Die Hitze hielt wieder Einzug in Philadelphia. Es war schon Oktober, aber die Wärme des Sommers kam noch ein Mal zurück. Die Karatekämpferin Tetsu lag wach im Bett neben ihrem Mann Quan. Sie hatte ihre Hände auf ihren Bauch gelegt. Sie hatte erst Stunden zuvor erfahren, dass sie schwanger war. Ihr Mann wusste noch nichts davon, sie wollte ihn nach dem Training nicht wecken. Ihr Onkel wusste schon von der Schwangerschaft, sie musste es ihm sagen, dass er vorsichtig war. Er würde am nächsten Tag zum Frühstück kommen, sie hatte ihm gedroht, ihn zu schlagen, wenn er es ausplapperte. Ihre Schwangerschaft war eins der Dinge, was sie nicht schlafen ließ, dass andere waren ihre Wurzeln. Seit sie vor zwei Jahren durch ihren Halbbruder schwer verletzt worden war, dachte sie immer öfters an ihren Vater. Sie hatte ihren Bruder ein Mal im Gefängnis besucht, doch eigentlich nur, um zu erfahren, wie ihr Vater so gewesen war. Dieser Vorfall hatte alles verändert. Davor hatte sie sich fast keine Gedanken über ihre kenianischen Wurzeln gemacht, jetzt wurde der Drang, etwas darüber zu erfahren immer stärker. Quans Handy brummte auf dem Nachttisch. Sie ging dran.
„Morgen, Sara“, erwiderte Tetsu, die schon vermutet hatte, dass Sara mal wieder mitten in der Nacht anrufen würde.
„Hey Süße, hab’ ich dich geweckt?“, fragte Sara.
„Nein, kann nicht schlafen. Aber Q schläft, wieder ein Mordfall?“, fragte Sara.
„Die Mörder schlafen halt nicht, tut mir leid, du musst ihn wecken“, bemerkte Sara und Tetsu knuffte ihren Mann in die Seite.
„Was ist los?“, grummelte er schläfrig.
„Sara!“, sagte sie nur, legte das Handy auf seinen Bauch und stand auf.
„Morgen Sar’, du schläfst nie, oder?“, fragte Quan und setzte sich auf.
„Raleigh ist grade in New York für eine wichtige Verhandlung und ich hab’ glaub’ ich zu viel Kaffee getrunken“, bemerkte Sara.
„Sag’ mir wo und wann und ich komme dahin“, erwiderte Quan und zog seine Uhr an.
„Tut mir leid, ich muss los, hab’ ich geweckt?“, fragte Quan und umarmte seine Frau von hinten, während sie sich einen Tee machte.
„Nein, hab’ nicht geschlafen, mir geht so viel im Kopf herum“, erklärte Tetsu und Quan drehte sie in seinem Armen herum.
„Was geht dir so im Kopf herum? Ich weiß, ich musste sehr viel arbeiten in den letzten Wochen, es ist wirklich wie verhext, aber wir fahren bald mal in den Urlaub, versprochen“, versprach Quan und küsste sie.
„Ich weiß, es geht um was anderes, ich war heute beim Frauenarzt, ich bekomme ein Baby, Q“, erwiderte Tetsu und lächelte ihn an.
„Ein Baby? Ein kleines ich und ein kleines du?“, fragte Quan mit glänzenden Augen.
„Ja, ein Multi-Kulti Baby“, erwiderte Tetsu glücklich.
„Wahnsinn, das ist Wahnsinn, ich freu mich so“, erwiderte Quan begeistert und wirbelte sie herum.
„Süßer, deine Marke drückt mir in den Bauch“, bat Tetsu und ihr Mann ließ sie los.
„Sicher, tut mir leid, hab’ ich dir wehgetan?“, fragte Quan liebevoll.
„Nein, war nur unangenehm. Pass auf dich auf, da draußen, okay? Und sag Sara, sie kann morgen auch zu unserem Frühstück kommen, hoffentlich seid ihr bist dann fertig“, plante Tetsu und widmete sich wieder ihrem Tee.
„Wir werden es versuchen, versprochen. Schlaf ein bisschen Schatz, du brauchst Ruhe“, entgegnete Quan und küsste ihren Kopf.
„Du wirst mich aber jetzt nicht wie ein rohes Ei behandeln, oder?“, fragte Tetsu skeptisch.
„Das würdest du gar nicht zulassen, meine Süße. Aber schlafen könntest du wirklich, du hast schon letzte Nacht kaum geschlafen, ich hab einen leichten Schlaf, ich krieg’ das mit. Schlaf’ einfach ein bisschen, mach’ dir keine Sorgen um mich, bitte“, bat Quan und verschwand in die Nacht.
Tetsu setzte sich mit ihrer dampfenden Tasse Tee aufs Bett und schloss die Augen.
Sie stellte sich vor, wie ihr Kind aussehen könnte, wenn es mal auf der Welt war. Sie hoffte, dass das Kind die schönen Augen und die Gesundheit ihres Mannes hatte und die Tigerstärke von ihr.
Während der Tee auf dem Nachttisch kalt wurde, döste sie ein.
Als sie tags drauf die Augen aufmachte, lag ihr Mann schnarchend neben ihr.
Er hatte nur seine Schuhe ausgezogen und lag in voller Kluft auf der Bettdecke.
„Oh man, Süßer, du arbeitest eindeutig zu viel“, erwiderte Tetsu, zog ihren Morgenmantel an und schlurfte in die Küche. Auf dem Sofa lag Sara und schlief. Ihre Beine hingen über der Sofalehne.
„Oh man, wir haben Besuch, wie es aussieht“, erkannte Tetsu und zog Saras Stiefel aus, die sie immer noch trug. Dabei wurde Sara wach und richtete ihre Waffe auf sie.
„Verdammt Sara, kannst du das Ding nicht mal abziehen, zumindest bei uns zu Hause“, grummelte Tetsu und Sara legte ihre Waffe neben sich auf den Boden.
„Es tut mir so leid, ich bin durch den Fall etwas leicht nervös. Hast du mir grade die Schuhe ausgezogen?“, fragte Sara und setzte sich auf.
„Ja, mein Mann hat es wenigstens geschafft, die auszuziehen. Wann seid ihr heimgekommen?“, fragte Tetsu und stellte Saras Stiefel zur Seite.
„So halb vier, wie spät ist es?“, fragte Sara und richtete ihre Haare.
„Acht Uhr morgens. Mein Onkel müsste gleich zum Frühstück kommen, willst du mit frühstücken?“, fragte Tetsu und ging zum Küchentisch der offen geschnittenen Wohnung.
„Ich würde lieber gern’ duschen, kann ich mir was von dir zum Anziehen leihen?“, fragte Sara und stand auf.
„Sicher, bedien’ dich, im Schrank ist alles, was du brauchst. Weck’ aber bitte Quan nicht auf, er schläft nicht sehr tief in letzter Zeit“, bat Tetsu und begann den Tisch zu decken, während Sara ins Badezimmer ging.
5 Minuten später, klingelte es.
„Morgen Mami, wie geht’s dir?“, fragte Koki, der mit einer Tüte Bagels vor der Tür stand.
„Gut, gut, ich denk’ mal das mit der Übelkeit kommt noch. Unsere beiden Uniformierten sind erst spät heimgekommen, heut’ Nacht. Das wird langsam zur Gewohnheit bei denen, ich komm’ mir schon vor, als würde ich eine Dreierbeziehung führen“, erkannte sie und bat ihn rein.
„Das kenn’ ich“, bemerkte Koki verständnisvoll.
„Ja sicher, du lebst in einer Dreierbeziehung, aber bei dir ist das Absicht. Der Kaffee läuft, Quan schläft noch, Sara ist im Badezimmer, duschen. Wie viele Leute muss ich heute trainieren?“, fragte Tetsu und Koki setzte sich hin.
„Drei, heute Nachmittag, das kann ich aber auch machen, wenn du dich nicht gut fühlst“, bot Koki an.
„Ich hab schon Q gesagt, dass er mich nicht mit Samthandschuhen anpacken soll und das gleiche sag’ ich dir jetzt auch“, forderte Tetsu und stellte die Kaffeemaschine aus.
„Klar, wie du meinst. Ich dachte nur weil du gestern gesagt hast, dass ich aufpassen muss“, erwiderte Koki und Tetsu schenkte ihm Kaffee ein.
„Nur beim Training, du bist Träger des roten Gürtels“, entgegnete Tetsu und setzte sich neben ihn.
„Du auch, schon vergessen?“, fragte Koki und sah an die Tür, über der der rote Gürtel seiner Nichte hing.
„Nein, das werde ich niemals vergessen, ist schon ein Jahr her, kannst du das glauben. So viel ist passiert dieses Jahr, ich hab einen Mann geheiratet, der Nachts verschwindet, ohne Affäre zu haben, um dann morgens in Klamotten in unserem Ehebett zu liegen und seine Partnerin läuft nackt durch unsere Wohnung, Sar’ ich hab Besuch“, maulte Tetsu und sah zu Sara, die nur mit einem Handtuch bekleidet vom Badezimmer zum Schlafzimmer ging.
„Bin schon weg, Tiger, morgen Koki“, erwiderte Sara und ging ins Schlafzimmer.
„Ist Sara gerade nackt in das Zimmer gegangen, in dem dein Mann schläft?“, fragte Koki skeptisch.
„Äh ja, und?“, fragte Tetsu und biss in einen Bagel.
„Du bist echt vertrauensvoll, er ist immer noch ein Mann“, entschied Koki.
„Du bist mit den falschen Männern zusammen, mein Mann ist nicht so“, behauptete Tetsu.
„Gibt es einen Grund, warum meine Partnerin mich nur in Unterwäsche bekleidet versucht auszuziehen?“, fragte Quan, der etwas verwirrt ohne sein Jackett und Krawatte aus dem Schlafzimmer gestürmt kam.
„Ich wollte nur dein Jackett ausziehen, das es nicht verknittert“, erklärte Sara, die nur mit einem T-Shirt bekleidet hinter ihm herkam.
„Toll, jetzt hab’ ich zwei Ehefrauen, ihr habt mich grad zum Bigamisten gemacht, wisst ihr das eigentlich?“, fragte Quan genervt und verschwand wieder im Schlafzimmer.
„Damit das klar ist, ich bleibe hier der einzige, der mit ihm schläft“, bemerkte Tetsu mampfend, die das nicht sehr zu belasten schien.
„Du hast so viele coole Hosen, kann ich mir einige davon ausleihen?“, fragte Sara, während sie sich in eine Hose von Tetsu quetschte.
„Das sind alle Größe 36, nach der Schwangerschaft werde ich da vermutlich eh nicht mehr reinpassen“, erkannte Tetsu.
„Du bist schwanger? Warum sagst du mir das nicht?“, fragte Sara erfreut und kam auf sie zugerannt, um sie zu Umarmen.
„Ich weiß es auch erst seit gestern, ich glaub’s nicht, dass Q dir nichts gesagt hat“, wunderte sich Tetsu und nahm einen Schluck von ihrem Tee.
„Wir haben gestern die halbe Nacht Verdächtige befragt, wir kamen nicht viel zum Reden. Ich freu mich so für euch, das wird dann aber echt ein Multikulturelles Kind, mit asiatischen, afrikanischen und kaukasischen Wurzeln. Es wird also Schlitzaugen, eine dicke Nase und einen unerklärbaren Wunsch haben, die Republikaner zu wählen“, schmunzelte Sara und setzte sich zu ihnen an den Tisch.
„Du hast grad drei Ethnien in einem Satz beleidigt, du hängst echt zu viel mit rassistischen Polizisten von der Mordkommission ab“, erwiderte Quan, der nun mit Jeans und T-Shirt bekleidet zu ihnen kam und sich neben seine Partnerin setzte.
„Mit den Schlitzaugen könnte sie schon recht haben, es hat zwei asiatische Elternteile, aber ein bisschen rassistisch war das schon“, erwiderte Tetsu.
„Ohne irgendjemand zu beleidigen würde ich gern einen weißen Donut haben“, bat Sara vorsichtig und bekam es gereicht.
„Wir sind echt ein wandelnder Minderheitenwitz, ein schwuler Japaner, eine afroasiatische Frau, eine lesbische Jüdin und ein koreanisch-amerikanischer Polizist, der lieber die Donuts vom Vortag isst, als nen Bagel“, realisierte Quan.
„Die sind links im Schrank über der Spüle, du könntest wenigstens zum Frühstück was Gescheites essen, du isst sonst den ganzen Tag nur Müll“, erwiderte Tetsu.
„Ich ess’ das, was du mir kocht, Schätzchen“, frotzelte Quan.
„Sind sie nicht süß und in 9 Monaten haben sie ein Kind, was sie versauen können“, konterte Koki und grinste.
„Wir versauen unser Kind nicht, das schafft ihr beiden schon damit, dass ihr ständig hier seid. Jetzt sind wir doch alle zusammen am Frühstückstisch, das war eine gute Idee von dir, Onkel, wir haben uns länger nicht mehr gesehen, zumindest ganz privat, wir haben uns eigentlich in den letzten sechs Monaten nur über die Arbeit unterhalten. Wie geht’s dir so mit deinen zwei Männern?“, fragte Tetsu und schenkte Koki Kaffee nach.
„Ist anstrengend, im Moment klappt es noch, dass sie es nicht mitkriegen“, erwiderte Koki grinsend.
„Du hast zwei Kerle gleichzeitig? Du schlimmer Finger“, nickte Sara ihn.
„Tu nicht so geschockt, als hättest du nicht ein kleines Flittchen neben Raleigh“, sagte Koki erkennend.
„Entschuldige mal, ich bin meiner Lebensgefährtin treu, meistens zumindest“, erwiderte Raleigh und grinste.
„Ihr seid echt die perfekten Vorbilder für mein Kind. Oh man, entschuldigt mich kurz“, entschuldigte sich Tetsu und eilte zur Toilette.
„Alles klar bei dir, Schatz?“, rief Quan seiner Frau entgegen, die sich in die Toilette übergab.
„Ja, alles bestens“, rief Tetsu erledigt zurück.
„Das werden für dich ein paar anstrengende Monate, mein Freund“, schlussfolgerte Koki und klopfte Quan auf die Schulter.
„Was meinst du?“, fragte Quan unwissend.
„Das wirst du noch zur Genüge merken. Also ich halt mich da raus, ich hab’ das schon mit ihrer Mutter durchgemacht“, erwiderte Koki.
„Schatz, übergibst du dich gerade im Badezimmer?“, rief Quan.
„Nein, ich bewundere nur gerade die schönen vergilbten Badfliesen, was denkst du, warum ich sonst ins Badezimmer gerannt bin?“, fragte Tetsu, die in der Badezimmertür stand und ihren Mund mit einem Handtuch sauber wischte.
„Geht’s dir gut?“, fragte Quan besorgt.
„Ich leg’ mich glaub’ ich noch etwas hin, macht ruhig mit eurem Frühstück weiter“, erwiderte sie und schlurfte ins Schlafzimmer.
„Ich werd’ kurz zu ihr gehen, bin gleich wieder da“, entschuldigte sich Quan und ging zu seiner Frau.
„Hey Schönheit, kann ich dir was bringen?“, fragte Quan und setzte sich neben sie aufs Bett.
„Ich will einfach mit dir kuscheln“, bat Tetsu und kuschelte sich an ihn.
„Schätzchen, wir haben Gäste“, schmunzelte Quan und begann ihren Nacken zu küssen.
„Kuscheln Q, nur kuscheln, ich hab noch den Geschmack von verdautem Bagel im Mund, da bin ich wirklich nicht in der Stimmung“, bat Tetsu kichernd und schob ihn von ihrem Hals weg.
„Aber wir sollten echt mal wieder, wenn’s dir besser geht, mein’ ich“, bemerkte Quan und lehnte sich zurück.
„Sicher, ist schon eine Weile her bei uns, ich denke sogar, das letzte Mal als wir wie Mann und Frau zusammen waren, haben wir das Baby gezeugt“, erwiderte Tetsu und Quan legte liebevoll seine Hand auf ihren Bauch.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir ein Kind bekommen, ich muss meine Mutter anrufen und es ihr erzählen“, realisierte Quan.
„Wir sagen es ihr zu Thanksgiving, in vier Wochen, dann geht’s mir hoffentlich schon besser“, plante Tetsu und lehnte sich an seine Brust.
„Ja, das klingt gut. Schlaf’ ein bisschen, ich schick’ unsere Gäste nach Hause, ich brauch’ auch noch ein bisschen Schlaf“, entschied Quan und stand auf, um die andren heimzuschicken.
Das Ehepaar döste friedlich aneinander gekuschelt, als es klingelte.
„Wie spät ist es?“, fragte Quan, der wieder auf dem Bauch lag.
„Schon halb vier, verdammt ich hab’ in einer halben Stunde einen Kunden. Wer zum Henker ist das jetzt?“, fragte Tetsu, zog den Arm ihres Mannes von ihrem Bein und stand auf, um an die Tür zu schlurfen.
„Sag mal Kleines, säufst du neuerdings?“, fragte Lee, die mit ihrer einjährigen Tochter auf dem Arm vor ihrer Tür stand.
„Nein, wie kommst du darauf? Komm rein, ich muss gleich weg, muss mich noch anziehen“, war Tetsu in Eile.
„Warum bist du noch nicht angezogen? Ach, ich verstehe“, konterte Lee, als sie Quan sah, der mit zerzausten Haaren auf der Türschwelle des Schlafzimmers stand.
„Wir haben geschlafen, nur geschlafen, du kennst das doch, du bist auch verheiratet. Man, ich muss im Studio duschen, es ist alles etwas hektisch hier, heute, was wolltest du?“, fragte Tetsu, während sie eine Sporthose anzog und hektisch ihre Tasche packte.
„Das ist etwas, was man nicht in Eile besprechen kann, wann bist du heute fertig?“, fragte Lee mit etwas seltsamen in der Stimme.
„Ich denke, ich bin um 8 Uhr wieder zu Hause, ich koch’ uns was, tut mir echt leid, Hua ist so eine Süße, geht’s euch beiden gut?“, wollte Tetsu wissen und küsste den Kopf der kleinen Tochter ihrer Freundin.
„Ja, uns geht’s gut, uns geht’s endlich gut. Wir reden heute Abend darüber, geh’ du zur Arbeit. Musst du nicht auch zur Arbeit, Loverboy?“, fragte Lee, Quan.
„Sara kommt in einer halben Stunde und holt mich ab. Bild’ ich mir das ein oder bist du schlecht auf mich zu sprechen?“, wunderte sich Quan und küsste seine Frau zum Abschied.
„Äh nein, ich bin nur müde, tut mir leid. Kann ich vielleicht bei euch bleiben, ist einsam zu Hause, bin heute Strohwitwe“, erwiderte Lee.
„Sicher, aber dann bist du hier auch allein“, erläuterte Quan.
„Ist schon okay, ist mir egal“, konterte Lee und setzte sich an den Küchentisch.
„Okay, wie du meinst. Gib ihr bitte was zu trinken“, bat Tetsu, bevor sie verschwand.
„Ich weiß selbst wo alles ist, ich bin öfters hier, als du. Geh' du dich umziehen“, bemerkte Lee mit einem genervten Unterton.
„Du hast doch was gegen mich heute“, entschied Quan sicher.
„Entschuldige, ist nicht mein Tag heute, hat nichts mit dir zu tun“, versprach Lee und kopfschüttelnd ging er ins Schlafzimmer zurück.
„Okay, Luke, los geht’s“, erwiderte Tetsu, als sie in ihrem Kimono zum Training mit ihrem Ex-Freund auf die Matte trat.
„Mir geht’s gut danke“, bedankte sich Luke, der sich gerade warm machte.
„Tut mir leid, bin müde. Wie geht’s dir denn, Luke?“, fragte Tetsu und band ihre Haare neu, die sie inzwischen ziemlich lang trug.
„Mir geht’s gut, danke. Wie geht’s dem Hulk?“, fragte Luke und stand aus einem Dehnschritt auf.
„Meinem Mann geht’s gut, danke der Nachfrage. Okay, wir trainieren heut’ ganz normal, nur bitte nicht in Bauch und Unterleibbereich“, erklärte Tetsu.
„Warum plötzlich so vorsichtig, du knallst mir doch sonst jede Woche einen rein“, belächelte er ihre Aussage.
„Ich bin schwanger, du Trottel, ich kann dir immer noch den Hintern versohlen“, stellte sich Tetsu in Kampfstellung.
„Schwanger? Von deinem Mann?“, fragte Luke überrascht.
„Von dir sicher nicht. Ich werde auch bezahlt, wenn wir nicht trainieren, aber ich denke, wir sollten an deiner Beinarbeit arbeiten“, bat Tetsu.
„Sicher, lass uns trainieren. Stopp mich halt, wenn ich zu nah an die Stellen rann komm’ die heikel sind, ich kann mich nicht auf beides konzentrieren“, erklärte Luke und sie begannen zu trainieren.
Erledigt kam Tetsu an diesem Abend nach Hause. Als sie das Licht in der dunklen Wohnung anknipste, saß dort Lee mit ihrer schlafenden Tochter.
„Lee, verdammt, du kannst doch in der Wohnung einer Elitekämpferin und eines Polizisten nicht im Dunkeln sitzen, du hättest schon längst ein paar Kugeln im Bauch, wenn Quan heimgekommen wäre“, stotterte Tetsu, die sich furchtbar erschreckte hatte.
„Entschuldige, mir war gerade nicht nach Licht. Wie war die Arbeit?“, erklärte Lee und stand mit ihrem Kind im Arm auf.
„Anstrengend, wie immer. Muss ich fragen, warum du die Helligkeit nicht aushältst?“, fragte Tetsu, während sie ihre Sachen verstaute.
„Wenn du Kinder hast, verstehst du das, aber du bist sicher nicht so blöd’ dich im ersten Jahr eurer Ehe schwängern zu lassen“, erkannte Lee und wiegte ihr Kind müde in ihrem Arm.
„Äh ja, das wäre echt blöde“, murmelte Tetsu und drehte sich um, dass sie ihr verlegenes Gesicht nicht sehen konnte.
„Oh man, du hast dich schwängern lassen, hab’ ich Recht?“, wollte Lee wissen und lehnte sich an den Küchentresen, um in ihr Gesicht sehen zu können.
„Ja, ich bin schwanger und bis vor fünf Minuten war ich sehr glücklich darüber“, murrte Tetsu und schenkte sich ein Glas Leitungswasser ein, um es zu trinken.
„Hey Süße, das ist toll, tut mir leid, ich bin heut’ einfach nicht gut drauf. Rhys ist ständig auf Achse, ich wollte heute ein Kostüm nähen, ich hab nicht mal den Rock genäht“, erläuterte Lee.
„Du machst mir echt viel Mut, danke“, murmelte Tetsu in ihr Glas.
„Tiger, nein, so meinte ich das nicht. Du wirst eine wunderbare Mutter werden und deinen Traum weiterverfolgen“, baute Lee sie auf.
„Das würde mich aufbauen, wenn es ehrlich klingen würde. Ist sonst alles in Ordnung mit Rhys und dir?“, fragte Tetsu und setzte sich an den Tisch.
„Ging schon mal besser, ich würde ja sagen, wir streiten uns ständig, aber dafür sehen wir uns viel zu selten“, erzählte Lee.
„Kenn ich gut, ich seh meinen Mann auch viel zu wenig, ich kann die Kleine heut’ Nacht nehmen, dann kannst du in Ruhe arbeiten“, schlug Tetsu vor.
„Meinst du das ernst? Das wäre toll, hier ist alles drin, ich bring das Babybett noch vorbei“, war Lee begeistert, als hätte sie darauf gewartet und drückte ihr das Kind in den Arm.
„Das war die ganze Zeit dein Plan, du kleines Luder. Aber ich tu das gern, hab’ ich ja bei der Geburt gesagt, hab es bis jetzt nur noch nicht gemacht. Es ist schon okay, geh, mach dir nen schönen Abend, ich komm’ klar“, versprach Tetsu.
„Genau das wollte ich hören. Also, ich komm’ dann in ner Stunde oder so noch mal mit dem Bett“, plante Lee und eilte davon.
Quan Whitaker traute seinen Ohren nicht. Er hatte sich gerade hingelegt, als er das Weinen eines Kleinkindes vernahm.
„Schatz, gibt es da was, was du mir sagen willst?“, fragte Quan und stieß seine Frau an.
„Nicht jetzt Schätzchen, ich will nur schlafen“, bat Tetsu schläfrig.
„Da schreit ein Baby, glaub’ ich“, murmelte Quan und setzte sich auf.
„Hattest du einen Babyalbtraum, den hatte ich letzte Nacht auch, schlaf’ weiter“, entgegnete Tetsu im Halbschlaf.
„Nein, ich hab’ wirklich was gehört“, entschied Quan und Tetsu hörte die nackten Füße ihres Mannes, die über das Parkett liefen.
„Schätzchen, wir haben ein Kleinkind in unserem Wohnzimmer“, rief Quan und weckte Tetsu damit richtig.
„Hatte ich nicht erwähnt, dass wir heute nach Hua bei uns haben?“, fragte Tetsu, die nun wach in der Schlafzimmertür stand.
„Nein, hast du nicht. Denkst du, dass ich zu viel Schlaf kriege, oder wie?“, fragte Quan und nahm Hua aus ihrem Reisebettchen.
„Tut mir leid, ich hätte dich fragen sollen, Lee hat etwas Abstand gebraucht, sie musste was fertig bekommen“, entschuldigte sich Tetsu und nahm im die Kleine ab.
„Da passt es ja perfekt, dass Rhys heut Abend frei hatte, oder? Du bist auf den Ältesten Trick der Welt reingefallen, mein Schatz. Das Kind abschieben um selbst eine Nummer schieben zu können. Ich sag’ dir, das kriegen die zurück, sobald unser Kind auf der Welt ist, kriegen sie es und wir sind für ein ganzes Wochenende nicht erreichbar“, witzelte Quan und setzte sich auf die Lehne des Sofas, während er zusah, wie Tetsu Windeln wechselte.
„Ich glaub’ nicht, dass sie beiden eine Nummer schieben wollen, ich glaub’ die stecken grade in ner Krise, wir sollten ihnen raten, zu dem Paartherapeuten zu gehen, bei dem wir waren, kurz vor unserer Hochzeit“, schlug Tetsu vor und schmiss die Windel weg.
„Das lässt du schön sein, weißt du nicht, was letztes Mal passiert ist, als wir ihnen etwas von unseren Beziehungsmethoden vorgeschlagen haben?“, fragte Quan und Tetsu wickelte Hua neu.
„Ach die Swinger Sache, das hat’ ich verdrängt. Glaubst du, wir werden auch so sein, wenn wir ein Kind haben? Nur für das Kind leben, unsere Wünsche verdrängen?“, fragte Tetsu nachdenklich.
„Wir sind nicht sie, sie ist eine Frau, die nur für ihre Leidenschaft lebt und er ein Polizist, der nichts anderes kennt, als den nächsten Fall. Oh man!“, beruhigte Quan sie, doch merkte dann, dass er genau seine Frau und sich beschrieben hatte.
„Ich will Sex, sofort“, entschied Tetsu und legte Hua in ihr Bettchen.
„Oh ja, gute Idee“, stimmte Quan zu und zog seine Frau ins Schlafzimmer.
Als Tetsu in dieser Nacht im Arm ihres Mannes lag, fühlte sie sich nicht gut. Ihr war nicht übel, sie fühlte sich nur nicht besser. Sie war Lee, sie lebte das gleiche Leben wie ihre Freundin oder würde es leben, sogar ihr sonst aufregender Sex mit ihrem Mann war langweilig geworden. Sie löste sich von ihm, zog ihren Morgenmantel an und ging zu Hua, die wieder eingeschlafen war.
„Oh meine Süße, genieß’ du deine Jugend, solang du sie hast, sie wird ganz schnell vergangen sein“, setze sich Tetsu nachdenklich zu Hua, die ganz friedlich schlief.
Tetsu wurde geweckt, als eine kleine knautschige Hand auf ihrem Gesicht herum tatschte.
„Morgen Engelchen, wer ist denn da wach? Hey, du stehst ja, du kannst stehen, Q, sieh dir das an“, rief Tetsu und Quan kam nur in Shorts bekleidet, kopfkratzend aus dem Schlafzimmer.
„Was gibt’s?“, fragte er schläfrig und in dem Moment setze sich Hua wieder hin.
„Nichts, du hast es verpasst, schlaf’ weiter“, bat Tetsu.
„Ah, toll, kommst du noch ins Bett, oder willst du weiter hier draußen schlafen?“, fragte Quan wenig beeindruckt und schlurfte zurück ins Bett.
Tetsu hatte sich gerade den ersten Tee des Tages eingeschenkt, als es klingelte.
„Lee sagte mir, meine Tochter wäre hier?“, begrüßte Rhys seine Bekannte unfreundlich.
„Dir auch einen guten Morgen, Rhys. Ja, deine Tochter ist hier. Wo ist Lee, kann sie sie nicht selbst abholen?“, fragte Tetsu verwirrt.
„Ich hab sie jeden zweiten Tag, heute ist jeder zweite Tag, kann ich sie jetzt haben, oder nicht?“, grummelte Lee.
„Heißt das, ihr habt euch getrennt?“, fragte Tetsu überrascht und nahm Hua aus ihrem Bettchen.
„Genau das wollte ich damit ausdrücken. Danke!“, konterte Rhys und nahm ihr seine Tochter ab.
„Wann? Warum?“, fragte Tetsu.
„Wie gern ich auch mit dir quatschen will, ich muss los. Tasche!“, bat Rhys und Tetsu lud ihm die Tasche auf die freie Schulter.
„Ich hole das Bettchen, wenn ich Hua im Kindersitz habe, du kannst dir solang was anziehen, ich sehe etwas von deinem Qing und sehr viel von deinem Yang, in diesem Bademantel wenn du verstehst was ich meine“, konterte Rhys cool und Tetsu zog peinlich berührt ihren Bademantel herunter.
„Danke, dass du das so früh was sagst. Also dann bis gleich“, grummelte Tetsu und ging zurück ins Schlafzimmer.
Tetsu setzte sich auf ihre Seite des Bettes und schubste ihren schlafenden Mann aus dem Bett.
„Was zum…? Was sollte das?“, fragte Quan und rappelte sich auf.
„Wie lange wolltest du mir verschweigen, dass sich Lee und Rhys getrennt haben?“, fragte Tetsu genervt.
„Lee und Rhys haben sich getrennt? Das wusste ich nicht, echt nicht. Woher sollte ich das wissen, wenn du es nicht weißt?“, fragte Quan und setzte sich aufs Bett.
„Er ist dein bester Freund, Freunde reden“, konterte Tetsu.
„Du bist zu viel mit schwulen Männern zusammen, wir Heten reden nicht, das letzte Mal, als ich mich länger als zwei Minuten mit ihm unterhalten habe, war vor sechs Monaten. Damals sagte er mir, mit Lee wäre alles klar. Das war also der Grund, warum Lee gestern so angepisst war, sie überträgt ihren Ärger auf mich. Ist Rhys grade da gewesen?“
„Er kommt gleich noch mal wegen dem Kinderbett“, erläuterte Tetsu.
„Ah, okay. Dann haben die beiden sich wohl wirklich getrennt“, war Quan nachdenklich.
„Wie lange waren sie jetzt verheiratet?“, wollte Quan wissen.
„18 Monate, glaub’ ich!“, überlegte Tetsu laut.
„Dann haben wir noch zehn glückliche Monate!“
„Das ist nicht witzig, hör’ auf damit“, kritisierte Tetsu ihren Mann.
„Tut mir leid, wir sind nicht sie, wir haben nicht so überstürzt geheiratet“, bemerkte Quan und küsste seine Frau.
„Oh doch, ihr seid wie wir, ich brauch’ Hilfe mit dem Kinderbett, könntest du dir eine Hose anziehen und mir helfen, Boss?“, fragte Rhys, der breitbeinig in der Schlafzimmertür stand.
„Du hast die Tür offen gelassen?“, fragte Quan, während er eine Jeans anzog.
„Sonst hätte er noch mal klingeln müssen, entschuldige. Ich mach’ Frühstück, willst du Spiegelei haben, heut’ morgen?“, fragte Tetsu.
„Klingt gut, danke. Ich liebe dich“, bemerkte Quan, küsste sie erneut und ging zu seinem Kumpel.
„Hast du ihn gefragt, wie lang sie schon getrennt sind?“, fragte Tetsu, als sie etwas später mit ihrem etwas abwesend scheinenden Ehemann frühstückte.
„Sechs Monate, kannst du das glauben, dass sie das uns so lang verschwiegen haben?“, erwiderte Quan, während er auf seinen Kaffeebecher starrte.
„Nein, vor allem bei Lee kann ich mir das nicht vorstellen, sie erzählt mir sonst alles, auch Sachen, die ich gar nicht wissen will. Ich werde nach dem Frühstück zu ihr fahren und mit ihr reden. Ist bei uns alles klar?“, fragte Tetsu und nahm seine Hand.
„Ja, alles klar. Ich liebe dich sehr, lass’ dich durch die Sache nicht runterziehen, vielleicht raufen die beiden sich irgendwann wieder zusammen, aber im Moment sind sie, sie und wir, wir, okay?“, bat Quan und küsste sie.
„Das klingt gut. Ich hab’ keine Ahnung, was ich zu ihr sagen soll, das ihr helfen könnte“, bemerkte Tetsu und legte ihren Kopf auf seine und ihre Hände.
„Alles wird ihr helfen, denk’ einfach darüber nach, was du hören wollen würdest“, schlug Quan vor.
„Ich glaub’ in der Situation müsste sie mich im Knast besuchen, weil ich dich umgebracht hätte“, schmunzelte Tetsu.
„Äh, gut zu wissen. Was hältst du davon, ich mach’ heut Abend frei und wir gehen aus, nur wir beiden, wie klingt das?“, fragte Quan.
„Das klingt toll, ich hab nur einen Schüler heute, den drück’ ich meinem Onkel auf, der hat eh zu wenig zu tun, wenn er sich zwei Liebhaber halten kann“, konterte Tetsu und er grinste.
Nach dem Frühstück zog Tetsu einen Trainingsanzug an und joggte zu Lee, die nur drei Blocks von ihr wegwohnte.
„Hey, was machst du hier? Rhys hat sie doch abgeholt, oder?“, fragte Lee, die verheult die Tür öffnete.
„Ja, das hat sie, wann wolltest du es mir sagen?“, bemerkte Tetsu verärgert.
„Oh man, er hat es dir gesagt? Was für ein Idiot“, ließ Lee sie rein.
„Sechs Monate Lee? Hätte ich erfahren, wenn du wieder heiratest?“, fragte Tetsu.
„Ich bin noch nicht geschieden, Tiger, vermutlich werden wir uns auch nicht scheiden lassen. Ich liebe ihn sehr und will das nicht“, erkannte Lee.
„Ganz blöde Frage. Wenn du ihn so liebst, warum hast du dich dann von ihm getrennt? Hatte er eine Affäre, hattest du eine Affäre, was ist passiert?“, war Tetsu verwundert.
„Gar nichts, hat einfach nicht geklappt, das ist alles“, erzählte Lee murmelnd.
„Du liebst ihn und es ist gar nichts passiert? Was ist dann los?“, fragte Tetsu und in dem Moment kam Rhys mit einem Handtuch in der Hand aus dem Schlafzimmer.
„Die Kleine schläft endlich. Ich muss jetzt los, die Jungs warten. Das von letzter Nacht können wir danach echt gern wiederholen“, säuselte Rhys und dann sah er Tetsu.
„Äh, hi Tiger, ich hab’ dich nicht kommen hören“, bemerkte Rhys verlegen.
„Du dreckiger Lügner, wir waren besorgt um euch und euch geht’s gut?“, fragte Tetsu und schlug Rhys mit dem Handtuch, was sie ihm zuvor entrissen hatte.
„Siehst du, ich sag’ doch, die glauben es uns. Wir haben uns so oft gestritten, dass das alle denken. Wir müssen echt öfters das machen von letzter Nacht. Wir waren echt eingerostet“, schmunzelte Rhys, küsste seine Frau und verschwand mit der Sportasche in der Hand.
„Was sollte das bitte? Wir haben das auf uns bezogen und das erste Mal in unserer Beziehung Verdrängungssex gehabt“, grummelte Tetsu.
„Wir hatten gestern so einen riesigen Krach, das glaubst du gar nicht, das erste Mal konnten wir uns solang anschreien, bis die Nachbarn sich beschwert haben, das hat so gut getan und der Sex danach erst. Ihr müsst echt öfters Babysitten“, schmunzelte Lee zufrieden.
„Oh man, ich verdresche dir so den Arsch morgen beim Training“, drohte Tetsu ihr und plötzlich wurde ihr so übel, dass sie sich in die Spüle übergab.
„Du gibst der Redewendung „Ich könnt’ echt kotzen“ eine ganz neue Bedeutung“, erwiderte Lee und gab ihr ein Glas, was sie mit Wasser gefüllt hatte.
„Sehr witzig. Mir geht diese Übelkeit echt langsam voll auf den Senkel. Wie lang ging das bei dir?“, fragte Tetsu und sank auf den Barhocker neben sich.
„Ernsthaft oder gelogen?“
„Warte, ich will es gar nicht wissen. Also ist alles klar zwischen Rhys und dir?“
„Wir haben so unsere kleinen Streitereien, aber nichts Ernsthaftes. Glaubst du wirklich, ich hätte dies sechs Monate vor dir geheim gehalten, was wäre ich denn für eine Freundin. Du hast unsere Probleme auf euch beide bezogen, wieso das denn?“, forschte Lee nach und setzte sich neben sie.
„Ach, ich weiß auch nicht, wir sind seit acht Monaten verheiratet und leben aneinander vorbei und jetzt ist das Kind unterwegs und das hat so viele Parallelen mit eurer Beziehung. Ihr wart auch so kurz verheiratet, bevor Hua geboren wurde. Tut mir leid, das ist Blödsinn, ich weiß, aber irgendwie bin ich hormonell grade ziemlich überfordert. Wird das noch schlimmer?“, wollte Tetsu wissen.
„Das wirst du selbst rausfinden. Ich kann dich eigentlich gerade nicht darum bitten, aber ich habe das Kostüm für eine Kundin heute Morgen fertig bekommen und weiß nicht genau, ob es für 36 passt“, bat Lee.
„Ich trage nur Hosen in 36, na ja noch, aber meine Arme sind zu muskulös dafür, da muss ich 40 tragen“, erklärte Tetsu ihrer Freundin.
„Man, dann muss ich das Kostüm für dich umnähen“, schlussfolgerte Lee.
„Du hast mir ein Kostüm genäht mit einem Rock?“, schmunzelte Tetsu.
„Ja, das sollte eine Überraschung werden“, fühlte sich Lee ertappt.
„Ich trag’ keine Kostüme, meine Süße, das hab’ ich noch nie gemacht, aber danke“, entschied Tetsu.
„Ich näh’ dir das Kostüm um und du trägst es, verstanden. Wie kann man als so hübsche Frau so an Geschmacksverirrung leiden. Du hast ja nicht mal zu deiner Hochzeit ein Kleid getragen, nur diesen komischen Hosenanzug“, verstand Lee nicht, wie sich ihre hübsche Freundin nur so maskulin anziehen konnte.
„Ich hab Beine wie ein Wrestler, deshalb trag ich keinen Rock, das ist so ein blöder Nebeneffekt wenn man fast 20 Jahre Karate professionell betreibt. Schenk’ ihn doch Sara, die hat 36 und steht seit neusten auf so’n weibliches Zeug“, schlug Tetsu vor.
„Ich kann doch eine fast 1,80 Meter große Lesbe nicht in ein Marinefarbenes Kostüm stecken, die würde ja aussehen wie Barbara Bush“, erkannte Lee kritisch.
„Ich werde nicht versprechen, dass ich es anziehe“, gab Tetsu nach.
„Ich werde den Rock etwas verlängern und das Kostüm umnähen, du wirst echt weich, Süße“, war Lee mit sich zufrieden.
„Ich bin immer noch stinkig auf dich, dass ihr uns so hinters Licht geführt habt. Ich werd’ dich morgen echt so fertig machen“, entschied Tetsu.
„Hey, ich hab auch schon den gelben Gürtel“, murrte Lee trotzig.
„Und ich bin verdammt stolz auf dich, aber du Mudansha, ich Yudansha, klar?“, erkannte Tetsu.
„Was bedeutet jetzt noch mal Schüler und was Meister?“, fragte Lee keck.
„Das wirst du morgen schon früh genug rausfinden, ich bin froh, dass ihr beiden nicht getrennt seid“, war Tetsu erleichtert.
„Oh ja, das bin ich auch. Ich muss jetzt weiter arbeiten, ist noch viel zu nähen heute. Danke, dass du mich besuchst hast, aber ich muss dich jetzt leider rausschmeißen“, drängte Lee sie und öffnete ihr die Tür.
„Klar, ich lauf’ noch etwas. Noch eine Frage, warum siehst du so verheult aus?“, fragte Tetsu und ging zur Tür.
„Es gibt heute Abend Zwiebelauflauf, musste gerade ziemlich viele Zwiebeln schneiden. Du solltest deinen Mann auch mal öfters bekochen, er hat ganz schön abgenommen“, riet Lee ihr.
„Er hat ziemlich viel Stress in letzter Zeit, ich weiß. Sollte ich wirklich mal machen. Schönen Tag noch“, verabschiedete sich Tetsu und verließ die Wohnung ihrer Freundin wieder.
Da Tetsu jetzt mehr Freizeit hatte, als sie dachte, fuhr sie in Denzels Fitnessstudio vorbei, um ihrem Ex-Freund und Fitnesstrainer die freudige Nachricht über ihre Schwangerschaft zu überbringen.
„Namaste, Tiger, wie komme ich zu der Ehre“, begrüßte Denzel sie, der im Kopfstand mit Armen verschränkt stand.
„Hab’ ich dich doch auf den Geschmack von Yoga gebracht. Könntest du mal kurz wieder in die Senkrechte, ich muss dir was sagen“, bat Tetsu und Denzel schwang sich aus seiner Position.
„Sag mir, dass du den Idioten verlassen willst“, bemerkte Denzel frech und führte sie mit einer Hand an ihrem Rücken zu den Sitzplätzen.
„Du bist ein Idiot, lass das ständige Gefrotzel, ich hab’ ihn geheiratet und du musst dich damit abfinden. Ich weiß, Julio und du suchen immer noch die passende Leihmutter und seid nichts so gigantisch gut auf das Babythema zu sprechen, aber als mein Trainer und bester Freund solltest du das wissen. Ich bin schwanger, ich hab’ es vorgestern erfahren“, enthüllte Tetsu.
„Das ist toll, warum sagst du mir das so spät?“, fragte Denzel erfreut und umarmte sie.
„Mein Mann weiß es auch erst seit gestern, tu nicht so, als wäre ich schon hochschwanger. Ich denke, es ist Zeit für nen neuen Trainingsplan“, erwiderte Tetsu.
„Ja, sicher, ich trainiere öfters schwangere Frauen, ich stell’ dir was zusammen und fax es dir. Wir wollen ja nicht, dass du kugelrund wirst, wie Julios Mutter“, frotzelte Denzel.
„Was habt ihr heute alle gegen mich, ihr seid alle meine Schüler, ihr wisst, dass ich euch den Arsch verhauen kann“, grummelte Tetsu genervt.
„Werden deine Stimmungen jetzt noch schlimmer?“, fragte Denzel und bekam von Tetsu eine in die Rippen geboxt.
„Apropos Schüler, ich freu’ mich auf unser Training heut’ Abend“, erkannte Denzel.
„Ach du bist das heut’ Abend? Ich kann heute Abend nicht, der große Meister wird dich trainieren“, plante Tetsu.
„Oh man, dein Onkel ist ein Grabscher“, grummelte Denzel.
„Tja, dann weißt du jetzt, wie scheiße sich das anfühlt, begrabscht zu werden“, schmunzelte Tetsu.
„Du hast ihm gesagt, dass er das tun soll, oder?“, fragte Denzel.
„Ja, vielleicht. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich will mich noch schön machen, für das Date mit meinem Mann“, grinste Tetsu.
„Du ziehst den Idioten mir vor?“, fragte Denzel.
„Nein, ich ziehe meinen Ehemann dir vor. Übrigens, die Übung die du da machst ist verdammt schlecht für den Rücken“, riet Tetsu ihm, küsste ihn auf die Wange und ging sie wieder.
„Hey Traumprinz“, begrüßte Tetsu ihren Ehemann, als sie nach dem Besuch zurück nach Hause kam.
„Warst du vorhin schon zu Hause? Ich könnte schwören, ich hätte was gehört, als ich in der Dusche war“, wunderte sich Quan.
„Ja, ich hab meine Handtasche geholt, ich war noch bei Denzel und hab’ ihm die freudige Nachricht erzählt. Er stellt mir einen neuen Trainingsplan zusammen“, erklärte Tetsu und legte ihren Schlüssel auf den Küchentisch.
„Gut, das ist gut. Du musst dich körperlich ziemlich umstellen, kann sein, dass sich dein Körper ziemlich verändert“, entgegnete Quan und Tetsu sah ihn böse an.
„Kann ich nichts für. Das mit heute Abend geht klar, ich hab’ frei gekriegt. Hast du Lee trösten können?“, fragte Quan und küsste sie.
„Ja, hab’ ich, sie war ziemlich fertig. Ich werde dann mal duschen gehen, ich bin verschwitzt“, erzählte Tetsu und verschwand im Badezimmer.
„Warum lüge ich ihn an, was sollte das?“, fragte sie ihr Spiegelbild.
Sie duschte und zog eine enge Jeans und ein tailliertes Oberteil an. Jeder sollte sehen, dann sie neues Leben in sich trug.
„Heißes Outfit, den letzten Monaten hab ich dich sonst immer nur im Schlafanzug gesehen“, erwiderte Quan und umschlang die Hüften seiner Frau sanft mit seinen starken Händen.
„Ja, das müssen wir echt ändern. Du siehst auch heiß aus. Lass uns gehen, bevor wir gar nicht zum Restaurant kommen“, schmunzelte Tetsu und zog ihn aus der Tür.
Es wurde ein wunderschöner, romantischer Abend und nach dem Essen unterhielten sie sich lange und angeregt zu Hause auf dem Bett. Aber irgendwie sprach Tetsu nicht an, dass das mit der Trennung ihrer besten Freunde nur ein Fake gewesen war.
„Das tut so gut mal wieder über alles zu sprechen. Wir haben so viel nicht gesagt, was wichtig wäre. Du hast so wunderschöne Augen“, flirtete Quan, während Tetsu mit ihrem Kopf auf seiner Brust lag und mit seiner Hand spielte.
„Rhys und Lee haben sich nicht getrennt“, gestand Tetsu und setzte sich auf.
„Was?“, fragte Quan überrascht.
„Tut mir so leid, das hätte ich dir schon vorhin sagen sollen, die haben uns irgendwie foppen wollen, ich hab’ keine Ahnung wieso, aber um ihre Ehe steht’s bestens. Okay, nicht aller bestens, sie streiten sich ziemlich häufig, aber ihre Ehe ist stabil“, erwiderte Tetsu.
„Die sind schon ziemlich krank. Was sollte das?“, fragte Quan und sie legte sich wieder auf seine Brust.
„Du bist nicht sauer, dass ich dich vorhin angelogen habe?“, fragte Tetsu.
„Nein, du wolltest, dass ich mich heute Abend mal mehr um dich kümmere, das verstehe ich gut“, versicherte Quan und strich ihr über die Haare.
„Ich habe dich gar nicht verdient, weißt du das eigentlich?“, fragte sie verliebt.
„Hast du irgendeinen Traum, den du dir noch erfüllen willst?“, fragte Quan plötzlich.
„Ich würde gern nach Kenia reisen, um meine Wurzeln kennen zu lernen“, gestand sie plötzlich.
„Ich will dir den Traum nicht kaputt machen, aber das letzte Mal, als du Besuch von deinen Wurzeln bekommen hast, hab’ ich eine Nacht große Angst um dich gehabt“, schlussfolgerte Quan trocken und zog langsam Tetsus Oberteil hoch, um ihre lange Narbe anzusehen. Dabei fuhr er mit einem Finger darüber.
„Oh man, das fühlt sich echt toll an“, säuselte sie.
„Ernsthaft? Schon wieder?“, fragte Quan, der schon wusste, was seine Frau wollte.
„Ich weiß auch nicht, ich bin seit ich weiß dass ich schwanger bin, ständig scharf, keine Ahnung wieso. Wir können auch nur kuscheln“, erklärte Tetsu und Quan fuhr mit seiner Hand über ihren Bauch bis zu ihrem Busen.
„Kuscheln ist nicht“, säuselte Quan und zog sie an sich.
„Warte, wir sollten mal was anderes versuchen. Solang ich noch so topfit bin, sollten wir es mal gegen die Wand versuchen“, schlug Tetsu vor und zog ihn an die Wand.
„Ich hab’ dich echt auch nicht verdient“, erkannte er glücklich und begann sich auszuziehen.
„Gegen die Wand? Wollt ihr einen Rekord im Dauersex haben aufstellen?“, fragte Lee etwas eifersüchtig, als sie mit ihrer Freundin tags drauf auf dem Sofa saß, statt zu trainieren.
„Ja, das kam einfach über mich. Das war so scharf, das letzte Mal, dass wir so guten Sex hatten war unser erstes Mal hier auf dem Sofa“, entgegnete Tetsu verträumt.
„Auf dem Sofa hier? Auf dem ich sitze?“, fragte Lee angeekelt.
„Ich hab’ es nachher gründlich gereinigt, du hörst dich schon an wie Koki“, entgegnete Tetsu.
„Ich hab’ öfters darauf geschlafen, da hab’ ich zu Recht gemotzt. Trainiert ihr heute noch, oder kann ich hier jemand trainieren?“, fragte Koki, der sich breitbeinig vor ihnen aufstellte.
„Wir trainieren gleich, jetzt dräng’ nicht so. Also wo waren wir?“, fragte Tetsu und wendete sich wieder zu ihrer Freundin.
„Du hast mir von deinem wunderbaren Sexleben vorgeschwärmt“, entgegnete Lee und sie klang etwas genervt dabei.
„Entschuldige, du hast gestern auch so davon geschwärmt, wie toll es bei euch war“, bemerkte Lee und Koki zog kopfschüttelnd wieder ab.
„Ich hab’ gelogen, wie so oft in letzter Zeit. Man, warum müsst ihr so ein „Wir springen gerade von einem rosafarbenen Regenbogen“ Pärchen sein“, grummelte Lee.
„Wie meinen?“, fragte Tetsu verwundert.
„Ihr seid so verknallt, das ist so eklig“, erklärte Lee.
„Wir sind frisch verheiratet, da ist es halt noch so. Aber bei uns war es auch nicht alles so toll“, versicherte Tetsu.
„Ihr wart vor der Hochzeit bei einem Paartherapeuten, um eure Beziehung zu festigen, das war so übertrieben und spießig“, neckte Lee sie.
„Wir haben euch auch etwas verschwiegen, wir waren wegen was anderem beim Paartherapeuten. Sechs Wochen vor unserer Hochzeit hatte Quan ein kleines Meeting mit einer Nutte“, gestand Tetsu und Lees Augen wurden groß.
„Du lügst doch jetzt, oder?“, fragte Lee entsetzt.
„Ja, ich kann nicht so gut lügen wie du, ja wir sind spießig, na und? Zumindest haben wir jetzt tollen Sex und können uns alles sagen“, bemerkte Tetsu und boxte Lee an die Seite.
„Wir haben euch dazu bringen wollen, dass ihr auch mal streitet, deshalb haben wir das alles angezettelt“, gestand Lee plötzlich.
„Steh auf“, bat Tetsu forsch.
„Ja, okay“, erwiderte Lee verwundert und stand auf.
„Greif mich an!“
„Wieso soll ich dich angreifen?“
„Bin ich die Trainerin, oder du?“, fragte Tetsu motzend.
„Okay“, bemerkte Lee und griff sie an. Mit einem gekonnten Wurf knallte Tetsu ihre Freundin auf den Boden und setzte sich auf ihre Brust.
„Tut das weh?“, fragte Tetsu.
„Ja, das tut es, geh’ runter von mir“, keuchte Lee.
„Erst wenn du mir schwörst, dich nie wieder in meine Beziehung einzumischen“, forderte Tetsu streng.
„Ja, ich schwöre“, bemerkte Lee schwitzend.
„Gut, weiter geht’s“, erwiderte Tetsu, stieg von ihr runter und zog sie hoch.
„Kann ich was zu trinken haben?“, fragte Lee hustend.
„Hier“, warf Tetsu ihr eine Wasserflasche zu. Sie warf sie aber so unsanft, dass sie gegen Lees Brust knallte und dann auf den Boden fiel.
„Dich darf man echt nicht sauer machen“, bemerkte Lee keuchend und hob die Flasche auf.
„Du hast lang gebraucht, das zu merken, was?“, bemerkte Tetsu provozierend.
„Tiger“, bemerkte Koki streng, der aus dem Büro kam, als er hörte, wie seine Nichte lauter wurde.
„Ich beherrsch’ mich, Onkel, ist schon gut“, versprach Tetsu.
„Das will ich dir auch raten. Alles klar bei dir, Lee?“, fragte Koki, Lee.
„Ja, alles klar, danke Koki. Deine Nichte hat nur mal wieder ihre aggressiven 15 Minuten“, bemerkte Lee und trank einen Schluck.
„Gut, soll ich dich trainieren?“
„Nein, geht schon, ich ruf’ dich, wenn ich in Lebensgefahr schwebe, okay?“, schmunzelte Lee und Koki ging zurück in sein Büro.
„Glaubst du, du kannst noch rufen, wenn du kurz vor dem Tode stehst?“, scherzte Tetsu und ging wieder in Kampfhaltung.
„Bist du immer noch sauer auf mich?“, fragte Lee vorsichtig.
„Das findest du gleich raus“, witzelte Tetsu und griff sie an.
Eine halbe Stunde später lag Lee keuchend am Boden.
„Okay, okay, du hast deinen Standpunkt laut und deutlich klar gemacht, hör auf, ich hab Familie“, bettelte Lee geschafft und Tetsu legte sie genauso geschafft neben sie.
„Ich lass’ für heut’ Gnade walten, du hast gut gekämpft, mein Schüler“, lobte Tetsu sie und in dem Moment kam Koki aus seinem Büro und misste bei Lee den Puls.
„Gott sei Dank, sie lebt noch, ich hätte ungern einen von euren Ehemännern angerufen“, schmunzelte Koki und gab Lee eins von den Handtüchern, das er auf dem Arm trug und verräumen wollte.
„Du bist ja so witzig, werd’ doch Komiker“, murrte Tetsu und bekam auch ein Handtuch.
„Übertreib’ es nicht mit dem Training, Nichte, du musst jetzt an zwei Personen denken“, erwiderte Koki kritisch.
„Das weiß ich, Trainer, ich bin Sportlerin, ich weiß, was ich mache“, war Tetsu genervt.
„Gut, ich sag’ es nur. Trink’ auch was“, bat Koki und gab ihr eine Flasche Wasser.
„Werdet ihr mich jetzt die ganzen neun Monate so behandeln?“, fragte Tetsu genervt.
„Worauf du Gift nehmen kannst, meine Süße. Jetzt ruh’ dich aus, du hast in einer halben Stunde einen anderen Schüler“, bat Koki.
„Hilf mir bitte, die spinnen doch“, bat sie ihre Freundin.
„Du hast mich genauso behandelt, als ich schwanger war, das werde ich jeden Moment auskosten“, schmunzelte Lee und stand auf.
„Ihr seid echt so fies, ich geh’ duschen“, erwiderte Tetsu grummelig und ging ins Badezimmer.
„War ich genauso hormonell gesteuert, als ich schwanger war?“, fragte Lee zu Koki.
„Oh ja“, konterte Koki.
„Ich entschuldige mich noch Mal vielmals deswegen. Trainierst du mich das nächste Mal?“, bat Lee.
„Sicher, kann ich machen. Du darfst dich niemals wieder zwischen die beiden stellen, das überlebst du das nächste Mal nicht“, erklärte Koki und klopfte ihr auf die Schulter.
„Danke für den Tipp. Ich werd’ auch mal duschen gehen“, erklärte Lee und folgte ihrer Freundin in die Duschen.
„War das ein Mordanschlag?“, fragte Lee, als sie ihren Kimono auszog und in eine Duschkabine ging.
„Wie meinen?“
„Ich trainiere lang genug mit dir, um zu erkennen, dass du heute echt aggressiv warst“, erwiderte Lee und stellte ihre Dusche an.
„Du hast dich zwischen mich und meinen Mann gestellt, das verzeih’ ich dir nicht“, war Tetsu wütend.
„Komm schon, das kannst du nicht ernst meinen, ist ja nicht so, dass ich euch dazu bringen wollte, euch zu trennen, ich wollte nur euer ach so perfektes Leben ein bisschen weniger perfekt aussehen lassen. Eigentlich war es auch mehr Rhys Idee“, konterte Lee erklärend und schwang ihr Handtuch um sich.
„Nein, war es nicht. Dein Mann ist ein guter Detektive und guter Vater, aber nicht die hellste Leuchte“, frotzelte Tetsu und zog ihren Bademantel an.
„Hey, mein Mann ist klüger als du denkst, ist ja nicht so, dass dein Mann die Relativitätstheorie entwickelt hat“, verteidigte Lee ihren Ehemann.
„Wir sollten es besser wissen, oder? Wir sind gescheite Frauen, wir sollten nicht so streiten“, bemerkte Tetsu versöhnlich.
„Ich freu’ mich das zu hören. Ist seltsam, dich so sanft zu erleben, das ist fast so als wärst du eine Frau“, scherzte Lee und band ein anderes Handtuch um ihre Haare.
„Ich weiß, furchtbar, ich bin kurz davor, Torten mit Zuckerguss zu backen“, erwiderte Tetsu und schlüpfte in ihre Schlappen.
„Das will ich sehen. Was hältst du davon, dass wir am Wochenende mal wieder zusammen ausgehen. Ein Mädelsabend mit Sara?“, fragte Lee.
„Klingt gut. Ich werd’ sie heut’ Abend fragen, wenn sie zu uns kommt. Wir sollten mal wieder ins Shampoo gehen, wir waren lang nicht mehr da. Und wir sollten Koki mitnehmen“, plante Tetsu.
„Glaubst du nicht, er ist mit zwei Kerlen nicht schon genug ausgelastet?“, entgegnete Lee.
„Er hat keine zwei Kerle, ich kenne ihn schon mein ganzes Leben, er lügt wie gedruckt“, erwiderte Tetsu erkennend.
„Warum tut er das? Er muss doch nichts beweisen“, konterte Lee.
„Frag’ ihn, bei deiner nächsten Trainingsstunde, ich weiß es nicht“, bemerkte Tetsu.
„Woher weißt du es?“, fragte Lee beschämt.
„Ich kenn’ dich auch nicht erst seit gestern. Das ist okay, ich hab’ gerade eh zu viele Schüler und in den nächsten Monaten werde ich meine Arbeit eh ziemlich einschränken müssen“, schlussfolgerte Tetsu.
„Ja, du wirst wohl nur noch Unterricht geben können und fett werden“, konterte Lee.
„Warum denken alle, dass ich fett werde, wenn ich aufhöre Sport zu machen?“, grummelte Tetsu.
„Du bist auch nicht unfehlbar, meine Teure, so was passiert. Ich trag’ jetzt auch fast zwei Kleidergrößen größer, als vor meiner Schwangerschaft, doch du wirst dein Extrafett vermutlich in sechs Wochen nach der Schwangerschaft wieder verloren haben“, konterte Lee.
„Du hast Kleidergröße 38, du tust so, als wärst du total in die Breite gegangen. Also steht das jetzt mit dem Shampoo?“, wollte Tetsu wissen.
„Ja, klar, einen Abend nicht nach Erbrochenem oder Windeln zu riechen, ich würd’ nen Mord dafür begehen“, entschied Lee.
„Bei dem was du da erzählst, muss ich die Nacht zum Tag machen, denn nach der Geburt meines Kindes kann ich mich nur noch erschießen“, entgegnete Tetsu sarkastisch.
„Jetzt hast du es kapiert. Ich komm’ heut Abend mal mit dem Kostüm vorbei, bin gespannt, wie es dir passt“, erkannte Lee, die sich inzwischen angezogen hatte, band ihre Haare zu einem Knoten und verschwand aus dem Duschraum.
Tetsu bereitete gerade einen Selbstverteidigungskurs für Frauen für den darauffolgenden Tag vor, als es klingelte.
„Hey, du bist ja wirklich gekommen, ich dachte mit “Ich komm dann heut Abend vorbei“ meintest du “Mal sehen, vielleicht komm’ ich vorbei““, bemerkte Tetsu und zog den Bleistift hinter ihrem Ohr weg, wo sie in hin gesteckt hatte.
„Du arbeitest grade?“, fragte Lee und steckte ihrer Tochter einen Keks in den Mund, die sie in einer Tragetasche auf dem Rücken trug.
„Ich könnt’ eine Pause vertragen, komm rein. Hey, du hast den Zwerg mitgebracht. Hi Süße, will dich deine Mami wieder bei mir abladen?“, begrüßte Tetsu, Hua.
„Nein, Mami will ihrer Freundin ein Kostüm anpassen, solang sie noch in sanftmütiger Stimmung ist“, schmunzelte Lee und hielt das fertige Kostüm hoch.
„Wann hast du das Kostüm noch geändert bekommen?“, fragte Tetsu verwundert und ließ sie rein.
„Hua zahnt, ich hab’ nicht viel geschlafen heut’ Nacht, aber dafür mehr geschafft bekommen“, erklärte Lee und legte das Kostüm auf einen Tisch.
„Hey, mir gefällt die Spitze am Rock“, erklärte Tetsu und fuhr über die Plastikhülle in dem das Kostüm war.
„Wirklich? Das ist aus der Not entstanden, weil ich den Rock nicht arg länger bekommen hab’. Willst du es probieren?“, erwiderte Lee erfreut über das Lob.
„Du gehst nicht, bevor ich es nicht anprobiert habe, oder?“, konterte Tetsu und Lee grinste.
„Bin gleich wieder da“, grummelte Tetsu und trottete ins Schlafzimmer.
5 Minuten später kam sie wieder heraus.
„Oh mein Gott, du siehst so hübsch aus“, erwiderte Lee stolz und sah Tetsu an, die in dem schicken Kostüm mit der schwarzen Spitze wie eine hübsche Geschäftsfrau aussah.
„Du bist echt von dir eingenommen, was?“, fragte Tetsu.
„Wie gefällt es dir?“, wollte Lee unsicher wissen.
„Das ist gar nicht so schlecht, ich könnt’ mir sogar vorstellen, das zu tragen“, erwiderte Tetsu.
„Das rat’ ich dir auch, ich hab’ gestern noch vier Stunden daran genäht. Es steht dir wirklich gut, ernsthaft“, freute sich Lee und kreiste um sie herum.
„Ich hab’s verstanden, du bist ja so toll. Kann ich mich jetzt bitte wieder umziehen?“, bat Tetsu und Lee rollte mit den Augen.
„Was? Ich bin nicht der Kostüm-Typ, ich fühl’ mich unwohl“, erkannte Tetsu.
„Steht dir trotzdem gut“, erkannte Quan, der in einem schicken Anzug aus dem Badezimmer kam.
„Danke Quan, für die Unterstützung. Du siehst aber auch klasse aus. Wohin willst du so schick?“, wollte Lee wissen.
„Eine Abschiedsfeier von einem Kollegen. So schick kann ich dich fast mitnehmen, Schatz“, entgegnete Lee und küsste seine Frau den Kopf.
„Warum nimmst du sie nicht mit?“, fragte Lee neugierig.
„Sie will das Geschäftliche und Private trennen und da sie ständig Kurse bei der Polizei gibt …“, erklärte Quan.
„Ich würde heute gerne mitgehen, wenn ich mich schon in das Ding hier gequetscht hab“, entschied Tetsu plötzlich.
„Sicher, wenn du das willst. Ich würde mich freuen“, war Quan erfreut.
„Ich mach’ dir schnell die Haare, du wirst sie alle umhauen. Ich könnte deinen Kurs fertig vorbereiten, ich hab’ durch dich eine ganze Menge theoretisches über Karate gelernt und hab eine Weile Zeit“, bemerkte Lee.
„Das wäre ganz toll, danke. Nimm dir aus dem Kühlschrank was du willst, wenn du Hunger hast“, konterte Tetsu und setzte sich hin, damit Lee ihre Haare machen konnte.
Hand in Hand kamen die beiden wie frisch Verliebte in den Festsaal, in dem die Abschiedsfeier stand fand.
„Hey, hey Whitaker, weiß dein kleines Frauchen, dass du fremdgehst?“, begrüßte Rhys seinen Kollegen.
„Schaff’ dir eine Brille an, Rhys“, raunzte Tetsu.
„Das bist du, Tiger? Du hast nen Rock an“, erkannte Rhys und küsste Tetsu auf die Wange.
„Ja, manchmal hab’ ich auch einen Rock an. Du bist ganz allein hier, während deine Frau das Kind hütet?“, fragte Tetsu kritisch.
„Sie will nichts mit meiner Arbeit zu tun haben, ich dachte eigentlich, du auch nicht“, entgegnete Rhys.
„Heute Abend will ich bei meinem Mann sein. Das ist etwas was eklig Verliebte verheiratete Ehepaare so tun. Halt deine Frau nächstes Mal davon ab, in unserer Beziehung rumzupfuschen, nur um euch gut dastehen zu lassen“, bat Tetsu und zog Quan weiter.
„Was war das gerade?“, fragte Quan verwundert.
„Ach nichts, lass uns dem Rentner seine Glückwünsche aussprechen“, bat Tetsu und ging mit ihm weiter.
Der Abend verlief sehr gut, bis Tetsu übel wurde und sie sich in einer Toilette verschanzte.
„Hey Süße, alles klar bei dir?“, erkundigte sich Quan, der mit gelockerter Krawatte vor der Tür der Toilette stand.
„Oh man, warum heißt das Ding Morgenübelkeit wenn das den ganzen Tag passiert“, bemerkte Tetsu erledigt und schloss die Tür auf.
„Armes Ding, sollen wir heimgehen?“, schlug er fürsorglich vor.
„Es tut mir so leid“, entschuldigte sich Tetsu und lehnte sich erschöpft an ihn.
„Hey, kein Problem, ich bin eh müde und ich muss morgen früh arbeiten“, erwiderte Quan und brachte sie nach draußen.
„Ich muss aus diesem Kostüm raus, ich kann nicht verstehen, wie sich viele Frauen Tag für Tag in so was rein quetschen“, erkannte Tetsu, während sie sich an diesem Abend auszog. Als sie nur in Unterwäsche dastand, sah Quan sie grinsend an.
„Oh ne, nicht heute Nacht, da bin ich echt nicht in der Stimmung für“, entschuldigte sich Tetsu.
„Dafür bin ich auch zu müde, ich seh’ dich nur an. Ich könnte mich irren, aber ich finde, dein Körper wird jeden Tag weiblicher“, bemerkte Quan.
„Heißt dass, ich werde fett?“, fragte Tetsu beleidigt.
„Nein Süße, du bekommst nur irgendwie weichere Züge. Das ist wunderschön und macht dich nur heißer“, säuselte Quan.
„Gut gerettet, Schatz. Diese Schwangerschaft fängt langsam an, mich zu nerven“, bemerkte Tetsu, zog ein T-Shirt an und setzte sich aufs Bett.
„Wenn das mit der Übelkeit aufhört, wirst du die Schwangerschaft genießen, glaub’ mir. Meine Schwestern haben das alles mehrmals durchgemacht, du solltest sie anrufen, die können dir sicher gute Tipps gegen Übelkeit geben“, war Quan hilfsbereit.
„Kann ich machen, aber deine Schwester mögen mich nicht besonders“, entgegnete Tetsu.
„Was für ein Blödsinn, sie lieben dich“, entschied Quan.
„Sie haben mir zur Hochzeit ein typisches kenianisches Gewand geschenkt“, entgegnete Tetsu.
„Das war doch nett von ihnen“, entschied Quan.
„Es ist Gelb und Orange, ich seh’ aus wie eine Tunte in einem Poncho“, entschied Tetsu.
„Du kannst es tragen, wenn du hochschwanger bist“, bemerkte Quan.
„Na toll, dann seh ich aus wie ein Zirkuszelt“, grummelte sie.
„Du magst das Ding echt nicht, oder?“, fragte Quan grinsend.
„Ich benutze es als Schutz für meinen guten Anzug im Schrank, wenn das deine Frage beantwortet“, konterte Tetsu und grinste auch.
„Verbring’ etwas Zeit mit ihnen, sie sind wirklich in Ordnung“, bat Quan.
„Ich werd’ sie anrufen, versprochen, aber jetzt will ich erst mal schlafen“, legte sich Tetsu hin.
„Sicher, ruh’ dich aus, ich sollte auch langsam schlafen. Schlaf’ gut“, murmelte Quan und legte sich eng neben sie.
An diesem Freitag gingen die drei Mädels ins Shampoo.
„Man, wir waren hier schon fast nen Jahr nicht mehr drin, ich bin ganz aufgeregt“, bemerkte Sara händereibend, als sie am Eingang zum Shampoo standen.
„Ja, das wird lustig, wann waren wir das letzte Mal hier? Ich glaub’ es war …“, überlegte Lee.
„Hey, die DEA-Girls, heiße Sache“, kam eine junge Frau an ihnen vorbeigelaufen.
„…Halloween vielleicht? Als wir die DEA T-Shirts anhatten, das war echt lustig“, konterte Sara und sie gingen weiter an die Bar.
„Drogenschnüffler kriegen hier nichts“, grummelte der Barkeeper.
„Okay, vielleicht war es für uns witzig, aber für den Club nicht so wahnsinnig. Hören Sie, wir sind nicht von der Drogenfahndung, das sollte ein Witz sein“, handelte Tetsu mit dem Barkeeper.
„Der war aber nicht witzig. Verschwindet einfach“, bat der Keeper trocken.
„Hey Süßer, machst du mir zwei Daiquirys, ein Wasser und ein Bier für mich und meine Freunde“, bestellte Koki, der sich zwischen die Ladies drängte, als würde er sie nicht kennen.
„Sicher, welcher Tisch?“, fragte der Barkeeper freundlich.
„Äh, ich nehm den da hinten. Danke, bist ein Schatz“, bedankte sich Koki und ging zu dem gesagten Tisch.
„Okay Ladies, ihr habt den Kerl gehört, lasst uns gehen“, forderte Tetsu und ging mit den zwei Mädels im Schlepptau zu Koki an den Tisch.
„Tja, euer Scherz ist ziemlich in die Hose gegangen, es war nicht gerade pietätvoll, in einer Zeit so was zu tragen als die DEA hier öfters angetanzt ist, als die Leuten auf YMCA getanzt haben“, bemerkte Koki, als sich die andren setzten.
„Das ist ein Jahr her, die können doch nicht immer noch sauer sein“, bemerkte Tetsu.
„Sieh dich hier um, es ist Freitagabend und es ist fast nichts los, der Club geht unter“, entschied Koki.
„Das war sicher nicht, weil wir an Halloween einen Scherz gemacht haben“, konterte Lee und nahm eine Hand Erdnüsse aus der Schale vor ihr.
„Nein, natürlich nicht, aber es war einfach falsch, was ihr damals gemacht habt. Jetzt seit still, die Bedienung kommt“, bat Koki.
„So Ladies, eure Drinks und für dich die Nummer des Barkeepers, mein Süßer“, erklärte die Bedienung, stellte die Drinks auf den Tisch und gab Koki eine Servierte mit einer Nummer drauf.
„Danke, Schätzchen“, erwiderte Koki grinsend und die Bedienung ging wieder.
„Scheint so, ich hab’ ein bisschen zu sehr geflirtet. Man, der Kerl ist halb so alt wie ich“, schlussfolgerte Koki und winkte dem Keeper zu, der ihn angrinste.
„Fühl’ dich doch geschmeichelt, ist echt ein scharfer Kerl. Du hast keine zwei Lover, richtig?“, fragte Sara erkennend.
„Ich hab so wenig zwei Lover wie du eine Affäre mit einer heißen 20-jährigen Brünetten. Du liebst Raleigh, das weiß ich“, erkannte Koki rechthaberisch.
„Du sagst dass, als wär das ein Verbrechen, ja ich liebe sie, na und? Ich bin ja nicht hier, um mir was anderes aufzureißen“, murmelte Sara.
„Könnt ihr mal aufhören, euch blöd anzumachen, wir wollen hier einen schönen Abend verbringen“, bat Tetsu und nahm einen Schluck aus ihrem Wasser.
„Klar, entschuldige. Was habt ihr heut’ geplant?“, fragte Koki.
„Trinken, tanzen, den üblichen Freitagabendspaß“, erklärte Lee.
„Klingt nach Spaß“, entschied Koki.
Sie versuchten Spaß zu haben, aber das Shampoo hatte sich verändert. Sie waren noch vor Mitternacht zu Hause.
„Hey, ist dir wieder übel?“, fragte Quan, als seine Frau zu ihm ins Bett kletterte. Er saß an seinem Laptop und spielte darauf Karten.
„Nein, der Ausgeh-Abend war nicht so berauschend, das Shampoo hat sich echt verändert“, erzählte Tetsu und kuschelte sich an seine Brust.
„Vielleicht wirst du auch zu alt für so was, ich bin es zumindest. Ich bin zufrieden damit, Solitär auf dem PC zu spielen“, konterte Quan.
„Das ist schön, Schatz, ich denke, ich werde auch kürzer treten, dann hab’ ich auch mehr Zeit für meinen Mann“, entgegnete sie und döste ein.
Kurz vor Weihnachten hatte Tetsu Geburtstag. Ihre Schwangerschaft war jetzt sichtbar und ihre Lieben behandelten sie jeden Tag vorsichtiger.
„Warte, ich nehm’ das“, half Lee, als sie die Wohnung für Tetsus Geburtstagsparty vorbereiteten und Tetsu einen Pappkarton aufhob.
„Das sind Luftschlangen Lee, die wiegen gar nichts“, murrte Tetsu trotzig.
„Entschuldige, ich dachte, das wäre was Schwereres. Wie fühlt man sich so mit 28?“, fragte Lee und ließ sie durch.
„Gut, aber du müsstest das eigentlich wissen, du warst es ja schon drei Mal“, scherzte Tetsu.
„Sehr amüsant, ich bin jetzt Ehefrau und Mutter, ich muss nicht mehr lügen was mein Alter angeht. Ich bin gern 32“, behauptete Lee.
„Du bist schon 33, meine Liebe“, entschied Tetsu.
„War nen Versuch wert. Wie viele Leute hast du eingeladen?“, wollte Lee wissen.
„Nur nen Paar, die Wohnung ist nicht gerade riesig. Man, ich genieße die Schwangerschaft gerade voll, seid das mit der Übelkeit vorbei ist“, erklärte Tetsu und strich über ihr Babybäuchlein.
„Das ist toll, ich war besorgt, du würdest die Schwangerschaft als Krankheit ansehen“, entgegnete Lee erfreut.
„Ja, so war das am Anfang auch, aber jetzt ist alles anders. Ich hab’ Montag einen Ultraschalltermin, vielleicht können sie dann das Geschlecht herausfinden“, bemerkte Tetsu zufrieden.
„Das geht glaub’ ich noch nicht so früh, meine Süße. Also, was soll ich noch machen?“, fragte Lee und Tetsu begann ihr zu erklären, was sie zu tun hatte.
Der Geburtstag verlief sehr friedlich und schön. Später am Abend begann sie die Päckchen auszupacken.
„Okay, fangen wir an, die Geschenke aufzumachen. Fang mit meinem Geschenk an“, bat Quan und reichte seiner Frau einen Umschlag.
„Das ist eine sehr dünne Perlenkette“, scherzte Tetsu.
„Ich schenk’ dir nicht noch mal eine Perlenkette, den Fehler mach’ ich nicht zwei Mal. Mach auf“, bemerkte Quan lächelnd.
Neugierig machte sie den Umschlag auf. Darin waren zwei Flugtickets.
„Nairobi? Du fliegst mit mir nach Kenia?“, fragte Tetsu mit Tränen in den Augen.
„Ja, an Weihnachten für zwei Wochen. Ein Leibwächter wird uns begleiten, es ist die richtige Zeit dafür, denn noch kannst du ohne Schwierigkeiten fliegen“, erwiderte Quan.
„Oh mein Gott, du bist so wundervoll, ich danke dir so sehr“, freute sich Tetsu und fiel ihrem Mann um den Hals.
„Na toll, ich hab’ ihr eine Vase gekauft“, murrte Lee und Quan grinste.
„Du bist ein Angeber, weißt du das eigentlich?“, fragte Tetsu glücklich als sie in dieser Nacht mit ihrem Mann im Bett lag.
„Tja, ich muss meine Frau doch unterhalten. Ich weiß, dass du nicht schläfst, weil du zu viel darüber nachdenken musst, was deine Wurzeln sind. An Weihnachten finden wir das zusammen heraus“, plante Quan.
„Das ist das schönste Geschenk, was ich je bekommen habe, na ja außer dem kleinen Racker hier drin“, bemerkte Tetsu und fuhr über ihr Bäuchlein. Quan legte die Hand auf ihre.
„Ich kann es kaum abwarten, das Kind in den Armen zu haben, wie es wohl aussehen wird?“, überlegte Quan laut.
„Das werde ich Montag sehen. Kommst du mit zum Ultraschall?“, fragte sie hoffend.
„Natürlich komm’ ich mit, meine Süße, ich war auch bei allen Ultraschalluntersuchungen meiner Schwestern dabei“, plante Quan.
„Das ist irgendwie schräg, wo waren ihre Ehemänner zu der Zeit?“, fragte Tetsu verwirrt.
„Echte Koreanische Männer machen das nicht und ich bin der Nachzögling, ich hab die Arschkarte gezogen. Aber diesmal bin ich der Vater, das ist was anderes“, erwiderte Quan.
„Das erklärt, warum du immer willst, dass ich mich mit deinen Schwestern verstehe, du hast Schiss vor ihnen“, witzelte Tetsu.
„Ich würd’ nicht Schiss sagen, eher Respekt. Ein bisschen Respekt ist nie schlecht bei einer Frau“, erwiderte Quan und Tetsu grinste.
„Ich hab’ dich echt beeinflusst, du bist vom Macho zum Pantoffelheld geworden“, schmunzelte Tetsu.
„Ich war nie ein Macho!“
„Du bist ein Polizist in Philadelphia, du musst schon auf der Polizeischule einen Machotest machen“, konterte Tetsu und Quan grinste.
„Ich war bei dem Test weniger ein Macho, als es Sara war. Sie war so cool damals“, konterte Quan und Tetsu setzte sich auf.
„Und jetzt trägt sie Stöckelschuhe und ein Kleid, ich bin echt ein Einflussnehmer“, war Tetsu stolz sie und rutschte vom Bett.
„Wo willst du hin?“, wunderte sich Quan.
„Auf die Toilette, keine Angst, bin gleich wieder da“, konterte Tetsu und ging rückwärts aus der Tür.
Nervös hielt Tetsu die Hand ihres Mannes, als die Ärztin den Ultraschall vorbereitete.
„Ich hab’ so Angst, dass mit dem Kind was ist“, war Tetsu nervös.
„Es wird alles wunderbar sein, mein Schatz“, versicherte Quan und tätschelte ihre Hand.
„So, Mrs. Whitaker, es wird jetzt etwas kühl sein, also nicht erschrecken“, erklärte die Ärztin und begann mit dem Ultraschall.
„Ihre Angst ist ganz unbegründet, ihr Kind sieht sehr gut aus, es ist alles dran, was dran sein sollte. Und es ist etwas nicht dran, was Ihnen einen kleinen Jungen bescheren würde. Sieht ganz nach einem Mädchen aus“, erkannte die Ärztin.
„Ein Mädchen, sind Sie sicher?“, erwiderte Tetsu glücklich.
„Ja, das ist ziemlich deutlich. Herzlichen Glückwunsch“, erwiderte die Ärztin.
„Man, das wird endlich wieder eine Enkeltochter für meine Mutter, die letzten Kinder meiner Schwestern waren immer Jungs“, war Quan glücklich.
„Ja, sie wird sich sehr freuen, obwohl sie nicht arg begeistert war, als wir es ihr gesagt haben“, bemerkte Tetsu.
„Nein Süße, sie war vollkommen aus dem Häuschen, ehrlich!“
„“Äh, schön“ ist keine begeisterte Aussage, Quan!“
„Meine Mutter ist halt nicht so wahnsinnig begeistert, dass ich keine Koreanerin geheiratet hab’“, gestand Quan verlegen.
„Verbessere mich, wenn ich falsch liege, aber hat deine Mutter nicht das Kind eines Cowboys zur Welt gebracht?“, fragte Tetsu gereizt.
„Ihr Mann hat sie deswegen auch verlassen, du kannst also verstehen, warum sie das etwas kritisch beäugt. Aber das ändert keine Sekunde meine Gefühle für dich. Ich liebe dich so dermaßen, dass es wehtut und weder meine Schwestern noch meine Mutter können daran was ändern“, versicherte Quan und küsste ihre Hand.
„Ihr Mann ist ein ganz schöner Schleimer, was?“, fragte die Ärztin, Tetsu.
„Der König der Schleimer, das musste er früh lernen, in einem Haus voller Frauen. Ein Mädchen, ich wollte immer ein Mädchen. Ich würd’ so gern meiner Mutter alles erzählen, sie wär’ so wahnsinnig stolz auf mich“, war Tetsu erst fröhlich, doch dann betrübt.
„Wir können an ihr Grab gehen und es ihr erzählen, wenn du willst“, schlug Quan vor.
„Ja, das sollten wir machen“, entschied Tetsu und lächelte matt.
„Sie müssen Ihrer Mutter mal den Marsch blasen, dass sie Ihre Frau mehr unterstützt, wenn sie keine Mutter mehr hat“, entgegnete die Ärztin plötzlich.
„Langsam aber sicher denk ich, ihr Weiber wollt mich noch wahnsinnig machen“, entgegnete Quan und Tetsu und die Ärztin grinsten breit.
„Und in einigen Jahren haben Sie auch wieder so eine kleine Lady, die Ihnen auf der Nase herumtanzt“, entschied die Ärztin.
„Ich glaub’ ich brauch jetzt erst mal irgendwas Alkoholisches“, bemerkte Quan nicht so ernst.
Nachdenklich schlenderte Tetsu mit ihrem Mann an der Hand über den Friedhof, auf dem ihre Mutter begraben lag. Es war jetzt schon so lang her und sie war auch ohne ihre Mutter erwachsen geworden, aber in dieser Zeit der Veränderung, vermisste sie sie so furchtbar. Sie hatte so viele Fragen über das Muttersein, was sie ihre Mutter nicht mehr fragen konnte. Vor einem Grab auf dem ein frischer Strauß Rosen lag, hielt sie an.
„Ah, Koki war hier“, erwiderte Tetsu nur.
„Ist heute ein besonderer Anlass?“, fragte Quan.
„Nein, das macht er jede Woche in letzter Zeit, er kommt langsam in das Alter in der sie gestorben ist, das macht ihn nachdenklich“, erklärte Tetsu.
„Die nachdenkliche Seite vom großen Meister, er zeigt sie nicht sehr häufig öffentlich, man vergisst schnell, dass er auch eine hat“, konterte Quan.
„Er ist halt immer noch ein Mann und ihr Männer redet doch nicht über Gefühle, oder?“, fragte Tetsu und er legte den Arm um sie.
„Ich hab’ grad so ein Gefühl, aber das kann ich nicht vor dem Grab deiner Mutter laut sagen“, schmunzelte Quan und Tetsu boxte ihn sanft in den Bauch.
Zufrieden gingen die beiden nach Hause.
Eine Woche später flogen sie nach Kenia. Nach einer langen Reise kamen sie endlich in Nairobi an.
„Oh man, sagtest du nicht so was von „Nicht so heiß“?“, fragte Tetsu erschöpft, als sie über den Flughafen in Nairobi gingen und ihre Hose und ihr T-Shirt an ihrem Körper klebten.
„Tut mir leid, ich dachte so was. Geht’s dir gut?“, fragte Quan, der den Wagen mit den Koffern vor sich her schob.
„Mir ist ein bisschen übel, sonst geht’s mir ganz gut. Das müssen bei dir die texanischen Gene sein, du schwitzt kein bisschen“, war Tetsu müde.
„Ich hab’ mich zwei Mal umgezogen im Flugzeug, während du geschlafen hast“, bemerkte Quan.
„Hast du? Du hast eindeutig zu viele dunkelblaue T-Shirts, ich hab’ das gar nicht realisiert, wie lang hab’ ich geschlafen?“, fragte Tetsu und setzte sich kurz auf dem Kofferwagen ab.
„Ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte Quan besorgt.
„Ja, ich trage nur unser Kind mit mir rum bei dieser brüllenden Hitze. Man, wir hätten vielleicht erst mal meine japanischen Wurzeln erforschen sollen, dann wären wir jetzt in Tokio“, erwiderte Tetsu erschöpft.
„Wenn du erst mal im Hotel eine Dusche genommen hast, fühlst du dich besser“, versprach Quan und nachdem sie aufgestanden war, schob er den Wagen zum Ausgang.
„Also besser fühl’ ich mich jetzt nicht gerade, aber ich weiß jetzt, dass es hier auch Kakerlaken gibt, das sollte ich notieren“, konterte Tetsu, als sie nur in einem Seidennachthemd zu ihrem Mann ins Hotelzimmerbett stieg.
„Wirst du jetzt während unserem ganzen Aufenthalt so sein?“, fragte Quan.
„Nein, tut mir leid, es ist unglaublich, in dem Land zu sein, in dem mein Vater geboren wurde. Aber dieser Sicherheitsmann vor der Tür macht es einem nicht gerade einfach, sich zu entspannen“, schlussfolgerte sie.
„Er ist gut, er wird uns beschützen, keine Sorge. Schlaf’ ein bisschen, morgen sehen wir uns hier alles an“, versprach Quan und sie kuschelte sich an ihn.
„Dann ist ja gut, ich liebe dich, aber jetzt muss ich echt schlafen“, erwiderte sie müde und döste in seinem Arm ein.
Am nächsten Morgen fühlte sie sich irgendwie seltsam. Ihr Mund war trocken und sie hatte einen seltsamen Geruch in der Nase. Sie blinzelte. Sie sah verschwommen. Als sie wieder deutlich sah, bemerkte sie, dass sie nicht mehr in dem Hotelzimmer lag, in dem sie eingeschlafen war. Panisch sah sie sich nach ihrem Mann um. Er war nicht da.
„Hallo Tetsu, wir haben solang darauf gewartet dass du hier herkommst, es ist uns eine Ehre“, konterte eine Stimme und sie versuchte sich aufzusetzen. Sie hatte aber Schwierigkeiten damit.
„Wir haben dir ein Mittel gespritzt, was deine Muskeln schwächt, wir wissen, wie stark du bist“, bemerkte die Stimme.
„Wo bin ich?“, fragte sie weinerlich.
„Im Land deiner Ahnen, du bist doch hier her geflogen, oder?“, fragte eine andere Stimme. Es war eine hübsche junge Frau, etwas jünger als sie, die ein typisches kenianisches Gewand trug.
„Wo ist mein Ehemann?“, fragte Tetsu.
„Wir mussten ihn betäuben, du hast einen ziemlich stolzen und kräftigen Krieger geheiratet“, bemerkte die andere Frau wieder.
„Was wollt ihr von mir?“, fragte sie benommen.
„Wir sind keine schlechten Menschen, Tetsu, wir wollen dir nur klarmachen, dass du
nicht zu dieser Familie gehörst, auch wenn du das einfach nicht einsehen kannst“, sagte die andere Frau wieder.
„Ihr seid meine Schwestern?“, fragte Tetsu.
„Nein, wir sind die Töchter deines Vaters, aber wir sind sicher keine Schwestern“, erläuterte die erste wieder.
„Prima, noch so Fans von mir. Hört zu, ich will eurer Familie nicht in die Quere kommen, ich wollte hier nur Urlaub machen. Bitte lasst mich gehen“, erwiderte Tetsu.
„Tu dir keinen Zwang an, geh einfach“, entschied die Frau. Tetsu rappelte sich mit all ihrer Kraft auf und stützte sich an einer Stange fest, die an der Zelt-Wand herunterhing, in dem sie sich befand.
„Du bist ja schwanger“, erwiderte die andere Frau plötzlich überrascht.
„Ja, das bin ich und wenn wegen euch Ziegen meiner Tochter irgendwas fehlt, dann bring ich euch um und glaubt nicht, dass ich mich von so ner blöden Spritze davon abhalten lasse“, drohte Tetsu und torkelte ziemlich unsicher auf den Beinen aus dem Zelt.
„Warte Tetsu, du brauchst Kleidung, du trägst nur ein Nachthemd“, erkannte eine der Frauen und legte ihr ein Gewand um.
„Wo bin ich?“, fragte Tetsu.
„Hier ist unser Vater gestorben, wir leben hier, wir sind eine große Familie. Unser Vater hatte drei Ehefrauen, wir sind viele Kinder“, entgegnete sie.
„Wie habt ihr geschafft, diesen zwei Meter Bully auszuschalten?“, fragte Tetsu.
„Wie ich gerade gesagt habe, wir sind eine große Familie“, erkannte die Frau.
„Ihr seid echt clever, aber was habt ihr gegen mich? Ich kann nichts dafür, dass ich bin, wer ich bin“, war Tetsu erschöpft.
„Du bist die Schande unserer Familie, du hast es nicht verdient zu leben“, erkannte einer ihrer Schwestern.
„Danke, dass habt ihr mir schon klargemacht, ich hab’ fast drei Wochen in einen Beutel gepinkelt“, konterte Tetsu schroff.
„Ihr habt ihn ins Gefängnis gesteckt, in einem Land, dass nicht seins ist“, erwiderte ein Mann, der zu ihnen stieß. Es war ihr Bodyguard.
„Noch so’n Bruder, den ich nicht kennen will, nehm’ ich an? Also wenn du mich töten willst, tu es, aber schnell“, entgegnete Tetsu und lehnte sich müde an eine Zeltstange.
„Tu ihr nichts, Tau, sie ist schwanger“, bemerkte einer der Frauen plötzlich.
„Warum ist sie schwanger? Das war nicht der Plan“, war Tau etwas verwirrt.
„Ich bin immer gegen deinen Plan gewesen, er ist brutal und überhaupt nicht ehrenhaft“, bemerkte Taus kleine Schwester Efia.
„Unsere Ehre ist schon zerstört worden, wir müssen uns nicht mehr ehrenhaft verhalten“, entgegnete Tau.
„Gebt ihr Kleidung, sie wird unser Gast sein, bis ich entschieden habe, was mit ihr passieren wird“, entschied Tau und verschwand wieder.
„Ihr seid also nur die Handlanger für eure Brüder, das ist sehr ehrenhaft, echt“, erwiderte Tetsu und fiel auf die Knie.
„Dieser kleine Bastard in dir, hat dir grade das Leben gerettet, gratuliere“, raunzte Efia und schob sie zurück in das großräumige Zelt.
„Bitte lasst mich wieder gehen, ihr habt meine Mutter getötet und mich von meinem Mann getrennt, ich bin schon genug bestraft worden, denkt ihr nicht?“, fragte Tetsu, während sie in ein typisches kenianisches Gewand gekleidet wurde.
„Das können wir nicht entscheiden, das entscheidet nur Tau, er ist der Führer unserer Gruppe nach Vaters Tod“, entgegnete Efia und half ihr wieder aufs Bett.
„Das ist das 21. Jahrhundert und ihr seid doch intelligente Frauen, warum hört ihr auf einen Mann?“, fragte Tetsu und fuhr über ihren Bauch, was sie öfters tat um zu fühlen, ob es ihrem Kind gut ging. Sie atmete auf, als sie etwas fühlte.
„Das ist nicht Amerika, Tetsu, hier gelten die Regeln der Männer“, erklärte Efia.
„Das ist nicht dein Ernst. Ich möchte zu meinem Ehemann“, bat Tetsu.
„Das geht jetzt nicht, Tetsu, tut mir leid“, entgegnete Efia.
„Ihr werdet mich nicht noch ein Mal betäuben können, sobald ich wieder zu Kräften komme, bin ich hier weg, ihr werdet sehen“, drohte Tetsu.
„Wenn dir dein Leben und das deines Kindes lieb ist, halt dich lieber bedeckt“, riet Efia ihr mit ernster Stimme.
„Geht es meinem Mann gut?“, fragte Tetsu weinerlich.
„Ihm geht’s gut, mach’ dir keine Sorgen um ihn, kümmere dich um deine Gesundheit“, bat Efia und Tetsu legte sich wieder ab.
Es war schon Mittagszeit, als Quan in seinem Hotelbett aufwachte. Er fühlte sich nicht gut.
„Oh man, wir hätten noch länger aufbleiben sollen, ich hab einen ganz schönen Jet Lag“, murmelte Quan und sah auf seine Armbanduhr, die er auf den Nachttisch gelegt hatte.
„Ist dir immer noch übel?“, fragte Quan und drehte sich zu seiner Frau um. Doch sie war nicht dort.
„Schatz?“, rief er in das Badezimmer. Doch wieder keine Antwort. Er setzte sich auf ihrer Bettseite auf und sah nun, dass Tetsus Turnschuhe immer noch an der gleichen Stelle standen wie am Abend davor.
Hektisch ging er in das kleine Badezimmer des Hotels. Das Zimmer war auch leer.
Er ging zur Tür, um den Bodyguard zu fragen, ob er seine Frau gesehen hatte, doch dort war niemand.
Nur in Shorts rannte er zur Rezeption.
„Ist meine Frau hier vorbeigekommen?“, fragte er hektisch.
„Nein, Sir!“ stotterte der Mann an der Rezeption etwas verwirrt.
„Sie ist weg, wo ist sie hin?“, fragte Quan.
„Das weiß ich nicht, Sir!“
„Sie kann doch nicht einfach hier verschwinden, ohne dass das jemand mitkriegt. Sie wissen doch was, das seh’ ich in Ihren Augen“, erwiderte Quan.
„Ich verstehe nicht, Sir!“, stotterte der Mann.
„Was haben Sie mit ihr gemacht, verdammt?“, fluchte Quan laut.
„Dazu kann ich nichts sagen, Sir“, war der Mann plötzlich furchtbar nervös.
„Verdammt, sie haben sie gekriegt, ich hätte einen weißen Bodyguard einstellen sollen, das ist nicht rassistisch gemeint, aber bei so ner Familie sollte man vorsichtig sein. Geben Sie mir ein Telefon, sofort“, erwiderte Quan und riss ihm das Telefon aus der Hand, als er es gereicht bekam.
„Mein Name ist Quan Whitaker, ich bin im Urlaub hier und meine Frau wurde entführt“, rief er die amerikanische Botschaft in Nairobi an, als er zurück im Hotelzimmer war. Seine Hände zitterten und er konnte das mobile Telefon fast nicht halten.
„Kommen Sie vorbei, Sir, wir müssen das protokollieren“, bat eine Stimme im perfektem Englisch, worauf er schloss, dass er einen amerikanischen Gesprächspartner hatte.
„Protokollieren? Mir ist nicht mein Gepäck geklaut worden, eine Bürgerin Ihres Landes ist verschleppt worden, sie ist vierten Monat schwanger und könnte schon tot sein“, wütete Quan, der sich inzwischen angezogen hatte.
„Ich gebe Ihnen unsere Adresse durch, bitte kommen Sie in unsere Botschaft“, bat der Beamte beruhigend.
„Ja, bitte, tun Sie das“, grummelte er und notierte sich die Adresse.
Eine Stunde später saß er in einem stickigen Büroraum der Botschaft und wartete auf einen Beamten. Er malte sich in seiner Fantasie die schlimmsten Horrorvorstellungen aus, denn schließlich hatte er zwei Jahre zuvor seine Frau fast verloren. Nun waren gleich zwei Lebewesen, die er über alles liebte in Gefahr. Als die Tür aufging, sprang er auf.
„Mr. Whitaker, verzeihen Sie dass Sie warten mussten, also um was geht es?“, fragte der Beamte und setzte sich an seinen Schreibtisch.
„Meine schwangere Frau ist entführt worden“, erklärte Quan mit Wut in der Stimme, weil er das schon zu oft in diesem Gebäude gesagt hatte, ohne das was passiert war.
„Ach ja richtig, haben Sie eine Ahnung, wer es war?“, fragte der Beamte höflich.
„Ich hab’ da eine Ahnung, was wollen Sie dagegen unternehmen?“, fragte Quan.
„Sagen Sie mir den Namen, aber dieses Land ist nicht die vereinigten Staaten, es gibt hier andere Regeln“, versuchte der Beamte ihm zu erklären.
„Das ist Ihre Antwort? Das ich schon mal die Beerdigung organisieren soll?“, fragte Quan weinerlich.
„Nein, Sir, ich wollte damit nur sagen, dass Sie nicht sehr optimistisch sein sollten, sie schnell wieder zu sehen. Aber wir werden alles Menschenmögliche tun, um sie zu finden und sie heil wieder zu Ihnen zu bringen. Nennen Sie mir den Namen, bitte“, bemerkte der Beamte.
„Ich kenne den Namen nicht, aber ich weiß, dass es ein Verwandter meiner Frau war. Vor zwei Jahren wurden wir von einem ihrer Brüder angegriffen und wir mussten ihn töten. Ein anderer Bruder von ihr sitzt in Philadelphia in Haft wegen einer Geiselnahme, in die wir auch involviert waren, also man kann sagen, diese Familie mag uns nichts besonders“, entschied Quan.
„Ah okay, nehmen Sie mir das nicht übel, aber warum sind Sie dann hier?“, fragte der Beamte skeptisch.
„Meine Frau wollte etwas von ihren Wurzeln erfahren, bevor unser Kind geboren wird. Ich war skeptisch, aber sie schlief nicht mehr, sie wollte unbedingt erfahren, woher ihre Ahnen sind. Ich hab einen Leibwächter eingestellt, der uns überwachen sollte, aber wie es aussieht, ist diese Familie mächtiger als ich dachte. Ich will sie doch nur zurück, diesen blöden Fehler rückgängig machen“, erwiderte Quan und begann zu weinen.
„Wie heißt denn der Mann, den Sie gefangen genommen haben?“, fragte der Beamte helfend.
„Nadif Shah, das ist zumindest der Name, der in seinem Pass steht. Was ist? Sie werden so bleich“, erkannte Quan, als der Beamte nur noch den Kopf schüttelte.
„Der Shah-Clan ist eine gefährliche Familie in diesem Land, es tut mir leid“, erkannte der Beamte mit brüchiger Stimme.
„Oh nein, damit können Sie mich nicht abspeisen, was muss ich unterschreiben, um hier eine Waffe zu bekommen“, sagte Quan mit ernster Stimme.
„Vergessen Sie’s, es gibt genug Waffen in dieser Stadt, da brauchen wir nicht noch einen Waffenlaien auf Selbstjustiztour“, entschied der Beamte.
„Ich bin Detektive der Mordkommission in Philadelphia und ein sehr guter Schütze. Also, wo kriege ich eine Waffe her?“, schnaubte Quan wütend.
„Den Gang runter kriegen sie eine vorläufige Waffenlizenz für dieses Land, aber diese Information haben Sie nicht von mir, verstanden“, entschied der Beamte.
„Danke, entschuldigen Sie meinen Gefühlsausbruch, ich bin nur so besorgt“, schniefte Quan.
„Das verstehe ich vollkommen, ich bin auch junger Vater. Hier haben Sie meine Nummer, rufen Sie mich an, wann immer sie wollen“, bemerkte der Beamte und schrieb ihm eine Nummer auf.
„Danke, sehr freundlich von Ihnen. Ich werde mich sicherlich mal wieder melden“, bedankte sich Quan und stand auf. Er musste sich stützen.
„Alles in Ordnung mit Ihnen, Mr. Whitaker?“, fragte der Beamte.
„Ich bin betäubt worden, mir ist sehr schwindelig, Aber zumindest muss ich mich nicht mehr übergeben“, erklärte Quan.
„Sie sollten sich untersuchen lassen, das klingt nicht gut“, erwiderte der Beamte.
„Dazu hab’ ich jetzt keine Zeit, oh man, bei mir dreht sich alles“, erwiderte Quan und fiel auf die Knie.
„Sie werden sicher in diesem Zustand keine Waffe in die Hand nehmen. Wir haben hier eine Krankenstation, ich bringe Sie jetzt dort hin“, entschied der Beamte und stützte ihn bis zur Krankenstation.
„Sie haben eine Vergiftung, aber Ihr Körper hat schon das meiste abgebaut. Ihnen wird noch eine ganze Weile schwindlig sein, aber es ist nicht lebensbedrohlich“, erläuterte die Ärztin, die ihn untersuchte. Sie war eine hübsche Kenianerin, mit einem netten Lächeln.
„Was ist mit einer schwangeren Frau, kann so etwas dem Kind schaden?“, fragte Quan besorgt.
„In der Menge, wie sie es eingeatmet haben, nicht. Ihre Frau wurde auch vergiftet? Wurde sie untersucht?“, fragte die Ärztin.
„Sie ist entführt worden, ich weiß nicht, wie es ihr geht“, konterte Quan und sah betrübt ins Leere.
„Das tut mir leid, Sie werden sie wiedersehen, da bin ich ganz sicher“, bemerkte die Ärztin und Quan nahm die Sauerstoffmaske aus seiner Nase.
„Sie müssen noch Sauerstoff einatmen, sonst geht es Ihnen nicht besser“, entgegnete die Ärztin und legte ihm den Sauerstoff wieder an.
„Ich brauche ein Telefon“, bat Quan und bekam eins gereicht.
„Sara, gut du zu bist zu Hause, ich habe einen großen Fehler gemacht, ich brauche dich in Nairobi“, rief er seine Partnerin an und erzählte ihr, was passiert war.
„Es ist noch Nacht hier, ich werde morgen den ersten Flieger nach Nairobi nehmen, ich werde Koki und Rhys mitbringen, zusammen werden wir deiner Verwandtschaft so was von in den Arsch treten“, versprach Sara.
„Ich danke dir, ich wusste, dass ich auf dich zählen kann“, erwiderte Quan, der neuen Mut fasste.
„Du bist mein Bruder, Quan, das steht außer Frage, dass ich dir helfe. Halte durch, ruh’ dich aus, wir kommen so schnell wie möglich“, erwiderte Sara und mit einem tiefen Seufzer legte Quan wieder auf.
Tetsu wusste nicht, wie viele Tage vergangen waren, denn in dem einfachen Dorf, in das sie verschleppt worden war gab es keine Uhren oder Kalender. Sie fühlte etwas, was sie lang nicht gefühlt hatte – Angst. Ihr Bruder drohte ihr immer damit, sie zu töten. Deshalb spielte er die demütige Frau und tat das, was ihre Schwestern auch taten. Doch im Inneren brodelte der Vulkan ihrer Kraft in sich.
„Du bist die erste Tochter unseres Vaters, die eine Tochter gebären wird“, erwiderte Efia eines Tages, als sie Wasser holen waren.
„Wie lang bin ich schon hier?“, fragte Tetsu geschwächt.
„Drei Wochen, du wirst immer schwächer, du musst was Essen für dein Kind“, bat Efia.
„Ich kann nichts essen, wenn ich nicht weiß, ob es meinem Mann gut geht“, erwiderte Tetsu.
„Dein Mann würde auch wollen, dass du was isst“, entschied Efia.
„Wir sind doch lang genug gequält worden, oder? Ihr wollt mich nicht töten, aber ihr könnt mich nicht für immer hier behalten“, erkannte Tetsu.
„Ich weiß auch nicht, was sie vorhaben, aber du musst was essen, ich weiß wir haben nicht viel, aber ich habe bei meinem letzten Kind auch nicht viel zu essen bekommen, er starb im Kindbett“, erzählte Efia.
„Wie viele Kinder hast du denn?“, fragte Tetsu.
„Drei, aber wenn das Kind nicht gestorben wäre vier“, erkannte Efia.
„Du bist doch jünger als ich, oder?“, wollte Tetsu wissen.
„Ich bin 20 Jahre alt“, sagte Efia.
„Wann wurdest du verheiratet?“, fragte Tetsu.
„Mit sechszehn Jahren, sechs Wochen nach meiner Hochzeit wurde ich von einem Soldaten vergewaltigt, er ist der Vater meines ersten Sohnes“, erklärte Efia trocken.
„Du wurdest von einer Vergewaltigung schwanger?“
„Das passiert vielen Frauen hier, ich habe keine Schäden davongetragen, das ist selten“, erzählte Efia weiter.
„Das ist furchtbar, ich hab’ immer davon gehört, aber nie daran gedacht, dass das wirklich Menschen passiert, die mit mir in Verbindung stehen“, konterte Tetsu nachdenklich.
„Es ist nicht fair, dass du dort aufwachsen durftest und wir hier, du bist doch das uneheliche Kind“, erkannte Efia neidisch.
„Wirst du deinen Sohn auch so behandeln? Als uneheliches Kind, das es nicht besser verdient hat?“, fragte Tetsu schroff.
„Nein, natürlich nicht, das meinte ich nicht so, ich liebe mein Kind“, entgegnete Efia verwirrt.
„Und meine Mutter hat mich auch geliebt und ihr habt sie getötet, das ist Strafe genug für mich gewesen, es ist sechs Jahre her und ich verarbeite es gerade erst. Mein Onkel hat nur noch mich, was macht er wenn ich nicht mehr da bin, sag mir das?“, fragte Tetsu.
„Wir werden dich nicht töten, solang du schwanger bist, flieh solang du noch schnell rennen kannst, aber dafür musst du was essen“, sagte ihre andere Schwester flüsternd. Sie hatte Recht, Tetsu musste fliehen.
Zur gleichen Zeit in Nairobi, lehnte Quan halb schlafend, halb wachend auf dem Tresen des Hotels und studierte eine Karte.
„Q, du hilfst uns so gar nicht, geh’ schlafen“, bat Rhys seinen Freund schon zum dritten Mal an diesem Abend.
„Ich hab’s gleich“, erwiderte Quan, aber man sah genau, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war.
„Dann iss wenigstens was“, bat Sara, die zu den Jungs kam.
„Ich hab’ es nicht verdient zu essen“, erwiderte Quan in die Karte vergraben.
„Macht er sich immer noch Schuldgefühle?“, fragte Sara, Rhys.
„Jap!“
Sara ging langsam auf Quan zu und drückte ihm sanft die Luft ab, dass er zum Boden sank.
„Tut mir leid, Süßer, geht nicht anders“, entschuldigte sich Sara und schleppte Quan mit Rhys zurück ins Hotelzimmer.
„Was machen wir, wir sind schon drei Wochen auf der Suche, wir haben nicht mal einen Ansatz wo wir suchen sollen. Warum muss diese verdammte Familie immer herumziehen, sie muss sicher täglich von einem Ort zum anderen ziehen, so finden wir sie nie“, realisierte Sara, die auch langsam aufgab, als sie mit Koki und Rhys neben Quan auf dem kleinen Hotelbett saß.
„Bist du sicher, dass du ihm nicht das Genick gebrochen hast? Er ist so ruhig“, war Koki besorgt um den Mann seiner Nichte und sah zu dem immer noch dösenden Quan neben ihm.
„Ich weiß, was ich mache Koki, er ist nur bewusstlos. Hast du den Concierge noch mal befragt, Rhys?“, fragte Sara genervt.
„Der Kerl ist ganz plötzlich der englischen Sprache nicht mehr mächtig“, erklärte Rhys müde.
„So wie du den eingeschüchtert hast, wundert mich das nicht. Wir müssen stark für ihn sein, aber langsam kann ich das nicht mehr“, gestand Sara und strich Quan über die Haare.
„Wir werden losziehen und sie suchen, wir können nicht einfach nur hier rumsitzen“, entschied Koki.
„Wie stellst du dir das vor? Das ist ein riesiges Land, wir können doch nicht an alle Türen klopfen, die meisten Haushalte hier haben nicht mal Türen“, schlussfolgerte Sara.
„Wir sollten es versuchen, ich werde einen Wagen mieten gehen, schaffst du das irgendwie, dass Quan noch etwas länger schläft?“, fragte Rhys und Sara schlug Quan ins Gesicht.
„Was war das?“, fragte Koki.
„Was? Ich hätte ihn auch mit Alkohol abfüllen können, das ging einfacher“, konterte Sara und rieb ihre schmerzende Hand.
„Er wird nachher mit einem ganz schönen Brummschädel aufwachen, armer Kerl. Ich werde dann mal ein Auto mieten gehen“, plante Rhys und stand auf.
Eine Stunde später saßen die vier im Auto. Quan saß festgeschnallt auf dem Rücksitz.
„Oh man“, murmelte Quan, als er wach wurde.
„Gott sei Dank, er lebt noch, gebt ihm was zu trinken“, erwiderte Sara vom Beifahrersitz aus.
„Ich liebe dich wie eine Schwester Sar’, aber wenn du das noch Mal machst, jag’ ich dir eine Kugel in den Kopf“, grummelte Quan und bemerkte, dass er in einem Auto saß.
„Hör auf an deinem Gurt rumzuziehen“, forderte Koki neben ihm.
„Warum fahren wir?“, fragte Quan verwirrt.
„Wir sind auf der Suche, ruh’ dich aus“, erwiderte Sara.
„Habt ihr eine Spur?“, wollte Quan wissen.
„Ja, wir verfolgen hier was, schlaf’ du weiter“, bat Sara und Quan döste wieder weg.
„Du bist eine verdammt gute Lügnerin, Kollegin“, erkannte Rhys flüsternd.
„Was soll ich sonst sagen, dass wir rumfahren, aber keine Ahnung haben wohin?“, fragte Sara und starrte auf die Straße. Die Sorge um ihre Freundin hatten sie genauso geschwächt wie Quan und sie vermisste ihre Lebensgefährtin. Sie freute sich schon, sie am Abend anzurufen.
Als die Sonne wieder mal unterging, waren sie nicht weitergekommen.
„Was für ein Hinweis habt ihr denn gehabt?“, fragte Quan, der wieder wach war und in die Nacht starrte.
„Keinen, tut mir leid, wir konnten nur nicht untätig rumsitzen“, erkärte Koki.
„Und darum fahrt ihr sinnlos herum und verbraucht Benzin?“, fragte Quan verwundert.
„Äh, ja, schon, uns gehen die Ideen aus, wir sind jetzt schon fast vier Wochen unterwegs, wir müssen langsam wieder heim“, erkannte Sara müde.
„Dann fahrt nach Hause, bevor ihr auch noch euren Job verliert. Bleibst du hier, Koki?“, fragte Quan.
„Ich werde erst heim fliegen, wenn meine Nichte neben mir sitzt“, entschied Koki standhaft.
„Du bist wirklich ein guter Freund“, erkannte Quan.
„Er ist selbstständig, er muss nicht um seinen Job fürchten, das ist alles, ich hab’ eine Frau und ein Kind zu Hause“, nörgelte Rhys.
„Und ich hab’ eine Frau und ein Kind da draußen, die vielleicht schon tot sind“, war Quan fertig und ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Er begann zu weinen.
„Wir bleiben auch, wir sind eh schon auf der Abschussliste des Reviers, wir können es nicht schlimmer machen“, entschied Rhys und Quan legte die Hand auf die Schulter seines Freundes.
„Da ich eh’ schon Kopfschmerzen hab’ sollten wir uns betrinken, vielleicht haben wir im Suff eine Idee“, schlug Quan vor. Sara wollte erst etwas sagen, doch dann bemerkte sie, dass das genau das richtige für ihren Partner war und sie hielten an einem kleinen Laden, wo sie Alkohol kauften.
„Wisst ihr noch, mein Junggesellenabschied, als unsere Partys irgendwie getrennt begonnen haben und dann im Shampoo zusammengeführt wurden? Wir hatten so einen Spaß damals und auf den Fotos am nächsten Tagen sahen wir aus wie Zombies“, erwiderte Quan betrunken, als er auf der Kühlerhaube des Range Rovers saß und sein Bier trank.
„Wenn dein kleiner Zwerg geboren wird, machen wir noch Mal so eine Party“, plante Rhys und Quan senkte seinen Kopf.
„Halt‘ an diesem Gedanken fest, wir werden diese Party feiern, was auch immer kommt“, bat Sara, die neben Quan saß und er nahm sie unter seinen Arm und drückte sie an sich.
In dieser Nacht schlief Quan eng angekuschelt an Sara auf dem Rücksitz des Wagens, während die anderen vorne schliefen. Ganz plötzlich knallte etwas gegen den Wagen und Quan schreckte auf.
„Da draußen ist jemand“, flüsterte Quan.
„Da ist niemand, schlaf weiter, Q“, murmelte Sara schlaftrunken, aber dann klopfte es erneut.
„Okay, das hab’ ich jetzt auch gehört, bleib’ liegen, das regle ich schon“, erwiderte Sara, zog Quans Waffe aus seinem Hosenbund und robbte aus dem Auto zu der Person, die vor der Tür stand.
„Wer sind Sie?“, hörte er Sara reden und stieg auch aus.
„Sie sind auf der Suche nach jemandem, richtig?“, fragte eine Männerstimme und Quan stellte sich neben Sara. Ihnen gegenüber stand ein weißer Mann mittleren Alters.
„Ja, wir suchen meine Frau. Sie können uns was sagen?“, fragte Quan hoffend.
„Hamza, sie wollen in zwei Tagen dort ihre Zelte aufschlagen. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen, ich war niemals hier“, bemerkte der Mann und verschwand wieder im Dunkeln.
„Glaubst du dem Kerl?“, fragte Quan verwirrt.
„Gib mir die Karte“, forderte Sara und Quan legte die Karte der Umgebung auf die Kühlerhaube, die er mit einer Taschenlampe anleuchtete. Davon wurde Koki auf dem Beifahrersitz wach.
„Was machst du?“, fragte Koki schläfrig.
„Ich hab eine Spur, ah, ich hab’s. Weck den walisischen Hengst, wir fahren“, war Quan aufgedreht und klemmte sich hinters Steuer, als es frei wurde.
Während sich die besorgten Freunde auf dem Weg nach Hamza machten, fasste Tetsu den Plan, aus der wandernden Kommune auszubrechen. Sie hatte alle Lebensmittel, die sie in die Hände bekommen hatte geklaut und stopfte sie in ein Tuch. Dies band sie sich fest an ihren Körper. Sie wartete bis ihre Schwestern schliefen und schlich sich hinaus. Mit aller Kraft schlug sie auf den Wachmann ein, der vor ihrem Zelt patrouillierte und rannte so schnell, wie sie noch nie gerannt war. Ihre Füße taten weh, da sie keine Schuhe trug. Nach etwa einem Kilometer konnte sie nicht mehr und versteckte sich im Gebüsch. Sie hoffte so, dass keine wilden Tiere ihre Vorräte rochen und zu ihr kamen. Erschöpft trank sie einen Schluck aus der Wasserflasche, die sie mitgehen lassen hatte und weinte. Sie vermisste ihren Mann in dem Moment mehr als in den letzten Wochen zusammen.
„Verdammt, du hast keine Ahnung, wo du hinfährst, oder?“, fragte Koki müde, als sie eine Stunde durch die Nacht gefahren waren.
„Schlaf weiter, Koki, ich weiß genau, wo ich hinfahre“, war Quan genervt.
„Halt‘ an, Q, wir sollten morgen früh weiter fahren“, bat Sara.
„Wir müssen noch durch zwei Dörfer, ich fahre weiter“, erklärte Quan und rieb sich durch seine kleinen Augen. Sara griff ihm ins Lenkrad und er musste anhalten.
„Verdammt, willst du uns umbringen, Weib?“, fluchte Quan.
„Du bist übermüdet, wenn du weiterfahren willst, fährt jemand anders“, schnaubte Sara.
„Ich fahre“, entschied Koki und Quan stieg aus und schlug mit der Faust auf die Motorhaube. Koki stieg aus und ging zu ihm.
„Wir fahren einem Hirngespinst nach, vielleicht haben wir das auch nur geträumt. Das wird genauso wenig bringen, wie die anderen Versuche“, entgegnete Quan und legte seinen Oberkörper auf die Motorhaube.
„Gib jetzt nicht auf, wir können aufgeben, wenn wir sie dort nicht finden, aber nicht so kurz davor“, entschied Sara, die auch ausgestiegen war.
„Wie können wir sicher sein, dass sie dort wirklich ist?“, fragte Rhys und sprach dass aus, was alle dachten.
„Fahren wir weiter, in der Dunkelheit können wir vermutlich besser unser Lager aufschlagen und sie überraschen“, entschied Rhys und sie fuhren weiter.
Als es morgen wurde, waren sie fast am Lager angekommen. Quan wurde wieder wach und bat Koki zu halten.
Als dieser gehalten hatte, stieg Quan aus und ging zu einem Busch um sich zu übergeben.
„Das mit dem Alkohol war doch nicht die beste Idee, die er je hatte. Ich hol ihn zurück“, schlussfolgerte Koki und ging mit einer Wasserflasche in der Hand zu Quan.
Etwa zeitgleich wachte Tetsu unter dem Gebüsch auf, unter dem sie in der Nacht Schutz gesucht hatte. Die Nacht war kalt gewesen und sie fror furchtbar. Mühsam schleppte sie sich weiter. Plötzlich bremste ein Wagen vor ihr.
Aufgeschreckt wie ein Reh wollte sie davoneilen, doch stockte, als ein weißer Mann aus dem Wagen stieg.
„Daktari, Daktari“, wiederholte er immer nur.
„Ich spreche kein Swahili“, erwiderte Tetsu den Tränen nah.
„Ich bin auf alles vorbereitet, aber dass ich eine Landsmännin so weit von den Staaten entfernt treffe, überrascht mich jetzt echt“, war der Mann überrascht, der sich mit dem Swahilieschen Wort „Daktari“ als Arzt identifiziert hatte.
„Oh Gott sei Dank“, sagte sie nur und fiel dem Mann um den Hals. Dort wurde sie auch bewusstlos.
Als sie wieder zu Bewusstsein kam, lag sie in einem einfachen Holzbett, um das weiße Laken gespannt waren.
„Da sind Sie ja wieder, Sie haben mir einen Schreck eingejagt. Sie sind etwas dehydriert, aber Ihrem Kind und Ihnen geht es sonst gut. Was zum Henker machen Sie so weit weg von jeglicher Zivilisation?“, fragte der Arzt, der neben ihr auf einem leeren Krankenbett saß und etwas in eine Akte schrieb.
„Ich bin entführt worden, vor etwa vier Wochen. Mein Mann und ich wollten nur Urlaub machen, aber ich bin schon in der ersten Nacht verschleppt worden“, erklärte Tetsu.
„Das war ganz schön riskant, hier schwanger einzureisen, Sie haben nicht ein Mal die nötigen Impfungen machen lassen“, erwiderte der Arzt kritisch.
„Glauben Sie mir, Sie rennen offene Türen ein mit dieser Aussage, das war einer meiner dümmsten Ideen seit langem. Ich muss meinen Mann anrufen, er ist sicher unglaublich besorgt. Ich brauche ein Telefon“, erwiderte Tetsu erschöpft.
„Ich werde ihn anrufen, ruhen Sie sich weiter aus. Wo kann ich Ihren Mann erreichen?“, fragte der Arzt freundlicher.
„Wir waren im Holiday Inn in Nairobi, aber das ist schon vier Wochen her. Keine Ahnung, ob er da immer noch ist“, erklärte Tetsu.
„Okay, dann ruf’ ich da an“, schlug der Arzt vor.
„Nein, lassen Sie das lieber, es ist vielleicht besser, dass niemand weiß, wo ich bin“, wurde Tetsu plötzlich nervös.
„Sind Sie eine Spionin oder so was?“, fragte der Arzt etwas amüsiert.
„So witzig ist das nicht, ich will nicht gefunden werden, ich weiß nicht, wie weit die Arme des Shah-Clans reichen, so einfach wie die mich aus dem Hotelzimmer entführt haben, werden die da drin auch ihre Leute haben“, entschied Tetsu und der Arzt wurde bleich.
„Haben Sie gerade Shah-Clan gesagt?“, fragte der Mediziner nervös.
„Ja, das hab’ ich. Diese Familie hat mich vor zwei Jahren in den Staaten versucht umzubringen und anstatt vorsichtiger zu werden, servier’ ich mich auf dem Silbertablett“, erklärte Tetsu.
„Warum will Sie die der Clan töten?“, fragte er neugierig.
„Nur so viel dazu, ich bin das schwarze Schaf der Familie“, entschied Tetsu.
„Lassen Sie mich raten, der große Klan-Chef hat in den Staaten mit einer Asiatin fremdgewildert und 9 Monate später hat man Ihnen einen Namen gegeben?“, fragte der Arzt, der einen breiten Südstaatenakzent hatte.
„Genau das, und ich muss das jetzt ausbügelt, meine Mutter hat man auch getötet, das ist jetzt sechs Jahre her. Man hat mich verschont, weil ich ein Kind erwarte, aber ich dachte, ich sollte das Familientreffen beenden und bin gestern geflohen“, erzählte Tetsu.
„Man, das ist fast Stoff für einen Schundroman. Ich könnte in dem Hotel anrufen und nach Ihrem Mann fragen, ohne zu erklären, warum es geht“, schlug der Arzt vor.
„Das wäre nett, danke. Er heißt Quan Whitaker“, schilderte Tetsu müde.
„Halb Koreanisch, halb Amerikanisch?“, fragte der Arzt.
„Ja, ein Multitkultibaby, ich weiß. Sie sprechen Swahili, machen Sie es am Besten in der Sprache“, schlug Tetsu vor.
„Ja, das könnte klappen“, schlussfolgerte der Arzt und nahm sein Satellitentelefon aus seinem Gürtel und rief die Vermittlung an, die ihn nach Nairobi durchstellten.
„Die haben gesagt, dass er gestern Abend abgereist ist, mit einer Gruppe Menschen“, erklärte der Arzt, als er wieder aufgelegt hatte.
„Waren die Leute schwarz?“, fragte Tetsu fahrig.
„Nein, der Manager hat gesagt, es wäre ein Japaner mittleren Alters gewesen und ein Pärchen was europäisch ausgesehen hat“, konterte der Arzt und Tetsu grinste leicht.
„Sie kennen die Leute?“, fragte der Arzt.
„Ja, mein Mann hat sich Verstärkung geholt, die Shahs werden sich noch wünschen, nie was von mir oder meinen Freunden gehört zu haben“, erwiderte sie zufrieden.
„Ruhen Sie sich einfach aus, sie werden Sie schon finden“, bat der Arzt und Tetsu versuchte ihren seit Wochen angespannten Körper in diesem einfachen Krankenbett zu entspannen. Sie konnte sogar schlafen, aber mitten in der Nacht wurde ihr plötzlich die Hand vor den Mund gelegt.
„Geben Sie keinen Mucks von sich, wir haben Besuch“, flüsterte der Arzt mit ernstem Ton.
„Hören Sie zu, ich bringe sie jetzt in ein sicheres Versteck im Haus, das ist extra für Frauen errichtet worden, die wir verstecken müssen. Sie müssen wirklich ganz still darin sein, dort werden auch andere Frauen sein, darunter auch zwei Krankenschwestern, die Ihnen helfen können, wenn irgendwas sein sollte. Sie müssen das alles ganz leise über die Bühne bringen und egal was Sie hören, Sie bleiben dort drin, okay?“, flüsterte der Arzt und nahm ihr den Tropf ab.
„Was ist mit Ihnen?“, fragte Tetsu und schmiss sich ihr Gewand über.
„Ich bin nicht wichtig, gehen Sie“, drängte der Arzt sie und sie huschte zu einer Schwester, die sie hin winkte.
Sie war keine Minute in dem Versteck, als sie ein Rumpeln im Krankenhaus hörte. Sie musste sich zwingen, dort zu bleiben, ihr Drang zu helfen war ziemlich stark. Ganze 20 Minuten wütete eine Horde Männer durch das Krankenhaus, erst als es wieder totenstill war, traute sie sich raus.
Als sie durch die leeren Gänge des Krankenhauses ging, hörte sie ein schmerzhaftes Stöhnen.
„Doktor, sind Sie das?“, fragte Tetsu und das Licht wurde eingeschaltet. Der Doktor lag auf dem Boden und hatte eine blutige Lippe und zerwühlte Kleidung.
„Mir geht es gut, mir geht es gut“, murmelte er benommen.
„Ja, das seh’ ich. Schwester, ich brauche hier Hilfe“, rief Tetsu und zog den Arzt auf ein Krankenbett. Eine dunkelhäutige Schwester kam hergeeilt und versorgte seine Wunden.
„War das meine Familie?“, fragte Tetsu besorgt.
„Nein, nur die gewöhnliche monatliche Patrouille, sie suchen die Frauen“, erläuterte der Arzt und lehnte sich unter Schmerzen auf dem Bett zurück.
„Das ist ein furchtbares Land“, sagte Tetsu plötzlich.
„Es ist ein Kulturschock, den hab’ ich auch gehabt, als ich letztes Jahr hier her kam“, bemerkte der Arzt.
„Ich wollte immer meine Wurzeln kennen lernen, aber jetzt hab’ ich genug von diesem Land, ich will nur noch nach Hause“, erwiderte Tetsu und deckte den Arzt zu.
„Das glaub’ ich Ihnen. Ich fliege nächste Woche nach Hause, ich kann Sie mitnehmen, wenn Sie wollen“, schlug der Mediziner vor.
„Nein, ich werde hier bleiben, bis meine Familie mich gefunden hat. Wir sollten wieder schlafen gehen, sie werden vermutlich nicht mehr wiederkommen, ich hoffe es zumindest“, bat Tetsu.
„Nein, sie kommen nicht wieder. Nya sind alle Frauen in Ordnung?“, fragte der Arzt seine Krankenschwester.
„Ja, allen geht es gut. Schlafen Sie, Daktari, heute Nacht braucht keiner Hilfe“, bat Nya und der Arzt entspannte sich.
Während Tetsu wieder einschlief, fuhren die vier Freunde in Hamza ein.
„Gut, dass wir durchgefahren sind, wir haben länger gebraucht, als ich dachte. Also, wo fangen wir an?“, fragte Quan und hielt an.
„Da hinten ist ein Lager, fahren wir ran“, entschied Rhys.
„Die haben sicher Waffen, wir kommen wohl kaum mit einer kleinen Pistole gegen die an“, plante Sara.
„Da könnt ihr von Glück reden, dass mein Erzeuger zu meinem 18. Geburtstag den Vater raushängen lassen musste. Ich hab’ einen Jagdschein und kann auch mit Großkalibern schießen“, konterte Quan und ging zum Kofferraum um eine Schrotflinte herauszuholen.
„Jetzt sind wir fast 10 Jahre Partner und ich dachte ich wüsste alles von dir“, bemerkte Sara überrascht.
„So was ist nicht was, was man so einfach bei einem Bier erzählt. Wie auch immer, ich werde mich anschleichen, die Lage mal auschecken“, plante Quan.
„Vergiss es, du gehst da nicht allein hin“, entschied Rhys.
„Gut, du kommst mit“, entschied Quan und gab Rhys den Revolver.
„Und was ist mit uns?“, fragte Sara.
„Es ist sicherer wenn ihr hier bleibt“, bat Quan.
„Ich hab’ einen von denen kalt gemacht, mit meinen bloßen Händen, du brauchst mich ganz sicher nicht beschützen“, versicherte Sara.
„Und ich hab’ immer noch Respekt davor, was du damals gemacht hast. Okay, kommt mit, aber sobald ihr eine Waffe seht, verzieht ihr euch“, plante Quan.
„Einverstanden. Lasst uns gehen“, erwiderte Quan und so zogen sie zum Lager.
„Siehst du sie?“, fragte Quan, als sie vor dem Lager auf der Lauer lagen.
„Nein, aber es ist auch stockfinster, ich seh’ nur Schatten“, konterte Sara.
„Wenn du Schatten siehst, muss irgendwo Licht sein und dann müsstest du was sehen“, schlussfolgerte Rhys.
„Du bist manchmal ein echter Klugscheißer, weißt du das eigentlich?“, grummelte Quan und schlich sich weiter vor.
„Ich hab’ Schiss“, sagte Sara plötzlich.
„Mir klopft das Herz auch bis zum Hals, du kannst immer noch gehen, wenn du willst“, bemerkte Quan.
„Netter Versuch. Okay, das ist weit genug, ich seh’ jetzt besser. Warte, ich seh’ da eine Frau, die hat ungefähr Tigers Maße“, flüsterte Sara und zeigte auf die Frau.
„Die ist zu groß“, war Quan leicht enttäuscht.
„Man, unser Plan kommt mir immer mehr als große Pleite vor“, erwiderte Rhys.
„Dein Akzent ist noch nerviger, wenn du nörgelst, weißt du das eigentlich?“, raunzte Koki.
„Hört ihr auf damit, ich muss was verstehen“, bat Quan, der einer Gruppe Männer lauschte.
„Ich versteh’ nichts“, gab er kurz danach auf.
„Sie sprechen Swahili, klar, dass du das nicht verstehst“, raunzte Sara.
„Ach ja, das könnte es natürlich auch sein. Ich werd’ jetzt reingehen“, plante Quan.
„So war das aber nicht besprochen“, kritisierte Sara ihren Partner.
„Ein Überfall in der Nacht ist das Beste, was wir machen können“, entschied Quan.
„Da stehen schon mehr Männer draußen, als wir sind“, realisiete Rhys.
„Du hast Recht, Koki, seine Stimme ist echt nervig. Also los“, erkannte Quan und schlich ins Lager.
„Verdammt, ein Mal will ich erleben, dass er auf mich hört“, murrte Rhys und ging hinter seinem besten Freund her.
„Wir müssen auch hinterher“, schlussfolgerte Sara, doch Koki hielt sie ab.
„Nein, wir warten hier, wenn die beiden versagen, müssen wir sie da rausholen“, entgegnete Koki und zog sie ins Gebüsch zurück.
Ohne viel darüber nachzudenken ging Quan einfach auf die Gruppe zu.
„Hey Jungs, ich hab’ da mal eine Frage“, klopfte er einfach einem auf die Schulter.
„Was zum…?“ fragte einer der Männer und Quan schlug dem Mann sein Gewehr über den Schädel.
„Ich hab’s mir anders überlegt, wenn ich nett frage, seid ihr eh unserer Sprache nicht mächtig. Wo ist die Amerikanerin?“, fragte Quan einen der Männer und hielt dem anderen eine Waffe an die Brust.
„Wir haben sie gestern verloren, sie hat einen der Wachen niedergeschlagen und ist abgehauen“, erläuterte einer der Männer.
„Ja, das klingt ganz nach meiner Süßen. Wo ist sie hin?“, fragte Quan.
„Wenn wir es wüssten, hätten wir sie längst wieder eingefangen, sie ist vermutlich von einem wilden Tier getötet worden, wer ist auch so blöd und flieht schwanger aus einem Lager weit entfernt von allem?“, entschied einer der Männer und aus Frust und Sorge schlug Quan den Kerl auch nieder.
„Klasse Mann, so kann man das Ding auch verwenden. Verschwinden wir, hier gibt es nichts für uns zu tun“, bat Rhys und während er die Waffe in die Richtung des einzigen Mannes hielt, der noch auf den Beinen stand, eilte er zurück zu den anderen beiden.
„Rennt“, schrie Quan und alle rannten zum Auto um mit quietschenden Reifen wegzufahren.
„Sie ist abgehauen, warum hat sie das gemacht? Sie musste echt verzweifelt gewesen sein, meine Süße rennt nicht einfach so weg“, stotterte Quan, der durch diesen Überfall noch überall zitterte.
„Sie ist sicher nicht tot, sie hat große Kräfte, sie bringt sogar einen Löwen zu Fall“, erwiderte Rhys beruhigend.
„Das weißt du nicht, sie ist stark in ihrem Umfeld, aber das ist was ganz anderes“, erwiderte Quan mit wirrer Stimme.
„Wir fahren noch ein, zwei Meilen, dann legen wir uns zum Schlafen hin und morgen sehen wir weiter“, bemerkte Sara trocken.
„Morgen kann sie schon tot sein“, jammerte Quan, der die Stärke, die er zuvor in der Stimme gehabt hatte, wieder verloren hatte.
„Heute Nacht können wir aber nichts machen, du musst dich jetzt beruhigen und deine Kräfte sammeln“, bat Sara beruhigend.
„Ich kann mich aber jetzt nicht beruhigend, sie könnte tot oder verwundet sein oder um ihr Leben kämpfen, was ist wenn sie …“, zeterte Quan und Rhys knallte ihm seinen Ellenbogen ins Gesicht, dass er bewusstlos wurde.
„Was zum Henker soll der Scheiß?“, fragte Sara und sah nach Quan.
„Das hast du auch getan, das ist keine 24 Stunden her“, erwiderte Rhys grummelig.
„Aber wir können das nicht die ganze Zeit machen, er kriegt noch einen Hirnschaden“, erwiderte Koki, der am Steuer saß und hielt hinter einem Gebüsch.
„Wir übernachten hier, ich halt die erste Wache“, entschied Koki und so wurde es gemacht.
Als Sara beim ersten Sonnenstrahl erwachte, war der Platz neben ihr leer. Sie stand auf um nach Quan zu suchen. Er lag mit heruntergelassener Hose in der Nähe des Wagens.
„Q?“, fragte sie vorsichtig und ging zu ihm.
Quan war ohnmächtig. Um ihn zu bedecken zog sie ihre Bluse aus und bedeckte ihn.
„Koki, Rhys, kommt her, ich brauche Hilfe“, rief Sara erschreckt und die Jungs eilten zu ihr.
„Was hast du gemacht?“, fragte Koki kritisch.
„Ich hab’ ihn so gefunden, er muss beim Pinkeln ohnmächtig geworden sein, er stinkt nach Urin“, sagte Sara trocken.
„Verdammt, verdammt, verdammt, wir müssen ihn in ein Krankenhaus bringen“, fluchte Rhys.
„Sonst noch Wünsche? Wir sind mitten im Nirgendwo“, maulte Koki.
„Ich zieh’ ihm die Hose um und dann fahren wir, bis wir eine Klinik finden. Gib mir seine Tasche“, bemerkte Sara und zog seine Hose unter der Bluse aus.
„Das muss aber unter uns bleiben, Tetsu killt mich, wenn sie erfährt, dass ich ihrem Mann an die Wäsche gegangen bin“, schlussfolgerte Sara und Rhys öffnete Quans Tasche um ihr Sachen zu geben.
„Atmet er?“, fragte Sara, die durch die staubige Landschaft düste.
„Ja, er ist nur bewusstlos und stinkt furchtbar. Wir fahren in die nächste Stadt, da gibt es sicher irgendeine Krankenstation oder zumindest einen Arzt“, bemerkte Rhys und Sara raste los.
„Da, da ist eine Klinik“, bemerkte Koki, als sie durch die Stadt fuhren.
„Na endlich, ich mach’ mir echt langsam Sorgen“, erwiderte Sara und bremste vor der Klinik.
„Bringen wir ihn rein“, erwiderte Koki und nahm ihn auf die Schulter.
„Verdammt bist du stark“, erkannte Sara.
„Ja, ja, ich weiß. Lass uns gehen“, bemerkte Koki eilig und ging mit Quan auf der Schulter durch die Tür der einfachen Klinik.
Die Gänge der Klinik waren verwüstet und es war totenstill.
„Verdammt, die Klinik ist verlassen“, erwiderte Rhys enttäuscht.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte plötzlich eine Stimme und Rhys hielt erschreckt die Waffe in die Richtung der Stimme.
„Nicht schießen, bitte nicht schießen“, bemerkte die junge schwarze Frau zu Tode erschreckt.
„Man Lady, Sie können sich nicht so an mich heranschleichen, können Sie uns helfen?“, fragte Rhys und Koki legte Quan auf einen Tisch.
„Er ist bewusstlos, wir brauchen dringend Hilfe“, bat Sara.
„Wie lange ist er denn schon bewusstlos?“, fragte ein Mann mit Südstaaten-Akzent, der zu der jungen Frau kam, um zu sehen, was los war.
„Wir wissen es nicht so genau, wir haben ihn so gefunden“, erklärte Sara und der Arzt untersuchte Quans Augen.
„Hat er vielleicht einen Schlag auf den Kopf bekommen?“, fragte der Arzt.
„Ja, schon möglich“, murmelte Rhys verlegen.
„Klingt nach ner Gehirnerschütterung, hat er sich vollgepinkelt?“, fragte der Arzt naserümpfend.
„Er ist beim Pinkeln ohnmächtig geworden, denken wir, er hatte seine Hose runtergelassen“, erklärte Koki.
„Das kann passieren, er hat sich runter gebeugt und ihm wurde sicher schwindelig dabei und er kippte um. Bringen Sie ihn in den Untersuchungsraum“, bat der Arzt.
„Sind Sie die Personen, die Tetsu suchen?“, fragte die schwarze junge Frau plötzlich. Erschreckt zog Rhys wieder die Waffe und richtete sie auf die Frau.
„Könnten Sie aufhören, meine Assistentin mit der Waffe zu bedrohen?“, bat der Arzt.
„Sind Sie vom Shah-Clan?“, fragte Sara.
„Nein, ist sie nicht, ich hab’ das überprüfen lassen, ich hab’ in Harvard studiert, ich bin nicht blöd“, wollte der Arzt die anderen beruhigen.
„Leg die Waffe weg und hilf’ mir, Idiot“, forderte Koki und die beiden Männer trugen Quan in den Untersuchungsraum.
„Warten Sie, Sie kennen Tetsu?“, fragte Sara die junge Frau.
„Sie ist auf der Frauenstation, den Gang runter, der Doktor hat sie gestern aufgegriffen“, bemerkte die junge Frau.
„Tetsu ist hier?“, fragte Sara erfreut.
„Ja, das ist sie, Gott sei Dank, Ihnen geht es gut, sie war so besorgt um sie alle“, bemerkte die junge Frau.
„Sie ist hier?“, fragte Sara den Tränen nahe.
„Ich bring Sie zu ihr“, konterte die Schwester und nahm sie mit durch die Gänge.
„Tetsu, wachen Sie auf, Sie haben Besuch“, bemerkte die junge Frau und weckte Tetsu sanft.
„Solang es nicht so ein Besuch ist, wie gestern…“, murmelte Tetsu schläfrig und öffnete die Augen.
„Hey, meine Süße“, begrüßte Sara ihre Freundin.
„Träume ich?“, fragte Tetsu und Sara küsste ihre Stirn.
„Ihr seid da, ihr habt mich tatsächlich gefunden“, bemerkte Tetsu mit Tränen in den Augen. Sara zog sie hoch und umarmte sie.
„Du stinkst“, erwiderte Tetsu schniefend.
„Ist eine Weile her, das ich geduscht habe, sorry. Wie geht es dir und meinem Patenkind?“, fragte Sara und fasste auf Tetsus Bauch.
„Wir haben es überstanden, sagen wir es mal so. Wo sind die anderen?“, fragte Tetsu.
„Reg’ dich bitte nicht auf“, bat Sara.
„Ist was mit Q?“, fragte Tetsu.
„Er ist ohnmächtig geworden heut’ morgen, könnte sein, dass wir ihn ein bisschen zu oft geschlagen haben“, bemerkte Sara beschämt.
„Ich muss zu ihm“, forderte Tetsu und stand auf.
„Mach’ langsam, er ist im Untersuchungsraum mit dem Arzt“, erwiderte Sara und stützte sie bis nach draußen.
„Tetsu?“, fragte Koki vorsichtig und Tetsu fiel ihrem Onkel weinend um den Hals.
„Ist schon gut Kleines, wir sind jetzt da“, bemerkte Koki und drückte sie an sich.
„Du hast uns ganz schön Sorgen gemacht, Karate Kid“, bemerkte Rhys und Tetsu fiel auch ihm um den Hals.
„Ihm geht es ganz gut, er hat nur eine Gehirnerschütterung, wie ich sagte. Er wird sicherlich noch etwas schlafen, aber in ein oder zwei Tagen wird es ihm besser gehen“, versprach der Arzt, als er wieder rauskam.
„Gott sei Dank, wir haben nicht nachgedacht, er wird ziemlich stinkig sein, ich denke, es ist gut, dass er noch schläft“, erwiderte Rhys.
„Ich werde zu ihm reingehen, lasst bloß die Finger von ihm in nächster Zeit“, forderte Tetsu und zeigte auf ihre Freunde, während sie die Tür des Untersuchungsraumes mit der anderen Hand öffnete.
Da lag er, mit dreckigen Klamotten und einer Hose, die nicht zu seinem Hemd passte, es war der seltsamste Anblick, den Tetsu je von ihrem Mann gesehen hatte. Als sie näher als ihn rankam, roch sie den Urin.
„Oh man, du hattest schon glorreichere Auftritte, mein Held. Ich dachte, ich sehe dich nie wieder“, bemerkte Tetsu und setzte sich neben ihren Mann um ihm sanft über das Gesicht zu streichen.
Zwei Stunden später wachte Quan Whitaker mit sehr starken Kopfschmerzen auf. Er hatte ein verschwommenes Blickfeld und ihm klingelten die Ohren.
„Hey Traumprinz, wer ist denn da wach?“, fragte eine sanfte Stimme.
„Tetsu?“, fragte er mit Hoffnung in der Stimme.
„Ja Süßer, ich bin’s. Ruh’ dich aus, du hast eine Gehirnerschütterung, deine ach so tollen Freunde haben nur eine Möglichkeit gesehen dich ruhig zu stellen. Ich werde sie dafür bestrafen, wenn ich wieder fit bin, das verspreche ich dir. Aber wenn du nicht ohnmächtig geworden wärst, hätten sie kein Krankenhaus aufsuchen müssen und dann hättet ihr mich nicht gefunden. Also irgendwie muss ich ihnen auch danken“, erwiderte Tetsu.
„Oh man, ich hab’ solche Kopfschmerzen“, jammerte Quan.
„Dann ruh’ dich aus, jetzt kannst du schlafen, ich bin in Sicherheit“, bemerkte Tetsu und Quan döste wieder weg.
„Ist er wach?“, fragte Koki, als Tetsu wieder raus kam.
„Ja, er hat höllische Kopfschmerzen, aber er wird wieder. Es ist ein Wunder, dass ihr mich gefunden habt“, erklärte Tetsu und lehnte sich an Kokis Brust, nachdem sie sich neben ihn gesetzt hatte.
„Das ist echt ein Wunder, ein mysteriöser Mann hat uns in die richtige Richtung geführt, wir sind im Lager deiner Familie gewesen, dein Mann hat ein paar Kerle niedergeschlagen, er ist ganz schön brutal gewesen, so kenne ich ihn irgendwie gar nicht. Er hat dich so vermisst, er liebt dich wirklich“, erzählte Koki und strich ihr über die Stirn.
„Natürlich tut er das, sonst hätte ich ihn wohl kaum geheiratet. Ihr stinkt gotteserbärmlich, den Gang lang ist eine Dusche, wascht euch“, bemerkte Tetsu und grinste.
„Ich geh’ als erste, danach will ich meine Süße anrufen, Raleigh ist sicher schon krank vor Sorge“, konterte Sara, stand auf und ging zur Dusche.
„Sie ist lesbisch?“, fragte der Arzt die anderen.
„Ja, Doktor, tut mir leid, aber ich bin Single und steh’ auf Ärzte“, schmunzelte Koki und der Arzt rutschte nervös etwas weg von Koki.
„Kleiner Scherz, Doc, sie glotzen meiner Nichte viel zu viel auf die Brüste um schwul zu sein. Du hast ganz schön an Umfang zugenommen, oben rum mein’ ich“, entschied Koki und sah auf Tetsus Oberweite. Tetsu trug zu ihrer Freude das erste Mal seit langem wieder westliche Kleidung. Unter anderem ihr „Schwarz-Asiat“ T-Shirt, was ihren Bauch kaum noch bedeckte.
„Ich bin schwanger, da passiert das. Toll, jetzt glotzt ihr mir alle auf die Brüste“, entgegnete Tetsu und überdeckte ihren Oberkörper mit dem afrikanischen Tuch, was sie von ihren Schwägerinnen bekommen hatte. Sie hatte es trotz allem lieb gewonnen.
„Was ist mit Ihnen Mr. Brutalo, Sie müssten Bi sein um die Gruppe zu komplementieren“, sagte der Arzt amüsiert zu Rhys.
„Lieber Bi als nie, sag’ ich immer“, sagte Rhys cool.
„Du bist Bi?“, war jetzt Koki total überrascht.
„In meinen jungen Jahren schon, jetzt bin ich Ehemann und Vater, in Wales waren die Leute nicht so verklemmt wie in Phili'“, schmunzelte Rhys erklärend.
„Wir sind echt so ein Käfig voller Narren. Weiß Lee davon?“, fragte Tetsu.
„Hab’ ich ihr kurz vor der Hochzeit gesagt, du kannst sie damit also nicht ärgern, tut mir leid. Wann können wir mit ihm wieder fliegen?“, fragte Rhys den Doktor.
„Bei so einem langen Flug würde ich sagen, eine Woche. Sie können hier bleiben, ich kann hier gut eine Horde Polizisten gebrauchen, vor allem nach letzter Nacht. Hier war die Hölle los, haben Sie sicher schon gesehen“, erwiderte der Arzt. Die Jungs sahen den Gang entlang. Dort war alles im Chaos.
„Koki komm’, wir räumen hier mal auf“, bat Rhys und stand auf. Koki löste sich von seiner Nichte und ging Rhys hinterher.
„Ich kann verstehen, warum Sie nicht ohne sie fliegen wollten“, bemerkte der Arzt zu Tetsu und sie sah zufrieden zu ihren Jungs.
„Ja, ich bin gesegnet. Meine Tochter wird vermutlich mit Autorennen und Raufen aufwachsen statt mit Barbiepuppen und Teepartys“, schmunzelte sie.
„Sie bekommen ein Mädchen?“
„Ja, das tue ich. Ich freu’ mich schon sehr, endlich kann ich mal wieder an mich und mein Kind denken anstatt ans nackte Überleben“, erwiderte Tetsu erschöpft.
„Gehen Sie etwas Schlafen, Tetsu, ich werde zwei Betten zusammenstellen und Ihren Mann zu Ihnen bringen“, schlug der Arzt vor.
„Das wäre wunderbar, danke. Sind Sie verheiratet, Doc?“, fragte Tetsu.
„Ich war es, doch dann wurde Afrika meine Braut. Auch wenn sie keine fügsame Braut ist, liebe ich sie“, konterte der Arzt.
„Wenn Sie meinen, für mich wäre das nichts, aber ich bin Karatelehrerin, ich wäre in Afrika nicht sehr erfolgreich“, bemerkte Tetsu.
„Sie sind Karatelehrerin? Warum haben Sie sich dann nicht verteidigt?“, fragte der Arzt verwundert.
„Hallo, ich bin fast im fünften Monat schwanger, so arg beweglich bin ich nicht mehr. Deshalb bin ich froh, sie um mich herum zu haben. Das erste Mal nervt es mich nicht, dass sie um mich herumschwirren wie Bodyguards. Ich geh’ dann mal schlafen, endlich kann ich das wieder“, erwiderte Tetsu und schlurfte zum Bett.
Tags drauf wachte Tetsu auf, als ihr Mann ihr sanft über das Gesicht strich.
„Weißt du eigentlich, wie schön du bist?“, fragte Quan und küsste sie sanft.
„Du hast echt einen Hirnschaden, ich hab’ fettige Haare und seit Wochen kein Make-up gesehen“, schmunzelte sie und erwiderte seinen Kuss.
„Du bist immer wunderschön. Ich seh’ auch nicht so scharf, du duftest zumindest toll“, erwiderte Quan.
„Das ist eine Salbe aus Lavendel und Aloe Vera, die Schwester sagt, dass hilft gegen Schwangerschaftsstreifen. Ja, ich bin eitel, aber ich möchte nach der Geburt mich noch bauchfrei zeigen können“, schmunzelte Tetsu.
„Leute, ich will euch nicht wecken, aber ich denke, wir sind in Nairobi besser aufgehoben“, entgegnete Koki, der zu dem Ehepaar kam.
„Kriegen wir wieder Besuch?“, fragte Tetsu besorgt.
„Nein, die Mannschaft meutert nur bald, weil sie von hier keine Auslandsgespräche führen können“, bemerkte Koki.
„Sag’ ihnen wir fahren in einer Stunde. Dann heißt es wohl aufstehen, mein Schatz, duschen könnte dir auch nicht schaden“, schmunzelte Tetsu und schob ihn aus dem Bett.
„Ich kann mich nicht bücken, ich hab’ Angst wieder ohnmächtig zu werden“, entschied Quan.
„Ich kann auch mitkommen beim Duschen“, schmunzelte sie.
„Wir können doch nicht…“, erkannte er säuselnd.
„Das sollten doch auch irgendwie unsere Flitterwochen werden, also ich würde gern …“, schmunzelte sie.
„Ich geh’ vor, du kommst nach, okay?“, erwiderte er und sie lächelte ihm hinterher, als er wegging.
„Du hast nicht vor, ihm hinterher zu gehen, oder?“, fragte Koki, der immer noch in einem Eck saß.
„Guck mich nicht so an, ich bin im fünften Monat schwanger, da hab’ ich echt keinen Bock drauf gerade“, nörgelte Tetsu und Koki grinste.
Frisch geduscht saß Quan neben seiner Frau auf dem Rücksitz und schmollte mit seiner Sonnenbrille auf der Nase.
„Was ist los mit ihm?“, fragte Koki, der die beiden vom Rückspiegel aus betrachtete.
„Er ist sauer, weil ich ihn nicht rangelassen habe“, bemerkte Tetsu.
„Juhu, endlich seid ihr auch mal im Eheleben angekommen“, frotzelte Rhys.
„Das war echt nicht nett, ich bin in der Dusche fast ohnmächtig geworden“, grummelte Quan hinter seiner Sonnenbrille.
„Weil das Blut von deinem Kopf irgendwo anders gebraucht worden ist?“, fragte Rhys und Quan wollte seinem Kumpel einen Klaps auf den Hinterkopf geben, verfehlte ihn aber um ein gutes Stück.
„Hey, das ist witzig“, erwiderte Rhys und pikste ihn in den Unterschenkel.
„Hey, ich bin immer noch dein Vorgesetzter, Arschloch“, grummelte Quan.
„Gut, dass ich keine Fünfjährigen als Beschützer habe. Koki fahr schneller, wir werden verfolgt“, erkannte Tetsu, die zurückgesehen hatte.
„Wirklich? Bist du vielleicht etwas paranoid nach all dem?“, fragte Koki und sah in den Seitenspiegel. Er sah einen schwarzen Lieferwagen, der nicht in die Szenerie passte.
„Nein, sie ist nicht paranoid, wir werden verfolgt“, erkannte Koki und drückte auf die Tube.
„Nein, nicht schon wieder. Wohin jetzt?“, fragte Tetsu nervös. Ihre Worte waren noch nicht in den kleinen Wagen verhallt, als es knallte und Koki scharf bremsen musste.
„Verdammt, verdammt, verdammt“, fluchte er und schlug dabei aufs Lenkrad.
„Was ist passiert?“, fragte Tetsu und sah nach hinten, wie der Van immer näher kam.
„Irgendjemand hat uns auf die Reifen geschossen“, bemerkte Koki trocken.
„Oh verdammt, ich will nicht schon wieder rennen“, bemerkte Rhys und stieg aus.
Noch bevor sie die Waffen ziehen konnten, bremste der schwarze Van vor ihnen, und es sprangen zwei weiße Männer heraus.
„Bitte nicht schießen, wir haben eine schwangere Frau dabei“, flehte Quan, der auf Tetsu gestützt zu seinem Freund schwankte.
„Wir schießen nicht, wir sind hier, um Sie zu beschützen“, erläuterte einer der Männer und Quan stellte sich vor seine Frau.
„Der letzte, der uns beschützten wollte, hat meine Frau entführt“, war Quan gereizt.
„Ja, das wissen wir, nächstes Mal fragen Sie uns bitte um Rat. Agent Kidson, CIA“, stellte der Agent sich vor und Tetsu kam vor ihrem Mann hervor.
„CIA? Sie haben gerade auf unseren Wagen geschossen“, bemerkte Koki.
„Musste sein, sonst hätten Sie nicht angehalten. Wir bringen Sie nun heil nach Hause“, erwiderte der andere Agent.
„Hat die Botschaft endlich eingesehen, dass sie auch helfen wollen?“, fragte Quan kritisch.
„Das ist ein gefährliches Land, Mr. Whitaker, wir haben etwas gebraucht, Sie zu finden“, entgegnete der Agent.
„Ach sagen Sie bloß. Nehmen Sie uns jetzt mit, denn mit dem Wagen kommen wir nicht weit“, entschied Koki.
„Lassen Sie ihn einfach hier stehen, wir regeln das mit der Leihfirma. Steigen Sie ein“, bat Agent Kidson und ließ sie durch die Seitentür einsteigen.
Sie waren so baff von dem Überfall, dass sie wortlos einstiegen.
„Müssen sie so schnell fahren, mir wird übel“, meckerte Tetsu, als sie eine Weile durch die staubige afrikanische Landschaft gefahren waren.
„Wenn Sie wollen, dass uns die Männer mit den Waffen einholen, dann können wir langsam fahren“, murmelte Agent Kidson.
„Man, die Leute haben echt keine Angst mehr vor mir, seit ich schwanger bin“, erwiderte Tetsu.
„Wir werden schon wieder verfolgt?“, fragte Rhys, dem das langsam echt auf den Geist ging.
„Langweilen wir Sie, Mr. Bedward?“, fragte der andere Agent, Rhys forsch.
„Nein, alles bestens, Sir“, grummelte Rhys und lehnte sich zurück.
Nach einer Fahrt die den Freunden wie Tage vorkamen, vermutlich waren es Tage gewesen, sie schliefen die ganze Zeit, in Nairobi an.
„Wir fahren Sie direkt zur Botschaft, wir fliegen Sie von dort aus, das ist einfach das Sicherste“, erkannte Agent Kidson und weckte Tetsu damit.
„Die Sache ist wohl übler, als wir dachten“, bemerkte Quan, der seine Frau liebevoll im Arm hielt.
„Ja, sieht so aus. Geht’s Ihnen gut Mrs. Whitaker?“, fragte Agent Kidson nun freundlicher.
„Hab’ nur Nackenschmerzen, sonst geht’s danke. Hab’ nicht gedacht, dass ich jemals die amerikanische Botschaft in Nairobi betrete“, erwiderte Tetsu und sah zu wie die Tore der Botschaft geöffnet wurden, dass sie reinfahren konnten.
„Ihr Vater war mal in dieser Botschaft, er wollte eine Green Card für die USA beantragen um dort ein neues Leben anzufangen. Er bekam’ ein vorläufiges einjähriges Visum, ein weiteres konnten wir ihm nicht gewähren“, erklärte Agent Kidson plötzlich.
„Sie haben meinen Vater gekannt?“, fragte Tetsu überrascht.
„Ja, ich hatte gerade hier in der Botschaft angefangen, als er in mein Büro kam. Er war groß und schmächtig, gerade 20 Jahre alt geworden. Ein echt netter Kerl, gebildet, sprach fast akzentloses Englisch. Wir hätten ihm vielleicht ein längeres Visum gewähren sollen, dann wäre er nicht so brutal umgebracht worden, schlimme Sache“, bemerkte Agent Kidson.
„Mein Vater ist umgebracht worden?“, fragte Tetsu und schnappte nach Luft.
„Ja, von seinen Brüdern, er hat in seinem Todeskampf gestanden, dass er ein Kind in den Staaten hat. Entschuldigen Sie, ich dachte, das wüssten Sie“, erwiderte der Agent und als der Wagen in der sicheren Umgebung der Botschaft hielt, stieg Tetsu eilig aus und beugte sich nach vorne um Luft zu schnappen.
„Hey, alles in Ordnung?“, fragte Quan, der hinter ihr hergegangen war.
Ihr Vater war getötet worden, weil er einen Fehler begangen hatte, einen Fehler, den Quans Vater auch gemacht hatte.
„Ich krieg’ keine Luft“, keuchte sie.
„Ich brauch’ eine Papiertüte“, bat Quan und zog seine Frau auf eine Bank in der Innenhalle der Botschaft. Er bekam eine gebracht.
„Du hast eine Panikattacke, mein Schatz, atme tief ein und aus in die Tüte“, plante Quan liebevoll und drückte ihr die Tüte in die Hand.
„Meine Eltern sind beide ermordet worden“, keuchte Tetsu.
„Nicht reden Kleines, nur atmen“, bat Koki, der auch zu ihnen kam um zu sehen, wie es ihr ging. Tetsu nahm ein paar tiefe Atemzüge und atmete dann wieder ruhiger.
„Ich hatte gerade eine Panikattacke, wie peinlich“, bemerkte Tetsu und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
„Kann passieren. Ist nicht schlimm. Komm’ ich will dich noch von der Ärztin untersuchen lassen, bevor wir fliegen“, bat Quan und zog seine Frau zurück auf die Beine.
„Mir geht es gut“, erwiderte Tetsu etwas durcheinander.
„Ich denke auch, aber wir fliegen ziemlich lang, ich will nur sicher gehen“, erwiderte Quan und brachte sie zur Krankenstation.
„Mein Kollege hatte Recht, Ihnen geht es gut. Das Fliegen müsste kein Gesundheitsrisiko sein. Aber mein Kollege hatte auch bei Ihnen Recht, Quan, sie sind flugunfähig für eine Weile, ich geb’ Ihnen keine Flugerlaubnis“, sagte die Ärztin.
„Mir geht es gut!“, grummelte Quan.
„Drei oder vier Tage, dann geb’ ich das OK“, versprach die Ärztin.
„Was sind schon drei oder vier Tage, wir sind zusammen, das ist alles, was zählt“, erwiderte Tetsu.
„Ja, du hast Recht, ich brauch’ wirklich Ruhe. Wir sollten uns mal länger unterhalten, das haben wir lang nicht mehr gemacht“, schlug Quan vor.
„Ich hab’ da auch gleich eine Idee, über die wir reden können“, bemerkte Tetsu, hakte sich bei ihm ein und ging mit ihm aus der Krankenstation.
„Könnte es sein, dass du es ein bisschen ausnutzt, dass er nicht so klar denken kann?“, fragte Sara schmunzelnd, als sie am nächsten Morgen im Garten der Botschaft standen. Tetsu trug das afrikanische Gewand, was ihre Schwägerinnen ihr geschenkt hatten. Das Ehepaar hatte entschieden, sich in Afrika in einer kleinen Zeremonie noch Mal das Ja-Wort zu geben, dass die Erinnerungen an Afrika nicht alle furchtbar waren.
„Wenn er später danach fragt, hat er das nur geträumt, okay?“, bat Tetsu und ging mit einem Strauß Blumen auf ihren Mann zu.
Tetsu genoss diese zweite Hochzeit und konnte sich gar nicht vorstellen, warum sie ein Jahr zuvor so eine Zeremonie nicht wollte. Sie verbrachte eine wunderschöne Liebesnacht mit ihrem Mann in einem abgeschiedenen Zimmer. Die Schwangerschaft hatte sie endlich so sanft gemacht, wie sie es sich gewünscht hatte.
Drei Tage später konnten sie wieder heim fliegen. Als Lee ihre Freundin endlich wieder in die Arme schloss, wollte sie sie gar nicht mehr loslassen.
„Süße, lass mich wieder los, ich geh’ nicht mehr weg“, bemerkte Tetsu belächelnd und Lee löste sich von ihr.
„Man ich hab’ nicht gedacht, dass ich dich jemals wiedersehe, du hast mir so gefehlt“, war Lee erleichtert und drückte sie wieder.
„Ja, ja, Süße, du drückst das Baby. Ich brauch’ dringend eine Dusche, ne ganz lange Dusche. Schön wieder zu Hause zu sein“, erwiderte Tetsu und ging ins Badezimmer.
„Ihr habt also geheiratet, ohne mich“, bemerkte Lee zu Quan und boxte ihm mit der Faust auf die Brust.
„Au, ich kauf’ euch echt einen Boxsack, da könnt’ ihr eure Aggressionen abreagieren und mich verschonen“, bemerkte Quan und umarmte seine Freundin auch.
„Wir sollten ihn wirklich verschonen in nächster Zeit. Er hat genug erlebt. Wir lassen euch zwei hübschen jetzt mal nach Hause kommen, wenn ich geduscht hab’ fahr ich mal zum Revier und guck’ ob wir noch nen Job haben“, bemerkte Rhys und zog seine Frau aus der Wohnung.
Knapp vier Monate später kam Shade Whitaker zur Welt. Sie war ein wunderschönes gesundes Baby und der Stolz ihrer Eltern. Tetsu nahm ihren Job als Karatetrainerin wieder auf und Quan wechselte zur Spurensicherung, dass er öfter mit seiner kleinen Familie zusammen sein konnte. 2 Jahre nach Shades Geburt wurde Denzels und Julios Wunsch endlich gewährt und sie konnten ein kleines schwarzes Mädchen adoptieren. Alles schien sich endlich zum besseren zu wenden, bis zu dem Tag vor Shades drittem Geburtstag.
„Ich hab’ nicht rosa gesagt, Lee, auch wenn deine Tochter total darauf abfährt, meine weint bei Rosa“, diskutierte Tetsu mit Lee am Telefon, die Shades Geburtstag plante, weil Tetsu einige Schüler an diesem Abend hatte.
„Du hast schon eine seltsame Tochter, ich hoffe, das weißt du“, schmunzelte Lee.
„Ihr Vater hat sie so verkorkst, ach ich weiß auch nicht. Nimm einfach gelb oder grün oder so, die Torte ist kunterbunt, du kannst dich also richtig austoben, nur kein rosa halt. Du bist nen Schatz, ich komme dann gegen Acht zu dir und hol’ sie ab“, bemerkte Tetsu und legte wieder auf.
„Du hörst dich an wie eine richtige Mutter“, erwiderte Luke, der zu seinem wöchentlichen Training kam.
„Ich bin eine richtige Mutter, Dummkopf. So, nervös vor Morgen?“, fragte Tetsu.
„Nein Trainer, bereit für meinen Kampf zum schwarzen Gürtel. Langsam verstehe ich, warum du damals so hart trainieren musstest, das ist echt heftig“, bemerkte Luke, der seit dem Anfang seines Training kräftig an Muskelmasse zugenommen hatte.
„Ich bin stolz auf dich, es ist schade, dass ich morgen nicht dabei sein kann, aber Koki kommt mit, das hab’ ich schon mit ihm besprochen. Und sonst was gibt es sonst noch Neues bei dir?“, fragte Tetsu.
„Ich treff’ mich in letzter Zeit öfters mit jemandem“, erkannte Luke.
„Hey Luke, das ist klasse, weiß sie was du beruflich machst?“, fragte Tetsu und umarmte ihren Ex-Freund.
„Ich hab’ ihr gesagt, ich bin Architekturstudent“, bemerkte Luke.
„Immer noch die gleiche Masche?“
„Nein, keine Masche mehr, ich hab’ vor zwei Monaten begonnen“, erkannte Luke stolz.
„Das ist toll, das ist wirklich toll. Es ist nie zu spät um mit so was anzufangen. Also, gehen wir die wichtigsten Schritte noch Mal durch“, begann sie mit dem Training.
„Okay, okay, du bist fit wie ein Löwe, das packst du gut morgen. Wie heißt deine Freundin eigentlich?“, fragte Tetsu, als sie mit dem Training erschöpft auf dem Sofa Platz nahmen.
„Karen Miller, sie tanzt als Miss Independent im Girls Club am Ende der Stadt“, erwiderte er schmunzelnd.
„Eine Stripteasetänzerin!“
„Ich war ein Callboy, wir ziehen unsereins magisch an. Du musst sie mal kennen lernen“, schlug Luke vor.
„Klar, wir können mal zu viert ausgehen. Wir Sportler haben sicher einiges miteinander zu besprechen“, witzelte sie und stand wieder auf.
„Ich danke dir, dass du so kurzfristig noch Zeit hattest, ich war nicht sicher, ob ich genug trainiert hab’ für den Kampf“, erkannte Luke und stand auf.
„Du hast ganz eindeutig genug trainiert, glaub’ mir, ich werde es morgen in allen Körperteilen merken. Also, schlaf’ dich aus, Koki holt dich morgen Punkt halb acht ab“, bemerkte Tetsu.
„Ja, werde mich erholen, versprochen. Wenn mich Karen schlafen lässt, wenn du verstehst was ich meine“, schmunzelte er und schulterte seine Tasche.
„Kein Sex vor dem Wettkampf, verstanden?“, forderte Tetsu, während er aus der Tür ging.
„Ja, ja“, erwiderte er grinsend und verschwand auf die Straße. Schmunzelnd ging sie zum Tresen, um Quan anzurufen. Gerade als sie darauf wartete, dass er abnahm, hörte sie einen Schuss. Sie erschreckte sich furchtbar. Der Schuss musste nicht weit weg von ihr gefallen sein. Sie wurde von ihrer Neugier getrieben und ging dem nach, während sie weiter das Telefon in der Hand hielt. Ihr Bauchgefühl wurde immer erdrückender, als sie die Straße entlang ging. Entsetzt musste sie feststellen, dass eine Leiche auf dem Boden lag. Es war Luke. Ihm war in den Kopf geschossen worden.
„Luke“, hauchte sie und kniete sich zu ihm herunter. Er war tot.
Eine Stimme redete auf Tetsu ein, aber sie hörte sich nur an wie ein Piepsen. Sie konnte keine Informationen aufnehmen.
„Schatz, willst du was essen?“, hörte sie die Stimme ihres Mannes wieder klarer.
„Wir müssen hier verschwinden, Shade packen und einfach verschwinden“, erwiderte sie benommen.
„Schätzchen, wir wissen nicht, ob sie es waren“, bemerkte Quan und setzte sich neben sie auf das Sofa im Trainingszentrum.
„Ein Schuss in den Kopf, das ist ihre Masche. Wieso jetzt? Er hatte sein Leben gerade wieder in den Griff bekommen, er hat angefangen zu studieren. Er musste nur sterben, weil er mich mochte, mich kannte. Ich kann niemanden mehr verlieren, nicht Lee oder Sara, nicht Rhys, keinen. Wir müssen wegziehen, sag mir, wo sollen wir hinziehen?“, fragte Tetsu und begann zu weinen.
„Ich hab’ wieder Kontakt zu meinem Vater, er wohnt in Kodiak in Alaska“, schlug Quan vor, der verstand, wie besorgt Tetsu nach all ihren Erlebnissen war.
„Dann hat Shade einen Großvater in der Nähe, das klingt gut“, schniefte Tetsu und umarmte ihren Mann.
2 Tage später standen Tetsu und Quan Arm in Arm vor ihrem Wagen. All ihre Freunde standen um sie herum.
„Warum könnt ihr uns nicht sagen, wo ihr hinwollt?“, fragte Lee den Tränen nahe.
„Es ist besser so, wir melden uns sobald wir da sind. Passt immer auf euch auf und vergesst uns nicht, ja?“, erwiderte Quan auch den Tränen nahe und umarmte Lee.
„Niemals, du schuldest mir noch 20 Dollar, die fordere ich irgendwann mal ein“, bemerkte Rhys und umarmte seinen Kumpel.
„Passt mir gut auf mein Patenkind auf, ich komme irgendwann kontrollieren, ob ihr das hinkriegt“, bemerkte Tetsu zu Julio und Denzel, die beide am flennen waren.
„Ja, du auch. Kommt gut da an, wo auch immer ihr hinfahrt. Hier, das ist für Shade, wollte ich ihr eigentlich zum Geburtstag schenken“, erwiderte Denzel und während er seine Ex-Freundin umarmte gab er ihr einen gelben Teddybär.
„Das ist echt ein kitschiges Ding“, konterte Tetsu schniefend, aber müde lächelnd.
„Sara, meine Süße Sara, ich nehm’ dir Partner und besten Freund, ich kann mich nicht genug entschuldigen“, bemerkte Tetsu und drückte Sara fest an sich.
„Ich glaub’ es ist besser, wenn wir unsere Dreierbeziehung endgültig beenden, meine Freundin wird schon eifersüchtig“, schniefte Sara und küsste Tetsus Kopf.
„Ich muss noch kurz was mit dir besprechen, komm’ kurz mal her“, bat Tetsu und nahm sie zur Seite.
„Ich komm’ gern zu euch, wenn ihr mal nen Dreier machen wollt“, witzelte Sara, aber Tetsu machte ein ernstes Gesicht.
„Es geht um was Wichtiges. Geh’ in den Girls Club, frag’ nach einer Karen Miller, oder Miss Independent und kümmere dich um sie, dass sie diesen Mist loswird und was mit ihrem Leben anfängt. Sie soll das weiterführen, was Luke nicht konnte. Erzähl’ ihr von Luke, sie soll erfahren, wie er war, wenn sie es noch nicht wusste. Das ist mir wichtig“, bemerkte Tetsu mit Tränen in den Augen.
„Okay, mach’ ich. Wir werden alle zu seiner Beerdigung gehen, ich weiß nicht, ob er viele Freunde hatte, seine Familie soll wissen, dass wir ihn kannten und ihn respektierten“, bemerkte Sara und Tetsu dankte ihr stumm.
Als die Familie Whitaker Philadelphia verließ, verließ sie das alte Leben für immer. Sie fuhren nach Toronto und von dort mit dem Flugzeug weiter. Sie dachten, dass sie nicht verfolgt werden würden, wenn sie das Land wechselten und sie behielten Recht. Sie bauten sich in Alaska ein neues Leben auf. Sie änderten ihren Namen in den Mädchennamen von Quans Mutter. Quan hieß nun Tyler, wie sein Vater, Tetsu nannte sich Miu, was ein Name ihrer japanischen Ahnen war, den sie immer schon mochte. Es vergingen noch ein Mal zwei Jahre. Tetsu gebar noch einen Sohn – Tyler jr. Im Krankenhaus starrte sie gedankenversunken durch das Fenster, als ihr Mann mit ihrer Tochter hineinkam.
„Hey Mami, wie geht’s dir?“, fragte Quan, der sah, dass seiner Frau irgendwas fehlte.
„Bin müde, sonst geht’s. Hey Schätzchen, komm aufs Bett, ich will dir deinen kleinen Bruder zeigen“, bemerkte Tetsu und ihre kleine Tochter sprang auf das Krankenbett, um einen Blick auf ihren Bruder zu erhaschen.
„Er sieht aus wie meine Puppe“, bemerkte Shade und spielte mit dem kleinen Händchen ihres Bruders.
„Aber du darfst ihn nicht so behandeln wie deine Puppen. Man, ich würde so gerne meinen kleinen Prinzen meinen Freunden zeigen“, dachte Tetsu laut nach.
„Könntest du vielleicht einen Babysitter gebrauchen?“, hörte sie plötzlich die Stimme von Lee, die grinsend in das Krankenzimmer kam.
„Was zum Henker machst du hier?“, fragte Tetsu erfreut.
„Ich hab’ gehört da gibt es so eine Stadt in Alaska, wo man seine Kinder sicher aufwachsen lassen kann und da hab’ ich meinen Mann und meine Tochter geschnappt und bin sofort hier hergezogen“, konterte Lee und kam näher zu ihrer Freundin.
„Du bist verrückt“, war Tetsu glücklich.
„Ich war verrückt länger in dieser furchtbaren Stadt zu bleiben. Da gibt es noch jemanden, der der Meinung war“, bemerkte Lee und Tetsu sah Julio, Denzel und ihre Tochter, die Lee gefolgt waren.
„Ihr seid doch wahnsinnig, ihr könnt doch nicht alle euer gutes Leben aufgeben“, bemerkte Tetsu verwirrt.
„Wer hat gesagt, dass wir dort ein gutes Leben hatten?“, entschied Sara, die auf die Schultern ihrer Freunde gelehnt hinter ihnen stand.
„Wir haben zwei Jahre gebraucht um zu erkennen, dass wir nicht ohne euch leben können“, entschied Koki, der die anderen in den Raum schob.
„Du warst nie der Schnellste, Onkel. Komm’ her und drück’ mich, Idiot“, konterte Tetsu und die Gruppe ließ ihn durch.
„Wie habt ihr euch das vorgestellt?“, fragte Quan, der überrascht war, dass alle gekommen waren, als er sie gerufen hatte.
„Ihr habt doch ein großes Haus“, schlug Julio vor.
„Vergesst es“, schmunzelte Tetsu. Während all ihre Freunde den neuen Erdenbürger begutachteten, bemerkte Tetsu, dass sie selbst eine große Familie hatte, so wie ihr Vater. Doch diese Familie war eine gute Macht, sie sollten ihr die Stärke des Tigers zurückgeben, die sie befürchtet hatte, verloren zu haben. Der Tiger war eigentlich ein Einzelgänger, aber sie war nur in der Herde richtig glücklich.
Tag der Veröffentlichung: 25.11.2010
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