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Erstes Kapitel


Worcester /  Massachusetts 17. März 2010

Die 24-jährige Sally O‘ Mara stand im Stadtzentrum in der wild tobenden Menge von feiernden Iren. Der St. Patricks Day lockte Touristen sowie Einheimische an diesem Tag in die Stadt. Sally hatte ihre ganze Teenagerzeit bei diesen Partys wild mitgemacht, doch seit dem Tod ihres Vaters zwei Jahre zuvor war der irische Feiertag eher eine Gedenkfeier an ihn als eine Party. Sally hatte zwei Jahre zuvor, kurz vor dem Tod ihres Vaters, ihr Studium in Informatik beendet und arbeitete jetzt in einer wirklich kleinen Computerfirma.
„Sally, wo bist du grad‘ mit deinen Gedanken?“, stupste sie ihre Zwillingsschwester Maggie an. Die stand genau neben ihr im selben grünen „Küss mich, ich bin Irin“ T-Shirt.
„Das ist mir hier irgendwie alles zu viel, ich geh‘ zurück nach Hause“, bemerkte Sally tonlos und drängte sich durch die Menge, ihr Ebenbild hinterher.
„Das ist auch für mich nicht einfach, Schwester, er war auch mein Vater. Du darfst dich nicht immer so verschließen“, bemerkte Maggie. Maggie war die Lebenslustige, Sally lebte eher introvertiert. Doch das war schon vor dem Tod ihres Vaters so gewesen.
„Aber wenn ich es so will? Ich bin große Menschenansammlungen nicht mehr so gewöhnt“, erklärte Sally.
„Du sitzt acht Stunden pro Tag in einem Kabuff ohne Fenster, natürlich irritieren dich Menschen nach einer Weile. Du solltest dort kündigen“, bemerkte Maggie besorgt.
„Ich brauch‘ den Job, kann nicht jeder einen reichen Ehemann haben“, bemerkte Sally trotzig. Maggie hatte den Sommer zuvor einen Börsenmakler geheiratet.
„Dann such‘ dir einen, wir haben schon oft versucht dich mit einem seiner Kollegen zu verkuppeln“, erwiderte Maggie.
„Über was soll ich mich bitte mit einem Börsenmakler unterhalten?“, fragte Sally kritisch.
„Sex? Du hast eine ganz schöne Durststrecke in letzter Zeit“, erkannte Maggie.
„Nach Linus hatte ich einfach keine Lust mehr auf Männer“, bemerkte Sally erklärend.
„Ja, hab‘ ich gemerkt, aber es kann doch nicht angehen dass deine erste große Liebe deine letzte ist“, erwiderte Maggie und in dem Moment kam ein Typ mit einem grüngefärbten Bier auf sie zu und knutschte Sally hemmungslos ab.
Sally stieß den Betrunkenen von sich weg und schob sich weiter durch die Menge.
„Was war das denn eben?“, fragte Maggie und hielt ihre Schwester wieder fest.
„Ich hab‘ mich gegen Avancen gewehrt, du bist mein Zwilling, das müsstest du eigentlich kennen“, erkannte Sally und setzte sich auf einen Stuhl von einem Restaurant. Sie waren schon den ganzen Morgen in der Stadt und sie wurde langsam müde.
„Ja, schon, aber du solltest diesen Tag nutzen um mal wieder flachgelegt zu werden“, bemerkte Maggie.
„Dafür werde ich langsam zu alt, das war früher lustig, jetzt ist es nur noch armselig“, entschied Sally und bestellte ein Waldmeister-Bier.
„Du bist noch zu nüchtern, was?“, frotzelte Bobby, der seinen Schwestern durch die Menge gefolgt war und setzte sich neben sie.
„Man, könnt‘ ihr nicht was sagen, bevor ihr einfach verschwindet?“, kam der vierte Vierling Jerry zu seinen Geschwistern und schnell saßen die vier die sich verdammt ähnlich sahen in geselliger Gruppe zusammen. Die vier waren eine kleine Berühmtheit, denn sie waren die ersten Vierlinge die in dieser Stadt geboren worden waren. Ihre Mutter war bei ihrer Geburt gestorben und sie waren bei ihrem Vater aufgewachsen. Sein Tod hatte die vier ziemlich gebeutelt, doch nun waren sie auf dem Weg der Besserung.
Bobby war Footballspieler bei den Worcester County Wildcats, Jerry war Mathelehrer an der hiesigen Highschool und Maggie spielte momentan nur die Ehefrau.
„Warum hast du dem Typen keine rein gehauen, weil er mich belästigt hat?“, fragte Sally, Bobby.
„Letztes Mal hast du dich lautstark darüber beschwert“, konterte Bobby.
„Letztes Mal war ich auch noch ein Teenager, du hast jetzt meine offizielle Erlaubnis dazu“, erwiderte Sally.
„Gut zu hören. Man, wir haben heut‘ Abend noch ein Spiel, ich würd‘ auch gern was trinken“, erwiderte Bobby.
„Ja, ist echt fies. Aber an Feiertagen kriegt ihr die besten Quoten“, bemerkte Jerry.
„Ja, auch wahr. Man, ist schon fast zwei Uhr, ich muss gleich zum Training. Bringst du die Ladies heil heim?“, fragte Bobby, Jerry.
„Mach‘ ich doch immer. Hals und Beinbruch“, bemerkte Jerry und die drei anderen sahen Bobby zu wie er wieder in der Menschenmenge abtauchte.
„Er sollte sich mal einen Job suchen wo er Hosen tragen muss“, erwiderte Maggie.
„Du hast grad‘ überhaupt keinen Job“, konterte Jerry.
„Der hat gesessen, die Wirtschaftskrise hat uns alle getroffen, ich würde ja gern‘ arbeiten“, entschied Maggie.
„Du bist gern Hausfrau, gib’s zu“, erwiderte Jerry.
„Momentan schon, aber nach meinem ersten Kind will ich wieder arbeiten“, konterte Maggie.
„Ihr plant schon Kinder?“, fragte Sally verwundert.
„Momentan nicht, aber vielleicht in 2, 3 Jahren“, erklärte Maggie.
„Dir ist schon klar, dass du dafür erwachsen werden musst, oder?“, frotzelte Jerry.
„Du bist ja schon erwachsen seit du ein Kind warst. Ich bin eine verheiratete Frau, ich bin erwachsen“, moserte Maggie.
„Ja, wenn du meinst. Alles klar bei dir, Sall‘?“, fragte Jerry und sah zu seiner Schwester.
„Ist heut‘ einfach kein guter Tag, ich seh‘ halt immer Dad mit zwei Krügen Bier durch die Menge gehen, wenn ich hier bin“, bemerkte Sally nachdenklich.
„Ja, ich auch, es ist so unfair, er war jahrzehntelang Kriegsreporter und wird dann vor der Haustür vom Auto überfahren. Also, ich bestell‘ noch eine Runde Bier in Dads Ehren“, bemerkte Jerry.
„Ja, das klingt gut“, erwiderte Sally. Doch diese Zusage sollte sie am nächsten Morgen bereuen.

„Man, ich hab‘ grad grün gepinkelt“, murrte Jerry, als er am nächsten Morgen zum Frühstück kam. Jerry, Bobby und Sally wohnten immer noch in ihrem Elternhaus, was sie von ihrem Vater geerbt hatten.
„Du hast ganz schön gesoffen, Bruderherz“, bemerkte Sally.
„Fass‘ dir an die eigene Nase, wir haben nen grünen Fleck auf dem Teppich von deinem ausgekotzten Bier“, erwiderte Bobby, der hinter seinem Bruder herkam.
„Das ist echt gruselig, dass wir immer gleichzeitig aufwachen, egal wann wir ins Bett gehen“, entschied Sally.
„Das putzt du weg, das ist dir schon klar, oder?“, fragte Jerry.
„Lass‘ mich erst mal mein Essen bei mir behalten, dann fang‘ ich an zu putzen“, bemerkte Sally, die einen riesigen Kater hatte.
„Wann musst du zur Arbeit?“, fragte Jerry.
„In drei Stunden, ich hätte gestern nicht trinken sollen, ich muss heut‘ noch das neue Actionspiel fertigprogrammieren“, erkannte Sally.
„Das ist so unfair, dass du uns den Prototyp nicht gegeben hast“, bemerkte Bobby.
„Die Worte streng vertraulich sagen dir was, oder?“, fragte Sally.
„Sag‘ doch, unfair. Ich muss jetzt gleich los, ich hoffe das zwei Mal duschen hat meine Alkoholfahne weggewaschen, ich würde ungerne meinen Schülern erklären müssen, warum ich nach Bier und Waldmeister stinke“, bemerkte Jerry, stand auf, nahm seine Tasche und verließ das Haus.
„Er sollte mal etwas stolz auf seine irischen Vorfahren sein“, bemerkte Bobby.
„Klar Colin Ferrell, du bist ja so irisch mit deinem amerikanischen Volkssport“, erwiderte Sally.
Es stimmte, die Vierlinge hatten nicht viel mehr mit ihrem irischem Erbe gemein. Ihr Vater war immer stolzer Ire gewesen, er war auch in Dublin geboren, doch die Vierlinge waren selbst noch nie da gewesen.
„Ich hab‘ grüne Haare“, erwiderte Bobby.
„Das ist ja schon eine Tradition, du bist immer grünhaarig um St. Patricks rum. Warum bist eigentlich so auf unsere Wurzeln fixiert, hab‘ gesehen dass du grad‘ gälisch lernst“, erwiderte Sally.
„Ist das jetzt ein Verbrechen?“, fragte er etwas ruppig.
„Du willst die Ladys beeindrucken, hab‘ ich recht?“, fragte Sally keck.
„Es geht nicht um Frauen, einer von uns sollte die alten Traditionen beibehalten“, erwiderte Bobby ernst.
„Ja, natürlich, ganz meine Meinung, mach‘ das ruhig. Ich werde mich jetzt um den Fleck auf dem Teppich kümmern, das wird lustig“, bemerkte Sally und stand auf.
„Dann viel Erfolg, ich geh‘ glaub‘ ich noch mal ins Bett, ich weiß noch gar nicht wieso ich aufgestanden bin“, bemerke Bobby.
„Geht dir das auch so, dass du was machst und nachher nicht mehr weißt wieso?“, fragte Sally überrascht.
„Passiert dir das auch?“
„Ja, ständig, hab‘ schon gehört, dass das bei Mehrlingen passiert, irgendwas Übernatürliches. Das erklärt warum wir immer zusammen frühstücken. Dann schlaf‘ schön weiter, ich bin dann nachher weg“, erkannte Sally.
„Okay, geht’s dir heute besser?“, fragte Bobby plötzlich.
„Es geht, danke der Nachfrage. Bis heut‘ Abend“, erwiderte Sally und ging zum Schrank um Putzmittel herauszuholen.

Kurz danach schrubbte sie den Teppich wild und kam dabei mächtig ins Schwitzen. Als sie gerade fast aufgeben wollte klingelte es. Keuchend ging sie zur Tür und lugte durch den Spion. Es war ihr Ex Linus.
„Was willst du hier?“, rief sie raus.
„Mag‘ hat mich angerufen, ich soll mal nach dir sehen“, erklärte Linus. Der 25-jährige Informatiker und Kollege von Sally mit jüdischen Wurzeln war immer da, wenn es ihr dreckig ging.
„Maggie ist grad‘ etwas langweilig, oder?“, fragte Sally und öffnete die Tür.
„Sie macht sich Sorgen um dich“, bemerkte Linus und wollte reinkommen, doch Sally hielt ihn davon ab.
„Wo willst du hin?“
„Da rein!“
„Äh, nein“
„Komm‘ schon, benimm‘ dich nicht so“, bat Linus.
„Wie soll ich mich denn benehmen?“
„Na so, ich hab‘ mich doch entschuldigt“, erkannte Linus.
„Du hast mich betrogen, glaubst du das ist mit ner Entschuldigung getan?“, fragte sie schroff.
„Sall‘, das ist beinahe ein Jahr her, irgendwann musst du wieder mit mir reden“, erkannte er sanft.
„Nicht, wenn ich es vermeiden kann. Sag‘ meiner Schwester, ich kann auf mich selbst aufpassen“, bat sie und schob ihn von der Tür weg um sie wieder zuzumachen.
„Ich möchte wieder mit dir befreundet sein, wir sind seit unserer Kindheit befreundet, es soll wieder so sein“, erwiderte er.
„Freunden muss man vertrauen und ich vertraue dir nicht mehr. Bitte komm‘ nicht mehr hier her“, erkannte sie und knallte die Tür vor ihm zu.
„Das hat gesessen“, erwiderte Bobby, der auf der Treppe saß.
„Wolltest du nicht schlafen?“, fragte Sally gereizt.
„Ich geh‘ lieber ne Runde joggen. Glaubst du nicht, dass du ihn schon genug gequält hast?“, fragte Bobby und band seine Schuhe zu.
„Du bist auch so ne untreue Lusche, mit dir red‘ ich sicher nicht darüber“, erwiderte Sally kritisch.
„Das ist gar nicht wahr“, behauptete er.
„Ich kenne mindestens zwei Frauen die das gern hören würden“, erkannte Sally keck.
„Man, es ist echt fies, dass du immer meine E-Mails liest, hör‘ auf meinen Account zu hacken“, bat er grantig.
„Ich hack‘ hier gar nichts, du hast immer Football als Passwort, das könnte jeder Fünftklässler rausfinden“, erwiderte Sally cool.
„Dann geh‘ nicht mehr an meinen PC, ich achte ja auch deine Privatsphäre“, erwiderte Bobby und ging joggen.
Bobby hatte Recht, sie war in letzter Zeit verdammt neugierig geworden, so wie es ihr Vater gewesen war. Schnaufend ging sie zurück zu ihrem Fleck, um es noch ein Mal zu versuchen.

Zweites Kapitel


Zwei Wochen später war Sally bei ihrer Schwester und ihrem Mann eingeladen. Sie genoss die Stunden mit ihr, denn seit Maggie ausgezogen war, fühlte sie sich irgendwie nicht mehr vollständig. Natürlich würde sie ihrer Schwester das nie sagen.
„Schmeckt es dir nicht?“, fragte Maggie, als sie ihrer Schwester zusah, die lustlos in ihrem Essen herumstocherte.
„Doch, doch, du hast echt kochen gelernt, ich hab‘ nur über was nachgedacht“, erwiderte Sally.
„Ich hoffe darüber, dass du das Angebot annimmst, meinen Kollegen Orson zu treffen“, erkannte Maggies Mann Wan.
„Ein Date und wenn er mich unpassend anpackt, wird bei euch ne Stelle frei“, gab Sally nach und Maggie grinste erfreut.
„Geht klar, aber er ist ein wirklich lieber“, bemerkte Wan.
„Super, das heißt er ist ein Langweiler. Aber die sind ja ziemlich treu, wie ich gehört habe“, dachte sie laut nach.
„Ja, das sind wir. Sall‘ hat Recht, du kochst ziemlich gut inzwischen“, lobte Wan seine Frau.
„Danke, ich denk‘ mal dass das ein Kompliment sein sollte. Kann ich Orson dann deine Handynummer geben?“, fragte Maggie noch mal nach und Sally nickte.
„Du bist langsam echt frustriert, oder?“, fragte Maggie erkennend.
„Linus war in den letzten zwei Wochen mindestens sechs Mal vor meiner Haustür, danke noch Mal“, erkannte Sally sarkastisch.
„Du hast immer auf ihn gehört, ich dachte er könnte mit dir über deine Depression sprechen“, erwiderte Maggie.
„Ich hab‘ keine Depression, wie kommst du denn auf das?“, fragte Sally entrüstet.
„Jerry hat es mir gesagt“, erkannte Maggie.
„Was qualifiziert ihn dass er die Diagnose Depression stellt? Er unterrichtet gottverdammtes Algebra“, murrte Sally.
„Es ist nicht schlimm, wir sind deine Geschwister, wir helfen dir“, bemerkte Maggie.
„Ich hab‘ keine Depression, verdammt noch mal, ich hab‘ nur grad die Liebe meines Lebens und meinen Vater verloren, da kann man mal wohl etwas traurig sein, oder?“, wurde Sally immer ärgerlicher und stand auf.
„Das ist wirklich nicht schlimm“, versuchte Maggie ihre Schwester zu beruhigen.
„Ich geh‘ jetzt, jetzt weiß ich auch, wieso ihr mich eingeladen habt, schämt euch“, murrte Sally und brauste davon.
Was war das für eine Unverschämtheit, sie war doch nicht depressiv. Zugegeben, sie war nicht in bester Stimmung in letzter Zeit, aber sie hatte ein verdammtes Recht darauf.
Sie setzte sich in ihren alten Buick und schlug auf das Lenkrad ein.
„Autsch“, murmelte sie, als ihre Hände schmerzten.
Plötzlich klopfte jemand gegen ihre Fahrertür und sie erschreckte sich furchtbar.
Sie sah langsam zur Seite. Es war Maggie.
„Mag‘, verdammt, es ist dunkel, schleich‘ dich nicht so an“, bemerkte Sally, nachdem sie die Fensterscheibe heruntergekurbelt hatte.
„Ich schleich‘ mich nicht an, du bist einfach abgehauen“, bemerkte Maggie.
„Gut erkannt, ich musste nicht einfach so aufs Klo, ich will nicht mit dir reden“, entschied sie.
„Ich hab‘ es vielleicht etwas übertrieben, du stehst jeden Tag auf und du siehst auch nicht so aus, aber du verschließt dich mir immer mehr“, bemerkte Maggie.
„Du bist einfach weggegangen“, schniefte Sally und begann zu weinen.
„Schätzchen, ich hab‘ geheiratet, ich konnte doch kaum in unserem Elternhaus wohnen bleiben“, versuchte Maggie sie zu beruhigen, indem sie ihren Arm durch das Fenster streckte und ihre Wange streichelte.
„Ich weiß doch, aber es ist so seltsam zu Hause. Erst Dad, dann Linus und jetzt auch noch du“, bemerkte Sally und öffnete die Fahrertür.
„Ich bin doch noch da, wir wohnen nur 5 Meilen auseinander, nerven dich die Jungs so sehr?“, fragte Maggie und umarmte ihre Schwester.
„Das sind solche Schweine“, erkannte Sally und rückte etwas zur Seite, dass ihre Schwester sich neben sie setzen konnte.
„Du musst einfach mal hart durchgreifen, die beiden brauchen eine Ehefrau“, bemerkte Maggie.
„Du kannst sie nicht verkuppeln, der eine ist ein sexistischer Bastard, der andere ist glaub‘ ich schwul, er verhält sich sehr verdächtig“, bemerkte Sally.
„Das ist mir auch schon aufgefallen, vielleicht ist er ja auch nur schüchtern“, bemerkte Maggie nachdenklich.
„Er hatte doch diese Freundin im College“, bemerkte Sally.
„Die hätte auch ein Kerl sein können“, entschied Sally.
„Ja, die war schon recht hässlich“, schmunzelte Maggie.
„Bobby hat schon wieder zwei Frauen auf ein Mal“, erkannte Sally plötzlich.
„Nur zwei?“, fragte Maggie sarkastisch.
„Das ist nicht witzig, er versaut sich sein Leben“, bemerkte Sally.
„Er ist jung, lass‘ ihn sich austoben, solang‘ er keiner unser Freundinnen verarscht“, bemerkte Maggie.
„Aber Dad hat ihm beigebracht dass er respektvoll mit Frauen umgehen soll“, erwiderte Sally.
„Du hörst auch nicht auf das war Dad dir alles beigebracht hat. Zum Beispiel dieses Tattoo hier“, bemerkte Maggie und deutete auf Sallys Einhorntattoo auf dem Oberarm.
„Ach ja, St. Patricks Day 2006, mein erster Vollrausch, das Ding ist so kitschig, Linus hat es immer geliebt, ich muss das Ding mal loswerden, wenn ich das Geld dafür gespart habe“, erklärte sie.
„Du solltest es behalten, passt irgendwie zu dir. Du darfst nicht alles von ihm wegschieben, ihr seid zusammen aufgewachsen“, bemerkte Maggie.
„Das sind wir alle, ich hasse es so, dass ihr alle noch so gut mit ihm befreundet seid“, erkannte Sally und schlug wieder gegen das Lenkrad.
„Er ist mein dritter Bruder, ich kann nicht anders, tut mir leid“, bemerkte Maggie entschuldigend.
„Ich versteh‘ das schon, ich verbiete euch das auch nicht, aber es ist nur ziemlich hart“, entgegnete Sally.
„Kommt ihr jetzt wieder rein, oder was?“, kam Wan zu ihnen.
„Wir bleiben noch etwas hier, mach‘ du noch ne Flasche Wein auf, okay?“, bat Maggie und legte ihren Kopf auf die Schulter ihrer Schwester.
„Und danach ein flotter Dreier?“, fragte Wan hoffend und die beiden Frauen sahen ihn böse an.
„War nur so’n Gedanke, dann eben nicht“, bemerkte er und ließ sie wieder allein.
„Dein Mann ist gar nicht so verklemmt wie ich dachte“, bemerkte Sally amüsiert.
„Nein, ganz und gar nicht, was denkst du wieso ich ihn geheiratet habe. Orson ist sicher nicht so übel“, erwiderte Maggie.
„Denk‘ ich auch, also lassen wir uns die Flasche Wein noch schmecken, oder was?“, bemerkte sie versöhnlich und ging mit Maggie zurück in die Wohnung des Ehepaars.
 
Zwei Stunden später stand Sally ziemlich betrunken vor Linus Tür. Nachdem Maggie und ihr Mann betrunken eingeschlafen waren, war sie ins nächste Taxi gestiegen um zu Linus zu gehen.
Nun stand sie schwankend vor seiner Haustür und klingelte mühsam.
„Hey“, begrüßte sie Linus säuselnd.
„Du bist betrunken“, bemerkte Linus.
„Du bist so ein kluger, kluger Kerl“, säuselte sie und tätschelte sein Gesicht.
„Vor einem Jahr hast du mich noch angeschrien wie dumm ich doch wäre. Was willst du, Lindsay Lohan?“, fragte Linus amüsiert.
„Ich will Sex mit dir, sofort“, bemerkte sie.
„Dann komm‘ rein, Süße“, bemerkte er amüsiert und trat von der Tür weg, dass sie eintreten konnte. Benommen zog Sally ihr T-Shirt aus und starrte dann in die verdutzten Gesichter von Linus Freunden, die alle einen Controller in der Hand hielten und vor einem Fernseher saßen.
„Wupps, Gangbang ist aber nicht“, bemerkte sie lallend und zog ihr Hemd wieder an.
„Komm‘ Süße, ich bring‘ dich in mein Schlafzimmer“, erkannte Linus und unter Grölen seiner Freunde zog er seine Ex ins Schlafzimmer.
 
„Sex mit dir und deine Freunde sind im Nebenraum, wie in den guten alten Zeiten“, erwiderte sie und er half ihr liebevoll in sein Bett.
„Ich werd‘ nicht mit dir schlafen, denn sonst würdest du mich morgen kastrieren. Ich zieh‘ dir die Schuhe aus und dann schläfst du, okay?“, bemerkte er, tat es, deckte sie zu und ging zurück zu seinen Freunden.

Drittes Kapitel


Das Geräusch eines fahrenden Rennwagens weckte die sehr verkaterte Sally tags drauf. Sie schob ihre Haare zur Seite und sah neben sich ins Bett. Dort hatte niemand geschlafen.
„Gott sei Dank“, murmelte sie und rappelte sich auf. Doch sie stand zu schnell auf und musste schnell zur Toilette eilen. Während sie sich übergab, bemerkte sie, dass jemand in der Dusche neben ihr war.
„Morgen, Schnapsleiche“, bemerkte Linus aus der Dusche heraus.
„Du bist ein Charmebolzen, wie immer“, bemerkte sie und setzte sich neben die Toilette.
„Ja, so bin ich“, erwidert Linus und stieg aus der Dusche.
„Oh man, zieh‘ dir was an“, erkannte sie, dass er nackt war.
„Du hast mich schon nackt gesehen“, erkannte er.
„Ja, aber ich hatte diesen Anblick erfolgreich verdrängt. Warum bin ich in deinem Bett aufgewacht?“, murmelte sie.
„Du wolltest mit mir schlafen!“
„Nein, wollt‘ ich nicht!“
„Doch, wolltest du, aber du bedeutest mir zu viel um das auszunutzen“, bemerkte Linus und schlüpfte in Shorts.
„Seltsam dass ich dir aber nicht genug bedeute um mir treu zu sein“, erkannte sie kritisch.
„Man, wie lange willst du darauf noch rumreiten“, brummelte er.
„Solange wie du auf ihr. Ich stinke, kann ich nen T-Shirt von dir anziehen?“, fragte sie schroff.
„Du weißt ja wo sie liegen. Man, die Jungs spielen immer noch, ich bin um zwei ins Bett, da wollten sie nicht mehr so lang machen“, bemerke er und zog sich sein T-Shirt an.
„Du hast neben mir im Bett gelegen?“, fragte sie kritisch.
„Man, wir waren lang ein Paar, ich hab‘ dich ja nicht angefasst, krieg‘ dich wieder ein“, bemerkte er und ging aus der Tür.
„Ich soll mich wieder einkriegen? Man darf doch wohl mal fragen“, wetterte sie und sah zu den Jungs auf dem Sofa, die sie breit angrinsten.
„Was hab‘ ich gemacht?“, fragte sie erkennend.
„Weißt du noch was du in den Frühlingsferien auf dem College gemacht hast?“, erinnerte er sie.
„Man, ich sollte das trinken lassen. Welches T-Shirt kannst du entbehren, ich geb’s dir nämlich nicht zurück“, entgegnete sie trocken.
„Das T-Shirt vom College kannst du haben“, erwiderte er.
„War ja klar, dass war das erste was ich dir auf dem College geschenkt habe. Hört auf zu Grinsen, Jungs, so klasse sind meine Brüste dann auch wieder nicht“, bat sie und nahm ein T-Shirt aus dem Schrank im Flur, um dann wieder in die Dusche zu verschwinden.
Als sie sich grad‘ das geliehene T-Shirt übergezogen hatte klopfte es.
„Sall‘, Bobby ist am Telefon“, rief Linus.
Sie öffnete die Tür einen Spalt und bekam das Telefon gereicht.
„Warum hab‘ ich gewusst, dass du irgendwann zu ihm zurückgehst?“, fragte Bobby amüsiert.
„Ich bin nicht zu ihm zurückgegangen, ich bin irgendwie besoffen bei ihm gelandet, ja ich hab‘ zusammen mit ihm in einem Bett geschlafen, aber ganz unschuldig. Woher weißt du, dass ich hier bin?“, fragte Sally.
„Du bist nicht bei Maggie, wo solltest du sonst sein?“, bemerkte Bobby cool.
„Wie spät ist es eigentlich?“, fragte Sally.
„Halb zehn, ich spiele in zwei Stunden wieder, du wolltest heute zusehen“, erkannte Bobby.
„Klar, ich hab’s versprochen, dann komm‘ ich auch. Kann mich einer von euch abholen? Mein Wagen steht noch bei Maggie, hoff‘ ich zumindest“, bat sie.
„Ja, tut er, Jerry ist grad‘ unterwegs, ich sag‘ ihm, er soll dich mitnehmen. Geht’s dir gut?“, fragte er.
„Ging‘ schon mal besser, wir reden später. Danke, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast“, bemerkte Sally.
„Du bist meine Schwester, Engelchen, das werde ich immer machen. Also, ich ruf‘ Jerry an, er müsste bald bei dir sein“, versprach Bobby und legte wieder auf.
Zehn Minuten später saß Sally neben drei von Linus‘ Freunden auf dem Sofa und wartete auf ihren Bruder.
„Willst du nen Kaffee?“, fragte Linus, der mit einer Tasse Kaffee in der Hand aus der Küche kam.
„Nein, danke, Jerry müsste gleich kommen. Ich glaub‘ ich warte draußen auf ihn, ich fühl‘ mich hier nicht wohl“, bemerkte Sally, stand auf und ging Richtung Tür.
„Sall‘, es muss nicht so zwischen uns sein“, bemerkte Linus bedrückt.
„Doch muss es, ich hab‘ dir nichts mehr zu sagen“, erwiderte sie bissig.
„Sie hat mir nichts bedeutet“, erkannte er plötzlich und sie drehte sich noch ein Mal zu ihm um.
„Dann ist es ja gut, dass du nicht eine 20-jährige Freundschaft dafür ruiniert hast“, bemerkte sie schroff und öffnete die Tür.
„Das ist jetzt ein Jahr her, wann verzeihst du mir endlich?“, bemerkte er enttäuscht.
„Wenn die Hölle zufriert, schönes Wochenende, bye“, erwiderte sie und ging aus der Tür.
 
Zehn Minuten später kam Jerry hergefahren und hielt bei ihr.
„Hey, spring‘ rein“, bemerkte er freundlich und sie stieg ein.
„Danke, dass du mich abholst“, bedankte sie sich ruhig.
„Klar, immer doch. Erzählst du mir, was da letzte Nacht los war, oder sollen wir die ganze Fahrt über schweigen?“, fragte Jerry freundlich.
„Schweigen wäre klasse“, bemerkte sie.
„Gut, dann nicht. Du willst dich sicher noch mal umziehen, bevor wir zum Spiel fahren, oder?“, fragte Jerry.
„Ja und erst mal eine Stunde duschen, ich kann’s nicht fassen dass ich bei Linus aufgewacht bin, das war so peinlich“, erkannte sie und rieb ihr Gesicht.
„Alkohol bringt einen zu den dümmsten Ideen, davon kann ich ein Lied singen. Ist was passiert zwischen euch?“, fragte Jerry neugierig.
„Nein, nicht das ich wüsste. Der Idiot nimmt sich heraus, von mir zu fordern, dass wir wieder Freunde werden“, erkannte sie.
„Ihr wart 20 Jahre Freunde, vielleicht wird es Zeit über diesen kleinen Fehler hinwegzusehen“, erkannte Jerry.
„Würdest du deinem Partner verzeihen, wenn er fremdgehen würde? Oder sie, wir sind immer noch unschlüssig auf was für Körperteile du stehst“, erkannte sie.
„Brüste, eindeutig Brüste, wie kommt ihr denn auf den Mist, dass ich vom andren Ufer sein könnte“, bemerkte Jerry amüsiert.
„Wir haben nicht so wahnsinnig viele Freundinnen von dir kennengelernt in letzter Zeit“, bemerkte Sally.
„Von dir auch nicht, Schwester, aber ich beschuldige dich nicht, lesbisch zu sein“, bemerkte Jerry leicht verärgert.
„Ja, tut mir leid, wir haben schon ziemlich verkorkste Liebesleben, außer Maggie, die kann die Finger ja nicht von ihrem Mann lassen, sie hat gestern nicht mal gemerkt, dass ich weg bin“, erwiderte sie.
„Ja, die Liebe, Linus und du wart ja auch nicht auseinander zu bringen bis na ja, dem blöden Vorfall“, entgegnete Jerry.
„Ich will heut‘ nichts mehr von diesem Arsch hören“, bemerkte Sally.
„Geht klar“, entschied Jerry und sie fuhren schweigend heim.
 
An diesem Samstagnachmittag versammelte sich die ganze Familie im Stadion um Bobby spielen zu sehen. Das war eine Familientradition, das taten sie jeden ersten Samstag im Monat wenn er spielte.
„Ich hol‘ uns noch was zu Trinken“, bemerkte Sally, als die Geschwister vorne an der Tribüne saßen und ging durch die Bänke zum Getränkestand. Sie stellte sich an. Plötzlich hörte sie ein „Hey“ von hinten und drehte sich um. Es war Linus.
„Das ist nicht dein Ernst, oder? Kannst du mich nicht für fünf Minuten alleine lassen?“, fragte sie verärgert.
Hey, mach‘ mich nicht an, die Wildcats sind mein Lieblingsteam wie du vielleicht weißt, ich hab‘ nicht gewusst, dass du hier bist“, erwiderte er schroff.
„Klar, wie du meinst, sprich‘ mich einfach nicht an“, bat sie und drehte sich zum Stand hin um Getränke zu kaufen. Danach ließ sie ihn einfach links liegen und ging zurück zu ihren Geschwistern.
 
„Hat einer von euch Linus zum Spiel eingeladen?“, fragte sie, als sie sich wieder setzte.
„Nein, das hast du uns doch verboten, ich dachte du willst nicht mehr über ihn reden“, war Jerry verwundert.
„Er stand grade hinter mir am Stand“, konterte sie genervt.
„Das ist nicht auf unserem Mist gewachsen, ehrlich“, versprach Maggie.
„Klasse, ich muss umziehen, der Arsch ist überall“, entschied sie gereizt.
„Verdammt setzt euch endlich zusammen und regelt das, dieses ganze Theater hängt mir so was von zum Hals raus“, raunzte Maggie.
„Entschuldige dass mein Liebeskummer lästig für dich ist“, bemerkte Sally mürrisch.
„So meinte ich das nicht, aber ihr sollt aufhören zu streiten und euch wie die Erwachsenen benehmen, die ihr seid“, bemerkte Maggie.
„Gut, dann geh‘ ich halt zu ihm“, gab sie auf.
„Du weißt doch gar nicht, wo er sitzt“, erwiderte Jerry.
„Ich kenn‘ ihn jetzt gefühlte 300 Jahre, ich weiß ganz genau wo er sitzt“, bemerkte Sally und machte sich dorthin auf, wo sie ihn erwartete. Sie hatte Recht behalten, er saß neben seinen Freunden im hinteren Bereich des Stadions.
„Hey“, begrüßte sie ihn diesmal. Er gab keinen Ton von sich.
„Wenn ich dich anspreche, kannst du mit mir reden, Dummkopf“, konterte sie.
„Ich seh‘ mir das Spiel an“, murrte er leise.
„Ich weiß zwar nicht was für ein Spiel du siehst, aber ich seh‘ nur Cheerleader auf dem Feld“, erkannte sie.
„Lass‘ uns rausgehen zum Reden“, erkannte Linus, das sie es ehrlich meinte.
„Gute Idee, deine Freakfreunde starren mich schon wieder an“, bemerkte Sally und folgte ihm in die Vorhalle.
„Es wird Zeit unseren Streit abzuschließen, ich kann nicht mehr“, bemerkte Sally versöhnlich.
„Wird auch mal Zeit, ich will meine beste Freundin wiederhaben, die Freundin mit der ich Pferde stehlen und über alles reden konnte, die Freundin, die mich angesehen hat und sofort meine Gedanken kannte. Unsere Beziehung war ein Fehler, ich bin einer der besten, besten Freunde der Welt, aber ein lausiger, untreuer Lover“, erkannte Linus.
„Tolle Rede, wie lange hast du dafür gebraucht?“, fragte sie schmunzelnd.
„Ich hatte ein Jahr Zeit mir was zu überlegen. Mir tut wirklich sehr leid, was ich getan habe, ich hab‘ diese Schlampe danach nicht mal ansehen können“, erkannte er.
„Ich möchte es noch ein Mal mit dir als Freund versuchen, aber du redest kein einziges Mal über diese Frau“, bemerkte Sally.
„Geht klar, ich hab‘ die Frau eh‘ schon vergessen, sorry kein Wort mehr“, bemerkte er.
„Gut, dann wär‘ das geklärt, dann komm‘ mit deinen Jungs zu uns, bei uns ist noch was frei“, bemerkte sie.
„Danke, gerne“, war er erleichtert.
„Gut, dann seh‘ ich dich gleich“, erwiderte Linus und ging zufrieden zurück.

Viertes Kapitel


Grinsend kam Sally zurück zu ihren Geschwistern.
„Hey Joker, was grinst du so?“, fragte Maggie erstaunt.
„Ich hab mich darum gekümmert“, bemerkte Sally und setzte sich hin.
„Was soll das heißen, hast du ihn umgebracht?“, fragte Maggie verwirrt und Sally sah ihn verwundert an.
„Hey, du hast dich in letzter Zeit seltsam verhalten, was weiß ich“, bemerkte Maggie.
„Hey, wo können wir uns hinsetzen?“, fragte Linus.
„Da hinten“, bemerkte Sally lächelnd und Linus setzte sich mit seinen Freunden hin.
„Hab‘ ich was verpasst?“, fragte Maggie erstaunt.
„Wir versuchen wieder Freunde zu sein, das wolltet ihr doch!“
„Ja, ich bin nur erstaunt, ich freu‘ mich für euch“, bemerkte Maggie.
„Danke, jetzt lasst uns das Spiel sehen“, erwiderte Sally und sah nach vorne.
 
Das Spiel verlief gut und die Wildcats lagen vorne, doch plötzlich änderte sich alles. Bobby wurde vom Running Back des gegnerischen Teams umgestoßen und fiel brutal zu Boden. Die Frauen der Familie hielten erschreckt ihren Atem ein und Jerry murmelte „Steh‘ auf, bitte steh‘ auf“ im Singsang. Die Sekunden, in dem Bobby nicht aufstand waren für die Geschwister wie Stunden. Doch dann hob er den Kopf.
„Oh Gott sei Dank, ich geh‘ zu ihm runter“, bemerkte Jerry.
„Du glaubst doch kaum, dass wir hier dumm alleine rumsitzen, wir kommen mit. Linus?“, fragte Sally, ihren Freund.
„Ich komm‘ auch mit, ist klar“, erkannte Linus und so gingen die vier in die untere Halle des Stadions, durch die Bobby grade gerollt wurde.
„Bobby“, rief Sally und ging zu ihrem Bruder.
„Mir geht’s gut, meine Süße“, bemerkte Bobby erschöpft.
„Ist was gebrochen?“, fragte Maggie.
„Ich glaub‘ nicht, ich bin nur hart auf den Kopf geknallt, das ist alles“, erklärte Bobby.
„Da bei dir nicht viel kaputt gehen kann, mach‘ ich mir keine Sorgen“, bemerkte Jerry.
„Hör‘ auf so zu reden. Bobby, ist dir übel?“, fragte Maggie besorgt.
„Ja, ziemlich, aber wird schon“, entschied Bobby.
„Ich fahr‘ mit ihm mit ins Krankenhaus, ihr kommt dann nach“, plante Jerry.
„Okay, machen wir, bis gleich“, bemerkte Sally zittrig und während sie zusah wie ihr Bruder weggebracht wurde, umarmte sie den bei ihr stehenden Linus, was ihn etwas verwirrte, er sie aber machen ließ.
 
Eine Stunde später hatten die Ärzte Bobbys Untersuchungen durchgeführt und ein Arzt kam zu den Geschwistern.
„Familie O’ Mara?“, fragte der Weißkittel.
„Wie geht’s ihm?“, fragte Sally unruhig.
„Er hat eine starke Gehirnerschütterung, er wird wohl ne Weile nicht mehr spielen können, aber er wird wieder ganz gesund“, erklärte der Arzt.
„Gut, das sind gute Neuigkeiten, nicht für das Team, aber für uns schon. Vielen Dank, Doc“, bemerkte Sally erleichtert.
„Gehen wir zu ihm“, erkannte Maggie und ging mit Sally an der einen und Jerry an der anderen Hand in das Krankenzimmer.
„Sie stehen sich wirklich sehr nah, was?“, fragte der Arzt, Linus.
„Das sind Vierlinge, sie stehen sind unzertrennlich‘“, bemerkte Linus.
„Wow, Vierlinge, sie sind damals hier zur Welt gekommen, ich erinnere mich schwach, ich hab‘ damals grad‘ hier angefangen, sie sind die einzigen Vierlinge die hier geboren wurden, ein kleines Wunder“, bemerkte der Arzt verblüfft.
„Ja, das sind sie, sagen Sie ihnen dass ich wegmusste, meine Freunde warten auf mich“, bemerkte Linus und ging gedankenversunken weg.
 
„Hey, Superstar, wie geht’s dir?“, begrüßte Sally ihren Bruder liebevoll.
„Wer bist du?“, fragte Bobby und sah sie verwirrt an.
„Was?“
„Amnesie-Witze zu geschmacklos?“, fragte Bobby und grinste breit, dass er sie verkohlt hatte.
„Erschreck‘ mich nie wieder so, Idiot“, bemerkte Sally und boxte ihn in den Arm.
„Autsch, ich hab‘ da nen blauen Fleck von dem Sturz“, bemerkte er.
„Dann mach‘ nicht so blöde Witze, dann schlag‘ ich dich auch nicht. Das war echt ein heftiger Sturz, du hattest ein Schweineglück dass du nichts gebrochen hast“, erkannte Sally.
„Ja, die Gegner spielen jedes Jahr brutaler. Das nächste Mal muss ich halt besser aufpassen“, bemerkte Bobby.
„Du wirst nicht mehr Football spielen“, entschied Sally plötzlich.
„Ah, wenn du meinst“, erwiderte er ungläubig.
„Das mein‘ ich ernst, du wirst sonst noch eines Tages als Krüppel enden“, moserte Sally.
„Ich übe eine Sportart aus, Sall‘, da gibt es immer Risiken, aber ich bin stärker geschützt als jeder andere Sportler“, erkannte Bobby versichernd.
„Ja, das sieht man ja, ich hatte eine Schweineangst um dich heut‘“, erkannte Sally.
„Das hast du jedes Mal, du hast echt die Rolle der Mutter übernommen in unserer Familie“, bemerkte Bobby.
„Das musste ja jemand machen, da wir ja keine Mutter hatten. Bitte, denk‘ darüber nach“, bat Sally.
„Ja, ich denk‘ darüber nach, aber das ist mein Leben“, entgegnete er.
„Ja, natürlich, aber ich will niemanden mehr verlieren“, bemerkte Sally.
„Du wirst mich nicht verlieren, Engelchen, das verspreche ich“, versprach er.
„Du hättest dir heut‘ auch das Genick brechen können“, erwiderte Sally besorgt.
„Ja, hätte ich, aber es ist noch kein Footballspieler den ich kenne an so was krepiert“, entschied er.
„Das ist deine Erklärung, bis jetzt ist noch keiner gestorben?“, fragte sie wütend.
„Nicht so laut, Gehirnerschütterung und so, ich sag‘ ja, ich überleg‘ es mir“, bemerkte er unter Schmerzen.
„Tut mir leid, deine Kopfschmerzen, war nen langer Tag, ich schrei‘ dich nicht mehr an, versprochen, ich geh‘ dann mal zu Linus und sag‘ ihm, dass es dir gut geht“, bemerkte sie und verschwand aus der Tür.
 
Als sie in den Gang zurückging, war er leer.
„Wissen Sie wo der junge Mann hin ist, der vorhin hier saß?“, fragte sie an der Rezeption.
„Keine Ahnung“, sagte die Schwester nur.
„Seltsam“, erkannte Sally verwundert und ging zurück zu ihren Geschwistern.
„Er ist einfach weg“, bemerkte sie zu den anderen nachdenklich.
„Er hat seine Freunde noch im Stadion, er wollte sie vermutlich nicht solang allein lassen, ich hab‘ nämlich das seltsame Gefühl, dass die Hälfte von denen sogar unfähig ist, ihre Schuhe zu binden“, bemerkte Maggie keck.
„Ja, die haben mich in unserer Beziehung immer gestört, aber zumindest sind wir jetzt wieder Freunde, hoff‘ ich zumindest“, erkannte Sally. Sie schien etwas weggetreten zu sein.
„Fahren wir heim, wir holen die morgen ab, wenn du entlassen werden kannst“, erwiderte Jerry und brachte seine Schwestern nach Hause.
Vor lauter Aufregung vergaß Sally, Linus an diesem Tag noch anzurufen, was dazu führte, dass er am Sonntagmorgen erneut vor ihrer Tür stand.
„Ich verzeih‘ dir, hab‘ ich doch gesagt“, begrüßte sie ihn.
„Ja, ich weiß, ich danke dir auch vielmals dafür. Ich wollte nur wissen wie es euch allen geht nach gestern“, bemerkte er freundlich.
„Uns geht es allen gut, ich hab‘ etwas unruhig geschlafen, aber sonst geht’s uns gut, wir holen gleich Bobby ab. Wer hat gestern eigentlich noch gewonnen?“, fragte sie um Small Talk zu führen.
„Die Wildcats natürlich. Können wir heut‘ Nachmittag einen Kaffee trinken gehen und uns mal länger unterhalten?“, fragte er hoffend.
„Sicher, können wir machen. Du könntest mir bei meinem neuen Projekt helfen, ich hab‘ da etwas Probleme mit einem Programm, was ich grad‘ privat schreibe“, erkannte sie.
„Ja, wir haben lang nicht mehr zusammengearbeitet, das wird sicher lustig. Sagen wir, ich hol‘ dich um vier Uhr hier ab?“, fragte er.
„Ja, das passt mir. Ich hoff‘ du kannst mir dabei helfen, ich kniffle da schon Wochen dran rum“, entschied sie.
„Zusammen klappt das schon, also bis dann“, erkannte er.
„Ja, bis dann!“
Sie sah ihm nach, wie er in seinen beigen Camero stieg und wegfuhr. Waren sie wirklich schon so weit, ohne weitere Streitereien zusammenzuarbeiten? Sie würde es an diesem Nachmittag erfahren.

Füntes Kapitel


Zwei Wochen später, Sally verstand sich so einigermaßen wieder mit Linus, kam Bobby in ihr Zimmer gestürmt, als sie noch schlief.
„Sall‘, wach‘ auf, wir fliegen nach Irland“, rief Bobby.
„Bob, du solltest echt aufhören mit dem Football, deine Gehirnaussetzer nerven. Wir fliegen nirgendwo hin“, murmelte sie und stand auf. Sie trug nur ihr heißgeliebtes und sehr verwaschenes IT-Crowd T-Shirt.
„Ich hab‘ grad‘ mit Tante Kathleen telefoniert, sie läd‘ uns alle zu sich ein“, bemerkte er mit nicht weniger Begeisterung.
„Wer zum Henker ist Tante Kathleen?“, murmelte sie verschlafen.
„Einer von Dads Schwestern, ich steh‘ schon seit Dads Beerdigung mit ihr in Kontakt, sie läd‘ uns alle ein“, blabberte er.
„Ja, sagtest du schon, aber wir haben alle Jobs, Bruderherz, wie stellst du dir das vor?“, fragte sie verschlafen.
„Du hast seit Jahren keinen Urlaub mehr gehabt, da wirst du wohl mal zwei Wochen frei nehmen können und ich warte eh‘ noch auf das Okay des Arztes und Maggie na ja, die ist arbeitslos und für Jerry müsste es auch kein Problem sein“, plante Bobby.
„Du solltest echt den Arzt öfter aufsuchen, bei dir ist ein ganzes Getriebe locker“, war sie verwirrt.
„Zwei Wochen, Schwester, da du gerade nur 9/5 arbeitest, denke ich, dass du grad‘ kein größeres Projekt am Laufen hast“, bat Bobby.
„Ich frag‘ morgen mal meinen Vorgesetzten, wenn dir das so ernst ist. Man, ich hab‘ dich noch nie so begeistert für eine andere Sache als Football gesehen“, bemerkte sie nachgebend.
„Danke, danke, danke, du bist die beste Schwester der Welt“, bemerkte er erfreut und huschte weiter.
„Ich muss ganz eindeutig Dr. Goldberg anrufen“, murmelte sie und schlurfte ins Jerrys Zimmer. Der saß auch kerzengrade und sehr verschlafen in seinem Bett.
„Ich glaub‘ der letzte Schlag war zu viel für sein armes Erbsenhirn“, murmelte er.
„Denk‘ ich auch, würdest du freikriegen?“, fragte sie und setzte sich neben ihn.
„Denke schon, es stehen grade keine Prüfungen an und ich kenne eine gute Vertretung. Warum ist er plötzlich so erpicht darauf, unsere Tante Kathleen zu sehen? Wir haben sie auf der Beerdigung das erste Mal gesehen und kennen sie gar nicht“, bemerkte Jerry und zog seine Brille auf.
„Ich sag‘ doch, Hirnschaden. Aber wir könnten echt Urlaub gebrauchen, wir schuften schon viel zu lange ohne Urlaub“, erkannte sie.
„Da hast du Recht, wir brauchen Urlaub. Man, es ist erst halb sieben und das an einem Sonntag. Wenn ich nicht wüsste, dass er mich fertig machen könnte, würde ich ihm so eine langen“, entschied Jerry. Jerry und Bobby waren zwar von der DNA her vollkommen gleich, aber der Muskelprotz Bobby und der schmächtige Jerry teilten nur dies. Als Sally sich gerade anzog, klingelte ihr Handy und sie nahm ab.
„Morgen Schwester, bitte sag‘ mir, das ich grad‘ geträumt habe, dass mein Bruder anrief um mir zu sagen, dass wir nach Irland fliegen“, bemerkte Maggie müde in den Hörer.
„Nein, das hat er mir auch grad‘ präsentiert, wir sollten ihn noch Mal zum Arzt schicken“, bemerkte sie schmunzelnd.
„Ich find‘ die Idee gar nicht schlecht, du könntest Urlaub gebrauchen“, bemerkte Maggie.
„Danke für das Kompliment“, erwiderte Sally sarkastisch.
„Du weißt, wie ich das meine. Wir sollten darüber nachdenken“, erwiderte Maggie.
„Ja, das sollten wir ernsthaft, ich muss hier auch mal weg“, entschied sie. So war es abgemacht.
 
Eine Woche später saßen die Vierlinge und Wan im Flugzeug nach Dublin.
„Ich glaub‘ immer noch nicht, dass wir das machen“, bemerkte Sally aufgeregt.
„Ja, ich war sonst noch nie weiter als Boston. Ich hab‘ gehört, dass Irland sehr schön sein soll“, bemerkte Maggie.
„Ja, ist es, ich hab‘ gestern stundenlang Bilder von Irland im Internet angesehen, das ist das erste Mal, dass ich das Internet nicht für Pornos benutze“, bemerkte Bobby, der sehr glücklich schien.
„Du bist nen Schwein, Bob“, bemerkte Maggie kühl.
„Er ist auch ein echtes Genie, ich hab‘ eigentlich das Internet zweifach gegen nicht jugendfreie Seiten gesperrt, wie hast du das wieder entsperrt?“, fragte Sally überrascht.
„Liebste Schwester, ihr seid die klügste hier, aber Prinz Linus ist viel klüger als ihr“, bemerkte Larry amüsiert.
„Oh man, ich muss ihm verbieten, mein Netzwerk zu hacken“, bemerkte Sally.
„Schneewitchen, ernsthaft?“, fragte Maggie.
„Nach dem ich stundenlang Fotos angesehen habe, hab‘ ich mir unser altes Märchenbuch raus gekramt, konnte nicht schlafen“, bemerkte Bobby.
„Ah, das erklärt die seltsamen Geräusche, die ich heut‘ Nacht noch gehört hab‘, beschränke deine Aktivitäten auf tagsüber, bitte“, bat Jerry.
„Klar, kann ich machen. Man, Dublin, ich freu‘ mich so“, bemerkte Bobby außer sich vor Freude.
„Wenn ich nicht offiziell von deinem Arzt bestätigt bekommen hätte, dass es dir gut geht, würd‘ ich dich für verrückt halten“, bemerkte Jerry.
„Lass‘ ihn sich doch freuen, wenn es ihm Spaß macht. Lasst mich etwas schlafen“, bat Maggie und lehnte sich in ihrem Sitz zurück.
„Wan, alles klar bei dir?“, fragte Sally, als sie sah, dass ihr Schwager kreidebleich in seinem Stuhl saß.
„Flugangst“, murmelte Wan nur.
„Warum fliegst du dann mit, Schwager?“, fragte Bobby keck.
„Weil ich meine Frau nicht zwei Wochen allein in einem Land mit lauter Colin Ferrells lasse, Schwager“, bemerkte Wan.
„Du hast Angst um mich, das ist ja süß“, bemerkte Maggie entzückt.
„Er vertraut dir eher nicht“, bemerkte Sally.
„Ich vertraue ihr sehr, okay, ich kann nicht zwei Wochen ohne sie sein, wenn du es genau wissen willst“, bemerkte Wan.
„Das ist jetzt süß“, bemerkte Sally.
„Lasst uns alle etwas schlafen, wir fliegen noch ne Weile“, bat Jerry müde.
„Ich kann nicht schlafen, ich werde weiter gälisch lernen“, bemerkte Bobby und vergrub sich in sein Buch. Jerry sah seine Schwestern fragend an, aber die zuckten nur mit den Schultern.
 
Nach einem langen Flug kamen die fünf in Dublin an. Das Wetter dort war ein typischer regnerischer Tag, aber die grünen Felder faszinierten Bobby sehr, zumindest sagte er dies auf dem ganzen Weg zu Kathleens Haus, was etwas außerhalb lag.
„Oh man, Bob, kannst du nicht mal die Klappe halten?“, fragte Jerry müde.
„Seht ihr das nicht, es ist so wunderschön“, bemerkte er.
„Ja, klasse, er hat Recht, Bobby, klappe“, bemerkte Sally erschöpft.
„Wenn ihr den ganzen Urlaub so pissig seid, dann wär‘ ich lieber allein gefahren“, grummelte Bobby.
„Sorry, Bruderherz, wir sind nur schon lange wach, wir sind morgen wieder voll bei der Sache, versprochen“, bemerkte Sally.
„Ja, ich bin nur etwas aufgedreht, tut mir leid, ich hab‘ mich nur in den letzten Monaten intensiv mit unseren Vorfahren beschäftigt und jetzt kann ich alles zum ersten Mal persönlich sehen“, erkannte er.
„Warum interessiert dich dass so sehr?“, fragte Maggie überrascht.
„Einfach so“, murmelte er verlegen.
„Okay, jetzt bin ich neugierig“, mischte sich Sally ins Gespräch ein.
„Man, müsst ihr Weiber alles wissen? Jeder geht anders mit seiner Trauer um, der eine sucht sich jemanden, den sie lieben kann, eine andere wird zum Workaholic und ich wollte einfach alles über Dad wissen“, erklärte er und sah seine Schwestern an. Die sahen beschämt zu Boden, weil sie verstanden, was ihr Bruder ihnen damit sagen wollte.
„Wenn es dir geholfen hat in den letzten Monaten, dann freut es mich für dich. Ich hab‘ Tante Kathleen nur kurz bei seiner Beerdigung gesprochen, kannst du mir was über sie sagen?“, fragte Jerry.
„Ich hab‘ keinen Detektiv beauftragt, ich weiß jetzt auch nicht viel mehr als ihr, ich weiß nur, dass Kathleen zwei Jahre vor Dad geboren ist und dass sie ein Drilling ist, also liegen Mehrlingsgeburten eindeutig in der Familie. Ihre Schwestern Pauline und Margreth waren damals bei der Trauerfeier nicht dabei, sie konnten sich keinen Flug leisten“, erklärte Bobby.
„Drillinge, ernsthaft? Gibt es sonst noch Mehrlinge in unserer Familie?“, fragte Sally erstaunt.
„Das weiß ich leider nicht, aber Vierlinge und Drillinge reichen doch erst mal?“, fragte er lächelnd.
„Ja, auch wahr. Ist das ihr Haus da drüben?“, sah Maggie zu einem wunderschönen irischem Haus vor ihnen.
„Keine Ahnung, kann sein, das sehen wir, wenn er dort hält“, bemerkte Bobby.
„Das ist die Adresse wo ihr hinwollt, Kinder“, bemerkte der Taxifahrer, neben dem Jerry saß.
„Echt tolles Haus, kann es kaum erwarten“, bemerkte Bobby.
„Man, wie kannst du jetzt noch so munter sein?“, erwiderte Jerry.
„Überdreht, sagte ich doch, ich werde mich zusammenreißen, versprochen“, bemerkte Bobby und war wieder still.
 
Und da waren sie, begleitet von dutzenden Koffern standen die vier vor dem urigen irischen Haus ihrer Tante.
„Kathleen denkt sicher, wir wollen bei ihr einziehen“, stellte Sally fest.
„Ja, wir haben es mit den Sachen wohl etwas übertrieben, aber keiner von uns wusste so genau, was er zu so einem Event einpacken soll“, bemerkte Maggie und Bobby ging etwas zaghaft zur Tür. Diese wurde ruckartig aufgerissen.
„Hey, ich dachte schon, ihr wollt‘ vor meiner Tür übernachten“, bemerkte die etwa 50-jährige Frau mit einem breiten Grinsen und einem noch breiteren irischen Akzent.
„Äh, hey“, bemerkte Bobby etwas schüchtern.
„Robert, dich erkenn‘ ich wieder, diese Muskeln vergess‘ ich nicht“, bemerkte Kathleen und Bobby war etwas verwirrt über diese Aussage.
„Ja, trainiere auch hart dafür. Du hast viel Ähnlichkeit mit Dad“, bemerkte er nur.
„Kann daran liegen, dass er mein großer Bruder war. Kommt rein, kommt rein, ihr müsst müde sein“, erkannte Kathleen und ließ die vier rein.
„Ja, das sind wir wirklich. Ein schönes Haus hast du hier, Tante“, bemerkte Maggie höflich.
„Danke, du bist Maggie, die kleine Lady, zumindest nannte dein Dad dich immer so, du warst schon als Baby so“, erwiderte Kathleen.
„Da hat sie Recht“, kommentierte Sally die Aussage ihrer Tante.
„Du musst Sally sein, natürlich bist du es, ihr seid ja Zwillinge, dich konnte nie etwas aus dem Konzept bringen, du hast immer geschlafen“, bemerkte Kathleen.
„Dad hat dir alles über uns erzählt, ich meine als er noch gelebt hat?“, erwiderte Sally gerührt.
„Ihr ward sein ganzer Stolz, natürlich hat er das. Ihr seid alle so erwachsen, er hat immer geschrieben wie toll ihr euch macht auf der Schule und dann auf dem College. Es ist eine Schande, dass er nicht noch die tollen Jahre eures Lebens erlebt hat, eure Hochzeit, die Enkelkinder, na ja, eine Hochzeit hat er ja erlebt“, bemerkte Kathleen und legte ihre Hand auf Wans Schulter.
„Leider hat er das auch nicht erlebt, wir haben sechs Wochen nach seiner Beerdigung geheiratet“, erklärte Maggie und nahm die Hand ihres Mannes in ihre beiden Hände.
„Das ist wirklich schade, aber jetzt hast du ja einen Mann der für dich sorgen kann“, bemerkte Kathleen.
„Ja, das habe ich, aber ich brauche keinen Mann der für mich sorgt, unsere Generation kann für sich selbst sorgen“, bemerkte Maggie cool.
„Du bist doch grad‘ arbeitslos, oder?“, fragte Kathleen.
„Musstest du ihr alles über uns erzählen?“, fragte Maggie verärgert zu Bobby.
„Ich hab‘ nur gesagt, bei dir wäre es kein Problem herzukommen. Es ist nicht leicht Arbeit zu finden gerade in unserem Land, ich hatte Glück im Geschäft vom Onkel meines Freundes unterzukommen“, erwiderte Sally.
„Ach ja Linus, ist er nicht mitgekommen?“, fragte Kathleen.
„Äh nein, wir sind nicht mehr zusammen“, druckste Sally herum.
„Er konnte ihn nicht in der Hose lassen, oder?“, fragte ihre Tante keck und Sally sah Bobby böse an.
„Ich bin eine Clairvoyant“, bemerkte Kathleen stolz.
„Das musst du mir erklären“, bemerkte Sally und zog die Augenbrauen hoch.
„Also am besten übersetzt man diese Gabe als Hellseherei“, erklärte Bobby.
„Klasse, er hatte Fünfer in englischer Literatur, aber plötzlich spricht er gälisch“, frotzelte Jerry.
„Shakespeare hat auch nichts mit meinen Vorfahren zu tun. Jerry ist unser kleiner Klugscheißer, das hat dir sicher Dad auch erzählt“, bemerkte Bobby.
„Er hat nur erzählt, wie stolz er auf ihn ist und wie ähnlich er seiner Mutter ist“, bemerkte Kathleen und Jerry sah betrübt zu Boden.
„Tut mir leid Kinder, ich weiß wie schwer das noch für euch ist. So, ihr seht alle sehr müde aus, die Mädchen schlafen im Gästezimmer, die Jungs schlafen auf dem Sofa und einer Matratze“, erkannte Kathleen.
„Oh klasse, es tut mir leid Tante, aber ich muss ganz dringend meine E-Mails checken und dann schlafen, hast du Wireless LAN?“, fragte Sally und klopfte auf die Seite ihrer Laptoptasche die sie noch um ihren Hals trug.
„Tut mir leid, Engelchen, ich hab‘ keinen Internetzugang“, bemerkte Kathleen und Sally rang nach Luft.
„Alles klar mit ihr?“, fragte Kathleen, Bobby, der neben ihr stand.
„Meine Schwester ist ein wenig Internetsüchtig, das kriegt sie schon in den Griff“, bemerkte Bobby schmunzelnd und klopfte seiner Schwester auf die Schulter.
„Ich kann doch nicht ohne … wie soll ich so arbeiten?“, stotterte Sally.
„Das hier ist Urlaub, da arbeitet man nicht“, bemerkte Maggie.
„Das ist private Arbeit“, nörgelte Sally.
„Komm‘ Workaholic, lass‘ uns schlafen gehen. Wir reden morgen, Tante“, bemerkte Maggie und zog ihre Schwester ins Schlafzimmer.
„Ich habe keinen Internetzugang“, bemerkte Sally und setzte sich frustriert auf ihr Bett.
„Ich schlafe getrennt von meinem Mann, also hör‘ auf zu meckern“, erwiderte Maggie.
„Du hast Recht, ich werde bei den Jungs schlafen“, erwiderte Sally und stand wieder auf.
„Das musst du nicht für mich tun“, erkannte Maggie.
„Das sind zwei Wochen, ihr könnt doch euer Liebesleben nicht zwei Wochen brach liegen lassen, das geht schon“, erwiderte Sally und ging zurück ins Wohnzimmer, in dem Wan etwas traurig aussehend auf der Matratze saß.
„Geh‘ zu ihr, ich schlaf‘ hier“, bemerkte Sally, als sie sich zu ihm hinunter gekniet hatte.
„Das Ding ist nicht grad‘ bequem“, erklärte Wan.
„Ich schlafe oft Nächte auf ner Luma in meinem Büro, ich komm‘ schon klar“, erwiderte sie und zog ihn hoch.
„Du bist ein Engel, danke. Gute Nacht“, bedankte sich Wan und ging zu seiner Frau.
„Wehe, wir können jetzt wegen ihren lauten Aktivitäten nicht schlafen“, bemerkte Jerry, der sich gerade auf dem Sofa zum Schlafen hinlegte.
„Die sind viel zu müde dafür, hoffe ich. Lasst uns schlafen“, bemerkte Sally, legte ihre Laptoptasche neben sich und legte sich auf die Doppelmatratze neben Bobby.

Sechstes Kapitel


Als Sally gerade eingeschlafen war, wurde sie wieder geweckt, als ihr Bruder etwas ungeschickt von der Matratze aufsprang und Richtung Badezimmer rannte. Da sie wieder wach war, ging sie ihm hinterher. Bobby übergab sich in die Toilette. Liebevoll hielt sie ihm seine roten Haare aus dem Gesicht, in dem noch Reste der grünen Tönung waren, die er in seine Haare gemacht hatte.
„Ich verfluche Todd Marino“, murmelte er und rappelte sich wieder auf.
„Das war ein Spiel, Süßer, er hat nur seinen Job gemacht“, erkannte sie liebevoll und ließ seine Haare wieder los.
„Ja, ich weiß, ich verfluche ihn trotzdem. Seit zwei Wochen übergebe ich mich andauernd, du hast Recht, ich sollte mit dem Football aufhören, ich spiele das Spiel jetzt schon fast so lange wie ich laufen kann, langsam reicht’s“, entschied er.
„Okay, langsam machst du mir echt Angst, erst das Gälisch, dann dieser Trip hierher und deine Begeisterung für die öde Landschaft Irlands und jetzt soll Schluss sein mit Football?“, verstand sie nicht.
„Ich mein‘ das Ernst, ich hab‘ auch nen Abschluss in Biologie, vielleicht sollte ich Lehrer werden wie Jerry“, überlegte er laut.
„Biologielehrer, das glaub‘ ich eher weniger, aber mit dem Football aufhören wäre wirklich keine schlechte Idee, überleg‘ es dir halt noch bis zum Juni, dann kann der Coach im Notfall bis zur nächsten Saison jemand anderes finden. Komm‘ leg‘ dich zurück ins Bett, ich mach‘ den Badezimmermülleimer leer und stell‘ ihn dir hin, dann kann deine Bettnachbarin nämlich weiterschlafen“, bemerkte sie lächelnd und er schlurfte zurück auf die Matratze.
Sally band die Tüte im Mülleimer zu und nahm den Eimer mit. Sie hatte immer die Krankenschwester in der Familie gespielt, sie hatte ihrem Vater nie Vorwürfe gemacht, dass er so oft weggewesen war, denn sie konnte den Haushalt ganz allein schmeißen. Doch ihr Vater war kein schlechter Vater gewesen, zum Abendessen war er meistens zu Hause, sonst blieb die Haushälterin über Nacht. Gran Edna, wie sie ihre Haushälterin liebevoll genannt hatten war 8 Jahre zuvor gestorben, doch zu diesem Zeitpunkt waren die Vierlinge schon so groß um sich selbst um alles zu kümmern. Sally war immer die Erwachsene, sie hatte nie viel Blödsinn gemacht, Linus war mit seiner Art immer ihr Ruhepol gewesen. Die Trennung von ihm war wie ein erneuter Verlust eines lieben Menschen, obwohl sie ihn durch die Arbeit noch jeden Tag gesehen hatte.
 
Am nächsten Morgen wurde Sally geweckt, als das kräftige Bein ihres Bruders sie von der Luma boxte.
„Oh man Bob, es ist offensichtlich warum es keine Frau länger als eine Nacht in deinem Bett aushält, autsch“, bemerkte Sally und rappelte sich auf. Bobby schlief immer noch.
„Das war so klar, schlaf‘ du ruhig weiter, mein Prinz, schlaf‘ weiter“, grummelte sie und ging in die Küche, wo sie ihre Tante antraf.
„Morgen, Sonnenschein, Kaffee?“, fragte ihre Tante. Als sie sie genau ansah, sah sie, dass es nicht Kathleen war.
„Du bist nicht Kathleen, oder?“, fragte sie verwirrt.
„Kluges Kind, ich bin Margreth“, stellte sich ihre andere Tante vor. Sie war so wie Maggie zu ihr auch Kathleen im Aussehen und Verhalten sehr ähnlich.
„Margreth, es ist wirklich wunderbar endlich die Geschwister meines Vaters kennen zu lernen. Kaffee wäre klasse“, bemerkte Sally und setzte sich hin.
„Maggie bitte. Du bist die „Älteste“, oder?“, fragte Tante Maggie.
„Ja, wenn man das so sagen kann, hast du meine Mutter gekannt?“, fragte Sally.
„Äh, ja“, bemerkte Tante Maggie herumdrucksend.
„Du mochtest sie nicht?“, fragte Sally neugierig.
„Doch, doch, sie war in Ordnung“, bemerkte Tante Maggie, aber Sally sah, dass ihre Tante das Thema unangenehm war.
„Und was machst du so in deinem Leben?“, lenkte Sally vom Thema ab.
„Ich hab‘ einen Ehemann und drei Töchter, die sind auch alle erwachsen so wie ihr“, erkannte Tante Maggie.
„Bitt sag‘ mir nicht, dass sie auch Drillinge sind“, erwiderte Sally.
„Nein, alle zwei Jahre auseinander, das wäre echt schräg. Was verschlägt dich so früh aus dem Bett?“, fragte Tante Maggie.
„Mein Bruder Bobby hat mich aus dem Bett gekickt, selbstsüchtiger Bastard“, bemerkte Sally und rieb ihre Hüfte.
„Man, du fluchst echt wie deine Mutter, gefällt mir“, bemerkte Maggie.
„Du mochtest sie also doch“, erwiderte Sally.
„Bitte zwing‘ mich nicht über sie zu reden“, bemerkte Tante Maggie trocken.
„Was ist dein Problem mit ihr? War sie kein guter Mensch?“, fragte Sally neugierig.
„Sie war eine wunderbare Frau, sie kam nur aus dem falschen Elternhaus“, bemerkte Maggie, der es sichtlich schwerfiel darüber zu reden.
„Okay, du willst nicht darüber reden, tut mir leid, ich bin nur neugierig. Du erzählst mir alles wenn du soweit bist, okay?“, bemerkte Sally und Tante Maggie nickte. In diesem Moment kam ihre Namensvetterin in die Küche.
„Dir ist schon klar, dass man im Urlaub auch ausschlafen kann“, bemerkte Maggie und setzte sich neben ihre Schwester.
„Sag‘ das deinem egoistischen Bruder“, bemerkte Sally und bekam von Tante Maggie eine Tasse Kaffee gereicht.
„Kann ich auch nen Kaffee haben, Tante Kathleen?“, fragte Maggie.
„Das ist nicht Kathleen, Mag‘“, erkannte Sally und Maggie sah noch mal hin.
„Ja, da hast du Recht, bitte lass‘ mich nicht raten, welche von ihnen es ist“, bat Maggie.
„Margreth, von der du den Namen hast“, erkannte Sally.
„Du bist also die Lieblingsschwester“, bemerkte Maggie keck.
„Mein Bruder hatte keine Lieblingsschwester, ich hab‘ nur eine Wette gewonnen“, schmunzelte Maggie.
„Was war das für eine Wette?“, wollte Sally wissen.
„Ach, irgend so ne Trinkwette, aber zumindest durfte der Gewinner den Namen des Erstgeborenen des Verlierers aussuchen, bei euch war es etwas kompliziert, aber ich hab‘ auf mein Recht bestanden“, bemerkte Tante Maggie.
„Da hat mein Vater dich ausgetrickst, ich bin die Erstgeborene“, erkannte Sally.
„Dieser elende Hurensohn“, bemerkte Maggie breit grinsend.
„Ja, Dad war ein echter Trickser manchmal. Morgen, Tante Mag“, begrüßte Bobby seine Tante.
„Morgen, Bobby“, begrüßte Tante Maggie ihren Neffen.
„Woher weiß er das jetzt schon wieder?“, fragte Sally, Maggie.
„Tante Kathleen hat blaue Augen, Tante Pauline hat braune Augen, Tante Mag blaubraun, so schwer sind die auch nicht auseinander zu halten“, entschied Bobby.
„Langsam gehst du mir echt auf den Senkel, Bruder“, erkannte Jerry, der die Gruppe der Vierlinge in der Küche vervollständigte.
„Ich glaub‘ ich brauch‘ ne größere Küche“, entschied Kathleen die aus dem Schlafzimmer zu ihnen kam.
„Oder ne kleinere Familie, wie man’s nimmt. Kann ich wirklich alle Karotten mitnehmen?“, fragte Pauline, die mit einem Bündel Karotten durch die Gartentür hineinkam.
„Man, das ist das erste Mal, dass ich erkenne wie seltsam es für die anderen sein muss, alles doppelt zu sehen“, bemerkte Sally und schlurfte ihren Kaffee.
„Dito, ich kenne auch sonst keine Drillinge und schon gar keine Vierlinge. Gehen wir ins Wohnzimmer“, schlug Kathleen vor und so machte sich die Gruppe auf ins Wohnzimmer zu gehen.
Als sie alle zusammen an einem großen Holztisch saßen, kam der noch etwas verschlafene Wan zu ihnen. Er war noch verwirrter als die anderen.
„Tante Kathleen?“, fragte er nur und Kathleen hob die Hand.
„Ich brauch‘ ein Handtuch“, bemerkte er und sah ständig zwischen Kathleen, Pauline und Tante Margreth hin und her.
„Zweite Schublade rechts“, bemerkte Kathleen.
„Morgen, Schatz“, begrüßte er noch seine Frau, aber küsste Sally, um dann wieder ins Bad zu verschwinden.
„Uh, das gibt Ärger“, bemerkte Bobby.
„Ist er nicht mit dir verheiratet?“, fragte Pauline, Maggie.
„Gestern Abend war er es noch. Sorry, Sall‘“, erkannte Maggie entschuldigend.
„Warum knutschen mich die Kerle in letzter Zeit eigentlich immer ungefragt ab?“, fragte Sally kopfschüttelnd.
„Du scheinst es nötig zu haben“, frotzelte Bobby und bekam einen Schlag in die Magengrube von Maggie.
„Danke“, bemerkte Sally.
„Immer wieder gern. Glaubst du, ich schaffe es, dass dein Mann mit mir unter der Dusche Sex hat?“, fragte Sally plötzlich und Maggie sah sie böse an.
„Kleiner Scherz. Tolles Frühstück“, bemerkte Sally herumdrucksend.
„Danke“, bemerkte Pauline.
„Ich hab‘ das Frühstück gemacht“, erkannte Tante Maggie.
„Aber mit meinen Lebensmitteln“, erkannte Kathleen.
„Ich bin zwar Zwillinge gewöhnt, aber jetzt bin ich auch verwirrt“, erkannte Jerry.
„Wir lassen euch bald wieder allein, versprochen, wir wollten euch nur kennenlernen. Ihr seht eurem Vater so ähnlich“, erkannte Pauline und sah in die traurigen Gesichter ihrer Nichten und Neffen.
„Er fehlt uns auch sehr, Kinder, aber das ihr jetzt hier seit heilt unsere Seele“, bemerkte Kathleen.
„Egal was gesagt wird, mit einem netten irischen Akzent klingt alles wunderschön, das erklärt vermutlich den ganzen Hype um irische Schauspieler“, bemerkte Sally.
„Apropos, gibt es irgendwelche scharfen Typen hier in Dublin im heiratsfähigen Alter?“, fragte Maggie.
„Schon gelangweilt mit deinem Mann, Mag?“, fragte Sally keck.
„Für dich, Dummerchen!“
„Lässt du das mal! Ich bin zufrieden mit meinem Leben wie es ist“, murrte Sally.
„Du trinkst und arbeitest zu viel, was für ein Leben soll das sein?“, fragte Maggie schroff.
„Nicht hier“, bat Sally flüsternd.
„Doch hier, du versteckst dich vor ihm, du verneinst immer, dass er dir noch was bedeutet, doch das tut er, und jetzt willst du mit ihm befreundet sein, obwohl du eigentlich keinen Moment mit ihm zusammen sein kannst ohne ihn zu hassen“, erkannte Maggie.
„Das ist das dumme an Zwillingen, die kennen deine wirklichen Gedanken bevor man sie selbst ausgesprochen hat“, bemerkte Sally gedankenvoll, stand auf und ging nach draußen. Maggie ging hinter ihr her.
 
„Es tut mir leid, ich hätte das nicht vor allen sagen sollen“, entschuldigte sich Maggie, als sie ihre Schwester antraf, wie sie gedankenversunken auf einer alten Schaukel im Garten leicht herum wippte.
„Kein Problem, ich hab‘ das schon länger verdrängt, danke dass du es mal ausgesprochen hast. Ich muss ihn endlich gehen lassen, das mit der Freundschaft funktioniert nicht“, erkannte Sally. Als Maggie sich auf die andere Schaukel gesetzt hatte, sah sie, dass ihre Schwester geweint hatte.
„Es tut mir so leid für dich, ich hab‘ immer gedacht, dass er derjenige wäre, derjenige, der meine Nichten und Neffen zeugen würde“, bemerkte Maggie.
„Tja, das hab‘ ich auch gedacht, ich glaube, er war damals kurz davor mir einen Antrag zu machen, hast du das gewusst?“, fragte Sally gedankenversunken.
„Nein, hab‘ ich nicht gewusst, warum denkst du das?“, fragte Maggie und nahm die Hand ihrer Schwester.
„Ich hab‘ den Ring gesehen, ich hab‘ ihn geklaut, bevor ich ihn verlassen habe, ich weiß, blöd, aber damals dachte ich, ich würde ihn nie wieder sehen“, erwiderte Sally.
„Man, warum macht er dann so etwas saublödes?“, fragte Maggie.
„Ich hab‘ keine Ahnung, vielleicht wollte er noch mal eine andere Frau haben, bevor er mit mir ernst machen wollte, was weiß ich. Ich hätte den Ring verkaufen sollen, aber er liegt immer noch in meiner Sockenschublade“, erkannte Sally und sah ihre Schwester an.
„Du solltest ihn verkaufen, es ist nicht gut, dem alten hinterher zu trauern“, bemerkte Maggie.
„Das sollte ich machen, wenn ich wieder heimkomme, ich muss mir auch nen anderen Job suchen, ich kann ihn einfach nicht mehr sehen“, entschied Sally.
„Warte aber erst ab, bis du was Neues hast. Wie war das Date mit Orson eigentlich?“, fragte Maggie.
„Äh, gut“, bemerkte Sally herumdrucksend.
„Du kannst mir ruhig sagen, wenn es dir nicht gefallen hat!“
„Es hat mir nicht gefallen!“
„Wieso nicht?“
„Er ist ein Schnarcher“, entschied sie.
„Er ist sicher wie Wan“, bemerkte Maggie kritisch.
„Genau deswegen will ich mit dir darüber nicht reden, wir haben halt einen ganz anderem Geschmack“, erkannte sie.
„Ich bin nicht sauer, wenn du meinen Mann nicht anziehend findest, ich bin tatsächlich sogar sehr erleichtert, ich hatte nämlich das Gefühl, dass er mit dir flirtet“, erkannte Maggie und ließ Sallys Hand los.
„Er ist neugierig, viele Männer stehen auf Dreier, sogar Linus hat es mal vorgeschlagen, als wir noch zusammen waren, da hätte mir schon klar werden sollen, dass er nicht zufrieden mit unserer Beziehung  ist“, bemerkte Sally nachdenklich.
„Wir hatten schon einen Besucher in unserem Ehebett, das war ein Geschenk von mir zum Jahrestag unseres Kennenlernens, heißt dass, er möchte auch raus aus der Ehe?“, fragte Maggie unsicher.
„Einen Dreier? Man, das hätte ich nicht von dir erwartet. Das muss gar nichts heißen, vielleicht hat das eure Ehe noch besser gemacht. Er liebt dich, ich weiß, ich hab‘ dir damals davon abgeraten ihn zu heiraten, aber ihr kanntet euch erst ein paar Monate“, erklärte Sally.
„Wie denkst du jetzt darüber?“, fragte Maggie.
„Er liebt dich und er tut dir gut, du hättest es schlechter treffen können“, erwiderte Sally.
„Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Info umgehen soll“, bemerkte Maggie verwirrt.
„Er ist der richtige, lass‘ dich nicht verwirren von meinem „Frustrierte Frau“ Gequatsche, hab‘ immer noch Liebeskummer“, erkannte Sally.
„Ja, das hab‘ ich gemerkt. Ich will dich wieder glücklich sehen“, erwiderte sie.
„Es wird noch etwas dauern, aber mir wird es gut gehen. Das jetzt ein Kontinent zwischen Linus und mir liegt ist schon mal ein guter Anfang“, erwiderte sie.
„Ja, denke ich auch. Lass‘ uns wieder reingehen, die anderen werden sich schon fragen, wo wir stecken“, bemerkte Sally und zusammen gingen sie wieder rein.

Siebtes Kapitel


Die ersten Tage ihres Aufenthalts in Irland waren sehr ruhig und entspannend für die Vierlinge. Sie wurden in Paulines Familie und zu Maggies Familie eingeladen, doch Sally verstand sich am besten mit Kathleen, da sie eine starke Singlefrau war, die sich nichts sagen ließ. Sie war verheiratet gewesen, doch ihr Mann hatte ihre spirituelle Art nie verstanden und hatte sie zehn Jahre zuvor verlassen.
„Soll ich dir deine Zukunft aus den Teeblättern lesen?“, fragte Kathleen, als Sally an diesem Nachmittag allein mit Kathleen im Wohnzimmer saß.
„Krieg‘ das nicht in den falschen Hals, nein danke“, erwiderte Sally, die ein Buch las.
„Tu‘ ich nicht, kann nicht jeder damit umgehen was ich sehe“, erwiderte Kathleen, die auch grade in einem Buch schmökerte.
„Kannst du auch aus der Hand lesen, ich mach‘ mir nichts aus Tee“, gab Sally doch nach und streckte ihr ihre Hand entgegen.
„Ja, natürlich, das kann aber sehr starke Gefühle auslösen“, bemerkte Kathleen und ergriff Sallys Hand. Keine 10 Sekunden später zog Kathleen ihre Hände entsetzt weg.
„Was ist, hab‘ ich kalte Hände?“, fragte Sally verwundert.
„Wo sind deine Geschwister?“, fragte Kathleen fast flüsternd.
„Keine Ahnung, bei Pauline oder Mag, oder in der Stadt, was hast du gesehen?“, fragte Sally verwundert.
„Äh nichts, ich mach‘ mal Tee, musst du ja nicht trinken“, bemerkte Kathleen stotternd und ging in die Küche.
„Was hast du gesehen, Tante? Sag‘ es mir“, bat Sally verwirrt und ging ihr hinterher.
Kathleen hing schon am Telefon und wählte eine Nummer.
„Sag‘ es mir“, bat sie erneut, doch ihre Tante machte ein Zeichen, dass sie still sein sollte.
„Mag, Kathleen hier, sind sie bei dir?“, fragte Kathleen. Danach legte sie ohne Verabschiedung wieder auf und wählte eine andere Nummer.
„Red‘ mit mir“, bemerkte Sally erschreckt, aber Kathleen telefonierte weiter.
„Bei dir auch nicht, das hätte ich befürchtet. Ich ruf‘ dich wieder an, bis später“, bemerkte sie und legte wieder auf.
„Was ist los?“, fragte Sally jetzt total verwirrt und Kathleen zog sie zu einem Stuhl.
„Jetzt red‘ sofort, bevor ich dich schlagen muss“, befahl Sally mit ernster Stimme.
„Ich hab‘ gesehen, wie deine Geschwister in einen Lieferwagen gezerrt und verschleppt werden“, erklärte Kathleen stockend.
„Das ist … das kann nicht …bist du sicher?“, fragte Sally entsetzt.
„Es ist eine Vision, nicht die Nachrichten, aber sie sind nirgendwo, nicht bei Pauline und nicht bei Mag, es kann also sein …“, begann sie.
„Nein, red‘ nicht weiter, ich will es nicht hören“, bat Sally wimmernd.
„Es tut mir leid, aber es muss jemand sagen. Ich glaub‘, die anderen sind entführt worden“, sprach Kathleen aus, was Sally nicht konnte.
„Aber wieso? Hier kennt sie doch niemand außer euch“, war Sally entsetzt.
„Es gibt noch jemanden, der sie kennt“, erkannte Sally stockend.
„Die Leute, über die du nicht reden wolltest“, erwiderte Sally erkennend.
„Genau die, jetzt wird es wohl Zeit, darüber zu reden“, erkannte Kathleen und nahm ein Buch aus einer Schublade.
„Ich werde sie erst mal anrufen, vielleicht sind sie ja nur in der Stadt und Visionen sind ja sowieso keine Wissenschaft …“, stotterte Sally und ging zu ihrem Rucksack um ihr Handy heraus zu holen. Sie wählte alle drei Nummern, aber niemand ging dran.
„Wir müssen jetzt dringend darüber reden“, bat Kathleen erneut, als sie zu Sally kam, die verstört auf dem Sofa saß, immer noch das Handy in der Hand.
„Meine Geschwister sind verschwunden, wir sollten die Polizei informieren“, bemerkte Sally und starrte sie mit leeren Augen an.
„Lass‘ mich erst erzählen, dann rufen wir sie an, versprochen“, bemerkte Kathleen und legte das Buch auf den Tisch. Das Buch hatte in großen Lettern „Interviews mit ehemaligen Mitgliedern“ auf dem Cover stehen.
„Ich steh‘ nicht so sehr auf Bücher, ich les nur, weil ich hier sonst vor Langeweile eingehe“, erwiderte sie und Kathleen schlug eine bestimmte Seite im Buch auf, die mit einem Lesezeichen markiert war. Dort war er, er war jünger und auch etwas dünner, aber eindeutig ihr Vater.
„Das ist mein Vater“, verstand sie nicht.
„Lies, was da steht“, bat Kathleen stockend.
Eine Minute lag versuchte Sally den Informationen Herr zu werden, die sie in diesem Buch entdeckte. Sie konnte es nicht glauben. Sie las es einmal, zweimal, aber die Informationen änderten sich nicht, dort stand groß und breit geschrieben, was Seamus O‘ Mara seinen Kindern zu Lebzeiten verheimlicht hatte. Er war in der Irisch Republican Army, kurz der IRA gewesen.
„Das ist nicht wahr, oder?“, fragte Sally unverständlich.
„Leider doch, er wurde auf dem College rekrutiert, von deinem Großvater mütterlicherseits“, erklärte Kathleen stockend.
„22 Jahre meines Lebens und er hat keinen Ton gesagt, ich dachte ich sei ihm näher als kein anderer meiner Geschwister“, bemerkte Sally unter Tränen in den Augen.
„Er ist schon seit 25 Jahren draußen, wenn du ne Tochter hättest, wie hättest du ihr das klargemacht?“, fragte Kathleen.
„Das hätte ich nicht getan“, bemerkte Sally unter Tränen.
„Siehst du, wenn ich gewusst hätte, dass ihr immer noch in Gefahr seid, hätte ich euch nie hierher kommen lassen, es tut mir so leid“, bemerkte Kathleen, die auch zu weinen begann.
„Was heißt das jetzt? Sind sie tot?“, fragte Sally und begann hektisch zu atmen.
„Nein, sie werden nicht sterben, sie werden rekrutiert, nur nicht so freiwillig wie euer Dad damals“, erkannte Kathleen versichernd.
„Rekrutiert? Die wollen sie zwingen illegale Sachen zu machen?“, fragte Sally entsetzt.
„Da die IRA meines Erachtens immer noch keine wohltätige Organisation ist, vermutlich schon“, bemerkte Kathleen trocken.
„Wir müssen doch irgendwas machen, die Botschaft anrufen, ja, ich rufe die amerikanische Botschaft an, die müssen ihre Bürger doch beschützen, sie holen sie da raus“, erwiderte Sally planend.
„Sally, arme, naive Sally, du hast keine Ahnung wer die IRA ist, oder?“, fragte Kathleen und wischte die Tränen aus Sallys Gesicht.
„Ich rufe die Botschaft an, denn du weißt nicht, was die USA machen kann“, erwiderte Sally.
Zwei Stunden später, es wurde langsam dunkel, saß Sally schweigsam auf der Schaukel im Garten und starrte auf die grünen Hügel der Umgebung.
„Hier steckst du, komm‘ rein, es wird langsam kalt“, bemerkte Kathleen liebevoll und legte eine Decke über Sallys Schultern.
„Sie haben einfach wieder aufgelegt, ich hab‘ immer auf das System vertraut, aber sie meinten nur, ich bräuchte Beweise, dass es eine Entführung gab, aber es gibt keine, sie sind einfach weg. Ich war noch nie länger als einen Tag getrennt von ihnen, ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn ich sie nie wieder sehe“, erkannte Sally und sah Kathleen mit verweinten Augen an.
„Ich bring‘ dich morgen in deine Botschaft, du bist hier nicht sicher“, erwiderte Kathleen.
„So habe ich mir unseren Urlaub nicht vorgestellt. Wo ist Wan eigentlich?“, fragte sie sich plötzlich.
„Wan, richtig, er ist auch nicht mehr aufgetaucht, sie haben ihn wohl auch“, bemerkte Kathleen. Sie hatte die Worte noch nicht ausgesprochen, als ein Lieferwagen mit einem maskierten Mann am Haus hielt, etwas aus der Seitentür stieß und mit quietschenden Reifen wieder verschwand.
„Was war das?“, fragte Sally und stand in die Decke gewickelt auf um zu dem Objekt zu gehen, was sie abgeworfen hatten. Bei jedem Schritt, dem sie dem Objekt näher kam erkannte sie mehr Details. Es war ein menschlicher Körper, gewickelt in eine Decke.
„Oh mein Gott“, bemerkte Sally und eilte hin. Sie bekam Haare zu fassen, als er den Körper berührte. Es war Wan. Hektisch fühlte sie seinen Puls. Sie fand einen Puls.
„Tante, ruf‘ den Notarzt, er lebt noch“, brüllte sie mit aller Kraft.

Achtes Kapitel


Spät in dieser Nacht saß Sally mit blutverschmierten Händen vor dem OP, indem ihr Schwager noch operiert wurde. Er war furchtbar verprügelt worden und die Ärzte kämpften noch um sein Leben.
„Sally, Kleines, komm‘, lass mich deine Hände waschen“, bat Kathleen, die ihr gegenüber saß.
„Die haben ihn fast totgeprügelt, er war sicher nicht willensstark genug, deshalb haben sie ihn fallen gelassen. Zumindest haben sie ihn irgendwo abgeladen, wo er gerettet werden kann. Er ist schon so lange da drin“, bemerkte Sally trocken.
„Sie kriegen ihn wieder hin, versprochen, er ist jung und gesund. Geh‘ dich waschen, ich warte hier auf dich“, bemerkte Kathleen.
„Ich bin zu müde, um aufzustehen. Wie konnte diese schöne Reise nur so schiefgehen“, bemerkte Sally müde.
„Ich weiß es nicht, das tut mir so leid, ich wollte euch nur alle wiedersehen, ich habe nicht so viel Geld, ich konnte euch nicht noch mal besuchen“, erwiderte Kathleen erklärend.
„Gib‘ dir nicht die Schuld, du hast es ja nicht geahnt. Es ist so blöd, als das passiert ist konnte ich an nichts anderes denken als meinen Ex anzurufen, ich habe ihn immer angerufen, wenn was passiert ist, aber jetzt kann ich das nicht mehr, ich wollte ihn doch nie wieder sehen“, erkannte Sally gedankenversunken.
„Er ist tausende Kilometer entfernt, was soll er schon machen, wenn du ihn anrufst, ins nächste Flugzeug springen? Wenn du jetzt seine Stimme hören musst, mach‘ es“, erkannte Kathleen.
„Okay, ich ruf‘ ihn an. Bitte bleib‘ hier und sag‘ mir sofort Bescheid, wenn du was aus dem OP hörst“, bat Sally und suchte ein Telefon.
„Linus, ich bin es, Sally“, bemerkte Sally, als sie unter Tränen Linus anrief.
„Hey Süße, warum weinst du? Bist du nicht im Urlaub?“, fragte Linus verwundert.
„Es ist was passiert“, bemerkte Sally mysteriös.
„Geht es den anderen gut?“, fragte Linus verwundert.
„Nein, ganz und gar nicht“, bemerkte sie unter Tränen.
„Süße, ich versteh‘ dich nicht, hör‘ auf zu weinen, bitte“, bat Linus.
„Hi, ich bin Kathleen, Sallys Tante, ich muss Ihnen was erzählen“, nahm Kathleen plötzlich den Hörer in die Hand und hielt ihre Nichte eng im Arm, während sie Linus alles erzählte. Als sie fast zu Ende war mit ihrer Erzählung, klappte Sally plötzlich in ihrem Arm zusammen.
„Tut mir leid, ich muss auflegen“, sagte sie nur in den Hörer und rief nach einer Schwester.
 
Nebelschwaden zogen am Fenster vorbei, als Sally O‘ Mara an diesem Aprilmorgen im Dubliner Zentralkrankenhaus aufwachte.
„Hey, da bist du ja wieder“, begrüßte Kathleen ihre Nichte und wischte ihr ihre Haare aus dem Gesicht.
„Was ist passiert?“, fragte Sally benommen.
„Du bist in meinen Armen umgekippt, war wohl etwas fiel für dich, meine Süße. Ich hab‘ eine kleine Überraschung für dich“, bemerkte Kathleen und ging einen Schritt zurück. Wan lag neben ihr im Bett und atmete tief und regelmäßig.
„Sie haben bis Mitternacht operiert, aber er wird es überleben“, erwiderte Kathleen und lächelte matt.
„Wo sind meine Sachen? Das T-Shirt ist Maggies, sie möchte es sicher wiederhaben, wenn sie … falls sie noch lebt“, erwiderte Sally.
„Sie leben noch, das hab‘ ich dir doch gesagt, sei‘ nicht verunsichert von der Sache, die sie mit Wan abgezogen haben, sie haben Ihn sicher nur getestet und er hat nicht bestanden, aber die anderen werden es schon schaffen, nur schon deswegen weil sie Familienmitglieder sind“, versprach Kathleen.
„Wo sind meine Sachen?“, wiederholte Sally ihre Frage.
„Ich hab‘ dein T-Shirt hier im Waschbecken eingeweicht und deine Jeans liegt da hinten“, bemerkte Kathleen.
„Gut, das darf ich nicht verlieren. Fehlt mir was, oder kann ich hier verschwinden?“, fragte Sally.
„Wenn du dich besser fühlst, kannst du gehen. Wir fahren dann gleich zu deiner Botschaft, ich hab‘ da schon angerufen, dass du kommst, du musst dir keine Sorgen um Wan machen, er ist hier unter einem anderen Namen gemeldet, er ist Michael Weston, Tourist aus Boston“, bemerkte Kathleen.
„Okay, aber ich bleib‘ noch hier, bis er aufwacht, ich will ihm Fragen stellen“, erklärte Sally.
„Sicher, das können wir machen, unter welchem Namen laufe ich hier?“, fragte sie.
„Brenda Walsh, ja, ich weiß, ich hab‘ Namen aus US-Serien verwendet, es war spät und mir ist nichts Besseres eingefallen“, erkannte Kathleen.
„Sie sieht auch etwas aus wie Brenda Walsh, wenn sie rothaarig gewesen wäre‘ zumindest“, erkannte eine leise Stimme. Es war Wan, der wieder zu Bewusstsein kam.
„Hey, ist das schön deine Stimme zu hören, wie geht es dir?“, fragte Sally und stand auf, um zu ihm zu gehen.
„Ich weiß nicht, warum bin ich hier?“, fragte er.
„Du wurdest furchtbar verprügelt, du hattest innere Blutungen und sie mussten dir einen Teil der Milz entfernen, aber du wirst wieder gesund“, erklärte Kathleen.
„Wo ist Maggie, wo ist meine Frau?“, fragte er plötzlich. Die Frauen wussten nicht, wie sie darauf antworten sollten.
Zwei Stunden später saß Sally in einem neuen T-Shirt und Jeans, was ihr ihre Tante gebracht hatte, an Wans Krankenbett.
„Kleines, wir müssen los, jede Minute länger hier bringt dich in Gefahr“, erwiderte Kathleen, als sie zu ihr kam.
„Ich kann ihn doch nicht allein lassen“, erkannte Sally und sah zu Wan.
„Er ist hier sicher mit dem falschen Namen und ich komm‘ so oft zu ihm, wie ich kann. Aber du musst hier weg, die dürfen dich nicht kriegen“, bat Kathleen und Sally stand auf.
„Dann geh‘ Sall‘, ich komm‘ schon klar“, versprach Wan.
„Ich bring‘ sie dir zurück, das versprech‘ ich dir“, erkannte Sally und ging mit Kathleen nach draußen. Dort saß Linus mit einem Rollkoffer vor sich und wartete auf sie.
„Nein, das hast du nicht gemacht“, bemerkte Sally überrascht.
„Danke Linus, dass du gerade 10 Stunden hierhergeflogen bist, um mir beizustehen, ja, gern geschehen“, konterte Linus müde.
„Ich bin dir so dankbar, dass du gekommen bist, ernsthaft, tut mir leid, dass ich nicht noch mal angerufen habe, hatte nen kleinen Schwächeanfall, war alles etwas viel für mich“, erkannte Sally und setzte sich neben ihn.
„Das glaub‘ ich dir gern, jetzt bin ich ja hier und werde dir helfen, das durchzustehen“, erwiderte Linus.
„Ich will dich ja nicht in deiner Heldentat unterbrechen, aber ich bringe meine Nichte jetzt in die Botschaft, da ist sie sicher“, mischte sich Kathleen ins Gespräch ein.
„Was ist, wenn ich mich unter falschen Namen in ein Hotel einchecken würde? Ich würde sie viel schneller finden, wenn ich nicht von meiner eigenen Regierung in Sicherheitsverwahrung genommen werden würde“, erkannte Sally.
„Du wirst nicht verhaftet, die wollen dich nur beschützen. Wo willst du sie suchen? Du weißt nicht wo sie sind“, redete Kathleen auf ihre Nichte ein.
„Ich will sie da raus holen und jetzt wo ich den besten Hacker der Ostküste bei mir habe, werde ich sie da rausholen“, erwiderte Sally und lächelte Linus an.
„Mir wäre lieber, wenn dein Ex ein Soldat wäre, denn der hätte die Stärke dich wirklich zu verteidigen“, bemerkte Kathleen.
„Das sehe ich als Beleidigung, Ma’am“, entschied er grummelig.
„Ich wollte dich nicht beleidigen, aber es ist doch offensichtlich“, erwiderte Kathleen.
„Ich werde mit ihm mitgehen, er kann mich genug verteidigen. Danke, dass du mir meine Sachen gebracht hast, ich muss aber was tun“, erkannte Sally, schulterte ihre Reisetasche und ging mit Linus von dannen.
 
Sie mieteten sich als ein amerikanisches Pärchen in den Flitterwochen in einem Hotel etwas außerhalb ein.
„Du weißt schon, dass sie sicher irgendwelche Geräusche von uns erwarten, wenn wir hier in den Flitterwochen sind“, bemerkte Linus schmunzelnd und warf sich auf das Doppelbett.
„Linus, ich hab‘ grad‘ nicht den Kopf für deine dämlichen Anzüglichkeiten, lass‘ das“, bemerkte Sally müde, die durch das Fenster auf die Straße saß.
„Okay, sorry, wollt‘ nur einen Witz machen. Auch wenn ich es löblich finde, dass du meine Talente so schätzt, ich kann hier nichts ausrichten, ich kann in Datenbanken hacken, aber das ist die IRA, da kann ich nichts tun“, bemerkte Linus und sah Sally an. Die sah ihn mit ihren grünen Augen an und in ihnen konnte er lesen, dass sie es wusste.
„Komm‘ her“, bemerkte er und sie kuschelte sich in seinen Arm. Im Moment wollte sie nur in seiner Nähe sein, ihr war egal, was er da wieder hineininterpretierte.
 
Als Sally nach einem kurzen Nickerchen neben ihm aufwachte, tippte ihr Ex wild auf seinem Laptop herum.
„Was machst du?“, murmelte sie verschlafen.
„Hab‘ mich grad‘ in die Datenbank der Dubliner Bücherei gehackt, nicht sehr schwierig, ich versuche nur grad‘ Informationen über deine Familie zu bekommen“, erklärte er und sie sah auch auf den Bildschirm.
„Man, das geht ja sechs Generationen zurück, wir kommen schon immer aus Dublin, aber ich glaube nicht, dass dir IRA so alt ist, bleiben wir bei den letzten zwei Generationen. Findest du Namen von meinen Onkeln und Tanten oder meinen Cousins und Cousinen?“, fragte Sally.
„Du willst doch nicht etwa zu ihnen gehen?“, erwiderte Linus erschreckt.
„Hast du nen besseren Plan?“, fragte sie und stand auf.
„Ja, komm‘ mit mir zurück nach Hause“, bat er und sie sah ihn böse an.
„Ich mach‘ mir Sorgen um dich, ich liebe dich, das weißt du doch“, erkannte er und stand auch auf.
„Ernsthaft? Du willst jetzt über unsere Beziehung sprechen? Glaubst du, ich hätte jetzt den Kopf dafür, glaubst du, dass ich jetzt einen Moment darüber nachdenken kann?“, fragte sie verärgert.
„Ich wollte nicht über unsere Beziehung sprechen, ehrlich nicht“, entgegnete er verwundert.
„Klar, das glaubt dir doch keiner. Ich möchte dich nicht mehr sehen, diese Freundschaftssache war ein Fehler, ich kann nicht mehr mit dir in einem Raum sein“, bemerkte sie und schnappte sich ihre Tasche.
„Wo willst du jetzt hin?“, fragte er kopfschüttelnd.
„Fahr‘ einfach wieder heim, bitte, ich kann dich hier nicht gebrauchen“, bemerkte sie verärgert und stürmte heraus.

„Sall‘, bleib‘ stehen, du solltest nicht allein hier rumlaufen, du bist in Gefahr“, rief Linus ihr hinterher, als sie auf der Straße angelangt war. Doch diese Warnung kam zu spät. Ein schwarzer Lieferwagen bremste vor ihr, die Tür wurde aufgerissen und jemand zog sie hinein.
„Sally, nein, Sally!“, rief er und rannte dem Wagen hinterher, doch er war schon um die Ecke gebogen.

Neuntes Kapitel


In Sallys Kopf drehte sich alles. Sie saß einem maskierten Mann gegenüber, der ihr eine geladene Heckler & Koch Waffe unter die Nase hielt. Sie wagte nicht zu sprechen.
„War das dein kleiner Lover?“, fragte der Kerl mit der Waffe.
„Nein“, murmelte sie.
„Der Kerl ist dir hinterher gerannt, lüg‘ nicht“, bemerkte der Kerl schroff.
„Er ist mein Bodyguard“, log sie.
„Wofür brauchst du nen Bodyguard?“, fragte der Typ neben ihr und sie sah ihn mit vielsagenden Augen an.
„Ach, ja, er ist kein guter Bodyguard, was?“, fragte der Kerl.
„Er ist neu in seinem Geschäft“, brummelte sie nur und schwieg dann wieder.
„Du solltest ihn feuern“, entschied der Mann mit der Waffe.
„Ja, sollte ich. Was wollt ihr von mir?“, erkannte sie müde.
„Das weißt du, du hättest nicht hierher kommen sollen“, bemerkte der Kerl mit der Waffe.
„Ja, hab‘ ich gemerkt. Kannst du das mit der Waffe lassen? Ich bin nicht Rambo, ich lauf‘ nicht weg“, bemerkte sie und er senkte die Waffe.
„Ich knall‘ dich ab, wenn du einen Mucks machst, egal was dein Onkel mir aufgetragen hat“, erwiderte der Kerl und legte die Waffe weg.
„Klasse, so hab‘ ich mir das Familientreffen nicht vorgestellt“, murrte sie.
„Du hast ne ganz schöne Klappe, du bist echt eine von Seamus‘ Töchtern. Wie geht’s deinem alten Herr?“, fragte ein Mann der etwa so alt war wie Kathleen und den Wagen fuhr.
„Er starb vor zwei Jahren, Autounfall“, bemerkte sie trocken.
„Echt schade, dann ist das was wir mit euch vorhaben nur halb so lustig“, erkannte der ältere Kerl.
„Wir haben euch nichts getan, warum tut ihr das?“, fragte sie und kämpfte wieder mit den Tränen.
„Dein Vater ist uns verpflichtet und er hat sich einfach aus dem Staub gemacht mit meiner Schwester, wir müssen dieses Missgeschick wieder korrigieren“, bemerkte der Mann am Lenkrad, der ihr Onkel war, kritisch.
„Wir sind keine Krieger, wir sind Pazifisten, ihr werdet nicht viel mit uns anfangen können“, erkannte sie.
„Wir werden euch trainieren, bis ihr es könnt, ihr seid Seamus Kinder, ihr werdet schon Potenzial haben“, bemerkte ihr Onkel.
„Potential, hörst du dir eigentlich mal zu? Ich kann nicht mal 200m rennen ohne Herzrasen zu bekommen, ich bin Informatikerin und hab‘ noch nie irgendeinen Sport betrieben“, bemerkte Sally.
„Das seh‘ ich, bist ein bisschen speckiger als deine Schwester!“
„Charmant, du weißt was eine Frau hören will. Sie isst auch nichts gescheites. Wo fahren wir hin?“, fragte sie frech.
„Nach Hause“, erkannte ihr Onkel nur.
„Danke für die Information“, grummelte sie.
„Du musst nicht wissen, wohin wir fahren, du wirst bald wieder mit deinen Geschwistern vereint sein, freu‘ dich“, bemerkte ihr Onkel.
„Yippie“, bemerkte sie sarkastisch und bekam von dem Typ der die Knarre hatte einen Sack über den Kopf gestülpt.
 
Sie wurde in einen Raum geschupst und eine Tür knallte zu. Zaghaft nahm sie den Sack vom Kopf.
„Das war ja so klar“, hörte sie die müde Stimme ihres Bruders Bobby.
„Bobby?“, fragte sie.
„Nein, der Nikolaus, natürlich bin ich es“, bemerkte Bobby und kam ins Licht der schwachen Glühbirne, die an der Wand befestigt war. Er sah sehr erschöpft aus und hatte ein Veilchen.
„Oh man Bobby, hast du dich gewehrt?“, fragte sie liebevoll und berührte sein geschwollenes Auge.
„Er hat Wan umgebracht“, murmelte Bobby, der anscheinend unter Medikamenteneinfluss stand. Sally umarmte ihren Bruder und flüsterte ihm ins Ohr, dass es Wan gut ginge. Sie wollte nicht, dass ihre Verwandten dass mitbekamen.
„Wo sind die anderen?“, fragte sie.
„Wir sind hier“, erkannte Jerry, der in der Dunkelheit saß.
„Es tut mir leid, ich hab‘ nicht gut genug aufgepasst“, erkannte Sally entschuldigend.
„Ich hab‘ dich nicht gehört, ist Wan tot?“, fragte Maggie weinend und kam mit Jerry ins Licht.
Sally umarmte die beiden gleichzeitig und erzählte ihnen die Nachricht, dass Wan überlebt hatte.
„Gott sei Dank“, flüsterte Maggie und fiel auf die Knie.
„Steh‘ auf, sie sollen das nicht mitbekommen, er ist in Sicherheit“, erkannte Sally leise und zog sie wieder auf die Beine.
„Ich kann nicht mehr“, erkannte Maggie erschöpft.
„Was machen die hier mit euch?“, fragte Sally betrübt und half Maggie sich wieder hin zu setzen.
„Ich glaube, sie wollen unseren Willen brechen, mit Dunkelheit und absoluter Stille, zumindest geben sie uns was zu essen, aber ich weiß nicht, wie lang wir ihnen noch wiederstehen können“, erkannte Bobby.
„Hey, wir sind die O’ Maras, wir geben nicht so schnell auf, hört ihr?“, bemerkte Sally mit ernster und starker Stimme.
„Du hättest nicht herkommen sollen“, erwiderte Jerry.
„Ich bin nicht hierhergekommen, ich bin entführt worden“, moserte Sally.
„Ich kenne dich, das hast du mit Absicht gemacht“, erkannte Maggie.
„Ja, hab‘ ich, ich geb’s zu, nur der blöde Linus ist mir in die Quere gekommen, ich hab‘ ihn in einem schwachen Moment angerufen, ich geb’s zu, wer konnte ahnen, dass er sofort hierher fliegt“, erkannte Sally.
„Du bist so ne blöde Kuh, weißt du das eigentlich? Bist du so egoistisch, dass du bei allem dabei sein musst?“, fragte Bobby wütend.
„Lieber zusammen draufgehen, als alleine leben, das war schon immer mein Kredo. Also, wo gibt es hier die Schlammpackung? Ich könnt‘ ne Entspannung gebrauchen“, fragte Sally sarkastisch.
„Du bringst dich noch um mit deiner Einstellung, ich hoffe, das weißt du“, murrte Maggie.
„Wenn ich in dem Moment mit euch zusammen bin, lohnt es sich“, entschied Sally standhaft und setzte sich zu seinen drei Geschwistern in die Dunkelheit.
 
Mit müden Augen sah Linus Karinsky in die Dämmerung die über Dublin einbrach. Er fuhr mit seinem Mietwagen zu der Adresse, die Sally ihm gemailt hatte. Er wusste nicht, wie er es ihrer Tante sagen sollte, sie waren einfach so abgehauen und hatten nicht auf sie gehört, dass hatte sich jetzt als dummer Fehler erwiesen. Er fand die Adresse und hielt an.
„Oh man, das wird noch schwieriger als ich dachte“, murmelte er und stieg aus. Sie ging zur Tür und klingelte. Als Kathleen die Tür aufmachte, sah sie sofort an seinem Gesichtsausdruck, dass etwas passiert war.
„Ich find’s echt beschissen, dass ich alles immer vorher weiß, aber nein, ihr musstet ja euren eigenen Kopf durchsetzen“, kommentierte Kathleen sein Auftreten. Als ihm eine Träne über die Wange kullerte, ließ sie ihn einfach rein.
 
„Sie hat das mit Absicht gemacht“, erkannte Kathleen, als sie dem völlig aufgelösten Linus ein Glas Wasser brachte, nachdem er auf ihrem Sofa Platz genommen hatte.
„Bitte sagen Sie nicht, dass Sie beide das geplant haben“, erwiderte Linus entrüstet.
„Nein, ich hatte es geahnt, deshalb hatte ich das mit der Botschaft für sie geplant, wo sie nichts Dummes anstellen hätte können, aber nein, du musstest ja dazwischenfunken“, murmelte sie.
„Das war echt ein verdammt dummer Fehler, das weiß ich jetzt auch, wie konnte ich ahnen, dass sie das ausnutzt, um so was Saudummes zu tun. Eigentlich hätte ich es wissen sollen, ich kenn sie ja schon mein ganzes Leben. Ich bin total überfordert, ich hab‘ meinen Job geschmissen um hierher zu kommen, ich liebe sie so sehr, aber ich habe sie für immer verloren“, erkannte er traurig.
„Nein, hast du nicht, wenn sie nur halb so stark ist wie mein Bruder es war, dann wird sie dir verzeihen“, erwiderte Kathleen versprechend.
„Sehen Sie das in meiner Zukunft? Sie hat mir erzählt, dass Sie eine Hellseherin sind“, bemerkte Linus.
„Ich bin nicht so eine Frau wie sie im Fernsehen zu sehen ist, ich deute nicht die Zukunft aus Karten“, erkannte Kathleen.
„Tut mir leid, ich wollte das nicht so sagen. Ich werde solange hier in Irland bleiben, bis sie wieder bei mir ist“, erklärte Linus.
„Dann sieh dich als Gast in meinem Haus, es ist so einsam, jetzt wo sie nicht mehr da sind“, lud Kathleen ihn ein.
„Ich hab‘ gehofft, dass Sie das sagen, ich könnte Ihre Hilfe gebrauchen um alle vier wohlbehalten wieder nach Hause zu bringen“, erkannte er erleichtert.
„Wans Mutter kommt übermorgen hier an, sie ist Anwältin, vielleicht kann sie etwas erreichen“, erkannte Kathleen.
„Sie ist ein Biest, aber ich glaub‘ nicht, dass sie uns hier viel helfen kann. Wie geht es Wan denn?“, fragte Linus.
„Er ist über den Berg, aber er wird noch eine Weile im Krankenhaus bleiben müssen. Bitte sag‘ mir, dass die anderen das nicht durchmachen müssen“, erkannte Kathleen.
„Sagen Sie es mir, Sie sind die Hellseherin. Ich wollte sie doch nur zurück, war das zu viel verlangt?“, fragte er, obwohl er keine Antwort erwartete.
„Du darfst dein Leben jetzt nicht auf Eis legen, Sallys Vater hat damals alles riskiert und ist mit seiner hochschwangeren Freundin geflüchtet, dein Leben geht immer vor der IRA“, erkannte Kathleen.
„Seamus ist damals geflüchtet? Das hat mir Sally nie erzählt“, entgegnete er.
„Das weiß sie auch nicht, keiner von ihnen, aber ich denke, langsam wissen sie es. Du hast ein Leben in den USA, egal was passiert, das darfst du nie vergessen“, erkannte Kathleen.
„Mein Leben ist nichts ohne sie, ich hab‘ im letzten Jahr nur in der Warteschleife gelebt, ich hab‘ nur gearbeitet und getrunken und mit diesen Idioten abgehangen, die sich meine Freunde schimpfen. Verdammt ich bin zu alt für „Need for Speed““, erkannte er.
„Du liebst sie wirklich und bereust deine Untreue abgrundtief, hab‘ schon verstanden. Ich brauch‘ dein Liebeskummerbenebeltes Hirn jetzt aber um sie zu retten, denn ich hab‘ meinem Bruder versprochen, immer für sie zu sorgen, wenn ihm was passiert, jetzt ist das eingetreten und ich werde den Teufel tun und das Versprechen an meinen toten Bruder brechen“, erkannte Kathleen standhaft und er lächelte.
„Was ist?“, fragte sie verwundert.
„Kriegen Sie das nicht in den falschen Hals, Sie klingen genau wie Sally“, bemerkte er.
„Tu ich nicht, ich hab‘ schon gemerkt, wie ähnlich sie mir ist, sie ist genau so stark und leider genauso dickköpfig. Wir hätten sie hier so gut brauchen können, sie ist so gut in diesen Recherchedingen“, erkannte sie.
„Ich will ja nicht angeben, aber ich bin besser als sie in diesen Dingen. Deshalb hat sie vermutlich ihren Plan durchgezogen, weil sie sicher war, dass ich sie da raushole. Sie vertraut mir also wieder, das ist ein gutes Zeichen“, erwiderte er verstehend.
„Wenn sie dir da nicht zu viel vertraut, das ist ein fremdes Land für dich, was willst du hier erreichen?“, fragte sie skeptisch.
„Aber nicht für Sie, zusammen finden wir sie und bringen sie wieder heim“, erkannte er siegessicher.
„Dein Wort in Gottes Ohr. Jetzt ruh‘ dich erst mal aus, du kannst im Gästezimmer schlafen, ich muss erst mal die Sachen der anderen weglegen, dann hast du Platz“, bemerkte sie und ging mit ihm ins Gästezimmer. Dort lagen ein T-Shirt von Sally und darauf ihre Lesebrille, die sie nur zum Arbeiten am Computer benutzte. Er nahm das T-Shirt auf und roch daran. Es roch so schön nach ihrem Eigenduft.
„Das hab‘ ich wohl vergessen mitzubringen, das T-Shirt steht ihr echt gut. Schlaf‘ ein wenig, Wans Mutter kommt morgen früh an, wir müssen sie vom Flughafen abholen“, bemerkte Kathleen.
„Ich kann vermutlich nicht schlafen, aber ich werde es versuchen. Danke für Ihre Gastfreundschaft, Miss O‘ Mara“, bedankte sich Linus.
„Du bist doch Familie, auch wenn das mit Sally und dir nichts mehr wird. Ich bin Katy für dich“, bemerkte Kathleen.
„Danke Katy, wir holen deine Nichte zurück, versprochen“, erkannte er und setzte sich aufs Bett.
„Das hoffe ich so sehr, aber ich kann es mir im Moment noch nicht vorstellen. Gute Nacht“, konterte er und Kathleen ließ ihn allein.

Zehntes Kapitel


Es wurde gerade hell, als Linus an darauffolgenden Tag zum Flughafen fuhr um Wans Mutter abzuholen.
Er konnte sich kaum auf die Straße konzentrieren, seine Gedanken waren wie schon die Nacht zuvor bei der Liebe seines Lebens. Ein Hupen riss ihn aus seinen Gedanken. Er entschuldigte sich mit einem Handzeichen und fuhr weiter. Mrs. Davis war eine gut gekleidete Dame mittleren Alters, die Linus schon von weitem erkannte.
„Mrs. Davis, willkommen in Irland“, begrüßte Linus die ankommende Mrs. Davis.
„Mr. Karinsky, warum es überrascht mich nicht, dass Sie hier sind, Sie sind doch immer dort, wo es Ärger gibt“, bemerkte Mrs. Davis trocken.
„Ist auch schön Sie zu sehen. Kommen Sie“, erkannte er ungerührt.
„Also ernsthaft, was machen Sie hier?“, fragte Mrs. Davis, als sie mit ihm zu Kathleen fuhr.
„Ich rette Ihre Schwiegertochter und ihre Geschwister, das ist alles, was ich dazu sagen kann“, erkannte er mysteriös.
„Was auch immer, bringen Sie mich bitte ins Krankenhaus“, bat Mrs. Davis.
„Klar, das ist auch geplant. Wie war der Flug?“, fragte Linus um Smalltalk zu führen.
„Ich bin um die halbe Welt geflogen um meinen schwerverletzten Sohn in einem Dubliner Krankenhaus zu besuchen, glauben Sie, mein Flug war toll?“, fragte sie grummelig.
„Ich mach‘ nur Smalltalk, ich kann auch die Klappe halten“, murrte er.
„Tut mir leid, Sie machen auch grad‘ eine schwere Zeit durch, nur dieser Anruf von Maggies Tante war der schlimmste, den ich seit langem bekommen habe“, erkannte Mrs. Davis etwas netter.
„Das glaub‘ ich gern, den Anruf unter Tränen von meiner Ex an meinem Arbeitsplatz war auch nicht grade das Highlight meiner Woche“, erkannte er.
„Das ist doch alles so absurd, sie wollten hier doch nur Urlaub machen“, bemerkte sie.
„Ich weiß auch nicht, ich werde hierbleiben, bis sie wieder bei mir ist“, erkannte er und fuhr los.
„Sie haben sie betrogen, sie kommt nicht mehr zu Ihnen zurück“, entschied Mrs. Davis ruppig.
„Ich weiß, Wans Vater hat Sie betrogen und Sie haben ihn deswegen verlassen, aber man kann nicht alle über einen Kamm scheren, sie wird mir wieder vertrauen, da bin ich ganz sicher“, bemerkte er genauso ruppig.
„Wenn Sie meinen. Wan ist nicht irgendwie entstellt oder so, oder?“, fragte sie plötzlich.
„Er hat blaue Flecke im Gesicht und ne gebrochene Nase, aber sein hübsches Gesicht wird erhalten bleiben“, erkannte er cool.
„Das war nicht meine Sorge, ich wollt‘ mich nur darauf vorbereiten“, erwiderte er.
„Okay, kann ich verstehen. Wir sind gleich da“, erkannte er und sie schwiegen die restliche Fahrt.
„Mum?“, fragte Wan verwundert, als er seine Mutter durch die Tür des Krankenzimmers kommen sah.
„Hallo Wan“, erkannte sie etwas kühl.
„Ich kann’s kaum glauben, dass du hierhergekommen bist, wir sind ja etwas unsanft auseinander gegangen“, bemerkte Wan, der schon etwas aufrecht im Bett saß.
„Du bist mein Sohn, egal was vorgefallen ist“, erkannte Mrs. Davis. Wan und seine Mutter waren 18 Monate zuvor im Streit auseinander gegangen, weil Mrs. Davis gegen die Ehe von Wan und Maggie gewesen war.
„Du hättest nicht herkommen sollen, Mum“, bemerkte Wan und Mrs. Davis stieß sich vom Türrahmen weg und kam auf ihn zu.
„Tja, zu spät, ich werde bei dir bleiben, bis du aus dem Krankenhaus entlassen werden kannst“, bemerkte sie trotzig.
„Ich werde solange hier bleiben, bis meine Frau wieder in meinen Armen liegt, das ist dir hoffentlich klar“, bemerkte er etwas theatralisch.
„Ich hab‘ nichts dagegen gesagt, hast du gewusst, dass Linus auch hier ist?“, fragte Mrs. Davis ihren Sohn.
„Ja, klar, er war heut‘ Morgen schon hier. Sei nett zu ihm, er hat auch um die Liebe seines Lebens Angst“, bat Wan.
„Sie wär‘ ne Idiotin, wenn sie ihn zurücknehmen würde“, kommentierte Mrs. Davis seine Aussage.
„Gott sei Dank vertreten Sie mich nicht als Anwältin“, bemerkte Linus, der mit einem Plastikbecher Kaffee in der Hand zu ihnen stieß.
„Ich mach‘ in Immobilienrecht, wenn Sie nicht planen ne Immobilie zu kaufen, dann werde ich Sie nie vertreten“, bemerkte Mrs. Davis cool.
„Gott sei Dank, sagte ich ja. Hey Kumpel, wie geht’s dir heute?“, fragte Linus und kam in den Raum.
„Ich werde noch mit ziemlich starken Schmerzmitteln vollgepumpt, also ganz gut. Schon was neues?“, fragte Wan, Linus, doch der schüttelte den Kopf.
„Ich würde so gern da draußen rumlaufen und sie suchen“, erkannte Wan.
„Du ruhst dich schön aus, du musst mir nur alles erzählen, was du noch weißt, dass ich mit der Suche anfangen kann“, bemerkte Linus planend.
„Ich kann dir leider nicht sehr viel sagen, ich hab‘ nen Sack über’m Kopf gehabt, ich hab‘ Stimmen mitbekommen, alles Iren, was dich nicht überraschend wird, wir wurden in einen dunklen Raum gesperrt, nicht lange, vielleicht ein, zwei Stunden und dann hat mich einer raus gezerrt und hat mich ganz viele Fragen über Maggie gestellt. Als ich ihnen nicht mehr antworten wollte, haben sie mich so zugerichtet, danach weiß ich nichts mehr“, erklärte Wan und Linus wurde bleich.
„Was ist?“, fragte Wan verwundert.
„Sally ist doch so bockig, sie wird ihnen keinen Ton sagen wollen und sie werden sie umbringen“, erwiderte er stockend.
„Red‘ nicht so einen Mist, sie werden das überleben“, bemerkte Wan verärgert.
„Die haben dich zum Sterben liegen lassen, wie kannst du da sicher sein?“, fragte Linus und wurde laut dabei.
„Sie haben mich vor Kathleens Haus abgeladen, das heißt, sie wollten dass ich lebe“, entschied Wan trotzig.
„Oder sie dachten, du wärst tot und wollten uns damit schocken“, erwiderte Linus.
„Hört sofort damit auf, Jungs, streiten bringt hier gar nichts. Ich werde mal ein paar Leute anrufen, vielleicht kann ich irgendwas Rechtliches ausrichten“, bemerkte Mrs. Davis und ging wieder aus dem Raum.
„Sie hat Recht, streiten bringt nichts, ich bin nur frustriert“, bemerkte Linus und setzte sich zu ihm.
Als Mrs. Davis schon eine Weile weg war, kam eine Krankenschwester in ihr Zimmer.
„Mr. Weston, da fragt jemand nach Ihnen, kann ich ihn zu Ihnen lassen?“, erwiderte die Krankenschwester.
„Wer weiß, dass du hier bist?“, fragte Linus verwundert.
„Ich meine, er hat nach dem anderen Namen gefragt“, bemerkte die Krankenschwester mysteriös.
„Ich schau‘ ihn mir an, lassen Sie ihn nicht durch, bis ich das okay gebe“, bemerkte Linus und folgte ihr nach draußen.
Als sie zur Theke kam, war er wirklich überrascht. Dort stand im schicken schwarzen Anzug Wans Vater, ein hoch dekorierter FBI-Agent.
„Agent Davis, natürlich dürfen Sie zu ihrem Sohn, wir müssen hier nur vorsichtig sein“, bemerkte Linus, als er zu ihm kam.
„Ich hab‘ davon gehört, wo ist er?“ fragte Wans Vater.
„Kommen Sie mit mir“, bemerkte Linus und brachte ihn zu Wan. Mrs. Davis war in der Zwischenzeit zurückgekommen und war nicht glücklich darüber, dass Agent Davis da war.
„Was machst du hier?“, fragte sie schroff.
„Danke, dass du mir gesagt hast, dass unser Sohn so schwer verletzt wurde“, bemerkte Agent Davis grummelig.
„Wüsste nicht, das dich das was angeht“, bemerkte sie trocken.
„Hör‘ zu Doloris, du kannst auf mich sauer sein, solang du willst, aber du wirst nicht meine eh schon angeschlagene Beziehung zu meinem Sohn sabotieren“, erkannte Agent Davis mit harschem Ton.
„Klasse, vor ein paar Tagen war ich euch noch scheißegal, jetzt wollt‘ ihr Vater, Mutter, Kind spielen“, bemerkte Wan trotzig.
„Red‘ nicht so mit deiner Mutter“, schimpfte Agent Davis.
„Klasse, ich mach‘ grad‘ eine Zeitreise zehn Jahre zurück, fehlt nur noch der Whisky“, bemerkte Wan sarkastisch.
„Ich brauch‘ deine Hilfe, um unsere Schwiegertochter samt Anhang zurückzuholen“, bemerkte Mrs. Davis plötzlich zu ihrem Ex-Mann.
„Deswegen bin ich hier, ich hab‘ der Polizei von Dublin schon gesagt, dass ich komme. Fährst du mit, ich wollt‘ da gerade hinfahren“, bemerkte Agent Davis planend und verließ mit seiner Ex das Krankenzimmer wieder.
„So sind sie, privat eine Katastrophe, aber zusammenarbeiten können sie“, kommentierte Wan die Szene.
„Mit einem FBI-Agenten an unserer Seite stehen unsere Chancen gleich viel besser. Danke, dass du ihn angerufen hast“, bedankte sich Linus.
„Hey, es ist auch für mich wichtig, ich muss meinen Stolz halt mal für einen Moment zurückschrauben und um Hilfe bitten, auch wenn sie beide gegen meine Ehe waren“, entgegnete Wan.
„Ich werde aber ziemlich Probleme kriegen, zu recherchieren, wenn mir nen FBI-Agent über die Schulter schaut, denn auf legalem Wege werde ich nicht weit kommen“, erkannte Linus.
„Dann lass‘ dich nicht erwischen“, erkannte Wan schmunzelnd.
„Sehr amüsant. Ich geh‘ dann mal wieder recherchieren, bin froh, dass wir ne Krankenschwester auf unserer Seite haben, die auf dich aufpasst. Also, ich komm‘ wieder, halt‘ die Ohren steif, Mr. Weston“, bemerkte Linus und ging auch davon.
 
In den nächsten Tagen recherchierte die Gruppe und Agent Davis arbeitete mit der Dubliner Polizei zusammen. Die durchsuchten verschiedene Gebäude, aber die Vierlinge blieben verschwunden. 10 Tage später konnte Wan aus dem Krankenhaus entlassen werden. Linus holte ihn aus dem Krankenhaus ab.
„Ich weiß nicht, wie wir von hier aus weitermachen sollen, es ist fast so, als wären sie wie vom Erdboden verschluckt“, bemerkte Wan, als Linus ihn zu Kathleen brachte.
„Ich weiß es auch nicht, aber ich werde hier bleiben“, bemerkte Linus. Der junge Informatiker hatte sich seit seiner Ankunft in Irland weder rasiert noch viel geschlafen.
„Oh, mir wird grad‘ übel, halt‘ mal an“, bemerkte Wan plötzlich.
„Wir sind gleich da“, bemerkte Linus nicht begeistert, dass er jetzt anhalten sollte.
„Soll‘ ich dir deinen Mietwagen vollkotzen? Viel Spaß dabei dass dem Mietservice zu erklären“, erwiderte Wan und Linus bremste abrupt.
„Danke“, erkannte Wan und stürzte nach draußen. Er übergab sich auf der Wiese neben dem Auto.
„Alles klar bei dir?“, fragte Linus, als Wan seltsam gekrümmt auf den Knien auf der Wiese kauerte. Als er nicht antwortete, stieg Linus aus und ging zu ihm.
„Wan?“, fragte Linus vorsichtig. Plötzlich packte Wan, Linus, drückte ihn auf den Boden und rammte ihm eine Spritze in den Arm.
„Tut mir leid, ist nur zu deinem Besten“, erkannte Wan und Linus wurde bewusstlos.

Elftes Kapitel


In Linus‘ benebeltem Hirn tanzten die Gedanken. War Wan übergelaufen? War er schon immer im falschen Team? Sein Kopf pochte, als er angestrengt die Augen öffnete.
„Hey Yankee, wird Zeit zum Aufstehen“, hörte er eine Irin reden. Ihr Dialekt war noch tiefer als der von Kathleen.
„Ich sag‘ euch gar nichts, ihr Terroristen“, murmelte er benommen und die Frau brach in schallendes Gelächter aus.
„Was ist so witzig?“, fragte er und rappelte sich auf.
„Tut mir leid, es ist witzig, dass du mich für eine von denen hältst“, bemerkte die Frau. Linus konnte langsam wieder gut sehen. Die junge Frau hatte große Ähnlichkeit mit Sally und Maggie.
„Du bist zumindest eine Verwandte“, bemerkte er kritisch.
„Ich bin Sioban, Margrets älteste Tochter“, erkannte die Sioban.
„Maggie hat keine Tochter“, bemerkte er verwirrt.
„Die ältere Maggie, ihre Tante. Hat dir keiner gesagt, dass Seamus noch mehr Schwestern hatte?“, fragte Sioban.
„Mir erzählt doch niemand was, wo ist überhaupt dieser Verräter, der mich betäubt hat?“, fragte Linus.
„Im Flugzeug Richtung Boston, hoff‘ ich mal. Ihn konnte ich schnell überzeugen, aber dich musste ich leider etwas betäuben“, erklärte Tante Maggie die zu ihnen stieß.
„Zwillinge, klasse, als wär‘ ich nicht schon genug verwirrt“, erkannte er murmelnd.
„Zwillinge? Dann weiß er auch nichts von Tante Pauline?“, bemerkte Sioban.
„Es gibt noch mehr von euch?“, fragte er.
„Wir sind Drillinge, aber wir wohnen nicht zusammen, so wie die Vierlinge. Übrigens, willkommen in Galway“, erwiderte Tante Maggie.
„Gallifrey?“, fragte er verwundert.
„Ja, Gallifrey, du bist auf einem fiktionalen Planeten“, bemerkte Sioban sarkastisch.
„Galway, etwa zwei Stunden entfernt von Dublin. Sorry für die Entführung, aber ich konnte Katy nicht davon überzeugen, dass du hier in Sicherheit bist“, erkannte Tante Maggie und reichte ihm eine Trinkflasche, die er hastig leertrank.
„Kathleen weiß also nicht dass ich hier bin? Glaubt ihr nicht, sie kriegt langsam einen Dachschaden davon, dass man dauernd Leute, die ihr was bedeuten, entführt!“, fragte er verärgert.
„Sie ist ziemlich stark, keine Sorge, sie ist wie Sally. Du musst sie gehen lassen, Sally mein‘ ich, es sind jetzt zwei Wochen, sie werden sie irgendwann in der letzten Zeit vor die Wahl gestellt haben, ob sie bleiben oder gehen wollen und sie sind immer noch dort“, erkannte Tante Maggie etwas rätselhaft.
„Sie ist ja auch freiwillig hin, sie will ihre Geschwister nicht im Stich lassen, was ich auch vollkommen verstehen kann, sie sind im Geiste auch meine Geschwister. Ich bin das Einzelkind einer promiskuitiven Mutter, das ist meine Familie“, bemerkte er.
„Genau aus dem Grund muss ich dich in Sicherheit bringen, die würden es mir nie verzeihen, wenn du da auch noch rein geraten würdest. Wann hast du das letzte Mal geschlafen?“, fragte Tante Maggie mitfühlend.
„Gerade eben, wie es aussieht“, bemerkte er und stand von dem Feldbett auf, auf dem er gelegen hatte.
„Ich meine, einen Schlaf, der nicht von Alkohol oder Schlafmitteln ausgelöst wurde?“, fragte sie.
„Ihr habt Recht, das ist ne Weile her. Ich hab‘ nur ständig im Kopf, dass ich sie davon abhalten hätte können so einen Mist zu machen, wenn ich sie nicht angemacht hätte“, erwiderte er.
„Sie ist eine O‘ Mara, daran liegt das auf keinen Fall, sie wollte es und sie bekam es, so einfach ist das. Sie hat mit dir abgeschlossen, das musst du einsehen“, erkannte Sioban.
„Auch wenn sie mich nicht mehr will, will ich trotzdem meine beste Freundin wieder nach Hause holen, denn sie gehört nicht hier hin“, entschied er standhaft.
„Und das weißt du aus welchem Grund so genau? Sie schien hier sehr zufrieden“, erkannte Tante Maggie.
„Sie war auch im Urlaub, zu Hause ist sie auch glücklich“, behauptete er.
„Nein, ist sie nicht, sie trinkt zu viel und lehnt alle Dates ab, die wir für sie arrangieren“, hörte er plötzlich eine bekannte Stimme.
„Du bist der Sohn einer schmierigen Anwältin und eines Polizisten, warum hab‘ ich nicht früher geahnt, dass du dich nicht auf diesen Deal einlässt“, erwiderte Tante Maggie, als sie Wan erkannte, der in einem schicken schwarzen Anzug in ihrem Gästezimmer stand.
„Tja, Katy hätte gewusst dass ich komme, sie weiß auch, dass du Linus entführen lassen hast, sie lässt ausrichten, du sollst ihre Kräfte nicht ständig unterschätzen, dass hast du schon gemacht, als ihr Kinder wart. Ich hab‘ es ihr nicht gesagt, ehrlich“, erklärte Wan.
„Nein, hast du nicht, ich hab’s schon befürchtet. Sie wartet draußen im Auto auf dich, oder?“, fragte Tante Maggie und er nickte.
„Kommst du?“, fragte Wan, Linus.
„Worauf du einen lassen kannst. Hört auf, euch in meine Angelegenheiten einzumischen und was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, mich zu betäuben?“, fragte Linus und kam auf Wan zu.
„Sorry, dachte, das wäre das richtige, doch dann hat Kathleen mich noch am Flughafen abgefangen, sie sieht die Zukunft jetzt klar, wir werden sie finden“, versprach er.
„Gehen wir, war schön euch kennenzulernen, aber ich muss jetzt los“, bemerkte Linus, nahm seine Jacke und ging mit Wan nach draußen.
„Sieht sie wirklich, wie diese Sache hier ausgeht?“, fragte Linus, während sie zum Wagen gingen.
„Nein, leider nicht, aber wir haben nen Plan“, erkannte Wan.
„Ich bin die Pläne müde, die bringen doch nichts“, erwiderte Linus.
„Nein, komm‘ schon, du kannst doch nicht aufgeben, ich mach‘ mich echt schlecht als starkes Mitglied des Teams“, bemerkte Wan.
„Wer redet hier von einem Team? Du hast mich betäubt, ich trau‘ dir im Moment nicht so ganz“, erkannte Linus.
„Ich wusste, dass du das mir krummnimmst, ich hab‘ dich auf den Boden drücken müssen, ich hab‘ zwei gebrochene Rippen, das hat vielleicht höllisch wehgetan“, erkannte Wan und hielt seine Rippen.
„Buhu, fahren wir jetzt, oder was?“, fragte Linus und stieg hinten im Wagen ein.
„Tut mir leid, meine Schwester ist etwas radikal, sie ist mir wohl ähnlicher als ich dachte. Das mit der Betäubung war echt nicht meine Idee“, erkannte Kathleen, die am Lenkrad saß.
„Ich weiß, dass es Sioban war, freche Lady, deine Nichte“, bemerkte Linus.
„Ja, sie sollte eigentlich grade am College Psychologie studieren, keine Ahnung, was das sollte. Hat Wan dir schon von meinem Plan erzählt?“, fragte Kathleen.
„Nein, er heult hier grad‘ nur rum wie ein kleines Baby. Also, erzähl‘“, entschied er und lauschte ihrem Plan.
„Der klingt gar nicht mal so übel“, bemerkte Linus, als er den Plan gehört hatte.
„Gar nicht mal so übel? Das ist ein Selbstmordplan“, bemerkte Wan nicht begeistert.
„Wenn ich sie nicht bald wieder bekomme, hört sich das für mich nach einem Plan an“, bemerkte Linus fast androhend.
„Noch son Spruch Bruder und ich steck‘ dich hier in eine Klapse“, entschied Wan.
„Bruder?“
„Wir sind wie Brüder, Linus, wir lieben die gleiche Frau, genetisch gesehen, mein ich“, erkannte er.
„Das ist gleichzeitig eklig und irgendwie rührend“, mischte sich Kathleen ein.
„So hab‘ ich das noch gar nicht gesehen, das ist eindeutig widerlich“, bemerkte Wan angeekelt.
„Mit lieben meinte ich eigentlich die emotionale Sache, nicht die körperliche Sache. Mir ist schon bewusst, dass du dir einen Dreier mit den Mädels wünscht, das wird aber nie passieren“, erwiderte Linus leicht gereizt.
„Ich hatte schon nen Dreier zusammen mit meiner Frau“, erwiderte Wan trotzig.
„Oh man, könnt‘ ihr das bereden, wenn ich nicht dabei bin?“, bat Kathleen, der das Thema unangenehm war.
„Klar, tut uns leid. Ich würde gern den Fahrer spielen“, bemerkte Linus.
„Das war klar, Schisshase“, warf Wan ein.
„Ich muss mit Bleifuß fahren, ich glaub‘ nicht, dass das in dir steckt“, erkannte Linus.
„Als wärst du der Rennfahrer in Person. Okay, du fährst, wir brauchen aber noch jemand für den praktischen Teil, ich bin immer noch schwer verletzt, ich kann weder rennen noch kämpfen“, bemerkte Wan.
„Verdammt, daran hatte ich nicht gedacht, wir müssen Paulines Söhne einspannen“, dachte Kathleen laut nach.
„Nein, nicht noch mehr Unbeteiligte, wir machen das zu dritt“, bemerkte Wan.
„Mein Plan ist echt blöd“, erwiderte Kathleen plötzlich.
„Ja, das seh‘ ich jetzt auch, ich kann es kaum glauben, dass ich so unkreativ bin, ich entwickle Computerspiele, verdammt noch mal“, bemerkte Linus verärgert.
„Das hast du mir nie erzählt“, erwiderte Kathleen.
„Wir hatten wichtigeres zu besprechen. Ich bin ein Genie am PC, aber ein richtiger Loser in der wirklichen Welt. Deshalb hat sie mich auch verlassen“, erkannte Linus frustriert.
„Sie hat dich geliebt dafür, dass du so bist, verlassen hat sie dich wegen dieser Kellnerin“, bemerkte Wan keck.
„Danke für die Erinnerung, das baut mich ja so was von auf. Du denkst wirklich, sie hat mich geliebt?“, fragte Linus unsicher.
„Das tut sie immer noch sehr, sonst wäre sie ja nicht so enttäuscht von dir. Also, wie kriegen wir das hin, dass sie wieder stolz auf dich sein kann“, bemerkte Wan.
„Auch wenn das heißt, dass ich mich bei dem Versuch umbringe?“, fragte Linus.
„Vor allem, wenn du so dumm bist, dann sieht sie, dass du es Ernst meinst“, bemerkte Wan.
„Okay, dann machen wir’s so“, erwiderte Linus.
„Willst du dich wirklich umbringen?“, fragte Kathleen entsetzt.
„Ich versuch’s zu vermeiden, aber wenn ich sie so rette, würde ich keinen Moment zögern“, entschied Linus standhaft.
„Red‘ ihm das aus, das ist doch verrückt“, raunzte Kathleen zu Wan.
„Ich steh‘ voll hinter ihm, wenn Maggie mich im Sarg aus diesem Land bringen muss, dann wird sie das tun, aber als freie Frau“, entgegnete Wan.
„Ihr seid doch total wahnsinnig, wie soll ich das euren Frauen erklären?“, fragte Kathleen kopfschüttelnd.
„Wenn wir es richtig machen, musst du nichts erklären, dann werden unsere Taten für uns sprechen. Das war unser Problem, wir hatten Angst um unser Leben, jetzt hab‘ ich keine Angst mehr“, erwiderte Linus zufrieden.
„Okay, ich helfe euch, aber ihr könnt so was von vergessen, dass ich für euch ne Kugel einfange“, bemerkte Kathleen.
„Danke, bist ein Schatz. Wir müssen vorher noch mit meiner Mutter sprechen, ich will mein Testament machen, bevor wir uns da rein stürzen“, entschied Wan.
„Klar, machen wir. Also, wo kriegen wir den Transporter her?“, plante Linus.
„Das ist das Geringste unserer Probleme, glaub‘ ich“, erwiderte Wan und so begannen sie auf der Reise zurück nach Dublin ihren Plan zu machen.

Zwölftes Kapitel


Ihre roten Haare kitzelten auf seinem ganzen Körper, der vor Erregung glühte. Sie war so wunderschön und er spürte die Liebe, die sie beide verband. Sie war so glücklich und sie presste ihren ebenfalls warmen Körper an seinen.
„Steh‘ auf“, hörte er plötzlich Wans Stimme.
„Nicht jetzt“, bemerkte Linus leicht erregt.
„Man Alter, holst du dir grad‘ einen runter?“, fragte Wan und sah auf Linus, der von ihm weggedreht lag.
„Red‘ keinen Mist“, murmelte Linus, doch dann bemerkte er, dass er sich während seinem Sex-Traum selbst befriedigt hatte.
„Sorry, ich hatte nur ein letztes Mal Sex, wenn wir heut‘ schon draufgehen, will ich das noch mal gehabt haben“, bemerkte Linus peinlich ertappt.
„Dann geh‘ jetzt kalt duschen, wir fahren in eine halben Stunde“, bemerkte Wan kopfschüttelnd und ging wieder nach draußen.
 
20 Minuten später standen die zwei Männer vor einem unauffälligen schwarzen Lieferwagen.
„Mein Vater hat rumtelefoniert, das Ding ist ein Panzer auf zwei Rädern. Wir könnten die Scheiße überleben, wenn wir damit einen Angriff wagen“, erkannte Wan siegessicher.
„Dann hat dein Vater mal was richtig gemacht. Du wirst fahren, ich werde rausgehen“, plante Linus.
„Ich danke dir sehr, dass du das tust. Lass‘ uns fahren“, bemerkte er und sie stiegen ein.
 
Am selben Morgen erwachte Sally in ihrem Schlafsaal und glühte am ganzen Körper. Auch sie hatte einen erotischen Traum gehabt.
„Süße, hast du Fieber?“, fragte Maggie, die neben ihr auf dem engen Bett lag.
„Nein, mir geht’s gut, ich geh‘ duschen“, erwiderte Sally murmelnd und stand auf.
Die Vierlinge hatten die letzten zwei Wochen hart trainieren müssen und Sallys ganzer Körper war mit blauen Flecken übersät und schmerzte. Sie streifte das Unterhemd und die Unterhose ab und stellte sich unter die Dusche. Sie wohnte zusammen mit ihren Geschwistern in einem Haus außerhalb von Dublin. Das Haus gehörte einem ihrer Cousins und der drohte ihnen, die anderen umzubringen, wenn nur einer zu flüchten versuchte.
Unter Schmerzen zog sie T-Shirt und Khaki Jeans an, die sie zum anziehen bekommen hatte. Ihre eigenen Klamotten waren ihnen weggenommen worden um sie zu demütigen. Sie trainierten sie hart, um sie zu durchtrainierten Kämpfern zu machen, was sie noch auf keinen Fall waren.
„Bist du fertig?“, fragte Maggie, die vor der Badezimmertür stand. Sally öffnete ihr die Tür.
„Ich will nach Hause“, bemerkte Sally.
„Ja, ich auch, meine Süße, das wird klappen heute Nacht, versprochen“, erwiderte Maggie und umarmte ihre Schwester.
„Das ist unser sechster Fluchtversuch in 8 Tagen, die lassen uns sicher nicht mehr aus den Augen“, entschied sie müde.
„Da kannst du Recht haben, aber wir müssen es immer wieder versuchen“, bemerkte Maggie und ging ins Badezimmer.
 
Linus und Wan saßen vor dem Haus, in dem sie die Vierlinge vermuteten.
„Okay, siehst du jemand da drinnen?“, fragte Linus.
„Mindestens drei Personen hab‘ ich da drin schon gesehen. Wir brauchen eine Waffe“, erkannte Wan.
„Mist, die hab‘ ich jetzt in meiner anderen Tasche vergessen“, bemerkte Linus sarkastisch.
„Gut, dass ich eine dabei hab‘“, erwiderte Wan und zog eine Waffe aus der Tasche.
„Verdammt, wo hast du die her?“, fragte Linus entsetzt.
„Mein Dad ist ein FBI-Agent, ich bekomm‘ alles, wenn ich frage“, erkannte Wan cool.
„Hast du denn einen Waffenschein?“, fragte Linus.
„Natürlich hab‘ ich den, sonst würde ich das Ding nicht anfassen. Ich werde aber nicht schießen, nur erschrecken“, erkannte Wan.
„Du wirst im Auto bleiben, dass hatten wir doch so geplant“, bemerkte er.
„Du allein gegen Kämpfer der IRA, das würde ich gern sehen, ich komme natürlich mit“, konterte Wan.
„Wir werden beide draufgehen“, entschied Linus trocken.
„Dann stell‘ sicher, dass sie draußen sind, bevor du draufgehst“, erkannte Wan. Linus sah seinen Freund an. Er meinte es todernst.
„Du auch, Hals und Beinbruch“, erkannte Linus und zog seine Skimaske auf. Wenn sie das überleben sollten, sollte die IRA nicht wissen, wie sie aussahen. Nachdem Wan seine Waffe verstaute und seine Maske aufgesetzt hatte, ging es los.
Sie rannten zur Tür und klingelten. Als jemand öffnete, hielten sie ihm die Waffe an den Kopf. Der ging rückwärts in den Raum ohne etwas zu sagen. Wan machte Linus ein Zeichen, dass er die Wohnung durchsuchen sollte. Linus eilte durch die Gänge. Er fand Sally auf einem Bett sitzend und schrie fast auf vor Glück. Wortlos zerrte er sie nach draußen. Sie wehrte sich und Linus begann sie leidenschaftlich zu küssen, dass sie wusste, dass er es war. In ihren Augen sah er, dass sie ihn erkannte. Zusammen eilten sie in den anderen Teil des Familienhauses und sammelten die anderen ein. Vollkommen tonlos ging die Sache von statten. Mit quietschenden Reifen fuhren sie davon.
„Verdammt, wer von euch hat den Fluchtplan vorverlegt“, bemerkte Bobby, der nicht verstand, wie sie fliehen konnten.
„Das war keiner von unseren Plänen, wer hat die Leute gerufen, er seid ihr überhaupt, irischer Geheimdienst, Polizei?“, fragte Larry.
„Danke für die Blumen, Schwager, keins von beiden“, erwiderte Wan und zog während dem Fahren seine Maske ab.
„Wan?“, war Maggie baff.
„Hey Süße, sorry dass wir die ganze Zeit geschwiegen haben, aber dann hätten sie erkannt, dass wir Amerikaner sind“, bemerkte Wan und reichte seine freie Hand nach hinten, die seine Frau ergriff.
„Ich dachte, du wärst schwer verletzt“, bemerkte sie überrascht.
„Bin ich immer noch, aber ich konnte es nicht mehr ertragen, ohne dich zu sein“, erkannte er.
„Wie habt ihr uns gefunden?“, fragte Sally.
„Mein Dad ist hier, er hat euch ausfindig gemacht, aber keiner hat sich getraut, euch da raus zu holen, da haben wir die Sache in die eigenen Hände genommen“, erklärte Wan.
„Ihr seid doch wahnsinnig, die werden uns jetzt jagen“, erwiderte Sally.
„Das können sie ruhig, wir fahren jetzt zur Botschaft und dann fliegen wir so schnell wie möglich weg von hier“, erklärte Linus.
„Das klingt himmlisch. Ich mach‘ keine einzige verdammte Kniebeuge mehr“, bemerkte Sally.
„Musst du auch nicht mehr. Tut mir leid, dass ich dich geküsst habe, ich wusste nur nicht, wie ich mich sonst wortlos verständigen sollte“, erkannte Linus verlegen.
„Geht schon klar, du bist ganz schön überzeugt von dir gewesen, dass mich dein Kuss umhaut“, bemerkte Sally.
„Es hat funktioniert, oder?“, fragte Linus keck und Sally grinste.
„Ja, hat es. Gehen wir nach Hause, ich hab‘ schon Entzugserscheinungen, ich muss dringend online gehen“, bemerkte Sally.
„Das ist dein erster Gedanke, online zu gehen? Zuhause müssen wir mal dringend über deine Onlinesucht reden“, entschied Maggie.
„Das gehört zu meiner Arbeit“, entschied Sally standhaft.
„Ah, wenn du meinst. Man, mir ist irgendwie übel, ist es mir schon seit ein paar Tagen eigentlich, aber wir waren Geiseln unserer eigenen Familie, das kann einem auf den Magen schlagen“, bemerkte Maggie nachdenklich.
„Vielleicht bist du ja schwanger“, witzelte Linus. Maggie rechnete ihren Zyklus nach und wurde bleich.
„Ich bin fast 3 Wochen drüber, merk‘ ich grad‘“, bemerkte sie stotternd und Wan kam kurz von der Spur ab.
„Wir bringen euch in ein Krankenhaus, wo ihr untersucht werdet und dann schauen wir mal, bitte keine Enthüllungen mehr, bis Wan uns mit dem Fluchtwagen in Sicherheit gebracht hat. Alles klar da vorne, Kumpel?“, fragte Linus, Wan.
„Ja, haltet euch einfach fest, ruf‘ meinen Vater an und kündige uns an“, bemerkte Wan planend.
 
Zwei Stunden später saßen Wan, Linus und Agent Davis vor dem Arztzimmer der amerikanischen Botschaft und warteten auf die Untersuchungsergebnisse der Vierlinge.
„Ihr habt das wirklich durchgezogen, ihr hättet getötet werden können“, erkannte Agent David überrascht.
„Ich war so nervös, aber als wir vor der Tür standen, aber dann hab‘ ich einfach Einbrecher gespielt und es hat funktioniert. Ich glaub‘ selbst noch nicht, was wir grade getan haben, ich plane sonst immer jede Sache ganz genau, so spontan bin ich nicht“, erkannte Wan nachdenklich.
„Wenn du deiner Frau wirklich einen Braten in die Röhre geschoben hast, dann kommt auf dich einiges an Planung zu“, erkannte Linus keck und Agent Davis sah sie verwirrt an.
„Sie ist überfällig“, erklärte Wan seinem Vater.
„Seid ihr nicht etwas jung für Kinder?“, fragte Agent Davis.
„Schon etwas, aber wenn ich Vater werde, werden wir das hinbekommen, auch wenn sie euch nicht passt“, entschied Wan.
„Es wird Zeit, dass wir uns zusammenreißen, wir sind eine Familie“, entschied Agent Davis.
„Danke Dad, das bedeutet mir viel“, bedankte sich Wan und in dem Moment kam Maggie aus dem Untersuchungszimmer.
„Falscher Alarm, mein Körper ist nur etwas durcheinander. Ich muss mich etwas ablegen, mir ist immer noch schlecht, wo kann ich das hier?“, fragte Maggie müde.
„Ich bring‘ dich hin“, erkannte Wan und ging mit seiner Frau in die Gästeräume.
„Puh, das ist noch mal gut gegangen. Und wie sieht es jetzt aus mit Sally und dir? Ist sie dir weinend um den Hals gefallen und wollte dich sofort zurück?“, fragte Agent Davis.
„Nein, leider nicht, sie war mir dankbar, keine Frage, aber für eine Liebeserklärung hat es nicht gereicht“, bemerkte Linus traurig.
„Das wird schon, jetzt muss sie sich erst mal erholen und zur Ruhe kommen. Ich bring‘ dann mal den Van zurück und schau‘ nach Kathleen“, entgegnete Agent Davis und ging auch davon.
 
Als Sally aus der der Krankenstation kam, war Linus auf der Bank eingedöst.
„Hey“, weckte sie ihn sanft.
„Wieder so ein schöner Traum“, murmelte er verschlafen.
„Du träumst nicht, Süßer, bemerkte sie liebevoll.
„Ja, das ist die Wirklichkeit. Hast du es schon gehört? Ich werde jetzt doch nicht so schnell Tante“, erkannte sie und setzte sich neben ihn.
„Ja, ist vielleicht nicht so ideal im Moment. Man, was mach‘ ich jetzt? Ich bin arbeitslos“, dachte er laut nach.
„Das hast du nicht gemacht“, erwiderte sie kopfschüttelnd.
„Doch, hab‘ ich, aber ich habe es nicht bereut. Okay, ein bisschen, aber jetzt fliegen wir erst mal wieder heim“, erkannte Linus.
„Hast du deinen Onkel angerufen, um ihm zu erzählen, was mit mir passiert ist?“, fragte Sally.
„Oh man, das hab‘ ich vergessen, tut mir leid“, erkannte er.
„Dann bin ich meinen Job wohl auch los, wir sollten unseren Plan mit der eigenen Computerfirma endlich in die Tat umsetzen, davon reden wir schon seit dem Studium“, erkannte Sally.
„Ehrlich? Das wäre echt eine tolle Idee, du vertraust mir also wieder?“, fragte er hoffend.
„Es ist nur ein Geschäft, geschäftlich würde ich dir vertrauen. Aber das mit der Freundschaft wird nichts, ich kann nicht privat mit dir zusammen sein“, erkannte Sally ernst.
„Das ist nicht dein Ernst oder? Nach allem, was ich in den letzten Wochen für dich getan habe? Ich hätte draufgehen können heute. Tut mir leid, keine Freundschaft, keine Geschäftsbeziehung, ganz einfach. Man, wenn sich so Held sein anfühlt, überlass‘ ich das das nächste Mal anderen. Gute Heimreise“, bemerkte er verärgert und zischte davon. Sally blieb traurig auf der Bank sitzen.
 
Bobby und Jerry die beide mehrfach verprügelt worden waren, weil sie sich heftig gewehrt hatten, wurden noch über Nacht auf der Krankenstation behalten. Sally, die nicht wusste wo sie hinsollte, ging zu ihnen.
„Hey, Kleines, warum so bedrückt? Wir haben es geschafft“, begrüßte Bobby seine Schwester, während er auf dem Bett mit seinem Bruder Karten spielte.
„Tut mir leid, dass ich das sagen muss, aber ihr Männer seid Schweine“, erkannte sie frustriert.
„Was hat er schon wieder gemacht?“, fragte Jerry, der schon wusste, dass es um Linus gehen musste.
„Argh, er verhält sich wie ein zwölfjähriger, eigentlich noch schlimmer als er als zwölfjähriger war. Er sieht es einfach nicht ein, dass wir nicht zusammen sein können“, ließ sie ihrer Wut freien Lauf.
„Ihr könntet schon, du willst aber nicht“, schlussfolgerte Jerry.
„Hey Bruder, du musst auf meiner Seite sein“, bemerkte sie grummelig.
„Ich bin auf niemandes Seite, du verhältst dich nur sehr kopflastig, du solltest mal auf deine Gefühle hören“, bemerkte Jerry.
„Das sagt mir ausgerechnet ein Mathematiker. Man, ich will aus diesen Klamotten raus, weiß jemand, wo ich hier duschen und schlafen kann?“, fragte Sally erschöpft.
„Hier ist noch ein Bett frei, Sie können heut‘ Nacht hier schlafen“, erwiderte eine Krankenschwester, die auf der Krankenstation an einem Pult saß und schrieb.
„Irgendwo privates, ich hab‘ jetzt fast zwei Wochen mit meinen Geschwistern auf engstem Raum geschlafen, nichts für ungut, aber ich brauch‘ Privatsphäre“, erklärte sie.
„Tut mir leid Kleines, wir haben nur noch ein Ehepaarzimmer und heut‘ Nacht kommt noch ein Paar rein“, erkannte die Krankenschwester.
„Klasse, jetzt werde ich auch noch wegen meinem Singlestatus zweitrangig behandelt, ein toller Ausgang eines tollen Tages“, raunzte sie, zog ihre Schuhe und ihre Hose aus und legte sich in ein Krankenbett neben Jerry.
 
Die Nacht brach ein in Dublin und eine Gestalt schlich durch die Krankenstation. Jerry und Bobby, die beide Schmerzmittel bekommen hatten schliefen tief und fest und bemerkten so nicht, wie eine Person an Sallys Bett kam, ihr einen Zettel auf den Bauch legte, ihre Stirn küsste und genauso mysteriös wieder von dannen ging.

Dreizehntes Kapitel


Sally wachte wieder mit Schmerzen auf, doch diesmal musste sie sich bei ihrem Aufwachprozess nicht wieder seelisch auf eine Tortur vorbereiten, denn sie war jetzt in Sicherheit.
„Sall‘?“, hörte sie die penetrante Stimme ihres Bruders Bobby.
„Wenn du jetzt vorschlagen willst in den Irak zu fahren um noch ein paar Terroristen auf den Sack zu gehen, passe ich“, murmelte sie schläfrig.
„Ziemlich schlagfertig für jemand der noch gar nicht richtig wach ist, Schwesterherz. Die brauchen das Bett, tut mir leid“, erkannte Bobby und sie schlug die Augen ruckartig auf.
„Ja, ich steh‘ schon auf“, erkannte sie, schlüpfte in ihre Hose und schlurfte barfuß mit ihren Schuhen in der Hand aus der Krankenstation.
Der Zettel, den ihr der mysteriöse Fremde hinterlassen hatte, rutschte dabei auf den Boden.
Noch etwas verschlafen im Kopf suchte sie das Zimmer von ihrer Schwester und deren Mann und fand es.
„Morgen, kann ich bei euch duschen?“, fragte sie, als sie an die Tür klopfte.
„Nicht jetzt, später“, rief Wan seltsam außer Atem.
„Oh man, könnt‘ ihr damit nicht warten, bis wir wieder zu Hause sind“, rief sie angeekelt zurück und entfernte sich von dem verschlossenen Zimmer.
„Hey Kleines, da hat dir jemand einen Liebesbrief hinterlassen. Was sitzt du hier draußen rum?“, bemerkte Bobby, als er mit dem Zettel den er gefunden hatte zu seiner Schwester kam.
„Deine Schwester geht grade ihren ehelichen Pflichten nach, ich wollte duschen“, bemerkte Sally trocken und nahm den Zettel entgegen.
„Oh man, ich würd‘ auch mal wieder gern, die Sexabstinenz war fast noch schlimmer als der Drill den ganzen Tag“, erwiderte Bobby.
„Du bist ein guter Kerl Bobby, wird Zeit, dass du dir eine gute Frau suchst“, erwiderte Sally und drehte den Zettel herum. Darauf stand „Ich liebe dich, auf Wiedersehen“ auf Klingonisch, Sallys und Linus Lieblingssprache auf der Highschool, wenn sie was sagen oder schreiben wollten, was keiner sonst lesen sollte.
„Wo ist Linus, weißt du das?“, fragte sie etwas gerührt von der romantischen Geste und gleichzeitig verwundert über den Abschiedsbrief.
„Hab‘ ich noch nicht gesehen, der schmollt vermutlich irgendwo“, erkannte Bobby und zog die Schultern hoch.
„Ich geh‘ ihn mal suchen“, erkannte sie nachdenklich und stand auf.
„Was für ne Sprache war das?“, fragte Bobby neugierig.
„Klingonisch!“
„Diese Star Trek Sprache? Du bist ein Freak, weißt du das eigentlich?“, fragte er schmunzelnd.
„Und stolz drauf. Sag‘ mir wenn Brad und Angelina ausgeflittert haben, ich muss dringend duschen“, erwiderte sie und ging auf die Suche nach Linus.
 
Sie fragte einige Leute in der Botschaft, aber keiner hatte ihn gesehen. Verwirrt ging sie zurück zu den anderen. Die standen seltsam in einem Halbkreis zusammen und berieten sich.
„Was ist hier los?“, fragte sie verwundert.
„Süße, setz‘ dich“, bemerkte Maggie ruhig, aber mit ernster Stimme.
„Was ist? Ist was mit Linus?“, fragte sie verwundert.
„Ja, er ist letzte Nacht aus der Botschaft raus und wart seit dem nicht mehr gesehen“, bemerkte Jerry und Sally setzte sich.
„Was heißt er wart nicht mehr gesehen? Er kann doch nicht einfach aus einem US-Botschaftsgebäude spazieren“, erwiderte sie mit leicht zitternder Stimme.
„Wir sind hier keine Gefangenen, er wollte gehen, also haben sie ihn gehen lassen“, erwiderte Jerry und Sally schloss die Augen.
„Ich sag‘ doch, wie ein zwölfjähriger. Wollte er heimfliegen, hat er irgendwas gesagt?“, wollte sie wissen, doch keiner wusste was.
„Ich wollte dir das eigentlich nie erzählen, aber er hat ganz deutlich Selbstmordabsichten vor mir geäußert“, erklärte Wan.
„Nein, nicht er, das wüsste ich“, entschied sie.
„Er hat die Liebe seines Lebens schon auf so viele Weisen verloren, ich würde da auch solche Gefühle haben“, bemerkte Wan und umarmte seine Frau mit einem Arm.
„Wir können also einfach so gehen?“, fragte Sally nach.
„Untersteh‘ dich nur noch einen Fuß auf irischen Boden zu setzen, ich hab‘ trotz schwerer Verletzungen meinen Arsch riskiert um dich da raus zu holen“, bemerkte Wan verärgert.
„Ich liebe ihn, ich kann nicht mit ihm befreundet sein, weil mich nur der Gedanke ihn nie wieder so nah an mir zu haben fast umbringt“, gestand sie plötzlich.
„Endlich hast du mal dein Herz sprechen lassen, gratuliere. Ich ruf‘ meinen Dad an, er soll den gepanzerten Lieferwagen zurückpfeifen und wir gehen ihn suchen“, erklärte Wan und rief seinen Vater an.
 
Als er 10 Minuten später zurückkam, hatte er einen verstörten Blick.
„Was ist? Ist was passiert?“, fragte Sally nervös.
„Das kann man so sagen“, druckste Wan herum.
„Was ist es, haben sie ihn?“, fragte Sally weinerlich.
„Nein, nichts dergleichen, aber es scheint, dass mein Vater deine Tante gehabt hat, ich hab‘ ihn grad‘ bei ihr erreicht, sie hatten ein paar Gläschen Whiskey zu viel und sind zusammen im Bett gelandet. Es sollte verboten werden, dass alte Leute Sex haben, bäh“, erkannte Wan.
„Erschreck‘ mich nicht so, Depp, kann passieren, sie sind beide vermutlich lang nicht mehr zum Zug gekommen, oh man, warum erzählst du mir das? Du weißt doch, dass ich mir alles bildlich vorstelle. Okay, zurück zum Thema, kriegen wir den Wagen?“, fragte sie hoffend.
„Er hat angedroht uns zu erschießen, wenn wir noch einen Fuß aus dem sicheren Gelände setzen. Wir sollten wirklich hierbleiben, wir Männer sind verletzt und ihr Frauen habt ne Magenverstimmung und Liebeskummer, das wäre echt ne Selbstmordmission. Wir fliegen heute Abend mit dem Hubschrauber zum Flughafen, wo wir dann sicher nach Hause gebracht werden. Vielleicht ist er ja einfach nur früher geflogen“, bemerkte Wan und versuchte sie damit zu beruhigen.
„Dann fliegen wir heut‘ Abend nach Hause, ohne ihn“, entgegnete sie bedrückt.
„Komm‘ nimm erst mal eine Dusche und zieh‘ dich um, dann geht’s dir gleich besser“, bat Maggie und brachte sie in ihr Zimmer. Unter Tränen zog Sally nach einer langen Dusche den Jumpsuit an, den sie von der Botschaft bekommen hatten und setzte sich dann in die Ecke des Raums um auf die Straße hinaus zu sehen. Im Dubliner Stadtzentrum herrschte reges Treiben. Irgendwo da unten war er, dachte er wirklich an Selbstmord? Er war arbeitslos und dachte, er hätte sie verloren, so abwegig war das nicht.
„Sall‘, Kathleen und Agent Davis sind da mit unseren Sachen“, erkannte Maggie und Sally trabte hinter ihr her zum Eingangssaal, wo Kathleen mit Sallys roter Reisetasche stand. Linus musste sie mitgenommen haben, als sie entführt worden war. Sie ging auf Kathleen zu und umarmte ihre Tante weinend.
„Hey Sally, wein‘ doch nicht, ihm wird es gut gehen, das hab‘ ich gesehen“, versprach Kathleen.
„Hast du eine Vision gehabt, geht es ihm gut?“, fragte Sally hoffend und Kathleen nickte.
„Ist er nach Hause geflogen?“, fragte Sally.
„Das glaub‘ ich nicht, ich hab‘ auch seine Reisetasche mitgenommen und da ist sicher sein Pass drin. Soweit ich weiß kommt ihr ohne euren Pass nicht in euer Land“, erkannte Kathleen.
„Er war also nicht mehr bei dir?“, bemerkte Sally.
„Ich hab‘ letzte Nacht ein Motorengeräusch gehört und heut‘ morgen war sein Leihwagen weg, er hat ihn aber noch nicht abgegeben, ich hab‘ die Firma angerufen, die die vermietet“, erklärte Kathleen.
„Na klasse, mein labiler Ex hinter dem Steuer eines SUVs, der bringt sich ganz sicher um“, bemerkte Sally aufgebend.
„Oder er fährt die Küste lang um den Kopf frei zu kriegen, das weißt du nicht. Komm‘ lass uns normale Klamotten anziehen, der Helikopter fliegt in einer Stunde“, bat Maggie und zog Sally, die ihre Reisetasche geschultert hatte, in das Ehepaarzimmer.
Nachdem Sally ihr IT-Crowd T-Shirt und Jeans in Militärfarben angezogen hatte saß sie auf dem Ehebett und betrachtete Linus‘ Pass. Das Bild auf dem Pass kam ihr sehr bekannt vor. Mit einem Schmunzeln erinnerte sie sich daran, wie sie mit ihm zu diesem kleinen Fotografen um die Ecke von ihrem Elternhaus gegangen war. Sie hatte ihm ständig seine damals noch stacheligen Haare für das Foto hinunter gedrückt und er hatte sie immer wieder aufgestellt. Das Resultat war, dass seine Frisur eher schlecht als Recht auf diesem Foto aussah.
„Hey, quäl‘ dich nicht so, ihm wird es gut gehen, hat Kathleen doch gesagt“, erwiderte Maggie, die ihre Schwester schon länger beobachtet hatte.
„Auch wenn ich Kathleen mag, diese ganze Wahrsagerei ist schon etwas mysteriös“, erkannte Sally, packte den Pass in ihre Umhängetasche und stand auf.
„Deine Hose ist auch mysteriös, dir ist schon klar, dass Militärfarben seit 10 Jahren out sind, oder?“, erwiderte Maggie.
„Ich trag‘ sie trotzdem gern, ich bin gern ein Freak. Das war eine ganz schöne Schrecksekunde gestern, als du dachtest, du wärst schwanger, oder?“, fragte Sally ablenkend.
„Ja, ziemlich, ich hatte ja von Familienplanung geredet, aber ich will jetzt echt noch keine Kinder, das ist mir heute eindeutig klar geworden“, erkannte Maggie.
„Gut zu hören, ihr habt ja noch viel Zeit. Man, es wird Zeit zu gehen, noch ne Premiere, das erste Mal Irland und jetzt noch das erste Mal in einem Hubschrauber“, erkannte Sally und ging zusammen mit Maggie, Wan und den anderen zwei jungen Männern zu dem Helikopter.
„Okay, Sie müssen Kopfhörer aufsetzen, dass wir uns unterhalten können. Wir fliegen etwas länger als 15 Minuten und sie müssen über die ganze Zeit angeschnallt bleiben, hat das jeder kapiert?“, fragte der Pilot, als sie sich für den Flug vorbereiteten.
„Ich werde hier bleiben, bis man ihn gefunden hat“, erkannte Agent Davis, der schon auf der Helikopter-Plattform auf sie gewartet hatte.
„Danke, das beruhigt mich etwas. Behandeln Sie meine Tante mit Respekt, das hat sie wirklich verdient“, erkannte Sally, setzte den Kopfhörer auf und stieg in den Helikopter.
„Sie wissen, dass Sie über einige Wege mit ihr verwandt sind, oder?“, fragte Bobby, den Agent.
„Das ist gerade das aufregende, mach‘ ein paar Touchdowns im Juni, ich hab‘ auf dein Team gesetzt, Junge“, verabschiedete sich Agent Davis von Bobby und der stieg auch ein.
„Ich weiß, wir haben uns nie gut verstanden, aber ich danke dir, dass du für uns da warst in dieser schweren Zeit“, verabschiedete Maggie ihren Schwiegervater.
„Ihr seid doch Familie. Wenn ihr Enkel produziert, meldet euch bei mir“, bemerkte er und half ihr in den Hubschrauber.
„Ich hoff‘ mal, Sie sind bis dann wieder zu Hause. Laut einer Wahrscheinlichkeitsrechnung ist es ziemlich sicher, dass Linus irgendwo hingegangen ist, wo er auf diesem Trip schon war“, erkannte Jerry mathematisch und stieg auch ein.
„Hier, die krieg‘ ich kaum aus dem Land“, bemerkte Wan und gab seinem Vater die Waffe zurück, bevor er auch in den Helikopter stieg. Agent Davis ging davon und der Helikopter flog mit lautem Getöse davon.
Eine Stunde später saßen die fünf Touristen aus den USA in ihrem Flieger nach Hause. Sie waren alle nicht in der besten Stimmung, was am meisten daran lag, dass sie sich Sorgen um Linus machten. War er in Sicherheit, oder war er längt in den Händen der IRA und musste solche Qualen erleiden wie sie? Bobby nahm seine Schwester in den Arm, als sie zu weinen begann. Als sie in Boston landeten, war Sally eingeschlafen.
„Hey Schwesterchen, wir sind da“, weckte Bobby sie sanft.
„Wie spät ist es?“, fragte sie verschlafen.
„Ziemlich spät, wir werden uns ein Großraumtaxi nehmen, wir sind wieder in Sicherheit“, erkannte Jerry, der neben ihr saß.
„Das hoffe ich, ich will nämlich nicht mehr wegrennen“, erkannte Maggie.
„Das müssen wir sicher nicht mehr, keine Sorge. Man, das war ein langer Flug, sorry noch mal, dass ich euch das angetan habe, ich dachte nur, das würde lustig werden“, bemerkte Bobby entschuldigend.
„Es war doch ein toller Urlaub, irgendwie. Morgen muss ich meinen Boss anflehen, mich nicht zu feuern, das wird noch lustig“, erkannte Sally erschöpft.
„Da bist du nicht die einzige, die Schule hat schon eine Woche wieder angefangen. Das ist so absurd jetzt wieder Kinder zu unterrichten“, erwiderte Jerry,
„Kannst du mal fragen, ob die einen Aushilfslehrer für Informatik suchen?“, fragte Sally plötzlich.
„Du willst doch nicht wirklich Fünftklässler unterrichten“, erkannte Jerry verwundert.
„Wenn ich meinen Job los bin schon, nur übergangsweise“, bemerkte sie.
„Klar, ich kann fragen, jetzt warte aber erst mal ab. Linus‘ Onkel ist sicher ziemlich umgänglich, wenn du ihm von deinem Urlaub erzählst“, entschied Jerry und folgte ihr nach draußen.
 
Am nächsten Morgen fuhr Sally zu ihrem Arbeitsplatz. Dabei kam sie an Linus‘ Wohnung vorbei. Sie hielt an und starrte auf die Tür, als würde sie erwarten, dass er mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen aus dieser kommen würde.
Sie ließ den Motor wieder an und fuhr weiter. Als sie im Büro durch die Gänge des Großraumbüros ging, war alles wie immer. Ihre Kollegen hatten gar nicht mitbekommen, dass sie zu spät zurück aus dem Urlaub kam. Sie klopfte mit feuchten Händen am Büro ihres Vorgesetzten.
„Kommen Sie rein“, bemerkte ihr Boss und sie trat ein.
„Ah, die verlorene Tochter, danke, dass du auch mal wieder hier auftauchst“, begrüßte Mr. Karinsky seine Angestellte.
„Ich entschuldige mich vielmals für meine Verspätung, auch wenn ich eigentlich nichts dafür kann“, bemerkte sie entschuldigend.
„Hat dich mein Neffe nicht aus seinem Bett gelassen?“, fragte Mr. Karinsky kritisch.
„Darf ich dir erklären, was passiert ist?“, fragte sie hoffend.
„Klar, setz‘ dich“, erkannte Mr. Karinsky und ließ sie erzählen.
 
„Die Geschichte ist von Linus, oder? Du bist eine klasse Programmerin, aber er ist der kreative von euch“, erwiderte Mr. Karinsky kritisch.
„Du kannst die amerikanische Botschaft in Dublin anrufen, wenn du mir nicht glaubst“, bemerkte sie trocken.
„Das meinst du wirklich ernst“, schlussfolgerte Linus‘ Onkel.
„Hast du mich jemals lügen sehen?“, fragte sie.
„Nicht im Berufsleben, nein, man, das war echt kein erholsamer Urlaub. Bist du fähig zu arbeiten?“, fragte Mr. Karinsky.
„Klar, heißt das, ich habe noch einen Job?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Ja, ich hab‘ Linus‘ Stelle schon vergeben, aber deine ist noch da, ich will dich nicht auch noch verlieren, ihr beide seit meine fähigsten Mitarbeiter. Er kommt also nicht mehr zurück?“, fragte Mr. Karinsky.
„Ich weiß es nicht, wie ich gesagt habe, er ist weg und ich weiß nicht wohin. Wirst du es seiner Mutter sagen und soll ich?“, fragte Sally.
„Ich werde meine Schwester gleich anrufen, ich weiß nur nicht, was ich ihr sagen soll, ist er in Gefahr?“, fragte Mr. Karinksy und Sally nickte matt.
„Du bist Schuld daran, dass er diesen Mist gemacht hat“, hielt er ihr plötzlich vor.
„Ich weiß, ich hab‘ mir schon genug Schuldgefühle gemacht, das brauchst du nicht auch noch“, bat sie.
„Tut mir leid, das denke ich mir. Geh‘ an die Arbeit, ich werde ein paar Leute anrufen“, erwiderte Mr. Karinsky und entließ sei aus dem Zimmer.
Eine Träne rollte ihre Backe herunter, als Sally zu ihrem Schreibtisch ging. Sie setzte sich an den Tisch und betrachtete das Bild von Linus und ihr auf dem Schreibtisch. Sie versteckte es immer, wenn er in ihre Abteilung kam, doch diesmal stellte sie es ganz deutlich hin.
Sie hatte ihren PC noch nicht angemacht, als ihr Kollege Fernandez zu ihr kam.
„Sall‘, hey, hab‘ dich lang nicht mehr gesehen, willkommen zurück“, bemerkte Fernandez.
„Ist gut, wieder da zu sein“, bemerkte Sally.
„Gut, gut, ich hab‘ dir nen Link zu einem witzigen Video gesendet, solltest du dir anschauen. Meeting ist um eins, wir könnten einige von deinen guten Ideen gebrauchen, schließ‘ dich mit Linus kurz, wir brauchen auch seine verrückten Ideen“, bemerkte Fernandez.
„Er arbeitet hier nicht mehr“, bemerkte sie trocken.
„Was heißt er arbeitet hier nicht mehr? Ich hab‘ doch erst letzte Woche mit ihm das neueste Level von Revolutionary 5 durchgearbeitet“, wunderte sich Fernandez.
„Aber nur online, oder?“, fragte sie.
„Ja, nur online, er war nicht im Land. Will er dort bleiben wo er hin ist?“, fragte Fernandez verwundert.
„Scheint so“, bemerkte Sally. Sie musste arg damit kämpfen, nicht zu weinen.
„Was hat der Mistkerl gemacht, ist er wieder fremdgegangen?“, fragte er mitfühlend.
„Wir sind schone ne Weile nicht mehr zusammen, das ist mir ziemlich egal. Wir sollten uns mal auf ein Bier treffen, dann erzähl‘ ich dir die Story“, erwiderte sie.
„Klar, machen wir. Wir kriegen das auch ohne ihn hin, wir sind nämlich echt genial“, munterte Fernandez sie auf und ging weiter.
„Du konntest es nicht lassen und hast unseren Kollegen auch nach deiner Kündigung geholfen, du bist echt ein sentimentaler Kerl“, redete sie mit Linus‘ Foto, bevor sie ihren PC anmachte. Die E-Mails die sie in den zurückliegenden drei Wochen bekommen hatte zu beantworten lenkte sie für ein paar Minuten ab. Doch dann stieß sie auf eine E-Mail von Linus. Er hatte sie am Tag geschrieben, als sie sich entführen ließ.
 
Liebste Sally
 

Du bist jetzt ein erst paar Stunden weg und ich vermisse dich schon so unglaublich. Du warst nur so kurz in meinen Armen, ich kann nicht glauben, dass du das heute gemacht hast, doch trotzdem kann ich es verstehen. Ich wollte dein Held sein, aber du bist stark genug um deine eigene Heldin zu sein. Ich hoffe, wenn du das liest, bist du in Sicherheit und hast deine Geschwister an deiner Seite. Ich bin so froh, dass du wieder mein Freund bist, denn das Jahr ohne dich war die Hölle für mich. Ich weiß nicht, wo wir stehen im Moment, aber wenn du das gelesen hast, dann komm‘ zu mir und lächle mich an, dass ich weiß, dass du verstanden hast, was ich damit sagen wollte.
 
Für immer
 
Linus
 
Jetzt brachen alle Dämme, die toughe Sally brach‘ in Tränen aus. Sie versuchte sich zusammenzureißen, aber die Anstrengungen der letzten Wochen fielen in einem Weinkrampf von ihr ab. Ihre Kollegen starrten sie an. Da es ihr sehr peinlich war in der Öffentlichkeit zu weinen, stürmte sie in die Toilette.
Nach zwanzig Minuten konnte sie sich wieder beruhigen und ging zurück zur Arbeit. Ihre Kollegen sahen sie wieder verwirrt an.
„Was? Wir Frauen zeigen unsere Gefühle manchmal, kann passieren“, bemerkte sie grummelnd und so konnte sie endlich anfangen zu arbeiten.
 
Die Tage vergingen und dann die Wochen und der Mai brachte Wärme in die Stadt. Wan hatte sich gut von seinen schweren Verletzungen erholt und arbeitete wieder fleißig und auch die Vierlinge kamen wieder in ihren Rhythmus. Doch irgendwie war alles anders. Sally verbrachte wieder mehr Zeit mit Maggie, Jerrys Selbstbewusstsein war irgendwie stärker und Bobby rief seine drei Geschwister Mitte Mai auf dem städtischen Friedhof zusammen.
„Was machen wir hier?“, fragte Sally, als sie von der Arbeit zu Bobby kam.
„Wir waren lang nicht mehr hier, wir müssen es uns aber immer wieder in Erinnerung rufen, woher wir kommen“, erkannte Bobby.
„Du hast Recht, ist lang her, es ist schade, dass unsere Eltern nicht zusammen liegen, nach allem was wir jetzt wissen, müssen sie sich sehr geliebt haben“, bemerkte Maggie, während sie zum Grab ihrer Mutter liefen.
Das Grab ihrer Mutter sah armselig aus. Ein einfacher weißer Stein lag auf dem Urnengrab und darauf eine getrocknete Rose, die noch von ihrem Vater stammen musste.
„Sieht noch trauriger aus, als ich dachte. Ich habe ein paar Blumen mitgebracht“, bemerkte Bobby und stellte einen Blumentopf mit Vergiss-mein-Nicht auf das Grab.
„Schöne Blumen. Hast du eine Entscheidung für deine Zukunft getroffen?“, fragte Sally, Bobby.
„Ja, die kommende Saison wird meine letzte sein, ich seh‘ mich schon nach nem Job um“, erkannte Bobby.
„Damit machst du mich glücklich, danke. Ich glaube, du verträgst nämlich keinen Schlag mehr gegen den Kopf. Wie sieht es privat aus, haben deine Freundinnen immer noch nicht voneinander erfahren?“, fragte Sally und tätschelte den Kopf seines Bruders.
„Ja, haben sie, ich hab‘ ihnen alles gestanden nachdem wir zurückkamen, ich bin wieder Single, aber freiwillig“, bemerkte er stolz.
„Dann hat dieser Trip dir wohl die Augen geöffnet, freut mich für dich. Noch zwei Wochen, dann ist es ein Viertel Jahrhundert her, dass wir hier geboren sind und sie dabei gestorben“, dachte Sally laut nach, als sie den Grabstein ihrer Mutter reinigte.
„Wir werden keine große Feier machen, nicht solang‘ er nicht wieder zu Hause ist“, erkannte Maggie plötzlich und die drei anderen wussten genau, wen sie damit meinte. Nachdem der Grabstein gereinigt war, hakten sich die Frauen bei ihren Brüdern ein und verließen den kleinen Friedhof wieder.
 
Obwohl die Vierlinge ihre Party zum 25. durch die Sorge um Linus klein halten wollten, geriet die Partyplanung zwei Wochen später etwas außer Kontrolle. Dazu kam, dass Sally von ihrem Boss gebeten wurde, an ihrem Geburtstag zum Bostoner Flughafen zu fahren um einen wichtigen Kunden abzuholen.
„Kann das nicht jemand anders machen?“, fragte Maggie, als sie ihr Elternhaus für die große Party vorbereitete, indem sie unter andrem eine Girlande mit einem Spruch „25 x 4 = Hundertjahrfeier“ aufhängte.
„War ein Deal, dass ich morgen frei krieg‘ muss ich das heut‘ machen. Sind ja nur drei Stunden, ich bin pünktlich zur Party wieder da, versprochen“, versprach Sally und schulterte ihre Tasche. Sie hatte sich zwei Tage zuvor die Haare braun gefärbt und zog ihre Strähnen unter ihrem Schultergurt hervor.
„Ich mag deine neue Haarfarbe nicht“, bemerkte Maggie.
„Danke, hab‘ dich auch lieb. Denk‘ dran, um sechs Uhr kommt Fernandez mit dem Bier, ich müsste kurz nach ihm auch wieder da sein“, bemerkte Sally.
„Hast du dein Shirt schon an?“, fragte Jerry, der an ihnen vorbei kam.
„Ja, hab‘ ich, obwohl ich ungern mit dieser 4 auf der Brust rumlaufe“, entschied sie und zeigte ihm die vier.
„Das wird sonst nur halb so witzig, versuch’s nicht zu versauen und sei pünktlich“, bemerkte Bobby, der auf dem Sofa neben ihnen saß.
„Werde ich nicht, ist halt was Berufliches. Ich beeil‘ mich, bis später“, verabschiedete sich Sally und fuhr los.
 
In Boston kam Sally in den Feierabendverkehr und kam erst gegen 6 Uhr abends am Flughafen an. Sie war schon leicht genervt, als sie mit einem Schild mit Firmenlogo am Ausgang des Air Lingus Terminals stand.
Die Leute waren schon fast alle aus dem Flugzeug gekommen. Sie fragte sich wie der wichtige Kunde aussah. War er ein Anzugträger oder ein Nerd wie sie?
Plötzlich stand er da, frischrasiert und mit seinem Collegepullover an.

Vierzehntes Kapitel


„Sall?“, fragte Linus, als er seine Ex-Freundin vor ihm stehen sah.
Sallys Schild rutschte aus ihren Händen und fiel auf den Boden.
„Mein Onkel wollte mich hier abholen“, erkannte er verwirrt.
„Er hat mich geschickt. Du siehst gut aus“, bemerkte sie stotternd.
„Danke, du auch, neue Frisur?“, fragte er genauso verwirrt.
„Ja, musste sich was ändern an meinem Aussehen. Wo bist du gewesen, sag‘ mal?“, fragte sie und kam auf ihn zu.
„Galway, bei deiner Tante, ich hätte dich anrufen sollen“, erkannte er ruhig.
„Ja, hättest du, verdammt noch mal, wir haben uns alle furchtbare Sorgen gemacht“, entgegnete sie und schlug ihm mit der Faust sanft auf die Brust. Bevor er noch was sagen konnte, zog sie ihn am Nacken zu sich und küsste ihn lang und leidenschaftlich.
„Man, wenn du mich immer so willkommen heißt, muss ich öfters weggehen“, bemerkte er außer Atem.
„Untersteh‘ dich, jemals wieder weg zu gehen. Man, wenn ich gewusst hätte, dass ich dich abhole, hätte ich nicht so einen Frust geschoben“, bemerkte sie und klammerte sich an ihn.
„Mein Onkel hat keine Kunden in Europa“, erwiderte er schmunzelnd.
„Das hätte ich wissen müssen. Wir müssen los, ich bin heut‘ so eine Art Ehrengast auf einer Party“, bemerkte sie und ging an ihn gekuschelt ein paar Schritte.
„Stimmt, der 25. Mai, heut‘ ist euer Geburtstag“, erkannte er.
„Du bist mein bestes Geschenk. Wir hätten das mit der Affäre wie Erwachsene klären sollen, aber ich war so verletzt. Doch das liegt jetzt hinter uns, du bist die Liebe meines Lebens, egal was noch kommt, wir schaffen das“, versprach sie.
„Auf diese Worte habe ich jetzt ein Jahr gewartet, ich bin so froh“, erkannte er und küsste sie zurück.
„Aber wenn du noch ein Mal so einen Mist abziehst, stell‘ ich dich mit einem Schild auf dem „Erschieß mich“ steht auf den Marktplatz von Kabul“, drohte sie.
„Das klingt nach einem Deal. Lass‘ uns gehen“, entgegnete er. Sie war so glücklich, er war wieder bei ihr. Das war das beste Geschenk was ihr Boss ihr machen konnte.
 
Vor ihrem Haus knutschten sie wild im Auto. Als er gerade ihr T-Shirt ausgezogen hatte, hörte sie laute Stimmen im Haus.
„Verdammt, die Show beginnt“, bemerkte sie und zog hektisch ihr T-Shirt an.
„Es gibt noch andere Ehrengäste heute“, bemerkte er erregt.
„Wir haben da was geplant, das funktioniert nicht ohne mich, sorry, ich muss los“, erwiderte sie, stieg von seinem Schoß und kletterte aus der Tür.
„Ich brauch‘ noch ne Sekunde“, bemerkte er.
„Sorry Süßer, komm‘ halt gleich nach, ich muss los“, erwiderte sie und eilte davon.
„Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid“, bemerkte Sally, als sie zu ihren Geschwistern kam, die sich für ihren Auftritt vorbereiteten.
„Du bist zwei Stunden zu spät, Schwester“, bemerkte Bobby stinkig.
„Es gab einen riesen Stau in Boston, tut mir leid, okay, lasst uns gehen“, erwiderte sie und zog ihre Jacke aus.
Sie präsentierten sich nacheinander mit ihren Nummern, was als Gag gedacht war, doch Sally hatte in der Eile ihr T-Shirt falsch herum wieder angezogen und versaute so die Show.
„Oh Sall‘“, bemerkte Maggie kopfschüttelnd.
„Äh, peinlich, komm‘ gleich wieder“, bemerkte Sally und eilte nach oben in ihr Zimmer.
Maggie ging ihr hinterher.
„Sall‘, alles klar bei dir?“, fragte Maggie, als sie Sally abfing, die gerade ihr IT-Crowd T-Shirt anzog.
„Ja, alles bestens, tut mir leid, dass ich’s versaut hab‘“, entschuldigte sie sich.
„Nicht so schlimm, verrät’s du mir, warum du dein T-Shirt auf deinem Trip ausgezogen hast?“, fragte Maggie und setzte sich aufs Bett.
„Aus dem gleichen Grund wie es immer bei dir war“, erkannte sie mysteriös.
„Oh man, sag‘ mir nicht, dass du mit dem Geschäftspartner deines Bosses rumgemacht hast“, bat Maggie angeekelt.
„Nein, ich hab‘ mit dem Neffen meines Bosses rumgemacht“, bemerkte Sally und grinste breit.
„Du kannst doch nicht einfach jeden Verwandten deines Bosses flachlegen, nur weil du Angst um deinen Arbeitsplatz hast“, erkannte Maggie kritisch.
„Als wir gezeugt wurden, hab‘ ich wohl das ganze Hirn bekommen, oder? Ich rede von Linus, Dummerchen“, erkannte sie.
„Linus? Er ist wieder da, ihr seid wieder zusammen?“, fragte Maggie erfreut.
„Mein Boss hat mir ne Kleinigkeit verschwiegen, über die Identität der Person, die ich vom Flughafen abholen sollte“, erwiderte Sally glücklich.
„Ihm geht’s gut, ich bin ja so froh. Wo zum Henker ist er?“, fragte Maggie.
„Noch in meinem Auto, ich hab‘ ihn etwas zu sehr erregt und er muss erst mal runter kommen“, konterte Sally schmunzelnd.
„Du kleines Luder, ich freu‘ mich so für dich. Hast du ihm endlich verziehen?“, fragte Maggie und Sally nickte.
„Das ist so romantisch, das hab‘ ich mir so für dich gewünscht. Kommt er noch zum Zug heute?“, fragte Maggie neugierig.
„Natürlich kommt er heut‘ noch zum Zug, ich kribble noch am ganzen Körper, ich brauch‘ es vermutlich so dringend wie er“, entgegnete Sally.
„Gehen wir wieder runter, die andren wundern sich sicher schon“, erkannte Maggie und zog ihre Schwester wieder nach unten.
„Hey Diva, alles klar bei dir?“, fragte Bobby, Sally, als sie wieder zu ihnen stieß.
„Ich hab‘ mein T-Shirt dreckig gemacht, tut mir leid“, log sie und schnitt sich ein Stück Torte ab.
„Sall‘, ich bin dein Zwillingsbruder, ich weiß wann du lügst“, bemerkte Bobby grienend.
„Okay, Leute, hört mal alle zu, danke, dass ihr alle gekommen seid, ihr wisst, dass ich schon ne Weile als Single durch diese Welt wandere, doch ich will euch heute meinen neuen Freund vorstellen“, erklärte sie in die Runde.
„Du hast nen neuen Freund, davon wusste ich ja gar nichts“, erwiderte Bobby verwundert.
„Na ja, so neu ist er auch nicht“, erkannte sie und ging zur Tür. Wie sie gedacht hatte, stand Linus davor und trat ins Licht.
„Linus, Alter, du bist wieder da“, bemerkte Bobby und umarmte seinen Kumpel herzlich.
„Ja, scheint ganz so, ich verpass‘ doch euren Geburtstag nicht“, bemerkte er lächelnd und umarmte auch Jerry.
„Hey du Held, wo warst du die ganze Zeit?“, fragte Maggie und küsste Linus auf die Backe.
„Erzähl‘ ich euch morgen, heute feiern wir“, entschied Linus und so konnte die Party beginnen.
Sally verbrachte eine sehr erotische Nacht mit ihrem Freund und wachte am nächsten Morgen glücklich in seinen Armen auf.
„Hey, du“, begrüßte sie ihn, als er aufwachte.
„Du bist von meinen Bettgenossinnen wirklich die Beste“, schmunzelte er und sie sah ihn böse an.
„Zu früh?“, fragte er verwirrt.
„Viel zu früh. Ich hab‘ deine Berührungen so vermisst, für einen Nerd weißt du echt, was du im Bett tun musst um eine Frau zu befriedigen“, erwiderte sie und fuhr mit ihrer Hand über seine Brust.
„Ja, wer kann der kann“, erkannte er stolz.
„Du bist mein bester Freund, ich weiß, auf was für Seiten du dich regelmäßig rumtreibst“, bemerkte sie lächelnd.
„Nimm mir das nicht auch noch weg, ich hab‘ halt manchmal so bestimmte Fantasien, die dich anekeln“, erklärte er.
„Ich nehm‘ dir das nicht weg und ich werde versuchen dir deine Wünsche zu erfüllen“, versprach sie.
„Wirklich? Ich hab‘ dich nicht verdient“, entgegnete er glücklich und küsste sie.
„Keinen Dreier“, fügte sie hinzu.
„Geht klar“, versprach er und sie legte sich auf seine Brust.
„Leute, kommt ihr Frühstücken?“, rief Maggie von draußen.
„Ziehst du bei mir ein?“, fragte er plötzlich.
„Man, wo kommt das denn plötzlich her?“, fragte sie überrascht.
„Willst du nicht?“
„Doch, klar, kann ich mir überlegen, ich sollte endlich aus diesem Haus ausziehen“, erkannte sie.
„Leute, seid ihr wach?“, fragte Sally erneut.
„Wir kommen gleich“, rief Linus und Sally sah ihn dabei glücklich an.
„Machen wir’s“, bemerkte sie und küsste ihn noch mal.
 
Hand in Hand kam das verliebte Pärchen zum Frühstückstisch.
„Schaut mal wer da ist, Laut und Lauter“, bemerkte Bobby. Er sah müde aus.
„Ich werde zu ihm ziehen, da können wir so laut sein, wie wir wollen“, erkannte er und nahm auch noch seine zweite Hand in ihre.
„Wir wollten das Haus schon länger verkaufen, endlich können wir das tun“, erwiderte Jerry.
„Ihr wollt das Haus verkaufen?“, fragte sie überrascht.
„Wir können nicht unser ganzes Leben hier wohnen, Sall‘“, entschied Jerry.
„Klar, dann verkaufen wir das Haus. Aber in der momentanen Wirtschaftslage wird das etwas dauern“, erkannte Bobby. Maggie und Wan sahen sich gegenseitig an.
„Wir werden das Haus nehmen, denn wir wollen hier eine Familie gründen“, erkannte Wan und nahm die Hand seiner Frau.
„Das klingt gut, dann bleibt das Haus in der Familie. Wir suchen uns dann eine Wohnung“, erkannte Bobby.
„Wir sind wohl alle etwas erwachsener geworden“, schlussfolgerte Bobby.
So war es abgemacht. Am Ende des Monats zog Sally zu Linus. Linus begann als Aushilfslehrer in Jerrys Schule und die Jungs zogen in Maggies und Wans alter Wohnung, während das Ehepaar sich in Maggies Elternhaus häuslich niederließ.
Anfang Juni saß Sally gerade in ihrem neuen zu Hause am PC, als sie einen Anruf über Skype bekam.
„Hey, Nichte“, sah sie das Gesicht einer ihrer Tanten aus Dublin.
„Sorry, das Bild ist nicht so arg gut, ich weiß nicht ob du Kathleen, Pauline oder Maggie bist“, bemerkte Sally gut gelaunt.
„Als würden Kathleen oder Pauline jemals einen PC anfassen“, erkannte Tante Maggie cool.
„Hi, Tante Mag“, bemerkte Sally amüsiert.
„Hey, Süße, ich hab‘ deine Skype-Adresse von Linus, ich hoff‘ das ist in Ordnung“, erklärte Maggie.
„Klar, Süßer kommst du mal her, Tante Maggie ruft über Skype an“, rief sie nach Linus.
„Komm‘ gleich“, rief er aus der Küche.
„Süßer? Seid ihr beide wieder zusammen?“, fragte Tante Maggie freudig überrascht.
„Ja, sind wir, danke, dass du dich um ihn gekümmert hast, als er es gebraucht hat“, erkannte Sally freundlich.
„Ja, er hatte es wirklich nötig. Besucht er jetzt einen Therapeuten nach seinem Selbstmordversuch?“, fragte Tante Maggie und Sallys Kinnlade fiel nach unten.
„Er hat was?“, fragte sie stotternd.
„Er hat es dir nicht erzählt, oder?“, fragte Tante Maggie und sie schüttelte verwirrt den Kopf.
„Nein, hat er nicht“, bemerkte sie und merkte wie die Wut in ihr hochstieg.
„Oh man, da hab‘ ich jetzt was ausgeplaudert, ich dachte nicht, dass er es für sich behält. Äh, hi Linus“, bemerkte Tante Maggie, als sie Linus sah, der hinter Sally auftauchte.
„Ich ruf‘ dich zurück“, erwiderte Sally und klappte den Laptop zu.
„Ich glaub‘, wir müssen uns unterhalten“, bemerkte Sally und drehte sich auf dem Drehstuhl herum.

Fünfzehntes Kapitel


„Sag‘ was“, bat Linus, als Sally durch das Fenster auf die Straße starrte.
„Du hättest es mir sagen können“, bemerkte sie und sah ihn mit leeren Augen an.
„Wie hätte ich es dir sagen sollen? Ich liebe dich Süße, ach übrigens ich hab‘ mir in Dublin zwei Handvoll Schlaftabletten eingeworfen, weil ich nicht mehr ohne dich leben wollte“?“, fragte er sarkastisch.
„Glaubst du wirklich, dass das die Zeit für deine blöden Witze ist?“, fragte sie schroff.
„Das war nicht witzig gemeint. Ich hatte zu viel getrunken und fühlte mich allein auf dieser Welt, jetzt geht es mir aber viel besser“, erklärte er ruhig.
„Wer hat dich gerettet?“, fragte sie, obwohl sie die Antwort nicht wirklich wissen wollte.
„Irgendein Besucher der Kneipe, in der sie mich gefunden haben. In Dublin hängen Krankenpfleger auch in schmierigen Kneipen rum, falls dich das interessiert“, konterte er.
„Nicht wirklich. Wie bist du dann nach Galway gekommen?“, fragte sie.
„Tante Katy hat mich dorthin gebracht, nachdem sie mich aus dem Krankenhaus geholt hat. Deine Cousine Sioban hat die Uni geschmissen, ist ne Schande, sie ist eine verdammt gute Psychologin, sie hat stundenlang, tagelang mit mir gesprochen, bis es mir besser ging“, erklärte er.
„Warum hast du mir das nie erzählt, wir wohnen jetzt schon fast einen Monat zusammen“, bemerkte sie enttäuscht.
„Ich hätte es dir wirklich sofort sagen sollen, es tut mir so leid“, entschuldigte er sich und setzte sich zu ihr.
„Wirst du dir einen Therapeuten suchen?“, fragte sie nur.
„Es ging mir nur so schlecht, weil du nicht bei mir warst“, erklärte er.
„Suchst du dir einen Therapeuten?“, fragte sie erneut.
„Ja, werde ich“, versprach er ehrlich.
„Dann ist ja gut. Ich werde unsere Medikamente für die nächsten Wochen wegsperren, nur um sicher zu gehen“, erklärte sie.
„Okay, ich tu‘ alles, dass du mir verzeihst“, erkannte er.
„Ich bin nicht sauer auf dich, ich musste das nur kurz verkraften“, erklärte sie.
„Erzähl‘ es nicht den anderen, bitte“, bat er plötzlich kleinlaut.
„Werde ich nicht, wir erzählen ihnen, dass du zum Therapeuten rennst, weil du Probleme hast, dich auf die neue Arbeitsstelle einzustellen“, erklärte sie.
„Das stimmt aber gar nicht, mir gefällt mein Job sehr gut, die neue Generation ist echt talentiert“, bemerkte er.
„Das freut mich echt für dich, ich bin auch froh, dass ich meinen Job noch hab‘, ich hab‘ nicht gewusst, wie sehr ich ihn mag, bis ich ihn fast verloren hätte. Das ist das gleiche wie bei dir, verdammt, ich hätte dich verloren, wenn dieser Krankenpfleger nicht gewesen wäre, das wird mir grad‘ klar“, erkannte sie plötzlich.
„Gott sei Dank war er da, über mehr solltest du nicht nachdenken“, bat er.
„Du hast Recht, wir haben eine Entführung durch die IRA überlebt, alles andere werden wir jetzt auch hinkriegen. Aber bitte, verschweig‘ mir nie wieder was, ich muss dir wieder hundertprozentig vertrauen können“, bat sie.
„Erinnerst du dich daran, dass nach dem Ende unserer Beziehung immer deine Facebook-Seite von „Single“ auf „Vergeben“ umgestellt wurde, obwohl du das ständig wieder geändert hast?“, fragte er keck.
„Das wusste ich doch, du bist der einzige, der Facebook so genial hacken kann und welche Person außer dir würde diese Änderung am Meisten stören“, bemerkte sie und lächelte ihn an.
„Mit diesen neuen Sicherheitsvorkehrungen von Facebook ist das jetzt auch ziemlich schwierig, aber ich mach‘ es auch nicht mehr, versprochen“, versprach er.
„Ich würde es auch lassen, egal was kommt in Zukunft, ich möchte keinen anderen mehr, wenn das mit dir nicht klappen würde, würde ich trotzdem immer sagen, dass ich vergeben bin“, erwiderte sie.
„Das wird funktionieren, diesmal werde ich es nicht versauen. Diesmal werde ich nicht auf deinen Bruder hören“, entschied er und sie sah ihn skeptisch an.
„Was hat einer meiner Brüder damit zu tun?“, fragte sie.
„Oh man, ich hab ihm eigentlich geschworen das mit ins Grab zu nehmen“, bemerkte er geheimnisvoll.
„Bobby!“, erkannte sie und stand erbost auf.
„Bitte sag’s ihm nicht, ich hab‘ ziemlich viel Respekt vor Bobby, nicht zu sagen Angst“, bemerkte er stotternd.
„Tja, ich nicht, raus mit der Sprache“, entgegnete sie wuterbost.
„Das war nicht der rumreichste Abend meines Lebens“, erklärte Linus.
„Ja, soweit kenn‘ ich die Geschichte, jetzt will ich die Details wissen, auch wenn’s wehtut“, forderte sie.
„Ich brauch‘ erst mal nen Bier“, entschied er und ging in die Küche.
„Hey, verschwinde hier nicht mitten in einer Diskussion“, murrte sie und ging hinter ihm her.
„Ich brauch‘ einfach ein Bier, nichts weiter“, murrte er und öffnete ein Bier.
„Dann mach‘ mir auch eins auf, kleiner Egoist“, bemerkte sie liebevoll und nahm ihm das Bier aus der Hand.
„Das konnte ich ja kaum ahnen, dass du auch eins willst. Lass‘ uns zurück ins Wohnzimmer gehen, ich muss etwas ausholen für die Geschichte“, bat Linus und sie setzten sich aufs Sofa.
„Also, Bobby hat dir irgendeinen Mist erzählt“, erinnerte sie ihn an seine Geschichte.
„Ja, eigentlich begann als mit einem Bier wie diesem. Es war die Nacht vor deinem Geburtstag, wie du sicher noch weißt…“, begann er.
„Ja, das weiß ich noch, du warst mit Bobby auf Tour, ihr wolltet das Beste Bier für die Party aussuchen“, half sie ihm.
„Genau. Also wir saßen im O‘ Finnigans und je später der Abend umso weiter geriet unser Plan in Vergessenheit. Als es etwa zwei Uhr morgens war, war ich irgendwie ratzedicht, was du auch schon weißt. Dabei hab‘ ich wohl oder übel Bobby von meinem tollen Plan erzählt, den ich für deinen Geburtstag hatte…“, erzählte er weiter.
„Und der Plan war?“, fragte sie.
„Das kann ich dir irgendwie nicht sagen“, konterte er herumdrucksend.
„Wir hatten die volle Wahrheit ausgemacht, also los“, forderte sie.
„Okay, okay, ich wollte dir letzes Jahr an deinem Geburtstag einen Antrag machen“, erklärte er stockend.
„Das erklärt den Ring“, erwiderte sie gefasst.
„Du hast den Ring gesehen?“, fragte er peinlich berührt.
„Na ja, ich hab‘ ihn sozusagen irgendwie … na ja … gemopst“, erklärte sie.
„Das erklärt, wo der hin ist, du wusstest es also!“
„Ja, wusste ich. Das erklärt aber immer noch nicht, die Geschichte mit der Kellnerin und warum du mit dem Ring in der Tasche zu meiner Party gekommen bist, obwohl ich dich zwei Stunden vorher verlassen hatte“, erkannte sie.
„Willst du das wirklich hören?“, fragte Linus.
„Wahrheit, ja, los!“
„Meinetwegen, ich sagte ja, nicht meine beste Idee. Bobby hat die Kellnerin gesehen und hat mir weiß machen wollen, dass, wenn ich wirklich heiraten möchte, ich noch ein Mal auf die Pirsch gehen sollte. Das tat ich dann auch, ich sagte schon, ich hatte einiges getankt und so ist mein Mast ziemlich schnell abgeflaut. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, hab‘ ich sofort Schuldgefühle bekommen und hab’s dir erzählt“, erklärte er weiter.
„Warum hörst du auf Hugh Hefner jr., sag‘ mir das bitte?“, bemerkte sie kopfschüttelnd. Sie wirkte irgendwie überhaupt nicht sauer.
„Wen ich das noch wüsste wäre ich echt klüger. Es war wirklich gerechtfertigt, dass du mich verlassen hast, denn ich hab‘ dich nicht verdient. Ach ja, den Ring hab‘ ich mit mir rumgetragen, weil ich dich noch fragen wollte, ich hab‘ mich gleich nach dem du weg bist mit einer Flasche Wodka betäubt, wie du noch weißt, war ich auf dieser Party wieder ratzevoll, so hast du auch meinen Ring bekommen, oder?“, fragte er.
„Ja, ich hab‘ deine Jacke ausgezogen, nachdem du auf meinem Bett weggeratzt bist. Zumindest hattest du den Anstand, keine Show vor meinen Freunden und meiner Familie abzuziehen. Ich hab geweint, als ich den Ring deiner Großmutter entdeckt hatte, doch die Wut war so stark, dass ich ihn versteckt habe, dass du leiden musstest. Da du mich ja nicht darauf ansprechen konntest, war die Rache perfekt. Das ich dir den Intimbereich rasiert habe, das darf ich wohl dem Alkohol zuschreiben, den ich danach vertilgt habe“, erklärte sie.
„Das erklärt vermutlich, warum ich neben dir aufgewacht bin. Ich bin dann verschwunden, bevor du aufgewacht bist“, erkannte er.
„Ich hab‘ doch gedacht, dass in dieser Nacht jemand bei mir gewesen ist, ich dachte erst, ich hätte mir das im Suff nur eingebildet. Bitte lass‘ uns schwören, dass wir uns so einen Mist nie wieder gegenseitig antun“, bat sie.
„Ich verspreche es. Man, schon halb fünf, wir wollten doch in ner halben Stunde bei Bobbys Training sein“, fiel ihm ein.
„Dann fahren wir jetzt dahin, ich muss hier eh raus. Weißt du, wo mein Wildcats Trikot ist?“, fragte sie und ging zum Kleiderschrank im Flur.
„Ganz unten rechts, ich hab‘ in dem Schrank gestern mal etwas Ordnung gebracht. Du bist echt chaotisch, manchmal“, schmunzelte er und sie zog das Trikot über ihr T-Shirt.
„Dafür bin ich mit dir zusammen gezogen, dass du das aufräumen kannst“, scherzte sie und nahm ihre Tasche.
„Was ist eigentlich mit dem Ring passiert? Bitte sag‘ mir nicht, dass du ihn in deiner Wut weggeschmissen hast“, bemerkte er plötzlich.
„In meiner Unterhosenschublade, du hast dich nicht getraut die aufzumachen, was?“, fragte sie lächelnd.
„Ich hab‘ deine Sachen nicht durchwühlt, nur den Schrank hier aufgeräumt. Was machen wir jetzt damit?“, fragte er mit einem seltsamen Ton in der Stimme.
„Auch wenn ich deine Gran geliebt habe, wie meine eigene, diesen Ring werde ich nicht tragen, der ist grottenhäßlich“, bemerkte sie.
„Du willst mich also nicht heiraten?“, bemerkte er gekränkt.
„Doch, natürlich will ich dich eines Tages heiraten, mein Schatz, nur nicht mit diesem Ring am Finger“, bemerkte sie erklärend.
„Der ist seit 100 Jahren im Besitz meiner Familie“, konterte er.
„Ja, das ist auch alles sehr schön, wenn du mir einen schönen Ring kaufst, heirate ich dich“, bemerkte sie plötzlich.
„Du willst mich heiraten?“, fragte er gerührt.
„Natürlich will ich das, du Idiot, ich hätte schon vor einem Jahr ja gesagt“, erwiderte sie und bekam Tränen in die Augen, als sie zurück zu ihm kam.
„Ich hatte gehofft, dass du das sagst“, erwiderte er, ging zu einer Schublade und holte eine Ringschatulle heraus.
„Du hast das schon geplant? Wir sind aber ziemlich zuversichtlich, Mr. Karinsky“, erwiderte sie und küsste ihn lang.
„Um das noch mal zu wiederholen, du nimmst meinen Antrag an?“, fragte er noch mal nach.
„Manchmal bist du echt schwer von Begriff, mein Schatz, ja, ich will dich heiraten“, erklärte sie und steckte sich den Ring an, den sie vorher aus der Schatulle geholt hatte.

Sechzehntes Kapitel


Als das frisch verlobte Pärchen auf der Tribüne wild knutschte, kam Bobby zu ihnen.
„Na, sind eure Flitterwochen immer noch nicht vorbei?“, fragte Bobby und setzte sich neben seine Schwester, die sich zu ihm drehte.
„Hey, Bruder, musst du nicht trainieren?“, fragte sie.
„Ich bin fertig mit dem Training, ihr habt die ganze Zeit geknutscht“, erkannte er.
„Witzig, das hat sonst Maggie immer gemacht, als wir noch auf der Highschool waren. Wie war das Training?“, fragte sie.
„Wie immer. Hast du es den andren schon gesagt?“, fragte Bobby plötzlich.
„Was meinst du?“, fragte sie gespielt unwissend.
„Sall‘, halt‘ mich nicht für blöd“, bemerkte er und sie sah Linus an. Der zuckte nur mit den Schultern.
„Woher weißt du davon?“, fragte sie ganz verwundert.
„Du lachst mich aus, wenn ich es dir sage“, druckste er herum.
„Du weißt, dass ich das nie tun würde“, bemerkte sie.
„Ich denke, ich hab‘ da so ne Kleinigkeit geerbt, die ziemlich nützlich ist“, sagte er rätselhaft.
„Clairvoyant“, schlussfolgerte sie.
„Ich hab’s vor ein paar Monaten festgestellt, ich bin dem Trainer ziemlich nützlich dabei, die Strategien der anderen vorauszusehen“, erklärte er.
„Weiß Tante Mag dass du ihre Gabe geerbt hast?“, fragte Sally.
„Was denkst du, wer den Plan hatte, dass wir sie besuchen gehen. Sie hat vorausgesehen, dass ich die Gabe erhalte und hat mich telefonisch beraten, wie ich mir ihr umgehen soll. Nur leider hat sie mir nie zeigen können, wie ich meine Gabe einsetzte, um Unheil zu verhindern. Deshalb ist das alles passiert, ich hab‘ mich zu sicher gefühlt, hab‘ meiner Gabe vertraut“, erklärte Bobby.
„Scheiße Bobby, dein ganzes Leben hab‘ ich dich für einen einfältigen Idioten gehalten, jetzt hörst du dich an, wie ein weiser Mann“, bemerkte Sally stolz.
„Ich bin immer noch blöd, ich hab‘ nicht verhindert, dass wir fast draufgegangen sind“, entgegnete er schuldbewusst.
„Dafür hab‘ ich es verhindert, zusammen mit Wan. Also Bobby, was hältst du von der Idee, mich als Schwager zu haben?“, fragte Linus und streckte seine Hand aus.
„Ich hatte nie was dagegen, eure Liebe hat sogar meinen Test überstanden, ja das war Absicht, ich wollte testen, ob ihr einen Betrug überstehen könnt. Das habt ihr“, erklärte Bobby und Sally sah ihn verärgert an.
„Das hab‘ ich Maggie schon oft gesagt und dir sag‘ ich es jetzt auch, halt‘ dich aus meinen Beziehungen raus“, bemerkte sie streng.
„Das heißt, ich richte keinen Junggesellenabschied aus?“, fragte Bobby kleinlaut.
„Du kannst froh sein, wenn ich dich überhaupt einlade, du Kameradenschwein“, bemerkte Linus genauso verärgert.
„Das hab‘ ich nur zu eurem Besten getan“, erklärte er entschuldigend.
„Ich glaube wir wissen selbst, was am besten für uns ist. Wenn du das nächste Mal so eine dumme Idee hast, lass‘ es“, bat Sally.
„Ja, hab‘ verstanden, ich halt‘ mich aus allem raus. Wissen die anderen es schon?“, fragte Bobby.
„Eigentlich wollten wir es euch allen heut‘ Abend beim Essen bei Wan und Maggie erzählen, also halt bis dahin die Klappe“, bat Linus.
„Klar, ich seh‘ sie eh nicht bis dahin. Ich bring‘ übrigens auch eine Frau mit, heut‘ Abend“, erkannte Bobby.
„Nur eine?“, frotzelte Linus.
„Ja, nur eine, ich mag sie wirklich gern, lasst euch überraschen“, erwiderte Bobby schmunzelnd und stand wieder auf.
„Wenn es dir wirklich ernst ist, bin ich jetzt schon überrascht. Also, wir sehen uns heut‘ Abend, geh‘ duschen, du stinkst wie ein Iltis“, verabschiedete sich Sally und Bobby ging von dannen.
„Entschuldige, wenn ich das jetzt sage, aber dein Bruder ist ein Arsch“, bemerkte Linus, der Bobby hinter hersah, wie er cool in seiner Uniform zu den Umkleiden ging.
„Brauchst dich nicht zu entschuldigen, du hast Recht. Tja, die Familie kann man sich nicht aussuchen, davon kannst du ja ein Lied singen. Sagst du es deiner Mutter?“, fragte Sally. Linus Mutter war eine Frau, die ständig neue Partner mit nach Hause brachte und auch sonst Linus‘ Kindheit nicht besonders angenehm gestaltet hatte.
„Sie sollte es wissen, zu Hochzeit kommt sie aber nicht“, bemerkte Sally.
„Ganz sicher nicht. Sie hat dich die Brut des Teufels genannt, wegen deinen roten Haaren, als du sechs Jahre alt warst“, erklärte er.
„Danke, dass hatte ich erfolgreich verdrängt. Sie wird einen Rappel kriegen, wenn sie es erfährt, darf ich mitkommen, wenn du es ihr erzählst?“, fragte sie grinsend.
„Wir haben noch drei Stunden, bis wir zum Abendessen auftauchen müssen, bringen wir es gleich heute hinter uns?“, fragte Linus.
„Bist du sicher?“
„Ich bin grade glücklich, es gibt nichts, was sie mir heute an den Kopf werfen kann“, bemerkte Sally.
„Dann fahren wir, hab‘ sie eh ne Weile nicht mehr gesehen“, entschied er, nahm sie an der Hand und führte sie zu seinem Auto.
 
20 Minuten später saßen sie in seinem Auto vor dem Apartment, indem Linus Mutter wohnte.
„Ich weiß nicht, wie ich es ihr sagen soll, soll ich es ihr unter die Nase reiben, oder vernünftig mit ihr reden, wenn das überhaupt möglich ist“, dachte Linus laut nach.
„Das vernünftige ist wohl das Beste, bitte bleib‘ auch ruhig, wenn sie mich beleidigt, ich nehm‘ nichts davon Ernst, versprochen“, erkannte sie.
„Gut, dann los“, bemerkte er und öffnete die Fahrertür.
Sie nahm seine Hand und ging zur Tür. Seine Mutter hasste sie schon, seit dem ersten Tag, sie würde echt verrücktspielen.
Er klingelte. Nach einer Minute riss jemand die Tür auf.
„Hi, Mum“, begrüßte Linus seine Mutter kühl.
„Der verlorene Sohn kehrt zurück, was gibt’s?“, fragte seine Mutter und sah erst Linus und dann Sally an.
„Können wir reinkommen?“, fragte Linus ruhig und Mrs. Karinksy ließ sie rein.
„Du hast deine Haare gefärbt, du wolltest wohl nicht mehr als Hexe rumlaufen“, kommentierte sie, Sallys Aussehen. Linus hatte sichtlich Probleme, seinen Ärger runter zu schlucken.
„Ich bin jetzt erwachsen, da war es Zeit für Veränderungen. Wir wollen dir was sagen, Nessa“, begann Sally.
„Ich hab‘ schon gehört, dass ihr wieder zusammen seid, hab‘ gestern mit meinem Bruder gesprochen“, erkannte Nessa Karinsky.
„Wir wohnen schon einen Monat zusammen, es geht um was anderes, Mum, wir werden heiraten“, gestand Linus.
„Das musste ja mal so kommen“, erwiderte Nessa nur. Sally fühlte wie sich Linus‘ Hand in seiner ballte.
„Ich weiß, du hasst mich, wir wollten nur, dass du es weißt“, erkannte Sally.
„Du bist nicht schwanger, oder?“, fragte Nessa, Sally.
„Es bringt nichts, mit dir eine vernünftige Unterhaltung zu führen. Du solltest es nur wissen, wir gehen jetzt“, entschied Linus und zog Sally nach draußen.
„Du warst gut da drin“, lobte Sally ihren Verlobten. Linus schlug seine geballte Faust gegen die Wand neben der Tür und sank dann in ihre Arme.
„Das Kapitel ist hiermit beendet, lass‘ uns zu unserer richtigen Familie fahren“, bemerkte sie liebevoll, nahm seine verwundete Hand in ihre und wickelte ihr Halstuch herum.
 
An diesem Abend saß das glückliche Paar zusammen mit Jerry, Bobby und seiner blonden Begleitung und dem Ehepaar um einen Tisch herum.
„Sall‘, du grinst wie ein Honigkuchenpferd, was ist los?“, fragte Maggie verwundert.
„Gar nichts, ich freu‘ mich nur, hier zu sein“, bemerkte Sally.
„Gut, ich freu‘ mich auch, dass ihr da seid. Wir haben euch heute eingeladen, weil wir euch was sagen wollen“, erwiderte Maggie und nahm die Hand ihres Mannes.
„Du bist schwanger, oder?“, fragte Bobby und Maggie sah ihren Mann an, der mit den Schultern zuckte.
„Hat euch unser geliebter Bruder nicht erzählt, dass er auch Hellsehen kann?“, erkannte Jerry, der sonst die ganze Zeit still gewesen war.
„Ich weiß es seid heut‘ Mittag, hat er Recht?“, fragte Sally und Maggie nickte glücklich.
„Gratuliere, ihr beiden, habt ihr das geplant?“, fragte Linus.
„Ja, diesmal haben wir es geplant, wir haben gemerkt, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Du kannst also Hellsehen, Bob, nicht sehr gut, was?“, fragte Maggie keck.
„Genau deswegen wollte ich das eigentlich für mich behalten, ich hab‘ unsere Entführung nicht vorausgesehen, tut mir leid“, bemerkte er entschuldigend.
„Das war nicht dein Fehler, das war niemandes Fehler. Okay, wenn wir grade bei freudigen Nachrichten sind, es wird bald eine Hochzeit geben“, bemerkte Sally und zeigte ihren Verlobungsring.
„Herzlichen Glückwunsch“, gratulierte Maggie ihrer Schwester, doch Sally sah, dass sie etwas irritiert war.
„Ich wollte dir nicht deinen großen Moment stehlen, tut mir leid“, erkannte Sally entschuldigend.
„Tust du nicht, ich bin nur überrascht. Habt ihr über alles gesprochen?“, fragte Maggie nach.
„Ja, haben wir. Bist du damit nicht einverstanden?“, fragte Sally kritisch.
„Doch, natürlich, er ist wie ein Bruder für mich, ich freu‘ mich für euch“, bemerkte sie.
„Du kannst es nicht ab, wenn du das Rampenlicht teilen musst, oder?“, fragte Sally schroff.
„Was machst du mich jetzt so an?“, bemerkte Maggie bissig.
„Ich mach‘ mich nicht an!“, raunzte Sally.
„Hey, Hochzeit, Baby, seid brav, wir sollten feiern, nicht streiten“, bemerkte Jerry zu den Streithennen.
„Ja, tut mir leid, das sind die Hormone. So, will noch jemand was weltbewegendes loswerden?“, fragte Maggie etwas netter.
„Ich hatte letzte Nacht Sex mit einem Mann“, gestand Jerry plötzlich.
„Das ist nichts weltbewegendes, ich bin dein Mitbewohner, Bruder, das ist nicht der erste“, erwiderte Bobby. Jerry sah Bobby verwirrt an.
„Wir haben es auch gewusst, Brüderchen, nicht so offensichtlich wie Bob, aber wir wussten es. Ist es dir ernst mit dem Kerl?“, fragte Sally cool.
„Denke schon“, erwiderte Jerry kleinlaut.
„Dann stell‘ ihn uns mal vor, wenn du soweit bist“, bat Maggie.
„Ich fass‘ es gar nicht, wie cool ihr damit umgeht“, war Jerry erstaunt.
„Sollen wir dich lieber verstoßen?“, fragte Wan schmunzelnd.
„Wir sind trotzdem noch Freunde, Jungs, oder?“, fragte Jerry vorsichtig.
„Alter, was sollte sich jetzt daran ändern? Wir suchen dir nun nur keine Frauen mehr“, bemerkte Linus.
„Das habt ihr noch nie gemacht“, bemerkte Jerry verwundert.
„Dann lohnt es sich nicht mehr, damit anzufangen, was? Essen wir jetzt, oder was?“, fragte Bobby und so begann die kleine Familie zu essen.
 
„Er hat sich endlich geoutet, wir müssen doch irgendwas machen, um das zu feiern“, bemerkte Sally, als sie mit Maggie nach dem Essen auf dem Balkon saß, während die Jungs Football ansahen.
„Ich glaube eine Coming Out Party ist noch ein bisschen zu früh, aber ich bin echt stolz auf ihn. Wird dir morgens übel?“, fragte Sally.
„Nicht nur morgens, lass‘ dir bloß noch Zeit für Kinder, das ist ganz schön anstrengend“, bemerkte Maggie lächelnd.
„Ja, werde ich, momentan muss ich ja noch Linus erziehen. Jetzt ernsthaft, stehst du zu meiner Entscheidung, dass ich ihn heirate?“, fragte Sally noch mal nach.
„Ja, wie oft soll ich dir das noch sagen. Ich liebe dich über alles und er ist der einzige Mann, der gut genug für dich ist. Was hältst du eigentlich von Blondie?“, sprach Maggie, Bobbys neuste Eroberung an.
„Sie scheint was im Kopf zu haben, schade, dass sie so früh gehen musste, sonst hätten wir ihr auf den Zahn fühlen können“, schmunzelte Sally.
„Deswegen ist sie vermutlich auch so früh gegangen“, frotzelte Maggie.
„Er mag sie wirklich. Dann müssen wir nur noch Bobby verkuppeln, kennst du irgendwelche Schwule?“, fragte Maggie.
„Mag‘!“
„Was? Verkuppeln ist mein Hobby, ich hab‘ auch Linus und dich verkuppelt, damals im Sandkasten, weißt du noch?“, fragte Maggie keck.
„Du hast ihm deine Schaufel auf den Kopf geschlagen und ich hab‘ dann seine Rache zu spüren bekommen“, erinnerte sich Sally grienend.
„Ich wünschte Dad wäre jetzt hier, er wäre sicher schon dabei gewesen, eins unserer alten Kinderbetten aufzubauen für seinen Enkel“, sinnierte Maggie und kämpfte mit den Tränen.
„Und wir hätten ihm helfen müssen, weil all unsere Männer in der Familie handwerklich total unbegabt sind“, erwähnte Sally und Maggie grinste, während ihr eine Träne über die Backe lief.
„Ich bin ziemlich geschickt, meine Damen. Hier, eine Decke, Schatz, du frierst doch sicher“, erkannte Wan, als er mit einer Decke in der Hand nach draußen zu den Frauen kam.
„Ja, das bist du, Schatz“, bemerkte Maggie, nahm die Decke mit einem Küsschen entgegen und Wan ging wieder rein.
„Er ist noch schlimmer als die anderen, erinner‘ mich dran, dass wir das Bettchen ohne ihn zusammenbauen“, bemerkte Maggie und Sally stimmte zu.

Siebzehntes Kapitel


Die Monate vergingen, der Sommer kam und ging wieder und Sally und Linus angesetzter Hochzeitstermin im Oktober war gekommen. Maggies Schwangerschaft war jetzt auf keinen Fall mehr zu verleugnen und Bobby hatte auch etwas Speck angesetzt, nachdem er nicht mehr trainierte und einem richtigen Job in einer kleinen Firma nachging.
„Ich danke dir so sehr, dass die Brautjungfernkleider schwarz sind, in lachsfarben hätte ich ausgesehen wie ein Walross“, bedankte sich Maggie, als sie sich am Tag der Hochzeit in ihr Kleid zwängte.
„Ich trag‘ ja auch schwarz und von ner anderen Farbe hätte ich kotzen müssen“, bemerkte Sally. Sie trug ein bis zum Boden reichendes schwarzes Kleid mit weißen Lotusblüten auf einer Seite des Rocksaums.
„Jerrys „Kumpel“ hat sich übrigens bei diesem Kleid verausgabt, das ist traumhaft“, erkannte Cybill, Bobbys Freundin, die jetzt schon seit längerem hatte.
„Nervt dich das auch, das Jerr‘ nicht zu ihm steht, ich hab‘ die beiden erst gestern beim Probeessen rumknutschen sehen“, bemerkte Maggie.
„Na ja, wir müssen ihm Zeit geben, immer noch, er ist soweit, wenn er soweit ist. Apropos soweit, können wir los?“, fragte Sally, die gar nicht aufgeregt schien.
„Man, wie kannst du so cool sein, das ist heute dein Hochzeitstag“, wunderte sich Maggie, die bei ihrer Hochzeit nur ein Nervenbündel gewesen war.
„Ich heirate heute meinen besten Freund, das wird er morgen auch noch sein, nur für mein ganzes Leben“, erwiderte Sally relaxed.
„Ich weiß nicht, was du genommen hast, aber es ist schade, dass ich das bei meiner Hochzeit nicht hatte“, entschied Maggie schmunzelnd.
„Gar nichts, ich bin nur high vor Liebe. Also Mädels, los geht’s“, erwiderte sie gut gelaunt.
Sally und Linus hatten abgemacht, dass sie aneinander mit ihrer Hochzeitskleidung überraschen würden und Sally grinste breit, als sie ihren Verlobten in einem komplett weißen Anzug am aufgebauten Altar im Garten ihres Elternhauses sah. Auch Jerry, Bobby und Wan waren vollkommen weiß gekleidet.
„Weiß? Du hast doch spioniert bei meinem Outfit“, erkannte Sally amüsiert, als sie am Altar seine Hand nahm.
„Bobby hat es in einer Vision gesehen, tut mir leid, aber ich hab‘ auch nicht gedacht, dass du in Weiß kommst, auch ohne Vision. Du siehst übrigens atemberaubend aus“, erwiderte er säuselnd und küsste ihre Backe.
„Hey, wartet noch bis nach der Hochzeit“, erkannte Wan und Linus ließ von seiner Verlobten ab.
Der Friedensrichter begann die Hochzeitszeremonie. Die Zeremonie war einfach, aber wunderschön. Nach der Hochzeit brachte Linus, Sally etwas weg von der Menge.
„Wo willst du mit mir hin?“, fragte Sally glücklich.
„Überraschung“, konterte er und blieb stehen.
„Wenn du mich hier verführen willst, muss ich sagen dass ich da passe“, erkannte sie und küsste ihn sanft.
„Das mach‘ ich sicher nicht vor deinen Verwandten. Mädels, ihr könnt rauskommen“, konterte er und ihre Drillingstanten kamen ums Eck.
„Oh mein Gott, du hast sie einfliegen lassen, ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll“, bemerkte sie gerührt und umarmte ihre Tanten.
„Ehrlich gesagt ist das Agent Davis Hochzeitsgeschenk für uns. Wir wollten das nicht so öffentlich machen, ich weiß immer noch nicht, wie sicher das alles ist. Sie werden jetzt ins Hotel gehen und wir treffen sie morgen früh zum Frühstück. Ich hätte sie gern dabei, aber das ist zu riskant“, erklärte Linus.
„Egal, zumindest sind sie da, das ist das Wichtigste. Bist du eigentlich immer noch mit Wans Vater zusammen, Tante Katy?“, fragte Sally neugierig.
„Er wohnt in Boston, ich in Dublin, was denkst du?“, fragte Kathleen und Sally grinste.
„Okay, eher weniger. Bringt er euch ins Hotel?“, fragte Sally und Kathleen nickte.
„Ich danke euch so sehr, dass ihr gekommen seid, was auch immer ihr im Hotel braucht, ich komm‘ dafür auf“, versprach Sally.
„Es ist alles schon bezahlt, aber danke. Wir sehen uns morgen, genieß‘ noch deinen besonderen Tag, wir reden morgen“, bemerkte Tante Maggie, Sally umarmte noch Mal alle und sie verschwanden wie sie gekommen waren.
„Das war das Beste Geschenk überhaupt“, bemerkte Sally verträumt, als sie wieder zurückgingen.
„Warte mal ab, bis wir nach Hause kommen“, säuselte er und küsste ihren Nacken zärtlich.
„Also, du willst mich also doch hier verführen?“, entgegnete sie schwer atmend.
„Hatten wir schon mal Sex im Schlafzimmer deiner Eltern?“, fragte er und begann den Reißverschluss von ihrem Kleid herunter zu ziehen.
„Das ist jetzt das Schlafzimmer meiner Schwester“, bemerkte sie erregt.
„Das ist ja noch viel geiler“, erkannte er.
„Hey, Leute, das ist eure Hochzeit, das könnt ihr doch nicht machen“, bemerkte Wan, der zu ihnen stieß.
„Man, du hast echt den Spürsinn von deinem Vater. Wir kommen ja schon“, nörgelte Sally und Linus schloss Sallys Kleid wieder.
„Dann verschieben wir das auf später, ist wirklich unhöflich, jetzt schon abzuhauen. Komm‘, Schatz“, bemerkte Linus und führte seine Frau an ihrem Rücken zurück zur Hochzeitsgesellschaft.
 
Spät in dieser Nacht fuhr eine Limousine für das Brautpaar vor, um sie nach Hause zu bringen.
„Man, das war doch echt nicht nötig“, lallte Sally betrunken.
„Du kannst doch nicht in deinem tollen Kleid in seine Rostlaube einsteigen. Feiert noch schön, ihr Süßen“, bemerkte Maggie amüsiert.
„Du hast ihn so abgefüllt, dass er nicht mehr geradeaus gehen kann, du Fiesling“, erwiderte Sally, die aber genauso wenig bereit war in dieser Nacht noch irgendwas zu machen.
„Sorry, das hast du bei unserer Hochzeit genauso gemacht mit uns“, bemerkte Wan, der liebevoll den Bauch seiner Frau berührte.
„Trotzdem nicht fair, das gibt noch ein Nachspiel. Wir sehen uns morgen“, bemerkte Sally und lud ihren total betrunkenen Mann in die Limousine.
Das Ehepaar fuhr mit der Limousine weg. In der Limousine lag eine Sektflasche auf Eis.
„Oh, Sekt, cool“, bemerkte Sally und öffnete die Sektflasche etwas umständlich.
„Ich glaub‘, ich bin zu dicht für Sekt“, erwiderte Linus und grinste breit.
„Man ist nie zu besoffen für Prickelwasser. Am besten ist es auf dem Körper“, erkannte sie und leerte etwas auf seinem Hemd aus, um es dann genüsslich abzulecken.
„Du bist ein verrücktes Weib, ich bin so froh, dass ich dich geheiratet habe“, bemerkte er und küsste sie leidenschaftlich. Als sie gerade fast dabei waren miteinander zu schlafen, stoppte der Wagen.
„Man, wir sind schon da“, murmelte Sally und rappelte sich auf. Sie trug nur noch ein schwarzes Mieder und einen schwarzen Unterrock.
„Du siehst so scharf aus, grad‘“, bemerkte Linus und zog sie wieder auf den Sitz.
„Im Bett ist das doch viel gemütlicher“, bemerkte Sally und zog ihn aus dem Wagen. Sie stolperte in ihren schwarzen High-Hells auf dem Boden herum. Sie waren nicht vor ihrer Wohnung.
„Der Fahrer ist falsch gefahren“, murmelte sie kichernd.
„Wir sind vollkommen falsch“, schlussfolgerte Linus und stützte sich auf die Schultern seiner Frau.
„Doch, ihr seid genau richtig“, erwiderte er eine Stimme mit irischem Dialekt und kam aus der Dunkelheit. Es war ein Mann mit einer Waffe.
„Was soll das?“, fragte Sally verwundert.
„Scharfes Outfit, Cousine, die neuste Mode aus New York nehm‘ ich an?“, fragte der Mann, der ganz nah an sie herankam.
„Ihr habt es geschafft“, bemerkte Sally nur.
„Unterschätz‘ niemals die IRA, Miststück“, bemerkte ihr Cousin und zwei weitere Männer mit Schrotflinten kamen aus der Dunkelheit.
„Oh, verdammt“, fluchte Sally nur.
„Red‘ nicht so mit meiner Frau, Arschloch“, fluchte Linus und wurde von einem Mann mit Schrotflinte umgehauen.

Achtzehntes Kapitel


Ein heftiges Klopfen weckte Robert O’ Mara tags drauf. Er hatte in seinem Elternhaus übernachtet und hatte einen ganz heftigen Kater.
„Verschwinde“, murmelte er in sein Kissen.
„Bobby, wach‘ auf, bitte wach auf“, rief Maggie.
„Mag‘, ich weiß dass es dich angenervt hat, dass du nicht trinken konntest, aber du musst mich nicht nerven, während ich meinen Kater ausschlafe“, murrte er.
„Lass‘ deine Schwester doch rein“, bat Cybill, die vom Klopfen neben ihm wach geworden war.
„Dann mach‘ du es doch“, grummelte er.
„Faule Socke“, schmunzelte sie und schlurfte zur Tür.
„Man, das hat ja verdammt lang gedauert. Morgen, Cyb‘“, erkannte Maggie. Sie trug einen Morgenrock und einen Mantel.
„Was ist los, Mag‘, ist was mit dem Baby?“, fragte Cybill.
„Nein, mir geht’s bestens. Ich muss wirklich mit Bobby reden, ist was Privates“, erwiderte Maggie. Sie sah total verwirrt aus.
„Dann redet mal schön, ich hol‘ mir einen Kaffee. Aufstehen, Schatz, deine Schwester will mit dir reden“, bemerkte Cybill, ging an Maggie vorbei und ließ die beiden allein.
„Wir haben ein Problem“, bemerkte Maggie und setzte sich neben ihren Bruder aufs Bett.
„Ja, dich, auf meinem Bett“, erkannte Bobby, der nicht aufstehen wollte.
„Hattest du ne Vision letzte Nacht?“, fragte Maggie und schüttelte ihn wach.
„Nein, ich hatte Sex und jetzt nen Kater. Seit wann interessieren dich meine Visionen?“, erwiderte Bobby müde.
„Die Limousine ist am Waldrand gefunden worden, es sind Kleidungsstücke von ihnen drinnen, aber sie sind nie zu Hause angekommen“, erkannte Maggie.
„Vielleicht sind sie ja zu einem bizarren Sextrip im Wald aufgebrochen, was weiß ich“, murmelte Bobby verschlafen.
„Robert, nach allem was wir diesen Frühjahr erlebt haben glaubst du das nicht wirklich, oder?“, fragte Maggie und Bobby rappelte sich auf.
„Hol‘ unsere Tanten her und weck‘ alle anderen, wir haben eine Krisensitzung in zwanzig Minuten in der Küche“, plante Bobby, der jetzt wach war und genau wusste, um wen es ging.
20 Minuten später standen drei der Vierlinge mit ihren Partnern in der Küche und berieten sich.
„Okay, jetzt kennt ihr unsere Geschichte, was denkt ihr?“, fragte Bobby, als er Cybill und Jerrys Lover die Geschichte erzählt hatte, die sie erlebt hatten.
„Die sind doch nicht extra aus Irland dafür gekommen“, bemerkte Cybill ungläubig.
„Wo sind sie dann? Sie wissen doch, dass wir sie erwartet haben“, erkannte Kathleen, die zusammen mit ihren Schwestern durch die Küchentür zu ihnen kam.
„Tante Katy, ihr seid auch da?“, fragte Bobby verwundert und umarmte seine Tante.
„Ja, eigentlich nur inkognito, gerade um das zu vermeiden, was jetzt eingetreten ist. Es tut uns so leid, wir hätten getrennt fliegen sollen, das war viel zu auffällig“, entschuldigte sich Tante Maggie.
„Ja, vielleicht, können wir jetzt auch nicht mehr ändern. Hast du deinen Vater schon angerufen?“, fragte Maggie, Wan.
„Er ist schon auf dem Weg, er meint, hier haben wir dem Heimvorteil, die werden noch zurücksein, bevor es in die Flitterwochen geht, ganz sicher“, versprach Wan.
„Dein Wort in Gottes Ohr“, erwiderte Maggie.
„Scheiß Alkohol, wir bräuchten jetzt eine Vision. Hast du was gesehen, Tante Katy?“, fragte Bobby und Kathleen schüttelte den Kopf.
Sie waren alle ziemlich ratlos. Was war mit ihren Lieben passiert?

Boston, zur gleichen Zeit

Die frischgebackene Mrs. Karinsky wachte mit dem größten Kater ihres Lebens auf. Sie hatte taube Hände.
„Was zum …“, fluchte sie und wollte ihre Haare aus dem Gesicht streichen, doch sie war an einen Balken gebunden.
„Ich wollte dir eigentlich ein tolles Frühstück machen, als erste Pflicht als dein Ehemann, aber ich glaub‘ ich muss das auf nen anderen Tag verschieben“, hörte sie die benommene Stimme ihres Mannes. Er saß neben ihr und sie sah Blut, was von seinem Kopf auf sein weißes Hemd und Hose tropfte.
„Du blutest“, erwiderte sie.
„Die haben mich niedergeschlagen, sieht schlimmer aus, als es ist, mach‘ dir keine Sorgen, Schatz“, bat er.
„Wie süß, guten Morgen Mr. Und Mrs. Öde, ich bin schon etwas enttäuscht, dass ihr mich nicht zur Hochzeit eingeladen habt“, erwiderte ihr Kidnapper. Es war Hanson, einer der Cousins die sie damals festgehalten hatten.
„Tut mir leid, aber ich lad‘ nur Menschen ein, die mich nicht umbringen wollen, ist so nen Kredo von mir“, erwiderte sie keck.
„Sei still, Schlampe“, murrte Hanson. Linus schrie ihn mit den schlimmsten Schimpfwörtern an, die sie jemals gehört hatte.
„Man, dein Mann hat ein ganz schön loses Mundwerk“, bemerkte Hanson cool.
„Hat ganz schön an deinem Ego gekratzt, dass solche Loser wie wir euch einfach so überfallen konnten, oder?“, fragte Linus, Hanson und der schlug ihn erneut.
„Du bist mal so gar nicht kritikfähig, du kriegst nie einen anständigen Job, wenn du das nicht ablegst“, murmelte Linus mit Blut im Mund, was er ihm entgegen spuckte.
„Du willst also unbedingt draufgehen, Loser“, erwiderte Hanson stinkig.
„Bitte sei still, Schatz“, raunzte Sally zu ihrem Mann.
„Hör‘ auf das Weibchen, ihr seid echte Talente, wär‘ echt ne Schande, wenn ich euch töten müsste“, bemerkte Hanson trocken und Linus blieb ruhig.

Worcester, ein paar Stunden später

Eine Horde FBI-Agenten hatte sich im O‘ Mara-Haus versammelt und einer der der Agenten versuchte gerade das Telefon zu verwanzen.
„Die werden nicht anrufen, die machen sich unnötig die Mühe“, kommentierte Wan das Geschehen teilnahmslos, der neben seiner Frau auf dem Sofa seinem Vater gegenüber saß.
„Wenn du ne bessere Idee hast, teil‘ sie mir bitte mit“, bat Agent Davis nicht so ernst gemeint und sah zu seiner Ex-Freundin. Kathleen saß am Küchentisch und versuchte eine Vision zu bekommen. Agent Davis, der schon öfter Kontakt mit einem Medium gehabt hatte in seinem Beruf fand dies überhaupt nicht seltsam und die anderen schien es auch nicht zu stören.
„Sorry, ich weiß, ihr macht nur euren Job, aber wir haben das jetzt erst vor ein paar Monaten mitgemacht, wir sind einfach durch mit unseren Ideen“, bemerkte Wan müde. Er hatte einen höllischen Kater und konnte eigentlich keinen klaren Gedanken fassen.
„Ja, ich weiß, ich war auch dabei. Kannst du uns kurz allein lassen, Margreth, wir müssen was besprechen“, bemerkte Agent Davis plötzlich zu seiner Schwiegertochter.
„Tut mir leid, Rege, ich will alles hören was du zu sagen hast“, erwiderte Maggie trotzig.
„Ich will dich damit nicht belasten in deinem Zustand“, erwiderte Reginald Davis.
„Mir geht’s wunderbar, sag‘, was du sagen willst“, bemerkte Maggie genervt.
„Gut, wenn du das willst. Wir haben Blut gefunden in der Limousine und ziemlich viel von ihren Kleidungsstücken“, erklärte Reginald stockend.
„Das wissen wir schon“, sagte sie nur.
„Wer hat euch das gesagt?“, fragte Reginald gereizt.
„Du hast uns das gesagt, du warst doch derjenige, der mich heut‘ Morgen um halb sechs aus dem Bett gescheucht hat“, bemerkte Maggie verwirrt.
„Man, wie konnte ich das vergessen, klar hab‘ ich das, man, ich hab‘ wohl auch zu viel getrunken gestern“, entgegnete Reginald.
„Das haben wir alle, deshalb ist das hier heute‘ auch so verdammt schwer. Ich glaub‘, ich hatte ne Vision“, erwiderte Bobby, der mit zerzaustem Haar zu ihnen kam.
„Was heißt, du glaubst?“, fragte Maggie und stand mit Hilfe von Wan auf.
„Ich bin noch nicht gut in diesen Dingen, es ist nur eine Ahnung“, erwiderte Bobby.
„Tante Katy macht das schon zwei Stunden und du hast einfach so ne Vision?“, fragte Wan skeptisch.
„Glaubt mir, oder lasst es sein, ich bin zu müde um zu streiten“, murrte er und ging weiter.
„Ich glaub‘ dir schon, schließ‘ dich mit Tante Katy kurz, vielleicht kann sie dir helfen, die Vision klarer zu kriegen“, konterte Maggie.
„Du solltest dich etwas hinlegen, Engelchen, denk‘ an dein Baby“, bat Tante Pauline, die mit einer Tasse Tee zu Maggie kam.
„Ich kann nicht schlafen“, erwiderte Maggie müde.
„Du musst nicht schlafen, nur ablegen, hier trink‘ das, das beruhigt deinen Magen“, erkannte Tante Pauline und brachte die schwangere junge Frau nach oben ins Schlafzimmer.
 
In Boston wurde Linus‘ Kopfwunde versorgt und sie wurden in einen Raum getrennt voneinander gebracht.
„Was wollt ihr von uns? Sag‘ mir das“, raunzte Sally ihren Cousin an.
„Du bist echt so widerspenstig wie dein Vater, zumindest wurde mir das erzählt, dass er so war, hab‘ ihn ja nicht kennengelernt“, erkannte Hanson nachdenklich.
„Ich sollte grade im Flugzeug Richtung Bahamas sitzen, entschuldige dass ich nicht scharf darauf bin, Familiengeschichten auszutauschen“, murmelte Sally und Hanson drückte sie auf einen Stuhl an einem PC.
„Ich brauche Informationen und du wirst sie mir beschaffen“, erkannte Hanson.
„Das ist alles? Du entführst mich vor meiner Hochzeitsnacht um mich in irgendwas hacken zu lassen? Ich hab‘ ne E-Mail –Adresse, weißt du? Ich wäre immer erreichbar gewesen“, fragte sie schroff.
„Du hättest das für mich gemacht?“, fragte Hanson verwundert.
„Ja, zum Teufel, ich gehör‘ nicht zu den Guten, ich bin nämlich mehr nach meiner Mutter geraten“, bemerkte sie.
„Deine Mutter war ein Hackergenie, wenn du mir die Informationen so gut beschaffst wie sie, seid ihr frei“, versprach Hanson.
„Kein Problem, gib mir eine Stunde und du kriegst alles was dein Herz begehrt“, entgegnete Sally und begann zu tippen. Als Hanson kurz rausging um nach Linus zu sehen, tat Sally etwas, was sie sonst bei ihren Datenklau-Aktionen immer vermied, sie hinterließ Spuren auf der Internetseite des Heimatschutzes, die ganz eindeutig auf Terrorismus hindeuteten. Es sollte nicht lang dauern, dass sie die IP-Adresse aufspüren würden. Danach beschaffte sie ihm die gewünschten Informationen. Wie versprochen wurde das frischgebackene Ehepaar nach dieser Aktion an der Stelle wo sie entführt worden waren wieder freigelassen.
Dort standen sie nun, in Teilen ihrer Kleidung und voller Blut.
„Man, eigentlich hatte ich nur etwas Schiss, dass ich dich in der Hochzeitsnacht nicht zufriedenstellen kann“, erwiderte Linus, der ziemlich verwirrt schien.
„Du hättest mich immer zufrieden gestellt, na ja, nicht so betrunken wie du warst, aber ich bin immer äußerst zufrieden mit unserem Sexleben“, bemerkte sie genauso verwirrt. Sie wagten sich gar nicht sich zu bewegen, immer in Wartungsposition was noch kommen würde. Eine halbe Stunde verging und sie waren immer noch allein.
„Wir sollten in die Stadt laufen“, entschied er und nahm ihre Hand. Vollkommen erschöpft kamen sie auf dem hiesigen Polizeirevier an.
Ein Polizeibeamter sah sie kritisch an.
„Höllenparty, was?“, fragte der Beamte musternd.
„Ich bin Sally O‘ Mara … äh Karinsky“, bemerkte Sally zu dem Beamten.
„Hatten Sie einen Ehestreit, Mrs. Karinsky?“, fragte der Beamte, als er das Blut auf Linus weißem Hemd sah.
„Werden wir nicht gesucht?“, fragte Linus.
„Ach ja, die Karinskys, ich hab‘ heut‘ Morgen ziemlich früh einen Anruf vom FBI bekommen, wir hatten noch keine Zeit, dem nachzugehen. Danke, dass sie uns Arbeit abgenommen haben“, bemerkte der Beamte Kaugummi kauend.
„Darf ich mal telefonieren?“, fragte Sally etwas verärgert.
„Natürlich, folgen Sie mir Mrs. Karinsky“, bemerkte der Beamte gelangweilt und führte die beiden zu einem Telefon.
„Maggie Davis, wer spricht da?“, nahm Maggie im O‘ Mara Haus das Telefon ab.
„Mag‘, ich bin’s Sally“, erkannte Sally unter Tränen.
„Sall‘, Süße, wo bist du?“, fragte Maggie erleichtert.
„Im Polizeirevier“, erwiderte Sally.
„Seid ihr verhaftet worden?“, fragte Maggie kritisch.
„Warum sollten wir verhaftet worden sein?“, fragte Sally.
„Geht es euch gut?“, fragte Maggie.
„Ich steh‘ hier nur in einem schwarzen Mieder und einem schwarzen Unterrock in einem Polizeirevier und werde von einem notgeilen Polizisten angestarrt, mir ginge es besser, wenn du mich abholen würdest“, entschied Sally erschöpft.
„Klar, sag‘ mir wo du bist, wir holen dich ab. Ist er bei dir?“, fragte Maggie.
„Ja, er hat eine Platzwunde am Kopf, er ist noch etwas verwirrt, aber sonst geht es ihm gut“, erwiderte Sally.
„Gut, gut, wir sind gleich da“, versprach Maggie und nachdem Sally ihr genau gesagt hatte, wo sie waren, warteten sie auf ihre Familie.

Neunzehntes Kapitel


20 Minuten später stand eine riesige Gruppe von Leuten auf diesem kleinen Polizeirevier und begrüßte Sally und Linus.
„Verdammt, habt ihr uns erschreckt“, erwiderte Maggie und gab Sally eine Jacke, die sie über ihr knappes Outfit zog.
„Sorry, keine böse Absicht“, bemerkte Sally erschöpft.
„Warum hast du so wenig an?“, fragte Wan sie plötzlich.
„Erinnere dich an deine Hochzeitsnacht zurück, dann weißt du es“, erwiderte Sally.
„Aber ihr wurdet doch aus einem Auto… oh, klar, verstehe“, bemerkte Wan stotternd.
„Was? Ihr habt meinen Mann so betrunken gemacht, dass ich nur eine kurze Zeitspanne hatte, noch mit ihm zu schlafen. Ich brauch‘ jetzt eine ganz lange Dusche und ihr solltet Linus zu einem Arzt bringen, der sich seinen Kopf noch Mal ansieht“, erkannte Sally.
„Ich bring‘ ihn zu einem Arzt, der Rest bringt dich nach Hause. Erzählst du mir, was passiert ist?“, fragte Maggie.
„Später, nicht hier. Geht es dir gut?“, fragte Sally.
„Ja, mir geht’s gut, süß dass du dir jetzt Sorgen um mich machst. Gehen wir“, bemerkte Maggie.
„Mag‘?“
„Was?“
„Lass‘ Rege‘, Linus zu einem Arzt bringen, nur um sicher zu gehen“, erkannte Sally.
„Sie waren es also“, schlussfolgerte Maggie.
„Ja, das waren wieder sie. Aber keine Sorge, sie werden uns keine Probleme mehr machen“, versprach Sally.
„Was hast du gemacht?“, fragte Maggie entsetzt.
„Das wirst du noch sehen. Lass‘ uns heimfahren“, erkannte Sally und folgte ihnen nach Hause.
 
Nach einer langen Dusche kam Sally in einer Jeans und einem T-Shirt ihrer Schwester zurück in die Küche.
„Hey, geht’s dir besser?“, fragte Maggie, als Sally sich zu ihnen setzte.
„Etwas, danke. Hat sich Rege‘ schon gemeldet, wie es Linus geht?“, fragte Sally.
„Er hat eine leichte Gehirnerschütterung, aber die Platzwunde haben sie gut versorgt. So Mrs. Karinsky, spuck’s aus, was ist da heute Nacht passiert?“, fragte Maggie.
„Hanson hat mich in sein schickes Stadthaus in Boston eingeladen, er war nur etwas verärgert dass wir nicht mitwollten“, erklärte sie etwas sarkastisch.
„Was wollte er von dir?“, fragte Jerry, der neben Maggie saß.
„Er wollte Informationen über die irische Regierung“, bemerkte Sally trocken.
„Die hast du ihm doch hoffentlich nicht gegeben“, erwiderte Bobby.
„Hältst du mich für eine Idiotin, natürlich nicht. Aber bis sie das rausfinden, sind sie längst wieder in Irland“, erwiderte Sally schmunzelnd.
„Uh, du bist wirklich ganz schön mutig, die bringen dich um“, war Jerry nicht begeistert.
„Die werden mir gar nichts tun, sie werden schon im Knast sitzen, bis sie das merken“, versprach sie.
„Will ich das wissen?“, fragte Bobby.
„Eher weniger“, erwiderte Sally zufrieden. Sie war stolz, ihre ungeliebten Verwandten ausgetrickst zu haben.
Plötzlich klingelte ihr Handy. Es war Agent Davis.
„Hey, was gibt’s?“, fragte Sally gut gelaunt.
„Hey Sall‘, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber dein Mann ist verschwunden“, erklärte Reginald mit ernster Stimme.
„Was heißt verschwunden?“, fragte Sally nervös.
„Ich war nur kurz auf der Toilette, als ich zurückkam, hat mir eine Schwester einen Zettel übergeben, auf dem nur stand „Musste weg, sag‘ Sally, dass ich sie liebe“. Denkst du, das hat was mit deinen Verwandten zu tun?“, fragte Reginald und Sally begann zu weinen.
„Natürlich hat es das, das hat es doch immer“, bemerkte sie schluchzend.
„Ich setz‘ meine Männer wieder auf ihn an, wir finden ihn“, erkannte Reginald versprechend.
„Hey, hier ist Maggie, komm‘ erst mal zu uns“, bat Maggie, die Sally das Handy abgenommen hatte.
„Geht’s dir gut?“, fragte Reginald seine Schwiegertochter.
„Langsam brauch‘ ich einen Drink, ich hoff‘ mal, deine Enkeltochter kommt bald zur Welt“, murmelte Maggie nur und legte auf.
„Ich kann nicht mehr, ich geb‘ auf“, murmelte Sally weinerlich und ging in ihr altes Zimmer.
„Ich geh‘ zu ihr“, erwiderte Maggie, stand mühsam auf und ging zu ihr. Sally saß auf ihrem alten Bett und starrte an die Wand.
„Die versauen uns unser ganzes Leben, wir haben ihnen nichts getan“, erwiderte Sally tonlos.
„Ehrlich gesagt, hast du ihnen heute schon was getan, aber das musste sein“, bemerkte Maggie und Sally sah sie mit leeren Augen an.
„Vielleicht hat er mich auch nur verlassen, vielleicht ist er diese ganze Sache einfach so leid wie ich es bin“, bemerkte Sally trostlos.
„Du hast einen Ring an deinem Finger, Schwesterherz, er hat das Ding nicht dahin gesteckt, um dich nur einen Tag später zu verlassen“, erwiderte Maggie und deutete auf Sallys Ring.
„Gestern war auch alles noch anders, heute weiß er wieder, wie gefährlich meine Familie ist“, erwiderte Sally.
„Red‘ keinen Mist, ich kenne ihn und du auch, das würde er nie tun, das hat er sicher nicht geschrieben“, konterte Maggie versprechend.
„Sieh es ein, ich hab‘ es nicht verdient glücklich zu sein“, erwiderte Sally und legte ihr Gesicht frustriert in ihr Kissen.
„Dieses Baby hier wird einen Onkel und eine Tante haben, ihr werdet Patenonkel und Patentante, so ist das geplant“, erkannte Maggie und fuhr mit der Hand über ihren Bauch.
„Tja, Pläne ändern sich“, murmelte sie in ihr Kissen. Maggie zerrte ihre Schwester auf die Beine und gab ihr eine schallende Ohrfeige.
„Aua, glaubst du, dass es mir so besser geht“, war Sally überrascht von ihrer Reaktion.
„Ich musste dich nur zurück in die Realität holen, wir haben schon viel überstanden in den letzten Jahren, das ist nur ein kleiner Rückschlag“, bemerkte Maggie.
„Glaub‘ nicht, dass ich dich nicht zurückschlage, nur weil du schwanger bist“, grummelte Sally.
„Wag‘ es ja nicht meine Frau zu schlagen. Mein Dad ist wieder zurück“, erkannte Wan, der zu ihnen kam.
„Wir kommen gleich runter, danke“, erkannte Maggie und ließ von ihrer Schwester ab.
„Ich kann das nicht lesen, dann ist es so endgültig“, erwiderte Sally.
„Er hat dich nicht verlassen, wie oft soll ich dir das noch sagen. Wenn du den Zettel siehst, wirst du das auch verstehen“, versprach Maggie und zog ihre Schwester hoch.
 
„Das ist nicht seine Schrift“, kommentierte Jerry, als Sally, Bobby, Jerry und Maggie um den Küchentisch herumsaßen und den Zettel untereinander herumreichten.
„Das ist seine Schrift“, bemerkte Sally.
„Das ist seiner Schrift sehr ähnlich, aber da hat jemand seine Schreibweise kopiert“, erkannte Jerry.
„Bist du jetzt ein Schriftartenanalysespezialist?“, fragte Sally schroff.
„Ich unterrichte Teenager, du glaubst gar nicht, wie viele gefälschte Entschuldigungsschreiben ich schon bekommen habe, der Brief ist gefälscht, glaub‘ mir“, versprach Jerry.
„Glaubst du wirklich?“, fragte Sally ruhiger.
„Ja, das glaube ich. Er ist bald wieder bei dir, keine Angst“, versprach Jerry.
„Hast du eine Vision gehabt, Bob?“, fragte Sally und sah zu Bobby.
„Nein, leider nicht, aber ich sag‘ dir sofort, wenn ich eine habe. Unsere Tanten sind wieder im Hotel, aber ich hab‘ sie angerufen, Tante Katy meldet sich auch sobald sie was empfängt. Ich bin ja ne ziemliche Niete darin, ich hab‘ gefühlt, dass ihr in Boston wärt, aber das wart ihr nicht“, erklärte Bobby.
„Doch, waren wir, wir wurden in Boston festgehalten, sie haben uns nur zurückgebracht, oh man … er hat irgendwas mit ihnen ausgemacht, dass wir freigekommen sind“, schlussfolgerte sie und wurde bleich.
„Das macht irgendwie Sinn, was für ein Idiot“, entgegnete Bobby.
„Hey, red‘ nicht so über meinen Mann, man, tut das gut so was zu sagen“, erwiderte Sally. Ihre Stärke schien mit jeder Minute die ihr Kater verflog zurück zu kommen.
„Ja, das ist toll, nicht? Das wirst du noch sehr oft sagen, das versprech‘ ich dir, außer natürlich dass du ihn umgebracht hast, weil er so ein Risiko eingegangen ist“, bemerkte Maggie und lächelte leicht.
„Das muss ich mir noch mal überlegen, jetzt möchte ich ihn erst mal zurück. Man, ich hätte ihnen die verdammten Informationen geben sollen, er hat es vermutlich gemacht, das war ein Test, ich bin gnadenlos durchgefallen, aber ihn haben sie genommen, deshalb sind sie noch mal zurück gekommen“, schlussfolgerte Sally.
„Das sind momentan nur Spekulationen, ich glaub‘ nicht, dass er so ein Risiko eingeht, ihnen solche Informationen zu geben“, bemerkte Jerry.
„Wenn sie ihm gedroht haben, hat er das sicher“, warf Bobby ein und Sally sah ihn böse an.
„Was? Das hätte ich auch getan, wenn es um einen von euch gegangen wäre, oder um Cybill“, erklärte Bobby ernst.
„Du magst sie wirklich sehr, oder?“, fragte Maggie plötzlich.
„Sie ist mein Ruhepol, ich glaub‘, ich liebe sie“, gestand Bobby.
„Man, das mal aus deinem Mund zu hören, irgendwie gruselig“, erkannte Sally und lächelte matt.
„Ist für mich genauso gruselig, aber es stimmt. Ich hab‘ ne Idee, aber dafür muss ich in eure Wohnung“, entgegnete Bobby plötzlich.
„Dann fahren wir dahin, ich halte es hier eh nicht mehr aus“, entgegnete Sally und stand auf.
„Meldet euch, wenn ihr was neues wisst“, bat Maggie.
„Ja, machen wir. Ruh‘ dich etwas aus, Mag‘, denk‘ an dein Baby“, erkannte Sally und fuhr über Maggies Bauch.
„Werde ich, bin auch ziemlich geschafft. Mach‘ dir keine Sorgen, er hat dich bewaffnet aus einem Haus voller IRA-Mitglieder befreit, da übersteht er auch das“, bemerkte Maggie aufmunternd.
„Eigentlich war ich das, aber er ist auch ein Held“, mischte sich Wan ein.
„Ja, ein Held, er hatte immer Angst, dass er nicht mein Held sein kann, doch das ist er seit dem ersten Tag“, bemerkte Sally und begann wieder zu weinen.
„Das will er sicher hören, dass musst du ihm erzählen, wenn er zurück ist“, entschied Jerry.
„Dad hat uns zu ziemlichen Optimisten erzogen, was? Achte darauf, dass sie sich ausruht, Jer‘“, bat Sally und ging mit Bobby in ihre Wohnung. Überall auf dem Esstisch standen eingepackte Hochzeitsgeschenke. Sally fuhr nachdenklich über die Sachen.
„Die werdet ihr zusammen auspacken“, versprach Bobby.
„Die drei Eierkocher und Vier Toaster können noch warten“, murmelte sie.
„Ja, können sie. Ich geh‘ dann mal in euer Schlafzimmer und fass‘ ein paar Sachen von ihm an, wenn dir das recht ist“, konterte Bobby und Sally nickte.
Sally setzte sich aufs Sofa, auf dem sein Collegepullover lag. Sie roch daran und zog ihn an.
Sie döste leicht ein, bis Bobby sie weckte.
„Ich hatte ne Vision, wir müssen zum Boston Airport“, erkannte Bobby ruhig.
„Was hast du immer mit Boston?“, fragte Sally verschlafen.
„Ich hab‘ keine Kontrolle über meine Visionen, Süße, du kannst es glauben, oder sein lassen“, bemerkte Bobby ruhig, aber leicht verletzt.
„Gehen wir“, erwiderte Sally, band ihre Haare neu und folgte ihm nach draußen.
 
20 Minuten später waren sie auf dem Highway, Richtung Boston.
„Das ist irgendwie seltsam, als ich das letzte Mal an den Bostoner Flughafen gefahren bin, war ich eigentlich genervt, weil ich jemanden für meinen Boss abholen musste und bin glücklich zurückgefahren, ich hoff‘ das ist diesmal auch so“, bemerkte Sally nachdenklich.
„Ganz sicher“, erwiderte Bobby herumdrucksend.
„Okay, was hast du gesehen?“, fragte sie erkennend.
„Das willst du nicht wissen“, murmelte er.
„Vermutlich nicht, er ist nicht tot, oder?“, fragte sie skeptisch.
„Nein, oh Gott nein, sonst würde ich dich ja nie dort hin locken“, bemerkte Bobby versprechend.
„Weiß ja nicht, wie du tickst. Ist dir eigentlich schon aufgefallen, dass wir uns gar nicht richtig kennen? Wir sind Zwillinge, aber du bist für mich immer wie ein kleiner Bruder“, erkannte Sally plötzlich.
„Wir waren vier Kinder, es ist nicht möglich, dass wir uns alle so nah stehen“, erwiderte Bobby.
„Ich würde dir aber gern näher stehen, du erinnerst mich so wahnsinnig an Dad“, konterte sie liebevoll.
„Es ist eine Schande, dass er nicht mehr erlebt hat, dass du glücklich wirst“, erwiderte er nachdenklich.
„Als er starb, war ich glücklich, ich meine, ich war in ner glücklichen Beziehung, den ganzen Stress hat er ja nicht miterlebt“, erkannte sie.
„Gott sei Dank, er hätte Linus vermutlich umgebracht und nach dem was wir alles wissen, nicht nur metaphorisch gemeint“, erwiderte er.
„Fragst du dich auch manchmal, was er so für die IRA gemacht hat?“, fragte sie nachdenklich.
„Oh nein, da darfst du mit deinen Gedanken nicht hin, das ist ein dunkler Ort. Wir wissen, was wir dort hätten tun sollen, das reicht als Information“, bat Bobby und Sally stimmte ihm zu.
Nach einer halben Stunde kamen sie am Flughafen an. Sallys Herz klopfte bis zum Hals. Was würde sie dort erwarten? Als sie im Flughafenterminal ankamen, sah Sally ihren Bruder an.
„Und jetzt?“, fragte Sally.
„Die Klamotten wurden nur kurz getragen, meine Vision war nicht grade glasklar“, bemerkte Bobby entschuldigend und Sally rollte mit den Augen.
„Gate 15“, hörte er plötzlich die Stimme seiner Tante Kathleen. Kathleen war mit ihren Schwestern auch zum Flughafen gekommen.
„Ein kurzes Update über deine Vision wäre echt praktisch gewesen“, murmelte Sally.
„Ihr habt meine Handynummer, ihr hättet mich immer anrufen können. Aber wir reden später, erst mal müssen wir deinen Mann retten“, entschied Kathleen und sie eilten zu dem Gate. Sie hatten Glück, Linus stand benommen zwischen zwei Männern.
„Die haben ihn unter Drogen gesetzt“, flüsterte Sally in ihrem Versteck.
„Keine große Überraschung, sie wollen ihn nach Irland schleusen, vermutlich mit falschen Papieren. Das müssen wir verhindern“, erwiderte Bobby und schlich mit ihr weiter.
„Wenn wir falschen Bombenalarm auslösen kommen wir in den Knast, oder?“, fragte Sally planend.
„Wir haben gute Kontakte, aber vermutlich werden wir um eine unangenehme Leibesvisitation nicht herumkommen“, schlussfolgerte Bobby.
„Okay, nennen wir das Plan B, man die checken schon ein, uns muss schnell was einfallen“, erwiderte Sally nervös.
„Sorry, Jerry ist immer der mit dem Plan“, erkannte Bobby.
„Okay, dann muss ich ran“, erwiderte Sally und ging aus ihrem Versteck.
„Sall‘, was zum Teufel machst du?“, zischte Bobby ihr hinterher.
 
Sally ging selbstsicher auf die Gruppe zu.
„Hey Jungs, ich glaube, der gehört zu mir“, bemerkte sie zu den Männern. Verdutzt drehten sie sich um. Ihr Mann hatte leere Augen und ein geschwollenes Gesicht.
„Mrs. Karinsky, hatte ich dich nicht gehen lassen? Willst du uns doch noch begleiten und uns weitere unnötige Informationen über typische amerikanische Autos geben?“, fragte Hanson und Sally grinste breit.
„Ja, sollte witzig sein, konnte ja nicht ahnen, dass ihr auch einen Computerexperten dabei habt. Also, nehmt ihr mich mit, oder was?“, fragte sie cool. Sie hoffte so, dass sie ihre Angst nicht merkten.
„Was machst du da?“, fragte Linus benommen.
„Wir sind jetzt Mann und Frau, ich geh‘ dorthin wo du hingehst“, erkannte Sally und ging zu ihm, um ihn zu küssen.
„Hey, lasst das“, murrte Hanson und riss sie voneinander los.
„Man, ich dachte, ich schmecke deine Lippen nie wieder“, erkannte Linus verträumt.
„Seid ihr beiden bescheuert? Ich bin ein leitendes Mitglied der IRA, das könnt ihr nicht einfach tun“, war Hanson erbost über ihre Dreistigkeit.
„Kommst du jetzt mit nach Hause, oder was? Da stehen Geschenke die wir noch auszupacken haben“, bemerkte Sally.
„Ich bin eine O‘ Mara, ich kann alles tun“, erwiderte Sally und zog ihren Mann weg.
Sie waren zwei Schritte gegangen, bis eine Horde von bewaffneten Männern des SWAT –Teams die beiden IRA-Terroristen umzingelten.
„Man Rege‘, du musstest es echt spannend machen“, atmete Sally auf. Sie hatte gehofft, dass das FBI von Tante Kathleen informiert werden würde.
„Scheiße Sall‘, hast du den Verstand verloren?“, fragte Bobby, der zu dem Ehepaar kam, das glücklich den Check-in verließ.
„Ich musste es einfach tun, sonst wäre er weg gewesen“, erklärte Sally und umarmte ihren Mann.
„Tu so was nie wieder, Schwesterherz. Woher hast du gewusst, dass das SWAT-Team hier anrücken würde?“, fragte Bobby erleichtert.
„Wusste ich nicht, sagen wir mal so, es war eine Ahnung, damit müsstest du dich ja auskennen“, schmunzelte sie und umarmte ihren Bruder.
„Ich werde trainieren und irgendwann bin ich so geschickt in der Wahrsagung wie unsere Tante. Ich hoffe nur, dass ich das in nächster Zeit nicht mehr tun muss, ich krieg‘ ziemliche Kopfschmerzen davon“, bemerkte Bobby und in dem Moment kamen ihre Tanten zu ihnen.
„Klasse, meine Nichte ist genauso verrückt wie mein Bruder es war, das wird noch lustig“, kommentierte Kathleen den Auftritt ihrer Nichte.
„Das war ein Impuls, ich hab‘ nicht wirklich nachgedacht, das hätte verdammt schiefgehen können“, entgegnete Sally.
„Ja, hätte es. Man, bin ich froh, dass das ein Ende hat“, erwiderte Kathleen und umarmte ihre Nichte auch.
„Wir müssen Linus noch Mal ins Krankenhaus bringen, weiß der Teufel was die ihm gegeben haben“, bat Sally. Ihr Mann war ruhig und teilnahmslos.
„Valium, denk‘ ich mal, so wie seine Reaktionsfähigkeit eingeschränkt ist. Er muss nur mal ne Runde schlafen, aber wir können ihn auch noch mal ins Krankenhaus bringen, wenn du das willst“, bemerkte Tante Pauline und sah Linus Pupillen an.
„Du hast Recht, wir lassen das mit dem Krankenhaus, sonst kommt er wieder abhanden. Komm‘ Schatz, es wird Zeit, dass wir dich nach Hause ins Bett bringen“, bemerkte Sally.

Zwanzigstes Kapitel


2 Monate später

Sally saß auf dem Sofa in ihrem Elternhaus. Sie sah zu, wie ihr Ehemann und ihr Schwager den Weihnachtsbaum aufbauten und das eher schlecht als recht.
„Willst du ihnen nicht helfen?“, fragte Maggie, Sally und setzte sich mit ihrer frischgeborenen Tochter neben ihre Schwester aufs Sofa.
„Wenn wir ihnen helfen, lernen sie es nie“, schmunzelte Sally und spielte mit dem kleinen Füßchen ihrer Nichte.
„Weißt du eigentlich wie perfekt deine Tochter ist?“, fragte sie glücklich.
„Ja, das weiß ich, das seh‘ ich jeden Tag. Ich bin so glücklich darüber, dass unsere Tanten hier geblieben sind, sie können mir so gut helfen mit Juliette“, erwiderte Maggie und sah zur Küche. Kathleen war grade dabei Plätzchen zu backen.
„Ja, ich bin auch froh, denkst du, sie wird deinen Schwiegervater heiraten?“, fragte Sally.
„Sie sind grade erst wieder zusammen gekommen, dräng‘ sie zu nichts“, erkannte Maggie.
„Das aus deinem Mund zu hören, hast du das Verkuppeln aufgegeben?“, fragte Sally amüsiert.
„Ich hab‘ euch alle unter die Haube bekommen, da brauch‘ ich nicht mehr verkuppeln. Ich hab‘ Jerry und Ben heut‘ Morgen auf dem Markt gesehen, Hand in Hand, ich bin so froh, dass er das endlich öffentlich macht“, bemerkte Maggie.
„Ben ist wirklich in Ordnung, er hat ein Wahnsinnstalent, ich hab‘ ihn dazu animiert mal ein paar seiner Entwürfe an die renommierten Modefirmen zu schicken, vielleicht ergibt sich daraus ja was“, erkannte Sally und sah zu Jerry, der an einem Schreibtisch saß und Arbeiten korrigierte.
„Unser Bruder an der Seite eines berühmten Schneiders, nicht der Traum, den Dad für ihn gehabt hätte, was?“, fragte Bobby, der im Anzug zu ihnen stieß.
„Bob, hey, ich hab‘ mich immer noch nicht an den Anblick von dir im Anzug gewöhnt, irgendwie seltsam. Wann kommt Cybill?“, fragte Maggie und Bobby begrüßte sie mit einem Küsschen auf die Wange.
„Erst später, sie muss noch länger arbeiten. Kannst du das glauben, dass wir jetzt alle in festen Händen sind?“, fragte Bobby und nahm seiner Schwester das Baby ab.
„Hey, sei vorsichtig mit meinem Baby“, bat Maggie, aber der muskulöse Bobby nahm seine Nichte ganz sanft in seinen Arm.
„Ich weiß wie das geht, ist nen Vorteil wenn man mit ner Kinderkrankenschwester zusammen ist, man lernt so einiges. Ich bring‘ sie in ihr Bettchen, dann kannst du dich ein bisschen ausruhen“, erkannte Bobby und brachte die Kleine hoch.
„Es ist gruselig, Bobby verwandelt sich mehr und mehr in einen Erwachsenen“, kommentierte Jerry von seinem Platz aus.
„Du hast uns gehört?“, fragte Sally verwundert.
„Laut und deutlich, ich kann arbeiten und euch zuhören. Spionierst du mir und meinem Freund nach?“, fragte Jerry, Maggie.
„Nein, ich war auch nur zufällig auf diesem Markt, ich würde dir nie hinterher spionieren. Komm‘ zu uns, du kannst doch morgen noch korrigieren“, erwiderte Maggie.
„Wenn ich das jetzt noch fertig mache, kann ich morgen meinen Plan fürs nächste Jahr ausarbeiten“, entschied Jerry beschäftigt.
„Du bist und bleibst ein Streber, Jerr‘, du hast sogar meine Mathe-Hausaufgaben gemacht, während ich mich für Sex mit meinen Liebhabern getroffen habe“, erwiderte Maggie.
„Witzig, dass du das erwähnt hast, denn als du angefangen hast, deine Hausaufgaben selbst zu machen, hab‘ ich mich endlich mit meinen Lovern treffen können“, erkannte Jerry cool und kam zu ihnen.
„Wie lang weißt du schon, dass du auf Männer stehst, sag mal?“, fragte Sally überrascht.
„Seit meinem 17. Geburtstag, da hatte ich das erste Mal Sex mit nem Kerl, ich kann echt nicht glauben, dass ihr das die ganze Zeit nicht mitgekriegt habt“, bemerkte Jerry amüsiert.
„Was auch immer, wir sind nur froh, dass du dich endlich geoutet hast und die ganze Schule steht hinter dir, das ist doch klasse, oder?“, mischte sich Linus ein.
„Der Baum steht krumm“, kommentierte Sally.
„Das wissen wir, Schatz, ich hol‘ Bobby her, der ist so groß, der kommt oben dran“, erwiderte Linus und ging zur Bobby.
„Du hast dich in der Schule geoutet?“, fragte Sally, Jerry.
„Vorgestern, ja, ich bin froh, dass wir im 21. Jahrhundert leben, die haben das alle toll akzeptiert, vielleicht sind sie auch friedlich gestimmt wegen der Weihnachtszeit“, erkannte Jerry und setzte sich neben Sally.
„Dad wäre damit klar gekommen, wenn du es ihm gesagt hättest“, bemerkte Sally und nahm Jerrys Hand.
„Er wusste es, ich hab‘ es ihm an meinem 18. Geburtstag gestanden, weil davor hatte ich zu sehr Angst, dass er mich rausschmeißt. Er war erst ein paar Tage verärgert, doch dann hat er mich umarmt und gemeint, dass er mich nur glücklich sehen will“, erzählte Jerry mit einer Träne im Auge.
„Du Idiot, du hast es Dad gestanden, aber nicht uns? Wir sind doch keine Unmenschen, wir sind deine Familie“, erwiderte Maggie.
„Jetzt wisst ihr es ja, Ben ist doch auch eingeladen, oder?“, fragte Jerry.
„Du hast ihn noch nicht eingeladen? Tante Katy hat für ihn mit gekocht“, erwiderte Sally.
„Ihr seid so süß“, murmelte Jerry gerührt.
„Er gehört zu deinem Leben, so auch zu unserem, du kannst das ruhig als Selbstverständlichkeit ansehen, dass er zu allen Familienfesten kommt“, erkannte Maggie.
„Sorry, ich bin es noch gewöhnt, mich zu verstellen, ich werde ihn gleich anrufen“, erkannte Jerry, stand auf und ging in einen Nebenraum.
„Wir haben ihn ständig dazu gedrängt, mehr auf Frauen zuzugehen, wir haben ihn verkorkst“, schlussfolgerte Maggie.
„Nein, haben wir nicht, ihm geht’s gut“, bemerkte Sally.
„Ja, denk‘ ich auch, hör‘ ich mich auch so eklig süßlich an, wenn ich mit Cybill telefoniere?“, fragte Bobby, der den Raum gekreuzt hatte, in dem sein Bruder telefonierte und dann zurück zu ihnen kam.
„Ja, tust du. Hilf den zwei den Baum aufzustellen, wir können unsere Geschenke nicht unter einen krummen Baum legen“, bat Sally.
„Kein Problem, das haben wir gleich, man, Leute, kann das sein, dass ihr ne Brille braucht?“, fragte Bobby und richtete den Baum mit zwei geschickten Handgriffen.
„Man, warum könnt ihr O‘ Mara nur so gut Handwerken?“, fragte Wan grummelnd.
„Dad hat uns alles beigebracht, was wir wissen“, erklärte Jerry, der zurück zu ihnen kam.
„Es wäre so schön, wenn er jetzt bei uns wäre, ihm hätte es so gefallen, dass ihr Juliette nach seiner verstorbenen Frau benannt habt“, bemerkte Kathleen, die mit Mehl im Gesicht zu der Gruppe kam.
„Sie war unsere Mutter, das wollte ich schon immer tun. Was macht das Essen?“, fragte Maggie.
„Wir können in etwa 20 Minuten essen, schläft die Kleine?“, fragte Kathleen.
„Ja, tief und fest. Cybill kommt etwas später, kannst du ihr was warmhalten?“, fragte Bobby hoffend.
„Sicher, ich stell‘ nachher eh was in den Ofen, Rege‘ kommt auch erst nach seiner Schicht hierher. Pauline und Margreth kommen in etwa 15 Minuten, Margreth hat noch eine Überraschung, weiß der Teufel was das ist“, entgegnete Kathleen und ging in die Küche zurück.
„Uh, bei Überraschungen bin ich nach allem was uns passiert ist etwas skeptisch“, erkannte Sally.
„Sie hat versprochen, dass es was Gutes ist. Also Leute, wer will Eierpunsch?“, fragte Kathleen und einige Mitglieder ihrer Familie folgten ihr in die Küche.
 
15 Minuten später kam Tante Maggie mit einer Überraschung zum O‘ Mara Anwesen. Es war ihre Tochter Sioban.
„Sioban, mein Gott, schön dass du da bist“, war Linus hellauf begeistert, Sallys Cousine zu sehen und umarmte sie.
„Wissen sie es?“, flüsterte Sioban zu ihm.
„Nur Sall‘, also Klappe halten“, bat Linus und Sioban nickte.
„Sioban, hey, ist das schön, dich endlich kennen zu lernen“, bemerkte Sally und umarmte sie auch.
„Ganz meinerseits, wir werden uns noch besser kennenlernen, wenn ich in den Semesterferien meine Verwandten besuchen komme. Ich hab‘ wieder mein Studium aufgenommen, aber jetzt in Boston. Das ist schön weit weg von unseren schrägen Verwandten“, entschied Sioban und lud ihre Reisetasche im Flur ab.
„Das ist klasse, aber ich dachte auch dass wir weit genug weg sind, doch dann ist der schönste Tag meines Lebens fast mein letzter geworden“, bemerkte Sally und umarmte ihren Mann.
„Darüber müsst ihr euch jetzt keine Sorgen mehr machen, euer Cousin Hanson war ganz schön geschwätzig, als er in FBI-Haft saß, die irischen Behörden haben eine große Anzahl von euren Familienmitgliedern verhaftet, die werden für ne ganze Weile im Knast schmoren. Ich hab‘ übrigens ein längeres Gespräch mit den irischen Behörden geführt, die haben mir gesagt, dass sie auf den Computern von eurem Cousin einen Virus gefunden haben, der sich unter Daten der irischen Regierung getarnt hat, könnt ihr mir darüber irgendwas sagen?“, fragte Reginald, der hinter den anderen zur Tür reinkam und sah Linus kritisch an.
„Krieg‘ ich einen Freibrief wenn ich verspreche, dass ich das nie wieder tue?“, fragte Linus vorsichtig.
„Wäre schade, wenn du das nicht mehr tun wollen würdest, mein Chef würde dir ab und zu mal einen Auftrag geben“, bemerkte Reginald und sein böser Blick wich einem Lächeln.
„Ernsthaft?“, fragte Linus überrascht.
„Hey, warum sollten wir uns entgehen lassen, dass einer unserer größten Ärgernisse für uns arbeitet“, bemerkte Reginald und schloss die Tür hinter sich.
„Darf ich auch auf die FBI-Datenbank zugreifen?“, fragte Linus hoffend und Reginald zog die Augenbrauen hoch.
„War nur ne Frage, wenn dein Boss meine Talente benötigt, immer gern. Wolltest du nicht erst später aus der Arbeit kommen?“, fragte Linus.
„Als mein Boss mitgekriegt hat, dass ich nach dieser langen Zeit wieder ne Freundin habe, hat er mir begeistert früher frei gegeben“, schmunzelte er und küsste Kathleen.
„Das ist gut, dann können wir zusammen essen. Kommt, setzt euch“, bemerkte Kathleen und die Gruppe wanderte bis zum großen Esstisch.
„Fällt dir auf, dass Tante Kath die Rolle der Hausfrau in diesem Haus übernommen hat?“, fragte Sally, Maggie.
„Da bin ich heute ganz froh drüber, deine Nichte ist ganz schön anstrengend“, bemerkte Maggie müde.
„Tja, das haben Babys so an sich. Ist das dir übrigens wirklich ernst, dass Jerry und ich Paten werden?“, fragte Sally, als sie ihrer Schwester ins Esszimmer folgte.
„Ja, ich dachte, wenn du Patin bist, ist sie ja automatisch auch bei Linus und Jerry wird nicht so schnell Kinder zeugen, sie soll auch eine Art „Mein Kind“-Gefühl haben“, bemerkte Maggie.
„Klingt wirklich gut. Lasst uns Essen“, erkannte Sally und so setzten sich die zwei Schwestern zu der großen Gruppe an den Tisch.
 
Tags drauf saßen die Vierlinge samt Anhang um den Weihnachtsbaum herum.
„Also, ich hab‘ euch allen das Gleiche gekauft, aber es wird euch gefallen“, bemerkte Bobby und überreichte seinen Geschwistern eine kleine Schachtel.
„Überraschung, du warst nie sehr kreativ“, schmunzelte Sally und öffnete das Kästchen. Darin war ein Kistchen mit einem Kleeblattanhänger aus Silber.
„Das soll uns daran erinnern, dass wo immer wir auch hingehen, wir aus Irland kommen“, bemerkte Bobby.
„Bobby, das ist ja echt wunderschön“, bemerkte sie gerührt.
„Dreh’s um“, bat Bobby. Sally schmunzelte. Auf der Rückseite war eine 4 eingraviert.
„Dass ihr nicht vergesst, dass es noch drei andere wie euch gibt“, bemerkte Bobby.
„Vielen, vielen Dank, Bruderherz“, bedankte sich Sally und Bobby öffnete seine Krawatte um ihr seins zu zeigen.
„Warum bist du die Nummer eins?“, fragte Sally skeptisch.
„Weil ich die Nummer eins bin, duh“, bemerkte er und grinste breit.
„Ah, wenn du meinst. Also Jer‘ dir hab‘ ich was, was einzigartig ist“, bemerkte Sally und gab Jerry ein Päckchen.
„Da bin ich mal gespannt“, bemerkte Jerry und packte es aus.
„Revolutionary 5, das kommt doch erst um den Valentinstag herum auf den Markt“, erwiderte er begeistert.
„Jup, das ist ein Einzelstück, also wehe du vervielfältigst das für deine Freunde“, erklärte Sally.
„Mach‘ ich nicht, du bist ein Schatz, danke“, freute sich Jerry und umarmte sie.
So ging ein aufregendes Jahr für die Vierlinge zu Ende. Obwohl sie ihre Eltern jeden Tag vermissten, war dies ein Leben, was sie sich alle gewünscht hatten.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.12.2010

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