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Erstes Kapitel


Idalis war eine rassige Spanierin, die in Madrid geboren worden war aber die Liebe hatte sie nach Keene im idyllischen New Hampshire verschlagen. Doch die Liebe war vergangen und jetzt saß sie als Kinderkrankenschwester im städtischen Krankenhaus fest und musste den ganzen amerikanischen Trubel der Vorweihnachtszeit ertragen. Sie feierten auch Weihnachten in Spanien, klar, aber die amerikanische Weihnachtszeit war einfach verrückt.
„Musst du hier so viel Dekoration aufbauen? Ich werde ja schon blind von den grellen Farben“, moserte Idalis, als ihre Kollegin die Rezeption mit der 10. Weihnachtskugel dekorierte.
„So wie ihr den Tag der Toten habt, bei dem ihr alles schmückt, haben wir Weihnachten. Ich hab auch die Totenköpfe ertragen, da wirst du wohl die wenigen Weihnachtskugeln aushalten“, erkannte Fauna ihre ältere Kollegin und hing die Kugel auf.
„Dir den Unterschied zwischen unserer spanischen Kultur und der mexikanischen Kultur zu erklären geb ich langsam auf. Mach doch was du willst. Übrigens ist gleich drei Uhr, du wolltest doch deine Kinder abholen“, erkannte Idalis erinnernd.
„Man, schon wieder drei Uhr, immer geht meine Pause drauf, weil ich meine Kinder abholen muss, sei froh, dass du keine Kinder hast“, bemerkte Fauna und eilte zum Ausgang.
„Ja, ich hab ja so ein Glück“, sagte sie zu sich selbst. Fauna wusste nicht, mit was Idalis zu kämpfen hatte. Das Glück hatte sie zwei Jahre zuvor verlassen, just in dem Moment, als ihr Lebensgefährte sein Glück fand. Jenson Petrol hatte im Lotto gewonnen und sich seinem lästigen alten Leben entledigt, Idalis gehörte auch dazu. Idalis war zu der Zeit schwanger gewesen, was er aber nicht erfahren hatte, doch eine Eileiterschwangerschaft führte dazu, dass sie einen Eileiter verlor und sich so das Risiko erhöhte, dass sie nie Kinder bekommen würde. Jeden Tag sah sie Kinder mit ihren stolzen Eltern und musste damit kämpfen, nicht daran zu denken, dass ihr das vermutlich nicht vergönnt war.
„Was ist ein Gewürzbrot?“, fragte Idalis, als sie am Tresen gerade ihr Kreuzworträtsel gelöst hatte.
„Ist das eine Frage oder die Lösung?“, fragte ihr Vorgesetzter Dr. Zane Leinhart, der Spanisch sprach und ihr Englisch beigebracht hatte, als sie zwei Jahre zuvor kaum Englisch sprechend in den USA geblieben war.
„Die Lösung! Also?“
„Was ist das denn für ein blödes Lösungswort, die Rätselmacher werden auch jedes Jahr unkreativer“, bemerkte Zane und drehte das Rätsel zu sich um.
„Sie wissen es selbst nicht, oder?“, fragte Idalis schmunzelnd.
„Nicht wirklich. Tut mir leid“, erkannte Zane und in dem Moment kam Fauna zu ihnen.
„Hey, heut ist ja mal gar nichts los hier. Zane, hör auf zu flirten, du bist ein verheirateter Mann“, konterte Fauna zu dem Assistenzarzt und der stieß sich vom Tresen ab und ging weiter.
„Oy Chica, bleib mal locker, wir haben uns nur unterhalten, du tust ja fast so, als wär das dein Ehemann. Das klingt zwar etwas seltsam, aber ich will endlich was zu tun haben, warum passiert hier nichts“, entgegnete Idalis und in dem Moment sprangen die Türen der Notaufnahme auf und ein junger Mann in ihrem Alter kam mit einem Kleinkind auf dem Arm hereingestürmt.
„Nächstes Mal wünsch dir eine Million Dollar, Zane, komm zurück, wir haben was zu tun“, bemerkte Fauna und eilte zu den jungen Mann.
„Sir, wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte Fauna und Idalis rollte ein Bett zu ihnen, auf den der schwitzende Mann das Kind ablegen konnte.
„Mein Sohn, er hat hohes Fieber, er verkrampft sich so, sehen Sie“, erklärte der Mann und Zane kam zu ihnen.
„Das hört sich nach einem Fieberkrampf an, machen Sie sich keine Sorgen, Sir, ich kann ihm helfen. Wie alt ist Ihr Sohn denn?“, fragte Zane und untersuchte den Kleinen.
„Fast drei Jahre, seine Mutter hatte Leukämie während der Schwangerschaft, ist das wichtig?“, fragte der Mann, der vollkommen fertig aussah.
„Nicht unbedingt, Sir, geht es Ihnen gut? Setzen Sie sich besser hin“, bot Idalis ihm einen Stuhl an, auf dem er Platz nahm.
Als er gerade Platz genommen hatte, bekam der Mann selbst einen Krampfanfall.
„Dass sie selbst Anfälle bekommen, wäre eine wichtigere Information gewesen. Miss Lopez, legen Sie ihn flach zu Boden und drücken Sie seinen Kopf nach hinten, Fauna, ruf jemand von oben, ich bin Frauenarzt, weder Kinderarzt noch Neurologe , ich kann ihn nur kühlen, bis jemand da ist. Sagen Sie, das wir zwei Patienten haben“, handelte Zane und Fauna eilte davon.
„Er hat Schaum vorm Mund, Sir“, erkannte Idalis erschreckt.
„Ja, das ist bei einem epileptischen Anfall nichts ungewöhnliches, achten Sie nur darauf dass er sich seine Zunge nicht verletzt“, beruhigte der Arzt seine Krankenschwester, während er sich um den kleinen Patienten kümmerte.
Idalis hatte den Kopf des jungen Mannes so lang in ihrem Schoß bis der Arzt kam.
 
„Das Fieber des kleinen Chris ist runter gegangen“, kam Zane ein paar Stunden später zu Fauna und Idalis an die Rezeption.
„Und wie geht’s dem Vater?“, fragte Idalis, die gerade etwas aß.
„Nicht so, er krampft nicht mehr, aber er ist ziemlich fertig. Er hat stressbedingte Epilepsie und seit drei Tagen wegen seinem Sohn nicht geschlafen. Jetzt schläft er zumindest. Gute Arbeit, Ladies“, bemerkte Zane und ging weiter.
„Der arme Kerl. Glaubst du, dass seine Frau tot ist?“, fragte Idalis, als sie fertig gegessen hatte.
„Ich weiß nicht, Leukämie ist meistens tödlich bei Erwachsenen. Wieso fragst du? Willst du dich an ihn ranmachen?“, frotzelte Fauna und nahm sich einen Apfel, in den sie biss.
„So verzweifelt bin ich dann auch nicht. Wie geht’s deinen Kindern?“, fragte Idalis und setzte sich auf einen Stuhl.
„Gut, sie freuen sich schon auf die Feiertage. Was machst du so an Weihnachten?“, fragte Fauna.
„Festtagsessen bei Lindy’s Diner nur $6,99, eine Flasche Wein an der Tankstelle, hat letztes Jahr auch funktioniert“, erwiderte Idalis nur.
„Ach quatsch, du kommst zu uns ich koch eh immer zu viel“, entgegnete Fauna hilfsbereit.
„Dann brauch ich mehr als eine Flasche um das durchzuhalten“, konterte Idalis cool.
„War auch nur ne Idee, überleg es dir, du bist herzlich eingeladen. In ner halben Stunde ist endlich Feierabend, heut war echt mal nichts los, außer diesem Vorfall von vorhin. Aber keine kranken Kinder sind immer was gutes, oder?“, fragte Fauna und Idalis stimmte ihr zu.
„Ja, sicher, schon irgendwie. Ich werde mal den Medikamentenschrank auffüllen gehen“, bemerkte Idalis nachdenklich und ging in das Schwesternzimmer.
„Bist du irgendwie sauer auf mich?“, kam Fauna ihr hinterher und Idalis räumte geräuschvoll Medikamente ins Regal.
„Äh nein!“ erkannte sie sortierend.
„Ich glaube doch. Ich wüsste nicht, was ich getan haben soll“, versuchte sich Fauna für etwas zu entschuldigen, obwohl sie nicht wusste, um was es ging.
„Es geht eher darum, was du gesagt hast“, nuschelte Idalis in ihre Hand.
„Wiederhole das bitte, was hab ich gemacht?“, verstand Fauna nicht.
„Du hast etwas gesagt, was mich nachdenklich gemacht hat, das ist alles“, wollte sie nicht darüber reden.
„Sprich mit mir darüber, es belastet dich doch“, schlug Fauna vor.
„Das ist mir zu persönlich, ich möchte nicht darüber reden“, druckste Idalis herum.
„Okay, aber sag mir wenigstens, was für ein Thema ich nicht ansprechen soll, was dich bedrückt macht“, erwiderte Fauna mitfühlend.
„Ich denke, es ist einfacher, es dir zu zeigen“, band Idalis ihre Uniformhose auf.
„Hey, du stehst auf Frauen, das ist klasse, hab ich nichts dagegen, aber ich eher nicht, außerdem bin ich verheiratet“, erwiderte Fauna verwirrt.
„Ich steh auch nicht auf Frauen, was denkst du da komisches?  Ich wollte nur eine Narbe zeigen“, erklärte Idalis und zeigte ihr ihre Narbe von der Eileiterentfernung.
„Wenn du da so ein Geheimnis draus machst, ist das wohl keine Blinddarmnarbe. Was ist dir passiert?“, fragte Fauna besorgt.
„Einseitige Entfernung der Tuba Unterina, die Narbe ist gut verheilt, Schwester Lopez“, kam Zane zu ihnen und Idalis band ihre Hose schnell wieder zusammen.
„Da ist nichts, was ich noch nicht gesehen hab“, bemerkte Zane und zog seine Brille ab um sie zu putzen.
„Ich wusste es, ich wusste, dass ihr was am Laufen habt, weiß deine Frau was davon Zane?“, fragte Fauna erkennend.
„Wir schlafen nicht miteinander, er hat mir vor zwei Jahren die Eileiter entfernt, als ich eine Eileiterschwangerschaft hatte. Jetzt besteht das Risiko, dass ich nie wieder Kinder bekommen kann“, erklärte Idalis nachdenklich.
„Sie sind erst 25, Miss Lopez, diese Entfernung muss nicht das Ende Ihres Kinderwunsches sein“, beruhigte Zane sie.
„Das haben Sie damals auch gesagt, ich glaub es trotzdem nicht so ganz. Also ich glaub ich brauch beim Einräumen keine Hilfe also…“, wollte sie sie loswerden und die beiden gingen wieder nach draußen.

Zweites Kapitel


„Wir arbeiten jetzt fast ein Jahr zusammen, du hättest es mir erzählen können, ich bin selbst Mutter, ich hätte dir eine Stütze sein können. War dein Ex-Freund der Vater, dieser Idiot mit dem Lottogewinn?“, fragte Fauna, als sie mit Idalis tags drauf Abends ausging.
„Es war mir einfach peinlich, meine Familie weiß auch nichts davon, so was erzählt man ja auch nicht einfach am Telefon. Ich hab ihnen auch noch nicht erzählt, dass mit Jenson Schluss ist. Ich hab ihnen ja gesagt, er wäre der Mann meines Lebens, als er mich aus Madrid mitgenommen hat. Versteh mich nicht falsch, ich mag es hier, aber ich vermisse meine Heimat, weil ich hier so einsam bin. Ich kann nicht glauben, dass dieser Idiot mich um Kinder gebracht hat. Ich glaub das einzige, was gut von ihm war, war dass er das mit der Einwanderung geregelt hat. Ich hätte ihn heiraten sollen, dann hätte ich einen Teil von den 20 Millionen bekommen, tja jetzt hab ich was davon, dass ich mich mit 22 Jahren noch zu jung zum Heiraten gefühlt hab“, bemerkte Idalis und nippte an ihrem Drink.
„Hast du ihn seit eurer Trennung mal gesehen?“, fragte Fauna und knabberte an einer Salzstange.
„Im K-Mart kurz mal vor ein paar Monaten, er müsste nicht mehr im Billigmarkt einkaufen, aber er ist ein Gewohnheitstier. Manchmal würde ich ihm echt was antun wollen, aber ich glaub dann würde ich Probleme mit der Einwanderungsbehörde bekommen. Ist schön, dass du mal mit mir ausgehst, machst du nicht häufig, oder?“, erklärte Idalis.
„Nicht wirklich, zwei Kinder zu haben ist nicht immer einfach. Aber ich liebe sie über alles, du wirst auch Kinder bekommen, wenn du den Richtigen gefunden hast. Im Notfall musst du halt eine Hormontherapie machen, aber das ist heut zu Tage auch kein Problem. Aber du hast ja noch genug Zeit dazu. Jetzt genieß erst mal, dass du so unbeschwert ausgehen kannst, ich beneide dich schon ein bisschen, dass du das so einfach machen kannst“, bemerkte Fauna und stieß mit ihr an.
 
„Ich hab ihnen immer gesagt, dass er mein Traumprinz ist, ich hab ihnen so viel von ihm vorgeschwärmt. Ich war so naiv“, lallte Idalis als sie ziemlich betrunken Fauna später am Abend ihr Herz ausschüttete.
„Kleines, du hast glaub ich genug. Lass uns gehen“, erwiderte Fauna schmunzelnd und zahlte die Rechnung.
„Mein Leben läuft gerade irgendwie im Kreis, ich komm da nicht raus“, erkannte Idalis, als Fauna sie hochzog.
„Morgen sieht alles gleich viel besser aus, Kleines“, erwiderte Fauna und stütze sie bis zum Ausgang.
Am Ausgang übergab sich Idalis im Mülleimer vor der Bar.
„Na ja, wenigstens nicht auf meinem Teppichboden. Besser?“, fragte Fauna und reichte ihr ein feuchtes Tuch zum Mundabwischen.
„Rufst du ein Taxi? Ich will ins Bett“, bat Idalis erschöpft und lehnte sich an die Wand.
„Klar, bleib einfach da stehen, ich komm sofort wieder. Du siehst nicht gut aus, Kleines, ich nehm dich heut Nacht mit zu uns nach Hause“, erwiderte Fauna, klopfte ihrer Freundin auf die Schulter und ging zur Straße, um ein Taxi zu holen.
 
„Hier hast du eine Decke und ein Kissen, soll ich dir noch einen Eimer hinstellen, oder geht es?“, fragte Fauna, als Idalis auf dem Sofa der Wohnung saß, in dem Fauna mit ihrer Familie lebte.
„Ich glaub, es ist alles draußen. Oh man, ich glaub ich werde schon wieder nüchtern“, bemerkte Idalis und hielt sich den Kopf.
„Dann schlaf lieber, das vertreibt den Kater. Ich fahr dich morgen früh vor der Arbeit noch nach Hause, schlaf dich erst mal aus“, bemerkte Fauna und legte ihr ein Kissen hin.
„Du bist die erste Person hier, der ich vertrauen kann“, murmelte Idalis, während sie einschlief.
„Du bist nur den falschen Leuten begegnet, es gibt auch andere nette Leute hier. Ich werde dir ein paar nette Leute vorstellen“, erklärte Fauna, während sie der eindösenden Idalis über den Kopf fuhr.
 
„Mum, die Cornflakes sind alle“, tönte die laute Stimme der 10-jährigen Umika durch die Küche und Idalis nahm ihr Kissen auf den Kopf um die Lautstärke zu dämmen.
„Schrei nicht so rum, Schatz, wir haben einen Gast, tut mir leid Idalis“, kam Fauna in die Küche und gab ihrer Tochter die Cornflakes.
„Deine Tochter hat eine nette Stimme“, setzte sich Idalis auf. Ihre schwarzen Locken standen zu Berge.
„Ja, ganz der Vater. Kaffee?“, fragte Fauna und machte die Kaffeemaschine an.
„Oh ja, unbedingt. Wie spät ist es?“, fragte Idalis und stand schwerfällig auf.
„Halb acht, wie geht’s dem Kopf?“, fragte Fauna und stellte zwei Tassen Kaffee auf den Tresen.
„Wunderbar, er ist noch auf meinem Hals oder? “, erwiderte sie matt lächelnd.
„Du willst ihn schwarz, nehm ich an“, schmunzelte Fauna und sah ihrer Tochter hinterher, die mit einer Schüssel Cornflakes ins Esszimmer ging.
„Ganz schwarz, drei Stück Zucker. Wie geht’s Agosto?“, fragte sie nach Faunas Ehemann.
„Er tritt die nächsten sechs Wochen in New York auf, ich vermisse ihn jetzt schon. Aber als Frau eines Opernsängers muss man das halt in Kauf nehmen. Walker, steh auf, Mummy muss kurz weg und ich muss wissen dass du wach bist“, rief Fauna zu den Kinderzimmern.
„Mum, ich find mein Mathebuch nicht“, kam Walker, Faunas achtjähriger Sohn mit seinem offenen Schulranzen in einer Hand aus seinem Zimmer.
„Hier auf dem Tresen, du hast doch gestern noch Aufgaben gemacht. Komm her, wie siehst du aus, hast du dich im Dunkeln angezogen?“, fragte Fauna und steckte ihrem Sohn das Buch ein, bevor sie ihm die Kleidung richtete.
„Kann ich Waffeln in die Schule mitnehmen?“, fragte Walker und hüpfte auf den Stuhl am Tresen.
„Klar, hast du die Aufgaben gestern noch fertig gekriegt?“, fragte Fauna und steckte zwei Toastscheiben in den Toaster.
„Ja, hab ich. Wer ist die Frau?“, fragte Walker und mampfte Cornflakes aus der Packung.
„Sei nicht so unhöflich, Walker, sie ist eine Kollegin, sie hat hier übernachtet. Nimm dir eine Schale, bitte“, erklärte Fauna und goss Fauna einen Kaffee ein, während sich Idalis auch an den Tresen setzte.
 
„Du bist unglaublich“, entschied Idalis, als Fauna sie zu ihrer Wohnung fuhr.
„Ich fahr seit über 20 Jahren Auto, das ist kein Kunststück“, entgegnete Fauna verwirrt.
„Ich meine mit deinen Kindern, das sieht so einfach aus, wie du das machst“, lobte Idalis sie.
„Du hast die Kinder nur an einem guten Tag erwischt, ich muss nachher wieder nach Hause hetzen und die Kinder zur Schule bringen und das mit einem Kater. Ist schon stressig mein Leben, aber wenn du Kinder hast, wirst du das genauso gut machen, wie ich, davon bin ich überzeugt. Ich komm vielleicht etwas später heute, könntest du die anderen etwas ablenken, dass das nicht so auffällt?“, fragte Fauna und fuhr in Idalis‘ Straße in.
„Sicher, das mach ich. Okay, du kannst mich hier rauslassen, danke, dass ich bei dir übernachten konnte“, erwiderte Idalis und Fauna hielt.
„Sicher, immer wieder gern. Wir sehen uns nachher“, bemerkte Fauna und Idalis stieg aus.
„Was ich da gestern gesagt hab…“, bemerkte Idalis, als sie ihren Kopf noch mal hereinstreckte.
„Hey, mein Name ist Hase, ich weiß von nichts. Aber wenn du darüber reden willst, du weißt ja, du kannst mit mir über alles reden“, versprach Fauna und Idalis dankte ihr.
 
Als Idalis zur Arbeit kam, saß Chris’ Vater in einem Rollstuhl und im Bademantel in der Nähe der Rezeption. Idalis hatte eine Sekunde Zeit und ging zu ihm.
„Hi, erinnern Sie sich noch an mich, ich war eine der Schwestern, die sich um Ihren Sohn gekümmert hat. Sie sind also immer noch hier, geht es ihnen nicht besser?“, fragte Idalis und beugte sich zu ihm runter.
„Hi, mir geht’s besser als es aussieht, ich hatte gestern noch mal einen kleinen Anfall, sie wollen mich deswegen noch etwas länger da behalten, mich ärgert das ganz schön, ich musste meinen Sohn bei meinem Bruder lassen. Die Krankheit fehlt mir grad noch, als hätte ich in letzter Zeit nicht schon genug Probleme. Wie ist Ihr Name noch mal?“, fragte Chris’ Vater.
„Schwester Lopez, Idalis und Sie sind Mr. Young, oder?“
„Jagger Young, ja, Sie sind doch die Schwester, die mich im Arm gehalten hat, als ich meinen ersten Anfall hatte, oder?“, fragte Jagger.
„Ja, ich hab Sie gehalten, bis der Arzt kam. Kann ich Ihnen was bringen, ich hab kurz Zeit“, erwiderte Idalis freundlich.
„Nein, ich brauch nichts, danke. Ich danke Ihnen auch für die schnelle Hilfe bei meinem Sohn, ihm geht es wieder gut. Sie wissen, dass meine Frau nicht mehr bei uns ist, oder?“, fragte Jagger nachdenklich.
„Ich hab es mir gedacht, tut mir Leid für Sie. Das ist noch nicht lange her, oder?“, fragte Idalis mitfühlend.
„18 Monate, nächste Woche. Es ist alles immer noch sehr chaotisch bei uns, wie man sieht. Hier konnte ich das erste Mal seit Monaten länger als 4 Stunden nachts schlafen. Das klingt zwar komisch, aber eigentlich ist es ganz gut, dass ich mal hier bin, mein Bruder hätte Chris sonst nie mal genommen. Mein Bruder ist nicht gerade der Sozialste. Aber meine Eltern wohnen in Plymouth in England, ich bin vor vier Jahren erst hier her gekommen, die Eltern meiner Frau sind Idioten, die haben ihren Enkel noch gar nicht gesehen. Mein Bruder hat sich bei mir eingenistet, das ist das erste Mal, dass ich froh darüber bin, dass er nach dem Studium in den Staaten geblieben ist. Aber sagen Sie ihm das bloß nicht. Das ist irgendwie komisch, ich vermisse Chris furchtbar hier, wir haben die letzten Monate fast die ganze Zeit miteinander verbracht. Ich hab ihn mit zur Arbeit genommen und alles. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Ich bin selbstständiger Bauunternehmer, ich kann mir nicht einfach frei nehmen. Ich musste das Büro schließen, bis ich hier raus kann. Ich jammere Ihnen die Ohren voll, tut mir Leid, Sie haben sicher etwas Besseres zu tun“, erzählte Jagger.
„Nein, im Moment nicht. Ist das schön, mit einem Europäer zu sprechen, ich wurde in Madrid geboren, ich bin auch erst vor drei Jahren hier her gekommen. Ist nicht einfach ohne Familie hier, oder? Also ich muss jetzt los, wenn Sie was brauchen, ich bin den ganzen Tag hier“, erwiderte Idalis und ging zum Tresen zurück.
 
Als sie etwa zwei Stunden gearbeitet hatte, kam ein junger Mann Anfang Zwanzig mit dem kleinen Chris auf dem Arm zu ihr an den Tresen.
„Hey, sagen Sie mal, wo kann man hier Kindernahrung oder so’n Mist kriegen, ich hab vergessen meinen Neffen zu füttern und jetzt jammert die kleine Zecke die ganze Zeit“, bemerkte der Typ cool.
„Weiß Jagger, dass Sie seinen Sohn Zecke nennen?“, fragte Idalis abgelenkt, während sie eine Krankenakte bearbeitete.
„Hey, der alte Schwerenöter kann es also immer noch, ich dachte schon, er wird Priester“, freute sich der junge Mann und setzte seinen Neffen auf den Tresen.
„Wie meinen?“
„Sie schlafen mit meinem Bruder, da wundert es mich nicht, dass er ständig Anfälle bekommt“, bemerkte er keck und sie sah zu ihm auf.
„Ich bring Ihnen was zu essen, nehmen Sie Platz“, bat sie unberührt und ging ohne ihn weiter zu beachten zum Schwesterzimmer um eine Kindernahrung warm zu machen.
„Hier, ist was mit Bananen, das mögen die meisten Kinder. Soll ich ihn füttern, oder schaffen Sie das allein?“, kam Idalis mit einer Schüssel Brei zurück und stellte es auf den Tisch im Wartezimmer.
„Danke, dass schaff ich grad noch so. Tut mir leid, ich hatte einen langen Tag, ist nicht einfach mit einem Kind. Kümmern Sie sich um meinen Bruder?“, fragte der junge Mann netter.
„Nein, ich hab mich um Chris gekümmert, ich hab nur vorhin mit ihm gesprochen. Ich bin Idalis“, stellte Idalis sich höflich vor.
„Taylor, Taylor Young, ich bin Jaggers kleiner Bruder. Ich kümmere mich um Chris, solang er im Krankenhaus ist, ich hab leider aber keine Ahnung von Kindern, wie man sieht“, bemerkte Taylor charmant lächelnd.
„Ist auch nicht immer einfach. Also, stellen Sie die Schüssel auf den Tresen, wenn Sie fertig sind, ich muss wieder an die Arbeit. Wenn er noch etwas anderes braucht, melden Sie sich einfach“, erwiderte sie freundlich und ging wieder zu ihrem Tresen.

Drittes Kapitel


Eine Woche später war der 24. Dezember und Fauna lud sie noch einmal zum Abendessen ein, aber sie lehnte wieder dankend ab.
„Komm schon, du willst doch nicht wirklich allein in diesem Diner essen, das ist wirklich erbärmlich“, war Faune besorgt, als Idalis ihre Tasche packte, um Feierabend zu machen.
„Ich kann jetzt einfach nicht einer glücklichen Familie beim Essen zusehen, tut mir leid, aber trotzdem danke. Sag deiner Familie einen schönen Gruß und feiert schön“, nahm sie ihre gepackte Tasche und ging.
Um halb acht Uhr abends betrat sie das Lindy’s Diner. Das Diner gehörte eher zu den altmodischen Restaurants mit den gemütlichen Ecken. In einem Eck saß ihr eine nicht unbekannte Person, den Kopf auf dem Tisch liegend, sein Sohn saß in einem Kinderstuhl am Tisch und nuckelte eine Flasche.
„Hey, hallo, kann ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte Idalis freundlich und tippte Jagger auf die Schulter. Der sah herum und sie sah in zwei verweinte Augen.
„Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich will grade wirklich keine Gesellschaft“, entschied er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Ich eigentlich auch nicht, aber wir sind beide einsam heute, zusammen allein zu sein ist nur halb so beschissen“, versuchte Idalis ihn etwas aufzumuntern und setzte sich ihm gegenüber.
„Ich weiß nicht, wie ich ohne sie leben soll, ich hab es nicht mal geschafft, etwas zu Essen zu machen heute Abend, wie erbärmlich ist das bitte“, schniefte er und fuhr seinem Sohn über die Haare, der seinen Vater mit großen Augen ansah.
„Das ist mit dem Essen ist kein Verbrechen, das hab ich auch nicht geschafft und ich muss keinen Menschen betrauern. Obwohl eigentlich schon, mein Freund hat mich hier her gebracht, hat im Lotto gewonnen und mich dann schwanger sitzen gelassen. Ich hatte eine Eileiterschwangerschaft, hab einen Eileiter verloren und mein Feuer. Mir geht’s an solchen Tagen auch nicht so gigantisch“, erzählte Idalis dem ihr eigentlich fremden Mann den Grund, warum sie Weihnachten allein verbrachte.
„Vergleichen wir gerade jämmerliche Leidensgeschichten?“, kam Taylor vom Klo zurück und setzte sich neben seinen Bruder.
„Brüderchen, hör auf zu flennen, das wirkt auf die Frauen ziemlich abstoßend“, kommentierte Taylor, als er seinen Bruder sah.
„Halt den Rand Taylor“, grummelte Jagger müde.
„Ja, halten Sie den Rand, Taylor, Sie haben echt null Mitgefühl. Ihr Bruder feiert heute einen Feiertag allein, zeigen Sie etwas Respekt“, bemerkte Idalis etwas schroff und Taylor stand der Mund offen.
„Gratulation, Sie sind wohl die erste Frau, die Tay dazu bringt, die Klappe zu halten. Hey Jag, wie geht’s dir Junge, drei Mal das Weihnachtsmenü nehm ich an?“, kam eine freundliche ältere Bedienung zu der Truppe.
„Klasse, wir strahlen schon Erbärmlichkeit aus, also ich würde gern das Weihnachtsmenü haben, bitte“, bestellte Idalis peinlich berührt.
„Für uns beide auch, das muss nichts heißen, eine Menge Leute bestellen das heute. Können wir zerdrückte Bananen oder so für meinen Sohn kriegen?“, fragte Jagger und die Kellnerin ging lächelnd, nachdem sie es notiert hatte.
„Wir sind öfters hier in letzter Zeit. Hauptsächlich weil mein Bruder nicht kochen kann“, erklärte Taylor und Idalis grinste leicht.
„Als könntest du es. Ist schön, dass Sie uns Gesellschaft leisten“, bemerkte Jagger und lächelte auch matt.
Später am Abend brachte Taylor, Chris nach Hause und Idalis und Jagger entschieden sich, noch in eine Bar zu gehen.
 
Mit einem dicken Schädel wachte Idalis am nächsten Tag auf. Sie war wirklich keine gute Trinkerin, sie vertrug überhaupt nichts. Sie blinzelte und öffnete ihre Augen. Sie sah an die Decke. Es war nicht die Decke ihres Schlafzimmers.
„Bitte, bitte lass mich bei Fauna sein“, murmelte sie und drehte sich zur anderen Bettseite. Dort lag niemand.
„Oh, Gott sei Dank“, atmete sie auf.
„Morgen, meine Süße, Kaffee?“, stand Taylor mit Chris im Arm an der Tür.
„Oh Gott, lass mich sterben“, fluchte sie auf Spanisch.
„Hey, ich spreche Spanisch, das war nicht nett“, schmunzelte Taylor und setzte Chris ab, um ihr einen Kaffee hinzustellen.
„Sag nicht, dass wir beiden…“, stotterte sie erledigt.
„Oh Gott, nein“, bemerkte Taylor und sie atmete auf.
„Nein, ich steh zwar auf Dreiergeschichten, aber nicht wenn mein Bruder involviert ist. Wo steckt der Schwerenöter überhaupt? Ihr hab ja gestern Nacht das Haus niedergevögelt“, sah Taylor sich um und Idalis bemerkte, dass sie überall Kratzer an ihren Armen hatte.
„Gibt es irgendeine Sprache in der ich fluchen kann, die du nicht verstehst?“, fragte Idalis und bedeckte ihren ganzen Oberkörper mit der Bettdecke.
„Könnte schwierig werden, ich spreche fast acht Sprachen. Du hast meinen Bruder doch nicht gefressen, oder? Ich will den Knirps nicht aufziehen müssen“, war Taylor erfreut, dass sein Bruder seine Trauerphase wie es aussah überwunden hatte.
„Ich muss mich anziehen, bevor er zurück kommt, sag ihm, er hat das alles nur geträumt, okay?“, stotterte sie nervös und zog sich hektisch unter der Bettdecke an.
„Ich denke nicht, dass er das glaubt, im Wohnzimmer sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen“, erkannte er und sie sah beim Anziehen das Bild von Jaggers verstorbener Frau auf dem Nachttisch.
„Ich muss hier raus, ganz dringend“, bemerkte sie durcheinander und zog ihre Schuhe an.
„Klar, soll ich dich heimfahren?“, fragte Taylor, der erkannte, dass sie sich ziemlich unwohl fühlte.
„Ja, danke“, erwiderte sie und nahm ihre Tasche auf.
„Geh schon mal nach draußen, ich muss noch mal kurz auf die Toilette“, erwiderte Taylor und sie tat es.
Als sie kurz vor der Tür war, rief Taylor sie.
„Süße, ich brauch dringend deine Hilfe, es ist Jagger“, bemerkte Taylor kreidebleich und durch den Spalt in der Badezimmertür sah Idalis, dass Jagger nur mit einer Shorts an auf dem Boden lag.
„Oh mein Gott, war es wieder ein Anfall, ist er ansprechbar?“, kam sie zu Taylor gestürmt und beugte sich zu Jagger.
„Nein, er ist vollkommen weggetreten, hier liegen seine Pillen, mein Gott die Packung ist halbleer, wie viele hat er denn geschluckt?“, war Taylor panisch und Idalis drehte Jagger auf den Rücken um seine Atmung zu überprüfen.
„Er atmet, Gott sei Dank, aber er ist vollkommen unterkühlt. Ruf einen Krankenwagen“, forderte Idalis und während Taylor zum Telefon rannte, deckte sie ihn mit Handtüchern zu.
„Es tut mir so leid, ich hätte wissen müssen, dass so eine Sexsession für ihn zu anstrengend ist“, entschuldigte sich Idalis, als sie mit Taylor im Wartezimmer vom Krankenhaus saß und Chris zusah, wie er mit dem Spielzeug auf dem Boden spielte.
„Du warst betrunken, mach dir keine Schuldgefühle. Ich frag mich die ganze Zeit, was das mit den Tabletten sollte, ich befürchte, er wollte sich das Leben nehmen“, bemerkte Taylor nachdenklich.
„Denkst du? Ich weiß nicht, ich kenne ihn ja nicht wirklich. Sollen wir ihn einweisen lassen, das musst du entscheiden, du bist sein Bruder“, bat Idalis nachdenklich.
„Ich muss an Chris denken, ich kann mir gar nicht vorstellen, was er ihm antun könnte. Ich dachte die ganze Zeit, er trauert, aber es ist inzwischen 18 Monate hier, dass Patty gestorben ist, die Trauerzeit müsste langsam echt rum sein, ich glaub er hat eine Depression. Ich werde mit seinem Arzt darüber reden, passt du so lang auf Chris auf?“, fragte Taylor und Idalis nickte.
 
15 Minuten später kam Taylor schluchzend wieder zu ihr.
„Hey, was hat der Arzt gesagt?“, fragte Idalis besorgt.
„Sie bringen ihn ins Pathways in psychologische Behandlung, wenn er wieder fit ist“, schniefte Taylor erschöpft.
„Das ist gut, sie werden ihn behandeln, dann wird alles wieder gut“, versprach Idalis mit beruhigender Stimme.
„Wer kümmert sich so lange um Chris? Ich fang am Montag einen Job in Seattle an, mein Gott, ich hab ihm das noch gar nicht gesagt, ich kann diesen Job nicht absagen, ich brauch einen Job, am 31. läuft mein Studentenvisum aus, wenn ich da ohne Arbeit bin, muss ich zurück auf die Insel. Ich kann ihn auch nicht mitnehmen, ich kann ihm seinen Sohn nicht entführen, verdammt, warum muss das jetzt passieren?“, erklärte Taylor und hielt sich den Kopf.
„Was haben die Ärzte gesagt, wie lange wollen sie ihn drin lassen?“, fragte Idalis planend.
„Erst mal bis Ende Januar und dann müssen wir weitersehen. Kannst du ihn nicht nehmen, zumindest für einen Monat. Du wärst mir damit eine große Hilfe“, bat Taylor.
„Wie stellst du dir das vor? Ich arbeite 12 Stunden pro Tag im Krankenhaus, auch am Wochenende, tut mir leid Schuldgefühle hin oder her, ich kann nicht“, bemerkte Idalis entschuldigend.
„Süße, du weißt, wo er dann hinkommt, willst du ihn wirklich in einem Pflegeheim sehen?“, fragte Taylor und machte ihr damit noch mehr Schuldgefühle.
„Hör auf damit, das ist echt fies. Ja, okay, ich werde einen Babysitter für ihn finden, solang ich arbeite, aber ich werde das nur einen Monat machen, danach musst du dir was anderes einfallen lassen“, entschied Idalis nachgebend.
„Oh Gott danke, das hilft mir sehr. Wenn ich das alles mit Jagger geklärt hab, bring ich dir alles was du brauchst in deine Wohnung. Ich muss jetzt wieder rein, schreibst du mir noch schnell deine Adresse auf, dann komm ich nachher zu euch“, bedankte sich Taylor erfreut und gab ihr seine Tasche mit Chris’ Sachen.
„Du meinst ab jetzt? Man, ich hab einen riesigen Kater, ich wollte eigentlich noch ein paar Stunden pennen und so“, druckste sie herum.
„Süße, ich brauch jetzt wirklich Zeit um das alles zu regeln mit meinem Bruder“, bat Taylor und grinste charmant.
„Sei froh, dass du so gut aussiehst, mit dem Lächeln kriegst du jede rum. Komm nicht zu spät, ich bin heut Abend noch bei ner Freundin eingeladen“, erklärte sie und nahm Chris auf ihren freien Arm.
„Lässt sich einrichten, sonst ruf ich dich an. Hier, schreibe mir deine Adresse und Telefonnummer auf“, bat Taylor und Idalis schrieb ihm alles auf, was er brauchte.

Viertes Kapitel


„So Chris, hier wirst du in nächster Zeit leben, ich weiß, es ist winzig hier, aber wir haben hier alles was wir brauchen“, redete Idalis mit ihrem kleinen Gast, als sie mit Chris an der Hand in ihrer kleinen Wohnung herumging.
„Wo ist Daddy?“, fragte der Kleine Chris und sie hörte in das erste Mal sprechen.
„Daddy ist an einem Ort, wo sich Leute um ihn kümmern, denn er ist ganz traurig wegen deiner Mummy. Aber keine Sorge, du musst nur ein paar Mal schlafen und er ist wieder bei dir. Dein Onkel kommt nachher auch hier her und bringt all dein Spielzeug und deine Anziehsachen hier her, dass du es hier schön hast. Willst du was trinken, wie wär’s mit Apfelsaft?“, fragte Idalis liebevoll und setzte den Zwerg auf ihr Bett.
„Ich will zu meinem Daddy“, jammerte Chris und fing an zu weinen.
„Ich weiß, mein Süßer, aber dein Vater kann sich jetzt gerade nicht um dich kümmern, aber gleich morgen gehen wir ihn besuchen, versprochen. Guck mal hier, da hast du einen Kuschelbär, dem erzählst du mal was, Tante Idalis holt nur kurz Saft und ist gleich wieder zurück“, entgegnete Idalis und gab ihn einen rosa Bären, den ihr Ex-Freund mal auf einem Jahrmarkt für sie gewonnen hatte und der immer noch auf dem Sessel neben ihrem Bett saß.
„Was hast du dir dann nur aufgehalst, du kannst doch nicht einen ganzen Monat auf ein Kind aufpassen, das bist nicht du“, redete Idalis mit sich selbst, als sie Chris’ Apfelsaft in einen Plastikbecher füllte. Als sie zurückkam, war Chris friedlich mit dem Bär in seine Arme geschlossen auf ihrem Bett eingeschlafen.
„War ein langer Tag nicht war, mein Süßer. Ja, für mich auch. Lass uns etwas schlafen“, legte sie sich zu ihm aufs Bett und war kurz danach auch eingeschlafen.
Die Haustürklingel weckte Idalis. Es war dunkel im Zimmer. Chris schlief immer noch friedlich und so konnte sie ihn dort liegen lassen.
„Entschuldige, ging dann doch länger, als gedacht, wie geht’s dem Kleinen?“, fragte Taylor, als sie die Tür öffnete.
„Er war anstrengend, aber als ich ihn dann geknebelt und an den Küchenstuhl gebunden hab war Ruhe“, bemerkte sie schlaftrunken.
„Was hast du gemacht?“, fragte Taylor entsetzt.
„Kleiner Scherz, er schläft. Du siehst fertig aus, komm rein, ich mach dir nen Kaffee“, erkannte sie und ließ ihn rein.
„Es war ein Kampf, bis er endlich eingesehen hat, dass er Hilfe braucht, aber wir haben ihn nun eingewiesen. Du siehst auch zerknittert aus, hast du geschlafen?“, fragte Taylor und Idalis setzte Kaffee auf.
„Ja, bin einfach eingeschlafen. Wie spät ist es eigentlich?“, fragte Idalis und sah auf ihre Uhr in der Küche.
„Halb sieben, es ist schon halb sieben? Ich muss in einer halben Stunde bei meiner Bekannten sein. Ich will dich ja nicht rausschmeißen, aber ich muss mich noch richten“, sagte sie erschreckt und drückte ihm Chris’ Tasche in die Hand.
„Könntest du ihn heut Abend nicht mitnehmen? Ich hab eine Verabredung mit einer wirklich netten Frau, die ich nicht enttäuschen will“, druckste Taylor herum und gab ihr die Tasche wieder.
„Wie kannst du jetzt an eine Verabredung denken?“, fragte Idalis entrüstet und begann ihre Haare zu machen.
„Die Verabredung steht schon eine Weile und ich hab diese Frau wirklich gern“, bat Taylor bettelnd.
„Wenn du sie wirklich gern hättest, würdest du sie nicht fünf Tage vor deinem Umzug flachlegen, mein Lieber. Aber meinetwegen, meine Freundin hat selbst Kinder, sie wird es verstehen“, entschied sie und schaltete die Kaffeemaschine an, bevor sie in ihr Zimmer ging und ihr Oberteil auszog. Taylor lief hinter ihr her.
„Kannst du mir verraten, was du da machst?“, fragte Idalis entrüstet und drückte ihr T-Shirt an ihre Brust.
„Ich hab heut Morgen schon mehr von dir gesehen“, behauptete Taylor und sie schob ihn aus der Tür und schloss ab.
„Ich lad dann schon mal seine Sachen aus“, rief Taylor hinein und seine Schritte entfernten sich.
„Das sieht ganz danach aus, als würdest du ihn schon heute hier lassen wollen“, realisierte Idalis, als sie in einem schicken schwarzen Kleid, ihren Ohrring anziehend aus ihrem Zimmer kam.
„Weißt du, es ist bis Samstag noch so viel zu tun“, erwiderte Taylor.
„Jaja so viele willige Frauen, so wenig Zeit. Ach, ist mir egal, lass ihn hier, aber du verabschiedest dich noch anständig von deinem Bruder und von deinem Neffen, bevor du hier Samstag abrauscht. Jetzt verschwinde, bevor ich es mir anders überlege“, grummelte sie und mit einem gehauchten „Danke“, verschwand Taylor so schnell wie er gekommen war.
 
„Ich hab ein großes Problem“, kam Idalis an diesem Abend mit Chris auf der Hüfte bei Fauna an.
„Das sehe ich, bringen wir jetzt auch Arbeit mit nach Hause? Ich hab diesen Beruf eigentlich gewählt, um das nicht tun zu müssen. Die Geschichte dauert wohl länger, komm rein, lass uns beim Essen darüber reden“, bemerkte Fauna kopfschüttelnd und ließ sie rein.
„Das ist schon irgendwie witzig, findest du nicht?“, fragte Fauna amüsiert, als Idalis mit der ganzen Familie Rosmarin am Tisch saß und aß.
„Ja, ich lach innerlich. Das hab ich nun von meiner Hilfsbereitschaft. Wie geht’s dir so als Strohwitwe an Weihnachten?“, fragte Idalis.
„Ist nicht so gigantisch, aber du bist ja jetzt da, das ist schön. Das Essen ist klasse, wie immer, ich muss wohl jetzt auch kochen lernen, jetzt wo ich ein Kind zu versorgen hab“, erwiderte Idalis.
„Scheint so. Also was hast du jetzt vor, du musst ja wieder zur Arbeit?“
„Kennst du einen guten Babysitter?“
„Was hältst du davon? Du wohnst bei mir, wir spielen gegenseitig Babysitter, wir arbeiten einfach in verschiedenen Schichten“, bemerkte Fauna.
„Das würdest du tun? Das wäre klasse. Zane lässt sicher mit sich reden“, freute sich Idalis und Fauna schenkte ihr wieder etwas zu trinken ein.
Zane hatte nichts dagegen, dass sie nun in verschiedenen Schichten arbeiteten. Tags drauf ging sie mit Chris zu Jagger, während die Kinder in der Schule waren.
„Da ist sie ja die Kidnapperin“, war er sauer.
„Was soll das den heißen? Hör mal, ich pass auf dein Kind auf und das ist der Dank dafür?“, fragte sie entrüstet.
„Mir geht’s gut, ich hab keine verdammte Depression“, behauptete Jagger genervt.
„Du hast total betrunken 15 deiner Tabletten genommen, entschuldige, das glaub ich dir nicht“, bemerkte Idalis und setzte Chris auf das Sofa des Aufenthaltsraums, in dem sie sich trafen.
„Ich hab gezittert wie verrückt nach unserer na ja Sexsession und wollte das ändern. Hab wohl etwas übertrieben, aber ich war nicht ganz zurechnungsfähig ich weiß nicht, wirklich waren das 15?“, fragte er verwirrt.
„Ja, 15, wir haben dich bewusstlos auf dem Boden im Schlafzimmer gefunden. Wir hatten keine Ahnung was wir tun sollten, du trauerst viel mehr, als es gut für dich ist, lass dich behandeln, geh zu Sitzungen, es kann dir nicht schaden, tu es für Chris“, erwiderte Idalis und Jagger setzte sich neben Chris, der auf den Schoß seines Vaters kletterte.
„Ich hab dafür keine Zeit, ich muss zurück in mein Büro, ich kann keinen ganzen Monat aussetzen“, bemerkte Jagger und umarmte seinen Sohn.
„Du hast doch Mitarbeiter, lass sie das erledigen, erhol dich, bitte“, erwiderte Idalis und Jagger sah sie an.
„Ich weiß nicht, wie du dir das vorstellst, aber ich verliere jede Woche die ich hier verbringe drei Kunden, das kann ich mir nicht leisten, ich hab noch nicht so einen großen Kundenstamm. Kannst du meinem verpeilten Bruder ausrichten, dass er mich hier raus holen soll, heute wäre gut“, entgegnete Jagger, der unbedingt weg wollte.
„Das musst du mit ihm klären, wenn er zu dir kommt, ich erreiche ihn schon länger nicht mehr, er ist ja mit seinen Weibergeschichten zu Gange. Er hat dir immer noch nicht gesagt, dass er Samstag nach Seattle zieht, warum erzählt er dir das nicht, das verstehe ich nicht“, entschied Idalis und gab Chris einen Keks.
„Das erklärt, warum du dich um Chris kümmerst. Er hat ihn bei dir abgeladen, war ihm vermutlich zu viel Arbeit. Zumindest hat er jetzt einen Job, deswegen zieht er doch um, oder?“, fragte Jagger und Idalis nickte.
„Ist gut, dann liegt er mir wenigstens nicht mehr auf der Tasche. Tut mir leid, dass wir dich damit rein gezogen haben, ich versuche einen Babysitter aufzutreiben, sie werden mich vermutlich wirklich in nächster Zeit nicht raus lassen“, erklärte er und strich seinem Sohn liebevoll über den Kopf, der sabbernd seinen Keks aß.
„Ist schon okay, ich wohne gerade bei meiner Arbeitskollegin, sie kann sich um Chris kümmern, wenn ich arbeite. Wie geht’s dir denn so, du siehst nicht gut, du sahst auch vorher nicht gut aus, du weißt was ich meine…“, druckste Idalis herum.
„Äh ja, schon irgendwie, sah schon mal besser aus. Danke, dass du ihn zu mir gebracht hast, das rettet mir den Tag. Ich seh Chris an und es ist als wäre meine Frau noch da, verstehst du?“, bemerkte Jagger nachdenklich.
„Ja, verstehe ich, er hat seine blauen Augen sicher von ihr, die sind wunderschön“, setzte sich Idalis neben die beiden aufs Sofa.
„Ich hab keine Depressionen, ich vermisse sie einfach nur so furchtbar“, schluchzte er, als er seinem Sohn in die Augen sah und lehnte sich an ihre Schulter.
„Ich kann noch keine Beziehung mit dir haben, das ist zu früh“, bemerkte er tonlos.
„Ich weiß, ich versteh das, ist schon okay. Deine Mitarbeiter schaffen das schon, du wirst nichts verlieren, ganz sicher. Und Chris ist bei mir gut aufgehoben, du musst jetzt etwas Zeit für dich haben, nimm die Zeit, schlaf dich aus, lies ein Buch oder sonst was. Denk nur einen Monat nicht an deine Sorgen. Die geben dir Valium, oder?“, fragte Idalis und fuhr ihm durch die Haare.
„Ist wohl offensichtlich, ich schlucke mehr Pillen als alle Stones zusammen. Ist wirklich spaßig, die Dinger rauben mir die letzten Emotionen. Mich stört es nicht mal, dass Taylor nicht zu Besuch kommt. Aber richte ihm aus, dass er ein Arsch ist“, sagte Jagger matt lächelnd.
„Mach ich, ich lass euch beiden Männer jetzt eine Weile allein, ich geh mir einen Kaffee holen, willst du auch einen?“, fragte Idalis und stand auf.
„Zusammen mit meinen Medikamenten ist Kaffee nicht so gut, glaub ich. Danke, trotzdem. So, mein Süßer, ist Idalis auch nett zu dir“, widmete sich Jagger seinem Sohn und Idalis ging zum Kaffeeautomaten.
Am Kaffeeautomaten traf sie auf Taylor, der seitlich an den Automaten gelehnt mit zitternder Hand einen Kaffee trank.
„Hey, was machst du hier? Leidet dein Bruder plötzlich an Verlust seines Kurzzeitgedächtnisses, er sagte mir grade, dass du ihn nicht besuchen kommst“, kritisierte Idalis und steckte Geld in den Automaten, der zu rattern begann.
„Bin schon eine Weile hier draußen, ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll“, bemerkte Taylor nervös.
„“Hi, wie geht’s“ ist nicht schlecht für den Anfang. Dein wievielter Kaffee ist das schon?“, fragte Idalis und Taylor hielt vier Finger hoch.
„Was willst du machen? Hier schlechten Kaffee abstauben und dann wieder verschwinden?“, fragte Idalis kopfschüttelnd und nahm ihren Becher aus der Ausgabe.
„So in etwa. Er schlägt mich sicher, wenn er mich sieht“, hatte Taylor Angst.
„Absoluter Blödsinn, warum sollte er das tun?“, fragte Idalis beruhigend.
„Das tut er immer, als ich ihm geraten hab, seine Frau nicht zu heiraten, hat er mir ein Veilchen verpasst, die Hochzeitsfotos am nächsten Tag waren eine farbige Pracht, wenn du verstehst was ich meine“, bemerkte Taylor und schmiss seinen leeren Becher weg.
„Das ist was ganz anderes. Komm, gehen wir zu ihm. Er wird nichts tun, wenn ich dabei bin“, entschied Idalis und zog ihn zurück ins Zimmer.
„Du hättest ihn nicht herschleppen müssen, ausrichten hätte genügt“, erwiderte Jagger verwirrt und Idalis drückte Taylor aufs Sofa, auf dem Jagger noch saß.
„Du wirst mich nicht schlagen, wenn sie dabei ist, oder?“, fragte Taylor besorgt und rutschte etwas weg von seinem Bruder.
„Nein, werde ich nicht. Idalis, nimm Chris, ich will mit meinem Bruder allein reden“, bat Jagger und drückte Idalis, Chris in die Hand.
„Bleib hier, bitte“, bettelte Taylor und Idalis nahm Chris auf die Hüfte.
„Bin gleich wieder da, unterhaltet euch schön. Noch einen Kaffee, Taylor?“, fragte Idalis und Taylor schüttelte den Kopf.
„Ist vielleicht eine gute Idee. Ich bin nur ums Eck, benehmt euch“, erwiderte sie und ging mit Chris raus. Sie war noch keine zwei Minuten draußen, als zwei Pfleger ins Zimmer stürmten.
„Ich glaub, es ist eine gute Idee, dass ich eine Weile auf dich aufpasse, die beiden sind echt kein gutes Vorbild. Lass uns wieder reingehen“, bemerkte sie kopfschüttelnd und ging mit Chris wieder rein.
Die beiden Brüder waren aufeinander losgegangen, zwei Pfleger mussten sie auseinander ziehen, weil sie nicht voneinander ablassen wollten.
„Hey!“, brüllte Idalis und die Männer hörten auf.
„Habt ihr den Verstand verloren, was soll das?“, raunzte sie in den Raum und die Pfleger konnten die Streithähne loslassen, weil sie aufhörten zu kämpfen.
„Schon besser. Ich wusste ich kann euch nicht allein lassen“, grummelte Idalis und die beiden Pfleger gingen wieder.
„Mrs. Young, gut dass sie eingeschritten sind, was fällt Ihnen ein, auf Ihren kranken Bruder einzuschlagen, Mr. Young“, schimpfte ein Arzt, der kurz nach dem die Pfleger gegangen waren in den Raum kam.
„Ich bin nicht Mrs. Young, von keinem von beiden. Gott sei Dank nicht, sind Sie sein behandelnder Arzt?“, fragte Idalis und reichte ihm ihre freie Hand.
„Ja, der bin ich und Sie sind?“, fragte der Arzt.
„Sie ist der Babysitter meines Sohnes“, erklärte Jagger schnaufend und auf einmal, Idalis hatte gar nicht damit gerechnet, versetzte diese Aussage, obwohl sie der Wahrheit entsprach, ihr einen Stich ins Herz.
„Si, Si la cargadora, claro“, bemerkte Idalis etwas grantig.
„Was hat sie gesagt?”, fragte Jagger, der kein Spanisch sprach.
„Das du ein Idiot bist, du solltest mal endlich Spanisch lernen, drei deiner vier Mitarbeiter sind Mexikaner“, erklärte Taylor.
„Es wäre besser, wenn Sie gehen würden, die Besuchszeit ist auch schon zu Ende“, bat der Arzt, der sah, dass es Jagger nicht gut ging, und sie taten dies.
„Ich hab nicht gesagt, dass er ein Idiot ist“, entschied Idalis, als sie nach draußen gingen.
„Aber du wolltest es sagen, ich hab’s in deinen Augen gesehen, als das von ihm so schnell kam, du hast dich in ihn verknallt, nicht?“, fragte Taylor forsch.
„Bitte sag es ihm nicht, ich hatte das nicht vor, das ist mir so peinlich“, entgegnete sie und schnallte Chris auf dem Rücksitz im Kindersitz an.
„Werde ich nicht, keine Sorge. Ich hab auch grad bisschen Trouble mit der Liebe, hab gestern mit dieser Kleinen die ich gedatet hab, Schluss gemacht“, erzählte Taylor und nahm ihr die Tasche ab, um sie im Kofferraum zu verstauen.
„Sie war also doch nicht die eine?“, fragte Idalis und lehnte sich an ihr Auto.
„Lass mich raten, mein Bruder hat dir erzählt, dass ich die Widergeburt von Casanova bin, ihm kommt das nur so vor weil er wie ein Mönch gelebt hat die letzten Monate, na ja, dann kamst du und hast unseren Wohnzimmertisch auseinander genommen. Respekt übrigens“, entschied er und sie grinste.
„Ich weiß echt nicht, was mich da geritten hat, okay die Wortwahl war jetzt nicht so galant, du weißt, was ich meine“, bemerkte sie peinlich berührt.
„Ja, ich war auch zu Hause. Nein, im Ernst, es hat ihm gut getan, zwar nicht körperlich, aber okay auch nicht seelisch, aber irgendwann wird es ihm besser gehen. Ich versteh nicht, warum er auf mich losgegangen ist, ich will ihm doch nur helfen“, war Taylor auch aufgekratzt.
„Geht’s dir gut? Ich meine hast du schon alles gepackt und so?“, fragte Idalis und Taylor fuhr sich durch die Haare.
„Ich hab nicht viel zum Einpacken, nur Bücher und ein paar Anziehsachen. Ich hab mir einen billigen Wagen gekauft, ich hoffe ich komme mit dem Wagen in Seattle an, der hat schon eine ganze Menge Kilometer runter, ich hoffe ich krieg einen Firmenwagen. Klappt es mit Chris, ich meine schläft er durch und so?“, fragte Taylor und sah zu Chris, der immer noch an seinem Keks knabberte.
„Ja, er schläft durch. Du musst kein Interesse heucheln, ich weiß dass Chris dir egal ist“, schlussfolgerte Idalis, verstaute Chris im Kindersitz und stieg auf den Fahrersitz.
„Wie kannst du das sagen, ich liebe ihn“, entschied Taylor standhaft.
„Nein, tust du nicht, er ist nicht da, hör auf damit“, zog sie die Tür zu und fuhr los.
Taylor blieb an der Stelle stehen und sah ihr nach, bis er sie nicht mehr sah.

Fünftes Kapitel


„Hey, wie war eure Weihnachtsfeier in der Schule. Habt ihr was geschenkt bekommen?“, fragte Idalis, Umika, als sie in den Wagen stieg.
„Es ist der einzige Grund während der Ferienzeit in die Schule zu gehen. Ich konnte meinen Bruder in der Schule nicht finden, vermutlich ist er mit einer Schale Kekse irgendwo im Eck verschwunden und mampfte sie jetzt alle auf. Was? Er ist zwar mein kleiner Bruder aber ich kann ihn nicht ständig im Auge behalten. Warum holt Mum uns nicht ab?“, fragte Umika und stieg ins Auto.
„Klasse, das fehlt mir noch. Komm mit“, grummelte sie, stieg aus, nahm sich Chris und ging mit den beiden Kindern wieder in die Schule rein.
„Kannst du mir ungefähr sagen, wo dein Bruder stecken könnte?“, fragte Idalis und hob Chris auf seine andere Hüfte.
„Na wunderbar, als hätte ich eh noch nicht genug Stress. Walker, Kleiner komm her, wir müssen nach Hause“, rief Idalis durch die leeren Hallen der Schule.
„Walker, ich hab Schokoladen-Eis mit Schokostücken für dich dabei“, rief Idalis und unter einer Treppe kam mampfend Walker hervor.
„Wirklich?“, nuschelte er und Idalis grinste.
„Wenn du mir das Auto voll kotzt, bezahlt deine Mutter eine Reinigung“, erwiderte sie und streckte ihm ihre freie Hand hin, die er ergriff.
„Ich bin zu Hause“, rief Fauna, als sie an diesem Nachmittag nach Hause kam.
„Ich krieg 100 Dollar von dir“, bemerkte Idalis, die es eilig hatte und nach ihrem Schlüssel suchte.
„Klar, ich hol mein Scheckbuch. Für was brauchst du 100 Dollar?“, fragte Fauna und sah von ihrem Telefontisch auf.
„Autoreinigung“, sagte sie nur.
„Kuchen?“
„Kekse. Dein Sohn ist ein echter Fresser“, erklärte Idalis und schlupfte in ihre weißen Arbeitsschuhe.
„Ich weiß, seit sein Vater weg ist, stopft er ständig was in sich rein. Da müssen wir drauf achten, geb ihm besser nichts mehr Süßes, wenn er danach fragt. Wie ist es heut bei Jagger gelaufen?“, fragte Fauna und nahm Idalis Schlüssel vom Schlüsselbrett um sie ihr zu geben.
„Das müssen wir in Ruhe besprechen, nicht jetzt. Danke, ich muss los, Chris hat gegessen und sollte in einer halben Stunde oder so ins Bett. Danke“, bemerkte Idalis und ging zur Arbeit.
 
„Hey, Sie sehen müde aus, geht’s Ihnen gut?“, fragte Zane, als er später an diesem Abend zu Idalis kam, die die Medikamente richtete.
„Ja, alles bestens. War nur ein langer Tag“, war Idalis müde und klopfte die Medikamente zurecht, um sie einzuräumen.
„Ja, ist nicht einfach auf drei Kinder aufzupassen, aber beruflich kann das Ihnen nur helfen. Wollen Sie nen Kaffee?“, fragte Zane und ging zum Kaffeeautomaten.
„Nein, danke ich hatte schon genug, glaub ich, sonst heb ich noch ab. Es ist seltsam, wissen Sie noch, wie ich drauf war, als ich das erste Mal hier war? Ich hab grad viel mehr Probleme, aber ich fühl mich besser. Ich schlaf zwar um einiges weniger, aber mir geht es gut. Sogar sehr gut. Ich weiß auch nicht wieso“, konterte Idalis und drehte sich zu ihm um.
„Sie sind frisch verliebt, das ist schön, genießen sie es“, entgegnete Zane erfreut.
„Nein, ich bin nicht verliebt, wie kommen Sie da drauf?“, stotterte Idalis.
„Oh doch, das seh ich ganz genau. Das freut mich für Sie. Ich brauch einen Pack Ampullen“, erklärte Zane und griff über ihre Schulter, um sich Ampullen zu holen.
„Äh ja, klar. Ich muss los“, erwiderte Idalis nachdenklich und ging nach draußen.
Die Schicht ohne Fauna war irgendwie seltsam. Sie hatten in einer ruhigen Minute immer reden können, jetzt war nur noch der stressige Ablauf im Krankenhaus, der sie auf Trab hielt.
Kurz nach ein Uhr nachts war ihr Dienst zu Ende und sie konnte den langen Tag endlich beenden. Sie fror, als sie durch die elektronische Ausgangstür ging. Sie zog ihren Mantel zu. Sie hatte sich immer noch nicht ganz an die Temperaturen in den Staaten gewöhnt, in Madrid war es immer ziemlich warm gewesen, jetzt hatte sie Jahreszeiten, die kalt und verschneit waren. In dem Moment wünschte sie sich an ihren Lieblings-Ort auf der Terrasse ihres Elternhauses in Madrid. Im Garten blühten Rosen und Veilchen, der Duft stieg ihr in die Nase. Sie schloss die Augen.
„Wenn ich das tue, träume ich mich immer gern auf Mauritius“, bemerkte Zane und erschreckte sie furchtbar.
„Dr. Leinhart, Sie haben mich erschreckt“, schreckte Idalis auf und öffnete die Augen.
„Nennen Sie mich endlich Zane, wir kennen uns jetzt schon eine Weile. Ich wollt Sie nicht erschrecken“, bemerkte
„Zane, okay, Sie haben ja schon mehr von mir gesehen, als mir lieb ist, da ist das wirklich angebracht. Haben Sie auch schon Feierabend?“, fragte Idalis und ging mit Zane ein paar Schritte.
„Eigentlich nicht, aber ich brauch jetzt eine Zigarette“, steckte er sich eine an.
„Wusste gar nicht, dass Sie rauchen, was war mit dem tollen Vortrag über die Vermeidung vom Rauchen in der Nähe von Kindern, den sie letzte Woche gehalten haben?“, fragte sie erstaunt.
„Ich hab keine Kinder“, bemerkte er cool und zog einmal an der Zigarette.
„Aber Ihre Frau könnte welche kriegen. Das ist nicht sehr verantwortungsbewusst“, entgegnete Idalis, die das nicht verstand.
„Ich werde mit meiner Frau keine Kinder mehr bekommen“, konterte Zane etwas verlegen.
„Warum nicht, Ihre Frau ist sicher noch jung genug … tut mir leid“, erkannte sie, dass Mrs Leinhart ein ähnliches Schicksal ereilt haben musste wie sie.
„Das tut mir leid, Gebärmutterhalskrebs?“, fragte sie vorsichtig.
„Ja, vor zwei Jahren. Ich war vermutlich so sensibel bei ihrer Krankheit, weil meine Frau und ich dasselbe durchgemacht haben zu der Zeit. Aber wir denken über eine Adoption nach, wenn das die Prominenten machen, können wir das auch. Dann werde ich natürlich im Haus nicht rauchen. Schlafen Sie gut, Idalis, wir sehen uns morgen“, verabschiedete sich Zane und sie ging weiter. In dem Moment entschied Idalis, dass sie für ein Kind kämpfen musste, wenn sie den Mann dafür gefunden hatte. Denn verloren war noch nichts.
 
Als sie nach Hause kam, saß Fauna mit Chris im Arm auf dem Sofa. Fauna war eingeschlafen, aber Chris schien nicht müde zu werden und saß munter auf ihrem Schoß und spielte mit Idalis Teddybären.
„Na mein Süßer, vermisst du deinen Daddy, kannst du nicht schlafen?“, fragte Idalis leise und nahm Chris aus Faunas Armen. Sie schlief erschöpft weiter.
„Wo ist Daddy?“, fragte Chris wie so oft in den letzten Tagen.
„Du kannst es nicht verstehen Chris, oder? Es ist auch so seltsam, ich weiß. Komm, ich bring dich wieder ins Bett, du hast Tante Fauna heute ganz schön auf Trab gehalten, was? Die Arme. Dein Daddy und dein Onkel sind schon seltsame Gestalten, weißt du das eigentlich? Das wirst du früh genug merken, glaub mir. Komm, ich erzähl dir eine Geschichte, dann schläfst du ganz schnell wieder ein“, bemerkte Idalis und setzte Chris wieder ins Kinderbett. Bevor sie ein Buch nehmen und ihm vorlesen konnte, war sie auf dem Sessel eingeschlafen.

Sechstes Kapitel


„Kinder sind echt was Stressiges manchmal, oder?“, fragte Fauna, als Idalis tags drauf Nacken reibend in die Küche kam.
„Chris fragt ständig nach seinem Vater, der Kleine tut mir so leid“, sagte Idalis müde und setzte sich neben Fauna.
„Ich weiß, bei mir auch. Ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll, er muss die Wahrheit erfahren, aber der würde es gar nicht verstehen. Also, wie war es bei Jagger, jetzt erzähl“, schenkte Fauna ihrer Freundin Kaffee ein.
„Traurig, er gibt immer noch nicht zu, dass er an Depressionen leidet, sein Bruder war auch da und die beiden Streithähne haben tatsächlich angefangen, sich zu prügeln, kannst du dir das vorstellen“, erzählte Idalis und nahm einen großen Schluck Kaffee.
„Süße, ich will ja nicht an deiner Auffassungsgabe zweifeln, aber Leute die an Depressionen leiden, prügeln sich nicht“, schlussfolgerte Fauna und Idalis senkte die Tasse.
„Was meinst du damit, dass wir falsch liegen?“, fragte Idalis nachdenklich.
„Hey, ihr seid keine Ärzte, irren ist menschlich“, entschied Fauna und Idalis stellte die Tasse ganz ab.
„Aber er wurde psychologisch untersucht und dann das mit den Medikamenten, obwohl er zu mir gesagt hat, dass das ein Missgeschick war. Ich muss sofort Taylor anrufen“, war Idalis skeptisch geworden und griff zu ihrem Handy.
„Taylor, ich glaub wir haben einen riesigen Fehler gemacht“, meldete sich Idalis bei Taylor.
„Oh nein, den Fehler hast du mit meinem Bruder gemacht. Warte mal, über was reden wir hier gerade?“, fragte Taylor, der abgelenkt schien.
„Ich glaub, Jagger hat keine Depressionen“, erklärte Idalis, was sie von ihm wollte.
„Da waren die Ärzte aber schnell, das zu therapieren dauert sonst länger“, witzelte Taylor.
„Hey, ich meins ernst. Ich glaub nicht, dass er jemals Depressionen hatte“, erwiderte sie mit ernster Stimme.
„Du willst nur den Zwerg wieder loswerden, wird dir wohl langsam lästig. Willkommen im Club der unfähigen Babysitter. Ich hör mir deine Theorien gern heut Abend bei einem Bier an, aber jetzt grade pack ich. Nach Chris frag ich jetzt nicht, da er mir deiner Aussage nach, eh egal ist“, entschied Taylor und legte wieder auf. Idalis stieß einen verärgerten Schrei aus.
„Männer, die sind echt nur für das eine gut, der Kerl glaubt mir nicht, er denkt, ich bilde mir das nur ein. Er ist auch eingeschnappt weil ich ihm vorgeworfen haben, Chris würde ihn nicht interessieren“, wütete Idalis.
„Du hast ihm vorgeworfen, sein Neffe wäre ihm egal?“, fragte Fauna skeptisch.
„Äh ja, schon irgendwie. Was? Das ist die Wahrheit“, rechtfertigte sie ihre Taten.
„Ist das derselbe Taylor der gestern Abend zwei Stunden bei uns war und sich die ganze Zeit liebevoll um Chris gekümmert hat?“, fragte Fauna und Idalis schloss die Augen um seine Scham anzuzeigen.
„Er war gestern hier? Um Zeit mit ihm zu verbringen? Okay, ich glaub, da ist eine Entschuldigung fällig. Aber heute Abend kann ich mich mit ihm nicht treffen, ich muss arbeiten. Aber ich könnte ihn zum Lunch einladen“, überlegte Idalis laut.
„Ja, könntest du und danach könntest du ihn vernaschen“, schlug Fauna vor.
„Oh Gott nein, er ist der Bruder von Jagger“, bestritt Idalis.
„Du weißt schon, dass du nicht seine Frau bist, auch wenn du sein Kind auf deiner Hüfte trägst, du bist frei wie der Wind“, entgegnete Fauna.
„Nein, wir sind und bleiben nur Freunde. Ich werde ihn zum Lunch einladen, er fährt morgen nach Seattle, davor müssen wir das klären“, schlussfolgerte sie und griff erneut zum Handy.
„Hey, das mit dem Lunch klingt zwar gut, aber ich hab echt viel zu wenig Zeit“, bemerkte Taylor, als er ihr die Tür öffnete. Idalis streckte ihm eine Pizzaschachtel hin.
„Du bist meine Rettung, danke. Hältst du mal?“, bat er und tauschte die Pizzaschachtel in ihrer Hand mit ein paar Büchern aus.
„Du hast eine Menge Bücher. Was hast du eigentlich studiert, wenn ich fragen darf?“, sah sie sich um. Überall in Jaggers Wohnung lagen Bücher herum.
„Sprachwissenschaften, die Stelle in Seattle ist eine Dozentenstelle für Spanisch“, erklärte Taylor und fing an zu Essen.
„Das ist klasse, freust du dich schon?“, fragte Idalis und legte die Bücher auf eine Kommode.
„Ja, schon, aber das mit meinem Bruder belastet mich schon sehr. Vor allem weil du strunzfrech behauptest, ich würde meinen Neffen nicht lieben, er ist alles für mich“, bemerkte er mampfend.
„Es tut mir leid, ich hab dich kritisiert ohne dich zu kennen. Du liebst deinen Neffen, das glaub ich dir. Ich dachte, weil du ihn bei mir abgegeben hast, hättest du ihn loswerden wollen, doch es geht wirklich nicht anders. Ich geh gleich noch zu Jagger, kommst du mit?“, fragte Idalis und aß auch.
„Nein danke, hab keine Zeit für Prügel heut. Gute Pizza“, war Taylor uninteressiert.
„Leihst du mir kurz dein Ohr? Ich glaub wirklich nicht, dass Jagger depressiv ist, wir haben uns geirrt“, entschied sie plötzlich.
„Ich weiß“, erwiderte Jagger, während er mit einer Hand weiter packte.
„Was war das? Du weißt es? Warum ist er dann da drin, verrat mir das?“, fragte Idalis etwas gereizt.
„Du warst doch dabei, was hätten wir sonst machen sollen? Mir ist nichts anderes eingefallen, du weißt doch, wie er drauf ist“, entgegnete Taylor rechtfertigend.
„Du hast es dir ja ziemlich einfach gemacht, es gibt einen kurzen Holperstein in deinem Leben, hey warum nicht einfach drüber steigen, statt ihn weg zu räumen“, erwiderte sie wütend und klappte den Deckel ihrer Pizzaschachtel zu.
„Tja, ich dachte eigentlich, dass du gekommen bist, um dich bei mir zu entschuldigen, da hatte ich wohl falsch gedacht. Jetzt geh bitte, ich bin beschäftigt“, wollte er sie loswerden und sie stand auf.
„Gut, du willst es also nicht anders, ruf mich auf dem Handy an, wenn du in Seattle bist, oder schreib wenigstens eine Mail, hier hast du die Adresse meiner Freundin und meine E-Mail Adresse. Du wirst irgendwann feststellen, dass ich Recht habe und ich hoffe, dann meldest du dich. Ich muss jetzt los, in 15 Minuten ist meine Mittagspause vorbei“, erklärte sie enttäuscht und ging davon.

Siebtes Kapitel


„Nichts gegen Sie, Zane, aber ihr Männer seid echte Idioten“, kam Idalis gereizt zur Arbeit zurück.
„Ist nicht das erste Mal, dass ich das höre, keine Sorge, meine Schwägerin sagt das auch ständig, ihre dritte Ehe ist gerade geschieden worden, sie weiß wovon sie redet, denk ich. Wollen Sie darüber reden?“, fragte Zane und sie knallte ihre Tasche auf den Tresen.
„Warum könnt Ihr Männer nicht zugeben, dass ihr Unrecht habt“, wollte Idalis wissen und pinnte ihr Namensschild an.
„Das können wir nicht, weil wir kein Unrecht haben. So einfach ist das. Sie hatten wohl keine erholsame Mittagspause, was? Wollen Sie auch nen Kaffee?“, fragte Zane.
„Eher nicht, ich ernähre mich in letzter Zeit ja nur noch von flüssigem Koffein, bald schlaf ich gar nicht mehr. Das mit dem unterschiedlichen Schichtdienst ist auch ein ziemlicher Hirnfurz gewesen, ich geh erst um drei Uhr nachts ins Bett und muss um acht Uhr morgens wieder arbeiten, mein Biorhythmus ist vollkommen durcheinander. Ich warte schon über eine Woche auf meine Periode, ist bisschen viel zurzeit. Ich weiß Sie sind nicht mein Arzt, aber könnten Sie mich mal untersuchen, nur um sicher zu gehen“, bemerkte Idalis und Zanes Lächeln erstarb.
„Denken Sie, dass Sie wieder schwanger sind?“, fragte Zane und Idalis strich ihre Uniform glatt.
„Ich denk eher nicht, aber ich will sicher gehen“, erklärte sie.
„Klar, kommen Sie nach Feierabend zu mir, dann guck ich mal“, bemerkte er und Idalis dankte ihm. So ging sie nach ihrer Schicht zu Zane.
„Also schwanger sind Sie nicht, da können Sie schon beruhigt sein, sie haben einfach zu viel Stress, aber ihre Periode müsste bald eintreten. Ich kann Ihnen leider kein Schlafmittel verschreiben, da müssen Sie zu Ihrem Hausarzt gehen. Sie sollten wirklich etwas schlafen, das hilft Ihnen ruhiger zu werden“, bemerkte Zane, als er sie untersucht hatte.
„Sie haben viel Humor, wenn ich nicht arbeite, versorge ich ein Kind, keinen Schlaf zu kriegen ist im Moment mein geringstes Problem“, entschied Idalis und zog sich wieder an.
„Versuchen Sie es, sonst kippen Sie irgendwann in nächster Zeit um“, riet Zane ihr und gab ihr ihre Tasche.
„Ich werde es versuchen, Doc. Ich muss jetzt, mein zweiter Job wartet auf mich“, konterte sie geschafft und ging aus der Tür. Dort stand Taylor.
„Da bin ich ja froh, dass ich nicht schon wieder Onkel werde, ich liebe meinen Neffen wirklich, aber ich hab keinen Lust auf Nachschub“, erwiderte er cool und sie ging einfach weiter.
„Hat eure Mutter dir keine Manieren beigebracht? Man lauscht nicht bei privaten Gesprächen“, entgegnete sie schroff.
„Da hab ich wohl nicht so ganz zugehört. Können wir uns unterhalten?“, fragte Taylor locker und sie blieb stehen.
„Meinetwegen, was willst du?“, rollte sie mit den Augen und drehte sich zu ihm hin. Der begann sie ohne eine Ankündigung zu küssen.
„Hey, du weißt doch, was ich für deinen Bruder empfinde, was soll das?“, stieß sie ihn weg.
„Und das ist das was ich fühle, tut mir leid“, bemerkte Taylor und ging einen Schritt zurück.
„Hi, das ist dann wohl der glückliche Nicht-Vater. Hi, ich bin Zane“, kam Zane zu ihnen.
„Zane, können Sie uns bitte allein lassen“, bat Idalis peinlich berührt.
„Wollte gerade meine Lieblingssoap gucken, aber Ihr Gespräch ist wirklich spannender“, entgegnete Zane und Idalis sah ihn böse an.
„Bin schon weg, schönen Abend noch“, ging Zane weiter.
„Tut mir leid, ich hab keine Gefühle für dich, das ist auch nicht mehr wichtig, du bist in 48 Stunden aus dieser Stadt verschwunden“, bemerkte Idalis und lud ihre Tasche auf die Schulter.
„Ich weiß, ich wollte das nur sagen, bevor ich gehe. Ich werde noch zu Jagger fahren, ich komm nachher noch mal bei dir vorbei, wenn das okay ist“, sah Taylor das ein und ließ sie dort stehen.
„Na wunderbar, so toll seh ich dann auch wieder nicht aus. Ich brauch dringend Schlaf“, murmelte sie und ging zu ihrem Wagen.
 
„Hey, wo hast du gesteckt? Ich hab nur noch 15 Minuten“, kam diesmal Fauna gestresst ihr entgegen, als sie nach Hause kam.
„Entschuldige, ich fühl mich nicht so gut, ich hab mich untersuchen lassen“, erwiderte Idalis und setzte sich erschöpft aufs Sofa.
„Alles klar bei dir?“, fragte Fauna besorgt.
„Ja, bin nur körperlich erschöpft. Wo sind die Kinder?“, fragte Idalis.
„Walker schläft bei einem Freund, Umika ist im Kino und Chris schläft“, erklärte Fauna, während sie ihre Arbeitsschuhe anzog.
„Bitte sag mir, dass das kein Witz ist“, war Idalis erfreut.
„Nein, kein Witz. Ich muss jetzt wirklich, ruh dich aus, Essen ist im Kühlschrank“, bemerkte Fauna und ging zur Arbeit.
Idalis döste auf dem Sofa ein.
Kurze Zeit später klingelte es. Es war dunkel.
„Oh man, wär auch zu schön gewesen“, murmelte sie schlaftrunken und schlurfte zur Tür.
„Hey, hab ich dich geweckt?“, fragte Taylor, der an die Tür gelehnt dort stand.
„Äh, ja“, murmelte sie kurz.
„Entschuldige, ich wollte nur kurz Chris sehen, ich lass dich gleich wieder in Ruhe“, versprach er und kam humpelnd in die Wohnung.
„Warum humpelst du, was ist los?“, fragte sie und machte das Licht im Wohnzimmer an.
„Ich bin gegen eine Kiste gelaufen, nichts dramatisches, er schläft auch, oder?“, fragte Taylor und setzte sich auf Sofa. Dabei hielt er sich das Knie.
„Ziemlich große Kiste. Jagger tritt also neuerdings“, entschied sie und er sah sie an.
„Ich hab ihm von meinen Gefühlen erzählt, die ich für dich habe, ich weiß auch nicht wieso. Er hat mich einfach getreten, die Zecke wird langsam wahnsinnig“, bemerkte Taylor.
„Warum machst du das, was hat er gesagt?“, war sie leicht aufgebracht.
„Das hab ich doch glatt unter den Schmerzen vergessen“, bemerkte er sarkastisch.
„Du bist so doof, warum hast du ihm das gesagt? Jetzt denkt er sicher, dass bei uns läuft was“, grummelte sie.
„Tut es doch auch, oder?“
„Du hast mich geküsst, ich hab gesagt, ich will nichts von dir, wir sind nicht zusammen, mein Süßer“, versuchte sie zu erklären.
„Gut, dann ist das auch klar gestellt, ich werde schnell bei ihm rein sehen, dann bin ich auch schon wieder weg“, bemerkte Taylor traurig und stand auf.
„Komm schon, ich fühle einfach nichts, das kannst du mir nicht vorhalten. Ich könnte dir was vorspielen, aber das würdest du nicht wollen. Er liegt da hinten“, brachte sie ihn in das Schlafzimmer, in dem sich Idalis und Fauna momentan das Ehebett teilten.
„Kinder sind so wunderbar, wenn sie schlafen, nicht?“, bemerkte Taylor nachdenklich und setzte sich auf die Bettkante um seinen Neffen zu beobachten.
„Hör auf damit, bitte“, bat Idalis, die sich zusammenreißen musste, weil sie das Bild eines Mannes, der sich sorgend um ein Kind kümmerte heiß machte.
„Jetzt fang nicht schon wieder damit an, ich heuchle dir das nicht vor“, bat Taylor und Idalis ließ ihren Trieben freien Lauf. Sie stellte sich vor ihn hin und begann ihn zu küssen. Schnell verlagerte sich das Küssen aufs Bett und die Kleidung flog durch die Luft.
Als sie gerade heftig bei der Sache waren, ging der Haustürschlüssel.
„Verdammt, das ist Umika“, entgegnete Idalis schnaufend und zog schnell den übergroßen Frotee-Bandemantel von Fauna über um zu Umika zu gehen.
„Was ist ein Umika?“, fragte Taylor.
„Faunas Tochter, sie kommt aus dem Kino zurück. Sei still, bitte“, bat Idalis und ging ins Wohnzimmer.
„Hi, schon zurück, wie war’s im Kino?“, fragte Idalis und richtete ihre Haare, als Umika in die Küche kam.
„Gut, netter Film. Warum trägst du Mums Bademantel?“, fragte Umika und nahm einen Apfel aus einer Schale, um ihn zu essen.
„Ich war schon im Bett, ich hab nur schnell was drüber gezogen. Willst du noch was warmes Essen?“, fragte Idalis.
„Nein, wir waren was mit Kendras Mutter Essen. Ich geh jetzt ins Bett“, entschied sie und ging zu ihrem Zimmer. Idalis atmete auf.
„Ach ja, dein Freund steht mit seiner Schrottkarre im Parkverbot, das kannst du ihm ausrichten“, streckte Umika noch mal den Kopf aus der Tür und zog dann die Tür wieder zu.
„Oh verdammt“, murmelte sie und ging zu Taylor zurück.
„Hat sie was mitbekommen?“, fragte Taylor, der sich seine Hose anzog.
„Du stehst im Parkverbot“, stotterte Idalis, der das alles peinlich war.
„Ich weiß, wollt eigentlich nicht lange bleiben. Ich weiß, du hast das gerade nicht so ernst genommen, das hab ich gefühlt. Ich muss jetzt los, ich fahre morgen früh los“, zog er sein T-Shirt wieder an und dann seine Jacke.
„Ruf mich an, wenn du da bist, okay“, bat sie leise.
„Werde ich, pass gut auf Chris auf“, erkannte er, küsste ihre Stirn und ging einfach.
Nachdenklich zog sie das Bett ab und neu auf.

Achtes Kapitel


„Wieso? Warum hab ich das getan?“, schlug Idalis leicht ihren Kopf auf den Küchentresen, als sie mit Fauna frühstückte.
„Du musst wohl dein zweijähriges Zölibat nachholen. Aber zwei Brüder gegeneinander auszuspielen, das ist besser als jede Soap“, bemerkte Fauna amüsiert.
„Ich spiele gar niemand gegeneinander aus, ich bin ihn Jagger verliebt und das mit Taylor war, na ja, keine Ahnung, er ist ein Freund und wir haben es gebraucht. Das war echt dumm, dumm, dumm, er ist ja noch ein halbes Kind“, legte sie ihren Kopf auf den Tisch.
„Aber ein Kind mit tollen Muskeln“, murmelte Fauna in ihren Muffin.
„Wie meinst du das? Woher weißt du das?“, fragte Idalis und hob ihren Kopf.
„Gar nichts, vergiss es“, hustete sie.
„Oh nein, sag schon, woher weißt du das, hast du ihn schon mal nackt gesehen?“, fragte Idalis verwundert.
„Irgendwie schon, ich hab eine Webcam in meinem Schlafzimmer, ist so eine Privatsache zwischen meinem Mann und mir. Ich hatte sie angelassen, um ab und zu mal einen Blick auf Chris von der Arbeit aus zu haben. Da gibt es so ein Programm, wo ich die Webcam anmachen kann und die zu Hause kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Ich hab auch Nannycams in den beiden großen Teddybären, in den Zimmern der Kinder, ich weiß ist krank, aber der lange Schichtdienst ist nicht gerade gut für mein Familienleben. Keine Sorge, die Kamera ist aufs Kinderbett gerichtet, ich hab nur seinen Rücken gesehen, ein bisschen, ich hab dann auch gleich ausgemacht. Könnte sein, dass ich Umika angerufen hab und sie gebeten habe, nach Hause zu gehen, um zu gucken, ob dort alles in Ordnung ist, ich bin ein furchtbarer Mensch, ich weiß“, gestand Fauna.
„Ich weiß nicht, ob ich eher sauer sein soll, dass du mir mit Chris nicht traust, oder weil du mich beobachtet hast, wie ich mit Taylor schlafe. Am besten vergessen wir das einfach“, bat Idalis und Fauna zog die Stirn in Falten.
„Ich mach die Kamera gleich ab“, versprach Fauna verwirrt und stand auf.
„Nein, lass sie dran, es ist gut, dass du ihn überwachst, ich bin manchmal so müde, es ist gut, dass ihn zwei Augen mehr beobachten“, legte Idalis ihre Hand, auf Faunas, die sie noch auf dem Tisch hatte und die lächelte.
„Du hast viel Stress in letzter Zeit, lass dich mal untersuchen, ich mach mir Sorgen um dich“, bat Fauna.
„Zane hat mich durchgecheckt, mir geht’s gut, ich hab nur etwas viel Stress. Ich soll einen Gang runter schalten, hat er gesagt“, erklärte Idalis und Fauna sah sie an.
„Was? Wie soll ich das bitte machen, ich arbeite, besuche Jagger, kümmere mich um Chris, um deine Kinder, da ist keine Zeit zum Ausruhen“, erklärte sie.
„Ah, verstehe. Nimm dir heute frei, geh mal shoppen oder schwimmen oder irgendwas, ich kümmere mich um die Kinder und ruf Zane an, der wird das vollkommen verstehen“, schlug Fauna vor.
„Du kannst Zane nicht schon wieder um etwas bitten, er hat doch gerade erst unsere Schichten angeglichen“, entgegnete Idalis unschlüssig.
„Seit wann ist Zane nicht mehr Dr. Leinhart, sag bloß, schläfst du jetzt auch noch mit ihm?“, fragte Fauna neckisch.
„Er hat mich gebeten, ihn Zane zu nennen, ich schlaf nicht mit Männern in Beziehungen, das weißt du doch. Man, dann wär ich echt eine Schlampe, du kannst das auch ruhig glauben, das bin ich jetzt schon“, bemerkte Idalis und legte ihren Kopf wieder auf den Tisch.
„Ach quatsch, ich war in meiner Jugend ziemlich freizügig unterwegs, ich hab auch schon mal zwei Jungs in zwei Wochen gehabt, zwar keine Brüder, das waren nur beste Freunde, das war aber auch schon happig, du hast doch nicht vor, ihnen voneinander zu erzählen, das geht nicht gut aus“, quasselte Fauna und Idalis stieß ein „!Madre mia!“ aus.
„Simpler Anfängerfehler, man lernt aus seinen Fehlern. Du solltest das mit Jagger klären“, entschied Fauna und tätschelte Idalis Kopf.
„Ich hab nichts gesagt, aber Taylor hat Jagger gesagt, was er für mich empfindet, da hat er sicher auch erzählt, was gestern war. Ich nehm dein Angebot jetzt an, das du die Kinder nimmst, ich muss zu Jagger“, stand Idalis auf und zog ihre Jacke an.
„Hast du geduscht?“, fragte Fauna und Idalis nahm ihre Tasche.
„Ich hab gestern Abend geduscht“, bemerkte Idalis verwirrt.
„Davor oder danach?“
„Danach, so ein Anfänger bin ich dann auch wieder nicht. Danke dir, ich bin rechtzeitig zu deiner Schicht wieder zu Hause“, bemerkte Idalis.
„Eigentlich ist das deine Schicht, die Morgenschicht hätte ich heut gehabt, aber ich hab mir auch frei genommen, ich hab bis am 02. Januar frei, ich fahr morgen mit meinen Kindern zu meinem Mann über Sylvester. Tut mir leid, das hatte ich vergessen, dir zu sagen, aber meine Kinder vermissen ihren Vater sehr“, erklärte Fauna und Idalis ging zur Tür.
„Was mach ich dann die nächsten zwei Tage mit Chris, kannst du mir das sagen?“, fragte Idalis.
„Ich sag Zane, dass du auch bis Neujahr frei haben willst, wir haben genug Springer, die unsere Schichten für ein paar Tage übernehmen können, ich regle das schon, geh du zu deinem Süßen und regle dein Privatsachen“, bemerkte Fauna und Idalis dankte ihr mit einem Handzeichen.

Neuntes Kapitel


„Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, das war so dumm, ich hab eigentlich gar nichts gedacht, denk ich. Also was denkst du?“, fragte Idalis, als sie wild gestikulierend Jagger alles beichtete.
„Du bist eine Idiotin“, sagte er nur dazu.
„Ja, ich weiß, es tut mir so leid“, entschuldigte sie sich.
„Entschuldige dich nicht bei mir, du hättest ihn aufhalten sollen“, murrte er.
„Ich bin manchmal eurer Sprache nicht ganz mächtig, ich hab grad verstanden, ich soll deinen Bruder wählen“, belächelte sie die Situation.
„Genau das hab ich gesagt. Du wärst doch blöd, zu warten, bis ich meine Trauerzeit überwundern hab und endlich eine Beziehung führen kann. Oh man, warum hat meine Mutter keine Tochter geboren, da wär einiges einfacher gelaufen“, entschied Jagger und setzte sich verkehrt herum auf einen Stuhl im Besuchsraum.
„Lass mich raten, das ist nicht das erste Mal, dass ihr beide die gleiche Frau mögt“, bemerkte sie und er grinste.
„Nicht wirklich, wir haben exakt den gleichen Frauengeschmack, ist fast schon unheimlich. Wann hat dieser Blödsinn eigentlich ein Ende? Ich muss langsam wieder zur Arbeit“, bemerkte Jagger, dem es besser zu gehen schien.
„Du bleibst noch eine Weile hier, du bist erst 5 Tage hier drin. Dass es dir im Moment besser geht, heißt nicht, dass du gesund bist. Ich bringe Chris morgen früh noch mal vorbei, ich hab die nächsten Tage frei. Ich muss jetzt los“, sgte sie nachdenklich und verließ den Aufenthaltsraum. Sie war enttäuscht, dass er trocken mit der Sache umging.
 
„Hey, dein Kopf ist ja noch dran, aber du siehst nicht erfreut aus, er hat Schluss gemacht, oder?“, fragte Fauna, als Idalis zurückkam. Idalis legte den Schlüssel in die Schale an die Tür.
„Für ein Beziehungsende muss erst mal eine Beziehung bestanden haben. Er hat so gar keine Gefühle für mich, das ist wirklich traurig“, bemerkte Idalis betrübt und setzte sich auf den Stuhl neben der Tür.
„Dann lass ihn, er hat grad genug Probleme. Gehst du heim, während ich weg bin, oder bleibst du hier?“, fragte Fauna.
„Ich würde gern hier bleiben, Chris hat sich schon an alles hier gewöhnt und so“, bat Idalis.
„Klar, bleib hier, ich lass dir Geld zum Einkaufen da, bist du sicher, dass du mit dem Kleinen allein klar kommst?“, fragte Fauna und Idalis sah sie kritisch an.
„Ja, sicher schaffst du das. Reichen 50 Dollar?“, fragte Fauna und legte einen Schein in die Schale.
„Du musst mir kein Geld dalassen, ich hab selbst Geld“, murrte Idalis.
„Ich weiß, aber du musst ja noch die Miete für deine Wohnung zahlen, nimm es einfach. Ich muss jetzt packen, kannst du mir nen Gefallen tun, kannst du Umika von ihrer Freundin abholen? Ich pass solang auf Chris auf“, bat Fauna.
„Sicher, gib mir die Adresse. Ich hol noch was vom Chinesen, dann müssen wir nicht kochen“, schlug Idalis vor und Fauna nickte.
 
Nach dem Essen, als die Kinder im Bett lagen, saßen die Freundinnen noch zusammen.
„Okay, jetzt sind wir allein. Hand aufs Herz, wer ist besser?“, fragte Fauna ihre Freundin.
„Das ist schwer zu sagen, bei Jagger war ich ziemlich dicht, bei Taylor sind wir zwischendrin gestört worden. Ich denk, sie waren beide ganz gut, obwohl ich mit Jagger einen Wohnzimmertisch zerlegt hab. Frag mich nicht, kann mich nicht erinnern“, erwiderte Idalis etwas peinlich berührt.
„Du hast mir gar nicht erzählt, dass es mit Jagger so heftig zur Sache ging“, schmunzelte Fauna.
„Es ist irgendwie peinlich mit einer Ehefrau und Mutter über so was zu sprechen“, entgegnete Idalis erklärend.
„Hey, ich bin immer noch die gleiche wie vor 15 Jahren, ich hör so was gern. Ich bin auch kein biederes Hausweibchen, es gibt einen Grund warum wir eine Kamera im Schlafzimmer haben“, bemerkte Fauna cool.
„Oh man, das will ich gar nicht wissen, ich schlafe im Moment in diesem Bett“, nörgelte Idalis.
„Hey, du hast in meinem Bett auch Sex gehabt, übrigens tu das nie wieder“, bemerkte Fauna lächelnd.
„Werde es versuchen, in nächster Zeit werde ich es langsam angehen lassen. Die letzte Zeit war mir eine Lehre. Hast du alles gepackt?“, fragte Idalis.
„Ja, ich glaub schon. Ich freu mich meinen Mann zu sehen, wir sind jetzt fast 15 Jahre verheiratet, aber ich liebe ihn wie am ersten Tag. Du wirst diesen Mann auch finden und hoffentlich hat er keinen süßen Bruder“, witzelte Fauna.
„Wirklich witzig. Aber ich hoff das auch. Man, ich hab erst mal die Schnauze voll von Männern, außer Chris natürlich. Es ist seltsam, aber ich mag den Kleinen langsam wirklich gern. Ich werde mal nach ihm sehen, komm gleich wieder“, plante Idalis und ging zu Chris’ Babybett. Chris wühlte sich unruhig im Schlaf herum.
Sie legte ihre Hand auf seine Brust um ihn zu beruhigen und er ergriff den Arm.
„Mummy?“, fragte eine piepsige Stimme und Idalis zog den Kleinen auf ihren Schoß.
„Ja, mein Schatz, schlaf mein Süßer, Mummy ist jetzt da“, bemerkte Idalis und wiegte ihn im Arm, bis er ruhig eingeschlafen war. Als Idalis am nächsten Morgen aufwachte, war sie mit Chris alleine.
„Jetzt versteh ich, was Fauna mit leerem Haus meint, das ist gruselig ruhig hier. So, was machen wir heut, mein Süßer? Ich hab mir überlegt dass wir in den Park gehen, aber ich glaube es ist zu kalt heute dafür. Also, was willst du machen, willst du einen Film sehen, nein natürlich willst du keinen Film sehen, du bist zwei, ich bin nicht viel mit kleinen Kindern zusammen, das hast du vermutlich schon gemerkt“, druckste Idalis herum und setzte Chris auf dem Sofa ab.
„Ich will meinen Bär“, erwiderte Chris und Idalis lächelte ihn an.
„Sicher, den kriegst du. Heute werde ich mich mal mehr um dich kümmern. Nur leider hab ich keine blasse Ahnung was man mit Zweijährigen macht. Malen, du willst sicher malen“, ging Idalis ins Schlafzimmer und holte den Teddybär und Buntstifte.
„Ich such dir noch was zum Draufmalen, ich krieg nämlich mächtig Ärger mit Tante Fauna, wenn du auf ihren Wohnzimmertisch malst“, schmunzelte sie und zog ein paar Zeitungen aus dem Altpapier, auf dem er wild mit seinen Wachsmalstiften herummalte.
Mittags ging sie mit ihm einkaufen. Als sie gerade in der Gemüseabteilung nach Karotten suchte, sah sie Jenson.
Langsam ging sie auf ihn zu.
„Na, hat dein Butler heut frei?“, sprach sie ihn flapsig an.
„Idalis, mi bellaza. Comó estás?“, fragte Jenson cool.
„Du kannst ruhig in deiner Sprache mit mir sprechen, ich beherrsche sie ziemlich gut inzwischen“, sagte sie etwas schroff.
„Ja, das sehe ich. Du kannst doch nicht immer noch sauer sein wegen dem Vorfall vor drei Jahren?“, fragte Jenson amüsiert.
„Du meinst den Vorfall als du mich wie unnötigen Ballast abgeworfen hast um dein Leben in Reichtum in vollen Zügen zu genießen?“, fragte sie lässig.
„Das war nicht sehr nett, ich wollte mich bei dir entschuldigen, schon vor langem, aber ich wusste nicht, wo du bist“, entschuldigte sich Jenson.
„Ich hab dich vor kurzem hier schon mal gesehen, dich aber nicht angesprochen. Ich bin nicht mehr die naive junge Frau, die ich noch vor drei Jahren war, hör auf mit der Schleimerei, du bist bei mir unten durch“, bemerkte sie cool.
„Sicher, ich hab auch nichts anderes von dir erwartet. Hey, du hast jetzt ein Kind, bist du jetzt verheiratet?“, fragte er, als er Chris sah.
„Das geht dich kaum was an, Jenson, schönen Tag noch“, ging sie weiter.
„Ist das mein Sohn, das Kind mit dem du schwanger warst, als ich dich verlassen hab?“, rief Jenson ihr hinterher und sie drehte sich um.
„Nein Arschloch, unser Kind hab ich in der vierten Woche durch eine Eileiterschwangerschaft verloren und wenn ich im Nachhinein darüber nachdenke bin ich heilfroh darüber. Und richte deiner Schwester aus, ich erzähle ihr nie wieder was im Vertrauen“, schob sie den Einkaufswagen mit Chris drin weiter.
An der Kasse sah sie Jenson wieder. Der kramte vor ihr in seinem Geldbeutel Kleingeld zusammen.
„Komischer Kauz, er mehrfacher Millionär, bezahlt aber mit Kleingeld“, dachte sie.
„Entschuldigen Sie, könnten Sie mir einen Dollar leihen? Oh du bist es“, drehte sich Jenson zu ihr um.
„Das ist nen Scherz, oder?“, fragte sie verwundert.
„Bitte“, bat er kleinlaut und sie reichte ihm verwirrt einen Dollarschein.
„Danke“, bemerkte er beschämt und zahlte.
Nachdem sie auch gezahlt hatte, eilte sie ihm hinterher.
„Hey, hau nicht einfach ab, das musst du mir jetzt erklären“, stellte sie sich vor ihn.
„Da gibt es nicht viel zu erklären, ich hab grad finanzielle Probleme, sonst nichts“, druckste er herum.
„Was heißt finanzielle Probleme, du bist mehrfacher Millionär“, verstand sie nicht.
„Nicht mehr so ganz, ich bin pleite“, gestand er und ihr klappte die Kinnlade herunter.
„Wie hast du denn das geschafft?“, fragte sie prustend.
„Hör auf zu lachen, das ist nicht witzig“, bemerkte er frustriert.
„Ich war nie jemand, der an Karma geglaubt hat, aber das ist wirklich klasse“, fühlte sie sich wesentlich besser als am Morgen.
„Wie hast du das geschafft, das ganze Geld in Vegas auf den Kopf gehauen, was?“, fragte sie scherzhaft.
„Nicht alles, einen großen Teil hat meine Ex-Frau gekriegt. Ich geb dir nen Rat, wenn du viel Geld hast und du die Person deines Lebens findest, mach nen Ehevertrag“, erklärte Jenson und Idalis lachte.
„Hör auf bitte, das ist echt nicht witzig“, nörgelte er.
„Oh doch, das ist es. Geh nie unter einer Leiter durch mit dem Karma“, ging sie lachend weiter.
Dieses Zusammentreffen hatte ihr den Tag gerettet. Jenson hatte seine gerechte Strafe bekommen, das tat so gut.
„Ich weiß jetzt nicht, ob dein Dad dir das erlaubt, aber du kriegst jetzt ein bisschen Schokolade von mir“, streckte sie Chris im Auto Schokolade entgegen, die er erfreut ergriff.
„Weißt du was? Wir gehen jetzt deinen Dad besuchen, der freut sich sicher“, sagte sie glücklich und schnallte den Kleinen an.
 
„Man, das hat echt gut getan, er war so niedergeschlagen und ich hab ihn einfach so da stehen lassen“, erzählte Idalis gut gelaunt die Story, als sie mit Jagger etwas später auf dem kleinen Ledersofa im Aufenthaltsraum saß.
„Das freut mich für dich, das ist deine verdiente Rache. Nicht, dass ich mich nicht freue euch zu sehen, aber was machst du hier?“, fragte Jagger, der nicht seinen besten Tag hatte.
„Ich wollte dir nur deinen Sohn vorbeibringen, tut mir leid, ich kann auch wieder gehen“, war Idalis verwundert und ihr Lächeln erstarb.
„Wag es bloß nicht mit meinem Sohn wieder zu verschwinden, ich hab gestern Nacht die ganze Zeit an ihn gedacht, ich bin froh, dass du ihn mir gebracht hast, tut mir leid. Das alles hier kotzt mich nur an, ich halt es hier keine 30 Tage mehr aus, Idalis. Wenn du wirklich was für mich empfindest, holst du mich hier raus“, bat er zum zigsten Mal.
„Nein, nicht so mein Lieber, mach mir keine Schuldgefühle. Ich kann dich hier auch nicht rausholen, das kann nur dein Bruder“, bat sie.
„Klasse, den hast du ja gehen lassen, dann sitz ich hier also wirklich fest. Das habt ihr echt toll gemacht“, murrte er.
„Hey, das haben wir zu deinem eigenen Schutz gemacht du Dummkopf und … und ….und“, stotterte sie.
„Und was?“
„…und weil Taylor Angst hatte, dass du Chris was antust“, gestand Idalis.
„Nein, wie kommt ihr darauf? Ich könnte ihm nie was antun“, entgegnete Jagger entsetzt.
„Wir hatten einfach Angst, okay. Du siehst ja, dass es dir nicht gut geht, sieh es einfach als Chance, bitte“, bat sie wie so oft und stand auf und ging im Raum herum.
„Mir geht es nur nicht so gut, weil die mich hier ständig beobachten und ich zwei Mal pro Tag zum Psychologen muss. Das ist Folter“, jammerte Jagger.
„Such keine Ausrede für deine Depression, Jagger, hier kann man sich um dich kümmern, zu Hause wärst du allein und hättest du ein anstrengendes Kleinkind bei dir, würdest du das in deinem Zustand wirklich schaffen?“, fragte Idalis ernst.
„Das hab ich vorher auch geschafft, oder?“, fragte er etwas schroff.
„Ja, das hat man gesehen, ich hab dich bei deinem Anfall im Arm gehalten, schon vergessen?“, erinnerte sie ihn daran.
„Das ist meine Epilepsie, das hat nichts mit Depressionen zu tun“, wütete er sauer.
 
„Gut, wenn du meinst, wenn du so weiter schreist, stecken sie dich wieder in eine Zwangsjacke“, grummelte sie und setzte sich Beine überschlagend genervt aufs Sofa.
„Woher weißt du dass ich in einer Zwangsjacke gesteckt habe, ach ja du vögelst meinen kleinen Bruder, der hat es dir erzählt“, entgegnete Jagger.
„Jetzt bist du plötzlich eifersüchtig, dich muss mal einer verstehen. Als dein Bruder in der Nacht zu mir kam, hatte er eine Verletzung am Knie. Er hat gesagt, du hast ihn getreten und es gibt nur einen Grund, warum ein Mann tritt - wenn er keine Faust frei hat“, schlussfolgerte sie trotzig.
„Ich war wohl etwas aggressiv ihm gegenüber. Ich werde ihn anrufen, wenn ich hier raus bin“, wurde er etwas ruhiger.
„Du fühlst also doch was für mich?“, fragte sie.
„Nein, tut mir leid“, entschuldigte er.
„Gut, dann nicht. Dann will ich dich nicht weiter stören, komm Chris, wir gehen“, nahm sie Chris vom Boden auf, wo sie ihn hingesetzt hatte.
„Kannst du noch ein bisschen mit ihm dableiben? Bitte“, bat er leise.
„Sicher, ich lass euch allein, ich hol mir einen Kaffee“, setzte sie Chris auf dem Sofa ab.
„Nein, ich will das du auch bleibst, bitte“, bat er und hielt ihren Arm fest.
„Sicher, ich bleibe bei dir“, setzte sie sich nah zu ihm und hielt seine Hand.

Zehntes Kapitel


Die nächsten Tage verbrachte Idalis ziemlich einsam in dem fremden Haus. Sie konnte kaum abwarten wieder zu Arbeiten.
„So mein Süßer, ich hab echt nicht gedacht dass ich am Silvesterabend mit so einem süßen Windelpupser feiere. Versteh das nicht falsch, aber ich hab mir diesen Abend aufregender vorgestellt“, redete Idalis mit Chris, während sie ihn mit zerdrücktem Bananenbrei fütterte.
„Happa Happa, lecker“, brabbelte Chris und sie lächelte ihn an.
„Darf ich mal probieren?“, fragte sie und nahm auch einen Löffel.
„Ja, ist wirklich lecker. Aber ich lass dir das zum Essen, ich mach mir eine Pizza“, erwiderte sie und fuhr über seinen Kopf.
„Daddy?“, fragte er schmatzend.
„Wir haben Daddy doch heut Morgen besucht, weißt du das nicht mehr? Ich weiß, mir wär jetzt auch lieber, dass er hier wäre. Wir gehen morgen wieder zu ihm, versprochen. Heute sind wir nur zu zweit, aber das heißt nicht, dass wir nicht eine tolle Party zusammen feiern können, oder?“, fragte Idalis gespielt erfreut.
„Daddy?“, fragte Chris erneut.
„Morgen mein Süßer, morgen. Ich schieb schnell meine Pizza rein, komm gleich wieder“, bemerkte Idalis, stellte die Schüssel auf den Tisch und ging in die Küche. Als sie gerade die Pizza in den Ofen schob, klingelte das Telefon.
„Bei Rose, Idalis Lopez hier“, meldete sie sich am Telefon.
„Hi meine Süße“, meldete sich Taylor am anderen Ende der Leitung.
„Ach, du lebst noch? Wie weit hast du dich verfahren, dass du jetzt erst ankommst?“, fragte Idalis, die überrascht war, dass er nun doch anrief.
„So falsch liegst du gar nicht, diese Schrottkarre die gekauft hab, hat mich nicht mal über die Staatsgrenze gebracht. Ich bin durch trampen und einen Bus nach Seattle gekommen, ich bin erst gestern Nacht angekommen. Wie geht’s euch?“, fragte Taylor und sie setzte sich auf den Barhocker.
„Jagger glaub immer noch nicht, dass er Depressionen hat, Chris fragt ständig nach ihm oder nach dir und ich mach mir grad allein eine Pizza warm und eine Flasche Wein auf, uns geht’s großartig“, bemerkte sie sarkastisch.
„Tut mir leid, ich mach mir große Schuldgefühle, dass ich gehen musste, ich hatte viel Zeit zum Nachdenken auf meiner Reise. Du gehst mir einfach nicht aus dem Kopf“, flirtete er.
„Tay, bitte lass das, du weißt wie ich fühle“, bat sie gereizt.
„Ich mag dich, du magst meinen Bruder, der dich auch mag, obwohl er es nicht zugeben wird, hab schon verstanden“, erklärte Taylor betrübt.
„Er mag mich nicht auf diese Weise, er ist nur einsam, das sind wir alle. Hast du jemanden, mit dem du Sylvester verbringst?“, fragte Idalis und Taylor bejahte dies.
„Gut, das ist schön, hab mir schon Sorgen um dich gemacht. Frohes Neues Jahr wünsch ich dir schon“, entgegnete Idalis.
„Das ist alles, du sagst nur Frohes Neues Jahr, mehr nicht? Ich bin verliebt ich dich, verdammt“, entgegnete Taylor verärgert.
„Und ich nicht in dich, ich dachte, das hätten wir geklärt. Schönes Leben noch, bye“, legte sie einfach wieder auf. Taylor rief an dem Abend noch drei Mal an, sie nahm aber nicht ab und kurz vor Mitternacht gab er es dann auf.
 
Am nächsten Morgen wachte sie auf, als ihr jemand den Puls maß.
Schläfrig schob sie die Hand zur Seite.
„Gut du lebst noch, ich hab deinen Puls gefühlt, um zu sehen ob er noch schlägt. Morgen Engelchen“, entgegnete Fauna und sie öffnete die Augen.
„Oh man, wie spät ist es?“, fragte Idalis und setzte sich auf.
„Halb eins Mittags. Hast du nen Schaden, dich zu betrinken, wenn du auf ein Kind aufpasst?“, fragte Fauna grimmig.
„Ich hab nicht getrunken, ich bin nur ziemlich spät ins Bett. Du bist schon wieder zurück?“, fragte Idalis grummelnd und setzte sich im Bett auf.
„Ja, ich hab Chris gefüttert, ich hoffe das stört dich nicht“, erwiderte Fauna und Idalis sah Chris an.
„Mein Leben läuft grad überhaupt nicht so, wie ich mir das hier vorgestellt hab“, begann Idalis zu weinen, was Fauna überraschte.
„Hey, Süße, komm her. Ist alles etwas viel für dich, ich weiß. Ich hätte dich nicht allein lassen sollen“, bemerkte Fauna beruhigend und nahm sie in den Arm.
„Nein, das ist es nicht, ich kam mit Chris eigentlich ganz gut klar, aber ich hab gestern mit Taylor telefoniert und er kann nicht verstehen, dass ich nicht verliebt in ihn bin und Jagger gibt es nicht zu, dass er verliebt in mich ist“, schluchzte sie.
„Ich dachte, wir hätten diese Jungs abgehakt“, erwiderte Fauna.
„Das sagt sich so einfach, ich hab immer noch den Sohn des einen und der andere hat mich gestern den ganzen Abend angerufen und mich nicht schlafen lassen“, schluchzte Idalis und Fauna reichte ihr ein Taschentuch.
„Männer sind echt das Letzte. Okay, sobald du Chris los bist, wirst du diese Kerle nicht mehr anrufen und nicht mehr treffen, das ist zwar hart, aber die beste Möglichkeit, sie los zu werden“, bat Fauna.
„Lief wohl nicht so gut mit deinem Mann, wie mir scheint“, schniefte Idalis.
„Doch, war schön, ich hab nicht gemerkt, wie sehr ich ihn vermisst hab. Den Kindern hat es auch gut getan. Hast du Hunger?“, fragte Fauna und Idalis nickte.
„Ich bring dir was. Kümmere dich etwas um Chris, er ist schon den ganzen Morgen quengelig“, bat Fauna und ging in die Küche.
„Hey, Süßer tut mir leid, dass ich so lang geschlafen hab, lass uns was malen gehen“, nahm Idalis, Chris auf die Hüfte und ging mit ihr ins Wohnzimmer.
„Na, was seh ich da, zwei Picasso Nachwuchskünstler“, kam Fauna lächelnd zu den beiden, die fleißig malten, an den Wohnzimmertisch.
„Oh man danke, ich merk grad erst jetzt wie hungrig ich bin. Da machst du toll Chris, ich komm gleich wieder“, nahm Idalis das Essen entgegen und stand aus ihrer Hocke auf um mit Fauna mitzugehen.
„Ich hätte dich nicht allein lassen sollen, ich hab nicht gemerkt, wie schlecht es dir geht“, entschuldigte sich Fauna, als sie sich an den Küchentresen setzte.
„Es geht schon, du musstest deinen Mann treffen, du hast ja gesagt, wie gut es dir getan hat. Ich hab auch was Tolles erlebt die letzten Tage“, versicherte sie.
„Wirklich, erzähl mal“, war Fauna neugierig.
„Ich war vor ein paar Tagen einkaufen und da hab ich meinen Ex getroffen“, erklärte sie.
„Warte, du hast nicht mit ihm geschlafen, oder?“, fragte Fauna verwundert.
„Fauna, ich bin grad etwas freizügig unterwegs, aber mein Gehirn hab ich noch“, entgegnete Idalis grummelig.
„Klar, entschuldige, also, was hat er dir getan, dir das Geld gegeben, was dir zusteht?“, fragte Fauna.
„Nicht so ganz, ich musste ihm Geld leihen“, bemerkte Idalis grinsend.
„Er ist Multimillionär wieso das?“, verstand Fauna nicht.
„Wie es aussieht, ist er pleite“, erzählte Idalis breit grinsend.
„Das hast du ihm geglaubt? Du hast ihm doch kein Geld gegeben oder?“
„Nen Dollar, er kauft im K-Mart ein, ich glaub schon, dass er kein Geld mehr hat, wie es aussieht hat er drei Jahre lang Wein, Weib und Glückspiel gelebt und jetzt ist nichts mehr da“, entgegnete Idalis schadenfroh.
„Da hat das Karma wohl mit voller Wucht zugeschlagen, gut so. Du willst ihm aber jetzt nicht helfen, du hast schon zwei Männer an der Backe, das reicht“, schlussfolgerte Fauna.
„Oh Gott nein, das wollt ich dir nur erzählen, der kann mir gestohlen bleiben. Also das war mein Highlight der Woche. Was hast du so erlebt?“, fragte Idalis neugierig.
„Agosto hat mir einen tollen Ring geschenkt, ein verspätetes Weihnachtsgeschenk“, zeigte Fauna ihrer Freundin einen Diamantring an ihrer Kette.
„Der ist wunderschön, warum trägst du ihn nicht?“
„Trägst du Ringe während der Arbeit?“
„Ach ja, richtig. So einen Ring hätte ich von Jenson auch verlangen sollen, aber zumindest weiß ich jetzt, dass er es nicht ernst gemeint hat. Oh man ich hab echt grad einen Hass auf Männer“, bemerkte Idalis.
„Warum das? Du hast zwei der Guten gehabt, dass du einen Hass auf Jenson hast, ist verständlich, aber die beiden Jungs hasst du nur, weil du sie gehen lassen hast“, war Fauna rechthaberisch.
„Ah, klar, wie du meinst. Ich würde gern mit Chris irgendwo hin gehen, hast du eine Ahnung, wo ich mit einem zweijährigen hingehen kann, dass er irgendwo spielen kann, wo es nicht kalt ist?“, fragte sie ablenkend.
„Ich bin früher mit meinen Kindern in dieses Zentrum gegangen, da haben sie Kinderbetreuung und du kannst in der Nähe einen Kaffee trinken gehen, wenn du willst begleite ich dich mit meinen Kindern“, schlug Fauna vor.
„Klingt gut. Ich werde Chris und mich schnell anziehen, dann können wir gehen. Danke fürs Frühstück“, stand Idalis auf und ging ins Schlafzimmer.
„Tut mir leid, was ich da vorhin gesagt hab“, entschuldigte sich Fauna, als sie später im Zentrum saßen und den Kindern beim Spielen zusahen, während sie Kaffee tranken.
„Du hast Recht, ich hab sie gehen lassen, aber ich musste es. Es ist echt verblüffend wie gut die Kinder zusammen spielen obwohl sie so ein unterschiedliches Alter haben. Deine Kinder sind dir gut gelungen, obwohl ich denke, das Umika ein bisschen frühreif ist“, erklärte Idalis.
„Ich weiß, ich muss vermutlich bald mit ihr über Verhütung sprechen, ich freu mich schon. Magst du Jagger wirklich oder fühlst du dich nur von ihm angezogen, weil du Angst hast keine Kinder zu bekommen und mit ihm eine Chance hättest, trotzdem eine Familie zu haben?“, fragte Fauna plötzlich und Idalis musste darüber nachdenken.
„Gute Frage, muss ich drüber nachdenken. Aber im Moment will ich über was anderes reden, wie war New York?“, fragte Idalis, die wirklich nicht darüber reden wollte.
Als die Frauen gerade auf dem Heimweg waren, klingelte Idalis Handy.
„Das ist die Klinik, was ist denn jetzt?“, fragte Idalis verwundert und nahm ab.
„Idalis, hol mich hier raus, sofort“, bemerkte Jagger, der aufgebracht schien.
„Jagger, das hatten wir doch schon, du bleibst noch nen Monat da drin“, bemerkte Idalis und rollte mit den Augen.
„Aber die haben was perverses mit mir vor“, zeterte er.
„Was haben sie denn vor, Gruppenkuscheln?“, fragte Idalis amüsiert.
„Nein, schlimmer, Gruppentherapie, ich rede nicht mit fremden Menschen über meine Gefühle, ich bin ein Mann verdammt“, grummelte er.
„Wenn du früher mit deinem Bruder über deine Gefühle gesprochen hättest, wärst du nicht da drin, denk mal darüber nach. Ich komm heut Abend bei dir vorbei, dann spreche ich mit dem Arzt. Bis später“, entgegnete sie und legte wieder auf.
„Männer sind echt solche Babys, das sollte man echt nicht glauben. Man kann echt nicht glauben, dass er schon 28 Jahre alt ist“, murmelte Idalis, während sie ihr Handy wieder wegsteckte.
„Ich dachte, du wolltest dich von ihm distanzieren?“, wunderte sich Fauna.
„Das sagt sich so einfach, ich hab grad seinen Sohn“, schlussfolgerte Idalis und sah in den Kinderwagen wo Chris döste.
„Auch wahr, das klingt zwar hart, aber du musst den Kleinen loswerden“, stellte Fauna fest.
„Ich kann den Kleinen nicht loswerden, dann landet er im Heim. Die vier Wochen werde ich noch mit ihm aushalten und Chris ist wirklich keine Belastung für mich, komischerweise, ich bin vermutlich schon bereit ein Kind zu bekommen. Ich bin übrigens bereit für ein Kind zu kämpfen, ich will ein Kind, egal wie lang es dauert“, erwiderte Idalis und fuhr über Chris’ Haare. Nachdem sie ihren Kaffee getrunken hatten, sammelten sie die Kinder zusammen und gingen Richtung Auto.
„Deshalb hängst du so an dem Kind, du willst, was du schon haben könntest“, realisierte
 Fauna und legte die Hand auf die Schulter ihrer Freundin.
„Das ist lächerlich, ich weiß, er ist nicht mein Sohn und wird es nicht werden, aber es ist einfach schön, ein Kind bei sich zu haben, das hab ich mir nicht vorgestellt, bevor er in mein Leben kam. Ich will Mutter sein“, gestand Idalis.
„Dann wird es Zeit, dass du den Mann loswirst, wenn er keine Gefühle für dich hat, kann er nicht der Vater deiner Kinder werden“, schlussfolgerte Fauna und Idalis nickte.
„Ich wünschte, er wäre es. Dann müsste ich nicht mehr suchen. Könntest du kurz Chris nehmen? Ich muss kurz telefonieren“, erwiderte Idalis nachdenklich und stellte den Kinderwagen ab.
„Sicher, ich setz die Kinder schon mal ins Auto“, entschied Fauna und Idalis ging etwas weiter.
„Buenos días, Mama, ich muss mit dir über was reden“, rief Idalis ihre Mutter an um ihr endlich die Wahrheit zu sagen.
Als sich Idalis auf den Beifahrersitz setzte, wischte sie Tränen aus ihren Augen.
„Geht’s dir gut?“, fragte Fauna und Idalis lächelte sie an.
„Ja, es war nur sehr emotional endlich reinen Tisch zu machen. Meine Mutter hat mich gebeten nach Hause zu kommen, aber ich hab ihr gesagt, dass ich jetzt hier zu Hause bin“, bemerkte sie schniefend und schnallte sich an.
„Wurde auch mal Zeit, dass du es ihnen gesagt hast, jetzt hast du ein Schuldgefühl weniger. Sollen wir was essen gehen? Ich lade dich ein“, schlug Fauna vor.
„Das wäre nett, danke“, bedankte Idalis und sie fuhren in ein Restaurant.

Elftes Kapitel


Am Abend besuchte Idalis, Jagger, weil sie schon etwas besorgt war, dass er so wegen der Gruppentherapie ausflippte.
„Idalis, ich bin Brite und ein Mann, ich rede nicht über Gefühle, vor allem nicht in einer Gruppe“, meckerte Jagger.
„Das sagtest du schon, Gruppentherapie kann dir echt helfen, dann wirst du merken, dass du nicht der einzige bist, der so fühlt. Schluck einfach deinen Stolz runter, bitte“, bat sie und setzte sich müde neben ihn aufs Sofa.
„Das hat nichts mit Stolz zu tun, das liegt mir einfach nicht“, grummelte er.
„Eine Sitzung, Jagger, dann sehen wir weiter“, plante Idalis und streckte ihre Hände aus, mit denen Chris spielen wollte.
„Er mag dich echt gern“, stellte Jagger fest.
„Ja, wird schwer sein ihn in einem Monat allein zu lassen. Auch wenn es mir schwer fällt, ich muss den Kontakt mit dir abbrechen, wenn das hier vorbei ist, es ist einfacher so“, gestand sie plötzlich.
„Du kannst mich doch nicht allein lassen, nicht jetzt, wo auch Tay weg ist“, bat Jagger flehend.
„Genau deswegen muss ich den Kontakt abbrechen. Ich hab immer gedacht, dass ich verliebt in dich sei, aber ich war nur verliebt in die Idee, die Mutter in dieser Familie ersetzen zu können. Ich hab Angst, nie Kinder zu bekommen, durch diese Operation, von der ich dir erzählt hab“, erklärte Idalis.
„Du hast gedacht, dass du verknallt in mich bist?“, fragte Jagger.
„Du bist echt ein Mann, du hörst echt nicht zu. Aber das ist nicht wichtig, ich hab mich getäuscht. Ich muss einfach mit euch abschließen, um mein Leben neu zu definieren, verstehst du was ich sage?“, fragte Idalis und sah aus dem Fenster.
„Ich bin ein Mann, aber nicht bescheuert, du hast Angst, auf die Gefühle, die mein Bruder dir entgegenstreckt einzugehen und deshalb willst du alle Zelte abreißen“, schlussfolgerte Jagger und kam zu ihr ans Fenster.
„Jetzt fängst du auch noch damit an, es war nur diese Nacht, ich war angetörnt von seinen väterlichen Fähigkeiten, ich weiß, das war noch fast eine blödere Idee als sich mit dir einzulassen, ich hab echt keine guten Einfälle in letzter Zeit“, erwiderte Idalis, drehte sich um und lehnte sich an die Wand.
„Du hättest schlechtere Kerle als uns wählen können für One Night Stands, nur das Timing war etwas seltsam. Obwohl wir das auch schon hatten, zumindest hast du keine Geschlechtskrankheit, wir hatten da so eine prekäre Situation, wir haben damals zusammen in dieser Wohnung gewohnt, wir hatten die gleiche Freundin, wir wussten es nicht, bis wir eines Tages festgestellt haben, dass wir das gleiche Mittel gegen eine Geschlechtskrankheit einnehmen. Das war vielleicht peinlich und wir haben uns versprochen, unsere Freundinnen dem anderen vorzustellen. Das hat uns bis jetzt vor anderen peinlichen Vorfällen bewahrt, na ja, bis jetzt. Aber so arg kamen wir uns ja nicht in die Quere. Das ironische ist, meine Frau hat er nie gemocht, vielleicht kann man das auch als Segen sehen“, bemerkte Jagger und sah auch aus dem Fenster.
„Du kannst über sie sprechen, das ist nen Fortschritt, oder?“, fragte Idalis erfreut.
„Ich spreche immer über sie!“
„Aber nicht ohne zu weinen, das ist das erste Mal das ich dich so gefasst sehe“, bemerkte Idalis.
„Liegt vermutlich an den Antidepressiva, mein Herz schmerzt immer noch sehr, wenn ich darüber spreche. Ich hab keine Freunde hier, wenn ich hier raus komme, werde ich allein sein“, erwiderte er.
„Du musst lernen, allein zu sein, wie hart das auch klingt. Du bist ein verwitweter Vater, Tay ist nicht mehr da, aber es war auch nicht der Plan, dass er sein Leben für dich aufgibt“, erkannte Idalis.
„Warum bist du so gemein?“, bemerkte er weinerlich.
„Ich bin nicht gemein, du musst nur dein Leben wieder in den Griff bekommen“, bemerkte Idalis.
„Man hat ja gemerkt, wie toll ich das hinbekomme, ich hätte mich fast mit meinen Medikamenten gekillt. Wie soll ich einen Sohn aufziehen, wenn ich selbst krank und labil bin?“, begann er zu weinen.
„Ich werde dir eine Haushaltshilfe besorgen und einen guten Therapeuten. Zu mehr bin ich grad auch nicht fähig, ich muss mich endgültig von meinem Ex lösen und endlich mein Leben in den USA beginnen“, erklärte Idalis.
„Ja, klar, das verstehe ich, es ist alles nur so schwer“, war Jagger gefasster und sah zu Chris, der mit dem Spielzeug spielte, das in der Ecke lag.
„Du hast es schon die letzten 8 Monate geschafft, es kann immer nur besser werden“, versprach sie.
„Ich hab das nur geschafft, weil Taylor da war, aber jetzt musste er ja seinen Egotrip durchziehen und mich allein lassen“, murrte Jagger.
„Was meinst du mit Egotrip? Er hat nur einen Job bekommen, hättest du ihn länger durchgefüttert?“, fragte Idalis gereizt.
„Du hast Recht, ich bin der Egomane hier“, realisierte Jagger plötzlich.
„Ja, schon ein bisschen, aber du hast Hilfe gesucht und sie bei ihm gefunden, aber jetzt musst du alleine schwimmen. Doch du hast noch drei Wochen, um dich darauf einzustellen, bis dahin hab ich die Haushaltshilfe und den Therapeuten aufgetan, vielleicht auch einen Babysitter, wenn ich jemand gutes finde. Willst du liebe einen Mann oder eine Frau?“, plante Idalis.
„Eine Frau wäre besser, danke. Ich hoffe, du kommst irgendwann mal zu uns zurück, Chris wird dich echt vermissen“, bemerkte er.
„Ja, ich ihn auch, aber ich brauch Abstand. Ich komm natürlich trotzdem regelmäßig hier her, bis du rauskommst“, bemerkte Idalis versprechend.
„Du willst nur die Gefühle, die du für Tay hast nicht wahrhaben und wir müssen darunter leiden“, murrte Jagger, als Idalis gehen wollte.
„Wenn du meinst, aber ich stelle meine Gefühle nie über irgendwas anderes, das musst du von mir wissen“, erwiderte sie und nahm Chris an die Hand.
„Ich hoffe, du redest dir das nicht nur ein. Setz ihn heut mal in die Badewanne, er mag baden gern“, bat Jagger und küsste seinen Sohn auf den Kopf, bevor er neben Idalis nach draußen watschelte.
Jagger war wohl sauer, dass sie sich von ihm abwenden wollte, denn Chris mochte viel, aber baden gehörte nicht dazu. Völlig durchnässt ließ sie sich aufs Sofa fallen.
„Du hast also dein erstes Kind gebadet, hast dich gut geschlagen“, schmunzelte Fauna, die gerade ein Buch las.
„Danke, war wirklich stressig. Ich könnt ihn umbringen, wie konnte er mir einreden, dass Chris es liebt gebadet zu werden“, bemerkte Idalis erschöpft.
„Ich geb dir einen Tipp fürs Leben, Kinder lieben es nie gebadet zu werden. Schläft er?“
„Ich hab ihn hingelegt, ich hoffe es. Ich hab ihm heut gesagt, dass sich unsere Wege nächsten Monat trennen“, sagte Idalis.
„Gut so, es ist das Beste. Du bist aber nicht glücklich damit, oder?“, fragte Fauna forschend.
„Jetzt fängst du auch noch damit an, Jagger hat auch schon behauptet, dass ich vor meinen Gefühlen für Tay weglaufe“, murrte Idalis.
„Das wollte ich nicht damit ansprechen, aber wenn das in deinem Kopf rumschwirrt, lass uns darüber reden“, bemerkte Fauna.
„Wenn ich meine Gefühle richtig definieren kann, sag ich’s dir“, bemerkte Idalis müde.
„Du hast dich verknallt, aber hast Angst, wieder jemandem zu vertrauen“, erkannte Fauna.
„Vermutlich. Das erste Mal fühle ich mich hier angekommen, dass ich die Amerikanerin bin, die auf meiner Einbürgerungsurkunde steht. Ich möchte mich selbst definieren und das kann ich nur als Single, aber gleichzeitig will ich anfangen, eine Familie zu planen, das ist paradox, ich weiß, aber so will ich es machen. Auch wenn ich gerade so fühle, wie ich fühle, will ich das zur Seite schieben und nur ich sein und kein wir“, erklärte Idalis.
„Ich glaube, du hast es schon geschafft, deine Gefühle zu definieren, ich verstehe was du meinst, ich bin ja auch jung Mutter geworden und es gab eine Zeit als ich dachte, warum bin ich nicht Single geblieben und hab Europa bereist, wie ich es immer wollte. Doch dann wurde Umika eingeschult und Walker kam in den Kindergarten und dann hatte ich wieder Zeit für mich, konnte mich entwickeln und ich würde an meiner Vergangenheit nichts ändern wollen“, erklärte Fauna.
„Ich hätte nie gedacht, dass du gezweifelt hast, du bist doch dich Fußball Mutter, die ihre Kinder von einem Spiel abholt und gleichzeitig einen Kuchen bäckt“, frotzelte Idalis und Fauna grinste.
„Ich bin sicher keine Fußball Mutter, vor allem früher nicht. Ich hab Walker zwei Mal im Kaufhaus verloren und Umika hat immer noch Angst vor dem Weihnachtsmann, weil ich sie mit so einem besoffenen Weihnachtsmann allein gelassen hab, weil ich mich wegen meiner Schwangerschaft mit Walker übergeben musste“, erzählte Fauna ihrer Freundin ihre Schandtaten.
„Das ist wirklich heftig, aber auch witzig. Deine Kinder haben sicher keine bleibenden Schäden davon getragen. Und wenn, dauert es noch 20 Jahre, bis sie dir das vorhalten. Ich möchte das was du hast“, stellte Idalis fest.
„Du willst nur an Feiertagen Sex, 20kg Übergewicht und wie eine Alleinerziehende leben, obwohl du glücklich verheiratet bist?“, fragte Fauna.
„Äh, nein. Okay, Single zu sein ist doch besser“, bemerkte Idalis.
„Dann genieß es, das ist die Beste Zeit deines Lebens. Immer wenn du an ein Kind denkst, erinnere dich an diese Badewannenszene von vorhin. Das musst du in einem Zeitraum von 10 Jahren sehen, das ist ungefähr so wie Mutter zu sein“, erklärte Fauna.
„Du hasst es also, Mutter zu sein?“
„Nein, oh Gott nein, es ist wunderbar. Es ist nur sehr viel Arbeit, das muss dir klar sein. Hast du schon was gegessen?“, fragte Fauna.
„Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, war echt ein langer Tag“, entgegnete Idalis müde.
„Ich mach dir ein Fertigmenü. Das koch ich zwar nicht gern, aber ich hab noch eins im Gefrierfach“, bemerkte Fauna und stand auf.
„Ich mach mir das selbst warm, ruh du dich aus, du machst das was ich gerade mache mit zwei Kindern. Das hab ich jetzt verstanden. Komm gleich wieder“, erwiderte Idalis und ging in die Küche. Als sie zurückkam, schlief Fauna im Sessel.
Wortlos setzte sie sich aufs Sofa und aß das Essen was sie in dem Plastikbehälter warm gemacht hatte.
Als sie fast fertig gegessen hatte, wachte Chris auf.
„Danke fürs Warten, Kleiner“, murmelte sie, stand von ihrem Schneidersitz auf und ging ins Schlafzimmer.
Chris stand in seinem Bettchen. Er weinte nicht, er war nur aufgestanden und quengelte jetzt etwas herum.
„Mein Süßer, warum schläfst du nicht?“, fragte Idalis und setzte sich auf die Bettkante.
„Bob der Baumeister?“, fragte Chris.
„Natürlich Süßer, natürlich les ich dir was vor“, versicherte Idalis und nahm das Buch. Als sie auf der letzten Seite des Bilderbuches angekommen war, war Chris auf ihrem Schoß wieder eingeschlafen.
„Bob der Baumeister, du warst echt zu oft mit deinem Daddy auf der Baustelle“, dachte Idalis schmunzelnd und legte ihn liebevoll zurück ins Kinderbett.
„Vielleicht sollte Agosto, Walker mal in die Symphonie mitnehmen, vielleicht wird er dann Profigeiger“, sagte Fauna flüsternd, als sie ins Schlafzimmer kam.
„Dann siehst du deinen Sohn später auch nicht oft, ich würd mir das überlegen. Du schläfst nicht sehr tief, oder?“, fragte Idalis auch flüsternd und Fauna legte sich ins Bett.
„Wenn man Kinder hat, gewöhnt man sich so einen leichten Schlaf an, aber jetzt will ich echt schlafen, bin saumüde“, bemerkte Fauna und kuschelte sich ins Kissen.
„Schlafen deine Kinder?“
„Ich schlaf meistens schon vor den Kindern, sie sind in ihren Zimmern, kannst du noch mal nach ihnen sehen?“, fragte sie dösig.
„Sicher, schlaf dich aus. Du hast doch morgen Frühschicht, oder?“
„Ja, deshalb geh ich ja jetzt schon ins Bett. Du musst den Wagen betanken, bevor du die Kinder zur Schule fährst und du musst den Kindern was zu essen kaufen, ich hab nichts mehr dann für das Vesperpaket“, murmelte Fauna während sie eindöste.
„Na wunderbar, ich hab es kapiert, Fußballmutter zu sein, ist ätzend“, erkannte Idalis, während wie zu den Kindern ging.
Walker saß auf dem Boden in seinem Zimmer und las.
„Hey Walker, was liest du da?“, fragte Idalis und kam ins Zimmer.
„Harry Potter, der letzte Teil, hat mir mein Dad zu Weihnachten geschenkt“, bemerkte Walker in sein Buch vertieft.
„Es ist spät, komm kriech ins Bett, du kannst dort weiterlesen“, bat Idalis und zog ihm das Buch aus der Hand.
„Ich bin nicht müde, Idalis“, murrte Walker.
„Ja, das merk ich, aber wir sind es. Hüpf rein“, bemerkte Idalis und schlug die Bettdecke von Walkers Bett auf.
„Krieg ich noch ein Glas Wasser?“, fragte Walker und hüpfte ins Bett.
„Lies weiter, ich geh noch zu Umika, dann komm ich mit deinem Wasser zurück“, erklärte Idalis und legte das Buch auf den Nachttisch.
„Ich bin schon etwas müde“, erwiderte Walker und Idalis deckte ihn zu.
„Das hör ich gern, ich bring dir trotzdem noch Wasser“, entschied Idalis und verließ das Zimmer wieder.
„Hey, bist du noch fleißig?“, kam Idalis in Umikas Zimmer. Sie saß noch am Schreibtisch.
„Ja, muss noch was fertig machen. Kann ich mit dir über was reden?“, fragte Umika.
„Sicher, um was geht es?“, setzte sie sich zu ihr.
„Sex!“
„Ich glaub, da solltest du mit deiner Mutter über das Thema sprechen“, bemerkte Idalis hustend.
„Ich will aber mit dir darüber sprechen, du bist doch meine Freundin, oder?“, fragte Umika schüchtern.
„Ja, natürlich, Kleines. Okay, soll ich dir das medizinisch erklären oder die Blümchen und Bienchen Variante?“, fragte Idalis nachgebend.
„Bitte die für Erwachsene, keine Sorge, ich bin 10, ich will noch keinen Sex haben, ich will nur vorbereitet sein“, bat Umika und Idalis begann zu erklären.
„Danke, mit dir darüber zu sprechen war nicht so peinlich wie mit meiner Mutter. Keine Sorge, ich werde ihr nicht sagen, dass ich es von dir erfahren habe“, bedankte sich Umika, die ziemlich gefasst auf alles reagierte.
„Gern geschehen. Aber bis du soweit bist, das theoretische in die Praxis umzusetzen, vergehen hoffentlich noch ein paar Jahre. Mach nicht mehr so lange mit deinen Hausaufgaben, mach lieber morgen früh noch weiter“, bat Idalis und stand wieder auf.
„Stimmt dass, das du schon schwanger warst?“, fragte Umika, als Idalis fast an der Tür angekommen war.
„Darüber reden wir ein anderes Mal, Kleines, geh bald ins Bett, bitte“, bat Idalis und ging aus der Tür.
Als Idalis erneut in Walkers Zimmer kam, saß er im Bett und las wieder.
„Es ist grad so spannend“, nörgelte Walker.
„Okay, dann lies noch etwas, aber höchstens noch eine halbe Stunde. Hier dein Wasser“, entgegnete Idalis und stellte ihm sein Wasser hin.
Danach ging auch Idalis ins Bett.
„Schlafen Sie?“, murmelte Fauna im Halbschlaf.
„Du musst dir keine Sorgen machen, dass du mit Umika über Sex sprechen musst, das hab ich grad getan“, bemerkte Idalis, als sie sich ins Bett kuschelte.
„Gut, ich dachte schon, sie fragt dich nie, gute Nacht“, war Fauna zufrieden und beide Frauen schliefen ein.

Zwölftes Kapitel


Früh am nächsten Morgen ging Idalis zum Einkaufen. Sie war noch saumüde und versteckte ihre müden Augen unter einer dicken Sonnenbrille.
„Idalis, krieg ich Eis für mein Lunchpaket?“, fragte Walker, der quietschfidel durch die Gänge huschte und zu ihr an den Einkaufswagen kam.
„Ich hab Sandwiches gekauft und Äpfel, das ist viel gesünder“, bemerkte Idalis und gab gleichzeitig Chris einen Keks.
„Warum kriegt Chris dann einen Keks?“, fragte Walker und Augenrollend gab sie ihm auch einen Keks.
„Hast du jetzt einen Kindergarten aufgemacht?“, fragte eine Stimme hinter ihr und sie sah auf. Es war Jenson.
„Sag mal, verfolgst du mich?“, fragte Idalis und schob den Wagen weiter.
„Ich geh hier einkaufen, solang ich das Geld noch dazu hab. Du bist ziemlich früh unterwegs“, erkannte Jenson.
„Ich hab erst Spätschicht, ich geh mit den Kindern einkaufen. Ich bin schon spät dran, also ich muss los“, bemerkte sie abweisend.
„Können wir nicht Freunde werden? Was ich dir angetan hab, war echt fies, aber das ist lange her“, lief Jenson neben ihr her.
„Walker, weißt du noch, was deine Mutter dir über das Treten von andren Menschen gesagt hat?“
„Das ich das nicht tun darf?“
„Genau, du kannst das heute mal vergessen, tritt ihn“, bemerkte Idalis und Walker trat kräftig an Jensons Knie.
„Gut gemacht, Kleiner, du könntest echt Fußballer werden“, bemerkte Idalis stolz und lies Jenson so gekrümmt einfach stehen.
„Mum wird gar nicht begeistert darüber sein, sie hat 6 Wochen gebraucht, um ihm das abzugewöhnen“, warf Umika ein und legte eine Packung Kräcker in den Einkaufswagen.
„Kein Wort zu deiner Mutter, okay?“, bat Idalis und Umika legte eine Hand auf ihre Brust um zu schwören.
„Gut, sonst zwingt sie mich noch ihm das wieder abzugewöhnen. Ach was soll’s das wird sie eh tun. Biokräcker, sehr löblich, du weißt also im Vergleich zu deinem Bruder was gesunde Ernährung ist. Ihr amerikanischen Kinder denkt ja, dass Milch im Kühlschrank wächst“, schmunzelte Idalis und sah zu Walker.
„Walker, komm her, wir gehen zur Kasse“, rief Idalis und Walker kam zu ihr gerannt.
„Krieg ich Smarties?“, fragte Walker und rasselte mit der Verpackung in seiner Hand.
„Ja, aber teil die mit deiner Schwester, ich will heut Mittag nicht wieder deine Kotze aus meinem Wagen kratzen“, bat Idalis und begann die Sachen auf das Band zu legen.
„Sie haben es einfach verdient, Kinder zu bekommen“, erkannte eine Stimme neben ihr. Es war Zane.
„Zane, hallo, ich hab echt nicht gedacht, dass Sie hier einkaufen“, bemerkte Idalis etwas verwundert.
„Ich verdien zwar gut, aber ich geh trotzdem gern billig einkaufen. Man, ist Ihnen der Vormittag zu langweilig, dass Sie alle Kinder der Nachbarschaft mit sich rum schleppen?“, fragte Zane amüsiert.
„Ja, genau. Die Großen sind Faunas Kinder, der kleine Furz hier ist der Sohn meines Bekannten, deswegen hab ich ja meinen Dienst getauscht“, erklärte Idalis.
„Ah, ich dachte das wäre nur so eine Macke von euch beiden, ich weiß auch nicht. Man, Umika, dich hab ich schon seit deiner Geburt nicht mehr gesehen, das muss schon 10 Jahre her sein, du ähnelst deiner Mutter furchtbar“, bemerkte Zane und sah Umika an.
„Idalis, darf ich den Kerl treten?“, fragte Walker und wollte zu Zane gehen, Idalis zog ihn aber an sich.
„Keine Ahnung, wo der Junge das her hat, also wirklich. Umika gib meinem Boss die Hand, bitte“, bemerkte Idalis peinlich berührt und Umika begrüßte Idalis Chef.
„Und Walker, du hast deine Mutter ganz schön gestresst am Anfang der Schwangerschaft, sie war fast jede Woche bei mir“, erzählte Zane.
„Sie kennen Fauna echt viel länger, als ich dachte“, realisierte Idalis.
„Fast 15 Jahre, ich werde echt langsam alt. Okay, man sieht sich bei der Arbeit“, bemerkte Zane und ging mit einer Tüte in der Hand zum Ausgang.
„Walker, hör wieder auf zu treten, das war eine Ausnahme, man tritt Leute nicht, hast du verstanden. Jetzt komm, wir sind spät dran“, bat Idalis und bezahlte.
Erschöpft ließ sich Idalis aufs Sofa fallen, als sie die Kinder in die Schule gebracht hatte und Chris noch Mal hingelegt hatte.
Sie döste noch mal ein, als ihr Handy klingelte. Es war Taylor.
„Man, du kannst echt riechen, wenn ich gerade schlafen will“, murmelte sie schlaftrunken.
„Es ist halb zwölf Uhr mittags, das konnte ich jetzt echt nicht wissen“, bemerkte Taylor trocken.
„Klar, entschuldige, was willst du?“, fragte sie und setzte sich auf.
„Du klingst müde, was ist?“, fragte Taylor.
„Musste nur früh aufstehen, lästige Babysitter-Pflichten, war grad etwas eingedöst. Ich muss in einer Stunde bei der Arbeit sein und wollte noch etwas schlafen, jetzt sag schon, was du willst“, bat Idalis.
„Ich wollt nur deine Stimme hören, mehr nicht. Warum hast du Sylvester nicht abgenommen?“, fragte Taylor.
„Bist du so schwer von Kapee, oder tust du nur so? Ich hab dich abserviert du wohnst 2000 Meilen weit weg, das klappt nicht mit uns“, murmelte sie etwas schroff.
„Du schläfst also mit meinem Bruder, ganz toll, er könnte jetzt echt Ruhe gebrauchen“, moserte Taylor.
„Ich leg jetzt auf, Tay“, bemerkte sie und klappte ihr Handy zu.
 
„Ich hab echt was Dummes gemacht“, gestand Idalis, als sie sich zur Schicht umzog. Sie hatte Fauna etwas gebracht und Chris mitgenommen, den Fauna dann wieder mit nach Hause nehmen sollte.
„Lass es nur nicht seine Frau erfahren“, konterte Fauna und band ihr Top zu.
„Seine Frau? Er ist nicht verheiratet. Warte, über was reden wir hier eigentlich?“, fragte Idalis etwas verwirrt.
„Du hast doch mit Zane geschlafen, oder?“, fragte Fauna und nahm Chris auf die Hüfte.
„Nein, wie kommst du denn da drauf, ich wollte dir nur sagen, dass Taylor heut angerufen hat und ich ihn vermutlich jetzt ganz vergrault habe. Du kommst echt manchmal auf seltsame Ideen“, erklärte Idalis und band ihre weißen Schwesternschuhe.
„Ah, ich dachte es nur, Zane war heut so komisch, als ich ihn auf dich angesprochen hab“, erzählte Fauna und nahm ihre Tasche.
„Ich hab ihn heut Morgen beim Einkaufen getroffen, keine Ahnung was mit ihm los ist. Man, bin ich müde, warum meldet der sich immer, wenn ich gerade total müde bin, ich weiß immer nicht was ich sagen soll. Das was ich heut gesagt hab, war zumindest nicht das Richtige. Du musst Chris noch füttern, er hat noch nichts bekommen, ich hab aber auch Kekse in die Tasche gepackt“, bat sie und küsste Chris‘ Stirn, bevor sie zur Arbeit ging.
Als Idalis total müde nach Hause kam, lag Fauna schon im Bett. Auf dem Telefontischchen lagen drei Nachrichten.
„Taylor, Taylor, Jenson, man wo hat er meine Nummer her?“, bemerkte Idalis, als sie die Telefonnotizen las und sie nacheinander in den Papierkorb schmiss.
Als sie sich umdrehte, stand Chris dort.
„Hey kleiner Mann, wie kommst du aus dem Kinderbett?“, fragte Idalis überrascht.
„Rausgeklettert“, piepste Chris.
„Rausgeklettert, ah ha, ich denke, ich sollte mit deinem Vater darüber sprechen, dass du ein Bett für die großen Kinder bekommst. Komm, bringen wir dich wieder ins Bett zurück“, nahm Idalis den Kleinen an die Hand und sie gingen zurück ins Schlafzimmer.
Chris kletterte im Laufe des Monats öfters aus dem Bett, was Idalis ziemlich auf Trab hielt. Ende Januar ging Idalis zum Zentrum, um Jagger rauszuholen.
„Was heißt, wir brauchen das Einverständnis von Mr. Young, der Kerl hat ihn kein einziges Mal besucht diesen Monat. Ich bin die Ansprechperson in diesem Fall“, moserte Idalis, als sie an der Rezeption stand und sie ihr die Papiere für die Entlassung nicht geben wollte.
„Sie sind kein Familienmitglied, das kann nur ein Familienmitglied unterschreiben“, erklärte die Rezeptzionistin ruhig.
„Ich bin seine Verlobte, hatte ich das nicht gesagt“, sagte Idalis plötzlich.
„Dann sind Sie noch nicht verheiratet und so kein Familienmitglied, tut mir leid“, sagte die Frau nur.
„Ah, geht ja ziemlich schnell bei euch. Tut mir leid, ich bin spät dran, ich stand im Stau“, kam Taylor an die Theke und unterschrieb die Papiere.
„Was machst du hier?“, fragte Idalis überrascht.
„Meinen Bruder rausholen, hast du wirklich gedacht, dass du das alleine schaffst? Also, ihr seid also verlobt?“, war Taylor amüsiert und steckte die Kopie der Unterlagen ein.
„Äh nein, ich hab dadurch nur versucht, ihn rauszuholen. Was? Als hätten Sie noch nie gelogen um was zu erreichen“, erklärte Idalis als die Rezeptzionistin sie böse ansah.
„Okay, ich übernehm das von hier aus, gib ihn mir“, bat Taylor und zog Chris zu sich.
„Okay, man sieht sich“, stellte Idalis, Chris’ Tasche auf den Tresen und ging zum Ausgang.
„Idalis, wir gehen noch was Essen, begleitest du uns?“, fragte Taylor und Idalis nickte.
„Okay, warte hier mit Chris, ich komm gleich mit ihm raus“, bemerkte Taylor und setzte Chris auf einen Stuhl. Idalis ging zu Chris und kniete sich vor ihn.
„Also Chris, dein Daddy kommt jetzt wieder nach Hause, du musst brav sein, um ihm zu helfen. Denn sonst kriegt er das nicht allein hin“, bat Idalis und Chris nickte, obwohl er eigentlich nicht wusste, über was Idalis gesprochen hatte.
„Ich glaube, ich pack das, trotzdem danke“, bemerkte Jagger, der gesünder aussah als er zu ihnen kam und das lag nicht nur daran, dass er endlich wieder normale Kleidung trug.
„Hey, gut siehst du aus. Bist wohl echt froh, dass du raus kannst, was?“, fragte Idalis und stand auf.
„Das kannst du laut sagen, diese Leute in den Gruppensitzungen sind echt Freaks. Ich bin nicht mehr sauer auf euch, das war schon richtig so. Jetzt weiß ich, wie ich meine Gefühle verarbeiten kann und mit meinen Tabletten komm ich jetzt auch klar, keine Gefahr einer Überdosis mehr“, erklärte Jagger.
„Das hört sich alles gut an, sehr gut sogar. Dein Bruder hat mich zum Essen eingeladen, ich hoffe, das ist in Ordnung“, erklärte Idalis und nahm Chris auf den Arm.
„Sicher, solang es Taylor Recht ist. Ihr habt ja grad so ein seltsames Verhältnis“, erkannte Jagger und nahm ihr Chris ab.
„Er denkt, wir hätten was miteinander“, erwiderte Idalis belächelnd und ging mit ihm Richtung Ausgang.
„Ihr habt also nichts miteinander?“, fragte Taylor und eilte ihnen hinterher.
„Nicht mehr seit Weihnachten. Wie kommst du auf die blöde Idee?“, fragte Jagger.
„Sie will nicht mit mir zusammen sein!“
„Ich will nicht mit dir zusammen sein, weil ich nicht auf Fernbeziehungen stehe, das ist alles. Man, warum kann ich keine Hakennase und schiefe Zähne haben, dann wäre die Sache wesentlich einfacher. Lasst uns Essen gehen, ich hab ziemlich Hunger“, erwiderte Idalis und nahm die Tasche.
„Du stehst also doch auf mich?“, fragte Taylor hoffend und Idalis stieß die Tür auf.
„Ja, verdammt. Sonst hätte ich kaum mit dir geschlafen, oder? Müssen wir das wirklich jetzt diskutieren?“, fragte Idalis und Taylor hielt sie am Arm fest.
„Ja, du beantwortest ja meine Anrufe nicht. Ich würde aber gern eine Fernbeziehung mit dir probieren“, bat Taylor und Idalis sah Jagger an.
„Jagger, bringst du Chris schon mal ins Auto? Wir kommen gleich“, bat Idalis und Jagger ging mit Chris zum Auto.
„Taylor, ich will eine Familie gründen, das kann ich nicht machen wenn mein Freund 2000 Meilen von mir entfernt lebt. Der Sex mit dir war echt klasse, aber wir sind doch beide Realisten, oder?“, fragte Idalis und Taylor lies ihren Arm los.
„Komm mit mir mit, du kannst sicher in Seattle genauso arbeiten“, bat Taylor.
„Tay, ich hab dich gern, aber ich kann nicht“, bemerkte Idalis.
„Warum nicht? Was hält dich hier?“, fragte er gereizt.
„Ich hab meine Freundin Fauna hier und einen guten Job und da ist ja noch dein Bruder“, bemerkte Idalis unsicher.
„Was ist mit meinem Bruder?“
„Er braucht ein bisschen Hilfe in nächster Zeit, das verstehst du sicher. Ich glaub, ihr geht lieber allein Essen, sag deinem Bruder, ich ruf ihn an. Und ach ja, Chris ist zu groß fürs Gitterbett, ihr solltet ihm ein richtiges Bett kaufen“, schlug Idalis vor und ließ ihn einfach dort stehen, um zu ihrem Auto zu gehen.

Dreizehntes Kapitel


„Okay, ich glaub, ich hab alles von mir. Chris’ Sachen hab ich alle in die Abstellkammer gestellt, Jagger wird sie in den nächsten Tagen abholen. Wann kommt Agosto?“, fragte Idalis, als sie ihre Sachen zusammenpackte um nach Hause zu gehen.
„Morgen Abend, ich kann es kaum abwarten. Du hast ihn also gehen lassen?“, wollte Fauna wissen und lud Idalis Tasche auf ihre Schulter.
„Ja, hab ich, das hat keine Zukunft. Was? Guck mich nicht so an, das war schon das Richtige“, bemerkte Idalis und Fauna folgte ihr zum Auto.
„Ach war es das. Fernbeziehungen sind eine Menge Arbeit, aber wenn du jemanden triffst, den du lieben kannst, ist es das wert“, konterte Fauna und legte ihre Tasche in den Wagen.
„Ich bin nicht du, Fauna, ich warte nicht brav zu Hause, bis er zu mir kommt. Ich möchte eine Familie gründen und das kann ich nicht auf Distanz“, entschied Idalis.
„Doch, das geht, bei mir ging es auch. Dieser Mann ist der Richtige, glaub mir“, bemerkte Fauna.
„Ja, vielleicht, aber das ist eh egal, jetzt ist er weg“, erkannte Idalis und stieg in den Wagen.
„Ruf ihn an, tu mir den Gefallen, deine Augen leuchten, wenn du von ihm sprichst, er wird dir gut tun, glaub mir“, erkannte Fauna, aber Idalis zog nur die Tür zu und fuhr los.
Vor ihrer Wohnung stand Taylor.
„Du gibst wohl nicht auf“, erwiderte sie und drückte ihm ihre Tasche in die Hand, dass sie aufschließen konnte.
„Dich geb ich nicht auf, nein“, bemekrte Taylor und lächelte schwach.
„Was willst du? Sex? Denn mehr kann ich dir grad nicht bieten“, bemerkte sie und riss ihm die Tasche wieder aus der Hand.
„Für den Anfang klingt das nicht schlecht“, schmunzelte er.
„Ich wusste doch, dass du es nicht Ernst meinst, du willst nur da weiter machen, wo wir das letzte Mal aufgehört haben“, realisierte Idalis und schob die Kiste mit dem Fuß in ihre Wohnung die sie davor dort abgestellt hatte.
„Nein, du hast damit angefangen. Können wir heut Abend nicht Essen gehen, nur ein Date, bitte“, bat Taylor und Idalis ging in die Wohnung.
„Meinetwegen, lass mich aber vorher duschen“, sagte sie zu und er nickte.
 
„Schmeckt dir deine Paella?“, fragte Taylor, als sie eine Stunde später zusammen aßen.
„Geht so, die Amerikaner haben es nicht so raus, wie man gute Paella macht“, erkannte Idalis und Taylor lächelte.
„Das geht mir mit Fish and Chips genauso, die schmecken mir nur zu Hause“, erwiderte Taylor und auch sie lächelte.
„Du würdest sogar noch mit Hakennase und schiefen Zähnen wunderschön aussehen“, flirtete Taylor.
„Ich hab dich wirklich gern, aber ich kenn dich einfach zu wenig, um mit dir abzuhauen. Versteh das bitte“, erklärte Idalis.
„Dann versuchen wir das mit der Fernbeziehung. Bitte, ich will dich nicht einfach aufgeben“, bat Taylor.
„Ja, okay, aber wenn ich nur ein Anzeichen dafür finde, dass du mich hintergehst, war’s das“, stimmte sie zu und glücklich küsste er sie stürmisch.
„Wieso sollte ich dich betrügen? Eine hübschere Frau werde ich in Seattle kaum finden“, erwiderte Taylor und strich ihr mit der Hand über das Gesicht.
„Du wärst nicht der erste Kerl, der die Einsamkeit nicht aushalten würde“, bemerkte Idalis.
„Süße, mach das nicht kaputt, vertrau mir einfach damit“, bat Taylor.
„Ja, ich vertrau dir. Also, noch nen Nachtisch oder lieber Sex?“, flirtete sie.
„Ich steh nicht so auf Nachtisch“, bemerkte er und hob die Hand um den Kellner zu rufen.
„Richtige Antwort. Diesmal werden wir nicht gestört, versprochen“, entschied sie und zog ihn raus, als er gezahlt hatte.
Als die Sonne unterging lag sie zufrieden in seinen Armen und sah nach draußen. Es schneite immer noch stark, sie hoffte, dass es bald Frühling werden würde, denn sie war die Kälte nicht so gewöhnt wie sie dachte.
„Ich friere“, bemerkte Idalis und Taylor drückte sie noch fester an sich.
„Schon besser. Ich fühl mich sehr wohl bei dir“, bemerkte sie und er küsste sie lange.
„Geht mir genauso. Man, du hast es geschafft, dass ich nicht mehr gehen will“, entgegnete er und zog die Decke über sie.
„Tja, das passiert den meisten Männern, es ist so angenehm mit einem Europäer zu schlafen, vor allem ihr Engländer seit echt versaut“, erkannte sie und Taylor zog die Bettdecke entlang ihres Beines hoch.
„Wir Engländer haben noch so einige Tricks auf Lager“, schmunzelte er.
„Bemüh dich nicht, die habt ihr eh von uns Spaniern abgekuckt. Ich würd gern etwas in deinen Armen einschlafen, ich bin so müde“, bat Idalis und nahm seine Hand auf ihren Bauch in ihre Hand.
„Natürlich, ich muss morgen auch früh los. Ist dir immer noch kalt?“, fragte Taylor fürsorglich.
„Nein, so ist wunderbar“, bemerkte sie und schlief ein.
Tags drauf wachte sie sehr früh auf, weil sie fror. Sie löste sich aus seinem Griff und zog ihren Bademantel an. Sie setzte sich auf einen Sessel und zog die Beine an sich. Sie betrachtete ihn, wie er friedlich schlief.
In dem Moment wurde sie melancholisch. Sie hatte sich verliebt, was sie eigentlich nicht wollte, aber das Herz konnte man nicht täuschen. In einigen Stunden würde er wieder 2000 Meilen weit weg von ihr sein. Aus dem Grund wollte sie ihn abwimmeln, sie hatte ihm ihr Herz geschenkt, sie hatte nicht gewusst, dass sie das nach Jenson noch konnte.
Als sie gerade auf dem Sessel wieder eindöste, klingelte ihr Handy.
Sie eilte zu ihrer Tasche und ging dran.
„Idalis, tut mir leid, dass ich dich anrufe, wir haben da was verpeilt, ich bin auf dem Dienstplan für die Frühschicht eingeteilt, das ist sehr unpassend“, erklärt Fauna ihr.
„Und das fällt ihr erst jetzt auf?“, fragte Idalis flüsternd.
„Warum flüsterst du?“
„Ich bin nicht allein!“
„Ich bin auch gar nicht neidisch. Kenn ich ihn?“, fragte Fauna.
„Es ist Taylor“, bemerkte Idalis und lief in die Küche.
„Wirklich? Wollt ihr es auf Distanz versuchen?“, fragte Fauna erfreut.
„Sieht so aus. Ich kann hier wirklich nicht weg, tut mir leid“, entschuldigt sich Idalis.
„Klar, versteh ich. Dann muss ich meine Kinder wohl heute das erste Mal allein zur Schule fahren lassen“, bemerkte Fauna.
„Ich könnte sie zur Schule fahren, bis halb neun ist Tay vermutlich weg“, erwiderte Idalis und machte die Kaffeemaschine an.
„Das wäre toll, danke. Wir müssen dann mit Zane unseren Dienstplan noch mal durchgehen“, erwiderte Fauna.
„Ja, ich würde gern wieder mit dir arbeiten, ist viel witziger. Ich will ihn nicht mehr loslassen, wie kann ich ihn nachher gehen lassen“, holte sich Idalis einen Rat von ihrer Freundin.
„Bitte ihn, etwas von ihm da zu lassen, das kannst du dann anziehen, wenn du ihn vermisst. Du kennst ja den grauen Pullover, den ich immer zu Hause anhabe, der gehört Agosto. Mir hilft es sehr. Ach ja, macht Termine, wann ihr euch sehen wollt, wenn ihr nur so lapidar sagt, dass ihr euch wieder seht, klappt das nie. Ich bin so stolz auf dich, dass du das durchziehst“, entgegnete Fauna.
„Ja, mach ich, danke. Ich weiß nicht, ob ich das schaffe“, bemerkte Idalis besorgt.
„Versuch es einfach, es kann immer noch schief gehen. Also jetzt sag schon, wie war er im Bett?“, fragte Fauna und Idalis setzte sich auf einen Stuhl.
„Oh man, das war echt heiß, du verpasst was wenn du nur mit einem Ami schläfst“, schwärmte Idalis.
„Glaub ich auch, mein Mann ist Italiener, ich weiß von was du redest. Genieß die Zeit mit ihm, solang sie andauert und freu dich auf die nächste Zeit. Okay, ich bereite dann alles vor, du musst sie nur zur Schule fahren. Du genießt es sicher, dass du jetzt wieder ohne Kind bist, oder?“, fragte Fauna.
„Irgendwie vermisse ich den Kleinen, ich denke, ich geh ihn mal besuchen in nächster Zeit. Ich bin froh, dass ich den Kontakt jetzt doch nicht abgebrochen habe“, bemerkte Idalis.
„Ja, das Kind wird dir gut tun. Aber verknall dich nicht schon wieder in den Vater“, bemerkte Fauna.
„Ich verknall mich nicht in ihn, das hab ich hinter mir. Ich bin in Taylor verliebt und wie ich das bin“, bemerkte sie verliebt.
„Das freut mich für dich, wirklich. Ich muss jetzt das Frühstück vorbereiten, ich kann die Kinder dann von der Schule abholen, danke noch mal“, erwiderte Fauna.
„Okay, bis dann“, verabschiedete sie sich und legte auf.
 
Sie ging zurück ins Schlafzimmer und zog sich an.
„Hey, willst du dich rausschleichen?“, fragte Taylor, der aufgewacht war.
„Das ist meine Wohnung, Scherzkeks. Gut geschlafen?“, fragte Idalis und beugte sich zu ihm runter um ihn zu küssen.
„So gut wie lang nicht mehr. Musst du irgendwo hin?“
„Noch nicht, ich muss nachher Faunas Kinder zur Schule fahren, wir haben da was mit dem Dienstplan vertauscht. Aber wir können noch in aller Ruhe frühstücken“, plante sie und er stand auf.
„Wie spät ist es?“, fragte er und zog seine Hose an.
„Halb acht“, bemerkte Idalis.
„Solang wird es dann nicht werden, ich muss um acht Uhr los. Aber die Zeit bis dahin nehm ich mir. Lass uns Frühstücken“, bemerkte Taylor zufrieden und sie gingen in die Küche.
Nach einem langen Kuss ließ sie ihn gehen. Es schmerzte sehr, doch sie hatten ausgemacht, dass sie bald zu ihm kommen würde.
„Hey, ich bring euch heut zur Schule, seid ihr fertig?“, fragte Idalis, als Umika ihr die Tür öffnete.
„So gut wie, Walker trödelt nur wieder furchtbar“, erwiderte Umika und schulterte ihren Rucksack.
„Geh schon mal ins Auto, ich hol ihn“, bemerkte Idalis Augen rollend und gab ihr den Autoschlüssel.
„Ich glaub, er liest noch. Sein Vesper steht noch auf dem Küchentresen“, bemerkte Umika und ging zum Auto.
„Walker, komm, wir müssen los“, bemerkte Idalis, als sie ins Zimmer kam.
„Es ist wirklich spannend, Idalis“, erklärte Walker, der nur mit einem Schuh an wieder am Boden saß und las.
„Auch wenn ich es begrüße, dass du so viel liest, wenn du zu spät zur Schule kommst, krieg ich Ärger mit deiner Mutter“, erkannte Idalis und er zog seinen Schuh an, während sie ihm das Buch abnahm.
„Die Schule ist langweilig“, nörgelte Walker.
„Daran kann ich gerade auch nichts ändern. Jetzt komm“, bat Idalis und zog ihn auf die Beine.
 
Als Idalis die Kinder an der Schule abgesetzt hatte, setzte sie sich in einem Café und gönnte sich einen großen Cappuccino. Am Nebentisch saß eine junge Mutter mit ihrem Kind. Sie geriet ins Träumen. Doch dann holte sie die Realität wieder ein, als die Bedienung zu ihr kam.

„Brauchen Sie noch etwas?“, fragte die Bedienung freundlich.
„Nichts, was sie mir geben könnten“, bemerkte Idalis nachdenklich.
„Äh ja, okay, sonst melden Sie sich, okay?“, bat die Bedienung verwirrt.
„Entschuldigen Sie, ein Himbeer-Muffin wäre klasse“, bemerkte Idalis und die Bedienung schrieb es auf und ging wieder.
„Du magst doch überhaupt keine Himbeeren“, bemerkte eine Stimme neben ihr.
„Jetzt glaub ich wirklich, dass du mich verfolgst“, sagte Idalis und drehte sich zu ihrem Gesprächspartner. Es war Jenson, er trug die Kellner-Garderobe.
„Ich würde eher sagen, du verfolgst mich, ich arbeite hier. Na, dein kleines Balg nicht dabei?“, fragte er.
„Erstens ist das nicht mein Kind, sondern das meines Bekannten und zweitens das war echt nötig, das hat mir echt geholfen dich nicht mehr so zu hassen“, entschied Idalis.
„Das ist gut, dann können wir ja noch mal über die Freundschaftssache reden“, freute sich Jenson.
„Freunden muss ich vertrauen können, das kann ich bei dir nicht. Lass mich bitte in Frieden“, bat Idalis und wortlos ging Jenson weiter.

Vierzehntes Kapitel


Am Abend hatte Fauna, Idalis zum Abendessen eingeladen, um ihr Agosto vorzustellen, den sie noch nicht kannte.
„Sie sind also der sagenumwobene Agosto, es ist mir eine Ehre, Sie endlich kennen zu lernen“, bemerkte Idalis freundlich und reichte ihm die Hand.
„Geht mir genauso, meine Kinder sind ganz vernarrt in Sie, das macht Sie zu meiner Freundin“, bemerkte Agosto und umarmte sie.
„Danke, das ist nett. Vielen Dank für die Einladung“, bemerkte Idalis und sie setzten sich an den Tisch.
„Lasst uns Essen, ich hab heute zur Feier des Tages was leckeres gekocht“, bemerkte Fauna und tat das Essen auf. Als Idalis die Familie sah, die einfach glücklich darüber war zusammen zu sein, wurde ihr Wunsch nach einer eigenen Familie immer größer.
Tags drauf ging sie nach ihrer Schicht zu ihrer Frauenärztin.
„Miss Lopez, Sie waren doch erst letzte Woche bei mir, ist Ihre Periode immer noch nicht eingetreten?“, begrüßte ihre Ärztin Idalis.
„Doch, Sie ist jetzt eingetreten, Gott sei Dank, ich hab mir schon Sorgen gemacht. Es geht um was anderes, ich würde gern einen Fruchtbarkeitstest machen, ich will wissen, wie wahrscheinlich es ist, dass ich schwanger werde“, erklärte Idalis.
„Wie kommen Sie jetzt darauf, eine Familie zu gründen, Sie sind immer noch Single, wie ich weiß“, bemerkte ihre Ärztin, die gerade ihre Geräte säuberte.
„Ich will ja nicht gleich 12 Kinder kriegen, ich will nur wissen, ob ich mir Hoffnungen machen könnte“, bemerkte Idalis etwas trotzig.
„Meinetwegen, setzen Sie sich hin, ich nehm Ihnen Blut ab“, gab ihre Ärztin nach und begann sie zu untersuchen.
„Die Resultate könnten ein paar Tage dauern, ich ruf sie dann an“, bemerkte ihre Ärztin und entließ sie wieder.
„Hey, ich bin gut in Seattle angekommen, der Leihwagen ist echt zuverlässiger, aber ich hoffe, mein Wagen ist bald repariert. Wie war die Arbeit?“, fragte Taylor, als er seine Freundin anrief.
„Stressig, aber ich hab ab und zu an meinem heißen Typen gedacht, da ging alles viel leichter“, flirtete sie heftig.
„Ich musste auch den ganzen Rückweg an dich denken, ich sollte eigentlich Arbeiten korrigieren, aber ich konnte nicht aufhören, an dich zu denken und so musste ich dich anrufen“, bemerkte er säuselnd.
„Sag nicht so liebe Dinge, da fällt es mir noch schwerer, dich nicht zu sehen“, bemerkte sie traurig.
„Ich lese grad die spanische Grammatik in all ihrer Pracht nach“, erklärte Taylor.
„Das ist so was von unsexy“, bemerkte Idalis.
„Aber es hilft, dass die Sehnsucht nicht zu stark ist. Weißt du eigentlich, dass du Spanisch sprichst, beim Sex? Das ist nicht gerade hilfreich, dass ich mich den ganzen Tag mit Spanisch befasse, das ist wie eine ständige Stimulans, nicht sehr amüsant im Unterricht“, witzelte Taylor.
„Du sprichst auch Spanisch kurz vor dem Höhepunkt, das find ich sehr sexy“, säuselte sie.
„Echt? Wusste ich gar nicht, vermutlich, weil du spanisch gesprochen hast. Oh man, ich würde dich so gerne umarmen gerade um dir kleine versaute spanische Worte ins Ohr zu hauchen“, säuselte er.
„Ich leg jetzt auf, das halt ich nicht aus“, hauchte Idalis.
„Wir sollten uns eine Webcam anschaffen“, bemerkte Taylor.
„Dafür bräuchte ich nen PC!“
„Auch wahr. Uns fällt was ein. Ich muss jetzt wieder an meine Arbeit, schlaf schön, meine Süße“, verabschiedete sich Taylor und Idalis legte verträumt auf.
Die nächsten Monate waren sehr hart für sie. Die Sehnsucht war sehr groß. Ihre Frauenärztin bestätigte ihr, dass sie zu 65% schwanger werden konnte, was sie zwar freute, aber ihr nicht gerade half, nicht an eine Familie zu denken.
„Es ist so schwer ohne dich. Ich kann es kaum erwarten, dich nächstes Wochenende in Seattle zu besuchen“, erkannte Idalis sehnsüchtig, als sie mit Taylor telefonierte.
„Ich auch nicht, jetzt musst du nur noch meinen Bruder davon zu überzeugen ein anderes Mal zu kommen und unserem Liebesabenteuer steht nichts mehr im Weg“, plante Taylor.
„Ach komm schon, du willst doch unbedingt deinen Neffen sehen und es ist billiger wenn ich ihn mitnehme, du weißt doch, wie seine Firma gelitten hat, als er weg war, er kann sich keine großen Sprünge leisten in nächster Zeit“, bat Idalis.
„Wenn du meinst, aber er schläft im Hotel“, bemerkte Taylor.
„Tay“, grummelte sie.
„Man, ich kann keinen Sex haben, wenn mein Neffe im Haus ist“, moserte Taylor.
„Wir haben schon miteinander geschlafen, als er in einem Raum mit uns war“, erinnerte Idalis ihn daran.
„Das werden wir ihm nie erzählen, verstanden, ich meine meinen Bruder damit, aber Chris wird das später auch nie erfahren, er kriegt sonst einen Schaden fürs Leben, wenn er bis dahin noch keinen Schaden fürs Leben hat. Wie geht es Jagger überhaupt?“, fragte Taylor.
„Ich bin jede Woche einmal bei ihm, bis jetzt musste ich keinen Notarzt rufen“, entschied Idalis.
„Das klingt gut, ich freu mich ihn zu sehen, ich hab echt nicht gedacht, dass ich ihn vermissen könnte, wir haben ja nach Weihnachten nicht mehr so ein gigantisches Verhältnis gehabt, aber ich vermisse ihn trotzdem“, erklärte Taylor.
„Das ist doch toll, ihr könnt dann nächste Woche über einiges reden. Wir werden schon einige ruhe Minuten zu zweit haben“, hoffte Idalis.
„Ich hoffe es, ich kann es kaum abwarten“, konterte Taylor und Idalis lächelte.
„Wie eklig, ihr seid ja so verknallt“, frotzelte Jenson, der hinter ihr stand, weil sie wieder in dem Café saß, in dem er arbeitete.
„Jen’ ich hatte schon vor fünf Minuten einen Cappuccino bestellt, wo ist der?“, fragte Idalis  und legte ihre Hand auf ihr Handy.
„Ich bin schon weg“, zischte er davon.
„Wer war der Kerl?“, fragte Taylor etwas eifersüchtig.
„Du bist ja eifersüchtig, wie süß. Das war nen Bekannter von mir, er arbeitet in dem Café, in dem ich grad sitze. Er ist ziemlich nervig, aber der Cappuccino ist hier einfach klasse. Ich muss jetzt Schluss machen, meine Mittagspause ist gleich vorbei“, verabschiedete sich Idalis.
„Ja, okay. Hab dich lieb. Viel Spaß bei der Arbeit“, sagte auch Taylor lebwohl und legte auf.
„Hier, dein Cappuccino“, erkannte Jenson, der mit ihrem Getränk zurückkam.
„Stör mich bloß nie wieder in einem Telefongespräch“, murrte Idalis und nippte an ihrem Cappuccino.
„Wenn ich dich so störe, warum kommst du dann ständig hierher?“, fragte Jenson grummelig.
„Guter Kaffee, den brauch ich nach einer Frühschicht. Wegen dir komm ich sicher nicht her“, bemerkte Idalis und drückte ihm das Geld in die Hand.
„Das hab ich auch nicht gedacht, du machst ja keine Anzeichen, dass du mir verzeihen kannst, du bist echt so ein Sturkopf“, erkannte Jenson.
„Zwei Dollar Trinkgeld, das ist das Einzige was ich dir gerade geben kann und will. Schönes Wochenende“, bemerkte Idalis und ging aus dem Café.
„Was war das gerade?“, bemerkte Fauna, auf die sie stieß.
„Man, du hast mich erschreckt. Was machst du hier?“, fragte Idalis überrascht.
„Du hast mir doch immer von dem tollen Cappuccino vorgeschwärmt. Den muss ich einfach probieren“, erwiderte Fauna gut gelaunt.
„Gut, tu das. Das da gerade war nichts, es war nur Jenson, der arbeitet jetzt dort, er muss wirklich pleite sein. Er will dass wir Freunde werden, da hab ich echt keinen Bock drauf“, erwiderte Idalis und sah durch die Glasscheibe zu Jenson, der einen Tisch abräumte.
„Er ist ziemlich am Boden gerade, vielleicht könntest du ihm etwas entgegenkommen“, bemerkte Fauna.
„Das wäre nicht so ratsam, Taylor ist ziemlich eifersüchtig, er war schon eifersüchtig, als ich Jenson erwähnt habe, das lassen wir lieber“, entschied Idalis und wendete ihren Blick auf die Straße.
„Wie du meinst. Wir sehen uns nachher bei der Teambesprechung“, verabschiedete sich Fauna und Idalis ging weiter.
 
Das Wochenende drauf packten Jagger und sie den Wagen voll und fuhren zu Taylor.
Es dämmerte schon, als sie in Seattle einfuhren.
„Tolle Stadt, findest du nicht“, bemerkte Idalis, als sie Taylors Wohnung suchten.
„Na ja, ganz nett“, kommentierte Jagger.
„Du bist auch für gar nichts zu begeistern, was? Du bist ja nur grantig, weil ich dich dazu überredet habe deinen Stift mal für eine Weile zur Seite zu legen, um hier mit hinzukommen. Ich weiß, deine Firma steckt grad in einer finanziellen Krise, aber du bist auch kein guter Boss, wenn du total überarbeitet bist“, erkannte Idalis und zog Chris aus dem Wagen und auf ihre Hüfte.
„Seht mal, wer das ist, Mr. und Mrs. Young. Wie lange seit ihr schon verheiratet?“, fragte Taylor, der sie begrüßen kam, frotzelnd, aber nicht ohne etwas Eifersucht in der Stimme zu haben.
„Nicht sehr witzig, Tay“, grummelte Jagger und Taylor fiel auf, was er da gerade gesagt hatte.
„Entschuldige Bruder, hab nicht nachgedacht. Gib ihn mir, hey Kumpel, hast du mich vermisst?“, entschuldigte sich Taylor und nahm Idalis, Chris ab.
„Hey, da gibt es jemanden, der dich noch mehr vermisst hat“, bemerkte Idalis und küsste ihn.
„Oh ja, nimm ihn mal“, bat Taylor und drückte seinem Bruder, Chris in die Hände, dass er seine Freundin eng umschlungen küssen konnte.
„Oh man, geht das das jetzt ganze Wochenende so weiter?“, fragte Jagger und verzog das Gesicht.
„Nein, nicht das ganze Wochenende, wir müssen irgendwann mal Essen und Schlafen“, schmunzelte Idalis und ging im Arm ihres Freundes voran in das Apartmenthaus.
Das Apartment war nicht gerade groß und die drei Gäste machten es nicht größer, aber Taylor versuchte alles, um seinen Gästen eine gute Unterkunft fürs Wochenende zu bieten. Er hatte eine Matratze auf den Boden gelegt, auf dem Jagger und Chris schlafen konnten. Chris hatte jetzt ein Bett für große Jungs zu Hause, freute sich aber mit seinem Vater auf einer Matratze schlafen zu dürfen. Jagger war erledigt von der Fahrt und legte sich gleich etwas hin. Chris machte es ihm nach und schnell waren beide auf der großen Matratze auf dem Fußboden eingedöst.
„Und du hast behauptet, wir könnten nicht allein sein, das ist doch ganz einfach“, bemerkte Idalis und Taylor zog sie an ihren Hüften ins Schlafzimmer.
Als sie eine ganze Weile im Bett verbracht hatten, klopfte es an der Tür.
„Tay, ich hab Hunger“, rief Jagger.
„Der Kühlschrank ist in der Küche, bedien dich“, rief Taylor.
„Das ist nicht dein Ernst“, rief Jagger.
„Ich werde was kochen“, bemerkte Idalis und rutschte aus dem Bett.
„Nein, er ist erwachsen, er kann sich selbst was machen“, bemerkte Taylor und hielt sie an der Hand fest.
„Wir können nicht den ganzen Abend im Bett liegen bleiben“, bemerkte Idalis, zog ihren Morgenmantel aus ihrem Koffer und zog ihn an.
„Also ich hab nichts dagegen“, erwiderte Taylor schmunzelnd.
„Das glaub ich. Aber ich will was kochen, ich brauch auch eine Pause. Ruh dich aus, ich ruf dich, wenn ich fertig bin“, bemerkte Idalis und schloss die Tür auf.
„Gut, ich hab nicht gedacht, dass du so ein schlechter Gastgeber bist …ach du bist es“, erkannte Jagger und musterte Idalis, als sie an ihm vorbei ging.
„Was, du hast mich schon nackt gesehen, da brauch ich mich nicht so arg anzuziehen. Ich koch uns was“, erwiderte Idalis und ging an Jagger vorbei zur Küche.
„Oh man, zieh dir was an, kleiner Bruder“, sah Jagger zu Taylor ins Zimmer, der mit seinem Laken nur das nötigste bedeckte und schloss die Tür vor sich.

Fünfzehntes Kapitel


„Man, ich hab vergessen, wie gut selbstgemachtes Essen ist, ich hab mich in den letzten Wochen nur von Mist ernährt“, bemerkte Taylor kauend, der nur mit Shorts bekleidet an seinem Küchentisch saß.
„Sei froh, dass Chris schläft, ich find es nicht gut, dass ihr so wenig angezogen hier rumhängt“, bemerkte Jagger und trank aus seinem Glas.
„Das ist meine Wohnung, Jag“, murrte Taylor.
„Aber ich bin zu Gast hier, also tu es bitte“, bat Jagger.
„Meinetwegen, ich geh mir was anziehen“, stand Idalis auf.
„Nein, jetzt schläft er, ist okay, aber sieh es als Regel, okay?“, bat Jagger und Idalis setzte sich wieder hin.
„Er hat Recht, Süßer, ich hab da gar nicht drüber nachgedacht, das wär schon besser“, bemerkte Idalis.
„Ja, okay, tut mir leid, Jag“, entschuldigte sich Taylor.
„Ist ja nichts passiert, ist ja nur eine Bitte. Ist wirklich gut, das Essen“, sagte Jagger und aß weiter.
„Danke, meine Mutter hat mir das Kochen beigebracht, da war ich noch keine fünf Jahre alt, meine Mutter sagt immer, du kannst vieles nicht können als Frau und damit durchkommen, aber kochen gehört nicht dazu“, bemerkte Idalis und nahm sich noch etwas zu Essen.
„Patty konnte nicht kochen“, bemerkte Jagger plötzlich und sie schwiegen für eine Minute.
„Nein, Patty konnte nicht mal auftauen“, erwiderte Taylor und plötzlich brachen die Brüder in Gelächter aus.
Idalis genoss, wie Jagger lachte. Das war das erste Mal, dass sie ihn so ausgelassen lachen sah.
„Was, hab ich was zwischen den Zähnen?“, fragte Jagger, als er bemerkte, dass sie ihn ansah.
„Du lachst Jag, das ist ein tolles Bild“, bemerkte Idalis fröhlich.
„Ja, vor ein paar Wochen bin ich aufgewacht, hab Pattys Bild angesehen und gelächelt. Es sind jetzt zwei Jahre, das Leben muss weitergehen“, erklärte Jagger.
„Das hör ich gern. Die Therapie hat also doch geholfen“, bemerkte Taylor.
„Ja, tut mir Leid, dass ich mich so dagegen gewehrt hab, ich wollte mich zwar nicht umbringen, aber ich hab die Therapie echt gebraucht. Ich steh zwar finanziell bei der Arbeit nicht so gut da, aber das Geschäft wird sich wieder erholen. Ich seh jetzt alles positiver, jetzt ist Chris auch im Kindergarten und so ist auch einfacher“, bemerkte Jagger.
„Hast wohl auch keine andere Wahl, als ihn dahin zu schicken, du arbeitest gerade 14 Stunden pro Tag“, bemerkte Idalis.
„Kann ich dich um was bitten?“, fragte Jagger, Idalis.
„Klar, um was geht’s?“, fragte Idalis hilfsbereit.
„Also, wenn du einverstanden bist, Taylor, würde ich gern so tun als wärst du meine Freundin für das Elterngespräch im Kindergarten nächste Woche“, bemerkte Jagger vorsichtig. Idalis sah Taylor an. Der nickte.
„Natürlich tu ich das für dich, wenn dir das wichtig ist. Ist das so ein streng katholischer Kindergarten, wo man brav Vater, Mutter, Kind spielt?“, fragte Idalis.
„Ja, meine Schwiegereltern sind streng katholisch, sie würden nen Anfall kriegen, wenn ich das nicht tun würde“, erklärte er.
„Ja, die O’ Hares sind kinderreiche Iren, streng katholisch, ich erinnere mich mit Schrecken“, bemerkte Taylor und schüttelte sich.
„Ja, die haben dich echt nicht gemocht“, bemerkte Jagger grinsend.
„Könnte daran liegen, dass sie mich bei deiner Hochzeit mit Pattys Brautjungfer in der Brautjungfer-Kammer erwischt haben“, schmunzelte Taylor.
„Du hast Pattys Cousine geknallt, in dem Vorraum der Kirche?“, fragte Jagger und sein Grinsen erstarb.
„Was? Ich war 19 und wollte mir die Hörner abstoßen, jetzt würd ich so einen Scheiß nicht mehr machen“, war Taylor amüsiert.
„Das hoff ich sehr, meine Eltern sind auch streng katholisch, die fänden das auch nicht so witzig. Ihr seid wohl nicht besonders katholisch, oder?“, fragte Idalis und die Männer sahen sich an.
„Nicht wirklich, wir sind zwar katholisch, aber in der Kirche war ich das letzte Mal bei Pattys Beerdigung. Danach wollte ich keine Kirche mehr betreten und Taylor hat Hausverbot in allen Kirchen in Plymouth“, schmunzelte Jagger.
„Jetzt übertreibt er es, aber in einigen. Ich bin der typische katholische Rebell, in meiner Kindheit bin ich in die Kirche gegangen, aber nicht ohne die Messe zu stören. Ich hab meine Mutter regelmäßig in den Wahnsinn getrieben. Ich würde dir gern morgen die Uni zeigen, an der ich arbeite, dir natürlich auch, Jag“, bemerkte Taylor zu Idalis.
„Liebend gern, ich war noch nie an einer amerikanischen Uni“, freute sich Idalis.
„Ich geh mit Chris eine Stadtführung machen, ich hab den Zwerg so vernachlässigt in letzter Zeit, wir sollten mal nen ganzen Tag zu zweit was machen“, erklärte Jagger.
„Das klingt gut, ihn wird es freuen. Es war eine lange Fahrt, ich gehör ins Bett. Unterhaltet euch noch ein bisschen Jungs, ihr habt sicher noch etwas zu bereden“, erwiderte Idalis und stand auf.
„Ich komm bald nach, Handtücher sind im Schrank unter dem Waschbecken“, bemerkte Taylor und Idalis schlenderte leichtfüßig barfuß und nur in ihrem kurzen Morgenmantel wieder zum Schlafzimmer.
„Ich hab so ein Glück, dass du im Krankenhaus gelegen hast, sonst hätte ich nie diese Traumfrau kennen gelernt“, schwärmte Taylor, als er ihr hinterher sah.
„Du bist ja so ein Glückspilz“, bemerkte Jagger ironisch.
„Das war natürlich nicht so toll, dass du krank geworden bist, du verstehst aber was ich meine“, bemerkte Taylor und sah seinen Bruder wieder an.
„Ja, schon. Es ist schwer, das mit der Krankheit in den Griff zu bekommen, wenn man eigentlich nicht zum Schlafen kommt. Ich bin fast alle drei Wochen beim Arzt um mich untersuchen zu lassen, sie mussten die Dosis noch mal erhöhen und ich will ja nicht, dass mich mein übervorsichtiger Bruder wieder einweisen lässt“, schmunzelte Jagger.
„Ich hab’s verstanden, du kannst jetzt selbst für dich sorgen. Hast du Mum und Dad angerufen und ihnen erzählt, dass du krank bist?“, fragte Taylor, der etwas besorgt klang.
„Was sollen die mit der Information, sollen sie rüber geflogen kommen und mein Händchen halten?“, fragte Jagger und Taylor verpasste ihm eine Kopfnuss.
„Au, wofür war die?“
„Ruf sie an, Dummkopf. Sie wollen doch sicher wissen, wie du mit Chris klar kommst und alles“, bemerkte Taylor bittend.
„Als hättest du sie nicht schon über alles informiert“, bemerkte Jagger cool.
„Entschuldige, ich wusste nicht, wie ich das durchstehen sollte. Mich hat das auch sehr belastet. Ich hab ihnen gesagt, dass sie dich nicht anrufen sollen oder es zumindest nicht erwähnen sollen, wenn sie dich anrufen“, erklärte Taylor.
„Schon gut, das versteh ich. Ich bin auch ziemlich müde, ich werde mich hinlegen“, entschied Jagger und verließ den Tisch, um sich nur ein paar Meter weiter auf die Matratze fallen zu lassen.
„Mein Bruder ist ein Idiot“, bemerkte Taylor, als er mit einer Zahnbürste in der Hand aus dem Badezimmer ins Schlafzimmer kam.
„Was hat er jetzt schon wieder gemacht?“, fragte Idalis, die schon fast eingeschlafen war.
„Er hält es nicht für notwendig, Mum und Dad zu sagen, dass er krank ist“, bemerkte Taylor und zog ein T-Shirt an, um ins Bett zu krabbeln.
„Das kann ich verstehen, ich hab meinen Eltern auch nie gesagt, dass ich schwanger war“, bemerkte Idalis und legte ihren Arm auf seine Brust.
„Warum hast du dir ein T-Shirt angezogen? Die meisten Männer die zu mir ins Bett steigen, ziehen eher was aus“, erwiderte Idalis und er zog sie an ihrer Hüfte näher zu sich.
„Falls Chris heut Nacht aufwacht und Jagger zu müde ist, um sich um ihn zu kümmern“, bemerkte Taylor und strich ihr mit seiner freien Hand über den Kopf.
„Du bist also doch einer von den Guten. Du glaubst gar nicht, wie viele Nächte ich wach lag und mir gewünscht hab, einfach mit dir so zu liegen und einzuschlafen“, bemerkte Idalis zufrieden.
„Das könnte jeden Tag so sein, ne Kollegin von mir hat erzählt, dass die Schulkrankenschwester in der Schule ihrer Tochter diesen Sommer in Rente geht, das wär doch der ideale Job für dich, ein perfekter Job, um Kinder zu bekommen“, bemerkte Taylor und sie stützte sich auf.
„Meinst du das Ernst? Das bedeutet du hättest mich eine ganze Weile am Hals, wenn ich hier her ziehen würde“, bemerkte sie überrascht.
„Man, du hast meinen Plan durchschaut. Du hättest ja noch drei Monate Zeit um es dir zu überlegen, aber Seattle ist eine tolle Stadt, das wirst du morgen sehen“, handelte Taylor.
„Ich muss echt sagen, Mr. Young, dieses Angebot klingt sehr verlockend. Ich werde mir das ernsthaft überlegen, ich wollt schon ewig nur in einer Schicht arbeiten. Ich halte es auch kaum noch ohne dich in Keene aus“, bemerkte sie und er küsste sie sanft.
„Seattle ist auch ziemlich einsam ohne dich. Ich kann nicht glauben, dass ich das grad gesagt hab, ich sag so was schnulziges eigentlich nicht“, bemerkte Taylor und Idalis grinste.
„Willkommen auf Wolke 7“, schmunzelte Idalis und nahm sich ein Kissen, um auf seinem Arm liegen zu bleiben.

Sechzehntes Kapitel


Am nächsten Morgen gingen die beiden zu Taylors Uni. Es war ein schönes Gebäude und davor herrschte ein reges Treiben.
„Es ist Samstagmorgen, was wollen die alle hier?“, erwiderte Taylor verwundert.
„Studieren?“, fragte Idalis schmunzelnd.
„Kleine Streber. Komm, die Sprachfakultät ist da hinten“, bemerkte Taylor und führte sie zu seiner Fakultät.
„Okay, hier ist das Büro meines Vorgesetzten und das hier ist mein Büro“, führte Taylor, Idalis im Gebäude rum.
„Du hast dein eigenes Büro, das ist so cool“, bemerkte Idalis.
„So groß ist das Büro auch nicht, ich zeig’s dir“, bemerkte er und schloss sein Büro auf. Darin war ein sehr kleiner Schreibtisch und es sah eher aus wie eine Abstellkammer.
„Das erklärt, warum du ein Büro zu Hause hast, das ist wirklich eine Rumpelkammer. Aber es ist deine Rumpelkammer und mit deinem Talent wirst du bald das Büro deines Chefs haben“, bemerkte Idalis stolz.
„Du bist süß, aber ich werde wohl eine Weile hier in dem Zimmer bleiben“, bemerkte Taylor und schloss die Tür hinter sich.
„Kann man die Tür von innen abschließen?“, säuselte Idalis und fuhr über seine Brust.
„Ja, wieso?“, fragte Taylor und schloss die Tür hinter ihrem Rücken zu.
„Ich würde gern eine Fantasie ausleben“, bemerkte sie und zog ihm seine Jacke aus.
„Du bist verrückt“, erwiderte er und begann sie zu küssen.
„Hast du Angst, erwischt zu werden?“, fragte Idalis und er zog ihr T-Shirt aus.
„Das ist doch genau das aufregende dabei. Aber wir müssen leise sein, kann sein, dass mein Chef da ist“, bemerkte er und drückte sie gegen den Schrank.
„Ich kann’s nicht versprechen“, bemerkte sie und begann ihn zu lieben.
Als sie gerade voll dabei waren, klopfte es an der Tür.
„Ja?“, rief Taylor schnaufend.
„Mr. Young, ich hab Sie grad kommen sehen, ich hab da eine Frage“, bemerkte ein Student.
„Ich bin grad tief in einer Sache“, erklärte Taylor und Idalis hielt sich den Mund zu, um nicht zu laut zu sein.
„Ich weiß, ich hab Sie mit der hübschen Latina gesehen. Ich wollte nur sagen, dass Dekan Halcott gleich aus der Mittagspause kommt“, erklärte der Student und Taylor ließ von seiner Freundin ab.
„Danke Kumpel, für die Warnung, wir sehen uns in der Vorlesung“, bemerkte Taylor peinlich ertappt und der Student verschwand wieder.
„Oh man, mein Herz pocht wie verrückt“, bemerkte Idalis, als sie sich hektisch die Hose anzog.
„Ich hab so eine Wirkung auf Frauen. Man, warum muss der da sein, das war nett von dem Studenten, ich hab zwar keinen Schimmer, wer das war, aber er spricht vermutlich aus Erfahrung. Oh man, ich krieg meine Hose nicht zu“, bemerkte Taylor.
„Warum kriegst du deine Hose nicht … ah ich verstehe. Setz dich an den Tisch, ich schließ die Tür auf“, bemerkte Idalis, nachdem sie in ihre Schuhe geschlüpft war.
Wie gedacht, klopfte 2 Minuten später es an der Tür.
„Herein“, rief Taylor und ein Mann mittleren Alters kam in sein Büro.
„Mr. Young, dann stimmt das Gerücht also, dass Sie auch am Wochenende hier her kommen. Alles in Ordnung mit Ihnen, Junge?“, fragte Dekan Halcott, als sich Taylor nicht von seinem Tisch lösen wollte.
„Ich bin ziemlich tief in der Materie drin gerade, Sir“, erklärte Taylor. Idalis hatte sich hinter der Tür versteckt.
„Ah, sehr löblich. Ich bin heute auch ein paar Stunden hier, also wenn Sie was brauchen, ich bin nebenan“, bemerkte der Dekan und ging Richtung Tür.
„Schönen Tag noch“, bemerkte der Dekan und verließ das Zimmer wieder.
„Man, das war echt knapp. Glaubst du, er hat was gemerkt?“ fragte Idalis, die immer noch an die Wand gelehnt stand.
„Glaub nicht. Das klingt zwar jetzt etwas blöd, aber könntest du mich kurz allein lassen, ich kann meinen Hochmast nicht loswerden, wenn du hier bist“, bemerkte Taylor.
„Klar, ist ja auch ein Kompliment. Ich werde uns nen Snack holen, den kann ich jetzt gebrauchen“, bemerkte Idalis und zog ihre Jacke über.
„Danke, wird gleich wieder gehen“, erwiderte Taylor und sie ging nach draußen. Draußen stand der Dekan lässig an die Wand gelehnt.
„Hi“, bemerkte der Dekan.
„Äh, hi, Sie haben mich also doch bemerkt“, bemerkte Idalis peinlich berührt.
„Sie haben ein nettes Parfüm, sehr auffällig. Keine Sorge, das hab ich hier auch schon gemacht, aber sagen Sie Mr. Young, dass das nicht zur Gewohnheit werden soll. Ich bin übrigens Dr. Halcott“, stellte sich der Dekan vor.
„Idalis Lopez, sehr erfreut. Das war mein Fehler, ich hab ihn überredet“, erklärte Idalis.
„Ist wirklich nicht so schlimm. Sie sind aus Madrid, richtig?“, fragte der Dekan.
„Ja, bin ich, hat er Ihnen von mir erzählt?“, fragte Idalis.
„Nein, ich bin Dekan der Sprachabteilung einer Uni, wär ja eine Schande, wenn ich das nicht erkennen würde an ihrem Dialekt. Wo wollten Sie hin?“, fragte der Dekan.
„Zum Automaten, wir brauchen eine Stärkung“, erklärte Idalis.
„Dann bring ich Sie hin, ich mach nur kurz das“, erwiderte der Dekan und drehte den Thermostat für Taylors Zimmer runter.
„Das wird ihm helfen, wieder ins Flachland zu kommen. Folgen Sie mir“, bemerkte der Dekan und brachte sie zum Automaten.
„Man, ist das kalt hier drin, ist der Thermostat kaputt?“, fragte Taylor, als er wieder mit geschlossener Hose seinen Schreibtisch aufräumte, als sie hereinkam.
„Keine Ahnung, ja irgendjemand hat es runter gedreht“, bemerkte Idalis, die den Kopf aus der Tür reckte und den Thermostat wieder hochdrehte.
„Hat mir zumindest gut geholfen, wieder runter zu kommen. Was hast du mitgebracht?“, fragte Taylor und Idalis lud die Snacks auf den Tisch.
„Man, das ist eine ganze Menge. Ich hab dich wohl ganz schön ausgepowert. Willst du noch mehr sehen von der Uni?“, fragte Taylor und nahm sich einen Powerriegel.
„Sicher, ich will mehr von den netten Studenten kennen lernen“, bemerkte Idalis und nahm sich auch einen Snack.
„Du bist echt eine heiße Frau, weißt du das eigentlich?“, fragte Taylor und sie setzte sich auf seinen Schoß.
„Das hoff ich mal, ich geb mir Mühe. Wenn meine Mutter wüsste, was ich gerade gemacht hab, würde sie mich enterben“, konterte Idalis und begann ihn zu küssen.
„Leute, wenn ihr so weiter macht, kommt ihr nie aus dem Zimmer raus“, bemerkte Dekan Halcott, der noch mal rein kam.
„Dekan, tut uns leid, wir sind halt schwer verknallt, wir vergessen halt alles um uns herum“, bemerkte Idalis und stand auf.
„Sie sollten erst mal aus dem Zimmer rauskommen, Öffentlichkeit ist sehr abtörnend. Steht die Verabredung bei mir zu Hause heute Nachmittag noch?“, fragte der Dekan.
„Ja Sir, wir werden um fünf bei Ihnen sein. Komm Schätzchen, lass uns raus gehen“, konterte Idalis und zog ihren Freund zu Tür.
„Meine Frau wird sich freuen, bis dann“, verabschiedete sich der Dekan und ging zu seinem Zimmer.
„Was war das? Er weiß es also?“, fragte Taylor und Idalis lächelte beschämt.
„Ja, schon, er hat vor der Tür auf mich gewartet. Er hat mich zum Automaten begleitet. Ich hab ihm erzählt, dass ich nur bis morgen früh in der Stadt bin und er war so freundlich uns zum Kaffee einzuladen, das ist doch okay, oder?“, fragte Idalis.
„Mein Boss, der mich beim Sex mit meiner Freundin erwischt hat und das in meinem Büro, will mich zum steifen fünf Uhr Tee mit Kaffee und Keksen einladen, hurra“, bemerkte er sarkastisch.
„Dein Boss ist auch Brite, oder?“, fragte Idalis, als sie den Gang lang gingen.
„Er ist Waliser, die haben echt einen kranken Dialekt, das sag ich dir. Ist echt ein Wunder, dass die Studenten ihn überhaupt verstehen“, bemerkte Taylor und hielt ihr die Tür zum nächsten Trakt auf.
„Du redest auch nicht gerade wie die Queen. Aber dein Spanisch ist muy bien“, bemerkte Idalis.
„Gracias, mein Schätzchen. Also hier ist der Aufenthaltsraum der Studenten und da hinten ist eine riesige Bibliothek, da gehen wir lieber nicht rein, dort sind viel zu viele gute Ecken um lauter schweinische Sachen zu machen. Willst du nen Kaffee?“, fragte Taylor, dem es schwer fiel, sich zu beherrschen.
„Nein, danke. Wie wär es, wenn wir was Essen gehen, ich hab Hunger auf Hähnchen“, schlug Idalis vor.
„Essen gehen, ja, klingt gut. Ich kenn da ein schönes Restaurant, ich war mit meinen Kollegen mal da“, bemerkte Taylor und sie gingen auf die Straße.
„Ja, gerne. Vielleicht können wir Jagger und Chris dort treffen“, schlug Idalis vor.
„Ich würde gern den Tag nur mit dir verbringen, ich seh dich doch so selten“, bat er.
„Sicher, du hast schon Recht. Ich hab immer noch ein schlechtes Gefühl dabei, ihn allein zu lassen, ich weiß, ziemlich blöde“, erkannte sie nachdenklich.
„Nein, ich hab mir auch schon den ein oder anderen Gedanken gemacht, aber nach dem was er gestern gesagt hat, glaub ich, dass er das packen wird“, entschied Taylor.
„Ja, er kriegt das allein hin, wenn ich ihn verlasse um bei dir zu sein“, erwiderte Idalis und Taylor sah sie direkt an.
„Heißt das, du ziehst hier her?“, fragte Taylor unsicher.
„Ja, das heißt es, bist du damit einverstanden?“, fragte Idalis und Taylor zog sie hoch.
„Ich wollt eigentlich in die Staaten kommen um zu studieren, aber ich wusste nicht, dass ich die Frau meiner Träume finden würde“, erkannte er und begann sie lange zu küssen.
Nach dem Essen saßen sie noch etwas in dem Restaurant zusammen und unterhielten sich.
„Das Hähnchen war wirklich klasse, ich würde schon wegen dem Restaurant hier her ziehen. Vor allem ist es mir wichtig von Jenson, meinem Ex weg zu kommen. Er arbeitet jetzt in diesem Café in das ich öfters gehe, er stört mich ständig damit, mein Freund werden zu wollen“, erzählte Idalis.
„Der Wichser, der dich verlassen hat, als er im Lotto gewonnen hatte?“
„Genau der, er hat sich groß entschuldigt, er ist ja jetzt pleite, er hat wirklich ein fieses Karma, aber mich freut es“, bemerkte Idalis gut gelaunt.
„Du willst doch nicht ernsthaft mit dem Kerl Freundschaft schließen“, bemerkte Taylor leicht eifersüchtig.
„Nein, ganz sicher nicht, er gehört zu meiner Vergangenheit und die will ich endlich hinter mir lassen. Seattle ist der perfekte Ort dafür, stell ich grad fest“, bemerkte Idalis.
„Also rennst du eher von etwas weg, als zu mir hin“, schlussfolgerte Taylor.
„Nein, Süßer, ich will mit dir zusammen sein, ich halte es nicht mehr aus ohne dich“, gestand Idalis und nahm sein Gesicht in ihre Hände.
„Entschuldige, ich bin ziemlich eifersüchtig manchmal, blöde Angewohnheit. Ich weiß, dass du treu bist, du bist ja so strikt damit gewesen, dass ich es bin“, entschuldigte Taylor.
„Du musst wirklich treu sein, wenn du willst, dass ich näher zu dir ziehe“, schmunzelte sie.
„Ja, das bin ich, mein Schatz, ich denke den ganzen Tag nur an dich, da hab ich kaum Zeit an andere Frauen zu denken“, bemerkte Taylor.
„Kleiner Schleimer, aber ich glaub dir. Man, ich könnt hier ewig sitzen bleiben, aber es wird langsam Zeit zum verkrampften Kaffeetrinken mit deinem Boss“, stellte Idalis fest und hob die Hand, dass der Kellner zu ihnen kam.
„Okay, wenn du willst. Es ist so schön, dass du hier bist“, bemerkte Taylor und legte seine Kreditkarte in das Rechnungsbuch, was der Kellner ihm gab.
„Ich komme sofort wieder, Sir“, bemerkte der Kellner und verließ den Tisch wieder.
„Ich fühl mich so stark, wie lang nicht mehr, wenn ich bei dir bin. Ich kann mir gar nicht vorstellen, morgen schon wieder zu fahren“, erwiderte sie und sah aus dem Fenster in die Stadt.
„Aber bald kommst du wieder und wir bauen eine gemeinsame Zukunft auf“, plante Taylor.
„Hey, war das grad nen Heiratsantrag?“, fragte Idalis zögerlich.
„Nein, ich meine außer du willst heiraten“, bemerkte Taylor verwirrt.
„Nein, ich möchte noch nicht heiraten, im Moment. Aber ich mag dich sehr gern, vielleicht ist sogar etwas Liebe dabei, aber ich will es langsam angehen lassen“, druckste sie herum.
„Heißt dass, du willst hier eine eigene Wohnung nehmen?“, fragte Taylor.
„Schon irgendwie, ich fang grad erst an meine Unabhängigkeit zu genießen. Das ist ein ziemlicher Gegenspruch zu der Tatsache, dass ich mir Kinder wünsche, ich weiß, aber mit Jenson bin ich gleich zusammen gezogen und das ist dann gar nicht gut gegangen“, entgegnete sie.
„Sicher, ich werde mich mal wegen ner Wohnung umhören, du willst also Kinder, wie viel hast du denn so vorgestellt zu kriegen?“, wollte Taylor wissen.
„Also meine Mutter hat sechs Kinder zur Welt gebracht, nur so als Richtlinie“, bemerkte Idalis und Taylor wurde bleich.
„Sechs Kinder?“, keuchte er und wurde bleich.
„Man, ich dachte ihr Briten mögt den schwarzen Humor, ich hab nur noch einen Eileiter, ich kann froh sein, wenn ich zwei Kinder bekomme“, erklärte Idalis schmunzelnd und Taylor atmete aus und stieß einen Dank gen Himmel.
„Tut mir leid, das kam jetzt falsch rüber, ich liebe Kinder, aber sechs sind wirklich zu viel“, entschied er.
„Find ich auch, ich will ja keine halbe Fußballmannschaft, sonst sähe ich später aus wie meine Großmutter und das willst du sicher nicht“, bemerkte sie und der Kellner kam zurück.
„Lass uns gehen“, erwiderte Taylor und sie gingen zum Wagen.
„So schlimm ist dein Wagen gar nicht“, bemerkte Idalis, als sie einstiegen.
„Von außen sieht er auch gar nicht so schlecht aus, aber er macht seltsame Geräusche wenn ich mehr als 80 Meilen pro Stunde fahre“, bemerkte Taylor und fuhr los.
Nach zwei Stunden Smalltalk mit beschämten Blicken gingen sie als es dunkel wurde nach Hause.
„Ich werde diesen wundervollen Tag niemals vergessen“, bemerkte Idalis glücklich, als sie vor dem Apartment ankamen.
„Das hoffe ich sehr, ich hab heut schon meinen ganzes Repartiere ausgespielt, mehr hab ich nicht drauf“, säuselte er, drückte sie an die Wand und küsste sie lange.
„Solang du so küssen kannst, brauch ich nicht mehr“, bemerkte sie und er schloss mit einer Hand die Tür auf.
Küssend gingen sie in die Wohnung.
„Ihr wart ziemlich lang weg“, bemerkte Jagger, der im Halbdunkeln vor dem Fernseher lungerte.
„Oh man, du bist zu Hause“, nörgelte Taylor und Idalis ging einen Schritt zurück.
„Ja, ich bin zu Hause, es ist fast halb zehn. Ich hab meinem Sohn und mir was gekocht, ich hoffe, das macht dir nichts aus“, bemerkte Jagger, der etwas gereizt schien.
„Du bist selbst erwachsen, es war genug im Kühlschrank, was ist dein Problem?“, fragte Taylor und ging zum Kühlschrank, um sich ein Bier zu holen.
„Mein Problem ist, dass ich hier zu Gast bin. Warum hast du mich hier mit her geschleppt, Idalis“, nörgelte Jagger und Idalis nahm einen Schluck Bier aus der Flasche, was er aus Taylors Hand genommen hatte.
„Sag bloß, du bist die ganze Zeit vor dem Fernseher gesessen heute“, erkannte Idalis.
„Diese Stadt ist ja so öde“, bemerkte Jagger.
„Du fällst doch nicht wieder in deinen alten Trott zurück, du hattest so gute Fortschritte gemacht“, bemerkte Idalis und setzte sich neben Jagger.
„Ich hab die letzten Wochen nur gearbeitet, da darf ich wohl einen Tag vor dem Fernseher hocken, oder?“, fragte Jagger und griff in die Popcornschale.
„Klar, entschuldige. Wir waren länger weg, als wir geplant hatten, aber wir haben die Zeit echt vergessen. Das willst du jetzt nicht hören, oder?“, fragte Idalis und nahm auch Popcorn.
„Nicht wirklich. Schmeckt’s?“, fragte Jagger und Idalis verzog das Gesicht.
„Wäh, die sind gesalzen“, bemerkte Idalis und spuckte das Popcorn in eine Serviette.
„Das ist was am nächsten an Essigchips rankommt, ja ich weiß wir Engländer haben keinen Geschmack, das hör ich bei jedem Kinobesuch“, bemerkte Jagger und Taylor griff beherzt zu und steckte sich eine große Handvoll Popcorn in den Mund.
„Ihr seid so eklig, ich hoffe, ihr wisst das“, bemerkte Idalis und trank noch einen großen Schluck Bier, um den Geschmack aus dem Mund zu bekommen.
„Ist es okay, wenn ich ein paar Minuten mit meinem Bruder allein verbringe?“, fragte Taylor.
„Sicher ich geh ins Bett, bin eh müde. Genießt die letzten Stunden, bevor wir wieder fahren. Ich nehm Chris mit ins Schlafzimmer, dann könnt ihr euch lauter unterhalten“, bemerkte Idalis, nahm den schlafenden Jungen auf die Schulter und ging ins Schlafzimmer.
Als Taylor eine Stunde später ins Schlafzimmer kam, lag Idalis nachdenklich neben Chris und strich ihm über die Haare.
„Weißt du eigentlich, was für ein schönes Bild das ist?“, fragte Taylor und Idalis sah zu ihm auf.
„Er ist so perfekt, es ist unfair, dass er ohne Mutter aufwachsen muss“, bemerkte sie und Taylor setzte sich neben Chris aufs Bett.
„Warum denkst du, dass Jagger nicht mehr heiraten wird, weil er dich nicht wollte?“, fragte Taylor und deckte Chris zu.
„Nein, er wird wieder heiraten, er wird nicht lang allein sein können. Aber sie wird nicht seine leibliche Mutter sein, die Wurzeln der Familie sind sehr stark, man kann die Stiefmutter akzeptieren, aber die Wurzeln werden nie so stark sein. Deshalb würde ich nie adoptieren, wenn ich keine Kinder bekommen kann, werde ich kinderlos bleiben“, bemerkte Idalis und legte ihren Kopf auf ihr Kissen.
„Ich denk, das kommt auf den Menschen an, mit manchen Leuten versteht man sich auf Anhieb und sie werden irgendwie deine Familie und deine eigene Familie hält dich für einen Volldeppen weil du vier Jahre auf ein College gegangen bist, obwohl du eigentlich schon ein ausgebildeter Elektroniker bist. Weil du jetzt weniger verdienst, aber deinen Traum lebst … von was hast du gerade noch mal gesprochen?“, fragte Taylor, der abgeschweift war.
„Du bist ein ausgebildeter Elektroniker? Das erklärt, warum hier so viele Drahtrollen und so rumliegen, du spielst heimlich Hausmeister für deine Nachbarn, oder?“, fragte Idalis.
„Äh ja, der echte braucht immer Ewigkeiten um sich her zu bewegen und ich hab bei der ersten Mieterversammlung angeboten ein bisschen zu helfen“, erklärte Taylor und sah auf seinen Basteltisch neben dem Bett, auf dem ein Chaos herrschte.
„Aber du telefonierst regelmäßig mit deiner Mutter und respektierst ihre Meinung“, entschied Idalis.
„Wie kommst du jetzt da drauf?“, fragte Taylor verwirrt.
„Deine Mutter hat dir sicher gesagt, dass du Vitamine schlucken sollst, weil das Essen hier so ungesund ist“, schlussfolgerte sie und Taylor zog die Vitamine aus seiner Nachttischschublade und nahm die Schachtel mit den Vitaminen in die Hand.
„Du hast sie gefunden, ich hatte sie eigentlich gut versteckt“, bemerkte Taylor beschämt.
„Ich hab sie gesehen, als du gestern nach Kondomen gewühlt hast. Ich hab die Verpackung erkannt, ich hab die Dinger von meiner Frauenärztin bekommen, als ich schwanger war, wusste gar nicht, dass du ein Kind von mir kriegst“, bemerkte Idalis amüsiert und Taylor las die Aufschrift.
„Das sind Schwangerschaftsvitamine, das erklärt, warum die Kassiererin an der Kasse so doof gekuckt hat, als ich sie gekauft hab, ich hab nur Vitamine gelesen und sie mitgenommen, ich bin nicht gerade ein aufmerksamer Einkäufer, das sollte ich mal ändern“, bemerkte Taylor grinsend und stellte die Vitamine wieder auf den Nachttisch.
„Hier, die nehm ich grad, die sind zum Lutschen und haben im Vergleich zu anderen wirklich genug Vitamine drin. Meine Mutter hält das Essen hier in den Staaten auch für nicht gerade gesund“, erklärte Idalis, nachdem sie in ihrer Handtasche eine Packung mit Vitaminen herausgezogen hatte.
„Man kann echt nicht glauben, dass wir beide als erwachsene Menschen, die auch noch so weit weg von ihren Müttern leben, noch so sehr von ihnen beeinflusst werden“, bemerkte Taylor.
„Das sind diese Wurzeln, von denen ich gesprochen habe“, entschied sie und legte die Tasche wieder auf den Boden.
„Sollen wir den Kleinen hier einfach liegen lassen, das Bett ist glaub ich für uns drei auch groß genug“, schlug Taylor vor und legte sich hin.
„Klar, wenn es Jagger nichts ausmacht“, entschied sie.
„Jagger schläft schon, er ist schon vor ner Weile auf dem Sofa eingeschlafen, er braucht
vermutlich viel Schlaf grade, den er nicht kriegt. Dann lass und schlafen“, bemerkte Taylor, küsste sie kurz und sie waren kurze Zeit später mit Chris in der Mitte ihres Bettes eingeschlafen.

Siebzehntes Kapitel


Idalis wachte auf, als kleine Fingerchen durch ihr Gesicht fuhren. Sie blinzelte.
„Hey Kleiner, du sitzt auf meiner Brust“, bemerkte Idalis, als sie Chris sah, der auf ihrer Brust saß und ihr Gesicht betatschte.
„Mir ist langweilig, Tante Idalis“, bemerkte Chris.
„Das seh ich. Wo ist dein Dad?“, fragte Idalis und zog Chris von ihrer Brust um sich aufzusetzen.
„Weggefahren“, bemerkte Chris und Idalis stupste Taylor an.
„Tay, wach auf, Jagger hat sich aus dem Staub gemacht“, weckte Idalis ihren Freund.
„Süße, es ist viel zu früh für deine Witze“, bemerkte Taylor schlaftrunken ohne die Augen zu öffnen.
„Egal, schlaf weiter“, bemerkte Idalis und nahm Chris auf die Schulter, um ihn mit ins Wohnzimmer zu nehmen.
Jaggers Sportasche war weg, Chris’ Sachen waren noch da.
„Das hat er nicht getan, vor allem nicht, weil das mein Auto ist“, bemerkte Idalis und sah aus dem Fenster. Ihr Wagen war tatsächlich weg.
„Taylor“, rief Idalis laut.
„Was?“, fragte Taylor, der mit zerzausten Haaren aus dem Schlafzimmer geeilt kam.
„Dein Bruder hat die Fliege gemacht“, bemerkte Idalis stotternd.
„Wie kommst du auf den Mist?“, bemerkte Taylor ungläubig.
„Keine Ahnung, vielleicht weil seine Sachen und mein Wagen weg ist?“, fragte Idalis leicht gereizt.
„Verdammt, was hat er vor?“, fragte Taylor, der ihr jetzt glaubte.
„Er ist dein Bruder, woher soll ich das wissen?“, fragte Idalis und ihre Stimme wurde hell.
„Schrei nicht so rum, das hilft gar nicht“, bemerkte Taylor.
„Wo ist Daddy?“, fragte Chris weinerlich.
„Das weiß ich nicht, mein Süßer“, bemerkte Taylor betrübt und nahm Idalis, Chris ab.
Als Idalis gerade Jaggers Handy anrufen wollte, bremste ein Auto vor der Tür.
„Leg auf, da ist er wieder. Du hast umsonst so Panik gemacht“, bemerkte Taylor ruhig und sie klappte ihr Handy wieder zu.
„Auf die Erklärung bin ich gespannt“, bemerkte Idalis und setzte sich genervt auf den Stuhl neben ihr.
„Hey, guten Morgen, was? Hab ich was im Gesicht?“, fragte Jagger, der gut gelaunt vor der Tür stand, als Taylor ihm öffnete.
„Wo warst du?“, fragte Idalis gereizt.
„Bagels holen, tut mir leid, ich hätte dich Fragen sollen, ob ich deinen Wagen haben kann“, entschuldigte sich Taylor und hielt eine Tüte mit Bagels hoch.
„Du hast deine Sachen mitgenommen, ich dachte, du bist abgehauen“, erwiderte Idalis aufgebracht.
„Ich hab meine Tasche schon mal in den Wagen gelegt, man könnt ihr mal aufhören mir zu misstrauen, ich bring mich nicht um und ich haue auch nicht ab und lass meinen Sohn allein, was muss ich tun, dass ihr mir wieder vertraut?“, fragte Taylor genervt.
„Fang mal damit an, nicht raus zu schleichen, ohne was zu sagen“, bemerkte Idalis und Taylor legte die Tüte auf den Küchentresen.
„Es ist noch ziemlich früh und ich wollte euch nicht wecken. Aber wenn es dir dann besser geht, tu ich das, das nächste Mal. Frühstück?“, fragte Jagger und Taylor setzte sich an den Tresen.
„Tut mir leid, bin wohl unnötig ausgeflippt. Kann jedem Mal passieren. Lasst uns das vergessen und frühstücken“, bemerkte Idalis und deckte den Tisch.
 
Nach dem Frühstück brachen Idalis, Chris und Jagger wieder auf. Idalis und Taylor machten keine große Verabschiedungsszene, weil sie wussten, dass sie sich bald wieder sahen. Jagger wusste noch nicht Bescheid, Idalis wollte ihn aber auf dem Rückweg einweihen.
„Jag, kann ich mit dir über was Wichtiges sprechen?“, fragte Idalis, als sie auf dem Rücksitz saß und mit Chris spielte.
„Sicher, um was geht es?“, fragte Jagger und sah sie im Rückspiegel an.
„Ich mag deinen Bruder sehr gern und kann nicht mehr ohne ihn sein. Ich werde im Sommer nach Seattle ziehen“, bemerkte Idalis ruhig.
„Ich hab mir schon so was gedacht, als Taylor gestern die ganze Zeit von dir geredet hat. Ihr habt euch gefunden und das freut mich. Ich komme allein klar, ihr müsst euer gemeinsames Leben aufbauen“, bemerkte Jagger und lächelte verkrampft.
„Du kommst also klar?“, fragte Idalis.
„Ja, das tue ich, ich dachte die ganze Zeit, ich würde nie allein bleiben können, aber es funktioniert, ich steh jeden Morgen auf, füttere meinen Sohn und geh zur Arbeit, es ist nicht mein Traumleben, aber es wird jeden Tag besser“, bemerkte Jagger und lächelte wieder.
„Ich bin so stolz auf dich, ich glaub ich kann dich mit gutem Gewissen allein lassen“, erwiderte Idalis erfreut.
„Ja, das kannst du. Machen wir gleich mal eine Pause, ich brauch eine“, bat Jagger.
„Sicher, fahr bei der nächsten Raststätte raus, Chris braucht glaub ich auch eine Pause“, entschied Idalis.
Sie kamen nach der Pause gut voran, aber waren erst früh am nächsten Morgen wieder in Keene. Sie fuhr Chris und Jagger nach Hause und konnte es kaum abwarten, auch zu schlafen. Sie hatte erst die Spätschicht, so konnte sie es gut tun. Doch nur zwei Stunden nachdem sie eingeschlafen war, klingelte das Telefon.
„Hi Taylor“, bemerkte sie schlaftrunken, weil sie ihren Freund am Telefon erwartete.
„Nein, ich bin’s Fauna, kannst du mir nen Gefallen tun?“, fragte Fauna, die auf dem Sprung zu sein schien.
„Ich bin erst vor zwei Stunden heimgekommen, ich fahr deine Kinder sicher nicht zur Schule“, murmelte sie müde.
„Nein, das ist es nicht, dass mach ich gleich, obwohl um die Kinder geht es schon irgendwie“, druckste Fauna herum.
„Lässt du mich dann weiterschlafen, wenn ich zusage, deine Kinder Baby zu Sitten?“, fragte Idalis.
„Es ging nicht nur um einen Abend, Agosto und ich müssen mal an unserer Beziehung arbeiten, wir sind gestern beide dabei eingeschlafen, wenn du verstehst, was ich meine“, erklärte Fauna.
„Wie lange?“, fragte Idalis zustimmend.
„Anfang nächsten Monats für ein Wochenende?“, fragte Fauna vorsichtig.
„Ja, okay, warte mal, warum hast du Frühschicht, ich dachte wir arbeiten wieder zusammen?“, wunderte sich Idalis.
„Tut mir leid, ich hab heut wieder getauscht, ich muss mit den Kindern zum Arzt heut Mittag und Agosto fliegt heute wieder für drei Wochen nach Los Angeles“, erklärte Fauna.
„Ah, so. Ja, das mach ich für dich, gute Nacht“, bemerkte Idalis und legte wieder auf.
 
Wie versprochen holte Idalis die Kinder Anfang des nächsten Monats zu sich für ein Wochenende. Sie hatte immer noch nicht die richtigen Worte gefunden um Fauna zu sagen, dass sie nicht mehr mit ihr zusammen arbeiten und umziehen würde.
„Ich muss irgendwas falsch gemacht haben, dass eure Mutter mir aufgetragen hat, euch Klamotten fürs nächste Schuljahr zu kaufen“, bemerkte Idalis genervt, als sie mit den Kindern in dem großen Shoppingcenter den 10. Laden für Kinderkleidung betrat.
„Ich brauch noch eine Hose, Tante Idalis“, bemerkte Walker und ging zum Regal. Als auch Umika gerade zu einem Regal mit Tops ging, die ihr ihre Mutter sicher nicht erlaubte, wurde Idalis plötzlich sehr übel. Ohne auf die Kinder zu achten, rannte sie aus dem Laden und stürmte zur nächsten Toilette, wo sie sich übergab.
Ihr war schon seit ein paar Tagen so übel. Sie wusste genau, was mit ihr los war, aber wahrhaben wollte sie es nicht.
Als sie von der Toilette wiederkam, standen die Kinder mit verschränkten Armen an der Tür.
„Wo warst du?“, fragte Umika trotzig.
„Ich musste auf die Toilette, tut mir leid“, entschuldigte sich Idalis.
„Dann sag nächstes Mal was, ich reagiere da etwas sensibel drauf“, bat Umika und ging kopfschüttelnd wieder zu den Klamotten.
„Das glaub ich, armes Ding. Oh man, warum ist sie gerade jetzt weg, ich müsste so dringend mit ihr reden“, redete Idalis mit sich selbst und setzte sich müde auf einen Stuhl am Rand.
 
Idalis ging es auch noch die nächsten Tage furchtbar schlecht, als die Kinder wieder bei ihrer Mutter waren, suchte sie ihre Frauenärztin auf, wieder ohne Termin.
„Miss Lopez, ich hatte ihnen doch gesagt, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie schwanger werden können, was wollen Sie noch?“, fragte ihre Ärztin, die langsam genervt von ihr war.
„Irgendwas gegen Morgenübelkeit wär nicht schlecht, ich hab echt Probleme zu arbeiten“, erklärte Idalis müde.
„Morgenübelkeit, Sie denken also, dass Sie schwanger sind?“, fragte ihre Ärztin überrascht.
„Zwei Schnelltests waren positiv und da ich kein Magen-Darm-Ding hab und trotzdem jeden Morgen kotze seit einer Woche, hab ich so das Gefühl“, erklärte Idalis.
„Ich muss ehrlich sagen, das hab ich nicht erwartet“, war die Ärztin sichtlich überrascht.
„Sie haben gesagt, zu 63 % kann ich schwanger werden, das ist eine hohe Rate, oder seh ich das falsch?“, fragte Idalis, die nicht verstand.
„Die Zahl ist nicht so ganz richtig, eigentlich lag die Prozentzahl bei 43,6 %, ich hab sie etwas aufgestockt, um sie nicht zu entmutigen“, gestand ihre Ärztin.
„Wenn ich von dieser Rate gewusst hätte, hätte ich nicht versucht schwanger zu werden. Ich freu mich schwanger zu sein, das wollte ich ja, aber ich hab so ein Schiss, dass das mit der Eileiterschwangerschaft wieder passiert und ich gar keine Kinder mehr bekommen kann“, erklärte Idalis ihrer Ärztin ihre Sorgen.
„Lassen sie uns erst mal schauen, legen Sie sich auf den Tisch, ich mach einen Ultraschall. Wann hatten sie denn den letzten Mal Verkehr?“, fragte ihre Ärztin und sie legte sich auf den Untersuchungstisch.
„Morgen sind es sechs Wochen“, bemerkte Idalis erkennend.
„Ich will ja nichts sagen, aber das hört sich an, als wäre Ihre Beziehung festgefahren“, sagte die Ärztin keck.
„Meine Beziehung ist nicht festgefahren, mein Freund wohnt in Seattle“, grummelte sie.
„Ah, glauben Sie, das ist eine gute Basis für ein Kind?“, fragte die Ärztin kritisch.
„Ich wollte eigentlich in 2 Monaten zu ihm ziehen und dort einen neuen Job anfangen, aber keiner stellt eine schwangere Frau ein, oder?“, fragte Idalis betrübt.
„Schon, ich war im 3. Monat schwanger, als ich hier angefangen habe, darüber müssen sie sich keine Sorgen machen. Okay, das wird etwas kalt jetzt, aber das kennen Sie ja schon“, bemerkte ihre Ärztin und legte das Ultraschallgerät an.
„Dann gucken wir mal, wie ich das sehen kann hat sich kein ungebetener Gast in der Tuba Unterina festgesetzt, nein er ist genau da, wo er hingehört, sehen Sie ihn?“, fragte die Ärztin und zeigte es ihr auf dem Ultraschallbild.
„Ich bekomme also ein Baby?“, fragte Idalis gerührt.
„Wie ich das sehe schon. Herzlichen Glückwunsch. Sie müssen sich echt keine Sorgen machen, bis in zwei Monaten hat sich das mit der Morgenübelkeit größtenteils gelegt und sie werden Ihre neue Stelle antreten können. Seattle ist eine tolle Stadt, mein Mann kommt auch daher, weiß es Ihr Freund schon?“, fragte die Ärztin und wischte Idalis Bauch sauber.
„Nein, ich sag es ihm erst, wenn ich aus der kritischen Phase draußen bin, ich will ihn in zwei Monaten überraschen“, erklärte Idalis.
„Wenn Sie meinen, ich kann vermuten dieser Kerl ist nicht so ein Idiot wie der letzte?“, bemerkte ihre Ärztin.
„Nein, Gott sei Dank nicht. Ich bin so froh, dass es dem Winzling in mir gut geht, ich hoff so, dass es so bleibt. Aber jetzt muss ich los, die Freundin für den Bruder meines Freundes spielen im Kindergarten seines Sohnes, fragen Sie nicht. Geben Sie mir die Sachen, die ich brauch, dann muss ich los“, bemerkte Idalis.
„Okay, machen Sie aber nächstes Mal einen Termin, okay?“, bat die Ärztin freundlicher und sie nickte.

Achtzehntes Kapitel


Als Idalis neben Jagger im Büro der Kindergartenleiterin saß und auf sie wartete, fiel Jagger sofort auf, dass es ihr nicht gut ging.
„Du siehst krank aus, brütest du was aus?“, fragte Jagger mitfühlend.
„Nein, mir geht’s gut, mir ist nur heiß“, log Idalis.
„Es hat 10 Grad draußen, du brütest doch was aus“, bemerkte Jagger.
„Jag, ich bin nicht dein Sohn, hör auf, mich zu bemuttern“, bat Idalis schroff und plötzlich packte Jagger ihre Hand.
„Was soll das werden?“, zischte sie.
„Sie kommt, also sei brav“, bemerkte Jagger künstlich grinsend, weil er sah, dass die Leiterin zur Tür rein kam.
„Mr. und Mrs Young, entschuldigen Sie, dass Sie warten mussten, willkommen“, kam die Leiterin in den Raum und das Gespräch konnte beginnen.
Das Gespräch ging Idalis viel zu lang, zumindest kam es ihr so vor. Da ihr Lieblings-Café in der Nähe der Schule war, ging sie dort hinein, um etwas zu trinken, nachdem sie Jagger verabschiedet hatte.
In der Toilette übergab sie sich erneut. Als sie aus der kleinen Kabine kam, stand Jenson vor dieser.
„Hi, geht’s dir nicht gut?“, fragte Jenson fürsorglich.
„Nein, alles Bestens. Bringst du mir nen Cappuccino?“, fragte sie abweisend und ging zu einem Tisch.
„Hier, dein Cappuccino, soll ich dir noch ein Wasser bringen?“, fragte Jenson höflich, als er seine Ex-Freundin schlapp in der Ecke des Cafés sitzen sah.
„Nein, der Cappuccino reicht mir, danke“, bat sie etwas neben sich stehend und Jenson ging wieder. Als er gegangen war, bemerkte sie, dass sie keinen Zucker auf ihrem Tisch stehen hatte. Sie stand auf, um einen vom Nebentisch zu holen. Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen und sie kippte um.
 
Als sie aus der Besinnungslosigkeit erwachte, lag sie in einem Krankenzimmer.
„Hey Sonnenschein, du hättest doch das Wasser nehmen sollen, du bist total dehydriert. Bist du Bulimie krank?“, fragte Jenson, der neben ihr saß.
„Nein, wie kommst du auf den Mist?“, fragte Idalis müde und setzte sich auf. Jetzt merkte sie, dass sie einen Tropf am Arm hatte.
„Du bist dehydriert durch ständiges Übergeben, war nur so eine Vermutung“, sagte Jenson schlussfolgernd.
„Ich bin nicht bulimisch, mehr musst du nicht wissen“, murrte Idalis und sah aus dem Fenster.
„Warum übergibst du dich dann ständig? Sag mir das“, wollte Jenson wissen.
„Jen, wir sind nicht mehr zusammen, das geht dich nichts an“, erkannte sie genervt.
„Sag’s mir, verdammt!“
„Obwohl es dich gar nichts angeht, ich bin schwanger, okay, ich hab schwer mit der Morgenübelkeit zu kämpfen“, erwiderte Idalis genervt.
„Du bist schwanger? Das ist gut, oder?“, fragte Jenson überrascht.
„Ja, schon, ich hab wohl zu wenig getrunken. Kann ja passieren. Man, du bist der letzte, der das erfahren hätte sollen“, erwiderte Idalis und Jenson schenkte ihr ein Glas Wasser ein.
„Trink, bitte. Ich geh dann mal wieder, denn als Freund möchtest du mich ja nicht haben“, bemerkte Jenson, reichte ihr das Glas und stand auf.
„Bleib hier, bitte, du bist grad der einzige, der es weiß“, bat Idalis leise und hielt seinen Arm fest.
„Dein Freund weiß es nicht?“, fragte Jenson und setzte sich wieder hin.
„Nein, noch nicht, aber ich würde mir so wünschen, dass er grad hier wäre“, bemerkte Idalis.
„Das glaub ich dir, meine Freundin ist grad unterwegs als Flugbegleiterin nach San Fransisco, sie kommt erst nächste Woche wieder heim“, erklärte Jenson.
„Du hast eine neue Freundin?“, fragte sie neugierig.
„Ja, seit 4 Wochen, ich hab sie in ner Bar getroffen. Sie ist die erste nach meiner Ex-Frau ich bin etwas vorsichtig bei Frauen nach dieser Hexe. Wo ist dein Freund?“
„Seattle, ich zieh bald zu ihm, ich hoffe, er will mich noch, wenn ich jetzt schwanger bin“, entschied Idalis.
„Hab keine Angst, ich hab dich schlecht behandelt und das tut mir auch furchtbar leid, aber er wird sicher nicht so sein“, bemerkte Jenson.
„Danke, aber du hast nicht gewusst, dass ich schwanger bin, als du mich verlassen hast“, konterte Idalis.
„Ich hätte dich auch verlassen, wenn ich es gewusst hätte, ich bin kein netter Mensch“, erklärte Jenson.
„Dass du das zugibst, zeugt schon von einer gewissen Art von gutem Wesen, ich hätte dich damals so im Krankenhaus brauchen können, als ich die Eileiterschwangerschaft hatte. Ich hab dich zu dem Zeitpunkt so gehasst, aber ich wollte dich damals da haben. Du machst es wieder gut, indem du jetzt da bleibst. Haben die Ärzte gesagt, wie es meinem Baby geht?“, fragte sie plötzlich.
„Der Arzt kommt gleich, ich bin immer noch deine Ansprechperson bei Notfällen, weißt du das eigentlich?“, fragte Jenson.
„Du hast meine Frage nicht beantwortet!“
„Ich weiß es nicht, dein Arzt wollte gleich noch mal wiederkommen“, bemerkte Jenson.
„Ich denke, ich werde die Benachrichtigung auf meinen neuen Freund umschreiben, das ist nichts persönliches, das ist nur praktischer“, erklärte Idalis.
„Sicher, meiner Freundin wird es auch nicht arg passen, wenn ich bei jedem Notfall nach Seattle fahr, um dir zu helfen“, bemerkte Jenson gelassen.
„Meinst du es ernst mit Ihr?“, fragte Idalis.
„Ich mag sie sehr gern, so wie du deinen Freund gern magst wie ich annehme. Trink noch nen Glas, bitte“, bat Jenson, als er sah, dass Idalis Becher leer war.
„Ich hab aber keinen Durst“, nörgelte sie.
„Du müsstest eigentlich vor lauter Durst eingehen, so dehydriert wie du bist, trink“, befahl Jenson streng und sie trank grummelnd noch einen Becher leer.
Müde schlief sie am frühen Abend ein. In der Nacht bekam sie Krämpfe und verlor das Kind. Obwohl die Ärzte ihr versichert hatten, dass sie nichts falsch gemacht hatte, ging es ihr sehr schlecht dabei. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, saß Fauna an ihrem Bett.
„Hast du meine Handynummer verloren?“, fragte Fauna etwas verärgert, dass sie nicht von informiert worden war.
„Fauna, ich hab grad ein Kind verloren, dafür hab ich jetzt echt keinen Kopf“, bemerkte Idalis und neigte den Kopf zum Fenster.
„Du hast kein Kind verloren, du hast einen Fötus verloren der nicht größer als dein Finger war, ist ja nicht so, als hättest du schon einen Namen ausgesucht“, bemerkte Fauna logisch.
„Julio bei einem Jungen, Julia bei einem Mädchen“, bemerkte Idalis tonlos und drehte den Kopf wieder zu ihr.
„Tut mir leid, das wollte ich nicht so sagen. Wie fühlst du dich?“
„Als hätte ich ein Kind verloren. Gott sei dank, hat es Tay nicht gewusst, ich wüsste nicht, wie ich ihm das erklären sollte“, bemerkte Idalis und setzte sich auf. Ihr Bauch schmerzte.
„Au, die mussten nicht operieren, oder?“, fragte Idalis und zog ihr Krankenhaushemd am Bauch hoch.
„Nein, alles beim Alten, keine Sorge. Du hast es ihm nicht gesagt?“, fragte Fauna verwundert.
„Ich wusste es erst seit gestern offiziell von meiner Frauenärztin. Vorher hatte ich es nur geahnt, weil ich mich ständig übergeben hab. Ich hab so Schuldgefühle, dass ich nicht besser auf mich geachtet habe, ich bin wohl noch nicht bereit, ein Kind zu bekommen, das will mir das Schicksal sagen“, sagte Idalis traurig.
„Idalis, das ist kein Zeichen des Schicksals, das passiert, in meiner Ausbildung habe ich oft Frauen betreut, die mehrere Fehlgeburten hatten, einige davon haben jetzt drei oder mehr Kinder, ich zeig dir ein paar Bilder, wenn du das nächste Mal bei mir bist“, versprach Fauna aufmunternd.
„Danke fürs Aufmuntern, aber das hilft mir gerade gar nicht. Ich will, dass Taylor bei mir ist“, bemerkte Idalis mit Tränen in den Augen.
„Er landet in 20 Minuten, ich dachte, wir wären Freunde, hör auf so was zu verheimlichen, vor allem wenn es um meine Nichten oder meinen Neffen geht“, murrte Jagger, der mit Chris an der Hand auch zur Tür reinkam.
„Ich hab das Kind letzte Nacht verloren“, bemerkte Idalis traurig.
„Das tut mir Leid für dich und Tay. Warum wusste er es nicht?“
„Das bespreche ich lieber mit deinem Bruder. Was hast du ihm gesagt, warum kommt er her geflogen?“, fragte Idalis und Jagger setzte sich zu ihr.
„Ich hab ihm nur gesagt, dass du zusammengebrochen bist und im Krankenhaus liegst. Er ist ganz schön in dich verschossen, er hat mitten in einer Klausur einen Flug gebucht und hat den frühsten Flug genommen den er kriegen konnte heute Morgen. Wenn du mir gestern schon ehrlich gesagt hättest, was du hast, wäre er schon früher da gewesen“, sagte Jagger.
„Ja, ich hab es verstanden, ich mach mir selbst schon genug Schuldgefühle, also lass es. Chris, mein Süßer, komm zu Tante Idalis, ich will dich drücken“, bat Idalis und Chris kletterte zu ihr aufs Bett, dass Idalis ihn in den Arm nehmen konnte.
„Könntet ihr mich ein bisschen mit ihm allein lassen, ich brauch jetzt Ruhe“, bat Idalis und Fauna und Jagger ging vor die Tür.
„Hat Sie Ihnen gesagt, dass Sie wegziehen will im Sommer?“, fragte Jagger, als er mit Fauna vor der Tür wartete.
„Nein, hat sie nicht. Warum erzählt sie mir nichts mehr, ich dachte, ich wäre ihre Freundin“, bemerkte Fauna enttäuscht.
„Das kann ich Ihnen echt nicht sagen, seit sie mit mir aus Seattle zurückgekommen ist, ist sie eh ganz verändert. Ich glaub, sie will hier nicht weg, aber hat Angst, meinen Bruder zu verlieren, wenn sie hier bleibt“, konterte Jagger.
„Hat sie das gesagt?“, fragte Fauna.
„Nein, das ist nur so ein Gefühl, ich weiß auch nicht. Ich frag mich, warum sie das alles durchmachen muss, sie ist so eine nette Person, das hat sie nicht verdient“, bemerkte Jagger nachdenklich.
„Niemand hat so etwas verdient. Sie hat Angst, dass Taylor sie verlässt, weil sie Probleme hat, Kinder zu bekommen“, erklärte Fauna.
„Da muss sie sich echt keine Sorgen machen, mein Bruder liebt sie, da bin ich sicher und er tut alles, um sie glücklich zu machen. Ich muss jetzt los, zum Flughafen, können Sie etwas auf Chris achten, es sind Getränke und Kekse in meinem Rucksack im Krankenzimmer, falls er Hunger kriegt, aber ich bin auch gleich wieder da“, bemerkte Jagger und stand auf.
„Klar, das mach ich, Ihr Kleiner ist ja ein ganz braver. Gehen Sie, aber sagen Sie Ihrem Bruder nicht, was passiert ist, dass soll er von ihr hören“, bat Fauna und Jagger nickte, bevor er zum Ausgang ging.

Neunzehntes Kapitel


Als Taylor seine kranke Freundin dort im Krankenbett liegen sah, so müde und bleich, machte er sich Schuldgefühle. Er hatte sie über eine Woche nicht mehr angerufen, er hatte diese furchtbare Klausur vorbereiten müssen, die ihm den Schlaf geraubt hatte. Das war jetzt alles so unwichtig. Aber als er ihre Freundin Fauna und seinen Neffen sah, wusste er, dass er sie nicht allein gelassen hatte.
„Kommst du?“, fragte Jagger und riss ihn aus seinen Gedanken.
„Ja, tut mir leid, ich hab nen Jet Lag“, entschuldigte sich Taylor und folgte ihm.
„Das sind zwei Stunden Zeitunterschied Bruderherz, du siehst eher aus, als hättest du dir im Flieger einen Drink gegönnt. Ihr geht’s gut, sie braucht dich nur“, bemerkte Jagger aufmunternd und führte seinen kleinen Bruder an der Schulter ins Krankenzimmer.
„Hey du“, begrüßte Taylor seine Freundin.
„Da bist du ja, nimm mich in den Arm, ganz schnell“, bemerkte Idalis müde und zog ihren Freund an sich.
„Ich muss dann einkaufen fahren, bevor ich meine Kinder von der Schule abhole. Ich werde Zane Bescheid sagen, dass du eine Weile ausfällst, der versteht das sicher. Ich komm heut Abend noch mal vorbei, wenn du willst“, versprach Fauna, und nahm ihre Tasche.
„Bleib bei deiner Familie, ich hab meine Jungs hier, ich komm klar. Danke“, erwiderte Idalis.
„Gern geschehen“, bemerkte Fauna und ging aus dem Raum.
„Bringst du uns nen Kaffee, Brüderchen, nen Guten?“, fragte Taylor.
„Ja, ich lass euch allein, verstanden“, konterte Jagger, nahm Chris und ging zur Tür.
„Jag, ich will wirklich einen Kaffee, ich hab einen Starbucks gesehen auf dem Weg hier her“, erkannte Taylor und grinste.
„Sonst geht’s dir gut, oder? Was willst du, Idalis?“, fragte Jagger.
„Ich darf keinen Kaffee trinken, danke“, bemerkte sie und Jagger ging aus der Tür.
„So, jetzt sag mir, was los ist, ich hab grad gemerkt, dass wir uns schon eine Weile nicht mehr unterhalten haben. Was ist passiert?“, fragte Taylor und legte sich neben sie aufs Bett.
„Ich war schwanger, ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte, tut mir leid“, erklärte Idalis mit Tränen in den Augen.
„Ich hab mir schon so was gedacht, du warst so wortkarg am Telefon. Hast du das Kind verloren?“, fragte Taylor ruhig.
„Ja, heute Nacht“, bemerkte sie und die letzten Worte weinte sie.
„Hey, Wein dich aus, ist schon gut, ist schon gut“, bemerkte Taylor und hielt seine weinende Freundin in den Armen, bis sie sich ausgeheult hatte.
„Ich will dich gar nicht mehr loslassen“, bemerkte Idalis, als sie in seinem Arm eindöste.
„Ich werde nicht so schnell wieder gehen, ich hab die Klausur jetzt schreiben lassen, die Korrektur kann ich auch hier machen, ich werde eine Weile bleiben“, versprach er.
„Das ist schön, ich brauch dich jetzt ganz dringend. Bist du sauer auf mich?“, fragte Idalis vorsichtig.
„Warum soll ich sauer auf dich sein, mein Schatz?“, bemerkte Taylor einfühlsam.
„Weil ich dir das verschwiegen habe, das ging dich genauso viel an“, entschuldigte sich Idalis.
„Das ist jetzt nicht wichtig, wichtig ist, dass du bald wieder gesund wirst, ich hab mit meiner Bekannten gesprochen, die Stelle ist immer noch nicht besetzt“, erwiderte Taylor.
„Ich hab’s nicht vergessen, ich hab schon eine Bewerbung weggeschickt, ich warte auf eine Antwort. Ich werde zu dir ziehen, wenn du mich immer noch willst“, entschied sie und lächelte leicht.
„Natürlich will ich dich noch, warum sollte ich das nicht? Ich liebe dich, Dummerchen“, bemerkte Taylor und küsste sie sanft.
„Ich hab Probleme Kinder zu bekommen, ich bin nicht die typische Frau“, sagte Idalis beschämt.
„Du bist etwas Besonderes, genau deswegen liebe ich dich so. Wir werden ein Kind bekommen, irgendwann und wenn nicht werden wir adoptieren, ich will mein Leben mit dir verbringen, egal ob zu zweit oder mit zwölf Kindern. Heirate mich, ich will dich als meine Verlobte meinen Eltern vorstellen“, bat Taylor.
„Nein, nicht jetzt. Ich will diesen wunderbaren Moment nicht überschattet haben von dieser furchtbaren Sache, frag mich noch mal, wenn wir zusammen gezogen sind“, bat Idalis.
„Ja, natürlich, mein Fehler, das werden wir tun. Ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen, als ich gehört habe, dass du im Krankenhaus liegst. Warum kannst du mir eigentlich nicht sagen, dass du mich liebst?“, fragte Taylor.
„Weil sie es mir gesagt hat und jetzt bereut“, bemerkte Jenson, der mit einem Teddybären im Arm zur Tür reinkam.
„Wer ist das?“, fragte Taylor eifersüchtig.
„Jenson, kannst du nicht anklopfen?“, fragte Idalis peinlich berührt und zog die Decke über ihre Brust.
„Jenson, dein Ex Jenson?“, fragte Taylor und rappelte sich auf.
„Sie müssen Taylor sein, hallo“, streckte Jenson ihm seine Hand hin.
„Ja, der bin ich. Was machen Sie hier?“, fragte Taylor kühl.
„Ich wollte ihr nur was vorbeibringen, wie geht’s dem Baby?“, fragte Jenson.
„Ich hab es heute Nacht verloren, aber jetzt ist Taylor da und mir geht es gleich besser“, bemerkte Idalis und berührte Taylor am Arm.
„Warum weiß er von dem Baby?“, fragte Taylor und zog seinen Arm weg.
„Er hat mich gestern ins Krankenhaus gebracht und hat es dabei erfahren, ich hab es ihm grad gesagt, Jen, das ist wirklich ein unpassender Zeitpunkt mich zu besuchen“, bemerkte Idalis und Jenson setzte ihr den Teddybär auf den Tisch.
„Sicher, ich wollt nur wissen, wie es dir so geht, herzliches Beileid, war schön Sie kennen zu lernen Taylor, schönen Tag noch“, bemerkte Jenson, der merkte, dass er unerwünscht war und verließ den Raum wieder.
„Schatz, kannst du deine Eifersucht nicht endlich in den Griff kriegen? Er hat mich nur ins Krankenhaus begleitet, mehr nicht. Dass er es vor dir wusste, ist nur ein blöder Zufall. In ein paar Monaten sind wir hier weg und er wird nicht ständig um mich herum sein“, konterte Idalis.
„Entschuldige, der Kerl ist nur unnötig oft in deiner Nähe. Er hat dir einen Teddybär mitgebracht, warum hab ich da nicht dran gedacht?“, bemerkte Taylor und zog den Teddybär am Ohr hoch.
„Du hast deine Klausur im Kopf und weißt es erst so kurzfristig. Und ich hasse Kuscheltiere, die nur gekauft werden, um irgendwas zu erreichen. Ich hab nur einen Teddybären behalten, weil der wirklich ernst gemeint war, den hab ich aber Chris geschenkt, weil er nur damit einschlafen konnte, als er bei mir war. Es hat so gut getan, Chris in den Arm zu nehmen, wir waren gestern übrigens bei dieser Kindergartentussi, ist das eine hochnäsige Tussi, aber der Kindergarten ist echt sehr familiär, dass wird Chris gut tun. Sie sollte nicht so arrogant sein bei so einem billigen Kindergarten, das ist nicht Klein-Harvard“, erklärte Idalis, um das Thema zu wechseln.
„Ich kann dich nicht hier wegholen, du gehörst hier her“, stellte Taylor plötzlich fest und gab ihr den Teddy in den Arm.
„Nein, ich folge dir überall hin, ich liebe dich, Tay“, bemerkte Idalis ernst.
„Man, das hab ich jetzt nicht erwartet, was hat sich geändert?“, fragte Taylor überrascht.
„Du spielst kein Lotto“, schmunzelte sie.
„Nein, das tu ich nicht, Geld verändert einen immer zum Schlechten, was man an diesem Schnösel ja gesehen hat. Fühlst du dich hier zu Hause?“, wollte Taylor wissen.
„Nein, ich bin da zu Hause, wo die Menschen sind, die ich liebe. Hier wohne ich nur. Wie sehr ich Fauna, Jagger und die Kinder auch mag, ich kann auch ohne sie leben, aber nicht ohne dich“, erklärte sie mit starker Stimme.
„Das ist, was ich hören wollte. Behalte den Bären, er wird unser Kind in deinem Arm ersetzen, bis es irgendwann drin liegt. Wo steckt eigentlich mein Bruder, ich hoffe er ist nicht bis zum Ende der Stadt gefahren um einen Starbucks zu finden“, bemerkte Taylor.
„Das sagt der Kerl, der sich sogar mit Navigationsgerät verfährt. Ich hab auch noch Muffins mitgebracht, ich denke mal, ihr habt Hunger“, kam Jagger mit zwei Bechern Kaffee und einer Tüte zurück.
„Hast du grad mitbekommen, was ich gesagt hab?“, fragte Idalis betrübt.
„Ja, aber es ist okay, mein Leben hat wieder den richtigen Weg, du kannst mich wirklich allein lassen und ich werde mich auch um Fauna kümmern, wenn sie mal einen Babysitter braucht und so. Aber ihr dürft mich nicht daran hindern euch besuchen zu kommen, um einfach auf dem Sofa abzuhängen“, bemerkte Jagger.
„Ich hab nen Laden gefunden, der Essigchips verkauft, dem steht also nichts im Weg“, witzelte Taylor.
„Vergesst es, die Dinger kommen mir nicht in meine Wohnung“, mischte sich Idalis amüsiert ein.
„Schon passiert, tut mir leid Süße“, entschuldigte sich Taylor.
Die Stimmung wurde besser und sie brachten Idalis sogar dazu fünf Minuten am Stück zu lächeln.
 
Tags drauf konnte Idalis entlassen werden. Während Taylor ihre Entlassungspapiere unterschrieb, saß Idalis im Park des Krankenhauses und holte frische Luft.
„Hey, es ist alles unterschrieben, bist du soweit?“, fragte Taylor und setzte sich neben Idalis, die eine Mutter mit ihrem Kind im Arm beobachtete.
„Vielleicht hat meine Großmutter Recht. Kinder die in wilder Ehe gezeugt werden, sind Kinder der Verdammnis“, erwiderte sie, ohne den Blick abzuwenden.
„Schatz, das ist absolut nicht wahr, deine Großmutter ist aus einer ganz anderen Zeit, niemand ist hier verdammt“, beruhigte Taylor sie.
„Meine Cousine ist auch zwei Mal schwanger geworden ohne verheiratet zu sein, auch sie hat ihre Kinder verloren“, konterte Idalis.
„Dann ist das bei euch genetisch, hatten deine Mutter oder deine Großmutter Fehlgeburten?“, fragte Taylor.
„Darüber spricht man nicht, ich werde meiner Familie auch nichts davon sagen, meine Cousine hat mir das auch nur im Vertrauen erzählt, weil sie Angst vor meiner Großmutter hatte“, erklärte Idalis.
„Wir leben im 21. Jahrhundert, so etwas ist schon in ihrer Zeit passiert und wird auch deinen Töchtern und deinen Enkelinnen passieren. Deine Familie wird dir dabei helfen können“, bemerkte Taylor und half ihr auf.
„Das baut mich jetzt überhaupt nicht auf. Der Gedanke, dass das auch meinen Töchtern passieren könnte, ist ein wirklich erschreckender“, dachte sie laut und ging an Taylor gelehnt zum Auto.
 
Idalis saß nachdenklich auf ihrem Bett und starrte die Schachtel mit den Schwangerschaftsvitaminen, die sie noch zwei Tage zuvor genommen hatte, an und drehte sie in ihrer Hand herum.
„Schatz, hast du Hunger?“, fragte Taylor, der auf dem Boden saß und auf dem Couchtisch seine Klausuren korrigierte.
„Nein, mir ist immer noch übel“, murmelte Idalis, ohne aufzusehen.
„Willst du in den Park gehen, es ist so ein wunderbarer Tag heute“, bemerkte Taylor und legte seinen Stift hin.
„Sei mir nicht böse, aber ich will heute einfach nur hier sitzen, okay“, bat Idalis und sah auf. Sie hatte Tränen in den Augen.
„Ach Liebling, komm her. Ich könnte deine Hilfe brauchen. Du bist die beste Assistentin für die spanische Grammatik“, führte er sie zum Couchtisch.
„Du willst mich doch nur ablenken“, murrte sie.
„Nein, ich brauch wirklich Hilfe. Ich hab immer noch Probleme mit den Präpositionen“, bat Taylor.
„Lass das nicht deine Studenten hören, gib her“, gab sie nach und sah die Unterlagen durch.

Zwanzigstes Kapitel


„Was denkst du, wann es passiert ist, das Mal auf dem Boden?“, fragte Idalis nachdenkend, als sie nach dem Korrigieren in seinem Armen auf dem Sofa saß.
„Ich denke unsere Aktion in meinem Büro, mein Chef sieht mich immer noch so neidisch an“, bemerkte Taylor und sie spielte mit seiner Hand, die auf ihrer Schulter lag.
„Kann er ruhig, denn ich glaub nicht, dass sein kleines verklemmtes Frauchen das jemals mit ihm gemacht hat“, bemerkte sie und Taylor grinste.
„Keine Ahnung, die verklemmten sind meistens die wildesten im Bett“, schlussfolgerte Taylor.
„Man, das will ich mir gar nicht vorstellen. Mir geht es so gut, wenn ich in deinen Armen liege, ich kann es kaum glauben, dass ich erst nicht mit dir zusammen kommen wollte, das mit der Fernbeziehung klappt doch, na ja, außer dass ich mich furchtbar einsam fühle, man ich will echt diesen Job, ich kann nicht allein sein“, erwiderte Idalis.
„Du wirst diesen Job bekommen und dann werden wir uns eine größere Wohnung kaufen, uns verloben, heiraten und dann Kinder kriegen, so wie wir es geplant haben“, plante Taylor.
„Das klingt schön, das hab ich mir gewünscht, als ich mit Jenson damals in dieses Land gekommen bin, ich hätte nie gedacht, dass ich den Mann meines Lebens erst kennen lerne, nachdem ich den Arsch los geworden bin“, erwiderte Idalis.
„Ich glaub es ist gut, dass du von dem Kerl wegkommst, auch wenn du das gar nicht willst, aber du bist irgendwie immer noch seelisch abhängig von ihm“, erkannte Taylor und Idalis dachte nach.
„Es tut mir wirklich leid, ich liebe ihn nicht mehr, ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt jemals getan habe“, entschuldigte sich Idalis.
„Willst du mit ihm befreundet sein?“, fragte Taylor.
„Nein, will ich nicht, aber ich könnte so tun als würde ich das wollen, dann nervt er mich vielleicht nicht mehr“, schlug Idalis vor.
„Glaubst du, du kriegst das hin?“, fragte Taylor skeptisch.
„Ich hab ihm über ein Jahr einen Orgasmus vorgetäuscht, da schaff ich die zwei Monate gelegentlicher Treffs mit simulierter Freundlichkeit auch“, erklärte sie.
„Du hast vorgetäuscht, bei mir auch?“, war Taylor überrascht.
„Nein Süßer, bei dir muss ich das nicht, bei ihm musste ich einiges improvisieren, wenn du verstehst was ich meine“, schmunzelte Idalis.
„Du kannst mit dem kleinen Prinzen ruhig befreundet sein, er hat zwar eine ganz schöne Scheiße mit dir abgezogen, aber er hat sich um dich gekümmert, als ich es nicht konnte, das ist ihm anzurechnen“, entschied er.
„Ich hab dich echt nicht verdient, aber ich will jetzt keine Freundschaft mehr mit ihm aufbauen, danke“, bedankte sie sich und küsste ihn über ihre Schulter.
„Ruf ihn an, sag ihm noch mal danke und lad ihn morgen zum Kaffee ein“, schlug Taylor und Idalis drehte sich um, um ihn anzusehen.
„Das meinst du wirklich Ernst, wir treffen uns lieber in einem Café, dort kann ich eher heuchlerisch sein und ich möchte nicht, dass er weiß, wo ich wohne. Er hat mir nie nachgestellt oder so, aber zu meinem Neuanfang gehörte einfach, dass ich allein und auf mich allein gestellt war“, bemerkte Idalis.
„Er war also nie in dieser Wohnung?“
„Das wollt ich damit sagen, ja. Aber ich ruf ihn an, wir treffen ihn dann im Café“, bemerkte Idalis und griff nach ihrem Handy. Dann stockte sie.
„Was ist?“, fragte Taylor.
„Ich hab seine Nummer gar nicht“, bemerkte sie nachdenklich.
„Dann gehen wir morgen in das Café, in dem er arbeitet und reden mit ihm. Hast du jetzt nicht doch Hunger?“, fragte Taylor und sie stand auf.
„Ich werde was kochen“, erwiderte Idalis.
„Nein, du musst dich ausruhen, setz dich wieder hin, ich koch dir was“, bat Taylor.
„Mir geht es gut, danke, ich kann hier nicht allein rumsitzen, während du in der Küche bist, dann komm ich nur zum Nachdenken“, erklärte sie und ging in die Küche. Taylor trottete ihr hinterher.
„Du musst nicht mitkommen“, erklärte sie schmunzelnd.
„Wenn du hier allein bist, kommst du auch zum Nachdenken. Du hast kein Bier im Kühlschrank, oder?“, fragte Taylor und öffnete den Kühlschrank.
„Kein frisches, ich hab aufgehört zu trinken, als ich schwanger wurde. Dir ist das Bier sicher eh nicht stark genug“, entschied sie und nahm den Sack mit Kartoffeln von der Ablage. Von dem Gewicht schmerzte ihr Bauch. Taylor bemerkte dies.
„Komm, ich trag es dir, das ist grad zu schwer für dich. Ich helfe dir Kartoffeln schälen, das hab ich bei meiner Mutter auch immer gemacht“, erkannte Taylor und trug ihr den schweren Kartoffelsack an den Küchentisch.
„Sag bloß, du bist auch noch ein guter Sohn, da kann ich dich ja nur heiraten“, schmunzelte sie und hielt sich die Seite, als sie sich auf den Klappstuhl in ihrer Küche setzte.
„Ich nehm mir nen Bier, schmeckt besser als Limonade“, erklärte Taylor, ging zum Kühlschrank um sich ein Bier zu holen.
„Ja, das gute starke Bier aus Europa vermiss ich auch, können wir im Sommer mal nach Hause fliegen und unsere Eltern besuchen?“, fragte Idalis.
„Klar, wenn ich wieder Urlaub habe. Ich war seit dem ich nach Plymouth gezogen bin, nicht mehr in Plymouth. Ja, du hast richtig gehört, ich hab die Stadt und das Land gewechselt, um in eine Stadt mit dem gleichen Namen zu ziehen. Ich fand das irgendwie witzig und die staatliche Uni da hat eine tolle Abteilung für Sprachwissenschaften, nicht so toll wie in Seattle, aber ich hab viel gelernt. Hast du noch Krämpfe?“, fragte Taylor, als er sah, dass sie sich ständig den Bauch hielt.
„Ja, ist aber schon besser. Ich bin kein Fan vom Kartoffelschälen, warum tu ich das eigentlich?“, bemerkte Idalis und legte den Kartoffelschäler ruckartig weg.
„Ich schäl sie dir, setz doch schon mal Wasser auf“, bemerkte Taylor und Idalis stand auf den Tisch gestützt auf.
„Du bist auch kein Fan vom Kartoffelschälen, oder?“, fragte Idalis, als sie an der Theke gelehnt mit verschränkten Armen ihn beobachtete.
„Ist das so offensichtlich? Aber für dich tu ich fast alles. Auch dich zu deinem blöden Ex zu begleiten um Freundschaft zu heucheln“, bemerkte Taylor und Idalis ging zu ihm hin und küsste ihn auf den Kopf.
„Dafür bin ich dir auch sehr dankbar. Stört’s dich, wenn ich mich ein bisschen hinlege?“, fragte Idalis.
„Nein, ich mach die Kartoffeln fertig, was willst du dazu machen?“, fragte Taylor.
„Da sind noch Fischstäbchen im Gefrierfach, mach die. Weck mich, wenn die Kartoffeln fast fertig sind, danke bist ein Schatz“, bedankte sich Idalis und schlurfte zum Bett.
Idalis träumte, dass sie ein Kind in ihren Armen hielt. Das Kind war ganz ruhig und schrie nicht, sah sie nur mit großen Augen an. Doch dann war das Kind weg und ihre Hände waren voller Blut. Schweißgebadet setzte sie sich auf.
„Schatz, alles klar? Du zitterst“, bemerkte Taylor, der neben ihr auf dem Bett saß und korrigierte.
„Halt mich fest, bitte“, bat Idalis und kuschelte sich an ihn. Er schlang seinen Arm um sie.
„Hast du schlecht geträumt?“, fragte Taylor besorgt.
„Ja, ich hatte ein Baby und dann war es weg und da war so viel Blut“, bemerkte sie weinerlich.
„Dein Unterbewusstsein versucht das alles zu verarbeiten, es wird alles wieder gut, ich bin bei dir“, erwiderte Taylor und tröstete sie.
„Wie lange hab ich geschlafen?“, fragte Idalis, als sie sich beruhigt hatte.
„Nur 15 Minuten, die Kartoffeln sind nicht mal fertig. Ich mach jetzt die Fischstäbchen, ruh dich noch etwas aus“, bat er, küsste sie und ging wieder in die Küche.
„Hier, das Essen ist fertig, iss was“, bemerkte Taylor und gab ihr einen Teller mit Essen.
„Ich hab eigentlich keinen Hunger“, bemerkte sie.
„Du musst aber was Essen, du musst wieder zu Kräften kommen. Ich hab extra Butter auf die Kartoffeln gemacht“, handelte Taylor und sie nahm ein Stück Kartoffel in den Mund.
„Schmeckt nicht schlecht, du kannst echt kochen. Ich merk erst grad, was für einen Fraß man im Krankenhaus bekommt“, bemerkte Idalis und langte richtig zu.
„Schön, dass es dir schmeckt. Kann ich den Fernseher anmachen? Ich hab schon eine Weile nicht mehr Nachrichten gesehen“, bat Taylor.
„Klar, ich auch nicht, mach an“, bemerkte Idalis und aß weiter.
Es kam ein Bericht über Tote Soldaten im Irak. Taylor machte lauter.
„Hast du einen Bekannten oder Verwandten drüben?“, fragte Idalis.
„Mein Cousin ist in Bagdad stationiert, ist immer ein Schreck, das zu hören. Aber meine Tante würde sich bei mir melden, wenn was wäre. Ganz sicher. Man, ich hasse diesen Krieg, der soll endlich ein Ende haben“, entschied Taylor nachdenklich.
„Ja, find ich auch. Wenn man das im Fernsehen sieht, sind meine Probleme irgendwie winzig“, bemerkte sie nachdenklich.
„Deine Probleme sind nicht winzig, sie sind nur anders. Und es sind nicht deine Probleme, sondern unsere“, entsschied er.
„Uns, das hört sich schön an. Ich glaub, ich ruf meine Cousine an, ich möchte mit ihr über alles reden“, sagte Idalis plötzlich.
„Klar, ich werde solang abspülen und die Küche aufräumen“, erkannte Taylor und nahm ihr den leeren Teller ab. Idalis griff zu ihrem Telefonbuch und suchte die Nummer ihrer Cousine heraus.
„Olá Marie Sol, comó estas?“, meldete sie sich bei ihrer Cousine.

Einundzwanzigstes Kapitel


„Hey, was hast du vor?“, fragte Taylor, als er seine Freundin früh am nächsten Morgen dabei erwischte, wie sie ihre Uniform anzog.
„Ich geh arbeiten, ich halt es hier zu Hause nicht aus, ich muss was tun“, entschied Idalis und band ihre Haare zusammen.
„Schatz, du hast vor drei Tagen einen Schwächeanfall erlitten und ein Kind verloren, du solltest noch nicht arbeiten“, bat Taylor.
„Aber ich kann auch nicht nur rumhocken. Keine Sorge, ich mach langsam“, versprach sie.
„Ja, okay, aber trag nichts Schweres bitte. Du hast dich gestern lange mit deiner Cousine unterhalten, habt ihr alles besprochen?“, fragte Taylor und half ihr in die Jacke.
„Ja, ich bin mir über einiges klarer geworden. Wenn ich zurückkomme bist du bitte bei deinem Bruder, ich brauch jetzt meine Ruhe“, bat sie kalt und bestimmt.
„Okay, der war gut, wir sehen uns heut Abend“, hielt er das für einen Scherz.
„Du musst die Tür nur zuziehen, danke“, bemerkte sie, nahm ihre Tasche und ließ ihn einfach im Raum stehen.
 
„Du hast was getan? Hast du den Verstand verloren?“, fragte Fauna, als sie erfuhr, was Idalis getan hatte.
„Nein, meine Cousine hat mir ganz deutlich klar gemacht, dass ich ihn verlassen muss um mich selbst zu finden, das war schon richtig“, bemerkte Idalis stur.
„Warum hörst du auf die? Der Kerl will dich heiraten und Kinder mit dir, er ist gerade eine große Stütze für dich, ich versteh es einfach nicht“, bemerkte Fauna kopfschüttelnd.
„Das musst du nicht verstehen, ich weiß klar und deutlich was ich tun muss. Ich muss wieder an die Arbeit, meine Mittagspause ist fast vorbei. Übrigens, wenn du noch ein Osterei aufhängst, hau ich dich“, erwiderte sie und ging wieder zur Arbeit.
Als sie zwei Stunden später eine Vater-Mutter-Kind Konstellation glücklich aus der Station gehen sah, realisierte sie, was sie getan hatte.
„Komm, geh dran, bitte, ich hab einen furchtbaren Fehler gemacht, bitte Schatz“, flehte Idalis, auf Taylors Anrufbeantworter, weil er auch beim 10. Mal Anrufen nicht dranging.
„Männerprobleme?“, fragte Zane, der an die Theke kam wo sie am Telefon saß.
„Tut mir leid Zane, ich weiß, Privatgespräche gehören nach Hause“, entschuldigte sich Idalis.
„Ist schon okay, Sie machen eine schwere Zeit durch. Sagen Sie nicht, dass der Trottel Sie verlassen hat“, bemerkte Zane fürsorglich.
„Nein, ich hab ihn heut Morgen aus meiner Wohnung verscheucht, ich hab auf meine Familie gehört, ganz dumme Idee“, erklärte Idalis und fuhr durch ihre Haare, die aus ihrem Zopf gefallen waren.
„Der kriegt sich wieder ein, wir Männer brauchen nach einem Streit Abstand, das wird wieder“, erklärte Zane.
„Er wohnt gerade bei mir, er kommt von außerhalb, bei seinem Bruder ist er auch nicht“, entschied Idalis.
„Er wird wieder anrufen. Ich wollt ihnen eigentlich was geben, meine Frau hat eine Selbsthilfegruppe für Frauen mit Schwangerschaftsproblemen, Fehlgeburten und Unfruchtbarkeit gegründet, das tut ihnen jetzt gut, darüber zu sprechen“, gab Zane ihr einen Notizzettel.
„Mein letztes Gespräch mit einer Betroffenen hat mich dazu gebracht, die einzige Person zu verlassen, die mir im Moment etwas bedeutet, also bin ich gerade nicht gut darauf zu sprechen“, erwiderte Idalis und nahm den Zettel entgegen.
„Sie treffen sich heut Abend, denken Sie darüber nach. Gehen Sie nach Hause, Sie sind noch nicht fit“, bat Zane.
„Nein, lassen sie mich nicht allein in diese Wohnung kommen“, bat Idalis.
„Gut, aber machen Sie langsam und trinken Sie was, ich hab Sie heut nicht viel trinken sehen“, bat Zane und ging weiter.
Sie war gerade dabei eine Akte zu vervollständigen, als ein Schlüssel auf den Tresen geknallt wurde. Sie sah auf.
„Ich hab ihn gefunden“, bemerkte Jagger, der versprochen hatte, seinen kleinen Bruder zu suchen.
„Oh Gott sei Dank, wo ist er?“, fragte Idalis erleichtert.
„Es wird dir nicht gefallen“, bemerkte Jagger geheimnisvoll.
„Hast du ihn im Bett einer anderen Frau gefunden?“, fragte Idalis skeptisch.
„Oh Gott, nein!“
„Dann komm ich damit klar, lass uns gehen“, bemerkte sie und stand auf.
„Ich muss schnell meinem Boss Bescheid sagen, dass ich gehe, das wird kein Problem sein“, erkannte Idalis und ging zu Zane.
„Zane, Hey, es ist heut nicht so viel los, ich muss das mit meinem Freund klären, kommen Sie allein klar?“, fragte Idalis, Zane, der auch grade Akten erledigte.
„Klar, gehen Sie, wir sehen uns morgen“, bemerkte Zane und Idalis bedankte sich stumm.
 
Idalis saß müde auf dem Beifahrersitz in Jaggers Wagen und sah in den Rückspiegel. Sie sah in Chris leeren Kindersitz.
„Wo hast du den Kleinen gelassen?“, fragte Idalis.
„Er ist bei Fauna“, erkannte Taylor ohne von der Straße aufzusehen.
„Schön, dass ihr euch gegenseitig helfen könnt. Wie läuft es eigentlich mit deiner Firma?“, fragte Idalis.
„Ich sollte eigentlich noch arbeiten, es ist viel zu tun, aber wir sind über den Berg“, erklärte er.
„Danke, dass du dir die Zeit nimmst. Wir sind im Barviertel, er hat doch keine Barschlägerei angefangen oder so nen Mist“, bemerkte sie.
„Mein Bruder ist ein schwacher Beamter, dann würden wir ihn im Krankenhaus besuchen“, erkannte Taylor cool.
„Langsam machst du mich nervös, wo ist er?“, fragte Idalis und Taylor hielt vor einer Bar.
„Genau hier. Ich hab die Bars angerufen, die in der Umgebung sind, bin bei der Sport Bar fündig geworden“, bemerkte Taylor und stieg aus.
„Ein erwachsener Mann der in einer Bar was trinkt wird mir nicht gefallen, weil…?“, fragte Idalis verwundert.
„Du hast ihn noch nie betrunken erlebt, oder?“, fragte Taylor.
„Nein, oh man, will ich das überhaupt wissen?“, fragte Idalis und Taylor hielt ihr die Tür auf.
„Schaus dir an“, sagte er nur und sie gingen rein. Die Bar war trotz des Wochentags sehr voll und irgendein Footballspiel lief laut im Fernseher.
„Na toll, ich wurde sicher hundert Mal am Po begrabscht, bis wir einmal durch sind“, erkannte Idalis angewidert.
„Spiel einfach mit und keiner grabscht dich an“, entschied Jagger, legte seinen Arm um sie und legte seine Hand auf ihren Hintern.
„Genieß das, das wird das einzige Mal sein, dass du meinen Hintern so anfassen darfst“, bemerkte Idalis grummelig.
„Eigentlich hab ich deinen Hintern schon angefasst, oder hast du Weihnachten vergessen“, bemerkte Jagger und schob sie voran.
„Verdrängt ist wohl der bessere Ausdruck dafür. Aber wenn ich schon eine Hand ungewollt auf meinem Hintern haben muss, bist du das kleinere Übel“, entschied sie.
„Danke für das Kompliment. Ich glaub, da hinten ist er“, erwiderte Jagger und ging etwas zur Seite zu einem Tisch. Dort saß Taylor und lag mit dem Kopf auf dem Tisch, eine Bierflasche in die Hand verkeilt.
„Nicht sein stolzester Moment, aber nichts erschreckendes“, erwiderte Idalis und löste sich von ihm, um sich Taylor gegenüber zu setzen.
„Dann sieh dir das an“, bemerkte Jagger.
„Hey, kleiner Bruder, Idalis und ich sind nur vorbeigekommen um dir zu sagen, dass wir heut Nacht durchbrennen und in Las Vegas heiraten werden“, bemerkte Taylor.
„Schön für euch, viel Spaß“, erkannte Taylor total betrunken ohne den Kopf zu heben.
„Hast du gehört, was er dir gerade gesagt hat?“, erwiderte Idalis und legte ihre Hand auf seinen Arm.
„Dann könnt ihr den gut gebrauchen, ist deine Größe, den hab ich eh umsonst gekauft“, bemerkte Taylor und schob eine Schachtel mit Samtbezug zu ihr.
„Du hast mir einen Verlobungsring gekauft? Ich dachte, du hättest das mit dem Heiraten nur gesagt, dass ich mich besser fühle“, war Idalis darauf jetzt gar nicht vorbereitet gewesen.
„Ja, ich liebe dich verdammt, den Ring hab ich schon vor ner Weile gekauft“, erklärte er und sah auf. Seine Augen waren verquollen, er hatte ziemlich viel geweint und getrunken.
„Es tut mir so leid, meine Cousine hat mir geraten, dich zu verlassen, ich bin so eine Idiotin gewesen, nur einen Moment darauf zu hören. Ich liebe dich auch und möchte dich heiraten, denn ich konnte heute an nichts anderes denken als an dich“, bemerkte sie und küsste ihn voller Liebe.
„Dann wollt ihr also nicht heiraten?“, fragte Jagger, als sie ihn aus der Bar schleppten.
„Ich heirate nicht gern die Freundin meines Bruders, kleiner Bruder. Wenn du kotzen musst, tu es jetzt, bitte“, bat Jagger und lehnte ihn ans Auto.
„Ich muss nicht kotzen, ich hab nur gutes Guinness getrunken“, lallte Taylor.
„Hast du meinen Junggesellenabschied vergessen, dar war es auch nur Guinness. Ich lass dich kurz hier stehen, kannst du noch stehen?“, fragte Jagger und Taylor nickte.
„Dein Bruder ist so irgendwie gruselig“, stellte Idalis fest, als sie auf der anderen Seite des Autos gelehnt auf ihn wartete.
„Er ist nicht oft so, keine Sorge. Er will dich also heiraten, gratuliere“, erwiderte Jagger und in dem Moment übergab sich Taylor auf der Straße.
„Man, ich dachte schon, ich müsste die halbe Nacht darauf warten, alles klar bei dir, Bruder?“, fragte Jagger.
„Ja, alles bestens“, versicherte Taylor, der mit dem Oberkörper nach unten gebeugt stand.
„Gut, dann können wir fahren, steig ein“, bemerkte Jagger und stieg beim Fahrersitz ein.
„Man, mir brennt der Hals vielleicht“, entgegnete Taylor, der beim Beifahrersitz einstieg.
„Genau das will man von seinem Freund hören, das ist wie Musik in meinen Ohren“, erkannte Idalis und stieg hinten ein.

Zweiundzwanzigstes Kapitel


In dieser Nacht hatte Idalis wieder einen Babytraum. Als sie schweißgebadet aufwachte, war Taylor ihr keine Stütze. Er war irgendwann in der Nacht in seinem Suff aus dem Bett gefallen und schlief jetzt auf dem Boden weiter.
Kopfschüttelnd stand sie auf und holte sich ein Glas Wasser. Beim Zurückgehen sah sie auf ihren Wecker. Es war erst halb neun Uhr abends. Warum war sie so früh ins Bett gegangen, sie wusste es nicht mehr. Es war noch Zeit zu diesem Treffen für die Frauen zu fahren, dass erst um 9 Uhr begann. Sie zog sich an, deckte Taylor mit ihrer Decke zu und ging aus dem Haus.
„Oh, wie schön, eine Neue. Kommen Sie rein“, begrüßte sie eine nette Frau Mitte dreißig, als sie in den Raum kam in dem das Treffen stattfand.
„Wie läuft das hier ab, ich hab so was noch nie gemacht“, war Idalis schüchtern.
„Sie können Ihre Geschichte erzählen, oder einfach nur zuhören, wie Sie wollen“, erwiderte die Frau.
„Dann würde ich gern meine Geschichte erzählen“, entschied Idalis.
„Schön, schön, das Mikro gehört Ihnen“, freute sich die Frau und ließ sie sprechen.
„Guten Abend, mein Name ist Idalis. Ich bin Krankenschwester und habe vor drei Tagen das zweite Mal eine Fehlgeburt gehabt. Ich hab heut einen schrecklichen Fehler begangen. Ich hab meinen Freund weggeschickt, weil ich dachte, damit allein fertig werden zu müssen. Jetzt schläft er seinen Rausch auf meinem Schlafzimmerboden aus und ich habe Angst, dass, wenn er aufwacht, mich verlassen wird und ich wirklich allein damit klar kommen muss …“, begann Idalis zu erzählen.
„Er wird Sie nicht verlassen, wenn er Sie wirklich liebt, Idalis, keine Sorge, es ist jetzt fast 6 Jahre her, dass ich durch einen Tumor meine Gebärmutter verloren habe, mein Verhältnis zu meinem Mann ist jetzt wesentlich stärker“, erklärte die Kursleiterin, als sie Idalis in der Pause am Buffet antraf.
„Dann müssen Sie Mrs. Leinhart sein, ich bin Idalis Lopez, ich arbeite für Ihren Mann“, stellte Idalis sich freundlich vor.
„Jetta bitte, wir reden uns hier alle nur mit dem Vornamen an, das schafft Vertrautheit. Sie machen grad eine wirklich schwere Zeit durch, es war richtig hier her zu kommen, wir sind alle in der gleichen Situation. Danke, dass sie so offen mit uns waren“, erklärte Jetta, legte die Hand auf Idalis Schulter und ging wieder zum Rednerpult.
„Okay, meine Damen es geht weiter. Die nächste Rednerin spricht über Intimität mit dem Partner nach einer Fehlgeburt“, bemerkte Jetta und Idalis setzte sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand wieder hin.
Gegen Mitternacht kam Idalis nach Hause. Taylor schlief immer noch auf dem Boden. Nachdenklich zog sie ihre Jacke aus. Beim Hinhängen ihrer Jacke fühlte sie das Ringkästchen in Taylors Jacke. Sie nahm es heraus und stellte es auf den Tisch neben der Tür. Sie setzte sich aufs Bett und starrte auf das Kästchen und stand wieder auf. Sie öffnete es und zog den Ring an. Es war ein kleiner Diamant, doch er war wunderschön. Sie wollte ihn eigentlich nicht anbehalten, aber irgendwie schlief sie ein.
Am nächsten Morgen bekam Idalis furchtbare Schuldgefühle. Um die zu bekämpfen, machte sie Pancakes. Der Geruch des Kochens weckte Taylor.
„Wieso bin ich wieder hier?“, fragte Taylor, der durch das Schlafen auf dem Boden ziemlich zerwühlt aussah, als er in die Küche kam.
„Du musstest ja irgendwo deinen Rausch ausschlafen, Jag und ich haben dich hier her gebracht. Hast du Hunger?“, fragte Idalis und tat einen fertigen Pancake auf einen Teller.
„Oh, ne mir ist echt übel“, bemerkte Taylor und durchwühlte seine Haare.
„Ach ja, hat ich vergessen, du hast dich gestern ja übergeben. Ich mach dir nen Tee“, bemerkte sie und griff zum Wasserkocher. In dem Moment bemerkte Taylor den Ring.
„Du trägst ja den Ring, den ich gekauft hatte“, bemerkte Taylor verwundert.
„Ja, ich hab ihn gestern angezogen, das war blöd von mir, tut mir leid“, entschuldigte sich Idalis und wollte ihn vom Finger ziehen, Taylor hielt sie aber davon ab.
„Nein, lass ihn an, bitte. Ich will um dich kämpfen, dieser Ring soll dich daran erinnern, dass ich nicht aufgeben werde“, bemerkte er kämpferisch.
„Ich will dich heiraten, mein Schatz, das gestern war der schlimmste Fehler meines Lebens, ich hör nie wieder auf meine doofe Cousine, ich war gestern bei dieser Selbsthilfegruppe, die haben mir alles in einem anderen Licht gezeigt“, entschied Idalis und fing an zu weinen.
„Ich weiß, du hast gestern so einige Nachrichten auf meiner Mailbox hinterlassen“, bemerkte Taylor und strich ihr sanft über das Gesicht.
„Du hast die Nachrichten gehört und hast mich so lang zappeln lassen?“, fragte sie weinerlich.
„Entschuldige mal, du hast mich gestern Morgen ohne Vorwarnung rausgeschmissen, ein bisschen Strafe muss schon sein. Tut mir leid, dass ich dich quälen musste. Entschuldige auch, dass ich mich gestern so unnötig besoffen habe, auch ich hab mal Aussetzer. Apropos Aussetzer, warum bin ich auf dem Boden aufgewacht?“, fragte Taylor und umarmte sie.
„Ich hab dich aufs Bett gelegt, du bist irgendwie heut Nacht runtergefallen, ich soll ja nicht schwer heben, da hab ich dich einfach liegen lassen“, erklärte sie und setzte sich mit einem Teller an den Tisch.
„Ist eine Weile her, dass ich auf dem Boden aufgewacht bin. Ich werde glaub ich zu alt dafür. Ich würde gern duschen gehen, habe aber Angst, dass du danach deine Meinung wieder änderst“, bemerkte Taylor und rieb seinen Nacken.
„Ich würde ja mit dir mitduschen, aber der Arzt hat gesagt, ich soll es mit dem Sex etwas langsamer angehen. Aber auch wenn du aus der Dusche rauskommst, will ich dich noch heiraten“, versprach sie.
„Ich nehm das Telefon mit in die Dusche, nur um sicher zu gehen“, nahm er das Telefon aus der Station und ging ins Badezimmer.
Idalis griff nach ihrem Handy und rief Fauna an.
„Fauna, ich hab eine Überraschung, Taylor ist zurückgekommen, wir werden heiraten“, bemerkte Idalis glücklich, als sie ihre Freundin erreichte.
„Das ist wunderbar, das freut mich so für dich. Hast du einen Ring?“, fragte Fauna erfreut.
„An meinem Finger, er ist wunderschön, ich hätte ihn fast verloren, das darf mir nie wieder passieren“, erklärte Idalis.
„Meinst du den Ring oder deinen Verlobten?“
„Beide. Ich muss dir noch was sagen, was ich dir schon lang sagen wollte“, erklärte Idalis.
„Du meinst deine Umzugspläne, das weiß ich schon“, entschied Fauna.
„Jag und du sind jetzt wohl ganz Dicke miteinander. Tut mir leid, dass du es so rausgefunden hast“, entschuldigte sie sich.
„Es ist doch wunderbar für dich, Kleines, ich freu mich für dich, ich bin nicht sauer“, bemerkte Fauna.
„Gut, ich werde nämlich schon bald wegziehen. Aber du verstehst dich ja ganz gut mit Jagger, ihr kommt beide ja gerade sehr gut miteinander aus“, erwiderte Idalis.
„Was meinst du jetzt damit?“, fragte Fauna verwundert.
„Gar nichts, nur, dass ihr euch gut versteht. Weiß dein Mann davon?“, fragte Idalis.
„Wir haben jeden Samstag flotte Dreier, natürlich weiß mein Mann davon und so gut befreundet sind wir dann auch nicht, wir helfen uns nur gegenseitig beim Babysitten, das ist alles. Ich betrüg meinen Mann nicht, auf was für Ideen kommst du denn?“, fragte Fauna etwas gereizt.
„Entschuldige, meine Fantasie ist wohl mit mir durchgegangen, das freut mich echt für euch und es beruhigt mich auch, dass ihr euch habt, als Freunde meine ich, wenn ich hier wegziehe. Ich muss jetzt Schluss machen, er kommt zurück und er ist nicht begeistert, dass ich telefoniere“, bemerkte Idalis und legte wieder auf.
„Man, dein Handy hatte ich ganz vergessen. Wer war das?“, fragte Taylor, der nur mit einem Handtuch um, aus dem Bad kam.
„Mein Lover, ich brenn mit ihm durch“, witzelte sie.
„Das ist nicht witzig, darauf bin ich gerade nicht gut zu sprechen“, grummelte er und setzte sich aufs Bett.
„Ich hab mit Fauna telefoniert und ihr von der Verlobung erzählt. Oh man, ich hab vergesse, wie scharf du so knapp bekleidet aussiehst“, bemerkte sie und kletterte auf seinen Schoß um ihn zu küssen.
„Das ist nicht gerade förderlich dabei, nicht an Sex zu denken, Schätzchen“, bemerkte er und sie begann ganz langsam seinen Hals herunter zu küssen.
„Das noch weniger, ich sollte mich anziehen“, erwiderte Taylor und schob sie weg.
„Das ist neu, eigentlich sollte ich dich zurückhalten. Geht’s dir jetzt besser?“, fragte Idalis und Taylor zog sich an.
„Ich könnte nen warmes Bier gebrauchen“, bemerkte er, als er sich das Hemd zuknöpfte.
„Ich geb auf, deinen komischen Geschmack zu verstehen, ich werde dir eine Tasse mit Bier in die Mikrowelle stellen“, konterte sie und krabbelte vom Bett.
„Danke, bist ein Schatz. Vielleicht ess ich auch einen Pancake, du hast ja Pancakes für 12 Personen gemacht“, schmunzelte er und setzte sich aufs Bett, um seine Socken anzuziehen.
„Ja, ich hab’s wohl etwas übertrieben, ich musste mich heute Morgen irgendwie beschäftigen. Ich werde heut doch noch etwas zu Hause bleiben, wir könnten doch zum Café gehen heute und mit Jenson reden“, schlug Idalis vor, als sie die Tasse in die Mikrowelle stellte.
„Klar, wenn du willst. Oh man, tut mir der Rücken weh, lass mich nie wieder auf dem Boden schlafen, okay?“, bat Taylor und hielt seinen Rücken.
„Geht klar, werd’s mir merken. Wie viele Pancakes willst du?“, fragte Idalis und lud einen Pancake auf den Teller.
„Erst mal nur einen, danke. Du bist echt cool, weißt du das eigentlich?“, fragte Taylor und Idalis gab ihm die Tasse.
„Nein, bis jetzt nicht. Nen Guten“, bemerkte sie und Taylor trank einen Schluck.
„Oh man, das tut jetzt gut. Was? Warmes Bier ist das Beste gegen Kater. Schmeckt zwar scheußlich, aber hilft mir echt gut. Der Pancake übrigens auch, ich hab mir diese amerikanischen Essgewohnheiten eigentlich nie angewöhnt, aber die Dinger haben schon ihren Reiz“, bemerkte er mampfend.
„Ja, Chris mag die auch sehr, vor allem mit Erdnussbutter“, bemerkte Idalis und nahm sich auch noch einen Pancake.
„Erdnussbutter klingt gut, hast du welche da?“, fragte Taylor.
„Ich dachte dir wär schlecht?“
„Ich hab das warme Bier vertragen, das hält mein Magen auch aus. Also?“
„Über dem Kühlschrank. Ich glaub, ich probiere das auch mal“, schmunzelte Idalis und so begannen sie eine Pancake-Orgie.
„Okay, jetzt ist mir schlecht“, bemerkte Idalis satt und zufrieden, als sie die Pancakes gegessen hatten.
„Mir geht’s jetzt wieder gut, komischerweise. Wir sollten jetzt los, ich muss noch eine Weile korrigieren heute“, bemerkte er.
„Klar, ich hol nur noch meine Jacke, dann können wir los. Geht’s dir wirklich gut, nicht, dass du dich in meinem Wagen übergibst, das fänd ich gar nicht witzig“, entschied sie und ging aus dem Zimmer.
 
Es war ein schöner Frühlingstag, als Idalis mit ihrem Verlobten an der Hand in das Café trat. Irgendwie war das befriedigend, ihrem Ex ihr Glück unter die Nase zu reiben.
„Hier ist ein freier Tisch“, bemerkte Taylor und sie setzten sich hin.
„Er ist da, wink ihn her“, bat Idalis und Taylor tat es.
„Hey, ihr zwei, schön euch zusehen. Ich wollte mich noch mal entschuldigen, wegen meinem Auftritt im Krankenhaus. Ich bring euch zwei Kaffee, geht auf mich“, begrüßte Jenson sie freundlich.
„Das wär nett, danke“, bedankte sich Idalis gespielt höflich und legte ihre Hände auf Taylors.
„Du hast nen schönen Ring, habt ihr euch verlobt?“, fragte Jenson überrascht und Idalis nickte glücklich.
„Ja, heute Morgen. Wir würden dich gern zum Kaffee einladen, irgendwann in den nächsten Tagen, vielleicht kann deine Stewardess auch mitkommen“, schlug Idalis vor.
„Du lädst mich doch nicht etwa zu einem Doppeldate ein, du weißt schon, dass das mit einem gewissen Grad von Freundschaft zusammenhängt“, wollte Jenson sicher gehen.
„Wie wär Freitag, ist da deine Freundin in der Stadt?“, fragte Idalis noch mal nach.
„Muss ich sie fragen, aber ich denk schon, sie wollt eigentlich Donnerstag heim kommen. Hier, ich schreib dir mal meine Nummer auf, kannst ja Donnerstagabend mal anrufen und noch mal nachfragen. Vielen, vielen Dank für die Chance, ich bin gleich wieder da mit euren Kaffees“, bedankte sich Jenson überschwänglich, reichte ihr einen Zettel mit der Nummer drauf und ging zum Tresen.
„Man, ich schwanke grad was gruseliger war, dein Auftritt gestern in der Sport Bar, oder das“, war Idalis verwirrt.
„Will ich wissen, was ich gestern getan hab?“, fragte Taylor.
„Eigentlich nicht. Hab ich grade meinem Ex vorgeschlagen ein Doppeldate zu veranstalten? Ich hab so was noch nie gemacht, ist wieder so was amerikanisches, das ist doch nicht das Gleiche wie Partnertausch, oder?“, fragte Idalis.
„Nein Schatz, das ist nicht das Gleiche, obwohl manchmal das eine zum anderen führt, aber das ist eine andere Geschichte, die gehört nicht hierher. Du hast dich gut geschlagen, du klangst echt ehrlich“, erwiderte Taylor und sie nahm die Hände wieder von seinen.
„Ich mein es ehrlich, ich glaube, ich sollte wirklich ein freundschaftliches Verhältnis mit ihm aufbauen“, erkannte sie nachdenklich.
„Okay, wenn du meinst das tun zu müssen, er ist schon in Ordnung, vielleicht bin ich nicht mehr so eifersüchtig, wenn ich ihn mit seiner Freundin seh, ich hasse, dass ich so eifersüchtig bin, aber ich kann das einfach nicht ändern, tut mir leid“, entschuldigte sich Taylor.
„Das weiß ich, Schatz und ich bin stolz auf dich, dass du das alles mitmachst und so erwachsen reagiert“, erklärte sie und küsste ihn kurz.
„Wird Zeit, erwachsen zu werden. Vor allem jetzt, wo wir eine Familie gründen wollen, ist Eifersucht fehl am Platz. Du hast männliche Freunde und wirst noch mehr männliche Freunde haben, das muss ich respektieren“, erklärte er und Idalis wurde nachdenklich.
„Alles klar bei dir, Liebling?“, fragte Taylor und bewegte die Hand vor ihren Augen, die in die leere starrten.
„Ja, entschuldige, mir ist nur gerade was klargeworden“, erklärte sie und lächelte ihn an.
„Ich hoffe nicht, dass du Jenson immer noch liebst und mit ihm nach Mexiko durchbrennen willst“, bemerkte Taylor scherzhaft.
„Nette Idee, aber nein. Ich muss kurz mal telefonieren, kannst du gleich zahlen, wenn er kommt? Gib ihm auch meine Handynummer“, bemerkte Idalis, stand auf und zückte ihr Handy.
„Was bist du so mysteriös, um was geht es?“, fragte Taylor verwundert.
„Ich muss mich nur kurz bei Fauna entschuldigen, wegen was, was ich heut Morgen gesagt habe, bin gleich wieder da, sei nett zu ihm, okay?“, bat sie und ging zu den Toiletten.
„Ich bin immer nett, ich bin die Nettigkeit in Person“, nörgelte er, aber sie hörte es nicht mehr.
„Fauna, Hey, ich bin’s, ich wollt mich noch mal entschuldigen wegen heut Morgen, natürlich können ein Mann und eine Frau befreundet sein, dass bin ich mit Jagger ja auch. Das wollt ich dir nur sagen, du arbeitest vermutlich grad, ich komm morgen wieder zur Arbeit, denk ich. Schönen Tag noch, bye“, sprach Idalis auf den Anrufbeantworter und legte wieder auf.
„Sie ging nicht dran, das wollte ich nur loswerden, ich werde sie heut Abend noch mal anrufen. Oh ja Kaffee, europäischer Kaffee, das brauch ich jetzt“, bemerkte Idalis und nahm einen Schluck Kaffee.
„Das erklärt, warum du hier herkommst. Der Kaffee ist wirklich gut, ich hab ihm deine Nummer gegeben“, erkannte Taylor und nahm auch einen Schluck Kaffee.
„Danke, das war sicher nicht einfach für dich. Und wie ich sehe hat er noch seinen Kopf, braver Junge. Du wirst mich vielleicht für verrückt halten, aber ich hätte jetzt Hunger auf nen Muffin“, erwiderte Idalis und Taylor grinste.
„Ich halt dich nicht für verrückt, du hast in den letzten Tagen viel zu wenig gegessen. Weiß oder schwarz?“, fragte Taylor und stand auf.
„Schokolade, danke. Du bist auch ziemlich cool, weißt du das?“, fragte sie und er ging grinsend zum Tresen.

Dreiundzwanzigstes Kapitel


Zufrieden sah Idalis an diesem Abend ihrem Verlobten zu, wie er gründlich korrigierte.
„Was?“, fragte er, als er bemerkte, dass sie ihn beobachtete.
„Nichts, ich seh dich nur gern an“, bemerkte sie und er zog seine Lesebrille aus.
„Du kleines Flirtmonster, warum so scharf?“, fragte Taylor und Idalis grinste.
„Diamanten haben so eine Wirkung auf mich. Entschuldige, ich lass dich weiter arbeiten, ich werde den Fernseher anmachen“, bemerkte Idalis und griff nach der Fernbedienung.
„Untersteh dich, jetzt Oprah anzumachen, ich könnte eine Pause gebrauchen, ein bisschen Fummeln über der Bettdecke würde deine Ärztin auch gutheißen“, erkannte er und kam auf sie zu.
„Wenn du dich zu beherrschen weißt, gern“, erwiderte Idalis und er kletterte zu ihr aufs Bett.
Als sie gerade wild am Fummeln waren, klingelte ihr Handy.
„Das kommt mir jetzt grad recht, ich muss echt kämpfen, nicht zu weit zu gehen“, keuchte Idalis und nahm ihr Handy ab.
„Ja?“, bemerkte sie außer Atem.
„Hey, weiß deine Ärztin, was du da treibst?“, fragte Fauna, die am Telefon war.
„Alles jugendfrei. Was gibt’s?“, fragte Idalis und klopfte auf Taylors Finger, der nicht von ihr abließ.
„Du hast heut Mittag bei mir angerufen“, erkannte Fauna.
„Ach ja, richtig. Ich wollt mich nur entschuldigen, wegen dem was ich heut Morgen gesagt habe“, erklärte sie.
„Ach so, ja, ist schon okay. Ich wollt euch beide was fragen, ich weiß nicht, ob das üblich ist in euren Heimatländern, aber ich würde gern eine kleine Verlobungsparty für euch geben, solang Taylor noch in der Stadt ist. Nichts großes, nur meine Familie, ihr und ein paar Freunde“, schlug Fauna vor.
„Das war eher ein Vorschlag, als eine Frage. Du bist schon am Planen, oder?“, fragte Idalis schlussfolgernd.
„Könnte sein, dass in den nächsten Tagen der Florist bei dir anruft“, erkannte Fauna kleinlaut.
„Fauna!“
„Was denn? So lange bleibt dein Süßer ja nicht hier. Ich kann aber alles noch abblasen, wenn du willst“, bemerkte Fauna.
„Nein, eine Verlobungsfeier wäre nett, danke. Wir sprechen morgen über die Details, okay?“, stimmte Idalis zu.
„Taylor ist einverstanden damit?“, fragte Fauna nach.
„Tay ist grad geil, der kann grad über gar nichts nachdenken. Aber ich werde es ihm morgen schonend beibringen, schlaf gut, meine Süße und danke“, bedankte sich Idalis und legte wieder auf.
„Man, du hast deine Finger ja überall. Man, mir ist heiß, ich muss duschen. Machst du mal den Fernseher an, ich glaub Letterman kommt gleich“, bemerkte Idalis, löste sich von ihrem Verlobten und ging zum Badezimmer.
„Hey, du kannst doch nicht einfach mittendrin aufhören“, rief Taylor ihr hinterher.
„Ich kann das nicht nur, ich muss das sogar. Erklär dem kleinen Taylor, dass er heut nicht mehr strammstehen muss, ich will jetzt bei Letterman eindösen, auf ganz amerikanische Weise“, erkannte sie und schloss die Badezimmertür hinter sich.
Als Idalis aus dem Badezimmer kam, nach ihrem Duschgel mit Vanilleduft riechend, war Taylor auf der Bettdecke eingedöst.
„Ist wohl nicht genug Blut im Kopf geblieben, zum Wachbleiben, was?“, schmunzelte sie, kuschelte sich an ihn und schaltete den Fernseher an.
Noch bevor der zwei Gast bei Letterman auflief, war sie auch eingeschlafen.
 
Idalis wachte vom Fernseher auf. Es lief irgendeine Kinderserie.
„Endlich bist du wach, ich werde langsam paranoid von Ren & Stimpy“, bemerkte Taylor, der hellwach neben ihr lag und fernsah.
„Hey, morgen, warum machst du es dann nicht aus?“, fragte sie schmunzelnd und machte den Fernseher aus.
„Du liegst auf meinem Arm, ich wollte dich nicht wecken“, bemerkte er und sie küsste ihn sanft.
„Du bist süß, aber ich hab einen ziemlich tiefen Schlaf, davon wäre ich nicht wach geworden. Aber ich wäre nicht in deinen Armen aufgewacht und das wäre echt schade gewesen“, erwiderte sie säuselnd und küsste ihn weiter.
„So, wie sieht’s aus, willst du heut Arbeiten gehen?“, wollte Taylor wissen und sie nickte.
„Aber du kommst doch zurück zu mir, oder?“, fragte Taylor.
„Ja natürlich, das ist meine Wohnung. Im Kühlschrank ist genug zu essen, ich komm am späten Nachmittag wieder heim“, erkannte sie, nahm ihre Schwesteruniform, stopfte sie in ihre Tasche, zog ein Sommerkleid über ihre Unterwäsche und zog ihre Schuhe an.
„Hast du was zu Trinken in deinem Spint?“, fragte Taylor und kroch vom Bett.
„Ach ja, 3 Flaschen Wasser pro Tag, das nervt vielleicht“, erwiderte sie und er ging in die Küche. Er kam mit einer Flasche Wasser und zwei Äpfeln zurück.
„Hier, dein Frühstück, die Flaschen sind heut Nachmittag leer, verstanden?“, erwiderte er mit ernster stimme.
„Geht klar. Ach ja, wenn der Florist anruft, lass dir den Preis sagen“, erkannte sie und zog eine Jeansjacke an.
„Florist, warum brauchst du einen Floristen?“, fragte Taylor, aber Idalis grinste nur und ging zur Arbeit.
 
Vor Schichtbeginn ging Idalis noch zu Zane, den sie in der Gynäkologie vermutete.
„Hey, ich wollt nur sagen, dass ich wieder da bin“, erkannte sie und Zane lächelte sie an.
„Das ist gut, wieder zu jeder Schandtat bereit?“, fragte Zane erfreut.
„Ja, das bin ich. Haben Sie eine Ahnung, wo Fauna steckt?“, fragte Idalis.
„Nein, leider nicht. Meine Frau hat mir erzählt, dass Sie bei dem Treffen waren, hat es Ihnen gefallen?“, fragte Zane einfühlsam.
„Ja, war sehr interessant. Ihre Frau ist wirklich nett“, konterte sie, während sie nach einer Akte griff, die sie gesucht hatte.
„Was seh ich da, ein Ring mit einem Babydiamanten“, entdeckte Zane ihren Verlobungsring.
„Hey, mein Verlobter ist nicht so ein reicher Arzt, wie Sie, mir gefällt er, ich kann ihn bei der Arbeit tragen, ohne Angst zu haben, dass ich jemand damit verletze“, bemerkte sie und zog die Akte aus der Ablage.
„Klar, es ist der Gedanke, der zählt. Seit wann sind Sie denn verlobt? Meine Frau hätte mir erzählt, wenn sie an Ihrer Hand einen Verlobungsring gesehen hätte, sie sieht so was gleich“, erkannte Zane.
„Gestern, er hat mich gestern gefragt. Fauna macht eine kleine Verlobungsparty für uns, es wäre schön, wenn Jetta und Sie kommen würden“, lud sie ihren Chef ein.
„Ja, das würden wir sehr gern. Wann wäre diese Feier?“, fragte Zane.
„Das wissen wir nicht genau, Fauna wird Ihnen den Termin sagen, wenn wir alles geplant haben. Ihre Frau hat übrigens auch nicht gerade den Hope-Diamanten am Finger“, bemerkte Idalis und Zane grinste.
„Ich musste damals auch meinen Studentenkredit abbezahlen. Melden Sie sich bitte, wenn es nicht geht, mit dem Arbeiten“, bemerkte Zane und sie nickte.
 
„Hey, da bist du ja, hab dich schon gesucht“, bemerkte Fauna, als Idalis sie fand.
„Ich dich auch. Ich hab mit Taylor noch nicht darüber gesprochen, aber er wird es schon rausfinden, wenn der Florist anruft“, erkannte Idalis gut gelaunt und Fauna grinste.
„Das wird echt nur eine kleine Feier. Was hältst du von Freitag? Da haben die meisten Zeit und Agosto fliegt erst Samstag wieder“, schlug Fauna vor.
„Ja Freitag klingt gut, ne warte, ich wollte Freitag mit Jenson ausgehen“, erkannte Idalis.
„Du kannst keine Verlobungsfeier veranstalten, weil du mit deinem Ex ausgehen willst? Was soll das denn?“, fragte Fauna verwirrt.
„Ein Doppeldate, mit Taylor und Jensons Freundin, was denkst du denn?“, fragte Idalis und Fauna machte große Augen.
„Du willst jetzt also doch die Freundschaftsnummer mit ihm abziehen, aber mir vorhalten, dass ich deinem zukünftigen Schwager mit seinem Sohn helfe?“, bemerkte sie kritisch.
„Man, ich hab mich doch entschuldigt“, erwiderte Idalis murmelnd.
„Ja, ich wollt dich nur aufziehen. Lad sie doch zur Party ein, dann kannst du so tun, als würdest du eine Freundschaft wollen, ohne dich wirklich um ihn zu kümmern“, schlug Fauna vor.
„Du hast auch für jedes Problem eine Lösung, oder?“, fragte Idalis begeistert.
„Ich bin Mutter, na klar. Hier, nimm meine Kette, da kannst du deinen Ring dran hängen, sonst überlebt dein Ring nicht den Arbeitstag“, erkannte Fauna und machte ihre Silberkette ab, um sie Idalis zu geben.
„Danke, sehr aufmerksam von dir. Du wirst doch meine Trauzeugin bei der Hochzeit, oder?“, fragte Idalis und machte ihren Verlobungsring an die Kette.
„Es wär mir eine Ehre. Gib her, ich zieh sie dir um“, erkannte Fauna und machte ihr die Kette um.
„Wo trägst du eigentlich deinen Verlobungsring?“, fragte Idalis.
„Ich trage meinen Schmuck nicht bei der Arbeit, Agosto versteht das. Okay, dann plan ich alles für Freitag, ich ruf heut Abend noch mal an und sag dir, wie weit ich bin. Es geht aufwärts, Kleines, dein Leben gehört wieder dir“, bemerkte Fauna erfreut und Idalis umarmte ihre Freundin.
„Ich hab dir auch viel zu verdanken, dass ich jetzt soweit bin. Es wird mehr schwer fallen, dich zu verlassen“, bedankte sich Idalis und Fauna verdrückte eine Träne.
„Du bist ja nicht aus der Welt, du kannst immer zu mir kommen, wenn was ist. Lass uns arbeiten“, bemerkte Fauna und sie gingen zum Tresen.
Idalis konnte Taylor davon zu überzeugen, dass eine Verlobungsparty jetzt genau das war, was sie brauchte, um sich besser zu fühlen. Fauna hatte einen kleinen Saal aufgetan, an den sie billig gekommen war und war kurz bevor die Gäste kamen noch dabei, alles zu dekorieren.
„Ich glaub das reicht, Fauna, es müssen ja noch Gäste in die Halle passen“, bemerkte Idalis, die aus der Küchenzeile kam, wo sie den Wein kalt gestellt hatte.
„Was hast du nur so gegen Dekoration?“, bemerkte Fauna schmunzelnd.
„Eigentlich nichts, aber du übertreibst es ein bisschen. Kannst du die Herzen bitte wieder abhängen, die sind wirklich etwas viel“, bat Idalis und Fauna schüttelte den Kopf und tat es.
„Danke für dein Verständnis, das ist wirklich nett von dir, dass du das alles für mich machst“, bedankte sich Idalis noch mal bei Fauna.
„Ich freu mich, wenn du glücklich bist, und ich tu alles, dass du es bleibst. Du siehst heute übrigens wunderschön aus“, erkannte Fauna und Idalis lächelte.
„Hey, die gehört mir. Das Schild ist an der Tür angebracht, ein bisschen überladen für meinen Geschmack, aber die Nachricht kann man noch lesen“, erkannte Taylor schmunzelnd und legte die Arme von hinten um seine Verlobte.
„An dir ist echt eine Dekorateurin verloren gegangen, liebe Freundin. Man, ich bin nervös, warum bin ich so nervös?“, fragte Idalis zittrig.
„Ganz ruhig, Schatz, sie werden dich alle lieben, aber nur ich werde dich heut Nacht verführen“, beruhigte Taylor sie.
„Du bist immer noch beunruhigt, dass Jenson kommt, oder?“, fragte Idalis und löste sich von ihm.
„Ja, ein bisschen, ich weiß, ziemlich dumm, aber ich krieg das einfach nicht aus meinem Kopf raus“, erwiderte Taylor entschuldigend.
„Wenn du ihn siehst, mit seiner Stewardess, dann werden all diese Zweifel vergessen sein“, versprach Idalis.
„Du hast wahrscheinlich Recht, bald wirst du meine Frau sein, dann hat er eh nichts mehr zu melden“, erkannte Taylor.
„Er hat schon seit zwei Jahren nichts mehr bei mir zu melden, ich will eine Freundschaft mit ihm aufbauen, Schatz, du machst es mir echt nicht leicht“, bemerkte Idalis und verkrampfte ihre Hände.
„Ich streng mich an, versprochen“, erkannte er und nahm ihre Hände in seine. In diesem Moment kamen die ersten Gäste. Es waren Jagger und Chris.
„Hey, ihr seid früh dran, willkommen“, begrüßte Fauna die Gäste.
„Wir wollten euch noch helfen, aber wie ich sehe, waren die Dekorateure ziemlich fleißig, ich mag schon sagen penetrant“, sah Jagger sich um.
„Ihr habt einfach keinen Geschmack, also ehrlich. Man, ich hab die Gedecke auf den Tischen vergessen, die stehen noch im Kühlraum, hilfst du mir, Jag?“, erkundigte sich Fauna.
„Klar, mach ich. Passt du kurz auf Chris auf, Idalis?“, bat Jagger und Idalis nahm Chris an die Hand.
„Der Kleine wird auch immer größer. Komm mein Süßer, wir suchen dir einen Platz, wo du spielen kannst“, bemerkte Taylor und nahm seinen Neffen auf den Arm, um ihn nach nebenan zu bringen.
Idalis sah ihrem Verlobten hinterher und stellte sich wieder vor, wie er als Vater wäre.
„Bin ich zu früh?“, fragte eine Stimme und riss sie aus ihren Träumen.
„Jenson, hey, nein, du kommst genau richtig. Wo ist deine Freundin?“, fragte Idalis.
„Sie kommt etwas später, ihr Flug hatte Verspätung und sie musste sich noch umziehen. Gut siehst du aus, die Liebe tut dir wirklich gut“, bemerkte Jenson und sie lächelte ihn an.
„Danke, ich fühl mich auch so gut wie nie. Schatz, Jenson ist da“, rief Idalis nach hinten und Taylor kam zurück.
„Ich kann es kaum erwarten seine Freundin kennen zu …, wo ist sie denn?“, fragte Taylor und sah sich um.
„Sie kommt später. Tay, herzlichen Glückwunsch noch Mal zu dieser wunderschönen Verlobten“, begrüßte Jenson, Taylor, der ihm mit einem etwas kritischem Blick die Hand schüttelte.
„Willst du was trinken, Jenson?“, fragte Idalis um damit die seltsame Stimmung zu ändern.
„Ja, klingt gut. Zeig mir, wo alles steht“, bemerkte Jenson und Idalis führte ihn zum Tresen.
Als Zane und Jetta eingetroffen waren, war die kleine Feier komplett. Alles war sehr romantisch und feierlich. Später am Abend redete Fauna mit der zukünftigen Braut.
„Ich glaub, er hat gelogen, seine mysteriöse Freundin kommt nicht mehr“, lästerte Idalis.
„Das war doch irgendwie klar, er steht immer noch auf dich“, schlussfolgerte Fauna.
„Wenn er immer noch etwas von mir will, weiß ich nicht, ob ich wirklich eine Freundschaft mit ihm aufbauen kann. Er wäre immer eifersüchtig auf Taylor, ich bin eh bald hier weg und wir würden uns nur sporadisch sehen“, erkannte Idalis.
„Dann geh zu ihm hin und sag es ihm“, schlug Fauna vor.
„Das werde ich tun, genau jetzt. Könntest du Taylor etwas von uns fernhalten, er flippt sicher aus, wenn er mich allein mit Taylor sprechen sieht“, erkannte Idalis und stand auf.
„Ich werde mit ihm mal von bester Freundin zu zukünftigem Ehemann sprechen und ihm ein paar gute Tipps geben, wie lang brauchst du?“, fragte Fauna.
„Gib mir 10 Minuten, danke“, erwiderte Idalis und machte sich auf, ihren Ex-Freund zu suchen.
Sie fand ihn an die Wand gelehnt, mit einem Drink in der Hand.
„Wir müssen reden, Jenson“, bemerkte sie ernst.
„Ja, du hast Recht, ich hab keine Freundin, ein Loser wie ich ist nicht gerade ein Frauenmagnet“, gestand Jenson.
„Warum tust du das? Hast du noch Gefühle für mich?“, fragte Idalis.
„Nein, ich hab dich verletzt, du wirst mir nie wieder vertrauen können und mich so nie wieder lieben können“, erkannte er.
„Das war nicht die Antwort auf meine Frage!“
„Ja verdammt, natürlich hab ich noch Gefühle für dich, unsere Beziehung was so intensiv, wegen mir bist du hier her gekommen, aber ich respektiere das du jetzt heiraten willst“, erkannte Jenson und wurde lauter.
„Komm, lass uns wo anders hingehen, das muss ja nicht jeder mitkriegen“, bat sie und führte ihn etwas zur Seite.
„Schämst du dich wegen mir? Deine Arztfreunde und dieser eingebildete Sänger sollen nicht mitbekommen, wer du wirklich bist, wo du herkommst. Du hast in Madrid Windeln gewechselt, bevor ich dich hier her geholt habe. Und so dankst du es mir? Indem du jemand anders heiratest, der es nicht mal schafft, dir einen gescheiten Diamanten an den Finger zu stecken“, bemerkte Jenson in Rage. Er schien schon ziemlich viel getrunken zu haben.
„Du hast mich abserviert, ich bin drüber weg und das kannst du nicht verkraften, so einfach ist das. Bitte geh jetzt, du versaust die Stimmung meiner Party“, bemerkte sie peinlich berührt.
„Nein, du hast mich eingeladen, ich bleibe“, erkannte er standhaft und drückte sie gegen die Wand.
„Au, du tust mir weh, lass mich los“, bat sie, aber konnte sich nicht von ihm losreißen.
„Dann schrei doch, oder hast du Angst, dass deine elitären Freunde merken, was für eine Schlampe du bist?“, wurde er wütend. Sie begann zu weinen. In dem Moment bereute sie es etwas abseits zu stehen. Doch sie bekam schnell Hilfe. 

Vierundzwanzigstes Kapitel


Eh sie sich versah, wurde Jenson von ihr weggezerrt.
„Ich komm aus einer Arbeiterfamilie, ich bin mir nicht zu elitär, um das zu hören. Verpiss dich, Arschloch“, bemerkte Jagger mit starker Stimme.
„Ach so, wenn ich gewusst hätte, dass der Platz des Geliebten schon besetzt ist, hätte ich nicht damit angefangen“, murrte Jenson und musterte Jagger.
„Du hattest genug, mein Lieber, ich ruf dir nen Taxi“, entschied Jagger ernst und griff nach seinem Handy.
„Mach dir keine Mühe, Kumpel, ich gehe“, entschied Jenson und schlurfte davon. Weinend fiel Idalis, Jagger um den Hals.
„Hey, ganz ruhig, er ist weg, du musst keine Angst mehr haben“, bemerkte Jagger beruhigend.
„Bitte sag das nicht Taylor, er wird das nicht verstehen“, bat sie schniefend.
„Klar, das ist die Aufgabe des Trauzeugen, den Bräutigam von solchen Aktionen fern zu halten. Geht’s wieder?“, fragte Jagger und Idalis lächelte matt.
„Ja, ein Lächeln ist immer besser als Weinen. Setz dich, ich bring dir nen Kaffee“, behandelte Jagger sie liebevoll und sie schlurfte zu dem Sofa, auf dem sie vorher mit Fauna gequatscht hatte. Doch jetzt saß Fauna mit Taylor dort.
„Oh, verdammt“, murmelte sie und drehte sich weg, dass er ihr verheultes Gesicht nicht sehen konnte.
„Schatz, warum weinst du?“, fragte Taylor und stand auf.
„Es ist nichts, gar nichts. Es ist nur stickige Luft hier drin“, log sie. Taylor durchschaute das sofort.
„Was ist los? Du kannst es mir sagen“, bemerkte Taylor mit sanfter Stimme.
„Es ist alles in Ordnung, wirklich“, versprach sie.
„Dann würdest du nicht weinen, Liebling. Deine Probleme sind auch meine Probleme, schon vergessen?“, fragte Taylor und zog sie sanft auf das Sofa.
„Es ist so peinlich, du hattest so Recht“, erkannte sie und nahm das Taschentuch entgegen, was Fauna ihr entgegenstreckte.
„Ich sag so einige gute Sachen, mit was hatte ich Recht?“, fragte Taylor und nahm sie in den Arm.
„Jenson, der Idiot. Er hat sich an mich ran gemacht, hat mich beleidigt, dass ganze Repartiere, ich dachte wirklich, wir könnten Freunde werden, aber ich hatte vergessen, was für ein Idiot er doch ist“, erklärte sie stockend.
„Was hat er gemacht?“, fragte Taylor und man sah richtig, wie er versuchte sich zusammen zu reißen.
„Nichts Besonderes, es war eher ein emotionaler Angriff. Aber er ist weg, wir vergessen das jetzt einfach, es ist doch so ein schöner Abend“, bat Idalis und Taylor hielt sie nur im Arm.
„Hey Kleines, hier dein Kaffee. Hat er dich gefunden, na ja mein Bruder weiß immer wo es eine Jungfrau zu retten gilt“, bemerkte Jagger mit dem deutlichsten Oxfordenglisch, dass er aus sich raus holen konnte.
„Das musst du grad sagen, Sir Lancelot, wer hat den hier Genever aus den Armen des Drachen gerettet“, konterte Taylor auch hochgestochen.
„Was bedeutet das schon wieder? Ich will nichts von Idalis, ich war nur grad zur Stelle als sie Hilfe brauchte“, raunzte Jagger.
„Jungs, wenn das hier wieder zu einem Kampf ausartet, regelt das draußen, hier drin sind zu viele Sachen, die kaputt gehen können“, bat Fauna und schickte die Jungs nach draußen.
An der frischen Luft wurden die beiden Brüder wieder klarer im Kopf.
„Hat der Kerl sie angepackt?“, fragte Taylor, als er mit Jagger auf den Stufen zum Hinterausgang saß.
„Mach dir keinen Kopf darüber, ich hab das geregelt, meine Mitarbeiter sind auch gut zum Einschüchtern von Möchtegern Rambos“, erklärte Jagger versichernd.
„Du sprichst nicht mal ihre Sprache und du bist nicht der Pate, Jag. Lässt du uns mal allein?“, fragte Idalis, die zu ihnen gestoßen war.
„Du hast bald zwei Leute in deiner Familie, die fließend spanisch sprechen, Bruder, du hast bald keine Ausrede mehr, die Sprache endlich zu lernen. Wir kommen gleich wieder rein, guck mal nach, ob noch genug zu trinken da ist, bitte“, bat Taylor und Jagger ging wieder rein.
„Du hattest deine Eifersucht gerade gut unter Kontrolle, danke“, bedankte sich Idalis und stützte sich auf seinem Knie auf, als sie sich zu ihrem Verlobten auf die Stufen setzte.
„Das sah nur so aus, eigentlich würde ich den Kerl gern durch die Stadt jagen, bis er tot ist“, bemerkte Jagger trocken.
„Das ist gleichzeitig schmeichelnd und sehr verstörend für mich. Ich bin so verdammt naiv, ich hab echt gedacht, dass es jetzt anders wäre, dass er jetzt anders wäre. Na ja, anders ist er irgendwie, aber nicht im guten Sinne. Er hätte mich früher nie emotional so angegriffen, ich weiß auch nicht, was mit ihm los ist“, erkannte sie entschuldigend.
„Du bist nicht naiv, du wolltest mit deiner Vergangenheit ins Reine kommen, das bist du jetzt ja auch, du weißt jetzt, dass er nicht mehr zu deinem Leben dazu gehört. Du willst ihm doch nicht noch eine Chance geben, oder?“
„Du kannst ihn echt nicht ausstehen, nicht?“
„Er ist die erste große Liebe meiner Verlobten gewesen, irgendwie nicht so sehr. Ich unterstütz dich mit allem, was du machen willst“, versprach er.
„Der Kerl soll in der Hölle schmoren“, bemerkte sie mit starker Stimme.
„So gefällst du mir, meine Süße, hätten wir das Kapitel damit abgeschlossen?“, fragte Taylor.
„Heißt dass, wir laden ihn nicht zur Hochzeit ein?“, fragte Idalis scherzhaft und lächelte.
„Wenn du ihn unbedingt tot sehen willst, können wir das tun. Ich bin so froh, dass ich dich wieder zum Lächeln bringen kann, in den letzten Tagen dachte ich, du vergehst vor Schmerz“, erkannte Taylor und strich ihr sanft mit der Handaußenseite über die Wange.
„Du hast mir sehr geholfen, ich weiß nicht, wie es ist, wenn du wieder weg musst. Ich würde so gern sofort mit dir gehen, aber noch hab ich den Job in Seattle noch nicht und mein Boss weiß noch gar nichts davon, dass ich bald hier weg bin“, erkannte sie.
„Zane weiß noch nicht, dass du gehst? Du solltest ihm das bald sagen, heut hat er mir die ganze Zeit, wenn ich mit ihm über dich gesprochen habe, gesagt, wie froh er ist, dich im Team zu haben, du seist die Seele des Teams und so“, erklärte Taylor.
„Montag hab ich wieder Dienst, dann sag ich es ihm, aber nicht heute. Was wäre, wenn wir klammheimlich von dieser Party verschwinden und uns zu Hause schöneren Dingen zuwenden?“, fragte Idalis und stand auf.
„Sehr gute Idee, lass uns gehen“, bemerkte er und verschwand mit ihr in die Nacht.
Am nächsten Morgen klingelte wieder ganz früh Idalis Handy.
„Fauna, langsam denk ich, du willst mein Privatleben infiltrieren“, grummelte sie in ihr Handy, weil sie dachte, dass es Fauna war.
„Nein, ich bin es, Jenson, leg bitte nicht auf, ich will mich entschuldigen“, bat Jenson kleinlaut.
„Gut, das hast du dann jetzt. Ruf mich nicht mehr an, du hattest deine Chance, Kumpel“, bemerkte Idalis schläfrig und legte wieder auf.
„Fauna?“, fragte Taylor, der von dem Klingeln des Handys geweckt worden war.
„Nein Jenson, Jaggers Schläger haben ihn wohl nicht gefunden. Erinnere mich daran, meine Handynummer ändern zu lassen“, bat sie und kuschelte sich wieder in ihr Kissen.
„Wieso? Du hast ihm doch grade gesagt, dass er nicht mehr anrufen soll, das wird er doch machen, oder?“, fragte Taylor in sein Kissen brabbelnd. Er hatte es gerade ausgesprochen, als ihr Handy wieder klingelte.
„Man, warum lern ich eigentlich nie einen Typen kennen, der keine Lust auf telefonieren hat, es gibt genug Kerle davon, auf der Welt“, bemerkte Idalis und gab ihm ohne darauf zu sehen, ihr Handy.
„Hör mal zu, du Wichser, hör auf hier anzurufen, ich weiß, wo ich dich finden kann und dann mach ich dich kalt“, brüllte Taylor plötzlich ins Handy und nun war Idalis wach.
„Fauna? Oh tut mir leid, ich hab nicht gesehen, wer dran ist, tut mir schrecklich leid, ja uns geht es gut, ja, Jenson hat grad angerufen, ich weiß, es war keine gute Idee, ihn einzuladen, ja, ich geb sie dir“, stotterte Taylor und reichte Idalis das Telefon weiter.
„Ja, jetzt bin ich wach, mein Verlobter hat echt ein Organ, ja im Bett ist er auch so laut, nicht immer einfach bei einem Quickie in der Öffentlichkeit. Tut mir leid, dass wir so schnell weg sind gestern, du kennst das ja, wenn einen die Leidenschaft überkommt. Was bist du so früh wach? Ich dachte, du hättest heute frei“, erkannte Idalis.
„Eine Nummer vor dem Abflug? Dass ihr das in eurem Alter noch fertig kriegt, Respekt. Na ja, zehn Jahre älter als wir seit ihr schon, er fliegt also gleich wieder. Weißt du was, Süße, wir kommen später bei dir vorbei und du erzählst mir alle schmutzigen Details. Ich bin noch ziemlich fertig von gestern, ja eine echt tolle Nacht. Weißt du was? Ich bin jetzt wach, erzähl mir, wie es war“, schnatterte Idalis und ging in die Küche um den Kaffee anzumachen.
„Ich fühl mich nicht so wohl dabei, dass ihr über unser Sexleben redet“, bemerkte Taylor, als er aufgestanden war, um sich Kaffee zu holen und sah seine Freundin an, die auf dem Küchenstuhl lungerte und mit ihrer Freundin telefonierte.
„Ich muss Schluss machen, ich hab vergessen, dass ich einen verklemmten Briten als Verlobten habe. Also 14 Uhr sind deine Kinder beim Fußballtraining, dann können wir dann die Halle aufräumen. Ne, Taylor muss noch korrigieren, das schaffen wir schon zu zweit. Ja, ich richte es ihm aus, bis später“, bemerkte Idalis und legte auf.
„Ich bin nicht verklemmt, wir Engländer reden nicht ungern über Sex, wir haben ihn nur lieber. Er war übrigens unglaublich letzte Nacht, wir sollten öfters Pausen machen, das macht mich echt an“, bemerkte Taylor und beugte sich zu ihr runter, um sie am Hals zu küssen.
„Dann freu dich schon mal darauf, das werden wir wiederholen, ich werde in nächster Zeit hier nicht wegkommen. Ich soll dir übrigens von Fauna ausrichten, dass du sie nie wieder anschreien sollst“, bemerkte Idalis.
„Ich hab mich doch entschuldigt. Ich dachte nur, dass ich ihn damit so sehr einschüchtere, dass er dich nicht mehr anruft. Ich weiß nicht, ob ich dich hier allein lassen kann“, bemerkte er besorgt.
„Das kannst du, er wird mir nichts tun, ich werde ihn meiden, so gut ich kann und wenn er anruft, leg ich wieder auf. Ich hab es ziemlich gut drauf, jemanden zu ignorieren“, erkannte sie schmunzelnd und küsste ihn.
„Oh ja, das hast du, das hab ich ja am eigenen Leib zu spüren bekommen. Aber Gott sei Dank bin ich genauso penetrant wie du. Was ist, wenn das dir auch mit Jenson passiert?“, erkannte Taylor besorgt.
„Ich wusste bei dir, dass unsere Geschichte gerade erst begonnen hat, aber diese Geschichte mit Jenson ist seit gestern offiziell unwiderruflich vorbei, keine Anrufe mehr, keine Freundschaftsversuche, keine Cappuccinos mehr in seinem Café, du kannst mir vertrauen“, versprach sie.
„Ich vertraue dir völlig, ich vertraue nur ihm nicht. Ich bin froh, wenn du endlich in Seattle bist“, erkannte Taylor.
„Und ich erst. Aber wie soll ich das Zane beibringen? Er hat mich damals so unterstützt, als das mit Jenson zu Ende ging. Ich kann doch nicht einfach hingehen und sagen „Hey, ich bin dann mal weg“. Ich verdanke ihm so viel“, fiel ihr plötzlich wieder ein, dass das wichtige Gespräch mit Zane noch anstand.
„Soll ich mitkommen?“, fragte Taylor liebevoll.
„Nein, danke, das muss ich allein machen, das sähe irgendwie komisch aus. Du musst ja auch noch so viel korrigieren. Trotzdem danke“, erkannte sie und stand auf.
„Es ist gut, dass du so viele tolle Menschen hattest, als du sie am meisten gebraucht hast. Es ist eigentlich unverschämt, dich hier weg zu bringen“, erkannte Taylor und sie umarmte ihn nur.
„Ich hatte eine wunderbare Zeit hier, aber es ist Zeit, weiter zu ziehen, mit dir. In der Zeit mit diesen Leuten hab ich mir nichts mehr gewünscht als selbst eine Familie zu haben und die bekomme ich jetzt mit dir und das macht mich so glücklich“, war sie zufrieden.
„Mich auch, ich hab mir auch immer eine Familie gewünscht, als ich meinen Bruder mit seiner Familie gesehen habe. Ja, wirklich, mein Bruder hat eine ganz falsche Meinung von mir, ich bin ein Familienmensch, kein Lebemann. Diese ganzen Frauengeschichten, kleine Lügen um mich cooler zu machen, als ich bin. Na ja, die Sache auf seiner Hochzeit ist wirklich passiert, das war nur ein Moment der Schwäche, jetzt hab ich mich vollkommen unter Kontrolle“, erklärte er.
„Das will ich auch schwer hoffen. Ich werde mich jetzt anziehen und einkaufen gehen, es ist aber noch genug da, wenn du was Essen willst. Schaff schön“, erkannte sie und ging ins Schlafzimmer zurück.
Nachdem sie sich angezogen hatte, ging sie in die Stadt Einkaufen. Durch Zufall kam sie an dem Café vorbei, in dem Jenson arbeitete. Eilig lief sie weiter. Aber Jenson sah sie und lief ihr hinterher.
„Bleib stehen, Weib“, schimpfte er, als sie ihn ignorierte, während sie eilig weiter die Straße lang lief. Als er es gar nicht erwartete, blieb sie plötzlich stehen und drehte sich um. Er lief direkt in sie hinein.
„Danke zu freundlich. Wolltest du zu mir?“, fragte er und ging einen Schritt zurück.
„Das hättest du wohl gern, ich musste hier dummerweise nur lang. Jetzt verschwinde hier, bevor ich dir gerichtlich verbieten lasse, dass du dich nicht mehr als 200m an mich heran darfst“, erkannte sie trocken.
„Das würdest du nicht tun“, erkannte er.
„Oh doch, du hast mich in dieses wunderbare Land gebracht, wo man das ganz schnell machen kann. Aber ich bin bald weg von hier, beginne einen neuen Abschnitt in meinem Leben und du gehörst ganz sicher nicht dazu, nicht nach gestern Abend“, erkannte sie kühl.
„Ja, das hab ich verdient, ich hab gestern den Bogen überspannt. Ich will nur sagen, dass es mir Leid tut, wir sollten nicht im Streit auseinander gehen, bitte“, bat er.
„Ich verzeihe dir, aber jetzt will ich dich nie wieder sehen, okay?“, bemerkte sie versöhnlich und ging einfach von dannen.

Fünfundzwanzigstes Kapitel


„Du hast ihm verziehen? Das war sehr erwachsen von dir. Ich hätte ihm eine geknallt, du bist wohl doch älter als ich, zumindest vom Verhalten her“, erkannte Fauna, als sie mit Idalis die Halle von der Dekoration befreite.
„Ich bin sehr gereift in meinem Verhalten in den letzten Jahren, der Vorfall mit Jenson hat sehr dazu beigetragen, es hat mich stärker gemacht, stark genug um wieder an eine Zukunft zu denken mit einer Familie, dafür sollte ich ihm danken, aber das mach ich bestimmt nicht. Wie sag ich Zane, dass ich gehen werde? Er ist zu einer wichtigen Person in meinem Leben geworden, in den letzten Jahren. Das wird so schwer“, entgegnete Idalis und stand auf die Zehenspitzen, um eine Girlande von der Wand zu nehmen.
„Hast du ihn als Referenz angegeben, bei der Bewerbung?“, fragte Fauna und nahm die andere Seite der Girlande ab.
„Ja, war das falsch?“, fragte Idalis.
„Nein, eigentlich nicht, aber wenn sie dich wirklich wollen, haben sie ihn schon angerufen“, entgegnete Fauna.
„Oh Mann, dann weiß er es vermutlich schon. Das ist noch bescheuerter, als es ihm selbst zu sagen, wenn er es hinten rum erfährt. Ich sollte gleich ins Krankenhaus fahren und es ihm sagen“, erkannte Idalis und drückte ihr die Girlande in die Hand.
„Dann tu das, dann kannst du dich gleich dafür entschuldigen, dass du gestern abgehauen bist, ohne dich zu verabschieden“, erkannte Fauna.
„Ich sollte ihm was mitbringen, um mich zu entschuldigen. Im Kühlschrank liegen noch Blumen von gestern“, erkannte sie und ging zum Kühlschrank hinter dem Tresen.
„Wenn du ihm seine Blumen zurückschenken willst, mach das, aber in unserem Land ist das nicht gerade ein Zeichen, dass einem das Geschenk gefallen hat“, bemerkte Fauna grinsend.
„Man, war so viel los gestern, ist mir gar nicht aufgefallen, dass sie von den Leinharts waren. Dafür muss ich mich auch noch bedanken. Ich fahr noch bei einer Tankstelle vorbei und kauf ihm einen Whiskey oder so“, überlegte sie, während sie ihre Tasche hinterm Tresen wegzog.
„Sag’s ihm einfach, Geschenke machen ist heuchlerisch. Lass dir Zeit, ich mach das hier fertig, ich hab diese Schandtat verbrochen, ich räum’s wieder auf“, entschied Fauna und Idalis ging zu Tür.
„Endlich siehst du ein, dass du einen Knall hast, wenn es um die Deko geht“, bemerkte sie, während sie aus der Tür ging.
Als sie gerade ins Krankenhaus reinging, klingelte ihr Handy.
„Mrs Tumblin, das ist eine Überraschung, ich hab nicht so früh mit einer Antwort gerechnet, ich hoffe es ist eine Gute“, begrüßte Idalis die Direktorin der Highschool, an der sie sich beworben hatte.
„Ich würde Sie gern so schnell wie möglich zu einem Vorstellungsgespräch einladen, könnten Sie nächste Woche schon?“, fragte Mrs Tumblin am Telefon freundlich.
„Ja, natürlich, sehr gerne, ich müsste das nur mit meinem jetzigen Vorgesetzten klären“, bemerkte Idalis erfreut.
„Ich hab mit Dr. Leinhardt schon gesprochen, er ist bedrückt, sie gehen lassen zu müssen, aber er würde im Fall einer Einstellung alles veranlassen, dass es da keine Schwierigkeiten gäbe“, erklärte Mrs Tumblin.
„Das klingt fast zu gut um wahr zu sein. Könnten Sie mir die Einzelheiten für das Gespräch per E-Mail zukommen lassen? Ich gehe gerade zu meinem Vorgesetzten, sagen Sie mir einen Tag und ich werde mir frei nehmen“, plante Idalis.
„Ginge schon am Montag? Ich beginne ab Ende der Woche mein Sabbatjahr und würde gern bis dahin alles geklärt wissen“, entschied Mrs Tumblin.
„Das müsste in Ordnung gehen, ich freu mich auf unser Gespräch“, erwiderte Idalis und legte mit einem Lächeln wieder auf.
„Montag ist kein Problem, es sind gerade zwei Schwestern aus dem Mutterschutz zurückgekommen, die werden sich freuen, mal von ihren Kindern wegzukommen“, erkannte Zane plötzlich, der zufällig im Eingangsbereich saß und rauchte.
„Zane, man, Sie haben mich erschreckt. Stehen Sie schon lange da, ich hab Sie gar nicht gesehen“, erkannte Idalis erschreckt.
„Ich hätte mich bemerkbar machen sollen, entschuldigen Sie. Ja, ich rauche immer noch, meine Kollegen haben Recht, die Dinger machen echt süchtig“, bemerkte Zane und stand von seinem Sitzplatz an der Steinmauer vor dem Krankenhaus auf, nachdem er seine Zigarette ausgemacht hatte.
„Mir tut es leid, dass Sie es so hinten rum erfahren haben, Sie haben Besseres verdient“, entschied sie.
„Hey, sie heiraten bald, Sie haben andere Sachen im Kopf gerade und da ist noch die Sache mit ihrem Ex, ja das hab ich mitbekommen, was für ein Trottel. Sie werden diese Stelle bekommen, so wie ich Sie in den besten Tönen gelobt habe“, erklärte Zane und sie lächelte.
„Das hätten Sie nicht tun müssen“, bedankte sie sich.
„Es ist nur die Wahrheit. Als ich vor zwei Jahren gemerkt habe, dass meine Patientin die beste Schwester ist, die ich bekommen kann, dachte ich nie, wie sehr Sie mein Leben bereichern würden mit Ihrem Temperament und Ihrer positiven Lebenseinstellung. Ich meine der Kerl hat sie einfach sitzen gelassen und sie haben mit solch einer Stärke weitergemacht, ich wünschte manchmal, meine Frau und ich hätten diese Stärke auch“, lobte Zane sie.
„Sie machen mich hoffentlich nicht an, Zane, ein Nebenbuhler verträgt mein Verlobter grad noch, aber zwei sind dann doch zu viel“, schmunzelte sie.
„Ihren Witz werde ich auch sehr vermissen, Kleines. Wir alle werden Sie hier vermissen“, entgegnete Zane und lächelte auch.
„Noch hab ich die Stelle nicht, es könnte sein, dass ich Ihnen noch länger erhalten bleibe“, stellte Idalis klar.
„Sie werden gehen, Idalis, das steht schon fest, Sie werden wohl kaum ihre Familienplanung als Pendlerehepaar angehen, Taylor und Sie“, bemerkte Zane.
„Nein, mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, ich vermisse ihn jetzt schon und er sitzt nur zwei Meilen von hier in meinem Apartment. Wissen Sie noch, wie ich Ihnen vor zwei Jahren gesagt habe, dass ich keinem Mann mehr Vertrauen könnte?“, fragte Idalis und er nickte.
„Vergessen Sie das, ich hab ihn gefunden, den einen, dem ich Vertrauen kann. Ich weiß, ich kenne Ihn auch nicht länger, als ich Jenson damals gekannt habe, als er mich verlassen hat, glauben Sie mir, die Gedanken sind mir auch gekommen, dass das etwas überstürzt sein könnte, aber ich will ihn nicht mehr loslassen, ich kann ihn nicht mehr loslassen“, schwärmte sie von ihrem Verlobten.
„Sie werden sich kennen lernen, ich kannte meine Frau auch erst kurz, bevor wir uns verlobt hatten und ich vermisse sie immer noch, wenn sie nicht bei mir ist. Jetzt gehen Sie zurück zu ihm und erzählen ihm, dass Sie bald Krankenschwester an der Seattle Garfield Highschool sind“, entschied Zane und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen ging sie zurück zum Auto.
 
„Ja, ich weiß, jetzt fliege ich weg zu dir, obwohl du hier bist, aber morgen sind die Flughäfen sicher übervoll und ich mag es lieber ruhiger beim Fliegen. Ich würde dich gern dabei haben, aber du würdest mich nur zu sehr ablenken. Aber ich bin Dienstag zurück, versprochen“, erklärte Idalis, als sie an diesem Nachmittag ihre kleine Reisetasche packte, um nach Seattle zu fliegen.
„Ja, wird schon komisch sein. Aber du wirst mit diesem Job zurückkommen, da bin ich ganz sicher. Ich werde fleißig korrigieren und dann bist du auch schon wieder zurück. Hier, meine Hausschlüssel, verlier sie nicht, ich hab nur die einen. Schade, dass du jetzt gleich wegmusst, ich hätte gern da weiter gemacht, wo wir gestern Nacht aufgehört haben“, säuselte er und zog sie sanft an ihren Hüften zu sich.
„Du meinst mit Schlafen? Das kannst du hier gut allein, glaub mir. Ich hab Fauna nicht erreicht, wenn sie hier anruft, sag ihr noch mal Danke von mir, dass sie die Halle abnahmefertig gemacht hat und alles. Ach ja, ich hab Jenson heut getroffen, er hat sich entschuldigt, ich hab ihn dann zum Teufel gejagt, also, wenn er noch mal anruft, schrei ihn bitte nicht an, leg einfach auf, okay“, bat sie, band ihr Halstuch um ihren Hals und schlüpfte in ihre Jacke.
„Wir werden dem Kerl nie unsere Telefon in Seattle geben, versprich mir das“, bemerkte er und sie legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn lang.
„Wo du dich drauf verlassen kannst. Ich muss jetzt los, ich liebe dich sehr, das weißt du hoffentlich, die Lebensmittel, die ich gekauft hab, müssten eigentlich bis Dienstag reichen, sonst weißt du hoffentlich wie man einkaufen geht“, schmunzelte sie und schulterte ihre Tasche.
„Ja, das weiß ich. Und ich liebe dich auch sehr, aber das brauch ich dir wohl nicht zu sagen. Komm bald zurück“, bat er und sie lief zu ihrem Wagen.
Das Vorstellungsgespräch verlief sehr gut und Mrs. Tumblin bat ihr die Stelle an, die sie sehr gerne annahm.
Zwei Monate später lud Idalis ihr sämtliches Hab und Gut in einen Van und zog nach Seattle. Fauna hatte ihre eine Abschiedsparty organisiert, bei dem alle Gäste sehr emotionale Reden hielten und Idalis sentimental wurde.
Im Hochsommer heirateten sie dann im kleinsten Kreise in Madrid, weil dies der idealste Ort war, alle Familienmitglieder zusammen zu bringen. Ihre Mutter sagte nur, dass sie mit Taylor nicht den schlechtesten Fang gemacht hatte und das war alles, was sie von ihr hören wollte. Kurz vor ihrem 28. Geburtstag brachte Idalis Young gesunde Zwillingsmädchen zur Welt und die machten ihr Glück perfekt. Von Jenson hatte sie seit dem Tag auf der Straße nichts mehr gehört, was nicht nur ihrem Mann recht war. Gerüchte zufolge heiratete er auch wieder und musste jeden Penny umdrehen, um seiner Frau ihren gewohnten Lebensstil zu bezahlen. Das Schicksal hatte es nicht gut mit Jenson Petrol gemeint, aber Idalis Young hatte wohl ein paar Extrapunkte vom Schicksal gesammelt, denn ihr Leben war so geworden, wie sie es sich gewünscht hatte, als sie das erste Mal den Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt hatte.

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Tag der Veröffentlichung: 29.05.2011

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