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Erstes Kapitel


Die Motoren rauschten mit Ohren betäubenden Lärm an der Box des Carter Rennteams vorbei. Es war der Sommer 2009 und das nationale Qualifiying für die internationalen Meisterschaften der Rennen in Indiana war im vollen Gange. Teams aus dem ganzen Land hatten sich versammelt, das Team, das dem früheren Fahrer Gerald Carter gehörte, gehörte zu einem der Favoriten. In mitten des Trubels stand eine junge Frau mit brünetten Haaren, die zur Boxencrew des Teams gehörte. Sie war die älteste Tochter der Carter Familie und mit Leib und Seele Teammitglied. Erschöpft zog sie die Ohrenschützer von ihrem Kopf, um ihre Teamkappe, die ihr ins Gesicht gerutscht war, wieder aufzusetzen. Dieser Job war ihr Leben und in diesem männerdominierten Umfeld war es nicht einfach, sich durchzusetzen, was sie aber geschafft hatte.
 
„Nicole Anne Carter was hab’ ich dir über Sicherheit am Arbeitsplatz gesagt?“, fragte Gerald Carter, Nikkis Vater, als er sah, was seine Tochter da machte.
„Dad, mir rutscht meine Mütze runter, ich kann keinen Reifen wechseln, wenn ich nichts sehen kann“, erkannte Nikki und setzte ihre Ohrenschützer schnell wieder auf.
„Du bist so ein Klugscheißer, Eli hat noch ne halbe Runde, also halt dich bereit“, bat Gerald und Nikki salutierte an ihren Kopf um ihm das Okay zu geben. Gerald ging wieder zurück in die Box und Nikki erwartete gespannt auf die Einfuhr ihres kleinen Bruders. Der 20-jährige Elias Carter war der Stern am Himmel der Autorennen in Indiana. Nun ging es los, sie sah Eli schon von weitem.
„Okay Jungs, er kommt“, rief Nikki und der Boxenstopp wurde durchgeführt. Nikki war so erschöpft. Obwohl sie das schon fast 5 Jahre machte, war die Saison immer eine Herausforderung für sie. Elias machte diesmal den fünften Platz. Er war leicht enttäuscht, was er mal wieder an seinem Team ausließ.
„Leute, wenn ihr noch langsamer wärt, würdet ihr schlafen“, moserte Eli, als er nach dem Rennen in die Box kam.
„Hey, reiß dein Maul nicht so auf, wir haben die beste Zeit seit Wochen gemacht“, stellte Nikki sich gegen ihren vorlauten Bruder.
„Das zeigt nur, dass ihr noch lahmer sein könnt“, frotzelte Elias und Nikki ging einen Schritt auf ihren Bruder zu, um ihm bedrohlich zu begegnen.
„Was ist, willst du mich jetzt schlagen?“, fragte Elias anstochernd.
„Nicole, lass uns unseren Fahrer am Leben“, mischte sich Courtney ein, Nikkis 22-jährige Schwester, mittleres Kind der Familie und ihres Zeichens Boxenluder durch und durch. Sie trug einen hautengen Rennanzug und ihre Brüste quollen dort deutlich hinaus.
„Oh man, zieh’ dir was an, dich respektiert niemand, wenn du so rum läufst“, moserte Nikki und lief an der Blondine vorbei zu den Duschen.
„Ich kann das Saisonende echt nicht erwarten, mal schauen ob wir das diesmal schaffen, dass sich keiner prügelt“, entschied Lori Carter, die Mutter der drei Teammitglieder und Geralds Exfrau. Sie wohnte inzwischen mit einem neuen Mann in Kalifornien, doch in den Rennsaisons wich sie nicht von der Seite ihrer Kinder.
„Eine Woche noch Lor’ dann kannst du wieder heimfahren. Ich dachte immer, du wirst irgendwann erwachsen Eli, reiß dich zusammen, sie hat einen guten Job getan heute“, erwiderte Gerald und folgte seiner Tochter zu den Duschen.
„Kleines, bist du hier drin?“, fragte Gerald, als er in den heißen Dampf gefüllten Duschraum betrat.
„Dad“, quietschte Nikki und wickelte sich schnell in ein Handtuch ein.
„Tut mir leid Engel, ich vergess’ immer, dass du eine Frau bist“, entschied Gerald entschuldigend.
„Ja, das passiert allen Männern. Würdest du bitte“, bat sie und scheuchte ihn raus.
Sie hasste es. Nur weil sie in einem Männerberuf arbeitete war sie noch kein Mann. Als Teenager war sie genauso beliebt und begehrt gewesen wie ihre sehr hübsche Schwester, doch als sie sich entschieden hatte im Team zu arbeiten, hatte sie ihre Weiblichkeit irgendwie an der Tür abgegeben. Grüblerisch ging Nikki nach dem Duschen in den Teamwohnwagen.
„Willst du nen Bier?“, fragte ihr Kollege und Kumpel Whisk. Der smarte 30-jährige stand direkt am Kühlschrank.
„Wenn du schon da stehst, klar“, erwiderte sie und bekam eine Bierdose zugeschmissen.
„Dein Bruder ist ein Idiot, wir waren gut heute“, erkannte Whisk und setzte sich neben sie an die enge Sitzbank.
„Danke, das mein’ ich doch auch. Er ist so ein arroganter Arsch“, bemerkte Nikki.
„Nik, du solltest aufhören, dich darüber aufzuregen. Er ist noch so ein Kindskopf, mit seiner Art wird er nicht weit kommen“, erkannte Whisk und trank sein Bier leer um es dann in die Ecke zu feuern.
„Whisk, wir wohnen hier zu dritt drin, wir haben ne Mülltüte draußen, wo die Dinger reingehören“, entschied Courtney, die zu ihnen in den Wohnwagen kam.
„Ja, klar entschuldige, Court’“, rappelte sich Whisk schnell auf und warf die Dose weg.
„Geht doch, ich werde jetzt mal den anderen Fahrern gratulieren, bis dann“, bemerkte Courtney und nachdem sie ihre Tasche genommen hatte, ging sie wieder nach draußen.
„Man, warum ziehst du dir nicht gleich ein Hundehalsband an und gibst ihr die Leine in die Hand?“, frotzelte Nikki und Whisk setzte sich wieder hin.
„Deine Schwester ist echt so heiß, wann bemerkt sie mich endlich?“, bemerkte Whisk und atmetet schwer.
„Wenn du ein Rennfahrer bist, vielleicht?“, bemerkte Nikki trocken.
„Deine Familie ist echt so oberflächlich“, entschied Whisk.
„Du bist schon über 2 Jahre bei uns dabei und das fällt dir erst jetzt auf?“, fragte Nikki und nahm einen Schluck Bier.
„Ne, ich weiß das schon länger, ich wollt’ es nur mal sagen. Du musst unsere Zeit noch aufschreiben“, erinnerte Whisk seine Kollegin und die zog eine Mappe mit Blättern hervor, wo sie ganz säuberlich ihre Zeiten der Saison notiert hatte. Sie schrieb die Zeit auf und stockte.
„Was? Hast du vergessen, wie man schreibt?“, fragte Whisk erstaunt.
„Er hat Recht!“
„Wer hat Recht!“
„Eli hat Recht, wir haben die letzten zwei Mal länger gebraucht, als sonst in der Saison. Woher weiß er das, stoppt er etwa auch die Zeit?“, fragte sie nachdenklich.
„Könnt’ ich mir gut vorstellen bei ihm. Das werden wir ihm aber nicht sagen“, erkannte Whisk.
„Oh nein, nicht solang ich lebe. Wir müssen eine Trainingsrunde einlegen“, bemerkte sie planend.
„Sollten wir das nicht mit Tilt und Dash besprechen, ich mein’ wenn das hier ein Boxencrew Meeting wird“, erwiderte Whisk.
„Das wird es nicht, war nur ne Feststellung. Wie läuft’s sonst so bei dir, wie geht’s deinem Vater?“, führte sie Smalltalk.
„Er erholt sich langsam, aber er wird wieder. Sobald die Saison vorbei ist, fahr’ ich gleich nach Hause“, erkannte Whisk.
„Ja, das solltest du tun. Ist echt scheiße, dass man irgendwie mit dem Job verheiratet ist, oder?“, fragte sie mitfühlend.
„Es geht, solang sie da ist, fühl’ ich mich zu Hause“, bemerkte Whisk verliebt und sah sich das Gruppenbild an, auf dem Courtney sich vor das Team gestellt hatte und mit ihrer Präsens das ganze Bild einnahm.
„Lass sie gehen, sie liebt sich und ihre Freiheit viel mehr als andere Menschen“, nahm sie ihm den Wind aus den Segeln.
„Vielleicht hast du Recht. Man, ich sollte etwas schlafen“, entgegnete Whisk und legte sich auf das Bett des Teamwohnwagens.
„Klar, mach’ das, ich werde noch etwas rumlaufen, denk’ nicht so viel darüber nach, sie ist es nicht wert“, erkannte Nikki und verschwand aus dem Wohnwagen. Sie hatte sich angewöhnt, ständig eine Kappe zu tragen. So zog sie ihre Kappe wieder auf und ging zu den Rennställen.
Als sie in den Rennstall einer ihrer Konkurrenten kam, hörte sie eine Frau schreien. Schnell rannte sie dorthin. Das Bild, welches sich dort ergab war ein furchtbares. Ihre Schwester lag dort, ihr knappes Outfit vom Leib gerissen und ein Mann im Teamoutfit der Mannschaft, in dessen Box sie sich gerade befand lag auf ihr und hatte sie vergewaltigt.
„Hey, vergreif’ dich an jemandem, der in deinem Team ist“, brüllte sie laut, zerrte den Mann von ihrer Schwester und schlug ihm in die Magengrube. Das passte dem Kerl gar nicht.
„Hey, wer bist du, ihr Zuhälter?“, fragte der Mann verärgert.
„Fast, ihre große Schwester, Bleib’ bloß da liegen, ich ruf’ den Sicherheitsdienst“, wütete Nikki und griff nach ihrem Handy, welches hinten in einer Tasche an ihrem Gürtel hing.
„Du kannst mir gar nichts, Schlampe“, geriet der Mann in Rage. Doch das machte Nikki nur noch wütender und schlug ihn mit der Faust K.O.
„Wenn du mich schon für einen Mann hältst, kann ich auch wie einer zuschlagen, Arschloch“, erwiderte sie und rief den Sicherheitsdienst.
„Geht’s dir gut?“ fragte sie danach liebevoll ihre Schwester, die weinend vor ihr lag.
„Er … er… ich hab’ doch nur geflirtet“, stotterte Courtney.
„Ja, ich weiß, bleib’ einfach liegen, ein Sanitäter kommt gleich“, erkannte sie gespielt mitfühlend, obwohl sie genau wusste, warum das passiert war. Sie legte ihre Jacke über Courtneys Körper und wartete ab, bis die Sanitäter kamen. Sie führten den Mann weg und brachten Courtney in ein Krankenhaus.
„Nikki, hier bist du“, bemerkte Lori, als sie zu ihrer Tochter kam, die nachdenklich auf einer Bank vor der Box saß.
„Ich hab’ so oft gesagt, dass das passieren kann, wenn ihr sie so rumlaufen lasst, aber nein, ihr hört ja nicht auf mich“, war Nikki stink wütend und rieb sich ihre schmerzende Hand.
„Das ist ihr Job im Team, die Gegner bezircen, dass sie abgelenkt sind“, erkannte Gerald kühl.
„Ja, super, es gibt ja so viele Gentlemen im Renngeschäft. Ich werde jetzt zu ihr ins Krankenhaus fahren, wenn ihr euer Ego unter Kontrolle habt, könnt ihr mir folgen“, entschied Nikki und ging zu einem Teamwagen, um davon zu düsen.

Zweites Kapitel


Ihre Schwester sah so schwach aus, als sie in eine blaue Decke gewickelt in diesem Krankenbett lag.
„Hey Kleines“, erwiderte Nikki und setzte sich zu ihrer Schwester.
„Das ist mir alles so peinlich“, bemerkte Courtney mit ruhiger Stimme.
„Das muss dir nicht peinlich sein, das kann passieren, es ist nicht deine Schuld“, entgegnete Nikki und nahm Courtneys Hand.
„Oh man, bist du heuchlerisch, ich weiß, was du über meinen Job denkst, du hast immer gesagt, dass das passieren kann“, entgegnete Courtney und drehte sich von ihr weg.
„Ja, das habe ich, aber ich hab’ dir nicht gewünscht, dass das passiert, warum sollte ich das auch? Das wär’ doch grausam“, entschied Nikki und Courtney ließ ihre Hand los.
„Lass mich einfach allein“, erkannte Courtney.
„Klar, ich lass dich schlafen“, bemerkte Nikki etwas erschreckt, über Courtneys Reaktion und verließ den Raum wieder. Dort saß Whisk auf einer Bank.
„Wie bist du so schnell hierhergekommen? Ich dachte, du schläfst“, wunderte sich Nikki und sie klang unabsichtlich sauer.
„Ich bin ein Ersatzsanitäter, das weißt du doch, die haben mich benachrichtigt, nachdem einer ihrer Sanitäter ausgefallen ist. Sie sagten etwas wie „so ne Schlampe hat ihn K.O. geschlagen“, seine Worte, nicht meine, du weißt nicht zufällig, wer das war, oder?“, bemerkte Whisk und Nikki setzte sich neben ihn.
„Der Typ war auch Sanitäter? Man, jetzt bin ich noch saurer. Und ich hab’ mir glaub’ ich die Hand an diesem Arsch gebrochen“, bemerkte Nikki und Whisk nahm ihrer Hand liebevoll in seine, um sie sich anzusehen.
„Ich werde jetzt etwas drücken, also wenn es wehtut, schlag mich bitte nicht“, schmunzelte er und drückte auf ihrer Hand herum.
„Oh man, tut das weh“, entgegnete sie jammernd.
„Ich spür’ jetzt keinen Bruch, aber ich bin ja kein Arzt. Du bist in einem Krankenhaus, das ist zwar eine ganz hirnrissige Idee, aber lass doch deine Hand untersuchen“, entgegnete er sarkastisch.
„Ja, das sollte ich wohl. Bleib bitte solang hier, aber bleib draußen, ich glaub’ nicht, dass sie jetzt gerade einen Mann im Raum ertragen kann. Falls meine Eltern kommen, sag’ ihnen, wo ich bin, ich denk’ aber nicht, dass sie kommen“, erwiderte sie und ging zur Rezeption.
Als sie mit einer getapten Hand zurück zu Courtneys Zimmer kam, stand dort Whisk breitbeinig und hielt einen jungen Mann mit einem Blumenstrauß davon ab, in Courtneys Zimmer zu gehen.
„Was ist denn hier los?“, fragte sie und stellte sich zwischen den Mann und Whisk.
„Können Sie dem Türsteher sagen, dass ich rein will?“, fragte der Mann charmant und lächelte sie an. Es war Derek Moore, momentane Nummer 3 des Wettbewerbs und Mitglied des Teams, aus dem Courtneys Vergewaltiger gekommen war.
„Sie will momentan keinen Besuch“, erwiderte Nikki schroff.
„Ich wollte mich nur bei der Familie entschuldigen, das was da heute vorgefallen ist, ist furchtbar“, entgegnete Derek.
„Ja, das ist es, danke“, erwiderte Nikki und entriss ihm die Blumen.
„Gehören Sie zum Team?“, fragte Derek und zog seine Augenbrauen hoch.
„Wenn Sie das Carter Team meinen, ja ich gehör’ zur Boxencrew und sie ist meine kleine Schwester. Whisk, warum gehst du nicht zurück zum Rennstall, ich komm’ hier allein klar“, bat Nikki.
„Ich bleib bei ihr, bis es ihr wieder gut geht“, entschied Whisk standhaft.
„Meinetwegen, kommen Sie mit“, bemerkte Nikki und zerrte Derek etwas zur Seite.
„Der arme Kerl ist ja ganz schön verknallt“, entgegnete Derek.
„Ja, ist er, aber das ist ne andere Geschichte. Also warum sind Sie wirklich hier, haben Sie auch mit Ihr geschlafen?“, fragte Nikki neugierig.
„Nein, hab’ ich nicht, ich steh’ nicht so auf den nuttigen Typ, nichts für ungut. Ich wurde ehrlich gesagt gedrängt, hier zu erscheinen, von meinem Vater. Aber es tut mir wirklich leid, ich kenn’ Jackson eigentlich schon seit Jahren, ich kann kaum glauben, dass der so ausgetickt ist“, erwiderte Derek, der fieberhaft nach einer Erklärung suchte.
„Tja, ich hoffe, er hat noch ne Weile daran zu leiden, was ich ihm verpasst habe. Also ich hab’ zumindest Schmerzen, ich sag’ Ihnen wenn ich wegen dem Kerl nicht arbeiten kann, dann gibt es richtig Ärger“, bemerkte sie und rieb ihre verletzte Hand.
„Ach Sie waren der Retter, bei uns im Rennstall ging das Gerücht herum, es war so ein bulliger Typ, der Jackson verdroschen hat“, bemerkte Derek.
„Nein, kein bulliger Typ, nur ich. So, Sie haben Ihre Pflicht getan, Sie können wieder gehen“, erwiderte Nikki.
„Sind Sie als einzige aus Ihrer Familie hier?“, fragte Derek erstaunt.
„Tja, ist halt mitten in der Saison und das hier verbuchen sie als „Berufsrisiko“. Vielen Dank fürs Kommen“, bemerkte sie kurz und Derek ging kopfschüttelnd von dannen.
Als sie zurückkam, stand Whisk immer noch beschützend vor der Tür.
„Willst du da die ganze Nacht stehen?“, fragte sie etwas besorgt um ihren Kumpel.
„Wenn sie mich nicht da drin haben will, will ich das, ja. Ist der Schleimer wieder weg?“, fragte Whisk.
„Ja, der Schleimer ist wieder weg. Lässt du mich wenigstens rein?“, fragte Nikki und schob Whisk zur Seite. Leise ging sie ins Zimmer und stellte die Blumen in eine Vase, in der schon Blumen von Whisk standen.
„Es tut mir leid, dass ich dich grad’ so angemacht habe, ich weiß, dass du mich nur beschützen willst“, bemerkte plötzlich Courtney mit leiser Stimme.
„Ja, das wollte ich. Entschuldige, dass ich nicht früher da war“, erwiderte Nikki erfreut, dass ihre Schwester wieder mit ihr sprach.
„Du bist jetzt da, das ist das Wichtigste. Setz’ dich zu mir, bitte“, bat sie schwach.
„Klar, mach’ ich. Wie fühlst du dich?“, fragte Nikki.
„Es hätte noch schlimmer sein können, du warst ja ziemlich schnell da. Was machst du eigentlich in Rennställen von fremden Teams?“, fragte Courtney.
„Ich renn’ da abends oft rum, Inspiration sammeln und mir ging das Liebesgeflüster von deinem heimlichen Verehrer auf den Geist“, schmunzelte Nikki.
„Er steht immer noch draußen, oder?“, fragte Courtney erkennend.
„Ja, er wird wohl nicht so schnell weggehen“, erkannte Nikki.
„Oh man!“
„Du solltest ihm sagen, dass du nicht auf ihn stehst“, bemerkte Nikki in ihrem Große-Schwester-Ton.
„Hab’ ich gesagt, dass ich nicht auf ihn stehe?“, fragte Courtney und überraschte ihre Schwester damit.
„Du magst ihn?“
„Hast du ihn dir schon mal genau angeguckt? Er ist so heiß“, erkannte Courtney.
„Was ist dann dein Problem?“, fragte Nikki überrascht.
„Hallo, ich bin die Schlampe schlechthin, ich kann doch keinen Freund haben, vor allem nicht im eigenen Team“, erklärte Courtney.
„Auch wahr und er ist einen Tick zu alt für dich“, warf Nikki ein.
„Er wär’ im richtigen Alter für dich“, konterte Courtney.
„Er ist ein guter Kumpel, mehr nicht. Und wie er auf dich steht, könnte ich auch unsichtbar sein“, entgegnete Nikki.
„Ich sollte mal mit ihm reden, er würde sicher besser arbeiten, wenn ich ihn nicht mehr ablenken würde“, entschied Courtney.
„Du hast es also gehört? Whisk ist ein ganz schönes Plappermaul für nen Kerl“, erwiderte Nikki.
„Er war grad’ bei den Sanitätern dabei, die mich hierher gebracht haben, oder er ist einfach mitgelaufen, so genau weiß ich das nicht. Man, ich fühl’ mich so nackt, in diesem Hemdchen, kannst du mir ne Trainingshose oder so holen?“, bemerkte Courtney, die wieder realisierte, was gerade mit ihr passiert war.
„Sicher, ich hol’ dir ein paar Sachen. Darf Whisk zu dir reinkommen?“, fragte Nikki. Courtney nickte und ging wieder raus.
„Bleib’ bei ihr, ich fahr’ schnell zurück und hol’ ein paar Sachen von ihr. Wenn meine Familie hier auftaucht, was ich nicht denke, sag ihnen sie schläft, sie kann jetzt keinen Stress gebrauchen“, bat Nikki und Whisk nickte.
 
Kurze Zeit später kam sie zurück zum Teamwagen. Ihre Mutter sprach gerade mit einem Polizisten.
„Mom, was machst du da?“, fragte Nikki und kam zu der Gruppe.
„Die Polizei hat Fragen wegen Courtney“, bemerkte Gerald nur.
„Was fragen Sie dann euch? Ich bin der Zeuge“, bemerkte Nikki raunzend.
„Ach Sie sind das, kommen Sie mal mit“, bat der Polizist und führte sie mit einer Hand auf ihrem Rücken weg.
„Ich hab’ eigentlich keine Zeit, meine Schwester braucht ihre Sachen“, entgegnete sie hektisch.
„Sie wird es verstehen, wir haben noch Fragen an Sie wegen des Vorfalls. Setzen Sie sich“, bat der Polizist und sie setzten sich auf eine Bank.
„So, Sie waren Zeuge des Vorfalls?“, begann der Polizist.
„Nicht direkt, ich habe den Kerl halt von meiner Schwester runter gezogen und ihn K.O. geschlagen. Ja, das können wir Frauen auch, ich hab’ mich an seinem Dickschädel verletzt“, erkannte Nikki und zeigte ihm ihre getapte Hand.
„Ziemlich mutig“, entgegnete der Polizist.
„Ich tue alles, um meine Familie zu beschützen. Da das aus meiner Familie ja sonst keiner tut. Noch irgendwelche Fragen?“, fragte sie müde.
„Das war sicher dramatisch für Sie, nur noch eine Frage. Warum waren Sie im Rennstall des Moore Rennteams?“, fragte der Polizist weiter.
„Aus keinem bestimmten Grund, ich streune gern durch die Gegend, wenn die Rennen vorbei sind. Hat sich jemand darüber beschwert?“, fragte Nikki und rieb ihre Augen.
„Nein, das ist nur eine Routinefrage. Sie gehen also der gleichen Beschäftigung nach, wie Ihre Schwester?“, fragte der Polizist und der lüsterne Blick von ihm brachte sie in Rage.
„Ich bin in der Boxencrew, seh’ ich vielleicht aus wie ein Boxenluder?“, fragte sie schroff.
„Nicht wirklich, nein. Okay, das wär dann alles, wir müssen Ihre Schwester noch befragen“, entgegnete der Polizist.
„Nicht heute, sie ist durcheinander und erledigt. Wir werden morgen zusammen aufs Revier kommen und sie kriegen ihre Aussage. Jetzt muss ich aber ihre Sachen zusammensuchen und zurück zu ihr“, entschied sie und stand auf.
„Geben Sie mir Ihre Nummer, unter der ich Sie erreichen kann, dann melde ich mich morgen noch ein Mal“, bat der Polizist und sie schrieb ihm ihre Handynummer auf.
„Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihren Mut, wir könnten so jemand mutiges bei uns gebrauchen“, bemerkte der Polizist und stand auch auf.
„Es musste nur getan werden. Ich muss los“, erwiderte sie etwas abwesend und ging zurück in den Teamwagen um Courtneys Sachen zu packen. Damit fuhr sie dann schnell zur ihrer Schwester zurück.
 
„Entschuldige, die Polizei hatte ein paar Fragen. Hier sind deine Sachen“, entgegnete Nikki, als sie zurück zu ihr kam.
„Oh danke, ich kann nicht erwarten, was anderes anzuziehen. Hilfst du mir?“, fragte Courtney und Nikki half ihr auf. Courtney hatte blaue Flecken an den Armen und den Oberschenkeln. Vorsichtig zog Nikki ihrer Schwester das Krankenhausgewand aus und half ihr T-Shirt und Trainingshose anzuziehen.
„Ich seh’ sicher hässlich aus“, jammerte Courtney.
„Dein Gesicht wurde nicht verletzt, der Typ hatte wenigstens den Anstand, dich nicht dorthin zu schlagen. Wir müssen morgen zur Polizei gehen, dass du deine Aussage machen kannst“, erwiderte Nikki und half ihr sich wieder hinzusetzen.
„Die werden mich als drogensüchtige Schlampe darstellen“, bekam Courtney Angst.
„Nein, werden sie nicht, wie kommst du denn darauf“, beruhigte sie ihre große Schwester.
„Ich hab’ ne Akte wegen Drogenmissbrauches“, entschied Courtney.
„Die hab’ ich auch, wir waren ganz schön durch geknallt als Teenager, was?“, fragte Nikki um die Stimmung aufzulockern.
„Bei dir ist es ja etwas länger her als bei mir. Man, ich könnt’ jetzt so einen Joint gebrauchen“, murmelte Courtney und Nikki sah sie böse an.
„Was? Ich hab’ nicht gesagt, dass ich was rauche. Ich bin seit fast vier Jahren von den Drogen runter, das versau’ ich mir jetzt doch nicht. Man, mir tut alles weh, es wird noch eine Weile dauern, bis ich das realisiert habe, oder?“, fragte Courtney plötzlich, die immer von Schüben der Trauer übermannt wurde.
„Ja, das wird eine Weile dauern, bei mir ist es jetzt über 10 Jahre her und heute Abend kam wieder alles hoch. Ich zittere immer noch“, erkannte Nikki. Nikki war 10 Jahre zuvor in der Highschool von einem Mitschüler vergewaltigt worden. Dieses Trauma hatte sie in Drogen ertränkt und ihre kleine Schwester hatte es ihr nach gemacht. Diese Tatsache hatte sie immer bereut und so versuchte sie ihre Schwester nun umso mehr zu beschützen.
„Ich weiß nicht, ob ich das noch tun kann“, erkannte Courtney und Nikki deckte sie zu.
„Ruh’ dich erst mal aus, komm’ darüber weg, dann sehen wir weiter. Wo ist denn dein kleiner Laufbursche?“, fragte Nikki.
„Ich hab’ mit ihm gesprochen, wir brauchen ein neues Crewmitglied“, erkannte Courtney trocken.
„Was hast du gesagt?“, fragte Nikki vorwurfsvoll.
„Nur das, was ich dir gesagt hab“, entgegnete Courtney verwundert.
„Tut mir leid, Kleines, aber ich muss zu ihm“, entschied Nikki und sprang auf.
„Weil du ihn liebst?“, fragte Courtney.
„Nein, weil wir ohne ihn am Arsch sind“, bemerkte Nikki trocken und eilte davon.

Drittes Kapitel


Mit quietschenden Reifen fuhr Nikki spät an diesem Abend zurück zu den andren. Sie atmete auf, als sie Whisk beim Packen antraf.
„Erklärst du mir, was du da tust?“, fragte Nikki und lehnte sich cool an den Türrahmen.
„Ich packe, nach was sieht’s denn sonst aus? Außer du hast mir einen guten Grund, zu bleiben“, erwiderte er und sah sie fragend an. Aus einer Panik heraus ging sie auf ihn zu und küsste ihn leidenschaftlich.
„Bleibe bitte, meinetwegen“, erkannte sie liebevoll und er zog sie auf das Bett des Wohnmobils und schlief mit ihr.
 
„Warum starrt dich Courts Schoßhündchen so verknallt an?“, fragte Tilt, als sie zusammen im Meetingraum saßen und auf die anderen warteten.
„Oh, frag’ mich nicht“, entschied Nikki, die versunken in ihren Stuhl neben Tilt saß.
„Du hast mit ihm geschlafen, oder?“, fragte Dash, der sich einmischte.
„Okay ja, wenn ihr Court‘ davon erzählt, töte ich euch“, drohte sie.
„Sie wird merken, dass ihr Schoßhündchen jetzt dein Bein rammelt, Nik“, stellte Tilt fest.
„Deine Art dich wortgewandt auszudrücken ist immer wieder eine Freude. Ich erzähl’ es ihr, wenn ich sie aus dem Krankenhaus abhole. Jetzt halt die Klappe, bevor er uns hört“, zischte sie und die beiden Männer lehnten sich wieder auf ihre Stühle.
„Morgen, willkommen zur unserer heutigen Teambesprechung. Wir haben heute viel zu besprechen. Also zum ersten Punkt. Wie ihr sicher alle gehört habt, wurde Courtney gestern Abend überfallen und brutal vergewaltigt. Sie ist noch im Krankenhaus, wird aber heute entlassen. Um die Spekulationen zu beenden, ja es war ein Mitarbeiter des Moore Teams. Dieser wurde inzwischen verhaftet dank dem Eingreifen von Nikki, die euch Ladies mal wieder gezeigt hat, was für Weicheier ihr seid. Das Team hat sich inzwischen bei uns entschuldigt und ich wünsche keine weitere Konfrontationen mehr mit unserem Konkurrenten“, bemerkte Gerald mit einer Kühle, als wäre nur ein Schaden in der Karosserie entstanden.
„Ihr geht’s übrigens den Umständen entsprechend, sie wird aber vermutlich in der nächsten Zeit nicht mehr mit uns reisen“, warf Nikki ein.
„Ach wird sie das? Gut zu wissen“, entschied Gerald überrascht.
„Was hast du erwartet? Dass sie 2 Stunden nach ihrer Vergewaltigung wieder in Hotpants durch die Boxen stolziert? Sie braucht ihre Zeit. Wenn sie bei der Polizei war, steck’ ich sie in ein Flugzeug zu Gran nach Maine, wo sie sich erholen kann“, bemerkte Nikki.
„Glaubst du wirklich, dass wir das hier besprechen sollten?“, fragte Gerald kritisch.
„Du sagst doch immer, dass hier ist deine Familie, das ist eine Familienangelegenheit, also besprechen wir das hier. Courtney braucht jetzt die volle Unterstützung ihrer Familie und da Whisk und ich die einzigen waren, die sich gestern in der schwersten Nacht ihres Lebens um sie gekümmert haben, sind wir das wohl. So, jetzt kannst du weiter machen“, bemerkte Nikki.
„Ihr habt so einiges gemacht letzte Nacht, aber im Krankenhaus wart ihr sicher nicht“, mischte sich Lori ein.
„Das ist so ein Thema, was nicht mal die Familie was angeht“, bemerkte Nikki und sah zu Whisk.
„Nik, was bist du so schüchtern? Das was ihr da getan habt, habt ihr in einem Wohnwagen, keine 10m von unserem entfernt gemacht. Macht dir keiner einen Vorwurf, jeder hat so seine Bedürfnisse. Also, weiter im Text. Zweites Thema – Nikki“, bemerkte Gerald und machte weiter.
„Was ist mit mir?“, fragte Nikki verärgert.
„Wir brauchen einen Ersatzmann für dich“, konterte Gerald.
„Äh nö, brauchen wir nicht“, entschied sie standhaft.
„Doch brauchen wir!“
„Mir geht’s gut!“
„Nimm den Reifen da hinten auf und halt ihn sechzig Sekunden mit deiner verletzten Hand“, bemerkte Gerald fordernd.
„Nichts leichter als das“, tönte sie und nahm den Reifen auf. Keine 30 Sekunden hatte sie ihn gehalten, da durchfuhr sie ein höllischer Schmerz, der durch ihren ganzen Arm fuhr und sie zwang, den Reifen fallen zu lassen.
„Ich schlage Riley vor“, entgegnete Gerald.
„Riley ist ein Frischling“, war sie gar nicht begeistert.
„Das warst du auch ein Mal. Eli, bist du einverstanden?“, fragte Gerald seinen Fahrer und Sohn.
„Wir sind eh mies diese Saison, hol’ den Zwerg mit ins Team“, nahm Eli den Vorschlag an.
„Das hab’ ich gehört“, raunzte der 19-jährige Riley vom Tischende aus.
„Wie soll ich dich sonst nennen, abgebrochener Meter?“, fragte Elias.
„Hör’ auf ihn zu beleidigen, er wird seine Sache gut machen“, verteidigte Nikki, Riley plötzlich.
„Du musst dich schon mal entscheiden, welche Meinung du vertrittst“, entgegnete Eli.
„Er wird seine Sache gut machen, das ist das einzige, was ich dazu sage und ich werde ihn trainieren, dass er den Ansprüchen von euer königlichen Hoheit gewachsen ist“, bemerkte Nikki.
„Gut, dann ist das Teammeeting beendet, ruht euch aus, in zwei Stunden ist Abfahrt“, erwiderte Gerald und löste die Runde auf.
„Aber in zwei Stunden bin ich nie bei der Polizei fertig“, entschied Nikki.
„Dann kommst du halt nach, sind doch nur 2 Stunden Fahrt bis zum nächsten Rennort“, bemerkte Gerald und verließ den Raum.
„Dieser Tag kann nicht noch besser werden“, bemerkte sie sarkastisch.
„Ich begleite dich“, bemerkte Whisk anhänglich.
„Wie war das noch mal mit dem Tag und dem Abend?“, fragte sie Dash genervt und der grinste nur und verschwand auch zusammen mit Tilt.
 
„Hör auf mich anzustarren“, befahl Nikki, als sie Courtney gesamte Kleidung in den pinken Koffer ihrer Schwester stopfte.
„Wir könnten das wiederholen, was wir gestern gemacht haben“, säuselte Whisk.
„Vielleicht später, Courtney wartet auf uns. Halt das“, bat sie und drückte ihm einen Schuhsack in die Hand.
„Sie wird angepisst sein, dass du sie wegschickst“, erkannte Whisk und sie schloss den Koffer mit Gewalt.
„Gran kann ihr helfen das durchzustehen, sie gehört zu den wenigen Leuten in meiner Familie, die mich mein ganzes Leben unterstützt haben. Ich vertraue ihr vollkommen. Sie wird verstehen, warum ich sie dorthin geschickt habe, wenn sie da ist. Wir müssen noch besprechen, was wir ihr sagen, über das was gestern passiert ist“, entgegnete Nikki und zog den Koffer vom Bett.
„Gestern war gestern, heute ist heute“, bemerkte er kryptisch.
„Also werden wir es ihr nicht sagen?“
„Wenn Sie weg ist, wird es ihr nicht auffallen, also warum sie damit quälen“, bemerkte er trocken.
„Das mein’ ich doch auch. Du magst sie wirklich, oder?“, fragte sie erkennend.
„Du hast da gestern hoffentlich nichts rein interpretiert, ich wollte sie nur ärgern, das war ne heiße Nacht und alles, aber belassen wir es dabei“, bemerkte er plötzlich.
„Warum starrst du mich dann so an?“, fragte sie verwundert.
„Du bist ne scharfe Braut, du glotzt mich auch ständig an, oder?“, fragte er keck.
„Ich starr’ dich ständig an, weil du ständig Soßenreste auf deinem Hemd hast oder deinen Hosenschlitz auf steht“, entschied sie erklärend.
„Warum sagst du mir das dann nicht?“
„Ich bin eine Lady aus dem mittleren Westen, das tut man nicht“, entschied sie und grinste.
„Du findest es cool, wenn ich mich blamiere, oder?“
„Nur ein bisschen. Jetzt komm sie wartet sicher schon auf uns“, bat sie und zog den pinken Koffer zum Wagen.
 
Courtney saß am Fenster ihres Krankenzimmers und starrte auf den Parkplatz, als sie die beiden abholen kamen.
„Hey Süße, bist du bereit?“, fragte Nikki vorsichtig.
„Haben sie ihn gefangen genommen?“, fragte sie nachdenklich.
„Ja Süße, schon gestern, das hab’ ich dir doch erzählt. Hast du Angst?“, fragte Nikki und setzte sich zu ihrer Schwester.
„Es ist alles nur so irreal“, sinnierte Courtney.
„Ja, ich weiß, alles wird wieder gut. Wir werden jetzt erst Mal zur Polizei gehen und du wirst den erzählen, was du weißt“, bat Nikki.
„Aber es ging alles so schnell“, bemerkte Courtney und sah Nikki mit leeren Augen an.
„Sag’ ihnen einfach alles was dir einfällt. Sie haben ihn schon, du musst niemanden identifizieren oder so“, entgegnete Whisk der sich auch zu ihr setzte.
„Was machst du noch hier?“, fragte Courtney überrascht.
„Ich bin immer noch Mitglied des Teams oder? Auch wenn du mich grad’ nicht lieben kannst, hab’ ich immer noch einen Job bei deiner Familie. Und ach ja, ich bin der Fahrer, denn deine Schwester hat so gar keine Ahnung wo der Getriebeschaltung“, versuchte Whisk die Stimmung aufzulockern.
„Gar nicht wahr, ich bin die Tochter eines Rennfahrers, ich bin mit einem Schaltgetriebe in der Hand aufgewachsen“, bemerkte Nikki protestierend.
„Aber du kannst keins fahren, da hat er Recht“, entschied Courtney matt lächelnd.
„Nur weil der eklige Schulfahrlehrer mich begrabscht hat, als ich das lernen wollte“, verteidigte sich Nikki.
„Du hast auch für alles eine Ausrede, oder?“, bemerkte Courtney und stand auf.
„Kann schon sein. Bereit?“
„Nicht so wirklich, aber lass uns losgehen“, bemerkte sie und ging zusammen mit dem heimlichen Pärchen von dannen.
 
Nikki nahm die Hand ihrer Schwester, als sie ins Polizeirevier von Evansville in Indiana gingen. Die Schwestern waren in diesem Bundesstaat eher zu Hause als in Maine und ihrer Stadt Brewer, wo die Schwestern geboren worden waren.
„Guten Morgen, wir sollten uns hier melden wegen einer Anzeige“, bemerkte Nikki und ließ die Hand ihrer Schwester wieder los, um ihre Hände auf den Tresen zu legen.
„Um was geht es?“, fragte die Polizistin kaugummikauend.
„Meine Schwester wurde gestern vergewaltigt, Courtney Carter, ein Officer … einen Moment, Officer Douglas, hat mich gebeten, sie heute Morgen vorbeizubringen“, erwiderte Nikki, die die Visitenkarte des Polizisten aus ihrem Geldbeutel gezogen hatte.
„Doug, Miss Carter für dich“, rief die Polizistin und der Polizist des vorigen Abends kam zu ihnen.
„Miss Carter, ich hab’ Sie gar nicht so früh erwartet, kommen Sie mit“, bat Officer Douglas und führte die Damen zu einem Raum.
„Ich möchte mit ihr alleine sprechen, Sie rufe ich dann danach zu mir herein, Miss Carter“, bemerkte Officer Douglas und brachte Courtney in einen Raum.
„Ich hätte bei ihr sein sollen, aber ich hab’ geschlafen“, erkannte Whisk nachdenklich und Nikki legte den Kopf auf seine Schulter.
„Aber ich war doch da, auch wenn ich Courtney sehr liebe, muss ich sagen, dass sie das provoziert hat“, entschied sie und sah Whisk an.
„Das weiß ich doch, obwohl ich deine Eltern nicht mag, haben sie schon etwas Recht“, entschied er.
„Sie kann so viel mehr, weißt du eigentlich, dass sie als Beste ihre Kosmetikschule beendet hat?“, fragte Nikki und Whisk schüttelte den Kopf.
„Sie ist so ganz anders als ich, ich könnte nie wo anders sein, als beim Autorennen, doch sie hat diese Art zu leben nie lieb gewonnen. Aber sie möchte nicht allein in Maine leben, also zieht sie mit uns mit. Wenn sie endlich einsieht, dass ihr zusammengehört, musst du sie dazu bringen, sesshaft zu werden, okay?“, bat Nikki.
„Wann wirst du ihr sagen, dass sie zu eurer Gran fliegt?“, fragte Whisk wissbegierig.
„Äh … am Flughafen?“, fragte Nikki verlegen.
„Sie wird dich hassen“, bemerkte Whisk.
„Das werden wir sehen. Warum bist du überhaupt hierher mitgekommen? Du verpasst doch das nächste Rennen“, erwiderte Nikki.
„Ihr seid wie Schwestern für mich, ich will euch beschützen“, bemerkte Whisk.
„Wenn wir Geschwister sind, dann ist das Inzucht, was wir da gestern gemacht haben“, schmunzelte sie.
„Oh ja, das wär’s, aber wir sollten aufhören, hier darüber zu reden, sonst denken die hier wirklich noch, wir sind Geschwister“, entgegnete Whisk.
„Hast du eigentlich Geschwister? Mir fällt grad’ auf ich weiß so gar nichts über dich“, entgegnete sie.
„Nein, Einzelkind!“
„Das erklärt so einiges. Deine Eltern kommen aus Kuba, richtig?“ fragte sie nach.
„Ich bin auf einem Flüchtlingsboot kurz vor Miami geboren“, entgegnete Whisk.
„Wirklich?“
„Nein, aber das wär’ ne coole Story, oder? Ich bin in Coconut Grove ziemlich im Zentrum von Miami geboren, meine Eltern wurden schon in den frühen 70ern amerikanische Staatsbürger. Die Story mit dem Flüchtlingskind muss ich mal deiner Schwester erzählen, vielleicht steht sie dann auf mich“, erwiderte er schmunzelnd.
„Du hast mir auch viel bedeutet“, entschied sie gespielt beleidigt.
„Du weißt was ich damit meine. Ich mag dich echt, aber ich liebe sie“, erwiderte er und sah durch das Glasfenster zu Courtney, die mit einem zerknüllten Taschentuch in der Hand nervös die Fragen des Polizisten beantwortete.
„Was ist da gestern eigentlich zwischen euch vorgefallen, ich meine, warum wolltest du weg?“, fragte Nikki und Whisk sah wieder zu ihr.
„Sie hat mir gesagt, dass sie mich nie lieben könnte und dass es besser wäre, wenn ich ginge“, erwiderte er ernst.
„Und du als treuer Schoßhund hast das einfach so gemacht, was für ein Mann bist du eigentlich? Du kannst dich von so einem kleinen Rückschlag doch nicht einschüchtern lassen. Warum bist du jetzt geblieben?“, fragte Nikki neugierig.
„Ich wollte nur ne Show abziehen, ich hab’ gehofft, dass du mich davon abhältst und ihr erzählst, wie wichtig sie mir ist“, bemerkte er grinsend.
„Warum hast du dann mit mir geschlafen?“, fragte sie gereizt.
„Hey, du hast den ersten Schritt gemacht, ich hab’ nur nicht nein gesagt“, bemerkte er und als sie gerade einen bösen Blick zu ihm schicken wollte, sprang die Tür des Raums auf und Courtney kam heraus.
„Du sollst jetzt reinkommen“, bemerkte Courtney, die etwas verstört aussah, und Nikki stand auf.
„Hol ihr was zu Trinken, ich komm’ gleich wieder“, erwiderte Nikki zu Whisk und folgte dem Polizisten in den Raum.
„So Miss Carter, setzen Sie sich“, bemerkte der Polizist und sie setzte sich.
„Wie geht es Ihnen heute, Miss Carter? Sie sehen besser aus“, bemerkte der Polizist.
„Mir geht’s besser, danke. Also, was wollen Sie noch wissen?“, entgegnete Nikki.
„Sie sind Nicole Anne Carter, geboren 02. Februar 1982 in Brewer / Maine?“, fragte der Polizist.
„Ja, das bin ich. Sonst noch eine Frage?“
„Wo war der Verdächtige, als sie zu Ihrer Schwester kamen?“, fragte der Polizist.
„Er war auf ihr … es ist nicht einfach darüber zu reden“, bemerkte sie stockend.
„Sie machen das gut … was haben Sie dann gemacht?“, fragte er weiter.
„Ich hab’ ihn angeschrien, ihn weggezerrt und geboxt“, erwiderte sie.
„Wow, ganz schön mutig, aber warum war der Mann dann beim Eintreffen der Polizei bewusstlos?“
„Äh … er hat mich beleidigt, da hab’ ich ihn wohl etwas zu sehr getroffen“, bemerkte sie verlegen.
„Sie könnten eine gute Polizistin abgeben, Respekt. Das müssen Sie jetzt nur noch aufschreiben und unterschreiben, dann wäre es das von meiner Seite. Ich liebe diese Fälle, wenn man keinen Täter suchen muss. Sie haben sich an der Hand verletzt, wie ich sehe“, erkannte der Polizist.
„Ach ja, der Typ hatte einen Dickschädel, Sie können dem Kerl ausrichten, dass er mir nicht noch mal über den Weg laufen soll, wegen ihm kann ich jetzt eine Weile nicht mehr arbeiten“, bemerkte sie.
„Werde ich ihm ausrichten. Sie dürfen die Stadt für eine Weile nicht verlassen, sonst können Sie alles tun, wonach Ihnen ist“, erklärte der Polizist, als sie aufstand.
„Äh, nicht möglich, ich muss in zwei Stunden beim nächsten Rennen sein und das ist nicht in dieser Stadt“, erkannte sie kritisch.
„Der Vergewaltiger wird angeklagt, es wird eine Verhandlung geben“, erwiderte der Polizist.
„Wann wird diese Verhandlung sein?“, fragte sie etwas genervt.
„In etwa vier bis sechs Wochen, das kann man jetzt noch nicht sagen“, erklärte der Polizist.
„Dann werden wir in vier Wochen zurück sein, ich werde jetzt meine Schwester zu meiner Großmutter bringen, wo sie sich erholen kann und dann muss ich mich beeilen, um mein Team noch einzuholen“, erwiderte sie hektisch.
„Sie haben eine genauso große Klappe wie harte Faust, wie ich sehe. Also gut, melden Sie sich jede Woche bei mir und nennen mir den genauen Aufenthaltsort ihrer Schwester“, lenkte der Polizist ein.
„Brewer, sie wird in Brewer sein, meine Großmutter wohnt schon ihr ganzes Leben dort. Kann ich jetzt gehen?“, bat sie und er nickte.
„Ja, Sie können gehen. Vielen Dank für Ihr Kommen“, erwiderte der Polizist und entließ sie wieder.
In Gedanken ging sie zu den anderen.
„So, alles erledigt?“, fragte Whisk, als sie bei ihnen ankam.
„Ja, wir können. Whisk, du solltest ihr doch was zu trinken holen, was ist damit?“, fragte Nikki in einem mütterlich strengen Ton.
„Ich hatte schon drei Plastikbecher voll Wasser, mehr krieg’ ich wirklich nicht runter“, bemerkte Courtney und hielt einen Plastikbecher hoch.
„Oh, entschuldige, hab’ ich nicht gesehen, mein Fehler. Also, wir sollten los, bevor die ohne uns fahren“, erkannte Nikki und drängte sie nach draußen.
 
Einige Minuten sah Courtney auf die Straße. Doch dann merkte sie, dass sie nicht die Route nahmen, wie sie angenommen hatte.
„Wo fahren wir hin?“, fragte sie neugierig.
„Das kannst du ihr jetzt erklären, Nik“, bemerkte Whisk cool und sah Nikki an.
„Wir fahren zum Flughafen, Gran erwartet dich in Brewer“, erklärte Nikki kurz.
„Das kannst du vergessen, ich bleib bei euch“, protestierte Courtney wie erwartet.
„Du musst nach Hause um dich zu erholen und Gran kann dir dabei helfen“, versuchte Nikki zu erklären.
„Was weißt du schon davon, was mir hilft?“, wurde Courtney biestig.
„Gran hat mir geholfen, als ich in deiner Situation war, jetzt soll sie dir helfen. Aber es wird nicht für lang sein, wir müssen bald wieder hierher“, erklärte Nikki beruhigend.
„Sie wird mir Fragen stellen, die ich nicht beantworten will“, erwiderte Nikki nervös.
„Dann beantworte sie einfach nicht. Gran ist nicht nur eine wundervolle Großmutter sondern war auch in ihrer Zeit die beste Therapeutin an der Ostküste. Sie wird dir gut tun“, versprach Nikki.
„Ihr wollt mich doch nur loswerden, um wieder ungestört das zu machen, was ihr letzte Nacht gemacht habt“, bemerkte sie trotzig und die anderen sahen sie ertappt an.
„Woher weiß sie das jetzt schon wieder?“, fragte Nikki beschämt.
„Ich hab’s ihr erzählt, vorhin im Flur“, bemerkte Whisk trocken.
„Warum zum Teufel hast du das gemacht?“, fragte Nikki wütend.
„Wir haben nur Smalltalk gemacht“, erkannte Whisk.
„Es gibt so viele Smalltalkthemen, zum Beispiel das ihre Haare heute gut liegen oder dass es regnen wird, aber wie kommt man auf „ach ja ich hab’ deiner Schwester letzte Nacht gehabt“?“, wurde Nikki richtig wütend.
„Ich hab’ es ihr einfach gesagt, man sollte sie in ihrer Situation nicht anlügen“, bemerkte Whisk ruhig.
„Ich bin ihm auch dankbar dafür, ich hätte erwartet, dass du mir das sagst“, bemerkte Courtney enttäuscht.
„Na toll, jetzt bin ich hier der Buhmann“, nörgelte Nikki.
„Ich möchte nicht zu Gran“, erwiderte Courtney trocken.
„Zwingt dich keiner, aber auf Tour nehm’ ich dich nicht mit“, erkannte Nikki genauso trocken.
„Du kannst mir gar nichts, du bist nicht meiner Mutter“, wurde Courtney trotzig.
„Aber ich war dir mehr eine Mutter als es Mum je gewesen ist. Ich verspreche dir, dass da zwischen Whisk und mir nichts weiter laufen wird, denn so wie er mir gerade in den Rücken gefallen ist, mag ich ihn nicht mal mehr besonders“, erwiderte Nikki und sah Whisk böse an.
„Ich bin der Schuldige, belassen wir’s dabei. Ich bitte dich, mach es, es wird sicher schwer sein, im engen Raum mit so vielen Männern zu sein“, bemerkte Whisk.
„Du hast Recht, ich werd in diesen Flieger steigen“, bemerkte Courtney.
„Wirklich? Das ist toll, das wird dir helfen, das verspreche ich dir. Ich werde dich sofort anrufen, wenn du da bist“, erkannte Whisk hilfsbereit.
„Das ist nett von dir, danke. Also, lasst uns dahin fahren“, bemerkte Courtney und sie brachten sie zum Flughafen.
Sie warteten bis das Flugzeug in der Luft war.
„Wir werden den Trupp verpassen“, entgegnete Nikki trocken.
„Kann dir doch egal sein, du bist eh draußen für die Saison“, grummelte er.
„Du darfst nicht sauer auf mich sein, ich muss sauer auf dich sein“, erkannte Nikki und drehte sich zum Ausgang.
„Du stellst mich als Verräter hin, das mag ich nicht, vor allem nicht nach dem was ich heute für euch getan hab’“, nörgelte er.
„Entschuldige, ich bin wohl etwas ausgeflippt vorhin. Danke, dass du sie überzeugt hast, weg zu fliegen“, entschuldigte sich Nikki und drehte sich wieder zu ihm.
„Gern geschehen. Ich sollte auch in einen Flieger steigen, wenn ich noch zum nächsten Rennen kommen will“, bemerkte er nachdenklich.
„Dann tue das, ich komm’ mit dem Wagen nach“, entgegnete Nikki unberührt.
„Das kostet einiges“, erwiderte Whisk tonlos.
„Hier, das ist die Teamkreditkarte, aber wehe du setzt dich nach Aruba oder so ab, dann zerr ich dich an deinen Eiern zurück“, drohte sie und gab ihm eine Karte aus ihrem Geldbeutel.
„Warum hast du die denn?“, fragte er erstaunt.
„Ich kümmere mich schon seit Jahren um die Finanzen, irgendjemand muss es ja tun. Touristenklasse und keine Extrawünsche, verstanden“, bemerkte sie.
„Klar, verstanden, mach ich nicht. Also wir sehen uns“, erkannte er und ging zu einem Schalter.

Viertes Kapitel


Wie erwartet war das Carter Team schon weiter gezogen, als sie zurückkam. Sie hatten jetzt eine ganze Woche auf diesem Platz vor der Rennarena gecampt und jetzt war alles leer. Nachdenklich ging sie über die freie Fläche, die die Nacht zuvor noch voller Leben gewesen war. Plötzlich legte jemand von hinten eine Hand auf ihre Schulter. Sie schreckte zusammen.
„Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken“, erwiderte Derek Moore, der auch noch da war.
„Man, nach gestern können Sie sich doch nicht so anschleichen. Was machen Sie noch hier?“, fragte Nikki überrascht.
„Wir müssen ein Rennen aussetzen, uns fehlt ein Mann, mein Vater sucht grad’ einen neuen Mann“, erklärte Derek.
„Ah, verstehe, wir haben einen Ersatzmann für mich, leider, ich bin auch für ne Weile draußen“, bemerkte Nikki.
„Wie ist euer Ersatzmann?“, fragte Derek neugierig.
„Äh, gut“, log sie.
„Doch so gut. Ihr Bruder wird wieder mal den Rappel kriegen“, entschied Derek schadenfroh.
„Den kriegt er doch immer, oder? Und was machen Sie jetzt?“, fragte Nikki.
„Ich würd’ mir gern das Rennen als Unbeteiligter ansehen, ich muss nur nach Lafayette kommen“, erwiderte Derek.
„Ich fahr’ grad dahin, will mir das Rennen auch ansehen“, erwiderte sie.
„Kann ich mitfahren?“, fragte er hoffend.
„Klar, wenn Sie wollen. Aber ich müsste dann gleich fahren, um das Rennen noch sehen zu können“, bemerkte sie.
„Super, lassen Sie uns fahren“, erkannte er und schulterte seine Reisetasche.
„Das sieht ja fast so aus, als hätten Sie auf mich gewartet“, erkannte sie verwirrt.
„Nur auf jemanden, der mich mitnimmt, mein Dad könnte nicht verstehen, dass ich einfach so unbeteiligt an einem Rennen teilnehmen wollen würde. Ich fahr’ seit 10 Jahren Rennen, ich hab’s langsam satt“, gestand er.
„Das glaub’ ich, ich bin auch schon fast 10 Jahre dabei. Diese Sache mit meiner Schwester hat mir gezeigt, dass es wichtigere Sachen gibt. Aber das ist halt mein Leben“, erwiderte sie, während sie mit ihm zum Wagen lief.
„Das klingt fast so, als würden Sie nicht mehr weiter machen wollen“, schlussfolgerte er und stieg am Beifahrersitz ein.
„Das hab’ ich nicht gesagt“, bemerkte sie ertappt.
„Sie müssen doch einen Plan für die nächsten 10 Jahre haben. Wollen Sie heiraten, Kinder kriegen, ein Haus kaufen?“, fragte Derek und sie stieg auch ein.
„Ich leb von Tag zu Tag, ich hab überhaupt keinen Plan für die Zukunft. Sagen Sie bloß, Sie haben einen Plan“, entgegnete sie belächelnd.
„Ich bin grad dabei einen Plan zu machen. Von diesen Plänen darf aber mein Dad nichts erfahren“, erkannte er nachdenklich.
„Sie wollen also aufhören?“, fragte sie neugierig.
„Ja, vermutlich noch im Laufe diesen Jahres, aber ich lass’ meinen Vater erst mal einen neuen Boxenmann finden, bevor ich ihm diesen Herzinfarkt verpasse“, schmunzelte er.
„Was wollen Sie dann machen, wenn Sie das Brummen der Motoren nicht mehr um sich herum haben?“, fragte sie neugierig.
„Wenn ich das schon wüsste, aber ich würde gern eine Familie gründen, ich bin jetzt 28 Jahre alt, jünger werde ich kaum“, erkannte er.
„Wusste gar nicht, dass ihr Männer auch ne biologische Uhr habt“, war sie amüsiert.
„Meine Mutter ist nur ziemlich scharf drauf, Enkelkinder zu bekommen, meine anderen Geschwister sind alle jünger, das müssen Sie doch kennen“, erwiderte Derek.
„Oh ja, zu gut, ich hab’ meine Geschwister teilweise mit erzogen und tue es jetzt noch, mir ist nicht nach Kindern im Moment“, erwiderte sie erklärend.
„Bei uns ist es anders, wir sind eine sehr enge Gemeinschaft. Deshalb ist dieser Fauxpaux so eine Schande für unseren Rennstall. Ich kann Ihnen immer noch nicht sagen wie leid mir das tut. Wie geht es Ihrer Schwester heute?“, fragte Derek.
„Nicht besonders, ich hab’ sie nach Hause zu unserer Großmutter geschickt, sie soll sich dort erholen“, erkannte sie.
„Ja, das ist wohl das Beste. Und wo ist Ihr kleiner Lover?“, fragte er keck.
„Mein kleiner Lover?“
„Dieser Latinoverschnitt, der auf ihre Schwester steht. Hab’ gehört, sie hatten letzte Nacht so ein kleines Stelldichein im Teambus“, bemerkte er frotzelnd.
„Das ist genau das, was ich an diesem Job hasse, man hat kein Privatleben“, bemerkte sie grummelnd.
„Also Sie beide sind zusammen?“, fragte er weiter.
„Nur letzte Nacht, war was einmaliges, er muss doch mit meiner Schwester zusammenkommen, ich bin halt eine alte Romantikerin. Wie sieht’s mit Ihnen aus, haben Sie schon eine Frau für Ihren zehn Jahres Plan?“, fragte sie.
„Nein, nicht wirklich, unser Berufsfeld ist sehr Männer orientiert, ein Privatleben hab’ ich nur, wenn sich eine dieser kleinen Schlampen an mich ranmacht, das ist keine Beleidigung gegen Ihre Schwester, ich kann sie nur nicht anders nennen“, erklärte er.
„Ist schon gut, ich weiß, wie Sie das meinen. Ist schon ne Weile her, dass ich nen Date hatte, ich glaub’ ich war auf der Highschool“, konterte sie und er grinste.
„Ist bei mir genauso. Wissen Sie eigentlich, wo Sie hinfahren?“, fragte Derek.
„Ja, ich weiß, wo ich hinfahre, ich kenne diesen Bundesstaat zu Genüge. Schlafen Sie etwas, wir brauchen etwa 3 Stunden“, bat sie und er lehnte sich zurück um etwas zu dösen. Während sie auf dem Highway in Richtung Lafayette düste, sah sie Derek ab und zu mal an. Der schärfste Konkurrent ihres Bruders war ein wirklich scharfer Kerl. Er hatte braune Haare, die etwas länger waren, wie bei den Männern aus früheren Zeiten, einen Drei-Tage-Bart und wunderbare blaue Augen. Nein, sie musste sich auf die Straße konzentrieren, eine Affäre mit Derek Moore zu haben wäre das Gleiche Dilemma wie eine Beziehung zwischen Whisk und Courtney.
„Warum starren Sie mich an?“, fragte Derek und riss sie aus ihren Gedanken.
„Wie meinen?“, fragte Nikki verwirrt.
„Sie gucken mich an, hab’ ich was im Gesicht?“, fragte Derek charmant grinsend.
„Sie wissen, wie gut sie aussehen, oh man, hab’ ich das grad laut gesagt?“, fragte sie beschämt.
„Ja, laut und deutlich, Sie sehen auch scharf aus, so in legerer Kleidung, das sollten Sie öfters tragen. Was gucken Sie mich jetzt so an?“, fragte er, als sie ihn verschmitzt ansah.
„Das mit dem Date ist bei ihnen wirklich schon lang her, sie flirten ganz schön plump“, konterte sie und er grinste.
„Hey, Sie haben angefangen, mich anzustarren“, entgegnete er.
„Dann hab’ ich meine „Leicht zu haben“ Ausstrahlung von der Highschool wohl auch noch nicht verloren, das hab’ ich heut’ auch schon gehört“, entschied sie.
„Sie sind also leicht zu haben?“, schmunzelte er.
„Äh … ganz sicher nicht. Das hab’ ich hinter mir. Meine Schwester hat sich leider alles abgeguckt, deshalb lebt sie jetzt auch so. Es war halt nicht einfach ihr alles vorzuleben, ich hatte einige Probleme als Teenager. Eigentlich hatte ich ziemlich Probleme als Teenager, ich weiß immer noch nicht wie ich es geschafft hab’ von den Drogen runter zukommen“, erkannte sie nachdenklich.
„Sie waren auch auf Drogen als Teenager? Davon kann ich auch ein Lied singen“, bemerkte er und krempelte seinen Ärmel hoch. Er hatte viele Einstichnarben an seinem Arm.
„Oh man, Sie haben echt gedrückt, ganz schön heftig, wie lang sind Sie jetzt clean?“, fragte sie überrascht.
„12 Jahre, nächsten Monat. Ich weiß gar nicht, wie ich die Highschool geschafft hab’, so drauf wie ich war“, erkannte er gedankenvoll.
„Geht mir genauso, ich hab’ grad so bestanden. Ich war grad’ erst sechs Wochen vom Dope runter, als ich die Abschlussprüfungen schreiben musste“, erkannte sie.
„Wir haben einiges gemeinsam, wie mir scheint“, bemerkte er erkennend.
„Ja, scheint so. Wenn ich Sie in einer Bar kennen gelernt hätte, hätte das echt was mit uns werden können“, entschied sie.
„Ja, ist eine Schande. Ich dös’ jetzt etwas weiter, hatte nicht viel Schlaf letzte Nacht“, erwiderte er und schloss die Augen wieder.
„Man, der Typ ist perfekt, das Leben ist nicht fair“, dachte sie und sah wieder auf die Straße.
 
Nach drei Stunden kamen sie in Lafayette an. Derek hatte die ganze Zeit gepennt.
„Hey Rennfahrerboy, wir sind da“, weckte Nikki ihren Beifahrer sanft.
„Man, ich hab’ vielleicht tief geschlafen. Ganz schön viel los hier, ich krieg’ das sonst gar nicht so mit“, bemerkte Derek, als Nikki mit ihm durch das Renntreiben lief.
„Ja, ist ganz schön viel los. Hey, da kommt einer aus Ihrem Team“, erkannte Nikki und Derek wurde plötzlich ganz bleich.
„Oh man, ich bin ein toter Mann“, erwiderte er murmelnd.
„Derek Moore, hast du einen Knall, wo zum Henker warst du?“, wütete Carl Moore außer sich und man sah gut seinen roten Kopf, als er bei ihnen ankam.
„Dad, ich bin privat hier, lass mich“, konterte Derek cool.
„Privat, hast du grad privat gesagt? Ich hab’ einen Wagen ohne Fahrer in der Box stehen, drückst du etwa wieder?“, fragte Carl außer sich.
„Ich hab’ dir heut’ morgen gesagt, dass ich aufhöre, bist du schon so senil, dass du das Vergessen hast?“, wurde Derek frech.
„Du hörst nicht auf, verdammt, du kannst nicht einfach aufhören“, entgegnete Carl.
„Wusste nicht, dass ich dein Sklave bin, kommen Sie Nikki, ich will das Rennen sehen“, bemerkte Derek und ging weiter.
„Das kannst du mir nicht antun, wir sind deine Familie“, bemerkte Carl enttäuscht.
„Natürlich fahr’ ich noch Rennen, ich wollt’ dir nur mal zeigen, dass du dir langsam einen Ersatzfahrer suchen musst, weil ich mein’ das Ernst mit dem Weggang. Beruhig’ dich wieder Dad, ich bin in fünf Minuten in der Box“, erwiderte Derek und grinste breit.
„Du blöder Kerl, ich hab’ zwar ein starkes Herz, aber du bringst es echt an die Grenzen des Belastbaren. Beweg’ deinen Arsch in die Box“, erwiderte Carl kopfschüttelnd und Derek drehte sich auf dem Absatz um und ging in die Moore Box.
„Sie sind die Kleine von Gerald, oder?“, fragte Carl, Nikki.
„Ja, die bin ich. Spielt Ihr Sohn Ihnen immer solche Streiche?“, fragte Nikki etwas verwirrt.
„Eigentlich nicht, ich hoff’ er nimmt wieder Drogen, das würde diese fixe Idee erklären, dass er aufhören will“, bemerkte Carl mit ernstem Blick.
„Ich glaub’, er meint das wirklich ernst. Suchen Sie sich jemand anderen, es gibt genügend junge 19-jährige Fahrer, die sich einen Arm ausreißen würden in Ihr Team zu kommen“, erklärte Nikki und ging zu ihrem Team.

Fünftes Kapitel


„Hey, du bist ziemlich schnell unterwegs gewesen, hast du auch schon mal an eine Laufbahn als Rennfahrer nachgedacht?“, fragte Whisk, als sie in den Besprechungsraum kam.
„Setz’ meiner Tochter keine Flausen in den Kopf, Sergio“, kam Gerald zu ihnen.
„Aus Trotz sollte ich das wirklich tun“, entschied sie und setzte sich an den Tisch.
„Ja, vermutlich wärst du sogar besser als dein Bruder“, erwiderte Tilt, der schon am Tisch saß.
„Sie kann ja nicht mal richtig einparken“, konterte Elias, der in seinem schicken Fahrerdress in der Tür stand.
„Angst vor ein bisschen Konkurrenz, kleiner Bruder?“, fragte Nikki und drehte sich im Stuhl zu ihm hin.
„Ich mach’ mir eher Sorgen um meine richtigen Konkurrenten. Habt ihr schon den neusten Klatsch gehört? Derek Moore will aufhören“, bemerkte Elias, der mit seinem Blueberry herumspielte.
„Gehst du jetzt auf Kaffeekränzchen?“, fragte Nikki frotzelnd.
„Nein, er hat es grad’ getwittert, sein Vater macht ihn sicher einen Kopf kürzer, wenn er das liest“, bemerkte Elias und steckte sein Handy in die Tasche.
„Er weiß es schon und er hält ihn für verrückt“, erkannte Nikki nebenbei.
„Woher weißt du das jetzt schon wieder?“, fragte Elias neugierig.
„Hab’s wohl irgendwo aufgeschnappt“, konterte sie verlegen.
„Oder du hast es gehört, als du mit meinem ärgsten Konkurrenten rum gemacht hast“, warf er ihr vor.
„Dieser Vogel sollte mal aufhören zu zwitschern, da läuft nichts zwischen Derek und mir“, bemerkte sie standhaft.
„Ah, deshalb hat man euch auch zusammen aus einem Wagen steigen sehen“, wurde Elias lauter.
„Sie ist nicht mit ihm zusammen, sie ist mit mir zusammen“, mischte sich Whisk plötzlich ein.
„Stimmt das?“, fragte Elias, Nikki.
„Ihr habt uns doch gestern gehört. Er brauchte nen Fahrer hierher, weil er seinen Trupp verpasst hat, da hab’ ich ihn mitgenommen, Whisk hat das gewusst“, log Nikki ziemlich gut.
„Ach, hat er das, warum bist du nicht mit ihm hierher geflogen?“, fragte Elias nach.
„Weil er wichtiger ist, als ich im Moment und irgendjemand den Wagen hierher bringen musste?“ fragte Nikki cool.
„Ach ja, richtig. Wo ist Court’ eigentlich?“, fragte Elias verlegen.
„Ich hoff’ mal, sie fliegt inzwischen über New York. Ich hab’ sie zu Gran geschickt“, erwiderte Nikki.
„Warum hast du das getan? Gran ist eine üble Hexe“, bemerkte Elias und verzog sein Gesicht.
„Sie ist eine liebevolle Frau, sie mag dich nur nicht“, erklärte Nikki.
„Boss, du musst mich noch etwas einweisen“, mischte sich plötzlich Frischling Riley ein.
„Da musst du Nicole fragen, ich hab’ von der Box keine Ahnung“, erkannte Gerald.
„Ich hab’ auch sie gemeint, nichts für Ungut“, erkannte Riley.
„Klar Kleiner, gehen wir“, bemerkte Nikki und ging mit ihrem Schützling zu der Box.
 
„Was denkst du, wann der Senior merkt, dass du schon längst das Kommando hier übernommen hast?“, fragte Riley, während er einen Reifen wechselte.
„Hoffentlich niemals, sonst flippt er aus“, schmunzelte sie und zeigte ihm einen Trick beim Reifenwechsel, mit dem er Zeit einsparte.
„Gut, das machst du gut, lass dich nicht von Eli anschreien nach dem Rennen, du kannst ihm ruhig die Stirn bieten, ich regle das“, bemerkte Nikki.
„Auch wenn du die kleine Rebellin spielen willst, musst du nicht unsere Mitarbeiter da mit reinziehen“, entschied Gerald, der in die Box kam.
„Ich zieh’ niemanden nirgendwo rein, du leidest unter Verfolgungswahn, Dad!“
„Den hat er doch schon seit Jahren, du solltest das Saufen lassen, Dad“, erwiderte Eli, der sich zu ihnen gesellte.
„Toll, jetzt fängst du auch noch an, lasst das bloß nicht meine Kleine hören, sonst hab’ ich bald jedes meiner Kinder gegen mich“, brummelte Gerald und rückte seine Kappe zurecht.
„Keine Sorge, Court ist deine kleine Prinzessin und das wird sie immer bleiben“, bemerkte Eli und klopfte seinem Vater auf die Schulter.
„Bist du wirklich sicher, dass es ihr bei Gran gut gehen wird?“, fragte Gerald besorgt.
„Das kannst du sie grad’ selbst fragen, ich hab’ sie grad am Telefon“, erkannte Whisk, der mit seinem Handy am Ohr zu ihnen kam und reichte es seinem Boss.
„Gut, hey Süße, wie geht’s dir?“, fragte Gerald und ging mit dem Telefon zurück in den Aufenthaltsraum.
„Danke, so sind wir ihn für ne Weile los. Ril ich glaub’, du bist fit für das Rennen, wir haben noch zwei Stunden, ich würd’ mich gern noch etwas hinlegen, hab’ nicht viel geschlafen, letzte Nacht“, bemerkte Nikki und Whisk grinste breit.
„Na ja, so gut warst du dann auch nicht, ich hab’ mir Sorgen um Courtney gemacht, das ist alles. Weckt mich in einer Stunde, bitte“, bat sie und ging in den Teamwohnwagen.
 
„Nik’, wir sind kurz vor dem go“, weckte Gerald seine Tochter, indem er unsanft gegen die Wohnwagentür hämmerte.
„Bin wach“, murmelte sie, setzte sich auf, richtete ihre Haare und schlurfte nach draußen.
„Du siehst noch fertiger aus, als vor ner Stunde“, erkannte Gerald.
„Du solltest das mit den Komplimenten mal üben, sonst krieg’ ich nie ne Stiefmutter“, murmelte sie schläfrig.
„Ich bin 57, du brauchst keine neue Mum und ich keine neue Frau“, entschied er und sie folgte ihm in die Box. Sie zog ihre Teamkappe über ihr verwuscheltes Haar und hängte ihren Ausweis um ihren Hals.
„Das ist seltsam, ich hab’ noch nie dabei zugeschaut“, bemerkte sie zu ihrem Vater.
„Das ist wie nen Porno anzuschauen, man wär’ gern dabei, aber befriedigend ist es trotzdem“, erklärte Gerald.
„Äh … danke für die Information. Bereit, Kleiner?“, fragte sie Riley und der nickte.
„Sie werden so schnell erwachsen“, erkannte sie zufrieden und zog ihre Ohrenschützer an, als das Rennen begann.
 
Elias wurde Dritter an diesem Tag. Der Nörgler war zwar immer noch nicht zufrieden, aber Riley bekam keine Schelte.
„Oh man“, murmelte Nikki, als sie mit Whisk wie gewöhnlich nach dem Rennen im Wohnwagen saß.
„Was gibt’s?“, fragte Whisk, der ein Rennmagazin las.
„Ihr wart heut schneller als zu meinen besten Zeiten“, erwiderte sie, als sie ihre Unterlagen studierte.
„Mach’ dir keinen Kopf, Riley wollt sich sicher heut etablieren und hat sich extra angestrengt, gib’ ihm eine Woche und er wird langsamer“, bemerkte Whisk und nahm einen Schluck aus seiner Bierdose.
„Ich hätte das nicht tun sollen, jetzt wissen alle, dass es bessere gibt als mich“, erkannte sie nervös.
„Red’ keinen Blödsinn, keiner ist besser als du“, erkannte Whisk und nahm sanft ihre Hand.
„Ich will euch zwei Turteltäubchen nicht stören, ich brauch’ nur ein Bier, unser Kühlschrank ist leer“, erwiderte Tilt, der zu ihnen stieß. Nikki zog schnell ihre Hand zurück.
„Wir tun nur so, als wären wir ein Pärchen um Eli von der fixen Idee abzubringen, ich hätte was mit dem Moore Knaben“, erklärte Nikki.
„Und, hast du?“, fragte Tilt und ließ einen Bierdosenverschluss knacken.
„Er ist scharf, aber leider nein“, konterte sie cool.
„Es ist seltsam, aber das erste Mal seh’ ich dich als Frau“, erkannte Tilt und nahm einen Schluck.
„Na endlich tut das mal jemand“, bemerkte sie erleichtert.
„Ich hab’ mit dir geschlafen“, konterte Whisk.
„Ich hätte auch ne Gummipuppe sein können, du willst nur mit einer Frau Sex haben und das bin nicht ich“, erwiderte sie betrübt.
„Du musst was trinken Boss, das wirkt gut gegen Frust“, erkannte Riley, der das Team im Wohnwagen beinahe komplett machte.
„Ich nehm’ Schmerzmittel wegen der Hand, nicht so ne gute Idee“, konterte sie und zeigte ihre Hand.
„Wär’ nen Versuch wert, hab’ gehört, das knallt ziemlich rein“, bemerkte Riley cool.
„Komm mal kurz näher“, erwiderte Nikki und Riley beugte sich zu ihr runter. Nikki packte ihn fest am Kragen und zog ihn zu sich.
„Hör’ mir zu, ich sag’ das nur ein Mal, wenn ich dich nur ein Mal etwas sniefen, rauchen oder drücken sehe, kastrier’ ich dich“, drohte sie ihm.
„Das war nur so ein Spruch, Boss, ich nehm’ nichts“, bemerkte er stotternd.
„Das will ich auch hoffen. Da ist ne Cola für dich im Kühlschrank und ich hab’ dir ein Stück Kuchen besorgt, du solltest deine Feuertaufe feiern“, erwiderte sie sanfter und ließ ihn los.
„Danke Boss, lieb von dir. Warum reagierst du so allergisch auf Drogen, hast du jemanden an die Drogen verloren?“, fragte Riley verwundert und ging zum Kühlschrank.
„Ich hab’ fast mich verloren, ich war über 5 Jahre lang süchtig, jetzt bin ich Sponsorin von drei Personen“, erkannte Nikki und Riley quetschte sich zu den anderen an die kleine Eckbank.
„Hab’ ich nicht gewusst, sorry Boss“, entgegnete er entschuldigend.
„Woher auch. Oh man, der Kuchen sieht so lecker aus, krieg’ ich nen Stück?“, fragte Nikki.
„Kannst es haben, du hast mir heut’ schon ein besseres Geschenk gemacht. Das war so cool heute“, schwärmte Riley und schob ihr den Kuchen hin.
„Dann hab’ ich dir noch ein kleines Geschenk“, erkannte sie und gab ihm ihre Unterlagen.
„Man, wir waren echt gut heute. Das muss ich meiner Mum erzählen“, erwiderte Riley und huschte davon.
„Das war nett“, konterte Tilt.
„Muss an dem Zuckerschock liegen, man ist der Kuchen süß“, erwiderte Nikki und schob den Teller von sich weg.
„Gib’ her, ich ess alles. Ist er jetzt offiziell in unserem Team?“, fragte er mampfend.
„Denk schon, kommst du klar damit?“, fragte sie hoffend.
„Klar, es ist immer schön, Talente zu fördern. Aber er muss auch noch die körperliche Feuerprobe bestehen“, entgegnete Whisk.
„Ihr macht den Scheiß nicht etwa immer noch. Ril’ wird davon verschont, versprich’ mir das“, bat sie.
„Komm’ schon, ich bitte dich“, spielte Whisk das Ritual herunter.
„Ihr erhitzt ein Metallteil und drückt es ihm auf das Schulterblatt, das ist brutal“, erkannte Nikki.
„Du hast es auch ausgehalten“, bemerkte Whisk.
„Ich hab’ mich auch schon mit vier Jahren an einem heißen Motor verbrannt, ich bin abgehärtet“, entschied sie.
„Ernsthaft? Zeig’ mal“, konterte Tilt neugierig.
„Klar, das glaubst du ja selbst nicht“, bemerkte sie murmelnd.
„Die Narbe ist an einer intimen Stelle, richtig?“, fragte Tilt, Whisk.
„Jep!“ konterte Whisk und grinste breit.
„Na toll, willst du ihm noch alles über meine Leberflecke erzählen?“, fragte sie peinlich berührt.
„Kommt auf die Menge an Bier an, die ich noch trinke. Das war ein Scherz, ich erzähl’ ihm nichts. Du sieht fertig aus, sollen wir dich schlafen lassen?“, fragte Whisk, als er sah, dass sie ziemlich fertig war.
„Würdet ihr das tun? Das wär’ wirklich ganz lieb von euch“, bemerkte sie müde.
„Komm Tilt, wir sollten mal dem Junior gratulieren gehen“, stand Whisk auf.
„Ihr brandnarbt den Kleinen nicht, verstanden?“, bemerkte sie streng zu Tilt.
„Nein, versprochen, Boss“, bemerkte Tilt und folgte seinem Kollegen nach draußen.
 
Zwei Stunden später war Nikki damit beschäftigt, Rileys Schulterblatt mit Wundsalbe einzucremen und zu pflastern. Dabei sah sie Tilt böse an, der verlegen auf der Sitzbank des Wohnwagens saß.
„Ich hab’ das Gerücht, dass ihr Männer nur lügen könnt, eigentlich nie geglaubt, jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher“, erwiderte sie ruhig aber bestimmt.
„Das Bier ist schuld“, erwiderte Whisk, der ziemlich betrunken auf der zweiten Etage des Wohnwagens in seinem Bett lag und seinen Kopf zu ihr herunter streckte.
„Du sollst doch schlafen, Whisk!“, raunzte sie und er zog sich wieder zurück.
Plötzlich klopfte es an der Wohnwagentür.
„Ja?“, bemerkte sie genervt.
„Na, wie läuft deine Kinderbetreuung?“, fragte Gerald schadenfroh.
„Ach, hör doch auf. Hast du Gran noch gesprochen?“, fragte Nikki, kam zu ihm und schloss die Tür hinter sich.
„Oh man, ich hab’ seit sechs Monaten nicht mehr mit meiner Mutter gesprochen, hast du das gewusst? Sie hat’s mir gerade fast zwei Stunden vorgehalten. Erinner’ mich dran, dass ich Sergio die Kosten erstatte“, erwiderte Gerald und übergab ihr Whisks Handy.
„Ja, mach’ ich. Er ist schon wieder betrunken, Court’ zerstört ihn immer mehr“, bemerkte sie besorgt.
„Da kommt sie ganz nach ihrer Mutter, sie war in Courtneys Alter auch eine Femme Fatale, ich bin das Beste Beispiel dafür“, erwiderte Gerald und lächelte matt.
„Was machen wir dagegen?“, fragte Nikki hilfesuchend.
„Du schläfst mit ihm, da wird dir was einfallen“, schmunzelte ihr Vater.
„Ein Mal, ich hab’ ein Mal mit ihm geschlafen, das wird mir jetzt mein ganzes Leben vorgehalten. Wir sind nur Freunde, das war ein Ausrutscher“, konterte sie genervt.
„Aber du hast deinem Bruder gesagt …?“
„Dies ist seine Wahrheit und das ist deine Wahrheit, okay?“, erklärte Nikki.
„Wie du meinst. Du solltest schlafen gehen, Kleines“, bemerkte er trocken.
„Du bist gut, ich hab’ drei besoffene Männer in meinem Schlafzimmer“, schlussfolgerte sie.
„Klingt wie ne wilde Party aus meiner Jugend. Du kannst auf meinem ausklappbaren Sofa im Wohnwagen schlafen, wenn du willst“, bat Gerald an.
„Das klingt himmlisch, danke“, bedankte sich Nikki und ging mit ihm mit.
In dieser Nacht schlief sie das erste Mal seit langem durch. Erholt ging sie am nächsten Morgen zu den Waschräumen. Vor dem Damenwaschraum war eine ewige Schlange, also ging sie einfach dreist zu den Männerwaschräumen.
„Morgen Jungs, lasst euch nicht stören, muss mich nur kurz waschen“, erkannte sie und ging an den Männern, die nur Shorts oder Unterhosen trugen vorbei.
„Entschuldige Mal, ihr habt eure eigenen Waschräume“, raunzte Dash, der in seiner Spiderman-Shorts vor einem Spiegel stand und sich rasierte.
„Da stehen nur jede Menge Tussis davor, ich hab’ keine Scham“, erwiderte Nikki und zog ihr T-Shirt aus, unter dem sie nur einen Spitzen-BH trug.
„Das traust du dich nur, weil du mein kleines Geheimnis kennst“, entschied Dash.
„Ich versteh’ immer noch nicht, dass du es endlich preisgibst, es ist das 21. Jahrhundert und wir haben einen schwarzen Präsidenten, alles ist möglich, Baby“, erwiderte sie cool.
„Aber in der Rennbranche ist noch tiefstes Mittelalter, also untersteh’ dich, was zu sagen“, bat Dash zischend.
„Ich hab’s geschworen, keine Sorge. Hast du gestern beim Branding auch mitgemacht?“, fragte Nikki und sah auf Dashs Narbe auf dem Rücken.
„Nein, ich hab’ ne Blutvergiftung bekommen, nach meiner Feuerprobe, das würd’ ich keinem andren antun. Wie geht’s der Hand?“, fragte Dash und Nikki sah ihre Hand an.
„Tut noch weh, ich hoff’ das geht nicht lang, mich brennt es in den Fingern, wieder zu arbeiten“, erwiderte sie und wusch sich.
„Das glaub’ ich dir. Der Kleine ist gut, oder?“
„Ja, ein bisschen zu gut für meinen Geschmack. Wie geht’s deinem Mitbewohner?“, fragte Nikki und kämmte ihre Haare.
„Ihm geht’s gut danke. Er hat sich einen Hund gekauft“, führte Dash Smalltalk.
„Wie habt ihr ihn genannt?“, fragte sie schmunzelnd und zog ihr American Chopper T-Shirt an.
„Bruce, ein hübscher Schäferhund. Ich kann das Ende der Saison kaum erwarten, ich geh’ mit ihm zur Hundeschule“, schwärmte Dash.
„Das klingt nach einem Plan. Ich hab’ noch keinen für meine Zeit nach der Saison“, erwiderte sie nachdenklich.
„Du denkst doch nicht etwa über ein Hausfrauendasein nach, oder?“, fragte Dash verwundert.
„Kannst du mich in einer Schürze sehen, das glaub’ ich kaum. Ja Jungs, ich hab’ Möpse, hier gibt’s nichts zu sehen“, erkannte sie, als drei Männer an ihnen vorbeiliefen und sie anstarrten.
Du darfst hier nicht so laut tönen, sonst schmeißen sie dich noch hier raus“, schmunzelte Dash.
„Ist ein öffentliches Gebäude, da kann ich tun und lassen was ich will. Aber ich bin schon fertig, leider, gibt viel hübsches Fleisch zu beschauen hier drin. Wir sehen uns beim Frühstück“, erkannte sie und ging Richtung Ausgang. Dort traf sie auf Derek, der sie verwundert ansah.
„Ich wusste, dass sie ein Kerl sind, keine Frau kann meinen Reizen widerstehen“, schmunzelte er.
„Aber egomanisch veranlagt sind Sie nicht, oder? Die Frauenwaschräume sind voll. Sie haben’s also gemacht?“, fragte sie.
„Wie meinen?“
„Sie haben den Rücktritt erklärt, jeder weiß es schon“, erkannte sie und klopfte auf seine Schulter.
„Ach ja, das, sag’s dem Internet, sag’s der Welt. Ich hab’ das erste Mal seit Jahren heute Nacht ruhig geschlafen. Dein Bruder ist sicher begeistert“, erkannte Derek.
„Auf seine Weise schon, ja. Er hat das Gerücht in die Welt gesetzt, dass wir ein Paar sind“, erwiderte Nikki belächelnd.
„So haben wir wenigstens in der Gerüchtewelt was am Laufen. American Chopper, Sie sind doch nicht etwa ein heimlicher Motorradfan, oder?“, fragte Derek und deutete auf ihr Shirt.
„Ach nein, das ist aus dem Internet, mein Vater hasst es, deshalb ist es mein Lieblingsshirt. Ist das Ihre letzte Saison?“, fragte sie neugierig.
„Die vorletzte, wird ne Weile dauern, bis mein Dad jemand Neues hat. Er spricht nicht mehr mit mir, seit er es realisiert hat. Dein Bruder war gestern richtig gut, besser als ich zumindest“, bemerkte Derek.
„Wenn dir kein Reifen geplatzt wäre, wärst du besser gewesen. Mein Ersatzmann war gestern besser als ich, das fuchst mich ganz schön“, bemerkte sie und lehnte sich mit einem Fuß an die Wand.
„Willkommen im Land der Egomanie. Das Gefühl hab’ ich jedes Mal, wenn ich nicht gewinne. Ich hab’ seit Jahren nicht mehr gewonnen, für meinen Abgang wünsch’ ich mir noch einen Sieg“, dachte er laut.
„Siegen ist nicht alles. Man, das darf mein Bruder nicht hören“, schmunzelte sie.
„Man, bist du süß“, bemerkte er plötzlich und kam näher zu ihr.
Für eine Sekunde standen sie ganz nah beieinander an der Wand.
„Hab’ mich schon gefragt, wo du letzte Nacht warst, jetzt weiß ich es“, konterte Whisk etwas verärgert, der auch zu den Waschräumen kam und seine Ex und Derek in trauter Zweisamkeit zusammen sah.
Derek ging einen Schritt zurück.
„Ich war bei meinem Dad, du Eifersuchtsbolzen. Na, wie geht’s dem Kopf?“, fragte Nikki und stieß sich von der Wand ab.
„Ich brauch’ ne Aspirin“, erwiderte er.
„Hier“, erkannte sie und gab ihm eine Aspirin aus ihrem Waschbeutel.
„Du hast da nicht zufällig ein warmes Bier drin, oder?“, fragte er.
„Im Teamwagen steht noch ne Kiste mit Bier, das muss von der Sonne schön warm sein“, entschied sie.
„Oh toll, du rettest mir das Leben, eine Teambesprechung mit dem Kater ertrag’ ich nicht“, bemerkte Whisk und schlurfte weiter in den Waschraum.
„Was war das den gerade?“, fragte Derek.
„Entschuldige, er sollte sich mal entscheiden, ob er meinen eifersüchtigen Ex oder den Lover meiner Schwester spielen will“, entschied  sie und schüttelte den Kopf.
„Also, ist Schluss bei Ihnen beiden?“, fragte Derek fast hoffend.
„Da war ja nicht wirklich was, er liebt meine Schwester und das wird auch immer so bleiben. Ich werd’ dann mal nach meinem Zögling schauen, mein Team hat ihn gestern etwas gequält. Man sieht sich“, erwiderte sie und ging weiter.

Sechstes Kapitel


Nikki ging in ihren Wohnwagen und knallte extra laut ihren Waschbeutel auf den Tresen.
„Oh man Weib, muss das sein?“, murmelte Tilt vom Bett aus.
„Das ist mein Wohnwagen, du schläfst hier eigentlich nicht, also ja“, erwiderte sie und öffnete den Waschbeutel genauso lautstark, um ihr Gesicht einzucremen.
„Ich hab’ zu viel gesoffen, gestern“, erkannte Tilt und rappelte sich auf. Der 29-jährige gebürtige Kroate der auf den Namen Dimitri getauft worden war, sah wirklich übernächtigt auf.
„Ich weiß, ich war dabei. Riley, wie geht’s dir, Kleiner?“, fragte sie liebevoll und weckte Riley sanft, der auf der Sitzreihe eingeschlafen war.
„Wenn du die Hand da runter nimmst, gut“, murmelte er schläfrig und sie ließ schnell seine Schulter wieder los.
„Klar, tut mir leid. Lass mich es sehen“, bat sie und er zog sein Shirt aus, während er sich aufsetzte.
„Gut, die Wunde eitert nicht oder so, ich muss also niemanden umbringen“, bemerkte sie und sah Tilt noch ein Mal mit bösem Blick an.
„Whisk war’s“, schob er den schwarzen Peter seinem Kollegen zu.
„Aber du hast ihn nicht aufgehalten. Heb’ mal deine Arme hoch“, bat sie Riley.
„Warum das denn?“, fragte Riley verwundert.
„Weil ich dich unter denen Armen kitzeln will, du kannst Fragen stellen, ich will deine Arbeitsfähigkeit testen“, erwiderte Nikki und Riley hob ohne Probleme den Arm.
„So, zufrieden?“, fragte er.
„Gott sei Dank, du hast keine Schmerzen dabei. Wenn du jetzt ausgefallen wärst, hätten wir keinen Ersatz mehr in petto. Kannst die Arme wieder runter nehmen, du stinkst“, erwiderte sie und pflasterte die Wunde neu.
„Ja, ich sollte duschen gehen. Wo ist Whisk eigentlich?“, fragte Riley und sah sich um.
„Schon bei den Duschen. Oh man, hier sieht’s aus, da bin ich nur eine Nacht weg und schon wird der Wohnwagen ein Schweinestall. Geht euch waschen, Jungs, ich muss hier aufräumen“, bemerkte sie kopfschüttelnd und schickte die Jungs raus.
Sie hatte gerade begonnen, die dreckige Wäsche zusammen zu suchen, als es am Wohnwagen klopfte.
„Nein, ihr könnt’ kaum mit dem Duschen schon fertig sein“, rief sie.
„Ich bin’s, Derek“, erkannte Derek von draußen.
„Komm’ rein“, bemerkte sie überrascht und er trat ein.
„Hey, bist am Aufräumen?“, fragte er.
„Sieht ganz so aus. Versteckst du dich vor deinem Vater?“, fragte Nikki und stopfte die Wäsche in einen Sack.
„Sieht ganz so aus. Ist verdammt eng in der Box wenn mein Vater mich nur schweigend anstarrt“, erklärte er.
„Du musst ihm die Stirn bieten, ich foppe ihn jeden Tag, das macht einen Teil unserer Beziehung aus. Komm’ mit mir mit, dann geb’ ich dir eine Trainingsstunde in Eltern ärgern“, bemerkte sie schmunzelnd, legte den Sack zur Seite und ging mit ihm in ihre Box.
„Was zum Henker macht er hier?“, fragte Elias, als Nikki mit Derek durch die Box ging.
„Ich hab’ ihn hierhin eingeladen, keine Sorge, er wird keinen unserer Tricks abschauen, eigentlich haben wir ja auch keine geheimen Tricks. Meinen Bruder Eli kennst du, klar kennt ihr euch, ihr seid euch sicher schon leid“, stellte sie Derek ihrem Bruder vor.
„Dein Reifen ist gestern richtig zerfetzt, ich hab’ fast nen Unfall gebaut auf deinen Reifenresten“, erwiderte Elias kühl, aber bestimmt.
„Das tut mir leid, wir haben wohl den falschen Zulieferer“, erwiderte Derek genau zu kühl.
„Scheint so. Mach’ hier nichts kaputt. Dad will dich nachher im Aufenthaltsraum sehen“, bemerkte Eli und ging einfach weiter.
„Er hat mich gleich ins Herz geschlossen, wie ich sehe. Er sollte eigentlich besser drauf sein, so wie er gestern gefahren ist. Er hat mir echt Respekt vor seinem Fahrstil eingehaucht“, bemerkte Derek und sah sich in der Box um.
„Ja, er ist endlich mal mit Gefühl gefahren, aus ihm kann echt was werden, wenn er mal erwachsen ist. Aber momentan verhält er sich wie ein zwölfjähriger, weiß auch nicht was er hat. Eigentlich verhalten sich alle Männer in meinem Team wie 12-jährige, einer liebt meine Schwester, gesteht es ihr aber nicht, der andere ist schwul, spielt aber den Macho und von den beiden Jüngsten will ich erst gar nicht anfangen, für die bräuchte ich eigentlich noch ne Nanny“, erwiderte sie.
„Hört sich nach viel Arbeit an. Mein Team hört auf mich, Disziplin ist das A und O“, erkannte er.
„Du bist also auch der heimliche Chef des Teams?“, bemerkte sie schmunzelnd.
„Irgendjemand muss es ja sein, mein Dad ist oft sehr verwirrt, ich mach’ mir langsam Sorgen um ihn“, entgegnete Derek gedankenvoll.
„Denkst du an Alzheimer?“, fragte Nikki hilfsbereit.
„Nein, eher an Alkohol, mein Vater säuft, er hat nie überwunden, dass er nicht mehr fahren kann“, erwiderte Derek.
„Oh man, die Parallelen in unserem Leben sind fast gruselig, mein Dad ist genauso. Liegt vermutlich daran, dass wir die gleiche Familienlaufbahn haben“, entschied sie.
„Ja, vermutlich. Du solltest zu deinem Dad gehen, wenn er wie meiner ist, hat er keine Geduld“, bemerkte Derek.
„Entschuldige, ich hab nie Feierabend. Ich kann dich leider hier nicht allein lassen, Eli kriegt sonst einen Rappel“, konterte sie.
„Klar, ich verschwinde, sehen wir uns noch Mal, bevor wir heut’ Abend weiterziehen?“, fragte er hoffend.
„Mal schauen. Du findest raus, oder?“, fragte sie und er nickte.
Nikki atmete ein Mal tief durch und ging in den Aufenthaltsraum.
„So Dad, was gibt’s?“, fragte sie und setzte sich lässig auf einen Stuhl.
„Was war gestern los?“, fragte Gerald vorwurfsvoll.
„Nur Jungskram, nichts Besonderes, was hast du gehört?“, fragte sie und setzte sich richtig hin.
„Ich hab’ nur gehört, dass du einen Erste-Hilfe-Kasten angefordert hast, mehr nicht“, konterte er.
„Ach, das, die haben mit dem Frischling das Ritual durchgeführt“, erklärte er.
„Du hättest es ihnen verbieten sollen“, erwiderte Gerald vorwurfsvoll.
„Das hab’ ich doch, aber ich bin nicht ihre Nanny“, entschied sie standhaft.
„Das wirst du aber jetzt werden, ich übergebe dir nach dieser Saison das Kommando im Rennstall“, erwiderte Gerald mit offiziellem Ton.
„Was?“, fragte sie mit leicht entsetzter Stimme.

Siebtes Kapitel


Nikki starrte ihren Vater an. Sie wagte nicht zu atmen.
„Willst du die Luft anhalten, wie du es früher gemacht hast, als du deinen Willen wolltest?“, fragte Gerald mit besorgtem Blick und Nikki atmete geräuschvoll aus.
„Entschuldige, ich stand grad’ etwas unter Schock. Hast du das grad’ wirklich gesagt?“, fragte sie erstaunt.
„Willst du nicht?“, fragte Gerald verwundert.
„Ich werde also die Handschuhe gegen den Chefsessel eintauschen?“, fragte sie.
„Wenn du willst, ja“, entschied er.
„Oh man, da hast du mich echt mit etwas überfallen. Wie lange hab’ ich Zeit, darüber nachzudenken?“, erwiderte sie noch verwirrt.
„Bis zum Ende der Saison, ich dachte echt, du würdest dich darüber freuen“, war ihr Vater leicht enttäuscht.
„Das tu’ ich, das ist eine riesige Ehre, aber ich liebe die Box sehr“, entschied sie.
„Das weiß ich, aber du willst das doch nicht dein ganzes Leben machen, oder?“, fragte er.
„Ja, nein, ich weiß nicht, vermutlich nicht. Gib’ mir die Zeit bis zum Ende der Saison, um darüber nachzudenken“, bat sie.
„Sicher, tue das, denk’ darüber nach. Du kannst keine Beziehung mit einem Fahrer haben“, bemerkte er plötzlich.
„Wie bitte?“
„Ich hab’ dich vorhin mit dem Moore Jungen gesehen, ihr beide seht echt vertraut aus“, erkannte Gerald vorwurfsvoll.
„Wir haben die gleiche Lebensgeschichte, wir Freunden uns etwas an, mehr nicht“, entschied sie.
„Das sieht nach mehr aus, als nach Freundschaft. Die Leute reden“, erkannte Gerald.
„Und wenn’s so wäre, verbieten kannst du es mir nicht“, erkannte sie ernst.
„Er ist der Konkurrent deines Bruders, er würde dir das nie verzeihen“, bemerkte Gerald.
„Und deshalb werde ich auch nichts unternehmen, obwohl ich Derek wirklich sehr sympathisch finde. Alles für die Familie, oder?“, fragte sie etwas betrübt.
„Genau so ist es. Gut, dass du das verstanden hast. Okay, mehr hab’ ich mit dir nicht zu bereden“, entschied er und sie stand auf.
„Ziehen wir heute Nacht weiter oder morgen früh?“, wollte sie noch wissen.
„Morgen in aller Früh. Kümmer’ dich heut’ etwas um den Junior, das die Jungs ihn nicht noch umbringen“, bat Gerald.
„Also mach’ ich das, was ich immer mache. Danke für das Gespräch, bye“, erwiderte sie nachdenklich und verließ den Raum wieder.
Als sie auf den Platz kam, wo die Wohnwagenkorsos standen, stand Derek da und lächelte sie charmant an.
„Du bist ja noch da“, erkannte sie positiv überrascht.
„Wo soll ich denn hingehen?“, fragte er mit sanfter Stimme.
„Oh man, hör’ auf mich so charmant anzulächeln, ich krieg’ von allen Seiten Kritik, weil ich dir angeblich zu nah komme“, erklärte sie.
„Bist du zwölf Jahre alt? Das kannst du wohl alleine entscheiden, oder?“, fragte er naserümpfend.
„Tut mir leid, ich kann nicht. Schön, dich gesehen zu haben“, erwiderte sie und ging mit traurigen Augen weiter.
„Ja, fand’ ich auch“, erkannte er verwirrt und sah ihr nach, wie sie in ihren Wohnwagen ging.
Wütend nahm sie ihre Haarbürste, die auf dem Tresen lag in der Hand und schmiss sie mit einem Schrei aufs Bett.
„Oh man Weib, kannst du deine fünfzehn Minuten irgendwo anders ausleben?“, murmelte Whisk vom oberen Bett aus.
„Was machst du schon wieder hier drin?“, fragte sie leicht genervt.
„Ich hab’ nen Kater“, entgegnete er schläfrig.
„Ja, weiß ich. Steh’ auf“, bemerkte sie streng.
„Mir ist schlecht“, erkannte Whisk.
„Buh huh. Aufstehen“, befahl sie streng.
„Es steht heut’ doch nichts an, lass’ mich schlafen“, nörgelte er.
„Die anderen waschen gerade den Wagen, hilf’ ihnen“, befahl sie und er sprang lustlos vom Bett.
„Was ist mit dir los?“, fragte Whisk verwundert.
„Gar nichts, tue es einfach, bitte“, bat sie und Whisk ging kopfschüttelnd davon.
 
„Da unten hast du einen Fleck übersehen“, bemerkte Nikki, als sie in einem tiefen Campingstuhl in der Box saß und den Jungs zusah, wie sie oben ohne den Rennwagen putzten.
„Amüsierst du dich schön, Schatz?“, fragte Lori, die sich hinter ihre Tochter stellte und den gut gebauten jungen Männern zusah.
„Ja, etwas, bin irgendwie schlecht drauf. Hat er es dir erzählt?“, fragte Nikki und Lori streichelte über die Haare ihrer Tochter.
„Ja, wir haben schon vor längerem davon gesprochen. Du wärst ein sehr guter Ersatz für ihn, er weiß schon lang, dass du hier alles schmeißt, er fühlt sich fast überflüssig“, erklärte ihre Mutter.
„Toll, jetzt bedrängst du mich auch noch. Natürlich wäre ich der perfekte Ersatz, aber soll das meine Zukunft sein?“, fragte sie nachdenklich.
„Das ist wegen dem Moore Knaben, dass du jetzt diese Zukunftspläne hegst, oder?“, fragte Lori.
„Sein Name ist Derek, hört auf ihn den „Moore Jungen“ zu nennen“, bat sie.
„Du magst ihn, richtig?“, fragte ihre Mutter verständnisvoll.
„Ja, das tu ich, aber das scheint hier ja keinen zu interessieren. Ich muss ihn ständig vertrösten, weißt du, wie weh das tut?“, fragte sie und Lori beugte sich herunter und küsste den Kopf ihrer Tochter.
„Das glaub’ ich dir, aber Blut ist dicker als Wasser“, erwiderte Lori.
„Toll, der Spruch hat mir jetzt gerade noch gefehlt, ich werd’ mir was zu essen besorgen. Pass’ du auf, dass die Idioten das Auto so sauber putzen, das wir es verladen können“, erwiderte Nikki, stand auf und ging zu dem Cateringunternehmen, dass die Rennen versorgte.
 
Als sie gerade einen Teller belud, stand plötzlich Derek neben ihr.
„Na, Hunger?“, fragte Derek.
„Sieht so aus. Folgst du mir?“, fragte sie und nahm sich einen Bagel.
„Nein, nicht wirklich, es ist Mittag und ich ess Lunch, ganz einfach. Warum reagierst du plötzlich so komisch, hab’ ich was falsch gemacht?“, fragte Derek, als er merkte, dass sie abweisend war.
„Tue ich doch gar nicht“, behauptete sie.
„Doch, tust du. Du hast dich von deiner Familie überreden lassen, mich sausen zu lassen, oder?“, fragte er etwas enttäuscht.
„Es ist anders, als du denkst“, konterte sie murmelnd und ging einen Schritt weiter. Er folgte ihr.
„Dann erklär’ es mir“, bemerkte er etwas ruppig und nahm auch einen Bagel.
„Mein Dad hat mich doch heut’ morgen sprechen wollen…“, begann sie und ging vom Buffet, er hinterher.
„Ja, und?“
„Er will sich zur Ruhe setzen nach der Saison“, erwiderte sie und setzte sich an einen Tisch.
„Kann ich verstehen, hat er schon einen Nachfolger?“, fragte er.
„Ja … mich“, entgegnete sie stockend.
„Wow, gratuliere“, bemerkte er.
„Ich hab’ noch nicht zugesagt“, konterte sie.
„Warum nicht? Das ist doch jetzt schon dein Job“, bemerkte er.
„Das ist genau das Problem, ich weiß nicht mehr, ob ich das noch weiter machen will“, erkannte sie nachdenklich.
„Hast du das deinem Vater gesagt?“, fragte er und setzte sich zu ihr.
„Nein, natürlich nicht, ich bin mir ja selbst noch nicht sicher, warum sollte ich ihn jetzt schon damit belasten? Ich warte erst mal die Saison ab“, erwiderte sie.
„Ich suche im Moment einen neuen Fahrer im Internet, sind lauter gute Leute dabei“, bemerkte Derek.
„Ja, gibt viel gutes Frischfleisch, mein Bruder gehört auch noch zu ihnen. Es ist ein großer Unterschied zwischen so tun, als hätte man das Sagen und es wirklich zu haben“, dachte sie laut.
„Denk mal darüber nach, auf wen hören deine Jungs?“
„Auf mich!“
„Vor wem haben sie den meisten Respekt?“
„Vor mir!“
„Siehste, du wirst das toll machen“, entgegnete er hilfsbereit.
„Ich muss mich entscheiden, entweder mach’ ich das, oder ich gründe in den nächsten 20 Jahren eine Familie, denn beides geht nicht“, entschied sie traurig.
„Red’ keinen Blödsinn, du kannst ohne Probleme Kinder austragen in diesem Job“, erwiderte er.
„Wenn du mir ein Kind machen willst, gerne, auf eine andere Weise werde ich wohl kaum an Kinder kommen“, bemerkte sie sarkastisch.
„Passt dir heut’ Abend?“, fragte er trocken.
„Was?“
„Kleiner Scherz“, schmunzelte er.
„Nicht sehr amüsant, das ist ein wichtiges Thema für mich, also sei bitte ernst“, erwiderte sie.
„Okay, ich bin voll da. Ich verstehe vollkommen, dass du darüber nachdenkst, aufzuhören, ich hab’ mich ja selbst eine ganze Saison damit beschäftigt. Aber du willst deinen Vater nicht enttäuschen, das verstehe ich auch. Das Rennbusiness ist dein Leben, oder?“, fragte er erkennend.
„Ja, schon irgendwie, ich hab’ kein Leben außerhalb der Box, deshalb hab’ ich keine Ahnung, wie meine Alternative aussieht“, entschied sie.
„Wie war dein Leben früher, bevor du hier angefangen hast?“, fragte er nach.
„Drogen- und männerreich, ich hätte mich damals von einem dieser Kerle schwängern lassen sollen, dann hätte ich jetzt ne Familie, aber meine Mutter hat aufgepasst wie ein Schlosshund, dass ich verhüte. Was red ich da, entschuldige, bin nur etwas verwirrt heute, man kriegt nicht jeden Tag die Gelegenheit, Chef zu werden“, bemerkte sie etwas verwirrt.
„Diese Entscheidung überfordert dich ganz eindeutig“, schlussfolgerte er.
Bevor sie antworten konnte, kam Elias zu ihnen.
 
„Weiß dein Freund, dass du fremdgehst?“, fragte Eli frech und setzte sich zu ihnen, um auch zu essen.
„Ich esse nur etwas, Eli“, moserte sie, während sie weiter aß.
„Ja, das seh’ ich. Hab’ ich euch bei irgendwas gestört?“, fragte Elias und sah die beiden an, die irgendwie beide ein langes Gesicht machten.
„Wir besprechen nur was Wichtiges“, erkannte Nikki und sah Derek an.
„Deine Beförderung?“, fragte Elias und zog die Augenbrauen hoch.
„Du weißt es?“, fragte sie.
„Hab’ ein Gerücht gehört, du hast es grad’ bestätigt“, erkannte er.
„Ich hab’ noch nicht zugesagt, das ist ein großer Schritt“, erwiderte sie erklärend.
„Nein, ist es nicht, du machst eh schon alles was wichtig ist, es gäbe nur den Unterschied, das Dad nicht mehr nerven würde“, konterte Elias.
„Es geht um was andere, das kannst du nicht verstehen“, bemerkte sie.
„Du kannst auch als Boss, Fahrer vögeln, das ist kein Problem“, bemerkte Elias und sah Derek an.
„Ich ess’ nur Mittagessen, verdammt, wir haben nichts miteinander. Warum musst du dich unbedingt zu uns zum Essen setzen?“, fragte sie genervt.
„Da kriegt eine ihre Tage, was?“, fragte Elias frotzelnd.
„Iss einfach und verschwinde wieder“, bemerkte sie kühl.
„Klar, Boss“, erkannte Elias und grinste breit.
„Hey, ich werde dann auch dein Boss sein, irgendwie gefällt mir die Idee“, wurde ihre Laune besser.
„Du bist schon mein Boss und machst das gar nicht schlecht. Du machst eigentlich alles nicht schlecht. Aber das du meine Crew halbnackt meinen Wagen putzen lassen hast, war etwas sehr unreif“, erwiderte Elias.
„Nein, das war eine Strafaufgabe wegen dem Mist, den sie gestern verbockt haben“, erklärte sie.
„Aber oben ohne?“
„Das war nur zu meinem Vergnügen, was? Auch wenn das keiner wahr haben will, ich bin eine Frau mit Bedürfnissen“, entschied sie.
„Und deshalb schläfst du mit „Mr. ach ich bin ja so schnell“?“, fragte Elias und deutete auf Derek.
„Mir reicht’s jetzt, ich gehe“, grummelte sie, nahm ihren Teller und verschwand.
„Eure Familie hat echt nen Schaden“, murmelte Derek, nahm seinen Teller und ließ ihn einfach alleine.

Achtes Kapitel


An diesem Abend saß Nikki vor dem Wohnwagen und starrte in die Nacht.
„Mach’ dir nicht so viele Gedanken, davon kriegst du Falten“, erwiderte Derek, der aus dem Dunkel zu ihr kam. Sie erschreckte sich leicht.
„Oh man, nicht so anschleichen, wann lernst du das mal?“, murmelte sie.
„Entschuldige. Ich würd’ dich gern zum Essen einladen, hast du Hunger?“, fragte er liebevoll.
„Schon irgendwie, wir sollten das aber nicht tun, die Leute würden reden“, erwiderte sie.
„Das tun sie ja jetzt schon, was hast du zu verlieren?“, fragte er neckend.
„Ich könnt’ nen Steak vertragen“, nahm sie das Angebot an.
„Oh ja, Steak klingt perfekt, ich kenn’ einen tollen Laden, wo wir ein Steak kriegen. Komm’“, streckte er ihr die Hand entgegen und zog sie auf die Beine.
 
20 Minuten später saßen sie in einem netten Steakrestaurant in der Stadt.
„Man, das ist ja ne halbe Kuh“, kommentierte Nikki den Inhalt ihres Tellers.
„Zu viel für dich?“, fragte Derek, der schon aß.
„Äh nein, du glaubst gar nicht, was ich alles runter kriege. Das sieht lecker aus“, erwiderte sie und begann auch zu essen.
„Und, schmeckt es?“, fragte er.
„Sehr gut, danke. Wo bist du eigentlich geboren?“, fragte sie neugierig.
„Geboren bin ich in New York City, aber aufgewachsen bin ich in New Jersey“, entgegnete er.
„Jersey, wirklich? Dann bist du gar nicht weit von mir aufgewachsen, ich bin in Brewer / Maine geboren“, erkannte sie.
„Du bist auch ein Ostküstenmädel, ich hätte schwören können, dass du von hier bist“, bemerkte er überrascht.
„Eigentlich bin ich das auch, ich wohn’ eigentlich nur hier außerhalb der Saison wohn’ ich meistens in Kokomo oder Carmel“, erklärte sie.
„Kokomo hab’ ich auch mal ein paar Monate gewohnt, ist ne schöne Stadt“, erwiderte er.
„Was hast du da gemacht?“
„Ich hatte eine Verletzung und musste eine Saison aussetzen“, erkannte er.
„Was macht deine Mutter eigentlich?“, wollte sie wissen.
„Sie ist Abteilungsleiterin bei Gran Market“, erkannte er.
„Okay, der war gut!“
„Warum hältst du das für einen Witz?“
„Das ist dein Ernst? Entschuldige, ich bin es gewöhnt, dass die Mutter gar nichts tut. Und deine Mutter wohnt in Jersey?“, entschuldigte sie sich.
„Ja, das tut sie, mein Dad kann es gar nicht abwarten, zu ihr zurück zu kommen“, erkannte Derek.
„Deine Eltern sind also nicht geschieden?“, fragte sie.
„Nein, sind sie nicht, wie kommst du darauf?“, fragte er erstaunt.
„Klar, bei manchen Leuten kann eine Distanzbeziehung auch halten, meine Eltern sind geschieden“, bemerkte sie.
„Das weiß ich, ich hab’ die Trennungsszene von 1990 live im Fernsehen verfolgt, es gibt nicht viele Ehepaare, die sich mitten auf einer Rennbahn prügeln“, erkannte er schmunzelnd.
„Erinner’ mich nicht daran, ich war damals dabei. Das Rennen musste später starten, weil sie partout nicht die Rennbahn verlassen wollten. Hat dein Dad damals nicht gewonnen?“, fragte sie.
„Ja, sein letzter Sieg, danach hat er mit den Rennen aufgehört. Dein Dad hat doch auch dem Jahr aufgehört, oder?“
„Das Jahr danach, als er durch den Drogentest gefallen ist, auf Grund seiner massiven Alkoholfahne. Er trinkt nicht auffällig, aber er trinkt schon ewig“, bemerkte sie traurig.
„Das tut mir echt leid für dich. Was will er machen, wenn er aufhört?“, konterte er.
„Oh, frag’ mich nicht, trocken werden, eine Frau finden, was weiß ich“, bemerkte sie.
„Das sind Sachen, die du dir für ihn wünscht, oder?“, erkannte er.
„Ist wohl nicht zu übersehen. Er ist immer so traurig, ich weiß nicht, wie ich ihm helfen soll“, entschied sie.
„Du willst auch jedem helfen, Du denkst, dass er versumpft, wenn er keine Aufgabe mehr hat, oder?“, fragte er nachdenklich.
„Die gleiche Angst hast du auch, wenn du bei deinem Dad aufhörst, dass er nicht mehr die Kurve kriegt“, konterte sie.
„Wie kannst du mich so gut kennen?“, fragte er erstaunt.
„Wir haben die gleichen Ängste, das ist nicht schwer. Du musst aufhören, sonst tust du es nie“, bemerkte sie ruhig.
„Ja, ich muss hier raus. Ich möchte eine Rennfahrerschule gründen, davon träum’ ich schon länger“, gestand er.
„Man, das klingt echt toll, wo willst du dich nieder lassen?“, fragte sie erfreut von seiner Idee.
„Hier in Indiana, vermutlich, das ist der beste Platz dafür und ich hab’ den Staat auch lieb gewonnen. Ich glaub’ gar nicht, dass ich mit der Tochter von Gerald „Feuerfahrer“ Carter Abendesse, dein Vater ist ne Legende“, bemerkte er und legte seine Hand auf seine Brust.
„Ach ja, der brennende Wagen, das ist echt ein Wunder, dass er sich nicht noch mehr verbrannt hat, der Idiot ist ja tatsächlich mit dem brennenden Wagen ins Ziel gefahren, ich bin zwei Wochen später geboren, also weiß ich das nur vom Hörensagen. Denk’ nicht mal darüber nach, das eines Tages zu machen, nur um zu gewinnen“, bemerkte sie streng.
„Werd’ ich nicht, versprochen. Das ist echt ein schöner Abend, das sollten wir mal wiederholen“, erkannte er und ihre Miene versteinerte sich.
„Schön wär’s, aber das wird nicht funktionieren“, entschied sie.
„Du wirst die Stelle also annehmen“, bemerkte er beherrscht.
„Darum geht es nicht, es geht einfach nicht“, erwiderte sie und stand ruckartig auf.
„Ich verstehe. Wir sollten gehen“, erkannte er, bezahlte und begleitete sie zurück zu den Ställen.
„Willst du meinen Rennwagen mal sehen?“, versuchte Derek noch etwas raus zu schinden, die sie bei ihm blieb.
„Du wirst es mir kaum glauben, aber ich hab’ schon mal nen Rennwagen aus der Nähe gesehen“, erwiderte sie.
„Bitte, tu mir den Gefallen“, erwiderte er und sie merkte, was er wollte.
„Aber einen roten Sportrennwagen hab’ ich noch nie von nahem gesehen“, fügte sie hinzu.
„Siehst du, komm’“, bemerkte er lächelnd und führte sie an der Hand zu seinem Schmuckstück.
„Das ist echt ein heißes Gerät, hattest du jemals Sex auf der Motorhaube?“, fragte sie und fuhr langsam mit ihrer Hand über die Haube.
„Nicht auf dieser, du?“, fragte er und lehnte sich an den Wagen.
„Ich bin die Tochter eines Rennfahrers, klar hab’ ich. Ist nicht grad’ gemütlich. Oh man, wie gern’ ich dich jetzt gerade hier drauf vernaschen würde“, erwiderte sie und stellte sich nah zu ihm an die Motorhaube.
„Dann tu das“, entschied er und begann sie zu küssen. Es dauerte nicht lange, bis sie wild knutschen auf der Motorhaube lagen.
„Der’, kannst du deine Schnecken nicht wo anders flachlegen, ich hab’ das Ding grad 20 Minuten poliert“, nörgelte ein Kerl in der Moore Uniform, der zu ihnen kam. Die beiden standen hektisch auf.
„Lassie, der Wagen wird bei der Verladung eh’ noch mal dreckig. Mach’ keinen Stress“, bemerkte Derek.
„Heiße Schnecke, Respekt Alter. Dein Dad hat schon gefragt, wo du steckst. Stellst du mich deiner Kleinen vor?“, fragte sein Teamkollege Lasatter und musterte Nikki.
„Nik, das ist Lasatter Gorman rechts hinten aus meinem Team, Lassie, das ist Nikki“, stellte sie einander vor.
„Recht hinten, ich bin auch rechts hinten“, führte Nikki Smalltalk.
„Cheerleader?“, fragte Lasatter .
„Lassie, das ist Feuerfahrers Tochter, sie ist in der Carter Box“, erklärte Derek.
„Du knallst Feuerfahrers Tochter, hast du nen Rad ab?“, fragte Lasatter leicht entsetzt.
„Ich knall’ hier niemanden, vor allem nicht wenn du uns störst. Sag’ Dad, ich komm’ nachher zu ihm“, bat Derek und Lasatter ging kopfschüttelnd weiter.
„Ich sollte gehen“, entschied Nikki, die etwas verwirrt schien.
„Nein, bitte geh’ nicht. Er ist ein Idiot“, erkannte Derek.
„Er hat Recht, wir sind schon zu weit gegangen. Bis dann“, ging sie Richtung Ausgang. Plötzlich stand er da. Erst dachte sie, sie würde ihn verwechseln, aber als sie die Ränder seiner blauen Flecke im Gesicht sah, die sie ihm verpasst hatte, wusste sie es. Dereks Vater stand neben ihm.

Neuntes Kapitel


„Was macht die hier?“, fragte der Kerl frech wie immer.
„Das ist nicht wahr“, stotterte sie.
„Ich kann das erklären“, bemerkte Carl ertappt.
„Ich will die Erklärung nicht hören, überhaupt nicht. Ich sollte eh nicht hier sein“, konterte sie total verdattert und rannte fast davon.
„Bleib’ stehen, bitte“, bat Derek, der ihr hinterherlief. Ruckartig blieb sie stehen.
„Hast du das gewusst?“, fragte sie mit Tränen in den Augen.
„Nein, hab’ ich nicht, ich dachte der schmort im Knast“, erklärte er.
„Was macht er hier?“
„Ich weiß es nicht, ich will ihn auch nicht hier haben“, bemerkte Derek und nahm sie in den Arm.
„Wie erklär’ ich das Courtney, sag mir das“, konterte sie und er drückte sie an sich.
„Du wirst ihr gar nichts sagen, der Kerl ist schon wieder weg“, versprach Derek.
„Dein Vater hat ihn mitgebracht, auch wenn er verwirrt ist, hat er das Sagen“, erkannte sie und schniefte.
„Diese Aktion zeigt mal wieder, dass es Zeit wird, die Zügel in die Hand zu nehmen. Ich bring dich heim, ich regle das schon“, erwiderte er und führte sie zum Wohnwagen.
Whisk saß vor dem Wagen und döste vor sich hin.
„Man, der ist sicher wieder dicht, danke fürs Heimbringen“, bedankte sie sich leise.
„Bitte einen deiner Jungs, heute Nacht bei dir zu bleiben, am besten einen der Nüchtern ist, oder geh’ wieder zu deinem Vater“, schlug Derek vor.
„Bleib’ bei mir heut Nacht, bitte“, bat sie.
„Bist du sicher?“, fragte er und sie nickte.
„Okay, dann bleib’ ich bei dir“, erkannte er und folgte ihr in den Wohnwagen. In seinen Armen schlief sie ein.
 
Als der Tag der Weiterreise kam, wurde sie wie so oft unsanft geweckt.
„Kannst du mir verraten, was ihr da macht?“, hörte sie die laute Stimme ihres Vaters.
„Bis vor zwei Sekunden schlafen, Dad“, murmelte sie und sah ihn an.
„Was macht er hier?“, wollte er wissen, warum seine Tochter Gesellschaft hatte.
„Das kann ich Ihnen erklären, Sir“, stotterte Derek und rappelte sich auf.
„Okay, ich höre“, bemerkte Gerald mit verschränkten Armen vor der Brust und Derek erzählte, was den Tag davor passiert war.
„Okay, jetzt hat Carl den Vogel abgeschossen, ich geh’ zu ihm“, wütete Gerald und stürmte aus dem Wohnwagen.
„Gerald, warten Sie, das muss ich machen, er hört nur auf mich“, bemerkte Derek und ging ihm hinterher.
„Er beschäftigt einen Vergewaltiger, wie sehr hört er auf dich, Junge“, bemerkte Gerald verärgert.
„Lassen Sie mich erst mal machen, dann können Sie es versuchen“, bat Derek und ging zum Moore Rennstall.
„Seit wann ist dir Courtney wichtig?“, fragte Nikki, die zu ihrem Vater kam.
„Sie ist meine Tochter, sie ist mir immer wichtig“, erkannte Gerald verteidigend.
„Nein, ist sie nicht, deshalb wundert es mich ja“, erwiderte Nikki und ging einfach an ihm vorbei zum Catering, um sich einen Kaffee zu holen.
„Was meinst du damit?“, fragte Gerald, als er sie in der Kantine am Kaffeeautomaten antraf.
„Ach komm’ schon, das wirst ihr doch genau. Du hast es nie verdaut, dass sie nicht dein Fleisch und Blut ist“, entgegnete sie und rührte Milch in ihren Kaffee.
„Sie ist aber das Fleisch und Blut meiner Frau und ich liebe sie sehr“, erwiderte Gerald.
„Dann wärst du da gewesen, als sie im Krankenhaus war und Angst hatte. Übrigens Derek und ich, wir stehen aufeinander, also wage es ja nicht, plötzlich den Vater spielen zu wollen“, bemerkte sie und ging weiter.
 
Eine Stunde später saß Nikki, wie Whisk zuvor, in dem tiefen Campingsessel und trank ihren dritten Kaffee an diesem Tag.
„Hey, da bin ich wieder“, bemerkte Derek und setzte sich neben sie auf den Hocker vor dem Wohnwagen.
„Und?“, fragte sie neugierig.
„Er will ihn für diese Saison behalten, keine Sorge, er trägt einen Fußsensor“, entschied Derek.
„Er trägt einen Fußsensor, das ist alles? Er hat meine Schwester vergewaltigt, verdammt noch mal. Es gibt noch 70 andere Frauen hier, die er vergewaltigen kann“, bemerkte sie sauer und stand auf.
„Er wird seine gerechte Strafe bekommen, aber in dieser Saison bleibt er hier“, entschied er.
„Ich wusste es, ich wusste dass du nichts sagen kannst. Ich werde am nächsten Standort eine Versammlung für die Frauen einberufen und ihnen alles sagen. Ihr werdet ja sehen, wie beliebt ihr seid, wenn die Frauen der Fahrer und die Boxenluder weg sind“, murmelte sie, warf den Plastikbecher zur Seite und stieg auf den Beifahrersitz des Begleitfahrzeugs ein, in dem Whisk schon saß.
Derek kam dorthin und klopfte an ihr Fenster. Sie machte das Fenster auf.
„Was noch?“, fragte sie gereizt.
„Ich kann nichts dafür und find das auch nicht besonders gut“, bemerkte er nur kurz.
„Schön für dich, wir sehen uns am nächsten Standort, erwarte aber nicht, dass wir da weiter machen, wo wir gestern aufgehört haben“, bemerkte sie und schloss das Fenster wieder.
 
Whisk sah eine Stunde zu, wie seine Kollegin die Straße anstarrte, doch dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten.
„Hast du mit ihm geschlafen?“, fragte er, weil er wissen wollte, was zwischen Derek und ihr vorgefallen war.
Er bekam aber nur einen verachtenden Blick von ihr.
„Ich wollt’s nur wissen, wenn du es mir nicht erzählst, muss ich halt raten“, entschied er.
„Es hat dir keiner erzählt?“, fragte sie.
„Was erzählt, was hat er gemacht?“
„Sein Vater hat den Vergewaltiger meiner Schwester raus gehauen, dass er die Saison noch für ihn fertig macht“, erklärte sie und Whisk hielt ruckartig an.
„Wiederhol das“, bemerkte er schnaufend.
„Whisk, du kannst nicht einfach anhalten, wir führen einen Konvoi an“, bemerkte sie und er fuhr weiter.
„Der Typ wird also da sein, wenn wir in Joliet ankommen?“, fragte Whisk, der versuchte seine Wut zu kontrollieren.
„Ja, aber ich werde sofort alle Frauen informieren, der kommt keiner Frau mehr zu nahe, dafür sorge ich“, versprach sie.
„Ich werde keinen Finger rühren, wenn der Typ in der Nähe ist“, bemerkte er trocken.
„Das kann nicht dein Ernst sein, das ist dein Ernst. Du wirst den Kerl vermutlich nie sehen“, entschied sie.
„Aber ich wüsste es. Darf ich ihn wenigstens verprügeln?“, fragte er grummelnd.
„Das hab’ ich schon getan, tut mir leid. Ich werde das regeln, du wirst kein Wort zu Courtney sagen, versprich mir das“, bat sie.
„Nein, auf keinen Fall, sie würde sonst gleich zurückkommen. Wieso tut er das? Ist er zu faul jemand neues zu suchen?“, versuchte Whisk eine Antwort auf seine Fragen zu finden.
„Ich weiß es nicht, ich hab’ die Flucht ergriffen, anstatt Fragen zu stellen, tut mir leid“, erkannte sie.
„Schon okay, ich versteh’ das. Ich werde dir helfen, die Frauen zu informieren und werde dich beschützen“, versprach er.
„Du bist echt wie ein Bruder, ich danke dir“, freute sie sich und fuhr mit ihrer Hand über seinen Kopf.
„Wenn dein Idiot von Bruder es nicht tut, muss es ja jemand tun. Aber ich mach’s gern, wirklich gern“, bemerkte Whisk.
„Ja, ich weiß. Du brauchst mich nicht zu beeindrucken, du bist die beste Wahl für meine Schwester, auch wenn sie das noch nicht so sieht“, bemerkte sie und er lächelte sie an.
„Du kennst mich jetzt doch lang genug um zu wissen, dass ich so was nicht mache. Schleimen ist für Schleimer“, konterte er.
„Oh, das kannst du auch, glaub’ mir. Ich überleg’ grad, was ich machen soll, wenn wir nicht schaffen, dass sie wieder von der Idee abkommen, ihn weiter zu beschäftigen. Würdest du mit mir gehen? Ich meine einen Streik anzetteln?“, fragte sie hoffend.
„Klar, jeder deiner Männer würde hinter dir stehen. Ich hab’ ein Gerücht gehört, ich wollte dich fragen, ob das stimmt…“, begann er.
„Nächste Saison, aber ich hab’ noch nicht zugesagt“, erkannte sie kurz.
„Warum nicht? Du bist die Beste“, entgegnete er.
„Das sagen hier alle, aber ich will vielleicht was anderes“, murmelte sie.
„Dann mach’ was anderes, zwingt dich keiner, das weiter zu machen“, entschied er.
„Ich würde schon wegen dir bleiben, du brauchst mich“, erwiderte sie.
„Auch wenn ich dich lieb hab’, brauchen tue ich dich nicht“, erwiderte er standhaft.
„Du trinkst zu viel, du wirst noch mehr trinken, wenn ich nicht mehr da bin“, erkannte sie mit ernster Stimme.
„Ich trink’ nicht zu viel“, behauptete er.
„Nicht so viel wie mein Vater, aber als Chef müsste ich dich verwarnen oder sogar feuern“, entschied sie ernst.
„Ich war bei keinem Rennen betrunken“, erwiderte er standhaft.
„Das wär ja noch schöner. Ich möchte, dass du den Alkohol einschränkst, wenn du meinen Bruder spielst, kann ich auch deine Schwester spielen“, entschied sie.
„Denkst du wirklich?“, dachte er laut nach.
„Ja, das denke ich. Ich weiß du hast Liebeskummer, aber das soll dich nicht kaputt machen, du bist viel zu wichtig fürs Team“, konterte sie.
„Ich werde es einschränken, versprochen. Hast du heut’ schon was von Courtney gehört?“, fragte er.
„Nein, ich hab’ eigentlich noch gar nicht mit ihr geredet, ich denk’ immer noch dass sie sauer auf mich ist. Das ist alles so kompliziert, die anderen sollen denken, dass wir was zusammen sind, dass keiner denkt, dass ich was mit Derek habe, aber Courtney soll das nicht wissen, denn so wird sie eifersüchtig“, konterte sie.
„Ich glaub’, nach gestern Nacht, weiß jeder, was zwischen euch ist“, bemerkte er.
„Da ist nichts zwischen uns, zumindest nicht mehr. Er hat sich gegen mich und auf die Seite seines Vaters gestellt“, erkannte sie traurig.
„Was für’n Idiot, vergiss’ ihn einfach. Du wirst schon eine Lösung für dein Problem finden“, erwiderte er verständnisvoll.
„Das hoffe ich. Ruf’ mal Courtney an, ich will wissen, wie’s ihr geht“, bat sie.
„Willst du sie nicht erst anrufen, wenn das geklärt ist?“, fragte er.
„Ich will es ihr erzählen, sonst hört sie es von jemand anderem“, entschied sie.
„Dann rufen wir sie an, wenn wir in Joliet sind. Ich kann’s echt nicht glauben, was denkt sich Carl Moore, ist der etwas verwirrt?“, wurde Whisk wieder wütend.
„Ja, das ist er, das hat Derek mir gestanden. Ich denke, Carl Moore ist nicht ganz er selbst“, erkannte Nikki und sah aus dem Fenster.
„Das glaubst du ihm? Die Moores sind keine anständigen Leute, welche guten Leute stellen Vergewaltiger ein“, erwiderte Whisk und sie sah ihn an.
„Sind wir Carters auch keine guten Menschen? Schließlich haben wir einen Taschendieb eingestellt“, erkannte sie und sah ihn an. Whisk war vor seiner Zeit bei den Rennen ein geschickter Taschendieb gewesen.
„Du vergleichst Äpfel mit Birnen“, bemerkte er ertappt.
„Du hast im Knast gesessen, mein Dad hat dich da rausgeholt und eingestellt, erklär’ mir bitte den Unterschied“, entschied sie.
„Ich hab’ aber nie einer Frau wehgetan, okay ich hab’ einigen Frauen die Tasche geklaut, aber ich hab’ dabei nie eine verletzt“, konterte er.
„Ah, wenn du meinst. Ich verteidige gerade Carl Moores wahnwitzige Ideen, ich denk’ es ist höchste Zeit, dass die Saison zu Ende ist“, entschied sie und rieb ihre Augen.
„Find’ ich auch, ich vermiss’ meine Mum“, konterte er.
„Deine Mum, ehrlich? Das ist so süß“, frotzelte sie.
„Wenn du das einem der Jungs erzählst, musst du dir keine Sorgen mehr um die nächste Saison machen, hast du verstanden?“, bedrohte er sie, aber mit sanfter Stimme.
„Ja, verstanden. Wie geht’s Marta?“, fragte sie.
„Ihr geht’s gut, danke der Nachfrage. Sie ist sehr stolz auf mich, was nicht verwunderlich ist, schließlich verbringe ich meine Abende jetzt mit zwei hübschen Damen, statt ihnen die Handtaschen zu klauen“, erwiderte er und sie lächelte.
„Mit wem von uns bist du zusammen, was hast du ihr erzählt?“, fragte sie erkennend.
„Mit Courtney, nichts für ungut, aber sie würde mir nie glauben, dass ich mit einer Mechanikerin zusammen wäre, die auf Männer steht“, witzelte er.
„Ich sollte echt einen auf Lesbe machen, hält mich ja eh jeder dafür inzwischen“, konterte sie grummelnd.
„Du hast heut’ echt Nägel gefrühstückt. Hast du überhaupt was gefrühstückt?“, fragte er besorgt.
„Kaffee!“
„Super, sehr ausgewogen. Ich hab’ noch einen Powerriegel in der Tasche, iss den“, bat er bestimmt.
„Ich hab’s echt nicht mit diesen Zuckerriegeln“, entschied sie.
„Klar, Frauen achten auf ihre Figur. Meine Mutter würde dir jetzt ein Frühstück hinzaubern, davon träum’ ich jeden Morgen“, bemerkte er schwärmerisch.
„Unser letztes Rennen in der Saison ist in Florida, wie wär’s wenn du deine Freundin danach deiner Mutter vorstellst?“, schlug sie vor.
„Aber ich bin doch gar nicht … ach du meinst dich damit, das musst du nicht machen“, bemerkte er verwundert.
„Wie oft in der Woche bittet sie dich, dass du ihr deine Freunde vorstellst?“
„Man, du kennst mich zu gut. Sie ruft mich zu oft an. Das wär’ lieb, danke“, entgegnete er erfreut.
„Mach’ ich doch gern. Da sie dich eh nur drei Monate im Jahr sieht, wird das ne Weile reichen. Und ich würd’ gern das Frühstück deiner Mutter probieren, das klingt grad’ wirklich gut“, bemerkte sie grinsend.
„Iss den Riegel, wir haben noch ne lange Reise vor uns“, erwiderte er und sie griff nach seiner Tasche auf dem Rücksitz.
„Man, du hast echt tausend Sachen da drin. Du bist ja schlimmer als jede Frau. Ach ja, hier ist er, der ist total weich, den ess’ ich nicht“, entschied sie und legte die Tasche wieder zurück.
„Man, du bist genauso eine Diva wie deine Schwester manchmal. Wer nicht will, der hat schon“, bemerkte er kopfschüttelnd.
„Aber ich hab’ immer noch Hunger“, erwiderte sie und lehnte sich wieder an den Beifahrersitz.
„Tja, Pech. Schlaf’ etwas, wir fahren noch ne Weile“, bemerkte er und sie schloss die Augen.

Zehntes Kapitel


Es war schon dunkel, als sie in Joliet ankamen. Nikki hatte in ihrem Hunger sogar den matschigen Powerriegel gegessen, doch nun konnte sie das gut bestückte Buffet nicht mehr abwarten.
Als sie gerade mit Whisk zum Esssaal ging, wo das Catering schon vorbereitet war, kam Derek zu ihnen.
„Nikki, wir müssen reden“, bat Derek.
„Nein, müssen wir nicht“, erwiderte sie schroff und ging einfach weiter.
„Bitte Nik, fünf Minuten“, bat er erneut.
„Du hast eine Minute, bis ich im Esssaal bin, aber Whisk bleibt bei mir, ich werde seine Seite nicht verlassen, bis dieser Wichser wieder weg ist“, entschied sie, ohne stehen zu bleiben.
„Okay, ich mach’s kurz, ich will dir helfen, die Frauen vor ihm zu warnen“, erklärte er.
„Gut, mach’ das, sie sollen mich in einer Stunde im Carter Aufenthaltsraum treffen, kriegst du das hin?“, fragte sie kühl.
„Kein Problem, das war’s schon“, konterte er und ging davon.
„Das kriegt der nie hin. Ich brauch’ dringend was zu Essen. Glaubst du, die haben Hähnchen?“, erwiderte sie.
„Was war das eben?“, fragte Whisk verwundert.
„Er wollte ne Aufgabe, ich hab’ ihm eine gegeben, das war alles. Ne, Schrimps wären cool, die hatte ich lang nicht mehr“, konterte Nikki.
„Hörst du mal auf, vom Essen zu reden. Das gerade war nervenaufreibend für dich“, erkannte er.
„Ein Salat mit Putenbruststreifen, genau das wär’ jetzt perfekt“, entgegnete sie.
„Nik, halt die Klappe“, erwiderte er plötzlich und schüttelte sie an den Schultern.
„Man, mir ist nicht gut“, bemerkte sie plötzlich und wurde in seinen Armen ohnmächtig.
 
20 Minuten später wurde sie in einem Krankenhausbett wieder wach.
„Hey Courtney Love, wie geht’s dir?“, fragte Whisk, der neben ihr auf einem Stuhl saß und ihr die Haare aus dem Gesicht strich.
„Oh man, was ist passiert?“, fragte sie matt.
„Du bist echt eine Idiotin, Kaffee und Schmerzmittel, du kannst doch nicht nur das zu dir nehmen“, erwiderte er kopfschüttelnd.
„War ein langer Tag, kann passieren“, entschied sie kühl.
„Kann passieren? Du sagst einfach, kann passieren? Du sagst, ich soll mich nicht von meinem Liebeskummer übermannen lassen, aber was machst du gerade?“, fragte er vorwurfsvoll.
„Hör auf, sie anzumachen, sie ist auch nur ein Mensch“, bemerkte Dash, der zusammen mit Tilt und Riley zu seiner Chefin ins Krankenzimmer kam.
„Jungs, ihr hättet doch nicht alle kommen müssen“, freute sich Nikki, ihre Freunde und Kollegen zu sehen.
„Mohnbagels mit Frischkäse, Schokoladenmuffins und jede Menge heißer Kakao“, stellte Riley ihr Essen hin.
„Ril’, du glaubst gar nicht, wie sehr mir dieser Anblick gefällt. Gib her“, entschied sie und bekam das Essen gereicht.
Nachdem sie sich satt gegessen hatte, ging es ihr gleich besser. Ihre Jungs durften sie gleich wieder nach Hause mitnehmen, als sie versprachen, sie zu beobachten.
„Liegst du gut?“, fragte Whisk, als sie auf dem Bett des Wohnwagens lag.
„Ja, perfekt danke. Wir wollten doch Courtney anrufen“, fiel ihr plötzlich ein.
„Ich hab’ sie vorhin angerufen, als du ins Krankenhaus musstest, tut mir leid. Sie lässt dir ihre Grüße ausrichten“, bemerkte er.
„Hast du es ihr gesagt?“, fragte sie.
„Sie hat es nicht gewusst, da hab’ ich es gelassen. Sie war schon geschockt genug, dass du ins Krankenhaus musstest. Du solltest sie noch ein Mal anrufen, wenn du das schaffst“, schlug er vor.
„Gib mir meine Tasche, bitte“, bat sie und bekam sie gereicht.
„Court, ja es ist spät, tut mir leid, mir geht es gut, ich hab’ mich nur etwas überanstrengt, ich bin schon wieder im Wohnwagen und Whisk guckt mich schon die ganze Zeit so besorgt an. Lässt du mich kurz mal allein Whisk, mir geht’s echt gut“, bat sie und Whisk ließ sie allein.
 
Als er zurückkam, lag sie auf der Seite und schlief friedlich. Das Handy lag vor ihr.
„Oh man, Boss, was mach’ ich nur mit dir?“, erwiderte er sanft, steckte das Handy wieder in ihre Tasche, küsste ihren Kopf und ging selbst einen Stock höher ins Bett.
 
 
Erfreut sah Whisk zu, wie sich Nikki an diesem Morgen Berge von Essen auf ihr Tablett lud und zurück zu ihrem Tisch kam.
„Du isst wieder gescheit, das ist schön zu sehen. Wie hast du geschlafen?“, fragte Whisk und sie setzte sich zu ihm hin.
„Gut, danke. Ich hab’s ihr gestern noch erzählt“, gestand sie.
„Wirklich? Was hat sie gesagt?“, fragte er erstaunt.
„Sie war natürlich verwirrt, so wie ich. Ich bin froh, dass sie nicht da ist und sie auch. Ich hab’ ihr versprochen, alles zu tun, das die anderen Frauen in Sicherheit sind, das sind ihre Freundinnen, meine zwar nicht, aber sie sind Frauen, die beschützt werden müssen. Ich muss mir nur noch einfallen lassen, wie ich sie zusammenkriege“, erkannte sie.
„Das war ernst gemeint, dass ich die Frauen zusammenkriege“, stand plötzlich Derek hinter ihr.
„Wie willst du das machen? Willst du ihnen auch Lügengeschichten auftischen, bis sie dir alles glauben?“, fragte sie schroff, ohne sich umzudrehen.
„Ich hab’ nicht gelogen, ich muss nur die Entscheidungen meines Vaters respektieren“, erklärte er.
„Eine Stunde, gleiche Stelle, jetzt lass’ mich essen“, bat sie und er ging weiter.
„Er ist nicht dein Feind, Nik“, erkannte Whisk plötzlich.
„Doch, das ist er. Warum hat er plötzlich die Seiten gewechselt, ich hätte ihn so gut brauchen können in dieser Situation“, bemerkte sie nachdenklich.
„Warum denkst du jetzt, dass er die Frauen zusammenbekommt? Gestern dachtest du das noch nicht“, entschied er.
„Das werden wir sehen. Wirst du mir helfen, dieses Gespräch mit den Frauen vorzubereiten, ich hab’ keine Ahnung, was ich sagen soll“, bat sie.
„Das ist keine Dienstbesprechung, sag’ es ihnen einfach und beantworte Fragen, wenn sie welche haben, das schaffst du schon“, schlug er vor.
„Ja, das könnte gehen. Die Carters haben sich mit der falschen angelegt, das kannst du mir glauben“, entschied sie kämpferisch und begann zu essen.
 
Eine Stunde später standen wirklich 70 Frauen in dem kleinen Aufenthaltsraum.
„Man, wir sind echt viele Frauen, man sieht euch ja sonst nur irgendwo rumwuseln. Danke fürs Kommen. Ich weiß nicht, was Derek Moore euch erzählt hat, also erklär’ ich euch alles noch Mal. Wir haben einen Vergewaltiger um uns herum. Er hat vor nicht mal einer Woche meine kleine Schwester vergewaltigt, sie ist erst 22 und somit so jung wie eure kleinen Schwestern, Nichten oder Töchter. Sie ist heute nicht hier, ich habe sie weggeschickt, aber das tut hier nichts zur Sache. Dieser Kerl läuft hier frei herum, zwar mit Fußfessel, aber ihm ist es erlaubt, sich frei im ganzen Renngeschehen bis zu seiner Verhandlung zu bewegen. Diese Information wollte ich nur weitergeben, noch irgendwelche Fragen?“, erklärte sie und sah in die Runde.
„Also keinen Wellnesstag?“, fragte einer der Frauen.
„Nein, keinen Wellnesstag, obwohl wir das alle sicher gut gebrauchen könnten, da bin ich sicher. Noch irgendwelche Fragen?“
„Wie sieht dieser Mann, aus?“, fragte eine andere Frau, die etwas verängstigt aussah.
„Das weiß ich nicht genau, tut mir leid“, entschied sie und ein Raunen ging durch den Raum.
„Ich hab’ hier Kopien eines Mannschaftsfotos von uns gemacht und sein Gesicht eingekreist, ich weiß, es ist kein gutes Bild, aber ich konnte ihn ja kaum nach einem Passfoto fragen“, erkannte Derek, der mit einem Stapel Blätter den Raum betrat.
„Danke, Derek“, bedankte sich Nikki, das erste Mal seit 24 Stunden wieder zivilisiert bei ihm.
„Wenn ihr noch was braucht, ich bin draußen“, erkannte er, legte die Blätter auf den Runden Tisch vor ihm und verschwand wieder.
„Der Typ ist doch aus seiner Mannschaft, warum tut er das?“, fragte eine andere Frau plötzlich.
„Wenn ich das nur wüsste, wär’ ich echt klüger. Bitte nehmt euch jeder eins davon und prägt euch das Bild ein. Am besten haltet euch immer in der Nähe eurer Männer, Freunde oder Brüder auf und wenn ihr den Typen seht, schlagt ihm keine rein, das hab’ ich schon gemacht und ich will der Polizei nicht schon wieder erklären, wo er die blauen Flecken herhat“, bemerkte sie mit einem leichten Grinsen, was die Stimmung auflockerte. Als jeder der Frauen ein Blatt hatte, verließen sie nacheinander wieder den Raum.
Als der Raum leer war, bemerkte sie ihren Vater in einem Eck.
„Du hast Führungsqualitäten, ich hab’s doch gewusst. Das ist alles eine schreckliche Sache“, erkannte er und kam zu ihr.
„Ja, ist es. Wenn ich diese Stelle annehme, wird Riley dann meinen Posten kriegen?“, sprach sie die Führungsposition an.
„Ja, klar, so gut wie der Kleine schon ist. Du nimmst die Stelle also an?“, fragte er hoffend.
„Ja, das tue ich Dad, das tue ich“, entschied sie und ihr Vater strahlte.
„Du machst mich genauso glücklich wie an dem Tag, als du meinem Team beigetreten bist. Ich muss das gleich deiner Mutter erzählen“, erkannte er freudestrahlend und ging zu Lori.
„Ja, tu das“, bemerkte sie nachdenklich.
„Du hast dich also entschieden“, bemerkte Derek, der zurück in den Raum kam.
„Belauscht du immer private Gespräche?“, fragte sie etwas schroff.
„Entschuldige, das wollte ich nicht. Ich hab’ gehört, du warst im Krankenhaus, alles klar mit dir?“, fragte er besorgt.
„Ja, hab’ nur zu wenig gegessen gestern, geht schon wieder. Ich versteh’ dich nicht, du sagst immer, du machst alles für deinen Dad, weil er verwirrt ist, aber solche essentiellen Fragen überlässt du ihm? Hast du Schiss, oder was?“, fragte sie gereizt.
„Ich hab’ überhaupt keinen Schiss, das sind noch drei Rennen, was machst du für ein Theater?“, fragte er auch verärgert.
„Theater? Theater? Entschuldige mal, du warst doch auch im dem Krankenhaus, als meine Schwester da nach ihrer Vergewaltigung lag, oder? Das ist keine Woche her“, wurde sie immer lauter.
„Hör’ auf mich anzuschreien, ich hör’ dich auch so“, schrie er sie an.
„Entschuldigt mal, könnt ihr euch woanders streiten?“, mischte sich Whisk ein, der mit einem Stapel Blätter aus der Box kam.
„Er wollte grade gehen“, entschied sie.
„Ja, das wollte ich. Entschuldige die Störung“, bemerkte er ruhig, aber traurig, bevor er wieder verschwand.
Nikki ließ einen verärgerten Schrei.
„Sonst alles klar bei dir?“, fragte Whisk schmunzelnd.
„Ihr Männer seid manchmal so bockig. Was hast du da?“, fragte sie und sah den Stapel Blätter, den er dabei hatte.
„Infoblätter für die Frauen, dein kleiner Lover hat das schon gemacht, das hätte ich mir fast denken können. Das war aber ne kurze Besprechung“, erkannte er und legte die Blätter neben die von Derek.
„Das ist ja das komische, er will mir helfen, tut es aber nur auf diese Weise. Er hat wohl gedacht, dass ich ihm mit nach dieser Aktion glücklich um den Hals falle, ihr Männer seid so blöd“, konterte sie genervt.
„Hey, keine Verallgemeinerung. Ich tackere noch einige von diesen Blättern hier in der Gegend an die Bäume, kann ja sein, dass der Arsch auch auf Streifzug gehen will. Bleib’ bei Gerald oder Eli, solang ich weg bin“, bat Whisk und nahm die ganzen Blätter mit, um sie aufzuhängen.
„Ich komm’ schon allein klar“, behauptete sie.
„Tu’s einfach“, bat Whisk und ging davon.
„Ach, die sind doch nebenan, da passiert nichts“, erwiderte sie und nahm einen Ordner aus einer Kiste, um die Buchhaltung weiter zu machen. Als sie aufsah, um auf die Uhr zu sehen, stand plötzlich der Vergewaltiger ihrer Schwester wortlos in der Tür.
„Was willst du hier?“, fragte sie ruhig, aber mit Angst in der Stimme.
„Ich wollte mich für alles entschuldigen“, erklärte der Mann mit einer ebenso ruhigen Stimme, die aber beängstigend klang.
„Ich darf nicht mit dir reden, es läuft ein Verfahren gegen dich“, erklärte Nikki und der Mann kam näher.
„Das würde ich nicht tun“, bemerkte sie.
„Ich will dir nichts tun“, versprach er.
„Ich dir auch nicht, also bleib’ stehen“, bemerkte sie lauter.
„Du musst die Anzeige zurücknehmen, ich kann meine Karriere vergessen, wenn ich in den Knast gehe“, erwiderte der Mann fast bettelnd.
„Das ist nicht mein Problem, du hast meine Schwester vergewaltigt, sie ist noch ein Kind, du Arsch“, wurde sie ganz laut.
„Sie hat mich angemacht“, behauptete der Mann.
„Das glaub’ ich weniger, so bekannt bist du nicht. Geh’ einfach wieder“, bat sie nervös. Bevor der Mann wieder was sagen konnte, kam jemand hereingestürzt und warf den Mann zu Boden.
„Verdammt, ich hab’ dir gesagt, dass du nicht dahin gehen sollst“, schnaufte Derek. „Du hast gewusst, dass er hierher kommen wollte und hast mich nicht gewarnt? Was stimmt mit dir nicht, was stimmt mit euch nicht. Was machen eigentlich die Sicherheitskräfte hier, kann mir das jemand sagen?“, fragte sie aufgebracht und stand auf, um zu ihrer Familie zu gehen.

Elftes Kapitel


An diesem Mittag musste sie sich irgendwie ablenken. Sie ging in den Kraftraum der Rennanlage und boxte sich die am Boxsack Seele aus dem Leib.
Als sie sich stark keuchend auf ihren Knie aufstützte, kam Derek zu ihr.
„Also im Kraftraum hätte ich dich jetzt nicht vermutet“, bemerkte er und gab ihr eine Flasche Wasser.
„Ist das vergiftet?“, fragte sie keuchend.
„Ist von Whisk, er meinte, du vergisst grad’ zu Essen und zu trinken“, erkannte Derek und Nikki entriss ihm die Flasche.
„Danke, er bemuttert mich grad’ furchtbar. Aber gar nicht so unbegründet, wie man sieht. Boxt du?“, fragte sie und zog ihre Handschuhe aus, um zu trinken.
„Früher mal, willst du etwa mit mir in den Ring steigen?“, fragte er amüsiert.
„Oh ja, liebend gern“, erkannte sie.
„Ich will dir aber nicht wehtun“, erkannte er.
„Du hast dir deinen kleinen Freund wohl nicht genau angesehen, oder?“, fragte sie und ging mit ihm zum Boxring.
„Okay, keine Tiefschläge und nicht ins Gesicht, ich muss in 2 Stunden ein Rennen fahren“, erklärte Derek die Regeln.
„Ich bin 20cm kleiner als du, in dein Gesicht komm’ ich gar nicht“, entgegnete sie und zog ihre Handschuhe wieder an.
„Wie bist du dann an Jackson rangekommen?“, fragte er skeptisch.
„Jackson, so heißt er also“, erkannte sie trocken.
„Ja, tut mir Leid, du kanntest seinen Namen bis jetzt nicht. Ich werde seinen Namen nicht mehr erwähnen“, erkannte er.
„Du solltest erst mal zuschlagen und die Klappe halten“, bat sie und begann mit ihm zu kämpfen.
„Du kannst ruhig fester zuschlagen, ich halt’ was aus“, bat sie, als sie zusammen boxten.
„Ich halt’ mich nicht zurück, ich bin Rennfahrer, kein Boxer“, entschied er und sie langte richtig zu, dass er ins Torkeln kam.
„Hey, du boxt echt gut, wer hat dir das beigebracht?“, fragte er überrascht.
„Ich hab’ einige Selbstverteidigungsseminare besucht, nachdem ich clean wurde. Du willst gar nicht wissen, was ich in Judo kann. Jetzt komm’ schon, willst du boxen, oder tanzen?“, fragte sie und er schlug sie so fest, dass sie zu Boden ging.
„Das tut mir leid, alles klar bei dir?“, fragte er und beugte sich runter. Resolut packte sie ihn am Kragen und zog ihn zu sich runter, dass er beinahe auf ihr lag.
„Du wolltest mich nur flachlegen, gib’s zu“, erwiderte sie und er begann sie zu küssen. Schnell entwickelte sich das zu einem wilden Rumgeknutsche auf dem Boxringboden.
„Mir wurde erzählt, ihr würdet beide boxen und da wollt’ ich gucken, ob ihr euch nicht gegenseitig umbringt, aber das sieht nicht nach boxen aus“, erkannte Whisk, der sich über die Boxseile lehnte und die beiden eng umschlungen auf dem Boden des Boxrings vorfand.
„Whisk, du weißt, ich liebe dich wie einen Bruder, aber jetzt gerade kann ich dich gar nicht gebrauchen“, erkannte sie leicht genervt.
„Das seh’ ich. Ich hab’ grad’ gehört, was passiert ist, geht’s dir gut?“, fragte Whisk.
„Ja, alles bestens, willst du mir jetzt noch ein Vier-Gänge-Menü bringen? Leicht Hunger hab’ ich schon“, entschied sie und die beiden rappelten sich auf.
„Hol’ dir selbst was zu essen, faule Nuss. Seit ihr jetzt zusammen, oder wie ist die Lage?“, fragte Whisk neugierig.
„Das ist wohl grad’ nicht der richtige Zeitpunkt darüber zu sprechen. Du musst jetzt los, oder?“, fragte Nikki und Derek ging nach einem Kuss von dannen.
 
Nervös stand Nikki mit verschränkten Armen an diesem Tag in der Box, als ihr Vater zu ihr kam.
„Hey, warum so angespannt?“, fragte Gerald und griff ihren Arm.
„Ein Vergewaltiger läuft hier frei herum, der ziemlich nah an mich ran gekommen ist, da kann man leicht angespannt an“, erwiderte sie mit leicht gereizter Stimme.
„Ich hab’ dir was besorgt“, erkannte er und gab ihr ein schwarzes Gefäß, was wie ein kleiner Feuerlöscher aussah.
„Das ist ein Pfefferspray“, erklärte er, als er merkte, dass sie das Ding kritisch beäugte.
„Ah, danke“, erwiderte sie kurz und steckte das Ding in die seitliche Hosentasche ihres Overalls.
„Das ist nicht alles, was dich beschäftigt, oder?“, fragte ihr Vater und sie steckte die Hände in ihre Taschen.
„Das ist ein gefährlicher Sport, ich hab’ halt Angst um meinen Bruder“, erwiderte sie herumdrucksend.
„Hast du nicht eher Angst um deinen kleinen Freund?“, fragte Gerald vorwurfsvoll.
„Ja, ich geh’ mit Derek Moore, ich hab’ auch mal was Gutes verdient“, entschied sie standhaft.
„Du wirst in einer andren Liga als er spielen, wenn du der Boss unseres Teams bist“, erklärte ihr Vater.
„Er wird dann nicht mehr Rennen fahren und überhaupt denk’ ich grad’ nicht an morgen“, entschied sie.
„Ein bisschen solltest du schon über morgen nachdenken, vielleicht hilft dir das auf die Sprünge“, bemerkte ihr Vater und gab ihr eine neue Teamkappe, die Boss auf dem Schild stehen hatte.
„Ist meine Ersatzkappe, die brauch’ ich nicht mehr und sie gehört auf deinen Kopf“, bemerkte er und gab sie ihr feierlich.
„Das ist aber noch nicht offiziell“, bemerkte sie verwirrt.
„Dann nennen wir das die offizielle Einführung. Zieh’ sie auf“, erwiderte er und zaghaft zog sie die Mütze auf.
„Man, das fühlt sich fast an wie eine Krone. Jetzt ist es wohl offiziell“, erkannte sie nachdenklich.
„Fühlst du dich unwohl dabei?“, fragte er verwundert.
„Nein, das ist toll, ich muss mich nur daran gewöhnen“, entschied sie und lächelte ihn an.
„Dann ist ja gut, heute koordinierst du hier alles, ich will mal sehen, was du drauf hast“, bat er und sie nickte.
„So Jungs, alles hört auf mein Kommando, eure Zeit ist wirklich klasse gerade, versucht die zu halten. Wir sind eine tolle Saison gefahren, du musst nichts beweisen Eli, geh’s ruhig an, aber gib Gas“, leitete sie ihr Team an, bevor sie zu ihrem Vater sah, als wollte sie sicher gehen, dass sie es richtig machte. Doch er war nicht mehr da.
„Alles klar bei dir?“, fragte Eli seine Schwester.
„Ja, alles bestens, geh’ zu deinem Wagen, bin stolz auf dich“, erwiderte sie.
„Mach’ ich, steht dir gut, die Mütze, Boss“, erkannte Eli, tippte auf ihre Mütze und ging zu ihrem Rennwagen am Start.
Mit etwas Stolz sah sie zu, wie ihr Bruder das Rennen begann. Die ersten Runden verliefen ohne Probleme und ihr Bruder konnte einen guten Platz einnehmen. Doch plötzlich änderte sich alles. Eli war gerade dabei zu überholen, als er von der Straße gedrängt wurde und sich auf der Rasenfläche überschlug.
„Verdammt, verdammt, verdammt“, fluchte Nikki in Panik und rannte auf die Rennbahn, um zu ihrem Bruder zu gelangen. Dabei wurde sie fast selbst von den fahrenden Autos überfahren.
„Bitte nicht“, flehte sie und ging zu dem Wagen, der auf dem Kopf zum Stehen gekommen war. Der Wagen begann Benzin zu verlieren. Geistesgegenwärtig zog sie ihren Bruder aus dem Wagen. Er atmete noch, war aber bewusstlos.
„Bitte wach auf, bitte“, flehte sie weiter und setzte sich auf den Boden, um ihren Bruder wie ein Baby im Arm zu halten, bis die Sanitäter kamen.

Zwölftes Kapitel


Nikki starrte auf ihre Mütze. Die Worte „Boss“ starrten sie an, als würden der Schriftzug sie verspotten. Sie saß schon eine geschlagene Stunde im Flur des Krankenhauses. Diesmal saß die ganze Familie neben ihr.
„Ich war noch nicht bereit“, murmelte Nikki ständig vor sich hin.
„Kleines, du hast das toll gemacht, das konnte immer passieren“, beruhigte Gerald seine Tochter.
„Wenn ich es toll gemacht hätte, läge mein Kleiner jetzt nicht im OP“, entschied sie.
„Rennfahren ist ein gefährlicher Sport, dass müsstest du als Rennfahrzögling eigentlich wissen“, erkannte Lori und rieb müde ihre Augen.
„Ich geh’ mir nen Kaffee holen“, bemerkte sie tonlos und ging zum Kaffeeautomaten am Ende des Gangs.
Als gerade der Kaffee einlief, legte jemand die Hand auf ihre Schulter. Sie erkannte Derek an dem Siegelring, den er trug. Sanft nahm sie die Hand, ohne sich umzudrehen und küsste sie.
„Hey“, erkannte er und umarmte sie von hinten.
„Hey. Ich hab’s versaut, mein erster Tag als Boss und ich hab’s versaut“, bemerkte sie traurig.
„Scheiß Anfang, was?“, erwiderte er mitfühlend und sie drehte sich um, um ihm um den Hals zu fallen.
In seinem Arm versunken ging sie zurück zu ihren Eltern und ihrem Team. Ihr Vater rümpfte die Nase.
„Nicht jetzt, Dad, ja“, bat sie und sie setzten sich hin, um zwei Minuten später wieder aufzuspringen, weil der Arzt zu ihnen kam.
„Wie geht’s ihm?“, fragte sie nervös.
„Wir mussten Teile der Milz entfernen und er hat zwei gebrochene Rippen, aber er wird es überleben“, erklärte der Arzt ruhig.
„Wirklich? Danke, danke, danke“, erwiderte sie erfreut.
„Nichts zu danken. Er kommt in fünfzehn Minuten in ein Zimmer, ich komm’ dann noch Mal zu Ihnen“, erkannte der Arzt und ging zurück zu Eli.
„Er lebt noch“, erkannte Nikki erleichtert.
„Natürlich lebt er noch, uns Carters wirft nichts so schnell um“, erkannte Gerald auch erleichtert.
„Ich muss mal schnell auf die Toilette“, bemerkte Nikki und ging zu den Toiletten. Dort brach sie in Tränen aus. Als sie nach zehn Minuten immer noch nicht zurück war, ging Dash zu ihr. Er fand sie an der Wand der Toilette vor.
„Hey Kleines, wir können gleich zu ihm rein. Ist ganz schön siffig hier auf dem Boden, willst du nicht aufstehen?“, fragte Dash und lehnte sich zu ihr an die Wand.
„Irgendwie geht grad’ alles schief“, bemerkte sie mit gesenktem Kopf.
„Das ist nicht wahr, du bist gerade befördert worden“, entschied Dash.
„Ja, an dem Tag, an dem mein Bruder fast umgekommen ist“, entschied sie.
„Das ist ein dummer Zufall. Jetzt komm’, deine Familie wartet“, bat er und zog sie von dem dreckigen Toilettenboden hoch.
 
„Ich hab’ sie gefunden“, erkannte Dash, als er mit ihr zurück zur Gruppe kam.
„Alles klar bei dir?“, fragte Whisk besorgt.
„War nur etwas viel für mich, das ist alles. Können wir zu ihm?“, fragte sie und Whisk nickte.
„Dann lasst uns gehen“, erwiderte sie und mit Derek an der Hand ging sie in das Krankenzimmer, in dem ihr Bruder liegen sollte.
 
Elias lag mit einem Schlauch in der Nase leichenblass in seinem Krankenbett. Nikki wurde selbst bleich, als sie ihn so sah. Eigentlich wollte sie ihn nie so sehen. Sie stockte an der Tür.
„Willst du nicht rein?“, fragte Derek verwundert.
„Er ist so bleich“, bemerkte sie mit leiser Stimme.
„Aber er wird es überleben, er hat nur viel Blut verloren, deshalb ist er so bleich“, beruhigte Whisk sie und sie ging zaghaft in das Zimmer hinein.
„Er ist zu jung für das Alles“, entschied sie.
„Ich war siebzehn, als ich angefangen hab’“, erklärte Gerald.
„Du warst 19, als du dir 60 % deiner Beinhaut verbrannt hast, du bist nicht gerade das beste Beispiel“, erkannte Lori und ging zu ihrem Sohn, um seine Hand zu nehmen.
„Ich werd’ dann mal wieder gehen, das ist eine Familiensache“, erkannte Derek und ließ Nikkis Hand los.
„Sie können ruhig bleiben, Derek“, entschied Lori höflich.
„Er sollte gehen“, entschied Gerald kühl.
„Ich werde gehen, keine Sorge. Ich wünsche Ihnen alles Gute“, bemerkte Derek und ging von dannen.
„Musste das jetzt sein?“, fragte Nikki ihren Vater ruppig.
„Er hatte Recht, das ist eine Familiensache. Hat jemand Courtney angerufen?“, fragte Lori und Nikki setzte sich neben Elias Bett.
„Nein, wir werden sie nicht anrufen, sie soll da bleiben, wo sie ist“, erkannte Nikki stur.
„Aber er ist ihr Bruder“, bemerkte Lori.
„Wir wissen alle, dass er nur ihr Halbbruder ist“, sprach Nikki das aus, was schon über 20 Jahre in der Familie nicht ausgesprochen worden war, aber sie immer gewusst hatte.
„Ja, das ist er, aber wir werden nie wieder darüber sprechen, Courtney ist zwar von einem andren Mann, aber trotzdem gehört sie zu unserer Familie. Jetzt sprechen wir nicht mehr darüber“, entschied Lori und Nikki schwieg wieder.
„Nikki hat Recht, wir sollten sie nicht anrufen, sie würde nur hierher kommen und wir werden uns eh bald trennen, da die Saison für uns gelaufen ist. Ich werd’ mal telefonieren gehen, ich muss nachfragen, was mit dem Rennwagen ist, wenn er total Schrott ist, muss ich mit der Versicherung reden. Ist viel zu tun. Ruft mich, wenn er aufwacht“, bemerkte Gerald und ging nach draußen.
„Wir werden ihm mal helfen, kommst du klar, Boss?“, fragte Whisk und Nikki nickte müde.
 
15 Minuten später wachte Elias auf.
„Hey, da bist du ja wieder“, bemerkte Nikki erfreut.
„Hab’ ich gewonnen?“, fragte er schwach.
„Ja, dein Wagen hat sich drei Mal überschlagen und ist direkt im Ziel gelandet“, bemerkte Nikki.
„Wirklich?“
„Nein, nicht wirklich, du hattest einen schweren Unfall, du kannst von Glück reden, dass du noch lebst“, erwiderte Nikki, als Gerald zurückkam.
„Ich hab’ mich überschlagen?“, fragte Elias mit Stolz in der Stimme.
„Hör auf, das gut zu finden“, murmelte Lori.
„Die Weiber werden jetzt reihenweise auf mich fliegen“, bemerkte Elias.
„Hör’ dir deinen Sohn an, er hat den Tod geküsst, denkt aber nur nach, was die Frauen von ihm denken. Zumindest können wir so sicher sein, dass er von dir ist“, erwiderte Lori.
„Du machst Witze über deine Untreue?“, fragte Nikki verwundert.
„Wir sind geschieden Ger’, genau aus diesem Grund, das ist 20 Jahre her, irgendwann kommt der Zeitpunkt, dass man darüber Witze machen kann“, erkannte Lori.
„Reden wir jetzt darüber?“, fragte Elias.
„Scheint so, da muss wohl erst mal so was passieren, dass sie endlich den Mund aufmachen. Courtney müsste diese Tatsache auch geschnallt haben, so stiefmütterlich wie Mum und Dad sie behandeln“, erkannte Nikki und sah ihre Eltern vorwurfsvoll an.
„Wir tun nichts dergleichen“, behauptete Gerald.
„Ah, deshalb sitzt er ihr beide hier im Krankenhaus, an seinem Krankenbett und auch bei mir wart ihr, doch sie habt ihr nach der Vergewaltigung nicht besucht, wollt ihr noch mehr Beweise?“, fragte sie schroff.
„Wir lieben sie sehr, das wollten wir nicht“, erkannte Lori und stand wieder auf.
„Dann sag’ es ihr, ruf’ sie an, ich bleib’ bei ihm“, bat Nikki und Lori ging von dannen.
„Dein Wagen ist Schrott, Junge“, erkannte Gerald zu seinem Sohn.
„Oh man, tut mir leid, Dad“, erwiderte Elias entschuldigend.
„Nicht so schlimm, ist alles versichert, Hauptsache dir geht’s gut. Wir wollten doch die Saison mit einem Knall enden lassen, dein Wagen ist in die Luft gegangen, das nenn’ ich mal einen Knall, was?“, bemerkte Gerald.
„Der Wagen ist in die Luft geflogen? Dann ist ja gut, dass ich ihn vorher rausgeholt hab’“, erkannte Nikki.
„Ja, das ist es. Aber du wärst fast überfahren worden, als du über die Bahn gelaufen bist. Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte Lori vorwurfsvoll, die auch wieder zurück kam.
„Ich bin über die Rennbahn gelaufen? Das weiß ich gar nicht mehr“, entschied sie.
„Auch ganz deine Tochter, unsere Kinder sind eindeutig Rennfahrerkinder. Ich hab’ Courtney erreicht und mit ihr über alles gesprochen, natürlich nicht über das hier, sie soll wirklich dort bleiben, wo sie ist, sie klingt schon erholter. Ich werde dich nach Kalifornien mitnehmen, wenn du hier raus kannst, du wolltest das Saisonende doch eh’ mit Surfen in Kalifornien feiern“, erkannte Lori.
„Ich werde mit Whisk nach Florida gehen und dann fahr’ ich nach Maine“, erklärte Nikki.
„Das ist wohl das offizielle Ende der Saison“, bemerkte Gerald etwas traurig.
„Das war unsere beste Saison bis jetzt, ich hab’ mir gewünscht, dass meine letzte Saison die Beste wird“, fügte Gerald hinzu.
„Und in der neuen Saison bin ich der Boss, oder hast du es dir anders überlegt?“, fragte Nikki.
„Du trägst die Chefmütze, na klar bist du der Boss. Apropos Boss, es muss noch einiges geregelt werden, ich würde gern bei meinem Sohn bleiben, kannst du heute weiter Boss spielen?“, fragte Gerald.
„Ja, natürlich, das mach’ ich gern. Kann ich dich allein lassen, Evil Kanevel?“, fragte Nikki ihren Bruder und der nickte müde.
„Essen wir heut’ Abend noch zusammen? Ich will nicht, dass wir uns ohne was so trennen, es kann sein, dass wir das letzte Mal eine Saison durch gestanden haben“, bat Nikki und ihre Eltern stimmten zu.

Dreizehntes Kapitel


Später an diesem Abend sah Nikki von ihrem Sessel in der Box aus, wie das Rennauto ihres Bruders immer noch an der Unfallstelle qualmte, während sie am Handy in der Warteschleife der Versicherung hing.
„Was spielen sie für eine Musik?“, fragte plötzlich Derek hinter ihr.
„Für Elise, ziemlich nervig. Du bist noch da?“, fragte Nikki und legte das Handy auf.
„Klar bin ich noch da, ich konnte doch nicht gehen, ohne mich zu verabschieden“, erklärte er liebevoll.
„Das war ne saudoofe Idee, so spät in der Saison was miteinander anzufangen“, schlussfolgerte sie.
„Da sagst du was. Vor allem, weil ich jetzt in Florida mein offizielles letztes Rennen fahre, danach werden wir wohl nie wieder zusammentreffen“, erklärte er traurig.
„Und ich hab’ heute die Stelle des Boxenchefs angenommen und schlag’ mich jetzt mit Versicherungskram rum. Da predige ich meinem Team immer gutes Timing und hab’ selbst ein Obermieses. Ich weiß nicht, was ich jetzt noch sagen soll, was nicht abgedroschen klingt“, entschied sie.
„Auf Wiedersehen?“ fragte er helfend.
„Wir werden uns wieder sehen, wenn ich im Gerichtssaal deinen Halbbruder belaste“, konterte sie.
„Woher weißt du, dass Jackson mein Halbbruder ist? Keiner weiß das“, bemerkte er total überrascht.
„Du verteidigst ihn, ohne ihn zu beschuldigen und dein Vater holt ihn ins Team zurück, obwohl er unter Anklage steht, ich kann eins und eins zusammenzählen. Das ist schon krank, der uneheliche Spross der Moore Familie vergewaltigt den unehelichen Spross der Carter Familie, unter anderen Umständen hätten sie echt viel gemeinsam. Unsere Gemeinsamkeiten sind fast unheimlich, wenn wir lang genug warten, kommt noch raus, dass wir Geschwister sind“, bemerkte sie mit sarkastischem Ton.
„Ich wusste es, Courtney ist viel zu blond um ein Carter-Spross zu sein“, erkannte Derek.
„Das ist gefärbt, Dummbeutel und sie ist nur halb kein Carter Spross. Was sind deine Pläne für die Zukunft, verwirklichst du deinen Traum vom Rennfahrerausbildungszentrum?“
„Kann schon sein, mal sehen wo mich der Wind hintreibt. Du könntest ja bei der Versicherung erwähnen, dass das Versicherungsobjekt noch immer kokelt, vielleicht nehmen sie dich dann schneller dran“, erkannte er und sah auch zu dem Wagen.
„Das werde ich versuchen, danke. Ich werde bei deinem letzten Rennen dabei sein, ich fahr’ in den nächsten Tagen nach Miami, mich erholen. Ich will dich gewinnen sehen, aber bloß keinen Druck“, schmunzelte sie.
„Danke, sehr nett. Krieg’ ich einen Kuss zum Abschied?“, fragte er hoffend und beugte sich zu ihr herunter.
Bei dem Kuss blieb es nicht. 2 Stunden später lagen sie erschöpft nach einem Techtelmechtel auf dem Bett des Carter Wohnwagens.
„Abschiedsküsse sind manchmal echt hintertückisch“, entschied sie schwer atmend.
„So wie du küsst schon, ich würde gern die Nacht hier bei dir verbringen“, bat er.
„Ich würde nichts lieber haben heute, aber Whisk sitzt sicher schon vor dem Wohnwagen und wartet, dass er rein kann“, schmunzelte sie und griff nach ihrem Morgenmantel.
„Kriegst du deinen eigenen Teamwagen, wenn du dann nächste Saison offiziell Boss bist?“, fragte er und zog seine Shorts und T-Shirt an.
„Darauf kannst du Gift nehmen!“
„Dann muss ich dich ab und zu mal bei den Rennen besuchen. Wir sehen uns in Florida?“, fragte er hoffend.
„Ja, wir sehen uns in Florida“, bemerkte sie und sah ihm nach, wie er davon ging.
„Sag’ mir bitte, dass ihr nur aus Spaß auf der Matratze rum gesprungen seid“, erkannte Whisk, der wirklich draußen gesessen hatte und jetzt rein kam.
„Ja, genau das haben wir gemacht, nur dass wir dabei nackt waren. Seh’ ich richtig, du bist noch nüchtern? Haben wir kein Bier mehr?“, fragte sie frotzelnd.
„Ja, das bin ich, der heutige Tag hat mir eins klar gemacht…“, begann er.
„Rennwagen fangen an zu brennen, nach einem Unfall?“
„Nein, das Leben ist zu kurz, ich werde zu deiner Schwester fahren und ihr sagen, was ich empfinde, ein für alle Mal“, erkannte er.
„Nein, tue das nicht, nicht jetzt“, bat sie.
„Oh doch jetzt. Ich flieg’ noch heute Nacht, ich wollt’ nur packen“, entschied er.
„Sergio, ich dachte, das hätten wir hinter uns. Sie akzeptiert ihre Gefühle nicht, deshalb wirst du bei ihr gegen die Wand rennen“, konterte Nikki.
„Gefühle, hast du gesagt, dass sie Gefühle für mich hat?“, fragte er verwundert.
„Ja, das hat sie schon ne Weile, ich dachte, dass hättet ihr geklärt, bevor sie gefahren ist“, erwiderte sie.
„Nein, sie meinte nur, dass sie meine Gefühle nicht erwidern kann. Was stimmt denn jetzt?“, fragte er leicht verärgert.
„Hey, mach’ mich jetzt nicht an, das ist eure Sache. Willst du jetzt gehen, oder nicht? Ich würd’ dich auch fahren, aber wenn du bleibst, fahr’ ich jetzt noch Mal ins Krankenhaus“, erkannte Nikki genervt.
„Bitte fahr’ mich zum Flughafen“, bat er und sie nahm die Autoschlüssel.
„Das ist mal ne Ansage, lass’ uns fahren“, entschied sie und fuhr Whisk zum Flughafen.
 
Es war schon dunkel, als sie zurückkam. Ihre Eltern waren auch zurück.
„Hey, wo warst du?“, fragte Gerald, der mit den andren Jungs vor ihrem Wohnwagen in Campingstühlen saß und Bier trank.
„Joliet Airport, das ist vielleicht ein kleiner Flughafen, Whisk wird noch mindestens noch zwei Flugzeuge nehmen, bis er in Maine ist“, erkannte sie nachdenklich.
„Ah, er redet also endlich mal mit Courtney, wurde auch mal Zeit. Die beiden spielen diese Seifenoper schon die ganze Saison, das ging mir langsam auf die Nerven. Deine Mutter hat sich abgelegt, willst du immer noch Essen gehen?“, fragte Gerald.
„Oh ja, ich hab’ nen Bärenhunger, ich werd’ Mum holen“, erkannte sie und ging zu dem Wohnwagen, in dem ihre Mutter wohnte. Der Fuhrpark ihres Teams bestand aus zwei Mittelklassewagen, von dem sie eins fuhr, einem Wohnwagen mit Wohnwagenanhängung, in dem Dash und Tilt schliefen und drei Wohnwagen. Elias schlief wie die anderen Fahrer in den Räumen für die Fahrer.
„Mum, bist du wach?“, klopfte Nikki an die Wohnwagentür.
„Ja, ich les’ grad, komm’ rein“, erkannte Lori und Nikki trat ein.
„Hey, wie geht’s Eli?“, fragte Nikki und setzte sich zu ihrer Mutter aufs Bett.
„Den Umständen entsprechend, lachen sollte er in nächster Zeit nicht. Du siehst hübsch aus grad’ mit wem hattest du Sex?“, fragte ihre Mutter erkennend.
„Woher weißt du das jetzt schon wieder?“, fragte Nikki peinlich berührt.
„Nur so geraten, also wer war’s?“, fragte Lori schmunzelnd.
„Du weißt, wer’s war“, erkannte Nikki und Loris Miene verfinsterte sich.
„Das kannst du doch nicht machen“, bemerkte Lori.
„Ich werd’ ihn nicht wieder sehen“, fügte sie hinzu.
„Du musst aufhören, belanglosen Sex mit Männern zu haben, du bist fast 30“, erkannte Lori belehrend.
„Ab nächster Saison werde ich überhaupt keinen Sex mehr haben. Wirst du wieder mitfahren, nächste Saison?“, fragte Nikki.
„Ich glaub’ ihr seid jetzt alt genug, ohne eure Eltern auf Tour zu gehen, ich vermisse Eugene zu sehr, wenn ich so lang weg von ihm bin. Es ist echt ein Wunder, dass ich in meinem Alter noch mal so einen wunderbaren Mann kennen gelernt hab’. Du wirst auch mal den Richtigen finden“, versprach ihre Mutter.
„Ja, das wär’ schön, lass’ uns gehen, ich hab’ großen Hunger“, bat sie und stand wieder auf.
„Ja, ich auch. Das war wirklich keiner unserer guten Wochen, alle drei meiner Kinder waren im Krankenhaus, ich bin zu alt, um mir ständig Angst um euch zu machen“, entschied Lori und ging mit raus. Die 55-Jährige war immer noch eine sehr schöne Frau und Courtney sah ihr sehr ähnlich.
„Hey, sie ist wach, kommst du?“, fragte Nikki ihren Vater und der stand auf. Er hatte schon etwas Schlagseite.
„Ich fahre“, entschied Nikki etwas genervt, dass ihr Vater schon wieder betrunken war und sie gingen zum Auto.
Mit dem Wagen fuhren sie an den Moore Wohnwagen vorbei. Vor einem Wagen saß Derek, der ihr sehnsüchtig hinterher sah.
„Alles klar bei dir?“, fragte Lori, die bemerkte, dass ihre Tochter Derek im Rückspiegel ansah, bis er nicht mehr zu sehen war.
„Ja, ich hab’ nur nachgedacht, kennt ihr hier ein gutes Restaurant?“, fragte Nikki ablenkend.
„Ja, ich kenn’ eins, wo wir mal waren, als ich hier noch Rennen gefahren bin“, erkannte Gerald und erklärte ihr den Weg dahin.
Sie verbrachten einen schönen Abend zusammen, der vermutlich der letzte für die nächste Zeit war. 

Vierzehntes Kapitel


Den Tag drauf fuhr Gerald zu seinem Wohnsitz in Chicago und Nikki nach Florida. Lori campierte sich noch in einem Hotel ein, bis ihr Sohn entlassen werden konnte.
Da es in Florida immer noch heiß war, trug sie einen kurzen Minirock und ein Tanktop, als sie zur Rennbahn kam. Sie war den Blicken der Fahrer und Mitarbeiter ausgesetzt und merkte das erste Mal, wie sich ihre Schwester fühlen musste.
„Süße, ganz allein hier?“, sprach sie ein Fahrer an.
„Äh, scheint so“, erkannte sie und setzte ihre Sonnenbrille ab.
„Kann ich dir mein heißes Gerät zeigen?“, fragte der Mann prahlerisch.
„Äh, nein“, erkannte sie und ging weiter.
„Warum so zickig, Süße?“, erkannte der Typ und packte ihren Arm.
„Ich würd’ deine Hand schnell da wegnehmen, wenn du heut’ noch fahren willst“, erwiderte sie drohend und drehte sich zur Seite.
„Was willst du machen, mit einer verletzten Hand?“, erkannte der Typ cool.
„Ich würd’ sie echt nicht reizen, siehst du mein Gesicht, das war sie“, bemerkte plötzlich eine Stimme. Es war Jackson, Dereks Bruder.
„Man, du sollst mir doch nicht zu nahe kommen, du Wichser“, erwiderte sie plötzlich nicht mehr so cool, riss sich von dem Typen los und stolzierte auf ihren hohen Schuhen weiter.
„Wie wär’s mit nem danke?“, rief Jackson ihr etwas verärgert hinterher.
„Für was soll ich dir danken? Dafür dass du meine Schwester vergewaltigt hast, oder dafür, dass du mich einfach nicht in Ruhe lässt?“, fragte sie sauer, nachdem sie kurz stehen geblieben war und ging weiter.
„Blöde Schlampe“, rief Jackson ihr verärgert entgegen.
Nikki atmete ein Mal tief durch und ging einfach weiter.
Ihre gute Laune war plötzlich wie verflogen. Sie fühlte sich plötzlich unwohl in dem kurzen Outfit und zerrte ständig an ihrem Rock herum.
„Muss unbequem sein, son verlängerter Gürtel“, hörte er plötzlich die sanfte, aber sexy Stimme von Derek.
„Du glaubst gar nicht, wie sehr. Ich brauch’ ne Hose“, murmelte sie etwas schlecht gelaunt.
„Ich hab’ ne Sporthose in meinem Wohnwagen. Schön, dass du gekommen bist“, bemerkte Derek und küsste sie sanft.
„Ja, schön“, erkannte sie etwas abwesend.
„Alles klar bei dir?“, fragte Derek verwundert.
„Nicht so ganz, ich hatte grade ein unangenehmes Zusammentreffen mit deinem Bruder“, erkannte sie etwas daneben.
„Was hat er gemacht, hat er dich angefasst?“, fragte Derek verärgert.
„Nein, er hat mich nur wild beschimpft, als ich ihm nicht gedankt hab’, dass er mich vor so’m schmierigen Typen gerettet hat“, erklärte sie kurz.
„Ich kann nur noch ein Mal betonen, dass mir das sehr leid tut. Ich weiß nicht, was ich mit ihm tun soll“, bemerkte Derek traurig.
„Ich werde ihn belasten und er wandert ins Gefängnis, dann hast du dieses Problem nicht mehr“, entschied sie trocken.
„Das klingt hart“, erwiderte Derek, während sie zu seinem Wohnwagen liefen.
„Manche Taten müssen Konsequenzen haben, da du mir geholfen hast, die Frauen zu warnen, denke ich, dass du weißt, dass er verurteilt werden muss“, erkannte Nikki und Derek stoppte vor seinem Wohnwagen.
„Natürlich weiß ich das. Aber er ist mein Bruder, wir sind zwar nicht zusammen aufgewachsen, aber er ist auch ein Moore“, erklärte Derek nachdenklich und öffnete die Tür des Wohnwagens.
„Ihr seid also nicht gemeinsam aufgewachsen?“, fragte sie und ging in den Wohnwagen.
„Nein, ich war erst 18, als ich von seiner Existenz erfahren habe. Das war die Zeit, wo ich grad clean war, das hat mich wieder ziemlich ins Straucheln gebracht, aber Jackson hat mich dabei unterstützt, clean zu bleiben. Ich schulde ihm so viel“, erkannte Derek erklärend.
„Manchmal ist aber auch die Schuld aufgebraucht nach einer Zeit. Ich schulde meinem Sponsor aus der Drogenentzugsklinik auch sehr viel, aber ich werde ihm jetzt nicht Geld schicken, obwohl er nach der Bankenkrise seine Wohnung verloren hat“, erklärte sie.
„Aber er ist nicht dein Bruder“, versuchte Derek seine Aktionen zu verteidigen.
„Du wirst doch nicht etwa für ihn aussagen, oder?“, fragte sie erschreckt.
„Ich hab’ doch nichts gesehen, da kann ich ihm kaum helfen“, entschied Derek.
„Aber du würdest ihm gern helfen, oder? Ich möchte meiner Schwester helfen. Wie es aussieht, können wir kein Paar werden“, bemerkte sie verärgert und ging von dannen, ohne die Hose genommen zu haben.
 
Obwohl sie ihm nicht mehr nah sein konnte und wollte, sah sie das Rennen an. Sie hatte als Teil der Entschädigung für Elias Unfall freien Eintritt bekommen.
 
Das Rennen von der Tribüne aus zu sehen war nur halb so lustig, Lustlos schlürfte sie ihre Limonade aus ihrem Plastikbecher.
„Na, Sie können wohl nicht viel damit anfangen?“, fragte eine Frau, neben ihr, die in den 50ern war.
„Eigentlich schon, ich bin nur zu weit weg“, erkannte sie und stellte ihren Becher weg.
„Ja, sind nicht die besten Plätze“, erkannte die Frau.
„Ich bin sonst näher, als sie sich vorstellen können“, erklärte Nikki etwas mysteriös.
„Sie fahren also auch?“, fragte die Frau neugierig.
„Nein, ich gehör’ zur Boxencrew des Carter Teams. Unser Fahrer ist nur ausgefallen und sie haben mich eingeladen, hier zuzusehen“, erkannte Nikki.
„Sie gehören zur Boxencrew, wirklich? Das kann ich mir gar nicht vorstellen“, entgegnete die Frau mit Respekt in der Stimme.
„Bin da rein geboren, das gehört zu meinem Leben. Wen feuern Sie an?“, fragte Nikki.
„Meinen Sohn, Derek Moore, kennen Sie ihn?“, fragte Dereks Mutter.
„Ja, bin ihm mal begegnet“, erklärte sie herumdrucksend.
„Ja, mein Sohn ist ein Einzelgänger, er ist nicht oft außerhalb der Box. Er ist der Einzelgänger der Familie. Er ist mein ältester. Ich bin übrigens Cordelia“, erklärte Dereks Mutter.
„Nikki, ich bin auch die Älteste in der Familie“, bemerkte Nikki.
„Haben Sie Brüdern und Schwestern?“, fragte Cordelia, die wirklich nett war.
„Einen Bruder, eine Schwester. Meine Schwester ist grad’ in Maine, bei meiner Großmutter und mein Bruder war der Fahrer unseres Teams und hatte gestern einen schweren Unfall beim Rennen“, erkannte Nikki.
„Oh man, geht’s ihm gut?“, fragte Cordelia und man erkannte in ihrem Gesicht, dass sie mitfühlen konnte, wie schlimm diese Sache war.
„Milzriss und zwei gebrochene Rippen, aber er wird wieder. Ich hab’ ihn aus dem Wagen gezerrt, das hab’ ich gar nicht darüber nachgedacht“, erkannte sie.
„Sie sind ganz eindeutig die Tochter des Feuerfahrers, kein Funken von Angst im Körper“, erwiderte Cordelia grinsend.
„Sie kannten meinen Vater?“, fragte Nikki überrascht.
„Ihr Vater ist eine Legende, jeder kennt ihn. Aber mein Mann und ich kennen Ihre Mutter und Ihren Vater etwas besser, wir haben einiges zusammen gemacht, als wir in Ihrem Alter waren. Wie geht es Lor‘ und Gerald?“, fragte Cordela.
„Mum ist noch bei meinem Bruder in Joliet und mein Dad ist in Chicago, er hat den Chefposten mit dieser Saison an den Nagel gehängt“, erklärte Nikki.
„Ach, dann stimmt das Gerücht, dass die beiden geschieden sind“, bemerkte Cordelia etwas traurig.
„Ja, schon ne Weile. Mein Dad hat mir nie erzählt, dass er mit Ihnen und Ihrem Mann befreundet war, so wie ich ihn immer erlebt habe, hat er irgendwie eine Abneigung gegen Ihre Familie, nichts für Ungut“, entschied sie.
„Das kann schon sein, es sind ein paar Sachen passiert zwischen unseren Familien, die alles verändert haben“, entgegnete Cordelia.
„Oh Gott, bitte sagen Sie mir nicht, dass Jackson oder Courtney damit was zu tun haben“, erklärte Nikki hoffend.
„Ich wusste doch, dass Sie was mit meinem Sohn haben“, erkannte Dereks Mutter erfreut.
„Nein, ich nein, wir haben uns nur mal darüber unterhalten“, druckste Nikki herum.
„Das glaub’ ich kaum, dass mein Sohn seinen Halbbruder so nebenbei erwähnt“, erkannte Cordelia grinsend.
„Ich muss los“, murmelte Nikki, stand auf und ging durch die Sitzgänge zum Ausgang. Cordelia folgte ihr.
„Bitte bleiben Sie stehen, hab’ ich was Falsches gesagt?“, fragte Cordelia, als sie Nikki am Ausgang abpasste.
„Oh man, jetzt sind Sie extra wegen mir raus gegangen, das hätten sie nicht müssen“, bemerkte Nikki, die den Tränen nah war.
„Hey Kleines, was ist los, was hat mein Sohn Ihnen angetan?“, fragte Cordelia mitfühlend und legte eine Hand auf Nikkis Schulter.
„Gar nichts, er ist ein netter Kerl, ein sehr netter Kerl, es tut mir leid“, erkannte sie weinend.
„Was hat Jackson gemacht?“, erkannte Cordelia erkennend.
„Das soll Ihnen Ihr Sohn erzählen. Ich muss los“, erkannte Nikki, wischte sich die Tränen weg und ging weiter.
„Hat er Sie vergewaltigt?“, rief Cordelia ihr entgegen und Nikki blieb wieder stehen.
„Nein, aber meine kleine Schwester. Deshalb will ich nichts mehr mit Ihrer Familie zu tun haben. Ich werde jetzt zu meiner Schwester fahren und dann muss ich ihr gestehen, dass ich mit dem Bruder ihres Vergewaltigers geschlafen hab’“, schniefte Nikki und ging weiter.
„Es tut mir so leid“, rief Cordelia ihr hinterher, doch sie reagierte nicht mehr darauf.
 
Nikki atmete tief durch, als sie in ihrem blauen Sportwagen saß. Jetzt als Boss war sie die Besitzerin dieses Wagens. Plötzlich klopfte es am Beifahrerfenster. Es war Cordelia.
„Man, Sie sind genau so hartnäckig, wie Ihr Sohn“, erwiderte Nikki, als sie das Beifahrerfenster heruntergemacht hatte.
„Darf ich einsteigen?“, fragte Cordelia hoffend.
„Meinetwegen“, erkannte Nikki und Cordelia stieg ein.
„Er ist nicht mein Sohn, er stammt aus einer Affäre meines Mannes“, erwiderte Cordelia als Erklärung.
„Ja, ich weiß“, erwiderte Nikki ruhig.
„Sie haben meinen Sohn aus seinem Schneckenhäuschen rausgeholt, ich danke Ihnen dafür“, bemerkte Cordelia genauso ruhig.
„Ich wünschte, ich wüsste nicht so viel über ihn, als ich es tue“, entgegnete Nikki und starrte aus dem Fenster.
„Sie mögen ihn sehr, oder?“, fragte Cordelia erkennend.
„Schon möglich, aber das kann ich meiner Schwester nicht antun, dafür liebe ich sie zu sehr“, erklärte Nikki.
„Er ist nur sein Bruder!“
„Und sie ist nur meine Schwester. Wir sollten nicht mehr darüber reden, meine Schwester verklagt Ihren Sohn“, entschied Nikki trocken.
„Nenn’ diesen Freak nicht meinen Sohn“, entschied Cordelia plötzlich.
„Sind wir jetzt per du?“
„Wenn dieser Scheiß vorbei ist, wirst du meine Schwiegertochter, also ja“, entgegnete Cordelia cool.
„Irgendwie gefällst du mir, immer optimistisch“, erkannte Nikki sarkastisch.
„Wenn mein Sohn dir solche privaten Dinge anvertraut, mag’ er dich genau, wie du ihn. Das wird schon mit euch“, erkannte Cordelia aufmunternd.
„Das glaub’ ich eher weniger, er wird seine Meinung nicht ändern, im Bezug auf Jackson und solang er ihn unterstützt, können wir nicht zusammen sein, so einfach ist das“, erwiderte Nikki erklärend.
„Ich werde mit ihm reden, du solltest nicht so schnell aufgeben, du hast deinen Bruder aus einem Unfallwagen gezogen, also denke ich nicht, dass du Angst davor hast“, entschied Cordelia.
„Steigst du bitte wieder aus? Ich möchte fahren“, erkannte sie kühl.
„Hast du seine Telefonnummer?“, fragte Cordelia unberührt.
„Äh, nein!“
Cordelia kramte einen Zettel aus dem Handschuhfach und schrieb etwas darauf.
„Jetzt hast du sie, ruf’ ihn an. Ich muss jetzt los, ich versuch’ durch meinen Mann in die Box zu kommen. Du bist eine nette junge Frau, du ähnelst sehr deiner Mutter, wäre schade, wenn du aus unserem Leben verschwinden würdest“, entschied Cordelia und stieg wieder aus.
 
Nikki fuhr die Nacht durch. Sie konnte eh nicht schlafen, zu viel ging ihr durch den Kopf. Sie hatte keine Ahnung wo sie genau lang fuhr, doch als der Morgen anbrach, war sie so müde, dass sie sich ein Motelzimmer suchen musste.
Als sie wieder aufwachte, war es schon Nachmittag. Es war seltsam für sie solang zu schlafen, normalerweise war sie eine Frühaufsteherin.
 Sie zog ihre Bosskappe verkehrt herum über ihr hochgebunden Haar, bevor sie ihr Motelzimmer verließ.
Müde setzte sie sich ins Auto. Sie drehte den Schlüssel herum. Nichts war zu hören.
„Komm’ schon, nicht jetzt“, bemerkte Nikki und versuchte es erneut. Wieder nichts.
„Mistding“, fluchte sie und öffnete mit einem Griff die Motorhaube, um herein zu gucken.
„Probleme?“, fragte ein Typ, der neben ihr an seinem Auto war.
„Warum seid ihr Typen immer der Meinung, dass wir Frauen uns nicht mit Autos auskennen?“, fragte Nikki leicht genervt und sah den Typen an.
„Und brauchen Sie jetzt Hilfe?“, fragte der Kerl keck.
„Einen Moment, lassen Sie mich nur mal reinschauen. Ja, ich kann Ihre Hilfe brauchen, machen Sie Ihre Haube auf“, bat Nikki und der Kerl sah sie fragend an.
„Motorhaube, ich muss an Ihre Batterie ran“, konterte sie und der Kerl machte es.
„Sehen Sie, schon haben Sie mir geholfen. Ich muss Sie jetzt leider für eine Stunde in Beschlag nehmen, ich zahl’ Ihnen auch ein Taxi, wenn Sie wohin müssen“, erkannte Nikki cool und schloss ihre Batterie an dem Auto des Kerls an.
„Ich wollte nur was aus dem Auto holen, ich bleib’ noch nen Tag hier, ich hab’ ein Familientreffen hier, ich lass mich abholen. Wessen Boss sind Sie?“, fragte der Kerl und deutete auf ihre Mütze.
„Gerald Carter Racing Team“, bemerkte sie kurz.
„Cool, machen Sie einfach die Haube zu, wenn Sie fertig sind. Bis dann“, erkannte der Typ und zückte sein Handy, um ein Taxi zu rufen.
 
Nach zwei Stunden laden konnte Nikki weiterfahren. Es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis sie in Brewer ankam, aber sie genoss die Fahrt an der Küste entlang. Als sie nach knapp einer Woche im Brewer ankam, fühlte sie ein Gefühl von Heimat.
In einem schicken Sommerkleid stand sie an diesem Morgen vor dem Haus ihrer Großmutter. Sie musste etwas warten, bis die gebrechliche alte Dame an die Tür kam.
„Madain mhàth, seanamhair[1]“, begrüßte sie ihre Großmutter auf Gälisch. Ihre Großmutter war eine Irin mit Herz und Nieren. Sie strahlte über beide Ohren, denn sie mochte es sehr, wenn Nikki die Sprache ihrer Vorfahren sprach.
„Madain mháth, mo nic[2]“, erkannte ihre Großmutter Riane und umarmte ihre Enkelin.
„Du siehst wunderschön aus, meine Kleine. Die Saison ist doch schon ne Weile vorbei, wo hast du gesteckt?“, fragte Riane und ließ sie rein.
„Ich bin die Küste lang gefahren, ist ein tolles Wetter. Wie geht’s dir Großmutter?“, fragte Nikki.
„Gut gut, ist schön, dass deine Schwester bei mir ist. Wie geht’s den anderen?“, fragte ihre Großmutter und setzte sich mit ihr an einen kleinen Holztisch.
„Elias hatte einen Unfall“, bemerkte sie stockend.
„Wann? Wie geht es ihm?“, fragte ihre Großmutter aufgebracht.
„Mum ist noch bei ihm, ihn hat’s ziemlich erwischt, aber er wird es überleben“, erklärte Nikki beruhigend.
„Nicole Anne Carter, wieso erzählst du mir so etwas erst jetzt?“, fragte Courtney, die aus dem Nebenraum kam.
„Du wärst sofort dahin geflogen und das wollte ich nicht zulassen“, erklärte Nikki und Courtney setzte sich zu ihnen.

[1]
 Guten Morgen, Großmutter
[2] Guten Morgen, meine Enkelin


„Du machst das andauernd, ich bin erwachsen, ich verkrafte alles“, bemerkte Courtney verärgert.
„Ach ja, ich hab die letzten Tage mit deinem Vergewaltiger verbracht, er hatte Auslauf, während der letzten Rennen. Das hab’ ich dir auch nicht gesagt und ach ja, ich schlafe mit dem Bruder“, erkannte Nicole trotzig. Courtney wurde kreidebleich.
„Ich, ich, ich, mir wird schlecht“, stotterte Courtney und rannte ins Gästezimmer.
„Sehr taktvoll, wirklich“, entschied ihre Großmutter verärgert.
„Es musste gesagt werden, besser schnell und schmerzlos, als langatmig. Ich werd’ zu ihr gehen, krieg’ ich nen Kaffee?“, fragte Nikki und ihre Großmutter stand kopfschüttelnd auf, um in die Küche zu gehen.
 
Nikki ging zum Gästezimmer.
„Court’, lass’ mich bitte rein“, bat Nikki.
„Warum tust du mir so was an?“, rief Courtney wütend.
„Ich treff’ den Kerl nicht mehr und über das andere hab’ ich keinen Einfluss“, bemerkte Nikki.
„Wie kannst du innerhalb von zwei Wochen einen Freund haben und ihn abschießen, ohne dass ich davon was weiß?“, erkannte Courtney und öffnete die Tür.
„Ich hatte keine Beziehung mit dem Kerl, nur einen One-Night-Stand“, erklärte Nikki.
„Ich dachte, die Zeiten hättest du hinter dir“, bemerkte Courtney kritisch.
„Ja, dachte ich auch. Du wusstest das mit dem Vergewaltiger schon?“, fragte Nikki überrascht.
„Eli hat es getwittert. Ist er jetzt weg?“, fragte Courtney trocken.
„Ja, ist er, denk’ ich zumindest. Wie geht’s dir?“, fragte Nikki und setzte sich mit Courtney auf das Gästebett.
„Etwas besser, danke. Ich war gestern beim Frauenarzt, ich hab’ weder ne Krankheit noch besteht eine Schwangerschaft“, erklärte Courtney mit einer ungewohnt professionellen Stimme.
„Das ist gut. Ist Sergio wieder weg?“, fragte Nikki und strich ihrer Schwester liebevoll die Haare aus dem Gesicht.
„Sergio? Der war nicht hier, warum sollte er hier her kommen?“, fragte Courtney verwundert.
„Seltsam, er wollt’ schon vor sechs Tagen bei dir sein, na ja, vielleicht hat er es sich anders überlegt“, erkannte sie nachdenklich.
„Was heißt bei dir sein, hast du ihn zu mir geschickt?“, fragte Courtney kritisch.
„Nein, natürlich nicht. Man, wann hört das endlich auf, dass ich Mediator zwischen euch spiele? Du magst ihn, er mag dich, könnt’ ihr endlich miteinander schlafen und das hinter euch bringen?“, fragte Nikki schroff.
„Du weißt, dass das nicht geht“, druckste Courtney herum.
„Court’, ich möchte dich glücklich sehen, ich hab’ extra wegen dir mit Derek Moore Schluss gemacht. Ich hab mit ihm darüber gestritten, dass er seinen Bruder verteidigt, obwohl er dich vergewaltigt hat. Geh’ bitte endlich mit Sergio aus, wann du dann immer noch nicht willst, dann sag’ es ihm“, erwiderte Nikki verärgert.
„Der Vergewaltiger ist Derek Moores Bruder?“, fragte Nikki erkennend.
„Ups, das wollt’ ich eigentlich nicht so raus posaunen, sie sind Halbbrüder, er ist auch aus einer Affäre entstanden“, erklärte sie ertappt.
„Das Gerücht stimmt also, dass ich die bin, die ich bin“, bemerkte Courtney.
„Ich hau’ hier ein Geheimnis nach dem anderen raus, wenn wir grad’ dabei sind, das letzte Geheimnis ist, dass Dash auf Männer steht“, entgegnete Nikki.
„Ach, wirklich?“, fragte Courtney sarkastisch.
„Du weißt es?“, fragte Nikki überrascht.
„Wir alle wissen das, er sollte sich mal outen, sein Getue nervt langsam“, bemerkte Courtney und in dem Moment begriff sie, dass sie auch über sich selbst sprach.
„Ich liebe ihn“, gestand Courtney plötzlich.
„Du liebst Dash? Armes Ding, das kann nichts mit euch werden“, konterte Nikki.
„Nein, ich liebe Whisk, ich liebe ihn“, erkannte sie ruhig.
„Ja, das weiß ich doch und er säuft sich jeden Tag die Hucke voll, weil er dich liebt“, entschied Nikki.
„Ich muss raus finden, wo er steckt und es ihm sagen“, erkannte Courtney und stand vom Bett auf.
„Das sind die Worte, die ich hören wollte“, bemerkte Nikki glücklich und sah zu, wie ihre Schwester durch das englisch angehauchte Haus eilte, um Whisk anzurufen.

Fünfzehntes Kapitel


Zwei Stunden später saßen die beiden Schwestern auf der Terrasse ihrer Großmutter und unterhielten sich.
„Er ist bei seiner Mutter in Florida, er hat zwei Flugzeuge genommen, aber danach hat ihn der Mut verlassen. Wir haben uns jetzt lange unterhalten, wir werden zusammen essen gehen, wenn er übermorgen hierher kommt“, bemerkte Courtney freudestrahlend.
„Du strahlst richtig, ich bin so froh, dass ihr das endlich mal macht. Wir müssen in zwei Wochen wieder nach Evansville“, gestand sie plötzlich.
„Wieso?“, fragte Courtney und ihr Lächeln starb.
„Wir müssen deinen Vergewaltiger belasten“, erklärte Nikki ruhig.
„Ich kann ihm nicht entgegen treten“, bemerkte Courtney nervös.
„Ich werde dabei sein und Whisk auch. Ich werde meinen Ex treffen, der für den Täter aussagen wird, für mich ist das genauso übel“, erklärte Nikki.
„Wir haben schon Talent für Männer, was?“, fragte Courtney und lehnte sich zurück.
„Ich mag Derek immer noch sehr“, erklärte Nikki plötzlich.
„Er kann eigentlich nichts dafür, du hast ihm etwas Unrecht getan“, entschied Courtney.
„Meinst du wirklich?“, fragte Nikki unsicher.
„Sprich mit ihm“, bat Courtney.
„Ich geh’ mal telefonieren“, erkannte Nikki und stand auf.
„Mach das, bringst du was zu Trinken mit aus der Küche, wenn du fertig bist?“, fragte Courtney und Nikki nickte.
 
Nikki kramte die Nummer heraus, die Cordelia ihr gegeben hatte und setzte sich auf die Teppichbedeckte Treppe, um zu telefonieren.
Ihr Herz klopfte etwas, als sie die Nummern wählte.
„Was?“, raunzte Derek in den Hörer.
„Entschuldige, ich rufe wohl zum falschen Zeitpunkt an, ich ruf’ später an“, erwiderte Nikki verwirrt.
„Nik’, bist du das?“, fragte Derek etwas sanfter.
„Ja, ich bin’s“, erkannte sie kurz.
„Woher hast du meine Nummer?“, fragte er verwundert.
„Von deiner Mutter“, bemerkte Nikki.
„Wann hast du denn Kontakt mit meiner Mutter gehabt?“, fragte er.
„Beim Rennen in Florida, du wirst mir nicht glauben, wer auf der Tribüne neben mir saß“, erkannte Nikki.
„Nicht dein Ernst. Wie hast du sie dazu gebracht, dass sie dir meine Nummer gibt?“, fragte Derek etwas amüsiert.
„Deine Mutter hat sie mir aufgedrängt, ich glaub’, sie plant schon unsere Hochzeit, du bringst nicht oft Frauen mit nach Hause, oder?“,  bemerkte sie schmunzelnd.
„Nicht wirklich. Ich vermisse dich“, warf er plötzlich ein.
„Das tue ich auch, aber wir können nicht zusammen sein, solang die Verhandlung läuft“, erkannte sie grüblerisch.
„Du verstehst also, warum ich so handle?“, fragte Derek.
„Ich würde das auch für meinen Bruder tun. Wo ist dein Bruder jetzt?“, fragte Nikki.
„Zurück im Knast, wo er hingehört“, bemerkte Derek ruhig.
„Du wirst also nicht mehr für ihn aussagen?“, fragte Nikki hoffend.
„Nein, ich glaube nicht“, erwiderte Derek.
„Wegen mir?“, fragte sie erfreut.
„Unter anderem. Es sind einige Sachen passiert, die meine Meinung über ihn geändert haben. Du hattest Recht, ich bin ihm nichts mehr schuldig“, erkannte Derek.
„Ich wusste gar nicht, dass ich so weise bin“, erkannte Nikki erfreut.
„Doch, das bist du. Ich hab’ das letzte Rennen gewonnen“, warf er plötzlich ein.
„Wirklich, hast du das? Mein Bruder wird austicken, wenn er das erfährt“, bemerkte Nikki begeistert.
„Wie geht’s dem Bruchpiloten?“, fragte Derek nach.
„Soweit ich weiß erholt er sich grade. Also zumindest kriegt er den Preis für den Unfall der Saison, ich hab’ vor kurzem das Video gesehen“, erkannte Derek.
„Das muss ich ihm erzählen, dass du so was sagst. Auch wenn er es nie zugeben würde, er ist ziemlich neidisch auf dich“, erkannte Nikki.
„Man, das rettet mir den Tag. Auch, dass du angerufen hast, ich freu’ mich deine Stimme zu hören“, erkannte Derek freundlich.
„Ich mich auch. Wo bist du grade?“, fragte Nikki.
„Fort Lauderdale, ist ganz schön ruhig hier im Herbst. Und du?“, führte er weiter Smalltalk.
„Brewer, bei meiner Gran, Maine ist wunderschön im Herbst. Aber Fort Lauderdale klingt auch gut. Wie lang willst du dort bleiben?“, fragte Nikki nach.
„Keine Ahnung, ich lass es auf mich zukommen, ich brauch’ nur etwas Erholung grade. Wenn du nen scharfen Bikini hast, dann kannst du hierher kommen“, schmunzelte er.
„Ich hab’ grad fünf Tage aus Florida hierher gebraucht, das glaub’ ich eher weniger. Kommst du zu mir?“, fragte sie hoffend.
„Wie sehr ich dich auch mag, ich tausche meinen eiskalten Mai Tai am Strand grad’ nicht gegen Hummer ein“, entschied er.
„Wenn du es dir anders überlegst, Whisk fährt von Miami übermorgen hierher, ich würd’ mich freuen“, erkannte sie.
„Ich werd’s mir überlegen“, erkannte er.
„Ein Mai Tai ist voll nen schwuler Drink“, frotzelte sie.
„Gut zu wissen, dann sollt’ ich mir nen Bier bestellen, der braungebrannte Typ neben mir glotzt mich schon so seltsam an“, schmunzelte er.
„Wenn du dir den Typen schnappst, sagst du mir aber Bescheid, okay?“, bemerkte sie.
„Ja, versprochen. Schön, dass du angerufen hast“, entgegnete er.
„Ja, war ne gute Idee. Bis dann“, verabschiedete sie sich.
„Ja, bis dann“, erkannte er und sie legte auf. Sie lächelte.
„Du bist so hübsch, wenn du lächelst, Kleines“, erkannte ihre Großmutter, die mit drei Tassen Tee auf einem Tablett an ihr vorbei kam.
„Oh ja, Tee, das ist jetzt perfekt. Earl Gray?“, fragte Nikki und stand auf.
„Welchen sonst. War das Lori?“, fragte ihre Großmutter.
„Nein, das war ein Freund. Kann ich etwas hier bleiben?“, fragte Nikki.
„Solang du willst Kind, solang du willst. Also, wer ist dieser Freund?“, fragte sie ihre Großmutter, während sie auf die Terrasse liefen.
„Derek Moore“, sagte sie nur.
„Oh“, konterte ihre Großmutter nur darauf.
„Du weißt es also auch. Was hast du mir während meinem Entzug geschworen?“, erinnerte Nikki sie an ihr Versprechen.
„Dass ich dich nicht belügen werde. Die Moores haben sich in den 80ern ne Menge Geld von deinem Vater geliehen und nie zurückgezahlt, seitdem sind die beiden Verstritten. Total blödsinnig, wenn ihr mich fragt, die Moores haben sicher genug Geld, um deinen Vater zu bezahlen“, erklärte ihre Großmutter und setzte sich mit ihr hin.
„Geld? Es geht nur um Geld?“, fragte Nikki überrascht.
„Geld regiert die Welt, Schwester“, misch sich Courtney ein.
„Du weißt ja nicht mal, um was es geht“, bemerkte Nikki.
„Redet ihr über die 20.000 Dollar, die Carl Moore unserem Dad schuldet?“, fragte Courtney.
„Ja, tun wir“, erkannte ihre Großmutter.
„Hallo? Warum weiß ich bis jetzt davon nichts?“, fragte Nikki leicht verärgert.
„Du hast nie gefragt“, erkannte ihre Großmutter.
„Warum weiß sie es dann?“, fragte Nikki und deutete auf ihre Schwester.
„Ich hab’s ihr mal erzählt, es war eine Nacht, wo sie geweint hat, vor Schmerzen, von dem Entzug. Ich wusste nicht, dass sie das richtig mitgekriegt hat“, entschied ihre Großmutter.
„Doch, das hat mich diese Nacht durchstehen lassen, die Gedanken, die ich mir darüber gemacht hab’. Ich hätte damals echt in ne Klinik gehen sollen, so wie Nikki“, entschied Courtney.
„Auf keinen Fall, diese Klinik hat deiner Schwester nicht gut getan“, erklärte ihre Großmutter.
„Ich bin clean geworden, das ist alles was zählt, dass du mir danach geholfen hast, es zu bleiben, war natürlich auch unvergesslich. Ich weiß noch genau, wie ich stundenlang hier gesessen habe und aufs Wasser raus gestarrt habe, am ganzen Körper zitternd und du hast mich mit Tee und Keksen versorgt. Kaum zu glauben, dass das beinahe 10 Jahre her ist“, entschied Nikki und sah wieder aufs Meer hinaus, das sich vor dem Haus ihrer Großmutter aufbaute.
„Ja, ihr seid so wunderschöne Frauen geworden, ich bin jeden Tag stolzer auf euch. Was sagt dein Vater dazu, dass dir der Moore Junge den Hof macht?“, fragte ihre Großmutter.
„Was denkst du, was er sagt, er bestellt schon das Aufgebot“, bemerkte Nikki sarkastisch.
„Mein Sohn ist einer der stursten Personen, die ich kenne, er erinnert mich jedes Jahr mehr an euren Großvater. Es ist seltsam, er ist jetzt 15 Jahre tot, aber an manchen nebligen Sommermorgen seh’ ich ihn auf diesen Schiffen, die zum Fischen raus fahren, wie er mir zuwinkt“, erkannte ihre Großmutter. Nikki und Courtneys Großvater war 50 Jahre lang als Fischer zur See gefahren, bevor er 15 Jahre zuvor an Hautkrebs gestorben war.
„Ich muss immer an ihn denken, wenn ich auf den Fischmärkten hier bin, er roch auch immer nach all diesen Fischsorten“, erkannte Nikki und sah ihre Großmutter an.
„Ja, das tat er. Und nach Pfeifentabak. Gerald ging schon zur Schule, als ich in eurem Alter war, wisst ihr das eigentlich?“, fragte ihre Großmutter plötzlich.
„Das sind andere Zeiten, heutzutage“, erklärte Courtney ihrer Großmutter.
„Ach quatsch, die Zeiten waren immer gleich und werden immer gleich bleiben. Es sind die Männer, die sich verändert haben. Ein richtiger Gentleman hätte sich vorher bei mir vorgestellt, bevor er um dich geworben hat, um euch geworben hat. Wo sind eure Männer, sagt mir das?“, fragte ihre Großmutter kritisch.
„Meiner kommt übermorgen“, erkannte Courtney rechthaberisch.
„Meiner trinkt Mai Tais in Fort Lauderdale“, bemerkte Nikki beschämt.
„Ich will sie kennen lernen, bevor die Saison wieder losgeht, habt ihr verstanden“, bat ihre Großmutter.
„Ich werde nicht mehr zu den Rennen zurückkehren“, erkannte Courtney plötzlich.
„Du weißt gar nicht, wie glücklich mich das macht, das zu hören“, erwiderte ihre Großmutter erfreut.
„Dad hat mich letzte Woche zum neuen Boss des Teams ernannt“, erkannte Nikki.
„Dad hat dich zum Boss gemacht?“, fragte Courtney überrascht.
„Sieht so aus. Eifersüchtig?“, fragte Nikki kritisch.
„Ich hab’ keine Ahnung von dem Geschäft, warum würde ich den Job wollen?“, fragte Courtney erklärend.
„Du weißt schon, dass du irische Vorfahren hast, oder? Wir sind ein kinderreiches Volk, du kannst dein ganzes Leben nicht dem Rennfahren widmen“, erkannte ihre Großmutter kritisch.
„Du hast auch nur einen Sohn“, entschied Nikki.
„Ich hätte gern mehr Kinder gehabt, mir wurden aber keine mehr geschenkt. Ich bin die Älteste von 12 Kindern, was denkst du, was für eine Schande ich für meine Mutter war“, erkannte ihre Großmutter.
„Ich fühle mich noch nicht bereit für Kinder“, erklärte Nikki und Courtney unterschrieb diese Aussage auch.
„Wartet aber nicht zu lange, meine Kleinen, sonst kriegt ihr irgendwann keine mehr, so wie ich. An was glauben eure Freunde eigentlich?“, fragte ihre Großmutter die beiden aus.
„Meiner ist Kubaner, ich denk’ mal er ist Katholik“, erkannte Courtney.
„Kubaner?“, fragte ihre Großmutter kritisch.
„Ja Kubaner, sag’ bloß nichts, wenn er hierher kommt. Und was glaubt denn der Moore Junge?“, fragte Courtney, Nikki, weil sie dachte, dass sie es nicht wusste.
Nikki wusste aber genau, welche Vorfahren Derek hatte, er hatte während sie miteinander geschlafen hatten sein Tattoo mit dem Glücksklee auf seinem Po gesehen, unter dem „Das Glück der Iren“ stand.
„Ein Katholik denk’ ich mal, er ist Ire, oh Gott und wenn er Protestant ist?“, fragte Nikki verwundert.
„Hah, du weißt es nicht“, bemerkte Courtney schadenfroh.
„Er hat jede Menge Geschwister, ich sag’ mal Katholik“, erkannte sie standfest.
„Heureka, sie bringt uns einen irischen Katholiken an, ich hab’ schon befürchtet, du bringst mir eines Tages eine Frau im Karohemd an, die sich nur Barb’ nennt“, erkannte ihre Großmutter.
„Dass ich in einem Männerberuf arbeite, heißt nicht gleich, dass ich auf Frauen stehen muss“, grummelte Nikki.
„Hätte schon passieren können“, warf Courtney ein und grinste breit.
„Ihr seid so gemein“, entschied Nikki und die andren lachten.
„Das war nur ein Witz und wenn wär’ es auch nicht schlimm gewesen. Gerald wird echt einen Rappel kriegen, wenn er das mit dir und dem Moore Jungen erfährt“, bemerkte ihre Großmutter.
„Derek, er heißt Derek“, bemerkte Nikki leicht gereizt.
„Derek, entschuldige. Kommt Derek auch zu dir?“, fragte ihre Großmutter neugierig.
„Kann sein, ich hab’s ihm angeboten. Ich würde mich freuen. Aber er sitzt grad‘ am Strand und lässt es sich gut gehen, ich wäre nicht sauer, wenn er sich lieber erholen will. Ich bin so froh, dass er uns eine Chance gibt, obwohl ich so blöd reagiert habe und ihn weggestoßen habe“, erwiderte Nikki verträumt.
„Ich freu‘ mich so für euch beide, ihr habt es so verdient. Ihr seht auch so gut aus gerade, man kann kaum glauben, dass ihr eine so stressige Saison hinter euch habt“, entschied ihre Großmutter, als sie ihre Enkelinnen ansah.
„Wir sind doch damit aufgewachsen, wir lassen uns damit nicht mehr stressen. Ich würde jetzt gern was mit Kosmetik machen“, bemerkte Courtney.
„Mach‘ das, das kannst du sicher gut. Ich werde während der Pause noch ein paar Kurse im Management belegen um dann nächstes Frühjahr topfit zu sein“, erkannte Nikki planend.
„Du kleiner Streber, du hast das schon die ganze Saison erfolgreich gemacht, dass wirst du schon perfekt können. Ich hätte Lust auf einen Spa-Tag morgen, wir müssen doch hinreißend aussehen, wenn unsere Männer kommen, oder?“, schlug Courtney vor.
„Das ist nicht so mein Metier“, erkannte Nikki unschlüssig.
„Wenn ich mit dir fertig bin, hast du ihn nach dem Hallo, wenn du verstehst was ich meine“, versprach Courtney.
„Ich hatte ihn schon im Bett, jetzt will ich ihn kennenlernen. Aber ich begleite dich gern zur Kosmetikerin, auch wenn du es nicht nötig hast“, entschied Nikki.
„Zu freundlich, ich will es aber und du begleitest mich, vielleicht hast du morgen dann doch plötzlich Lust. Kommst du klar mit dem Sofa heut‘ Nacht, ich würd‘ dich ja zusammen mit mir im Bett schlafen lassen, aber ich hab’s noch nicht so mit körperlicher Nähe“, erkannte Courtney.
„Das Sofa ist perfekt, ich kann überall schlafen. Apropos schlafen, ich sollte mich etwas hinlegen, war ne lange Fahrt“, erkannte sie und stand auf.
„Sicher, ich geb dir ein Laken und ein Kissen“, bemerkte ihre Großmutter.
„Bleib‘ sitzen Gran, ich weiß wo alles ist, danke. Unterhaltet ihr beiden euch schön weiter“, bemerkte Nikki und ging ins Haus.
Sie genoss die Dusche sehr, denn die Duschen in den Motels waren wirklich eklig und sie hatte sich nicht lange darin aufgehalten. Erholt kam sie zurück ins Wohnzimmer. Die beiden anderen Carter Frauen saßen immer noch auf der Terrasse und sie kuschelte sich nur mit ihrem Lieblings T-Shirt an unter die Decke auf dem Sofa.
„Hast du alles gefunden?“, fragte ihre Großmutter, als sie etwas später mit einem Tablett in der Hand an ihre vorbei ging.
„Ja, hab‘ ich danke. Geht’s ihr gut?“, fragte Nikki ihre Großmutter.
„Wem, Schätzchen?“, fragte ihre Großmutter verwundert.
„Court‘, wen soll ich sonst meinen!“
„Frägst du mich nach meiner professionellen oder großmütterlichen Meinung?“, fragte ihre Großmutter zurück.
„Du bist echt eine Vollblutpsychologin mit deiner Fragerei. Okay, was sagst du als Großmutter?“, fragte Nikki.
„Sie ist auf dem Weg der Besserung, aber sie braucht noch ne Weile Ruhe. Du solltest sie nicht einer Verhandlung aussetzen“, entschied ihre Großmutter.
„Das klingt eher nach der Meinung einer Psychologin. Sollen wir ihn davonkommen lassen? Das wäre nicht richtig“, entschied Nikki.
„Aber ich bin nicht soweit Nik‘, das ist zu schmerzhaft“, mischte sich Courtney ein, die zu ihnen kam.
„Wir haben noch zwei Wochen, wir warten erst mal ab, für mich ist das auch ziemlich verwirrend, schließlich ist er der Bruder meines Freundes“, erkannte Nikki.
„Ja, hast du schon gesagt. Du kannst das ja leicht sagen, es geht ja nicht um dich“, erwiderte Courtney grummelnd und ging in ihr Zimmer.
„Da siehst du, was ich meine, sie ist noch nicht bereit. Aber mach‘ dir keine Sorgen, sie kommt drüber weg, so wie du damals“, entschied ihre Großmutter und ging weiter.
„Ja, das hat ja so wahnsinnig gut bei mir geklappt. Warum muss ich eigentlich immer die Mutter in dieser Geschichte spielen“, murmelte sie vor sich hin und schaltete den Fernseher ein. Bei einer langweiligen Kochsendung schlief sie ein.

Sechzehntes Kapitel


Der Geruch von frischgebrautem Kaffee weckte sie am Morgen. Das war einer der schönsten Gerüche, den sie seit langem gerochen hatte. Diese seltsame Plörre, die sie während der Rennen getrunken hatte, war so widerlich gewesen. Sie folgte der Duftspur in die Küche.
Ihre Großmutter stand in der Küche und briet Speck in der Pfanne an.
„Ich hoffe du bist auf keiner Diät so wie deine Schwester“, erkannte ihre Großmutter und drehte sich zu ihr hin.
„Nein, immer her damit. Der Kaffee riecht einfach toll, davon will ich auch ne riesen Tasse“, bat Nikki und setzte sich an den Küchentisch.
„Kriegst du, hier. Ich freu‘ mich, dass du so einen guten Appetit hast. Deine Schwester schläft noch, sie schläft viel, aber sie soll sich ruhig erholen. Du solltest wirklich darüber nachdenken, ob du wirklich eine Beziehung mit Derek Moore eingehen willst“, bemerkte ihre Großmutter plötzlich.
„Ja, ich denk darüber nach warte … äh ja, das will ich. Wir sind nicht unsere Geschwister. Er wird für seinen Bruder aussagen, ich für meine Schwester und wenn das alles vorbei ist können wir uns hoffentlich noch gegenseitig in die Augen sehen“, entschied sie standhaft.
„Wenn du meinst. Denk‘ aber immer daran, dich nicht zu sehr an ihn zu hängen, ich weiß, dass du mit ganzem Herzen liebst, daran ist nichts schlechtes, aber du bist immer noch eine Süchtige, trotz der vielen Jahre, die du schon clean bist“, bemerkte ihre Großmutter mit ihrer Psychologen Stimme.
„Oh man, ich hasse, wenn du so redest“, erwiderte Nikki und griff nach einem Bagel.
„Du müsstest diese Sprüche aus der Reha doch gewöhnt sein“, entgegnete Courtney, die mit nicht mehr an wie ihre Schwester trug in die Küche kam, sich auch einen Bagel über die Schulter ihrer Schwester hinweg griff und sich neben ihre Schwester an den Tisch setzte.
„Deshalb hasse ich es ja, erinnert mich an die böse alte Zeit. Wieder besser drauf, heute?“, fragte Nikki und sah ihre Schwester an.
„Ja, tut mir leid, bin leicht reizbar, in letzter Zeit. Man, schon halb elf, hab‘ echt lang geschlafen. Konntest du auf dem Sofa schlafen?“, fragte Courtney und Nikki nickte.
„Wir können auch abwechseln“, schlug Courtney vor.
„Nein, du brauchst mehr Schlaf, geht schon. Also, was hast du heute vor, zupfen, massieren, Haare, Nägel, wachsen?“, fragte Nikki.
„Du kennst dich ganz schön gut aus, für jemanden, den das eigentlich nicht interessiert“, entschied Courtney schmunzelnd.
„Gezwungenermaßen weiß ich von allem, ich lebe die meiste Zeit des Jahres mit dir auf engstem Raum, da sieht man vieles, was man lieber nicht sehen möchte. Da dies den ganzen Tag in Anspruch nehmen wird, hab‘ ich mich entschieden, dass ich dich begleite und alles mitmache“, entschied Nikki.
„Braves Mädchen, ich werde gleich bei Bridgettes anrufen und für uns zwei die volle Packung buchen. Deine Haare haben es echt nötig“, erwiderte Courtney, sprang auf und ging zum Telefon im Flur.
„Das ist nett, dass du das für sie machst“, bemerkte ihre Großmutter.
„Sie hat Recht, ich hab‘ eine Schönheitsbehandlung bitter nötig. Vielleicht macht es mir ja auch Spaß“, entschied Nikki und ihre Großmutter grinste.
„Das möcht‘ ich sehen, du wirst Qualen erleiden, glaub‘ mir“, entschied ihre Großmutter und sie sollte Recht behalten.
„Au, man ich dachte Folter wäre verboten worden“, jammerte Nikki, als sie die Beine entwachst bekam.
„Hör‘ auf zu jammern, sonst kriegst du noch ein Brasilianisches Waxing“, drohte Courtney ihrer Schwester.
„Was ist das denn?“, fragte Nikki unwissend.
„Das willst du nicht wissen, das willst du wirklich nicht wissen. Was hältst du eigentlich von Blond?“, fragte Courtney planend.
„Das wir aussehen wie Hanny und Nanny, nein danke, ich fühl mich brünett sehr wohl. Nicht, dass blond was Schlechtes ist, ist nur nichts für mich. Warum färbst du dir eigentlich die Haare, du hattest so schöne Haare als Kind“, erkannte Nikki und wickelte sich in ein Handtuch, als sie mit dem Wachsen fertig war.
„Ich weiß, aber dann wurde ich immer blonder und so hab‘ ich mich entschieden, es so offensichtlich blond zu färben, dass es nicht auffällt“, erkannte Courtney gestehend.
„Du wirst blond, ernsthaft? Dein Vater ist wohl doch Thomas Grace“, erwiderte Nikki etwas sarkastisch.
„Thomas Grace, meinst du wirklich?“, fragte Courtney unsicher.
„Süße, das war nicht so ernst gemeint, ich hab‘ jetzt grad‘ einfach den Namen des blondesten Mannes rausgesucht, den Mum je gekannt hatte, obwohl, eine gewisse Ähnlichkeit ist nicht abzustreiten“, erkannte Nikki schmunzelnd.
„Ich geh‘ mich anziehen“, grummelte Courtney, wickelte sich in ihr Handtuch und ging in den Umkleideraum.
„Court, das war ein Witz, Court‘“, ging Nikki ihr hinterher.
„Werd‘ nie Komiker, versprich‘ mir das. Für den Witz, machen sie dir wenigstens blonde Strähnchen“, entschied Courtney, die wieder angezogen aus der Umkleide kam.
„Man, du kannst dich echt verdammt schnell anziehen“, erkannte Nikki verwundert.
„Du bist nicht die einzige, die was schnell kann, Schwester. Also, haben wir einen Deal?“, fragte Courtney und Nikki sagte zu.
 
Nach einer vierstündigen Tortur saß Nikki erschöpft auf dem Sofa ihrer Großmutter.
„Du siehst Courtney jetzt zum Verwechseln ähnlich, weißt du das eigentlich?“, musterte sie ihre Großmutter.
„Uh, sag‘ das nicht, das hört sie gar nicht gern“, erklärte Courtney, die sich mit einem Bier in der Hand neben Nikki aufs Sofa setzte.
„Ich seh‘ auch nicht gern, dass du trinkst“, erkannte Nikki und nahm ihr das Bier ab.
„Ich bin volljährig, meine Süße, ich darf das. Toll, jetzt muss ich wieder in die Küche“, nörgelte Courtney und stand wieder auf.
„Kannst du die Chips mitbringen, die auf dem Tresen liegen?“, bat Nikki.
„Wie kannst du dir jetzt das Zeug reinstopfen, nachdem wir einen Marathon hinter uns gebracht haben, unsere Poren von so’m Zeug zu reinigen“, erkannte Courtney kopfschüttelnd und ging davon.
„Ach das hat das grüne Zeug im Gesicht bezweckt, ich ess es trotzdem“, entschied sie trotzig und setzte sich in den Schneidersitz.
„Sei froh, dass du dein Geld nicht mit deinem Aussehen machst“, bemerkte Courtney, als sie zurückkam.
„Das klingt fast wie ne Beleidigung, ich steh‘ dir in Schönheit in nichts nach, kleine Schwester“, erwiderte Nikki rechthaberisch.
„Das wollte ich damit auch nicht sagen, du bist wirklich eine wunderschöne Frau, wir haben beide eine Schönheitskönigin als Mutter, das ist schon ein großer Vorteil. Warum habt ihr mich eigentlich nie darauf hingewiesen, dass Sergio auf mich steht?“, fragte Courtney und setzte sich neben ihre Schwester.
„Wir können nicht alles für dich machen, du hast ihn ja auch gar nicht registriert, wie sollten wir ahnen, dass du seine Gefühle erwiderst“, bemerkte Nikki.
„Ich war ein arrogantes Miststück, ich weiß, das wird sich aber jetzt ändern, denn so will ich nicht weiterleben. Ja, ich weiß, da muss erst so’n widerlicher Vergewaltiger kommen, dass mir das auffällt. Ich hab‘ viel nachgedacht in den letzen Tagen, ich hab‘ mein bisheriges Leben mit Banalitäten verschwendet“, erkannte Courtney nachdenklich.
„Nein, hast du nicht, dein Leben war nicht besonders sinnvoll, aber banal war es nicht“, versuchte ihre Großmutter zu helfen.
„Danke Gran, du weißt immer, wie du mich aufmuntern kannst. Ich werd‘ Sergio anrufen gehen, ich vermiss‘ ihn grad‘“, entschied Courtney und ging mit ihrem Handy in der Hand ins Nebenzimmer.
„Mir gefällt diese Kolumbianer Geschichte gar nicht“, erwiderte Riane und setzte sich dorthin wo Courtney vorher gesessen hatte.
„Du bist mit keinem unserer Typen je zufrieden, was? Jetzt lass die beiden erst mal zusammen ausgehen, bevor du was dagegen auszusetzen hast. Vielleicht langweilen sich die beiden auch gegenseitig zu Tode, wer weiß“, erwiderte Nikki und mampfte ihre Chips.
„Danke für deine Unterstützung, er ist nicht drangegangen. Gib‘ mir die Chips“, grummelte Courtney, die zurückkam, schnappte ihrer Schwester die Chips weg und setzte sich auf einen Sessel.
„Hey, wir können nicht in die Zukunft sehen, aber ich würde mich natürlich freuen, wenn das mit euch was wird, dich doch auch Gran, oder?“, fragte Nikki und stupste ihre Großmutter an.
„Ja, natürlich, Kleines“, bemerkte Riane nicht gerade glaubhaft.
„Ich hab‘ gehört, was du gesagt hast, ja, er ist Kolumbianer, aber er ist in den Staaten aufgewachsen, er ist weder gewalttätig noch faul, er ist ein wirklich süßer Kerl und ich mag ihn. Ende der Geschichte“, bemerkte Courtney verteidigend.
„Du magst ihn wirklich, oder?“, fragte Riane ihre Enkeltochter.
„Ja, ich mag ihn, er war so lieb, in der Zeit, als ich im Krankenhaus war und mir ist das erst jetzt klar geworden. Vielleicht werde ich mit ihm mein ganzes Leben zusammenbleiben, vielleicht auch nur drei Dates, momentan bin ich aber verknallt und möchte das noch ne Weile bleiben, ist das klar?“, bemerkte Courtney und ihre Gran nickte.
„Meine kleine Courtney ist verliebt, dass ich das noch erleben darf. Auch wenn ich ihn nicht für die richtige Wahl halte, freu‘ ich mich für dich“, bemerkte Riane und Courtney lächelte matt.
„Ich glaub‘, es war keine gute Idee, dass ich ihn hierhin eingeladen habe, ich dachte, dass du ein Mal nicht die Frau mit den Vorurteilen sein kannst, da hab‘ ich mich aber getäuscht“, bemerkte Courtney wütend und rauschte ins Gästezimmer.
„Ich hab‘ keine Vorurteile“, behauptete Riane.
„Doch, die hast du“, erkannte Nikki und ging ihrer Schwester hinterher.
„Hab‘ ich was davon gesagt, dass du mir nachlaufen sollst?“, fragte Courtney gereizt, als ihre Schwester ihr ins Zimmer folgte.
„Ich liebe Sergio wie einen Bruder, ich bin glücklich, dass ihr euch gefunden habt“, erklärte Nikki.
„Toll, du hast ja auch den perfekten Freund, Ire, Katholik, sieht scheiße gut aus und ach ja, ist kein Kubaner“, erkannte Courtney trotzig.
„Kann schon sein, aber er hat den falschen Nachnamen für unsere Familie“, bemerkte sie genauso trotzig.
„Wir sollten echt nicht mehr auf unsere Eltern hören, wir sind erwachsen, verdammt“, wurde Courtney wütend.
„Ja, das klingt gut. Ich werde dafür sorgen, dass Sergio kein böses Wort aus Grans Mund hört“, versprach Nikki.
„Danke, aber dir ist schon klar, dass du die Mutterrolle übernommen hast, oder?“, stellte Courtney fest.
„Das fällt dir echt spät auf, das mach‘ ich schon seit Jahren. Er mag dich, du magst ihn, mehr ist nicht wichtig. Kommst du jetzt wieder mit? Wir sehen Gran nur ein Mal im Jahr, da sollten wir nicht streiten“, bat Nikki und Courtney kam mit ihr zurück.
„Entschuldige, ich kann das nicht beurteilen, ob er der Richtige für dich ist, tut mir leid“, entschuldigte sich Riane, als sie zurückkamen.
„Ja, genau, das kannst du nicht. Können wir jetzt endlich den Film sehen, bitte?“, fragte Courtney versöhnlich und so sahen sich die drei Frauen einen typischen Frauenfilm an.

Siebzehntes Kapitel


In dieser Nacht hatte Nikki wirre Träume mit Feuer und Rennwagen. Schreiend wachte sie auf.
„Hey, alles klar bei dir?“, fragte Courtney, die in den Raum gestürzt kam.
„Ja, ja, hatte nur einen Albtraum“, bemerkte Nikki keuchend.
„Mein Gott, du schwitzt ja wie verrückt, wirst du krank?“, fragte Courtney und setzte sich neben ihre Schwester.
„Ich hab‘ etwas ganz dummes gemacht“, murmelte Nikki und setzte sich auf.
„Du hast doch nicht wieder mit den Drogen angefangen, oder?“, fragte Courtney entsetzt.
„Nein, natürlich nicht, wie kommst du jetzt darauf?“
„Na ja, du schwitzt ziemlich und wirkst verwirrt“, bemerkte Courtney.
„Ich hatte nen Albtraum, ich hab‘ Eli bei dem Unfall aus dem brennenden Wagen gezogen, ich hatte einen Schutzanzug an, aber ich hätte mich umbringen können“, gestand Nikki.
„Du hast was? Du spinnst doch, ist doch schlimm genug, dass Elias jeden Tag in Lebensgefahr ist, da musst du dich auch nicht noch da rein bringen“, wurde Courtney wütend.
„Hey, ich sag‘ doch, es war ein Fehler, ich realisiere gerade erst, was für ein Scheiß ich gemacht habe. Ich war so lebensmüde“, dachte Nikki laut nach.
„Ja, warst du, ich liebe dich, große Schwester, tu‘ so was Blödes nie wieder“, bemerkte Courtney und umarmte ihre Schwester.
„Ich tue mein Bestes, kann aber nichts versprechen. Man, jetzt kann ich nicht mehr schlafen, ich brauch‘ jetzt Eiskrem“, entschied Nikki und stand auf.
„Eiskrem, das ist nicht dein Ernst“, bemerkte Courtney und ging hinter ihrer Schwester in die Küche hinterher.
„Doch, vollkommen mein Ernst, klasse, sie hat Schokoladeneis, das ist jetzt perfekt“, kramte Nikki im Gefrierfach herum und sprang dann mit einem Schokoladeneisbecher auf den Tresen, um ihn zu essen.
„Hast du grad‘ einen Nervenzusammenbruch, von dem ich wissen sollte?“, fragte Courtney verwirrt.
„Nein, alles bestens, ich hab‘ nur einen Heißhunger auf Eiskrem, das ist alles. Entschuldige, willst du auch?“, fragte Nikki mampfend.
„Nein, ich brauch‘ kein Eis um drei Uhr morgens, danke. Glaubst du, du kannst mit Eiskrem im Bauch besser schlafen?“, fragte Courtney schmunzelnd.
„Nein, aber das brauch‘ ich jetzt. Ich hab‘ so Angst, dass das wieder passiert und ich dann allein im Ring stehe. Ich werde nächste Saison einen ganzen Rennstall leiten, ich kann das nicht“, bekam Nikki plötzlich Panik.
„Du hast Whisk und die anderen Jungs um dich rum und wenn das mit Whisk und mir klappt wirst du mich auch noch ne Weile um dich rum haben. Wir sind eine Familie, egal was passiert“, erkannte Courtney.
„Du wolltest doch Kosmetikerin werden, bitte halt‘ an diesem Ziel fest, du sollst nicht zurückkehren“, bat Nikki.
„Ich hab‘ dich auch lieb“, erkannte Courtney sarkastisch.
„Das meinte ich nicht so, du weißt, wie ich das meine. Du musst jetzt deinen Träumen folgen, auch wenn das zu bedeuten hat, dass ich Whisk als Mitarbeiter verliere“, entschied Nikki versprechend.
„Du wirst ihn doch nicht feuern, oder?“, fragte Courtney besorgt.
„Oh Gott nein, natürlich nicht, aber so sehr wie er dich liebt, wird er dir überall hin folgen“, erwiderte Nikki mit einem Lächeln.
„Wirklich? Hat er das gesagt, er liebt mich?“, fragte Courtney erfreut.
„Nicht mit so vielen Worten, aber ich hab‘ das schon gemerkt. Du kannst dich glücklich schätzen“, bemerkte Nikki.
„Du hast mich nie besucht“, warf Courtney plötzlich ein.
„Wo hab‘ ich dich nie besucht, Kleines?“, war Nikki verwirrt.
„Hier, als ich meinen Entzug gemacht habe“, bemerkte Courtney nachdenklich.
„Ich wollte ja, aber Mum und Dad haben mich nicht gelassen. Sie dachten vermutlich, ich wäre noch nicht stark genug, ich war ja gerade erst aus der Reha raus. Tut mir leid, dass ich nicht für dich da war“, erkannte Nikki und sprang vom Tresen, um das Eis zurück ins Eisfach zu legen.
„Das ist so lange her, ist schon gut. Hier kommen nur wieder alle alten Erinnerungen zurück, ich hab‘ immer noch einen Knoten im Magen, wenn ich hier bin. Ich sag‘ zu Gran immer, ich mach‘ ne Diät, aber eigentlich hab‘ ich hier nur keinen Hunger. Ich hab‘ mich hier auch meistens übergeben, da kann man das doch verstehen, oder?“, erwiderte sie.
„Klar, das ist total verständlich, aber du brauchst die nächsten Wochen deine ganze Kraft, du musst was essen“, erwiderte Nikki und setzte sich auf einen Barhocker.
„Ich kann nicht“, bemerkte Courtney bedrückt.
„Dann werden wir morgen mal auswärts was essen, bevor du uns hier noch verhungerst“, bemerkte Nikki und Courtney nickte.
Plötzlich stand ihre Gran im Morgenmantel in der Tür.
„Céard or cad é tá cearr cailin[1]?“, fragte ihre Großmutter verschlafen.
„Entschuldige, du hast mich verloren, was heißt cailin nochmal, Mädchen oder Verrückte?“, fragte Nikki verwirrt.
„Mädchen, ich seh‘ grad Crazy Nikki bei ihrem Nervenzusammenbruch zu“, erklärte Courtney ihrer Großmutter.
„Ich hab‘ keinen Nervenzusammenbruch“, verteidigte sich Nikki.
„Du isst Eiskrem mitten in der Nacht“, bemerkte Courtney.
„Es ist schweineheiß, jetzt geht’s mir besser. Tut mir leid, dass wir dich geweckt haben, Riane“, entschied Nikki.
„Ich war wach, keine Sorge. Wollt‘ ihr nen Kaffee, jetzt wo wir alle wach sind?“, fragte Riane und die Mädchen nickten.

[1]
 Was ist los, Mädchen?


„Also, wer hatte den Albtraum?“, fragte Riane nach und setzte den Kaffee auf. Nikki hob ihre Hand.
„Irgendwas, über was du mit mir reden willst?“, fragte Riane und stellte drei Tassen auf den Tresen.
„Mit der Therapeutin schon, die Großmutter in dir sollte das lieber nicht wissen“, entschied Nikki.
„Sie hat Eli aus einem brennenden Rennwagen gezogen und hat jetzt Albträume deswegen“, erwiderte Courtney.
„Danke, Court‘“, grummelte Nikki.
„Mir gefällt die Geschichte, dass du der Boss des Rennstalls wirst immer weniger“, erkannte Riane und setzte sich neben ihre Enkelin.
„Ich werde in dem Job nicht so sehr in Gefahr sein, dass war nur ein Hirnaussetzer“, erklärte Nikki.
„Ja, ganz eindeutig, was hat Gerald dazu gesagt?“, fragte Riane und holte Kekse aus einer Schublade.
„Er war stolz auf mich, ja ich weiß, nicht die richtige Reaktion, aber so ist er halt“, entschied Nikki.
„Ja, leider. Es wird echt Zeit, dass er sich in Cabo zur Ruhe setzt und das alles hinter sich lässt, er ist schon viel zu lang dabei“, bemerkte Riane und aß einen Keks.
„Cabo, ich dachte Dad will nach Chicago?“, wunderte sich Courtney.
„Ja, momentan, aber er denkt über Kalifornien nach, ich weiß, Mum ist auch dort, bisschen seltsam, aber vielleicht wird der alte Herr auf die alten Tage noch sentimental“, erklärte Nikki.
„Scheint so, Mum wird das gar nicht gefallen. Wird schon seltsam sein, den alten Brummbär auf Tour nicht mehr dabei zu haben“, erwiderte Courtney.
„Court, du wirst nicht mehr mitfahren, ich dachte, das hätten wir geklärt“, bat Nikki.
„Es ist noch etwas hin bis zum Saisonanfang, wir werden sehen“, erkannte Courtney ruhig.
„Ja, das werden wir. Aber denk‘ mal darüber nach, was anderes zu machen, du bist zwar mit all dem aufgewachsen, heißt aber nicht, dass du mit all dem alt werden musst“, entschied Nikki.
„Aber du tust das doch auch, oder?“, fragte Courtney vorwurfsvoll.
„Ich hab‘ Benzin im Herzen, mir tut es in der Seele weh, wenn ich nicht das Heulen der Motoren höre. Ich bin jetzt schon ganz hibbelig, weil alles so ruhig ist“, erklärte Nikki.
„Er hat sie infiziert, das hatte ich befürchtet“, bemerkte Courtney zu Riane.
„Wer hat wen infiziert? Du sprichst in Rätseln, kleine Schwester“, wunderte sich Nikki.
„Du bist nur auf das nächste Rennen fixiert, dein Vater war in deinem Alter genauso. Sieh was es ihm gebracht hat, er ist jetzt Mitte 50, Single und ein Trinker. Willst du auch mal so enden?“, fragte Riane mit besorgter Stimme.
„Nein, natürlich nicht, ich will das nicht mein ganzes Leben machen, aber momentan gehört das zu meinem Leben“, erwiderte Nikki und nahm einen Keks.
„Was ist mit Derek?“, fragte Courtney forsch.
„Was soll mit ihm sein?“
„Willst du ihn als Schoßhündchen in deiner Tasche mitschleppen während der Rennen?“, fragte Courtney.
„Na toll, du kannst einem auch alles verderben, darüber hab‘ ich die ganze Zeit nicht nachgedacht“, erwiderte Nikki.
„Nicht dein Ernst, wie kannst du nicht darüber nachgedacht haben?“, fragte Courtney verwundert.
„Hey, ich hatte noch nicht so viele ernsthafte Beziehungen, da hab‘ ich halt noch nie drüber nachgedacht. Ich sollte ihn anrufen und ihm sagen, dass das mit uns nichts wird“, entschied Nikki.
„Oh … warte, nicht so schnell, der Kerl ist wirklich in Ordnung, es steht noch ein langer Sommer und Herbst vor uns, genieß die Zeit mit ihm und sieh dann weiter“, hielt Courtney sie davon ab.
„Ich will keinen Kerl für einen Sommer“, erwiderte Nikki nachdenklich.
„In deinem Job geht das nur einen Sommer. Jetzt treff‘ dich erst mal mit ihm, vielleicht wird er auch so abgeschreckt von Gran, dass er schreiend wegläuft“, erkannte Courtney und sah ihre Großmutter vorwurfsvoll an.
„Hey, ich bin nicht so schlimm“, murmelte Raine.
„Du wendest ziemlich fiese psychologische Tricks bei unseren Kerlen an, erinnerst du dich noch an Lewis, meinen Freund aus der Zeit, wo ich bin dir war? Er ist jetzt in der Klapse“, erkannte Courtney.
„Das liegt aber daran, dass er sich alles rein gepfiffen hat, was er gefunden hat, sicher nicht an mir“, entschied Raine.
„Klar, red‘ dir das bloß ruhig ein. Wir können von Glück reden, dass unsere Kerle im Motorsport sind und so Nerven aus Stahl haben“, erwiderte Nikki und legte ihr Handy wieder auf den Tresen.
„Gut, deine Panikattacke ist vorbei. Man, es wird schon hell, ich sollte das ausnutzen und eine Runde joggen gehen“, bemerkte Courtney.
„Kleines, du hast Unterleibsverletzungen, du sollst nicht joggen“, bemerkte Raine.
„Toll, nicht nur dass dieser Arsch mich vergewaltigt hat, jetzt werd‘ ich wegen ihm auch noch fett“, grummelte Courtney.
„Du hast seit deinem Entzug fast Untergewicht, red‘ keinen Scheiß“, bemerkte Nikki.
„Tja, manche Leute sind halt zufrieden mit nem Speckring, manche nicht“, erwiderte Courtney und musterte ihre Schwester.
„Das lass‘ ich dir jetzt nur durchgehen, weil ich dich geweckt habe“, raunzte Nikki.
„Darf ich wenigstens Yoga machen?“, fragte Courtney ihre Großmutter.
„Ja Kleines, aber nur leichte Übungen“, bat Raine.
„Ich bin dann mal im Garten“, erwiderte Courtney und ging davon.
„Sie macht grad Yoga im Dunkeln, ich hoff‘ du weißt das“, erwiderte Nikki und schlürfte an ihrem Kaffee.
„Solang’s ihr hilft, ich muss sie immer davon abhalten, sich nicht so anzustrengen“, erklärte Raine.
„Spricht sie auch mit einem Therapeuten, ich mein‘ mit jemandem, mit dem sie reden will?“, fragte Nikki.
„Ich bin eine preisgekrönte Therapeutin!“
„Sie redet aber nicht mit dir darüber, ich werd‘ morgen einen Termin für sie ausmachen“, plante Nikki.
„Nicole, du bist ihre Schwester, nicht ihre Mutter, lass‘ sie selbst machen“, entschied Raine forsch.
„Ich werde glaub‘ ich auch Yoga machen, danke für den Kaffee“, erwiderte Nikki, der das Thema unangenehm war und ging zu ihrer Schwester.

Achtzehntes Kapitel


Nervös saß Courtney in einem schönen Sommerkleid auf der Terrasse. Der Mann, den sie liebte sollte jeden Augenblick bei ihr sein.
„Wenn du in die Leere starrst, kommt er auch nicht schneller“, erkannte Nikki, die im Türrahmen stehend ihre nervöse Schwester beobachtete.
„Du bist ja nur grummelig weil sich der Moore Junge noch nicht gemeldet hat, ob er jetzt kommt oder nicht“, erwiderte Courtney und sah ihre Schwester an.
„Derek, er heißt Derek verdammt“, bemerkte Nikki, stieß sich vom Türrahmen ab und ging zurück ins Haus.
„Derek, tut mir leid, wirklich, bleib hier“, bat Courtney nervös.
„Sie ist verdammt nervös, irgendwie süß“, erkannte Raine, die vom Küchenfenster aus ihrer Enkelin zusah.
„Sie hat Angst, dass du ihn vergraulst, Gran“, bemerkte Nikki, die ihr in der Küche half.
„Ich bin nett, hab‘ ich doch versprochen. Sieht er gut aus?“, fragte Riane.
„Mir ist nicht wohl dabei, mit meiner Großmutter darüber zu reden“, erkannte Nikki und hakte weiter Zwiebeln.
„Ich mein‘, du hast mit ihm geschlafen und du stehst nur auf Männer mit einem gewissen Charme“, schmunzelte Riane.
„Woher weißt du das jetzt schon wieder … ach ja, du bist ihre Therapeutin, wehe du erwähnst das hier nur mit einem Wort“, erkannte Nikki gereizt.
„Bin nicht grad‘ stolz darauf, was du gemacht hast, warum soll ich das ansprechen. Ich hoffe, das erfüllt dich auch nicht mit Stolz“, konterte Riane und nahm ihr die Zwiebeln ab.
„Nicht wirklich. Was zum Henker kochst du da eigentlich?“, fragte Nikki, die aus den Zutaten nicht schlüssig wurde.
Ajiaco, kolumbianische Hühnersuppe, was? So möchte ich sagen „Willkommen in der Familie“. Zu dick aufgetragen?“, fragte Riane.
„Schon etwas ja, aber ist nett. Man, mich fuchst es, das Derek sich nicht gemeldet hat“, erwiderte Nikki laut nachdenkend.
„Er liegt am Strand in der Sonne, du hast doch nicht wirklich gedacht, dass er kommt, oder?“, fragte Riane und Nikki schüttelte den Kopf.
„Mach dir keine Sorgen, das heißt nicht, dass er dich nicht mag. Dafür kannst du jetzt ganz um deine Schwester kümmern. Geh am besten wieder zu ihr, ich glaub‘ sie ist kurz vor einem Nervenzusammenbruch“, entgegnete Riane.
„Okay, mach‘ ich. Ich glaub‘ da gehören noch mehr Zwiebeln rein“, entschied Nikki und ging wieder raus.
 
„Gran kocht kolumbianisch“, erwiderte Nikki und setzte sich zu ihrer Schwester.
„Du machst Witze“, erkannte Courtney und wendete sich zu ihr.
„Nope, Ajiaco, ich hab‘ das schon bei Sergios Gran gegessen, also weiß ich wie das richtig schmeckt“, entgegnete Nikki schmunzelnd.
„Das ist so gruselig, dass du seine ganze Familie kennst und ich nicht“, bemerkte Courtney und sah auf die leere Straße.
„Du wirst sie alle kennenlernen, seine Mum kenn‘ ich noch nicht, ich sollte für ihn seine Alibifreundin spielen, sie wird sich riesig freuen, wenn er diesmal mit ner richtigen Freundin ankommt“, konterte Nikki.
„Er wär lieber mit dir als Alibifreundin zu seiner Mutter gefahren, als mir seine Gefühle zu gestehen?“, fragte Courtney und sah sie wieder an.
„Männer, die soll mal einer verstehen. Hey, den Fahrstil kenn‘ ich doch, da kommt er“, erkannte Nikki, als sie auf der Straße einen schwarzen Geländewagen fahren sah, der vor dem Haus mit quietschenden Bremsen zum Stehen kam.
„Nen größeren Wagen gab’s beim Autoverleih wohl nicht“, begrüßte Nikki, Whisk mit ner Umarmung.
„Doch, ein Hummer wär noch frei gewesen, aber ich mochte die Farbe nicht“, schmunzelte Whisk und sah zu Courtney, die immer noch in ihrem Stuhl sah und ihn matt anlächelte.
„Wie geht’s ihr?“, fragte Whisk, Nikki.
„Sie ist leicht reizbar, sonst ganz gut. Sie kann Berührungen nicht so ab momentan, aber geh‘ ruhig zu ihr“, erklärte Nikki und Whisk löste sich von ihr und ging langsam auf Courtney zu.
„Ganz schön protzig, dein Wagen“, erkannte Courtney und stand etwas schüchtern auf. Jetzt stand sie ganz nah bei ihm.
„Entschuldige, ich bin dir zu nah, tut mir leid“, entschuldigte er sich, aber bevor er zurückgehen konnte, gab sie ihm einen sanften Kuss auf den Mund und dann einen sanften Faustschlag in den Bauch.
„Du Idiot, warum sagst du mir nicht, dass du Gefühle hast, ich bin doch immer da gewesen“, erkannte sie etwas vorwurfsvoll.
„Körperlich schon, aber ich hab‘ kein Anzeichen bei dir gesehen, dass du genauso fühlst. Deine Großmutter beobachtet uns“, erklärte er und sah über ihre Schulter hinweg in das Küchenfenster, an dem Riane stand und sie anstarrte.
„Ja, das seh‘ ich. Wir sollten reingehen“, murmelte Courtney, Whisk ließ sie an sich vorbei gehen und er folgte ihr an ihrer Hand ins Haus.
„Derek ist nicht mitgekommen?“, fragte Nikki, als sie hinter ihnen reinkam.
„Rücksitz, frag‘ nicht“, erkannte Whisk nur und drückte ihr den Autoschlüssel in die Hand.
„Was hast du gemacht?“, fragte Nikki missfällig.
„Oh nein, das kannst du mir nicht in die Schuhe schieben, da ist die Flugbegleiterin schuld, die ihm den ganzen Whisky gegeben hat“, entschied Whisk.
„Er hat sich auf dem Flug besoffen? Warum tut er das?“, fragte Nikki kopfschüttelnd.
„Das kannst du ihn fragen, wenn er wieder aufwacht, er ist vor 10 Minuten im Auto eingepennt. Tut mir leid, ich hab‘ versucht ihn davon abzuhalten, aber ich glaub‘, er mag mich nicht“, erkannte Whisk und Nikki ging zum Wagen.
 
Sie klippte die Tür des Wagens auf und öffnete die Beifahrertür. Ihr kam Dereks Kopf entgegen, der an der Tür gelehnt gewesen war.
„Du schämst dich gar nicht, hier so aufzutauchen“, wütete Nikki und zerrte ihn ruppig an den Schultern nach draußen.
„Mein Vater hasst mich“, lallte Derek.
„Super Erklärung für deinen Zustand. Komm‘ rein, schlaf erst mal deinen Rausch aus“, erwiderte sie wieder etwas ruhiger und stützte ihn bis ins Haus. Nachdem sie ihn im Gästezimmer abgeladen hatte, ging sie zurück in die Küche.
„Oh man, tut mir leid Gran, er hat private Probleme, ich lass ihn erst mal den Rausch ausschlafen. Hey, du bist ja noch da“, entgegnete Nikki zu Whisk.
„Wo soll ich denn hin? Ich bin doch grad‘ erst angekommen“, fragte Whisk verwirrt.
„Ein Insiderscherz, ach egal, ich hab‘ Hunger, lasst uns Essen“, bat Nikki gedankenversunken.
„Der kotzt mir aber nicht das Gästezimmer voll, oder?“, fragte Riane.
„Danke für deine Anteilnahme, ich hab‘ ihm einen Eimer hingestellt, ich hab‘ drei ziemlich labile Teammitglieder, ich kenn‘ mich aus. Also, Essen jetzt“, bemerkte Nikki, der die Situation unangenehm war und sie gingen zusammen ins Esszimmer. Als sie gerade mit dem Essen begannen, hörten sie Würggeräusche aus dem Gästezimmer.
„Fangt schon mal an, bin gleich wieder da“, bat Nikki, stand ruckartig auf und ging ins Gästezimmer.
„Oh man, ich hasse Whisky“, murmelte Derek, der sich gerade übergeben hatte.
„Guter Tipp, nächstes Mal, trink ihn nicht. Also, warum hasst dein Vater dich heute?“, fragte Nikki und setzte sich neben ihn.
„Er hat mich angerufen, kurz vor unserer Abreise, dass ich nicht wiederkommen muss, er hat mich verstoßen“, erklärte Derek und übergab sich erneut.
„Weil du aufhören willst?“, fragte Nikki verständnisvoll.
„Nein, weil ich zu euren Gunsten im Prozess gegen meinen Bruder aussagen möchte“, erwiderte Derek und lehnte sich erschöpft zurück ins Kissen.
„Willst du das wirklich? Oh man, ich könnt‘ dich knutschen, nur grad‘ nicht, du hast Kotze am Mund“, konterte Nikki erfreut und wischte ihm den Mund ab.
„Ich mag‘ dich sehr und hab‘ keine Lust mehr, ständig hinter meinem Bruder hinterher zu räumen. Mein Vater sieht das nicht ein. Ich weiß nicht, was er an diesem brutalen Arsch findet, er ist nicht sein einziger Sohn weißt du? Ich bin hier besoffen aufgetaucht, obwohl ich eigentlich einen guten Eindruck bei deiner Großmutter hinterlassen wollte, es tut mir leid“, bemerkte er, als ihm klar wurde, was er gemacht hatte.
„Tja, kann man nicht ändern. Hast du fertig gekotzt, ist nicht arg appetitanregend das Geräusch, wir essen gerade in dem Zimmer daneben“, erklärte Nikki etwas kühl.
„Tschuldige, ich bin leer, hab‘ nicht viel gegessen heute. Ist Whisk arg böse, ich hab‘ ihm vorhin im Auto so ein paar Sachen an den Kopf geworfen, die ich jetzt bereue“, erklärte er.
„Er denkt, du magst ihn nicht. Klär das mit ihm, wenn du wieder nüchtern bist, er ist mein bester Freund, wenn du mein Herz erobern willst, musst du an ihm vorbei“, entschied sie und stand wieder auf.
„Ich versprech’s, jetzt bin ich aber noch zu besoffen. Ich werd‘ mich jetzt zusammenreißen, geh‘ wieder Essen“, bat Derek müde.
„Das will ich dir auch raten, ich bring‘ dir später was zu essen, wenn du dann Hunger hast. Oh man, hast du nur Alkohol zu dir genommen, heute? Das stinkt hier drin vielleicht“, erkannte Nikki und öffnete ein Fenster.
„Hatte nicht so viel Hunger heute“, erklärte Derek.
„Aber ziemlich viel Durst, wie es aussieht. Ich werde dir nachher eindeutig was zu essen bringen. Ich muss jetzt los, Gran lässt die anderen sicher nicht essen, bis ich wieder da bin. Schön, dass du da bist“, erwiderte Nikki und ging zurück an den Esstisch.
„So, jetzt können wir essen. Das riecht echt toll, Gran“, erkannte Nikki, als sie am Tisch saß.
„Ich hab‘ irgendwie keinen Hunger mehr“, murmelte Courtney.
„Tut mir echt leid, das hab‘ ich mir anders vorgestellt. Bitte esst was, der Hunger kommt doch beim Essen, oder?“, fragte Nikki aufmuntert und Whisk nahm brav einen Löffel von der Suppe.
„Sie haben Ajiaco gekocht, das ist mein Lieblingsessen“, erwiderte Whisk höflich.
„Wirklich, das freut mich, das habe ich nicht gewusst, ich hoffe, es entspricht Ihren Vorstellungen“, erkannte Riane erfreut.
„Sie ist köstlich, danke. Ach kommt schon, wir kommen aus der Rennfahrerbranche, wir haben schon unter anderen Bedingungen essen können, esst was“, bemerkte Whisk und die anderen begannen auch zu Essen.
 
Während Nikki und Riane sich in der Küche auf Gälisch über Whisk unterhielten, sprachen Whisk und Courtney im Wohnzimmer. Sie wurden unterbrochen, als ein ziemlich verschlafener Derek im tiefsten Gälisch über den Whisky fluchte, als er den Raum betrat.
„Netter Dialekt, Kork?“, fragte Riane erkennend.
„Ja, richtig, entschuldigen Sie, ich hör‘ sonst nur irisch in den Bars in Kork, war nen bisschen verwirrt. Ich brauch‘ was zu Trinken“, erkannte er wieder in seiner Muttersprache und klemmte sich hinter den Tresen.
„Hier, trink‘ das. Wusste gar nicht, dass du auch Gälisch sprichst“, erwiderte Nikki und gab ihm eine Flasche Wasser.
„Ich hab‘ die meisten Sommer meines Lebens bei meinem Großvater in Kork verbracht, er ist aber vor fünf Jahren gestorben, seitdem war ich nicht mehr dort. Ich möchte mich noch mal tiefst für mein Auftreten vorhin entschuldigen, ich habe private Probleme“, entschuldigte sich Derek bei Riane.
„Ich hab‘ es ihr erzählt“, erkannte Nikki mit ruhiger Stimme.
„Was hast du ihr erzählt, Schätzchen?“, fragte er verwirrt.
„Dass du dich für mich und gegen deinen Vater entschieden hast“, erkannte Nikki.
„Ach ja, das“, bemerkte er kurz.
„Du willst dein Versprechen wieder rückgängig machen?“, fragte sie erstaunt.
„Nein, natürlich nicht, tut mir leid, bin noch nicht ganz nüchtern. Aber ich hab‘ Hunger, ist noch was von der Suppe da?“, fragte Derek etwas benommen.
„Ich mach‘ Ihnen was warm und mix ihnen auch noch ein nettes Katerfrühstück, ich bin mit einigen trinkfesten Brüdern aufgewachsen, hab‘ sie immer wieder fit gekriegt“, erklärte Riane und wuselte in der Küche herum.
„Vielen Dank, Madam“, erkannte Derek höflich.
„Raine bitte, ich kenn‘ dich schon fast dein ganzes Leben, Kleiner“, gestand Raine plötzlich.
„Ernsthaft?“, wunderte sich Nikki.
„Ja, Gerald und Carl waren sehr gute Freunde, Carl war sogar bei deiner Geburt dabei, Nik“, erklärte Raine.
„Das ist nicht fair, nur wegen dem blöden Geld sind sie jetzt Todfeinde, es ist doch nur Geld“, bemerkte Nikki kopfschüttelnd.
„Welches Geld? Von was redest du?“, fragte Derek neugierig.
„Toll, darüber streiten, aber den Kindern nichts davon erzählen. Dein Dad schuldet meinem Dad 20.000 Mücken, die er ihm nie zurückgezahlt hat“, erklärte Nikki ruhig.
„Das ist das große Geheimnis? Oh man, ich hab‘ immer Gerüchte gehört, aber ich dachte immer, das würde mit Jackson zusammenhängen, aber so was, es tut mir leid für meine Familie, ich habe leider nicht die Verfügung über so viel Geld, sonst würde ich es dir geben“, erkannte Derek beschämt.
„Nein, das wollte ich nicht damit sagen, das geht nur unsere Väter etwas an, du musst mir gar nichts geben“, erwiderte Nikki erklärend und nahm seine Hände in ihre.
„Entschuldige, krieg‘ das jetzt nicht in den falschen Hals“, erwiderte Derek plötzlich, ließ ihre Hände los und übergab sich in die Spüle.
„Oh man, da hat jemand flüssig gefrühstückt, was? Willst du lieber was Magenschonenderes essen?“, fragte Raine und spülte in der Spüle nach.
„Nein, Suppe ist schon okay, jetzt bin ich leer, versprochen“, erkannte Derek benommen.
„Das hoff‘ ich mal, ich putz‘ dir nicht durch das ganze Haus hinterher. Setz‘ dich an den Tisch, das Essen ist fertig“, murmelte Riane und er schlurfte davon.
„Tut mir noch Mal so leid“, entschuldigte sich Nikki erneut bei ihrer Großmutter.
„Merk‘ dir eins, entschuldige dich niemals für die Sachen, die dein Mann getan hat. Er hat jetzt ein bisschen mit seinem Alkoholmissbrauch zu kämpfen, der wird schon wieder“, erklärte Raine.
„Alkoholmissbrauch? Gran, du kommst aus einer Familie von Brüdern, die in Pubs aufgewachsen sind, was er da macht ist kaum Alkoholmissbrauch“, erkannte sie etwas verwundert.
„Meine Brüder haben immer aus Freude, nie in schweren Zeiten getrunken, wenn er in unsere Familie kommen will, musst du das unterbinden, es reicht ein Alkoholiker in der Familie“, entschied Raine.
„In unsere Familie, spinnst du? Ich bin nur ein Mal mit ihm ausgegangen, manchmal übertreibst du es wirklich“, zischte Nikki und brachte Derek das Essen.
„Und, jetzt bereit zu essen?“, fragte Nikki liebevoll und stellte Derek den Teller mit der Suppe hin.
„Denk‘ schon, riecht zumindest sehr gut. Setzt du dich zu mir?“, fragte Derek und Nikki setzte sich zu ihm.
„Meine Großmutter sieht dich schon als meinen zukünftigen Ehemann“, gestand Nikki und Derek hustete stark.
„Dann wird‘ es ihr sicher nicht gefallen, dass ich ein Protestant bin“, nuschelte er in sein Essen.
„Verdammt, warum kannst du kein Katholik sein, sag‘ mir das. Also, wenn sie fragt, du bist ein Katholik, okay?“, bemerkte sie fast flüsternd.
„Ich hab‘ Verwandte in Belfast, das glaub‘ ich kaum“, erwiderte er ernst.
„Ja wundervoll, nicht nur dass du aus einer verhassten Familie stammst, jetzt musst du auch noch auf dein Religionsrecht bestehen“, nörgelte sie.
„Dann heiraten wir wohl nicht, was?“, witzelte er, was sie aber gar nicht witzig fand.
„Was? Sieh‘ es doch nicht so ernst, ich war auch schon mit ner Jüdin zusammen, meiner Familie ist das egal“, versprach er.
„Wir müssen unsere Väter wieder miteinander versöhnen, der sieht es nämlich auch nicht so eng mit der Religion wie meine Großmutter. Ne Ahnung, wie wir das machen können?“, fragte Nikki erschöpft.
„Ich lass mir was einfallen. Das ist echt eine tolle Suppe, Familienrezept?“, fragte er neugierig.
„Nein, ist ein kolumbianisches Rezept, meine Gran wollte nett zu unserem Gast sein“, erklärte Nikki und sah zu Whisk und Courtney.
„Ich bin auch Gast, sie hätte auch was irisches kochen können“, grummelte er.
„Eine Irin kocht ein irisches Gericht, sehr kreativ, wirklich“, mischte sich Riane ins Gespräch ein und setzte ich zu ihnen.
„Ihr habt nicht erwartet, dass ich komme, oder?“, fragte er erkennend.
„Du hast dich nicht gemeldet, wir konnten dich nicht wirklich einplanen“, erklärte Nikki.
„Da fühlt mich man sich gleich willkommen. Gut, dass wir ein Hotelzimmer gebucht haben, denk‘ ich zumindest, hey Whisk, haben wir ein Hotelzimmer?“, rief Derek zu Whisk.
„Ja, haben wir, willkommen zurück unter den Nüchternen, Mann“, rief Whisk zurück.
„Ja, danke. Also, über was haben wir geredet?“, fragte Derek.
„Du schläfst sicher mit ihm in einem Bett, sollen wir sie fragen, ob Whisk hier bleibt, dass wir zusammen ins Hotel gehen können? Ich schlaf‘ seit zwei Tagen auf der Couch, ich könnte mal eine Nacht in einem richtigen Bett vertragen“, erkannte sie.
„Du siehst wirklich erschöpft aus, das sollten wir vielleicht wirklich mit ihnen ausmachen“, schmunzelte Derek und sie grinste ihn an.

Neunzehntes Kapitel


„Schlafen, klar, wer’s glaubt“, erwiderte Whisk, als Derek dem Pärchen ihren Plan erklärte.
„Ach lass sie doch, du würdest doch auch lieber neben mir einschlafen, als neben ihm, oder?“, erwiderte Courtney.
„Ach verzieht euch schon, ihr Turteltauben“, gab Whisk nach.
„Danke, du bist ein Schatz. Wir werden dann fahren, ich hab‘ ja nen Wagen hier“, freute sich Nikki.
„Viel Spaß. Fahr‘ aber du, ich denk‘ nicht, dass Mr. Whiskey hier schon nüchtern ist“, erkannte Whisk und sah Derek in die geschwollenen Augen.
„Ich werd‘ fahren, keine Sorge. Also, habt einen schönen Abend, ruft uns an, wenn was ist“, stand Nikki auf und schulterte ihre Tasche.
„Klar, werden wir. Schlaft gut“, erwiderte Derek und verschwand mit ihr zu ihrem Auto.
„Kannst du eigentlich einen Rennwagen fahren?“ fragte Derek, als sie zu dem Hotel fuhren.
„Nein, eigentlich nicht, wieso?“, fragte Nikki verwundert.
„Seltsam für jemanden aus einer Rennfahrerfamilie“, erkannte er.
„Kannst du einen Reifen unter zehn Sekunden wechseln?“, fragte sie keck.
„Nein!“
„Seltsam für jemanden, aus einer Rennfahrerfamilie“, neckte sie ihn und er lächelte sie an.
„Okay, okay, schon verstanden. Ich will gleich wirklich nur schlafen, hatte viele Albträume in den letzten Nächten“, erwiderte Nikki trocken.
„Willst du mir davon erzählen?“, fragte er.
„Ich hab‘ jemanden aus einem brennendem Wagen gezogen, dass wird mir jetzt grade in meinen Träumen klar“, bemerkte Nikki.
„Ja, das hast du. Ich saß im Rennwagen, sonst hätte ich dich davon abgehalten. Ein feuerfester Anzug macht dich nicht gleich unbesiegbar“, konterte er.
„Das ist mir jetzt auch klar, ich werde so was sicher nie wieder tun, vor allem über die Fahrbahn rennen, ich könnte genauso in einem Krankenbett liegen oder Schlimmeres“, erkannte sie.
„Das will ich mir gar nicht vorstellen. Deine Gran ist echt viel cooler, als ich dachte“, erwiderte er und sie bog in die Einfahrt des Hotelparkplatzes ein.
„Sie ist mein größtes Vorbild, sie ist unter Brüdern aufgewachsen, da kriegt man ne große Klappe. Man, nettes Hotel, wer bezahlt das?“, fragte Nikki und hielt an.
„Ich fürchte ich, aus dem Grund sollte man nie besoffen ein Hotelzimmer aussuchen. Ich hab‘ Whisk echt genervt, wenn er mich so ärgern will“, schmunzelte er und stieg aus.
„Du musst echt mit ihm reden, aber bis dahin will ich ein Bad im Whirlpool nehmen. Solche teuren Hotels haben doch immer solche Dinger, oder?“, erwiderte Nikki angetan.
„Richtig, das klingt jetzt perfekt. Man, ich glaub‘ ich muss an mein Sparkonto gehen. Ich kann mich gar nicht so sehr daran erinnern, dass ich schon mal hier war“, erkannte Derek, als sie durch die Eingangshalle des Hotels gingen.
„Vielleicht hat er dich im Auto gelassen, als er hier eingecheckt hat, ganz sicher hat er das, sieh‘ dir die Leute an, die hätten dich sicher im hohen Bogen rausgeworfen, wenn du hier herein getorkelt gekommen wärst“, erkannte Nikki und ging mit ihm zum Hotelzimmer. Es war ein kleiner, schlichter Raum mit einem simplen Doppelbett in der Mitte.
„Okay, deine Bank musst du nicht anrufen, aber das Bett sieht echt verlockend gut aus“, kommentierte Nikki was sie sah und legte sich zufrieden aufs Bett.
„Ich geh‘ mal auf die Suche nach einem Whirlpool, ruh‘ dich ruhig solang aus“, bemerkte er und verschwand wieder. Als er wiederkam, war sie eingeschlafen.
„Du warst wirklich müde, meine Süße“, schmunzelte er, zog ihr ihre Motorradstiefel aus und deckte sie sanft zu.
 
Ein ungewohntes Gewicht lag auf ihrer Schulter, als Nicole Carter an diesem Morgen wach wurde. Als sie dem auf dem Grund ging, erschreckte sie sich, als sie einen Arm zu fühlen bekam, der nicht ihrer war. Sie schob den Arm ruckartig zur Seite und weckte ihren Bettnachbarn damit.
„Morgen, Süße“, murmelte Derek und drehte seinen Kopf auf dem Bauch liegend zu ihr.
„Derek?“, fragte sie schläfrig.
„Ja, was ist los? Hast du jemand anderen erwartet?“, fragte Derek schmunzelnd.
„Nein, natürlich nicht, ich hab‘ nur allgemein niemanden erwartet. Ist schön, neben jemandem aufzuwachen. Ich bin einfach so eingeschlafen gestern, tut mir leid“, erwiderte sie und setzte sich auf.
„Kein Problem, du siehst echt süß aus, wenn du schläfst“, erwiderte er zufrieden.
„Ich hab‘ doch nicht geschnarcht, oder?“, fragte sie etwas irritiert.
„Nur ein wenig, was aber auch sehr süß ist. Die haben keinen Whirlpool hier, kannst du das glauben?“, erklärte er und setzte sich auch auf.
„Schade, aber ich hab‘ mal so richtig ausgeschlafen, das war wundervoll. Man, hier könnte ich den ganzen Sommer bleiben“, fühlte sie sich richtig wohl.
„Ja, ich auch, aber das kann ich mir glaub‘ ich nicht leisten. Was hältst du davon, wir suchen uns ein Restaurant wo man schön brunchen kann?“, schlug Derek vor.
„Brunchen? Jetzt weiß ich, warum du gestern nicht mit mir schlafen wolltest, du stehst auf Männer“, witzelte Nikki.
„Was hast du gegen brunchen?“, fragte Derek verwundert.
„Äh, eigentlich gar nichts, aber ich bin nur verwundert, dass du so etwas freiwillig machen willst“, erkannte sie schmunzelnd und kuschelte sich unter seinen Arm.
„Ich bin mannsgenug für so etwas. Also, willst du?“, fragte er und drückte sie an sich.
„Eigentlich hab‘ ich noch nicht so Hunger, aber das können wir schnell ändern“, erwiderte sie und begann ihn leidenschaftlich zu küssen. Nach einem heißen Liebesabenteuer lagen sie erschöpft zusammen im Bett.
„Also schwul bist du ganz eindeutig nicht“, keuchte sie zufrieden.
„Nein, ganz eindeutig nicht. Jetzt hungrig?“, fragte er und küsste sie.
„Wie ein Bär. Lass uns gehen“, erkannte sie und löste sich von ihm.
Sie verbrachten einen wunderschönen Vormittag in einem netten kleinen Cafe und fuhren dann zurück zu den anderen.
Sie waren sehr entspannt und glücklich, als sie Hand in Hand zu dem kleinen Haus gingen. Die Ruhe sollte aber nicht lange andauern.
 
Sie hatte den Schlüssel noch nicht ganz umgedreht, als Courtney auf sie zugestürmt kam.
„Wo zum Henker warst du?“, fragte sie aufgebracht.
„Im Hotel und dann frühstücken, was ist hier los?“, fragte Nikki verwirrt.
„Deine Großmutter spielt mal wieder Therapeutin“, erkannte Courtney grummelnd.
„Ist auch deine Großmutter, meine Süße“, erwiderte Nikki beruhigend und legte ihre Tasche ab.
„Nein, sie ist meine Therapeutin. Und genau das ist das Problem“, konterte Courtney und rauschte an ihr vorbei nach draußen.
„Man, wir hätten sie nicht allein lassen sollen“, bemerkte Nikki kopfschüttelnd und schloss die Tür hinter ihr.
„Willst du ihr nicht hinter ihr hergehen?“, fragte Derek verwundert.
„Nein, jetzt muss sie allein sein. Ich werde mit meiner Großmutter reden, bin gleich wieder da“, erkannte Nikki und ging in die Küche, wo sie ihre Großmutter vermutete.
„Gran, was hast du schon wieder zu ihr gesagt?“, fragte Nikki, als sie in die Küche kam.
„Gar nichts, sie spinnt einfach“, bemerkte Riane, die gerade kochte.
„Eine echt‘ professionelle Meinung. Irgendwas musst du gesagt haben“, erwiderte Nikki und setzte sich auf einen Barhocker.
„Ich hab‘ ihn nur gefragt, ob er noch Gefühle für dich hat“, erwiderte Riane, als wäre dass das normalste auf der Welt.
„Nein, das hast du nicht“, bemerkte Nikki entsetzt.
„Du hast mit ihm geschlafen, da muss doch was zwischen euch gelaufen sein“, entschied Riane.
„Nichts was irgendwas mit Gefühlen zu tun hat. Ich liebe ihn ja, aber so wie ich Eli liebe, mehr nicht“, entgegnete Nikki standhaft.
„Aber du schläfst nicht mit Eli, hoff‘ ich zumindest“, erwiderte Riane und Nikki sah sie böse an.
„Wo ist er?“, fragte Nikki.
„Er wollte am Pier spazieren gehen“, erkannte Riane.
„Ich werde mit ihm reden, ich lass Derek mit dir allein, lass ihn bloß in Ruhe“, entschied Nikki sauer und ging wieder aus der Küche.
„Entschuldige, ich muss kurz weg, hol‘ dir nen Bier oder so, meine Gran kocht was, bin gleich wieder da“, eilte Nikki aus der Tür.
 
Sie musste eine Weile am Pier lang fahren, bis sie ihn traf. Er war tief in Gedanken versunken.
„Steig‘ ein“, bat Nikki, als sie langsam an ihm vorbei fuhr.
„Warum erzählst du ihnen davon, sag‘ mir das?“, nörgelte er und lief weiter.
„Ich hab‘ es Court‘ erzählt und die hat es meiner Großmutter erzählt, tut mir leid, das war peinlich für dich“, konterte Nikki und musste auf die Bremse treten, als er ruckartig stoppte.
„Ich wurde von deiner Großmutter über meine Gefühle ausgefragt, ich habe so viele Gefühle gerade in mir, das war genau die falsche Frage, denn ich konnte nicht so schnell antworten, wie Courtney sich das gewünscht hätte. Man, ich hab‘ drei Jahre gewartet, dass ich diese wunderbare Frau habe und nun muss deine Großmutter alles versauen“, erklärte er.
„Komm‘ steig ein, wir reden darüber“, bemerkte sie und er stieg ein.

Zwanzigstes Kapitel


Schweigend saßen die zwei Pärchen sich auf dem Sofa gegenüber, die Frauen ein Weinglas, die Männer eine Flasche Bier in der Hand.
„Soll ich vielleicht mit Courtney schlafen? Das würde alles ausgleichen“, bemerkte Derek nicht so ganz ernsthaft und Nikki warf ihm einen bösen Blick zu.
„War’n Witz, wir kommen alle aus dem gleichen Business, wir wissen was da alles läuft. Wir sollten das alles nicht so eng sehen, Nikki hatte Bedürfnisse und Whisk einen echt miesen Tag. Wir waren zu dem Zeitpunkt noch kein Pärchen, jetzt sind wir es. Riane wollte nur sicher gehen, das die Sache nicht zu einem Problem zwischen euch werden würde. Es ist ein Problem zwischen euch, wie wir festgestellt haben“, bemerkte Derek, um die Stimmung zu verbessern.
„Willst du jetzt, nach deiner Karriere als Rennfahrer, Komiker werden?“, fragte Whisk sarkastisch, der ziemlich angespannt war.
„Wollte nur die Stimmung auflockern, entschuldigt. Also, ich stelle die Frage noch mal in den Raum und du wirst jetzt ehrlich antworten Sergio. Hast du oder hattest du jemals romantische Gefühle für Nikki?“, fragte Derek und sah Whisk an.
„Sie ist meine beste Freundin und mein Boss, ich bin eine verdammte Nacht ihrer Verführungskünste erlegen, das war Das erste und das letzte Mal, willst du noch was wissen?“, fragte Whisk mit ernstem Ton.
„Äh nein, das war alles. Ihr seid also beste Freunde, das ist schön, Freunde sind wichtig“, stotterte Derek.
„Warum konntest du das vorhin nicht schon sagen“, erkannte Courtney erleichtert.
„Deine Großmutter macht mir Angst“, bemerkte er verlegen.
„Ach ja, das kenn‘ ich. Zumindest bist du noch da, meine anderen Freunde haben die Flucht ergriffen, nach dem Kreuzverhör“, schmunzelte Courtney und nahm Whisks Hand.
„Tja, ich bin aus dem Boxenteam der Carters, ich pinkle Eis“, konterte Whisk cool.
„Das haben wir wohl immer falsch gemacht, uns Typen gesucht, die nichts vertragen können. Sind wir jetzt alle wieder cool?“, fragte Nikki und alle nickten.
„Also, seid ihr jetzt fertig, können wir jetzt endlich essen, bevor es kalt wird?“, fragte Riane, die in der Tür stehend alles mit angehört hatte.
„Klar, wenn du dich endlich nicht mehr in unser Liebesleben einmischt!“, entschied Courtney.
„Gern geschehen. Jetzt kommt“, erwiderte Riane und ging zurück in die Küche.
Die zwei Paare verbrachten danach eine friedliche Woche in Maine. Doch dann mussten die Männer wieder fahren und auch die Frauen hatten nur noch ein paar Tage, um sich auf den Prozess vorzubereiten.
„Wo willst du jetzt hin?“, fragte Nikki traurig, als sie sich von ihrem Freund verabschiedete.
„Zu meinen Eltern, ich kann nicht einfach davon rennen, ich muss das mit ihnen klären“, entschied er.
„Du hast mit meiner Gran geredet, oder?“, fragte sie schmunzelnd.
„Sie ist eine wirklich gute Therapeutin, auch wenn dir das nicht gefällt. Keine Sorge, ich gebe meine Pläne nicht auf, ich werde pünktlich zur Verhandlung da sein und euch zur Seite stehen. Begleite mich doch, du kannst es ihnen vermutlich besser erklären“, bat er.
„Du willst mich deinen Eltern vorstellen?“, fragte sie überrascht.
„Du kennst meine Eltern!“
„Ich mein‘ so ganz offiziell. Wir sind grade erst zusammengekommen“, erkannte sie nervös.
„Du solltest eigentlich nur die Vermittlerin spielen, ich hab‘ Schiss“, gestand er, während er seine Sachen fertig packte.
„Ich könnte mitkommen“, dachte sie laut nach.
„Bitte, ich verspreche dir, es wird nur verkrampft auf Grund von mir, nie auf Grund von dir“, erklärte er.
„Das beruhigt mich gar nicht“, konterte sie.
„Also kommst du jetzt mit?“
„Ja, ich komme mit, für alles was du für unsere Familie machst, muss ich dich doch irgendwie entschädigen“, stimmte sie zu.
„Oh, das hast du mir gestern Nacht genug zurückgezahlt“, säuselte er und umarmte sie von hinten.
„Ja, unsere sexuelle Harmonie ist echt unglaublich. Der arme Whisk, er hat jetzt eine Woche auf dem Sofa geschlafen und bei seiner Mutter muss er das auch wieder. Wir sollten ihm ein Hotelzimmer spendieren, was denkst du?“, fragte sie zufrieden.
„Ja, das sollten wir. Glaubst du, wir können Court‘ mit deiner Gran allein lassen, ohne dass sie ihr wieder sonst noch was einredet?“
„Ja, glaub‘ schon. Also Jersey wir kommen“, entgegnete sie und packte ihr Sachen zusammen.
 
„Jersey, ernsthaft? Du weißt, dass das die Moore Familie ist?“, war Courtney überrascht, als ihre Schwester bei ihrer Abreise ihre Pläne erklärte.
„Ich mach‘ das für dich, kleine Schwester. Ich komm‘ dann nächsten Freitag zurück und hol‘ dich ab“, bemerkte Nikki und umarmte sie.
„Sie werden dich nicht besonders herzlich empfangen, ich hoffe, das weißt du“, entschied Courtney.
„Ja, das hab‘ ich schon verstanden. Halt die Ohren steif, Kleines, denk schon mal über deine Zukunft in der Kosmetikbranche nach, okay?“ bat Nikki.
„Nächste Saison werde ich an der Seite meines Freundes und meiner Schwester unser Team zum Sieg führen, aber nicht mehr als Boxenluder“, erkannte Courtney und sah zu Whisk, der seine Sachen in den Mietwagen lud.
„Das hab‘ ich mir fast schon gedacht. Ich würde mich freuen, wenn du mich begleiten würdest, du siehst auch schon viel besser aus, das muss an ihm liegen. Willst du mit ihm nicht auch etwas nach Florida mit ihm? Du brauchst noch etwas Ruhe vor dem Prozess“, konterte Nikki.
„Ich weiß nicht, wie ich ihn das fragen soll“, murmelte sie verlegen.
„Tu’s einfach, bevor er wegfährt. Seine Mutter ist wirklich sehr nett, da musst du keine Angst haben“, bemerkte Nikki hilfsbereit.
„Du hast Recht, das sollte ich machen. Wir treffen uns dann Freitag wieder hier“, entschied Courtney und ging zu ihrem Freund.
„Du willst Whisk foltern was? Jetzt muss er mit ihr in einem Bett liegen ohne sie anfassen zu dürfen“, stellte Derek fest, der neben ihr stand.
„Nur ein wenig. Können wir fahren?“, fragte Nikki und er nickte.
 
Am späten Nachmittag kamen sie in Hackettstown in New Jersey an.
„Wissen deine Eltern, dass ich mitkomme?“, fragte Nikki, als sie vor dem Haus anhielten.
„Äh nein, deshalb parken wir auch hier, obwohl wir da hinten wohnen. Ist nicht die beste Idee hier mit einem Teamwagen aufzukreuzen“, erklärte er.
„Super, da fühlt man sich doch gleich wohl. Aber mein Dad würde vermutlich auch durch knallen, wenn wir bei ihnen so unangekündigt herkommen würden. Also, wer soll ich sein?“, fragte sie planend.
„Nikki Carter, wer sonst? Du musst dich nicht verstellen Süße, wir sollten nur nicht so offen präsentieren, dass ich jetzt sozusagen zu eurer Familie gehöre“, entgegnete er und stieg aus.
„Ich will erst mal nen Ring sehen, bevor ich bei so was zusage“, witzelte Nikki.
„Du weißt, wie ich das meine. Du siehst übrigens sehr hübsch aus heute“, erwiderte er und nahm ihre Hand, als sie auch ausgestiegen war.
„Kleiner Schleimer. Man, bin ich nervös, ich hab‘ nie gedacht, dass ich jemals in den Moore Haushalt kommen würde“, erklärte sie.
„Wir sind nicht so viel anders als ihr, außer die lebenden Schlangen, die wir im Keller freilaufen haben“, schmunzelte er und sie sah ihn entsetzt an.
„Man, Humor hat eure Familie echt nicht gepachtet, wir sind die Moores, wir sind viele, aber wir beißen nur selten Besucher“, erkannte er gut gelaunt.
„Warum bist du so gut gelaunt? Ich dachte, du hättest einen riesen Streit mit deinem Vater gehabt. Warte, du hast mich angelogen, du stehst immer noch hinter deinem Bruder, du wolltest mich nur hier her locken, dass deine ganze Familie auf mich einreden kann, dass wir diese Sache vergessen, oder?“, fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen.
„Er hat einen Fehler gemacht, wenn wir ihn ins Gefängnis stecken, dann wird aus ihm der Mann, von dem ihr denkt, dass er es schon ist. Bitte, hör‘ sie an“, bat er erklärend.
„Nein, ich hör‘ sie nicht an, ich stehe 100 % hinter meiner Schwester, nichts wird das ändern. Tut mir leid, ich lass mich nicht verarschen“, wütete sie und riss sich von seiner Hand los.
„Ich hab‘ dich nicht verarscht, ich liebe dich und möchte mit dir zusammen sein“, konterte er, aber sie ging angeekelt von ihm weg zurück zum Auto.
„Bitte, komm‘ mit rein, es ist spät“, erwiderte er rufend, aber sie schmiss seinen Koffer auf den Bordstein und düste mit quietschenden Reifen davon.

Einundzwanzigsts Kapitel


„Nimm ab, bitte, es ist dunkel und du bist allein, ich vermisse dich, ruf mich an“, bat Derek zum zehnten Mal, als er seiner Freundin auf die Mailbox des Handys sprach. Es war fast Mitternacht und Nikki war seit sechs Stunden spurlos verschwunden. Er saß im Dunkeln auf der durchgesessen Couch seines Elternhauses.
„Hast du wirklich geglaubt, dass sie sich so in dich verliebt, dass sie all ihre Prinzipien über den Haufen wirft um für ihn auszusagen?“, fragte Cordelia, die ihren Sohn vom Türrahmen aus beobachte.
„Nein, im tiefsten inneren nicht. Es ist so unfair, mein Herz würde so gerne alles für sie tun, aber mein Kopf will Jackson helfen“, bemerkte er müde.
„Manchmal ist mit dem Kopf zu denken nicht immer die beste Idee“, erwiderte sie nur, stieß sich vom Rahmen ab und ging die Treppen ins Schlafzimmer hoch.
Derek dachte sehr lang darüber nach, war er tun musste. Dann rief er erneut bei ihr an. Diesmal nahm sie ab.
„Wenn du deinen Plan so intensiv überdacht hättest, wie du mich jetzt versuchst zu erreichen, wären wir jetzt nicht in der Situation“, murmelte sie in den Hörer.
„Wo bist du, Süße?“, fragte er nur.
„In einem Hotel hier in der Stadt. Ich kann dir gar nicht erklären, wie sauer ich gerade auf dich bin. Ich fahre morgen wieder nach Joliet und werde dort bis zur Verhandlung bleiben. Bitte ruf‘ mich nicht mehr an“, erwiderte sie kühl und legte wieder auf.
Als Nikki wieder aufgelegt hatte, weinte sie und auch Derek verdrückte ein paar Tränchen.
Sie hatte so gehofft, dass er ihr in dieser schwierigen Zeit zur Seite stand. Tags drauf fuhr sie wie angekündigt nach Joliet zurück. Sie kaufte ein Kostüm für sich und ihre Schwester, dass sie vor Gericht einen seriösen Eindruck machten.
Erst zwei Tage vor der Verhandlung erzählte sie Courtney die schlechte Nachricht. Courtney reagierte sehr erwachsen und versuchte sie aufzumuntern.
„Hey, das wäre auch zu schön gewesen, dass man einem Moore vertrauen kann. Ich komm‘ mit Sergio Morgen zu dir, das wird schon, mach‘ dir keine Vorwürfe, ich hab‘ es ihm auch abgekauft“, entgegnete Courtney.
„Ja, jetzt sind es nur wir gegen den Rest der Welt. Ich bin im Ramada Inn, zum Anziehen hab‘ ich dir was, ist mit Whisk und dir alles klar?“, fragte Nikki.
„Ja, ich hab‘ mich sogar mit seiner Mutter angefreundet. Also halt‘ die Ohren steif, wir sind in ein paar Stunden bei dir“, erkannte Courtney und legte wieder auf.
 
Am letzten Tag vor der Verhandlung kam Courtney mit Whisk zu ihr.
„Hey“, begrüßte Courtney ihre Schwester mit einem sanften Ton in der Stimme und umarmte sie.
„Der Arsch sollte eigentlich jetzt hier an meiner Seite sein, aber nein, er muss diese „Blut ist dicker als Wasser“ Scheiße abziehen“, war Nikki immer noch verärgert.
„Wir werden das dann auch durchziehen, wir werden als Familie zusammenhalten, egal was kommt. Also, was hast du zum Anziehen gekauft?“, fragte Courtney und kam mit Whisk in den Raum, der Nikki auch umarmte.
„Ein Kostüm, ja ich weiß, ist so gar nicht dein Stil, aber wir müssen auf jeden Fall vermeiden, dass dich jemand als Schlampe bezeichnen kann“, plante Nikki.
„Könnte das passieren?“, fragte Courtney unsicher.
„Es könnte so einiges passieren, aber wir sind darauf vorbereitet, unser Anwalt ist sehr gut. Ich hab‘ das Zimmer gegenüber für euch reservieren lassen, ich weiß nicht, wie lang die Verhandlungen dauern können, aber dieses Hotel ist ziemlich günstig, also bleiben wir hier. Ich sitz‘ schon den ganzen Tag hier im Hotel, ich werde mal einen Spaziergang machen. Hier, ich hab den Zimmerschlüssel für euch schon geholt, ruht euch etwas aus, ich hab‘ mein Handy an“, erkannte Nikki und gab Courtney den Schlüssel.
„Wo ist das Kostüm? Ich würd‘ es gern anprobieren“, erwiderte Courtney und Nikki gab ihr einen Kleiderbügel mit einer Wäschetüte daran.
„Ich muss meinen Anzug auch aufhängen, meine Mum war so begeistert, dass ich danach gefragt habe, den hab‘ ich schon ne ganze Weile nicht mehr getragen“, erwiderte Whisk und Nikki grinste schwach.
„Ich hoffe, er passt noch, hast ja in den letzten drei Jahren etwas Wohlstandspeck zugelegt, nichts für ungut. Danke nochmal für alles“, bedankte sich Nikki, legte ihm die Hand auf die Schulter und ging aus dem Zimmer.
 
In der Eingangshalle des Hotels saß Derek auf einer Bank. Er schien auf sie gewartet zu haben.
„Also, das ist echt eine Bruchbude im Vergleich zu dem Hotel in Maine“, begrüßte Derek sie.
„Tja, kann halt nicht jeder so viel Geld haben wie du. Stalkst du mich jetzt?“, fragte sie schroff.
„Morgen ist die Verhandlung“, erkannte Derek.
„Ach echt?“, bemerkte sie sarkastisch.
„Das ist echt blöd, wie das abgelaufen ist“, entschied er.
„Ja, da hast du Recht. Noch irgendwas was du mir zu erzählen hast, was ich nicht schon weiß?“, fragte sie und ging weiter.
„Mein Bruder ist schuldig und sollte bestraft werden“, entschied er.
„Ich höre“, blieb sie stehen.
„Ich hab‘ lang mit meiner Mutter geredet, sie hat es meinem Vater erklärt, ich werde jetzt mein Versprechen wahrmachen und für euch aussagen“, erkannte er ernst.
„Du willst diese blöde Lüge schon wieder anbringen, Fantasie hast du echt nicht“, konterte sie skeptisch.
„Er sagt die Wahrheit“, erkannte Cordelia, die zu den beiden kam.
„Cordelia, dich habe ich hier wirklich nicht erwartet“, stotterte Nikki.
„Ich hab‘ auch nie gedacht, dass ich jemals gegen meinen Stiefsohn aussagen würde, aber ich tue es. Mein Mann ist außer Sicht vor Wut, aber ich stehe zu meinem Sohn“, entschied Cordelia.
„Wieso tust du das?“, war Nikki gerührt.
„Ganz einfach, ich will Enkelkinder haben und wenn das bedeutet, dass die sturen Männer endlich ihren blöden Streit vergessen, dann ist mir das sehr recht. Also, können wir dich zum Essen einladen?“, fragte Cordelia.
„Ich würde dir gern vorher jemand vorstellen“, erkannte Nikki und brachte sie zu Courtney und Whisk.
„Er hat seine Mummy mitgebracht und jetzt glaubst du ihn?“, fragte Courtney kritisch, als sie zu ihr kam.
„Es tut mir leid, was mein Stiefsohn Ihnen angetan hat“, entschuldigte sich Cordelia bei Courtney.
„Ist ja nicht Ihre Schuld. Also, ihr sagt alle vier für mich aus? Muss ich dann dieses schreckliche Kostüm nicht tragen?“, fragte Courtney schmunzelnd.
„Doch, musst du, nur während der Verhandlung, versprochen“, erwiderte Nikki.
 
„Können wir kurz allein miteinander reden?“, fragte Derek plötzlich Nikki.
„Komm‘ mit“, bemerkte sie nicht begeistert und führte ihn in ihr Hotelzimmer.
„So, was willst du?“, fragte sie mit verschränkten Armen vor der Brust.
„Ich liebe dich und möchte meine Zukunft mit dir planen“, erwiderte er.
„Dann plan‘ schon mal große Reisen ein, denn ich werde ab nächstem Frühjahr viel rumreisen“, erwiderte Nikki.
„Okay, ich reise gern“, erwiderte Derek.
„Okay, du sagst einfach so okay?“, war sie überrascht.
„Willst du mich loswerden?“, fragte er leicht verärgert.
„Ich seh’s halt nur nicht ein, dass du einfach so hier auftauchst und denkst, ich verzeih‘ dir so einfach“, wütete sie.
„Das meinte ich nicht damit, ich hab‘ das falsch angepackt, ich will das wieder gutmachen, gib mir die Chance, bitte“, bat er hoffend.
„Tut mir leid, ich brauch‘ Zeit, um das zu verkraften, geh‘ jetzt bitte“, bat sie und deutete auf die Tür.
„Okay, ich lass‘ dir alle Zeit der Welt. Wir sehen uns morgen?“, fragte er etwas enttäuscht.
„Ja, scheint so. Danke, dass du das für uns machst“, bedankte sie sich nochmal und er ging davon.
„Gern geschehen. Hast du mir noch die Nummer von eurem Anwalt? Wir müssen uns noch mit ihm absprechen“, bat er.
„Hier ist seine Karte. Lass dich nicht von ihm abschrecken, er ist etwas schroff, aber echt sehr gut“, bemerkte Nikki.
„Ich werde es mir merken. Man sieht sich“, entschied er und ging wieder.

Zweiundzwanzigstes Kapitel


Zappelig saß Courtney neben ihrer Schwester im Gerichtssaal.
„Und wenn die mich als Schlampe darstellen? Ich meine, mein Lebensstil ist nicht gerade zölibatär“, erwiderte Courtney.
„Solang du solche Fremdwörter benutzt, halten dich alle für eine Professorin“, bemerkte plötzlich eine bekannte Stimme. Es war Elias.
„Eli, man, dich hätte ich hier echt nicht erwartet. Darfst du in deinem Zustand überhaupt fliegen?“, freute sich Courtney und fiel ihrem Bruder um den Hals.
„Hab‘ gestern das okay von den Ärzten bekommen und ich wollte meiner Schwester beistehen. Man, ihr seht so schick aus, das wird hier echt Ernst“, konterte Elias und musterte Nikki.
„Willst du uns unterstützen, oder noch nervöser machen?“, erwiderte Nikki und umarmte ihn auch.
„Au, nicht so fest drücken, sonst kommt noch eine Rippe in meine Lunge. Die haben mir sechs Monate jede körperliche Aktivität verboten, die Schweinehunde“, erklärte Elias und setzte sich unter Schmerzen hin.
„Also bleibt alles beim Alten“, scherzte Nikki.
„Hey, ich bin Rennfahrer. Da sind wir nun wieder, unsere kleine Familie“, erwiderte Elias und nahm Nikkis Hand in seine rechte und Courtneys Hand in die linke Hand.
„Da hinten ist er“, bemerkte Courtney plötzlich und sprang auf, als sie Derek sah, um auf ihn zuzugehen.
„Sag‘ mir nicht, dass Court‘ jetzt was mit Derek Moore hat“, erkannte Elias abfällig.
„Nein, er sagt für uns gegen seinen Bruder aus. Der soll bloß den Finger von meiner Kleinen lassen“, erkannte Whisk, der zu ihnen stieß.
„Serg‘, Amigo, hat es endlich mit euch geklappt, das freut mich. Du bist echt um Meilen besser als der Moore Typ“, erwiderte Elias erfreut.
„Hast du es ihm nicht gesagt?“, fragte Whisk, Nikki.
„Nein, dabei soll es auch bleiben“, konterte Nikki grummelnd.
„Was soll er mir nicht sagen?“, fragte Elias neugierig.
„Geht dich nichts an. Ich geh‘ zu Court‘“, erkannte Nikki und ging zu den anderen.
„Hey, ich hatte gerade ein längeres Gespräch mit den Anwälten, sie lassen meine Mutter und mich nicht als Zeugen zu, weil wir es nicht mit angesehen haben, tut mir leid“, entschuldigte sich Derek.
„Ah okay, schon gut, bleibst du heute trotzdem hier bei mir?“, fragte Nikki versöhnlich.
„Solang du willst. Meine Mutter muss wieder los, sie wird nicht wegen ihm dableiben“, erkannte er.
„Das sollte sie auch nicht. Ich hab‘ heut Nacht lang wachgelegen, ich hab‘ übertrieben reagiert, wir kriegen das hin“, erwiderte sie und küsste ihn sanft.
„Deinem Bruder steht der Mund offen“, schmunzelte Derek.
„Ah, gut, der Depp hält dich nicht gut genug für unsere Familie, der wird Augen machen. Okay, es ist 12 Uhr, wir müssen rein. Nimmst du meine Hand?“, fragte Nikki und Derek legte seine Hand sanft in ihre.
„Das ist nicht dein Ernst“, bemerkte Eli, der zu den anderen kam.
„Doch, ist es. Mach‘ jetzt keinen Aufstand, du musst nicht allen Mist mitmachen, den Dad macht. Sie sind nicht die Montagues, dieser blöde Streit muss endlich aufhören“, entschied Nikki standhaft.
„Wo sie Recht hat, hat sie Recht“, stimmte Derek zu.
„Ich seh’s nicht gern, aber ich kann’s akzeptieren“, bemerkte Elias und gab Derek versöhnlich die Hand, die er dankbar annahm.
„Danke, das beruhigt mich jetzt sehr. Nimmst du noch Schmerzmittel?“, fragte Nikki verwundert.
„Ja, noch ne Menge, aber ich mein‘ das echt Ernst. Liegt vermutlich an meiner Nahtoderfahrung, aber ich kümmere mich jetzt eher um meine eigenen Sachen“, erklärte Elias.
„Mein Gott, heißt das, du wirst nett?“, frotzelte Courtney.
„Übertreiben müssen wir es nicht. Gehen wir“, erwiderte Elias und sie gingen zusammen hinein.
 
Die Verhandlung schien sich ewig in die Länge zu ziehen. Es wurde lange Reden geschwungen und Phrasen von einer Partei zur anderen geworfen. Nikki und Courtney sagten aus und sie waren beide sehr nervös dabei. Am Abend wurde das Urteil gefällt. Jackson wurde zu 18 Monaten Haft verurteilt, was beide Parteien akzeptieren konnten.
„So, es ist vorbei, mein Gott, du zittertest am ganzen Leib“, bemerkte Nikki, als sie sich zu Courtney wendete.
„Das war alles ziemlich aufreibend für mich, ich möchte jetzt nur noch schlafen“, bemerkte Courtney müde.
„Ich fahr‘ dich ins Hotel, Schatz“, erwiderte Whisk und brachte sie aus dem Gerichtssaal. Ganz überraschend kam Carl, der für die Verhandlung seines Sohnes hergekommen war, zu der Gruppe.
„Miss Carter, ich denke, es wäre angebracht, dass ich mich noch Mal persönlich für das Verhalten meines Sohnes entschuldige“, kam er zu Nikki und streckte ihr die Hand hin.
„Danke, kommt zwar etwas spät, aber Sie scheinen das ernst zu meinen. Mir tut es leid, dass das so enden musste“, nahm Nikki seine Hand entgegen.
„Er ist mein Sohn, aber er ist auch ein Verbrecher, er musste bestraft werden. Tut mir auch leid, dass ich Sie verängstigt habe, indem ich meinen Sohn zurück ins Team geholt habe. Er wird nicht mehr in mein Team zurückkehren, also müssen sie sich keine Sorgen mehr machen“, erwiderte Carl versprechend.
„Das will ich auch hoffen. Wir sehen uns zur nächsten Saison, diesmal als ebenbürtige Gegner. Sie wissen, dass ich Teamchef bin ab nächsten Frühling, oder?“, fragte Nikki mit etwas Stolz in der Stimme.
„Hab’s gehört, wusste nur nicht, dass das schon offiziell ist, ich gratulieren Ihnen“, erwiderte Carl etwas abfällig.
„So offiziell ist das noch nicht, aber es wird noch offiziell gemacht. Ich weiß, Sie hätten Ihren Sohn gern selbst in dieser Position, aber Sie müssen einsehen, dass er der Branche den Rücken gekehrt hat“, erwiderte Nikki.
„Und er ist direkt in Ihr Bett geflüchtet, wie ich sehe“, musterte Carl seinen Sohn, der neben ihr stand.
„Tja, wenn Sie ihm keine Liebe entgegenbringen, muss es jemand anders tun“, bemerkte Nikki keck.
„Ihr wisst schon, dass ich neben euch stehe, oder?“, war das Derek unangenehm.
„Entschuldige, Süßer. Lass uns gehen“, bat Nikki und ging mit ihm an der Hand zu ihrer Schwester.
„Ich weiß nicht, was wir jetzt machen sollen, sollen wir feiern?“, war Nikki unsicher, als die Pärchen zusammen mit Elias in einem Cafe in der Nähe des Gerichts saßen.
„Mir ist nicht nach feiern, ich könnte ein paar ruhige Tage am Strand in Florida vertragen“, erwiderte Courtney.
„Das darfst du dir ruhig gönnen. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt mache, ich will irgendwie nicht zurück zu Gran“, dachte Nikki laut nach.
„Ist nen geiles Wetter in Kalifornien gerade“, erwiderte Elias.
„Kalifornien klingt gut, ist wie Florida, nur mit weniger alten Leuten“, erwiderte Derek.
„Also ich geh‘ nach Florida zusammen mit Whisk“, entschied Courtney.
„Ja, hab‘ ich mir gedacht. Also, du willst wirklich nächste Saison zurückkehren?“, fragte Nikki nochmal nach.
„Wo Whisk ist, bin auch ich, also ja“, erwiderte Courtney und nahm glücklich die Hand ihres Freundes.
„Also ich werde nicht mehr stundenlang am Strand sitzen und sinnlos ins Meer schauen, denn mehr kann ich da nicht machen. Was machst du so außerhalb der Saison, Superstar?“, fragte er Derek.
„Diesmal flieg‘ ich nach Kalifornien, bin sonst immer einige Zeit in Belfast bei Freunden. Belfast hat tolle Bars, kann ich dir auch empfehlen“, bemerkte Derek.
„Äh nein, er ist noch keine 21“, bemerkte Nikki.
„Noch 6 Wochen, dann bin ich 21“, murmelte Elias.
„In sechs Wochen ist das schon? Willst du irgendwas Besonderes machen?“, fragte Nikki überrascht.
„Ich würd‘ gern nach Belfast reisen, wollt schon immer mal meine Wurzeln kennenlernen“, erwiderte Elias.
„Ich reservier‘ dir nen Ticket, das klingt nach ner guten Idee. Aber komm‘ bloß wieder zurück, sonst hab‘ ich keinen Fahrer“, erwiderte Nikki nachgebend.
„Ich komm‘ ganz sicher wieder, keine Sorge. Belfast, ich komme“, freute sich Elias.
 
So flog Elias nach Irland, Whisk und Courtney fuhren zurück nach Florida und Nikki und Derek flogen nach Kalifornien, um dort einen tollen Sommer am Strand zu verbringen.
Als es Herbst wurde, mussten sie sich entscheiden, wie es in ihrer Beziehung weiter gehen sollte.
 
„Ich gehe mit dir hin, wo auch immer du hinwillst“, platzte es plötzlich aus Derek heraus, als er Nikki zum Flughafen brachte.
„Auch wenn mich das wahnsinnig freut, hättest du das nicht vorher sagen können, dann hätte ich dir auch ein Ticket nach Chicago gebucht“, erwiderte sie überrascht.
„Du meinst das hier?“, fragte er und zog ein Ticket aus der Brusttasche.
„Wann hast du denn das gekauft?“, war sie jetzt total überrascht.
„Grade eben, als du auf der Toilette warst. Als du heut‘ morgen in meinen Armen lagst, wusste ich, dass ich dich nicht mehr gehen lassen kann“, bemerkte er und sie küsste ihn sanft.
„Tja, dann müssen wir wohl unsere Väter wieder versöhnen, denn ich will dich auch nicht verlassen“, entschied sie und nahm seine Hand.
„Können wir es ihnen nicht einfach verschweigen?“, schlug Derek vor.
„Dein Dad weiß es und mein Vater weiß es zwar nicht offiziell, aber er ahnt schon etwas. Ich glaub‘ verschweigen ist etwas spät“, erkannte sie schmunzelnd.
„Dann ist dieser Ausflug wohl die offizielle Vorstellung des Freundes, also meiner Person, bei deinem Vater“, realisierte er.
„Jep, so sieht’s aus. Willst du immer noch mitfliegen?“, fragte sie.
„Das Last-Minute-Ticket war teuer, natürlich“, erwiderte er grinsend und folgte ihr ins Flugzeug.
 
Als Nikki die Tür zum Apartment ihres Vaters aufschloss, musste sie einige Kisten wegschieben, um rein zu kommen.
„Man, der macht wirklich ernst mit dem umziehen“, bemerkte sie zu Derek und hob eine Kiste hoch, dass er durchkam.
„Dad, ich bin da und ich hab‘ einen Besuch dabei“, rief Nikki, während sie durch das Apartment ging.
„Du kapierst echt nicht, dass dieser Schlüssel nur für Notfälle ist, oder?“, fragte Gerald, der mit einer Kiste voller Trophäen aus dem Nebenraum kam.
„Entschuldige, ich hätte klingeln sollen. Du bist ja schon fast fertig mit packen, ich dachte eigentlich, das mit Kalifornien wäre nur so ne Idee gewesen“, bemerkte Nikki.
„Eine Idee ist immer ein Einfang eines Plans. Derek Moore, man, dich hab‘ ich hier echt nicht erwartet, du siehst deinem Vater auch Tag für Tag ähnlicher“, begrüßte Gerald, Derek mit einem Händedruck.
„War das jetzt eine Beleidigung oder ein Kompliment?“, war Derek verwirrt.
„Nur ne Tatsache, hier“, erkannte Gerald und zeigte Derek ein Bild von seinen Glanzzeiten auf dem er mit Carl in Arm zu sehen war.
„Das war vor unserem großen Streit, dein Vater und ich waren die besten Freunde, als wir in eurem Alter waren“, erkannte Gerald.
„Ja, das weiß ich, auch von dem Streit. Aber darüber red‘ ich jetzt lieber nicht, das geht mich nichts an“, entschied Derek.
„Da hast du Recht, das geht euch wirklich nichts an. Also, wollt ihr hier anpacken, oder wie sieht’s aus?“, fragte Gerald grummelig und stellte die Kiste hin, um sie zuzumachen.
„Eigentlich wollte ich mit dir nur die Details für die Übergabe besprechen“, erwiderte Nikki.
„Erst zupacken, dann reden. Will ich wissen, warum Derek mit dir hier ist?“, fragte Gerald und sah Derek an.
„Ich liebe ihn, das musst du akzeptieren. Denn mir ist der Streit mit seinem Vater auch so ziemlich egal“, erkannte sie standhaft.
„Du könntest eine schlechtere Wahl treffen, als den Sohn von Carl Moore“, bemerkte Gerald und schloss die Kiste.
„Das war jetzt ein Kompliment, falls du dich das gefragt hast“, erklärte Nikki zu Derek.
„Das hab‘ ich kapiert. Also, lass‘ uns anpacken“, erkannte Derek und zusammen halfen sie Gerald seine Habseligkeiten einzupacken.
 
An diesem Abend saßen die drei in einem irischen Pub und besprachen die Einzelheiten.
„Also die Vollmacht über die Konten hast du ja schon, aber ich überlasse auch Dash die Vollmacht über die Konten, du vertraust ihm doch am Meisten, oder?“, fragte Gerald nach.
„Ja, eigentlich schon, seltsam, dass dir das aufgefallen ist, ich könnte schwören, du hättest gedacht, dass es Whisk ist“, erwiderte Nikki überrascht.
„Das war er auch, aber dann hat er beschlossen deine Schwester flach zu legen und er hat dein Vertrauen verloren“, bemerkte Gerald.
„Er hat mein Vertrauen nicht verloren, sonst hätte ich ihn niemals mit Court‘ verkuppelt. Aber da er ihr jeden Wunsch erfüllen würde und wir wissen, was sie manchmal für Ansprüche hat, ist es vielleicht besser, ihm nicht so viel Geld anzuvertrauen“, schmunzelte Nikki.
„Du denkst schon wie ich, Tochter“, erwiderte Gerald.
„Jetzt bin ich auch nicht sicher, ob das ein Kompliment sein sollte“, erwiderte Nikki, die sich zu ihrem Freund gewendet hatte.
„Hey, das war ein Kompliment, du arbeitest schon zehn Jahre Seite an Seite mit mir, klar, dass sich ein paar Sachen von mir abfärben“, entgegnete Gerald.
„Man, sind das wirklich schon zehn Jahre? Das wird echt seltsam sein, nicht mehr von dir angemacht zu werden“, dachte sie laut nach.
„Ja, ich werde es auch vermissen. Aber ich werde meinen Ruhestand in Venice Beach genießen, da fällt das trauern schwer. Du bist immer bei mir willkommen, dass weißt du und Derek natürlich auch“, erkannte Gerald und klopfte Derek auf die Schulter.
„Dad, ich glaub‘ du hast genug getrunken. Hast du noch ein Bett bei dir in der Wohnung, oder musst du ins Hotel?“, fragte Nikki fürsorglich, als sie merkte, dass ihr Vater betrunken war.
„Ich hab‘ ein Hotelzimmer, tut mir leid, ich wusste nicht, dass du kommst, ihr müsst euch auch ein Hotelzimmer suchen“, bemerkte Gerald.
„Wir finden schon was, keine Sorge. Erlaubst du mir, dein Baby zu fahren? Dann bring‘ ich dich ins Hotel“, bat Nikki.
„Das ist ein 74er Thunderbird, bist du sicher, dass du den Wagen fahren kannst?“, fragte Derek und sie sah ihn böse an.
„Ich sag’s nur. Ich kann ihn auch fahren, ich hab‘ mehr Fahrerfahrung“, schlug Derek vor.
„Du willst den Thunderbird fahren, gib’s zu“, schmunzelte sie.
„Darf ich, bitte?“, bettelte er wie ein kleines Kind.
„Ja, darfst du, Derek, dein Dad ist schließlich auch schon damit gefahren und der Wagen ist noch heile“, bemerkte Gerald und gab ihm den Schlüssel.
„Ihr wart echt dicke Freunde, mein Dad und du, wie mir scheint“, schlussfolgerte Derek.
„Ja, scheint so. Fahren wir jetzt, oder was?“, fragte Gerald, der das Thema wirklich nicht besprechen wollte und sie gingen zum Ausgang.
Als sie gerade in den Wagen steigen wollte, klingelte Dereks Handy.
Als Derek darauf sah, murmelte er nur ein „ich muss da drangehen“, und ging ein paar Schritte.
 
„Chris, was gibt’s?“, fragte Derek, als er außer Hörweite seiner Freundin in den Telefonhörer sprach.
„Sag‘ mal drückst du wieder?“, fragte sein Mentor Chris schroff.
„Äh, nein“, erwiderte Derek auf diese Absurdität.
„Bist du sicher? Ich hab‘ gehört, du hörst auf mit dem Rennsport“, bemerkte Chris.
„Ja, das tu‘ ich, war lang genug dabei, warum bringt dich dass zu der Annahme, dass ich wieder Drogen nehme?“, war Derek verwundert.
„Vielleicht weil Rennen zu fahren dein ganzer Lebensinhalt ist?“, konterte Chris ungläubig.
„Ich hab‘ einen neuen Lebensinhalt, sie ist hübsch, 27 und die Liebe meines Lebens“, erkannte Derek cool.
„Okay, jetzt bin ich ganz sicher, dass du wieder Drogen nimmst, Derek Moore verknallt sich nicht so einfach“, bemerkte Chris.
„Du kennst doch Gerald Carter oder?“, erkannte Derek.
„Du hast mir von ihm erzählt, er war ein alter Freund deines Dads, oder?“
„Ja, genau der, ich liebe seine Tochter“, bemerkte Derek und lächelte Nikki an, die etwas verwirrt mit ihrem Dad in dem alten Sportwagen saß.
„Du knallst die Tochter vom Feuerfahrer, also das saufen hast du jetzt auch angefangen?“, scherzte Chris.
„Sehr witzig, ich weiß wie die Situation aussieht, ehrlich gesagt, fahr‘ ich grad den nicht mehr so nüchternen Feuerfahrer nach Hause, er ist ein cooler Kerl, ehrlich gesagt“, bemerkte Derek.
„Du willst deinen Vater wohl in sein frühes Grab bringen, erst gibst du das Rennen auf und dann verbündest du dich mit deines Vaters Nemesis“, bemerkte er.
„Das ist jetzt schon etwas arg übertrieben, findest du nicht? Gerald mag‘ mich nicht mal besonders, außer wenn er wie grade besoffen ist. Ich würd‘ ja gern noch stundenlang mit dir quatschen, aber ich fahr‘ jetzt meine Freundin und ihren Vater heim. Wir telefonieren ein anderes Mal, okay?“, entschied Derek und klappte sein Handy zu, während er zu den anderen zurückkam.
„Alles klar bei dir?“, fragte Nikki, der sein nachdenklicher Blick auffiel.
„Ja, alles bestens, das war nur mein Mentor, er macht sich Sorgen wegen meines Ausstieges, ich hab‘ ihn glaub‘ ich beruhigen können. Fahren wir“, erwiderte Derek und fuhr los.

Dreiundzwanzigstes Kapitel


Früh an diesem Morgen wurde das verliebte Pärchen von Dereks Handy geweckt.
„Geh‘ nicht dran“, moserte Nikki, als er von ihr abließ und nach seinem Handy griff.
„Tut mir leid, ist mein Diensthandy, auch wenn ich jetzt ganz und gar dein Liebessklave bin, muss ich noch einiges für meinen Dad regeln“, erwiderte er, rutschte auf die Bettkante und ging ans Handy.
„Morgen, Dad“, erkannte Derek mit einem nicht so begeisterten Ton in der Stimme.
„Wo bist du?“, fragte sein Vater etwas schroff.
„Du weißt, wo ich bin, Dad“, konterte er.
„Ich weiß, dass du mit Gers Tochter den Sommer verbringst und glaub‘ nicht, dass mich das stört, das tut’s nicht, ehrlich, ich meine eigentlich nur, in welcher Stadt du grade Flitterwochen spielst?“, erwiderte Carl.
„Chicago“, sagte Derek nur.
„Du fährst jetzt nicht für ihr Team, oder?“, fragte Carl verärgert.
„Nein, tue ich nicht, ich hab‘ nur mit meiner Freundin ihren Vater besucht, sagst du mir heute noch, was du willst, oder muss ich raten?“, fragte Derek genauso schroff.
„Kommst du trainieren, oder nicht?“, fragte Carl nur.
„Ich fahr‘ nicht mehr für das Team, kapier‘ das endlich“, erwiderte er.
„Noch stehst du unter Vertrag, bis du einen Nachfolger gefunden hast“, erkannte Carl.
„Du willst mich an den Vertrag binden, ernsthaft? Na gut, dann such‘ ich dir halt‘ nen Nachfolger, ich nehm‘ die nächste Maschine“, erwiderte Derek und klappte das Handy wutentbrannt zu.
„Ich muss weg, das tut mir wirklich schrecklich leid“, stotterte Derek und zog sich eilig an.
„Was heißt du musst weg?“, verstand sie nicht.
„Ich hab‘ einen Vertrag, den ich einhalten muss. Ich muss für ihn fahren, bis ich jemand anders hab‘“, erkannte Derek.
„Das heißt, du verlässt mich einfach so?“, wurde sie wütend.
„Nicht für immer, nur, bis ich einen anderen Fahrer gefunden habe, dann bin ich wieder bei dir“, versprach er, während er hastig seine Sachen zusammenpackte.
„Wie lang wird das dauern, ich meine, du kannst doch nicht einfach sagen, du kommst dann irgendwann wieder“, sah sie das nicht ein.
„Dann heißt das Auf Wiedersehen?“, fragte sie pissig.
„Ja, auf Wiedersehen, das sind genau die richtigen Worte, weil, wir sehen uns wieder“, erkannte er mit ruhiger Stimme.
„Ah, toll, geh‘ einfach“, bat sie gereizt.
„Du kannst mich nicht einfach so rausschmeißen“, nörgelte er.
„Was soll ich machen, dich anflehen zu bleiben? Was würde das ändern, wenn du nicht bleiben kannst“, entschied sie.
„Eigentlich nichts, da hast du Recht. Heirate mich, wenn ich zurückkomme“, bemerkte er plötzlich und unerwartet.
„Das ist jetzt echt eine dumme Kurzschlusshandlung“, schlussfolgerte sie, aber er hatte schon einen seiner Ringe abgezogen und streckte ihn ihr entgegen.
„Ich will dich auf keinen Fall noch ein Mal verlieren, bitte sag‘ ja“, bat er.
„Reicht dir, „ich werde noch da sein, wenn du zurückkommst?““, fragte sie hoffend.
„Das reicht mir für den Anfang. Ich ruf‘ dich sofort an, wenn ich in Jersey gelandet bin, trag‘ den Ring, er soll dich an mein Versprechen erinnern“, bat er, legte ihr den Ring hin und verschwand.
 
Er rief an diesem Tag nicht an und auch den ganzen restlichen Spätsommer nicht. Thanksgiving verbrachte Nikki bei Dash und seinem Freund.
Nachdem Nikki schon eine halbe Stunde am Wohnzimmertisch Dereks Ring betrachtet hatte, ging Dash auf sie zu.
„Du denkst doch nicht etwa immer noch über ihn nach, oder?“, fragte Dash erkennend.
„Ich weiß, wie kann man nur, aber er hat gesagt, er liebt mich“, erwiderte sie nachdenklich.
„Was denkst du, wie viele Männer mir gesagt haben, dass sie mich lieben, bis ich es dem Richtigen glauben konnte“, entschied Dash und sah zu seinem Freund, der auf dem Sofa eingeschlafen war.
„Aber er ist mein Kai“, verglich sie Derek mit Dashs Freund.
„Was sitzt du dann noch hier, hol‘ ihn dir zurück“, entschied Dash.
„Übermorgen werde ich als Chef des Carter Teams beim Training dabei sein, dieser Sache sollte jetzt meine Aufmerksamkeit gelten“, entschied Nikki, drückte Dash den Ring, den sie zwischen den Fingern gerollt hatte, in die Hand und ging zu Kai, um neben ihm sitzend die Sportschau anzumachen.
„Du wirst nicht jünger, Kleines, du musst deine Chancen nutzen“, flüsterte Dash ihr entgegen.
„Was hat das jetzt damit zu tun?“, flüsterte Nikki ihm entgegen.
„Er will dich heiraten, das heißt er liebt dich und Liebe ist in unserem Business sehr selten“, flüsterte er wieder.
„Wo er Recht hat, hat er Recht“, murmelte Kai neben ihr.
„Man, du bist ja wach, warum flüstern wir dann?“, fragte Nikki und boxte ihn sanft.
„Keine Ahnung, das sag‘ ich nicht nur, weil ich mit ihm schlafe, ich stimme ihm vollkommen zu, du musst ihn wiedersehen“, schlussfolgerte Kai.
„Na toll, heut‘ morgen hab‘ ich endlich den Entschluss gefasst, dass ich mich von ihm fernhalte“, erwiderte Nikki gereizt.
„Das ist ganz allein deine Entscheidung, aber ich sag‘ dir, ihm fernzubleiben ist die Falsche“, entschied Dash.
„Du solltest echt Seelenklempner werden, sie hat es sich grad anders überlegt“, konterte Kai, als er Nikkis Gesichtsausdruck interpretierte.
„Ich werde ins Hotel fahren, danke fürs Essen“, erwiderte Nikki und stand wieder auf.
„Bitte geh‘ nicht, das war nicht so gemeint“, bat Kai.
„Ich bin echt saumüde“, bemerkte sie.
„Dann schlaf‘ gut, Kleines und komm‘ noch Mal zu uns, bevor du morgen wieder nach Chicago fährst“, erkannte Dash und ließ sie gehen.
 
Nikki hatte die Wohnung ihres Vaters übernommen, denn sie wollte endlich einen Platz haben, wo sie zu Hause war. Die ganzen Jahre über war das Haus ihrer Großmutter der Zufluchtsort für ihre Schwester und sie gewesen, jetzt war es die kleine Wohnung in Chicago.
Wie versprochen fuhr Nikki noch Mal bei Dash und Kai vorbei, bevor sie nach Chicago fuhr.
Sie war grade zwei Stunden in ihrer neuen Wohnung, als es an der Tür klopfte.
Nikki stand von der alten Couch auf, die ihr Dad ihr da gelassen hatte und ging zur Tür.
„Hey, bist du bei Dad?“, machte sie der verdutzten Courtney die Tür auf.
„Man, dich hab‘ ich ganz vergessen“, erwiderte Nikki verschlafen.
„Das hört man doch immer gern. Man, Dad ist echt sporadisch eingerichtet“, erkannte Courtney, als sie reinkam.
„Das ist eher meine sporadische Wohnung, Dad ist vor drei Monaten ausgezogen und ich kam noch nicht zum einkaufen“, erkannte Nikki.
„Dad ist ausgezogen? Warum?“, fragte Courtney überrascht.
„Er ist nach Kalifornien, hab‘ ich dir doch erzählt, hab‘ ich nicht, wie es den Anschein hat. Ich dachte, ich richte mich hier häuslich ein, ich mag‘ Chicago irgendwie. Ich hab‘ seine Adresse hier irgendwo, wenn du zu ihm willst“, konterte Nikki und schrieb ihr eine Adresse auf.
„Was machst du hier? Du hast dich von ihm getrennt, oder?“, fragte Courtney erkennend.
„Gezwungenermaßen, er hat mich verlassen“, sagte sie nur.
„Das tut mir leid“, bemerkte Courtney.
„Ja, kann passieren. Wie läuft’s mit Whisk?“, fragte Nikki und bat ihr was zu trinken an.
„Gut, gut, nein, das ist gelogen, wir stecken in einer ziemlichen Krise, ich kann nicht mit ihm schlafen, ich kann nicht mal lange seine Nähe ertragen“, gab Courtney zu.
„Das ist normal nach einer Vergewaltigung, wie ich ihn kenne ist er immer nett und verständnisvoll, aber er wirkt ziemlich verärgert, richtig?“, schlussfolgerte sie.
„Du kennst ihn echt schon zu lang, redest du mal mit ihm?“, fragte Courtney hoffend.
„Kann ich machen, was wolltest du von Dad?“, fragte Nikki.
„Ich wollt‘ nur mal nach ihm schauen, nichts Besonderes. Whisk ist im Hotelzimmer geblieben, wir wollten morgen pünktlich zum Training antreten“, erwiderte Courtney.
„Gut, gut, dann können wir zusammen fahren. Ist wirklich sporadisch hier, ein Bett hab‘ ich, aber weder Bettlaken noch was anderes. Gibt es ne Möglichkeit, dass du mit mir shoppen gehst?“, fragte Nikki, als sie sich umsah.
„Klar, wenn du mir dann erzählst, was mit Derek war“, handelte Courtney.
„Ich kann auch allein gehen“, wollte Nikki nicht darüber sprechen.
„Okay, wir reden nicht darüber“, verstand Courtney.
„Danke, das wär‘ mir lieb. Also, wie soll ich mit Whisk sprechen, ich meine, das muss von dir ausgehen, da sollt‘ ich doch eher mit dir reden, oder?“, schlussfolgerte Nikki, als sie ihre Handtasche nahm.
„Es ist wie mein erstes Mal, ich war nie eine verklemmte Person, aber jetzt wirkt es fast so, dass mein Körper nie bereit dafür sein könnte“, erkannte Courtney.
„Ich weiß er ist der „rein, raus aus die Maus Typ“, aber ihr müsst euch Zeit lassen, lernt eure Körper lange kennen, er wird erst was machen, wenn du wirklich bereit dazu bist“, erkannte Nikki.
„Es ist gruselig, mit meiner großen Schwester darüber zu sprechen, vor allem, weil sie aus Erfahrung mit ihm sprechen kann. Rein, raus, aus die Maus, wirklich?“, war Courtney etwas verwirrt über die Ehrlichkeit ihrer Schwester.
„War bei mir zumindest so, aber damals hat er auch nicht mit der Frau seiner Träume geschlafen, vermutlich wollt‘ er mir nur einen Gefallen tun“, erkannte sie.
„Okay, jetzt brauch‘ ich dringend was zu trinken, du fährst“, erkannte Courtney, während sie mit Nikki nach draußen ging.
In Nikkis Wagen rief sie ihren Freund an.
„Süßer, du wirst nicht glauben, wer jetzt in Chicago wohnt. Ich werde den Nachmittag mit Nikki verbringen, du musst dir leider im Hotel eine andere Beschäftigung suchen“, erklärte Courtney.
„Komm‘ schon klar“, murmelte Whisk und Nikki legte nachdenklich das Handy auf das Armaturenbrett.
„Ihr werdet morgen einen peinlichen Auftritt beim Auschecken haben, wenn er versucht zu erklären, warum ihr „interne Medien“ auf der Rechnung stehen habt“, entschied Nikki cool.
„Findest du das witzig, dich über unser Sexleben lustig zu machen?“, fragte Courtney grummelnd.
„Tschuldige, der musste sein, kriegst auch nen Doppelten ausgegeben. Er ist zu seinem Team zurück gegangen“, erklärte Nikki.
„Wer?“
„Louis Hamilton!“ entschied sie sarkastisch.
„Wie jetzt?“
„Derek hat ganz plötzlich vor drei Monaten einen Anruf von seinem Vater bekommen und ist ohne viel darüber nachzudenken zurückgekehrt“, erklärte Nikki.
„Männer sind Idioten“, schlussfolgerte Courtney.
„Wem sagst du das, aber du führst wenigstens eine einigermaßen erwachsene Beziehung, meine Beziehung mit Derek war eher High-School Niveau, er liebt mich, ach nein, seine Eltern sind dagegen, meine Eltern sind dagegen und am Ende des Schuljahrs ruft die neue Freundin, wenn du verstehst was ich meine“, erkannte Nikki frustriert.
„Ja, vollkommen, bei mir ist die High-School noch nicht so lange her. Aber es war nicht alles schlecht, oder?“, fragte Courtney hoffend.
„Er hat mich gefragt, ob ich ihn heirate“, gestand Nikki plötzlich.
„Wirklich? Wie passt das denn zusammen?“, war Courtney jetzt verwirrt.
„Bevor er verschwunden ist, hat er mich gebeten, auf ihn zu warten. Aber das ist so lang her und er hat sich nicht mehr gemeldet und überhaupt, wie lange waren wir zusammen, 4 Monate? So liebeskrank war ich dann auch nicht“, bemerkte Nikki.
„Er hat dich gefragt, ob du ihn heiratest?“, erwiderte Courtney schluchzend.
„Warum weinst du jetzt?“, war Nikki verwirrt.
„Das ist so romantisch“, entgegnete Courtney schniefend.
„Er hatte ja nicht mal einen Ring, nur den hier“, erwiderte Nikki und streckte ihr die Hand hin, an der sie seinen Ring trug.
„Das ist ein Silberring, vielleicht hat er gewusst, dass du nicht so auf Klunker stehst“, bemerkte Courtney.
„Er hat ihn selbst getragen, der bedeutet gar nichts. Ich trage ihn nur, dass ich ihn ihm morgen zurückgeben kann, wenn er beim Training auftaucht“, behauptete Nikki und sah sich den Ring kurz an.
„Klar, weil ihn in der Tasche zu tragen ja so schwierig ist. Du willst es, gib’s doch zu“, erkannte Courtney frotzelnd.
„Nur etwas Liebe und Geborgenheit, dass will doch jedes Scheidungskind“, versuchte Nikki sich herauszureden.
„Ja, das wollen wir. Ich wünschte, Whisk würde mich auch fragen“, entschied Courtney und Nikki bremste vor einem Kaufhaus.
„Court‘ du bist erst 22, du hast noch jede Menge Zeit, ihr beiden habt noch viel Zeit. Kein Wort zu den Jungs und da schließ ich Whisk mit ein, verstanden?“, bat Nikki und stieg aus.
„Ich red‘ in unserer Situation ganz sicher nicht über die Hochzeit seiner besten Freundin“, entschied Courtney.
„Hier heiratet niemand, sie sollen nur nicht wissen, was mir passiert ist“, erklärte Nikki.
„Gut, ich werde die Klappe halten. Jetzt komm‘, große Schwester, machen wir aus deinem Rattenloch eine Wohnung“, entschied Courtney, hakte sich bei ihr ein und ging mit ihr in das große Kaufhaus vor ihnen.

Vierundzwanzigstes Kapitel


Wie geplant fuhr Nikki an diesem Novembertag mit ihrer Schwester und ihrem Freund nach Detroit, um bei Elis Training beizuwohnen. Elias stand mit einer hübschen Rothaarigen in der Box und knutschte wild mit ihr.
„Na toll, sogar Mr. Nervensäge hat jemanden“, grummelte Nikki außer Hörweite.
„Solang er noch ans Training denken kann, soll dich das nicht stören“, bemerkte Courtney und Nikki setzte ihre brandneue Boss-Mütze auf, die sie sich anfertigen lassen hatte.
„Warum sitzt du noch nicht im Wagen?“, fragte Nikki etwas schroff ihren Bruder.
„Dir auch einen schönen Tag, Boss“, begrüßte Elias sie mit seinem nervigen Charme.
„Sag‘ mir nicht, dass der Wagen noch nicht geliefert wurde“, erwiderte Nikki.
„Doch, er steht doch da, hast du irgendwas?“, verstand Elias ihre schlechte Laune nicht.
„Nein, war ne lange Fahrt, tut mir leid. Hi, ich bin Nicole, Elias große Schwester und die Chefin des Rennstalls“, begrüßte Nikki die rothaarige Frau neben ihrem Bruder.
„Ich bin Siobhan“, begrüßte sie Siobhan mit dem breitesten irischen Akzent, den sie je gehört hatte.
„Sag‘ mir nicht, dass du sie geheiratet hast, dass sie im Land bleiben kann“, zischte Nikki, Elias entgegen.
„Nein, ich bin 21, Leute heiraten so jung nicht, wie kommst du darauf?“, war Elias verdattert.
„Ich bin mit einem Studentenvisum hier, ich studier‘ in der Stadt“, erklärte Siobhan und Elias sah sie an, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank.
„Tut mir leid, mein Fehler. Willkommen in Amerika“, stotterte Nikki und ging zu Courtney, die im Teamzelt am Meetingtisch saß.
„Du solltest solche Szenen vermeiden, wenn du nicht auffallen willst“, konterte sie, während sie sich die Nägel feilte.
„Er war länger in Irland und sie ist Irin, son Fehler kann jedem passieren“, murmelte Nikki und setzte sich neben sie.
„Geh‘ sofort zu ihm und red‘ mit ihm“, entschied Courtney standhaft.
„Ja, das solltest du“, bemerkte Dash und setzte sich neben Nikki.
„Ich hab’s ihm nicht erzählt“, erwiderte Courtney verteidigend.
„Hey, mit irgendjemand musste sie ja darüber reden, wenn du ihr einfach den besten Freund klaust“, entschied Dash.
„Ihr Tunten seiht echt so fies manchmal“, konterte Courtney verärgert und Dash sah Nikki böse an.
„Hey, wir wissen es alle inzwischen, mach‘ nicht son Drama draus, wir sind cool“, erwiderte Tilt, der mit einem Bier in der Hand zu ihnen kam.
„Das musste jetzt sein, oder?“, gefiel das Dash gar nicht und er rauschte davon.
„Sehr einfühlsam, wirklich“, entgegnete Nikki und ging ihm hinterher.
„Du konntest es ja nicht für dich behalten“, zischte Dash verärgert.
„Ich hab‘ nichts gesagt, ehrlich“, erklärte sie.
„Warum wissen es dann alle?“, fragte Dash gekränkt.
„Du bist nicht gerade Mr. Hetero in Person, Nate“, bemerkte Whisk, der an ihnen vorbeirauschte.
„Man, also hab‘ ich mich so lang umsonst verstellt?“, fragte Dash gereizt.
„Hey, das hat keiner von dir verlangt. Ist dir die Boss-Rolle zu Kopf gestiegen, Schwesterherz?“, fragte Elias, der bei ihnen stehen blieb.
„Tut mir echt leid, ich hab‘ grad ein paar private Probleme, ich hoffe, ich hab‘ Siobhan nicht verschreckt“, entschuldigte sich Nikki und legte ihrem Bruder die Hand auf die Schulter.
„Ich hab‘ ihr erzählt, dass du trinkst“, schmunzelte Elias und Nikki boxte ihm sanft in die Rippen.
„Au, Rippenbruch“, erinnerte Elias sie.
„Ich mach‘ heut auch alles falsch“, begann Nikki plötzlich zu weinen und eilte davon.
„Was ist denn jetzt kaputt?“, fragte Dash total verwirrt.
„Ich sag’s doch, sie säuft“, entgegnete Elias amüsiert.
„Ich hoff‘ du fährst besser, als du mit Menschen umgehen kannst“, entschied Dash und ging hinter seiner Freundin hinterher.
 
Dash fand Nikki in ihrem Wohnwagen.
„Alles klar bei dir?“, fragte Dash und setzte sich neben Nikki aufs Bett, die ungewohnt zusammengekauert saß.
„Ich dachte, ich könnte einfach so weitermachen, aber es geht nicht“, schluchzte sie.
„Hast du ihn schon gesehen?“, fragte Dash verständnisvoll.
„Nein, aber es ist alles so schwer, es dürfte doch nicht so schwer sein“, murmelte Nikki.
„Du hattest einen heftigen Sommer, das ist verständlich. Komm‘ wir gehen ihn zusammen suchen und du redest mit ihm“, bemerkte Dash und legte ihre Hand in seine.
„Man, warum bist du nur schwul, du wärst echt perfekt für mich“, murmelte sie und betrachtete seine Hand.
„Eli hat Recht, du säufst echt“, witzelte er und sie grinste.
Besser gelaunt ging sie mit Dash Hand in Hand zu Dereks Rennstall.
 
Plötzlich stand er dort, in seinem Rennfahreranzug und mit Helm auf. Nikki atmete tief durch, ließ Dashs Hand los und legte Derek die Hand auf die Schulter. Als er sich umdrehte war sie überrascht. Es war nicht Derek, doch der junge Mann, der sie breit angrinste, hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm.
„Ja?“, fragte der junge Mann mit charmantem Lächeln.
„Sie sind nicht Derek“, stotterte sie.
„Ein Boxenluder sind Sie nicht, zu intelligent“, erwiderte der Typ cool.
„Car‘, wo bleibst du ich warte schon bist du schon wieder …“, kam Derek mit einem Klemmbrett in der Hand zu ihnen. Er sah übermüdet aus und hatte sich schon länger nicht mehr rasiert.
„Nik‘“, bemerkte er nur.
„Hey“, erwiderte Nikki.
„Leute, lasst uns mal allein“, bat er in die Runde und die Leute die in dem Zelt des Boxenteams standen, gingen von dannen.
„Kommst du klar?“, fragte Dash, Nikki.
„Ja, geht schon, geh‘“, entgegnete Nikki und die beiden waren allein.
„Bist du jetzt der Boss hier?“, fragte Nikki, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte.
„Mein Dad hatte letzten Monat einen Herzinfarkt, er hat von seinem Arzt verboten bekommen, schon wieder anzutreten. Ich bin also von der einen Aufgabe direkt in die andere gerutscht“, erklärte er ruhig.
„Warum hast du mich nicht angerufen?“, hielt sie ihm vor.
„Du hast mich auch nicht angerufen“, erkannte er.
„Ich hatte kein Handy, das Ding funktioniert irgendwie nicht mehr, wenn man es vor Wut an die Wand geschmissen hat“, erkannte sie.
„Ist mir auch aufgefallen, ich hab‘ mir grad‘ ein neues bestellt. Ich hab‘ dich vermisst“, erkannte er.
„Ich hab‘ dich auch vermisst. Wer ist euer neuer Fahrer?“, fragte Nikki.
„Mein kleiner Bruder Carrigan, du glaubst gar nicht, was ich alles für ihn machen muss, dass er für uns fährt“, konterte Derek.
„Unser Wagen verspätet sich, Eli sitzt auf heißen Kohlen“, erklärte sie.
„Ich hätte nicht gehen sollen, bitte verzeih‘ mir“, entschuldigte er sich.
„Ich wollte dich vergessen, die übliche Schiene fahren, aber ich kann nicht“, gab sie zu.
„Ich werde dem Training beiwohnen und ein bisschen den Chef spielen, doch sobald mein Dad das okay vom Arzt bekommt, werf‘ ich diese Mütze ins Feuer“, erwiderte Derek und tippte mit seinem Finger auf seine Mütze, auf dem auch Boss stand.
„Ich werde keinen Job für dich haben“, entgegnete sie.
„Ich habe genug Geld gespart um mir ein Jahr frei zu nehmen, wir werden einfach von Tag zu Tag leben“, bemerkte er.
„Die Mütze steht dir gut“, bemerkte sie.
„Ich möchte nicht der Boss sein, es gibt Boss Menschen wie dich und es gibt Mitarbeiter Menschen wie mich. Ich hab‘ diesen Rennstall echt satt“, erklärte er.
„Armer Kerl, kann ich dir bei was helfen? Ich hab‘ so manche Erfahrung bei der Leitung eines Teams. Wie gefällt dir eigentlich Chicago?“, fragte sie nach.
„War ganz nett, als wir da waren, wieso?“, fragte er und ging näher zu ihr.
„Ich wohn‘ jetzt da, ich hab‘ die Wohnung meines Vaters übernommen“, erklärte sie und kam auch zu ihm.
„Euch ist schon klar, dass ihr aneinander vorbeiredet“, erkannte Carrigan, der zurückgekommen war.
„Rennwagen Car‘, du sollst Runden fahren, nicht lauschen“, erwiderte Derek und schickte ihn wieder weg.
„Entschuldige, ich hab‘ ihn noch nicht so unter Kontrolle. Er hat Recht, versuchen wir es noch ein Mal?“, fragte er hoffend.
„Ich glaube, wenn wir es nicht tun, geh‘ ich zu Grunde“, bemerkte sie gerührt und küsste ihn stürmisch. Plötzlich bemerkten sie, dass jemand durch das Zelt schlich.
„Lasst euch nicht stören, ich hab‘ nur meine Handschuhe vergessen“, erkannte Carrigan, zog seine Handschuhe von einem Tisch und huschte wieder von.
„Steht das Angebot noch, dass du mich heiraten willst?“, fragte sie plötzlich.
„Wir kennen uns erst so kurz, immer eins nach dem anderen“, bat er.
„Oh, Gott sei Dank, ich möchte noch nicht heiraten“, erwiderte sie und küsste ihn wieder.
„Boss, ich möchte dich nicht stören, aber der Wagen ist da“, bemerkte Dash plötzlich.
„Tut mir leid, da muss ich hin, renn‘ bitte nicht weg“, erkannte sie, küsste ihn noch ein Mal und ging mit Dash zu der Verladestation.
Der Wagen war schon ausgeladen und glänzte in der kühlen Wintersonne.
„Hallo, Baby“, bemerkte sie und ging um den Wagen herum. Danach steckte sie ihr Headset an.
„Eli‘, komm‘ zur Verladestation, der Wagen ist da“, rief sie durch und Eli versprach zu kommen. Ausführlich betrachtete Nikki jede Kurve des Wagens. Sie liebte das Aussehen von jungfräulichen Rennwagen über alles. Es war alles noch so neu und unschuldig.
„Ich glaub‘, wenn du mich eines Tages so ansiehst, können wir heiraten“, schmunzelte Derek, der ihr hinterher gekommen war. Sie sah auf und grinste ihn an.
„Es ist eine Schande, dass wir ihn fahren müssen, ich würde am liebsten eine Vitrine darum bauen“, erklärte sie und kam zu ihm.
„Dann wird es für mich schwierig, ihn zu fahren. Er ist rattenscharf, darf ich ihn fahren?“, fragte Elias, der zu ihnen stieß.
„Ich bitte darum, ich bezahl‘ dich nicht fürs Rumsitzen“, bemerkte Nikki und er stieg in den brandneuen Wagen, um damit weg zu fahren.
„Wie ein Kind an Weihnachten, ich hoffe, er macht ihn nicht so kaputt wie seine Spielzeugautos früher. Ist dein Bruder auch schon auf der Rennbahn?“, fragte Nikki.
„Ja, da hinten kommt er, er hat Talent, aber wir haben noch ne Menge Arbeit vor uns. Dad sagt immer, er erinnert ihn an mich, als ich angefangen habe. Er ist erst 18, bisschen Angst hab‘ ich schon um ihn, er ist so kindisch manchmal“, entgegnete Derek.
„Das kenn‘ ich, ich hoffe unsere Brüder spielen nicht Kinder auf der Rennbahn, ich hab‘ ne Stange Geld für den Rennwagen ausgegeben. Man, ich wünschte unsere Dads wären noch Freunde, das würde unsere Beziehung so viel einfacher machen“, erwiderte Nikki plötzlich und nahm seine Hand.
„Das müssen wir doch irgendwie hinkriegen, was würde deinen Vater sofort bewegen, zu einem bestimmten Platz zu kommen?“, fragte Nikki planend.
„Momentan gar nichts, aber in ein paar Wochen vielleicht eine Hochzeit?“, wusste Derek, worauf sie hinaus wollte.
„Dann planen wir ne simulierte Hochzeit, mein Dad würde die auch auf keinen Fall verpassen wollen“, entschied Nikki.

Fünfundzwanzigstes Kapitel


Zwei Wochen später saßen die beiden an dem Meetingtisch des Carter Teams und planten ihre gefakte Hochzeit.
„Wenn wir mal wirklich heiraten sollten, brennen wir durch, okay? Das ist echt ne Heidenarbeit, brauch‘ ich ein Brautkleid, ich steh nicht so auf weiß“, erwiderte Nikki.
„Wenn du nicht willst, brauchst du keins. Wie weit sollen wir diese Farce eigentlich treiben?“, fragte Derek.
„Also heiraten werde ich dich nicht, sonst können wir die ganze Schose durchziehen“, entschied Nikki.
„Das klingt ja wahnsinnig romantisch“, murmelte er.
„Du weißt, wie ich das meine. Das ist so surreal, ich plane gerade meine eigene Hochzeit neben der Vorbereitung zu meiner ersten Saison als Chefin, ich hab‘ immer so eine verklärte romantische Vorstellung von meiner Hochzeit gehabt, guck‘ mich nicht so an, auch wenn ich eher den Eindruck mache, dass ich knallhart bin, bin ich trotzdem noch ne Frau“, erwiderte sie und er lächelte sie an.
„Heirate mich, lass‘ uns diese ganze Simulation vergessen und wirklich heiraten, ich möchte nämlich in meinem Leben niemand mehr anders heiraten und ehrlich gesagt, jünger wirst du auch nicht“, gestand er plötzlich.
„Okay, bis zu dem Schluss war die Rede echt süß, bist du sicher?“, fragte Nikki überrascht, aber froh, dass er zustimmte.
„Wir haben schon 100 Einladungen verschickt, die waren teuer“, erkannte er.
„Okay, dann heiraten wir, für meinen ersten Ehemann bist du eine echt gute Partie“, erwiderte sie scherzend.
„Sollen wir uns jetzt küssen, oder so?“, fragte er und sie küsste ihn sanft.
„Wir sind beide so unromantisch, Rosen kommen bei uns wohl nie in den Haushalt“, entgegnete Nikki und schrieb weiter.
 
4 Wochen später standen die Brautleute glücklich im Rathaus von Chicago. Derek sollte bei Nikki einziehen und sie fanden es angebracht, in ihrem Heimatort zu feiern.
„Ich glaub‘ immer noch nicht, dass du ein Brautkleid trägst“, erkannte Courtney, als sie als Brautjungfer neben ihrer großen Schwester stand. Nikki trug ein wunderschönes cremefarbiges schlichtes Brautkleid.
„Das tu‘ ich für die Familie, kann nicht erwarten, aus dem wieder raus zu kommen“, bemerkte Nikki, deren Korsett ziemlich drückte.
„Ich glaub‘ da kann ich dir helfen“, schmunzelte Derek, der ihre Hand hielt.
„Hey, das will ich nicht wissen“, erwiderte Carrigan, der als Dereks Trauzeuge fungierte.
„Warum nimmst du noch mal Carrigan als Trauzeugen?“, fragte Nikki und sah Carrigan an.
„Ich hab‘ meine Brüder knobeln lassen, er hat gewonnen, leider“, schmunzelte Derek.
„Hey, ich bin gleich weg“, entgegnete Carrigan.
„Nein, ich freu‘ mich, dass du da bist, bleib‘“, bat Derek.
„Sie sind nicht da, warum sind sie nicht da?“, fragte Nikki nervös, als sie ihren und seinen Vater nicht sah.
„Na ja, vielleicht bedeuten wir ihnen doch nicht so viel, wie wir dachten“, konterte Derek.
„Dann können wir uns glücklich schätzen, dass wir die Sache jetzt doch durchziehen und nicht simulieren“, erwiderte Nikki.
„Simulieren, von was redest du?“, fragte Courtney verwundert.
„Ach, egal, vor einem Monat haben wir noch geplant, unsere Väter auf unserer simulierten Hochzeit zu versöhnen, doch dann hat er mir einen Antrag gemacht, wenn man das, was er gesagt hat, ein Antrag sein sollte“, erklärte Nikki.
„Das war ein Antrag, kein Guter, aber es war einer“, versprach Derek.
„Ich hab‘ zwei Wochen lang Adressen recherchiert und Einladungen gedruckt und versendet für ne gefakte Hochzeit?“, fragte Courtney leicht verärgert.
„Jetzt ist es ja eine echt Hochzeit, also reg‘ dich nicht auf. Man, warum kommen die nicht, das ärgert mich jetzt echt“, entschied Nikki. In dem Moment kam Gerald durch die Tür und setzte sich auf einen Stuhl. Carl kam nicht.
„Ich hab‘ seinen Sohn in den Knast gebracht, ich konnte mir fast denken, dass er nicht zu unserer Hochzeit kommt“, erklärte Nikki und umarmte seinen Arm, um ihren Verlobten zu beruhigen.
„Wir müssen jetzt anfangen“, entschied der Friedensrichter.
„Ja, fangen wir an“, erkannte Derek. Der Friedensrichter wollte grade anfangen zu reden, als Carl etwas auf Cordelia gestützt den Saal betrat.
„Verzeihen Sie die Verspätung, ich hatte einen Herzinfarkt, geht alles ziemlich langsam bei mir im Moment“, rief er frech und setzte sich auch hin.
„Er muss auch immer eine Show abziehen“, schmunzelte Derek, der sein Lächeln wiedergefunden hatte und so konnte die Hochzeit endlich beginnen.
 
Nach der Zeremonie kamen Carl und Gerald zusammen zu dem Brautpaar.
„Tut uns leid, dass wir zu spät waren, wir werden immer langsamer auf unsere alten Tage“, entschuldigte sich Carl und reichte seinem Sohn versöhnlich die Hand.
„Ich hab‘ schon fast gedacht, du kommst nicht mehr, wie geht’s dir, Dad?“, fragte Derek.
„Der Stent läuft wie am Schnürchen, mir geht’s jeden Tag besser, danke, ich denke, du kannst bald wieder dein Sabatical weiterverfolgen. Nikki, Tochter, willkommen in der Familie“, bemerkte Carl und küsste Nikki auf die Backe.
„Das fuchst Sie wahnsinnig, dass ich jetzt zu Ihrer Familie gehöre, oder?“, fragte Nikki keck.
„Hey, benimm‘ dich, wir beide haben uns versöhnt, kein Grund für Groll“, entschied Gerald.
„Ihr beide habt euch versöhnt, ich wusste, dass der Plan funktioniert“, freute sich Derek.
„Welcher Plan? Wir haben schon nach diesem furchtbaren Vorfall im Sommer Frieden geschlossen, wir waren die besten Freunde, wir mussten das klären“, erklärte Carl.
„Ihr seid schon längst ausgesöhnt? Man, könnt ihr mal einen Ton sagen?“, grummelte Nikki.
„Jetzt wisst ihr es ja. Man, ihr habt es echt spannend gemacht, wir haben schon Wetten abgeschlossen, wie diese Beziehung sich entwickelt. Ich hab‘ gewonnen, übrigens“, erklärte Gerald und tat dasselbe wie sein alter Freund.
„Tut mir leid, ich durfte nichts sagen, die beiden sind so alte Kindsköpfe“, erklärte Cordelia, die mit einem Glas Wasser zu ihrem Mann kam.
„Das klingt fast so, als hättet ihr uns ausgetrickst“, moserte Derek.
„Rennteam Carter-Moore, wie klingt das?“, wendete sich Gerald an Carter.
„Moore-Carter klingt besser“, erkannte Carl.
„Hey, können wir bitte selbst entscheiden, wie unsere Zukunft aussehen soll?“, fragte Nikki grummelnd.
„Wir müssen einiges klären, komm‘ mit“, entschied Gerald und ging mit Carl weg.
„Ich glaub’s nicht, die haben uns ausgetrickst“, erkannte Nikki und sah ihren Ehemann an.
„Also, wer wird jetzt der Boss in unserem zukünftigen Rennstall?“, fragte Derek.
„Ich natürlich, ich hab‘ die meiste Erfahrung und wer fährt?“, fragte Nikki.
„Hm, das wird noch ne kniffelige Frage, was hältst du von deinem Bruder? Meiner ist echt mies“, schmunzelte Derek und Carrigan sah ihn böse an.
„Was denn? Ich musste betteln um dich ins Team zu holen“, erwiderte Derek.
„Da hat er Recht“, erkannte Nikki.
„Ich hätte gern eine Doppelspitze, ich will Kinder und wir können zusammen weltweiten Ruhm erlangen“, erwiderte Derek.
„Die Doppelspitze klingt gut, über Kinder reden wir später“, schmunzelte Nikki zufrieden. An seine Schulter gelehnt sah Nikki zu, wie ihre Gäste zufrieden speisten.
 
An diesem Abend liefen die beiden glücklich Hand in Hand durch den Flur des Wohnhauses, in dem sie wohnten.
„Wer trägt wen jetzt über die Schwelle?“, schmunzelte Nikki, aber ihr Mann hatte sie schon gepackt und auf seine Arme geschwungen.
„Der Mann bin immer noch ich, Süße“, entgegnete er und sie schloss die Tür auf.
Auf ihrem Sofa erwischten sie Whisk und Courtney in flagranti.
„Äh, hallo?“, bemerkte Nikki und zog ihre Augenbrauen hoch.
„Oh verdammt, ich dachte, ihr kommt nicht vor Mitternacht“, erkannte Whisk und ließ ruckartig von seiner Freundin ab.
„Habt ihr nicht ein Hotelzimmer?“, stotterte Derek, dem das sichtlich peinlich war.
„Nik hat gesagt, wir sollten es irgendwo tun, wo wir erwischt werden könnten, es hat funktioniert, hatte nie besseren Sex“, erkannte Courtney schmunzelnd.
„Ich meinte in einer Umkleidekabine oder in einem öffentlichen Schwimmbad, nicht auf meinem Sofa“, entgegnete Nikki kopfschüttelnd.
„Tschuldige, kommt nicht wieder vor. Er trägt dich jetzt schon auf Händen, was?“, erwiderte Courtney und Derek lud Nikki neben sich ab.
„Tja, leider nur das eine Mal. Könnten wir jetzt etwas Privatsphäre haben, unsere Dads haben uns grad‘ zwei Stunden vollgetextet wie sie sich unsere geschäftliche Beziehung vorstellen“, bat Nikki.
„Sicher, tut uns noch Mal leid, komm‘ Schatz“, bat Courtney und rauschte mit ihrem Freund an der Hand davon.
„Wir müssen das Schloss austauschen, erinner‘ mich daran. So, wo waren wir stehen geblieben?“, fragte Nikki und zog den Stoff von ihrem Korsett.
„Genau da“, konterte Derek und zog sie grinsend ins Schlafzimmer.
So passierte es, dass aus den zwei meist konkurrierenden Teams im Motorensport eine Familie wurde, die in noch manchen Artikeln in Sportmagazinen erwähnt wurde.
 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Kleine Schwester, ich vermisse dich so sehr!

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