wach. Ihre Augen waren wieder goldbraun und sie brabbelte etwas in Costano. Fünf Minuten später war Harvey geboren.
„Gut gemacht, mein Schatz, ein wunderschönes, gesundes Baby was du da hast. Hier“, erkannte Veto und legte seinen Sohn sanft auf die Brust seiner Freundin.
„Endlich macht alles Sinn, er ist der Auserwählte“, murmelte sie erschöpft.
„Egal was er ist, er ist unser Sohn“, entgegnete Veto glücklich und strich dem kleinen Etwas auf ihrer Brust über die wenigen schwarzen Haare.
„Ein Wolf stirbt und ein anderer wird geboren“, erkannte Maka bedeutungsvoll und in dem Moment kam Meg wieder in den Sinn, was an diesem Abend alles passiert war und sie weinte wieder.

Sechsundzwanzigstes Kapitel


Nach drei Tagen voll lauter Rituale kam die nun größer gewordene Familie mit Harvey nach Hause. Keiner ihrer Freunde wusste, dass sie ihren Sohn schon geboren hatte, deshalb lud sie sie alle zu sich nach Hause ein, ohne ihnen zu sagen, was Sache war.
„Hey, was ist hier los?“, fragte Cindy, als mit Emilio an der Hand vor der Tür stand.
„Wirst du gleich sehen, kommt rein“, erwiderte Veto grinsend und ließ sie rein.
„Ihr habt doch nicht heimlich geheiratet, oder? Das wär echt total fies von euch“, entgegnete Cindy leicht verärgert.
„Nein, wir haben nicht geheiratet, ich war im neunten Monat schwanger, ich sah aus wie ne Tonne“, erkannte Meg, die mit Harvey auf dem Arm aus der Küche kam.
„Oh mein Gott“, erwiderte Cindy gerührt und kam zu ihr hin.
„Wann hast du denn das Baby bekommen?“, fragte Emilio verwirrt.
„Vor drei Tagen, mein Vater ist gestorben und vor lauter Aufregung haben bei mir die Wehen eingesetzt“, erklärte Meg und gab Harvey an Veto weiter.
„Dein Vater ist gestorben?“, fragte Cindy entsetzt.
„Ja, er hatte Krebs im Endstadium, es war das Beste für ihn. Ich verarbeite das nach und nach, aber dieser kleine Schatz hier macht es leichter“, bemerkte Meg und strich ihrem Sohn über den Kopf.
„Ich weiß jetzt gar nicht, was ich sagen soll, herzlichen Glückwunsch oder herzliches Beileid“, entgegnete Cindy.
„Es ist einfach schön, dass du da bist, dass ihr beide da seid. Dena, Brant und die Kids kommen nachher noch, sie wissen von nichts, also schreibt ihnen nicht heimlich SMS oder so. Alo ist auf der Jagd momentan, ich hab ihm aber ne SMS geschrieben, hab aber noch keine SMS zurückbekommen“, erklärte Veto.
„Darf ich ihn mal halten?“, fragte Cindy hoffend und Veto legte ihr den Kleinen in den Arm.
„Er ist ja so süß, er ist die perfekte Mischung zwischen euch beiden. Warum seht ihr so erholt aus, ist er so einfach zu handeln?“, fragte Emilio, weil die jungen Eltern sehr erholt aussahen.
„Nein, er ist ein ganz normaler kleiner Junge, er schreit wenn er Hunger hat und er hat echt Hunger wie ein Wolf“, bemerkte Meg lächelnd und nahm Harvey wieder.
„Wie soll er denn heißen?“, fragte Emilio neugierig.
„Harvey, er heißt Harvey“, erkannte Veto stolz.
„Harvey, ernsthaft? Ihr kommt beide aus zwei Kulturen mit wunderschön klingenden und vor allem cool klingenden Namen und ihr entscheidet euch für Harvey?“, fragte Emilio kopfschüttelnd.
„Mein Mentor auf dem College hieß so, er war wie ein Vater für mich, also wird er so heißen, basta“, bemerkte Veto strickt.
„Okay, wie du meinst, ich sag’s nur. Hey, wo hast du denn einen Zuckerschädel herbekommen?“, fragte Cindy, als sie den kleinen Schrein sah, den das Paar am Fenster aufgebaut hatte und auch einen Totenschädel aus Zucker hatte, den es sonst nur zum mexikanischen Tag der Toten gab.
„Den hab ich selbst gemacht, meine Mutter hat mir so einiges beigebracht. Wir haben unsere beiden Religionen vermischt, nur um sicher zu gehen, dass der Geist von Megs Vater den Weg in den Himmel findet. Meg sagt, sie spürt seinen Geist in Harvey, was einerseits gruselig, aber auch andererseits beruhigend ist. Wenn er soweit ist, wird er aufsteigen“, erklärte Veto.
„Okay, ihr kriegt eindeutig zu wenig Schlaf“, schmunzelte Emilio.
„Welche Religion belächelt er jetzt, meine oder deine?“, fragte Veto und sah seine Freundin an.
„Ich fürchte beide, er kann von Glück reden, dass ich grad so sanftmütig bin“, erklärte Meg.
„Hey, ich bin auch Katholik und ich hab nichts gegen spirituelle Rituale“, konterte Emilio cool.
„Du bist kein Katholik, Emil Manheim, du bist ein sehr lügnerischer, vermutlich sehr beschnittener Jude, mein Freund“, erwiderte Meg cool.
„Du bist echt durch und durch ein Cop, klar, dass du zurückwillst“, erwiderte Emilio beschämt, dass sie sein Geheimnis kannte.
„Emil Manheim, du bist Deutscher?“, fragte Cindy verwirrt.
„Mein Großvater väterlicherseits war einer, ich hab meinen Namen offiziell ändern lassen, okay? Rasposa ist der Mädchenname meiner Mum, ich hab den Namen nur wieder angenommen“, murmelte Emilio cool.
„Klar, wie du meinst, Emil“, frotzelte Cindy.
„Du wirst mich jetzt ne Weile damit aufziehen, oder?“
„Ja, das werde ich. Krieg ich nen Bier?“, fragte Cindy und Meg ging mit ihr in die Küche.
„War es schmerzhaft?“, fragte Cindy plötzlich als Meg und sie an den Tresen gelehnt redeten, während es sich die Männer auf dem Sofa bequem machten.
„Das Gute daran ist, das man den Schmerz schnell vergisst, ich hab die meiste Zeit auch wegen meinem Vater geweint, also war ich abgelenkt. Das war echt ein verrückter Abend, ich hab mich mit meiner Familie versöhnt und hab meinen Bruder sogar die Ehre überlassen, Führer unseres Stammes zu werden. Mein Leben ist jetzt hier“, bemerkte Meg und legte Harvey in das Babycase auf der Ablage.
„Aber du wirst keine Kopfgeldjägerin mehr sein“, entgegnete Cindy traurig.
„Es zerreißt mir auch das Herz, meine Süße, aber es geht nicht anders. Ich kann auch nicht einfach die Buchhalterin sein, ich würde euch sehen, wie ihr aufbrecht und immer Sehnsucht bekommen. Ich hab das lang genug aufgeschoben, aber sobald ich aus dem Mutterschutz draußen bin, werde ich meinen alten Boss darum bitten, Dena und mir unsere alten Jobs wieder zu geben. Ihr seid ein klasse Trio, ihr schafft das“, erkannte sie und machte ihr ein Bier auf.
„Bitte sag das Emilio nicht, aber ich komm langsam auch in das Alter wo ich über Kinder nachdenke“, gestand Cindy.
„Du solltest mit ihm darüber reden“, riet Meg ihr.
„Du bist witzig, wie fang ich das an,  soll ich sagen „Hey, ich geh dann mal auf die Jagd und ach ja, wenn ich heimkomme will ich ein Kind von dir“?“, fragte sie sarkastisch.
„Na ja, vielleicht zu einer anderen Gelegenheit. Ich hab seinen Antrag angenommen, gestern Nacht“, warf sie ganz nebensächlich ein.
„Das sagst du erst jetzt? Gratuliere“, freute sich Cindy für sie und umarmte sie.
„Jede Faser meines Körpers müsste sich gegen die Tatsache wehren zu heiraten, aber ich bin glücklich, ich dürfte doch nicht glücklich sein, oder? Ich hab grade meinen Vater verloren“, erwiderte Meg nachdenklich.
„Du wirst es nach und nach merken, genieß die Zeit in der du froh sein kannst, erklärte Cindy und spielte mit Harveys kleinen Fingerchen.
„Ich produziere verdammt süße Kinder, oder?“, fragte Meg und sah sich Harvey auch an.
„Ein Kind von Emilio und mir würde auch wahnsinnig gut aussehen“, dachte Cindy laut nach.
„Du denkst da echt intensiv drüber nach, red mit ihm, er will auch Kinder, er ist viel erwachsener als er manchmal wirkt“, erkannte Meg und küsste Harveys Stirn.
„Er ist erst 22, er wird noch keine Kinder wollen“, erklärte sie.
„Red einfach mit ihm“, bat sie und Cindy nickte.
„Und noch was Cindy…“, begann Meg, als sie wieder raus gingen.
„Was?“
„Das mit der Verlobung ist noch nicht offiziell, ich werde das heut Abend präsentieren, Dena wäre stinkig, wenn sie wüsste, dass sie nicht die Erste ist, die es erfährt. Ich sage es ihr vor den anderen“, erklärte Meg und Cindy nickte verständnisvoll.
„Das wird viel für sie zu verarbeiten sein, der Tod ihres Häuptlings, der Geburt ihres neuen Führers und dann noch meine Verlobung“, stellte Meg fest.
„Dann mach ich schon mal den Wein auf“, schmunzelte Cindy und ging zum Kühlschrank.
„Das ist glaub ich ne gute Idee. Bring noch die Bretzeln mit, die auf dem Schrank liegen“, bat Meg und ging mit dem Babycase in der Hand zurück ins Wohnzimmer.
Sie hatte sich grade wieder hingesetzt, als es klingelte.
„Da sind sie“, bemerkte Veto und ging zur Tür.
„Veto, hey, zeig mir deine Hand“, begrüßte Dena ihn und riss seinen linken Arm hoch.
„Aua, was soll das?“, fragte er verwirrt.
„Gut, ihr habt also nicht getan, was ich befürchtet habe, was soll das ganze Theater?“, fragte Dena und ließ seine Hand wieder los.
„Was habt ihr alle heute, also wirklich, als würden wir ohne euch heiraten“, bemerkte Veto kopfschüttelnd.
„Warum dann der große Empfang?“, fragte Brantly.
„Nicht mal zwei Minuten da und schon beschuldigt ihr uns, das ist aber nicht nett“, erwiderte Meg, die zu ihrem Verlobten kam.
„Meg? Du hast das Kind bekommen?“, fragte Dena genauso verwirrt wie die anderen.
„Äh … Überraschung?“, bemerkte sie und grinste breit.
„Verdammt, wie kannst du so kurz nach der Geburt wieder so schlank aussehen?“, fragte Dena eifersüchtig.
„War ne verdammt anstrengende Geburt, hatte ja nicht arg viel zugenommen“, entschied Meg.
„Wo ist er? Zeit ihn mir“, bat Dena und Meg deutete auf das Babycase, was auf dem Boden vor dem Sofa stand.
„Er ist so winzig, es ist kaum zu glauben zu was er werden wird“, bemerkte Dena und legte ihn auf ihre Schulter.
„Ist er gesegnet worden?“, fragte Meg und hielt Harvey hoch.
„Ja, das hat deine Mutter gestern gemacht“, erkannte Meg.
„Deshalb war sie gestern am Telefon so komisch, sie wusste es“, stellte Dena fest.
„Tut mir leid, wir wollten es euch zusammen sagen. Wenn wir grad dabei sind, Ankündigungen zu machen, wir werden heiraten“, gestand Veto und Meg sah ihn böse an.
„Zu früh?“, fragte er und Meg nickte.
„Tut mir leid, Schatz“, entschuldigte er sich.
„Ich gratulier euch, wegen beidem. Warte, wer ist tot?“, fragte Dena, als sie den Schrein und die nativ-amerikanischen Symboliken sah.
„Er starb kurz nachdem wir dort ankamen“, sagte Meg nur.
„Meine Mum hatte mir gesagt, dass er krank war, ich wusste, dass du mit ihnen abgeschlossen hattest, deshalb hab ich nichts gesagt. Hätte ich es dir sagen sollen?“, fragte Dena und Meg schüttelte den Kopf.
„Ich hatte damit abgeschlossen, jetzt bin ich wieder voll dabei. Ich habe Elsu die Macht in unserem Stamm übergeben, aber ich werde unsere Riten und Gebräuche jetzt mehr achten und ehren“, erklärte Meg.
„Das ist schön zu hören. Wie geht es deiner Mutter?“, fragte Dena und legte Harvey zurück in das Case.
„Elsu ist eine große Stütze für sie!“
„Reden wir wirklich beide von Elsu, von deinem Bruder?“, fragte Dena verwundert.
„Er hat sich toll gemacht in den letzten Jahren, er wird unseren Stamm gut führen und auch Harvey zeigen, was es bedeutet, ein Wolf zu sein“, entschied Meg.
„Harvey?“, fragte Brantly.
„Was habt ihr alle gegen den Namen?“, murrte Veto.
„Hör einfach nicht auf sie, ich denke, der ist perfekt“, entschied Meg und küsste ihren Verlobten.
 
Sechs Monate später wurde es langsam ernst mit den Hochzeitsvorbereitungen. Meg hatte es bis zum letzten Moment hinausgezögert, aber an dem Tag wollte sie ein Brautkleid kaufen.
„Wie wär’s mit Rot? Da du ja schon zwei Kinder hast ist weiß etwas scheinheilig, oder?“, fragte Cindy, als sie die Brautkleider durchsahen.
„Sie trägt kein Rot“, entschied Mrs Kenza, die mitgekommen war.
„Das sagt ich doch auch“, mischte sich auch Dena ein.
„Die Macht hat gesprochen, tut mir leid“, erkannte Meg, die irgendwie nicht so begeistert von der ganzen Girlie-Sache war.
„Was ist mit schwarz?“, fragte sie und zog ein Kleid heraus.
„Du trägst weiß, du wolltest eine moderne Hochzeit fernab der Tradition, dann trägst du gefälligst auch weiß“, bemerkte ihre Mutter strikt.
„Hab ich schon mal gesagt, wie froh ich bin, dass du dabei bist?“, fragte Meg sarkastisch.
„Hab dich auch lieb, Kind. Hey, das ist doch schön, probier das doch mal an“, bat Mrs. Kenza und gab ihr ein Kleid.
„Da muss ich ein Korsett drunter tragen, ich hab vor sechs Monaten ein Kind bekommen, wie du sicher nicht vergessen hast“, entschied Meg.
„Dann trägst du ein Korsett, seit wann bist du so empfindlich?“, erkannte Dena.
„Ihr seid echt noch stressiger als sonst heute, okay, gut, ich probier es an“, erkannte Meg und nahm das Kleid sowie ein Korsett mit in die Umkleide.
„Das ist so wunderschön“, erkannte Cindy gerührt, als Meg mit dem ärmelosen Brautkleid herauskam.
„Das ist so verdammt eng“, murmelte sie.
„So soll es auch sein, das kommt eindeutig auf den Vermutlich-Stapel“, entschied ihre Mutter.
„Soll ich darin noch atmen können?“, fragte Meg.
„Du wirst darin atmen können!“
„Nein, tu ich nicht“, murmelte sie und kippte ohnmächtig zur Seite.
„Man, was für eine inkompetente Verkäuferin hat das so eng gemacht“, erklärte Cindy, kniete sich zu ihr, öffnete das Kleid und zog ein Messer aus ihrem Stiefel, um das Korsett aufzuschneiden. Als sie ansetzen wollte, stoppte Meg sie.
„Untersteh dich, das Korsett kostet nen Vermögen, ich trag kein Korsett, macht mich da raus, sofort“, bat Meg, die nur kurz bewusstlos gewesen war. Cindy steckte ihr Messer wieder weg und öffnete ihr das Korsett etwas rabiat.
„Ich finde das Kleid sollte zwei Teile haben, einen wallenden Rock und ein Oberteil mit Ärmeln, sie hat zu viele Muskeln für ärmellos“, schlug Dena vor.
„Ja, sie hat echt zu viel trainiert für ärmellos. Bringen Sie mir ein zweitteiliges Kleid“, bat Dena zur Verkäuferin, die angerannt gekommen war, als Meg bewusstlos zusammenbrochen war und die eilte wieder los.
„Ich bin fett“, jammerte Meg.
„Hat meine Freundin, die trotz zwei Geburten eine bemerkenswerte 36 trägt grad gesagt, dass sie fett ist?“, warf Cindy ein.
„Ich glaub, ich brauch jetzt 38“, maulte Meg.
„Dann kaufen wir 38, das hab ich auch. Kannst du aufstehen?“, fragte Cindy und Meg stand auf, während sie das offene Korsett an ihre nackte Brust presste.
„Ich zieh meinen BH wieder an, ich will einen tragen während er Hochzeit, ganz eindeutig“, erklärte Meg und lief, das Kleid hinter sich her schleifend, zurück zu den Umkleiden.
„Seit wann trägst du einen BH?“, fragte Cindy, während sie vor der Umkleide stand, in der Meg ein anderes Kleid anzog.
„Seit ich zwei Kinder gestillt habe, Harvey isst endlich die Babynahrung, aber er hat schon ziemlich viel ruiniert. Das mit den zwei Teilen ist ne gute Idee von Dena gewesen“, erklärte Meg und kam hinaus.
„So, keine Ohnmachtsanfälle diesmal?“, fragte Cindy schmunzelnd, als sie sie in dem schönen Kleid sah.
„Nein, das gefällt mir, das nehmen wir“, entschloss Meg.
„Du kannst doch nicht das zweite Kleid nehmen, was du anprobierst“, entschied Dena, die auch zu ihr kam.
„Ist es nicht gut?“, fragte Meg.
„Es passt sehr gut!“
„Siehst du, ich nehm es, steht das Angebot noch, dass ihr alle dafür zahlt?“
„Was hältst du davon?“, fragte ihre Mutter und brachte ihr ein Kleid, was oben schwarz und unten weiß war.
„Okay, vielleicht sollte ich doch nicht das erst Beste nehmen“, freute sich Meg, dass ihre Mutter Kompromisse einging und probierte das Kleid, was ihr sehr gefiel, an.
 
Am Schluss nahm sie das Kleid, das aus zwei Teilen bestand. Das Bustier war schwarz und der Rock weiß. Als sie ihr Kleid am Schrank hängend an diesem Abend betrachtete, realisierte sie das erste Mal, dass sie sechs Wochen später wirklich heiraten sollte.
„Schatz, bist du da?“, rief Veto von unten und sie hängte das Kleid in den Schrank.
„Ja, ich bin hier oben“, rief sie und er kam zu ihr ins Schlafzimmer.
„Hey Schönheit, und schon ne Idee für ein Hochzeitskleid?“, fragte er und nahm sie in den Arm.
„Nicht nur das, ich hab schon nen Kleid gekauft“, erwiderte sie zufrieden.
„Du hast schon ein Kleid gekauft, ernsthaft?“, konnte er es nicht glauben.
„Ja, es hat einfach zu mir gesprochen!“
„Kann ich es sehen?“
„Nein, ganz sicher nicht. Harvey schläft endlich und Jay ist mit den Kindern noch unterwegs, wie wäre es mit ein bisschen du und ich-Zeit?“, fragte sie säuselnd und begann seinen Nacken zu küssen.
„Bist du nicht zu fertig dafür?“, fragte er überrascht.
„Wie lang kennst du mich jetzt? Dafür werde ich nie zu müde sein“, schmunzelte sie und schlief mit ihm.
 
Viel zu schnell waren die sechs Wochen vorbei und der Abend vor der Hochzeit kam. Die Großeltern nahmen sich der Kinder an und so konnten alle einen netten Junggesellenabschied feiern. Die Mädels waren in einer Bar und die Jungs in einem Strip Club. Meg hatte sehr viel Spaß, bis zu dem Zeitpunkt an dem Alos Motorrad vor der Bar bremste.
„Ich geh kurz mal raus, ich brauche frische Luft“, erwiderte sie und torkelte etwas angeheitert nach draußen. Alo war schon eine Weile weg gewesen, er hatte es nicht gut verkraftet, dass sie sich verlobt hatte.
„Hey, meine Süße“, begrüßte Alo sie freundlich.
„Alo, hey, ist ne Weile her, wo hast du gesteckt?“, fragte Meg und lehnte sich an das Gitter der Außenterrasse.
„Hier und dort. Können wir reden?“, fragte er und stieg cool vom Motorrad ab.
„Kommt darauf an, über was du reden willst“, entschied sie.
„Gib mir fünf Minuten dich davon zu überzeugen, dass du nicht heiraten solltest“, bat er und ging mit ihr in eine Straßenecke.
„Mit was willst du mich bitte überzeugen, die Liebe meines Lebens nicht zu heiraten?“, fragte sie lässig und er drückte sie gegen eine Steinwand und begann sie leidenschaftlich zu küssen. Dem Wolf in ihr gefiel, was sie dort spürte, doch ihr wirkliches ich ging sehr schnell dazwischen und versetzte Alo einen Schlag in die Weichteile.
„Wenn du das nochmal machst, dann töte ich dich“, entschied sie mit toternster Stimme und ließ ihn einfach so da liegen, während sie zurück zu den anderen ging. Als sie bei den anderen angekommen war, weinte sie.

Siebenundzwanzigstes Kapitel


„Ich will nach Hause“, bat Meg weinerlich.
„Was ist passiert?“, fragte Cindy besorgt.
„Ich will einfach nach Hause, bitte“, bat Meg und Cindy, die noch ziemlich nüchtern war, brachte sie nach Hause.
Als Veto betrunken neben sie ins Bett fiel und einpennte, lag sie noch gedankenversunken neben ihm. Sie fühlte sich so dreckig, auch nachdem sie zwei Mal geduscht hatte. Was waren das für Gefühle die sie bei dem Kuss gehabt hatte? Hatte das was zu bedeuten? Irgendwann spät in dieser Nacht döste sie in ihrem Rausch ein.
 
Als sie am nächsten Morgen erwachte, dachte sie erst, sie hätte nur ein schlechten Traum gehabt, aber ihr feuchtes Kissen von ihren nassen Haaren zeigten ihr, dass sie nicht geträumt hatte.
„Guten Morgen, Misses Beltran“, weckte Veto sie, indem er sie sanft küsste.
„Man, du stinkst nach Bier, noch bin ich nicht Misses Betran, Veto“, murmelte sie.
„Hast du was?“, fragte er verwundert.
„Da sitzt ein Elefant auf meinem Kopf“, konterte sie und hielt ihren Kopf.
„Du wolltest doch gar nicht so viel trinken“, schmunzelte Veto.
„Du auch nicht, aber du stinkst als wärst du in ein Guinness-Fass gefallen“, erwiderte sie versöhnlicher und stand auf. Ein starker Schmerz fuhr durch ihren Kopf.
„Man, wir hätten den Jungessellenabschied früher machen sollen. Ich glaub, ich muss mich übergeben“, murmelte sie und ging zur Toilette, um sich zu übergeben.
„Gut, dass die Feier erst am Nachmittag ist, wir können noch den ganzen Vormittag im Bett bleiben“, bemerkte er, als sie sich wieder ins Bett legte.
„Ich muss dir was erzählen und du darfst nicht ausflippen“, begann sie und setzte sich auf.
„Du hast nicht mit dem Stripper geschlafen, oder? Gegen so viel Männlichkeit kann ich nichts anrichten“, schmunzelte er.
„Das ist mein Ernst, es ist was Wichtiges“, bat sie ernst.
„Du willst doch nicht wieder abhauen, oder?“, fragte er besorgt.
„Würde ich dir das dann sagen?“, fragte sie leicht gereizt.
„Ehrlich gesagt, weiß ich das gerade nicht. Willst du nen Streit mit mir anfangen und dann abhauen?“, fragte er, der nicht verstand, was mit ihr los war.
„Wenn du nicht gleich damit aufhörst, überleg ich mir das“, entschied sie und sah ihn böse an.
„Okay, ich bin ernst, also wo drückt der Schuh“, entschied er.
„Alo ist wieder da“, begann sie.
„Das ist gut, dann kann ich ihn doch als Trauzeugen nehmen“, freute sich Veto.
„Nicht, wenn du jetzt hörst, was er gemacht hat“, erwiderte sie und erzählte ihm, an was sie sich von der Nacht zuvor noch erinnerte.
„Oh man, was bedeutet das jetzt für uns?“, fragte er, als er ein paar Minuten geplättet neben ihr saß.
„Um 16 Uhr treten wir vor den Friedensrichter“, erkannte sie nur.
„Mit ihm?“
„Ohne ihn!“
„Er ist dein bester Freund!“
„Nein, mein bester Freund hätte mir das nie angetan und vor allem wird er heute sicher nur kriechen können“, entgegnete sie und kuschelte sich an ihren Verlobten. Sie war erleichtert, dass er ganz gut damit klarkam.
„Wirst du dich jetzt ganz von ihm fernhalten?“, fragte er und es klang fast hoffnungsvoll.
„Ich hab mich für dich entschieden, als ich deinen Antrag angenommen habe und ab heut Nacht werde ich nichts mehr tun, was dir wehtun könnte“, erklärte sie liebevoll und küsste ihn sanft.
„Jetzt stinkst du aber“, schmunzelte er.
„Ich putz mir gleich die Zähne, aber momentan will ich nur in deinem Arm liegen und meinen Hochzeitstag genießen“, erwiderte sie und er küsste ihren Kopf.
„Ja, ich auch. Wen hast du eigentlich als Trauzeugen ausgewählt?“, fragte Veto.
„Dena, natürlich, ich hab die Chance doch nicht verpassen wollen, Cindy in ein furchtbar hässliches Kleid zu stecken“, witzelte sie.
„Lachsfarben?“, fragte er neugierig.
„Du erfährst nicht, welche Farbe mein Kleid hat, vergiss es“, konterte sie und Veto kitzelte sie so lang, bis er es wusste.
„Das sieht sicher wunderschön aus an dir. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich dich heute heirate“, entschied er.
„Ich auch nicht, vor allem das deine Mutter so wenig Theater gemacht hat, dass wir nicht kirchlich heiraten“, entgegnete sie.
„Ich bin geschieden, ich darf nicht mehr kirchlich heiraten“, erklärte er.
„Wirklich? Echt eine komische Religion, die du da hast“, konterte sie verwundert.
„Das sagt grad die Richtige, ich hab die Rituale vor sechs Monaten alle durchgemacht, wie du dich erinnerst“, entgegnete er.
„Wir werden heute auch noch das indianische Ritual durchführen, egal was deine Mutter dazu sagt“, erklärte sie plötzlich.
„Wir opfern keine Hasen auf einem Altar, oder?“, fragte er besorgt.
„Nein, nicht das ich wüsste, das ist eigentlich ein wirklich schönes Ritual, du wirst schon sehen. War es eigentlich schön gestern?“, fragte sie.
„Ich weiß nicht mehr viel von gestern, denk aber schon. Ich werde jetzt duschen gehen, wenn Acharya anruft und fragt wo sein Wagen ist, sag ihm, ich hab keinen blassen Schimmer“, schmunzelte er, löste sich von ihr und ging duschen.
Als er in der Dusche war klingelte wirklich das Telefon, was ihr wieder Kopfschmerzen bereitete.
„Morgen, meine Süße, na, alles klar?“, meldete sich Dena.
„Hab nen dicken Kopf, aber wird schon gehen nach einem ausgiebigen Frühstück und einer Schachtel Schmerztabletten. Tut mir leid, dass ich die Party so überstürzt verlassen habe“, erwiderte Meg.
„Ich weiß schon, warum du das getan hast, er ist auf allen vieren in die Bar gekrochen gekommen, er hat was davon gemurmelt, dass er überfallen worden ist, aber ich war noch nüchtern genug eins und eins zusammen zu zählen. Er hat ein angebrochenes Gemächt und wird heut nicht dabei sein können“, erklärte Dena.
„Er ist auch nicht mehr eingeladen, sag ihm das“, entschied sie.
„Erzählst du mir, was passiert ist?“, fragte Dena.
„Wenn wir uns anziehen, jetzt muss ich erst mal einen klaren Kopf kriegen. Du kommst um zwei hier her, das ist doch richtig, oder?“, fragte Meg und Dena stimmte zu.
„Dann sehen wir dann, bye“, entgegnete sie und legte wieder auf.
„War das Acharya?“, fragte Veto, der nur mit einem Handtuch um die Hüfte aus dem Badezimmer kam. Die Wassertropfen flossen über seine Brust und das war hocherotisch.
„Ich glaube, du musst gleich nochmal duschen, ich hab was ganz schmutziges mit dir vor“, säuselte sie und tätschelte sanft auf das Bett neben sich.
„Ernsthaft?“, fragte er überrascht.
„Wirst du das zu unserem 10. Hochzeitstag immer noch Fragen?“
„Okay, gibt nichts besseres als unseren Hochzeitstag so zu beginnen“, schmunzelte er und kam zu ihr ins Bett.
Als Dena um zwei Uhr zu ihnen kam, lagen die beiden immer noch im Bett.
„Habt ihr nochmal geschlafen?“, fragte Dena, als Meg ihr im Kimono die Tür öffnete.
„Äh, nicht wirklich, nein“, schmunzelte Meg.
„Man, ihr müsst echt mal heiraten, dass das mit dem Sex aufhört“, murmelte Dena eifersüchtig.
„Da spricht der bloße Neid. Veto zieh dich an und beweg deinen Arsch zu uns, die anderen warten sicher schon auf dich“, befahl Dena, als er mit Meg ins Schlafzimmer kam, wo Veto immer noch im Bett lag.
„Der Spaß ist dann wohl vorbei“, murmelte Veto und stand auf.
„Nein, der Spaß hat grad erst angefangen, los“, erwiderte Dena und schickte ihn weg.
„Wir sehen uns dann in zwei Stunden, kann es kaum erwarten“, erwiderte Veto, küsste seine Verlobte und verschwand.
„Okay, er ist weg, was ist los?“, fragte Dena und legte ihr Kleid aufs Bett.
„Lass mich erst nochmal duschen, dann reden wir“, entschied Meg und ging ins Badezimmer.
„Das wievielte mal duschen ist das jetzt, seit er dich angefasst hat?“, rief Dena ins Badezimmer und Meg riss die Tür wieder auf.
„Das vierte Mal, manchmal ist es echt ätzend, dass du alles weißt“, entschied sie und schloss die Tür wieder vor sich.
„Ich weiß nicht alles, ich hab nur geraten. Also entweder war es so widerlich, dass du es nur noch vergessen willst, oder du fühlst dich so schuldig, weil es dir gefallen hat“, schlussfolgerte sie.
„Bin gleich wieder da, dann erzähl ich es dir, verdammt“, rief sie raus und Dena setzte sich aufs Bett und wartete auf sie.
„So, jetzt kannst du mich verurteilen“, entschied Meg als sie zurückkam.
„Also, es hat dir gefallen“, stellte Dena fest.
„Der Wölfin hat es gefallen, sie hat sein Totem gefühlt und fühlte sich dadurch angezogen, aber ich habe es gehasst“, erklärte Meg, während Dena ihr in ihr Oberteil half.
„Du darfst von anderen Männern fantasieren, während der Ehe, solang du nichts anderes machst“, erkannte Dena.
„Ich werde Alo aus meinem Leben ausschließen, er hat Veto versprochen, dass er es nicht tun würde, aber er hat es getan“, konterte Dena.
„Was genau hat er denn gemacht?“
„Er hat mich geküsst!“
„Das ist alles, er hat dich nur geküsst?“
„Was würde Brantly tun, wenn du plötzlich von Alo geküsst worden wärst?“, fragte Meg und Dena begann Megs Haare hochzustecken.
„Du hast es ihm gesagt?“, fragte Dena.
„Natürlich hab ich das, ich heirate ihn heute“, bemerkte Meg.
„Hast du keine Angst, dass er was Dummes tut?“, fragte Dena zurück.
„Veto tut nichts Dummes“, entschied sie und gab ihr eine weitere Nadel.
„Stimmt, das Dumme tust nur du. Weiß du, ich bin nicht mehr so für hochgesteckte Haare, sollen wir sie nicht offen lassen?“, fragte Dena.
„Ja, das wär mich auch lieber. Apropos dumme Sachen, ich war mir noch nie so sicher wie heute, ist das verrückt?“, fragte Meg.
„Nein, das ist wundervoll, du solltest glücklich darüber sein. Alo, der Arsch, hat dich wieder verwirrt, oder?“, fragte Dena und machte ihre Haare wieder auf.
„Ja, schon nen bisschen, aber jetzt bin ich wieder voll im Kurs, da ich ihn anscheinend schachmatt gesetzt habe, wird es keinen Störfaktor auf der Feier darstellen. Wo ist Cindy eigentlich?“, fragte Meg plötzlich.
„Die muss noch was im Büro erledigen und zieht sich dort um. Sie kommt rechtzeitig, keine Sorge“, versprach Dena und machte nur ein paar Strähnen von Megs langem, schwarzen Haar nach hinten.
„Sie kennt die Farbe ihres Brautjungfernkleides noch nicht, sie wird es hassen“, schmunzelte Meg.
„Ich liebe die Farbe, die passt perfekt zu meiner Haut. Ich versteh nicht, warum deine Mum dir nicht ins Kleid helfen darf“, entschied Dena.
„Sie darf schon, aber sie hat Harvey und so alle Hände voll zu tun. Wenn nächste Woche die Adoption von Elena durch ist, bin ich offiziell Mutter von drei Kindern, kannst du das glauben?“, fragte Meg begeistert.
„Ich glaub nicht, dass du das sagst, ich hab immer gedacht, dass einzig wichtige in deinem Leben könnte deine Karriere sein und jetzt hab ich die Ehre dich für deine Hochzeit umzuziehen, ich bin so stolz auf dich“, bemerkte Dena und küsste Megs Kopf.
„Ja, ich bin auch stolz auf mich selbst. Schminkst du mich? Ich mach das so selten und dein Make-up sieht so gut aus“, bat Meg und Dena stimmte grinsend zu.

Achtundzwanzigstes Kapitel


Vor der Feier fuhren sie nochmal ins Büro um Cindy mitzunehmen. Sie hatte eine dieser übertrieben großen Hummerlimousinen gemietet und so fuhren sie ganz prachtvoll vor.
„Okay, du bewegst dich nicht hier raus, ich hol sie“, entschied Dena und Meg blieb im Wagen, während Dena reinging.
Sie konnte die Leute an der protzigen Limousine vorbeigehen sehen, aber sie wurde nicht gesehen. Auf einmal lief jemand vorbei, den sie überhaupt nicht erwartet hatte – Alo. Er sah gar nicht aus, als wäre er schwerverletzt, ganz im Gegenteil, wie er den Kerl vor sich in Handschellen vorantrieb, wirkte er stärker als je zuvor. Kurz zögerte sie, dann stieg sie aus und ging zu ihm hin.
„Gut siehst du aus, für einen Krüppel“, stellte sie ihn cool zur Rede. Alo war so abgelenkt von ihr in ihrem Hochzeitskleid, dass er den Kerl in Handschellen losließ.
„Meg“, stotterte er. Der Kerl sprang blitzschnell durch seine Handschellen und schnappte sich Alos Waffe.
„Hey Missy, komm zu mir“, bemerkte der Kerl und zog Meg an sich. Meg konnte einen guten Blick auf ihn werfen und erstarrte. Es war Turi Vascez.
„Er war als Hochzeitsgeschenk gedacht, ich hab ihn gestern gefasst“, erklärte Alo zu Meg.
„Klappe, Winnetou“, entschied Turi und schoss auf Alo. Getroffen ging er zu Boden.
„Alo“, schrie sie.
„Man, das wollt ich schon die ganze Nacht machen, der ging mir vielleicht auf die Nerven. So, jetzt bist du dran, ich hab gehört, dass du immer fast an mir dran warst, na ja, am Ende gewinne ich doch noch“, konterte er und presste die Waffe gegen ihre Schläfe.
„Bitte nicht, ich hab drei kleine Kinder“, flehte sie weinend.
„Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du dir so einen gefährlichen Job ausgesucht hast“, entschied Turi und ließ die Sicherung nochmal klicken, nur um sie zu quälen.
„Verdammt, bring es hinter dich, du Feigling“, zeterte sie und plötzlich wurde sie von seinem Gewicht umgerissen. Als sie ihre Augen wieder öffnete, spürte sie etwas Feuchtes auf ihrem Rücken.
Angeekelt schob sie Turi von sich herunter. Er war erschossen worden.
„Bist du in Ordnung?“, hörte sie Cindys Stimme.
„Du … du hast ihn erschossen“, stotterte Meg. Ihr Schleier war voll Blutspritzer.
„Ja, ich weiß, er wollte dich töten. Bist du verletzt?“, fragte Cindy und half ihr auf.
„Ich … ich weiß nicht“, war sie immer noch total verwirrt.
„Man, du siehst ja aus wie Uma Thurman in Kill Bill, dein schönes Kleid“, erkannte Cindy und musterte sie. Auf ihrem ganzen Kleid gab es Blutspritzer.
„Alles klar mit dir, Boss?“, fragte Cindy plötzlich und Alo riss die Augen auf.
„Man, erinnere mich daran, dass ich meine Waffe niemals gegen mich selbst verwende, das hat vielleicht gefetzt“, murmelte er und Cindy zog auch ihn hoch.
„Aber…?“, verstand Meg nicht.
„Kugelsichere Weste Meg, schon vergessen? Sie funktioniert, wie ich sehe. Ich muss die nur jetzt ausziehen, das drückt ganz schön auf meine Brust“, erkannte Alo und zog seinen Pullover und dann die kugelsichere Weste aus.
„Man, das gibt einen blauen Fleck“, erkannte Alo und rieb seine Brust.
„Verdammtes Arschloch, tu mir das nie wieder an“, murrte Meg und schlug ihm auf die Brust.
„Man, du hast echt einen Drang mich verkrüppeln zu wollen, aua“, murmelte Alo.
„Du hast es also doch noch geschafft meine Hochzeit zu ruinieren“, entgegnete sie verärgert.
„Ich hab nur meinen Job gemacht, ich musste mich ja irgendwie ablenken. Du solltest eine deiner Kollegen anrufen, das ist jetzt ein Tatort“, bemerkte Alo und legte seine Jacke auf den Kopf von Turi.
„Ich muss aus dem Kleid raus“, erwiderte Meg und ging ins Büro. Dena kam auf sie zu gerannt.
„Ich hab den Schuss gehört, was zum Henker ist hier los?“, fragte Dena verstört, als sie das ganze Blut an ihr sah.
„Ich muss das Blut loswerden“, murmelte Meg stotternd.
„Komm, ich mach dich sauber“, bemerkte Dena und brachte sie ins Badezimmer. Sie wusch ihr das Blut aus den Haaren und zog ihr den Schleier und den Rock aus.
„Das schöne Make-up für nichts und wieder nichts“, erwiderte Dena und band Meg, die immer noch unter Schock stand, die Haare zusammen.
„Ich friere“, erwiderte Meg plötzlich.
„Ich hol dir ein paar Sachen aus deinem Büro, die kannst du anziehen. Wir finden was, indem du heiraten kannst, versprochen“, versprach Dena und ging mit den blutigen Sachen in der Hand aus dem Büro. In dem Moment kam Veto ins Büro gestürmt.
„Wo ist sie? Oh mein Gott, ist das ihr Blut?“, fragte er entsetzt, als er das Brautkleid sah.
„Nein, ihr geht’s gut, sie ist im Bad, ihr geht’s gut, beruhig dich“, erklärte sie und er ging ins Badezimmer, wo seine Verlobte nur in ihrem schwarzen Oberteil auf der geschlossenen Toilette saß und weinte.
„Eine normale Hochzeit war dir zu langweilig, oder?“, fragte Veto und Meg fiel ihm erschöpft um den Hals.
„Hey, ich hab nur deine Lederhose und eine Bluse gefunden, aber darin kannst du kaum heiraten, oder?“, fragte Dena, als sie nach ein paar Minuten zurückkam.
„Das trag ich ihm am Liebsten, ich seh es nicht ein, dass mir dieser Arsch den schönsten Tag in meinem Leben versaut“, entgegnete Meg, die sich gefangen zu haben schien.
„Das sag ich doch auch, wir heiraten wie es uns gefällt, ich mag zum Beispiel dieses Jackett nicht, das trage ich dann auch nicht“, erkannte Veto und zog sein Jackett aus.
„Ihr beiden seid echt füreinander gemacht, ihr seid beide absolut wahnsinnig“, schmunzelte Dena und Meg lächelte matt, als sie sich anzog.
„Bist du sicher, dass du das jetzt durchziehen willst?“, fragte Veto nach.
„Ganz sicher, ja. Ich sollte zu Cindy gehen, sie hat grad jemanden erschossen, sie ist sicher total außer sich“, entschied Meg und ging in den Aufenthaltsraum, wo Cindy und Alo saßen und sich unterhielten.
„Du hast das Kleid eh nie gemocht, gib’s zu“, erkannte Cindy, die ganz cool schien.
„Ehrlich gesagt, dass war das erste Kleid, was ich wirklich mochte. Wie geht’s dir?“, fragte Meg und sah Cindy an.
„Ich hab grad 100.000 Dollar eine Kugel in den Kopf gejagt, sonst geht’s mir gut, danke“, erkannte sie cool.
„Wir wollten immer noch heiraten, kommst du mit?“, fragte Meg und Cindy stand auf.
„Ich hab wohl kaum Lachsfarben angezogen, wenn ich jetzt nicht kommen würde. Ist Alo immer noch ausgeladen?“, fragte Cindy und Meg sah zu Alo.
„Was er getan hat, war unentschuldbar, ich möchte ihn nicht dabei haben“, bemerkte Meg kühl und Alos Gesicht versteinerte sich.
„Er ist doch dein bester Freund!“
„Nein, nicht mehr. Wo hast du eigentlich so gut schießen gelernt? Also ich hab dir das nicht beigebracht“, führte Meg mit ihrer Freundin Smalltalk, während sie Alo einfach dort sitzen ließen.
 
Eine Stunde später saßen die Gäste auf hölzernen Gartenstühlen auf einer Wiese im Park und warteten auf die Braut. Keiner der Gäste hatte erfahren, was nur eine Stunde zuvor passiert war.
„Man, irgendjemand muss mich zum Altar führen, Alo sollte das machen“, fiel Meg plötzlich ein, als sie im Zelt hinter den Gästen nervös auf ihren Auftritt wartete. Plötzlich kam Veto mit Alo herein, der einen netten Anzug trug.
„Wir haben gesagt, er führt dich zum Altar, dann tut er das auch. Ich hab ihm versprochen, dass ich ihn so was von kalt mache, wenn er das noch mal tut, was er gestern getan hat und ich glaub fast, dass er wirklich ein bisschen Angst vor mir hat“, erklärte Veto und Alo kam näher zu ihr.
„Ich hätte das nicht tun dürfen, ich hab meine Chance vertan, das seh ich jetzt endlich ein“, entschuldigte sich Alo.
„Mir tut es leid, dass ich dich getreten habe, aber ich war so sauer und ehrlich gesagt auch sehr betrunken gestern“, erkannte Meg versöhnlich.
„Ich hab’s gemerkt, denn du hast total daneben gekickt und nur mein Bein erwischt, ich hab mich nur fallenlassen, dass du denkst, dass ich die volle Breitseite abbekommen habe. Ich hab nen heftigen blauen Fleck auf dem Oberschenkel, wenn dich das beruhigt“, schmunzelte er.
„Ich verzeihe dir, aber nach heute Abend wird nichts mehr so sein, wie es vorher war, okay?“, erkannte sie und er nickte.
„Ich geh dann mal zum Altar. Du siehst wunderschön aus, Schatz“, bemerkte Veto, gab Meg ein Küsschen auf die Backe und verschwand wieder aus dem Zelt.
„Er hat Recht, die Sachen stehen dir einfach am besten. Und das Beste ist, du kannst mit ihm nach der Feier gleich auf seinem Geschenk spazieren fahren, die Maschine steht geputzt an der Straße“, erklärte Emilio, der mit Cindy am Arm hinter ihnen stand.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du die Maschine bekommen hast. Hey, sie spielen Bach, dann muss ich wohl losgehen“, erwiderte Meg und ging an Alos Arm durch den Gang zu Veto, der vorne angekommen war. Tansy und Mai waren die Blumenmädchen und Larry trug die Ringe. Die Hochzeit, die so seltsam angefangen hatte, sollte nur ein voller Erfolg werden.
 
„Ich kann kaum erwarten, was du mir schenkst, ich hoff du schenkst mir nicht auch ne Perlenkette, die steht mir nicht so gut wie dir“, erwiderte Veto schmunzelnd, als er mit verbundenen Augen von Meg allein zu seinem Geschenk geführt wurde.
„Emilio hat es für mich besorgt, es ist in letzter Minute angekommen“, erklärte sie und blieb stehen.
„So, jetzt befrei ich dich von deiner Augenbinde“, schmunzelte sie und löste den Knoten.
Veto blinzelte in die Sonne. Plötzlich stand sie da. Eine Honda die seiner alten sehr ähnelte stand dort auf der Straße.
„Nein, das hast du nicht gemacht“, war er furchtbar gerührt.
„Es haben alle mitgeholfen, die aufzutreiben. Lucille lag mir schon ewig in den Ohren dass sie einen Gefährten sucht, deshalb hab ich ihr einen besorgt“, entgegnete Meg und er küsste sie stürmisch.
„Ich wünschte unsere Hochzeitsreise würde über die Route 66 führen, nur du und ich und unsere Maschinen“, erkannte Veto.
„Du hast doch gesagt,  du willst, dass ich alles plane. Ab morgen werden wir zwei Wochen die 66 runterbrausen, während deine Mutter und meine Mutter bei uns zu Hause unsere Quälgeister hüten“, erwiderte und er zog sie auf seine Arme.
„Was hast du vor?“, fragte sie kichernd und er setzte sie auf sein Motorrad.
„Vorspiel“, erklärte er, setzte sich vorne aufs Motorrad und sie verschwanden von ihrer eigenen Hochzeit.
 
Als die beiden zwei Wochen später erholt und glücklich aus ihren Flitterwochen zurückkamen, holte sie der Alltag viel zu schnell wieder ein. Meg arbeitete mit Dena im Archiv der Polizei und arbeitete sich wieder hoch. Alo und Cindy leiteten das Kopfgeldbüro und jeder Tag war ein Kampf. Doch sie erfuhren während Megs Abwesenheit, dass Turi Vascez der Mörder von Cruz gewesen war, das hatte eine DNA-Analyse ergeben. Sie verschwiegen es aber Meg, die nun wichtigeres zu tun hatte, nachdem sie kurz nach ihrer Rückkehr auch Mutter von Elena wurde.
Gedankenversunken strich Cindy über die Plakette an ihrem Besprechungstisch, die sie zu Megs Ehren dort mit ihrem Namen darauf angebracht hatten.
„Schatz, kommst du?“, fragte Emilio und riss sie aus ihren Gedanken.
„Uns hetzt keiner, Em, Vegas läuft nicht weg“, entschied Cindy und er grinste breit.
„Aber die Kirche der Liebe hat vielleicht schon zu, wenn wir nicht rechtzeitig kommen. Du willst doch immer noch meine Frau werden, oder?“, fragte Emilio.
„Natürlich, Dummerchen, sonst hätte ich kaum ja gesagt. Wir sollten wirklich fahren, Alo kommt sicher ohne uns klar für die nächsten Tage. Hast du was von Meg gehört?“, fragte Cindy und nahm seine Hand.
„Tu dir das nicht an, sie ist jetzt wieder bei den Guten und nebenbei noch dreifache Mutter, sie hat keine Zeit mehr für uns. Doch sie ist glücklich und das macht mich glücklich. Heute Abend werden wir unsere eigene Familie gründen, das macht dich doch glücklich, oder?“, fragte Emilio und Cindy küsste ihn.
„Ja, das tut es, fahren wir“, schmunzelte sie und ging mit ihm zu seinem Motorrad.
Magena Kenza hörte an diesem Tag auf weg zu rennen. Sie rannte höchstens mal hinter ihren Kindern her, die sie auf Trab hielten und sie war glücklich darüber.

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Tag der Veröffentlichung: 18.08.2011

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Widmung:
Trouble no one about their religion; respect others in their view and demand that they respect yours. ~Chief Tecumseh~

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