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Erstes Kapitel


Silvester 2009 London

Die Party zum Jahreswechsel war in der englischen Metropole im vollen Gange. In einem der größten Clubs der Stadt tobte die Party. Ein junger Mann mit ausgefallenen Klamotten drängte sich durch die Menge. Der schwarzhaarige junge Mann wurde von jeder Person, an der er vorbei kam, seltsam angeschaut, doch das störte ihn gar nicht. Er blieb kurz bei der DJane stehen, die ihn gar nicht beachtete und etwas gekränkt ging er weiter. Die 30-jährige Frau, die mit ihren aufgestellten blonden Haaren schon ziemlich auffällig war, war ganz in ihre Musik vertieft. Der Mann, der auf den griechischen Namen Pallas getauft worden war, war seinen Bekannten nur unter den Namen Doctor Death bekannt, weil er als Pathologe arbeitete.
Vor einer Tür mit der Aufschrift „Privat“ wurde er gestoppt.
„Na Grufti, aus dem Sarg gefallen? Hier geht’s nicht rein“, bemerkte ein Typ mit einer Security Aufschrift auf dem T-Shirt.
„Witze über mein Aussehen machen, sehr originell. Ich gehör‘ zur Polizei“, erklärte Pallas und lüftete seine Jacke, die gut aus dem 19. Jahrhundert hätte stammen könnte, um seinen Ausweis zu zeigen.
„Der Pathologe, na endlich, wir haben euch schon vor einer Stunde gerufen“, erwiderte der Sicherheitsmann und führte Pallas rein. Eine weibliche Leiche mit glänzenden roten Schuhen lag abgedeckt in der Mitte des Raums des Geschäftsführers.
„Es ist Silvester, ist viel los, tut mir leid. Also, will mir jemand erklären, was hier passiert ist?“, fragte ein Mann in leuchtend orange-schwarzer Uniform, der Pallas gefolgt war.
„Wenn du mich mal zwei Minuten gucken lässt, Heath, sag‘ ich es dir“, bemerkte Pallas und warf seine Jacke über einen Stuhl um in seinem schicken Zweiteiler neben die Leiche zu knien.
„Nen bisschen Freundlichkeit würde dir nicht schaden, Doc“, bemerkte Heath.
„Meine Klienten sind tot, muss ich nicht. Also, schauen wir mal“, erkannte Pallas und hob das Tuch von der Leiche. Ein Messer steckte im Rücken der hübschen jungen Frau.
„Also Altersschwäche war es schon mal nicht“, bemerkte Pallas sarkastisch.
„Kannst du die Witze lassen, Doc? Ich möchte mich um Mitternacht mit meiner Frau in der Stadt treffen“, bat Heath.
„Sie hat nen Messer im Rücken, sie ist erstochen worden, Ende der Geschichte, Tüte“, erwiderte Pallas und nachdem er eine Tüte bekommen hatte, zog er das Messer aus der Frau und steckte es in die Tüte.
„Oh man, musst du das unbedingt hier machen?“, wurde Heath bleich.
„Wir sollen die Leiche ohne Aufsehen raus schaffen, das kann ich nicht wenn ihr ein Messer im Rücken steckt. Steht die Bare am Hinterausgang, wo ich sie hinhaben wollte?“, fragte Pallas.
„Ja, müsste da stehen. Wie lange ist sie schon tot?“, fragte Heath.
„Sofort, man du hast es heute echt nötig. Hilf‘ mir mal“, bat er und drehte die Frau mit Heaths Hilfe um.
„Man, so eine Schande, sie war so ne hübsche Frau, kann ich ihre Lebertemperatur messen, ohne dass du dich übergibst?“, fragte Pallas und Heath nickte. Mit einem beherzten Griff steckte Pallas der Frau ein Thermometer in die Leber rein.
„Jetzt mal still, ich muss rechnen, okay, etwa zwei Stunden!“, erklärte Pallas.
„Danke, Doc, du kannst sie jetzt mitnehmen. Wo steckt eigentlich dein Assistent?“, fragte Heath und half ihm, die Leiche in den Leichensack zu stecken.
„Er hat heut‘ seine erste eigene Autopsie, ich hoff‘ nicht, dass er mir später gehacktes präsentiert. So, wo steht der Wagen?“, fragte Pallas und Heath zeigte auf die Ausgangstür.
„Gut, dann los, pack‘ mit an“, erwiderte Pallas und nahm die Beine der Frau.
„Nicht ernsthaft“, erwiderte Heath.
„Willst du deine Frau sehen, oder nicht?“, fragte Pallas und grummelnd half Heath, Pallas die Leiche auf die Bare und in den Wagen zu laden.
„Man, schon viertel vor zwölf, kommst du hier allein klar?“, hatte es Heath wirklich eilig.
„Ja, geh‘ schon, sag Beth nen Gruß von mir“, bemerkte Pallas und zog eine Zigarette aus der Tasche, um eine zu rauchen. Danach ging er zurück und wollte seine Jacke nehmen, doch als er sich hin beugte, wurde er von hinten bewusstlos geschlagen.

Zweites Kapitel


Als er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte, roch er Rauch. Er war so benommen, dass er nicht aufstehen konnte. Er versuchte seine Jacke mit seinem Handy zu erreichen, aber es war zu weit entfernt.
„Hilfe, ich brauche Hilfe“, keuchte er, aber unhörbar für andere. Nach einigen Augenblicken konnte er sich wieder aufrappeln. Sein Kopf blutete und er hatte Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten. Er stolperte aus dem Büro des Managers. Auf dem Flur waren schon starke Rauchschwaden.
„Verdammt, es brennt“, murmelte er vor sich hin.
„Hey Kleiner, du musst hier raus, die Hütte brennt“, kam ihr die DJane des Clubs entgegen.
„Ach was, sag‘ bloß“, bemerkte er benommen.
„Was ist mit deinem Kopf passiert?“, fragte die DJane.
„Hilf‘ mir“, bat er und wurde in ihren Armen wieder bewusstlos.
 
Er wurde erneut wach, als er auf einem Bett lag.
„Morgen Sonnenschein, was macht der Kopf?“, hörte er die Stimme der DJane.
„Warte kurz, bis der Elefant von meinem Kopf runter ist“, murmelte Pallas und hielt seinen Kopf, der verbunden war.
„Brauchst du nen Schmerzmittel?“, fragte die DJane.
„Valium wär‘ mir lieber, ich könnt‘ noch Schlaf gebrauchen“, erwiderte Pallas erschöpft.
„Hab‘ ich nicht zu Hause. Tut mir leid, dass ich dich nicht in ein Krankenhaus gebracht habe, ich konnte nicht riskieren, dass du deinem Bullenfreund was sagst. Deine Kopfwunde ist genäht worden, meine Mitbewohnerin ist Medizinstudentin“, erklärte die DJane.
„Ah, gut zu wissen. Wo zum Henker bin ich?“, fragte Pallas.
„Shepherd's Bush, keine Angst, du hast deinen Geldbeutel noch. Nettes Outfit, aus welchem Gruftiklub bist du den in unseren Club getorkelt?“, fragte die DJane.
„Du hast mich doch mit dem Polizisten gesehen, du weißt, wer ich bin“, entschied er.
„Nein, hab‘ dich nur mit ihm reden sehen während meiner Toilettenpause, ich weiß nicht, wer du bist“, erkannte die DJane.
„Dr. Pallas Fenton, Pathologie aus dem Revier in West London“, erkannte eine andere Stimme. Er sah immer noch verschwommen und erkannte das Gesicht der weiblichen Stimme nicht.
„Ernsthaft, ein Leichenschnippler? Was hatte der in unserem Club zu tun?“, fragte die DJane verwundert.
„Ich hatte eine Leiche, die ich abtransportieren musste, das ist mein Job gewesen, kann ich wieder gehen?“, wollte Pallas weg, weil ihm bang wurde.
„Du solltest nicht aufstehen, du hast ne Gehirnerschütterung, denk‘ ich“, erkannte die Frau weiter.
„Ach, glaubst du, wo studierst du, auf der Clownschule?“, fragte Pallas und die Frau blendete mit einer Taschenlampe in seine Augen.
„Au, das brennt“, konterte er.
„So, Gehirnerschütterung, siehst du, ich darf nämlich später mal mit lebenden Menschen arbeiten“, erwiderte die Frau keck.
„Da bin ich noch nicht so sicher, so wie du mich untersuchst. Warum habt ihr beiden Powerlesben mich nicht in ein Krankenhaus gebracht?“, nörgelte er.
„Der Kleine ist ganz schön frech“, erwiderte die DJane.
„Ja, da sagst du was. Dafür dass ich ihm seinen knöchrigen Arsch gerettet hab‘, ist er nicht grad‘ dankbar“, entschied die DJane.
„Gebt mir mein Handy, sofort“, forderte er lautstark.
„Klar Doc, hier hast du dein Handy, man wir sind aber schlecht drauf“, erwiderte die DJane und reichte ihm seine Tasche mit seinem Handy.
 
Er versuchte zu telefonieren, was ihm aber wegen seinem verschwommenen Blick sichtlich schwerfiel.
„Ich kann nichts sehen“, erwiderte er.
„Tja, Pech“, erkannte die DJane und nahm ihm das Handy wieder weg.
„Was ist los mit dir, Weib?“, entgegnete er wütend.
„Ich will meinen Job nicht verlieren, wenn die meinen Boss verhaften, bin ich den los“, entschied die DJane.
„Das ist nicht dein Ernst, du kannst mich hier nicht festhalten“, entgegnete er und stand wankend auf.
„Doch, kann ich“, erwiderte die DJane und in dem Augenblick klopfte es brutal gegen die Tür.
„Oh bitte lass es deinen brutalen Chef sein, der mich umbringt“, murmelte er und stützte sich auf dem Bettrahmen des Betts auf dem er aufgewacht war.
Die DJane hatte noch nicht die Tür erreicht, als sie aufgestoßen wurde.
„Miss Josephine?“, bemerkte ein Uniformierter.
„Ja, so heiß ich, ich wollt‘ ja schon aufmachen, verdammt“, grummelte sie und ein Uniformierter drückte sie gegen die Wand.
„Doc, sind Sie hier irgendwo?“, fragte einer der Beamten.
„Ich bin hier“, erwiderte Pallas mit der größten Kraft, die er aufbringen konnte.
„Gott sei Dank, Sie leben noch, wir haben Sie nach dem Brand schon für tot gehalten“, kam einer seiner Kollegen aus dem Revier zu ihm und half ihm raus.
„Momentan wünsch ich mir, dass ich tot bin, hab‘ nen riesen Schädel. Nehmt mein Handy mit“, bat er und sie brachten ihn raus.
 
Zwei Stunden später kam Pallas Ex-Freundin ihn im Krankenhaus besuchen.
„Aus dem Grund hab‘ ich dich verlassen, dein Job ist einfach zu gefährlich“, begrüßte Jules ihren Ex-Freund, der benommen in seinem Bett lag.
„Das hilft mir echt nicht bei meinen Kopfschmerzen, Jules“, murmelte er high von den Schmerzmitteln.
„Entschuldige, wie geht’s dir?“, fragte Jules und küsste seine Stirn.
„Die haben mir alles an Make-up entfernt, ich fühl‘ mich so nackt“, erwiderte er.
„Du siehst auch schon ohne dein weißes Make-up und deine schwarzen Augenringe aus wie ein Vampir, wann hast du das letzte Mal Sonnenlicht gesehen?“, fragte Jules und fuhr über sein Gesicht.
„Was war Sonnenlicht noch mal?“, fragte er.
„Genau das sag‘ ich, deine Mutter würde nicht wollen, dass du dich noch vor deinem 30. Lebensjahr zu Tode arbeitest, sie ist jetzt schon zwei Jahre tot, du musst weiterleben“, erwiderte sie.
„Ich lebe doch, ich gehe jeden verdammten Tag zur Arbeit“, bemerkte er und fuhr mit der Fernbedienung sein Bett hoch, dass er aufrecht saß.
„Es ist ein neues Jahr, schon aufgefallen?“, fragte Jules kritisch.
„Ah, schön, die trauen mir nicht mit der Schmerzmittelindikation, die haben den Tropf abgeklemmt“, entschied er und schnipste gegen den Tropf.
„Bist du jetzt auch noch schmerzmittelabhängig, oder was?“, kritisierte Jules.
„Hab‘ ich dir schon gesagt, wie froh ich bin, dass du meine einzige Kontaktperson im Notfall bist?“, fragte er sarkastisch.
„Kann daran liegen, dass ich die einzige Person bin, dem dein Leben wichtig ist“, erwiderte sie schroff.
„Hey, lass den Kleinen in Ruhe, das war meine Schuld, ich hab‘ ihn allein gelassen“, kam Heath zu ihm ans Krankenbett.
„Ja, das war deine Schuld, aber mach‘ dir keinen Kopf, das kann passieren. Hat Lu rausgefunden, wer die hübsche Frau getötet hat?“, fragte Pallas und Jules verdrehte die Augen, weil ihr Ex schon wieder an Arbeit dachte.
„Äh, darüber müssen wir noch reden“, erkannte Heath stockend.
„Was heißt das bitte?“, fragte Pallas.
„Wir reden echt darüber, wenn du wieder fit bist“, bat Heath.
„Wo ist die Leiche?“, fragte Pallas deutlich.
„Äh, ehrlich gesagt, wissen wir das nicht so ganz genau, der Lieferwagen ist im Chaos des Brandes in dem Club gestohlen worden“, gestand Heath.
„Was? Oh, verdammt“, fluchte Pallas.
„Ist nicht deine Schuld, du hattest alles ordnungsgemäß verschlossen, das hab‘ ich gesehen und werde das auch bezeugen. Willst du Miss Josefine anzeigen?“, fragte Heath und zückte seinen Notizblock.
„Wen?“, fragte er verwundert.
„Die Frau mit der Kaktusfrisur, die dich als Schoßhund behalten wollte!“
„Ach nein, die hat mir das Leben gerettet und hat selbst so einige Probleme“, entschied er.
„Gut, wie du meinst, sei nur froh, dass ihre kleine Freundin wirklich Medizin studiert, du hast ganz schön viel Blut verloren. Du wirst aber bald wieder auf den Beinen sein und wir setzen alles daran, die Leiche zu finden“, erwiderte Heath und packte seinen Block wieder weg.
„Das hoff‘ ich, ich bin nicht grad‘ ein Freund von Krankenhäusern, war mit meiner Mutter zu oft hier, bevor sie in einem starb. Man, ich brauch‘ ne neue Schmerzmitteldosis, kann jemand der bekackten Schwester Bescheid geben“, war er seltsam drauf.
„Ich geh‘ mal nach ihr sehen“, entgegnete Jules und ging nach draußen.
„Du bist echt fies, wenn du auf Drogen bist“, erkannte Heath kritisierend.
„Ihr wollt meine Kopfschmerzen noch verstärken, seh‘ ich das richtig?“, stellte er fest.
„Gehen Sie jetzt, Mr. Fenton muss sich ausruhen“, bemerkte die Krankenschwester, die mit Jules zurück in den Raum kam.
„Natürlich, Schwester, Jules komm‘, ich bring dich heim“, bemerkte Heath und ging mit Jules aus dem Krankenzimmer.
„Egal wer Sie geschickt hat, ich danke Ihnen“, murmelte Pallas müde.
„Man, sonst krieg‘ ich solche Komplimente erst nach der Erhöhung der Schmerzmitteldosis. Wie geht’s Ihnen, Junge?“, fragte die Schwester und untersuchte seinen Kopf.
„Das ist nur das Ende von zwei beschissenen Jahren. Tut mir leid, ich wollte sie nicht damit belasten“, entschuldigte er sich.
„Keine Sorge, ich hab‘ schon Schlimmeres gehört. Wenn Sie Hilfe brauchen, unser Krankenhaus bietet einen Service für psychologische Betreuung an“, erkannte die Schwester.
„Ich habe selbst einen Psychologen, danke“, erwiderte er.
„Scheint nicht so eine fähige Person zu sein, Ihr Psychologe“, erkannte die Schwester.
„War ne Weile nicht mehr da, ehrlich gesagt“, entgegnete er.
„Dann sollten Sie das mal wieder tun. So, das ist jetzt die Höchstdosis, wenn Sie jetzt noch mehr Schmerzen haben, kann ich Ihnen nur noch mit einem Hammer eins überbraten“, erwiderte die Schwester und nachdem sie ihm mehr Schmerzmittel gegeben hatte, verschwand sie auch wieder.
 
Eine Woche später konnte Pallas entlassen werden und Jules brachte ihn zu seiner Wohnung.
„So, kommst du allein klar?“, fragte Jules besorgt, als sich Pallas auf seinem alten Sofa niederließ.
„Ich arbeite ab Morgen wieder, geht schon“, entschied er.
„Und wann hast du deinen Termin beim Psychologen?“, fragte sie noch mal nach.
„Ende der Woche, ich komm‘ schon klar“, entschied er.
„Gut, dann lass‘ ich dich jetzt allein. Ruf mich an, wenn du was brauchst, okay?“, bat Jules, küsste seinen Kopf und verschwand wieder.

Drittes Kapitel


Am nächsten Morgen machte sich Pallas auf den Weg zur Arbeit. Er machte sich vollkommen ungeschminkt auf den Weg und fiel durch sein wenig auffälliges Auftreten auf, als er in das Polizeirevier kam.
„Hey Doc, wieder fit?“, fragte Heath, der an ihm vorbei lief.
„Hab‘ immer noch nen Schnellzug im Kopf, geht aber schon wieder. Wie geht’s Beth?“, fragte Pallas gespielt freundlich.
„Wie immer, du warst doch grad‘ nicht etwa freundlich? Egal welche Schmerzmittel du nimmst, nimm‘ sie weiter“, schmunzelte Heath, klopfte ihm auf die Schulter und ging an ihm vorbei.
„Morgen Doc, heute ohne Verkleidung?“, begrüßte sie ein anderer Kollege.
„Ich seh‘ immer noch schlecht, das wär‘ heut‘ morgen eine Clownsmaske geworden. Keine Sorge, ich lass Lu schnippeln, bis das behoben ist“, erkannte er und ging weiter die Treppen hinunter bis zur Leichenhalle.
„Morgen, Lu“, begrüßte Pallas seinen dunkelhäutigen Assistenten.
„Morgen, Boss, alles klar bei dir du siehst so wenig bleich aus“, erwiderte Lu, der an einem kleinen Schreibtisch grade einen Bericht beendete.
„Hatte heut‘ etwas Probleme mit dem Make-up, nichts besonderes, hab‘ gehört du hast deine erste Autopsie erfolgreich abgeschlossen, gratuliere. Wen hast du heute?“, fragte Pallas und sah ihm über die Schulter in den Bericht.
„Opfer einer Bandenschießerei, da konnte ich nicht viel falsch machen, der sah schon vorher aus wie ein Schweizer Käse. Willst du es kontrollieren?“, fragte Lu und bat ihm den Sitz an.
„Danke, ich seh‘ noch nicht viel, ich versuch’s aber. Zeigst du mir mal den Leichnam?“, fragte Pallas und Lu ging an ein Fach und zog eine Schublade auf.
„So, dann sehen wir mal“, erkannte Pallas und stand auf, um sich die Leiche anzusehen. Langsam öffnete er den Sack und sah sich die Leiche an.
„Ja, da war einer gründlich, du warst auch gründlich, du hast gut gelernt von mir, du musst mir die nächste Zeit die Autopsien abnehmen, durch die Gehirnerschütterung ist meine Sicht getrübt“, bat Pallas.
„Klar Boss, ich freu‘ mich über jede Arbeitspraxis. Man, du hast ja nicht mal Nagellack drauf, die haben dir im Krankenhaus wohl alles abgemacht, oder?“, fragte Lu verständnisvoll. Lu war wie sein Boss auch ein Freund der schwarzen Kunst, doch er trug während der Arbeitszeit keine Gothic Klamotten.
„Ja, ich fühl‘ mich total nackt, keine Ahnung wie du das den ganzen Tag aushältst. So, ich geh‘ noch deine anderen Berichte durch, keine Sorge, ich weiß, dass du alles ordentlich machst, aber ich muss ja auch irgendwas tun. Gibt es eigentlich was Neues über die verschwundene Leiche?“, fragte Pallas, während er die Leiche wieder in den Schrank schob.
„Nein, tut mir leid, sie ist immer noch verschwunden, mach‘ dir keine Vorwürfe, du hast richtig gehandelt und wurdest fast getötet. Was ist eigentlich aus der scharfen Frau geworden, die dich gekidnappt hat?“, wollte Lu wissen.
„Ich hab‘ sie nicht angezeigt, mehr muss ich nicht wissen“, erwiderte er.
„Du musst echt depressiv sein, wenn du Frischfleisch ablehnst“, entschied Lu.
„Du hast eine Frau grad nicht wirklich Frischfleisch genannt, oder?“, entgegnete Pallas kritisch.
„Äh, schon irgendwie, sorry, Boss“, entgegnete Lu.
„Du solltest mal deine Ausdrucksweise ändern, Junge“, entschied Pallas.
„Man, dir haben sie echt fest auf den Kopf geschlagen, seit wann hast du Moralvorstellungen“, entschied Lu scherzhaft.
„Ja, da hast du Recht, man, ich hab‘ echt ne miese Gehirnerschütterung, da kommen lauter seltsame Sachen aus meinem Mund. Das Schlimmste ist aber, dass Jules plötzlich wieder in meinem Leben ist“, erwiderte Pallas erschöpft.
„Jules, deine Ex Jules?“
„Nein, die nette Verkäuferin, ja meine Ex-Freundin, sie war der einzige Kontakt für Notfälle“, erklärte Pallas.
„Hab‘ dir schon öfters gesagt, dass du das ändern lassen sollst“, entschied Lu.
„Wen soll ich denn eintragen lassen, ich hab‘ einen Vater der verschwunden ist, als ich ein Baby war, meine Mutter ist tot und ich bin ein Einzelkind“, zählte Pallas seine Familienverhältnisse auf.
„Was ist mit mir?“, fragte Lu.
„Auch wenn du mir ein treuer Freund bist, manche Sachen solltest du von mir nicht wissen“, entschied Pallas cool.
„Ich kenn‘ deine sexuellen Neigungen und deine absurden Essgewohnheiten, manche Sachen würde ich lieber nicht wissen, aber ich glaub‘ ich weiß so einiges über dich“, entgegnete Lu.
„Man, ich sollte aufhören im Suff so viel zu reden. Gott sei Dank weißt du, dass ich dich feuere, wenn du nur eine Sache davon rumerzählst“, entgegnete Pallas.
„Auch als Freund bin ich zum Schweigen verpflichtet. Bist du jetzt wieder mit Jules zusammen, oder wie?“, fragte Lu.
„Äh nein, es gibt einen Grund, dass ich sie verlassen habe“, konterte Pallas und widmete sich wieder den Akten.
„Ihr Vater ist doch Richter am Bundesgericht, oder?“, fragte Lu keck.
„Okay, jetzt muss ich dich eindeutig umbringen, wenn du hier aufhören willst“, erwiderte er sarkastisch.
„Sag‘ das nie wieder wenn du so komisch drauf bist, das macht mir Angst. Brauchst du ne Brille, alter Mann?“, lästerte Lu, als er sah, dass sein Boss mit seiner Nase nah in der Akte steckte.
„Klappe, man ich kann nicht mal lesen, ich hoffe die fassen dieses Arschloch bald, bevor ich es tue“, grummelte Pallas und klappte die Akte wieder zu.
„Ich geh‘ wieder heim, hier bin ich zu nichts nützlich“, entschied Pallas frustriert und ohne weitere Worte schnappte er sich seine Tasche und verschwand wieder aus dem Autopsie-Raum.
 
An diesem Nachmittag schlenderte Pallas durch London zu seinem Schneider, der ihm die extravagante Kleidung, die er trug, schneiderte.
„Kali mera Pallas, ti kanis[1]“, begrüßte der Schneider ihn auf Griechisch.
„Jo, passt scho, Stavros, ich brauch‘ ne neue Jacke“, murmelte Pallas etwas grummelig.
„Ich hab‘ dir erst vor sechs Jahren ne Jacke gemacht, Pall‘“, entschied der Mann in den 50ern.

[1] Guten Tag, wie geht es?


„Ist mir klar danke, meine Jacke ist letzte Woche in dem Brand im Trancedance verbrannt“, erklärte er cool.
„Was machst du im Trancedance, das ist doch eher nen Raverschuppen“, entgegnete Stavros cool.
„Diese auf Jung und Hipp Mache ist echt ätzend, Stavros. Ja, ist nicht mein Stammclub, ich war dienstlich dort und bin dort fast umgekommen, 10 Stiche“, erkannte Pallas und zeigte ihm die Platzwunde, die er durch seinen Sturz erlitten hatte.

„Autsch, das sieht schmerzhaft aus, was hast du gemacht, bist du ausgerutscht?“, fragte Stavros erkennend.
„Nein, bin niedergeschlagen worden und mir wurde eine Leiche geklaut, wer zum Henker klaut eine Leiche?“, fragte er kopfschüttelnd.
„Die Person, die die Person umgebracht hat?“, schlug Stavros vor.
„Oh man, mir muss echt jemand ganz schön hart auf den Schädel geschlagen haben, dass mir das nicht in den Sinn gekommen ist“, schlussfolgerte Pallas und hob seine Arme um sich vermessen zu lassen.
Stavros nahm Maß an Pallas Hüfte und stutzte.
„3 cm Bauchumfang weniger seit dem letzten Mann, man Pall‘ du isst schon wieder nicht, oder?“, fragte Stavros kritisierend.
„Wenn du täglich Leichen aufschneiden würdest, würde dir auch der Appetit vergehen“, entschied Pallas abwertend.
„Ich schneide die Jacke mit deinen alten Maßen, versprich mir das Gewicht wieder draufzubekommen“, bat Stavros mit besorgtem Blick.
„Zu Befehl, Sir“, versprach Pallas etwas halbherzig.
„Bist du etwa immer noch Vegetarier?“, fragte Stavros.
„Ja, Schande für meine griechischen Vorfahren, bla bla, kannst du mir diesmal schwarzen anstatt roten Samt ins Futter nähen?“, fragte Pallas.
„Alles was du willst, Kleiner. Du siehst echt nicht gut aus“, bemerkte Stavros.
„Ich kann‘ grad nicht arbeiten, das kotzt mich halt. Bis wann kannst du die Jacke machen?“, fragte Pallas.
„4-6 Wochen, wie bei all deinen Kleidern. Dir ist schon klar, dass wir zwei Grad draußen haben, eine Investition in eine Winterjacke wäre keine schlechte Idee“, erkannte Stavros.
„Es gibt keine Winterjacke die zu meinem Stil passt. Kriegst du so was auch hin?“, fragte Pallas lässig.
„Du kränkst meine Ehre, ich kann alles aus Stoff nähen, was du von mir verlangst“, erkannte Stavros mit stolz geschwellter Brust.
„Okay, dann möchte ich auch noch einen Mantel, kriegst du einen aus Kunstleder hin?“, fragte Pallas.
„Sogar aus echtem Leder, aber als Mitglied von PETA willst du das vermutlich nicht hören, willst du auch ein Kunstfell innendrin?“, fragte Stavros, der sich das aufschrieb.
„Klingt gut, wie lange brauchst du dafür?“, fragte Pallas.
„Auch so 6 Wochen, vielleicht auch etwas länger, hab‘ kein Leder auf Lager. Kauf‘ dir solang eine andere Jacke, bevor du erfrierst, wird dich keiner verurteilen“, erkannte Stavros.
„Das gleiche würde meine Mutter auch sagen“, bemerkte er nachdenklich.
„Da würde sie auch Recht haben. Sieh‘ dich an, du hast schon blaue Hände, du gehörst zu Hause ins Bett“, schlug Stavros vor.
„Langsam bist du mir unheimlich, du bist echt zu lang mit meiner Mutter zusammen gewesen. Okay, okay, ich werde mir ne Jacke kaufen gehen. Ich will heute Abend an ihr Grab gehen, begleitest du mich?“, fragte Pallas hoffend.
„Ich mach‘ den Laden um sieben zu, komm‘ dann her, dann gehen wir zusammen“, erwiderte Stavros ernst.
„Okay, ich komm‘ dann zurück. Du warst immer wie ein Vater für mich, ich hoffe, das weißt du“, begann Pallas plötzlich.
„Bist du sicher, dass alles klar bei dir ist?“, fragte Stavros besorgt.
„Noch nicht, aber bald. Danke für deine Zeit“, erwiderte Pallas und ging nachdenklich wieder von dannen.
 
Müde kam Pallas an diesem Nachmittag heim. Er legte sich sofort ins Bett und war gleich danach eingeschlafen.
Er wurde mit hämmernden Kopfschmerzen wach, als das Telefon klingelte. Mit geschlossenen Augen tippte er auf dem Telefon herum, bis er den Lautsprecherknopf erwischte.
„Wer stört?“, murmelte er schläfrig.
„Ah gut, du bist immer noch die unausstehliche Made, Stavros hat mich grad‘ angerufen und gesagt, du hättest ihn heut‘ versetzt und du wärst ungewohnt nett gewesen“, erklärte Jules, die am Telefon war.
„Oh man, wie spät ist es?“, fragte er und versuchte die Uhrzeit an seinem Radiowecker zu identifizieren.
„Fast neun Uhr abends, hast du geschlafen?“, fragte Jules besorgt.
„Ich hab‘ eine Gehirnerschütterung, mein Hirn läuft grad‘ auf Sparflamme, sonst geht’s mir gut“, versprach er.
„Dann ruf‘ Stavros an und sag‘ ihm, dass es dir gut geht“, erkannte Jules.
„Werde dich, versprochen. Ich hab‘ mir übrigens noch ne Woche frei genommen, kann noch nicht arbeiten“, erklärte Pallas.
„Du hast dir noch nie freigenommen“, konterte Jules.
„Dann wurde es mal Zeit. Ich leg‘ jetzt auf und ruf‘ Stav‘ an“, erwiderte Pallas und drückte einfach auf die Auflegetaste.
Danach drückte er auf die Kurzwahltaste 2 und wählte so Stavros Handynummer.
„Gott sei Dank, du lebst noch. Du hast mich versetzt“, erwiderte Stavros, als er seinen Ziehsohn am Hörer hatte.
„Ja, tut mir leid, bin wohl noch kränker, als ich dachte, muss mich ne Weile erholen, meld‘ mich, wenn’s mir besser geht“, erkannte Pallas.
„Klar, ruh‘ dich aus, ich hab‘ dein Leder bekommen, ich hab‘ deinen Mantel fertig, bevor es wieder warm wird“, versprach Stavros.
„Super, danke, ich geh‘ jetzt wieder schlafen, bye“, erkannte er und drückte Stavros auch weg.
Er war grad‘ wieder eingeschlafen, als es an seiner Tür klingelte.
„Man, was ist euer Problem?“, murmelte er verärgert und schlurfte zur Tür.
Als er die Tür öffnete, wurde er überrascht. Die DJane des Clubs stand an der Tür.

 

Viertes Kapitel


„Hey, du bist ganz schön schwer zu finden“, erkannte sie keck. Sie hatte normale Kleidung an und ihre Haare waren brav zurückgebunden.
„Toll, ich hab‘ meine eigene Stalkerin“, murmelte er verschlafen.
„Kann ich reinkommen?“, fragte sie hoffend.
„Keine Ahnung, lande ich dann wieder in deinem Bett?“, fragte er kritisch.
„Wenn du willst, ist ja schon später am Abend“, schmunzelte sie.
„Ich hab‘ ne Gehirnerschütterung, verwirr‘ mich nicht“, erkannte er.
„Ich wollte mich entschuldigen“, erklärte sie.
„Gut, das hast du dann damit gemacht, gute Nacht“, wollte er sie loswerden.
„Du bist stinkig, das verstehe ich. Meine Mitbewohnerin und ich haben dir was gekauft, ich hoffe, das dämpft deinen Ärger“, erwiderte die DJane und zog einen Bär mit Vampirkostüm aus ihrer Tasche. Unweigerlich musste er schmunzeln.
„Ihr seid so blöd“, schmunzelte er.
„Wir haben dich nicht entführt“, erkannte die DJane.
„Ich weiß, das war eine Kurzschlussreaktion, kann ich verstehen. Arbeitest du immer noch für ihn?“, fragte er.
„Ich hab‘ so eine Show nicht abgezogen um dann zu kündigen“, entschied sie.
„Klasse, sag‘ deinem Boss, ich will meine Leiche wiederhaben, egal wo er sich versteckt, wir werden ihn finden“, wurde er wieder ernster, drückte ihr den Bär in die Hand und schmiss die Tür vor ihr zu.
 
Erschöpft ging er zurück ins Bett, aber die Diskussion ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Nachdem er sehr wenig geschlafen hatte, ging er tags drauf vor die Tür. Neben seiner Zeitung saß der Vampirbär mit einem Zettel.

Dass ich eine verlogene Schlampe bin heißt nicht, dass Edward das Opfer dieses Streits sein muss. Übrigens mein Name ist Danielle, meine Freunde nennen mich aber Dani


„Edward?“, fragte er sich selbst und folgte dem Pfeil am Ende des Blattes, indem er das Blatt umdrehte.

Frage deine Nichte oder deine kleine Schwester, sie weiß Bescheid

„Oh man, diese Frau macht mich noch wahnsinnig“, schmunzelte er und nahm den Bär mit in die Wohnung.
 
Zwei Wochen nach seinem Schlag auf den Kopf konnte Pallas endlich wieder arbeiten.
„Hey, da bist du ja wieder, wie geht’s?“, begrüßte Heath seinen Kollegen freundlich, als der junge Arzt durch die Gänge streifte.
„Ich seh‘ wieder gut, danke. Und Lu hat meine Autopsie nicht zerstört?“, fragte er hoffend.
„Ihm scheint’s gut zu gehen, hab‘ zumindest nichts Negatives gehört. Heißt aber nicht, dass du uns nicht gefehlt hast“, erwiderte Heath.
„Kleiner Schleimer. Ich werd‘ dann unten mal nach dem Rechten sehen, gehen wir zusammen Mittagessen?“, fragte Pallas und Heath nickte.
„Dann treffen wir uns um 12 wieder hier. Wie weit seid ihr mit den Ermittlungen?“, fragte er wie fast täglich nach der verschwundenen Leiche, die ihm nicht aus dem Kopf ging.
„Der Besitzer des Clubs ist seit dem Brand verschwunden, zusammen mit der Leiche. Beten wir nur alle fest darum, dass er nichts Widerliches mit der Leiche anstellt“, erkannte Heath.
„Oh man, daran hatt‘ ich gar nicht gedacht, da geht mein Appetit wieder dahin, vergiss‘ das mit dem Mittagessen, wir gehen was trinken heut‘ Abend“, entschied Pallas und ging die Treppe zur Autopsie runter.
„Morgen“, murmelte Pallas ohne viel Energie, als er zu Lu in die Autopsie kam.
„Hast dich wohl nicht genug erholt“, kommentierte Lu seinen Auftritt.
„Tut mir leid, ich hab‘ grad‘ erfahren, dass sie die Leiche immer noch nicht haben, das versaut mir den ganzen Tag“, erklärte Pallas und pflanzte sich auf seinen Bürostuhl.
„Ja, echt zum Kotzen, ich hab‘ auch jeden Tag nachgefragt. Wieder fit?“, fragte Lu und gab ihm die Akten, die er bearbeitet hatte.
„Ja, schon irgendwie. Ich hatte letzte Woche Besuch von der DJane“, erzählte Pallas und schlug die erste Akte auf.
„Und, war’s gut?“, fragte Lu frech.
„Ich hatte keinen Sex mit der durch geknallten Frau, sie hat sich entschuldigt und mir einen Teddybär gebracht“, erwiderte Pallas und holte sich einen Kuli aus der Schublade.
„Ja, eindeutig verrückt die Frau. Wir kriegen in einer halben Stunde eine Leiche rein, siehst du wieder gut genug, um die Autopsie durchzuführen?“, fragte Lu.
„Ja, klar, du bist ein bisschen hochmütig geworden, was?“, schmunzelte Pallas.
„Es ist zwar furchtbar gewesen, dass du außer Gefecht warst, aber ich hab‘ jede Menge Praxis bekommen in den letzten zwei Wochen“, erkannte Lu.
„Du bist auch ziemlich gut im Schreiben von den Berichten, du machst mir langsam Konkurrenz, Kleiner“, bemerkte Pallas etwas mit Stolz in der Stimme.
„Danke, Boss. Keine Sorge, so gut wie du bin ich noch nicht“, versprach Lu.
„Die Praxis wird dich jedes Mal besser machen, jetzt weiß ich zumindest, dass ich dich auch mal allein machen lassen kann, ich war schon besorgt. Man, ich hab‘ das Frühstück ausgelassen, hast du was zu essen dabei?“, fragte Pallas.
„Ernsthaft? Ich hab‘ dich noch nie essen sehen“, erwiderte Lu verwundert.
„Ich ess‘ sonst nicht viel, aber jetzt hab‘ ich Hunger“, entschied Pallas.
„Ich hab‘ nen Powerriegel, den ich noch vom Joggen übrig hab‘ magste den?“, fragte Lu.
„So was hab‘ ich noch nie probiert, gib‘ her“, bat er.
„Ernsthaft, du hast das noch nie probiert? Du hast auch wohl noch nie Sport gemacht“, erkannte Lu.
„Nicht wirklich. Aber es gibt immer ein erstes Mal, bei dem Powerriegel zumindest, du wirst mich nie joggen sehen. Mh, der ist gar nicht mal so gut“, kaute Pallas auf dem Powerriegel herum.
„Kannst ruhig liegen lassen, ich ess‘ ihn gern“, erwiderte Lu.
„Nein, ich hab‘ Hunger, ich ess‘ ihn schon. Um was geht’s bei unserem nächsten Fall?“, fragte Pallas essend.
„Wasserleiche, nicht wirklich appetitlich, lag‘ ne Weile da drin, ich hab‘ die Atemmasken schon raus gelegt. Ich hol‘ dir nen Kaffee, um die Brocken die du da in deinem Mund hast runter zu spülen“, erwiderte Lu und ging zu dem Kaffeeautomaten, um seinem Boss etwas zu trinken zu holen.
Als er zurückkam lag Pallas bewusstlos neben seinem Stuhl.
„Pall‘, Boss?“, fragte Lu und kniete sich zu seinem Chef auf den Boden und misste seinen Puls. Er atmete noch, war aber ohnmächtig.
„Pall, wach auf, Pall“, tätschelte Lu die Backen seines Kollegen um ihn wach zu kriegen.
„Was ist passiert?“, wurde Pallas wieder wach.
„Sag‘ du es mir, du liegst auf dem Boden“, bemerkte Lu besorgt und zog Pallas Kopf auf seinen Schoß.
„War wohl plötzlich müde“, murmelte er benommen.
„Ja, das hab‘ ich gesehen. Komm‘ ich helf‘ dir hoch, was machst du denn für Sachen“, erwiderte Lu und Pallas versuchte aufzustehen, doch seine Beine versagten wieder ihren Dienst.
„Mir ist gar nicht gut“, erwiderte Pallas und kotzte Lu aufs Hemd.
„Ja, das seh‘ ich. Ich bring‘ dich zurück ins Krankenhaus“, erklärte Lu und rief einen Krankenwagen.
 
So wie zwei Wochen zuvor lag Pallas wieder erschöpft in einem Krankenbett.
„Gefällt dir deine Wohnung nicht mehr?“, fragte Jules sarkastisch, die neben ihm am Bett saß.
„Ich mach‘ das nicht mit Absicht“, murmelte Pallas benommen.
„Das wär‘ auch noch schöner. Ich hab‘ grad mit deinem Arzt geredet, du wiegst 58kg, warum zum Henker wiegst du so wenig?“, machte sie ihm Vorwürfe.
„Neue Diät“, bemerkte er frech und bekam von ihr eine Ohrfeige.
„Du hast mir versprochen auf dich zu achten“, maulte sie.
„Au, du hast echt einen Schlag drauf, bin nur froh, dass du mich früher nicht geschlagen hast“, erwiderte er und rieb seine Backe.
„Du bist 1,79 m groß verdammt, du wiegst so wenig wie ein Model, willst du jetzt auf dem Laufsteg Karriere machen? Du wirst jetzt erst mal mit Nährstoffen vollgepumpt und dann morgen wieder entlassen, du kommst erst mal zu mir und Adam, danach sehen wir weiter“, entschied Jules verärgert.
„Auch wenn ich deinen Sohn liebe wie meinen eigenen, nein“, entschied er cool.
„Pech, ich hab‘ ihm schon erzählt, dass du kommst, er freut sich schon, dass du ihm bei seinem Biologieprojekt hilfst“, erwiderte Jules und lächelte ihn an.
„Du bist echt eine Erpresserin. Ja, ich hab‘ die letzten zwei Wochen nicht besonders viel gegessen, ich hab‘ mich ständig übergeben müssen, da verliert man den Appetit“, suchte Pallas nach Entschuldigungen.
„Tja, jetzt wird sich das ändern, du wirst Medikamente gegen das Erbrechen nehmen und zunehmen, mein Freund, bevor du nicht 10kg mehr wiegst wirst du nicht zur Arbeit zurückkehren, ich hab‘ das schon mit deinem Constable besprochen, du wirst so lange krankgeschrieben, bis du wieder fit bist. Er schickt dir das“, erkannte sie und gab ihm eine Tafel Schokolade.
„In meinem Leben läuft grad‘ einiges nicht rund“, gestand Pallas und begann zu weinen.
„Ja, ich weiß, deshalb bin ich jetzt da. Lu sitzt noch da draußen, kann ich ihn rein lassen?“, fragte Jules.
„Hast du mir ein Taschentuch?“, fragte er schniefend.
„Ich schmink‘ dich am besten ganz ab, dein Makeup ist verschmiert, man so was wollte ich eigentlich nie zu einem Mann sagen“, erkannte sie und schminkte ihn sanft ab.
„So, da ist ja dein schönes Gesicht wieder. Ich lass‘ euch dann mal allein, ich bin draußen, mir entwischen kannst du mir also nicht“, bemerkte sie, schmiss das Abschminktuch in den Mülleimer neben ihm und ging um Lu zu holen.
„So, dann ist sie jetzt wohl wieder in deinem Leben, was?“, versuchte Lu die Stimmung aufzumuntern, als er etwas später etwas verkrampft auf dem Stuhl neben seines Kollegen saß.
„Es hat Wochen gedauert, dass ihr Sohn nicht mehr nach mir gefragt hat, jetzt werde ich wieder in sein Leben treten, der arme Kleine“, erwiderte Pallas und sah zur Tür, vor der immer noch Jules saß.
„Er ist zwölf inzwischen, er kommt drüber weg. Lu, du musst noch arbeiten und Pallas muss jetzt schlafen“, entschied Jules, di zu ihnen kam.
„Du hast Recht, Boss, sie klingt wie deine Mutter. Deine Mutter hat Recht, ich muss arbeiten“, erkannte Lu und stand auf.
„Werd‘ nicht frech, Kleiner. Danke für deine Hilfe, Lu“, erkannte Jules und mit einem Küsschen auf seine Backe entließ er ihn in die Nacht.

Fünftes Kapitel


„Brauchst du deinen Laptop?“, fragte Jules, als sie zwei Tage später durch seine Wohnung gingen und seine Sachen zusammensuchten.
„Ja, brauch‘ ich. Ich bin übrigens stolz auf dich, dass du keinen Kommentar über meine Wohnung abgelassen hast“, erwiderte Pallas, der trotz seiner großen Klappe an diesem Tag schweigsam war.
„Ich glaub, du willst gar nicht wissen, was ich grad‘ über das alles hier denke. Hast du auch was zum Anziehen was nicht schreit „Ich bin Draculas unehelicher Sohn?“, fragte Jules, als sie seine Klamotten zusammenpackte.
„Ich hab‘ mich gestern noch gefragt, warum ich dich eigentlich verlassen habe, jetzt erinnere ich mich wieder“, erkannte er sarkastisch.
„Na Gott sei Dank, du hast dein faules Mundwerk nicht verloren, du warst schon zwei Tage so still, ich hab‘ mir schon Sorgen gemacht“, erwiderte Jules und machte die Reisetasche zu.
„Ja, ich denke grad‘ viel über meine Mutter nach, mein Leben war viel leichter, als sie noch da war“, dachte er laut nach.
„Ja, das war es, aber du musst endlich wieder aufwachen und weiterleben, du warst so ein lebenslustiger Kerl vor ihrem Tod, zwar immer schon ein Gruftie, aber du warst nie so fies“, konterte sie.
„Entschuldige, ich hab‘ immer noch so viel Kopfschmerzen, ich werde mich benehmen, solang ich bei euch bin, versprochen. Du bist übrigens auch ziemlich fies, du respektierst meinen Lebensstil immer noch nicht, auch wenn du das nicht gern hörst, du klingst schon wie dein alter Herr“, bemerkte er und schulterte seine Laptoptasche.
„Hey, ich schlag‘ auch kranke Leute, das kannst du mir ruhig glauben. Mein Dad hat übrigens nach dir gefragt, er wollte wissen ob du noch anständig bist“, entgegnete Jules und nahm seine Tasche mit den Klamotten.
„Also alles beim Alten, das hat er mich jede Woche gefragt. Weiß dein Dad eigentlich, dass ich ein erfolgreicher Pathologe bin, der schon mit 24 seinen Doktor hatte?“, fragte er leicht verärgert.
„Ja, weiß er, er ist halb oberflächlich, das weißt du doch, mach‘ dir keinen Kopf, jetzt musst du ihn nicht mehr beeindrucken. Kannst du dich bitte nicht schminken, solang du bei uns bist? Adam kriegt sonst Angst“, bat sie.
„Du hast wirklich eine echte Abneigung gegen mein Makeup, was?“, fragte Pallas, der zu dem Zeitpunkt nicht geschminkt war.
„Ja, keine Ahnung wieso ich das zwei Jahre ertragen hab‘ du siehst aus wie der Tod persönlich“, erwiderte sie.
„Genug der Komplimente, packen wir’s“, bat er müde.
„Hey, was ist das? Wusste gar nicht, dass du auf Kuscheltiere stehst, Pall‘“, bemerkte Jules, als sie das Kuscheltier von Dani entdeckte.
„Ach ja, das hab‘ ich von so‘m Mädchen“, erwiderte er peinlich berührt.
„Ein Mädchen, willst du etwa sagen, dass du endlich dein Zölibat beendet hast und wieder ausgehst?“, fragte sie frotzelnd.
„Nicht wirklich, das ist von der Kleinen, die mich entführt hat und ihrer Freundin, als kleine Wiedergutmachung“, erklärte er.
„Sag‘ mir nicht, dass du mit ihr geschlafen hast“, murmelte Jules vorwurfsvoll.
„Was habt ihr alle, so ne Hure bin ich dann doch nicht, dass ich mit allem was rumläuft schlafe, die blöde Kuh dachte, dass ich ihr einfach so vergebe, ihr Boss hat eine junge Frau umgebracht und die Leiche verschwinden lassen und sie sitzt seelenruhig daneben, nur weil sie ihren Job behalten will, das muss echt ein super Job sein“, entgegnete er aufgebracht.
„Das ist also deine Last, die dich seit Tagen rumtreibt, dachte schon, du würdest nie darüber reden. Also die kleine Schlampe klingt nicht wie eine Frau, mit der ich gern mal ein Bier trinken würde“, entschied Jules und stellte den Bär wieder zurück.
„Da hast du Recht. Gehen wir“, stimmte er zu und folgte ihr zu ihr nach Hause. Dort wartete schon Adam auf sie.
 
„Schatz, wir sind zu Hause“, rief Jules in die schicke Drei-Zimmer-Wohnung am West-End, in dem die alleinerziehende Reiseverkehrskaufrau mit ihrem Sohn lebte.
„Ich spiel‘ noch das Level fertig“, rief Adam zurück aus seinem Zimmer.
„Sein Großvater hat ihm das Spiel gekauft, ich mag‘ das Ding echt nicht. Komm‘ gehen wir solang ins Wohnzimmer“, bemerkte Jules und er folgte ihr treu wie ein Hund ins Wohnzimmer.
„Willst du was trinken?“, fragte Jules.
„Ne Cola wär‘ nicht schlecht, viel Zucker ist doch gut für mich, oder?“, fragte er.
„So was hab‘ ich nicht hier, ist schlecht für die Zähne, aber ich hab‘ Apfelsaft, das tut’s auch“, erkannte er und ging in die Küche. Als sie zurückkam stand Adam etwas unschlüssig im Eck des Raums und traute sich nicht richtig an Pallas heran.
„Was hast du gemacht?“, fragte Jules, Pallas vorwurfsvoll.
„Gar nichts, ich sitz‘ nur hier“, erkannte Pallas, den Adams Verhalten irritierte.
„Schatz, alles klar bei dir?“, fragte Jules und ging zu ihrem Sohn.
„Wer ist das, Mum?“, fragte Adam kritisch.
„Adam, das ist Pallas, wir waren zwei Jahre zusammen, machst du einen Witz, oder meinst du das Ernst?“, fragte Jules irritiert und strich ihrem Sohn über die Stirn.
„Natürlich kenn‘ ich ihn, Gran hat mir nen Fünfer versprochen, wenn ich das mache, hey Pallas“, erwiderte Adam und grinste breit.
„Man, deine Eltern mögen mich echt nicht, wenn sie sogar deinen Sohn auf mich hetzen“, nörgelte Pallas.
„Nein, tun sie nicht, aber sie mochten den anderen Kerl auch nicht, den Mum angeschleppt hat“, erkannte Adam cool.
„Adam, wie redest du bitte? Benimm‘ dich vor unserem Gast, Pallas wird jetzt ne Weile bei uns bleiben“, erwiderte Jules und Adam schwieg danach.
 
Spät an diesem Abend, als Adam schon schlief, bekam Jules Besuch von ihrem Vater.
„Vater, hey, hab‘ ich vergessen, dass du kommen wolltest?“, fragte Jules überrascht, als sie ihm öffnete.
„Ich habe gehört diese Person ist wieder hier“, erkannte Richter Alistair Knickham und kam in die Wohnung.
„Ich bin nicht mit ihm zusammen, wenn du das damit sagen willst, er ist krank und braucht im Moment meine Hilfe“, erwiderte Jules, der die Wortwahl ihres Vaters nicht gefiel.
„Bist du eine Krankenschwester oder Ärztin, nein bist du nicht, wenn er wirklich krank ist, gehört er in ein Krankenhaus“, bemerkte Alistair.
„Du hast immer gesagt, dass er nicht gut genug für mich ist, dass er viel zu jung für mich ist und noch andere Nettigkeiten, aber er ist mein Freund und ich vertrau‘ ihm bis aufs Blut und er liebt meinen Sohn und würde ihm nie was antun“, wurde sie laut.
„Das hab‘ ich auch nicht gesagt, aber er hat dich damals verlassen und dein Leben ziemlich durcheinander gewirbelt, willst du dir das wieder antun?“, fragte Alistair besorgt.
„Ich komme nicht mehr mit ihm zusammen Dad und ich weiß genau, warum er mich damals verlassen hat“, entschied sie.
„Gut, wenn du das weißt. Aber wenn er meinen Enkel nur ein Mal falsch anguckt, komme ich wieder“, erwiderte er erbost.
„Gut, tu das, das wird aber nie passieren. Gute Nacht, Vater“, erwiderte Jules und ihr Vater ging wieder.
Als die Tür zugefallen war, kam Pallas aus dem Wohnzimmer und umarmte sie lautlos.
„Danke, dass du mir vertraust“, bemerkte er leise.
„Das hab‘ ich doch schon immer gemacht. Warum hast du mich eigentlich damals verlassen?“, fragte Jules plötzlich.
„Nein, fang‘ jetzt nicht schon wieder damit an, ich konnte deine Eltern einfach nicht mehr ertragen, sie haben mich ständig verändern wollen und du hast das zugelassen“, erkannte Pallas, dem das Thema unangenehm war.
„Ich hab‘ gar nichts zugelassen, du hast dich von ihnen unterkriegen lassen, ganz einfach“, erwiderte sie cool.
„Du warst meine Freundin, du hättest zu mir halten sollen“, begannen sie wieder zu streiten.
„Ich konnte das nicht!“
„Dann weiß ich jetzt, wo wir stehen. Ich gehe“, bemerkte er verärgert und stürmte zur Tür.
„Äh nein, tust du nicht, du gehst nicht, bevor ich es sage. Wir sind kein Paar mehr, also muss ich nicht mehr auf deine Gefühle achten. Jetzt geh‘ ins Bett“, forderte sie harsch.
„Ja, Madam“, erwiderte er grummelig und verzog sich ins Schlafzimmer.
„Man, so schnell hab‘ ich noch keinen Mann in mein Bett gebracht“, erkannte sie schmunzelnd und folgte ihm nach.
„Kommst du klar damit, dass wir in einem Bett schlafen, solang du hier bist?“, fragte Jules, während sie sich etwas später fürs Bett umzog. Sie trug ein Schlabberhemd und genau so unförmige Hosen.
„Wenn du jede Nacht so schläfst komm ich super damit klar“, erkannte er kritisch.
„Hey, ich bin Single, da darf ich so rumrennen, für dich hab‘ ich mich immer hübsch gemacht, das war vielleicht anstrengend. Wie ich sehe hast du ein paar neue Tattoos seit dem letzten Mal“, bemerkte sie, als sie seinen nackten Oberkörper sah.
„Ja, macht irgendwie süchtig, aber es ist ja nicht so, als wäre ich so tätowiert, das sind nur drei Tattoos“, bemerkte er und fuhr über sein neustes Tattoo, ein kleines schwarzes Kreuz an seiner Hüfte.
„Du behältst das Tattoo mit meinem Namen?“, fragte sie.
„Ja, auch wenn das mit uns nicht mit uns funktioniert, dein Name gehört trotzdem dahin“, bemerkte er.
„Du hast noch kein Motiv gefunden um die Farbe zu überdecken, richtig?“, fragte sie.
„Ja, wenn du ne Idee hast, sag‘ Bescheid, aber vielleicht treff‘ ich ja jemanden, der auch so heißt, dann spar‘ ich Geld“, entgegnete er lässig.
„Du hast mir auch viel bedeutet. Du magst die linke Seite vom Bett also kriegst du die auch“, erwiderte sie und schlug die Decke ihrer Bettseite auf.
„Danke, ich bin irgendwie gar nicht müde. Es fängt gleich diese Gerichtsmedizinsendung im Fernsehen an, können wir die sehen?“, fragte er hoffend.
„Du lachst da doch immer über die Fehler“, bemerkte sie und schlüpfte ins Bett.
„Ja, aber das ist ja grade das lustige daran. Keine Lust dazu?“, fragte er.
„Doch, mach‘ ruhig an. Hast du den Obstsalat eigentlich gegessen, den ich dir hingestellt habe?“, fragte sie und er nickte.
„Ich weiß, das ist lästig, aber du musst an Gewicht zulegen, man sieht schon deine Rippen, das ist echt nicht schön“, erkannte sie.
„Ja, ich weiß, ich bin Arzt, ich sollte es eigentlich wissen. Ich glaube ich kann das nicht mehr“, bemerkte er und legte sich auch ins Bett.
„Was kannst du nicht mehr?“, fragte sie verwundert.
„Die Arbeit in der Gerichtsmedizin, ich möchte wieder als normaler Arzt arbeiten“, gestand er.
„Wirklich? Deine Mutter wäre echt glücklich darüber. Aber du musst dann dein Aussehen ändern, das weißt du schon, oder?“, fragte sie nach.
„Ich lass‘ das mit dem Schminken jetzt, ich hab‘ das seit Tagen nicht mehr gemacht und ich fühl‘ mich nicht mehr so nackt, wie ich dachte. Ich werde auch nicht jünger“, entschied er.
„Du bist immer noch auf Schmerzmitteln, oder?“, fragte sie und er schüttelte den Kopf.
„Schlaf‘ erst mal drüber, du musst nicht dein ganzes Leben ändern“, bemerkte sie.
„Doch, das möchte ich. Okay, mach‘ die Glotze an, ich will jetzt nicht mehr reden“, bat er und den Rest des Abends sahen sie Fernsehen.

Sechstes Kapitel

Zwei Tage später kam Jules etwas früher von der Arbeit und fand ihren Ex-Freund im Zimmer ihres Sohnes, wo er mit ihm am Computer saß und bei seiner Hausaufgabe half.
„Hey, hast du deinen Snack gegessen?“, fragte Jules und Pallas hielt seine Tüte mit Studentenfutter hoch.
„Langsam glaub‘ ich, du willst mich bis Thanksgiving mästen und dann tranchieren. Adam, die Costae sind falsch herum“, bemerkte Pallas, der mit Adam das menschliche Skelett am PC mit einem Programm richtig zusammenstellte. Adam sah ihn mit fragendem Blick an.
„Tut mir leid, ich meine die Rippen“, verbesserte Pallas sich selbst und Adam drehte mit der Maus die Rippen herum und setzte sie in das Skelett ein.
„Oh ja lateinisch, ich hab’s immer gehasst, auch nen Grund warum ich keine Ärztin geworden bin. Ich koch‘ jetzt was, irgendein Wunsch für den Nachtisch?“, fragte Jules gut gelaunt.
„Pudding wär‘ nicht schlecht“, erwiderte Adam.
„Ich meinte eigentlich Pallas, Schatz“, bemerkte Jules.
„Pudding klingt gut“, entgegnete Pallas.
„Ja, dann Pudding. Bin so in ner halben Stunde fertig mit Kochen. Dein Großvater kommt nach dem Essen und geht mit dir ins Kino, okay?“, bemerkte Jules und Adam nickte.
 
An diesem Abend sprachen Jules und Pallas über seine Zukunftspläne.
„Ich würde meine Kollegen schon vermissen, es ist nicht alles so schlecht. Vielleicht vermisse ich das alles auch, wenn ich länger weg bin“, erkannte er nachdenklich.
„Ja, vermutlich, lass es einfach langsam angehen. Danke, dass du Adam bei den Hausaufgaben geholfen hast“, bedankte sie sich.
„Gern geschehen. Er ist ein kluger Kerl, dein Kleiner, ganz die Mutter, außer sein Vater ist Stephen Hawking“, erkannte er.
„Äh, nein, ist er nicht, er ist Feuerwehrmann in Liverpool“, erklärte Jules und sah aus dem Fenster auf die befahrene Straße.
„Das ist das erste Mal, dass wir über seinen Vater reden, weißt du das eigentlich?“, stellte er fest.
„Ja, ich hatte immer Angst, wie du darauf reagierst, als wir zusammen waren. Er ist nie im Leben von Adam gewesen und in meinem ist er auch seit Jahren nicht mehr“, erkannte sie und sah ihn wieder an.
„Willst du nicht über ihn reden?“, fragte er.
„Doch, können wir schon, was willst du wissen?“, fragte sie.
„Sieht er besser aus als ich?“
„Oh ja, er war echt heiß, keine Ahnung, vielleicht hat er inzwischen Doppelkinn und Kahlkopf, irgendwie wünsch‘ ich mir das“, erwiderte sie grinsend.
„Ja, das wünscht sich jeder für den Ex-Partner, leider siehst du immer noch heiß aus für fast 40“, entgegnete er charmant.
„Hey, ich bin erst 36, aber trotzdem danke für das Kompliment. Ach ja, ich hab‘ heut‘ deine Post geholt, hier“, bemerkte sie und zog seine Post aus ihrer Handtasche.
„Ach ja, danke, daran hab‘ ich gar nicht gedacht. Mal schauen, Werbung, Werbung, Rechnung, Rechnung, Waverly Fenton, muss ne Verwandte von mir sein, mir schreiben ab und zu immer noch Verwandte die ich nicht kenne Trauerkarten, aber eigentlich nur aus der Familie von meiner Mutter“, erklärte er und öffnete den Brief. Er zog einen handgeschriebenen Brief hervor und las ihn.
„Das sieht nicht aus wie ne Trauerkarte“, kommentierte Jules, aber Pallas machte ein Zeichen, dass er erst lesen wollte.
„Ich brauch‘ nen Bier“, erkannte er plötzlich.
„Klar, bring ich dir, schlechte Nachrichten?“, fragte sie verwundert und stand auf.
„Das weiß ich nicht genau, wie mir scheint hab‘ ich ne Familie in som Kaff in Wales“, bemerkte er stockend.
„Du hast nen Mädchen geschwängert?“, fragte sie.
„Nein anscheinend mein Dad, ist weit rumgekommen der Mann, meine Schwester und ihre Familie wollen mich kennenlernen, sie ist so alt wie du und hat auch nen Sohn“, erklärte er und senkte den Brief.
„Du hast ne Familie“, wiederholte sie die Erkenntnis.
„Ich will eigentlich keine Familie“, wusste er nicht wie er reagieren sollte.
„Dann schreib‘ ihr, dass du dich über ihren Brief gefreut hast, aber keinen Kontakt zu ihr willst“, schlug sie vor.
„Nein, ich werde zu ihr fahren“, entschied er plötzlich.
„Wiederhol das bitte“, erwiderte Jules verwundert.
„Ich bin krankgeschrieben, wenn das nicht der Zeitpunkt ist, welcher ist es dann?“, entschied er kurzfristig.
„Du kennst die Frau nicht, was willst du ihr sagen?“, fragte sie kritisch.
„Das werde ich mir überlegen, wenn ich da hin fahre“, plante er.
„Was ist, wenn sie lügt, wenn sie dich nur ausnehmen will?“, fragte sie zurück.
„Was soll sie von mir wollen, meinen 20.000 Pfund Kredit, den ich der Bank noch zurückzahlen muss oder die 355 Pfund die grade auf meinem Konto sind?“, fragte er sarkastisch.
„Hey, das weiß sie doch nicht, sie weiß vermutlich nur dass du Arzt bist und denkt, dass du Geld hast“, erkannte sie.
„Klar, du kennst meine Schwester nicht, sie ist nicht geldgierig“, moserte er.
„Du kennst sie auch nicht, ich sag‘ nur, dass kann sein. Überleg‘ dir das noch Mal“, bat sie.
„Ja, du hast Recht, wer ist die Frau schon. Kann ich trotzdem nen Bier haben?“, fragte er nachgebend und sie nickte.
 
Den nächsten Morgen verbrachte er damit, den Brief immer und immer wieder zu lesen.
„Na, schon irgendwelche kryptischen Lösungen aus dem Brief zu erkennen?“, frotzelte Jules, die gerade das Vesper für ihren Sohn vorbereitete.
„Darf ich nachher mal an den PC?“, fragte er nachdenklich.
„Klar, aber nichts Versautes anschauen. Iss deinen Haferschleim“, bat sie.
„Das Zeug sieht aber eklig aus“, bemerkte er trotzig.
„Iss es trotzdem. Adam, komm‘ frühstücken“, rief sie und ihr Sohn kam angetrottet.
„Was gibt’s zum Frühstück?“, fragte Adam schläfrig.
„Haferschleim!“
„Ich mag nur Cornflakes!“
„Du isst jetzt Haferschleim, Pallas schmeckt es auch, siehst du“, bemerkte Jules und zeigte auf Pallas, der seine Schüssel zu sich herzog und so tat, als würde es ihm schmecken.
„Meinetwegen, aber zum Mittagessen möchte ich mir was kaufen“, bat Adam.
„Hab‘ schon was gemacht, tut mir leid. Du kriegst aber Eis heut‘ Abend, versprochen“, erkannte sie und stellte ihrem Sohn sein Vesper hin.
„Man, Eiersalat“, maulte Adam.
„Man, es ist, als hätte ich jetzt zwei Kinder, du isst meinen Haferschleim und dir schmeckt er und du nimmst den Eiersalat mit, denn Geld geb‘ ich dir nicht mit“, entschied sie gereizt.
„Man, hast du schon wieder PMS?“, fragte Pallas nörgelnd.
„Adam, zieh‘ dich bitte an, Schatz, wir fahren gleich“, bat Jules schnaufend und Adam ging, nachdem er gegessen hatte, nach draußen.
„Was soll das? Mein Sohn fängt schon an, mich nicht mehr zu respektieren, könntest du mir wenigstens etwas Respekt entgegenbringen, wenn er da ist, dass er sieht, dass es auch anders geht?“, fragte sie genervt.
„Ja, entschuldige, ich hab‘ nicht viel geschlafen, ich krieg‘ nicht jeden Tag Briefe von Verwandten, die ich nicht kenne“, entschuldigte er sich.
„Du willst immer noch zu ihr, oder?“, fragte sie erkennend.
„Ja, irgendwie schon, begleitest du mich dahin?“, fragte er hoffend.
„Wie stellst du dir das vor? Ich muss arbeiten“, entschied sie.
„Ich hab‘ gesehen, dass du noch Urlaub über hast“, erwiderte er.
„Hey, du hast in meinen Unterlagen gewühlt, lass das. Ja, ich könnte mir zwei Wochen frei nehmen, aber wie du festgestellt hast, hab‘ ich einen Sohn“, bemerkte sie etwas trotzig.
„Er würde sich sicher freuen, wenn du ihn für die Zeit zu seinen Großeltern bringst“, schlug er vor.
„Wenn dir das so wichtig ist, werde ich mit meinen Eltern darüber reden. Man, ich dachte diese Abhängigkeit von dir wär ich los geworden, aber ich sag‘ immer noch zu allem ja und amen“, bemerkte sie genervt.
„Tut mir leid, ich wusste nicht, dass ich dich dominiere, das wollte ich nicht. Du musst nicht, wenn du nicht willst“, bemerkte er entschuldigend.
„Schon gut, ich wollte schon immer mal nach Wales und ich könnte echt Urlaub gebrauchen“, bemerkte sie.
„Danke, du bist eine echte Freundin. Dein Dad wird sich sicher freuen, dass er zu ihnen kommt“, konterte er.
„Ihm wird’s lieber sein als die Tatsache, dass du bei ihm bist“, erwiderte sie.
„Dein Vater mag mich echt nicht. Sag‘ ihm nur, dass du aus der Stadt musst, ich glaub‘ nicht, dass er dir helfen will, wenn er weiß, um was es geht“, erwiderte er.
„Ja, vermutlich. Also, ich werde nach der Arbeit mit ihnen reden, deshalb komm‘ ich später, Westminster Schule, er hat um drei Uhr aus“, erwiderte sie.
„Ich soll deinen Sohn von der Schule abholen?“, fragte er verwundert.
„Ja, einer muss es ja machen. Ich werde seiner Klassenlehrerin sagen, dass du ihn abholst, dann wird es keine Probleme geben“, entschied sie.
„Meinetwegen, soll ich mit ihm was essen fahren?“, fragte er planend.
„Nein, ich koch‘ abends was, aber du kannst mit ihm Eis essen gehen, wenn du willst, iss ruhig auch ein Eis, bemerkte sie und packte ihre Tasche zusammen.
„Gut, kannst du dann unsere Reise planen, wir müssen vielleicht wäre der Reise mal übernachten“, bat er.
„Klar, kann ich machen, hab‘ im Büro ja alles dafür da. Iss deinen Haferschleim auf, ich weiß, den kann ich nicht besonders, aber der sättigt“, entschied sie mütterlich und er aß brav auf.
 
Während Jules mit ihren Eltern redete, ging Pallas mit seinem Ziehsohn Eis essen.
„Du warst früher immer mit mir Eis essen, wenn du was von mir wolltest“, erkannte Adam neunmalklug, als sie gegenüber in einer Eisdiele saßen.
„Hey, ich weiß nicht, was dein Problem ist, aber benimm‘ dich gefälligst“, bemerkte Pallas plötzlich mit harschem Ton, was Adam erschreckte.
„Warum bist du so plötzlich so gemein?“, fragte er kleinlaut.
„Ich weiß, es hat dich verletzt, dass ich plötzlich aus deinem Leben verschwunden bin, aber du darfst nicht so fies zu deiner Mutter sein, ich weiß du bist ein kluger kleiner Kerl und du weißt, dass sie der Grund ist, warum ich jetzt nicht mehr deinen Vater spielen kann, aber sie ist deine Mutter verdammt und wir beide haben uns getrennt, ich bin nicht der erste Ex-Freund deiner Mutter und werde nicht der letzte sein“, bemerkte er mit lauter Stimme.
„Du hast versprochen, dass du immer für mich da sein wirst“, entgegnete Adam verärger, aber gleichzeitig weinerlich.
„Ich weiß, ich war nicht für dich da, aber ich hab‘ meine Mutter verloren und bin darüber so traurig, dass ich nicht mehr esse, deshalb lässt mich deine Mutter bei euch wohnen, denn sie hat Angst, dass es mir noch schlechter geht als jetzt“, erklärte Pallas, der auch begann zu weinen.
„Du musst essen, dass du nicht krank wirst“, erkannte Adam, der jetzt total verwirrt war.
„Ja, mein Kleiner, das muss ich, deshalb bestellen wir jetzt ein Eis mit extra viel Sahne, okay?“, fragte er schniefend und packte ihn am Hals.
„Ich darf keine Sahne essen“, bemerkte Adam.
„Dann verraten wir es deine Mum nicht, okay? Magst du immer noch Erdbeereis?“, fragte Pallas und Adam nickte.
„Gut, dann essen wir Erdbeereis. Ich wollte dich nicht erschrecken, du musst nur immer lieb zu deiner Mutter sein, auch wenn du in fünf Jahren sie lieber auf den Mond schießen möchtest“, erklärte er und bestellte Eis.
„Ich will selbst auf den Mond fliegen, wenn ich groß bin“, erzählte Adam, als sie ihr Eis verschlungen.
„Das wirst du, so klug wie du bist, kannst du alles erreichen. Wie war übrigens die Schule, hast du dein Skelett abgegeben?“, fragte Pallas und Adam nickte.
„Hast du ein Lieblingsfach?“, fragte Pallas und Adam schüttelte den Kopf.
„Du musst keine Angst vor mir haben, echt nicht, ich war echt etwas laut, tut mir leid, aber ich hab‘ grad‘ ein paar Probleme. Man, ich glaub‘ echt nicht, dass ich so erwachsene Themen mit dir berede, ich kenn‘ dich halt schon fast dein ganzes Leben. Schmeckt dir dein Eis?“, fragte Pallas ruhig.
„Schmeckt nicht schlecht, hab‘ aber schon besseres gegessen. Schneidest du wirklich tote Menschen auf?“, fragte Adam plötzlich.
„Okay, so erwachsene Gespräche führen wir hier nicht“, stotterte Pallas.
„Ich will es aber wissen“, nörgelte Adam.
„Wenn du von deiner Mondreise zurück bist, reden wir darüber“, konterte Pallas keck.
„Dann bin ich aber voll alt“, erwiderte Adam.
„Das will ich jetzt mal überhört haben. Man, schon halb fünf, wir müssen langsam heim, deine Mum will uns was kochen“, erkannte Pallas und ging zum Tresen um zu bezahlen.

Siebtes Kapitel


Drei Tage später saßen Pallas und seine Ex-Freundin in ihrem Wagen und fuhren nach Landimore in Wales, wo seine Schwester wohnte.
„Ich glaub‘ übernachten brauchen wir nicht, das sind nur knapp 200km, hat sie dir auch geschrieben, ob dein Vater dort auch ist?“, fragte Jules, als sie nebeneinander im Auto saßen.
„Nein, hat sie nicht, oh man, wenn er da ist, ich kenn‘ den Kerl gar nicht“, erkannte er nachdenklich.
„Dann bin ich für dich da“, versprach sie und legte ihre Hand auf seinen Arm.
„Ich danke dir sehr, dass du mitkommst. Oh man, ich glaub‘ nicht, dass ich das tue, ich hab‘ immer gedacht, dass mein alter Herr nicht wie ein Priester gelebt hat, aber das hier ist so real“, entgegnete er nachdenklich.
„Ja, ich weiß was du meinst, als ich erfahren hab‘ dass mein Dad meiner Mum untreu war, hat’s mich innerlich fast zerrissen, aber als ich dann erfahren hab‘ das ich eine 10 Jahre alte Schwester habe, wollte ich nur noch kotzen“, gestand sie.
„Dein Vater hat deine Mutter betrogen? Weiß deine Mutter davon?“, fragte er überrascht.
„Machst du Witze? Mein Vater hätte es mir auch nicht erzählt, wenn er an dem Abend nicht so besoffen gewesen wäre“, bemerkte sie nachdenklich.
„Wie alt ist deine Halbschwester jetzt, oder willst du nicht darüber reden?“, fragte er neugierig.
„Nein, ist okay, sie ist jetzt 14, glaub‘ kaum älter als mein Sohn, sie lebt gar nicht so weit von meiner Wohnung entfernt, aber ich habe sie bis jetzt noch nie getroffen, ich stand schon mehr als ein Mal vor dem Haus ihrer Mutter, aber bin nie rein gegangen. Man, das hat echt gut getan darüber zu reden. Aber du hältst dicht, wenn meine Mutter das erfährt, dann werde ich keinen Pence mehr von meinem Dad kriegen“, entschied sie.
„Klar, ich behalt‘ meine Luken dicht. Man, wir haben schließlich doch was gemeinsam, du hast dich doch immer beklagt, dass wir so wenig Gemeinsamkeiten haben“, schmunzelte er.
„Ja, das hätte unsere Beziehung wohl zwei Wochen mehr Gesprächsstoff gegeben. Die fast 10 Jahre Altersunterschied waren da ja nur Lappalien“, erwiderte sie sarkastisch.
„Ich hab‘ mich nicht wegen dem Altersunterschied von dir getrennt“, bemerkte er trocken.
„Ich weiß, es waren meine Eltern!“
„Nicht nur, du gehst mit mir um wie mit deinem Sohn, das hat mich echt ewig genervt“, entschied er.
„Wirklich, das ist mir gar nicht aufgefallen, ich entschuldige mich nachträglich dafür“, erwiderte sie reumütig.
„Ist ja Schnee von gestern, ich bin froh, dass du mich grad‘ etwas umsorgst, das hab‘ ich irgendwie nötig gehabt. Aber unterlass diese Bemutterung wenn wir da sind, okay?“, bat er.
„Wenn du versprichst, so viel zu essen, wie du in die Finger kriegst, bin ich nur ein hübsches Anhängsel“, versprach sie.
„Anhängsel ja, aber hübsch, na ja“, witzelte er und wurde von ihr in den Bauch geboxt.
„Ich mein‘ du kommst langsam in die Jahre, die jüngste bist du schließlich nicht mehr“, foppte er sie weiter.
„Hab‘ schon verstanden, alte Schabrake, junger Hüpfer. Ich hab‘ eine Neuigkeit für dich Pall‘, deine jungen Tage sind auch gezählt, du bist auch gealtert durch deine ständigen Nachtschichten“, bemerkte Jules und Pallas sah seine müden Augen im Rückspiegel an.
Er war so lange geschminkt gewesen, dass er nicht bemerkt hatte, dass er schon Fältchen um die Augen herum bekam.
„Heilige Scheiße, wie ist das denn passiert?“, fragte Pallas etwas erschreckt und drückte mit einem Finger an seinem Auge die Haut zusammen.
„Ich bin eigentlich keine Person die gern Leute auslacht aber haha“, erwiderte sie schmunzelnd.
„Ich werde irgendwie immer nervöser, langsam kommt mir diese Idee eher blöd vor“, erkannte er und sah auf die Straße, die sie entlang fuhren.
„Nein, du willst deine Schwester kennenlernen, das ist nicht blöd. Wir werden dahin fahren und wenn du nicht mehr kannst machst du en Zeichen und wir fahren sofort wieder“, bemerkte sie.
„Das wäre klasse, danke. Sollt‘ ich ihr was mitbringen, Blumen oder so?“, fragte er unschlüssig.
„Wir werden was kaufen, wenn wir in der Stadt sind, wenn die da so was wie einen Laden haben, wir kommen jeden Kilometer weiter weg von großen Häusern und Läden, ich war noch nie so weit draußen in der Wildnis“, bemerkte Jules.
„Wir sind nicht in der Wildnis. Jules, das ist ein Vorort. Meine Güte, du bist echt ein Stadtkind, warst du niemals im Urlaub mit deinen Eltern zelten?“, fragte er überrascht.
„Ich war meistens im Ausland als Kind, Paris, Mailand, überall wo meine Mutter einkaufen konnte“, erzählte sie.
„Echt traurig, ich hatte zwar nie einen Vater als Kind, aber meine Mutter hat mich überall hingebracht, wo ich mit meinem Vater auch hingegangen wäre. Ich hab‘ tatsächlich von meiner Mutter angeln gelernt, ihr Vater hat es ihr damals beigebracht. Mein Großvater starb schon vor meiner Geburt, leider“, begann er auch von seiner Vergangenheit zu erzählen.
„Warum haben wir in den zwei Jahren unserer Beziehung nie über unsere Vergangenheit gesprochen?“, fragte sie plötzlich.
„Unsere Beziehung war ja auch irgendwie eher körperlich, geredet haben wir nie viel, außer wenn wir uns gestritten haben“, bemerkte er schmunzelnd.
„Da kannst du Recht haben, ich bin aber froh, dass wir jetzt Freunde sein können, obwohl du aufhören könntest mich ständig zu foppen, das hast du in unserer Beziehung ständig gemacht, weil du mich ändern wolltest, aber jetzt bin ich dein Freund und als Freund sag‘ ich dir, lass das!“, bat er.
„Werd‘ es versuchen, deine Mutter hat dich nie ändern wollen, dann werde ich das jetzt auch nicht tun. Deine Mutter war eine echt coole Frau, weißt du das eigentlich?“, fragte Jules.
„Oh ja, das war sie. Man, gibt es Schnee hier, was ist das bloß für ein Wetter da draußen?“, fragte er um vom Thema abzulenken.
 
Das Wetter brachte sie dazu, dass sie für die 200km Autofahrt fast 9 Stunden brauchten. Es war recht spät, als sie in der Straße einfuhren, in dem seine Schwester wohnen sollte.
„Man, das war jetzt ne Tortur, Nummer 12, oder? Ist ihr Haus hinter dem Schloss da?“, fragte sie überrascht, als sie das riesige direkt am Wasser gelegene Holzhaus entdeckte.
„Nein, das muss es sein, Nummer 12, jep‘ das ist es. Scheint mein Schwager ist ein reicher Mann, schön für meine Schwester“, bemerkte Pallas müde und sie hielt an.
„Was hat sie gesagt, als du ihr gesagt hast, dass du kommst?“, fragte Jules, als sie ihren Koffer aus dem Wagen lud.
„Äh, nichts irgendwie, ich hab‘ sie nicht angerufen“, gestand er.
„Du hast sie nicht angerufen? Es ist fast 10 Uhr abends, was sagen wir den armen Leuten, dass wir einfach so vorbei gekommen sind für nen Pläuschen?“, fragte sie etwas verärgert.
„Das war nen bisschen blöd, ich weiß. Aber ich bin Familie, die muss mich auch um 10 Uhr nachts mögen, oder?“, fragte er scherzhaft.
„Dein Vertrauen möchte ich haben. So, dann los“, entgegnete sie und zusammen schlurften sie durch den Schnee zu dem Haus. Jules ging dabei in ihren Stöckelschuhen und mit ihrem schweren Koffer ziemlich wackelig den kleinen Weg entlang.
„Besitzt du keine Stiefel?“, fragte Pallas belächelnd.
„Äh, nein, so was brauch‘ ich sonst nicht. Stellen wir die Koffer erst mal zur Seite, wir müssen sie ja wirklich nicht so überfallen“, schlug sie vor und er nickte.
Er atmete zwei Mal tief durch und klingelte.
Eine hübsche Frau mit braunen Locken öffnete ihnen die Tür.
„Hey“, begrüßte Pallas seine Schwester.
„Ja?“, fragte Waverly mit fragendem Blick.
„Das ist jetzt total blöd, aber du hast mir einen Brief geschrieben“, bemerkte Pallas herumdrucksend.
„Ich schreibe viele Briefe, ich finde nämlich das ist ne aussterbende Kunst und möchte das beibehalten in Zeiten des Internets. Ein paar mehr Informationen bräuchte ich schon“, erwiderte Waverly frech.
„Also deine große Klappe hat sie auch“, kommentierte Jules die Situation.
„Ich bin Pallas, Stefanos Sohn, du hast mir vor ein paar Tagen einen Brief geschrieben“, erklärte Pallas.
„Auch wenn ich gern Briefe schreiben, den Telefonhörer nehm‘ ich dann schon ab, wenn das Telefon klingelt“, entschied sie.
„Das tut mir leid, dass er Sie nicht angerufen hat, das hab‘ ich ihm auch gesagt. Hi, ich bin Jules, seine Ex“, stellte Jules sich höflich vor.
„Du kommst hier her und bringst deine Ex mit?“, fragte Waverly kritisch.
„Ja, schon irgendwie“, bemerkte er nervös, aber die wich, als sie breit grinste.
„Man, du hast echt Dads schlechtes Benehmen geerbt, aber schön, dass du da bist. Kommt rein, ihr müsst doch schon halb‘ erfroren sein“, bemerkte sie freundlich und ließ sie rein.
„Dad lebt also noch?“, fragte er vorsichtig.
„Jep, das tut er, zumindest hat er das vor zwei Jahren noch, als ich zuletzt mit ihm gesprochen habe, wir stehen uns nicht so nah, ihr wohl auch nicht, wenn du das fragen musst“, erklärte Waverly und führte sie in ein gemütliches, geräumiges Wohnzimmer mit schönen Holzmöbeln.
„Nein, ich kenn‘ ihn gar nicht“, entschied er.
„Er ist ein bemitleidenswertes Subjekt, hast nichts verpasst, Tee?“, fragte Waverly und er nickte.
„Wie lang ist er bei euch geblieben?“, fragte er und setzte sich aufs Sofa.
„Wir haben nie viel gesprochen, ich hab‘ nicht gewusst, dass du existiert bis meine Mutter vor 5 Wochen gestorben ist. Ich hab‘ einen Brief in ihren Unterlagen gefunden, den deine Mutter meiner Mutter geschrieben hat und von dir erzählt hat, der stammte noch aus den 80-ern. Es hat etwas Zeit gekostet dich ausfindig zu machen, aber Gott sei Dank bist du nie aus London weggezogen und so viele Pallas Fenton leben nicht in London. Erst war ich unsicher, dass ich den Richtigen habe, aber du siehst Dad so verdammt ähnlich, du musst sein Sohn sein. Übrigens netter Kleidungsstil, bist du Schneider?“, fragte Waverly neugierig, während sie Kekse aus einer Schublade kramte.
„Ne, ich lass die Sachen aber schneidern, der Ex meiner Mutter ist Schneider, meine Mutter ist vor zwei Jahren gestorben. Sie hat zu Lebzeiten nie über meinen Vater gesprochen. Ich bin Pathologe“, erklärte er.
„Pathologe, man, gruseliger Job, aber du hast Medizin studiert, das ist klasse“, bemerkte Waverly und stellte Kekse auf den Tisch.
„Ja, ich bin grad‘ in einer kritischen Phase, ich bin nicht mehr zufrieden mit  meinem Job, zu viele Nachtschichten“, bemerkte er und griff nach einem Keks, was Jules ein Lächeln ins Gesicht trieb, das er freiwillig was aß.
„Das ist schade, aber mit einem Medizinstudium kannst du auch so viel anderes machen. Ich hab die Schule grad‘ abgeschlossen, ich bin Köchin in einem Restaurant in der Stadt, mir gefällt mein Job sehr. Mein Mann und mein Sohn sind noch bis Ende der Woche bei seinen Eltern, schade sie hätten dich sicher gern kennengelernt“, erklärte sie.
„Ich würde gern etwas länger bleiben, wenn dir das Recht wäre“, fiel Pallas mit der Tür ins Haus.
„Ich möchte nicht hier einziehen, keine Sorge“, fügte er hinzu, als er sah, dass seine Schwester nicht wusste, was sie sagen sollte.
„Musst du nicht arbeiten?“, fragte sie skeptisch.
„Ich bin grad‘ krankgeschrieben, ich hab‘ gesundheitliche Probleme. Dir ist nicht recht, dass wir hier bleiben, ich werde ein Hotelzimmer suchen“, versprach er.
„Nein, mein Haus ist groß genug, bleibt solang ihr wollt. Es ist spät, ich zeig‘ euch das Gästezimmer“, bemerkte Waverly und stand ruckartig auf.
„Ja, lasst uns erst mal schlafen“, stimmte Jules zu. Waverly führte die beiden in ein Gästezimmer, in dem ein großes hölzernes Bett stand.
„Ihr schlaft doch in einem Bett, oder?“, fragte Waverly und Jules nickte.
„Okay, dann schlaft gut, es ist schön, dass du da bist, kleiner Bruder“, bemerkte Waverly und ließ sie allein.
„Das ist also Waverly“, bemerkte Jules und setzte sich aufs Bett.
„Sie war jetzt total überfordert, das war echt eine dämliche Idee hier so unangemeldet herzukommen, wir suchen morgen ein Hotelzimmer“, entschied er.
„Ja, machen wir. Unsere Sachen stehen noch vor der Tür, ich werde sie holen. Iss du deinen Powerriegel“, bat Jules und er nickte müde.
 
An diesem Januarmorgen wachte Pallas das erste Mal seit langem von kräftigen Sonnenstrahlen auf. Er blinzelte und sah in das wunderschöne schlafende Gesicht seiner Ex-Freundin. Er schlüpfte in seine Hose und ging die Treppe herunter. Seine Schwester saß am Küchentisch.
„Morgen“, bemerkte er vorsichtig.
„Guten Morgen, mein Gott bist du dünn“, kommentierte Waverly den nackten, dünnen Oberkörper seines Bruders.
„Ja, das ist mein medizinisches Problem, seit dem Tod meiner Mutter hab‘ ich nicht mehr gut gegessen, hab‘ ziemlich an Gewicht verloren, deshalb hab‘ ich auch meine Ex-Freundin mitgebracht, sie soll darauf achten, dass ich zunehme“, erklärte er.
„Da kann ich dir gern behilflich sein, ich mach‘ ein super Frühstück. Setz‘ dich ruhig“, bemerkte sie und er setzte sich hin.
„Ich hätte dich echt anrufen sollen, tut mir leid“, entschuldigte er sich noch mal.
„Hey, das ist schon okay, ich bin schon fast eine Woche allein, ich war schon etwas einsam. Mein Mann ist Amerikaner, er ist mit unserem Sohn gerade in Wyoming, wo seine Eltern wohnen. Ich hab‘ große Flugangst, deshalb bin ich hier geblieben, ich muss in einer halben Stunde zur Arbeit, aber ihr könnt euch hier ruhig ausbreiten. Magst du Würstchen zum Frühstück?“, fragte sie, während sie das Frühstück vorbereitete.
„Ich bin Vegetarier“, erkannte er.
„Ah, das erklärt deinen Körperbau. Klar, Eier isst du aber, oder?“, fragte sie.
„Ja, tu ich, aber mach‘ dir keine Umstände“, bemerkte er freundlich.
„Mach ich nicht, ich mach‘ jeden Morgen für meinen Sohn auch ein Laktose- und gluten freies Frühstück, ich kenn‘ mich da aus. Du bist echt ne Schande für unsere griechischen Vorfahren, weißt du das eigentlich?“, fragte sie schmunzelnd.
„Ja, hab‘ ich schon gehört. Mein Schneider sagt mir das jedes Mal. Stavros war mit meiner Mutter zusammen bis zu ihrem Tod, er ist wie ein Vater für mich. Da fällt mir ein, dass ich ihm gar nicht gesagt hab‘ dass ich weggefahren bin, ich sollte ihn anrufen“, erklärte er.
„Du kannst das Festnetz benutzen, nur nicht ins Ausland telefonieren, unsere Gespräche in die Staaten sind schon teuer genug“, bat sie.
„Klar, ist nur London. Hast du einen Stiefvater?“, fragte er neugierig und bekam einen Kaffee von ihr.
„Nein, meine Mutter hatte nach unserem Vater nie wieder eine Beziehung, sie hat ihn wirklich geliebt. Hast du noch Geschwister?“, fragte sie und er schüttelte den Kopf.
„Ich auch nicht, deshalb bin ich froh, dass wir uns gefunden haben. Ich hab‘ meinen Mann vor 15 Jahren in einem Urlaub in den USA kennengelernt, er exportiert und importiert exotisches Holz“, erklärte sie.
„Das erklärt eure extravagante Einrichtung, find‘ ich übrigens klasse, hat so was altmodisches, ich steh‘ auf den Look um die Jahrhundertwende wie du vielleicht schon gemerkt hast. Ich trage sonst eigentlich mehr schwarz und ein weiß geschminktes Gesicht, aber ich wollte dich nicht erschrecken“, erkannte er.
„Du bist ein Goth? Bist du nicht etwas alt dafür?“, fragte sie schmunzelnd.
„Das sag‘ ich ihm schon seit Jahren, hör‘ auf deine Schwester“, erwiderte Jules, die nur in seinem Hemd bekleidet die Treppe herunterkam.
Waverly sah Jules an und grinste breit.
„Na, hat euch das Bett gefallen?“, fragte sie andeutend.
„Jules, warum hast du mein Hemd an?“, fragte Pallas, dem das peinlich war.
„Ich wollte nicht so halbnackt wie du herum laufen. Verstehen Sie das nicht falsch, ich schlaf‘ nicht mit ihm, nur neben ihm“, erklärte Jules.
„Bitte ich bin Waverly, sei nicht so förmlich. Bist du auch Vegetarierin?“, fragte Waverly freundlich.
„Nein, ich ess‘ nicht oft Fleisch, aber schon manchmal“, erkannte Jules.
„Würstchen zum Frühstück?“, fragte Waverly.
„Ne, Cornflakes wären mir lieber, mein Sohn hat mich auf dem Geschmack gebracht“, erkannte Jules und setzte sich hin.
„Du hast auch ein Kind?“
„Ja, mein Sohn ist im gleichen Alter wie dein Sohn. Er ist bei seinen Großeltern, ich bin nicht mit einem liebevollen Ehemann gesegnet worden“, erklärte Jules.
„Mein Mann ist auch ständig unterwegs, man gewöhnt sich dran. Willst du Kaffee oder Tee?“, fragte Waverly und Jules bat um Tee.
„Danke, das reicht, wenn ich noch mehr esse, platze ich“, bemerkte Pallas freundlich, als seine Schwester ihm zum dritten Mal Frühstück auftun wollte. Jules sah ihn böse an und brav aß er auch noch den dritten Teller auf.
„Ich hab‘ irgendwie Millionen Fragen an dich, aber keine davon ist irgendwie sinnvoll“, bemerkte Waverly, als sie mit ihrem neugefundenen Bruder an diesem Mittag im Wohnzimmer saß.
„Meine Lieblingsfarbe ist Schwarz, ich fahr‘ einen Ford K und ich bin gegen Penicillin, Erdbeeren und Nüsse allergisch“, zählte Pallas einfach ein paar Fakten über sein Leben auf.
„Du denkst wie ich, das gefällt mir. Du fährst nen K, das ist ein Frauenwagen, das weißt du hoffentlich“, neckte sie ihn. Es war seltsam, sie kannten sich erst so kurz, aber der familiäre Bund war schon sehr stark.
„Wisst ihr was? Ich werde mir mal die Stadt anschauen, ihr beiden könnt euch ja solang in Ruhe unterhalten“, bemerkte Jules, das sie etwas störte.
„Das ist ein kleines Dorf, viel Stadt gibt es hier nicht. Aber wir haben auf dem Dachboden eine riesige Büchersammlung, da kannst du ruhig rumstöbern“, schlug Waverly vor und sie nahm das Angebot dankend an.
Als sie zwei Stunden später runterkam, saß Pallas einfach so da.
„Hey, ist sie weg?“, fragte sie und er nickte stumm.
„Schon ne Weile, aber du warst so ruhig, ich dachte, du könntest deine Ruhe gebrauchen“, bemerkte Pallas und sie setzte sich neben ihn aufs Sofa.
„Die haben echt viele Erstausgaben, der Mann muss nen Schweinegeld mit nach Hause bringen“, erkannte sie.
„Sie können gut davon leben, also Geld wollen die sicher nicht von mir, ich würde eher was von ihnen schnorren“, erklärte er schmunzelnd.
„Untersteh‘ dich sie danach zu fragen. Dein Dad kriegen wir wohl nicht zu Gesicht, was?“, fragte sie.
„Ich denke nicht, ist mir auch Recht. Sie hat mir verboten in ein Hotel zu gehen, sie ist echt nett“, erwiderte er mit einem Lächelnd.
„Sieh dich an, du strahlst ja richtig. Erst hab‘ ich ja gedacht, diese Nachricht würde dich noch mehr deprimieren, aber sie hilft dir, sie wird dir eine Familie sein“, bemerkte sie zufrieden.
„Du weißt, dass du und Adam meine Familie ward in den letzten zwei Jahren und sich nichts daran ändern wird“, entschied er, weil er sah, dass sie über die Veränderung etwas traurig war.
„Süßer, auch wenn ich liebend gern deine Familie bin, ist es Zeit weiter zu ziehen, ich muss auch langsam einen Ehemann finden“, erwiderte sie standhaft.
„Einen Ehemann, ernsthaft, du willst wirklich endlich erwachsen werden?“, fragte er amüsiert.
„Hey, du bist auch fast 30 und hast Nippel-Ringe, wer will hier nicht erwachsen werden“, erwiderte sie cool.
„Ist sehr stimulierend beim Sex, bist ja nur neidisch, dass du keine hast“, frotzelte er.
„Woher weißt du, dass ich nach unserer Trennung nicht welche machen lassen habe?“, konterte sie cool.
„Auch wenn wir nicht mehr zusammen sind, ich hab‘ mir deine Brüste schon ein- zweimal angesehen, seitdem, bin ja nicht blind, keine Piercings“, entgegnete er.
„Gott sei Dank machst du das noch, in letzter Zeit hab‘ ich ja eher gedacht, dass du das Ufer gewechselt hast“, entschied sie.
„Diese seltsame Tussi, die mich gekidnappt hat, hat das auch von mir gedacht, bin ich so feminin geworden?“, fragte er unsicher.
„Du schminkst dich und trägst Klamotten aus Shakespeares Zeiten, du warst immer schon kein männlicher Mann“, bemerkte sie.
„Das sind die 20er Süße, auch Hollywood Stars tragen so was“, verteidigte er seinen Kleidungsstil.
„Wenn du meinst. Ich sollte ja nicht mehr davon anfangen, entschuldige“, konterte sie.
„Schon gut, du meinst es ja nur gut, ich sollte wirklich anfangen, mich zu verändern. Mal ne Jeans kaufen und so“, erwiderte er.
„Du musst nicht, wenn du nicht willst“, erwiderte sie.
„Auch wenn ich deinen Look kritisiere, ich bin da mal total drauf abgefahren, war wohl kaum scharf auf deinen netten Charakter“, erkannte sie.
„Ich bin jetzt nicht sicher, ob das ein Kompliment werden sollte, oder eine Kritik“, war er unsicher.
„So genau weiß ich das jetzt auch nicht“, erwiderte sie und er lächelte sie an. Seinem Lächeln hatte sie noch nie wiederstehen können. 

Achtes Kapitel


Als Waverly an diesem Nachmittag von der Arbeit kam, lagen die beiden früheren Ex-Geliebten engumschlungen im Bett, in dem sie sich gerade ne Weile geliebt hatten.

„Ich bin da“, rief sie und Pallas schreckte auf. Jules schlief friedlich neben ihm und er wollte sie schlafen lassen. So zog er schnell eine Hose und sein Hemd an und kam mit offenem Hemd runter zu seiner Schwester.
„Hey, da bist du ja. Na, die Zeit gut rum gebracht?“, fragte Waverly.
„Äh, ja“, murmelte er verlegen.
„Wo ist Jules?“, fragte Waverly und musterte die lose Kleidung seines Bruders.
„Äh, die schläft oben“, konterte er verdächtig wortkarg.
„Ah, sie ist wohl … oh man, du hast doch nicht? Ihr habt doch nicht? Ich dachte, ihr seid nicht mehr zusammen?“, schlussfolgerte sie, was ihr Bruder und seine Ex getan hatten.
„Äh, das bespreche ich mit ihr, wenn sie aufwacht, momentan bin ich ziemlich verwirrt und ziemlich hungrig, ich werde was kochen“, erwiderte er und tapste barfuß in die Küche.
„Das ist so was rein Sexuelles zwischen euch, oder?“, fragte Waverly erkennend.
„Wir sind eigentlich nur Freunde, ich weiß auch nicht, was das war“, erwiderte er.
„Sex war das, reiner, purer Sex, ist gesund“, erkannte Waverly amüsiert.
„Wir waren grad soweit, dass wir Freunde sind ohne irgendwelche erotischen Spannungen und dann fällt sie plötzlich über mich her wie ein Teenager, ehrlich gesagt hab‘ ich auch etwas Schuld daran, aber ach ich weiß auch nicht“, druckste er herum.
„Mach‘ es nicht so kompliziert Pall‘, das war nur Sex, mehr nicht, ah doch kochst was, ich verhungere“, kam Jules in Jogginghosen und T-Shirt in die Küche.
„Ja, die Männer sagen immer, dass wir nicht alles so komplizieren sollen, aber eigentlich sind sie es, die alles komplizieren“, erkannte Waverly.
„Hey, ich wollt‘ dich nicht wecken, du siehst das also ganz unkompliziert?“, fragte Pallas überrascht.
„Hab‘ ich doch gesagt, zuhören kannst du wohl auch nicht. Also, was kochst du?“, fragte Jules und sah ihrem Ex über die Schulter.
„Da das nicht meine Küche ist, hab‘ ich keine Ahnung“, murmelte er etwas verwirrt.
„Setz‘ dich hin, ich mach‘ schon was. Wenn du duschen willst, Handtücher liegen im rechten Schrank im Badezimmer“, bemerkte Waverly, als sie bemerkte, dass ihr Bruder gerade viel in seinem Kopf zu verarbeiten hatte.
„Ich werde duschen gehen“, erwiderte er benommen und ging ohne ein weiteres Wort nach oben.
„Hast du den Verstand verloren in seinem Zustand mit ihm zu schlafen? Er ist labil, das merkt man doch“, machte Waverly, Jules schwere Vorwürfe, als Pallas außer Hörreichweite war.
„Denk nicht, dass dich das was angeht“, erkannte Jules schroff.
„Da er mein Bruder ist, geht mich das wohl was an“, konterte sie.
„Du kennst ihn erst fünf Minuten, ich schon fünf Jahre, ich weiß wohl besser, was ihm zuzumuten ist und was nicht“, entschied Jules standhaft.
„Ja, das hab‘ ich gesehen, er ist total daneben, super eingeschätzt“, entschied Waverly und begann zu kochen.
Nach einer halben Stunde kam Pallas in Trainingshose und in T-Shirt zurück.
„Hey, geht’s dir besser? Das Essen ist gleich fertig“, versprach Waverly.
Pallas sah sich um.
„Wo ist Jules?“, fragte er verwundert.
„Wir hatten kleinere Schwierigkeiten, sie ist draußen spazieren gegangen, um sich zu beruhigen“, bemerkte Waverly ruhig.
„Ihr habt gestritten, wieso?“, fragte Pallas genervt.
„Das würde ich lieber nicht sagen, ich mach‘ einen Gemüseauflauf, den magst du doch, oder?“, fragte Waverly.
„Ja, schon, es ging um mich, oder?“, fragte Pallas erkennend.
„Mach‘ dir keine Sorgen, sowas wird nicht mehr passieren“, erkannte Waverly fürsorglich.
„Was meinst du damit? Ich bin ein erwachsener Mann, du magst zwar meine große Schwester sein, aber du bist nicht meine Mutter, ich mach‘ meine Fehler ganz allein“, entgegnete er verärgert.
„Entschuldige, du siehst zumindest ein, dass es ein Fehler war“, erkannte sie.
„Ich komm‘ nicht mehr mit ihr zusammen, das hatte ich schon, das will ich nicht noch mal“, entschied er.
„Gut, das wollte ich hören. Jetzt geh‘ sie suchen, mit ihren Stöckelschuhen ist sie sicher schon irgendwo im Schnee versunken und braucht jetzt Hilfe“, entschied Waverly belächelnd.
„Ja, muss eh etwas raus. Kann ich mir eine Winterjacke oder so von deinem Mann leihen? Es ist schweinekalt hier“, bat er.
„Klar, die hängen am Haken an der Tür, bedien‘ dich. Aber ich glaub‘ nicht, dass die dir passen, mein Mann war früher Schwimmer, er ist ein kräftiger Kerl“, erwiderte sie und dachte dabei sehnsüchtig an ihren Mann.
„Du hast dein Glück gefunden, oder?“, erkannte er und sie lächelte glücklich.
„Schön, das freut mich für dich. Egal wenn ich rausfalle, sie soll nur warmhalten. Mach‘ dir echt keine Sorgen, das war ein Ausrutscher, das passiert nicht wieder. Aber ich bin ein Mann, ich hab‘ Bedürfnisse“, erklärte er.
„Das ist genau das, was eine große Schwester hören will“, erkannte sie sarkastisch.
„Sorry, ist halt so. Bin gleich wieder da“, entschied er, nahm eine Jacke seines Schwagers von einem Haken an der Wand und verließ das Haus.
 
Nach ein paar Minuten in dem er gegangen war, fand er seine Ex-Freundin, die etwas gedankenverloren auf einem Stein saß und nachdachte.
„Willst du hier draußen erfrieren?“, fragte er liebevoll.
„Ich wollte dich eigentlich unterstützen, aber ich hab‘ dich seelisch runtergezogen“, murmelte sie.
„Überhaupt nicht, Süße, das hat mir geholfen, Sex hilft immer, das weißt du doch. Ich hab‘ meiner Schwester mal die Meinung gesagt, ich kann selbst für mich entscheiden“, bemerkte er.
„Das solltest du nicht tun, so gut kennt ihr euch nicht“, entschied sie.
„Sie hat das verstanden, sie ist wirklich eine tolle Frau. Sie wollte mich nur beschützen, das muss sie aber nicht. Wir sind uns doch einig, dass das ein einmaliger Ausrutscher war, oder?“, fragte er noch Mal nach.
„Ja, ganz eindeutig, wir sind eine Katastrophe als Paar und Adam können wir das nicht wieder antun. Wir brauchen andere Partner, ich brauche einen Ehemann und du brauchst eine Freundin. Was ist mit der Kleinen, die dir das Kuscheltier geschenkt hat?“, fragte sie neugierig.
„Du meinst die Verrückte die mich gekidnappt und fast umgebracht hat? Ja, da sind echt tiefe Gefühle zwischen uns“, entgegnete er sarkastisch.
„Hey, sie hat dich nicht gehen lassen, das zeugt von einem gewissen Interesse“, witzelte sie und sah ihn an.
„Ja, Interesse daran nicht ihren Job zu verlieren, lange Geschichte. Ich denke nicht, dass sie Interesse an mir zeigen könnte, auch wenn sie es wollte“, konterte er cool.
„Du stehst auf die Kleine!“, stellte sie fest.
„Ich kenn‘ die Kleine nicht, wie sollte ich auf sie stehen?“
„Du hast mich auch erst einen Tag gekannt, bevor du mit mir ins Bett gehüpft bist!“
„Wir sehen ja, was daraus geworden ist!“
„Ich seh‘ das so, ich hab‘ einen sehr guten Freund dadurch gewonnen. Wessen Jacke trägst du da eigentlich?“, fragte Jules und zog die Jacke zusammen, weil sie fror.
„Die ist von meinem Schwager, ich hab‘ ja nicht wirklich Jacken für den Winter. Ganz schön muskulös der Kerl, ich will ihn noch kennenlernen und meinen Neffen auch, ich werde solange hier bleiben“, entschied Pallas.
„Bleib solang du willst, du musst jetzt erst mal gesund werden. Ich sollte mal Adam und meine Eltern anrufen, mein Dad hat diese ganze Reise nicht so gern gesehen, aber das hast du dir sicher schon gedacht“, erklärte sie.
„Dein Dad ist nen Arsch, tut mir leid, das musste ich jetzt mal sagen“, erwiderte er.
„Du magst meinen Vater nicht, wie schockierend“, erkannte sie grinsend.
„Was denkst du welchen Kerl dein Vater ins Herz schließen würde? Den Premierminister vielleicht?“, witzelte Pallas.
„Wäh, der ist doch widerlich. Ich glaube, er wird alle Männer in meinem Leben ablehnen, aber es wird wirklich Zeit, sich von ihm abzunabeln. Ich muss Adam endlich mal beibringen, was sparen heißt“, erkannte sie.
„Sag‘ bloß, du willst dich von deinem Vater loslösen, das wär ja was ganz Neues“, frotzelte er.
„Hey, ich kann das, das wirst du sehen. Man, lass uns reingehen, es ist echt schweinekalt hier draußen“, bemerkte sie.
„Ich hab‘ keine Jacke an, ich merk’s“, schmunzelte er und ging mit ihr rein. Als sie über die Schwelle traten, kam Waverly aus der Küche.
„Hey, tut mir leid wegen vorhin“, entschuldigte sie sich bei Jules.
„Kein Problem, wir haben das geklärt. Ich hab‘ jetzt Hunger, lasst uns Essen“, bat Jules ruhig und Waverly nickte.
 
An diesem Abend saßen die Geschwister wieder zusammen, aber diesmal war Jules dabei.
„Wie bist du eigentlich glaubensmäßig erzogen worden?“, wollte Waverly wissen.
„Griechisch orthodox, aber nicht wirklich ernsthaft, steht nur in meiner Personalakte, mehr nicht, du?“, fragte er zurück.
„Ich bin katholisch erzogen worden, hat Dad einen Griechisch-Orthodoxen Glauben? Wusste ich gar nicht“, bemerkte sie überrascht.
„Man, das du mal weniger über Dad weißt als ich ist echt überraschend. Du weißt echt nicht, wie man Dad erreichen könnte? Ich müsste einiges mit ihm klären“, entschied er aber sie schüttelte den Kopf.
„Na ja, ist vielleicht besser so. Du wirst hoffentlich richtig bezahlt in diesem Restaurant, du kochst echt göttlich“, lobte er seine Schwester.
„Denk‘ schon, hab‘ eigentlich ein ziemlich geregeltes Leben, eine normale Ehe und einen nervigen vorpubertierenden Teenager als Sohn, mir könnt’s grad‘ echt nicht besser gehen“, erkannte sie lächelnd.
„Das ist wirklich schön, ich hoff‘ ich hab‘ auch so ein schönes Leben, wenn ich so alt bin wie du“, erkannte er.
„Hey, so alt bin ich jetzt auch wieder nicht!“
„Das meinte ich damit nicht, ich kenn‘ dich kaum, aber ich bin stolz auf dich“, erwiderte er.
„Danke, das ist lieb von dir. Ich werde mal telefonieren gehen, Stavros fragt sich sicher schon, wo ich stecke“, bemerkte er und stand auf.

Neuntes Kapitel


„Pall‘, Junge, wo zu Henker steckst du? Ich bin schon zwei Mal bei dir gewesen, bist du immer noch bei Jules?“, fragte Stavros, der froh war, endlich von ihm zu hören.
„Äh, nicht direkt. Ich bin in Wales“, erkannte er stockend.
„Hast du jetzt einen Nervenzusammenbruch oder so was? Keinen Londoner verschlägt es freiwillig nach Wales, vor allem nicht bei dem Wetter. Also, soll ich dich schon mal in der Nervenklinik anmelden?“, fragte Stavros belächelnd.
„Ich hab‘ keinen Nervenzusammenbruch, ich bin die Familie besuchen gefahren, das ist alles“, entschied er.
„Du hast keine Familie, Pallas“, konterte Stavros verwirrt.
„Wie es scheint hab‘ ich eine Schwester, ich erzähl‘ dir alles Mal bei einem Bier, ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich die nächsten zwei Wochen in Wales bleibe“, erwiderte Pallas.
„Das musst du mir schon etwas näher erklären“, bat Stavros und Pallas erklärte ihm was er wusste.
„Das ist toll, du hast endlich eine Familie“, erwiderte Stavros gespielt erfreut, aber er hörte die Trauer in seiner Stimme.
„Stav‘, du wirst immer zu meiner Familie gehören, das weißt du doch. Ich komm‘ auch wieder zurück, ich kann doch nicht ohne die Stadt leben, aber momentan fühl‘ ich mich ganz wohl hier“, entschied er.
„Ich freu‘ mich für dich, aber sei vorsichtig, du weißt nichts über diese Frau“, riet Stavros ihm.
„Du klingst schon wie Jules!“
„Vielleicht solltest du diesmal auf sie hören, tust du ja sonst nicht“, entschied Stavros.
„Entschuldige mal, es gibt kein Gesetz, das mir vorschreibt auf meine Ex zu hören“, erkannte er trotzig.
„Sie ist mitgekommen, oder?“, fragte Stavros erkennend.
„Oh ja, davon konnte ich sie nicht abhalten, aber es ist gut, dass sie dabei ist, sie hält mich davon ab großen Mist zu machen, meistens zumindest“, erklärte er stockend.
„Was meinst du damit?“, fragte Stavros nach.
„Äh, ich hab‘ irgendwie mit ihr geschlafen“, gestand er.
„Was heißt irgendwie?“ fragte Stavros skeptisch.
„Ja, okay, ich hab‘ mit ihr geschlafen, die Frau ist einfach so scharf“, murmelte Pallas verlegen.
„Und nun?“
„Wir sind Freunde, wir waren es und wir werden es immer sein, mehr nicht“, entschied er.
„Das ist gut, oder?“, fragte Stavros.
„Ja, alles beim Alten. Was macht mein Mantel?“, fragte er ablenkend.
„Sitz grad‘ dran, was machst du dafür, dass er passt?“, fragte Stavros.
„Bin fleißig am Essen, versprochen!“
„Gut zu hören. Pass auf dich auf, wir sehen uns wenn du wieder da bist“, entgegnete Stavros und Pallas legte wieder auf.
 
„Hey, alles klar bei Stavros?“, fragte Jules, als er zurückkam.
„Ja, er hält mich für‘n bisschen irre, sonst geht’s ihm gut“, entgegnete Pallas und setzte sich neben sie.
„Na ja, dieser kleine Ausflug ist nicht grad‘ typisch für dich, da kann man schon Zweifel bekommen“, erkannte Jules.
„Man kriegt auch nicht jeden Tag eine Schwester. Ich bin so froh dich gefunden zu haben“, bemerkte Pallas und sah zu Waverly.
„Bin ich auch, ich kann es kaum erwarten dir meine Familie vorzustellen“, erwiderte Waverly erfreut.
 
Ein paar Tage später war es endlich soweit. Pallas sollte den Rest seiner Familie kennenlernen. Er zog sein bestes Hemd, eine schwarze Hose und seine besten Stiefel an.
„Man Pal‘, du hast dich ja nicht mal bei unserem ersten Date so raus geputzt“, bemerkte Jules, die ihm dabei zusah, wie er sich in einem alten bodentiefen Holzspiegel betrachtete.
„Mein Schwager ist ein reicher Geschäftsmann, der soll mich bloß nicht für einen Goth halten“, erwiderte er nervös und zog eine Krawatte aus dem Koffer.
„Du bist ein Goth, du darfst deine Persönlichkeit nicht verstecken“, erwiderte sie.
„Du willst doch immer meine Persönlichkeit unterdrücken“, konterte er.
„Das ist nicht wahr“, behauptete sie erbost.
„Klar, darum hast du grade auch gefragt, ob ich keine schwarzen Schuhe statt Stiefel habe“, erkannte er und versuchte seine Krawatte zu binden.
„Sorry, ich weiß dass du keine gescheiten Schuhe hast, aber die werden es auch tun. Die Krawatte brauchst du aber nicht“, erwiderte sie und zog ihm sanft die Krawatte aus der Hand.
„Ich hab‘ eh keine Ahnung wie man die bindet, das hat meine Mutter sonst immer für mich gemacht. Man, ich hab‘ ganz zittrige Hände“, bemerkte er nervös.
„Du bist nervös, wie süß“, erklärte Jules belächelnd.
„Ich bin alles, nur nicht süß, hast du verstanden?“, murmelte er.
„Doch, das bist du. Okay, ich hör auf dich zu ärgern, bist ja schon nervös genug. Komm‘, wir müssen los“, erwiderte Jules und zog ihn nach unten.
„So, können wir jetzt los? Wir müssen ne ganze Weile bis zum nächsten Flughafen fahren. Man, schick siehst du aus, hast du nen Date?“, fragte Waverly schmunzelnd, als sie ihren Bruder sah.
„Ich will ein bisschen Eindruck schinden bei deinem Mann, er scheint ein biederer Typ zu sein“, erkannte er nachdenklich.
„Du musst ihn ja nicht heiraten, Süßer, er wird dich schon mögen. Jetzt kommt, es hat zwar aufgehört zu schneien, aber wir werden echt eine Weile brauchen“, bat Waverly und so fuhren sie los.
 
Sie brauchten für die 15 km Fahrtstrecke über drei Stunden. Der Schnee hatte Wales noch voll im Griff.
„Die haben einen Flughafen? Warum sind wir dann hierher gefahren?“, murrte Pallas, als sie ankamen.
„Das hab‘ ich auch nicht gewusst, hör‘ auf zu nörgeln. Man, das ist echt viel Schnee. Wann landet das Flugzeug von deinem Mann?“, fragte Jules, Waverly.
„In 2 Stunden, ich wollt‘ sicher gehen, dass ich sie nicht verpasse. Ich hab‘ uns was zu essen mitgenommen. Lasst uns reingehen“, erwiderte Waverly und so gingen sie in den kleinen Flughafen.
 
Als die beiden Frauen eine Stunde später im Terminal saßen, unterhielten sie sich angeregt. Nach dem Streit den sie gehabt hatten, verstanden sie sich jetzt besser.
„Hey“, kam Pallas zurück zu ihnen. Er war eine Weile im Flughafen herumgewandert.
„Na, irgendwas besonderes entdeckt?“, fragte Waverly etwas sarkastisch. Pallas nahm wortlos Jules Hand hoch und legte eine Kette hinein.
„Was wird das?“, fragte Jules erfreut.
„Hab‘ ich grad hier im Shop gekauft, du stehst doch auf so was, oder?“, fragte er cool.
„Jede Frau steht auf Schmuck, Herzchen, aber das ist echt eine wunderschöne Kette, danke“, erwiderte sie lächelnd und zog die Kette an.
„Ein kleines Dankeschön für deine Hilfe. Du kannst von Glück reden, dass ich so nervös war, dass ich mir ein Bier gegönnt habe und ich bin nicht besonders zurechnungsfähig, wenn ich trinke, das musst du am besten wissen“, schmunzelte er.
„Warum hast du mir kein Bier mitgebracht?“, fragte sie etwas enttäuscht.
„Du bist echt schnell zufrieden zu stellen“, erkannte er schmunzelnd und zog eine Bierflasche aus seiner Tasche.
„Du warst mein Lover, weißt du doch“, bemerkte sie grinsend und öffnete die Bierflasche.
„Das war jetzt echt fies, Cheers“, erkannte er und stieß mit ihr an.
„Der Flug landet gleich“, bemerkte Waverly, als sie eine Weile lustlos nebeneinander gesessen hatten.
„Na Gott sei Dank“, erwiderte Pallas und stand auf.
„Musst du noch wo anders hin?“, fragte Waverly sarkastisch.
„Wir sind schon ne Weile unterwegs, da kann man ja mal ungeduldig sein“, erwiderte Pallas.
„Ein bisschen Geduld solltest du als Pathologe eigentlich haben, kleiner Bruder“, erwiderte Waverly und er warf seine Bierflasche weg.
„Ich hab‘ mal 20 Minuten Fett zerteilt, als ich einen 200 Kilo Kerl autopsiert habe, mir brauchst du nichts von Geduld erklären“, bemerkte Pallas cool.
„Danke für die plastische Erklärung, Süßer“, bemerkte Jules angeekelt.
„Hey, sie hat damit angefangen“, nörgelte er und ging hinter den Frauen her zum Gate.
 
Als Waverlys Mann Travis durch die Gatetür zu ihnen kam, war Pallas von dem massiven Oberkörper seines Schwagers sichtlich eingeschüchtert.
„Kann es sein, dass dein Mann euer Haus mit seinem bloßen Händen gebaut hat?“, fragte Pallas, während er auf ihn starrte.
„Ja, wieso?“, fragte Waverly grinsend und ging stürmisch auf ihren Mann zu um ihm um den Hals zu fallen.
„Ich find‘ Muskeln so unästhetisch“, murmelte Pallas.
„Wenn du meinst. Sieh‘, er hat ein Spielzeug für mich mitgebracht“, erkannte Jules als sie sah, dass Travis einen Freund mitgebracht hatte, der nicht minder muskulös war.
„Hey, du musst Pallas sein, ich bin Travis, wie es aussieht sind wir verwandt“, begrüßte Travis seinen Schwager mit einem kräftigen Handschlag, der Pallas einen Krampf in der Hand verschaffte.
„Ja, sieht ganz so aus. Willkommen zurück“, bemerkte Pallas mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„Danke. Ich hab‘ meinen alten Kumpel Zeno mitgebracht, er will sich ein paar Lieferanten in Großbritannien anschauen, er kauft und verkauft Whiskey“, erklärte Travis.
„Ah schön, wo ist Mickey?“, schaute sich Waverly nach ihrem Sohn um.
„Ach, ich dachte doch, ich hab‘ was vergessen“, erwiderte Travis scherzhaft.
„Hi Mum, hatte meinen Gameboy im Flieger liegen lassen“, kam Waverlys halbstarker Sohn zu der Truppe. Er war vom Aussehen die perfekte Mischung aus seinen Eltern. Er spielte wie besessen mit seinem Gameboy und ließ sich nicht davon abbringen.
„Mickey, ich will dir jemanden vorstellen, dass sind Pallas und Jules“, bemerkte Waverly, aber er reagierte gar nicht.
„Tut mir leid, er ist wie besessen von dem Teil“, erwiderte Waverly und nahm ihrem Sohn etwas rabiat den Gameboy weg.
„Kann ich verstehen, ich hab‘ auch nen 12-jährigen, schon vergessen. Hi Mickey“, begrüßte Jules den ankommenden jungen Mann freundlich.
„Tag“, erkannte er nur kurz.
„Ein echter Gentlemen. Sie sind also Einkäufer?“, fragte Jules und hakte sich bei Zeno ein.
„Oder er steht einfach auf Alkohol“, murmelte Pallas, der die heftigen Flirtversuche seiner Ex eklig fand.
„Wenn du nichts produktives zu sagen hast, lass es“, bat sie und ging mit Zeno am Arm zum Ausgang.
„Der hat gesessen. Komm‘ kleiner Bruder, du bist immer noch der zweithübscheste Mann in der Familie“, munterte Waverly ihn auf und so setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung.
 
An diesem Abend saßen sie alle schön zusammen und tranken sehr viel Alkohol. Spät an diesem Abend musste Jules ihren Ex ins Bett schleppen.
„Dieser Travis ist ein anständiger Kerl, ein echt anständiger Kerl“, bemerkte Pallas schwer betrunken, als sie ihn aufs Bett fallen ließ.
„Es ist gut, dass du ihn magst, ich mag nämlich seinen Kumpel“, gestand Jules, die auch angeschwipst war.
„Ach nein, der ist doch voll tuntig“, erwiderte Pallas und prustete.
„Wir sind ja eifersüchtig“, erkannte sie schmunzelnd.
„Ich war nie eifersüchtig, Schnuckelchen, da fang ich jetzt sicher nicht damit an“, lallte er und kuschelte sich in sein Kissen.
„Wie du meinst. Ich hab Durst, ich besorg mir noch was zu trinken“, erwiderte Jules, schlüpfte aus ihren Schuhen und schlurfte barfuß nach unten in die Küche.
Dort fand sie etwas vor, was sie schockierte. 

Zehntes Kapitel


„Oh man, oh man“, stammelte Jules und versuchte in ihrem Kopf die Situation einzuordnen. Sie hatte gerade Travis und Zeno beim Sex erwischt.
„Sie können uns ruhig Gesellschaft leisten“, bemerkte Zeno cool.
„Ich wollte nur was zum Trinken holen“, erkannte sie verwirrt.
„Steht im Kühlschrank“, erwiderte Travis.
„Ist schon gut, ich trink‘ Leitungswasser, gute Nacht“, erwiderte sie und stolperte die Treppe wieder hoch. So betrunken wie sie war schlief sie einfach auf der Bettdecke ein, als sie ihren Ex schlafend vorgefunden hatte.
 
Der Schnee reflektierte die Sonne und durchflutete das Gästezimmer, in dem das betrunkene Ex-Paar mit einem riesigen Kater erwachte.
„Man, diese Waliser wissen echt wie man feiert, ich hatte schon lang nicht mehr so einen Kater“, bemerkte Pallas mit Kopfschmerzen, aber mit einem Grinsen auf den Lippen.
„Ja, ich hatte so einen schrägen Traum, ich hab‘ geträumt ich hätte Zeno und Travis beim Sex erwischt“, erkannte Jules und fuhr durch ihr zerzaustes Haar.
„Das wär echt schräg, dann würdest du ne Tunte anmachen. Ich find‘ aber schon, dass die ne schwule Aura haben“, bemerkte Pallas und suchte etwas auf dem Nachttisch.
„Was suchst du?“, fragte sie verwundert.
„Ich such‘ was zu trinken, ich hab‘ vielleicht nen Brand“, erwiderte er murmelnd.
Plötzlich griff Jules auf Pallas Brust.
„Nicht schon wieder, Jules, ich hab‘ Kopfschmerzen“, erkannte er schmunzelnd.
„Ich glaub‘, ich hab‘ nicht geträumt“, bemerkte sie entsetzt.
„Kann schon sein, wenn man gesoffen hat, träumt man meistens nicht“, erklärte er.
„Weißt du was das heißt? Travis betrügt seine Frau mit seinem Kumpel“, erwiderte sie erkennend.
„Entschuldige, ich bin nicht ganz auf der Höhe, sagtest du gerade mein Schwager hat schwulen Sex mit diesem unbehaarten Muskelpaket?“, fragte Pallas, der langsam wach wurde.
„Oh man, ich glaub‘ mir wird schlecht“, erwiderte Jules und stürmte ins Badezimmer neben dem Bett um sich zu übergeben.
„Beeil dich, ich merk das Abendessen auch schon hochkommen“, bat er und rannte hinter ihr her um sich nach ihr auch zu übergeben.
„Alles klar bei euch da drin?“, fragte Waverly von draußen mit amüsierter Stimme.
„Ja, dein Chili ist nur beim zweiten Mal nicht mehr so köstlich“, erkannte Jules erledigt, die neben Pallas auf dem Boden des Badezimmers saß.
„Tja, ihr Städter wisst halt nicht, wann man mit dem Trinken aufhören muss. Ich hab‘ Sodawasser in der Küche, kommt, das hilft, versprochen“, erwidert Waverly amüsiert und half ihnen aufzustehen.
„Wann bist du eigentlich gestern ins Bett?“, fragte Pallas und Jules bat ihn mit einem Blick, dass er aufhören sollte weiter zu sprechen.
„Ziemlich spät, war noch bei meiner Arbeit, die haben eine Lieferung rein bekommen und wussten nicht was sie damit machen sollten. Ich sag‘ dir, mein Küchenpersonal ist manchmal so unfähig“, entgegnete Waverly.
„Ah, warst du nicht betrunken?“, fragte Pallas und Jules‘ Blick wurde ärgerlicher.
„Nein, ich hab‘ gestern gar nicht getrunken, ist euch das nicht aufgefallen? Ich trink‘ nicht so viel, vertrag‘ es nicht, wie ich sehe ihr auch nicht. Was haben die Jungs noch gemacht?“, fragte Waverly amüsiert.
„Gar nichts, überhaupt gar nichts“, stotterte Jules.
„Oh man, ihr habt sie dabei erwischt, oder?“, erkannte Waverly auf was ihre Gäste raus wollten.
„Du weißt davon?“, war Jules total überrascht.
„Ich hab‘ nen bisexuellen mit Bedürfnissen geheiratet, kann man nichts machen, ich musste gestern nicht weg, meine Kollegen sind alle spitze. Wir sprechen uns immer ab, ich verzieh‘ mich immer, wenn er Gelüste hat. Ich stell dann immer meinem Sohn einen Film so laut wie möglich an und stell ihm alles hin, dass er sein Zimmer nicht verlassen muss. Aber er ist inzwischen groß, er weiß was läuft. Wo habt ihr sie denn erwischt?“, fragte Waverly, der das gar nichts auszumachen schien.
„In der Küche, du sprichst dich ab mit ihm?“, stotterte Jules, die das alles nicht verstehen konnte.
„Komm‘ schon, ihr seid Städter, das dürfte euch doch kaum schockieren“, erkannte Waverly.
„Ich hab‘ selbst einige schwule Kollegen, das er auch auf Männer steht schockiert mich jetzt nicht so sehr als die Tatsache, dass du dich betrügen lässt“, konterte Jules kopfschüttelnd.
„Wenn ich das nicht zulassen würde, müsste ich ihn mitten in der Nacht aus irgendwelchen Schwulenclubs abholen und dafür bin ich langsam zu alt“, erwiderte Waverly gelassen.
„Du lässt ihn einfach untreu sein?“, mischte sich auch Pallas ein.
„Ich hab‘ gegen Sex mit Männern nichts, wenn er aber jemals eine Frau mehr als umarmt, zeig‘ ich ihm, was ich außer Fleisch mit meinem Hackebeil zerteilen kann“, konterte Waverly.
„Oh man, das kann ich echt nicht verstehen, warum heiratet man so einen Mann dann?“, fragte Pallas.
„Weil ich ihn liebe und er mich liebt. Wenn du damit nicht umgehen kannst, hast du in dieser Familie nichts zu suchen“, erwiderte Waverly schroff und rauschte aus dem Zimmer. Ihr Halbbruder folgte ihr auf dem Fuße.
„Bleib stehen, verdammt, das hab‘ ich nicht gesagt, es ist nur seltsam“, erwiderte Pallas, als er hinter ihr her lief.
„Glaubst du für mich ist das gleich? Glaubst du, ich würde nicht gern, dass er eines Tages sagt „Hey Schatz, ich geb‘ das jetzt auf mit den Männern, weil du mir so viel bedeutest“? Verdammt natürlich will ich das, aber man kann nicht alles in seinem Leben haben“, erkannte sie mit lauter Stimme.
„Manchmal muss man für das kämpfen, was einem wichtig ist“, entschied Pallas und ging zurück ins Gästezimmer um zu packen.
„Du kannst doch nicht einfach so abhauen“, murrte Waverly, als ihr Bruder 15 Minuten später zusammen mit seiner Ex-Freundin an der Tür stand.
„Ich kann mich momentan nicht damit beschäftigen, danke für deine Gastfreundschaft, aber ich muss gehen“, bemerkte er mit etwas ruhigerer Stimme, schulterte seine Tasche und verließ das Holzhaus.
„Ich hätte eh bald wieder zu meinem Sohn gemusst, bye“, bemerkte Waverly nur und folgte ihm nach draußen.
 
„Willst du das wirklich?“, fragte Jules nach, als sie vor dem Haus im Auto saßen.
„Ich würde sonst noch etwas sagen, was ich später bereue, also ja“, entschied er standhaft.
„Gut, dann fahren wir“, bemerkte Jules und ließ den Motor an. Doch sie machte ihn sofort wieder aus.
„Was ist?“, fragte er verwundert.
„Das kann nicht dein Ernst sein, du bist ein Goth, du wirst tagtäglich verspottet und du musst auch täglich gegen Vorurteile ankämpfen, du kannst jetzt doch nicht einfach so verbohrt sein“, kritisierte Jules ihn heftig.
„Du kannst doch kaum meine Lebenseinstellung mit dem vergleichen was in diesem Haus vorgeht“, entschied er trotzig.
„Du fühlst dich wohl hier, du solltest hier nicht weggehen“, bat Jules.
„Ich sage sicher was falsches“, wurde er unsicher.
„Dafür bin ich ja da, geh‘ wieder rein, lern‘ sie erst mal richtig kennen, sei einfach etwas toleranter, wenn sie damit klarkommt, solltest du das auch“, entgegnete Jules.
„Oh man, du hast mich echt so gut unter Kontrolle“, murmelte er nachgebend.
„Dann steig einfach aus und wir klären das mit ihnen, ich hab‘ nen Kater und keine Lust so weit zu fahren“, erkannte sie und er stieg aus.
„Braver Junge. Jetzt gehen wir wieder rein“, entschied sie und klopfte an der Tür.
Waverly kam an die Tür und öffnete ihr grinsend.
„Du hattest Recht, er ist dir total hörig“, bemerkte Waverly und ließ sie rein.
„Ja, das ist manchmal fast zu einfach. Bring‘ unsere Sachen hoch“, erwiderte Jules und Pallas ging wortlos mit ihren Koffern hoch.
„Versteh‘ mich nicht falsch, ich versteh‘ dich immer noch nicht so richtig, aber er braucht dich gerade und ich kann nicht immer für ihn da sein“, bemerkte Jules ernst zu Waverly und folgte ihrem Ex nach oben.
 
„Lass mich nicht trinken und auch nicht mehr allein“, bemerkte Pallas, als er sich müde zurück ins Gästebett legte.
„Werde ich nicht. Schlaf noch etwas, ich brauch‘ auch noch Schlaf“, entgegnete sie und setzte sich auch aufs Bett.
„Wie soll ich jetzt auf ihn reagieren? Ich meine er ist mein Schwager, meine Schwester liebt ihn, aber er ist auch der Arsch, der meine Schwester mit Kerlen betrügt“, dachte Pallas laut nach.
„Versuch es einfach, ich denke das wird sich schon irgendwie regeln“, erkannte sie fürsorglich.
„Ich wollte eigentlich ne Weile aus London verschwinden, weil es dort so viele seltsame Freaks gibt, uns ausgeschlossen natürlich. Jetzt merk‘ ich, dass meine Familie auch aus Freaks besteht“, murmelte Pallas während er wieder eindöste.
 
Zwei Stunden später wachte er mit einem riesen Durst, aber mit weniger Kopfweh auf.
„Pall‘, du musst was essen“, rüttelte Jules ihren Freund wach.
„Wenn du mich noch mehr rüttelst, muss ich mich wieder übergeben“, murmelte er ohne die Augen aufzumachen.
„Du bist ja wach“, bemerkte Jules sanft.
„Nein, bin ich nicht, ich red‘ im Schlaf“, erwiderte er und sie schlug ihm mit der flachen Hand auf den Bauch.
„Tja, jetzt bist du wach. Ich will dich nicht zwingen müssen was zu essen“, konterte sie und zog ihn hoch.
„Mir ist aber schlecht“, jammerte er.
„Dann iss was leicht bekömmliches, aber ich lass‘ nicht zu, dass du wieder in deine alten Angewohnheiten zurückfällst“, entschied sie.
„Ich hab‘ keine alten Angewohnheiten“, behauptete er.
„Ah, wenn du meinst. Komm‘“, bemerkte sie und zerrte ihn nach unten. Dort saßen Waverly, Mickey und Travis beim Mittagessen wie jede typische englische Familie.
„Das ist nicht ihr Ernst“, zischte Pallas zu Jules.
„Hinsetzten, Klappe halten“, forderte Jules und er setzte sich lustlos hin.
„Morgen Bruder, Hunger?“, fragte Waverly und lächelte verkrampft.
„Eigentlich nicht“, murmelte er und Waverly gab ihm einen Schlag Kartoffelbrei auf den Teller.
„Er muss nicht essen, wenn er keinen Hunger hat“, bemerkte Travis.
„Danke, Travis“, erwiderte Pallas sarkastisch.
„Warum so grummelig?“, fragte Travis gut gelaunt.
„Schlecht geschlafen“, erkannte Pallas nur kurz.
„Ah, hast wohl den Alkohol nicht vertragen, ihr Briten seid doch normalerweise trinkfest“, foppte Travis ihn und Pallas sah ihn böse an.
„Würstchen?“, fragte Jules und stopfte Pallas ein Würstchen in den Mund, bevor er was sagen konnte.
„Was zum Henker ist los mit euch?“, fragte Travis verwundert.
„Mickey, gehst du bitte nach oben?“, bat Waverly.
„Ich esse noch, Mum“, murmelte Mickey.
„Nimm deinen Teller mit nach oben“, entschied Waverly ernst.
„Meinetwegen“, bemerkte Mickey, nahm seinen Teller und ging die lange Holztreppe nach oben. Als die Tür des Kinderzimmers in Schloss fiel, ging es los.
„Du Wichser, wie kannst du das machen?“, fluchte Pallas und stand auf.
„Meinst du mich?“, verstand Travis nicht.
„Ja, natürlich mein ich dich, Ami, du Schwuchtel betrügst meine Schwester und sie muss das akzeptieren“, entgegnete Pallas aufgebracht.
„Warum erzählst du ihnen das?“, motzte Travis seine Frau an.
„Du und dein kleiner Lover haben mich gestern zum flotten Dreier eingeladen, deine Frau hat nichts gesagt“, mischte sich Jules in das Gespräch ein.
„Oh Gott, tut mir echt leid, wir waren gestern echt dicht, ich bin heut‘ morgen nackt auf dem Sofa aufgewacht mit ‘nem Filmriss. Ich mach‘ das sonst ganz diskret, das war ein Ausrutscher, tut mir leid“, entschuldigte sich Travis mit rotem Kopf.
„Wo ist eigentlich dein kleiner Lover?“, fragte Pallas schroff.
„Im Hotel, aber das hab‘ ich so arrangiert, darum musste ich ihn nicht bitten. Es ist wirklich gut, ich kenne Zeno, er ist ein netter gesunder Kerl, kein Grund für Eifersucht“, bemerkte Waverly und legte ihre Hände von hinten auf die Schultern ihres Mannes.
„Ich glaub‘ ich bin satt“, bemerkte Pallas angeekelt und ging ohne ein weiteres Wort ins Gästezimmer zurück.
„Ich glaub‘ diese ganze Farce war zu viel für ihn. Das was ihr da veranstaltet könnt ihr kaum selbst glauben“, kritisierte Jules ihre Gastgeber.
„Wir leben danach, ob es euch passt oder nicht“, bemerkte Waverly standhaft.
„Wenn ihr damit leben könnt, meinetwegen“, entschied Waverly cool.
„Kannst du das deinem Ex klarmachen? Ich glaub‘ nämlich er knallt mir sonst noch eine“, bemerkte Travis.
„Ich hab‘ mehr Kraft als er, hoffe eher, dass ich dir keine knalle“, zischte Jules durch ihre geschlossenen Zähne.
„Wie meinen?“
„Sicher, kann ich machen“, bemerkte sie gespielt freundlich.
„Danke, ich will mich echt gut mit ihm verstehen, er ist schließlich mein Schwager“, erkannte Travis.
„Dann schlaf‘ nicht mit Typen, das würde echt helfen“, murmelte sie wieder unverständlich.
„Du musst schon deutlicher sprechen dass man dich versteht“, erwiderte Travis.
„Nein, das willst du nicht wissen. Entschuldige, ich glaube das klappt hier nicht, ich komme aus einer biederen Londoner Familie, irgendwann ist meine Toleranz aufgebraucht“, erwiderte sie und stand auch ruckartig auf.
„Bitte geh nicht“, bat Waverly.
„Tut mir leid, ihr seid wirklich nett, aber ich hab‘ Pallas in letzter Zeit zwei Mal aus dem Krankenhaus geholt, ich muss ihn jetzt wegbringen, er ist nicht stabil genug für eure Situation“, entschied Jules und ging zu Pallas.
„Wir gehen jetzt“, entgegnete Jules nur.
„Endlich, ich dachte schon du willst mich noch länger quälen. Bist du fit?“, fragte Pallas, als er seine Tasche an diesem Tag zum zweiten Mal schulterte.
„Du hast immer noch eine Gehirnerschütterung, ich fahre“, entgegnete Jules und nahm ihren Koffer.
„Das ist eine gute Idee, mein Hirn tut immer noch arg weh. Ich hab‘ echt nicht gedacht dass ich die Londoner mal vermissen würde, was für Freaks“, erwiderte er und ging voran aus der Tür.

Elftes Kapitel


Nachdem die beiden zurück in London waren, stieg Pallas in die nächste U-Bahn und fuhr in seine Wohnung. Erschöpft legte er sich in sein etwas staubiges Bett und schlief gleich ein. Jules hatte ihn nicht davon überzeugen können, dass er wieder zu ihr kam, denn er wollte jetzt eine Weile allein sein. Doch schon vor dem ersten Sonnenstrahl klingelte sein Handy erneut.
„Ich hab‘ doch gestern gesagt, ich will allein bleiben“, murmelte er mit geschlossenen Augen in sein Handy.
„Ich bin es Waverly“, hörte er die sanfte Stimme seiner Schwester.
„Tut mir leid Wav‘, ich will grade nicht mit dir reden“, erwiderte er und klappte sein Handy zu. Kurz danach klingelte es erneut.
„Warum könnt ihr Weiber nicht hören?“, murrte er ins Telefon.
„Hey Pal‘, Frauenprobleme?“, war Heath am Apparat.
„Hey Kumpel, bei dir hab‘ ich mich lang nicht mehr gemeldet, sorry, war eine Weile auf dem Land, lange Geschichte. Hast du was Neues erfahren wegen der verschwundenen Leiche?“, fragte Pallas und setzte sich im Bett auf.
„Nein, die hat er sicher irgendwo in der Themse versenkt, wir haben die Suche erst mal eingestellt. Wie geht’s dir, was macht der Schädel?“, fragte Health.
„Geht, ich schlaf‘ ziemlich viel und erhol‘ mich. Aber ich denk‘ ich werde diese Woche noch zurückkommen“, erkannte Pallas.
„Was sagt die Lady des Hauses dazu?“, fragte Heath scherzhaft.
„Wenn du Jules meinst, die hat nichts zu sagen“, entschied er.
„Ärger im Paradies?“, frotzelte Heath.
„Wie oft soll ich das noch sagen, ich bin nicht mit ihr zusammen, sie ist nur eine Freundin“, murmelte Pallas.
„Nur ne Freundin die du alle sechs Monate mal knallst“, fügte Heath hinzu.
„Das ist überhaupt nicht ….wahr“, murmelte er und rechnete seine letzten Liebeleien mit Jules zusammen, um auf das Resultat zu kommen, das Heath recht hatte.
„Was auch immer, das hört jetzt auf, schon wegen Adam. Man, wie spät ist es eigentlich?“, fragte Pallas.
„Halb Sieben, hab‘ ich dich geweckt?“, fragte Heath.
„Ne, war wach, sollte mal meine Wohnung aufräumen, ist etwas chaotisch hier“, erwiderte Pallas.
„Aufräumen? Du hast deine Gruft noch nie aufgeräumt“, wunderte sich Heath.
„Dann wird’s mal Zeit. Wie macht sich Lu?“, fragte Pallas und stand auf.
„Er hat viel von dir gelernt, du wärst stolz auf ihn. Das heißt aber nicht, dass wir dich nicht vermissen. Also, ich muss jetzt meine Frau wecken, gehen wir heut‘ Abend ein Bier trinken?“, fragte Heath.
„Meinetwegen“, bemerkte Pallas müde.
„Alles klar bei dir?“, fragte er verwundert.
„Ja, alles bestens, hab‘ nur Kopfschmerzen“, murmelte Pallas.
„Dann schlaf dich aus, das du heut‘ Abend fit bist, Beth ist bei ihrer Tante in den nächsten zwei Tagen, ich hab‘ also heute Auslauf“, bemerkte Heath cool.
„Ja, das klingt gut. Also acht Uhr bei St. Stephens?“, fragte Heath.
„Jup, bis dann“, erkannte Pallas und legte wieder auf.
 
Pallas stand auf, nahm eine Mülltüte aus der Schublade und warf all seine Gothic Artikel hinein. Er konnte einen ganzen Sack damit vollpacken. Nachdem er die ganze Wohnung geputzt hatte, sah sie gleich viel gemütlicher aus. Zu guter Letzt zog er los und kaufte sich weiße Farbe um all seine weinroten Wände weiß zu streichen. Als er vor seinem vollendeten Werk stand, bemerkte er, dass er die ganze letzte Zeit in Düsterheit gelebt hatte. Seine helle Wohnung gefiel ihm richtig gut, aber das erschreckte ihn auch. Er ging duschen, zog eine Jeans und einen Pullover mit einem Totenkopf drauf an und ging zu St. Stephens.
 
„Hey, ich hab‘ dich gar nicht erkannt ohne das ganze Make-up und alles. Trägst du etwa Jeans?“, fragte Heath frotzelnd, als er zu ihm an den Tresen kam.
„Ja, ist das ein Verbrechen?“, fragte Pallas.
„Nein, nur ungewohnt. Hast du schon bestellt?“, fragte Heath und Pallas hob ein Glas mit Mineralwasser hoch.
„Okay, du ziehst dich an wie Mr. Mustermann und trinkst nicht, irgendwas ist in Wales passiert“, entschied Heath investigativ.
„Woher weißt du schon wieder dass ich in Wales war?“, fragte Pallas verwundert und Heath setzte sich auf den Barhocker nehmen ihn.
„Auch wenn ich manchmal nicht so wirke, ich bin ein Polizist, ich find so einiges raus, wenn ich will“, erkannte Heath prahlerisch.
„Jules hat es dir gesagt, richtig?“
„Jules und ich sind Freunde, daran ändert eure Trennung auch nichts. Aber sie hat mir nicht gesagt wieso es dich dahin verschlagen hat. So wie du grad‘ auf mich wirkst war es was Weltbewegendes“, erkannte Heath.
„Lass uns an einen Tisch gehen, das muss nicht jeder hier mitkriegen“, bat Pallas geheimnisvoll.
„Ja, okay, da hinten ist was frei“, bemerkte Heath etwas verwirrt und sie gingen an einen Tisch.
„Du willst dich aber jetzt nicht outen oder so was?“, fragte Heath skeptisch.
„Warum sollte ich mich bitte outen?“, bemerkte Pallas kritisch.
„Gut, gut, nein, ich dachte nur, hätt‘ ja sein können, also erzähl‘“, druckste Heath herum und nachdem Pallas eine Augenbraue voller Skepsis hochgezogen hatte, begann er von seinem Ausflug und seiner neugewonnenen Familie zu erzählen.
„Das ist echt krank, wie kann die so leben? Also wenn meine Frau eines Tages gestehen würde, dass sie mit Frauen schläft wäre ich echt entsetzt“, kommentierte Heath was er gehört hatte.
„Du würdest ihr erst einen Dreier vorschlagen und dann entsetzt sein“, verbesserte Pallas seinen Kumpel und Heath grinste.
„Da kannst du Recht haben. Was willst du jetzt machen?“, fragte Heath fürsorglich.
„Also nächste Woche komme ich wieder zu Arbeit und dann wieder Dienst nach Vorschrift“, entschied Pallas, obwohl er genau wusste, worauf Heath hinauswollte.
„Mit deiner Schwester mein‘ ich, du kannst sie nicht einfach wieder aus deinem Leben kicken wie eine Ex-Freundin“, entschied Heath und trank einen Schluck von seinem Bier.
„Doch, genau das werde ich tun“, konterte Pallas trocken.
„Dr. Death ist wohl jetzt auch Dr. Knallhart, was?“, fragte Heath verwundert.
„Ich kann damit nicht umgehen, sag‘ mir doch bitte was ich da machen soll. So tolerant bin ich nicht“, erkannte er.
„Dann solltest du es werden, sie scheint dich jetzt zu brauchen und so viel Familie hast du nicht mehr“, entschied Heath.
„Familie wird echt überschätzt, sag‘ ich dir“, erwiderte Pallas und trank sein Wasser leer.
„Beth möchte ein Kind“, warf Heath plötzlich ein.
„Wie kommst du denn jetzt auf das Thema?“, fragte Pallas verwundert.
„Familie, Kind, ist wohl nicht so abwegig. Was hältst du davon?“, fragte Heath.
„Soll ich Patenonkel werden?“, fragte Pallas tonlos.
„Nein, ich meine ja, wenn das Kind da ist, schon, ich wollte eigentlich nur deine Meinung wissen“, bemerkte Heath etwas verwirrt.
„Ihr seid beide über 30, wird auch mal Zeit“, bemerkte Pallas.
„Danke, wirklich sehr einfühlsam“, murrte Heath.
„Was ist los mit dir, wachsen dir plötzlich Eierstöcke oder was? Ich sag‘ doch nur, dass ich nichts dagegen habe“, erwiderte Pallas schroff.
„Man, du bist aber echt pissig drauf heute“, bemerkte Heath, der langsam auch verärgert wurde.
„Ja, tut mir leid, ich hab‘ immer noch arge Kopfschmerzen, hatte vorgestern trotz meiner Gehirnerschütterung zu viel Alkohol. Ich freu‘ mich für euch, ihr wärt sicher tolle Eltern“, entschuldigte sich Pallas.
„Ja, das wären wir, ruf‘ deine Schwester an, sie hat sicher schon nen halbes Dutzend Nachrichten auf deinem AB hinterlassen“, erwiderte Heath erkennend.
„Warum denkst du das?“
„Sie ist doch deine Schwester, oder?“, fragte Heath schmunzelnd und lockerte so die Stimmung auf.
„Ich hinterlass‘ keine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter“, behauptete Pallas.
„Ah, ich hab‘ aber 20 Nachrichten auf meinem AB die dagegen sprechen“, bemerkte Heath.
„War ne schwere Zeit für mich, ich war die meisten Male davon betrunken. Ich ruf‘ dich nicht mehr so oft an, versprochen“, erwiderte Pallas.
„Du kannst mich immer anrufen, nur nicht immer zu dem Zeitpunkt wenn ich mit meiner Frau schlafe, deine Stimme regt nicht gerade meine Libido an“, erkannte Heath breit grinsend.
„Man, tut mir echt leid man, ich sollte wohl nicht mehr mitten in der Nacht anrufen“, entschuldigte sich Pallas.
„Ja, außer es ist ein Notfall. Willst du nicht doch was Alkoholisches trinken? Heut‘ Nacht kannst du mich sooft anrufen wie du willst, bin ja ganz allein“, erkannte Heath.
„Ich trink‘ nicht mehr bis der Schnellzug aus meinem Kopf verschwunden ist, aber trink‘ bloß“, erwiderte Pallas und hielt müde seinen Kopf.
„Mir tut diese Sache übrigens immer noch furchtbar leid, ich hätte dich am Tatort beschützen sollen“, entschuldigte sich Heath noch ein Mal.
„Ich hab‘ das selbst zu verantworten, ich hab‘ dich weggehen lassen, nächstes Mal wissen wir es. Krieg‘ ich ne Waffe?“, fragte Pallas.
„Äh, nein!“
„War nen Versuch wert. Denkst du es war ein Fehler dass ich diese verrückte DJane nicht angezeigt habe, die mich entführt hat?“, fragte Pallas plötzlich.
„Du hast mit deinem kleinen Freund gedacht, war nicht deine beste Idee, aber ich denke nicht, dass die heiße Blondine das noch mal macht. Apropos heiße Blondinen was hast du jetzt frauentechnisch geplant, jetzt wo du Jules abgehakt hast?“, fragte Heath neugierig.
„Sie ist hier“, bemerkte Pallas plötzlich.
„Wer ist hier?“
„Jules, sie steht da drüben an der Bar“, erkannte Pallas.
„Was macht sie hier?“, fragte Heath und drehte sich um, um sie auch zu sehen.
„Du hast sie doch angerufen“, bemerkte Pallas etwas verärgert.
„Hey, ich saß die ganze Zeit hier, wie hätte ich sie anrufen sollen?“, fragte Heath empört und Jules kam auf sie zu.
„N’Abend Jungs, gebt ihr mir ein Bier aus?“, fragte Jules und klemmte sich neben Pallas auf die Bank.
„Wieso bist du hier?“, fragte Pallas genervt.
„Ich will nur nen Bier, also wer gibt mir eins aus?“, fragte Jules.
„Du hast Adam allein gelassen?“, fragte Pallas vorwurfsvoll.
„Ja, ich denke er ist langsam alt genug“, bemerkte Jules.
„Du spinnst doch“, murrte Pallas.
„Ich meinte das sarkastisch, Idiot, Adam ist bei meinen Eltern“, konterte Jules trocken.
„Na Gott sei Dank. Ich bestell‘ dir eins“, erkannte Pallas und hob seine Hand um zu bestellen.
 
„So, hier ist dein Bier. Also, was willst du hier?“, fragte Pallas, als er Jules Bier seiner Ex übergab.
„Ich war in deiner Wohnung, ist gruselig da“, entschied sie.
„Warum warst du in meiner Wohnung?“, fragte Pallas verwundert.
„Ich hab‘ deinen Kühlschrank vollgemacht, wenn du schon nicht mehr zu mir kommen willst, muss ich dich wenigstens versorgen“, erklärte sie.
„Du solltest den Schlüssel eigentlich nur benutzen wenn ich blutend auf dem Boden liege und Hilfe brauche“, bemerkte Pallas.
„Sorry, du warst ja nicht da. Hat dich Waverly auch schon angerufen?“, fragte Jules und Pallas nickte.
„Ich hab‘ ihm erklärt, dass er mehr Toleranz üben soll“, mischte sich Heath ein.
„Du warst nicht dabei, sie hatten Sex mitten im Wohnzimmer, sie haben es nicht mal versteckt, obwohl sie Besuch hatten. Ich war zwei Jahre mit Pallas zusammen, ich hab‘ Bondageparties besucht, aber das, ich kann nicht mal drüber nachdenken“, erwiderte Jules.
„Bondageparties, ernsthaft?“, wendete sich Heath zu Pallas.
„Ja, das war so ne Phase, frag‘ nicht. Du mochtest diese Partys, meine Süße, gib’s zu“, bemerkte Pallas cool.
„Nicht wirklich, aber ich wollte dir einen Gefallen tun“, behauptete sie.
„Ah, wenn du meinst. Also, ich verzieh‘ mich dann, wünsch euch noch einen schönen Abend“, bemerkte Pallas und stand auf.
„Du willst schon gehen?“, fragte Heath überrascht.
„Ich hab‘ Hunger und da mein Kühlschrank voll ist …“, bemerkte er schmunzelnd.
„Klar, schlaf dich aus. Ich freu‘ mich ja das du freiwillig was isst. Ich komm‘ morgen mal bei dir vorbei“, verabschiedete Jules ihren Freund und sah ihm hinterher, als er aus dem Pub ging.
„Trägt er etwa Jeans?“, fragte Jules plötzlich.
„Ich seh‘ eine Krise auf uns zukommen“, schlussfolgerte Heath und Jules nickte.

Zwölftes Kapitel


Früh am nächsten Morgen kam Jules zu Pallas. Er war schnell an der Tür und öffnete sie mit einem Powerriegel in der Hand.
„Man, du bist ja wach“, bemerkte Jules überrascht.
„Ja, bin ich, komm‘ rein“, bemerkte er kauend und ließ sie rein.
„Wie ich sehe hast du die Powerriegel gefunden, die hab‘ ich immer beim Sport dabei, die sind gut. Uh, gruselig, ist ja noch schlimmer als ich dachte“, bemerkte Jules, als sie sich umsah und die weißen Wände entdeckte.
„Mir geht es gut, ich wollte nur ne Veränderung, weiß ist da nicht die schlimmste Wahl, oder?“, fragte Pallas und schmiss sich auf einen seiner Sessel.
„Du bist ein Goth, ich nenn‘ das einen Supergau“, bemerkte Jules und stellte eine weitere Tasche mit Einkäufen auf den Küchentresen.
„Das mit dem Goth-Dasein ist auch so eine Sache, ich glaub‘ ich werde zu alt dafür“, erwiderte Pallas und griff nach den Chips neben ihm auf dem Tisch.
„Auch wenn ich mich freue das du isst, nur Scheiß in dich reinstopfen wird nach ner Weile nur falsch ansetzen, glaub‘ mir, ich hab‘ fast 20 kg während meiner Schwangerschaft zugenommen mit so‘m Zeug“, bemerkte Jules und nahm ihm die Chips weg.
„Ernsthaft? Hast du Bilder davon?“, fragte er mampfend.
„Nein, alle verbrannt, tut mir leid. Also du willst jetzt Joe Jedermann werden, oder wie?“, fragte Jules und setzte sich auf den Wohnzimmertisch vor ihn.
„Ja, sieht so aus. Willst du mein Make-up?“, fragte Pallas und nahm ihr die Chips wieder ab.
„Das kannst du nicht einfach so machen!“
„Ist nen gutes Make-up, hab‘ ich von einem professionellen Maskenbildner“, erklärte Pallas.
„Pall‘, du kannst doch nicht einfach dein Leben so umkrempeln“, erwiderte Jules.
„Manchmal versteh‘ ich euch Weiber nicht, ich dachte das wolltest du so“, bemerkte er grummelnd.
„Nein, ich wollte nur dass du das weiße Make-up loswirst, das lässt dich so krank aussehen“, erkannte sie.
„Mein Mangel an Sonne lässt mich so krank aussehen. Ich sollte mal ans Meer fahren“, erwiderte Pallas und erhielt von seiner Ex wieder eine schallende Ohrfeige.
„Aua, lässt du das bitte mal“, erwiderte er genervt.
„Hey, wach‘ endlich auf, du bist Dr. Death, kein Schmusekätzchen“, bemerkte sie gereizt.
„Nein bin ich nicht, Dr. Death hätte keine Leiche verloren“, bemerkte Pallas und lehnte sich im Sessel zurück.
„Du hast ne Leiche verloren?“, fragte sie erstaunt.
„Ja, an Silvester, der Täter hat sie verschwinden lassen!“
„Und das ist dein ganzes Drama? Deshalb willst du jetzt den braven Jungen spielen und überdenkst deine Berufswahl? Das hätte jedem passieren können“, bemerkte sie mitfühlend.
„Ja, aber ich mach‘ mir halt solche Vorwürfe, ich hätte vorsichtiger sein sollen“, erwiderte er betrübt.
„Du wurdest niedergeschlagen, das war nicht deine Schuld. Nur wenn du Dr. Death bleibst kannst du den Täter überführen, also du gehst jetzt ins Badezimmer und schminkst dich gefälligst … und zieh‘ diese furchtbare Jeans aus die war schon im letzten Jahrzehnt altmodisch“, forderte sie ihn auf zu handeln.
„Schlägst du mich sonst wieder?“, fragte er und sie grinste breit.
„Wenn ich dich nicht anders überzeugen kann schon. Bitte tu‘ es für mich“, bat sie.
„Wenn es dich glücklich macht könnt‘ ich etwas Eyeliner verwenden“, gab er nach.
„Ja, das wär schon mal nen Anfang und zieh die Jeans aus, die schmeiße ich gleich weg, dass du die nicht mehr anziehst“, bat Jules und Pallas stand auf und zog die ausgeblichene hellblaue Jeans aus. Jetzt starrte Jules auf eine Spongebob Unterhose.
„Langsam glaub‘ ich echt dass du einen Nervenzusammenbruch hast“, bemerkte sie kritisch.
„Interpretier da nicht immer was rein, ich war ne Weile weg, das Ding war nen Geschenk und ich hab‘ keine saubere Unterwäsche mehr“, verteidigte Pallas seinen Kleidungsstil.
„Ach so, okay dann ist das Ding genehmigt. Also jetzt geh‘ ins Badezimmer und ich will dich erst wieder sehen wenn du teilweise wie ein Goth aussiehst, haben wir uns verstanden?“, befahl sie und er nickte.
 
Als er wieder herauskam mampfte sie seine Chips. Er trug schwarze Hosen, ein Marylin Manson T-Shirt und hatte geschminkte schwarze Augen.
„Na geht doch, fühlst du dich nicht gleich viel besser?“, fragte sie aufmunternd, als sie sah dass er noch unsicher war.
„Dieses Marylin T-Shirt ist auch schon älter, damals war er noch cool“, bemerkte er unsicher.
„Jesus, seit wann bist du so unsicher? Find deine Eier wieder, Mensch“, bat sie schroff.
„Ich war doch nie der männliche Typ“, bemerkte er abwertend.
„Natürlich warst du das, sonst wär ich nie mit dir zusammen gewesen“, entschied sie und legte die Hände auf seine Schultern.
„Vielleicht war ich früher mal ein Mann, jetzt bin ich eher eine Maus“, bemerkte er.
„Muss ich dich wieder schlagen?“, drohte sie liebevoll.
„Nein, ich reiß mich jetzt zusammen. Ich fahr‘ jetzt mal zum Revier, will mal sehen ob Lu wirklich alles unter Kontrolle hat“, bemerkte er.
„Gut, dann tu das. Ich muss jetzt auch wieder los, Adam wartet auf mich, ich bring‘ ihn in die Schule. Kann ich dich irgendwo hin mitnehmen?“, fragte sie.
„Nein, ich komm‘ klar, ich nehm‘ die Bahn. Mir geht’s wirklich gut, ich werde nur langsam erwachsen, du hast doch sonst immer gesagt ich sei so kindisch“, erkannte er.
„Ja, schon, aber behalt‘ deine Einstellung bei, ich hab‘ jetzt erst gemerkt dass du nicht du bist, wenn du kein Goth bist“, erwiderte sie.
„Danke dass du das endlich einsiehst. Also, ich geh dann“, erwiderte er und sie gingen zusammen aus der Tür.
 
„Der Leichnam weißt eindeutige Schmauchspuren auf was darauf hindeutet dass er Selbstmord begangen hat. Ich werde ihn jetzt aufmachen“, sprach Lu professionell in das Mikro, als er seine Autopsie begann.
„Das will ich dir auch geraten haben, man darf nie vom offensichtlichen ausgehen“, hörte er plötzlich die Stimme seines Vorgesetzten und erschreckte sich furchtbar.
„Boss, du kannst mich doch nicht so erschrecken, was stehst du da so im Dunkeln herum?“, fluchte Lu und Pallas kam die Treppe zur Autopsie weiter herunter.
„Sorry, wollte ich nicht. Du klingst fast schon wie ein Profi“, lobte er seinen Angestellten und stand nun neben ihm vor dem Leichnam.
„Dieser Urlaub von dir war das was mir gefehlt hat, endlich hab‘ ich keine Angst mehr vor allem. Willst du mir assistieren?“, fragte Lu selbstbewusst.
„Ich zieh‘ mir nur schnell Handschuhe an“, bemerkte Pallas lustlos und nahm Handschuhe aus dem Behälter.
„Äh, das war eigentlich als Witz gemeint, aber du kannst ruhig helfen. Alles klar bei dir?“, fragte Lu verwundert.
„Ja, alles bestens. Also was soll ich tun?“, fragte Pallas und half seinem Assistenten zu autopsieren.
Als sie gerade voll beschäftigt waren kam Heath zu ihnen.
„Hey, ich hab‘ gehört du wärst im Haus, oh man, eklig“, bemerkte Heath und würgte fast als er die geöffnete Leiche sah.
„Du solltest vielleicht nicht mitten in eine Autopsie platzen wenn du das nicht erträgst“, erkannte Lu cool.
„Kommst du allein klar?“, fragte Pallas und Lu nickte.
„Okay, lass uns hochgehen. Ich komm‘ Montag wieder, Lu, gut gemacht“, bemerkte Pallas und ging mit Heath hoch, nachdem er seine Handschuhe ausgezogen hatte.
„Du schnippelst also wieder?“, fragte Heath hoffnungsvoll.
„Ja, siehst so aus. Heute nichts zu tun?“, fragte Pallas.
„Nicht so wahnsinnig viel, ist ziemlich öde heute. Du bist wieder Pallas wie ich sehe“, musterte Heath seinen Kumpel.
„Jules hat mir ins Gewissen geredet, ja schon wieder. So, wenn du heute etwas Zeit hast finden wir zusammen die Leiche“, erwiderte Pallas mit Tatendrang.
„Leiche, Themse, klingelt da irgendwas?“, fragte Heath, der ihn darauf hinweisen wollte, dass er schon wusste dass es ausweglos war.
„Wenn sie wirklich in der Themse ist müsste sie doch irgendwie auffindbar sein“, entgegnete Pallas.
„Du hast echt keine Ahnung von Polizeiarbeit, so einfach ist das nicht, die Themse ist kein Swimmingpool, wir müssten eine riesige Fläche absuchen“, entschied er.
„Und das ist zu schwer oder wie? Wir müssen die Frau doch identifizieren dass die Familie trauern kann“, erkannte Pallas.
„Du hast dir die Frau genau angesehen, du könntest Vermisstenanzeigen durchgehen wenn du willst, aber was sagst du dann der Familie, „Wir haben sie verloren, aber zumindest wissen Sie es jetzt?““, fragte Heath lässig.
„Gib mir nen Zugang, dann kann ich es machen“, entschied Pallas.
„Das war eigentlich nicht so ernst gemeint, aber wenn du unbedingt willst“, erwiderte er und brachte ihn an seinen Schreibtisch.
 
Als es schon dunkel wurde kam Heath an seinen Schreibtisch zurück. Sein Kumpel lag schlafend mit dem Kopf neben der Tastatur.
„Morgen Doc, der Constable lässt anfragen ob er dir einen Bett aufstellen lassen muss, oder ob du zu Hause schläfst“, weckte er Pallas sanft.
„Feldbett oder Wasserbett?“, murmelte Pallas mit geschlossenen Augen.
„Geh‘ nach Hause, Pall‘“, bat Heath ruhig.
„Ich fürchte zu Hause ist sie wieder da“, bemerkte Pallas und sah ihn an.
„Sie will dir nur helfen“, entschied Heath.
„Sie ist meine Ex, ich will sie nicht ständig um mich herumhaben“, entschied er.
„Dann sag‘ es ihr, sag‘ ihr dass du allein klarkommst!“
„Ich hab‘ meine Wände weißgestrichen!“
„Hab‘ ich gehört, meidet eure Spezies eigentlich nicht helles Licht?“, frotzelte Heath.
„Was hab‘ ich dir über Vampirwitze gesagt?“
„Goth sind keine Vampire, also keine Witze?“
„Ja, ganz genau. Also, ich muss dann mal wohl oder übel nach Hause. Wünsch mir Glück“, entschied Pallas und stand auf.
„Du wirst schon genug Ruhe haben zum Nachdenken“, entgegnete Heath und gab ihm seinen Motorradhelm.
„Tja wir Genies haben nie Ruhe im Gehirn. Also, bis morgen“, entschied er.
„Was für einen IQ hast du eigentlich?“, wollte Heath wissen.
„Also auf der Highschool waren es 133, aber ich glaub‘ ich hab‘ bei meinem Überfall ein paar Punkte verloren, hab‘ in letzter Zeit ein bisschen Probleme zu denken. Wieso fragst du?“, erwiderte Pallas.
„Man, erinner‘ mich dran dich nach einer Samenspende zu fragen, wenn Beth und ich Probleme mit der Zeugung kriegen“, schmunzelte Heath.
„Schießt du mit Platzpatronen?“, frotzelte Pallas.
„Nein, tu‘ ich nicht, sag‘ das hier nicht so laut, das war nur so eine Feststellung. Kannst du fahren?“, fragte Heath.
„Bin ja schon hierhergekommen, aber danke für die Fürsorge. Also nur fürs Protokoll unter der Nummer 348 liegt in der Londoner Sperma-Bank Sperma von mir für ne ganze Armee, lass mir aber was übrig“, bemerkte Pallas, klopfte ihm grinsend auf die Schulter und ging zu seinem Motorrad.

Dreizehntes Kapitel


Spät in dieser Nacht wurde Pallas von seinem Handy geweckt.
„Sorry Pall‘ das ich so spät anrufe, aber du musst zu einem Tatort kommen, Lu ist verhindert“, erkannte Heath müde.
„Wie ist Lu verhindert?“
„Er kann einfach nicht, bitt komm‘“, bat Heath.
„Gib‘ mir eine halbe Stunde“, bat Pallas murmelnd.
„Danke ich kauf‘ dir auch nen Kaffee“, bedankte sich Heath und Pallas legte das Handy wieder auf.
„Man, da brauch‘ ich aber echt viel Aspirin um das durchzustehen“, erkannte Pallas zu sich selbst und zog sich an.
 
Eine Stunde später kam er versprochen am Tatort an. Es war ein Schwulenclub.
„Lu ist nicht verhindert, oder?“, fragte Pallas als er bei Heath ankam, der an einem Whirlpool stand.
„Nein, er ist schön zu Hause im Bett. Du musst deine Homophobie ablegen, deshalb hab‘ ich dir angefordert. Ich hab‘ ne ersoffene Leiche im Whirlpool für dich“, erwiderte Heath und zeigte auf den Whirlpool in dem eine Leiche schwamm.
„Wie ist er denn im Whirlpool ersoffen?“, fragte Pallas müde.
„Ein schiefgelaufener Blow-Job soweit ich weiß, den Rest musst du rausfinden. Viel Spaß“, hatte Heath sichtlich Spaß daran ihn zu ärgern und verließ den Raum wieder.
„Du schuldest mir echt mehr als einen Kaffee, Kumpel. So, schauen wir mal, na wunderbar, er ist nackt, ich dachte meine Kopfschmerzen wären das schlimmste diese Nacht“, murmelte Pallas und zog den Leichnam aus dem Whirlpool. Dabei stolperte er über ein Kabel hinter sicher und der schwere Körper schmiss ihn um. Jetzt lag der nasse, nackte Körper auf ihm.
„Heath“, brüllte Pallas und Heath kam zurück.
„Was soll das werden?“, fragte Heath breit grinsend.
„Hol‘ den Kerl von mir runter, sofort, aber Handschuhe anziehen“, bemerkte Pallas angeekelt und Heath half ihm aus der Misere.
„Toll, jetzt bin ich klitschnass. Warum ärgerst du mich so? Denkst du nicht ich mach‘ grad genug durch?“, fragte Pallas während er den Leichnam in einen Plastiksack packte.
„Ich will dich nicht ärgern, ich will dir nur klarmachen das Homosexualität nichts Schlimmes ist“, erklärte Heath.
„Heath, ich bin Pathologe aus London und ein Goth, ich hab‘ nichts gegen Schwule, überhaupt nichts, ich hab‘ nur was gegen Ehebrecher, das hab‘ ich Jules auch schon gesagt“, murmelte er und machte den Reißverschluss am Sack zu.
„Gut, wollte nur sicher gehen, entschuldige dass ich dich so spät aus dem Bett geholt hab‘, ich werde Lu für den Rest aus dem Bett holen“, bemerkte Heath entschuldigend.
„Nein, jetzt bin ich schon wach, ich mach‘ den Kerl heut‘ noch auf, will eh‘ mal sehen ob ich es noch drauf habe“, erwiderte Pallas und lud mit Heath zusammen den Körper auf die Bare.
„Wenn du meinst. Denk‘ nur daran, dass deine Schwester nichts falsch gemacht hat“, entgegnete Heath.
„Das weiß ich doch, ich weiß trotzdem nicht wie ich damit umgehen soll. Also, ich fahr‘ dann mal zum Revier, ruf‘ mich heute nicht mehr an“, erkannte Pallas und schob den Körper zu dem Wagen, der neben seinem Motorrad parkte.
Es war fast schon drei Uhr morgens als Pallas endlich fertig war. Müde legte er sich aufs Sofa in der Eingangshalle und schlief dort ein.
 
„Fenton, das mit der Übernachtungsmöglichkeit war eigentlich als Scherz gemeint“, weckte der Constable ihn am nächsten Morgen.
„Natürlich Sir, ich war auch schon zur Hause, aber ich hatte noch einen Patienten heute Nacht“, erkannte Pallas, der sich schnell aufgerappelt hatte.
„Ja ich weiß, Heath hat mich vorhin informiert, das hätte er nicht machen sollen, Sie sind ja noch im Urlaub. Wie geht es Ihnen, Junge?“, fragte sein Vorgesetzter freundlich.
„Geht so, jeden Tag besser. Aber ich mach‘ mich jetzt auf den Weg nach Hause um mich zu erholen“, konterte Pallas.
„Das mein‘ ich doch auch. Sie sehen fertig aus, fertiger als sonst meine ich. Lu macht einen guten Job, erholen Sie sich“, entgegnete der Constable.
„Wenn das noch jemand zu mir sagt, komm‘ ich gar nicht mehr wieder“, erkannte Pallas etwas beleidigt.
„Seine Berichte sind etwas schlampig, wenn Sie das beruhigt“, entschied der Constable.
„Nein, sind sie nicht, ich geh‘ jetzt heim“, entgegnete Pallas, schnappte seine Lederjacke und verschwand aus dem Revier.
 
Als Pallas gerade zwei Stunden zu Hause war, klingelte es erneut.
„Man, ich sollte echt umziehen“, murmelte er und machte auf.
„Dir geht’s ja gut“, bemerkte Heath, der in Uniform vor ihm stand.
„Außer dass du den Plan gefasst hast mich nicht mehr schlafen zu lassen geht’s mir gut, ja“, bemerkte Pallas und ließ ihn rein.
„Ich hatte eher erwartet, dass ich dich mit ner Überdosis an irgendwelchen Tabletten vorfinde“, erwiderte Heath verwundert.
„Tut mir leid dich zu enttäuschen. Gibt es irgendwas Weltbewegendes? Ich würde sonst gern etwas schlafen“, entgegnete Pallas und fuhr durch sein zerzaustes Haar.
„Der Constable meinte du hättest keinen guten Eindruck auf ihn gemacht heute Morgen, da wollte ich nur nach dir sehen“, entschied er.
„Ich hab‘ wegen dir auf dem Revier auf einem nicht grad‘ bequemen Sofa geschlafen, das schlaucht jeden. Kann ich dir was anbieten?“, fragte Pallas und Heath schüttelte den Kopf.
„Dann möchte ich jetzt schlafen, sag dass auch allen anderen die denken dass ich mir was antue“, bemerkte Pallas.
„Ja, mach‘ ich. Schlaf‘ gut“, ließ Heath ihn wieder allein.
„Man, ich bin eindeutig immer noch zu liebenswert, dass sich alle um mich sorgen. Okay, raus mit dem Telefon und das Handy aus und den nächsten der an der Tür klopft, erschlage ich“, grummelte er und machte alle Kommunikationsmittel aus.
Diesmal war ihm erlaubt so lang zu schlafen wie er wollte. Er schlief fast bis zum nächsten Mittag, bis es wieder klopfte.
Noch benommen von seinem langen Schlaf torkelte er zur Tür.
Vor der Tür stand Danielle, seine sympathische Entführerin.
„Man, ich war auf einiges gefasst, nur dich in schwarzem Feinripp nicht“, entschied Dani cool.
„Was habt ihr Frauen nur alle gegen meine Unterwäsche. Brauchst du auf die Schnelle eine Geisel?“, fragte er verschlafen.
„Gut, du kannst darüber schon Witze reißen. Ich hab‘ eine Bitte an dich“, bat Dani.
„Mit was kann ich dir heut‘ noch einen Gefallen tun nachdem ich dich schon nicht angezeigt habe? Brauchst du eine Niere, hab‘ leider nur noch eine, war ein Unfall als Kind“, plapperte er.
„Hältst du auch mal die Klappe?“, fragte sie lächelnd und er lächelte zurück.
„Manchmal schon, also was willst du?“, fragte er charmant.
„Es geht um meine Freundin, die, die bei mir wohnt“, bemerkte sie.
„Dr. Grobian, ich erinnere mich. Was ist mit ihr?“
„Sie möchte Pathologin werden!“
„Schön für sie, wie kann ich ihr dabei helfen?“
„Red‘ ihr das aus!“
„Wieso? Pathologie ist eine tolle medizinische Richtung“, entschied er.
„Sie ist viel zu gut für Pathologie, nur du hast ihr das eingeredet“, bemerkte sie.
„Erstens, nein ist sie nicht und zweitens kann ich nichts dafür wenn du deinen Schatz nicht unter Kontrolle hast“, bemerkte er nicht mehr so freundlich.
„Sie ist nicht mein Schatz, wir sind nicht zusammen, wie kommst du da drauf dass wir zusammen sind?“, fragte sie verwirrt.
„Hatte es angenommen, ihr wohnt doch zusammen“, erwiderte er.
„Wir sind seit der Highschool befreundet, ich bin die Hete hier, sie steht auf Frauen“, erklärte Dani.
„Sorry, mein Fehler. Ich red‘ dir aber nichts aus, sie will es so und ich begrüße das. Wenn sie ein Praktikum bei mir machen will soll sie ruhig, aber wenn sie nur eine Leiche zwei Meter bewegt wo ich sie nicht sehen kann, gibt’s Ärger“, entschied er strikt.
„Du kannst immer noch nicht einsehen, warum ich meinem Boss helfe, oder?“, fragte Dani enttäuscht.
„Ja, das tue ich, warum machst du das? Mit deinem Talent kriegst du überall was Neues“, entschied er.
„Es geht mir auch nicht so sehr um meinen Job, ich bin sozusagen so ein bisschen mit meinem Boss zusammen“, erkannte sie herumdrucksend.
„Was heißt so irgendwie?“, fragte er skeptisch.
„Na ja, wenn ich jetzt mit dir schlafen würde wäre das ihm nicht so recht“, erkannte sie cool.
„Warum müsst ihr hübschen Frauen immer auf die Arschlöcher stehen, ich versteh’s nicht. Erinner‘ dich an die hübsche junge Frau in dem roten Kleid, willst du die nächste sein?“, fragte er schroff.
„Ich werde nicht die nächste sein“, behauptete sie standhaft, aber man sah genau in ihrem Gesicht, dass sie nicht sicher war.
„Ich will meine Leiche zurück, verdammt, ich werde hier niemandem irgendeinen Gefallen tun solang die junge Frau nicht endlich identifiziert wurde“, bemerkte er mit bitterernster Miene.
„Ihr wisst nicht wer sie ist?“, fragte Dani überrascht.
„Da ich nicht über ein fotografisches Gedächtnis verfüge und ihr mir alle Beweise samt Leiche entwendet habt, wissen wir nicht wer sie ist“, entschied er.
„Ich hab‘ mal gehört dass er sie Lilly genannt hat“, erkannte sie.
„Du kennst sie?“, wurde er hellhörig.
„Vom sehen her ja, sie ist öfters in den Club gekommen, mehr weiß ich aber auch nicht. Er meinte nur ich sollte dafür sorgen, dass du ihn in Frieden lässt, da hab‘ ich entschieden etwas mit dir zu flirten, aber nein, du bleibst ja stur bei deinem Standpunkt“, entschied sie grummelnd.
„Eine junge Frau wird immer noch von ihren Eltern, Freunden oder Geliebten vermisst und ich will die Tote identifizieren. Keine Verführungskünste können so stark sein, dass ich das vergesse“, beharrte er.
„Sie heißt Lilly, das ist das einzige was ich von ihr weiß. Danke für nichts“, bemerkte sie grummelig und verschwand wieder.
„Man, warum red‘ ich überhaupt noch mit der?“, fragte er sich selbst und ging duschen. Zwei Stunden später war ihm aber so langweilig, dass er zu der Wohnung der Frauen fuhr.
 
„Gut, du hast Hosen an“, bemerkte Dani nur, als sie ihm aufmachte.
„Du hast mich erwartet?“, fragte er überrascht.
„Hallo? Ich werf‘ dir doch keinen Namen vor und denke dann nicht, dass du mehr willst“, bemerkte sie selbstsicher.
„Man, du bist ganz schön eingebildet oder?“, fragte er schroff.
„So ist sie halt. Hallo Zombie“, begrüßte Danis Mitbewohnerin Poppy, Pallas.
„Hallo Dr. Mengele“, konterte er keck.
„Ich kann bei dir also kein Praktikum machen?“, fragte Poppy enttäuscht.
„Doch natürlich kannst du, muss noch meinen Vorgesetzten fragen aber von mir aus schon“, erwiderte Pallas.
„Was erzählst du mir dann für einen Mist?“, wendete sich Poppy an Dani.
„Er hasst mich, ich dachte nicht dass er das tun würde“, erklärte Dani.
„Ich hasse dich nicht, ich bin nur sauer dass du diesen Mörder deckst der mich übrigens fast umgebracht hat“, bemerkte er schroff.
„Ich bin mit ihm zusammen, du verstehst das nicht“, entschied Dani.
„Das hatten wir schon. Also ich will mehr über diese Lily wissen, denn du weißt mehr, da bin ich ganz sicher“, drängte er sich zur Tür rein.
„Wenn ich mehr wüsste, wüsstest du es jetzt auch, mir wird im Club nicht so wahnsinnig viel erzählt“, erklärte sie.
„Dann frag‘ ich mich warum du dann immer noch da arbeitest“, erwiderte er cool.
„Das hab‘ ich dir schon gesagt“, wurde Dani laut.
„Aber ich verstehe es immer noch nicht. Hier Kleines, meine Karte, ruf‘ mich nächste Woche mal an, dann hab‘ ich mit meinem Vorgesetzten geredet“, ignorierte Pallas, Dani einfach und redete mit Poppy.
„Danke, das ist nett von dir, ich werde mit ihr reden, geh‘ einfach“, bat Poppy und nahm seine Visitenkarte entgegen.
„Ignorierst du mich jetzt einfach?“, fragte Dani beleidigt.
„Sieht so aus. Ich bin am besten tagsüber zu Hause erreichbar. Nachts bin ich auf dem Revier erreichbar", erkannte Pallas und verschwand wieder.
Pallas war so wütend auf Dani, sie war doch so eine kluge Frau warum sah sie nicht ein dass sie falsch lag. Er fuhr eine Weile in der Gegend herum und kam irgendwie zum Hyde Park. Er parkte sein Motorrad und lief durch den Park. Irgendein Spinner sprach über Gott und die Welt und er lauschte für eine Weile. Manchmal fühlte er sich auch wie einer dieser Spinner, er wollte manchmal doch nur gehört werden, Ernst genommen werden, er war ein ausgezeichneter Pathologe aber eine totale Katastrophe als Mensch. Er war früher so ein Streber, immer Einser in der Schule, nie so wahnsinnig viele Freunde und alle konnten sich auf ihn verlassen. Doch seit dem Tag als seine Mutter krank wurde und starb veränderte das sein Leben komplett. Er trank viel zu viel, trennte sich von Jules Knall auf Fall und begann diese selbstzerstörerische Ader zu entwickeln. Stavros hatte immer zu ihm gestanden und auch Heath, er war so froh dass auch Jules mit seinem neuen Leben einverstanden war.
Er setzte sich auf eine Bank etwas abseits und rief Jules an.
„Hey Jules, ich wollt‘ mich mal wieder melden, alles klar bei dir?“, fragte er freundlich.
„Ja, alles bestens, alles klar bei dir du rufst mich doch sonst nicht an“, bemerkte Jules verwundert.
„Wollte meine Lieben nur in Sicherheit wissen. Kann ich heut‘ Abend zu euch zum Essen kommen?“, fragte er freundlich.
„Natürlich, das kannst du doch immer. Ist es nicht etwas früh für so harte Getränke?“, verstand sie seine Freundlichkeit nicht.
„Hey, ich bin einfach nur nett, muss auch mal sein. Ist es okay wenn ich so um sieben Uhr rum komme?“, fragte Pallas.
„Ja, klar, was auch immer du trinkst fahr‘ nachher nicht mehr Motorrad, ja?“, bat Jules und legte kopfschüttelnd auf.
Da Stavros‘ Schneiderei nicht weit weg war fuhr er auch noch dort vorbei.
„Hey Pallas, wenn du bei den Frauen auch so früh kommst versteh‘ ich dein Singledasein“, begrüßte Stavros seinen Freund mit ner Umarmung.
„Du hast heut‘ aber auch nen Clown gefrühstückt. Wollte nur mal persönlich vorbeikommen und nach meinem Mantel schauen“, bemerkte Pallas gut gelaunt.
„Gut gut, hab‘ ihn fertig. Wolltest du nicht bei deiner Schwester bleiben für ne Weile?“, fragte Stavros und brachte ihn in ein Hinterzimmer.
„Hat nicht so funktioniert wie ich dachte, reden wir nicht darüber. So, wo hast du das Prachtstück?“, fragte Pallas ablenkend.
„Gleich hier, ich kann sagen das dieser Mantel eins meiner Meisterwerke ist“, prahlte Stavros und half ihm in den Mantel.
„Man, das fühlt sich an wie eine zweite Haut, du hast Recht, Picasso ist ein Scheiß gegen dich“, bemerkte Pallas begeistert.
„Auch wenn ich das anders umschrieben hätte, du hast Recht. Überweißt du mir den Betrag wie immer?“, fragte Stavros und Pallas nickte.
„Okay, ich lass‘ ihn gleich an, gibt es sonst noch was Neues zu erzählen?“, fragte Pallas.
„Warum bist du nicht mehr bei deiner Schwester?“, fragte Stavros.
„Das war eine Frage!“
„Ja, ich weiß, also?“
„Lange Geschichte, erzähl‘ ich dir mal bei nem Bier. Geht’s dir gut?“, fragte Pallas.
„Du weichst meiner Frage aus“, entschied Stavros.
„Ach meinetwegen dann erzähl‘ ich es dir halt“, begann er zu erzählen.
„Hat dir deine Mutter eigentlich nichts beigebracht?“, fragte Stavros wütend.
„Entschuldige?“, verstand Pallas nicht.
„Sie ist deine Schwester und sie braucht deine volle Unterstützung in dieser Situation“, bemerkte er ernst.
„Jetzt fang‘ du nicht auch noch damit an, ich habe meine Entscheidung getroffen“, erwiderte Pallas und stürmte hinaus.
„Man, manchmal ist er immer noch wie ein fünfjähriger“, murmelte Stavros und ließ ihn ziehen.

Vierzehntes Kapitel


„Hey Heath, vielleicht reagier‘ ich auch über aber Pallas sollte schon vor fast zwei Stunden zu mir zum Abendessen kommen, aber er ist bis jetzt nicht aufgetaucht und ich erreich‘ ihn weder zu Hause noch auf seinem Handy“, rief Jules auf dem Revier an, als Pallas an diesem Abend nicht zum Abendessen erschienen war.
„Stav‘ hat mich vorhin angerufen, er war heut‘ Nachmittag bei ihm und sie hatten ne Diskussion, vielleicht muss er sich nur abregen“, erwiderte Heath beruhigend.
„Er hat mich heute angerufen, er klangt so anders“, erklärte sie.
„Wenn es dich beruhigt fahre ich mal bei ihm vorbei“, bemerkte Heath.
„Das wär‘ wirklich ganz lieb, danke. Wenn du ihn findest, sag‘ ihm dass ich nicht sauer bin, er soll sich nur melden, egal wie spät es ist“, bemerkte Jules mit besorgter Stimme.
„Ja, mach‘ ich, bring‘ deinen Jungen ins Bett, es wird schon nichts passiert sein“, entgegnete Heath und Jules legte wieder auf.
 
4 Stunden später war Pallas immer noch nicht aufgetaucht. Heaths Kollegen hatten sein Motorrad in der Nähe der Themse gefunden zusammen mit seiner Jacke, aber von ihm fehlte weiterhin jede Spur.
„Heath, es ist stockdüster und schweinekalt, wir müssen morgen weitermachen“, erkannte ein Kollege, als Heath müde in seinem Streifenwagen saß und eine Karte studierte.
„Eben deswegen sollten wir weitersuchen, er ist da draußen irgendwo ohne Jacke und wir haben noch tiefen Winter“, erkannte Heath und markierte eine weitere Stelle.
„Ich weiß er ist dein Kumpel, aber wir wissen gar nicht was passiert ist“, entschied sein Kollege.
„Ich weiß wer dafür verantwortlich ist und ich weiß wen ich da befragen kann. Lass uns fahren“, erwiderte Heath und sein Kollege düste los.
Eine halbe Stunde später saß eine sehr verschlafene Dani im Verhörraum des Polizeireviers. Sie war nur spärlich bekleidet und kuschelte sich in ihren Wintermantel.
„Kann mir jemand mal erklären was ich hier soll?“, fragte sie erschöpft.
„Wo ist er?“, fragte Heath mit schroffem Befehlston, der ihr gegenüber stand.
„Wo ist wer?“, fragte Dani müde.
„Sie wissen genau von wem ich rede, Mr. Fenton war heut‘ morgen bei Ihnen und jetzt ist er verschwunden“, bemerkte Heath verärgert.
„Mr. Fenton, ich kenne keinen Mr. Fenton“, erwiderte sie gereizt.
„Natürlich kennen Sie ihn, Sie haben ihn entführt, das ist keine zwei Wochen her“, verlor Heath die Nerven.
„Pallas, klar, der war heut‘ morgen bei mir, er war ganz schön angepisst, keine Ahnung wo der ist“, entschied sie.
„Verarschen Sie mich nicht, Miss Josephine, Sie wissen genau was mit Ihrem Boss ist“, bemerkte Heath und schlug mit der Faust auf den Tisch.
„Ich weiß wirklich nichts, ich hab‘ einfach nur geschlafen“, bemerkte sie.
„Officer, kann ich Sie kurz sprechen?“, holte sein Kollege ihn aus der Befragung.
„Muss das sein?“, fragte Heath genervt.
„Ja, es muss sein, raus“, bemerkte sein Kollege und Heath ging raus.
„Sie hat ein Alibi“, erklärte sein Kollege.
„Wie kann sie ein Alibi haben? Sie lag allein im Bett“, erkannte Heath ungläubig.
„Ihr Freund ist da und anscheinend war er die ganze Zeit bei ihr“, erklärte sein Kollege.
„Klar und wo war er dann als wir sie zur Befragung abgeholt haben?“, fragte Heath.
„Er war Kondome kaufen, er hat einen Beleg von einer Apotheke in ihrer Nähe“, bemerkte sein Kollege.
„Man, verdammt, ich dachte wirklich wir hätten ne Spur. Lass sie gehen“, erwiderte Heath erledigt und sie ließen sie gehen.
 
Erschöpft schlief Heath in seiner Uniform auf der harten Bank auf dem Polizeirevier, wie schon sein Kumpel Nächte zuvor.
„Wie kannst du jetzt schlafen?“, fragte Jules sauer, als sie Heath am nächsten Morgen weckte.
„Jules, hör‘ auf so zu schreien, ich bin nur kurz eingeschlafen, war nicht grad‘ gemütlich“, bemerkte Heath und rappelte sich auf.
„Du bist die verdammte Polizei, du müsstest doch in der Lage sein meinen Ex-Freund zu finden“, war sie aufgebracht.
„Lass mich eine Sekunde nachdenken, dann such‘ ich nach einem neuen Plan“, bemerkte Heath müde und richtete seine Kleidung.
„Entschuldige, ich bin nur so fertig, mir geht nur seine Stimmung von gestern nicht aus dem Kopf. Er ist so verletzlich gerade, was ist wenn er sich etwas angetan hat?“, fragte Jules mit Tränen in den Augen.
„Jules du kennst doch unseren Kleinen, denkst du nicht dass er das mit einer theatralischen Geste machen würde?“, versuchte Heath, Jules zu beruhigen.
„Ich weiß gar nichts mehr, er ist mir in den letzten zwei Jahren so fremd geworden. Wer ist dieser griesgrämige Kerl in schwarz? Der Pallas den ich kenne war schon immer exzentrisch, aber er hätte nie jemanden aus der Familie im Stich gelassen, nur weil ich es ihm eingeredet hätte. Seine Schwester braucht ihn, verdammt ich brauche ihn auch, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, ich liebe ihn und will dass er Adams Vater wird“, bemerkte Jules etwas melodramatisch.
„Cool ich krieg‘ die 200 Pfund aus dem Pott“, murmelte Heath.
„Was redest du da?“
„Gar nichts, komm‘ lass uns suchen“, erkannte er und nahm sie mit zum Ufer der Themse.
„Hier haben wir sein Motorrad gefunden und seine Jacke“, erklärte Heath, als sie den Weg entlang gingen.
„Sah das Motorrad aus als hätte er einen Unfall gehabt?“, fragte sie.
„Nein, eigentlich nicht, aber das Labor schaut sich das gerade an. Das ist hier so weit weg von der Straße, ich glaub nicht dass er einen Unfall hatte“, bemerkte Heath beruhigend.
„Was zum Henker hat ihn dann hierher gebracht?“, fragte Jules.
„Ich fürchte, ich weiß es“, fiel es Heath plötzlich ein.
„Sag‘ es mir, sofort“, bemerkte sie schroff.
„Die Leiche die wir verloren haben, ich hab‘ wohl erwähnt dass sie vermutlich auf dem Grund der Themse liegen könnte“, entschied er peinlich berührt.
„Bitte sag‘ mir jetzt nicht, dass er tauchen gegangen ist“, erwiderte Jules entsetzt.
„Ich weiß es wirklich nicht, Jules“, erkannte er.
„Ist das ein Stiefel von ihm?“, fragte Jules plötzlich, als sie etwas Schwarzes im Gras entdeckte.
„Bleib weg“, bat Heath und hob es auf.
„Ist ne 10“, erwiderte Heath stockend und Jules weinte kurz auf.
„Das muss nichts heißen, er kann ihn verloren haben“, erwiderte Heath beruhigend.
„Hör auf mich beruhigen zu wollen, er ist tot, oder?“, schniefte sie.
„Sag‘ so was nicht, sag‘ so was niemals. Ich werde Taucher anfordern, die werden hier alles absuchen, wir finden ihn“, erkannte Heath sicher.
„Taucher suchen doch immer nur nach Leichen“, bemerkte sie verärgert.
„Solang Lu seine Leiche noch nicht auf dem Tisch hat, verbitt‘ ich mir diese Kommentare“, erwiderte Heath und rief auf dem Revier an.
 
Die Taucher suchten ein großes Stück der Themse ab, fanden aber niemanden, was aber nur positiv war, zumindest versuchte Heath, Jules das so zu verkaufen.
„Geh‘ nach Hause, Jules, dein Sohn braucht dich“, bat Heath, als Jules an diesem Abend spät neben Heath im Revier saß.
„Mein Sohn ist bei meinen Eltern, schon wieder, er soll das hier nicht mitkriegen. Wann finden Sie endlich seine Leiche?“, fragte Jules betrübt.
„Ganz eindeutig gehst du jetzt nach Hause, schlaf‘ dich aus und morgen Abend wird er schon wieder neben dir einschlafen“, versprach Heath.
„Du solltest aufhören im Dienst Drogen zu nehmen. Ich bin heut‘ Nacht bei meinen Eltern, ruf‘ mich an, wenn du was erfährst“, entschied Jules, stand auf und ging davon.
„Gibt’s was Neues?“, fragte Lu, der zu Heath kam.
„Jules hat aufgegeben, sonst nichts Neues“, bemerkte Heath müde.
„Du weißt dass die Chancen für ihn nicht gut stehen, es hat Minusgrade und die Hälfte seiner Klamotten liegen in unserer Asservatenkammer“, entgegnete Lu.
„Du nicht auch noch. Mir fällt es selbst furchtbar schwer im Moment an ein Happy End zu glauben“, erkannte Heath erledigt.
„Lass sie das niemals wissen, denn wir müssen ihre Stütze sein. Ich muss dann wieder runter, eine neue Nacht, eine neue Leiche“, bemerke Lu und verschwand wieder.
„Na toll, warum muss ich in dieser Geschichte den Starken spielen?“, murmelte Heath und begann erneut die Recherche.

Fünfzehntes Kapitel


Tags drauf kam Heath zu der friedlich schlafenden Jules. Sie war den ganzen Morgen nicht bei ihm gewesen und er hatte sich Sorgen gemacht.
„Tut mir leid, dass ich dich wecken muss, aber ich denke dass du mitwillst, wenn ich wieder raus gehe“, erklärte Heath. Jules sah sie um. Sie lag im Gästebett ihrer Eltern.
„Was ist los?“, fragte Jules.
„Du hast ganz schön tief geschlafen, Engelchen, es ist schon fast Mittag, aber du musstest ja jede Menge Schlaf nachholen“, erkannte Heath.
„Er war doch bei mir, er lag doch in meinen Armen“, verstand sie nicht.
„Du hast geträumt, er sei wieder da?“, fragte Heath.
„Ja, alles nur geträumt. Ich hab‘ ihm gesagt, dass ich vermutlich von ihm schwanger bin, aber er hat nur gelacht, einfach nur gelacht“, bemerkte sie verwirrt.
„Du bist schwanger von ihm?“, fragte Heath erstaunt.
„Das weiß ich nicht genau, ich war bis jetzt noch nicht beim Arzt. Ich will nicht schon wieder ein Kind allein aufziehen“, bemerkte sie trocken.
„Das wirst du nicht, das sind erst vier Tage, wir werden ihn finden“, konterte Heath versichernd.
„Es ist Winter, Heath, er ist sicher schon da draußen erfroren“, bemerkte sie entmutigt.
„Du hast doch von ihm geträumt, das muss doch was heißen“, entgegnete Heath aufmunternd.
„Ich hab‘ geträumt, er wäre im Guy’s Hospital“, erkannte sie, während sie sich aufsetzte.
„Ich hab‘ gestern Abend die ganzen Krankenhäuser an der Themse lang angerufen, er ist nicht dort“, entgegnete Heath erklärend.
„Wo kann er nur sein?“, fragte sie weinerlich.
„Das werden wir rausfinden, zieh‘ dich an, deine Mutter hat Frühstück gemacht“, entgegnete Heath und ließ sie wieder allein.
„Meine Mutter kann nicht kochen“, erwiderte Jules, als sie in die Küche kam.
„Ach, kann ich nicht? Dafür bist du aber gut ernährt worden in deiner Kindheit“, konterte Mrs. Knickham, die neben Heath am Küchentresen stand und Orangen auspresste.
„Hey du bist ja da, Mutter“, stotterte Jules.
„Ich hab‘ mir frei genommen dass ich mich um Adam kümmern kann solang ihr nach Pallas sucht. Ich hoffe so, dass ihr ihn findet“, bemerkte Mrs. Knickham.
„Du magst ihn doch gar nicht, Mutter“, behauptete Jules und nahm sich ein Glas.
„Ich mag‘ ihn schon, er ist nur etwas jung für dich. Willst du wieder mit ihm zusammenkommen?“, fragte ihre Mutter kritisch.
„Ich liebe ihn immer noch, aber ich weiß nicht so recht. Momentan wissen wir ja gar nicht, ob er noch lebt“, murmelte sie.
„Können Sie ihr den Mist ausreden? Sie darf nicht aufgeben“, bat Heath.
„Warum nicht, Heath, warum muss ich immer die sein, die stark bleibt?“, fragte sie verärgert.
„Weil … weil … weil ich auch nicht mehr so stark sein kann“, konterte Heath und schniefte um seine Tränen zu kaschieren.
„Du denkst auch, dass er tot ist, oder?“, fragte sie erkennend und er nickte stumm.
„Ihr müsstet euch mal zuhören, glaubt ihr die Frauenbewegung wäre jetzt so weit, wenn wir damals so einfach aufgeben hätten? Ihr beide geht jetzt da raus und findet den Jungen und bringt ihn hierher, dass kommt nämlich gar nicht in Frage, dass du wieder so einen kleinen Bastard allein großziehst. Ja, ich hab‘ deinen Schwangerschaftstest gefunden, du versteckst sie immer noch so schlecht wie früher“, entschied Mrs. Knickham und Jules starrte ihre Mutter an.
„Ich hab‘ studiert, Tochter, du unterschätzt mich wirklich, ich kann mehr als nur Shoppen gehen. Habt ihr schon all‘ seine Freunde angerufen?“, wollte Mrs. Knickham helfen.
„Zwei seiner drei übrig gebliebenen Freunde stehen hier, das war schnell abgehakt“, bemerkte Heath trocken.
„Und Familie?“
„Er ist Halbwaise und kennt seinen Vater nicht, Geschwister hat er auch nicht“, entgegnete Heath.
„Doch, hat er, ich hab‘ Waverly ganz vergessen“, konterte Jules.
„Ich nicht, er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben, das hab‘ ich respektiert“, entschied Heath.
„Hast du sie wenigstens angerufen, vielleicht ist er bei ihr“, fasste Jules wieder Zuversicht.
„Wir haben Teile seiner Kleidung und sein Motorrad an der Themse gefunden, aus welchem Grund sollte er seine Sachen dort abladen, wenn er sie gebraucht hätte um zu seiner Schwester zu kommen?“, schlussfolgerte Heath.
„Auch wahr, verdammt, ich dachte wir hätten ne Spur. Aber ich werde sie anrufen, sie sollte erfahren was passiert ist“, entschied Jules und ging zum Telefon.
„Nein, das wirst du nicht, das geht sie nichts an“, fauchte Heath.
„Wenn dein Bruder verschwunden wäre, würdest du das nicht wissen wollen, egal was zwischen euch vorgefallen ist?“, fragte Jules mit Feuer in den Augen, als Heath ihre Hand festhielt, mit der sie gerade das Telefon ergriffen hatte.
„Ich bin ein Einzelkind!“
„Ja, das merk‘ ich, lass sofort meine Hand los, ich hab‘ nämlich keine Furcht davor einen Polizisten zu schlagen“, drohte Jules ihm und er ließ ihre Hand los.
„Man, du bist ganz schön ruppig. Na schön, ruf sie an, dass musst du aber dann ihm erklären“, gab er nach und ließ sie wählen.
Waverly nahm den Hörer ab.
„Hey, ich bin’s Jules“, begrüßte Jules Pallas Schwester.
„Jules hey, was gibt’s?“, fragte Jules erfreut sie zu hören.
„Das ist jetzt ne blöde Frage, aber Pallas ist nicht zufällig bei dir, oder?“, fragte Jules ruhig.
„Schön wär’s, er ist nicht wirklich gut auf mich zu sprechen. Wieso?“, fragte Waverly.
„Er ist seit vier Tagen verschwunden und wir können ihn nirgends finden“, begann Jules wieder zu weinen.
„Was? Was ist passiert?“, war Waverly entsetzt.
„Wir wissen es nicht. Er wollte vor vier Tagen zu mir zum Essen kommen, aber er ist nie dort angekommen“, erklärte Jules schniefend.
„Ist das ein dummer Scherz, wollt ihr mich so zu euch locken?“, fragte Waverly verärgert.
„Nein, warum sollten wir das tun wollen. Er ist wirklich weg“, erkannte Jules ernst.
„Man, das ist echt scheiße, tut mir leid. Kann ich was für dich tun?“, fragte Waverly fürsorglich.
„Ruf‘ mich einfach an, falls er sich meldet, momentan wissen wir gar nichts, vielleicht ist er auch irgendwohin abgehauen, so psychisch stabil ist er ja grad‘ nicht, aber sein Motorrad ist an der Themse gefunden worden, also glauben wir das eher weniger“, erklärte Jules.
„Wenn ich dazu beigetragen habe tut es mir leid, ja, natürlich melde ich mich, ich will ja auch wissen wie das ausgegangen ist. Wenn er so stark ist wie unser Dad wird er das leicht überleben“, munterte Waverly sie auf.
„Euer Dad hat euch beide verlassen, wenn er nach eurem Dad kommt ist er irgendwo hin abgehauen“, konterte Jules.
„Das glaub‘ ich nicht, ich kenn‘ ihn nicht so gut, aber ich denke nicht dass er so etwas tun würde. Bitte ruf‘ mich sofort an, sobald du was Neues weißt“, bat Waverly.
„Ja, mach‘ ich. Tut mir noch Mal leid wie das gekommen ist“, erwiderte Jules plötzlich.
„Ja, mir auch. Das wird schon, er wird schon wieder auftauchen“, bemerkte Waverly und verabschiedete sich.
 
„Sie hat reagiert wie ich dachte, sie will genau wissen wie es weitergeht. Was ist?“, fragte Jules als sie zurück in die Küche kam. Heath hatte sein Handy in der Hand und starrte an die Wand.
„Was ist, haben Sie ihn gefunden?“, fragte Jules weinerlich.
„Nein, immer noch nichts. Ich hab‘ grad einen Anruf von meinem Revier bekommen, Danielle Josephine ist gerade von ihrer Mitbewohnerin als vermisst gemeldet worden“, entgegnete Heath mit verwirrtem Blick.
„Das ist jetzt echt schräg, wir dachten doch immer dass sie da mit drin hängt“, erwiderte Jules erkennend.
„Wir werden in ihre Wohnung fahren, vielleicht gibt es dort Hinweise“, erklärte Heath.
„Ja, lass uns gehen“, erkannte Jules und fuhr zusammen mit ihm zu Danis Wohnung.
„Warum war mir irgendwie klar, dass die Kleine im Ghetto lebt?“, bemerkte Jules, als sie die Treppen zu Danis Wohnung hochgingen.
„Überlass‘ mir das Reden, bitte“, bat Heath und klopfte an der Tür.
„Wer ist da?“, rief Poppy von drinnen.
„Miss Doherty, ich bin Commander Pett von der London Police, Sie hatten heute Ihre Mitbewohnerin als vermisst gemeldet“, rief Heath.
„Zeigen Sie ihren Ausweis in den Spion“, bemerkte Poppy und Augen rollend tat er es.
„Okay, ich mach‘ jetzt auf“, bemerkte Poppy und öffnete die Tür. Die hübsche, eigentlich sehr selbstbewusste Blondine hatte ein blaues Auge und schien furchtbar nervös zu sein.
„Was ist denn mit Ihnen passiert?“, fragte Heath besorgt.
„Ich hatte die dumme Idee im Club rumzuschnüffeln in dem Dani arbeitet. Die Rausschmeißer haben mich rausgeschmissen, hab‘ mich etwas gewehrt und sie haben mich gegen die Tür geknallt um ihren Standpunkt klar zu machen“, erwiderte sie.
„Warum haben Sie nicht einen meiner Kollegen gerufen?“, fragte Heath entsetzt.
„Das ich auch auf Nimmerwiedersehen verschwinde? Nein danke. Ich hab‘ das mit Pallas gehört, ist er wirklich auch verschwunden?“, fragte Poppy und Heath nickte.
„Tut mir leid, er ist wirklich ein netter Kerl“, erkannte Poppy.
„Ja, das ist er. Sollen wir Sie in ein Krankenhaus bringen?“, fragte Jules hilfsbereit.
„Nein, geht schon, hab‘ nur etwas Kopfschmerzen. Sie könnten mich zur Uni mitnehmen, ich hab‘ etwas Angst raus zu gehen“, erkannte Poppy.
„Ich würde mich gern in der Wohnung umsehen, wenn das ginge. Wir vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Verschwinden von Pallas und Danielle“, erwiderte Heath professionell.
„Natürlich, alles was hilft sie zu finden, es ist etwas chaotisch hier, ich hab‘ grad zwei Nachtschichten hinter mir, deshalb ist mir ihr Verschwinden erst heute aufgefallen, keine Ahnung wie lang sie schon weg ist“, bemerkte Poppy und ließ sie in die Wohnung.
„Das werden wir versuchen herauszufinden. Ist irgendwas was ihr gehört auch verschwunden?“, fragte Heath während er sich umsah.
„Ihr DJ-Equipment ist nicht da, aber sie kann es auch im Club gelassen haben, ich hatte leider nicht die Chance nachzusehen“, erwiderte Poppy und rieb sich nervös den Kopf.
„Und ihre Handtasche ist hier?“, fragte Jules.
„Nur ihr Handy, aber sie lässt es immer da, wenn sie auflegt, ihr Boss und leider auch Freund verbietet Handys im Club“, erkannte Poppy.
„Darf ich das Handy mal sehen?“, fragte Heath und Poppy gab ihm ein sehr auffälliges mit Steinen besetztes Handy.
„Das Akku ist leer, lässt sie ihr Handy immer leer werden?“, fragte Heath nach.
„Eigentlich läd sie es regelmäßig auf, das kann nen Anzeichen sein, dass sie länger nicht mehr hier war, oder?“, fragte Poppy.
„Ja, das ist es. Ich werde mal das Ladegerät suchen, mich interessiert mit wem sie telefoniert hat bzw. wer sie angerufen hat“, erklärte Heath.
„Sind sie eigentlich auch von der Polizei?“, fragte Poppy, Jules.
„Nein, bin ich nicht“, erkannte Jules erschöpft.
„Dachte ich mir schon, so heiße Frauen gibt es bei den Bullen nicht“, bemerkte Poppy und grinste matt.
„Heath, hast du es dann mal gefunden?“, rief Jules etwas peinlich berührt.
„Ah, homophobe Großstadtschickse, sehr nett“, erkannte Poppy brüskiert.
„Ich hab‘ nichts gegen Schwule und Lesben“, behauptete Jules.
„Ah, wenn Sie meinen. Es könnte in ihrer Nachttischschublade liegen“, erklärte Poppy und ging in Danis Schlafzimmer.
„Vor vier Tagen war doch Danis Freund hier, oder?“, fragte Heath.
„Ja, er hält sich sonst eher selten hier auf, ist bisschen unter seiner Würde, wieso?“, fragte Poppy.
„Er ist doch noch ein Mal losgezogen um Kondome zu kaufen!“
„Ich hab ihn nicht gefragt, aber sie haben sie nach der Verhaftung noch im Gebrauch gehabt, das kann ich ihnen sagen“, konterte Polly und verzog ihr Gesicht.
„Dann waren sie wohl unvorsichtig, denn die Verpackung mit den Kondomen die Mr. Nice Guy gekauft hat ist ungeöffnet“, erkannte Heath und zog die Packung mit den Kondomen aus der Schublade.
„Das glaube ich kaum, ihr Vater starb an AIDS, sie ist ganz pedantisch wenn es um Safer Sex geht“, erklärte Poppy.
„Dann hat sie wohl eine auf Vorrat gekauft, aber seltsam dass er dann extra mitten in der Nacht losziehen musste“, erwiderte Heath und nahm das Ladekabel.
„Die beiden sind eh ein seltsames Paar, ich mag ihn nicht, das war schon so bevor er mich verprügeln ließ“, erkannte Poppy.
„Er hat Pallas fast umgebracht, zumindest denken wir das, wir konnten ihm noch nichts beweisen. Haben Sie Mr. Clarke heute im Club gesehen?“, fragte Heath und Poppy schüttelte den Kopf.
„Okay, jetzt laden wir erst mal das Handy auf. Wollen Sie jemanden anzeigen, ich könnte eine Anzeige aufnehmen in der Zwischenzeit“, erwiderte Heath aber an Poppys Blick erkannte er, dass sie das nicht wollte.
„Sie sind also Krankenschwester?“, fragte Heath, während sie zusammen mit Jules auf dem Sofa auf das geladene Handy warteten.
„Ein Homophob und ein Macho, Pallas hat schon seltsame Freunde“, schlussfolgerte Polly kühl.
„Sie sind Ärztin oder?“, fragte Heath peinlich berührt.
„Ich bemüh‘ mich es zu werden, Pallas kam vor vier Tagen hierher, er wollte mir ein Praktikum in seiner Autopsie anbieten, das fand‘ ich wirklich nett, obwohl Dani nicht erfreut war, sie findet, ich gehör‘ nicht in die Autopsie“, erkannte Poppy nachdenklich.
„Sie machen sich Sorgen um sie, oder?“, fragte Jules.
„Sie ist schon einige Tage nicht mehr zu Hause gewesen und hat einen Freund der mich verprügeln lässt, ja, so ein bisschen Sorge hab‘ ich schon um sie“, erwiderte Poppy.
„Wir müssen doch irgendwas tun können, dieser Wichser hat eine Frau ermordet und noch andere Verbrechen begangen“, erwiderte Jules frustriert.
„Bring‘ mir Beweise, dann verhafte ich ihn. Ah gut, das Handy ist wieder an. So sehen wir mal, Anrufliste, zuletzt hat sie vor drei Tagen telefoniert, das heißt sie muss in dem Zeitraum verschwunden sein. Wer hat sie zuletzt angerufen, okay das sind ne Menge, die letzen waren Damian und BFF, wer ist BFF, die hat ganz schön häufig angerufen“, erkannte Heath, während er das Telefon durchsah.
„Ist das sein Ernst, er weiß nicht was eine BFF ist?“, wendete sich Poppy zu Jules.
„Beste Freundin für immer, das weiß ich aber auch nur weil ich einen Sohn habe“, erklärte Jules.
„Okay, dann sind Sie das, warum haben Sie sie angerufen, wenn Sie wissen dass sie ihr Handy nimmt dabei hat?“, erkannte Heath kritisch.
„Ich wusste es nicht genau und wenn man jemanden sucht macht man lauter unlogische Sachen, das müssten Sie ja wissen“, erklärte sie schroff.
„Ja, natürlich, tut mir leid, wir suchen schon viel zu lang nach ihm. Können Sie heute Ihre Vorlesung ausfallen lassen und uns bei der Suche helfen?“, fragte Heath.
„Ich hab‘ eh keine Lust mit einem Veilchen die Schulbank zu drücken, mein Professor hasst Sonnenbrillen im Vorlesungssaal. Ich werf‘ nur schnell zwei Aspirin ein und dann folge ich Ihnen unauffällig“, erkannte sie und ging in die Küche.
„Hältst du das für eine gute Idee?“, fragte Jules kritisch.
„Sie hat recht, du bist wirklich homophob, das solltest du mal ablegen“, entschied Heath.
„Das musst du grad‘ sagen, Krankenschwester? Warum hast du sie nicht gleich gefragt ob sie eine Hausfrau wäre?“, kritisierte Jules, Heath.
„Hör‘ auf mich so anzumachen, wir müssen jetzt zusammenarbeiten, wenn wir uns streiten hilft das niemandem!“ zischte Jules.
„Ja, du hast Recht, tut mir leid, wir müssen jetzt zusammenhalten und jede Person mehr die uns hilft führt uns zum Ziel. Wir sollten Lu noch dazu holen, Pallas hat in den letzten zwei Jahren die meiste Zeit mit ihm verbracht, vielleicht kann er uns bei Sachen helfen, die wir nicht von ihm kennen, vor allem in der Gothic Szene, denn langsam wird es Zeit Klinken zu putzen“, fasste Heath einen Plan.
„Versuchen wir das. Wir sollten uns auch verkleiden, ich hab‘ von Pallas gelernt, dass Goth nicht so sehr auf Spießer wie uns stehen“, schlug Jules vor.
„Hey, ich bin kein Spießer“, bemerkte Heath empört.
„Du bist ein Polizist, du bist der König des Establishments“, entschied Jules und stand auf. Dabei wurde ihr schwindelig und sie musste sich wieder setzen.
„Hey, alles klar bei dir?“, fragte er besorgt.
„Gib mir bitte ganz schnell den Mülleimer da drüben“, bat Jules und erbrach sich in den Mülleimer, nachdem sie ihn bekommen hatte.
„Mir scheint der Besuch beim Arzt wird damit hinfällig“, bemerkte Heath schmunzelnd.
„Ich geh‘ ins Badezimmer und wasch mich, besorg‘ mir bitte ein Glas Wasser“, erwiderte Jules etwas benommen und ging mit dem Eimer in der Hand ins Badezimmer.
„Hey, ist Ihre Freundin krank?“, fragte Poppy als sie zurück kam.
„Morgenübelkeit, es scheint Pallas hat überall seine Spuren hinterlassen“, entschied Heath.
„Sie ist seine Freundin? Sie ist doch viel älter als er“, konterte Poppy verwundert.
„So viel älter bin ich dann doch nicht, oh man, bei Adam war mir nie schlecht“, erwiderte Jules die etwas käsig um die Nase zurückkam.
„Ich bring Ihnen Wasser“, entgegnete Poppy und brachte ihr ein Glas Wasser.
„Willst du wieder nach Hause?“, fragte Heath hilfsbereit.
„Nein, gehen wir in seine Wohnung, ich denke einige seiner Sachen werden uns passen, mischen wir die Goth Szene etwas auf“, erwiderte Jules und nachdem ihr es etwas besser ging, fuhren die drei zu Pallas Wohnung.
„Schaffst du es da rein zu gehen?“, fragte Heath, als sie vor der Tür standen.
„Ja, natürlich“, konterte sie und schloss die Tür auf. Ein Schwall abgestandene Luft kam ihr entgegen.
„Stinkt genau so modrig wie immer. Ich wollte mich schon immer mal als Goth sehen, ich seh‘ sicher schräg aus“, erkannte Jules, während sie in Pallas Wohnung gingen.
„Du hast das schon gemacht, oder?“, fragte Heath erkennend.
„Ja, ehrlich gesagt schon, ich hab‘ sogar ein Outfit in seinem Schrank, hatte es aber schon ne Weile nicht mehr an“, erwiderte Jules und ging zu Pallas Schrank.
„Dann bin ich mal gespannt, vielleicht wissen die ja was. Haben Sie auch ein Outfit für mich?“, fragte Poppy und Jules gab ihr eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit Aufdruck.
 
Eine halbe Stunde später standen die drei in Goth Klamotten da.
„Ich wünschte Pallas könnte uns jetzt so sehen, der würde sich nicht mehr einkriegen vor Lachen“, kommentierte Heath ihr Auftreten.
„Wir sollten ein Foto machen, er sollte das sehen, seine Kamera müsste hier irgendwo sein“, schlug Jules vor und suchte die Kamera.
„Sie ist hier nicht, ich hab‘ sie aber vor kurzem noch hier gesehen. Hat er sie etwa mitgenommen?“, wunderte sich Jules.
„Er muss irgendwas recherchiert haben, vermutlich wollte er unsere Arbeit machen, weil er frustriert war, dass wir Polizisten das nicht konnten. Gehen wir los, bevor ich den Mut verliere“, bemerkte Heath und mit einem Stapel Vermisstenplakate machten sie sich auf die Suche.
Erschöpft und erfolglos kamen sie spät an diesem Abend nach Hause. Keiner aus seinen Stamm-Goth-Clubs hatte ihn gesehen.
„Das war wohl nichts, ich bin nur um eine Erfahrung reicher. Ich glaub, ich weiß jetzt warum Pallas die letzen zwei Jahre so griesgrämig war, diese Lederhosen sind die Hölle“, erkannte Heath, als sie zurück in Pallas Wohnung waren um sich wieder umzuziehen.
„Das ist die einzige, die dir gepasst hat. Ich glaub‘ wir sind echt schon verzweifelt, wenn wir so was abziehen, ich will doch einfach nur, dass er wieder hier ist. Ich hätte diese Warnsignale sehen sollen, er hat sich wieder normal gekleidet und seine Wände weich gestrichen, hat er sich vielleicht umgebracht?“, hatte Jules plötzlich furchtbare Gedanken.
„Dann hätten wir längst seine Leiche gefunden, red‘ nicht so einen Mist daher. Wir finden ihn, er wird sich furchtbar über das Kind freuen und ihr kommt wieder zusammen, das verspreche ich dir“, bemerkte Heath, als er umgezogen wieder aus dem Badezimmer kam.
„Ach ja, der kleine Störenfried in meiner Gebärmutter, ich hätte wohl doch verhüten sollen als wir in Wales waren, ich dachte halt, dass ich in dem Alter nicht mehr so fruchtbar wäre, aber wie mir scheint ist er im besten Alter um Kinder zu zeugen“, erwiderte sie frustriert.
„Das klingt fast, als würdest du dich nicht freuen“, entschied er.
„Momentan kann ich das nicht, aber das wird schon. Beth und du versuchen es schon ne Weile mit dem Kinderkriegen, oder?“, wollte sie wissen.
„Wir haben Probleme, sie wird nicht schwanger“, gestand Heath und setzte müde neben sie aufs Sofa.
„Das wird schon, sie ist noch keine 35, irgendwann klappt das schon mit euch. Das war eine gute Idee Poppy bei meinen Eltern zu lassen, das arme Ding hatte nen langen Tag. Wir müssen Adam langsam mal sagen was los ist, er ist jetzt schon eine ganze Woche bei den Großeltern und weiß nicht warum. Dazu muss ich ihm sagen, dass er bald einen Bruder oder eine Schwester bekommt, oh man, das wird noch lustig“, erwiderte sie.
„Wir werden ihn morgen finden, das spüre ich“, versprach Heath.
„Wenn das doch so wäre“, erwiderte Jules.

Sechzehntes Kapitel


Am nächsten Morgen kam Jules zu Heath aufs Revier. Lu und Poppy waren auch schon da.
„Hey, wie geht’s dir heute?“, begrüßte Heath, Jules.
„Momentan gesundheitlich gut, danke. Also, was haben wir?“, fragte Jules und sah in die Runde. Niemand wusste etwas.
„Also ich fahr‘ noch Mal die Themse ab, vielleicht find‘ ich noch was“, entgegnete Jules.
„Okay, dann komm‘ ich mit“, entschied Poppy.
„Dann gehen wir alle. Los geht’s“, entschied Lu und so zogen sie erneut los.
 
Sie fuhren langsam die Themse lang. Auf einer Bank fanden sie einen Penner vor, der in einen Mantel gerollt schlief.
„Ich werde den Kerl mal befragen“, entschied Heath und stieg aus.
„Okay, da muss ich nicht dabei sein“, entschied Jules.
„Ja, musst du nicht, markier‘ du mal die Punkte auf der Karte wo wir schon nachgesehen haben“, entschied Heath und ging langsam auf den Penner zu.
„Entschuldigen Sie, ich wollte Sie was fragen“, versuchte Heath den Penner vorsichtig zu wecken. Doch er regte sich nicht.
„Hey Kumpel, aufwachen“, bemerkte Heath und rüttelte den Penner wach. Als er den Körper des Penners zu sich drehte erschreckte er sich furchtbar. Es war Pallas, der ein blutiges Gesicht hatte und nicht wachzukriegen war. Er fasste seinen Arm und misste seinen Puls. Er konnte ihn nicht fühlen.
„Lu!“ brüllte er und Lu kam zu ihm geeilt.
„Was ist, was brüllst du so … oh mein Gott“, keuchte Lu, als er zu ihm kam und Pallas erkannte.
„Ich glaub, er hat keinen Puls mehr“, stotterte Heath überfordert.
„Geh‘ zur Seite. Ich fühl‘ einen sehr schwachen Puls, ruf den Notarzt, er ist eiskalt, er muss sofort in ein Krankenhaus“, erkannte Lu professionell und Heath rief einen Krankenwagen.
„Was ist los?“, kam Jules zu ihnen und begann zu hyperventilieren als sie Pallas sah.
„Leg‘ dich auf ihn, Jules“, bat Lu plötzlich.
„Was?“, fragte Jules verstört.
„Wir brauchen Körperwärme, wir sind zu schwer für ihn, wir könnten ihn erdrücken“, erklärte Heath und Jules legte sich zitternd auf den kalten Körper ihres Freundes.
Sie lag auf ihm bis der Krankenwagen eintraf und ihn in eine Wärmedecke wickelte.
 
Zitternd saß Jules an diesem Nachmittag auf dem Flur des Krankenhauses. Er war schon so lange da drin, was machten sie da nur mit ihm? Als die Tür aufsprang zerdrückte sie den Plastikbecher in ihrer Hand und der Kaffee lief über ihre Hand.
„Mrs. Fenton?“, fragte der Arzt.
„Miss Knickham, ich bin seine Freundin. Was ist mit ihm?“, fragte sie nervös.
„Er ist stark unterkühlt, aber er wird es überleben. Er wurde von irgendjemand kräftig verprügelt und dann einfach irgendwo abgelegt. Er hätte nicht länger überlebt, sie können wirklich von Glück reden dass sie ihn gefunden haben“, entschied der Arzt.
„Aber er wird wieder okay?“, fragte sie erneut.
„Ja, wird er. Sie können jetzt zu ihm rein, er ist noch in einem künstlichen Koma, das haben wir nur gemacht, dass sein Körper sich erholen kann, er wird wieder ganz normal aufwachen, wenn wir ihm etwas spritzen, aber momentan wollen wir ihn schlafen lassen“, erklärte der Arzt und führte in das Krankenzimmer. Pallas lag dort kreidebleich in seinem Bett mit einem Schlauch im Hals.
„Es sieht schlimmer aus als es ist“, bemerke Lu der in einem Eck saß.
„Wir haben ihn gefunden“, bemerkte Jules müde.
„Ja, das haben wir. Wo ist Heath?“, fragte Jules.
„Er bringt Poppy nach Hause, wir haben leider immer noch keine Hinweise wo sich Danielle befindet. Heath denkt, es war ihr Freund der Pallas so zugerichtet hat. Er wollte beenden was er angefangen hat. Doch beweisen können wir das immer noch nicht. Vielleicht kann sie ja alles aufklären, wenn sie wieder auftaucht. Bis dahin lassen wir Pallas sich erholen. Du solltest dich untersuchen lassen, nur um sicher zu sein, dass du es wirklich bist“, entschied Lu und fasste an ihren Bauch.
„Heath kann nichts geheim halten, was?“, fragte sie schmunzelnd.
„Ist ihm so rausgerutscht, heißt dass, das du wieder mit ihm zusammenkommst?“, fragte Lu.
„Das müssen wir alles klären wenn er wieder aufwacht. Musst du nicht zurück in deine Gruft, es ist noch Sonnenlicht“, scherzte Jules.
„Die Keine Vampirwitze Regel von Pallas gilt auch für mich, Jules“, bat Lu.
„Klar, sorry. Aber ich kann euch Goth jetzt etwas besser verstehen, wir haben uns gestern alle als Goth verkleidet um rumzuschnüffeln, ganz schön schräg eure Szene“, bemerkte Jules.
„Jules tu nicht so geschockt, ich weiß dass du öfters mit Pallas auf seinen Partys unterwegs warst als du zugeben willst“, erwiderte Lu grinsend.
„Ja, an Anfang seiner Verwandlung hab‘ ich alles versucht um ihn zu halten, doch jetzt bin ich echt zu alt dafür. Ich geh‘ dann mal und such‘ einen Arzt der mich untersucht. Ich hoffe es ist alles in Ordnung“, konterte Jules und zog los.
Während Jules untersucht wurde kam Heath zurück zu Lu.
„Hey, Poppy hat dann doch entschieden in ein Krankenhaus zu gehen um sich untersuchen zu lassen. Sie hat eine Gehirnerschütterung, aber sonst ist sie glimpflich davon gekommen. Ich konnte sie immer noch nicht davon überzeugen eine Anzeige zu schalten, von der Seite der Polizei sind wir immer noch nicht weiter, aber jetzt müssen wir erst mal heilfroh sein, dass er wieder da ist. Er sieht furchtbar aus, hat Jules es nicht mehr länger ertragen?“, fragte Heath und setzte sich neben Lu.
„Sie lässt sich untersuchen um rauszufinden ob wir wirklich Patenonkel werden“, erklärte Lu trocken.
„Du glaubst doch kaum dass er dich als Patenonkel will“, frotzelte Heath.
„Ich glaube, ich habe da auch noch was dazu zu sagen“, bemerkte Jules als sie zurückkam.
„Und?“, fragte Heath neugierig.
„Ich denke er hat viel zu verkraften wenn er aufwacht“, entgegnete Jules und fuhr über ihren Bauch in dem sich jetzt auch offiziell ein Baby befand.
„Ist das ein Zeitpunkt für Glückwünsche oder brauchst du ne Aufmunterung?“, fragte Lu.
„Ich denke, ich bin glücklich darüber, ich hatte schon so oft daran gedacht noch Mal Mutter zu werden, wie es ausschaut werde ich es jetzt wieder“, erwiderte sie und lächelte matt.
„Dann gratuliere“, bemerkte Heath und umarmte sie.
 
Drei Tage später konnten die Ärzte Pallas aus dem künstlichen Koma holen.
„Man ich hatte jetzt drei Tage Zeit zum überlegen, aber ich weiß immer noch nicht wie ich es ihm sage“, bemerkte Jules zu Heath während Pallas Arzt ihm die Spritze zum Aufwachen verabreichte.
„Wie hast du es denn Adam gesagt?“, fragte Heath helfend.
„Ich hab‘ mich in die Spüle übergeben, er ist ein schlauer Junge, er hat schnell kapiert dass das nicht normal ist“, erwiderte Jules.
„Nennen wir in seiner Anwesenheit zu kotzen Plan B“, schmunzelte Heath und Jules nahm Pallas Hand, als er sie zuckend bewegte.
„Hey, da kommt er wieder, er wird noch eine Weile benommen sein, aber mir gefallen seine Werte, keine inneren Blutungen, keine Schäden an den Organen Dr. Death hat seinen Namen nicht verdient“, bemerkte der Arzt und die anderen sahen ihn an.
„Es waren einige Uniformierte hier, die ihn so nannten, die meisten wollten wissen ob er einen Herzschlag hat, ich will nicht wissen wieso, oder?“, fragte der Arzt und Heath schüttelte den Kopf.
„Okay, setzen Sie sich zu ihm und helfen ihm aufzuwachen, wenn er sich über eine heißere Kehle beschwert, das ist normal, wir haben ihm heute Morgen den Tubus entfernt. Ich lass‘ Sie jetzt allein, überfallen Sie ihn nicht mit Fragen, gehen Sie es langsam an“, bemerkte der Arzt und ließ sie allein.
„Pallas hörst du mich? Ich bin bei dir“, bemerkte Jules liebevoll.
„Jules?“, fragte Pallas heiser.
„Ja Süßer, ich bin bei dir“, entgegnete Jules.
„Ich bin zu spät zum Essen, tut mir leid“, entschuldigte sich Pallas.
„Ja, etwa eine Woche, mein Süßer, du bist im Krankenhaus, weißt du was passiert ist?“, fragte Jules.
„Ich war mit Handschellen gefesselt, aber nicht auf die gute Art“, murmelte er.
„Er macht schon wieder Witze, das ist ein gutes Zeichen. An was erinnerst du dich noch?“, fragte Heath und nahm sein Blackberry hervor um sich Notizen zu machen.
„Heath, der Arzt hat gesagt er soll es langsam angehen, eine Aussage ist jetzt unmöglich“, bat Jules forsch.
„Aber es wird uns helfen“, bemerkte Heath.
„Ich werde dir alles sagen, was er dazu weiß, könnt ihr uns mal allein lassen?“, fragte Jules bestimmend und die Jungs gingen nach draußen.
„Du siehst echt übel aus, Jules“, kommentierte Pallas das Aussehen seiner Freundin. Jules hatte wirklich nicht viel geschlafen in den letzten Tagen und die Schwangerschaft setzte ihr sehr zu.
„Du hast immer noch den Charme eines Bulldozers. Du bist angekettet gewesen hast du grad‘ gesagt?“, versuchte Jules Informationen von ihm zu bekommen.
„Bist du jetzt unter die Bullen gegangen, Jules?“, fragte er skeptisch.
„Nein, sorry, Heath wollte das wissen. Wie fühlst du dich?“, fragte Jules.
„Ich fühl‘ mich als wäre ich tagelang an einen Heizkörper gefesselt worden und mir wäre die Scheiße aus dem Leib geprügelt worden, bevor man mich zum Sterben auf einer Parkbank liegen gelassen hat“, bemerkte er trocken.
„Armer Schatz, das war ganz schön knapp, wir hätten dich fast nicht retten können“, entgegnete sie erklärend.
„Ich hatte nen schrägen Traum, ich hab‘ geträumt du lägst auf meinem Körper ich hab‘ sogar deine Körperwärme gefühlt“, erklärte er müde.
„Das war kein Traum, ich hab‘ wirklich auf dir gelegen, war Lus Idee um deine Körperwärme zu erhöhen. Hab‘ ich dir Schmerzen bereitet?“, fragte Jules beschämt.
„Also ich hab‘ so einiges gefühlt, aber Schmerzen waren es nicht“, schmunzelte er und grinste breit.
„Man, ich dachte schon ich hätte was gefühlt, aber ich dachte das wäre weil deine Glieder kalt waren, kleines Ferkel“, bemerkte sie und küsste seine Stirn.
„Sorry, war keine Absicht. Wo sind die Jungs hin?“, fragte Pallas plötzlich.
„Ich hab‘ sie grad rausgeschickt, weißt du das nicht mehr?“, fragte Jules besorgt.
„Ich hab‘ ne Gehirnerschütterung gehabt, da war es nicht grad‘ förderlich dass ich ständig gegen den Kopf geschlagen wurde“, bemerkte er benommen.
„Ja, natürlich, der Arzt sagte so etwas. Die Prellungen in deinem Schädel müssen zurückgehen, ich sag‘ Heath dass du eine Aussage machst wenn du soweit bist“, konterte Jules und ging raus zu den Jungs.
„Und, was hat er gesagt?“, fragte Heath neugierig.
„Er ist sehr verwirrt, du musst ihn später befragen“, bemerkte Jules verwirrt.
„Hat er sich gefreut?“, fragte Lu.
„Ach du meinst wegen dem Baby? Das weiß er noch nicht“, erkannte sie.
„Wieso nicht?“, fragte Heath.
„Er kann grade nur wenige Sekunden aufmerksam sein, ich will es ihm nicht wieder und wieder sagen müssen. Ich muss jetzt nach Hause, Adam kommt gleich aus der Schule“, bemerkte Jules und ging nachdenklich weiter zum Ausgang.
 
Die nächsten Tage verbrachte Jules die ganze Zeit bei Pallas. Sie hatte die ganze Sache mit Adam besprochen und der kam so oft wie möglich mit.
„Okay Mr. Fenton die Schwellungen in Ihrem Gehirn sind zurückgegangen und ihre Wunden verheilen gut, Sie können heute Abend entlassen werden“, erklärte der Arzt, als er an diesem Nachmittag im Februar zu der kleinen Familie kam.
„Na Gott sei Dank, ich will hier raus“, erwiderte Pallas erleichtert.
„Das haben Sie oft genug deutlich gemacht, Ärzte sind echt furchtbare Patienten, nichts für ungut. Das freut dich doch, Kleiner, dass dein Dad wieder nach Hause kommt, oder?“, fragte der Arzt und tätschelte Adams Kopf, der auf einem Stuhl saß und Gameboy spielte.
„Er ist nicht mein Vater“, bemerkte Adam beschäftigt.
„Ah, okay, klar Sie sind ja auch etwas jung um schon so einen großen Sohn zu haben“, stotterte der Arzt.
„Ja, da haben Sie Recht, mit dem Elterndasein will ich mir noch Zeit lassen“, bemerkte Pallas und Jules wurde bleich.
„Du hast es ihm noch nicht erzählt?“, fragte Adam und sah von seinem Gameboy auf.
„Nicht direkt“, erwiderte sie herumdrucksend.
„Mum!“
„Was? Er war krank, ich wollte ihn nicht schocken“, behauptete Jules.
„Was wolltest du mir sagen, Jules?“, fragte Pallas.
„Äh ja … ja also … ich bin schwanger“, bemerkte sie herumdrucksend.
„Von mir?“, fragte er verwirrt.
„Von meinem Vibrator wohl kaum“, bemerkte sie etwas kritisch.
„Man … das ist … wow, bist du sicher?“, fragte Pallas stotternd.
„Ja, ich bin sicher. Das heißt nicht, dass du irgendwelche Verpflichtungen hast, ich würde nur gern, dass du Anteil am Leben des Kindes hast“, entschied sie.
„Ja, natürlich, natürlich werde ich das. Man, wir hätten in Wales verhüten sollen, was?“, fragte er.
„Doc, könnten Sie meinen Sohn kurz raus bringen?“, fragte Jules und der Arzt nahm Adam mit nach draußen.
„Hey, was heißt das jetzt für uns?“, fragte Pallas, als sich Jules neben ihn aufs Bett setzte.
„Ich hab‘ nie aufgehört dich zu lieben, ich konnte nur dein neues ich nicht ertragen, doch die zwei Jahre haben mir gezeigt, dass ich nicht ohne dich leben kann“, gestand sie.
„Ich hab‘ dich weggestoßen weil ich niemanden mehr verlieren wollte, den ich liebe. Es tut mir leid“, erklärte er und sie begann ihn lange und intensiv zu küssen, während sie neben ihm lag.
„Kann ich dieser Mann sein, mit dem du dir eine Zukunft vorstellen kannst?“, fragte er hoffend.
„War das ein Heiratsantrag?“, fragte Jules hoffend.
„Ich würde dich gern heiraten, aber du solltest das nicht so auffassen dass ich das nur mache, weil du schwanger bist“, erkannte er sanft.
„Frag mich!“
„Heiratest du mich?“, fragte Pallas.
„Nein!“
„Nein?!“
„Willst du mich heiraten?“, machte sie den Antrag.
„Ja natürlich will ich das, Schatz“, bemerkte Pallas und küsste sie leidenschaftlich.
 
Als Heath ein paar Minuten später zu Besuch kam erwischte er die beiden in flagranti.
„Leute, oh man, könnt‘ ihr nicht die Tür abschließen?“, fragte Heath entsetzt und stolperte wieder nach draußen. Dort saß Adam an seinem Gameboy.
„Hey Kumpel, wie lang sitzt du schon hier?“, fragte Heath stotternd.
„Lang genug um zu erfahren dass meine Mutter im Bett ziemlich laut ist, noch so eine tolle Kindheitserinnerung die ich als Erwachsener mit Alkohol runterspülen muss“, erwiderte Adam ohne aufzusehen.
„Du bist ein sarkastischer kleiner Kerl“, erkannte Heath und setzte sich neben ihn.
„Und du bist ein Bulle, jeder hat seine Probleme“, bemerkte Adam.
„Beten wir darum dass dein Geschwisterchen ein Mädchen wird, noch so einen Grummelheini kann deine Mutter nicht gebrauchen“, bemerkte Heath.
„Hey, was sitzt ihr hier draußen?“, fragte Lu, der sich zu ihnen gesellte.
„Mutter und Vati lernen Biologie da drinnen“, erwiderte Adam sarkastisch.
„Biologie? Ach, Blümchen und Bienchen, verstehe. Dürfen die das hier überhaupt?“, fragte Lu.
„Ich wollte nicht mit einem Wassereimer dazwischen gehen. Sie hat es ihm wohl jetzt gesagt. Ungeschützter Sex ist so scharf“, bemerkte Heath und Lu deutete auf Adam.
„Ich mach‘ das nicht nach, wir haben grad‘ Sexualunterricht in der Schule, ich weiß dass ohne Gummi nichts läuft“, bemerkte Adam cool.
„Pallas wird mit dir noch seine Freude haben, Kurzer“, erwiderte Heath.
„Apropos Spaß, Pallas ist noch krank, er übertreibt es mit seiner Standfähigkeit etwas, oder?“, fragte Lu.
„Okay, jetzt reicht es mir, ich warte im Auto“, hatte Adam genug und schlurfte zum Ausgang.
„Siehst du, er hat seine Grenzen. Okay, ich geh‘ jetzt rein, ich bin Arzt, für mich ist das weniger eklig“, bemerkte Lu und ging rein.
Nach ein paar Minuten kam er wieder raus mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen.
„Oh bitte sag‘ mir nicht, dass du zugesehen hast“, bemerkte Heath angeekelt.
„Sozusagen!“
„Man, du musst mal aus der Autopsie rauskommen“, bemerkte er kopfschüttelnd.
„Sie sind friedlich eingeschlafen, was denkst du denn von mir“, erklärte er.
„Bei euch schrägen Typen kann man nie wissen. Ich muss gleich wieder ins Revier, ich will heut‘ früher heim, meine Frau beordert mich zum Baby machen jeden Abend um Acht“, erwiderte Heath.
„Gönnt euch etwas Urlaub, wenn ihr relaxed seit klappt es besser, ich seh‘ zwar aus wie Marilyn Manson, aber ich hab‘ Medizin studiert“, erwiderte Lu.
„Vielleicht sollten wir es mit Wales versuchen, scheint fruchtbar zu machen“, konterte Heath, klopfte Lu auf die Schulter und ging wieder weg.
„Mum, in einer Stunde beginnt mein Fußballtraining jetzt komm‘ bitte da raus“, klopfte Adam ungeduldig etwas später an die Krankenzimmertür.
„Schatz, dein Sohn verlangt nach Aufmerksamkeit“, murmelte Pallas verschlafen und küsste seine Freundin, die in seinen Armen lag, auf die Stirn um sie zu wecken.
„Man, er ist zwölf, kann er sich nicht endlich selbst versorgen?“, murmelte sie müde.
„Fürchte nicht. Ich werde vermutlich auch bald entlassen und wir liegen hier nur in ein Tuch gewickelt auf dem Krankenbett, das wird auffallen“, schmunzelte er.
„Komm‘ gleich, Schatz“, rief Jules zu ihrem Sohn.
„Aber beeil‘ dich, ja“, rief Adam.
„Dir ist schon klar, dass du die Erziehung von unserem Kind übernimmst, oder?“, fragte Jules, während sie sich flott anzog.
„Unser Kind, das klingt echt schön. Sind wir jetzt offiziell verlobt?“, fragte Pallas noch mal nach.
„Ja, so hab‘ ich das gesehen, kneifst du plötzlich?“, fragte sie und zog ihre Schuhe an.
„Nein, ich wollte nur sicher sein, dass ich nicht träume. Du kriegst einen anständigen Ring, versprochen“, versprach er.
„Nichts mit einem Totenkopf drauf, hast du verstanden? Das ist zwar cool, aber wir müssen einen gewissen Anschein von Anstand waren“, erkannte sie keck.
„Geht klar. Holst du mich heute Abend ab?“, fragte er hoffend.
„Natürlich, darf ich es Adam erzählen?“, fragte sie.
„Warte bis heute Abend, dann erzählen wir es ihm zusammen“, bat Pallas uns sie nickte.
„Ich glaub‘ noch gar nicht, dass das grad‘ wirklich passiert“, strahlte sie über das ganze Gesicht und huschte zu ihrem Sohn.
„Du weißt schon, dass du ein Angeber bist, oder?“, fragte Lu, als er nachdem Jules verschwunden war in den Raum kam.
„Lu, verdammt, ich lieg‘ hier nackt“, erschreckte sich Pallas.
„Ich bin Arzt, ich kenn‘ die Anatomie des Menschen. Was ist da gerade passiert?“, fragte Lu und setzte sich cool auf einen Sessel neben ihn.
„Wie es aussieht hab‘ ich mich grad‘ mit Jules verlobt“, gestand Pallas, der selbst noch nicht glauben konnte, was passiert war.
„Nein, das hast du nicht getan, du alter Hund“, freute sich Lu für seinen Kumpel.
„Eigentlich hat sie es getan, nachdem sie meinen abgelehnt hat. Sie ist schwanger“, bemerkte Pallas.
„Ja, ich weiß, wusste ich schon vor dir. Wie geht’s dir, Boss?“, fragte Lu.
„Außer dass ich nur in ein Laken gewickelt vor meinem Angestellten liege, gut soweit. Die blauen Flecken gehen langsam weg, mein Gehirn läuft noch etwas auf Sparflamme, aber das ist immer noch besser als manch‘ andere Gehirne. Lässt du mich mal mich anziehen? Der Arzt müsste bald kommen und mich entlassen“, erklärte Pallas.
„Klar, ich warte dann draußen. Gratulation“, erkannte Lu und ließ ihn allein.
 
Jules holte ihren Verlobten an diesem Abend vom Krankenhaus ab. Sie musste ihn stützen, wie es aussah war ihre Horizontal-Aerobic noch etwas zu viel für ihn gewesen.
Etwas angespannt saßen sie mit Adam an diesem Abend um den Tisch herum.
„Schmeckt die Suppe?“, fragte Pallas in die Runde.
„Ist ja nur Hühnersuppe“, bemerkte Adam nur.
„Das weiß ich, Sohn, ich hab sie gekocht, ich wollte nur wissen ob sie schmeckt“, bemerkte Jules.
„Das beste was ich seit einer Woche gegessen habe“, fügte Pallas hinzu.
„Danke, Süßer“, erwiderte sie und lächelte ihn an.
„Könnt ihr mir nicht endlich mal sagen was ihr mir sagen wollt?“, fragte Adam und gähnte.
„Ja, okay, du musst müde sein, wir haben dir heut‘ schon genug abverlangt. Ich würde gern etwas frage und würde gern wissen, ob dir das Recht ist“, bemerkte Pallas und wendete sich zu Adam.
„Du schwängerst sie, du heiratest sie, so einfach ist das“, bemerkte Adam cool.
„Und dann schicken wir dich auf ne Militärschule, könntest du einen Moment mal ernst sein, bitte“, bat er harsch.
„Okay, sorry, du willst mich was fragen?“, fragte Adam kleinlaut.
„Danke. Willst du mich als Vater haben?“, fragte Pallas.
„Haust du dann nicht mehr ab?“, fragte Adam kritisch.
„Nein, ich werde jetzt hier bleiben“, versprach er.
„Ich will unbedingt dabei sein, wenn du das Großvater beibringst“, bemerkte Adam und grinste breit.
„Deine lieben Eltern habe ich ganz vergessen, wie wäre es wenn wir unsere Namen ändern und einfach verschwinden?“, witzelte Pallas.
„Du wirst Montag endlich wieder arbeiten, hoffe ich zumindest, davor ist das mit dem Richter geklärt“, entschied sie standhaft.
„Was ist wenn er nicht zustimmt?“, fragte Pallas unsicher.
„Er wird nicht zustimmen, ich werde dich trotzdem heiraten, denn du bist der einzige, der Adam ein paar Manieren beibringen kann“, erwiderte sie lächelnd.
 
Spät in dieser Nacht klingelte es an der Tür von Jules Wohnung.
„Erwartest du jemanden?“, fragte Pallas.
„Ja, meinen Stecher, der kommt immer um drei Uhr nachts“, bemerkte sie sarkastisch.
„Bleib‘ hier, ich schau‘ nach“, bemerkte Pallas und ging an die Tür.
An der Tür stand Heath.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, fragte Pallas total verschlafen.
„Zieh‘ dich bitte an, ich muss dir was zeigen“, bemerkte Heath, der etwas verstört aussah.
„Es ist drei Uhr nachts, Heath!“
„Bitte, es ist was ernstes“, bat Heath.
„Okay, ich zieh‘ mich an“, entschied Pallas, denn wenn Heath sagte, es war was ernstes, dann war es wirklich ernst.
„Schatz, es ist Heath, es muss was passiert sein, ich muss mit ihm gehen“, bemerkte Pallas, als er zurück ins Schlafzimmer kam.
„Was ist passiert?“, fragte Jules, die plötzlich hellwach war.
„Ich weiß es nicht, das werde ich jetzt rausfinden. Schließ‘ hinter mir ab, ich klingele wenn ich wieder komme, keine Sorge ich bin doch mit der Polizei unterwegs“, entschied Pallas, zog sich an, küsste sie sanft und ging mit Heath mit.

Siebzehntes Kapitel


Als Heath, Pallas die Wendeltreppe zur Autopsie runter führte, bekam er Panik.
„Lu geht es doch gut, oder?“, fragte er stockend.
„Natürlich geht es mir gut, wer soll denn sonst deinen Job machen, Boss“, bemerke Lu, der mit blutigen Handschuhen durch die Pathologie ging und Pallas furchtbar erschreckte.
„Man, mach‘ Geräusche wenn du dich bewegst. Hast du sie schon aufgemacht? Du solltest doch warten bis ich mit ihm da bin“, bemerkte Heath grantig.
„So traurig wie das ist, sie ist heute nicht die einzige auf meinem Tisch“, bemerkte Lu und streifte sich die Handschuhe ab.
„Habt ihr Dani gefunden?“, fragte Pallas zögerlich und Heath nickte stumm.
„Ist sie tot?“, fragte Pallas.
„Sonst wäre er kaum runter zu mir gekommen, Boss“, erwiderte Lu cool und Heath machte ein Zeichen, dass er die Klappe halten sollte.
„Wo ist sie?“, fragte Pallas schwer atmend.
„Nummer 14“, sagte Lu nur.
„Okay“, erwiderte Pallas und ging langsam auf die besagte Kühlkammer zu. Er atmete zwei Mal tief durch und zog die Schublade heraus.
Da lag Dani, die junge Frau die ihm das Leben gerettet hatte und somit ein neues Leben geschenkt hatte. Er zog sich Handschuhe über und strich dem leblosen Körper die blonden Haare aus dem Gesicht.
„Was ist mit ihr passiert?“, fragte Pallas, Heath.
„Sie ist erfroren, ihr ist dasselbe passiert wie dir, aber sie haben wir nicht früh genug gefunden“, erklärte Heath stockend.
„Weiß Poppy schon davon?“, fragte Pallas.
„Nein, wir haben sie erst vor zwei Stunden gefunden, wir wollten bis morgen früh warten. Es wäre vielleicht gut, wenn du mitkommst, du kanntest sie“, bemerkte Heath bittend.
„Wenn diese Frau nicht gewesen wäre, dann würde ich jetzt nicht mehr leben“, philosophierte Pallas.
„Wenn diese Frau nicht gewesen wäre, sähst du aber auch nicht so aus, wie du jetzt aussiehst“, konterte Lu.
„Wir können nicht beweisen, dass er es war, er hat zwei Menschen umgebracht und zwei Mal versucht mich umzubringen und wir können ihm so gar nichts nachweisen. Wir müssen die Leiche des ersten Opfers finden“, entschied Pallas und legte sanft ein Tuch auf Danis Gesicht.
„Montag dann wenn du wieder fit bist, jetzt geh‘ zurück zu deiner Verlobten“, bat Lu.
„Du bist verlobt?“, fragte Heath überrascht.
„Sie hat mich heute Mittag gefragt und ich hab‘ ja gesagt“, bemerkte Pallas nachdenklich.
„Das ist schön, gratuliere“, bemerkte Heath und versuchte nicht zu fröhlich zu wirken in dieser Situation.
„Ich will zurück zu meiner Verlobten, sie ist sicher voller Sorge was passiert ist“, bat Pallas.
„Sicher, ich fahr‘ dich heim. Sie werden übrigens Montag dein Motorrad wieder freigeben, dann kannst du wieder allein fahren“, erklärte Heath.
„Krieg‘ ich auch meinen Stiefel wieder, ich häng‘ an dem Paar“, bemerkte er.
„Sicher, kriegst du alles wieder. Wie hast du den Schuh eigentlich verloren?“, fragte Heath neugierig.
„Ich wurde hinten auf den Rücken geschlagen und ich wollte zu meinem Motorrad kriechen um Hilfe zu holen, aber als es auf mich drauf gefallen ist, haben Sie mich an meinem Bein weggezerrt und irgendwann ist mein Schuh verloren gegangen, die Schuhe sind mir eigentlich zu groß, aber die gefielen mir“, erklärte Pallas.
„Das hast du in deiner Aussage gestern gar nicht erwähnt“, erkannte Heath.
„Hirnverletzung Heath, es kann sein, dass mir die Sachen erst wieder nach und nach einfallen. Hoffentlich fallen mir so viele Sachen ein, dass wir ihn verhaften können“, erkannte Pallas und ließ sich aufs Sofa in der Eingangshalle fallen.
„Hey, setz‘ dich nicht hin, sonst schläfst du hier wieder ein. Ist es okay, wenn ich dich morgen um 9 Uhr früh abhole und wir dann zu Poppy fahren?“, fragte Heath.
„Ja, können wir machen, gehen wir“, bemerkte Pallas, stand schwerfällig auf und folgte ihm.
 
„Hey, was ist passiert?“, fragte Jules als sie ihrem Verlobten die Tür öffnete.
„Gehen wir ins Schlafzimmer, nur falls Adam wach ist, das sollte er nicht unbedingt mitbekommen“, erkannte er und ging mit ihr ins Schlafzimmer.
„So, sag‘ es endlich, geht es den Jungs gut?“, fragte Jules.
„Ja, den Jungs geht es gut, sie haben vor zwei Stunden Danis Leiche gefunden“, bemerkte Pallas und ganz unerwartet liefen ihm Tränen über die Backe.
„Sie ist tot?“, fragte Jules mit einem Kloß im Hals.
„Diese Monster haben sie auch auf eine Parkbank zum Sterben gelegt, aber sie hatte nicht so viel Glück wie ich“, bemerkte er und brach in Tränen aus.
„Es kann nicht so weitergehen, irgendjemand muss ihn stoppen“, bemerkte Jules und hielt ihn in ihren Armen.
„Tut mir leid, dass ich so reagiere, aber es macht mich so sauer“, bemerkte er und versuchte sich zu beherrschen.
„Du hattest eine furchtbare Woche, du solltest einen Seelenklempner aufsuchen, mir zu liebe“, bat Jules und Pallas stimmte zu.
 
Kurz bevor Heath am nächsten Morgen zu ihm kam, war Pallas mit Jules im Badezimmer. Jules ging es an dem Morgen gar nicht gut.
„Ich lass‘ dich ganz ungern allein, aber Heath kommt gleich“, bemerkte Pallas.
„Du solltest dabei sein, ich hätte auch gern jemanden bekanntes dabei gehabt, wenn es um dich gegangen wäre. Oh man, darüber will ich gar nicht nachdenken“, bemerkte Jules, während Pallas sie zurück ins Bett brachte.
„Dann tu‘ es nicht, ich bin bei dir und ich habe vor eine Weile hier zu bleiben“, versprach Pallas.
„Ich muss dir was gestehen“, erkannte Jules plötzlich.
„Du kannst mich nach gestern kaum noch überraschen“, entgegnete er matt lächelnd.
„Ich hab‘ deine Schwester angerufen, als du verschwunden warst“, bemerkte sie herumdrucksend.
„Warum machst du so was?“, fragte er leicht enttäuscht.
„Ach, ich weiß auch nicht, ich dachte, sie müsste es wissen“, erklärte Jules.
„Man, jetzt muss ich sie anrufen und ihr sagen, dass ich okay bin“, murmelte Pallas.
„Ich kann es auch machen“, schlug sie vor.
„Nein, das muss ich machen, ich ruf‘ sie auf der Hinfahrt an, gibst du mir dein Handy? Ich hab meins abgenommen bekommen“, erkannte er.
„Klar, ist in meiner Handtasche. Bringst du mir Salzbrezeln mit?“, fragte Jules.
„Sicher, meinen Geldbeutel hab‘ ich ja Gott sei Dank noch. Man, ich kann nicht so gut mit Menschen, was sag‘ ich ihr“, konterte Pallas, während er in ihre Handtasche griff.
„Denk‘ einfach daran was ich hören wollen würde. Ich würd‘ dich ja begleiten, aber ich muss Adam zur Schule fahren“, erklärte sie.
„Wir können ihn mittnehmen, dann kannst du dich ausruhen“, schlug er vor.
„Das ist ein riesen Umweg, mein Schatz“, erkannte Jules.
„Woher weißt du wo sie wohnt?“, fragte er erstaunt.
„Ich war bei ihr, als Dani verschwunden war, ich könnte ihr das jetzt nicht sagen, ich glaube die beiden waren wie Schwestern“, bemerkte sie.
„Danke, das beruhigt mich jetzt echt, Schatz“, erkannte er und steckte das Handy ein.
„Sorry, Heath hat das sicher schon gemacht, lass‘ ihn reden, er will dich vermutlich nur als Stütze dabei haben“, bemerkte Jules.
„Ich werde Adam zur Schule bringen, das werde ich als Übung sehen, denn wenn du wieder arbeitest kann ich das immer machen“, entschied er.
„Danke, das wär‘ mir wirklich recht, mir ist echt übel. Wenn wir grade über unsere Zukunft sprechen, ich möchte nicht heiraten während ich schwanger bin“, gestand sie.
„Das ist okay, wir sollten eh erst mal ne Weile verlobt sein, dass heißt nicht, dass ich nicht heiraten will, aber wenn wir jetzt heiraten sieht das so gewollt aus“, erklärte er und sie stimmte zu.
„Pass‘ auf dich auf da draußen“, bat sie und ließ ihn gehen.
 
Eine Stunde später erreichten sie endlich den Wohnkomplex in Sheppard’s Bush in dem Poppy wohnte.
„Man, manchmal hasse ich meinen Job“, bemerkte Heath und setzte seine Dienstmütze auf.
„Wir sollten uns trotzdem Zeit nehmen, die Kleine wird ziemlich verstört sein“, entschied Pallas.
„Sie wird schon allein von deinem Outfit verstört sein, hättest du nicht was Dezenteres anziehen können?“, fragte Heath, als er Pallas Lederhosen und sein T-Shirt mit einem sehr real wirkenden blutroten Totenkopf darauf sah.
„Glaubst du nicht, sie wär viel verstörter wenn sie mich im Anzug sehen würde?“, fragte Pallas cool.
„Auch wahr, gehen wir“, gab Pallas nach und stieg mit ihm die Treppen hoch.
„Poppy, ich bin es Heath“, rief Heath und Poppy öffnete die Tür.
„Mein Gott, wer hat dir das angetan?“, fragte Heath entsetzt, als er Poppys inzwischen lilafarbenes Veilchen sah. Ohne ein Wort fiel Poppy Pallas um den Hals.
„Gott sei Dank, sie haben euch gefunden“, bemerkte Poppy erleichtert.
„Setz‘ dich bitte“, bat Pallas und führte sie zum Sofa.
„Wo ist Dani?“, fragte Poppy, obwohl sie die Antwort schon ahnte.
„In meiner Autopsiekühlkammer“, gestand Pallas, der mit den Tränen kämpfte.
„Nein, das ist nicht wahr, sag‘ mir dass das nicht wahr ist“, erkannte sie entsetzt.
„Sie haben sie gestern tot auf einer Parkbank gefunden, mich vor vier Tagen, ich wäre auch fast erfroren“, erklärte Pallas.
„Ich weiß, ich hab‘ dich zusammen mit Lu versorgt, als wir dich gefunden haben. Warum haben wir sie nicht rechtzeitig gefunden?“, fragte Poppy weinend.
„Ich wünschte, ich könnte dir eine Antwort geben, aber das kann ich nicht. Hat sie irgendwelche Verwandten?“, fragte Heath mit seiner professionellen Polizisten-Stimme.
„Ihre Mutter ist abgehauen als sie klein war und ihr Dad starb sehr früh wie ich dir schon erzählt habe, ich bin die einzige die sie noch hat …hatte“, erklärte sei weinend.
„Das tut mir echt leid, ich wünschte, wir hätten sie rechtzeitig gefunden, ich bin immer noch ganz fertig deswegen“, erkannte Heath mitfühlend.
„Sie kannten sie doch gar nicht“, erwiderte Poppy etwas beleidigt.
„Nein, ich kannte sie nicht gut, aber ich war vermutlich eine der letzten Personen die sie gesehen haben, ich hab‘ sie nach Heaths Verschwinden befragt, wenn ich gewusst hätte, dass sie in Gefahr war, hätte ich sie nie mit ihm weggehen lassen“, erklärte Heath entschuldigend.
„Sie wussten es nicht, ich hab‘ ihn ja auch in dieses Haus gelassen. Er ist einer von diesen charmanten Kerlen denen man das nicht zutraut, ich verstehe schon warum Sie sich täuschen ließen. Habt ihr den Mistkerl verhaftet?“, fragte Poppy und Heath schüttelte den Kopf.
„Wir können ihm immer noch nichts nachweisen, es ist so frustrierend. Aber wir werden ihn überführen, das verspreche ich“, erwiderte Heath.
„Das kannst du so einfach sagen, wie wollt ihr das machen? Sag‘ mir das“, mischte sich Pallas ein.
„Nicht hilfreich, Pallas“, bemerkte Heath grummelig.
„Entschuldige, ich bin grade drei Tage gequält worden, bin noch etwas missmutig“, bemerkte Pallas schroff.
„Du siehst übrigens auch furchtbar aus, die haben dir ziemlich zugesetzt“, entschied Poppy.
„Ja, sie waren nicht gerade zimperlich. Können wir jemand für dich anrufen?“, fragte Pallas.
„Ich muss jetzt zur Vorlesung“, bemerkte Poppy nur und stand wieder auf.
„Du solltest die Vorlesung heute ausfallen lassen“, bemerkte Pallas.
„Nein, ich hab‘ bald Prüfungen, ich muss los“, erwiderte Poppy verstört, nahm ihre Tasche und ging zur Tür.
„Ich bring‘ dich hin“, erwiderte Pallas.
„Du hast kein Auto, Pall‘“, bemerkte Heath.
„Dann nehmen wir die U-Bahn, sag‘ Jules ich komme bald wieder heim“, entgegnete Pallas und ging mit Poppy davon.
„Na toll, als würde man ein Kind beaufsichtigen. Dann geh‘ ich wohl zurück zur Arbeit“, redete Heath in der leeren Wohnung mit sich selbst und ging dann zurück zum Streifenwagen.
 
Wortlos saßen Pallas und Poppy sich in der U-Bahn gegenüber.
„Willst du das wirklich machen?“, fragte Pallas.
„Es ist nur eine Vorlesung!“ entschied sie trocken.
„Deine beste Freundin ist letzte Nacht tot aufgefunden worden“, bemerkte Pallas.
„Danke, dass hatte ich grade erfolgreich verdrängt“, erkannte Poppy trocken.
„Willst du den Leichnam sehen?“, fragte er plötzlich.
„Oh Gott nein, wenn ich dich sehe weiß ich wie sie aussieht und ich will sie so in Erinnerung behalten wie ich sie zuletzt gesehen habe. Sie wollte nie dass ich Pathologin werde, vielleicht hatte sie Recht“, bemerkte sie plötzlich.
„Nein, du wirst eine tolle Ärztin und eine tolle Pathologin, da bin ich ganz sicher, ich helfe dir dabei. Ich unterrichte zwei Mal die Woche Studenten aus der ganzen Welt über die Webcam, das ist ein Vorteil wenn man nur nachts arbeitet, du musst natürlich nicht nachts arbeiten, aber es ist weniger seltsam wenn du im Schutze der Dunkelheit jemand aufschneidest“, erkannte Pallas.
„Du bist schon ein schräger Vogel, weißt du das eigentlich?“, fragte Poppy matt lächelnd.
„Das hat mir noch nie jemand gesagt“, erkannte Pallas sarkastisch.
„Du solltest zu deiner Familie gehen und mit ihnen über alles reden, sonst sitzt du irgendwann in schwarzen Klamotten und viel zu viel Make-up so einer Person wie dir in einer U-Bahn gegenüber“, sprach er von sich selbst.
„Wen hast du verloren?“, erkannte Poppy.
„Meine Mutter, vor zwei Jahren“, erklärte er traurig.
„Deswegen bist du jetzt so wie du bist?“, fragte Poppy.
„Sieht ganz so aus!“
„Ich steh‘ auf deine Aufmachung, hat Stil. Ich kann jetzt nicht zur Vorlesung“, entschied sie.
„Gut, du siehst es endlich ein. Du brauchst jetzt eine Ablenkung, du kannst mir bei was helfen“, erwiderte er und stieg mit ihr an der nächsten Haltestation aus.

Achtzehntes Kapitel


„Nimm einen der eine verstellbare Größe hat, ihre Finger werden anschwellen während der Schwangerschaft“, erkannte Poppy, als er mit ihr bei einem Juwelier am Picadilly Circus war.
„Genau deswegen wollte ich dich dabei haben, du denkst an Sachen an die ich nicht denke. Haben Sie so etwas?“, fragte Pallas den Verkäufer und der nickte.
„Dieser Ring hier ist um zwei Größen verstellbar“, zeigte der Verkäufer den beiden einen schlichten aber schönen Ring.
„Der ist perfekt, was denkst du?“, fragte Pallas, Poppy.
„Sieht ganz so aus, als hätten wir ihn. Sie wird sich wahnsinnig freuen“, erkannte sie und Pallas kaufte ihn.
 
Nachdem Pallas sicher war, dass er Poppy allein lassen konnte, ging er zu Lu in die Autopsie.
„Hey“, begrüßte Pallas seinen Assistenten.
„Hey, gut geschlafen?“, fragte Lu, der gerade seine Skalpelle reinigte.
„Konnte danach nicht mehr so viel schlafen, hab‘ mich lang‘ mit meiner Süßen unterhalten, die letzte Nacht hat mich noch mehr davon überzeugt, dass sie die Richtige ist“, konterte Pallas mit einen Grinsen auf den Lippen.
„Ihr habt es heut‘ Nacht schon wieder getan? Solltest du dich nicht mal erholen?“, fragte Lu etwas eifersüchtig.
„Nein, wir haben uns nur unterhalten, Beziehungen funktionieren auch ohne Sex, Lu“, konterte Pallas.
„Du wirst dich daran gewöhnen wenn du erst Mal verheiratet bist. Ist eure Verlobung jetzt offiziell?“, fragte Lu.
„Wenn ich ihr den hier angesteckt habe schon“, bemerkte Pallas und zog die Schatulle mit dem Ring aus der Innentasche seiner Lederjacke.
„Man, dass ist echt offiziell, musst du sie nach der Hochzeit beißen dass sie auch unsterblich wird?“, fragte Lu keck und Pallas sah sie böse an.
„Was, Vampirwitze untereinander sind doch erlaubt, oder?“, fragte Lu und Pallas schüttelte den Kopf.
„Hast du sie schon aufgemacht?“, fragte Pallas und sah zum Fach 14 indem seine Bekannte lag.
„Ja, vorhin, das arme Ding ist qualvoll erfroren, ich bin nur heilfroh, dass ich dich nicht aufmachen musste“, entschied Lu trocken.
„Darüber bin ich auch sehr froh. Was passiert jetzt mit ihrem Leichnam?“, fragte Pallas und ging zu der Schublade in der Dani lag.
„Da sie keine Familie hat weiß ich das noch nicht“, bemerkte Lu.
„Behalt‘ sie so lang hier wie möglich, ich lass‘ mir was einfallen. Kommst du hier klar? Ich wollte nach Haus, Jules geht es heut‘ nicht so gut“, bemerkte Pallas.
„Klar, ich komm‘ klar, geh‘ du zurück zu deinem Schatz. Soll ich mit dem Constable reden wegen Poppys Praktikum?“, fragte Lu.
„Nein, das kann ich machen, wenn ich gerade da bin“, entschied Pallas und ließ ihn wieder allein.
 
Nachdem er mit dem Constable geredet hatte, und der versprach darüber nach zu denken, ging er zurück zu seiner Verlobten.
„Hey, du warst lang unterwegs“, bemerkte Jules, die gerade kochte. Er küsste sie lange ohne ein Wort zu sagen.
„Wofür war das?“, fragte sie überrascht.
„Hab‘ ich dir eigentlich vor kurzem gesagt, dass ich dich liebe?“, fragte er und wischte ihr ein Haar aus dem Gesicht.
„Nein, eigentlich nicht, aber es ist schön, dass du das endlich rausbringst“, bemerkte sie lächelnd.
„Hab‘ ich das noch nie zu dir gesagt?“, fragte er überrascht.
„Nicht dass ich mich erinnern kann, warum der plötzliche Sinneswandel?“, fragte sie.
„Hey, ich hab‘ dir gestern einen Heiratsantrag gemacht, das ist doch ein Liebesbeweis, oder?“, schmunzelte er.
„Ehrlich gesagt hab‘ ich den Antrag gemacht und deshalb ist mein Finger auch so nackt“, erkannte sie und er ging ganz nah an sie heran.
„Ich würde mich ja hinknien dafür, aber ich hab‘ noch Schmerzen in der Hüfte“, bemerkte er und zog die Schachtel mit dem Ring hervor.
„Du hast mir einen Ring gekauft?“, fragte sie mit Tränen in den Augen.
„Sieht so aus, öffne es“, bemerkte er und sie öffnete die Schatulle. Ein kräftiger Ring mit einem Totenkopf kam hervor.
„Oh, ein Totenkopf, schön“, konnte sie ihre Enttäuschung nicht verbergen.
„Probier‘ ihn an“, bat er und sie zog ihn über.
„Zu groß ist er auch noch“, wurde sie grantig.
„Du bist ganz schön einfach reinzulegen, mein Schatz. Zieh‘ ihn mir an“, bemerkte Pallas und sie zog ihn ihm an.
„Den hab‘ ich gefunden, als ich wegen dem hier beim Juwelier war, der soll mich immer an mein Treueversprechen erinnern und meinen Ehering später etwas aufwerten. Ich glaub‘ der ist eher nach deinem Geschmack“, bemerkte Pallas und steckte ihr den richtigen Ring an den Finger.
„Du bist ein Idiot, aber ein Idiot mit echt gutem Geschmack“, bemerkte sie und küsste ihn.
„Poppy hat mir beim Aussuchen geholfen, ich musste sie heute irgendwie ablenken. Ich werde mich in nächster Zeit etwas um sie kümmern, wenn dich das nicht stört“, erklärte er.
„Solang sie nicht irgendwann die Seite wechselt und du mit ihr im Bett landest kannst du mit ihr machen was du willst“, entschied sie.
„Auch dann würde ich nur dich wollen“, entschied er und küsste ihre Hand mit dem Ring.
„Kann es sein, dass deine Gehirnerschütterung dich ein bisschen verwirrt? Du bist so … so … nett“, bemerkte Jules frotzelnd.
„Ich bin jetzt immer nett zu dir, wegen dem kleinen Zwerg hier“, bemerkte Pallas und legte seine Hand kraftvoll auf ihren Bauch.
„Sehr schmeichelhaft, dass erst ein Baby kommen muss, dass du nett bist“, bemerkte sie und ging einen Schritt zurück.
„Tut mir wirklich leid wie ich dich die letzten zwei Jahre behandelt habe, ich habe meinen Schmerz an jedem ausgelassen ohne Rücksicht auf Verluste. Doch jetzt bist du meine Familie und meiner Familie würde ich nie wehtun“, bemerkte Pallas.
„Du hast Waverly wehgetan als du einfach weg bist“, warf sie ein.
„Musst du jetzt mit ihr anfangen?“, nörgelte er.
„Du hast sie nicht angerufen, oder?“, fragte sie.
„Ich weiß nicht, was ich ihr sagen soll“, bemerkte er unsicher.
„Ruf‘ sie an“, bat Jules und gab ihm das Telefon in die Hand.
„Ja, okay“, gab er nach und wählte die Nummer.
„Fenton“, nahm Waverly den Hörer ab.
„Hey, Schwester“, begrüßte Pallas sie.
„Pallas du bist wieder da? Warum sagt mir das keiner?“, fragte sie erleichtert seine Stimme zu hören.
„Das war ne verrückte Woche, ich bin fast gestorben. Ich möchte dich sehen“, bat er ruhig.
„Du akzeptierst meine Einstellung?“, fragte Waverly erfreut.
„Ich steh‘ so sehr über den Dingen, das glaubst du gar nicht“, behauptete er.
„Nimmst du grad‘ irgendwelche Medikamente?“, fragte sie verwirrt.
„Ich meins ernst, du bist meine Schwester und ich liebe dich“, erkannte er.
„Und ziemlich starke wie ich sehe. Ich würd‘ dich auch gern sehen, aber ich hab‘ keinen Urlaub mehr“, erwiderte Waverly.
„Ich bin noch ein paar Tage krankgeschrieben, ja schon wieder. Ich komm‘ zu dir, ich hab‘ dir noch einiges zu erzählen“, erwiderte er.
„Dann freu‘ ich mich, fliegst du diesmal?“, fragte sie.
„Darauf kannst du Gift nehmen, ich flieg‘ morgen früh los“, bemerkte er und legte auf.
„Was war das gerade?“, fragte Jules überrascht.
„Sie ist meine Schwester, sie hat‘ noch ne Chance verdient“, sagte er nur.
„Das sag‘ ich doch auch. Ich liebe dich dafür dass du auch Kompromisse eingehst“, erwiderte sie und küsste ihn sanft.
„Ich find‘ das immer noch schräg‘ was da abläuft, aber ich will meine Schwester im Leben unseres Kindes haben. Ich muss Travis aber nicht mögen, oder?“, handelte er.
„Respektieren reicht da völlig. Denkst du, du bist fit genug für eine Reise?“, fragte sie planend.
„Denke schon, ich wünschte du könntest mit, aber du musst ja morgen wieder arbeiten“, erkannte er.
„Ja, leider. Ich will dich gar nicht gehen lassen“, bemerkte sie und umarmte ihn wieder.
„Das glaub‘ ich, kümmerst du dich um Poppy solang ich weg bin?“, fragte er.
„Sicher, fahr‘ in deine Wohnung und pack‘ ein paar Sachen ein. Wo wohnen wir eigentlich, wenn wir verheiratet sind? Wir brauchen ein Kinderzimmer mehr“, bemerkte sie plötzlich.
„Wir suchen uns ne Wohnung ein bisschen außerhalb mit einem Garten, wie klingt das?“
„Fast so gut um wahr zu sein. Ich hab‘ aber nicht so viel Geld wie es scheint“, konterte sie.
„Ich weiß meine Süße, wir halten es klein und ich bin sehr kreditwürdig, man kann es kaum glauben“, erklärte er.
„Das seh‘ ich an dem Ring, er ist wirklich wunderschön. Meine Mutter bringt Adam hierher, ich hab‘ ihr gesagt, dass ich mich nicht wohlfühle. Es wäre vielleicht besser wenn wir erst ihr die freudige Nachricht erzählen, dann kann sie meinen Vater besänftigen bis wir morgen zu ihnen gehen“, schlug Jules vor.
„Du willst ihr erzählen, dass du wieder schwanger bist?“, fragte er etwas nervös.
„Nein, das weiß sie, das hat sie seltsamerweise ganz cool aufgenommen, ich meine das mit der Verlobung“, entschied Jules.
„Ach ja, ich bin ja immer noch der Staatsfeind Nummer Eins. Sollen wir wieder wetten wie viel Geld dein Vater mir anbietet um zu verschwinden?“, fragte er sarkastisch.
„Da jetzt ein Kind involviert ist denk‘ ich er verdoppelt die 10.000 vom letzten Mal“, bemerkte sie cool.
„20.000, das ist ne Menge Geld, damit könnten wir ein Häuschen anzahlen“, überlegte er laut und sie boxte ihm sanft in den Bauch.
„Sei einfach nett wenn sie kommt, bitte“, bat sie und tat das Essen auf einen Teller.
 
Als Pallas gerade den letzten Bissen von seinem Steak gegessen hatte, klingelte es an der Tür.
„Das muss sie sein, spülst du ab?“, fragte sie und er nickte, während sie zur Tür ging.
„Hey Mum, danke dass du ihn abgeholt hast“, begrüßte Jules ihre Mutter.
„Wenn’s dir nicht gut geht immer doch. Ich hab‘ dir ein paar Kräuter besorgt, mach‘ dir einen Tee, ist gut gegen die Übelkeit. Wo ist er?“, fragte Mrs. Knickham.
„In der Küche, sei lieb zu ihm, bitte“, bat Jules und ließ sie rein.
„Bin ich doch immer. Ich setz‘ dir schon mal Wasser auf, leg‘ dich wieder hin“, bat ihre Mutter und Jules gehorchte ihr, weil ihr wieder übel war.
„Hey, Pallas“, begrüßte Adams einen zukünftigen Stiefvater freundlich, als er mit seiner Großmutter in die Küche kam.
„Hey Adam, hast du Hunger? Ich könnte dir was zu essen warm machen. Guten Tag Mrs. Knickham“, begrüßte Pallas sie und legte den gespülten Teller in die Ablage.
„Agatha bitte, man, welcher Bus hat sie denn mitgenommen?“, fragte Agatha Knickham, als sie den Verlobten ihrer Tochter betrachtete.
„Ja, sieht schlimmer aus, als es ist, ich werd‘ schon wieder. Also Adam, willst du jetzt was essen?“, fragte er erneut.
„Ich hatte in der Schule was, danke. Ich geh‘ dann mal Hausaufgaben machen“, bemerkte Adam und verschwand wieder aus der Küche.
„Setzen Sie sich bitte“, bat Agatha und Pallas setzte sich unter Schmerzen.
„Demolierte Hüfte, geht schon. Also was gibt’s?“, fragte Pallas höflich.
„Wann haben Sie die Hochzeit mit meiner Tochter geplant?“, fragte Agatha mit ernstem Ton.
„Sie hat es Ihnen erzählt“, erkannte er.
„Das hat der Ring schon getan, den sie trägt, nettes Modell, ich hatte schon befürchtet sie brennt auf dem Rücken ihres Motorrads mit Ihnen durch. Also?“, fragte sie keck.
„Sie will nicht heiraten bevor das Baby nicht da ist, das respektier‘ ich vollkommen. Wir heiraten nicht in Ihrem Country-Club, sie brauchen also nichts reservieren“, bemerkte er genauso keck zurück.
„Hab‘ ich nicht vor, meine Tochter ist fast 40, ich glaube, dass kann sie selbst entscheiden. Aber ich setze keinen Fuß in irgendeine Bikerbar, da haben wir uns verstanden, oder?“, entschied Agatha standhaft.
„Ich bin Goth, nicht Rocker, ich war noch nie in so einer Kneipe“, erklärte er.
„Die Zeremonie wird auch von keiner Hohepriesterin oder so abgehalten, nur von einen normalen katholischen Pfarrer“, entschied sie.
„Wenn Sie Ihrem Pfarrer erklären, dass Ihr zukünftiger Schwiegersohn griechisch orthodox erzogen wurde, gern“, frotzelte er.
„Auf keinen Fall heiratet sie griechisch orthodox“, prustete Agatha.
„Nein, das denke ich auch nicht, wir sind erst seit gestern offiziell verlobt, wir haben noch gar nicht geplant, aber Sie können sicher sein, dass das ganz nach Ihren Vorstellungen verläuft“, versprach er wieder höflich.
„Das ist gut, verstehen Sie mich nicht falsch, Sie können das alles handhaben wie sie wollen, doch ich würde gern Ratschläge geben“, bemerkte Agatha.
„Sicher, ich bitte sogar darum, denn momentan bin ich mit allem ein bisschen überfordert“, gestand er.
„Sie sind noch jung, das ist normal, ich werde euch beiden bei allem beistehen“, versprach Agatha und Pallas stand der Mund offen.
„Gucken Sie mich nicht so an, ich bin nicht so schlimm wie ihr immer denkt, ich hab‘ immer nur das Beste für meine Tochter im Sinn. Sie sind nicht das Schlimmste was ihr passieren kann“, erkannte sie.
„Danke, denke ich. Was wird Ihr Mann dazu sagen, was denken Sie?“, fragte Pallas.
„Er wird sich künstlich aufregen, aber dann werde ich ein Machtwort sprechen und dann beruhigt er sich wieder“, erkannte sie und lächelte.
„Sie haben das Sagen zu Hause?“, bemerkte Pallas überrascht.
„Überrascht Sie das noch nachdem Sie meine Tochter kennengelernt haben?“, fragte Agatha keck und er grinste auch.
„Nein, nicht wirklich. Das ist die erste längere Konversation die wir geführt haben, obwohl wir uns jetzt schon ne Weile kennen“, stellte er fest.
„Man kann sich wirklich gut mit Ihnen unterhalten“, stellte Agatha fest.
„Ebenso. Ich sollte mich auch etwas ablegen, bin noch nicht ganz fit. Sie können ruhig bleiben, wenn Sie wollen“, bemerkte Pallas freundlich.
„Ich werde meiner Tochter noch einen Tee machen, dann werde ich gehen. Sie können mich immer anrufen wenn Sie Fragen haben“, versprach Agatha.
„Danke, das werde ich wahrnehmen. Bis dann“, bemerkte er etwas verwirrt über die freundliche Kommunikation und ging ins Schlafzimmer.
„Das war jetzt echt total schräg“, erwiderte Pallas als er sich neben seine Verlobte aufs Bett legte.
„Was hat Sie gemacht?“, fragte Jules Augen rollend.
„Sie hat mir ihre Hilfe angeboten“, bemerkte er mit immer noch verwirrtem Blick.
„Das ist echt schräg, sie hat noch keinen meiner Freunde gemocht, sie hat wohl deine Einzigartigkeit erkannt“, philosophierte sie.
„Findest du es ratsam in der Schwangerschaft Drogen zu nehmen?“, fragte er scherzhaft.
„Ich mein‘ es ernst, du hast eine wundervolle alte Seele und gleichzeitig eine Jugendhaftigkeit die mich ansteckt“, bemerkte sie und kuschelte sich an ihn.
„Ernsthaft, keine Drogen mehr“, bemerkte er amüsiert und küsste sie.
„Hey, ich wollte dich nicht stören, hier ist dein Tee“, kam Agatha ins Schlafzimmer.
„Danke, vielen Dank auch für alles was du in letzter Zeit für mich getan hast. Wir telefonieren morgen mal“, bedankte sich Jules bei ihrer Mutter und lächelnd ging ihre Mutter davon.
 
Am Tag seiner Abreise fuhr Pallas noch Mal bei Poppy vorbei. Er hatte große Schmerzen beim Motorradfahren. Es wurde wohl Zeit über ein Auto nachzudenken, schließlich wurde er Vater.
„Hey Süße“, begrüßte Pallas, Poppy.
„Es ist ziemlich früh, Doc“, erkannte Poppy. Sie sah ziemlich mitgenommen aus.
„Ja, ich weiß, ich flieg‘ gleich zu meiner Schwester nach Wales und wollte nur wissen, ob du klarkommst“, entgegnete Pallas.
„Klar komm‘ ich klar, ist ja nicht so, dass meine beste Freundin vorgestern umgebracht wurde“, bemerkte sie tonlos.
„Jules wird in den nächsten Tagen öfters bei dir vorbeikommen und nach dir sehen. Übrigens danke für den Tipp mit dem Ring, sie hat ihn geliebt“, erkannte Pallas.
„Gern geschehen. Warum willst du plötzlich nach Wales?“, fragte Poppy etwas schroff.
„Ich muss einiges mit meiner Schwester klären, ich bin nur ein paar Tage weg, bin bald wieder da. Das ist verrückt, es ist keine drei Wochen her, da habt ihr mich auf diesem Bett dort als Geisel gehalten, jetzt sind wir zwei allein hier und scheinen uns anzufreunden“, dachte er laut nach.
„Wer sagt, dass ich deine Freundin bin“, bemerkte sie grummelnd.
„Gut, dann muss ich mich auch nicht um dich kümmern, bis dann“, entschied er grantig und ging zur Tür.
„Bitte, ich hab‘ keine Freunde mehr, jetzt wo sie tot ist, ich könnte nen Freund gebrauchen“, bat sie leise.
„Du kennst auch all meine Freunde, ich würde gern dein Freund sein“, erwiderte er und ging zurück zu ihr.
„Du erinnerst mich stark an mich, als ich anfing, ich war nur ein kleiner Streber“, bemerkte Pallas.
„Das glaub‘ ich kaum“, erwiderte sie belächelnd und er zeigte ihr seinen Ausweis, den er am ersten Tag auf dem Polizeirevier bekommen hatte. Dort war Pallas noch mit biederem Haarschnitt, Brille und Karohemd zu sehen.
„Das bist nicht du“, schmunzelte sie.
„Doch, das bin ich, hab‘ mir seit dem nicht die Haare geschnitten, trag‘ Kontaktlinsen und hab‘ meine Karohemden weggeschmissen, aber ja, das bin ich, ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, wo das Foto gemacht wurde“, erklärte er.
„Was ist mit dir passiert, Mann?“, war sie überrascht.
„Genau das, was dir auch grade passiert ist. Ich hab‘ mich von jedem abgeschirmt, hab‘ nur noch gearbeitet, doch das hat mich meine Freundschaften gekostet und ich bin heilfroh dass die Liebe meines Lebens wieder zu mir zurück gekommen ist. Trauere, weine, schreie, aber bitte lass‘ dir eins gesagt sein, kopier‘ bloß nicht meine Aufmachung, das ist mein Ding“, bemerkte Pallas cool und grinste.
„Ich verlier‘ doch nicht meinen Sinn für Stil. Soll ich dich zum Flughafen fahren? Ich hab‘ gesehen, dass du ziemlich schief gehst, muss ziemlich schmerzhaft sein, Motorrad zu fahren“, schlug Poppy vor und Pallas nahm dankend an.
 
„Wo ist denn die Misses, will sie dich nicht verabschieden?“, fragte Poppy, als sie Pallas verabschiedete.
„Sie muss wieder arbeiten, die Arme. Also falls irgendwas ist, hier ist ihre Handynummer, ihre Adresse und ihre Festnetznummer, hier ist noch mal meine Handynummer und die Festnetznummer von meiner Schwester. Wenn ein arroganter Amerikaner drangeht, das ist mein Schwager“, erklärte er und reichte ihr einen Zettel.
„Du vertraust mir echt nicht, dass ich allein klar komm‘, oder?“, fragte sie sarkastisch.
„Doch schon, aber ich will nur sicher gehen“, erkannte Pallas und sie steckte den Zettel ein.
„Ich werde anrufen bevor ich mir was antue, versprochen“, erkannte sie.
„Das ist nicht witzig, ich mach‘ mir Sorgen um dich“, bemerkte er.
„Ich komm‘ klar, versprochen. Jetzt geh‘ zu deinem Flieger, bevor er ohne dich fliegt“, bat sie und umarmte ihn.
Als Pallas durch das Gate ging grinste Poppy. Sie konnte nicht glauben, dass Pallas in seinem Outfit einfach so durchgewinkt wurde.

Neunzehntes Kapitel


Pallas schlummerte auf einer Bank am Flughafen. Seine Schwester verspätete sich durch den Schnee schon ein paar Stunden. Seine Hüfte schmerzte inzwischen höllisch und er sehnte sich Schmerzmittel herbei. Plötzlich bemerkte er zwei Beine, die in zwei dicken Stiefel steckten, neben sich.
„Sie haben ein Taxi bestellt?“, fragte die nette Stimme seiner Schwester.
„Du bist reichlich spät“, bemerkte Pallas murmelnd.
„Sorry, mein Privatflugzeug hatte kein Benzin. Man, du siehst ja echt beschissen aus“, bemerkte Waverly sarkastisch.
„Danke für das Kompliment. Bist du allein gekommen?“, fragte Pallas.
„Ja, bin ich. Es ist inzwischen spät, lass‘ uns gehen“, war Waverly ebenso erschöpft.
„Ja sorry, bin noch etwas durch den Wind und hab‘ ziemliche Schmerzen, erzähl‘ ich dir alles zu Hause“, erkannte Pallas und rappelte sich auf.
„Zu Hause?“, fragte sie überrascht.
„Bei dir zu Hause, sorry“, entschuldigte sich Pallas.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, es wäre schön wenn du dich bei mir auch zu Hause fühlen könntest“, erkannte Waverly und ging mit ihm raus zu ihrem Wagen.
„Ich fühle mich eigentlich wohl bei dir“, bemerkte er.
„Dann tu‘ das weiter, ich möchte dass du dich mit Travis verstehst, ihr müsst keine besten Freunde werden, aber respektiere ihn als den der er ist“, bat Waverly.
„Ich respektiere ihn dafür wer er ist, das hab‘ ich dir schon oft gesagt, doch nicht das was er tut“, entschied Pallas.
„Warum bist du dann hier?“, fragte sie wieder verärgert.
„Entschuldige, ich wollte das ja respektieren, war nen langer Tag. Wie geht’s dir denn so?“, fragte er freundlich.
„Ich glaub‘ ich bin schwanger“, bemerkte sie nur. Sie klang nicht sehr glücklich.
„Man, Hank und Beth müssen echt hierher kommen“, bemerkte er begeistert.
„Muss ich das jetzt verstehen?“, fragte sie verwundert.
„Erzähl‘ ich dir zu Hause, aber es wird dich freuen. Du bist also schwanger?“, fragte er keck.
„Ich hab‘ am Ende der Woche einen Arzttermin. Travis freut sich sehr“, erkannte sie.
„Wenn du meinst“, hörte er zu.
„Warum denkst du dass er sich nicht freut“, bemerkte sie grummelig.
„Gegenfrage. Warum freust du dich nicht?“, fragte Pallas cool.
„Ich hab‘ ein bisschen Angst, ich bin nicht mehr die Jüngste“, erkannte sie.
„So alt bist du dann auch wieder nicht“, entschied er frech.
„Danke, zu freundlich. Ich hab‘ dir nen Kissen mitgebracht, dann kannst du auf dem Rückweg schlafen. Ich wünschte, ich könnte auch schlafen, ich muss in sechs Stunden eigentlich wieder zur Arbeit“, erkannte Waverly.
„Soll ich fahren?“, schlug er vor.
„Wann bist du das letzte Mal Auto gefahren?“, fragte sie kritisch.
„Ist schon ne Weile her, ehrlich gesagt“, bemerkte er.
„Siehst du, ich fahre. Hier sind wir“, bemerkte Waverly und hielt vor einem Geländewagen.
„Das ist nicht dein Wagen, Schwester“, entschied er.
„Das weiß ich, das ist Travis Wagen, du lässt jetzt gleich sicher wieder ein blödes Kommentar über Statussymbole ab, oder?“, fragte sie und schloss auf.
„Nein, mir gefällt der Wagen“, bemerkte er nur und setzte sich auf den Beifahrersitz.
„Das ist nen Thema, über das du mit ihm reden könntest“, schlug sie vor.
„Ja, könnte ich. Weck‘ mich einfach, wenn du nicht mehr kannst“, bat Pallas und kuschelte sich auf das Kissen.
„Vielleicht schaffen wir es diesmal besser, ist ja mitten in der Nacht“, entschied sie und fuhr los.
 
„Hey, kleiner Bruder, wir sind da“, weckte Waverly ihn.
„Wir sind da?“, fragte er verschlafen.
„Wir haben auch nur zwei Stunden gebraucht, wird wohl langsam Frühling“, murmelte sie müde und machte den Motor aus.
„Danke, dass du mich abgeholt hast“, bedankte er sich.
„Ist doch selbstverständlich. Jetzt lass uns reingehen, bevor ich noch im Auto einschlafe“, bat sie müde und sie gingen zusammen durch die verschneite Winterlandschaft in das dunkle Holzhaus.
„Lass uns einfach schlafen gehen, wir reden morgen, okay“, bat er, als sie im Wohnzimmer standen.
„Ja, schlaf‘ gut“, bemerkte er nur und ging ins Gästezimmer.
 
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als Pallas wieder aufwachte. Er drehte sich im Bett und fasste an die andere Seite des Bettes. Er war allein.
„Na Dornrösschen, suchst du deinen Prinzen?“, hörte er die kecke Stimme seines Schwagers.
„Morgen, Travis“, murmelte er und öffnete die Augen.
„Es ist schon Mittag, Schwager“, erkannte Travis.
„Ich bin erst spät angekommen letzte Nacht, sorry wenn ich etwas schlafen wollte“, bemerkte Pallas und rappelte sich auf. Doch seine Schmerzen in der Hüfte zwangen ihn in die Knie.
„Alles klar?“, fragte Travis und half ihm auf.
„Meine Hüfte ist etwas kaputt, hatte seit meiner Abreise ein paar Probleme“, erkannte Pallas und Travis half ihm wieder aufs Bett.
„Das seh‘ ich, du siehst aus wie ein Preisboxer“, bemerkte Travis.
„Ich hab‘ viel erlebt in letzter Zeit und in der ganzen Zeit waren meine Gedanken bei euch, ihr seid meine Familie, ihr hättet getrauert, wenn ich gestorben wäre“, bemerkte Pallas.
„Natürlich hätten wir das, ja, du bist unsere Familie, willst du mir erzählen, was passiert ist?“, fragte Travis. Obwohl Pallas sich etwas dagegen sträubte, erzählte er ihm alles, was ihm passiert war.
„Mein Gott, du Armer, es ist ein Wunder, dass du das überlebt hast. Hast du jemand an deiner Seite gehabt, ich meine danach?“, fragte Travis.
„Das möchte ich euch beiden zusammen erzählen. Danke, dass du mir zugehört hast“, erwiderte Pallas.
„Immer wieder gern. Ich bin kein schlechter Mensch, Pallas, bitte sieh‘ das ein“, bat Travis.
„Liebst du meine Schwester?“, fragte Pallas nur.
„Mehr als mein Leben!“
„Warum machst du das dann?“, fragte Pallas.
„Ich liebe keinen dieser Männer, es ist nur Sex, Pallas“, bemerkte Travis ernst.
„Was erzählst du deinem Kind, wenn es geboren ist? Das es Mutter, Vater und einen netten Onkel hat, der ab und zu mal seinen Vater vögelt?“, fragte Pallas sarkastisch.
„Mickey hat auch kein Problem damit“, entschied Travis trotzig.
„Klar, so sieht er aus, ihr solltet ihn in Therapie schicken“, bemerkte Pallas cool.
„Wer bist du, dass du dir anmaßen kannst so über meinen Sohn zu sprechen?“, bemerkte Travis mit dem höchsten Oxfordenglisch was er aufbringen konnte.
„Sein Onkel und ein Mediziner, aber macht doch was ihr wollt, das ist nur ein gut gemeinter Ratschlag. Ich muss pissen, hilfst du mir noch mal hoch?“, fragte Pallas etwas unfreundlich.
„Du bist echt kein netter Mensch“, erwiderte Travis verärgert, half seinem Schwager aber auf.
„Ja, ich weiß, ich bin Goth, das gehört zu meinem Image“, erklärte Pallas, während Travis ihm auf die Toilette half.
„Dann leg‘ dieses furchtbare Image schnellstens ab, denn du erinnerst mich arg an deinen Vater“, bemerkte Travis.
„Wie ist mein Vater so?“, fragte Pallas neugierig, während er im Stehen pinkelte.
„Er ist kein schlechter Mensch, nur ein miserabler Vater. Ihn hält halt nichts an einem Ort, er lebt ein Nomadenleben, Waverly ist sehr traurig darüber, dass sie keinen Kontakt mehr zu ihm hat, obwohl sie das nie zugeben würde. Du hast ihn nie kennengelernt hab‘ ich gehört“, erwiderte Travis und Pallas zog seinen Reißverschluss wieder hoch.
„Ja, ziemlich offensichtlich, was?“, erkannte er und Travis nickte.
„Deine Daddy Issues sind ziemlich leicht erkennbar, ja. Meine Familie ist ziemlich cool, sie wissen alles über mein Leben und unterstützen mich in allem“, bemerkte Travis und in dem Moment bemerkte Pallas, das er grade neben einem Schwulen gepinkelt hatte, was ihn ziemlich durcheinanderbrachte.
„Du hast nicht grad‘ mein Ding abgecheckt, oder?“, fragte er verwirrt.
„Du bist mein Schwager, natürlich nicht, aber ich hab‘ gehört ihr Griechen währt ziemlich gut ausgestattet“, bemerkte Travis grinsend.
„Ja, das sind wir, bevor du jetzt einen dummen Kommentar abgibst, ja ich hab‘ schon anderer Männer Penisse gesehen, aber ich bin Arzt, also ist das normal“, bemerkte er herumdrucksend.
„Hey, schon klar, kein Problem. Du schneidest also wirklich Menschen auf?“, fragte Travis neugierig und folgte seinem Schwager nach draußen.
„Wenn sie tot sind meistens schon, ja. Du bist echt voll in Ordnung, Schwager“, erkannte Travis.
„Ebenso, wenn du diese Schwulenfeindlichkeit und diese Arroganz loswirst, könnten wir echt gute Freunde werden“, bemerkte Travis.
„Ich bin nicht … ach vergiss‘ es, glaubst du mir ja eh nicht. Wann kommt meine Schwester heim?“, fragte Pallas.
„In zwei Stunden, ist es dir unangenehm mit mir allein zu sein? Mickey müsste gleich kommen, wenn dich das beruhigt“, bemerkte Travis keck.
„Nein, ist es mir nicht, hab‘ nur gefragt. Man, ich hab‘ ganz schönen Hunger, hast du mir nen Bagel oder so?“, fragte Pallas.
„Sicher, ruh‘ dich aus, ich bring‘ dir was, du bist Vegetarier, richtig?“, fragte Travis und Pallas nickte.
„Dann bring‘ ich dir was ohne Fleisch. Sei einfach nett zu mir, auch wenn du es nicht so meinst“, bat Travis.
„Du kannst Leute ziemlich gut einschätzen, ich denke, dass würdest du merken. Ich werde mich in deiner Gegenwart zusammenreißen, versprochen. Käse wär‘ jetzt cool“, erwiderte Pallas.
„Dann kriegst du einen Käsebagel, noch ein Bier dazu?“, fragte Travis.
„Noch nicht so früh, danke. Warum bist du eigentlich zu Hause?“, fragte Pallas nach.
„Ich fliege morgen nach Bristol, hab‘ nur einen kurzen Zwischenstopp gemacht um nach meiner Frau zu sehen und natürlich um mit dir zu reden. War ne gute Entscheidung, so ein großer Arsch bist du gar nicht“, konterte Travis grinsend und Pallas grinste zurück, bevor Travis den Raum verließ.
 
Pallas saß später etwas verkrampft mit Travis und Mickey am Tisch.
„Hast du Medizin studiert?“, fragte Mickey und sah zu Pallas.
„Jep, hab‘ ich“, bemerkte Pallas nur.
„Ist das schwer?“, fragte Mickey.
„Ich hab‘ acht Jahre studiert, ist ziemlich stressig“, erklärte Pallas.
„Aber du bist so jung“, stellte Mickey fest.
„Ich hab‘ früh mit dem Studium angefangen, ich war erst 16“, erklärte Pallas.
„Bist du ein Genie oder so?“, fragte Mickey und Pallas nickte.
„Ich bin auch nicht so jung, ich bin fast 30“, erklärte Pallas.
„Du bist jünger als meine Eltern“, bemerkte Mickey.
„Das hab‘ ich schon gemerkt. Wie war die Schule?“, fragte Pallas ablenkend.
„Wie immer, hast du schon mal jemand umgebracht?“, fragte Mickey weiter.
„Mick‘, lass deinen Onkel in Frieden“, bat Travis.
„Ist schon gut, ich hatte immer nur mit Toten zu tun, also nein“, beantworte Pallas die Frage.
„Was war die ekligste Leiche die du jemals auf dem Tisch hattest?“, fragte Mickey weiter.
„Das sage ich keinem 12-jährigen“, entschied Pallas.
„Ich bitte darum“, bemerkte Travis ernst.
„Aber Dad“, grummelte Mickey.
„Lass deinen Onkel in Ruhe, er ist krank“, bat Travis.
„Wer hat dich verprügelt?“, fragte Mickey weiter.
„Geh‘ Hausaufgaben machen, Mick‘“, befahl Travis und Mickey watschelte von dannen.
„Danke, mein Schädel dröhnt immer noch von dem Überfall. Ziemlich wissbegierig mein Neffe“, stellte Pallas fest.
„Ja, er ist sehr gut in den naturwissenschaftlichen Fächern, so wie sein Onkel“, bemerkte Travis.
„Ja, der Sohn meiner Verlobten steht auch voll darauf … oh verdammt, jetzt hab‘ ich mich verplappert“, bemerkte er und hielt sich die Hand vor den Mund.
„Du bist verlobt? Wie ist das denn passiert?“, fragte Travis verwundert.
„Man, das wollte ich euch eigentlich zusammen erzählen, ich hab‘ mich vor drei Tagen mit Jules verlobt“, bemerkte Pallas und grinste breit.
„Sie ist schwanger, oder?“, fragte Travis keck.
„Ja, ist sie, aber darum hab‘ ich sie nicht gefragt, ehrlich gesagt hat sie mich gefragt“, bemerkte Pallas.
„Du heiratest eine zehn Jahre ältere Frau weil sie schwanger ist?“, fragte er kritisch.
„Nein, ich heirate eine neun Jahre ältere Frau weil ich sie über alles liebe“, bemerkte Pallas cool.
„Das war uns schon klar als ihr hier wart, wir haben gehofft, dass ihr euch wieder zusammenrauft“, erklärte Travis.
„Ja, nach solchen Dingen wie diesem Überfall und der Geiselnahme war uns wieder klar dass wir zusammen gehören“, erkannte Pallas.
„Ich gehöre auch mit Waverly zusammen, wir haben schon so viel überstanden, sie respektiert meine Gelüste und obwohl wir uns nur 6 Monate im Jahr sehen, haben wir uns nie auseinandergelebt. Die kurze Zeit zwischen unseren Trips ist mir immer das kostbarste auf der Welt“, erklärte Travis verträumt.
„Ihr seid echt Freaks, aber ich respektiere eure Ansichten jetzt“, versprach Pallas.
„Sagt der Typ, der rumläuft wie Marilyn Manson und seine schwangere Ex-Freundin heiraten will“, bemerkte Travis cool.
„Okay, wer ohne Sünde ist … hab‘ schon verstanden. Bitte sag‘ es Waverly nicht, dass ich es dir schon gesagt habe, ich will es euch zusammen sagen“, bat Pallas und Travis nickte.
„Dad, ich hab‘ Hunger“, rief Mickey von oben.
„Deine Mutter muss bald kommen, dann kocht sie was für uns. Iss solang einen Joghurt, oder so was“, bat Travis.
„Ach, geht schon“, rief Mickey und knallte die Tür hinter sich wieder zu.
„Mein Sohn wird langsam ein Teenager und ich muss meine arme Frau mit ihm allein lassen“, erkannte Travis nachdenklich.
„Ich hab‘ bald auch einen Teenager zu Hause, ich werde mich dann mit meiner Schwester austauschen. Du wohnst sechs Monate im Jahr im Hotel?“, fragte Pallas neugierig.
„Nicht immer, wenn du verstehst was ich meine“, bemerkte Travis.
„Zu viel Informationen, das will ich gar nicht hören“, bemerkte Pallas und hielt seine Ohren zu.
„Sorry, ich werde das gegenüber dir nicht mehr erwähnen. Ich bin gesund, wenn du das wissen willst, ich lass‘ mich jedes Jahr ein Mal testen“, erklärte Travis.
„Das mach‘ ich auch, ich hab‘ mindestens ein Mal im Monat einen Aidskranken auf dem Tisch, ich trag‘ Handschuhe und alles, aber man kann nie vorsichtig genug sein“, bemerkte Pallas.
„Aber trotzdem schläfst du mit deiner Ex ohne Gummi“, schlussfolgerte Travis.
„Ich hab‘ letzten Monat meinen Aidstest gemacht, ich bin gesund“, bemerkte Pallas grummelnd.
„Gut Gut, ich auch. Weiß Jules von diesen Aidstests?“, fragte Travis.
„Sie weiß, dass ich gesund bin, dass ich so oft zum Test muss weiß sie nicht, manche Sachen sollte man einem Menschen dem man liebt nicht erzählen“, bemerkte Pallas cool.
„Ich wäre innerlich gestorben wenn ich es ihr nicht erzählt hätte“, erklärte Travis.
„Das wollte ich nicht damit sagen, ich bin eine ganz andere Persönlichkeit als du, ich trag‘ meine Seele nicht auf der Zunge. Muss so’n Amiding sein“, erkannte er.
„Ja, scheint so. Ich bring‘ Mickey mal was zum Essen, bin gleich wieder da“, konterte Travis, stand auf und brachte seinem Sohn eine kleine Tüte Chips. Als Pallas auf ihn wartete, ging ein Schlüssel im Schloss. Pallas ging zur Tür, weil er seine Schwester erwartete, doch ein junger Mann Anfang zwanzig stand in der Tür.
„Hey Kumpel, wer bist du denn?“, fragte der junge Mann cool.
„Das könnte ich dich auch fragen, bist du einer von Travis Bekanntschaften?“, fragte Pallas verwirrt.
„Nicht wirklich, ich bin sein Sohn, ist er hier?“, fragte der junge Mann.
„Er ist oben, du bist sein Sohn?“, war Pallas noch verwirrter.
„Ja, hab‘ ich grad‘ gesagt, bist du einer seiner Lover?“, fragte der junge Mann zurück.
„Er ist dein Onkel TJ, er ist Waverlys kleiner Bruder“, erklärte Travis, der langsam Schritt für Schritt die Treppe hinunterkam.
„Du hast noch nen Sohn?“, fragte Pallas, Travis.
„Ja, Travis jr., andere Mutter, er sollte eigentlich im College sein, in Kalifornien“, bemerkte Travis vorwurfsvoll.
„Es sind Frühlingsferien Dad, das weißt du doch“, entschied TJ und lud seine Reisetasche ab.
„Du wohnst im besten Staat für Frühlingsferien, warum kommst du hierher?“, verstand Travis nicht.
„Ich kann auch wieder verschwinden, ich war nur schon über ein Jahr nicht mehr hier, ich dachte ich verbring‘ mal wieder etwas Zeit mit meinem Vater und meinem kleinen Bruder. Ist er wirklich mein Onkel oder nur ein „Onkel“ wie du sie früher genannt hast?“, fragte TJ.
„Er ist Waverlys kleiner Bruder, ernsthaft. Dann freut es mich dich zu sehen, Sohn, hast du Hunger?“, fragte Travis und umarmte seinen 20-jährigen Sohn.
„Hab‘ ich doch immer. Einen Onkel, cool, hatte ja sonst keinen. Du wirst alt, alter Mann“, bemerkte TJ und folgte seinem Vater in die Küche.
„Man, was für Überraschungen gibt es noch“, murmelte Pallas und wollte die Tür schließen. In diesem Moment eilte seine Schwester an ihm vorbei und stürzte in die Gästetoilette, um sich darin zu übergeben.
„Ich werd‘ wieder Onkel, wie mir scheint“, bemerkte Pallas cool, der sich neben der Tür an die Wand gelehnt hatte, als sie wieder rauskam.
„Ach, halt‘ die Klappe“, murmelte Waverly wirsch.
„Hast du nen Test gekauft?“, fragte Travis, der die Aktion seiner Frau gehört hatte und zu ihnen kam.
„Ja, liegt noch im Auto. Könntest du mir meine Sachen holen, ich muss mich etwas ablegen“, erkannte Waverly und schlurfte zum Sofa. Pallas ging hinter ihr her. Auf dem Sofa lag TJ und mampfte ein Sandwich.
„TJ, was machst du hier?“, fragte Waverly und stellte sich breitbeinig vor ihren Stiefsohn.
„Semesterferien, ich hab‘ euch beiden eine SMS geschrieben das ich komme“, bemerkte TJ mampfend.
„Ja, auf mein USA-Handy, da schau‘ ich nicht immer drauf, hier deine Tasche, Schatz“, bemerkte Travis und gab seiner Frau ihre Tasche.
„Nächstes Mal ruf‘ ich an. Alles klar mit dir, Waverly?“, fragte TJ und sah auf Waverly, die ganz weiß um die Nase war.
„Ich denk‘ bei mir kündigt sich Nachwuchs an“, bemerkte Waverly.
„Alter, dass du in deinem Alter noch geschafft hast ein Kind zu zeugen“, bemerkte TJ zu seinem Vater.
„Werde nicht frech, Junior, ich bin erst 39“, raunzte Travis und setzte sich neben seine Frau um ihr liebevoll über den Bauch zu streichen.
„Dann warst du erst 19, als er geboren wurde“, stellte Pallas fest.
„Mathe kannst du auch, gratuliere. Ich hab seine Mutter in meinen ersten Frühlingsferien kennengelernt, war damals mit ein paar Kumpels in Los Angeles. Mein Sohn ist nämlich ein echter Kalifornier durch und durch. Für ihn ist eigentlich alles unter 20°C eine neue Eiszeit. Also spuck’s aus, warum bist du hier, Sohn?“, bemerkte Travis sarkastisch.
„Ich wollt‘ euch nur besuchen, sei nicht immer so misstrauisch, Dad. Wie mir scheint komm‘ ich auch grade richtig, gibt ja gleich zweifachen Familienzuwachs“, erkannte TJ und deutete auf Pallas.
„Die Familie wird noch größer“, bemerkte Pallas mysteriös.
„Okay, du wolltest uns was erzählen, spuck’s aus“, bemerkte Waverly plötzlich.
„Du musst dir nächsten Sommer ein paar Tage frei halten, dein kleiner Bruder wird heiraten“, präsentierte Pallas stolz die frohe Botschaft.
„Das ging aber jetzt schnell, wer ist denn die arme Seele, die du gebissen hast?“, fragte Waverly cool.
„Jules natürlich, wen hätte ich den sonst in drei Wochen kennenlernen können?“, bemerkte Pallas.
„Jules ist 10 Jahre älter als du“, entschied Waverly kritisch.
„Ja, bist du auch, ich liebe sie sehr, hab‘ ich schon immer getan“, erkannte Pallas.
„Ja, das haben wir bemerkt, ich freu‘ mich doch für euch, kleiner Bruder. Das ist nicht alles, oder?“, fragte Waverly.
„Ich werde Vater“, fügte er hinzu.
„Ernsthaft? Bitte sag‘ mir nicht, dass du dich gezwungen fühlst sie zu heiraten. Heutzutage muss das nicht mehr sein“, erklärte Waverly.
„Ich hab‘ sie gefragt und sie wollte mich nicht heiraten, doch dann hat sie mich gefragt und ich hab‘ Ja gesagt“, erklärte er.
„Du hast einen Antrag von einer Frau angenommen, was für ne Maus bist du denn?“, mischte sich TJ ein, der von seiner Stiefmutter vom Sofa verscheucht worden war.
„Travis Gerome jr., beweg‘ deinen Arsch ins Gästezimmer und bring‘ deine Sachen hoch“, forderte Travis im Befehlston.
„Zu Befehl, Sergeant Pepper. Du kriegst langsam einen englischen Dialekt, ich hoff‘ dir ist das klar, Dad“, bemerkte TJ und ging mit seiner Reisetasche in der Hand die Treppe hoch.
„Ganz schön frech, dein Sohn“, stellte Pallas fest.
„Hat Ähnlichkeit mit dir, kleiner Bruder. Du wirst Vater und du heiratest, das ist echt Wahnsinn, du wirst bei ihr bleiben, versprich‘ mir das, du wirst nicht so feige sein wie unser Vater“, erwiderte Waverly ernst.
„Egal was auch passiert, dieses Kind wird mich als Vater haben“, versprach Pallas.
„Das hat es auch wenn du nicht da bist, Bruderherz“, entschied sie.
„Ich meine, ich werde bei ihm oder ihr bleiben, das meinte ich damit. Ich werde auch immer für Adam da sein, er ist in den Jahren auch so was wie mein Sohn geworden, das müsstest du auch kennen, schließlich bist du die Stiefmutter von Surferboy da oben“, bemerkte Pallas etwas verärgert.
„Ja, das bin ich, aber er ist nicht so häufig hier gewesen, ich war noch nie in Kalifornien, wegen meiner Flugangst. Ich kenn‘ seine Ex gar nicht, aber das ist mir auch ganz recht“, erklärte Waverly und sah ihren Mann an.
„Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?“, wollte Pallas neugierig wissen.
„In der Notaufnahme, ich hatte mir heftig in die Hand geschnitten in meiner Ausbildung. Ich bin allein in die Notaufnahme gekommen und bin im Flur ohnmächtig geworden. Mein Prinz hat mich rein getragen, wo ich versorgt worden bin“, erkannte Waverly und küsste ihren Mann verträumt.
„Was hast du in der Notaufnahme gemacht in dem Moment, Travis?“, wollte Pallas von ihm wissen.
„Das ist eine etwas heikle Angelegenheit, darüber sprechen wir nicht“, erwiderte Travis herumdrucksend.
„Sexunfall?“, fragte Pallas cool und Travis nickte.
„Mann oder Frau?“, fragte Pallas weiter.
„Beides irgendwie“, murmelte Travis verlegen.
„Mehr will ich nicht wissen, oder?“, fragte Pallas.
„Nein, willst du nicht. Ich werde mal Jules anrufen und mich mit ihr austauschen“, erwiderte Waverly, nahm das Schnurlostelefon und ging in die Küche.
„Dein Test“, rief Travis ihr hinterher.
„Ich kotz‘ mir schon seit zwei Tagen die Seele aus dem Leib, da ich nur die Sachen esse, die ich selbst koche, kann das kaum eine Lebensmittelvergiftung sein“, rief sie von drinnen.
„Ich kann dich ja untersuchen“, rief Pallas.
„Klasse, mein Onkel ist ein Perverser“, kam TJ wieder runter.
„Du bist ziemlich penetrant, weißt du das eigentlich?“, fragte Pallas zu TJ.
„Du wohnst in meinem Zimmer, wo soll ich sonst hin?“, fragte TJ.
„Stimmt, das tut er, stört es euch in einem Zimmer zu schlafen?“, wollte Travis wissen.
„Ich will nicht mit einem Perversen zusammenwohnen“, raunzte TJ.
„Er ist kein Perverser, ich bin Arzt!“ entschied Pallas und TJ musterte seinen 8 Jahre älteren Onkel.
„Ah, klar“, glaubte TJ ihm nicht.
„Pathologe“, fügte Pallas hinzu.
„Das passt schon eher, du siehst eher aus wie Dr. House als Dr. McDreamy“, bemerkte TJ.
„Hilfe, dein Sohn spricht eine andere Sprache“, wendete sich Pallas hilfesuchend an Waverly, die zurück aus der Küche kam.
„Das sind Charaktere von Serien, du arbeitest nachts, du kennst die nicht. Ich geh‘ dann mal auf den Streifen pinkeln“, bemerkte Waverly nur, nahm ihre Tasche und ging ins Badezimmer.
„Soll ich dir helfen?“, fragte Pallas.
„Pinkeln kann ich noch alleine, danke“, bemerkte Waverly und knallte die Tür hinter sich zu.
„Sie freut sich nicht“, erkannte Travis.
„Gib‘ ihr Zeit, Jules war auch erst nicht wirklich glücklich, aber ich sag‘ ihr jeden Tag wie glücklich mich das macht“, erkannte Pallas mitfühlend und klopfte Travis auf die Schulter.
„Wie lang weißt du, dass deine Freundin schwanger ist?“, fragte Travis cool.
„Verlobte, drei Tage“, bemerkte er.
„Dann warte erst mal, wenn sie ihre Stimmungsschwankungen bekommt und in die Breite geht“, erkannte Travis.
„Das hab‘ ich gehört Trav‘, dafür kriegst du gleich einen gegen den Latz“, rief Waverly von drinnen.
„Tut mir leid, Schatz!“
„Okay, jetzt müssen wir warten“, bemerkte Waverly und kam mit dem Schwangerschaftstest in der Hand nach draußen.
„Egal wie du dich entscheidest Schatz, ich bin bei dir“, bemerkte Travis.
„Ich hab‘ mir immer ne Tochter gewünscht“, konterte sie mit einem Glänzen in den Augen.
„Dann sollst du eine Tochter bekommen“, erwiderte Pallas.
„Oder einen verkorksten Jungen wie der Vater“, fügte Tj hinzu.
„Ich bin echt zu wenig bei dir gewesen in deiner Jugend, du bist eindeutig zu aufmüpfig“, konterte Travis raunzend.
„Was willst du jetzt machen, mich verhauen?“, fragte TJ.
„Die zwei Minuten sind rum“, entgegnete Waverly plötzlich und hielt den Test in die Sonne.
„Gratuliere Travis, für ne Tunte bist du echt fruchtbar“, bemerkte Pallas, als er das positive Resultat des Tests erkannte.
„Du nutzt echt aus dass ich Ärger mit meiner Gattin bekomme wenn ich dich verprügle“, erwiderte Travis pissig.
„Ja, das tust du. Ich bin schwanger“, erkannte Waverly realisierend.
„Willst du das Kind kriegen?“, fragte Travis.
„Natürlich will ich das, du?“, fragte Waverly.
„Natürlich, ich liebe dich und liebe jedes Kind von dir, ich liebe all‘ meine Kinder“, bemerkte Travis und küsste seine Frau.
„Hast du Jules erreicht?“, fragte Pallas, Waverly.
„Zu Hause nicht, nein“, bemerkte Waverly.
„Ihr Handy hab‘ ich dabei, hab‘ meins verloren“, bemerkte Pallas.
„Jetzt will ich wissen was dir passiert ist, wer hat dich so zugerichtet?“, fragte Waverly und sie setzten sich hin. Stockend erzählte er ihr alles.
„Oh mein Gott, oh mein Gott“, bemerkte Waverly immer zwischendurch.
„Meine Freunde haben mich gerettet, ich kann von Glück sagen, dass ich den Mantel von Stavros anhatte, der war schön warm. Ich hab‘ schon wieder Stavros vergessen zu informieren, er hat es sicher schon gehört. Ich muss kurz telefonieren“, erwiderte Pallas, den das erzählte wie immer sehr aufwühlte und ging in die Küche.

Zwanzigstes Kapitel


Pallas setzte sich müde auf einen Stuhl in der Küche und rief Stavros an.
„Hey Stavros, tut mir echt leid, ich wollte mich schon länger melden, es war viel los in letzter Zeit“, meldete sich Pallas bei Stavros.
„Ja, Jules hat mich schon angerufen. Bitte setz‘ dich“, war Stavros todernst.
„Was ist passiert?“, fragte Pallas erschreckt.
„Bitte flipp‘ jetzt nicht aus“, bat Stavros.
„Erst sagst du mir, was passiert ist“, bemerkte Pallas und atmete schwer.
„Adam ist gestern von seinem Freund nicht mehr nach Hause gekommen“, bemerkte Stavros stockend.
„Nein, nicht ihn, das darf er nicht, er ist doch nur ein Kind“, flehte Pallas, der genau wusste was passiert war.
„Du musst zurückkommen, ich kümmere mich solang um Jules“, erklärte Stavros.
„Okay, ich werde sofort losfahren. Sag‘ ihr, ich liebe sie und ich bin so schnell wie möglich zu Hause“, erwiderte Pallas tonlos und legte wieder auf.
„Ich muss deinen Wagen leihen“, bemerkte Pallas, als er aus der Küche kam.
„Klar, wo willst du hin?“, fragte Travis verwundert.
„London, das Monster hat meinen Sohn“, bemerkte Pallas nur. Er starrte ins Leere.
„Du bist zu fertig um zu fahren, ich fahre“, entschied Travis nur.
„Du musst doch nach Bristol“, erwiderte Pallas.
„Es geht um die Familie, ich ruf‘ meinen Chef an, er soll einen anderen schicken“, bemerkte Travis.
„Wir kommen alle mit, Familie, wie Dad schon sagte“, bemerkte TJ.
„Das kann ich nicht von euch verlangen“, erwiderte Pallas.
„Ich werde unsere Sachen packen, ich lasse Mickey bei einem Freund übernachten. Er sollte das nicht mitkriegen“, überlegte Waverly laut.
„Ich gehör‘ genauso zu dieser Familie, ich bin krank, sag‘ das meinem Lehrer“, bemerkte Mickey, als er die Treppe hinunterkam.
„Dann fahren wir, ich hab‘ schon lang eine Ausrede gesucht, zu kündigen, das ist eine gute“, erwiderte Waverly.
„Du kannst nicht wegen mir kündigen“, sah es Pallas nicht ein.
„Ich muss mich bald um zwei Kinder kümmern, wir brauchen mein Gehalt nicht“, entschied Waverly.
„Nein, brauchen wir nicht. Ich packe, du musst dich ausruhen, setzt euch ins Auto, wir fahren in 15 Minuten“, plante Travis.
„Du magst mich doch gar nicht“, verstand Pallas nicht.
„Das ist das tolle an der Familie, ich muss dich nicht mögen“, schmunzelte Travis und ging nach oben.
Eine halbe Stunde später war die vierköpfige Familie und Pallas auf der Autobahn unterwegs.
„Was ist wenn er ihn schon umgebracht hat? Wie erklär‘ ich das Jules“, war Pallas längst in Panik.
„Das werden wir dann sehen, wenn es soweit ist, momentan ist er nur verschwunden, er ist vielleicht nur abgehauen“, bemerkte Travis.
„Das ist London, nicht das Land, wo soll er hin verschwunden sein? Er ist erst 12 Jahre alt“, bemerkte Pallas weinerlich.
„Beruhig‘ dich, du musst für deine Verlobte stark sein“, bemerkte Waverly und nahm die Hand ihres Bruders.
„Ich musste nur für mich sorgen, jetzt ist er mein Sohn, ich weiß nicht was ich ihr sagen soll, um sie darauf vorzubereiten, dass er tot sein könnte“, bemerkte Pallas.
„Er ist nicht tot, hör‘ auf so etwas zu sagen“, bemerkte Waverly und drückte seine Hand fest.
„Au, du tust mir weh“, bemerkte Pallas und verzog das Gesicht.
„Endlich eine Reaktion von dir, ich dachte schon du wärst innerlich gestorben“, bemerkte TJ der neben ihm saß.
„Er steht etwas unter Schock, kein Wunder nachdem was er erlebt hat. Hast du deinen Powerriegel gegessen, Bruder?“, fragte Waverly fürsorglich und Pallas schüttelte den Kopf.
„Dann tu es jetzt“, bat Waverly und drückte ihm einen Powerriegel in die Hand.
„Ich hab‘ keinen Hunger“, murmelte Pallas, der auf die Straße starrte.
„Du musst was essen, Jules würde mich umbringen wenn ich es zulassen würde, dass du wieder abnimmst. Iss“, bemerkte Waverly.
„Meinetwegen“, erwiderte Pallas und aß den Riegel. Dabei merkte er erst, wie viel Hunger er eigentlich hatte.
„Siehst du, hat doch nicht wehgetan. Schlaf‘ etwas“, bat Waverly.
„Ich kann nicht schlafen“, erwiderte Pallas.
„Mit dem Schlafmittel, was ich dir in den Riegel geschmuggelt habe, wirst du das gleich tun“, bemerkte Waverly und kurz danach war Pallas eingeschlafen.
„Wie viele Tabletten hast du ihm gegeben?“, fragte Travis verwundert.
„Eins, zwei ….drei“, murmelte Waverly.
„Du kannst ihn nicht so mit Drogen vollpumpen, er wiegt keine sechzig Kilo“, bemerkte Travis.
„Dann schläft er wenigstens die ganze Fahrt durch. Man, wir sind noch nie als Familie in den Urlaub gefahren“, bemerkte Waverly.
„Das können wir kaum Urlaub nennen“, bemerkte TJ.
„Danke, deinen Optimismus können wir jetzt gebrauchen“, bemerkte Waverly sarkastisch.
„Es ist so wie es ist, ich studiere Kriminalistik wie du weißt, ich kenne die Statistiken, Sachen wie die gehen nie gut aus“, entschied TJ.
„Wir brauchen dein Wissen, nicht deinen Pessimismus, TJ“, bemerkte Travis und so schwiegen sie die restliche Fahrt.
Spät in dieser Nacht kamen sie in London an. Sie fuhren sofort zu Stavros Wohnung. Pallas schlief immer noch auf dem Rücksitz.
„Lass ihn schlafen, wir gehen erst mal rein“, entschied Travis und ging zusammen mit seinen Söhnen uns einer Frau zu Stavros Wohnung.
 
„Hey, sind Sie Mr. Karas?“, begrüßte Waverly Stavros höflich.
„Stavros, bitte, ihr seid doch Familie, kommt rein“, bemerkte Stavros freundlich und sie traten ein.
„Wo ist Pallas?“, fragte Stavros und sah sich um.
„Er ging uns kurz vor der Stadtgrenze so auf die Eier dass wir ihn rausgeschmissen haben“, bemerkte TJ lässig.
„Was?“, fragte Stavros entsetzt.
„Glauben Sie nicht alles was mein Sohn erzählt, er ist der König des Sarkasmus. Pallas hatte ein paar Panikattacken, ich hab‘ ihn mit Schlafmitteln ruhiggestellt, er schläft im Wagen“, bemerkte Waverly und gab ihrem Stiefsohn eine Kopfnuss.
„Sarkasmus und Medikamentenmissbrauch, er ist eindeutig aus dieser Familie. Jules schläft endlich, leider konnte ich sie nicht ruhigstellen wegen dem Baby. Ich bin verzweifelt, ich weiß nicht was ich der armen Frau sagen soll, ich bin Schneider, kein Psychologe“, bemerkte Stavros müde.
„Haben Sie all‘ seine Freunde angerufen?“, versuchte Waverly als Mutter zu helfen.
„Die Nummern, die Jules mir gegeben hat schon, ja. Ich kenne Pallas auch schon seit dem Alter, er ist ein wirklich guter Kerl und hat das nicht verdient“, bemerkte Stavros nachdenklich.
„Keiner hat verdient was die beiden grade durchmachen. Was hat dieser Mann nur für ein Problem?“, fragte Travis, doch keiner wusste die Antwort.
 
„Ich werde seinen PC durchschauen, vielleicht hat er nur jemanden getroffen, das ist zwar auch übel, aber dann hat er eine Chance das zu überleben“, bemerkte TJ.
„Ich hab‘ seinen Laptop schon durchsucht, da ist nichts drauf“, bemerkte Jules, die erledigt aus dem Schlafzimmer kam.
„Jules, haben wir dich geweckt?“, fragte Waverly besorgt.
„Ja, aber es ist okay. Ihr seid weit gefahren“, erkannte Jules und Waverly kam zu ihr.
„Ihr seid Familie, wir fahren überall für euch hin. Wir sollten beide etwas schlafen, wir müssen an unsere Babys denken. TJ nimm‘ dir den PC noch mal vor und lass‘ auch Mickey dran, aber keine Schundseiten“, plante Waverly.
„Die Seiten sind eh gesperrt“, bemerkte Jules benommen.
„Gut, dann komm‘, wir gehen schlafen, das ist doch okay, Stavros, oder?“, fragte Waverly und Stavros nickte.
Als die Frauen im Schlafzimmer waren klingelte es.
„Es ist drei Uhr morgens, wer kann das sein?“, wunderte sich Travis.
„Heath wollte noch vorbeikommen, wenn er im Büro fertig ist“, entgegnete Stavros und öffnete die Tür.
„Ihr habt mich unter Drogen gesetzt“, schnaubte Pallas, der mit zerzauster Frisur vor der Tür stand.
„Also ich nicht“, bemerkte Stavros etwas überrumpelt.
„Sei still, die Frauen schlafen. Das war Waverlys Idee, nicht meine. Du bist also wieder wach“, bemerkte Travis flüsternd.
„Ich bin in einem schwarzen Lieferwagen aufgewacht, nicht die beste Erfahrung nach meiner Entführung“, bemerkte Pallas.
„Sorry, wir wollten dich schlafen lassen. Bist du fit?“, fragte Travis.
„Ich bin zumindest nicht mehr müde. Wie ist die aktuelle Lage?“, fragte Pallas erledigt.
„Die Jungs durchstöbern Adams PC um was rauszufinden und wir haben uns grade hingesetzt“, erwiderte Travis.
„Ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll, ich habe ständig das Bild der toten Danielle im Kopf. Was ist wenn … man ich kann es nicht mal aussprechen“, bemerkte Pallas.
„Dann tu es nicht, wir warten jetzt einfach ab, vielleicht ist es ja was ganz anderes“, bemerkte Stavros aufmunternd.
„Ich kann nicht warten, ich werde nie wieder warten, ich werde jetzt in diesen Club gehen und solang rumbrüllen bis ich gehört werde“, entschied Pallas.
„Dann würden sie nur uns rufen, Pall‘“, erkannte Heath, der hinter ihm zu Stavros kam.
Als Pallas Heath sah, brach er in Tränen aus.
„Hey komm‘ her, es wird alles wieder gut“, nahm Heath ihn in den Arm.
„Bring‘ ihn zu den Frauen, er ist noch nicht fit, er muss sich erholen“, bat Travis und Heath führte ihn ins Schlafzimmer.
Die Sonne ging schon wieder auf als TJ zurück zu den anderen kam.
„Ich hab‘ was“, bemerkte TJ müde.
„Dann zeig‘ her“, bat Heath, der immer noch bei ihnen war und TJ gab ihm den PC weiter.
„Er hat öfters mit einem Kerl gechattet und dann sind da noch mehrere E-Mails an ihn. Das klingt sehr nach einem Perversen“, erklärte TJ.
„Das passt nicht zu dem Profil von dem Monster. Aber das ist auch nicht wirklich besser. Ich werde dem nachgehen, ich muss jetzt auch wieder los, meine Ehe steckt grad‘ ziemlich in der Krise, kein Wunder, schließlich bin ich in letzter Zeit fast jede Nacht weg. Ich gebe das sofort an meine Kollegen weiter, es tut mir echt leid, aber ich liebe meine Frau und möchte sie nicht verlieren“, erklärte Heath und stand erschöpft auf.
„Was sage ich ihnen, ihr Sohn ist verschwunden“, bemerkte Stavros erledigt.
„Man, ich weiß es nicht, ich habe vor kurzem fast meinen besten Freund verloren und seit Wochen nicht mehr geschlafen, ich weiß auch nicht alles“, murrte Heath und zischte ab.
„Es ist nie ein gutes Zeichen wenn die Polizei schon aufgibt“, bemerkte TJ und klappte den PC zu.
„Die Polizei hat auch bei mir aufgegeben und ich steh‘ trotzdem hier“, bemerkte Pallas, der in neuer Kleidung, rasiert und mit seinen Haaren zu einem Zopf gebunden aus dem Schlafzimmer kam.
„Hey, da ist ja ein Gesicht unter diesem Bart. Hast du noch schlafen können?“, fragte Travis.
„Ich bin zwischen zwei schönen Frauen aufgewacht, schade dass eine davon meine Schwester war. Gib‘ mir den Laptop, ich find‘ schneller raus, wer der Perverse ist, als die Polizei, bevor ich Leichen aufgeschnippelt habe war ich ein kleiner PC Crack, wie ich sehe du auch TJ. Okay, schauen wir mal, hey das ist ja wirklich leicht rauszufinden, Jeremy Laslup aus Liverpool, Liverpool, das sagt mir irgendwas, ich weiß nur nicht was“, bemerkte Pallas.
„So gut hörst du mir zu. Jeremy Laslup ist Adams Vater“, bemerkte Jules die aus dem Schlafzimmer kam.

Einundzwanzigstes Kapitel


„Sein Vater, was will er denn bei dem?“, fragte Pallas, der sehr erleichtert war.
„Das werde ich Jeremy jetzt fragen, ich hoffe so, er ist bei ihm. Die beiden kennen sich gar nicht, was hat ihn denn geritten, so was zu tun?“, bemerkte Jules erschöpft.
In diesem Moment klingelte ihr Handy.
„Es ist Adam“, bemerkte Jules erleichtert und nahm ab.
„Ich kann dir gar nicht sagen, wie sauer auf dich bin“, brüllte sie in den Hörer.
„Mummy, ich hab‘ einen Fehler gemacht“, bemerkte Adam ruhig.
„Ja, das hast du, wo bist du?“, bemerkte Jules.
„Bei Dad, der ist so ein Loser, ich wollte dir nicht wehtun, tut mir leid“, entschuldigte sich Adam kleinlaut.
„Ist schon gut, dir geht es gut, dass ist das Wichtigste. Hast du genug Geld für den Rückweg?“, fragte Jules ruhiger.
„Ja, habe ich, ich bin schon auf dem Rückweg“, erklärte Adam.
„Gut, dann ruf‘ mich noch mal an, wenn du ankommst. Ich hab‘ dich lieb, Kleiner, tut mir leid, dass ich dich so angemotzt habe“, bemerkte Jules und legte wieder auf.
„Er ist nur nach Liverpool gefahren“, bemerkte Jules mit Tränen in den Augen und Pallas umarmte sie liebevoll.
„Ich ruf‘ Heath an, ich bin so froh, dass es nur so etwas war. Man, ihr seid alle gekommen, Waverly hat sogar gekündigt für das hier“, erwiderte Pallas erleichtert.
„Nein, ich hab‘ das wegen dem Kleinen hier drin getan. Er ist nur abgehauen, das ist echt ne Erleichterung“, bemerkte Waverly die als letzte aus dem Schlafzimmer kam und sich dann auf Travis Schoß setzte.
„Das ist echt verrückt, jetzt kriegen wir beide ein Kind und haben beide einen Jungen im gleichen Alter. Wenn du jemals wegrennst, prügle ich dich windelweich, hast du verstanden, Mickey?“, bemerkte Waverly und sah Mickey böse an.
„Ich weiß dass mein Dad nen Loser ist, da brauch‘ ich nicht wegzurennen um das zu erkennen“, erwiderte Mickey und bekam von seinem Vater eine Kopfnuss.
„Ich liebe dich Dad, aber hör‘ auf Kerle zu treffen, du verletzt Mum jedes Mal damit“, bat Mickey plötzlich.
„Stimmt das?“, fragte Travis, Waverly.
„Du bist die Liebe meines Lebens, natürlich stirbt immer irgendwas in mir, wenn du nicht  neben mir aufwachst“, gestand sie.
„Wir werden bald wieder Eltern und ich bin langsam zu alt für diesen Scheiß, keine Männergeschichten mehr“, versprach Travis.
„Danke, das bedeutet mir sehr viel“, bedankte sich Waverly und küsste ihn.
„Man, das wird noch richtig lustig mit Adam, wenn er älter wird, oder?“, fragte Jules ihren Verlobten.
„Ja, aber dafür bin ich jetzt da, dass er einen Vater hat mit dem er über alles reden kann“, bemerkte Pallas.
„Ich bin so froh, dass du jetzt in meinem Leben bist“, erwiderte Jules erledigt, aber zufrieden.
„Geht mir genauso, ich wüsste nicht, wie ich das mit meiner neuen Familie sonst verarbeiten würde. Sieh‘ dir das an, noch am Anfang des Jahres war ich ein einsamer Goth, der nur noch gearbeitet hat, jetzt habe ich eine große Familie und werde Vater, ich glaub‘ zwar kaum dass ich das sage, aber ich liebe mein Leben“, bemerkte Pallas und umarmte sie von der Seite.
„Ich will nach Hause und mindestens eine Stunde duschen um diese furchtbaren Tage hinter mir zu lassen“, bemerkte Jules.
„Ich würde dich gern begleiten“, schmunzelte Pallas und küsste ihren Nacken.
„Ich bitte darum“, bemerkte Jules und zog ihn aus der Tür.
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Waverly.
„Ich brauch‘ Schlaf“, bemerkte Mickey.
„Ein wahres Wort, Bruder, ich werde uns zwei Hotelzimmer suchen, vermutlich kriegen wir nur ein Zimmer in einer Jugendherberge. Bleiben wir noch etwas hier? Frühlingsferien in London klingt richtig gut“, bat TJ.
„Du kannst hier so lang bleiben wie du willst, wir müssen bald wieder heim, leider. Versuch‘ ein Hotelzimmer zu bekommen, ich hab‘ keine Lust in einer Jugendherberge meine Morgenübelkeit auszuleben. Stavros, wir gehen wieder“, bemerkte Waverly und stand wieder auf.
„Ist der Junge wieder da?“, fragte Stavros, der mit einem Handtuch in der Hand aus der Küche kam.
„Noch nicht ganz, aber wir wissen, dass er in Sicherheit ist. Kochst du grade?“, fragte Travis.
„Ihr habt sicher Hunger, dachte ich“, erklärte er.
„Ja, ehrlich gesagt einen Bärenhunger, das muss ich ausnutzen, sonst ist mir immer nur schlecht“, erkannte Waverly.
„Gut, dann kommt essen“, schmunzelte Stavros und lud seine Gäste zum Essen ein.
 
Spät an diesem Nachmittag kam Adam am Paddington Bahnhof an.
„Da ist er!“ rief Jules erleichtert und eilte zu ihrem Sohn, der aus dem Zug stieg.
„Mum!“, rief Adam und fiel ihrer Mutter um den Hals.
„Verdammt, tu uns das nie wieder an“, bemerkte Pallas und umarmte ihn auch.
„Sorry, Dad“, bemerkte Adam unter Tränen.
„Dad?“, fragte Pallas verwundert.
„Zu früh?“, fragte Adam.
„Nein, nenn‘ mich so wie du willst. Du kriegst so lange Hausarrest dass deine Enkel dich noch zu Hause besuchen müssen“, bemerkte Pallas.
„Ich hab‘ mich vernachlässigt gefühlt, ich war in letzter Zeit öfter bei meinen Großeltern als zu Hause. Jetzt wo ihr noch ein Kind kriegt bin ich doch nur das dumme Anhängsel“, entschied Adam.
„Du bist mein Sohn und wirst niemals ein dummes Anhängsel sein, sag das nie wieder“, bemerkte sie streng.
„Warum bist du eigentlich wieder zu Hause, wolltest du nicht zu deiner Familie?“, fragte Adam Pallas plötzlich.
„Ehrlich gesagt habe ich meine ganze Familie mitgebracht, wir haben viel Schlimmeres erwartet, als du plötzlich verschwunden warst, deine Cousins und deine Tante haben schließlich rausgefunden wo du sein könntest“, erklärte Pallas.
„Was hast du denn gedacht was mit mir passiert ist?“, fragte Adam und Pallas sah Jules fragend an.
„Wir sollten es ihm erzählen, sonst passiert das wieder“, gab Jules nach.
„Gehen wir erst mal heim“, entschied Pallas und so ging die kleine Familie nach Hause.
 
„Genau aus diesem Grund solltet ihr mir alles erzählen, wenn ich das gewusst hätte, sind wir alle in Gefahr?“, fragte Adam ernst und sehr erwachsen.
„Ich werde nicht zulassen dass euch jemals was passiert. Auch wenn es dir blöd vorkommt, deine Mutter und ich werden dich solang von der Schule abholen bis das geklärt ist“, entschied Pallas.
„Das ist nicht euer Ernst“, bemerkte er grummelnd.
„Doch, das ist mir todernst, der Kerl hat es auf mich abgesehen … der Kerl hat es auf mich abgesehen, das ist es“, stellte Pallas fest.
„Du hast mich verloren, Süßer“, erwiderte Jules.
„Ich muss zu Heath, tut mir leid, du ruhst dich aus, Schatz und du fragst einen Klassenkameraden nach deinen Hausaufgaben, Adam“, bemerkte Heath hektisch und eilte davon.
„Er hat noch Aussetzer von seiner Gehirnerschütterung, oder?“, fragte Adam und Jules zuckte mit den Schultern
 
Etwas hektisch kam Pallas ins Polizeirevier.
„Hey, hast du Heath gesehen?“, fragte Pallas, Lu, als er in der Leichenhalle aufschlug.
„Hey, gut zu wissen dass du wieder da bist“, begrüßte Lu seinen Kollegen.
„Ich bin erst ein paar Stunden wieder in der Stadt, sorry, wir hatten Panik als Adam verschwunden war, aber er ist wieder da“, erzählte Pallas hektisch.
„Noch mal langsam, Adam war verschwunden?“, fragte Lu verwundert.
„Er ist abgehauen und zu seinem Vater gereist, uns ist das Herz in die Hose gerutscht, aber jetzt ist alles wieder gut. Also hast du Heath gesehen?“, fragte Pallas erneut.
„Er ist schon zwei Tage nicht mehr ins Büro gekommen“, erklärte Lu.
„Wirklich? Er wollte eigentlich ins Büro kommen heut‘ morgen“, erkannte Pallas.
„Er war nicht hier, hab‘ ihn auch schon was fragen wollen. Ich schneide das Thema eigentlich ungern an, aber wir müssen uns bald um Danielles Beerdigung kümmern, wir brauchen das Fach“, erklärte Lu.
„Ja, stimmt, ich werde mich heute Abend mal mit Poppy zusammensetzen, es geht ums Finanzielle, ich wollte das eigentlich bezahlen, aber jetzt sparen wir auf ein Haus“, erklärte Pallas.
„Du musst das nicht zahlen, wenn niemand dafür aufkommt wird der Staat eingreifen“, bemerkte Lu.
„Einäscherung und ein einfaches Holzkreuz, das ist nicht passend“, entschied Pallas.
„Du bist nicht Schuld für ihren Tod!“
„Warum fühlt es sich aber dann so an?“, fragte er traurig.
„Weil du hinter deiner Fassade ein echt netter Mensch bist“, schmunzelte Lu.
„Wir müssen das irgendwie hinkriegen, dass sie eine anständige Beerdigung bekommt“, bemerkte Pallas.
„Das werden wir schon hinbekommen, jetzt kümmere dich erst mal darum gesund zu werden, denn ich bin verdammt überfordert mit der vielen Arbeit“, entschied Lu.
„Du glaubst gar nicht wie froh ich bin dass zu hören, nicht dass du überfordert bist, aber dass ich gebraucht werde“, erkannte Pallas.
„Du wirst immer gebraucht Pallas, das weißt du doch. Was ist jetzt mit deiner Familie, habt ihr euch wieder vertragen?“, fragte Lu.
„Sie sind sogar mitgekommen, oh man, ich hab‘ sie einfach bei Stavros gelassen, ich muss sie anrufen“, bemerkte Pallas und eilte die Treppe wieder hoch.
Kopfschüttelnd rief Lu Jules an.
„Was ist mit ihm los?“, fragte er sie nur.
„Sag‘ du es mir, er ist hier einfach weg“, konterte Jules.
„Müssen wir uns Sorgen machen?“, fragte Lu.
„Ich glaub‘ nicht, ich denke er hat grad‘ viel zu verarbeiten, das wird schon wieder. Hast du ihm schon erzählt dass mein Vater für die Beerdigung von Danielle aufkommt?“, fragte Jules.
„Das solltest du ihm sagen, er hat mir grad‘ gesagt, dass er traurig ist, dass er nichts teures arrangieren kann“, erklärte Lu.
„Ja, falls es mal zur Sprache kommt, es geht um eine Freundin von mir, klar, mein Vater muss nicht unbedingt wissen, dass wir das für Pallas tun. Ich sollte ihm langsam mal sagen, dass ich Pallas heiraten werde, ich kann das nicht immer wieder aufschieben“, bemerkte Jules nachdenklich.
„Und das mit dem Baby?“
„Eins nach dem anderen, noch hab‘ ich zwei oder drei Monate bis er es merkt“, entschied sie.
„Sag‘ es ihm, dann hast du es hinter dir, du bist eine erwachsene Frau, der kann dir nichts antun“, bemerkte Lu.
„Ich werde Pallas und Adam zum Abendessen mitnehmen, dann kriegt Pallas das meiste ab“, konterte Jules.
„Wenn du ihn zu packen kriegst, der eilt hier durch wie auf Speed“, bemerkte Lu.
„Ja, ich versuch’s. Rufst du bitte meinen Vater an und gibst ihm die Details für die Bestattung durch?“, fragte sie und er versprach es zu machen.
Pallas war mit seinem Motorrad in der Zwischenzeit zu Heaths Wohnung gefahren. Seine Kollegen hatten ihm gesagt, dass Heath krank wäre, doch krank war er nicht gewesen, als er am Morgen bei ihnen gewesen war.
Heath wohnte in einem Londoner Vorort in einem netten kleinen Häuschen mit Garten, was sich Pallas auch für seine Familie wünschte.
Doch als Heath ihm die Tür öffnete war er nicht das perfekte Bild von einem zufriedenen Familienvater. Heath trug immer noch seine Uniform, aber sehr schlampig und hatte eine halbleere Flasche mit etwas Hochprozentigem in der Hand.
„Ach, du“, murmelte Heath betrunken.
„Ja, ach ich. Was feierst du?“, fragte Pallas und trat ein.
„Ich feiere nicht, Beth ist weg“, bemerkte Heath und ließ sich auf die Couch fallen.
„Nein, das hat sie nicht getan“, bemerkte Pallas trocken.
„Doch hat sie, hab‘ gehört dein Sohn ist wieder da, gratuliere“, erwiderte Heath und trank einen Schluck aus seiner Flasche.
„Ja, er war nur abgehauen, du siehst beschissen aus, Kumpel“, erwiderte Pallas einfühlsam.
„Das von einem Kerl der aussieht, als hätte ihn ein Laster überrollt“, murmelte Heath.
„Wo ist sie hin?“, fragte Pallas.
„Hab‘ sie nicht gefragt, ich bin ein lausiger Polizist und ein mieser Ehemann, ich sollte kündigen“, bemerkte Heath.
„Red‘ keinen Scheiß, du bist ein toller Polizist und ein wunderbarer Ehemann, ich werde zu ihr gehen und mit ihr reden, ihr braucht einen Urlaub zusammen, dann klappt das schon wieder mit euch“, bemerkte Pallas.
„Das Problem lässt sich nicht einfach mit Urlaub lösen, Pal“, bemerkte Heath.
„Das Angebot mit der Samenspende gilt immer noch“, erklärte Pallas plötzlich.
„Du hast kein Supersperma, nur weil du eine Frau geschwängert hast“, maulte Heath gekränkt.
„Gut, wenn du kein erwachsenes Gespräch mit mir führen willst, geh‘ ich wieder“, grummelte Pallas und stand wieder auf.
„Nein, bitte bleib‘ hier“, bat Heath weinerlich.
„Du fängst jetzt doch nicht an zu flennen, oder?“, fragte Pallas und setzte sich wieder hin.
„Du hast gestern Nacht noch flennend in meinen Armen gelegen, mein Freund“, erinnerte Heath, Pallas.
„Du kannst auch flennen, wenn du willst, ist erleichternd“, erklärte Pallas.
„Ich geh‘ ins Bett“, erwiderte Heath, ließ die Flasche auf den Boden gleiten, und schlurfte ins Schlafzimmer.
„Super, was mach‘ ich jetzt?“, fragte Pallas sich selbst.
Er wartete noch eine Weile ab, deckte den schlafenden Heath zu und verschwand wieder.
 
„Der arme Kerl, wie helfen wir ihm jetzt?“, fragte Jules, als sie an diesem Abend mit ihrem Verlobten im Bett lag.
„Du bist doch eine offene Person, oder?“, fragte Pallas zurück.
„Das musst du mich nach dieser Bondage Party vor zwei Jahren noch Fragen?“
„Ich würde den beiden gern mit einer Samenspende von mir helfen“, gestand er.

Zweiundzwanzigstes Kapitel


Jules saß schon eine ganze Weile wortlos neben ihrem Verlobten im Bett.
„Bitte sag‘ was dazu“, bat Pallas.
„Warte, ich überlege“, bemerkte sie nachdenklich.
„Ich meine momentan sind sie ja getrennt, ich will es ihnen nur vorschlagen“, fügte er hinzu.
„Er ist dein bester Freund, oder?“, fragte sie nur.
„Ja, das ist er!“
„Du hast es ihm schon angeboten?“, fragte sie.
„Nicht offiziell, aber es wurde schon angesprochen“, druckste er herum.
„Ich werde morgen mal mit Beth reden, sie wünschen sich ja so sehr ein Kind, es wäre doch egoistisch von uns ihnen nicht zu helfen“, bemerkte Jules.
„Du bist also einverstanden?“, fragte er hoffend.
„Ja, das bin ich. Es wäre doch schön, wenn unsere Familien noch weiter zusammenrücken. Hast du eigentlich ne Ahnung wo deine Schwester und Anhang abgeblieben sind?“, fragte Jules.
„Ich hab‘ vorhin mit ihnen telefoniert, sie bleiben noch etwas hier, wir gehen morgen essen. Ich hoffe dass unser Leben jetzt wieder ruhiger wird, war ganz schön stressig in letzter Zeit“, bemerkte er.
 
Am nächsten Morgen ging Pallas das erste Mal offiziell wieder zur Arbeit. Er hatte Lu freigegeben, da dieser nicht mehr so taufrisch aussah.
„Dir ist schon klar, dass du zwar wieder arbeitest aber jetzt hier oben abhängst“, erkannte Heaths Partner, als Pallas mit ihm eine Spur in seinem Entführungsfall verfolgte.
„Entschuldige vielmals das grad‘ keine Menschen gestorben sind und ich nichts zu tun habe“, bemerkte Pallas sarkastisch.
„Das ist nicht wahr, ich hab‘ erst heut‘ morgen einen Doppelmord reinkommen sehen“, entschied der Polizist.
„Ich bin Schuld dass das hier alles passiert ist, also bitte lass‘ mich helfen“, bat Pallas.
„Wir kriegen das schon hin, geh‘ du wieder runter“, erwiderte der Polizist.
„Dann geh‘ der Sache auch nach die ich erwähnt habe, ich will nicht dass das noch länger andauert“, bat Pallas und ging wieder in Richtung Leichenhalle. Heath kam ihm mit dicker Sonnenbrille auf der Nase entgegen.
„Morgen“, murmelte er nur und wollte nur weiter gehen, doch Pallas hielt ihn an der Schulter fest.
„Alles klar mit dir, Kumpel?“, fragte Pallas besorgt.
„Ja, alles bestens, ich muss weiter“, erwiderte er nur und riss sich los.
„Hast du sie angerufen?“, fragte Pallas.
„Sie ist in Bristol bei ihrer Tante“, erkannte Heath.
„Wann fährst du zu ihr?“, fragte Pallas.
„Sie will mich nicht da haben, also niemals“, entschied Heath.
„Du kannst doch nicht einfach so aufgeben“, war Pallas enttäuscht.
„Ich hab‘ jetzt ein Jahr gekämpft, Zeit zum aufgeben“, erkannte Heath.
„Ich hab‘ mit Jules geredet, wir können euch helfen, wir wollen euch helfen“, erklärte Pallas mitfühlend.
„Ich sagte doch, ich will das nicht“, bemerkte Heath.
„Sei nicht so stur, wir sind doch wie Brüder, es wäre mir eine Ehre“, bemerkte Pallas stolz.
„Na toll, jetzt hast du auch noch Mitleid mit mir“, war Heath nicht begeistert.
„Ach leck‘ mich doch, ich will dir nur helfen, wenn du dich wieder eingekriegt hast findest bin unten“, rauschte Pallas wütend davon.
 
Eine Stunde später kam Heath zu Pallas in die Leichenhalle.
„Es tut mir leid“, murmelte er verlegen.
„Das sollte es auch, es war verdammt schwer, Jules danach zu fragen“, bemerkte Pallas, der sich grad‘ die Hände abwusch.
„Wir beide passen einfach nicht zusammen“, bemerkte Heath.
„Ich war auf eurer Hochzeit, ich hab‘ gesehen wie sehr ihr euch liebt, das ist nicht wahr“, konterte Pallas und kam zu ihm hin.
„Das war vor fünf Jahren, Dinge verändern sich“, entgegnete Heath und Pallas deckte die Leiche vor ihm zu.
„Liebe verändert sich nie, sieh Jules und mich an, sie hatte uns aufgegeben, ich nie. Das hat sie gesehen und ist zu mir zurückgekommen und jetzt darf ich diese wunderbare Frau heiraten“, bemerkte Pallas verträumt.
„Man, du bist echt unerträglich gut gelaunt wenn du verliebt bist“, schmunzelte Heath.
„Sorry, ich versuch’s runter zu schrauben. Jules wird mit ihr reden, aber nur wenn du das willst“, erklärte Pallas und ging mit ihm etwas zur Seite zu einem Sofa was hinter der Treppe stand.
„Ich weiß nicht ob es eine gute Idee ist, wenn eine schwangere Frau jetzt mit Beth redet“, entschied Heath und setzte sich hin.
„Auch wahr, aber du willst nicht mit ihr reden, irgendjemand muss es tun“, erklärte Pallas.
„Sie will nicht reden, also lassen wir sie erst mal in Ruhe“, entschied Heath.
„Sie ist deine Frau und so deine Entscheidung, aber versprich‘ mir dass ihr nicht gleich die Scheidung einreicht“, bat Pallas.
„Wer redet von Scheidung? Ich will mich nicht scheiden lassen“, bemerkte Heath.
„Gut, das hör‘ ich gern. Bist du wieder fit genug zum Arbeiten?“, fragte Pallas.
„Ich hab‘ ziemlich Kopfschmerzen, aber sonst geht’s mir gut. Danke dass du gestern bei mir warst trotz dem ganzen Chaos mit Adam“, bemerkte Heath bedankend.
„Hab‘ mir Sorgen gemacht weil du nicht auffindbar warst, man wir müssen herausfinden wer Danielle getötet und mich gekidnappt hat, sonst werde ich jedes Mal wenn jemand nicht auf meinen Anruf reagiert Panik schieben“, erkannte Pallas.
„Dann sollte ich mal endlich meine Jungs anspornen ihr bestes zu tun. Gut dass du wieder da bist, wir haben dich hier vermisst“, erkannte Heath und stand wieder auf.
„Ich euch auch, jetzt setz‘ dich an deinen Schreibtisch und zeig‘ mir deine Talente“, bat Pallas.
„Klar, mach‘ ich. Bis später“, erwiderte Heath und ging wieder nach oben.
 
Spät an diesem Nachmittag kam Pallas zurück nach oben.
„Und, hast du was?“, fragte er Heath, als er sich neben Heath hinstellte.
„Man, du hast mich erschreckt, ich bin grad‘ an was dran, du hast doch gesagt, dass du dein Handy verloren hast“, bemerkte Heath.
„Du suchst ein Vertragshandy was nichts kostet anstatt Beweise zu suchen?“, fragte Pallas kritisch.
„Dein Handy ist aktiv“, konterte Heath.
„Was?“, fragte Pallas verwundert.
„Ich kann dir das auch nicht so wirklich erklären, da musst du unsere Techniker fragen, aber ich hab‘ dein Handysignal hier auf meinem Display“, bemerkte Heath und zeigte ihm seinen Display.
„Wo ist das Handy?“, fragte Pallas.
„Seven Rap, er hat es behalten, der Idiot“, bemerkte Heath und grinste breit.
„Reicht das als Anklagepunkt?“, fragte Pallas hoffend.
„Es würde einen Durchsuchungsbefehl rechtfertigen“, bemerkte Heath zufrieden.
„Dann bring‘ den durch, denn dieses Drama muss endlich ein Ende haben“, bat Pallas.
„Ich hab‘ das schon weitergegeben. Zumindest hab‘ ich in meinem Job nicht versagt und meine Entscheidung, nicht zu kündigen, war richtig“, entschied Heath.
„Alles wird wieder gut, Heath, das ist nur eine Krise, sie kommt zurück zu dir, da bin ich ganz sicher“, versprach Pallas.
„Und wenn nicht?“
„Dann bin ich immer für dich da. So genug Rumgesülze, ich hab‘ jetzt Feierabend und ich hab‘ meinem Sohn versprochen mit ihm zu lernen“, entschied Pallas und ging zufrieden aus dem Polizeirevier.

Dreiundzwanzigstes Kapitel


Eine Woche später waren Waverly und ihre Familie wieder zu Hause und Heath und seine Kollegen hatten den Durchsuchungsbefehl des Clubs in der Tasche.
„Danke dass ich dabei sein darf“, erkannte Pallas, als er mit Heath und zwei Kollegen vor dem Club standen.
„Du sollst sehen wie wir ihn abführen“, entschied Heath.
„Und wenn ihr nichts findet?“, fragte Pallas unsicher.
„Wir werden was finden“, versprach Heath.
„Das hoff‘ ich sehr, da kommt die Spurensicherung, wenn die nur halb so gut sind wie die im Fernsehen werden die ne Menge finden“, erkannte Pallas.
„So einfach wie im Fernsehen haben die es nicht, aber sie sind wirklich gut, denke ich. Du hältst dich aber zurück, ich weiß was für einen Hass du auf ihn hast, aber das ist hier unangebracht“, entschied Heath.
„Geht klar, ich bleib‘ gelassen. Gehen wir rein“, bemerkte Pallas und folgte ihm in den Club.
Zwei Stunden später hatte die Spurensicherung den ganzen Club auf den Kopf gestellt und erfolgreich Blutspuren gefunden.
„Man, das ist verdammt viel Blut“, bemerkte Pallas, als er mit Heath vor einem großen Fleck von Luminol sichtbar gemachten Blut stand.
„Es ist nicht dein Blut, du hattest nicht so viel Blut verloren“, kommentierte Heath was er da sah.
„Danielle auch nicht, aber es könnte Lillys Blut sein, sie war fast ausgeblutet, als ich sie untersucht hab‘. Wir werden ihre Leiche vermutlich niemals finden, aber so können wir feststellen, dass sie hier ermordet wurde und irgendwann wird einer von ihnen einknicken“, entgegnete Heath.
„Ich versuch‘ mal was“, bemerkte Pallas plötzlich und holte Jules Handy aus der Tasche um eine Nummer zu wählen.
Plötzlich ertönte ein furchtbar nerviger Klingelton.
„Oh man, was ist das?“, fragte Heath und Pallas ging auf die Suche. Er fand sein Handy bei einem der Rausschmeißer des Clubbesitzers Gorka Papadakis.
„Netter Klingelton, darf ich mal sehen?“, fragte Pallas und riss dem verwirrten Typ das Handy aus der Hand.
„Hey, das ist meins“, maulte der Typ.
„Nein, das ist meins, das hast du mir geklaut, als du mich zum Sterben liegenlassen hast. Danke“, bemerkte Pallas schroff und packte das Handy in eine Beweistüte von Heath, der hinter ihm her gekommen war.
„Gute Idee, ich verhafte Sie wegen Diebstahl und versuchtem Totschlag“, erwiderte Heath zufrieden und legte den Kerl in Handschellen.
„Das war alles Gorkas Idee“, schwärzte der Typ seinen Chef an und das waren die Worte auf die Heath schon seit einem Monat wartete.
„Das reicht mir, wenn wir diesen Wichser fassen dann landet er eine ganze Weile im Knast“, bemerkte ein anderer Polizist in Zivil.
„Es lebe die Technik, hast du nicht gewusst, dass moderne Handys zurückverfolgt werden können, Arschloch?“, fragte Pallas cool und schubste ihn ruppig etwas zurück.
„Das ist Polizeibrutalität“, maulte der Kerl.
„Gut, dass ich kein Polizist bin, Arschloch“, entschied Pallas und ging von dannen.
„Siehst du, du bist ein toller Polizist, kein anderer ist darauf gekommen, noch mal mein Handy zu checken. Wie blöd muss man eigentlich sein, ein geklautes Handy zu benutzen? Was hast du jetzt geplant?“, fragte Pallas feiernd, als er an diesem Abend mit Heath im Pub saß.
„Ich würd‘ gern nach Hause gehen und diesen Erfolg mit meiner Frau feiern“, bemerkte Heath traurig.
„Hier, der Zug nach Bristol fährt in einer Stunde, grüß sie schön von mir“, legte Pallas ihm ein Zugticket hin.
„Das kannst du nicht einfach machen“, erwiderte Heath verwirrt.
„Das ist nicht von mir, war Jules Idee“, entgegnete Pallas erklärend.
„Sag‘ ihr danke, sie ist erst eine Woche weg, aber mir kommt es vor wie ein halbes Leben, ich hol‘ sie mir zurück“, entschied Heath siegessicher.
„Na endlich, ich hab‘ nicht gedacht, dass du aufgibst, so bist du nicht. Sag‘ ihr, dass wir beide alles tun um euch zu helfen“, versprach Pallas.
„Wegen der Samenspende noch Mal, danke, aber nein danke“, erwiderte Heath.
„Dann gönnt euch wenigstens einen Urlaub, es kann nicht schaden. Ich hab‘ übrigens Poppy hierher eingeladen, sie müsste eigentlich gleich kommen“, erkannte Pallas.
„Weißt du wie es ihr geht?“, fragte Heath.
„Das werde ich gleich sehen, ich hab‘ sie zumindest vorhin angerufen und ihr von unseren Fortschritten berichtet, sie hat sich sehr gefreut“, entgegnete Pallas.
„Das glaub‘ ich gern, ich hoffe sie schnappen Gorka, Adam ist ganz schön genervt davon, dass ich ihn jeden Tag von der Schule abhole. Hab‘ ich dir schon erzählt, dass ich einen Wagen kaufen werde?“, fragte Pallas.
„Das hoff‘ ich auch sehr, du willst dein Kind ja kaum auf dem Motorrad herumfahren. An was für einen Wagen hast du gedacht?“, diskutierte Heath mit Pallas.
„Ich denk‘ ein Volvo wär nicht schlecht“, dachte Pallas laut.
„Du hast Recht im Inneren bist du ein Spießer“, bemerkte Poppy, die zu ihnen kam.
„Hey Kleines, wie geht’s dir?“, fragte Pallas und begrüßte seine Bekannte mit einer Umarmung.
„Nach deinem Anruf heute besser, danke. Hi Heath“, bemerkte Poppy und setzte sich hin.
„Hi, ich geh‘ dann mal zum Zug, wünsch‘ mir Glück“, bemerkte Heath und verschwand wieder.
„Wo will er hin?“, fragte Poppy verwundert über Heaths plötzliches Verschwinden.
„Zu seiner Frau, lange Geschichte. Ich wollte mit dir über die Beerdigung sprechen, ich weiß, dass ist kein schönes Thema, aber wir müssen Danielle beerdigen“, entschied Pallas tonlos.
„Die Beerdigung ist Montag um halb Sechs“, bemerkte sie nur.
„Du hast das geregelt?“, fragte Pallas verwundert.
„Nope, wie es aussieht hat dein zukünftiger Schwiegervater das getan, ich bekam heute einen Anruf von seiner Sekretärin, dass alles geregelt wurde“, erklärte Poppy.
„Ich war das nicht!“ war er verdutzt.
„Na ja, ich auch nicht. Scheint dein Frauchen langweilt sich etwas, wenn du nicht da bist“, bemerkte Poppy cool.
„Alistair würde das nie für mich machen“, war Pallas überrascht.
„Anscheinend schon. Ein netter Kerl dieser Richter“, bemerkte Poppy.
„Nein, eigentlich nicht, echt seltsam, aber ich bin natürlich glücklich darüber, dass das geklappt hat. Du hast sie geliebt, oder?“, fragte Pallas plötzlich.
„Natürlich hab‘ ich das, sie war meine beste Freundin“, druckste sie herum.
„Ich meine so richtig, sie war die Liebe deines Lebens“, bemerkte Pallas.
„Ja, das war sie, sie hat es aber nie erfahren, ich wusste dass die nicht so fühlt so hab‘ ich es für mich behalten. Ich hätte mehr gegen diesen Typen protestieren sollen, dann wäre sie vielleicht noch am Leben“, entschied sie traurig.
„Das Herz will was das Herz will, du hättest sie vermutlich nicht davon abhalten können so eine Dummheit zu begehen. Dieser Kerl wird durchdrehen, wenn er feststellt, dass einer seiner hirnlosen Angestellten ihn auflaufen gelassen hat“, erkannte er.
„Ja, das wird er und ich muss unbedingt bei diesem Verhör dabei sein“, bat sie.
„Klar, das wirst du, das hast du verdient. Es ist immer noch schade, dass wir die Identität dieser jungen Frau nicht rausgefunden haben, es wartet immer noch jemand auf sie und fragt sich wo sie ist“, erkannte er nachdenklich.
„Lilian Brown, sie heißt Lilian Brown und war eine Prostituierte. Ich hab‘ einen Privatdetektiv angeheuert um ihre Identität herauszufinden. Sie hinterlässt einen dreijährigen Sohn und eine Schwester“, bemerkte sie trocken.
„Lilian Brown, endlich hat die arme Frau einen Namen. Hast du ihn angeheuert um Gorka zu finden?“, fragte er und sie nickte.
„Hast du die Schwester schon informiert?“, fragte Pallas und sie schüttelte den Kopf.
„Ich will warten bis man ihre Leiche findet, sie muss etwas haben was sie betrauern kann“, erkannte sie.
„Ich gebe es der Polizei weiter, sie sollen die Schwester aufsuchen“, erwiderte Pallas.
„Aber ihr habt sie doch noch nicht gefunden, oder?“, fragte Poppy.
„Würdest du es nicht wissen wollen, auch wenn wir Dani nicht gefunden hätten?“
„Schon irgendwie, du solltest mit dem Polizisten mitgehen, du hast mir sehr geholfen, als ihr es mir gesagt habt“, schlug sie vor.
„Dich kannte ich auch, sie ist mir fremd, da gibt es besser ausgebildete, die das machen können. Willst du nen Bier?“, fragte Pallas und Poppy nickte. Spät an diesem Abend ging Pallas noch mal zur Arbeit. Dort traf er Lu an.
„Du bist ein Workaholic, ich hoffe, du weißt das“, kam er zu ihm nach unten.
„Ich konnte nicht schlafen, da dachte ich, ich mache Danielle für ihre letzte Reise fertig“, bemerkte Lu, der liebevoll Danielles Haare kämmte und den Leichensack wieder schloss, in dem sie noch in dieser Nacht abgeholt werden sollte.
„Hast du was damit zu tun, dass Danielles Beerdigung jetzt so rasch über die Bühne geht?“, fragte Pallas und half ihm die Leiche auf einen Rollwagen zu hieven.
„Nein, das war allein der Plan deiner Verlobten, tut mir leid, ich hätte es dir längst sagen sollen. Du riechst nach Bier“, entgegnete Lu.
„Ich war im Pub mit Heath“, erklärte Pallas.
„Gibt’s Ärger zu Hause?“, fragte Lu.
„Nein, ich wollte nur meinen Kumpel aufmuntern, jetzt ist er auf dem Weg zu seiner Frau um sich auszusprechen. Ich wollte nur noch mal nach Danielle sehen, bevor ich heimfahr‘“, erkannte er.
„Du fährst betrunken Motorrad?“
„Ich bin nicht betrunken und mein Motorrad steht seit heut‘ Mittag auf dem Parkplatz eines Yamaha Händlers, ich hab‘ es verkauft um ein Auto zu kaufen“, erklärte Pallas.
„Hör‘ auf, du kaufst einen Wagen? Wird auch mal Zeit dass du erwachsen wirst“, bemerkte Lu.
„Das sagt der Kerl, der ein Hundehalsband trägt“, konterte Pallas.
„Du bist ganz schön spießig geworden, seit du dich nicht mehr schminkst, weißt du das eigentlich?“, frotzelte Lu.
„Nur geschäftlich, wir gehen trotzdem weiterhin auf Partys, oder?“, fragte Pallas hoffend.
„Wenn du nach all dem Windelwechseln und den schlaflosen Nächten noch Lust dazu hast, gern. Bitte sag‘ mir, dass du wenigstens einen coolen Wagen kaufst“, bat Lu.
„Ich hab‘ schon eine Anzahlung für einen silbergrauen Volvo geleistet“, entschied Pallas.
„Bist du jetzt Edward Cullen oder was?“, fragte Lu verwundert.
„Wer?“
„Klar, du hast keinen weiblichen Teenager zu Hause, Edward Cullen ist ein Vampir aus einem sehr bekannten Jugendroman“, erklärte Lu.
„Das war der Gag, den Danielle mit dem Vampirstofftier bezwecken wollte. Wie geht’s deiner Schwester eigentlich?“, fragte Pallas nach Lus 16-jähriger Schwester, die nach der Scheidung ihrer Eltern bei Lu wohnte.
„Ich bin ihr peinlich“, bemerkte Lu schmunzelnd.
„Dann hast du deine Pflicht als Erziehungsberechtigter getan. Sag‘ ihr mal nen schönen Gruß“, bat er und Lu nickte.
„Der Herr vom Bestattungsinstitut sollte gleich kommen, der Typ ist mir unheimlich und das muss was heißen wenn ein Goth das sagt“, witzelte Lu und rollte den Wagen zum Fahrstuhl.
Als der Leichenbestatter kam sah Pallas ihn kritisch an.
„Ihr wollt‘ mich aber nicht fressen, oder?“, fragte der Leichenbestatter frech.
„Tut mir leid, Sie sehen nicht aus wie ich sie mir vorgestellt habe“, erkannte Pallas.
„Ah, es ist spät, ich muss los“, bemerkte der Typ und drehte sich um, um die Leiche wegzuschieben. Plötzlich und unerwartet stürzte sich Pallas auf den Kerl und riss ihn zu Boden.
„Was zum Henker soll das?“, war Lu verwirrt, aber Pallas schlug den Kerl nur bewusstlos.
„Hast du den Verstand verloren?“, schrie Lu.
„Dieser Arsch bildet sich ein, dass er unbesiegbar ist, aber das ist er nicht“, keuchte Pallas.
„Kannst du mir erklären, was das sollte?“, fragte Lu kopfschüttelnd.
„Das ist Gorka Papadakis, der Idiot dachte, wir wissen nicht, wie er aussieht, doch ich hab‘ sein Bild im Club gesehen“, bemerkte Pallas, der immer noch auf dem bewusstlosen Kerl kniete.
„Bist du sicher?“, fragte Lu kritisch.
„Nein, ich schlag nur auf Verdacht hin Kerle nieder“, entgegnete Pallas sarkastisch.
„Ich ruf‘ einen Kollegen, bleib‘ du schön so sitzen“, bat Lu.
„Kein Problem, ich denke irgendwas ist mit meiner Hüfte, ich kann nicht aufstehen“, bemerkte Pallas unter Schmerzen.
„Dann ruf‘ ich gleich noch nen Krankenwagen, Jules wird ganz schön stinkig, wenn sie dich schon wieder im Krankenhaus besuchen muss“, bemerkte Lu und lief zu einem seiner Kollegen, die Gorka verhafteten.

Vierundzwanzigstes Kapitel


Pallas verbrachte die Nacht wieder im Krankenhaus. Die Ärzte stellten einen Bruch des Hüftknochens fest und er musste operiert werden.
„Mir sind die Beschimpfungen ausgegangen, deshalb sitz‘ ich diesmal einfach neben dir“, bemerkte Jules müde, als sie neben ihrem Verlobten saß.
„Das wär‘ mir ganz Recht, ich hab‘ genug Schmerzen“, murmelte Pallas benommen.
„Du hast irrational gehandelt, wie zum Henker hast du es eigentlich geschafft diesen Bully zu Boden zu werfen?“, fragte Jules.
„Ich bin Arzt, ich kenne die Anatomie des Menschen, ein netter Kick gegen die Knie und jeder Bully liegt am Boden. Ich hätte das nur nicht mit meiner Hüftverletzung machen sollen, sorry“, entschuldigte sich Pallas.
„Nein hättest du nicht machen sollen, aber gut, dass du eingegriffen hast, bevor er auch diese Leiche verschwinden lassen hätte. Die OP wird nicht groß sein, die Physiotherapie wird langwieriger. Schlaf‘ ein bisschen, morgen wirst du operiert und bald kannst du wieder entlassen werden. Dein Constable hat schon drei Mal angerufen, er ist langsam ziemlich pissig, kann ich ihm nicht verübeln, er wünscht dir trotzdem gute Besserung. Was ist denn hier los?“, fragte sie, als plötzlich drei Uniformierte neben seinem Bett auftauchten und anfingen zu klatschen.
„Man, diese Schmerzmittel knallen langsam rein, ich hab‘ schon Wahnvorstellungen“, murmelte er.
„Dann hab‘ ich die auch, ich seh‘ sie nämlich auch“, erkannte sie.
„Krasse Leistung Doc, haben Sie mal über eine Karriere als Polizist nachgedacht?“, fragte einer der Polizisten.
„Dass ich dann so lächerlich ausseh‘ wie ihr, ich glaub‘ kaum. Es ist mitten in der Nacht, was macht ihr alle hier?“, fragte er grinsend.
„Da Sie nicht bei dem Verhör dabei sein können haben wir Ihnen eine Webcam mitgebracht, Lu hat eine Webcam in den Verhörraum geschmuggelt“, bemerkte ein anderer Polizist und klappte einen Laptop auf.
„Warum seid ihr so nett zu mir, ihr verarscht mich doch sonst immer“, entgegnete Pallas kritisch.
„Lu hat uns gedroht, dass er die Kampfkünste von dir gelernt hat und uns auch so verprügelt, wenn wir nicht nett sind“, bemerkte der Dritte.
„Braver Junge, er lernt schnell. Also zeigt mal her“, bemerkte Pallas und sah auf den Bildschirm. Dort saß er in diesem Verhörraum mit Schrammen und einem blauen Auge.
„Du hast ihn ganz schön verdroschen, gut gemacht. Ich dachte, du bist gegen Gewalt“, bemerkte Jules, die sich zu ihm aufs Bett setzte.
„Der Kerl hat es verdient, dass man ihm mal so eine verpasst“, entschied er.
„Ja, er hat es nicht anders verdient, solang das nicht zur Gewohnheit wird. Jetzt lass‘ uns mal zuhören“, erwiderte Jules und legte ihre Hand sanft in Seite, während sie dem Verhör lauschten. Als Gorka die Position von Lillys Leiche preisgab rollte Pallas eine dicke Träne über die Backe.
„Es ist endlich vorbei“, schniefte er gerührt.
„Ja, das ist es, jetzt schlaf‘ wird morgen ein langer Tag“, erkannte sie und nachdem die Polizisten wieder gegangen waren, blieb sie bei ihm, bis er eingeschlafen war.

Ein Jahr später

Das Schreien ihres Babys weckte Jules Knickham an diesem Morgen im März 2011.
„Schatz, du bist dran“, murmelte sie und fasste auf die andere Seite des Betts, doch es war leer.
„Pallas?“, fragte sie und stand auf.
„Hey, haben wir dich geweckt?“, fragte Pallas, der mit seiner neugeborenen Tochter Emma auf dem Arm zurück ins Schlafzimmer kam. Er hatte gut an Gewicht zugenommen und trug jetzt eine modische Kurzhaarfrisur.
„Da seid ihr ja, sie ist ganz deine Tochter, immer was am Meckern. Sie merkt vermutlich, dass heute ein besonderer Tag ist“, erwiderte sie und nahm ihm ihre Tochter ab.
„Du solltest noch etwas Schlafen, wir heiraten in vier Stunden“, bemerkte er und küsste sie sanft.
„Deine Tochter will aber nicht schlafen, gehst du etwas mit ihr runter?“, fragte Jules, küsste ihre Tochter und gab sie ihrem zukünftigen Ehemann zurück.
„Kann ich machen, ich bin fit. Ich weck‘ dich wenn die Frisörin kommt“, bemerkte Pallas und ging mit seiner Tochter die Holztreppe des Hauses seiner Schwester herunter. Sein Schwager saß mit seiner Tochter Miranda auf einem Sessel und war eingeschlafen. Er nahm seine Nichte auf seinen anderen Arm und ging in die Küche.
„So Mädels, ihr wollt also nicht mehr schlafen. Ich kann auch nicht schlafen, ich bin verdammt nervös, aber erzählt es niemandem“, redete er mit den zwei Babys auf seinen Armen.
„Ich hab‘ mich in den Schlaf gesoffen vor meiner Hochzeit, du hältst dich gut“, kam Travis zu ihm in die Küche.
„Du bist auch eine Schwuchtel die Hetero heiraten musste, da hätte ich auch gesoffen“, frotzelte Pallas.
„Ich bin schon ein Jahr treu, halt die Klappe“, murmelte Travis.
„Man, das muss echt eine lange Trockenperiode für dich sein. Vor allem wenn du sonst nicht zum Zug gekommen bist“, hörte Pallas nicht auf zu Frotzeln.
„Hörst du mal auf meinen Mann zu ärgern“, bat Waverly, die aus dem Keller zu ihnen in die Küche kam.
„Warum seid ihr alle auf?“, fragte Pallas verwundert.
„Ich hab‘ ein Baby, da ist man ab und zu mal wach“, erkannte sie und nahm ihm beide Babys ab.
„Du solltest dir wieder einen Job suchen, nur Mutter zu sein macht dich irgendwie unausgeglichen“, erkannte Pallas.
„Nein, auf keinen Fall. Tut dir übrigens gut, die Tagesschicht zu haben, du bist richtig braun“, erkannte Waverly.
„Ich war letzte Woche mit meinen Kindern am Strand, da haben wir etwas Sonne abbekommen“, erklärte Pallas.
„Ist die Adoption jetzt eigentlich durch?“, fragte Waverly.
„Seit einem Monat ja, es gefällt mir richtig gut bis jetzt Vater zu sein. Ich hab‘ immer gedacht, dass ich niemals nachts aufstehen könnte, aber jetzt bin ich irgendwie noch vor dem Kind wach, vermutlich liegt das an meinen ständigen Nachteinsätzen. Ich sollte noch etwas schlafen gehen, jetzt wo ich kein Make-up mehr benutze sieht man jede Falte“, erkannte Pallas.
„Tu das, ist heut‘ dein großer Tag, ich werde Emma nehmen. Ich kann es noch kaum glauben, dass ich erlaubt habe, dass heute Mittag über hundert Gäste über mein Gelände laufen“, entschied sie.
„Du wirst halt langsam senil, Schwesterherz“, scherzte Pallas und verzog sich dann aber schnell, als er ihren Gesichtsausdruck sah, der nichts Gutes verhieß.
 
Als Pallas an diesem späteren Morgen die Treppe des Holzhauses herunterging sah er die schönste Frau die er je gesehen hatte. Er lächelte, weil er wusste, dass er diese Frau in wenigen Stunden heiraten würde. Jules trug ein lilafarbenes Hochzeitskleid ohne Schleier und eine lange Kette mit einem etwas punkigen Kreuz. Sie sah so scharf aus, dass Pallas sie am liebsten gleich hoch ins Bett gezerrt hätte. Als sie ihn bemerkte, lächelte sie ihn an.
„Ich kann nicht glauben, dass du bald meine Frau bist“, bemerkte er glücklich.
„Und ich kann nicht glauben, dass ich so kurz nach der Geburt in dieses Kleid passe. Es ist ein wunderschöner Tag da draußen“, bemerkte Jules und sah durch die großen Glasfenster nach draußen auf die Wiese auf dem schon viele Stühle standen und ein Podest aufgebaut war.
„So oft wie wir trainiert haben wundert mich das nicht“, schmunzelte er.
„Wir hätten dafür auch mal aus dem Schlafzimmer rausgehen können“, witzelte sie und küsste ihn, als er bei ihr ankam.
„Traditioneller Sport ist was für Anfänger. Freust du dich schon auf die Flitterwochen in Griechenland, meine Süße?“, fragte Pallas und legte seine Arme um sie.
„Klar, ich kann es nicht erwarten deine Wurzeln kennen zu lernen. Sind das Totenkopfmanschettenknöpfe?“, fragte Jules und zog seinen linken Arm am Ärmel hoch.
„Sind nen Geschenk von Lu, zu gruftig?“, fragte Pallas.
„Nein, das ist unsere Hochzeit und wir ziehen uns an wie wir wollen. Hast du endlich Nachricht von Heath?“, fragte sie.
„Hab‘ ihn seit dem Tag an dem er zu seiner Frau gefahren ist, um alles zu klären nicht mehr gesehen, ich hoffe, sie haben sich wieder zusammengerauft“, bemerkte er nachdenklich.
„Tut mir leid, dass wir nicht sicher sein können, dass dein bester Freund zur Hochzeit kommt, aber Lu wird seinen Platz als Trauzeuge ganz sicher gut ausfüllen. Wo sind unsere Kinder?“, fragte Jules und sah sich um.
„Emma ist bei Poppy und ich glaub‘ Mickey und Adam spielen oben X-Box, ich kann nicht versprechen, dass ich sie zur Trauung davon wegbekomme“, schmunzelte er.
„Hat er wenigstens schon seinen Anzug an?“
„Ich hab‘ ihm nur die Sachen zum Anziehen dagelassen, also denke ich schon. Bist du nervös?“, fragte Pallas nach.
„Nein, wieso sollte ich, mein Dad hat uns seinen Segen gegeben, es ist wundervolles Wetter und ich hab‘ einen Babysitter der sich an meiner Stelle von meiner Tochter anspucken lassen kann, bist du nervös?“, fragte Jules zurück.
„Ich werde nicht abhauen keine Sorge, so schnell bin ich nicht mehr“, erwiderte Pallas und hielt sich seine Hüfte, die mit einer Titaniumschraube ein Jahr zuvor versehen worden war.
„Das will ich dir auch geraten haben, hab‘ keine Angst, es wird alles glattlaufen“, erkannte Jules.
„Sieh‘ dir diesen Schnösel an, der Kerl trägt einen Anzug“, hörte er plötzlich die wohlklingende Stimme von Heath.
„Heath?“, fragte Pallas und drehte sich um. Dort stand ein ausgelassener Mann im besten Alter in einem schwarzen Anzug der so gar nichts mehr von dem Wrack gemeinsam hatte, was er ein Jahr zuvor losgeschickt hatte.
„Glaubst du ich verpass‘ deine Hochzeit, ich komm‘ extra aus Dublin um dir in den schwersten Stunden deines Lebens beizustehen“, bemerkte er.
„Was zum Henker machst du in Dublin?“, fragte Pallas total überrascht.
„Ich leb‘ da mit Beth, wir wollten eigentlich nur Urlaub machen, aber wir sind geblieben. Es ist viel ruhiger da als in London, hast du das gewusst?“, fragte Heath zufrieden.
„Man, du hättest dich schon mal melden können“, kritisierte Jules, Heath und umarmte ihn.
„Ja, hätte ich, tut mir leid. Beth ist draußen und mischt sich unter die Gäste“, bemerkte Heath.
„Sie ist nicht schwanger geworden, oder?“, fragte Pallas und Heath schüttelte den Kopf.
„Könntest du mal kurz Emma nehmen, ich muss Erbrochenes aufwischen“, kam Poppy mit dem Baby zu Heath und drückte es ihm in den Arm.
„Hat sich Emma übergeben?“, fragte Pallas besorgt.
„Äh, nein“, bemerkte Poppy und ging zurück in die Küche.
„Ist Poppy krank?“, fragte Jules verwundert.
„Ich hoff‘ mal nicht, das wär‘ nicht so gut für unser Baby“, bemerkte Heath mysteriös.
„Du hast doch nicht, aber deine Frau, steht Poppy nicht ausschließlich auf Frauen?“, war Jules total verwirrt.
„Für eine zukünftige Arztgattin verstehst du echt wenig von Medizin, Jules“, entgegnete Heath.
„Ihr habt Poppy als Leihmutter für euer Kind engagiert?“, fragte Pallas erkennend.
„Bevor ich jetzt was sagt, Beth ist nicht fähig ein Kind auszutragen und Poppy wollte uns unbedingt helfen. Ich hab‘ nicht mit ihr geschlafen, ihr mit euren perversen Gedanken“, bemerkte Heath.
„Aber sie arbeitet doch bei mir in London, wie habt ihr denn das angestellt?“, fragte Pallas.
„Die haben im letzten Jahrhundert so eine Erfindung gemacht, die sich Flugzeug nennt“, entschied Heath.
„Ihr seid also hergeflogen, habt sie befruchten lassen und dann seid ihr wieder abgehauen ohne mal kurz hallo zu sagen?“, fragte Jules.
„Was hätten wir sagen sollen? „Hallo, wir kommen um Poppy einen Braten in die Röhre zu schieben, wir können aber nicht lang bleiben, weil ich wieder arbeiten muss?“, konterte Heath cool.
„Auch wahr, wäre seltsam geworden. Das hat tatsächlich funktioniert, ich freu‘ mich für euch. Du arbeitest also für die Dubliner Polizei, wie ist es da?“, fragte Pallas neugierig.
„Die haben einen Pathologe, der verlangt, dass man ihn Sir nennt, ganz schön gruselig“, witzelte Heath.
„Ich hab‘ Lu jetzt gefragt, ob er Trauzeuge wird, ich glaub‘ er wäre ganz schön stinkig, wenn ich ihm das Amt wieder wegnehme“, erklärte Pallas.
„Ist schon okay, ich muss mich eh um eine kotzende Leihmutter kümmern, entschuldigt mich“, bemerkt Heath und ging zu Poppy in die Küche.
„Sie haben eine 22-jährige Medizinstudentin geschwängert, die mussten echt verzweifelt gewesen sein. Ich geh‘ auch kurz in die Küche und geb‘ dem armen Mädchen ein paar gute Tipps gegen die Übelkeit. Geh‘ du doch schon mal raus und sag‘ allen Hallo“, dachte Jules laut nach und so trennten sich ihre Wege für diesen Moment.
 
In der schönen Waliser Kulisse gaben sich an diesem Nachmittag die beiden Londoner Pallas Fenton und Jules Knickham das Jawort. Sie waren so froh endlich für immer zusammen zu gehören, denn ihre Liebe war in ihrem gemeinsam verbrachten letzten Jahr noch stärker geworden.
 
Eine Woche später stand Pallas mit seiner Frischangetrauten am Grab von Lilian Brown.
„Ich kann kaum glauben, dass ihre Beerdigung schon ein Jahr her ist, ich war ja so besessen von ihrem Fall“, bemerkte Pallas und legte den Arm um seine Frau.
„Wenn du es nicht gewesen wärst, hätte die Polizei vermutlich den Mörder nie gefasst, es hat dich zwar fast umgebracht, aber dadurch hab‘ ich gemerkt, dass ich dich niemals verlassen durfte. Wir müssen jetzt aber los, in einer Stunde geht unser Flieger nach Athen“, bemerkte Jules und löste sich von ihm.
„Wenn wir zurückkommen müssen wir unbedingt mal wieder das Grab meiner Mutter besuchen, wir waren lang‘ nicht mehr da“, erkannte Pallas.
„Ja, machen wir. Es ist so nett, dass du unsere Flitterwochen zu einer Familienreise umgebucht hast“, erwiderte Jules und nahm seine Hand.
„Meine Kinder sollen auch sehen wo die Wurzeln ihres Vaters liegen. Flitterwochen hatten wir in Wales ja reichlich, erinner‘ mich dran, dass wir Poppy was dafür schenken, dass sie so wunderbar auf Emma aufgepasst hat“, erkannte er und ging mit ihr zu seinem silbergrauen Volvo.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass Poppy Heath und Beth ein Kind austrägt“, bemerkte Jules und stieg ein.
„Vor allem wird sie Kurse verpassen wenn das Baby erst mal da ist“, erkannte Jules weiter, als Pallas auch eingestiegen war.
„Nein, wird sie nicht, sie wird meine Online-Kurse belegen, bis sie wieder zur Uni kann und ich unterrichte sie auch persönlich“, erkannte Pallas.
„Und wann willst du schlafen, mein Schatz?“, erkannte sie kritisch.
„Unsereins muss nicht schlafen“, witzelte Pallas.
„Vampirwitze sind wieder erlaubt?“, fragte Adam vom Rücksitz aus.
„Nur, wenn ich sie mache. Du weißt, dass du das Ding im Flugzeug ausmachen musst?“, fragte Pallas, als er sah, dass sein Adoptivsohn nicht mal von seinem Gameboy aufsah.
„Weiß ich schon, mach‘ ich auch. Ich war noch nie in Griechenland, ich freu‘ mich schon“, bemerkte Adam.
„Ja, war ich auch nicht, ich freu‘ mich, dass du dich freust. Also, los geht’s. Schläft deine Schwester?“, fragte Pallas.
„Nein, das tut sie doch nie“, bemerkte Adam und so fuhr die kleine Familie los, um zusammen in den Urlaub zu fahren. Pallas war so glücklich darüber jetzt wieder eine Familie zu haben. Es war, als wäre er endlich aus einem langen Traum aufgewacht und würde das Leben wieder klar sehen. Während er die Straße entlang Richtung Autobahn fuhr, sah er seine Frau und seine Kinder zufrieden an. Er konnte sich nicht vorstellen in diesem Moment etwas anderes zu tun. Schlafen vielleicht, denn er war verdammt müde.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Eine Hommage an einer der coolsten Städte der Welt.

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